Ole Bienkopp - Bergische Universität Wuppertal
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Ole Bienkopp - Bergische Universität Wuppertal
DISPLAY 5: Neues aus der Forschung Neues aus der Forschung Neues aus der Die Konzeption des Menschenbilds in der frühen Literaturpolitik der DDR anhand Erwin Stittmatters Roman „Ole Bienkopp“ Magisterarbeit im Fach Neuere deutsche Literaturgeschichte von Kerstin Runschke Ob Ampelmännchen-Postkarte, Spreewaldgurken oder die DDR-Nationalhymne als Klingelton fürs Handy: Es gibt wohl kaum jemanden, der sich der in den letzten Jahren verstärkt aufgekommenen „Ostalgie-Welle“, die uns in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens entgegengeschwappt ist, entziehen konnte. Auch 14 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung scheint die Beschäftigung mit dem Thema der DDR im Allgemeinen sowie im Besonderen immer noch eine Faszination auf die moderne Gesellschaft auszuüben. In gewisser Art und Weise muss auch ich wohl diesem Enthusiasmus erlegen sein, denn in meiner Magisterarbeit habe ich mich mit der frühen Literaturpolitik der DDR sowie dem durch sie propagierten Menschenbild und in diesem Zusammenhang auch mit Erwin Strittmatters Roman Ole Bienkopp (1963) beschäftigt. Literatur der DDR – Ole Bienkopp Den Ausgangspunkt für diese Wahl bildete meine Entscheidung, das im SS 2003 von Frau PD Dr. Becker angebotene Hauptseminar „Literatur der DDR“ zu besuchen. Ob Zufall oder Schicksal: Bei der Verteilung der Referatsthemen habe ich mich für den Ole Bienkopp entschieden. Einmal von diesem Thema „infiziert“, bin ich ihm dann schließlich gerne treu geblieben. Obwohl dem Roman Ole Bienkopp auf der Umschlagsrückseite der Taschenbuchausgabe von 2001 bestätigt wird, „einer der schönsten und wichtigsten Strittmatter-Romane“ zu sein, „der seinen Rang in der deutschen Literatur immer wieder bestätigt“, stellte sich schon damals relativ rasch heraus, dass es schwieriger Seite - 1 - von 3 Magisterarbeit Erwin Strittmatter - Kerstin Runschke DISPLAY 5 – November 2004 – Bergische Universität Wuppertal – FB A Geistes- und Kulturwissenschaften Germanistik Informationen aus dem Lehr- und Forschungsgebiet Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Homepage: http://www2.uni-wuppertal.de/FBA/germanistik/Homepage_Neuland/display.htm DISPLAY 5: Neues aus der Forschung Neues aus der Forschung Neues aus der war als erwartet, explizit auf dieses Strittmatter-Werk bezogene Sekundärliteratur, vor allem jüngeren Datums, ausfindig zu machen. Darstellungen zu jeglichen Aspekten der Literaturgeschichte bzw. -politik der DDR gibt es zwar viele, der Großteil von ihnen erschien aber vor der deutschen Wiedervereinigung und ist dementsprechend – ob im Westen oder im Osten Deutschlands publiziert – durch die gegensätzlichen politischen Ansichten gekennzeichnet, so dass sich rasch zwei stark polarisierende Sinnesrichtungen nachzeichnen lassen. In Bezug auf die Themenstellung meiner Arbeit sei an dieser Stelle kurz ein Beispiel herausgegriffen, das sich als besonders interessant, und nicht nur in der Literatur extrem gegensätzlich diskutiert herauszustellen schien: Im Westen wie im Osten entfachte Erwin Strittmatter mit der Veröffentlichung dieses Buches zu Anfang der sechziger Jahre eine ausufernde öffentliche Diskussion – ein Literaturstreit, wie er sich in solchen Ausmaßen heut zu Tage kaum noch um ein Buch entzündet. Die Palette der Kommentare zum Ole Bienkopp reichte von absoluter Ablehnung: „Es gibt im ganzen »Bienkopp« keinen vernünftigen Bauern (...) irgendeinen Dachschaden haben sie alle“ [Neue Deutsche Bauernzeitung] über eine regelrecht bejahende Ergriffenheit: „Du krummer Hund hast das schönste, tiefste, ehrlichste (hol mich der grüne Teufel, aber es ist so) Buch über die DDR geschrieben, das je geschrieben wurde“ [Benno Fühmann] bis hin zu einem unvermeidlichen Kommentar seitens Marcel ReichRanickis, der Strittmatters Gesamtwerk „intellektuelle Armseligkeit“ attestierte. Literaturrecherche Durch solche Kommentare neugierig geworden, begab ich mich auf die Suche nach Original-Zeitungsartikeln zu dieser Diskussion, die anscheinend gemeinsam mit einer unglaublich großen Zahl von Leserbriefen wochenlang das öffentlich-literarische Leben – vor allem, aber nicht nur in der DDR – bestimmt haben. Nur wer kennt oder im glücklichsten Fall besitzt heute noch die „Lausitzer Rundschau“, die „Junge Generation“ oder die „Neue Deutsche Bauernzeitung“? Die Antwort auf diese Frage ergab sich durch den Kontakt zum Erwin-Strittmatter-Verein, der in Spremberg, dem Geburtsort von Erwin Strittmatter, durch viele Veranstaltungen und Projekte die Erinnerung an den Schriftsteller und sein kulturelles Erbe aktiv belebt. Im Seite - 2 - von 3 Magisterarbeit Erwin Strittmatter - Kerstin Runschke DISPLAY 5 – November 2004 – Bergische Universität Wuppertal – FB A Geistes- und Kulturwissenschaften Germanistik Informationen aus dem Lehr- und Forschungsgebiet Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Homepage: http://www2.uni-wuppertal.de/FBA/germanistik/Homepage_Neuland/display.htm DISPLAY 5: Neues aus der Forschung Neues aus der Forschung Neues aus der vereinseigenen Strittmatter-Archiv fanden sich so auch eine Vielzahl von Zeitdokumenten, die Dank der Unterstützung des Vereinsvorstandes in kopierter Form ihren Weg nach Wuppertal fanden. Fazit Als kleines, persönliches Fazit meiner gesamten Bearbeitung lässt sich festhalten, dass immer dort, wo in Bezug auf den Staat DDR auf der einen Seite die Gefahr besteht, in verklärender Ausklammerung nur positiv konnotierte Dinge und Begebenheiten in eine Art Kult-Status zu erheben und die negativen, beklemmenden Aspekte zu übergehen, auf der anderen Seite besonders für die in der DDR entstandene Literatur die Chance besteht, losgelöst von politischem Druck als künstlerische Werke betrachtet und geachtet zu werden. DDR-Literatur als Zeugnis der Zeit vermag vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, den Blick für die vergangene ostdeutsche Wirklichkeit zu schärfen, bewahrt die Erinnerung an die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen jener Jahrzehnte und wird damit zu einem essentiellen Baustein deutscher Geschichte. Seite - 3 - von 3 Magisterarbeit Erwin Strittmatter - Kerstin Runschke DISPLAY 5 – November 2004 – Bergische Universität Wuppertal – FB A Geistes- und Kulturwissenschaften Germanistik Informationen aus dem Lehr- und Forschungsgebiet Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Homepage: http://www2.uni-wuppertal.de/FBA/germanistik/Homepage_Neuland/display.htm