Interview - Rother Bluestage

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Interview - Rother Bluestage
Interview Bjørn Berge
2009
28. März bis 5. April
Du bist letzten Herbst 40 geworden, genau wie ich. Wie kommt es, dass Du mit Musikern wie
Robert Johnson und Leo Kottke aufgewachsen bist, während ich zu dieser Zeit nicht einmal
wusste, dass Blues überhaupt existiert?
Reiner Zufall. Ich wohnte damals auf dem Land und unser Nachbar, der Vater eines meiner
Freunde, mochte solche Sachen sehr. Wenn ich bei ihm zu Besuch war, habe ich mir immer
Platten ausgeliehen, da ich mich schon als Kind sehr für Musik interessierte. Darunter
waren eben auch LPs von Robert Johnson.
Hast du da bereits Gitarre gespielt?
Ich hatte gerade damit angefangen. Ich habe einfache Beatles- oder Creedence Clearwater
Revival-Songs gespielt. Das erste Lied, das ich auf der Gitarre spielen konnte, war „Smoke
on the Water“.
So wie alle anderen auch...
Ja. (lacht)
Was macht den Blues für dich immer noch so interessant? Du bezeichnest Dich ja selbst als
„bluesman“ – obwohl man das nicht immer hört.
Ich bezeichne mich selbst als einen „untraditionellen“ Blueser - weil ich eine traditionelle
Basis im Hintergrund habe, aber versuche, den Blues auf meine Weise zu interpretieren.
Beeinflusst wurde ich von allen Musikrichtungen.
Du bist bekannt dafür, ungewöhnliche Einflüsse wie Metal oder Crossover in Deine Musik zu
integrieren. Wie entstand die Idee zu Deinen ausgefallenen Coverversionen und warum ist das
immer noch so wichtig für dich?
Das war ebenfalls Zufall. Ich wurde gebeten, in Schulen zu spielen. Ich sollte den Schülern
die Verbindung zwischen traditioneller Bluesmusik und moderner Musik aufzeigen. Da
begann ich dann, zum Beispiel aus „Give It Away“ von den Red Hot Chili Peppers eine
Blues-Nummer zu machen. Eben, um den Schülern zu zeigen, dass der Blues und moderne
Musik zusammen gehören. Es sind nur kleine Veränderungen nötig, um aus einem Rockoder Popsong einen Bluessong zu machen. Als ich diese Tour durch die Schulen beendet
hatte, habe ich das in meine eigenen Shows übernommen. Das Publikum liebte den Song.
Also habe ich mich entschieden, mehr Stücke in dieser Art zu spielen.
Du schaffst es wirklich, Lieder wie „Black Jesus“ von Everlast oder eben „Give it away“ in „BergeSongs“ zu verwandeln. Was sagen denn die jeweiligen Künstler zu deinen Versionen? Hast Du
jemals ein Feedback bekommen?
Ich habe gehört, dass Lemmy von Motörhead meine „Ace of Spades“-Version auf der
Akkustik-Gitarre richtig gemocht hat, aber ich bin nicht sicher, ob es sich dabei nur um ein
Gerücht handelt. (lacht)
Pressekontakt und weitere Informationen:
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Monika Ammerer-Düll, Tel. 09171/848-762, Karin Probst, Tel. -711, kulturfabrik@stadt-roth.de
Kulturfabrik, Stieberstraße 7, 91154 Roth
www.bluestage.de
www.kulturfabrik.de
Welchen zeitgenössischen Blues hörst Du?
Es gibt schon den ein oder anderen Künstler, der mich in Erstaunen versetzt. Das ist alle 10
Jahre ein anderer: In den 80ern war es Stevie Ray Vaughn, John Campbell und Keb’ Mo´
kamen dazu, 2000 entdeckte ich Eric Bibb.
Ich versuche aber immer, mich auf dem Laufenden zu halten, welche neuen Bands
auftauchen. Momentan gibt es einige gute Bands. Vor allem gibt es viele gute Gitarristinnen
und Sängerinnen, zum Beispiel ein Mädchen namens Carolyn Wonderland. Sie ist
fantastisch.
Bei den Bluestagen spielst Du zusammen mit Alvin Youngblood Hart. Wie stehst Du zu ihm?
Er gehört auch zu denjenigen, die ich gleich geliebt habe, als er auftauchte.
Du bist wirklich das, was du in einem Deiner Lieder singst: eine „String-Machine“. Deine
Fähigkeiten sind unglaublich. Wie siehst du Dich selbst in erster Linie: als Gitarrenvirtuose oder als
Komponist? Was ist Dir wichtiger? ...falls du dies überhaupt trennen kannst.
Es ist wirklich schwierig, diese Bereiche zu trennen...
Aber es stimmt: Ich liebe Gitarren. Ich liebe ihren Klang. Ich liebe sogar den Klang der
Gitarre, wenn sie auf den Boden fällt. Ich liebe es, Gitarre zu spielen, ich liebe es, Gitarre zu
üben, ich liebe es, eine Gitarre einfach nur zu halten... (lacht)
Robert Johnson war in vielerlei Hinsicht prägend für Dich - er war auch ein Solo-Künstler.
Vermisst Du nicht manchmal den kreativen Austausch mit anderen Musikern?
Ich jamme manchmal daheim mit meinem Sohn. Er ist 18 und macht auch Musik. Außerdem
habe ich Freunde, die auch Musik machen und manchmal zu mir nach Hause kommen:
Dann jammen wir alle zusammen. In meiner Heimatstadt gehe ich gerne zu Jam-Sessions.
Außerdem spiele ich seit 25 Jahre in einer Bluegrass-Band. Als ich mit dem Gitarrespielen
anfing, spielte ich Banjo. Aber ich habe schon immer auch solo gespielt. Als Teil einer Band
musst du auf die anderen Rücksicht nehmen. Ich mache ganz gerne auch mein eigenes
Ding.
Robert Johnson hat angeblich seine Seele dem Teufel verkauft, um so Gitarre spielen zu können.
Das passt ebenfalls zu Dir. In Deinen Shows gibst Du Dich als „Tough Guy“. Das ist zwar alles
sehr ironisch, aber Du behauptest eben gerne, Balladen oder E-Gitarren - weil sie nur 6 Seiten
haben – wären etwas für „Weicheier“. Zusammen mit Deinem „Einzelkämpfer“-Dasein auf der
Bühne ist das durchaus ein extremes Image, mit dem Du da spielst.
Wenn ich zu Hause bin oder in meiner Bluegrass-Band spiele, bin ich ein sehr ruhiger und
umgänglicher Typ. Aber wenn ich solo auf der Bühne stehe, ist das wohl wirklich so, wie
Rob Johnson gesagt hat, dass man seine Seele verkauft. Ich habe zwar niemandem meine
Seele verkauft, aber ich bin dann gerne dieser extreme Charakter.
Was treibt Björn Berge an bzw. um? Wer Dich live erlebt, erhält durchaus den Eindruck eines
„Getriebenen“, der ganz in seinem eigenen Universum lebt, in dem es nichts außer „fingerpicking,
sliding, stomping and singing“ gibt.
Wenn du mit einer Band spielst, kannst du mehr mit dem Publikum spielen. Aber wenn du
alleine spielst, ist nichts sicher. Es geht nur um die Musik. Wenn du einen Song spielst, um
runterzukommen oder zu beruhigen, kannst du Pech haben, wenn der Zuhörer nicht
mitmacht. Meine neue CD, die im Herbst veröffentlicht wird, geht allerdings mehr in eine
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Monika Ammerer-Düll, Tel. 09171/848-762, Karin Probst, Tel. -711, kulturfabrik@stadt-roth.de
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solche Richtung. Mehr, als ich es jemals getan habe. Ich versuche, auf dieser CD relaxter zu
sein. (lacht)
Ich habe mir den ersten Song bereits angehört. Ist das nicht eine Ballade? (lacht)
Stimmt. Ich werde wohl selbst zum Weichei. (lacht)
Naja, Du bist jetzt eben 40. (lacht).
Bjørn, ich danke Dir vielmals für dieses Gespräch. Dein Konzert ist wirklich die Show, auf die ich
mich persönlich am meisten freue - weil Du den Blues ins 21. Jahrhundert transportierst und für ein
neues Publikum öffnest.
Das ist genau, was ich erreichen will - weil Blues einfach wundervolle Musik ist. Die meisten
Leute denken, dass Blues einfach monoton ist, aber er ist nun einmal der Ursprung
moderner Musik. Ich versuche lediglich, die Grenzen etwas aufzubrechen. Deshalb bin ich
sehr glücklich über das, was du gesagt hast.
Das Interview führte Monika Ammerer-Düll
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