Börsen-Zeitungspezial

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Börsen-Zeitungspezial
www.boersen-zeitung.de
Börsen-Zeitung spezial
Verlagsbeilage zur Börsen-Zeitung I 24. Juli 2014 I Nr. 139
Börsenplätze
in Deutschland
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2
Verlagsbeilage 24. Juli 2014
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3
Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Inhalt
4 Die deutschen Börsen nehmen eine
internationale Spitzenstellung ein
Von Christopher Kalbhenn | Börsen-Zeitung
6 Technologie als Standortfaktor
für den Finanzplatz Frankfurt
Von Hauke Stars | Deutsche Börse AG
8 Wertpapiere gehören
an der Börse gehandelt
Von Nico Baader | Baader Bank AG
10 Der deutsche IPO-Markt kann sich
aus seiner Lethargie befreien
Von Prof. Dr. Wolfgang Blättchen und
Uwe Nespethal | Blättchen Financial Advisory GmbH
12 München – der Börsenplatz für
verantwortungsvolle Selbstentscheider
Von Jochen Thiel | Börse München
14 Es kommt nicht auf die Region,
sondern auf die Leistungen an
Von Dirk Elberskirch | Börse Düsseldorf AG
16 Privatanleger handeln besser
an der Börse Stuttgart
Von Christoph Lammersdorf | Boerse Stuttgart Holding GmbH
18 Belebung bei Börsengängen auch
in Deutschland zu erwarten
Von Dr. Herbert Harrer und Dr. Monir Taik | Linklaters LLP
Impressum
Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer
Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich) und Stephan Sandner
Technik: Tom Maier
Gestaltung und typografische Umsetzung: Bernd Handreke
Fotos: fotolia
Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,
Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf
Verlag Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft
WERTPAPIER-MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG,
Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069/27 32-0
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Geschäftsführung: Ernst Padberg, Markus Heer (stv.)
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4
Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Die deutschen Börsen nehmen eine
internationale Spitzenstellung ein
Wettbewerb fördert eine unglaubliche Vielfalt an Investment-Möglichkeiten
Christopher Kalbhenn
Börsen und Kapitalmarkt
Börsen-Zeitung
I
n weiten Teilen der deutschen Bevölkerung herrscht große Unwissenheit über die inländischen Börsenplätze. Das ist bedauerlich, haben die
deutschen Börsen für den institutionellen Investor, aber gerade auch für
den Privatanleger doch sehr viel zu
bieten und zeichnen sich durch eine
Leistungsfähigkeit aus, die international ihresgleichen sucht. So nimmt
die deutsche Börsenlandschaft in
puncto technischer Infrastruktur und
Abwicklungseffizienz eine internationale Spitzenstellung ein, die gerade
auch von ausländischen Marktteilnehmern geschätzt wird.
In der Vergangenheit hatte dies gelegentlich allerdings auch einen Haken.
Eben weil die Möglichkeit besteht, am
deutschen Markt Aktien schnell und
effizient zu liquidieren und die dabei
erlösten Mittel gebucht zu kriegen,
gerieten die Kurse in turbulenten
Schwächephasen im Inland überproportional unter Druck, weil Marktteilnehmer, die dringend Liquidität
benötigten, zunächst vor allem deutsche Titel abstießen.
Doch dieses Phänomen betrifft nur
kurze Krisenphasen. Relevanter ist –
und das ist der weit überwiegenden
Mehrheit der deutschen Bevölkerung
völlig unbekannt –, dass Deutschland
seit den neunziger Jahren im Börsenwesen im globalen Maßstab mehr als
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jedes andere Land Impulse gesetzt
und die großen Trends bestimmt hat.
Das ist angesichts des weit verbreiteten Vorurteils der Rückständigkeit im
Börsenbereich sehr bemerkenswert.
So war die Deutsche Börse mit ihrer
Handels-Netzwerktechnologie, die
Marktteilnehmern die Möglichkeit
einräumt, standortunabhängig auf
den Systemen des Börsenbetreibers
zu handeln, in den neunziger Jahren
Vorreiter.
Sensationell war der Aufstieg der
Deutschen Terminbörse (DTB) bzw.
der aus ihrer Fusion mit der Schweizer Soffex hervorgegangenen Eurex. Die DTB ging im Jahr 1990 an
den Start, als der Future-Handel in
Deutschland nichtexistent war, weil
die rechtlichen Voraussetzungen für
seine Einführung gerade erst geschaffen worden waren. Trotzdem brauchte die DTB bzw. Eurex nur ungefähr
ein Jahrzehnt, um zur nach Handelsumsatz größten Terminbörse der Welt
aufzusteigen. Zu verdanken war dies
dem Umstand, dass die DTB im Unterschied zu den genossenschaftlich
organisierten, am Parketthandel festhaltenden Branchenriesen als profitorientierte Tochter der Deutschen
Börse auf den vollelektronischen
Handel setzte. In Kombination mit
der Netzwerktechnologie führte dies
dazu, dass die Terminbörse nicht nur
die großen Wettbewerber überholte,
sondern schließlich Handelsumsätze
in noch nie gesehenen Größenordnungen erzielte mit der Folge, dass
die Konkurrenz nolens volens auf den
Computer umstieg.
Leistungsfähigkeit
sucht ihresgleichen
Die Deutsche Börse war aber noch
in anderer Hinsicht der große Taktgeber. So setzte sie mit ihrem Börsengang im Jahr 2001 eine globale
IPO-Welle in Gang, die bis auf den
heutigen Tag anhält. Auch die ebenfalls noch andauernde Fusions- und
Übernahmewelle der Branche wurde
maßgeblich durch ihre – letztlich gescheiterten – Versuche, mit der London Stock Exchange zu fusionieren,
befeuert. Der Zusammenschluss von
DTB und Soffex zur Eurex war im Übrigen die erste grenzüberschreitende
Börsenfusion der Geschichte.
Maßstäbe setzte das Unternehmen
darüber hinaus in operativer Hinsicht. Es war jahrelang nach Umsatz,
Ergebnis und eigener Marktkapitalisierung der größte Börsenbetreiber
der Welt. Zu verdanken war dies unter anderem seinem diversifizierten
Geschäftsmodell, das sich andere
Marktbetreiber wie die früher weitgehend auf den Kassamarkt beschränkte Londoner Börse zum Vorbild genommen haben. Vorbildcharakter hat
auch das vertikal integrierte Silo, das
Handel, Clearing und Abwicklung aus
einer Hand bietet. Dieses Modell wird
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nun auch von Kritikern wie der Londoner Börse kopiert.
Die deutsche Börsenlandschaft hat
noch mehr Besonderheiten zu bieten.
Dazu zählt die Vielfalt der Börsen, die
in Europa einzigartig ist. Neben der
Frankfurter Börse gibt es noch sieben
weitere Kassamarktbörsen: Die von
der Holding Böag verwalteten Börsen von Hamburg und Hannover, die
Börsen in Berlin, Düsseldorf, München und Stuttgart sowie die von der
Deutschen Börse betriebene, in Berlin
ansässige Tradegate Exchange. Allerdings haben die Börsen außerhalb
Frankfurts über die Jahre insgesamt
gesehen deutlich an Bedeutung verloren.
Insbesondere durch die Einführung
des standortunabhängigen, elektronischen Xetra-Handels büßten die
Regionalbörsen Marktanteile ein. Auf
die Deutsche Börse entfallen mittlerweile mehr als 90% des börslichen
Wertpapierhandels in Deutschland.
Allerdings haben die Regionalbörsen
mit Nischenstrategien darauf reagiert
und dabei zum Teil sehr große Erfolge
erzielt. Während die Deutsche Börse
sich vor allem auf die institutionellen
Investoren fokussiert, zielen die Regionalbörsen besonders auf den Privatanleger. Im Privatanlegergeschäft hat
die Frankfurter Börse in den zurückliegenden Jahren an Boden verloren
und daher Gegenmaßnahmen, insbesondere die Einführung eines Spezialistenmodells zur Verbesserung der
Kursstellungsqualität, ergriffen.
Für den Privatanleger wichtiger ist
jedoch die Tatsache, dass ihm die
deutschen Börsen eine unglaubliche
Vielfalt an Investment-Möglichkeiten
anbieten, was letztlich durch den
Wettbewerb gefördert wird. Auch
in dieser Hinsicht ragt die nationale
Börsenszene international heraus.
An der Frankfurter Börse werden
1,1 Millionen verschiedene Wertpapiere zum Handel angeboten, ein
globaler Rekord und eine Anzahl,
die nur dank der erwähnten hohen
Leistungsfähigkeit der Infrastruktur
verarbeitet werden kann. Deutsche
Anleger können in Aktien aus sechs
Kontinenten, in internationale Anleihen unterschiedlichster Segmente,
Genussscheine , Publikumsfonds und
börsengehandelte Fonds sowie in unterschiedlichste verbriefte Derivate
investieren.
Regionalbörsen
reagieren mit
Nischenstrategien
Die Produktvielfalt erlaubt es ihnen,
unter anderem indirekt in Rohstoffe und Immobilienmärkte sowie auf
eine riesige Vielfalt von Strategien
und Trends zu setzen. Den Anlegern
stehen Instrumente und Informationen zur Verfügung, die vor nicht allzu vielen Jahren nur professionellen
Marktteilnehmern zugänglich waren.
Unter den Regionalbörsen hat sich in
den letzten Jahren die Börse Stuttgart
am erfolgreichsten behauptet. Sie versteht sich als die Privatanlegerbörse
und setzte seit den neunziger Jahren
als Vorreiter im deutschen Retail-Börsenhandel die meisten Trends. Dazu
zählen die Einführung des Best-PricePrinzips im Jahr 1995 und die Senkung der Mindestordergröße auf ein
Stück. Es ist ihr gelungen, die Euwax
zur europaweit führenden Handelsplattform für verbriefte Derivate zu
machen. Darüber hinaus ist sie nach
eigenen Angaben mit 35% des Orderbuchumsatzes der führende deutsche
Parketthandelsplatz, nach Handelsvolumen die zehntgrößte Börse in
Europa und im Inland Marktführer
im börslichen Handel mit Unternehmensanleihen und Fonds.
Auch die Düsseldorfer Börse fokussiert sich mit speziellen Angeboten
auf den Privatanleger. Auf ihrem
elektronischen System Quotrix können Privatanleger von 8 bis 23 Uhr
mit Market Makern handeln. Dabei
wird der Handel neutral überwacht.
Es fallen keine Market-Maker-Entgelte und börslichen Transaktionskosten an. Die Börsen in Hamburg und
Hannover haben sich auf den Investmentfondshandel fokussiert, die Börse Berlin auf Aktien, darunter viele
ausländische Titel. Auch in München
sind viele Auslandsaktien handelbar.
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Technologie als Standortfaktor
für den Finanzplatz Frankfurt
IT und Marktdaten sind Voraussetzung für Stabilität und Zuverlässigkeit der Märkte
Hauke Stars
Vorstandsmitglied
Deutsche Börse AG
I
m Zuge der Neubesinnung nach
der Finanzkrise erleben die Finanzplätze weltweit nicht nur eine Welle
der Reregulierung, sondern auch einen Kulturwandel. Zu diesem Kulturwandel gehört, dass Technologie eine
große Bedeutung bei der Lösung der
Finanzkrise erhält, denn Technologie
ist eine Quelle der Transparenz, Stabilität und Integrität von Märkten.
Durch diesen Technologieschub, der
sich in neuen Handels-, Clearing- und
Abwicklungssystemen zeigt, aber
auch in der ständigen Perfektionierung eines Datenstroms in Echtzeit
und der analytischen Instrumente
für diese Datenmengen, erhöht sich
das Potenzial für integre und zuverlässige Märkte. Die Märkte werden
so ihrem ursprünglichen Qualitätsversprechen immer besser gerecht,
nämlich dem, durch Informationen
transparente Preise zu produzieren
und zugleich allen Teilnehmern gleichen und fairen Marktzugang zu gewähren.
Wichtig ist dabei aber die Einschränkung: Es erhöht sich das Potenzial
– nicht zwingend zugleich die Wirklichkeit. Denn das Potenzial, das die
IT und Daten bieten, kann auch negative Folgen haben – aber nur dann,
wenn es in die Hände von Organisationen mit internen Interessenkonflikten gerät, die den Markt nicht auch
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als verantwortungsvolle gesellschaftliche Institution betrachten, sondern
nur als Mittel zur Selbstbereicherung.
pitalmärkte Asiens und Lateinamerikas. So wird die T7-Handelsinfrastruktur zum Beispiel bereits von der
Bombay Stock Exchange genutzt.
Für uns bei der Gruppe Deutsche
Börse sind die Stabilität und Verfügbarkeit der IT- und MarktdatenInfrastruktur unsere obersten Ziele,
denn ausfallsichere Systeme sind
angewandter Investorenschutz. Mit
diesem Ziel haben wir mehrere Großprojekte planmäßig eingeführt, zum
Beispiel das neue Handelssystem T7,
auf dem unter anderem unsere Terminmärkte laufen. Dabei haben wir
nicht allein auf das Können unserer
IT-Ingenieure vertraut, sondern uns
auch eng mit unseren Kunden abgestimmt, um Systeme zu schaffen, die
auf deren Bedürfnisse zugeschnitten
sind.
Die neue technologische Börsen-Infrastruktur kann Kauf- und Verkaufsaufträge extrem schnell verarbeiten.
Die schnellsten Ausführungszeiten
von der Ordereingabe bis zur Bestätigung betragen bei T7 weniger
als 150 Mikrosekunden. Eine weitere Steigerung ist möglich, etwa
durch eine weitere Optimierung der
Komponenten der Handelssysteme.
Manche stellen hier die Sinnfrage.
Wozu diese ständige Steigerung in
für Menschen auch durch wohlfeile
Vergleiche nicht mehr fassbare Größenordnungen?
Dies hat auch für den Finanzplatz
positive Konsequenzen. Denn hier
entstehen neue Wachstumsfelder,
die, mit der Deutschen Börse als
Treiber und Netzwerkknoten, auch
für Zulieferer in der Region FrankfurtRhein-Main neue Chancen schaffen.
Besonders gute Wachstumschancen
bestehen im Marktdatengeschäft, bei
den Softwaredienstleistungen und
im Betrieb der Handelssysteme anderer Börsen oder börsenähnlicher
Märkte. Hier bestehen auch Chancen
zum Export in die aufstrebenden Ka-
Geschwindigkeit als Herausforderung und
Chance
Dieses Argument, so nachvollziehbar
es auch sein mag, verfehlt die Kritik
aber im Ansatz: Die moderne technologische Welt ist längst unanschaulich, abstrakt, unfassbar geworden.
Diesem Abstraktionsprozess verdanken wir gewaltige Fortschritte in unserem Wohlstand: Die Verdichtung
global vorhandener Information zu
Marktpreisen, die reale Knappheiten
bestmöglich widerspiegeln, war ursprünglich nur eine Modellannahme
zur Rechtfertigung möglichst geringer staatlicher Intervention bei der
Preisbildung. Durch Börsen wird
dieses Modell Wirklichkeit – wenn
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Foto: kuegi / fotolia
Verlagsbeilage 24. Juli 2014
die Systeme ausreichend zuverlässig
und durch Systeme zum Risikomanagement abgesichert sind. Dies zu
leisten ist eine klassische Aufgabe der
Ingenieurskunst – und hier braucht
sich gerade der Standort Deutschland weltweit nicht zu verstecken. Im
Gegenteil.
Nun ist technologische Kompetenz
zwar eine notwendige Voraussetzung
für funktionierende Märkte der Jetztzeit, aber keine hinreichende. Wichtig ist, dass auch die Akteure, die die
Technologie entwickeln, betreiben
und auf die Bedürfnisse der Kunden
und des gesellschaftspolitischen
Umfelds abstimmen, integer sind –
und dafür sowohl die notwendigen
Anreize haben als auch die richtige innere Einstellung. Irrationale
Übertreibungen und Manipulationsversuche, wie wir sie in den letzten
Jahren leider beobachten mussten,
sind fast immer in Bereichen des Finanzmarkts aufgetreten, in denen
wenig Technologie eingesetzt wurde: Die Immobilienkrise in den USA,
die sich zur Finanzkrise ausweitete,
ist maßgeblich durch intransparente, nicht standardisierte und weder
börslich gehandelte noch verrechnete Derivate verursacht worden. Eine
Standardisierung und Technologisierung dieses gewaltigen Teils des
Derivatehandels würde die Transparenz und die Stabilität der globalen
Finanzmärkte deutlich erhöhen.
In jüngster Zeit sind Manipulationsversuche am Referenz-Zinssatz Libor
sowie im Devisenhandel aufgedeckt
worden, deren wahres Ausmaß nach
wie vor ungeklärt ist. In beiden Bereichen herrscht mitunter eine unzeitgemäße Handelskultur über geschlossene und wenig transparente
Systeme – vereinzelt wird dort noch
über das Telefon gehandelt. Diese
wenig technologisierten Handelsfor-
men machen es leider möglich, dass
Individuen versuchen, das System zu
ihrem Eigennutz zu manipulieren.
Den Schaden tragen dann nicht nur
die betroffenen Banken und der Finanzsektor insgesamt durch den Verlust von Reputation und Vertrauen,
sondern auch die betroffenen Anleger und die Volkswirtschaften.
Integrität statt
Manipulation
bei den Marktindizes
Technologie bietet die Chance, ineffiziente und intransparente Bereiche
der Finanzmärkte zu reformieren
und wieder ihrem eigentlichen Ziel
zuzuführen: der Bereitstellung verlässlicher Preise und innovativer
Dienstleistungen für die Realwirtschaft. Der Finanzplatz Frankfurt
und die Gruppe Deutsche Börse können hier wichtige Beiträge leisten –
national sowie international.
Deshalb müssen moderne IT-Systeme eingebettet sein in eine Wirtschafts- und Unternehmenskultur,
die umsichtiges Risikomanagement
und Integrität höher gewichtet als
blinden Optimismus und die kurzfristige Nutzenmaximierung Einzelner. In Deutschland, am Finanzplatz
Frankfurt haben wir uns eine solche
Kultur bewahrt.
Die Übertreibungen der Finanzkrise
und die dadurch ausgelöste Welle
an Reregulierung machen deutlich,
dass es eine große Nachfrage nach
Technologie und Dienstleistungen
gibt, die zur Stabilität und Effizienz
auf den Finanzmärkten beitragen.
Dies ist zwar einerseits eine Belastung für die Marktteilnehmer. Andererseits ist es aber auch eine Chance für einen Neuanfang – und zwar
für einen Neuanfang, für den der Wirtschaftsstandort Deutschland und der
Finanzplatz Frankfurt technologisch
ebenso wie kulturell bestens positioniert sind. Wir sollten diese Chance nutzen.
Die Gruppe Deutsche Börse tut das –
sie bietet innovative Technologie und
die dazu passenden Dienstleistungen an, um Kunden in der ganzen
Welt robuster und flexibler zu machen. Dadurch tragen wir auch
dazu bei, die internationalen Finanzmärkte stabiler und effizienter zu machen. Moderne IT ist ein
zentrales Element zum Abbau von
Risiken im Finanzsektor, Technologie bietet die Chance, das Vertrauen
in die Finanzmärkte wiederherzustellen.
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Wertpapiere gehören
an der Börse gehandelt
Ein bewährtes Modell wieder stärken, statt durch Überregulierung zu belasten
Nico Baader
Vorstandsmitglied
Baader Bank AG
N
och Mitte der achtziger Jahre
herrschten einfache Regeln;
wenn Anleger Aktien kaufen und
verkaufen wollten, gab es dafür
einen zentralen Platz – die Börse.
Kundenaufträge mussten sogar über
die Börse ausgeführt werden, es galt
der gesetzlich vorgeschriebene Börsenzwang. Transparente und nachvollziehbare Preisfindung, staatliche
Aufsicht zur Sicherstellung der Qualität und ein überschaubares und effizientes Regelwerk. Einfach war es,
und gut war es.
Selbstverständlich haben sich die
Kapitalmärkte weiterentwickelt, und
die Fortschritte in der Informationsund Kommunikationstechnologie haben den Wertpapierhandel in seinen
Fundamenten verändert. Er findet
– und das ist auch gut so – überwiegend elektronisch statt. Anders wäre
die gigantische Anzahl von täglich
abgeschlossenen Transaktionen auch
nicht in kürzester Zeit kostengünstig
und professionell auszuführen. Der
Mensch spielt aber, und das ist wichtig, in Teilsegmenten weiter eine
extrem wichtige Rolle. Dies gilt vor
allem für weniger liquide Titel, wo
ein Market Maker (Spezialist bei der
Deutschen Börse) auf eigene Rechnung und Risiko den Ausgleich zwischen Verkaufs- und Kaufaufträgen
vornimmt und damit im Interesse der
Anleger marktregulierend eingreift.
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Veränderungen im Kapitalmarktgeschäft und im Handel wurden häufig
auch durch gesetzliche Maßnahmen
ausgelöst oder zumindest beschleunigt. Einige davon, auch wenn sie
vielleicht gut gemeint waren, sorgten
in den vergangenen Jahren im Ergebnis für eine starke Zersplitterung
der Handelsliquidität auf diverse
Plattformen und damit eine deutlich verringerte Transparenz. Beabsichtigt war vom Gesetzgeber die
Schaffung von mehr Wettbewerb für
die traditionellen Börsen, primär im
Sinne des Anlegers und der gelisteten Unternehmen. Das erzielte Ergebnis ist enttäuschend. Für Unternehmen und Investoren ist es in der
Zwischenzeit fast unmöglich, einen
Überblick über die Handelsströme
zu erhalten. Es sei denn, man macht
sich die Mühe, die Handelsdaten aller rund 200 Handelsplattformen zu
analysieren.
Den Startschuss für diese unbefriedigende Entwicklung gab in Europa
die Umsetzung der Mifid-II-Regelungen im Jahre 2004. Laut der Markets
in Financial Instruments Directive
(Mifid) durften Wertpapieraufträge
demnach an jedem börslichen oder
außerbörslichen Handelsplatz (ATS)
ausgeführt werden. Dazu wurden
die Regulierungsanforderungen für
börsliche und außerbörsliche Plattformen angeglichen.
Als Konkurrenten zu den klassischen
regulierten Börsen entstanden sogenannte alternative Handelssysteme, die von den Regulierungsbehörden auch den Stempel „zugelassen“ erhielten. Damit war der
Fragmentierung des Handels Tür
und Tor geöffnet. Im bisher praktisch unregulierten Bereich etablierten sich zusätzlich die derzeit heftig gescholtenen sogenannten Dark
Pools, die von Investmentbanken
organisiert sind und betrieben werden. Diese Handelssysteme haben
sich bei einzelnen liquiden Titeln
oftmals sehr hohe Marktanteile gesichert.
Einfach und
gut war es
Einige dieser Plattformen erfreuten
die Marktteilnehmer mit niedrigeren beziehungsweise keinen Transaktionskosten und zu Beginn auch
mit damals noch als innovativ zu
bezeichnenden Handelsfazilitäten.
Erstaunlicherweise gab und gibt es
auch Betreiber, die ihren Handelspartnern Nutzungsprämien zahlten,
statt die üblichen Nutzungsentgelte
in Rechnung zu stellen. Gleichzeitig
bieten sie bisher nur den eigenen
Nutzern eine gewisse Transparenz
zu den eigenen Umsätzen; nötig
wären aber Angaben in konsolidierter Form. Kein Marktteilnehmer
verfügt über die Möglichkeit, sich
einen Gesamtüberblick zu verschaffen.
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Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Vom ersten Tag an gab es nach der
Verabschiedung der Mifid-II-Regelungen massiven Wettbewerb um
die Handelskunden. Die Führung bei
der Kursqualität behielten in der Regel die klassischen Börsen. Es zeigte
sich zugleich, dass bei Ausfällen der
klassischen Börsen die außerbörslichen Plattformen nicht sofort zur
stark genutzten Alternative wurden.
Ganz im Gegenteil, in solchen Situationen brachen bei ihnen die Umsätze häufig fast vollständig weg.
Trotz dieser Einschränkungen verloren die traditionellen regulierten
Börsen Kunden, Marktanteile und
Einnahmen.
Damit Schluss mit dem Blick zurück. Mittlerweile dominieren beim
Thema „Handel“ Begriffe wie Dark
Pools, Algo-Trading und speziell das
Thema Hochfrequenzhandel. Gerade in den vergangenen Wochen bestimmten Meldungen zu laufenden
Untersuchungen durch die Aufsicht
und durch Staatsanwaltschaften
zu den Handelsaktivitäten einiger
Dark-Pool-Plattformen in den USA
die Schlagzeilen der Wirtschaftszeitungen. Sogar der Boulevard interessiert sich dafür, seit der Börsenautor
Michael Lewis sein mittlerweile berühmtes Buch „Flash Boys“ auf den
Markt brachte.
Mittlerweile haben sich wohl einige
Investmentbanken dazu entschlossen, regulatorischer Strenge durch
das Schließen ihrer Dark-Pool-Plattformen zuvorzukommen. Gerade die
Vermengung der Handelsaufträge
traditionell vorgehender Marktteilnehmer mit den auf schnelle Transaktionen fokussierten High Frequency Tradern wirft häufig Fragen auf.
Bei den Dark Pools plant die Europäische Kommission durch Mifid II
die Begrenzung des Volumens, das
in einzelnen Aktien über Dark Pools
laufen soll. Die Frage wird sein, wie
die Umsätze dieser Plattformen zeit-
nah und konsolidiert zur Verfügung
gestellt werden.
Für Marktteilnehmer wäre es ein
enormer Zugewinn, wenn die Umsätze in jeder einzelnen gehandelten
Wertpapiergattung auf den außerbörslichen Plattformen auf einen
Blick zu sehen wären. Dies könnte
durch sogenannte Consolidated
Tapes erfolgen. Auch hier ist die Frage erlaubt, wer diese extrem wertvollen Informationen zur Verfügung
stellt – sind das Börsen oder Informationsanbieter wie Bloomberg oder
Thomson Reuters?
Prinzipiell ist gegen schnellen Handel, auch wenn sich Schnelligkeit
heute in Mikrosekunden abspielt,
wenig einzuwenden. Den Wettbewerb um die höchste Geschwindigkeit gibt es bei den Marktteilnehmern
schon seit ewigen Zeiten. Den berühmten Brieftauben, die wichtige
Nachrichten an privilegierte Empfänger übermittelten, folgten per TelexVerbindungen verbundene Banken
und Makler. Heute sind es die Nutzer
extrem schneller Datenleitungen. Im
High Frequency Trading ist es aber
sinnvoll, wenn Börsen vernünftige
und praxisorientierte Regelungen
mit den Handelspartnern vereinbaren, um schädliche Entwicklungen
zu vermeiden.
Der europäische Gesetzgeber hat
einige dieser Probleme erkannt und
will ihnen durch Mifid II mit weiteren Detail-Regelungen entgegentreten. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen
– ich bin der Überzeugung, dass der
Handel prinzipiell wieder stärker an
regulierte und beaufsichtigte Börsen
gehen soll. Dies gilt vor allem für die
Segmente, die bisher praktisch ohne
Börse auskommen, den Derivateund Anleihehandel.
Unterstützt wird dieser Trend durch
die Schaffung vermeintlich risiko-
minimierender Clearing- und Settlement-Strukturen. Insbesondere die
sogenannten zentralen Gegenparteien sind hier zu nennen. Es gibt
aber inzwischen zahlreiche führende
Marktteilnehmer, die vor einer weiteren Zersplitterung der Umsätze warnen. Diese Zersplitterung sorgt auch
dafür, dass die Aussagekraft des ermittelten Preises immer mehr Bedeutung beziehungsweise Wert verliert.
Weniger ist
manchmal
mehr
Auch wenn die Auswirkungen noch
nicht klar zu erkennen sind, klar ist
bereits jetzt, dass sämtliche Handelsplätze einer weiteren Überregulierung unterzogen werden. Vor allem
den Verantwortlichen in der Politik
reicht es leider nicht, dass die Börsenbetreiber in Deutschland über eigene
und gut funktionierende Regelwerke
verfügen. So stehen in den Börsenordnungen in Deutschland einfache
und wirksame Regeln, die die in
den USA in der Vergangenheit erlebten massiven Kurseinbrüche (vor allem der berüchtigte Flash Crash am
6. Oktober 2010) bei uns verhindern.
Fünf Zeilen in einem von den Marktteilnehmern gelebten Regelwerk sind
häufig mehr wert als gesetzliche Regulierungen über 1 000 Seiten.
Die Regierungen sollten bestehenden, etablierten und funktionierenden Marktregeln mehr Vertrauen
schenken. Die ausufernde Regulierung, die häufig keinen Mehrwert liefert, ist für die Teilnehmer am Handel mit hohen Kosten verbunden.
Diese werden höchstwahrscheinlich
über kurz oder lang auf Investoren
überwälzt, was zu einer Verteuerung
des Handels und damit zulasten der
Anlageperformance der Investoren
bzw. der Finanzierungskosten von
Unternehmen geht. Damit würde
das Ziel effizienterer Märkte verfehlt
werden. Wie im täglichen Leben ist
auch im Wertpapierhandel weniger
manchmal mehr. Das gilt speziell für
Regulierungsthemen.
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Der deutsche IPO-Markt kann sich
aus seiner Lethargie befreien
Neue Vertriebsformen erforderlich – Börsennotiz für Familienunternehmen wieder attraktiv machen
Prof. Dr. Wolfgang Blättchen
Gründer und Gesellschafter
Blättchen Financial Advisory GmbH
Z
war hinkt der deutsche InitialPublic-Offering-(IPO)-Markt im
Vergleich zu den wichtigsten westlichen Börsenplätzen (USA, UK, Frankreich) bezüglich Anzahl und Volumen
deutlich hinterher, doch zeigt sich zu
Beginn des laufenden Jahres eine Belebung der Emissionstätigkeit. Auch
der Sekundärmarkt für Aktienemissionen (Barkapitalerhöhungen börsennotierter Unternehmen) präsentiert
sich erfreulicherweise sehr aufnahmebereit. Gute Konjunkturaussichten, eine geringe Volatilität im Aktienmarkt sowie das niedrige Zinsumfeld
sind Treiber für die gute Stimmung.
Im Jahr 2013 gelangten weltweit 886
Unternehmen mit einem Emissionsvolumen von rund 180 Mrd. US-Dollar an die Börsen. Vor dem Ausbruch
der Finanzkrise 2008 lagen die Werte im Jahr 2006 noch bei 1796 IPOs
bzw. 267 Mrd. US-Dollar und im Jahr
2007 sogar bei 2014 IPOs bzw. 295
Mrd. US-Dollar. Zu den dominierenden Börsenplätzen zählen seit Jahren
die USA, London sowie die asiatischen Börsen (Hongkong, Singapur,
Tokyo, chinesische Festlandbörsen).
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres kam es bereits zu über
580 Börseneinführungen mit einem
Emissionsvolumen von rund 116 Mrd.
US-Dollar. Das bedeutet einen Anstieg
von 63% (71 Mrd. US-Dollar). Vor allem der Börsenplatz USA erlebt seit
2013 einen regelrechten Ansturm von
Neuzugängen. Im Jahr 2013 zählten
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die US-Börsen 222 Initial Public Offerings mit einem Platzierungsvolumen
von über 55 Mrd. US-Dollar. 2014
waren es bereits 159 IPOs mit einem
Gesamtemissionsvolumen von 30,7
Mrd. US-Dollar. Die Technologiebörse Nasdaq kann davon 95 Neuzugänge bzw. 11,9 Mrd. US-Dollar für sich
beanspruchen. Zu dieser erfreulichen
Entwicklung haben unter anderem
die seit dem Jahr 2011 eingeführten
Erleichterungen in den Börsenzulassungsregularien für kleinere Unternehmen (JOBSAct) beigetragen.
Uwe Nespethal
Senior Advisor und Partner
Blättchen Financial Advisory GmbH
Emittenten (Stabilus, Braas Monier)
stammen aus dem Private-EquityUmfeld, die über das Initial Public
Offering in erster Linie einen Verkauf
einleiten.
Strukturelle
Voraussetzun-
Ebenso verzeichnen die Börsenplätze
London und Paris derzeit einen sehr
aktiven Neuemissionsmarkt. Infolge
von 60 Initial Public Offerings wurden in den ersten beiden Quartalen
2014 rund 9,0 Mrd. Euro an der LSE
platziert. An der Pariser Börse waren
es in diesem Zeitrahmen 27 IPOs, die
sich auf 4,9 Mrd. Euro summierten.
Lediglich an den deutschen Börsenplätzen fällt die Neuemissionstätigkeit vergleichsweise zurückhaltend
aus. So emittierten 2013 nur fünf
Unternehmen erstmalig Aktien an
der Börse mit einem Gesamtemissionsvolumen in Höhe von 2,2 Mrd.
Euro, wovon 37% bzw. 814 Mill. Euro
als Barkapitalerhöhung in die Gesellschaften flossen. Im ersten Halbjahr
2014 belebte sich der deutsche IPOMarkt mit vier Neuzugängen und einem Emissionsvolumen von 0,9 Mrd.
Euro, wovon 245 Mill. Euro als Barkapitalerhöhung platziert wurden. Zwei
gen verbessern
Wie schon im vergangenen Jahr sind
vom Private Equity initiierte Börseneinführungen die wesentlichen
Treiber (LEG, Kion, Deutsche Annington). Mit der SLM Solutions Group
AG, einem 3-D-Druckerhersteller,
ging erstmals wieder seit mehreren
Jahren ein von Venture Capital finanziertes Wachstumsunternehmen mit
einem Emissionsvolumen von 180
Mill. Euro an die Börse. Es ist diese
Art von Wachstumsunternehmen, die
wir am deutschen Aktienmarkt vermissen und die wie im Fall Voxeljet in
den USA den Schritt an die Börse tun.
Der Hauptgrund für die deutsche
IPO-Misere liegt unseres Erachtens
in der fehlenden heimischen Investorenbasis. Die Politik fordert zwar eine
funktionsfähige Börse für Wachstumsunternehmen („Neuer Markt
2.0“), jedoch ist es gerade sie, die in
den letzten Jahren die Rahmenbedingungen für börsennotierte Gesellschaften immer weniger attraktiv
machte. Wir empfehlen daher, vor
allem die strukturellen Voraussetzungen zu verbessern: Beispielhaft sind
Abschaffung des Steuernachteils für
Aktieninvestitionen, Abbau der regulatorischen Hürden bei der Ansprache von Privatanlegern über Banken
(„Produktinformationsblatt“) oder
11
Verlagsbeilage 24. Juli 2014
die Prospektfreiheit für Bezugsrechtskapitalerhöhungen von weniger als
5,0 Mill. Euro, die auch für Emittenten im Freiverkehr gelten sollte.
Der „JOBSAct“ in den USA oder die
Steuererleichterungen für Investments in AIM-notierte Werte an der
Londoner Börse können als Beispiel
dienen. Es gibt zahlreiche deutsche
IPO-Kandidaten mit einem starken
Brand (Zalando, Delivery Hero etc.),
denen es möglich wäre, eine Retailquote von über 20% beim IPO zu erreichen. Es fehlt allerdings die richtige Vertriebsschiene wie zum Beispiel
die „Zeichnungsbox“ im Anleihesegment.
Im Gegensatz zum Primärmarkt ist
der deutsche Sekundärmarkt für
Aktienemissionen erfreulicherweise
sehr aufnahmebereit. Im Jahr 2013
betrug das Barkapitalerhöhungsvolumen 8,9 Mrd. Euro bei insgesamt 113
Emissionen. Im ersten Halbjahr 2014
konnte bereits ein Volumen von 5,6
Mrd. Euro (41 Platzierungen) an der
Deutschen Börse AG registriert werden. Im Median liegen die platzierten
Volumina bei 38 Mill. Euro (2013)
bzw. 32 Mill. Euro (2014). 97% der
Transaktionen waren prospektfrei,
da sie entweder als bezugsrechtsfreie
10%-Kapitalerhöhungen
platziert
wurden oder durch Emittenten mit
Regulierter-Markt-Notierung, die ein
Volumen von weniger als 5,0 Mill.
Euro offerierten.
Unter den Emittenten finden sich insbesondere Small-Cap-Werte (80%
der Emittenten) aus unterschiedlichen Industriebranchen und interessanterweise auch wieder Biotechnologiewerte. Die Anfang Juli 2014
abgeschlossene
Bezugsrechtskapitalerhöhung der Paion AG mit einem
Volumen von über 46 Mill. Euro und
einer erzielten Bezugsquote von fast
98% zeigt, dass ein hoher Streubesitz
signifikante Mittel auch für BiotechUnternehmen am deutschen Kapitalmarkt zur Verfügung stellen kann.
30 bis 40 jährliche Börseneinführungen
möglich
Der deutsche IPO-Markt könnte sich
aus der jetzigen Lethargie befreien!
Wie unsere Statistiken der zurückliegenden Jahre verdeutlichen, sind
30 bis 40 jährliche Börseneinführungen möglich. Dazu bedarf es jedoch
weniger Regulierungen seitens des
Gesetzgebers, die es für Familien-unternehmen wieder attraktiv machen,
eine Börsennotierung durchzuführen.
Auch gehören wieder verstärkt Privatanleger in den Vermarktungsprozess von IPOs, um einen Gegenpol
zu den wenigen in Deutschland ansässigen institutionellen Investoren
bilden zu können. Es sind neue Vertriebsformen notwendig. Überwiegend Privatplatzierungen im kleinen
Kreis helfen dem IPO-Markt nicht
weiter.
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Andere sehen das mit den
Spreads nicht so eng.
Wir schon.
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Verlagsbeilage 24. Juli 2014
München – der Börsenplatz für
verantwortungsvolle Selbstentscheider
Faire Preise und ein Maximum an Transparenz sorgen für den nötigen Anlegerschutz
Jochen Thiel
Geschäftsführer
Börse München
D
ie Politik nimmt den Anlegerschutz sehr ernst. Insbesondere infolge der Finanzkrise von
2008 sind die Gesetzesinitiativen
und Verordnungen zu diesem Thema zahlreich. Produktinformationsblätter,
Beratungsprotokolle,
Mitarbeiter- und Beschwerderegister, Risikoklassifizierung und vieles
mehr beeinträchtigen das KundenBerater-Gespräch und reduzieren
die Freude an der Anlage in Aktien
deutlich. Denn diese Maßnahmen
haben die Kapitalanlage komplizierter gemacht. Ob sie sie auch sicherer
gemacht haben, lässt sich hingegen
kaum beweisen.
Eine zumindest inflationsausgleichende Kapitalanlage ist aber in
Zeiten niedriger Zinsen essenziell.
Bei 0,6 % Zinsen für Tagesgeld oder
1,5 % für zehnjährige Bundesanleihen sind Alternativen notwendig.
Nur so kann beispielsweise der Lebensstandard im Alter erhalten werden, der allein durch die staatliche
Rente nicht gedeckt ist. Das Mittel
dazu sind aber genau jene Anlagen
in Aktien, Fonds, Exchange Traded
Funds (ETF) und Exchange Traded
Commodities (ETC), die der Gesetzgeber verkompliziert hat und die die
überwiegende Mehrheit der Deutschen leider noch immer scheut.
Statt diese heranzuführen an eine
verantwortungsvolle Vermögensbil-
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dung über die Börse, werden sie darin noch mehr gebremst.
Information
und
Aufklärung
intensivieren
58,8 % aller Anleger, die bereits
über ein Depot verfügen und Aktien
halten, definieren sich als „Selbstentscheider“. Dies zeigte eine Untersuchung im Auftrag des Deutschen
Derivate Verbandes aus dem Jahr
2012 – der Rest teilte sich in reine
(4,0 %), überwiegende (12,3 %) und
gelegentliche (24,9 %) Beratungskunden. Umgekehrt könnte man daraus den Schluss ziehen, dass Menschen, die sich gerne beraten lassen,
nicht in Aktien investieren.
Durch den von unserer Politik vertretenen Anlegerschutz wird diese Ten-
denz eher noch verstärkt – weder der
Bankberater will noch zu Einzeltiteln
raten, noch der Anleger traut sich, in
diese zu investieren. Es geht also darum, die Selbstentscheider vor und
während ihres Entscheidungsprozesses optimal zu unterstützen und
mehr Anleger überhaupt zu Selbstentscheidern zu machen. Information und Aufklärung sollten intensiviert werden, anstatt neue Verbote
und Regelungen zu erlassen. Genau
da setzt die Börse München an.
Als eine der traditionsreichsten Börsen in Deutschland positioniert sich
München heute vor allem als Börse
für Privatanleger, kleinere und mittlere institutionelle Investoren wie
13
Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Family Offices und mittelständische
Unternehmen.
Selbstverständlich
spielen für den Dax-Standort München trotzdem die Belange großer
Konzerne eine Rolle.
destens drei unabhängigen Analystenmeinungen.
Gerade Selbstentscheider ziehen oftmals die Dividende als zusätzliches
Kriterium für die Wahl einer Aktie
hinzu. Ein Verfahren, das auch in-
Neben ihrem Augenmerk auf mittelständische Unternehmen, denen die Börse München mit dem
Segment m:access sowohl auf der
Eigen- wie auf der Fremdkapitalseite den Zugang zum Kapitalmarkt
öffnet, fokussiert sich München
im Handel vordringlich auf selbst
entscheidende Privatanleger. Diese Selbstentscheider erhalten eine
umfassende Hilfestellung auf Basis
von qualitativ hochwertigen Informationen. Es gilt dabei, das Spannungsfeld zwischen Performance
und Sicherheit möglichst optimal zu
verbinden.
Diese Unterstützung darf nicht mit
klassischer Beratung verwechselt
werden. Aber für das kontinuierliche Überprüfen und Optimieren
des Depots sowie für die Suche nach
adäquaten Produkten werden über
die speziell für Privatanleger ausgerichtete Webseite externe Informationen und Tools angeboten: kostenlos
und intuitiv zu handhaben. Diese
ermöglichen es, Wertpapiere auf ihr
Risiko-Chancen-Profil abzuklopfen
und beispielsweise nach den bestmöglichen Dividendenerträgen auszuwählen.
Auf www.boerse-muenchen.de finden Anleger so beispielsweise das
Schweizer Analysetool theScreener.
Mit ihm können Aktien und Fonds
ganz unkompliziert auf ihre Chancen und Risiken analysiert werden.
Die Chancen symbolisieren dabei bis
zu vier Sterne, die Risiken werden
übersichtlich mit einer Ampel von
rot bis grün dargestellt. Zum jeweils eingegebenen Wertpapier
erhalten die Anleger außerdem Alternativen mit einem günstigeren
Chancen-Risiken-Profil aufgezeigt,
und auf der Startseite gibt es Tipps
zum Einsteigen. Die Basis für die
Bewertungen von 5 000 Aktien,
12 000 Fonds und 1 000 ETF durch
theScreener ergibt sich aus einer
Kombination von technischer Analyse, Fundamentalanalyse und min-
Anlegern
öffnet sich
ein breites
Spektrum an
Unternehmen
stitutionelle Investoren anwenden,
gibt die Dividendenpolitik in der
Rückschau doch Aufschluss über die
Substanz und wirtschaftliche Potenz
eines Unternehmens über viele Jahre
hinweg. Mit dem Tool MyDividends
erhält der Anleger auf der Webseite der Börse München zum Beispiel
wichtige Dividendentermine, aber
auch Informationen über erstmals
gezahlte Dividenden, Dividendenerhöhungen und -senkungen. Eine
spannende Frage ist auch, wer die
Langzeit-Champions sind: Mit 60
Jahren kontinuierlicher Erhöhung
der Dividende stehen zum Beispiel
zwei US-Firmen an der Spitze. Nur
bei MyDividends finden sich außerdem sämtliche Informationen rund
um Dividenden als Newsticker geballt an einem Ort.
Von der richtigen Auswahl der Einzeltitel bis zum Festlegen des optimalen Ausstiegszeitpunktes ist
der Aktienkauf ein Entscheidungsprozess mit vielen Unbekannten.
SmartStops aus Kalifornien hat ein
Tool entwickelt, das Vorschläge für
das Setzen von Aus- und Wiedereinstiegssignalen gibt. So können
Ordertypen optimal eingesetzt werden, um auch von volatilen Märkten
zu profitieren. Dieses Tool und alle
anderen Tools der Börse München
können sehr einfach mit einem
Muster-Depot ausprobiert werden
– selbstverständlich mit RealtimeKursen.
Schlussendlich können sämtliche
Aktien, Fonds, ETF und ETC direkt
über die Webseite geordert werden.
Die Anleger werden dabei über einen
Multi-Banken-Log-in direkt mit ihrem Institut verbunden und zu ihrem
Depot weitergeleitet.
Die Grundvoraussetzung für einen
funktionierenden
Börsenhandel
ist in jedem Fall eine ausreichende
Liquidität. Im Handelsmodell der
Börse München wird für das breite
Spektrum von etwa 16 000 Wertpapieren dafür gesorgt. Im Gegensatz
zu außerbörslichen Plattformen, die
sich auf wenige große Werte konzentrieren, öffnet sich dem Anleger so
ein breites Spektrum an Unternehmen – große, mittlere und kleine –,
in das er investieren kann. Zu fairen
Preisen und einem Maximum an
Transparenz erfährt er an der Börse die Art von Anlegerschutz, die er
benötigt.
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Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Es kommt nicht auf die Region,
sondern auf die Leistungen an
Sitz einer Börse spielt in der heutigen Finanzwelt kaum noch eine Rolle
Dirk Elberskirch
Vorstandsvorsitzender
Börse Düsseldorf AG
S
ehr oft werde ich von Besuchern
und Kunden gefragt, ob es Vorteile an regionalen Börsenplätzen
gibt. Und meine Antwort ist zunächst
eine Frage: „Wie viel Zeit haben Sie?“
Denn um die Vorteile kleinerer Plätze
detailliert darzustellen, könnte ich
ein abendfüllendes Programm liefern. Es lässt sich aber auch in zwei
Sätzen zusammenfassen: „Es kommt
nicht auf die Region an, sondern auf
die Leistungen für die Kunden. Und
die sind in Düsseldorf überzeugend.“
In der Tat ist für Anleger zunächst
vollkommen unerheblich, ob eine Order im Norden, Süden oder Westen
der Republik abgewickelt wird. Denn
geografisch betrachtet kann jede Börse jede Order ausführen. Die Unterschiede liegen im Detail: Welche Börse handelt welche Produkte und vor
allem zu welchen Konditionen.
In Düsseldorf hat man sich auf die
für Privatanleger wichtigen Produkte
Aktien, Anleihen und Fonds konzentriert. Zu den Fonds gehören auch
die Exchange Traded Funds, die immer mehr Anhänger finden. Mehr als
300 Mrd. Euro haben Anleger allein
in Europa in diese passiv gemanagten
Portfolien investiert. Tendenz eindeutig steigend. Komplexe Produkte,
die Privatanleger oft nicht verstehen,
sind im Düsseldorfer Handel selten.
Wer in der Börsenlandschaft nach Innovationen sucht, findet diese in der
Regel zuerst an den im Vergleich zu
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Frankfurt kleineren Plätzen. Sei es
der variable Handel ab einem Stück,
die langen Handelszeiten oder die
Garantie von Referenzmarktpreisen,
um nur wenige Beispiele zu nennen.
Der Marktführer kann es sich leisten,
Innovationen zu verpassen. Stattdessen kann er Signale abwarten, ob
die Neuerungen auch für ihn Vorteile bringen werden. Dann kann er in
Ruhe nachziehen.
Das geschieht manchmal sehr rasch,
kann jedoch auch viele Jahre dauern. So wie im Herbst 2013, als die
Frankfurter Börse mit einer Kundeninitiative Privatanleger überzeugen
wollte. Die seinerzeit in Frankfurt
hoch gepriesenen Leistungen gibt es
in Düsseldorf schon seit 15 Jahren.
Und auch noch deutlich bessere.
Die Leistungsangebote der Börse
wurden in den vergangenen Jahren
immer weiter ausdifferenziert und
auf die privaten Anleger zugeschnitten. In Düsseldorf geschieht dies
seit 1999 mit einer kontinuierlichen
Weiterentwicklung unter dem Stichwort Quality Trading. Die bis heute
unveränderte Grundidee ist es, dem
Anleger die Entscheidung für einen
Handelsplatz einfach zu machen und
höchste Garantien bezüglich Preisqualität und Liquidität zu geben. Der
Kunde soll sich sicher sein, immer
die beste Ausführung seiner Order zu
bekommen, ohne dass er sich Sorgen
machen muss, in rein elektronischen
Systemen gegen Hochfrequenzhänd-
ler und Algotrader konkurrieren zu
müssen.
Kleinere Börsen
glänzen mit
Innovationen
So erhalten Privatanleger an der
Börse Düsseldorf in den liquiden Aktiengattungen mindestens den XetraPreis und eine schnelle Orderausführung ohne Teilausführungen. Eine
Order wird dadurch zum Beispiel
wirksam vor Falschausführungen geschützt, wenn das Limit dem gerade
aktuellen Marktniveau einmal nicht
entspricht. Auswertungen ergeben
regelmäßig Preisverbesserungen bei
limitierten Aktienorders in Bereichen
zwischen 8 und 12 Euro.
Der Frankfurter Spezialistenhandel
folgte also im November 2013 dieser
Qualitätsvorgabe, zumindest für die
großen Indexwerte. Im Garantievolumen bleibt Frankfurt mit 7500 Euro
je Preisfeststellung allerdings weit
hinter den in Düsseldorf verbindlichen 50000 Euro je Order zurück. Ein
weiterer Vorteil Düsseldorfs bleibt
unberührt. In Düsseldorf werden die
Dax30-Werte immer in der Mitte der
aktuellen Xetra-Spanne – also ohne
Spread – gehandelt.
Dank der modernen Kommunikationstechnik weiß der Kunde heute genau, was er bekommt. Es werden allein von der Börse Düsseldorf täglich
Millionen von aktuellen Preisinformationen über die Systeme veröffentlicht und stehen auf jedem Computer
oder Handy zur Verfügung. Auch
hier gibt es wichtige Unterschiede.
15
Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Die veröffentlichten Preise sind in
Düsseldorf nicht nur unverbindliche
Daten, sondern echte handelbare
Quotierungen. Der Kunde weiß im
Moment der Ordervergabe, wie der
Kurs wird und welches Volumen dazu
ausgeführt wird. An anderen Börsen
gibt es dies nicht, und nach einer Ordervergabe kann sich der Preis schon
noch einmal ändern. Ärgerlich für
den Kunden.
Dass die Region der Börse im Handel
keine Rolle mehr spielt, verlangt auch
der Gesetzgeber, indem er mit der Finanzmarktrichtlinie Mifid definiert
hat, dass die Order eines Kunden an
den günstigsten Ausführungsplatz
gehen sollte, wenn vorher nicht explizit ein bestimmter Börsenplatz
ausgewählt wurde. Nach dieser BestExecution-Policy müsste Quotrix,
das elektronische Handelssystem
der Börse Düsseldorf, im Fokus aller
Banken stehen. In einer ersten Be-
rücksichtigung durch die dwpbank
rangiert Quotrix seit Juli 2014 in den
Best-Execution-Auswertungen
auf
vorderstem Platz in sieben von neun
inländischen Kategorien bei Aktien.
Die der dwpbank angeschlossenen
Sparkassen richten nun ihre Orders
über Quotrix an den rheinischen Finanzplatz. Die Sparkassen sowie ihre
Kunden bekommen nicht nur den
besten Preis – Quotrix steht für den
kostenlosen Börsenhandel –, sondern
viele Services, die andere elektronische Systeme nicht leisten, etwa die
Berücksichtigung aller modernen Order-Typen und den Handel bis 23 Uhr.
Regionale Vorteile zeigen die kleineren Börsen, wenn es um das Emissionsgeschäft geht. Kürzere Wege
und schnellere Prozesse sind nur
zwei Vorteile. Auch fühlen sich viele Anleger der Region verpflichtet
und schenken Unternehmen aus der
Nachbarschaft nicht selten höhere
Beachtung.
Best Execution
ohne regionale
Grenzen
Diese Vorteile haben vor allem
Emittenten am Düsseldorfer Mittelstandsmarkt überzeugt. Mit direktem
Kontakt und einer vergleichsweise
intensiven und engen Betreuung ist
auch das Angebot von speziellen Segmenten für das Listing gerade kleiner
und mittlerer Unternehmen möglich.
Der qualitätsorientierte Auf- und
Ausbau des Primärmarktes, als Segment für neue Listings, aber auch für
Emittenten, die aus dem regulierten
Markt in ein Qualitätssegment im
Freiverkehr wechseln wollen, ist insofern gelungen. Die Bedeutung kleinerer Plätze zeigt sich nicht zuletzt
auch immer dann, wenn die Gremien
bestehend aus den Marktteilnehmern
mit Engagement Akzente setzen bei
bundesweiten Themen des Kapitalmarktes, wie zuletzt bei den Anforderungen an ein Total-Delisting.
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Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Privatanleger handeln besser
an der Börse Stuttgart
Starke Marktposition dank breiter Produktpalette und hoher Preisqualität
Christoph Lammersdorf
Vorsitzender der Geschäftsführung
Boerse Stuttgart Holding GmbH
W
ir sind die Privatanlegerbörse –
diese Formel fasst zusammen,
was die Börse Stuttgart antreibt. Wir
wollen Privatanleger auf Augenhöhe mit institutionellen Investoren
bringen und ihnen stets beste Bedingungen im Wertpapierhandel bieten.
Diesem Anspruch in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld immer
wieder aufs Neue gerecht zu werden
bestimmt unsere Anstrengungen als
Börsenplatz in den unterschiedlichsten Bereichen.
Ein zentraler Aspekt besteht darin,
privaten Anlegern einen transparenten und öffentlich-rechtlich überwachten Börsenhandel mit allen Finanzinstrumenten zu ermöglichen,
die für sie sinnvoll und geeignet sind.
Deshalb versteht sich die Börse Stuttgart als Vollsortimenter. Ob bei Anleihen, Aktien, Fonds, Exchange Traded
Products oder verbrieften Derivaten
– Privatanleger finden in Stuttgart das
gesamte Spektrum an Wertpapieren,
das es ihnen ermöglicht, ihre persönlichen Investmentziele zu verfolgen.
Das schließt auch illiquide Werte mit
ein, bei denen die Börse Stuttgart bewusst für hohe Preisqualität sorgt.
Dabei gilt es, die Palette an handelbaren Produkten flexibel zu verändern
und an die Bedürfnisse privater Anleger anzupassen. Als beispielsweise
vor zwei Jahren die Währungen in
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Schweden, Norwegen und Australien
gegenüber dem Euro stark aufwerteten, konnte die Börse Stuttgart sehr
schnell Staats- und Unternehmensanleihen in diesen Fremdwährungen in
den Handel aufnehmen. Mit Erfolg:
Die Papiere stießen während der
Euro-Krise zur Diversifizierung von
Währungsrisiken auf großes Interesse
und wurden rege gehandelt.
Natürlich ist es für eine Privatanlegerbörse nicht ausreichend, Produkte
einfach in den Handel aufzunehmen
oder die Menge der Listings nach
oben zu treiben. Vielmehr ist eine
hohe Preisqualität für alle gehandelten Papiere von entscheidender
Bedeutung, damit Privatanleger
Private auf
Augenhöhe
mit institutionellen Investoren bringen
bestmögliche Konditionen vorfinden. Hier kommt eine Besonderheit
der Börse Stuttgart zum Tragen: Ihr
hybrides Marktmodell bindet Handelsexperten, die sogenannten Quality-Liquidity-Provider oder kurz
QLPs, in den elektronischen Handel
ein. Dies bringt Vorteile gegenüber
vollelektronischen Handelsplattformen mit sich, denn die QLPs übernehmen Aufgaben, die kein Computer bewältigen kann. Sie bündeln
Liquidität und stellen diese bei Bedarf zur Verfügung – etwa wenn bei
einer Order keine entsprechende
Gegenpartei vorhanden ist. Auch bei
illiquiden Papieren und in schwierigen Marktsituationen können die
Aufträge privater Anleger dadurch
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Verlagsbeilage 24. Juli 2014
rasch und zu einem fairen Preis ausgeführt werden.
Zudem lassen sich durch die Liquiditätsspenden wirtschaftlich nicht sinnvolle Teilausführungen vermeiden, so
dass nur einmal Transaktionsgebühren fällig werden. Für alle Wertpapiere wurde bereits im Jahr 1995 das
Best-Price-Prinzip eingeführt: Alle Orders werden ohne Volumenobergrenze mindestens zum besten Preis ausgeführt, der zu diesem Zeitpunkt an
einem zugelassenen Referenzmarkt
verfügbar ist.
Dass sich Privatanleger in Stuttgart
auf engste Handelsspannen und hohe Ausführungssicherheit verlassen
können, liegt nicht zuletzt auch an
der einzigartigen Struktur des Börsenplatzes. Die Börsenorganisation
hält mit 84% die Mehrheit an einem
börsennotierten Finanzdienstleister,
der Euwax AG. Diese Gesellschaft ist
über einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag voll in die
Börse Stuttgart eingebunden und
übernimmt die Funktion des QualityLiquidity-Providers.
Damit wird es möglich, ein typisches
Dilemma im Parketthandel aufzulösen: Auf der einen Seite steht hier
normalerweise eine Börse, die es
anstrebt, dass Orders jeder Größenordnung vollständig, mit maximaler
Geschwindigkeit und zu möglichst
engen Spreads ausgeführt werden.
Auf der anderen Seite steht der Skontroführer oder Spezialist: Er zielt eher
darauf ab, nicht besonders schnell
auszuführen, sondern zu einem für
ihn günstigen Preis. Skontroführer
und Spezialisten wollen auch nicht
verpflichtet sein, Orders stets im Ganzen auszuführen, weil sie vielleicht
gar nicht über ausreichende Bestände
des entsprechenden Wertpapiers verfügen und mit dem Restvolumen ins
Risiko gehen müssen. Und sie streben
natürlich einen eher größeren Spread
an, um ihre Gewinne zu maximieren.
Andere Parkettbörsen müssen diesen
Grundkonflikt über Vorschriften für
Spezialisten und Skontroführer lösen,
damit sie ihre Versprechungen gegenüber den Anlegern einhalten können.
Durch die Verbindung der Unternehmen unter einem einheitlichen Dach
ist in Stuttgart dieser Interessenkonflikt zwischen Börse und Wertpapierhandelsfirmen aus der Welt geschafft
– das kommt letztlich privaten Anlegern zugute.
Stuttgart hat den Anspruch, „die“ Privatanlegerbörse in Deutschland zu
sein. Dieses Ziel hat der Handelsplatz
erreicht – zuletzt entfielen durchschnittlich rund 37% des Orderbuchumsatzes im deutschen Parketthandel
auf Stuttgart. Über alle Anlageklassen
hinweg ist die Börse Stuttgart der mit
Abstand größte Parketthandelsplatz
in Deutschland: Sie erreichte im vergangenen Jahr 38% mehr Handelsvolumen als das Parkett in Frankfurt.
Rechnet man die verbrieften Derivate
heraus, so liegt Stuttgart um 22% vor
der Börse Frankfurt.
Der Handel mit strukturierten Produkten, also Zertifikaten und Hebelprodukten, ist traditionell das wichtigste Standbein der Börse. Im Mai
2014 hatte sie hier einen Marktanteil
von 66% in Deutschland. Die Basis
für diese starke Position bildet das
Handelssegment Euwax für verbriefte
Derivate, das vor 15 Jahren gegründet
wurde und seitdem mit seinem klaren
Börsensystem
„Xitaro“ löst in
der zweiten
Jahreshälfte
2015 „Xontro“
ab
Regelwerk und seiner hohen Preisqualität Maßstäbe für den Gesamtmarkt setzt. Vor rund vier Jahren hat
die Börse Stuttgart auch begonnen,
den Handel von Corporate Bonds gezielt zu fördern, indem die Spreads
verringert und die Preisqualität verbessert wurde. Inzwischen ist Stuttgart Marktführer beim börslichen
Handel mit Unternehmensanleihen
in Deutschland und kommt hier auf
einen Marktanteil von rund 70%.
Die konsequente Ausrichtung der Börse Stuttgart auf Privatanleger und deren Bedürfnisse trägt also Früchte und
wird in Zukunft systematisch weitergeführt. Daraus ergibt sich auch eine
Blaupause für die Börsenlandschaft
in Deutschland: Das globale, von institutionellen Investoren bestimmte
Wertpapiergeschäft kann sehr gut
auf Basis einer vollelektronischen
Handelsplattform wie beispielsweise
Xetra abgewickelt werden. Für das
Geschäft mit Privatanlegern, wenig
liquiden Werten und kleinen Orders
ist eine andere Börse in Deutschland
nötig, die nach dem Stuttgarter Modell menschliche Expertise in den
elektronischen Handel einbindet. Für
die deutschen Privatanleger wäre dies
eine sinnvolle und effiziente Struktur.
Um den Handelsplatz Stuttgart für
Privatanleger langfristig zukunftssicher zu gestalten, hat die Börse auch
mit Blick auf ihre IT-Infrastruktur
wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Aktuell wird ein neues, vom
Anbieter Nasdaq OMX erworbenes
Börsensystem eingeführt, das unter
dem Namen „Xitaro“ in der zweiten Jahreshälfte 2015 das bisherige
System Xontro ablösen soll. An der
gewohnten Servicequalität und den
bereitgestellten Funktionalitäten wird
sich dadurch für Anleger und Handelsteilnehmer zunächst nichts ändern. Allerdings kann die Börse Stuttgart beim neuen Börsensystem anders
als bei Xontro künftig eigenständige
Entscheidungen über technische
Weiterentwicklungen treffen. Vielversprechende Ideen für neuartige Services können so schneller umgesetzt
und in den Markt getragen werden.
Dies stärkt die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und schafft Raum für
Innovationen, die Privatanlegern zugutekommen.
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Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Belebung bei Börsengängen auch
in Deutschland zu erwarten
Flexible Gestaltungsvarianten sind auch dieses Jahr im Trend – Abspaltung als Option im Konzern
Dr. Herbert Harrer
Rechtsanwalt
Linklaters LLP, Frankfurt am Main
N
achdem das erste Halbjahr 2014
gerade abgelaufen ist, bietet
dies einen guten Anlass, auf die Börsengänge in dieser Zeit zurückzublicken und einen Ausblick auf die zweite Jahreshälfte zu geben. So blieb in
Deutschland das bisherige Jahr trotz
der Höchststände beim Dax für Börsengänge deutlich hinter dem global
boomenden Markt zurück. Weltweit
sind die Zahl der Börsengänge und
das Emissionsvolumen in den ersten
sechs Monaten um mehr als 50 % gestiegen, während die Entwicklung in
Deutschland verhalten ist.
ser Variante erfolgt die Übertragung
eines Teils des Vermögens des übertragenden Rechtsträgers auf einen
anderen. Als Gegenleistung für die
Vermögensübertragung erhalten die
Aktionäre des abspaltenden Unternehmens neue Aktien an der Tochtergesellschaft, die an der Börse notiert
wird. Durch diese Struktur werden
die bisherigen Aktionäre der Muttergesellschaft, deren Zustimmung in
einer Hauptversammlung erforderlich ist, automatisch Aktionäre der
neu an der Börse eingeführten Tochtergesellschaft.
Bis zum 30. Juni 2014 gab es im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse sieben Börsen-gänge,
darunter den des 3-D-Druckerspezialisten SLM Solutions, des Autozulieferers Stabilus und des Ziegelherstellers Braas Monier. Daneben erfolgte
die Erstnotiz der österreichischen
Buwog AG nach einem erfolgten
Spin-off. Nach der Vorabplatzierung
von Aktien der Evonik AG und der anschließenden Börseneinführung im
Jahr 2013 sind auch dieses Jahr flexible Gestaltungsvarianten im Trend.
Zur Optimierung der Handlungsalternativen führen Unternehmen
– insbesondere mit Private-EquityEigentümern – häufig ein „DualtrackVerfahren“ durch, das heißt, sie
verfolgen neben einem Börsengang
auch die Möglichkeit eines Verkaufs
der Gesellschaft an einen Investor.
Im Falle einer zusätzlichen Abspaltungsvariante spricht man von einem
„Triple Track“.
Der Börsengang der Buwog AG (aus
dem Immofinanz-Konzern) hat nach
dem sehr erfolgreichen Börsengang
der Osram AG (aus dem SiemensKonzern) im letzten Jahr gezeigt: Ein
Börsengang kann nach Abspaltung
eines Geschäftsbereichs eine attraktive Transaktionsstruktur sein. Bei die-
Wesentlicher Vorteil eines Dualoder Triple-Track-Verfahrens ist die
geringere Abhängigkeit der Durchführung der Transaktion vom bestehenden Kapitalmarktumfeld und der
Anlagebereitschaft von Investoren.
Damit verbunden ist auch eine höhere Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Abschlusses. Nachteilig
ist hingegen der durch den parallel
laufenden Verkaufs- oder Abspal-
Dr. Monir Taik
Rechtsanwalt
Linklaters LLP, Frankfurt am Main
tungsprozess bestehende erhebliche
Mehraufwand und die damit einhergehende zusätzliche Arbeitsbelastung des Managements.
Größere Unternehmen als
Kandidaten für
Frankfurt im
Gespräch
Interessant im Zusammenhang mit
Börsengängen ist auch der entgegengesetzte Trend: Unternehmen kehren
der Börse zunehmend durch einen
freiwilligen Widerruf der Zulassung
den Rücken und verlassen den regulierten Markt. Gegebenenfalls
halten sie einen Handel im weniger
regulierten Freiverkehrssegment aufrecht. Vereinfacht wurde dies durch
die sogenannte Frosta-Entscheidung
des Bundesgerichtshofs im Oktober
2013, die seine bisherige Rechtsprechung aus dem Macrotron-Urteil
abgeändert hat: Nach dem neuen
Urteil ist ein Delisting ohne Zustimmungsbeschluss der Hauptversammlung der Gesellschaft und ohne Abgabe eines Barabfindungsangebots
zulässig.
Für das zweite Halbjahr sollte es eine
weitere Belebung bei Börsengängen
auch in Deutschland geben, nachdem auch größere Unternehmen wie
Rocket Internet, Steinhoff und Zalando als Börsenkandidaten für Frankfurt genannt werden. Die allgemeine
Marktentwicklung in Deutschland
und weltweit sowie die Zinspolitik
der Europäischen Zentralbank werden darauf Einfluss haben, wie groß
die Neuemissionstätigkeit tatsächlich
sein wird.
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Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Auf der Hauptzeile
5000 Anschläge ohne Bildelement
Unterzeile Unterzeile Unterzeile Unterzeile
Text
„Hier soll ein
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20
Verlagsbeilage 24. Juli 2014
Auf der Hauptzeile
sdsdfsfasgasdef
Unterzeile Unterzeile Unterzeile Unterzeile
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Text
„Hier soll ein
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oder einbesonderer Fakt
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Börsenplätze in Deutschland.indd 20
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