diplomarbeit - Regina Lessenthin
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diplomarbeit - Regina Lessenthin
FACHHOCHSCHULE LUDWIGSBURG HOCHSCHULE FÜR ÖFFENTLICHE VERWALTUNG UND FINANZEN Wahlpflichtfach im Wahlpflichtfachbereich: „Jugend und Jugendarbeit – Herausforderung für Staat und Gesellschaft“ Berufliche Integration von Jugendlichen - am Beispiel des LOS- Projektes in Kornwestheim - D I PLO MAR B E IT zur Erlangung des Grades eines Diplomverwaltungswirtes (FH) vorgelegt von Patrick Kroll Bahnhofstr.4 76661 Huttenheim Studienjahr 2004/2005 Erstgutachter: Prof. Dr. Vollmer, FH Ludwigsburg Zweitgutachter: Diplom – Psychologin Regina Lessenthin Vorwort Mein besonderer Dank gilt Frau Lessenthin für die hervorragende Zusammenarbeit. Des Weiteren möchte ich mich bei den Schülern des LOS- Projektes für die Teilnahme an der Telefonbefragung bedanken. Ohne das Interesse zur Teilnahme an diesem Kurs wäre das Diplomarbeitsthema nicht zustande gekommen. II Inhaltsverzeichnis Vorwort…………………………………………………………………………..II Abbildungsverzeichnis…………………………………………………………..V Abkürzungsverzeichnis………………………………………………………...VI Anlagenverzeichnis…………………………………………………………….VII 1. Einleitung ........................................................................................................... 1 1.1 Allgemeines :Jugendarbeitslosigkeit – Eine Jugend ohne Chancen?............. 1 1.2 Zielsetzung der Bearbeitung........................................................................... 3 1.3 Vorgehensweise und Eingrenzung der Bearbeitung ...................................... 3 2. Das LOS- Projekt .............................................................................................. 4 2.1 Die Entstehung des Projektes......................................................................... 4 2.2 Ziele des Projektes ........................................................................................ 6 3. Der Rahmen des LOS-Projektes in Kornwestheim....................................... 8 3.1 Beteiligte Personen........................................................................................ 8 3.1.1 Diplom-Psychologin Regina Lessenthin ................................................. 8 3.1.2 Die Klasse ............................................................................................... 9 3.2 Uhlandschule Kornwestheim ...................................................................... 10 3.3 Videoaufzeichnungen.................................................................................. 11 4. Ablauf des Kommunikationstrainings.......................................................... 12 4.1 Erster Teil am 21.04.2004 .......................................................................... 14 4.1.1 Die Wollknäuel – Übung....................................................................... 14 4.1.2 Gruppenregeln ...................................................................................... 16 4.1.3 Was weiß ich über Kommunikation? .................................................... 17 4.1.4 Der M.B.T.I – Test ............................................................................... 18 4.1.5 Test zur Bestimmung der Kommunikationsstruktur............................. 20 4.1.6 Videoübung Teil 1 ................................................................................. 23 4.1.7 Film „KBW Frontiere“........................................................................ 23 4.1.8 Der Film „Das Ei“ von Loriot ............................................................ 26 4.2 Zweiter Teil am 28.04.2004 ........................................................................ 28 4.2.1 Das Blitzlicht......................................................................................... 28 4.2.2 Videoübung Teil 2 ................................................................................. 29 4.2.3 Auf dem Bauernhof – Sketch ................................................................. 30 4.2.4 „Tasse oder Kännchen“ – Sketch ......................................................... 31 4.2.5 DAU – Sketch (Dümmster anzunehmender User) ................................ 33 4.2.6 Berufsauswahl – CD ............................................................................. 34 4.2.7 Der Film „Dinner for two“ .................................................................. 35 4.3 Dritter Teil am 05.05.2004......................................................................... 36 4.3.1 Kommunikationsmodell Schulz von Thun ............................................. 37 4.3.2 Fingerübung zur Konzentration............................................................ 39 4.3.3 Feierabend – Sketch.............................................................................. 40 III 4.3.4 4.3.5 4.3.6 4.3.7 4.3.8 Garderobe – Sketch.............................................................................. 42 Tipps zur telefonischen Kontaktaufnahme ............................................ 44 Der MBTI- Test - Teil 2 ..................................................................... 44 Test zur Bestimmung der Kommunikationsstruktur - Teil 2 ................. 45 Abschluss des Kommunikationstrainings.............................................. 46 5. Aushändigung der Teilnahmebescheinigung ................................................ 47 6. Auswertung des Fragebogens ........................................................................ 47 7. Interview mit Diplom – Psychologin Regina Lessenthin ............................. 53 8. Zusammenfassung ........................................................................................... 56 8.1 Resümee ....................................................................................................... 56 8.2 abschließende Beurteilung .......................................................................... 58 Fragebogen zum LOS – Projekt...................................................................... VIII Literaturverzeichnis ...................................................................................... XXXI Erklärung nach §32 III APrOFin gD ....................................................... XXXIII IV Abbildungsverzeichnis: Abbildung 1: Alter der Teilnehmer ....................................................................... 10 Abbildung 2: Schulz von Thun - Modell............................................................... 14 Abbildung 3: Die Wollknäuelübung ..................................................................... 15 Abbildung 4: Was ist bei der Kommunikation wichtig? ....................................... 18 Abbildung 5: 4 - Ohren - Modell........................................................................... 37 Abbildung 6: Wie hat dir der Kurs gefallen? ........................................................ 48 Abbildung 7: Fandest du das Projekt hilfreich? .................................................... 49 Abbildung 8: Hast du bereits einen Job / eine Ausbildung? ................................. 49 Abbildung 9: Glaubst du das Projekt bringt dir was für deinen späteren Beruf?.. 50 Abbildung 10: Welches Training hat dir am meisten Spaß gemacht? .................. 50 Abbildung 11: Welche Trainings waren am hilfreichsten? ................................... 51 Abbildung 12: Würdest du wieder an so einem Projekt teilnehmen? ................... 52 Abbildung 13: Würdest du das Projekt weiterempfehlen?.................................... 52 V Abkürzungsverzeichnis: s.o. b.z.w. z.B. d.h. o.g. u.a. Abb. LOS MBTI S. = = = = = = = = = = siehe oben beziehungsweise zum Beispiel das heißt oben genannte unter anderem Abbildung Lokales Kapital für Soziale Zwecke Myers-Briggs TypenIndikator Seite VI Anlagenverzeichnis Fragebogen zum LOS- Projekt…………………………………………………VIII Excel- Tabellen…………………………………………………………………...X MBTI- Test……………………………………………………………………...XII Test zur Bestimmung der Komm.struktur……………………………………...XVI Das Früstücksei……………………………………………………………...…XXI Auf dem Bauernhof………………………………………………………..….XXII Tasse oder Kännchen?......................................................................................XXIII DAU- Sketch……………………………………………….…………..……..XXV Feierabend…………………………………………………………………....XXVI Garderobe……………………………………………………………..……XXVIII Teilnahmebescheinigung………………………………………………..…….XXX VII 1. Einleitung 1.1 Allgemeines: Jugendarbeitslosigkeit – Eine Jugend Chancen? ohne Der Übergang Jugendlicher von der Schule in den Beruf steht nach wie vor unter schlechten Vorzeichen. Statistische Daten zeigen bisher leider kein Licht am Horizont des Lehrstellenmarktes und regionale Strukturprobleme des Arbeitsmarktes haben dazu geführt, dass ungleiche Lebenslagen weiterhin die Realität des Berufseinstieges prägen und sich somit der Übergang der Jugendlichen in die Berufswelt in vielerlei Hinsicht als problematisch erweist. Die aktuellen Daten des Arbeitsmarktes bestätigen dies: Unter den etwa 4,26 Millionen Arbeitslosen (Stand: November 2004) befinden sich derzeit ca. 428.000 Jugendliche unter 25 Jahre. Im Bundesdurchschnitt ergibt dies eine Jugendarbeitslosenquote von 9,7 %, wobei Baden-Württemberg mit etwa 6,0 % die geringste und Mecklenburg-Vorpommern die höchste Quote mit etwa 19,2 % besitzt (Quelle: Bundesagentur für Arbeit). Im Zusammenhang mit der Jugendarbeitslosigkeit hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden neuere demographische Hochrechnungen veröffentlicht. Demnach seien weltweit etwa 88 Millionen Jugendliche arbeitslos. Da die Jugendlichen nur ein Viertel der arbeitsfähigen Bevölkerung stellen würden, sei die Tatsache, dass sie beinahe die Hälfte der weltweit Arbeitslosen (186 Millionen) ausmache, besonders beunruhigend. Sollte das einzigartige Potential der Jugend nicht produktiv genutzt werden, mahnen sie, werde man keiner hellen Zukunft entgegen schreiten. Vor allem in Entwicklungsländern sei der Schritt von der Arbeitslosigkeit zu illegalen Beschäftigungen sehr klein. Die wachsende, weltweite Arbeitslosigkeit betreffe die jungen Menschen besonders. Die Wahrscheinlichkeit, dass heutzutage Jugendliche arbeitslos werden, sei global gesehen drei Mal so hoch wie bei Erwachsenen. 1 Neue und im Zuge der rasanten technologischen Entwicklung gestiegenen Qualifikationsanforderungen und die Strukturentwicklung regionaler Arbeitsmärkte haben zu veränderten Anforderungsprofilen geführt, denen manche Gruppen von Schulabgängern nicht, oder nur mit Hilfe zusätzlicher Unterstützungsleistungen, gerecht werden können. Infolgedessen ist es für Jugendliche mittlerweile unumgänglich, Schwächen ihrer sozialen Kompetenzen zu entdecken und diese gezielt zu fördern. Eine viel beachtete Definition der sozialen Kompetenz ist die Verfügbarkeit und Anwendung kognitiver, emotionaler und motorischer Fertigkeiten, die in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen führen.1 Ein Schritt um die Jugendlichen auf den Berufeinstieg vorzubereiten ist das so genannte „LOS- Projekt“, welches vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Europäischen Union gefördert wird. Mit diesem Projekt werden lokale Initiativen angeregt und unterstützt, vor allem in sozialen Brennpunkten. Und eben solche Programme sind auch nötig, denn den Jugendlichen, die den Anschluss an die Berufswelt verpassen, drohen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten immer wieder Jobverluste, oft auch lebenslange Armut, sowie Benachteiligungen bei der Wohnungssuche, im Freizeitverhalten, Konsum, Essen oder in der Aus- und Weiterbildung.2 Arbeitslosigkeit wird von Jugendlichen als markanterer Einschnitt als bei Älteren wahrgenommen, denn es bedeutet eine gravierende Bedrohung der Lebensperspektive. Berufliche Ablehnung, mangelnde berufliche Erfahrung und mangelnde soziale Kontakte geben den Jugendlichen das Gefühl von Nutzlosigkeit. Das Selbstwertgefühl leidet, die Motivation eine Stelle zu suchen sinkt und nicht selten sind Depressionen, Aggressionen, Angstzustände, Schuldgefühle oder Schuldzuweisungen die Folge. 1 Jugert, G in: Jugert, G/Rehder,A/u.a.: Soziale Kompetenz für Jugendliche: Grundlagen, Training und Fortbildung, Weinheim und München 2001, S. 9 (im folgenden zitiert als „Jugert: Soziale Kompetenz für Jugendliche“) 2 Projekt Jugend und Arbeit: Jugendliche beim Einstieg in das Arbeitsleben: Regionale Chancenstrukturen und individuelle Strategien, Weinheim und München 1990, S. 5 (im folgenden zitiert als „Projekt Jugend und Arbeit: Jugendliche beim Einstieg in das Arbeitsleben) 2 Orte wie Schule, Ausbildungsplatz und Studium werden ihrer Aufgabe, Zukunftschancen zu eröffnen, immer weniger gerecht. Doch gerade diese Stellen haben zentrale Entwicklungsaufgaben, wozu auch die Vorbereitung auf bzw. der Beginn einer beruflichen Laufbahn zählt. Eines von vielen Projekten, die der Eingliederung der Jugendlichen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt helfen sollen, ist das LOS- Projekt der anerkannten Diplom- Psychologin Regina Lessenthin, welche sich auf Kinderpsychologie spezialisiert hat. Sie hat den Schritt gewagt, Schüler der Uhlandschule Kornwestheim durch ihr selbst entworfenes Projekt auf den Weg in die harte Berufswelt zu helfen. Die genaue Bezeichnung des LOS- Projektes ist: „Multimodales Training für Jugendliche zur Kommunikation und sozialen Kompetenz zur Vorbereitung in den Berufeinstieg“. Dieses Projekt soll im Laufe der Diplomarbeit genauer beleuchtet werden. 1.2 Zielsetzung der Bearbeitung Ziel dieser Arbeit ist es, die einzelnen Arbeitschritte während den Projekttagen von Frau Lessenthin zu erläutern und zu interpretieren und anhand dieser zu beurteilen, ob das Projekt seinen Zweck erfüllt, nämlich der Vorbereitung auf die Berufswelt. 1.3 Vorgehensweise und Eingrenzung der Bearbeitung Zuerst wird die Entstehung und Zielsetzung des LOS- Projektes näher erläutert. Anschließend werden die Mitwirkenden des Projektes kurz vorgestellt, um einen Einblick zu erhalten, wer an dem Projekt teilgenommen hat. Danach wird genauer auf die Arbeitsschritte des Projektes eingegangen, die von größerer Bedeutung sind. Diese Arbeitschritte werden anhand von entsprechender Literatur näher erläutert. Die nachfolgende Auswertung der Telefonbefragung soll zeigen, wie den Jugendlichen das Projekt gefallen hat. Vor dem persönlichen Fazit nimmt Frau Lessenthin noch einmal Stellung zu einzelnen brisanten Fragen. 3 Aufgrund des riesigen Umfangs des Projektes muss die Untersuchung auf einen bestimmten Teil des Projektes eingegrenzt werden. Dies hat aber keinen qualitativen Verlust der Untersuchung zur Folge, da es sich um einen abgeschlossenen Projektteil handelt. Das Projekt gliedert sich in drei Bausteine, nämlich Kommunikationstraining, Stressbewältigung und Selbstsicherheitstraining. Die einzelnen Bausteine wiederum untergliedern sich in weitere drei Teile, die auch jeweils an drei Projekttagen abgehandelt wurden. Das Projekt begann am 21.04.2004 und endete am 30.06.2004. Das Kommunikationstraining wurde von den Jugendlichen zur besten Übung gekürt (siehe Untersuchungsergebnisse). Außerdem beweisen Untersuchungen, dass Kommunikation als entscheidende soziale Kompetenz für späteren Erfolg im Beruf gilt. Diese beiden Tatsachen sind der Auslöser für die genaue Beleuchtung des Projektteils Kommunikationstrainings. 2. Das LOS- Projekt 2.1 Die Entstehung des Projektes Das Programm „Lokales Kapital für Soziale Zwecke“ (LOS) ist der Entwicklungspolitik der Weltbank entlehnt und wird mit der derzeitigen Förderperiode erstmals in den Europäischen Sozialfonds implementiert. Ziel des Projektes ist es, dass soziale und beschäftigungspolitische Potenziale vor Ort aktiviert werden sollen, vor allem Potenziale, die durch große zentrale Programme nicht erreicht werden. Dadurch soll vor allem der Personenkreis angesprochen werden, der auf dem Arbeitsmarkt besonders benachteiligt ist oder auch Menschen gefördert werden, denen der gesellschaftliche Ausschluss droht. Dabei stellte sich die Frage welches Ministerium wohl am besten dieses Projekt übernehmen sollte. 4 Die Entscheidung fiel auf das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), da durch dieses die meisten Personengruppen angesprochen werden. Das Bundesministerium übernimmt dabei jedoch nur einen Teil des Programms, nämlich nur den Teil, der dem Bund zugeordnet wurde. Dies ergibt sich aus der Maßnahme 11 gemäß Artikel 4 Abs. 2 der Verordnung (EG) Nr. 1784/1999 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12.Juli 1999 betreffend den Europäischen Sozialfonds. Demnach stammen die nötigen Fördergelder aus dem Europäischen Sozialfonds. Durch kleinere Zuschüsse von regelmäßig nicht mehr als 10.000 Euro sollen Selbstorganisationskräfte (wie z.B. Frau Diplom-Psychologin Regina Lessenthin) durch lokale Initiativen angeregt und unterstützt werden. Die Mittel werden in Form von Globalzuschüssen von maximal 100.000 Euro an zwischengeschaltete Stellen einer Gebietskörperschaft, so genannte Lokale Koordinierungsstellen, vergeben. Diese Stellen müssen sich zuvor in einer Ausschreibung um die Bewirtschaftung eines auf diese Sozialräume mit besonderen Integrationsproblemen beschränkten Budgets bewerben.3 Voraussetzung für die Unterstützung ist ein entsprechender Aktionsplan, der dazu beiträgt, die Bedingungen zur sozialen und beruflichen Integration in diesen Sozialräumen zu verbessern. Die Zuständigkeit für die Programmumsetzung liegt bei der Koordinierungsstelle, dem Lokalen Netzwerk und einem aus Akteuren bestehenden Begleitausschusses. Bei den Akteuren handelt es sich insbesondere um Angehörige der Zielgruppen aus den jeweiligen Fördergebieten. Die bundesweite Steuerung des Projektes erfolgt durch die Regiestelle LOS.4 Das Programm „Lokales Kapital für soziale Zwecke“ besteht auf Bundesebene aus zwei Schwerpunkten: Das wäre zum einen „Lokales Kapital in Hochwassergebieten“ (Augusthochwasser 2002) und zum anderen „Lokales Kapital in der Sozialen Stadt“. Um diese beiden Projekte durchführen zu können, wurden insgesamt etwa 3 http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=5964.html Bundesministerium für Familie ,Senioren, Frauen und Jugend: Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten (E&C), 2000 4 5 75 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds bis zum Jahr 2006 bereitgestellt. Mit diesen Geldern können momentan in 176 ausgewählten Fördergebieten des Programmteils „Lokales Kapital in der Sozialen Stadt“ circa 6.000 Mikroprojekte umgesetzt werden. Doch dabei soll es nicht bleiben. Im Sommer diesen Jahres hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu einem Konzeptwettbewerb aufgerufen, in dessen Ergebnis ab November 2004 noch einmal circa 100 zusätzliche Gebiete in das Programm LOS aufgenommen werden können. Der Programmteil „Lokales Kapital in Hochwassergebieten“ ist bereits abgeschlossen. Der Bund unterstützte die betroffenen Kommunen und Landkreise mit über 4 Millionen Euro. Dadurch konnten in 60 Fördergebieten 495 Mikroprojekte umgesetzt werden. 2.2 Ziele des Projektes Folgende drei Projekttypen wurden für das Programm LOS aus den entsprechenden Oberzielen abgeleitet: 1. Unterstützung einzelner Aktionen zur Förderung der beruflichen Eingliederung, darunter z.B.: - berufliche Qualifizierung durch Projekte - zur lokalen Wohnumfeldverbesserung, - für gemeindenahe Dienstleistung, - im Bereich lokaler Kultur, - im Bereich Naherholung/ Tourismus; - zur Sanierung und/ oder Pflege der lokalen Umwelt - Integrationsprojekte für besonders benachteiligte Zielgruppen; - gezielte Maßnahmen gegen den Schulabbruch benachteiligter Jugendlicher - spezielle Maßnahmen zur Förderung von Toleranz und Demokratie. 6 2. Unterstützung von Organisationen und Netzen, die sich für benachteiligte Menschen am Arbeitsmarkt einsetzen, darunter z.B.: - Unterstützung von Aktivitäten lokaler Vereine, - Unterstützung der Gründung bzw. Festigung lokaler Netzwerke, - Maßnahmen zur Gründung und Festigung sowie Professionalisierung von Selbsthilfeorganisationen benachteiligter Menschen, - Förderung des Zusammenschlusses von Langzeitarbeitslosen, - betriebswirtschaftliche Weiterbildung für lokale Kleinstinitiativen, - Unterstützung von Organisationen und Netzwerken zur Förderung von Toleranz und Demokratie; 3. Unterstützung bei der Existenzgründung und bei der Gründung von sozialen Betrieben, darunter z.B.: - Beratung bei der Existenzgründung; - Existenzgründungshilfen für benachteiligte Personen in geringer Höhe - Starthilfe für soziale Betriebe und Selbsthilfeeinrichtungen; - Unterstützung von Existenzgründungen/ sozialen Betrieben, die den Gedanken der Toleranz und Demokratie fördern. In der Umsetzung der genannten Förderschwerpunkte sollen besonders solche Initiativen gefördert werden, die sich - der Integration von Immigrant(inn)en auf dem Arbeitsmarkt, - der Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, - der Integration benachteiligter Jugendlicher, - der Förderung des Ehrenamtes, - Frauenprojekten, - sowie älteren Arbeitnehmer(inne)n widmen.5 5 http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=5964.html 7 3. Der Rahmen des LOS- Projektes in Kornwestheim 3.1 Beteiligte Personen 3.1.1 Diplom-Psychologin Regina Lessenthin Tätigkeitsschwerpunkte der Diplom-Psychologin Regina Lessenthin aus Benningen sind zum einen ihre ambulante psychologisch- psychotherapeutische Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie die psychologische Beratung von Betrieben und Unternehmen. Außerdem ist sie als Sachverständige unter anderem bei Sorgerechtsentscheidungen und Glaubwürdigkeitsgutachten tätig oder wirkt an der Hochschulausbildung an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung mit. Ihre Themenschwerpunkte sind unter anderem das Stressbewältigungstraining, Training sozialer Kompetenzen, Schmerzbewältigung, Angstbewältigung, Traumatabehandlung, Verkehrspsychologie, Mobbing und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Prävention am Bildschirmarbeitsplatz, Psychotherapien und Umweltschutz sowie Psychologisches Bewerbertraining. Therapieerfolge feierte die Fachfrau durch tiergeschützte Psychotherapie mit Katzen. Dies bedeutet, dass Frau Lessenthin ihre neun Katzen, die in den Praxisräumen der Psychotherapeutin aus und ein gehen, in irgendeiner Weise in den therapeutischen Prozess einbezieht. In der Psychotherapie erleichtern Tiere den Beginn der Behandlung, dienen als Katalysatoren und fördern das Wohlbefinden. Wie sie persönlich zu dem LOS- Projekt kam, wird später im Interview verdeutlicht. 8 3.1.2 Die Klasse Insgesamt nahmen zwölf Schüler der Uhlandschule an dem Projekt teil. Wie die telefonische Umfrage unter den Teilnehmern ergab, splittert sich die Teilnehmerzahl in sechs Mädchen und sechs Jungen. Sieben der zwölf Schüler, somit circa 58 %, gehören der deutschen Staatsangehörigkeit an, fünf Schüler der türkischen. Insgesamt gaben neun Schüler an türkische Vorfahren zu haben, dies entspricht 75 % der Teilnehmer. Kann man bei diesen 75 % von jungen Menschen mit sozialen Benachteiligungen sprechen? Im „Frankfurter Kommentar“ zum KJHG heißt es dazu: „Junge Menschen mit sozialen Benachteiligungen sind solche mit defizitärer Sozialisation in den Bereichen Familie, Schule, Ausbildung, Berufsleben und sonstiger Umwelt. Soziale Benachteiligungen werden immer dann vorliegen, wenn die altersgemäße gesellschaftliche Integration nicht wenigstens durchschnittlich gelungen ist, insbesondere bei Haupt- und Sonderschülern, Absolventen des Berufsvorbereitungsjahrs, Abbrechern von Maßnahmen der Arbeitsverwaltung, Ausbildungsabbrechern, gesundheitlichen Langzeitarbeitslosen, Einschränkungen, jungen ausländischen jungen Menschen Menschen mit mit Sprachproblemen (...)“( Münder 1997, S.170, RdZiffer 10 zu § 13 KJHG).6 Wie die Videoaufnahmen des Unterrichts beweisen, haben alle ausländischen Jugendliche sprachliche Probleme und gehören somit zu dem Personenkreis der sozial Benachteiligten. Wie der Kommentar zeigt, gehören auch die restlichen 25 % der Klasse aufgrund ihrer schlechten Berufschancen mit einem Hauptschulabschluss zu den Benachteiligten. Die Altersspanne der Teilnehmer reicht von 14 Jahren bis zu 17 Jahren. 6 Schierholz, H in: Strategien gegen Jugendarbeitslosigkeit – Zur Ausbildungs- und Berufsintegration von Jugendlichen mit schlechteren Startchancen, edition.jab Verlag 2002, S.12-15 9 14 Jahre 15 Jahre 17 Jahre 8% 16 Jahre 8% 58% 25% Abbildung 1: Alter der Teilnehmer Sieben Schüler haben bereits das 16. Lebensjahr vollendet und weisen mit 58 % den Hauptanteil auf. Man spricht dabei vom so genannten Modalwert. Das Durchschnittsalter ist 16 Jahre (Mittelwert). 3.2 Uhlandschule Kornwestheim Die Kreisstadt Kornwestheim im Landkreis Ludwigsburg ist Schulträger für insgesamt sieben Schulen, dabei ist die Uhlandschule die einzige Hauptschule im Stadtgebiet. Die Uhlandschule ist eine Grund-, Haupt- und Werkrealschule; hinzu kommt eine Vorbereitungsklasse für ausländische Kinder. Um ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag besser wahrnehmen zu können, wird die Jugendsozialarbeit an der Uhlandschule seit dem Jahr 2000 gefördert. Schwerpunkte der Jugendarbeit sind hierbei freizeitorientierte Angebote für Schüler, Projektarbeiten mit Schülergruppen oder Klassen, Beratungsarbeiten (Schüler, Lehrer, Eltern) und die Kooperation mit der Schule und dem Gemeindewesen. Schulsozialarbeit oder Jugendsozialarbeit an Schulen ist der Einsatz von Fachkräften der Sozialarbeit an Schulen und richtet sich zum Beispiel an Schüler bei schulischem Stress und/ oder schwierigen Lebenslagen.7 Aufgrund des hohen 7 http://www.kornwestheim.de/kwhweb/kwhwg.nsf 10 Ausländeranteils an der Schule und der schlechten Ausbildungschancen, kann man ganz klar sagen, dass es sich hierbei um sozial benachteiligte Jugendliche handelt. 3.3 Videoaufzeichnungen Während allen Veranstaltungstagen wurden Videoaufnahmen durchgeführt und Bilder mit der Digitalkamera gemacht, welche durch die Jugendlichen selbst aufgenommen wurden. Sowohl die Videokamera als auch die Digitalkamera wurden von Frau Lessenthin bereitgestellt. Viele Menschen haben Vorbehalte und Ängste gegenüber Videoaufzeichnungen. Ganz besonders trifft dies in der Regel auf Jugendliche zu, die im besonderen Umfang auf ihre äußere Erscheinung fixiert sind. Deshalb ist hier die Kursleiterin besonders gefragt, behutsam und dennoch bestimmt die jungen Menschen an das Arbeiten mit der Videokamera zu gewöhnen. Es ist so gut wie unmöglich ein besseres Feedback über Verhalten zu gewinnen, wie die objektive audiovisuelle Rückmeldung durch das Videogerät. Um Ängste abzubauen und die Motivation zu steigern empfiehlt es sich, dass die Jugendlichen eigene kleine Filme drehen, um sich mit der Kamera vertraut zu machen.8 Das einfachste Mittel ist das Angebot, dass die Teenies im Training abwechselnd die Videokamera führen können, auch wenn dabei oft nicht das gewünschte Ergebnis erzielt wird. Beim LOS- Projekt wurde dies umgesetzt. Die Schüler kümmerten sich abwechselnd um die Kamera und filmten verschiedene Szenen des Unterrichts. Dadurch sollen andere Blickwinkel deutlich werden, so dass nicht immer der ganze Mensch gesehen wird, sondern mal nur die Füße, mal nur die Hände und dann wieder alles im Gesamtporträt. Das schärft die Wahrnehmung für sich selbst und andere mit dem Ziel sich und andere genauer zu betrachten und zu analysieren. Dabei wurde vor allem auf die persönliche Präsenz geachtet bei der Körperhaltung, Mimik, Gestik, Artikulation und dem Umgang mit anderen Mitschülern in verschiedenen Rollenspielen. Auf die einzelnen Übungen wird an 8 Jugert: Soziale Kompetenz für Jugendliche S.49 11 jedem Tag des Kommunikationstrainings separat eingegangen. So können die Jugendlichen sich einmal selbst sehen und hören und können somit die Wirkung auf andere Personen besser beurteilen. Dadurch haben die Schüler eine bessere Lern- und Veränderungskontrolle, weil sie so die Möglichkeit haben ihr erstes Video mit dem nächsten zu vergleichen. Durch die Aufnahmen konnten sie aktiv in das Geschehen eingreifen und gerade diese Abwechslung kam bei den Jugendlichen sehr gut an. 4. Ablauf des Kommunikationstrainings Sinn und Zweck des Kommunikationstrainings ist es, den Jugendlichen klarzumachen, wie Kommunikation überhaupt stattfindet. Dies geschieht in der Regel nicht nur allein durch Worte, sondern auch durch Körpersprache. Darunter versteht man die Mimik, Gestik und Haltung eines Menschen. Ein weiteres Ziel besteht darin, den eigenen Kommunikationsstil zu reflektieren. Denn ohne den richtigen Umgang mit der Kommunikation können Wünsche, Interessen und Gefühle nicht angemessen geäußert werden, was zu Isolation führen kann. Es soll vermittelt werden, dass Menschen unterschiedlich bewerten, wahrnehmen, denken und sich auf verschiedenste Weise mitteilen. Die Jugendlichen sollen erkennen und lernen, dass Missverständnisse und Irrtümer vermieden werden können durch den Austausch von klaren und ausreichenden Informationen. Schließlich ist es mittlerweile das A und O in einem Beruf mit anderen zu kommunizieren und somit effektiv arbeiten zu können.9 Das Kommunikationstraining ist im engeren Sinne eine Art Beziehungstraining. Darin liegt die eigentliche Herausforderung für den Trainer und die Teilnehmer. Es besteht ein riesiger Zusammenhang zwischen Kommunikationstraining und Persönlichkeitsentwicklung, denn die Persönlichkeit entwickelt sich in und durch 9 Jugert: Soziale Kompetenz für Jugendliche S.62 12 Beziehungen. Hierbei kann man auch den Philosophen Martin Buber nennen, der zu Recht behauptet: „Der Mensch wird am Du zum Ich“.10 Das Aufgeben von Beziehungen, die Verdünnung, Distanzierung oder Isolierung von Beziehungen führt zur Stagnation der Persönlichkeitsentwicklung, manchmal sogar zur Regression. Die bewusste Wahrnehmung und Steuerung dessen, was immer schon geschieht, das Sein- in- Beziehung- zu..., ist das Ziel des Kommunikationstrainings und zugleich die wesensmäßige Unterstützung bei der Entwicklung der Persönlichkeit. Dabei muss auf jeden Fall das so genannte T-A-L-K Modell („4-Ohren-Modell“) von Friedemann Schulz von Thun erwähnt werden. Dieses Modell zeigt vier Fragen auf, die sich jeder Kommunikationspartner im Gespräch stellen sollte: • Tatsache (Sachlicher Aspekt der Aussage): Was ist der sachliche Inhalt der Aussage? Um was geht es? (Sachohr) (worüber ich informiere) • Ausdruck der Person/ des Senders – Selbstmitteilung: Was könnte der Sender über sich ausdrücken? (Selbstoffenbarungsohr) (was ich von mir zu erkennen gebe) • Lenkung/ Appell des Senders: Was könnte der Sender mit der Aussage bezwecken? (Appellohr) (was ich bei dir erreichen möchte) • Kontakt/ Beziehung: Welche Beziehung kommt in der Aussage möglicherweise zum Ausdruck? (Beziehungsohr) (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe)11 10 Krähe, H./ Koeppe, K. in: Voß, Bärbel: Kommunikations- und Verhaltenstrainings, Göttingen 1995 und 1996, S.126-134 11 Schulz von Thun, Friedemann in: Miteinander reden 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung, 1989, S. 19 - 27 13 Abbildung 2: Schulz von Thun - Modell Im Verlauf der Diplomarbeit wird auf das Modell noch einmal näher eingegangen (siehe 3.3.1). 4.1 Erster Teil am 21.04.2004 Zu Beginn der Unterrichteinheit Kommunikationstraining werden von Frau Lessenthin zunächst die drei Einheiten des LOS- Projektes an der Uhlandschule vorgestellt. Somit sollen die Jugendlichen einen Art „Fahrplan“ bekommen, um so den Stand des Projektes besser verfolgen zu können. Im Verlauf der Arbeit wird auf die wesentlichen Unterrichtspunkte eingegangen. 4.1.1 Die Wollknäuel- Übung Damit sich die Teilnehmer aufwärmen und einander kennen lernen wird die Wollknäuel- Übung durchgeführt. Die Trainingsleiterin nimmt ein herkömmliches Wollknäuel in die Hand, stellt sich selbst kurz vor und wirft dieses Knäuel einem Teilnehmer zu, hält aber das Ende fest. Dieser ist nun an der Reihe sich vorzustellen (Name, Alter, Klasse, 14 Hobbys). Danach wirft dieser das Wollknäuel an den nächsten Teilnehmer und hält ebenfalls sein Ende fest. Über die Zeit entsteht ein Netz mit Wollfäden, das den Teilnehmern die Vernetzung innerhalb der Gruppe über die Kurszeit erklären soll. Nunmehr muss jeder Teilnehmer das Wollknäuel wieder an denjenigen zurückwerfen, von dem er es erhalten hat. Dabei soll er die Informationen aus der Vorstellung dieser Person, die er noch weiß, wiederholen, was er nicht mehr weiß, erfragen. Daher wird sowohl der Kontakt untereinander hergestellt und die Teilnehmer lernen bereits erste Schritte im Bereich der Kommunikation. Abbildung 3: Die Wollknäuelübung 15 4.1.2 Gruppenregeln Um dem Unterricht eine Struktur zu geben, werden von Frau Lessenthin Gruppenregeln aufgestellt, die jeder Teilnehmer zu befolgen hat. Die Regeln sehen wie folgt aus: 1. Pünktlich sein 2. Tolerant sein 3. Den anderen ausreden lassen 4. Es kann immer nur einer reden 5. „Petzen gilt nicht“ 6. Zuhören und mitmachen Sinn und Zweck der Aufstellung von Verhaltensregeln ist es, angemessene und prosoziale Verhaltensweisen aufzubauen, welche vorher entwickelt und vorgegeben werden und während des Kurses auch ständig kontrolliert werden müssen. Es wird abgesprochen welches Verhalten innerhalb der Gruppe angemessen ist. Schließlich stellen eben diese Regeln eine Grundbedingung für ein einigermaßen konfliktfreies Miteinander dar und sind hilfreich beim Lösen von auftretenden Konflikten. Ein weiterer positiver Aspekt solcher Regeln ist, dass eine Gruppe, die an einem gemeinsamen Ziel arbeitet, es leichter hat, dieses zu erreichen, wenn sich alle Beteiligte an die Vereinbarungen halten. Damit die aufgestellten Regeln auch von allen Gruppenmitgliedern akzeptiert werden, ist es wichtig, dass sich darin auch die Bedürfnisse aller Teilnehmer widerspiegeln. Regeln können entweder vorgegeben werden oder gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeitet werden. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Regeln besser akzeptiert werden, wenn alle an der Entwicklung teilnehmen können. Dies schafft das Gefühl der Zugehörigkeit und der Eigenverantwortung und kann zum besseren Einhalten der Regeln führen. Doch auch vorgegebene Regeln, wie in diesem Fall, können vertreten werden, da klar vorgegebene Regeln für die Autorität des Gruppenleiters sprechen. Außerdem nehmen die 16 Jugendlichen freiwillig an diesem Kurs teil und erzielen für sich das bestmögliche Resultat, wenn sie sich an die vorgegebenen Regeln halten. Im Endeffekt kommt es darauf an, dass die Jugendlichen den Umgang mit Verhaltenregeln lernen, denn dadurch wird die Selbststeuerung und Selbstkontrolle gefördert. Das Erleben, Verhalten willentlich lenken zu können, lässt zunehmend das Gefühl von Selbstwirksamkeit entstehen, eines der wichtigsten Bausteine zur Entwicklung sozialer Kompetenz. Frau Lessenthin orientiert sich bei der Vorgabe der Gruppenregeln an Verhaltensweisen der Gruppe, die eventuell das Arbeiten erschweren könnten. Dazu gehört zum z.B. wiederholtes Zuspätkommen von Teilnehmern, Passivität und Intoleranz. Die Regeln sind deutlich und verständlich formuliert, wirken zwar bestimmend, aber im positiven Sinne. Somit werden Jugendliche auf entspannte Art und Weise an den Ernst der Lage herangeführt und können sich durch den Alltagssprachgebrauch auch eher mit den Regeln identifizieren.12 4.1.3 Was weiß ich über Kommunikation? Die Jugendlichen werden zu Beginn des Projektteils Kommunikationstraining gefragt, was sie für sie bei der Kommunikation wichtig sei. Dabei ist es ihnen natürlich gestattet mehrere Antworten zu geben. Dabei ergaben sich folgende Antworten: 12 Jugert: Soziale Kompetenz für Jugendliche S.50-51 17 Anzahl gleicher Antworten 7 Deutlische Aussprache 6 5 Höflich sein 4 3 2 Partner in die Augen schauen Langsam reden Nicht stottern Überzeugend reden 1 Freundlich sein Zuhören 0 Abbildung 4: Was ist bei der Kommunikation wichtig? Wie die Befragung zeigt, ist für die Schüler vor allem die deutliche Aussprache wichtig um angemessen kommunizieren zu können, doch auch Höflichkeit und der Blickkontakt dürfen dabei nicht fehlen. Überzeugend reden wurde dabei nur einmal genannt, was aber im Laufe des Unterrichtes noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Denn was bringt schon ein freundliches Auftreten beim Vorstellungsgespräch ohne die nötige Überzeugungskraft? Gerade diese ist wichtig um auf sich aufmerksam zu machen. 4.1.4 Der M.B.T.I- Test Im Laufe der Geschichte haben die Menschen eine enorme Vielfalt kluger Methoden entwickelt, um sich selbst und andere zu erforschen. Eine von vielen Möglichkeiten ist der M.B.T.I. Auf der Grundlage von C.G. Jungs psychologischen Typen bietet der Myers-Briggs TypenIndikator ein Persönlichkeitsinventar, das in den Bereichen Selbst-Erkenntnis, Pädagogik, Karriereplanung, Schulung von Führungskräften, Beratung, Seelsorge und Organisationsmanagement mittlerweile sehr beliebt geworden ist. Der MBTI hilft Menschen sich selbst besser kennen zu lernen und zu verstehen, Teamgeist zu 18 fördern, die persönliche Kommunikation zu verbessern und zu einer persönlichen Spiritualität zu gelangen.13 Der originale Fragebogen besteht aus 90 Punkten bei denen es jeweils zwei Antwortmöglichkeiten gibt. Anhand der Antworten wird der bestimmte Typ zugeordnet. Dabei handelt es sich um vier bipolare Skalen: • E: Extraversion (Außenorientierung) vs. I: Introversion (Innenorientierung) • S: Sensing (Sinnliches Wahrnehmen) vs. N: Intuition ( intuitives Wahrnehmen) • T: Thinking (Analytisches Beaurteilen) vs. F: Feeling (Gefühlsmäßiges Beurteilen) • J: Judging (Beurteilung) vs. P: Perceiving (Wahrnehmung)14 Die Kombination dieser einzelnen Skalen lässt 16 verschiedene Persönlichkeitstypen entstehen. Je nach Präferenz der einen oder der anderen Skala sind spezifische dynamische Beziehungen festzustellen, anhand derer sich der jeweilige Persönlichkeitstyp bestimmen lässt. Jede so genannte Typenformel besteht aus der Aneinanderreihung der vier Präferenzen (z.B. ENTJ: Außenorientierte, analytische Beurteilung mit intuitiver Wahrnehmung). In dem gleichen Raster entstehen die weiteren 15 möglichen Typen. Auch Frau Lessenthin hat diesen Test bei ihren Teilnehmern durchgeführt. Dabei wurde eine gekürzte Fassung des Tests genommen. Mit diesem konnten Vermutungen über den eigenen Typ überprüft werden (siehe Anlage). Mit 35 Fragen (anstatt 90 Fragen) kann kein statistisch gesichertes Ergebnis erzielt werden, wie mit dem wesentlich umfangreicheren Original- MBTI- Fragebogen, aber es erlaubt den Jugendlichen erste Blicke in den MBTI- Spiegel zu werfen. Man sollte in diesem Zusammenhang jedoch erwähnen, dass ein ausführlicher Test der Zeitrahmen wohl gesprengt hätte. 13 Bents, R./ Blank, R. in: M.B.T.I – Eine dynamische Persönlichkeitstypologie, München 1992, S. 14 ( im folgenden zitiert als: „Bents/Blank: M.B.T.I“) 14 http://www.testraum.ch/Serie%202/MBTI.htm 19 Zur Auswertung lässt sich folgendes sagen: Die Fragen 1, 8, 15, 22 und 29 bestimmen, ob man ein E- oder I- Typ ist. Die Fragen 2, 3, 9, 10, 16, 17, 23, 24, 30, 31 geben Auskunft über die Zugehörigkeit zu S oder N, die Fragen 4, 5, 11, 12, 18, 19, 25, 26, 32, 33 zu T oder F und die Fragen 6, 7, 13, 14, 20, 21, 27, 28, 34, 35 zu J oder P. Dabei werden jeweils alle Antworten, die mit (a) und (b) beantwortet wurden zusammengezählt und dem jeweiligen Typ zugeordnet (siehe Anhang). Der Test wurde an zwei Tagen durchgeführt, nämlich am ersten und dritten Tag des Kommunikationstrainings. Dies soll den Teilnehmern zeigen, ob sie sich während des Kurses weiterentwickelt haben und in welchem Umfang. Die Fragen wurden nicht ausgeteilt, sondern vorgelesen, damit die Jugendlichen spontaner entscheiden. Den Jugendlichen wurden im Unterricht, am 2. Unterrichtstag, Materialien zu den einzelnen Typen des MBTI- Tests ausgehändigt, anhand denen sie erkennen können, was typische Merkmale an ihnen selbst und innerhalb der Gruppe sind. Somit haben sie es einfacher sich selbst kennen zu lernen. Dabei handelt sich u.a. um Karikaturen, die es auch jungen Menschen erlaubt zu verstehen, welcher Typ sie sind und wo die Unterschiede zu dem jeweils anderen Typ liegen. Des Weiteren wurden Unterlagen ausgeteilt über bestimmte Merkmale, Grundhaltungen und -funktionen und Verhalten bei der Teamarbeit. Auf diese wird nicht gesondert in der Arbeit eingegangen. 4.1.5 Test zur Bestimmung der Kommunikationsstruktur Dieser Fragebogen ist primär eine Übung, mit deren Hilfe die Jugendlichen bestimmte Aspekte ihrer Persönlichkeit in Bezug auf Kommunikationsfähigkeit genauer erfahren können. Damit soll eine gute Basis für folgende Übungen geschafft werden, mit denen die Erfahrungen aus dem Test thematisiert werden sollen. Der Fragebogen ist ein Instrument, um den Teilnehmern und der Leiterin eine vage Einschätzung darüber zu ermöglichen, wie weit Ihre Kommunikationsfähigkeit entwickelt ist. Er soll keineswegs näher die Psyche der Jugendlichen zum Vorschein bringen, sondern einen Anhalt zur sinnvollen 20 Bewertung von kommunikativer Kompetenz bieten. Grundsätzlich geht es in dem Fragebogen erst einmal um die Wahrnehmung und Artikulation des eigenen Kommunikationsverhaltens. Die Teilnehmer sollen bei dieser Übung an drei grundlegenden Bestimmungsfaktoren für ihr kommunikatives Verhalten herangeführt werden. Zum einen sollen sie Defizite im Hinblick auf die eigene kommunikative Kompetenz erkennen, zum anderen sollen ihnen die Ursachen dieser Mängel bewusst und die Bedeutung von Kommunikation im Alltag thematisiert werden. Udo Kliebisch, der Autor des Fragebogens, ist der Meinung, dass Jugendliche ab dem 12. Lebensjahr in einer Gruppe bis ca. 20 Personen in der Lage wären, diese Fragen zu beantworten und auszuwerten. Dafür sollten jeweils 40 Minuten gegeben werden.15 Diese Kriterien wurden während des Kommunikationstrainings erfüllt. Nachdem also die Schüler 35 Fragen beantwortet haben, werden die Ergebnisse anhand der Skala ihrer Selbsteinschätzung ins Auswertungsblatt eingetragen. Bei der Skala handelt es sich um eine Zahlenreihe von -5 bis +5, wobei -5 für „stimmt nicht“, 0 für „stimmt zum teil“ und +5 für „stimmt genau“ steht. Insgesamt stehen somit pro Frage elf Antworten zur Wahl. Nachdem die Antworten in den Auswertungsbogen, welcher in der Anlage vorliegt, eingetragen wurden, müssen nun die Kreuze von oben nach unten miteinander verbunden werden. Diese Linie gibt nun Auskunft darüber, wie sehr die Kommunikationsfähigkeit ausgeprägt ist. Verläuft die Linie im rechten Teil des Blattes, dann muss die Kommunikationsfähigkeit noch stark verbessert werden. Je weiter links die Linie verläuft, desto besser ist die Kommunikationsfähigkeit entwickelt. Die Fragebögen und die Auswertungsbögen ließen sich sehr schlecht interpretieren, wie Frau Lessenthin meint, da einige Schüler ihre Kreuze willkürlich gemacht hätten. Es lässt sich jedoch feststellen, dass aufgrund der gegebenen Antworten die Kommunikationsfähigkeit durchwegs maximal die Mitte der Skala erreicht, eher sogar schlechter. Dafür könnte es einige Gründe geben. Wie bereits analysiert, haben fünf der zwölf Schüler die türkische 15 Kliebisch, Udo in: Kommunikation und Selbstsicherheit – Interaktionsspiele und Infos für Jugendliche, Verlag an der Ruhr Iserlohn 1995, S.11-19 21 Staatsbürgerschaft und insgesamt neun dieser zwölf Jugendlichen türkische Eltern. Gerade diese Jugendliche haben es kommunikativ sehr schwer, da sie einerseits in der Schule deutsch sprechen müssen und andererseits zu Hause meist mit ihren türkischen Eltern und Großeltern oder im Freundeskreis türkisch sprechen. Somit ist die deutsche Sprache oft recht schlecht ausgeprägt. Wie Frau Lessenthin berichtete, hatten auch viele Teilnehmer Probleme mit der deutschen Schrift. Dies führt zu eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit. Somit gibt es schon Probleme die eigentlich recht einfach gestellten Fragen, die jedoch nicht in der Frageform gestellt sind, zu beantworten. Die einzelnen Punkte des Fragebogens sind meist in Ich- Form geschrieben, denn schließlich soll der Teilnehmer zeigen, wie er auf bestimmte Situationen reagiert. Darunter sind Fragen, wie man z.B. mit Konflikten umgeht oder sich allgemein in Gesprächen, ob mit einer Person oder mehreren Menschen, verhält. Die Jugendlichen sollen sich nun in den nächsten Tagen einige Gedanken über ihre Antworten machen. Dabei könnten folgende Fragen weiterhelfen: • Was habe ich beim Nachdenken über meine Antworten im Einzelnen über mich erfahren? • Was habe ich bei der Bearbeitung über mein Kommunikationsverhalten erfahren? • Welchen Stellenwert hat die Kommunikation im Alltag? • Welche Bedeutung hat die Kommunikation für mein Leben? • Welche Mängel an kommunikativer Kompetenz könnte ich haben? • Wie machen sich diese Mängel bemerkbar? • Welche Ursachen gibt es dafür? • Wie bin ich bisher mit meiner eingeschränkten Gesprächsfähigkeit umgegangen? • Welche Möglichkeiten der Verbesserung könnte ich mir vorstellen? • Wie kann ich die Ergebnisse des Tests in Zukunft für das tägliche Leben nutzen?16 16 Kliebisch, Udo in: Kommunikation und Selbstsicherheit – Interaktionsspiele und Infos für Jugendliche, Verlag an der Ruhr Iserlohn 1995, S.11-19 22 Am dritten Tag des Trainings wird der Test wiederholt, um so Entwicklungen festzustellen. 4.1.6 Videoübung- Teil 1 Am ersten Tag geht es unter anderem auch darum, dass die jungen Leute sich erst einmal mit der Kamera anfreunden. Die Schüler werden gebeten vor der Klasse stehend drei Dinge zu nennen, die sie gerne machen oder gut können und drei Dinge, die sie nicht gerne machen oder nicht so gut können. Dabei kommt das typische Klischee zum Vorschein. Die Jungen spielen am liebsten Fußball und die Mädchen geben vor ein goldenes Händchen beim Kochen zu besitzen. Alle wirken zunächst etwas nervös und können ihren Vortrag nicht schnell genug hinter sich bringen. Diese Angst, wie sie auch bei Vorstellungsgesprächen auftreten kann, soll durch diese Art von Übung genommen bzw. verringert werden. 4.1.7 Film „KBW Frontiere“ Frau Lessenthin schaut nun mit ihrer Gruppe den Film „Frontiere“ an, welcher 1997 von der Filmakademie Baden-Württemberg produziert wurde. Zum Inhalt lässt sich folgendes sagen: Alles spielt sich in der heißen Wüste ab. Es ist ein strahlendblauer Himmel und es ist keine Stadt oder Ähnliches in Sicht. Eine hellbraune Knetfigur, welche stark einem Menschen ähnelt, läuft planlos durch die Wüste und trifft plötzlich auf eine ockerfarbene Knetfigur. Beide bleiben plötzlich stehen und achten dabei nur auf ihre Füße. Es fällt auf, dass beide weder Mund noch Nase besitzen. Jede der Figuren zuckt auf einmal mit dem linken Fuß zurück. Die eine Figur schaut daraufhin herauf und ist völlig erstaunt was gerade passiert. Sie stehen sich nun gegenüber und ihre Ratlosigkeit ist nicht zu verleugnen. 23 Die eine Knetfigur reibt sich das Kinn und die andere den Kopf, wobei sich beide durch Wut und Freude im Gesicht unterscheiden. Nachdem sich beide ein wenig beschnuppert haben, macht die eine durch eindeutige Handzeichen klar, dass die andere ihr Platz zu machen hat. Diese lässt sich jedoch nicht darauf ein. Das führt dann letztendlich vom Schupsen bis hin zur Schlägerei, wobei keiner nachgibt. Am Ende des Kampfes liegen beide am Boden. Doch damit ist nicht genug... Nachdem eine der beiden Figuren einen Mauerstein findet, kommt sie auf die Idee sich durch einen Mauerbau von der anderen abzugrenzen. Jedoch hätte sie nicht damit gerechnet, dass die andere es prompt genauso macht. Blitzschnell entsteht ein riesiges Labyrinth und beide wirken zunächst recht glücklich. Die Freude hält jedoch nicht sehr lange an. Nach kurzem Ausruhen beginnt die hastige Suche nach dem Gleichgesinnten, doch das Suchen bleibt in dem riesigen Labyrinth erfolglos. Auch das nun einsetzende „Hallo“- Rufen bleibt ohne jeglichen Erfolg. Der Film endet damit, dass beide Rücken an Rücken erschöpft zu Boden gehen, einstig und allein getrennt durch die Mauer. Nun tritt die Nacht ein, beide sind einsam und die Erdkugel erweist sich als riesiges Labyrinth. Ein letzter trauriger „Hallo“- Ruf lässt den Film enden. Was will dieser Film den Jugendlichen übermitteln? Die Handlung führt zwei Menschen zusammen, zwei Fremde, die jedoch nicht auf die Umgebung oder andere, sondern nur auf sich bzw. ihre Füße achten. Und genau diese Füße sind ihr ganzer Horizont, von dem sie sich nicht abbringen lassen. Bei dem plötzlichen Zusammentreffen fragen sich die Protagonisten, wer wohl in ihren Horizont eindringt. Wie es sich herausstellt ein Fremder, welcher durch eine andere Hautfarbe gekennzeichnet ist. Beide zucken mit dem linken Fuß. Aber warum? Das Herz ist bekannterweise auf der linken Seite, welches wiederum für Emotionen steht. Beide reagieren in dieser Situation emotional ähnlich, nämlich in dem sie nichts sagen, da sie keinen Mund besitzen um diesen einmal zu öffnen. Die Mundlosigkeit wiederum könnte dafür sprechen, dass die Kommunikation an sprachlichen Mauern scheitert, da sie aus verschiedenen Kulturen stammen. Die Mundlosigkeit könnte aber auch tiefer liegende Ursachen haben, wie z. B. ein begrenztes Blickfeld. Jeder sieht stets nur sich selbst und 24 nimmt andere nicht wahr. Genau das kann zur Folge haben, dass die Fähigkeit sich sprachlich mit anderen zu verständigen langsam aber sicher verloren geht. Was bleibt ist nur die Mimik und Gestik als einziges Kontaktmittel. Würden beide Hauptfiguren mehr über ihren Horizont herausblicken, könnten sie rechtzeitig ausweichen, wie es auch täglich auf Straßen in aller Welt geschieht. Aber soweit denken sie nicht. Ohne ihre Selbstbezogenheit oder auch Selbstverliebtheit würde es wohl kaum zu einer Konfrontation gelangen. Bloß dafür müssten sie sich miteinander auseinandersetzen, was keiner wirklich einsieht. Somit rückt ein gemeinsamer Weg in weite Ferne. Einer ist verärgert, der andere versucht zumindest ein wenig freundlich zu sein, was im Endeffekt zu keinem akzeptablen Ziel führt. Dadurch entfacht sich die im Kreis drehende Diskussion bis zu dem Punkt, an dem beide am Boden liegen. Da keiner der Beteiligten nachgeben möchte, geriet alles aus dem Ufer- der Mauerbau beginnt, welcher wiederum die herrschende Sprachlosigkeit verstärkt. Da auch der andere nicht über seinen Schatten springen kann entsteht ein riesiges Labyrinth ohne irgendeinen Ausweg. Eins haben beide gemeinsam, nämlich dass nun keiner von ihnen den Ausweg findet. Der Kontrahent ist mittlerweile verschwunden und somit auch der Anlass. Die nun eingetretene Trennung bringt nun jetzt die Einsamkeit mit sich, die eigentlich keiner so richtig erleben möchte. Die riesige Mauer spricht eine deutliche Sprache, da bringt auch Rufen nichts mehr. Woraus besteht eigentlich die Mauer? Sie besteht aus mehreren Bausteinen, nämlich Intoleranz, Selbstbezogenheit, Sturheit, Gefühlskälte und Sprachlosigkeit uns es würden sich noch viele weitere Bausteine finden lassen. Somit kann man als Fazit abschließend nennen, dass jeder einzelne Mensch kritisch in sich hereinschauen sollte, um beim täglichen Umgang mit seinen Mitmenschen ihre Rufe hören zu können, denn es liegt an jedem selbst, ob er den Rufen nachgibt oder nicht. Würde jeder so denken wie die beiden Knetfiguren, dann wäre die Welt ein einziges, riesiges Labyrinth aus unzähligen Mauern. Jeder sollte Fremden die nötige Anerkennung, Zuneigung, Wir- Gefühl und Verständnis für ein angenehmes Klima entgegenbringen. 25 4.1.8 Der Film „Das Ei“ von Loriot Nun wird der Klasse ein echter Klassiker von Loriot vorgespielt, welcher danach von den Schülern interpretiert werden soll. Ein Ehepaar sitzt morgens am Frühstückstisch, eine typische Alltagssituation. Als der Mann sein Ei öffnet weißt er, nach einer längeren Denkpause, seine Frau darauf hin, dass sein Ei hart sei und nicht weich wie er es immer möge. Diese schweigt zunächst. Nachdem der Ehemann sein Anliegen wiederholt, reagiert seine Ehefrau leicht gereizt, da sie das Ei wie jeden Morgen viereinhalb Minuten gekocht habe und nichts dafür könne, dass es so ist wie es ist. Nachdem der Gatte weiter nachbohrt woran es liegen könnte, dass es mal hart und mal weich sei, fühlt sich die Gattin immer mehr angegriffen („Ich bin doch kein Huhn“). Sie habe es nun mal im Gefühl wann das Ei weich sein könnte, worauf der Ehemann offenkundig an ihrem Gefühl zweifelt. Er macht ihr klar, dass er kein zufällig weiches Ei haben möchte, sondern eines, das nach der Uhr viereinhalb Minuten gekocht habe. Später reduziert er sich darauf, hauptsächlich ein weiches Ei haben zu wollen, egal wie lange es an Kochzeit bräuchte. Worauf sie antwortet, dass Männer doch primitiv seien. Der Sketch endet mit folgendem Satz des Mannes: „Ich bringe sie um...morgen bringe ich sie um...“17 Wie könnte diese Szene nun interpretiert werden? In dem Zeichentrick- Sketch wird bewusst auf Hintergrunddetails verzichtet. Es wird sich bewusst auf das Gespräch des Ehepaars konzentriert. Dem Mann geht es im Endeffekt nur darum, seiner Frau zu verdeutlichen, dass sein Ei nicht die gewünschte Konsistenz aufweist. Die ist seiner Auffassung nach nur zu erreichen, wenn das Ei eben viereinhalb Minuten gekocht wird. Die Intention der Frau ist es, vom eigentlichen Thema abzulenken, beziehungsweise die Bedeutung des Eis herunterzuspielen. Als sie merkt, dass sie seine Argumente nicht entkräften kann, macht sie ihm ihrerseits abgeleitete Vorwürfe um vom Geschehen abzulenken. Selbst zum Abschluss des Sketches wird deutlich, dass das Gespräch in der geführten Form keinesfalls zur Verständigung beigetragen, sondern das genaue 17 Loriot in: Loriot` s dramatische Werke, Zürich 1981. 26 Gegenteil bewirkt hat. Beide Ehepartner agieren nicht gerade verständigungsorientiert und haben obendrein ihrer Verärgerung über den jeweils anderen so deutlich Ausdruck verliehen, dass eine Verständigung auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht wirklich zu erwarten ist. Der Grund für das ganze Chaos sind nicht etwa die unterschiedlichen Positionen, sondern eher die mangelnde kommunikative Kompetenz auf beiden Seiten. Der Mann versucht auf Teufel komm raus seine männliche Logik durchzusetzen, mit der auch vielleicht seiner Frau überlegen ist, aber er findet einfach nicht den Punkt zu der gewünschten Verständigung zurückzukehren. Die Frau hat sich einfach gekränkt gefühlt, als ihr Mann an ihren Gefühlen begonnen hat zu zweifeln. Frauen sind nun mal stark von ihren Gefühlen geprägt. Aber auch die Frau hat Fehler gemacht, denn es ging ihr zum Schluss nicht mehr darum ihren Mann zu beruhigen, sondern eher darum über ihn zu triumphieren. Die verständigungsorientierten Aspekte der Kommunikation bleiben daher leider auf der Strecke, denn unter diesen Rahmenbedingungen kann natürlich kein kommunikatives Handeln gedeihen, welches in erster Linie auf Verständigung tendiert. Dieses Gespräch ist sehr gut auf die Alltagskommunikation übertragbar. Der von der Logik geleitete Mann trifft auf die von Gefühlen geleitete Frau, was häufig zu unterschiedlichen Argumentationsebenen zwischen den Geschlechtern führt. Diese Ebene kann eben nur überwunden werden, wenn der Mann sich auch mal auf die persönliche Ebene begibt und somit der Frau alles etwas leichter macht.18 Den Jugendlichen soll somit gezeigt werden, dass sie kommunikativ aufeinander zugehen müssen, um so mögliche Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen. Gerade Jugendliche in diesem Alter, der pubertären Phase, machen es dem anderen Geschlecht nicht gerade einfach mit unüberlegten Kommentaren, die die andere Person doch sehr kränken können. 18 Ehlert, U in: „ Das ist wohl mehr `ne Kommunikationsstörung“ – Die Darstellung von Missverständnissen im Werk Loriots, Königstein 2004, S.216 - 226 27 4.2 Zweiter Teil am 28.04.2004 4.2.1 Das Blitzlicht Am zweiten Unterrichtstag wird von der Gruppenleiterin das „Blitzlicht“ eingeführt. Die Schüler sollen sich zu bestimmten Fragestellungen möglichst spontan äußern, ohne dass sie Kritik oder Widerspruch zu fürchten haben. Sie sollen dadurch zu persönlichen Äußerungen ermutigt werden und auf diese Weise anstehende Klärungsprozesse in der Klasse voranbringen und zugleich das freie Sprechen üben. Blitzlichter können an allen möglichen Stellen des Unterrichts angebracht werden, da sie überall ihren Platz und Wert haben. Sie können z.B. dann angewandt werden, wenn eine Besinnungspause angezeigt ist, irgendwelche Störungen auftreten oder fachbezogenes Brainstorming geboten ist. „Blitzlicht“ bedeutet hierbei, dass die Äußerungen der einzelnen Schüler kurz, präzise und persönlich sein müssen. Die bedeutet im Endeffekt, dass jeder Schüler reihum Stellung zu einer bestimmten Frage nimmt, wenn auch nur in ein oder zwei Sätzen, welche vom Lehrer gestellt wird. Mögliche Fragen wären: „Was haben wir letzte Stunde gemacht?“, „Was war wichtig?“, „Was haben wir gelernt?“. Die Schlange könnte endlos fortgesetzt werden.19 Die Statements werden normalerweise in der „IchForm“ vorgetragen. Kommentare, Nachfragen oder sogar Kritik ist in dieser Phase nicht erlaubt. Diskutiert wird somit erst nach dem Vortrag. Vom Leiter kann so was nicht besonders vorbereitet werden. Er kann sich höchstens ein paar Leitfragen notieren, die für den Gesprächsverlauf eventuell vom Vorteil sein könnten. Es ist immer abhängig wie die Gespräche verlaufen. Es ist jedoch darauf zu achten, dass eine Sitzordnung gewählt wird, bei der die Schüler Blickkontakt halten können. Für den Gruppenleiter dient das Blitzlicht außerdem als Möglichkeit, um das Ausdrücken von Gefühlen im Kreis der Schüler zu üben. Das Feedback ist somit eine Art Rückmeldung zu Verhalten in einer besonderen Rolle oder Situation. Dadurch können unerwünschte Verhaltensweisen analysiert und 19 Klippert, H. in: Kommunikationstraining –Übungsbausteine für den Unterricht II, Weinheim und Basel 1998, S.93 28 durch konstruktive Verhaltensvorschläge korrigiert oder ersetzt werden. Vor allem positives Feedback, wie ein Lob und anerkennende Worte oder vielleicht auch nur Applaus, unterstützen und halten die Motivation zum Lernen aufrecht. Durch Feedbackprozesse wird Selbst- und Fremdwahrnehmung geschult und Unterschiede zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung verdeutlicht. Die Folge davon ist, dass die Person, die Feedback bekommt, lernt, sich genauer einzuschätzen, denn man selbst hat es schwer sich einzuschätzen. Das können Außenstehende viel besser. Nur wer es lernt subjektive Gefühle und Bedürfnisse anderen zeigen, hat es leichter auch anerkannt und integriert zu werden. Damit bei der Beobachtung der Person keine Konflikte oder Fehlinterpretationen entstehen, muss sachlich beobachtet und nichts hinein interpretiert werden.20 Der Empfänger lernt, dass Feedback als soziale Unterstützung und als Chance für seine persönliche Weiterentwicklung zu betrachten. Das Verhalten bringt eine Rückmeldung mit sich, die nicht als richtig oder falsch bezeichnet werden kann, sondern davon abhängt, wie der FeedbackgeberIn die Situation subjektiv wahrnimmt und interpretiert. Durch das Feedback dieser Person werden gleichzeitig Informationen über sie herausgegeben, durch diese Einstellungen, Sichtweisen und Meinungen deutlich werden.21 Somit lässt sich als Fazit sagen, dass ein Blitzlicht oder auch Feedback immer hilfreich ist auf dem Weg sich selbst kennen zu lernen und zu verstehen und auf jeden Fall in den Unterricht, wie bei Frau Lessenthin, mit eingebaut werden sollte. Auch am 3. Tag wurde das Blitzlicht durchgeführt, darauf wird aber nicht gesondert eingegangen. 4.2.2 Videoübung- Teil 2 Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Einführung des Blitzlichtes werden nun auch gleich in die Tat umgesetzt. Jeder Schüler soll sich zu Beginn überlegen, was sie in der letzten Stunde, vor einer Woche, gelernt haben. Dadurch möchte Frau Lessenthin zum einen sehen, was von der letzten Woche hängen geblieben ist und 20 Jugert, G.: Soziale Kompetenz für Jugendliche, S.57 - 59 29 zum anderen Gesprächstechniken mit der Gruppe einstudieren. Diese Übung findet im Interviewstil statt, das heißt, dass ein Schüler den anderen Schüler wie in einem Fernsehinterview Fragen zur letzten Sitzung stellt. Dazu werden die Schüler wie gewohnt wieder gefilmt und keiner darf dazwischen reden. Anschließend werden einzelne Ausschnitte der Auftritte analysiert, einmal mit und einmal ohne Ton. So soll genauer auf die Stimmlage, Körperhaltung, Mimik und Gestik geachtet werden. Die Jugendlichen sollen lernen, dass Körpersprache ein wichtiger Bestandteil menschlicher Kommunikation ist. Mit Hilfe von praktischen Übungen wie dieser sollen die Schüler üben, Körpersprache als Mittel zur positiven Selbstdarstellung bewusst und angemessen einzusetzen und körpersprachliche Signale von anderen situationsangemessen zu interpretieren. 4.2.3 Auf dem Bauernhof- Sketch Als nächstes bekommen die Schüler einen Sketch vorgelegt, anhand dessen sie erarbeiten sollen wie in diesem Fall Missverständnisse entstehen und was besser zu machen ist. Ein Bauer ruft seinen Knecht zu sich. Dieser Knecht hat das Problem, dass er ziemlich stark stottert. Er möchte dem Bauer klar machen, dass er beabsichtigt zu kündigen. Daraufhin hakt der Bauer nach warum er denn aufhören wolle. Als Grund nennt er, dass er sich jeden Tag um die Hühner kümmern müsse. Doch das sei nicht das Problem, sondern der Haken sei, dass jeden Abend, wenn er die Hühner zurück in den Stall schaffen möchte, eines der Hühner sich weigert den Stall zu betreten. Jedes Mal mache er dann diesem lauthals klar, dass er es kaputt hauen wolle, wenn es nicht in den Stall gehe. Daraufhin würden alle Hühner wird den Stall verlassen. Die Komik in dem Sketch besteht darin, dass der Knecht bei der Erklärung die einfachsten Wörter durch sein Stottern nicht heraus bekommt und diese durch viel schwerere Synonyme ersetzt, was ihm viel leichter fällt auszusprechen (aus Hühner wird z.B. Geflügel). 21 Fengler, J. in: Feedback geben. Strategien und Übungen, Weinheim 1998, S.19 - 40 30 Doch wo entstehen jetzt hier Missverständnisse? Dafür könnte es mehrere Gründe geben. Der Knecht tritt in dem Sketch etwas dümmlich auf, dies könnte zur Folge haben, dass der Bauer die Bedeutung seiner Mitteilung falsch auslegt, vielleicht sogar als Witz versteht. Dies spiegelt sich an den kurzen Aussagen des Bauern wieder in der Form von: „Na und? Ach?!“ Aber der größte Grund für Missverständnisse in diesem Fall liegt darin, dass der Knecht so stark stottert. Dadurch fällt es ihm schwer Gefühle deutlich genug auszudrücken. Somit wiederum fällt es dem Bauer schwer die nonverbalen Signale seines Auszubildenden zu erkennen. Nun ist die Frage wer hier falsch reagiert hat und was derjenige besser machen könnte. Nun das größte Problem des Knechtes ist sein Sprachdefizit, welches sich nicht von jetzt auf nachher abstellen lässt. Wenn überhaupt kann er nur langsam daran arbeiten. Somit hat der Bauer dafür gesorgt, dass es zu Missverständnissen kommt, da er genau weiß welches Problem sein Knecht hat und dieses auch respektieren sollte. Vielleicht hat der Knecht durch seine Stotterei Komplexe seine Probleme früh genug anzusprechen. Somit kann man sagen, was für den Bauern und für die Allgemeinheit gilt, dass man schwächeren oder benachteiligten Menschen ein wenig entgegen kommen sollte um so Missverständnisse zu vermeiden. Wie man sieht ist das hier eigentlich ein ganz lapidarer Fall, der aber einem so jungen Menschen ganz schön zu schaffen machen kann. Frau Lessenthin wollte damit bezwecken, dass die Schüler dadurch vielleicht lernen, nicht mehr auf schwächere Schüler rumzuhacken, sondern normal mit ihnen zu kommunizieren und ihre Gefühle ernst zu nehmen. 4.2.4 „Tasse oder Kännchen“- Sketch Auch in diesem Sketch sind Missverständnisse das Hauptthema und die Schüler haben erneut die Aufgabe diese herauszuarbeiten und Verbesserungsvorschläge zu nennen. Ein Mann geht in ein Restaurant und möchte dort eine Tasse Kaffee bestellen, jedoch weißt ihn die Bedienung darauf hin, dass es nur Kännchen gebe. Der 31 Kunde ist mit dem Kännchen einverstanden, wenn es keine Tassen gäbe. Kurz darauf kommt die Bedienung mit Kännchen und Tasse an um ihm den Kaffee zu servieren. Der Mann ist nun ein wenig verwirrt, weil er ja dachte, es gäbe keine Tassen, sondern nur Kännchen. Als der Mann das Spiel mit der Tasse und dem Kännchen immer weiter spielt („Ich könnte auch zuhause 10 bis 12 Tassen auftreiben, wenn Sie so wenig haben.“), reagiert die Frau zunehmend gereizter. Zum Schluss wünscht der Mann, dass ihm die Bedienung die Tasse auffüllt und das Kännchen einfach wieder mitnimmt, weil er schließlich nur eine Tasse wollte, worauf sie antwortet: „Wir haben keine Tassen, mein Herr!“ Die Missverständnisse sind hier ganz offensichtig. Die Frau hat sich zu Beginn falsch ausgedrückt, indem sie meinte, es gäbe nur Kännchen. Sie hätte sagen sollen, dass sie in diesem Restaurant nur kännchenweise verkaufen. Somit wäre es besser zu verstehen gewesen. Aber auch der Mann gibt sich nicht viel Mühe dabei die Frau zu verstehen, er geht eben nach der Logik. Er denkt sich, wenn er aus einer Tasse trinken kann, dann will er auch nur die Tasse und sonst nichts. Die Bedienung wiederum tut sich dabei schwer die Sache aufzulösen und wird dann durch die mangelnde Kommunikationsfähigkeit gereizt und fühlt sich provoziert. Somit lässt sich folgendes sagen. Kommunikation ist ein vielschichtiger Prozess der Verständigung. Er ist gekennzeichnet von den individuell unterschiedlichen Interpretationen, Erwartungen und Erfahrungen der Gesprächspartner. Deshalb ist das, was der Sprecher (die Bedienung) meint, nicht unbedingt das, was der Hörer versteht (der Gast). Und genau deshalb entstehen Missverständnisse. Dabei könnte man wieder das Sender– Empfänger– Modell von Schulz von Thun heranziehen (s.o.). Für eine erfolgreiche Kommunikation und damit auch ein Leben ohne Missverständnisse ist es wichtig, die verbale und nonverbale Ebene in Einklang zu bringen, das eigene Kommunikationsverhalten zu kennen und unterschiedliche Kommunikationstechniken zu beherrschen. Dies fehlte im Fall der beiden Protagonisten. 32 4.2.5 DAU- Sketch (Dümmster anzunehmender User) Die Aufgabenstellung für die Jugendlichen ist die Gleiche wie in den beiden Sketchen zuvor. Wieder handelt sich um eine Alltagssituation. Ein Mann ruft bei einer Computer- Hotline an, da er mit seinem Computer nicht zu Recht kommt. Er behauptet auf seiner Tastatur fehle eine Taste, nämlich die „Enikei- Taste“. Bei dem Gespräch stellt sich aber heraus, dass auf dem Monitor „any key“ steht, was bedeutet, dass er irgendeine Taste drücken solle. Da er auch sonst mit dem Programm Probleme hat, versucht der Mitarbeiter der Hotline ihm weiter zu helfen. Dieser wirft während des Gesprächs Wörter im Zusammenhang mit dem Computer in den Raum wie „Fenster schließen“, „Schirm“, „erstmal raus gehen“. Der Anrufer bezieht diese Begriffe auf sich und macht eben das, was man zu ihm sagt, mal schließt er ein Zimmerfenster, öffnet seinen Regenschirm oder geht hinaus in den Flur. Dies wird dem Hotline- Mitarbeiter langsam zu bunt, woraufhin er meint, es wäre wohl am besten, wenn der Anrufer den Stecker aus der Dose ziehen würde. Dieser macht das dann auch prompt und der Mensch von der Hotline hat in dieser Zeit bereits aufgelegt. „Also, die in der Hotline haben aber auch überhaupt keine Ahnung“, ist dann der abschließende Satz des enttäuschten Anrufers. Welche Missverständnisse verbergen sich nun dahinter? Der Anrufer hatte einfach nicht den gleichen Wissenshorizont wie der Mitarbeiter der Hotline, was ja auch nachvollziehbar ist. Für ihn ist das alles nur Fach- Latein und sonst nichts, jedoch hat er sich bemüht die Anweisungen umzusetzen. Hier kommt es zu Missverständnissen, weil der Kunde die Bedeutung der Mitteilung des Mitarbeiters einfach falsch ausgelegt hat. Er hat über die Motive seines Gegenübers spekuliert. Der Mitarbeiter wiederum hat seine Gefühle oder Hilfestellung nicht deutlich genug ausgedrückt und hat die Auswirkungen seines eigenen Verhaltens auf seinen Gesprächspartner nicht rechtzeitig überprüft. Auch hier kann man sagen, dass das, was der Sprecher meint, nicht unbedingt das ist, was der Hörer in diesem einen Moment versteht. 33 Um Missverständnisse, wie in diesem Fall, zu vermeiden, empfiehlt es sich vorher ein besseres Bild von seinem Gegenüber zu machen um sich somit besser in ihn herein versetzen zu können. 4.2.6 Berufsauswahl- CD Den Jugendlichen wird im Laufe des Unterrichts die Berufswahl- CD ausgegeben, welche von der Bundesanstalt für Arbeit zusammen mit dem Landesarbeitsamt Baden- Württemberg veröffentlicht wurde. Auf dieser CD bekommen die Schüler zum einen Auskunft über die Angebote der Berufsberatung, wie z.B. welches Arbeitsamt für einen zuständig ist oder wie einem die Berufsberatung im Bezug auf die Berufswahl helfen kann. Außerdem wird darüber informiert welche Bildungs- und Ausbildungswege bei welchem Schulabschluss möglich sind. Auch das wohl schwierigste Thema wird behandelt, nämlich wie man sich den richtigen Beruf aussucht. Dabei handelt es sich um ein Selbsterkundungsprogramm, anhand dessen Vorschläge für einen passenden Beruf gegeben werden. Letztenendes werden noch Tipps und Hilfestellungen auf der CD angeboten, z. B. wie man sich richtig bewirbt. Damit stellt die CD eine gute Möglichkeit dar seinem Traumberuf oder bestmöglich passenden Beruf ein wenig näher zu kommen. Gerade sozial benachteiligten Schülern kann diese CD weiterhelfen, da diese es meist aufgrund ihrer ausländischen Abstammung schwer haben, sich u. a. Tipps von den Eltern zu holen, die oft selbst schlecht oder gar nicht deutsch sprechen können. Diese CD sollte noch viel mehr publik gemacht werden an deutschen Schulen. Jugendliche werden viel zu oft ins kalte Wasser geschmissen, wenn es darum geht, einen Job oder eine Ausbildung zu finden bzw. sich für einen Ausbildungsberuf zu entscheiden. 34 4.2.7 Der Film „Dinner for two“ Bei dem Film handelt es sich um einen kanadischen Animationsfilm, welcher 1996 vom Katholischen Filmwerk GmbH und der Matthias Film GmbH herausgegeben wurde. Schauplatz der Geschichte ist die Natur. Alle Tiere sind gerade mit dem Verspeisen ihrer Beute beschäftigt. Ein Frosch versucht eine Fliege zu fangen, doch schafft es nicht, weil er nicht hoch genug springen kann. Gleichzeitig sind zwei Chamäleons auf Beutefang mit ihrer langen Zunge. Plötzlich betritt eine riesige Fliege den Schauplatz. Der Frosch versucht vergeblich das Tier zu fangen. Als die Fliege in die Nähe der Chamäleons gerät, saugen sich beide mit ihrer Zunge an ihr fest, um sie zu fressen, aber keiner lässt nach. Andere greifbare Beute wird ignoriert, da beide genau diese eine Fliege haben wollen. Der Streit dauert an bis in die Nacht hinein. Alle anderen Tiere beobachten diesen Streit genau. Durch ihr wildes Herumschlagen und Herumtreten gefährden sie andere Tiere, u. a. mehrere kleine Küken, die aus dem Nest fallen. Der Ast auf dem sie sitzen ist nun durch den Streit angebrochen und droht in die Tiefe zu stürzen. Zwei im Wasser darunter liegende Krokodile warten mit ihren aufgesperrten Mäulern auf die vielleicht gleich herunterstürzenden Chamäleons. Als der Ast bricht müssen beide die Beute loslassen um sich noch irgendwie retten zu können. Dabei streckt das eine Tier seinen Arm aus um den anderen vor dem Tod zu bewahren. Somit überleben beide. Die erschöpfte Fliege, die den ganzen Kampf miterlebt hatte, fällt erschöpft auf das Wasserrosenblatt des hungrigen Frosches. Die Chamäleons müssen mit ansehen, wie der Frosch jetzt vielleicht die dicke Fliege frisst. Doch kurz bevor der Frosch das Tier fressen will, entschließt er sich, es mit den Chamäleons brüderlich zu teilen. Als nun alle drei zusammen am Tisch sitzen und fressen, fliegt erneut eine Fliege über den Tisch, die allen schmecken würde. Jedoch haben die Chamäleons dazugelernt und lassen dem Frosch den Vortritt. Dieser Film ist für die Schüler extrem lehrreich, denn mehrere Probleme werden aufgezeigt und wiederum auch, wie man sie lösen kann. Hier bekommen die Jugendlichen veranschaulicht, wie verschiedene Personen mit Konflikten 35 umgehen. Bei den Chamäleons ist es zunächst so, dass keiner nachgeben möchte und damit den jeweils anderen und Außenstehende in Gefahr bringen. Als dann die Zeichen schlecht stehen, besinnen sich beide auf ihre Freundschaft und retten so ihr Leben. Der Frosch weiß genau, dass am Ende auch die Chamäleons die tote Fliege wollen, doch um gar nicht erst Konflikte entstehen zu lassen, teilt er mit ihnen die Beute. Dabei wird ein Beispiel der Konfliktlösung vorgestellt. Auch Konflikte sind Teil der Kommunikation, verbal oder nonverbal. Wichtig für die Schüler sollte es vor allem sein, Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen. Im Endeffekt hat nämlich der Konflikt beiden Chamäleons nichts gebracht, denn keiner von beiden konnte zunächst die Fliege erbeuten. Und falls doch mal Konflikte auftreten, empfiehlt es sich diese friedlich zu lösen. Hätten die Chamäleons Abmachungen getroffen, wäre es niemals soweit gekommen, die Kommunikation fehlte somit schon zu Beginn. Der Film ist im Großen und Ganzen leicht verständlich und sollte somit auch für junge Schüler, wie in diesem Fall, interpretierbar sein, zumal ja noch eine Besprechung dazu im Anschluss erfolgte, bei der noch Fragen geklärt wurden. 4.3 Dritter Teil am 05.05.2004 Wie bereits schon am 2. Tag des Kommunikationstrainings startet der Unterricht mit dem Blitzlicht. Diese besitzt das gleiche Muster wie schon am Tag zuvor und wird deshalb nicht mehr separat erwähnt. Das Gleiche gilt auch für die Videoübung „Was haben wir beim letzten Mal gemacht bzw. gelernt?“. Wie schon bei der letzten Sitzung werden Gesprächstechniken in Form von Interviews geübt. 36 4.3.1 Kommunikationsmodell Schulz von Thun Heute bekommen die Schüler das bereits am Anfang der Diplomarbeit erklärte TALK- Modell vorgestellt. Anhand dieses Modells sollen sie die vier wesentlichen Eigenschaften der Kommunikation kennenlernen. Zu Beginn meiner Arbeit wurde der wesentliche Aufbau des Modells erläutert. Nun ist es an der Zeit die einzelnen Punkte noch genauer zu erklären, wie es auch die Teilnehmer des Kurses zeitlich erlebt haben. Was alles am Anfang ein wenig kompliziert aussah, wird nun etwas anschaulicher dargestellt. Dem Modell wird so viel Bedeutung zugesprochen, da es nicht nur für das private Miteinander wichtig ist, sondern auch für den beruflichen Bereich, wo das Professionelle und das Menschliche ständig miteinander verzahnt sind. Wenn ich als Mensch etwas von mir gebe, bin ich auf vierfache Weise wirksam. Jede Botschaft die man von sich gibt enthält, ob man nun will oder nicht, vier Botschaften gleichzeitig (siehe Abbildung): Abbildung 5: 4 - Ohren - Modell • eine Sachinformation (worüber ich informiere) – blau • eine Selbstoffenbarung (was ich von mir zu erkennen gebe) – grün • einen Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe) – gelb • einen Appell (was ich bei dir erreichen möchte) - rot Schulz von Thun hat die vier Seiten als Quadrat dargestellt und dementsprechend dem Sender „vier Schnäbel“ und dem Empfänger „vier Ohren“ zugeordnet. Wenn das nun psychologisch betrachtet wird, kommt man zu dem Ergebnis, dass bei jedem Gespräch mit anderen auf beiden Seiten vier Schnäbel und vier Ohren 37 beteiligt sind. Die Qualität des Gesprächs hängt dann im Endeffekt davon ab, wie gut diese zusammen spielen. Auf der Sachebene steht zuerst die Sachinformation im Vordergrund. Dabei geht es um Daten, Fakten und Sachverhalte. In diesem Fall muss man zwischen drei Kriterien unterscheiden. Dabei gilt zum einen das Wahrheitskriterium, wahr oder unwahr (zutreffend/ nicht zutreffend), zum anderen das Kriterium der Relevanz (sind die aufgeführten Sachverhalte für das anstehende Thema von Belang/ nicht von Belang?) und zum Dritten erscheint das Kriterium der Hinlänglichkeit (sind die angeführten Sachhinweise für das Thema ausreichend, oder muss vieles andere auch bedacht sein?). Für die Jugendlichen gilt also, dass sie den Sachverhalt klar und verständlich vermitteln sollen, denn ihr Gesprächspartner achtet nun mal auf Daten, Fakten und Sachverhalte und hat entsprechend der drei genannten Kriterien viele Möglichkeiten einzuhaken. Bei der Selbstoffenbarung gibt es ein klares Muster, nämlich jemand der etwas von sich gibt, gibt auch etwas von s i c h. Jede Äußerung, die man von sich gibt, enthält immer auch eine Selbstkundgabe, ob man das will oder nicht. Sie ist ein Hinweis darauf, wie es einem geht, was das Herz spricht, wofür ich stehe und wie ich meine Rolle auffasse. Dies kann entweder explizit („Ich- Botschaft) oder implizit (= ohne ausdrücklichen Hinweis in einer Aussage mit enthalten) geschehen. Dieser Umstand macht jede noch so kleine Nachricht zu einer kleinen Kostprobe der Persönlichkeit, was dem Sender nicht nur in Prüfungen und in der Begegnung mit Psychologen einige Besorgnis verursachen kann. (wie z.B. beim „Idioten- Test). Der Empfänger nimmt dies mit dem Selbstkundgabeohr auf: Was sagt mir das über den Anderen? Was ist der für einer? Wie ist der gestimmt? Für die Jugendlichen bedeutet dies folgendes: Achtet immer darauf was ihr erzählt! Die Beziehungsseite ist ganz wichtig bei der Kommunikation, denn durch sie gibt man sich zu erkennen, wenn man jemanden anspricht. Sie zeigt genau wie man zu dem Gesprächspartner steht und was man von ihm hält- jedenfalls immer bezogen auf den aktuellen Gesprächsstand. Dies zeigt man durch die Formulierung der 38 Sätze, den Tonfall und die Begleitmimik. In jeder Äußerung steckt somit auch ein Beziehungshinweis, für welchen der Empfänger sehr oft ein sensibles (über) empfindliches Beziehungsohr besitzt. Aufgrund dieses Ohres wird unterschieden: „Wie fühle ich mich behandelt durch die Art, in der der andere mit mir spricht? Was hält der andere von mir und wie steht er zu mir?“ . Die Jugendlichen sollten sich somit merken, dass sich immer einen Kopf darüber machen sollten was sie sagen und wie sie es sagen. Beides hat entscheidenden Einfluss auf den Gesprächspartner. Die vierte und damit letzte Seite im Quartett ist die Appellseite. Jemand der in einem Gespräch das Wort ergreift und es an jemand richtet, will in der Regel auch etwas damit bewirken, Einfluss nehmen, nämlich den Anderen nicht nur erreichen, sondern auch etwas bei ihm erreichen. Entweder auf offene oder verdeckte Art und Weise geht es auf dieser Ebene um Wünsche, Appelle, Ratschläge, Handlungsanweisungen, Effekte usw. Das Appell- Ohr ist folglich besonders empfangsbereit für die Frage: Was soll ich jetzt machen, denken oder fühlen?22 Folglich sollen die Schüler begreifen, dass sie im Leben nur weiter kommen, wenn sie sich einerseits etwas sagen lassen (z.B. Tipps, Ratschläge...) und andererseits auch anderen erklären was ihnen nicht so passt oder was sie besser machen würden, schließlich ist das Leben ein einziges Geben und Nehmen. 4.3.2 Fingerübung zur Konzentration Die Fingerübung stellt eine Möglichkeit dar, um die Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Die Energetisierung der Hände wirkt sich auch auf unser Gehirn und damit unsere geistigen Energien aus. Handübungen jeglicher Art führen zu Konzentration und wecken die Lebendigkeit unseres Geistes, was intensive Erfahrungen in Indien (Mudras) und China beweisen. Hierzulande werden solche Übungen oft nicht erst genommen und eher als „Kinderkram“ bezeichnet. 39 Doch das stimmt so nicht, denn inzwischen ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass Fingerübungen die Sprachfähigkeit in besonderer Weise fördern. Kehlkopf, Zunge und Lippen werden durch die Ausdrucksbewegung der Hände aktiviert. Die Fingerübung, welche Frau Lessenthin vorgestellt hat, nennt sich „Fingerkreuzen“. Dabei werden die Handflächen zuerst aneinander gelegt, anschließend sollte man zunächst die Daumen und dann nacheinander alle anderen Finger übereinander kreuzen. Sehr langsam und dann etwas schneller. Danach werden die Handflächen voneinander getrennt, so dass sich nur noch die Finger berühren. Abschließend werden die Finger jetzt abwechselnd voneinander getrennt, so ist mal der eine und mal der andere Daume oben. Diese Übung führt durch diese Überkreuzung dazu, dass beide Gehirnhälften miteinander arbeiten. Normalerweise ist es so, dass immer nur eine Hälfte aktiviert wird, doch so sind beide im Einklang und neue geistige Energien werden freigesetzt.23 4.3.3 Feierabend- Sketch Die Klasse bekommt die Aufgabe den Sketchtext „Feierabend“ von Loriot zu bearbeiten. Wie bei dem Sketch „Das Ei“ handelt es sich hierbei um ein Ehepaar in einer Alttagssituation. Zu Beginn des Gesprächs lässt sich festhalten, dass es sich nicht um einen Dialog in der face- to- face- Form handelt, da der Ehemann allein in einem Raum mit dem Rücken zur Tür sitzt, während seine Frau durch die halb geöffnete Tür zu hören und hin und wieder auch zu sehen ist. Der Mann sitzt in einem Sessel und versucht, sich zum Feierabend ein wenig zu entspannen, und seine Frau unterbreitet ihm zahlreiche Vorschläge, was er Sinnvolles mit dieser Zeit anfangen könne. Er geht jedoch auf keinen ihrer Vorschläge ein, sondern will lediglich in seinem Sessel sitzen. Die Intention der Frau ist eindeutig, ihren Mann zu einer ihrer Auffassung nach sinnvollen Betätigung am Feierabend zu bewegen, wobei die Hintergründe für diese Bemühung nicht erkennbar werden. Die 22 Schulz von Thun in: Miteinander reden 2, Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung, 1989, S. 19-27. 23 Vahle, Frederik in: Bewegliche Lieder oder Musik macht Beine, Rohwolt 2002, einzelne Auszüge. 40 kommunikative Intention des Mannes beschränkt sich in erster Linie auf die Abwehr der jeweiligen Vorschläge und erst in zweiter Linie darauf, seiner Frau verstehen zu geben, mit welchem Interesse er sich in den Sessel gesetzt hat. Und dieses Verhalten wiederum führt zu Missverständnissen, denn die Frau denkt, sie müsste ihrem Mann vielleicht noch bessere Vorschläge machen, dabei will er sich lediglich entspannen. Der Sketch endet damit, dass erst die Frau ihrem Ärger freien Lauf lässt und anschließend der Mann herumschreit und sich beschwert, er würde gar nicht schreien. Das Schreien gilt an dieser Stelle als Zeichen der beendeten Kommunikation, weil die Akteure nicht fähig gewesen sind, ihre unterschiedlichen Kommunikationspläne aufeinander abzustimmen bzw. miteinander in Einklang zu bringen. Der Mann hat gar kein Interesse daran die Kommunikation mit seiner Frau aufrecht zu erhalten, da er sich in einen ruhigen Raum zurückzieht um dort gemütlich zu relaxen. Durch das Nachhaken der Frau, ob der Mann denn vielleicht das eine oder andere machen wolle, ist nicht der Wunsch der Frau die Kommunikation aufrecht zu erhalten zu erkennen, sondern eher der Versuch, ihre Sicht der Dinge zu präsentieren und das Bemühen darum, dass ihre Sicht keineswegs in Frage gestellt wird.24 Wie lässt sich nun diese Situation auf die Alltagskommunikation und somit auch auf die Jugendlichen übertragen? Auch im Alltag finden sich vergleichbare Konstellationen in zwischenmenschlichen Beziehungen und dort eben in der kommunikativen Praxis. Grundsätzlich lässt sich jedoch feststellen, dass die Rollenverteilung, wie im Sketch, nicht unbedingt typisch ist. Auch Männer neigen in solchen Situationen zur Unterstellung vermeintlicher Tatsachen, auf denen sie beabsichtigen, die gesamte Kommunikation fußen zu lassen. Beide Geschlechter stehen darin einander in nichts nach. Zielgerichtete und verständigungsorientierte Kommunikation wird so selbstverständlich nicht möglich. 24 Ehlert, Uwe in: „Das ist wohl mehr `ne Kommunikationsstörung“ – Die Darstellung von Missverständnissen im Werk Loriots, Königstein 2004. S. 227-236. 41 Abschließend lässt sich sagen, dass Unterstellungen ein gesundes Gespräch nicht weiterbringen. Sie dienen nur dazu den Gesprächspartner zu provozieren und ihn aus der Reserve zu locken. Kommunikation sollte stets auf Tatsachen basieren und nicht waghalsige, mit unter sogar falsche Unterstellungen beinhalten, denn dies vergiftet die ganze Atmosphäre und lässt somit die Kommunikation entweder still stehen oder eskalieren, was abhängig von der jeweiligen Persönlichkeit ist. 4.3.4 Garderobe- Sketch (siehe Anlage25) Dies ist nun der letzte Sketch, welcher in der Unterrichtseinheit „Kommunikationstraining“ behandelt wurde. Auch er gehört zu den Klassikern Loriots und berichtet auf humoristische Art und Weise aus dem Alltagsleben eines Ehepaars. Das Ehepaar steht vor dem Schlafzimmer und unterhält sich über das Kleid der Ehefrau. Der Mann bindet sich seine Schleife. Dabei ist nicht geklärt was der Anlass dafür ist. Alles beginnt damit, dass die Ehefrau ihren Mann fragt, wie er denn ihr Kleid fände, worauf er antwortet, dass er es „besonders hübsch“ fände. Doch der Frau reicht die Antwort nicht. Sie bohrt weiter, ob er denn nicht das grüne Kleid vielleicht sogar noch lieber möge. Er versucht zu zeigen, dass ihm das Kleid, was sie im Moment anhabe sehr gut gefalle und die Frau denkt direkt ihm gefalle das grüne Kleid nicht. Jetzt bringt sie noch das blaue Kleid ins Spiel, sein vermeintliches Lieblingskleid. Auch das würde ihm gefallen, jedoch schaue sie in dem Kleid was sie gerade anhabe auch sehr gut aus. Da die Frau nicht genug haben kann, spitzt sich die Lage zu. Seine Komplimente werden blindlings unter den Teppich gekehrt. Ihm sei es doch sowieso egal, was sie anhabe, ist nun ihre Meinung, ihm könne man es ja sowieso nicht recht machen. Der Sketch endet damit, dass die Frau ihrem Mann den Vorwurf macht, dass man sich mit ihm über Atommüll, über die Ölkrise, den Wahlkampf und die Umweltverschmutzung unterhalten könnte, aber über „nichts Wichtiges“... 25 http://www.unterhaltungsspiele.com/sketche/garderobe.html 42 Was will den Jugendlichen nun dieses Gespräch zeigen? Der Sketch beschäftigt sich inhaltlich mit den üblichen Klischees von Mann und Frau. Die Frau kann sich nicht entscheiden was sie abends anziehen soll und führt darüber eine Diskussion mit ihrem Mann. Sie sucht ganz klar nach Anerkennung und kann nicht genügend Komplimente von ihm bekommen, was daran liegen muss, dass das Paar schon ziemlich lange zusammenlebt. Doch er hat es eher eilig und ist damit beschäftigt sich selbst fertig zu machen. Da sie verschiedene Ziele verfolgen, führt das dazu, dass aneinander vorbei geredet wird. Sie erwartet Komplimente und er kann es nicht erwarten, dass sie endlich bereit zum Gehen ist. Sie will sich im Grunde genommen nur schön für ihn machen und ihm wird es langsam zu bunt, so dass er ihr den Tipp gibt, doch anzuziehen was sie wolle. In diesem Fall handelt es sich ganz eindeutig wieder um ein Kommunikationsproblem. Nach so vielen Jahren Ehe fällt es dem Ehemann schwer ein klares Statement zu geben, doch genau diese Tatsache lässt die Ehefrau nicht zur Ruhe kommen. Aber auch sie macht es ihm nicht leicht. Was am Anfang aussah, als suche sie nur genügend Anerkennung von ihrem Mann, entpuppt sich als wahrer Machtkampf. Zum Schluss geht es nicht mehr um das Kleid, sondern darum ihre eigene Meinung, ihren Willen durchzusetzen, was im Endeffekt dann dazu führt, dass entscheidende, wichtige Dinge wie Umweltverschmutzung, Atommüll als unwichtig abgestempelt werden. Hierbei ist das gleiche Problem wie im vorherigen Sketch erkennbar. Die Ehefrau versucht durch nicht nachzuvollziehbare Unterstellungen auf ihrem Standpunkt zu pochen, was mal wieder die gesamte Kommunikationsstruktur ruiniert. Auch der Mann hätte ein wenig mehr Enthusiasmus zeigen können. Somit sollen die Jugendlichen aus dem Sketch folgendes mit herausnehmen: Zum einen sollte man nicht nur auf sich selbst schauen, sondern auch auf die Meinung anderer hören. Zum zweiten bringen sinnlose Unterstellungen nichts, sondern schaden nur der Kommunikation. Und drittens kommt es immer darauf an, wie man etwas sagt. Der Mann hatte die Komplimente eben nur einfach so gesagt, ohne jegliche Betonung, auf der Sachebene. Dabei wurde aber die Beziehungsseite der Nachricht (vergleiche TALK- Modell) vergessen. Sie zeigt 43 wie der Mann zu seiner Frau steht. Was sich hier herausfiltern lässt, ist, dass die Verliebtheit schon sehr abgenommen hat, was der Tonfall zeigt. Deshalb sollte man immer auf die nötige Mimik, Gestik und den Tonfall achten, denn dies lässt eine Nachricht ganz anders wirken. Wäre der Mann vielleicht etwas emotionaler gewesen, wäre auch seine Frau befriedigt. 4.3.5 Tipps zur telefonischen Kontaktaufnahme Damit die Schüler bereits telefonisch einen guten Eindruck bei möglichen neuen Arbeitgeber machen, bekamen die Teilnehmer Tipps zur telefonische Kontaktaufnahme ausgeteilt, welche im Unterricht dann noch näher erläutert wurden. Beim Telefonat ist u. a. besonders wichtig, dass Notizen gemacht werden, dass man sich zu Beginn des Gespräches mit seinem Name vorstellt, den Gesprächspartner ausreden lässt, den Grund des Anrufes erklärt und dabei den eigenen Wunsch kurz und präzise vorträgt und sich vor allem vorher die Fragen an den Betrieb aufschreibt. Dies konnte anhand von Rollenspielen eingeübt werden. 4.3.6 Der MBTI- Test - Teil 2 Am dritten Tag des Trainings wurde der Test ein zweites Mal durchgeführt, um so Veränderungen festzustellen. Wie schon am ersten Tag erwähnt, besteht der Test insgesamt aus 35 Fragen. Anhand der (a) und (b) Antworten wird der Typ bestimmt. Die erste Typenbestimmung, E- oder I- Typ, stellt kein Problem dar, da aufgrund der ungeraden Fragenanzahl, nämlich 5, eindeutig gesagt werden kann, um welche Art Typ es sich handelt. Bei den Fragen zu den Typen S oder N, T oder F und J oder P können jeweils auch gleich viele Antworten herauskommen, da zur Bestimmung jeweils 10 Fragen vorgesehen sind. Dies soll die ganze Untersuchung nicht erschweren, sondern gibt Auskunft darüber, ob der Teilnehmer für eine bestimmte Berufsgruppe geeignet ist. Anhand der einzelnen Typen können Vorschläge gemacht werden, welches nun der optimale Beruf 44 wäre. Doch was bedeutet nun ein „Unentschieden“ bei den Typen? Ein „Unentschieden“ bedeutet, dass diese Person für einen Beruf geeignet ist, bei dem Eigenschaften von beiden Typen vorhanden sein sollten. Der Teilnehmer ist somit ein Allrounder. Dies ist vor allem bei Ärzten, Managern und ähnlichen Berufen notwendig, da diese Menschen verschiedenste Aufgaben in ihrem Beruf bewältigen müssen, bei denen Fähigkeiten von eigentlich allen Typen vorhanden sein sollten (z.B. analysieren, vermitteln, planen, kommunizieren, offen sein u.s.w...). Insgesamt haben zwölf Schüler an dem MBTI- Test teilgenommen, erneut jedoch nur neun davon am dritten Projekttag aufgrund von Abwesenheit der restlichen Telnehmer. Somit kann nur eine Auskunft über diese neun Personen gemacht werden. Dabei hat keiner genau die gleichen Antworten gegeben wie am ersten Tag. Dies hat zur Folge, dass sich bei allen eine Änderung eingestellt hat, die aufgrund der Entwicklung durch den Kurs eintrat, oder von der Tagesform abhing. Keiner der Teilnehmer ist ein Allrounder, bei vier Jugendlichen traten jedoch zum Teil gleich viele Antworten auf, und bei drei Schülern ist im Vergleich zum ersten Test eine komplett neue Typenreihe entstanden. 4.3.7 Test zur Bestimmung der Kommunikationsstruktur - Teil 2 Nachdem nun die Jugendlichen genug Zeit hatten, sich über den ersten Teil des Testes Gedanken zu machen und der Projektteil des Kommunikationstrainings nun fast das Ende erreicht hat, ist der Punkt gekommen, den Test ein zweites Mal durchzuführen zur Kontrolle. Dabei wurde der gleiche Bogen mit den gleichen Fragen verwendet. Anschließend wurde die erste Linie mit der des zweiten Tages verglichen. Nun wäre es logisch, wenn sich die Linie nach links verbessert hätte oder zumindest genauso wäre wie vorher. Dazu lässt sich sagen, dass wie die Videos beweisen, sich die Schüler mittlerweile schon leichter tun im Umgang mit den anderen, jedoch der Bogen keinen besonderen Eindruck vermitteln kann, da viele Kreuze wieder wahllos gemacht wurden. Dieser Test macht nur Sinn, wenn 45 bei den Teilnehmern die nötige Motivation und vor allem Ernsthaftigkeit mit eingebracht wird. Das ist bei pubertierenden Jugendlichen in diesem Alter sehr schwer. Teilweise sind Fortschritte im Auswertungsbogen erkennbar, aber eher in der Minderheit. 4.3.8 Abschluss des Kommunikationstrainings Zum Abschluss des Trainings teilte Frau Lessenthin noch einige Unterlagen aus, die den Jugendlichen helfen sollen bei der Suche einer Ausbildungsstelle oder eines Berufs. Des Weiteren zeigen diese auf, wie die Chancen auf den jeweiligen Beruf sind, was u. a. abhängig ist von der schulischen Laufbahn des jeweiligen Interessenten. Diese Materialien wurden von den Schülern bearbeitet und so entstanden erste Eindrücke über einen möglichen Beruf oder eine mögliche Ausbildung. Die Unterlagen waren hauptsächlich Unterlagen der Bundesagentur für Arbeit. Außerdem verteilte die Kursleiterin eine Literaturliste zum Thema Kommunikation/ Gesprächsführung, mit Hilfe derer sich die Jugendlichen noch etwas schlauer machen können oder die Möglichkeit haben, bestimmte Aspekte noch zu vertiefen. Zum Schluss der Einheit fand, wie schon am gleichen Tag und am Tag zuvor, ein Blitzlicht statt, doch diesmal in der Form eines Abschlussblitzlichtes. Dabei sollten die Teilnehmer noch einmal alles zusammenfassen, vor allem wie es ihnen gefallen hat und was sie aus dem Kurs persönlich mitnehmen werden bzw. was sie gelernt haben. 46 5. Aushändigung der Teilnahmebescheinigung Die Teilnahmebescheinigung wurde zwar erst am Ende des gesamten Projektes an die Teilnehmer ausgeteilt, wird aber aufgrund der Wichtigkeit trotzdem jetzt schon erwähnt. Allen Schüler, egal wie gut oder schlecht, wurde eine Bescheinigung ausgestellt, welche belegt, dass sie am LOS- Projekt teilgenommen haben. Dabei gab es zwei Varianten der Bescheinigung. Diese beiden unterschieden sich nur durch das Wörtchen „erfolgreich“. Denn es gab die Möglichkeit, an dem Projekt einfach „normal“ teilgenommen zu haben, oder „erfolgreich“ teilgenommen zu haben. Um dies voneinander abzugrenzen, bekamen die Teilnehmer die Aufgabe, ein Kreuzworträtsel mit zwölf Fragen zum behandelten Stoffgebiet zu beantworten. Schüler, die mindestens neun Fragen richtig beantworten, hätten somit ein Zertifikat mit „erfolgreich“ erhalten. Dies wurde jedoch von keinem der Kursteilnehmer erreicht. Nach einem Experiment an der eigenen Person, muss man sagen, dass der Test wohl ein wenig zu anspruchsvoll war für die Hauptschüler aus Kornwestheim, da als Antwort zum Teil Fachausdrücke verlangt wurden. Dazu kam noch, dass sich das Projekt über mehrere Wochen erstreckte und es mit Sicherheit schwer für die Kursteilnehmer war, sich an alles zu erinnern. Aber im Grunde genommen ging es vielmehr darum, persönlich was aus dem Test mitzunehmen. In erster Linie soll das Zertifikat als Anlage der Bewerbung bei einem vielleicht zukünftigen Arbeitgeber dienen. Wie viele Schüler diese Chance wahrgenommen haben, wird später in der Befragung geklärt. 6. Auswertung des Fragebogens Bei der nun folgenden Auswertung wird auf die wesentlichen Fragen eingegangen, um so einen Eindruck zu gewinnen, wie den Jugendlichen das 47 Projekt gefallen hat und ob es ihnen in ihrem weiteren Leben weiterhilft. Des Weiteren soll gezeigt werden, ob ein solches Projekt für die Jugendlichen Sinn macht. Dabei wurden alle zwölf Teilnehmer telefonisch befragt. Die Untersuchung fand aus rechtlichen Gründen anonym statt. Die Telefonnummern wurden unter Zusicherung der Anonymität von der Kursleiterin übergeben. Die Fragestellung wurde vereinfacht, um so keine Verständigungsprobleme aufkommen zu lassen. Alter, Geschlecht und Nationalität wurde bereits in Kapitel 3.1.2 ausgewertet. Die erste sachbezogene Frage beschäftigt sich damit, wie den Jugendlichen der Kurs grundsätzlich gefallen hat. Dabei konnten sie auswählen zwischen „sehr gut“, „gut“, „mittel“, „eher schlecht“ und „schlecht“. Das Ergebnis dieser Frage ist, dass ca. 42 % ihn sehr gut, 50 % gut und 8 % mittel fand. Keiner fand ihn weder eher schlecht oder ganz schlecht. Somit fanden 92 % den Kurs gut bis sehr gut. 6 5 4 Anzahl 3 Schüler 2 1 0 sehr gut gut mittel eher schlecht schlecht Abbildung 6: Wie hat dir der Kurs gefallen? Auf die Frage wie hilfreich sie das Projekt fanden, antworteten 67 % mit „hilfreich“, 8 % mit „eher hilfreich“ und 25 % mit „mittel“. Keiner fand das Projekt weniger hilfreich oder überhaupt nicht hilfreich. Dreiviertel der Schüler waren also der Meinung, dass das Projekt eher hilfreich oder besser war. 48 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 hilfreich eher hilfreich mittel eher nicht überhaupt nicht Abbildung 7: Fandest du das Projekt hilfreich? Die Teilnehmer wurden außerdem gefragt, ob sie mittlerweile einen Beruf oder eine Ausbildung begonnen haben. Dabei kam heraus, dass zum Befragungszeitpunkt zwei Schüler einen Ausbildungsvertrag unterschrieben und zehn weder einen Arbeitsplatz noch eine Ausbildungsstelle haben. Von den zehn Teilnehmern, die noch nicht beschäftigt sind, machen momentan acht die Schule weiter und zwei sind arbeitslos gemeldet. 17% mit Job/Ausbildung ohne Job/Ausbildung 83% Abbildung 8: Hast du bereits einen Job / eine Ausbildung? Auf die Frage, ob die Teilnahmebescheinigung des Projektes den Bewerbungen beigelegt wurde, antworteten drei Schüler mit „ja“, zwei Schüler mit „manchmal“ und 58 % der Teilnehmer mit „nein“, wobei hinzugefügt werden muss, dass sich zwei Schüler, somit 17 %, noch gar nicht beworben haben. 67 % der Teilnehmer sind der Meinung, das Projekt würde definitiv was für den kommenden Beruf/ Ausbildung bringen. 17 % könnten sich das eventuell auch 49 vorstellen und erneute 17 % können das überhaupt nicht einschätzen. Keiner vertritt die Meinung, dass Projekt sei nutzlos für die berufliche Laufbahn. 8 2 2 0 ja vielleicht nein weiß nicht Abbildung 9: Glaubst du das Projekt bringt dir was für deinen späteren Beruf? Wie schon in der Einleitung geschildert besteht das Projekt aus drei Kursen, nämlich Kommunikationstraining, Stressbewältigung und Selbstsicherheitstraining. Die Jugendlichen wurden dazu befragt, welcher Kurs ihnen am meisten Spaß gemacht hat. Dabei fand die absolute Mehrheit, mit 67 %, das Kommunikationstraining am besten, was acht Schülern entspricht. Mit jeweils 17 % schnitten die anderen beiden Kurse ab. 8 Komm.training 7 6 5 4 Str.bewältigung 3 Selb.sicherheit 2 1 0 Abbildung 10: Welches Training hat dir am meisten Spaß gemacht? 50 Um zu erkennen, welche Kurse ihnen in ihrem Leben weiterhelfen werden, wurde gefragt, welche Kurse am hilfreichsten sind. Dabei waren Mehrfachnennungen möglich, von denen vier Schüler Gebrauch machten. Insgesamt wurden 17 Antworten gegeben. Acht Schüler gaben eine Antwort, drei Schüler zwei, und ein Schüler fand alle drei wichtig für sein weiteres Leben. Drückt man dies nun in Prozentpunkten aus, steht das Kommunikationstraining mit 59 % der Antworten an oberster Stelle der Teilnehmer, gefolgt von den Kursen Stressbewältigung mit 29 % und Selbstsicherheit mit 12 %. Selbstscherheit Stress Kommunikation 0 2 4 6 8 10 Anzahl Nennungen Abbildung 11: Welche Trainings waren am hilfreichsten? Auf die Frage, was Frau Lessenthin besser machen könnte, waren sich alle einig, dass der Kurs gut gewesen wäre und sie auch keine Verbesserungsvorschläge hätten. Da die jungen Menschen im Endeffekt alle zufrieden waren, stellt sich nun rein theoretisch die Frage, ob sie wieder an so einem Projekt teilnehmen würden. 33 % würden jederzeit wieder mitmachen, 17 % könnten es sich unter Umständen vorstellen, weitere 33 % vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Jeweils 8 % sind der Meinung, dass sie eher nicht oder nicht mehr teilnehmen würden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insgesamt 83 % sofort oder vielleicht irgendwann mal an einem ähnlichen Projekt teilnehmen würden. Die folgende Grafik zeigt die genaue Anzahl der jeweils gegebenen Antworten. 51 4,5 4 Anzahl Schüler 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 ja eher ja vielleicht eher nicht nein Abbildung 12: Würdest du wieder an so einem Projekt teilnehmen? Die Antwort auf die Frage, ob die Jugendlichen den Kurs weiterempfehlen würden, zeigt ein ähnliches Bild. Neun Schüler würden ihn sofort weiterempfehlen, zwei vielleicht und ein Schüler findet den Kurs nicht der Rede wert. Abschließend kann damit festgehalten werden, dass 92 % den Kurs positiv in Erinnerung behalten werden und eventuell auch der Meinung sind, dass auch andere Schüler das gleiche Privileg genießen sollten. vielleicht 17% nein 8% ja 75% Abbildung 13: Würdest du das Projekt weiterempfehlen? Den Schülern mit türkischer Staatsbürgerschaft, insgesamt fünf, wurde abschließend noch die Frage gestellt, ob sie sich auf dem deutschen 52 Ausbildungsmarkt gegenüber Deutschen benachteiligt fühlen. Folgende Antwortmöglichkeiten standen zur Auswahl: „ja klar“, „eher schon“, „mittel“, „eher weniger“, „nein“. Ein Schüler fühlte sich eindeutig benachteiligt (25 %), drei mittelprächtig (75 %) und ein Weiterer eher weniger. Dies ist zwar als Hochrechnung ungeeignet, aber zeigt, dass türkische Jugendliche sich schon zum Teil gegenüber Deutschen im Nachteil sehen. 7. Interview mit Diplom- Psychologin Regina Lessenthin Um letzte Fragen zum Projekt zu klären, wurde ein Interview mit Frau Lessenthin durchgeführt. Dies wird im Frage- Antwort- Stil wiedergegeben um so einen besseren Eindruck der Situation zu erlangen. 1.) Wie sind Sie auf das LOS- Projekt gestoßen? Ich kenne einen Kollegen, der in Kornwestheim Schulsozialarbeit macht. Dieser wiederum wurde von einer anderen Kollegin angesprochen, ob er nicht jemand kennen würde, der mit den Jugendlichen der Uhlandschule ein Kommunikationstraining machten würde, nur so als Referent. Also bin ich hin und habe zugesagt. Jede weitere Woche, manchmal sogar täglich, kamen neue Informationen hinzu. Einmal hieß es, ich solle einen Antrag stellen, um Mikroprojektträger zu werden. Erst bei Antragsstellung wusste ich so recht was dies bedeutet. Meine Aufgabe bestand darin, ein komplett neues Training für sozial benachteiligte Jugendliche zu entwickeln. Nachdem ich einmal angefangen hatte, war es sehr schwer, nicht weiterzumachen. Erstens wegen der Aufgabe und den Jugendlichen, welche schon gefragt wurden, ob sie in ihrer Freizeit an so etwas teilnehmen würden; diese Motivation wollte ich nicht zunichte machen. Zweitens hatte ich bereits viel Arbeit und Material investiert, was ich nur bei Durchführung des Projektes in Anrechnung hätte bringen können....., wie sich später herausstellte auch das nicht. (siehe Frage 8) 53 2.) Glauben Sie die Übungen waren teils zu anspruchsvoll (z.B. MBTI- Test, TALK- Modell), wenn ja welche? Die Übungen waren meiner Meinung nach nicht zu anspruchsvoll. Die Fragebögen und Tests teilweise schon, sicher der MBTI. Die Erklärungen zu den Modellen waren vom Anspruch her nicht das Problem, da ich alles in einfache Sprache übersetzen konnte, bei den Tests war das ohne weiteres nicht möglich. Für die Bearbeitung der Bögen hatte ich eine normale Zeit angerechnet. Da aber nicht alle lesen konnten, andere nur sehr langsam und die letzten normal lesen konnten, aber nicht wirklich die deutsche Sprache verstanden, hat alles sehr viel länger gedauert. Sollte ich das gleiche Training woanders durchführen, werde ich wesentlich weniger Daten erfassen, mit einfacheren Mitteln. 3.) Welche Einheit hat Ihnen persönlich am besten gefallen? Am besten hat mir Selbstsicherheit gefallen, da ich hier sehen konnte, wie die Jugendlichen gut mitgearbeitet haben und letztendlich davon profitieren konnten. 4.) Was glauben Sie welcher Kurs den Jugendlichen am meisten helfen wird im Beruf / in der Ausbildung? Das kann ich schwer sagen. Ich glaube, dass in allen drei Bereichen Mängel bei den Jugendlichen vorlagen, die hinderlich für Beruf und Ausbildung sind. 5.) Glauben Sie, das Projekt hilft der beruflichen Integration und wenn ja wie? Auf jeden Fall wird dies bei den Bewerbungsgesprächen helfen und diejenigen, die einige grundlegende Fertigkeiten einüben konnten, werden sicher auch später in Beruf und Ausbildung davon profitieren. 6.) Wie haben Sie sich auf das Projekt vorbereitet? Immer von Woche zu Woche, um die Ergebnisse der letzten Woche einzuarbeiten und für die einzelnen Jugendlichen nutzbar zu machen. Das Training war immer mittwochs, am darauf folgenden Wochenende habe ich alles nachgearbeitet und für den nächsten Mittwoch vorbereitet. 54 Und natürlich habe ich jede Menge Material gesammelt aus dem Internet, eigene Unterlagen, bestellte Videos etc. und das auch immer noch zwischendurch gesichtet und entschieden, was ich in das Training aufnehme und was nicht. 7.) Sollte das Projekt nur an Hauptschulen oder auch in anderen Einrichtungen durchgeführt werden? Die Schulform ist gar nicht so die Frage, es hätte auch eine Gruppe Jugendlicher aus einem Jugendhaus, Verein etc. sein können. Wichtig war, dass es sich um sozial benachteiligte Jugendliche handelt. 8.) Finden Sie Ihre Arbeit wird ausreichend finanziell gewürdigt? Wenn ich bedenke, welche Mittel (eigene Kamera, eigens dafür gekauft, Büromaterial, Telefon, Kassetten etc.) ich von mir selbst oder aus der Praxis zur Verfügung gestellt habe, die ich nicht abrechnen konnte, da sie im Antrag nicht aufgeführt waren, sowieso schon nicht. Dann wurde mein Honorar ja bereits um 4,55 Euro gekürzt, was bei 36 Unterrichtseinheiten auch schon etwas ausmacht. Und dann die vielen Arbeitsstunden, die Vorbereitung (war mehr als vorher gedacht), Nachbereitung, Abrechnung (welche allein drei Arbeitstage Zeit verbraucht hat), die ebenfalls nicht mit der Finanzierung abgedeckt waren...weiter will ich gar nicht denken... Ich glaube für eine Institution ist es viel besser das LOS- Projekt durchzuführen, als für eine Einzelperson. Die Institution kann viele Kosten anders abwickeln (Büromitarbeiter, Papier, Telefon, etc.). Ich musste dies alles zusätzlich selbst finanzieren und damit natürlich meinen Stundenlohn kürzen. 9.) Welche Projekte stehen in nächster Zeit bei Ihnen an? Ich weiß nicht warum, aber ich habe nochmals versucht, ein LOS- Projekt zu beantragen, für die Fasanenhofschule in Möhringen. Aber ich bin bereits jetzt im Vorhinein unzufrieden. Ich habe mehrere Gespräche geführt mit dem Schulleiter, Konrektor, Klassenlehrer und verschiedenen Ausschussmitgliedern und habe dadurch bereits schon wieder viel Zeit in den Antrag investiert. Wenn das Projekt 55 nicht genehmigt werden sollte, dann war wieder alles umsonst, weil Leistungen erst ab Genehmigungsdatum abgerechnet werden können.... Ich könnte mir auch gut ein LOS- Projekt im Bereich Notfallpsychologie, besonders anlässlich der Flutwelle in Südostasien, vorstellen. Aber ich glaube ich werde diese Inhalte lieber der Techniker Krankenkasse anbieten, welche eine Projektreihe zum Thema „Gesunde Schule“ haben. So ist die Zusammenarbeit einfacher, die Schule übernimmt den Antrag, und ich komme einfach als Referentin. Vorweg gebe ich zu diesem Thema Schulungen an der Volkshochschule und dem Katholischen Bildungswerk. 8. Zusammenfassung 8.1 Resümee Nach den ersten drei Projekttagen ist nun der Teil des Kommunikationstrainings des LOS- Projektes in Kornwestheim abgeschlossen und somit auch der für die Diplomarbeit zu behandelnde Teil. Um eine abschließende Beurteilung abgeben zu können, wird noch einmal kurz auf die besonders positiven Unterrichtspunkte und auch auf die problematischeren Aspekte eingegangen. Dabei wird systematisch vom ersten Tag bis zum dritten Tag vorgegangen. Bereits am ersten Tag wurde ein guter Einstieg mit der Wollknäuelübung gewählt, da durch das spielerische Miteinander die ersten Hemmungen verschwinden und ein gegenseitiges Kennenlernen möglich ist. Gruppenregeln gehören überall dazu, auch in diesem Kurs, denn ohne Regeln würde es ein einziges Durcheinander geben, wovon weder Lehrkraft noch Schüler profitieren würden. Aus den Eindrücken der Videofilme lässt sich feststellen, dass die Kursleiterin es trotz Gruppenregeln nicht immer leicht hatte mit den heranwachsenden Jugendlichen, die oft unkonzentriert, unaufmerksam und überdreht waren. 56 Der MBTI- Test ist auf jeden Fall ein guter Test um sich selbst besser kennen zu lernen. Anhand eines Selbsttests muss gesagt werden, dass für die Auswertung jedoch ziemlich viel Zeit einkalkuliert werden muss, da es enorm viele Konstellationen gibt. Der Test zur Bestimmung der Kommunikationsstruktur hingegen ist leicht verständlich und leicht auszuwerten. Die Antworten werden anhand von Kreuzen in das Auswertungsblatt eingetragen, wodurch eine Linie entsteht, die eine klare Auskunft darüber gibt, welcher Kommunikationstyp man ist. Jedoch macht der Test nur Sinn, wenn man mit der nötigen Ernsthaftigkeit dabei ist, was bei einigen der Jugendlichen fehlte. Aber er ist sicherlich ein guter Anhaltspunkt, auf dem man aufbauen kann. Der Film „Frontiere“ ist pädagogisch sehr wertvoll, da in ihm sehr viel Wissenswertes steckt. Jedoch dürfte es für die Jugendlichen ohne fremde Hilfe sehr schwer sein, den Film zu interpretieren und alle Probleme, die in dem Film aufgeführt werden, selbst herauszuarbeiten. Deshalb wurden die Inhalte des Filmes mit der Kursleiterin und der Gruppe gemeinsam erarbeitet. Das Gleiche gilt für die Loriot- Sketche, welche amüsant und gleichzeitig lehrreich sind. Das Blitzlicht oder auch Feedback durfte auch nicht fehlen, denn durch die stündliche Zusammenfassung wussten zum einen die Schüler, was sie aus der letzten Stunde noch wissen, und zum anderen bemerkte Frau Lessenthin, welche Unterrichtsinhalte nicht so verstanden wurden. Die Berufsauswahl- CD der Bundesagentur für Arbeit bietet den Jugendlichen eine Möglichkeit herauszufinden, welcher Beruf für sie geeignet ist, da sie in diesem Programm Stärken und Schwächen mit einbeziehen können. Besonders der Kurzfilm „Dinner for two“ sollte hervorgehoben werden, da in ihm viele Probleme stecken, welche auch von Jugendlichen selbständig, ohne große Hilfe, herausgefiltert werden können (z.B. Konflikte, Kommunikation, Teilen). Die Videoübungen waren mit Sicherheit das Beste, was den Jugendlichen passieren konnte. Es gibt keine bessere Möglichkeit sich selbst zu analysieren, als auf einem Video. Bestimmte Verhaltensfehler wurden dabei erkannt und konnten anschließend verbessert werden. Denn ohne Selbstreflexion kann man sich selbst 57 schlecht einschätzen und weiß nicht, wie man auf andere wirkt. Aber gerade diese Wirkung ist bei der Situation wichtig, auf die die Schüler vorbereitet werden sollen, nämlich die Situation in einem Vorstellungsgespräch. Anhand der Videoaufnahmen konnte man von Tag zu Tag feststellen, wie sich die meisten verbessert haben und dadurch auch glaubhafter und selbstbewusster auf den Betrachter wirkten. 8.2 Abschließende Beurteilung Somit lässt sich sagen, dass der Unterricht für die Jugendlichen auf jeden Fall nützlich war. Ein wenig Enttäuschung kam bei der Telefonbefragung auf, als zwei Schüler meinten, sie wüssten gar nicht mehr, was im Unterricht behandelt wurde. Als sie dann jedoch auf die Videoaufnahmen angesprochen wurden, fielen auch ihnen Teile des Kurses wieder ein. Alle Schüler wirkten hilfsbereit am Telefon und manche fragten, ob so ein Kurs mal wieder stattfinden würde. Fast alle betonten noch einmal, dass sie die Arbeit von Frau Lessenthin sehr gut fanden. Wer könnte den Kurs besser beurteilen als die Schüler selbst? Das Projekt ist kein Lösungsvorschlag, wie Jugendliche einen Ausbildungsplatz garantiert bekommen, aber stellt eine Möglichkeit dar, wie dies gefördert werden kann. Die Jugendlichen sollen vielmehr auf ihren künftigen Beruf und die vorherige Bewerbung vorbereitet werden, auf die es im Wesentlichen beim Arbeitgeber ankommt. Hauptschüler haben es heutzutage schwer einen Beruf oder Ausbildungsplatz zu finden, da viele Firmen für Arbeitsplätze, welche früher noch mit Hauptschülern besetzt wurden, mittlerweile Realschüler oder sogar Gymnasiasten einstellen. Deswegen kommt es auch schon bereits auf das Bewerbungsschreiben an, bei dem man sich von anderen Mitbewerbern abheben muss. Eine gute Möglichkeit stellt die Teilnahmebescheinigung des LOS- Projektes dar, welche das Engagement des Schülers widerspiegelt und somit eventuell die Neugier des Arbeitgebers weckt, was letztendlich dann doch zum Vorstellungsgespräch führt. Nun müssen die im Kurs erlernten Fähigkeiten angewandt werden. 58 Jeder sozial benachteiligter Jugendliche sollte die Möglichkeit haben an so einem Projekt teilzunehmen, da es wirklich sehr viel Sinn macht, doch aufgrund der schlechten Haushaltslage der einzelnen Kommunen wird dies sehr schlecht umsetzbar sein. Es wäre jedoch denkbar diese Erkenntnisse in den Lehrplan an Schulen einzubringen, auch wenn dabei andere Fächer ein wenig kürzer kommen. Um dies zu realisieren, müssten die Lehrkräfte regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen, wobei vor allem die Bereitschaft der ab 45 Jährigen dafür stark sinkt. Lehrkräfte oberhalb der Altersgrenze von 50 Jahren gelten als fortbildungsresistent.26 Somit müsste auf private Referenten zurückgegriffen werden, dessen Arbeit aber nicht entsprechend honoriert wird, da die Bedeutung solcher Kurse nicht wirklich erkannt wird oder erkannt werden will. 26 Schierholz, H.: Strategien gegen Jugendarbeitslosigkeit, edition.jab Verlag 2002, S.297-301 59 Fragebogen zum LOS – Projekt in Kornwestheim in Form einer Telefonbefragung 1. Wie alt bist Du? ............... 2. Welches Geschlecht () männlich () weiblich 3. Welche Staatsangehörigkeit hast du? .......................................................... 4. Wie hat Dir der Kurs gefallen? () sehr gut () gut () mittel () eher schlecht () schlecht 5. Fandest Du den Kurs hilfreich? () hilfreich () eher hilfreich () mittel () eher nicht () überhaupt nicht 6. Hast Du die Teilnahmebescheinigungen für Bewerbungen benutzt? () ja () nein () manchmal 7. Hast Du mittlerweile einen Job / Ausbildung? () ja () nein machst du die Schule weiter? () ja () nein 8. wenn ja was?......................................................... 9. Würdest Du wieder an so einem Kurs teilnehmen ? () ja () eher ja () vielleicht () eher nicht () nein 10. Meinst Du der Kurs bringt was für den kommenden Beruf / Ausbildung () ja () vielleicht () nein () weiß nicht 11. Welchen Kurs fandest du am besten ? () Kommunikationstraining () Stress () soziale Kompetenzen / Selbstsicherheitstraining 12. Welcher war wohl am hilfreichsten? () Komm.training () Stress () Selbstsicherheitstraining VIII 13. Was kann man besser machen? .................................................................................................................................... .................................................................................................................................... ............................................................................................... 14. Fühlst du dich als Nicht-Deutscher auf dem Ausbildungsmarkt benachteiligt? () ja klar () eher schon () mittel () eher weniger () nein 15. Würdest du den Kurs weiterempfehlen? () ja () nein () vielleicht entworfen und befragt durch Patrick Kroll 2004/2005 IX Alter Häufigkeit in Prozent 14 Jahre 15 Jahre 17 Jahre 16 Jahre insgesamt Modalwert 1 1 3 7 8% 8% 25% 58% 12 100% Mittelwert 16 16,00 Teilnehmer männlich insgesamt 6 Nationalität deutsch türkisch weiblich 6 12 Vorfahren 3 9 12 % Staatbürgerschaft 25,00% 7 75,00% 5 100,00% 12 % 58,33% 41,67% 100,00% Wie hat dir der Kurs gefallen? Kriterium: sehr gut gut mittel eher schlecht schlecht Anzahl 5 6 1 0 0 12 insgesamt Fandest du den Kurs allgemein hilfreich? Ergebnis hilfreich eher hilfreich mittel eher nicht überhaupt nicht insgesamt 8 1 3 0 0 12 Anzahl 3 2 7 Hast du die Teilnahmebescheinigung für Bewerbungen benutzt? ja manchmal nein Hast Du mittlerweile einen Job / Ausbildung? Ergebnis mit Job/Ausbildung ohne Job/Ausbildung insgesamt X 2 10 12 % 17% 83% 100% Machst du dann die Schule weiter? ja nein 8 2 Würdest du wieder an so einem Kurs teilnehmen? ja 4 33% eher ja 2 17% vielleicht 4 33% eher nicht 1 8% nein 1 8% 12 100% Meinst du der Kurs bringt dir was für deinen kommenden Beruf/Ausbildung? Ergebnis % 8 67% ja 2 17% vielleicht 0 0% nein 2 17% weiß nicht 12 100% Welchen Kurs fandest du am besten? Ergebnis Komm.training Stressbewältigung Selbstsicherheit insgesamt 8 2 2 12 in Prozent 67% 17% 17% 100% Welche Kurse fandest du am hilfreichsten? Antworten in Prozent Kommunikation 10 59% Stress 5 29% Selbstscherheit 2 12% 17 100% Würdest du den Kurs weiterempfehlen? ja 9 75% nein 1 8% vielleicht 2 17% XI MBTI – Test XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX Das Frühstücksei (von Loriot) Er: Berta! Sie: Ja... Er: Das Ei ist hart! Sie: (schweigt) Er: Das Ei ist hart! Sie: Ich habe es gehört... Er: Wie lange hat das Ei denn gekocht..? Sie: Zu viel Eier sind gar nicht gesund! Er: Ich meine, wie lange dieses Ei gekocht hat...? Sie: Du willst es doch immer viereinhalb Minuten haben... Er: Das weiß ich... Sie: Was fragst Du denn dann? Er: Weil dieses Ei nicht viereinhalb Minuten gekocht haben *kann*! Sie: Ich koche es aber jeden Morgen viereinhalb Minuten. Er: Wieso ist es dann mal zu hart und mal zu weich? Sie: Ich weiß es nicht ... ich bin kein Huhn! Er: Ach!... Und woher weißt Du, wann das Ei gut ist? Sie: Ich nehme es nach viereinhalb Minuten heraus, mein Gott! Er: Nach der Uhr oder wie? Sie: Nach Gefühl... eine Hausfrau hat das im Gefühl... Er: Im Gefühl? Was hast Du im Gefühl? Sie: Ich habe es im Gefühl, wann das Ei weich ist... Er: aber es ist hart... vielleicht stimmt da mit Deinem Gefühl was nicht... Sie: Mit meinem Gefühl stimmt was nicht? Ich stehe den ganzen Tag in der Küche, mache die Wäsche, bring Deine Sachen in Ordnung, mache die Wohnung gemütlich, ärgere mich mit den Kindern rum und Du sagst, mit meinem Gefühl stimmt was nicht? Er: Jaja...jaja...jaja... wenn ein Ei nach Gefühl kocht, kocht es eben nur *zufällig* genau viereinhalb Minuten. Sie: Es kann Dir doch ganz egal sein, ob das Ei *zufällig* viereinhalb Minuten kocht... Hauptsache, es *kocht* viereinhalb Minuten! Er: Ich hätte nur gern ein weiches Ei und nicht ein *zufällig* weiches Ei! Es ist mir egal, wie lange es kocht! Sie: Aha! Das ist Dir egal... es ist Dir also egal, ob ich viereinhalb Minuten in der Küche schufte! Er: Nein-nein... Sie: aber es ist *nicht* egal... das Ei *muss* nämlich viereinhalb Minuten kochen... Er: Das habe ich doch gesagt... Sie: aber eben hast Du doch gesagt, es ist Dir egal! Er: Ich hätte nur gern ein weiches Ei... Sie: Gott, was sind Männer primitiv! Er: (düster vor sich hin) Ich bringe sie um... morgen bringe ich sie um! XXI XXII Tasse oder Kännchen? Kellnerin Bitte schön? Ich möchte bitte eine Tasse Kaffee! Kellnerin Wir haben leider nur Kännchen! Gast Das ist aber schade! Kellnerin Soll ich Ihnen ein Kännchen bringen? Gast Ja bitte sehr, wenn Sie keine Tasse haben! Kellnerin Kommt sofort! So, bitte Ihr Kaffee, mein Herr! Gast Ach, Sie haben noch eine gefunden? Kellnerin Eine was? Gast Eine Tasse! Sie sagten doch, Sie hätten keine! Kellnerin Wieso haben wir keine Tassen? Gast Ja das hab´ ich mich auch gefragt! Kellnerin Also, was wollen Sie nun eigentlich? Gast Entschuldigen Sie Fräulein, Sie sagten - als ich eine Tasse Kaffe bestellen wollte -, Sie hätten leider nur Kännchen. Und nun sehe ich, dass Sie eine Tasse mitgebracht haben! Kellnerin Natürlich, wollen Sie denn den Kaffee aus meinem Kännchen trinken? Gast Nein, ich wollte ja auch eine Tasse Kaffee haben! Aber da sagten Sie, Sie hätten nur Kännchen! Kellnerin Entschuldigen Sie, zu einem Kännchen gehört eine Tasse! Gast Das meine ich ja auch. Aber wenn Sie nur diese eine Tasse, die Sie jetzt für mich aufgetrieben haben, besitzen? Was machen Sie denn dann, wenn auf einmal 50 Leute ein Kännchen bestellen? Kellnerin Das ist noch nie passiert. Die bestellen alle erst eine Tasse - bis ich dann sage, dass wir nur Kännchen haben! Gast Aber hier gibt´s doch keine Tassen! Kellnerin Deshalb sag´ ich ja, dass wir nur Kännchen haben! Gast Das ist ja fürchterlich für Sie! Hören Sie, ich wohne nicht weit von hier. So 10 bis 12 Tassen könnte ich auftreiben. Kellnerin Aber wir brauchen keine Tassen, mein Herr! Gast Sie brauchen keine, wenn 50 Leute auf einmal bestellen? Kellnerin Mein Gott, die kriegen doch eine mit dem Kännchen! Gast Ich denk´, Sie haben keine! Wieso, müssen Sie denn immer ein Kännchen dazunehmen, wenn Sie eine Tasse einkaufen? Kellnerin Sagen Sie mal, wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Sie haben jetzt Ihre Tasse und Ihr Kännchen! Gast Wieso mein Kännchen? XXIII Kellnerin Das ist Ihr Kännchen! Gast Ich wollte ja gar keins! Schütten Sie jetzt bitte die Tasse voll und nehmen Sie das Kännchen wieder mit! Kellnerin Das geht nicht! Gast Warum geht das nicht? Kellnerin Weil im Kännchen zwei Tassen drin sind! Gast Nun reicht es mir aber, Fräulein! Sie wollen mir doch nicht einreden, dass in dem Kännchen gar kein Kaffee, sondern zwei Tassen drin sind! Kellnerin Zwei Tassen Kaffee, mein Herr! Gast Vorhin hatten Sie nicht mal eine Tasse! Mit der, die hier auf dem Tisch steht, wären es jetzt schon drei! Kellnerin Sie machen mich ganz verrückt! 3, 10 Gast Wieso 13? Ich habe drei gesagt! Ich will aber nur eine! Und nun bringen Sie das Kännchen wieder weg! Kellnerin Bitte schön! Gast Halt! Sie haben ja vergessen, die Tasse voll zu gießen! Kellnerin Wir haben keine Tassen, mein Herr! XXIV XXV Feierabend (von Loriot) Sie: Hermann ... Er: Ja... Sie: Was machst du da? Er: Nichts ... Sie: Nichts? Wieso nichts? Er: Ich mache nichts ... Sie: Gar nichts? Er: Nein ... (Pause) Sie: überhaupt nichts? Er: Nein ... ich sitze hier ... Sie: Du sitzt da? Er: Ja... Sie: Aber irgendwas machst du doch? Er: Nein ... (Pause) Sie: Denkst du irgendwas? Er: Nichts Besonderes ... Sie: Es könnte ja nicht schaden, wenn du mal etwas spazierengingest ... Er: Nein-nein ... Sie: Ich bringe dir deinen Mantel ... Er: Nein danke ... Sie: aber es ist zu kalt ohne Mantel ... Er: Ich gehe ja nicht spazieren ... Sie: aber eben wolltest du doch noch ... Er: Nein, du wolltest, dass ich spazierengehe ... Sie: Ich? Mir ist es doch völlig egal, ob du spazierengehst ... Er: Gut... Sie: Ich meine nur , es könnte dir nicht schaden, wenn du mal spazierengehen würdest ... Er: Nein, schaden könnte es nicht ... Sie: also was willst du denn nun? Er: Ich möchte hier sitzen ... Sie: Du kannst einen ja wahnsinnig machen! Er: Ach ... Sie: Erst willst du spazierengehen ... dann wieder nicht ... dann soll ich deinen Mantel holen ...dann wieder nicht... was denn nun? Er: Ich möchte hier sitzen ... Sie: Und jetzt möchtest du plötzlich da sitzen ... Er: Gar nicht plötzlich ... ich wollte immer nur hier sitzen ... und mich entspannen ... Sie: Wenn du dich wirklich entspannen wolltest, würdest du nicht dauernd auf mich einreden ... XXVI Er: Ich sag ja nichts mehr ... (Pause) Sie: Jetzt hättest du doch mal Zeit, irgendwas zu tun, was dir Spass macht... Er: Ja... Sie: Liest du was? Er: Im Moment nicht ... Sie: Dann lies doch mal was ... Er: Nachher, nachher vielleicht ... Sie: Hol dir doch die lllustrierten ... Er: Ich möchte erst noch etwas hier sitzen ... Sie: Soll ich sie dir holen? Er: Nein-nein, vielen Dank ... Sie: Will der Herr sich auch noch bedienen lassen, was? Er: Nein, wirklich nicht ... Sie: Ich renne den ganzen Tag hin und her ... Du könntest doch wohl einmal aufstehen und dir die Illustrierten holen ... Er: Ich möchte jetzt nicht lesen ... Sie: Dann quengle doch nicht so rum ... Er: (schweigt) Sie: Hermann! Er: (schweigt) Sie: Bist du taub? Er: Nein-nein ... Sie: Du tust eben nicht, was dir Spass macht ... statt dessen sitzt du da! Er: Ich sitze hier, _weil_ es mir Spass macht ... Sie: Sei doch nicht gleich so aggressiv! Er: Ich bin doch nicht aggressiv ... Sie: Warum schreist du mich dann so an? Er: (schreit) ... Ich schreie dich nicht an!! XXVII Garderobe Personen: Ein Ehepaar: Mann (M) und Frau (F) [Loriot & Evelyn Hamann] Material: · Vor dem Schlafzimmer F: "Wie findest du mein Kleid?" M: "Welches?" F: "Das ich anhabe." M: "Besonders hübsch." F: "Oder findest du das grüne schöner?" M: "Das grüne?" F: "Das Halblange mit dem spitzen Ausschnitt." M: "Nein." F: "Was 'nein'?" M: "Ich finde es nicht schöner als das, was du anhast." F: "Du hast gesagt, es stünde mir so gut." M: "Ja. Es steht dir gut." F: "Warum findest du es dann nicht schöner?" M: "Ich finde das, was du anhast, sehr schön, und das andere steht dir auch gut." F: "Ach. Dies hier steht mir also nicht so gut?" M: "Doch. Auch." F: "Dann zieh ich das lange blaue mit den Schößchen noch mal über" M: "Ahja." F: "Oder gefällt dir das nicht?" M: "Doch." F: "Ich denke, es ist dein Lieblingskleid?" M: "Ja." F: "Dann gefällt es dir doch besser als das was ich anhabe und das halblange grüne mit dem spitzen Ausschnitt." M: "Ich finde du siehst toll aus in dem, was du anhast" F: "Komplimente helfen mir im Moment überhaupt nicht." M: "Gut, dann zieh das lange blaue mit den Schößchen an." XXVIII F: "Du findest also gar nicht so toll, was ich anhabe!" M: "Doch, aber es gefällt dir ja scheinbar nicht." F: "Es gefällt mir nicht? Es ist das schönste, was ich habe." M: "Dann behalt es doch an." F: "Eben hast du gesagt, ich soll das lange blaue mit den Schößchen anziehen." M: "Du kannst das blaue mit den Schößchen anziehen oder das grüne mit dem spitzen Ausschnitt oder das, was du anhast." F: "Aha, es ist dir also völlig Wurst, was ich anhabe." M: "Dann nimm das grüne, das wunderhübsche grüne mit dem spitzen Ausschnitt." F: "Erst soll ich das hier anbehalten, dann soll ich das blaue anziehen und jetzt auf einmal das grüne?" M: "Liebling du kannst doch..." F: "Ich kann mit dir über Atommüll reden, über Ölkrise, Wahlkampf und Umweltverschmutzung, aber über nichts Wichtiges!" XXIX Teilnahmebescheinigung Abschlussurkunde Regina Lessenthin hat am Los Projekt "Multimodales Training für Jugendliche zur Kommunikation und sozialen Kompetenz zur Vorbereitung in den Berufseinstieg" in der Zeit vom 21. April 2004 bis 30. Juni 2004 teilgenommen. Kornwestheim, den 30. Juni 2004 _______________________________________ Regina Lessenthin Diplom Psychologin Psychologische Psychotherapeutin Otto-Hahn-Str. 10 71726 Benningen XXX Literaturverzeichnis Bents, R/ Blank, R: „M.B.T.I. – Eine dynamische Persönlichkeitstypologie – Die 16 Grundmuster unseres Verhaltens nach C. G. Jung“, Claudius Verlag München 1992 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: „Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten (E & C)“, Berlin 2002 Ehlert, U: „Das ist wohl mehr `ne Kommunikationsstörung – Die Darstellung von Missverständnissen im Werk Loriots“, ALDA! der Verlag Königstein 2004 Fengler, J: „Feedback geben. Strategien und Übungen“, Juventa Verlag Weinheim 1998 Jugert, G / Rehder, A / u. a.: „Soziale Kompetenz für Jugendliche: Grundlagen, Training und Fortbildung“, Juventa Verlag Weinheim und München 2001 Kliebisch, U: „Kommunikation und Selbstsicherheit – Interaktionsspiele und Infos für Jugendliche“, Verlag an der Ruhr Iserlohn 1995 Klippert, H: „Kommunikationstraining – Übungsbausteine für den Unterricht II“, Beltz Verlag Weinheim und Basel 1998 Krähe, H / Koeppe, K: „Kommunikations- und Verhaltenstrainings“, Verlag für angewandte Psychologie Göttingen 1995 und 1996 Loriot: „Dramatische Werke“, Diogenes Verlag Zürich 1981 Projekt Jugend und Arbeit: „Jugendliche beim Einstieg in das Arbeitsleben: Regionale Chancenstrukturen und individuelle Strategien“, DJI Verlag Deutsches Jugendinstitut Weinheim und München 1990 Schierholz, H: „Strategien gegen Jugendarbeitslosigkeit – zur Ausbildungs- und Berufsintegration von Jugendlichen mit schlechteren Startchancen“, edition.jab Verlag Hannover 2002 XXXI Schulz von Thun, F: „Miteinander reden 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung“, Rohwolt – Taschenbuch –Verlag Reinebeck bei Hamburg 1989 Vahle, F: „Bewegliche Lieder oder Musik macht Beine, Rohwolt – Taschenbuch –Verlag Reinebeck bei Hamburg 2002 XXXII Erklärung nach §32 III APrOFin gD Ich versichere, dass ich diese Diplomarbeit selbständig und nur unter Verwendung der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe. ......................................... ................................................ Datum Unterschrift XXXIII XXXIV