Stadtmarketing Oederan Untersuchung zur Entwicklung des
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Stadtmarketing Oederan Untersuchung zur Entwicklung des
Stadtmarketing Oederan Untersuchung zur Entwicklung des innerstädtischen Handel und des Tourismus Autor: Fritz Nothnagel Geschäftsführer Stadtmarketing Oederan e.V. Stand: Februar 2009 1 Inhaltsverzeichnis 1. Ausgangsituation 2. Thesen zur Entwicklung des Handels in Oederan 3. Analyse der aktuellen Situation in Oederan 3.1. Allgemeines zum Wirtschaftsstandort 3.2. Der Bereich der Untersuchung 3.3. Anzahl der Geschäfte im Untersuchungsgebiet 3.4. Erscheinungsbild 3.5. Sortimente 3.6. Öffnungszeiten 3.7. Parkplätze 4. Einzelne Verbesserungshinweise für den Handel 4.1 Servicequalität 4.2 Gestaltung von Geschäftsstraßen 4.3 Ladenöffnungszeiten 4.4 Einkaufsführer 5. Die Bedeutung des Tourismus für den innerstädtischen Handel 6. Schlussfolgerungen und Empfehlungen 2 1. Ausgangssituation Zur Attraktivitätssteigerung einer Stadt gehört ein umfassendes, innovatives und aufeinander abgestimmtes Waren- und Dienstleitungsangebot. Das Funktionieren des innenstädtischen Handels ist Teil eines komplexen Systems und hängt von einer Reihe von Fakten ab. Nur in der Gesamtbetrachtung bekommt man einen Eindruck davon, an welchen Stellen die Situation verbesserungsfähig ist und wo das Ergreifen von Maßnahmen daher besonders Erfolg versprechend sein kann. Oederan hat sich in den vergangenen Jahren unterschiedlich entwickelt. Auf der positiven Seite gibt es einen starken Kern erfolgreicher Gewerbebetriebe, eine Reihe innovativer, städtebaulicher Projekte und ein breites kulturelles Angebot. Auf der negativen Seite gibt es eine sinkende Bewohnerzahl, Schließung von Handelsgeschäften und fehlende Erschließung des touristischen Potentials. Der innerstädtische Handel in Oederan muss sich verschiedenen Herausforderungen stellen. ! Während die Flächen der Handelsketten wachsen, schrumpft der Umsatz der kleinen Geschäfte. Im Kammerbezirk der IHK Südwestsachsen liegt die ProKopf-Verkaufsfläche zurzeit bei 1,8 m² (Bundesdurchschnitt 1,4 m²). Das vorhandene, weiter wachsende und überproportionale Verkaufsflächenangebot führt zu sinkender und zunehmend unwirtschaftlicher Flächenproduktivität. ! Erschwerend kommt hinzu, dass im Einzelhandel ein unerbittlicher Preiskampf tobt. Der Ausweg wird aber im Handel oft in Rabattaktionen gesucht. Das können insbesondere kleine Geschäfte nicht durchhalten.. ! Der Bevölkerungsschwund und die zunehmende Attraktivität der Einkaufszentren in benachbarten Mittel- und Großstädten führen zu einem deutlichen Rückgang von Kunden. Im Ort bleibt zu wenig Kaufkraft, um ein breites Spektrum von Handelsgeschäften wirtschaftliche betreiben zu können. ! Wesen und Richtung des tief greifenden Wandels, der sich im Einzelhandel vollzieht, werden von einer Reihe von Händlern nicht erkannt. Außerdem fehlt die Erfahrung und der finanzielle Hintergrund Kaufkraft außerhalb der Stadt einzusammeln. Welche Rahmengedingungen für einen erfolgreichen Weg durch diese schwierige Situation notwendig sind, ist Gegenstand dieser Untersuchung. 3 2. Thesen zur Entwicklung des Handels in Oederan 2.1. Über den Tellerrand hinaus denken und den Wettbewerb annehmen Die Konkurrenz der Städte und Gemeinden um ressourcenstarke Investoren und Stadtortqualitäten wächst. Die Wirkungen von Globalisierung und Internationalisierung der Wirtschafts-, Handels- und Finanzströme strahlt bis in die kommunalen Eben aus. Die Städte und Gemeinden müssen ein eigenes und unverwechselbares Profil entwickeln, das dem Bürger eine klare Identifikation mit „seiner Stadt“ und deren Stärken vermittelt. Ein wesentlicher und sichtbarer Anteil des Profils wird durch den innerstädtischen Handel geprägt. Daher müssen beim Aufbau dieses Profils Unternehmen des Handels und des Tourismus als maßgebliche Impulsträger mit einbezogen werden. Vor allem gilt es, geeignete Rahmenbedingungen für Handelseinrichtungen und Investoren zu schaffen. 2.2. Anleitung zur Spezialisierung und Auffinden von Nischen Die Ansprüche der Verbraucher an die Grundbedürfnisse des Schauens und Verweilens, des Genießens und Erlebens erfordern ästhetisch anspruchsvolle Aufenthaltsräume mit einer Nutzungsvielfalt. Die Bemühungen zur Revitalisierung und Sicherung unsere Geschäfte werden insbesondere durch die Austauschbarkeit von Waren und Dienstleistungen in den Hauptgeschäftslagen der Städte unterlaufen, so dass mehr Individualität und Service erforderlich sind. Weiterhin müssen sich die Händler auf zusätzliche Kundensegmente wie Touristen und Internetkunden ausrichten. Dazu benötigen die Betroffenen Aufklärung und Anleitung. 2.3. Hilfe zur Kooperation Oederans Stadtkern besitzt ein reizvolles Ambiente und einige kleine hübsche Geschäfte. Diese und andere Stärken gilt es weiter zu entwickeln. Durch ein gemeinsames Auftreten und langfristig angelegte Werbung können diese Inhalte verstärkt nach außen transportiert werden. 4 Stadtverwaltung, Stadtmarketingverein und Gewerbeverein sollten Anschubhilfe leisten, um aus der momentanen Händlerschaft einen aktiven Kern zu schmieden. Im Fordergrund stehen hierbei die Gründung einer Werbegemeinschaft und die Vermittlung individueller betriebswirtschaftlicher und fachlicher Beratung. 2.4. Shopping-Tourismus bringt Kaufkraft in die Stadt Ausstellungen, Museen und attraktive Stadtkerne stellen ein wichtiges Potenzial für die Entwicklung von Tourismus dar. Der Handel kann die Kaufkraft des sich stark entwickelnden Shopping-Tourismus binden. Es gilt daher, vorhandene Potenziale wie Klein-Erzgebirge, historische Innenstadt, web-MUSEUM, Kirche mit Silbermannsorgel oder Wasserwelten für diese Zwecke zu bündeln. Die immaterielle und materielle Unterstützung des Klein-Erzgebirges ist nur gerechtfertigt, wenn sein Besucherpotential mit dem Gesamtangebot der Stadt verknüpft wird. Einzelhandel. Gastronomie und die weniger bekannten touristischen Ziele erfahren so eine zusätzliche Nachfrage. Die Funktionalität der Innenstadt wird genauso gestärkt wie die Anforderungen an ihre Attraktivität erhöht werden. Unter diesem Aspekt ist das Klein-Erzgebirge zu einem Wissens- und Erlebniszentrum weiterzuentwickeln, das bewusst Verknüpfungen zur Stadt herstellt. 2.5. Kaufkraft bestimmt den wirtschaftlichen Erfolg des Handels Eine grundsätzliche Genesung und Zukunftssicherung des Einzelhandels in Oederan wird nur möglich sein, wenn es gelingt, wieder die magische Grenze von 10.000 Einwohnern zu erreichen. Oberhalb dieser Grenze ist genügend Kaufkraft vorhanden, um einem breiteren Spektrum von Händlern eine wirtschaftliche Zukunft zu geben. Auf diesem Weg lassen sich auch weitere Ankermieter ansiedeln, denn viele Handelsketten mit Waren im mittelfristigen Bedarfssegment orientieren sich an diesen Bevölkerungsschwellenwerten. 5 3. Analyse der aktuellen Situation in Oederan 3.1. Allgemeines zum Wirtschaftsstandort Oederan ist ein Unterzentrum mit ca. 8000 Einwohnern • Bundesland: Sachsen • Region: Freiberg • Einwohner: ca. 7968 • Einwohner in der Region: 1500 • Gewerbegebiet: 27 ha • Entfernung zu den nächsten Oberzentren: ca. 20 - 45 km • Entfernung zum nächsten Mittelzentrum (Freiberg): 15 km • 2008 Kaufkraft gesamt je Einwohner: 15.061 € (= 80,4 % des Bundesdurchschnittes) Kaufkraft für den Einzelhandel je Einwohner: 4.749 € (= 84,8 % des Bundesdurchschnittes) Anteil Einzelhandelsausgaben am Gesamtkonsum in Oederan 2008: 31,5 % (Quelle: GfU GeoMarketing GmbH) • Arbeitsplätze im innerstädtischen Handel: 6 ca. 200 • Verkehrsverbindungen: von Oederan nach Chemnitz Dresden Leipzig Berlin Entfernung 20 km 70 km 80 km 260 km Autobahnanschluss: Anschluss Bundesstraße: Gleisanschluss: Anschluss Flughafen: A4 B 173 Chemnitz, Dresden Dresden, Leipzig Dank der Lage direkt an der B 173 Chemnitz-Freiberg-Dresden bestehen außerordentlich günstige Verkehrsbindungen. Nur 20 km sind es bis zur Autobahn A4 Frankfurt/M.-Dresden. Die sächsische Industriestadt Chemnitz ist 20 km, die Landeshauptstadt Dresden 50 km und die Messestadt Leipzig 80 km entfernt. 3.2. Der Bereich der Untersuchung Die Untersuchung erfasste folgendes Gebiet: Chemnitzer Straße, Freiberger Straße, Markt, Große Kirchgasse, Altmarkt, Lange Straße, An der Kirche, Kleine Kirchgasse, Enge Gasse, Mühlberg bis Blumenladen Walla 7 3.3. Anzahl der Geschäfte im Untersuchungsgebiet gesamt davon 78 23 nicht im Betrieb 55 Geschäfte im Betrieb Aufschlüsselung nach Straßen: Chemnitzer Straße gesamt 9 davon 2 nicht vermietet gesamt 11 Markt davon 3 nicht vermietet Freiberger Straße gesamt 11 davon 4 nicht vermietet Enge Gasse gesamt 11 davon 10 nicht vermietet Kleine Kirchgasse gesamt 8 davon 3 nicht vermietet Große Kirchgasse gesamt 9 davon 0 nicht vermietet Lange Straße gesamt 10 davon 1 nicht vermietet An der Kirche gesamt 1 davon 0 nicht vermietet Mühlberg gesamt 1 davon 0 nicht vermietet 8 3.4. Erscheinungsbild des innerstädtischen Handels In 55 Geschäften wurden Testkäufe durchgeführt. Folgende Kriterien wurden bewertet: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Erscheinungsbild des Geschäftes nach außen Schaufenstergestaltung Warenpräsentation Ladengestaltung Beratungskompetenz Servicequalität Als marktgerecht werden 29 Geschäfte eingestuft. 26 Geschäfte wurden als nicht marktgerecht bewertet. 23 Läden sind im Untersuchungsgebiet nicht vermietet. Einige davon befinden sich in einem unzumutbaren Zustand. Vorrangig sollten Geschäfte im Bereich Markt und Freiberger Straße neu vermietet werden. Obwohl Parkplätze an den Hauptgeschäftstagen fast vollständig belegt sind, spiegelt sich dies nicht in der Kundenfrequenz der Geschäfte wieder. Der Markt sollte so gestaltet werden, dass er zum sozialen und gesellschaftlichen Zentrum wird. 9 3.5. Sortimente … die im innerstädtischen Bereich vorhanden sind Apotheken 2 Herrenausstatter 1 Raumausstatter 1 Bäckereien 5 Holzkunst 1 Reformhaus 1 Bücher 1 Kinderbekl. u. Jeans 1 Reisebüro 2 Computer 2 Kinderspielwaren 1 Schreibwaren 3 Deko u. Geschenke 1 Kosmetik 3 Schuhe 2 Drogerie 1 Modellbauer 1 Sport, Fahrrad, Camping 1 Fleischer 4 Obst und Gemüse 3 Textilien 3 Foto 1 Optiker 2 Vollsortiment (EDEKA) 1 Friseure 3 Quelle-Shop 1 Waffen- u. Angelbedarf 1 Fußpflege 3 Radio u. Fernsehen 2 … die im innerstädtischen Bereich fehlen - Damenoberbekleidung - Fahrrad und Fahrradzubehör - Haushaltwaren - Alles rund um den Garten (BHG Sortiment) - Haus- und Heimtextilien - Kinderbekleidung (umfangreiches Sortiment) - Souvenirs, Andenken - Kinderspielwaren (umfangreiches Sortiment) 10 3.6. Öffnungszeiten der Geschäfte im innerstädtischen Bereich von Montag bis Freitag: Öffnungszeiten Anzahl der Geschäfte 9.00 – 18.00 Uhr 28 9.00 – 13.00 und 14.00 – 18.00 Uhr 5 9.00 – 12.30 und 14.00 – 18.00 Uhr 8 9.00 – 12.00 und 14.00 – 18.00 Uhr 4 8.00 – 12.00 und 14.00 – 18.00 Uhr 3 9.30 – 18.00 Uhr 2 8.30 – 18.00 Uhr 1 10.00 – 12.00 und 14.00 – 18.00 Uhr 1 8.30 – 12.30 und 13.30 – 18.00 Uhr 2 8.30 – 12.30 und 14.00 – 18.00 Uhr 1 13.00 – 18.00 Uhr 1 56 Geschäfte geöffnet Sonnabend: Öffnungszeiten Anzahl der Geschäfte 8.00 – 12.00 Uhr 19 9.00 – 12.00 Uhr 10 9.30 – 12.00 Uhr 1 7.00 – 12.00 Uhr 3 9.00 – 11.00 Uhr 2 8.00 – 11.30 Uhr 1 6.30 – 11.00 Uhr 1 8.00 – 11.00 Uhr 1 8.00 – 13.00 Uhr 1 9.00 – 11.00 Uhr 4 8.30 – 12.00 Uhr 3 9.00 – 11.30 Uhr 1 7.00 – 10.00 Uhr 1 9.00 – 14.00 Uhr 1 49 Geschäfte geöffnet Mehr als die Hälfte aller Geschäfte haben innerhalb der Kernöffnungszeiten geöffnet. Dies ist ein Drittel mehr als noch vor 5 Jahren. Trotzdem sind die Ladenöffnungszeiten für die Kunden sehr unübersichtlich. 11 3.7. Parkplätze Im Untersuchungsbereich stehen folgende Parkplatzkapazitäten zu Verfügung: Chemnitzer Straße 22 Freiberger Straße 16 Markt 16 Große Kirchgasse 11 Altmarkt 48 Lange Straße 22 An der Kirche 19 Enge Gasse 29 Einkaufspark „Zur Stanze“ 120 Gesamt 303 Die Parkplätze an der Chemnitzer Straße mit 22 Plätzen und am Einkaufspark „Zur Stanze“ mit 120 Plätzen werden für den innerstädtischen Einkauf kaum genutzt. So das im Zentrum eigentlich nur 161 Parkplätze zur Verfügung stehen. Die 3 Discounter Penny, Netto und Aldi verfügen über 244 Parkplätze. Zur Auslastung der Parkplätze im Untersuchungszeitraum: (ca.-Angaben) Donnerstag Freitag Sonnabend Chemnitzer Straße 80 % 85 % 92 % Freiberger Straße 85 % 90 % 96 % Markt 95 % 91 % 97 % Große Kirchgasse 95 % 100 % 90 % Altmarkt 97 % 95 % 80 % Lange Straße 76 % 80 % 85 % An der Kirche 90 % 100 % 90 % Enge Gasse 92 % 95 % 95 % 12 4. Einzelne Verbesserungshinweise für den Handel Eine Werbegemeinschaft Oederaner Händler sollte mit Ihren Mitgliedern und Unterstützung der Stadt die folgenden Maßnahmen umsetzen. 4.1 Servicequalität Facetten der Servicequalität: Thesen zu Servicequalität: 1. Je härter der Wettbewerb im lokalen Markt, desto wichtiger die Servicequalität. 2. Je höher das Qualitätsniveau der angebotenen Ware, desto höher die Serviceorientierung. 3. Je umfangreicher das Sortiment, desto geringer die Serviceorientierung. 4. Je höher die Serviceorientierung der Unternehmer, desto höher das Marktergebnis. (Quelle: Dr. A. Kaapke, Institut für Handelsforschung) Ausrichtung auf Service Um im Wettbewerb mit den Discountern und Handelsketten zu bestehen, ist ein exzellenter Service die einzige Chance. Das was heute als guter Service verstanden wird, ist aber oft schon Selbstverständlichkeit. Hier sind neue innovative Ideen gefragt, die sich um folgende Kernpunkte gruppieren: - Beratungskompetenz zum gesamten Sortiment - Ladenbau, barrierefreie Einkaufen, gut beleuchtet Räume, Warenpräsentation gefallen nicht nur älteren Menschen - Attraktive Schaufenster und Warenpräsentationen vor dem Geschäft 13 Nachfolgend ein Beispiel wie in Memmingen (Bayern) Serviceaktionen organisiert werden. 14 4.2 Gestaltung von Geschäftsstraßen Eine attraktive Geschäftsstraßengestaltung steht auf 4 Säulen: 1. Zufahrt zum Stadtzentrum und parken 2. Gestaltung der Straßen innen, außen und Möblierung 3. Events 4. Werbung für den Standort Das Erscheinungsbild attraktiver Geschäfte spiegelt sich in folgendem wieder: 1. Fassadengestaltung des Gebäude 2. Gestaltung des Eingangsbereiches Wie wendet sich der Händler dem offenen Raum (Straße) zu. 3. Schaufenstergestaltung Schaufenster wecken Neugier, es ist das wichtigste Werbemittel. Schaufenster schaffen Vertrauen und beleben. 4. Präsentation der Ware vor der Tür Die Straße als Verkaufsfläche. 5. Pflanzen und Teppiche 12 Gebote für lebendige Innenstädte und Ortskerne leicht erreichbar kulant ausreichend Parkplätze kompetent sauber gebündelte Angebote sicher Magneten im Zentrum hell vielfältiges Kulturangebot herzlich wöchentliche Events und Werbeaktivitäten (Quelle: Christian Klotz, Bad Reichenhall) 15 4.3 Ladenöffnungszeiten Es sollten 3 Schritte gegangen werden: 1. Definition von Kernöfffnungszeiten: 9.00 – 18.00 Uhr oder 9.00 – 18.30 Uhr 2. Veröffentlichung der aktuellen Ladenöffnungszeiten im Oederaner Anzeiger 3. Die Geschäftsinhaber, die bereits die Kernöffnungszeiten realisieren, sollten sich mit einem Flugblatt an ihre Kunden und an die Geschäftsinhaber wenden, die noch nicht dabei sind. Nebenstehend ein Beispiel aus Memmingen. Auf der Rückseite des Flugblattes sind alle Geschäfte aufgeführt, die an den Kernöffnungszeiten teilnehmen. 16 4.4 Einkaufsführer Ein Einkaufsführer sollte vor allem für Gäste und Touristen entstehen und so das Angebotsspektrum zusammenfassen. Beispiel aus Memmingen 17 5. Die Bedeutung des Tourismus für den innerstädtischen Handel 5.1. Wofür ist die Entwicklung des Tourismus in Oederan sinnvoll und notwendig? Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für eine Stadt, wenn es gelingt eine signifikante Anzahl Gäste in die Stadt zu holen. Touristen geben Geld in der Stadt aus. Vorrangig fließt deren Geld in die touristischen Attraktionen selbst. Daneben profitieren aber auch Handelsunternehmen und das Hotel- und Gaststättengewerbe. Indirekt werden damit Arbeitsplätze geschaffen, die Stadt erzielt Steuereinnahmen und das Handels- und Gastronomieangebot für die Stadtbewohner wird deutlich attraktiver. Wieviel Kaufkraft durch Touristen in der Stadt gebunden wird, hängt von drei Faktoren ab: - Verweildauer in der Stadt - Bewegung im Stadtgebiet - Wohlfühlfaktor des Aufenthaltes Der Wohlfühlfaktor wird geprägt durch die Qualität der Dienstleistungen und die Vielfalt der angebotenen Produkte. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen. Die 5.000 jährlichen Gäste des Hotels „Am Altmarkt“ verblieben 2 bis 3 Tage in Oederan, speisten im „Hirsch“ und bewegten sich in der Stadt. Seit der Schließung des Hotels verzeichnen die Händler, die Gastronomen und das web-MUSEUM Umsatzeinbußen. Das Klein-Erzgebirge hat ca. 70.000 Besucher im Jahr, die wenige Stunden in der Anlage bleiben und selten die Innenstadt besuchen. Diese Besucher des KleinErzgebirges brachten pro Jahr weniger Kaufkraft in die Stadt als die rund 5.000 Gäste des Hotels „Am Altmarkt“. 18 5.2. Auf welche touristische Substanz kann Oederan aufbauen? Oederan hat gemessen an der Größe der Stadt ein hohes touristisches Grundpotential. Folgende touristischen Angebote sind vorhanden: - Ausstellung Klein-Erzgbirge - RANI’s Volkskunsthaus - web-MUSEUM - Dorfmuseum Gahlenz - Erlebnisanlage „Märchenhafte Wasserwelten“ - Historische Altstadt - Silbermannorgel - Hetzdorfer Viadukt - Prämiertes Dorf Kirchbach - Börnichener Parkanlage - Golfplatz Gahlenz - Freizeitbad - u.a. Restaurants / Gaststätten / Cafés - Restaurant im „Haus am Klein-Erzgebirge“ - Traditionsrestauration „Hirsch“ - Stadtcafé - Bierpub „Eisbär“ - Kuchendeckel - Gasthof Börnichen - Gasthof Schönerstadt - Gasthof Görbersdorf - Waldeinkehr - Klosterkeller - Scharfe Ecke - Café Wien - Café Mozart - Eiscafé Börner Tagestouristen (Tagesausflügler und Tagesgeschäftsreisende) Um etwa eine „brauchbare“ Zahl zu erlangen, gehen wir davon aus: - ca. 20.000 Freibadbesucher im Jahr sind keine Oederaner - ca. 80.000 Besucher im Klein-Erzgebirge sind keine Oederaner - ca. 6.000 Besucher des web-MUSEUMs sind keine Oederaner 19 - bei ca. 13.000 Fahrzeugen, die auf der B 173 täglich durch Oederan fahren, sind etwa 5.000 „zufällige“ Gäste im Jahr dabei, die mitgerechnet werden können - ca. 2.000 Gäste sind Tagesgeschäftsreisende - ca. 6.000 Touristen im Jahr in Hotel / Pensionen / Ferienwohnungen - ca. 4.000 Privatbesuche - ca. 3.000 in Gahlenz Nimmt man alle Tagestouristen zusammen, sind ca. 125.000 Touristen im Jahr in Oederan. Daneben gibt es im Umfeld weitere Attraktionen, die das Angebot stützen können: - Augustusburg - Stadt Freiberg - Schloss Lichtenwalde - Chemnitz, Dresden Alle touristischen Angebote in Oederan haben gemeinsam, dass sie unabhängig von einander arbeiten und jedes Angebot sein eigenes Marketing betreibt. Auch fehlende Ansätze, Synergien hinsichtlich Handel und Gastronomie sind zu verzeichnen. 5.3. Was bewirkt ein ganzheitlicher Ansatz für den Oederaner Tourismus? Eine gemeinsame Vermarktung der Oederaner Tourismusangebote verbessert zunächst das Verhältnis Werbeaufwand zur Werbewirksamkeit und sollte die Gesamtzahl der Gäste in Oederan erhöhen. Gleichzeitig können Besucher einer touristischen Anlage durch geeignete Kampagnen zu den anderen Tourismuszielen geführt werden, dazu mehr unter Marketing. Die Bündelung in der Vermarktung erhöht die Besucherzahlen aller Tourismusangebote und die durchschnittliche Verweildauer. Ziehen die Mitnutzer aus Handel und Gastronomie mit, wird der Wohlfühlfaktor für die Touristen deutlich erhöht. Damit wird mehr Kaufkraft der Touristen in der Stadt gebunden. Das Gesamtziel des ganzheitlichen Ansatzes lautet: mehr Touristen mit längerer Verweildauer und höhere Umsatzquote. 20 5.4. Wie kann die Bündelung des touristischen Angebotes erreicht werden? Der Anstoß für die Bündelung der touristischen Aktivitäten kann nur von der Stadtverwaltung kommen. Am Besten geeignet ist die Gründung einer städtischen GmbH. Dort wird der Betrieb der Tourismusangebote, die der Stadt gehören oder von ihr subventioniert werden, wie web-MUSEUM, Wasserwelten und Klein-Erzgebirge zusammengefasst. Diese GmbH benötigt als Chef einen erfahrenen Tourismusmanager. Dieser führt die Betriebe und koordiniert die gemeinsame Vermarktung aller touristischen Angebote. Für die Vermarktung benötigt er ein zusätzliches Budget der Stadt, aber auch Zielvorgaben für seine Marketingmaßnahmen. In der aktuellen Situation des Klein-Erzgebirges lässt sich dieser Manager über die Ausschreibung des Betriebs der Anlage am schnellsten finden. Die Ausschreibung sollte auch die oben genannten Aufgaben der gemeinsamen Vermarktung beinhalten. Die Gründung der städtischen Tourismus-GmbH kann in einem zweiten Schritt erfolgen. 5.5. Kultur als Besuchermagnet Die Fragen des Tourismus im ländlichen Raum sind um vieles schwieriger als in Dresden oder der Sächsischen Schweiz, die von allein Selbstläufer sind. Wenn Kultur zum Publikumsmagnet oder „Tourismusobjekt“ werden soll oder gar zum Event, müssen mehrere Elemente zusammenkommen, umso mehr je kleiner die Dimensionen der einzelnen Objekte sind. Klein-Ergebirge, web-MUSEUM, Wasserwelten, Augustusburg, Schloss Lichtenwalde u.a. sind Objekte, die für sich allein stehen können, aber sie haben nicht die Tourismusdimension und Selbstläuferwert wie Frauenkirche oder Sächsische Schweiz. Es muss im Regelfall eine Mehrzahl von Bausteinen zusammengefügt werden, damit aus Objekten (Baudenkmale, Parks, Freizeiteinrichtungen, Bildwerken, Plastiken u.a.) Ereignisse (Events) werden können. Es gelten folgende Grundzusammenhänge: Je weiter entfernt die Objekte von den Herkunftsgebieten der Besucher entfernt sind, desto geringer ist dort die Kenntnis und Vorstellung von den realen örtlichen Zuordnungen. 21 Wie ist also eine überregionale Informationsmöglichkeit zu schaffen, wie werden Informationspakete gebildet, die den Bedarf, die Lust am Besuch erzeugen? Dazu muss die Einzigartigkeit einer bestimmten Situation herausgestellt werden, entweder in der Beschreibung einer bestimmten, nur hier vorhandenen einmaligen Sache oder einer einmaligen Kombination von verschiedenen Bestandteilen, z.B. die Verbindung von Malerei, Stuckatur und Architektur, mit der Antwort „was sehen sie hier, was sie sonst nicht sehen oder erleben“. Das muss dann mit ergänzenden Stichworten angereichert werden. Dieses Vorgehen ist gerade für die flächendeckende reiche Kulturlandschaft Sachsens wichtig, benötigt aber für die Herstellung intensiven Aufwand. Es sind themenbezogene Kulturreisebeschreibungen in Form schriftlicher Angebote zu drucken und/oder zunehmend im Web darzustellen. Ein Beispiel aus Burgund: Eine Reihe von zwar interessanten, aber im Einzelfall nicht zu den großen Erlebnissen der Romanik zählenden kleinen Kirchen aus dem Umfeld von Cluny werden in einem Reiseprogramm zusammengefasst, es kommt der Tourist unversehens zu Orten, die er sonst nicht wahrnehmen, geschweige denn aufsuchen würde. Wichtig ist, dass nicht nur Individualtouristen mit gut ausgearbeiteten Informationen angelockt werden, sondern dass auch Einkäufer und Organisatoren von Reisen auf leicht zugängliche und „auf einem Blick“ zusammengefasste Informationen zugreifen und darüber verfügen können. Die Angebote müssen „mundgerecht“ vorbereitet werden. Unser Land ist reich, nicht nur an ganz großen sondern reich an sehr vielen hochwertigen kleineren Baudenkmälern, Kunst- und Kulturobjekten. Sie liegen im ländlichen Raum und sind zunächst hauptsächlich lokal oder höchstens regional bekannt. Sie sollen nutzbar gemacht werden für das eigene Selbstwertgefühl vom Reichtum der Heimat, damit aber auch ihre nach außen wirkende touristische Attraktivität durch eine vernetzte Präsentation. Dazu sind geeignete Präsentationsmittel zu entwickeln, die örtlich, regional oder überregional zugeschnitten sind und entsprechend angeboten werden können. Erweiterung und Abwechslung kann stattfinden durch die Verknüpfung mit anderen Qualitätsmomenten: Konzertveranstaltungen, gastronomische Angebote, Freilichtmuseen, Museen, Bäder, Naturschutz- und Wandergebieten und Vorschläge für ergänzende Aktivitäten. Das Feld ist unerschöpflich. Dann wird daraus ein kleines oder großes Event, je nach Situation und Befindlichkeit des Touristen. 22 5.6. Was sind geeignete Marketingmaßnahmen für den Oederaner Tourismus? Am Anfang stehen Prospekte und ähnliche Unterlagen, die das Gesamtangebot darstellen. Damit verbunden ist auch das Finden eines Werbeslogans und Namens für das Angebot. Eintrittsgelder sollten durch ein „Oederan-Ticket“ gebündelt werden. Auch sollten die Einzeltickets vom Preis her aufeinander abgestimmt werden. Um Verknüpfungseffekte zu erreichen, sollten Rabattangebote mit den Tickets verbunden werden. So sollte mit einem Oederan-Ticket günstiger eingekauft oder gespeist werden können. Werbemedien sollten gezielt auf die Gästezielgruppen abgestimmt werden. Wesentlich ist die Unterscheidung nach Tagestouristen, die mit dem Auto oder per Reisebus kommen und Übernachtungsgästen, für die ein Mehrtagesangebot zu präsentieren ist. Die wesentlichen Medien sind Internet, Zeitungsanzeigen und Messestände. Gezielt können auch Mailingaktionen zum Beispiel an Busreiseveranstalter oder Radiowerbung in den besucherintensiven Sommermonaten eingesetzt werden. Mit einem neuen Betreiber des Altmarkt-Hotels könnte ähnlich dem Blümke-Konzept ein Mehrtagesprogramm im Internet angeboten werden. Wesentlich für den Erfolg des Oederaner Gesamtangebotes ist die Entwicklung von Verknüpfungsangeboten zwischen den heutigen Angebots-Standorten und von Ergänzungsangeboten mit erhöhtem Spaßfaktor. Verknüpfungsangebote sprechen den Gast am Ende eines Besuches an, sich mit einem neuen Angebot zu beschäftigen. Ein Bespiel ist die Stadtrundfahrt mit einem ausgefallenen Fahrzeug vom Parkplatz des Klein-Erzgebirges, wozu die Eintrittskarte des Klein-Erzgebirges oder das Oederan-Ticket berechtigen, die wiederum mit Rabattangeboten verschiedener Geschäfte und Gaststätten der Stadt verbunden sind (Projektvorschlag Postillion). Ein anderes Beispiel ist die Rätselaufgabe für Jugendliche entlang der Wasserwelten mit einem Geschenk im web-MUSEUM für die gelöste Aufgabe (Projektvorschlag liegt vor). Die hier genannten Maßnahmen stellen skizzenhaft Ansatzpunkte dar. Der Tourismusmanager hat die Kernaufgabe, ergänzende und verbindende Angebote zu entwickeln und mit den im Tourismusgeschäft beteiligten Firmen abzustimmen. Das Gleiche gilt für die Werbemaßnahmen. Quellen: Fritz-Eberhard Griesingen, Schwäbischer Heimatbund e.V. Stuttgart Klaus Klein, Essen 23 6. Schlussfolgerungen und Empfehlungen Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass Oederan eine Menge Potential für die Entwicklung des städtischen Handels besitzt. Um dieses Potential zu schöpfen und damit die Attraktivität der Stadt für die Bürger zu verbessern, sind Investitionen von der Stadtverwaltung zu erbringen, die sich später über erhöhte Steuereinnahmen amortisieren sollten. Folgende Ansätze werden als Leitlinien empfohlen: - Die Händler müssen kooperieren und benötigen Anschubhilfe. Die Gründung einer Werbegemeinschaft und die Bereitstellung von betriebswirtschaftlicher und fachlicher Beratung werden nur über die Hilfestellung der Stadtverwaltung bzw. des Stadtmarketing möglich sein. - Eine wesentliche Entwicklungshilfe ist der Tourismus. Das TourismusPotential kommt dann zum Tragen, wenn eine Vernetzung der touristischen Angebote erreicht wird. Dabei müssen Handel und Gastronomie als Partner mitarbeiten. Diese Aufgabe kann nur durch das Stadtmarketing bzw. eine städtische Tourismusgesellschaft geleistet werden. - Oederan benötigt mehr Kaufkraft, um attraktive Handelssortimente in der Stadt halten zu können. Neben dem Tourismus lässt sich dies über die Steigerung der Bevölkerungszahl erreichen. Entsprechende Ansiedlungsmaßnahmen sind anzugehen. - Die bereits vorhandenen positiven Potenziale unserer Stadt und der gesamten Region müssen unter der Sicht eines effektiven Marketingkonzeptes in exzellente Produkte eingehen und vermarktet werden. Ich bedanke mich bei Herrn Rothe von der IHK Südwestsachsen und Herrn Klein von der Klein Bau-Invest GbR für die konstruktive Zusammenarbeit und Unterstützung. 24