2004 - Fachgebiet Lichttechnik
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2004 - Fachgebiet Lichttechnik
Technische Universität Berlin Viertes Symposium Licht und Gesundheit Berlin, 26. und 27. Februar 2004 2 DGP Deutsche Gesellschaft für Photobiologie Technische Universität Berlin Viertes Symposium Licht und Gesundheit 26. und 27. Februar 2004 Eine Sondertagung der TU Berlin und der Deutschen Gesellschaft für Photobiologie Mitveranstalter: BZPH, LiTG und DAfP Herausgeber: H. Kaase und F. Serick Institut für Energie- und Automatisierungstechnik Technische Universität Berlin Einsteinufer 19, 10587 Berlin Druck: Paul Kistmacher, Berlin ISBN 3-9807635-0-1 Februar 2004 3 TAGUNGSBEIRAT Prof. Dr. Angelika Anders (Hannover) Prof. Dr. Malte Bühring (Berlin) Dr. Peter Bocionek (Stuttgart) Prof. Dr. Wolfgang Ehrenstein (Esslingen) Prof. Dr. med. Wolfgang Friesdorf (Berlin) Prof. Dr. Erhard Hölzle (Oldenburg) Prof. Dr. Dr. Jürgen Kleinschmidt (München) Dr. Rolfdieter Krause (Berlin) Dipl.-Ing. Hans-Joachim Richter (Arnsberg) FACHLICHE GESAMTLEITUNG Prof. Dr. Heinrich Kaase 4 Inhaltsverzeichnis Vorwort 6 H. Kaase, F. Serick Themenkomplex 1: Physikalisch-Technische Grundlagen Wirkung von Licht auf den Menschen unter Berücksichtigung neuer Bewertungsmaßstäbe, aus der Sicht eines Lampenherstellers 8 Werner Halbritter, Stéphan Müller, Alfred Wacker, Reinhard Weitzel, München Zum Strahlungsklima der Erde 18 Eberhard Reimer, Berlin Solarstrahlung und Tageslicht 24 S. Aydinli, H. Kaase, Berlin Zertifizierung von Solarienbetrieben in Deutschland 35 M. Steinmetz, Oberschleißheim Verfahren zur Solarienbewertung 41 Helmut Piazena, Berlin Ehrensitzung für Prof. Dr. M. Bühring und Prof. Dr. H. Meffert Kreislaufregulation und Umwelteinflüsse 72 R. Krause, Berlin Protection of human cells by carotenoids Fritz Böhm, Berlin 75 5 Themenkomplex 2: Psychologie/Ergonomie I Management der Retinabelichtung (MRL) 77 Wolfgang Ehrenstein, Esslingen Cirkadiane Wirksamkeit der Solarstrahlung 101 Helmut Piazena, Berlin Die Messung circadianer Strahlungsgrößen 120 Dietrich Gall, Illmenau Bewertungsgrößen für Lichttherapiegeräte 139 M. Yeni, H. Kaase, Berlin Right Light for Productivity, Health and Well-being at the Workplace 150 Gerrit van den Beld, Eindhoven Themenkomplex 3: Photodermatologie Photodynamische Therapie 164 Rolf-Markus Szeimies, Sigrid Karrer, Wolfgang Bäumler, Regensburg Fluoreszenzdiagnostik von soliden Tumoren 173 Wolfgang Bäumler, Christoph Abels, Günther Ackermann, Regensburg Wirkungen der Infrarotstrahlung auf den Menschen 181 Hans Meffert, Helmut Piazena, Berlin Themenkomplex 4: Psychologie/Ergonomie II Licht am Arbeitsplatz - aktuelle Entwicklungen aus Sicht der Berufsgenossenschaften Heinz R. Schmid, St. Augustin 192 6 Bürobeleuchtung – Überlegungen zur Standortbestimmung zwischen Lichttechnik, Arbeitsmedizin und Gestaltung 194 Paul W. Schmits, Berlin Psycho – physiologische Aspekte des Bühnenlichtes 204 Tadeusz Krzeszowiak, Wien Abschlussvorträge Biologic Effects of Light and Radiation: Historical and New Perspectives 218 M. F. Holick, Boston/USA Lichttherapie 224 Jürgen Zulley, Roland Popp, Regensburg Posterbeiträge: Einfache Messung der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke für 280 ≤ λ ≤ 400 nm und für 320 < λ ≤ 400 nm 236 D. Kockott, H. Piazena, R. Sippel Herzinfarkt und Farblichtanwendung 242 Harald Brost, Johannes Tebbe Bio-Licht Gesundes Licht 248 Gerold Kurz von Schmeling Unterstützung der Pflege und Betreuung Demenzkranker durch Lichtmanagement – eine Pilotstudie1 254 Michael Brach, Oskar Dierbach, Wolfgang Ehrenstein Licht, Gesundheit und Bewusstsein Maximilian Y. Schäfer 261 7 Vorwort Anknüpfend an die drei vorangegangenen Symposien Licht und Gesundheit befasst sich auch die vierte „Auflage“ mit den mannigfaltigen positiven und negativen Wirkungen optischer Strahlung auf den Menschen. Als Mitveranstalter tritt erstmalig die neu gegründete Deutsche Gesellschaft für Photobiologie in Erscheinung. In diesem Konferenzband sind alle Beiträge zusammengestellt, die uns von den Verfassern bis zum endgültigen Redaktionsschluss zugesandt wurden. Sie gliedern sich in die Komplexe „Physikalisch-technische Grundlagen“, „Psychologie/Ergonomie I und II“ und „Photodermatologie“, wofür wiederum namhafte Autoren als Hauptvortragende gewonnen werden konnten, ergänzt durch fünf Posterbeiträge. Ein hoch aktueller Schwerpunkt ist die circadiane Wirkung von natürlichem und künstlichem Licht, der inzwischen erste Erkenntnisumsetzungen insbesondere für Schichtarbeitsplätze aber auch bei Lampenherstellern zeitigt. Neben dem vom Auge wahrnehmbaren Licht spielen auch UV- und IR-Strahlung eine zentrale Rolle. Sie werden nicht nur für therapeutische Zwecke genutzt, sondern ihre ausgewogene Dosierung ist mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden der in Gebäuden Lebenden und Tätigen ebenso verknüpft wie deren Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. So werden neben den Gefahren zunehmend auch gesundheitsfördernde Effekte beschrieben, über die auf diesem Symposium ausführlich berichtet wird. Hervorgehoben werden sollen die beiden Vorträge, die den 65. Geburtstagen der diese Symposien prägenden Professoren Malte Bühring und Hans Meffert gewidmet sind. Außerdem ist es uns eine besondere Freude auf die Abschlussbeiträge von Prof. Michael F. Holick aus Boston und Prof. Jürgen Zulley aus Regensburg hinzuweisen. H. Kaase F. Serick 8 Wirkung von Licht auf den Menschen unter Berücksichtigung neuer Bewertungsmaßstäbe, aus der Sicht eines Lampenherstellers Werner Halbritter, Stéphan Müller, Alfred Wacker, Reinhard Weitzel alle OSRAM GmbH, Hellabrunner Str.1, 81543 München 1 Mensch und Strahlung Seit Beginn des neuen Jahrtausends wird die Diskussion über den Einfluss von Licht auf den Menschen verstärkt geführt. Der Mensch als Individuum rückt in den Mittelpunkt der Betrachtungen, zumal in den Industrieländern immer mehr Leistungsfähigkeit und -bereitschaft vom Einzelnen erwartet wird. Über Faktoren für den reinen Sehprozess, wie Beleuchtungsstärke, Leuchtdichte, Blendung, Farbwiedergabe ist in den letzten fünfzig Jahren intensiv geforscht, diskutiert und publiziert worden. Entsprechende Ergebnisse sind in verschiedene Normen für die Beleuchtung eingegangen. Über die konkrete Abhängigkeit von Einwirkungsdauer, Intensität und Spektrum des Lichtes auf die Physiologie und Psyche des Menschen liegen aber immer noch relativ wenig Erkenntnisse vor. Solche Untersuchungen können nur mit sehr hohem Aufwand durchgeführt werden. Nichtsdestoweniger wird in einigen jüngeren Veröffentlichungen klar gezeigt, welch „mächtiges“ Werkzeug Licht sein kann, um das Wohlbefinden zu beeinflussen. Unser Organismus bewegt sich etwa in einem 24h Rhythmus („Circadianer Rhythmus“) mit Aktivität am Tag und Ruhephase in der Nacht. Licht synchronisiert diesen Ablauf. Die „Lichtmeldung“ für die Steuerung der inneren Uhr erweist sich auch beim Menschen als unabhängig von den bekannten helligkeits- und farbempfindlichen Rezeptoren (Stäbchen und Zäpfchen), mit denen die Umwelt „bildhaft“ erfasst wird. Im Mittelpunkt stehen derzeit die Untersuchungen der von G. C. Brainard et al. [1] und K. Thapan et al. [2] beschriebenen Effekte der „circadianen Photorezeptoren“. Es konnte gezeigt werden, dass besonders Licht im Wellenlängenbereich von 430 nm bis 470 nm einen direkten Einfluss auf die Bildung des „Müdemacher Hormons“ Melatonin im menschlichen Körper hat. 9 Abbildungen 1 und 2 stellen neben den genormten Hellempfindlichkeitsfunktionen V(λ) und V’(λ) auch eine von Gall vorgeschlagene, circadiane Wirkungskurve c(λ) dar [3]. Abb. 1 Abb. 2 Ein „nicht zum Sehvorgang“ benutztes Photopigment in den Ganglionzellen der Retina ist verantwortlich für die Registrierung dieses blau dominierten Spektralanteils. Wird Licht von den speziellen Photorezeptoren registriert, leiten Nervenbahnen (retinahypothalamischer Trakt – RHT) entsprechende Signale zum „suprachiasmatischen Nukleus“, einer Nervenverdickung, die mit der Zirbeldrüse in Verbindung steht. Die Zirbeldrüse unterdrückt dann ihre Melatonin-Produktion. Ist es dagegen „dunkel“, läuft die Melatoninbildung auf vollen Touren und Schläfrigkeit ist die Folge. Bereits verhältnismäßig geringe Beleuchtungsstärken im ermittelten Spektralbereich scheinen zur Beeinflussung der Hormonbildung zu genügen. Trotz laufender Untersuchungen über die Wirkung von „Blaulicht“ [4] gibt es noch keine verwertbare Dosisangabe des „circadianen Blauanteils“ für Lampenentwicklungen. Selbst unter Einhaltung aller heutigen Normen für „gute“ Beleuchtung können wir in einer „biologischen Dunkelheit“ leben. Durch die Erfindung des elektrischen Lichtes wird die auf naturgegebenen Bedingungen beruhende innere Uhr des Menschen beeinflusst. In umfangreichen Studien wird derzeit untersucht wie man durch angepasste, zeitveränderliche Lichtszenarien das Wohlbefinden und die Motivation u. a. von Schichtarbeitern verbessern kann. Erste Ergebnisse zeigen eine deutliche Erhöhung der Leistungsbereitschaft, begleitet von positiven Einflüssen auf die Produktivität [5]. 10 Speziell in der Autoindustrie werden solche Studien derzeit durchgeführt [6], die auch Langzeiteffekte erfassen sollen. Bereits seit langem ist vor allem die Heilwirkung des Lichtes bekannt bei Saisonal Abhängiger Depression (SAD) in der „dunklen Jahreszeit“, bei Hautkrankheiten (Neurodermitis, Psoriasis) und die Bedeutung für die Vitamin D Bildung. Also die direkte Einwirkung auf unsere Gesundheit. Durch die Einführung von Medikamenten, vor allem von Vitamin- und Hormonpräparaten, wurde die Lichttherapie ab den 30iger Jahren weitgehend zurückgedrängt. Durch die in der Regel auftretenden Nebenwirkungen der Arzneimittel, bzw. nur unvollständige Heilwirkung, erhielt der Einsatz von Licht in diesem wichtigen Bereich der Medizin in den letzten Jahren wieder verstärkte Aufmerksamkeit. Über die direkte biologische Wirkung hinaus gibt es sicherlich aber auch den Einfluss von Licht auf unsere Stimmung bzw. Gefühle. Die Ästhetik des Lichtes erhält einen höheren Stellenwert. Stimmungen entstehen ganz unbewusst aufgrund von Reaktionen auf unsere Umgebungsbedingungen. Von unseren Gefühlen hängt aber ganz eindeutig unsere Leistungsfähigkeit ab: Höchstleistungen erbringen wir nur wenn wir uns „glücklich bzw. zufrieden“ fühlen, Krankfühlen lähmt uns. Stimmungen sind also ein wesentlicher Faktor für Wohlfühlen und damit für unsere Gesundheit. Das Gesundheitsbewusstsein hat in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen. Wir versuchen bewusst unsere Umweltbedingungen aktiv so zu gestalten, dass wir uns wohlfühlen. Neben der Einflussnahme auf Klima und Architektur stellt die Art und Auslegung der Beleuchtung einen weiteren Regelparameter dar. Auch die „Deutsche Agenda Optische Technologien für das 21. Jahrhundert“ [7] beschreibt die Notwendigkeit von „örtlicher und zeitlicher Veränderung von Intensität und Farbe der Beleuchtung im Innenraum ..., auch unter Einbeziehung des Tageslichtes“. 11 Licht kann aber auch negative Einflüsse auf den Menschen haben. So besitzt Licht bevorzugt im Wellenlängenbereich von 380 bis 500 nm bei hoher Intensität die Eigenschaft photochemische Prozesse im Auge auszulösen. Die als sogenannte „Blue Light Hazard“ bekannte Gefährdung liegt mit ihrer spektralen Bewertungsfunktion sehr dicht an der spektralen Verteilung der circadianen Wirkungsfunktion (Abb. 1 und 2). Die Strahlungsleistung und -verteilung von Lampen ist also eine wichtige zu beachtende Komponente bei der Auslegung für die Beleuchtung. Da die „Blaulichtgefährdung“ jedoch als eine leuchtdichteabhängige Größe zu bewerten ist, tritt bei den heute üblichen Beleuchtungssituationen in der Allgemeinbeleuchtung bislang keine bekannte Gefährdung auf. Selbst natürliche Sonnenstrahlung birgt Risiken und führt bei einer erhöhten Dosis zu irreparablen Schäden. Die Geschichte des Menschen dauert bereits etwa 500.000 Jahre, von denen die überwiegende Zeit durch natürliches Licht gesteuert wurde. Sonne und Feuer waren die Referenz. Unsere künstliche, „elektrische Lichtwelt“, erst gute 100 Jahre alt, muss sich mehr an diesem Vorbild orientieren und verstehen lernen wie man optimale Voraussetzungen für gesundes Wohlfühlen unter den verschiedensten Randbedingungen schafft. Anpassen und Einbeziehen natürlicher Gegebenheiten ohne zu schädigen und ein angenehmes Lichtklima schaffen, das ist die Aufgabe. Lichtqualität darf sich in Zukunft nicht nur mit den Fragen nach Effizienz, Maintenance, Umweltfreundlichkeit beschäftigen, sondern muss auch Aspekte wie zeitlicher Verlauf von Farbe, individuelles Wohlfühlen, Stimmung und Komfort, sowie Gesundheit und Sicherheit berücksichtigen. Diese sozialen und gesundheitlichen Belange der Beleuchtung werden entscheidend sein für künftige Installationen. Einen umfassenden Überblick über die wissenschaftlichen Aspekte zum Thema „Licht und Gesundheit“ gibt eine Veröffentlichung der TU Ilmenau [8]. In diesem Zusammenhang sei auch auf die erst kürzlich erschienene Studie „Licht und Gesundheit für den arbeitenden Menschen“ der niederländischen Stiftung für Beleuchtungszwecke, NSVV, hingewiesen [9]. 12 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Konsequenzen, welche die jüngeren wissenschaftlichen Erkenntnisse auf die Verwendung von künstlichen Lichtquellen und die aktuelle Normungssituation haben können. Dabei stellt sich auch die Frage ob überhaupt genug Ergebnisse vorliegen, um so weitreichende Entscheidungen wie die Entwicklung neuer Lampenfamilien sinnvoll treffen zu können? Was kann also ein Lampenhersteller aufbauend auf der jetzigen Situation tun, um den Weg zu einer besseren (Licht) Welt zu fördern? 2 Stand der Licht- und Beleuchtungstechnik in den Normen Die Suche nach einer den Bedürfnissen entsprechenden Beleuchtungssituation wird immer stärker in nationalen bzw. internationalen Richtlinien und Normen umgesetzt. Hierbei wird sowohl versucht, eine den Sehaufgaben entsprechende Beleuchtung zu schaffen, circadiane Effekte zu berücksichtigen und gleichzeitig auch die wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Lösung zu finden (z.B. EN 12464 [10]). Die Entwicklung zu besserer Lichtqualität wird z.B. unterstrichen durch eine Entwicklung in Australien. Hier werden nach letztem Stand Leuchtstofflampen mit einem Farbwiedergabeindex kleiner 80 ab 2005 verboten sein. Dies ist eine Entwicklung nicht nur in Richtung verbesserter Beleuchtungslösungen für den Anwender, sondern gleichzeitig in Richtung von Lampen mit besserer Lichtstromund Farbstabilität über die Lebensdauer, sowie geringerem Energieverbrauch (energy label Gruppe A) bei vergleichbarem Beleuchtungsniveau. Gleichzeitig wird in Richtung Umweltschutz ein positiver Beitrag geleistet, da mit Dreibandenleuchtstoffen der Quecksilbergehalt der Leuchtstofflampen auf weniger als 5 mg abgesenkt werden kann. Ein wichtiger Schritt zur Erweiterung der Vorschriften für „gutes Licht“ in Europa ist in der DIN EN 12464-1 unter Pkt. 4.6.2. die Feststellung: "Lampen mit einem Farbwiedergabe-Index kleiner als 80 sollten in Innenräumen, in denen Menschen für längere Zeit arbeiten oder sich aufhalten, nicht verwendet werden. Ausnahmen 13 davon sind möglich bei bestimmten örtlichen Gegebenheiten und/oder Tätigkeiten (z.B. in hohen Hallen), jedoch sind geeignete Maßnahmen zu ergreifen, damit an festen ständig besetzten Arbeitsplätzen und dort, wo Sicherheitsfarben fehlerfrei erkannt werden müssen, eine höhere Farbwiedergabe sichergestellt ist". Zur Überarbeitung deutscher Normen wurde ein spezieller Arbeitskreis der DIN im „Fachausschuss Normen Lichttechnik“, FNL 7 unter Leitung von Kaase gebildet, der sich mit den Einflüssen der o.a. circadianen Effekte beschäftigt. Die neuen Aspekte zur Bewertung der Beleuchtung erfordern nicht nur die Betrachtung nach Lichtmenge und Farbwiedergabe, sondern insbesondere auch eine Bewertung im Verhältnis zum natürlichen Licht, das sich im Laufe des Tages bezüglich Spektrum, Farbtemperatur und Beleuchtungsstärke ändert und damit die täglichen Funktionsabläufe des Menschen, wie schon seit etwa 500.000 Jahren beeinflusst. 3 Stand der Lampentechnologie Erste Untersuchungen an z. Zt. gefertigten und im Markt vorhanden Lichtquellen sollen zeigen, wie der derzeitige Stand der Lampentechnologie in Bezug auf o.a. Lichtparameter zu sehen ist. Gall [3] hat einen Vorschlag erarbeitet wie man die circadianen Lichtgrößen analog zu anderen lichttechnischen Größen, auch messtechnisch erfassen kann. Es wird ein Verhältnis aus „circadian“ und photopisch (V(λ)) bewerteter Strahlung gebildet. 780 nm ∫ E λ ⋅ c ( λ ) ⋅ dλ e Circadianer Wirkungsfaktor: a cv = 380 nm 780 nm ∫ E λ ⋅ V ( λ ) ⋅ dλ e 380 nm ; 14 Nach eigenen, derzeitigen Einschätzungen können unter Berücksichtigung des acv bestimmte Situationen und Tätigkeiten in 3 Bereiche eingeteilt werden: Circadianer Situation / Tätigkeit Lichtfarbe Wirkungsfaktor Stille Stunden, Entspannen, aber auch für nicht < 0,4 warmweiss 0,3 – 0,8 neutralweiss > 0,7 tageslichtweiss professionelle Anwendungen im Privatbereich Büro, Industrie, Straßenbeleuchtung, Geschäfte, Märkte, Märkte bei erhöhten Anforderungen Für optimale Arbeitskonzentration und Wohlfühlen in Verbindung mit hohen Sehanforderungen, Therapie Bewertet man nun die auf dem Markt befindlichen Lichtquellen ergibt sich folgendes Bild. Anteil der Strahlungsleistung im "Sichtbaren" (380...780nm) bezogen auf die aufgenommene elektrische Leistung: 50 2000K Warmweiss < 3300K 45 40 Strahlungsausb. im sichtb. Bereich [%] 3000K 4000K 5000K 6000K Neutralweiss 3300 - 5300K 8000K HCI-NDL 35 HCI-WDL > 6500K in Leuchten kombinierbare, verfügbare Lampen, mögliche Neuentwicklungen HQI-D 30 F e u e r 25 20 15 LLwarmweiss bedeutet ein ausgewogenes Verhältnis an circadian (c(λ)) bewerteter Strahlung und V(λ) bewerteter Strahlung Glühlampen 0.3 0.4 0.5 0.6 b l a u e r H i m m e l acv= 1 0.2 >25000K LL-tageslichtweiss LLneutralweiss HQL 10 5 0.1 20000K Tageslichtweiss > 5300K S o n n e NAV 10000K 0.7 0.8 0.9 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 Circadianer Wirkungsfaktor acv : (Verhältnis aus circadian (c( λ) ) bewerteter Strahlung zu V( λ) bewerteter Strahlung HCI / HQI: Metallhalogenidlampe mit Keramik- bzw. Quarzbrenner; WDL / NDL / D: warmweiss / neutralweiss / tageslichtweiss LL: Leuchtstofflampen; NAV: Natriumhochdrucklampe; HQL: Quecksilberdampf Hochdrucklampe mit Leuchtstoffaussenkolben Abb. 3 Es wird deutlich, dass mit steigender Farbtemperatur und dem damit verbundenen „Blauanteil“ in den Lampenspektren der circadiane Wirkungsfaktor acv ansteigt. 15 Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen circadianer Wirkung und photopischem Hellempfinden liefert dabei ein übliches Tageslichtspektrum von ca. 6000K Farbtemperatur. Warm- und neutralweisse Farbtemperaturen liefern hingegen einen Wirkungsfaktor acv < 1. Es fällt auf, dass die heute in der Praxis üblichen, künstlichen Lichtquellen nur den Bereich bis 6500 K bedienen, ein Wirkungsfaktor acv > 1 mit verfügbaren Lampen aber noch kaum abgedeckt ist. In der Natur sind jedoch beim blauen Himmel Farbtemperaturen von 10.000 K – 20.000 K durchaus üblich. Als Ergebnis der Untersuchung ist klar zu erkennen, dass in der Vergangenheit die Lichtquellen nur bzgl. der direkt visuell wahrnehmbaren Eigenschaften entwickelt wurden. Als Lampenhersteller sind wir allerdings heute in der Lage verschiedenste Lichtspektren anzubieten, die als Referenz für weitere (Langzeit-) Studien genutzt werden können. Auch die Einbeziehung des Einflusses kurzwelliger (blauer) Strahlungsanteile stellt kein grundsätzliches Problem dar. Lampensysteme mit intelligenten, elektronischen Steuerungen bieten hier eine breite Palette an Möglichkeiten. Für die Entwicklung konkreter neuer Lichtquellen, die o.a. Effekte der Lichteinwirkung auf den Menschen berücksichtigen, sehen wir allerdings die Notwendigkeit zur Klärung so kritischer Fragen wie die anwendungsbezogene Einstellung der richtigen Intensität und des Farb-Spektrums des eingesetzten Lichtes über einen dynamischen Nutzungszeitraum. Welche Empfindungen löst man mit welchen Lichteinstrahlungen aus? Gibt es negative Nebeneffekte auf den Organismus des Menschen bei längerer Einwirkung der Strahlung (Langzeiteffekte)? Wie berücksichtige ich das Tageslicht auf geeignete Weise beim Lichtdesign. Welche Freiheiten muss ich dem Nutzer bei der Einstellung seiner „Lichtumgebung“ geben? Hier ist noch ein weites Feld für intensive Studienarbeiten. So faszinierend Licht ist, so unverstanden sind immer noch seine Wirkungen auf den Menschen im Detail. 16 4 Zusammenfassung Neue Studien im Bereich der Lichteinwirkung auf den Menschen haben viele neue Fragen aufgeworfen. Zur Beantwortung dieser Frage können wir als Lampenhersteller einen wichtigen Beitrag leisten. Bereits heute steht ein breites Sortiment an Lichtquellen und elektronischen Steuerungen auf der Grundlage hohen technologischen Know Hows zur Verfügung, die wir als Referenz für weitere gemeinsame Untersuchungen mit Wissenschaftlern aus dem Bereich der Medizin, Chronobiologie und Psychologie zur Verfügung stellen können. Es ist jetzt Aufgabe dieser Wissenschaften, die begonnenen Studien konsequent weiterzuführen und die Aufgabenstellung für die Forschung und Entwicklung neuer Lampen- und Leuchtensysteme zu formulieren. Parallel zu diesen Arbeiten wird derzeit durch die Lampenindustrie geprüft, wie durch den Einsatz modernster Lichterzeugungsmethoden wie der LED, die Generierung geeigneter, flexibler Beleuchtungsanlagen beschleunigt werden kann. Licht hat die Entwicklung des Menschen geprägt. Wir müssen die Einflussfaktoren im Detail verstehen lernen und dies in künstlichen Lichtquellen zum Wohle des Menschen nutzen. Literatur [1] Brainard, G.C. et al., Action Spectrum for melatonin regulation in humans: evidence for a novel circadian photoreceptor. Journal of Neuroscience, 15 August 2001, 21(16); 6405 – 6412 [2] Thapan, K. et al., An action spectrum for melatonin suppression: evidence for a novel non-rod, non-cone photoreceptor system in humans. Journal of Physiology, 2001, 535.1: 261 - 267 [3] Gall, D., Circadiane Lichtgrößen und deren messtechnische Erfassung, Licht 7-8, 2002, 860 – 871 [4] Schierz, Ch., Leben wir in der biologischen Dunkelheit?, Tagung Licht 2002, Maastricht, Tagungsband, 381 – 389 17 [5] Lange, H., „Handbuch für Beleuchtung“, SLG, LiTG, LTG, NSVV. 5. Auflage, (1999) [6] Light for Vitality, Symposium, 7.Nov. 2003 in Dresden [7] Deutsche Agenda Optische Technologien für das 21. Jahrhundert, Mai 2000, ISBN 3-00-006083-9, 43 – 49 [8] Fisch, Licht und Gesundheit, Das Leben mit optischer Strahlung, Literaturrecherche März 2000 [9] NSVV-Kommission Licht und Gesundheit, Licht und Gesundheit für arbeitende Menschen, Nov. 2003 [10] DIN EN 12464-1 Licht und Beleuchtung - Beleuchtung von Arbeitsstätten - Teil 1: Arbeitsstätte in Innenräumen, März 2003. 18 Zum Strahlungsklima der Erde Eberhard Reimer Institut für Meteorologie, Freie Universität Berlin Die Sonne sendet ein breites Spektrum elektromagnetischer Strahlung aus, das sich vom extremen Ultraviolett bis hin zu den Infrarotstrahlen erstreckt. Der Großteil der Energie entfällt dabei auf den sichtbaren und den infraroten Bereich. Abb. 1: Spektrale Zusammensetzung der Sonnenstrahlung Die Strahlungsenergie stellt die fundamentale Energiequelle für unser Klimasystem dar. Die Wirkung auf unser Klimageschehen und die damit verbundenen Prozesse und Wechselwirkungen sind von unmittelbarem Interesse. 19 Abb. 2: Atmosphärische Durchlässigkeit der Sonnenstrahlung Beim Transport der Strahlung durch die Atmosphäre bis zur Erdoberfläche treten Einflüsse auf, die die Strahlungsenergie in Abhängigkeit von der Wellenlänge verändern. Durch Absorbtion, Streuung und Reflexion werden komplexe Reaktionen hervorgerufen, die unser Klimasystem stark beeinflussen (Abb. 2). Neben der räumlichen Abhängigkeit, die bereits durch den Gang der Erde um die Sonne gegeben ist, ergeben sich durch die vertikale Verteilung der gasförmigen, flüssigen und festen Bestandteile der Luft sehr variable Einflüsse, die auch von den kurzfristigen Wetterbedingungen stark abhängen. In der Abb. 3 ist eine generelle Übersicht über die globale Bilanz gegeben. Dabei geht man von einem Gleichgewicht der importierten und der exportierten Energie aus. Dabei sind neben der langwelligen Ausstrahlung der Erdatmosphäre und der Oberfläche auch strahlungsmäßig aktive Substanzen, wie Ozon, Methan, Kohlendioxid, elementarer Kohlenstoff und Aerosole wichtig. Besonderen Einfluss hat die Wolkenbildung, die besonders in den unteren 10 km der Atmosphäre (Troposphäre) durch Absorbtion, Ausstrahlung und besonders auch durch Reflexion einwirken. 20 Abb. 3: Allgemeine Bilanz der Strahlungsenergie im Klimasystem Die sich daraus ergebende, räumlich unterschiedliche Energiebilanz an der Erdoberfläche führt zur typischen Wetterentwicklung, indem sich bei sehr starken horizontalen Temperaturgradienten Ausgleichsströmungen entwickeln, die wir als Tiefdruck- und Hochdruckgebiete kennen. Für die Klimaentwicklung ist jedoch die zeitliche Variation der verschiedenen treibenden Faktoren wichtig, da der oben angenommene Gleichgewichtszustand exakt nicht besteht oder sich verändert. So ist in den letzten 100 Jahren eine stark zunehmende antropogene Veränderung der Zusammensetzung der Atmosphäre zu beobachten. Unter Einbeziehung der natürlichen Variabilität des Klimageschehens besteht ein unmittelbarer Bedarf an der Abschätzung der möglichen Auswirkungen in den nächsten Jahrzehnten. Zu diesem Zwecke wird neben der Untersuchung verschiedenster Klimafaktoren auch die natürliche Variabilität der Sonnenstrahlung und der damit verbundenen 21 Prozesse an historischen Messungen und Ereignissen verfolgt. Anhand von Klimamodellen wird für vergangene Klimate, z.B. vor zwanzigtausend Jahren oder für die letzten 1000 Jahre, versucht, das Zusammenspiel des Systems Atmosphäre, Ozean, Boden zu verstehen. Hier zeigt sich durch Rekonstruktion der Planetenstellung und Sonnenaktivität, dass die Strahlungsenergie der Sonne sehr großen Veränderungen unterlag und ein entsprechend starker Einfluss auf die Eisbedeckung und die Vegetationsentwicklung bestand. Anhand zahlreicher Messungen an z.B. Pflanzenfunden und Eisbohrkernen lässt sich eine generelle, globale Klimarekonstruktion durchführen. Von besonderem Interesse ist die Abschätzung der Auswirkung des industriellen Zeitalters auf das augenblickliche Klimageschehen, also der Abschnitt der letzten 300 Jahre. Z.Zt. lassen sich verschiedene Faktoren nennen, die in den Strahlungshaushalt der letzen Jahrhunderte eingriffen: - Für die globale, positive Bilanz mit bis zu 2,5 Watt/m² in den letzten 250 Jahren werden wesentlich die Zunahmen von CO2, Methan, troposphärischem Ozon und elementarem Kohlenstoff genannt. - Negative Beiträge zur Bilanz resultieren aus der Anreicherung von Aerosolen, Partikeln aus Waldbränden und in indirekter Form auch aus einer stärkeren Wolkenbildung, die sehr komplex von dem jeweiligen Aerosolaufkommen beeinflusst wird. Im Interesse der Forschung stehen in diesem Zusammenhang auch (als Auswirkungen der Langstreckenflüge) Stoffe die die Bildung hoher Wolken, Cirren und Kondenzstreifen beeinflussen und so durch Reflexion die Einstrahlung der Sonne reduzieren können. Die Variabilität des stratosphärischen Ozons zeigt in diesen Abschätzungen nur geringen Einfluss auf die globale Strahlungsbilanz, obwohl die UVB-Strahlung sehr stark von den beobachteten Veränderungen der winterlichen, stratosphärischen Ozonschicht abhängen. 22 Die Ultraviolette (UV) Strahlung kennzeichnet jenen Teil des elektromagnetischen Spektrums zwischen Röntgenstrahlung und sichtbarem Licht. Der UV-Bereich lässt sich je nach Wellenlänge in drei Gruppen unterteilen: UV-C von 100 nm – 280 nm UV-B von 280 nm – 315 nm UV-A von 315 nm – 380 nm Dabei gilt, je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher ist die Strahlung. Abb. 4: UV-Strahlung Obwohl der im Wesentlichen stratosphärische Ozonanteil in der Atmosphäre nur sehr gering ist, typischerweise nur einige Moleküle Ozon pro 1 Million Luftmoleküle, so reicht diese Menge aus, um beinahe die gesamte UV- Strahlung (UV-C und UV-B) zu absorbieren und so das Leben auf der Erde zu schützen. - Der Ozon- und der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre bewirken, dass der UV-C Anteil der Sonnenstrahlung als ganzes absorbiert wird und nicht bis zur Erdoberfläche durchdringt. - Die UV-B Strahlung wird zu einem Großteil absorbiert, nur ein geringer Anteil von wenigen Prozent erreicht dennoch den Erdboden. 23 - UV-A wird nur geringfügig durch Ozon beeinflusst und kann beinahe ungehindert bis zum Erdboden vordringen. Der bis zum Erdboden gelangende Teil der UV-B Strahlung beeinflusst allerdings eine Reihe von troposphärischen Spurenstoffen, die im Ozonkreislauf und bei der Bildung von Aerosolen relevant sind. Dazu gehören Stickstoffdioxid, einige Kohlenstoffverbindungen und sog. Radikale. Eine Veränderung in der UV-B Strahlung durch antropogene Einflüsse ist in den letzten 50 Jahren in Europa gegeben. So wird z.B. in Europa von 1930 bis 1990 in den Sommermonaten eine Reduktion der UV-B Dosis von mindestens 2 bis 10% angenommen, die durch Verkehrs- und Industrieentwicklung hervorgerufen wurde. Durch die Verringerung des stratosphärischen Ozons in den letzten 20 Jahren wird diese Entwicklung in Europa gebietsweise umgekehrt und in einer Abschätzung in Westeuropa bald wieder den Stand von 1930 erreichen. Abschließend ist zu bemerken, dass die Auswirkung antropogener Emissionen auf die Strahlungsbilanz zu sehr differenzierten Reaktionen führt und sich der natürlichen Variabilität überlagert. Daher ist eine Abschätzung des antropogenen Einflusses auf die lokale zukünftige Klimaentwicklungen schwierig. Literatur IPCC, Climate Change 2001, The Scientific Basis Cambridge, University Press Guicherit, R. et al., 2001. Surface Ultraviolet Levels; Prediction and History from Atmospheric Trends over Europe SULPHATE. USB-2 report 00-15, Netherlands. Beer, J. et al., 2000. The role of the sun in climate forcing. Quarternary Science Reviews 19, 403-415 Bard, E., et al., 1999 Solar irradiance during the last 1200 years based on the cosmogenic nuclides. Tellus, 52B, 985-992 24 Solarstrahlung und Tageslicht S. Aydinli, H. Kaase Fachgebiet Lichttechnik, Sekr. E6 Technische Universität Berlin Einsteinufer 19, 10587 Berlin Lichttechnik@ee.tu-Berlin.de http://www.lichttechnik.tu-berlin.de 1 Einleitung Nach der Entwicklung von Leuchtstofflampen hat man in den 50er und 60er Jahren versucht, Innenräume ausschließlich mit Kunstlicht zu beleuchten. So entstanden zu dieser Zeit fensterlose Gebäude. Erst anfangs der 70er Jahre wurde ausgelöst durch die Energiekrise die Tageslichtnutzung in Gebäuden wieder entdeckt. Seit 20 Jahren ist in der Innenraumbeleuchtung ein Umdenkprozess zu beobachten: Kunstlichtbeleuchtung wird mit Tageslichtbeleuchtung kombiniert. Die Begründung liegt zum einen in energieeffizienten Aspekten (Tageslicht steht bis zu 90 % der jährlichen Arbeitzeiten zur Verfügung) zum anderen werden die Dynamik in Farbe und im Beleuchtungsniveau ausgenutzt. Ein weiterer Gesichtspunkt bezieht sich auf die photobiologische Wirkung des Tageslichtes; danach ist eine ausreichende Belichtung (Beleuchtungsstärke x Zeit) für das Wohlbefinden erforderlich. Dieser Wert wird für arbeitende Menschen in Gebäuden insbesondere in tageslichtarmen Jahreszeiten nicht ohne weiteres erreicht. Zur Behandlung von Lichtmangelkrankheiten werden Beleuchtungsstärken 2500 lx bis 10000 lx bei einer Belichtung von 5000 lxh empfohlen. Es fehlen jedoch Angaben über die Leuchtdichte [1]. Die Aufenthaltsqualität in Innenräumen wird durch die natürliche Beleuchtung beeinflußt. Eine Ausreichende Sichtverbindung nach außen sowie ein angenehmes Helligkeitsniveau am Tage werden in Verordnungen [2] vorgeschrieben bzw. in Normen [3] empfohlen. 25 Tageslicht hat allerdings auch störende Wirkungen (wie Strahlungs- und Wärmebelastung sowie Blendwirkung) zur Folge. Zur Begrenzung dieser Wirkungen wird versucht, in Normen und Richtlinien Empfehlungen für Grenzwerte festzulegen. So werden nach DIN E 5035 Teil 7 [4] durch Fenster gesehene Leuchtdichten mit L > 4000 cd/m2 als störend empfunden. Solche Festlegungen beruhen meist auf Erfahrungswerten, die allerdings nicht genügend abgesichert sind. Für die Optimierung von Lichttherapiegeräten und Beleuchtungsanlagen ist die Kenntnis bewerteter Leuchtdichten, Beleuchtungs- und Bestrahlungsstärken sowie ein Vergleich mit natürlichem Licht bei verschiedenen Himmelszuständen im Freien und im Innenraum hilfsreich. 2 Photometrische Größen des klaren Himmels Klarer Himmel entspricht dem wolkenlosen Himmelszustand, für den die relative Leuchtdichteverteilung nach CIE [5,6] festgelegt ist. Die Beleuchtungs- und Bestrahlungsstärken in vorgegebenen Ebenen der Erdoberfläche sind von der atmosphärischen Trübung und vom Sonnenhöhenwinkel abhängig [7]. Die mittleren monatlichen Werte der atmosphärischen Trübung für Deutschland sind in [7] angegeben. In Bild 1 sind die horizontalen Beleuchtungsstärken durch direkte Sonnenstrahlung und die Beleuchtungsstärken auf einer zur Sonne gewandten vertikalen Fläche durch die Sonne für verschiedene Trübungsfaktoren TL dargestellt. 26 ESh für TL = 4 TL = 5 TL = 6 ESv für TL = 4 TL = 5 Bild 1: Horizontale (ESh) und vertikale (ESv) Sonnenbeleuchtungsstärken für verschiedene TrübungsfaktorenTL Im Bild 2 sind Werte der horizontalen Beleuchtungsstärken bei klarem Himmelszustand und Werte der Beleuchtungsstärke auf einer von der Sonne abgewandten vertikalen Fläche bei klarem Himmelszustand dargestellt. Parameter: Trübungsfaktor TL. Die CIE hat relative Leuchtdichteverteilung von 15 verschiedenen Himmelszuständen angegeben [6]. Aus diesen Werten lässt sich die absolute Leuchtdichteverteilung bei klarem Himmel und bei bekannten horizontalen Beleuchtungsstärken ermitteln. In den Bildern 3a und 3b sind die Leuchtdichteverteilungen des klaren Himmels für folgende Parameter dargestellt: Sonnenhöhe: 60° 30° Trübungsfaktor: 6,4 (Juni) 4,3 (Oktober) CIE Himmel Nr.: 12 (hohe Trübung) 13 (geringe Trübung) 27 EHh für TL = 6 TL = 5 TL = 4 EHv für TL = 6 TL = 5 Bild 2: Horizontale EHh und vertikale EHv Beleuchtungsstärken durch den klaren Himmel für verschiedene Trübungsfaktoren cd/m2 Bild 3a: Leuchtdichteverteilung des klaren Himmels. Parameter: Sonnenhöhenwinkel γ = 60°; Trübungsfaktor TL= 6,4 28 cd/m2 Bild 3b: Leuchtdichteverteilung des klaren Himmels. Parameter: Sonnenhöhenwinkel γ = 30°; Trübungsfaktor TL= 4,3 Die mittlere Leuchtdichte der Sonne hängt von der Sonnenhöhe und von der atmosphärischen Trübung ab. Sie liegt bei einem Sonnenhöhenwinkel von 60° und Trübungsfaktoren TL = 3,5 bis 6 zwischen 1,5⋅109 und 1,0⋅109 cd/m2. 3 Photometrische Größen des Himmels bei vollkommen bedecktem Himmelszustand Der vollkommen bedeckte Himmel ist im Sinne der Tageslichttechnik durch einen gleichmäßig bewölkten Himmel festgelegt. Die relative Leuchtdichteverteilung des bedeckten Himmels ist rotationssymmetrisch und wird durch die CIE beschrieben [8]. Dabei ändert sich die spektrale Verteilung der Himmelsleuchtdichte mit der Sonnenhöhe kaum: Die ähnlichste Farbtemperatur Tcp liegt zwischen 6020 K und 6050 K [9]. Die horizontale und die vertikale Beleuchtungsstärke, die durch den vollständig bedeckten Himmel erzeugt wird, hängen von der Sonnehöhe ab (Bild 4). Die 29 Leuchtdichteverteilung des bedeckten Himmels ist im Bild 5 für verschiedene Sonnenhöhenwinkel des betrachteten Punktes über dem Horizont dargestellt. 25000 Eh 20000 E / lx 15000 10000 Ev 5000 0 0 15 30 45 60 75 90 γ in ° Bild 4: Horizontale (Eh) und vertikale(Ev) Beleuchtungsstärke bei vollkommen bedecktem Himmel im Freien als Funktion vom Sonnenhöhenwinkel γ 10000 Sonnenhöhe: 60° 7500 L / cd/m2 45° 5000 30° 2500 15° 0 0 15 30 45 60 75 γ in ° Bild 5: Leuchtdichteverteilung des bedeckten Himmels für verschiedene Sonnenhöhenwinkel γ 90 30 4 Der mittlere Himmel Vollkommen bedeckte und klare Himmelszustände sind idealisierte Vorstellungen, die in der Praxis nur selten auftreten. Für langfristige Betrachtungen müssen deshalb über eine mehrjährige Zeitspanne erfasste Mittelwerte berücksichtigt werden. Diese können auf der Grundlage der örtlichen Sonnenscheinwahrscheinlichkeit SSW [10] berechnet werden. Die auftretenden Beleuchtungsstärken und Leuchtdichten sind dann u. a. von der SSW abhängig. Sie sind i. A. größer als die bei bedecktem bzw. bei klarem Himmelszustand. Bild 6 zeigt die horizontalen und vertikalen Beleuchtungsstärken als Funktion der Sonnenhöhe für drei Trübungsfaktoren (TL = 4, 5 und 6) und für SSW = 50%. In den Bildern 7 und 8 sind die Leuchtdichteverteilungen des mittleren Himmels für folgende Parameter angegeben: SSW: 50 % 50% Sonnenhöhe: 60° 30° Trübungsfaktor: 6,4 (Juni) 4,3 (Oktober) CIE Himmel Nr.: 9 (teilweise bewölkter Himmel mit bedeckter Sonnenkrone) Ehm TL=6 TL=5 Evm TL=6 TL=5 γ in ° Bild 6: Horizontale (Ehm) und vertikale(Evm) Beleuchtungsstärke bei mittlerem Himmel im Freien als Funktion des Sonnenhöhenwinkels γ 31 cd/m2 Bild 7: Leuchtdichteverteilung des teilweise bewölkten Himmels. Sonnenhöhenwinkel γ = 60° und bei SSW = 50% cd/m2 Bild 8: Leuchtdichteverteilung des teilweise bewölkten Himmels. Sonnenhöhenwinkel γ = 30° und bei SSW = 50% 32 5 Zusammenfassung In der Tabelle 1 sind Werte der horizontalen (Eh) und vertikalen (Ev) Beleuchtungsstärke bei unterschiedlichen Himmelszuständen Sonnenhöhenwinkel γ dargestellt. In Tabelle 2 sind Leuchtdichten bei drei Höhenwinkeln über dem für zwei die entsprechenden Horizont und bei einer Azimutwinkeldifferenz zur Sonne von 180° angegeben. Tabelle 1: Horizontale und vertikale Beleuchtungsstärken bei unterschiedlichen Sonnenhöhenwinkel Sonnenhöhenwinkel 30° 60° Eh / klx 11 18,5 Ev / klx 4,3 7,3 Eh / klx 15 25 Ev / klx 5 6 Eh / klx 20 34 Ev / klx 7 10 Bedeckter Himmelszustand Klarer Himmelszustand Mittlerer Himmelszustand 33 Tabelle 2: Himmelsleuchtdichten bei unterschiedlichen Sonnenhöhenwinkeln und Höhenwinkeln über Horizont Sonnenhöhe 30° 60° Höhenwinkel / ° Höhenwinkel / ° 15° 30° 60° 15° 30° 60° 1900 2900 4100 3200 5000 7000 5000 3000 1800 6000 4000 3800 6800 5000 4000 10000 8500 7500 Bedeckter Himmelszustand L / cd/m2 Klarer Himmelszustand L / cd/m2 Mittlerer Himmelszustand L / cd/m2 Bei mittlerem Himmelszustand ist die Himmelsleuchtdichte fast immer größer als 4000 cd/m2. Aber Himmelsleuchtdichten auch größer bei als bedecktem 4000 cd/m2 Himmelszustand (insbesondere können bei hohen Sonnenhöhen) vorkommen. Bei klarem Himmelszustand ist die Leuchtdichte gerade am Horizont fast immer größer als 4000 cd/m2. In diesen Fällen wäre dann eine Blendschutzeinrichtung notwendig. Es ist jedoch noch zu bemerken, dass die ermittelten Beleuchtungsstärken und Leuchtdichten mittlere Werte mit einer Summenhäufigkeit von ca. 50% sind [11,12]. Höhere Werte (z. B. 1,25 und 1,5 x mittlere Werte) können mit Summenhäufigkeiten von 25% bzw. 10% auftreten. Literatur [1] Biologische Rhythmen uns Schlaf, Lichttherapie Roderer Verlag, 1999; Regensburg, ISBN 3-89783-020-5 ed. Zulley, J., Wirz-Justice, A. [2] Arbeitsstättenverordnung, ArbStättV [3] DIN 5034 “Tageslicht in Innenräumen”, Teil 1 “Allgemeine Anforderungen“, 1999 34 [4] DIN 5035 “Beleuchtung mit künstlichem Licht”, Teil 7 “Beleuchtung von Räumen mit Bildschirm-arbeitsplätzen“, Entwurf, 2001 [5] CIE Publ. Nr 20, Standardization of Luminance Distribution on Clear skies, 1973 [6] CIE Standard S 011/E:2003, Spatial Distribution of Daylight – CIE Standard General Sky [7] DIN 5034 “Tageslicht in Innenräumen”, Teil 2 “Grundlagen“, 1985 [8] CIE Committee E-3.2, Natural Daylight Official Recommendations Compte Rendu 13. Sitzung, Bd. 2, Paris 1955 [9] Krochmann J., Seidl M.: Quantitative Data on Daylight for Illuminating Engineering, Lighting Research and Technology, Vol. 6 No. 3 (1974) [10] DIN 4710, Statistiken meteorologischer Daten zur Berechnung des Energiebedarfs von heiz- und raumlufttechnischen Anlagen, 2002. [11] Aydinli S., Wittig W., Statistische Bewertung von Strahlungs- und Tageslichtdaten für den bedeckten Himmel, Proc. 2., VI. Lux Europa, Budapest, 1989 [12] Alonistiotis C., Aydinli S., Kaase H., Statistische Bewertung von Strahlungs- und Tageslichtdaten bei klarem und mittlerem Himmel, LICHT’94, Interlaken, 1994 35 Zertifizierung von Solarienbetrieben in Deutschland M. Steinmetz, BfS 1 Einleitung In den letzten Jahren ist in Deutschland eine zunehmende Nutzung künstlicher Strahlung zu kosmetischen Zwecken (wie z.B. Bräunung) zu beobachten. Bei einem Bestand von ca. 7.500 Solarienbetrieben setzt sich schätzungsweise im Mittel jeder Bundesbürger 2-3 mal jährlich einer Bestrahlung im Solarium aus, manche Bundesbürger sogar täglich. Infolge der damit verbundenen Zunahme der UVExposition der Bevölkerung wird eine Zunahme der UV-bedingten Gesundheitsschäden erwartet. Dies hat auch die Strahlenschutzkommission (SSK) in ihrer Empfehlung vom 8. Juni 2001 festgestellt [1,2]. Überdies zeigten stichprobenartige Testmessungen unterschiedlicher Institutionen wiederholt gravierende Mängel in Solarienbetrieben. Dies betraf insbesondere überhöhte und unkontrollierte Emissionen der Geräte, schlechte Hygiene, nicht ausreichend ausgebildetes Personal und fehlende Verbraucherinformationen. Ein Großteil der Geräte verfügte über Bestrahlungswerte, die weit höher sind als die der Sonne am Äquator [3]. Zur Reduzierung der gesundheitlichen Gefahren durch die Nutzung künstlicher UVStrahlung haben das BfS [4] und andere Organisationen wie z.B. die SSK oder die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention und Deutsche Krebshilfe zahlreiche Informationskampagnen für die Verbraucherinnen und Verbraucher durchgeführt [5,6]. Die bisherigen Erfolge blieben jedoch eher bescheiden. Die Hautbräune wird nach wie vor als Zeichen für Jugendlichkeit, Sportlichkeit und Gesundheit gesehen. Einige europäische Länder wie Schweden, Norwegen, Finnland, Frankreich und Spanien verfügen bereits über gesetzliche Vorschriften im Rahmen einer Verordnung bzw. Genehmigungspflicht. Diese enthalten Begrenzungen der UV-Dosis, erlaubte Gerätetypen, teilweise Zuwiderhandlungen. Auf auch Inspektionen freiwilliger Basis mit können Strafmaßnahmen sich in bei Luxemburg Solarienbetreibe vom staatlichen Gesundheit zertifizieren lassen, in England gibt es hierfür ein ”self practise conduct” (Selbstverpflichtung der Solarienbetreiber). In Deutschland fehlt zur Zeit die Rechtsgrundlage für gesetzliche Vorschriften. 36 Im Januar 2002 hatte das BfS einen Runden Tisch Solarien (RTS) mit Teilnehmern wissenschaftlicher und staatlicher Institutionen sowie Vertretern von Solarienbetrieben und Solarienherstellern gegründet. Der RTS hatte das Ziel, auf Basis der SSK-Empfehlung “Schutz des Menschen vor den Gefahren der UVStrahlung in Solarien” einheitliche Kriterien für einen Mindeststandard zum Schutz der Kunden von Solarienbetrieben festzulegen und eine freiwillige Zertifizierung für die Betriebe anzubieten, die diesen Mindeststandard erfüllen. Im Juni 2003 wurde Einigkeit über die Kriterien und das Verfahren für die Zertifizierung der Solarien erzielt und mit der Akkreditierung begonnen. 2 Verfahren Ein Solarienbetrieb kann sich nur von einer Zertifizierungsstelle zertifizieren lassen, die vom BfS bereits akkreditiert worden ist. Das Zertifizierungsverfahren umfasst die Überprüfung des Solarienbetriebes auf Einhaltung der Zertifizierungskriterien des BfS. Alle hierfür benötigten Unterlagen sind der BfS-Heimseite www.bfs.de unter dem Stichwort „Solarien“ zu entnehmen. Die wichtigsten Punkte sind in diesem Kapitel aufgeführt. 2.1 Akkreditierung Die wesentlichen Bedingungen für Antragsteller, die vom BfS akkreditiert werden wollen, sind: • Das zertifizierende Personal muss im Bereich der GeräteMitarbeiterausbildungsstandards sachkundig sein, d.h. Hygiene- und selbst technisch ausgebildet sein, sich weiterbilden und im Betrieb eines Solarienbetriebes erfahren sein. • Die Zertifizierung hat nach den RTS-Kriterien SSK-konformer Solarien zu erfolgen. • Die Akkreditierung darf nicht missbräuchlich genutzt wie z.B. Rufschädigung, Vortäuschung, Irreführung. • Einer Überprüfung der Antragsstelle durch das BfS ist zuzustimmen. 37 Nach Einreichung eines formellen Antrages (Formulare im Internet: Antrag auf Akkreditierung, Fragebogen Verpflichtungserklärung) wird zum das Antrag, Anlage „Personal“ Akkreditierungsverfahren und eingeleitet. Die Begutachtung umfasst im wesentlichen: • Sachliche Prüfung der Antragsunterlagen, die neben dem Antrag aus einem Fragebogen zur Infrastruktur, zur Dokumentation und Qualitätssicherung der Antragsstelle, sowie einer rechtsverbindlichen Verpflichtungserklärung bestehen. • Gegebenenfalls erfolgt eine Begutachtung beim Antragsteller. • Bei Mängeln sind kostenpflichtige Wiederholungsprüfungen möglich. • Nach BfS–Entscheidung erfolgt der Abschluss eines Vertrages. • Die Akkreditierung erlischt nach 5 Jahren, kann jedoch erneuert werden. Während der Zeitdauer der Akkreditierung bestehen zwischen BfS und Zertifizierungsstelle im wesentlichen folgende Vereinbarungen: • Änderungen bzgl. der Akkreditierungsregeln sind zeitgerecht umzusetzen. • Das BfS kann die Zertifizierungsarbeiten überwachen und bei Mängeln Auflagen erteilen. • Die Akkreditierung kann bei Verstößen widerrufen werden. • Das BfS verpflichtet sich zur Vertraulichkeit, Beschwerden gegen Entscheidungen können schriftlich eingereicht werden. • Die akkreditierten Zertifizierungsstellen sind in einer Liste auf der BfS-Heimseite www.bfs.de unter dem Stichwort „Solarien“ aufgeführt. 2.2 RTS – Zertifizierungsverfahren Das Zertifizierungsverfahren, d.h. die Prüfung eines Solarienbetriebes durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle umfasst im wesentlichen folgende 4 Punkte, die in dem Kriterienkatalog SSK-konformer Solarien aufgeführt sind: • Definierter Gerätestandard: Konstruktion der Geräte nach DIN EN 60335-2-27 mit limitierter max. Erythem-Bestrahlungsstärke von 0,6 W/m², Notabschaltung, Dosierung in 0,2 MED -Schritten mit Zwangsabschaltung bei 3,5 MED, vernachlässigbarer Emission im UV-C, Geräteaufschriften und Betriebsbuch 38 • Betriebsablauf: Einhaltung der allgemeinen Hygienerichtlinien, wie z.B. Reinigung nach jeder Gerätenutzung, Verwendung von anerkannten Desinfektionsmitteln • Mitarbeiterqualifikation: Nachweis einer anerkannten Qualifikation mit Abschlusstestat, Nachweis über Fortbildungskurse innerhalb von 5 Jahren, Fähigkeit zur Hauttypbestimmung und Dosierungsplanerstellung • Kundeninformation: Vorhandensein von Schutzhinweisen und Basisinformationen über z.B. biologische UV-Wirkungen, gesundheitliche UV-Risiken und Dosierungskonzepte Der Geräteprüfung kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Die Konformität mit den RTS-Kriterien wird in der Regel anhand des Betriebs- und Prüfbuches geprüft. Bei Neugeräten und Verwendung autorisierter Ersatzteile wird die Baumusterprüfung (Herstellerzertifikat) als Nachweis anerkannt, andernfalls hat der Solarienbetreiber gleichwertige Nachweise zu erbringen. Für evtl. notwendige Messungen (z.B. Neubewertung) werden im Anhang A des Zertifizierungsverfahrens ausführliche Hinweise gegeben. Vom BfS empfohlene Messinstitute, die eine solche Neubewertung vornehmen können, sind in einer Liste im Internet aufgeführt. Prüfergebnisse sind entsprechend Anhang B des Zertifizierungsverfahrens zu dokumentieren. Bei positiver Prüfung erhält der Solarienbetrieb ein Zertifikat und darf das Signum ”Zertifizierter Solarienbetrieb” mit einer Gültigkeitsdauer von 3 Jahren führen. Das Logo hat folgende Form: Bei Nichteinhaltung des geprüften Zustandes wird die Zertifizierung widerrufen. Dem betroffenen Solarienbetrieb wird allerdings vorher Gelegenheit zu einer Stellungnahme gegeben. Der geprüfte Zustand kann durch unangemeldete 39 Überprüfungen in zertifizierten Betrieben festgestellt werden. Solarienbetriebe haben mit der Zertifizierung der Akkreditierungs-/Zertifizierungsstelle das Recht zu solchen Überprüfungen eingeräumt. 2.3 Schulungsunterlagen In einer vom RTS verfassten UV-Fibel [7] sind die wichtigsten Grundlagen zur Schulung der im Kundenkontakt stehenden Betreiber und Mitarbeiter von Solarienbetrieben enthalten. Nach einer kurzen physikalischen Einführung über die UV-Strahlung werden die Wirkungen der UV-Strahlung auf den Menschen ausführlich dargestellt. Neben einer Beschreibung der Empfangsorgane Haut und Augen werden in diesem Kapitel die akuten und chronischen Wirkungen auf molekularer, zellulärer, lokaler und systemischer Ebene beschrieben. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit der Gerätetechnik der Solarien. Neben dem Aufbau und Betrieb wird detailliert auf die Kennzeichnung und Klassifizierung der Geräte eingegangen. Weiterhin sind in einem Textabschnitt die Anforderungen zur Qualitätssicherung erläutert. Der UV-Fibel sind auch genaue Angaben zur Dosierung und Begrenzung von Hautexpositionen zu entnehmen. Neben den Ausschlusskriterien für eine Bestrahlung (z.B. Kinder, Hauttyp I, krankhafte Hautveränderungen) werden Hilfen für das Kundengespräch gegeben, das u.a. die Bestimmung des Hauttyps und die Erstellung eines individuellen Bestrahlungsplans enthält. Ausführliche Anlagen zu z.B. einer Liste phototoxischer Medikamente, Hygienebedingungen, Empfehlungen und Normen sind im Anhang zu finden. Wegen der hohen Nachfrage war die UV-Fibel schon kurz nach Erscheinen vergriffen. Über eine Neuauflage wird zur Zeit diskutiert. Die UV-Fibel kann jedoch von der Heimseite www.bfs.de heruntergeladen werden. 3 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Mit der erfolgreich abgeschlossenen Tätigkeit des RTS ist es gelungen, auf freiwilliger Basis den Nutzern von zertifizierten Solarienbetrieben zukünftig einen Mindestschutz vor zu hoher UV-Belastung zu sichern. Damit wird eine deutliche Reduzierung des gesundheitlichen Risikos für die Verbraucherinnen und Verbraucher erreicht. Dieser Mindestschutz wird vor allem durch folgende Punkte erreicht: 40 • Definierte Gerätestandards mit max. Bestrahlungsdosis, einheitliche Betriebsabläufe bzgl. der Hygiene, fachliche Qualifikation der Mitarbeiter und der Umfang der Kundeninformation • Als Qualitätssicherungsmaßnahme kann das BfS während der Zeitdauer der Zertifizierung durch stichprobenartige Prüfungen die Einhaltung der Kriterien überwachen. Als Ausbildungsstätten sind zur Zeit die Akademie für Besonnung und die Deutsche Dermatologische Akademie anerkannt. Das BfS als Akkreditierungsstelle für die Institutionen, die Solarienbetriebe nach den Kriterien des RTS zertifizieren wollen, hat bereits mehrere Akkreditierungen ausgesprochen, einige weitere Anträge befinden sich in der Prüfungsphase. Mit einer ersten Zertifizierung wird im Februar 2004 gerechnet. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass im Sinne des Nutzers die Zertifizierung von möglichst allen Solarienbetrieben angenommen wird. Sollte sich gegen Ende des Jahres 2004 herausstellen, dass die Zertifizierung nur auf geringe Akzeptanz stößt sollte, behält sich das BfS vor, gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu ergreifen. Literatur [1] SSK-Empfehlung: „Schutz des Menschen vor den Gefahren der UV-Strahlung in Solarien“. www.ssk.de (2001) [2] SSK-Empfehlung: „Schutz des Menschen vor den Gefahren der UV-Strahlung in Solarien“ – wissenschaftliche Begründung. www.ssk.de (2001) [3] Piazena, H.: „Photobiologische Eigenschaften von Solarien in Berlin / Brandenburg“, Teilprojekt des BMBF- Forschungsvorhabens 07UVB613 (2001) [4] BfS -Infoblatt: „Solarienbenutzung erhöht das gesundheitliche Risiko“ (4/2001) [5] Breitbart, E., Christophers, E.: „Change in health behaviour following a nation wide campaign on prevention and early detection of skin cancer in the Federal republic of Germany”. Melanoma Research 3:12 (1993) [6] Greinert, R. et al.: “ Prävention von Hautkrebs – Notwendigkeit, Durchführung und Erfolg“. Hautarzt (2003) [7] Runder Tisch Solarien / BfS: “UV-Fibel “ www.bfs.de (2003) 41 Verfahren zur Solarienbewertung Helmut Piazena Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie (Charité), Schumannstr. 20/21, D-10117 Berlin 1 Einleitung Im Unterschied zu unerwünschten UV-Expositionen, wie beispielsweise an einigen Arbeitsplätzen oder bei zahlreichen Aktivitäten im Außenbereich, finden UV-Hautbestrahlungen in Solarien wie auch in der Prophylaxe und Therapie mit einer kosmetischen, gesundheitsfördernden oder therapeutischen Zielstellung statt, aus der sich spezielle Anforderungen an die Bestrahlungsbedingungen ableiten. Die biologischen und therapeutischen Wirkungen hängen von mehreren Einflußgrößen ab. Hierzu gehören u.a. die spektrale Verteilung der Strahlung, die Dosis und – bei Verletzung des Bunsen-Roscoe´schen Proportionalitätsgesetzes – auch die Bestrahlungsstärke, die zeitliche Abfolge der Expositionen, die individuelle spektrale Transparenz der Haut, der Gesundheitszustand, das Alter und das eventuell gegebene Einwirken photosensibilisierend, -toxisch oder -allergisch wirkender Substanzen. UV-Hautbestrahlungen können sowohl gesundheitsfördernde als auch gesundheitsschädigende Effekte auslösen, deren Eintrittswahrscheinlichkeiten von den genannten Einflußgrößen abhängen. Klassifizierung der Bestrahlungsgeräte. Die Notwendigkeit zur Bewertung der biologischen Wirksamkeit ultravioletter Strahlen aus Gründen des Gesundheitsschutzes wie auch zur Auswahl wirksamer Spektralbereiche für die Stimulation erwünschter Effekte ergab sich bereits in der Frühzeit der Anwendung künstlicher UV-Strahler. Auf einen Vorschlag von Coblentz (1934) wurde die ultraviolette Strahlung zunächst in die spektralen Bereiche UV-C (200 – 280 nm), UV-B (280 – 315 nm) und UV-A (315 – 400 nm) eingeteilt, während die Dosierung künstlicher UV-Hautbestrahlungen wie auch der Expositionen mit solarer UV-Strahlung durch die Erythemwirksamkeit der Strahlung begrenzt wurde. Die Definition der Grenzen zwischen den Teilbereichen UV-C, UV-B und UV-A entsprach den damaligen technischen Möglichkeiten der Strahlungserzeugung und – 42 messung und wurde mit den Nachweisgrenzen biologischer Wirkungen begründet. Von besonderer Bedeutung war dabei die Aufklärung des Aktionsspektrums für das UV-Hauterythem durch Coblentz and Stair (1935) (vgl. Abb. 1). Bereits Meyer und Seitz (1949) wiesen jedoch auf die Willkür der auf das Minimum der Erythemwirksamkeit bezogenen Grenze bei 280 nm hin, da „wichtige biologische Wirkungen wie Erythembildung, Rachitisheilung und Bakterientötung von Strahlung sowohl des Bereiches UV-B als auch UV-C hervorgerufen werden“. Die Abgrenzung zwischen den Teilbereichen UV-B und UV-A erfolgte durch Coblentz (1934) mit dem Hinweis, „daß die meisten biologischen Wirkungen ihre langwellige Grenze bei etwa 315 nm haben“ (Meyer und Seitz, 1949). Relative spektrale Wirksamkeit 1.2 Ery-Cobl.fpw Wirkungsspektrum des UV-Hauterythems (Coblentz and Stair, 1935) 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 UV-C UV-B 250 300 UV-A 0.0 350 400 Wellenlänge [nm] Abb. 1: Relative spektrale Wirksamkeit der UV-Strahlung zur Erzeugung des UVHauterythems nach Messungen von Coblentz and Stair (1935) und Grenzen der Teilbereiche UV-C, UV-B und UV-A nach Coblentz (1934). Die Erythemwirksamkeit als Grundlage zur Bewertung. Verbesserte Meßmöglichkeiten, vor allem aber die Entwicklung spektral selektierter UV-Quellen größerer Leistung führten in der Folgezeit zu der Einsicht, daß sowohl die Erythemwirkung als auch andere Effekte, wie Photokarzinogenese und Pigmentierung nicht auf den Teilbereich UV-B beschränkt sind, sondern bei 43 hinreichender Dosierung auch durch UV-Strahlung aus dem Teilbereich UV-A hervorgerufen werden können. Abbildung 2 zeigt experimentelle Daten mehrerer Autoren zur spektralen Wirksamkeit der UV-Strahlung für das UV-Hauterythem, die die Basis zur Definition des Referenzspektrums der Internationalen Beleuchtungskommission (Commission Internationale D‘ Eclairage, CIE) bildeten. Relative spektrale Wirksamkeit 10 Ery-ActC.fpw 1 Wirkungsspektrum des UV-Hauterythems 10 0 Coblentz and Stair, 1935 Parrish, et al., 1982 Young et al., 1998 -1 10 -2 10 Mc Kinley and Diffey, 1987 (CIE) -3 10 -4 10 240 260 280 300 320 340 360 380 400 420 Wellenlänge [nm] Abb. 2: Relative spektrale Wirksamkeit der UV-Strahlung zur Erzeugung des UVHauterythems nach Messungen von Coblentz and Stair 1935, Parrish et al. 1982 und Young et al. 1998; Verlauf des Referenzspektrums des UVHauterythems der CIE (Mc Kinley and Diffey 1987). Das UV-Hauterythem ist eine sich bereits im Verlauf weniger Stunden manifestierende, leicht beobachtbare, akute Reaktion auf eine UV-Überdosierung. Die von der individuellen UV-Empfindlichkeit abhängige Erythemschwellendosis kann daher zweckmäßig als Grundlage zur individuellen Dosierung von UV- Hautexpositionen genutzt werden (Piazena und Meffert 1994, Meffert u.a. 1998). Jedoch ist die Erythemwirkung nicht mit allen Effekten der UV-Strahlung auf die Haut korreliert. So können erwünschte wie unerwünschte Wirkungen in Abhängigkeit von 44 der spektralen Qualität der Strahlung, von der zeitlichen Abfolge der Anwendungen und von der kumulativen Dosis auch bei erythemunterschwelligen Einzelbestrahlungen hervorgerufen werden. Wie Abbildung 3 zeigt, weichen die Wirkungsspektren zahlreicher UV-Effekte erheblich vom Verlauf des Wirkungsspektrums für das UV-Hauterythem ab. Einschränkend ist allerdings zu bemerken, daß die Qualität der Daten und ihre Randbedingungen für die einzelnen Effekte unterschiedlich sind. Während für einige UV-Effekte, wie zum Beispiel für die Vitamin-D3-Synthese und für die Sofortpigmentierung, gesicherte Daten vorliegen, sind die spektralen Abhängigkeiten anderer Wirkungen bislang umstritten, spekulativ, nur teilweise bekannt, noch völlig unbekannt oder basieren auf Daten von Tierbestrahlungen. Hierzu gehören die verzögerte Pigmentierung, die Immunsuppression, die Photoalterung der Haut, die Stimulation der Melanom-, Basalzellenkarzinom- und Plattenepithelkarzinomentstehung. Relative spektrale Wirksamkeit 10 1 Act-Haut.fpw UV-Wirkungsspektren (Haut) 10 1 0 3 4 -1 10 6 5 -2 10 2 -3 10 -4 10 -5 10 5 1: Erythem 2: Verzögerte Pigmentierung 3: Sofortpigmentierung 4: Vitamin-D 3-Synthese 5: Photokarzinogenese (SCUP-h) 6: Immunsuppression 1 -6 10 250 300 350 400 450 Wellenlänge [nm] Abb. 3: Die relative spektrale Wirksamkeit ultravioletter Strahlung zur Stimulation des Hauterythems gemäß CIE (1), der verzögerten Pigmentierung (2), der Sofortpigmentierung (3), der subkutanen Vitamin-D3-Synthese (4), der Entstehung des Plattenepithelkarzinoms (SCUP-h, 5) nach DIN 5031/10 sowie der Immunsuppression nach DeFabo and Noonann (1983, 6) als Funktion der Wellenlänge. 45 Auf Grund von Unterschieden in der Bauart, in der Auswahl der Strahlungsquellen, Reflektoren und Filter, in den Betriebsbedingungen sowie infolge technischer Weiterentwicklungen unterscheiden sich die verfügbaren Solarien in ihren Auswirkungen auf biologische Effekte untereinander und im Vergleich zur Sonne erheblich. In den Normen DIN 5050 (Teil 1:1992, Teil 2: 1998), EN 60335-2-27 (2001), in den Empfehlungen der Strahlenschutzkommission (SSK, 2001) sowie durch den Runden Tisch Solarien (RTS, 2003) wurden daher Kriterien und Qualitätsstandards zur Dosierung sowie zur Bewertung des Gesundheitsrisikos in Solarien definiert. Sie basieren auf der Analyse der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke in der Nutzfläche und auf einer aus diesen Daten abgeleiteten Klassifizierung. Im Unterschied zu den Verfahren für die strahlenhygienische Bewertung werden in dem Verfahren zur photobiologischen Bewertung sowohl die Erythemwirksamkeit als notwendige Information zur Dosierung als auch das spektrale Nutzen-RisikoVerhältnis als hinreichendes Kriterium zur Charakterisierung der biologischen Wirksamkeit von UV-Quellen für die Hautbestrahlung bewertet (Piazena und Meffert, 1997, 1999, Piazena u.a. 2000). Im folgenden werden die Bewertungsgrößen und -kriterien der verschiedenen Bewertungsverfahren zusammengestellt und am Beispiel unterschiedlicher Solarien diskutiert. 2 Verfahren zur Bewertung und Begrenzung des Gesundheitsrisikos nach DIN 5050, EN 60335-2-27 und zur Zertifizierung gemäß RTS 2.1 Meßgrößen Die Verfahren Bestrahlungsstärke basieren auf der Auswertung der erythemwirksamen 46 • im Spektralbereich 250 nm – 400 nm bezüglich des Maximums (Eer) und des Minimums (Eer,min) der Strahlungsverteilung in der Nutzfläche und • in den Wellenlängenbereichen 250 nm ≤ λ ≤ 320 nm (Eer ≤320) und 320 nm < λ ≤ 400 nm (Eer >320) im Maximum der Strahlungsverteilung. Im Unterschied zu den Normen DIN 5050 und EN 60335-2-27 wird in den Qualitätsstandards des RTS mit EUVC < 10-3 W m-2 zusätzlich die Vernachlässigbarkeit von Beiträgen aus dem Spektralbereich UV-C (250 – 280 nm) gefordert, die daher ebenfalls eine Meßgröße darstellt. In Anlehnung an die in der Medizin üblichen Festlegung werden die spektralen Teilbereiche 280 nm ≤ λ ≤ 320 nm und 320 nm < λ ≤ 400 nm durch den RTS abweichend von der Definition nach Coblentz (1934) als UV-B und UV-A bezeichnet. 2.2 Meßverfahren Für die Datenerfassung sind zwei Methoden vorgesehen: (1) Spektralradiometrische Messungen • zur Berechnung der Bestrahlungsstärke im Teilbereich UV-C durch Integration der spektralen Bestrahlungsstärke über den Wellenlängenbereich 250 nm – 280 nm sowie • zur Berechnung der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke durch Gewichtung der spektralen Bestrahlungsstärke mit dem Wirkungsspektrum des UV-Hauterythems gemäß CIE (vgl. Abb. 2 und 3) und anschließender Integration über den zur Erythemwirkung beitragenden Wellenlängenbereich. (2) Messungen mit einem Radiometer • zur direkten Erfassung der Bestrahlungsstärke im Teilbereich UV-C, falls die Nachweisgrenze des Radiometers unter 10-3 W m-2 liegt. • zur direkten Erfassung der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke im spektralen Gesamtbereich der zur Erythemwirkung beitragenden Wellenlängen sowie im Teilbereich über oder unter 320 nm, falls die spektrale Empfindlichkeit des Radiometers hinreichend an das Wirkungsspektrum des UV-Hauterythems angepasst ist und die Separation der Teilbereiche in genügender Genauigkeit erfolgt. 47 Da sich die biologische Wirksamkeit der UV-Strahlung mit der Wellenlänge um mehrere Größenordnungen ändert (vgl. Abb. 2 und 3), erfordert die Bewertung der biologischen Eigenschaften von Solarien Meßgeräte mit einem Meßbereich von 5 – 6 Dekaden. Dies leisten gegenwärtig nur Doppelmonochromatorspektralradiometer mit einem Sekundärelektronenvervielfacher in hinreichender Genauigkeit. Sie sind daher in den Normen DIN 5050, EN 60335-2-27 und durch den RTS für die Neubewertung und Klassifizierung vorgesehen. Der großen Meßgenauigkeit stehen allerdings mehrere Nachteile wie hohe Anschaffungs- und Wartungskosten, ein großer Aufwand beim Transport und große Meßzeiten zur Aufnahme eines Spektrums gegenüber. Die Anwendung von Doppelmonochromatorspektralradiometern kann durch den Einsatz von wesentlich preiswerteren und sich durch kurze Meßzeiten auszeichnenden Spektralradiometern mit Dioden-Array-Empfängern ergänzt werden, insbesondere bei größeren Meßreihen und im Rahmen der Qualitätskontrolle. Es bleibt jedoch zu prüfen, in welchem Maße die eingeschränkte Nachweisgrenze von etwa 10-4 W m-2 nm-1 und die prinzipiellen Nachteile eines Einfachmonochromators Fehleinschätzungen der Meßgrößen verursachen können. Zur Dosierung und Qualitätskontrolle von Solarien mit UV-Fluoreszenzlampen als Strahlungsquellen steht seit kurzem ein Radiometer zur Verfügung, das die direkte Erfassung der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke und ihrer Verteilung auf die spektralen Teilbereiche unter und über 320 nm mit einer systematischen Abweichung ≤ ± 20% im Vergleich zu den Daten eines Doppelmonochromatorspektralradiometers gestattet. Der Test des Radiometers erfolgte an 31 üblichen Solarienlampen verschiedener Hersteller und Bauart (vgl. Beitrag von Kockott, u.a. 2004). 2.3 Bewertungsgrößen Aus den Meßgrößen werden folgende Bewertungsgrößen berechnet: • Der Gleichmäßigkeitsfaktor g2 = Eer,min / Eer (1) • Die Größe der Nutzfläche, die als Fläche definiert wird, in der die Bedingung g2 ≥ g2k erfüllt ist. Sie dient als Grundlage für die Klassifizierung der Geräte hinsichtlich ihrer Eignung zur Ganz- oder Teilkörperbestrahlung (s. Tab. 2). 48 • Der Sonnen-Erythem-Faktor fSE = Eer / Eer,RS. (2) Die Bezugsgröße Eer,RS bezeichnet die erythemwirksame Bestrahlungsstärke der „Referenzsonne“. Sie kennzeichnet die solare UV-Einstrahlung auf einer horizontalen Fläche in Meeresspiegelhöhe bei wolkenlosem Himmel, bei dem atmosphärischen Ozongehalt von 320 DU, bei einem atmosphärischen Trübungsfaktor von 0,06 und bei einem Sonnenhöhenwinkel von 90°. Ihr Betrag wird aufgerundet mit Eer,RS = 0,3 W m-2 angegeben (vgl. DIN 67501, 1999). • Die Expositionsdauer ter zum Erreichen der Minimalen Erythemdosis (MED), die mit dem Betrag 1 MED = 250 J m-2 die mittlere Schwellendosis des UVHauterythems für den standardisierten, unvorbestrahlten Hauttyp II definiert (vgl. DIN 5031-10, 2000): ter = 250 J m-2 / Eer (3a) oder unter Verwendung des Sonnen-Erythem-Faktors: ter = 250 J m-2 / fSE ⋅ Eer,RS (3b) • Der UV-Typ zur Klassifizierung der spektralen und biologischen Eigenschaften des Gerätes gemäß IEC (DIN 5050 und EN 60335-2-27, s. Tab. 3a) und die UV-Gruppe zur Klassifizierung nach den Qualitätsstandards des RTS (s. Tab. 3b). • Die minimale Expositionsdauer t1,er zum Erreichen der nach DIN 5050, EN 60335-2-27 und RTS zulässigen Höchstdosis der Erstbestrahlung H1,er = 100 J m-2 (= 0,4 MED) gemäß t1er = H1,er / Eer (4) mit [t1,er ] = s und [Eer] = W m-2. • Die minimale Schrittweite ∆Her der Dosierung entsprechend den minimal möglichen Zeitschritten ∆t der Schaltuhr oder der internen Dosissteuerung ∆Her = Eer ⋅ ∆t (bzw. in Einheiten der MED: ∆H´er = ∆Her / 250) (5) 49 • Die technischen Voraussetzungen zur Einhaltung der mittleren Schwellendosen des UV-Hauterythems für die standardisierten Hauttypen II – IV als zulässige Höchstdosen Hs,er der Expositionen. • Die Einhaltung der zulässigen Höchstdosis Her,max bei Erreichender maximal möglichen Expositionsdauer zum Zeitpunkt der Zwangsabschaltung des Gerätes Her,max = Eer ⋅ tmax (6a) ( bzw. in Einheiten der MED: H´er,max = Her,max / 250). Während sich alle vorstehenden Bewertungsgrößen auf eine Nutzfläche in definiertem Abstand zur Strahlungsaustrittfläche beziehen, ist zur Bewertung von Geräten ohne fest vorgegebenen Abstand aus Sicht des Strahlenschutzes eine zusätzliche Information über die Divergenz des Strahlungsfeldes bezüglich des Abstandes zu fordern. Da sich die Normen DIN 5050 und EN 60335-2-27 ausschließlich auf Nutzabstände beziehen, die entweder durch die Konstruktion der Geräte technisch oder per Empfehlung vorgegeben sind, enthalten beide Normen hierzu keine Aussage. In den Qualitätsstandards des RTS wird auf die Bewertung der Divergenz des Strahlungsfeldes ebenfalls verzichtet, da Geräte ohne fest vorgegebene Nutzabstände aus Sicht des Strahlenschutzes als nicht zertifizierbar gelten. 50 2.4 Bewertungskriterien Im folgenden werden die in den Normen DIN 5050 und EN 60335-2-27 sowie durch den RTS definierten Kriterien zur Bewertung von Solarien zusammengestellt. Tab. 1: Kriterien der DIN 5050 und der EN 60335-2-27 sowie des RTS zur Bewertung der Eigenschaften von Solarien. Bewertungsgröße EUVC g2k Größe der Nutzfläche UV-Typ UV-Gruppe Kriterium DIN 5050 / EN 60335-2-27 RTS Nicht definiert < 10-3 W m-2 0,4 0,4 S, M, L, XL S, M, L, XL 1 – 5 (DIN), 1 – 4 (EN) - Ia – Id, II ≤ 0,502 (Ia) fSE H1,er ≤ 5,55 ≤ 1,0 (Ib – Id) ≤ 2,0 (II) ≤ 100 J m-2 (= 0,4 MED) ≤ 100 J m-2 (= 0,4 MED) ≥ 11 min (Ia) t1,er ≥ 1 min ≥ 5,6 min (Ib - Id) ≥ 2,8 min (II) Nicht definiert ≤ 50 J m-2 (= 0,2 MED) Hs,er (Hauttyp II) 250 J m-2 (= 1,0 MED) 250 J m-2 (= 1,0 MED) Hs,er (Hauttyp III) 350 J m-2 (= 1,4 MED) 350 J m-2 (= 1,4 MED) Hs,er (Hauttyp IV) 450 J m-2 (= 1,8 MED) 450 J m-2 (= 1,8 MED) Nicht definiert 875 J m-2 (= 3,5 MED) ∆Her Her,max tmax 60 min (Typen 1 – 3) 30 min (Typ 4) 51 Tab. 2: Einteilung der Geräte nach der Größe der Nutzfläche gemäß DIN 5050, EN 60335-2-27 und RTS. Innerhalb der Nutzfläche gilt g2 ≥ 0,4. Maße eines die Nutzfläche Gerät zur Bestrahlung des Gesichts zur Teilkörperbestrahlung zur Ganzkörperbestrahlung definierenden Rechtecks Symbol Länge [m] Breite [m] 2.4.1.1.1.1. M ≥ 0,3 ≥ 0,3 ≥ 0,5 ≥ 0,5 L ≥ 1,6 ≥ 0,5 XL ≥ 1,6 ≥ 0,5 (einseitig) zur Ganzkörperbestrahlung (mehrseitig) Tab. 3a: Definitionsbereiche und Grenzwerte der auf das Maximum der Strahlungsverteilung in der Nutzfäche bezogenen erythemwirksamen Bestrahlungsstärke Eer in den Teilbereichen 250 nm ≤ λ ≤ 320 nm (Eer ≤320) und im Teilbereich 320 nm < λ ≤ 400 nm (Eer >320) gemäss IEC und nach DIN 5050 sowie EN 60335-2-27. Erythemwirksame Bestrahlungsstärke [W m-2] im spektralen Teilbereich UV-Typ 250 nm ≤ λ ≤ 320 nm 320 nm < λ ≤ 400 nm (Eer ≤320) (Eer >320) 0 < 0,0005 ≤ 0,15 1 < 0,0005 > 0,15 2 0,0005 – 0,15 > 0,15 3 0,0005 – 0,15 ≤ 0,15 4 > 0,15 ≤ 0,15 5 > 0,15 > 0,15 52 Tab. 3b: Definitionsbereiche und Grenzwerte der auf das Maximum der Strahlungsverteilung in der Nutzfäche bezogenen erythemwirksamen Bestrahlungsstärke Eer in den Teilbereichen UV-B (280 – 320 nm) und UV-A (320 – 400 nm) sowie im Bereich UV-B + UV-A (280 – 320 nm) gemäss RTS. Erythemwirksame Bestrahlungsstärke [W m-2] UV-Gruppe 1 im spektralen Teilbereich UV-B UV-A UV-B + UV-A (280 – 320 nm) (320 – 400 nm) (280 – 400 nm) Ia < 0,0005 ≤ 0,15 < 0,1505 Ib < 0,0005 0,15 – 0,2995 ≤ 0,30 Ic 0,0005 – 0,15 0,15 – 0,2995 ≤ 0,301 Id 0,0005 – 0,15 ≤ 0,15 ≤ 0,30 II ≤ 0,60 ≤ 0,15 ≤ 0,60 ) Für Zertifizierungen vor dem 30.6.2006 gilt: Eer ≤ 0,45 W m-2. 2.5 Begründung der Bewertungskriterien und der Grenzwerte Die Begründung der Grenzwerte in den Bewertungsverfahren basiert nur teilweise auf direkten experimentellen Untersuchungen, infolge der unvollständigen Datenlage aber auch auf Erfahrungen und Analogieschlüssen aus der therapeutischen Anwendung ultravioletter Strahlung sowie auf epidemiologischen Untersuchungen und klimatologischen Daten: • Die Anwendbarkeit des Bunsen-Roscoe´schen Proportionalitätsgesetzes wurde bisher ausschließlich für die Erythembildung durch kurzwellige UV-Strahlung (UV-B und UV-C) an menschlicher Haut in vivo untersucht und gilt im Bereich 0,05 ≤ fSE ≤ 69 ... 83 als gesichert (Park et al. 1984). Dagegen sind weder für andere unerwünschte oder schädigende Effekte wie Photoalterung, – karzinogenese und Immunsuppression noch für Expositionen mit langwelliger UV-Strahlung (UV-A) aussagefähige Daten verfügbar. • Die Daten über die spektralen Dosis-Wirkungs-Beziehungen und über die Schwellendosen für die Photokarzinogenese, -alterung und 53 Immunsuppression sind bisher noch lückenhaft und teilweise widersprüchlich (Übersicht u.a. bei Longstret et al.1995 und 1998). Zuverlässige quantitative Aussagen über die Risiken bei Anwendung von UV-Quellen mit unterschiedlichen Spektralverteilungen sind daher bisher kaum möglich. Jedoch lassen alle verfügbaren Daten auf ansteigende Risiken bei häufigen Expositionen mit großen Einzeldosen schließen. Für die Entstehung des Basalzellenkarzinoms Kumulativdosis zeigt sich ein erythemwirksamer Anstieg des UV-Strahlung. Risikos mit Für der das Plattenepithelkarzinom konnte ein mit der Dosis und Häufigkeit der Expositionen steigendes Risiko direkt nachgewiesen werden, das jedoch bereits bei Dosierungen unterhalb der Erythemschwellendosis erhöht war (DeGruijl, 1983). Die Mechanismen der Photoalterung der Haut sind bisher nur teilweise untersucht, insbesondere im Fall der photochemischen Bildung von Radikalen. Jedoch ist auch bei dieser Schädigung ebenso wie bei der Immunsuppression von einer Erhöhung des Risikos mit der Dosis und mit der Häufigkeit hochdosierter Expositionen auszugehen. Weitgehend unklar und widersprüchlich sind die Zusammenhänge zwischen UV-Hautbestrahlungen und der Entstehung des Melanoms (Setlow et al. 1993, Longstret, 1998). • Für alle erwünschten Effekte von UV-Hautbestrahlungen sind Bestrahlungen unterhalb der Schwellendosis des UV-Hauterythems hinreichend, falls UVQuellen mit einer geeigneten Spektralverteilung verwendet werden. Hierzu gehören u.a. die Steigerung der unspezifischen Resistenz (Meffert u.a. 1989), der Aufbau des hauteigenen UV-Schutzes einschließlich der Hautbräunung und die Vitamin-D3-Synthese, für die eine Begrenzung durch den Zerfall der synthetisierten Vorstufen des Vitamins D3 in Tachysterol und in Lumisterol bei Überschreitung der Erythemschwellendosis beobachtet wurde (McLaughlin et al. 1982). • Der Mensch hat sich an das solare Strahlungsklima in seinem jeweiligen ethnischen Heimatgebiet angepaßt. Es wird angenommen, daß die Risiken bei Expositionen mit sonnenähnlichen Spektren und Bestrahlungsstärken, die in der Größenordnung der solaren Bestrahlungsstärke liegen, mit den Risiken bei der Anwendung solarer Strahlung annähernd vergleichbar sind. Auf Grund 54 der bestehenden Defizite im Wissen über die Dosis-Wirkungsbeziehungen für bedeutsame Schadwirkungen wird daher empfohlen, die erythemwirksame Bestrahlungsstärke wie auch die spektrale Bestrahlungsstärke bei Anwendung künstlicher Strahler nicht wesentlich höher ausfallen zu lassen als unter natürlichen Bedingungen. Zur Definition biologisch exakt begründeter Grenzwerte wäre allerdings die Schaffung einer hinreichenden Datenbasis durch direkte prospektive Untersuchungen der Dosis-Wirkungsbeziehungen notwendig. • Die Nutzung großer Bestrahlungsstärken ist auf Grund der sich verkürzenden Expositionszeiten mit erhöhten Anforderungen an die Präzision der Dosierung verbunden, die eine hohe fachliche Kompetenz des betreuenden Personals erfordert. 3 Verfahren zur Bewertung des spektralen Nutzen-/RisikoVerhältnisses und zur erythemgewichteten Dosierung Das Verfahren basiert auf der Auswertung der Beträge der effektiven Bestrahlungsstärke erwünschter und unerwünschter Effekte sowie des UVHauterythems. Es ermöglicht damit eine von willkürlichen Einteilungen in spektrale Teilbereiche freie Klassifizierung von Solarien und therapeutisch genutzten UVBestrahlungsgeräten hinsichtlich ihrer Eigenschaften zur Stimulation biologischer Effekte. 3.1 Meßgrößen Meßgrößen sind die erythemwirksame Bestrahlungsstärke und die Beträge der effektiven Bestrahlungsstärke der in den Vergleich einbezogenen UV-Effekte. Ihre Bestimmung erfolgt durch Gewichtung der Meßwerte der spektralen Bestrahlungsstärke mit den spektralen Wirkungsfunktionen der jeweiligen UV-Effekte und anschließender Integration über den gesamten, zur Wirkung beitragenden Wellenlängenbereich. Sie kann auch durch direkte Messungen vorgenommen werden, falls Radiometer mit hinreichender Nachweisgrenze, Meßdynamik und 55 Anpassung der spektralen Empfindlichkeit an die spektralen Wirkungsfunktionen der jeweiligen Effekte verfügbar sind. Da die erythemgewichtete Bestrahlungsstärke nicht nur zur photobiologischen Bewertung der spektralen Eigenschaften des Gerätes, sondern auch zur Dosierung genutzt wird, sind die Meßwerte auf das Maximum der Strahlungsverteilung in der Nutzfläche zu beziehen. 3.2 Bewertungsgrößen (1) Charakteristika der Erythemwirksamkeit Als Grundlage zur Dosierung sowie zur Bewertung der Erythemwirksamkeit eines UV-Hautbestrahlungsgerätes werden bestimmt: • Der Sonnen-Erythem-Faktor fSE = Eer / Eer,RS nach Gleichung 2. • Die Expositionsdauer ter zum Erreichen der MED nach Gleichung 3 oder alternativ: • Die Expositionsdauer ter,SED = 1 SED / Eer (7) zum Erreichen der Standardisierten Erythemdosis (1 SED = 100 J m-2), die als Bezugsgröße zur Charakterisierung der Erythemwirksamkeit von Bestrahlungsgeräten durch die CIE (1997) eingeführt wurde, da der Betrag der MED international unterschiedlich angegeben wird und somit die Ursache zahlreicher Mißverständnisse war. (2) Charakteristika zur Bewertung des Nutzen-/Risiko-Verhältnisses Zur Bewertung des Verhältnisses zwischen der Wirksamkeit zur Erzeugung eines erwünschten Effektes gegenüber der Wirksamkeit zur Stimulation eines unerwünschten oder Schadeffektes werden bestimmt: • Der Sonnen-Effekt-Faktor fSX = Ex / Ex,RS, (8) der die Wirksamkeit eines Gerätes zur Stimulation eines Effektes x mit der Wirksamkeit der Referenzsonne (RS) vergleicht. Gleichung (8) stellt eine 56 Verallgemeinerung des auf den Vergleich der Erythemwirksamkeit bezogenen Sonnen-Erythem-Faktors dar. • Das Effekt-Erythem-Verhältnis EER = fSX / fSE, (9) das das Verhältnis zwischen der Wirksamkeit eines Gerätes für den Effekt x und zwischen seiner Erythemwirksamkeit unter Bezug auf das entsprechende, für die Referenzsonne bestimmte Verhältnis definiert. • Das Verhältnis Erwünschte Wirksamkeit/Schädigungspotential BDR = fSX / fSY, (10) das die Wirksamkeit zur Stimulation eines erwünschten Effektes x mit der Wirksamkeit gegenüber einer Schadwirkung y unter Normierung auf das entsprechende, für die Referenzsonne bestimmte Verhältnis vergleicht. 3.3 Begrenzungen Die Methode der photobiologischen Bewertung erlaubt nur Näherungen. Ihre Anwendbarkeit ist insbesondere begrenzt im Fall ungenau bekannter Aktionsspektren der zu untersuchenden biologischen Effekte und bei veränderten Randbedingungen. So beziehen sich die Aussagen zur Photokarzinogenität der Geräte ausschließlich auf das Plattenepithelkarzinom (SCUP-h), das auf Grund serieller UV-Expositionen von Mäusen bestimmt und auf den Menschen übertragen wurde (DeGruijl et al. 1993), während über die spektralen Zusammenhänge bei der Entstehung des Basalioms keine und bei der Entstehung des Melanoms gegenwärtig nur erste, in ihrer Anwendbarkeit auf den Menschen jedoch umstrittene Anhaltspunkte vorliegen (Setlow et al. 1993). Als unaufgeklärt müssen weitere, für die biologische Beurteilung von UV-Bestrahlungsgeräten und UV-Hautexpositionen wesentliche und notwendige Aktionsspektren angesehen werden. Hierzu gehören u.a. die Wellenlängenabhängigkeit der Hautalterung sowie immunmodulatorischer Effekte. Ferner erfordert die Anwendung der Methode zur photobiologischen Bewertung die Abwesenheit synergistischer wie auch gegenläufiger Effekte im Fall polychromatischer Strahlung sowie die Anwendbarkeit des Bunsen-Roscoe´schen Proportionalitätsgesetzes. Angesichts dieser offenen Probleme erscheinen weitere grundlegende Untersuchungen als notwendig. 57 4 Anwendung der Verfahren auf die Bewertung von Solarien Nachfolgend werden die vorgestellten Verfahren exemplarisch auf die Bewertung von vier Solarien angewandt. Die Geräte waren zur Ganzkörperbestrahlung liegender Personen ausgelegt und enthielten mit Ausnahme des Solariums 2 jeweils Module zur gleichzeitigen UV-Exposition des Gesichts (Modul „Gesichtsbräuner“, G) sowie der vorderen und hinteren Körperhälfte (Module „Himmel“ (H) und „Auflage“ (A)). Das Solarium 2 war eine offene Sonnenbank mit zwei Modulen (H und A). Die Messungen erfolgten nach einer Einbrenndauer von jeweils 10 Minuten mit einem thermostatisierten Doppelmonochromatorspektralradiometer (Typ: OL 754, Optronic Laboratories, Orlando, Fl., USA) bei einer spektralen Auflösung von 1 nm. Als Empfänger diente eine cosinuskorrigierte Ulbricht’sche Kugel, die über einen Quarzlichtleiter an den Eingangsspalt des Spektralradiometers angeschlossen war. Die Kalibrierung des Spektralradiometers erfolgte mit einer auf NIST (National Institute of Standards and Technology) rückführbaren 200 W Standardlampe. 4.1 Ergebnisse Die Abbildungen 4a – d zeigen die Spektralverteilungen der vier Solarien im Vergleich zum Spektrum der Referenzsonne. Aus diesen Daten wurden die Größen zur Bewertung der Erythemwirksamkeit und zur Klassifizierung berechnet und in Tabelle 4 zusammengestellt. Zur Bewertung der Schrittweite der Dosierung wurden ebenfalls die einstellbaren Zeittakte der Schaltuhr in die Tabelle aufgenommen. Tabelle 4 enthält zusätzlich die Beträge der (ungewichteten) Bestrahlungsstärke im Teilbereich UV-A (320 nm < λ ≤ 400 nm, E >320) erythemgewichteten Bestrahlungsstärke (Eer Betrag der Referenzsonne (ERS >320 zum Vergleich mit den Daten der >320) und mit dem entsprechenden = 61,89 W m-2, vgl. DIN 67501, 1999). Hierzu wurde der im folgenden als Sonnen-UVA-Faktor bezeichnete Quotient definiert: fSA = (E >320) / (ERS >320). (11) Die berechneten Daten des Sonnen-UVA-Faktors wie auch die Größen zur Charakterisierung der Erythemwirksamkeit (fSE und ter), zur Schrittweite der Dosierung (∆Her) und zur Klassifizierung gemäß DIN 5050, EN 60335-2-27 und RTS wurden in Tabelle 5 zusammengestellt. Die Tabelle enthält zusätzlich die Daten des „räumlichen Gleichmäßigkeitsfaktors“ 58 gM = Eer,M1 / Eer,M2 , (12) der das Verhältnis zwischen den maximalen Beträgen der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke in den Nutzflächen zweier Module (Eer,M1 und Eer,M2) beschreibt, falls diese gleichzeitig betrieben werden und über eine vergleichbare Spektralverteilung verfügen. Für die untersuchten Solarien definiert der Faktor gM das Verhältnis zwischen den Maxima der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke in den durch die Bestrahlungsmodule A („Auflage“) und H („Himmel“) festgelegten Nutzflächen gM = Eer,A / Eer,H. (12a) Tabelle 6 zeigt die Ergebnisse zur spektralen Nutzen-/Risiko-Bewertung der Solarien. Ausgewählt wurden für den Vergleich die Daten der effektiven Bestrahlungsstärke zur Stimulation der Vitamin-D3-Synthese (VD3), der direkten Pigmentierung (DP), der verzögerten Pigmentierung (VP), der Entstehung des Plattenepithelkarzinoms (SCUP-h) sowie der Augenschädigung gemäß ACGIH (ED) im Vergleich zur erythemwirksamen Bestrahlungsstärke (Effekt-Erythem- 10 Spektrale Bestrahlungsstärke [W m -2 -1 nm ] Verhältnisse). 10 10 Sol-1.fpw 2 Referenzsonne Solarium 1 1 G H 0 A -1 10 -2 10 Bestrahlungsmodul -3 H - Himmel A - Auflage G - Gesichtsbräuner 10 -4 10 -5 10 250 300 350 400 450 Wellenlänge [nm] Abb. 4a: Solarium 1. Die spektrale Bestrahlungsstärke als Funktion der Wellenlänge und im Vergleich zum Spektrum der Referenzsonne nach Messungen in den Punkten des Maximums der Strahlungsverteilung in den durch die Bestrahlungsmodule H (Himmel), A (Auflage) und G (Gesichtsbräuner) definierten Nutzflächen. 10 Spektrale Bestrahlungsstärke [W m -2 -1 nm ] 59 10 10 Sol-2.fpw.fpw 2 Referenzsonne Solarium 2 1 0 H -1 10 A -2 10 Bestrahlungsmodul H - Himmel A - Auflage -3 10 -4 10 -5 10 250 300 350 400 450 Wellenlänge [nm] Abb. 4b: Solarium 2. Die spektrale Bestrahlungsstärke als Funktion der Wellenlänge und im Vergleich zum Spektrum der Referenzsonne nach Messung im Punkt des Maximums der Strahlungsverteilung in der durch das Bestrahlungsmodul H (Himmel) definierten Nutzfläche sowie nach Messung auf der Auflage (A) in entgegengesetzter Richtung. 10 Spektrale Bestrahlungsstärke [W m -2 -1 nm ] 60 10 Sol-3.fpw 2 Solarium 3 1 G H 10 0 A -1 10 Referenzsonne -2 10 Bestrahlungsmodul -3 10 H - Himmel A - Auflage G - Gesichtsbräuner -4 10 -5 10 250 300 350 400 450 Wellenlänge [nm] Abb. 4c: Solarium 3. Die spektrale Bestrahlungsstärke als Funktion der Wellenlänge und im Vergleich zum Spektrum der Referenzsonne nach Messungen in den Punkten des Maximums der Strahlungsverteilung in den durch die Bestrahlungsmodule H (Himmel), A (Auflage) und G (Gesichtsbräuner) definierten Nutzflächen. 10 Spektrale Bestrahlungsstärke [W m -2 -1 nm ] 61 10 Sol4a.fpw 2 G Solarium 4 1 H 10 A 0 -1 10 Referenzsonne -2 10 Bestrahlungsmodul H - Himmel A - Auflagefläche G - Gesichtsbräuner -3 10 -4 10 -5 10 250 300 350 400 450 Wellenlänge [nm] Abb. 4d: Solarium 4. Die spektrale Bestrahlungsstärke als Funktion der Wellenlänge und im Vergleich zum Spektrum der Referenzsonne nach Messungen in den Punkten des Maximums der Strahlungsverteilung in den durch die Bestrahlungsmodule H (Himmel), A (Auflage) und G (Gesichtsbräuner) definierten Nutzflächen. 62 Tab. 4: Daten der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke im Spektralbereich 250 nm ≤ λ ≤ 400 nm (Eer), in den Teilbereichen 250 nm ≤ λ ≤ 320 nm (Eer ≤320) und 320 nm < λ ≤ 400 nm (Eer >320) sowie der ungewichteten Bestrahlungsstärke im Teilbereich 320 nm < λ ≤ 400 nm (E >320) nach Messungen an vier Solarien in den Punkten des Maximums der Strahlungsverteilung in den Nutzflächen der Module H („Himmel“, A („Auflage“) und („Gesichtsbräuner“) sowie Zeittakte der Schaltuhren der Geräte. Solarium Modul [min] Eer Eer ≤320 Eer >320 E >320 0,1801 0,0599 0,1202 181,90 0,1059 0,0381 0,0678 100,69 0,0927 0,0121 0,0806 176,78 0,1712 0,1583 0,0129 25,99 A 0,0357 0,0327 0,0030 5,68 H 0,4449 0,2489 0,1960 281,23 0,2705 0,1513 0,1192 169,09 G 0,1927 0,0445 0,1482 271,27 H 0,4999 0,2883 0,2116 316,61 0,4186 0,2270 0,1916 288,61 0,4960 0,0491 0,4469 1159,18 H 1 A 10 G 2 3 4 Bestrahlungsstärke [W m-2] Zeittakt H A A G 12 7 5 G 63 Tab. 5: Charakteristika zur strahlenhygienischen Bewertung der Solarien 1 – 4 und zur Dosierung: Der Sonnen-Erythem-Faktor (fSE), die Bestrahlungszeit (ter) zum Erreichen der MED (= 250 J m-2), die minimale Schrittweite der Dosierung (∆H´er, in Einheiten der MED), die Klassifizierung in den UV-Typ gemäss DIN 5050 und EN 60335-2-27 sowie in die UV-Gruppe nach RTS, der Sonnen-UVA-Faktor (fSA) und der räumliche Gleichmäßigkeitsfaktor (gM). Die Solarien und Module, die die Kriterien des RTS zur Klassifizierung nicht erfüllen, wurden mit „N“ gekennzeichnet. Bewertungsgröße Solariu Modul fSE m 1 2 3 4 ter ∆H´er [min] [MED] (IEC) (RTS) UV-Typ UV-Typ fSA gM 0,59 H 0,60 23,14 0,43 3 Id 2,94 A 0,35 39,34 0,25 3 Id 1,63 G 0,31 44,97 0,22 3 Id 2,86 - H 0,57 24,34 0,49 4 II 0,42 0,21 A 0,12 116, 9 0,10 3 Id 0,09 H 1,48 9,37 0,75 (5) N 4,54 A 0,90 15,40 0,45 4 II 2,73 G 0,64 21,62 0,32 3 Id 4,38 - H 1,67 8,34 0,60 (5) N 5,12 0,84 A 1,40 9,96 0,50 (5) N 4,66 G 1,65 8,40 0,60 2 N 18,73 0,61 - 64 Tab. 6: Die relative Wirksamkeit der Solarien 1 – 4 mit den Modulen H, A und G zur Stimulation der Vitamin-D3-Synthese (VD3), der direkten Pigmentierung (DP), der verzögerten Pigmentierung (VP), der Entstehung des Plattenepthelkarzinoms (SCUP-h) sowie der Augenschädigung nach ACGIH (ED) im Vergleich zur Erythemwirksamkeit (Effekt-Erythem-Verhältnisse). Effekt-Erythem-Verhältnis (EER) bezüglich Solarium 1 2 3 4 Modul VD3 DP VP SCUP-h ED H 0,33 4,44 1,21 0,67 3,19 A 0,34 4,19 1,20 0,68 3,02 G 0,13 7,34 1,57 0,59 5,93 H 0,88 0,61 1,00 0,91 0,81 A 0,92 0,70 0,96 0,98 0,80 H 0,57 2,79 1,06 0,83 2,08 A 0,57 2,75 1,06 0,84 2,05 G 0,23 5,90 1,38 0,60 4,39 H 0,56 2,78 1,10 0,76 2,13 A 0,53 3,03 1,13 0,75 2,29 G 0,09 8,60 1,77 0,59 7,23 5 Diskussion und Ausblick 5.1 Verfahren zur strahlenhygienischen Bewertung Nach den Daten in Tabelle 4 unterscheiden sich die von den Bestrahlungsmodulen eines jeden Solariums in den Nutzflächen erzeugten Beträge der Bestrahlungsstärke im spektralen Gesamtbereich sowie in den Teilbereichen erheblich. Da die Module gleichzeitig und Bewertungsgrößen mit in gleichen Tabelle Zeittakten 6 zur betrieben werden, strahlenhygienischen müssen die Beurteilung des Gesamtgerätes auf die Daten des Moduls mit der größten Erythemwirksamkeit bezogen werden. Diese wurden in Tabelle 6 fett hervorgehoben. Danach zeigt sich, daß Solarium 1 eine gemäß DIN 5050, EN 60335-2-27 und RTS geforderte Begrenzung der Erstbestrahlung auf H1,er = 0,4 MED technisch annähernd 65 ermöglicht, während der Zeittakt der anderen Geräte dieser Vorgabe nicht entspricht. Als wesentlich zur Vermeidung von Überdosierungen bei wiederholter Exposition erscheint darüber hinaus die Forderung des RTS nach einer nur mäßigen Erhöhung der Dosierung in Schritten von maximal 0,2 MED, die keines der hier vorgestellten Solarien technisch erlaubt. Bis auf das Solarium 2 erfüllten alle der untersuchten Geräte das an den Gleichmäßigkeitsfaktor g2 gestellte Kriterium g2k ≥ 0,4 in der zur Auflage genutzten Fläche. Die Daten des räumlichen Gleichmäßigkeitsfaktors gM in Tabelle 5 ergeben für die Solarien 1, 3 und 4 Unterschiede der maximalen Bestrahlungsstärke in den durch die Module H und A definierten Nutzflächen, die innerhalb der Änderung der Bestrahlungsstärke in den Nutzflächen liegen. Für das Solarium 2 sind die Differenzen mit gM = 0,21 < g2k dagegen größer. Diese Beispiele zeigen, daß ein Bestrahlungsgerät mit mehreren, in ihrer spektralen Verteilung vergleichbaren Bestrahlungsmodulen durch die Angabe des räumlichen Gleichmäßigkeitsfaktors in seinen geometrischen Eigenschaften genauer charakterisiert werden kann als durch die bloße Beschränkung auf die einzelnen Komponenten. Es bleibt zu prüfen, ob hierdurch die Kennzeichnung eines UV-Hautbestrahlungsgerätes sinnvoll ergänzt werden kann. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Bewertungsverfahren besteht in der Begrenzung zulässiger Höchstwerte der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke. Während die DIN 5050 eine Klassifikation in die UV-Typen 0 – 5 vornimmt, werden in der EN 335-2-27 lediglich die UV-Typen 1 – 4 als zulässig deklariert. Eine Begrenzung der zulässigen Bestrahlungsstärke in den Teilbereichen UV-B und UV-A ergibt sich nach beiden Normen durch die Beschränkung des SonnenErythem-Faktors auf fSE ≤ 5,55 aus den Anforderungen an die Höchstdosis und an die Minimaldauer der Erstexposition, wenn vorausgesetzt wird, daß die spektrale Bestrahlungsstärke des Gerätes zeitlich konstant ist. Die Kriterien des RTS geben dagegen eine Begrenzung des Sonnen-ErythemFaktors auf fSE ≤ 2,0 für die Gerätegruppe II, auf fSE ≤ 1,0 für die Gruppen Ib – Id sowie auf fSE ≤ 0,502 für die Gruppe Ia vor. Diese Unterschiede spiegeln sich in der Klassifizierung der Solarien in Abbildung 5 wider: Während die Solarien 1 und 2 die Standards der DIN 5050 und der EN 335-2- 66 27 erfüllen sowie nach den Kriterien des RTS zertifizierbar sind, genügen die Solarien 3 und 4 weder den Anforderungen der EN 335-2-27 noch den Vorgaben des RTS. Unterschiedliche Ergebnisse zeigen sich ebenfalls in der Bewertung des Moduls zur Gesichtsbräunung in Solarium 4 (vgl. Tab. 5). Nach den Standards des RTS erweist es sich nicht als zertifizierbar. Dagegen erfüllt es mit der Einordnung in den UV-Typ 2 und mit dem Betrag fSE = 1,65 die Forderungen der EN 335-2-27. Wie die Analyse des Sonnen-UVA-Faktors ergibt, übertrifft die (ungewichtete, bzw. mit dem Faktor „1“ bewertete) Bestrahlungsstärke des Moduls im Teilbereich 320 nm – 400 nm die der Referenzsonne um den Faktor fSA = 18,73 (vgl. Tab. 5). Die biologische Relevanz dieser Vergrößerung der Bestrahlungsstärke gegenüber den im natürlichen Lebensraum des Menschen maximalen Einstrahlungsverhältnissen kann gegenwärtig nicht beurteilt werden. Hierfür wäre zunächst die Klärung grundsätzlicher Fragen der Photobiologie langwelliger UVStrahlung, wie z.B. der Gültigkeit des Bunsen-Roscoe’schen Gesetzes und der Dosis-Wirkungs-Beziehungen für bedeutsame Schadwirkungen wie Photoalterung, – karzinogenese und –allergie notwendig. Darüber hinaus erscheint es angesichts der fehlenden Korrelation zwischen der Erythemwirkung und der Stimulation dieser Schadwirkungen sowie fehlender Wirkungsspektren als unbegründet, die Bewertung der biologischen Wirksamkeit langwelliger UV-Strahlung ausschließlich auf der Grundlage der Auswertung der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke im Teilbereich 320 nm – 400 nm vorzunehmen. Wie die Daten in Abbildung 5 zeigen, unterscheiden sich die Beträge des SonnenUVA-Faktors der Körperbestrahlung Module der zur Gesichtsbestrahlung Solarien bei und gegebener der Module zur erythemwirksamer Bestrahlungsstärke infolge unterschiedlicher Filterungen im Teilbereich 320 nm – 400 nm im Mittel um den Faktor 1,6 ... 1,7. Es sei bemerkt, daß auch andere Filterungen technisch möglich sind, so daß das Verhältnis E >320 / Eer >320 in weiten Grenzen variiert werden kann. Für ein Bestrahlungsgerät zur hochdosierten UV-A1- 67 Therapie wurde beispielsweise ein Sonnen-UVA-Faktor von fSA = 11,77 bei einem Betrag Eer >320 = 0,223 W m-2 erreicht. Da das Verhältnis E >320 / Eer >320 bei einem gegebenen Betrag der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke im Teilbereich UV-A (Eer >320) nicht eindeutig definiert ist, sind auch die durch den RTS vorgegebenen Grenzwerte für Geräte der UV-Gruppen Ia – Id und II hinsichtlich der Größe des Sonnen-UVA-Faktors nicht eindeutig, sondern von der jeweiligen Spektralverteilung abhängig. Um hieraus aus Sicht des Strahlenschutzes begründete Konsequenzen ableiten zu können, wären allerdings zunächst die schon erwähnten Untersuchungen zur Photobiologie langwelliger UV-Strahlung erforderlich. UVA-FSA.fpw 20 Module 1: Körperbestrahlung (Kreise) 2: Gesichtsbestrahlung (Sterne) UV-Gruppen (RTS) fSA 15 Ia / Id / II Ib / Ic 10 2 5 1 0 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 -2 Eer>320 [W m ] Abb. 5: Der Sonnen-UVA-Faktor (fSA) im Vergleich zur erythemgewichteten Bestrahlungsstärke im Teilbereich 320 nm – 400 nm (Eer >320) nach Messungen in den Nutzflächen der Module zur Körperbestrahlung und zur Gesichtsexposition von Solarien unterschiedlicher Bauart während einer stichprobenartigen Vermessung Berliner Solarien im September 2000. 68 5.2 Verfahren zur photobiologischen Bewertung Tabelle 6 enthält die Daten des Effekt-Erythem-Verhältnisses (EER), das für die untersuchten Wirkungen und Solarien charakteristische Unterschiede aufweist. So zeigt nur Solarium 2 ein mit der Sonne annähernd vergleichbares Verhältnis zwischen der Wirksamkeit zur Vitamin-D3-Synthese und der Erythemwirksamkeit, während sich die Solarien 1, 3 und 4 auf Grund ihrer Spektralverteilung als wenig effektiv zur Vitamin-D3-Synthese erweisen. Dagegen besitzen die Solarien 1, 3 und 4 im Vergleich zur Referenzsonne eine größere Wirksamkeit zur Hautbräunung als zur Erythembildung. Jedoch zwingt das relativ große Potential zur Augenschädigung zur Einhaltung eines konsequenten Augenschutzes während der Expositionen. Anzumerken ist die relative Wirksamkeit der Solarien zur Stimulation des Plattenepithelkarzinoms (SCUP-h) im Vergleich zur Erythemwirksamkeit, die nur für Solarium 2 mit dem Verhältnis der Solarstrahlung vergleichbar ist, für die anderen Geräte aber kleiner ausfällt. Diese Beispiele zeigen, daß die Kenntnis der Erythemwirksamkeit von UVHautbestrahlungsgeräten zur Charakterisierung ihrer photobiologischen Eigenschaften und zur Minimierung des Bestrahlungsrisikos notwendig aber nicht hinreichend ist. Die Methode der photobiologischen Evaluierung ermöglicht im Gegensatz zur Einteilung der Geräte in Typen, mit denen lediglich die Erythemwirksamkeit im Wellenlängenbereich unterhalb und oberhalb von 320 nm gekennzeichnet wird, eine speziellere und detailliertere Charakterisierung und damit eine Optimierung ihrer Verwendung in Abhängigkeit von der speziellen Zielstellung der Exposition. Allerdings ist das Verfahren nur so gut wie die in ihm verarbeiteten Informationen über die spektralen Dosis-Wirkungs-Beziehungen der Effekte und die Bedingungen ihrer Gültigkeit, die, wie bereits erläutert, gegenwärtig noch erhebliche Lücken aufweisen. Literatur ACGIH: American Conference of Governmental Industrial Hygienics (ACGIH) – Threshold limit values for chemical substances and physical agents; Biological Exposure Indices.- Cincinnati, 1997. 69 CIE DS 007.3/E: Erythema reference action spectrum and standard erythema dose (Vienna, CIE), 1997. Coblentz, W.W.: Erythemal and radiometry comparisons of the UV emitted by various sources as a basis for a specification of the unit dosage intensity. C.R. IIe Congrès Internat. de la Lumière, Kopenhagen (1932), 322-334 und Strahlentherapie 50(1934) 179 – 190. Coblentz, W.W and R. Stair: Comite d’ Étude sur le rayonnement UV, Raport du sécrétariat.- In: Commission Internationale del’ éclairage. Compte rendu. 9. Session Berlin 1935. Cambridge 193, 596 – 625. De Gruijl, F.R., van der Meer, J.B. and J.C. van der Leun: Dose-time dependency of tumor formation by chronic UV exposure.- Photochem. Photobiol. 37 (1983) 53 – 67. 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Runder Tisch Solarien c/o Bundesamt für Strahlenschutz), Braunschweig-Druck, 2003. Setlow, R.B., Grist, E., Thompson, K. and A.D. Woodhead: Wavelengths effective in induction of malignant melanoma. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90 (1993), 6666 – 6670. SSK: Schutz des Menschen vor den Gefahren der UV-Strahlung in Solarien – Empfehlungen der Strahlenschutzkommission und wissenschaftliche Begründung.- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bonn, 2001. Young, A.R., Chadwick, C.A., Harrison, G.I., Nikaido, O., Ramsden, J. and C.S. Potten: The similarity of action spectra for thymine dimers in human epidermis and erythema suggests that DNA is the chromophore for erythema.- J. Invest. Dermatol. 111(1998) 982 – 988. 72 Kreislaufregulation und Umwelteinflüsse R. Krause AG Heliotherapie / Abt. f. Naturheilkunde, Campus Benjamin Franklin, Berlin Die Kreislaufregulation ist von vielen endogenen Faktoren abhängig: z.B. von der Elastizität der Arterien und der Widerstandsgefäße, von der Muskelkraft und der Erregungsbildung und -leitung des Herzens, von der Funktionsfähigkeit des Hormonsystems und von der Regulationsbreite der vegetativen Innervation. Die Kreislaufregulation ist weiterhin abhängig von verschiedensten exogenen Faktoren, z.B. von der Umgebungstemperatur, der Jahreszeit, dem geographischen Aufenthaltsort (Breitengrad oder Höhe über dem Meeresspiegel), von Tageszeit, Lebensalter, Trainingszustand, psychischem Status. Die Adaptationsfähigkeit der Herzkreislaufregulation nimmt mit zunehmendem Lebensalter physiologischerweise ab, sie kann durch körperliches Training und nach längerem Aufenthalt in mittleren Höhenlagen günstig beeinflusst werden; darüber hinaus ist sie abhängig von der Tageszeit und von der Helligkeit bzw. Lichtexposition sowie von der Umgebungstemperatur. In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche tierexperimentelle Untersuchungen, epidemiologische Erhebungen, klinische Beobachtungen und Studien zu den verschiedensten Einflüssen von möglichen Interaktionen zwischen Umweltfaktoren und Kreislaufregulation bzw. dem Herzfrequenz- und/oder Blutdruck-Verhalten publiziert worden. Zusammenfassend lässt sich folgendes feststellen: 1. Die Kreislauf(dys)regulation wird beeinflusst von genetischen Prädispositionen, wahrscheinlich ist der Vitamin-D-Rezeptor – Gen Polymophismus ebenfalls beteiligt. 73 2. Es ist gut belegt, dass es saisonale Variationen der Kreislauf-, insbesondere der Blutdruckregulation gibt: die niedrigsten Werte finden sich im Sommer (Juli / August bzw. auf der Südhalbkugel Januar / Februar) und die höchsten Werte im Winter. Wahrscheinlich sind hieran mehrere Ursachen beteiligt, wie die unterschiedlichen Aussentemperaturen, eine veränderte immunologische Situation gegenüber z.B. respiratorischen Infekten und die saisonalen Unterschiede der UVStrahlung. 3. Die Herzkreislauf-Morbidität und -Mortalität weisen ebenfalls saisonale und geographische Unterschiede auf: der Gipfel liegt im Winter, in (mittlerer) Höhenlage nimmt sie ab. 4. Die regelmäßige kurmedizinische Exposition Höhenaufenthalte, ausdauertrainingsähnliche Herzschlagfrequenz („serielle“) und mit Leben in Kreislauf-Adaptationen des Blutdruckes in natürlicher Sonne Äquatornähe) mit Ruhe und Reduktion auf (z.B. zeigen der gegebenen (ergometrischen) Belastungsstufen. 5. Vitamin-D-Mangel (und entsprechender Anstieg des Parathormons) haben negative Effekte auf die Relaxation der glatten Gefäßmuskulatur, auf das ReninAngiotensin-System und das NO-System. 6. Die Höhe der Blutspiegel von 25-Hydroxy-Vitamin D3 und des hormonell aktiven Metaboliten 1,25-Dihydroxy-Vitamin D3 sind negativ korreliert mit der Häufigkeit von Herzinfarkten und mit der Herzfunktion insgesamt. Die heliotherapeutischen Arbeitsgruppen in Frankfurt/Main und Berlin haben in den vergangenen 20 Jahren etliche Belege dafür gesammelt, dass auch regelmäßige Expositionen mit sonnenähnlichen UV-Spektren sowohl bei Gesunden als auch bei Hochdruck-, Koronar- und Nierenkranken positive trainingsähnliche Wirkungen auf die Herzkreislaufregulation und den arteriellen Blutdruck haben. Hierbei finden sich stets positive Korrelationen mit dem Vitamin-D-Status. Die Studienergebnisse bestätigen weitgehend, dass eine serielle suberythematöse Expositionen mit 74 artifiziellen UV-Strahlern den Mangel an kurzwelliger UVB-enthaltender Strahlung während des Winterhalbjahres in unseren Breitengraden kompensieren kann. Die Kreislaufregulation wird komplex von vielen Umweltfaktoren beeinflusst, wobei der UV-Strahlung ein hoher Stellenwert zu zukommen scheint. 75 Protection of human cells by carotenoids Fritz Böhm Friedrichstraße 95 (IHZ), 10117 Berlin and Charité (Universitätsmedizin Berlin), Photobiological Lab, Ziegelstrasse 5-9, 10117 Berlin Dedicated to Prof. Dr. Hans Meffert’s 65th anniversary It is well accepted that reactive species like free radicals and singlet oxygen play a key role in degenerative diseases, ageing processes, as well as cancer and atheriosclerosis. Therefore many affords are focused on understanding their role and finding out the way to reduce their production. Free radicals are highly reactive because of an unpaired electron. The electronical structure of a scavenger aloud them to accept or give one or more electrons without loosing their stability so that they are able to trap unpaired electrons becoming stable radicals and/or rearranging to stable, unreactive species. Beside reactive species from the environment, ultraviolet radiation (UV) can be absorbed by cellular chromophores like aromatic amino acids, DNA, cytochromes, chlorophyll, coenzymes etc. and start photodynamic reaction with production of singlet oxygen and other reactive species (ROS). Cellular repair systems are protecting from ROS and DNA damage and we know many natural endogenous or up taken substances able to scavenge free radicals (e.g. flavenoids, carotenoids, ascorbic acid, glutathione etc.). High levels of UV radiation or dysfunction of repair systems are the cause of an increased oxidative stress which leads to cell necrosis or apoptosis and, in tissues, to reactions like inflammation, degradation of fibers and other signs of disorder. For example is the induction of singlet oxygen due to UVA or UVB irradiation followed by increased levels of metalloproteinases in the dermis. This may result in an increasing loss of interstitial collagen which is regarded to skin aging. It is also proven that UVA induced singlet oxygen generates mitochondrial DNA mutations with harmful effects for cells and tissues. 76 Carotenoids are widely spread in the plank kingdom. Many provide the evidence of their antioxidant activity, mainly exerted via the ability to scavenge free radicals and efficiently quench singlet oxygen. On the other side, carotenoids can become itself a reactive species when repairing free radicals. Hence, under special circumstances, they will act as prooxidants and damage membranes, DNA, cellular structures and enzymes. This behaviour of carotenoids is thought to depend on their concentration and to an accumulation of carotenoid radicals due to a low repair by other antioxidants like lycopene or vitamin C. Cell protection was demonstrated against nitrogen dioxide, peroxynitrite anion and also UVA by beta-carotene in the presence of vitamin E and C in a synergism compared with the effect of the individual antioxidants. This is explained in terms of an electron transfer reaction in which the charged carotenoid radical can relocate itself inside the membrane and be repaired by vitamin C. In cases of a high concentration of beta-carotene radical cation together with a low level of vitamin C an increased level of carcinogenesis was found. Uncharged carotenoid radicals cannot be repaired in this way and will lead to only an additive effect of all included antioxidants. The quenching of singlet oxygen by carotenoids gives mainly an oxidized product without the possibility of a repair of the antioxidant. Carotenoid radical cations can be replaced (and repaired) in a specific relative order in terms of reduction potential. So, lycopene with the lowest redox potential of approx. 0.96 V is able to repair the beta-carotene cation, beta-carotene the zeaxanthin cation, followed respectively by lutein, canthaxanthin and astaxanthin. In the process of radical trapping by single carotenoids an optimal concentration of the antioxidant for protection against lipid peroxidation can be determined. This concentration depends on the structure of the carotenoid. The most efficient single carotenoid seems to be lycopene. It is able to quench highly sufficient nitrogen dioxide (radical), singlet oxygen, reactive species arising from UVA irradiation as well as the products of the photosensitazion of protoporphyrin IX. Special protection factors could be calculated. This underlines the clinical findings for persons taking lycopene reach diet in preventing several carcinomas. 77 Management der Retinabelichtung (MRL) Wolfgang Ehrenstein Angewandte Physiologie (140), Universität Hohenheim Flandernstr. 103, D-73732 Esslingen Zusammenfassung: Einleitend wird die Bedeutung des Auges als Rezeptororgan für Lichtwirkungen auf vegetative Regulationen und das Timing System referiert. Anschließend werden Konsequenzen dieser Erkenntnisse für eine zeitgemäße Gestaltung der Beleuchtung diskutiert. Erst seit wenigen Jahrzehnten stehen künstliche Lichtquellen zur Verfügung, mit denen die Photorezeptoren des Timing Systems wirksam stimuliert werden können. Dadurch wird das ´Diktat der Nacht´ in Bezug auf die Phasenlage der biologischen Uhr immer wirksamer durchbrochen. Daraus entstehen wachsende Potenziale für positive und negative Einflüsse der natürlichen und künstlichen Beleuchtung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Trotz ständiger Fortschritte der Beleuchtungstechnik wurden in der Vergangenheit die physiologischen Bedürfnisse des Timing Systems zu wenig berücksichtigt. Die dadurch entstandenen gesundheitlichen Risiken können mit einem zeitgemäßen Management der Retinabelichtung (MRL) nicht nur vermindert sondern durch eine aktive Förderung der Gesundheit ersetzt werden. MRL eröffnet neue Möglichkeiten für eine humane Gestaltung der 24-Stunden-Gesellschaft. Dafür muss die circadiane Beleuchtungstechnologie (CLT) zielstrebig fortentwickelt und verstärkt verwendet werden. Dringend notwendig ist eine Intensivierung der Feldforschung, um die Auswirkungen der CLT auf die Menschen umfassender als bisher zu untersuchen und zu dokumentieren. Unerlässlich ist eine bessere Aufklärung der Allgemeinheit über positive und negative Wirkungen der natürlichen und künstlichen Beleuchtung auf Gesundheit und Wohlbefinden, um eine sachgemäße Nutzung der CLT zu fördern und gesundheitliche Risiken durch eine unsachgemäße Anwendung zu vermeiden. Längerfristig sind starke Auswirkungen von CLT und MRL auf gesellschaftliche Zeitstrukturen zu erwarten, mit positiven oder negativen Rückwirkungen auf humane Nutzungsmöglichkeiten der neuen Beleuchtungstechnologien. Politik und Gesellschaft sollten sich mit den Auswirkungen der heraufziehenden circadianen Beleuchtungstechnologie eingehender als bisher auseinandersetzen. 78 Das Auge, ein Sinnesorgan für die räumliche und die zeitliche Orientierung Durch die Entdeckung einer direkten Nervenbahn zwischen Netzhaut und Hypothalamus, des retinohypothalamischen Trakts (RHT) [38; 60], durch die anschließende Lokalisierung suprachiasmaticus (SCN) der und biologischen durch die Uhr im Erforschung paarigen Nucleus dieses zentralen Schrittmachers und des übrigen Timing Systems hat sich unser Verständnis über die Funktion des Auges grundlegend gewandelt [1; 74]. Lange Zeit galt das Auge ausschließlich als Sehorgan. Die Beleuchtungstechnik sah ihre wesentliche Aufgabe darin, die jeweiligen Sehaufgaben durch eine natürliche oder künstliche Beleuchtung angemessen zu befriedigen. Eine Zeitlang gaben manche Fachleute einer künstlichen Beleuchtung am Arbeitsplatz sogar den Vorrang vor einer natürlichen Beleuchtung mit Tageslicht, weil sich eine konstante künstliche Beleuchtung den gleich bleibenden Sehanforderungen an vielen Arbeitsplätzen leichter anpassen lässt als das sich ständig ändernde Tageslicht. Nach wie vor besteht eine hohe Wertschätzung des Tageslichts am Arbeitsplatz trotz aller Fortschritte der Beleuchtungstechnik mit künstlichem Licht [11]. Meist wird der Wunsch nach Sichtkontakt mit der Außenwelt als Grund angeführt, wenn trotz direkter Sonneneinstrahlung und Blendwirkungen ein Platz am Fenster einem fensterfernen Arbeitsplatz vorgezogen wird. Die Erforschung des Timing Systems hat diese Ansicht nicht widerlegt, wohl aber durch einen wesentlichen Aspekt ergänzt. Nur in der Netzhaut sind die Lichtrezeptoren lokalisiert, die unter natürlichen Bedingungen die Phase des zentralen Schrittmachers des Timing Systems in Relation zum tageszeitlichen Rhythmus der Sonnenlicht-Immission bestimmen [24]. Weil für die Erfüllung der Sehaufgaben in der Regel weniger Licht benötigt wird als für die angemessene Stimulierung der circadianen Photorezeptoren, wird ein Lichtmangel des Timing Systems an vielen Arbeitsplätzen, deren Ausleuchtung auf die Sehaufgaben ausgerichtet ist, durch den gelegentlichen Blick ins Freie gestillt oder gemindert. Vor einigen Jahren schien eine Aufsehen erregende Publikation darauf hinzudeuten, dass unbekannte Lichtrezeptoren in der Haut oder den darunter liegenden Organen ebenfalls in der Lage seien, die Phase des zentralen Schrittmachers im Timing 79 System zu beeinflussen [13]. Zahlreiche Nachuntersuchungen konnten diese Hypothese aber nicht bestätigen [21; 36; 42; 46; 50; 51; 53; 54; 67; 84]. Unter natürlichen Bedingungen passt das Timing System die vegetative Steuerung den solaren Lichtverhältnissen an. Es erzeugt im Körper als funktionelles Korrelat des externen Tag-Nacht-Wechsels leistungsorientierten ergotropen den Phase, stetigen dem Wechsel biologischen zwischen einer und einer Tag, trophotropen Phase; diese biologische Nacht begünstigt Schlaf, Ruhe und Entspannung. Das Auge ist also weit mehr als ein Sehorgan, das der Objekterkennung und räumlichen Orientierung dient; es enthält auch die Lichtrezeptoren des Timing Systems für die zeitliche Orientierung des Organismus in der Umwelt. Dieses System besteht aus hierarchisch geordneten, vielfältig miteinander verknüpften Rückkopplungskreisen. Mit seiner Hilfe kann sich der Organismus an die tages- und jahreszeitlich wechselnden Lebensbedingungen seiner ökologischen Nische anpassen, indem er sich antizipatorisch darauf vorbereitet. Alle bislang untersuchten Lebewesen – Einzeller, Pflanzen, Tiere und Menschen besitzen ein Timing System. Biologische Timing Systeme existieren wahrscheinlich seit mehr als 3 Milliarden Jahren, denn Prokaryonten, z. B. die Blaualgen, besitzen ein Timing System [45]. Ubiquitäres Vorkommen und phylogenetisches Alter sprechen für die vitale Bedeutung des Systems. Lichtrezeptoren des Timing Systems Seit wenigen Jahren ist es möglich, in der Netzhaut die Nervenzellen zu identifizieren, die die Fasern des RHT bilden [34]. Es handelt sich um 1 – 2 % der Zellen der Ganglienzellschicht. Im Tierexperiment können diese Zellen in vivo einzeln elektrophysiologisch abgeleitet werden [5]. Blockiert man pharmakologisch sämtliche Synapsen in der Netzhaut, so lässt sich eine solche Ganglienzelle durch Licht erregen im Gegensatz zur großen Mehrheit der Ganglienzellen der Netzhaut, die dem visuellen System zuzurechnen sind und unter den gleichen Bedingungen nicht auf Belichtung reagieren. Die Reizantworten der Ganglienzellen des Timing Systems sind ungewöhnlich träge im Vergleich zu den Antworten der Ganglienzellen des visuellen Systems. Die Zellen 80 adaptieren wenig an eine Dauerbelichtung und zeigen nach dem Absetzen eines wirksamen Lichtreizes minutenlange Nachentladungen; ihre rezeptiven Felder sind ungewöhnlich groß, ihre Absolutschwelle liegt einige Größenordnungen über der Absolutschwelle der Photorezeptoren des visuellen Systems. Nicht in allen Zellen des RHT wurde Melanopsin nachgewiesen [30; 31]. Durch gentechnische Manipulation wurden Mäuse erzeugt, die kein Melanopsin bilden können. Dennoch passt sich die Phase der biologischen Uhr dieser Tiere dem TagNacht-Wechsel an, wenn auch in stark abgeschwächter Form [66]). Wird die Synthese von Melanopsin in Mäusen ausgeschaltet, denen infolge einer erblichen Degeneration auch die Stäbchen und Zapfen fehlen, so lässt sich der zentrale Schrittmacher durch Licht nicht mehr synchronisieren [65]. Das spricht dafür, dass nichtvisuelle und visuelle Rezeptorsysteme bei Säugern die biologischen Lichtwirkungen auslösen. Die räumliche Anordnung der retinalen Lichtrezeptoren unterscheidet sich zwischen dem Timing System und dem visuellen System. Die Rezeptoren des Timing Systems sind weniger im Zentrum konzentriert sondern gleichmäßiger über die ganze Netzhaut verteilt [34]. Nimmt man die Hemmung der nächtlichen Sekretion von Melatonin als Kriterium, so sind die dafür verantwortlichen Rezeptoren beim Menschen vor allem in der unteren Netzhauthälfte lokalisiert [29]. Bei horizontaler Blickrichtung werden diese Rezeptoren im Freien vom Himmelslicht stimuliert. Melatonin, das körpereigene Signal für die Nacht Melatonin ist das wichtigste Hormon der Epiphyse. Fast alle Körperzellen erfahren über den Melatoninspiegel im Blut, wann sich der Tag dem Ende neigt und wann am folgenden Morgen die Dämmerung beginnt: Das Melatonin ist das körpereigene Signal für die Nacht. Die Freisetzung dieses Hormons wird vom SCN kontrolliert [16]. Der SCN lässt sich anatomisch und funktionell in Kern und Schale unterteilen [59]. Viele nachgeschaltete, untergeordnete Zentren des Timing Systems, unter ihnen auch die Epiphyse, werden vom SCN doppelt innerviert, zum einen aus dem Kern, zum anderen aus der Schale [47]. Die biologische Uhr ist in der Schale lokalisiert, deren circadiane Phase unter natürlichen Bedingungen durch den Tag-Nacht-Wechsel bestimmt wird. Vermeidet 81 man eine Netzhautbelichtung, die die retinalen Rezeptoren des Timing Systems wirksam zu stimulieren vermag, z. B. durch einen mehrtägigen Aufenthalt in einem unterschwelligen Dämmerlicht, so wird die Sekretion des Melatonins nur durch die biologische Uhr bestimmt. Diese hemmt die Sekretion während der ergotropen Phase und gibt sie während der trophotropen Phase frei. Hält man noch weitere Bedingungen konstant, z. B. die Motilität und den Wachzustand, indem man während einer sog. „constant routine“ den Schlaf verbietet, so lässt sich aus dem gemessenen circadianen Melatoninrhythmus derzeit am genauesten die Phase des zentralen Schrittmachers des Menschen bestimmen. Die Sekretion von Melatonin kann während der trophotropen Phase durch die direkte biologische Wirkung eines retinal absorbierten überschwelligen Lichtreizes gehemmt werden. Diese Wirkkomponente wird der Epiphyse anscheinend über calbindinhaltige Neurone des suprachiasmatischen Kerns vermittelt [47]. Sie zählt in chronobiologischer Terminologie zur Gruppe der maskierenden Wirkungen, die einen circadianen Rhythmus überlagern können und dann die Rückschlüsse aus peripheren Tagesrhythmen auf die Eigenschaften der biologischen Uhr erschweren. Die physiologische Bedeutung der direkten melatoninsuppressiven Wirkung des Lichts dürfte darin bestehen, den erheblichen, stochastischen, witterungsbedingten Schwankungen der Tageslichtimmission Rechnung zu tragen, die sich den tagesund jahreszeitlichen Rhythmen überlagern. Die nächtliche Suppression von Melatonin wurde benutzt, um beim Menschen die spektrale Empfindlichkeit der dafür verantwortlichen Netzhautrezeptoren zu bestimmen. Das Empfindlichkeitsmaximum liegt im kurzwelligen sichtbaren Bereich zwischen 460 und 480 nm [7; 77]. Melatonin senkt die Körpertemperatur [9] und macht müde [10; 19]. Während der trophotropen Phase der Nacht kann taghelles Licht durch die Suppression der Melatoninsekretion jederzeit die Müdigkeit am Arbeitsplatz akut und wirksam reduzieren. Allerdings ist es unmöglich, durch technische Modifikationen der Beleuchtung diese direkten aktivierenden Wirkungen des Lichts auszulösen ohne gleichzeitig die biologische Uhr zu verstellen. Beide Wirkkomponenten werden von den selben Impulsen ausgelöst, die den SCN über den RHT erreichen. 82 Abend- und Morgenoszillator Der zentrale Schrittmacher ist funktionell in zwei miteinander gekoppelte Partitionen gegliedert, die als Abend- und Morgenoszillator bezeichnet werden [17; 64]. Die beiden Oszillatoren organisieren die Übergange zwischen dem biologischen Tag und der biologischen Nacht. Diese Übergänge werden normalerweise durch die Zeitstrukturen der Netzhautbelichtung bestimmt. Durch das Zusammenspiel des Outputs vom Abend- und Morgenoszillator ändert sich das zeitliche Verhältnis von ergotroper und trophotroper Phase im Wechsel der Jahreszeiten: Die Dauer der ergotropen Phase korreliert mit der Photoperiode, d. h. der Tageslänge. Der zentrale Schrittmacher verfügt über eine Art Gedächtnis, so dass er trotz witterungsbedingter Schwankungen des Tageslichts die langsamen jahreszeitlichen Änderungen der Photoperiode erkennen kann. Der Abendoszillator gibt u. a. die Sekretion von Melatonin frei, der Morgenoszillator hemmt sie [82]. Phasen-Antwort-Kurve (Phase Response Curve, PRC) Eine bestimmte Beleuchtung hat unabhängig von der Tageszeit konstante Auswirkungen auf den Sehprozess, sieht man von den kurzen Zeiten der Adaptation an eine veränderte Beleuchtung ab. Die Auswirkungen der gleichen Beleuchtung auf das Timing System hängen dagegen in starkem Maße von der Phase des zentralen Schrittmachers ab, in der das Licht auf die Netzhaut fällt, und betreffen nicht zuletzt die Phase dieses Schrittmachers selbst. Nur in der Mitte der ergotropen Phase beeinflusst ein starker Lichtreiz die Phase des zentralen Schrittmachers nicht [44]. Beim Übergang von der ergotropen in die trophotrope Phase und während der ersten Hälfte der trophotropen Phase wirkt der gleiche Lichtreiz auf die Phase des Abendoszillators ein und verlagert sie um so mehr in spätere Stunden (phase delay), je später er auf die Netzhaut fällt. Unmittelbar nach der Mitte der trophotropen Phase bewirkt der gleiche Lichtreiz einen sehr starken Vorschub der Phase des Morgenoszillators in frühere Morgenstunden (phase advance). Diese Wirkung schwächt sich gegen Ende der trophotropen Phase immer mehr ab und ist in der ergotropen Phase einige Stunden später gänzlich verschwunden. Diese Zusammenhänge werden üblicherweise in Form einer Phasen-Antwort-Kurve graphisch dargestellt [61]. 83 Licht, das die circadianen Photorezeptoren stimuliert, übt demnach nahezu rund um die Uhr einen Einfluss auf die Phase des zentralen Schrittmachers aus, wenn auch je nach circadianer Phase in unterschiedlicher Stärke und Richtung. Neuere experimentelle Befunde [39], theoretische Überlegungen und Modellrechnungen sprechen dafür, dass die Wirkungen eines überschwelligen Lichtreizes auf den zentralen Schrittmacher aus einer Kombination einer kurzfristig erfolgenden Phasenanpassung und einer längerfristig überdauernden Änderung der Periodendauer bestehen [3; 4]. Dadurch dürfte die Periodendauer des zentralen Schritt- machers des normalen, nicht erblindeten Menschen im realen Leben sehr nahe bei 24-Stunden liegen und nicht um eine viertel bis ganze Stunde von diesem Wert abweichen, wie dies bei konstantem Dämmerlicht im sog. freien Lauf beobachtet wird. Abend- und Morgenoszillator sind miteinander gekoppelt [64]. Aus ihrem Zusammenwirken ergibt sich die Phase des zentralen Schrittmachers in Relation zum TagNacht-Wechsel. Unter der Einwirkung des natürlichen Tag-Nacht-Wechsels ändert sich diese Phase im Laufe der Jahreszeiten nicht. Wohl aber ändert sich gegenläufig zueinander die Dauer der ergotropen und der trophotropen Phase in Korrelation zum jährlichen Wechsel der Photoperiode. In der ergotropen Phase ist der Mensch lichthungrig, in der trophotropen Phase lichtscheu. Durch diese tagesrhythmisch wechselnde Einstellung zum Licht werden Verhaltensweisen gefördert, die die Einwirkung des natürlichen Tag-Nachtwechsels auf die retinalen Zeitnehmer begünstigen und dadurch die Phase des zentralen Schrittmachers stabilisieren. Schlaf-Wach-Steuerung Von allen Tagesrhythmen, die unser Leben beeinflussen, ist der tägliche Wechsel zwischen Wachen und Schlafen der augenfälligste und einschneidendste. Dieser kann in erster Annäherung durch das Zusammenwirken eines circadianen Prozesses C mit einem homöostatischen Prozess S erklärt werden [18]. Dabei bleiben weitere Faktoren unberücksichtigt, z. B. ultradiane Komponenten (REM-NREM-Zyklus) [49; 72], Monotonie, äußere Störfaktoren oder soziale Zwänge. 84 Die Einschlafneigung entsteht nach diesem experimentell gesicherten Modell aus dem Zusammenwirken beider Prozesse. Der Prozess C erzeugt eine circadiane, sinusartig schwankende Komponente, mit niedriger Schlafneigung in der ergotropen Tagphase und erhöhter Schlafneigung in der trophotropen Nachtphase. Der Prozess S erzeugt eine Komponente, die im Wachzustand langsam, kontinuierlich und exponentiell ansteigt und im Schlaf schneller, kontinuierlich und exponentiell wieder abfällt. Aus dem Zusammenwirken beider Prozesse ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zur Gestaltung des Schlaf-Wach-Verhaltens. Legt man Wert auf die in unserer Zivilisation übliche, einzige, konsolidierte Schlafphase, die beim Erwachsenen im Durchschnitt 7 – 8 Stunden dauert, so gibt es während eines 24-Stunden-Tages nur eine, genau definierte, circadiane Phasenlage, in der ein Schlaf absolviert werden kann ohne gehäufte Unterbrechungen durch intermittierte Wachphasen [15]. Diese circadiane Phasenlage ist anscheinend optimal für die gesundheitsförderlichen und erholsamen Wirkungen des Schlafs mit seinen positiven Auswirkungen auf die Qualität der nachfolgenden Wachphase. Arbeitet man in der trophotropen und schläft in der ergotropen Phase, wie das bei Nachtarbeit üblich aber nicht notwendig ist, so sind die Qualitäten von Schlafen und Wachen gleichermaßen beeinträchtigt. Solche von der Norm abweichenden Verhaltensmuster stören die zeitliche Funktionsordnung der vegetativ-hormonellen Steuerungsprozesse [79]. Beispielsweise zeigen die Blutspiegel von Melatonin, Cortisol, Prolaktin, TSH und Somatotropin ausgeprägte Tagesrhythmen unterschiedlicher Gestalt mit unterschiedlichen Lagen ihrer Tagesmaxima und –minima. Diese scheinen bei der optimalen Phasenzuordnung von Schlaf und Circadianrhythmik zeitlich optimal aufeinander abgestimmt zu sein. Die Rhythmen von Melatonin und Cortisol sind ganz überwiegend an die Phase des zentralen Schrittmachers gekoppelt, Somatotropin an den Prozess S. Bei einer Verschiebung des Schlafes in Relation zur circadianen Phase wird deshalb die normale Zeitordnung vegetativer Funktionen erheblich gestört. Solche Störungen werden neben dem Schlafdefizit als wesentliche Ursache der Befindlichkeitsstörungen betrachtet, die typisch sind für diese Art von Nachtarbeit. 85 Müdigkeit und Befindlichkeitsstörungen sind die Faktoren, die eine Rückkehr des Schlafes in die optimale circadiane Phasenlage begünstigen und nach dieser Normalisierung wieder verschwinden. Im Alter werden die Prozesse C und S durch zerebrale Abbauvorgänge fragiler und schwächer, insbesondere der Prozess S. Dadurch ergibt sich eine noch größere Abhängigkeit der Schlafqualität von der circadianen Positionierung des Schlafes. Amplitude und Phase der circadianen Rhythmen können durch die retinale Belichtung beeinflusst werden. Dadurch ergeben sich wirksame Möglichkeiten, mit Hilfe einer retinalen Belichtung am Tage die beeinträchtigte Schlafneigung und Schlafqualität alter Menschen zu verbessern. Fortschritte der Beleuchtungstechnik schwächen das ´Diktat der Nacht´ Der Mensch ist ein Augenwesen. In der Natur steht zum Sehen fast ausschließlich das gestreute oder reflektierte Sonnenlicht zur Verfügung. Der überwältigenden Lichtfülle am Tage folgt der eklatante Lichtmangel der Nacht, in der das Mondlicht die stärkste natürliche Lichtquelle ist, sieht man vom Schein eines Feuers einmal ab. Der Gesichtssinn hat sich an diese extremen, täglichen Schwankungen des natürlichen Lichts genetisch angepasst. Er adaptiert in kurzer Zeit an die jeweils herrschende, mittlere Leuchtdichte im Gesichtsfeld. Langsame tageszeitliche Änderungen der Lichtintensität können auf diese Weise unserer visuellen Wahrnehmung weitgehend entgehen. Ohne künstliche Lichtquellen können wir uns selbst bei Nacht noch visuell orientieren – wenn auch erheblich eingeschränkt. Nur bei absoluter Dunkelheit müssen wir auf den Gesichtssinn verzichten. Die natürlichen Lichtquellen sind bei Nacht zu schwach, um die retinalen Lichtrezeptoren des Timing Systems zu stimulieren. Die circadianen Rezeptoren adaptieren wenig; ihre Aufgabe besteht darin, die Leuchtdichte im Gesichtsfeld zu messen. Am Tage können wir uns dem Tageslicht leicht entziehen, indem wir die Augen schließen und dunkle Räume aufsuchen. Bei Nacht stehen umgekehrt aber keine taghellen, natürlichen Lichtquellen zur Verfügung, denen wir uns durch Modifikationen unseres Verhaltens aussetzen könnten. Stärker noch als der Lichthunger bei Tage bestimmt daher in der freien Natur die unausweichliche 86 Dunkelheit der Nacht die Phase der biologischen Uhr. Ohne künstliche Lichtquellen steht die Phase des zentralen Schrittmachers unseres Timing Systems unter dem ´Diktat der Nacht´. Seit vorgeschichtlicher Zeit verfügt der Mensch durch die Verbrennung organischer Materialien über Lichtquellen, mit denen er die Sehbedingungen im Nahfeld während der Nacht verbessern kann (Feuer, Fackeln, Kerzen). Mit diesen schwachen Lichtquellen können die Netzhautrezeptoren des Timing System kaum erregt werden, zumal das von ihnen emittierte Licht wegen der niedrigen Verbrennungstemperaturen nur geringe Anteile aus dem kurzwelligen Ende des sichtbaren Spektrums enthält. Vor der Einführung des elektrischen Lichts ließ sich das ´Diktat der Nacht´ mit künstlichen Lichtquellen nicht unterlaufen. Seit der Erfindung der Gasbeleuchtung und des elektrischen Lichts ändert sich die Situation mehr und mehr. Durch die Glühlampe verbesserten sich die Sehbedingungen bei Nacht erheblich. Die erste Nachthälfte öffnete sich für eine immer breitere Palette beruflicher und außerberuflicher Wachaktivitäten. Infolge eines immer breiteren Freizeitangebots entwickelte sich die moderne Abendgesellschaft; die Stunden zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht wurden für viele Menschen zur attraktivsten Zeit des 24-Stunden-Tages. Die zweite Nachthälfte als Schlaf- und Ruhezeit wird durch Glühlampenlicht nicht ernsthaft gefährdet. Wir wissen heute, dass dieses Licht in der Regel auf Grund seines Spektrums und seiner Intensität nicht in der Lage ist, die nächtliche Sekretion von Melatonin wesentlich zu hemmen. In Kombination mit einer Verdunkelung des Schlafraums, die das Morgenlicht fernhält, ist abendliches Glühlampenlicht aber durchaus in der Lage, die Phase des zentralen Schrittmachers durch ein Phasen delay um einige Stunden zu verschieben. Mit der Einführung der Leuchtstoffröhre war es erstmals möglich, die Farbtemperatur des elektrischen Lichts der Farbtemperatur des Sonnenlichts anzugleichen und eine nahezu taghelle Beleuchtung eines Arbeitsplatzes mit vertretbarem Aufwand zu realisieren. Seither besteht die Möglichkeit, den Tag-Nacht-Wechsel mit Hilfe künstlicher Lichtquellen individuell umzukehren und nicht nur den ´Tag zur Nacht´ sondern auch die ´Nacht zum Tage´ zu machen. 87 Management der Retinabelichtung Es eröffneten sich neue Möglichkeiten zur Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit, die vor mehr als einem Jahrzehnt in den USA für die Entwicklung der circadianen Lichttechnologie (CLT) genutzt wurden (http://www.shiftwork-resources.com/) [22; 23]. CLT wurde in mehreren Betrieben erfolgreich eingesetzt und erprobt. Der allgemeine Durchbruch misslang seinerzeit angesichts hoher Kosten und mangelnden Interesses potentieller Anwender. In letzter Zeit ist das Interesse an der Funktionsweise des Timing Systems sprunghaft gestiegen. Da die Wirkung einer Beleuchtung auf das Timing System stark von der circadianen Phasenlage jedes Individuums abhängt, kann die Wirkung einer lokalen Beleuchtung (z. B. am Arbeitsplatz) auf ein Timing System nur annähernd abgeschätzt werden. Es kommt darauf an, dem Nutzer an den jeweiligen Aufenthaltsorten anwenderfreundliche Beleuchtungstechnologien zur Verfügung zu stellen, die bestimmte Zeitstrukturen vorgeben aber individuelle Entscheidungen in begrenztem Ausmaße ermöglichen und tolerieren. Das Timing System ist ausgelegt, eine bestehende Phasenlage zu stabilisieren, indem geeignete Verhaltensweisen (z. B. Schlafen und Wachen) über Stimmungen und Befindlichkeiten (z.B. Müdigkeit, Einstellung zum Licht) gefördert werden. Seine Funktionstüchtigkeit beruht auf der Phasenstabilität des Zeitgebers Tageslicht. Wird diese Phasenstabilität durch künstliches Licht aufgehoben, können die ererbten Steuerungsmechanismen kontraproduktive Verhaltensweisen begünstigen. Soll die circadiane Phasenlage bewusst verändert werden, z. B. beim Wechsel von der Tag- zur Nachtschicht oder beim Zeitzonenwechsel, fehlt ein Sinnesorgan, dass bei der notwendig rationalen Verhaltenssteuerung die dafür geeigneten Informationen liefern könnte. Bei der chronobiologischen Adaptation an Nachtarbeit können sich z. B. Nachtschwestern durchaus für längere Zeit vom taghell erleuchteten Schreibtisch des Stationszimmers Schlafräumen entfernen versorgen, ohne und die die Patienten beabsichtigte in den abgedunkelten Phasenanpassung ihrer biologischen Uhr zu gefährden, wenn sie nur gelegentlich in regelmäßigen Abständen zum Schreibtisch zurückkehren, um sich während der dortigen Tätigkeit eine neue ausreichende Lichtdusche für ihre circadianen Photorezeptoren zu holen [6]. Wie viel hilfreicher wäre es für diese Schwester, wenn sie nicht von einer 88 Doktorandin überwacht werden und ständig an die Einhaltung der verordneten Schreibtischaufenthalte erinnert werden müsste, sondern von einem kleinen Gerät jederzeit dezent informiert würde, das mit Hilfe eines circadianen Lichtsensors die aufsummierte Netzhautbelichtung erfasst und bewertet und signalisiert, welche der beiden Tätigkeiten momentan optimal wäre. Am Handgelenk getragene Aktographen, (http://www.minimitter.com), die es gestatten, das Schlaf-Wach-Verhalten über Wochen und Monate aufzuzeichnen, können für die eigene Verhaltenssteuerung und –planung ebenfalls hilfreich sein. Sie sollten nur von Designern noch einmal überarbeitet werden, um ihre Akzeptanz außerhalb von Wissenschaft und Medizin zu erhöhen. Technologien können immer nur die Voraussetzungen aber niemals die Gewähr für ihre sinnvolle Nutzung liefern. Es kommt also darauf an, die Anwender über die Wirkungsweise der Technologien aufzuklären und sie in deren Anwendung zu schulen. Die Empfehlungen in den dafür erforderlichen Unterlagen müssen durch eine intensive Feldforschung über die tatsächlichen Auswirkungen der eingesetzten Verfahren validiert und verbessert werden. Tageslichtnutzung Die Nutzung des Tageslichts für die Beleuchtung von Innenräumen ist nicht nur aus energetischen Gründen angezeigt. Das Timing System hat sich an diese Lichtquelle in den langen Perioden der Erdgeschichte genetisch angepasst. Tageslicht sollte deshalb zur Befriedigung der Bedürfnisse des Timing Systems vorrangig eingesetzt werden. Bis vor wenigen Jahrzehnten war Tageslicht für alle Mitglieder der Gesellschaft der unbestrittene, maßgebliche Zeitgeber ihrer biologischen Uhr und sicherte durch seine synchronisierende Wirkung die Akzeptanz und Respektierung der tageszeitlichen sozialen Ordnung. Das wird durch die künstlichen Lichtquellen der modernen Industriegesellschaft immer mehr in Frage gestellt. Die Menschen der modernen Industriestaaten halten sich im Alltag mehrheitlich ganz überwiegend in geschlossenen Räumen auf [14; 33; 35; 62; 70]. Sie entziehen sich dadurch mehr oder minder dem Einfluss des Tageslichts auf ihr Timing System und 89 ergänzen oder ersetzen den Mangel durch ein immer wirksameres Kunstlicht, das jederzeit zur Verfügung steht und dadurch den diktatorischen Einfluss der Nacht auf die circadiane Phase ihrer biologischen Uhr unterhöhlt. Eine verbesserte Tageslichtnutzung in Innenräumen fördert deshalb nicht nur das individuelle Wohlbefinden und die Gesundheit, sie erleichtert und fördert auch die Akzeptanz und Einhaltung sozialer Normen des Tagesablaufs, z. B. die Einhaltung der Nachtruhe. Die relativ spärlichen, über die Netzhaut einigermaßen gleichmäßig verteilten, sehr trägen Rezeptoren des Timing Systems benötigen für eine angemessene Stimulierung große, nicht blendende Lichtquellen für längere Zeit im Gesichtsfeld. Schaut man sich in einem normalen Büro tagsüber um, so bildet der Himmel hinter dem Fenster in der Regel den flächigen Ausschnitt mit der höchsten Leuchtdichte. Meistens blendet dieser Ausschnitt nicht, er ist blickattraktiv, himmlisch. Nimmt man die Zeitgeberfunktion einer Beleuchtung bei Nachtarbeit als Indikator, so sprechen Laborexperimente dafür, dass regelmäßige, mehrminütige, sättigende Reizungen der circadianen Rezeptoren durch mehrfach lange Dunkelphasen unterbrochen werden können [43; 48], ohne die Wirkung auf das Timing System wesentlich zu beeinträchtigen. Ein gelegentlicher längerer Blick aus dem Fenster kann also dazu dienen, den Lichthunger des Timing Systems durch wiederholte Lichtduschen zu befriedigen. Tageslichtergänzung Auch die beste Tageslichtnutzung an Arbeitsstätten und in Wohnungen kommt ohne ergänzendes Kunstlicht nicht aus. Die tägliche Schlafzeit des Erwachsenen beträgt im Mittel etwa 7 – 8 Stunden [26], ist also wesentlich kürzer als lange Winternächte. Durch eine moderne Beleuchtung kann die Hellphase im Winter künstlich verlängert werden. Das Timing System bemisst die Tageslänge nach dem hinreichenden Vorkommen von Licht aus dem kurzwelligen Teil des sichtbaren Spektrums. Wenn wir die ergotrope Phase im Winter künstlich verlängern wollen, empfiehlt es sich, tageslicht- oder kaltweißes Kunstlicht zu verwenden und die Raumwände weiß oder hell zu gestalten. Durch diese Maßnahmen kann die Melatoninsekretion gehemmt und dadurch der abendlichen Ermüdung vorgebeugt werden. 90 Zu Hause wird in den meisten Wohnungen am Abend eine warme Feierabendbeleuchtung eingeschaltet, die die Melatoninsekretion nicht hemmt, wohl aber hinreichende Sehbedingungen schafft, so dass eine mehrstündige Zeitspanne für Feierabendbeschäftigungen zur Verfügung steht, in der die biologischen Vorbereitungen auf den Schlaf relativ ungestört fortschreiten können [37; 56]. Eine taghelle Beleuchtung während der trophotropen Phase der Nacht vermindert zwar die Müdigkeit durch eine maskierende Melatoninsuppression, hat aber negative Auswirkungen auf die Schlafqualität und birgt möglicherweise ernste gesundheitliche Risiken. In Tierexperimenten kann durch solche Störungen des Hell-DunkelRhythmus Krebs ausgelöst werden; epidemiologische Untersuchungen am Menschen deuten in die gleiche Richtung [27]. Zwar scheint der Wunsch nach kaltem, taghellem Licht am Feierabend zu Hause gering zu sein, wie der Blick auf die warmgelb erleuchteten Fenster eines Wohnviertels am Abend zeigt. Diese vermutlich circadian geregelte Präferenz kann aber am Arbeitsplatz durch externe oder interne Leistungsanforderungen überspielt werden, mit dem Risiko unerwünschter Nebenwirkungen für die Gesundheit durch eine Art ´Lichtdoping´. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Bildschirme der PC und Fernseher immer brillanter und größer werden. Sie emittieren in erheblichem Maße kurzwelliges Licht, das die melanopsinhaltigen Netzhautrezeptoren stimuliert und für manche Schlafstörungen mitverantwortlich sein könnte. Eine wissenschaftliche Überprüfung des Risikos erscheint angezeigt. Künstliche Beleuchtungen lassen sich in den meisten Fällen nicht dimmen. Sind Dimmer vorhanden, so werden sie meist per Hand bedient oder die automatische Regelung orientiert sich am schnell adaptierenden Gesichtssinn. Für langsame Änderungen analog dem Verlauf des Tageshelligkeit werden erst in jüngster Zeit rechnergesteuerte Regelsysteme angeboten. In Zukunft sollten solche Systeme in die Programmierung nicht nur die Helligkeit sondern auch das Spektrum einbeziehen. 91 Tageslichtergänzung für Senioren Altersveränderungen führen zu einer Amplitudenminderung circadianer Rhythmen [20]. Die Koordination der verschiedenen Rhythmen durch den zentralen Schrittmacher wird fragiler, insbesondere bei krankhaften Abbauprozessen wie der Alzheimerschen Demenz [40; 52; 57; 68; 75; 76; 78; 86]. Gleichzeitig wird die Netzhautbelichtung durch Trübung der brechenden Medien reduziert [8]. Der Lichtbedarf alter Menschen steigt an, nicht nur für das Sehen sondern auch für die erhöhten Bedürfnisse des Timing Systems. Diese Bedürfnisse können durch einen häufigen Aufenthalt im Freien kompensiert werden [83], wofür im Rentenalter günstige Voraussetzungen bestehen, sofern nicht die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung macht. Bei ständigem Aufenthalt im Hause führt eine unzureichende Stimulierung der circadianen Photorezeptoren zu einer Lockerung der circadianen Funktionsordnung mit der Folge erhöhter Schlaf-Wach-Störungen, gesteigerter motorischer Unruhe und depressiver Verstimmungen [28; 73]. Diese Symptome können durch eine Steigerung der Retinabelichtung am Tage in den meisten Fällen günstig beeinflusst werden [2; 12; 32; 41; 55; 58; 63; 69; 71; 80; 81; 85]. Nacht- und Schichtarbeit Große Wirkpotentiale, gepaart mit großen objektiven Schwierigkeiten bei der Bereitstellung der erforderlichen Technologien, der Einführung betriebs- organisatorischer Anpassungen und der Überwindung von Vorbehalten, machen die Einführung von CLT und MRL zu einer zentralen, zukunftsträchtigen, für die humane Gestaltung der 24-Stunden-Gesellschaft unverzichtbaren Aufgabe. Auf Einzelheiten kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, sie sind einer separaten Publikation vorbehalten [25]. Schlussbemerkung In der Kürze der Zeit konnten nur einige Aspekte angeschnitten werden, die sich aus ärztlicher Sicht aus dem Umstand ergeben, dass mit jedem Jahr immer bessere und preiswertere Geräte zur Verfügung stehen, um dunkle Räume taghell zu erleuchten 92 und das zu jeder Tages- und Nachtzeit, chronochaotisch, je nach Lust und Laune. Es geht längst nicht mehr darum, ob wir das künstliche Licht dazu verwenden sollen, die 24-Stunden-Gesellschaft zu organisieren. Wir haben nur die Wahl zwischen der Hinnahme unnötig risikoreicher Anwendungen und einem resignierten Rückblick in eine angeblich bessere Vergangenheit oder der zielstrebigen Bearbeitung der anstehenden wissenschaftlichen, technischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und medizinischen Probleme. Dabei sind Zwischenlösungen unvermeidlich, die nicht alle berechtigten Wünsche erfüllen. Der Maßstab sollte sein, schrittweise schlechtere Lösungen durch bessere zu ersetzen. Die Industrie braucht für die Entwicklung der angedeuteten Technologien einen Markt und dieser Artikel verfolgt die Absicht, durch ärztlich-wissenschaftliche Aufklärung die Voraussetzungen für diesen neuen Markt zu verbessern. Hat die Industrie aber einmal Tritt gefasst, ist aus Erfahrung zu befürchten, dass die sinnvolle Anpassung des gesellschaftlichen Lebens an die rasante Entwicklung wegen des Beharrungsvermögens eingefahrener Sozialstrukturen mittelfristig schwieriger sein dürfte als die Verbesserung der Technik. Politik und Gesellschaft sind aufgefordert, sich mit den sozialen Konsequenzen der circadianen Beleuchtungstechnologie rechtzeitig und eingehend auseinanderzusetzen. Literaturverzeichnis [1] Suprachiasmatic Nucleus - The Mind´s Clock. New York Oxford: Oxford University Press, 1991. [2] Ancoli-Israel S, Martin JL, Gehrman P, Shochat T, Corey-Bloom J, Marler M, Nolan S and Levi L. Effect of light on agitation in institutionalized patients with severe Alzheimer disease. 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(2001) und mit dem Wirkungsspektrum der Stimulation visueller Reize bei Helladaptation der Augen sowie anschließender Integration über die Wellenlänge. Zur Abschätzung der Verhältnisse an Tagen mit starker Bewölkung wurden Berechnungen für den Fall der vollständigen Bedeckung des Himmels mit Nimbostratuswolken mit Hilfe der Meßdaten und spektraler Transmissionsfunktionen vorgenommen. Die photobiologische Bewertung der Daten stützt sich auf Schwellenwerte der Bestrahlungsstärke, die durch Thapan und Brainard bei einer Bestrahlungsdauer von 30 Minuten experimentell bestimmt wurden. Es zeigt sich, daß das Verhältnis Ec/Ev und der cirkadiane Wirkungsfaktor acv bei wolkenlosem Himmel wie auch im Fall der Bedeckung mit Nimbostratuswolken bei Sonnenhöhenwinkelnn von mehr als etwa 8°-10° über dem Horizont konstant sind. Die cirkadiane Bestrahlungsstärke kann unter diesen Bedingungen einfach aus Meßwerten der Beleuchtungsstärke abgeschätzt werden. Die Schwellenwerte der cirkadianen Bestrahlungsstärke für eine die Sättigungswerte erreichende Melatoninsuppression werden bei wolkenlosem Himmel etwa zwischen Sonnenaufgang und etwa 30 Minuten vor Sonnenuntergang überschritten. Bei bedecktem Himmel zeigen sich dagegen im Tagesverlauf Einschränkungen der für eine hinreichende Melatoninsuppression geeigneten Zeiten, die von der geographischen Lage und von der Jahreszeit abhängen und die 1 Herrn Prof. Dr. H. Meffert und Herrn Prof. Dr. M. Bühring zum 65. Geburtstag gewidmet. 102 Anwendung künstlicher Lichtquellen mit geeigneter Spektralverteilung und Bestrahlungsstärke begründen 1 Einleitung Das über die Augen aufgenommene Licht ist der wesentlichste Stimulator der menschlichen cirkadianen Rhythmik. Hierzu ist nicht nur das Überschreiten von Schwellendosen, sondern auch von Schwellenbestrahlungsstärken erforderlich, die üblicherweise auf die visuelle Empfindung bezogen werden. Die quantitative Bewertung der biorhythmischen Eigenschaften des Lichtes wie auch biorhythmischer Effekte erfolgte daher bislang auf der Basis der Bestimmung der Beleuchtungsstärke, der Beleuchtungsdauer und der Zeitmuster zwischen Hell- und Dunkelphase (Aschoff 1966, Aschoff et al. 1969, Wever et al. 1983, Radnot und Olan 1958, Czeisler and Allan 1987, Piazena und Klinker 1991, Klinker and Piazena 1992). Für die Melatoninsuppression wurde durch Brainard et al. (2001) und Thapan et al. (2001) die spektrale Wirksamkeit einer Bestrahlung mit Licht aufgeklärt, die wesentlich von der visuellen spektralen Empfindlichkeit abweicht (Abb. 1) und zur Postulation der Existenz spezieller Photorezeptoren im Auge Anlaß gab. 103 Act-Mela.fpw Relative spektrale Wirksamkeit 1.1 1 2a 2b 1.0 1: Melatoninsuppression 2: Visuelle Empfindlichkeit a: Dunkeladaptation b: Helladaptation 0.9 0.8 0.7 Daten Thapan, et al. 2001 Brainard, et al.2001 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 350 400 450 500 550 600 650 700 750 800 Wellenlänge [nm] Abb. 1: Die relative Wirksamkeit des Lichtes zur Melatoninsuppression (1: mittlerer Verlauf (volle Linie), Angaben von Brainard et al. 2001 (Punktlinie)) und die relative Wirksamkeit zur Stimulation visueller Reize bei Dunkeladaptation (2a) sowie bei Helladaptation (2b) des Auges (nach DIN 5031/3) als Funktion der Wellenlänge. Meßdaten nach Thapan et al. 2001 (Quadrate) und Brainard et al. 2001 (volle Kreise). Gall und Lapuente (2002) bestimmten und diskutierten die cirkadiane Wirksamkeit verschiedener Lampen im Vergleich zur Solarstrahlung unter ausgewählten Bedingungen mit dem Ziel der Bewertung und Optimierung künstlicher Beleuchtungsanlagen. Im folgenden wird die cirkadiane Wirksamkeit der Solarstrahlung systematisch als Funktion der Sonnenhöhe über dem Horizont und für den Dämmerungsbereich untersucht. Dies erscheint als relevant, da sich die spektrale Verteilung der Solarstrahlung an der Erdoberfläche mit dem Sonnenhöhenwinkel ändert und daher systematische Unterschiede zwischen der cirkadianen Wirksamkeit und der visuellen Empfindung zu erwarten sind. Die Analyse wird zunächst auf den Fall des wolkenlosen Himmels und eines Ortes in Meeresspiegelhöhe beschränkt. Mit Hilfe 104 der spektralen Transmissionsfunktion einer geschlossenen Nimbostratusdecke werden im Anschluß die Verhältnisse unter den Bedingungen einer extremen Schwächung der Solareinstrahlung durch Starkbewölkung abgeschätzt. Die Analyse der cikadianen Wirksamkeit der Solarstrahlung erfolgt im Vergleich zu ihrer visuellen Wirksamkeit, für die eine Vielzahl von Messungen vorliegt. Das Ziel besteht hierbei darin, Zusammenhänge anzugeben, die eine Abschätzung der cirkadianen Wirksamkeit der Solarstrahlung mit Hilfe von Daten der Beleuchtungsstärke ermöglichen. 2 Material und Methoden Die Datengrundlage der Untersuchung bilden Messungen der spektralen solaren Bestrahlungsstärke im Bereich 290 nm bis 780 nm, die mit Hilfe eines thermostatisierten Doppelmonochromatorspektralradiometers (Typ: OL 754, Optronic Laboratories, Orlando, Fl., USA) mit einer spektralen Auflösung von 1 nm vorgenommen wurden. Als Empfänger diente eine cosinuskorrigierte Ulbricht´sche Kugel (Optronic), die über einen Quarzlichtleiter an den optischen Eingang des Spektralradiometers angeschlossen war. Die Messungen erfolgten bei wolkenlosem Himmel, schwach getrübter Atmosphäre (Horizontalsichtweiten über 20 km) und Horizontfreiheit in unmittelbarer oder annähernder Meeresspiegelhöhe. Die Orte und Zeiten der Messungen waren: • San Miguel (Insel Teneriffa, Meeresspiegelhöhe) am 2. Juni 2001 (Sonnenhöhen zwischen 20° und 84° über dem Horizont) • Berlin (Dach der Hautklinik der Charité, ca. 70 m ü.d.M.) am 19. Juli 1999 (Sonnenhöhen zwischen 9° und 58° über dem Horizont) sowie am 5./6. November 2002 (Sonnenhöhenwinkel zwischen 4° über dem Horizont und 6,5° unter dem Horizont). Das Spektralradiometer wurde unmittelbar vor jeder Meßserie mit Hilfe einer 200 WStandardlampe (gemäß NIST) kalibriert, so daß der relative Fehler der 105 Spektralmessung auf Beträge innerhalb ± 8 % begrenzt werden konnte (vgl. auch Seckmeyer et al. 1998). Das optische Eingangsfenster der Ulbricht´schen Kugel wurde zunächst horizontal ausgerichtet, so daß die gesamte, aus dem oberen Halbraum einfallende Strahlung erfaßt werden konnte. Die Messungen erfolgten unter diesen Bedingungen bei Sonnenhöhen zwischen 0° und 84° über dem Horizont sowie in der Phase der abendlichen bürgerlichen Dämmerung zwischen Sonnenuntergang und einem Sonnenhöhenwinkel von - 6,5° unter dem Horizont. Für den Fall der abendlichen Dämmerung wurden zusätzlich Messungen bei vertikaler Anordnung der Empfängerfläche vorgenommen, die so orientiert wurde, daß die Normale auf der Empfängerfläche in Richtung des durch die Sonne verlaufenden Meridians zeigte. Die Berechnung der den jeweiligen Sonnenhöhenwinkeln zugeordneten Beträge der cirkadianen Bestrahlungsstärke Ec und der Beleuchtungsstärke Ev erfolgten für das helladaptierte Auge durch spektrale Gewichtung mit den in Abbildung 1 gegebenen Wirkungsspektren (1 und 2b) und anschließende Integration über den wirksamen Spektralbereich. Zur Bestimmung der Beleuchtungsstärke im mesoptischen Bereich wurde ferner eine Korrektur Strahlungsäquivalents Kmax Sonnenhöhenwinkels und des gemäß der Betrages DIN 5031/3 zugeordneten des in photometrischen Abhängigkeit äquivalenten des Leuchtdichte vorgenommen. Aus diesen Größen wurde das Verhältnis Ec/Ev und der von Gall und Lapuente (2002) definierte cirkadiane Wirkungsfaktor acv = Vc/Vv (1) als Funktion des Sonnenhöhenwinkels bestimmt. Die Größen Vc und Vv bezeichnen dabei den cirkadianen und den visuellen Nutzeffekt, mit und Vc = Ec / E380-580 (2a) Vv = Ev / kmax ⋅ E380-780, (2b) wobei die Größen E380-580⋅und E380-780 die Integrale der spektralen Bestahlungsstärke über die Wellenlängenbereiche 380 nm – 580 nm und 380 nm – 780 nm sind. 106 Zur Abschätzung der cirkadianen Wirksamkeit und der Beleuchtungsstärke unter dem Einfluß einer geschlossenen Nimbostratusbewölkung (Bedeckungsgrad 8/8) wurden die für wolkenlose Bedingungen zwischen Sonnenhöchststand und Sonnenuntergang erhaltenen Daten mit experimentell ermittelten Transmissionsfunktionen gewichtet, die die unterschiedlichen effektiven Weglängen der Strahlung in der Wolkenschicht als Funktion der Sonnenhöhe über dem Horizont berücksichtigen. 3 Ergebnisse Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die aus den Messungen ermittelten Daten der cirkadianen Bestrahlungsstärke Ec und der Beleuchtungsstärke Ev, das aus ihnen berechnete Verhältnis Ec/Ev und den cirkadianen Wirkungsfaktor acv in Abhängigkeit des Sonnenhöhenwinkels bezüglich des Horizonts. Ec und Ev als Funktion der Sonnenhöhe -2 EC-EVL1.fpw 140 Wolkenloser Himmel Horizontale Fläche 120 Ec 120 Teneriffa, 2.6.2001 Berlin, 19.7.1999 Berlin, 5./6.11.2002 100 140 100 Ev 80 80 60 60 40 40 20 20 0 0 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Beleuchtungsstärke [klx] Cirkadiane Bestrahlungsstärke [W m ] 3.1 90 o Sonnenhöhenwinkel [ ] Abb. 2a: Die cirkadiane Bestrahlungsstärke (volle Symbole) und die Beleuchtungsstärke (offene Symbole) bei wolkenlosem Himmel als Funktion der Sonnenhöhe über dem Horizont nach Messungen in San Miguel (Insel Teneriffa) am 2.6.2001 und in Berlin am 19.7.1999 und am 5./6.11.2002. -2 EC-EVLN1.fpw 10 9 Nimbostratus Bedeckungsgrad: 8/8 8 Horizontale Fläche 9 8 Ec Berechnungsgrundlage Messungen Berlin, 5./6.11.2002 Berlin, 19.7.1999 Teneriffa, 2.6.2001 7 6 5 10 7 6 Ev 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Beleuchtungsstärke [klx] Cirkadiane Bestrahlungsstärke [W m ] 107 90 o Sonnenhöhenwinkel [ ] Abb. 2b: Die cirkadiane Bestrahlungsstärke (volle Symbole) und die Beleuchtungsstärke (offene Symbole) in Abhängigkeit der Sonnenhöhe über dem Horizont bei einer Nimbostratusbewölkung mit einem Bedeckungsgrad von 8/8 nach Berechnungen auf der Grundlage in Abb. 2a enthaltenen Daten. -2 10 10 EC-EV-TW.fpw 1 1: Wolkenloser Himmel Berlin, 5./6.11.2002 horizontale Fläche vertikale Fläche 0 1 Ec 1 10 Ev 2: Nimbostratus 8/8 horizontale Fläche (Berechnung) -1 10 0 -1 10 10 Ec -2 10 -2 10 2 Ev -3 -3 10 10 -4 Beleuchtungsstärke [klx] Cirkadiane Bestrahlungsstärke [W m ] 108 -4 10 10 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 o Sonnenhöhenwinkel [ ] Abb. 2c: Die cirkadiane Bestrahlungsstärke (volle Symbole) und die Beleuchtungsstärke (offene Symbole) auf einer horizontalen und einer vertikalen, zur Sonne orientierten Fläche als Funktion der Sonnenhöhe zwischen 3° – 4 ° über dem Horizont und der Begrenzung des Bereiches der bürgerlichen Dämmerung (- 6°) bei wolkenlosem Himmel nach Messungen in Berlin am 5.11. und am 6.11.2002 (1) und bei einer Nimbostratusbedeckung (Berechnung, 2). 109 3.2 Das Verhältnis Ec/Ev als Funktion der Sonnenhöhe R-ECVWN2.fpw 3.5 1: Wolkenloser Himmel Messungen a: Horizontale Fläche Berlin, 5./6.11.2002 Berlin, 19.7.1999 Teneriffa, 2.6.2001 b: Vertikale Fläche Berlin, 5./6.11.2002 -2 Ec/E v [W m /klx] 3.0 2.5 2.0 2 1.5 1b 1a 1.0 2: Nimbostratus (Berechnung) Bedeckungsgrad 8/8 (offene Symbole) 0.5 0.0 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 o Sonnenhöhenwinkel [ ] Abb. 3a: Das Verhältnis zwischen der cirkadianen Bestrahlungsstärke und der Beleuchtungsstärke auf einer horizontalen Fläche als Funktion der Sonnenhöhe bei wolkenlosem Himmel (Messungen, 1) und bei einer Nimbostratusbedeckung (Berechnung, 2). 110 R-ECVWN3.fpw 4.0 1: Wolkenloser Himmel Messungen Berlin, 5./6.11.2002 a: Horizontale Fläche b: Vertikale Fläche -2 Ec/E v [W m /klx] 3.5 3.0 1a 2.5 2.0 2 1b 1.5 1.0 2: Nimbostratus (Berechnung) Bedeckungsgrad 8/8 (offene Symbole) 0.5 0.0 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 o Sonnenhöhenwinkel [ ] Abb. 3b: Das Verhältnis zwischen der cirkadianen Bestrahlungsstärke und der Beleuchtungsstärke auf einer horizontalen und einer vertikalen, zur Sonne orientierten Fläche als Funktion der Sonnenhöhe bei wolkenlosem Himmel nach Messungen in Berlin am 5./6.11.2001 und bei Nimbostratusbedeckung (Berechnung, 2). 111 3.3 Der cirkadiane Wirkungsfaktor acv als Funktion der Sonnenhöhe ACV-HG1.fpw Horizontale Fläche 1: wolkenloser Himmel (Messungen) 2: Nimbostratus Bedeckungsgrad 8/8 (Berechnung) acv 2.5 Messungen Berlin, 5./6.11.2002 Berlin, 19.7.1999 Teneriffa, 2.6.2001 2.0 2 1 1.5 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 o Sonnenhöhenwinkel [ ] Abb. 4a: Der cirkadiane Wirkungsfaktor acv für die Bestrahlung einer horizontalen Fläche als Funktion der Sonnenhöhe bei wolkenlosem Himmel (Messungen, 1) und bei einer Nimbostratuswolken (Berechnung, 2). Bedeckung des Himmels mit 112 ACV-HG2.fpw 1: Wolkenloser Himmel Messung Berlin, 5./6.11.2002 a: Horizontale Fläche b: Vertikale Fläche 2.5 acv 1a 2 1b 2.0 2: Nimbostratus (Berechnung) Bedeckungsgrad 8/8 (offene Symbole) 1.5 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 o Sonnenhöhenwinkel [ ] Abb. 4b: Der cirkadiane Wirkungsfaktor acv für die Bestrahlung einer horizontalen und einer vertikalen, zur Sonne orientierten Fläche als Funktion der Sonnenhöhe bei wolkenlosem Himmel (1) nach Messungen in Berlin am 5./6.11.2001 und bei Nimbostratusbedeckung (Berechnung, 2). 4 Diskussion Die Daten zeigen systematische Unterschiede zwischen der cirkadianen Bestrahlungsstärke Ec und der Beleuchtungsstärke Ev (Abb. 2a – c), die im photopischen Bereich für Sonnenhöhen über ca. 8° – 10° sowohl bei wolkenlosem Himmel als auch bei einer geschlossenen Nimbostratusbedeckung annähernd konstant ausfallen und damit in erster Näherung als unabhängig von der Sonnenhöhe angesehen werden können. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit einer einfachen Abschätzung der cirkadianen Bestrahlungsstärke aus Daten der Beleuchtungsstärke, die in großem Umfang durch Messungen mit Luxmetern vorliegen. Nach Abbildung 3a ergibt sich bei der Bestrahlung einer horizontalen Fläche im Sonnenhöhenbereich zwischen etwa 8° und 90° der Zusammenhang 113 Ec ≈ kcv ⋅ Ev (3) mit kcv = (1,240 ± 0,054) W m-2/klx bei wolkenlosem Himmel und kcv = (1,489 ± 0,067) W m-2/klx bei Nimbostratusbedeckung (8/8) sowie [Ec] = W m-2 und [Ev] = klx. Für den cirkadianen Wirkungsfaktor acv zeigen die Daten in Abbildung 4a den Trend einer geringfügigen Zunahme bei abnehmender Sonnenhöhe γ im Bereich ~ 8° ≤ γ ≤ 90°, für den die lineare Regression folgende Beziehung ergibt: acv ≈ – 0,001 γ + ccv (4) mit ccv = 1,697 für wolkenlosen Himmel (r = – 0,58) und ccv = 1,703 für Nimbostratusbewölkung, Bedeckungsgrad 8/8 (r = – 0,58). Der Vergleich der Abbildungen 2a und 2b zeigt bei gegebener Sonnenhöhe eine starke Abnahme der Absolutbeträge der chirkadianen Bestrahlungsstärke und der Beleuchtungsstärke für den Fall einer Nimbostratusbedeckung gegenüber den Einstrahlungsverhältnissen bei wolkenlosem Himmel. Jedoch fällt das Verhältnis Ec/Ev wie auch der cirkadiane Wirkungsfaktor acv nach den Daten in den Abbildungen 3a und 4a im Bewölkungsfall größer als bei wolkenlosem Himmel aus, da die Strahlungsabsorption in der Wolkenschicht spektral selektiv erfolgt und mit steigender Wellenlänge zunimmt. Im Dämmerungsbereich ergibt sich auf Grund der relativen Zunahme der Streustrahlung eine Verschiebung der spektralen Zusammensetzung der Solarstrahlung zum kurzwelligen Teil des Spektrums hin, der einen nichtlienaren Anstieg des Quotienten Ec/Ev sowie des cirkadianen Wirkungsfaktors acv mit abnehmender Sonnenhöhe bei allerdings stark sinkenden Absolutbeträgen der cirkadianen Bestrahlungsstärke und der Beleuchtungsstärke zur Folge hat, so daß die relative Zunahme der cirkadian wirksamen Komponente im Vergleich zur visuellen Komponente in diesem Bereich nur von geringer Relevanz ist (vgl. Abb. 2c, 3a, 3b und 4b). Der Vergleich der für den wolkenlosen Himmel erhaltenen Daten in Abbildung 2c zeigt jedoch, daß die den jeweiligen Sonnenständen im Dämmerungsbereich zugeordneten Beträge der cirkadianen Bestrahlungsstärke für die Bestrahlung einer 114 horizontalen und einer vertikalen, zur Sonne orientierten Fläche etwa gleich ausfallen, während die Beleuchtungsstärke auf der vertikalen Fläche größere Beträge annimmt als auf der horizontal ausgerichteten Fläche. Die Ursache dieses Phänomens ist der höhere Anteil langwelliger, die visuelle Empfindung beeinflussender Strahlung, die aus dem Raumbereich des Sonnenauf- oder untergangs auf die vertikale Fläche trifft, während die horizontale Fläche vorwiegend die (kurzwellige) Streustrahlung aus dem oberen Halbraum empfängt. Das in den Abbildungen 3a und 3b dargestellte Verhältnis Ec/Ev und der cirkadiane Wirkungsfaktors acv in Abbildung 4b nehmen bei gegebener Sonnenhöhe daher für die Bestrahlung der vertikalen Fläche geringere Beträge an als für die Bestrahlung der horizontalen Fläche. Thapan et al. (2001) und Brainard et al. (2001) geben als Schwellenbestrahlungsstärke für eine signifikante bis 50%-ige Melatoninsuppression Beträge zwischen Ec,s ≈ 0,06 und 0,08 W m-2 bei 460 nm – 472 nm und einer Expositionsdauer von 30 Minuten an. Wird dagegen das Erreichen der Sättigungswerte der Melatoninsuppression angestrebt, so sind nach den Daten von Thapan und Brainard übereinstimmend Beträge zwischen Ec,m ≈ 0,2 – 0,3 W m-2 erforderlich, wenn wiederum eine Expositionsdauer von etwa 30 Minuten vorausgesetzt wird. Zur Bewertung der cirkadianen Wirksamkeit der Sonneneinstrahlung ergeben sich aus diesen Daten die folgenden Schlüsse: (1) Exposition bei wolkenlosem Himmel • Die Grenzwerte der signifikanten bis 50%-igen Melatoninsuppression (0,06 und 0,08 W m-2) werden bereits in der Dämmerung bei einem Sonnenhöhenwinkel γ > – (2,7° ... 3,0°) überschritten, während zum Erreichen einer hinreichenden, auf die Sättigungswerte bezogenen Melatoninsuppression Bestrahlungen im Bereich γ > – (1,8° ... 1,5°) erforderlich sind. Den obigen Grenzwerten der cirkadianen Bestrahlungsstärke sind nach den Daten in Abbildung 2c Beträge der Beleuchtungsstärke von 20 – 30 lx sowie 80 – 130 lx zuzuordnen. 115 • Auf Grund der im Sonnenaufgangs- und im Sonnenuntergangsbereich innerhalb weniger Minuten über mehrere Größenordnungen hinweg stattfindenden Änderungen der Beträge der cirkadianen Bestrahlungsstärke wie auch der Beleuchtungsstärke ist der gesamte Zeitbereich zwischen etwa Sonnenaufgang bis etwa 30 Minuten vor Sonnenuntergang geeignet, um die Sättigungswerte der Melatoninsuppression nach einer Expositionsdauer von 30 Minuten zu erreichen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die Exposition auf dem Empfang der Strahlung aus dem oberen Halbraum bei horizontaler Position oder auf eine vertikale, zur Sonne orientierte Position bezieht. Auf Grund der mit steigender Sonnenhöhe starken Zunahme der Bestrahlungsstärke sind Strahlenschutzaspekte zum Schutz der Augen und der Haut bei der Exposition zu berücksichtigen. (2) Exposition bei bewölktem Himmel • Für den Fall einer Nimbostratusbedeckung zeigen die Berechnungen, daß der Grenzwert für eine signifikante bis 50%-ige Melatoninsuppression erst bei Sonnenhöhen zwischen etwa 6° und 7° über dem Horizont erreicht wird, während zum Erreichen der Sättigungswerte der Melatoninsuppression Beträge der Bestrahlungsstärken erforderlich sind, die erst bei Sonnenhöhen über etwa 13° zu erwarten sind (vgl. Abb. 2b und 2c). Hieraus ergeben sich insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten auch in den gemäßigten Breiten , in denen die Tage nicht nur durch geringe Sonnenhöhen, sondern häufig auch durch Starkbewölkungen gekennzeichet sind, nur kurze Zeitfenster, in denen die solare Bestrahlungsstärke zur hinreichenden Melatoninsuppression ausreicht. Als Beispiel zeigt Abbildung 5 den Zeitbereich mit Sonnenhöhen über 13° im Jahresverlauf für die geographischen Breiten 54 °N, 52,7 °N und 48 °N, die etwa der Lage der südlichen Ostseeküste und der Lage der Städte Berlin und München entsprechen. Die Daten zeigen, daß sich der Zeitbereich mit Sonnenhöhen über 13° in Richtung Norden und mit Annäherung an die Wintersonnenwende immer stärker einengt. Auf 48°N bietet im Dezember nur noch in der Zeit zwischen etwa 10 und 14 Uhr und auf 52,7 °N nur noch in der Zeit zwischen etwa 11 und 13 Uhr WOZ 116 die Gelegenheit zu einer hinreichenden Melatoninsuppression durch den Aufenthalt im Freien. Auf 54 °N wird die Sonnenhöhe von 13° zwischen dem 9. Dezember und dem 1. Januar nicht erreicht. Wird berücksichtigt, daß zu einer hinreichenden Melatoninsuppression nach den zu Grunde gelegten experimentellen Daten Brainards und Thapans Expositionszeiten von etwa 30 Minuten erforderlich sind, so zeigt sich, daß in der Zeit zwischen Ende November und Mitte Januar bei Nimbostratusbewölkung keine ausreichende Wahre Ortszeit [Uhr] Melatoninsuppression durch Aufenthalte im Freien ermöglicht werden kann. Gamma-13.fpw 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 Geographische Breite o 1: 54,0 N o 2: 52,7 N o 3: 48,0 N Nachmittag / Abend 3 2 Zeitbereich o mit Sonnenhöhen über 13 1 2 3 Morgen / Vormittag J 0 F 50 M A 100 M 150 J J 200 A S 250 O N 300 D 350 Tag des Jahres Abb. 5: Zeitbereiche zwischen Sonnenauf- und –untergang, in denen die Sonnenhöhe von 13° überschritten wird, im Jahresverlauf für die geographischen Breiten 48 °N, 53,7 °N und 54 °N. 5 Ausblick Während die cirkadiane Bestrahlungsstärke der Solarstrahlung bei wolkenlosem Himmel zwischen Sonnenauf- und –untergang ausreicht, um eine hinreichende Melatoninsuppression durch Aufenthalte im Freien von etwa 30 Minuten Dauer zu 117 gewährleisten, kann die Einstrahlung jahreszeitlich bedingt oder im Fall von Starkbewölkung so stark herabgesetzt werden, daß Aufenthalte im Freien nicht genügen, um eine die Melatoninsuppression im erforderlichen Ausmaß zu erreichen, so daß sich die Notwendigkeit der Nutzung künstlicher Strahlungsquellen mit geeigneter Spektralverteilung und Bestrahlungsstärke ergibt. In der vorliegenden Arbeit wurde die cirkadiane Bestrahlungsstärke für den Fall einer Nimbostratusbewölkung mit einem Bedeckungsgrad von 8/8 als Beispiel für die Verhältnisse unter dem Einfluß einer Starkbewölkung abgeschätzt. Die Überprüfung der abgeschätzten Daten durch reale Messungen steht jedoch noch aus. Auf Grund der je nach Wolkenart und Bedeckungsgrad möglichen erheblichen Strahlungsschwächung ist die Kenntnis der Effekte von Bewölkungen verschiedener Art und verschiedener Bewölkungsszenarien wie auch von Dunst- und Nebelsituationen auf die cirkadiane Wirksamkeit der die Erdoberfläche erreichenden Solarstrahlung großer Bedeutung und sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. Nach Thapan et al. (2001) und Brainard et al. (2001) beläuft sich die cirkadiane Schwellendosis zum Erreichen der Sättigungswerte der Melatoninsuppression auf Beträge zwischen Hc,m ≈ 360 – 540 J m-2, falls die Exposition mit der effektiven Bestrahlungsstärke Ec,m ≈ 0,2 – 0,3 W m-2 erfolgt und auf die Dauer von etwa 30 Minuten beschränkt wird. Die Einflüsse veränderter Beträge der effektiven Bestrahlungsstärke und der Expositionsdauer auf die Schwellendosis wurden bisher nicht untersucht. Es ist daher zu prüfen, ob und in welchem Maße größere Expositionszeiten auch bei kleineren Beträgen der Bestrahlungsstärke zu einer ausreichenden Melatoninsuppression führen können, und in welchen Grenzen das Bunsen-Roscoe’sche Proportionalitätsgesetz anwendbar ist. Zur Stimulation einer hinreichenden Melatoninsuppression müssen Expositionen mit solarer wie künstlich erzeugter Strahlung die Bedingung Ec ≥ Ec,m (5) erfüllen, wobei Ec die cirkadiane Bestrahlungsstärke der jeweiligen Strahlungsquelle in der Nutzfläche und Ec,m die Schwellenbestrahlungsstärke für das Erreichen der Sättigungswerte der Melatoninsuppression bezeichnen. 118 Diese Forderung kann als notwendige Bedingung bei der Bewertung und Klassifizierung solarer Bestrahlungsgeräten und künstlicher hinsichtlich ihrer Bestrahlungsverhältnisse Wirksamkeit zur sowie von Melatoninsuppression herangezogen werden. Als Bewertungsgröße wird hierzu der als cirkadianes Wirkungskriterium bezeichnete Quotient hc = (Ec / Ec,m) ≥ 1 (6) vorgeschlagen. Danach ist die effektive Bestrahlungsstärke am Ort der Exposition zur Melatoninsuppression für hc ≥ 1 hinreichend, während die Wirkung für hc < 1 ausbleibt. Dank Die Messungen auf der Insel Teneriffa erfolgten im Rahmen des EU-Projektes MAS3CT960060. Herrn Prof. Dr. D.-P. Häder, Institut für Botanik und Pharmazeutische Biologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen - Nürnberg, sei an dieser Stelle herzlich für die Koordinierung des Vorhabens und für die großzügige Unterstützung der Untersuchungen gedankt. Literatur Aschoff, J.: Tagesrhythmus des Menschen bei völliger Isolation.- Umschau Wiss. U. Techn. (1966) 378-383. 1966. Aschoff, J. Pöppel, E. and R.Wever: Circadiane Periodik des Menschen unter dem Einfluß von Licht-Dunkel-Wechseln unterschiedlicher Periode.- Pflüg. Arch. 306(1969)58-70. et al., 1969. Brainard, G.C., Hanifin, J.P., Greeson, J.M., Byrne, B., Glickman, G., Gerner, E. and M.D. Rollag: Action spectrum for melatonin regulation in humans: Evidence for a novel circadian photoreceptor.- J. Neurosci. August 15, 2001, 21(16) 64056412. Czeisler, A. and J.S. 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Physiol. 341 (1983) 85-87. 120 Die Messung circadianer Strahlungsgrößen Dietrich Gall Technische Universität Ilmenau, PF 10 05 65, 98684 Ilmenau 1 Einleitung Seit 2001 ist die Wirkungskurve der Melatoninsektretion bekannt (BRAINHARD; THAPAN). Ebenso wurden die Photosensoren, die dafür verantwortlich sind, gefunden. Sie sind über die Netzhaut verteilt, ein Bildmuster kann von diesen Empfängern nicht aufgelöst werden. Als Wirkung wurde die Hemmung der nächtlichen Sekretion von Melatonin durch die Epiphyse (Zirbeldrüse) bestimmt. Mit der Beschreibung der Suppression der Melatoninsekretion ist man nun in der Lage, circadiane Prozesse zu beschreiben und zu beeinflussen. Definiert man sich aus den experimentell gefundenen Wirkungskurven eine verbindliche Wirkungsfunktion c(λ), so kann man damit eine circadiane Metrik aufbauen (GALL/LAPUENTE; GALL). Welche bewertete Strahlungsgröße dann für die Wirkung ausschlaggebend ist, wird durch die örtlich gewichtete Bewertung der zuständigen Sensoren im Auge bestimmt (SCHIERZ). Bei einer gleichmäßigen Verteilung der Sensoren über die Netzhaut wäre der in den Empfänger absorbierte Strahlungsfluss insgesamt entscheidend. Noch ist aber nicht sicher, ob die Sensorendichte im unteren Netzhautbereich höher ist als im oberen. Solange dies nicht geklärt ist, müssen alle zu bewertenden Strahlungsgrößen definiert werden. Die Definition der circadianen Größen sollte sich zunächst an die photometrischen Größen anlehnen, da diese Größen für die Bewertung und Dimensionierung von Beleuchtungsanlagen schon herangezogen werden. Wenn man in der Zukunft, was aus zwingenden Gründen notwendig erscheint, die circadiane Wirkung mit einbeziehen will, wäre es ratsam, nicht zu viele verschiedene Größen zu verwenden. Deshalb wird ein circadianer Wirkungsfaktor acv definiert, der eine einfache Verbindung zu den photometrischen Größen herstellt. 121 2 Aufbau einer circadianen Metrik 2.1 Allgemeine Beschreibung photobiologischer Größen Wie schon erwähnt, wäre es sinnvoll, für die circadiane Bewertung von Beleuchtungsanlagen Größen analog zu den photometrischen Größen zu bestimmen. Dies würde zu Einheiten führen, die an die photometrischen Größen angelehnt wären (z. B. “circadianes Lumen” o. ä.). Da es nun eine ganze Reihe von anderen biologischen Wirkungen gibt (CIE-Publikation), die man mit ähnlichen Lichteinheiten beschreiben könnte, hat das CCPR (comité consultative poure la photometrie et radiométrie) empfohlen, solche lichttechnischen Größen nicht zu verwenden, sondern die entsprechenden, bewerteten strahlungsphysikalischen Einheiten zu nehmen.1 Es sollen deshalb im weiteren nicht mehr die in einer früheren Veröffentlichung vorgeschlagenen circadianen Lichtgrößen (GALL), sondern die circadianen Strahlungsgrößen (GALL/LAPUENTE) verwendet werden. Eine photobiologisch wirksame Größe sollte als bewertete Strahlstärke beschrieben werden. I bio = k ∫I e ,λ ⋅ Fbio (λ ) ⋅ dλ (1) Ibio - bewertete Strahlstärke ≡ Ies Ieλ - spektrale Strahlstärke Fbio(λ) - Aktionsspektrum der photobiologischen Wirkung (Wirkungsfunktion, spektrale Empfindlichkeit s(λ), Wirkungsspektrum) k - Konstante Aus der bewerteten Strahlstärke können dann alle weiteren bewerteten Strahlgrößen abgeleitet werden. Allgemein kann eine bewertete Strahlgröße Xes wie folgt beschrieben werden: X es = k ⋅ ∫ X es ⋅ s(λ ) ⋅ dλ 1* Anmerkung: Herr P. BLATTNER (Schweiz) Vorveröffentlichung des CCPR zur Verfügung stellte (2) mir freundlicherweise eine 122 Will man die circadiane photobiologische Wirkung beschreiben, muss für s(λ) die circadiane Wirkungsfunktion c(λ) (s. Punkt 2.2) verwendet werden. Damit ergibt sich eine circadiane Strahlungsgröße Xec zu. X ec = k ⋅ ∫ X eλ ⋅ c(λ ) ⋅ dλ (3) Der Einfachheit halber wird k = 1 gewählt. Eine photometrische bzw. lichttechnische Größe Xv wird durch die spektrale Hellempfindlichkeitskurve v(λ) bestimmt. X v = k m ∫ X eλ ⋅ v (λ ) ⋅ dλ (4) km = 683 lmW-1 Da das maximale photometrische Strahlungsäquivalent (km) eine neue Einheit (Lumen) einführt, ergibt sich Xv als lichttechnische Größe. Eine Verbindung von den circadianen und den lichttechnischen Größen kann man wie folgt schreiben: Das Verhältnis der beiden X ec k ∫ X eλ ⋅ c(λ ) ⋅ dλ = ⋅ X v k m ∫ X eλ ⋅ v (λ ) ⋅ dλ (5) Integrale soll als circadianer Wirkungsfaktor acv bezeichnet werden (GALL/LAPUENTE). acv = ∫ X λ ⋅ c ( λ ) ⋅ dλ ∫ X λ ⋅ v ( λ ) ⋅ dλ e (6) e (Anmerkung: Für ein energiegleiches Spektrum ist acv = 0,8623) Zwischen den circadianen und lichttechnischen Größen besteht dann folgende Beziehung: X ec = acv ⋅ Xv km (7) Eine circadiane „lichttechnische“ Größe wäre dann X c = km ⋅ X ec ⋅ = acv ⋅ X v (8) Laut Empfehlung des CCPR sollten diese circadianen „lichttechnischen“ Größen nicht verwendet werden. Deshalb soll in den weiteren Betrachtungen bevorzugt die 123 dimensionslose Größe acv (circadianer Wirkungsfaktor) oder die circadianen Strahlungsgrößen herangezogen werden. 2.2 Circadiane Wirkungsfunktion c(λ) für die Melatoninunterdrückung Von BRAINHARD u.a. und THAPAN u.a. wurden Werte für die Wirkungsfunktion bei einzelnen Wellenlängen ermittelt (Bild 1). In diese Messpunkte wurde eine mittlere Kurve gelegt, die im kurzwelligen Bereich durch die Transmissionskurve des menschlichen Auges ergänzt wurde (s. a. Blaulichtgefährdungskurve B(λ) (ICNIRP)). Diese “glatte” Kurve c(λ) soll für alle weiteren Betrachtungen herangezogen werden. Die so gewonnenen Werte für c(λ) werden in Tabelle 1 in 5 nm-Schritten angegeben, wobei die c(λ)-Kurve bei λ = 450 nm mit c(450) = 1 angenommen wird (GALL). Wird diese c(λ)-Kurve für alle weiteren Betrachtungen zur circadianen Wirkung einheitlich zu Grunde gelegt, kann man analog zur v(λ)-Kurve eine circadiane Metrik aufbauen, die eine quantitative Erfassung der Wirkung der Parameter nach der Gleichung 3 ermöglicht. Interpoliert man die Werte in Tabelle 1 auf 1 nm-Schritte, ergibt sich eine Summe von Σ c(λ) = 96,161 (bei der v(λ)-Kurve ergibt sich Σ v(λ) = 106,856). Abb. 1: Gemittelte circadiane Wirkungskurve c(λ) 124 λ [nm] c(λ) λ [nm] c(λ) 380 0.002 485 0.854 385 0.004 490 0.793 390 0.011 495 0.727 395 0.024 500 0.658 400 0.063 505 0.588 405 0.128 510 0.517 410 0.231 515 0.447 415 0.355 520 0.378 420 0.486 525 0.312 425 0.615 530 0.249 430 0.737 535 0.192 435 0.850 540 0.142 440 0.949 545 0.101 445 0.987 550 0.073 450 1.000 555 0.055 455 0.997 560 0.040 460 0.994 565 0.027 465 0.987 570 0.017 470 0.972 575 0.011 475 0.946 580 0.007 480 0.907 Tab. 1: Werte für die c(λ)-Kurve 125 2.3 Die Auswahl geeigneter circadianer Strahlungsgrößen Zunächst ist die Frage zu klären, welche circadianen Strahlungsgrößen für die Beschreibung der Lichtwirkung herangezogen werden sollten. SCHIERZ macht dazu einige Ausführungen. Falls die circadianen Sensoren gleichmäßig über die Netzhaut verteilt sind und nichtortsaufgelöste Signale liefern, wäre eine Angabe des circadianen Strahlungsflusses im Auge sinnvoll. Dieser Strahlungsfluss könnte mit der circadianen Beleuchtungsstärke am Auge angegeben werden. Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass die einzelnen Netzhautareale unterschiedlich beteiligt sind. In diesem Fall müsste die circadiane Strahldichteverteilung ermittelt und entsprechend den örtlichen Verteilungen gewichtet werden. Für Dosisangaben bietet sich die circadiane Bestrahlung an. Über die erforderliche Dosis gibt es bereits einige Vorgaben (s. a. SCHIERZ; TRAINDER). Abbildung 2 zeigt die Ergebnisse von BRAINHARD u. a. zur Dosiswirkung nach Mitternacht. 1 00 Melatonin-Unterdrückung 80 60 40 20 0 -2 0 -4 0 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Bestrahlungsstärke am Auge ≡ Bestrahlung (µW ⋅ h/cm ) -2 Abb. 2: Melatoninunterdrückung als Funktion der Bestrahlungsstärke Parameter: Monochromatische Beleuchtung (λ = 509 nm /∆λ = 10 nm) 10 µW/cm-2 ; Ev = 35 lx; acv = 1 Bestrahlungsdauer: 1 Stunde (2.00 - 3.00 Uhr) Die Melatoninausschüttung hat um Mitternacht ihr Maximum. Wird in dieser Zeit belichtet, ist eine entsprechend hohe Melatoninunterdrückung zu erwarten (Abb. 3). 126 Melatoningehalt (Blutserum) Bestrahlungszeit (3 h) E = 600 lx E = 200 lx E < 10 lx 22 23 0 1 2 3 4 Tageszeit Abb. 3: Melatoningehalt im Blutserum bei verschiedenen Belichtungen (nach MC INTYRE u.a.) Die wirksame Dosis ist demnach auch tageszeitabhängig. Das bedeutet, dass die circadiane Strahlungsgröße je nach Tageszeit (tD) unterschiedlich wirksam ist. In Gleichung 3 könnte das mit der Einführung eines tageszeitabhängigen Wertes k(tD) erfolgen. Die zu einer bestimmten Tageszeit wirksame circadiane Größe würde sich dann wie folgt ergeben. (9) X ec (tD ) = k (tD ) ⋅ ∫ X eλ ⋅ c(λ ) ⋅ dλ tD - Tageszeit Da in Gleichung 3 k = 1 genommen wurde, ergibt sich aus Gleichung 9 (10) X ec (tD ) = k (t D ) ⋅ X ec k(tD) ist ein tageszeitabhängiger Korrekturfaktor, Melatoninunterdrückung den Wert “1" hat. der im Maximum der 127 Damit könnte das zeitliche Melatoninmanagement beschrieben und gesteuert werden. Bei der Ermittlung von circadianen Bestrahlungen (Hec) muss die Bestrahlungsdauer T berücksichtigt werden. T H ec = ∫ Eec ⋅ dt (11) 0 Eec - circadiane Bestrahlungsstärke Hec - circadiane Bestrahlung Für die tageszeitabhängige Korrektur kann näherungsweise der zeitliche Mittelwert von k(tD) über die Bestrahlungsdauer T = tD2 - tD1 genommen werden. tD 2 km (tDm ) = t Dm = ∫ k (t D ) ⋅ dt (12) tD1 T t D 2 − t D1 2 Damit wird aus Gleichung 11 T H ec (tDm ) ≈ km (tDm ) ⋅ ∫ Eec ⋅ dt (14) 0 Eine komplexe mathematische Beschreibung der circadianen Rhythmik als ein System aus zwei wechselseitig wirkenden Oszillatoren geben KRONAUER u.a. an. Aus o.g. Ausführungen sieht man, dass die Bestimmung der wirksamen circadianen Strahlungsgrößen von sehr vielen Parametern abhängt. Zur Vereinfachung sollten deshalb zunächst nur die maximalen und die statischen Größen nach Gln. 3 verwendet werden. Für Beleuchtungsanlagen empfiehlt sich darüber hinaus die Verwendung des circadianen Wirkungsfaktors (acv), da damit die Wirkungen unterschiedlicher Lichtfarben gegenüber gestellt werden können. 128 3 Messtechnische Ermittlung der circadianen Strahlungsgrößen Die messtechnische Erfassung der circadianen Strahlungsgrößen nach Gleichung 3 kann nach zwei Methoden erfolgen: a. Spektrale Messung b. Integrale Messung mit c(λ)-angepassten Empfängern 3.1 Spektrale Messung Bei der spektralen Messung wird das Licht in seiner spektralen Verteilung gemessen, welche dann bei circadianen Größen mit der circadianen Wirkungskurve c(λ) (Tabelle 1) und bei lichttechnischen Größen mit der v(λ)-Kurve gewichtet wird. Mit einem entsprechenden Spektralradiometer sind diese Messungen leicht möglich. Allerdings lassen sich damit zunächst nur die circadianen Strahldichten und Bestrahlungsstärken bestimmen. Der circadiane Strahlungsfluss und die circadiane Strahlstärke müssen daraus abgeleitet werden. 129 Lichtquelle circadianer Wirkungsfaktor acv direkte Sonne 0,83 bewölkter Himmel 1,73 blauer Himmel 1,02 Mond 0,62 Haushaltskerze 0,20 Glühlampe 0,40 Na-Hochdrucklampe 0,21 1. Leuchtstofflampe - warmton 0,36 - neutralweiß 0,60 - Tageslicht (7100 K) TLD 965 1,18 - Biolux 1,00 - 1,15 - Bio-Licht 0,98 - True-Light 0,93 - 0,98 - Narva-Vital 0,99 LED (Blau λmax = 468 nm) 6,90 LED (weiß) 1,0 ... 2,0 Tab. 2: acv-Werte einiger Lichtquellen In der Tabelle 2 sind die aus einer spektralen Messung ermittelten acv-Werte einiger Lampenbeispiele aufgeführt. Wenn man z.B. die circadiane Wirkung von dem Licht des bewölkten Himmels mit dem Licht der Glühlampe vergleicht, heißt das, dass die Glühlampe in ihrer Wirkung nur 40 % der des Tageslichtes entspricht. Man erkennt die geringe circadiane Wirkung bei warmen Lichtfarben und die große Wirkung bei kalten. Die Unterschiede bei den blauen LED-Lampen erklären sich aus der starken Exemplarstreuung, die sich durch unterschiedliche Wellenlängenmaxima bemerkbar macht. Nach Untersuchungen von KRANOLD schwankt der acv-Wert unterschiedlich “weißer” LED erheblich. 3.2 Messung mit c(λ)-angepassten Empfängern Die direkte c(λ)-Anpassung könnte mit einer Partial- oder Vollfilterung vorgenommen werden, wie sie z.B. bei der v(λ)-Anpassung üblich ist. Bestrahlungs- 130 stärkemessgeräte die mit einer Partialfilterung ausgerüstet sind, sind bisher nicht bekannt. Der Aufwand, den eine Partialfilterung gegenüber einer Vollfilterung verlangt, scheint wegen der groben Festlegung der c(λ)-Kurve auch kaum gerechtfertigt. Mit Silizium-Detektoren wäre jedoch sowohl eine Partial- als auch eine Vollfilterung mit guter Anpassungsgüte möglich. So ist z.B. in einem Digitalen-Photoapparat der Fa. ROLLEI (LMK-mobil) der blaue Empfangskanal (sKa(λ) ähnlich der c(λ)-Wirkungsfunktion (Abbildung 4). 1,0 c(λ) 0,9 sKa (λ) 0,8 0,7 s(λ) 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 380 400 420 440 460 480 500 520 540 560 580 600 λ [nm] Abb. 4: Empfindlichkeitskurve eines blauen Empfängerkanals eines ROLLEY-Photoapparates (LMK-mobil) Damit ist schon eine ortsauflösende Bestimmung der circadianen Strahldichtverteilung möglich. Wenn man dazu ein ortsauflösendes Leuchtdichtebild hat, kann man die acv-Verteilung über das gemessene Bild bestimmen. Eine ausreichend genaue Anpassung einer Mess-Kamera ist inzwischen auch gelungen (Abbildung 5) (KRÜGER, U.). 131 1,0 sKa(λ) 0,9 c(λ) rel. spektr. Empfindlichkeit 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -0,1 -0,2 400 450 500 550 Wellenlänge [nm] Abb. 5: Spektrale Anpassung einer CCD-Kamera an die circadiane Wirkfunktion c(λ) c(λ) - circadiane Wirkfunktion, entsprechend Abb. 1 sKa(λ) - Systemempfindlichkeit der Kamera (inklusive CCD, Objektiv, Filter) Die Abweichungen von einer idealen Anpassung resultieren aus zwei Problemen: - Die c(λ)-Funktion ist nicht so “gauß”förmig wie die anderen spektralen Empfindlichkeiten, d.h. die kurzwellige Kante erfordert steilere Filter als die langwellige Kante. - Die vorhandenen und vermessenen Gläser, die zur Anpassung an die Normspektralwertkurven verwendet werden, weisen besonders bei der langwelligen Kante Probleme auf, da hier entsprechende Filter sonst nicht benötigt werden. Die dargestellte Anpassung entspricht einem f1-Kennwert von etwa 10% (KRÜGER, U.). 132 Für tragbare Messgeräte bieten sich 3 Chip-farbangepasste Si-Empfänger an, von denen der Z- und Y-Empfänger näherungsweise für die c(λ) bzw. v(λ)-Bewertung verwendet werden kann (Abb. 6). Mit hinreichender Näherung kann man den acv-Wert auch wir folgt bestimmen (GALL): a cv = ∫ X λ ⋅ c ( λ ) ⋅ dλ ≈ ∫ X λ ⋅ z ( λ ) ⋅ dλ ∫ X λ ⋅ v ( λ ) ⋅ dλ ∫ X λ ⋅ y ( λ ) ⋅ dλ e e e e (14) z (λ ); y (λ ) − Normspektralwertkurven d.h. acv = Z z 1− x − y = = Y y y (15) Über diese farbmetrische Beziehung kann man den ähnlichsten Farbtemperaturen von Lichtquellen auch näherungsweise acv-Werte im x-y-Farbdiagramm zuordnen (s.a. GALL). Abb. 6: Spektrale (MAZET) Empfindlichkeiten von 3 Chip-Si-Farbsensoren 133 ys (λ ); z s (λ ) − spektrale Empfindlichkeit der farbangepassten Sensoren y (λ ) =ˆ v(λ ) − Funktion c(λ ) − spektrale Wirkungsfunktion Die Ermittlung von circadianen Bestrahlungen (Dosis), kann über eine elektrische Integration der Signale oder andere speichernde Sensoren erfolgen. Messbeispiele: Eine zeitabhängige acv-Messung des Tageslichtes während der Abenddämmerung (Abb. 7) und im Verlauf des Tages (Abb. 8) zeigen die folgenden Diagramme. Als Bewertungsgröße Xeλ in Gleichung 6 wurde die spektrale Bestrahlungsstärke Eeλ genommen. 2,60 3 5 10 20 30 50 100 200 300 500 1.000 2.000 3.000 5.000 2,40 2,20 acv 2,00 1,80 acv 1,60 1,40 Eh 1,20 1,00 20:00 20:30 21:00 Eh[lx] klarer Himmel (Abenddämmerung) 22.5.02 ILMENAU 21:30 Uhrzeit (SZ) Abb.7: Circadianer Wirkungsfaktor acv in der Abenddämmerung 134 1,2 Sonnenschein, klarer Himmel gemessen (Sonne und Himmel) 22.5.02 ILMENAU 1,0 aCV=f(t) aCV 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 08:00 10:00 12:00 14:00 16:00 Uhrzeit(SZ) Abb. 8: Circadianer Wirkungsfaktor als Funktion der Tageszeit In Tabelle 3 sind ein paar circadiane Wirkungen von PC- und TV-Monitoren angegeben (PORSCH). a. PC-Monitor Farbe acv Lm (cd/m²) Em (lx) in 0,5 m Blau 6,6 10 5,3 Weiß 0,9 100 29 Farbe acv Lm (cd/m²) Em (lx) in 1,2 m Blau 7,2 20 1,2 Weiß 1,0 162 12,5 b. TV-Monitor Tab. 3: Circadiane und lichttechnische Parameter von PC- und TV-Monitoren Es bedeuten:Lm - mittlere Leuchtdichte Em - Beleuchtungsstärke am Beobachterauge Man erkennt, dass insbesondere der blaue Kanal eine hohe circadiane Wirkung aufweist. 135 3.3 Kalibrierung der Messgeräte 3.3.1 acv-Kalibrierung Eine acv-Kalibrierung kann entsprechend Gln. 6 entweder mit einer Lampe mit breitbandigem Spektrum oder mit quasi-monochromatischem Licht (z.B. Lampe mit Interferenzfilter) erfolgen. Zur Bestimmung von acv mit einem breitbandigen Spektrum benötigt man nach Gln. 6 nur die relativen spektralen Strahlungsgrößen Xeλ rel und die Gewichtung dieser spektralen Größe mit der c(λ)- und v(λ)-Funktion. Damit erhält man die exakten Werte von acv. Verwendet man eine quasi-monochromatische Beleuchtung bei der Wellenlänge λ0 und einer spektralen Bandbreite ∆λ = 10 ... 20 nm, ergibt sich aus der Gln. 6 acv (λ0 ) = c (λ0 ) v (λ0 ) (16) Man benötigt demnach nur das Verhältnis (c(λ0)/v(λ0), das sich aus den Tabellen für c(λ) und v(λ) ergibt. 3.3.2 Kalibrierung der circadianen Strahlungsgrößen Die circadiane Strahlungsgröße lässt sich leicht aus dem acv-Wert einer Lampe mit breitbandigem Spektrum bestimmen, wenn man die dazugehörenden lichttechnischen Größen Xv bestimmt (Gleichung 7). X ec = a cv ⋅X km v Für Sensoren bietet sich die Beleuchtungsstärke Ev als Ausgangswert für die circadiane Bestrahlungsstärke (Eec) an: Eec = (17) acv ⋅ Ev km Da eine fehlerhafte v(λ)-Anpassung des Beleuchtungsstärkemessgerätes in die Kalibrierung von Eec mit eingeht, empfiehlt es sich, die spektralen Bestrahlungsstärken Eeλ, die eine Lampe auf einer definierten Flächen erzeugt, direkt 136 mit einem Spektralradiometer zu bestimmen und daraus die circadiane Bestrahlungsstärke zu berechnen (Gln. 18). Eec = ∫ Eeλ ⋅ c(λ ) ⋅ dλ (18) Wenn man mit einer quasi-monochromatischen Lichtquelle arbeitet, benötigt man nur die Bestrahlungsstärke Ee(λ0) bei einer Wellenlänge λ0 Eec (λ0 ) = c(λ0 ) ⋅ Ee (λ0 ) (19) oder die Beleuchtungsstärke Ev(λ0) Eec ( λ0 ) = c ( λ0 ) 1 ⋅ ⋅ Ev ( λ0 ) v ( λ0 ) k m Eec (λ0 ) = acv ( λ0 ) ⋅ Ev ( λ0 ) km (20) 3.3.3 Berücksichtigung der fehlerhaften c(λ)- und v(λ)-Anpassung Die Güte einer Anpassung kann man entsprechend DIN 5032-6 auch für andere Wirkungsfunktionen übertragen (GROTHMANN). Für die c(λ)- und v(λ)-Anpassung sind das folgende f1-Fehlerkennungsgrößen: ∫ s ( λ ) − v ( λ ) dλ ∫ v ( λ ) ⋅ dλ ∫ s (λ ) − c(λ ) dλ = ∫ c ( λ ) ⋅ dλ f1v = f1c v c Es bedeutet: sv (λ ); sc (λ ) − die spektralen Empfindlichkeiten der Sensoren v (λ ); c(λ ) − die Sollfunktion der Anpassung (21) (22) 137 Wird ein fehlerhaft angepasstes Messgerät bei einer Lichtquelle mit einem vorgegebenen Spektrum kalibriert, kann über die Aktivitätskorrektur bei einem anderen Spektrum der Messwert korrigiert werden. 4 Zusammenfassung Es konnte gezeigt werden, dass mit einer definierten circadianen Wirkungsfunktion c(λ) eine Vermessung der circadianen Strahlgrößen möglich wird. Die Wirkung unterschiedlicher Lichtquellen kann durch den circadianen Wirkungsfaktor acv angegeben werden. Mit den circadianen Strahlungsgrößen müssen jetzt je nach Wirkung die förderlichen Dosisangaben abgeleitet werden. Dies ist wichtig, um die aktivierte Wirkung des Lichtes, aber auch mögliche Gefahrenpotentiale (Krebsbildung) in Abhängigkeit von der Tageszeit angeben zu können. Literatur: [1] P. Blattner, unveröffentlichtes Skript der CCPR “Note on photobiological qualitaties”, 2003 [2] G.C. Brainhard u.a., Action Spectrum for Melatonin Regulation in Humans: Evidence for a Novel Circadian Photoreceptor, J. of Neuroscience 21 (2001) 16, S. 6405 – 6412 [3] CIE Publikation - 106 (93), 103 (93), 125 (1997) [4] DIN 5031: Strahlungsphysik im optischen Bereich und Lichttechnik [5] D. Gall, V. Lapuente: Beleuchtungsrelevante Aspekte bei der Auswahl eines förderlichen Lampenspektrums, Licht 54 (2002) 7/8, S. 860 – 871 [6] D. Gall: Circadiane Lichtgrößen und deren messtechnische Ermittlung, Licht 54 (2002) 11/12, S. 1292 – 1297 [7] K. Grothmann, Messung und Bewertung optischer Strahlung in der Phototherapie, Dissertation am FG Lichttechnik der TU Berlin [8] ICNIRP: Guidelines on limits of exposure to broad-band incoherent optical radiation (0,38 to 3 µm), Health Physics 73 (1997) 3, pp 539 – 554 [9] Th. Kranhold, Charakterisierung weißer LED, Diplomarbeit, FG Lichttechnik, TU Ilmenau, 2002 138 [10] R.E. Kronauer u.a., Mathematical model of the human circadian system with two interacting oscillators, Am. Journal of Physiology 242 (1982) R3 - R17 [11] U. Krüger (Fa. TechnoTeam Ilmenau), mündliche Mitteilungen, 12/03 [12] MAZET GmbH Jena, mündliche Informationen zu 3 Chip-Farbsensoren, 11/03 [13] I.M. MC Intyre u.a., Quantal melatonin supression by exposure to low intensity light in man, Life Sciences 44 (1989), 4, 327 – 332 [14] T. Porsch, Experimentelle Bestimmung der circadianen Lichtwirkung von Monitoren und TV-Bildschirmen, Diplomarbeit, FG Lichttechnik, TU Ilmenau, 2003 [15] Ch. Schierz, Leben wir in der “biologischen Dunkelheit“?, Tagung Licht 2002, Maas-tricht, Tagungsband S. 381 – 389 [16] K. Thapan, An action spectrum for melatonin supression: evidence for a novel non-rod, non-cone photoreceptor system in humans, Journal of Physiology 535 (2001) 1, S. 261 – 267 [17] S.M. Triander u.a., Inhibition of melatonin secretion onset by low levels of illumination, Journal Sleep Res. 5 (1996), S. 77 – 82 [18] --- LMK mobile, Rollei, Prospekt der Fa. TechnoTeam Bildverarbeitung GmbH, Ilmenau 139 Bewertungsgrößen für Lichttherapiegeräte M. Yeni, H. Kaase Fachgebiet Lichttechnik, Technischen Universität Berlin, Sekr. E6, Einsteinufer 19, 10587 Berlin 1 Einleitung Zu den wichtigsten Parametern für die strahlungsphysikalische und lichttechnische Bewertung von Lichttherapiegeräten zählen die zentrale Beleuchtungsstärke in vorgegebenen Ebenen, die Leuchtdichte und ihre Verteilung über die strahlende Fläche sowie spektrale und farbmetrische Eigenschaften des Lichtes. Das natürliche Tageslicht wird als Referenz angesetzt. 2 Bewertungsgrößen 2.1 Zentrale Beleuchtungsstärke Ev Als abgesicherte Bewertungsgrenze gilt z. Zt. die zentrale Beleuchtungsstärke auf der vorgegebenen Anwendungsebene. Um eine für die Therapie von SAD effektive Wirkung zu erzielen, wird in der Literatur eine minimale zentrale Beleuchtungsstärke von 2.500 lx angegeben. Der Maximalwert der Beleuchtungsstärke ist mit 10.000 lx durch die physiologische Blendung festgelegt /1/. Die Abstandsabhängigkeit der Beleuchtungsstärke wird i. A. mit einem integralen V(λ)-angepassten Empfänger aufgenommen. Für Lichttherapiegeräte in Abb. 1 sind Ergebnisse der zentralen Beleuchtungsstärke in Abhängigkeit vom Abstand von der Lichtaustrittsfläche dargestellt. Die markierte Fläche verdeutlicht den Bereich der wirksamen Beleuchtungsstärke. 140 30 Beleuchtungsstärke in klx 25 20 15 10 5 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 Abstand d von der Strahlungsaustrittsfläche in m Abb. 1: Zentrale Beleuchtungsstärken einiger handelsüblicher Lichttherapie in Abhängigkeit vom Abstand zur Strahlungsaustrittsfläche Die Nutzfläche von nichttherapeutischen Bestrahlungsgeräten kann nach DIN /2/ durch eine Gleichmäßigkeitsforderung festgelegt werden: g2 = 2.2 Emin ≥ 0,4 Emax Gl. 1 Leuchtdichte Bei der Bewertung von Lichttherapiegeräten spielt die Leuchtdichte eine besondere Rolle, da diese Größe den Helligkeitseindruck im Auge des Menschen bestimmt. Beleuchtete Gegenstände und Selbstleuchter (Lichtquellen) werden durch ihre Form, Farbe und Leuchtdichte wahrgenommen. Im Anwendungsfall wird das Bild des Gerätes abgebildet auf die Netzhaut. Die Größe des Objektbildes auf der Netzhaut und die Höhe der Netzhautbeleuchtungsstärke hängen von der Entfernung des Gerätes, der Fläche der Eintrittspuppille und von der Leuchtdichte ab. Der 141 Durchmesser der Augenpuppille variiert zwischen 2 mm und 8 mm und ist abhängig von der Umgebungsleuchtdichte (Adaptationsleuchtdichte). Der Zusammenhang zwischen der Leuchtdichte und der Beleuchtungsstärke ist: E = ∫ L ⋅ cos ε 2 ⋅ dΩ 2 Gl. 2 A2 Für den senkrechten Lichteinfall einen Gesamttransmissionsgrad der Augenmedien τA und der Pupillenfläche AP lässt sich die Netzhautbeleuchtungsstärke dann wie folgt bestimmen: 2 ⎛d ⎞ 1 E N = LA ⋅ τ A ⋅ sin α ⋅ Ω 0 = LA ⋅ τ A ⋅ π ⎜ ⎟ ⋅ 2 ⋅ Ω = c ⋅ LA ⋅ Ap ⎝2⎠ a 2 Gl. 3 D. h., die Netzhautbeleuchtungsstärke ist proportional zur Adaptationsleuchtdiche LA. Die Leuchtdichte L eines Flächenelementes dA in einer Richtung, die mit der Flächennormalen den Winkel ε1 einschließt, ergibt sich nach dem photometrischen Grundgesetz zu: d 2φ L= dA ⋅ cos ε ⋅ dΩ Gl. 4 Abb. 2: Beleuchtende rechteckige Fläche Die zentrale Beleuchtungsstärke einer rechteckigen, leuchtenden Fläche und ihre mittlere Leuchtdichte Lm ist nach Bethe /3/ definiert: 142 ⎛ 1 ⎜ b ⎜ 2 E = 2 ⋅ Lm ⋅ cos ε ⋅ arctg ⎜ 1 2 2 b +r ⎜ ⎝ 2 1 a 2 1 2 b +r2 2 1 a 2 + 1 2 a + r2 2 arctg ⎞ ⎟ ⎟ π ⎟ ⋅ 180 1 2 2 a + r ⎟⎟ 2 ⎠ 1 b 2 Gl. 5 Für einen praxisnahen Vergleich (siehe Abb. 2) mit a = 0,25 m, b = 0,2 m und r = 0,5 m, lassen sich mittlere Leuchtdichten in Abhängigkeit von der zentralen Beleuchtungsstärke berechnen. Auf Beleuchtungsstärken für ein solches der Tabelle Beispiel, 1 sind für verschiedene die dazugehörigen mittleren Leuchtdichten und entsprechende Himmelszustände aufgetragen. Tabelle 1: Vergleich von Beleuchtungssärken und Leuchtdichten für natürliche und künstliche Strahlung Natürlicher Referenzzustand E in lx 615 Lm in cdm-2 1.900 Sonnenhöhe Sonnenhöhe 30° 60° Bedeckter Himmel - Höhenwinkel 15° 2500 3230 7.750 10.000 Mittlerer Himmel Bedeckter Himmel Höhenwinkel 15° Höhenwinkel 60° - Mittlerer Himmel Höhenwinkel 15° - 10.000 77.500 - Bei der physikalischen Leuchtdichtemessung wird die Leuchtdichte über eine Beleuchtungsstärkemessung bestimmt. Bei senkrechtem Lichteinfall auf den Empfänger und kleinen Raumwinkel vereinfacht sich die Beziehung zu E = ∫ L dΩ 2 = L Ω 2 Gl. 6 143 wobei L die mittlere Leuchtdichte der leuchtenden Fläche A1 ist. Der Raumwinkel Ω2, in dem die Leuchtdichte bestimmt werden soll, kann messtechnisch durch Benutzung eines Tubus mit oder ohne Eingangsoptik festgelegt werden. Für die Akzeptanz einer Beleuchtung bzw. einer beleuchteten Fläche spielt die Verteilung der Leuchtdichte eine bedeutende Rolle. Die Absolutblendung tritt bei Leuchtdichten oberhalb von etwa 104 cd/m² auf und lässt sich nicht durch die Anhebung der Adaptationsleuchtdichte verhindern. Die häufigste Form der Blendung ist jedoch die sog. Relativblendung. Sie tritt bei zu großen Leuchtdichtekontrasten im Gesichtsfeld auf und kann durch die Anhebung der mittleren Leuchtdichte im Gesichtsfeld gemildert werden. Zu hohe Kontraste im Gesichtsfeld führen zu psychologischer Blendung und zu geringe Kontraste zu Monotonie. Die Leuchtdichteverteilungen von Lichttherapiegeräten werden durch die Anzahl und Anordnung der eingesetzten Lichtquellen und die Transmissions- bzw. Reflexionseigenschaften der benutzten Filter- und Reflektormaterialien bestimmt. Als günstig erweist sich die gleichmäßige Verteilung der Lichtquellen in der Lichtaustrittsfläche und Benutzung von weitgehend diffus transmittierenden Filtern. Die Leuchtdichteverteilung von Lichttherapiegeräten kann entweder durch die Messung der Leuchtdichte in einem geeigneten Raster über die leuchtende Flächen mithilfe von Leuchtdichtemessgeräten oder mit einer Leuchtdichtekamera aufgenommen werden. 2.3 Gesamtbestrahlungsstärke Ee Die thermische Belastung, die durch ein Lichttherapiegerät verursacht wird, kann bezüglich der Gesamtbestrahlungsstärke in der Anwendungsebene mit der maximalen Sonnenbestrahlungsstärke von 1.000 Wm-2 verglichen werden. Die Messung ist mit einem Pyranometer möglich. 2.4 Spektrale Zusammensetzung des Lichtes, Farbtemperatur Tcp Durch das Aktionsspektrum der circadianen Photorezeptoren wird maßgeblich die spektrale Zusammensetzung des Lichtes von Lichttherapiegeräten vorgegeben. Die Melatoninsuppression wird vor allem durch die kurzwelligen Anteile im Blauen 144 begünstigt, wobei das Empfindlichkeitsmaxima der circadianen Rezeptoren nach vorliegenden Studien bei 460 nm liegt /4/, /5/. Mit den spektralen Empfindlichkeitswerten scr(λ) für diskrete Wellenlängen nach Brainard und Thapan kann als Ausgleichsfunktion ein Wirkungsspektrum der circadianen Photorezeptoren definiert werden. Die circadianwirksame Beleuchtungsstärke wird dann definiert: ∞ Ecr = ∫ Ee λ (λ ) scir ,rel (λ ) dλ Gl. 7 0 Die circadiane Wirksamkeit einer künstlichen Strahlung kann durch den Vergleich mit einer festgelegten natürlichen Bestrahlung erfolgen. Mit dieser circadianwirksamen Referenzstrahlung kann der Sonnencircadianfaktor fSC definiert werden: fSC = Ecr, Strahler Ecr,ref Gl. 8 Als Minimalwert der circadianwirksamen Beleuchtungsstärke wird EV = 2.500 lx angesetzt. Dieser Wert entspricht nach CIE einer vertikalen Beleuchtungsstärke des vollkommen bedeckten Himmels für den Sonnenhöhenwinkel γ = 17° /6/, /7/. Die spektrale Bestrahlungsstärke, die durch den vollständig bedeckten Himmel bei γ = 17° in einer vertikalen Ebene erzeugt wird, könnte als Referenzbestrahlung genutzt werden. Für die Charakterisierung und farbmetrische Beschreibung von Lichttherapiegeräten eignet sich das Spektralverfahren. Hierbei werden die relative spektrale Strahlungsfunktion S(λ) mit einem kalibrierten Spektralradiometer gemessen und die Normfarbwerte X, Y, Z bzw. die Farbwertanteile (x,y) berechnet. Die Wirksamkeit von Lichttherapiegeräten kann gesteigert werden, wenn diese entsprechend dem Aktionsspektrum der circadianen Photorezeptoren Anteile im kurzwelligen VIS-Spektrum vorweisen. Strahlungsanteile im kurzwelligen Bereich des sichtbaren Spektrums erhöhen die ähnlichste Farbtemperatur Tcp. Dabei werden die Normfarbwertanteile x, y kleiner. In der Abb. 3 sind Farbörter einiger Lichttherapiegeräte beispielhaft dargestellt. Gewöhnlich geht man von der Forderung 145 aus, dass die Farbtemperatur der in den Lichttherapiegeräten eingesetzten Lampen der der Globalstrahlung (Tcp = 6500 K) möglichst nahe kommt. Als hinreichend wird eine ähnlichste Farbtemperatur von 4000 K für solche Geräte angesetzt. y x Abb. 3: Farbörter einiger handelsüblicher Lichttherapiegeräte 2.5 Ausschluß schädigender Strahlungswirkungen Die Strahlungsquellen für den Einsatz in den Lichttherapiegeräten sind zumeist Leuchtstoff-Quecksilberniederdruckentladungslampen. Da bei der Lichttherapie hauptsächlich der sichtbare Anteil des Spektrums wirksam ist, besitzen diese Lampen i. A. kaum Strahlungsanteile im UV. Es muss beachtet werden, dass das Wirkungsspektrum der circadianen Empfänger im kürzerwelligen Bereich des VIS und UV liegt. Somit sind die Leuchtstoffe dieser Lampen so zu wählen, dass einerseits eine effiziente Therapie ermöglicht wird, andererseits aber die gesundheitsschädigenden Effekte der UV-Strahlung verhindert werden. Dabei sind neben der Erythembildung besonders die Augenschädigung zu beachten, weil die Benutzung einer UV-Schutzbrille ausgeschlossen ist. Die Bewertung der spektralen Bestrahlungsstärke erfolgt nach dem Additivitätsgesetz: 400 nm E er = ∫ Eλ (λ ) ⋅ s er ( λ ) dλ 250 nm und nach dem Linearitätsgesetz für Schwellenbestrahlungszeiten: Gl. 9 146 t s ,er = H s ,er Gl. 10 E er Das Wirkungsspektrum sAuge(λ) wird den Vorschriften der BG und der ICNIRP entnommen. Für die jeweiligen Schwellenbestrahlungszeiten für den Augenschutz gilt: t s , Auge = 30 Jm −2 E Auge Gl. 11 spektrale Bestrahlungsstärke in W/ m² nm 3,0E-02 2,5E-02 2,0E-02 1,5E-02 1,0E-02 5,0E-03 0,0E+00 250 270 290 310 330 350 370 390 Wellenlänge in nm LTG_1 LTG_2 LTG_3 LTG_4 Abb. 4: Spektralen Bestrahlungsstärken einiger handelsüblicher Lichttherapiegeräte Auf der Abb. 4 sind beispielhaft die spektralen Bestrahlungsstärken einiger handelsüblicher Lichttherapiegeräte dargestellt. Die relativ hohen Werte für das Gerät 1 sind durch die fehlende Streuscheibe in der Ebene der Lichtaustrittsfläche begründet. Die Untersuchungen von mehreren handelsüblichen Lichttherapiegeräten zeigten, dass die gesundheitsgefährdenden Effekte in der Praxis nicht erreicht werden. 2.6 Flimmerfreiheit Modulationen des Lichtes können als störend empfunden werden, wenn diese unterhalb einer bestimmten Frequenz liegen. Die Frequenz, bei der das Flimmern zu 147 einer zeitkonstanten Leuchtdichte verschmilzt, wird Flimmerverschmelzungsfrequenz fv genannt. Für sie gilt: Gl. 12 fv = a·log Lm + b Diese Frequenz ist in erster Linie von der mittleren Leuchtdichte Lm abhängig. Nach Talbot gilt für den den arithmetischen Mittelwert der Leuchtdichte oberhalb der Flimmerverschmelzungsfrequenz: Lm = 1 L(t )dt T∫ Gl. 13 Die Konstanten a und b beschreiben den Adaptationszustand der Zapfen und Stäbchen. Für Rechteckimpulse gleicher Hell- und Dunkelzeit werden für mittlere Leuchtdichten zwischen 2 und 300 cd/m² für a = 12 Hz und für b = 33 Hz eingesetzt. Eine weitere wesentliche Einflussgröße für die Flimmerverschmelzungsfrequenz ist das Verhältnis der nach Fourier bestimmten Amplitude der Grundwelle des periodischen Verlaufs zum arithmetischen Mittelwert der Leuchtdichte. Der halbe Wert dieses Verhältnisses wird als Grundwellenquotient (Grundwellenanteil) GW bezeichnet. GW = 0,5 gL Lm Gl. 14 gL: Amplitude der Grundwelle des periodischen Leuchtdichteverlaufs Für die Messung des Flimmerverhaltens von Lichttherapiegeräten müssen Empfänger mit hoher zeitlicher Auflösung benutzt werden, da überwiegend EVG’s benutzt werden und das Licht hochfrequent moduliert wird. Als geeignet zeigen sich hierbei Photodioden mit einer hinreichend genauen V(λ)-Anpassung und genügend kleiner Zeitkonstante. Für den Flickerwert Fl gilt: Fl = Emax - Emin Emax + Emin Gl. 15 148 Abb. 5: Zeitlicher Verlauf der Beleuchtungsstärke eines EVG-betriebenen Lichttherapiegerätes Abb. 6: Zeitlicher Verlauf der Beleuchtungsstärke eines KVG-betriebenen Lichttherapiegerätes Der Einsatz von elektronischen Vorschaltgeräten ist aus Gründen der Flimmerfreiheit von Lichttherapiegeräten zu empfehlen. In Abb. 5 und Abb. 6 sind beispielhaft die zeitlichen Verläufe der Beleuchtungsstärke von Lichttherapiegeräten mit einem EVG bzw. KVG dargestellt. Die 100-Hertz-Lichtfrequenz von KVG betriebenen Geräten führt bei bestimmten psychologischen Störungen bei Patienten. Leuchtdichteverhältnissen zu 149 Literatur: [1] Zulley,J., Wirz-Justice, A., Sammelband-Lichttherapie, Biologische Rhythmen und Schlaf, Regensburg 1999 [2] DIN 5050 Tel 1: Solarien und Heimsonnen - Meßverfahren, Typeneinteilung, Kennzeichnung [3] Kethe, G., Über die Beleuchtung durch strahlende Flächen, Optik Heft 19, Karlsruhe 1951 [4] Thapan, K., Arendt, J., Skene, D. J., An action spectrum for melatonin suppression, Journal of Physiology (2001), 535.1, S. 261-267 [5] George C. Brainard, et al. , Action Spectrum for Melatonin Regulation in Humans: Evidence for a Novel Circadian Photoreceptor, The Journal of Neuroscience, August 15, 2001, 21(16):6405-6412 [6] CIE Committee E-3.2,Natural Daylight Official Recommenddations Compte Rendu, 13. Sitzung, Bd. 2, Paris 1955 [7] Aydinli, S., Kaase, H. Solarstrahlung und Tageslicht, Berlin 2004 150 Right Light for Productivity, Health and Well-being at the Workplace Gerrit van den Beld Philips Lighting, P.O.Box 80020, 5600JM Eindhoven, The Netherlands 1 Introduction About two of centuries ago, human life was determined by the natural daily light-dark cycle, related to rotation of the earth: Active during the light- and asleep in the darkperiod. Since the invention of electric light, man made its’ own wake/sleep cycle. Today, with the globalisation of activities, IT services and intercontinental travel, the number of people following irregular work schedules is increasing rapidly. In many countries 15 and 25% of the people is working in a shift schedule, in production, transport or services. Beneficial effects of (day) light are well known since ancient times e.g. heliotherapy and light therapy was frequently applied until the 1930s. After the invention of penicillin the role of light therapy minimized. Over the last 20 years, the appreciation of light as an important contributor to health and well-being has been revived because of findings in biological and medical research. The knowledge of the effects of ocular light in the lighting community is not very well known and just beginning to spread more widely. The eye is mainly considered as an organ for vision, but today it is evident that ocular light mediates and controls a large number of physiological and psychological processes in humans. Effects of ocular light are Control of the biological clock, Direct (stimulating) effects and Influence on mood. 2 Non-Imaging Effects of Ocular Light 2.1 The biological clock In chrono-photobiology, light is referred to as ‘Zeitgeber’, controlling our internal body clock (fig.2.1), located in the Supra Chiasmatic Nuclei (SCN) in the hypothalamic area in the brain [2.1]. Ocular light induces signals in the retinal type III photosensitive ganglion cells, connected with the SCN, controlling e.g. the circadian (daily) (fig.2.2) and circannual (seasonal) rhythms [2.2]. Rise of melatonin (sleep 151 hormone) in the evening prepares for sleep. Increase of cortisol (stress hormone) in the morning prepares for the coming day’s activity. At the same time, melatonin drops, reducing sleepiness. Other rhythms are sleep-wake cycle, sleepiness, alertness, fatigue, mood and performance [2.2], [2.5]. Ocular light daily synchronises the body clock to the Earth’s 24-hour light dark cycle. Without light, the bio-clock starts free running with a period of about 24 hrs and 15 minutes and will consequently deviate (de-synchronise) day after day ever more from the environmental clock time [2.3]. This results in symptoms similar to jetlag after travelling over several time zones [2.4]. After some days the symptoms disappear and circadian adjustment is re-established because light can phase shift the bioclock. These phase-shifting effects of light can be adopted for faster adjustment in cases of jetlag, but also for better adaptation to nightshift work. 3 6 7 8 5 2 4 1 visual pathway photobiological pathway 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. retina optic nerve visual cortex retinohypothalamic tract (RHT) suprachiasmatic nucleus (SCN) pineal gland (melatonin secretion) spinal cord superior cervical ganglion (sympathic nervous system) Fig.2.1 Biological clock, vision and non-imaging system Fig.2.2 Double plot (2 × 24 hrs) of typical natural human circadian rhythms of body temperature, melatonin, cortisol and alertness (various sources) 152 2.2 Direct stimulating effects of light on the body Direct stimulating effects result from e.g. comparing effects of summer- and winter light and from interior light in the (working) environment (the EEG pattern, direct suppression of melatonin, heart rate and insulin level). Light therapy is used for sleep disorders, Alzheimer’s disease and many others [2.11], [2.18-2.25] 10 0 EEG delta activity (%) arousal level -1 2800l -5 250lx 450 1700 450 75 1700 50 25 0 2 4 6 Time (hrs. after midnight) 8 left hemisphere of brain right hemisphere of brain Fig 2.3(left) Mood expressed as arousal level for 250 lux and 2800 lux) as a function of number of working hours for night-shift workers (Boyce et al.) and Fig 2.4(right) Delta activity EEG of office workers at 450 lux and 1700 lux (Kuller, Wetterberg) 2.3 Light, mood and alertness Mood is a reflection of a person’s feelings: physically feeling good or bad, and mentally feeling more or less alert. Other factors known to influence mood are weather/season [2.7] and, at work, the seeing conditions and the (visual) environment [2.18], [2.26], [2.27]. 153 Stress Level 0,2 0,1 0 artificial light daylight + only artificial light May Jan May Jan -0,1 -0,2 Fig 2.5 (left) Stress levels under electric light only or electric& daylight (Kerkhof) Fig.2.6 (right) Errors made (N=62000) during shifts. Adapted by Kerkhof A well-recognised aspect is the seasonal difference in mood, energy level and vitality in a substantial part of the population. Studies with 145 (healthy) office workers (day shift, using 2500 lux show in 62% of the people improved well-being, mood and energy level [2.14]. In other research studies, stimulating effects of bright light have been found during daytime and at night leading to elevated levels of alertness and performance [2.9-2.11], [2.15], [2.16], [2.17]. The ‘three process model’ (fig 2.7) shows the most important alertness elements [2.28]. The first period of 8 hours represents sleep, followed by waking-up and wakefulness until midnight (upper curve) and sleep until 8 o’clock next morning. The broken curve shows the situation if the subject remains awake e.g. a nightshift worker. In the latter case, the red curve, including the circadian component, represents the overall subjective alertness rating over about a 36 hours period, including the first nightshift, and shows a dip at around 4 o’clock in the morning. The differences in performance and accident risk between night and morning shifts are significant (fig.2.8). The major dip, in line with the model, is from midnight to 06.00 hrs and the second-less deep- dip from noon to 16.00 hrs. This ‘post lunch dip’ is caused by the strong 12 hr rhythm of sleep propensity (without ‘lunch’ there is still a dip!). Results from studies on absenteeism differ significantly, making it difficult to draw general conclusions. Many studies show a higher rate in complaints and illness for shift workers compared with day workers but this does not necessarily correlate with 154 rates of absenteeism. One of the reasons could be that, for example, visits to family doctors, dentists, etc normally take place during the day. Bright light can be used to adapt the circadian clock to nightshift work, improving sleep quality/duration and alertness (see Fig.2.9) and accidents [2.13] 16 14 12 S+W O 10 8 Rating(KSS) 6 4 2 C 0 -2 00h 12 h Time of day (hr) I day1 00h 12h 00h I day2 I Fig.2.7.Subjectively rated alertness model: The endogenous (Circadian) component (blue) and exogenous (Sleep + Wake) component (black). Overall alertness (O) including the first nightshift on day 2 is given in red. Derived from Folkard,Akerstedt High Low Day average----Relative Relative Productivity Accident (speed/ Risk(blue) accuracy) Low High 00h 12 h 00h 12h 00h Fig 2.8. Double plot daily spread in productivity (black) and accident risk (blue). 155 Fig.2.9 Subjective alertness and lighting level after light exposure of 6,5 hrs. The mid-point light exposure is 3,5 hrs before core body temp. minimum, so in the early night. From this it can be expected in practice that lighting of 500 to 1000 lx vertical on the eye (or1000-2000 lx horizontal) can maximize alertness. Cajochen et al, Harvard Medical School 3 Lighting Levels and Action Spectra for NIF effects A large number of publications give indications what lighting levels are required to achieve NIFeffects e.g. with respect to synchronize the bio-clock, to phase shift the bio-clock, to cope with winter blues, to increase alertness and productivity etc. As an example the influence of lighting level and productivity based upon data as given in the German ‘Handbuch für Beleuchtung’ [3.1]. In the case of metal industry the lighting level is raised from 300 to 2000 lx, being a lighting level where surely NIF effects can be expected to play a role. It shows an increase in task performance of 16%, a reduction of rejects of 29% and accident reduction of 52%, resulting in an overall productivity increase of more than 20%. Another lighting level indication for NIF effects is found in treatment of winter blues often applying a lighting level of 2500 lx [2.22]. The published action spectra (fig.3.1) for suppressing melatonin (Thapan [3.2], Brainard [3.3]) is well in line with recently discovered NIF photoreceptors with maximum sensitivity also in the region of 430-460 nm (Berson, Hattar [3.4], [3.5]). From these data a graph can be derived showing the luminous flux as well as NIF output per radiated Watt between 380 and 760 nm for various light sources (fig 3.2). The light sources presently used for general lighting are found in area N. Special light sources can be developed for Areas A, B and C. 156 1 Fig.3.1 Photopic sensitivity (green , max 555nm) Scotopic sensitivity (black , max 509 nm) NIF action spectrum (red, max 430-460nm) 0 0 400 V 500 600 700 wavelenghth(nm) The light sources in the A, B, C and N areas in this graph (fig.3.2) can be characterized as follows: Area A: High effective in NIF effects, low luminous efficacy Area B1: High effective in NIF effects, high luminous efficacy, good Ra Area B2: Very high effective in NIF effects, high luminous efficacy Area N: The majority of the general-purpose standard lamps as per today Area C: Low effective in NIF effects, low-high luminous efficacy On basis of Fig.3.2 energy effective lighting solutions can be derived depending upon the desired visual needs and lighting needs for NIF effects. Light sources from A, B, C and N areas can be chosen e.g. on basis of required effective photon density level, time of day and type of activity. Healthy light algorithms should, in addition to lighting requirements on the workplace, also include lighting (and darkness) recommendations for the free hours of the working day as the overall daily light/dark cycle influences the NIF effects and consequently on performance and well being. 157 Effectiveness of spectral power for melatonin and flux Single wavelength 800 2*20nm 2*30nm 555nm 700 2*50nm Luminous flux 600 90-series 80-series 500 Ext-80 series 400 SDW-var. High pressure mercury 300 C 200 N High pressure sodium B2 B1 Metal Halide TL Colour 100 A 459nm 0 0.0 0.2 0.4 0.6 Melatonin Watts 0.8 1.0 Specials Daylight 5000-25000K Planckian rad. 20005000K Fig.3.2. Spectral effectiveness of NIF output and luminous flux 3.1 Dayshifts In fig.3.3 an option is shown for daytime work/activities. It starts with a high lighting level in the morning, compensation for the so-called post lunch dip and again an increasing level at the end of the working day to cope with increased fatigue. The lighting levels for achieving boosting effects are in the order of 1000-1500 lx and can be provided by daylight, if available, or by electric light either from the general lighting or localized lighting e.g. desk lights. The colour temperature of the boosting light is preferably high, e.g. more than 10000 K. Suitable light sources are found in the B area of Fig.3.1. These boosting effects seem to be most efficient if the increase is offered as a step function. A gradual increase gives a lower effect (ref. Cooper, personal communication). The timing of additional boost can be offered to the worker giving him a personal control to meet his individual lighting needs. The lower illuminance levels (minimally meeting the ‘visual standards) are achieved by gradual dimming and changing colour temperature to values of 4000-6000 K, depending on preference and matching with daylight contributions. In addition dynamic effects can be added to achieve a natural effect as can be experienced on a mixed sunny/cloudy day. Care should be taken that this does not interfere with the visual task to be carried out. 158 Before the start of the daily work, it is possible to make use of so-called dawn simulators at home in the bedroom and a ‘light shower’ to facilitate the waking-up process. Personal preferences might influence the final solution chosen [3.6] Morning boost Level Post lunch dip Tk 8h 13h Winter-afternoon compensation 18h Fig.3.3. Conceptual Lighting Algorithm for day shifts 3.2 Working in the evening An option is to start with a boost of 1000 lx and gradually reduce to the required standard level. At the start the colour temperature should preferably be high and gradually reduce to very low values. The spectral distribution changes from the B to the A area. In this way a better sleep quality can be expected after finishing the evening work. 3.3 Night shift work. Field studies show large individual variations in phase shifts indicating that standard lighting applied in the night shift working environment is not optimal for the worker. A more individually controlled lighting on the workplace instead of an overall general lighting system seems to be more favourable. More attention should be paid to the lighting for the nightshift instead of simply using the same lighting as for daytime work. Considering the biological effects of light especially with respect to circadian adjustment and spectral sensitivity, various lighting strategies can be distinguished e.g.: • Lighting for no or minimal circadian adjustment and phase shifting. Area C lamps • Lighting for partial circadian adjustment and moderate phase shifting. Area BA lamps • Lighting resulting in maximal circadian adjustment and phase shifting. Area B lamps 159 • Deep blue lighting resulting to increase alertness e.g. for drivers. Area A lamps The lighting levels and timing differ for begin and end of the night shift period and depend also on personal sensitivity. In industrial premises care should be taken that the lighting remains providing optimal visual conditions and no negative effects occur [3.8-3.11]. 4 The way forward Trials are needed to verify the scientific results as well as the acceptability of the lighting solutions addressing both the visual needs and the needs to meet the nonvisual/biological needs in the daily practice. In these lighting solutions the effect of different lighting levels, different colours/colour temperatures and lighting dynamics have to be evaluated. In these trials also new light sources will be evaluated as there is a trade-off between higher lighting levels and higher colour temperatures, meaning that it can be expected that with high colour temperature lamps specific effects can be achieved at lower lighting levels and thus less energy consumption. In a number of lighting applications, where colour rendering is not important, even coloured light can be an efficient solution It is evident that lighting will become dependent on the work/task, the working hours (shift), the weather and season and personal preferences and characteristics. Consequently lighting in the working environment will vary in level and colour while maintaining comfortable vision, good colour rendering and be flicker free. Daylight contributions have to be considered wherever possible without hampering sustained visual performance. In the living environment also special light sources should be tested for instance for the elderly people to address e.g. sleeping problems and reduced vision. The dual function of the eye opens a complete new field in developing new lighting solutions for a variety of applications and market segments. 160 5 Conclusions The recent findings on NIF effects of ocular light offer options for lighting solutions addressing both the lighting needs for vision and NIF effects. Such lighting solutions result in a win-win condition for employee and employer as it will improve health and well being on the one hand and increase productivity on the other. Lighting design is challenged to meet the overall human lighting needs to achieve such win-win situations on the workplace as a first step into the development of new lighting standards for the lighting of the workplace. Literature References Chapter 2 [2.1] Brainard, G.C., Effects of light on physiology and behaviour. Proceedings CIE session, New Delhi, 1996 [2.2] OTA, Congress of the US, Biological rhythms. 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Journal of Ergonomics, 1998 164 Photodynamische Therapie Rolf-Markus Szeimies, Sigrid Karrer, Wolfgang Bäumler Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Klinikum der Universität Regensburg D-93042 Regensburg 1 Einleitung Im Jahre 1905 berichteten der Pharmakologe Prof. H. von Tappeiner und Dr. A. Jesionek von der Dermatologischen Klinik des „Krankenhauses links der Isar“, erstmals über die Behandlung von epithelialen Hauttumoren mittels photodynamischer Therapie. Hierzu wurden Farbstoffe, wie z.B. Eosinlösung (1 – 5 %), auf die Hautveränderungen aufgetragen und anschließend mit Sonnenlicht bestrahlt. Vier von insgesamt 6 Patienten mit Basalzellkarzinom konnten so erstmals durch eine topische PDT geheilt werden (Jesionek u. von Tappeiner 1905). Die bis vor kurzem einzige in der Bundesrepublik zugelassene Substanz zur PDT für die Indikationen Bronchial- und Ösophaguskarzinom war das Photofrin®. Allerdings bewirkt die intravenöse Gabe von Photofrin® eine bis zu acht Wochen oder länger anhaltende generalisierte kutane Photosensibilisierung der Patienten (Landthaler et al. 1993). Diese schwerwiegende Nebenwirkung einer systemischen PDT ist Patienten mit isolierten Hauttumoren trotz der exzellenten kosmetischen Resultate nur sehr eingeschränkt zuzumuten. Aufgrund seiner physikochemischen Eigenschaften penetriert Photofrin® nicht in therapeutisch relevanten Mengen die Haut, eine topische Applikation mit der Umgehung der kutanen Photosensibilisierung ist daher nicht möglich. Allerdings kann 5-Aminolävulinsäure (ALA) sehr gut parakeratotisches Stratum corneum penetrieren, welches sich über den zu behandelnden Läsionen befindet (Kennedy et al. 1990). ALA, oder sein aktuell klinisch zugelassenes Methylester-Derivat (Metvix®) werden nach topischer Applikation im Rahmen der Hämbiosynthese zu photosensibilisierenden Porphyrinen umgesetzt. Die Bildung dieser Porphyrine (überwiegend Protoporphyrin IX) ist hochselektiv in schnell proliferierenden Geweben, wie z.B. Basalzellkarzinomen, aktinischen Keratosen oder initialen spinozellulären Karzinomen, aber auch entzündlichen Dermatosen wie der Psoriasis (Tabelle 1). Epitheliale Tumoren 165 können daher aufgrund der ALA-induzierten, selektiven Porphyrinakkumulation ohne nennenswerte Schädigung des umliegenden normalen Gewebes nach Beleuchtung mit rotem Licht zerstört werden. Diese selektive Porphyrinanreicherung kann auch im Rahmen der Fluoreszenzdiagnostik zur Tumordetektion oder –Abgrenzung nach Anregung mit blauem Licht genutzt werden (Ackermann u. Abels 2002). Mittlerweile ist in Deutschland die photodynamische Behandlung aktinischer Keratosen und oberflächlicher Basalzellkarzinome in der Kombination des ALA-Methylesters (Metvix®) mit rotem Licht klinisch zugelassen. Tab. 1: Indikationen für die PDT in der Dermatologie Präkanzerosen Aktinische Keratosen (auch Arsen-induziert) Morbus Bowen Tumoren Oberflächliches Basalzellkarzinom Gorlin-Goltz-Syndrom Initiales spinozelluläres Karzinom Entzündliche oder virusassoziierte Dermatosen Psoriasis vulgaris Zirkumskripte Sklerodermie Epidermodysplsia verruciformis Verrucae vulgares Condylomata acuminata 2 Wirkmechanismus Der Effekt der PDT bei onkologischen Indikationen beruht auf folgenden Mechanismen: Durch die Einwirkung von Licht geeigneter Wellenlänge auf einen Photosensibilisator werden im Gewebe reaktive Sauerstoff-Spezies (ROS) gebildet. Je nach Abhängigkeit vom verwendeten Photosensibilisator, der subzellulären Lokalisation sowie dem Substrat- und Sauerstoffangebot im Umfeld des aktivierten Photosensibilisators kommt es dabei zur Bildung von Hydroxylradikalen und/oder Superoxidanionen oder der Bildung von Singulett-Sauerstoff. Letzterer scheint dabei 166 allgemein der entscheidende Mediator der PDT-vermittelten biologischen Effekte zu sein (Dougherty et al. 1998). Die weiteren biologischen Effekte werden in primäre zelluläre sowie sekundäre vaskuläre Effekte eingeteilt, deren Ausmaß in Abhängigkeit von dem jeweiligen verwendeten Photosensibilisator variiert. So beobachtet man frühe, sichtbare zelluläre Schäden an der Zellmembran, sowie der Membranen von Zellorganellen (vornehmlich der Mitochondrien), im Verlauf kommt es dann zum Zusammenbruch der zellulären Homöostase mit nachfolgender Nekrose oder Apoptose. Auf molekularer Ebene können daneben durch die PDT Stressproteine, Zytokine und andere Mediatoren induziert werden, die zu entsprechenden immunmodulatorischen Effekten im Gewebe führen. Insbesondere bei soliden Tumoren ist jedoch für eine effektive Zerstörung derselben die irreversible Schädigung des pathologisch veränderten Gefäßsystems der Tumoren verantwortlich. Nach Vasokonstriktion von tumorversorgenden Arteriolen und Thrombosierung von Tumorgefäßen kommt es zur Tumorischämie mit anschließender Nekrose (Abels 2002). 3 Onkologische Indikationen in der Dermatologie Für die systemische PDT mit Photofrin® sind die Indikationen in der Dermatologie aufgrund der langanhaltenden generalisierten Photosensibilisierung eingeschränkt. Als Therapieoption kommt Photofrin® deshalb nur bei Basalzellkarzinomen oder initialen spinozellulären Karzinomen bei nicht operationsfähigen Patienten oder mit anderen Verfahren nicht mehr behandelbaren Veränderungen in Frage. 24 - 48 h nach intravenöser Injektion von 2 mg/kg KG Photofrin® wird der Tumor mit rotem Licht einer Intensität von 100 - 150 mW/cm² für ca. 20 min bestrahlt, das entspricht einer Lichtdosis von 100 - 150 J/cm². Nach etwa einer Woche bildet sich im Behandlungsareal eine überwiegend auf den Tumor beschränkte trockene Nekrose aus, die in der Regel mit exzellentem kosmetischen Ergebnis abheilt. Die Vorteile der topischen PDT mit ALA oder dem Methylester-Derivat wie die fehlende Invasivität des Verfahrens sowie die guten kosmetischen Ergebnisse sind mittlerweile in zahlreichen klinischen Studien, auch im Vergleich mit herkömmlichen Therapieverfahren wie der Kryotherapie belegt worden (Szeimies et al. 2002). Hinweise bezüglich einer möglichen Kanzerogenität wie bei anderen 167 phototherapeutischen Verfahren fehlen. Aufgrund der in der Literatur bisher vorliegenden Studien stellen unserer Meinung nach von den epithelialen Präkanzerosen und Tumoren bisher nur aktinische Keratosen (Abbildung 1), Morbus Bowen und oberflächliche Basalzellkarzinome (< 3 mm Tumordicke) eine Indikation für eine kurative PDT (rotes Licht, 100 - 150 mW/cm²; 100 - 150 J/cm²) mit topisch applizierter ALA (20 %ige Zubereitung, okklusiv für 4 - 6 h) dar (Tabelle 2). Zur Bestrahlung eignet sich ohne Verlust der therapeutischen Effektivität eine inkohärente Lichtquelle (Szeimies et al. 1996; Fijan et al. 1995). Mit diesem Protokoll zur Behandlung o.g. Hautveränderungen stellt die PDT eine Alternative zu den etablierten Therapien mit möglicherweise besserem kosmetischen Ergebnis dar. Eine endgültige Bewertung, vor allem hinsichtlich des Einsatzes bei Basalzellkarzinomen, ist jedoch erst nach Auswertung von Langzeitstudien mit ausreichender Nachbeobachtung (mind. 3 - 5 Jahre) der Patienten möglich. Abb. 1: links: Multiple aktinische Keratosen an der Stirne eines Patienten. rechts: Zustand 4 Monate nach topischer photodynamischer Therapie mit 5-Aminolävulinsäure. Komplette Remission ohne Narbenbildung 168 Tab. 2: Remissionsraten epithelialer Tumoren und Präkanzerosen nach PDT (Zusammenstellung der Daten aus zahlreichen kontrollierten und unkontrollierten Studien) Indikation Sensibilisator Parameter Komplette (Sensibilisatordosis, Remissions Inkubationszeit, -raten (%) Lichtdosis) Aktinische Keratosen ALA topisch, ALA-Methylester 10-20 %, 3-8 h, 71-100 60-150 J/cm² topisch Morbus Bowen ALA topisch 20 %, 4-8 h, 90-100 80-180 J/cm² Basalzellkarzinom - oberflächlich Photofrin 2,0 mg/kg KG, systemisch 50-100 J/cm² Photofrin 2,0 mg/kg KG, systemisch 60-220 J/cm² ALA topisch 20 %, 4-8 h, 98-100 60-90 80-95 100-180 J/cm² - knotig ALA topisch 20 %, 4-8 h, 20-60 100-180 J/cm² Spinozelluläres ALA topisch Karzinom (nur initial) 20 %, 3-8 h, 85 60-150 J/cm² Photofrin 2,0 mg/kg KG, systemisch 100-150 J/cm² 80-90 Die einzige bisher bekannte Nebenwirkung der topischen PDT mit ALA ist der während der Bestrahlung auftretende Sonnenbrand-ähnliche Schmerz, der ausgeprägter sein kann, wenn großflächige Areale behandelt werden (Szeimies et al. 1996; Svanberg et al. 1994). 169 4 Nicht-onkologische Indikationen in der Dermatologie Auch zur Behandlung chronisch-entzündlicher Dermatosen wurde die PDT mit ALA eingesetzt. Die Effektivität der PDT bei 3 Patienten mit chronisch-stationärer Psoriasis wurde dabei mit einer Dithranol-Behandlung im Halbseitenversuch verglichen. In beiden Therapiearmen war die Zeit bis zur Abheilung gleich. Ein Patient mit Psoriasis guttata wurde dreimalig in wöchentlichen Abständen mit absteigender Lichtdosis (50, 25, 10 J/cm²) behandelt. In diesem Fall heilten die mit PDT behandelten Herde eine Woche früher als die mit Dithranol ab (Boehncke et al. 1994). Dieser Bericht zeigt, dass zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Dermatosen eine deutlicher geringere Lichtintensität und Lichtdosis notwendig ist, verglichen mit onkologischen Indikationen (Hürlimann et al. 1994). Sehr wahrscheinlich können auch die ALA-Konzentration und die Inkubationszeit reduziert werden. In der Behandlung der zirkumskripten Sklerodermie zeigte sich unter der Behandlung über etwa 6 Monate (3 % ALA-Gel; Bestrahlung mit 40 mW/cm²; 10 J/cm²) eine deutliche, objektivierbare Befundbesserung (Karrer et al. 2000). Letztendlich ist jedoch auch die PDT wie andere phototherapeutische Verfahren, z.B. PUVA (Psoralen + UVA), keine kausale Therapie zur Behandlung dieser Erkrankungen. Allerdings, im Vergleich zur PUVA oder UVA1-Bestrahlung (Stern et al. 1982; Rünger et al. 1995), liegt bisher kein Bericht vor, der ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Hauttumoren nach PDT zeigt. Darüber hinaus ergeben erste Studien, dass wahrscheinlich die Anzahl der Behandlungen bis zum Therapieerfolg geringer als bei einer PUVA-Therapie ist. Selbst Virus-induzierte Hautveränderungen lassen sich erfolgreich mit der ALA-PDT behandeln. So führten Stender et al. bei 30 Patienten mit therapieresistenten Verrucae vulgares eine vergleichende Studie durch. Nach Auftragen einer 20 %igen ALA-Creme für 5 h erfolgte die Bestrahlung mit einem Diaprojektor mit verschiedenen Wellenlängen und einer Lichtdosis von 40 J/cm². Vor ALA-PDT erfolgte eine Keratolyse der Warzen (Stender et al. 1999). Schließlich heilten signifikant mehr Warzen nach einer dreimalig durchgeführten PDT mit weißem Licht (komplette Remission (CR) 73 %) ab als nach einer dreimaligen PDT mit blauem Licht (CR 28 %), rotem Licht (CR 42 %) oder Kryotherapie (CR 20 %). Innerhalb einer Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten nach PDT traten keine Rezidive auf. 170 Diese Studie wurde gefolgt von einer doppelblinden randomisierten Studie derselben Arbeitsgruppe bei 45 Patienten (Stender et al. 2000). Auch hier zeigte sich, dass die repetitive ALA-PDT in der Behandlung von therapieresistenten Hand- und Fußwarzen nur wirksam ist, wenn eine suffiziente Keratolyse vor der eigentlichen PDT erfolgt. Die Beleuchtung erfolgte dabei mit einer inkohärenten Lichtquelle (Waldmann PDT 1200L). Die Behandlung wurde nach einer und nach 2 Wochen wiederholt. Wenn die Warzen nach 7 Wochen noch bestanden, erfolgte nochmals eine dreimalige Behandlung in wöchentlichen Abständen. Es ergab sich schließlich ein komplettes Abheilen der Warzen in 56 % der mit ALA-PDT behandelten Warzen im Vergleich zu der Placebogruppe (CR 42 %). Diese Daten deuten darauf hin, dass die ALA-PDT bei therapieresistenten Warzen in Kombination mit einer vorhergehenden Keratolyse eine wirkungsvolle Alternative zu herkömmlichen Therapieverfahren bei ähnlichen Ansprechraten sein kann. Als Nachteil der Therapie sind jedoch die zum Teil starken Schmerzen während der Bestrahlung zu nennen, die wohl den breiten Einsatz der PDT, insbesondere bei Kindern, einschränken. So bleibt zu untersuchen, wie die PDT-assoziierten Schmerzen gelindert werden können (fraktionierte Behandlung, Lokalanästhesie), ohne den Effekt der Therapie negativ zu beeinflussen. Neben dem erfolgreichen Einsatz der ALA-PDT bei der Epidermodysplasia verruciformis (Karrer et al. 1999), wird auch über gute Ergebnisse bei der Behandlung von Condylomata acuminata berichtet (Frank et al. 1996). Der Vorteil der PDT gegenüber herkömmlichen thermisch-ablativen Behandlungsverfahren wie der CO2-Laserung ist die fehlende Rauchentwicklung mit der Gefahr der Virusübertragung. Des weiteren könnten mittels PDT auch subklinische Läsionen miterfasst und somit die Rezidivrate nach erfolgter Behandlung gesenkt werden. Dieses wird derzeit im Rahmen einer klinischen Studie mit adjuvanter ALA-PDT nach konventioneller CO2-Laserung untersucht. Im Gegensatz zur photodynamischen Therapie von epithelialen Tumoren ist bei der Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen das Ziel der Therapie nicht eine Zerstörung des Gewebes, sondern eher die Modulation zellulärer Funktionen. Daher unterscheiden sich auch die Therapieparameter (Photosensibilisator- und Lichtdosis) und Therapieprotokolle (Anzahl und Dauer der Behandlungen) ganz entscheidend 171 von denen der Tumortherapie („Hochdosis-PDT“). Die genauen Behandlungsparameter für die einzelnen Indikationen sind jedoch bislang nicht durch kontrollierte Studien evaluiert und unterscheiden sich in der Literatur teils ganz erheblich. Manche der nicht-onkologischen Hauterkrankungen, wie die Psoriasis, die zirkumskripte Sklerodermie, granulomatöse Erkrankungen oder die Akne vulgaris scheinen auf wiederholt durchgeführte Therapien mit teils sehr niedrigen Licht- und Photosensibilisator-Dosen anzusprechen („Niedrigdosis-PDT“). Dagegen erscheint bei der Therapie HPV-induzierter Warzen oder bei der Behandlung der Hypertrichose eine einmalige Hochdosis-PDT, analog der Tumorbehandlung, sinnvoller. Literatur [1] Abels C (2002) Wirkmechanismus der photodynamischen Therapie. In: Szeimies RM, Jocham D, Landthaler M (Hrsg) Klinische Fluoreszenzdiagnostik und Photodynamische Therapie. Blackwell Verlag, Berlin, S 59-68 [2] Ackermann G, Abels C (2002) Fluoreszenzdiagnostik in der Dermatologie. In: Szeimies RM, Jocham D, Landthaler M (Hrsg) Klinische Fluoreszenzdiagnostik und Photodynamische Therapie. Blackwell Verlag, Berlin, S 71-81 [3] Boehncke WH, Sterry W, Kaufmann R (1994) Treatment of psoriasis by topical photodynamic therapy with polychromatic light. Lancet 343:801 [4] Dougherty TJ, Gomer CJ, Henderson BW, Jori G, Kessel D, Korbelik M, Moan J, Peng Q (1998) Photodynamic therapy. J Natl Cancer Inst 90:889-905 [5] Fijan S, Hönigsmann H, Ortel B (1995) Photodynamic therapy of epithelial skin tumours using delta-aminolevulinic acid and desferrioxamine. Br J Dermatol 133:282-288 [6] Frank RGJ, Bos JD, Vandermeulen FW, Sterenborg HJCM (1996) Photodynamic therapy for condylomata acuminata with local application of 5aminolevulinic acid. Genitourin Med 72:70-71 [7] Hürlimann AF, Panizzon RA, Burg G (1994) Topical photodynamic treatment of skin tumors and dermatoses. Dermatology 3:327 [8] Jesionek A, Tappeiner H von (1905) Zur Behandlung der Hautcarcinome mit fluorescierenden Stoffen. Dtsch Arch Klin Med 85:223-239 172 [9] Karrer S, Szeimies RM, Abels C, Wlotzke U, Stolz W & Landthaler M (1999) Epidermodysplasia verruciformis treated using topical 5-aminolaevulinic acid photodynamic therapy. Br J Dermatol, 140:935-938 [10] Karrer S, Abels C, Landthaler M, Szeimies RM (2000) Topical photodynamic therapy for localized scleroderma. Acta Derm Venereol (Stockh) 80:26-27 [11] Kennedy JC, Pottier RH, Pross DC (1990) Photodynamic therapy with endogenous protoporphyrin IX: basic principles and present clinical experience. J Photochem Photobiol B:Biol 6:143-148 [12] Landthaler M, Rück A, Szeimies RM (1993) Photodynamische Therapie von Tumoren der Haut. 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J Am Acad Dermatol 47:258-262 173 Fluoreszenzdiagnostik von soliden Tumoren Wolfgang Bäumler, Christoph Abels, Günther Ackermann, Hans Stockmeier, Rolf-Markus Szeimies Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Klinikum der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauß-Allee 11, 93053 Regensburg 1 Einleitung Die Fluoreszenzdiagnostik (FD) ist ein neuartiges, vielversprechendes Verfahren zur In-vito Diagnostik von dysplastischen Geweben und oberflächlichen Tumoren. Zunächst wird ein Photosensibilisator oder ein Vorläufer (Prodrug) eines Photosensibilisators lokal oder systemisch appliziert, der sich selektiv in Tumorzellen anreichert. Durch die Bestrahlung mit Licht werden die Sensibilisatormoleküle zum fluoreszieren gebracht. Dieses Fluoreszenzlicht kann durch das freie Auge oder besser durch ein optisches System detektiert und der Tumor somit lokalisiert werden. Die zur Verfügung stehenden Photosensibilisatoren unterscheiden sich aufgrund ihrer pharmakologischen (Applikationsform, Anreicherungs- und Abbauverhalten, Plasmahalbwertszeit, Metabolismus, Nebenwirkungen) und physikalischen Eigenschaften (Absorptions- und Emissionsspektrum, Fluoreszenzquantenausbeute) [1]. Wegen seiner hohen Selektivität und guten Verträglichkeit wird in der Dermatologie zur FD nahezu ausschließlich Protoporphyrin IX (PpIX), das nach topischer Gabe von 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) als Sensibilisator verwendet. Unter physiologischen Bedingungen wird die Bildung von 5-ALA aus Glycin und SuccinylCoA in den Mitochondrien durch die ALA-Synthase reguliert. Führt man ALA exogen zu, wird der Feedbackmechanismus umgangen und es kommt zur Anreicherung von Porphyrinen, insbesondere PpIX [2,3]. Die klinische Nutzbarkeit der ALA-induzierten Fluoreszenz konnte erstmals in der Urologie gezeigt werden [4]. Inzwischen wird die FD erfolgreich auch in anderen Disziplinen eingesetzt. So konnte sowohl in der Urologie als auch der Gastroenterologie nachgewiesen werden, dass bei Entnahme von Gewebeproben mit Hilfe der FD eine signifikant höhere Sensitivität verglichen mit konventioneller Zystoskopie [5] oder gastrointestinaler Endoskopie [6] erzielt werden kann. Erste Fallbeschreibungen in der Dermatologie belegen, dass die Fluorenzenz induzierter Porphyrine auch hier ein nützliches Hilfsmittel zur Hervorhebung und 174 Abgrenzung oberflächlicher Tumoren bei Resektionen [7] oder zur Biopsieentnahme [7] sein kann. 2 Durchführung der Fluoreszenzdiagnostik 2.1 Applikation Zur erfolgreichen Durchführung der FD ist eine selektive Anreicherung des Photosensibilisators im erkrankten Gewebe notwendig. ALA, der Vorläufer von des Photosensibilisators PpIX, ist ein sehr kleines, hydrophiles Molekül (MW 170 g/mol), das sowohl topisch als auch systemisch verabreicht werden kann. Da die Photosensibilisierung nach systemischer Gabe bis zu 48 h andauern kann und die Patienten in dieser Zeit keiner direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt sein dürfen, wird die Substanz für dermatologische Zwecke in der Regel topisch aufgetragen. Für die lokale Auftragung auf die Haut kann ALA in einer Konzentration von 3-20 % (Vol.) einer Creme (Öl-in-Wasser-Emulsion) oder einem Gel beigemengt werden [9]. Nach dem Auftragen von ALA wird das Hautareal mit einer Folie (Tegaderm, 3M Medica, Borken) okklusiv abgedeckt und mit Alufolie ein Ausbleichen von bereits gebildeten Porphyrinmoleküle („Photobleaching“) verhindert [9]. 2.2 Fluoreszenzanregung Alle Porphyrine zeigen eine starke Absorptionsbande („Soret-Bande“) um 400 nm (Blau) und vier weitere, um den Faktor 10-20 schwächere Banden („Q-Banden“) zwischen 500 nm (Grün) und 630 nm (Rot). Obwohl die Eindringtiefe von Licht in die Haut mit zunehmender Wellenlänge steigt, wird aufgrund der höheren Absorption zur Fluoreszenzanregung meist blaues Licht verwendet. Als Lichtquellen dienen hierzu Halogen- oder Xenonlampen, deren weißes Dauerlicht auf den blauen Spektralbereich mittels optischer Filter eingeengt wird. Nur die Anpassung des Emissionsspektrums der Anregungslichtquelle an das Absorptionsspektrum des verwendeten Photosensibilisators erzeugt eine maximale Fluoreszenzintensität und gewährleistet damit eine effektive Fluoreszenzdiagnostik. Eine ausschließlich Fluoreszenzintensität Woodlicht-Lampen qualitative und ohne durchgeführt Inspektion der Haut, Dokumentationsmöglichkeit, werden. Das Dauerlicht mit kann zur schwacher mit sog. Anregung derFluoreszenz hat auch den Nachteil, dass während der Diagnostik der 175 Raumabgedunkelt werden muss. Durch den Einsatz von speziellen Blitzlichtquellen kann die Fluoreszenzdiagnostik allerdings auch bei normalem Raumlicht durchgeführt werden. Zur Vermeidung von therapeutischen (photodynamischen) Effekten während der FD, sollte die Intensität des Anregungslichts auf der Haut nur wenige mW/cm² betragen. 2.3 Fluoreszenzdetektion Die Detektion des emittierten Fluoreszenzlichts ist zwar ohne größere technische Hilfsmittel möglich, jedoch mit einigen Nachteilen verbunden. So kann z. B. das Auge als Detektor verwendet und die Rotfluoreszenz unter Woodlicht-Anregung betrachtet werden [7]. Allerdings können die inhomogene Ausleuchtung, die Eigenfluoreszenz der Haut und die falsche Anregungswellenlänge bei dieser Methode leicht zu einer falschen Beurteilung der Fluoreszenzintensitäten führen. Um den Kontrast zu verbessern, kann zusätzlich ein optischer Kantenfilter verwendet werden, der nur Wellenlängen im Bereich der roten PpIX-Fluoreszenz passieren lässt. Dies verhindert ein Überstrahlen des schwachen Fluoreszenzlichts durch das blaue Anregungslicht. Wesentliche Vorteile bietet demgegenüber die Verwendung eines CCD-basierten Kamerasystems. Hierbei wird das Fluoreszenzlicht mit einem Halbleiterchip detektiert, mit Hilfe einer Steuerelektronik zyklisch ausgelesen und auf einen Computer übertragen. Der entscheidende Vorteil von CCD-Systemen gegenüber anderen Verfahren ist, dass die generierten Bilder archiviert und mittels digitaler Bildverarbeitung analysiert werden können. So kann z. B. die unspezifische Fluoreszenz der normalen Haut, die bei Auftragen von ALA entsteht, oder die Eigenfluoreszenz der Haut(„Autofluoreszenz“), die durch endogene Chromophore in der Haut entsteht und deshalb in allen Bildern enthalten ist, subtrahiert werden. Fehler, die durch inhomogene Ausleuchtung oder die Anregungsgeometrie entstehen („Shading“), können ebenfalls korrigiert werden, so dass die Sensitivität und Spezifität der Methodik entscheidend verbessert wird. Die Detektionstiefe, also diejenige Hauttiefe bis zu der die Tumorzellen noch entdeckt werden können, ist grundsätzlich limitiert durch die Penetrationstiefe des Farbstoffes und die Eindringtiefe des Anregungslichts. Nach topischer Applikation ist die durch blaues Licht erzeugte Fluoreszenz der ALA-induzierten Porphyrine 176 weitestgehend auf die Epidermis und die sensibilisierten Tumoranteile in der oberen Dermis beschränkt [10]. 2.4 Selektivität und Zeitverlauf Im Gegensatz zu inneren Hohlorganen wird die Haut des Menschen von einem verhornenden Plattenepithel bedeckt, welches den Körper vor dem Austrocknen schützt. Diese äußere Hornschicht (Stratum corneum) behindert bei der FD die ALAPenetration. Parakeratotisches Stratum corneum, das sich über den zu untersuchenden, dysplastischen Läsionen befindet, ist durchlässiger als die intakte Hornschicht der normalen Haut [11]. Durch die Zugabe von penetrationsfördernden Substanzem kann die Fluoreszentintensität gesteigert werden. Da aber auch die Fluoreszenz in der umliegenden normalen Haut erhöht wird, folgt daraus nicht unbedingt eine Verbesserung der Selektivität. So wird z. B. nach 2-stündiger Inkubation von Basalzellkarzinomen mit einem 20%igen ALA-Gel, das zusätzlich 40 % DMSO enthält gegenüber einer 20%igen ALA-Creme ohne DMSO zwar etwa 25 % mehr Fluoreszenzintensität erreicht, die mittlere Fluoreszenzratio, d. h. das Verhältnis aus Fluoreszenzintensität im Tumor zum umliegenden Normalgewebe ist jedoch bei Verwendung der Creme höher (1,8:1) und über einen längeren Zeitraum konstant. 2.5 Quantitative Fluoreszenzmessung Durch Verwendung eines Referenzsignals können die gemessenen und korrigierten Fluoreszenzintensitäten quantitativ ausgewertet und verschiedene Fluoreszenzbilder miteinander verglichen werden. Als Referenzsignal eignen sich Materialien, die unter Anregung Fluoreszenzlicht abgeben (z. B. Fluoreszenzfolien). In jedem Fall sollte das Referenzsignal proportional zur Anregungsintensität sein. Ein Vergleich der Fluoreszenzintensitäten von verschiedenen präkanzerösen und kanzerösen Veränderungen der Haut zeigt, dass aufgrund der großen interindividuellen Schwankungen nur schwer eine Unterscheidung bzgl. der Malignität getroffen werden kann. Jedoch zeigen seborrhoische Keratosen im Gegensatz zu den präkanzerösen oder kanzerösen Hautveränderungen eine signifikant niedrigere Fluoreszenz. Zur besseren Darstellung werden die gemessenen Intensitäten auf eine Referenzintensität (z. B. das Normalgewebe) normiert. Mithilfe digitaler Bildverarbeitung können die resultierenden Intensitäten so 177 berechnet werden, dass sie den ganzen zur Verfügung stehenden Wertebereich ausfüllen. Zusammen mit einer Falschfarbendarstellung entsteht so für den Betrachter ein maximaler Kontrast in den Fluoreszenzbildern. Darüber hinaus wird dennoch versucht, Unterschiede zwischen verschiedenen Hauttumoren und herauszuarbeiten. den Dafür Präkanzerosen werden die an Hand der Fluoreszenzbilder Fluoreszenzbilder mittels moderner Bildanalytikverfahren („pattern recognition“) untersucht. Das Ziel dabei ist es, die Intensitätsverteilung in den Fluoreszenzaufnahmen von Hautveränderungen nach spezifischen Mustern („patterns“) zu durchsuchen. Mittels der identifizierten Muster könnte dann durch eine konsequente Weiterentwicklung der Analysemethoden ein computergestütztes Mustererkennungssystem entstehen. Besonderes Augenmerk gilt der Unterscheidung der histologischen Subtypen des Basalzellkarzinoms, die derzeit nur invasiv mit einer Gewebeentnahme möglich ist. Um zunächst eine grundsätzliche Unterscheidbarkeit anhand der Texturmerkmale nachzuweisen, wird ein Mustererkennungsverfahren ausgewählt und auf das vorhandene Bildmaterial angewendet. Die verwendete Methode beruht auf einer sehr neuen Methode zur statistischen Datenanalyse mit der Bezeichnung "Independent Component Analysis (ICA)". 2.6 Fluoreszenzgestützte Biopsie Die Diagnose von präkanzerösen oder kanzerösen Hautveränderungen in vorbehandelten oder vernarbten Arealen kann im Einzelfall oft sehr schwierig sein. Insbesondere hängt die richtige Wahl der Entnahmestelle von Gewebeproben zum Malignitätsausschluss von der Erfahrung des behandelnden Arztes ab. Gerade in solchen Fällen kann die FD ein nützliches Verfahren sein, um initiale Tumoren weitgehend untersucherunabhängig aufzuspüren und die Diagnose dann bioptisch zu sichern. 2.7 Abgrenzung von Tumoren Noch einen Schritt weiter geht man bei der fluoreszenzgestützten Resektion, wo versucht wird den Tumorrand mittels FD darzustellen, um so durch gezielte Exzision die Operationswunde so klein wie möglich zu halten. In einem Fallbeispiel konnte bereits die Nützlichkeit dieses Verfahrens demonstriert werden [7]. Jedoch ist die beschriebene Anregung mit Woodlicht weniger spezifisch, da auch andere Gewebe 178 unter der zu kurzwelligen Anregung Fluoreszenzlicht abgeben (Autofluoreszenz). Zusätzlich kann es bei schrägem Einfall des Anregungslichts (Position des Woodlichts) zur Fehlinterpretation der beobachteten Fluoreszenzintensitäten kommen kann. Durch Anwendung geeigneter Computeralgorithmen kann die Fluoreszenzverteilung innerhalb eines Bildes geglättet werden, so dass anschließend ein Schwellenwert ermittelt werden kann. Der Schwellenwert legt fest, ab welcher Fluoreszenzintensität das jeweilige Pixel „zum Tumor gehört“ oder nicht. Abschließend muss dafür gesorgt werden, dass die ausgewählten Punkte eine zusammenhängende Linie bilden. Schließlich können klinisches Bild und verarbeitetes Fluoreszenzbild exakt deckungsgleich übereinander gebracht werden, so dass der Arzt während des Eingriffes jederzeit den Verlauf der Schnittränder kontrollieren kann. Da der Schwellenwert sehr empfindlich den Verlauf der „imaginären“ Tumorgrenze beeinflusst, müssen in Studien geeignete Algorithmen gefunden werden, die eine sichere Tumormarkierung gewährleisten. 2.8 Detektion von Tumoren in Overlay-Technik Die Fluoreszenzdiagnostik in der Dermatologie hatte bisher zwei wesentliche Nachteile. Zum einen musste die Detektion der Fluoreszenz bei kontinuierlicher Anregung in einem abgedunkelten Raum durchgeführt werden, da die schwache Fluoreszenz unter normalem Raumlicht kaum zu erkennen ist. Zum anderen stellte sich das normale klinische Bild unter der Blaulichtanregung farblich verändert dar, so dass eine Korrelation des klinischen Befundes und der Fluoreszenzinformation sehr schwierig war. Abhilfe wurde hier durch die Verwendung der Overlay-Technik geschaffen, die ein CCD-gestütztes Diagnosesystem bietet. Dabei wird die Fluoreszenz nicht kontinuierlich, sondern mit sehr kurzen Lichtimpulsen angeregt, so dass der Raum nicht abgedunkelt werden muss. Zudem wird das Fluoreszenzbild mithilfe eines speziellen Aufnahmeverfahrens gleichzeitig mit, aber unabhängig vom normalen klinischen Bild aufgenommen. Anhand der Fluoreszenzinformation kann so die exakte Lage und die Größe des Tumors bestimmt und dem normalen klinischen Bild überlagert werden. Da der gesamte Vorgang in Echtzeit abläuft, kann die Kamera (Dyaderm Professional, Waldmann Medizintechnik GmbH, Villingen-Schwenningen) 179 während der Untersuchung bewegt werden, so dass die Inspektion eines größeren, mit ALA inkubierten Areals möglich wird. 3 Zusammenfassung Die Fluoreszenzdiagnostik (FD) von Läsionen der Haut wird mit Hilfe der 5Aminolävulinsäure (5-ALA) durchgeführt. Durch eine 2 – 3 stündige, topische Applikation einer 20 %igen ALA-Emulsion entstehen endogene Porphyrine, insbesondere Protoporphyrin IX, die nach Anregung mit blauem Licht rotes Fluoreszenzlicht ausstrahlen. Präkanzeröse oder kanzeröse Hauteränderungen reichern Protoporphyrin IX aufgrund des verstärkten Stoffwechsels deutlich stärker an als das umliegende Normalgewebe und lassen sich somit anhand ihrer starken Fluoreszenz erkennen. Um eine Fehlinterpretation der entstehenden Fluoreszenz zu vermeiden, sollte zur Detektion ein CCD-Kamerasystem und nachfolgende digitale Bildverarbeitung verwendet werden. Zur Fluoreszenzintensitäten ist Referenzsignals einer oder quantitativen die Auswertung Referenzierung internen der mithilfe Bezugsgröße gemessenen eines (z. B. geeigneten umliegendes Normalgewebe) nötig. Die relevanten Indikationen der FD im Bereich der Dermatologie liegen in der Hervorhebung von Tumoren zur Darstellung der Tumorränder bei Resektion und der gezielten Entnahme von Biopsien. Durch die Overlay-Technik, die ein CCDgestützten Diagnosesystem bietet, kann neben der Fluoreszenz auch das normale klinische Bild aufgenommen werden. Anhand der Fluoreszenzinformation wird die exakte Lage und die Größe des Tumors bestimmt und dem normalen klinischen Bild überlagert. Durch geeignete Algorithmen bei der digitalen Bildverarbeitung könnten möglicherweise auch Informationen über die Dignität der Läsionen gewonnen werden, wodurch dem behandelnden Arzt in der Zukunft eine untersucherunabhängige Entscheidungshilfe bei der Diagnosestellung an die Hand gegeben werden könnte. 180 Literatur [1] Jori G, J Photochem Photobiol (B:Biology) 36, 87 (1996) [2] Kennedy JC, Pottier RH, J Photochem Photobiol B 14, 275, (1992) [3] Heyerdahl H, Wang I, Liu DL, Berg R, Anderson-Engels S, Peng Q, Moan J, Svanberg S, Svanberg K, Cancer Lett 112, 225 (1997) [4] Kriegmair M, Baumgartner R, Knüchel R, Lumper W, Steinbach P, Ehsan A, Hofstädter F, Hofstetter A, Urology 44, 836 (1994) [5] Kriegmair M, Baumgartner R, Knüchel R, Stepp H, Hofstädter F, Hofstetter A, J Urol 155, 105 (1996) [6] Meßmann H, Knüchel R, Bäumler W, Holstege A, Schölmerich J, GastrointestEndosc 49, 97 (1999) [7] Fritsch C, Becker-Wegerich PM, Schulte K-W, Neuse W, Lehmann P, Ruzicka T, Goerz G, Hautarzt 47, 438 (1996) [8] Ackermann G, Abels C, Karrer S, Bäumler W, Landthaler M, Szeimies RM, Hautarzt 51, 920 (2000) [9] Ackermann G, Abels C, Bäumler W, Langer S, Landthaler M, Lang EW, Szeimies RM, J Photochem Photobiol B 47, 121 (1998) [10] Szeimies RM, Sassy T, Landthaler M, J Photochem Photobiol B 59, 73 (1994) [11] Moan J, Iani V, Ma L, Proc SPIE 2625, 544 (1996) 181 Wirkungen der Infrarotstrahlung auf den Menschen Hans Meffert, Helmut Piazena Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie (Charité), Schumannstr. 20/21, 10178 Berlin 1 Einleitung Als Infrarot- (IR-) oder Wärmestrahlen werden elektromagnetische Felder und Wellen mit Photonenenergien zwischen 0,12 eV und 1,59 eV bezeichnet, denen nach dem Planck´schen Gesetz Wellenlängen zwischen 780 nm und 1 mm zuzuordnen sind. Die ursprüngliche und noch immer wichtigste IR-Strahlenquelle ist die Sonne. Im Laufe seiner Geschichte legte sich der Mensch eigene thermische Strahler zu, Feuer, erhitzte Steine, Ofen, Sauna, später IR-Therapiegeräte und neuerdings preisgünstige IR-Bestrahlungskabinen für den Hausgebrauch. Die Erhöhung der Haut- bzw. Körpertemperatur ist ein sehr altes und ungemein erfolgreiches therapeutisches Prinzip. Technologische Fortschritte eröffneten neue Anwendungsgebiete - von Fitneß und Wellness bis zur Behandlung von Krebs, Vergiftungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats. Durch ihre Wellenlänge ist die Eindringtiefe der Strahlung festgelegt. Langwellige Wärmestrahlen (IRC - Wellenlängen von 3000 bis 1000000 nm) werden in den oberen Schichten der Epidermis absorbiert und in Wärme umgewandelt. Mittelwellige Wärmestrahlen (IRB - Wellenlängen von 1400 bis 3000 nm) gelangen zum Teil bis in die papilläre Dermis. Das tiefer eindringende, kurzwellige IRA (Wellenlängen zwischen 780 und 1400 nm) vermag den Inhalt der hautnahen Blutgefäße und damit auch rasch den Körperkern zu überwärmen. Je nach Art und Menge der IR-Strahlung können unterschiedliche Vorgänge ausgelöst werden, deren Spektrum vom thermischen Hautschaden bis zum Training der Blutdruckregulation reicht. 2 Historie Das Erwärmen und Überwärmen ist eine der ältesten Heilmethoden. "Ich heile alle Krankheiten, wenn ich nur Fieber erzeugen könnte" soll der griechische Arzt 182 Parmenides im vierten vorchristlichen Jahrhundert ausgerufen haben [1]. Immer wieder tauchen Berichte über die Heilung als unheilbar geltender Krankheiten nach hochfiebrigen Erkrankungen auf. So lag es nahe, die Körpertemperatur für Heilzwecke die Körpertemperatur durch Infizierung mit fiebererregenden Mikroorganismen zu erhöhen. Nach 30jährigem Zögern infizierte der Wiener Psychiater Wagner von Jauregg zwei an progressiver Paralyse dahinsiechende Männer mit Malaria-Erregern. Die prompte und anhaltende Besserung war Anlaß für die Verleihung des Nobelpreises für Medizin im Jahre 1927 [1]. In kalten Klimazonen ist die Sauna seit Jahrhunderten bekannt und beliebt. Erst im Jahre 1936 wurde in Deutschland eine erste Sauna gebaut. Dies geschah auf Wunsch der finnischen Olympiamannschaft. Jetzt werden hier den mehr als 15 000 Saunen jährlich mehr als 26 Millionen regelmäßige Besuche abgestattet [2]. Zudem nimmt ständig die Zahl der mit thermischen Strahlern betriebenen IR-Kabinen zu, die ihren Siegeszug vor wenigen Jahren von Japan aus antraten. 3 Wärmetransport in der Sauna und in IR-Bestrahlungsgeräten Die Penetration des IR ist von der Wellenlänge abhängig und wird durch die Remissions- und Absorptionseigenschaften der Haut bestimmt. Das in das Stratum papillare und bis in die Subkutis eindringende IRA vermag oberflächlicher gelegene Hautschichten nur wenig zu erwärmen. IRB wird größtenteils, IRC nahezu komplett bereits in der Epidermis absorbiert. Beide Strahlenqualitäten können tiefere Schichten nur über sekundäre Wärmeleitprozesse oder reflektorisch erwärmen. Die Wärmebilanz der Haut wird bestimmt durch ● Strahlungswärme (IRA, IRB und IRC) ● fühlbare Wärme (erwärmte Luft oder Kontaktflächen) ● Verdunstungsenergie bzw. Kondensationswärme ● im Körper produzierte metabolische Wärme. 183 3.1 Sauna Erst unlängst wurde das IR-Strahlungsklima der Sauna spektral und in hoher Auflösung vermessen [3]. In Abbildung 1 sind die typischen spektralen Verteilungen -1 0.25 Spektrale Radianz [W m -2 0.30 -1 sr nm ] der IR-Strahlung in einer Trockensauna und in einer Dampfsauna dargestellt. Trockensauna 0.20 0.15 0.10 Dampfsauna IR-Bereich 0.05 A B C 0.00 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Wellenlänge [ µ m] Abb. 1: Spektrale Verteilung der Infrarotstrahlung in einer Finnischen Sauna und in einer Dampfsauna. Die Messungen zeigten ausschließlich Emissionen im Bereich IR-C. In einer Sauna vom klassischen Typ (Finnische und Russische Sauna, Türkisches Bad, Arabisches Rasulbad) werden fühlbare Wärme, latente Wärme und Strahlungswärme in vergleichbaren Anteilen genutzt. Die Erwärmung der Haut erfolgt durch das von den erhitzten Steinen und Holzwänden abgegebene IRC, durch Wärmeleitung aus der Luft und von der Auflagefläche des Körpers. 3.2 Infrarot-A-Geräte Zur therapeutischen IRA-Hyperthermie nutzen wir das Gerät IRATHERM 1000 (Von Ardenne Institut, Dresden) [4]. Die Erwärmung des Körpers erfolgt weitaus 184 überwiegend durch das tief eindringende IRA. Wegen der nur geringen Absorption und als Folge der Thermoregulation wird die Haut an vielen Stellen geringer erwärmt als das Körperinnere [5]. Zur IRA-Therapie umschriebener Körperstellen benutzen wir das Bestrahlungsgerät HYDROSUN (Hydrosun Medizintechnik GmbH, Spektrale Bestrahlungsstärke [W m -2 -1 nm ] Mühlheim). 1.6 1.4 1: Mittagssonne (Äquator) 1.2 2: IRATHERM 1000 1 1.0 0.8 0.6 2 0.4 0.2 0.0 500 1000 1500 2000 Wellenlänge [nm] Abb. 2: Vergleich der solaren Einstrahlung auf eine horizontale Fläche in Meeresspiegelhöhe bei Sonnenhöchststand und wolkenlosem Himmel am Äquator (1) mit der Emission des IR-A- Therapiegerätes IRATHERM 1000 in der Nutzfläche (2). 3.3 Infrarot-Kabinen Abhängig von der Temperatur des Strahlers kann die Emission von Bestrahlungsgeräten variiert werden. Bevorzugt werden Kabinen mit Emission im IRB und IRC angeboten (Abbildung 3). Die Erwärmung der Haut erfolgt ausschließlich durch Strahlung. 10 2 -2 -1 Spektrale Bestrahlungsstärke [W m µ m ] 185 IR-B/C-Kabine 10 10 1 0 IR-A -1 10 IR-B IR-C -2 10 0 1 10 10 2 10 Wellenlänge [ µ m] Abb. 3: Spektrale Verteilung der Infrarotstrahlung in einer Bestrahlungskabine mit Emission im IR-C und IR-B. 4 Wirkungen der Infrarotstrahlung Etwa 43 % der die Erdoberfläche erreichenden Solarstrahlung sind dem IR zuzurechnen. In den folgenden Abschnitten wird besprochen, auf welche Art und Weise IR den Menschen erwärmt. Aber auch Licht und UV können uns nach Absorption und Energieumwandlung erwärmen. Von aller optischer Strahlung - das sei hier wiederholt - dringt IRA am tiefsten ein. 4.1 Infrarot und Wärme für Therapie, Prophylaxe, Fitneß, Wellness Einfache Wärmeanwendungen gehören seit jeher zum therapeutischen Arsenal. Im Laufe der Geschichte wurde der technische Aufwand größer. Einen vorläufigen Abschluß erfuhr diese Entwicklung mit Vorrichtungen vom Typ der Sauna. Diese werden seit Jahrhunderten genutzt und gelten deshalb als im Großen und Ganzen 186 sicher. Das kann für die neueren Systeme, die mittels elektrisch erzeugter IRStrahlung erwärmen, nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden. Im Zeitalter der beweispflichtigen Therapie (Evidence Based Medicine) haben es nichtmedikamentöse Verfahren schwer. Doppelblinde Studien sind oft nicht möglich. Nicht immer kann per Placebo kontrolliert werden. Als am besten untersucht gelten Saunawirkungen. Aber selbst den diesbezüglichen Studien mangelt es in der Regel an ● Randomisierung ● aussagefähigen Kontrollen und – bei Sauna zweifellos wichtig – ● Berücksichtigung der sozialen Komponente. Von einigen Herstellern und Anwendern von IR-Bestrahlungsgeräten werden Effekte wie "Ausschwemmen von Schadstoffen", "Stärkung des Immunsystems", "Verminderung der Zellulitisbildung" oder "Gewichtsabnahme" behauptet, oft ohne daß hierfür irgendwelche, geschweige denn valide Untersuchungsergebnisse vorgelegt werden könnten. In letzter Zeit konnten durch Bestrahlung die Symptome der Methanolvergiftung wesentlich gemildert werden, allerdings durch IRA- bzw. 640nm-Strahlung [6]. Durch die dabei beobachtete Photoaktivierung des Warburg`schen Atmungsenzyms Cytochrom c sollen sich auch Phänomene wie beschleunigte Wundheilung und bessere Erholung nach ischämischer Herrzattacke erklären lassen. Auf zellulärer Ebene sollen kleine Mengen roten Lichtes bzw. IRA-Strahlung durch athermische Wirkungen Kollagensynthese, Abgabe von Wachstumsfaktoren und Zellvermehrung induzieren können. Physiologische IRA-Dosen induzierten das mutmaßlich hautprotektive Protein Ferritin und riefen keine Nukleinsäureschäden, keinen oxidativen Streß und auch keine vermehrte proteolytische Aktivität hervor [7]. 4.2 Sauna Die massive Erwärmung der Hautoberfläche wirkt als ein Reiz, der verschiedenartige Wirkungen auslösen kann: verbesserte Beweglichkeit von Gelenken und Schmerzlinderung bei rheumatischen Erkrankungen, Blutdrucksenkung bei arterieller Hypertonie [8], beschleunigte Wundheilung, zunächst vermehrte, dann verminderte Infektanfälligkeit u. a. [9]. Das von engagierten Saunagängern geschilderte Glücksgefühl soll durch die Ausschüttung von ß-Endorphinen zustande kommen [10]. 187 Die seit Jahrhunderten immer wieder beschriebenen Erfolge von Saunaanwendungen werden oft als Folge langfristiger Adaptation erklärt. Das betrifft besonders Veränderungen im Tonus der vegetativen Regulation des Herzens, des Blutdrucks und der peripheren Durchblutung. In der Regel werden serielle Anwendungen und Auffrischungen für erforderlich angesehen. 4.3 Infrarot-A-Geräte Erwärmung wird meist als angenehm empfunden. Überwärmung - wie sie in IRAGeräten möglich ist - kann lästig werden und schaden, wenn sie größere Ausmaße annimmt. Ein effektives Regelsystem sorgt für Temperaturkonstanz im Körperkern [11]. Um überschüssige Wärme in die Umgebung abgeben zu können, muß diese zunächst an die Körperoberfläche transportiert werden. Hierfür müssen die kleinen hautnahen Blutgefäße weiter gestellt werden. Das läßt den Blutdruck fallen. So bewirkt IRA-Bestrahlung eine Senkung des peripheren Blutdrucks. Mit zunehmender Erweiterung der kleinen hautnahen Blutgefäße werden immer größere Blutvolumina von IRA getroffen. Dadurch kann dem Körper noch mehr Wärme zugeführt werden. Milde IRA-Hyperthermie (Erhöhung der Körperkerntemperatur um 1 K, maximal bis 38,5 °C) führte zu ● Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes [12] ● Hemmung angeregter Sauerstoffspezies in Leukozyten [13] ● Besserung der akralen Wiedererwärmung bei systemischer Sklerodermie [14 ] ● Blutdrucksenkung bei arterieller Hyperthermie [15]. Milde IRA-Hyperthermie hat sich besonders bei Erkrankungen mit RaynaudSymptomatik bewährt. Nach seriellen Anwendungen (acht Expositionen innerhalb von vier Wochen) war bei systemischer Sklerodermie die Raynaud-Symptomatik noch 18 Wochen nach der Bestrahlungsserie deutlich vermindert [14]. Zur Behandlung der arteriellen Hypertonie in den Stadien I und II der WHO-Definition werden auch nichtmedikamentöse Maßnahmen wie regelmäßiges, ausgiebiges Training durch Laufen, Schwimmen, Gewichtheben, Überwärmungs- oder Saunabäder empfohlen. Bei 35 von 40 Kranken mit arterieller Hypertonie verbesserten sich die Blutdruckwerte nach einer IRA-Bestrahlungsserie deutlich [15]. 188 Die IRA-Behandlung der Bluthochdruckkrankheit befindet sich noch im Erprobungsstadium. Von Seiten der Inneren Medizin werden gegenwärtig die Eignung und die Einordnung des Verfahrens in das Gesamtkonzept der antihypertensiven Therapie überprüft. IRA-Teilkörperbestrahlungen erwiesen sich u. a. bei chronisch-entzündlichen und degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule und des Bewegungsapparates als wirksam [11]. 4.4 Infrarot-Kabinen Die Nutzung von IR-Kabinen ermöglicht ausschließliches Erwärmen mittels Strahlungsabsorption, unter Verzicht auf Beiträge konvektiver Wärme. Auch ist der zum ersten Schweißausbruch erforderliche Energieaufwand vergleichsweise gering. Die Geräte erreichen ihre Betriebsbedingungen innerhalb von Minuten. Das alles spart Kosten. In den erst seit wenigen Jahren verfügbaren Kabinen wird weitaus überwiegend IRB oder IRC erzeugt. Jedoch wäre es technisch auch möglich, IRAoder IRA-betonte Kabinen herzustellen. Da die spektrale Verteilung in weiten Grenzen variiert werden kann, eröffnen sich entsprechende Perspektiven für unterschiedliche Anwendungen. Leider mangelt es an Studien, die heutigen Anforderungen genügen. Deshalb sind gegenwärtig keine präzisen Aussagen zu den Meriten und Risiken der IR-Kabinen möglich. Erforderlich sind Kenntnisse und Angaben zu den erwünschten wie unerwünschten Wirkungen, deren Abhängigkeit von spektraler Verteilung, Dosis, Bestrahlungshäufigkeit, Hauttyp, Kombination mit anderen Strahlenqualitäten u. a. Demnach besteht erheblicher Forschungs- und Erprobungsbedarf. 4.5 Gefahren und Schäden Schilderungen von Hautschäden durch künstlich erzeugte Wärmestrahlen oder durch den Hautkontakt mit erhitzten Materialien finden sich bereits in Publikationen aus der Frühzeit der Gewerbedermatologie. Hitzeberufe wie Schmied, Schlosser, Schweißer, Glasmacher, Glasbläser, Lokomotivheizer, Bäcker und auch im Rampenlicht agierende Schauspieler brachten es mit sich, daß an Stellen oft wiederholter, aber nicht zu starker Wärmeeinwirkung - oft im Gesicht und an den Unterarmen - eine netzartige, rotbraune Zeichnung auftrat. Diese wurde im Jahre 189 1911 von A. Buschke als Erythema ab igne oder Hitzemelanose bezeichnet. Summationseffekte sind für die Entstehung der Hitzemelanose wesentlich. Die dabei wirksame örtliche Temperaturerhöhung ist nicht groß genug, um eine Nekrose auszulösen. Heute sieht man die Hitzemelanose gelegentlich über den Schulterblättern von Personen, die sich gewohnheitsmäßig mit dem Rücken an einen Kachelofen schmiegen oder an der Bauchhaut nach häufigen Gebrauch von Wärmflaschen oder Heizkissen. Auf dem Boden der Hitzemelanose können sich Plattenepithelkarzinome entwickeln. Dieses wurden unter eher exotischen Umständen bekannt, als "schottischer Kaminkrebs", als Turf Fire Cancer irischer Bäuerinnen oder als asiatischer "Kangri-Krebs" nach häufiger Hitzeexposition durch unter dem Mantel getragenen Öfchen. Aber auch im aktuellen Schrifttum finden sich Berichte über die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen im Bereich eines Erythema ab igne. Dabei wird die kanzerogene Wirkung der IR-Strahlung diskutiert, "... wobei möglicherweise ähnliche Mechanismen wie bei der UV-Licht induzierten Kanzerogenese eine Rolle spielen" [14]. Den Hitzeschmerz lösen Temperaturrezeptoren aus, die auf fühlbare Wärme reagieren und in der Epidermis gelegen sind. Nach Einwirkung zu großer IRB- oder IRC- Bestrahlungsstärke veranlaßt der Hitzeschmerz den Betroffenen, sich der lästigen Einwirkung zu entziehen. Dagegen kann IRA-Strahlung die Rezeptoren passieren, ohne in fühlbare Wärme umgewandelt worden zu sein. Eine Besonderheit von IRA-Geräten besteht darin, daß die erreichbaren Bestrahlungsstärken den Betrag der Solarstrahlung übertreffen kann (siehe Abbildung 2). Es können in kurzer Zeit große Wärmemengen in den Körper eingetragen werden, ohne daß das Warnsymptom Hitzeschmerz ausgelöst wird. So ist es möglich, die Körperkerntemperatur auf Werte über 42 oC zu erhöhen, wonach ein Kreislaufkollaps oder die seltene maligne Hyperthermie drohen. Gefährlich kann jede Art forcierter Wärmebehandlung für Kranke mit schweren Herz- oder Anfallsleiden werden. Bei Todesfällen in der Sauna war meist Alkohol im Spiele [8]. Zusammengefaßt können akute Gefährdungen durch künstlich erzeugte IR-Strahlung vor allem deshalb zustande kommen, weil IRA die epidermalen Thermorezeptoren passieren kann, ohne erheblichen Hitzeschmerz auszulösen. Dagegen können IRB und IRC wohl einen Hitzeschmerz auslösen, der aber vom Betroffenen bewußt übergangen werden oder infolge verminderter Wahrnehmungsfähigkeit nicht verspürt werden kann. 190 5 Schlußfolgerungen und Ausblick Die Wirkungen der IR-Strahlung auf den Menschen sind weder gut noch schlecht. Schließlich gehört der Sonnenschein zu unserer natürlichen Umwelt. Die Sonne hat ein Janusgesicht, wie der altrömische Gott, der die Himmelspforte bewacht [20]. Bei der Anwendung von IR-Strahlung am Menschen entscheiden Dosis und Wellenlänge, aber auch Häufigkeit und zeitliche Abfolge der Bestrahlungen über die Wirkung als Gift oder Heilmittel. Wärmeanwendungen gehören zu den ältesten therapeutischen Mitteln des Menschen. In neuerer Zeit führten technischer Fortschritt, Erkenntnisse der Grundlagenforschung und kritische Empirie zu neuen Indikationen der Wärmetherapie. Hier seien die günstigen Wirkungen auf RaynaudSymptomatik und Blutdruckregulation genannt. Neuere Ergebnisse der Grundlagenforschung versprechen Schutz- und Reparaturwirkungen des IRA hinsichtlich UV-Karzinogenese, -Alterung und akuten oxidativen Streß [7, 17]. In puncto Wirkung künstlich erzeugter IR-Strahlung auf den gesunden und den kranken Menschen besteht erheblicher Forschungsbedarf. Es ist erforderlich, die spektrale Abhängigkeit wesentlicher IR-Effekte wie Erythembildung, Immun- und Resistenzmodulation, Hautalterung und Karzinogenese und Kombinationseffekte mit sichtbarer und ultravioletter Strahlung zu untersuchen. Art und Bedeutung athermischer IR-Effekte harren der Aufklärung. Eine Klassifizierung der IRBestrahlungsgeräte in Anlehnung an das für Solarien übliche Verfahren erscheint erforderlich. Literatur [1] M. Heckel: Ganzkörper-Hyperthermie und Fiebertherapie. Grundlagen und Praxis. Hippokrates-Verlag, Stuttgart, 1990. [2] R. A. Pieper. Saunabetrieb & Bäderpraxis 3/2000. [3] H. Piazena, H, Meffert: Therapie mit Infrarotstrahlen - Physikalische Grundlagen und Anwendung in der Sauna und in Infrarotkabinen. - In: Naturheilverfahren (M. Bühring, F. H. Kemper, Hrsg). Springer-Verlag, Heidelberg, New York, 2001. [4] H. Meffert, H.-P. Scherf, B. Meffert: Akt. Dermatol. 20, 25 (1994). [5] H. Meffert, H.-C. Hecht, H. Günther u. a.: ThermoMed 3, 71 (1990). 191 [6] J. T. Eells, M. M. Henry, P. Summerfelt et al.: Proc. Natl. Acad. Sci. 100, 3439 (2003). [7] L. A. Applegate, C. Scaletta, R. Panizzon u. a.: Internat J. Molec. Med. 5, 247 (2000). [8] N. L. Hannuksela, S. Ellahham: Am. J. Med. 110, 118 (2001) 118. [9] E. Conradi, R. Brenke, S. Philipp: Phys. Med. Rehabil. Kurortmedizin 2 (1992) 19. [10] P. P. Vescovi, V. Coiro: Biomed. Pharmacother. 74, 301 (1993). [11] P. Vaupel, W. Krüger: Wärmetherapie mit wassergefilterter Infrarot-AStrahlung. Hippokrates-Verlag, Stuttgart, 1992. [12] H. Bäumler, H.-P. Scherf, R. Aurisch u. a.: Perfusion 4, 137 (1990). [13] H. 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Andererseits sollen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Lichtforschung über die Zusammenhänge zwischen Licht und Gesundheit am Arbeitsplatz einfließen. Das vom Arbeitskreis "Beleuchtung, Licht und Farbe" entwickelte Konzept sieht u. a. folgendes vor: 1. Neben der Sehaufgabe ist auch der Gesundheitsschutz in der künftigen BGRegel verstärkt zu berücksichtigen. 2. Das Tageslicht soll Vorrang vor künstlicher Beleuchtung haben (unter Berücksichtigung angemessener Raumtemperaturen und der Vermeidung von Blendungen). 3. Auf der Basis einer Grundbeleuchtung ist einer arbeitsplatzbezogenen Beleuchtung der Vorzug zu geben. 4. Die Individualisierung der Beleuchtung am Arbeitsplatz soll angestrebt werden. 5. Die Dynamisierung des Lichts soll künftig berücksichtigt werden. 6. Eine praxisnahe Methode zur Ermittlung der Qualität/Quantität der Beleuchtung soll entwickelt werden. 193 7. Eine Vereinfachung des bisherigen Beleuchtungskonzeptes wird angestrebt (nur noch wenige Beleuchtungswerte). 8. Eine BG-Information "Tageslicht" sowie eine BG-Information "Dynamisierung/Lichtmanagement" sollen die berufsgenossenschaftliche Regel "Beleuchtung, Licht und Farbe" konkretisieren. Zurzeit ist auch der Staat dabei, die Arbeitsstättenverordnung zu überarbeiten. Eine Abstimmung zwischen Staat und Berufsgenossenschaften ist vereinbart, um inhaltlich einheitliche und miteinander verzahnte Vorschriften und Regeln zu entwickeln. Ziel ist es, den Betrieben verständliche und praxisnahe Handlungshilfen an die Hand zu geben, um die Akzeptanz bei der Umsetzung neuer Erkenntnisse aus der Lichtforschung in der betrieblichen Praxis zu erhöhen. 194 Bürobeleuchtung – Überlegungen zur Standortbestimmung zwischen Lichttechnik, Arbeitsmedizin und Gestaltung Paul W. Schmits Semperlux Aktiengesellschaft, Motzener Str. 34, 12277 Berlin In Deutschland arbeiten ca. 15 Millionen Menschen in Büros. Die Büroarbeitsplätze stellen die größte geschlossene Gruppe von Arbeitsplätzen dar. Mit ca. 1 000 € für die technische Ausrüstung eines Arbeitsplatzes umgeschlagen auf ein Jahr ergibt sich ein Marktvolumen von 15 Milliarden €/a. Es verwundert also wenig, dass die Ausstattung von Büroarbeitsplätzen im Allgemeinen und die Bürobeleuchtung im Besonderen ein heiß umkämpfter Markt ist. 1 Die Vielfalt der Möglichkeiten Sucht der Bauherr eines Verwaltungsgebäudes oder der Nutzer / die Nutzerin eines „home offices“ professionelle Unterstützung bei der Bürobeleuchtung, so kann er / sie diese bei einer Vielzahl von Fachleuten aus den unterschiedlichen Arbeitsfeldern finden, als da wären (in alphabethischer Reihenfolge): - Arbeitsmedizin, - Arbeitswissenschaft, - Architektur, - Elektroplanung, - Ergonomie, - Herstellerfirmen von Leuchten und Büroeinrichtungen, - Lichtdesign, - Lichtplanung und - Unfallversicherungen. Vor die Auswahl der richtigen Leuchten und deren sinnvollen Einsatz ist also zunächst die Wahl der richtigen Beratung gestellt. Allerdings werden gerade bei der Einhaltung der bekannten und relevanten Regeln und Empfehlungen zur Beleuchtung von Büroarbeitsplätzen die Lösungsvorschläge je nach Fachgebiet recht unterschiedlich aussehen. Was ist die Ursache dieser Vielfalt der Möglichkeiten? 195 2 …und ihre Ursache Im Folgenden sollen die von obigen Beleuchtungsfachleuten am häufigsten herangezogenen methodischen Ansätze skizziert werden. Nur ein Verständnis dieser Ansätze, ihrer Möglichkeiten wie auch ihrer Beschränkungen führt zu einer praxisrelevanten Interpretation der verschiedenen resultierenden Lösungen. Ziel des folgenden Vergleichs ist daher die Betonung der Unterschiede und nicht die umfassende Beschreibung und Bewertung der unterschiedlichen Methoden. Diesem Anliegen ist auch wissenschaftlichen eine leichte Anspruch der Pauschalisierung einzelnen geschuldet, Fachdisziplinen, die die sich dem der beschriebenen Methoden bedienen, häufig nicht gerecht wird, hier aber dem besseren Verständnis des Problems dienen soll. Die Methode A Die Fachleute der Methode A verfolgen in der Regel einen klassischen IngenieurAnsatz. Sie werden versuchen ihre Lösungen mit „harten Fakten“ abzusichern. Solche „harten Fakten“ können alle quantifizierbaren Größen und Zusammenhänge aus Physik, physiologischer Optik oder Psychometrie sein. z.B.: - Beziehungen von rein technischen Größen (z.B. die Lichtausbeute η als Verhältniß von Lichtstrom Φ zu eingesetzter elektrischer Leistung P) - formelmäßig beschreibbare Zusammenhänge von psychometrischen Größen mit lichttechnischen Parametern (z.B. die Blendungsgröße UGR) - Sehleistungsdaten und ihre Verknüpfung mit lichttechnischen Größen sowie Kennzahlen der Sehaufgabe (z.B. Visibility). Allen hier aufgeführten Beispielen ist gemeinsam, dass - ausschließlich quantifizierbare Größen berücksichtigt werden (können) - der Nachweis der Zusammenhänge zwischen lichttechnischen Parametern und psychometrischen bzw. Leistungsgrößen aus mehrfach abgesicherten Laboruntersuchungen gewonnen wurde. Den Untersuchungen der in der Beleuchtungstechnik besonders interessanten psychometrischen Größen liegen häufig einfache mechanistische Funktionsmodelle zugrunde, die im Experiment solange „durchvariiert“ werden, bis die relevanten Parameter ermittelt sind. Der Einsatz der Statistik spielt hierbei in der Regel eine untergeordnete Rolle und dient hauptsächlich der Absicherung der Datenqualität. 196 Die Ergebnisse sind zwar letztendlich nur gültig im Setting der Laboruntersuchung, sie erheben dennoch den Anspruch, allgemein gültig und (im besten Fall) jederzeit und überall reproduzierbar zu sein. Ingenieurwissenschaften mit dem beschriebenen methodischen Ansatz können als „Lehrbuchdisziplin“ bezeichnet werden. Die zugehörige Forschung findet im Umfeld bewährten Wissens statt und soll dieses erweitern und vertiefen. Gänzlich neue Ansätze, die dem gemeinsamen in Lehrbüchern als Konsens definierten Wissen widersprechen, werden allein schon deshalb nicht zugelassen. Die Grundmodelle, aus denen dieses Konsens-Wissen entstanden ist, sind nicht mehr oder nur schwer festzumachen. Die Methode B Ähnlich wie die Ingenieure mit der Methode A wollen auch die Experten der Methode B den Zusammenhang zwischen den Umweltparametern und ihrer Wirkung auf den Menschen ermitteln. Allerdings erweitern sie ihre untersuchten Größen (z. B. Gefallen einer Lichtsituation, Natürlichkeit des Aussehens der Haut u.s.w.) sowie die potenziellen Einflussgrößen (z.B. Einsatz verschiedener Lampen, Zugehörigkeit der Probanden zu ethnischen Gruppen) auch auf nicht quantifizierbare Einflüsse. Hauptziel der Forschung ist der Nachweis von Zusammenhängen und nicht (wie oben) die formelmäßige Fixierung derselben. Entsprechend ist das Versuchsdesign eher an der „Praxis“ ausgerichtet. Der Forschungs-Schwerpunkt liegt zumeist bei der möglichst exakten Beschreibung der mentalen, emotionalen und/oder körperlichen Reaktionen der Probanden, während die Kontrolle der Umweltparameter nicht immer so rigide gehandhabt wird wie bei den unter A beschriebenen Ansätzen. Die Statistik spielt bei der Methode B eine zentrale Rolle. Sie wird nicht nur zur Absicherung der Daten, sondern vor allem zum Nachweis der Relevanz der Einflussgrößen genutzt. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen unmittelbar in der Praxis verwertbar sein. Der Anspruch auf Allgemeingültigkeit wird nur im engeren praxisbezogenen Rahmen erhoben. Die Bestätigung durch andere Forschungsteams wird positiv bewertet, ist aber nicht so unverzichtbar wie bei Methode A. 197 Die Methode C Fachleute mit diesem methodischen Ansatz belegen die Gültigkeit ihrer Lösungen mit einem eigenen oder von ihrer „Schule“ geprägten Konzept. Dieses Konzept orientiert sich zu meist an Grundregeln, die häufig auf Erfahrungswissen (eigenem oder übernommenem) basieren. Letzteres wird vielfach mit aktuellen oder tradierten Modellen (z.B. Ökonomie des Sehens, Wahrnehmungspsychologie, oder auch Feng Shui) ergänzt. Der Anschluss an die damit verbundenen Lehrmeinungen und deren aktuelle Angleichung an das eigene Erfahrungswissen tritt an die Stelle des Experiments. Da die Experten dieser Ausrichtung nur unverbindlich oder gar nicht einer wissenschaftlichen Gemeinschaft zuzuordnen sind, erübrigt sich die Anbindung an deren Paradigmen und die Berücksichtigung ihrer Forschungsregeln. Das wissenschaftliche Experiment entfällt und damit erübrigen sich auch die GültigkeitsEinschränkungen, die die Übertragung der Experimentergebnisse in die Praxis erschweren. Die für eine konkrete Situation als adäquat vorgeschlagene Lösung wird mit Hilfe der Logik aus dem Fundus an Konzepten und Erfahrungswissen abgeleitet und begründet. Der Anspruch auf Allgemeingültigkeit kann - und muss - nicht aufrechterhalten werden, da jede Situation neu „erforscht“ wird. Die Qualität der Lösung ist direkt abhängig von der Persönlichkeit des / der Planenden, seiner bzw. ihrer Praxis-Erfahrung und der Ernsthaftigkeit, mit der er oder sie dieses Wissen nutzt. Die eingangs genannten Fachleute der verschiedenen Arbeitsfelder werden in unterschiedlicher Eindeutigkeit, und in unterschiedlichem Ausmaß einem der 3 Ansätze zuzuordnen sein. Wohl kaum jemand wird als reiner Vertreter einer der 3 Methoden auftreten. Wohl aber sind fast alle durch Herkunft, Ausbildung und persönliche Neigung mit einer der Methoden besonders stark verbunden. 3 Die Auswirkungen der drei Methoden auf die Praxis Welche praktischen Auswirkungen haben die unterschiedlichen methodischen Ansätze auf die Lichtlösung? Dies soll im Folgenden an der Frage nach dem sinnvollen Umgang mit einer Direkt/ Indirekt-Beleuchtung eines Büroraums durch typische Vertreter der drei Methoden gezeigt werden. 198 3.1 Der Ausgangspunkt Gemeinhin ist es das erste Ziel bei der Beleuchtung von Arbeitsstätten im Allgemeinen und von Büroräumen im Speziellen - eine hinreichend hohe Grundbeleuchtung auf der Arbeitsfläche zu erzielen. Darüber hinaus wird von allen aktuellen Normen und Empfehlungen gefordert, dass - das Umfeld der Arbeitsfläche eine auf die Arbeitsfläche abgestimmte Beleuchtungsstärke nicht unterschreitet und - alle Raumflächen in einem sinnvoll abgestimmten Leuchtdichteverhältnis zur Arbeitsfläche stehen. In Europa werden diese Anforderungen in der Regel durch Leuchten oder Leuchtensysteme realisiert, die an der Decke montiert oder abgehängt sind. Hauptunterscheidungsmerkmal ist das Lichtverteilungsverhältnis im Raum. Dieses kann variieren von 100% Direktbeleuchtung (das gesamte Licht der Leuchte wird in den unteren Halbraum abgestrahlt – d.h. die Arbeitsfläche wird überwiegend direkt von der Leuchte beleuchtet) bis zu 100% Indirektbeleuchtung (das gesamte Licht der Leuchte wird in den oberen Halbraum abgestrahlt – d.h. die Arbeitsfläche wird ausschließlich indirekt, also den Umweg über Decke und/oder Wände beleuchtet). Zwischen diesen Extremen sind alle erdenklichen Mischungen möglich. 3.2 Eine Planung auf Basis der Methode A (z.B. klassische Lichttechnik) würde den Einsatz der Direkt/Indirekt-Beleuchtung so begründen: „Der Einsatz von Direkt/Indirekt-Leuchten bietet eine optimale Kombination aus Lichtkomfort und Wirtschaftlichkeit. Aufgrund des Direktanteils kann eine ausreichende Beleuchtung von über 500 lx bei einer Gleichmäßigkeit > 0,7 auf dem als Arbeitsfläche angenommenen Areal erzielt werden. Durch den Indirektanteil wird überdies sichergestellt, dass auch die vertikalen Flächen genügend hohe Beleuchtungsstärken aufweisen, was durch eine zylindrische Beleuchtungsstärke > 175 lx in 1,2 m Höhe innerhalb der Arbeitsfläche nachgewiesen werden kann. Der Indirektanteil leuchtet die Decke und den Friesbereich mit einer mittleren Leuchtdichte von 100 cd/m² bei guter Gleichmäßigkeit an. Diese Leuchtdichten gehen als Hintergrundleuchtdichte in die UGR-Blendungsformel blendungsreduzierend ein. Die Blendung kann durch den Indirektanteil so auf einen UGR-Wert <16 reduziert werden und liegt somit weit unterhalb der geforderten Grenze. Bei der Positionierung der Leuchten parallel zur Blickrichtung links und 199 rechts von der Arbeitsfläche reduziert der Indirektanteil zudem die mögliche Reflexblendung des Direktanteils auf dem Arbeitsgut, so dass die CRF Klasse 1 erreicht werden kann. Durch die Wahl einer vorwiegend direkt abstrahlenden Leuchte mit 67% Direkt- und 33% Indirektanteil ist eine Anschlussleistung von weniger als 14 W/m² möglich. Der Energieumsatz kann durch eine kombinierte Konstantlicht/Anwesenheits-Reglung weiter reduziert werden.“ 3.3 Eine Planung auf Basis der Methode B (z.B. Psychologie, Arbeitswissenschaft) würde den Einsatz der direkt/indirekt Beleuchtung so begründen: „Durch die Wahl der Direkt/Indirekt-Beleuchtung wird ein ausgewogenes Lichtklima im Raum erzielt. Es erleichtert die Konzentration durch die Betonung der Arbeitsfläche, welche am hellsten beleuchtet ist. Gleichzeitig wird durch die Aufhellung der Decke und der oberen Wandbereiche im gesamten Raum ein hohes Helligkeitsniveau bewirkt, dass in vergleichenden Studien das Raumerleben unterstützt (Fleischer). Da Tätigkeiten wie Lesen und Schreiben in dem geplanten Büro zu den Primäraufgaben gehören, wurde als Lichtfarbe neutralweiß festgelegt. (Berman und Witting konnten eine Verbesserung der Sehleistung bei bläulichem Licht nachweisen; Navab zeigte, dass dieser Effekt besonders stark ist, wenn das Licht hoher Farbtemperatur aus der Peripherie abgestrahlt wird). Es ist überdies davon auszugehen, dass sich aufgrund der günstigen Bewertung des Spektrums der neutralweißen Leuchtstofflampe durch den nichtvisuellen Rezeptor (s. Gall, Rea) ein ergotropes Klima einstellt. Da alle beschriebenen Effekte mit der Leuchtdichte in der Peripherie ansteigen, wird eine hohe Deckenleuchtdichte angestrebt. Diese wird durch eine Leuchte mit einem Indirektanteil von 67% realisiert.“ 3.4 Eine Planung auf Basis der Methode C (z.B. Lichtdesign) würde den Einsatz der Direkt/Indirekt-Beleuchtung so begründen: „Der Tages- und Jahres-Rhythmus des Lichtes auf unserer Erde hat bei allen Lebewesen zu einer Anpassung an Lichtbedarf und Lichterwartung geführt. Während der Tages- (Hell-)Zeit entspricht ein helles offenes Lichtklima mit Schwerpunkt im Zenit – d.h. hier an der Decke – der Erwartungshaltung. Eine Indirektbeleuchtung über die Decke ist am ehesten geeignet während des Tages die natürliche Beleuchtung über die Fenster in die Raumtiefe fortzuführen bzw. in den 200 tageslichtarmen Jahreszeiten sinnfällig zu ergänzen. Ein gleichmäßig bewölkter Himmel wirkt wenig attraktiv und energetisierend. Das Direktlicht der Dir/IndLeuchten wird assoziiert mit der Wirkung der Sonnenstrahlen, es akzentuiert, schärft die Hierarchie von Arbeitsplatz zur Arbeitsumgebung und verleiht im Verbund mit der hellen Decke dem gesamten Raum die angestrebte extrovertierte und ergotrope Qualität natürlichen Tageslichtes. Mit dem Lauf des Tages verändert sich auch die Erwartung an die Lichtqualität. Zum Abend hin wird der öffentliche Tagesraum abgelöst durch den privaten Nachtraum. Der damit verbundene Wunsch nach Konzentration und Kontemplation wird umgesetzt durch die Schaffung von Lichtinseln. Die Dir/Ind Leuchte ist mit zwei Lichtfarben in ihrem separat dimmbaren Indirektcontainer ausgestattet. Diese gestatten einen sanften Übergang zu einer introvertierten Abendstimmung mit gedimmtem warmweißem Deckenlicht bei ausschließlich auf die Arbeitsflächen zugeschaltetem Direktlicht.“ 4 Wer hat recht? Auch wenn die drei Ansätze im Prinzip dieselbe Licht-Lösung befürworten, so plädieren sie doch im Detail für technisch unterschiedliche Varianten (A und B fordern unterschiedliche Lichtverteilungsverhältnisse. A empfiehlt konstante künstliche Beleuchtung während C unterschiedliche, von der Tageszeit abhängige Beleuchtungsarten fordert, usf.). Vordergründig stellt sich die Frage nach dem „Wer hat recht?“ Die erste Antwort kann nur sein „alle – bis zu einem gewissen Maß“. Im Rahmen der durch die Methoden vorgegebenen Denkansätze und bei Anerkennung des jeweiligen Gültigkeitsbereiches ist jede der aufgeführten Lösungen akzeptabel und korrekt geschlussfolgert. Im Beispiel A wird mit den bekannten und allgemein akzeptierten Zusammenhängen von Sehleistung, Sehkomfort - sowie Betriebskosten – und den projektspezifischen lichttechnischen und geometrischen Parametern der Gültigkeitsnachweis geführt. Alle ermittelten Größenwerte liegen wenigstens im „normalen Bereich“ und die Lösung stellt den (bei mehreren hier nicht aufgeführten Alternativen) vorteilhaftesten Mix aus Beleuchtungsstärkeniveau, Sehkomfort und Wirtschaftlichkeit dar. Die Korrektheit der Lösung wird also abgeleitet aus der Anwendung allgemeingültiger Formeln und der Übereinstimmung der ermittelten Werte mit allgemein akzeptierten 201 und zumeist in Regelwerken und Normen zitierten Richtwerten. Eine darüber hinausgehende komplexere Betrachtung (z.B. zur Lichtfarbe, Zusammenspiel von Kunstlicht/Tageslicht beschreibbarer oder Arbeitszeit) Zusammenhänge nicht ist aufgrund möglich. Die fehlender technisch Allgemeingültigkeit der Aussagen bleibt so erhalten. Beispiel B ist bis zu einem gewissen Grade in der Lage die angesprochenen komplexeren Aspekte zu bearbeiten. Hierzu werden die Ergebnisse von Untersuchungen herangezogen, in denen einzelne Detailfragen (z.B. Lichtfarbe) in eingegrenzten Settings evaluiert wurden. Das jetzt zentrale Detail kann und wird in seiner Komplexität durch das Heranziehen unterschiedlicher Forschungsergebnisse vertieft. Die Qualität der Planung steigt – zumindest in diesem Detail. Diese Möglichkeit der Verbesserung wird allerdings erkauft mit einer höheren Angreifbarkeit, da die zitierten Quellen in der Regel noch kein unwidersprochenes Allgemeinwissen darstellen. Beispiel C argumentiert mit der z.Z. sehr populären Betrachtung der Korrespondenz von Tageslicht und Kunstlicht und argumentiert hierbei mit evolutionstheoretischen Ansätzen. Die Lösungsidee wird ergänzt mit Konzepten aus weiteren Fachgebieten (helle Decke / Lichtinsel korrespondieren mit Wahrnehmung und Gestaltung) und mündet in einem technischen Umsetzungsvorschlag. Im Vordergrund steht die Lösungsidee. Legitimiert wird sie durch die Plausibilität ihrer Darstellung, die allerdings sehr irrtumsanfällig ist (z.B. übersieht der Bezug auf die Evolution kulturell eingeschliffene Gewohnheiten und Erwartungen an die Arbeitsverteilung). Je umfassender und je unangreifbarer Idee und Umsetzung sind – vor allem vor dem Hintergrund der konkreten Situation - desto besser ist die Qualität der Planung. Da Methode C an keine bestehende wissenschaftliche Gemeinschaft und deren Paradigmen gebunden ist, kann sie nach ihrem Selbstverständnis auch auf ungewöhnliche und u.U. „verbotene“ Lösungen zurückgreifen, die aber in der konkreten Situation die Qualität der Lösungen nach A und B übertreffen können. (Beispiel: Der französische Kameramann und „Lichtdesigner“ Herni Alekan hat aus Naturbeobachtungen und aus der bildenden Kunst seine Konzepte von primärem (direktem), sekundärem (diffusem) und tertiärem (reflektiertem) Licht absolut schlüssig entwickelt. Durch die konsequente Umsetzung dieser Theorie im Film konnte er in seiner Zusammenarbeit mit Jean Cocteau bis Wim Wenders Ergebnisse höchster Qualität erzielen). 202 Die problematische Seite der Methode C ist allerdings ebenfalls die mangelnde Absicherung durch die Regeln allgemein akzeptierter Schulen. 5 Schlussfolgerungen: Es lassen sich aus dem bisher gesagten zwei Schlussfolgerungen ziehen: 1. Die Möglichkeit einer Planung hoher Qualität wächst von Methode A zu B zu C, da jeweils die Möglichkeit zur komplexen Betrachtung der konkreten Situation wächst. 2. Die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns wächst ebenfalls, da die Absicherung durch „allgemein anerkanntes“ Wissen sinkt. Die Ausgangsfrage „Wer hat recht“ ist nicht weiterführend und sollte ersetz werden durch die Überlegung “ Welches Fachgebiet / welche Methode löst die spezielle Fragestellung meiner Beleuchtungsaufgabe am besten. “ Wenn z.B. in den Räumen einer Werbeagentur häufig Hochglanzbroschüren begutachtet werden, so ist das Fachwissen der klassischen Lichttechnik um die Vermeidung von Reflexblendung sehr wertvoll. Wird die Arbeit während bestimmter Kampagnen häufig auch nachts durchgeführt, so werden die Kenntnisse der mit der Chronobiologie vertrauten Arbeitsmedizin sehr hilfreich sein. Mit der Hilfe des Lichtdesigns kann schließlich erreicht werden, dass die Forderungen aus Lichttechnik und Arbeitsmedizin zusammen kommen und der Auftritt der Agentur vor ihren Klienten durch imagebildendes „Corporate Lighting“ unterstützt wird. Eine zufriedenstellende, stimmige Beleuchtung kann nur durch die Integration der verschiedenen disziplinären Ansätze gelingen. Dafür ist es allerdings notwendig, ihre jeweils angewandten Methoden, ihre Möglichkeiten und auch ihre Grenzen zu kennen und anzuerkennen. Literatur zu 3.3 Berman S.M. u.a. Luminance-Controlled Pupil Size Affects Landolt C Task Performance, JIES, Vol 22, Summer 1993 203 Fleischer S., Schierz Ch. Die psychologische Wirkung veränderlicher Kunstlichtsituation auf den Menschen, LUG, 2002 Gall D. Circadiane Lichtgrößen und deren meßtechnische Ermittlung, LICHT 11/12, 2002 Navvab M. A Comparison of Visual Performance Under High and Low Color Temperature Fluorescent Lamps, JIES, Vol 30 No 2, Summer 2001 Navvab M. Visual Acuity depends on the Colour Temperature of the surround Lighting, JIES, Vol 30 No 2, Summer 2001 Witting W. Tageslicht oder Kunstlicht, OTTI, 2001 204 Psycho – physiologische Aspekte des Bühnenlichtes Tadeusz Krzeszowiak Höhere Technische Bundes- Lehr- und Versuchsanstalt Laboratorium für Lichttechnik Dr. Eckener Straße 2-10, A- 2700 Wiener Neustadt, Austria Institut für Theaterwissenschaft, Universität Wien Hofburg, Batthyanystiege, A- 1010 Wien, Austria 1 Einleitung „... das Licht, sein Schatten und seine Farben können mit sich eine magische Wirkungskraft auf den Zuschauer bringen und mit seinem Reichtum den leeren Bühnenraum ausfüllen, das Bühnenbild in belebte Elemente der Aufführung umwandeln, die Aussagekraft der Agierenden vertiefen... „ Wie die zahlreichen psycho-physiologischen Untersuchungen erwiesen haben, werden rund 80 % der Informationen aus der uns umgebenden Außenwelt in die Hirnrindenzentren mittels Sehorganes übertragen und dort registriert. Der ergänzende Teil, also nur 20 %, gelangt in unser Bewusstsein mittels der übrigen vier Sinnesorgane. Ähnliche Relation wird im Falle des Empfangs von dem Zuschauer einer Theateraufführung eingehalten; im höchsten Grade wird hier das Sehorgan und als komplementäres in der Perzeption vor allem das Hör- aber auch das Riechorgan engagiert. 2 Bühnenlicht Beim Betrachten einer Theateraufführung ist dem Zuschauer die Tatsache meist nicht klar, dass diese Aufführung Ergebnis der Arbeit einer Gruppe von Menschen und Summe riesengroßer Anstrengungen der Schauspieler und Sänger, Tänzer und Musiker, Regisseure und Bühnenbildner sowie einer großen Gruppe von Mitarbeitern hinter den Kulissen bildet. Die letzte Gruppe nimmt indirekt an jeder 205 Vorstellung teil, wobei sie diese Aufführung an Lichtstimmungen und akustischen Effekten, an Dekorationen und Requisiten, Masken und Kostümen bereichert und jeder von diesen untrennbaren Bestandteilen auf der Bühne einem Ziel untergeordnet ist. Dieses Ziel ist die subtilste Übermittlung des Inhaltes der Aufführung. Es ist klar, dass keines von den erwähnten Elementen in einer richtig aufgeführten Vorstellung über die anderen dominieren soll. Es ist auch bekannt, dass oftmals richtiges Bühnenlicht, passendes Kostüm oder entsprechende Dekoration den Agierenden auf der Bühne das Hineindringen in die Geheimnisse der von ihnen dargestellten Rollen erleichtern, und umgekehrt; ein schlechtes Bühnenlicht, ein schlechtes Kostüm und eine unpassende Dekoration können stark die Wiedergabe der gespielten Gestalt erschweren und über den Misserfolg eines ansonsten hervorragenden Stückes entscheiden. Die zeitgenössischen Inszenierungserfordernisse stellen vor der Theatertechnik aller Fachgebiete immer größere Ansprüche. Es geht daraus hervor, dass alle Bühneneffekte die integralen Bestandteile einer Aufführung bilden. Die Hauptgruppe von diesen Effekten bildet das Bühnenlicht. Das geht aus der Tatsache hervor, dass es ohne Licht keine Aufführung gibt, weil der Empfang sämtlicher Sehempfindungen unmöglich gemacht wird. Eine Theateraufführung kann ohne Dekoration, ohne Kostüme, ohne Maske und im äußersten Falle auch ohne Personen auf der Bühne, aber nie ohne Licht stattfinden. Das Bühnenlicht ist eine der Hauptquellen der Bühneneffekte, die dem Regisseur das Unterstreichen der von dem Text des Stückes diktierten Stimmung ermöglicht, dem Bühnenbildner ermöglicht das Umfärben der Dekoration, wobei es manchmal grundsätzlich ihr Aussehen und ihren Charakter ändert, je nach dem Verlauf der Bühnenhandlung. Ein geschickter Umgang mit dem Licht ermöglicht das Verwandeln der Bühne von Tages- oder Jahreszeiten. Es ermöglicht die Darstellung des Grauens eines tobenden Gewitters oder Sturms, der Freude der Natur über den erwachenden Tag und der Morgenröte, des Sonnenunterganges oder der Stille des Abends, der romantischen Stimmung einer Mondnacht oder der Grausamkeit einer Mordszene. Das Licht ändert das Innere derselben Bauernhütte oder Schlosskemenate, die einmal gemütlich und ein andermal dramatisch aussehen können. Das Licht schafft die Möglichkeit die Projektion ganzer Fragmente von 206 Dekorationen anzuwenden oder auf die Spielfläche bunte Flecken und Schatten von verschiedensten Formen zu werfen. Es erlaubt auch die Dreidimensionalität der flachgemalten Dekorationen zu erreichen oder ihre Tiefe zu verlieren. Das Licht kann die Einfallsrichtung, seine Intensität und Farbe ändern und damit, kein Element auf der Bühne dabei verstellend, optisch die ganze Dekoration und ihren Charakter ändern. In der obengenannten Fassung der Rolle des Lichtes, kann man dem Zuschauer die ganze Bühne oder nur einen Teil davon sichtbar machen. Man kann mit Hilfe von Licht den gewünschten Charakter der Bühnenhandlung von reinem Naturalismus bis zur völligen Abstraktion verleihen, also eine eindeutige Lichtkomposition der Szene schaffen und dadurch die psycho-physiologische Wirkung des Lichtes und der Farben auf den Zuschauer erreichen. In solcher Fassung erfüllt das Bühnenlicht drei Grundfunktionen: - die Sichtbarkeit, - die Komposition und - die psycho-physiologischen Wirkung. 2.1 Sichtbarkeit des Bühnenraumes Das Licht ermöglicht den Zuschauern die Bühnenaktion, die auf der ganzen Bühne oder auf einem Teil spielt, zu beobachten. Man kann die Interessen des Zuschauers leiten, wenn man den Akzent auf bestimmte, gewählte Bühnenfragmente legt, was man durch stärkeres Beleuchten dieser Stellen erzielt. Deswegen sollte das Licht, das auf den Gegenstand der Interessen im gegebenen Moment fällt, abgesondert vom Rest des Bühnenlichtes betrachtet werden. Davon hängt nämlich das Hervorheben oder Verbergen eines Elementes im ganzen Bühnenraum ab. Eine solche Verteilung des Lichtes erlaubt es die Szene unterschiedlich zu betrachten. Den optischen Kontrast kann man durch die Auswahl der geeigneten Kostümfarbe und Struktur der Kostümfläche, sowie der Dekorationselemente, deren Lichtreflexion und Lichtstreuung unterschiedlich ist, erzielen. Auf diese Weise kann man die Kontraste schattieren, wenn sie zu scharf sind, hervorheben, da wo sie nötig sind. Oft ist es notwendig ein Element von der ganzen Bühne zu isolieren, und somit ihm einen optischen und dramatischen Schwerpunkt zuzuordnen. In dieser rein physikalischen Funktion wird das Licht einerseits den ausgewählten Teil der Bühne oder den Gegenstand, der gesehen werden soll stark und dominierend, andererseits 207 den der nicht gesehen werden soll sehr schwach, direkt unbemerkt oder überhaupt nicht, beleuchten. 2.2 Komposition des Bühnenlichtes Die Lichtstimmung auf der Bühne kann in zwei extremen Varianten ausgeführt werden; entweder als eine natürliche oder eine abstrakte Empfindung für den Zuschauer. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es eine Vielzahl der Lichtstimmungen als eine Mischung derselben. Bei der ersten Variante muss das Bühnenlicht mit natürlicher Lichtempfindung des Zuschauers harmonisieren. Das was wir als Lichtsinn des Menschen bezeichnen, das sind seine Erfahrungen und Erlebnisse mit dem Licht in seinem zyklischen Wechsel zwischen Tag und Nacht. Das sind auch Erfahrungen, die mit der Lichtveränderlichkeit, je nach Jahreszeit, die dem Menschen von der Natur gegeben sind, zusammenhängen. Jeden Tag kann man sich überzeugen, dass die natürlichen Lichtquellen (Sonne, Himmelsgewölbe, Sterne) von oben nach unten strahlen, so muss auch das künstliche Licht auf der Bühne, wenn wir den Naturalismus der Szene einhalten wollen, demselben Prinzip untergeordnet werden. Die entstehende Licht-Schatten Komposition muss vom Zuschauer als natürlich empfunden werden. Zum Beispiel: - Die Vertiefungen in den Elementen der Dekorationen und Requisiten werden von oben verdunkelt und aufgehellt von unten. Bei den Hervorhebungen werden sie von oben aufgehellt und von unten wiederum verdunkelt. - Die Morgenröte beginnt mit der Horizontallage der Sonne und tiefen roten Farbe des Sonnenkreises, dann aufsteigend bis zum Zenit gehen die Farben von Orange, Gelb ins fast Weiße über. Ungekehrt wird der Farbenverlauf bei Sonnenuntergang. - Der Regenbogen erscheint in Form eines Teilkreises, je nach Lage der Sonne, und beim einfachen Regenbogen mit den sanften Übergängen der Spektralfarben: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett von oben nach unten gesehen. In der zweiten Variante des Bühnenlichtes, nämlich in der Variante der Abstraktion sind keine Regeln festgelegt. Es entsteht eine imaginäre räumlich-dynamische Bühnenlichtstruktur, die häufig zur einer Inspiration für den Zuschauer wird. In den meisten Fällen wird solches Bühnenlicht zum Hauptwerkzeug der Aussagekomposition gemacht. Zum Beispiel: die tragischen Szenen werden bei 208 gedämpftem, gerichtetem Licht mit starken Kontrasten abgespielt. Diese abstrakte Art des künstlerischen Ausdruckes ist Kunst des Lichtes und Schattens, der Farbe und des Kontrastes in ihrer statischen oder dynamischen Form, sie bildet den untrennbaren Teil der Szenerie und oft die Szenerie selbst. 2.3 Psycho-Physiologie des Bühnenlichtes Ausgehend von der physikalischen Funktion des Bühnenlichtes, nämlich der Sichtbarkeit, ist die Bühne eine Reihe von optischen Reizen mit unterschiedlichen Eigenschaften, die auf den Zuschauer einwirken. Diese physikalische Einwirkung vollendet sich sowohl in der physiologischen, als auch der psychologischen Sphäre jedes Zuschauers und das für jeden auf eine eigentümliche Weise. Diese psychophysiologische Reaktion des Zuschauers in Gestalt der Gesamtheit von Eindrücken bildet eine Wiederspiegelung der auf der Bühne entstandenen Stimmung. Somit beeinflusst das Bühnenlicht den Organismus und die Psyche des Zuschauers, sei es direkt entsprechende physiologische Reaktionen erweckend, sei es infolge der Assoziationen, die das Licht in der psychische Sphäre hervorruft, in Übereinstimmung mit früheren Erfahrungen. 2.3.1 Physiologische Wirkung Bei der Auswahl und der Art des Bühnenlichtes soll man vor allem die physiologischen Reaktionen des Sehorgans auf das Licht berücksichtigen, also u.a. Spektrale Lichtempfindlichkeit des Auges, Weber-Fechnersches Gesetz, Talbotsches Gesetz oder Purkinje-Effekt. Das, dass die Intensität der im Auge des Menschen entstehenden Eindrücke von der Farbe des fallendes Lichtes abhängig ist, ist eine Eigenschaft des Auges. Den größten Eindruck beim gleichen Wert der Energie der Farbreize macht das GelbGrün, die schwächsten Eindrücke stammen von Rot und Violett, die, die äußersten Bereiche des Farbspektrums bilden. Bekannt ist die Tatsache des Auftretens der Adaptation an Dunkelheit, die beim plötzlichen Verdunkeln eines sehr hell beleuchteten Raumes entsteht, infolgedessen entsteht Sehstörung, die mehr als ein duzend Sekunden dauert. Das steigert den Eindruck der totalen Dunkelheit in den ersten Momenten, wovon oft bei den Verwandlungen von einer Szene in die andere Gebrauch gemacht wird. Einen umgekehrten Effekt – ein rasches Aufhellen der Bühne – kann beim Zuschauer eine 209 Blendungserscheinung verursachen, und in seiner Psyche zusätzlich den Eindruck der Aktionswende geben. Eine andere interessante Eigenschaft des Auges ist eine automatische, unbewusste, Wendung zu den Punkten, die sich im Gesichtsfeld befinden und die größte Leuchtdichte aufweisen. Man nützt diese Eigenschaft für die Beleuchtung der Solisten auf der Bühne. Auf solche Art beleuchteter Solist oder Dekorationselement wird unter dem Rest der Bühne exponiert. Das Operieren mit dem Wert der Leuchtdichte auf der Bühne ist auch mit den Seheigenschaften verbunden. Bei geringer Leuchtdichte erfolgt eine Annäherung der Arbeit des Sehorganes an die Bedingungen des Dämmerungssehens, in denen die Unterscheidung der Farben von einander wesentlich geringer ist, und jede Farbe in gräuliche Schattierung übergeht. Der größere Wert der Leuchtdichte fördert die Genauigkeit der Wahrnehmung dessen alles, was auf der Bühne geschieht, dank der Arbeit des Sehorgans, die den Bedingungen des Tagessehens nähert. Adaptiert zuerst das Auge zum Tagessehen, später zum Nachtsehen, also z.B. wenn man nur den Wert der Leuchtdichte beim Übergang von der Tages-Szene auf die Abends- oder Nachts-Szenerie ändert, so beginnt die Helligkeit des Blauen über das Rote optisch zu dominieren. Sehr interessante Effekte kann man erreichen, wenn man die physiologische Art der Augenreaktion auf die in der Zeit veränderlichen Lichtreize kennt. Man kann abwechselnd den Eindruck der Helligkeit und Dunkelheit des beleuchteten Bühnenraumes mit dem Impulslicht hervorrufen, z.B. den Blitzeffekt während des Gewitters, oder den so gern benutzten stroboskopischen Effekt während der Bewegung der Tänzer beim Ballettabend. Liegt die Frequenz der Lichtimpulse unter der Flimmerverschmelzungsfrequenz des Auges sehen wir die MomentanAufnahmen der Bewegungen also nacheinander eingefrorene, abgehackte im Raume stehende Bilder. 2.3.1.1 Licht und Hormone Das Licht und seine Farbe können auch indirekt durch das Sehorgan auf den Organismus des Zuschauers einwirken. Die psycho-physiologischen Untersuchungen der letzten zwanzig Jahre haben sehr interessante Ergebnisse erbracht. 210 Das vom Auge aufgenommene Licht wird über zwei voneinander unabhängigen Sehbahnen geleitet. Die erste „optische“ Bahn dient dem Sehen und endet in den Sehrinden des Gehirns. Die zweite „energetische“ (vegetative) Bahn leitet die mit dem Licht transportierte Energie bis zur Zirbeldrüse ( Epiphyse), die in der Hirnhemisphäre angelegt ist. Die Retina, die Netzhaut des Auges, ist durch Nervenfasern über den Hypothalamus direkt mit der Zirbeldrüse verbunden (Abb. 1). Diese Drüse ist eine endokrine Hormondrüse, die ihr Sekret Melatonin direkt in den Blutstrom abgibt, der es in alle Teile des Körpers trägt. Die Produktion des Hormons Melatonin, das den Wach-Schlaf-Rhythmus des Menschen steuert, wird durch die Lichtenergie kontrolliert. Beim energiereichen Lichteinfall wird die Produktion des Hormons gehemmt, in der „biologischen“ Dunkelheit steigt die Aktivität des Melatonin an. Dieses Hormon ist für den Tag-Nacht-Rhythmus verantwortlich und die Epiphyse wird als „das dritte Auge“ bezeichnet. Als Gegenhormon wird in der Zirbeldrüse, wenn es hell wird, das Serotonin ausgeschüttet und der Mensch wird munter. Es beeinflusst die Kontraktion des Herzmuskels, wirkt auf die Körpertemperatur und die Nahrungsaufnahme. Verlängert man künstlich die Wirkung des energiereichen Tageslichtes z.B. durch das Einschalten der elektrischen Lampen, baut die Leber das Melatonin ab und der Mensch wird nicht schläfrig (Abb. 2) Epiphyse Abb.1 Schematische Darstellung der optischen und energetischen Bahn im Gehirn. Abb. 2 Unterdrückung der Melatonin– Produktion durch Licht in der Nacht. Das Licht wirkt über die Augen auch auf das andere Gehirnzentrum, nämlich auf den Hypothalamus-Hypophysen-Komplex. Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse), eine 211 kleine Drüse an der Unterseite des Hypothalamus (vegetative Zentralsteuerung) im Zwischenhirn, scheidet eine Anzahl unterschiedlicher Hormone aus, die für die Erhaltung vitaler Funktionen des Körpers angelegt sind u.a. das Melanotropin und Gonadotropin. Fast alle Hormone, die von Gehirnzentren gebildet werden, sind deshalb lichtabhängig in ihrer Ausschüttung. Die Hypophyse produziert auch eine Reihe von „Vermittlerhormonen“ (z.B. Corticotropin) , die direkt auf andere endokrine Drüsen, also Drüsen die ihre Sekrete unmittelbar in die Blutbahn ausscheiden, einwirken, um deren Funktion anzuregen. Das freigesetzte Cortikotropin gelangt auf dem Blutweg z.B. zur Nebennierenrinde. Somit lösen die Hypophyse-Hormone dadurch auch Hormone aus, die von den Drüsen außerhalb der Gehirnzentren ausgeschüttet werden, tagsüber oder nur in der Nacht. Hauptsächlich sind das folgende Drüsen: die Schilddrüse, die Nebennieren und die Keimdrüsen. Die Nebennieren als paarig angelegte Drüsen, gegliedert in Mark- und Rindenschicht, liefern lebenswichtige Hormone: das Mark das Adrenalin und die Rinde das Cortisol. Da der Auf- und Abbau dieser Hormone sehr schnell erfolgt, ist auch ihre Wirkung relativ kurzzeitig. Das Adrenalin, das durch die Blutgefäße im ganzen Körper rasch transportiert wird, wirkt physiologisch auf Herz und Kreislauf, bewirkt eine Steigerung der Herzfrequenz und eine Verengung der Blutgefäße und damit die Steigerung des Blutdruckes.Dazu kommt noch die Atem- und Pulsbeschleunigung wie auch die Pupillenerweiterung im Auge. Bei Wirkung vom Cortisol sinken nachweisbar der Puls wie auch der Blutdruck. Es wirkt regulierend auf den Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel. Es erhöht die Glukosekonzentration im Blut und wirkt gegen Rheumatismus. Wie die Untersuchungen erwiesen haben, kommt es bei rotem Licht zur vermehrten Produktion von Adrenalin. Blaues Licht dagegen produziert verstärkt Cortisol und die Adrenalinproduktion wird gebremst. Das grüne Licht, das im „goldenen Schnitt“ (ein 3:5 Verhältnis) des sichtbaren Spektrums liegt, sorgt für die ausgeglichene Produktion von Adrenalin und Cortisol. Das Rot wirkt also anregend, das Blau beruhigend und das Grün gesund auf den Organismus eines Menschen ein. Das weiße Licht wirkt auf die Konzentration weißer Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut (Abb. 3). 212 Die Keimdrüsen (Gonaden = Hoden oder Eierstöcke), die auch paarig angelegt sind, erfüllen bei beiden Geschlechtern eine doppelte Funktion: sie produzieren die Sexualhormone und die Geschlechtszellen (Gameten = Spermien oder Eier). Zu den Sexualhormonen gehören bei Männern die androgenen Hormone, vor allem das Testosteron und bei Frauen zwei Hormone vor allem das Östrogen und das Progesteron. Es ist nachgewiesen worden, dass mit steigender Sonnenenergie die Ausschüttung vom Melatonin drastisch gedrosselt wird und somit die Produktion der Keimdrüsen-Hormone von ihrer Unterdrückung befreit wird. Abb. 3 Konzentration der Leukozyten im Blut Abb. 4 Suppression von Melatonin über der über der Hornhaut – Beleuchtungsstärke. Hornhaut-Beleuchtungsstärke. Das Licht wirkt auch über die Haut auf den menschlichen Organismus. Die Keimschicht der Haut ist durch von unten hineinragende Papillen der Lederhaut vielfach gebuchtet und bietet dadurch dem Licht eine stark vergrößerte Oberfläche. Die Keimschicht ist zwar gefäßlos, doch das Zellgefüge ist mit ausgedehnten Lymphräumen durchsetzt. Diese Keimschichtlymphe befindet sich in einem lebhaften Stoffaustausch mit dem Blut der unmittelbar darunter liegenden Lederhaut. Alle Blutstoffe können ständig der Keimschicht zugeführt, dort durch das eindringende Licht verändert und schließlich wieder in das Blut zurückgeführt werden. Deshalb wird die Haut als „das vierte Auge“ betrachtet. 213 Die oben angeführte Betrachtung der Wirkung des Lichtes auf die Aktivität von Hormonen bezieht sich auf die Laboruntersuchungen verschiedener Art, die von der Lichtsituation auf der Bühne während einer Aufführung mehr oder weniger abweichen. Die Labor-Ergebnisse lassen sich schwer 1:1 in die Bühnenpraxis zu übertragen. Jedoch die Tendenz der Aktivität der Hormone durch das Bühnenlicht wird bei jeder Lichtstimmung beibehalten. Somit vermittelt das Bühnenlicht wichtige biologische Vorgänge im Organismus nicht nur des Zuschauers sondern und vielleicht sogar mehr im Organismus der agierenden Personen auf der Bühne (Sänger, Schauspieler, Tänzer,...) Entscheidend für die Wirkung des Bühnenlichtes auf dem hormonellen Wege ist vor allem die spektrale Bestrahlungsstärke der Netzhaut des Auges und die Expositionszeit der Lichtstimmung, die gerade auf der Bühne herrscht, von großer Bedeutung. Anders gesagt: es muss genügend Strahlung ins Auge kommen und die Dauer seiner Bestrahlung nicht unter der vegetativen Reaktionszeit liegen. Die neuesten Untersuchungen haben gezeigt, dass z.B. die 50 % Produktionsunterdrückung von Melatonin bei rund 100 lx der vertikalen Hornhaut-Beleuchtungsstärke am Auge liegt (Abb. 4). 2.3.2 Psychologische Wirkung Genauso wichtig wie der physiologische Aspekt des Sehens ist die psychologische Interpretation der Theateraufführung. Zur Aufgabe der Aufführung wird u.a. die Anregung der Phantasie der Zuschauer und das Versetzen sie in die Welt, in der die Bühnenhandlung spielt, wo die Worte und der darin enthaltene Inhalt, die Geste der Sänger, die Mimik und Bewegung der Tänzer, das Bühnenbild und Kostüme zu Einwirkungsmitteln werden. Die Aufführung bildet nämlich ein gewisses Kondensat der oft im alltäglichen Leben des Menschen abspielenden Handlungen. Die oft im Verlauf von mehreren Jahren vorkommenden Ereignisse müssen hier in kurzer Zeit dem Zuschauer voll und ganz gezeigt werden. Sie müssen den Zuschauer zur Ablenkung von der Wirklichkeit bringen und in ihm die Überzeugung erwecken, dass er auf der Bühne die Entwicklung einer wirklichen Handlung beobachtet. Die Auswahl von Inszenierungsmitteln muss unerhört präzis sein. Oft ändert eine scheinbar kleine Änderung der Richtung und der Größe des Lichtkegels oder der Lichtfarbe wesentlich die Komposition der ganzen Anordnung, manchmal bis zur Änderung ihres Charakters. 214 Eine interessante psychologische Eigenschaft des Menschen ist das Einteilen in die Wärme und Kälte des Lichtes. Zu der ersten Gruppe gehören langwellige Anteile des sichtbaren Spektrums (Rot, Orange, Gelb) und kurzwellige Anteile (Türkis, Blau, Violett) im Spektrum bilden die zweite Gruppe. Das bestätigt das Vorhandensein in der Farbenperzeption des Synästhesie-Effektes, der darauf beruht, dass der Reiz, der nur auf ein Sinnesorgan (z.B. Sehen) einwirkt, außerdem den für dieses Organ spezifischen Eindruck, auch Eindrücke im Bereich anderer Sinne hervorruft. In diesem Aspekt werden die warmen Farben zur Präsentation der positiven Gestalten und bei Dekoration zum Erlangen einer netten, heiteren Stimmung verwendet. Die Stimmung der Kälte und Ruhe, sei es romantische Nacht beim langsam vorbeiziehenden Mondschein kann man mit Hilfe vom Anleuchten mit blauem Farbton erreichen. Das farbige Licht ruft auch in seiner synästhetischen Wirkung die Empfindungen im Bereich des Gehörsinnes hervor. Und so festigen das Rot und Orange nicht nur scheinbar die Intensität der gehörten Musik, aber sie rufen auch am leichtesten die Hörempfindungen hervor. Es ist auch bekannt, dass man beim Musikhören bestimmte Farben empfindet, was bei manchen Zuschauer seine emotionelle Erlebnisse vertieft. Daher ist die Synchronisation der Lichteffekte mit den musikalischen von großer Bedeutung. Das Licht und seine Farbe können auch die kinästhetischen Empfindungen des Zuschauers beeinflussen: die Wahrnehmung anderer mit Hilfe vom Sehorgan empfundenen Eigenschaften des Gegenstandes, die Einschätzung ihrer Größe, ihres Gewichtes und der Entfernung in der sie sich vom Zuschauer befinden sind nicht nur vom Schwarz-Weiß-Kontrast, sondern viel mehr vom Farbkontrast abhängig. Die Gegenstände im Rot-Licht scheinen größer, schwerer und näher liegender zu sein als die gleichen Gegenstände, wenn sie mit einem blauen Licht beleuchtet werden. Somit erreicht man mit Rot die Nähe und mit Blau die Tiefe auf der Bühne. Nicht ohne Bedeutung ist die Präferenz der Farben des Lichtes, ihrer Symbolik und der Stimmungen, die von diesen Farben hervorgerufen werden, was bei dem Zuschauer spezifische psychische Verfassungszustände auslöst. Man kann also dem Zuschauer durch farbiges Licht (Blau, Gelb) auf der Bühne emotionelle Stimmungen aufzwingen. Das Gefühl der Macht und Kraft wird meist mit Rot oder 215 Purpur, der Ruhe und Stille mit Grün oder Blau realisiert. Man kann auch Unbehagen und angenehme Empfindungen, die Stimmung der Niedergedrücktheit, Trauer und Freude, Hoffnung und Resignation, Sicherheitsgefühl und Beunruhigung mit Farben unterstreichen. Diese Symbolik der Farben ändert sich zusammen mit der Entwicklung der Zivilisation im Verlauf der Zeit und in den verschiedenen Weltteilen unterschiedlich. Daher sichert auch die geeignete Auswahl und Abstimmung des Farbenspiels mit dem aufgeführten Stück seine Authentizität und erlaubt es den Zuschauer in die damalige Szenerie zu übertragen. Eine bedeutende Tatsache bei der Perzeption einer Vorstellung ist die, dass die Anregung der Rezeptoren eines Sinnesorganes die Änderung der Fühlschwelle der Rezeptoren eines anderen Sinnesorganes verursacht, was als Effekt den Namen Sensibilisierung trägt. Die Sehempfindungen ändern also die Empfindlichkeit des Hörrezeptors und umgekehrt. Auch unter den Rezeptoren, die nur für ein Sinnesorgan geeignet sind, kommen gegenseitige tiefe Einwirkungen vor. Im Falle des Sehorgans hat die Entfernung einen Einfluss auf die Farbe, das Empfinden der Tiefe auf die Gestalt des Gegenstandes und die Leuchtdichte der Dekoration auf das Empfinden ihrer Farbe. In der psychologischen Einwirkung der Vorstellung auf den Zuschauer spielen auch die Farbverbindungen eine wesentliche Rolle, die auf dem Weg des bedingten Reflexes entstehen, hauptsächlich dann, wenn zwei Erscheinungen auf einmal auftreten. Wenn es schon mehrmals vorgekommen ist, so genügt es, dass eine von ihnen auftritt, so kommt automatisch auch die zweite vor. Diese oben erwähnte Erscheinung wird Farbassoziation genannt, sie ist also eine bestimmte Reaktion auf bestimmte Farben. Auf diese Weise kommen zur Wahrnehmung der Farbe auf der Bühne noch die mit der Lichtfarbe verbundenen früheren Erinnerungen, Begriffe, Stimmungen, physiologische Zustände und bestimmtes Verhalten hinzu. Die Verbindungskraft ist umso größer, je häufiger die Farbe mit den Erlebnissen des Zuschauers verbunden war, z. B. Rot mit Feuer, Gelb mit Sonne, Grün mit Natur, Blau mit Wasser oder Himmel. Außer diesen allgemeinen Verbindungen gibt es auch eigentümliche, stammend von den neuerworbenen oder von den schon vergessenen Erlebnissen, z. B. von der schon einmal gesehenen „derselben“ Theateraufführung. 216 ***** Die Summe aller von dem Zuschauer empfundenen Eindrücke bestimmt über die Qualität der Vorstellung, über die übermittelten ästhetischen und gedanklichen Werte. Also auch das Licht, sein Schatten und seine Farbe bilden für die Gestalten der Theatervorstellung und vor allem für den Zuschauer, nicht nur ein Element der Komposition auf der Bühne im Bereich der visuellen Ästhetik, aber eine enorme Kraft der Interpretation in seiner psychophysiologischen Funktion. Literatur [1] Krzeszowiak, T.: „Bühnenbeluchtungstechnik“, Diplomarbeit, Techn. Universität, Posen, März 1979 [2] Benner, K.: „Körper des Menschen“, Weltbild Verlag, Augsburg 1991 [3] Zimbardo, P.: „Psychologie“, Springer Verlag, Berlin-Heidelberg, 1983 [4] Sommer, K.: „Der Mensch – Anatomie, Physiologie, Ontologie“, Volk und Wissen,Verlag, Berlin 1979 [5] Heller, E.: „Wie Farben wirken“, Rowohlt Verlag, Reinbek/Hamburg 1995 [6] Küller, R.: „The effects of indoor lighting on wellbeing and the annual rhythm of hormones“, CIE 21 st session, Venice 1987 [7] Schierz, Ch.: “Leben wir in der biologischen Dunkelheit ?“, 15. Gemeinschaftstagung, Maastricht, 22.-25. 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Holick, Ph.D., M.D. Vitamin D, Skin and Bone Research Laboratory; Section of Endocrinology, Diabetes, and Nutrition; Departments of Medicine, and Biophysics and Physiology; Boston University Medical Center, Boston, MA. Vitamin D is taken for granted and its full health potential is underappreciated by both physicians and patients. Because vitamin D is associated with bone health in growing children, little attention has been made about the important role that vitamin D plays in maximizing and maintaining bone health in adults and its implications for the prevention of many of the common cancers, hypertension, and type 1 diabetes (1). Unlike most fat soluble and water soluble vitamins that are plentiful in a healthy diet, very few foods naturally contain vitamin D. Consumption of oily fish, such as salmon or mackerel three to four times a week, or ingestion of cod liver oil on a daily basis are two natural sources. Some foods, such as milk and some breads and cereals are also fortified with vitamin D. A majority of our vitamin D requirement (80-95%) comes from our exposure to sunlight (1, 2). Vitamin D deficiency is extremely common in the U.S. adult population (1-7). Not surprisingly, elders both free living and who are in nursing homes have a high prevalence of greater than 50% of vitamin D deficiency. It has been assumed that young and middle aged adults are not at risk for vitamin D deficiency. However, the lifestyle for young and middle aged adults is such that they are constantly at work indoors. In addition, the heightened awareness about sun exposure and skin cancer has resulted in the use of a sunscreen before being exposed to sunlight. A sunscreen with an SPF of 8 will reduce the vitamin D synthesis by 97.5% (8). The CDC recently reported that 41% of African American women aged 15-49 yrs throughout the United States at the end of the winter were vitamin D deficient (9, 10). Thirty-two percent of medical students and residents at our hospital were found to be vitamin D deficient at the end of the winter (6). 219 Chronic vitamin D deficiency has subtle and insidious consequences for both bone health and overall health and well-being. Vitamin D deficiency results in a decrease in the efficiency of intestinal calcium absorption. The body responds by increasing the production of parathyroid hormone, which in turn mobilizes precious calcium stores from the skeleton. Thus, vitamin D deficiency can precipitate and exacerbate osteoporosis. In addition, vitamin D deficiency causes a mineralization defect of the skeleton, known as osteomalacia. Unlike osteoporosis, which is a silent disease, osteomalacia often presents as isolated or generalized muscle aches, muscle weakness, and bone pain. It has been estimated that upwards of 60% of patients with symptoms consistent with fibromyalgia, i.e. muscle and bone aches and pains is due to vitamin D deficiency (1, 11, 12). Exposure to tanning bed radiation resulting in an increase in circulating concentrations of 25-hydroxyvitamin D [25(OH)D] was effective in treating hypertension (13). It is now recognized that 1,25-dihydroxyvitamin D (biologically active form of vitamin D) can down regulate the renin-angiotension system. It is also recognized that most organs in the body have vitamin D receptors (VDR) (1, 11-15) and that 1,25(OH)2D is a potent down-regulator of cell growth. Furthermore, the prostate, colon, breast, as well as other tissues can make 1,25(OH)2D3 for the most likely purpose of regulating cell growth (16-18). There is strong evidence that vitamin D deficiency, especially those that live at higher latitudes are at higher risk of dying of many of the common cancers, including colon, breast, prostate, and ovary (19-21). The β-islet cells of the pancreas also have VDR. A recent study reported that children who received vitamin D supplementation decreased their risk of developing type 1 diabetes by 80% (22). Best method to determine vitamin D deficiency is to measure circulating concentrations of 25(OH)D. Patients who are vitamin D deficient will have a normal serum calcium due to their secondary hyperparathyroidism. Thus, the only measure of vitamin D status is a 25(OH)D level. 1,25(OH)2D is of no value and indeed can be low, normal or even elevated in a vitamin D insufficient patient (1). 220 The National Academy of Sciences recently recommended that the adequate intake of vitamin D to be 200, 400, and 600 IU for ages 1-50, 51-70, 71+, respectively. We, and others, have estimated that in the absence of exposure to sunlight the requirement is closer to 1,000 IU of vitamin D a day (1, 23-26). The goal is to maintain circulating concentrations of 25(OH)D of at least 20 ng/ml and preferably, between 30 and 50 ng/ml. The best method to treat vitamin D deficiency is to fill the vitamin D tank quickly by giving the patient 50,000 IU of vitamin D once a week for eight weeks (8). A repeat 25(OH)D after the therapy often shows an increase of at least 100%. However, if this does not occur a repeat of the treatment for an additional 8 weeks is recommended. For those who cannot absorb vitamin D, exposure to natural sunlight or tanning bed radiation (27-28) that has a component of ultraviolet B radiation is suggested (29-30). Because vitamin D is so common, I have recommended that similar to measuring a blood cholesterol annually, it is reasonable to do the same for 25(OH)D. This will insure that patients are vitamin D sufficient, thus, maximizing both their bone health, as well as their overall health and well-being (1, 31). References: [1] Holick, M.F. Vitamin D: the underappreciated D-lightful hormone that is important for skeletal and cellular health. Curr Opin Endicrinol Diabetes 2002, 9:87-98 [2] Holick, M.F. McCollum Award Lecture, 1994: Vitamin D: new horizons for the 21St century. Am J Clin Nutr 1994, 60:619-630 [3] Harris, S.S., Soteriades, E., Stina Coolidge, J.A. et al. Vitamin D Insufficiency and Hyperparathyroidism in a Low Income, Multiracial, Elderly Population. J Clin Endocrinol Metab 2001, 85: 4125-30 [4] Malabanan, A., Veronikis, I.E., Holick, M.F. Redefining vitamin D insufficiency. Lancet 1998, 351: 805-806 [5] Holick, M. F. The Sunlight 'D'ilemma: risk of skin cancer or bone disease and muscle weakness. Lancet 2001, 357:4-5 221 [6] Tangpricha, V., Pearce, E.N., Chen, T.C., Holick, MF. 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Medical Hypotheses 2001, 56:(3) 367-71 224 Lichttherapie Jürgen Zulley, Roland Popp Schlafmedizinisches Zentrum, Psychiatrische Klinik, Universität Regensburg, Universitätsstr. 84, 93059 Regensburg 1 Einleitung Unsere natürliche Umwelt zeigt im Laufe eines Jahres charakteristische Veränderungen, die gekennzeichnet sind durch klimatische Veränderungen, sowie durch die Veränderung der Tageslänge. Hierdurch wurde der Mensch der Urzeit und auch heute noch stark in seinem Verhalten beeinflußt. Wir schlafen im Winter länger als im Sommer, sind weniger aktiv, unsere Stimmung zeigt ein Absinken, wir sind müder als sonst und viele unserer Körperfunktionen arbeiten eher im Schongang. Der Wintertag ist nur halb so lang und nicht so hell wie ein Sommertag. Licht, welches hell genug ist, wirkt über die Retina und den retinohypothalamischen Trakt auf den Nukleus Suprachiasmaticus im Hypothalamus und unterdrückt dort die Ausschüttung des Hormons Melatonin. Dieser natürliche Stoff wird immer nachts ausgeschüttet, kann müde machen und die Stimmung drücken. Das Forschungsbgebiet der Chronobiologie (Kap. 2) untersucht diese Zusammenhänge. Bekannt ist in diesem Zusammenhang die Winterdepression. Die unter dieser Erkrankung leidenden Menschen zeigen regelmäßig im späten Herbst eine Depression. Diese Symptome verschwinden im Frühling plötzlich wieder. Das Ausmaß dieser Depression kann sehr unterschiedlich sein. Das Krankheitsbild der „ saisonalen depressiven Störung“ auch „saisonal abhängige Depression“ (SAD) oder Winterdepression genannt, ist international anerkannt und wird in den offiziellen Diagnosekriterien aufgeführt (Kap. 4). Die Therapie der ersten Wahl hierfür ist die Lichttherapie (Kap. 3). Diese Form der Therapie wird auch bei bestimmten Schlafstörungen (Kap. 5) angewandt. Neben dieser klinisch bedeutsamen Wirkung des hellen Lichts werden im Bereich der angewandten Forschung neue Ansätze erprobt, um die direkte aktivierende 225 Wirkung einzusetzen. Als Beispiel soll eine Studie (Kap. 6) dargestellt werden, wo blaues Licht als „Gegenmaßnahme bei Müdigkeit“ untersucht wird. 2 Chronobiologie Das Gebiet der Untersuchungen Chronobiologie und befasst Anwendungen zum sich mit den rhythmischen wissenschaftlichen Verlauf biologischer Funktionen. Gesteuert wird diese Periodik von einem endogenen Steuerungssystem (innere Uhren). Verschiedene Periodenbereiche lassen sich feststellen, wobei für den Menschen tagesperiodische Schwankungen (zirkadiane Rhythmen) von großer Bedeutung sind. Externe Reize (Zeitgeber) synchronisieren die endogen erzeugte Periodik mit unserem 24-Stunden Tag-Nacht-Wechsel. Der wichtigste Zeitgeber ist das Licht [1]. 2.1 Die physiologische Uhr Der Frage nach der Verursachung dieser Periodizitäten wurde in chronobiologischen Untersuchungen nachgegangen, in denen Versuchspersonen für längere Zeit (ca. 4 Wochen) von der Umwelt isoliert lebten und keine Kenntnis der Uhrzeit hatten. Es zeigte sich, dass die periodischen Schwankungen weiterhin stabil verlaufen und Schlafen und Wachen wie auch die Körpertemperatur weiterhin einen streng tagesperiodischen Wechsel zeigten. Der Schlaf-Wach-Wechsel bedingt nicht den täglichen Wechsel der verschiedenen Funktionen, da auch bei längerem Schlafentzug die Periodik nahezu unverändert weiterläuft. Der „Tag“ unter Isolationsbedingungen betrug jedoch im Mittel 25 Stdunden und wich so deutlich von unserem natürlichen 24 Stunden-Tag ab. In der Umwelt ist eine solche Periodizität nicht vorhanden und somit muss davon ausgegangen werden, dass ein inneres Steuerungssystem für den Ablauf der verschiedenen Funktionen verantwortlich ist. Ein solches endogenes Zeitprogramm hat die Eigenschaft biologischer Uhren, die den Ablauf von Prozessen im Organismus und die Abfolge seiner Handlungsweisen bestimmen. Durch diesen inneren Mechanismus wird der Organismus rechtzeitig auf Veränderungen in der Umwelt und auf notwendige Handlungsweisen vorbereitet, ohne dass hierzu externe Signale notwendig sind. Zusätzlich erlaubt dieses System endogener Uhren auch eine interne Koordination der verschiedenen Funktionen im 226 Hinblick auf eine möglichst effektive Tätigkeit. Hierdurch wird überhaupt erst ein ungestörtes Funktionieren des Organismus ermöglicht [1]. Das anatomische Substrat der biologischen Uhr ist der Nucleus suprachiasmaticus im anterioren Hypothalamus. Mit seinen afferenten und efferenten Nervensträngen erhält er Lichtinformationen von der Retina. Die Retina des Auges ist beim Menschen und anderen Säugetieren die Schnittstelle, über die Licht in das Gehirn eintritt. Die Netzhaut ist jedoch selber bereits zyklischen Veränderungen unterworfen, die maßgeblich zu deren Lichtempfindlichkeit beitragen. Neuere immunohistochemischen Techniken konnten zeigen, welche Neurotransmitter und Neuropeptide an der Synchronisation endogener Rhythmen mit dem externen Hell-Dunkel-Zyklus beteiligt sind. Weitere Untersuchungen erbrachten, dass das Pinealhormon Melatonin eine wichtige Rolle als "Zeiger der biologischen Uhr" spielt. Dieses Hormon wird von der biologischen Uhr gesteuert und periodisch ausgeschüttet. Licht kann diesen Vorgang unterdrücken [3,4,5]. 2.2 Melatonin Bei Tieren ist Melatonin in Abhängigkeit von der Tageslänge für die saisonale Umstellung und den Zeitpunkt der Geschlechtsreife verantwortlich. Es wirkt als Schnittstelle zwischen dem Licht und dem Organismus. Licht und Melatonin wirken entgegengesetzt und bestimmen die zeitliche Abfolge der verschiedenen Funktionen des circadianen Systems, einschließlich Schlafen und Wachen. Es ist belegt, dass Melatonin sedierend wirken kann und das Reproduktionssystem hemmt. Melatonin scheint auch das Immunsystem zu beeinflussen und eine mögliche zellprotektive Funktion zu besitzen (Radikalfänger). Derzeit wird diskutiert, ob Melatonin als Schlafmittel eingesetzt werden kann und ob mit Nebenwirkungen bei Langzeiteinnahme zu rechnen ist [2]. 3 Die Lichttherapie Die Wirkung des hellen Lichts auf den Menschen wurde erst in den achtziger Jahren bei der Erkennung des Zusammenhangs zwischen der sogenannten „Winterdepression“ und den kurzen Wintertagen entdeckt. Inzwischen wurde im Rahmen der Chronobiologie die Wirkung der Lichttherapie näher untersucht und 227 neurobiologische Modelle aus grundlagenwisenschaftlichen Erkenntnissen entwickelt. Neben der „saisonal abhängigen Depressionsform“ (SAD), die ein deutliches Ansprechen auf die Lichttherapie zeigt, ist eine therapeutische Wirkung bei immer weiteren Krankheitsbilder zu erkennen. Vor allem bei bestimmten Formen der Schlafstörung und auch bei verschiedenen pathologischen Zuständen älterer Menschen kann diese Therapieform eingesetzt werden. Lichttherapie führt zu einer allgemeinen Steigerung des Antriebs und einer Besserung der Befindlichkeit bei gesunden Personen. Unter Lichttherapie wird: Die Bestrahlung einer Person mit Licht von einer Mindesthelligkeit von 2.500 Lux über einen bestimmten Zeitraum verstanden. • Die Wirkung wird nur durch das vom Auge empfangenen Licht erzeugt. • Für die Wirkung ist nach den bisherigen Erkenntnissen das Lichtspektrum nicht entscheidend. Zur Vermeidung von Nebenwirkungen ist anzuraten, bestimmte Frequenzspektren (UV-Anteile) herauszufiltern. • Gebräuchlich ist bei Lampen mit einer Helligkeit von 10.000 Lux eine tägliche ca. 40minütige Anwendung, bei der das Licht ins Auge fallen muss. • Lichtquellen, die nicht diesen Anforderungen entsprechen, wurden als unwirksam beurteilt. Im Folgenden wird unter Lichttherapie nur das hier genannte Verfahren verstanden. Es liegen Dutzende von kontrollierten Studien vor, die zum größten Teil in renommierten internationalen Zeitschriften erschienen sind, die wissenschaftlich belegen, dass Lichttherapie die wirksamste Behandlung bei der Winterdepression ist. Die empfohlene und überwiegend durchgeführte Behandlungsform bei der Lichttherapie ist eine ambulante häusliche Form. Die eigenen Erfahrungen entsprechen den Angaben der Literatur mit einer Erfolgsrate von ca. 80% bei Geräten mit einer Helligkeit von 10.000 Lux [6]. 228 4 Die Saisonal Abhängige Depressionsform (SAD) Lichttherapie ist eine effektive Therapieform und gilt als die Therapie der ersten Wahl bei SAD. Die Prävalenzrate für die Saisonal Abhängige Depression (SAD) zusammen mit der subsyndromalen SAD (S-SAD) wird in USA mit 18.2% angegeben. Die saisonal bedingten Probleme nehmen mit dem Breitengrad zu. In der Schweiz wurde eine Prävalenzrate von 10.1% erhoben. Dieser Unterschied mag von kulturellen Faktoren abhängig sein. Der wichtigste Befund der Umfrage war jedoch, dass die Beeinträchtigung durch die jahreszeitlichen Veränderungen nicht von den objektiven Lichtverhältnissen abhängig war (Sonnenscheindauer in einer bestimmten Region), sondern vom individuellen Lichtverhalten (Anzahl Stunden, die jemand im Freien verbringt). Durch ein gezieltes Lichtverhalten (regelmäßig und lange genug im Herbst/Winter ins Freie gehen) kann man also den jahreszeitlich bedingten Beschwerden effektiv begegnen. Zur Erklärung der Pathophysiologie der SAD Patienten wurden eine Reihe von Hypothesen aufgestellt, die sich zum größeren Teil auf gestörte zirkadiane Rhythmen beziehen. Für diese Art von Störungen wurden folgende Ursachen postuliert: - eine Schwäche der Verarbeitung der verkürzten Photoperiode im Herbst/ Winter mit der damit verbundenen vermehrten Melatoninausschüttung - eine verschobene Phasenbeziehung zirkadianer Rhythmen - eine Verflachung der Amplitude zirkadianer Rhythmen - eine Instabilität der Phasenkontrolle - eine Hypo- oder Hypersensivität der retinalen Photorezeptoren Andere Erklärungsversuche gehen von einem Defizit der absoluten Menge Licht aus oder heben den Einfluss des medialen Hypothalamus auf die atypischen Symptome der SAD hervor. Auch der Einfluss von Neurotransmittern (insbesonders Serotonin) oder von Regulationssystemen der Tagesschwankung der Stimmung wurden herangezogen. Keine dieser konkurrierenden Hypothesen konnte bis jetzt eine gültige Erklärung der Ätiologie der SAD oder des therapeutischen Lichteffekts erbringen, sei es wegen widersprüchlicher oder noch ausstehender Daten [3]. 229 5 Schlafstörungen Der Schlaf ist integrativer Bestandteil dieser Rhythmik. Unter diesem Gesichtspunkt werden Schlafstörungen als Fehlfunktionen der inneren Uhr betrachtet. Dies betrifft vor allem die Störungen Schlafphasen-Syndrom, des b) Schlaf-Wach-Rhythmus: rückverlagertes a) vorverlagertes Schlafphasen-Syndrom, c) Unregelmäßige Schlaf-Wachmuster, d) Schlafstörungen bei Schichtarbeit und e) Schlafstörungen bei Zeitzonenwechsel Die Therapieansätze versuchen, die Abweichungen der inneren Uhr zu korrigieren. Als ein neuer Ansatz hat sich hierbei die Lichttherapie bewährt [2]. Der Patient wird zu dem Zeitpunkt dem hellen Licht ausgesetzt, an dem schlafen nicht erwünscht ist. So setzt sich ein Patient mit einem „rückverlagerten Schlafphasen-Syndrom“ morgens vor ein Lichttherapiegerät um eine Vorverlagerung des biologischen Rhythmus zu erzielen und um gleichzeitig einen akuten Weckeffekt zu erreichen. Bei älteren Patienten, die häufig unter einem „unregelmäßigen Schlaf-Wach Muster“ leiden, hilft morgendliches Licht um eine deutlichere Anpassung ihres Schlaf-WachRhythmus an den normalen 24-Stunden-Tag zu erreichen. 6 Neuere Studien zur Wirksamkeit von blauem Licht. In mehreren Untersuchungen konnte bislang demonstriert werden, dass kurzwelliges, blaues Licht (etwa 450 nm) die Melatoninproduktion in der Nacht besonders gut unterdrückt und eine vergleichbare Wirkung zeigt wie weißes Licht hoher Intensität (bright light, ca. > 5000 Lux) (7). Sehr helles Licht wird bereits aus ergonomischen Gründen bei Nachtarbeitsplätzen eingesetzt, da es die Vigilanz, d.h. den Grad der Wachheit steigert und schläfrigkeitsbedingte Leistungseinbußen mindert (8). Ob blaues Licht bei niedriger Lichtintensität die gleiche vigilanzsteigernde Wirkung zu erzielen vermag, wurde bislang wissenschaftlich nicht untersucht. Sollte sich diese Vermutung bestätigen, ergäben sich neue Möglichkeiten durch Veränderung der Innenraumbeleuchtung der nächtlichen Müdigkeit eines PKWFahrers entgegenzuwirken. 230 Da eine Verminderung der Schläfrigkeit über den Wirkmechanismus von Melatonin erwartet wird, wurde diese Untersuchung nachts, wenn die Melatoninausschüttung am höchsten ist, durchgeführt werden. 6.1 Fragestellung Um die Wirksamkeit von blauem Licht und Duft als „Countermeasures to Sleepiness“ zu untersuchen, wurde ein experimentelles Design mit drei Bedingungen entwickelt. Insgesamt durchlaufen 15 Probanden verschiedenen Versuchsbedingungen (9). A Kontrollbedingung Die Versuchspersonen müssen jeweils von 19:00 bis 02:00 unter Schummerlichtbedingungen (< 25 lux) wach bleiben. Ab 2:00 erfolgt eine umfassende kognitive und physiologische Vigilanztestung (Testdauer insg. etwa 1 h) B Blaulichtbedingung Im Gegensatz Versuchsperson zur ab Kontrollgruppe 24:00 einer wird jede blauen, monochromatischen Lichtquelle (ca. 450 nm, 2000 lux auf Augenhöhe) ausgesetzt. Die Testung erfolgt ab 2:00, ebenfalls unter Blaulicht. Unter dieser Bedingung wird sowohl eine Unterdrückung der Melatoninausschüttung wie auch eine Leistungs- und Vigilanzverbesserung und eine Abnahme der subjektiven Schläfrigkeit im Vergleich zur Kontrolle erwartet. 6.2 Ergebnisse – Nachtuntersuchung Melatoninkonzentration Die Melatoninproduktion unterliegt einem circadianen Rhythmus, wobei meist in der Nacht ein Maximum zwischen 1:00 und 3:00 erreicht wird. Die Grafik (Abb. 1) veranschaulicht, dass die Melatoninkonzentration im Speichel kontinuierlich in allen 231 drei Bedingungen bis 00:00 ansteigt und im Mittel einen Wert zwischen 12 und 14 pg/ml erreicht. Während es in der Kontroll- und Duftbedingung zu einem weiteren, etwas weniger steil ausgeprägten Anstieg bis zu 16 pg/ml kommt, setzt in der Lichtbedingung ein drastischer Rückgang der Melatoninkonzentration ein, die nach einer Stunde unter 4 pg/ml fällt. 16 Physiologie: Kontrolle Licht Duft 14 Melatonin im Speichel pg/ml Melatonin n = 15 Testung 12 10 Licht- oder Testung Duftbedingung 8 6 4 2 0 19:30 20:00 20:30 21:00 21:30 22:00 23:00 23:30 00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:3 0 03:00 Uhrzeit Fig.1 Verlauf der Melatoninkonzentration über die Nacht für alle Versuchspersonen (n=15) Allerdings zeigten sich bei den 15 Versuchspersonen auch deutliche interindividuelle Unterschiede im Ausmaß der Melatoninproduktion während der Kontrollbedingung, die in dieser Dastellung der Gruppenmittelwerte jedoch untergehen. Zu weiteren Analysen wurde die Stichprobe daher in zwei Kategorien aufgeteilt: A.) Personen, die in der Kontrollbedingung einen deutlichen Anstieg der Melatoninkonzentration aufwiesen: sogenannte „Melatonizer“ B.) Personen, deren Melatoninwerte keinen deutlichen Anstieg erkennen ließen: „Non-Melatonizer“ Eine Trennung in diese beiden Gruppen zeigte jeweils folgende unterschiedliche Verläufe der Melatoninproduktion (Fig.2 und Fig.3) 232 30 „Melatonizer“ n=7 Melatonin im Speichel pg/ml Melatonin Kontrolle Licht Duft 25 20 Licht- oder Duftbedingung 15 Testung 10 5 0 19:30 20:00 20:30 21:00 21:30 22:00 23:00 23:30 00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 Uhrzeit Fig.2 Verlauf der Melatoninkonzentration über die Nacht für „Melatonizer“ (n=7) 30 „Non-Melatonizer“ n=8 Melatonin im Speichel pg/ml Melatonin Kontrolle Licht Duft 25 20 Licht- oder Duftbedingung 15 Testung 10 5 0 19:30 20:00 20:30 21:00 21:30 22:00 23:00 23:30 00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 Uhrzeit Fig.3 Verlauf der Melatoninkonzentration über die Nacht für „Non-Melatonizer“ (n=8) Der Effekt von blauem Licht ist bei den „Melatonizern“ imponierend, da bereits nach einer Stunde Licht Werte wie gegen 21:00 erreicht werden. Blaues Licht bewirkt bei diesen Probanden eine dramatische Unterdrückung der Melatoninkonzentration. Duft zeigt wie erwartet keine Wirkung auf die Melationinsynthese. Die obigen Abbildungen machen aber auch deutlich, dass nur die Personen, bei denen die Melatoninproduktion am Abend bzw. in der Nacht deutlich anstiegen, von der Intervention “Blaues Licht“ profitieren konnten. Daher beziehen sich nachfolgende Ergebnisse ausschließlich auf diese „Melatonizer-Gruppe“. 233 Subjektive Befindlichkeit Bei der Stanford Sleepiness Scale (SSS), ein Fragebogen zur Schläfrigkeit zeigt sich, dass unter der Lichtbedingung die subjektiv bewertete Schläfrigkeit nach Beginn der Intervention im Vergleich zur Kontrollnacht erst einmal nicht weiter ansteigt. Allerdings verliert sich dieser Effekt am Ende der Testung. Duft wirkt ebenfalls anregend und lässt die Schläfrigkeit zunächst nicht weiter ansteigen (siehe Fig.4). Die Lichtbedingung führt demnach zu einer nennenswerten Abnahme der subjektiv empfundenen Schläfrigkeit, die sonst über die Nacht hinweg kontinuierlich ansteigt. Befindlichkeit: 6 Stanford Sleepiness Scale Kontrolle Licht Duft 5 SSS-Score 4 3 n=7 2 1 0 19:30 20:00 20:30 21:00 21:30 22:00 23:00 23:30 00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 Uhrzeit Fig.4 Verlauf der subjektiven Schläfrigkeit über die Nacht für „Melatonizer“ (n=7) Pupillographie Blaues Licht führt zu einer deutlichen Reduktion des Pupillen-Unruhe-Index (ein Hinweis für eine erhöhte physiologische Schläfrigkeit) im Vergleich zur Kontrollmessung in der Nacht. Bei Duft ist dieser Effekt nicht so stark ausgeprägt, jedoch signifikant. Vigilanztest Bei der Reaktionsgenauigkeit reduziert blaues Licht signifikant die Anzahl der ausgelassenen Reize im Vergleich zur nächtlichen Kontrolle, die jedoch wiederum eine deutliche Zunahme der Auslassungen im Vergleich zur Abenduntersuchung aufweist. Duft zeigte ebenfalls einen mäßig vigilanzsteigernden Effekt. Die nächtliche Messung weist insgesamt auf schläfrigkeitsbedingte Leistungseinbußen hin, die 234 weder durch Licht noch durch Duft vollständig kompensiert, aber deutlich gemindert werden können. Bei der Reaktionsschnelligkeit zeigt sich weder bei den mittleren Reaktionszeiten, noch bei der Streuung der Reaktionszeiten ein wesentlicher Effekt von Licht. Generell spiegelt sich Schläfrigkeit nicht in einer Verlangsamung der Reaktionszeiten wider. Die Schwankungen der Reaktionszeiten sind hier eher ein Indikator, was sich im signifikanten Unterschied zwischen der abendlichen und nächtlichen Kontrolle wiederfindet. Ausblick Aus physiologischer Sicht hatte Licht in der Nacht einen deutlichen Effekt: So reduziert es drastisch die Melatoninproduktion und die physiologisch erfasste Schläfrigkeit mittels der Pupillometrie. Auch auf der subjektiven Ebene und im objektivierbaren Leistungsbereich zeigt sich bei den sogenannten „Melatonizern“ eine nachweisbare Wirkung von blauem Licht. Trotz der insgesamt positiven Ergebnisse sind aufgrund der interindividuell stark ausgeprägten Variabilität der Müdigkeitskompensation noch genauere Einzelfallanalysen notwendig, um eindeutigere Aussagen über die Wirksamkeit der untersuchten „Countermeasures to Sleepinees“ im Leistungsbereich zu machen. Literatur [1] Zulley J, Knab B (2003) Unsere Innere Uhr. Herder, Freiburg [2] Zulley J, Wirz-Justice A (1999) Lichttherapie. Roderer, Regensburg [3] Barinaga M (2002) How the brain´s clock gets daily enlightement. Science, 295: 955-957 [4] Brainard GC, Hanifin JP, Greeson JM, Byrne B, Glickman G, Gerner E, Rollag MD (2001) Action spectrum for melatonin regulation in humans: Evidence of a novel circadian photoreceptor. J Neursci 21: 6405-6412 [5] Thapan K, Arendt J, Skene DJ (2001) An action spectrum for Melatonin suppression: Evidence for a novel non-rod, non-cone photoreceptor system in humans. J Physiol 535: 261-267 [6] Kasper S, Möller HJ (2003) Herbst/Winterdepression und Lichttherapie. Springer, Wien 235 [7] Lockley SW, Brainard GC, Czeisler CA (2003) High sensitivity of the human circadian Melatonin rhythm to resetting by short wavelength light. J Clin Endocrinol Metab, 88(9): 4502-4505 [8] Philipps-NelsonJ, Redman J, Dijk DJ, Rajaratnam MW (2003) Daytime exposure to bright light, as compared to dim light, decreases sleepiness and improves psychomotor vigilance performance. Sleep, 26, 6: 695-700 [9] Popp R, Geisler P, Antczak J, Hajak G, Zulley J (2003) Gegenmaßnahmen bei Schläfrigkeit. Somnologie 7 (Suppl 1) : 54 236 Einfache Messung der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke für 280 ≤ λ ≤ 400 nm und für 320 < λ ≤ 400 nm D. Kockott1, H. Piazena2, R. Sippel3 1 Dr. Kockott UV-Technik, Hanau, 2 Berlin, 3 MSS Elektronik GmbH, Fröndenberg 1 Einleitung Die Basisgröße für die Bewertung und Dosierung der UV-Strahlung in Solarien ist die erythemwirksame Bestrahlungsstärke Eer. Unter der Voraussetzung der nach den Kriterien des Runden Tisches Solarien (RTS) geforderten Vernachlässigbarkeit der Anteile aus dem spektralen Teilbereich UV-C (250 – 280 nm) ergibt sich: 400 Eer = ∫E λ (λ ) s er (λ ) dλ (1) 280 (Eλ(λ): spektrale Bestrahlungsstärke, ser(λ): Wirkungsspektrum für das UVHauterythem nach CIE). Zur Klassifizierung der Solarien nach den Vorgaben der Normen EN 60335-2-27 und DIN 5050/1 sowie des RTS wird neben der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke Eer auch eine Information über ihre Verteilung auf die spektralen Teilbereiche mit Wellenlängen unter 320 nm (Eer, ≤320) und über 320 nm benötigt (Eer, >320). Es besteht daher die Notwendigkeit, diese Größen in Solarien zu messen, und zwar sowohl im Neuzustand der Geräte als auch in regelmäßigen Zeitintervallen während des Betriebs. 2 Spektrale Messung von Eλ(λ) und Berechnung von Eer, Eer, ≤320 und Eer, >320 nach Gl.(1) Wegen des sehr steil verlaufenden Wirkungsspektrums für das Erythem ser(λ) muß die spektrale Bestrahlungsstärke Eλ(λ) mit einer spektralen Auflösung von mindestens 1 nm und mit einem Dynamikbereich von mindestens 5 Dekaden 237 gemessen werden. Das leisten nur teure und schwer zu transportierende Spektralradiometer mit Doppelmonochromator, deren Betrieb einen großen Wartungs- und Kontrollaufwand zur Gewährleistung der technisch möglichen, hohen Meßgenauigkeit erfordert. Sie stehen im allgemeinen nur großen Solarienherstellern und Prüfinstituten zur Verfügung. Für die geforderte laufende Qualitätskontrolle der Solarien im Betrieb und deren Dokumentation sind sie aus wirtschaftlichen Gründen nicht geeignet. 3 Integrale Messung von Eer und Eer, >320 mit dem Radiometer MSS 110 Mit einem Empfänger, dessen spektrale Empfindlichkeit sEmpf.(λ) = ser(λ) ist, kann man nach Gl.(1) auf einfache Weise direkt die erythemwirksame Bestrahlungsstärke Eer messen. Genau das leistet das Gerät MSS 110. Abbildung 1 zeigt die relative spektrale Empfindlichkeit des Empfängers im Vergleich zum Wirkungsspektrum der CIE für das UV-Hauterythem in einem Bereich von 4 Dekaden. Bei Verwendung eines vorgeschalteten Filters, das die kurzwellige Strahlung absorbiert, kann auch Eer,>320 mit dem MSS 110 direkt gemessen werden, während Eer, Differenz Eer – Eer, >320 berechnet wird. ≤320 aus der Relative spektrale Empfindlichkeit 238 10 10 MSS110-S.fpw 1 0 Erythemsensor (MSS 110) -1 10 Wirkungsspektrum des UV-Hauterythems (nach CIE) -2 10 -3 10 -4 10 290 300 310 320 330 340 350 360 370 Wellenlänge [nm] Die relative spektrale Empfindlichkeit des Erythemsensors des Abb. 1: Radiometers MSS 110 im Vergleich zum Verlauf des Wirkungsspektrums für das UV-Hauterythem nach CIE; Messungen: Lichttechnisches Institut der Universität Karlsruhe. 4 Vergleich mit einem Spektralradiometer mit Doppelmonochromator In der vorliegenden Arbeit wurde an 31 häufig in Solarien eingesetzten UVFluoreszenzlampen verschiedener Hersteller mit unterschiedlichen Emissionsspektren und Nennleistungen (100 W und 160 W) geprüft, wie weit die mit dem MSS 110 erzielten Meßergebnisse für Eer und Eer,>320 mit den spektralen Meßdaten eines Spektralradiometers mit Doppelmonochromator des Typs OL 754 (Optronic Laboratories, Orlando, Fl., USA) übereinstimmen. Das Spektralradiometer war thermostatisiert, wurde unmittelbar vor den Vergleichsmessungen mit einem auf NIST rückführbaren Standard kalibriert und besaß eine Ulbricht´sche Kugel als optischen Empfänger. Die 239 Wellenlängenkalibrierung erfolgte mit Hilfe einer Quecksilberdampflampe unter Nutzung der Emissionsline bei 296,73 nm. Ein nationaler Spektralradiometervergleich ergab für das verwendete Gerät des Typs OL 754 eine langzeitliche Wellenlängendrift unter 0,2 nm sowie eine Übereinstimmung mit dem Referenzgerät (DTM 300, Bentham Instruments, Reading, UK) zwischen - 5% und + 8 % für die erythemwirksame Bestrahlungsstärke und innerhalb ± 5 % für die Bestrahlungsstärke im Teilbereich UV-A (vgl. Seckmeyer et al. 1998). Die Vergleichsmessungen zwischen den Geräten MSS 110 und OL 754 erfolgten unter identischen geometrischen Meßbedingungen, innerhalb von 30 Minuten pro Lampe, in eingebranntem Zustand der Lampen und bei vergleichbarer Lampenalterung. Ergebnisse der Vergleichsmessungen für Eer MSS-110a.fpw 400 +25% Vergleich OL754 - MSS 110 350 -2 Eer [mW m ] (MSS 110) 4.1 +15% UV-Fluoreszenzlampen (Solarien) 100W-Lampen 160W-Lampen 300 -15% -25% 250 200 150 100 50 0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 -2 Eer [mW m ] (OL-754) Abb. 1: Die erythemwirksame Bestrahlungsstärke Eer von 31 unterschiedlichen UV-Fluoreszenzlampen für Solarien im spektralen Gesamtbereich nach Messungen mit dem Radiometer MSS 110 im Vergleich zu den Daten des Spektralradiometers OL 754. 240 4.2 Ergebnisse der Vergleichsmessungen für Eer,>320 MSS-110b.fpw -2 Eer,320-400nm [mW m ] (MSS 110) 110 Vergleich OL 754 - MSS 110 100 UV-Fluoreszenzlampen (Solarien) 90 +15% 100W-Lampen 160W-Lampen 80 -15% 70 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 -2 Eer,320-400nm [mW m ] (OL-754) Abb. 1: Die erythemwirksame Bestrahlungsstärke von 31 unterschiedlichen UV-Fluores-zenzlampen für Solarien im spektralen Teilbereich 320 – 400 nm (Eer,>320) nach Messungen mit dem Radiometer MSS 110 im Vergleich zu den Daten des Spektralradiometers OL 754. 5 Diskussion und Ausblick 5.1 Erfassung der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke Eer Für zwei der in den Vergleich einbezogenen UV-Fluoreszenzlampen ergab die Messung mit dem Radiometer MSS 110 eine systematische Überbewertung der erythemwirksamen Bestrahlungsstärke Eer von + 24 % gegenüber den Daten des Spektralradiometers. Für den Vergleich aller anderen Lampen lagen die relativen Abweichungen der mit beiden Geräten gemessenen Bestrahlungsstärken unter ± 20 %, wobei sich für die überwiegende Mehrzahl der willkürlich ausgewählten Lampen jedoch systematische Abweichungen unter ± 15 % ergaben. 241 5.2 Erfassung der erythemwirksamen Teilbestrahlungsstärke Eer,>320 Vier der vermessenen UV-Fluoreszenzsstrahler wurden durch das Radiometer MSS 110 hinsichtlich ihrer Bestrahlungsstärke im Teilbereich 320 – 400 nm im Vergleich zu den Daten des Spektralradiometers OL 754 mit Abweichungen zwischen – 15 % und – 20 % systematisch unterbewertet. Für alle anderen Lampen lagen die relativen Abweichungen innerhalb des Bandes von ± 15 %. 5.3 Schlußfolgerungen Der Vergleich mit dem Spektralradiometer OL 754 zeigt, daß das Radiometer MSS 110 in der Lage ist, sowohl die erythemwirksame Bestrahlungsstärke Eer als auch die erythemwirksame Bestrahlungsstärke im Teilbereich 320 – 400 nm (Eer,>320 ) mit einem Meßfehler unter ± 20 % für UV-Fluoreszenzlampen von Solarien zu erfassen. Damit ist das Gerät zur Sicherung der Dosierung in Solarien während des Betriebs wie auch zur Kontrolle der Grenzwerte für die erythemwirksame Bestrahlungsstärke und für die Klassifizierung nach den Qualitätsstandards des RTS und der IEC geeignet. Literatur EN 60335-2-27: Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch und ähnliche Zwecke, Teil 27: Besondere Anforderungen für Hautbestrahlungsgeräte mit Ultraviolett- und Infrarotstrahlung (2001), Beuth-Verlag Berlin. DIN 5050: Solarien und Heimsonnen, Teil 1: Meßverfahren, Typeneinteilung und Kennzeichnung (1992), Teil 2: Anwendung und Betrieb (1998), Beuth-Verlag Berlin. RTS: UV-Fibel – Zertifiziertes Solarium nach den Kriterien des BfS. Allgemeine Grundlagen zur Schulung der im Kundenkontakt stehenden Betreiber und Mitarbeiter von Solarienbetrieben, Hrsg. Runder Tisch Solarien c/o Bundesamt für Strahlenschutz, Braunschweig-Druck 2003. Seckmeyer, G., B. Mayer and G. Bernhard: The 1997 status of solar spectroradiometry in Germany: Results from the national intercomparison of UV spectroradiometers. Schriftenreihe des Fraunhofer-Institutes Atmosphärische Umweltforschung (Edited by W. Seiler), Bd. 55 (1998), Garmisch-Partenkirchen. 242 Herzinfarkt und Farblichtanwendung Harald Brost1, Johannes Tebbe2 1 Einleitung Unsere Forschungsprojekte hatten sich in den letzten Jahren aus verschiedenen und einsichtigen Gründen auf Krankheitsbilder im psychischen, psychosomatischen Bereich und auf chronisch-rezidivierende Belastungen beschränkt, obwohl es sich nicht ausschließen ließ, u. a. auch Infarkte und onkologische Fälle mit der Farblichttherapie zu begleiten. An einer ungewöhnlichen Falldemonstration wollen wir mit dieser Arbeit die Dialektik des Farblichts und seine wirksame, fördernde Anwendung darstellen. Fazit: Stimmen die Rahmenbedingungen, dann lässt sich – unter großer, sensibler Zurückhaltung und großer Vitalitätserfahrung - mit Hilfe des Farblichts sogar ein frischer, ausgedehnter Herzinfarkt mit Erfolg in überraschend kurzer Zeit therapieren. 2 Herzinfarkt – eine ungewöhnliche Herausforderung für Farblicht. 2.1 Herzinfarkt – Farblicht – Nasennebenhöhlen – Resonanzqualität Herr S., 39 Jahre, selbständig in der EDV-Branche, nach mehreren gescheiterten Beziehungen in Scheidung befindlich, erlitt an einem späten Freitag Nachmittag einen ausgedehnten Hinterwandherzinfarkt. Er weigerte sich trotz seines sehr schwachen und sehr schmerzlichen Zustandes, aus Angst vor einem Zweitinfarkt durch mögliche Hektik von Notarzt und Intensivstation in eine Klinik gebracht zu werden. Als Vitalarzt wurde ich ( Johannes Tebbe ) am Sonntag Abend darauf um 18.30 gebeten, mich um Herrn S. zu kümmern. Von Haus aus HNO-Arzt, besuchte ich Herrn S. trotz der juristisch heiklen Lage und machte ihm klar, dass eine Klinikintensivbehandlung dringend notwendig sei. Nachdem er sich erneut weigerte und mich bat, unter diesen Umständen bitte sofort zu gehen, mutierte ich vom HNOArzt (unter dem ausschließlichen Wunsch des Patienten zur Nothilfe) zum „Vitalarzt“. Der belasteten und sehr schwachen, seit Freitag schlaflosen und im Innern auf das Äußerste angespannten und in der Lunge schmerzhaft atembehinderten Situation des Herrn S. entsprechend, beschränkte ich mich auf ein paar kurze 243 Vitalitätsprinzipien, gewann den menschlichen Konsens mit ihm und stimulierte reflektorisch entschieden behutsam und zugleich seine Nasen- und Nasennebenhöhlenfunktion [1]. Dies löste eine sofortige Schmerzreduktion beim Atmen und ein entsprechend tieferes Durchatmen aus. Danach erfolgte eine halbstündige Farblichttherapie - mit der von Herrn S. gewünschten Farbe Blau. Währenddessen kümmerte ich mich um die völlig verängstigten Angehörigen, die in Scheidung befindliche Ehefrau mit zweijährigem Kind, eine frühere Partnerin und die Hauswirtin, die unisono den Klinikaufenthalt forderten. Es ließ sich nun sachlich klären, dass Herr S. eine solche nun einmal ablehne und man ihn bei geistiger Klarheit nicht zwangseinweisen dürfe und könne. Im weiteren Gespräch reduzierten sich diese Ängste als reine Verlustängste (z. B. „Wer zahlt im Sterbensfall für meine Tochter“, etc.) Nach einer halben Stunde Farblicht – Herr S. war kurzzeitig eingeschlafen – fand ich einen sehr deutlich entspannteren Menschen vor, dem das erste herzliche und dankbare Lächeln über die Lippen kam. Schmerzen spürte er kaum noch, atmen konnte er viel tiefer. Ich ließ ihm das Farblicht über die Nacht da und stellte es ihm anheim, nach innerem Empfinden so viel Farblicht in freier Farbwahl zu „tanken“, wie er möge. Die an diesem Sonntag von einer früheren ärztlichen Freundin in einer Klinik untersuchten Blutwerte waren derart erschreckend hoch, dass sie geneigt waren, innere Zweifel an der Vertretbarkeit der vitalisierenden Vorgehensweise auszulösen. 244 Abb. 1: ( siehe 1. Laborbericht vom 19.10.03 im Anhang ) Am Montagabend fand ich Herrn S. wie ausgewechselt vor. Das Hautschwitzen war verschwunden, das am Sonntag noch aschfahle Gesicht wies wieder lebendige Züge auf, Herr S. hatte nachts ausgiebig geschlafen und die inneren Spannungen waren um Dimensionen geschrumpft. Jetzt wurde es dagegen zwingend, Herrn S. noch die Notwendigkeit der Bettruhe klarzumachen. Herr S. hatte inzwischen auf die Komplementär-Farbe Orange umgeschwenkt. Bereits am Dienstagabend hatte sich der Zustand derart deutlich verbessert, dass alle weiteren Therapien ohne Hausbesuch und ohne Klinikeinweisung mit allen Beteiligten diskutiert werden konnten. Ab Mittwoch kam Herr S. selbst für mein Verständnis überraschend und eigenmächtig in meine Praxis, in den ersten Tagen danach täglich und dann zweimal – später dann einmal - pro Woche in meine Vitalpraxis. Am Donnerstag lagen alle, auch die extrem hohen, infarktrelevanten Blutwerte, bis auf einen noch minimal erhöhten, wieder im Normbereich – ein auch für mich faszinierendes, in dieser extremen Form auch für mich neues und aus der Not der Situation heraus geborenes, tiefgreifendes Erlebnis. [1] 245 Abb. 2: 2.2 ( siehe 2. Laborbericht vom 24.10.03 im Anhang ) Der Kontext des Infarkts und der Behandlungsweise. Dieses Fallbeispiel steht - aus meinem ärztlichen Erfahrungsschatz – repräsentativ für viele tausende, wenn auch nicht existentiell so akut bedrohliche Fälle unterschiedlichster, intrinsischer Selbstheilungsprozesse bei unterschiedlichsten Krankheiten durch die dialektische Kombination von hochwertigem Farblicht, mehr Sauerstoff durch eine entlastete, revitalisierte Nase und einem, trotz aller Bedrohung und allem Leid, geduldig ruhigen, menschlichen Resonanzklima zur Entlastung der stets stark belasteten, emotionalen Ebene. Der Anfang, die Entscheidung eines notleidenden Menschen - so wie bisher nicht mehr, ich will irgendwie irgendetwas ändern, ich will mein Heft wieder in die Hand nehmen - ist stets die entscheidende Hälfte des ganzen Erfolgs. Herr S. hatte, auf des Messers Schneide, intuitiv gespürt, es muss sich etwas ändern, sonst gerate auch ich in die Mühlen der Routine und verliere meine Souveränität gänzlich. Die theoretische, physikalische und philosophische Reflexion über die Dialektik des Lichts [2] als Lebensgrundlage und die anwendungsbezogenen Erfahrungswerte zeigen eindeutig und täglich, die sich zugleich mit steigender Erfahrung verdichten, welcher Schatz im Licht und seinen Farben verborgen liegt, wenn es um die Mobilisierung intrinsischer, schlummernder Vitalitätsreserven geht. Licht in seiner ganzheitlichen Dialektik – und dem selektiv angebotenen Farblicht – erweist sich 246 dann als Lebensmittel Nummer „Eins“ und in der Einheit mit dem Sauerstoff – und hier bezogen auf das Organ „Nase“ – als dem Generator für das Lebensmittel Nummer „Zwei“. An dritter Stelle folgt die notwendige Aufnahme von Wasser und erst dann folgt dieser Rangscala die Aufnahme von fester Nahrung. Die fünfte Ebene berührt all die psychologischen Formen der Farb- und Lichtgestaltung von Kleidung, Räumen, Frisuren etc. etc., die wir als „emotionale Nahrung“ beschreiben wollen; gerade dieser fünfte Rangplatz erweist sich im Rückblick und seiner Wirkung als Nadelöhr der Licht- und Sauerstoffaufnahmekapazität von heute. Dies wird noch weiter zu erforschen sein und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Lichtkontamination“ zwingend zur Folge haben. Die Triade aus emotionaler Balance, sozialer Ausgewogenheit und wirtschaftlicher Neutralität spielt in diesen Kontext wesentlich mit hinein – „Im-Feld“ und „Um-Feld“.[3]. 3 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Ein schwerer Hinterwandinfarkt musste aufgrund der insistierenden Weigerung des Patienten S. in einer Notfallentscheidung mit Farblicht und örtlich verbesserter Atmung in ungewöhnlicher Frist von 5 Tagen in einer Qualität behoben, die nachfolgend eigenständige Praxisbesuche ermöglichte. Der objektive Nachweis zur Schwere der Erkrankung und der erfolgreichen Therapie mit Farblicht unter ganzheitlicher Einbeziehung von Sauerstoff, Wasser und psychologischem Umfeld dokumentieren die beigefügten Laborberichte. Die Licht- und Farblichtforschung muss sich behutsam über Einzelergebnisse einen Weg zur „Gesundheit mit/durch Licht“ erarbeiten. Im einzelnen Fall steckt zwar auch das Ganze – aber im Ganzen steckt auch die unendlich-differenzierte Vielfalt. Doch jeder Anfang ist die Hälfte des Ganzen. Danksagung Wir danken dem Patienten A. S. für die „freiwillige“ Inanspruchnahme der Farblichtund Vitaltherapie im Rahmen dieser Fallstudie und den zustimmungswilligen Angehörigen, die ihre Sorgen letztlich hinter die Wünsche des Betroffenen stellten. 247 Literatur [1] J. Tebbe, Der richtige Riecher, HEEL Königswinter, 1999 [2] H. Brost, Farbtheorie, Helga Lagrange, Kirn, 2003 [3] J. Tebbe, Endlich Mensch werden, Helga Lagrange, Kirn, 2000 Autoren: 1 Prof. Dr. Dr. phil. habil. Harald Brost, Institut für Farbe, Licht und Raum, University of Integrated Sciences Arbon, Auf dem Loh 38, 55606 Kirn 2 Prof. Dr. med. Johannes Tebbe, Institute for vitality management, University of Integrated Sciences Arbon, Aktienstrasse 214, 45473 Mülheim 248 Bio-Licht Gesundes Licht Gerold Kurz von Schmeling BIO-LICHT Kurz von Schmeling, Obergünzlstr. 46, D-84579 Unterneukirchen Tel (+49) 08634-5002, Fax 08634-6362 1 Licht = das Urlebenselement Licht ist das Ur-Element allen Seins. Ohne Licht würde nichts existieren: keine Luft, kein Wasser, kein Stein, keine Pflanze, kein Tier, kein Mensch; keine Erde, keine Sonne, kein Universum - nichts - (ja nicht einmal Gott). Auf der Erde hat sich ein vielfältiges Leben entwickelt. Hätte es aber da nicht einfach genügt, wenn nur eine Kerze Licht gespendet hätte? Ist Licht einfach nur Helligkeit? - oder ein Maximum an Helligkeitsausbeute ? - wie es uns die Lichtindustrie immer noch glauben machen will! Lumen pro Watt - etwas variiert in "warmton", "universalweiß", "tageslichtweiß", "Dreibandenröhren ", "Halogenlicht" u. a. . Oder hat sich das Leben unter der speziellen Lichtzusammensetzung der Sonne und des auf die Erde auftreffenden Tageslicht-Spektrums so entwickelt - um das Leben auf Erden zu ermöglichen? 2 Natürliches Tageslicht = Leben Natürliches Lichtspektrum fördert unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden Natürliches Tageslicht setzt sich aus sichtbaren und unsichtbaren Licht-Spektren zusammen: Ultraviolett B+A, Violett, Blau, Grün, Gelb, Orange, Rot, Infrarot. 80 % unserer Sinneseindrücke erfolgen über das Sehen und verbrauchen dabei rund 25 % der gesamten Körperenergie. Licht ist nicht einfach nur Helligkeit und dient nicht nur 249 zum Sehen. Licht hat biologisch lebenswichtige Bedeutungen: Es steuert über das Auge die Zirbeldrüse, die Hirnanhangdrüse, den Sehhügel, die Sehrinde und das vegetative Zentralnervensystem - und damit alle Hormondrüsen und den gesamten Zellstoffwechsel. Diese verschiedenen Licht-Spektral-(=Farb)Anteile haben wichtige biologische Auswirkungen - vor allem aber _das_ UV-B-Licht, Vitamin-D-Aufbau, Kalzium-, Kohlenhydrat- und Phosphor-Stoffwechsel Abwehrsystem (Immunsystem) gegen - es baut das Infektionen auf. Es lebenswichtige steuert weitere Lebensfunktionen wie Fruchtbarkeit, Geschlechtsaktivität, Stimmungslage, Blutdruck, Herz, Kreislauf, Zucker-, Wasserhaushalt, Wachstum, Muskelleistung u.v.a. mehr; Umwandlung des Cholesterins (7-dehydrocholesterol) in der Haut durch das UV-BLicht in Vitamin D3 - Erzeugung von Krebsschutzstoffen - dies wurde u.a. von Nationalen US-Krebsforschungsinstituten nachgewiesen - Senkung des Herzinfarktund Brustkrebsrisikos um rund 60 %. (Herkömmliches 'Universalweiß-Röhrenlicht dagegen setzte aufgrund des mangelnden UV-Spektrums die körperlichen Abwehrkräfte herab - die Krebshäufigkeit war bei diesen verschiedenen Untersuchungen bis zu dreifach höher). Die UV-B+A-Lichtanteile sind die Vitamine und Mineralstoffe des Lichtes. Lichttherapie: Medical Tribune: "Eine Lampe heilt Depressionen." Natürliches Vollspektrumlicht Lichtbehandlung mit dem natürlichen eingesetzt: UV-B wird immer Winterdepressionen erfolgreicher SAD, zur Rachitis, Neugeborenengelbsucht, Schlafstörungen, Hauterkrankungen, Allergien, u.v.a. (Aber einfach nur helles Halogenlicht, Universalweiß-Röhrenlicht u.a. wäre eine sehr einseitige Behandlung - dabei würden gleichzeitig alle anderen biologischen Steuerungen, wie der Aufbau des Immunsystems, z.B. zur Infektabwehr und gegen Allergieanfälligkeit erheblich geschwächt und fehlgesteuert, vermehrt Streß) u.a.. Der Einsatz von Vollspektrumlicht als Allgemeinlicht in Krankenhäusern aber fördert insgesamt eine schnellere Gesundung. Auch die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt schon seit 1983 den "... Einsatz von Vollspektrum-Tageslicht im Innenraum ... vor allem auch in Schulen und Krankenhäusern... " usw. 250 Natürliches Licht fördert unsere Leistungskraft und unser Lernvermögen Über 90 % unserer Arbeits- und Freizeit verbringen wir in geschlossenen Räumen und entziehen uns den lebensnotwendigen Einflüssen des Sonnenlichtes. Daher brauchen wir als Ersatz im Innenraum natürliches Vollspektrumlicht: Im Arbeits-, Lern-, Freizeit- und auch Wohnbereich. Untersuchungen bewiesen, daß Schüler unter Vollspektrumlicht (vor allem durch das UV-B) wesentlich bessere Lernleistungen erbrachten und der Notenschnitt entscheidend verbessert wurde die Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit steigerte sich - auf natürliche Weise. Die Arbeitsleistungen verbessern sich erheblich - die Krankheitsfehlzeiten nehmen stark ab - ein vielfach wichtigerer Kostenfaktor als ein 'billiger' Röhrenpreis oder nur 20 o. 30 % Energieersparnis! Vergleich verschiedener Spektren Je unnatürlicher die Lichtzusammensetzung, desto schlimmer sind die biologisch-gesundheitlichen Fehlsteuerungen. Kunstlicht herkömmlicher Leuchtstoff-, Energiespar-Kompaktröhren, Glühlampen Halogenlampen schwächt die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit erheblich. Noch negativere Auswirkungen haben die '3-Banden'-Röhren ('warmton', 'neutralweiß', 'tageslichtweiß'). Das "noch mehr Helligkeit" wird nur durch noch stärkere Abweichung vom natürlichen Licht erreicht. Die 'tageslicht'-Röhren haben zudem eine sehr kalte Lichtfarbe von 6300 - 6500 K - aber kein Tageslichtspektrum. Auch die meisten angeblichen 'Vollspektrum-Röhren' haben kein biologisches Vollspektrumlicht . 251 Ein Wort zu UV-B: Eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen belegt, daß die UV-B-Lichtanteile die wichtigsten biologischen Steuerungsfunktionen haben. Lichtquellen ohne diese natürlichen UV-B-Lichtanteile sind kein natürlicher Tageslichtersatz. Natürliches Lichtspektrum fördert besseres Sehen Die Lichtanteile blau bis UV-B fördern die Sehfunktionen entscheidend: Helligkeitssehen: Die meiste Helligkeit nehmen zwar die rund 7 Mill. Sehzäpfchen der Netzhaut im gelb-grünen Spektrum auf (deshalb größter Lichtanteil bei herkömmlichem Kunstlicht.). Aber über die 120 Mill. Sehstäbchen erfolgen durch die kurzwelligen Licht-Anteile von blau bis UV-B weitere Helligkeitsaufnahmen (ca. 30%) und durch Fluoreszenzanregung. Dieses mehr an Helligkeit mißt das Luxmeter nicht. Farbensehen: Für eine natürliche Farbwiedergabe ist das ganze Spektrum notwendig. Farben haben tiefgreifende Wirkungen auf das Wohlbefinden, für die Farblichttherapie und sind in vielen Berufszweigen zwingend erforderlich. (herkömmliches Kunstlicht verfälscht die Farben sehr stark - oft sehr 'muffiges' Licht.) Schärfesehen: Die bessere Schärfe-Anpassung an die Entfernung durch das Blaubis UV-Licht (Fehlsichtigkeit ist mit vor allem herkömmlichem im Nahbereich Kunstlicht bis zu sehr 1/2 wichtig. Dioptrien = verschwommenes, unscharfes Sehen, Augen- und Kopfschmerzen.) Kontrastschärfe und Brillanz: Dadurch erfolgt ein wesentlich besseres Erkennen, schärferes Sehen und eine höhere Farbbrillanz. Räumliches Sehen: Dreidimensionales, plastisches Sehen ist im Innenraum als Ausgleich sehr wichtig. (herkömmliches Kunstlicht verflacht sehr stark). Wahrnehmung von Bewegungen: Wesentlich Erhöhung der Sicherheit durch die schnellere Erkennbarkeit und die Augen ermüden weniger. 252 Dämmerungs- und Nachtsehen: Der dabei verbrauchte Sehpurpur baut sich während des (herkömmliches Tages unter Kunstlicht dem erzeugt Violett-Lichtanteil durch mangelndes wieder auf. Violettlicht nur ungenügenden Sehpurpuraufbau - der Mensch wir zunehmend nachtblinder). 3 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Das natürliche Tageslichtspektrum ist von zentraler Bedeutung für: Gesunderhaltung - Heilung - Wohlbefinden - Stimmungslage Leistungsvermögen - Lernfähigkeit - Sehvermögen. Wir werden uns wohl überlegen müssen, unter welchen Lichtverhältnissen wir in Zukunft leben und arbeiten wollen. Die bisherigen "billigen" Leuchtmittel sind letztendlich die weitaus teuerste, unwirtschaftlichste und ungesündeste Lösung. Wir sollten zu unserer Umwelt (Luft, Erde, Wasser, Nahrung) nicht auch noch weiterhin Licht durch 'Lichtsmog' "verschmutzen", sondern ein gesundes und natürliches Lichtklima schaffen. Wer einmal natürliches, ruhiges, gesundes "Bio-Licht" Vollspektrum-Tageslicht im Innenraum kennen gelernt hat, wird kein anderes Licht mehr wollen - eine Lichtqualität, wie Sie sie bisher kaum kannten. 4 Schlußbemerkung Irrtum der Philosophie und der Wissenschaft: "Wo Licht ist, ist Schatten." "Das Gute bedingt das Böse. " "Wo Liebe, da Haß. " Dies ist nur eine sehr eingeschränkte Sicht, durch Verharrung im materiellen Denken. Wo sich alles zur Vollkommenheit entwickelt, gibt es nur noch Liebe. 253 Wenn alles von Licht erfüllt ist, gibt es keinen Schatten mehr. Wo alles vollkommen entwickelt ist, gibt es nur noch Liebe. Literatur: "Sonnenlicht und Gesundheit", Dr. Kime, Natura Viva Verlags GmbH (beinhaltet eine Vielzahl von Referenzangaben mit wissenschaftlichen Untersuchungen, Neuauflage folgt.) "Bio-Licht Gesundes Licht", G. Kurz von Schmeling, Tel (+49) 08634-5002 und eine Vielzahl anderer Untersuchungen und Veröffentlichungen in den letzten Jahrzehnten. 254 Unterstützung der Pflege und Betreuung Demenzkranker durch Lichtmanagement – eine Pilotstudie 1 Michael Brach*, Oskar Dierbach*, Wolfgang Ehrenstein# * # Ev. Altenhilfe, Haus Ruhrgarten, Mülheim an der Ruhr Angewandte Physiologie (140D), Universität Hohenheim Einleitung Viele Bewohner stationärer Altenpflegeeinrichtungen leiden unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Ursachen können nicht nur in Altersveränderungen (z.B. Lichtdurchlässigkeit der Linse) oder Krankheiten (z.B. Demenz), sondern auch in den Lebensbedingungen des Altenheims liegen [2]. Wer beispielsweise im Winter eine Abenddämmerung um 16.00 h erlebt und aufgrund seiner Pflegebedürftigkeit von einer Pflegekraft des Spätdienstes ins Bett gebracht wird, vor 20.00 h einschläft und dementsprechend um 3.00 h morgens ausgeschlafen hat, kann leicht aus dem Takt eines gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus geraten. Zur Abhilfe liegt eine Verlängerung der Betreuung der Bewohner am Abend nahe, sie ist jedoch mit hohen Personalkosten verbunden. Kunstlicht hinreichender Intensität und spektraler Zusammensetzung kann das Timing System des Menschen nachhaltig beeinflussen und dadurch das Schlaf-Wach-Verhalten verbessern [1]. Der generelle Effekt wurde bereits bei Alzheimerkranken nachgewiesen [7]. Um diesen auch im Alltag nutzbar zu machen, wurden in einer stationären Altenhilfeeinrichtung in zwei Tagesaufenthaltsräumen Lichtdecken installiert, deren Spektrum und Intensität mit Hilfe einer PC-Steuerung gleitend verändert werden kann [3]. Anfänglich war beabsichtigt, das Schlafverhalten der Heimbewohner mit tragbaren Aktographen [8] aufzuzeichnen. Darauf musste jedoch verzichtet werden, weil bei den vorgefundenen Graden der Demenz die reale Gefahr unsachgemäßen Umgangs mit den Geräten bestand. Als Vorbereitung auf die Hauptuntersuchung, in der das Wach-Schlaf-Verhalten der Heimbewohner durch ein geeignetes Beleuchtungsprogramm verbessert werden soll, wurde daher der Dormograph in einer Pilotstudie auf seine Eignung zur Langzeitregistrierung des Schlafverhaltens der Heimbewohner getestet. Neben der technischen Datenqualität und der 1 Kontakt: Dr. Michael Brach, Haus Ruhrgarten, Mendener Str. 104, 45470 Mülheim an der Ruhr, email: brach@haus-ruhrgarten.de 255 Handhabbarkeit der Anlage stand die Frage im Mittelpunkt, wie Änderungen des Schlafverhaltens in den Daten sichtbar werden. Diese Änderungen sollten durch eine gegenüber der Kontrollsituation (A) verlängerte Betreuung am Abend (B) und zum anderen durch die Applikation von circadian wirksamem, kaltweißem Deckenlicht (C) hervorgerufen werden. Methoden Versuchsanordnung Es wurden ein Zeitreihenansatz gewählt und bei zwei Heimbewohnerinnen in einem ersten Kontrollabschnitt (A) und mehreren Experimentalabschnitten Daten erhoben. Um zeitbezogene Effekte abschätzen zu können, wurde nach den Experimentalabschnitten ein zweiter Kontrollabschnitt (A) angeschlossen. Als Experimentalabschnitte wurden eine „verlängerte Betreuung am Abend unter `normaler` Beleuchtung“ (B) und eine „verlängerte Betreuung am Abend unter kaltweißem Deckenlicht“ (C) durchgeführt. Daraus ergab sich folgendes Zeitreihendesign: A-B-C-B-A. In A wurden jeweils drei Nächte ausgewertet, in B und C jeweils 5 Nächte. Die Untersuchung wurde mit zwei an seniler Demenz leidenden Probandinnen über 3+5+5+5+3=21 Tage fortlaufend durchgeführt. Vor dem Beginn der Untersuchungen wurden die gesetzlichen Betreuer ausführlich informiert und ihr schriftliches Einverständnis eingeholt. Lichttechnik und Betreuung am Abend Während der gesamten Untersuchung wurden nach dem Abendessen um 18.00h die notwendigen Pflegehandlungen durchgeführt. In den Kontrollabschnitten wurden die Bewohnerinnen danach wie üblich aufs Zimmer gebracht. Frau M legte sich in der Regel ins Bett, während Frau H manchmal eine Zeit lang in Ihrem Sessel sitzend das Fernsehprogramm verfolgte. Die Abschnitte B und C bestanden in einem gemeinsamen Video- und Fernsehabend im Aufenthaltsraum mit beiden Bewohnerinnen und einer Betreuungskraft. Diese führte ein Protokoll über auftretende Schläfrigkeit, Äußerungen und Wünsche sowie weitere Besonderheiten, z.B. das Aufsuchen der Toilette. 256 Die Betreuungskraft und die Heimbewohnerinnen saßen gemeinsam nebeneinander an einem Tisch. Gegenüber wurde der Bildschirm aufgestellt. Über dem Tisch wurden zwei Deckenleuchten angebracht, die zusammen eine relativ homogene, quadratische Lichtquelle mit 1,2 m Kantenlänge bildeten. Die vertikale Beleuchtungsstärke betrug konstant 150 lx in Abschnitt B. In C wurde sie im Verlauf der ersten 20 min der Abendbetreuung allmählich auf 1600 lx erhöht und verblieb auf diesem Wert. Die beiden Probandinnen verließen den Fernsehraum zwischen 21.00 h und 22.00 h. Abb. 1: Prinzip des Dormographen: Druckaufnehmer unter den Bettpfosten [6] Messinstrumente Der Dormograph benutzt als Messverfahren die Seismosomnographie (http://www.seismosomnography.ethz.ch), bei der vier Druckaufnehmer unter den Bettpfosten (Abb. 1) u. a. ein Aktogramm und eine Information über Positionsänderungen des Schläfers liefern. Bisher wurde der Dormograph mit Standardbetten validiert. Pflegebetten stehen auf Rollen und besitzen eine Mechanik zur Verstellung der Rahmenhöhe und der Neigungen von Kopf- und Fußteil. Weil dadurch Bewegungen der Matratze anders auf die Unterstützungspunkte verteilt werden, wurden die für den Einsatz des Dormographen vorgesehenen Betten direkt am Matratzenrahmen auf maßangefertigte stählerne Bettpfosten geschraubt. Die Höhenverstellung und die Rollen wurden außer Funktion gesetzt. Um die Wachheit der Probandinnen tagsüber nach dem Abendprogramm einzuschätzen, wurden in B und C täglich ein Mini Mental Status [4] und ein Uhrentest [5] durchgeführt. Außerdem wurde der Pflegeaufwand bei einer ausgewählten Pflegehandlung beurteilt. 257 Ergebnisse Es wurden aktographisch nicht unterbrochene Ruhephasen ab 45 min Dauer ausgewertet. Die Tabelle zeigt die mittlere Anzahl sowie die mittlere Dauer der einzelnen (EinzDauer) Phase und aller Phasen zusammen (GesDauer). Für Frau M zeigen sich reversible Änderungen aller drei Schlafparameter: Die verlängerte Betreuung am Abend (vgl. Spalte 4) führt gegenüber der Kontrollerhebung (Spalte 3) zu einer geringeren Anzahl an Ruhephasen (2,6 statt 5,0), die jedoch länger andauern (3,3 h statt 1,9 h). Die Gesamtdauer sinkt um ca. 48 min auf 8,6 h pro Nacht. Diese Änderungen kehren ihre Richtung um, wenn die Betreuung gegen Ende der Versuchsserie entfällt (vgl. Spalte 6 mit Spalte 7). Betrachtet man den Einfluss des hellen Lichts am Abend, stellt man Änderungen zu häufigeren, kürzeren Ruhephasen fest, die wiederum reversibel sind. Tab. 1: Ruhephasen ab 45 min Dauer Kontrolle Frau M. Frau H. Anzahl GesDauer [h] EinzDauer [h] Anzahl GesDauer [h] EinzDauer [h] Betreuung 5,0 9,4 1,9 3,7 4,3 1,2 2,6 8,6 3,3 4,2 4,9 1,4 Betr.+Licht Betreuung Kontrolle 3,5 3,0 3,3 8,4 9,9 10,3 2,4 3,0 3,1 3,5 2,8 4,0 4,9 3,5 5,1 1,4 1,3 1,3 Auch bei Frau H. verändert sich der Schlaf in den unterschiedlichen Phasen der Untersuchung. Allerdings kehrt sich bei den hier dargestellten Parametern keine dieser Veränderungen um, wenn die ursprüngliche Versuchsbedingung vorgegeben wird. Die Messkurven des Dormographen zeigen, dass die etwas selbständigere Frau H des öfteren das Bett verließ oder durch die lichtbedingte Aktivierung erst 1-2 Stunden nach Ende der Betreuungszeit zu Bett ging. In Abb. 2 werden daher die mittleren Summen der drei längsten Ruhephasen einer Nacht aufgetragen. Hier zeigt Frau H. nach Abenden mit Lichtapplikation um 16% bzw. 35% längere Ruhephasen als in der Betreuungsphase ohne helles Licht davor bzw. danach. Frau M. weist in Abb. 2 die schon besprochene umgekehrte Reaktion auf. 258 Die Verhaltensbeobachtung zeigte bei Frau M keine Unterschiede, bei Frau H tendenzielle Verbesserungen in Phase BC, die allerdings nicht umkehrbar waren. Diskussion Die im Dormographen realisierte Seismosomnographie hat sich als geeignetes Instrument zur Langzeitbeurteilung des Schlafverhaltens verwirrter Demenzkranker erwiesen. Der größte Vorteil besteht in der rückwirkungsfreien und vollautomatisierbaren Messung. Die Pflegebedürftigen werden in keiner Weise durch anzulegende Geräte, besondere Tests o.ä. beeinträchtigt. Die netzwerkfähige Computerstützung des Dormographen erlaubt darüber hinaus eine Echtzeitverarbeitung mit Übertragung in einen anderen Raum, z.B. Meldungen über Sturzgefahr durch das nächtliche Verlassen des Bettes in das Dienstzimmer der Pflegekräfte. Weitere Möglichkeiten wie die Ermittlung von Herz- und Atemfrequenz sind im Labor mit Standardbetten schon gelungen und können ggfs. für Messungen an Pflegebetten angepasst werden. 259 Gesamtdauer der drei längsten Ruhezeiten 600 550 500 450 Minuten 400 350 Frau M. 300 Frau H. 250 200 150 100 50 0 Kontrolle Betreuung Betr. + Licht Betreuung Kontrolle Abb. 2 Bei den eingesetzten Dormographen handelt es sich um zwei Prototypen, die nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung standen. Die Pilotstudie zeigt, dass der Dormograph generell die für die Evaluation der geplanten lichtbezogenen Interventionen nötige Empfindlichkeit besitzt. Änderungen des Schlafverhaltens korrelieren in den untersuchten Einzelfällen mit Änderungen der Beleuchtung. Ein Ziel der Hauptuntersuchung wird es sein, wünschenswerte Änderungen des Schlafverhaltens gezielt auszulösen, z. B. nächtliche Schlafunterbrechnungen zu reduzieren oder den Beginn des Nachtschlafs auf eine günstigere Zeit zu verschieben. Solche Wirkungen sollen in mehrmonatigen Aufzeichnungen an einer hinreichend großen Zahl von Probanden überprüft werden. Danksagung Wir danken Dr. Christoph Schierz und Dr. Mark Brink (ETH Zürich, Institut für Arbeitsphysiologie) herzlich für die zeitweise Überlassung von zwei Prototypen des Dormographen und die großzügig gewährte Hilfe und technische Unterstützung. Außerdem möchten wir uns bei Dipl.-Ing. Gisbert Schubert (Fa. Tridonic) für die 260 computergestützte Lichtsteuerung und bei Fa. Zumtobel Staff für die Unterstützung bei der Installation und Wartung der Lichtdecken bedanken. Literatur [1] W. Ehrenstein: Management der Retinabelichtung. 4. Symposium Licht und Gesundheit am 26. und 27. Febr. 2004, TU Berlin. [2] W. Ehrenstein: Es werde Licht! Doppelpunkt (2003), H. 3. [3] Baunetz (ohne Autor): Haus Ruhrgarten, Mülheim a. d. Ruhr, Umbau. Integrative Lichtplanung als Therapiekonzept in der gerontopsychiatrischen Pflege. Internet-Quelle [http://www.baunetz.de/sixcms_4/sixcms/detail.php?object_id=12&area_id=119 8&id=108092, abgerufen am 23.1.2004] [4] M. F. Folstein, S. E. Folstein & P. R. McHugh: Mini-Mental State: A practical method or grading the state of patients for the clinician. Journal of psychiatry research 12 (1975), S. 189-198. [5] K. I. Shulman, R. Shedletsky & I. Silver: The challenge of time: clock drawing and cognitive function in the elderly. International journal of geriatric psychiatry 1 (1986), 135-140. [6] M. Brink, K. Wirth & Ch. Schierz: Seismosomnography as a new method for ambulatory monitoring of physiological reactions during sleep. Proceedings des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Psychologie. Universität Bern, 14.- 15.10.2003. [7] S. Ancoli-Israel: The effect of light on sleep, rhythms and behavior in Alzheimer's disease. Chronobiology International 19 (2002), No. 5, pp. 963 1000. [8] C. Singer, R. E. Tractenberg, J. Kaye, K. Schäfer, A. Gamst, M. Grundman, R. homas, L. J. Thal: Multicenter, placebo-controlled trial of melatonin for sleep disturbance in Alzheimer's disease. Sleep 26 (2003), 893-901. 261 Licht, Gesundheit und Bewusstsein Maximilian Y. Schäfer Was ist Lichtqualität? Lange Zeit, so scheint es, hat es seit der allgemeinen Einführung des elektrischen Lichtes Ende des 19. Jahrhunderts von Seiten der Fachleute keine besondern Überlegungen gegeben, inwiefern nun dieses künstliche Licht, mit seinen Teils erheblichen Veränderungen dem natürlichen Tageslicht gegenüber, Konsequenzen auf das Gefühlsleben, die Gesundheit oder das Bewußtsein von Mensch und Tier haben könnte. Erst in den letzten Jahren tauchen in diesem Zusammenhang immer mehr Beiträge mit dem Thema Licht und Gesundheit auf. Wenn man sich diese Beiträge genauer anschaut, stellt man fest, dass dieses Thema oft aus sehr unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird. Die Bandbreite erstreckt sich von der Warnung vor dem schädlichen Einfluss von UV-Strahlen für die Augen und die Haut, über den Einfluss von Schichtarbeit und Lichtmangel auf den Biorhythmus, bis hin zum weitverbreiteten Phänomen der Winterdepressionen und der Rolle die das (fehlende) Tageslicht dabei spielt. In diesen Beiträgen wird auch immer wieder das Wort Lichtqualität verwendet, auf eine Weise als wäre dieser Begriff definiert und wüsste jeder sofort was darunter zu verstehen ist. In Wirklichkeit gibt es aber weder in der Optischen Physik noch in der praktischen Elektrizitätslehre eine Definition was unter Lichtqualität zu verstehen ist. Auf der anderen Seite gibt es ungefähr ebenso lange, wie man sich den Diskussionen über die Beziehung von Licht und Gesundheit in Fachkreisen vermehrt widmet, eine Debatte, die hauptsächlich von den Architekten angestoßen wurde, über die Wichtigkeit von ausreichend natürlichem Tageslicht. Es hat sich sogar ein ganz neuer Industriezweig herausgebildet, die Tageslichtlenkung und Tageslichtarchitektur, mit beachtlichen Zuwachsraten. Wir haben also die Situation, dass es einerseits von Seiten der Lichtindustrie, der Medizin und Physik keine Festlegung, geschweige denn Übereinstimmung gibt, was 262 nun Lichtqualität im Eigentlichen ist, andererseits wird der Ruf nach Tageslicht- oder Sonnenlichtqualität immer lauter. Diese Begriffsunklarheit führte in der Beleuchtungspraxis dazu, dass sehr häufig quantitative Aspekte wie Helligkeit, Leuchtdichte, Lichtfarbe, Farbtemperatur mit Lichtqualität gleichgesetzt wurde. Verstärkt wurde diese Tendenz durch die Fortschritte in der Behandlung von Winterdepressionen, indem man praktisch nachweisen konnte, dass fluoreszierendes Licht einer besonderen Helligkeit vorzugsweise 10 000 Lux, regelmäßig und für eine ganz bestimmte Dauer zugeführt, in der Lage ist, bei ca. 80% der Anwender die Symptome, wo nicht vollständig zum Verschwinden zu bringen, so doch deutlich zu reduzieren. Dabei wurden Lichttherapiegeräte mit Dreibandenröhren und solche mit Fünfbandenröhren getestet und man stellte fest ( Müller, Henkel, Fisch 1997 ) dass dabei die Unterschiede in den Spektren der verwendeten Leuchtmittel keine ausschlaggebende Rolle für den antidepressiven Effekt spielte. Also schlossen einige Mediziner daraus, dass es nicht die Lichtquellen mit ihrer spezifischen spektralen Zusammensetzung sind, sondern nur die Lichtmenge, die den Wert einer Beleuchtung ausmacht. So konnte es kommen, dass Schlafforscher und Psychiater sich berufen fühlten ihre Stimme im Chor der Lichtexperten zu erheben. Das Licht in unserer Umwelt Da diese falsche Schlussfolgerung im Wesentlichen mit dem übereinstimmt, was die Lichtindustrie ebenfalls seit Beginn des Zeitalter des elektrischen Lichtes nicht nur als theoretische Tatsache erklärt, sondern in unserer aller Umwelt als allgegenwärtige künstliche Lichtwelt manifestiert, könnte man sich Fragen, wo dann das Problem liege. Nun das Problem liegt darin, dass es ca. 90 Jahre Gewöhnungszeit seit der Einführung des Leuchtstofflampenlichtes nicht geschafft haben, dass wir Menschen uns mit dieser Art Beleuchtung wirklich gefühlsmäßig anfreunden konnten. Denn nicht anders lässt es sich erklären, dass Leuchtstofflampenlicht oder „ Neonlicht“ wie es fälschlicherweise im Sprachgebrauch oft bezeichnet wird ( Neon ist ein Edelgas, das nur rot leuchtet, z.B. in Leuchtreklamen ) geradezu das Synonym für 263 unfreundliche, stimmungsarme Arbeits- und Lebensverhältnisse geworden ist. In vielen Science-Fiction-Büchern und Filmen taucht eine solche Beleuchtung in überkarikierter Form immer dort auf, wo die Feinde der Menschheit und des Lebens ihre finsteren Machenschaften treiben. Des weiteren müssten auch immer wieder gemachte Untersuchungen zu denken geben, nach denen bis über 50% der Befragten die ( künstlichen ) Lichtverhältnisse ihrer Bürobeleuchtung als unangenehm, ja krankmachend empfinden. Eine der jüngsten Studien ( Wilkins 1989 ) konnte nachweisen, dass die auftretenden Gesundheitsstörungen einer Belegschaft in direktem Zusammenhang stand zur Menge des hereinfallenden Tageslichtes, das die Schreibtische erreichte. In der gleichen Studie wurde festgestellt, dass schon der einfache Austausch der 50 HertzFlimmervorschaltgeräte gegen sogenannte „Elektronische Vorschaltgeräte“ die Kopfschmerzen deutlich senken konnte. Cakir und Reuter ( 1978 ) hatten bei ihren Untersuchungen an 1021 ( ! ) Arbeitsplätzen eine starke visuelle Belastung von Büromitarbeitern, insbesondere in Verbindung mit Bildschirmarbeitsplätzen festgestellt. Zwischen Intensität der Beleuchtung und auftretenden Beschwerden wie Kopfschmerzen war bei jeder der untersuchten Tätigkeiten ein signifikanter Zusammenhang, ebenso zwischen der Art der verwendeten Beleuchtung, nämlich Leuchtstofflampen, und der Beschwerden. Noch weit höher sind die Belastungen und Krankheiten bei Schichtarbeitern, die gänzlich auf künstliches Licht angewiesen sind, nämlich z.T. bis zu 95%, was auch ein Beweis ist, dass der Mensch nicht über einen längeren Zeitraum gegen die uns von der Natur vorgegebenen Biorhythmen leben kann. Die dabei immer wieder festgestellten Symptome reichen von vorzeitiger Ermüdung, Benommenheit, trockenen Augen, Nervosität, Kopfschmerzen, Energielosigkeit, Stresssymptomen, Augenflimmern, Lidzittern bis hin zu Migräne und Bindehautentzündungen. Zwar werden diese Zusammenhänge nach wie vor von der Lampen- und Elektroindustrie nicht zur Kenntnis genommen, aber macht man sich einmal selbst die Mühe die Menschen in den Büros oder Werkhallen nach ihren Erfahrungen zu befragen, so stellt man immer wieder fest, dass sich viele Menschen des Zusammenhangs zwischen ihren diversen Beschwerden und der vorhandenen künstlichen Beleuchtung klarer bewusst sind, als es vielen Lichtplanern, Elektroingenieuren und Entwicklungsingenieuren, aber auch den Firmenchefs lieb sein kann. 264 Also die Frage nach den Zusammenhängen zwischen Licht und Gesundheitsstörungen ist nicht nur bemerkenswert, es schreit förmlich nach unserer Aufmerksamkeit. Empirisch wäre es fast passender, bei künstlicher Beleuchtung von „Licht und Krankheit“ zu sprechen. Was aber könnte die Alternative sein, da wir ja doch in hohem Maße auf das elektrische Licht angewiesen sind, außer dass wir alle dazu übergehen würden nur noch mit ausreichend Tageslicht zu arbeiten und dann nach Hause gehen, wenn die Sonne untergeht, so wie es vielleicht noch unsere Vorfahren mit großem Nutzen für ihre Gesundheit, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit praktiziert haben. Alles Leben kommt von der Sonne Es gibt aber noch einen anderen Ansatz als die bereits erwähnten, sich dem anspruchsvollen Thema Licht und Gesundheit anzunähern. Dazu müssen wir uns aber von der vertrauten Vorstellung verabschieden, dass wenn wir von Licht sprechen, jeder sofort weiß, was damit gemeint ist. Licht und das müssen alle ernstzunehmenden Physiker heute zugeben, hat sein innerstes Geheimnis noch nicht preisgegeben. Dies musste selbst ein Albert Einstein am Ende seines Lebens in aller Demut bekennen als er feststellte: “Fünfzig Jahre intensiven Nachdenkens haben mich der Antwort auf die Frage `Was sind Lichtquanten` nicht näher gebracht. Natürlich bildet sich heute jeder Wicht ein, er wisse die Antwort. Doch da täuscht er sich.“ Einige grundlegende Widersprüche z. B. zwischen der Wellennatur und dem Teilchencharakter des Lichtes konnten bis heute durch die offizielle Naturwissenschaft nicht gelöst werden. Ähnlich wie in der Lichttechnik ist es auch in der Medizin. Lange Zeit schien es so, dass der Zusammenhang zwischen Licht und unserer Gesundheit kein besonderes Thema für die offizielle medizinische Forschung war. Erst seit 20 bis 30 Jahren werden immer mehr Untersuchungen veröffentlicht, die sich mit diesen so vitalen Zusammenhängen beschäftigen. „Alles Leben auf der Erde kommt vom Licht der Sonne“ drückte es der Physiknobelpreisträger Albert Szent-Györgyi aus. Heute wissen wir, dass die Informationen mit denen die Vorgänge in den Zellen gesteuert und geregelt werden, mit Lichtenergie, den Biophotonen, übermittelt werden. Unser gesamter Körper besteht im Kern aus diesem Lebenslicht und wenn wir uns Nahrung 265 zuführen, dann ernähren wir uns letztlich von dem darin gespeicherten Sonnenlicht. Licht ist Leben und wir Menschen sind Lichtwesen! Das ist seit den bahnbrechenden Forschungen des deutschen Biophysikers Dr. Fritz-Albert Popp amtlich. Ganz erstaunlich, dass selbst kein geringerer als Sir Isaac Newton, der Vater der modernen wissenschaftlichen Lichttheorie diese Zusammenhänge erahnte, als er bereits im 17. Jahrhundert schrieb: „Wäre es nicht denkbar, dass die Stoffe und das Licht sich ineinander umwandeln, und wäre es nicht auch möglich, dass die Stoffe den größten Teil ihrer aktiven Kräfte aus den in ihrer Zusammensetzung eingegangenen Lichtpartikeln beziehen? Könnte nicht das Licht das Grundprinzip sein, das alle Aktivität der Stoffe steuert?“ Wenn wir also Lichtqualität definieren wollen, dann kommen wir als vernunftbegabte Wesen gar nicht daran vorbei, uns an dem Licht der Sonne zu orientieren. Ihr spezielles Strahlengemisch ist für alle Lebewesen auf der Erde, ob Pflanze, Tier oder Mensch das Maß aller Dinge. Unsere liebe Sonne ist das Symbol schlechthin für alles Schöne, Gute, Wahre und nicht zuletzt auch Gesunde. Es gibt zahlreiche Bücher und Studien, die detailliert und fundiert nachweisen können, wie die Strahlungszusammensetzung des Sonnenlichtes nicht nur eine notwendige Vorraussetzung zur Erhaltung von Gesundheit und Lebensfreude ist, sondern sowohl weißes Sonnenlicht, als auch einzelne Farbfrequenzen aus ihrem Spektrum, in der Lage sind, eine angegriffene Gesundheit wiederherzustellen und sogar schwere Krankheiten wie Tuberkulose, Rachitis, Psoriasis usw. zu heilen. Liegt es da nicht auf der Hand, dass wir als Maßstab für Lichtqualität in Zusammenhang mit Gesundheit und Wohlbefinden uns ganz einfach das Sonnenlicht mit seinen Spektralfarben, seiner Farbtemperatur und seiner Helligkeit zum Vorbild nehmen? Kunstlicht mit Qualitätsanspruch Einer der ersten, der dies verstanden und die Konsequenzen daraus gezogen hat, war Dr. John Ott. Er entwickelte, nachdem er jahrelang Experimente mit künstlichen Lichtquellen gemacht hatte, um Wachstum, Verhalten und Gesundheit von Pflanzen und Tieren zu beeinflussen, zusammen mit der Raumfahrtbehörde NASA eine Lichtquelle, die sich von vorne herein am Lichtspektrum und der Lichtfarbe des Sonnenlichtes zur Tagesmitte orientierte. Zwar gelang die Simulation nicht 266 vollständig, wie auch nicht zu erwarten war, aber das Ergebnis war zumindest für seine Pflanzenzuchten, die er für seine Zeitrafferaufnahmen für „Walt Disney Pictures“ benötigte, durchschlagend. Endlich konnte er mit künstlichem Licht vergleichbare Ergebnisse erzielen, wie unter wechselhaften und daher für reproduzierbare Ergebnisse unbrauchbaren Tageslichtbedingungen. Seit dieser Zeit, es war Ende der sechziger sonnenlichtähnlichen Lichtquellen oder Jahre, haben sich diese „Vollspektrumlampen“ wie sie heute allgemein bezeichnet werden, auch für den Menschen bewährt. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, besonders aus den anglo-amerikanischen Ländern aber auch im deutschsprachigen Raum ( Boyce 1998, Cakir 1987, 1981,1990, Corth 1984, Davies 1985, Downing 1988, East 1939, Grangaard 1993, Hargreaves und Thompson 1989, Hollwich 1972, 1980, 1982, Hughes 1981, Karnstedt 1999, Lamola 1985, Maas 1974, Neer 1985, Ott 1985, Ozaki 1979, Sharon 1971, Sydoriak 1984, Thorington 1971, 1985, Volkova 1967, Wilkins 1989, Wohlfarth 1986, Wurtman, 1969, 1970, 1975, Zumkova 1966 ) welche die positiven Wirkungen von Sonnenlicht, Vollspektrumlampen und U.V. Strahlern auf Gesundheit und Wohlbefinden nachweisen konnten. Diese Ergebnisse sind für denjenigen, der sich ernsthaft mit der Thematik auseinandersetzen möchte, im Informationszeitalter leicht zugänglich. Aber wie ein altes Sprichwort etwas abgewandelt lautet “Ich sehe nur das, was ich glaube“, haben dies Fakten nicht dazu führen können, dass im Grossen sich die Beleuchtungspraxis in den Schulen, Büroräumen oder Fabrikhallen weder in Deutschland noch sonstwo auf der Welt wesentlich geändert hätte. Menschliches Bewusstsein und Erkenntnisfähigkeit Die Frage, die sich dem aufmerksamen Beobachter bei diesem merkwürdigen Widerspruch aufdrängt ist, wie kann es sein, dass über so offensichtliche Zusammenhänge soviel Unwissenheit und Betriebsblindheit gerade bei den Fachleuten herrschen kann? Nach langem und intensivem Nachdenken über dieses Phänomen hat sich uns eine Erklärung aus einer ganz anderen Richtung aufgetan, als man zunächst vermuten 267 würde. Dazu müssen wir allerdings den Bereich der physikalischen Theorien, die ja, wie wir spätestens seit der Quantenphysik und Heisenbergs Unschärferelation wissen, so klar und eindeutig gar nicht sind, verlassen. Und auch die komplizierte Welt der DIN-Normen und technischen Begrifflichkeiten helfen uns hier nicht weiter, wir müssen uns dem Menschen selbst und der Frage nach dem Bewusstsein zuwenden. Ein tschechischer Freund sagte mir einmal, dass es im tschechischen das Wort „Bewusstsein“ überhaupt nicht gibt. Was ist in diesem Zusammenhang also überhaupt unter Bewusstsein zu verstehen? Umständlich könnte man definieren: Bewusstsein ist dasjenige Erkenntnisorgan in uns, was in der Lage ist hinter den sinnlichen Erscheinungen und Ereignissen, die Ideen oder geistigen Prinzipien wahrzunehmen und in ein sinnstiftendes Gesamtsystem der Wirklichkeit zu stellen. Oder einfacher ausgedrückt: Bewusstsein ist die Erfahrung von Licht in allen Erscheinungsformen verbunden mit der Qualität der Freude. Wir westlichen Menschen neigen ja durch unsere Prägung dazu theoretisches Wissen mit Erfahrungswissen gleichzusetzen. Es muss in diesem Zusammenhang die Frage zu stellen erlaubt sein, über wie viel persönliche und praktische Erfahrung verfügt der Forscher der sich wissenschaftlich mit dem Medium Licht beschäftigt. Hat er über längere Zeit, vielleicht über viele Jahre, Erfahrungen mit diesem Urstoff gemacht und eigene Beobachtungen angestellt? So wie Goethe als Naturforscher seine Methode entwickelt hat, die ausgehend von der sinnlichen Anschauung und Beobachtung der Naturphänomene, zur Einsicht über die immanenten Zusammenhänge und schließlich zur Schlussfolgerung kommt. Von der Betrachtung eines Einzelphänomens über die Definition der Gesetzmäßigkeiten und Zusammenfassung in Gruppen oder Arten, bis zu den Urideen Gottes, die gleichnißhaft hinter allen Erscheinungsformen stehen. „Die vollkommenste Heilige Schrift und das umfassendste Weisheitsbuch ist die Natur selbst“ ( Hazrat Inayat Khan ). Damit sind wir wieder beim Qualitätsbegriff und bei der Frage nach Sinn und Moral, ohne die auch die objektivste Wissenschaft nicht auskommen wird, angekommen. Dieser Frage mussten sich auch all jene Forscher die an der Atomspaltung mitgewirkt hatten, spätestens dann stellen, als die erste Atombombe der Geschichte, die im Kriegsfall eingesetzt wurde, über Hiroshima abgeworfen wurde. Auch das Licht als Gestaltungsmittel und Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens kann nicht unabhängig von seinen Wirkungen auf die Physiologie und die 268 Psyche des Menschen betrachtet werden. Damit kommen wir zu dem Aspekt der subjektiven Wahrnehmung. Licht hat etwas mit dem Bewußtsein des Empfängers zu tun. Wir wissen heute, dass das 50 Hertz-Wechselstromflimmern der Käfigbeleuchtung für das arme Huhn einer Legebatterie eine Art von Folter darstellt, weil es in der Lage ist dieses Flimmern wahrzunehmen. Für das Huhn hat das einen ähnlichen Effekt wie für uns Menschen die stroboskopischen Discolichtblitze. Bienen und Insekten, lehren uns die Zoologen, sind in der Lage UV-Licht zu sehen, ähnlich wie Fledermäuse in der Lage sind Tonfrequenzen zu hören, die für unser menschliches Ohr nicht mehr wahrnehmbar sind. Bei uns Menschen kennen wir das Phänomen der Farbblindheit. Die Augen der Farbblinden sind anatomisch genau so beschaffen, wie diejenigen eines Farbsichtigen. Wie kann es dann sein, dass er trotzdem nicht in der Lage ist z.B. ein Grün von einem Rot zu unterscheiden? Weil es neben den physikalischen und anatomischen Gegebenheiten noch einen weiteren entscheidenden Faktor gibt, der unsere Wahrnehmung bestimmt. Dieser Faktor ist das individuelle Bewusstsein. Es ist dasjenige Organ in uns, physikalisch oder geistig, das in der Lage ist, das mit der Kamera des Auges wahrgenommene, richtig zu interpretieren und vielleicht sich sogar an der Qualität des Gesehenen zu erfreuen. Materielles Licht und geistiges Licht Ein Missionar berichtete, dass er einer Gruppe von Eingeborenen einen 8mmSchmalfilm in schwarz-weiß mit eher banalem Inhalt vorführte, um sie zu unterhalten. Als er seine Zuschauer nach der Vorführung fragte, wie es ihnen gefallen hätte, nickten sie zustimmend, konnten aber über das Gesehene nichts inhaltliches aussagen. Erst nach mehrmaligem Nachfragen fand er heraus, dass sie nur ein bewegtes Hell- und Dunkelgeflimmer wahrgenommen hatten, aber sozusagen die Sprache der Bilder nicht lesen konnten. Das im Film festgehaltene war Ihnen kein Abbild der Wirklichkeit. Von einem anderen sehr beeindruckenden Erlebniß mit Blindgeborenen, denen durch eine Augenoperation die Möglichkeit zum Sehen wiedergegeben wurden, schreibt Arthur Zajonc, amerikanischer Physikprofessor am Amherst Institut of 269 Massachusetts, Spezialist für Quantenoptik in seinem beachtenswerten Buch : „Die gemeinsame Geschichte von Licht und Bewusstsein“. Die meisten dieser Menschen hatten nach ihrem Eingriff ein vollfunktionsfähiges Auge und trotzdem gelang es Ihnen nicht wirklich sehen zu lernen. Darin zeigt es sich, dass zum Sehen weit mehr nötig ist als ein funktionierendes Sehrorgan. Ohne ein inneres Licht, ohne ein gestaltgebendes inneres Vorstellungsvermögen sind wir blind! Das Auge ist zum Sehen auf diese Vorstellungskraft angewiesen. Wir müssen erst lernen zu sehen und dieses Lernen ist nicht unabhängig von unserem Umfeld in dem wir aufwachsen. Unsere Vorstellungskraft und die Art wie wir die Wirklichkeit wahrnehmen ist von unserer Kultur und der uns umgebenden „Weltanschauung“, wie das deutsche Wort so treffend seinen inneren Sinn freigibt, abhängig. Wir werden für uns kaum wahrnehmbar indoktriniert von der Gesellschaft, unseren Eltern und Erziehern, die Welt auf eine bestimmte Art wahrzunehmen. Wenn wir einen Baum, ein Haus oder einen Omnibus sehen, dann sehen wir nicht nur dieses Objekt, so wie es in seiner Farbe, Form, Größe usw. im dreidimensionalen Raum existiert, wir sehen damit gleichzeitig das, was wir gelernt haben mit diesem Objekt inhaltlich zu verbinden. Wir geben dem Objekt einen Namen, wir formen einen Begriff und mit dieser Begrifflichkeit wird das unmittelbare Empfinden der Sache an sich gedämpft. Es hat eine Verlagerung stattgefunden von der Sinneswahrnehmung hin zum Denken. Wir haben erneut von der Frucht des Baumes der Erkenntnis gegessen und die Frucht des Baumes des Lebens verschmäht. Damit wird unsere unmittelbare Wahrnehmung reduziert. Trotzdem sind wird der Meinung durch den Begriff haben wir auch die Sache verstanden. Ähnlich verhält es sich mit unserer Erkenntnisbildung nach den Maßstäben der „objektiven Naturwissenschaft“. Wenn wir z. B. ein Naturphänomen erforschen wollen, um daraus ein Naturgesetz abzuleiten, so versucht die etablierte Wissenschaft dies mit toten Apparaten und Messinstrumenten um möglichst eine objektives und reproduzierbares Ergebnis unabhängig von unserer menschlichen Wahrnehmung und Einflussnahme zu erreichen. Nun ist es aber so, dass viele ja die allermeisten wissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten von einem Denker erst über die Mathematik oder reines Nachdenken entdeckt und zu einer Theorie entwickelt wurden, bevor man überhaupt in der Lage war sie durch praktische reproduzierbare Versuche nachzuweisen. In diesem Zusammenhang ist es aufschlussreich, wenn man weiß, dass das Wort „Theorie“ in seinem ursprünglichen Sinn nicht ein trockenes Denkkonzept bedeutet, sondern das 270 Schauen als einer Art göttlicher Offenbarung meint. Die Quantenphysiker mussten feststellen, dass je mehr man in den subatomaren Bereich hineinging, überhaupt keine Eindeutigkeit in Bezug auf Stofflichkeit oder Kausalität der Materie mehr festzustellen war, ja das Ergebnis konnte nicht unabhängig vom Forscher betrachtet werden. Der Forscher selbst beeinflusst mit seinem Denken, Erwartungen und Bewusstsein das Ergebnis. Kann man Lichtqualität im Labor nachweisen? Wenn eine neue Technik eingeführt wird und unter dem Verdacht steht gesundheitsschädlich zu sein, so kann man in unserer westlichen Industriegesellschaft, in der die wirtschaftliche Macht gleichzeitig das Monopol der Meinungsbildung hat, ein immerwiederkehrendes Phänomen beobachten, was schon fast rituellen Charakter hat. Es werden zu den hervorgebrachten Bedenken sofort Gegengutachten erstellt, die natürlich eine gesundheitliche Gefährdung wissenschaftlich nicht nachweisen können. So auch im Falle der Beleuchtung mit künstlichem Licht. Bereits in den 50er Jahren wurde von Medizinern bemerkt, dass künstliche Beleuchtung mit Leuchtstofflampen diverse Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bindehautentzündungen, vorzeitige Ermüdung usw. verursachen. Daraufhin wurden sofort von Vertretern der Lichttechnik und Arbeitsphysiologen Gegengutachten erstellt z. B. unter dem Titel „Die angeblichen Sehstörungen bei Beleuchtung durch Entladungslampen “ ( Schober 1950, und noch mal 1954 ) in denen ein Zusammenhang zwischen künstlicher Beleuchtung und Augenbeschwerden zurückgewiesen wurde. Zehn Jahre nach dieser Denkschrift haben Hartmann ( der Nachfolger von Schober ) und Müller-Limmroth, ein bekannter Arbeitsphysiologe, dessen Name immer wieder in Verbindung mit gesponserten Gutachten auftaucht, ihren Inhalt voll abgesegnet und unter anderem festgestellt: „Bei gleicher Lichtfarbe gibt es keinen Grund für eine unterschiedliche biologische Wirkung von Glühlampenlicht und Leuchtstofflampenlicht.“ Man wird dabei als aufmerksamer Beobachter den Eindruck nicht los, dass das Ergebnis dessen, was man untersuchen will, von vorneherein schon feststeht. Eine der jüngsten 271 Untersuchungen zu diesem Thema, durchgeführt von der Technischen Universität Ilmenau, Fakultät für Maschinenbau, Fachgebiet Lichttechnik hatte den Titel „Beleuchtungsrelevante Aspekte bei der Auswahl eines förderlichen Lampenspektrums“. ( siehe Fachzeitschrift „Licht“ 7/8 2002 ). Es wird nicht eindeutig klar, worauf der Begriff förderlich sich bezieht. Die Antwort wird nur vage in Beziehung zu den circadianen Rhythmen angedeutet. Auf alle Fälle liegt in dem Wort „förderlich“ bereits eine qualitative Bewertung enthalten. Also wieder sehen wir, dass wir an der Einbeziehung der qualitativen Komponente von Licht und Beleuchtung nicht vorbeikommen, wenn es um gesundheitliche Aspekte geht. Des weiteren beeindruckt in der Untersuchung die große Zahl von, für einen Nichtphysiker kaum verständlichen, Formeln und Diagrammen, die eine fast einschüchternde Objektivität ausstrahlen. Wenn man sich aber dann doch die Mühe macht sich durch den Inhalt zu arbeiten, so weit dies möglich ist, da dabei mit einigen Begriffen und Formeln gearbeitet wird, die anscheinend zum ersten mal eingeführt wurden, so ist es doch ein lohnendes Unterfangen, weil man mit dem praktischen Sachverstand eines Lichtplaners, der sich viele Jahre mit dem Zusammenhang zwischen Licht und Gesundheit beschäftigt, auf einige Ungereimtheiten stößt. Darauf im einzelnen einzugehen, würde den Rahmen dieser Betrachtung sprengen. Was auch hier wieder auffällt, ist der Glaube durch möglichst große Distanzierung mittels scheinbar objektiver physikalischer Fakten und Formeln, der Frage der Lichtqualität auf die Spur zu kommen. Der Baum der Erkenntnis lässt grüßen. Es wird zwar eine frühere Studie nach Herrn Dr. Schierz von der ETH Zürich an lebenden Menschen erwähnt und mit ein paar Diagrammen unterlegt, allerdings ohne genauere Angaben über Untersuchungsaufbau, Technisch Daten, Zeitrahmen und Teilnehmerzahl. Trotzdem wird ein scheinbar eindeutiges Ergebnis präsentiert, nämlich derart, dass die warmweiße Sechsbandenlampen mit dem „vollen Spektrum“ wie es heißt, bei einer Befragung nach Verträglichkeit, Wohlgefühl, Sehleistung, Ermüdung usw., schlechter abschnitten als eine neutralweiße Drei-Banden-Lampe. Die Frage nach den Rahmenbedingungen wäre aber hier ein ganz entscheidender, weil jeder Lichtpraktiker und Physiologe wissen sollte, dass sich Augen, Gehirn und alle damit verbundenen Funktionen, besonders das gesamte vegetative Nervensystem, immer genau auf diejenigen Lichtbedingungen einstellen, die ihnen von außen angeboten werden. Selbst wenn dies schlecht verträgliche und 272 krankmachende Einflüsse sind, die eingebaute Intelligenz des Körpers versucht immer das Beste daraus zu machen. Wenn man nun aber abrupt das Beleuchtungsniveau wechselt, wie bei dem Versuch offensichtlich geschehen, nämlich von der gewohnten Beleuchtung der Probanten zur Versuchsbeleuchtung und dann anscheinend noch innerhalb der Studie selbst zwischen zwei verschiedenen Lichtfarben nämlich warmweiß und neutralweiß, so gerät das Physiologische System durcheinander. Es kann in dieser kurzen Zeit dann auch keine Anpassung stattfinden, selbst wenn die Beleuchtung in der Qualität verbessert werden würde. Des weiteren stellt sich die Frage warum bei dieser Untersuchung von Dr. Schierz keine der bekannten Vollspektrumlampen mit Tageslichtcharakter herangezogen worden sind, die alle nur im Bereich einer Farbthemperatur zwischen 5500 und 6500° Kelvin strahlen, eben sinnvollerweise tageslichtähnlich, wenn man schon Sechsbandenlampen verwendet. Verfolgt man die Studie von Dr. Gall weiter, so fällt auf, dass zwar bei den abgebildeten Strahlungsverteilungskurven das Spektrum der bei uns bekanntesten Vollspektrumlampe, nämlich True-Light, eindeutig am breitesten ist und die gesättigtsten Farbanteile aufweist, trotzdem aber schneidet sie dann bei der Ermittlung des Farbwiedergabeindexes mit Ra 79 deutlich schlechter ab als die ebenfalls getestete neutralweiße Leuchtstofflampe herkömmlicher Bauart mit Ra 93 ( Ra 100 steht für Normlicht oder Tageslicht also bestmögliche Farbwiedergabe ). Dies wiederspricht allen Gesetzen der Physik, nach denen ja nur diejenigen Farben eines Objektes korrekt wiedergegeben werden können, die auch in der Lichtquelle vorhanden sind. Auf meine diesbezügliche Nachfrage, wie das sein kann, konnte mir der Leiter der Untersuchung Dr. Gall keine Antwort geben. Allerdings weist er in seinem Abschlussbericht darauf hin, dass selbst den Glühlampen auch für den blauen Bereich des Spektrums nach den Festlegungen der Farbwiedergabeindizes der staatlichen Beleuchtungskommissionen eine exzellente Farbwiedergabe bescheinigt wird, obwohl doch jedes Kind weiß, dass z.B. eine blaue Blume unter dem Licht einer Glühlampe wie violett erscheint. Also auch hier werden Normen aufgestellt um eine Objektivität und Sicherheit vorzugaukeln, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Die zitierten warmweißen Lampen kommen zudem im allgemeinen Beleuchtungsalltag faktisch gar nicht vor. Dass man auch zu anderen Ergebnissen kommen kann, beweist dagegen eine unabhängige, also nicht von der Lampenindustrie gesponserte Studie des Jahres 1980 von Prof. Dr. Hollwich, 273 leitender Professor der Uni-Augenklinik Münster. In ihr wurde festgestellt, dass bei der Vollspektrumlampe True-Lite die Cortisolhormonausschüttungen im Blut weit geringer waren, als bei handelsüblichen Dreibandenlampen. Eine zu hohe Ausschüttung von Cortisol ist immer ein Zeichen von ungesundem Stress. Wenn diese Werte über einen längeren Zeitraum zu hoch sind, ermüdet das System und wird ineffizient. Nach diesen Ergebnissen machte sich Hollwich mit Nachdruck für den Einsatz der Vollspektrum-Leuchtmittel besonders in Schulen und der Arbeitswelt stark, was ihm wiederum bei der Lampenindustrie nicht gerade Freunde machte. ( Hollwich 1980. Siehe auch den Dokumentarfilm „Zwielicht“ von Klaus Stanjek, erhältlich über den Verfasser ) Es gibt kein objektives Sehen In diesem Zusammenhang müssen wir auch noch das Phänomen der vielen optischen Täuschungen erwähnen. Das menschliche Auge lasst sich leicht täuschen, man kann ihm etwas vorgaukeln, was gar nicht existiert und man kann dem Licht gewisse Farbfrequenzen vorenthalten, ohne dass wir mit einem ungeschulten Auge dies merken würden. Es ist hilfreich sich einmal klar zu machen, dass wir rein physikalisch und physiologisch gar nicht in der Lage sind objektiv zu sehen. Das was wir wahrnehmen ist nur das Abbild einer objektiven Wirklichkeit da draußen, spiegelverkehrt reflektiert auf unsere Netzhaut und dann weitergeleitet zum Sehzentrum unseres Gehirnes, wo es erst wieder auf die Beine gestellt wird. Im Sehzentrum wird dieses Bild empfangen und sofern wir sehen gelernt haben erkannt, mit bereits vorhandenen Daten abgeglichen und dann interpretiert. Dies ist eine viel abstrakteres und distanzierteres Wahrnehmen als zum Beispiel das Tasten, bei dem unsere Fingerspitzen unmittelbar mit dem materiellen Gegenstand in Berührung kommen und diesen wahrnehmen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, alles Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“ lässt der Schriftsteller Saint Exupery seinen kleinen Prinzen sagen. 274 Das Licht der Natur und das Licht des Geistes Jacques Luseryan ein französischer Literaturprofessor, Schriftsteller und Widerstandskämpfer, hatte im Alter von 7 Jahren einen Umfall bei dem mit einem Schlag die Sehfähigkeit seiner Augen vollständig zerstört wurde. Nachdem ihm die Verbände abgenommen wurden und er zum ersten mal mit seinem Vater im Park einen Spaziergang machte, stellte er erleichtert fest, dass er immer noch ein inneres Licht wahrnahm, mit dem er sich nicht nur im Außen grob orientieren konnte, sondern er war von nun an auch in der Lage zu erkennen auf welcher moralischen Stufe die Menschen waren, die ihm gegenüber standen. Er konnte sofort erkennen, ob jemand ehrlich oder unehrlich war, gute Absichten hatte oder schlechte. Und auch für ihn selbst war dieses innere Licht stets ein Gradmesser für seine eigene seelische Verfassung. Wenn er übellaunig und gereizt war verdunkelte es sich und ganz zu erlöschen schien es dann, wenn er zornig wurde. Der Begriff „blind vor Wut“ hat also eine durchaus wörtliche Bedeutung. Andererseits wurde dieses geistige Licht immer dann besonders stark, wenn er Liebe spürte, ob von außen durch andere Menschen oder aus seinem Inneren kommend. Erleuchtung ist nicht nur eine Metapher, vielmehr, und so wurde es von Mystikern und Heiligen der verschiedensten Kulturkreise beschrieben, ist es immer auch verbunden mit einer übersinnlichen Wahrnehmung eines strahlenden geistigen Lichtes. 275 Deshalb konnte auch Stevie Wonder das schwarze Musikergenie einmal sage „Ich kann zwar nicht sehen, aber ich bin nicht blind“. Es gibt also offensichtlich einen Unterschied zwischen Licht und Licht. So wie auch in der Genesis von zwei Arten von Licht gesprochen wird, dem Licht das Gott erschuf als er sprach „Es werde Licht“ und dem Licht der Sonne und des Mondes. Das Licht der Natur, das im Griechischen mit Lumen bezeichnet wird, ist zu unterscheiden vom Licht des Bewusstseins oder des Geistes, im Griechischen Lux . Am Anfang des Johannesevangeliums heißt es von diesem Licht: „Das Licht kam in die Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht ergriffen“. Es ist offensichtlich, dass hier nicht das physikalische Licht gemeint sein kann, denn wenn materielles Licht aufleuchtet, dann löst sich die Finsternis auf. Also müssen wir den Schluss ziehen, selbst wenn es so etwas wie Lichtqualität gäbe und wir haben ja bereits festgestellt, dass das einzige was Sinn macht die Orientierung an den Spektralfrequenzen des Sonnenlichtes wäre, dann heißt das noch lange nicht, dass wir diese besondere Qualität auch sofort wahrnehmen und erkennen können. Deshalb werden auch alle Versuche objektive Kriterien für Lichtqualität in der Lichtplanung und Beleuchtungstechnik einzuführen zum Scheitern verurteilt sein. Versuche in dieser Richtung waren immer nur in der Lage zu beschreiben was gute Beleuchtung für Eigenschaften haben sollte, aber nicht wie die einheitlichen technischen Standards dafür aussehen müssten. Farben, die Kinder des Lichtes Welche Rolle spielt also unser Bewußtsein, wenn es darum geht Licht und Farben als etwas Qualitatives zu erkennen. Goethe, der sich selbst ja in erster Linie als Naturforscher und nicht als Dichter sah, war einer der ersten, der in seiner gerade heute wieder sehr beachteten „Farbenlehre“ versuchte dem Licht über den Weg der Wirkung der Farben auch Qualitäten zuzuordnen, lange bevor die Farbtherapie sich zu einer Erfahrungswissenschaft entwickelte, mit der man ganz spezifische Störungen und Krankheiten gezielt heilen kann. So schreibt er z.B. : „Die höchste aller Farben ist das Purpur, denn es entsteht aus der intensivsten Verdichtung des Roten und des Blauen. In ihr findet der Betrachter durch die Vereinigung der gesteigerten Pole eine ideale Befriedigung. Eine Umgebung von dieser Farbe ist immer ernst und prächtig“. Bewusstsein in der Goetheschen Anschauung wäre also 276 unter anderem dasjenige in uns, was in der Lage ist einen Sonnenuntergang als schön zu empfinden. Ein Luxmeter kann nicht den qualitativen Aspekt des Lichtes wahrnehmen, aber das im Betrachten geschulte Auge eines Malers wie van Gogh oder Cezanne sehr wohl. Als ich einmal einer Feng-Shui-Beraterin, die noch keine persönlichen Erfahrungen mit Vollspektrumlicht gemacht hatte, in Ihrer Küche eine kleine 15 WattDreibandenröhre gegen eine Vollspektrumlampe ersetzte, rief sie spontan aus: „Ist das ein wunderbares Licht!“ Offensichtlich gab es ein Organ in Ihrem Bewußtsein, das diesen Qualitätsunterschied erkennen konnte. So wie das nach der Operation voll funktionierende Auge des blindgeborenen Jungen, nicht in der Lage war zu sehen, sind wir nicht automatisch in der Lage zu unterscheiden, ob ein Licht sich aus drei Spektralfarben zusammensetzt oder aus sechs oder sieben. Der Farbeindruck tageslichtweiß, neutralweiß oder warmweiß kann bei beiden Lampentypen der gleiche sein. Erst wenn es darum geht alle Körperfarben richtig zu erkennen bemerken wir die Qualitätsunterschiede in beiden Lichtquellen. Mag die Leuchtenindustrie einer Dreibandenlampe auch die Farbwiedergabeeigenschaften gut zuordnen, das physikalische Gesetz, dass nur die Farben reflektiert werden können, die auch in der Lichtquelle vorhanden sind, können damit nicht außer Kraft gesetzt werden und ebenso wenig lässt sich ein geschultes Auge darüber täuschen. Dabei sind aber gute Farbwiedergabeeigenschaften eigentlich nur ein grober Beweis für Lichtqualität und sagen noch nichts darüber aus, was nun diese Energiefrequenzen, die wir als Farben wahrnehmen oder in weißem Licht verborgen ihre Wirkungen entfalten, für Einflüsse auf unsere körperliche Gesundheit, unser psychisches Wohlbefinden und unsere seelische Ausgeglichenheit haben. Als Dr. Rosenthal Anfang der 80 er Jahre anfing eine spezielle Gemütskrankheit, verbunden mit Lebensüberdruss und Energielosigkeit als „Winterdepression“ zu benennen und mit hellem weißem, vollspektralem Licht zu behandeln, waren er und seine Mitarbeiter selbst über den durchschlagenden Erfolg der Therapie überrascht. Über 80% der Patienten zeigten nach einigen Tagen deutliche Verbesserungen in ihrer Verfassung. Rosenthal wusste damals nicht, was es nun genau war in diesem Licht, was diese Heilung bewirkte. Er hatte nur eine naheliegende logische Schlussfolgerung gezogen, ‚wenn diese Krankheit ausschließlich im Winterhalbjahr auftritt, dann kann Licht womöglich helfen’. 277 Bereits 1903 erhielt L. Finsen ein dänischer Arzt den Nobelpreis in Medizin, weil er eine bestimmte Art von Hauttuberkulose mit Licht aus dem roten Bereich des Spektrums behandelte. Licht und circadiane Rhythmen Es dauerte fast 100 Jahre bis Berson und seine Mitarbeiter vom Massachusetts Institut of Technology wissenschaftlich nachweisen konnten, dass blaues Licht die circadianen Rhythmen beeinflusst ( Berson 2000, 2002 ). Unter natürlichen Bedingungen stimmt das Licht, besonders Morgenlicht, die innere Uhr des Körpers auf den Hell-Dunkel-Kreislauf der Erde ein. Erst nachdem diese Erkenntnis, die von Licht- und Farbexperten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt worden war, den offiziellen Segen des Wissenschaftsbetriebes hatte, scheint man auf Seiten der Lampenindustrie bereit zu sein darüber nachzudenken, ob es nicht neben der Funktion des Helligkeitsempfindens des Auges, auf das unsere technischen Beleuchtungsstandards bisher mehr oder weniger reduziert wurden, auch noch andere physiologische Funktionen gibt, die direkt von bestimmten Lichtfrequenzen beeinflusst werden. In der bereits erwähnten Studie von Dietrich Gall wurde dafür der Begriff „circadianer Wirkungsfaktor“ eingeführt, der aber nicht wirklich schlüssig und mathematisch sauber hergeleitet wird. ( Circadian bedeutet den zeitabhängigen Tagund Nachtrhythmus der physiologischen Funktionen oder die biologische Uhr ). Die Farben ein Gleichnis für das Leben Ist es nicht denkbar, ja sogar naheliegend, dass nicht nur Blau, Gelb oder Rot sondern jede Farbfrequenz in unserem sichtbaren und für unserer Augen nicht mehr sichtbaren Licht ein Rolle spielt für die Aufrechterhaltung unserer geistig-seelischen Gesundheit? Vor vielen Tausenden von Jahren hat die Indische Yogaphilosophie ein System entwickelt, bei dem jedem der 7 Energiezentren in unserem Körper eine der sieben Spektralfarben zugeordnet wird. Von Josef aus dem alten Testament wissen wir, dass er von seinem Vater Jakob einen Regenbogenmantel als Zeichen seiner 278 Erwähltheit geschenkt bekommen hat und in Goethes Faust heißt es: „Am farbigen Abglanz haben wir das Leben“. Und auch in unserer Sprache kennen wir den Ausdruck „Die Farben des Lebens“ als ein Sinnbild dafür dass alle Aspekte vorhanden sind. So waren die Farben des Regenbogens immer auch ein Symbol für ein ganzheitliches und erfülltes Leben und so wie das menschliche Leben aus Zyklen besteht, bei denen alles wieder zu seinem Anfang zurückkehrt, kehren auch die Farben im Farbenkreis wieder zu sich selbst zurück. Rot wird über Orange zu Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett und kehrt wieder zu Rot zurück. Der Mensch ist ein „Vollspektrumwesen“, wie es Jacob Liberman in seinen Seminaren treffend ausdrückt. Der Mensch ist der Mittelpunkt Jede Farbe im Sonnenlicht wird gebraucht und erfüllt seinen ihm bestimmten Zweck. Es kann nicht ausbleiben, dass das Fehlen von mehreren Farbfrequenzen wie in unseren künstlichen Lichtwelten üblich, wo nicht sofort Krankheit oder Störung, so doch einen Mangel in der Empfindungsfähigkeit bewirkt. Wenn wir „aus praktischen Gründen“ Lichtfarben einfach eliminieren, nehmen wir auch in Kauf, dass bestimmte Aspekte die zu einem vollständigen Leben gehören, keine Resonanz mehr bekommen. Wir werden dann von dem Licht aus unserer Umwelt nicht mehr ganzheitlich angesprochen, mit der Folge, dass unsere Blickweise in Gefahr gerät „eindimensional“ zu werden. Diese Beeinträchtigung mag in einer totalitären Gesellschaft, in welcher der Mensch in erster Linie zu funktionieren hat, erwünscht sein. Für die Entstehung einer emanzipierten Menschheit und auch eines gelungenen Wirtschaftslebens, einer richtungsweisenden Forschung auf hohem Niveau, sowie nicht zuletzt einer gesunden sozialen Entwicklung ist sie aber kontraproduktiv. Unsere heutige Zeit mit seinen vielen Gefühlsentfremdungen und unserer menschlichen Natur zuwiderlaufenden Belastungen bringt immer neue Krankheitsbilder hervor. Stress-, Burn Out-, Sick Building-, Mobbing, -Syndrome etc. sind nur einige der vielen neuartigen Erscheinungen und Begriffe, die es vor Jahrhunderten noch überhaupt nicht gab. 279 Verantwortliche Lichtplanung In meiner Arbeit als Lichtplaner wurde ich oft gefragt, ob es wissenschaftliche Nachweise für die Überlegenheit von Vollspektrumlicht gibt. Ich habe dann gerne einige meiner Dokumentationen zur Verfügung gestellt, bis ich gemerkt habe, dass die Nachfrage oft nur ein Alibi war, um Zeit zu gewinnen, damit man dann doch alles beim Alten belassen kann. Der Mensch hat eine eigentümliche Trägheit, wenn es darum geht, dem „Guten, Wahren und Schönen“ zuzustreben, wie es noch Goethe und seine Zeitgenossen ausgedrückt haben. In uns ist ein Hang zur Selbstreduzierung, die sich wie im Nationalsozialismus bis zur Selbstzerstörung übersteigern kann. Dieser Zug wird aber auch in vielen Dingen unseres Lebens wie das beharrliche Festhalten am Tabak, Alkohol und Drogenkonsums wider besseres Wissen offenbar. Dies ist aber im Endeffekt Selbsttäuschung und schlägt nur als Bumerang wieder auf unser gesamtes soziales und wirtschaftliches Leben zurück. Nur ein innerlich freier Mensch, der über die Gefahren, die ihm aus seiner Umwelt und der Gesellschaft drohen, sachgerecht informiert ist, kann für sich und andere das Angemessenste und Beste wählen. Nach Auswertung aller Erfahrungen und Forschungsergebnisse und einem gründlichen Nachdenken über das Phänomen Licht muss man zu dem Schluss kommen, dass es eine Beziehung zwischen der Qualität unseres Lichtes und unserem Bewusstsein gibt. Dr. Jacob Liberman, einer der größten Experten auf dem Gebiet des Heilens mit Licht und Farbe drückte das so aus: „Unsere Empfindsamkeit dem Licht gegenüber ist ein Spiegel, inwieweit unsere Selbstheilungskräfte und unsere Empfänglichkeit dem Leben gegenüber in Takt sind“. Natürlich kann auch das Licht in der planerischen Praxis nicht abgelöst von den Raumfarben behandelt werden. Zu einer vollständigen Lichtplanung gehört immer auch ein Farbkonzept, erstellt von einem erfahrenen Farbexperten. Mögen Puristen einwenden, man könne Vollspektrumlicht nicht gleichsetzen mit Sonnenlicht und dafür triftige Gründe angeben. Hier hat Recht wer Erfolge nachweisen kann. Denn auch für jemanden der sich seit 17 Jahren theoretisch und vor allem praktisch als Lichtplaner fast ausschließlich mit dem Einsatz von vollspektralem Licht beschäftigt, ist es immer wieder erstaunlich zu erleben, dass künstliches Licht ähnlich in seiner 280 Wirkung und Akzeptanz sein kann, wie natürliches Tageslicht. Dies ist keine Frage des Glaubens oder der richtigen Lichttheorie mehr, sondern eine tausendfach bewiesene Tatsache. „Light-Age“ oder Apokalypse ? Eigentlich können wir uns heute eine Vogel-Strauß-Politik überhaupt nicht mehr leisten. Wenn wir nicht alles Positive und Zukunftsweisende, das uns heute bereits zur Verfügung steht und nicht zuletzt auch unsere gottgegebene Vernunft zusammennehmen, werden wir die Herausforderungen, die in dieser Zeit der rasenden Globalisierung und der damit verbundenen Umwälzungen nicht meistern können. Viele neuartige Krankheiten, immer mehr Natur- und Umweltkatastrophen, das Gespenst des Terrorismus und Fundamentalismus sind deutliche Warnsignale, dass etwas in unseren politischen und sozialen Gemeinschaften in die falsche Richtung läuft. Es ist in fast allen Bereichen wie eine Spirale, die sich mit immer größerer Geschwindigkeit nach unten dreht. Hierzu gehören auch die epidemisch sich ausbreitenden Lernstörungen und Lernverweigerungen, Verhaltensauffälligkeiten, allergischen Krankheiten und Aufmerksamkeitsdefizitstörungen bei Kindern und Jugendlichen in unseren „reichen Gesellschaftsordnungen“, ganz zu schweigen von den Problemen der Obdachlosigkeit, Armut und des Hungers der Kinder in der dritten Welt. Sie sind das schwächste Glied in der Kette und an Ihnen zeigen sich am stärksten die Defizite unseres westlichen Wertesystems, das in allen Bereichen dem Haben dem Vorrang einräumt vor dem Sein. Auch hier könnte die heilende Kraft des Lichtes ihren bescheidenen Beitrag leisten und die Not lindern helfen. Es konnte inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass viele Kinder die unter Lernstörungen und Aufmerksamkeitsdefizitsyndromen leiden ein eingeschränktes Sehfeld haben und dadurch nicht in der Lage sind über das Auge so viel Lichtenergie aufzunehmen wie ein gesundes Kind. Man weiß heute, dass ein solcherart eingeschränktes Sehfeld sehr oft mit Traumen oder ungelösten seelischen Konflikten in ursächlichem Zusammenhang stehen. Jüngere wissenschaftliche Studien aus den Vereinigten Staaten belegen jetzt, dass auch Lesestörungen bei Kindern auf unzulänglichen Übertragungen des lichtinduzierten Stromes auf jene 281 Gehirnbereiche basieren, die für das Sehen verantwortlich sind, und dass durch den Einsatz von blauen Filtern beim Lesen 80% der Kinder deutlich bessere Ergebnisse erzielten. Und auch die verschiedenen Farblichttherapien, die heute bereits von einer immer größeren Gemeinde von engagierten Ärzten und Heilpraktikern angeboten werden, können gerade bei diesen Symptomen auf erstaunliche Therapieerfolge verweisen. Kann da noch daran gezweifelt werden, dass Farben „Taten und Leiden des Lichtes sind“, wie Goethe es auf seine Weise poetisch ausdrückte. Arthur Zajonc konnte in seinem Buch „Die gemeinschaftliche Geschichte von Licht und Bewusstsein“ nachweisen, dass jede Generation und jedes Volk seine eigenen Betrachtungsweisen und Mythen hat, in denen sich die Einstellung und Wertschätzung gegenüber dem Urelement Licht widerspiegeln. Das ansteigende Interesse an den gesundheitlichen und ganzheitlichen Aspekten von Licht und Farbe lässt hoffen, dass es in unserer Zeit wieder einen Quantensprung geben könnte in unserem Verständnis. Licht nicht mehr länger nur als technisches Produkt anzusehen mit dessen Wunderkräften man heute in der Lage ist fast alles zu machen, die Nacht fast dem Tage gleichzustellen, komplizierteste Operationen auf größte Entfernungen zu bewältigen oder riesige Datenmengen in Bruchteilen von Sekunden zu übertragen. Vielmehr ist es Zeit zu begreifen, dass Licht ein lebendiges Medium ist, ein Gleichnis des Lebens schlechthin, die Mittlerin zwischen Materie und Geist und nicht zuletzt ein Führer zu unserem höchsten Potential als Abbild des Göttlichen, wie es die großen Philosophen, Mystiker und Gelehrten aller Epochen erfahren und vorgedacht haben. Und wie es wiederum schon unser guter alter Geheimrat von Goethe auf geniale Weise dichterisch auf den Punkt gebracht hat: „Wär’ nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt’ es nie erblicken, Lebt nicht in uns des Gottes eigne Kraft, wie könnt’ uns Göttliches entzücken ?“ Maximilian Y. Schäfer Lichtplaner Panoramaweg 12 88353 Kisslegg/Allgäu Fon 07563/914432 Fax 07563/914431 e-mail: Lichtservice@t-online.de www.maxi-lite.de HU UH