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OTC-X RESEARCH by BRANCHENANALYSE Branchenanalyse Bergbahnen - Zwei-KlassenGesellschaft in den Schweizer Bergen Bild: Pilatus-Bahnen AG Weitere Informationen zu ausserbörslich gehandelten Nebenwerten finden Sie unter «www.otc-x.ch» und auf «nebenwerte.schweizeraktien.net» OTC-X RESEARCH BRANCHENANALYSE by Branche: Bergbahnen Datum: 04.11.2015 Autor: Philipp Lütolf Inhaltsverzeichnis – Zusammenfassung...............................................................................................S. 2 –Teil 1: Die Bergbahnenbranche - ein Überblick.............................................ab S. 3 –Teil 2: Die finanzielle Situation der Branche...................................................ab S. 8 • 2.1 Die Stichprobe..............................................................................................S. 8 • 2.2 Benchmarks.................................................................................................S. 9 • 2.3 Ertrags- und Gewinnentwicklung..............................................................S. 9 • 2.4 Kosteneffizienz-Margen............................................................................S. 12 • 2.5 Kapitaleffizienz / Kapitalumschlag..........................................................S. 13 • 2.6 Kapitalrentabilität......................................................................................S. 15 • 2.7 Selbstfinanzierungspotenzial...................................................................S. 17 –Teil 3: Analyse ausgewählter Aktien.............................................................ab S. 20 • 3.1 Ausflugsbahnen......................................................................................... S. 20 • 3.2 Winterbahnen..........................................................................................S. 24 Zusammenfassung Mit dem Wegfall der Wechselkursuntergrenze hat sich unter den Schweizer Bergbahnen ein Trend akzentuiert, der sich bereits früher schon abzeichnete: Die Branche teilt sich immer stärker in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft auf. Auf der einen Seite stehen Betriebe mit einem starken Sommergeschäft, die bereits frühzeitig auf die Fernmärkte in Asien setzten. Ihnen kann die aktuelle Frankenstärke nichts anhaben, wie die jüngst publizierten Geschäftszahlen zeigen. Auf der anderen Seite stehen ein Grossteil der Betriebe, die abhängig vom zurückgehenden Wintersportgeschäft sind und deren Gästen bisher vorwiegend aus dem Euro-Raum und aus der Schweiz kamen. In der vorliegenden Branchenanalyse Bergbahnen wird dieser Trend mit harten Zahlen untermauert. Der Rückgang der Anzahl Skierdays korreliert eindeutig mit dem Kursrückgang des Euro. Während die Schweiz Skierdays verliert, nehmen diese in Österreich zu bzw. stagnieren in Frankreich. Zu den Gewinnern in der Schweiz gehören Destinationen in der Zentralschweiz und teilweise im Berner Oberland. Allerdings erzielten lediglich fünf Bergbahnunternehmen von 46 untersuchten Betrieben im letzten Geschäftsjahr ihren höchsten Verkehrsertrag seit 2006. Mehr als die Hälfte hat in dieser Zeit 10% an Ertrag verloren. Mit 52% weist rund die Hälfte der Bahnunternehmen eine ungenügende EBITDA-Marge aus. Der Kapitalumschlag ist bei 60% der Betriebe ungenügend, d.h. sie verdienen zu wenig, um die Ersatzinvestitionen aus eigener Kraft finanzieren zu können. Auch bei den weiteren Kennzahlen zu Kapitalrentabilität und der Selbstfinanzierung zeigt sich, dass vor allen Dingen die «grossen Fünf» - Jungfrau-, Titlis-, Pilatus-, Schilthorn- und Rigi Bahnen» sowie die Bergbahnen in Zermatt, Davos und der Weissen Arena punkten. Für diese Betriebe gilt, dass deren Aktien Investmentqualität aufweisen. Schilthorn- und Rigi Bahnen verfügen als «Nachzügler» im Asien-Geschäft noch über die meisten Kapazitätsreserven und damit «Die Branche teilt sich immer stärker in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft auf.» «Es weisen vor allen Dingen die «grossen Fünf» Investmentqualität auf.» aus Investorensicht wohl auch über das grösste Aufholpotenzial. OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11. 15 Seite 2 OTC-X RESEARCH by Teil 1: Die Bergbahnbranche – Ein Überblick Die Schweizer Bergbahnen sind trotz zunehmender Bemühungen im Sommertourismus in hohem Masse vom Wintersportgeschäft abhängig. Rund ein Viertel der Personenverkehrserträge fällt auf den Sommer. Das Problem ist jedoch, dass die Sommerverkehrserträge stark bei einigen wenigen Bergbahnen konzentriert sind. Die Bergbahnen an der Jungfrau, am Pilatus, an der Rigi, am Schilthorn und am Titlis generieren mehr als die Hälfte der Sommererträge der Branche. Bei sehr vielen Bergbahnbetrieben liegt der ertragsmässige Anteil des Sommergeschäfts im einstelligen Prozentbereich. «Die Schweizer Bergbahnen sind trotz zunehmender Bemühungen im Sommertourismus in hohem Masse vom Wintersportgeschäft abhängig.» Im Wintersportgeschäft gibt es grundsätzlich vier Arten von Gästen. Zu den Saisonkartenbesitzern gehören oft Zweitwohnungsbesitzer, Einheimische und Personen aus dem Einzugsgebiet. Die Einnahmen aus den Saisonkarten sind weder vom Wetter noch vom CHF/Euro-Wechselkurs abhängig. Tagesgäste verhalten sich ebenfalls unabhängig vom Wechselkurs. Die Erträge aus Tageseintritten sind jedoch stark vom Wetter abhängig und übermässig auf die Wochenenden fokussiert. Für den Tagesgast ist die schnelle Erreichbarkeit von hoher Bedeutung. Der Residenzgast verweilt beispielsweise eine Woche im Skigebiet und löst idealerweise einen 6-Tagesskipass. Er ist weniger witterungsabhängig und verbessert die Auslastung der Anlagen unter der Woche. Zwischen Tagesund Residenzgast liegt der Kurzaufenthaltsgast, welcher für ein (verlängertes) Wochenende oder vereinzelt auch unter der Woche anreist. Er ist ebenfalls durch eine hohe Witterungsabhängigkeit gekennzeichnet. Eine gute Erreichbarkeit ist ihm auch wichtig, teilweise ist er jedoch auch bereit, eine längere Anreise in Kauf zu nehmen. An schönen Wochenend- und Hauptferientagen sind viele Schweizer Skigebiete gut mit Tagesgästen, Zweitwohnungsbesitzern, Einheimischen und Kurzaufenthaltern aus den Nahmärkten ausgelastet. Von letzteren Gästen profitiert auch die Hotellerie vor Ort. Der Winter umfasst allerdings nur ca. 36 Wochenendtage. Hinzu kommen einige Weihnachtsferientage, zwei Schweizer Sportferienwochen sowie das verlängerte Osterwochenende. Grosszügig gerechnet ergibt dies rund 50 Tage mit hohem Frequenzpotenzial aus den Nahmärkten. Das Potenzial kann jedoch nur bei guter Witterung ausgeschöpft werden. Aus diesem Grund sind Residenzgäste für die Schweizer Bergbahnen von hoher Bedeutung. Sie sollen eine wetterunabhängige Grundauslastung unter der Woche garantieren, vor allem ausserhalb der Sportferienwochen der Hauptkantone. Im Markt für Wintersportferien bzw. im Kampf um die Residenzgäste konkurrieren die Schweizer Destinationen und ihre Bergbahnen mit ihren Mitbewerbern in Frankreich, Italien und vor allem Österreich. Die kontinuierliche Abwertung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken hat den Winterurlaub in der Schweiz deutlich verteuert. Anzahl Logiernächte und Skierdays (Winterersteintritte) sind darum im Segment der Residenzgäste über die letzten Jahre beträchtlich gesunken. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des CHF/Euro-Wechselkurses sowie der Skierdays der Schweizer Bergbahnen seit der Saison 2005/06. Dass die Entwicklung von Skierdays und Ertrag nicht nur vom Wechselkurs abhängt, zeigt beispielsweise der Einbruch im Jahr 2006/07. «Die kontinuierliche Abwertung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken hat den Winterurlaub in der Schweiz deutlich verteuert.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 3 OTC-X RESEARCH by In den Spitzenjahren 2007/08 und 2008/09 profitierten die Schweizer Bergbahnen nicht nur von einem relativ „teuren“ Euro, sondern auch von sehr guten meteorologischen Bedingungen. Seit 2010/11 hat sich der Euro markant abgeschwächt, und der meteorologische Gesamteindruck der letzten fünf Wintersaisons war zumindest auf der Alpennordseite auch nicht ideal. Immerhin lag in der wichtigen Weihnachtszeit mit Ausnahme der Saison 2014/15 stets ausreichend Schnee bis in mittlere Lagen. 2014/15 kamen die meisten Bergbahnbetriebe mit einem blauen Auge davon, da der grosse Schnee dann am 26. Dezember doch noch eintraf und ein paar Hochfrequenztage ermöglichte. Dass die 2014/15er-Erträge nicht noch weiter fielen, ist dem perfekten Wintersportwetter in den wichtigsten Sportferienwochen im Februar zu verdanken. Die wenig optimalen Bedingungen der letzten Jahre sowie die Wechselkursproblematik haben jedoch einigen Bergbahnen zugesetzt. So befinden sich beispielsweise die Bergbahnen in Brigels, Gstaad und Leukerbad in finanzieller Not. Zudem häufen sich in den aktuellen Geschäftsberichten Kommentare zur Liquiditätssicherung sowie rote Zahlen. «Die wenig optimalen Bedingungen der letzten Jahre sowie die Wechselkursproblematik haben einigen Bergbahnen zugesetzt.» Abb. 1: Entwicklung Skierdays CH sowie CHF/Euro-Wechselkurs* Quelle: Seilbahnen Schweiz / money-net.ch * Sowohl die Skierdays als auch der Wechselkurs wurden per 2005/06 bei 100 indexiert. Der Wechselkurs wurde jeweils per Anfang Oktober (vor der Wintersaison) erhoben. Die Daten zu den Skierdays stammen von Seilbahnen Schweiz. Bis 2009/10 entwickelten sich die Skierdays in Frankreich, Österreich und der Schweiz relativ parallel. Wetter und Schnee sind in allen Ländern einigermassen gleich berechenbar bzw. unberechenbar. Seit 2011 beklagen die Schweizer Bergbahnen einen weiteren nicht beeinflussbaren Störfaktor in Form des gegenüber dem Schweizer Franken immer schwächer gewordenen Euro. In Abbildung 2 ist klar ersichtlich, dass sich die Verläufe der Skierdays seit 2011 deutlich voneinander gelöst haben. Im Vergleich zu den Mitbewerbern im Euro-Raum haben sich die Angebote der Schweizer Bergbahnen, Gastronomie und Hotellerie kontinuierlich verteuert. Die Folge ist ein massiver Rückgang der Gäste aus dem Euroraum, insbesondere aus Deutschland und Benelux, sowie der von ihnen «Die Folge der Verteuerung der Schweizer Angebote ist ein massiver Rückgang der Gäste aus dem Euroraum.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 4 OTC-X RESEARCH by generierten Logiernächte und Skierdays. Zudem verlagern immer mehr Schweizer ihre Wintersportferien ins Ausland, vor allem nach Österreich. Im Winter 2014/15 stiegen die Logiernächte von Deutschen und Schweizern in Österreich um 3.1% bzw. um 5.1%. Seit 2009/10 hat die Anzahl der Schweizer Logiernächte in Österreich um rund 40% zugelegt. Allein in der Saison 2014/15 machte die Steigerung mehr als 100’000 Logiernächte aus. Abb. 2: Skierdays in Frankreich, Österreich und der Schweiz Quelle: Seilbahnen Schweiz, Domaine Skiable de France, Seilbahnen Österreichs Auf dem Wintersportmarkt herrscht zunehmend ein Verdrängungswettbewerb. Bergbahnen bzw. Destinationen investieren kräftig in neue Erlebnisse, Kapazitätssteigerungen, Komfortsteigerungen und Schneesicherheit. Wenn Dritte keine warmen Betten bereitstellen können, investieren Bergbahnen auch vermehrt in den Aufbau von (warmen) Bettenkapazitäten. Mit attraktiven Beherbergungsformen lassen sich neue Gäste gewinnen. Ein gutes Beispiel dafür sind die Belalp-Bahnen, welche seit zwei Jahren von einer kapazitätsstärkeren Zubringerbahn und seit einem Jahr von einem Reka-Feriendorf profitieren. 2014/15 resultierten für die Belalp Bahnen Rekordwerte auf Stufe Verkehrsertrag und EBITDA. Es ist davon auszugehen, dass das Reka-Feriendorf wenig neue Gäste in die Schweiz gebracht hat. Vielmehr hat es anderen Destinationen Skierdays entzogen. Auch die Lenzerheide Bergbahnen halten sich im Branchenvergleich relativ gut. Die Skigebietsverbindung mit Arosa, welche sehr medienwirksam lanciert wurde, trägt dazu sicherlich ihren Anteil bei. Es ist jedoch auch in diesem Beispiel davon auszugehen, dass viele Skierdays bei der Konkurrenz (z.B. Davos Klosters) abgeworben werden konnten. Andere Destinationen stehen darum unter Zug- bzw. Investitionszwang. Gesamtwirtschaftlich führt die verbreitete Aufrüstung zu Überkapazitäten. Nicht alle Bergbahnen und Destinationen werden ihre Bahnen und Betten wunschgemäss auslasten können. Zunehmenden Infrastrukturkosten stehen eine sinkende Auslastung und ein sinkender Cashflow gegenüber. «Auf dem Wintersportmarkt herrscht zunehmend Verdrängungswettbewerb.» Die grössten aktuellen Probleme der Schweizer Bergbahnbranche sind die hohe OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 5 OTC-X RESEARCH by Abhängigkeit vom Wintersportgeschäft und vom Wetter sowie der gegenüber dem Schweizer Franken schwache Euro. Nicht bzw. kaum von diesen negativen Faktoren betroffen ist das Geschäft mit internationalen, vor allem asiatischen, (Gruppen-)Gästen. Diese haben ihre Hauptreisezeit in den Monaten April bis September, wobei sich die Reisezeitfenster je nach Markt unterscheiden und zunehmend auch ins Winterhalbjahr verlagern. Insbesondere die Gruppengäste sind sehr unabhängig vom Wetter. Da sie den Hauptteil der Kosten ihrer Europareise in Euro bezahlen, ist der teure Schweizer Franken kaum ein Thema. Die beiden Hotspots der interkontinentalen Gäste sind Interlaken mit den Ausflugsbergen Jungfrau und Schilthorn sowie die Region Luzern/Vierwaldstättersee mit den Bergen Titlis, Pilatus und Rigi. Das Bündnerland sowie das Wallis (Ausnahme: Zermatt) sind von diesen Gästeströmen weitgehend abgeschnitten. Dies zeigt sich etwa auch bei der Entwicklung der Logiernächte. Abbildung 3 zeigt die Logiernächte im ersten, eher winterlastigen Kalenderhalbjahr (Januar bis Juni) seit 2009. In den Tourismusregionen Graubünden und Wallis sind die Logiernächte seit 2009 praktisch im Gleichschritt um rund 20% eingebrochen. In der Tourismusregion Luzern/Vierwaldstättersee stieg die Anzahl hingegen im gleichen Zeitraum um ca. 10%. Die für Luzern sehr starken Sommermonate Juli und August sind in diesen Zahlen nicht enthalten. Das Wachstum in der Innerschweiz dürfte zum grössten Teil auf asiatische Gäste zurückzuführen sein. Diese bescheren einigen Bergbahnen eine solide, relativ wetterunabhängige Grundauslastung. Dies trifft auch für die Jungfrauregion mit Interlaken zu. Die Logiernächte im Berner Oberland sind seit 2009 (im ersten, winterlastigen Halbjahr) um ca. 4% gesunken. Das Wachstum bei den interkontinentalen Gästen konnte den Rückgang bei den Wintersportgästen nicht vollumfänglich kompensieren. Im Gegensatz zur Zentralschweiz, welche im Wintersport sehr stark auf den Tagesgast ausgerichtet ist, verfügt das Berner Oberland über einen höheren Anteil an Residenzgästen. «Insbesondere die Gruppengäste sind sehr unabhängig vom Wetter.» «Das Bündnerland sowie das Wallis (Ausnahme: Zermatt) sind von diesen Gästeströmen weitgehend abgeschnitten.» Abb. 3: Entwicklung der Logiernächte im ersten Kalenderhalbjahr seit 2009 Quelle: swisstourfed OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 6 OTC-X RESEARCH by Die in den letzten Jahren rückläufige Anzahl Gäste aus dem Euroraum dürfte den Wettbewerb um die Wachstumsmärkte in Asien verschärfen. Zusätzliche Destinationen aus der Schweiz oder auch aus Österreich werden sich ebenfalls um die Asiaten bemühen. Die bereits in Asien etablierten Destinationen bzw. Berge, welche seit Jahren bzw. Jahrzehnten in den Aufbau dieser Märkte investieren, werden aber ihre starke Position halten können. Für asiatische Reisegruppen spielen die Erreichbarkeit und die Ausflugsdauer eine wichtige Rolle. Was die Erreichbarkeit betrifft, sind die Region Interlaken und die Zentralschweiz natürlich besser positioniert als etwa das Engadin. Auf dem Weg mit dem Bus von Italien nach Frankreich beispielsweise beansprucht ein Ausflug auf den Pilatus relativ wenig Zeit. Für die Reisebegleiter kann dies von Vorteil sein, da dann mehr Zeit für (Uhren-)Shopping in Interlaken oder Luzern zur Verfügung steht. Beim Shopping seiner Gäste kann der Touroperator von attraktiven Provisionen profitieren. Die Jungfraubahnen, welche heute im Vergleich zu den wichtigsten Konkurrenzbergen eine relativ lange Ausflugsdauer aufweisen, arbeiten deshalb auch auf eine Verkürzung ihrer Ausflugsdauer hin (V-Bahn, Rollmaterial, Kreuzungsmöglichkeiten usw.). Auch die Titlisbahnen haben in eine neue, schnellere und kapazitätsstärkere Zubringerbahn investiert. Die asiatischen Märkte, insbesondere China, bieten derzeit hohes Wachstumspotenzial. Dieses scheint so gross zu sein, dass sämtliche Marktakteure davon profitieren. Am Schilthorn hat sich die Anzahl der Chinesen im Jahr 2015 verdoppelt. Auf der Rigi verdoppelte sich der Anteil der ausländischen Besucher innert der letzten zwei Jahre nahezu. Und auch die bereits seit Jahren in diesem Markt etablierten Jungfrau- und Titlisbahnen konnten im Jahr 2015 nochmals deutlich zulegen. Von den jüngsten Einbrüchen der chinesischen Aktienmärkte scheint man bisher noch nichts zu spüren. Schlimmer wäre ein nachhaltiger Einbruch der chinesischen Beschäftigung. Zu berücksichtigen gilt es zudem, dass die aktuellen chinesischen Gäste praktisch nur aus den grössten Städten Chinas kommen. Städte, welche ca. 10 Mio. Einwohner (oder weniger) zählen, sind touristisch noch sehr wenig bearbeitet. In der aktuellen Situation dürften die Chinesen darum vorerst eher eine Klumpenchance als ein Klumpenrisiko sein. Gefährlich wird die Abhängigkeit von Einzelmärkten dann, wenn hohe marktspezifische Investitionen in die Infrastruktur getätigt werden müssen. Die Titlisbahnen nehmen beispielsweise auf die Wintersaison 2015/16 eine neue, kapazitätsstärkere Zubringerbahn in Betrieb. Die alte, über 30-jährige Bahn muss ersetzt werden. Die Investition hätte daher auch ohne asiatische Gäste getätigt werden müssen. Und ein Blick auf andere Destinationen zeigt, dass die Kapazitäten auch bei „reinem“ Wintersportgebrauch ausgebaut werden. Das schöne Sommerwetter 2015 hat den Bergbahnen deutliche Ertragssteigerungen beschert. Schweizweit nahm der Personenverkehrsertrag gegenüber dem allerdings schwachen Vorjahr um 16.3% zu. Und für einmal profitierten davon nicht nur wenige Destinationen, sondern sämtliche Regionen mit Ausnahme des Tessins. Die Bündner Bergbahnen konnten ihre Erträge von Mai bis August um 15.6% steigern. Nicht im gleichen Ausmass profitierte hingegen die Hotellerie. Sowohl im Juli als auch im August verzeichnete die Bündner Hotellerie ein Minus von 4.4% bzw. von 8.7%. Weiter an Logiernächten gewonnen haben wiederum die Zentralschweiz und das Berner Oberland. «Die in den letzten Jahren rückläufige Anzahl Gäste aus dem Euroraum dürfte den Wettbewerb um die Wachstumsmärkte in Asien verschärfen.» «Die asiatischen Märkte, insbesondere China, bieten derzeit hohes Wachstumspotenzial.» «Das schöne Sommerwetter 2015 hat den Bergbahnen deutliche Ertragssteigerungen beschert.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 7 OTC-X RESEARCH by Teil 2: Die finanzielle Situation der Branche 2.1 Die Stichprobe Im Folgenden wird die Finanzsituation von 46 Bergbahnunternehmen analysiert. Auswertungen, welche auf Fünfjahresdurchschnitten basieren, liegen Daten von 39 Bergbahnunternehmen zugrunde. Voraussetzung für die Aufnahme in die Stichprobe ist erstens ein Betriebsertrag von mehr als einer Million Franken und zweitens ein öffentlich verfügbarer Geschäftsbericht. Sämtliche Auswertungen basieren auf Daten aus den Geschäftsberichten. Die Zusammensetzung der Stichprobe ist in Tabelle 1 beschrieben. Tabelle 1: Eigenschaften der Stichprobe Regionen Berner Oberland: 15% Graubünden: 28% Ostschweiz: 11% Wallis: 22% Zentralschweiz: 24% Aktuellste Jahresabschlüsse Frühling 2015: 59% Ende 2014: 28% Herbst 2014: 13% Wintersportbetrieb Ja: 91% Nein: 9% Betriebsertrag kumuliert CHF 1 Mrd. (ca. 85% der Branche) Verkehrsertrag kumuliert CHF 700 Mio. (ca. 80% der Branche) Anschaffungswerte der Anlagen kumuliert CHF 7 Mrd. Anzahl Transportanlagen kumuliert 571 (ca. 23% der Branche) Höchster Betriebsertrag Jungfraubahn: CHF 165 Mio. Tiefster Betriebsertrag Sportbahnen Bergün: CHF 1.5 Mio. Quelle: Eigene Darstellung Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass die Stichprobe die Gesamtbranche gut repräsentiert. Die gleichen Auswertungen wurden bereits vor einem Jahr und vor drei Jahren durchgeführt. Nebst der Auswertung der aktuellen Situation erfolgen auch Vergleiche zur Situation vor drei Jahren. «Es kann davon ausgegangen werden, dass die Stichprobe die Gesamtbranche gut repräsentiert.» 2.2 Benchmarks In der vorliegenden Studie werden verschiedene Kennzahlen zur Ertragslage und zur Verschuldungssituation ausgewertet. Tabelle 2 zeigt die verwendeten Kennzahlen mit den entsprechenden Benchmarks. Einzelne Finanzgrössen müssen in Abhängigkeit der Geschäftsfelder (Verkehrsgeschäft, Gastronomie usw.) beurteilt werden. In diesen Fällen gibt es einen von der Ertragsstruktur abhängigen Benchmark. Die erhobenen Finanzzahlen werden als „genügend“ oder „ungenü- «In der vorliegenden Studie werden verschiedene Kennzahlen zur Ertrags- und zur Verschuldungssituation ausgewertet.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 8 OTC-X RESEARCH by gend“ taxiert. Bei einigen Kennzahlen wird zusätzlich noch die Ausprägung „gut bis sehr gut“ verwendet. Tabelle 2: Kennzahlen und Benchmarks Kennzahlen zur Kosteneffizienz / Kapitaleffizienz / Kapitalrentabilität EBITDA / Gesamtertrag (EBITDA-Marge) Gut bis sehr gut Genügend Verkehrsgeschäft 40% 34% Verkehrsgeschäft (hauptsächlich Schienenbahnen) 36% 30% Gastronomie/Beherbergung 16% 12% Übrige Geschäftsfelder 24% 20% Cashflow / Gesamtertrag (Cashflow-Marge) Gut bis sehr gut Genügend Verkehrsgeschäft 34% 28% Verkehrsgeschäft (haupts. Schienenbahnen) 30% 24% Gastronomie/Beherbergung 12% 8% Übrige Geschäftsfelder 18% 14% Gesamtertrag / Anschaffungswerte Anlagen (Kapitalumschlag) Gut bis sehr gut Genügend Verkehrsgeschäft 15% 12% Verkehrsgeschäft (haupts. Schienenbahnen) 13% 10% Gastronomie/Beherbergung 25% 22% Übrige Geschäftsfelder 19% 16% Cashflow / Anschaffungswerte Anlagen Gut bis sehr gut Genügend 5% 3.8% Kennzahlen zur Verschuldungssituation Nettofinanzschuld / EBITDA (Tilgungsfaktor) Genügend 5x Quelle: Eigene Darstellung Falls der Wert „genügend“ nicht erreicht wird, ist die Existenz des Unternehmens nicht akut bedroht. „Genügend“ bedeutet, dass das Unternehmen in Zukunft anstehende Ersatzinvestitionen unter sonst gleichen Bedingungen in der Regel aus eigener Kraft bzw. ohne Aktienkapitalerhöhungen finanzieren kann. Unternehmen mit einem Wert „gut bis sehr gut“ besitzen unter sonst gleichen Bedingungen auch grössere Spielräume für Erweiterungsinvestitionen und/oder Ausschüttungen in Form von Dividenden oder Kapitalrückzahlungen. 2.3 Ertrags- und Gewinnentwicklung Fünf Bergbahnunternehmen erreichten im letzten Geschäftsjahr den höchsten Verkehrsertrag der letzten acht Jahre bzw. seit 2006. Weitere drei Unternehmen liegen aktuell um weniger als 5% hinter ihrem Maximumswert zurück. Rund die Hälfte der Bergbahnen hat mehr als 10% an Ertrag verloren. Zu den Bergbahnen, welche sich am besten gehalten haben bzw. ihren Ertrag gar ausbauen konnten, gehören insbesondere die Ausflugsbergbahnen aus den Regionen Luzern/ Vierwaldstättersee und Interlaken/Jungfraugebiet. Auf den vorderen Positionen «Rund die Hälfte der Bergbahnen hat mehr als 10% an Ertrag verloren.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 9 OTC-X RESEARCH by befinden sich jedoch auch etwa die winterlastigen Belalp Bahnen oder das kleine Bahnunternehmen Sattel Hochstuckli. Abb. 4: Aktueller Verkehrsertrag / Maximum Verkehrsertrag seit 2006 (Werte der Unternehmen der Grösse nach gegliedert)* 1 0.95 0.9 0.85 0.8 0.75 0.7 0.65 0.6 Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 39 Unternehmen Aufgrund der hohen Fixkosten im Bergbahngeschäft ist das EBITDA bei den meisten Unternehmen stärker zurückgegangen als der Ertrag. Abbildung 5 zeigt für die Bergbahnen der Stichprobe des aktuellen EBITDA in Prozent des Maximum-EBITDA seit 2006. Sieben Bergbahnen erzielten im letzten Geschäftsjahr das höchste EBITDA der letzten acht Jahre. Deutlich mehr als die Hälfte der analysierten Unternehmen liegt hingegen um mehr als 20% hinter dem Maximumswert zurück. «Aufgrund der hohen Fixkosten im Bergbahngeschäft ist das EBITDA bei den meisten Unternehmen stärker zurückgegangen als der Ertrag.» Im Vergleich zum Verkehrsertrag sind Gesamtertrag und EBITDA abhängig von Veränderungen der Tätigkeitsfelder. Ein Rückzug aus auf eigene Rechnung geführten Gastronomieangeboten führt beispielsweise zu einem tieferen EBITDA. Die Erstellung bzw. der Verkauf von Immobilien führt hingegen beispielsweise zu einem höheren EBITDA. Die ausgewiesenen EBITDAs wurden nicht um derartige Effekte bereinigt. Der in Abbildung 5 grösste aufgeführte EBITDA-Rückgang von 72% ist zum Teil auf die Aufgabe von Gastronomieaktivitäten zurückzuführen. Häufig vergleichen Bergbahnen ihren Ertrag und Gewinn im aktuellen Jahr mit dem Fünfjahresdurchschnitt. Für die meisten Wintersportgebiete führten rückläufige Erträge zu einer teilweise deutlichen Absenkung der Fünfjahresdurchschnitte. Es wird darum immer etwas einfacher, den Durchschnitt zu erreichen bzw. sogar zu übertreffen. Für einige Ausflugsbergbahnen gilt genau das Umgekehrte. Steigende Erträge führen zu höheren Fünfjahresdurchschnitten, welche nun schwieriger zu übertreffen sind. «Für die meisten Wintersportgebiete führten rückläufige Erträge zu einer teilweise deutlichen Absenkung der Fünfjahresdurchschnitte.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 10 OTC-X RESEARCH by Abb. 5: Aktuelles EBITDA / Maximum EBITDA seit 2006 (Werte der Unternehmen der Grösse nach gegliedert)* 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 39 Bahnunternehmen Abbildung 6 zeigt die Veränderung der Fünfjahresdurchschnitte von Verkehrsertrag und EBITDA. Dabei werden deutliche regionale Unterschiede ersichtlich. Im Quadranten links unten (fallender Ertrag und fallendes EBITDA) befinden sich besonders viele Bergbahnen aus den Regionen Wallis und Graubünden. Oben rechts (steigender Ertrag und steigendes EBITDA) befinden sich hingegen vor allem Bahnen aus der Zentralschweiz und die Jungfraubahn aus dem Berner Oberland. Etwas mehr als die Hälfte aller Bergbahnen beklagt einen Rückgang von Verkehrsertrag und EBITDA (Quadrant links unten). «Etwa mehr als die Hälfte aller Bergbahnen beklagt einen Rückgang von Verkehrsertrag und EBITDA.» Abb. 6: Veränderung Fünfjahresdurchschnitt von Verkehrsertrag und EBITDA über die letzten drei Jahre* Veränderung Fünfjahresdurchschnitt EBITDA (aktuell vs. vor drei Jahren) 80% -20% 60% 40% 20% 0% -15% -10% -5% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% -20% -40% -60% Veränderung Fünfjahresdurchschnitt Verkehrsertrag (aktuell vs. vor drei Jahren) Berner Oberland Graubünden Ostschweiz Wallis Zentral Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 39 Bahnunternehmen OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 11 OTC-X RESEARCH by 2.4 Kosteneffizienz - Margen Die EBITDA-Margen der analysierten Bergbahnunternehmen weisen eine sehr hohe Schwankungsbreite auf. Sie liegen zwischen 7% und 48% und decken damit das Spektrum von sehr schlecht bis sehr gut ab. Neben der Beschäftigungslage und dem Kostenmanagement ist der Geschäftsfeldermix ein bedeutender Faktor zur Erklärung dieser hohen Schwankungsbreite. Generell gilt unter sonst gleichen Bedingungen: je höher der Verkehrsertragsanteil, desto höher die ausgewiesene Marge. Das waren- und personalintensive Gastrogeschäft drückt deutlich auf die EBITDA- und Cashflow-Marge. Aus diesem Grund werden in der vorliegenden Studie von der Geschäfsfelderstruktur abhängige Benchmarks definiert (siehe Abschnitt 2.2). Im aktuellsten verfügbaren Geschäftsbericht weisen 52% der Bergbahnunternehmen eine ungenügende EBITDA-Marge aus (Abbildung 7). Ungenügend heisst, wie bereits erwähnt, dass das Unternehmen nicht zur Finanzierung der zukünftigen Ersatzinvestitionen aus eigener Kraft in der Lage ist. Einen guten bis sehr guten Wert erreichen nur gerade 17% der Bergbahnen. Wird statt der aktuellen EBITDA-Marge der Fünfjahresdurchschnitt verwendet, zeigt sich ein leicht positiveres Bild. «Im ihrem aktuellsten verfügbaren Geschäftsbericht weisen 52% der Bergbahnunternehmen eine ungenügende EBITDA-Marge aus.» Abb. 7: EBITDA- und Cashflow-Margen aktuell und im Fünfjahresdurchschnitt relativ zum Benchmark* EBITDA-Marge (aktuelles Jahr, relativ zum Benchmark) EBITDA-Marge (5JØ, relativ zum Benchmark) 17.39% gut bis sehr gut 23.08% 51.28% 52.17% 30.43% genügend ungenügend Cashflow-Marge (aktuelles Jahr, relativ zum Benchmark) 43.48% 26.09% 25.64% gut bis sehr gut genügend ungenügend Cashflow-Marge (5JØ, relativ zum Benchmark) 33.33% 38.46% 30.43% gut bis sehr gut genügend 28.21% ungenügend gut bis sehr gut genügend ungenügend Quelle: Eigene Darstellung * Die aktuellen EBITDA-Margen basieren auf einer Stichprobe von 46 Unternehmen. Den Auswertungen auf Basis des Fünfjahresdurchschnitts liegen 39 Unternehmen zugrunde. «Im Vergleich zur Auswertung vor drei Aufgrund der hohen Fixkosten ist bei rückläufigen Erträgen eine Verschlechterung der Marge kaum zu vermeiden. Im Vergleich zur Auswertung vor drei Jahren hat sich der Anteil ungenügender EBITDA-Margen deshalb deutlich vergrössert. Jahren hat sich der Anteil ungenügender EBITDA-Margen deutlich vergrössert.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 12 OTC-X RESEARCH by Abb. 8: EBITDA-Margen relativ zum Benchmark aktuell und vor drei Jahren* EBITDA-Marge (5JØ, relativ zum Benchmark, aktuell) 23.08% EBITDA-Marge (5JØ, relativ zum Benchmark, vor drei Jahren) 35.00% 27.00% 51.28% 25.64% gut bis sehr gut genügend ungenügend 36.00% gut bis sehr gut genügend ungenügend Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 39 Unternehmen Rund ein Drittel der untersuchten Unternehmen weist über die letzten drei Jahre eine Kombination von fallendem Gesamtertrag sowie steigenden Personal- und Sachaufwendungen auf (Quadrant links oben in Abbildung 9). Hier machen sich sicherlich die steigenden Kosten für die technische Beschneiung sowie steigende Betriebskosten im Zusammenhang mit leistungsstärkeren Bahnanlagen negativ bemerkbar. Weitere rund 15% der analysierten Unternehmen haben sowohl einen fallenden Betriebsertrag als auch fallende Aufwendungen (Quadrant links unten in Abbildung 9). In allen diesen Fällen ist der Ertrag stärker zurückgegangen als der Aufwand. Einen steigenden Ertrag bei fallenden Aufwendungen weisen nur zwei Unternehmen auf (Quadrant rechts unten in Abbildung 9). Es handelt sich dabei um die Schilthornbahn AG und um die Belalp Bahnen AG. «Rund ein Drittel der untersuchten Unternehmen weist über die letzten drei Jahre eine Kombination von fallendem Gesamtertrag sowie steigenden Personal- und Sachaufwendungen auf.» Abb. 9: Veränderung Betriebsertrag sowie Personal- und Sachaufwand über die letzten drei Jahre* Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 39 Bahnunternehmen 2.5 Kapitaleffizienz – Kapitalumschlag Aufgrund der starken Verbreitung von „nur“ nach den Vorschriften des Obligationenrechts erstellten Jahresrechnungen wird der Kapitalumschlag auf Basis von Anschaffungswerten analysiert. Als Kapitalumschlag gilt das Verhältnis von Betriebsertrag zu den Anschaffungswerten der Anlagen. Ein Wert von 20% OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 13 OTC-X RESEARCH by besagt beispielsweise, dass mit einem Franken Anschaffungswert ein Umsatz von 20 Rappen generiert wird. Die Schwankungsbreite der Kapitalumschläge über die Stichprobe ist sehr hoch. Die Werte variieren in einer Bandbreite von 8% bis 27%. Damit ist das Spektrum von ungenügend bis sehr gut abgedeckt. Hohe Werte erreichen Unternehmen, welche über das Gesamtjahr hinweg eine gute Auslastung aufweisen. Ihre Anlagen bzw. ihr Kapital sind in diesem Fall effizient eingesetzt. Aber auch beim Kapitalumschlag spielt der Geschäftsfeldermix eine bedeutende Rolle. Gastronomieaktivitäten zeichnen sich im Gegensatz zum Verkehrs- bzw. Transportgeschäft durch eine geringere Kapitalintensität aus. Für einen bestimmten Gastroumsatz ist im Vergleich zu einem identischen Verkehrsertrag weniger Kapitalbindung erforderlich. Unternehmen mit geringem Verkehrsertragsanteil weisen daher unter sonst gleichen Bedingungen die höheren Kapitalumschläge auf. Im Folgenden wird der Kapitalumschlag darum relativ zu einem vom Geschäftsfeldermix abhängigen Benchmark analysiert. Weiter spielt auch das Alter bzw. der Modernisierungsgrad der Anlagen eine Rolle. Aufgrund der Teuerung und aufgrund von steigenden Anforderungen an Sicherheit, Kapazität und Komfort werden Anlagen teurer. Der Ersatz einer Grossanlage führt daher ohne gleichzeitige Ertragssteigerung zu einer Verschlechterung des Kapitalumschlags. «Hohe Kapitalumschlagswerte erreichen Unternehmen, welche über das Gesamtjahr hinweg eine gute Auslastung aufweisen.» «Der Ersatz einer Grossanlage führt ohne gleichzeitige Ertragssteigerung zu einer Verschlechterung des Kapitalumschlags.» Rund 60% der Bergbahnunternehmen weisen gegenüber einem vom Geschäftsfeldermix abhängigen Benchmark einen ungenügenden Kapitalumschlag auf. Ihre Anlagen sind zu schlecht ausgelastet und verdienen zu wenig Ertrag bzw. Cashflow, um eine zukünftige Wiederbeschaffung aus eigener Kraft zu gewährleisten. Abb. 10: Kapitalumschlag aktuell und im Fünfjahresdurchschnitt relativ zum Benchmark* Kapitalumschlag (aktuelles Jahr, relativ zum Benchmark) Kapitalumschlag (5JØ, relativ zum Benchmark) 19.44% 22.22% 16.67% 61.11% gut bis sehr gut genügend ungenügend 19.44% 61.11% gut bis sehr gut genügend ungenügend Quelle: Eigene Darstellung * Nicht alle Unternehmen weisen in ihrem Geschäftsbericht die Anschaffungswerte ihrer Anlagen aus. Die Stichprobengrösse reduziert sich darum von 46 auf 41. Die Auswertungen auf der Grundlage von Fünfjahresdurchschnitten basieren nur auf 36 statt 39 Unternehmen. Im Vergleich zur Situation von vor drei Jahren hat sich das Bild deutlich verschlechtert. Der Anteil ungenügender Kapitalumschläge ist von 47% auf 61% angestiegen. «Im Vergleich zur Situation von vor drei Jahren hat sich das Bild deutlich verschlechtert.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 14 OTC-X RESEARCH by Abb. 11: Kapitalumschlag relativ zum Benchmark aktuell und vor drei Jahren* Kapitalumschlag (5JØ, relativ zum Benchmark, vor drei Jahren) Kapitalumschlag (5JØ, relativ zum Benchmark, aktuell) 19.44% 18.00% 47.00% 19.44% 61.11% gut bis sehr gut genügend 35.00% gut bis sehr gut ungenügend genügend ungenügend Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 36 Unternehmen Die Anschaffungswerte der Anlagen sind ausser in zwei Fällen (Quadranten links in Abbildung 12) bei allen Unternehmen angestiegen. Gleichzeitig verzeichnet rund die Hälfte der Bahnen einen Rückgang des Gesamtertrags (Quadrant rechts unten in Abbildung 12). Dabei handelt es sich vor allem um auf den Wintersport fokussierte Bergbahnen. Der Investitionsbedarf führt in Kombination mit einer rückläufigen Nachfrage zu einer markanten Verschlechterung der finanziellen Situation. Die Investitionen haben bislang (noch) nicht zu einer Erhöhung des Ertrags geführt. «Der Investitionsbedarf führt in Kombination mit einer rückläufigen Nachfrage zu einer markanten Verschlechterung der finanziellen Situation.» Veränderung Fünfjahresdurchschnitt Betriebsertrag über die letzten drei Jahre Abb. 12 Veränderung Betriebsertrag (5-Jahresdurchschnitt) und Anschaffungswerte über die letzten drei Jahre* 50% 40% 30% 20% 10% 0% -10% 0% 10% 20% 30% 40% -10% -20% -30% Veränderung Anschaffungswerte der Anlagen über die letzten drei Jahre Berner Oberland Graubünden Ostschweiz Wallis Zentral Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 39 Unternehmen 2.6 Kapitalrentabilität Das Produkt von Cashflow-Marge und Kapitalumschlag ergibt die Kapitalrentabilität. Diese wird in der vorliegenden Studie gemessen als Verhältnis von Cashflow und Anschaffungswerten der Anlagen. OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 15 OTC-X RESEARCH by Formel 1: Kapitalrendite Quelle: Eigene Darstellung Herkömmliche auf Buchwerten und Gewinnen nach Abschreibungen basierende Kapitalrenditen machen angesichts der verbreiteten OR-Jahresabschlüsse wenig Sinn. Stille Reserven würden die Aussagekraft für einige Bahnen stark verzerren. Als guter Wert gilt in der Bergbahnbranche eine Rendite von 5% oder mehr. Eine Rendite von 5% bedeutet, dass die Anlagen innert 20 Jahren (1/0.05) mit dem Cashflow aus eigener Kraft refinanziert werden können. Angesichts der langen Lebenszyklen der Bahninfrastrukturen scheint dieser Wert als eher als tief bemessen. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass die Wiederbeschaffungsfrist nur bei stabilen Anschaffungswerten und Cashflows gilt. Steigende Anforderungen an Komfort, Sicherheit und Kapazität sowie die allgemeine Teuerung führen jedoch dazu, dass die zukünftigen Wiederbeschaffungswerte über den historischen Anschaffungswerten liegen. Wer eine Rendite von mehr als 5% erreicht, dürfte mit dem Cashflow nicht nur zur Finanzierung von Ersatzinvestitionen in der Lage sein, sondern auch zur Finanzierung von Erweiterungen im Verkehrs- und Nebengeschäft. Der Benchmark «genügend» wird bei 3.8% angesetzt (Wiederbeschaffungsfrist: 26 Jahre). Die Unternehmen der Stichprobe erreichen in ihren aktuellen Jahresabschlüssen Werte von 0.6% bis rund 10%. Damit ist das Spektrum von sehr schlecht bis hervorragend abgedeckt. Wie Abbildung 13 zeigt, erreichen 26% der Bahnen einen mindestens genügenden Wert. 8% erzielen sogar einen guten bis sehr guten Wert. Es handelt sich dabei um die drei Ausflugsbergbahnen Jungfrau, Pilatus und Titlis. Knapp unter der Grenze von 5% liegen die Zermatt Bergbahnen und die Schilthornbahn. «Mit einer Kapitalrendite von 5% können die Anlagen innert 20 Jahren mit dem Cashflow aus eigener Kraft refinanziert werden.» «26% der Bahnen können die Anlagen in 26 Jahren oder kürzer mit dem Cashflow aus eigener Kraft refinanzieren.» Abb. 13: Kapitalrentabilität aktuell und im Fünfjahresdurchschnitt* Cashflow / AW Anlagen (aktuelles Jahr) 7.50% 17.50% 8.33% 16.67% 75.00% gut bis sehr gut Cashflow / AW Anlagen (5JØ) 75.00% genügend ungenügend gut bis sehr gut genügend ungenügend Quelle: Eigene Darstellung * Nicht alle Unternehmen weisen in ihrem Geschäftsbericht die Anschaffungswerte ihrer Anlagen aus. Die Stichprobengrösse reduziert sich darum von 46 auf 41. Die Auswertungen auf der Grundlage von Fünfjahresdurchschnitten basieren nur auf 36 statt 39 Unternehmen. «Da sich über die Gesamtbranche Da sich über die Gesamtbranche sowohl die Margen als auch der Kapitalumschlag verschlechtert haben, ist auch der Anteil der ungenügenden Kapitalrenditen gegenüber der Auswertung von vor drei Jahren gestiegen. Die Anzahl ungenügender Werte stieg von 44% auf 75%. Gleichzeitig ist der Anteil der guten bis sehr guten Werte von 27% auf 8% gefallen. sowohl Margen als auch Kapitalumschlag verschlechtert haben, ist auch der Anteil ungenügender Kapitalrenditen gegenüber der Auswertung von vor 3 Jahren gestiegen.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 16 OTC-X RESEARCH by Abb. 14: Kapitalrentabilität aktuell und vor drei Jahren* Cashflow / AW Anlagen (5JØ, aktuell) 8.33% 16.67% Cashflow / AW Anlagen (5JØ, vor drei Jahren) 44.00% 75.00% gut bis sehr gut 27.00% 29.00% genügend ungenügend gut bis sehr gut genügend ungenügend Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 36 Unternehmen Bei mehr als zwei Drittel der analysierten Bergbahnen steht einer Zunahme der Anschaffungswerte ein rückläufiger Cashflow (Fünfjahresdurchschnitt) gegenüber (Quadrant rechts unten in Abbildung 15). Zur Gruppe der Unternehmen mit steigendem Cashflow (Fünfjahresdurchschnitt) gehören praktisch nur Unternehmen aus dem Berner Oberland und der Zentralschweiz. Dass die Anschaffungswerte für die meisten deutlich stärker gestiegen sind als der Cashflow, ist der Grund für die sinkende Rentabilität. Es ist darum zu hoffen, dass die Bahnen ihre Infrastruktur zukünftig wieder besser auslasten können. «Zur Gruppe der Unternehmen mit steigendem Cashflow gehören praktisch nur Unternehmen aus dem Berner Oberland und der Zentralschweiz.» Abb. 15: Veränderung Cashflow (5-Jahresdurchschnitt) und Anschaffungswerte über die letzten drei Jahre* Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 39 Unternehmen 2.7 Selbstfinanzierungspotenzial Im branchenübergreifenden Vergleich erreichten die Bergbahnen beachtliche Cashflow-Margen. Das Problem ist jedoch, dass nach den betriebsnotwendigen Abschreibungen bei sehr vielen Unternehmen wenig vom Cashflow als Reingewinn übrig bleibt. Aufgrund der vorherrschenden OR-Abschlüsse ist eine Analyse von Reingewinnen wenig sinnvoll. OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 17 OTC-X RESEARCH by In der vorliegenden Studie wird ein Mindest-EBTIDA geschätzt, welches zur Finanzierung der zukünftigen Ersatzinvestitionen und des Zinsaufwands benötigt wird. Das realisierte EBITDA wird dann dem Mindest-EBITDA gegenübergestellt, so dass das Selbstfinanzierungspotenzial resultiert. Formel 2: Selbstfinanzierungspotential Quelle: Eigene Darstellung Die Bandbreite der Selbstfinanzierungspotenziale der analysierten Unternehmen ist sehr weit. Die Werte variieren zwischen 13% und rund 200%. Die Grenze von 100% übertreffen lediglich drei Unternehmen (Jungfrau, Pilatus, Titlis) deutlich. Weitere 7 Bergbahnunternehmen weisen Werte um 100% auf. Dazu gehören beispielsweise die Bergbahnen aus Zermatt, Davos und der Weissen Arena sowie die Schilthornbahn. Abb. 16: Selbstfinanzierungspotenzial aktuell und im Fünfjahresdurchschnitt* Selbstfinanzierungspotenzial (aktuelles Jahr) Selbstfinanzierungspotenzial (5JØ) 8.33% 19.44% 7.50% 17.50% 72.22% 75.00% über 115% 85% bis 115% unter 85% über 115% 85% bis 115% unter 85% Quelle: Eigene Darstellung * Nicht alle Unternehmen weisen in ihrem Geschäftsbericht die Anschaffungswerte ihrer Anlagen aus. Die Stichprobengrösse reduziert sich darum von 46 auf 41. Die Auswertungen auf der Grundlage von Fünfjahresdurchschnitten basieren nur auf 36 statt 39 Unternehmen. Gegenüber der Auswertung von vor drei Jahren hat sich die Anzahl tiefer Selbstfinanzierungspotenziale deutlich erhöht, wie Abbildung 17 zeigt. Auf Basis des aktuellsten vefügbaren EBITDA weisen etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen ein Selbstfinanzierungspotenzial von weniger als 60% aus. «Gegenüber der Auswertung von vor drei Jahren hat sich die Anzahl tiefer Selbstfinanzierungspotenziale deutlich erhöht.» Abb. 17: Selbstfinanzierungspotenzial aktuell und vor drei Jahren* Selbstfinanzierungspotenzial (5JØ, aktuell) Selbstfinanzierungspotenzial (5JØ, vor drei Jahren) 8.33% 19.44% 0.1 0.27 0.63 72.22% über 115% 85% bis 115% unter 85% über 115% 85% bis 115% unter 85% Quelle: Eigene Darstellung * Basis bilden 36 Unternehmen OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 18 OTC-X RESEARCH by 2.7 Finanzierung Aufgrund der hohen Verbreitung von OR-Abschlüssen ist eine Analyse von Eigenfinanzierungsgraden problematisch. Besser geeignet zur Beurteilung der Finanzierungssituation ist das Verhältnis von Nettofinanzschulden und EBITDA. Die Nettofinanzschuld entspricht der Differenz von verzinslichen Schulden und flüssigen Mitteln. Zinslose Darlehen werden in der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt. Ein Wert von drei besagt beispielsweise, dass die Nettofinanzschulden innert drei Jahren mit dem (stabilen) Cashflow zurückbezahlt werden könnten. Acht Unternehmen bzw. 18% haben entweder kein verzinsliches Fremdkapital oder mehr flüssige Mittel als verzinsliche Schulden. Eine hohe Schuldenlast, welche mehr als dem Fünffachen des EBITDA entspricht, tragen ebenfalls 18% der Unternehmen. In drei Fällen liegt das Verhältnis sogar bei über 10. «Eine hohe Schuldenlast, welche mehr als dem Fünffachen des EBITDA entspricht, tragen 18% der Unternehmen.» Abb. 18: Verschuldung aktuell und im Fünfjahresdurchschnitt* Nettofinanzschuld / EBITDA (5JØ) 17.95% Nettofinanzschuld /EBITDA (aktuelles Jahr) 17.95% 33.33% keine Nettofinanzverschuldung 23.08% 30.77% <3 17.95% 25.64% 3-5 >5 keine Nettofinanzverschuldung 33.33% <3 3-5 >5 Quelle: Eigene Darstellung *Basis bilden 46 Unternehmen (Fünfjahresdurchschnitt 39 Unternehmen). Im Vergleich zur Auswertung von vor drei Jahren hat der Anteil der sehr hohen Verschuldungen etwas abgenommen, wie Abbildung 19 zeigt. Abb. 19: Verschuldung aktuell und vor drei Jahren* Nettofinanzschuld / EBITDA (5JØ) (aktuell) 17.95% keine Nettofinanzverschuldung 24.44% 30.77% <3 3-5 drei Jahren hat der Anteil der sehr hohen Verschuldungen etwas abgenommen.» Nettofinanzschuld /EBITDA (vor drei Jahren) 17.95% 33.33% «Im Vergleich zur Auswertung von vor 15.56% 35.56% 24.44% >5 keine Nettofinanzverschuldung <3 3-5 >5 Quelle: Eigene Darstellung *Basis bilden 39 Unternehmen OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 19 OTC-X RESEARCH by Teil 3: Analyse ausgewählter Aktien 3.1 Ausflugsbahnen Mit Ausnahme der Säntis Schwebebahn AG und der Schilthornbahn AG konnten in den letzten fünf Jahren sämtliche in Tabelle 3 dargestellten Ausflugsbergbahnen den Verkehrsertrag deutlich steigern. Der Ertrag aus dem Ausflugsgeschäft ist zwar auch bei der Schilthornbahn AG gestiegen, die rückläufigen Wintersporterträge neutralisierten jedoch das Plus im Ausflugsgeschäft. Trotz über die letzten fünf Jahre stagnierendem Betriebsertrag ist das EBITDA der Schilthornbahn AG hingegen deutlich gestiegen. Die wachsende (relative) Bedeutung des Ausflugsgeschäfts (auf Kosten des Wintersportgeschäfts) hat sicherlich neben Kostenoptimierungsmassnahmen mit zu einer steigenden EBITDA-Marge beigetragen. 2015 wird die Schilthornbahn AG mit einem deutlichen Ertrags- und EBITDA-Plus abschliessen können. Die Säntis Schwebebahn AG profitiert im Gegensatz zu den übrigen aufgeführten Unternehmen nicht vom Wachstum bei den asiatischen Reisenden bzw. Reisegruppen. Für einen Ausflugsberg besitzt der Säntis zwar ein gutes Einzugsgebiet, welches bei guter Witterung hohes Frequenzpotenzial aufweist. Von den internationalen Touristenströmen ist die Ostschweiz jedoch praktisch abgeschnitten. Die Witterungsabhängigkeit bzw. die Abhängigkeit von den Nahmärkten ist daher sehr hoch. Das schöne Sommerwetter 2015 dürfte jedoch auch der Säntis Schwebebahn gute Zahlen beschert haben. Das stärkste Wachstum beim Verkehrsertrag erreichten die Bergbahnen Titlis Rotair. Über die letzten fünf Jahre resultierte eine durchschnittliche jährliche Steigerungsrate von 9.3%. Das Geschäftsjahr 2014/15 wird auch den Bergbahnen Titlis Rotair eine weitere Zunahme bringen. Betriebsertrag und EBTIDA der Titlis-Bahnen sind in Tabelle 3 um Erträge aus Immobilienverkäufen bereinigt. Im fixkostenlastigen Bergbahngeschäft führen Umsatzsteigerungen zu überproportionalem EBITDA-Wachstum. Besonders ausgeprägt zeigt sich dieser Effekt bei der Rigi-Bahnen AG, da diese praktisch vollständig auf das Führen eigener Gastronomiebetriebe verzichtet. In der Gastronomie ist der Anteil der variablen Kosten deutlich höher als im Verkehrsgeschäft. Im Gegensatz zu den stark auf den Wintersport fokussierten Bergbahnbetrieben verzeichneten die Ausflugsbahnen in den letzten Jahren Ertrags- und Gewinnwachstum. Die aktuelle Rentabilität, gemessen beispielsweise als Verhältnis von Cashflow und Anschaffungswerten der Anlagen, liegt bei sämtlichen Ausflugsunternehmen über dem Fünfjahresdurchschnitt. Die Tiltlis-, Pilatus- und Jungfraubahnen schneiden mit Werten von 7.7%, bzw. 7.4% bzw. 6.4% am besten ab. Eine Rendite von 6.4% bedeutet beispielsweise, dass die Anlagen bei stabilem Cashflow und stabilen Wiederbeschaffungswerten innert 15.6 Jahren (1/0.064) wiederbeschafft werden könnten. Je kürzer diese Wiederbeschaffungsfrist ist, umso stärker ist die Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen. Als Benchmark „gut“ gilt in der Branche ein Wert von 5%. Dieser entspricht einer Wiederbeschaffungsfrist von 20 Jahren. Angesichts der langen Investitionszyklen erscheint dieser Wert von 20 Jahren auf den ersten Blick tief. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass die zukünftigen Wiederbeschaffungswerte die historischen Anschaf- «Das stärkste Wachstum beim Verkehrsertrag erreichten die Bergbahnen Titlis Rotair.» «Im Gegensatz zu den stark auf den Wintersport fokussierten Bergbahnbetrieben verzeichneten die Ausflugsbergbahnen in den letzten Jahren Ertrags- und Gewinnwachstum.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 20 OTC-X RESEARCH by fungswerte aufgrund der allgemeinen Teuerung und der steigenden Komfort- und Sicherheitsansprüche übersteigen. Wer einen Wert von 5% erreicht, dürfte mittel- bis langfristig zur Selbstfinanzierung der anstehenden Ersatzinvestitionen in der Lage sein. Die übrigen Bahnen müssen Investitionen teilweise durch die Aufnahme neuer Mittel finanzieren. Der Schilthornbahn AG und der Rigi-Bahnen AG ist durchaus zuzutrauen, dass sie die Grenze von 5% nachhaltig übertreffen bzw. erreichen. «Der Schilthornbahn AG und der Rigi-Bahnen AG ist durchaus zuzutrauen, dass sie eine Rendite von 5% gemessen am Verhältnis von Cashflow und Anschaffungswerten der Anlagen nachhaltig übertreffen.» Das Jahr 2015 ist für die in der Tabelle 3 aufgeführten Unternehmen bislang sehr gut verlaufen. Die Rentabilität wird sich darum weiter verbessern. Bei der EBITDA-Marge bestehen sehr grosse Unterschiede zwischen den Unternehmen. Zu berücksichtigen gilt es in diesem Zusammenhang die Zusammensetzungen der Betriebserträge. Ein hoher Gastronomieanteil drückt aufgrund der hohen Personal- und Warenintensität auf die EBITDA- und Cashflow-Marge. Reine „Verkehrsunternehmen“ sind darum bezüglich der ausgewiesenen Marge im Vorteil. Das Verkehrsgeschäft ist jedoch kapitalintensiver als die Gastronomie und weist daher einen höheren Abschreibungsbedarf auf. Reine „Verkehrsunternehmen“ haben darum tendenziell einen schlechteren Kapitalumschlag, beispielsweise gemessen als Verhältnis von Betriebsertrag und Anschaffungswerten der Anlagen. So überrascht es nicht, dass die „restaurationslastige“ Säntis Schwebebahn AG im Branchenvergleich einen sehr hohen Kapitalumschlag und eine schwache EBITDA-Marge erreicht. Die Kapitalrentabilität (zum Beispiel: Cashflow / Anschaffungswerte der Anlagen) ist das Produkt von Marge und Kapitalumschlag und darum besser geeignet für einen Vergleich von Unternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsfeldern. Die Jungfraubahnen erreichen mit 18.7% trotz Verzicht auf Gastronomie und den vielen schienengebundenen Bahnen, welche gegenüber Luftseilbahnen noch kapitalintensiver sind, einen sehr guten Kapitalumschlag. Zu verdanken ist dieser gute Wert sicherlich der ganzjährig guten Auslastung der Bahn auf das «Top of Europe». Eine möglichst hohe Auslastung über das Gesamtjahr ist das A und O für den finanziellen Erfolg. Den Jungfrau-, Titlis- und Pilatusbahnen gelingt dies im Quervergleich am besten. Die Schilthornbahn und die Rigi-Bahnen sind etwas die Nachzügler. Sie haben sicherlich noch die grössten Kapazitätsreserven und die geringsten Wartezeiten für die Gäste. Dies könnte zunehmend zum Vorteil werden. Die Jungfraubahn AG will in den nächsten Jahren bis zu CHF 250 Mio. in die Bahninfrastruktur investieren. Damit soll zum einen die Kapazität gesteigert werden, und zum anderen ist eine Verkürzung der im Branchenvergleich langen Ausflugsdauer das Ziel. Die Kapitalrentabilität der Jungfraubahnen wird sich dadurch (vorübergehend) etwas verschlechtern. Steigt auf lange Frist das Gästeaufkommen im gleichen Mass wie die Anlagesumme, wird die aktuelle Kapitalrendite gehalten. Die Bergbahnen Titlis Rotair werden auf den Winter 2015/16 ebenfalls eine neue Zubringerbahn in Betrieb nehmen, welche rund CHF 50 Mio. kostete. Auch hier ist vorübergehend mit einer leichten Verschlechterung der Kapitalrendite zu rechnen. «Eine möglichst hohe Auslastung über das Gesamtjahr ist das A und O für den finanziellen Erfolg.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 21 OTC-X RESEARCH by Tabelle 3: Kennzahlen einiger ausgewählter Ausflugsbergbahnen* in TCHF Bergbahnen JungfrauTitlis Rotair bahnen Rechnungslegung Handelsplatz PilatusBahnen RigiBahnen OR Schilthornbahn OR Säntisbahn OR FER FER OR SIX SIX OTC OTC OTC OTC 2014 2014 2013/14 Herbst 2014 2014 2014 Gesamtertrag (GE) 62'599 165'311 28'884 18'213 24'673 13'560 Verkehrsertrag (VE) 42'769 121'497 17'030 15'195 17'000 5'175 Anteil VE am GE 68.3% 73.5% 59.0% 83.4% 68.9% 38.2% Anteil Gastro am GE 27.4% 0.0% 27.1% 4.3% 21.5% 55.2% 7176 2117 Aktuellste Zahlen EBITDA 24'936 67253 7995 4425 Cashflow (NUV) 23'043 56264 7685 4146 6571 2107 298'290 884'237 104'415 108'315 135'184 67'359 Nettofinanzschulden (NFS) -1'880 -25935 -6931 4044 5831 -7572 EBITDA-Marge 39.8% 40.7% 27.7% 24.3% 29.1% 15.6% Betriebsertrag / AW 21.0% 18.7% 27.7% 16.8% 18.3% 20.1% 7.7% 6.4% 7.4% 3.8% 4.9% 3.1% -0.9 0.9 0.80 -3.6 14'903 13'285 16'644 5'084 5'570 2'184 Anschaffungwerte (AW) Anlagen Cashflow / AW NFS / EBITDA -0.1 -0.4 Kennzahlen auf Basis Fünfjahresdurchschnittsertragskraft Verkehrsertrag 38'708 114'520 EBITDA 23'772 60'662 6'779 3'601 EBITDA-Marge 40.5% 39.1% 26.4% 21.9% 23.4% 16.2% Betriebsertrag / AW Anlagen 19.6% 17.5% 24.4% 15.1% 17.5% 19.9% 7.2% 6.0% 6.4% 3.1% 3.7% 2.9% -0.4 -1.0 1.1 1.0 -3.5 4.2% 5.4% 4.4% 0.6% 0.7% Cashflow / AW Anlagen NFS / EBITDA -0.1 Wachstumrate p.a. über die letzten fünf Jahre Betriebsertrag Verkehrsertrag EBITDA 7.2% 9.3% 3.5% 5.3% 4.3% 0.0% 0.2% 11.4% 5.6% 3.1% 16.1% 7.4% 0.5% 411.3 95.6 1'897.4 7.0 1'281.1 884.9 35'000 48'000 Kennzahlen zur Aktienbewertung Aktienkurs 672'000 5'835'000 26'400 2'400'000 17'710 23'762 - 11'346 7'110 - 294'104 581'588 50'091 28'146 51'949 42'475 EV / EBITDA 11.8 8.6 6.3 6.4 7.2 20.1 EV / EBITDA (5JØ) 12.4 9.6 7.4 7.8 9.3 19.5 n.a. n.a. Anzahl Aktien Verzinsliches FK + zinslose Darlehen Enterprise Value (EV) Kurs / Gewinn 18.2 18.4 n.a. n.a. Ausschüttung 6.0 1.8 25.0 0.0 36.0 0.0 1.5% 1.9% 1.3% 0.0% 2.8% 0.0% Ausschüttungsrendite OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 22 OTC-X RESEARCH by * Es handelt sich dabei um die Unternehmen mit den am häufigsten gehandelten Aktien. Die Bergbahnen Titlis Rotair, die Jungfraubahn AG und die Schilthornbahn AG betreiben auch ein Wintersportgebiet. Ihr wichtigster Wachstumstreiber ist jedoch das Ausflugsgeschäft. Darum sind sie in der Kategorie der Ausflugsberge aufgeführt. Die Aktienkurse wurden per 29. Oktober 2015 erhoben. Für die börsenkotierten Aktien wurde der letztbezahlte Kurs berücksichtigt. Bei den im OTC-Markt gehandelten Aktien wurde ein volumengewichteter Durchschnitt aus den letzten zehn Transaktionen gebildet. Die Zahlen der Bergbahnen Titlis Rotair wurden soweit als möglich um Erträge aus Immobilienverkäufen bereinigt. Die Zahlen weichen daher von den im Geschäftsbericht ausgewiesenen Werten ab. Aufgrund der in der Bergbahnbranche verbreiteten OR-Jahresabschlüsse wird auf eine Auswertung traditioneller, auf Buchwerten basierender Kapitalrenditen verzichtet. Stille Reserven würden einen aussagekräftigen Vergleich verhindern. Nur die Jungfraubahn AG und die Bergbahnen Titlis Rotair veröffentlichen eine Jahresrechnung nach einer True and Fair View bzw. nach Swiss GAAP FER. Die Jungfraubahn AG hat im Geschäftsjahr 2014 eine Gesamtkapitalrendite (Return on Capital Employed ROCE, berechnet als „EBIT / verzinsliches FK und Eigenkapital“, auf Basis durchschnittliches Kapital) von 8.2% erreicht. Die Bergbahnen Tiltlis Rotair erreichten einen ROCE 2013/14 von 24%. Nach Ausklammerung des Erfolgs aus Verkauf von Immobilien verbleibt noch ein ROCE von 15%. In einer wertorientierten Betrachtungsweise kann daher festgehalten werden, dass die Jungfraubahnen auf dem eingesetzten Kapital eine risikogerechte Rendite erreichen und die Bergbahnen Titlis Rotair die risikogerechten Kapitalkosten sogar deutlich übertreffen. Der Grund für das bessere Abschneiden der Titlisbahnen dürfte eine höhere Kapiteleffizienz sein. Im Vergleich zu den Jungfraubahnen müssen die Titlisbahnen weniger Kapital zur Umsatzerzielung einsetzen, was unter anderem auch an den unterschiedlichen Bahntypen liegt. Nach Abzug der Abschreibungen bleibt darum mehr EBIT übrig (relativ zu Kapital und Umsatz). Dieser Unterschied zeigt sich etwa auch bei den Multiples. Das KGV, welches auf einem Gewinn nach Abschreibungen basiert, ist für die Bergbahnen Titlis Rotair etwas tiefer. Gemessen am EV/EBITDA Multiple scheinen die Titlisbahnen jedoch deutlich höher bewertet. Für die übrigen Bergbahnen kann der ROCE nicht exakt bestimmt werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Pilatus-Bahnen ebenfalls eine risikogerechte Rendite auf ihrem Kapital erreichen. Die Schilthornbahn AG dürfte sicherlich das Potenzial dazu haben. Die gute Entwicklung der Ausflugsbergbahnen hat in den letzten Jahren zu steigenden Kursen geführt. Die Dividendenrenditen von Jungfrau-, Pilatus- und Titlisbahnen sind darum deutlich zurückgegangen. Die Pilatus-Bahnen haben in den letzten Jahren sehr viel investiert und sind eher in einer Konsolidierungsphase. Das Unternehmen verfolgt aber eine Finanzierungspolitik, welche keinen Einsatz von verzinslichem Fremdkapital vorsieht. Ob es demnächst zu einer Erhöhung der Dividende kommt, ist ungewiss. Leisten könnten es sich die Pilatus-Bahnen auf jeden Fall. Bei anhaltend gutem Geschäftsgang ist den Titlisbahnen eher eine Erhöhung der Ausschüttung zuzutrauen als der Jungfraubahn, welche in den nächsten Jahren sehr hohe Investitionen tätigen wird. Potenzial für eine Erhöhung der Ausschüttung hat auch die Schilthornbahn AG, welche seit vielen Jahren konstant 36 CHF je Aktie ausschüttet. Ob die Ausschüttung anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums im Jahr 2017 einmalig oder nachhaltig auf 50 CHF erhöht wird, ist jedoch reine Spekulation. Die Rigi-Bahnen haben für das Geschäftsjahr 2015 die Aufnahme einer Barausschüttung angekündigt. Angesichts hoher Investitionen dürfte die Ausschüttung auf eher tiefem Niveau erfolgen. «In einer wertorientierten Betrachtungsweise kann festgehalten werden, dass die Jungfraubahnen auf dem eingesetzten Kapital eine risikogerechte Rendite erreichen und die Bergbahnen Titlis Rotair die risikogerechten Kapitalkosten sogar übertreffen.» «Die gute Entwicklung der Ausflugsbahnen hat in den letzten Jahren zu steigenden Kursen geführt.» «Die Rigi-Bahnen haben für das Geschäftsjahr 2015 die Aufnahme einer Barausschüttung angekündigt.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 23 OTC-X RESEARCH by Kurssteigerungspotenzial haben aufgrund des Nachholbedarfs sicherlich die Schilthornbahn AG und die Rigi-Bahnen AG. Doch auch den etablierten Jungfrau-, Pilatus- und Titlisbahnen ist eine positive Entwicklung zuzutrauen. Dass diese auch im Sommer 2015 markantes Wachstum auf bereits sehr hohem Niveau erreicht haben, war auch nicht unbedingt zu erwarten. Langsam aber sicher stossen diese in den Hauptreisezeiten, welche jedoch zum Glück immer länger werden, nahe an ihre Kapazitätsgrenzen. Mit neuen Zubringerbahnen versuchen sie, das Problem zu entschärfen. Es dürften jedoch auch Investitionen in die Infrastruktur auf dem Gipfel (Titlis, Jungfrau) erforderlich werden. «Kurssteigerungspotenzial haben aufgrund des Nachholbedarfs sicherlich die Schilthornbahn AG und die Rigi-Bahnen AG.» Zu berücksichtigen gilt es sicherlich auch, dass die Aktien der erfolgreichen Bergbahnen vermehrt in den Fokus der Anleger gekommen sind und immer weniger Geheimtipp-Charakter haben. Wegen der höheren Marktliquidität sind die börsenkotierten Jungfrau- und Titlisbahnen zu favorisieren. 3.2 Wintersportbahnen Im Gegensatz zu den Ausflugsbergen leiden die meisten auf den Wintersport fokussierten Bergbahnen unter Ertragsausfällen. Die Fünfjahresdurchschnittserträge haben sich von Jahr zu Jahr verschlechtert. Die hervorragenden touristischen Jahre 2007/08 und 2008/09 sind nicht mehr Bestandteil der jüngsten Fünfjahresperiode 2010/11 bis 2014/15. Ersetzt wurden sie durch neue, eher schlechtere Jahre. Es wird daher für einige Bahnen immer einfacher, den Fünfjahresdurchschnitt zu übertreffen. Trotz teilweise deutlichen Ertragsrückgängen stehen die in Tabelle 4 aufgeführten Bergbahnunternehmen im Konkurrenzvergleich nicht schlecht da. Am besten gehalten haben sich die Zermatter Bergbahnen. Denn die Zermatt Bergbahnen AG verfügt als einzige über ein Ausflugsziel, für welches eine grosse Anzahl Personen auch im Sommer einen (hohen) Preis zu bezahlen bereit sind. Zum anderen hat Zermatt deutlich weniger Residenzgäste verloren als andere Destinationen. Das hochalpine Gebiet mit dem Matterhorn als USP, die hohe Lage über Meer und die damit verbundene Schneesicherheit sowie die vielen Sonnentage sind Pluspunkte Zermatts. Der Zermatter Gast scheint weniger sensitiv gegenüber Veränderungen der Wechselkurse zu sein. Zudem ist die Gästestruktur besser diversifiziert als andernorts. Die besonders preissensitiven Deutschen und Holländer haben etwa einen geringeren Stellenwert als in Davos. Gegenüber dem höchsten seit 2006/07 generierten Verkehrsertrag liegen die Zermatter Bergbahnen 2014/15 nur gerade um 2.5% zurück. Über die letzten fünf Jahre resultiert sogar ein kleines Wachstum. Die Bergbahnen in Davos, Verbier und in der Weissen Arena haben gegenüber ihren Höchstwerten um mehr als 10% an Verkehrsertrag verloren. Etwas besser stehen diesbezüglich die Lenzerheide Bergbahnen da, u.a. wegen des überdurchschnittlichen Anteils an Schweizer Gästen, der guten Erreichbarkeit aus dem Raum Zürich sowie der neuen Skigebietsverbindung mit Arosa. Gegenüber dem Wallis und dem Engadin ist die Nähe zum Raum «Mittelland/Zürich/Ostschweiz» sicherlich ein Vorteil der Mittelbündner Destinationen Davos, Lenzerheide und Weisse Arena. Der Anteil der wechselkursunabhängigen Tagesausflügler ist höher, und die Zweitwohnungsbetten sind wohl etwas wärmer, was sich jedoch nur bei guter Witterung auszahlt. «Im Gegensatz zu den Ausflugsbergen leiden die meisten auf den Wintersport fokussierten Bergbahnen unter Ertragsausfällen.» «Am besten gehalten haben sich die Zermatter Bergbahnen.» «Die Bergbahnen in Davos, Verbier und in der Weissen Arena haben gegenüber ihren Höchstwerten um mehr als 10% an Verkehrsertrag verloren.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 24 OTC-X RESEARCH by Tabelle 4: Kennzahlen ausgewählter Wintersportbahnen* in TCHF Zermatt Bergbahnen Rechnungslegung DavosKlosters Bergbahnen Lenzerheide Bergbahnen OR OR Téléverbier Weisse Arena OR IFRS OR OTC OTC OTC OTC Paris 2014/15 2014/15 2014/15 2013/14 Herbst 2014/15 Gesamtertrag (GE) 67'093 28'155 56'209 52'822 87'218 Verkehrsertrag (VE) 62'906 24'707 35'002 37'595 32'699 Anteil VE am GE 93.8% 87.8% 62.3% 71.2% 37.5% 1.7% 0.0% 27.1% 9.3% 30.9% EBITDA 32'344 9944 20168 17212 23819 Cashflow (NUV) 28'096 8530 18797 17270 21236 Anschaffungwerte (AW) Anlagen 589'163 294'698 463'324 382'961 455'780 Nettofinanzschulden (NFS) 109'459 49587 46858 17058 101056 27.3% Handelsplatz Aktuellste Zahlen Anteil Gastro/Beherberg. am GE EBITDA-Marge 48.2% 35.3% 35.9% 32.6% Betriebsertrag / AW 11.4% 9.6% 12.1% 13.8% 19.1% 4.8% 2.9% 4.1% 4.5% 4.7% 3.4 5 2.3 1 4.20 Cashflow / AW NFS / EBITDA Kennzahlen auf Basis Fünfjahresdurchschnittsertragskraft Verkehrsertrag 60'988 23'900 35'686 37'260 33'110 EBITDA 29'955 10'423 20'626 16'631 23'820 EBITDA-Marge 46.7% 38.3% 36.6% 30.3% 27.6% Betriebsertrag / AW Anlagen 10.9% 9.2% 12.1% 14.3% 18.9% 4.2% 3.1% 4.1% 4.2% 4.6% 3.7 4.8 2.3 1.0 4.2 Cashflow / AW Anlagen NFS / EBITDA Wachstumrate p.a. über die letzten fünf Jahre (Lenzerheide Betriebsertrag und EBITDA 4 Jahre) Betriebsertrag 0.6% 0.9% -0.9% -2.1% -0.1% Verkehrsertrag 0.2% -1.2% -2.0% -2.7% -2.3% EBITDA 0.7% -2.4% -3.0% -3.5% -3.5% Veränderung gegenüber Maximumswert seit 2006/07 Betriebsertrag Max. im 2014/15 n.a. -7.0% -10.1% -0.4% Verkehrsertrag -2.5% -8.2% -13.5% -12.9% -11.0% EBITDA -7.7% n.a. -22.6% -21.8% -16.4% 205.9 24.4 203.0 45.4 120.1 629'200 1'940'789 386'000 1'400'000 550'000 Kennzahlen zur Aktienbewertung Aktienkurs Anzahl Aktien Verzinsliches FK 112'917 57'500 21'874 11'346 106'820 Enterprise Value (EV) 242'469 104'855 100'232 74'906 172'875 EV / EBITDA 7.5 10.5 5.0 4.4 7.3 EV / EBITDA (5JØ) 8.1 10.1 4.9 4.5 7.3 2.0 1.7% Ausschüttung Ausschüttungsrendite 4.0 0.2 3.6 0.8 1.9% 0.8% 1.8% 1.8% OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 25 OTC-X RESEARCH by * Es handelt sich dabei um die Unternehmen mit den am häufigsten gehandelten Aktien. Die Zermatt Bergbahnen bieten mit dem Matterhorn Paradise ebenfalls einen sehr attraktiven Ausflugsberg an. Da das wichtigste Standbein jedoch der Wintersport ist und vorläufig wohl auch bleibt, ist die Zermatt Bergbahnen AG in der Kategorie der Wintersportgebiete aufgeführt. Die Aktienkurse wurden per 29. Oktober 2015 erhoben. Für die börsenkotierte Aktie der Téléverbier SA wurde der letztbezahlte Kurs gewählt. Die Aktien werden an der Börse in Paris in Euro gehandelt. Die Rechnungslegung erfolgt jedoch in Schweizer Franken. In der Tabelle wurde der Aktienkurs daher in Schweizer Franken umgerechnet. Bei den im OTC-Markt gehandelten Aktien wurde ein volumengewichteter Durchschnitt aus den letzten zehn Transaktionen gebildet. Die Weisse Arena Gruppe profitierte in den letzten Jahren von Wohnungsverkäufen im sogenannten rocksresort. Eine einigermassen genaue Eliminierung dieser Erträge, welche den Vergleich mit den übrigen Bahnen verzerren, ist nicht möglich. Die Lenzerheide Bergbahnen AG hat sich vor fünf Jahren aus sämtlichen Gastroaktivitäten zurückgezogen. Aus diesem Grund wird die Veränderung von EBITDA und Betriebsertrag nur über vier Jahre analysiert. Obwohl die Davos Klosters Bergbahnen gegenüber ihrem Höchstwert im Jahr 2008/09 um mehr als 20% bzw. fast 6 Mio. CHF an EBITDA verloren haben, resultiert für das Verhältnis «Cashflow / Anschaffungswerte Anlagen» immer noch ein ordentlicher Wert von 4.1% (Wiederbeschaffungsfrist: 24.4 Jahre). Es gilt dabei unbedingt zu berücksichtigen, dass die beiden Jahre 2007/08 und 2008/09 perfekte Rahmenbedingungen boten. Die Davos Klosters Bergbahnen erreichten damals ein Verhältnis Cashflow / Anschaffungswerte Anlagen von 7.5% (13.3 Jahre). Für eine Rückkehr auf dieses Ertragsniveau braucht es nicht nur Wetterglück, sondern auch viele Residenzgäste, welche das Skigebiet unter der Woche auslasten. Dies trifft für sämtliche Bergbahnunternehmen zu. Die Weisse-Arena-Gruppe hat zwar ebenfalls deutlich an Skigästen und Verkehrsertrag verloren. Den Gesamtertrag konnte das Unternehmen jedoch praktisch konstant halten. Eine wichtige Rolle spielte dabei das sogenannte „Serviced Appartements“ umfassende „ski-in-ski-out“ rocksresort. Dieses scheint sehr gut ausgelastet zu sein und bringt der Gruppe Vermietungserträge. Nebenbei resultierten Erträge aus dem Wohnungsverkauf. Erstere Erträge sind sicherlich nachhaltig, die Verkaufserlöse hingegen nicht beliebig wiederholbar. Im Vergleich zu den Ausflugsbergbahnen sind die Wintersportbahnen im Durchschnitt deutlich höher verschuldet. Das verzinsliche Fremdkapital beträgt bei den Lenzerheide Bergbahnen das Fünffache des aktuellen EBITDA. Auch bei der Weissen-Arena-Gruppe betragen die Finanzschulden mehr als das Vierfache. Beide Unternehmen haben in den letzten Jahren sehr hohe Investitionen getätigt. Auf Verkehrsertrag und EBITDA haben sich die Investitionen bislang noch nicht allzu stark ausgewirkt. Offen ist jedoch die Frage, ob der Ertrag ohne die Investitionen nicht noch stärker rückläufig gewesen wäre. Die tiefste Rendite auf dem Kapital erreicht die Lenzerheide Bergbahnen AG. Dies ist ein Indiz dafür, dass die bestehende Infrastruktur im Vergleich zur aktuellen Beschäftigungslage gross bemessen ist. Die Auslastung sollte darum zukünftig gesteigert werden. In Zermatt liegt der Sommerverkehrsertragsanteil bei etwas mehr als 20%. Bei den übrigen in der Tabelle 4 aufgeführten Bergbahnunternehmen liegt der Anteil des Sommergeschäfts teilweise deutlich unter 10%. Sie müssen ihren Jahresertrag darum in relativ kurzen Zeitfenstern verdienen. Die Unterschiede der ausgewiesenen EBITDA-Margen sind beträchtlich. Die höchste Marge erreichen die Zermatt Bergbahnen mit 48.2%. Diesen hohen Wert verdanken die Zermatt Bergbahnen der im Quervergleich guten Beschäftigung. Positiv wirkt sich der fast vollständige Verzicht auf eigene Gastronomie aus. Im Gegensatz dazu ist die tiefe Marge der Weissen-Arena-Gruppe angesichts der hohen relativen Umsatzbedeutung von Gastronomie/Beherbergung keine Überraschung. Dafür weist sie mit dem geringsten Verkehrsertragsanteil den höchsten Kapitalumschlag auf. «Die Weisse-Arena-Gruppe hat ebenfalls deutlich an Skigästen und Verkehrsertrag verloren, konnte jedoch den Gesamtertrag praktisch konstant halten.» «Im Vergleich zu den Ausflugsbergbahnen sind die Wintersportbahnen im Durchschnitt deutlich höher verschuldet.» «Der Jahresertrag muss in einem relativ kurzen Zeitfenster verdient werden.» OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 26 OTC-X RESEARCH by Sämtliche in der Tabelle 4 aufgeführten Bergbahnunternehmen tätigen Barausschüttungen. Mit Ausnahme der Lenzerheide Bergbahnen AG liegen die Ausschüttungsrenditen bei knapp 2%. Die aktuelle Situation im Wintersportmarkt spricht generell nicht für eine Erhöhung der Ausschüttungen. Die Davos Klosters Bergbahnen haben beispielsweise für das Geschäftsjahr 2007/08 bei einem EBITDA von rund 26 Mio. CHF eine Ausschüttung von 3.60 CHF je Aktie getätigt. Heute beträgt die Ausschüttung bei einem aktuellen EBITDA von rund 20 Mio. CHF ebenfalls 3.60 CHF je Aktie. Eine Ausschüttung entspricht immer einem Verzicht auf Selbstfinanzierung. Die Bergbahnen in Davos, in Verbier und in Laax schütten pro Jahr etwas mehr als 1 Mio. CHF an ihre Aktionäre aus, die Zermatt Bergbahnen 2.5 Mio. CHF und die Lenzerheide Bergbahnen rund 400’000 CHF. Die Ausschüttungen zeigen, dass die Bergbahnen ihre Aktionäre als Risikokapitalgeber ernst nehmen und für ihren Einsatz entschädigen. Falls die Ertragslage noch einige Zeit unverändert bleibt, könnten Dividendenkürzungen jedoch zwecks Sicherung der Finanzierung von Investitionen und damit der Wettbewerbsfähigkeit ein Thema werden. Die Silvretta Seilbahnen AG in Ischgl, welche mehrheitlich im Besitz der Gemeinden ist, hat beispielsweise noch nie eine Gewinnausschüttung getätigt. «Die Ausschüttungen zeigen, dass die Bergbahnen ihre Aktionäre als Risikokapitalgeber ernst nehmen.» Die Zermatt Bergbahnen AG hat eine vom Cashflow abhängige Ausschüttungspolitik definiert. Angesichts des guten Jahres 2014/15 erfolgt die Maximalausschüttung von 4 CHF je Aktie. Von den in der Tabelle 4 aufgeführten Bahnen ist mittel- bis langfristig der Zermatt Bergbahnen AG am ehesten eine weitere Erhöhung der Ausschüttung zuzutrauen. Bisher funktioniert die Verbindung von Zermatt nach Italien nur für Wintersportler. In einigen Jahren soll dies auch im Sommer für Fussgänger möglich sein. Zunächst wird die Kapazität auf das Klein Matterhorn mit dem Bau einer neuen Bahn erhöht. Danach wird eine Pendelbahn Richtung Italien gebaut, so dass für Touristen die höchste Alpenquerung möglich wird. Dies dürfte gerade für asiatische Gäste attraktiv werden, welche von Italien anreisen und Richtung Frankreich weiterreisen. Das bringt der Zermatter Bergbahnen AG neue Einkünfte und führt zu einer weiteren Stärkung des Sommergeschäfts. Der Handel der aufgeführten «Wintersport-Aktien» ist relativ illiquide. Liebhabermotive wie «regionale Verbundenheit», «Freikarten oder Vergünstigungen» sowie «Teilnahmen an der Generalversammlung» scheinen wichtige Treiber der Aktienkurse zu sein. Relativ zum EBITDA am teuersten bewertet ist die Lenzerheide Bergbahnen AG. Ob ein derart hohes Bewertungsniveau mit überdurchschnittlichen Wachstumsaussichten oder geringeren Risiken zu rechtfertigen ist, ist fraglich. Im direkten Konkurrenzvergleich ist die Lenzerheide Bergbahnen AG sicherlich im Aufwind. Auf 2015/16 wird eine neue Zubringerbahn ab Churwalden eröffnet, welche die Erreichbarkeit weiter verbessert und einen Skibetrieb im Gebiet West auch ohne Talabfahrt ermöglicht. Auf eine Phase hoher Investitionen folgen nun Konsolidierung und Entschuldung. Falls sich die Rahmenbedingungen für den Wintersporttourismus wieder verbessern, dürften Davos und Verbier das grösste Nachholpotenzial haben. Seit 2008/09 sind EBITDA und Cashflow kontinuierlich zurückgegangen. Um rund 25 bis 30% gestiegen ist hingegen der Aktienkurs. Ob dieser bei wieder steigenden Cashflows weiter zunimmt, ist daher fraglich. Die Aktien der Televerbier SA haben hingegen gegenüber ihrem Höchstwert um rund 40% verloren. «Der Handel der aufgeführten ‘Wintersport-Aktien’ ist relativ illiquide.» «Falls sich die Rahmenbedingungen für den Wintersporttourismus wieder verbessern, dürften Davos und Verbier den grössten Nachholbedarf haben». OTC-X Research, Branchenanalyse Bergbahnen, 04.11.2015 Seite 27 Disclaimer Dieses Dokument dient ausschliesslich zur Information. Es wurde durch die Zern & Partner GmbH erstellt und ist zur Verteilung in der Schweiz bestimmt. 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