imZentrum.05 - Helmholtz Zentrum München
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das Mitarbeitermagazin imZentrum.05 Winter 2010 Gemeinsam für die Zukunft 12 Interview zur Helmholtz-Mission Prof. Dr. Jürgen Mlynek 18 Das Department of Radiation Sciences Eine Quelle für Inspiration und Innovation imZentrum wünscht Ihnen schöne Feiertage und ein erfolgreiches neues Jahr 2011! Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2010 geht zu Ende, und während der ein oder andere sich auf die Feiertage einstimmt, möchte ich mit Ihnen auf die großen Veranstaltungen 2010 zurückblicken: Am 12. Juli eröffnete das Helmholtz Zentrum München im Beisein von Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan das Lungentranslationszentrum CPC. Der „enge Schulterschluss mit medizinischen Partnern“ wie es der Helmholtz-Präsident Prof. Dr. Jürgen Mlynek im Interview mit imZentrum bezeichnet (S. 12), ist ein Musterbeispiel für Vernetzung und auch für den Transfer von Grundlagenergebnissen in die klinische Praxis. Kürzlich wurde der Verbund um das Helmholtz Zentrum München einer von fünf Partnern des geplanten Deutschen Zentrums für Lungenforschung. Auch an den Deutschen Zentren für Infektions- und Herzkreislaufforschung wird unser Zentrum wesentlich beteiligt sein. Am 9. November folgte mit der Eröffnung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung e. V. ein weiterer Meilenstein für die deutsche Gesundheitsforschung (S. 22). Das Helmholtz Zentrum München baut auf dem Campus Neuherberg bereits die Geschäftsstelle auf und übernimmt als starker Partner entscheidende Verantwortung für die nationale Erforschung dieser bedeutenden Volkskrankheit. Nur zwei Wochen später feierten wir die Gründung des Departments of Radiation Sciences (DRS), einem Zusammenschluss derjenigen Wissenschaftler am Zentrum, die gemeinsam Diagnostik und Therapie in der strahlenbasierten Medizin weiterentwickeln (S. 18). Unser Forschungszentrum kommt damit dem Auftrag der Bundesregierung nach, die Expertise in der Strahlenforschung auf die Gesundheitsforschung anzuwenden. In Departments, einer neuen Organisationsstruktur am Helmholtz Zentrum München, sollen in Zukunft dank Dezentralisierung nicht nur die wissenschaftlichen Wege beim Austausch untereinander, sondern auch die administrativen Wege kurz sein (S.32). Die Eröffnungen des CPC, DZD und DRS zeigen deutlich: Nur gemeinsam können die komplexen Fragestellungen in der Forschung erfolgreich bearbeitet werden. Das Motto „gemeinsam für die Zukunft“ hat am Helmholtz Zentrum München bereits eine 50-jährige Tradition, und so haben wir im September jahreszeitgemäß mit der Helmholtz-Wiesn unseren runden Geburtstag gefeiert (S 31, 40). Dass unsere Strategie stimmt, bestätigen auch die Grants des European Research Councils: Vier junge Spitzenforscher unseres Zentrums haben diese hochrangige Auszeichnung in diesem Jahr für bahnbrechende Forschungsansätze erhalten. Wenn das kein Grund ist zu einem: Weiter so! Ihr Sven Winkler, Leiter Abteilung Kommunikation sven.winkler@helmholtz-muenchen.de Unter www.helmholtz-muenchen.de/imzentrum haben Sie die Möglichkeit, Anregungen zum Mitarbeitermagazin an die Redaktion weiterzuleiten. INHALT 2 6 8 16 12 10 18 22 28 26 31 34 40 32 35 36 42 43 imZentrum 6 Veröffentlicht rum Im Zent be: usga dieser A für m A s n i g em e nft u k u z die Netzwerker 8 EUCOMMTOOLS Hingucker 10 Kleiner Bauplan – große Wirkung Wegweiser 12 Interview mit Prof. Dr. Jürgen Mlynek 16 Die Governance der Helmholtz-Gemeinschaft Durchstarter 18 Department of Radiation Sciences Eröffnet 22 Deutsches Zentrum für Diabetesforschung Schon gewusst 26 Projektförderung Aufsteiger 28 Gute Ideen konsequent verfolgen Gezählt 31 Die Zahl im Zentrum Strukturiert 32 Abteilung Wissenschaftliche Organisationsentwicklung schafft kurze Wege für schnelle Entscheidungen Gerätselt 34 Unbekannter Campus Bemerkt 35 Magical Fuel Cells Globetrotter 36 T-Zell-Transfer – mit dem Zug Stattgefunden 40 Helmholtz-Wiesn und Doktorandentag Über die Schulter geschaut 42 Die Werkfeuerwehr 43 Aufgefallen 43 Impressum 4|5 Veröffentlicht Forschungshighlights August 2010 – November 2010 Juli i Jun Au gu st Ma i be tem Sep Terrestrische umwelt Terrestrial Environment April r Oktober Umweltbedingte Störungen der Gesundheit Environmental Health M ärz Systemische Analyse multifaktorieller Erkankungen Systemic Analysis of Multifactorial Diseases r N o ve mb e e emb Dez F e bru ar r Januar Drei Programme tragen das Helmholtz Zentrum München: Umweltbedingte Störungen der Gesundheit, Systemische Analyse Multifaktorieller Erkrankungen und Terrestrische Umwelt. Hier die wissenschaftlichen Highlights der letzten Monate aus dem Helmholtz Zentrum München imZentrum +++ 2. August 2010 +++ Genetik Gezielt Gene im Säugetiergenom verändern +++ 19. August 2010 +++ Immunabwehr Stickstoffmonoxid aktiviert Immunabwehr bei Säugetieren und Pflanzen Zentrum München ist es gelungen, aus- +++ 4. August 2010 +++ Herz-Kreislauf Neue Therapieansätze für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gewählte Gene in Mäuseembryonen IHG | EPI | In einer großen internationa- mayer und Prof. Dr. Jörg Durner haben len Studie mit Beteiligung des Helmholtz herausgefunden, dass bei dieser soge- Zentrums München haben Wissenschaft- nannten systemischen Resistenz Redox- ler 95 Genorte gefunden, die den Fett- Prozesse, die auch bei Säugetieren exis- stoffwechsel im menschlichen Organis- tieren, eine zentrale Rolle spielen. Die mus beeinflussen. Langfristig eröffnen Abwehr von Krankheitserregern bei Pflan- die Ergebnisse neue Perspektiven für zen wird durch Stickstoffmonooxid akti- die Prävention und Therapie von Herz- viert. Der molekulare Schalter zu dieser Kreislauf-Erkrankungen. Abwehr ist das Protein NPR1 (non-expres- IDG | Schnell, gezielt, direkt: Einem Wissenschaftler-Team vom Helmholtz gezielt zu verändern. Dank sogenannter „Zinkfinger-Nukleasen“ werden Mutationen ohne den Umweg über Stammzellen etabliert. Langfristig können dadurch zeitsparend und universell Genveränderungen in Säugetieren untersucht werden. 6|7 BIOP | Auch Pflanzen haben ein lernfähiges Immunsystem. Dr. Christian Linder- sor of pathogenesis-related genes 1). Die +++ 23. September 2010 +++ Asthma und Allergien Asthma und Allergien entstehen auf unterschiedliche Weise EPI | Ein Wissenschaftler-Team unter Beteiligung des Helmholtz Zentrums München und der LMU hat sechs Genorte auf unterschiedlichen Chromosomen identifiziert, die zur Entstehung von Asthma bronchiale beitragen können. Die Studie zeigt, dass – anders als vermutet – nur ein geringer Zusammenhang zwischen Asthma und Genvarianten besteht, die zu einer erhöhten Konzentration von Wissenschaftler zeigen mit ihrer Arbeit, wie die Abwehrkaskade aktiviert wird und +++ 4. Oktober 2010 +++ Lunge Rezeptorblockade verbessert Lungenfunktion ILBD | CPC | Einem Wissenschaftler-Team unter Beteiligung des Helmholtz Zen trums München ist es gelungen, durch eine spezifische Rezeptorblockade die Netzbildung neutrophiler Granulozyten bei Mukoviszidose zu verringern und damit die Lungenfunktion bei Mukoviszidose im Tiermodell zu verbessern. tragen so zum grundsätzlichen Verständnis der komplexen Redox-Regulation bei. +++ 7. Oktober 2010 +++ Blutstammzellen Nischenzellen aus Blutstammzellen ISF | Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München und der Max-PlanckGesellschaft ist es erstmals gelungen, gezielt Nischenzellen für BlutstammStammzellen, zu isolieren. Nischenzellen die Vermutung nahe, dass Asthma und unterstützen die Blutbildung. Die neuen nismen beruhen. +++ 1. Oktober 2010 +++ Volkskrankheiten verstehen EUCOMMTOOLS: Größtes Vorhaben zur Funktionsaufklärung von Genen zellen, sogenannte hämatopoietische Immunglobulin (IgE) führen. Dies legt Allergien auf unterschiedlichen Mecha- Featured Paper Erkenntnisse könnten dabei helfen, die +++ 24. Oktober 2010 +++ Krebs Lipidperoxide und Regulation von Zellwachstum Entstehung mancher Leukämien zu erklären und Blutzellen zur Transfusion zu züchten. +++ 18. November 2010 +++ Regenerative Therapien Signalweg reguliert Überleben von Neuronen den, dass Lipidperoxide eine wichtige +++ 26. Oktober 2010 +++ Diabetes Neue Einflussfaktoren für Diagnose von Typ 2 Diabetes Rolle bei der Regulation von Rezeptor- EPI | Ein internationales Wissenschaftler- nen im Säugetiergehirn vor dem Zelltod Tyrosin-Kinasen spielen. Die oxidierten Team unter Beteiligung des Helmholtz bewahrt. Besonders wichtig ist der Be- VIRO | Wissenschaftler vom Helmholtz Lipide inaktivieren vorübergehend die Zentrums München hat zehn Genorte fund, dass diese Regulationsmechanis- Zentrum München haben einen neuen Protein-Tyrosin-Phosphatasen, die wie- identifiziert, die die Konzentration von men so spezifisch nur für einen Typ von zellulären Abwehrmechanismus ent- derum die zelluläre Kommunikation der glykosyliertem Hämoglobin (HbA1C) be- Nervenzellen gelten. Das Ergebnis schafft deckt, der die Vermehrung von HI-Viren Rezeptor-Tyrosin-Kinasen regulieren. einflussen. HbA1C ist der wichtigste Blut- wichtiges Grundlagenwissen für zukünf- in bestimmten Gehirnzellen verhindert. Diese Erkenntnis ist wichtig, da fehlge- wert, mit dem der Verlauf von Typ 2 tige regenerative Therapieansätze, etwa Sogenannte Risp-Proteine, eine Familie schaltete Rezeptor-Tyrosin-Kinasen oft an Diabetes verfolgt werden kann. Sechs für Parkinsonpatienten. zellulärer Eiweiße, interagieren mit dem der Entstehung von Krebs beteiligt sind. der zehn Genorte waren bislang nicht IDG | Wissenschaftler vom Helmholtz +++23. Oktober 2010 +++ Immunsystem Abwehrmechanismus verhindert HIV-Vermehrung Zentrum München und der Universität Karolinska Institutet haben herausgefun- Virusprotein Rev und unterbinden da- mit HbA1C in Verbindung gebracht wor- durch die Produktion neuer Virusparti- den, sieben stehen in Verbindung mit kel. Das Team will nun klären, inwieweit seltenen erblichen Erkrankungen wie sich der Mechanismus für die Entwick- Anämien und Störungen beim Speichern lung neuartiger therapeutischer Kon- von Eisen im Körper. ISF | Prof. Dr. Magdalena Götz hat mit Kollegen vom Helmholtz Zentrum München und der LMU herausgefunden, dass der Transkriptionsfaktor Pax6 die Neuro- zepte zur HIV-Bekämpfung nutzen lässt. www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien Netzwerker Wolfgang Wurst (links) und Cornelia Kaloff (rechts) haben die Fäden in der Hand: Als Koordinator und Projektmanagerin moderieren sie die regelmäßigen multilateralen Telefonkonferenzen der Partner von EUCOMM und EUCOMMTOOLS und kümmern sich um die strategische Auswertung Featured Paper Vor rund sieben Jahren hatte Prof. Dr. Wolfgang Wurst eine Vision: Er wollte Mäuse züchten, in denen jedes Gen gezielt ausgeschaltet werden kann. Was damals wie ein Vorhaben für ein ganzes Jahrhundert schien, ist heute in greifbarer Nähe: Rund 13 000 sogenannte konditionale Mutanten werden bereits vom europäischen Konsortium EUCOMM erzeugt. Weitere 3 500 besonders schwierig zu generierende Mutanten will das engagierte Team mit dem Nachfolgeprojekt EUCOMMTOOLS in den nächsten fünf Jahren angehen „A Mouse for all Reasons“ Prof. Dr. Wolfgang Wurst ist ein Mann, der sich nicht so leicht von einer Idee abbringen lässt. Einer, der Visionen realisiert. Als der Leiter des Instituts für Entwicklungsgenetik im Oktober 2003 erstmals öffentlich über seine Vision sprach, konditionale Mausmutanten zu züchten, in denen alle Gene gezielt ausgeschaltet werden können, fand seine Idee wenig Anklang. Die weltweite Genetik-Elite hatte sich damals zum Banbury-Meeting in Cold Spring Harbor, USA getroffen, um zwei Tage lang über die Zukunft der funktionellen Genomik zu diskutieren. Dort plädierte man eher für die realistischere Variante, nämlich, sogenannte Nullmutanten für spezielle Erkrankungen zu züchten. Dass es sich zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich eher um eine Vision als um ein realistisches Projekt gehandelt hatte, gibt Wurst heute zu: „Vor sieben Jahren waren die technischen Möglichkeiten noch weit geringer als heute. Damals hätte ein Wissenschaftler mindestens ein Jahr gebraucht, um ein einziges Gen zu mutieren. Unser Ziel, alle Gene gezielt ein- und ausschalten zu können, also gewissermaßen ‚a mouse for all reasons’ zu schaffen, hätten wir mit dem Tempo und bei Einsatz aller nötigen Ressourcen weltweit in vielleicht 80 Jahren erreicht.“ Doch der vielzitierte Biologe hatte Glück: Zu seinem riesigen Engagement, Know- imZentrum how und der Zusammenarbeit mit Spitzenforschern aus ganz Europa kam der rasante technische Fortschritt hinzu, der es ihm erlaubte, die einmalige Initiative EUCOMM und das Nachfolgeprojekt EUCOMMTOOLS ins Leben zu rufen. Und diese Initiativen schaffen es heute dank roboterunterstützter Hochdurchsatzverfahren, rund 150 mutierte emb ryonale Mausstammzelllinien pro Monat zu produzieren, aus denen dann die Mauslinien etabliert werden können. tion der Gene in einem reellen Kontext auf den Grund gehen zu können. „Die Ergebnisse ermöglichen es uns, die Entstehung häufiger Volkskrankheiten wie Alzheimer, Depression, Diabetes mellitus oder chronische Lungenerkrankungen auf genetischer Basis mit aufklären zu können“, erklärt Wurst. „Die Funktionsaufklärung aller Gene bildet die Grundlage für personalisierte Medizin“. „Die Funktionsaufklärung aller Gene bildet die Altruistische Wissenschaft Ein Erfolg, den die funktionelle Genomik nicht zuletzt auch Wursts fester Überzeugung verdankt: Statt sich in Banbury von der Skepsis seiner Kollegen verunsichern zu lassen, trug er nur zwei Tage später seine Idee erneut beim Prime Meeting in London vor – und diesmal mit Erfolg: Jacques Remacle, damals EU-Kommissar für Life Science and Health, „fing Feuer“, wie sich Wurst heute erinnert. Das Projekt „EUCOMM“ bekam im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm des Bereichs Health den Zuschlag, der finanziell rund 13 Millionen Euro bedeutete und die Arbeit der neun EUCOMM-Partner aus Frankreich, Italien, England und Deutschland möglich machte. Wurst bezeichnet den Einsatz des gesamten Konsortiums als „altruistische Arbeit“, da es sich hier um den Aufbau einer einmaligen, langfristigen Ressource handelt, die die gesamte internationale Wissenschaftswelt im Bereich der biomedizinischen Forschung voranbringen soll. Dass EUCOMM- und EUCOMMTOOLS-Materialien für die internationale Wissenschaftsgemeinschaft offen zugänglich sind, versteht sich daher von selbst. „Wir wollen, dass unsere Ressource die Aufklärung der genetischen Ursachen aller großen Volkskrankheiten und somit auch deren Therapie maßgeblich beschleunigt“, beschreibt der Institutsleiter die Motivation des Teams. Ein altruistischer Forschungsansatz auch deshalb, weil persönliche Erfolge durch primäre Publikationen nicht im Vordergrund stehen können. Grundlage für personalisierte Medizin.“ Beide Initiativen sind zusammen mit ihren US-amerikanischen und kanadischen Partnern Mitglieder im Internationalen Knockout Mouse Consortium (IKMC), das es sich zum Ziel gesetzt hat, sämtliche etwa 20 000 proteinkodierenden Gene des Mausgenoms zu mutieren. Die europäischen Partner nehmen hierbei mit insgesamt 16 500 Genen den größten Teil der Arbeit auf sich. Wurst ist sich sicher, dass neben der Gesundheitsforschung auch das Helmholtz Zentrum München von dieser Arbeit profitiert: Das am Institut für Entwicklungsgenetik angesiedelte und im Rahmen von EUCOMM gegründete Verteilungszentrum EuMMCR verschickt über hundert mutierte embryonale Stammzellklone monatlich in die ganze Welt – immer unter dem Namen „Helmholtz Zentrum München“. Rezept nach genetischem Fingerabdruck Und Visionär Wurst blickt auch in die Zukunft: In ein paar Jahren wird seiner Meinung nach jeder Hausarzt das Erbgut des einzelnen Patienten zu Rate ziehen, um einen optimalen Therapieerfolg zu er reichen. Personalisierte Medizin ist für den Entwicklungsgenetiker nur eine Frage der Zeit, und er ist stolz darauf, heute einen Grundstein dafür zu legen. Duales System In dem im Oktober 2010 begonnenen Nachfolgeprojekt EUCOMMTOOLS wollen acht Partner aus Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien die schwierigsten 3500 proteinkodierenden Gene des Mausgenoms mutieren und – wie die Endung TOOLS im Namen bereits ankündigt – neue genetische Werkzeuge schaffen, mit denen Gene markiert und ausgetauscht werden können. Außerdem will Wurst das im Konsortium weiterentwickelte duale System zum Einsatz bringen, das unter Technologieentwicklern nicht für Mülltrennung, sondern für ein Zweikomponenten-System steht, das sowohl Ort als auch Zeitpunkt jeder Mutation exakt planbar macht. EUCOMM und EUCOMMTOOLS wollen die Gene in embryonalen Stammzellen der Maus auf diese präzise gesteuerte Weise verändern, um Krankheitsverläufe genau abbilden zu können und so der Funk- EUCOMMTOOLS ist das Folgeprojekt von EUCOMM. Beide Kon sortien legen mit der Mutation von 16 500 Mausgenen das Fundament für die Funktionsaufklärung aller Mausgene. Mit diesem Wissen können Volkskrankheiten besser verstanden und therapiert werden. Prof. Dr. Wolfgang Wurst hat zusammen mit Kollegen des International Knockout Mouse Consortium die Publikation „A mouse for all reasons“ in Cell 2007 Jan 12; 128(1):9-13 veröffentlicht. www.eucomm.org www.eummcr.org www.knockoutmouse.org 8|9 Hingucker Kleiner Bauplan – groSSe Wirkung Viren sind überall. Aber zum Glück hat unser Immun system gute Abwehrmechanismen gegen viele der kleinen Krankheitserreger entwickelt. Einige der infektiösen Partikel können jedoch mit einer Minimalausstattung an Proteinen und einem winzigen Genom die körpereigene Abwehr überlisten und dauerhaft schaden. Zum Beispiel Hepatitis- und HI-Viren. Um eine Infektion in Zukunft verhindern zu können und neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln, erforschen Prof. Dr. Ulrike Protzer und ihre Mitarbeiter am Institut für Virologie die Interaktion dieser Viren mit den Wirtszellen Ulrike Protzer prüft, ob die Klonierung der Hepatitis-Genome gelungen ist. Protzer bekam diese Viren in den grünen Transportkapseln geschickt, um sie auf Medikamenten-Resistenz zu testen Prof. Dr. Ulrike Protzer ist Fachärztin für Innere Medizin sowie für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. 2000 habilitierte sich Protzer am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg mit dem Thema „Virus-Wirt-Interaktion der Hepatitis B-Viren“. Seit Ende 2007 leitet sie das Institut für Virologie am Helmholtz Zentrum München und ist gleichzeitig im Rahmen einer Doppelberufung mit der Technischen Universität München Leiterin des Instituts für Virologie am Klinikum rechts der Isar. imZentrum 10 | 11 Das Bild „epicenter“ zeigt das „Zentrum des Zitterns“: Blau und rot eingefärbt ist die „schwarze Substanz“ des Gehirns, in welcher im Verlauf der Parkinsonschen Erkrankung Dopamin produzierende Nervenzellen absterben. Ein gelb eingefärbter imaginärer Strahl richtet die Aufmerksamkeit auf dieses „Zentrum der Zerstörung". Vorlage der künstlerischen Interpretation war die Hälfte eines horizontalen Gehirnschnitts Chimerischer Antigen-Rezeptor, kurz CAR, nennt man den grün gefärbten artifiziellen Rezeptor, der hier auf der Oberfläche von T-Zellen exprimiert ist. Er erkennt das kleine Hüllprotein des Hepatitis B-Virus und bindet somit an alle viralen Hüllproteine. Auf dieser Immunfluoreszenz-Aufnahme bindet er einen mit einem roten Fluoreszenzfarbstoff gekoppelten Hepatitis B-Virus-Partikel auf der Oberfläche einer primären menschlichen T-Zelle Bildbeschreibung Tue eros augiam, quis nullute tie molor sustrud dolorerosto conse tat, sum in ute magnisl dit wis auguer aliqui tat, sequism odigna consequis dolesti ncidunt velis augait wis nim dolore venibh eu faccum doluptat. Wegweiser Prof. Dr. Jürgen Mlynek ist der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, zu der auch das Helmholtz Zentrum München gehört. Für die größte deutsche Wissenschaftsorganisation verfolgt Mlynek ehrgeizige Ziele – was das Helmholtz Zentrum München dazu beiträgt, erläutert er im Interview mit imZentrum imZentrum 12 | 13 12 Interview Prof. Dr. Jürgen Mlynek „DAS HELMHOLTZ ZENTRUM MÜNCHEN ERFÜLLT DIE HELMHOLTZ-MISSION VORBILDLICH“ imZentrum: Herr Mlynek, Sie waren schon mehrfach am Helmholtz Zentrum München. Was zeichnet das Zentrum aus Ihrer Sicht aus? Mlynek: Das Helmholtz Zentrum München zeichnet sich durch sein klares Bekenntnis zu den Zielen der Helmholtz-Gemeinschaft aus. Das sind Spitzenforschung, der Fokus auf wichtige Krankheitsfelder und die Translation von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Die Spitzenforschung in München wird durch viele Auszeichnungen und Preise belegt, die das Zentrum in den letzten Jahren erhalten hat – wie der Leibniz-Preis, der 2007 an Prof. Dr. Magdalena Götz ging. Dazu gehören auch die sechs ERC-Grants, die der Europäische Forschungsrat am Zentrum fördert. „In den letzten Jahren hat das Helmholtz Zentrum München seinen Fokus geschärft und seine Rolle in der Helmholtz-Gemeinschaft neu definiert.“ imZentrum: Wie steht es um die anderen beiden Aspekte, Fokus auf Krankheitsfelder und Translation? Mlynek: In den letzten Jahren hat das Helmholtz Zentrum München seinen Fokus geschärft und seine Rolle in der Helmholtz-Gemeinschaft neu definiert. Sein Fokus ist auf umweltbedingte Erkrankungen ausgerichtet, die sowohl für die Gesellschaft als auch für die Wissenschaft eine große Herausforderung darstellen: Diabetes mellitus und chronische Erkrankungen der Lunge. Im Juli dieses Jahres ist das Compre hensive Pneumology Center, das Translationszentrum für Lungenforschung, eingeweiht worden. Hier wird die Zusammenarbeit mit der Klinik intensiviert, um sehr zielgerichtet Erkenntnisse in die medizinische Praxis zu überführen. imZentrum: Das Helmholtz Zentrum München gehört zum Bereich der Helmholtz-Gesundheitsforschung. Könnte man sagen, der Gesundheitsbereich erfüllt die Mission der Helmholtz-Gemeinschaft besonders gut? Mlynek: Ein klares Ja. Und zwar aus dem Grund, weil sich unsere Gesundheitsforschung stark an den Volkskrankheiten ausrichtet, also auf die häufigsten und damit gesellschaftlich relevanten Krankheitsbilder. In Zukunft wird es aber nicht nur darum gehen, diese Konzentration aufrecht zu erhalten und auszubauen. Es wird immer wichtiger, Synergie-Effekte mit Partnern aus allen Bereichen des Wissenschaftssystems zu schaffen und zu nutzen: mit Universitäten, aber auch mit den Forschungsorganisationen Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft sowie Einrichtungen der Ressortforschung. Nur so kann der neue Schwung, den die deutsche Gesundheitsforschung aufnimmt, erhalten und verstärkt werden. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wir mit starken Partnerschaften auch im Wettbewerb um nationale und europäische Fördermittel sehr gut aufgestellt sind. imZentrum: Beeinflusst das die Gesundheitsforschung in Deutschland? Mlynek: Wir sehen den Erfolg aktuell beim Einrichten der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Hier sind die Helmholtz-Gesundheitszentren, insbesondere das Helmholtz Zentrum München, essentiell! Das Helmholtz Zentrum München ist bereits Kernzentrum des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung und es wird ein Standort im ‣‣ Mission der Helmholtz-Gemeinschaft Wir leisten Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch strategischprogrammatisch ausgerichtete Spitzenforschung in den Bereichen Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Wir erforschen Systeme hoher Komplexität unter Einsatz von Großgeräten und wissenschaftlichen Infrastrukturen gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern. Wir tragen bei zur Gestaltung unserer Zukunft durch Verbindung von Forschung und Technologieentwicklung mit innovativen Anwendungs- und Vorsorgeperspektiven. Wegweiser Glossar Portfolio-Prozess Diskussionsprozess in der Helmholtz-Gemeinschaft um abzuschätzen, welche Chancen und Herausforderungen sich aus langfristigen Entwicklungstrends für die Forschungsprogramme der Helmholtz-Gemeinschaft ergeben und welche Forschungsthemen neu aufgegriffen werden müssen. Auf diese Weise wird die Forschungsagenda kontinuierlich weiterentwickelt. Foresight-Prozess Diskussionsprozess in der Helmholtz-Gemeinschaft, um Themen zu identifizieren, die zukünftig an wissenschaftlicher Bedeutung gewinnen und die für Deutschland strategisch wichtig sind. Roadmap Strategie der Helmholtz-Gemeinschaft für den Aufbau großer Forschungsinfrastrukturen. Im Gesundheitsbereich gehört hierzu zum Beispiel die Nationale Kohorte. (Nationale) Kohorte Bisher größte epidemiologische Kohorte in Deutschland. Geplant sind 200 000 Teilnehmer. Die HelmholtzGemeinschaft koordiniert das Projekt gemeinsam mit universitären Partnern in ganz Deutschland. Das Helmholtz Zentrum München und das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg sind hier federführend. ESFRI Das Forum ESFRI wurde im April 2002 initiiert und hat die Aufgabe, einen Beitrag zu einer europäischen Strategie der Forschungsinfrastrukturen zu leisten. ESFRI soll Forschungs infrastrukturen von europäischem Interesse identifizieren, die in einem Zeitraum von zehn bis 20 Jahren notwendig sind, um den Forschungsstandort Europa zu erhalten. Deutschen Zentrum für Lungenforschung werden. So kann man durchaus von einer Vorreiterrolle in der Helmholtz-Gemeinschaft und auch für die deutsche Gesundheitsforschung sprechen. „Die Helmholtz-Gemeinschaft: Architekt im deutschen Wissenschaftssystem“ imZentrum: Welche Auswirkungen hat die Entwicklung des Gesund- heitsbereichs auf die Helmholtz-Gemeinschaft insgesamt? Mlynek: Die Helmholtz-Gesundheitszentren nehmen eine zentrale Rolle im deutschen Gesundheitsforschungssystem ein, aber zugleich sind die Universitäten hier besonders wichtige Partner: sowohl bei der Schwerpunktbildung als auch bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ich wünsche mir, dass die Helmholtz-Gemeinschaft insgesamt genauso an Einfluss gewinnt – als Architekt im deutschen Wissenschaftssystem. Mit zwei Milliarden Euro institutioneller Förderung im Jahr plus einer weiteren Milliarde an Drittmitteln und knapp 30 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir die größte deutsche Wissenschaftsorganisation. Unsere Aufgaben sind strategische Forschung im nationalen Auftrag und gezielter Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu unterhalten wir große Infrastrukturen, die wir der gesamten wissenschaftlichen Community zur Verfügung stellen. imZentrum: Welche Rolle spielen Partnerschaften mit der wissen- schaftlichen Community? Mlynek: Eine entscheidende! In der Translation arbeiten wir ja bereits im engen Schulterschluss mit medizinischen Partnern, wie man am Beispiel Comprehensive Pneumology Center in München sieht: Vor allem mit den Universitäten und Universitätsklinika sollten wir die strategischen Partnerschaften weiter ausbauen. Ohne sie ist erfolgreiche Translation für uns nicht möglich, denn wir haben keine Betten und Patienten und wollen sie auch in Zukunft nicht haben. München ist dafür in einer hervorragenden Ausgangsposition: Am Standort befinden sich zwei exzellente Universitäten, mit denen bereits weitreichende Kooperationen bestehen. Diese sollten in Zukunft noch ausgeweitet werden. imZentrum: Das Forschungszentrum Karlsruhe hat mit der ortsansäs- sigen Universität fusioniert – ist das ein Modell, dass das Helmholtz Zentrum München auch anstreben soll? Mlynek: Nein, keinesfalls. Das KIT, das Karlsruher Institut für Technologie, ist als komplette Fusion von Universität und Forschungszentrum ein Einzelfall. Jeder Helmholtz-Standort braucht sein eigenes Modell für die Zusammenarbeit mit Universitäten. Unabhängig vom eingeschlagenen Weg: Unsere strategischen Partnerschaften weiter auszubauen, ist eines unserer klaren Ziele. Nur so können wir auch unsere Mission, den Transfer der Forschung in die Gesellschaft, erfüllen. imZentrum: Welche weiteren Ziele verfolgen Sie als Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft? Wohin soll sich die größte deutsche Wissenschaftsorganisation entwickeln? Mlynek: Wir sollten unsere Mission noch stärker leben und unserem Anspruch, strategische Forschung im nationalen Auftrag zu betreiben, gerecht werden. Wir müssen uns immer wieder und noch entschiedener der Frage stellen, ob wir die richtigen Themen bearbeiten. imZentrum: Wie passt diese Frage mit dem Portfolio-Prozess zusammen? Mlynek: Der Portfolio-Prozess der Helmholtz-Gemeinschaft dient dazu, zentrale strategische Fragen zu beantworten: Tun wir die richtigen Dinge? Aber auch: Tun wir die Dinge richtig? Und besonders: Stellen wir die richtigen Fragen, um zur Lösung der großen Fragen der Gesellschaft beizutragen? Es geht darum, dass wir uns nicht nur während der POF-Begutachtung alle fünf Jahre damit beschäftigen, welche Fragen strategisch relevant sind. Wir müssen diese Diskussion kontinuierlich führen. Deswegen kombinieren wir den Portfolio-Prozess mit einem Foresight-Prozess. Er soll es uns ermöglichen, künftig entscheidende Themen früher aufzugreifen. imZentrum: Gibt es da greifbare Ergebnisse? Mlynek: Der Auftrag der Helmholtz-Gemeinschaft besteht darin, zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wertschöpfung beizutragen – konkret: zur Sicherung des künftigen Wohlstands und zu neuen Arbeitsplätzen. Dazu müssen wir Themen identifizieren, die zum einen wissenschaftlich wichtig, aber zugleich auch für Deutschland strategisch relevant werden. Wir analysieren hier auch die Stärken und Schwächen des Wissenschaftsstandorts. Dabei haben wir vor einigen Jahren festgestellt, dass wir – und Deutschland – eine Initiative zur Systembiologie brauchen. Auch die Nationale Kohortenstudie, die wir in der letzten POF-Begutachtung eingebracht haben, entstammt dem Foresight-Prozess. imZentrum 14 | 15 imZentrum: Stichwort POF – die Programmorientierte Förderung bleibt uns also erhalten? Mlynek: Ja, POF bleibt. Aber die Frage des Portfolio- und des Foresight-Prozesses, also „machen wir alles richtig?“ – muss zu einer Kulturfrage der Helmholtz-Gemeinschaft werden. So können wir direkt in die Entstehung forschungspolitischer Vorgaben eingreifen. imZentrum: Im Kontext Portfolio- und Foresight-Prozess gibt es auch noch die sogenannte Roadmap – was ist das? Mlynek: Die Helmholtz-Gemeinschaft verfügt über große Forschungsinfrastrukturen – im Gesundheitsbereich wird das zum Beispiel die eben genannte Nationale Kohorte. Mit der Roadmap planen wir den Aufbau großer Forschungsinfrastrukturen. Ähnlich dem europäischen ESFRI-Prozess geht es darum, die wichtigsten Strukturen zu identifizieren und ihre Finanzierung zu sichern – es geht hier auch um eine langfristige finanzielle Verpflichtung. Die Großgeräte machen uns außerdem auch als Arbeitgeber attraktiv: Sie bieten einzigartige Arbeitsbedingungen! imZentrum: Zum „attraktiven Arbeitgeber“ gehört auch die Nach- wuchsförderung. Was tun Sie hier? Mlynek: Wir betreiben Nachwuchsförderung auf allen Ebenen – sie spielt in der Helmholtz-Gemeinschaft eine sehr bedeutende Rolle. So gibt es für Doktoranden die Helmholtz-Graduiertenschulen und -kollegs. Es ist aber genauso wichtig, nach der Promotion Perspektiven zu eröffnen: Unsere Nachwuchsprogramme bieten ausländischen und „ausgewanderten“ deutschen Wissenschaftlern einen Anreiz, nach Deutschland zu kommen beziehungsweise zurück zu kommen. Das Helmholtz Zentrum München spielt auch hier eine wichtige Rolle in der Helmholtz-Gemeinschaft, weil es Nachwuchsförderung ebenfalls zur Priorität macht. „Das Helmholtz Zentrum München war im Technologie transfer schon immer besonders aktiv und treibt dieses Thema auch helmholtzweit voran.“ imZentrum: Wir haben vorher über Technologie-Transfer gesprochen: Gerade im Gesundheitsbereich ist die Wertschöpfungskette noch lückenhaft. Was wird unternommen, um diese Lücken zu schließen? Oder anders gefragt: Soll Helmholtz eher in Richtung Grundlage oder in Richtung Anwendung forschen? Mlynek: Die Helmholtz-Gemeinschaft ist eine Einrichtung für Grundlagenforschung, die Spitzenforschung mit strategischen Zielen verknüpft. Zugleich geben wir aber dem Technologietransfer mehr Bedeutung, zum Beispiel durch das Programm Helmholtz-Enterprise zur Ausgründungsförderung und den neuen Validierungsfonds. Das Helmholtz Zentrum München war im Technologietransfer schon immer besonders aktiv und treibt dieses Thema auch helmholtzweit voran. Jürgen Mlynek ist Physiker und seit 2005 Präsident der HelmholtzGemeinschaft. Nach dem Abitur 1969 studierte Mlynek Physik an der Technischen Universität Hannover und an der École polytechnique in Paris. Er promovierte 1979 und forschte als Postdoc in Hannover und am IBM Research Laboratory in San José (Kalifornien). Im Jahr nach seiner Habilitation 1984 wurde er Heisenberg-Stipendiat der DFG. Von 1986 bis 1990 war er Assistenzprofessor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Er erhielt 1990 einen Ruf als ordentlicher Professor für Experimentalphysik an die Universität Konstanz und ist seit 2000 Professor für Experimentalphysik an der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin. Mlynek arbeitete vor allem in der experimentellen Quantenoptik, Atomphysik und der Oberflächenphysik und erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen, unter anderem den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, den Max-BornPreis und die Urania-Medaille. Mlynek ist seit 1996 im Wissenschaftsmanagement tätig: bis 2001 als Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), von 2000 bis 2005 als Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin. Kurz nach seiner Wiederwahl als Präsident der HU wechselte Mlynek als Präsident zur Helmholtz-Gemeinschaft, der größten deutschen Forschungsorganisation. Im Juni 2009 wurde er für eine zweite Amtsperiode (2010–2015) wieder gewählt, die am 1. September 2010 begonnen hat. Mlynek: Wir müssen die Gesundheitswirtschaft und die Politik davon überzeugen, dass Investitionen in den Gesundheitsbereich für die Zukunftssicherung besonders entscheidend sind – umso mehr, wenn man berücksichtigt, dass wir in einer „alternden Gesellschaft“ leben. Den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu, denn sie werden sich intensiv mit zentralen Themen auseinandersetzen: große Volkskrankheiten, Prävention und personalisierte Medizin. Dabei leistet das Helmholtz Zentrum München wichtige Hilfe, denn diese Themen haben auch hier Priorität. imZentrum: Wie wichtig sind Industriekooperationen für erfolgreichen Transfer? imZentrum: Herr Mlynek, wir danken Ihnen für das Gespräch. Mlynek: Sehr wichtig – und sie sollten dringend ausgebaut werden. Dazu bedarf es Initiativen von beiden Seiten – Industrie und Forschung. imZentrum: Besonders in der Gesundheitsforschung ist der Transfer teuer: Sie benötigt große Studien und spezialisierte Technologien. Wie sollen finanzielle Engpässe in diesem Bereich beseitigt werden? Das Gespräch führten Sven Winkler und Dr. Brigitte Keller. Wegweiser Die Governancestruktur der Helmholtz-Gemeinschaft Ausschuss der Zuwendungsgeber Senat Senatskommission Der Ausschuss der Zuwendungsgeber – Bund und Sitzländer – beschließt die forschungspolitischen Vorgaben einschließlich der Forschungsbereiche für eine mehrjährige Laufzeit und beruft die Mitglieder des Senats. Der extern besetzte Senat ist neben der Mitgliederversammlung das zentrale Gremium der Helmholtz-Gemeinschaft. Die Mitglieder des Senats sind „ex officio“ Vertreter von Bund und Ländern, Parlament und Wissenschaftsorganisationen sowie für drei Jahre gewählte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Im Senat werden alle wichtigen Entscheidungen beraten. Der Senat wählt den Präsidenten und die Vizepräsidenten. Um seine Beratungen über die Empfehlung zur Finanzierung der Programme auf der Basis der Ergebnisse der Programmbegutachtung und über die Investitionspriorisierung vorzubereiten, hat der Senat die Senatskommission eingerichtet. Ihr gehören als ständige Mitglieder „ex officio“ Vertreter von Bund und Ländern sowie externe Vertreter für die sechs Forschungsbereiche, aber auch – je nach beratenem Forschungsbereich – wechselnde Mitglieder an. Präsident Geschäftsstelle Der hauptamtliche Präsident vertritt die Helmholtz-Gemeinschaft nach außen und moderiert den Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Er ist zuständig für die Vorbereitung und die Umsetzung der Empfehlungen des Senats zur Programmförderung. Er koordiniert die forschungsbereichsübergreifende Programmentwicklung, das zentrenübergreifende Controlling und die Entwicklung der Gesamtstrategie. Die Geschäftsstelle und die internationalen Büros in Brüssel, Moskau und Peking unterstützen den Präsidenten, die Vizepräsidenten und den Geschäftsführer bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Vizepräsidenten Der Präsident wird von acht Vizepräsidenten unterstützt, beraten und vertreten. Sechs wissenschaftliche Vizepräsidenten sind zugleich die Koordinatoren der sechs Forschungsbereiche. Der kaufmännischadministrative Bereich ist durch zwei administrative Vizepräsidenten vertreten. Energie Erde und Umwelt Schlüssel- technologien Gesundheit Struktur der Materie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr Forschungsbereiche In sechs Forschungsbereichen, die auf Grundlage der Programmorientierten Förderung forschen, kooperieren Helmholtz-Wissenschaftler zentrenübergreifend mit externen Partnern – interdisziplinär und international. Mitgliederversammlung Die Helmholtz-Gemeinschaft ist ein eingetragener Verein, ihre Mitglieder sind 15 (ab dem 1.1.2011 mit dem Forschungszentrum Rossendorf 16) rechtlich selbstständige Forschungszentren und ein assoziiertes Mitglied. Zentrales Gremium der Gemeinschaft ist – neben dem Senat – die Mitgliederversammlung, der je ein wissenschaftlich-technischer und kaufmännischer ▸▸ Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Vorstand der Mitgliedszentren angehören. Die Mitgliederversammlung ist zuständig für alle Aufgaben des Vereins. Sie steckt den Rahmen für die zentrenübergreifende Erarbeitung von Strategien und Programmen ab und hat Vorschlagsrecht für die Wahl des Präsidenten und der Mitglieder des Senats. ▸▸ Helmholtz-Zentrum Geesthacht ▸▸ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ ▸▸ GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung ▸▸ Karlsruher Institut für Technologie ▸▸ Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY ▸▸ Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie ▸▸ Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin ▸▸ Deutsches Krebsforschungszentrum ▸▸ Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung ▸▸ Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt ▸▸ Helmholtz Zentrum München – Deutsches Meeresforschung ▸▸ Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen ▸▸ Forschungszentrum Jülich Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt ▸▸ Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ (MDC) Berlin-Buch ▸▸ Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (assoziiertes Mitglied) ▸▸ ab dem 1.1.2011 ist das Forschungszentrum Rossendorf Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft imZentrum 16 | 17 Die Standorte der Forschungszentren 1GKSS-Forschungszentrum Geesthacht (ab 1.11.2010 Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung) www.gkss.de 2 Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY www.desy.de 7 Sitz der Helmholtz-Gemeinschaft, Geschäftsstelle Bonn www.helmholtz.de 14 Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie www.helmholtz-berlin.de 8 GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung www.gsi.de 15 Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ www.gfz-potsdam.de 9 Karlsruher Institut für Technologie www.kit.de 3 Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung www.awi.de 4 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt www.dlr.de 16 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ www.ufz.de 10 Deutsches Krebsforschungszentrum www.dkfz.de 11 Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung www.helmholtz-hzi.de 5Forschungszentrum Jülich www.fz-juelich.de 6 Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen www.dzne.de 12 Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch www.mdc-berlin.de 13 Helmholtz-Geschäftsstelle Berlin www.helmholtz.de 2 17 Forschungszentrum Rossendorf (ab 1.1.2011 Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft) 18 Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (assoziiertes Mitglied) www.ipp.mpg.de 19 Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt www.helmholtz-muenchen.de 1 3 12 13 11 5 14 15 16 4 6 17 7 8 9 10 18 19 Durchstarter 18 Eine Quelle für Inspiration und Innovation: das Department of Radiation Sciences Wer mit ionisierender Strahlung ausschließlich Gefahr assoziiert, hat ihr großes Potenzial für Diagnostik und Therapie verkannt. Im neu gegründeten Department of Radiation Sciences bündeln Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München ihre langjährige Strahlenkompetenz, um medizinische Verfahren weiterzuentwickeln Ein starkes Team: Michael Atkinson, Peter Jacob (hinten v.l.n.r.), Christoph Hoeschen und Horst Zitzelsberger (vorne v.l.n.r.) bündeln ihre Strahlenkompetenz im Department of Radiation Sciences imZentrum 18 | 19 Ein Department ist ein Zusammenschluss selbstständiger wissenschaftlicher Organisationseinheiten am Helmholtz Zentrum München. In einem Department wird die am Zentrum zu einem bestimmten Forschungsbereich vorhandene Expertise zusammengeführt. Innerhalb eines Departments organisieren die Mitglieder ihre Arbeiten im Rahmen der Zentrumsgovernance eigenständig. Jedes Department bestellt einen Sprecher für zwei Jahre, der das Department in wissenschaftlicher Hinsicht vertritt. Für Prof. Dr. Michael Atkinson wird mit der Gründung des Departments of Radiation Sciences (DRS) die Strahlenforschung am Helmholtz Zentrum München neu ausgerichtet. Statt jedoch den ganzen Bereich mit einer Art Kaltstart komplett neu „hochzufahren“, griffen die Partner des DRS auf ihre langjährige Kompetenz zurück: Sie bündelten ihre Expertise in wichtigen Bereichen der Strahlenforschung, um sie mit „vereinter Power“ voranzutreiben. Für Atkinson, dem Sprecher des Departments, steht fest, dass fundierte Aussagen beispielsweise zur Wirkung von Strahlen in der Tumortherapie nur getroffen werden können, wenn Wissenschaftler verschiedener Disziplinen ihre unterschiedlichen Sichtweisen einbringen, aber Hand in Hand zusammenarbeiten. Und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: Auch von anderen Führungsstilen könne man selbst als langjähriger Institutsleiter lernen. Atkinson selber leitet das Institut für Strahlenbiologie (ISB). Weitere Partner des DRS sind das Institut für Strahlenschutz (ISS) unter kommissarischer Leitung von Dr. Peter Jacob, die Abteilung Medizinische Strahlenphysik und Diagnostik (AMSD), geleitet von Prof. (NRNUM) Dr. Christoph Hoeschen, und die von Prof. Dr. Horst Zitzelsberger geleitete Abteilung für Strahlenzytogenetik (ZYTO). Effizient, weil interaktiv Die vier Partner haben beschlossen, durch die Gründung des ersten Departments am Helmholtz Zentrum München wesentliche Arbeiten stärker aufeinander abgestimmt durchzuführen, um personelle, finanzielle und räumliche Ressourcen flexibler und damit effektiver nutzen zu können. Die Wissenschaftler wollen mit ihrem Wissen auf den Gebieten Strahlenbiologie, Strahlenrisikoanalyse, Strahlung und Umwelt sowie Strahlung und Medizin interaktiv innovative Verfahren zur Bestimmung von Strahlenexposition entwickeln, den medizinischen Fortschritt vorantreiben und gleichzeitig Strahlenschäden reduzieren. Nationale und internationale Kooperationen mit exzellenten Partnern ergänzen dieses Netzwerk und überführen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in den praktischen Strahlenschutz und in den Bereich Strahlenmedizin. Die Wissenschaftler des DRS nehmen als Ansprechpartner Nummer eins in den Bereichen Strahlenschutz, biologisch-medizinische Strahlen effekte sowie deren zellbiologische und biophysikalische Grundlagen eine Vielzahl an Beratungsfunktionen wahr. Festliches Auftaktsymposium Beim festlichen Auftaktsymposium des DRS am 23. November beglückwünschte Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Helmholtz Zentrum München, die Partner des DRS für ihren Enthusiasmus und ihre Engagement. Sie hätten eine „echte Neuausrichtung der Strahlenforschung am Zentrum erreicht: Hin zu einer Forschung, die neue Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie vorantreibt.“ Das DRS sei ein Musterbeispiel für team- und prozessorientiertes Arbeiten – beides diene der Wertschöpfung. Ehrengäste der Veranstaltung waren MinR Wilfried Kraus (BMBF), MinR Dr. Axel Vorwerk (BMU), Prof. Dr. Michael Molls (Klinikum rechts der Isar, TUM), Prof. Dr. Claus Belka (Klinikum der Universität München) und Prof. Dr. Wolfgang-Ulrich Müller (Universitätsklinikum Essen). Während der Veranstaltung sorgte des Gitarrenduo „Kaiserschmidt“ für musikalische Pausen. Und dass Pausen manchmal entscheidend sind, um den Ist-Zustand zu erfassen und sich dann erfolgreich neu auszurichten, dafür ist der Start des DRS, des ersten Departments am Helmholtz Zentrum München, ein hervorragendes Beispiel. Durchstarter Prof. Dr. Michael Atkinson Kompetenz Vernetzte Forschung ▸▸ Molekularbiologe ▸▸ Inhaber des Lehrstuhls für Strahlen biologie an der TUM ▸▸ Mitglied der Strahlenschutzkommission (SSK) und deren Ausschuss “Riskio”, Vertreter des Helmholtz Zentrums München in MELODI und des Kompetenz verbunds Strahlenforschung ▸▸ Koordinator des EURATOM-Projekts GENRISK-T ▸▸ Verbesserung der Möglichkeiten der Strahlen therapie (ISB, ZYTO) ▸▸ Nanopartikel zur spezifischen Diagnostik und Therapie (AMSD, ISB, ISS) ▸▸ Genetische Suszeptibilität von strahleninduziertem Krebs (ISB, ISS) ▸▸ Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Strahlenexpo sition mit niedriger Dosis (ISB, ISS) Mein Ziel ist, … Institut für Strahlenbiologie (ISB) ▸▸ Individuelle Suszeptibilität ▸▸ Proteomics und kardiovaskuläre Effekte ▸▸ Modulierung der Strahlentherapie durch „small molecules“ und mikroRNAs ▸▸ Biologie niedriger Strahlendosis Leiter des Instituts für Strahlenbiologie (ISB) Sprecher des Departments of Radiations Sciences (DRS) Fortschritte im Bereich der Strahlenbiologie niedriger Dosen und in der Strahlentherapie zu erzielen. Außerdem sollen Forschungsaktivitäten des DRS zur Vernetzung und zu einer gemeinsamen Forschungsstrategie innerhalb des Helmholtz Zentrums München, im Großraum München und innerhalb der HelmholtzGemeinschaft beitragen, um Grundlagenerkenntnisse schnell in die Anwendung zu überführen. Prof. Dr. Horst Zitzelsberger Kompetenz Vernetzte Forschung ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ Verbesserung der Möglichkeiten der Strahlen therapie (ZYTO, ISB) ▸▸ Risikoanalyse durch Integration von Epidemiologie und Strahlenbiologie (ISS, ZYTO) ▸▸ Strahlenassoziierte Biomarker und Mechanismen in Tumoren“ (ZYTO, ISS) Biologe, Schwerpunkt Zytogenetik Promotion im Bereich Tumor-Zytogenetik Habilitation im Fach Strahlenbiologie außerplanmäßiger Professor für das Fach Strahlenbiologie an der LMU München ▸▸ beratende Funktion in der „Chernobyl Tissue Bank“ Mein Ziel ist, … Abteilung für Strahlenzytogenetik (ZYTO) ▸▸ Mechanismen der Strahlenkarzinogenese in Schilddrüsen- und Brustkrebs ▸▸ Integrative Biologie zum Nachweis von Biomarkern in strahleninduzierten Tumoren ▸▸ Molekulare Mechanismen der Strahlen empfindlichkeit von Tumorzellen strahlenspezifische Tumormarker für die Strahlen therapie nutzbar zu machen und die der Tumorent stehung zugrunde liegenden zellulären Mechanismen zu erforschen. Leiter der selbstständigen Abteilung Strahlenzytogenetik (ZYTO) Biologische Strahlenwirkungen +++ Pathogenese und Risiko +++ Medizinische Strahlenbiologie +++ Optimierte Techn imZentrum 20 | 21 Dr. Peter Jacob Kompetenz Vernetze Forschung ▸▸ Koordinator des Projektes EpiRadBio zur Aufklärung von Krebsrisiken nach Strahlenexpositionen mit geringen Dosen ▸▸ Vorsitzender der UNSCEAR Expertengruppe „Unsicherheiten von Abschätzungen des Krebsrisikos nach Strahlenexposition“ ▸▸ Mitglied der Strahlenschutzkommission (SSK) ▸▸ Vorsitzender der SSK Arbeitsgruppe „Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Strahlenexpositionen mit geringen Dosen“ ▸▸ Genetische Suszeptibilität von strahleninduziertem Krebs (ISB, ISS) ▸▸ Biokinetische Modelle und Nuklearmedizin (AMSD, ISS) ▸▸ Qualitätsmessungen und Simulation, Optimierungs konzepte (AMSD, ISS, TUM, Munich Advanced Photonics Exzellenzcluster (MAP)) ▸▸ Risikoanalyse durch Integration von Epidemiologie und Strahlenbiologie (ISS, ZYTO) ▸▸ Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Strahlen exposition mit niedriger Dosis (ISB, ISS) ▸▸ Personalisierte Nutzen-Risikoanalyse für Strahlen anwendungen in der Medizin (ISS, AMSD) ▸▸ Voxelmodelle und Simulation (AMSD, ISS) ▸▸ Strahlenassoziierte Biomarker und Mechanismen in Tumoren (ZYTO, ISS) ▸▸ Nanopartikel zur spezifischen Diagnostik und Therapie (AMSD, ISB, ISS) Institut für Strahlenschutz (ISS) Kommissarischer Leiter des Instituts für Strahlenschutz (ISS) ▸▸ Experimentelle Radioökologie ▸▸ Retrospektive Dosimetrie und Radio ökologische Modellierung ▸▸ Personendosimetrie ▸▸ Biologische Strahleneffekte und Gesundheitsrisiken ▸▸ Strahlenbiophysik ▸▸ Fortbildungen Mein Ziel ist, … schnelle, verlässliche Methoden zur Bestimmung von Strahlenexpositionen zu entwickeln und Grundlagen für eine personalisierte Risikoanalyse sowie deren nutz bringende Anwendung in der Medizin zu schaffen. Prof. (NRNUM) Dr. Christoph Hoeschen Kompetenz Vernetzte Forschung ▸▸ Physiker, Schwerpunkt: Bio- und Medizinphysik ▸▸ Promotion im Bereich „Digitale Projektionsradiographie“ ▸▸ Professur „Medizinphysik und Bildgebung“ an der National Research Nuclear University Moskau ▸▸ Mitglied der Strahlenschutzkommission (SSK) und in verschiedenen Arbeitsgruppen ▸▸ Biokinetische Modelle und Nuklearmedizin (AMSD, ISS) ▸▸ Qualitätsmessungen und Simulation, Optimierungskonzepte (AMSD, ISS, TUM, Munich Advanced Photonics Exzellenzcluster (MAP)) ▸▸ Neue Rekonstruktionsverfahren und Aufnahmegeometrien (AMSD, TUM, MAP, Industrie) ▸▸ Nanopartikel zur spezifischen Diagnostik und Therapie (AMSD, ISB, ISS) ▸▸ Personalisierte Nutzen-Risikoanalyse für Strahlen anwendungen in der Medizin (ISS, AMSD) ▸▸ Voxelmodelle und Simulation (AMSD, ISS) Abteilung Medizinische Strahlenphysik und Diagnostik (AMSD) ▸▸ Biokinetik und molekulare Medizin ▸▸ Dosisreduktion in der Bildgebung – Qualitätssicherung, Simulation ▸▸ Methodenentwicklung und Translation Leiter der selbstständigen Abteilung Medizinische Strahlenphysik und Diagnostik (AMSD) Mein Ziel ist, … mittels Nanopartikeln und monoenergetischen Strahlenquellen zu einem effizienteren Einsatz ionisierender Strahlung in der Medizin beizutragen und so die personalisierte Medizin voranzutreiben. nik in der medizinischen Strahlenanwendung +++ Personalisierte Strahlentherapie +++ Personalisierte Nutzen-Risiko Eröffnet Diabetes mellitus gibt es schon seit der Steinzeit. Und schon seit Jahrzehnten wird versucht, die Rätsel dieser Stoffwechselerkrankung zu lösen. Dennoch warten allein in Deutschland mehrere Millionen Betroffene vergebens auf Erkenntnisse, die Heilung in Aussicht stellen. Bis jetzt: Denn seit dem 9. November bündeln fünf Partner ihre Expertise im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e. V., um gemeinsam Diagnose, Therapie und Prävention der Volkskrankheit mit epidemischen Ausmaß zu verbessern. Ihre erste Deadline für die Translation von Forschungsergebnissen in die Anwendung: heute in drei Jahren imZentrum 22 | 23 Neue Perspektiven für Prävention, Therapie und Diagnose: Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung geht mit fünf Partnern an den Start Bei der Podiumsdiskussion erläuterten die Sprecher der fünf DZD-Partner ihre Schwerpunkte: verstärktes Engagement in der Grundlagenforschung, in klinischen und translationalen Studien, bei sozioökonomischen Fragestellungen sowie in der Verbesserung von Prävention, Therapie und Patientenversorgung (v.l.n.r.: Prof. Dr. Michael Roden, Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost, Kay-Sölve Richter, Prof. Dr. Martin Hrabe� de Angelis, Prof. Dr. Michele Solimena, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Häring) Eröffnet 2 3 1 „Das DZD ist ein Musterbeispiel für Kooperation statt einem Neben einander von universitärer und außeruniversitärer Forschung!“ Prof. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München 4 „Auch im Bereich Nachwuchsförderung hat das H elmholtz Zentrum München Vorbildfunktion für das DZD. Mit HELENA, der Graduate School Environmental Health, bildet das Zentrum unter anderem im Bereich Diabetes junge Wissenschaftler mit Hard und Soft Skills auf höchstem Niveau aus.“ 7 63 Prof. Dr. Martin Hrabe� de Angelis, Helmholtz Zentrum München Deutschlands medizinische Forschung ist weltweit anerkannt. Um jedoch entscheidende Erkenntnisse gezielt in die medizinische Anwendung zu bringen, müssen nationale Ressourcen und Potentiale gebündelt werden. Der Plan: Sechs Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung – mit den Schwerpunkten Neurodegeneration, Lungen-, Infektions-, Herzkreislaufund Krebserkrankungen sowie Diabetes mellitus – sollen das traditionelle Nebeneinander universitärer und außeruniversitärer Gesundheitsforschung überwinden und stattdessen auf ihrem jeweiligen Gebiet vernetzt Forschungsergebnisse rasch in den medizinischen Alltag transferieren. Das Ziel: Volkskrankheiten sollen wirksam bekämpft werden. Denn die Gründung der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung ist Teil der Hightech-Strategie der Bundesregierung, die besagt, dass alle Menschen bestmöglich von Forschungsergebnissen profitieren sollen. In der Gesundheitsforschung wird darunter konkret die Translation von Erkenntnissen „from Bench to Bedside“, also von der Grundlagenforschung zur medizinischen Anwendung verstanden. Erstes Etappenziel 2013 Die Umsetzung im Bereich Diabetes: Am 9. November wurde das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e. V. (DZD) in Berlin offiziell eröffnet. Es ist nach dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen das zweites Zentrum der Gesundheitsforschung, das seine Arbeit aufnimmt. Im DZD haben sich fünf Partner zusammengeschlossen: das Helmholtz Zentrum München, das als Sitz der Geschäftsstelle neben den wissenschaftlichen auch wichtige koordinatorische Aufgaben übernimmt, das Deutsche Diabetes-Zentrum Düsseldorf (DDZ), das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), das Universitätsklinikum der TU Dresden und die Universität Tübingen. Gemeinsam wollen sie ihrem Ziel, wirksame Diagnose, Therapie und vor allem Prävention 5 für Diabetes zu erarbeiten, bereits in drei Jahren einen großen Schritt näher gekommen sein. Geballte Kompetenz und ein schneller persönlicher Austausch von Ideen, Erkenntnissen und Materialien sollen die Teams bei diesem Vorhaben unterstützen und für einen Paradigmenwechsel im DZD sorgen: Weg von der Symptomlinderung, hin zur Ursachenforschung und der Möglichkeit wirksamer Prävention und Heilung. Um maßgeschneiderte, kausale Therapien zu entwickeln, die das individuelle Risiko jedes einzelnen Patienten berücksichtigen, untersuchen die fünf Partner aus verschiedenen Blickwinkeln genetische Prädisposition, Gen-UmweltInteraktionen, das Zusammenspiel mehrerer Risikofaktoren und die molekularen Mechanismen. Wertschöpfende Forschung Nach diesem Prinzip arbeitet das Helmholtz Zentrum München schon lange: Hier greifen großangelegte epidemiologische Studien, genetische und metabolische Analysen, mathematische Modelle und Stammzellforschung ineinander, um das Krankheitsbild Diabetes umfassend zu charakterisieren. Prof. Dr. Martin Hrabe� de Angelis, Leiter des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München, des gleichnamigen Instituts an der TU München und Diabetes-Sprecher des Helmholtz Zentrums München, ist stolz darauf, dass in der German Mouse Clinic zudem alle Stoffwechselvorgänge und Organsysteme im Mausmodell strukturiert untersucht werden können. Klinische Kooperationsgruppen sorgen im Anschluss dafür, dass diese Grundlagenerkenntnisse schnell in die klinische Anwendung überführt werden und auch gesundheitsökonomische Aspekte werden am Helmholtz Zentrum München untersucht. Dass am Zentrum außerdem noch eine weltweit führende Expertin im Bereich des Typ 1 Diabetes und Gestationsdiabetes, Prof. Dr. Anette Ziegler, forscht, weist das Helmholtz Zentrum München darüber hinaus als kompetenten Partner im DZD aus. imZentrum 24 | 25 10 „Nur in Kooperation können Erkenntnisse schnell in die klinische Anwendung überführt werden“, erklärt Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Helmholtz Zentrum München, auf die Frage der Moderatorin Kay-Sölve Richter nach seinen persönlichen Erfahrungen in Wissenschaft und Industrie (1). Der Parlamentarische Staatssekretär des BMBF, Helge Braun betonte, dass im DZD die nationale Elite der Diabetesforschung gebündelt sei (3). Martin Hrabe� de Angelis beschrieb, wie am Helmholtz Zentrum München verschiedene Fachdisziplinen Diabetes mellitus synergetisch untersuchen (6). Die Sprecher der Partner (Michael Roden (DDZ) (2), Hans-Georg Joost (DIfE) (4) Hans-Ulrich Häring (Uni Tübingen) (5), Michele Solimena (TU Dresden) (7)) bekräftigten, in drei Jahren wichtige Schritte im Bereich Diagnostik, Therapie und Prävention erzielt haben zu wollen. 8 11 Nach der Podiumsdiskussion: Dr. Jan Grapentin (BMBF), Prof. Dr. Günther Wess (Helmholtz Zentrum München), Prof. Dr. Michael Roden (DDZ), Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost (DIfE), Dr. Nikolaus Blum (Helmholtz Zentrum München), Prof. Dr. Martin Hrabe� de Angelis (Helmholtz Zentrum München), Prof. Dr. Michele Solimena (TU Dresden), Dr. Dr. h. c. Hans-Ulrich Häring (Uni Tübingen), Astrid Glaser (DZD), Martin Reichel (Helmholtz Zentrum München) und Dr. Helge Braun (BMBF) (9). 12 Der Parlamentarische Staatssekretär des BMBF, Helge Braun, erklärte, dass die Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung Strukturen schaffen, mit der Internationalisierung und Wertschöpfung vorangetrieben werden können (8). 13 14 Beim anschließenden Get together tauschten sich die Gäste bei musikalischer Untermalung des Jazztrios „Indigo“ über verschiedene Aspekte der Beiträge aus (10–14). 9 Schon gewusst? Projektförderung Schon gewusst … … Dass der Bereich Projektförderung der Abteilung Programmplanung und Management (PPM-P) Sie bei der Planung und Erstellung Ihrer Drittmittelanträge intensiv unterstützt? Jeder vierte Euro, der am Helmholtz Zentrum München für Forschung ausgegeben wird, stammt derzeit aus Drittmitteln. Um eine standardisierte, effiziente Abwicklung von Dritt mitteln zu gewährleisten, gibt es die zentrale Service-Stelle PPM-P. Denn diese Mitarbeiter kennen sich aus: Jährlich betreuen sie rund 250 Anträge : Wa s leis SCHWERPUNKTE t e t PPM-P? ittel im Bereich Drittm en gi te ra St d un n Planunge ektideen quise neuer Proj Ak r de i be ng zu Unterstüt le Beratung ionen, individuel Förderinformat rderer r für Drittmittelfö Ansprechpartne eiten n Fördermöglichk Bewertung vo lung ng bei der Erstel tu ei gl Be d un ng Unterstützu des Antrags r und it dem Projektleite m ng fu rü sp ag tr An rung der Anträge Qualitätssiche kulation g und Projektkal un an pl en rc ou ss Re lgekosten Prüfung auf Fo ektleiter senschaftler, Proj is W r fü en ng lu Schu anager und Projektm WER SIND UNSERE WICHTIGSTEN K UNDEN? ▸▸ Alle Antragsteller aus den Instituten und Abteilungen ▸▸ Drittmittelförderer (BMBF, EU, Deutsche Forschungsgemeinschaft) ▸▸ Öffentliche Auftraggeber (Umweltbundesamt, Bundesministerium für Umwelt, Universitäten) ▸▸ Sonstige Einzelförderer (Stiftungen, Universitäten) Während der Pre-Award-Phase, die Akquise, Antragstellung und Vertragsabschluss beinhaltet, arbeitet PPM-P außerdem eng mit der Geschäftsführung und den am Drittmittelprozess beteiligten Verwaltungsabteilungen zusammen. Weitere S chwerpunkte ▸▸ Anwerbung exzellenter Wissenschaftler für das Zentrum (Coaching der EU-ERC Kandidaten und Helmholtz NachwuchsGruppenleiter) ▸▸ Karriereentwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Marie-Curie Maßnahmen, DFG-Einzelmaßnahmen, DAAD-Förderung, Vermittlung von Partnern in EU-Projekten) ▸▸ Individuelle Begleitung bei EU-Projektkoordination ▸▸ Netzwerk mit EU-Projektmanagern imZentrum 26 | 27 PPM-P K ontakt Dr. Jürgen Ertel Leitung Projektförderung Gesamtkoordination und übergreifende Aufgaben, forschungspolitische und strategische Analysen, Bewertung von Fördermöglichkeiten, Unterstützung bei EU-Anträgen mit den Schwerpunkten Health und Infrastruktur sowie dem European Research Council (in Zusammenarbeit mit Dr. Ursula Mitzka-Schnabel) Telefon: -3022 E-Mail: ertel@helmholtz-muenchen.de mitzka.schnabel@helmholtz-muenchen.de Dr. Barbara Köhler Betreuung der Förderprogramme des Helmholtz Impulsund Vernetzungsfonds EU: Health Programm Telefon: -3857 E-Mail: barbara.koehler@helmholtz-muenchen.de Dr. Reinhard Winkler Betreuung der nationalen und internationalen Förder programme außerhalb des EU-Programms, internationale Kooperationen im Rahmen der Helmholtz-Gemeinschaft Telefon: -2347 E-Mail: winkler@helmholtz-muenchen.de Dr. Irina Uhlig Die H erausforderung Drittmittel unterliegen einer zunehmenden Komplexität der Förderbedingungen, ständiger Erweiterung der Förderinstrumente und -maßnahmen sowie sich laufend ändernder Richtlinien. Ein professionelles Handling ist deshalb unerlässlich, um das Risiko, dass ein Antrag abgelehnt wird, zu minimieren, die optimale Finanzierung zu gewährleisten, die notwendigen Ressourcen / Infrastrukturen des Zentrums einzuplanen und eine möglichst hohe Qualität der Antragstellung aus inhaltlicher und formaler Sicht zu sichern. Nur durch eine frühe Kontaktaufnahme des Projektleiters mit PPM-P können die Fachleute aus dem Bereich Projektförderung eine optimale Beratung und Unterstützung bei der Antragstellung sicherstellen. PPM-P koordiniert die Einschaltung und Information aller beteiligten Abteilungen (Recht und Technologietransfer, Finanzen, Personal, Kostenrechnung) in der Antragsphase (Pre-Award). Unterstützung bei EU-Förderungen: Marie Curie, Environment, Food + Biotechnology, Euratom, NMP, EU-Projektmanagement mit Projektmanager-Schulungen sowie Betreuung von Preisen und der PPM-P-Homepage Telefon: -2747 E-Mail: irina.uhlig@helmholtz-muenchen.de Birgit Merz Assistenz Telefon:-2414 E-Mail: birgit.merz@helmholtz-muenchen.de Umfassende Informationen zu unserem Service finden Sie unter: http://nip.helmholtz-muenchen.de/projektfoerderung Aufsteiger 30 28 Karrierepfad Dr. Dr. Prof. Dr. Melanie JürgenKönigshoff Ruland Ein paar gute Ideen – konsequent verfolgen Jürgen Rulands Arbeitsplatz entspricht seinem Arbeitsstil: Unnötiger Schnick-Schnack fehlt imZentrum 28 | 29 Die Karriere von Prof. Dr. Jürgen Ruland begann vor 15 Jahren als Assistenzarzt am Universitätsklinikum in Freiburg. Er betreute Krebs-Patienten, sprach mit ihren Angehörigen, sah Kranke an Infekten sterben. Heute, mit 43 Jahren, ist Ruland Professor, leitet zwei Forschungsgruppen und hat in diesem Jahr gleich zwei große Preise bekommen. Sein Rezept: Kreativität, ein klares Konzept und Fleiß Wenn man Prof. Dr. Jürgen Ruland fragt, woher seine Motivation kommt, die molekularbiologische Grundlage von Tumoren zu erforschen, dann denkt er sofort an seine Zeit als Arzt im Klinikum: „Ich habe Krebs-Patienten leiden und sterben sehen. Deshalb möchte ich wissenschaftliche Resultate erzielen, die zu einem besseren Verständnis von Krankheitsprozessen beitragen und zu einer besseren medizinischen Versorgung führen.“ Das Geheimnis des Erfolges Dass gerade die Kombination aus Wissenschaftler und Arzt eine erfolgversprechende Basis ist, bestätigen zwei Preise, die er kürzlich erhalten hat: Der Wilhelm-Warner-Preis wurde ihm für die Arbeiten zur molekularen Pathogenese von malignen Lymphomen verliehen. Ruland hat Strategien entwickeln, mit denen sich die Überlebenssignale der aggressiven Lymphome unterbrechen lassen. Den Paul-Martini-Preis bekam er für die Identifizierung mehrerer Rezeptor- und Schaltmoleküle im angeborenen Immunsystem. Neue Therapien sollen mithilfe beider Forschungsarbeiten entwickelt werden. Wer so erfolgreich ist, bei dem bleibt auch die Karriere nicht auf der Strecke: Im Dezember 2009 erhielt der Mediziner den Ruf auf den Lehrstuhl für Molekulare Immunologie an der medizinischen Fakultät der Technischen Universität München. Am Helmholtz Zentrum München leitet er seit Sommer 2009 die Arbeitsgruppe „Signalverarbeitung im Immunsystem“. Ruland ist Lehrender, Verantwortlicher, Vernetzter, Ideensammler und Vielreisender, der sich regelmäßig auf Seminaren und Kongressen mit Wissenschaftlern anderer Fachgebiete austauscht. Was ist das Geheimnis seines Erfolges? Der Frage folgt Schweigen. Der Aufsteiger muss nachdenken. „Ich bin sicher fleißig, aber nicht mehr als andere. Ich kann gut abstrahieren, schon in der Schule habe ich gern Mathe und Physik gehabt. Und wahrscheinlich habe ich einfach ein paar gute Ideen.“ Die kommen ihm nebenbei in den Sinn. Beim Radeln von der Uni zum Helmholtz Zentrum München, beim Ski fahren im Winter. „Sport ist eine gute Auszeit, da kann ich die Gedanken schweifen lassen. Die besten Ideen habe ich, wenn ich nicht verkrampft über eine Sache nachdenke“, sagt Ruland. Dann fällt ihm noch ein Erfolgsgeheimnis ein. „Wenn ich eine Idee habe, verfolge ich sie sehr fokussiert.“ Sofort bespricht er sich dann mit Kollegen und plant die nächsten Schritte. Skills für die Forschung Ebenso zielstrebig wie heute die Forschung hat Ruland von Anfang an auch seine Karriere verfolgt: Schon während des Studiums verließ er Deutschland das erste Mal, ging nach Pittsburgh in die USA und arbeitete am Medical College Pennsylvania. „Diese Zeit hat mir viel gebracht“, Aufsteiger Prof. Dr. Jürgen Ruland wurde in diesem Jahr mit dem Wilhelm-Warner-Preis 2009 und dem Paul-Martini-Preis 2010 ausgezeichnet. Die Paul-Martini-Stiftung würdigte Rulands Arbeiten über Signaltransduktionswege im Immunsystem. Ruland hatte mehrere Rezeptor- und „Schalt“-Moleküle des angeborenen Immunsystems identifiziert und zeigen können, wie sie interagieren. Die Ergebnisse sind Basis für die Entwicklung von Impfstoffen und neuen Therapien zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen. Der Paul-Martini-Preis ist mit 25 000 Euro dotiert und wird alljährlich für herausragende Leistungen in der Arzneimittelforschung vergeben. Die Wilhelm-Warner-Stiftung zeichnete Rulands Forschungsarbeiten zur molekularen Pathogenese von malignen Lymphomen aus. Neben der Aufklärung von Wachstumsmechanismen konnte Ruland Strategien entwickeln, die auch bei aggressiven Lymphomen wesentliche Überlebenssignale unterbrechen. Die entdeckten Strategien sollen zu neuen Therapien bei malignen Lymphomen weiterentwickelt werden. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis wird alljährlich für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen auch die MedizinNobelpreisträger von 1984 und 2008, Georges F. Köhler und Harald zur Hausen. sagt Ruland. „Dort habe ich den grundlegenden klinischen Hintergrund für meine Arbeit erworben.“ Und gleich noch ein paar hilfreiche Fähigkeiten dazu: Der Student hatte gelernt, viel zu arbeiten, mit Stress umzugehen und pragmatische Entscheidungen zu treffen. Ruland: „Dort durfte ich mehr Verantwortung übernehmen, als das in Deutschland möglich gewesen wäre und der Kontakt mit den Patienten – vor allem ihr Leiden – hat mir vor Augen geführt, wie wichtig mein Forschungsbereich ist.“ Leukämien oder Lymphome entstehen? Wie lässt sich diese Signalkette unterbrechen, um das unaufhörliche Wachstum zu stoppen? Ruland studiert die Signalleitung im Immunsystem: Welche Signale bewirken, dass die normale Körperabwehr aktiviert wird, wann begünstigen fehlgeleitete Signale die Entstehung entzündlicher Krankheiten? Frisch promoviert und approbiert, arbeitete Ruland im Anschluss drei Jahre im Krankenhaus. Dann reiste er nach Toronto und arbeitete dort fünf Jahre im Krebsforschungsinstitut der Universität. Sein Chef war der weltberühmte Wissenschaftler Prof. Dr. Tak W. Mak, Entdecker der T-ZellRezeptoren, ausgezeichnet mit unzähligen Preisen. Ein Mann, der seinen Mitarbeitern viel Freiraum gewährt, viel Raum für eigene Ideen und Strategien lässt. „Tak Mak ist Chinese, sehr höflich, aber sehr determiniert. Er hatte eine gute Art, für kollegiale Stimmung zu sorgen und die Arbeit voranzutreiben“, erinnert sich Ruland an seine Zeit in dem Labor, in dem 30 Leute aus aller Welt gemeinsam forschten. „Das hat mich sehr geprägt.“ Bis heute hat er ein gutes, fast schon väterliches Verhältnis zu seinem ehemaligen Chef. „Wir tauschen uns über unsere Forschung aus, sind regelmäßig in Kontakt.“ Und als Tak Mak erfuhr, dass Ruland mit Frau und Kindern auf dem Weg zu einem Kanutrip in die kanadische Wildnis war, lud er die ganze Familie in Toronto zum Abendessen ein. Schon als Postdoc beschäftigte sich Ruland mit der Signaltransduktion im Immunsystem. Bis heute hat ihn das Thema nicht losgelassen. Als er 2003 nach Deutschland zurückkehrte, begann er als Leiter einer Max-EderNachwuchsgruppe der deutschen Krebshilfe am Klinikum rechts der Isar. Dort konnte er erstmals unabhängig eigene Ideen verwirklichen, denn mit Prof. Dr. Christian Peschl, Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie, hatte er einen Chef gefunden, der die Arbeit der Nachwuchsgruppe sehr unterstützte. „Laborflächen, Hilfe beim Aufbau der Gruppe – was immer ich brauchte, habe ich von ihm bekommen“, sagt Ruland. Heute umfasst seine Forschung gleich zwei Bereiche: Auf molekularbiologischer Ebene untersucht er, wie bösartige Krankheiten und Tumore entstehen. Mit seinem Team sucht er nach Antworten auf Fragen wie: Welche Signale veranlassen eine Zelle, sich immer wieder zu teilen, so lange, bis „Ich bin mir sicher, das wir jetzt an einem Punkt in der Forschung angekommen sind, an dem wir alle Werkzeuge und Modelle in der Hand halten, um wirksame neue Therapien und Impfungen entwickeln zu können.“ Der ruhig wirkende Professor klingt, auf diesen Teil seiner Arbeit angesprochen, auf einmal sehr bestimmt: „Ich bin mir sicher, das wir jetzt an einem Punkt in der Forschung angekommen sind, an dem wir alle Werkzeuge und Modelle in der Hand halten, um wirksame neue Therapien und Impfungen entwickeln zu können.“ Die Arbeitsgruppe „Signal verarbeitung im Immunsystem“ am Helmholtz Zentrum München bietet ihm dabei hervorragende Möglichkeiten. Im Moment besteht sein Team zwar nur aus vier Kollegen, aber in Zukunft sollen es mehr werden. Dann können längere und breiter angelegte Projekte begonnen werden, für die man einen längeren Atem braucht als einem die typischen Drei-Jahres-Verträge an den Unis bieten. Den Zugang zu den am Zen trum befindlichen Technologien wie Genomik und Proteomik sowie die intensive Zusammenarbeit mit der German Mouse Clinic auf dem Campus braucht Ruland ebenso wie den regelmäßige fachlichen Austausch mit den Kollegen aus Toxikologie, Genetik und Hämatologie. Ruland freut sich über die verliehenen Preise, weil damit seine Arbeit und die seiner Mitarbeiter anerkannt wird. Das sei natürlich eine sehr große Motivation. Aber mindestens genauso schätzt er die vielen Bewer bungen junger, talentierter Forscher. Denn Nachwuchsförderung ist ihm sehr wichtig. Seine Doktoranden und Postdoktoranden sollen lernen, sich zu entwickeln, Freiräume zu nutzen und so frei zu forschen, wie er selbst es einst durfte. Ruland will, dass neue Ideen entwickelt und umgesetzt werden – damit Forschung schnell und zielgerichtet dem Patienten zu Gute kommt. gezählt imZentrum 30 | 31 Die Zahl im Zentrum Das Helmholtz Zentrum München feierte am 29. September 2010 sein 50-jähriges Jubiläum. Die Geschäftsführung hatte alle Mitarbeiter mit ihren Familien eingeladen, sich – passend zur „fünften Jahreszeit“, dem Oktoberfest in München – auf der Helmholtz-Wiesn zu vergnügen. Und: das gelang! Gesellig und ganz traditionell begann die Mitarbeiter-Wiesn zur Mittagszeit mit typisch bayerischen Schmankerln – und die 1200 Gäste hatten einen gesunden Appetit mitgebracht: Neben 4450 Bratwürstchen verspeisten sie unter anderen 792 halbe Grillhendl, 157 Steckerlfische, 120 Kilogramm Schweinsbraten und 2800 Brezn. Und um die Kehle zum Mitsingen zur zünftigen Live-Musik der Band „Brandig“ feucht zu halten, wurden insgesamt 1850 Liter Flüssigkeit getrunken – darunter 1300 Halbe Bier, 1000 Halbe Spezi und 450 Halbe Apfelschorlen. Für die Romantiker mit einem Hang zum Süßen standen die insgesamt 960 Lebkuchenherzen, die im Laufe des Nachmittags immer häufiger stolz vor der Brust getragen wurden, zur Verfügung. Während 560 der Herzen bereits mit einer aussagekräftigen Aufschrift wie „Du bist der Hammer“ versehen waren, warteten auf der Festmeile vor der Mensa 400 weitere darauf, einen ganz persönlichen Schriftzug zu erhalten. Dass der Kreativität hier keine Grenzen gesetzt waren, zeigen die Liebkosungen in Zuckerguss, die sich von „Krümelmonster“ bis hin zu „Schnuckel und Schnuffi“ erstreckten. Highlight des Nachmittags waren neben der Begrüßung seitens der beiden Geschäftsführer und dem Magier Sebastian Nicolas – Vizeweltmeister 2009 seines Metiers – die Verleihung des mit 5000 Euro do- tierten Paula und Richard von Hertwig-Preises. Der Verein der Freunde und Förderer e. V. des Helmholtz Zentrums München zeichnete hiermit ein 20-köpfiges Wissenschaftler-Team für besonders erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Diabetes-Forschung aus. Wen die pünktlich zu Beginn des Festes durchblitzenden Sonnenstrahlen nach draußen lockten, der hatte auf dem nostalgischen Wiesn-Gelände die Qual der Wahl zwischen 13 traditionellen Attraktionen wie Dosen werfen, Hau den Lukas, Maßkrugschieben, Torwandschießen, einer Fahrt auf dem Karussell oder einer der 2 Pony-Kutschen. Für eine kurzzeitige Erhöhung des Blutzuckerspiegels sorgten 800 Portionen Popcorn und gebrannte Mandeln, 600 Schokoküssse, 200 Ausgezogene, 500 Krapfen sowie 1200 Apfelküchel. Auf diese Weise gestärkt und gut unterhalten hatten alle ihren Spaß – die letzten Gäste hörten erst auf zu feiern, als der Abbautrupp anrückte und die Musik verstummte. Strukturiert 30 32 Strukturiert Karrierepfad Dr. Stefan Dr. Melanie Echinger Königshoff Kurze Wege für schnelle Entscheidungen Dezentralisierung war und ist ein wichtiges administratives Ziel: Wissenschaftler an allen Standorten klagen über zu langsame Abläufe in der Verwaltung. Die Abteilung Wissenschaftliche Organisationsentwicklung unter Leitung von Dr. Stefan Echinger versucht, in diesem Bereich die PS auf die Straße zu bringen Aufsichtsrat Geschäftsführung Forschung Neuherberg Administration Neuherberg Programmplanung & Management Forschung Großhadern Personalabteilung Geschäftsstelle Großhadern Infrastruktur, Sicherheit & Arbeitsschutz Finanzabteilung Zentrale Technische Einrichtungen Einkauf Datenverarbeitung & Organisation Controlling Bereich Personal Bereich Finanzen / Controlling Wissenschaftliche Koordination Infrastruktur Einkauf Die Geschäftsstelle Großhadern ist eine dezentrale Dependance der Neuherberger Administration. Sie steht in ständigem Austausch mit der Administration auf dem Campus. Der direkte Kontakt mit der Wissenschaft vor Ort beschleunigt Entscheidungen und ermöglicht so der Hauptstelle, sich zentralen Optimierungsprozessen zu widmen imZentrum 32 | 33 „Dezentralisierung stärkt die Autonomie der Institute!“ Dr. Stefan Echinger, Leiter Wissenschaftliche Organisationsentwicklung „Reibungslose Verwaltungsabläufe lassen die Wissenschaft in den Vordergrund treten.“ Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer „Viele Verwaltungsabläufe gewinnen an Sachnähe und Flexibilität, wenn Institute sie selbst bearbeiten. Und beide Faktoren beschleunigen den Prozess entscheidend.“ Dr. Nikolaus Blum, Kaufmännischer Geschäftsführer Der Mittelsmann: Stefan Echinger sorgt für schnellen Informationsfluss zwischen der Zentrale Neuherberg und der Dependance Großhadern Das Ziel: Verwaltungsprozesse sollen schneller werden. Die Lösung: Die Abteilung Wissenschaftliche Organisationsentwicklung (OE) wird geschaffen. Doch wer denkt, dass es sich hierbei um reines Aufstocken des Personals handelt, hat den Kern der neuen Verwaltungsabteilung nicht erkannt. Denn dass das Team von Dr. Stefan Echinger seit Februar 2009 nicht ausschließlich auf dem Campus des Forschungszentrums, sondern auch im Erdgeschoss des Hämatologikums in Großhadern – in Fußnähe zum Comprehensive Pneumology Center (CPC) – arbeitet, ist Konzept. OE hat drei primäre Aufgaben am Standort Großhadern: Als wissenschaftlichadministrative Leitung soll sie die Weiterentwicklung des CPC unterstützen, das Management von wissenschaftlichen Neuausrichtungs- oder Neustrukturierungsprozessen vorantreiben und eine Geschäftsstelle am Standort Großhadern als Pilotprojekt der Dezentralisierungsstrategie aufbauen. Konkret bedeutet das: Aufgaben und Fragen, die bisher nur an die zentrale Personal- oder Finanzabteilung in Neuherberg gestellt werden konnten, können dank der neuen Dependance direkt vor Ort in Großhadern gelöst und entschieden werden. Dezentralisierung ist das Schlagwort. Die darunter gefassten Änderungen verkürzen Wege – im direkten und übertragenen Sinne: Laufen sich die Verantwortlichen häufig über den Weg, können einfache Fragen unkompliziert zwischen Tür und Angel geklärt werden. Ein Vorgehen, das schneller zum Ziel führt, als wenn sich die zentrale Administration neu in ein Thema einarbeiten müsste. Denn vor Ort sind Ansprechpartner, die sich speziell mit den lokalen Angelegenheiten auskennen und dennoch „alte Zentrums-Hasen“ sind: Mitarbeiter der neuen Geschäftsstelle arbeiteten zum großen Teil zuvor in den Verwaltungsabteilungen des Neuherberger Campus. Neben den Schwerpunkten „Personal und Finanzen“ koordiniert Echingers Team auch Aufgaben in den Bereichen Bau, Technik, Sicherheit, Einkauf und der wissenschaftlichen Institutsentwicklung. Die übergreifende Koordination seitens OE beschleunigt zum einen die Prozesse und entlastet zum anderen auch die Institute. Die neuen Managementstrukturen, die mit der Gründung der Abteilung OE zur Verfügung stehen, bieten optimale Voraussetzungen, um neue Organisationsformen wie das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung oder das geplante Deutsche Zentrum für Lungenforschung erfolgreich zu implementieren. Dezentralisierung am Zentrum – drei Erfolgsstories Neuer wissenschaftlicher Fokus des Instituts KMOLBI Mit der Emeritierung des Institutsleiters für Klinische Molekularbiologie und Tumorgenetik, Prof. Dr. Georg Bornkamm, wurde die thematische Neuausrichtung auf die Genetik des hämatopoetischen Systems sowie die Nachfolgeberufung eingeleitet. Aufgabe von OE war es, zu Beginn dieses Prozesses die bestehenden Arbeitsgruppen in andere Organisationseinheiten zu überführen. Und es gelang: Aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dirk Eick wurde die Abteilung „Molekulare Epigenetik“ gegründet. Um das gemeinsame Berufungsverfahren für die Neubesetzung des Instituts aufnehmen zu können, musste im Jahr 2009 die Ressourcenlage in enger Abstimmung mit dem kommissarischen Leiter und den Zentralabteilungen geprüft werden. Parallel zum laufenden Verfahren mussten der Vertrag mit der LMU sowie die Personal-, Finanz- und die Bau-Investitionsplanung koordiniert werden. OE konnte diese Prozesse beschleunigen und den kommissarischen Leiter Prof. Dr. Wolfgang Hammerschmidt wirkungsvoll entlasten. Dies sind entscheidende Vorarbeiten, um das laufende Berufungsverfahren effektiv zu begleiten und erfolgreich zum Abschluss zu bringen. CPC-Implementierung Die direkte Anbindung des Comprehensive Pneumology Center (CPC) an die dezentrale Verwaltung in Großhadern führt dazu, dass OE als Querschnitts abteilung alle operativen Prozesse kompetent von Beginn an begleiten konnte. Zu den bereits erfolgreich umgesetzten Vorhaben gehören unter anderem die Übersetzung des Strukturkonzepts in eine Finanz- und Perso nalplanung für die Aufbauphase, die Steuerung der Bauplanung und Ausführung sowie die organisatorische Umsetzung im SAP. Um inhaltliche Synergien voll ausschöpfen zu können, betreut OE neben dem CPC auch das Institut für Lungenbiologie am Standort Neuherberg. Weiterentwicklung des Instituts für Epidemiologie Die Abteilung OE betreut die Weiterentwicklung des Instituts für Epidemiologie in drei neue Institute und eine selbstständige Abteilung. Sie übernimmt in diesem Zusammenhang die formellen Abläufe der Berufungsverfahren, die Erstellung von Personal- und Finanzkonzepten sowie deren Implementierung. Die Bündelung dieser administrativen Prozesse in einer Hand ermöglicht eine schnelle Umsetzung und ein einheitliches inhaltliches Konzept. imZentrum 32 | 33 Rätsel Gerätselt Wissen Sie, wo dieses Foto aufgenommen wurde? Dann tragen Sie Ihre Lösung unter nip.helmholtz-muenchen.de/imzentrum ein. Drei Mitarbeiter mit der richtigen Lösung gewinnen! Bemerkt imZentrum 34 | 35 Magische Fuel Cells Wenn ein Baum eine Straßenlaterne zum Leuchten bringt, dann hat das nichts mit Magie zu tun, sondern mit einem Phänomen namens „Plant Microbial Fuel Cells“. Dr. Michael Rothballer forscht an dieser zukunftsträchtigen Form der Energiegewinnung. Magie gibt es im Leben des Erwin Schrödinger-Preisträgers trotzdem: In Fantasy-Rollenspielen Dr. Michael Rothballer mag die Rolle des Meisters. Und das in beiden Welten, in denen er bevorzugt lebt: In der der Wissenschaft ebenso wie in der Welt der Rollenspiele, die er in seiner Freizeit gemeinsam mit Freunden zum Leben erweckt. Beruflich leitet er als Stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe „Wurzelmikrobiologie“ in der selbstständigen Abteilung Mikroben-Pflanzen-Interaktionen Studenten und Doktoranden an, das Zusammenspiel von Pflanzen und Mikroben zu untersuchen. Bereits 2007 hat er gemeinsam mit einigen Kollegen den Erwin Schrödinger Preis für die „Analyse der Strategien von Bakterien in komplexen, natürlichen Umgebungen“ erhalten. In einem internationalen Projekt aus EU-Mitteln sollen nun sogenannte Plant Microbial Fuel Cells (Plant MFCs) entwickelt werden, die im großen Maßstab auf umweltverträgliche Weise Strom erzeugen. Eine Energiequelle der Zukunft. Noch können die im Forschungsverbund zusammenarbeitenden Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Belgien mit einer Prototyp-Zelle lediglich einen Digital wecker betreiben. Rothballer sieht darin nicht mehr als „ein Gadget“. Aber: „Es ist ein Anfang.“ Was zählt, ist das Prinzip – und der „Proof of Principle“ ist erbracht. Und so funktioniert’s: Eine im Wasser stehende Pflanze scheidet über die Wurzel Kohlenstoffverbindungen aus, davon ernähren sich Mikroben, die dabei ihrerseits Elektronen abgeben. Eine Anode fängt diese Elektronen auf und leitet sie an ein angeschlossenes Gerät weiter. Elektrochemiker arbeiten derzeit daran, korrosionsbeständige und kostengünstige Leiter-Materialien zu entwickeln. Die bisher verwendeten Graphitkugeln als Leitermaterial sind zu teuer und im größeren Maßstab unpraktikabel. Rothballer wiederum arbeitet am Helmholtz Zentrum München daran, die effizientesten Bakteriengruppen zu identifizieren. „An dem Forschungsverbund sind auch Firmen beteiligt, die darauf warten, groß einzusteigen, sobald ein höherer Effizienzgrad erreicht ist“, versichert Rothballer. Nicht ausgeschlossen, dass schon bald Bäume Straßenlaternen mit Strom versorgen, oder dass Pflanzenkulturen auf nordseitigen Hausdächern Energie erzeugen, wo Solaranlagen versagen würden. Im Zweifel entscheidet der Würfel Dass das alles ein wenig nach Zauberei klingt, überrascht bei Rothballer nicht. In seiner Freizeit-Welt, den Rollenspielen, ist häufig Zauberei im Spiel: Er erfindet Fantasy-Geschichten, die so plausibel klingen und konsistent sind, dass Freunde sich schon seit acht Jahren regelmäßig mit Eine ganz reale Erfindung von Michael Rothballer: Stromerzeugung mithilfe einer High-Tech-Zelle, einer Pflanze und Wasser ihm treffen, um sich in düsteren Plots zu bewähren. Gespielt wird, indem man sich gegenseitig erzählt, was man in Gedanken tut – in Zweifelsfällen wird mit einem 20-seitigen Würfel entschieden. Der zweifache Familienvater denkt sich in der Rolle des Meisters zum Beispiel eine neue Kampagne im Erfolgsspiel „Das schwarze Auge“ aus. Natürlich geht es darum, das Böse zu besiegen. Und natürlich gibt es in dieser Welt Zauberer und Kobolde, Heiler und Priester und viele andere hilfreiche Charaktere – und einen Schwarzmagier namens Borbarad, der die göttliche Ordnung umstoßen will. Egal, welcher Plot es ist, Rothballer gehorcht stets dem ersten Gebot aller Rollenspiele: Du sollst nicht langweilen! Er fühlt sich „verantwortlich für den Spaß der Gruppe“. Dass dieses Prinzip nun schon seit acht Jahren funktioniert, zeigt: Da wird eine Menge Energie freigesetzt am Rothballerschen Wohnzimmertisch. Der Mann setzt die Leute gewissermaßen unter Strom. In diesem Fall als „Magical Fuel Cell“. Globetrotter 36 T-Zell-Transfer – mit dem Zug Berlin München imZentrum 36 | 37 Gerade noch im Labor, jetzt schon auf dem Weg zum Münchner Hauptbahnhof: Elfriede Nößner und Stefani Spranger bringen aktivierte T-Zellen von München nach Berlin Im Kampf gegen Krebs entwickeln zwei Forschungszentren der Helm holtz-Gemeinschaft eine Methode, das Immunsystem von betroffenen Patienten gentechnisch aufzurüsten. Die Crux: Weder die Forscher gruppe am Institut für Molekulare Immunologie in München, noch das Pendant in Berlin könnten das entsprechende Präparat im Alleingang herstellen – für das Münchner Team gehört daher das Reisen zum Job wie das Mikroskopieren. Transportmittel der Wahl: der ICE Mephisto hat’s dem Faust geflüstert und seither weiß ein jeder, dass Blut ein „besond’rer Saft“ ist. Genau das ist es auch für Leute, die keinen Pakt mit dem Teufel unterzeichnet haben, sondern bei der größten deutschen Forschungsorganisation unter Vertrag stehen, um herauszufinden, was bestimmte Zellen im Blut dazu veranlasst, Tumorzellen unschädlich zu machen. Konkret: PD Dr. Elfriede Nößner, Leiterin der Arbeitsgruppe Tumorimmunologie am Institut für Molekulare Immunologie (IMI) in München Großhadern, und Doktorandin Stefani Spranger versuchen weißen Blutzellen der körpereigenen Immunabwehr, sogenannten T-Zellen, beizubringen, maligne Tumorzellen gezielt zu erkennen und zu zerstören. hadern, und in Berlin, am Max-Delbrück-Center (MDC) für Molekulare Medizin, ebenfalls eine Helmholtz-Einrichtung. Jedes der Institute deckt mit seinem speziellen Know-how nur einen Teil des Verfahrens ab: Das Team in München ist Experte für die Charakterisierung von T-Zellen und deren T-Zellrezeptorgenen, welche den Tumor besonders effizient erkennen können. Die Kollegen in Berlin wiederum haben sich auf den Transfer der T-Zellrezeptorgene spezialisiert. Und weil außerhalb des Labors die Zellen nur kurz haltbar sind, rauschen Stefani Spranger und Elfriede Nößner im Rahmen ihres Kooperationsprojektes im Transregio-Sonderforschungsbereich (SFB) seit vier Jahren wie der Teufel durch die Republik, im Gepäck stets ein Köfferchen mit ganz besonderen Produkten. Immer en Tour Immer wenn am IMI, dem Institut auf dem Gelände des Klinikums Großhadern, eine T-Zelle die gewünschten tumorspezifischen T-Zellrezeptoren besitzt, wird der Brutschrank geöffnet, die entsprechenden Gene werden isoliert und mit der Post ins Berliner Labor des Max-Delbrück-Centers geschickt. Hier stehen die Kollegen parat, um die wertvolle Fracht optimal Das Besondere in diesem Fall: Ohne die Deutsche Bahn wäre der Kampf gegen das Böse kaum zu gewinnen. Denn die Labore liegen in München, am Helmholtz Zentrum München gegenüber dem Klinikum Groß- Globetrotter Die schwarze Tasche: Immer dabei, wenn sich Elfriede Nößner und Stefani Spranger mit dem Zug auf den Weg nach Berlin machen. Ein überprüfender Blick im Zug: Ja, der wertvollen Fracht geht es gut auf den Gentransfer vorzubereiten. Ist dies geschehen, aktivieren Nößner und Spranger T-Zellen von gesunden Spendern in einer Weise, dass sie in einer weiteren Behandlung in Berlin Genmaterial aufnehmen und später im Körper Krebszellen als feindlich erkennen und zerstören können. Die Schwierigkeit, der sich die Münchner Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Dolores Schendel dabei stellen muss: Sie müssen dem Immunsystem gewissermaßen die Augen öffnen, damit es die Bedrohung erkennt und nicht untätig bleibt, dürfen es aber nicht so stark aktivieren, dass es auf normale körpereigene Zellen losgeht. Nößner weiß von langen Tagen des Experimentierens im Labor, dass das „ganz und gar keine triviale Angelegenheit ist“. Doch das Münchner Team hat die optimalen Bedingungen herausgefunden: Sie können alle Parameter so justieren, dass in Berlin das Genmaterial eingebaut werden kann. Die Uhr tickt Sind die Gene in Berlin bereit, macht sich eine der beiden Wissenschaftlerinnen aus Großhadern, meistens Stefani Spranger, auf den Weg nach Berlin. Hier angekommen, werden die T-Zellen gemeinsam mit Berliner Kollegen auf den Gentransfer vorbereitet. Nach dem erfolgreichen Transfer machen sich die Zellen auf die Reise. Jedoch nicht ohne sorgfältige Vorbereitung: Zunächst kommt die Kultur in Flaschen, rund 108 Zellen müssen es sein. Damit ja nichts schwappt, wird die Flasche randvoll mit Medium gefüllt und fest verschlossen. Weil die Zellen es möglichst warm mögen, sind alle Flaschen mit Tüchern umwickelt, in ein Wärmepack gegeben und in einem Styropor-Köfferchen verschlossen. „Die Zellen mögen es halt gerne kuschelig“, scherzt Diplombiologin Spranger. Im Zug kommt die fragile Fracht dann unter den Sitz. „Die Zellen mögen es halt gerne kuschelig.“ Verkehrsmittel der Wahl ist der öffentliche Nah- und Fernverkehr: Von der Stadtgrenze in Buch mit der Buslinie 351 und S2 zum Berliner Hauptbahnhof, von hier mit dem Zug zum Münchner Hauptbahnhof und dann weiter mit den U-Bahnlinien U1 und U6 nach Großhadern. In München angekommen, müssen die Zellen schnellstmöglich in den Brutschrank zurück. Und zwar noch zu passabler Laborzeit, denn nur wenn die Zellen rechtzeitig abzentrifugiert werden – und so wieder atmen können – überlebt die kostbare Fracht und das Münchner Team kann überprüfen, ob die gentechnisch veränderten Zellen in der Lage sind, Tumore zu erkennen und auch unschädlich zu machen. Fliegen wäre sicher die schnellere Transportmöglichkeit, kommt aber wegen der Sicherheitsvorschriften nicht in Frage, Autofahren wiederum wäre zu anstrengend und riskant. Bleibt also nur die aufwendige Fahrt mit Bus, U-, S-Bahn und Zug. imZentrum 38 | 39 Die Frage, ob die Münchner den Hauptstadtbesuch nutzen, um regel mäßig das Berliner Nachtleben zu genießen, verneinen die Kuriere: „Nach so einem Tag freut man sich normalerweise auf das Zimmer im Gästehaus auf dem Campus des Klinikums.“ Selten besuchen sie den „Palast der Republik“, eine Ostalgie-Bar am Prenzlauer Berg. Kolloquien und Symposien, die halbjährlich für Studierende und Gruppenleiter stattfinden, bieten da eher Gelegenheit, sich auch mal privat auszutauschen. Oder ein Besuch des Biergartens „Waldheim“, der immer dann auf dem Programm steht, wenn die Hauptstädter mal nach München kommen. Die intensive Zusammenarbeit zwischen den beiden Instituten besteht nun bereits seit 1991. Und die Erfolge, die nicht zuletzt durch das ständige Hin und Her von Süd nach Ost zu verbuchen sind, können sich sehen lassen: Während normalerweise nur etwa 0,5 Prozent der für die Immunantwort verantwortlichen T-Zellen Tumorzellen erkennen und angreifen, sind es nach Aktivierung und Einbau des T-Zellrezeptors rund 50 Prozent. Und da beide Helmholtz-Standorte aufs Engste mit renommierten Kliniken verknüpft sind, kann das Team seine Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung direkt in klinische Untersuchungen einfließen lassen und auf dem schnellsten Weg zur Anwendung bringen. stattgefunden Am 29. September 2010 feierte das Helmholtz Zentrum sein 50-jähriges Jubiläum. Passend zur fünften Jahreszeit, dem Oktoberfest in München, feierten die Mitarbeiter ihre Helmholtz-Wiesn. Dr. Nikolaus Blum, Kaufmännischer Geschäfts führer, wünschte den Gästen ein fröhliches Miteinander an diesem Festtag und eine gute Zusammenarbeit aller Mitarbeiter am Zentrum auch für die weiteren 50 Jahre (3). Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer, erinnerte an die Entwicklung, die das Helmholtz Zentrum München in den vergangenen 50 Jahren vollzogen hatte. Er betonte, dass nicht zuletzt die konsequente Weiterentwicklung der Forschungsausrichtung dazu geführt hat, das Zentrum zu einem wichtigen Ansprechpartner in Fragen der Gesundheitsforschung zu machen (1). Am Nachmittag verlieh Prof. Dr. Martin Göttlicher, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer e. V., den Paula und Richard von Hertwig-Preis für besonders erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Diabetes-Forschung (2). 1 2 3 Dritter Doktorandentag: Eröffnung der Graduiertenschule HELENA Das Helmholtz Zentrum München feierte am 26. Oktober zum dritten Mal den Graduate Students’ Day. Dr. Christian Langebartels, Leiter der Abteilung Programmplanung und Management (PPM), begrüßte alle Doktorandinnen und Doktoranden am Zentrum. Am dritten Doktorandentag wurden wie bei den Veranstaltungen der beiden vergangenen Jahre traditionell die Doktorandenvertreter gewählt und die Doktorandenpreise verliehen. Außerdem bot sich die Gelegenheit, den Startschuss von HELENA, der Helmholtz Graduate School Environmental Health, zu feiern. HELENASprecher Prof. Dr. Hans-Werner Mewes betonte, dass durch die internationalen Kooperationen und Vernetzungen eine Promotion in HELENA weltweit von Bedeutung sei. HELENA bietet in acht thematischen Feldern und insbesondere in interdisziplinären Projekten Hard und Soft Skills, um beispielsweise Karrieremöglichkeiten voll ausschöpfen zu können (1). Prof. Dr. Gerhard Wenzel, ehemaliger Dekan des Wissenschaftszentrums Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der TU München, rief die jungen Wissenschaftler dazu auf, ihre Zukunft selber in die Hand zu nehmen: Eigene Ideen und Selbstmanagement seien für einen erfolgreichen Forscher unverzichtbare Qualifikationen (2). Dr. Isolde von Bülow, Leiterin des Graduate Center der LMU München, lobte die Möglichkeit, durch HELENA den Blick über den Tellerrand der eigenen Forschung auf eines der sieben weiteren Themenfelder aus dem Bereich Environmental Health zu werfen (3). Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Sprecher des Helmholtz-Kollegs „Lung Biology and Disease“ verwies darauf, dass die Basis eines erfolgreichen Wissenschaftlers sowohl eine breite wissenschaftliche Expertise als auch eine umfassende Ausbildung in den Bereichen Kommunikation, Führung und Management sei. Beides biete HELENA. Überdies betonte Eickelberg, dass jeder kleine Erfolg ein wichtiger Beitrag für die Wissenschaft sei (4). Dr. Monika Beer, Leiterin des bei der Abteilung PPM angesiedelten Graduate Student Office, stellte das Konzept der Graduiertenschule sowie das neue Credit Point System vor (5). Die diesjährige Career Lecture kam von Prof. Dr. Rolf Issels. Unter der selbstgewählten Überschrift „Per aspera ad astra“ – Issels: „das bedeutet frei übersetzt no risk – no fun“ – umriss der Mediziner und Biochemiker den Weg seines Therapiekonzeptes von der Grundlagenforschung bis zum klinischen Durchbruch (6). Feierlich wurden die Dokorandenvertreter des vergangenen Jahres verabschiedet (7). Der mit jeweils 1500 Euro dotierten Doktorandenpreis des Vereins der Freunde und Förderer (VdFF) ging an Dr. Elke Glasmacher, Dr. Hanna Eilken sowie Dr. Christian Gieger stellvertretend für seine Mitarbeiterin Dr. Martina Müller (8). Am Ende des Tages diskutierten die Doktoranden die Eindrücke der Veranstaltung in gemütlicher Runde am Lagerfeuer (9). 9 1 2 3 4 5 6 7 8 imZentrum 40 | 41 Über die Schulter geschaut Stattgefunden 2. Halbjahr 2010 Bundesministerin für Bildung und Forschung im Schneefernerhaus Prof. Dr. Annette Schavan besichtigte am 16. August in Begleitung von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus auf der Zugspitze und warf dabei auch einen Blick in die Forschungslabore des Helmholtz Zentrums München. Die Wissenschaftler untersuchen hier Wechselwirkungen zwischen Klima und Strahlung aus dem Weltall. Leiter des Referats Lebenswissenschaftliche Forschungseinrichtungen des BMBF zu Gast MinR Dr. Jan Grapentin besuchte am 11. Oktober das Helmholtz Zentrum München. Der seit August für das Zentrum zuständige Referatsleiter war von den Arbeiten des Zentrums und seiner Bedeutung in der deutschen Gesundheitsforschung beeindruckt. Im Rampenlicht stehen die Wissenschaftler. Doch ohne die engagierte Arbeit vieler anderer auf dem Campus sähen ihre Arbeitsbedingungen anders aus. imZentrum begleitet diese Mitarbeiter und berichtet. Diesmal: Helmholtz-Geschäftsführer präsentiert Helmholtz-Validierungsfonds Dr. Rolf Zettl, Geschäftsführer der HelmholtzGemeinschaft, präsentierte am 21. Oktober bei seinem Besuch am Helmholtz Zentrum München den Helmholtz-Validierungsfonds (HVF). Dieses neue Förderinstrument der Helmholtz-Gemeinschaft für den Technologietransfer soll der Weiterentwicklung und Verwertung von Forschungsergebnissen dienen. Im Notfall schneller beim Patienten Seit dem 30. September ist das Helmholtz Zentrum München neuer Notarztstandort für den Münchner Norden. „Bei einem Notfall kommt es auf jede Minute an“, betonte die Münchner Landrätin Johanna Rumschöttel bei der Standorteinweihung. Dr. Nikolaus Blum, Kaufmännischer Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, ergänzte: „Damit leistet das Forschungszentrum auch in diesem Bereich einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit unserer Mitbürger.“ Für jeden Notfall gewappnet: Bernd Goldschmidt ist rund um die Uhr zur Stelle – egal, wo es brennt DER WERKFEUERWEHR über die Schulter geschaut Wenn der Mann von der Werkfeuerwehr nur ein Mann für’s Feuer wär’, dann hätte er nicht übermäßig viel zu tun. Bei 151 Einsätzen im vergangenen Jahr mussten Hauptbrandmeister Bernd Goldschmidt und seine 32 Kameraden und Kameradinnen lediglich 14-mal löschen. Viel häufiger waren sogenannte „First Responder“-Einsätze, bei denen ebenfalls Leben bedroht war, aber nicht durch Feuer und Rauch. Ende Oktober letzten Jahres etwa erlitt eine Frau in Gebäude 56 einen Herzinfarkt. In solchen Fällen sinkt die Chance zu überleben mit jeder Minute rapide. Doch Goldschmidts Leute waren sofort zur Stelle. Und weil alle seit nunmehr 20 Jahren von Betriebsarzt Dr. Werner Kirchinger medizinisch geschult werden, konnten sie die Frau solange professionell versorgen, bis der Notarzt eintraf. Insgesamt sieben Herzinfarkt-Patienten rettete die Feuerwehr auf diese Weise das Leben. Zigarette in Mülleimer. Im Keller von Gebäude 35 entwickelte sich so ein heftiger Schwelbrand. Im hochgiftigen Rauch konnte man nicht mehr die Hand vor Augen sehen, erinnert sich Goldschmidt. Weil solche Einsätze nicht von Laien gefahren werden können, wurde die vor 40 Jahren gegründete Betriebsfeuerwehr in eine Werkfeuerwehr mit derzeit zwei hauptamtlichen Angestellten umgewandelt. Möglichst alle Abteilungen sollten ehrenamtliches Personal stellen, doch die meisten Mitglieder stammen aus der Abteilung für vergleichende Medizin und der Betriebstechnik. Und diese versuchen mit vollem Einsatz, jede gefährliche Situation in den Griff zu kriegen. Eine Python in Neuherberg Brandbekämpfung ist natürlich trotzdem nach wie vor dringend nötige Kernkompetenz: Anfang Oktober etwa entstand bei Bitumen-Arbeiten im Bauteil 5.34 ein Feuer, das nur geschützt durch professionelle Atemschutzausrüstung gelöscht werden konnte. Ein anderes Mal brannte eine veraltete Lampendrossel durch und schlug wegen erhöhter Staubentwicklung Flammen. Auch nachts um 1:50, als der Überhitzungsschutz eines Ofens versagte, war die Werkfeuerwehr zur Stelle. Und natürlich der Klassiker: Und das oft unbemerkt, ganz ohne spektakulären Kampf gegen lodernde Flammen: So schlängelte sich eines Tages im Jahr 2008 eine meterlange Python ungeklärter Herkunft über das Zentrumsgelände. In solchen Fällen sind alle heilfroh, wenn sie schnell die 333 ins Handy tippen können und unverzüglich Hilfe naht. Denn die Werkfeuerwehr ist ja für alle Fälle gerüstet. Impressum imZentrum, das Magazin für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Helmholtz Zentrums München, erscheint dreimal pro Jahr. Einzelhefte können bei der Abteilung Kommunikation angefordert werden. Aufgefallen Dr. Wolfgang Kreyling Institut für Lungenbiologie und Leiter der Arbeitsgruppe Nanopartikel Dosimetrie ist mit dem Thomas T Mercer Preis ausgezeichnet worden. Die hochrangige Auszeichnung wird jährlich gemeinsam von den beiden Aerosolgesellschaften AAAR (American Association for Aerosol Research) und ISAM (International Society for Aerosols in Medicine) verliehen. Kreyling wird für seine Forschung zur LungenClearance ausgezeichnet. Diese Arbeiten haben wesentlich zur Entwicklung eines Modells zur Lungendosimetrie von Partikeln beigetragen. Prof. Dr. Jörg-Peter Schnitzler Institut für Biochemische Pflanzenpathologie (BIOP), hat am 1. Oktober die Leitung der Abteilung Experimentelle Umweltsimulation (EUS) übernommen. Neben der „Wirkung von UV-B-Strahlung auf Pflanzen“ untersucht Schnitzler den Einfluss von Klima- und Umweltänderungen auf die Biosynthese von flüchtigen organischen Verbindungen und deren biologische und ökologische Funktionen. Schnitzler ist außerplanmäßiger Professor an der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Dr. Tobias Stöger Institut für Lungenbiologie, ist seit dem 1. Juni als Associate Editor Mitglied des Editorial Boards der Fachzeitschrift Nanotoxicology. In dieser Funktion ist er unter anderem für die Koordination von Übersichtsartikeln verantwortlich und entscheidet über die Veröffentlichung von Manuskripten. Walter Büttner stellvertretender Personalleiter, verließ zum Oktober nach zehn Jahren das Zentrum. Nachfolgerin wurde zum 1. Oktober Sonja Opitz, die seit 2008 Referentin in der Personalabteilung ist und vorher als Juristin für die Kaufmännische Geschäftsführung tätig war. Dr. Mónica Campillos González ist seit 1. September Leiterin der neuen Nachwuchsgruppe „Systembiologie kleiner Moleküle“ im Institut für Bioinformatik und Systembiologie. Campillos González wird ihre Expertise in der Erstellung quantitativer und qualitativer Netzwerkmodelle einsetzen, um neue Drug Targets zu identifizieren und Wechselwirkungen zwischen Wirkstoffen und biologischen Funktionen aufzuklären. Metabolische Erkrankungen wie Diabetes mellitus werden dabei im Mittelpunkt stehen. Dr. Gerrit John arbeitet seit August 2010 mit einem LongTerm Research Fellowship der European Respiratory Society (ERS) am iLBD und wird hier zur Rolle von B- und regulatorischen T-Zellen bei der Immunpathogenese von COPD im Maus-Rauchmodell forschen. Prof. Dr. Annette Peters übernimmt die Leitung des neu gegründeten Instituts für Epidemiologie II. Das Institut wird seinen Schwerpunkt auf die Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen von Luftschadstoffen und Wechselwirkungen mit chronischen Erkrankungen legen. Es wird damit einen entscheidenden Beitrag zur Untersuchung umweltbezogener Erkrankungen wie Diabetes oder Atemwegserkrankungen leisten. Peters ist eine der weltweit führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der Umweltepidemiologie. Am Helmholtz Zentrum München leitet sie die Arbeitsgruppe Epidemiologie von Luftschadstoffwirkungen und seit 2007 eine weitere Arbeitsgruppe zur Epidemiologie chronischer Krankheiten. Peters hat sich 2003 an der Ludwig-Maximilians-Universität habilitiert und lehrt dort als Privatdozentin für Epidemiologie. Prof. Dr. Dieter Regulla wurde von der naturwissenschaftlichen Fakultät der National Research Nuclear University Moscow and Obninsk (MEPhI) zum Honorarprofessor für Medizinphysik und Strahlenschutz ernannt. Regulla leitete bis 2004 die Arbeitsgruppe Medizinphysik am Institut für Strahlenschutz. Prof. Dr. Michael Schloter Abteilung Terrestrische Ökogenetik, wurde für die kommende Periode (2011-2014) in das Editorial Board des ISME Journals (Multidisciplinary Journal of Microbial Ecology) gewählt. Das ISME ist das höchstrangige Journal auf dem Gebiet „Mikro bielle Ökologie“ und erreichte in diesem Jahr einen Impact Faktor von 6,4. Dr. Jovica Ninkovic Institut für Stammzellforschung am Helmholtz Zentrum München, erhielt am 23. November den „LMU / Scopus Neuroscience Award“ für die Aufklärung eines neuartigen Regulationsmechanismus, der das Überleben von Neuronen in ausgereiften, gesunden Gehirnen reguliert. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und wird zu gleichen Teilen von Munich Center for Neurosciences (MCN) der Ludwig-Maximilians-Universität München und Elsevier finanziert. Siehe Veröffentlicht, Meldung vom 18.11. Herausgeber Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt Ingolstädter Landstr. 1 85764 Neuherberg Tel.: 089-3187-0 Fax: 089-3187-3324 nip.helmholtz-muenchen.de/imzentrum presse@helmholtz-muenchen.de Redaktionsanschrift wie Herausgeber Verantwortlich Sven Winkler, Leiter der Abteilung Kommunikation Chefredaktion Sonja Duggen Redaktion und Texte a-quadrat: corporate communications, Christian Bleher, Sonja Duggen, Dr. Brigitte Keller, Michael van den Heuvel Wegen der leichteren Lesbarkeit umfassen Bezeichnungen von Personengruppen in der Regel weibliche und männliche Personen. Fotos Ulla Baumgart (Titel, S. 10, 41) Dominik Gierke (Titel, S. 37, 38, 39) Michael Haggenmüller (Titel, S. 40, 41) Luise Heine (Titel) Ingo Kniest (Titel, S. 12, 15, 22, 24, 25) Jan Roeder (Titel, S. 2, 3, 8, 18, 20, 21, 28, 33, 35, 42) Michael van den Heuvel (Titel, S. 34) Abonnement Brigitte Schmid, Tel. 089-3187-2711, brigitte.schmid@helmholtz-muenchen.de Gestaltung und Titel Fuenfwerken Design AG Druck Druckhaus Schöneweide Berlin Archiv Alle Ausgaben von „imZentrum“ sind auf unserer Homepage und im NIP intern abrufbar: www.helmholtz-muenchen.de/imzentrum © Helmholtz Zentrum München 2010. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion sowie Angabe der Quelle; Belegexemplar erbeten. 2010: Viel los im Helmholtz Zentrum München – „Gemeinsam für die Zukunft“. www.helmholtz-muenchen.de