imZentrum.05 - Helmholtz Zentrum München

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imZentrum.05 - Helmholtz Zentrum München
das Mitarbeitermagazin
imZentrum.05
Winter 2010
Gemeinsam für die Zukunft
12
Interview zur Helmholtz-Mission
Prof. Dr. Jürgen Mlynek
18
Das Department of Radiation Sciences
Eine Quelle für Inspiration und Innovation
imZentrum wünscht Ihnen
schöne Feiertage und ein
erfolgreiches neues Jahr 2011!
Liebe Leserinnen
und Leser,
das Jahr 2010 geht zu Ende, und während der ein oder andere sich
auf die Feiertage einstimmt, möchte ich mit Ihnen auf die großen Veranstaltungen 2010 zurückblicken: Am 12. Juli eröffnete das Helmholtz Zentrum München im Beisein von Bundesforschungsministerin Dr. Annette
Schavan das Lungentranslationszentrum CPC. Der „enge Schulterschluss
mit medizinischen Partnern“ wie es der Helmholtz-Präsident Prof. Dr.
Jürgen Mlynek im Interview mit imZentrum bezeichnet (S. 12), ist ein
Musterbeispiel für Vernetzung und auch für den Transfer von Grundlagenergebnissen in die klinische Praxis. Kürzlich wurde der Verbund um
das Helmholtz Zentrum München einer von fünf Partnern des geplanten
Deutschen Zentrums für Lungenforschung. Auch an den Deutschen
Zentren für Infektions- und Herzkreislaufforschung wird unser Zentrum
wesentlich beteiligt sein.
Am 9. November folgte mit der Eröffnung des Deutschen Zentrums für
Diabetesforschung e. V. ein weiterer Meilenstein für die deutsche Gesundheitsforschung (S. 22). Das Helmholtz Zentrum München baut
auf dem Campus Neuherberg bereits die Geschäftsstelle auf und übernimmt als starker Partner entscheidende Verantwortung für die nationale Erforschung dieser bedeutenden Volkskrankheit.
Nur zwei Wochen später feierten wir die Gründung des Departments
of Radiation Sciences (DRS), einem Zusammenschluss derjenigen Wissenschaftler am Zentrum, die gemeinsam Diagnostik und Therapie
in der strahlenbasierten Medizin weiterentwickeln (S. 18). Unser Forschungszentrum kommt damit dem Auftrag der Bundesregierung nach,
die Expertise in der Strahlenforschung auf die Gesundheitsforschung
anzuwenden. In Departments, einer neuen Organisationsstruktur am
Helmholtz Zentrum München, sollen in Zukunft dank Dezentralisierung
nicht nur die wissenschaftlichen Wege beim Austausch untereinander,
sondern auch die administrativen Wege kurz sein (S.32).
Die Eröffnungen des CPC, DZD und DRS zeigen deutlich: Nur gemeinsam können die komplexen Fragestellungen in der Forschung erfolgreich bearbeitet werden. Das Motto „gemeinsam für die Zukunft“ hat
am Helmholtz Zentrum München bereits eine 50-jährige Tradition, und
so haben wir im September jahreszeitgemäß mit der Helmholtz-Wiesn
unseren runden Geburtstag gefeiert (S 31, 40).
Dass unsere Strategie stimmt, bestätigen auch die Grants des European
Research Councils: Vier junge Spitzenforscher unseres Zentrums haben
diese hochrangige Auszeichnung in diesem Jahr für bahnbrechende
Forschungsansätze erhalten. Wenn das kein Grund ist zu einem:
Weiter so!
Ihr
Sven Winkler, Leiter Abteilung Kommunikation
sven.winkler@helmholtz-muenchen.de
Unter www.helmholtz-muenchen.de/imzentrum haben Sie die Möglichkeit,
Anregungen zum Mitarbeitermagazin an die Redaktion weiterzuleiten.
INHALT
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imZentrum
6 Veröffentlicht
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Im Zent be:
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die
Netzwerker
8 EUCOMMTOOLS
Hingucker
10 Kleiner Bauplan – große Wirkung
Wegweiser
12 Interview mit Prof. Dr. Jürgen Mlynek
16 Die Governance der Helmholtz-Gemeinschaft
Durchstarter
18 Department of Radiation Sciences
Eröffnet
22 Deutsches Zentrum für Diabetesforschung
Schon gewusst
26 Projektförderung
Aufsteiger
28 Gute Ideen konsequent verfolgen
Gezählt
31 Die Zahl im Zentrum
Strukturiert
32 Abteilung Wissenschaftliche Organisationsentwicklung
schafft kurze Wege für schnelle Entscheidungen
Gerätselt
34 Unbekannter Campus
Bemerkt
35 Magical Fuel Cells
Globetrotter
36 T-Zell-Transfer – mit dem Zug
Stattgefunden
40 Helmholtz-Wiesn und Doktorandentag
Über die Schulter geschaut
42 Die Werkfeuerwehr
43 Aufgefallen
43 Impressum
4|5
Veröffentlicht
Forschungshighlights
August 2010 – November 2010
Juli i
Jun
Au
gu
st
Ma
i
be
tem
Sep
Terrestrische umwelt
Terrestrial Environment
April r
Oktober Umweltbedingte Störungen der Gesundheit
Environmental Health
M
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Systemische Analyse
multifaktorieller Erkankungen
Systemic Analysis of
Multifactorial Diseases
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Dez
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Januar Drei Programme tragen das Helmholtz Zentrum München: ­
Umweltbedingte Störungen der Gesundheit, Systemische Analyse Multifaktorieller
Erkrankungen und Terrestrische Umwelt. Hier die wissenschaftlichen Highlights
der letzten Monate aus dem ­Helmholtz Zentrum München
imZentrum
+++ 2. August 2010 +++
Genetik
Gezielt Gene im Säugetiergenom
verändern
+++ 19. August 2010 +++
Immunabwehr
Stickstoffmonoxid aktiviert
Immunabwehr bei Säugetieren
und Pflanzen
Zentrum München ist es gelungen, aus-
+++ 4. August 2010 +++
Herz-Kreislauf
Neue Therapieansätze für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
gewählte Gene in Mäuseembryonen
IHG | EPI | In einer großen internationa-
mayer und Prof. Dr. Jörg Durner haben
len Studie mit Beteiligung des Helmholtz
herausgefunden, dass bei dieser soge-
Zentrums München haben Wissenschaft-
nannten systemischen Resistenz Redox-
ler 95 Genorte gefunden, die den Fett-
Prozesse, die auch bei Säugetieren exis-
stoffwechsel im menschlichen Organis-
tieren, eine zentrale Rolle spielen. Die
mus beeinflussen. Langfristig eröffnen
Abwehr von Krankheitserregern bei Pflan-
die Ergebnisse neue Perspektiven für
zen wird durch Stickstoffmonooxid akti-
die Prävention und Therapie von Herz-
viert. Der molekulare Schalter zu dieser
Kreislauf-Erkrankungen.
Abwehr ist das Protein NPR1 (non-expres-
IDG | Schnell, gezielt, direkt: Einem
Wissenschaftler-Team vom Helmholtz
gezielt zu verändern. Dank sogenannter
„Zinkfinger-Nukleasen“ werden Mutationen ohne den Umweg über Stammzellen etabliert. Langfristig können dadurch
zeitsparend und universell Genveränderungen in Säugetieren untersucht
werden.
6|7
BIOP | Auch Pflanzen haben ein lernfähiges Immunsystem. Dr. Christian Linder-
sor of pathogenesis-related genes 1). Die
+++ 23. September 2010 +++
Asthma und Allergien
Asthma und Allergien entstehen
auf unterschiedliche Weise
EPI | Ein Wissenschaftler-Team unter Beteiligung des Helmholtz Zentrums München und der LMU hat sechs Genorte auf
unterschiedlichen Chromosomen identifiziert, die zur Entstehung von Asthma
bronchiale beitragen können. Die Studie
zeigt, dass – anders als vermutet – nur
ein geringer Zusammenhang zwischen
Asthma und Genvarianten besteht, die
zu einer erhöhten Konzentration von
Wissenschaftler zeigen mit ihrer Arbeit,
wie die Abwehrkaskade aktiviert wird und
+++ 4. Oktober 2010 +++
Lunge
Rezeptorblockade verbessert
Lungenfunktion
ILBD | CPC | Einem Wissenschaftler-Team
unter Beteiligung des Helmholtz Zen­
trums München ist es gelungen, durch
eine spezifische Rezeptorblockade die
Netzbildung neutrophiler Granulozyten
bei Mukoviszidose zu verringern und damit die Lungenfunktion bei Mukoviszidose im Tiermodell zu verbessern.
tragen so zum grundsätzlichen Verständnis der komplexen Redox-Regulation bei.
+++ 7. Oktober 2010 +++
Blutstammzellen
Nischenzellen aus
Blutstammzellen
ISF | Wissenschaftlern des Helmholtz
Zentrums München und der Max-PlanckGesellschaft ist es erstmals gelungen,
gezielt Nischenzellen für BlutstammStammzellen, zu isolieren. Nischenzellen
die Vermutung nahe, dass Asthma und
unterstützen die Blutbildung. Die neuen
nismen beruhen.
+++ 1. Oktober 2010 +++
Volkskrankheiten
verstehen
EUCOMMTOOLS:
Größtes Vorhaben zur
Funktionsaufklärung
von Genen
zellen, sogenannte hämatopoietische
Immunglobulin (IgE) führen. Dies legt
Aller­gien auf unterschiedlichen Mecha-
Featured
Paper
Erkenntnisse könnten dabei helfen, die
+++ 24. Oktober 2010 +++
Krebs
Lipidperoxide und Regulation
von Zellwachstum
Entstehung mancher Leukämien zu erklären und Blutzellen zur Transfusion
zu züchten.
+++ 18. November 2010 +++
Regenerative Therapien
Signalweg reguliert
Überleben von Neuronen
den, dass Lipidperoxide eine wichtige
+++ 26. Oktober 2010 +++
Diabetes
Neue Einflussfaktoren für
Diagnose von Typ 2 Diabetes
Rolle bei der Regulation von Rezeptor-
EPI | Ein internationales Wissenschaftler-
nen im Säugetiergehirn vor dem Zelltod
Tyrosin-Kinasen spielen. Die oxidierten
Team unter Beteiligung des Helmholtz
bewahrt. Besonders wichtig ist der Be-
VIRO | Wissenschaftler vom Helmholtz
Lipide inaktivieren vorübergehend die
Zentrums München hat zehn Genorte
fund, dass diese Regulationsmechanis-
Zentrum München haben einen neuen
Protein-Tyrosin-Phosphatasen, die wie-
identifiziert, die die Konzentration von
men so spezifisch nur für einen Typ von
zellulären Abwehrmechanismus ent-
derum die zelluläre Kommunikation der
glykosyliertem Hämoglobin (HbA1C) be-
Nervenzellen gelten. Das Ergebnis schafft
deckt, der die Vermehrung von HI-Viren
Rezeptor-Tyrosin-Kinasen regulieren.
einflussen. HbA1C ist der wichtigste Blut-
wichtiges Grundlagenwissen für zukünf-
in bestimmten Gehirnzellen verhindert.
Diese Erkenntnis ist wichtig, da fehlge-
wert, mit dem der Verlauf von Typ 2
tige regenerative Therapieansätze, etwa
Sogenannte Risp-Proteine, eine Familie
schaltete Rezeptor-Tyrosin-Kinasen oft an
Diabetes verfolgt werden kann. Sechs
für Parkinsonpatienten.
zellulärer Eiweiße, interagieren mit dem
der Entstehung von Krebs beteiligt sind.
der zehn Genorte waren bislang nicht
IDG | Wissenschaftler vom Helmholtz
+++23. Oktober 2010 +++
Immunsystem
Abwehrmechanismus verhindert
HIV-Vermehrung
Zentrum München und der Universität
Karolinska Institutet haben herausgefun-
Virusprotein Rev und unterbinden da-
mit HbA1C in Verbindung gebracht wor-
durch die Produktion neuer Virusparti-
den, sieben stehen in Verbindung mit
kel. Das Team will nun klären, inwieweit
seltenen erblichen Erkrankungen wie
sich der Mechanismus für die Entwick-
Anämien und Störungen beim Speichern
lung neuartiger therapeutischer Kon-
von Eisen im Körper.
ISF | Prof. Dr. Magdalena Götz hat mit
Kollegen vom Helmholtz Zentrum München und der LMU herausgefunden, dass
der Transkriptionsfaktor Pax6 die Neuro-
zepte zur HIV-Bekämpfung nutzen lässt.
www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien
Netzwerker
Wolfgang Wurst (links) und Cornelia Kaloff (rechts) haben die Fäden in der Hand: Als Koordinator und Projektmanagerin moderieren sie die regelmäßigen multilateralen
Telefonkonferenzen der Partner von EUCOMM und EUCOMMTOOLS und kümmern sich um die strategische Auswertung
Featured
Paper
Vor rund sieben Jahren hatte
Prof. Dr. Wolfgang Wurst eine Vision:
Er wollte Mäuse züchten, in denen
jedes Gen gezielt ausgeschaltet werden
kann. Was damals wie ein Vorhaben
für ein ganzes Jahrhundert schien,
ist heute in greifbarer Nähe:
Rund 13 000 sogenannte konditionale
Mutanten werden bereits vom
europäischen Konsortium EUCOMM
erzeugt. Weitere 3 500 besonders
schwierig zu generierende Mutanten
will das engagierte Team mit dem
Nachfolge­projekt EUCOMMTOOLS in
den nächsten fünf Jahren angehen
„A Mouse for
all Reasons“
Prof. Dr. Wolfgang Wurst ist ein Mann, der sich nicht so leicht von einer
Idee abbringen lässt. Einer, der Visionen realisiert. Als der Leiter des
Instituts für Entwicklungsgenetik im Oktober 2003 erstmals öffentlich
über seine Vision sprach, konditionale Mausmutanten zu züchten, in
denen alle Gene gezielt ausgeschaltet werden können, fand seine Idee
wenig Anklang. Die weltweite Genetik-Elite hatte sich damals zum
Banbury-Meeting in Cold Spring Harbor, USA getroffen, um zwei Tage
lang über die Zukunft der funktionellen Genomik zu diskutieren. Dort
plädierte man eher für die realistischere Variante, nämlich, sogenannte
Nullmutanten für spezielle Erkrankungen zu züchten.
Dass es sich zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich eher um eine Vision
als um ein realistisches Projekt gehandelt hatte, gibt Wurst heute zu:
„Vor sieben Jahren waren die technischen Möglichkeiten noch weit geringer als heute. Damals hätte ein Wissenschaftler mindestens ein Jahr
gebraucht, um ein einziges Gen zu mutieren. Unser Ziel, alle Gene gezielt ein- und ausschalten zu können, also gewissermaßen ‚a mouse for
all reasons’ zu schaffen, hätten wir mit dem Tempo und bei Einsatz aller
nötigen Ressourcen weltweit in vielleicht 80 Jahren erreicht.“ Doch der
vielzitierte Biologe hatte Glück: Zu seinem riesigen Engagement, Know-
imZentrum
how und der Zusammenarbeit mit Spitzenforschern aus ganz Europa
kam der rasante technische Fortschritt hinzu, der es ihm erlaubte, die
einmalige Initiative EUCOMM und das Nachfolgeprojekt EUCOMMTOOLS ins Leben zu rufen. Und diese Initiativen schaffen es heute dank
roboterunterstützter Hochdurchsatzverfahren, rund 150 mutierte emb­
ryonale Mausstammzelllinien pro Monat zu produzieren, aus denen
dann die Mauslinien etabliert werden können.
tion der Gene in einem reellen Kontext auf den Grund gehen zu können. „Die Ergebnisse ermöglichen es uns, die Entstehung häufiger
Volkskrankheiten wie Alzheimer, Depression, Diabetes mellitus oder
chronische Lungenerkrankungen auf genetischer Basis mit aufklären
zu können“, erklärt Wurst. „Die Funktionsaufklärung aller Gene bildet die Grundlage für personalisierte Medizin“.
„Die Funktionsaufklärung aller Gene bildet die
Altruistische Wissenschaft
Ein Erfolg, den die funktionelle Genomik nicht zuletzt auch Wursts
fester Überzeugung verdankt: Statt sich in Banbury von der Skepsis
seiner Kollegen verunsichern zu lassen, trug er nur zwei Tage später
seine Idee erneut beim Prime Meeting in London vor – und diesmal
mit Erfolg: Jacques Remacle, damals EU-Kommissar für Life Science
and Health, „fing Feuer“, wie sich Wurst heute erinnert. Das Projekt
„EUCOMM“ bekam im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm des
Bereichs Health den Zuschlag, der finanziell rund 13 Millionen Euro
bedeutete und die Arbeit der neun EUCOMM-Partner aus Frankreich,
Italien, England und Deutschland möglich machte.
Wurst bezeichnet den Einsatz des gesamten Konsortiums als „altruistische Arbeit“, da es sich hier um den Aufbau einer einmaligen,
langfristigen Ressource handelt, die die gesamte internationale Wissenschaftswelt im Bereich der biomedizinischen Forschung voranbringen soll. Dass EUCOMM- und EUCOMMTOOLS-Materialien für die
internationale Wissenschaftsgemeinschaft offen zugänglich sind, versteht sich daher von selbst. „Wir wollen, dass unsere Ressource die
Aufklärung der genetischen Ursachen aller großen Volkskrankheiten
und somit auch deren Therapie maßgeblich beschleunigt“, beschreibt
der Institutsleiter die Motivation des Teams. Ein altruistischer Forschungsansatz auch deshalb, weil persönliche Erfolge durch primäre
Publikationen nicht im Vordergrund stehen können.
Grundlage für personalisierte Medizin.“
Beide Initiativen sind zusammen mit ihren US-amerikanischen und
kanadischen Partnern Mitglieder im Internationalen Knockout Mouse
Consortium (IKMC), das es sich zum Ziel gesetzt hat, sämtliche etwa
20 000 proteinkodierenden Gene des Mausgenoms zu mutieren. Die
europäischen Partner nehmen hierbei mit insgesamt 16 500 Genen
den größten Teil der Arbeit auf sich.
Wurst ist sich sicher, dass neben der Gesundheitsforschung auch
das Helmholtz Zentrum München von dieser Arbeit profitiert: Das am
Ins­titut für Entwicklungsgenetik angesiedelte und im Rahmen von
EUCOMM gegründete Verteilungszentrum EuMMCR verschickt über
hundert mutierte embryonale Stammzellklone monatlich in die ganze
Welt – immer unter dem Namen „Helmholtz Zen­trum München“.
Rezept nach genetischem Fingerabdruck
Und Visionär Wurst blickt auch in die Zukunft: In ein paar Jahren
wird seiner Meinung nach jeder Hausarzt das Erbgut des einzelnen
Patienten zu Rate ziehen, um einen optimalen Therapieerfolg zu er­
reichen. Personalisierte Medizin ist für den Entwicklungsgenetiker
nur eine Frage der Zeit, und er ist stolz darauf, heute einen Grundstein dafür zu legen.
Duales System
In dem im Oktober 2010 begonnenen Nachfolgeprojekt EUCOMMTOOLS wollen acht Partner aus Deutschland, England, Frankreich,
Italien und Spanien die schwierigsten 3500 proteinkodierenden Gene
des Mausgenoms mutieren und – wie die Endung TOOLS im Namen
bereits ankündigt – neue genetische Werkzeuge schaffen, mit denen
Gene markiert und ausgetauscht werden können. Außerdem will
Wurst das im Konsortium weiterentwickelte duale System zum Einsatz bringen, das unter Technologieentwicklern nicht für Mülltrennung, sondern für ein Zweikomponenten-System steht, das sowohl
Ort als auch Zeitpunkt jeder Mutation exakt planbar macht.
EUCOMM und EUCOMMTOOLS wollen die Gene in embryonalen
Stammzellen der Maus auf diese präzise gesteuerte Weise verändern,
um Krankheitsverläufe genau abbilden zu können und so der Funk-
EUCOMMTOOLS ist das Folgeprojekt von EUCOMM. Beide Kon­
sortien legen mit der Mutation von 16 500 Mausgenen das
Fundament für die Funktionsaufklärung aller Mausgene. Mit
diesem Wissen können Volkskrankheiten besser verstanden
und therapiert werden.
Prof. Dr. Wolfgang Wurst hat zusammen mit Kollegen des International Knockout Mouse Consortium die Publikation „A mouse
for all reasons“ in Cell 2007 Jan 12; 128(1):9-13 veröffentlicht.
www.eucomm.org
www.eummcr.org
www.knockoutmouse.org
8|9
Hingucker
Kleiner Bauplan –
groSSe Wirkung
Viren sind überall. Aber zum Glück hat unser Immun­
system gute Abwehrmechanismen gegen viele der kleinen
Krankheitserreger entwickelt. Einige der infektiösen
Partikel können jedoch mit einer Minimalausstattung an
Proteinen und einem winzigen Genom die körper­eigene
Abwehr überlisten und dauerhaft schaden. Zum Beispiel
Hepatitis- und HI-Viren. Um eine Infektion in Zukunft
verhindern zu können und neue Therapiemöglichkeiten
zu entwickeln, erforschen Prof. Dr. Ulrike Protzer und ihre
Mitarbeiter am Institut für Virologie die Interaktion
dieser Viren mit den Wirtszellen
Ulrike Protzer prüft, ob die Klonierung der Hepatitis-Genome gelungen ist. Protzer bekam diese Viren in den
grünen Transportkapseln geschickt, um sie auf Medikamenten-Resistenz zu testen
Prof. Dr. Ulrike Protzer ist Fachärztin für Innere Medizin sowie für Mikrobiologie, Virologie
und Infektionsepidemiologie. 2000 habilitierte sich Protzer am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg mit dem Thema „Virus-Wirt-Interaktion der Hepatitis B-Viren“.
Seit Ende 2007 leitet sie das Institut für Virologie am Helmholtz Zentrum München und
ist gleichzeitig im Rahmen einer Doppelberufung mit der Technischen Universität München
Leiterin des Instituts für Virologie am Klinikum rechts der Isar.
imZentrum 10 | 11
Das Bild „epicenter“ zeigt das „Zentrum des Zitterns“:
Blau und rot eingefärbt ist die „schwarze Substanz“ des Gehirns, in welcher im Verlauf der Parkinsonschen ­Erkrankung
Dopamin produzierende Nervenzellen absterben. Ein gelb
­eingefärbter imaginärer Strahl richtet die Aufmerksamkeit auf
dieses „Zentrum der Zerstörung". Vorlage der künstlerischen Interpretation war die Hälfte eines horizontalen Gehirnschnitts
Chimerischer Antigen-Rezeptor, kurz CAR, nennt man
den grün gefärbten artifiziellen Rezeptor, der hier
auf der Oberfläche von T-Zellen exprimiert ist. Er
erkennt das kleine Hüllprotein des Hepatitis B-Virus
und bindet somit an alle viralen Hüllproteine.
Auf dieser Immunfluoreszenz-Aufnahme bindet er einen
mit einem roten Fluoreszenzfarbstoff gekoppelten Hepatitis B-Virus-Partikel auf der Oberfläche einer primären
menschlichen T-Zelle
Bildbeschreibung Tue eros augiam, quis nullute tie molor sustrud dolorerosto conse tat, sum in ute magnisl dit wis auguer
aliqui tat, sequism odigna consequis dolesti ncidunt velis augait
wis nim dolore venibh eu faccum doluptat.
Wegweiser
Prof. Dr. Jürgen Mlynek ist der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, zu der auch das
Helmholtz Zentrum München gehört. Für die größte deutsche Wissenschaftsorganisation
verfolgt Mlynek ehrgeizige Ziele – was das Helmholtz Zentrum München dazu beiträgt,
erläutert er im Interview mit imZentrum
imZentrum 12 | 13
12
Interview
Prof. Dr. Jürgen Mlynek
„DAS HELMHOLTZ ZENTRUM MÜNCHEN ERFÜLLT
DIE HELMHOLTZ-MISSION VORBILDLICH“
imZentrum: Herr Mlynek, Sie waren schon mehrfach am Helmholtz
Zentrum München. Was zeichnet das Zentrum aus Ihrer Sicht aus?
Mlynek: Das Helmholtz Zentrum München zeichnet sich durch sein
klares Bekenntnis zu den Zielen der Helmholtz-Gemeinschaft aus. Das
sind Spitzenforschung, der Fokus auf wichtige Krankheitsfelder und die
Translation von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die klinische
Anwendung. Die Spitzenforschung in München wird durch viele Auszeichnungen und Preise belegt, die das Zentrum in den letzten Jahren
erhalten hat – wie der Leibniz-Preis, der 2007 an Prof. Dr. Magdalena
Götz ging. Dazu gehören auch die sechs ERC-Grants, die der Europäische Forschungsrat am Zentrum fördert.
„In den letzten Jahren hat das Helmholtz Zentrum
München seinen Fokus geschärft und seine Rolle in
der Helmholtz-Gemeinschaft neu definiert.“
imZentrum: Wie steht es um die anderen beiden Aspekte, Fokus auf
Krankheitsfelder und Translation?
Mlynek: In den letzten Jahren hat das Helmholtz Zentrum München
seinen Fokus geschärft und seine Rolle in der Helmholtz-Gemeinschaft
neu definiert. Sein Fokus ist auf umweltbedingte Erkrankungen ausgerichtet, die sowohl für die Gesellschaft als auch für die Wissenschaft
eine große Herausforderung darstellen: Diabetes mellitus und chronische Erkrankungen der Lunge. Im Juli dieses Jahres ist das Compre­
hensive Pneumology Center, das Translationszentrum für Lungenforschung, eingeweiht worden. Hier wird die Zusammenarbeit mit der
Klinik intensiviert, um sehr zielgerichtet Erkenntnisse in die medizinische Praxis zu überführen.
imZentrum: Das Helmholtz Zentrum München gehört zum Bereich der
Helmholtz-Gesundheitsforschung. Könnte man sagen, der Gesundheitsbereich erfüllt die Mission der Helmholtz-Gemeinschaft besonders gut?
Mlynek: Ein klares Ja. Und zwar aus dem Grund, weil sich unsere
Gesundheitsforschung stark an den Volkskrankheiten ausrichtet, also auf
die häufigsten und damit gesellschaftlich relevanten Krankheitsbilder.
In Zukunft wird es aber nicht nur darum gehen, diese Konzentration
aufrecht zu erhalten und auszubauen. Es wird immer wichtiger, Synergie-Effekte mit Partnern aus allen Bereichen des Wissenschaftssystems
zu schaffen und zu nutzen: mit Universitäten, aber auch mit den Forschungsorganisationen Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft,
Fraunhofer-Gesellschaft sowie Einrichtungen der Ressortforschung. Nur
so kann der neue Schwung, den die deutsche Gesundheitsforschung
aufnimmt, erhalten und verstärkt werden. Ein weiterer Pluspunkt ist,
dass wir mit starken Partnerschaften auch im Wettbewerb um nationale
und europäische Fördermittel sehr gut aufgestellt sind.
imZentrum: Beeinflusst das die Gesundheitsforschung in Deutschland?
Mlynek: Wir sehen den Erfolg aktuell beim Einrichten der Deutschen
Zentren der Gesundheitsforschung. Hier sind die Helmholtz-Gesundheitszentren, insbesondere das Helmholtz Zentrum München, essentiell!
Das Helmholtz Zentrum München ist bereits Kernzentrum des Deutschen
Zentrums für Diabetesforschung und es wird ein Standort im ‣‣
Mission der Helmholtz-Gemeinschaft
Wir leisten Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen
von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch strategischprogrammatisch ausgerichtete Spitzenforschung in den Bereichen
Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien,
Struktur der Materie, Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr.
Wir erforschen Systeme hoher Komplexität unter Einsatz von Großgeräten und wissenschaftlichen Infrastrukturen gemeinsam mit
nationalen und internationalen Partnern.
Wir tragen bei zur Gestaltung unserer Zukunft durch Verbindung
von Forschung und Technologieentwicklung mit innovativen
Anwendungs- und Vorsorgeperspektiven.
Wegweiser
Glossar
Portfolio-Prozess Diskussionsprozess in der Helmholtz-Gemeinschaft um abzuschätzen, welche Chancen und Herausforderungen sich aus langfristigen Entwicklungstrends für die Forschungsprogramme der Helmholtz-Gemeinschaft ergeben und
welche Forschungsthemen neu aufgegriffen werden müssen.
Auf diese Weise wird die Forschungsagenda kontinuierlich weiterentwickelt.
Foresight-Prozess Diskussionsprozess in der Helmholtz-Gemeinschaft, um Themen zu identifizieren, die zukünftig an wissenschaftlicher Bedeutung gewinnen und die für Deutschland strategisch wichtig sind.
Roadmap Strategie der Helmholtz-Gemeinschaft für den Auf­bau großer Forschungsinfrastrukturen. Im Gesundheitsbereich
gehört hierzu zum Beispiel die Nationale Kohorte.
(Nationale) Kohorte Bisher größte epidemiologische Kohorte in
Deutschland. Geplant sind 200 000 Teilnehmer. Die HelmholtzGemeinschaft koordiniert das Projekt gemeinsam mit universitären Partnern in ganz Deutschland. Das Helmholtz Zentrum
München und das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg sind hier federführend.
ESFRI Das Forum ESFRI wurde im April 2002 initiiert und hat
die Aufgabe, einen Beitrag zu einer europäischen Strategie der
Forschungsinfrastrukturen zu leisten. ESFRI soll Forschungs­
infrastrukturen von europäischem Interesse identifizieren, die
in einem Zeitraum von zehn bis 20 Jahren notwendig sind, um
den Forschungsstandort Europa zu erhalten.
Deutschen Zentrum für Lungenforschung werden. So kann man durchaus von einer Vorreiterrolle in der Helmholtz-Gemeinschaft und auch
für die deutsche Gesundheitsforschung sprechen.
„Die Helmholtz-Gemeinschaft: Architekt im
­deutschen Wissenschaftssystem“
imZentrum: Welche Auswirkungen hat die Entwicklung des Gesund-
heitsbereichs auf die Helmholtz-Gemeinschaft insgesamt?
Mlynek: Die Helmholtz-Gesundheitszentren nehmen eine zentrale
Rolle im deutschen Gesundheitsforschungssystem ein, aber zugleich
sind die Universitäten hier besonders wichtige Partner: sowohl bei der
Schwerpunktbildung als auch bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ich wünsche mir, dass die Helmholtz-Gemeinschaft
insgesamt genauso an Einfluss gewinnt – als Architekt im deutschen
Wissenschaftssystem. Mit zwei Milliarden Euro institutioneller Förderung im Jahr plus einer weiteren Milliarde an Drittmitteln und knapp
30 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir die größte deutsche
Wissenschaftsorganisation. Unsere Aufgaben sind strategische Forschung im nationalen Auftrag und gezielter Transfer in Wirtschaft und
Gesellschaft. Dazu unterhalten wir große Infrastrukturen, die wir der
gesamten wissenschaftlichen Community zur Verfügung stellen.
imZentrum: Welche Rolle spielen Partnerschaften mit der wissen-
schaftlichen Community?
Mlynek: Eine entscheidende! In der Translation arbeiten wir ja bereits im engen Schulterschluss mit medizinischen Partnern, wie man
am Beispiel Comprehensive Pneumology Center in München sieht: Vor
allem mit den Universitäten und Universitätsklinika sollten wir die strategischen Partnerschaften weiter ausbauen. Ohne sie ist erfolgreiche
Translation für uns nicht möglich, denn wir haben keine Betten und Patienten und wollen sie auch in Zukunft nicht haben. München ist dafür
in einer hervorragenden Ausgangsposition: Am Standort befinden sich
zwei exzellente Universitäten, mit denen bereits weitreichende Kooperationen bestehen. Diese sollten in Zukunft noch ausgeweitet werden.
imZentrum: Das Forschungszentrum Karlsruhe hat mit der ortsansäs-
sigen Universität fusioniert – ist das ein Modell, dass das Helmholtz
Zentrum München auch anstreben soll?
Mlynek: Nein, keinesfalls. Das KIT, das Karlsruher Institut für Technologie, ist als komplette Fusion von Universität und Forschungszentrum ein Einzelfall. Jeder Helmholtz-Standort braucht sein eigenes
Modell für die Zusammenarbeit mit Universitäten. Unabhängig vom
eingeschlagenen Weg: Unsere strategischen Partnerschaften weiter
auszubauen, ist eines unserer klaren Ziele. Nur so können wir auch unsere Mission, den Transfer der Forschung in die Gesellschaft, erfüllen.
imZentrum: Welche weiteren Ziele verfolgen Sie als Präsident der
Helmholtz-Gemeinschaft? Wohin soll sich die größte deutsche Wissenschaftsorganisation entwickeln?
Mlynek: Wir sollten unsere Mission noch stärker leben und unserem
Anspruch, strategische Forschung im nationalen Auftrag zu betreiben,
gerecht werden. Wir müssen uns immer wieder und noch entschiedener der Frage stellen, ob wir die richtigen Themen bearbeiten.
imZentrum: Wie passt diese Frage mit dem Portfolio-Prozess zusammen?
Mlynek: Der Portfolio-Prozess der Helmholtz-Gemeinschaft dient
dazu, zentrale strategische Fragen zu beantworten: Tun wir die richtigen Dinge? Aber auch: Tun wir die Dinge richtig? Und besonders: Stellen wir die richtigen Fragen, um zur Lösung der großen Fragen der
Gesellschaft beizutragen? Es geht darum, dass wir uns nicht nur während der POF-Begutachtung alle fünf Jahre damit beschäftigen, welche
Fragen strategisch relevant sind. Wir müssen diese Diskussion kontinuierlich führen. Deswegen kombinieren wir den Portfolio-Prozess mit
einem Foresight-Prozess. Er soll es uns ermöglichen, künftig entscheidende Themen früher aufzugreifen.
imZentrum: Gibt es da greifbare Ergebnisse?
Mlynek: Der Auftrag der Helmholtz-Gemeinschaft besteht darin, zur
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wertschöpfung beizutragen – konkret: zur Sicherung des künftigen Wohlstands und zu neuen Arbeitsplätzen. Dazu müssen wir Themen identifizieren, die zum einen wissenschaftlich wichtig, aber zugleich auch für Deutschland strategisch relevant
werden. Wir analysieren hier auch die Stärken und Schwächen des Wissenschaftsstandorts. Dabei haben wir vor einigen Jahren festgestellt, dass
wir – und Deutschland – eine Initiative zur Systembiologie brauchen.
Auch die Nationale Kohortenstudie, die wir in der letzten POF-Begutachtung eingebracht haben, entstammt dem Foresight-Prozess.
imZentrum 14 | 15
imZentrum: Stichwort POF – die Programmorientierte Förderung
bleibt uns also erhalten?
Mlynek: Ja, POF bleibt. Aber die Frage des Portfolio- und des Foresight-Prozesses, also „machen wir alles richtig?“ – muss zu einer Kulturfrage der Helmholtz-Gemeinschaft werden. So können wir direkt in
die Entstehung forschungspolitischer Vorgaben eingreifen.
imZentrum: Im Kontext Portfolio- und Foresight-Prozess gibt es auch
noch die sogenannte Roadmap – was ist das?
Mlynek: Die Helmholtz-Gemeinschaft verfügt über große Forschungsinfrastrukturen – im Gesundheitsbereich wird das zum Beispiel die eben genannte Nationale Kohorte. Mit der Roadmap planen
wir den Aufbau großer Forschungsinfrastrukturen. Ähnlich dem europäischen ESFRI-Prozess geht es darum, die wichtigsten Strukturen zu
identifizieren und ihre Finanzierung zu sichern – es geht hier auch
um eine langfristige finanzielle Verpflichtung. Die Großgeräte machen
uns außerdem auch als Arbeitgeber attraktiv: Sie bieten einzigartige
Arbeitsbedingungen!
imZentrum: Zum „attraktiven Arbeitgeber“ gehört auch die Nach-
wuchsförderung. Was tun Sie hier?
Mlynek: Wir betreiben Nachwuchsförderung auf allen Ebenen – sie
spielt in der Helmholtz-Gemeinschaft eine sehr bedeutende Rolle. So
gibt es für Doktoranden die Helmholtz-Graduiertenschulen und -kollegs.
Es ist aber genauso wichtig, nach der Promotion Perspektiven zu eröffnen: Unsere Nachwuchsprogramme bieten ausländischen und „ausgewanderten“ deutschen Wissenschaftlern einen Anreiz, nach Deutschland
zu kommen beziehungsweise zurück zu kommen. Das Helmholtz Zentrum
München spielt auch hier eine wichtige Rolle in der Helmholtz-Gemeinschaft, weil es Nachwuchsförderung ebenfalls zur Priorität macht.
„Das Helmholtz Zentrum München war im Technologie­
transfer schon immer besonders aktiv und treibt
dieses Thema auch helmholtzweit voran.“
imZentrum: Wir haben vorher über Technologie-Transfer gesprochen:
Gerade im Gesundheitsbereich ist die Wertschöpfungskette noch lückenhaft. Was wird unternommen, um diese Lücken zu schließen? Oder
anders gefragt: Soll Helmholtz eher in Richtung Grundlage oder in
Richtung Anwendung forschen?
Mlynek: Die Helmholtz-Gemeinschaft ist eine Einrichtung für Grundlagenforschung, die Spitzenforschung mit strategischen Zielen verknüpft. Zugleich geben wir aber dem Technologietransfer mehr Bedeutung, zum Beispiel durch das Programm Helmholtz-Enterprise zur
Ausgründungsförderung und den neuen Validierungsfonds. Das Helmholtz Zentrum München war im Technologietransfer schon immer besonders aktiv und treibt dieses Thema auch helmholtzweit voran.
Jürgen Mlynek ist Physiker und seit 2005 Präsident der HelmholtzGemeinschaft. Nach dem Abitur 1969 studierte Mlynek Physik an der
Technischen Universität Hannover und an der École polytechnique in
Paris. Er promovierte 1979 und forschte als Postdoc in Hannover und
am IBM Research Laboratory in San José (Kalifornien). Im Jahr nach
seiner Habilitation 1984 wurde er Heisenberg-Stipendiat der DFG.
Von 1986 bis 1990 war er Assistenzprofessor an der Eidgenössischen
Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Er erhielt 1990 einen Ruf
als ordentlicher Professor für Experimentalphysik an die Universität
Konstanz und ist seit 2000 Professor für Experimentalphysik an
der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin. Mlynek arbeitete vor
allem in der experimentellen Quantenoptik, Atomphysik und der
Oberflächenphysik und erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen,
unter anderem den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, den Max-BornPreis und die Urania-Medaille.
Mlynek ist seit 1996 im Wissenschaftsmanagement tätig: bis 2001 als
Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), von
2000 bis 2005 als Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin.
Kurz nach seiner Wiederwahl als Präsident der HU wechselte Mlynek
als Präsident zur Helmholtz-Gemeinschaft, der größten deutschen
Forschungsorganisation. Im Juni 2009 wurde er für eine zweite
Amtsperiode (2010–2015) wieder gewählt, die am 1. September 2010
begonnen hat.
Mlynek: Wir müssen die Gesundheitswirtschaft und die Politik davon überzeugen, dass Investitionen in den Gesundheitsbereich für die
Zukunftssicherung besonders entscheidend sind – umso mehr, wenn
man berücksichtigt, dass wir in einer „alternden Gesellschaft“ leben.
Den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung kommt hierbei eine
zentrale Bedeutung zu, denn sie werden sich intensiv mit zentralen
Themen auseinandersetzen: große Volkskrankheiten, Prävention und
personalisierte Medizin. Dabei leistet das Helmholtz Zentrum München
wichtige Hilfe, denn diese Themen haben auch hier Priorität.
imZentrum: Wie wichtig sind Industriekooperationen für erfolgreichen
Transfer?
imZentrum: Herr Mlynek, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Mlynek: Sehr wichtig – und sie sollten dringend ausgebaut werden.
Dazu bedarf es Initiativen von beiden Seiten – Industrie und Forschung.
imZentrum: Besonders in der Gesundheitsforschung ist der Transfer
teuer: Sie benötigt große Studien und spezialisierte Technologien.
Wie sollen finanzielle Engpässe in diesem Bereich beseitigt werden?
Das Gespräch führten Sven Winkler und Dr. Brigitte Keller.
Wegweiser
Die Governancestruktur der Helmholtz-Gemeinschaft
Ausschuss der Zuwendungsgeber
Senat
Senatskommission
Der Ausschuss der Zuwendungsgeber – Bund
und Sitzländer – beschließt die forschungspolitischen Vorgaben einschließlich der Forschungsbereiche für eine mehrjährige Laufzeit
und beruft die Mitglieder des Senats.
Der extern besetzte Senat ist neben der Mitgliederversammlung das zentrale Gremium
der Helmholtz-Gemeinschaft. Die Mitglieder
des Senats sind „ex officio“ Vertreter von Bund
und Ländern, Parlament und Wissenschaftsorganisationen sowie für drei Jahre gewählte
Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Im Senat werden alle wichtigen Entscheidungen beraten. Der Senat wählt den
Präsidenten und die Vizepräsidenten.
Um seine Beratungen über die Empfehlung zur
Finanzierung der Programme auf der Basis der
Ergebnisse der Programmbegutachtung und
über die Investitionspriorisierung vorzubereiten, hat der Senat die Senatskommission eingerichtet. Ihr gehören als ständige Mitglieder „ex
officio“ Vertreter von Bund und Ländern sowie
externe Vertreter für die sechs Forschungsbereiche, aber auch – je nach beratenem Forschungsbereich – wechselnde Mitglieder an.
Präsident
Geschäftsstelle
Der hauptamtliche Präsident vertritt die Helmholtz-Gemeinschaft nach außen und moderiert den Dialog
zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Er ist zuständig für die Vorbereitung und die Umsetzung
der Empfehlungen des Senats zur Programmförderung. Er koordiniert die forschungsbereichsübergrei­fende
Programmentwicklung, das zentrenübergreifende Controlling und die Entwicklung der Gesamtstrategie.
Die Geschäftsstelle und die internationalen Büros
in Brüssel, Moskau und Peking unterstützen den
Präsidenten, die Vizepräsidenten und den Geschäftsführer bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.
Vizepräsidenten
Der Präsident wird von acht Vizepräsidenten unterstützt, beraten und vertreten. Sechs wissenschaftliche
Vizepräsidenten sind zugleich die Koordinatoren der sechs Forschungsbereiche. Der kaufmännischadministrative Bereich ist durch zwei administrative Vizepräsidenten vertreten.
Energie
Erde und
Umwelt
Schlüssel­-­
technologien
Gesundheit
Struktur
der Materie
Luftfahrt, Raumfahrt
und Verkehr
Forschungsbereiche
In sechs Forschungsbereichen, die auf Grundlage der Programmorientierten Förderung forschen, kooperieren
Helmholtz-Wissenschaftler zentrenübergreifend mit externen Partnern – interdisziplinär und international.
Mitgliederversammlung
Die Helmholtz-Gemeinschaft ist ein eingetragener Verein, ihre Mitglieder
sind 15 (ab dem 1.1.2011 mit dem Forschungszentrum Rossendorf 16) rechtlich
selbstständige Forschungszentren und ein assoziiertes Mitglied.
Zentrales Gremium der Gemeinschaft ist – neben dem Senat – die Mitgliederversammlung, der je ein wissenschaftlich-technischer und kaufmännischer
▸▸ Alfred-Wegener-Institut für Polar- und
Vorstand der Mitgliedszentren angehören. Die Mitgliederversammlung ist
zuständig für alle Aufgaben des Vereins. Sie steckt den Rahmen für die
zentrenübergreifende Erarbeitung von Strategien und Programmen ab und
hat Vorschlagsrecht für die Wahl des Präsidenten und der Mitglieder des
Senats.
▸▸ Helmholtz-Zentrum Geesthacht
▸▸ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
▸▸ GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
▸▸ Karlsruher Institut für Technologie
▸▸ Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
▸▸ Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie
▸▸ Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
▸▸ Deutsches Krebsforschungszentrum
▸▸ Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
▸▸ Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
▸▸ Helmholtz Zentrum München – Deutsches
Meeresforschung
▸▸ Deutsches Zentrum für Neurodegenerative
Erkrankungen
▸▸ Forschungszentrum Jülich
Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
▸▸ Helmholtz-Zentrum Potsdam
Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
(MDC) Berlin-Buch
▸▸ Max-Planck-Institut für Plasmaphysik
(assoziiertes Mitglied)
▸▸ ab dem 1.1.2011 ist das Forschungszentrum Rossendorf Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft
imZentrum 16 | 17
Die Standorte der Forschungszentren
1GKSS-Forschungszentrum Geesthacht
(ab 1.11.2010 Helmholtz-Zentrum Geesthacht –
Zentrum für Material- und Küstenforschung)
www.gkss.de
2 Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
www.desy.de
7 Sitz der Helmholtz-Gemeinschaft, Geschäftsstelle Bonn
www.helmholtz.de
14 Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie
www.helmholtz-berlin.de
8 GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
www.gsi.de
15 Helmholtz-Zentrum Potsdam
Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
www.gfz-potsdam.de
9 Karlsruher Institut für Technologie
www.kit.de
3 Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
www.awi.de
4 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
www.dlr.de
16 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
www.ufz.de
10 Deutsches Krebsforschungszentrum
www.dkfz.de
11 Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
www.helmholtz-hzi.de
5Forschungszentrum Jülich
www.fz-juelich.de
6 Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen
www.dzne.de
12 Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
Berlin-Buch
www.mdc-berlin.de
13 Helmholtz-Geschäftsstelle Berlin
www.helmholtz.de
2
17 Forschungszentrum Rossendorf
(ab 1.1.2011 Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft)
18 Max-Planck-Institut für Plasmaphysik
(assoziiertes Mitglied)
www.ipp.mpg.de
19 Helmholtz Zentrum München
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
www.helmholtz-muenchen.de
1
3
12
13
11
5
14
15
16
4
6
17
7
8
9
10
18
19
Durchstarter
18
Eine Quelle für Inspiration und Innovation:
das Department of Radiation Sciences
Wer mit ionisierender Strahlung ausschließlich Gefahr assoziiert, hat ihr großes
Potenzial für Diagnostik und Therapie verkannt. Im neu gegründeten Department
of Radiation Sciences bündeln Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München ihre
langjährige Strahlenkompetenz, um medizinische Verfahren weiterzuentwickeln
Ein starkes Team: Michael Atkinson, Peter Jacob (hinten v.l.n.r.), Christoph Hoeschen und Horst Zitzelsberger (vorne v.l.n.r.) bündeln ihre Strahlenkompetenz
im Department of Radiation Sciences
imZentrum 18 | 19
Ein Department ist ein Zusammenschluss selbstständiger wissenschaftlicher Organisationseinheiten
am Helmholtz Zentrum München. In einem Department wird die am Zentrum zu einem bestimmten
Forschungsbereich vorhandene Expertise zusammengeführt. Innerhalb eines Departments organisieren die Mitglieder ihre Arbeiten im Rahmen der Zentrumsgovernance eigenständig. Jedes Department
bestellt einen Sprecher für zwei Jahre, der das Department in wissenschaftlicher Hinsicht vertritt.
Für Prof. Dr. Michael Atkinson wird mit der Gründung des Departments
of Radiation Sciences (DRS) die Strahlenforschung am Helmholtz Zentrum München neu ausgerichtet. Statt jedoch den ganzen Bereich mit
einer Art Kaltstart komplett neu „hochzufahren“, griffen die Partner des
DRS auf ihre langjährige Kompetenz zurück: Sie bündelten ihre Expertise in wichtigen Bereichen der Strahlenforschung, um sie mit „vereinter Power“ voranzutreiben. Für Atkinson, dem Sprecher des Departments, steht fest, dass fundierte Aussagen beispielsweise zur Wirkung
von Strahlen in der Tumortherapie nur getroffen werden können, wenn
Wissenschaftler verschiedener Disziplinen ihre unterschiedlichen Sichtweisen einbringen, aber Hand in Hand zusammenarbeiten. Und mit
einem Augenzwinkern fügt er hinzu: Auch von anderen Führungsstilen
könne man selbst als langjähriger Institutsleiter lernen.
Atkinson selber leitet das Institut für Strahlenbiologie (ISB). Weitere
Partner des DRS sind das Institut für Strahlenschutz (ISS) unter kommissarischer Leitung von Dr. Peter Jacob, die Abteilung Medizinische
Strahlenphysik und Diagnostik (AMSD), geleitet von Prof. (NRNUM) Dr.
Christoph Hoeschen, und die von Prof. Dr. Horst Zitzelsberger geleitete
Abteilung für Strahlenzytogenetik (ZYTO).
Effizient, weil interaktiv
Die vier Partner haben beschlossen, durch die Gründung des ersten Departments am Helmholtz Zentrum München wesentliche Arbeiten stärker aufeinander abgestimmt durchzuführen, um personelle, finanzielle und räumliche Ressourcen flexibler und damit effektiver nutzen zu
können. Die Wissenschaftler wollen mit ihrem Wissen auf den Gebieten
Strahlenbiologie, Strahlenrisikoanalyse, Strahlung und Umwelt sowie
Strahlung und Medizin interaktiv innovative Verfahren zur Bestimmung
von Strahlenexposition entwickeln, den medizinischen Fortschritt vorantreiben und gleichzeitig Strahlenschäden reduzieren. Nationale und
internationale Kooperationen mit exzellenten Partnern ergänzen dieses
Netzwerk und überführen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in
den praktischen Strahlenschutz und in den Bereich Strahlenmedizin.
Die Wissenschaftler des DRS nehmen als Ansprechpartner Nummer eins
in den Bereichen Strahlenschutz, biologisch-medizinische Strahlen­
effekte sowie deren zellbiologische und biophysikalische Grundlagen
eine Vielzahl an Beratungsfunktionen wahr.
Festliches Auftaktsymposium
Beim festlichen Auftaktsymposium des DRS am 23. November beglückwünschte Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer
am Helmholtz Zentrum München, die Partner des DRS für ihren Enthusiasmus und ihre Engagement. Sie hätten eine „echte Neuausrichtung
der Strahlenforschung am Zentrum erreicht: Hin zu einer Forschung,
die neue Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie vorantreibt.“ Das
DRS sei ein Musterbeispiel für team- und prozessorientiertes Arbeiten – beides diene der Wertschöpfung. Ehrengäste der Veranstaltung
waren MinR Wilfried Kraus (BMBF), MinR Dr. Axel Vorwerk (BMU), Prof.
Dr. Michael Molls (Klinikum rechts der Isar, TUM), Prof. Dr. Claus Belka
(Klinikum der Universität München) und Prof. Dr. Wolfgang-Ulrich
Müller (Universitätsklinikum Essen).
Während der Veranstaltung sorgte des Gitarrenduo „Kaiserschmidt“
für musikalische Pausen. Und dass Pausen manchmal entscheidend
sind, um den Ist-Zustand zu erfassen und sich dann erfolgreich neu
aus­zurichten, dafür ist der Start des DRS, des ersten Departments am
Helmholtz Zentrum München, ein hervorragendes Beispiel.
Durchstarter
Prof. Dr. Michael Atkinson
Kompetenz
Vernetzte Forschung
▸▸ Molekularbiologe
▸▸ Inhaber des Lehrstuhls für Strahlen­
biologie an der TUM
▸▸ Mitglied der Strahlenschutzkommission
(SSK) und deren Ausschuss “Riskio”,
Vertreter des Helmholtz Zentrums
München in MELODI und des Kompetenz­
verbunds Strahlenforschung
▸▸ Koordinator des EURATOM-Projekts
GENRISK-T
▸▸ Verbesserung der Möglichkeiten der Strahlen­
therapie (ISB, ZYTO)
▸▸ Nanopartikel zur spezifischen Diagnostik und
Therapie (AMSD, ISB, ISS)
▸▸ Genetische Suszeptibilität von strahlen­induziertem
Krebs (ISB, ISS)
▸▸ Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Strahlenexpo­
sition mit niedriger Dosis (ISB, ISS)
Mein Ziel ist, …
Institut für Strahlenbiologie (ISB)
▸▸ Individuelle Suszeptibilität
▸▸ Proteomics und kardiovaskuläre Effekte
▸▸ Modulierung der Strahlentherapie durch
„small molecules“ und mikroRNAs
▸▸ Biologie niedriger Strahlendosis
Leiter des Instituts für Strahlenbiologie (ISB)
Sprecher des Departments of
Radiations Sciences (DRS)
Fortschritte im Bereich der Strahlenbiologie niedriger Dosen und in der Strahlentherapie zu erzielen.
Außerdem sollen Forschungsaktivitäten des DRS zur
Vernetzung und zu einer gemeinsamen Forschungsstrategie innerhalb des Helmholtz Zen­trums München,
im Großraum München und innerhalb der HelmholtzGemeinschaft beitragen, um Grundlagenerkenntnisse
schnell in die Anwendung zu überführen.
Prof. Dr. Horst Zitzelsberger
Kompetenz
Vernetzte Forschung
▸▸
▸▸
▸▸
▸▸
▸▸ Verbesserung der Möglichkeiten der Strahlen­
therapie (ZYTO, ISB)
▸▸ Risikoanalyse durch Integration von Epidemiologie
und Strahlenbiologie (ISS, ZYTO)
▸▸ Strahlenassoziierte Biomarker und Mecha­nismen
in Tumoren“ (ZYTO, ISS)
Biologe, Schwerpunkt Zytogenetik
Promotion im Bereich Tumor-Zytogenetik
Habilitation im Fach Strahlenbiologie
außerplanmäßiger Professor für das Fach
Strahlenbiologie an der LMU München
▸▸ beratende Funktion in der „Chernobyl
Tissue Bank“
Mein Ziel ist, …
Abteilung für Strahlenzytogenetik (ZYTO)
▸▸ Mechanismen der Strahlenkarzinogenese
in Schilddrüsen- und Brustkrebs
▸▸ Integrative Biologie zum Nachweis
von Biomarkern in strahleninduzierten
Tumoren
▸▸ Molekulare Mechanismen der Strahlen­
empfindlichkeit von Tumorzellen
strahlenspezifische Tumormarker für die Strahlen­
therapie nutzbar zu machen und die der Tumorent­
stehung zugrunde liegenden zellulären Mechanismen
zu erforschen.
Leiter der selbstständigen Abteilung
Strahlenzytogenetik (ZYTO)
Biologische Strahlenwirkungen +++ Pathogenese und Risiko +++ Medizinische Strahlenbiologie +++ Optimierte Techn
imZentrum 20 | 21
Dr. Peter Jacob
Kompetenz
Vernetze Forschung
▸▸ Koordinator des Projektes EpiRadBio zur
Aufklärung von Krebsrisiken nach
Strahlen­expositionen mit geringen Dosen
▸▸ Vorsitzender der UNSCEAR Expertengruppe
„Unsicherheiten von Abschätzungen des
Krebsrisikos nach Strahlenexposition“
▸▸ Mitglied der Strahlenschutzkommission
(SSK)
▸▸ Vorsitzender der SSK Arbeitsgruppe
„Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Strahlenexpositionen mit geringen Dosen“
▸▸ Genetische Suszeptibilität von strahlen­induziertem
Krebs (ISB, ISS)
▸▸ Biokinetische Modelle und Nuklearmedizin
(AMSD, ISS)
▸▸ Qualitätsmessungen und Simulation, Optimierungs­
konzepte (AMSD, ISS, TUM, Munich Advanced
Photonics Exzellenzcluster (MAP))
▸▸ Risikoanalyse durch Integration von Epidemiologie
und Strahlenbiologie (ISS, ZYTO)
▸▸ Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Strahlen­
exposition mit niedriger Dosis (ISB, ISS)
▸▸ Personalisierte Nutzen-Risikoanalyse für Strahlen­
anwendungen in der Medizin (ISS, AMSD)
▸▸ Voxelmodelle und Simulation (AMSD, ISS)
▸▸ Strahlenassoziierte Biomarker und Mechanismen
in Tumoren (ZYTO, ISS)
▸▸ Nanopartikel zur spezifischen Diagnostik und
Therapie (AMSD, ISB, ISS)
Institut für Strahlenschutz (ISS)
Kommissarischer Leiter des Instituts
für Strahlenschutz (ISS)
▸▸ Experimentelle Radioökologie
▸▸ Retrospektive Dosimetrie und Radio­
ökologische Modellierung
▸▸ Personendosimetrie
▸▸ Biologische Strahleneffekte und
Gesundheitsrisiken
▸▸ Strahlenbiophysik
▸▸ Fortbildungen
Mein Ziel ist, …
schnelle, verlässliche Methoden zur Bestimmung von
Strahlenexpositionen zu entwickeln und Grundlagen für
eine personalisierte Risikoanalyse sowie deren nutz­
bringende Anwendung in der Medizin zu schaffen.
Prof. (NRNUM) Dr. Christoph Hoeschen
Kompetenz
Vernetzte Forschung
▸▸ Physiker, Schwerpunkt: Bio- und
Medizinphysik
▸▸ Promotion im Bereich „Digitale
Projektions­radiographie“
▸▸ Professur „Medizinphysik und Bildgebung“
an der National Research Nuclear University Moskau
▸▸ Mitglied der Strahlenschutzkommission
(SSK) und in verschiedenen Arbeitsgruppen
▸▸ Biokinetische Modelle und Nuklearmedizin
(AMSD, ISS)
▸▸ Qualitätsmessungen und Simulation, Optimierungskonzepte (AMSD, ISS, TUM, Munich Advanced
Photonics Exzellenzcluster (MAP))
▸▸ Neue Rekonstruktionsverfahren und Aufnahme­­geo­metrien (AMSD, TUM, MAP, Industrie)
▸▸ Nanopartikel zur spezifischen Diagnostik und
Therapie (AMSD, ISB, ISS)
▸▸ Personalisierte Nutzen-Risikoanalyse für Strahlen­
anwendungen in der Medizin (ISS, AMSD)
▸▸ Voxelmodelle und Simulation (AMSD, ISS)
Abteilung Medizinische Strahlenphysik
und Diagnostik (AMSD)
▸▸ Biokinetik und molekulare Medizin
▸▸ Dosisreduktion in der Bildgebung –
Qualitätssicherung, Simulation
▸▸ Methodenentwicklung und Translation
Leiter der selbstständigen Abteilung
Medizinische Strahlenphysik
und Diagnostik (AMSD)
Mein Ziel ist, …
mittels Nanopartikeln und monoenergetischen Strahlenquellen zu einem effizienteren Einsatz ionisierender Strahlung in der Medizin beizu­tragen und so die
personalisierte Medizin voranzutreiben.
nik in der medizinischen Strahlenanwendung +++ Personalisierte Strahlentherapie +++ Personalisierte Nutzen-Risiko
Eröffnet
Diabetes mellitus gibt es schon seit der Steinzeit. Und schon seit ­Jahrzehnten
wird versucht, die Rätsel dieser Stoffwechselerkrankung zu lösen. ­Dennoch
­warten allein in Deutschland mehrere Millionen Betroffene vergebens
auf Erkenntnisse, die Heilung in Aussicht stellen. Bis jetzt: Denn seit dem
9. ­November bündeln fünf Partner ihre Expertise im Deutschen Zentrum
für Diabetesforschung e. V., um gemeinsam Diagnose, Therapie und Prävention
der Volkskrankheit mit epidemischen Ausmaß zu verbessern. Ihre erste
Deadline für die Translation von Forschungs­ergebnissen in die Anwendung:
heute in drei Jahren
imZentrum 22 | 23
Neue Perspektiven für Prävention, Therapie und Diagnose:
Das Deutsche Zentrum für
Diabetesforschung geht mit
fünf Partnern an den Start
Bei der Podiumsdiskussion erläuterten die Sprecher der fünf DZD-Partner ihre Schwerpunkte: verstärktes Engagement in der Grundlagenforschung, in klinischen und translationalen
Studien, bei sozioökonomischen Fragestellungen sowie in der Verbesserung von Prävention, Therapie und Patientenversorgung (v.l.n.r.: Prof. Dr. Michael Roden,
Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost, Kay-Sölve Richter, Prof. Dr. Martin Hrabe� de Angelis, Prof. Dr. Michele Solimena, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Häring)
Eröffnet
2
3
1
„Das DZD ist ein Musterbeispiel für Kooperation statt einem Neben­
einander von universitärer und außeruniversitärer Forschung!“
Prof. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München
4
„Auch im Bereich Nachwuchsförderung hat das H
­ elmholtz
Zentrum München Vorbildfunktion für das DZD. Mit
HELENA, der Graduate School Environmental Health,
­bildet das Zentrum unter anderem im Bereich Diabetes
junge Wissen­schaftler mit Hard und Soft Skills auf
höchstem Niveau aus.“
7
63
Prof. Dr. Martin Hrabe� de Angelis, Helmholtz Zentrum München
Deutschlands medizinische Forschung ist weltweit anerkannt. Um jedoch
entscheidende Erkenntnisse gezielt in die medizinische Anwendung zu
bringen, müssen nationale Ressourcen und Potentiale gebündelt werden.
Der Plan: Sechs Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung – mit den
Schwerpunkten Neurodegeneration, Lungen-, Infektions-, Herzkreislaufund Krebserkrankungen sowie Diabetes mellitus – sollen das traditionelle
Nebeneinander universitärer und außeruniversitärer Gesundheitsforschung überwinden und stattdessen auf ihrem jeweiligen Gebiet vernetzt
Forschungsergebnisse rasch in den medizinischen Alltag transferieren.
Das Ziel: Volkskrankheiten sollen wirksam bekämpft werden. Denn die
Gründung der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung ist Teil der
Hightech-Strategie der Bundesregierung, die besagt, dass alle Menschen bestmöglich von Forschungsergebnissen profitieren sollen.
In der Gesundheitsforschung wird darunter konkret die Translation von
Erkenntnissen „from Bench to Bedside“, also von der Grundlagenforschung zur medizinischen Anwendung verstanden.
Erstes Etappenziel 2013
Die Umsetzung im Bereich Diabetes: Am 9. November wurde das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e. V. (DZD) in Berlin offiziell eröffnet. Es ist nach dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen das zweites Zentrum der Gesundheitsforschung, das seine Arbeit
aufnimmt. Im DZD haben sich fünf Partner zusammengeschlossen: das
Helmholtz Zentrum München, das als Sitz der Geschäftsstelle neben den
wissenschaftlichen auch wichtige koordinatorische Aufgaben übernimmt,
das Deutsche Diabetes-Zentrum Düsseldorf (DDZ), das Deutsche Institut
für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), das Universitätsklinikum der TU Dresden und die Universität Tübingen. Gemeinsam wollen
sie ihrem Ziel, wirksame Diagnose, Thera­pie und vor allem Prävention
5
für Diabetes zu erarbeiten, bereits in drei Jahren einen großen Schritt näher gekommen sein. Geballte Kompetenz und ein schneller persönlicher
Austausch von Ideen, Erkenntnissen und Materialien sollen die Teams
bei diesem Vorhaben unterstützen und für einen Paradigmenwechsel im
DZD sorgen: Weg von der Symptomlinderung, hin zur Ursachenforschung
und der Möglichkeit wirksamer Prävention und Heilung. Um maßgeschneiderte, kausale Therapien zu entwickeln, die das individuelle Risiko
jedes einzelnen Patienten berücksichtigen, untersuchen die fünf Partner
aus verschiedenen Blickwinkeln genetische Prädisposition, Gen-UmweltInter­aktionen, das Zusammenspiel mehrerer Risikofaktoren und die
molekularen Mechanismen.
Wertschöpfende Forschung
Nach diesem Prinzip arbeitet das Helmholtz Zentrum München schon
lange: Hier greifen großangelegte epidemiologische Studien, genetische und metabolische Analysen, mathematische Modelle und Stammzellforschung ineinander, um das Krankheitsbild Diabetes umfassend
zu charakterisieren. Prof. Dr. Martin Hrabe� de Angelis, Leiter des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München, des
gleichnamigen Instituts an der TU München und Diabetes-Sprecher
des Helmholtz Zentrums München, ist stolz darauf, dass in der German
Mouse Clinic zudem alle Stoffwechselvorgänge und Organsysteme im
Mausmodell strukturiert untersucht werden können. Klinische Kooperationsgruppen sorgen im Anschluss dafür, dass diese Grundlagenerkenntnisse schnell in die klinische Anwendung überführt werden und
auch gesundheitsökonomische Aspekte wer­den am Helmholtz Zentrum
München untersucht. Dass am Zentrum außerdem noch eine weltweit
führende Expertin im Bereich des Typ 1 Diabetes und Gestationsdiabetes, Prof. Dr. Anette Ziegler, forscht, weist das Helmholtz Zentrum München darüber hinaus als kompetenten Partner im DZD aus.
imZentrum 24 | 25
10
„Nur in Kooperation können Erkenntnisse schnell in die
klinische Anwendung überführt werden“, erklärt Günther
Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Helmholtz
Zentrum München, auf die Frage der Moderatorin
Kay-Sölve Richter nach seinen persönlichen Erfahrungen
in Wissenschaft und Industrie (1). Der Parlamen­tarische
Staatssekretär des BMBF, Helge Braun betonte, dass im DZD
die nationale Elite der Diabetesforschung gebündelt sei (3).
Martin Hrabe� de Angelis beschrieb, wie am Helmholtz
Zentrum München verschiedene Fachdisziplinen Diabetes
mellitus synergetisch untersuchen (6). Die Sprecher der
Partner (Michael Roden (DDZ) (2), Hans-Georg Joost (DIfE)
(4) Hans-Ulrich Häring (Uni Tübingen) (5), Michele
Solimena (TU Dresden) (7)) bekräftigten, in drei Jahren
wichtige Schritte im Bereich Diagnostik, Therapie und
Prävention erzielt haben zu wollen.
8
11
Nach der Podiumsdiskussion: Dr. Jan Grapentin (BMBF),
Prof. Dr. Günther Wess (Helmholtz Zentrum München),
Prof. Dr. Michael Roden (DDZ), Prof. Dr. Dr. Hans-­Georg
Joost (DIfE), Dr. Nikolaus Blum (Helmholtz Zentrum
­München), Prof. Dr. Martin Hrabe� de Angelis (Helmholtz
Zen­trum München), Prof. Dr. Michele Solimena (TU Dresden), Dr. Dr. h. c. Hans-Ulrich Häring (Uni Tübingen),
Astrid Glaser (DZD), Martin Reichel (Helmholtz Zentrum
München) und Dr. Helge Braun (BMBF) (9).
12
Der Parlamentarische Staatssekretär des BMBF,
Helge Braun, erklärte, dass die Deutschen Zentren für
­Gesundheitsforschung Strukturen schaffen, mit der
­Internationalisierung und Wertschöpfung vorangetrieben
werden können (8).
13
14
Beim anschließenden Get together tauschten
sich die Gäste bei musikalischer Untermalung des Jazztrios „Indigo“ über verschiedene
­Aspekte der Beiträge aus (10–14).
9
Schon gewusst?
Projektförderung
Schon gewusst …
… Dass der Bereich Projektförderung der Abteilung Programmplanung und Management (PPM-P) Sie bei der Planung und
Erstellung Ihrer Drittmittelanträge intensiv unterstützt?
Jeder vierte Euro, der am Helmholtz Zentrum München für Forschung ausgegeben wird,
stammt derzeit aus Drittmitteln. Um eine standardisierte, effiziente Abwicklung von Dritt­
mitteln zu gewährleisten, gibt es die zentrale Service-Stelle PPM-P. Denn diese Mitarbeiter
kennen sich aus: Jährlich betreuen sie rund 250 Anträge
: Wa s leis
SCHWERPUNKTE
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WER SIND UNSERE
WICHTIGSTEN K UNDEN?
▸▸ Alle Antragsteller aus den Instituten und Abteilungen
▸▸ Drittmittelförderer (BMBF, EU, Deutsche Forschungsgemeinschaft)
▸▸ Öffentliche Auftraggeber (Umweltbundesamt,
Bundesministerium für Umwelt, Universitäten)
▸▸ Sonstige Einzelförderer (Stiftungen, Universitäten)
Während der Pre-Award-Phase, die Akquise, Antragstellung und Vertragsabschluss beinhaltet, arbeitet PPM-P außerdem eng mit der Geschäftsführung
und den am Drittmittelprozess beteiligten Verwaltungsabteilungen zusammen.
Weitere S chwerpunkte
▸▸ Anwerbung exzellenter Wissenschaftler für das Zentrum
(Coaching der EU-ERC Kandidaten und Helmholtz NachwuchsGruppenleiter)
▸▸ Karriereentwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses,
Marie-Curie Maßnahmen, DFG-Einzelmaßnahmen, DAAD-Förderung,
Vermittlung von Partnern in EU-Projekten)
▸▸ Individuelle Begleitung bei EU-Projektkoordination
▸▸ Netzwerk mit EU-Projektmanagern
imZentrum 26 | 27
PPM-P K ontakt
Dr. Jürgen Ertel
Leitung Projektförderung
Gesamtkoordination und übergreifende Aufgaben,
forschungspolitische und strategische Analysen, Bewertung
von Fördermöglichkeiten, Unterstützung bei EU-Anträgen
mit den Schwerpunkten Health und Infrastruktur sowie dem
European Research Council (in Zusammenarbeit mit
Dr. Ursula Mitzka-Schnabel)
Telefon: -3022
E-Mail: ertel@helmholtz-muenchen.de
mitzka.schnabel@helmholtz-muenchen.de
Dr. Barbara Köhler
Betreuung der Förderprogramme des Helmholtz Impulsund Vernetzungsfonds
EU: Health Programm
Telefon: -3857
E-Mail: barbara.koehler@helmholtz-muenchen.de
Dr. Reinhard Winkler
Betreuung der nationalen und internationalen Förder­
programme außerhalb des EU-Programms, internationale
Kooperationen im Rahmen der Helmholtz-Gemeinschaft
Telefon: -2347
E-Mail: winkler@helmholtz-muenchen.de
Dr. Irina Uhlig
Die H erausforderung
Drittmittel unterliegen einer zunehmenden Komplexität der Förderbedingungen, ständiger Erweiterung der Förderinstrumente und -maßnahmen
sowie sich laufend ändernder Richtlinien. Ein professionelles Handling
ist deshalb unerlässlich, um das Risiko, dass ein Antrag abgelehnt wird,
zu minimieren, die optimale Finanzierung zu gewährleisten, die notwendigen Ressourcen / Infrastrukturen des Zentrums einzuplanen und eine
möglichst hohe Qualität der Antragstellung aus inhaltlicher und formaler
Sicht zu sichern.
Nur durch eine frühe Kontaktaufnahme des Projektleiters mit PPM-P
können die Fachleute aus dem Bereich Projektförderung eine optimale
Beratung und Unterstützung bei der Antragstellung sicherstellen.
PPM-P koordiniert die Einschaltung und Information aller beteiligten
Abteilungen (Recht und Technologietransfer, Finanzen, Personal,
Kostenrechnung) in der Antragsphase (Pre-Award).
Unterstützung bei EU-Förderungen:
Marie Curie, Environment, Food + Biotechnology, Euratom,
NMP, EU-Projektmanagement mit Projektmanager-Schulungen
sowie Betreuung von Preisen und der PPM-P-Homepage
Telefon: -2747
E-Mail: irina.uhlig@helmholtz-muenchen.de
Birgit Merz
Assistenz
Telefon:-2414
E-Mail: birgit.merz@helmholtz-muenchen.de
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Aufsteiger
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28
Karrierepfad
Dr. Dr.
Prof.
Dr.
Melanie
JürgenKönigshoff
Ruland
Ein paar gute Ideen –
konsequent verfolgen
Jürgen Rulands Arbeitsplatz entspricht seinem Arbeitsstil: Unnötiger Schnick-Schnack fehlt
imZentrum 28 | 29
Die Karriere von Prof. Dr. Jürgen Ruland begann vor 15 Jahren als Assistenzarzt
am ­Universitätsklinikum in Freiburg. Er betreute Krebs-Patienten, sprach mit ihren
­Angehörigen, sah Kranke an Infekten sterben. Heute, mit 43 Jahren, ist Ruland
Professor, leitet zwei Forschungsgruppen und hat in diesem Jahr gleich zwei große
Preise bekommen. Sein Rezept: Kreativität, ein klares Konzept und Fleiß
Wenn man Prof. Dr. Jürgen Ruland fragt, woher seine Motivation kommt,
die molekularbiologische Grundlage von Tumoren zu erforschen, dann
denkt er sofort an seine Zeit als Arzt im Klinikum: „Ich habe Krebs-Patienten leiden und sterben sehen. Deshalb möchte ich wissenschaftliche Resultate erzielen, die zu einem besseren Verständnis von Krankheitsprozessen beitragen und zu einer besseren medizinischen Versorgung führen.“
Das Geheimnis des Erfolges
Dass gerade die Kombination aus Wissenschaftler und Arzt eine erfolgversprechende Basis ist, bestätigen zwei Preise, die er kürzlich erhalten
hat: Der Wilhelm-Warner-Preis wurde ihm für die Arbeiten zur molekularen Pathogenese von malignen Lymphomen verliehen. Ruland
hat Strategien entwickeln, mit denen sich die Überlebenssignale der
aggressiven Lymphome unterbrechen lassen. Den Paul-Martini-Preis
bekam er für die Identifizierung mehrerer Rezeptor- und Schaltmoleküle im angeborenen Immunsystem. Neue Therapien sollen mithilfe
beider Forschungsarbeiten entwickelt werden. Wer so erfolgreich ist,
bei dem bleibt auch die Karriere nicht auf der Strecke: Im Dezember
2009 erhielt der Mediziner den Ruf auf den Lehrstuhl für Molekulare
Immunologie an der medizinischen Fakultät der Technischen Universität München. Am Helmholtz Zentrum München leitet er seit Sommer
2009 die Arbeitsgruppe „Signalverarbeitung im Immunsystem“.
Ruland ist Lehrender, Verantwortlicher, Vernetzter, Ideensammler und
Vielreisender, der sich regelmäßig auf Seminaren und Kongressen mit
Wissenschaftlern anderer Fachgebiete austauscht. Was ist das Geheimnis seines Erfolges?
Der Frage folgt Schweigen. Der Aufsteiger muss nachdenken. „Ich bin
sicher fleißig, aber nicht mehr als andere. Ich kann gut abstrahieren,
schon in der Schule habe ich gern Mathe und Physik gehabt. Und
wahrscheinlich habe ich einfach ein paar gute Ideen.“ Die kommen
ihm nebenbei in den Sinn. Beim Radeln von der Uni zum Helmholtz
Zentrum München, beim Ski fahren im Winter. „Sport ist eine gute
Auszeit, da kann ich die Gedanken schweifen lassen. Die besten Ideen
habe ich, wenn ich nicht verkrampft über eine Sache nachdenke“,
sagt Ruland. Dann fällt ihm noch ein Erfolgsgeheimnis ein. „Wenn ich
eine Idee habe, verfolge ich sie sehr fokussiert.“ Sofort bespricht er
sich dann mit Kollegen und plant die nächsten Schritte.
Skills für die Forschung
Ebenso zielstrebig wie heute die Forschung hat Ruland von Anfang an
auch seine Karriere verfolgt: Schon während des Studiums verließ er
Deutschland das erste Mal, ging nach Pittsburgh in die USA und arbeitete am Medical College Pennsylvania. „Diese Zeit hat mir viel gebracht“,
Aufsteiger
Prof. Dr. Jürgen Ruland wurde in diesem Jahr mit dem Wilhelm-Warner-Preis
2009 und dem Paul-Martini-Preis 2010 ausgezeichnet. Die Paul-Martini-Stiftung würdigte Rulands Arbeiten über Signaltransduktionswege im Immunsystem. Ruland hatte mehrere Rezeptor- und „Schalt“-Moleküle des angeborenen Immunsystems identifiziert und zeigen können, wie sie interagieren. Die
Ergebnisse sind Basis für die Entwicklung von Impfstoffen und neuen Therapien zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen. Der Paul-Martini-Preis ist
mit 25 000 Euro dotiert und wird alljährlich für herausragende Leistungen in
der Arzneimittelforschung vergeben.
Die Wilhelm-Warner-Stiftung zeichnete Rulands Forschungsarbeiten zur
molekularen Pathogenese von malignen Lymphomen aus. Neben der Aufklärung von Wachstumsmechanismen konnte Ruland Strategien entwickeln,
die auch bei aggressiven Lymphomen wesentliche Überlebenssignale unterbrechen. Die entdeckten Strategien sollen zu neuen Therapien bei malignen Lymphomen weiterentwickelt werden. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis
wird alljährlich für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen auch die MedizinNobelpreisträger von 1984 und 2008, Georges F. Köhler und Harald zur Hausen.
sagt Ruland. „Dort habe ich den grundlegenden klinischen Hintergrund
für meine Arbeit erworben.“ Und gleich noch ein paar hilfreiche Fähigkeiten dazu: Der Student hatte gelernt, viel zu arbeiten, mit Stress umzugehen und pragmatische Entscheidungen zu treffen. Ruland: „Dort durfte
ich mehr Verantwortung übernehmen, als das in Deutschland möglich
gewesen wäre und der Kontakt mit den Patienten – vor allem ihr Leiden –
hat mir vor Augen geführt, wie wichtig mein Forschungsbereich ist.“
Leukämien oder Lymphome entstehen? Wie lässt sich diese Signalkette
unterbrechen, um das unaufhörliche Wachstum zu stoppen? Ruland
studiert die Signalleitung im Immunsystem: Welche Signale bewirken,
dass die normale Körperabwehr aktiviert wird, wann begünstigen fehlgeleitete Signale die Entstehung entzündlicher Krankheiten?
Frisch promoviert und approbiert, arbeitete Ruland im Anschluss drei
Jahre im Krankenhaus. Dann reiste er nach Toronto und arbeitete dort
fünf Jahre im Krebsforschungsinstitut der Universität. Sein Chef war der
weltberühmte Wissenschaftler Prof. Dr. Tak W. Mak, Entdecker der T-ZellRezeptoren, ausgezeichnet mit unzähligen Preisen. Ein Mann, der seinen Mitarbeitern viel Freiraum gewährt, viel Raum für eigene Ideen und
Strategien lässt. „Tak Mak ist Chinese, sehr höflich, aber sehr determiniert. Er hatte eine gute Art, für kollegiale Stimmung zu sorgen und die
Arbeit voranzutreiben“, erinnert sich Ruland an seine Zeit in dem Labor,
in dem 30 Leute aus aller Welt gemeinsam forschten. „Das hat mich sehr
geprägt.“ Bis heute hat er ein gutes, fast schon väterliches Verhältnis
zu seinem ehemaligen Chef. „Wir tauschen uns über unsere Forschung
aus, sind regelmäßig in Kontakt.“ Und als Tak Mak erfuhr, dass Ruland
mit Frau und Kindern auf dem Weg zu einem Kanutrip in die kanadische
Wildnis war, lud er die ganze Familie in Toronto zum Abendessen ein.
Schon als Postdoc beschäftigte sich Ruland mit der Signaltransduktion
im Immunsystem. Bis heute hat ihn das Thema nicht losgelassen. Als er
2003 nach Deutschland zurückkehrte, begann er als Leiter einer Max-EderNachwuchsgruppe der deutschen Krebshilfe am Klinikum rechts der Isar.
Dort konnte er erstmals unabhängig eigene Ideen verwirklichen, denn mit
Prof. Dr. Christian Peschl, Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie, hatte er einen Chef gefunden, der die Arbeit der Nachwuchsgruppe
sehr unterstützte. „Laborflächen, Hilfe beim Aufbau der Gruppe – was immer ich brauchte, habe ich von ihm bekommen“, sagt Ruland. Heute umfasst seine Forschung gleich zwei Bereiche: Auf molekularbiologischer
Ebene untersucht er, wie bösartige Krankheiten und Tumore entstehen.
Mit seinem Team sucht er nach Antworten auf Fragen wie: Welche Signale veranlassen eine Zelle, sich immer wieder zu teilen, so lange, bis
„Ich bin mir sicher, das wir jetzt an einem Punkt
in der Forschung angekommen sind, an dem wir
alle Werkzeuge und Modelle in der Hand halten,
um wirksame neue Therapien und Impfungen
entwickeln zu können.“
Der ruhig wirkende Professor klingt, auf diesen Teil seiner Arbeit angesprochen, auf einmal sehr bestimmt: „Ich bin mir sicher, das wir jetzt
an einem Punkt in der Forschung angekommen sind, an dem wir alle
Werkzeuge und Modelle in der Hand halten, um wirksame neue Therapien und Impfungen entwickeln zu können.“ Die Arbeitsgruppe „Signal­
verarbeitung im Immunsystem“ am Helmholtz Zentrum München bietet
ihm dabei hervorragende Möglichkeiten. Im Moment besteht sein Team
zwar nur aus vier Kollegen, aber in Zukunft sollen es mehr werden.
Dann können längere und breiter angelegte Projekte begonnen werden, für die man einen längeren Atem braucht als einem die typischen
Drei-Jahres-Verträge an den Unis bieten. Den Zugang zu den am Zen­
trum befindlichen Technologien wie Genomik und Proteomik sowie
die intensive Zusammenarbeit mit der German Mouse Clinic auf dem
Campus braucht Ruland ebenso wie den regelmäßige fachlichen Austausch mit den Kollegen aus Toxikologie, Genetik und Hämatologie.
Ruland freut sich über die verliehenen Preise, weil damit seine Arbeit
und die seiner Mitarbeiter anerkannt wird. Das sei natürlich eine sehr
große Motivation. Aber mindestens genauso schätzt er die vielen Bewer­
bungen junger, talentierter Forscher. Denn Nachwuchsförderung ist ihm
sehr wichtig. Seine Doktoranden und Postdoktoranden sollen lernen,
sich zu entwickeln, Freiräume zu nutzen und so frei zu forschen, wie
er selbst es einst durfte. Ruland will, dass neue Ideen entwickelt und
umgesetzt werden – damit Forschung schnell und zielgerichtet dem
Patienten zu Gute kommt.
gezählt
imZentrum 30 | 31
Die Zahl im Zentrum
Das Helmholtz Zentrum München feierte am 29. September 2010 sein 50-jähriges
Jubiläum. Die Geschäftsführung hatte alle Mitarbeiter mit ihren Familien
eingeladen, sich – passend zur „fünften Jahreszeit“, dem Oktoberfest in München –
auf der Helmholtz-Wiesn zu vergnügen. Und: das gelang!
Gesellig und ganz traditionell begann die Mitarbeiter-Wiesn zur Mittagszeit mit typisch bayerischen Schmankerln – und die 1200 Gäste hatten
einen gesunden Appetit mitgebracht: Neben 4450 Bratwürstchen verspeisten sie unter anderen 792 halbe Grillhendl, 157 Steckerlfische, 120
Kilogramm Schweinsbraten und 2800 Brezn. Und um die Kehle zum
Mitsingen zur zünftigen Live-Musik der Band „Brandig“ feucht zu halten, wurden insgesamt 1850 Liter Flüssigkeit getrunken – darunter 1300
Halbe Bier, 1000 Halbe Spezi und 450 Halbe Apfelschorlen.
Für die Romantiker mit einem Hang zum Süßen standen die insgesamt
960 Lebkuchenherzen, die im Laufe des Nachmittags immer häufiger
stolz vor der Brust getragen wurden, zur Verfügung. Während 560 der
Herzen bereits mit einer aussagekräftigen Aufschrift wie „Du bist der
Hammer“ versehen waren, warteten auf der Festmeile vor der Mensa
400 weitere darauf, einen ganz persönlichen Schriftzug zu erhalten. Dass der Kreativität hier keine Grenzen gesetzt waren, zeigen die
Liebkosungen in Zuckerguss, die sich von „Krümelmonster“ bis hin zu
„Schnuckel und Schnuffi“ erstreckten.
Highlight des Nachmittags waren neben der Begrüßung seitens der
beiden Geschäftsführer und dem Magier Sebastian Nicolas – Vizeweltmeister 2009 seines Metiers – die Verleihung des mit 5000 Euro do-
tierten Paula und Richard von Hertwig-Preises. Der Verein der Freunde
und Förderer e. V. des Helmholtz Zentrums München zeichnete hiermit
ein 20-köpfiges Wissenschaftler-Team für besonders erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Diabetes-Forschung aus.
Wen die pünktlich zu Beginn des Festes durchblitzenden Sonnenstrahlen
nach draußen lockten, der hatte auf dem nostalgischen Wiesn-Gelände
die Qual der Wahl zwischen 13 traditionellen Attraktionen wie Dosen­
werfen, Hau den Lukas, Maßkrugschieben, Torwandschießen, einer
Fahrt auf dem Karussell oder einer der 2 Pony-Kutschen. Für eine kurzzeitige Erhöhung des Blutzuckerspiegels sorgten 800 Portionen Popcorn und gebrannte Mandeln, 600 Schokoküssse,
200 Ausgezogene, 500 Krapfen sowie 1200
Apfelküchel. Auf diese Weise gestärkt
und gut unter­halten hatten alle ihren
Spaß – die letzten Gäste hörten erst
auf zu feiern, als der Abbautrupp
anrückte und die Musik verstummte.
Strukturiert
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32
Strukturiert
Karrierepfad
Dr. Stefan
Dr. Melanie
Echinger
Königshoff
Kurze Wege für
schnelle Entscheidungen
Dezentralisierung war und ist ein wichtiges adminis­tratives Ziel: Wissenschaftler an
allen Standorten klagen über zu langsame Abläufe in der Verwaltung. Die Abteilung
Wissenschaftliche Organisationsentwicklung unter Leitung von Dr. Stefan Echinger
versucht, in diesem Bereich die PS auf die Straße zu bringen
Aufsichtsrat
Geschäftsführung
Forschung
Neuherberg
Administration Neuherberg
Programmplanung
& Management
Forschung
Großhadern
Personalabteilung
Geschäftsstelle Großhadern
Infrastruktur,
Sicherheit
& Arbeitsschutz
Finanzabteilung
Zentrale
Technische
Einrichtungen
Einkauf
Datenverarbeitung
& Organisation
Controlling
Bereich Personal
Bereich Finanzen / Controlling
Wissenschaftliche Koordination
Infrastruktur
Einkauf
Die Geschäftsstelle Großhadern ist eine dezentrale Dependance der Neuherberger Administration. Sie steht in ständigem Austausch mit der Administration auf dem Campus.
Der direkte Kontakt mit der Wissenschaft vor Ort beschleunigt Entscheidungen und ermöglicht so der Hauptstelle, sich zentralen Optimierungsprozessen zu widmen
imZentrum 32 | 33
„Dezentralisierung stärkt die Autonomie der Institute!“
Dr. Stefan Echinger, Leiter Wissenschaftliche Organisationsentwicklung
„Reibungslose Verwaltungsabläufe lassen die
Wissenschaft in den Vordergrund treten.“
Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer
„Viele Verwaltungsabläufe gewinnen an Sachnähe
und Flexibilität, wenn Institute sie selbst bearbeiten.
Und beide Faktoren beschleunigen den Prozess
entscheidend.“
Dr. Nikolaus Blum, Kaufmännischer Geschäftsführer
Der Mittelsmann: Stefan Echinger sorgt für schnellen Informa­tionsfluss
zwischen der Zentrale Neuherberg und der Dependance Großhadern
Das Ziel: Verwaltungsprozesse sollen schneller werden. Die Lösung:
Die Abteilung Wissenschaftliche Organisationsentwicklung (OE) wird geschaffen. Doch wer denkt, dass es sich hierbei um reines Aufstocken des
Personals handelt, hat den Kern der neuen Verwaltungsabteilung nicht erkannt. Denn dass das Team von Dr. Stefan Echinger seit Februar 2009 nicht
ausschließlich auf dem Campus des Forschungszentrums, sondern auch
im Erdgeschoss des Hämatologikums in Großhadern – in Fußnähe zum
Comprehensive Pneumology Center (CPC) – arbeitet, ist Konzept. OE hat
drei primäre Aufgaben am Standort Großhadern: Als wissenschaftlichadministrative Leitung soll sie die Weiterentwicklung des CPC unterstützen, das Management von wissenschaftlichen Neuausrichtungs- oder Neustrukturierungsprozessen vorantreiben und eine Geschäftsstelle am Standort Großhadern als Pilotprojekt der Dezentralisierungsstrategie aufbauen.
Konkret bedeutet das: Aufgaben und Fragen, die bisher nur an die
zen­trale Personal- oder Finanzabteilung in Neuherberg gestellt werden
konnten, können dank der neuen Dependance direkt vor Ort in Großhadern gelöst und entschieden werden. Dezentralisierung ist das Schlagwort. Die darunter gefassten Änderungen verkürzen Wege – im direkten
und übertragenen Sinne: Laufen sich die Verantwortlichen häufig über
den Weg, können einfache Fragen unkompliziert zwischen Tür und Angel
geklärt werden. Ein Vorgehen, das schneller zum Ziel führt, als wenn sich
die zentrale Administration neu in ein Thema einarbeiten müsste. Denn
vor Ort sind Ansprechpartner, die sich speziell mit den lokalen Angelegenheiten auskennen und dennoch „alte Zentrums-Hasen“ sind: Mitarbeiter
der neuen Geschäftsstelle arbeiteten zum großen Teil zuvor in den Verwaltungsabteilungen des Neuherberger Campus. Neben den Schwerpunkten „Personal und Finanzen“ koordiniert Echingers Team auch Aufgaben
in den Bereichen Bau, Technik, Sicherheit, Einkauf und der wissenschaftlichen Institutsentwicklung. Die übergreifende Koordination seitens OE
beschleunigt zum einen die Prozesse und entlastet zum anderen auch die
Institute. Die neuen Managementstrukturen, die mit der Gründung der
Abteilung OE zur Verfügung stehen, bieten optimale Voraussetzungen,
um neue Organisationsformen wie das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung oder das geplante Deutsche Zentrum für Lungen­forschung erfolgreich zu implementieren.
Dezentralisierung am Zentrum – drei Erfolgsstories
Neuer wissenschaftlicher Fokus des Instituts KMOLBI
Mit der Emeritierung des Institutsleiters für Klinische Molekularbiologie
und Tumorgenetik, Prof. Dr. Georg Bornkamm, wurde die thematische
Neuausrichtung auf die Genetik des hämatopoetischen Systems sowie
die Nachfolgeberufung eingeleitet. Aufgabe von OE war es, zu Beginn
dieses Prozesses die bestehenden Arbeitsgruppen in andere Organisationseinheiten zu überführen. Und es gelang: Aus der Arbeitsgruppe von
Prof. Dr. Dirk Eick wurde die Abteilung „Molekulare Epigenetik“ gegründet. Um das gemeinsame Berufungsverfahren für die Neubesetzung des
Instituts aufnehmen zu können, musste im Jahr 2009 die Ressourcenlage
in enger Abstimmung mit dem kommissarischen Leiter und den Zentralabteilungen geprüft werden. Parallel zum laufenden Verfahren mussten
der Vertrag mit der LMU sowie die Personal-, Finanz- und die Bau-Investitionsplanung koordiniert werden. OE konnte diese Prozesse beschleunigen und den kommissarischen Leiter Prof. Dr. Wolfgang Hammerschmidt
wirkungsvoll entlasten. Dies sind entscheidende Vorarbeiten, um das
laufende Berufungsverfahren effektiv zu begleiten und erfolgreich zum
Abschluss zu bringen.
CPC-Implementierung
Die direkte Anbindung des Comprehensive Pneumology Center (CPC) an die
dezentrale Verwaltung in Großhadern führt dazu, dass OE als Querschnitts­
abteilung alle operativen Prozesse kompetent von Beginn an begleiten
konnte. Zu den bereits erfolgreich umgesetzten Vorhaben gehören unter
anderem die Übersetzung des Strukturkonzepts in eine Finanz- und Perso­
nalplanung für die Aufbauphase, die Steuerung der Bauplanung und
Ausführung sowie die organisatorische Umsetzung im SAP. Um inhaltliche
Synergien voll ausschöpfen zu können, betreut OE neben dem CPC auch
das Institut für Lungenbiologie am Standort Neuherberg.
Weiterentwicklung des Instituts für Epidemiologie
Die Abteilung OE betreut die Weiterentwicklung des Instituts für Epidemiologie in drei neue Institute und eine selbstständige Abteilung. Sie
übernimmt in diesem Zusammenhang die formellen Abläufe der Berufungsverfahren, die Erstellung von Personal- und Finanzkonzepten sowie
deren Implementierung. Die Bündelung dieser administrativen Prozesse
in einer Hand ermöglicht eine schnelle Umsetzung und ein einheitliches
inhaltliches Konzept.
imZentrum 32 | 33
Rätsel
Gerätselt
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Drei Mitarbeiter mit der richtigen Lösung gewinnen!
Bemerkt
imZentrum 34 | 35
Magische Fuel Cells
Wenn ein Baum eine Straßenlaterne zum Leuchten bringt, dann hat das nichts mit Magie
zu tun, sondern mit einem Phänomen namens „Plant Microbial Fuel Cells“. Dr. Michael
Rothballer forscht an dieser zukunftsträchtigen Form der Energiegewinnung. Magie gibt
es im Leben des Erwin Schrödinger-Preisträgers trotzdem: In Fantasy-Rollenspielen
Dr. Michael Rothballer mag die Rolle des Meisters. Und das in beiden
Welten, in denen er bevorzugt lebt: In der der Wissenschaft ebenso wie
in der Welt der Rollenspiele, die er in seiner Freizeit gemeinsam mit
Freunden zum Leben erweckt. Beruflich leitet er als Stellvertretender
Leiter der Arbeitsgruppe „Wurzelmikrobiologie“ in der selbstständigen
Abteilung Mikroben-Pflanzen-Interaktionen Studenten und Doktoranden
an, das Zusammenspiel von Pflanzen und Mikroben zu untersuchen. Bereits 2007 hat er gemeinsam mit einigen Kollegen den Erwin Schrödinger Preis für die „Analyse der Strategien von Bakterien in komplexen,
natürlichen Umgebungen“ erhalten. In einem internationalen Projekt
aus EU-Mitteln sollen nun sogenannte Plant Microbial Fuel Cells
(Plant MFCs) entwickelt werden, die im großen Maßstab auf
umweltverträgliche Weise Strom erzeugen. Eine Energiequelle der Zukunft.
Noch können die im Forschungsverbund zusammenarbeitenden Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, den
Niederlanden und Belgien mit einer Prototyp-Zelle lediglich einen Digital­
wecker betreiben. Rothballer sieht darin nicht mehr als „ein Gadget“. Aber:
„Es ist ein Anfang.“ Was zählt, ist das Prinzip – und der „Proof of Prin­ciple“
ist erbracht. Und so funktioniert’s: Eine im Wasser stehende Pflanze scheidet über die Wurzel Kohlenstoffverbindungen aus, davon ernähren sich
Mikroben, die dabei ihrerseits Elektronen abgeben. Eine Anode fängt
diese Elektronen auf und leitet sie an ein angeschlossenes Gerät weiter.
Elektrochemiker arbeiten derzeit daran, korrosionsbeständige und kostengünstige Leiter-Materialien zu entwickeln. Die bisher verwendeten
Graphitkugeln als Leitermaterial sind zu teuer und im größeren Maßstab
unpraktikabel. Rothballer wiederum arbeitet am Helmholtz Zentrum
München daran, die effizientesten Bakteriengruppen zu identifizieren.
„An dem Forschungsverbund sind auch Firmen beteiligt, die darauf warten, groß einzusteigen, sobald ein höherer Effizienzgrad erreicht ist“,
versichert Rothballer. Nicht ausgeschlossen, dass schon bald Bäume
Straßenlaternen mit Strom versorgen, oder dass Pflanzenkulturen auf nordseitigen Hausdächern Energie erzeugen, wo
Solaranlagen versagen würden.
Im Zweifel entscheidet der Würfel
Dass das alles ein wenig nach Zauberei klingt, überrascht bei Rothballer nicht. In seiner Freizeit-Welt, den Rollenspielen, ist häufig Zauberei
im Spiel: Er erfindet Fantasy-Geschichten, die so plausibel klingen und
konsistent sind, dass Freunde sich schon seit acht Jahren regelmäßig mit
Eine ganz reale Erfindung von Michael Rothballer: Stromerzeugung mithilfe einer
High-Tech-Zelle, einer Pflanze und Wasser
ihm treffen, um sich in düsteren Plots zu bewähren. Gespielt wird, indem man sich gegenseitig erzählt, was man in Gedanken tut – in Zweifelsfällen wird mit einem 20-seitigen Würfel entschieden. Der zweifache Familienvater denkt sich in der Rolle des Meisters zum Beispiel eine
neue Kampagne im Erfolgsspiel „Das schwarze Auge“ aus. Natürlich
geht es darum, das Böse zu besiegen. Und natürlich gibt es
in dieser Welt Zauberer und Kobolde, Heiler und Priester
und viele andere hilfreiche Charaktere – und einen
Schwarzmagier namens Borbarad, der die göttliche Ordnung umstoßen will.
Egal, welcher Plot es ist, Rothballer gehorcht stets
dem ersten Gebot aller Rollenspiele: Du sollst nicht langweilen! Er fühlt sich „verantwortlich für den Spaß der Gruppe“. Dass
dieses Prinzip nun schon seit acht Jahren funktioniert, zeigt: Da wird
eine Menge Energie freigesetzt am Rothballerschen Wohnzimmertisch.
Der Mann setzt die Leute gewissermaßen unter Strom. In diesem Fall als
„Magical Fuel Cell“.
Globetrotter
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T-Zell-Transfer – mit dem Zug
Berlin
München
imZentrum 36 | 37
Gerade noch im Labor, jetzt schon auf dem Weg zum Münchner Hauptbahnhof: Elfriede Nößner und Stefani
Spranger bringen aktivierte T-Zellen von München nach Berlin
Im Kampf gegen Krebs entwickeln zwei Forschungszentren der Helm­
holtz-Gemeinschaft eine Methode, das Immunsystem von betroffenen
Patienten gentechnisch aufzurüsten. Die Crux: Weder die Forscher­
gruppe am Institut für Molekulare Immunologie in München, noch das
Pendant in Berlin könnten das entsprechende Präparat im Alleingang
herstellen – für das Münchner Team gehört daher das Reisen zum Job
wie das Mikroskopieren. Transportmittel der Wahl: der ICE
Mephisto hat’s dem Faust geflüstert und seither weiß ein jeder, dass Blut
ein „besond’rer Saft“ ist. Genau das ist es auch für Leute, die keinen Pakt
mit dem Teufel unterzeichnet haben, sondern bei der größten deutschen
Forschungsorganisation unter Vertrag stehen, um herauszufinden, was
bestimmte Zellen im Blut dazu veranlasst, Tumorzellen unschädlich zu
machen. Konkret: PD Dr. Elfriede Nößner, Leiterin der Arbeitsgruppe Tumorimmunologie am Institut für Molekulare Immunologie (IMI) in München Großhadern, und Doktorandin Stefani Spranger versuchen weißen
Blutzellen der körpereigenen Immunabwehr, sogenannten T-Zellen, beizubringen, maligne Tumorzellen gezielt zu erkennen und zu zerstören.
hadern, und in Berlin, am Max-Delbrück-Center (MDC) für Molekulare
Medizin, ebenfalls eine Helmholtz-Einrichtung. Jedes der Institute deckt
mit seinem speziellen Know-how nur einen Teil des Verfahrens ab: Das
Team in München ist Experte für die Charakterisierung von T-Zellen und
deren ­T-Zellrezeptorgenen, welche den Tumor besonders effizient erkennen können. Die Kollegen in Berlin wiederum haben sich auf den Transfer der T-Zellrezeptorgene spezialisiert. Und weil außerhalb des Labors
die Zellen nur kurz haltbar sind, rauschen Stefani Spranger und Elfriede
­Nößner im Rahmen ihres Kooperationsprojektes im Transregio-Sonderforschungsbereich (SFB) seit vier Jahren wie der Teufel durch die Republik, im Gepäck stets ein Köfferchen mit ganz besonderen Produkten.
Immer en Tour
Immer wenn am IMI, dem Institut auf dem Gelände des Klinikums Großhadern, eine T-Zelle die gewünschten tumorspezifischen T-Zellrezeptoren besitzt, wird der Brutschrank geöffnet, die entsprechenden Gene werden isoliert und mit der Post ins Berliner Labor des Max-Delbrück-Centers
geschickt. Hier stehen die Kollegen parat, um die wertvolle Fracht optimal
Das Besondere in diesem Fall: Ohne die Deutsche Bahn wäre der Kampf
gegen das Böse kaum zu gewinnen. Denn die Labore liegen in München, am Helmholtz Zentrum München gegenüber dem Klinikum Groß-
Globetrotter
Die schwarze Tasche: Immer dabei, wenn
sich Elfriede Nößner und Stefani Spranger mit
dem Zug auf den Weg nach Berlin machen.
Ein überprüfender Blick im Zug: Ja, der wertvollen
Fracht geht es gut
auf den Gentransfer vorzubereiten. Ist dies geschehen, aktivieren Nößner
und Spranger T-Zellen von gesunden Spendern in einer Weise, dass sie in
einer weiteren Behandlung in Berlin Genmaterial aufnehmen und später
im Körper Krebszellen als feindlich erkennen und zerstören können. Die
Schwierigkeit, der sich die Münchner Forschergruppe unter der Leitung
von Prof. Dr. Dolores Schendel dabei stellen muss: Sie müssen dem Immunsystem gewissermaßen die Augen öffnen, damit es die Bedrohung
erkennt und nicht untätig bleibt, dürfen es aber nicht so stark aktivieren,
dass es auf normale körpereigene Zellen losgeht. Nößner weiß von langen Tagen des Experimentierens im Labor, dass das „ganz und gar keine
triviale Angelegenheit ist“. Doch das Münchner Team hat die optimalen
Bedingungen herausgefunden: Sie können alle Parameter so justieren,
dass in Berlin das Genmaterial eingebaut werden kann.
Die Uhr tickt
Sind die Gene in Berlin bereit, macht sich eine der beiden Wissenschaftlerinnen aus Großhadern, meistens Stefani Spranger, auf den Weg nach
Berlin. Hier angekommen, werden die T-Zellen gemeinsam mit Berliner
Kollegen auf den Gentransfer vorbereitet. Nach dem erfolgreichen Transfer machen sich die Zellen auf die Reise. Jedoch nicht ohne sorgfältige
Vorbereitung: Zunächst kommt die Kultur in Flaschen, rund 108 Zellen
müssen es sein. Damit ja nichts schwappt, wird die Flasche randvoll mit
Medium gefüllt und fest verschlossen. Weil die Zellen es möglichst warm
mögen, sind alle Flaschen mit Tüchern umwickelt, in ein Wärmepack gegeben und in einem Styropor-Köfferchen verschlossen. „Die Zellen mögen
es halt gerne kuschelig“, scherzt Diplombiologin Spranger. Im Zug kommt
die fragile Fracht dann unter den Sitz.
„Die Zellen mögen es halt gerne kuschelig.“
Verkehrsmittel der Wahl ist der öffentliche Nah- und Fernverkehr:
Von der Stadtgrenze in Buch mit der Buslinie 351 und S2 zum Berliner
Hauptbahnhof, von hier mit dem Zug zum Münchner Hauptbahnhof
und dann weiter mit den U-Bahnlinien U1 und U6 nach Großhadern.
In München angekommen, müssen die Zellen schnellstmöglich in den
Brutschrank zurück. Und zwar noch zu passabler Laborzeit, denn nur
wenn die Zellen rechtzeitig abzentrifugiert werden – und so wieder atmen können – überlebt die kostbare Fracht und das Münchner Team kann
überprüfen, ob die gentechnisch veränderten Zellen in der Lage sind,
Tumore zu erkennen und auch unschädlich zu machen. Fliegen wäre
sicher die schnellere Transportmöglichkeit, kommt aber wegen der
Sicherheitsvorschriften nicht in Frage, Autofahren wiederum wäre zu
anstrengend und riskant. Bleibt also nur die aufwendige Fahrt mit
Bus, U-, S-Bahn und Zug.
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Die Frage, ob die Münchner den Hauptstadtbesuch nutzen, um regel­
mäßig das Berliner Nachtleben zu genießen, verneinen die Kuriere:
„Nach so einem Tag freut man sich normalerweise auf das Zimmer im
Gästehaus auf dem Campus des Klinikums.“ Selten besuchen sie den
„Palast der Republik“, eine Ostalgie-Bar am Prenzlauer Berg. Kolloquien
und Symposien, die halbjährlich für Studierende und Gruppenleiter stattfinden, bieten da eher Gelegenheit, sich auch mal privat auszutauschen.
Oder ein Besuch des Biergartens „Waldheim“, der immer dann auf dem
Programm steht, wenn die Hauptstädter mal nach München kommen.
Die intensive Zusammenarbeit zwischen den beiden Instituten besteht
nun bereits seit 1991. Und die Erfolge, die nicht zuletzt durch das ständige Hin und Her von Süd nach Ost zu verbuchen sind, können sich sehen lassen: Während normalerweise nur etwa 0,5 Prozent der für die
Immun­antwort verantwortlichen T-Zellen Tumorzellen erkennen und
angreifen, sind es nach Aktivierung und Einbau des T-Zellrezeptors rund
50 Prozent. Und da beide Helmholtz-Standorte aufs Engste mit renommierten Kliniken verknüpft sind, kann das Team seine Erkenntnisse aus
der Grundlagenforschung direkt in klinische Untersuchungen einfließen
lassen und auf dem schnellsten Weg zur Anwendung bringen.
stattgefunden
Am 29. September 2010 feierte das Helmholtz Zentrum sein
50-jähriges Jubiläum. Passend zur fünften Jahreszeit, dem
Oktoberfest in München, feierten die Mitarbeiter ihre Helm­holtz-Wiesn. Dr. Nikolaus Blum, Kaufmännischer Geschäfts­
führer, wünschte den Gästen ein fröhliches Miteinander
an diesem Festtag und eine gute Zusammenarbeit aller
Mitarbeiter am Zentrum auch für die weiteren 50 Jahre (3).
Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer,
erinnerte an die Entwicklung, die das Helmholtz Zentrum
München in den vergangenen 50 Jahren vollzogen hatte.
Er betonte, dass nicht zuletzt die konsequente Weiterentwicklung der Forschungsausrichtung dazu geführt hat, das
Zentrum zu einem wichtigen Ansprechpartner in Fragen
der Gesundheitsforschung zu machen (1). Am Nachmittag
verlieh Prof. Dr. Martin Göttlicher, Vorsitzender des Vereins
der Freunde und Förderer e. V., den Paula und Richard von
Hertwig-Preis für besonders erfolgreiche interdisziplinäre
Zusammenarbeit im Bereich der Diabetes-Forschung (2).
1
2
3
Dritter Doktorandentag:
Eröffnung der
Graduiertenschule HELENA
Das Helmholtz Zentrum München feierte am 26.
Oktober zum dritten Mal den Graduate Students’
Day. Dr. Christian Langebartels, Leiter der Abteilung Programmplanung und Management (PPM),
begrüßte alle Doktorandinnen und ­Doktoranden
am Zentrum. Am dritten Doktorandentag wurden
wie bei den Veranstaltungen der beiden vergangenen Jahre traditionell die Doktorandenvertreter gewählt und die Doktorandenpreise ­verliehen.
Außerdem bot sich die Gelegenheit, den Startschuss von HELENA, der Helmholtz Graduate
School Environmental Health, zu feiern. HELENASprecher Prof. Dr. Hans-Werner Mewes betonte,
dass durch die internationalen Kooperationen und
Vernetzungen eine Promotion in HELENA weltweit von Bedeutung sei. HELENA bietet in acht
thematischen Feldern und insbesondere in interdisziplinären Projekten Hard und Soft Skills, um
beispielsweise Karrieremöglichkeiten voll ausschöpfen zu können (1). Prof. Dr. Gerhard Wenzel,
ehemaliger Dekan des Wissenschaftszentrums
Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und
Umwelt der TU München, rief die jungen Wissenschaftler dazu auf, ihre Zukunft selber in die Hand
zu nehmen: Eigene Ideen und Selbstmanagement
seien für einen erfolgreichen Forscher unverzichtbare Qualifikationen (2). Dr. Isolde von Bülow,
Leiterin des Graduate Center der LMU München,
lobte die Möglichkeit, durch HELENA den Blick
über den Tellerrand der eigenen Forschung auf
eines der sieben weiteren Themenfelder aus dem
Bereich Environmental Health zu werfen (3).
Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Sprecher des Helmholtz-Kollegs „Lung Biology and Disease“ verwies
darauf, dass die Basis eines erfolgreichen Wissenschaftlers sowohl eine breite wissenschaftliche
Expertise als auch eine umfassende Ausbildung
in den Bereichen Kommunikation, Führung und
Management sei. Beides biete HELENA. Überdies
betonte Eickelberg, dass jeder kleine Erfolg ein
wichtiger Beitrag für die Wissenschaft sei (4). Dr.
Monika Beer, Leiterin des bei der Abteilung PPM
angesiedelten Graduate Student Office, stellte das
Konzept der Graduiertenschule sowie das neue
Credit Point System vor (5). Die diesjährige Career
Lecture kam von Prof. Dr. Rolf Issels. Unter der
selbstgewählten Überschrift „Per aspera ad astra“
– Issels: „das bedeutet frei übersetzt no risk – no
fun“ – umriss der Mediziner und Biochemiker den
Weg seines Therapiekonzeptes von der Grundlagenforschung bis zum klinischen Durchbruch (6).
Feierlich wurden die Dokorandenvertreter des vergangenen Jahres verabschiedet (7). Der mit jeweils
1500 Euro dotierten Doktorandenpreis des Vereins
der Freunde und Förderer (VdFF) ging an Dr. Elke
Glasmacher, Dr. Hanna Eilken sowie Dr. Christian
Gieger stellvertretend für seine Mitarbeiterin Dr.
Martina Müller (8). Am Ende des Tages diskutierten die Doktoranden die Eindrücke der Veranstaltung in gemütlicher Runde am Lagerfeuer (9).
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imZentrum 40 | 41
Über die Schulter geschaut
Stattgefunden
2. Halbjahr 2010
Bundesministerin für Bildung und Forschung im Schneefernerhaus
Prof. Dr. Annette Schavan besichtigte am
16. August in Begleitung von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus auf der
Zugspitze und warf dabei auch einen Blick
in die Forschungslabore des Helmholtz
Zentrums München. Die Wissenschaftler
untersuchen hier Wechselwirkungen zwischen
Klima und Strahlung aus dem Weltall.
Leiter des Referats Lebenswissenschaftliche Forschungseinrichtungen
des BMBF zu Gast
MinR Dr. Jan Grapentin besuchte am 11.
Oktober das Helmholtz Zentrum München.
Der seit August für das Zentrum zuständige
Referatsleiter war von den Arbeiten des
Zentrums und seiner Bedeutung in der deutschen Gesundheitsforschung beeindruckt.
Im Rampenlicht stehen die Wissenschaftler. Doch
ohne die engagierte Arbeit vieler anderer auf dem
Campus sähen ihre Arbeitsbedingungen anders aus.
imZentrum begleitet diese Mitarbeiter und berichtet.
Diesmal:
Helmholtz-Geschäftsführer präsentiert Helmholtz-Validierungsfonds
Dr. Rolf Zettl, Geschäftsführer der HelmholtzGemeinschaft, präsentierte am 21. Oktober
bei seinem Besuch am Helmholtz Zentrum
München den Helmholtz-Validierungsfonds
(HVF). Dieses neue Förderinstrument der
Helmholtz-Gemeinschaft für den Technologietransfer soll der Weiterentwicklung und
Verwertung von Forschungsergebnissen
dienen.
Im Notfall schneller beim Patienten
Seit dem 30. September ist das Helmholtz Zentrum München neuer Notarztstandort für den
Münchner Norden. „Bei einem Notfall kommt
es auf jede Minute an“, betonte die Münchner
Landrätin Johanna Rumschöttel bei der Standorteinweihung. Dr. Nikolaus Blum, Kaufmännischer Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, ergänzte: „Damit leistet das
Forschungszentrum auch in diesem Bereich
einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit unserer Mitbürger.“
Für jeden Notfall gewappnet: Bernd Goldschmidt
ist rund um die Uhr zur Stelle – egal, wo es brennt
DER WERKFEUERWEHR
über die Schulter geschaut
Wenn der Mann von der Werkfeuerwehr nur ein Mann für’s Feuer
wär’, dann hätte er nicht übermäßig viel zu tun. Bei 151 Einsätzen im
vergangenen Jahr mussten Hauptbrandmeister Bernd Goldschmidt und
seine 32 Kameraden und Kameradinnen lediglich 14-mal löschen. Viel
häufiger waren sogenannte „First Responder“-Einsätze, bei denen
ebenfalls Leben bedroht war, aber nicht durch Feuer und Rauch. Ende
Oktober letzten Jahres etwa erlitt eine Frau in Gebäude 56 einen Herzinfarkt. In solchen Fällen sinkt die Chance zu überleben mit jeder Minute rapide. Doch Goldschmidts Leute waren sofort zur Stelle. Und weil
alle seit nunmehr 20 Jahren von Betriebsarzt Dr. Werner Kirchinger medizinisch geschult werden, konnten sie die Frau solange professionell
versorgen, bis der Notarzt eintraf. Insgesamt sieben Herzinfarkt-Patienten rettete die Feuerwehr auf diese Weise das Leben.
Zigarette in Mülleimer. Im Keller von Gebäude 35 entwickelte sich so ein
heftiger Schwelbrand. Im hochgiftigen Rauch konnte man nicht mehr die
Hand vor Augen sehen, erinnert sich Goldschmidt.
Weil solche Einsätze nicht von Laien gefahren werden können, wurde
die vor 40 Jahren gegründete Betriebsfeuerwehr in eine Werkfeuerwehr mit derzeit zwei hauptamtlichen Angestellten umgewandelt.
Möglichst alle Abteilungen sollten ehrenamtliches Personal stellen,
doch die meisten Mitglieder stammen aus der Abteilung für vergleichende Medizin und der Betriebstechnik. Und diese versuchen mit
vollem Einsatz, jede gefährliche Situation in den Griff zu kriegen.
Eine Python in Neuherberg
Brandbekämpfung ist natürlich trotzdem nach wie vor dringend nötige
Kernkompetenz: Anfang Oktober etwa entstand bei Bitumen-Arbeiten im
Bauteil 5.34 ein Feuer, das nur geschützt durch professionelle Atemschutz­ausrüstung gelöscht werden konnte. Ein anderes Mal brannte eine veraltete Lampendrossel durch und schlug wegen erhöhter Staubentwicklung
Flammen. Auch nachts um 1:50, als der Überhitzungsschutz eines Ofens
versagte, war die Werkfeuerwehr zur Stelle. Und natürlich der Klassiker:
Und das oft unbemerkt, ganz ohne spektakulären Kampf gegen lodernde Flammen: So schlängelte sich eines Tages im Jahr 2008 eine
meterlange Python ungeklärter Herkunft über das Zentrumsgelände.
In solchen Fällen sind alle heilfroh, wenn sie schnell die 333 ins Handy
tippen können und unverzüglich Hilfe naht. Denn die Werkfeuerwehr
ist ja für alle Fälle gerüstet.
Impressum
imZentrum, das Magazin für ­Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Helmholtz Zentrums
­München, erscheint dreimal pro Jahr. Einzelhefte können bei der Abteilung Kommunikation
angefordert werden.
Aufgefallen
Dr. Wolfgang Kreyling
Institut für Lungenbiologie und Leiter der
Arbeitsgruppe Nanopartikel Dosimetrie
ist mit dem Thomas T Mercer Preis ausgezeichnet worden. Die hochrangige Auszeichnung wird jährlich gemeinsam von
den beiden Aerosolgesellschaften AAAR
(American Association for Aerosol Research) und ISAM (International Society for
Aerosols in Medicine) verliehen. Kreyling
wird für seine Forschung zur LungenClearance ausgezeichnet. Diese Arbeiten
haben wesentlich zur Entwicklung eines
Modells zur Lungendosimetrie von Partikeln beigetragen.
Prof. Dr. Jörg-Peter Schnitzler
Institut für Biochemische Pflanzenpathologie (BIOP), hat am 1. Oktober die Leitung
der Abteilung Experimentelle Umweltsimulation (EUS) übernommen. Neben der
„Wirkung von UV-B-Strahlung auf Pflanzen“ untersucht Schnitzler den Einfluss von
Klima- und Umweltänderungen auf die
Biosynthese von flüchtigen organischen
Verbindungen und deren biologische und
ökologische Funktionen. Schnitzler ist
außerplanmäßiger Professor an der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Dr. Tobias Stöger
Institut für Lungenbiologie, ist seit dem
1. Juni als Associate Editor Mitglied des
Editorial Boards der Fachzeitschrift
Nano­toxi­cology. In dieser Funktion ist er
unter anderem für die Koordination von
Übersichtsartikeln verantwortlich und
entscheidet über die Veröffentlichung von
Manuskripten.
Walter Büttner
stellvertretender Personalleiter, verließ
zum Oktober nach zehn Jahren das Zentrum.
Nachfolgerin wurde zum 1. Oktober Sonja
Opitz, die seit 2008 Referentin in der Personalabteilung ist und vorher als Juristin
für die Kaufmännische Geschäftsführung
tätig war.
Dr. Mónica Campillos González
ist seit 1. September Leiterin der neuen
Nachwuchsgruppe „Systembiologie kleiner Moleküle“ im Institut für Bioinformatik
und Systembiologie. Campillos González
wird ihre Expertise in der Erstellung quantitativer und qualitativer Netzwerkmodelle
einsetzen, um neue Drug Targets zu identifizieren und Wechselwirkungen zwischen
Wirkstoffen und biologischen Funktionen
aufzuklären. Metabolische Erkrankungen
wie Diabetes mellitus werden dabei im
Mittelpunkt stehen.
Dr. Gerrit John
arbeitet seit August 2010 mit einem LongTerm Research Fellowship der European
Respiratory Society (ERS) am iLBD und
wird hier zur Rolle von B- und regulatorischen T-Zellen bei der Immunpathogenese
von COPD im Maus-Rauchmodell forschen.
Prof. Dr. Annette Peters
übernimmt die Leitung des neu gegründeten Instituts für Epidemiologie II. Das
Institut wird seinen Schwerpunkt auf
die Untersuchung der gesundheitlichen
Auswirkungen von Luftschadstoffen und
Wechselwirkungen mit chronischen Erkrankungen legen. Es wird damit einen
entscheidenden Beitrag zur Untersuchung
umweltbezogener Erkrankungen wie
Diabetes oder Atemwegserkrankungen
leisten. Peters ist eine der weltweit führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der
Umweltepidemiologie. Am Helmholtz
Zentrum München leitet sie die Arbeitsgruppe Epidemiologie von Luftschadstoffwirkungen und seit 2007 eine weitere
Arbeitsgruppe zur Epidemiologie chronischer Krankheiten. Peters hat sich 2003
an der Ludwig-Maximilians-Universität
habilitiert und lehrt dort als Privatdozentin
für Epidemiologie.
Prof. Dr. Dieter Regulla
wurde von der naturwissenschaftlichen
Fakultät der National Research Nuclear
University Moscow and Obninsk (MEPhI)
zum Honorarprofessor für Medi­zinphysik
und Strahlenschutz ernannt. Regulla leitete
bis 2004 die Arbeitsgruppe Medizinphysik
am Institut für Strahlenschutz.
Prof. Dr. Michael Schloter
Abteilung Terrestrische Ökogenetik, wurde
für die kommende Periode (2011-2014)
in das Editorial Board des ISME Journals
(Multidisciplinary Journal of Microbial
Ecology) gewählt. Das ISME ist das höchstrangige Journal auf dem Gebiet „Mikro­
bielle Ökologie“ und erreichte in diesem
Jahr einen Impact Faktor von 6,4.
Dr. Jovica Ninkovic
Institut für Stammzellforschung am
Helmholtz Zentrum München, erhielt am 23.
November den „LMU / Scopus Neuro­science
Award“ für die Aufklärung eines neuartigen Regulationsmechanismus, der das
Überleben von Neuronen in ausgereiften,
gesunden Gehirnen reguliert. Der Preis ist
mit 5000 Euro dotiert und wird zu gleichen
Teilen von Munich Center for Neurosciences
(MCN) der Ludwig-Maximilians-Universität
München und Elsevier finanziert.
Siehe Veröffentlicht, Meldung vom 18.11.
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Fotos
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35, 42)
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