Jahresbericht 2011 - Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte
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Jahresbericht 2011 - Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte
Jahresbericht 2011 Vorwort Außergewöhnliches Engagement und wegweisende Entwicklungen kennzeichnen das Jahr 2011 in unserem Hause. Im Jahr 2011 wurde in Politik, Verbänden und Einrichtungen die Umsetzung der 2009 in Kraft getretenen UN-Konvention für die Rechte behinderter Menschen weiter diskutiert, bearbeitet und vorangetrieben. Zentrale Forderung dieser Konvention ist die „Inklusion“. Diese Forderung kommt einem Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik gleich. Behinderte Menschen sollen nicht – wie bisher formuliert – in die Gesellschaft integriert werden, sie werden als ein Teil der Gesellschaft gesehen. Rahmenbedingungen sind deshalb so zu gestalten, dass Menschen gar nicht erst aus der Gesellschaft ausgegliedert werden. Zweifelsohne handelt es sich bei dieser Forderung um eine Vision, die langfristig Leitlinie künftiger Behindertenpolitik sein kann. Vertreter der Stiftung verfolgten diese Entwicklung aufmerksam und beteiligten sich intensiv an der Diskussion, zum Beispiel im Rahmen verschiedener Veranstaltungen. fachschule für Audiotechnik der Europäischen Medien- und Event-Akademie (EurAka) in BadenBaden ausgebildet. Gleiches gilt auch für unser spezielles Beratungsangebot für sehbehinderte und blinde Senioren. Sie werden in ihrem unmittelbaren Umfeld – zu Hause oder in ihrer Umgebung – beraten. Ziel der Beratung ist es, die Selbstständigkeit der Betroffenen wiederherzustellen oder zu erhalten und einen verfrühten Wechsel aus den „eigenen vier Wänden“ in ein Pflegeheim zu vermeiden. Aus dem Kuratorium der Stiftung schied am Ende des Berichtsjahres der ehrenamtliche Beigeordnete Dr. Peter Barkey, delegierter Vertreter des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, aus. Wir bedanken uns sehr herzlich für sein Engagement. Im Juni verstarb unser geschätztes Kuratoriumsmitglied Arnulf Borsche. Wir blicken mit Dankbarkeit auf seine ehrenamtlichen Leistungen zurück, die einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung der Stiftung bedeuteten. Die Aktivitäten unserer Stiftung entsprechen diesem inklusiven Grundansatz übrigens schon seit vielen Jahren: All unsere Qualifikationen in der beruflichen Rehabilitation werden in Kooperationsbetrieben oder in Regelbildungseinrichtungen, also inklusiv, durchgeführt. Das im letzten Jahr begonnene Projekt zur Ausbildung von blinden und sehbehinderten Tontechnikern folgt dem gleichen Prinzip: Die künftigen Tontechniker werden an der Berufs- Für ihren außerordentlichen Arbeitseinsatz bedanken wir uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ebenso bedanken wir uns bei den Förderern und Spendern: Ihr Engagement ermöglicht es uns, wegweisende Entwicklungen und Projekte anzustoßen. Erika Pfreundschuh, Vorsitzende des Kuratoriums Franz-Josef Esch, Vorstand Die Stiftung auf einen Blick Kuratorium Vorstand Wohnanlage Soziale Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Musisches Zentrum Projekte • Sehrestberatung, • Fachangestellter für MedienSehhilfenanpassung und Informationsdienste • Blindentechnische • Online-Journalist • PR-Juniorberater Grundausbildung •S chulung in Blinden- und • Wissenschaftlicher Sehbehindertentechniken Dokumentar Kuratorium • Werkstatt-Galerie 37 • Musikpädagogik • Blinde Musiker • Fachkraft für Audiotechnik • Senioren- beratung Erika Pfreundschuh, Vorsitzende Peter Gerdon, stellvertretender Vorsitzender Dr. Peter Barkey, entsandter Vertreter des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen Prof. Dr. Daniela Birkenfeld, Stadträtin, entsandte Vertreterin des Magistrates der Stadt Frankfurt am Main Dr. Dagmar Meidrodt Dr. Michael Richter Prof. Dr. Klaus Ring, Präsident, entsandter Vertreter der Polytechnischen Gesellschaft Vorstand Franz-Josef Esch Die Stiftung in Zahlen 2011 Mitarbeiter 20 davon blind oder sehbehindert Teilnehmer, Beratene Persönliche Beratung 6 30 Sehrestberatung155 Seniorenberatung104 Blindentechnische Grundausbildung 4 Einzelschulungen20 Mediendokumentar9 PR-Juniorberater4 Fachkraft für Audiotechnik Blinde und sehbehinderte Mieter 4 À4 2 Musikalische Förderung 56 Werkstatt-Galerie 37 25 44 Älterwerden mit Sehverlust – Beratung und Gruppenangebote für Senioren Die psychosoziale Beratung älterer Menschen mit Sehbehinderung ist seit 2010 fester Bestandteil der Stiftungsarbeit. Mehr als 100 Ratsuchende nutzten allein 2011 die „Seniorenberatung“ der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte. Die meisten Betroffenen wurden zunächst telefonisch beraten, rund zwei Drittel suchten anschließend auch das persönliche Gespräch. Viele Ratsuchende aus dem Vorjahr nutzten auch 2011 das Angebot weiter. Dies spricht für den hohen Bedarf an Unterstützung, Beratung und Information in dieser schwierigen Lebenslage. Beratung zu Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern Ergänzende Angebote für die Zielgruppe 2011 wurden neben der persönlichen psychosozialen Beratung begleitende Angebote für Senioren entwickelt, zum Beispiel Schulungen im Umgang mit dem Hilfsmittel „Daisy-Player“ – einem Abspielgerät für Blinde und Sehbehinderte – Kochkurse, Kosmetikseminare, Schulungen zu Basis-Nähtechniken und ein Gesprächskreis „Trauer um den Sehverlust“. Der sogenannte Makula-Stammtisch in Kooperation mit der Bezirksgruppe Frankfurt des Blinden- und Sehbehindertenbundes hat sich bewährt und fand auch 2011 monatlich statt. Je 30 bis 40 Betroffene der „Altersbedingten Makuladegeneration“ erhalten dort Informationen über relevante Themen; geleitet wird der Stammtisch von Katharina Metzler und Susanne Säum. Netzwerkarbeit Neben der engen Zusammenarbeit mit dem Blinden- und Sehbehindertenbund Hessen wurde auch die Kooperation mit der Universitätsaugenklinik weitergeführt und intensiviert. Zusammen mit der Leitstelle „Älterwerden“ im Rathaus für Senioren der Stadt Frankfurt wurde zudem eine offene Sprechstunde „Sehverlust im Alter“ etabliert, die nun monatlich angeboten wird. Fachkongresse Das Projekt wurde 2011 auf dem „LowVision-Kongress“ der LowVision-Stiftung in Essen und auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Frankfurt präsentiert. 6 À6 Weitere Informationen erhalten Sie bei Katharina Metzler, Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, unter Telefon 069/95 51 24 - 68, per E-Mail an beratung@sbs-frankfurt.de sowie im Internet unter www.sbs-frankfurt.de. Terminhinweise: Besuchen Sie unsere Vortragsreihe zu Themen rund um Sehbehinderung im Alter am Donnerstag, 24. Mai 2012, 14:30 bis 16:00 Uhr, im SightCity-Forum der Hilfsmittelmesse SightCity. Die Messe findet statt vom 23. bis 25. Mai 2012 im Sheraton Hotel Frankfurt am Main. Informieren Sie sich über unsere Angebote für Senioren am Mittwoch, 13. Juni 2012, beim Tag der offenen Tür in der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, oder an unserem Informationsstand während der „Aktionswoche Älter werden in Frankfurt“ am Donnerstag, 21. Juni 2012, in der Eingangshalle des Frankfurter Hauptbahnhofs. Weitere Vorträge zum Projekt halten Referenten der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (Praxis) und der Interdisziplinären Alternswissenschaft (IAW, wissenschaftliche Begleitung) der Goethe-Universität Frankfurt beim Kongress für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e.V. in Chemnitz, 30. Juli bis 3. August 2012. Soziale Netzwerke: „Menschen direkt erreichen“ Facebook, Twitter und Co. sind derzeit in aller Munde. Auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verändert sich durch die sozialen Netzwerke. Über die Chancen und Möglichkeiten von „Social Media“ sprachen wir mit Heiko Kunert. Der heutige Pressereferent des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg (BSVH) absolvierte 2007/09 bei der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte die Weiterbildung zum PR-Juniorberater. Heiko Kunert beim Interview zum Thema „Social Media“ INFO PR-Juniorberater Dauer der Weiterbildung: 24 Monate Voraussetzungen: Allgemeine Hochschulreife, eine abgeschlossene Berufsausbildung und/oder ein Studium Kontakt: Ursula Hollerbach Telefon: 069/95 51 24 - 61 E-Mail: hollerbach@sbsfrankfurt.de 8 À8 Wann sind Sie das erste Mal bewusst auf das Thema „Soziale Netzwerke“ aufmerksam geworden und wann haben Sie begonnen, diese auch aktiv zu nutzen? Meinen privaten Blog betreibe ich seit etwa vier Jahren. Nach und nach kamen dann auch Facebook und Twitter dazu. Ich habe erst einmal privat die Möglichkeiten getestet und vieles dann auch für den Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg umgesetzt. Inzwischen hat die Facebook-Seite unseres Vereins rund 200 Fans, bei Twitter folgen uns mehr als 1.700 Menschen. Ich nutze die Plattformen, um über Neuigkeiten aus unserem Verein zu informieren, gebe auf diesem Wege aber auch aktuelle Forschungsergebnisse und allgemeine Tipps weiter. Sind Plattformen wie Facebook und Twitter barrierefrei und können sie gut von Blinden genutzt werden? Das ist ganz unterschiedlich. Twitter ist zum Beispiel nur teilweise barrierefrei. Hier nutze ich Zusatzsoftware, sogenannte Clients wie Qwitter, die es mir ermöglichen, Twitter mit Hilfe von Tastenkombinationen zu bedienen. Facebook ist einigermaßen nutzbar. Aber es gibt natürlich auch Grenzen, Fotos kann ich zum Beispiel nicht selbst einstellen, das übernimmt dann ein Kollege für mich. Hat sich die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durch „soziale Netzwerke“ verändert? Das denke ich schon. Soziale Netzwerke sind vor allem eine große Chance. Dadurch habe ich die Möglichkeit, Menschen direkt zu erreichen und mit ihnen individuell zu kommunizieren. Außerdem eignen sich soziale Netzwerke wie Facebook gut zur Ergänzung der Pressearbeit, die ja bisher hauptsächlich auf klassischen Medien aufbaut. Beachten sollte man aber, dass man „Social Media Relations“ nicht einfach „nebenbei“ erledigen kann – schließlich wollen diese Plattformen gepflegt werden. Bei Fragen von Nutzern ist zudem eine schnelle Reaktion empfehlenswert. Welche Vorteile ergeben sich für sehgeschädigte Menschen? Der Austausch in sozialen Netzwerken ist einfach unverkrampfter und direkter. Das hilft dabei, Vorurteile abzubauen und Menschen zu erreichen, die sich sonst vielleicht nicht mit dem Thema Sehbehinderung auseinandergesetzt hätten. So erhalte ich zum Beispiel einen Großteil der An- fragen von Schülern, die etwa für einen Vortrag recherchieren, eher über Facebook als über E-Mail. Das zeigt, dass wir unsere Themen da platzieren, wo sich heute viele Jugendliche, aber auch immer mehr ältere Menschen, aufhalten. Die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte geht offen mit dem Wandel in der PR-Branche um. Ursula Hollerbach, Leiterin der beruflichen Qualifikation zum PR-Juniorberater, überarbeitet derzeit die Schulungsinhalte, damit die Teilnehmer künftig auch mehr über den Bereich „Social Media“ lernen können. Die Stiftung informiert seit Kurzem selbst mit einer eigenen Facebook-Fanpage über ihre Aus- und Weiterbildungsangebote. Social Media (auch soziale Medien oder soziale Netzwerke), als Social Media werden alle digitalen Medien bezeichnet, die es Nutzern ermöglichen, sich gegenseitig zu vernetzen und sich interaktiv auszutauschen. Facebook / Twitter, Bezeichnung für soziale Netzwerke. Facebook ist derzeit mit geschätzten 800 Millionen Mitgliedern weltweit das größte soziale Netzwerk. Xing, Google+ und LinkedIn sind ebenfalls verbreitete soziale Netzwerke. Blog (oder auch „Web-Log“ genannt), ist ein auf einer Webseite geführtes Tagebuch. Audiotechnik – Pilotprojekt eröffnet Blinden und Sehbehinderten neue Berufschancen Tobias Fechner (li.) und Stephan Yanakouros (re.), der Vertreter der Dr. Josef und Janina Haubenstock-Stiftung, c/o Frankfurter Sparkasse 1822; Informationsgespräch im Tonstudio der EurAka INFO Kontakt für weitere Projektinformationen: Peter Schwinn Telefon: 030/30 36 89 91 E-Mail: schwinn@sbs-frankfurt.de „Das Schwierigste ist, den Gesang und die Band so aufeinander abzustimmen, dass ein harmonischer Gesamtklang entsteht“, so der blinde Tobias Fechner, der mit Kopfhörern vor Laptop und Mischpult sitzt. Seit September 2011 werden er und der stark sehbehinderte André Tolzmann in Trägerschaft der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte gemeinsam mit sehenden Schülern an der Europäischen Medien- und Event-Akademie (EurAka) in Baden-Baden zu „Fachkräften für Audiotechnik“ ausgebildet. Ziel des Pilotprojektes ist es, das Berufsfeld „Audiotechnik“ auch Blinden und Sehbehinderten zu erschließen. Es wird im Wesentlichen finanziert durch die Dr. Josef und Janina Haubenstock-Stiftung, c/o Frankfurter Sparkasse 1822. Audiotechnik, das bedeutet unzählige Regler, Knöpfe und Anzeigen im Tonstudio der EurAka. Sich hier den Arbeitsplatz eines Blinden oder Sehbehinderten mit seinen zusätzlichen EDV-Hilfsmitteln, zum Beispiel Braillezeilen und Bildschirmlesegeräte, vorzustellen, ist zunächst nicht leicht. Doch nach den ersten Monaten der Ausbildung wird dieses Bild für die sehenden Mitschüler von André Tolzmann und Tobias Fechner sowie für deren Dozenten immer vertrauter. Eine große Herausforderung im Ausbildungsabschnitt „Beschallungstechnik“ war für die beiden sehgeschädigten Schüler die Bedienung des digitalen LiveMischpultes, mit dem Fachkräfte für Audiotechnik Live-Auftritte „abmischen“. Diese Mischpulte haben Schieberegler, die sogenannten Fader, mit denen der Anteil der einzelnen Kanäle angepasst wird und die taktil gut kontrolliert werden können. Doch viele Regler übernehmen mehrere Funktionen und welche davon gerade aktiv ist, lässt sich ausschließlich visuell kontrollieren. Aber auch hier gibt es Unterstützung dank neuer Technik: „Mit Hilfe eines iPad kann ich das Mischpult vollständig fernsteuern und alle Einstellungen kontrollieren“, begeistert sich Tobias Fechner. „Ich kann zum Beispiel alle Fader bewegen, und die Sprachausgabe ‚Voice Over‘ liest mir alle Einstellungen vor.“ 10 À10 Information Specalists entwickeln barrierefreie Software Siegerempfang (Berlin): Main IT wurde mit dem Unternehmerpreis „Gründer Champion 2011“ in der Kategorie „Soziale Verantwortung“ ausgezeichnet. Stefan Müller arbeitet seit Sommer 2010 als Berater für barrierefreie Software bei der Firma Main IT in Kelkheim. Seine Erfahrungen fließen in die Entwicklung neuartiger Anwendungen ein. Stefan Müller (42 Jahre, blind) studierte Germanistik und Medienwissenschaft an der Universität Marburg und absolvierte anschließend – in Trägerschaft der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte – eine Weiterbildung zum Wissenschaftlichen Dokumentar/ Information „Ich habe das Glück, mit Main IT einen Specialist an der Fachhochschule Potsdam. Über seine Arbeit als Softwareberater berichtet er: Arbeitgeber gefunden zu haben, der die soziale Verantwortung nicht nur nach außen trägt, sondern sie auch lebt.“ „Softwareentwicklern zu zeigen, wie sie Systeme barrierefrei und intuitiv gestalten können, dieser Gedanke kam mir schon während meines Studiums. Da mein Sehvermögen nur noch das Erkennen von Umrissen und Farben zulässt, sind etwa beschriftete Grafiken und eine übersichtliche Programmoberfläche ein Muss, um sie überhaupt nutzen zu können. Mit Softwareentwicklung in Berührung gekommen bin ich dann während meiner Weiterbildung zum ‚Wissenschaftlichen Dokumentar/ Information Specialist‘ sowie in einem Anschlussprojekt beim Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) in Potsdam. Dort unterstützte ich den Aufbau barrierefreier hausinterner Informationssysteme. Anschließend arbeitete ich beim Deutschen Blinden- und Sehbehinderten- 12 À12 Was gilt es bei einer barrierefreien Software zu beachten? verband in Berlin bei der Erstellung eines Redaktionssystems mit und konnte dabei mein Fachwissen als Softwareberater vertiefen. Nach Projektabschluss konnten alle Verbandsmitarbeiter den Internetauftritt des Hauses selbstständig pflegen, was vorher nur Programmierern oder den sehenden Kollegen vorbehalten war. „Immer an den Anwender denken“ Im Sommer 2010 bewarb ich mich mit Unterstützung der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte bei Main IT, einem Software-Unternehmen im hessischen Kelkheim. Das Anforderungsprofil des Unternehmens passte genau zu meinen beruflichen Qualifikationen. Außerdem weiß ich als Blinder aus eigenen Erfahrungen, was es beim Thema barrierefreie Software zu beachten gilt. Main IT entwickelt mit „Main Pyrus“ das weltweit erste barrierefreie Dokumenten-Management-System. Mit diesem können Mitarbeiter in Unternehmen und Behörden Dokumente – wie etwa Rechnungen oder Bescheide – verwalten sowie bearbeiten, unabhängig davon, welche Einschränkungen der jeweilige Anwender hat. Ich bin bei Kundengesprächen dabei und dokumentiere die Wünsche der Anwender in Hinblick auf Bedienbarkeit und technische Voraussetzungen. Damit das Entwicklungsteam weiß, welche Funktionen es wie programmieren muss, formuliere ich aus den Kundenwünschen die Anforderungen für die Entwickler. INFO Wissenschaftlicher Dokumentar/Information Specialist Dauer der Weiterbildung: 24 Monate Voraussetzungen: Hochschul- oder Fachhochschulabschluss Nächster Weiterbildungsbeginn: monatlicher Beginn, fortlaufend ab Mai 2012 Kontakt: Peter Schwinn Telefon: 030/30 36 89 91 E-Mail: schwinn@sbs-frankfurt.de Bitte umblättern À13 13 Information Specalists entwickeln barrierefreie Software Fertige Module teste ich dann auf ihre Funktionalität. Tauchen Fehler auf oder lässt sich eine Funktion nicht oder nur schlecht bedienen, gebe ich dies an die Entwickler weiter und unterbreite Verbesserungsvorschläge. Außerdem präsentiere ich unsere Software auf Messen.“ Worauf das Team von Main IT besonders stolz ist: Wir wurden für unsere Produktentwicklung mit dem Unternehmerpreis „Gründer Champion 2011“ in der Kategorie „Soziale Verantwortung“ ausgezeichnet. Elektronische Tageszeitung (ETaB) – mit der Stiftung hörbar besser informiert Lassen Sie sich hörbar besser informieren – mit unserer Elektronischen Tageszeitung. Die Stiftung für Blinde und Sehbehinderte bietet in Kooperation mit der Firma F.H. Papenmeier eine breite Auswahl von Tageszeitungen und Wochenmagazinen für blinde Menschen an. Die Texte können Sie sich mit Sprachausgabe vorlesen lassen oder am PC mit einer „Braillezeile“ lesen. Aktuell in unserem Kiosk: • Berliner Morgenpost • Frankfurter Allgemeine Zeitung • Frankfurter Rundschau • Süddeutsche Zeitung • Die Welt • Die Welt am Sonntag • Brigitte • Focus • Der Spiegel • kicker sportmagazin Interessiert? Fragen und Bestellungen richten Sie bitte an: Martin Kirchner, Telefon: 069/95 51 24 - 15, E-Mail: kirchner@sbs-frankfurt.de, Internet: www.sbs-frankfurt.de 14 À14 Aus- und Weiterbildungspartner 2011 Wir freuen uns, dass auch 2011 wieder zahlreiche langjährige Kooperationspartner im gesamten Bundesgebiet blinde und sehbehinderte Praktikanten, Auszubildende und Volontäre im Rahmen unserer Berufsbildungsangebote betrieblich qualifiziert bzw. nach Ausbildungsabschluss eingestellt haben. Erfreulich ist auch, dass mehrere neue Institutionen dazu gekommen sind. Wir bedanken uns bei allen nachfolgend aufgeführten Einrichtungen sehr herzlich: Bundesarchiv, Berlin Deutsche Blindenstudienanstalt Marburg (Blista), Marburg Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV), Berlin Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt am Main Deutsches Rundfunkarchiv (DRA), Frankfurt am Main und Potsdam Berlin Braunschweig Europäische Medien- und Event-Akademie (EurAka), Baden-Baden Potsdam Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig Goober Networks, Inc., Mainz Marburg Institut für Information und Dokumentation (IID) an der FH Potsdam, Potsdam Johann-August-Zeune-Schule, Berlin Mainz Frankfurt am Main Malteser Hilfsdienst e.V., Berlin Musikschule Marburg, Marburg Baden-Baden Novartis Vaccines und Diagnostics GmbH, Marburg Stauffenbergschule, Frankfurt am Main Dank an die Unterstützer der Stiftung „Den Unterstützern sei Dank“ Wir danken den zahlreichen Förderern und Spendern, die im Jahr 2011 die erfolgreiche Umsetzung unserer Projekte ermöglicht haben: die Polytechnische Gesellschaft Frankfurt, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, die Helga Ravenstein-Stiftung, verwaltet von der Frankfurter Sparkasse 1822: die Dr. Josef und Janina Haubenstock-Stiftung sowie die Rudolf und Anna Katharina Eichenauer-Stiftung, die Stiftung Allgemeiner Almosenkasten, die Software AG Stiftung, die Lions Clubs Frankfurt/Main Skyline und Frankfurt am Main, der Inner Wheel Club Frankfurt sowie zahlreiche Privatpersonen. Stifter werden Stifter tragen zum Aufbau des Stiftungsvermögens bei, mit dem langfristig gesicherte Erträge erzielt werden. Zustiftungen ermöglichen es uns, Projekte zur gesellschaftlichen und beruflichen Rehabilitation und Integration sehbehinderter und blinder Menschen zu initiieren und gezielt zu fördern. Wenn auch Sie uns unterstützen möchten, beraten wir Sie gern über die verschiedenen Möglichkeiten. INFO Für Fragen zum Thema „Stifter werden“ steht Ihnen Franz-Josef Esch, Vorstand der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, gerne zur Verfügung. Telefon: 069/95 51 24-0 E-Mail: info@sbs-frankfurt.de Unser Spendenkonto bei der Frankfurter Sparkasse: Kontonummer: 215872 Bankleitzahl: 500 502 01 À15 15 Berufliche Rehabilitation: Ein Aha-Erlebnis Klaus Mixa arbeitet bei der Deutschen Bank. Der 48-Jährige leidet unter einer angeborenen Sehschädigung, die er „stets so gut es ging ignoriert“ hat. Nachdem die Beeinträchtigungen im Job zu groß wurden, wandte er sich an die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte. „Es war schwierig, zuzugeben, dass es so nicht mehr weitergeht. Wenn man sich aber einmal überwunden hat, gibt es vielfältige Möglichkeiten, Hilfe zu erhalten.“ Mit Franziska Peters von der Stiftung und dem Schwerbehindertenvertreter der Deutschen Bank, Dieter Engelhardt, erarbeitete er ein Konzept, um die für sich optimalen Hilfsmittel auszuwählen: Unter anderem ein mit blendfreien Farben gestaltetes Büro, eine Vergrößerungs-Software für den PC sowie die Neu-Strukturierung seines Arbeitsplatzes. „Ein Aha-Erlebnis, was alles möglich ist“, resümiert Mixa und lobt die unterstützende Haltung der Deutschen Bank in dieser schwierigen Phase. „Geholfen hat uns vor allem Klaus Mixas offener Umgang mit seiner Sehbehinderung“, erklärt Schwerbehindertenvertreter Engelhardt. „Ebenso geholfen hat uns die Arbeitsplatzbegehung mit der Stiftung, dadurch konnten wir zusammen die geeigneten Schritte ergreifen.“ Die „Unterstützung und Begleitung im Berufs- und Arbeitsleben“ ist Teil der beruflichen Rehabilitationsangebote der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte. Oben: Klaus Mixa, am Arbeitsplatz Unten: Hilke Krumme, Erzieherin INFO Soziale und berufliche Rehabilitation und Beratung Kontakt: Franziska Peters Telefon: 069/95 51 24 - 60 E-Mail: peters@sbs-frankfurt.de Die Erzieherin Hilke Krumme hat die Angebote der beruflichen Rehabilitation der Stiftung genutzt, um sich neu auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. „Als meine Sehschädigung schlimmer wurde, konnte ich meinen Beruf nicht mehr voll ausüben.“ Diese Erkenntnis sei ihr schwer gefallen, auch der Verzicht auf liebgewonnene Tätigkeiten wie Auto- und Fahrradfahren. „Ich wusste immer, dass es das jetzt nicht gewesen sein konnte. Ich wollte selbstständig bleiben.“ Die „Einzelschulung in EDV zur Berufsvorbereitung“, ebenfalls Teil der beruflichen Rehabilitation in der Stiftung, half ihr dabei. „Ich hätte nie gedacht, wie viel Spaß so eine Umschulung machen kann“, berichtet Krumme. Trotz Sehbehinderung mit Office-Programmen umgehen zu können, ermöglicht ihr den Umstieg in ein neues Berufsfeld. „Ich habe gelernt, dass ich mich nicht zurückziehen muss, nur weil meine Sehkraft beeinträchtigt ist“, sagt sie. „Heute erlebe ich jeden Tag etwas Neues und freue mich auf die Herausforderungen im neuen Job.“ EDV-Schulungen (einzeln oder in Kleingruppen) mit den aktuellen Betriebssystemen von Microsoft und Apple sowie der entsprechenden Standardsoftware •Schulungen im Umgang mit Zugangshilfsmitteln (Vergrößerungssoftware, Screenreader und Braillezeile) •Umgang Coaching am Arbeitsplatz • Begleitung von blinden und sehbehinderten Arbeitnehmern in Betrieben • Information, Beratung und Unterstützung für Arbeitgeber und betriebliche Integrationsteams 16 À16 Den eigenen Blick schärfen – Moderator „blind für einen Tag“ Die Welt aus der Perspektive eines Blinden wahrzunehmen – dieser Herausforderung stellte sich pur+ Moderator Eric Mayer im September 2011. In seiner Sendung im ZDF erklärt er regelmäßig Kindern und Jugendlichen komplexe Sachverhalte aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Titelthema einer Folge war „Blindheit“ und der Umgang blinder Menschen mit ihrer Umwelt. Um den jungen Zuschauern ein Gefühl für dieses Leben vermitteln zu können, ließ sich der Moderator einen Tag lang von Rehabilitationslehrerin Susanne Säum führen – eine Dunkelbrille verdeckte dabei seine Augen. INFO Unterricht in Orientierung und Mobilität/ lebenspraktische Fähigkeiten Kontakt: Susanne Säum Telefon: 069/95 51 24 - 63 E-Mail: saeum@sbs-frankfurt.de Begleitet von einem Kamerateam, erprobte Mayer unter anderem die Orientierung mit dem Langstock, das Überqueren einer Ampel und das Fahren mit der Bahn. Der weiße Langstock ist für Eric Mayer an diesem Tag das wichtigste Hilfsmittel: Zunächst noch vorsichtig, testet er die Orientierung ohne Sehkraft. Anhand der weißen, genoppten Gehwegplatten (Bodenindikatoren) erkennt der pur+ Moderator den Weg zur Ampel. Dort verrät ihm ein Tonsignal, wann er gefahrlos die Straße überqueren kann. Schwierige Übung: Eric Mayer erlebt das Gefühl, blind eine Treppe hinauf zu gehen. Unterricht in Orientierung und Mobilität / lebenspraktische Fähigkeiten Unter Anleitung einer Rehabilitationslehrerin für Blinde und Sehbehinderte lernen die Betroffenen im Unterricht, sich selbstständig im Alltag zu bewegen. Schwerpunkte des Trainings: • Umgang mit dem weißen Langstock • Einübung spezieller Wege (z.B. zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen) •Orientierungsstrategien • Umgang mit vergrößernden Sehhilfen • selbstständige Bewältigung des Alltags À17 17 Sehrestberatung und Sehhilfenanpassung: Verbliebene Sehkraft bestmöglich nutzen INFO Für weitere Informationen und Termine in der wöchentlichen Beratung nehmen Sie bitte Kontakt mit unserem Sekretariat auf. Kontakt: Telefon: 069/95 51 24-0 E-Mail: info@sbs-frankfurt.de Annegret Walther ist erfahrene Orthoptistin und hilft seit 2011 Ratsuchenden der Stiftung, das verbliebene Sehvermögen bestmöglich zu nutzen. Sie berät Sehbehinderte jeden Alters und tritt damit die Nachfolge von Norbert Gorldt an. Der Experte der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg stand Ratsuchenden der Stiftung bisher beratend zur Seite. An dieser Stelle möchten wir Herrn Gorldt für seinen langjährigen Einsatz sehr herzlich danken. Annegret Walther verfügt als Orthoptistin über eine hervorragende Qualifikation und konnte über viele Jahre Erfahrungen im Bereich hochgradiger Sehbehinderten-Beratung sammeln. Ihre Beratung setzt da an, wo medizinisch das Sehvermögen nicht zu verbessern ist, die richtigen Hilfsmittel aber große Verbesserungen im Alltag und Berufsleben bewirken können. Sie berät Kinder der Frühförderung, der Frankfurter Sehbehindertenschule und Erwachsene hinsichtlich optisch oder elektronisch vergrößernder Sehhilfen, Filtergläser und anderer Hilfsmittel, die das Sehen verbessern. Dies können zum Beispiel Lupen, Lupenbrillen oder Bildschirmlesegeräte sein. Eine solche Beratung dauert je nach Bedarf eine bis eineinhalb Stunden. „Beraten wird dabei herstellerneutral. Im Vordergrund stehen ausschließlich die Interessen der Betroffenen.“ In den letzten Jahren nahm die Zahl sehbehinderter Senioren, die sich über entsprechende Hilfsmittel beraten lassen wollten, stetig zu. Dies zeigt den wachsenden Bedarf guter Beratungsangebote in dieser Altersgruppe: Im Berichtsjahr wurden insgesamt 155 Personen beraten. Davon waren 30 Kinder der Frühförderung sowie der Sehbehindertenschule. Alle weiteren Ratsuchenden waren Senioren, die zum Großteil von der Altersbedingten Makuladegeneration betroffen sind. 18 À18 Die Beratung findet in enger Kooperation mit niedergelassenen Augenärzten, der Universitätsaugenklinik sowie der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg statt. Blind Foundation – „Weiter so…“ Blind Foundation im Zauberwald: 2011 begleitete die Band das Musical „Bahlus im Zauberwald“. 2011 – für Blind Foundation ein abwechslungsreiches Jahr! Zahlreiche Auftritte vor begeisterten Fans und Schülern, beim Musical „Bahlus im Zauberwald“ und im Fernsehen bei ZDF und RTL-Hessen sowie im Radio bei der HR3 Bombi-Show gehörten zu den Highlights des Jahres. INFO Blind Foundation Integrationsprojekt zur beruflichen Teilhabe Blinder und Sehbehinderter. Buchbar für festliche Anlässe und sonstige Veranstaltungen. Kontakt: Markus Hofmann Telefon: 069/95 51 24 - 67 E-Mail: info@blindfoundation.de www.blindfoundation.de „Weiter so! Habe euch bei HR3 gehört mit dem Simply Red-Song Something got me started“, schreibt ein Radiohörer im Gästebuch auf www.blindfoundation.de. „War ein tolles Intro in den Arbeitstag, hat gute Laune gemacht und mich total begeistert.“ Blind Foundation ist für professionelle Coversongs bekannt und beliebt. 2011 freuten sich Fans der Band aber auch über die ersten Eigenkompositionen im unverwechselbaren Blind Foundation-Sound. Hörbeispiele der eingängigen Popsongs gibt es auf www.blindfoundation.de. Auch die Grundschüler, die Blind Foundation in Schulaufführungen erlebten, stellten der Band aus blinden und sehenden Musikern ein sehr gutes Zeugnis aus: „Die erleben ja den ganzen Alltag blind und dass sie dann noch ein Instrument spielen können ist eigentlich super. Und sie klingen fast wie andere Popstars auch“, meint einer der kleinen Fans in einem ZDF-Bericht von Oktober. Auch RTLHessen begleitete die Band bei einer Unterrichtstunde „Blind Foundation in der Schule“. Die Beiträge sind unter www.rtl-hessen.de und www.tivi.de abrufbar. Im Mai unterstützte Blind Foundation das Musical „Bahlus im Zauberwald“, ein gemeinsames Projekt von Menschen mit und ohne Behinderung. Das Musical erzählt einerseits ein Märchen, in dem es um die Auseinandersetzung mit dem Thema Behinderung geht. Andererseits ist es eine wunderschöne Liebesgeschichte, in der sich viele Menschen wiederfinden. Die Musik dafür schrieb der blinde Komponist Rainer Husel. Die Band Blind Foundation arrangierte die 20 À20 Blind Foundation bei der der HR3 Bombi-Show Kompositionen und spielte bei insgesamt fünf Auftritten in Hannover und Wolfsburg live. Mit fast einem Drittel mehr Live-Auftritten und Schulaufführungen im Vergleich zum Vorjahr blickt Blind Foundation zufrieden auf 2011 zurück und freut sich auf 2012. Wir danken den Lions Clubs Frankfurt/Main Skyline und Frankfurt am Main sowie der Stiftung Polytechnische Gesellschaft für die finanzielle Unterstützung dieses Projektes. Egal ob Easy Listening Music zum Dinner, originell arrangierte Tanzmusik oder mitreißenden Party-Pop – mit Blind Foundation treffen Sie immer die richtige Wahl. Mit Spürsinn für die richtige Musik macht die Band aus blinden und sehbehinderten Musikern Ihr Event zu einem unvergesslichen Highlight. Fragen und Buchungen: Markus Hofmann, Blind Foundation Management Adlerflychtstraße 8, 60318 Frankfurt am Main Telefon: 069/95 51 24 - 67 E-Mail: info@blindfoundation.de Internet: www.blindfoundation.de Blind Foundation finden Sie übrigens auch auf Facebook. Werden Sie Fan! Buchen Sie uns ! Kunst neu entdeckt Kunst entdecken: Mitglieder der Werkstatt-Galerie 37 beim Ertasten einer Skulptur von Caspar Berger „Diese Figur von Caspar Berger erzählt uns eine Geschichte. Wofür könnten die vielen kleinen Gesichter zum Beispiel stehen?“ Kunstpädagogin Stefanie Bickel hat die volle Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer, die mit ihr vor Bergers Skulptur stehen. Die ist eine Kopie von Michelangelos „David“, besteht aus unzähligen kleinen Gesichtern und lässt damit viel Raum für Interpretationen. Zahlreiche Antworten erhält Stefanie Bickel auch an diesem Tag auf ihre Frage, trotzdem ist es eine ganz besondere Führung: Keiner der Teilnehmer kann die Figuren sehen. Die Mitglieder der Werkstatt-Galerie 37, ein Angebot der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, erschaffen selbst Figuren aus Speckstein und anderen Materialien. An diesem Tag sind sie in die Ausstellung „Blickachsen 8“ nach Bad Homburg gekommen, um sich Anregungen für die eigene Arbeit zu holen. „… die Werke geben unseren Mitgliedern Impulse für die eigene kreative Arbeit.“ In einer speziellen Führung ertasten sie sich ganz unterschiedliche Skulpturen und werden dabei durch Stefanie Bickel von der Galerie Scheffel, welche die Ausstellung organisiert hat, begleitet. „Ich bin immer wieder von der Neugier und Begeisterung der Teilnehmer beeindruckt. Sie erschließen sich die Werke durch bloße Berührung und geben uns durch ihre Schilderungen und Interpretationen einen ganz neuen ‚Blickwinkel‘ auf die Skulpturen“, so Bickel. 22 À22 Ausstellung „Blickachsen 8“ im Kurpark Bad Homburg: Figuren erzählen Geschichten Heike-Marei Heß, Leiterin der Werkstatt-Galerie 37 bei der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, freut sich ebenfalls über die gelungene Führung: „Die hier ausgestellten Werke bekannter Künstler wie Magdalena Abakanowicz, Venske & Spänle oder Oliviero Rainaldi geben unseren Mitgliedern Impulse für die eigene kreative Arbeit. Zusammen mit der wunderbar aufbereiteten Führung von Frau Bickel ist es ein einzigartiges Erlebnis.“ Highlights 2011 INFO Neben dem Besuch der Ausstellung „Blickachsen 8“ im Kurpark Bad Homburg standen auch 2011 wieder mehrere von der Werkstatt-Galerie 37 organisierte Exkursionen auf dem Programm. Besuche im Hessenpark, dem Museum für angewandte Kunst in Frankfurt am Main und dem Ledermuseum in Offenbach gewährten den Teilnehmern spannende kunst- und kulturgeschichtliche Einblicke. Ein herausragendes Ereignis war auch die Ausstellung der eigenen Werke in der Adventszeit. Bei der ersten Weihnachtsausstellung der WerkstattGalerie 37 begrüßte Peter Gerdon, stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, die zahlreichen Besucher. Für Kinder wurde ein Speckstein-Workshop angeboten, bei dem sie kleine Weihnachtsgeschenke herstellen konnten. Werkstatt-Galerie 37 Die Werkstatt-Galerie 37 will durch kunsthandwerkliches Gestalten die Kreativität von Betroffenen fördern und sie dadurch gesellschaftlich integrieren. Das Angebot richtet sich an blinde und sehbehinderte Menschen ab acht Jahren. Kontakt: Heike-Marei Heß Telefon: 069/95 51 24-30 E-Mail: hess@sbs-frankfurt.de À23 23 Kooperation mit der Hermann-Herzog-Schule Ob Musikunterricht bei erfahrenen Bandmitgliedern, Orientierung auf dem Schulweg oder Gestaltung von Speckstein-Skulpturen – dank der langjährigen Kooperation zwischen der Hermann-Herzog-Schule und der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte können den Schülern viele wertvolle und interessante Unterrichtsinhalte angeboten werden. Die Hermann-Herzog-Schule ist ein überregionales Beratungs- und Förderzentrum für sehbehinderte Schüler und bietet in Frankfurt unter anderem eine Förderschule der Klassen 1 bis 10 für Sehbehinderte an. Schüler aller Jahrgangsstufen werden von der Rehabilitationslehrerin der Stiftung in Orientierung und Mobilität unterrichtet. Die sehbehinderten Schüler lernen, wie sie selbstständig ihren Schulweg absolvieren, öffentliche Verkehrsmittel nutzen und sich in ihrem Wohnumfeld orientieren können. Dadurch wird die Selbstständigkeit und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler gefördert. In der Sehrestberatung und Sehhilfenanpassung der Stiftung werden Schüler außerdem in Hinblick auf eine optimale Versorgung mit Sehhilfen und Hilfsmitteln beraten. Die Musiker der Blind Foundation geben den Klassen 5 bis 8 Musikunterricht. Dabei bringen sie den Schülern verschiedene Instrumente näher, lehren Musikgeschichte und sprechen mit ihnen zum Beispiel über die Bedeutung von Musik in der Werbung. Die musikalische Praxis wirkt sich positiv auf die emotionale, soziale und kognitive Entwicklung der Jugendlichen aus. Besondere Bedeutung erhält sie vor dem Hintergrund des in der Regel passiven Musikkonsums von Kindern und Teenagern. In Kooperation mit der Werkstatt-Galerie 37 lernen die Schüler der Klassen 5 und 6 den gestalterischen Umgang mit Ton, Gips, Pappmaché, Speckstein und Farben. Beim Gestalten eines Selbstporträts oder von Fantasiefiguren wird die Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit der Schüler gefördert. Wir danken der Dr. Josef und Janina Haubenstock-Stiftung, c/o Frankfurter Sparkasse 1822 für die Förderung dieser Angebote. 24 À24 Keine Angst vor Bienen An einer Honigwabe konnten die Besucher die Struktur einer Wabe erfühlen und frischen Honig probieren. Eine Gruppe sehbehinderter und blinder Menschen drängt sich um eine Bienenwabe. Ohne Scheu tauchen die Teilnehmer ihre Finger in den leckeren Honig. „Das riecht hervorragend“, sagt eine Besucherin. Bei einer Führung im Institut für Bienenkunde konnten die Blinden und Sehbehinderten aber nicht nur leckeren Honig probieren, sondern vor allem viel über Bienen lernen und ihre Angst vor den fliegenden Insekten verlieren. „Blinde und Sehbehinderte haben berechtigterweise eine noch größere Angst vor Bienen und Wespen als wir Sehenden. Denn für sie stellen die Insekten tatsächlich eine unsichtbare Bedrohung dar“, so Franz-Josef Esch, Vorstand der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte. „Umso wichtiger schien es uns, über richtige Verhaltensweisen im Umgang mit Bienen aufzuklären und durch Wissensvermittlung Ängste zu nehmen“, ergänzt Prof. Dr. Bernd Grünewald, Leiter des Instituts für Bienenkunde in Oberursel. Deshalb fand im August 2011 das erste Mal eine Führung speziell für blinde und sehbehinderte Menschen am Institut für Bienenkunde statt. Ziel war es, den Teilnehmern eine Welt zugänglich zu machen, die sie sonst nicht erleben können und ihnen die Angst vor Bienen zu nehmen. Wie sieht eine Biene aus? Mit Hilfe einer Modellbiene aus Plastik lernten die Teilnehmer den Körper einer Biene kennen und ertasteten Fühler, Flügel, Beine und Stachel. 26 À26 Hintergrund Das Institut für Bienenkunde in Oberursel ist wie unsere Stiftung Tochter der Polytechnischen Gesellschaft. Es wird von der Gesellschaft und von der Goethe-Universität getragen. Unter dem Neurobiologen Prof. Dr. Bernd Grünewald verbindet das Institut naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit praktischer Bienenhaltung. Fortbildungen durch die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte Ein Teil der Fortbildung: Die Selbsterfahrung unter der Augenbinde Wie sollte der ideale Fußweg für Blinde und Sehbehinderte aussehen? Was ist bei der Pflege blinder und sehbehinderter Patienten zu beachten? Mitarbeiter unterschiedlichster Berufsgruppen sind in ihrem Arbeitsalltag mit den Auswirkungen und Aspekten von Blindheit und Sehbehinderung konfrontiert – bei ehrenamtlicher Begleitung, in der Krankenpflege, bei gutachterlichen Tätigkeiten oder in der psychosozialen Beratung. Die RehabilitationsExperten der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte sehen es als eine wichtige Aufgabe an, ihr Spezialwissen auch anderen Berufsgruppen zu vermitteln. Deshalb werden regelmäßig externe Fortbildungen angeboten. Dieses Angebot nutzten 2011 Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen in Hessen (MDK), Krankenpflegeschüler der Frankfurter Rotkreuz-Krankenhäuser und das Team der Evangelischen Blindenarbeit der Diakonie Frankfurt. Abgestimmt auf die jeweiligen beruflichen Erfordernisse informierten die Mitarbeiter des Rehateams der Stiftung über Alltagshilfsmittel, Sehrestberatung und Sehhilfen, Techniken „Sehender Begleitung“ sowie über pflegerelevante Aspekte von Blindheit und Sehbehinderung. Eine theoretische und praktische Einführung in das Thema „Barrierefreies Bauen im öffentlichen Straßenraum“ gab das Rehateam in Zusammenarbeit mit dem Club Behinderter und ihrer Freunde, Darmstadt und Umgebung e.V. (CBF) für Mitarbeiter des Straßenverkehrs- und Tiefbauamtes, Abteilung Planung und technische Verwaltung. À27 27 Die Stiftung in Aktion 2011 Zu Beginn des Jahres organisierte die Stiftung in Zusammenarbeit mit der Polytechnischen Gesellschaft den Vortrag des Kuratoriumsmitgliedes Dr. Michael Richter: „Die UN-Behindertenkonvention als Impulsgeber für unsere Gesellschaft“. Der sehr gut besuchte Vortrag stellte die Herausforderungen der Konvention für die Bürgerschaft der Stadt Frankfurt und die Gesellschaft in den Mittelpunkt. Die Stiftung präsentierte ihre Arbeit mit dem Schwerpunkt Beratung und Begleitung sehbehinderter Menschen an einem Stand auf der jährlichen SightCity – einer Hilfsmittelmesse für Blinde und Sehbehinderte in Frankfurt. Der Lions-Club Frankfurt/Main Skyline ließ auch in diesem Jahr zahlreiche kleine gelbe Plastikentchen den Main hinunter um die Wette schwimmen. Mit dem Erlös der Charity-Aktion Duck Race wurde unter anderem unser Musikprojekt Blind Foundation unterstützt. Die Band sorgte wieder für beste musikalische Unterhaltung. Der Scheck über 2.000 Euro wurde dem Vorstand auf dem Sommerfest der Stiftung übergeben. Im April veranstaltete der Lions Club Frankfurt am Main ein Benefizkonzert zugunsten des Projektes „Blind Foundation“: Das Adorno Quartett präsentierte in der Heilig Geist Kirche in Frankfurt ausgewählte Werke von Mozart, Schubert und Verdi. Der Erlös des gut besuchten Konzertes erbrachte dem Projekt eine Spende von 2.000 Euro. Unser Sommerfest erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Weit über 200 Personen besuchten uns 2011. Ein Speckstein-Workshop, die Vorführung eines Tonschnittarbeitsplatzes, Führungen durch den Duftgarten und andere informative Angebote Bilder: Oben: Frau Prof. Dr. Daniela Birkenfeld, Sozialdezernentin, Stadträtin und Mitglied des Kuratoriums, begrüßte beim Sommerfest der Stiftung die Gäste; Mitte: die Stiftung auf der SightCity 2011; Unten: Duck Race: Scheck-Übergabe des Lions-Club Frankfurt/Main Skyline 28 À28 sorgten für Abwechslung bei den Besuchern, die das Fest bei bester Verköstigung und peppiger Musik der Blind Foundation genossen. Sozialdezernentin Prof. Dr. Daniela Birkenfeld begrüßte die Gäste unseres Sommerfestes. Unser Duftgarten ist inzwischen nicht „nur“ Anziehungspunkt für unsere Mieter, sondern lockt auch Besucher an. Die Tourismus+Congress GmbH der Stadt Frankfurt hat den Duftgarten in ihre Broschüre aufgenommen. Dem Berufsförderungswerk Bad Vilbel sei noch einmal für die Unterstützung bei der Einrichtung des Gartens gedankt. Ebenso danken wir der von der Frankfurter Sparkasse 1822 verwalteten Rudolf und Anna Katharina Eichenauer-Stiftung für die finanzielle Unterstützung zum Ankauf der Pflanzen. Mit dem Tag der offenen Tür in der „Woche des Sehens“ luden wir blinde und sehbehinderte Menschen ebenso wie Augenärzte und Fachpersonal aus verschiedenen Einrichtungen ein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung führten Gespräche mit Ratsuchenden und konnten den ein oder anderen Tipp geben oder weiterführende Gespräche vermitteln. Interessante Vorträge zu den Themen Augenkrankheiten im Alter, Sehhilfen für hochgradig sehbehinderte Menschen und seniorengerechte Computerprogramme gab es am Nachmittag. Wie sich Stiftungen untereinander helfen können, zeigt als erfreuliches Beispiel die Möbelspende der Stiftung Waisenhaus. Im Zuge des Verwaltungsneubaus der Stiftung wurden eine Reihe gut erhaltener Möbel frei, die die Stiftung unserer Einrichtung schenkte. Hierfür ein herzliches Dankeschön! Bilder: Oben: Vorführung eines Tonschnittarbeitsplatzes beim Sommerfest; Mitte: Besucher im Duftgarten; Unten: Origami-Workshop À29 29 Kontakt Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte Adlerflychtstraße 8, 60318 Frankfurt am Main, Telefon 069/95 51 24 - 0, Fax 069/597 62 96 info@sbs-frankfurt.de, www.sbs-frankfurt.de Vorstand: Franz-Josef Esch Impressum Jahresbericht 2011, Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (2012) Adlerflychtstraße 8, 60318 Frankfurt am Main, Telefon 069/95 51 24 - 0, Fax 069/597 62 96 info@sbs-frankfurt.de, www.sbs-frankfurt.de Redaktionsleitung: Franz-Josef Esch (V.i.S.d.P.), Heike-Marei Heß, Linda Thielemann / FuP Kommunikations-Management GmbH Redaktionelle Mitarbeit: Markus Hofmann, Ursula Hollerbach, Katharina Metzler, Franziska Peters, Susanne Säum, Peter Schwinn, Christopher Martin, Silke Radeck/FuP Kommmunikations-Management GmbH Fotos: Franz-Josef Esch, Heike-Marei Heß, Peter Schwinn, FuP Kommunikations-Management GmbH, Achim Katzberg (achim.katzberg@querformat-fotografie.de), Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg, Hessischer Rundfunk Anstalt des öffentlichen Rechts, Karl-Hermann Friedrichs, Katarina Ivanisevic, Main IT GmbH & Co. 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