Jahresbericht 2011 - Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte

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Jahresbericht 2011 - Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte
Jahresbericht 2011
Vorwort
Außergewöhnliches Engagement und wegweisende
Entwicklungen kennzeichnen das Jahr 2011 in
unserem Hause.
Im Jahr 2011 wurde in Politik, Verbänden und Einrichtungen die Umsetzung der 2009 in Kraft getretenen UN-Konvention für die Rechte behinderter
Menschen weiter diskutiert, bearbeitet und vorangetrieben. Zentrale Forderung dieser
Konvention ist die „Inklusion“.
Diese Forderung kommt einem
Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik gleich. Behinderte
Menschen sollen nicht – wie bisher
formuliert – in die Gesellschaft
integriert werden, sie werden als
ein Teil der Gesellschaft gesehen.
Rahmenbedingungen sind deshalb
so zu gestalten, dass Menschen gar
nicht erst aus der Gesellschaft ausgegliedert werden. Zweifelsohne
handelt es sich bei dieser Forderung
um eine Vision, die langfristig Leitlinie künftiger Behindertenpolitik
sein kann. Vertreter der Stiftung
verfolgten diese Entwicklung aufmerksam und beteiligten sich
intensiv an der Diskussion, zum
Beispiel im Rahmen verschiedener Veranstaltungen.
fachschule für Audiotechnik der Europäischen
Medien- und Event-Akademie (EurAka) in BadenBaden ausgebildet. Gleiches gilt auch für unser
spezielles Beratungsangebot für sehbehinderte
und blinde Senioren. Sie werden
in ihrem unmittelbaren Umfeld –
zu Hause oder in ihrer Umgebung –
beraten. Ziel der Beratung ist es,
die Selbstständigkeit der Betroffenen wiederherzustellen oder
zu erhalten und einen verfrühten
Wechsel aus den „eigenen vier
Wänden“ in ein Pflegeheim zu vermeiden.
Aus dem Kuratorium der Stiftung
schied am Ende des Berichtsjahres
der ehrenamtliche Beigeordnete
Dr. Peter Barkey, delegierter Vertreter des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, aus. Wir bedanken
uns sehr herzlich für sein Engagement.
Im Juni verstarb unser geschätztes Kuratoriumsmitglied Arnulf Borsche. Wir blicken mit Dankbarkeit
auf seine ehrenamtlichen Leistungen zurück, die
einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung der
Stiftung bedeuteten.
Die Aktivitäten unserer Stiftung entsprechen diesem
inklusiven Grundansatz übrigens schon seit vielen
Jahren: All unsere Qualifikationen in der beruflichen
Rehabilitation werden in Kooperationsbetrieben
oder in Regelbildungseinrichtungen, also inklusiv,
durchgeführt. Das im letzten Jahr begonnene
Projekt zur Ausbildung von blinden und sehbehinderten Tontechnikern folgt dem gleichen Prinzip:
Die künftigen Tontechniker werden an der Berufs-
Für ihren außerordentlichen Arbeitseinsatz bedanken
wir uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Ebenso bedanken wir uns bei den Förderern und
Spendern: Ihr Engagement ermöglicht es uns, wegweisende Entwicklungen und Projekte anzustoßen.
Erika Pfreundschuh, Vorsitzende des Kuratoriums Franz-Josef Esch, Vorstand Die Stiftung auf einen Blick
Kuratorium
Vorstand
Wohnanlage Soziale Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Musisches Zentrum Projekte
• Sehrestberatung,
• Fachangestellter für MedienSehhilfenanpassung
und Informationsdienste
• Blindentechnische
• Online-Journalist
• PR-Juniorberater
Grundausbildung
•S
chulung in Blinden- und • Wissenschaftlicher
Sehbehindertentechniken
Dokumentar
Kuratorium
• Werkstatt-Galerie 37
• Musikpädagogik
• Blinde Musiker
• Fachkraft für
Audiotechnik
• Senioren-
beratung
Erika Pfreundschuh, Vorsitzende
Peter Gerdon, stellvertretender Vorsitzender
Dr. Peter Barkey, entsandter Vertreter des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen
Prof. Dr. Daniela Birkenfeld,
Stadträtin, entsandte Vertreterin des Magistrates der Stadt Frankfurt am Main
Dr. Dagmar Meidrodt
Dr. Michael Richter
Prof. Dr. Klaus Ring,
Präsident, entsandter Vertreter der Polytechnischen Gesellschaft
Vorstand
Franz-Josef Esch
Die Stiftung in Zahlen 2011
Mitarbeiter
20
davon blind oder sehbehindert
Teilnehmer, Beratene
Persönliche Beratung
6
30
Sehrestberatung155
Seniorenberatung104
Blindentechnische Grundausbildung
4
Einzelschulungen20
Mediendokumentar9
PR-Juniorberater4
Fachkraft für Audiotechnik
Blinde und sehbehinderte Mieter
4
À4
2
Musikalische Förderung
56
Werkstatt-Galerie 37
25
44
Älterwerden mit Sehverlust –
Beratung und Gruppenangebote für Senioren
Die psychosoziale Beratung älterer Menschen
mit Sehbehinderung ist seit 2010 fester
Bestandteil der Stiftungsarbeit. Mehr als
100 Ratsuchende nutzten allein 2011 die
„Seniorenberatung“ der Frankfurter Stiftung
für Blinde und Sehbehinderte.
Die meisten Betroffenen wurden zunächst telefonisch beraten, rund zwei
Drittel suchten anschließend auch das persönliche Gespräch. Viele Ratsuchende
aus dem Vorjahr nutzten auch 2011 das Angebot weiter. Dies spricht für den
hohen Bedarf an Unterstützung, Beratung und Information in dieser schwierigen
Lebenslage.
Beratung zu Hilfsmitteln, die den
Alltag erleichtern
Ergänzende Angebote für die Zielgruppe
2011 wurden neben der persönlichen psychosozialen Beratung begleitende
Angebote für Senioren entwickelt, zum Beispiel Schulungen im Umgang mit
dem Hilfsmittel „Daisy-Player“ – einem Abspielgerät für Blinde und Sehbehinderte – Kochkurse, Kosmetikseminare, Schulungen zu Basis-Nähtechniken und
ein Gesprächskreis „Trauer um den Sehverlust“.
Der sogenannte Makula-Stammtisch in Kooperation mit der Bezirksgruppe
Frankfurt des Blinden- und Sehbehindertenbundes hat sich bewährt und fand
auch 2011 monatlich statt. Je 30 bis 40 Betroffene der „Altersbedingten
Makuladegeneration“ erhalten dort Informationen über relevante Themen;
geleitet wird der Stammtisch von Katharina Metzler und Susanne Säum.
Netzwerkarbeit
Neben der engen Zusammenarbeit mit dem Blinden- und Sehbehindertenbund
Hessen wurde auch die Kooperation mit der Universitätsaugenklinik weitergeführt und intensiviert. Zusammen mit der Leitstelle „Älterwerden“ im Rathaus für Senioren der Stadt Frankfurt wurde zudem eine offene Sprechstunde
„Sehverlust im Alter“ etabliert, die nun monatlich angeboten wird.
Fachkongresse
Das Projekt wurde 2011 auf dem „LowVision-Kongress“ der LowVision-Stiftung in
Essen und auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie
und Geriatrie (DGGG) in Frankfurt präsentiert.
6
À6
Weitere Informationen erhalten Sie bei Katharina Metzler, Frankfurter Stiftung für Blinde und
Sehbehinderte, unter Telefon 069/95 51 24 - 68, per E-Mail an beratung@sbs-frankfurt.de
sowie im Internet unter www.sbs-frankfurt.de.
Terminhinweise:
Besuchen Sie unsere Vortragsreihe zu Themen rund um Sehbehinderung im Alter am
Donnerstag, 24. Mai 2012, 14:30 bis 16:00 Uhr, im SightCity-Forum der Hilfsmittelmesse
SightCity. Die Messe findet statt vom 23. bis 25. Mai 2012 im Sheraton Hotel Frankfurt am Main.
Informieren Sie sich über unsere Angebote für Senioren am Mittwoch, 13. Juni 2012, beim
Tag der offenen Tür in der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, oder an unserem
Informationsstand während der „Aktionswoche Älter werden in Frankfurt“ am Donnerstag,
21. Juni 2012, in der Eingangshalle des Frankfurter Hauptbahnhofs.
Weitere Vorträge zum Projekt halten Referenten der Frankfurter Stiftung für Blinde und
Sehbehinderte (Praxis) und der Interdisziplinären Alternswissenschaft (IAW, wissenschaftliche
Begleitung) der Goethe-Universität Frankfurt beim Kongress für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e.V. in Chemnitz,
30. Juli bis 3. August 2012.
Soziale Netzwerke:
„Menschen direkt erreichen“
Facebook, Twitter und Co. sind derzeit in aller Munde. Auch die
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verändert sich durch die sozialen
Netzwerke. Über die Chancen und Möglichkeiten von „Social Media“
sprachen wir mit Heiko Kunert. Der heutige Pressereferent des
Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg (BSVH) absolvierte
2007/09 bei der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte
die Weiterbildung zum PR-Juniorberater.
Heiko Kunert beim Interview zum
Thema „Social Media“
INFO
PR-Juniorberater
Dauer der Weiterbildung:
24 Monate
Voraussetzungen:
Allgemeine Hochschulreife,
eine abgeschlossene Berufsausbildung und/oder
ein Studium
Kontakt:
Ursula Hollerbach
Telefon: 069/95 51 24 - 61
E-Mail: hollerbach@sbsfrankfurt.de
8
À8
Wann sind Sie das erste Mal bewusst
auf das Thema „Soziale Netzwerke“
aufmerksam geworden und wann
haben Sie begonnen, diese auch aktiv
zu nutzen?
Meinen privaten Blog betreibe ich seit
etwa vier Jahren. Nach und nach kamen
dann auch Facebook und Twitter dazu.
Ich habe erst einmal privat die
Möglichkeiten getestet und vieles
dann auch für den Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg umgesetzt.
Inzwischen hat die Facebook-Seite
unseres Vereins rund 200 Fans, bei
Twitter folgen uns mehr als 1.700 Menschen. Ich nutze die Plattformen, um
über Neuigkeiten aus unserem Verein
zu informieren, gebe auf diesem Wege
aber auch aktuelle Forschungsergebnisse und allgemeine Tipps weiter.
Sind Plattformen wie Facebook und
Twitter barrierefrei und können sie gut
von Blinden genutzt werden?
Das ist ganz unterschiedlich. Twitter
ist zum Beispiel nur teilweise barrierefrei. Hier nutze ich Zusatzsoftware,
sogenannte Clients wie Qwitter, die
es mir ermöglichen, Twitter mit Hilfe
von Tastenkombinationen zu bedienen.
Facebook ist einigermaßen nutzbar.
Aber es gibt natürlich auch Grenzen,
Fotos kann ich zum Beispiel nicht
selbst einstellen, das übernimmt dann
ein Kollege für mich.
Hat sich die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durch „soziale Netzwerke“
verändert?
Das denke ich schon. Soziale Netzwerke
sind vor allem eine große Chance.
Dadurch habe ich die Möglichkeit,
Menschen direkt zu erreichen und mit
ihnen individuell zu kommunizieren.
Außerdem eignen sich soziale Netzwerke wie Facebook gut zur Ergänzung
der Pressearbeit, die ja bisher hauptsächlich auf klassischen Medien aufbaut. Beachten sollte man aber, dass
man „Social Media Relations“ nicht
einfach „nebenbei“ erledigen kann –
schließlich wollen diese Plattformen
gepflegt werden. Bei Fragen von Nutzern ist zudem eine schnelle Reaktion
empfehlenswert.
Welche Vorteile ergeben sich für sehgeschädigte Menschen?
Der Austausch in sozialen Netzwerken
ist einfach unverkrampfter und direkter. Das hilft dabei, Vorurteile abzubauen und Menschen zu erreichen,
die sich sonst vielleicht nicht mit
dem Thema Sehbehinderung auseinandergesetzt hätten. So erhalte ich
zum Beispiel einen Großteil der An-
fragen von Schülern, die etwa für einen Vortrag recherchieren, eher über
Facebook als über E-Mail. Das zeigt,
dass wir unsere Themen da platzieren,
wo sich heute viele Jugendliche, aber
auch immer mehr ältere Menschen,
aufhalten.
Die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte geht offen mit dem Wandel in der PR-Branche
um. Ursula Hollerbach, Leiterin der beruflichen Qualifikation zum PR-Juniorberater, überarbeitet derzeit die Schulungsinhalte, damit die Teilnehmer künftig auch mehr über den Bereich „Social Media“
lernen können. Die Stiftung informiert seit Kurzem selbst mit einer eigenen Facebook-Fanpage über
ihre Aus- und Weiterbildungsangebote.
Social Media (auch soziale Medien oder soziale Netzwerke), als Social Media werden alle digitalen
Medien bezeichnet, die es Nutzern ermöglichen, sich gegenseitig zu vernetzen und sich interaktiv
auszutauschen.
Facebook / Twitter, Bezeichnung für soziale Netzwerke. Facebook ist derzeit mit geschätzten 800
Millionen Mitgliedern weltweit das größte soziale Netzwerk. Xing, Google+ und LinkedIn sind ebenfalls verbreitete soziale Netzwerke.
Blog (oder auch „Web-Log“ genannt), ist ein auf einer Webseite geführtes Tagebuch.
Audiotechnik – Pilotprojekt eröffnet Blinden
und Sehbehinderten neue Berufschancen
Tobias Fechner (li.) und Stephan Yanakouros (re.), der
Vertreter der Dr. Josef und Janina Haubenstock-Stiftung,
c/o Frankfurter Sparkasse 1822; Informationsgespräch im
Tonstudio der EurAka
INFO
Kontakt für weitere
Projektinformationen:
Peter Schwinn
Telefon: 030/30 36 89 91
E-Mail:
schwinn@sbs-frankfurt.de
„Das Schwierigste ist, den Gesang und die Band so aufeinander abzustimmen, dass ein harmonischer Gesamtklang entsteht“, so der blinde
Tobias Fechner, der mit Kopfhörern vor Laptop und Mischpult sitzt. Seit
September 2011 werden er und der stark sehbehinderte André Tolzmann
in Trägerschaft der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte
gemeinsam mit sehenden Schülern an der Europäischen Medien- und
Event-Akademie (EurAka) in Baden-Baden zu „Fachkräften für Audiotechnik“ ausgebildet.
Ziel des Pilotprojektes ist es, das Berufsfeld „Audiotechnik“ auch Blinden und
Sehbehinderten zu erschließen. Es wird im Wesentlichen finanziert durch die
Dr. Josef und Janina Haubenstock-Stiftung, c/o Frankfurter Sparkasse 1822.
Audiotechnik, das bedeutet unzählige Regler, Knöpfe und Anzeigen im Tonstudio
der EurAka. Sich hier den Arbeitsplatz eines Blinden oder Sehbehinderten
mit seinen zusätzlichen EDV-Hilfsmitteln, zum Beispiel Braillezeilen und Bildschirmlesegeräte, vorzustellen, ist zunächst nicht leicht. Doch nach den ersten
Monaten der Ausbildung wird dieses Bild für die sehenden Mitschüler von André
Tolzmann und Tobias Fechner sowie für deren Dozenten immer vertrauter.
Eine große Herausforderung im Ausbildungsabschnitt „Beschallungstechnik“
war für die beiden sehgeschädigten Schüler die Bedienung des digitalen LiveMischpultes, mit dem Fachkräfte für Audiotechnik Live-Auftritte „abmischen“.
Diese Mischpulte haben Schieberegler, die sogenannten Fader, mit denen der
Anteil der einzelnen Kanäle angepasst wird und die taktil gut kontrolliert
werden können. Doch viele Regler übernehmen mehrere Funktionen und welche
davon gerade aktiv ist, lässt sich ausschließlich visuell kontrollieren. Aber
auch hier gibt es Unterstützung dank neuer Technik: „Mit Hilfe eines iPad kann
ich das Mischpult vollständig fernsteuern und alle Einstellungen kontrollieren“,
begeistert sich Tobias Fechner. „Ich kann zum Beispiel alle Fader bewegen,
und die Sprachausgabe ‚Voice Over‘ liest mir alle Einstellungen vor.“
10 À10
Information Specalists entwickeln
barrierefreie Software
Siegerempfang (Berlin): Main IT
wurde mit dem Unternehmerpreis
„Gründer Champion 2011“ in der
Kategorie „Soziale Verantwortung“
ausgezeichnet.
Stefan Müller arbeitet seit Sommer 2010 als Berater für
barrierefreie Software bei der Firma Main IT in Kelkheim.
Seine Erfahrungen fließen in die Entwicklung neuartiger
Anwendungen ein.
Stefan Müller (42 Jahre, blind) studierte Germanistik und Medienwissenschaft
an der Universität Marburg und absolvierte anschließend – in Trägerschaft der
Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte – eine Weiterbildung zum
Wissenschaftlichen Dokumentar/ Information
„Ich habe das Glück, mit Main IT einen Specialist an der Fachhochschule Potsdam. Über
seine Arbeit als Softwareberater berichtet er:
Arbeitgeber gefunden zu haben, der
die soziale Verantwortung nicht nur
nach außen trägt, sondern sie auch
lebt.“
„Softwareentwicklern zu zeigen, wie sie Systeme
barrierefrei und intuitiv gestalten können, dieser
Gedanke kam mir schon während meines Studiums.
Da mein Sehvermögen nur noch das Erkennen von Umrissen und Farben zulässt, sind etwa beschriftete Grafiken und eine übersichtliche Programmoberfläche ein Muss, um sie überhaupt nutzen zu können. Mit Softwareentwicklung
in Berührung gekommen bin ich dann während meiner Weiterbildung zum
‚Wissenschaftlichen Dokumentar/ Information Specialist‘ sowie in einem
Anschlussprojekt beim Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) in Potsdam. Dort
unterstützte ich den Aufbau barrierefreier hausinterner Informationssysteme.
Anschließend arbeitete ich beim Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-
12 À12
Was gilt es bei einer barrierefreien
Software zu beachten?
verband in Berlin bei der Erstellung eines Redaktionssystems mit und konnte
dabei mein Fachwissen als Softwareberater vertiefen. Nach Projektabschluss
konnten alle Verbandsmitarbeiter den Internetauftritt des Hauses selbstständig pflegen, was vorher nur Programmierern oder den sehenden Kollegen
vorbehalten war.
„Immer an den Anwender denken“
Im Sommer 2010 bewarb ich mich mit Unterstützung der Frankfurter Stiftung
für Blinde und Sehbehinderte bei Main IT, einem Software-Unternehmen im
hessischen Kelkheim. Das Anforderungsprofil des Unternehmens passte genau
zu meinen beruflichen Qualifikationen. Außerdem weiß ich als Blinder aus
eigenen Erfahrungen, was es beim Thema barrierefreie Software zu beachten
gilt. Main IT entwickelt mit „Main Pyrus“ das weltweit erste barrierefreie
Dokumenten-Management-System. Mit diesem können Mitarbeiter in Unternehmen und Behörden Dokumente – wie etwa Rechnungen oder Bescheide –
verwalten sowie bearbeiten, unabhängig davon, welche Einschränkungen der
jeweilige Anwender hat.
Ich bin bei Kundengesprächen dabei und dokumentiere die Wünsche der
Anwender in Hinblick auf Bedienbarkeit und technische Voraussetzungen.
Damit das Entwicklungsteam weiß, welche Funktionen es wie programmieren
muss, formuliere ich aus den Kundenwünschen die Anforderungen für die
Entwickler.
INFO
Wissenschaftlicher
Dokumentar/Information Specialist
Dauer der Weiterbildung:
24 Monate
Voraussetzungen:
Hochschul- oder Fachhochschulabschluss
Nächster Weiterbildungsbeginn: monatlicher Beginn,
fortlaufend ab Mai 2012
Kontakt:
Peter Schwinn
Telefon: 030/30 36 89 91
E-Mail:
schwinn@sbs-frankfurt.de
Bitte umblättern
À13 13
Information Specalists entwickeln
barrierefreie Software
Fertige Module teste ich dann auf ihre Funktionalität. Tauchen Fehler auf oder lässt sich
eine Funktion nicht oder nur schlecht bedienen, gebe ich dies an die Entwickler weiter
und unterbreite Verbesserungsvorschläge. Außerdem präsentiere ich unsere Software auf
Messen.“
Worauf das Team von Main IT besonders stolz ist:
Wir wurden für unsere Produktentwicklung mit dem Unternehmerpreis
„Gründer Champion 2011“ in der Kategorie „Soziale Verantwortung“ ausgezeichnet.
Elektronische Tageszeitung (ETaB) –
mit der Stiftung hörbar besser informiert
Lassen Sie sich hörbar besser informieren – mit unserer Elektronischen Tageszeitung.
Die Stiftung für Blinde und Sehbehinderte bietet in Kooperation mit der Firma
F.H. Papenmeier eine breite Auswahl von Tageszeitungen und Wochenmagazinen für
blinde Menschen an. Die Texte können Sie sich mit Sprachausgabe vorlesen lassen
oder am PC mit einer „Braillezeile“ lesen.
Aktuell in unserem Kiosk:
• Berliner Morgenpost
• Frankfurter Allgemeine Zeitung
• Frankfurter Rundschau
• Süddeutsche Zeitung
• Die Welt
• Die Welt am Sonntag
• Brigitte
• Focus
• Der Spiegel
• kicker sportmagazin
Interessiert?
Fragen und Bestellungen richten Sie bitte an:
Martin Kirchner, Telefon: 069/95 51 24 - 15,
E-Mail: kirchner@sbs-frankfurt.de,
Internet: www.sbs-frankfurt.de
14 À14
Aus- und Weiterbildungspartner 2011
Wir freuen uns, dass auch 2011 wieder zahlreiche langjährige Kooperationspartner im gesamten Bundesgebiet blinde und sehbehinderte Praktikanten,
Auszubildende und Volontäre im Rahmen unserer Berufsbildungsangebote
betrieblich qualifiziert bzw. nach Ausbildungsabschluss eingestellt haben.
Erfreulich ist auch, dass mehrere neue Institutionen dazu gekommen sind.
Wir bedanken uns bei allen nachfolgend aufgeführten Einrichtungen sehr herzlich:
Bundesarchiv, Berlin
Deutsche Blindenstudienanstalt Marburg (Blista), Marburg
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV), Berlin
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt am Main
Deutsches Rundfunkarchiv (DRA), Frankfurt am Main und Potsdam
Berlin
Braunschweig
Europäische Medien- und Event-Akademie (EurAka), Baden-Baden
Potsdam
Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig
Goober Networks, Inc., Mainz
Marburg
Institut für Information und Dokumentation (IID) an der FH Potsdam, Potsdam
Johann-August-Zeune-Schule, Berlin
Mainz
Frankfurt am Main
Malteser Hilfsdienst e.V., Berlin
Musikschule Marburg, Marburg
Baden-Baden
Novartis Vaccines und Diagnostics GmbH, Marburg
Stauffenbergschule, Frankfurt am Main
Dank an die Unterstützer der Stiftung
„Den Unterstützern sei Dank“
Wir danken den zahlreichen Förderern und Spendern, die im Jahr 2011 die
erfolgreiche Umsetzung unserer Projekte ermöglicht haben: die Polytechnische
Gesellschaft Frankfurt, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, die Helga
Ravenstein-Stiftung, verwaltet von der Frankfurter Sparkasse 1822: die Dr.
Josef und Janina Haubenstock-Stiftung sowie die Rudolf und Anna Katharina
Eichenauer-Stiftung, die Stiftung Allgemeiner Almosenkasten, die Software AG
Stiftung, die Lions Clubs Frankfurt/Main Skyline und Frankfurt am Main, der
Inner Wheel Club Frankfurt sowie zahlreiche Privatpersonen.
Stifter werden
Stifter tragen zum Aufbau des Stiftungsvermögens bei, mit dem langfristig
gesicherte Erträge erzielt werden. Zustiftungen ermöglichen es uns, Projekte
zur gesellschaftlichen und beruflichen Rehabilitation und Integration sehbehinderter und blinder Menschen zu initiieren und gezielt zu fördern. Wenn
auch Sie uns unterstützen möchten, beraten wir Sie gern über die verschiedenen Möglichkeiten.
INFO
Für Fragen zum Thema
„Stifter werden“ steht
Ihnen Franz-Josef Esch,
Vorstand der Frankfurter
Stiftung für Blinde und
Sehbehinderte, gerne zur
Verfügung.
Telefon: 069/95 51 24-0
E-Mail:
info@sbs-frankfurt.de
Unser Spendenkonto
bei der Frankfurter
Sparkasse:
Kontonummer: 215872
Bankleitzahl: 500 502 01
À15 15
Berufliche Rehabilitation: Ein Aha-Erlebnis
Klaus Mixa arbeitet bei der Deutschen Bank. Der 48-Jährige leidet unter
einer angeborenen Sehschädigung, die er „stets so gut es ging ignoriert“ hat.
Nachdem die Beeinträchtigungen im Job zu groß wurden, wandte er sich an
die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte. „Es war schwierig,
zuzugeben, dass es so nicht mehr weitergeht. Wenn man sich aber einmal überwunden hat, gibt es vielfältige Möglichkeiten, Hilfe zu erhalten.“ Mit Franziska
Peters von der Stiftung und dem Schwerbehindertenvertreter der Deutschen
Bank, Dieter Engelhardt, erarbeitete er ein Konzept, um die für sich optimalen
Hilfsmittel auszuwählen: Unter anderem ein mit blendfreien Farben gestaltetes
Büro, eine Vergrößerungs-Software für den PC sowie die Neu-Strukturierung
seines Arbeitsplatzes. „Ein Aha-Erlebnis, was alles möglich ist“, resümiert Mixa
und lobt die unterstützende Haltung der Deutschen Bank in dieser schwierigen
Phase. „Geholfen hat uns vor allem Klaus Mixas offener Umgang mit seiner Sehbehinderung“, erklärt Schwerbehindertenvertreter Engelhardt. „Ebenso geholfen
hat uns die Arbeitsplatzbegehung mit der Stiftung, dadurch konnten wir zusammen die geeigneten Schritte ergreifen.“ Die „Unterstützung und Begleitung im
Berufs- und Arbeitsleben“ ist Teil der beruflichen Rehabilitationsangebote der
Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte.
Oben: Klaus Mixa, am Arbeitsplatz
Unten: Hilke Krumme, Erzieherin
INFO
Soziale und berufliche Rehabilitation
und Beratung
Kontakt:
Franziska Peters
Telefon: 069/95 51 24 - 60
E-Mail:
peters@sbs-frankfurt.de
Die Erzieherin Hilke Krumme hat die Angebote der beruflichen Rehabilitation
der Stiftung genutzt, um sich neu auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. „Als
meine Sehschädigung schlimmer wurde, konnte ich meinen Beruf nicht mehr
voll ausüben.“ Diese Erkenntnis sei ihr schwer gefallen, auch der Verzicht auf
liebgewonnene Tätigkeiten wie Auto- und Fahrradfahren. „Ich wusste immer,
dass es das jetzt nicht gewesen sein konnte. Ich wollte selbstständig bleiben.“
Die „Einzelschulung in EDV zur Berufsvorbereitung“, ebenfalls Teil der beruflichen Rehabilitation in der Stiftung, half ihr dabei. „Ich hätte nie gedacht,
wie viel Spaß so eine Umschulung machen kann“, berichtet Krumme. Trotz
Sehbehinderung mit Office-Programmen umgehen zu können, ermöglicht ihr
den Umstieg in ein neues Berufsfeld. „Ich habe gelernt, dass ich mich nicht zurückziehen muss, nur weil meine Sehkraft beeinträchtigt ist“, sagt sie. „Heute
erlebe ich jeden Tag etwas Neues und freue mich auf die Herausforderungen im
neuen Job.“
EDV-Schulungen (einzeln oder in Kleingruppen)
mit den aktuellen Betriebssystemen von Microsoft und Apple sowie der
entsprechenden Standardsoftware
•Schulungen im Umgang mit Zugangshilfsmitteln (Vergrößerungssoftware, Screenreader und
Braillezeile)
•Umgang
Coaching am Arbeitsplatz
•
Begleitung von blinden und sehbehinderten Arbeitnehmern in Betrieben
• Information, Beratung und Unterstützung für Arbeitgeber und betriebliche Integrationsteams
16 À16
Den eigenen Blick schärfen –
Moderator „blind für einen Tag“
Die Welt aus der Perspektive eines Blinden wahrzunehmen – dieser Herausforderung stellte sich pur+ Moderator Eric Mayer im September 2011.
In seiner Sendung im ZDF erklärt er regelmäßig Kindern und Jugendlichen
komplexe Sachverhalte aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.
Titelthema einer Folge war „Blindheit“ und der Umgang blinder Menschen
mit ihrer Umwelt. Um den jungen Zuschauern ein Gefühl für dieses Leben
vermitteln zu können, ließ sich der Moderator einen Tag lang von Rehabilitationslehrerin Susanne Säum führen – eine Dunkelbrille verdeckte dabei
seine Augen.
INFO
Unterricht in Orientierung und Mobilität/
lebenspraktische
Fähigkeiten
Kontakt:
Susanne Säum
Telefon: 069/95 51 24 - 63
E-Mail:
saeum@sbs-frankfurt.de
Begleitet von einem Kamerateam, erprobte Mayer unter anderem die
Orientierung mit dem Langstock, das Überqueren einer Ampel und das
Fahren mit der Bahn.
Der weiße Langstock ist für Eric Mayer an diesem Tag das wichtigste
Hilfsmittel: Zunächst noch vorsichtig, testet er die Orientierung ohne
Sehkraft.
Anhand der weißen, genoppten Gehwegplatten (Bodenindikatoren) erkennt der
pur+ Moderator den Weg zur Ampel. Dort
verrät ihm ein Tonsignal, wann er gefahrlos die Straße überqueren kann.
Schwierige Übung: Eric Mayer erlebt
das Gefühl, blind eine Treppe hinauf
zu gehen.
Unterricht in Orientierung und Mobilität / lebenspraktische Fähigkeiten
Unter Anleitung einer Rehabilitationslehrerin für Blinde und Sehbehinderte lernen die Betroffenen
im Unterricht, sich selbstständig im Alltag zu bewegen.
Schwerpunkte des Trainings:
•
Umgang mit dem weißen Langstock
• Einübung spezieller Wege (z.B. zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen)
•Orientierungsstrategien
• Umgang mit vergrößernden Sehhilfen
• selbstständige Bewältigung des Alltags
À17 17
Sehrestberatung und Sehhilfenanpassung:
Verbliebene Sehkraft bestmöglich nutzen
INFO
Für weitere Informationen und Termine in der
wöchentlichen Beratung
nehmen Sie bitte Kontakt
mit unserem Sekretariat
auf.
Kontakt:
Telefon: 069/95 51 24-0
E-Mail:
info@sbs-frankfurt.de
Annegret Walther ist erfahrene Orthoptistin und hilft seit 2011 Ratsuchenden
der Stiftung, das verbliebene Sehvermögen bestmöglich zu nutzen. Sie berät
Sehbehinderte jeden Alters und tritt damit die Nachfolge von Norbert Gorldt
an. Der Experte der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg stand Ratsuchenden der Stiftung bisher beratend zur Seite. An dieser Stelle möchten
wir Herrn Gorldt für seinen langjährigen Einsatz sehr herzlich danken.
Annegret Walther verfügt als Orthoptistin über eine hervorragende Qualifikation und konnte über viele Jahre Erfahrungen im Bereich hochgradiger
Sehbehinderten-Beratung sammeln. Ihre Beratung setzt da an, wo medizinisch
das Sehvermögen nicht zu verbessern ist, die richtigen Hilfsmittel aber große
Verbesserungen im Alltag und Berufsleben bewirken können.
Sie berät Kinder der Frühförderung, der Frankfurter Sehbehindertenschule und
Erwachsene hinsichtlich optisch oder elektronisch vergrößernder Sehhilfen,
Filtergläser und anderer Hilfsmittel, die das Sehen verbessern. Dies können
zum Beispiel Lupen, Lupenbrillen oder Bildschirmlesegeräte sein. Eine solche
Beratung dauert je nach Bedarf eine bis eineinhalb Stunden.
„Beraten wird dabei herstellerneutral.
Im Vordergrund stehen ausschließlich
die Interessen der Betroffenen.“
In den letzten Jahren nahm die Zahl
sehbehinderter Senioren, die sich über
entsprechende Hilfsmittel beraten lassen
wollten, stetig zu. Dies zeigt den wachsenden Bedarf guter Beratungsangebote in dieser Altersgruppe: Im Berichtsjahr wurden insgesamt 155 Personen beraten. Davon waren 30 Kinder der
Frühförderung sowie der Sehbehindertenschule. Alle weiteren Ratsuchenden
waren Senioren, die zum Großteil von der Altersbedingten Makuladegeneration
betroffen sind.
18 À18
Die Beratung findet in enger Kooperation mit niedergelassenen Augenärzten,
der Universitätsaugenklinik sowie der Deutschen Blindenstudienanstalt
Marburg statt.
Blind Foundation – „Weiter so…“
Blind Foundation im Zauberwald: 2011 begleitete die
Band das Musical „Bahlus im Zauberwald“.
2011 – für Blind Foundation ein abwechslungsreiches Jahr!
Zahlreiche Auftritte vor begeisterten Fans und Schülern, beim
Musical „Bahlus im Zauberwald“ und im Fernsehen bei ZDF und
RTL-Hessen sowie im Radio bei der HR3 Bombi-Show gehörten zu
den Highlights des Jahres.
INFO
Blind Foundation
Integrationsprojekt zur
beruflichen Teilhabe
Blinder und Sehbehinderter. Buchbar für festliche
Anlässe und sonstige
Veranstaltungen.
Kontakt:
Markus Hofmann
Telefon: 069/95 51 24 - 67
E-Mail:
info@blindfoundation.de
www.blindfoundation.de
„Weiter so! Habe euch bei HR3 gehört mit dem Simply Red-Song Something got
me started“, schreibt ein Radiohörer im Gästebuch auf www.blindfoundation.de.
„War ein tolles Intro in den Arbeitstag, hat gute Laune gemacht und mich
total begeistert.“ Blind Foundation ist für professionelle Coversongs bekannt
und beliebt. 2011 freuten sich Fans der Band aber auch über die ersten Eigenkompositionen im unverwechselbaren Blind Foundation-Sound. Hörbeispiele der
eingängigen Popsongs gibt es auf www.blindfoundation.de.
Auch die Grundschüler, die Blind Foundation in Schulaufführungen erlebten,
stellten der Band aus blinden und sehenden Musikern ein sehr gutes Zeugnis aus:
„Die erleben ja den ganzen Alltag blind und dass sie dann noch ein Instrument
spielen können ist eigentlich super. Und sie klingen fast wie andere Popstars
auch“, meint einer der kleinen Fans in einem ZDF-Bericht von Oktober. Auch RTLHessen begleitete die Band bei einer Unterrichtstunde „Blind Foundation in der
Schule“. Die Beiträge sind unter www.rtl-hessen.de und www.tivi.de abrufbar.
Im Mai unterstützte Blind Foundation das Musical „Bahlus im Zauberwald“, ein
gemeinsames Projekt von Menschen mit und ohne Behinderung. Das Musical
erzählt einerseits ein Märchen, in dem es um die Auseinandersetzung mit dem
Thema Behinderung geht. Andererseits ist es eine wunderschöne Liebesgeschichte, in der sich viele Menschen wiederfinden. Die Musik dafür schrieb
der blinde Komponist Rainer Husel. Die Band Blind Foundation arrangierte die
20 À20
Blind Foundation bei der der HR3
Bombi-Show
Kompositionen und spielte bei insgesamt fünf Auftritten in Hannover und
Wolfsburg live.
Mit fast einem Drittel mehr Live-Auftritten und Schulaufführungen im Vergleich zum Vorjahr blickt Blind Foundation zufrieden auf 2011 zurück und
freut sich auf 2012.
Wir danken den Lions Clubs Frankfurt/Main Skyline und Frankfurt am
Main sowie der Stiftung Polytechnische Gesellschaft für die finanzielle
Unterstützung dieses Projektes.
Egal ob Easy Listening Music zum Dinner, originell arrangierte
Tanzmusik oder mitreißenden Party-Pop – mit Blind Foundation
treffen Sie immer die richtige Wahl. Mit Spürsinn für die richtige
Musik macht die Band aus blinden und sehbehinderten
Musikern Ihr Event zu einem unvergesslichen Highlight.
Fragen und Buchungen:
Markus Hofmann, Blind Foundation Management
Adlerflychtstraße 8, 60318 Frankfurt am Main
Telefon: 069/95 51 24 - 67
E-Mail: info@blindfoundation.de
Internet: www.blindfoundation.de
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Kunst neu entdeckt
Kunst entdecken: Mitglieder der
Werkstatt-Galerie 37 beim Ertasten
einer Skulptur von Caspar Berger
„Diese Figur von Caspar Berger erzählt uns eine Geschichte. Wofür könnten
die vielen kleinen Gesichter zum Beispiel stehen?“ Kunstpädagogin Stefanie
Bickel hat die volle Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer, die mit ihr vor Bergers
Skulptur stehen. Die ist eine Kopie von Michelangelos „David“, besteht aus
unzähligen kleinen Gesichtern und lässt damit viel Raum für Interpretationen.
Zahlreiche Antworten erhält Stefanie Bickel auch an diesem Tag auf ihre
Frage, trotzdem ist es eine ganz besondere Führung: Keiner der Teilnehmer
kann die Figuren sehen.
Die Mitglieder der Werkstatt-Galerie 37, ein Angebot der Frankfurter
Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, erschaffen selbst Figuren aus
Speckstein und anderen Materialien. An diesem Tag sind sie in die Ausstellung „Blickachsen 8“ nach Bad Homburg gekommen, um sich Anregungen für
die eigene Arbeit zu holen.
„… die Werke geben unseren
Mitgliedern Impulse für die
eigene kreative Arbeit.“
In einer speziellen Führung ertasten sie sich ganz
unterschiedliche Skulpturen und werden dabei
durch Stefanie Bickel von der Galerie Scheffel,
welche die Ausstellung organisiert hat, begleitet.
„Ich bin immer wieder von der Neugier und Begeisterung der Teilnehmer
beeindruckt. Sie erschließen sich die Werke durch bloße Berührung und
geben uns durch ihre Schilderungen und Interpretationen einen ganz neuen
‚Blickwinkel‘ auf die Skulpturen“, so Bickel.
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Ausstellung „Blickachsen 8“ im Kurpark Bad Homburg: Figuren erzählen
Geschichten
Heike-Marei Heß, Leiterin der Werkstatt-Galerie 37 bei der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, freut sich ebenfalls über die gelungene
Führung: „Die hier ausgestellten Werke bekannter Künstler wie Magdalena
Abakanowicz, Venske & Spänle oder Oliviero Rainaldi geben unseren Mitgliedern Impulse für die eigene kreative Arbeit. Zusammen mit der wunderbar
aufbereiteten Führung von Frau Bickel ist es ein einzigartiges Erlebnis.“
Highlights 2011
INFO
Neben dem Besuch der Ausstellung „Blickachsen 8“ im Kurpark Bad Homburg
standen auch 2011 wieder mehrere von der Werkstatt-Galerie 37 organisierte
Exkursionen auf dem Programm. Besuche im Hessenpark, dem Museum für
angewandte Kunst in Frankfurt am Main und dem Ledermuseum in Offenbach gewährten den Teilnehmern spannende kunst- und kulturgeschichtliche
Einblicke.
Ein herausragendes Ereignis war auch
die Ausstellung der eigenen Werke
in der Adventszeit. Bei der ersten
Weihnachtsausstellung der WerkstattGalerie 37 begrüßte Peter Gerdon,
stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Frankfurter Stiftung für
Blinde und Sehbehinderte, die zahlreichen Besucher. Für Kinder wurde
ein Speckstein-Workshop angeboten,
bei dem sie kleine Weihnachtsgeschenke herstellen konnten.
Werkstatt-Galerie 37
Die Werkstatt-Galerie 37
will durch kunsthandwerkliches Gestalten die
Kreativität von Betroffenen fördern und sie
dadurch gesellschaftlich
integrieren. Das Angebot
richtet sich an blinde und
sehbehinderte Menschen
ab acht Jahren.
Kontakt:
Heike-Marei Heß
Telefon: 069/95 51 24-30
E-Mail:
hess@sbs-frankfurt.de
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Kooperation mit der
Hermann-Herzog-Schule
Ob Musikunterricht bei erfahrenen Bandmitgliedern, Orientierung auf dem
Schulweg oder Gestaltung von Speckstein-Skulpturen – dank der langjährigen
Kooperation zwischen der Hermann-Herzog-Schule und der Frankfurter Stiftung
für Blinde und Sehbehinderte können den Schülern viele wertvolle und interessante Unterrichtsinhalte angeboten werden. Die Hermann-Herzog-Schule ist
ein überregionales Beratungs- und Förderzentrum für sehbehinderte Schüler
und bietet in Frankfurt unter anderem eine Förderschule der Klassen 1 bis 10
für Sehbehinderte an.
Schüler aller Jahrgangsstufen werden von der Rehabilitationslehrerin der Stiftung
in Orientierung und Mobilität unterrichtet. Die sehbehinderten Schüler lernen, wie
sie selbstständig ihren Schulweg absolvieren, öffentliche Verkehrsmittel nutzen
und sich in ihrem Wohnumfeld orientieren können. Dadurch wird die Selbstständigkeit und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler gefördert. In der Sehrestberatung und Sehhilfenanpassung der Stiftung werden Schüler außerdem in
Hinblick auf eine optimale Versorgung mit Sehhilfen und Hilfsmitteln beraten.
Die Musiker der Blind Foundation geben den Klassen 5 bis 8 Musikunterricht.
Dabei bringen sie den Schülern verschiedene Instrumente näher, lehren Musikgeschichte und sprechen mit ihnen zum Beispiel über die Bedeutung von Musik
in der Werbung. Die musikalische Praxis wirkt sich positiv auf die emotionale,
soziale und kognitive Entwicklung der Jugendlichen aus. Besondere Bedeutung
erhält sie vor dem Hintergrund des in der Regel passiven Musikkonsums von
Kindern und Teenagern.
In Kooperation mit der Werkstatt-Galerie 37 lernen die Schüler der Klassen 5
und 6 den gestalterischen Umgang mit Ton, Gips, Pappmaché, Speckstein und
Farben. Beim Gestalten eines Selbstporträts oder von Fantasiefiguren wird die
Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit der Schüler gefördert.
Wir danken der Dr. Josef und Janina Haubenstock-Stiftung, c/o Frankfurter
Sparkasse 1822 für die Förderung dieser Angebote.
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Keine Angst vor Bienen
An einer Honigwabe konnten die
Besucher die Struktur einer Wabe erfühlen und frischen Honig probieren.
Eine Gruppe sehbehinderter und blinder Menschen drängt sich
um eine Bienenwabe. Ohne Scheu tauchen die Teilnehmer ihre
Finger in den leckeren Honig. „Das riecht hervorragend“, sagt eine
Besucherin. Bei einer Führung im Institut für Bienenkunde konnten
die Blinden und Sehbehinderten aber nicht nur leckeren Honig
probieren, sondern vor allem viel über Bienen lernen und ihre
Angst vor den fliegenden Insekten verlieren.
„Blinde und Sehbehinderte haben berechtigterweise eine noch größere Angst
vor Bienen und Wespen als wir Sehenden. Denn für sie stellen die Insekten
tatsächlich eine unsichtbare Bedrohung dar“, so Franz-Josef Esch, Vorstand
der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte. „Umso wichtiger
schien es uns, über richtige Verhaltensweisen im Umgang mit Bienen aufzuklären und durch Wissensvermittlung Ängste zu nehmen“, ergänzt Prof. Dr.
Bernd Grünewald, Leiter des Instituts für Bienenkunde in Oberursel. Deshalb
fand im August 2011 das erste Mal eine Führung speziell für blinde und
sehbehinderte Menschen am Institut für Bienenkunde statt. Ziel war es, den
Teilnehmern eine Welt zugänglich zu machen, die sie sonst nicht erleben
können und ihnen die Angst vor Bienen zu nehmen.
Wie sieht eine Biene aus? Mit Hilfe
einer Modellbiene aus Plastik lernten
die Teilnehmer den Körper einer
Biene kennen und ertasteten Fühler,
Flügel, Beine und Stachel.
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Hintergrund
Das Institut für Bienenkunde in Oberursel ist wie unsere Stiftung Tochter
der Polytechnischen Gesellschaft. Es wird von der Gesellschaft und von
der Goethe-Universität getragen. Unter dem Neurobiologen Prof. Dr.
Bernd Grünewald verbindet das Institut naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit praktischer Bienenhaltung.
Fortbildungen durch die Frankfurter
Stiftung für Blinde und Sehbehinderte
Ein Teil der Fortbildung: Die Selbsterfahrung unter der Augenbinde
Wie sollte der ideale Fußweg für Blinde und Sehbehinderte aussehen?
Was ist bei der Pflege blinder und sehbehinderter Patienten zu
beachten?
Mitarbeiter unterschiedlichster Berufsgruppen sind in ihrem Arbeitsalltag mit
den Auswirkungen und Aspekten von Blindheit und Sehbehinderung konfrontiert – bei ehrenamtlicher Begleitung, in der Krankenpflege, bei gutachterlichen Tätigkeiten oder in der psychosozialen Beratung. Die RehabilitationsExperten der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte sehen es als
eine wichtige Aufgabe an, ihr Spezialwissen auch anderen Berufsgruppen zu
vermitteln. Deshalb werden regelmäßig externe Fortbildungen angeboten.
Dieses Angebot nutzten 2011 Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes der
Krankenversicherungen in Hessen (MDK), Krankenpflegeschüler der Frankfurter
Rotkreuz-Krankenhäuser und das Team der Evangelischen Blindenarbeit der
Diakonie Frankfurt. Abgestimmt auf die jeweiligen beruflichen Erfordernisse
informierten die Mitarbeiter des Rehateams der Stiftung über Alltagshilfsmittel, Sehrestberatung und Sehhilfen, Techniken „Sehender Begleitung“
sowie über pflegerelevante Aspekte von Blindheit und Sehbehinderung. Eine
theoretische und praktische Einführung in das Thema „Barrierefreies Bauen
im öffentlichen Straßenraum“ gab das Rehateam in Zusammenarbeit mit dem
Club Behinderter und ihrer Freunde, Darmstadt und Umgebung e.V. (CBF) für
Mitarbeiter des Straßenverkehrs- und Tiefbauamtes, Abteilung Planung und
technische Verwaltung.
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Die Stiftung in Aktion 2011
Zu Beginn des Jahres organisierte die Stiftung in
Zusammenarbeit mit der Polytechnischen Gesellschaft den Vortrag des Kuratoriumsmitgliedes Dr.
Michael Richter: „Die UN-Behindertenkonvention
als Impulsgeber für unsere Gesellschaft“. Der sehr
gut besuchte Vortrag stellte die Herausforderungen
der Konvention für die Bürgerschaft der Stadt Frankfurt und die Gesellschaft in den Mittelpunkt.
Die Stiftung präsentierte ihre Arbeit mit dem
Schwerpunkt Beratung und Begleitung sehbehinderter Menschen an einem Stand auf der jährlichen
SightCity – einer Hilfsmittelmesse für Blinde und
Sehbehinderte in Frankfurt.
Der Lions-Club Frankfurt/Main Skyline ließ auch in
diesem Jahr zahlreiche kleine gelbe Plastikentchen
den Main hinunter um die Wette schwimmen. Mit
dem Erlös der Charity-Aktion Duck Race wurde
unter anderem unser Musikprojekt Blind Foundation
unterstützt. Die Band sorgte wieder für beste
musikalische Unterhaltung. Der Scheck über 2.000
Euro wurde dem Vorstand auf dem Sommerfest der
Stiftung übergeben.
Im April veranstaltete der Lions Club Frankfurt am
Main ein Benefizkonzert zugunsten des Projektes
„Blind Foundation“: Das Adorno Quartett präsentierte in der Heilig Geist Kirche in Frankfurt ausgewählte Werke von Mozart, Schubert und Verdi. Der
Erlös des gut besuchten Konzertes erbrachte dem
Projekt eine Spende von 2.000 Euro.
Unser Sommerfest erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Weit über 200 Personen besuchten uns
2011. Ein Speckstein-Workshop, die Vorführung
eines Tonschnittarbeitsplatzes, Führungen durch
den Duftgarten und andere informative Angebote
Bilder:
Oben: Frau Prof. Dr. Daniela Birkenfeld, Sozialdezernentin, Stadträtin und
Mitglied des Kuratoriums, begrüßte beim Sommerfest der Stiftung die Gäste;
Mitte: die Stiftung auf der SightCity 2011;
Unten: Duck Race: Scheck-Übergabe des Lions-Club Frankfurt/Main Skyline
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sorgten für Abwechslung bei den Besuchern, die
das Fest bei bester Verköstigung und peppiger
Musik der Blind Foundation genossen. Sozialdezernentin Prof. Dr. Daniela Birkenfeld begrüßte
die Gäste unseres Sommerfestes.
Unser Duftgarten ist inzwischen nicht „nur“
Anziehungspunkt für unsere Mieter, sondern
lockt auch Besucher an. Die Tourismus+Congress
GmbH der Stadt Frankfurt hat den Duftgarten
in ihre Broschüre aufgenommen. Dem Berufsförderungswerk Bad Vilbel sei noch einmal für die
Unterstützung bei der Einrichtung des Gartens gedankt. Ebenso danken wir der von der Frankfurter
Sparkasse 1822 verwalteten Rudolf und Anna
Katharina Eichenauer-Stiftung für die finanzielle
Unterstützung zum Ankauf der Pflanzen.
Mit dem Tag der offenen Tür in der „Woche des
Sehens“ luden wir blinde und sehbehinderte
Menschen ebenso wie Augenärzte und Fachpersonal aus verschiedenen Einrichtungen ein. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung
führten Gespräche mit Ratsuchenden und konnten
den ein oder anderen Tipp geben oder weiterführende Gespräche vermitteln. Interessante Vorträge zu den Themen Augenkrankheiten im Alter,
Sehhilfen für hochgradig sehbehinderte Menschen
und seniorengerechte Computerprogramme gab es
am Nachmittag.
Wie sich Stiftungen untereinander helfen können,
zeigt als erfreuliches Beispiel die Möbelspende
der Stiftung Waisenhaus. Im Zuge des Verwaltungsneubaus der Stiftung wurden eine Reihe gut
erhaltener Möbel frei, die die Stiftung unserer
Einrichtung schenkte. Hierfür ein herzliches
Dankeschön!
Bilder:
Oben: Vorführung eines Tonschnittarbeitsplatzes beim Sommerfest;
Mitte: Besucher im Duftgarten;
Unten: Origami-Workshop
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Kontakt
Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte
Adlerflychtstraße 8, 60318 Frankfurt am Main, Telefon 069/95 51 24 - 0, Fax 069/597 62 96
info@sbs-frankfurt.de, www.sbs-frankfurt.de
Vorstand: Franz-Josef Esch
Impressum
Jahresbericht 2011, Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (2012)
Adlerflychtstraße 8, 60318 Frankfurt am Main, Telefon 069/95 51 24 - 0, Fax 069/597 62 96
info@sbs-frankfurt.de, www.sbs-frankfurt.de
Redaktionsleitung: Franz-Josef Esch (V.i.S.d.P.), Heike-Marei Heß, Linda Thielemann / FuP Kommunikations-Management GmbH
Redaktionelle Mitarbeit: Markus Hofmann, Ursula Hollerbach, Katharina Metzler, Franziska Peters, Susanne Säum, Peter Schwinn,
Christopher Martin, Silke Radeck/FuP Kommmunikations-Management GmbH
Fotos: Franz-Josef Esch, Heike-Marei Heß, Peter Schwinn, FuP Kommunikations-Management GmbH, Achim Katzberg
(achim.katzberg@querformat-fotografie.de), Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg, Hessischer Rundfunk Anstalt des
öffentlichen Rechts, Karl-Hermann Friedrichs, Katarina Ivanisevic, Main IT GmbH & Co. KG, partizip e.V.
Satz & Gestaltung: HOTTER s, Sabine Hotter
Druck: Wilhelm und Adam OHG, Heusenstamm
Liebe Leserinnen und Leser, allein der guten Lesbarkeit zuliebe haben wir weitgehend auf die Verwendung der weiblichen
grammatikalischen Form verzichtet. Es sind selbstverständlich immer Angehörige beider Geschlechter gemeint.
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