wirklich – nicht wirklich (II)
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wirklich – nicht wirklich (II)
wirklich – nicht wirklich (II) Menno Aden (Fotografie) Andrej Henze (Malerei) Hermann Reimer (Malerei) Impressum Druck: BWH GmbH - Die Publishing Company Layout: Kord Buße, Barsinghausen Fotos: Menno Aden, Andrej Henze, Hermann Reimer (Lepkowski Studios S. 23, 29, Michael M. Heyers S. 22). Herausgeber: Kunstverein Barsinghausen e. V. Rottkampweg 57, 30890 Barsinghausen 05105-80570 – kunstverein@baschex.de www.kunstverein.baschex.de wirklich – nicht wirklich (II) Menno Aden (Fotografie) Andrej Henze (Malerei) Hermann Reimer (Malerei) im Raum für Kunst Sa, 25. Mai – Sa, 22. Juni 2013 RAUM FÜR KUNST Kunst verein BARSINGHAUSEN Glotzt nicht so romantisch Mit diesem Satz, auf Schrifttafeln aus dem Schnürboden heruntergelassen, versuchte vor fast hundert Jahren der junge Bertolt Brecht das damalige Publikum aus seiner eskapistischen Konsumhaltung aufzurütteln. Für seine Schauspieler entwickelte er eine artistische Technik, dem Zuschauer die Neigung auszutreiben, gedankenlos in der künstlich errichteten Scheinwelt zu versinken. Sein Verfremdungseffekt sollte auf die Frage stoßen: Ist das wirklich so? – und kann es nicht anders sein? Heute ist schon viel gewonnen, wenn wir uns wenigstens die erste Frage stellen. Wie wirklich ist all das, was es zu sehen gibt – und was bewirkt es? Hinzu kommt im V-Effekt wohlkalkuliert das Vergnügen an der Artistik. Hellwach und klar soll es sein, mit Goethes Vokabel: heiter. Verblüfft sollen wir über das außergewöhnliche Können des Künstlers staunen. Die fernseh-üblichen Comedy-Show erschöpft sich im platten Witz und wirkt schon beim ersten Ansehen schal. Die Artistik einer Szene von Charlie Chaplin oder eines Sketches von Loriot erheitert uns noch beim dritten und vierten Betrachten. In diesem Sinne rücken uns die drei Künstler der Ausstellung "wirklich – nicht wirklich II" gekonnt verfremdend Ausschnitte aus unserer Lebenswelt vor Augen, und stoßen uns höchst vergnüglich auf die Frage nach unserer Wahrnehmung dieser Wirklichkeit. Andrej Henzes große Ölgemälde offenbaren auf den ersten Blick eine grandiose Virtuosität. Seine Kunst ist teleskopisch. Er holt die beiläufi-4- gen Dinge unseres Alltags, Geräte, Gläser, Löffel, unheimlich nah und groß an uns heran. Fasziniert von der Brechung des Lichts im Wasserglas, vom Funkeln des blanken Metalls, von den Schatten, die ihr eigenes Spiel treiben, macht er mit all dem großes Theater. Gibt nun der Künstler den sonst eher unbeachteten Dingen unseres Alltags ihre objektive Würde zurück oder offenbart er die willkürliche Macht des unangemessen schönen Scheins? Da zeigt uns der Künstler neben einem Spülbecken Glas, Teller und Tasse zum Abtropfen aufgestellt. Eine brennende Kerze setzt einen feierlichen Akzent, geisterhafte Schatten sind an die Wand geworfen und breite farbige Streifen durchziehen und gliedern wie selbstverständlich das Bild. Ein rätselhaftes, bei aller Plastizität dem Alltag entrücktes Tableau. In ähnlicher Weise verbinden die Landschaften fotografisch genaue Abbildung mit dem Anderen, dem Phantastischen oder doch eher dem Eigentlichen? -, wenn der Horizont hinter den Bergen Islands zum feuerroten Streifen wird. Wir bestaunen die Artistik Menno Adens, der in der Fotografie möglich macht, womit einst fotorealistische Maler die Fotografen übertrumpften: die gleichbleibende Tiefenschärfe im größtmöglichen Weitwinkel. Wir alle »können« ja fotografieren, aber wie Aden die Räume unseres Alltags vom Schuhgeschäft bis zum Fahrstuhl, die Küche und das Wohnzimmer aus zig Overhead-Aufnahmen wieder neu zusammensetzt, das ist einzigartig. So schickt uns der Fotograf auf Entdeckungsreise in das Abbild unseres Alltags. Wir freuen uns über all die wieder- erkannten Details. Und doch bleiben sie uns unendlich fern. Unsere wirkliche Welt ist die Welt aus Augenhöhe. Räume betrachten wir schon beim Betreten vor allem auf die (Flucht-)Wege hin. Da unser Blick horizontal gerichtet ist, muss man sich um-sehen, nie sehen wir alle vier Wände gleichzeitig. Wir erfahren sie eher körperlich, setzen die Dinge und Distanzen mit unserem Körper in ein Verhältnis. Was kann ich wie erreichen? Hier aber gibt es kein vorne und hinten, also auch kein links und rechts. Die gewohnte Orientierung versagt. Dem Betrachter wird schwindlig. Wir sehen da unten nichts, was wir nicht deuten können, aber wir erkennen es nur durch das Wissen von den Dingen. Das Gefühl bleibt weitgehend aus. Das ist die Sicht der gleichgültigen Drohne, die ihr Ziel todbringend ansteuert. Ist dies nicht auch die Sicht von Google-Earth? Sind wir dem technisch Möglichen emotional gewachsen? Dass wir Vertrautes wiedererkennen, macht auch den ersten Reiz von Hermann Reimers Bildern aus. Viele Motive könnten aus dem Fotoalbum unserer Eltern stammen. Dieses aufdringliche Tapetenmuster, diese so unmögliche Kombination von Teppich und Sessel, hatten wir das nicht auch in unserer ersten Wohnung? Aber der Maler greift artistisch ein, er betont die Diskrepanzen, beleuchtet sie hinterhältig, stellt sie im wahrsten Sinne des Wortes bloß. Ein Hauch von Melancholie und Humor liegt über diesen Bildern. Und dann erst sehen wir, dass hier und da die Dinge sich an den Rändern auflösen. Ihr seht ja gar keine Dinge – kann das heißen –, sondern nur auf die Leinwand aufgetragene Farben, die die Dinge vortäuschen. In der Tat ist das Brechts Verfremdungseffekt eins zu eins in die Malerei übertragen. Aber funktioniert nicht andererseits unsere Wahrnehmung genau so: Wir sehen nur ein Bein des Stuhls und müssen die anderen gar nicht dazunehmen, weil wir ja wissen, dass sie da sind. Das unfertige Bild, die Skizze neben dem Vollendeten – welch ein großes Thema der Kunstgeschichte. Und ebenso gilt, dass wir mehr wahrnehmen können, als wir unmittelbar sehen. Da sitzen wir im Zimmer und haben zugleich die prächtigen Schönwetterwolken am weiten Sommerhimmel im Blick, und der Gartenzaun geht vor unserem inneren Auge in die groß gemusterte Tapete übe. Reimers Innen- und Außenraum vielfach verschränkenden Bilder mögen an den Surrealismus eines Salavador Dalí oder eher noch René Magritte erinnern; es sind aber keine Traumbilder, ihre Details sind realistisch, ihre Verschränkungen sind unserer komplexen Wahrnehmung von Wirklichkeit auf der Spur, so wie es einst auf seine Weise der Kubismus erforschte. Drei Annäherungen an die Wirklichkeit. Und noch einmal Bertolt Brecht: »Dagegen gibt es schwache (einfache) und starke (zusammengesetzte) Vergnügungen … Die letzteren … erreichen ihre Steigerungen wie etwa der Beischlaf in der Liebe; sie sind verzweigter, reicher an Vermittlungen, widersprüchlicher und folgenreicher.« Friedrich Holtiegel -5- Menno Aden Menno Aden Tel. 030 41725732 mail@mennoaden.com www.mennoaden.com/ 2007 1972 geboren in Weener, Niedersachsen 1993 - 2000 Kunststudium an der Unversität Bremen Lebt und arbeitet in Berlin Preise 2012 2009 Gruppenausstellungen (Auswahl) „Art | Science | Industry“, Potsdam: Erster 2013 Preis „European Award of Architectural Photography“, Frankfurt Main 2012 Einzelausstellungen (Auswahl) 2012 „Menno Aden – Arbeiten“, Galerie Schuster, Potsdam „Raum Portraits, Galerie Abrahams and Haerlin, Hamburg „Still Light“ mit Marcin Cienski, Galeria Deak Erika, Budapest 2011 „Menno Aden – Photography“, Schuster Gallery, Miami „Spurensuche - Seach for Traces“, Galerie Lesmeister, Regensburg 2010 2008 -6- „Quis Custodiet Custodes“, Your Mother Gallery, Singapore „Menno Aden – Fotografien“, Galerie Schuster Photo, Berlin „The Universe is not your Friend, Babe“ Deák Erika Galéria, Budapest „Ambient Portraits“, Galerie Zu Den Ferd, Berlin 2011 „Architekturbild 2009 // 2011“, Wissenschaftspark Gelsenkirchen „Discover me“, Landesmuseum Emden „International Multimedia Art Festival“ kuratiert vom New Zero Art Space. Institut Français, Rangun, Burma „In Private“, La Tour De Villers Gallery, Palais Bellevue, Cannes „Art | Science | Industry“, Kunsthaus Potsdam „Distance – Magnet – Closeness“ mit Chatchawan Nilsakul, Miriam Nöske, Julia Schwadron et al. CMU Museum, Chiang Mai, Thailand „Ich bin ein Berliner“ mit Georg Baselitz, Rebecca Horn et al. Dezer Schauhalle, Miami und außerdem in Berlin, Köln, Nakhorn Pathom/ Thailand, Hannover, Mailand, Basel, Essen, Regensburg, Kassel, Bremen, Frankfurt/ Main -7- -8- -9- »Einfach Wohnen« aus der Vogelperspektive Die eindrucksvollen Raum-Portraits des Fotografen Menno Aden fangen beengtes Wohnen ein wie niemand sonst. Aden begann ursprünglich damit, die Räume von Freunden in Berlin zu fotografieren – das ja bekannt ist für bescheidenes Leben, billige Miete und oftmals sehr kleine Wohnungen. Angeregt von der Lebensweise und der geringen Habe seiner Künstler-Kollegen begann er die Serie wie eine Erweiterung des Portraitierens. Aus der Vogelperspektive erfassen Adens Fotografien Persönlichkeit und Wesen der Bewohner der kleinen Räume, ohne jemals ihr Gesicht zu zeigen. Der Fotograf benutzt Stative, Einbeine oder sogar Galgen, um die geeignete Höhe zu erreichen, und fotografiert seine Räume mit dem Weitwinkel-Objektiv aus verschiedenen Positionen unterhalb der Decke, um sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Diese Aufnahmen setzt er anschließend in einem Werkstattprozess am Computer zu einem Bild zusammen. Die Perspektive gibt die winzigen Lebensräume als ebene, zweidimensiona- le Flächen wieder. Übertragen in farbige Quadrate, Rechtecke und Flecke kann die sich ergebende Bildsprache durchaus verwirrend sein, indem sie auf den ersten Blick an deren Identität – etwa als Schlafzimmer – Verrat begeht. Ungemachte Betten erscheinen als Farbkleckse, Dielen als Hintergrundsmuster und Frisiertischchen als präzise Rechtecke. Obwohl die Utensilien und persönlichen Gegenstände eines jeden Bewohners gegenwärtig sind, löst die Perspektive den Zusammenhang auf, indem sie jedes Buch, jede Pflanze und Zeitschrift zum Teil eines Rasters zu machen scheint, eher als persönliche zum Raum gehörige Gegenstände. Der Blick von oben zeigt ebenso die klare Ordnung eines Raums. Mit Fußböden, die als Negativfläche dienen, erscheint sogar der chaotischste Raum irgendwie ordentlich. Adens Arbeit verschmilzt Grundrisse mit Portraits, sie zeigt das Schöne im beengten Wohnen und macht daraus Kunstwerke. Aus dem Amerikanischen von Lori Zimmer, Washington, 20.01.2013 - 10 - - 11 - - 12 - - 13 - Andrej Henze Hetjensstr. 34, 40472 Düsseldorf AndrejHenze@web.de http://www.andrejhenze.de/ Tel. 0211 5144116 geboren 1974 in Hannover 1995-1997 Studium der Kunst bei Prof. Dr. R. Wick und Prof. Dr. H. Mahlberg und Studium der Geschichte an der Gesamthochschule Wuppertal; seit 1997 Studium der Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Rissa und Studium der Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf seit 2004 Gymnasiallehrer in Benrath lebt und arbeitet in Düsseldorf Einzelausstellungen 1997 1998 1999 2001 2002 2003 2008 2009 2011 2012 2013 Trans-Tec in Hannover 3M Medica in Borken Deutsche Angestellten-Akademie in Hannover Garten(Lust)haus in Delmenhorst artevia in Düsseldorf Janssen-Cilag in Neuss Galerie Lethert in Bad Münstereifel Janssen-Cilag in Neuss Bürgerhaus Angermund in Düsseldorf Bar Zogel in Düsseldorf Galerie Lethert in Bad Münstereifel Galerie UpArt in Neustadt Volksbank Hannover (zusammen mit Achim Leseberg) Gruppenausstellungen 1997 1998 1999 - 14 - Zechensaal, Barsinghausen Kunstakademie Düsseldorf Kunstakademie Düsseldorf KÖ-Galerie, Düsseldorf Galerie Gross-Selbeck, Düsseldorf 2000 2001 2002 2003 2007 2008 2009 2012 2013 Neujahrsbegegnung, Barsinghausen Kunstakademie Düsseldorf KÖ-Galerie, Düsseldorf Galerie G – Die Gravüre, Essen Kunstakademie Düsseldorf KÖ-Galerie, Düsseldorf Schlösschen Borghees, Emmerich Kunstakademie Düsseldorf Kunsthalle Koblenz Galerie Hölz, Düsseldorf St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch artevia, Düsseldorf Galerie Hölz, Düsseldorf Seewerk, Moers Kunsthalle Koblenz Galerie »Der Turm«, Schwalmtal Radisson SAS Media Harbour-Hotel, Düsseldorf Galerie per-seh, Barsinghausen Galerie Klaus Siepmann, Düsseldorf Galerie »Der Turm«, Schwalmtal - 15 - - 16 - - 17 - - 18 - - 19 - Alltäglich? Das Alltägliche sei sein Thema, sagt der Maler Andrej Henze. Weit gefehlt aber die Vermutung, seine Bilder böten beiläufige Einblicke in unseren grauen Alltag. Auf Riesenformaten zeigt sich eher die staubfreie Schokoladen-Seite der Dinge. Maßstabübersteigerung, effektvoll gewählte Aus- und Anschnitten beschwören Dingmagie. Ölfarbe schafft Verzauberung. Von Licht durchsonnt funkelt Glas, wie durchscheinende Seide fließt das dünne Gummi eines Kondoms über einen Glasrand, Metall reflektiert, was das Zeug hält. Andrej Henze beherrscht das Handwerk fotorealistischer Darstellung. Für bestimmte Materialien gibt es bei ihm offenbar Vorlieben, außer für Glas und Stahl vor allem für Eierschalen und von Eiweiß um- - 20 - spielte, knatschgelbe Dotter. Der illusionistische Effekt ist dabei groß, dagegen können stiefväterlich behandelte Tischplatten oder Hintergründe abfallen und lassen Gläser, Geschirr und Küchenutensilien zuweilen einfach unvermittelt im Raum schweben. Der Verdacht der Wiedergabe bloßer Oberfläche keimt, aber Andrej Henzes Malerei erschöpft sich nicht in den stofflichen Reizen. Seine inszenierten Stillleben, die so ganz und gar nicht vom Zufall diktiert sind, lassen Hintergründiges vermuten - ganz in der Art der auf den ersten Blick so gefälligen Prunkstillleben des 17. Jahrhunderts, die letztlich doch sagen: »Es ist alles eitel.« So weit geht Andrej Henze aber nicht. Er will einerseits wohl eher provozieren. Das Ei als Lebensquelle im aufwendig gefertigten Pokal, daneben ein Verhütungsmittel. Eine Zahnprothese im Glas, in ihrer Bissigkeit verwandt mit einer gefräßigen Gemüsemühle, die ebenfalls Zähne zeigt. Eine lockere Reihe heiter baumelnder Teebeutel, schrundiger, ja hässlicher Papiersäckchen, begleitet von einem Echo aus der Schattenwelt. Andererseits fordert er uns auf, das Alltägliche in den Blick und ernst zu nehmen. »Die Dinge werden erst schön, wenn man sie benutzt«, erklärt der Ma- ler. So genügen die auf die Bildfläche gezauberten Dinge nicht sich selbst, sondern ziehen den Betrachter mit ein: Durch Perspektive und Maßstab ist der Blick fixiert. Er ist gerichtet auf bestimmte und nicht irgendwelche Details, macht Halt an Orten, die dem Maler ins Auge gefallen sind. Und es ist wohl zuerst der Künstler, dann aber auch der Betrachter, der im Schatten eines Menschen auf der spiegelnden Wölbung einer Kaffeetasse zum Vorschein kommt. Jutta Saum, 2003 (leicht angepasst) - 21 - Hermann Reimer Hermann Reimer Winterfeldtstr. 54 · 10781 Berlin Tel. 030 – 236 23 247 E-Mail: mail@hermann-reimer.de www.hermann-reimer.de 1959 geboren in Münster/Westfalen 1977-1983 Studium der Physik, Diplom 1984-1989 Studium der Malerei an der HdK Berlin 1990 Meisterschüler bei Prof. Klaus Fußmann 1994 Zweiter Preis beim Wettbewerb »junge kunst«, Hamm Ausstellungen (Auswahl) 2013 2012 2011 2010 2008 2007 - 22 - Kunstkreis Hameln (E) Kunstverein Bad Salzdetfurth Galerie Doris-Berlin (E) Kunstverein Bad Salzdetfurth »Holz« Galerie Messerschmidt, Flensburg Galerie Steinrötter (E) kunstraum 4, Horstmar (E) Kunstverein Norden (E) Kunstverein Rastatt (E) Kunstverein Gundelfingen (E) Supermarket Stockholm Vivantes Berlin (E) ArtPosition Salavaux Schweiz Galeria Montcada, Barcelona Kunstmesse ArtDC Washington mit der Galerie Fernando Guerao 9. Kunstmesse Art Internatinal Zürich Galerie Fernando Guerao, Murcia (E) 2006 2004 2003 2001 1997 1996 1995 1994 1993 1990 1987 Kunstverein Hohenaschau Kunstmesse Berliner Liste Berlin mit der Galerie Fernando Guerao Galerie Lena Walter München (E) Archgallery London (E) Ullsteinhaus Berlin (E) »Die Mühle e.V.« Eberswalde (E) Industriekreditbank (IKB), Berlin Gemini-Consulting München (E) Theater Delmenhorst (E) Volksbank Münster (E) Volksbank Warstein (E) Galerie »espacio minimo«, Murcia (E) Kunstraum, Berlin (E) Galerie Steinrötter, Münster (E) Galerie »alla prima«, Barcelona (E) Galerie »continuum«, Murcia (E) Hermann Reimer lebt und arbeitet in Berlin - 23 - - 24 - - 25 - - 26 - - 27 - Schrecklich schön Hermann Reimers künstlerischer Schwerpunkt liegt auf der gegenständlichen Darstellung von Innen- und urbanen Außenräumen, die ins Surreale hinüber gleiten. Menschenleere Hotelzimmer, Ferienwohnungen, Wohnzimmer, Stadtlandschaften wirken wie Bühnenbilder. Mobiliar und großflächige Tapeten-Dekore erinnern an die Nachkriegszeit, obwohl ihnen Abbildungen aus der Gegenwart, Fragmente aus Filmsets und Möbelkatalogen, zugrunde liegen. Die collagenartig kombinierten Elemente haben oft Zitatcharakter und gehen komplexe, pointiert überzogene Beziehungen ein. Dekorative Muster durchziehen die Landschaft, Dinge und Personen lösen sich auf, Vorder- und Hintergrund durchdringen sich. Zum Teil werden Innen- und Außenraum miteinander verschränkt zu einer Szenerie, in der sich vereinzelte wie eingefroren wirkende Statisten aufhalten. Der Betrachter erkennt auf den ersten Blick vertraute Details, ihre Kombination aber wirkt befremdlich und beunruhigend. Diesem Collagecharakter des Bildaufbaus entsprechen die malerische Ausgestaltung und das Nebeneinander unterschiedlicher Maltechniken. Liebe- 28 - voll und aufwändig ausgeführte Details stehen neben Skizzenhaftem oder eigenständigen eher abstrakten Flächen. Die Zitate der Tapeten oder Polsterungen werden oft nicht endgültig fertig gemalt. Der Teppich als freie malerische Fläche kann neben dem realistisch ausgeführten Glastisch mit seinen Spiegelungen erscheinen. Reimers Kunst changiert zwischen der intensiven Spannung solcher Differenzen und der spielerischen Leichtigkeit ihrer Kombination. Sie erzeugt amüsiert und bissig eine Wirklichkeit, die unsere Erinnerungen aktiviert und uns das zugleich Anrührende und Groteske unserer Lebensformen als ein endloses Endspiel vor Augen führt. Nach einem Text von Daniel Khafif, Kunsthistoriker - 29 - Angaben zu den Bildern im Katalog Menno Aden 7 Tracks and Fields V, 2011, C-Print, Diasec 133×80 cm 8 Untitled (GS I), 2006, C-Print, Diasec 70×50 cm 9 Untitled (GS II), 2006, C-Print, Diasec 70×50 cm 11 Untitled (Lift IV), 2012, C-Print, Diasec 70×91 cm 12 Untitled (Shoe Shop), 2009, C-Print, Diasec 100×118 cm 13 Untitled (Anonymous II), 2008, C-Print, Diasec 100×134 cm Andrej Henze 15 Tablette, 2001, Öl auf Leinwand 230×90 cm 16 Tiefsee III, 2008, Öl auf Leinwand 110×150 cm 17 (oben) Gemüsemühle, Öl auf Leinwand 150×200 cm (unten) Kondom+Glas, 2001, Öl auf Leinwand 150×200 cm 18 Autobahnlandschaft, 2005, Öl auf Leinwand 80×220 cm 20 Öl groß, 2001, Öl auf Leinwand 90×230 cm 21 Spülbecken, 2002, Öl auf Leinwand 150×200 cm Hermann Reimer 23 Ausblick, 2010, Öl auf Leinwand 210×210 cm 24 Shoppen, 2013, Öl auf Leinwand 80×100 cm 25 chaise-longue, 2011, Öl auf Leinwand 95×115 cm 26 Crepusculum, 2012, Öl auf Leinwand 130×165cm 27 Nur die Sonne war Zeuge, 2012, Öl auf Leinwand 165×165 cm 29 Hund und Hase, 2009, Öl auf Leinwand 150×100 cm - 30 - Anzeigen Internet Services Integriertes Publizieren Druck + Logistik BWH GmbH Beckstraße 10 30457 Hannover Webbasierte Verlagslösungen • Vernetzte Medienproduktion • Alles aus einer Hand Telefon Telefax 0511 94670-0 0511 94670-16 E-Mail info@bw-h.de www.bw-h.de Gutbürgerliche und saisonale Spezialitäten Durchgehend warme Küche Mo. bis So. 9 bis 21 Uhr täglich Frühstück von 9 - 11 Uhr Mo. - Sa. Mittagsbuffet von 11.30 - 14.30 Uhr Clubräume für 10 - 40 Personen, Biergarten Am Beerbeekenplatz 1 30890 Barsinghausen Tel. 05105-808131 www.deister-waldapotheke.de die Kunst des Backens - bei uns täglich zu erleben! Lust auf Lesen ? Wir beraten Sie gern! Marktstr. 14 Tel. 05105 1894 Marktstr. 43 Tel. 05105 1893 Mit freundlicher Unterstützung durch: und andere Kooperationspartner für die Kunstvermittlung: wirklich – nicht wirklich (II) Menno Aden – Andrej Henze – Hermann Reimer Der Reiz der Ausstellung liegt erneut im Cross-Over von Fotografie und Malerei. Im Zentrum steht die Frage nach der Wirklichkeit oder genauer: nach unserer Wahrnehmung der Realität. Die Räume, in denen wir leben, und die Dinge, mit denen wir umgehen – wie sehen wir sie, oder besser: wie flüchtig »über-sehen« wir sie? Die Room-Portraits des Fotografen Menno Aden werden in der Foto-Fachpresse rund um den Globus gefeiert. Sie zeigen uns unsere alltäglichen Lebensräume aus eigentlich unmöglicher Perspektive, erfassen kühl und distanziert ihre Ordnung oder Unordnung, und lassen uns neugierig altbekannte Details darin aufsuchen. Es sind Ab-Bildungen, die nicht weniger technisch-handwerkliches Können und aufwendige Bearbeitung erfordern, als es für die beiden Maler gilt. Andrej Henze scheint mit seiner fotorealistischen Nahansicht der Dinge unserer Alltagswelt an das barocke Stillleben und Trompe-l΄œil anzuknüpfen. Er scheut auch die Nähe zur Werbefotografie nicht; was den Maler aber umtreibt, ist die alte verstörende Vanitas-Idee, d. h. die Hinterfragung der Bild- und Gedankenmuster, die unsere Wahrnehmung steuern und den schönen Schein produzieren. Auch Hermann Reimer widmet sich in seiner Malerei der Verschränkung von Wahrnehmung und Vorstellung. Wie Menno Aden, aber in eher surrealem Licht, zeigt er die Interieurs, in denen wir leben, sei es dass die groß gemusterte Tapete geisterhaft die Dinge zu verschlingen droht, sei es dass der Raum aufbricht und Innen und Außen sich durchdringen – ein durchaus irritierender und erhellender Versuch, unsere vielschichtige Wirklichkeit ins Bild zu fassen.