Olympische Spiele Geschichte - mck

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Olympische Spiele Geschichte - mck
Geschichte der Olympischen Spiele
Übung 1 | BASIC
INHALT
Zur Geschichte der Olympischen Spiele
Die Olympischen Spiele im Altertum
Olympische Spiele der Neuzeit
Von der Idee und den Anfänge
Coubertins Grundgedanken
Der Olympische Eid
Das Internationale Olympische Komitee (IOC)
Von Athen bis Atlanta - 100 Jahre Olympische Spiele der Neuzeit
Olympische Spiele München 1972
Das Olympische Dorf - Kurzform der Planungsgeschichte
Das Olympische Dorf
Unterkünfte der Journalisten und Sportler
Pressezentrum
Olympische Spiele Sydney 2000
Olympic Broadcasting
Olympisches Dorf in Newington
Und nach Olympia?
Das KünstlerInnenduo Grösch/Metzger untersucht olympische Dörfer nach den Spielen
Olympische Zukunft Peking 2008
Stadtgeschichte und Olympische Spiele in Peking 2008
O L Y M P I A 2 0 1 2 L E I P Z I G Aufgabe 1 BASIC | Geschichte der Olympischen Spiele
Zur Geschichte der Olympischen Spiele
Die Olympischen Spiele im Altertum
Wie die Olympischen Spiele genau entstanden sind, weiß keiner. Es gibt jedoch zwei Sagen auf die man die Gründung der Spiele
zurückführen kann. Die eine bezieht sich auf Herakles, den die Römer Herkules nannten, Sohn des Zeus und der Alkmene. Sein
Leben war gespickt mit gefährlichen Abenteuern. Gleich nach seiner Geburt musste er zwei Giftschlangen erwürgen, die ihm die
eifersüchtige Gattin des Zeus, Hera, geschickt hatte, um ihn zu vernichten. Von seiner Stiefmutter, die ihn sein Lebenlang
verfolgte, erhielt er auch seinen Namen: Herakles bedeutet "Der durch Hera Berühmte". Als es Hera gelungen war, ihn mit
Wahnsinn zu schlagen, tötete Herakles sogar seine eigenen Kinder. Das Orakel von Delphi, das man bei allen wichtigen Anlässen
befragte, riet ihm daraufhin, als Sühne in die Dienste des Königs Ezrystheus zu treten, der ihm zwölf Aufgaben stellte. So
erlegte Herakles unter anderem den Löwen von Nemea, besiegte die neunköpfige menschenfressende Schlange Hydra und
reinigte an einem Tag die verschmutzten Ställe des Königs Augias, indem er zwei Flüsse durch die Stallungen lenkte. Darüber
geriet er mit Augias in einen Streit, der für den König tödlich endete. Anschließend soll Herakles die Olympischen Spiele
gegründet haben. Eine zweite Geschichte bezieht sich auf eine andere sagenhafte Gestalt: In Olympia war in früher Zeit Pelops,
nach dem die Halbinsel Peloponnes benannt ist, verehrt worden. Dieser hatte der Sage nach durch einen Sieg im Wagenrennen
die schöne Hippodameia gewonnen, die Tochter des Königs Oinomaos, und die Herrschaft der Halbinsel übernommen. Zu Pelops
Ehren wurden vermutlich regelmäßig Wagenrennen abgehalten.
Alle diese Mythen liegen jedoch in grauer Vorzeit, aus der uns kaum etwas überliefert ist. Man kann daher über die wirklichen
Ursprünge und die Entwicklung der Olympischen Spiele nur Vermutungen anstellen, etwa die, daß sie in kultischen Leichen und
Fruchtbarkeitsriten zu suchen sind. Im Jahre 776 v. Chr. beginnt mit den ersten Aufzeichnungen die amtliche Zählung der
Spiele, die zu Ehren des Zeus, des höchsten Gottes der Griechen, abgehalten wurden. Als erster Name findet sich in den
offiziellen Siegerlisten der des Kurzstreckenläufers Koroibos von Elis.
Die Olympischen Spiele waren panhellenische Spiele, d.h. sie waren für alle Griechen da. Das Fest zu Ehren des Zeus verlangte
den Frieden, und der "Gottesfrieden"-' war entscheidend für den Bestand der Spiele. Er garantierte allen olympiareisenden
Wettkämpfern und Zuschauern für die Hinreise, die Dauer und die Rückreise Schutz und Sicherheit. Für die Bewohner der
griechischen Stadtstaaten, die sich jahrhundertelang erbitterte Kämpfe lieferten, waren diese Tage der Waffenruhe oftmals die
einzigen Unterbrechungen zwischen den Kampfhandlungen.
lphitos von Elis, Lykurgos von Sparta und Kleosthenes von Pisa hatten, so die Sage, das Friedensabkommen getroffen. Der
genaue Text soll auf einem eisernen Diskus verzeichnet gewesen sein, den man im Heratempel zu Olympia aufbewahrte. Der
Text lautete: "Olympia ist ein heiliger Ort. Wer es wagt, die Stätte mit bewaffneter Hand zu betreten, wird als GottesfrevIer
gebrandmarkt. Ebenso gottlos ist aber auch jeder, der, wenn es in seiner Macht steht, eine solche Untat nicht rächt."" Zwar ist
man heute der Ansicht, daß dieser Vertrag in den Bereich des Mythischen fällt und der Diskus eine antike Fälschung war, die
Regeln für friedliche Wettkämpfe hatten jedoch Geltung. So haben die Olympischen Spiele die erste Friedensbewegung ins
Leben gerufen.
Plan der Anlage von Olympia um 300 u.Z.
Die Olympischen Spiele erstreckten sich in der klassischen Zeit über sechs Tage: am ersten Tag fand der Wettkampf der
Trompeter und Herolde statt. Außerdem wurde der Olympische Eid von allen Teilnehmern der Spiele abgelegt. Am zweiten Tag
bestritten die jugendlichen (Knaben) ihre Wettkämpfe. Am dritten Tag fanden die Pferdewettbewerbe und der Fünfkampf statt.
Gegen Abend wurden Opferzeremonielle für Achilleus und Pelops durchgeführt. Am vierten Tag, einem Vollmondstag, wurden
weitere Gaben den Göttern geopfert. Danach feierte man ein ausgiebiges Festmahl. Am fünften Tag begannen dann erst die
eigentlichen Hauptdisziplinen der klassischen Spiele, wie die Laufwettbewerbe, Ringkämpfe, Faustkämpfe und den Pankrationen
(griech.: "'Allkampf", der Ring- und Faustkampf in sich vereinigt) und die Waffenläufe. Am sechsten Tag fand die Bekränzung
der Sieger und die Bewirtung aller Gäste und Teilnehmer der Olympischen Spiele statt.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden die anfänglich bescheidenen Zeusspiele zu einem bedeutenden sportlichen Ereignis für ganz
Griechenland. Und immer fanden die Wettkämpfe im Hochsommer statt, meist im August. Der Vierjahresrhythmus kommt
dadurch zustande, daß man alle 49 oder 50 Monde (diese Zeitspanne heißt Olympiade), zur Zeit des Vollmonds die Spiele
feierte. Die Wettkämpfe müssen daher stets im Juli oder August stattgefunden haben. Heiß und stickig war es um diese
Jahreszeit, aber weder die Athleten noch die Zuschauer durften eine Kopfbedeckung tragen. Frauen und Sklaven war die
Teilnahme an den Spielen untersagt, und verheiratete Frauen durften nicht einmal zuschauen.
Ab dem dritten Jahrhundert v. Chr. starteten in Olympia fast nur noch Berufsathleten, wodurch die Bedeutung der Spiele mehr
und mehr zurückging. Es kam sogar zu Bestechungen, und die überführten Schwerathleten mussten hohe Strafen zahlen. Der
Mittelpunkt der antiken Welt verlagerte sich nach Rom. Als schließlich der römische Kaiser Nero im Jahre 67 n. Chr. an den
Olympischen Spielen teilnahm - er hatte sie um zwei Jahre verlegen lassen erfuhren sie eine weitere Entwertung. Obwohl Nero
vom Wagen gefallen war, kürte man ihn zum Sieger im Wagenrennen. Er gewann sechsmal, von einem fairen Wettkampf
konnte allerdings nicht mehr die Rede sein: Der größenwahnsinnige Kaiser hatte die Kampfrichter bestochen.
In der Folgezeit nahm der Glauben an die alten Götter und an Göttervater Zeus ständig ab. Damit sank auch das Ansehen der
Spiele in Olympia. Ihr Untergang war endgültig besiegelt, als das Christentum römische Staatsreligion wurde. Die letzten
Olympischen Spiele feierte man im Jahre 393 n. Chr. Ein Jahr später verbot sie der christliche Kaiser Theodosius 1. als einen
heidnischen Kult. Damit war die ruhmreiche Geschichte der Olympischen Spiele im Altertum zu Ende.
Aus dem gesamten griechischen Siedlungsbereich strömten die Athleten
nach Olympia (Plan ca. 450 v.u.Z.)
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Olympische Spiele der Neuzeit
Von der Idee und den Anfänge
Der Franzose Pierre de Coubertin, am 1. Januar 1863 in Paris geboren, hatte auf mehreren Englandreisen ab 1883 die
Möglichkeit die englische Internatserziehung kennen zu lernen und die Begeisterung zu erleben, mit der dort Leichtathletik,
Rugby oder Rudern betreiben wurde. Schulsport sollte kein Drill sein, sondern eine anstrengende, aber fröhliche und
kameradschaftliche Beschäftigung. Das strebte der junge Baron auch für die Schüler in Frankreich an. Die französische
Regierung, die nun auf ihn aufmerksam geworden war, schickte ihn 1889 nach Nordamerika, um weitere Erfahrungen zu
sammeln.
Coubertin wurde klar, daß der Sport das beste Mittel wäre, Jugendliche aller Länder zusammenzubringen, um Freundschaft
zwischen den Völkern aufzubauen - die Idee der Olympischen Spiele für alle Nationen war geboren. Der Gedanke die antiken
Olympischen Spiele in moderner Form wieder aufleben zu lassen, war von den Ausgrabungen des antiken Olympia beeinflusst
die von 1857 bis 1881 unter dem Deutschen Ernst Curtius stattfanden und die Welt in Atem hielt. Nun galt es, international
verbindliche Regeln und ein für alle annehmbares Sportprogramm aufzustellen. Zu den englischen Sportarten kam das deutsche
Turnen, aber auch traditionelle französische und italienische Sportarten wie Fechten, Tennis und Reiten.
Am 23. Juni 1894 wurde in Paris von Sportvertretern aus aller Welt die Wiedereinführung der Olympischen Spiele beschlossen.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wurde gegründet und die ersten Olympischen Spiele an Athen vergeben. Und weil
der griechische Millionär Giorgios Averoff genügend Geld stiftete, baute man in Athen ein Stadion, das dem antiken an gleicher
Stelle ähnlich war.
Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit - Baron Pierre de Coubertin
Pierre de Coubertin war daran gelegen, daß die Spiele nicht für politische Propaganda missbraucht wurden. Mit der Losung "all
sports, all nations“ ("Alle Sportarten, alle Nationen") forderte er die Offenheit der Olympischen Spiele, die zur Annäherung und
zum gegenseitigen Verstehen der Völker und dadurch zur Verwirklichung des Fridensgedankens beitragen sollte. Das
Internationale Olympische Komitee als Dachorganisation entscheidet entsprechend den olympischen Regeln über die Wahl der
mit der Ausrichtung zu betrauenden Stadt, die Festlegung und Durchführung des Wettkampfprogramms, die Eröffnungs-,
Sieges- und Abschlußfeierlichkeiten sowie alle den Inhalt und den Verlauf der Spiele betreffenden Fragen. Die Mitglieder im
inzwischen über 90 Personen umfassenden Gremium des IOC, bis zu zwei pro Nation, werden auf Lebenszeit gewählt. Die
Amtsdauer des Präsidenten beträgt acht Jahre.
An Olympischen Spielen dürfen nur Sportler teilnehmen, deren Nationale Olympische Komitees (NOC; in Deutschland heißt es
NOK) vom IOC anerkannt sind. Bis 1981 besagte eine Regelung zudem, daß Olympiateilnehmer Amateure sein müssen, d.h. kein
Geld mit dem Sport verdienen dürfen. Um sich von der Politik abzuheben und Eigenständigkeit zu bekunden, schuf man nach
und nach olympische Symbole, so die weiße olympische Flagge mit den fünf verschiedenfarbigen, ineinander verschlungenen
Ringen, welche die fünf Kontinente darstellen sollen. Die Fahne und der olympische Wahlspruch, citius-altius - fortius (lat.
"schneller - höher - weiter") werden als exklusives Eigentum des IOC geschützt.
Die Zeremonien bei Olympischen Spielen, nahezu alle von Pierre de Coubertin erdacht, sind noch heute gültig. Bei der
Eröffnungsfeier marschiert seit 1924 zuerst Griechenland in das Stadion ein, gefolgt von den anderen Nationen in
alphabetischer Reihenfolge; das Gastland bildet den Schluss. Eine Sportlerin oder ein Sportler des Gastlandes spricht den
olympischen Eid und gelobt im Namen aller Teilnehmer, die Regeln zu achten. Es folgt ein ähnlicher Eid eines Kampfrichters.
Danach wird das olympische Feuer entfacht, das für die Dauer der Spiele in einer Schale brennt; es wird seit 1936 im
Tempelbezirk des alten Olympia entzündet und von Staffelläufern zum Olympiaort gebracht. Anschließend spricht das
Staatsoberhaupt des gastgebenden Landes die stets identische Eröffnungsformel. Anstelle des Ölzweiges erhalten heute
Olympiasieger, Zweit- und Drittplazierte, nachdem sie durch eine olympische Fanfare zur Siegerehrung aufgerufen wurden,
Medaillen in Gold, Silber und Bronze. Außerdem gibt es Diplome für die ersten acht einer jeden Sportart. 1896 gab es für den
Sieger noch eine Silbermedaille, für den zweiten eine aus Bronze, und der Dritte ging leer aus. Die Namen der Sieger wurden in
die Mauern des jeweiligen Olympiastadions eingemeißelt.
Eingang ins Olympische Dorf in Paris 1920
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Coubertins Grundgedanken
Über tausend Jahre hat es die Olympischen Spiele im antiken Griechenland gegeben. In diesem Jahr können die Olympischen
Spiele der Neuzeit nachdem die ersten 1896 in Athen stattfanden, auf eine 100jährige Geschichte zurückblicken. Als sie in
Atlanta gefeiert wurden, hat man auch der Persönlichkeiten gedacht auf die der moderne Olympismus und die Olympischen
Spiele der Neuzeit zurückgehen. Gefeiert wurde Pierre de Coubertin und mit ihm die Idee, für die er den Namen aus dem
antiken Olympia entlehnte, die er jedoch mit neuem Leben, aber auch mit einem anderen Sinn füllen wollte.
Diese neue olympische Idee war für Coubertin in erster Linie eine pädagogische Idee. /l, 2/ Das Wichtigste am Olympismus
waren für ihn nicht die sportlichen Rekorde, sondern die erzieherischen Ziele und Ideale. Nach Coubertins Auffassung ist der
Olympismus entweder pädagogisch - oder er ist nichts, wie der Tübinger Theologe Eilert Herms feststellte. Ohne pädagogische
Ausrichtung fallen die Olympischen Spiele zurück auf das Niveau der Gladiatorenwettkämpfe in den Arenen Roms. Eine solche
Auffassung bedarf der Erläuterung.
Der Olympismus wollte ursprünglich etwas Besonderes sein. Mit Hilfe eines neuen Sinnesverständnisses des Sports wollte
Coubertin ihn nicht nur reformieren, sondern ihn auch als Instrument für die ethische Reform von Wirtschaft und Politik
benutzen, denen er Reformfähigkeit aus sich heraus nicht zutraute. Dies wiederum sollte über die Reform des Bildungs- und
Unterrichtswesens erreicht werden, als deren wesentlichen Teil er die olympische Erziehung ansah. Dieser Erziehung liegen fünf
Prinzipien zugrunde: Erstens das Prinzip der Leib-Seele-Einheit und einer harmonischen Ausbildung des Menschen, Sporttreiben
soll dem Ideal einer ganzheitlichen Erziehung folgen. Zweitens beruht Olympismus auf dem Geist der "Selbstgestaltung".
Sportliche Aktivitäten sollen das "Streben nach menschlicher Vollendung"' beinhalten, das Bemühen um sportliches Können ist
als Medium der Arbeit selbst anzusehen. Drittens das Ideal der Amateurgesinnung: Sie sollte dem Sport einen "adligen und
ritterlichen Charakter" geben. Im Sport asketische Ziele zu verfolgen, stellt eine Art "Läuterungsprozeß"" dar. Dabei geht es zum
einen um den Schutz des Sports insgesamt vor dem Geist der "Gewinnsuche*' und zum anderen geht es darum, den Athleten
von Olympia nicht in einen "Zirkusgladiatoren" zu verwandeln, wie Coubertin erklärt. Viertens die Bindung an sportliche
Grundsätze: Das Gebot der Fairneß, die Einhaltung geschriebener und ungeschriebener sportlicher Regeln, der Verzicht auf
unberechtigte Vorteile bedeuten zum einen, ein nach Regeln geordnetes und vom Prinzip der Gerechtigkeit geleitetes
Sporttreiben überhaupt zu ermöglichen, und zum anderen ungestüme Kräfte und Leidenschaften im Sport so zu kontrollieren,
daß sie nicht in Barbarei enden. Die "olympische Pädagogik" ist eine "Schule" der praktischen "Ritterlichkeie". Erst eine faire
Einstellung adelt den olympischen Sport. Fünftes die Friedensidee des Sports: ein zentraler Leitgedanke Coubertins handelt von
der Notwendigkeit des Friedens zwischen den Menschen und den Völkern. Dieser Friedensgedanke steht nicht im Gegensatz
zum sportlichen Leistungs- und Wettkampprinzip, dieses Leistungs- und Wettkampfprinzip steht vielmehr in seinem Dienst.
Der Olympische Eid
Der Olympische Eid ist eine Art Verpflichtung der teilnehmenden Sportler, erstmals bei der Eröffnungsfeier in Antwerpen 1920
von dem belgischen Fechter Victor Boin mit folgendem Wortlaut gesprochen:
"Wir schwören, daß wir an den Olympischen Spielen als ehrenwerte Kämpfer teilnehmen, die Regeln der Spiele achten und uns
bemühen werden, ritterliche Gesinnung zu zeigen, zur Ehre unseres Vaterlandes und zum Ruhme des Sports".
Bis 1964 was das also ein "Schwur"", dann wurde daraus, dem Zeitgeist und der Entwicklung entsprechend, ein
Gelöbnis/"Versprechen-' mit dem Text:
" Im Namen aller Teilnehmer verspreche ich, daß wir uns bei den Olympischen Spielen als loyale Wettkämpfer erweisen, ihre
Regeln achten und teilnehmen im ritterlichen Geist zum Ruhme des Sports und zur Ehre unserer Mannschaft. " Ein ähnliches
"Versprechen" geben seit Mexico City 1968 die Kampfrichter ab.
Mit der Einführung des Olympischen Eides glaubte bzw. beabsichtigte Coubertin bereits 1920 dem spezifischen Problem des
modernen Sports "dem politischen Missbrauch und der zunehmenden Kommerzialisierung"' begegnen zu können.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC)
Gegründet 1894 vom Franzosen Pierre Baron de Coubertin, ist das Internationale Olympische Komitee (IOC) Eigentümer der
Olympischen Spiele. Es besteht derzeit aus 107 Mitgliedern, die nicht gewählt sondern kooptiert werden! Auf Betreiben seines
Präsidenten Juan Antonio Samaranch hob das IOC die Altersgrenze im vergangen Jahr auf 80 Jahre an. Dieses Limit gilt jedoch
nicht für die vor 1966 in das Gremium aufgenommenen Mitglieder, die wie der brasilianische Weltfußball Verbandspräsident
Joao Havelange (80), Mitglieder auf Lebenszeit sind. Die Entscheidung zeigt das Festhalten an Pfründen, denn es ist ein offenes
Geheimnis, wer im IOC oder gar im 11-köpfigen Exekutivkomitee ist hat für alle Zeiten ausgesorgt. Immer wieder geraten die
Mitglieder dieser Gremien in den Verdacht der Bestechlichkeit und der Vorteilsnahme; denn diese Gremien entscheiden
entsprechend den "Olympischen Regeln"' über die Wahl der mit der Ausrichtung betrauten Stadt und letztendlich darüber, wer
das große Geld macht. Wie sonst ist es zu erklären, daß 1996 Atlanta und nicht Athen Austragungsort der Olympischen Spiele
wurde. Der Anfang vom Ende?! Das Jahresbudget des IOC, dessen elfköpfiges Exekutivkomitee sich mindestens viermal jährlich
trifft, beläuft sich auf rund 40 Millionen Mark. Während die Lausanner IOC-Zentrale noch in den sechziger Jahren aus einem
Geschäftsführer und einer Halbtagssekretärin bestand, arbeiten heute rund 95 Angestellte in dem für 160 Millionen Mark
errichteten Sitz der Olympie.
Die "Olympische Familie" ist seit Oktober 1996 um weitere 800 Millionen Mark reicher. Nach NBC für Nordamerika und der EBU
für Europa erwarb nun das Netzwerk NHK für Japan die Fernsehrechte an allen fünf Olympischen Spielen vom Jahr 2000 bis
2008 (dreimal Sommer, zweimal Winter). Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kassiert für den Fünferpack 545,5
Millionen Dollar. NBC hatte für 3,57 Milliarden Dollar abgeschlossen, die EBU für 1,442 Milliarden Dollar. Damit erhöhen sich
die TV-Einnahmen für die drei zahlungskräftigsten Märkte der Welt auf insgesamt 5,5 Milliarden Dollar, rund acht Milliarden
Mark. Bei den Sommerspielen 2000 in Sydney und den Winterspielen 2002 in Salt Lake City erhalten die Ausrichter 60%. Ab
2004 (Austragungsorte noch unbekannt) steigt der Anteil der olympischen Familie von 40 auf 51 %, er wird gleichmäßig
zwischen IOC, NOKs und Fachverbänden geteilt. Der NHK-Anteil für Sydney 2000 aus dem Gesamtpaket wurde mit 135
Millionen Dollar beziffert. Die Gesamtsumme der TV-Einnahmen für die nächsten Sommerspiele erhöht sich damit auf 1,2
Milliarden Dollar. Dies bedeutet eine Steigerung um 50% gegenüber diesem Jahr für Atlanta, als gut 800 Millionen TV-Dollar
kassiert wurden. NBC zahlt für Sydney 715 Millionen Dollar, die EBU 350 Millionen Dollar. Hinzu kommen 45 Millionen Dollar
vom australischen Seven Network.
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Von Athen bis Atlanta - 100 Jahre Olympische Spiele der Neuzeit
Olympische Wettkämpfe um Lorbeer, Medaillen und Siegprämien haben seit jeher fasziniert.
Und fast immer spielten mehr Motive eine Rolle als nur das Interesse am reinen Kräftemessen
im Coubertin'schen Sinne. Nachfolgend eine chronologische Abfolge der Olympischen Spiele
der Neuzeit mit ausgewählten Beispielen, die kennzeichnend für die Entwicklung sind./7-20/
Athen 1896 - Schon bei der Wiedergeburt der Amateurspiele ist der Kommerz präsent. "Kodak"'
inserierte im Athener Programmheft und blieb bis heute Olympiasponsor. Der griechische
Millionär Giorgios Averoff "stiftete"" genügend Geld, um ein Stadion zu bauen, das dem antiken
an gleicher Stelle ähnlich war. Erster Olympiasieger wird der Amerikaner James Brendan
Connolly, der mit 13,71 Metern den Dreisprung gewinnt. Er erhält eine Silbermedaille; die
Zweitplazierten bekommen Kupfer und einen Lorbeerzweig. Die ersten Spiele der Neuzeit gelten
als Erfolg. Sogar Athens Gauner hatten sich vorher zu vornehmer Zurückhaltung verpflichtet
und Wort gehalten: Kein einziger Taschendiebstahl wird gemeldet.
Paris 1900 - Ein Krieg entscheidet das Gerangel und den nächsten Austragungsort:
Griechenland, das permanenter Gastgeber sein will, scheidet wegen der "KretaKrise" aus. In
Paris dürfen zum erstenmal Frauen mitmachen: beim Golf, Tennis, Segeln und Ballonfahren. Die
Wettbewerbe dehnen sich über fünf Monate.
St. Louis 1904 - Die weitaus meisten der über 500 Sportler kommen aus den USA, nur ein
Fünftel aus Übersee. 16 Disziplinen sind jetzt olympisch, darunter neuerdings das Boxen. Der
Marathonläufer Fred Lorz (USA) legt die Hälfte der Strecke bequem im Auto zurück und wird
zunächst lebenslang gesperrt; bald wird das Urteil aber aufgehoben. Wenige Nichtamerikaner
gewinnen Medaillen - unter ihnen der deutsche Schwimmer Emil Rausch, der Gold über 880
Yards und eine Meile erkrault.
London 1908 - 100 000 Zuschauer passen auf die praktische und billige Stahlrohrtribüne rings
um die Arena. Frauen nehmen diesmal auch am Bogenschießen und am Eiskunstlauf teil,
separate Winterspiele gibt es noch nicht. Der US-Boy Ray Ewry verteidigt seine Titel im Hochund Weitsprung aus dem Stand und gewinnt seit 1900 insgesamt 10 Goldmedaillen. Er gilt als
der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten.
Stockholm 1912 - Nach den Krisen 1900 und 1904 bringen die schwedischen Spiele bei
strahlendem Sonnenschein den Durchbruch für Coubertins Idee. Rund 2500 Sportler aus 28
Ländern nehmen teil, darunter erstmals Japaner. Neu sind die elektrische Zeitnahme und die
Zielfotografie, die beim 1500-Meter-Lauf über die Vergabe von Silber und Bronze entscheidet.
Dem Sieger des Fünf- und Zehnkampfes, dem Indianer Jim Thorpe (USA) werden die Medaillen
aberkannt. In seiner Jugend hatte der 24jährige 60 Dollar als Baseball Spieler erhalten. Erst 71
Jahre später werden Thorpe die Siege posthum wieder zuerkannt.
Antwerpen 1920 - Die Folgen des Ersten Weltkriegs überschatten die Veranstaltung. Viele
Spitzensportler sind gefallen, die Mittelmächte Deutschland, Bulgarien, Österreich, die Türkei
und Ungarn dürfen als Kriegsverursacher keine Athleten entsenden. Coubertins Olympiaflagge
mit den fünf Ringen als Symbol der fünf Kontinente feiert Premiere.
Chamonix 1924 - Die skandinavischen Länder fürchten um den Fortbestand ihrer Nordischen
Spiele - trotzdem werden 1924 erstmals Winterspiele ausgetragen. Die Resonanz ist so positiv,
daß das IOC beschließt, Winterspiele fortan jeweils ein halbes Jahr vor den Sommerspielen
abzuhalten.
Paris 1924 - Bahn frei für die elektronischen Medien. Der Rundfunk überträgt live von der
Aschenbahn, auf der der Finne Paavo Nurmi fünf Goldmedaillen erläuft. Deutschland darf trotz
Coubertins Bemühungen immer noch nicht teilnehmen.
St. Moritz 1928 - Tauwetter verhindert den Eisschnelllauf über 10 000 Meter, und gegen Ende
des 50-km-Langlaufs zeigt das Thermometer sommerliche 25 Grad an. Zum Publikumsliebling
wird die norwegische Pirouetten-Königin Sonja Henie.
Amsterdam 1928 - Lina Radke-Batschauer holt beim 800-Meter-Lauf Gold für das seit 1912
erstmals wieder zugelassene Deutschland. Bis 1960 bleibt sie die einzige Mittelstreckensiegerin,
weil das IOC das Rennen für Frauen gleich wieder streicht. Die Ermattung der Läuferinnen habe
angeblich gezeigt, daß Frauen auf solchen Distanzen überfordert seien. Der amerikanische
Kraulsieger Johnny Weismuller vergoldet seinen Ruhm später in Hollywood und wird zum
Filmstar.
Los Angeles 1932 - Fairness gilt als oberste Tugend - aber gegenüber dem neunfachen
Goldläufer Paavo Nurmi aus Finnland wird sie schmählich missachtet. Wie vor ihm schon Jim
Thorpe, wird der" König der Aschenbahn" aus Neid und Rachsucht wegen Verletzung des
Amateurstatus von den Spielen ausgeschlossen. Dagegen darf der kanadische
Doppelolympiasieger von 1928, Percy Williams, der 1932 schon weit über 20 000 Dollar für
seine Läufe eingestrichen hat, ungehindert starten.
Garmisch-Partenkirchen 1936 - Gegen den Widerstand vor allem deutsch-jüdischer
Immigranten in den USA richten die Nazis die Olympischen Spiele aus. Und Hitlers
Propagandaministerium sorgt für die richtigen Bilder der pompösen Winterspiele. Ausschließlich
deutsche Fotografen erhalten Zugang zu den Wettkämpfen, und ihre Bilder müssen vor der
Freigabe an ausländische Medien in die Zensur.
Berlin 1936 - Das IOC bleibt hart. Politik habe sich nicht in die Spiele einzumischen also
Vorhang hoch für das nächste Sportspektakel und den perfektionierten politischen Missbrauch.
Die jüdische Weltklasse-Hochspringerin Gretel Bergmann darf aus fadenscheinigen Gründen
nicht starten. Um Antisemitismus-Vorwürfen vorzubeugen, wird die Fechterin Helene Mayer als
deutsche Alibisportlerin jüdischer Herkunft ohne Qualifikation zugelassen - sie gewinnt Silber
im Einzelflorett. Zwar holt die deutsche Mannschaft programmgemäß die meisten
Goldmedaillen, aber Star der Berliner Spiele ist der schwarze US-Amerikaner Jesse Owens aus
Alabama. Der Leichtathlet gewinnt gleich viermal Gold. Zum ersten Mal verfolgen 162 000
Menschen die Spiele im" Fernsehen" - auf postkartengroßen Bildschirmen in eigens dafür
eingerichteten TV-Stuben.
St. Moritz 1948 - Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges. Die Sportler kommen schlecht
ausgerüstet die Zuschauer haben kein Geld und britische Besucher fehlen ganz, weil
Großbritannien eine Reisesperre verhängt hat. Kind dieser Zeit ist ein Wettbewerb im
Militärpatroullienlauf (ähnlich dem heutigen Biathlon), den das IOC eigentlich untersagt hat.
Erstmals werden Medaillen für die alpinen Skidisziplinen Abfahrt Slalom und Kombination
vergeben.
London 1948 - Die Verursacher des 2. Weltkrieges Deutschland und Japan bleiben
ausgeschlossen, die Athleten aus der Sowjetunion kommen auch diesmal nicht. Viele Aktive
bringen ihre Verpflegung selber mit weil Lebensmittel rationiert sind. Trotzdem lehnt das
Organisationskomitee einen 3000-Dollar-Scheck der BBC für TV Rechte ab! Furore macht die
vierfache Gold-Sprinterin Fanny Blankers-Koen aus den Niederlanden.
Oslo 1952 - Beim Skisprung vom Holmenkollen wird mit über 150 000 Schaulustigen ein
Zuschauerrekord aufgestellt. Deutsche und Japaner dürfen wieder mittun. Aufsehen erregt der
erste Dreifachsprung von Richard Button in einer Eiskunstlauf Olympiakür.
Helsinki 1952 - Der Wettkampf der Gesellschaftssysteme wird eröffnet jeder Erfolg eines
Sowjetsportlers in Moskau als Bestätigung des Kommunismus gefeiert jeder amerikanische Sieg
im Westen als Beweis für die Überlegenheit des Dollar Kapitalismus. Das Saarland entsendet
eine eigene Equipe, da es über ein Nationales Olympisches Komitee verfügt.
Cortina d"Ampezzo 1956 - Fernsehen und Sponsoren drängeln immer unverhohlener auf die
Bühne. Die italienische Rai überträgt live, Olivetti und Fiat unterstützen die Veranstaltung mit
Schreibmaschinen und Autos. Zum ersten Mal spricht eine Frau den olympischen Eid, die
Skiläuferin Giuliana Minuzzo-Chenal. Der 20jährige Österreicher Anton "Toni"" Sailer aus
Kitzbühel feiert spektakuläre Siege in allen drei alpinen Skiwettläufen. Harry Glas gewinnt erste
Medaille (Bronze im Spezialsprunglauf) für die DDR bei olympischen Winterspielen.
Melbourne 1956 - Sommerspiele im Dezember auf der Südhalbkugel - das erweist sich als
Nachteil für Nordlichter, die ihre Form bis zum Jahresende halten müssen und kaum Zeit haben,
sich in Australien zu akklimatisieren. China bleibt wegen der teilnehmenden Mannschaft aus
Taiwan fern, Ägypten und der Libanon wegen der Suezkrise und vier europäische Länder
demonstrieren mit ihrem Boykott gegen den sowjetischen Einmarsch in Ungarn. Die erste
Goldmedaille für die DDR holt der Boxer Wolfgang Behrend.
Squaw Valley 1960 - Wer könnte die Eröffnungsfeier besser organisieren als Walt Disney?
Erstmals kassiert das IOC Geld für Fernsehrechte, was seinem Präsidenten Avery Brundage
allerdings gar nicht passt. Die Deutschen aus Ost und West haben sich nach langem Hin und
Her auf eine neutrale Flagge mit den fünf olympischen Ringen und auf Beethovens Schlußchor
aus der 9. Sinfonie mit der "Ode an die Freude" als gemeinsame Hymne geeinigt. Sensationell
siegt Georg Thoma aus Hinterzarten in der Nordischen Kombination und Helga Haase aus Berlin
(Ost) im 500Meter- Eisschnellauf.
Rom 1960 - Romulus und Remus zieren das Olympiaplakat und der Marathonlauf startet und
endet nicht wie üblich im Stadion, sondern findet auf einer gewundenen Strecke vom CapitolHügel bis zur Via Appia statt. Als erster trifft Abebe Bikila aus Äthiopien am Kolosseum ein - ein
Barfußläufer, der Adidas und Co. blamiert. Der Saarbrücker Weltrekordmann Armin Hary
gewinnt den 100-Meter-Lauf. Ingrid Krämer aus Rostock gewann im Kunst- und Turmspringen
jeweils Gold.
Tokio 1964 - Größer, höher, teurer; Japan steckt 7,6 Milliarden Mark in neue Sportarten. 94
Nationen sind vertreten, ein letztes Mal eine gesamtdeutsche Mannschaft mit 377 Teilnehmern,
das größte aller Teams. Neben Volleyball wird Judo ins Programm aufgenommen. Peinlich für
die Asiatischen Judo-Künstler, der Niederländer Antonius Geesink stiehlt ihnen den Triumph in
der Offenen Klasse. Die Kunstturnerin Larissa Latynina gewinnt ihre 18. Medaille bei ihrer
dritten und letzten Olympiateilnahme.
Innsbruck 1964 - Hunderttausende Zuschauer stehen bis zum Schluss auf dem Trokkenen, denn
der Föhn hat zugeschlagen. Es schneite erst einen Tag nach Ende der Winterspiele. Die
österreichische Armee muß 25 000 Tonnen Schnee herankarren.
Grenoble 1968 - Die nicht abreißende olympische Rekordflut ist verdächtig, das IOC führt
deshalb Doping-Kontrollen ein. Frauen müssen sich einer Geschlechtskontrolle unterziehen. Die
Franzosen sprechen stolz von einer "Killyade"*', weil ihr JeanClaude Killy alle drei alpinen
Skiwettbewerbe gewinnt, was bis dahin nur Toni Sailer gelungen war.
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Mexiko-Stadt 1968 - Das IOC muss auf Druck der schwarzafrikanischen Staaten die Sportler
des Apartheidregimes Südafrika ausladen. Die US-Sprinter Tommy Stimm und Jon Carlos
strecken beim Klang der US-Nationalhymne ihre schwarzbehandschuhten Fäuste in die Luft aus Sympathie für die radikale 11.Black Panther Bewegung. Prompt werden sie aus dem Team
gefeuert. Bob Beamou landet im Weitsprung bei 8.90 m, fast ein Jahrhundertsprung.
Sapporo 1972 - Der Verkauf der Fernsehrechte finanziert die bis dahin teuersten Winterspiele.
8,47 Millionen US-Dollar müssen die Sender der Welt für die Übertragung zahlen. Der
österreichische Skiläufer Karl Schranz wird ausgeschlossen, weil er unerlaubt Werbung für
Kaffee gemacht und damit seinen Amateurstatus verloren hat.
München 1972 - Glanz und Schrecken, der Terror macht nicht vor Olympia halt. Elf israelische
Sportler, fünf palästinensische Attentäter und ein Polizist kommen bei einer Geiselnahme und
dem missglückten Befreiungsversuch ums Leben. Aber: "The games must go on"". Nur das
Rahmenprogramm entfällt, die Flaggen werden auf Halbmast heruntergeholt, und einige Aktive
reisen verängstigt heim. Zum erfolgreichsten Schwimmer aller Zeiten avanciert der USAmerikaner Mark Spitz mit sieben Goldmedaillen. Sein weibliches Pendant ist die Australierin
Shane Gould, die dreimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze holt. Im Hochsprung siegt
sensationell die 16jährige Ulrike Meyfarth. Wolfgang Nordwig aus Jena gewinnt verdient Gold
im Stabhochsprung.
Innsbruck 1976 - Weil Denver die Winterspiele aus Kostengründen und wegen möglicher
Umweltschäden abgesagt hat, springt Österreich ein. Die Anlagen in Innsbruck stehen seit 1964.
Mit 25 Jahren ist Rosi Mittermaier schon eine Seniorin unter den Skiläuferinnen, Abfahrt ist an
sich ihre schwächste Disziplin. Dennoch gewinnt sie Gold in Abfahrt und Slalom sowie Silber im
Riesenslalom.
Montreal 1976 - Aus dem als "Jahrhundertwerk"" angelegten Stadion wird ein Flop. Zu Beginn
der Spiele stehen dort nur die Baukräne; Streiks und ein besonders harter Winter haben zu
Verzögerungen geführt. 22 schwarzafrikanische Länder boykottieren Montreal, weil das IOC
zwar Südafrika, aber nicht Neuseeland gesperrt hat. Die Neuseeländer hatten ihrer übliche
Rugbytournee durch Südafrika gemacht. Das Publikum ist wieder von einer Turnerin entzückt.
Nadia Comaneci, eine 14jährige Rumänin, holt dreimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.
Die DDR Mädchen Kornelia Ender und Andrea Pollack holen Gold im Schwimmen
Lake Placid 1980 - Es sind die ersten Winterspiele auf Kunstschnee und die Veranstalter werden
des Zuschauerandrangs kaum Herr. Beim Eishockey offenbart sich der Geist des Kalten Krieges.
Über den 4:3 -Sieg der USA gegen die UdSSR gerät Eric Heidens Triumph in den Hintergrund.
Dabei hat der US-Eisschnellläufer einen Rekord aufgestellt mit fünf Goldmedaillen - alle im
Einzelrennen.
Moskau 1980 - 65 Nationen boykottieren das Gastgeberland, auch die USA und viele ihrer
NATO-Verbündeten, darunter die Bundesrepublik Deutschland, wegen des sowjetischen
Einmarsches in Afghanistan. Die Presse spricht von einer "Damen Olympiade", weil die
Läuferinnen den Wettkampf DDR-UdSSR entschieden - überraschend zugunsten der
sowjetischen Frauen.
Sarajevo 1984 - Die Bürger Sarajevos verzichten während der sechsjährigen Vorbereitungszeit
großzügig auf ungefähr ein Prozent ihres Bruttoeinkommens, Damit neue Sportstätten
finanziert werden können. Mit Mut zur Improvisation meistern die Jugoslawen auch die
wetterbedingten Terminverschiebungen. Dank IOC-Stipendien können Ägypten, die
Jungferninseln, Mexiko, Monaco, Puerto Rico und Senegal jeweils einen Aktiven entsenden. Die
britischen Eistänzer Jayne Torvill und Christopher Dean gelten als das "Traumpaar"' von
Sarajevo. Für ihre hinreißende Kür zu Ravels " Bolero" erhalten sie die höchsten jemals
vergebenen Noten.
Los Angeles 1984 - Nach der Abschaffung des Amateurparagraphen 1981 wird das "Festival
des Amateursports"" zu einer Hollywood-Show, bei der die Kassen klingeln. Die amerikanische
Fernsehgesellschaft ABC zahlt allein 225 Millionen Dollar für die Übertragungsrechte. Und
wieder wird der Ost-West-Konflikt mit den Mitteln des Olympia-Boykotts fortgesetzt. Die
Sowjetunion und ihre Verbündeten, mit Ausnahme Rumäniens, revanchieren sich für den
Moskau-Boykott 1980 und bleiben fern. Überragender Athlet ist Carl Lewis. Er siegt über 100
Meter, 200 Meter, mit der 4 x 100 Meter-Staffel und im Weitsprung.
Calgary 1988 - Statt der üblichen 12 werden die Spiele auf 16 Tage verlängert, damit die
Werbewirtschaft ihre Spots wirksamer streuen kann. Die Sportler kritisieren die Abhängigkeit
ihres Zeitplanes von den "prime times"' der Fernsehsender. Die "Schlittschuhschritt"-Technik im
Langlauf, das "Skating", mit dem der Finne Pauli Siitonen in Sarajevo auffiel, wird Standard auf
den langen Strecken. Italiens SlalomCrack Alberto Tomba "La bomba" und Katarina Witt (DDR)
als "Carmen" auf den Eis sind die Stars der Spiele.
Seoul 1988 - Drei Tage nach seinem Sturmlauf im 100-Meter-Finale (9,79 Sekunden) weisen
Kontrolleure dem Kanadier Ben Johnson die Einnahme verbotener Anabolika nach. Weltrekord
und Gold werden dem 26jährigen aberkannt. Die Schwimmerin Kristin Otto (DDR, sechs
Goldmedaillen) und Matt Biondi (USA, fünfmal Gold, einmal Silber, einmal Bronze), vor allem
aber die US-Sprinterin Florence Griffith Joyner beherrschen die Schlagzeilen. Die enorme
Leistungssteigerung der dreifachen Olympiasiegerin und ihre in kurzer Zeit sichtbar gewachsene
Beinmuskulatur machen Kritiker misstrauisch. Erstmals nehmen Tennis-Profis teil. Die
Multimillionärin Steffi Graf erspielt Gold im Damen-Einzel.
Albertville 1992 - Die Deutschen treten nach 28 Jahren wieder vereint an. Erfolgreichster
Biathlet ist Mark Kirchner aus Oberhof mit zweimal Gold und einmal Silber. Das Nachsehen
haben die Franzosen. Sie bleiben auf etwa fünf Milliarden Francs Schulen sitzen.
Barcelona 1992 - Während in Barcelona eine der prächtigsten und teuersten Olympia-Shows
über die Weltbühne der TV-Anstalten geht tobt in Ex-Jugoslawien der Bürgerkrieg. Trotzdem
sind Einzelvertreter aus Rest-Jugoslawien sowie Mannschaften aus Bosnien-Herzegowina,
Slowenien und Kroatien in der katalanischen Hauptstadt vertreten. Erstmal seit 1964 nehmen
wieder südafrikanische Sportler teil. Der Star des US-Basketball-"Dream Team", Earvin"Magic"
Johnson, ist einer der vielen Publikumshelden. Zu ihnen gehört auch die "Königin der
Leichtathletik", Jacki Joyner-Kersee (USA). Für die Deutschen siegen u.a. Heike Henkel
(Hochsprung), Dagmar Hase (400-Meter-Freistil), Dieter Baumann (5000 Meter), Heike Drechsler
(Weitsprung). Auch Dressurreiterin Nicole Uphoff und ihre deutschen Kollegen holen Gold.
Lillehammer 1994 - Norwegen feiert ein 16tägiges Volksfest. Die Spiele finden ab jetzt um
zwei Jahre zeitversetzt zu den Sommerspielen statt, weil die TV-Anstalten nicht mehr zwei
Großereignisse dieser Dimension in einem Jahr finanzieren können. Drama beim DamenEiskunstlauf. Im Vorfeld wird ein Attentat auf die Titelaspirantin Nancy Kerrigan (USA) verübt
den Täter hat ihre Konkurrentin Tonya Harding (USA) gedungen. Gold erringt schließlich aber
die Ukrainerin Oksana Bajul.
Atlanta 1996 - Goldrausch für Coca-Cola, Nike, Adidas & Co. Sie kauften die Olympischen
Spiele, auf die Athen einen moralischen Anspruch hatte. Die US Athleten dominierten
erwartungsgemäß mit 44 Goldmedaillen. Es zeichnet sich ab, dass die DDR-Mitgift fast
aufgebraucht ist. Dennoch belegt Deutschland (20 Gold, 18 Silber, 27 Bronze) ganz knapp
hinter Rußland Platz 3 in der Nationenwertung.
O L Y M P I A 2 0 1 2 L E I P Z I G Aufgabe 1 BASIC | Geschichte der Olympischen Spiele
Olympische Spiele München 1972
Das Olympische Dorf - Kurzform der
Planungsgeschichte
1972 - Olympische Spiele der kurzen Wege
6 Volleyballhalle
1 Olympia - Stadion
7 Hockeyplätze
2 Mehrzweckhalle
8 Trainings- und
3 Schwimmhalle
Aufwärmplätze
4 Kleine Sporthalle
9 Olympisches Dorf
5 Radrennbahn
10 Rundfunk- und Fernsehzentrum
11 Pressestadt
12 S-Bahn-Station
13 U-Bahn-Station
14 Fernsehtrum
15 Künstlicher See
16 Freilichtbühne
17 Aussichtsberg
18 Parkplätze
19 Olympia-Baugesellschaft
„Man kann sich etwas besseres vorstellen – gebaut worden ist es indessen bisher noch nicht“, so
lautet 1980 das treffende Resümee des Architekturkritikers Manfred Sack über das Olympiadorf.
Eine gewisse Ambivalenz zieht sich durch alle Urteile, ob positive oder negative Kritik: Die einen
sehen unmenschlich aufgetürmte Betonmassen, die anderen ein grünes Idyll, in dem die
Extreme Großstadtund Kleinstadt, Rigidität und Natur zu einem einzigartigen Stadtviertel
verschmelzen ....
Um für eine Wohnsiedlung, die später von 10.000 Menschen bewohnt wird, in kurzer Zeit die
beste Lösung zu finden, wird der Entwurfsprozess durch ein sogenanntes
„Optimierungsverfahren“, eine aus der Raumfahrttechnik entliehene Methode zur abgestuften
Alternativenbildung, gelenkt ... Es werden 57 Vorstudien entwickelt. Begleitet von Fachberatern,
die Beurteilungskriterien zu Tageslicht, Hygiene, Schallschutz, Ökologie, Wirtschaftlichkeit,
Grünraum, Verkehr, Soziologie und Baurecht erstellen, wird im Wechsel von
Expertenbeurteilung und Überarbeitung in fünf Stufen das Konzept der heutigen Bebauung
gefunden. Für die letzte Beurteilungsrunde zog man unter anderen auch Georges Candillis,
Jacob Berend Bakema und Aarne Ervi als Experten hinzu ... Änderungen des Raumprogramms
führen zur Verschleppung des Planungsprozesses: Das IOC benötigt statt der ursprünglichen
8000 Quartiere im Laufe der Planung 12.500 Quartiere bei gleichbleibender zur Verfügung
stehender Fläche; ... Daraus folgende Verzögerungen kosten Zeit, die später bei der
Bauausführung fehlt. Aus heutiger Sicht der Architekten war das Konzept des Olympiadorfes ...
Ohnehin nur durch den enormen Zeitdruck und – nicht zu vergessen – die olympische Euphorie
realisierbar ... In Abstimmung mit den Architekten Behnisch & Partner und Günther
Grzimek wird für das OD eine bewusst strenge und geometrische Gestaltung als Gegensatz zur
organischen Modellierung des Olympiaparks gewählt. Dies gilt sowohl für die Grünräume als
auch für die Architektur. Trotz Integration in das Gesamtkonzept soll das Olympische Dorf einen
ablesbar eigenen Bereich bilden. Die Härte des Baukastenprinzips aus Beton kontrastieren die
Architekten durch kleingegliederte, farbig gestaltete Fußgängerräume und die intensive
Bepflanzung der Terrassenhäuser.... Die Relevanz des Olympiadorfes beschreibt G.Marano,
Landeskonservator im Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, der sich während einer
Informationsveranstaltung im Olympiadorf 1998 folgendermaßen äußerte: „Heute wäre die Idee
und das Risiko, ein ganzes Stadtviertel nach einem theoretischen Modell zu planen, solche
Konstruktionen wie die Zeltdächer zu schaffen, in der Gesellschaft nicht mehr durchsetzbar.
Angesichts vieler Großsiedlungen andernorts, die inzwischen darniederliegen, hat sich allein das
Olympiadorf bis heute erhalten – einzig funktionierend in ganz Europa!“
Dipl.Ing. Barbara Wohn (2002)
Das Olympische Dorf
Für mehr als zwei Wochen werden 12.000 Athleten und Betreuer im Olympischen Dorf im
Nordost-Bereich des Oberwiesenfeldes ihre Heimat finden. Nach den Spielen wird München hier
seine modernste Wohnsiedlung haben. Die rund 3.000 Wohnungen des Männerdorfes und die
1.800 Appartments des Frauendorfes werden nicht von den Organisatoren der Olympischen
Spiele, sondern von privaten Bauträgern und vom Studentenwerk errichtet. Für die Zeit der
Spiele mietet das Organisationskomitee diese Wohnungen, in denen rund 8.000 Sportler, 1.800
Sportlerinnen und etwa 2.000 Betreuer untergebracht werden können. Nach den Plänen der
Architekten Prof. Heinle & Wischer & Partner sowie Eckert & Wirsing werden die Bauten der
Olympischen Dörfer errichtet. Beim Männerdorf handelt es sich (vorwiegend) um Drive-inTerrassenhäuser, die bis zu 14 Stockwerken hoch werden, beim Frauendorf um ein 18
Stockwerke hohes Hochhaus und um 800 zweigeschossige Bungalows. Der Entwurf zum
Olympischen Dorf ist das Ergebnis einer mehrstufigen Optimierung, die – gemessen am Umfang
und an der Vielschichtigkeit des Objekts – erstmals in dieser Größenordnung in der Architektur
angewendet wurde.
Herausragende Merkmale dieses modernen Wohnungsbaues sind einmal die hängenden
Terrassen, die den Bewohnern ein Höchstmaß an Himmel und Sonne bieten sollen, sowie die
strikte Trennung von Fußgänger- und Fahrverkehr. Die Fahrstraßen verlaufen unter den
Häusern, wo die Bewohner auch die Abstellplätze
für ihre Autos vorfinden. Bepflanzte Erdwälle schirmen die Wohnbauten gegenüber dem
Verkehrslärm der am Olympischen Dorf vorbeiführenden Straßen ab.
Olympia-Pressestelle 1972
Lageplan Olympisches Dorf 1972 München
1 Installation, Abstellräume, Service
2 Parkstrasse
3 Öffentliche Erschließungsstrasse
4 Terrasse, Garten
5 Garten
6 Wohnweg
Systemschnitt durch die Terrassenhäuser und Reihenhäuser des Olympischen
Dorfes in München
O L Y M P I A 2 0 1 2 L E I P Z I G Aufgabe 1 BASIC | Geschichte der Olympischen Spiele
Olympische Spiele München 1972 - Unterkünfte der Journalisten und Sportler
Studenten-Reihenhaus im Urzustand ...
Olympia-Pressestadt
Planung: F. Angerer und A.v. Branca, München
Im Freizeitpark der nördlichen Stadtregion gelegen ist die auch für „Nach-Olympia“ geschaffene
freie Wohnanlage als Olympia-Pressestadt von dem Münchner Professor Angerer und Dipl-Ing.
Freiherr von Branca mit allen wesentlichen Funktionen urbanen Wohnens ausgestattet. Neben
den von mehreren Bauherren errichteten 1037 öffentlich geförderten Wohnungen, 190
Eigentumswohnungen und 430 Appartements steht den Journalisten eine Gaststätte mit großer
Terrasse, Pizzeria und Kegelbahn zur Verfügung, die auch von den künftigen Münchner
Bewohnern begrüßt werden dürften. 4000 Journalisten sind hier unterzubringen, das ging nur
mit Netzplan und Computer. Die Außenanlagen sorgen für die Erholung. Auf Rasenwegen an
Bäumen und Buschwerk entlang gelangen die Gäste mir nur ein paar Schritten zu den
Kampfstätten und an S-Trambahnverbindungen zur City. Diese Wohnanlage hat mit ihren
Möglichkeiten zur Kommunikation, Erholung und Nahversorgung auch durch ein Kaufhaus eine
nicht übersehbare städtebauliche Bedeutung für den Norden Münchens. Der Pressestadtbereich
hat eine Schule, eine eigene Sportanlage, einen Kindergarten, eine paritätische eigene Kirche,
Kinderspielflächen, mit einer Gaststätte und einem Einkaufszentrum mit Büros und
Wohnungen, aufgegliedert in Häuser mit E+2, E+3-6, E+7-10, E+11-18 und ein Hochhaus von
22 Obergeschossen.
Ein medizinisches Zentrum für Diagnostik und Therapie im Olympia-Einkaufszentrum wird für
die Dauer der olympischen Spiele als Gruppenpraxis die gesamte medizinische Versorgung der
Journalisten und Techniker übernehmen. Neben Krankenbehandlung soll diese Station in
großem Umfang Vorsorgeuntersuchungen dienen. Sie kann die werkärztliche Versorgung der
umliegenden Industriebetriebe und später die Behandlung von Arbeitsunfällen übernehmen.
Neben dem ausgedehnten Flachbau des Olympia-Einkaufszentrums liegt die Fußgängerzone, in
verschiedene Atriumbereiche gegliedert. Sie verläuft in zwei Ebenen und wird durch
reichhaltige Anordnung von Spiel- und Ruheplätzen, Pergolen und Brunnenanlagen eine
wechselvolle Note neuer Stadtlandschaft zeigen. Mit dem Anpflanzen von großen Laubbäumen
soll eine reizvolle Anpassung der Grün- räume an die Architektur und ein positiver Einfluß auf
das Kleinklima erzielt werden. Fürs Olympiajahr und die 4000 Gäste wie für die Wohnstadt von
morgen...
... und im N. Y. Look
Grundriss EG - Wohneinheit des Frauendorfes
Olympische Spiele 1972 München
Wohnküche
Grundriss OG
Schnitt
Nasszelle aus Plexiglas und Kunststoff
O L Y M P I A 2 0 1 2 L E I P Z I G Aufgabe 1 BASIC | Geschichte der Olympischen Spiele
Schlafteil
Olympische Spiele München 1972 - Pressezentrum
Blick auf das Olympia Pressezentrum München 1972
Ende 1970 zeigte sich, dass eine improvisierte Unterbringung des Olympia-Pressezentrums in
bereits bestehenden Bauten nicht realisierbar war. Man dachte daher zunächst an einen
Behelfsbau, der nach der olympischen Nutzung wieder abgebrochen werden sollte. Da die dafür
veranschlagten Kosten annähernd den Kosten eines dauerhaften Bauwerks entsprachen,
beschloss man sozusagen in letzter Minute, ein Gebäude zu errichten, das zunächst als
Olympia-Pressezentrum und anschließend als Schule dienen soll. Die Stadt stellte nach Klärung
wahlweise einige Grundstücke zur Verfügung, und es wurden drei Planungsgruppen
aufgefordert, in Eile ein Gutachten mit Kostenvoranschlag auszuarbeiten. Die Plan GmbH
erhielt im Dezember 1970 den Auftrag für die Planung und Durchführung des Baues.
Die Kürze der für Planung und Durchführung zur Verfügung stehenden Zeit, die Eignung für
Mehrzwecknutzung und ein zwingendes Kostenlimit waren Faktoren, die die Planung
entscheidend beeinflusst haben.
Nach einem offenen Kosten- und Konstruktionswettbewerb wurde eine Stahl-StahlbetonVerbundkonstruktion für die Tragwerkstruktur des Gebäudes bestimmt. Auf der Grundlage eines
Quadratmeters von 9,60 m Seitenlänge kam ein Stahlskelett mit Primär- und Sekundärträgern,
die im Dübelverbund mit vorgefertigten Stahlbetondeckenplatten wirken, zur Ausführung. In
die Stahlkonstruktion eingestellt sind vier Ortbetonkerne, in denen die Treppenanlagen und die
Nebenräume untergebracht wurden.
Die Prüfung der Wettbewerbsergebnisse hatte ergeben, dass weder durch ein komplexes
Bausystem mit integriertem Ausbau noch durch die Vergabe an einen Generalunternehmer das
vorgegebene Kostenlimit eingehalten werden konnte. Es zeigte sich, dass nur die klassische
Methode der Auftragserteilung nach einzelnen Gewerken, koordiniert durch das Planungsbüro,
beim derzeitigen Stand der Bauwirtschaft zu dem gewünschten Ergebnis führen konnte.
Die extrem kurze Planungs- und Ausführungsfrist machte eine besonders genaue Terminierung
aller Planungs- und Ausührungsschritte sowie deren laufende Kontrolle nötig.
Für Planung und Ausführung wurden Netzpläne erstellt, für die als Zeiteinheit eine Woche
angesetzt wurde. Dabei hat sich die Darstellung der Netzpläne als vernetzte Balkenpläne
bewährt.
Der Ausbau wurde weitgehend durch die Forderung nach einer variablen Nutzung des Gebäudes
zunächst als Olympia-Pressezentrum, dann als Schule bestimmt. Tragwerks- und Ausbauraster
sind gegeneinander versetzt. Beiden Ordnungen ist der Kleinmodul von 1,20 m unterlegt. Die
Fassade des Gebäudes besteht aus einer Aluminiumkonstruktion mit Pfosten und eingestellten
Elementen. Fassade, Abhängdecke und montable Trennwände sind maßlich koordiniert, so dass
im Raster von 120 m beliebige Raumbildungen möglich werden. Die horizontale Durchlässigkeit
des Deckenhohlraums erlaubt eine Regelinstallation für Ver- und Entsorgung mit
Anschlussmöglichkeit in einem Punktraster von 2,40 m auf 1,20 m.
Gebäudedaten:
7050 qm überbaute Fläche
90000 cbm umbauter Raum
21 700 qm Bruttogeschoßfläche
17400 qm Bruttonutzfläche
4300 qm Bruttoneben- und Verkehrsfläche
Die reinen Baukodten pro cbm umbauten Raums belaufen sich auf DM 214,.
Daten zur Pressenutzung
Im Pressezentrum tätige Journalisten ca. 4500
Agenturen und Zeitungsverlage 40
Service Leistungen:
Olympisches Komitee, Bereich Presse
Zentrallabor, Filmmaterial und Service, Labor für
Selbstverarbeiter
Pool-Labors für Agenturengruppen
Kamera-Service
Post, Telefon, Telex, Bildfunk
Arzt, Reisebüro, Bank, Druckerei, Fahrbereitschaft
3 Cafeterias
Selbstbedienung-Restaurant mit 1400 Plätzen
Nacholympische Nutzung: Fachschulzentrum
Olympia Pressezentrum München 1972 Grundriss EG
Staatliche Fachoberschule, Ausrichtung Technik
Städtische Fachoberschule für Sozialwesen, Wirtschaftswesen und Gestaltung
Berufsschule für Elektrotechniker
Alle 3 Schulen haben eine eigene Verwaltung. Insgesamt stehen für ca. 2500 täglich
anwesende Schüler 110 Unterrichtsräume, Schüler- und Lehrerbibliothek, Mensa,
gemeinsame Pausenhalle und -hof, 2 Hörsäle für 120 Personen, Fachunterrichtsräume,
Sprachlabors und Filmsaal zur Verfügung.
O L Y M P I A 2 0 1 2 L E I P Z I G Aufgabe 1 BASIC | Geschichte der Olympischen Spiele
The Sydney 2000 Olympic Games
Broadcast
South East Asia
3%
Middle East
1%
Europe
12%
Oceania
2%
Africa
4%
Far East
15%
Central & South America
14%
Total Viewer Hours:
36.1 billion
Central Asia
42%
North America
14%
The Largest Television Broadcast Operation in History
The SYDNEY OLYMPIC BROADCAST ORGANISATION provided an unprecedented broadcast feed
of 3,500 hours of Olympic action, covering more than 300 competition and ceremonial events.
More than 12,000 television network personnel from around the world were
headquartered in the 70,000 square-metre International Broadcast Centre in Sydney, using the
broadcast feed to deliver hundreds of hours of Olympic Games coverage to their home
countries.
BROADCAST IMAGES OF THE SYDNEY 2000 OLYMPIC GAMES ULTIMATELY
REACHED 3.7 BILLION VIEWERS IN A RECORD 220 COUNTRIES.
In Sydney, 95% of Olympic spectators surveyed stated that they watched the Olympic Games
on television. As much as 47% said that they watched three or more hours a day, which is the
equivalent of a minimum of 51 hours during the Olympic Games.
THE SYDNEY 2000 OLYMPIC GAMES BROADCAST SETS GLOBAL TELEVISION RECORD!
Countries Televising the Games
Television coverage of the Sydney 2000 Olympic Games totaled 29,600 hours equivalent to 1,220 days, or nearly three and a half
years of continuous 24-hour per day programming.
Hours of Olympic Broadcast Coverage
The Sydney 2000 Olympic Games now stand as the most watched sport event ever. More than
3.7 billion people tuned in to watch, representing a twenty-percent increase over the 1996
Atlanta Olympic Games four years before. Sydney 2000 was broadcast in 220 countries and
generated more than 36.1 billion television viewing hours.
Nine out of every 10 individuals on the planet with access to television watched some part of
the Olympics — ranging from an average four hours per viewer in some markets, to more than
37 hours per viewer in Japan, and 49 hours per viewer in Australia. In major markets, an
average of 19 hours of airtime every day was dedicated to coverage of the Sydney 2000
Olympic Games.
Sydney 2000 also represented a major increase in the extent Olympic Games coverage,
providing the television viewer with much greater selection. In the United States, the
broadcaster increased its coverage from 162 hours in 1996 to more than 440 in 2000. In Greece,
the broadcaster increased its coverage from 161 hours in 1996 to more than 450 in 2000. In
China, the broadcasters increased coverage from 204 hours in 1996 to 740 in 2000.
The Sydney Olympic Broadcast Organisation established the world’s largest ever broadcast
operation: More than 900 cameras and 3,500 technicians and personnel provided more than
3,500 hours of original host broadcast coverage of more than 300 Olympic events to the
world’s broadcast rights holders.
The 2000 Olympic Games was televised in 220 countries and territories, with 90 percent of
coverage broadcast on channels available to the entire population of each country.
Olympic Broadcasting - Olympische Spiele 2000 in Sydney
Sydney Harbour Bridge - Olympische Spiele 2000
O L Y M P I A 2 0 1 2 L E I P Z I G Aufgabe 1 BASIC | Geschichte der Olympischen Spiele
Olympische Spiele Sydney 2000 - Olympisches Dorf in Newington
Sydney erwartete 200.000 ausländische Besucher, 15.000 Athleten und Trainer, 30.000 MedienMitarbeiter, 100.000 freiwillige Helfer und Teilzeitarbeiter und dazu die Besucher der
Wettbewerbe. Mindestens 400.000 Australier wurden während der Spiele in Sydney erwartet.
Olympisches Dorf
Olympisches Dorf Newington ist neuer Stadtteil Sydneys geworden. Zum ersten Mal in der
Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit wurden alle Sportler - rund 15.000 - in einem
einzigen, gemeinsamen Dorf untergebracht. Es entstanden 630 Wohnungen, die zu Sydneys
begehrtesten zählen. Die Architektur verbindet die Bungalows der Vorstädte mit den dichten
Bauformen des Zentrums. Sie besteht hauptsächlich aus zwei- bis dreistöckigen Häusern und ist
so auch energiesparender angelegt als die suburbane Bebauung. Mitte 2000 waren die meisten
Häuser bereits verkauft - für Preise von 400,000 bis 500,000 AU$ für 95 bis 125 qm.
Umweltschutz
Das Dorf ist als Muster für weitere Projekte dieser Art in Zusammenarbeit mit Greenpeace
errichtet worden und ist Ziel vieler Architekten weltweit. Soweit praktisch möglich wird die
Sonnenenergie genutzt. Es entstand die größte Wohn-Solaranlage der Welt.
Der Trinkwasserverbrauch wird durch eine Abwasserreinigungsanlage (Kosten 16 Mio. AU$)
halbiert. Abwasser aus Küchen werdenaufbereitet und zur Bewässerung von Gartenanlagen und
der Toilettenspülung genutzt.
Öffentliche Verkehrsmittel
Alle Olympia-Tickets können innerhalb des Stadtgebietes von Sydney zur freien Fahrt als
Universalticket für Bahn, Bus und Fähre verwendet werden. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind
rund um die Uhr im Einsatz.
Impressionen des Olympischen Dorfes, welches eigen für die
Olympischen Spiele in Newington/Sydney angelegt wurde
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Und nach Olympia?
Das KünstlerInnenduo Grösch/Metzger untersucht olympische Dörfer nach den Spielen
Berlin
Anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles 1932 wurde das erste olympische Dorf
in der Geschichte der Spiele der Neuzeit errichtet. Aus dem damaligen Abschlussbericht geht
hervor, dass mit der Errichtung, neben praktischen Gründen wie der kostengünstigen
Unterbringung der SportlerInnen, auch die idealistische Hoffnung verbunden wurde, hier einen
Ort zu schaffen, an dem sich Menschen unterschiedlicher nationaler und kultureller Herkunft
kennen lernen und für einen begrenzten Zeitraum miteinander leben können, sozusagen als
Beispiel für eine funktionierende multikulturelle Gesellschaft im Kleinen. Seit dem Erfolg des
olympischen Dorfes in Los Angeles werden alle vier Jahre - seit 1992 alle zwei Jahre - in
unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten olympische Dörfer für bis zu 15.000
Menschen gebaut. Da sie während der Spiele jedoch nur für etwa sechs Wochen bewohnt
werden, spielt bei ihrer Planung vor allem die Frage der Nutzung nach den Spielen, z.B. im
Rahmen des sozialen Wohnungsbaus, der Stadterweiterung oder der städtischen Umgestaltung,
eine wesentliche Rolle.
In den Medien und im Jargon des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC) wird das
olympische Dorf gerne als "Dorf des Friedens und des Miteinanders" und als "Global Village"
bezeichnet. Doch dem idealistischen Bild einer von nationalen und kulturellen Grenzen
befreiten Miniaturwelt steht der hohe sicherheitstechnische Aufwand gegenüber, der während
der Spiele betrieben wird, um Störungen von außen fern zu halten. Hierin sind sie vergleichbar
mit "Gated Communities", abgegrenzten und von privaten Sicherheitsdiensten bewachten
Wohngebieten mit homogener Bewohnerschaft.
Die Isolierung des Dorfes während der Spiele kann eine Gettoisierung des Dorfes und seiner
BewohnerInnen nach den Spielen zur Folge haben. Das olympische Dorf der Winterspiele 1980
in Lake Placid/USA treibt den Aspekt der Isolation auf die Spitze. Es wurde, da nach der
Olympiade kein Bedarf an Wohnraum bestand, als Bundesgefängnis geplant und wird noch
heute als solches genutzt. Allgemein können die olympischen Dörfer als Beispiel für groß
angelegte städtebauliche Projekte herangezogen werden. An ihnen lassen sich exemplarisch die
städtebaulichen Entwicklungen und Utopien des 20. Jahrhunderts verfolgen und ablesen,
inwieweit sich die utopischen Ansprüche, die der Planung zu Grunde lagen, in der Nachnutzung
bewähren. Im Rahmen des Projekts "nach olympia" haben wir bisher Recherchen in den
olympischen Dörfern in Berlin, Rom, Grenoble, Innsbruck, München, Seoul und Sydney
durchgeführt.
Das olympische Dorf der Sommerspiele 1936 liegt ca. 40 km westlich vom Berliner
Stadtzentrum zwischen den Orten Elstal und Döberitz. Am Tag unseres Besuches fanden im
olympischen Dorf Dreharbeiten für einen Krimi statt. Eines der Tore stand offen, um die
Fahrzeuge der Filmproduktion auf dem Gelände zu parken.
Das weitläufige, leicht hügelige Areal wurde seit dem Abzug der sowjetischen Truppen im Jahre
1992 sich selbst überlassen; auf den Wiesen zwischen den verfallenen Häusern grasen Rehe.
Vom ursprünglichen Dorf existieren nur noch mehrere eingeschossige Mannschaftsbaracken
sowie zwei größere Gemeinschaftshäuser, eine Box-, eine Schwimmhalle und ein Sportplatz.
Während der Spiele waren hier ausschließlich die männlichen Teilnehmer untergebracht, die
Sportlerinnen wohnten in Hotels im Stadtzentrum. Nach den Spielen wurde das Dorf von den
Nazis als Kaserne genutzt. Der größte Teil der ursprünglichen Bauten wurde von der
Sowjetarmee, die das Areal nach dem 2. Weltkrieg als Kaserne übernahm, abgerissen, um
zahlreiche mehrgeschossige Wohngebäude zu errichten. Seit 1992 stehen diese leer und werden
momentan für eine Sanierung vorbereitet. Aus allen Gebäuden wurden die Fenster und Türen
entfernt. In den nächsten Jahren soll auf dem Gelände eine "Wohnstadt im Grünen" mit etwa
3.000 Wohnungen entstehen. Die noch existierenden historischen Bauten werden renoviert.
(April 2000)
Innsbruck
In Innsbruck haben zwei Mal Olympische Winterspiele stattgefunden: 1964 und 1976. Beide
olympischen Dörfer liegen direkt nebeneinander, so dass in der Stadt nur von einem "O-Dorf"
gesprochen wird. Es liegt, durch den Inn vom Rest der Stadt getrennt und umgeben von
Gewerbegebieten, am östlichen Stadtrand. Innerhalb der Stadt bringt man dem olympischen
Dorf und seinen BewohnerInnen zahlreiche Vorurteile entgegen; es gilt als sozialer Brennpunkt.
Die BewohnerInnen hingegen loben die hohe Wohnqualität des olympischen Dorfes.
Das Dorf von 1964 bestand ursprünglich aus acht zehngeschossigen Wohnblöcken, umgeben
von großen Rasenflächen. Nach den Spielen wurden im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus
weitere Gebäude ähnlicher Bauart hinzugefügt. Die Gebäude von 1976 stehen entlang dem
Innufer. Sie haben zum Flussufer hin stufig abfallende Geschosszahlen, eine bronzefarbene
Fassade und orangefarbene Markisen. Zwischen den Häuserzeilen befinden sich überdachte
Parkplätze. Diese Überdachungen sind begrünt und werden bevorzugt von Kindern und
Jugendlichen als Treffpunkt genutzt, da die Bepflanzung einen gewissen Sichtschutz bietet.
Außer einem Denkmal mit den olympischen Ringen erinnert nichts an die anfängliche Nutzung
des Viertels. Eine dritte Bewerbung Innsbrucks um die Austragung der Winterspiele wurde von
den BürgerInnen der Stadt vor einigen Jahren abgelehnt, um den Bau eines weiteren
olympischen Dorfes zu verhindern. Man befürchtete, hier könnte nach den Spielen ein neuer
sozialer Brennpunkt entstehen. (April 2000)
Grenoble
Das olympische Dorf der Winterspiele 1968 liegt, umgeben von neueren Wohnquartieren, im
Süden der Stadt. Es wurde vom Architekten Maurice Novarina entworfen, der auch das Rathaus
Grenobles, ein Hochhaus im Stil Mies van der Rohes, gebaut hat. Nach drei Seiten hin ist das
Dorf von vierspurigen Straßen begrenzt, über die zum Teil Fußgängerbrücken führen. Innerhalb
des Dorfes gibt es keinen Autoverkehr. Den Kern des olympischen Dorfes bilden vier- bis
fünfgeschossige Zeilenbauten, die in regelmäßigen Abständen mit Durchgängen versehen sind.
Um diesen Kern herum stehen acht 20-geschossige Hochhäuser. Bewohnt wird das Dorf vor
allem von MigrantInnen sowie sozial Schwachen.
Im südlichen Teil des Dorfes befinden sich zehn Wohnblocks, die heute als
StudentInnenwohnheim dienen und in denen während der Spiele die SportlerInnen
untergebracht waren. Erstaunlicherweise tragen die Häuser noch immer Schilder mit den
Landesnamen der teilnehmenden Nationen. Besonders auffallend ist, dass das Schild am
"österreichischen" Haus entfernt wurde. Dies geschah aus Protest gegen die FPÖ/ÖVPRegierung, zumal die Stadt Grenoble infolge des Regierungswechsels die langjährige
Städtepartnerschaft zu Innsbruck beendet hat. Die Wohnanlage der StudentInnen ist durch
einen zwei Meter hohen Zaun vom übrigen Dorf getrennt. Wie im übrigen Dorf lassen sich alle
Fenster und Balkone mit Metalljalousien verschließen. Außerdem sind an fast allen Häusern
Scheinwerfer angebracht, mit denen nachts die öffentlichen Flächen ausgeleuchtet werden.
(Juni 2000)
München
Das olympische Dorf in München, entstanden anlässlich der Sommerspiele 1972, ist ein
komplexes Gebilde. Es vermittelt den Eindruck einer autarken urbanen Einheit, die auch ohne
die restliche Stadt funktionieren könnte. Durch die enge Gruppierung der Gebäude, die
verschiedenen Gebäudetypen und die extreme Durchgestaltung des öffentlichen Raumes hat
das Dorf eine eigentümliche Dichte. Eingebettet in die ebenso durchgestalteten Grünanlagen
des Olympia-Parks vermittelt sich heute das Bild einer Retortenstadt mit Retro-Chic.
Von einem Hauptplatz, an dem sich zahlreiche Geschäfte und Lokale befinden, verzweigt sich
das Dorf in mehrere "Straßen". Jeder Straße ist eine Röhre in einer bestimmten Farbe
zugeordnet, die ähnlich einer Pipeline auf Stelzen den Weg vom Hauptplatz in den jeweiligen
Teil des Dorfes weist. Entlang dieser Straßen befinden sich lange Zeilen mit acht- bis
zehngeschossigen Häusern, die nach Süden hin mit terrassenartig angelegten Balkonen
ausgestattet sind, die fast alle bepflanzt sind. Zwischen diesen Häusern führen kleinere Wege
über Treppen und Rampen zu weiteren Teilen des olympischen Dorfes, z.B. zu verschiedenen
öffentlichen Bauten, sowie zu kleineren Reihenhäusern und Grünflächen mit Spielplätzen und
Brunnenanlagen.
Die Nutzung des Wohnraums ist sehr gemischt. Es gibt Eigentums-, Miet-, und
Sozialwohnungen sowie Studentenappartements und ein Hotel. Innerhalb des Dorfes gibt es
kaum Verweise auf die Olympiade. Eine Gedenktafel erinnert an die israelischen Sportler, die
während der Spiele Opfer eines Anschlags der palästinensischen Terrorgruppe "Schwarzer
September" wurden. (April 2000)
Seoul
Etwa 15 km südöstlich des Stadtzentrums von Seoul liegt das olympische Dorf der
Sommerspiele 1988. Es entstand im Rahmen eines Stadtentwicklungsplans, der die Schaffung
eines neuen metropolitanen Zentrums am Stadtrand von Seoul zum Ziel hatte. Von der UBahnstation "Olympic Park" aus gelangt man auf den Hauptplatz des Dorfes, der von einem
dreigeschossigen gläsernen Einkaufs- und Servicecenter wie von einem Schutzwall umgeben ist.
Der Platz selbst ist mit Steinplatten gepflastert. Ein ringförmiger Teil der Pflasterung ist glatter,
weshalb er von Kindern und Jugendlichen gerne zum Rollschuh- und Fahrrad fahren benutzt
wird.
Hinter dem Einkaufscenter liegen in fächerartiger Anordnung die Häuserzeilen des Dorfes.
Sowohl die Geschosshöhe als auch der Abstand zwischen den Häusern nimmt vom Zentrum
zum Rand hin zu. Im Zentrum sind die Gebäude sechs bis acht, außen bis zu 24 Stockwerken
hoch. In den sich öffnenden Räumen zwischen den Häuserzeilen befinden sich Grünanlagen,
Spielplätze und kleinere Ladengeschäfte. Durch die Positionierung der höchsten Gebäude am
Rand des Dorfes entsteht ein gewisser Isolationseffekt. Die besondere Anlage befriedigt jedoch
- zumindest dem Anschein nach - das Schutzbedürfnis seiner BewohnerInnen.
Der vom Architekten Kyu Sung Woo stammende Entwurf bezieht sich auf die introvertierte
Form traditioneller koreanischer Dörfer. Im Dorf gibt es ausschließlich Eigentumswohnungen,
wobei die Wohnungsgrößen von 80 bis 200 qm deutlich über dem Durchschnitt in Seoul liegen.
(Mai 2002)
Sydney
“Residents only beyond this point" empfängt ein Schild BesucherInnen im olympischen Dorf in
Sydney, das ca. 14 km westlich des Stadtzentrums in Homebush Bay, in direkter Nachbarschaft
zum Olympiagelände, liegt. Das mittlerweile in "Newington" umbenannte Dorf wurde auf dem
vorher stark umweltbelasteten Gelände einer Munitionsfabrik errichtet und grenzt direkt an ein
Gefängnis und ein Industriegebiet. Die Hauptzufahrtstraßen sind jedoch so angelegt, dass man
sich dem Dorf durch neu angelegte Parkanlagen nähert.
Zum Olympiagelände hin ist das Dorf mit vier- bis fünfgeschossigen Appartementhäusern
gesäumt. Der Kern des Dorfes besteht hingegen aus kompakten Einfamilienhäusern, die alle auf
den gleichen Gestaltungselementen aufbauen, deren Materialität, Anordnung und Farbe
variieren. Bei der Planung des Dorfes wurde mit Greenpeace zusammengearbeitet. Angeblich ist
es der weltweit größte mit Solarstrom versorgte Stadtteil.
Nach den Spielen wurden alle Häuser des Dorfes grundüberholt und weitere Bauflächen zur
Erweiterung des neuen Stadtteils ausgewiesen. Die Eigentumswohnungen und Häuser des
Dorfes, das an Musterbeispiele des New Urbanism wie die "Disney"-Stadt Seaside in Florida
erinnert, sind sehr begehrt. Große Teile des Dorfes waren schon vor den Spielen verkauft,
werden zum Teil aber erst jetzt bezogen. Im Kaufpreis ist u. a. ein "Sicherheitspaket" enthalten,
das von Bewegungsmeldern in den Häusern bis zu einem patroullierenden Sicherheitsdienst
reicht. (März 2002)
O L Y M P I A 2 0 1 2 L E I P Z I G Aufgabe 1 BASIC | Geschichte der Olympischen Spiele
Olympische Zukunft Peking 2008
Stadtgeschichte und Olympische Spiele in Peking 2008
2008 Beijing Olympic Green, Sasaki Associates
Es ist historisch zu erklären, dass die Olympiade untrennbar mit Nationalstolz und kultureller
Identität verbunden wird. Nur so lässt sich auch die Standortwahl verstehen. Die Wahl des
"richtigen Ortes" wurde als entscheidender Faktor für den Vergabe der Olympiade 2008 an
China gesehen. Die Olympischen Spiele sind eine Sportveranstaltung mit weltweiter Bedeutung.
Sie sind eines der "größten friedlichen Treffen der Menschheit", was ihnen Bedeutung weit über
den Sport hinaus verleiht. Gerade in China spielt die weitere Bedeutung eine entscheidende
Rolle und erklärt viele der Phänomene, die im Zusammenhang mit der Olympiade 2008 in
Peking auftreten. Schon 1968 hat Peking eine Bewerbung um die Austragung der olympischen
Spiele
vorbereitet. Letztendlich ist das Vorhaben damals aber an der "Zwei China"-Auffassung des IOC
gescheitert. In den 80er Jahren bereitete Peking die "Asian Games" vor und erhoffte sich, dass
deren erfolgreiche Durchführung 1990 die Wende bei der neuen Bewerbung um die Olympiade
2000 herbeiführen könnte. Doch die Kandidatur scheiterte erneut: An nur einer Stimme, mit der
Peking Sydney unterlag. Das Bedauern darüber steigerte den Wunsch eine Olympiade zu
veranstalten weiter. Als Peking 2001 die Austragungsrechte für die Olympischen Spiele 2008
bekam, fand das Drama von China und seiner Olympiade ein Ende und viele im Land waren
begeistert. Der Erfolg wurde neben dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) zum
wichtigsten Ereignis des Jahres. Seither steht die Olympiade im Brennpunkt des allgemeinen
Interesses. Der internationale Wettbewerb für die Planung des Olympischen Parks, der 2002
vom Stadtplanungsamt organisiert wurde, auch. Was allerdings noch mehr Interesse erregt als
die physische Planung, sind die geschichtlichen und kulturellen Assoziationen, die sich dahinter
verstecken. Zur Begrüßung
der IOC-Kommission in Peking wurden alle Bürger dazu aufgerufen, sich um die Sauberkeit
ihrer Stadt zu bemühen und die Bewohner der Planungsgebiete mussten ihre Häuser, die sie seit
mehreren Generationen bewohnen, räumen. Die Bedeutung der Olympiade im Bewusstsein
übersteigt die reellen Möglichkeiten, die die Spiele für die Entwicklung der Stadt mit sich
bringen.
Das Gebiet zwischen dem nördlichen vierten und fünften Ring wird Hauptveranstaltungsort der
Olympiade 2008. Die Planung berücksichtigt nicht nur funktionale Aspekte, sondern verbindet
durch das Aufgreifen vorhandener städtischer Achsen das Olympiagelände mit der Stadt.
Allerdings sind die wichtigsten Sportanlagen nicht auf der städtische Zentralachse selbst
platziert, sondern entlang einer weiteren schrägen Achse, die das Olympiagelände mit dem
Gelände der "Asian Games" verbindet. Die städtische Hauptachse selbst, die die Stadt in Nordsüd Richtung durchläuft wird mit Hilfe von Plätzen und
Fußgängerzonen bis zum Park im Norden verlängert. So entsteht nördlich des mittleren
Achsenabschnitts ein neuer zeitgenössischer, offener, menschlicher und umweltnaher Raum.
Symbolkraft besitzt besonders der Kreuzungspunkt der beiden Achsen, wo ein zeremonieller
Platz zum Hissen von Flaggen den Treffpunkt von olympischer und chinesischen Kultur
verkörpert. Das Wettbewerbskonzept nennt die fünf Kilometer lange Achse "Kulturelle
Erfolgsachse" und assoziiert die fünftausendjährige Zivilisation Chinas mit den fünf Kilometern.
Mit Hilfe einer Reihe von Themenplätzen wurde diese Symbolik verdeutlicht. Die Plätze
verteilen sich von Süd nach Nord auf fünf Abschnitte.
Der städtische Rahmenplan von 1993 sieht vor, die Zentralachse sowohl im Süden bis zum
Fünften Ring, als auch im Norden bis zu den Gebieten außerhalb des Vierten Rings zu erweitern.
Damitbekommt die Achse eine Länge von 25 km, die sich in drei Abschnitte untergliedert: einen
südlichen, einen nördlichen und den mittleren, in dem die historischen Stadt liegt. Mit der
Errichtung des Olympischen Parks wird die Zentralachse nun weiter ausgebaut. Die Verbindung
mit der Landeskultur bereichert zum einen die Olympiade zum anderen bietet sie eine Plattform
zur nationalen Selbstdarstellung. So wird die Achse als Zeitzeuge in die Geschichte eingehen.
Die jetzige Planung des Olympischen Parks ist für das sich schnell entwickelnde China, das
darauf hofft, sich auf der Weltbühne darstellen zu können, nützlicher, als mit der Positionierung
der wichtigen Stadien die Entwicklung des Südens Pekings oder der Peking- Tianjin Achse im
Südosten voranzutreiben. Während mit der Feier zur Geburt des olympischen Logos die
dominante Rolle des kulturellen Aspekts deutlich wurde, haben diese
Ereignisse eine andere geschichtliche Bedeutung: Die Verbindung der chinesischen Kultur mit
der "Weltkultur".
Lin Lin
Urban Design of the Central Axis in Beijing, AS&P Albert Speer & Partner
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