Ausgabe 6/2005 - Der Deutsche Olympische Sportbund

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Ausgabe 6/2005 - Der Deutsche Olympische Sportbund
Ausgabe 6/2005
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Freundliche Grüße
aus der OF-Redaktion
D
er Begriff "Tradition" hat im deutschen Sport einen guten
Klang. Doch auch mit dem "Fortschritt" tut man sich, liebe
Leserinnen und Leser, bekanntlich nicht schwer. Zigtausendfach
und dauerhaft wird vor allem im Vereinsleben der Spagat
zwischen Bewährtem und Neuem ohne Mühe und Abnutzungserscheinungen geschafft. Wenn trotzdem das Schlagwort
"Neuorientierung" in letzter Zeit die sportpolitischen Diskussionen beherrscht hat, dann war nicht die florierende Basis
gemeint. Es ging vielmehr um die Dachverbandsebene, die
künftig enger zusammenrücken und sich wirkungsvoller in
Szene setzen will.
Die Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen
Komitees und der Außerordentliche Bundestag des Deutschen
Sportbundes haben am 10. Dezember in Köln die Verschmelzung beschlossen. Eine Zentrale soll in Zukunft die überfachlichen und grundsätzlichen Weichenstellungen vornehmen. Das
neue Dach auf dem traditionell starken und stabilen Vereinsfundament und dem soliden Verbandsunterbau heißt Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB). Er wird, nachdem die
politischen Entscheidungen gefallen sind, die übrigens nicht
wenige Chronisten als historisch bezeichneten, am 20. Mai
2006 das Licht der Welt erblicken.
Und die Vorschusslorbeeren sind immerhin beachtlich. Aus den
Reihen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kommen
einhellig positive Stellungnahmen, große Erwartungen natürlich eingeschlossen. In der Tat: Der organisierte Sport, der in
einem manchmal schwierigen, aber letztlich doch zügigen
demokratischen Willensbildungsprozess die Fusion an der
Spitze besiegelt hat, bringt sich gleichzeitig gehörig in Zugzwang. Dabei gelten die Signale des Aufbruchs keineswegs nur
der Hochleistung und Olympia und den Ambitionen im weltweiten Kräftemessen der Besten.
Deutlicher noch als bisher wird auch das weite Feld des Sports
als Lebenshilfe mit seinen vielfältigen und noch längst nicht
vollständig erfassten Anknüpfungspunkten ins Blickfeld rücken.
Alles dies begleitet natürlich auch in Zukunft vom "Olympischen Feuer" in gewohnt kritisch-konstruktiver Würdigung des
Geschehens. Das gesellschaftliche Schwergewicht Sport
positioniert sich also neu. Doch keine Bange - auch das wird
ein Platz zwischen Tradition und Fortschritt sein.
Ihr Harald Pieper
Inhalt
OF Mosaik
OF-Podium: Dr. Wolfgang Schäuble
Wenn Sport aufhört Sport zu sein:
Zur Humanisierung der Hochleistung
Prof. Dr. Hans Lenk
Sportt oder Der sinnvolle Umgang mit zwecklosen
Herausforderungen
Dr. Detlef Kuhlmann
Höhere Qualität und bessere Bedingungeen:
Trainer-Offensive im deutschen Spitzensport
Walter Mirwald
OF-Kommentare
Michael Gernandt, Michael Burau, Dr. Karlheinz Gieseler
Der organisierte Sport - gesellsch
haftlicher Hoffnungsträger
in politisch schwierigen Zeiten
Holger Schück
Das UN-Jahr des Sports hat Zeichen der Hoffnung gesetzt
Dr. Stefan Volknant
Deutschland ist ein Ball - und alle mittendrin
Wolfgang Uhrig
Olympia-Vorschau: Turin 2006
n Chamonix nach Turin:
Von
Eine kleine Geschichte der Olympischen Spiele
Dr. Andreas Höfer
Annie Hübler - Deutschlands erste Olympia-Siegerin
Volker Kluge
„Ich möchte Olympia noch mal erleben, aber ich will
es erfolgreich erleben““ Interview mit Georg Hackl
Michael Gernandt
Josef Fendt und Wolfgang Zimmerer: Galionsfiguren
des Wintersports mitt Langzeitausstrahlung
Steffen Haffner
Unbeirrt und erfolgreich:
Frauen erobern Disziplin um Disziplin
Ulrike Spitz
Fräulein Smillas Gespür für Schnee oder
Wintersportlerinnen zaubern wie Hermine
Bianka Schreiber-Rietig
Das Publikum - Begeisterun
ngs- und Leidensfähigkeit
Michael Burau
Was macht eigentlich ... Manfred Schnelldorfer
Michael Gernandt
Die Philatelisten sind seit 1896 Sponsoren der
Olympischen Spiele
Karl Biernat
Am Ursprung der modernen Sportmusik:
Johann Heinrich Scchmelzer
Dr. Hans-Dieter Krebs
OF-Galerie: Die späten Glanzparaden des Rudi Kargus
Dr. Hans-Dieter Krebs
hen Komitees
Nachrichten des Nationalen Olympisch
Nachrichten der Deutschen Olympischen Gesellschaft
Impressum
Nachrichten des Deutscheen Olympischen Instituts
Deutsches Sport & Olympia Museum
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Aufarbeitung deutscher Sportgeschichte
D
as Nationale Olympische Komitee
(NOK) und das Deutsche Olympische Institut (DOI) haben einen Forschungsauftrag zur "Geschichte und
Bedeutung des Nationalen Olympischen
Komitees der DDR im Kontext des
Sportsystems der DDR" an die Historikerin Dr. Jutta Braun (Potsdam) vergeben.
"NOK und DOI setzen auf eine wissenschaftlich kompetente Aufarbeitung
und stellen hierfür gemeinsam 20.000
Euro zur Verfügung", erläuterte NOKPräsident Klaus Steinbach. Weitere
Schritte zur Aufarbeitung der Vergangenheit der deutschen olympischen
Sportgeschichte sollen folgen.
"Das NOK geht davon aus, dass die
Ergebnisse der Forschungen an der
Potsdamer Universität, die neben
anderen Themen auch das staatliche
organisierte Doping und die Staatssicherheit der DDR berühren werden,
einen noch differenzierteren Einblick in
diesen Abschnitt des olympischen
Sports in Deutschland ermöglichen",
stellte Steinbach fest. Der gründliche
Blick in die Vergangenheit sei auch
notwendig, weil der deutsche Sport
dabei sei, die Weichen für seine
Zukunft zu stellen.
Der Vorsitzende des Direktoriums des
Deutschen Olympischen Instituts,
Professor Dr. Ommo Grupe, begründete: "Gerade angesichts der bevorstehenden Neuorganisation des deutschen
Sports erscheint es unabdingbar, historische Hypotheken umfassend, überzeugend und wissenschaftlich fundiert
abzuarbeiten. Dazu zählt zweifellos
auch die Geschichte des Sports in der
DDR. Wenn das DOI im Rahmen seiner
Möglichkeiten und gemeinsam mit
dem NOK für Deutschland hier einen
wirksamen Beitrag leisten kann, entspricht dies im Übrigen auch seinem
satzungsgemäßen Auftrag."
Immer weniger öffentlich
geförderte Jugendarbeit
W
ie das Statistische Bundesamt
mitteilt, wurden im Jahr 2004
insgesamt 97.300 Maßnahmen der
Jugendarbeit von öffentlichen Stellen,
das heißt von Bund, Ländern und
Gemeinden
oder der EU,
finanziell
gefördert. Im
Vergleich zur
vorherigen
Erhebung im
Jahr 2000 ist
dies ein Rückgang um rund
17%. Auch die
Zahl der
jungen Menschen, die an Veranstaltungen der
öffentlich geförderten Jugendarbeit
teilgenommen haben, ging entsprechend zurück: Sie verminderte sich
gegenüber dem Jahr 2000 um knapp
Wasser und Flüsse im Mittelpunkt des
Naturathlon 2006
D
as Bundesamt für Naturschutz
und das Bundesumweltministerium haben den Ideenwettbewerb zum
Naturathlon 2006 gestartet. Bereits
zum dritten Mal soll der Naturathlon
zu naturverträglichen Sport- und
Freizeitaktivitäten einladen. Im Mittelpunkt stehen diesmal Wasser und
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Flüsse und das Thema "Freizeit am
Fluss". Der Naturathlon 2006 wird
bundesweit von Naturschutz- und
Sportverbänden unterstützt.
Ziel des Wettbewerbs ist es, neue Wege
zu finden, um Menschen für Naturund Gewässerschutz zu interessieren
und sie spielerisch mit dem Thema
vertraut zu machen. Die Aktionsideen
sollen sinnlich und erlebbar zeigen, wie
wichtig unsere Flüsse und Seen sind:
als Rückzugs- und Lebensraum für
zahlreiche, faszinierende Tier- und
Pflanzenarten, aber auch als Orte der
naturverträglichen Erholung und des
Freizeitsports. Sie sollen vermitteln, wie
sich jeder einzelne für die Gewässer
einsetzen kann.
"Die Ideen sollen dazu beitragen, viele
Bürgerinnen und Bürger für unsere
Flüsse zu sensibilisieren und sie für
eine naturverträgliche Freizeitgestaltung am Fluss zu gewinnen", sagt
Vizepräsident Rudolf Ley vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). "Sport und
Naturschutz lassen sich in Einklang
bringen. Der Naturathlon fördert das
Verständnis hierfür bereits seit 2004.
Durch die Beachtung einiger einfacher
Regeln lässt sich die Natur schonen,
ohne dass der Spaß am Sport leiden
muss."
OF-MOS AIK
880.000 oder rund 19% auf 3,7 Millionen Personen.
Zu diesen Veranstaltungen zählten im
Jahr 2004 rund 46.000 Veranstaltungen der Kinder- und Jugenderholung
mit zirka 1,95 Millionen Teilnehmenden. Vier Jahre zuvor boten noch
knapp 60.000 Veranstaltungen Erholung für rund 2,45 Millionen Kinder
und Jugendliche. Damit sank die Zahl
dieser Veranstaltungen binnen vier
Jahren um 23%, die der Teilnehmenden um 20%.
Nicht so stark sind die Ausgaben der
öffentlichen Träger der Jugendhilfe
für Jugendarbeit gesunken. Sie beliefen sich 2004 auf rund 260 Millionen
Euro nach 269 Millionen Euro im Jahr
2000 (- 3%). Für Kinder- und Jugenderholung gaben die öffentlichen
Träger allerdings mit 67 Millionen
Euro 2004 rund 17,3 Millionen Euro
oder 20% weniger aus als noch vier
Jahre zuvor.
Verantwortung, sich für das Wohl der
Sportlerinnen und Sportler einzusetzen. Er will zugleich normen- und
wertbegründete Orientierungen für
das "alltägliche" Trainerhandeln liefern.
Jeder dritte Jugendliche
kann nicht schwimmen
J
eder vierte Deutsche gehört nach
einer Aufstellung der Deutschen
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)
zu den Nichtschwimmern. Bei den
Jugendlichen ist es sogar jeder Dritte.
Nur noch etwa 17 Prozent der Kinder
und Jugendlichen erlernen das Schwimmen im Sportunterricht an den Schulen. Im vergangenen Sommer sind in
deutschen Badegewässern 324 Menschen ertrunken, die meisten in Binnenseen und Flüssen.
Friedensmedaille
für Boxerlegende
Muhammed Ali
Fair geht vor: Ehrenkodex für Fußballtrainer
ie Fußball-Trainer der ersten und
zweiten Bundesliga haben den
vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer
(BDFL) entwickelten Ehrenkodex für
Fußballtrainer anerkannt. Dieser aus
zehn Punkten bestehende Kodex
basiert auf der Fassung, die der Deutsche Sportbund (DSB) im Jahre 1997
für Trainer und Übungsleiter aller
Sportarten erarbeitet hatte. Das fußballspezifisch modifizierte BDFL-Werk
soll nun von der Spitze in die Breite
getragen werden: "Die Trainer besitzen
im Fußball eine Vorbildfunktion. Dieser
Rolle sollen sich die Coaches stärker
bewusst werden und sich dementsprechend verhalten. Fair geht vor!", so
heißt es dazu im BDFL-Journal. Der
Ehrenkodex für Fußballtrainer ist ein
Kanon von selbst auferlegten Pflichten. Er basiert auf dem Prinzip der
D
zeichnet. Der an Parkinson leidende
Olympiasieger und Ex-Weltmeister
bekam die Auszeichnung für sein
lebenslanges Engagement für die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und
D
er 63-jährige frühere Schwergewichtsboxer Muhammed Ali wurde
in Berlin mit der Otto-Hahn-Friedensmedaille der Deutschen Gesellschaft für
die Vereinten Nationen (DGVN) ausge-
die weltweite kulturelle und spirituelle
Emanzipation der schwarzen Bevölkerung sowie für seinen Einsatz als UNFriedensbotschafter. In seiner Laudatio
würdigte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit Muhammed Ali
(ehemals Cassius Clay) als einen "Rebellen, der die Menschen liebt". Der Geehrte weilte zusammen mit seiner Frau
Lonnie in Berlin und besuchte auch den
Boxkampf seiner Tochter Laila Ali in der
mit 10.000 Zuschauern ausverkauften
Max-Schmeling-Halle.
Der größte Laufwettbewerb
der Welt
I
m Jahr 2005 war der JPMorgan
Chase Corporate Challenge
(JPMCCC) in Frankfurt am Main mit
58.467 Startern in einem Rennen der
größte Lauf der Welt. Weder die riesigen Läufe in Bogota, Sydney, Barcelona, New York, London und Berlin
OF-MOS AIK
hatten mehr Starter als der Corporate
Challenge in Deutschland. In San
Francisco starten zwar noch mehr
Personen, aber bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass fast alle
Teilnehmer dieses Wettbewerbs nicht
laufen, sondern gehen.
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D
as Jahr 2006 verspricht für alle, denen Sport am
Herzen liegt, ein ganz besonderes zu werden. Olympische Spiele begeistern mich nicht erst als Sportminister des Bundes. Mit Millionen anderen Menschen in aller Welt
erwarte ich mit Spannung die Winterspiele und die Paralympics in Turin. Ich freue mich auf den fairen Wettstreit zwischen großartigen Sportlerinnen und Sportlern und bin
zuversichtlich, dass deutsche Athletinnen und Athleten nicht
nur an die Erfolge der Winterspiele von Salt Lake anknüpfen
können, sondern vor allem auch gute Botschafter unseres
Landes sein werden.
Die Olympischen Winterspiele bilden den Auftakt zu einem
Sportjahr, das gerade für Deutschland ganz im Zeichen von
Frieden und Völkerverständigung dienenden Sportveranstaltungen stehen soll. Als Gastgeber mehrerer Weltmeisterschaften wird unser Land in besonderem Maße gefordert sein, die
Fähigkeiten und Stärken zu zeigen, die für den Sport wesentlich sind: Weltoffenheit, Internationalität, Toleranz, Fairness
und Teamgeist. Diese Herausforderung ist eine große Chance
für die Sportnation Deutschland.
Als Sportminister und aus persönlicher Überzeugung werde
ich alles daransetzen, diese Chance zu nutzen. Wir alle können daran mitwirken, dass sich das Motto der kommenden
Fußball-Weltmeisterschaft, "Die Welt zu Gast bei Freunden",
über den Sport hinaus mit Leben erfüllt.
Wie im sportlichen Wettkampf selber bedarf es auch in der
Sportpolitik der vereinten Kräfte. Was wir brauchen, ist eine
große Koalition für den Sport. Ich begrüße es daher sehr, dass
der Sport selbst einen wichtigen Schritt gemacht hat: Die
beschlossene Fusion zwischen DSB und NOK wird sicher dazu
beitragen, dass der deutsche Sport international noch mehr
an Bedeutung gewinnen kann. Zugleich unterstreicht das
künftige gemeinsame Dach das bei aller Verschiedenheit
Verbindende zwischen Breiten- und Spitzensport. Die Podeste
der Sieger stehen auf dem Fundament des Breitensports.
Ohne den Breitensport, ohne die engagierte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die in den Vereinen von vielen ehrenamtlich tätigen Menschen geleistet wird, wäre Spitzensport
nicht möglich. Eines meiner wichtigen sportpolitischen Ziele
ist es deshalb, diese Fusion, deren Umsetzung und Ausgestaltung ureigene Sache des Sports ist, durch die Politik dort zu
unterstützen, wo es notwendig ist.
Damit unser Land sein auch im Sport hohes internationales
Ansehen ausbaut, ist es mir ein wichtiges Anliegen, trotz
angespannter Haushaltslage die Förderung des Spitzensports
in angemessener Form zu gewährleisten. Dabei werden die
Stärkung der Eigenverantwortung des Sports, eine Erhöhung
der Planungssicherheit und die Förderung des Sportstättenbaus für den Spitzensport wichtige Bereiche der Sportpolitik
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bleiben. Als größter Sponsor des Spitzensports wird die Bundesregierung auch künftig ein verlässlicher Partner sein, um
längerfristige Maßnahmen und Planungen zu ermöglichen,
ohne die Spitzenleistungen nicht erzielt werden können. Das
gilt auch im Hinblick auf die Nachwuchs-Spitzensportler, für
die ein bundesweit abgestimmtes Spitzensportfördersystem
entwickelt werden muss.
Die Förderung des Spitzensports ebenso wie die Nachwuchsförderung erstreckt sich dabei auf alle Bereiche des Sports. Es
steht außer Frage, dass die Fußball-Weltmeisterschaft im
Mittelpunkt des Interesses steht. Aber Sport ist viel mehr; dies
zeigt ein Blick auf die ebenfalls 2006 in Deutschland auszurichtenden Reiter- Feldhockey- und Tischtennis-Weltmeisterschaften. Damit verbunden sind Chancen unserer Aktiven, in
Ihrer jeweiligen Sportart vor einem weltweiten Publikum
Bestleistungen zu erbringen. Chancengleichheit setzt natürlich ein internationales und einheitliches Konzept der
Dopingbekämpfung
voraus. Wir
werden im
Interesse
unserer
Aktiven
nicht nachlassen, hier
eine weitgehende Harmonisierung
einzufordern.
Die Bundesregierung
setzt auf die
Förderung
vieler Bereiche des
Spitzensports. Dies
muss sich
auch in der
öffentlichen Wahrnehmung widerspiegeln. Deshalb lege ich
großen Wert darauf, dass es gelingt, das Interesse und die
Wertschätzung derjenigen Sportarten, die weniger im Fokus
des Interesses stehen, zu erhöhen. Leistungen von Spitzensportlern dürfen in ihrer Wertigkeit nicht von Einschaltquoten abhängig sein, will man nicht eine Reduzierung von
Sportartenvielfalt, aber auch von sportlichen Zielen hin zu
bloßer Unterhaltung riskieren.
Die Bundesförderung des Leistungssports von Menschen mit
Behinderungen ist ein wichtiges politisches Ziel, nicht nur aus
sportlicher Sicht. Denn hier errungene Erfolge machen Mut
und stehen für Ergebnisse, die mit Leistungsbereitschaft und
Einsatzwillen erreicht werden können. Längst sind die Paralympics aus dem Schatten der Olympischen Spiele herausgetreten und treffen auf eine interessierte Öffentlichkeit, die
beeindruckt ist von den Leistungen der Athletinnen und
Athleten.
Die Förderung des Breitensports liegt in der Verantwortung
der Länder. Aber selbstverständlich hat auch der Bund ein
Interesse an guter, flächendeckender Vereinsstruktur und
einem breiten, in den Alltag integrierten Sportangebot. Neben
gesundheitlichen Aspekten ist für mich als Bundesinnenminister insbesondere die hohe Integrationskraft des Sports von
Bedeutung. Integration findet vorrangig vor Ort, im unmittelbaren Lebensumfeld, statt; kaum etwas ist deshalb besser
dazu geeignet, Menschen zu integrieren, als der Sport. Das
gemeinsame Interesse an der jeweiligen Sportart verbindet
Sport" war schon in meiner ersten Amtszeit als Bundesinnenminister eines meiner Lieblingsprojekte. Dies gilt es fortzuführen. Ich begrüße in diesem Zusammenhang nachdrücklich das
Angebot der Spitzensportverbände, an der Umsetzung des
Programms mitzuwirken.
Auf internationaler Ebene setzen wir uns für die Entwicklung
einheitlicher Positionen zu zentralen Fragen des Sports ein.
Außerdem gilt es, das zu Ende gegangene "Internationale
Jahr des Sportes" der Vereinten Nationen, für dessen Realisierung die Bundesregierung erhebliche Sondermittel zur Verfügung gestellt hat, auszuwerten und die Nachhaltigkeit zu
sichern. Auf EU-Ebene wird Deutschland die Möglichkeiten
nutzen, die sich durch seine Ratspräsidentschaft im Jahr 2007
ergeben. Mit Nachdruck hatte sich die Bundesregierung in
der Vergangenheit für die Verankerung des Sports im
Gemeinschaftsrecht eingesetzt. Die stärkere Berücksichtigung
der berechtigten Interessen des Sports gerade auch für den
OF-PODIUM
Herausforderungen und Chancen
für die Sportnation Deutschland
Von Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des Innern
und bildet eine gute Grundlage für vorurteilsfreie Begegnung.
Freizeitsport kennt keine Nationalität, Sprachprobleme spielen
bei gemeinsamem Trainieren und Spiel eine untergeordnete
Rolle. Die Grundregeln des Sports, Ehrlichkeit, Fairness und
Wertschätzung für die Mitspieler, sind über alle kulturellen
Unterschiede hinweg gleich. Dieser Wertekonsens und die
sportliche Gemeinschaft sind gleichzeitig wichtige Beiträge
zur Prävention von Gewalt und Sucht.
Das seit nunmehr 16 Jahren auf Initiative der Bundesregierung vom DSB durchgeführte Programm "Integration durch
Fall, dass eine Ratifizierung des EU-Verfassungsvertrages
weiter auf sich warten lässt, wird ein Schwerpunkt künftiger
Politik sein.
Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland gut aufgestellt ins
Jahr 2006 geht und die Herausforderungen gemeinsam
erfolgreich bestehen wird. Allen Beteiligten, sei es im SpitzenBehinderten- oder Breitensport, möchte ich für ihr großes
Engagement danken, mit dem sie Leistungen im Spitzensport
verbessert und die Lebensqualität durch Freizeitsport erhöht
haben.
7
Wenn Sport aufhört,
Sport zu sein:
Zur Humanisierung
der Hochleistung
Von Hans Lenk
8
D
er Hochleistungssport gerät immer mehr in die Zwänge zwischen Macht, Markt, Medien und Manipulationen. Doch die humane Basis des Sports sollte angesichts der Eskalierung der teils künstlichen Leistungssteigerungen nicht vergessen werden. Aus erzieherischen wie
ethischen Gründen darf man das vernünftige Maßhalten
nicht zu Gunsten der Faszination reiner Höchstleistung vernachlässigen. Mentoren mit Überblick, die selbst nicht unter
dem beruflichen Zwang einer Leistungseskalation stehen,
sollten hier ihren Einfluss geltend machen. Verantwortungsbewusste Athleten, Trainer, Funktionäre wären - stünden sie
der publizistisch hochgeschraubten Leistungserwartung und
der zensorhaften Besserwisserei mancher inkompetenter
Journalisten allein gegenüber - allzu leicht überfordert.
Es wird deutlich, dass die Begrenzung und die Grenzen sportlicher Leistungen auf verschiedene Weise verstanden werden
müssen: Naturgegebene biologische Leistungsgrenzen sind
von kulturell gesetzten, ethisch begründeten Grenzen deutlich zu unterscheiden. Die Letzteren sind bewusst gesetzte
Normen. Man kann sie übertreten, bzw. sie könnten auch
anders sein. Diese beiden Arten von Begrenzungen sind
unterschiedlich zu behandeln und zu beachten: Die Ersteren
spielen in naturwissenschaftlichen Diskussionen des Sports
eine Rolle, die Letzteren in sportethischen.
Die Grenzen der Humanität sind nicht quantitativ abzustecken, dennoch muss es Orientierungsmarken, kontrollierbare
Leitlinien geben. Wo
Sport aufhört, Sport zu
sein, lässt sich nicht
naturgesetzlich feststellen, sondern ist eine
Sache der ethischen
Beurteilung unter Einbeziehung der Ideen von
Humanität, Moral und
eines vernünftigen Maßes
- wandelbar bei festgehaltenem kulturellen wie
geschichtlichen Kern. Eine
ernsthafte Sportethik, die
sich nicht nur in oberflächlichen Allgemeinunverbindlichkeiten
erschöpft, ist bisher noch
kaum entwickelt worden.
Nicht einmal eine ausführliche Begriffsklärung,
eine analytische Ethik im
Rahmen der Sportphilosophie existiert. Die selbst
noch unzureichende
pädagogische Diskussion
des Fair-Play-Prinzips, dieser vom Sport entdeckten - ihm
ureigenen - ethischen Grundnorm sozial geregelten und
institutionalisierten Verhaltens, bildet eine gewisse Ausnahme.
Ethisches Urteil ist nie allein in Form eines allgemein
anwendbaren Rezeptes möglich. Ein kontrollierbares, einfach
anwendbares, allgemeingültiges Raster aber ist für die Praxis
des Sports als Leitlinie, als Orientierungsmaßstab nötig. Man
kann voraussagen, dass die sport-ethischen Fragen sowie die
Probleme der Anwendung und Durchsetzung ethischer und
humaner Grundsätze im Sport ein Hauptproblem der künftigen Diskussion um den Hochleistungssport bilden werden.
Die Philosophie des Sports muss sich dieser Herausforderung
stellen; die Sportpraktiker in den Verbänden sollten die Notwendigkeit solcher Leitlinien anerkennen, um zu verhindern,
dass der Leistungssport in der Eskalationsspirale zu einem
sinnlosen nationalistisch motivierten Sportwettrüsten
gerinnt. Auch angesichts des fast "mythischen" Faszinosums
der einmaligen, der unüberbietbaren Leistung darf der Sport
das Humanum, den einzelnen Sportler, nicht vergessen. Die
Grenzen der Humanität verlaufen enger als die manipulierbaren Grenzen der Physiologie.
Unversehens hat sich heute die Diskussion um die charakteristischen Züge des modernen Sports und zumal des Hochleistungssports wieder in eine Humanisierungsdebatte umgewendet, eine Diskussion,
welche die traditionelle
Debatte der gesellschaftswissenschaftlichen Leistungskritiker aus den
sechziger und siebziger
Jahren verallgemeinert,
die den Sport zu "einem
Sektor der Arbeitsrationalisierung" gestempelt
hatten - charakterisiert
von rationellster Effizienzmaximierung. Der
Sport "verdoppele" nur
die Arbeitswelt, ähnele
"den Leib tendenziell
selber der Maschine an",
schule "die Menschen zur
Bedienung der Maschine
um so unerbittlicher
ein...": "Fitness für die
Arbeit" sei "einer der
geheimen Zwecke des
Sports" (Adorno 1969).
Dies muss man heute
wohl etwas differenzierter
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sehen. Einerseits sind die Effizienzmaximierung, Professionalisierung und Kommerzialisierung wie vorausgesagt eingetreten. Andererseits ist die funktionale Fitmachung für die
industrielle Arbeit wohl kaum noch als "geheimer" Zweck des
Sports aufzufassen.
Eher ergibt sich in einer "sitzenden", zum Teil sitzengebliebenen Gesellschaft von Auto- und Immobilisten - gerade auch
auf Arbeitswegen - die Funktion des Sports als eine Ausgleichsbewegung sowohl in körperlicher Hinsicht als auch in
psychischer Motivation der Leistungsverbesserung, Selbststeigerung, Eigenerfahrung von Eigenhandlungen und Eigenleistungen zu empfinden. Man darf also den Höchstleistungssport und Hochleistungssport nicht als repräsentativ für alle
Funktionen - etwa des Breiten- und Erholungssports - ansehen, obwohl auch im Letzteren Kommerzialisierung und
gelegentlich eine starke Orientierung an Leistungssteigerung
zu finden sind. Natürlich haben Spitzensportler für normalen
Breitensport eine motivierende Vorbildfunktion, doch lassen
sich nicht alle Gesichtspunkte der Leistungssteigerung im
Training, samt Technisierung und Technologisierung, derart
pauschalisieren, wie es die Gesellschaftskritiker und Technokratie-Theoretiker jener Jahre taten.
Zwar wurde und wird besonders in totalitären Systemen der
Sport in der Tat in dieser Weise benutzt, eher missbraucht.
Die Tendenz zur freiwilligen Selbstausbeutung ist aber auch
im Höchstleistungssport unserer freiheitlichen Gesellschaften
nicht ausgeschlossen. Dies war schon vor der umfassenden
Kommerzialisierung und auch unabhängig von der überstarken Politisierung im Höchstleistungssport etwa olympischen
Kalibers der Fall. Hatte nicht schon der Olympiasieger Connolly von 1956 konstatiert, ein Höchstleistungsathlet tendiere
dazu, alles zu machen bzw. zu nehmen, "was ihn nicht gerade
umbringt", um den höchsten Erfolg zu erreichen? In der Tat
ist dies für den Höchstleistungssport - freilich im wesentlichen nur für diesen - ein paradoxes Problem: Man muss im
Endlauf "schneller laufen, rudern, fahren, als man eigentlich
könnte". Eine Hochleistung oder Höchstleistung
ist in der Tat nur zu
erreichen, wenn das
ganze Leben strikt darauf
abgestellt ist und diese
Höchstleistung bzw. der
höchste Erfolg motivational gleichsam als "die
wichtigste Sache der
Welt" angesehen und
verfolgt wird.
Für eine Höchstleistung
muss man eben alles
einsetzen bzw. auf die
10
Karte setzen. Sport also doch nur "die wichtigste Nebensache
der Welt"? Eher wohl eine Hauptsache, gar "Haupt- und
Staatsaktion" im Höchstleistungsbereich, mittlerweile auch im
kommerzialisierten Normal-Professionalsport z.B. des ProfiFußballs, wo trotz allen täglichen Trainings Höchstleistungsanforderungen, wie sie in ausdauerintensiven Sportarten seit
Jahrzehnten gang und gäbe sind, immer noch nicht zu finden
sein dürften. Es ist wohl doch die Öffentlichkeit mit ihrer
absoluten Herausstellung einzig und allein des Siegers, die
diese Motivationsdramatik, wenn nicht erzeugt, so doch
außerordentlich verstärkt. Verführungen zur Unfairness, zum
"Tricksen", zum Unterlaufen der Chancengleichheit durch
extreme, evtl. Grenznutzenvorteile ausschöpfende Technisierung, wie etwa auch Doping, sind natürlich in dieser Situation verständlich - um so mehr, je stärker sich auch ein sportlicher Erfolg in barer Münze auszahlt.
Durch verschärfte Kontrollen allein wird sich dieses Problem
nicht lösen lassen. Der Erfindungsreichtum der intelligenten
"Trickser" geht allemal noch dem mühsam bürokratischen
Kontrollieren und Standardsetzen voraus, wenn auch unter
dem Grenznutzengesetz der schwindenden marginalen Nutzenzuwächse. Letztlich hilft im Höchstleistungssport nur eine
Entdramatisierung der ausschließlichen Siegerorientierung
und eine Rückkehr zur Humanisierung, wie skizziert. Humanes und ethisches Predigen allein hilft dabei nicht, wenn man
nicht auch das System und zumal das auch der öffentlichen
Bewertung und materiellen Förderung oder leistungsabhängigen Prämienentlohnung humanisiert. Die Humanisierung des
Leistungsprinzips steht gerade heute im Sport wie in der
Arbeitswelt auf dem Tapet.
Da gewisse Selbstausbeutungen und Enthumanisierungseffekte sich fallweise im Höchstleistungssport finden lassen, tut
eine angemessene Humanisierung im Sport, zumal im
Höchstleistungssport, wirklich Not. Doch es ist wirklich keine
automatische Kopplung des Sports mit allumfassenden
Enthumanisierungseffekten in der Ellenbogengesellschaft
festzustellen. Auch der
Sport ist letztlich
menschlich - oft allzu
menschlich. Es ist in der
Tat eine wichtige Aufgabe
für die Sportorganisationen und ihre Verantwortlichen, den Sport möglichst human zu gestalten, damit er nicht seine
hohe Faszination und
Glaubwürdigkeit verliere.
Erhalten wir und fördern
wir die Humanität im
Sport! Dies scheint heute
OF
dringlicher denn je.
Sport oder Der sinnvolle
Umgang mit zwecklosen
Herausforderungen
Von Detlef Kuhlmann
um Sporttreiben kann man niemanden zwingen,
höchstens einladen. Die Entscheidung zum Sporttreiben
muss jeder Mensch für sich selbst treffen. Sie kann ihm
von niemandem abgenommen werden. Wer Menschen für
das Sportreiben gewinnen möchte, muss sich auch fragen,
wie der Sport das Leben dieser Menschen bereichern und vor allem bei jungen Menschen - ihre Entwicklung nachhaltig
fördern kann. Dahinter verbirgt sich das pädagogische Anliegen des Sports. Sport wird zuweilen sogar als ein sinnvoller
Bereich der Lebensgestaltung verstanden. Mehr noch: Sport
ist für viele Menschen - egal ob junge oder ältere, ob mit
oder ohne Behinderung - offenbar attraktiv und anziehend,
für andere ist er es dagegen (noch) nicht. Denn: Im Grunde
ist Sport zweckloses Tun … und stellt gerade deswegen für
viele Menschen eine Herausforderung dar.
Z
Um zwischen Zwecklosigkeit und Herausforderung zu unterscheiden, muss man sich konkret vorstellen, was Sport
eigentlich bedeutet. Dazu ein Beispiel: Warum bezeichnen wir
etwa das schnelle Laufen auf einer 400-m-Bahn im Stadion
klipp und klar als Sport, nicht aber das (manchmal ebenso)
schnelle Laufen zur Haltestelle, um den ankommenden Bus
noch zu erreichen? Sportliche Aktivitäten lassen sich von
anderen Tätigkeiten des menschlichen Daseins offenbar ganz
gut abgrenzen: Sport besteht aus willkürlich geschaffenen
Handlungen, die mit Bewegung verbunden sind. Sport stellt
eine in sich geschlossene, fiktive - also eine "künstliche" Realität dar. Sport basiert per se auf vorher festgelegten
Regeln. Sport ist immer ichbezogen und somit auch nicht an
andere delegierbar. Den Speer oder die Kugel muss ich schon
selber werfen, dafür kann ich niemand anders "verpflichten"
… und dann kommt noch hinzu: Sport zielt nicht primär auf
bestimmte materielle Zwecke und produziert schon gar nicht
irgendwelche materiellen, also vorzeigbare oder verkaufbare
Güter bzw. Werke mit einem steigerbaren Gebrauchswert.
Schließlich: Sport ist an sich gar nicht lebensnotwendig und
macht so gesehen nur um seiner selbst willen Sinn. Wir üben
ihn freiwillig aus, versprechen uns offenbar etwas von seinen
Wirkungen, und zwar unmittelbar in der Gegenwart, aber
auch längerfristig für die Zukunft.
So gesehen ist das Sporttreiben für jeden von uns ein nach
Sinn suchendes und vom Sinn geleitetes Tun. Damit wird
Sport zur Herausforderung. Im Sport bewegen wir uns körperlich und lassen uns auch gern emotional bewegen. Der
Sport soll unser Leben auf möglichst schöne Weise bereichern
und zum sinnvollen Element der eigenen Lebensgestaltung
werden. Der Sport gilt sogar als Teil einer Lebenskunst, die
ganz allgemein das fortwährende Nachdenken über die
möglichen Formen eines bewusst geführten Lebens meint.
Allerdings ist selbst dieses Nachdenken mit Anstrengung
verbunden, nämlich sein eigenes Leben auf reflektierte Weise
zu führen und nicht einfach nur so dahinplätschern zu lassen. Lebenskunst meint - egal, ob mit oder ohne Sport - die
Sorge um sich selbst. Und sie soll zu sachgemäßem und
reflektiertem Urteilen führen, anstatt immer nur bloß willkür-
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lich und spontan zu agieren und dem eigenen Leben nur
freien Lauf zu lassen. Lebenskunst bedeutet das Sich-KlarWerden über den Umgang mit Gebräuchen und Gewohnheiten, mit den Lastern und Lüsten, mit Scherzen und mit
Schmerzen, die das Leben so mit sich bringt. Letztlich speist
Lebenskunst ihren Sinn daraus, aus dem abstrakten Leben
sein eigenes werden zu lassen, einen persönlichen Lebensstil
zu finden, der auf die vielen Fragen unserer Zeit persönliche
Antworten findet. Am Ende der Philosophie der Lebenskunst
steht die Selbstmächtigkeit jedes einzelnen, und zwar als die
Herausbildung eines Könnens im Umgang mit sich selbst. Im
Sport können wir den Umgang mit uns selbst zeigen.
In der Philosophie der Lebenskunst wird aber alles prinzipiell
zu einer Frage der Wahl für jeden Einzelnen: Es geht jedoch
nicht einfach nur darum, dieses und jenes zu tun und anderes zu lassen, sondern vielmehr erst einmal die Möglichkeiten
zu suchen und diese vor den eigenen Augen auszubreiten,
um daraufhin die eigene Wahl souverän treffen zu können.
Die Philosophie der Lebenskunst verweist die Menschen aber
wieder auf sich selbst zurück - prägnant paraphrasiert
im sogenannten existenziellen Imperativ, der da lautet:
"Gestalte dein Leben so, dass es bejahenswert ist". Das
meint einerseits die prinzipielle Freiheit zur Entscheidung, aber andererseits auch den prinzipiellen Zwang,
sich irgendwie entscheiden zu müssen - freilich mit
einer Fülle von Optionen, die es zu sortieren und abzuwägen gilt, ohne zum Zeitpunkt der Entscheidung
schon genau zu wissen, welche denn die richtige ist. Es
geht aber bei dem Konzept der Lebenskunst gerade
nicht um eine normative oder präskriptive Anweisung,
dieses und jenes zu tun und anderes für immer zu
lassen. Philosophie der Lebenskunst verfährt grundsätzlich optativ, eben Möglichkeiten zu eröffnen und
nach Sinn zu suchen. Der Sport ist so eine Option für
uns.
Die Philosophie der Lebenskunst will eine praktische
Lebenshilfe für einen jeden Einzelnen sein. So etwa
lässt sich stark verkürzt der Grundgedanke beschreiben.
Als ihr Begründer und Hauptvertreter gilt der Berliner
Wilhelm Schmid, mittlerweile einer der erfolgreichsten
philosophischen Publizisten in Deutschlands. Von ihm
liegt derzeit eine Hand voll Bücher vor, in denen immer
wieder "von der Pflege des Körpers" die Rede ist. Inzwischen wird die Philosophie der Lebenskunst auch im
Sport und hier insbesondere in der Sportpädagogik
wahrgenommen und anwendungsbezogen rezipiert,
und zwar allen voran durch den Wuppertaler Sportwissenschaftler Eckart Balz, der die Verbindungslinien von
Lebenskunst und Sport als erster vorgezeichnet hat.
Generell gilt: Das Sporttreiben wird zum Prüfstein
und zu einer Option der reflektierten Lebensgestal-
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tung. Genauso ließe sich allerdings die Option Sport beispielsweise durch das Musizieren, die Gartenarbeit oder
viele andere schöne Dinge des Lebens ersetzen. Schließlich
kann man auch ohne Sport ein zufriedenes Leben führen.
Wir können "ja" sagen zum Sport, müssen es aber keinesfalls! Aber wer "ja" zum Sport sagt, der hat offenbar für sich
herausgefunden, was ihm der Sport bedeutet und dass ihm
der Sport etwas Besonderes und Sinnvolles für sein Leben
bieten kann. Wer "ja" zum Sport sagt, hat sich selbst für das
Sporttreiben gewonnen! Wer "ja" sagt zum Sport, hat es
zudem geschafft, regelmäßige sportliche Aktivitäten in sein
Leben zu integrieren oder er/sie ist zumindest bereit, einen
Weg dorthin zu gehen - sei es ganz für sich allein, zusammen mit anderen, sei es wöchentlich oder täglich, sei es im
VHS-Kurs oder im Sportverein, sei es im Schwimmbad oder
im Fitness-Center, sei es beim Nordic-Walking oder auf
Inline-Skates, sei es beim Fußball- oder beim Tennisspiel.
Aktives Sporttreiben vollzieht sich immer im Hier und Jetzt,
ist gebunden an gegenwärtiges Tun. Das Sporttreiben erle-
ben wir immer nur flüchtig. Man kann es zwar im Moment
auskosten und genießen, niemals fest in den Händen halten
und nur seine Kopien lassen sich konsumieren und konservieren. Das Sporttreiben hinterlässt bei uns selbst oftmals
Spuren, solche die wir uns wünschen, aber auch andere, die
wir gern meiden: wohlige und weh tuende. Sport vermittelt
uns aber auch das Gefühl, in der Welt aktiv und präsent zu
sein, und zwar mit allen unseren körperlichen Möglichkeiten
- auch wenn diese Dispositionen durch Tagesform kurzzeitig
oder anderswie dauerhaft eingeschränkt sein mögen bzw.
im Alter langsam nachlassen. Die Bewegungsherausforderung an sich bleibt reizvoll. Alles Sporttreiben ist Ausdruck
unseres Selbst. Es beschert uns als Individuum volle Authentizität. Im Sport können wir ganz bei uns selbst sein und
sind dann ganz bei der Sache. Wir gehen auf in unserem
Tun, erleben eine intensive Gegenwartserfüllung, weil wir
uns ganz konzentrieren - ohne auf der einen Seite Angst
oder auf der anderen Seite Langeweile verspüren zu müssen.
Wir geben uns ganz den körperlichen Herausforderungen
hin.
Dieser einmalige Zustand wird auch mit dem inzwischen bei
uns sehr populär gewordenen Begriff des "Flow" umschrieben, der auf den amerikanischen Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi zurückgeht. "Flow" heißt frei übersetzt soviel
wie "optimale Erfahrung" und wird gern mit dem Bild vom
endlos fließenden Flow-Kanal erläutert: Die Herausforderung durch die Aufgabenstellung und das Kompetenzniveau
der Person sind quasi die Innenseiten dieses Kanals. Nur wer
in diesem Kanal schwimmt, bleibt von Angst und Langeweile
verschont und kann seine optimale Leistung vollbringen in
diesem nach oben offenen Kanal ... Aber: Flow lässt sich
weder von außen dirigieren noch wie ein Rezept verordnen.
Jeder muss Flow für sich selbst finden und fühlen. Der Sport
stellt lediglich eine Offerte dar, um Flow zu erfahren.
Im Sport können wir unser Können ständig verbessern oder
(besonders im Alter) auch versuchen, den Prozess des Könnensabfalls zu verlangsamen. Gerade wer Sport um seiner
Gesundheit willen betreibt, der muss ihm regelmäßig nachgehen - gut dosiert und kontinuierlich, anstatt nur hin und
wieder mal sporadisch. Er muss ihn wie eine gute
Gewohnheit pflegen und beispielsweise versuchen,
Bewegungseinheiten regelmäßig zwei oder drei Mal in
der Woche in den persönlichen Zeithaushalt zu integrieren. Und meist kommt hinzu: Durch die regelmäßige Pflege meiner körperlichen Bewegungen pflege
ich meine sozialen Beziehungen gleich mit … Wenn
ich der "Pflege des Körpers" zusammen mit anderen
netten "Gleichgesinnten" nachgehe, dann kommt
Lebenskunst zeitweilig als Kollektiverlebnis daher!
Sport also stellt ein wichtiges, aber nicht notwendiges
Element sinnvoller Lebensführung dar. In welcher
Form und auf welchem Niveau der Sport auch betrieben wird, wir sollten stets beachten und uns vergewissern: Den perfekten Sport gibt es nicht! Im Sport
gibt es nichts, was nicht noch steigerbar und verbesserbar wäre. Lebenskunst hin oder her: Im Grunde
zelebrieren wir im Sport immer nur unser eigenes
körperliches Unvermögen. Das gilt für die Finalteilnahme der Wettbewerbe bei Olympischen Spielen
genauso wie bei Meisterschaftsspielen in der Landesoder Bezirksliga. Wir alle präsentieren immer nur die
Grenze dessen, was wir noch nicht können. Diese
Grenze verschieben wir zwar mit jedem weiteren
Könnensnachweis etwas nach oben, manchmal aber
auch nach unten. Es wird uns jedoch im Sport nicht
gelingen, das Fenster des Perfekten jemals ganz zu
öffnen. Im Sport werden wir nie fertig. Vielleicht
macht ihn das so anziehend. Vielleicht ist es deswegen so leicht, Menschen für das Sporttreiben zu
gewinnen … zumal jeder bei sich selbst anfangen
OF
kann.
13
D
ie Trainer im millionenschweren Fußball-Zirkus
namens Bundesliga stehen permanent im Blickpunkt
der Öffentlichkeit. Interviews auf nahezu allen Kanälen von Fernsehen und Hörfunk, Stellungnahmen in Zeitungen und Zeitschriften gehören zum Alltag unserer medialen
Welt. Von Vertragspoker wird ebenso gesendet und geschrieben wie von Rausschmissen und Neueinstellungen. Das
Karussell dreht sich ständig. Holger Fach, den der VFL Wolfsburg kurz vor Weihnachten entließ, ist bereits der achte
Fußball-Lehrer, der in der ersten Halbserie den so gerne
Höhere Qualität
und bessere
Bedingungen:
Trainer-Offensive
im deutschen
Spitzensport
Von Walter Mirwald
zitierten Trainerstuhl räumen musste. Das ist ein trauriger
Rekord für die erste Liga der deutschen Kicker. Und die
Öffentlichkeit ist immer dabei.
Trainer und Trainerinnen werden wir auch bei der Berichterstattung von den Olympischen Winterspielen in Turin erleben.
Sie - und die von ihnen betreuten Sportlerinnen und Sportler
- rücken dann für ein paar Tage in den Blickpunkt der Öffent-
14
lichkeit, wenn es um Medaillen für Deutschland geht. Sie
werden in der Stunde des Triumphes gefeiert und müssen im
Falle der Niederlage Erklärungen abgeben, warum der Erfolg
ausgeblieben ist. An ein paar Wintertagen sind diese Gesichter zu sehen, um dann wieder für einige Zeit von der Bildfläche zu verschwinden.
Die mehr als 150 Bundestrainer, die die deutschen Athletinnen und Athleten auf sportliche Großereignisse vorbereiten,
stehen meist im Schatten. Das Bild in der Öffentlichkeit über
ihre Arbeit ist sehr verschwommen. Dabei wird seit vielen
Jahren bei vielen sich bietenden Gelegenheiten von Sportfunktionären und Politikern unterstrichen, dass der Trainer
neben dem Athleten die zentrale Person im Hochleistungssport ist. Seit genau so langer Zeit wird aber auch darüber
geredet, die Rahmenbedingungen für die Trainer zu verbessern, die bei durchschnittlicher Bezahlung einen familienunfreundlichen Beruf mit unregelmäßigen Arbeitszeiten ausüben, ständig unter Erfolgsdruck stehen und so sehr auf eine
Sportart oder Disziplin spezialisiert sind, dass diese Spezialisierung bei einer notwendigen neuen Jobsuche eher zum
Nachteil gereichen könnte. Ein erfolgreicher Trainer machte
bei dem jährlichen Bundestrainer-Großseminar des Deutschen Sportbundes (DSB) seinem Ärger mit folgenden Sätzen
Luft: "Die Leute meinen doch, wir würden schön um die Welt
reisen, genug Geld verdienen und ein bisschen Spaß haben
mit unseren Sportlern. Dabei verdient heute jeder normale
Lehrer mehr als ein Bundestrainer."
Doch jetzt darf die Trainerschar auf bessere Zeiten hoffen.
Der Bundesvorstand Leistungssport im DSB hat eine TrainerOffensive verabschiedet, mit der die Anerkennung dieses
Berufstandes in der Gesellschaft, aber auch die Rahmenbedingungen verbessert werden sollen. Auf vier verschiedenen
Ebenen will der DSB in Kooperation mit dem Bundesinnenministerium und der Trainerakademie in Köln aktiv werden, um
den Zugang zum Trainer-Beruf für mehr junge Menschen
attraktiv zu machen. Die finanziellen und arbeitsrechtlichen
Rahmenbedingungen sollen modernen Anforderungen angepasst, Aus- und Fortbildung verbessert und die gesellschaftliche Anerkennung erhöht werden. Darüber hinaus soll ein
Prämiensystem etabliert werden. "Dieser Schritt ist schon
lange überfällig", sagt der für den Spitzensport zuständige
DSB-Vizepräsident Ulrich Feldhoff. "Die Trainer sind ein
maßgebliches Glied in der Kette des deutschen Leistungssports. Wir müssen unbedingt mehr für sie tun, wenn wir
nicht den Anschluss an die olympische Spitze verlieren wollen."
Feldhoff, der als Präsident des Kanu-Weltverbandes viel in der
Welt herum kommt, hat festgestellt, dass in anderen Ländern
Trainer nach Erfolgen genauso gefeiert werden wie die Sportler. "Das fehlt bei uns fast völlig", weiß Feldhoff. Deshalb will
der Deutsche Sportbund die Auszeichnung "Trainer des Jah-
res" ins Leben rufen, die im Jahr 2006 erstmals vergeben
werden soll. Die entsprechenden Möglichkeiten, ob es beispielsweise in die Gala "Sportler des Jahres" eingepasst werden oder besser eine eigene Veranstaltung erhalten kann,
werden überprüft. "Aber Veränderungen zu erreichen, ist
natürlich recht schwierig, denn es kann nicht einfach ein
Hebel im Kopf der Menschen umgelegt werden, und dann ist
das neue Denken da", sagt der DSB-Vizepräsident, der auch
Wert darauf legt, dass die Qualität der Aus- und Fortbildung
der Bundestrainer erhöht wird.
Zum einen sollen nach Möglichkeit mehr Mittel aus den
Jahresplanungen der Verbände für diesen Sektor ausgegeben,
zum anderen soll die Aus- und Fortbildung künftig besser
organisiert werden. Dies soll mit zwölf hauptamtlichen Lehrreferenten realisiert werden, deren Beschäftigung der Deutsche Sportbund erreichen will. Außerdem will man vermehrt
Kleinseminare anbieten, um den zeitlichen Aufwand für die
Trainer kleiner zu halten, aber auch um spezielle Themen
anbieten zu können.
Handlungsbedarf sehen die DSB-Verantwortlichen auch in
den arbeitsrechtlichen Voraussetzungen. Statt wie bisher mit
Zeitverträgen zu arbeiten, sollen künftig unbefristete Kontrakte abgeschlossen werden, um mehr Rechtssicherheit für
beide Seiten zu erreichen. Da aber eine Trennung im Spitzensport hin und wieder vorkommt, sollten dafür im Vertragswerk Regelungen über Abfindungen vorgesehen werden. Auf
den Weg bringen will man auch ein Prämiensystem und eine
Anpassung der maximal vorgegebenen Bezahlung.
Ein wichtiger Anfang zur Stärkung der Stellung der Bundestrainer wurde schon bei dem Großseminar 2005 in Nürnberg
gemacht. Der Deutsche Sportbund hatte dazu Jörg Löhr,
einen der angesehensten und kompetentesten Erfolgs- und
Motivationstrainer Deutschlands engagiert. Der Mann, der
auf eine erfolgreiche Leistungssport-Karriere im Handball
zurückblicken kann und lange für Milbertshofen in der Ersten
Bundesliga spielte, kredenzte sein Rezept für den "Erfolgsfaktor TEAM" zur Optimierung von Leidenschaft und Begeisterung in Mannschaften. Löhr bezeichnete die Bundestrainer als
Führungskräfte und ständige Problemlöser, die mit GewinnerDenken, Optimismus und Leidenschaft ihre Aufgabe anpacken
müssten. Talentfindung, klare Leistungsvorgaben, Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterentwicklung und Leistungskontrolle
gab Löhr dem Trainerseminar als zukunftsweisende Schlagworte mit. Er entfachte Aufbruchstimmung, vermittelte Mut
zu neuen Ideen und unkonventionellen Schritten.
Das Präsidium des Deutschen Sportbundes unterstützt ausdrücklich die neue Trainer-Offensive. DSB-Präsident Manfred
von Richthofen: "Den Trainerinnen und Trainern muss endlich
der Stellenwert eingeräumt werden, der ihnen zusteht. Ich
OF
bin sicher, dass wir jetzt auf einem gute Weg sind."
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Im Club der Oldies
enn es stimmt, dass Statistiken die Wahrheit sind und
nichts als die Wahrheit, dann fallen demnächst deutsche
Sportler der Vergreisung anheim. Haben doch fleißige Menschen
in den Analysebüros des Spitzensports herausgefunden: Seit den
Sommerspielen 1992 sind die Olympiamannschaften von Olympiade zu Olympiade älter geworden, innerhalb von zwölf Jahren
im Durchschnitt um 2,3 Jahre auf zuletzt in Athen 27,1 Jahre.
Damit gehörte das deutsche Team am Fuße der Akropolis zum
Club der Oldies. Mit knapp dreißig bereits muss hier zu Lande
zwar niemand um einen Rentnerausweis eingeben, nicht einmal
ein Eliteathlet, gleichwohl soll die Zunahme der Sportisten im
fortgeschrittenen Alter die Grautönung auf den Häuptern der
Leistungsplaner gefördert haben.
W
Es gibt nun zwei Möglichkeiten, den Altersschnitt der Auswahl
für Peking 2008 von heute auf morgen zu senken. Vorschlag
eins: Verzicht auf die Reiter, deren Beste 40 Jahre und älter sind
(das niedrige Alter der Pferde kommt der Statistik leider nicht
zugute), auch einige Segler und Schützen lassen das Team ganz
schön alt aussehen, also ebenfalls weg mit ihnen. Vorschlag
zwei: Bringt endlich den Nachwuchs auf Vordermann, 27 Prozent U23-Anteil am Athen-Team sind schließlich verbesserungswürdig. Die zweite Empfehlung ist, zugegeben, so schwierig, wie
der Versuch aussichtslos, Maßnahme eins ernst zu nehmen wenn jetzt schon 23-jährige Weltmeisterinnen den Dienst an der
Medaillenjagd fürs Vaterland quittieren...
Womit wir bei der Schwimmerin Hannah Stockbauer wären. Sie
gehört zu einem guten Halbdutzend Anno 2005 zurückgetretener Promisportler, passt aber mit ihren 23 Jahren und ihrem
Ausstiegsmotiv - "man verblödet auf Dauer" - überhaupt nicht
ins Raster der physisch gestressten Übrigen. Die - Abfahrer Max
Rauffer, Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss, Eisflitzerin Gunda
Niemann-Stirnemann, Weitspringerin Heike Drechsler und
Bobpilot Christoph Langen - bringen es auf einen Schnitt von
mehr als 38 Jahren, Spitzenmann Langen gar auf 43. Anhänger
der Statistik könnten nun sagen: Na bitte, jetzt geht es endlich
bergab mit dem Olympiateam, altersmäßig. Das ist im vorliegenden Fall jedoch nicht der Knackpunkt, zumal die genannte
Gruppe noch jede Menge Zeitgenossen mit intakten Olympiaträumen und, wie das Beispiel der Leichtathleten zeigt, nachträglich eroberten Positionen im Top-Team für 2008 zurücklässt:
die Kanutin Birgit Fischer, 43, den Rodler Georg Hackl, 39, die
Diskuswerfer Lars Riedel, 38, und Franka Dietzsch, 37, den
Schwimmer Mark Warnecke, 35, um nur die Bekanntesten zu
nennen.
Es bleiben vielmehr Fragen, vor allem aber immer wieder diese
eine: Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Rückzug vom Spitzensport? Und: Wird der viel zu häufig verpasst? Warum hängen
ältere Semester manchmal selbst dann noch wie Kletten an
ihrem Wettbewerb, wenn die alte Regel, der zufolge nur Leistung
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zählt und nicht Alter, vom Zahn der Zeit schon abgenagt ist?
Das alles mag unsereins rätselhaft sein, für einfühlende Soziologen und Psychologen indes ist die Materie ein "gefundenes
Fressen". Ihre Antworten gehören vermutlich zum Allgemeingut
der Sportwissenschaft und können generell unter der Rubrik
"Ungewissheit vor der Zeit danach" nachgeschlagen werden.
Der Respekt vor der Konfrontation mit der Normalität des
Alltagslebens, so hat es den Anschein, verunsichert mehrheitlich
noch im DDR-System aufgewachsene Athleten und Athletinnen.
Sportler, denen erklärt worden war, nur die hundertprozentige
Beschäftigung mit dem Sport führe zum Olympiasieg. Sportler
folglich mit der Berufung zum Medaillengewinnen, aber ohne
Beruf. Sportler zudem, die nach der Vereinigung auch diesbezüglich im Stich gelassen wurden. Von wegen Oldies but Goldies!
Michael Gernandt
Momentaufnahmen aus
dem Sportjahr 2005
uch das Sportjahr zwischen den Olympischen Sommer- und
Winterspielen enthielt einen allzu prall gefüllten Wettkampfkalender, bei dem es galt, selten Bedeutsames von meist eher
Belanglosem zu trennen. Die traditionsreiche Vierschanzentournee
gehörte zur ersten Kategorie: bei der 53. Ausgabe gewann der
Finne Janne Ahonen drei Mal, ein zweiter totaler Triumph wie von
Sven Hannawald vor drei Jahren blieb ihm verwehrt. Der frühere
"ewige Zweite", seit einem Jahrzehnt eine feste Größe im Skispringen, avancierte endgültig zum Siegertyp. Ahonen, der kühle,
ruhende Pol, erlebte den Moment des Gesamtsiegs im Beisein
seiner Familie, was ihn zu Tränen rührte, erstmals öffentlich.
A
Die alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Bormio standen ganz im
Zeichen der Kroatin Janica Kostelic, die wie bei den Olympischen
Winterspielen 2002 drei Mal Gold gewann, darunter sensationell
auch in der Abfahrt. Die sportliche Karriere der erst 23 Jahre alten
Alpinen glich einer steten Berg- und Talfahrt; die Kostelic gewann
zahllose Medaillen, musste in ihrem jungen Leben aber noch mehr
Knie-Operationen überstehen. Als besonderes Beispiel dafür, dass
ein eiserner Wille Berge versetzen kann, gilt auch der Österreicher
Hermann Maier: der Doppel-Olympiasieger 1998, der nach einem
schweren Motorradunfall um sein Leben kämpfte, 18 Monate
später sein Comeback im Weltcup gab, den 2004 erneut gewann,
wurde in Bormio überraschend Riesenslalom-Weltmeister. Janica
Kostelic und Hermann Maier sind wahrlich Phänomene auf
Skiern.
Auch aus deutscher Sicht bot der vergangene Winter Erinnerungswürdiges: die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in
OF-KOMMENTAR
Oberstdorf arteten in ein grandioses Skifest aus, an zwölf Tagen
gaben über 360.000 begeisterte Besucher einen Rahmen mit
norwegischen Dimensionen (Olympische Winterspiele 1994 in
Lillehammer). Man freute sich über Ronny Ackermanns zwei
Goldmedaillen, aber auch mit der Norwegerin Marit Björgen und
deren drei WM-Titel. Die bayerische Frohnatur Uschi Disl (34), bis
dato eher erfolgreiche Teamworkerin, erfuhr bei der BiathlonWM besondere Glücksmomente mit dem Gewinn ihrer beiden
ersten Goldmedaillen im Einzelrennen.
Berlin bot 2005 sportliche Vielfalt auf hohem Niveau. Das Deutsche Turnfest offenbarte erneut die enorme Breitenwirkung
einer gesellschaftlich bedeutungsvollen Bewegung (bei mäßiger
Beteiligung gerade der TV-Medien). Die spektakuläre Beachvolleyball-WM mitten in der Hauptstadt erwies sich in jeder Beziehung als Volltreffer (Bronze inklusive). Alljährlich bewegt die
Leichtathletik beim Berliner ISTAF respektive Marathon so viele
Menschen wie kaum an einem anderen Ort.
Der Confederations-Cup der FIFA als Generalprobe für die Fußball-WM 2006 übertraf alle Erwartungen: fast 600.000 begeisterte, gastfreundliche Zuschauer erlebten in fünf WM-Städten
reizvolle Spiele, ein grandioses Finale in Frankfurt zwischen
Brasilien und Argentinien (4:1), mit Geistesblitzen einiger genialer Akteure sowie Blitz und Donner außerhalb des Stadions:
großer Sport mit außergewöhnlichem Ambiente.
Bei jedem Wetter wird bei der berühmt-berüchtigten Tour de
France gefahren, die mit dem siebten Triumph des 33 Jahre alten
Amerikaners Lance Armstrong vor dem Italiener Ivan Basso und
dem Sieger von 1997, Jan Ullrich, dem fünfmaligen Tour-Zweiten, endete. Der Mythos des von Krebs genesenen Armstrong
verblasste allerdings unter dem erneuten Verdacht (Dopinganalysen 1999), Erfolge mit verbotenen Mitteln erlangt zu haben.
Als ausgewiesener Fair-Player hat sich der Hesse Timo Boll (24)
in der Tischtennis-Welt viele Freunde gemacht, vor allem in
China, wo ihn jeder Sportler kennt. Bei der WM in Schanghai
unterlag er mit Christian Süß (19) erst im Doppel-Finale. Boll,
den im Winter noch chronische Rückenschmerzen plagten,
besiegte im Oktober schließlich beim Weltcup-Finale in Lüttich
die drei besten Chinesen, darunter den Weltmeister, womit er
sich auf Rang zwei der Weltrangliste setzte. Vor Freude über den
dritten Coup legte sich Timo kurz auf die TT-Platte.
Der Frontmann des deutschen Kanusports, Andreas Dittmer aus
Neubrandenburg, gewann in Zagreb sein siebtes und achtes WMGold. Erst 33, kann er schon die WM 07 in Duisburg anpeilen wie Birgit Fischer, nur zehn Jahre älter. Dann Peking 2008. Das
Ende einer jeweils außergewöhnlich erfolgreichen sportlichen
Karriere verkündeten im Herbst Hannah Stockbauer, Gunda
Niemann, Hilde Gerg, Christoph Langen, Sven Hannawald und
Monique Garbrecht, aus unterschiedlichen Gründen. Allemal
wehmütige Augenblicke, am meisten für die großen Aktiven
selbst, aber auch für deren Anhänger und langjährige Chronisten.
Keine "großen
Bahnhöfe" mehr
ie Münze aus der harten Medaillenwährung hat schon viele
Gefühle und Gemüter verwirrt. Deshalb seien dem Sport für die
kommende Zeit Siege mit mehr Diskretion gewünscht. Lasst uns
wieder heimkommen wie früher: still und ganz unauffällig! Vor allen
Dingen sollten die "großen Bahnhöfe" abgeschafft werden. Sportsiege
sind doch kein Karneval, kein lautes Geschrei, sondern - stille Freude!
D
Galaempfänge sind für junge Leute das reinste Gift. Ganz abgesehen
davon, dass der junge Athlet, der von Bankett zu Bankett geleitet
wird, mit der Zeit jenen gesunden Hunger verliert, der ihm den Fleiß
und die Askese für den Sieg diktiert, es tut auch seiner Persönlichkeitsbildung nicht gut. Noch nie zuvor waren die Sieger so jung wie
heute, in vielen Sportarten sind sie noch halbe Kinder. Rauschende
Empfänge mit Reden der Oberbürgermeister, Staatspräsidenten und
Vereinsvorsitzenden bringen Jugendliche ganz durcheinander. Sie
zerstören die Fundamente des Sieges!
Ob man sich nun bei den Leichtathleten, den Schwimmern oder in
anderen Sportarten umsieht, schnell sind die Namen vieler junger
Sportler herzuzählen, die nach viel zu frühen und viel zu
überschwänglichen Ehrungen gar nicht erst die wurden, die sie hätten
werden können. An verantwortlicher Stelle aber wundert man sich
über plötzlich auftretende rapide Leistungsrückgänge. In Wirklichkeit
muss man sich über das Wundern der Verantwortlichen wundern.
Dort sollte man sich endlich einmal Gedanken darüber machen, aus
welchen Bezirken wohl alle großen Erfolge im Leben wirklich stammen.
Am Anfang steht der Mut, einen einsamen Weg neben der großen
Straße zu gehen. Dieses Bekenntnis zur Bescheidenheit verlangt von
einem jungen Menschen heute weit mehr als vor einigen Jahrzehnten, als am Rande der Straße nicht halb so viele Verführungen oder
Verlockungen lauerten. Hierauf hat derjenige zu verzichten, der im
Sport nach vorn kommen will. Und sie verdienen deshalb doppelte
Bewunderung, die jungen Leute, die von früh am Morgen bis spät am
Abend oft einsam auf der Aschenbahn trainieren oder am Reck
turnen, ins Schwimmbad gehen oder auf die Loipe.
Die große sportliche Leistung ist wie ein Bankkonto, das mühsam
zusammengetragen worden ist. Nur Verführte hauen so sauer erspartes Kapital an einem einzigen Tag auf den Kopf. Ohne das rechte Maß
gibt es keinen Sieg. Drum lasst die jungen Sieger in Ruhe. Ein freundliches Wort genügt, ein stilles Lob. Für Bankette oder große Ehrungen
ist noch lange Zeit.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass überschwänglicher Trubel aus dem
Sieger von heute oft den Verlierer von morgen machte!
Michael Burau
OF-KOMMENTAR
Karlheinz Gieseler
17
Der organisierte Sport gesellschaftlicher
Hoffnungsträger in
politisch schwierigen
Zeiten
Von Holger Schück
D
ie Politik ist gefordert, gesamtgesellschaftliche Alternativen für vielfältige Handlungsfelder zu entwickeln.
Sie umzusetzen, wird ein schwieriges Unterfangen
werden. In den nächsten vier, wenn nicht sogar acht Jahren
sollte im Fokus der politisch Verantwortlichen stehen, den aus
den Fugen geratenen Arbeitsmarkt sowie die Zukunft der
bedrohten sozialen Sicherungssysteme neu zu justieren.
Ebenso bedrohlich ist der Zustand der öffentlichen Haushalte.
Die rasant steigende Verschuldung, die eine Bürde für kommende Generationen darstellt, muss gestoppt werden. Konsequenter Subventionsabbau ist nötig, andererseits muss die
Investitionsquote erhöht werden. Schon allein hierin liegt die
Quadratur des Kreises. Eine weitere Baustelle künftiger Regierungspolitik wird sein, Konsequenzen aus dem demographischen Wandel zu ziehen. Die schrumpfende Bevölkerung
führt zur Überdehnung der sozialen Sicherungssysteme.
"Mehr Wachstum" - so lautet die schon seit Monaten quer
durch alle gesellschaftlichen Gruppen ständig als Zauberformel wiederholte Kernforderung. Steigt das Produktionswachstum, so resultieren daraus mehr Konsum und in der
Folge mehr Wohlfahrt. Wachstumsmangel hingegen verschärft soziale Ungleichheiten. Die große Frage: Woher sollen
neue Wachstumsschübe kommen, damit allen Bürgern ein
notwendiges Minimum an Gütern garantiert werden kann,
das ihnen eine Existenz in Verantwortung ermöglicht?
18
Stärker als bisher muss sich auch der parteipolitisch neutrale Sport mit den wichtigsten Weichenstellungen für die Zukunft beschäftigen
und auf Lösungen drängen, die in erster Linie
von der Politik erwartet werden. Es träfe den
Vereinssport empfindlich, wenn tatsächlich nie
mehr genug Arbeit für alle existierte. Geriete
die Wirtschafts- und Sozialordnung weiter aus
den Fugen, käme es wohl zu gewaltigen Einbrüchen bei den Mitgliederzahlen. Arbeitslose, die
nach einem Jahr Hartz-IV-Empfänger werden
oder überhaupt keine Leistungen mehr erhalten, weil sie Ansparsummen für den Lebensabend aufbrauchen müssen, können für sich
und ihre Familien nur noch schwerlich Vereinsbeiträge aufbringen. Sehr schnell könnte der
Sportverein zu einer exklusiven Gemeinschaft
derjenigen werden, die vom Ende der Arbeitsgesellschaft noch nicht betroffen sind. Der sich
hier anbahnenden Fehlentwicklung, letztendlich
ein Zweiklassensystem, ist Einhalt zu gebieten.
Es kann politisch nicht gewollt sein, dass sich
große Bevölkerungsteile den Sportverein nicht
mehr leisten können.
Die Risiken der Finanzierung des Sports sollten
minimiert werden. Es ist Aufgabe der Gemeinschaft, Strategien zu entwickeln, die den Rückgang der Erträge aus Lotterien und Wetten, die Kürzung der Sportförderung durch
Landesregierungen und auf kommunaler Ebene sowie die
Probleme beim Sponsoring von breiten Sportangeboten
abfedern könnten. Wuchtig steigende Mitgliedsbeiträge oder
die Einschränkung von Leistungen auf sozialen Feldern der
Vereinsarbeit taugen schlecht. Unbotmäßig sind auch die
Bestrebungen von immer mehr Kommunen, vom organisierten Sport Nutzungsentgelte für Sportanlagen einzufordern schon allein deswegen, weil der Verwaltungsaufwand letztlich höher als die erzielten Einnahmen ist.
Immerhin schälte sich zuletzt deutlich heraus: Die Spitzensportförderung des Bundes wird keine gravierenden Einschnitte beklagen müssen. Die Bundesregierung will die
Etatposten nicht abschmelzen lassen - dies ginge faktisch
auch gar nicht, weil es in den Mittelansätzen keine
Knautschzone, keine Einsparmöglichkeiten, gibt. Der Haushaltstitel "Zentrale Maßnahmen", der die Zuwendungen an
Fachverbände, die Förderung der Olympiastützpunkte und
andere Zentren des Spitzensports sowie Gehälter für Trainer
umfasst, soll auch in den kommenden Jahren im bisherigen
Volumen erhalten bleiben. Bundeswehr, Bundespolizei und
Zoll werden auch weiterhin Planstellen für Hochleistungssportler bereitstellen. Der Bund will zudem in den kommenden Jahren überlegen, wie er mit flankierenden Maßnahmen
den deutschen Hochleistungssport zusätzlich unterstützen
kann. Für den vom Tübinger Sportsoziologen Prof. Helmut
Digel entwickelten Vorschlag, mit einem zentralen "Nationalen Wissenschaftlichen Institut zur Erforschung des Hochleistungssports" die Steuerung unter globaler Perspektive zu
optimieren (Olympisches Feuer 1/2005), wollen sich offensichtlich Abgeordnete aller Fraktionen engagieren - wenngleich dessen Finanzierung mit Sicherheit nicht allein aus
zusätzlichen Haushaltsmitteln des Bundes zu stemmen sein
dürfte.
Stärkung des Ehrenamts durch Bürokratieabbau: Das ist eine
zentrale Forderung des organisierten Sports, die mit neuen
Maßnahmepaketen endlich umgesetzt werden sollte. Glaubt
man politischen Absichtsbekundungen, so soll das Einkommensteuerrecht vereinfacht werden. Das unübersichtliche
und praktisch auch unüberprüfbare Steuersystem, das
Schlupfloch-Akrobaten begünstigt, den redlichen, unkundigen Bürger benachteiligt und außerdem den Verwaltungsapparat aufbläht, scheint vor dem Aus zu stehen. Gleichzeitig sollte eine solche Flurbereinigung auch dazu führen, dass
Steuervorschriften und andere Regelungen der lähmenden
Überbürokratisierung auf den Prüfstand kommen, die Vereine und Verbände unerträglich belasten. Unsinnige und
unpragmatische Verwaltungsaufgaben, die für Krankenkassen, Rentenversicherungsträger und Finanzämter zu erledigen sind, überfordern das Ehrenamt, das Gestaltungskraft
und Freiräume für eigenverantwortliche Tätigkeitsfelder
benötigt. Die wegen der Regelungsdichte zu hohen Bürokratiekosten des Sports müssen also deutlich abgesenkt werden.
Ein anderes großes Problem ist der immer stärker zu beklagende Zustand der Sportstätten. Der Goldene Plan Ost, das
Sonderförderprogramm des Bundes, wird vorerst nicht
auslaufen. Technokratische Pläne, Neubauten für den Breitensport ab 2007 über das pauschale Mittelzuweisungssystem des sogenannten Solidarpakts II zu finanzieren, was
insgesamt zu einer Verschlechterung geführt hätte, sind
gerade dank des Engagements von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und des Vorsitzenden des
Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Peter Danckert, vom Tisch. Immer stärker weisen in den letzten Monaten westdeutsche Sportvereine auf baufällige und marode
Anlagen hin, die von Städten und Gemeinden wegen weggebrochener Einnahmen nicht mehr in der nötigen Form
instandgehalten werden können. So wurde für NordrheinWestfalen festgestellt, dass die Hälfte der 30.000 Sportstätten sanierungsbedürftig ist. Auch in anderen Bundesländern
werden baufällige Anlagen, veraltete Ausstattungen und
marode Installationen und Böden beklagt. Besonders gravierend sind die Probleme der 7.800 Bäder, deren Unterhaltung
außerordentlich kostenintensiv ist. Bund, Länder und
Gemeinden sind zu neuen Strategien der Finanzierung der
Sportinfrastruktur aufzufordern. Konkret könnte sich die
Legislative Finanzierungsformen wie beim Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz überlegen. Auch "public private
partnerships" bieten sich an, etwa für Schwimm- und Freibäder. Allerdings muss sichergestellt werden, dass die
Gebührenfestsetzung sozialverträglich bleibt.
Der Sport wird diese und andere unabweisbare Probleme in
den kommenden Monaten thematisieren. Seine gezielte
Lobbyarbeit, die seit dem Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin verstärkt wurde, muss von nun an intensiviert werden. In Zeiten knapper Staatsfinanzen und der
bevorstehenden Umbrüche ist der Sport auf Garantiezusagen angewiesen, so dass er als Identitätsträger der Gesellschaft weiterhin die profunde Unterstützung der Bundeswie Landespolitik und der etablierten politischen Parteien
erfährt.
Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Kultur in Deutschland" hat die Aufnahme von Kultur als
Staatsziel in die Verfassung gefordert. So steht es in einem
Bericht, den die Kommission Anfang Juni 2005 dem Bundestagspräsidenten überreicht hat. Danach soll das Grundgesetz um einen neuen Artikel 20 b ergänzt werden: "Der
Staat schützt und fördert die Kultur." Der Sport, bereits in
einigen Landesverfassungen verankert, hat bisher darauf
verzichtet, seinen Bestand im Grundgesetz festschreiben zu
lassen. Doch zur Jahreswende ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert mit dem Vorschlag initiativ geworden, im Zuge der Föderalismusreform und den damit einhergehenden verfassungsrechtlichen Umbauten den Sport
als Sozial- und Kulturgut verfassungsrechtlich abzusichern,
ihn also als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern. Ein in
der nationalen Verfassung verankertes Grundrecht auf Sport
beschriebe keine subjektiven Rechte, allerdings bedeutete
dies eine Garantieerklärung dafür, dass an der Sportförderung, die ja nun einmal eine freiwillige Aufgabe ist, nicht
gerüttelt wird.
Der Deutsche Olympische Sportbund, das neue selbstverwaltete gemeinsame Dach des organisierten Sports, wird stärker
als bisher gesellschaftspolitische Akzente setzen (müssen).
Partikularinteressen werden zurückgedrängt, das große,
gemeinsame Ganze ist das Aktionsfeld. Schon allein deshalb
haben sich die Verschmelzungsanstrengungen mit all ihren
Diskursen gelohnt. Der Spitzensport wird mit seinen Strukturreformen, die im Winter und Frühjahr noch zu stemmen
sind, wohl eine neue Strahlkraft bekommen, die neue repräsentative Akzente für den vollzogenen Bewusstseinswandel
im autonomen Sport setzen. Der "zahnlose Tiger", wie ihn
einst DSB-Ehrenpräsident Hans Hansen nannte, ist eine
geschmeidige Großkatze geworden, die den "tiger rag"
intoniert - Jazzfreunde wissen, was gemeint ist. Auf alle
Fälle: Der Sport hat sich neu aufgestellt, um die aktuellen
OF
Herausforderungen meistern zu können.
19
"
S
port steht auf spielerische Weise für grundlegende
menschliche Werte wie Respekt für den Gegner,
Anerkennung von Regeln, Fairplay und Teamwork.
Gleichzeitig ist er im besten Sinn universell: Seine Regeln sind
einfach, leicht verständlich und überall gleich. Mehr als jede
andere Aktivität kann er damit Menschen unabhängig von
kulturellen Differenzen miteinander verbinden. Seine Eigenschaften machen ihn zu einem idealen Mittel für das Erreichen von Entwicklungszielen. Dabei ist der Nutzen nicht auf
einzelne Bereiche beschränkt. Sport kann die individuelle
Persönlichkeitsentwicklung von Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen ebenso fördern wie die soziale, kulturelle und
wirtschaftliche Entwicklung von Gruppen oder den friedlichen Austausch zwischen Kulturen."
So oder ähnlich lauten sie, die eher theoretischen Überlegungen zu den Leistungen des Sports im Bereich der internatio-
Am Ende dieser Konferenz stand die Forderung, den Sport
verstärkt in der Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen.
"Spitzenkräfte aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion haben ihr oberstes Ziel nicht erreicht, eine bessere und
friedlichere Welt zu schaffen. Wir brauchen andere Instrumente, der Sport könnte eines davon sein. In der UNO ist die
Botschaft klar. Wir müssen Regierungen, NichtregierungsOrganisationen, Sportverbände und andere davon überzeugen,
dass der Sport eine bessere Welt schaffen kann", erklärte Ogi.
Ein Experten-Gremium für Sport, Entwicklung und Frieden der
Vereinten Nationen erstellte einen ausführlichen Bericht, der
den möglichen Beitrag des Sports zum Erreichen der Milleniums-Entwicklungsziele analysierte. Aus ihrem Abschlussbericht, der im September 2003 beim Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, vorgelegt wurde, resultierte die
Resolution, in der die 58. Generalversammlung der Vereinten
Nationen im November 2003 das Jahr 2005 zum Internationalen Jahr des Sports und der
Leibeserziehung zur Förderung von Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden
durch Sport und Sporterziehung erklärte. Die Umsetzung
der Internationalen Jahre ist
dabei stets Sache der UNMitgliedsstaaten. Internationale Koordination ist dennoch notwendig und erfolgte
in diesem Falle durch Adolf
Ogi. "Am Ende dieses Jahres
sollen alle wissen, dass der
Sport ein Instrument ist, das
bei der Schaffung einer
besseren Welt helfen kann",
erklärte er bei einer Auftaktveranstaltung im November
2004 in New York.
Zwischen Katastrophenhilfe
und Friedenssicherung Das UN-Jahr des Sports hat
Zeichen der Hoffnung gesetzt
Von Stefan Volknant
nalen Entwicklung. Sie bildeten vermutlich auch die Grundlage einer internationalen Konferenz über Sport und Entwicklung, die im Februar 2003 in Magglingen/Schweiz einberufen
worden war, um das Bewusstsein für das vielfach noch ungenutzte Potenzial des Sports zu fördern und neue Partnerschaften aufzubauen. 380 Repräsentanten aus der internationalen Politik, von Organisationen der Vereinten Nationen,
nationalen und internationalen Sportorganisationen, den
Medien sowie zahlreiche ehemalige und aktive Athleten
waren einem Ruf des Sonderberaters der Vereinten Nationen
für Sport, Entwicklung und Frieden, Adolf Ogi und der Swiss
Academy for Development gefolgt.
20
12 Monate später durfte er
auf der zweiten Magglinger
Konferenz, die zwischen dem
4. und 6. Dezember 2005
zugleich Abschluss des UN-Jahres und Auftakt für neue Maßnahmen war, große Fortschritte bilanzieren. Hunderte von
Entwicklungsprojekten, die mit dem Sport arbeiteten, wurden
2005 weltweit durchgeführt. Alle UNO-Organisationen haben
die Empfehlung erhalten, den Sport in ihre Entwicklungs-,
Gesundheits-, Erziehungs- und Umweltprogramme aufzunehmen. Viele von ihnen entsprachen dieser Anregung im zurückliegenden Jahr. Zugleich reagierte der Sport mit schier
unglaublicher Hilfsbereitschaft auf verheerende Naturkatastrophen. Nach Angaben des Internationalen Olympischen
Komitees (IOC) spendeten Sportorganisationen allein bis Mitte
April 75 Millionen Euro für die Opfer des Tsunami in Südost-
asien. Ein hoher Anteil an den 75 Millionen Euro wurde in
Deutschland zusammengetragen, wo (inklusive Sport) insgesamt 400 Millionen Euro für Tsunami-Opfer gespendet wurden. Neben prominenten Sportlerinnen und Sportlern wie dem
siebenmaligen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher
demonstrierten Verbände und Vereine Hilfsbereitschaft für
Flut- und Erdbebenopfer aber auch für Kranke, Hinterbliebene,
Kinder in Not und Behinderte.
Auch im Haus des deutschen Sports in Frankfurt am Main
erfuhr die internationale Arbeit durch das Jahr des Sports
noch einmal einen besonderen Impuls. Um internationalen
Dialog ist der deutsche Sport freilich schon länger intensiv
bemüht. Seit 1961 hat er unter der Federführung des NOK
über 1300 Entwicklungsmaßnahmen in der Dritten Welt, in
China und Osteuropa durchgeführt und zählt damit zu den
Pionieren der internationalen Sportförderung. Das Auswärtige
Amt unterstützte die Sportförderung in
Ländern der Dritten Welt auch im Jahr 2005
wieder mit 2,7 Millionen Euro. Derzeit laufen
vier Langzeitprojekte in Nepal, China, Uruguay
und Afghanistan mit einer Dauer von zwei bis
vier Jahren und 33 Kurzzeitprojekte in insgesamt 27 Ländern. Darüber hinaus koordiniert
das NOK die Ausbildung von Trainern aus der
Dritten Welt in Leipzig, Mainz und Hennef.
Vor dem Hintergrund des Aktionsjahres der
Vereinten Nationen wurden die Aktivitäten
intensiviert und aus einem Sonderetat des
Bundesministeriums des Innern unterstützt.
Die zusätzlichen Mittel wurden dabei zu
einem großen Teil zu einer gezielten und
praktischen Katastrophenhilfe beim Wiederaufbau der durch den Tsunami verwüsteten
Regionen Südostasiens eingesetzt. Die Möglichkeiten des Sports im Sinne der eher
theoretischen Erwägungen zu Beginn des
UN-Jahres konnten dabei nicht augenfälliger
demonstriert werden. Mit einfachsten Mitteln
wurden Sportstättenbau und Übungsleiterausbildung in Indonesien, Thailand, Sri Lanka und Indien
unterstützt und traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu
neuer Lebensfreude durch Spiel und Bewegung verholfen.
Darüber hinaus galt dem Aufbau des Sports in Afghanistan
und hier der Beteiligung von afghanischen Frauen am Sport
und dem dortigen Sportplatzbau ein besonderes Augenmerk,
das der deutsche Sport sogar mit einem eigenen Koordinierungsbüro in Frankfurt unterstützt. (Siehe ausführlich im
NOK-Nachrichtenteil des OF sowie im Internet:
http://www.nok.de/index.php?res_id=115
Unter den besonderen Aktivitäten verdient nicht zuletzt aber
auch ein Führungskräfteseminar Erwähnung, das vom NOK
für Deutschland für afrikanische NOK-Präsidenten und Generalsekretäre durchgeführt wurde. 32 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer aus 23 verschiedenen Ländern bekamen Einblick
in Arbeit und Funktionsweise des deutschen Sports.
Das UN-Jahr vermochte aber auch für den Beitrag des Sports
zur weltweiten Friedenssicherung zu sensibilisieren. Diskussionsreihen, Symposien und Vorträge widmeten sich diesem
Thema. Unter dem Stichwort Olympic Solidarity nahm IOCPräsident Rogge in seinem Vortrag zum Thema "Für eine
friedlichere und bessere Welt - Die Olympische Bewegung zu
Beginn des 21. Jahrhunderts" in der Frankfurter Paulskirche
auf die für Frieden und Stabilität stehende Sportpolitik des
IOC Bezug. Sie dient nicht allein der Weiterentwicklung und
Verbreitung der Olympischen Idee, sondern auch der globalen
Friedenssicherung im Sinne einer erweiterten Entwicklungspolitik in gemeinsamer Verantwortung von Industrie- und
Entwicklungsländern. Die Überwindung der Armut, der
rapide Anstieg der Weltbevölkerung, die wachsende Umweltzerstörung, zunehmende Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen sind Herausforderungen, denen sich der Sport stellt
und mit denen er sich zum Teil auch sehr direkt konfrontiert
sieht. Denn Armut, ungleiche Verteilung und fehlende
Gerechtigkeit sind es, die Bereitschaft zu Gewalt und bewaffneten Auseinandersetzungen wachsen lässt. Sie beeinträchtigen aber auch den Sport, dem Armutswanderungen in Form
von raschen Nationenwechseln begegnen. Seine Projekte sind
deshalb nicht allein humanitäre Hilfe, sondern auch im InteOF
resse der Sicherung seiner eigenen Zukunft zu sehen.
21
Deutschland ist ein Ball und alle mittendrin
Von Wolfgang Uhrig
22
D
er Ball, das weiß jeder halbwegs Gebildete, ist eine
gleichmäßig gekrümmte, allseits geschlossene Fläche,
deren Punkte von einem festen Mittelpunkt den
gleichen Abstand haben. Wer dieses Sportgerät mit Füßen
tritt, muss zwischen 441 und 444 Gramm bewegen, einen
Umfang mit 69 Zentimetern. Das Objekt hat 32 Fünf- und
Sechsecken, die zur Kugel werden durch Nähte mit einer
Gesamtlänge von 3,4 statt der bisher erforderlichen 4 Meter.
Ballistiker sagen, eine solche Änderung wirke sich für das
Pfundsding positiv aus auf den Flug. Dieser hat durch die
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 schon eine erstaunliche
Höhe erreicht, eine Euphorie ist ins Rollen gekommen:
Deutschland als ein Ball und alle mittendrin!
Das große Heimspiel als große Chance. Mit der WM vom 9.
Juni bis 9. Juli therapiert sich Deutschland, das Land der
Depressionen. "Deutschland - Land der Ideen",
lautet der selbstbewusste Slogan. So stand es
unlängst zu lesen am Werbestand der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft bei der
Auslosung des Spielplans in Leipzig. Dort machten alle ihre Aufwartung, die Sponsoren, die
Stars und die Städte. WM-Orte präsentierten
sich vor aller Welt mit Vorzügen, die sich bis
dahin noch nicht einmal in Deutschland
herumgesprochen hatten.
"Fußball ist magisches Denken und Glauben",
philosophiert Jens Lönneker, der als Psychologe
reinguckt in die Seele des Menschen. Jens
Lönneker ist Geschäftsführer des Kölner Instituts für qualitative Markt- und Medienanalyse,
das Fans in Deutschland und anderen Ländern
befragt. Ein Fazit seiner Arbeit: "Die Leute
verbinden mit dem Fußball die Lust am Erfolg."
Und so schlug Lönneker neulich auf dem Kongress der Berliner Handelskammer die Brücke
zwischen WM und Wachstum: "Gewinnen wir den WM-Titel
2006, dann kommt das dem Konsum zugute."
Und das verspricht auch eine Untersuchung der Landesbank
Rheinland-Pfalz, für den ein Sieger dieser Weltmeisterschaft
bereits jetzt feststeht: die deutsche Wirtschaft. "Wir glauben,
dass der Impuls konjunkturell zu einem günstigen Zeitpunkt
kommt", sagt Christian Schindler, verantwortlich für den
Entwurf. Nach Ansicht des Analysten dürfen sich vor allem
Deutschlands große Sportartikelausrüster adidas und Puma
über Zuwächse bis zu 15 Prozent freuen.
Dabei stehen im Mittelpunkt einer zu erwartenden gewaltigen PR-Maschine ihre Stars der Szene. Davon kündigte Ende
des Jahres schon das riesige Plakat mit dem Gesicht Michael
Ballacks, das adidas an einem Hochhaus in Hamburg anbringen ließ. Ein gigantisches Porträt, das allein durch seine
schiere Größe Wirkung erzielte. Da hatte jeder Bartstoppel
des etwas verwegen dreinblickenden Kapitäns der deutschen
Mannschaft mindestens die Maße eines Briketts. In Frankfurt,
wo unweit der Main-Metropole die Brasilianer ihr Hauptquartier beziehen, werden dann sicher monströs große Aufnahmen von Ronaldinho oder Robinho, von Kahn oder Kuranyi
ganze Straßenzüge beherrschen: Nike, der Ausrüster des
Weltmeisters, bringt sich in Stellung gegen adidas, Schneider
und Schuster des DFB, der in Frankfurt zuhause ist.
Neben den Sportartikelherstellern hat Schindlers Liste außerdem fünf weitere Branchen für einen WM-Sondereffekt
favorisiert: Transport, Konsumelektronik, Entertainement,
Einzelhandel, Logistik und Bauindustrie. Diese Studie deckt
sich mit Untersuchungen der Deutschen Postbank. Ihr Chefvolkswirt Marco Bargel beziffert die positiven Effekte des
Großereignisses auf neun bis zehn Milliarden Euro. "Insgesamt dürfte das WM-Turnier der deutschen Wirtschaft einen
zusätzlichen Schub von einem halben Prozentpunkt des
Bruttosozialproduktes bringen." Der Löwenanteil davon werde
schon bald fließen, im Frühjahr 2006.
Zu den WM-Gewinnern gehört nach Expertenmeinung auch
der Markt der Medien. Eine Voraussage, die nicht nur für den
elektronischen Bereich gilt, sondern auch für das weite Feld
der Printbranche. Zeitungen und vor allem Zeitschriften
haben nicht nur schon nach der WM-Auslosung in Leipzig
mit Sonderbeilagen konkurriert, sie wollen auch profitieren
von Werbekampagnen rund um das "Spiel mit Leidenschaft"
(Canon-Anzeige). Auf großflächigen PR-Seiten müssen
Schiedsrichter für Regeln im Management (malik) herhalten,
das TV-Gesicht Reinhold Beckmann sitzt auf der Tribüne und
trinkt Bier (König Pilsener), "Wir stellen was auf die Beine"
23
heißt es zum Bild der deutschen Elf (t-com), ein paar steife
Holzmänner im Trikot der USA, Deutschland und England
machen als Tipp-Kick-Figuren den Hampelmann an der
Strafraumgrenze (CNN), denn auch hier gilt: "Das Runde
muss ins Eckige" (sixt).
So viel Fußball war nie, auch nicht auf der Frankfurter Buchmesse. "Fußball-Welt" hieß dort eine Ausstellung auf zweitausend Quadratmetern. Die Atmosphäre glich jener eines
riesigen Sportfeldes drei Stunden vor dem Anpfiff zu einem
Benefizspiel. Da lagen schätzungsweise 250 Sportbücher mit
Titeln wie "Fußball für Sie", "Die Sitzschale Nr. 15 lebt", "Der
Ball spricht" oder
"Schlussball".
Drumherum eine
bunte Ausstellung
mit Fotografien,
Skulpturen, Ständen von WMStädten und
Fanartikelverkäufern.
Und ein Käfig, in
dem Verlagsangestellte und Autoren kickten. Oben
im Käfignetz hing
ein kleines Schild,
das gleichsam für
das heimliche
Motto der Messe
stand: "Football
unlimited". Karin Plötz, die das alles organisiert hatte, sagt:
"Wir wollten die Verbindung von Literatur, Kultur und Fußball
aufzeigen." Am besten schafften das bis zur Jahreswende das
Autorenteam Eduard Augustin/Christian Zaschke von der
"Süddeutschen Zeitung" mit "Fußball Unser" - in der "Spiegel"-Bestsellerliste Platz 9, Tendenz steigend.
Nur wer mitspielt, kann gewinnen - zum Beispiel auch die
Kultur. Da reicht der Fußball plötzlich in Kreise hinein, die ihn
früher für nicht gesellschaftsfähig hielten oder wegen der
Abseitsregel nicht verstanden. Man darf gespannt sein, ob die
Saurier damit zurechtkommen. Diese sollen Fußball spielen
gegen Höhlenmenschen, in einer "Soccer Opera" ab 31. Mai in
Berlin. Der große André Heller hat das verkündet, als er in der
Bundeshauptstadt eine Ausstellung eröffnete, für die mit
"Rundlederwelten" extra ein neues Wort erfunden wurde.
Zum ewigen Volkssport Nummer eins sind hier zirka 200
Werke von 74 Künstlern zu sehen. Getreu dem Motto "Die
Welt zu Gast bei Freunden" stellen sich Denker und Dichter
aus 20 Ländern vor. In einer Messe als Ouvertüre und erster
24
Höhepunkt des 30 Millionen teueren Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung. Beim Spaziergang durch die
"Rundlederwelten" sehen wir heitere, aber auch ernste Kreativität am Ball, auf dem Rasen, unter den Fans, um die Spieler
und Franz Beckenbauer. Das berühmte Porträt aus Andy
Warhols Siebdruck-Serie, Beckenbauer mit strengem Blick zu
Zeiten als Libero, geschätzte drei Meter breit und fünf Meter
hoch - übrigens ein Geschenk des Verlegers Dr. Hubert Burda
zum 50. Geburtstag des "Kaisers".
Von Warhol ist der Weg nicht weit zu den Warner-Brothers.
Sie produzieren in Hollywood gerade "The Goal". Ein Märchen
um den jungen
Topone, der sich
aus den Favelas
an die Seite von
Ronaldo und Co.
nach oben kickt.
Oder "The Game
of Their Lives", die
Dramatisierung
des sensationellen
1:0 der fünftklassigen US-Boys
gegen Englands
Profis bei der
Weltmeisterschaft
1950 in Brasilien.
Und bei uns
kommt demnächst als DVD
das Stück "Shoot
Goals! Shoot
Movies" auf den Markt. Ausgewählt unter 611 Beiträgen aus
75 Ländern anlässlich eines Kurzfilmwettbewerbs der Berliner
Filmfestspiele, der nationalen DFB-Kulturstiftung und des
Auswärtigen Amtes.
Über ein deutsches Filmprojekt entscheiden die Spieler der
DFB-Elf. Noch lassen sie die Frage offen, ob Sönke Wortmann,
Erfolgsregisseur mit dem "Wunder von Bern" und Ex-Fußballer, die deutsche Mannschaft beim WM-Turnier sozusagen
hautnah und auf Schritt und Tritt im Bild festhalten darf. Die
Schlussszene eines solchen Projekts hat Wortmann schon im
Kopf: "Die Champagner-Party im Entspannungsbecken." Ob
die Dokumentation zustande kommt, hängt nicht zuletzt
auch von Michael Ballack ab, der als Mannschaftskapitän für
Wortmann das letzte Wort hat.
"Die Welt zu Gast bei Freunden" - ein Motto als Motivation
für viele Facetten zur Faszination Fußball. An gut abgehangenen Weisheiten von Fußball-Philosophen wie Sepp Herberger
oder Ady Preißler wird sich allerdings auch 2006 nichts
ändern: Der Ball ist rund und entscheidend ist auf´m Platz! OF
NOSTALGISCHE
ERINNERUNGEN UND
GROSSE ERWARTUNGEN:
VORSCHAU AUF DIE
OLYMPISCHEN
WINTERSPIELE
25
VON CHAMONIX NACH TURIN:
Eine kleine Geschichte der Olympischen Winterspiele
ie Olympischen Spiele sind für den Sommer
gemacht. Mögen die Protagonisten von Schnee
und Eis auch auf ihr Großsportfest im Zeichen
der Ringe verweisen, das Prä der warmen Jahreszeit bleibt
eine historische Wahrheit.
D
Als deren Gewährsmann darf man, wie so oft, Pierre de
Coubertin bemühen. Der französische Baron, wie viele seiner
Zeitgenossen ein Philhellene vor dem Herrn, ließ sich
bekanntlich von den Alten Griechen inspirieren. Mit seiner
Innovation einer neuzeitlichen Mustermesse des internationalen Sports wollte er "antiken Geist in moderner Form"
wieder aufleben lassen, auch wenn er, bei Lichte betrachtet,
außer dem altehrwürdigen Namen und dem klassischen
Rhythmus dem Original als konkretem Vorbild offenbar nur
wenig abgewinnen konnte.
Dass sich die Athleten in der frühen Hochzeit des Sports
nicht auf Skiern oder Kufen in Szene setzten, war schon den
klimatischen Gegebenheiten geschuldet. Ohnehin bestand das
damals gängige Wettkampfprogramm aus vergleichsweise
wenigen Disziplinen, und Bewegung nur aus Spaß an der
Freude erschien nicht als Option.
Andernorts mag dies anders gewesen sein. Überliefert ist
allemal, dass im 19. Jahrhundert malerische Winterlandschaften mehr und mehr auch als sportliche Herausforderung
angesehen wurden, und zwar insbesondere in Skandinavien.
So wird die Wiege des nordischen Skisports im südnorwegischen Telemark lokalisiert, während die alpine Variante in den
1920er Jahren - wo sonst - in der Schweiz und in Österreich
sowie in den USA ihre Anfänge nahm. Die eigentliche Lawine
26
Von Andreas Höfer
wurde aber nicht von den diversen "Kandahar-Rennen" oder
den Darbietungen des kunstvollen Eislaufs losgetreten, sondern von Fridjof Nansens Expedition "Auf Schneeschuhen
durch Grönland" von 1888/89, deren in verschiedenen Sprachen publizierter Bericht erhebliches Aufsehen erregte und
wohl auch Coubertin zur Kenntnis gelangt sein müsste.
Im Blick auf die von ihm initiierte und 1894 in Paris vollzogene Gründung der Olympischen Bewegung der Neuzeit fand
dies aber, soweit nachvollziehbar, keinen nennenswerten
Niederschlag. Von Skisport ist jedenfalls keine Rede in Absatz
fünf einer sieben Punkte umfassenden Erklärung der Delegierten des olympischen Gründungskongresses in der Sorbonne, in dem die Sportarten aufgelistet sind, "welche nach
Möglichkeit bei Olympischen Spielen durchgeführt werden
sollten. Immerhin ist der "Eislauf" genannt, während ansonsten nur von Sommer-Sport die Rede ist: Leichtathletik, verschiedene Ballsportarten, Fechten, Boxen, Ringen, Pferdesport, Schießen, Turnen, Radsport sowie ein nicht näher
bezeichneter Fünfkampf. Zudem sollte jeweils ein spezieller
Preis für Alpinistik ausgelobt werden.
Um diesen Anspruch und die ersten, durchaus schwierigen
Bemühungen um dessen Realisierung richtig zu beurteilen,
sollte man sich vor Augen führen, dass Pierre de Coubertin
und das von ihm ins Leben gerufene Internationale Olympische Komitee (IOC) Neuland betraten. Mehrere, zumal so
unterschiedliche Sportarten im Rahmen einer zusammenhängenden Veranstaltung waren wie ein Wert ohne Muster, eine
Idee, deren Umsetzbarkeit erst bewiesen werden musste. Und
Skeptiker und Widerständler gab es mehr als genug. Von
allem Anfang an.
Dass bei der olympischen Premiere der Eislauf gleichsam auf
Eis lag, ergab sich schon aus der Ermangelung desselben.
Zum einen bewegten sich die Temperaturen in Athen auch
damals selbst im Winter meist diesseits des Gefrierpunktes,
zum anderen wurde allenfalls, wenn überhaupt, Speiseeis
produziert. Dass man aber 1896 in der griechischen Hauptstadt weder schnell noch kunstvoll auf dem glatten Parkett
unterwegs war, tat der Sache keinen Abbruch. Angesichts der
Probleme, das neue Großsportfest zumal in solch kurzer Zeit
- es blieben keine zwei Jahre, während heute bekanntlich
sieben kaum ausreichend sind - zu organisieren und zu
finanzieren, war man über Verlauf und Ergebnis mehr als
beglückt. Auch die durchweg positive Resonanz der - vergleichsweise noch wenigen - Besucher hatte den Stolz der
Gastgeber beflügelt sowie Begehrlichkeiten geweckt. Sie
wollten, wie ihr König selbstbewusst und unmissverständlich
kund tat, die Spiele dauerhaft "behalten", in Griechenland,
an ihrem vermeintlich angestammten Ort. Ein Vorstoß, der,
mit Ausnahme eines französischen Barons, allenthalben
begeistert goutiert wurde. Hätten die Zeitläufte Coubertin
nicht in die Karten gespielt, wäre sein Prinzip der "Wanderspiele" wohl ad acta gelegt und der Gedanke Olympischer
Winterspiele womöglich nie oder zumindest erst später auf
der Tagesordnung erschienen.
So aber findet sich der Begriff der "Winter Games" schon im
Zusammenhang mit den Spielen von 1908 in London. Nachdem im Rahmen der zweiten und dritten Olympischen Spiele
der Neuzeit, 1900 in Paris und 1904 in St. Louis, nicht Eis
gelaufen worden war, technisch hätte man dies vor Ort wohl
jeweils möglich machen können, hatte man sich in der
Grande Nation des Sports, eben in England, diesbezüglich
etwas Besonderes und besonders Innovatives einfallen lassen.
Im Nachgang zu den eigentlich "olympischen" Spielen vielleicht die ersten übrigens, die ahnen ließen, dass sich
Coubertins Jahrhundertidee zu einer Erfolgsgeschichte
sondergleichen auswachsen könnte - sollte ein knapp zweiwöchiger winterlicher, genauer herbstlicher Epilog erfolgen,
ein Festival des Wintersports, das die typisch winterlichen
Spielarten Boxen, Fußball, Hockey, Lacrosse und Rugby - und,
auch das, den Eislauf umfassen sollte. Zur Durchführung des
Letzteren war ein hochherrschaftliches Ambiente, nämlich
der "Prince's Skating Ring", eine 62 mal 16 Meter messende
Kunsteisbahn in Knightsbridge, vorgesehen, wo schließlich,
es war der 23. und 24. Oktober, erstmals "echte" Wintersportler zu olympischen Ehren kamen. Zwei Mal wurden
Medaillen für die Herren der Schöpfung vergeben sowie je
einmal für die Damen und für Paare.
Beteiligt waren zwar nur wenige Aktive, aber, mit Ausnahme
der Österreicher, handelte es sich durchaus um die Weltelite,
soweit der moderne Begriff auf die damaligen Anfänge des
internationalen Spitzensports überhaupt anwendbar ist. Gold
gab es unter anderem für einen gewissen Ulrich Salchow, ein
Schwede, dessen Name bis heute allen Eiskunstlauf-Betrachtern geläufig ist. (Sie wissen schon: Anlauf auf dem linken
Bein rückwärts, ein- oder mehrfache Drehung, Landung
rückwärts auf dem rechten Bein ...) Außer dem berühmten
Schweden, er wurde bis 1911 zehn Mal Weltmeister und
später Präsident der Internationalen Eislauf-Union, hätten
auch Annie Hübler und Dr. Heinrich Burger ganz oben auf
dem Treppchen gestanden, wenn Paarlauf nicht erst 1932
eingeführt worden wäre. Mit ihrer Interpretation des Johann
Strauß-Walzers "Rosen aus dem Süden" wurden sie zum
besten Duo gekürt. Eine weitere, nämlich silberne Medaille
trug Elsa Rendschmidt zur insgesamt recht guten Bilanz des
deutschen Auftritts in London bei.
Bis auf Weiteres blieb der olympische Wintersport aber
Episode. Zwar hatte das italienische IOC-Mitglied Graf Eugenio Brunetta d'Usseaux 1911 für eine verbindliche Aufnahme
des Wintersports in das olympische Programm plädiert und
dabei auch an den Skilauf gedacht, doch die Organisatoren
der bevorstehenden Spiele in Stockholm wiesen das Ansin-
27
nen im Blick auf die für Februar 1913 terminierten "Nordischen Spiele" und deren winterliches Monopol zurück.
möglich gehaltenen Wertschätzung des (Fernseh-)Publikums
erfreute.
Da sich die Jugend der Welt 1916 auf anderen "Feldern der
Ehre" begegnete und die in Berlin vorgesehene Manifestation des olympischen Friedens unabgesagt ausfiel, musste
entsprechendes Ansinnen ohnehin auf das Jahr 1920 vertagt
werden. Grundlage für die Programmgestaltung der Spiele
von Antwerpen war ein IOC-Beschluss von 1914, der die
Palette der potenziell olympischen Sportarten in verbindliche
und fakultative unterschied, und in die Kategorie der letzteren auch Skilauf, Eishockey und Eislauf aufnahm. Da es mit
dem Schnee in der belgischen Hafenstadt so eine Sache war,
entschloss man sich immerhin, einige Monate vor der
eigentlichen Eröffnung, nämlich im kälteren April, auf dem
künstlichen Parkett des "Palace du Glace" drei Eiskunstlaufwettbewerbe sowie - erstmals bei Olympischen Spielen - ein
Eishockeyturnier durchzuführen, das schließlich die kanadische Mannschaft als Sieger sah.
Die deutschen Farben waren bei dem denkwürdigen Ereignis
von Chamonix übrigens nicht vertreten. Als Kriegsverlierer
blieb man, wie vier Jahre zuvor, draußen vor der Tür.
Deutschlands Rückkehr nach Olympia vollzog sich erst 1928,
und zwar - ebenso wie 1952 - im Rahmen der Winterspiele.
In St. Moritz waren es über vierzig deutsche Aktive, die
freilich nicht mehr als eine Medaille, nämlich Bronze durch
den Bob mit Hanns Kilian an den Seilen, mit nach Hause
brachten. Die fleißigsten Medaillensammler waren wie zuvor
die Norweger und Norwegerinnen. Unter ihnen das noch
15jährige Eiskunstlauf-Küken Sonja Henie, ein Sternchen,
das sehr bald zum Star avancieren sollte. Sie wiederholte
nämlich ihren Olympiasieg gleich zwei Mal: 1932 in Lake
Placid und vier Jahre später in Garmisch-Partenkirchen, um
anschließend Karriere und viel Geld bei Film und Revue zu
machen.
Damit war die Vorgeschichte der Olympischen Winterspiele
beendet, nun konnte ihre Geschichte beginnen. Und zwar in
Chamonix, am Fuße des Mont Blanc. Dorthin hatte das IOC
eine "Internationale Wintersport-Woche" vergeben, die im
Nachhinein gleichsam olympisch geadelt werden sollte. Vom
24. Januar bis 5. Februar 1924 kämpften über 250 Teilnehmer, darunter 13 Frauen aus 16 Ländern, gegen Wind und
Wetter und um Medaillen in fünf Sportarten und 14 Disziplinen. Erstmals vertreten waren der Skisport, und zwar mit
einem 50 Kilometer-Lauf, einer Nordischen Kombination
und einem Spezialsprunglauf, der Bobsport mit einem - je
nach Gutdünken der Betroffenen - Vierer- oder Fünfer
sowie der Eisschnelllauf mit Entscheidungen über 500 bis
10.000 Meter sowie einem Mehrkampf. Zu Demonstrationszwecken wurden ein Patrouillenlauf sowie Curling durchgeführt - letzteres eine Form des Wintersports, die sich bei den
Spielen in Salt Lake City urplötzlich einer bis dahin nicht für
Als die Olympischen Spiele von 1936 im Mai 1931 - also
lange vor der nationalsozialistischen "Machtübernahme" nach Berlin vergeben wurden, hatte Deutschland nach einem
IOC-Beschluss von 1921 auch die Priorität für die Ausrichtung der Winterspiele erhalten. Die bis dahin einzige Ausnahme der Regel datierte von 1928, als die Sommerspiele in
Amsterdam, also in den - nomen est omen - Niederlanden
stattgefunden hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm
man von der geographischen Koppelung von Sommer- und
Winterspielen aus pragmatischen Gründen Abstand.
28
Nun sollte das Olympische Feuer also zum ersten - und im
Winter bis heute zum einzigen - Mal auf deutschem Boden
lodern, und zwar in den seit kurzem vereinigten Gemeinden
Garmisch und Partenkirchen. Nach der Abwendung der
weltweiten Boykott-Bewegung gegen die "Nazi-Spiele"
fanden sich 25 Mannschaften ein, um unter der Schirmherr-
schaft des "Führers" Adolf Hitler elf Tage lang um Medaillen
zu kämpfen. Erstmals übrigens auch in alpinen Disziplinen.
Mit dieser Innovation hatte auch die leidige Amateurfrage
die Winterspiele erreicht, nachdem das IOC gegen den erbitterten Widerstand des Internationalen Skiverbandes (FIS)
professionellen Skilehrern und damit einigen der weltbesten
Athleten die Teilnahme verweigert hatte. Eines der prominentesten Opfer der ewigen Zulassungsdebatte sollte später
der zweifache Weltcup-Gesamtsieger und dreifache Weltmeister Karl Schranz werden, der 1972 in seinem Heimatland
Österreich trotz Startverbot - oder gerade deswegen - als
Held gefeiert wurde.
Die Helden in Garmisch-Partenkirchen waren andere: Die
schon erwähnte Sonja Henie oder ihr deutscher Eiskunstlaufkollege Ernst Baier, der Silber im Einzel und mit seiner
späteren Ehefrau Maxie Herber Gold im Paarlauf gewann
oder deren Landsleute Franz Pfnür und Christel Cranz, die
jeweils die Alpine Kombination für sich entschieden. Oder
der Norweger Birger Ruud, der seinen Sieg von Lake Placid
im Skispringen wiederholte, zudem als Abfahrts-Schnellster
beachtlicher Vierter in der Alpinen Kombination wurde.
Deutschland hielt sich mit je dreimal Gold und Silber und
der bis dahin mit Abstand besten Medaillenausbeute aber
nicht nur sportlich schadlos, sondern verbuchte dank perfekter Organisation und Inszenierung auch den erhofften
politischen Mehrwert. Alle Zeichen der Judenverfolgung
waren aus dem Umfeld der Spiele entfernt und stattdessen
ein weltoffenes und gastfreundliches Gesicht zur Schau
gestellt und so der Boden für das weit größere und propagandistisch bedeutsamere Spektakel in Berlin bereitet worden. Das IOC schien jedenfalls überzeugt, sonst hätte man
Garmisch-Partenkirchen nicht im Juni 1939 kurzfristig mit
der erneuten Ausrichtung der Winterspiele beauftragt,
nachdem das japanische Sapporo sowie das zwischenzeitig
eingesprungene St. Moritz in den Vorkriegswirren seinen
Verpflichtungen nicht nachkommen konnten beziehungsweise durften.
1940 sowie 1944 gab es aus bekannten Gründen freilich
weder Winter- noch Sommerspiele, so dass der olympische
Faden erst 1948, und zwar, wie zwanzig Jahre zuvor, in St.
Moritz, wieder aufgenommen werden konnte. Die Deutschen,
auch dies eine Hypothek des Dritten Reiches, mussten allerdings vier weitere Jahre warten. Erst 1952 in Oslo - und
dann im Sommer in Helsinki - war man wieder dabei, und
zwar de jure mit einer gesamtdeutschen, de facto mit einer
rein westdeutschen Mannschaft. Die Teilung in Ost und West
hatte sich natürlich auch auf sportlichem Terrain niedergeschlagen und die Politstrategen beider Seiten dazu veranlasst, gerade die Olympischen Spiele zu einem bevorzugten
Schauplatz kalter Ersatz- und Stellvertreterkriege umzufunktionieren.
Auf Weisung des bis 1972 amtierenden IOC-Präsidenten
Avery Brundage bis 1964 olympisch zwangsvereinigt, sammelten Deutsche von hüben und drüben unter der Bezeichnung "Germania", einer speziell entwickelten Fahne mit den
deutschen Farben und den fünf Ringen sowie einer Ersatzhymne, nämlich Beethovens "Freude schöner Götterfunke",
erstmals in Cortina d'Ampezzo Medaillen, wenn auch nur
zwei, fürs geteilte Vaterland. Das einzige Gold, und zwar im
Riesenslalom, gewann eine "Wessi", die sinnigerweise auf
den Spitznamen "Ossi" hörte, nämlich Rosa Reichert aus der
Nähe von Sonthofen, die vier Jahre zuvor bereits Zweite im
Slalom geworden war. Ihr wie allen anderen stahl jedoch ein
Anton aus Tirol die Schau: Toni Sailer, der "schwarze Blitz aus
Kitz"(bühl), entschied alle drei alpinen Wettbewerbe für sich.
Ein Kunststück, das zu wiederholen zwölf Jahre später JeanClaude Killy vorbehalten war. Der französische Seriensieger
blieb auch nach seiner aktiven Karriere gut im Geschäft,
verkaufte massenweise exklusive Skikleidung, sorgte maßgeblich mit dafür, dass die Spiele des Jahres 1992 nach
29
Albertville vergeben wurden und fand 1995 Aufnahme im
IOC.
1968 in Grenoble vollzog sich jedoch nicht nur Killys Aufstieg, sondern auch die olympische Premiere der DDR. Erstmals mit eigener Mannschaft, wenn auch noch nicht mit
ihren nationalen Hoheitszeichen, deutete sie mit fünf
Medaillen - gegenüber sieben bundesdeutschen - ihre Ambition an, sich im Wettlauf mit dem "Klassenfeind" zu einer der
führenden Sportnationen zu erheben. Tatsächlich gelang es
vor allem, nein allein auf dem sportlichen, namentlich dem
olympischen Sektor Walter Ulbrichts absurde Maxime des
"Überholens ohne einzuholen" in der Praxis umzusetzen.
Schon 1972 in Sapporo eroberten die DDR-Athleten mit 14
Medaillen hinter der Sowjetunion und weit vor den USA, der
Bundesrepublik sowie den klassischen Wintersportländern
den zweiten Platz in der inoffiziellen Nationenwertung.
Diesen Rang verteidigte man bis 1988 in Calgary - mit einer
Ausnahme: 1984 in Sarajevo überflügelte man sogar den
"großen Bruder" und setzte sich mit je neun Mal Gold und
Silber sowie sechs Mal Bronze an die Spitze der Bewegung.
Damit hatte der olympische Höhenflug der DDR seine Amplitude erreicht.
Der Absturz sollte nicht lange auf sich warten lassen. 1992
war die DDR von der Landkarte - auch von der des Sports verschwunden. Bei den Winterspielen von Albertville gab
Deutschland erstmals nach 66 Jahren wieder eine wirklich
einheitliche olympische Visitenkarte ab. Die Öffnung der
Mauer, die deutsche Vereinigung und das Ende des Kalten
Krieges hatte auch die Olympische Bewegung von einer
Dauerbelastung befreit. Dabei waren die Spiele des Winters
vom Würgegriff der Politik ohnehin stets weniger stranguliert worden als die des Sommers, die etwa 1980 und 1984
von einem Großboykott betroffen waren.
Es waren und blieben eben in fast jeder Hinsicht die kleineren Spiele, auch wenn sie seit 1994 aus der olympischen
30
Umlaufbahn herausgenommen wurden und eine Art olympisches Alleinstellungsmerkmal erhielten. Der entsprechende
Beschluss des IOC von 1986 war freilich weniger dem Bemühen um eine Aufwertung der Winterspiele als einer dringenden Bitte der Fernsehanstalten geschuldet, die sich die
immer teureren Übertragungsrechte lieber einmal alle zwei
Jahre als zwei Mal alle vier Jahre leisten wollten.
Wie dem auch sei: Nur zwei Jahre nach dem Desaster von
Albertville, nicht nur wegen der dort besonders eklatanten
Versündigungen an der alpinen Natur zu Recht kritisiert,
erlebten die Winterspiele 1994 in Lillehammer ihren bis
heute unübertroffenen Höhepunkt. Vom Wetter über die
Organisation und das Ambiente bis zu den Leistungen der
Aktiven stimmte alles, wobei sich das Publikum durch sein
tadelloses Verhalten einen Sonderpreis verdiente.
War es in Nagano und in Salt Lake City schon schwierig,
diese Steilvorlage einzuholen, dürfte es auch in Turin alles
andere als einfach sein. Wie aufwendig und kostspielig auch
und gerade die Durchführung der - längst zu 16 Tagen
aufgeblähten - Winterspiele ist, dürfte den Verantwortlichen
in der norditalienischen Fußball-Stadt inzwischen hinreichend klar sein. Neben den allgemeinen olympischen
Herausforderungen, wie Infrastruktur, Technik, Logistik und,
mehr denn je, Sicherheit, kommen spezifische des Winters
hinzu. Dies liegt in der Natur der Sache. Lässt sich zwar jede
Pfütze vereisen, jeder Berg untertunneln, jede Abfahrt begradigen, sofern das Budget nur keinen Strich durch die Rechnung macht, lässt sich eines - zum Glück - mit irdischen
Mitteln und Möglichkeiten nur äußerst bedingt kontrollieren:
das Wetter!
Mit dessen Unwägbarkeiten werden wir auch in Turin leben
müssen. Und wenn wir dann vielleicht im Tiefschneechaos
versinken oder vom Winde verweht werden sollten, dann
mag uns dies vor Augen führen, dass die Olympischen Spiele
OF
eigentlich für den Sommer gemacht sind.
ANNIE HÜBLER - DEUTSCHLANDS
ERSTE OLYMPIA-SIEGERIN
Von Volker Kluge
eutschlands erste Olympiasiegerin war eine
Eiskunstläuferin. Ihr Name: Annie Hübler. Sie
gewann 1908 in London die Goldmedaille im
Paarlauf gemeinsam mit ihrem Partner Dr. Heinrich Burger lange vor den ersten Olympischen Winterspielen 1924 in
Chamonix.
ungarische Konkurrenz, die noch im Februar im böhmischen
Troppau mit Lily Kronberger die Weltmeisterin gestellt hatte.
Die Deutschen hatten drei Eisläufer geschickt: Elsa Rendschmidt vom Berliner Schlittschuh-Club sowie Annie Hübler
und Dr. Heinrich Burger, die dem Münchner Eislauf-Verein
angehörten.
Zwar war der Eislauf bereits 1894 in die Reihe der "wünschenswerten Sportarten" der Olympischen Spiele aufgenommen worden, doch kam erst das Organisationskomitee der
Spiele der IV. Olympiade auf den IOC-Beschluss zurück. Dies
war vor allem der Herzogin von Bedford zu verdanken, die ein
Herz für die Kunstläufer besaß. Sie hatte ihren Gatten überredet, die 1876 in Knightsbridge erbaute Eishalle des exklusiven
Prince's Skating Club, dessen Schirmherr der Herzog war, zur
Verfügung zu stellen. Die Anlage öffnete bereits zweieinhalb
Wochen vorher, so dass sich alle Läufer unter den gleichen
Bedingungen vorbereiten konnten.
Während die Herren bereits 1896 und die Damen ab 1906
Weltmeister kürten, war das Paarlaufen Anfang des vorigen
Jahrhunderts nur wenig entwickelt. Das erste "Traumpaar"
verkörperten die Wiener Christine Engelmann (die spätere
Frau von Szabó) und Karl Euler, die in St. Petersburg vor dem
Zaren laufen durften, was damals mehr bedeutete als ein
Medaillengewinn.
D
Allerdings hielt sich der Ansturm in Grenzen. Nur 21 Athleten,
sieben Damen und 14 Herren, reisten an. Sie vertraten sechs
Länder, wobei einer, ein Argentinier, seit Jahren in London
lebte. Vermisst wurde vor allem die starke österreichisch-
Engelmann/Euler hatten den Paarlauf im wahrsten Sinne des
Wortes hoffähig gemacht. Hübler/Burger, die 1905 und 1906
die "Internationale Konkurrenz" gewannen, die man später als
Vorläufer von Europameisterschaften ansah, entwickelten
daraus einen olympischen Sport. 1907 beschloss der Internationale Eislaufverband (ISU) auf seinem Stockholmer Kongress, erstmals im darauf folgenden Jahr in St. Petersburg
eine "I.S.U. Championship" für gemischte Paare zu veranstalten, was quasi auf eine
Weltmeisterschaft hinauslief. Selbstredend ging der
Titel an die Münchner.
"Traumpaar" anno 1908: Annie Hübler und Dr. Heinrich Burger beim Training auf der zugefrorenen Isar. Das Foto trägt die Signatur der Olympiasiegerin.
32
Annie Hübler hatte das
Eislaufen als Vierjährige
auf dem Kleinhesseloher
See gelernt, wo 1891 der
Münchner Eislauf-Verein
(MEV) die erste Deutsche
Meisterschaft organisierte. Eine neue Ära begann,
als 1892 das MEV-Gründungsmitglied Felix
Unsöld die "Schachterleis"
an der Münchner Galeriestraße bauen ließ, die
älteste überdachte Kunsteisbahn Europas, die bis
1961 stand. Hier begegnete Annie Hübler dem
vier Jahre älteren Dr.
Heinrich Burger, der ihr
gestrenger Lehrer wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war der
ihre Leistung die einzig poetische der
Rechtsanwalt bereits ein bekannter
gesamten Wettspiele."
Einzelläufer, der sich ganz in der
Tradition der Wiener Schule sah.
Man benötigt schon einige PhantaDeren Vertreter posierten damals
sie, um sich die Olympiakür der
selbst bei den Schulfiguren, was von
beiden vorstellen zu können. Annie
den Vertretern des sportlichen
Hübler, die 1969 dazu im "Aktuellen
Laufens als lächerlich empfunden
Sportstudio" des ZDF von Wim
wurde. Als Burger 1904 in BraunThoelke befragt wurde, berichtete,
schweig erstmals eine Deutsche
dass sie nach dem Walzertitel "Rosen
Meisterschaft gewann, lobte die
aus dem Süden" gelaufen wären, den
Zeitschrift "Sport im Bild" seine
ein Blasorchester intoniert hatte. Der
körperliche Erscheinung, die mit
Offizielle Bericht der Spiele erwähnt
einem Werk des antiken Bildhauers
diesen Fakt nicht, dafür wird dort
Praxiteles verglichen und als "kraftdas Paar für Tempo, Schwung und
volle Männerschönheit" bezeichnet
Genauigkeit in der Darbietung
Sonderbriefmarke für Annie Horn-Hübler
wurde. Allerdings riet ihm ein Kritigelobt. Seine große Überlegenheit aus dem Jahre 1996.
ker auch, sich nicht zu sehr von
alle fünf Preisrichter setzten es auf
einschmeichelnden Walzerklängen
Rang eins - erklärte man mit einem
zu Tanzschritten hinreißen zu lassen. Denn "eine stolze
längeren Eistraining in Berlin und Glasgow, was ein Vorteil
Reckengestalt in den Spuren der leichtgeschürzten Terpsider Deutschen gegenüber den Gastgebern gewesen wäre. Für
chore wandeln zu sehen, kann gefährlich, um nicht zu sagen den gesamten Wettbewerb gab es aber nur ein superlativikomisch wirken".
sches Urteil: "The finest exhibition of pair skating ever seen".
Für den Paarlauf galt diese Einschränkung allerdings nicht. Im
Gegenteil: Walzerschritte waren hier geradezu Pflicht. Auch
Pirouetten wurden gedreht, allerdings nicht im Sitzen, weil das
als unästhetisch galt. Außerdem hätten die langen Röcke der
Damen unter die Kufen geraten können. Im Übrigen waren
dem Einfallsreichtum der Läufer keine Grenzen gesetzt, denn
die Figuren erfand damals
noch jeder selbst. Und in den
Lehrbüchern blieb der Paarlauf ohnehin ausgespart.
Erst zum Abschluss der
Londoner Spiele, genauer
28./29. Oktober, kamen die
Eisläufer zum Zuge. Die
letzte Veranstaltung war das
Paarlaufen, das aus einer
fünfminütigen Kür bestand
und für das neben den
Deutschen nur noch die
britischen Ehepaare Johnson
und Syers gemeldet hatten.
Es wurde ein leichter Sieg für
Hübler/Burger, über den die
Zeitschrift "Körperkultur"
anschließend schrieb: "Von
der vollendeten Kunst dieses
letztgenannten Paares war
alles förmlich hingerissen,
die Engländer selbst nannten
Bei den Weltmeisterschaften 1910 in Berlin verteidigten
Hübler/Burger ihren Weltmeistertitel mit Erfolg. Anschließend
beendeten beide ihre sportliche Karriere. Er eröffnete eine
Kanzlei, sie besuchte die Münchner Schauspielschule. Nach
ihrer Gesangsausbildung erhielt sie ein Engagement als
Sopranistin am Bremer Stadttheater; später trat sie mit der
Konzertzither auf. Nach dem
Ersten Weltkrieg heiratete sie
einen Geschäftsmann
namens Horn und brachte
zwei Söhne zur Welt.
Für den ersten Platz im Paarlauf erhielt Annie Hübler eine
Olympiamedaille aus reinem Gold. Sie befindet sich heute
im Besitz ihrer Urenkelin Lena Obermayer, die 1997 in der
Damenkonkurrenz Zwölfte der Deutschen Meisterschaft
wurde. Im Hintergrund: Das olympische Siegerdiplom ihrer
Urgroßmutter.
Während ihr Vater noch mit
einem kleinen Laden am
Stachus hatte Vorlieb nehmen müssen, übernahm
Annie nun Verantwortung
für das große "Kaufhaus
Horn" am Münchner Orleansplatz. Hinzu kamen noch
eine Filiale in Magdeburg
und ein Versandhandel, der
drittgrößte in Deutschland.
Auch als Seniorchefin blieb
Annie Horn-Hübler die
Galionsfigur des Unternehmens, das in seinen besten
Zeiten rund 1.000 MitarbeiOF
ter beschäftigte.
33
"ICH MÖCHTE OLYMPIA NOCH
MAL ERLEBEN, ABER ICH WILL
ES ERFOLGREICH ERLEBEN"
Interview mit Georg Hackl
u seinen sechsten und letzten Olympischen Spielen fährt der Rodler Georg Hackl, 39, gleich mit
zwei Zielen: Obwohl nach einer Bandscheibenoperation im Sommer dieses Jahres gesundheitlich noch nicht
wieder völlig auf dem Posten, denkt der Berchtesgadener
einerseits an seinen sechsten Medaillengewinn, nach dreimal Gold (1992-98) und
zweimal Silber (1988, 2002) im Einsitzer;
andererseits bewirbt er sich in Turin um
einen Sitz in der Athletenkommission des
Internationalen Olympischen Komitees
(IOC). "Einfach wird beides nicht", sagte der
erfolgreichste Rodler der Welt in einem
Interview, das "Olympisches Feuer" (OF)
Ende November mit ihm führte.
Z
OF: Wie kam es eigentlich zu Ihrer Kandidatur für die IOC-Kommission?
Hackl: Nach Roland Baars Ausscheiden im
IOC war unser Athletenbeirat der Meinung,
Deutschland müsste erneut einen Aktiven
ins IOC bringen. Weil das aber beim ersten
Anlauf mit dem Leichtathleten Florian Schwarthoff leider
nicht geklappt hat, setzt man jetzt auf Wintersportler. Der
Biathlet Rico Groß und ich waren am Ende die Beiden, die
aus der Sicht des Beirats in Frage kommen sollten. Man
entschied sich letztlich für mich.
OF: Was meinen Sie: Warum schickt man Sie ins Rennen?
Hackl: Einen Athleten mit Erfolgsaussichten bei der Wahl zu
finden, ist für Deutsche nicht ganz einfach. Gebraucht wird
einer mit hohem Bekanntheitsgrad und einer Menge olympischer Erfahrung. Das hat vermutlich für mich den Ausschlag
gegeben.
OF: Haben Sie den Zuschlag ohne Zögern akzeptiert, oder hat
Sie der Misserfolg von Schwarthoff im Sommer eher nachdenklich gemacht?
Hackl: Klar, erst mal habe ich überlegt, dann hab` ich mir
gesagt: Hör dir das mal an. Ich musste mit dem Beirat vor
34
allem den Aufwand für mich abchecken und ob ich Unterstützung bekomme für meine künftige Tätigkeit. Mir war klar,
wenn ich mich für die Kandidatur entscheide, dann muss ich
das mit massivem Interesse tun. Ich habe bei den Gesprächen
mit dem Beirat im Übrigen einen guten Einblick bekommen in
dessen Arbeit. Ist schon beeindruckend, was
die so auf dem Kasten haben. Häufig war
ich von ihm zu den Sitzungen eingeladen,
konnte aber nie teilnehmen, weil die immer
im November stattfinden, zum Zeitpunkt
also unmittelbar vor Saisonbeginn.
OF: Führt man für so einen Sitz im IOC
Wahlkampf, haben Sie beispielsweise Reklame gemacht für sich, eventuell schon mit
einem Programm, das Sie in der IOC-Kommission einbringen wollen?
Hackl: Ich habe meine Ambitionen in gelegentlichen Gesprächen mit Athleten anklingen lassen. Groß Wahlkampf machen, das
ist nicht so einfach. Der wird durch strenge
Richtlinien seitens des IOC eingeschränkt.
Wir dürfen Zettel im Olympischen Dorf unter den Sportlern
verteilen, auf denen aber nur stehen darf, dass man sich zur
Wahl stellt.
OF: Haben Sie sich Ratschläge geholt, Hilfen für die Kandidatur, beispielsweise bei dem Ex-Ruderer Roland Baar aus
Wolfsburg, der das IOC turnusgemäß 2004 verlassen musste?
Hackl: Nein, ich hatte noch keinen Kontakt mit Baar, werde
das aber noch machen. Es muss berücksichtigt werden, dass
meine Freiräume ziemlich zu sind, nachdem ich meinen
Willen bekundet habe, noch mal an Olympischen Spielen
teilzunehmen. Es ist mit dem Sprecher des deutschen Athletenbeirats, Stefan Forster, abgesprochen, meinen Start in den
Vordergrund zu stellen und dem alles unterzuordnen.
OF: Vorausgesetzt, Sie qualifizieren sich für Turin und gehen
fit an den Start: Was wird einfacher sein für Sie, der sportliche Erfolg oder der bei der Wahl?
Hackl: Einfach ist gar nichts, alles ist schwer. Das Problem
ist: Für den sportlichen Erfolg kann ich selbst viel tun, auf
die Wahl aber kann ich nur begrenzt Einfluss nehmen.
Außerdem habe ich keine Erfahrung, für ein solches Amt zu
kandidieren. In der Politik war das einfacher, bei den Berchtesgadener Kommunalwahlen vor drei Jahren war ich der
local hero (Hackl erreichte für die CSU das zweitbeste
Ergebnis/Anm.d.Red.)
OF: Was den Bekanntheitsgrad betrifft und die olympischen
Erfolge kann Ihnen unter den 14 Mitbewerbern allenfalls die
Alpine Janica Kostelic das Wasser reichen. Erhöht das Ihre
Wahlchancen?
Hackl: Ein Nachteil ist das jedenfalls nicht. Das war ja wohl
auch der Grund für den Beirat, mich antreten zu lassen. Was
die anderen Kandidaten betrifft, muss ich leider feststellen,
dass sich mit mir vier Rodler bewerben, darunter der Sprecher der internationalen Rodler, der Brite Hatton. Es wäre
schlecht, wenn wir uns gegenseitig die Stimmen wegnähmen. Tritt eigentlich ein US-Athlet an?
OF: Nein, warum fragen Sie?
Hackl: Die Amis haben immer große Teams am Start. Wenn
die nun keinen eigenen Bewerber wählen müssen, wäre
das...
OF: ... gut für Sie?
Hackl: Ich bin drüben relativ bekannt.
OF: Sie wollen ins wichtigste Gremium des Weltsports. Was
fällt Ihnen spontan ein beim Stichwort IOC?
Hackl: Dass da die Marschrichtung für den Sport festgelegt
wird. Man kann von Samaranch halten, was man will, aber
dass es während seiner Amtszeit so kranke Sachen wie den
Fall Schranz (der Österreicher erhielt 1972 wegen verbotener Werbung Startverbot für die Sapporo-Spiele/Anm. d.
Red.) nicht mehr gab, er Olympia für Profis öffnete, hat den
olympischen Sport sehr weit nach vorn gebracht. Ein Stück
weit gehört die Show doch dazu.
OF: Lässt sich Ihre IOC-Bewerbung am Ende als Einstieg in
eine Laufbahn als Sportfunktionär deuten?
Hackl: So weitreichende Gedanken habe ich mir noch nicht
gemacht. Sollte ich ein Mandat bekommen, muss ich sehen,
welche Aufgaben mich erwarten und wie ich mich dabei
bewähre. Aber grundsätzlich würde ich ein Funktionärsamt
in Deutschland nicht ausschließen für mich. Wir brauchen
da Nachwuchs, möglichst ehemals erfolgreiche Aktive.
OF: Heißt das im Klartext: Es wird einen Funktionär Georg
Hackl geben?
Hackl: Ich kann einen konstruktiven Beitrag leisten. Aber
zunächst hat meine Trainerausbildung Vorrang.
OF: Und wie sieht es für den Kreistagsabgeordneten Hackl
mit einem politischen Amt oberhalb der kommunalen Ebene
aus?
Hackl: Das ist völliger Quatsch. Es bleibt beim Kreistag, wo
ich mich für den Sport einsetze. Ich werde mich in drei Jahren wieder bewerben.
OF: Zurück zu Olympia. Schildern Sie doch mal Ihre Empfindungen beim ersten Olympiastart 1988 als 21-Jähriger und
vergleichen Sie die mit dem möglichen Start 2006, wenn Sie
knapp 40 sind.
Hackl: Calgary 1988 nahm ich wie mit Scheuklappen wahr.
Ich war so auf meinen Start konzentriert, hab` mich reingehängt, um gut abzuschneiden, ich wusste ja nicht, ob ich
noch ein zweites Mal dabei sein kann. Mir ist viel Beiwerk
entgangen. Heute weiß ich, wo ich mal zur Seite schauen
muss, heute erlebe ich Olympia viel bewusster.
OF: Fünf deutsche Sportler haben Olympische Spiele je sechsmal aktiv erlebt, die Sommerathleten Birgit Fischer, Reiner
Klimke, Jochen Schümann und Hans-Günter Winkler sowie
der Wintersportler Jochen Behle. Wenn Sie Turin mitmachen,
gehören Sie auch zu diesem elitären Kreis. Motiviert Sie das
für ihren Start?
Hackl: Nein, das spielt keine Rolle. Ich möchte Olympia
einfach noch mal erleben. Denn: Jedes Olympia ist anders.
Aber ich will es erfolgreich erleben, will das Potenzial haben,
das mir eine Medaille in Aussicht stellt. Ist das nicht der Fall,
kann ich mir vorstellen, dass ich die Teilnahme absage. Selbst
wenn ich die Qualifikation geschafft habe. Auf die Gnade als
eigentlich ausrangierter Haudegen mitgenommen zu werden,
will ich nicht angewiesen sein. Nur mitfahren nach Turin,
damit der Bus voll ist? Nein!
OF: Zum guten Schluss, Herr Hackl: Sie sind als nimmermüder
Schlittentüftler längst eine Legende, wie viele Rodel haben
Sie in ihren 21 Weltcup-Jahren neu- oder umgebaut?
Hackl: (rechnet verbissen Jahr für Jahr durch): Zirka 20. Ich
glaube nicht, dass ein anderer Fahrer mehr Schlitten gehabt
hat. Wenn ich es recht überdenke, muss ich sagen: Das ist es,
diese Innovationen, nicht die sechs Olympiateilnahmen. Das
Gerät selbst zu bauen hat am meisten Spaß gemacht.
Das Interview führte: Michael Gernandt
35
JOSEF FENDT UND WOLFGANG
ZIMMERER: GALIONSFIGUREN
DES WINTERSPORTS MIT LANGZEITAUSSTRAHLUNG
Von Steffen Haffner
ine Handy-Melodie stört das gemütliche Essen in
der Berchtesgadener Hubertusstube. Ein Informant
meldet von der olympischen Bob- und Rodelbahn
in Cesana-Pariol einen Unfall. Josef Fendt wirkt alarmiert. Kein
Wunder. Im vergangenen Februar sorgte eine Serie von Stürzen im Training mit zum Teil erheblich Verletzten für NegativSchlagzeilen. Der dreimalige Olympiasieger Georg Hackl kommentierte die Vorfälle erstaunt: "Das habe ich in meiner mehr
als zwanzigjährigen Laufbahn noch nicht erlebt, dass an
einem Tag zehn, zwölf Mal der Krankenwagen gefahren und
der Hubschrauber geflogen ist." Die Weltcuprennen mussten
abgesagt werden. Der aktuelle Anruf weckt beim Weltmeister
von 1970 und 1974 nicht nur menschliche Anteilnahme.
Besorgt ist Fendt nicht zuletzt von Amts wegen, als Präsident
des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL).
E
Kurz vorher schilderte der 58jährige Funktionär die Lage noch
zuversichtlich. Während des Interviews im FIL-Büro gegenüber
dem Rathaus, wo der ranghöchste Verwaltungsbeamte der
Gemeinde dem Bürgermeister zur Seite steht, berichtet er,
dass Sepp Lenz als Krisenhelfer nach Italien entsandt worden
ist. Der langjährige Bundestrainer, ein ausgewiesener Fachmann für die Präparierung von Kunsteisbahnen, der vor
Jahren bei einem Unfall in der Eisrinne den linken Unterschenkel verlor, habe die Einfahrt zu den tückischen Kurven 17 und
18 mit Schneematsch abgepolstert. Schon zuvor schien die
Gefahr, dass Rennrodler wie bei der Premiere gegen die Überdachung geschleudert werden, durch einen Umbau gebannt.
Die Bahn, die von dem erfahrenen deutschen Architekten Uwe
Deyle konzipiert wurde, hat im Schlussteil mit zwei dicht
aufeinander folgenden Linkskurven eine
knifflige Eigenart. Dem Trend folgend, der
wieder weg geht von den "Autobahnen" mit
den weiten Kurvenradien, hin zu anspruchsvolleren Eisschlangen.
Die Sicherheit soll dennoch oberstes Gebot
bleiben. Eine Gratwanderung. Zu den Wettbewerben sind nur Rennrodler zugelassen,
die Qualifikationsnormen erfüllen. Aktive aus
schwächeren der rund fünfzig zum Weltverband gehörenden Nationen werden neuerdings von einem rumänischen FIL-Trainer in
36
Lehrgängen geschult. Damit soll auch das Risiko bei den
Trainingsläufen vermindert werden. "Nach der Sturzserie vom
Februar ist mir himmelangst geworden. Turin sind meine
zehnten Olympischen Winterspiele. Aber so eine verfahrene,
gefährliche Situation habe ich noch nicht erlebt", gibt Fendt
zu. Die technischen Experten der FIL und des Organisationskomitees der Spiele haben ein Renovierungskonzept ausgearbeitet und in großer Eile umgesetzt. Dennoch hat es Ende
November auch bei den Trainingsläufen Stürze gegeben. Sogar
Barbara Niedernhuber, die Gewinnerin des Weltcups 2004,
geriet in der Schikane der Kurven 17 und 18 ins Schleudern.
Die Folge: Rippenprellungen.
Stürze gehören zum Risiko des Sports. Erfahrene Rennrodler
akzeptieren diese Begleiterscheinung, sagen aber: "Die möglichen Folgen eines Sturzes sind in Cesana das Problem. Folgen,
die auf anderen Strecken so nicht zu befürchten sind." Die
Fragen bleiben, ob wirklich ein Aufprall mit der Überdachung
vermieden werden kann, und wie es schwächeren Rennrodlern
ergeht, wenn ihnen bei Tempo 120 ein Fahrfehler unterläuft.
Und die Bahn könnte bei größerer Kälte noch schneller werden.
In der Hubertusstube sind die Teller abgetragen, ein letztes
Bier wird gezapft. Da sorgt ein zweiter Anruf für Entwarnung.
Der Sturz eines amerikanischen Doppelsitzers bleibt folgenlos.
Josef Fendt atmet auf, kann erst einmal ruhig schlafen. Seit elf
Jahren ist der Berchtesgadener Präsident der FIL, die er in
dieser Zeit an die modernen Erfordernisse von Marketing,
technischer Entwicklung der Bahnen und Schlitten sowie der
Popularisierung des Rennrodelsports angepasst hat. Das hätte sich der Junge nicht
träumen lassen, der einst im Winter täglich
zehn Minuten mit dem Schlitten die Naturbahn vom Obersalzberg zur Schule hinunter
rodelte. Als Aktiver war er zusammen mit
Elisabeth Demleitner einer der wenigen, der
den dominanten Rennrodlern der DDR in
den siebziger Jahren hin und wieder ein
Schnippchen schlug. "Die waren uns in
allem überlegen, in der Kondition, in der
Technik und im Material." Heute ist Fendt
überzeugt, dass die Vermutungen, die
Ostdeutschen hätten per Funk verborgene
Elektromotoren im Schlitten eingeschaltet,
um die "Schienen" zwischendurch auf
erhöhte Temperatur zu bringen, unbegründet waren.
Getrickst wurde auf beiden Seiten. Sepp
Lenz pflegte das Eis in der Rinne am Königssee glatt zu hobeln oder mit einer Art Flammenwerfer zu behandeln, um die Bahn zum
Vorteil der einheimischen Rennrodler
"schneller" zu machen. Das erforderte schärfere Kufen. Einmal wurde das Gerät an der
Bahn so platziert, dass die DDR-Rodler
wieder die griffigeren Schienen montierten. Da die Eisoberfläche aber gar nicht befeuert worden war, hatten die Westdeutschen mit den runderen Kufen Vorteile. Den spektakulärsten
Coup landeten die Rodler der Bundesrepublik 1976. Bei den
Olympischen Winterspielen von Innsbruck irritierten sie die
Konkurrenz mit ihren Eierhelmen. Zusammen mit einem
Spoiler verbesserte der Ostereierlook die aerodynamischen
Bedingungen. "Nachts um vier haben wir unsere Testfahrten
gemacht. Damit niemand was mitkriegte." Der Kunstgriff trug
dazu bei, dass Fendt Silber und Elisabeth Demleitner Bronze
gewannen.
Die beiden waren so etwas wie die Wegbereiter für Georg
Hackl, der von 1992 bis heute je dreimal Gold bei Olympischen
Spielen und Weltmeisterschaften gewann. Die Rodelikone aus
Bischofswiesen bei Berchtesgaden "ist auch für die FIL das
große Aushängeschild", sagt Fendt. "Ihm haben wir zu verdanken, dass wir gute Einschaltquoten im Fernsehen haben. Was
der Hackl Schorsch geleistet hat, ist einmalig. Hut ab!" Das
haben auch die deutschen Sportjournalisten anerkannt, die
ihn 1998 zum "Sportler des Jahres" wählten. Sein Start in
Turin ist noch nicht sicher. Nach einem ausgeheilten Bandscheibenvorfall machte ihm zuletzt eine Nervenentzündung in
der linken Schulter zu schaffen. Josef Fendt aber ist optimistisch: "Wenn er nicht den Kopf unterm Arm trägt, dann wird
der Schorsch bei den Spielen starten." Und der siebte Platz
beim Comeback auf der Olympiabahn scheint ihm Recht zu
geben.
Szenenwechsel: In der gemütlichen holzgetäfelten Wohnstube
der Zimmerers stehen Präsentkörbe herum. Gestern ist Wolfgang Zimmerer 65 geworden. Hier in Murnau am Staffelsee,
gut dreißig Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen,
hat sich das Bobidol von einst mit seiner Frau behaglich
eingerichtet. Im Nachbarort Ohlstadt, wo er geboren ist,
aufwuchs und für den SV startete, gehörte es dazu, sich für
den Bobsport zu begeistern. Und auch der junge Zimmerer,
der als Jugendlicher in der Abfahrt zum Leistungskader gehörte, ließ sich anstecken. "Der Schelle Franz, der Weltmeister von
1962, war unser großes Vorbild. Wir sind auf einem steilen
Holzabfuhrweg Bob gefahren. Das war eine
wilde, gefährliche Sache", sagt Zimmerer.
Wenn es kalt genug war, hat das ganze Dorf
vierzehn Tage gewerkelt und aus Eisquadern
eine Bobbahn aufgebaut. "Das war natürlich
gut für uns. Wir haben vor der Haustür
trainieren können." Wenn der Föhn kam,
floss die Bahn oft genug als Bach zu Tal.
Nach den ersten Spaßrennen 1965 folgten
die Erfolge Schlag auf Schlag bis hin zum
größten Triumph, dem Olympiasieg 1972
zusammen mit Peter Utzschneider in Sapporo. Vier olympische Medaillen (einmal Gold,
einmal Silber, zweimal Bronze) sowie fünf Welt- und fünf
Europameistertitel hat Zimmerer gesammelt. "Ich genieße
zusammen mit meiner Frau jeden Tag meines Ruhestands, mit
viel Sport, Bergwandern, Mountainbike fahren und Skitouren
gehen", sagt der ehemalige Verwaltungsangestellte der
Gemeinde Murnau. "Und ich bin froh, dass ich mit heiler Haut
davongekommen bin. Mit der Erfahrung ist zwar das Risiko
geringer geworden. Aber den Respekt darf man nie verlieren.
Denn wenn man leichtsinnig wird, kann's plötzlich krachen."
Unvergessen ist der tödliche Unfall seines Ohlstadter Vereinskameraden Toni Pensberger bei der WM 1966 in Cortina
d'Ampezzo. 1980 beendete ein schwerer Sturz in St. Moritz die
Karriere von Stefan Gaisreiter, der aus Zimmerers Team hervorgegangen und selbst als Pilot 1979 Weltmeister im Vierer
geworden war. Das war zugleich ein schwerer Schlag für den
Bundestrainer Wolfgang Zimmerer, der dieses Amt zwischen
1976 und 1984 bekleidete. Gaisreiter, dessen Sohn Christoph
nur wegen einer Verletzung nicht im Februar bei den Winterspielen in Turin dabei sein kann, hatte in dieser Zeit als einziger Westdeutscher den DDR-Fahrern Paroli bieten können.
Auch die zu hektische Neukonstruktion des anspruchsvollen,
aber zu komplizierten "Opel-Bobs" konnte bei den Spielen in
Lake Placid 1980 und in Sarajevo 1984 keine Erfolge herbeizaubern.
"Heute ist Bobfahren ein professioneller Ganzjahressport
geworden. Wer das neben einem Beruf, wie wir früher, betreiben will, hat keine Chance mehr." Zimmerer findet es gut, dass
die Bahnen sicherer geworden sind, auch wenn er die
anspruchsvollen Eiskanäle von einst lieber gefahren ist. Die
Bahn von Cesana hat auch für die Bobfahrer ihre Tücken.
Doch das "Gerät" ist schwerer und hält deshalb besser die Linie
als die Rennrodelschlitten. "Ich bin innerlich noch voll dabei.
Das sind heute Topathleten. Wenn die am Start losgehen, die
vier Bullen, da geht mir das Herz auf." Und so freut sich
Wolfgang Zimmerer auf die Winterspiele von Turin und wird
mitfiebern mit Andre Lange und Co: "Die Unsern sind top
drauf. Und wenn der Andre Lange sich nicht verletzt, holt er
OF
zwei Medaillen.
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UNBEIRRT UND ERFOLGREICH:
FRAUEN EROBERN DISZIPLIN
UM DISZIPLIN
Von Ulrike Spitz
ei den Olympischen Spielen in Salt Lake City ist
viel darüber gerätselt worden, warum die deutschen Frauen mehr Medaillen mit nach Hause
brachten, obwohl sie nicht nur mit weniger Teilnehmerinnen,
sondern auch immer noch in weniger Disziplinen an den
Start gegangen sind. Eine richtige Erklärung ist eigentlich
keinem eingefallen, nur so viel: In den meisten Wintersportdisziplinen sind die Frauen längst gleichberechtigt und voll
akzeptiert. Das war nicht immer so. Bei den ersten Winterspielen 1924 waren bei insgesamt 258 Teilnehmern gerade
einmal 13 Frauen ausschließlich im Eiskunstlauf am Start,
der Rest fand für Sportlerinnen noch nicht statt.
B
Bei manchen hat es lange gedauert, bis sie olympisch geworden sind. Die Biathletinnen haben den Sprung ins olympische
Programm zum Beispiel erst 1992 geschafft. Heute ist das
kaum vorstellbar. Uschi Disl ist bekannter als die männliche
Konkurrenz, und kaum einer erinnert sich noch, dass sich der
Deutsche Skiverband (DSV) 1985 fast der Lächerlichkeit preis
gegeben hat, als er die Biathletinnen zur ersten deutschen
Frauen-Biathlon-Meisterschaft eingeladen hat. Wohl wissend,
dass es zu jener Zeit nur ein paar jugendliche Biathletinnen
gab, denen das Unterfangen deutsche Meisterschaft eine
Nummer zu groß erschien. Und so kam damals nur eine, eine
Australierin, die weder mit Waffe noch mit Ski vernünftig
umzugehen wusste und mehr stolpernd und fallend nach
unzähligen Fehlschüssen ins Ziel gekommen war. Werbung
für die junge Disziplin war das nicht. Trotzdem haben sich
weder DSV noch die Sportlerinnen aufhalten lassen. Die
Szene um eine junge Frau namens Petra Schaaf (später Behle)
hat sich rasant entwickelt. 1987 wurde die Russin Golovina
als erste Weltmeisterin gekürt, und nur ein Jahr später
gewann eben Petra Schaaf bereits den ersten Titel für den
DSV. Schon da war es dann größtenteils vorbei mit dem
Naserümpfen, das drei Jahre zuvor noch an der Tagesordnung
gewesen war. Und als Antje Misersky (später Harvey)1992
ihre olympischen Medaillen gewann, war Frauenbiathlon
längst allseits akzeptiert.
Dabei waren Frauen ja immer an hämische Kommentare
gewöhnt, wenn sie sich aufmachten, wieder einmal eine
Disziplin zu erobern. Auch die Bobfahrerinnen, 2002 in Salt
Lake City zum ersten Mal olympisch am Start, wissen, wovon
die Rede ist. "Solange noch vier Männer mitreisen müssen,
damit zwei Damen Bob fahren können, hat diese Disziplin
wenig Zukunftschancen", hat ein Jahr vor der ersten deutschen Frauen-Meisterschaft der einstige Weltklasse-Bobfahrer
Wolfgang Hoppe spöttisch angemerkt. Wenige Monate später
war er dann schon mal als Bundestrainer für die Olympiamannschaft im Gespräch. So schnell kann's gehen.
Fürs Bobfahren gilt extrem,
worunter aber auch andere
Sportarten leiden: Erst eine
vernünftige Förderung bringt
die Disziplin nach vorn. Beim
sehr kostspieligen Bobfahren
sind rein private Initiativen
praktisch von vorn herein
zum Scheitern verurteilt.
Ganz ähnlich geht es den
Skispringerinnen. Auch sie
leiden darunter, dass eine
frühe Förderung interessierter Mädchen nicht selbstverständlich ist. Lange lebte
dieser Sport von begabten
Individualistinnen, die rein
zufällig in ein vernünftiges
Umfeld hinein geraten sind.
Seit dieser Saison nun gibt es
immerhin eine FrauenNationalmannschaft, wenn
sie auch noch am Anfang
steht. Skispringen für Frauen
gehört ja auch im Februar in
Turin noch nicht zum olympischen Programm.
Die Bobfahrerinnen werden
mittlerweile auch im Verband
akzeptiert. Auch, weil sie
ganz rasch ihrer Sportart
eine Publicity eingebracht
haben, von der die Männer
nur träumen können. Natürlich wird dabei in erster Linie
der weibliche Körper verUschi Disl
38
marktet - schließlich galt das Medieninteresse anfangs, zum
Beispiel vor der ersten Weltmeisterschaft, fast ausschließlich
der attraktiven Rodlerin Susi Erdmann, die vom kleinen in den
großen Schlitten gestiegen und plötzlich auf allen Kanälen
präsent gewesen war. Aber "frau" nimmt diese Entwicklung in
Kauf, wenn sie sie nicht gar fördert, wenn's nur der Sache
dient. Und die heißt, in allen Sportarten akzeptiert zu werden,
zu der sie den Eingang sucht.
Natürlich fällt das in jungen, trendigen Sportarten wie etwa
Snowboard leichter. Von Anfang an hat sich keiner daran
gestört, wenn Frauen auf die Bretter stiegen. Es war einfach
normal, was auch daran zu erkennen ist, das sowohl Snowboard (1998) wie auch Freestyle (1992) jeweils gleich komplett ins Olympiaprogramm aufgenommen worden ist, also
mit gleichem Angebot für Mann und Frau. Was im Übrigen
auch für zwei weitere Neuaufnahmen galt: Auch Curling
(1998) und Skeleton (2002) bieten die gleiche Wettbewerbsfolge für Mann und Frau.
Im Winter also schneiden die Frauen bei Olympia mittlerweile auch hervorragend ab, was das Angebot angeht. Ganz
gewiss auch dank der "Luft", die das Programm der Winterspiele laut dem deutschen IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach
immer noch hat. Für die Skispringerinnen hat es trotzdem
noch nicht ganz gereicht für 2006. Das wäre dann auch fast
schon die letzte Bastion im Wintersport, die zur Komplettierung noch fehlt (Skispringen wäre auch die Voraussetzung
für die bislang ausschließlich männlich besetzte Nordische
Kombination), sieht man einmal von der Rodel-Disziplin
Doppelsitzer und dem Viererbob ab. Bislang fahren Frauen
OF
"nur" im Zweierbob.
39
FRÄULEIN SMILLAS GESPÜR
FÜR SCHNEE ODER: WINTERSPORTLERINNEN ZAUBERN WIE
HERMINE
Von Bianka Schreiber-Rietig
räulein Smillas Gespür für Schnee." Ja, genau das,
was die Romanheldin auszeichnet, das gehört
auch zum Erfolgsgeheimnis deutscher Wintersportlerinnen - Gespür für Schnee. Wenn die Frauen in ihren
schwarzen Anzügen mit rot-goldenen Streifen vorneweg oder
im Spitzenfeld ihre Spuren ziehen, dann wird nicht nur den
zuständigen Funktionären warm ums Herz: Immer mehr Fans
fiebern mit den Akteurinnen beim Biathlon, bei alpinen oder
nordischen Rennen. Seit Jahren sorgen die Athletinnen auf
Schnee und Eis überwiegend für positive Schlagzeilen. Nicht
nur bei den Olympischen Spielen in Lillehammer, Nagano
oder Salt Lake City waren die Frauen das starke Geschlecht.
Kontinuierlich gehören sie in allen Bereichen zur Weltspitze.
Die Rodlerinnen fahren mit der Konkurrenz seit Jahren Schlitten, dominieren, dass es fast unheimlich ist. Auch die Eisschnellläuferinnen - wenn sie einander nicht gerade anzicken
- sind Weltklasse. Die Schneeköniginnen und Eisprinzessinnen
scheinen zu zaubern wie Hermine bei Harry Potter.
"
F
Und nun Turin. Da müsste es schon ziemlich dumm laufen,
wenn die deutschen Frauen nicht wieder auf dem Treppchen
und unter den Top
Ten zu finden
sind. Dabei gab es
in den letzten
Wochen doch eine
Reihe von Hiobsbotschaften: Im
Eisschnelllauf
schnallten Gunda
Niemann-Stirnemann und Monique Garbrecht die
Schlittschuhe ab.
Keine Bange - mit
Anni Friesinger,
Claudia Pechstein
und Jenny Wolf
gibt es weitere
Stars auf dem Eis.
Eine Pechmarie
Hilde Gerg
40
wurde Maria Riesch, die nach ihrer langen Verletzungspause
mit so viel Hoffnung in die Saison gestartet war: Nach einem
Sturz wurde bei der alpinen Rennläuferin wieder ein Kreuzbandriss diagnostiziert, was das olympische Aus für die
Medaillenkandidatin bedeutete. Hilde Gerg, die sich für ihren
letzten Olympiastart viel vorgenommen hatte, hörte nach
einer Verletzung gleich ganz auf. Aber Pistenzauber wird es
trotzdem geben - auch mit deutscher Beteiligung.
Skilangläuferinnen, Biathletinnen, Bobfahrerinnen und Rodlerinnen gelten auch diesmal als Medaillenbank. Und da sind
noch die Eishockeyspielerinnen. Sie haben sich fast heimlich
für Olympia qualifiziert. Wie gut sie in Form sind, zeigten sie
zuletzt im fernen chinesischen Harbin bei einem Turnier.
Frauen-Eishockey?, mag sich manche(r) staunend fragen. Gar
nicht gewusst, dass wir ein Nationalteam haben. Vielleicht
sind gerade die weiblichen Eiscracks ein Beispiel für das
System Wintersport und somit erfolgsorientierter Arbeit. Seit
etwa drei Jahren trainieren die Frauen intensiv, haben mit
Bundestrainer Klaus Kathan einen engagierten Mann, der das
Team olympiareif formte. Turin ist nun der Lohn.
Dass die Frauen in
den Wintersportdisziplinen im
Vergleich zu den
Sommersportarten so viel Erfolg
haben, hat wohl
viele Gründe.
Wolfgang Kindinger, zuständig im
Bereich Leistungssport des Deutschen Sportbundes für Wintersportdisziplinen,
sieht vor allem in
dem zentralen
Trainingssystem
einen Erfolgsbau-
stein. Früher arbeiteten oftmals Heim-, Landes- und Bundestrainer nach ihrem eigenen Gusto - heute ist Kooperation
und Abstimmung angesagt. Auch die berechtigten Vorwürfe
aus den 70er und 80er Jahren an die Adresse der Leistungssportmanager, dass weder unter medizinischen noch sozialen
oder trainingswissenschaftlichen Gesichtspunkten der Hochleistungssport frauenspezifisch gefördert und betreut wurde,
haben sich erledigt - zumindest pauschal gesehen. Heute
arbeiten Trainer, wie etwa der Cheftrainer der Langläuferinnen und Langläufer, Jochen Behle, und sein Betreuerteam
nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen - und Hand
in Hand. Ein weiterer Grund für die Erfolge der letzten Jahre
ist wohl auch, dass die Mädchen und Frauen sich keine
Sorgen um Ausbildung und berufliche Existenz nach dem
Karriere-Ende machen müssen. In der heutigen Arbeitswelt
fast ein Geschenk. Sie sind bei Bundeswehr, Bundesgrenzschutz oder Zoll angestellt - ideale Arbeitgeber für die
Sportlerinnen, die sich so ganz auf ihre Disziplinen konzentrieren können. Über 200 Spitzensportlerinnen (Sommer und
Winter) sind mittlerweile im Staatsdienst, aber als "Mädchen
in Uniform" kennt man sie kaum: es sei denn, wenn man
Rennanzüge, Zipfelmützen, Stirnbänder oder Helme als
Einheitskleidung sieht.
"Die Frauen", sagt Kindinger, "gehen selbstbewusst an ihre
Aufgaben ran." Er ist sich mit Jochen Behle einig, "dass Frauen, was die Teamfähigkeit angeht, abwartender sind, aber
ehrgeiziger und leistungsorientierter auf ihr Ziel zusteuern als
Männer". Und Glück für alle: Die Konkurrenz in den eigenen
Reihen ist groß. Da misst sich Weltspitzeathletin mit Weltspitzeathletin. Leichathletinnen beispielsweise haben es in der
Hinsicht schwer mit der Konkurrenz im eigenen Land - sie
können Niveau, Standing und Nerven erst dann wirklich
messen, wenn es schon um etwas geht.
Nun ist sie also wieder unterwegs, die geballte Frauenpower
aus deutschen Landen, die in den meisten Fällen auch außerhalb von Pisten, Loipen, Eisstadion, Rodel- und Bobbahn
ziemlich sympathisch rüberkommt. In Turin werden die Athletinnen sicher in jeder Hinsicht überzeugen. Und da ist ja auch
noch das Gespür für Schnee, das Weltklasseakteure haben
müssen. Schnee liegt in der Luft. Den "Schnee riechen" vor
Beginn der Saison, ist eine Art beruhigende kultische Handlung mancher Schneeartistin. Denn das zeigt: Natur und
Naturmensch (und das sind die meisten der Hochleistungsathleten) also immer noch im Einklang - trotz des WinterOF
rummels, der dann folgt. Fräulein Smilla lässt grüßen.
Hilde Gerg
41
DAS PUBLIKUM - BEGEISTERUNGSUND LEIDENSFÄHIGKEIT
Von Michael Burau
uf die Olympischen Winterspiele im Februar
2006 in Turin und (weiterer) Umgebung sind in
Deutschland, einer ausgewiesenen WintersportNation, nicht nur die Gedanken aussichtsreicher Aktiver
gerichtet. Einige Wochen vor dem Großereignis dürfte auch
bei vielen potenziellen "Olympiateilnehmern" am Rande der
Sportstätten Vorfreude herrschen. Sie wird einstweilen noch
durch Medienberichte getrübt, die zwar die schöne norditalienische Barockstadt als den Basisort preisen, jedoch von
baulichem Chaos der Verkehrswege für die Skizentren im
Gebirge künden - wir erinnern uns an Athen 2004 ... Auf
ähnliche Weise wie 1992 in Albertville (und so weiter weg)
drohen jedenfalls für Ski alpin und nordisch wieder Olympische Spiele der weiten Wege: die Austragungsstätten in den
Westalpen liegen näher an Frankreich als an Turin - rund 100
Kilometer entfernt. Da sind Engpässe für die Fahrten der
vielen Zuschauer programmiert. Die künstliche Skistation
Sestriere, das Zentrum für Ski alpin, gleicht noch Ende 2005
einer einzigen riesigen Baugrube.
A
Derlei mikrokosmische Kleinigkeiten beunruhigen die positiv
denkenden italienischen Organisatoren - "alles wird gut!" -
42
keineswegs. Deutsche Reisende in spe schon mal gleich
überhaupt nicht. Seit Goethe sind wir wacker über den Brenner gefahren, mit hohen Erwartungen an Italien, und fast
immer überaus bereichert zurückgekehrt. Auf geradezu ideale
Weise lassen sich dortselbst der meisten Deutschen besondere
Vorlieben für Reisen und Sport verbinden. Sie konnten sich
schon auf ihren Autobahnen bei Schnee und Eis im Spätherbst für etwaige Misshelligkeiten im Februar in Norditalien
in Geduld üben und mit Gleichmut wappnen. Flachlandtiroler
aus NRW bewiesen zudem zu Zigtausenden Begeisterungsfähigkeit beim Biathlon in der Arena auf Schalke respektive
Langlauf in Düsseldorf am Rhein - wer hätte da und dort vor
einigen Jahren noch internationalen Wintersport vermutet ?
Die flotte Kandidatin bei G. Jauch, die ihre 16.000 Euro
Gewinn 2006 in eine Olympiareise anlegen wollte, dürfte
unterdessen einen Schneeballeffekt bewirkt haben: en masse
olympische Geschenke im Hinblick auf Bob, Rodel, Ski nordisch oder weniger medaillenträchtige Veranstaltungen.
Hauptsache: dabei sein. Verkehrschaos inklusive. Einmalige
Gemeinschaftserlebnisse machen muntere Deutsche allemal
OF
begeisterungs- und leidensfähig.
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LINE
Was macht eigentlich ...
Manfred Schnelldorfer
Von Michael Gernandt
S
chon klar, Richard Strauss schrieb nicht jene Art von
Opernmusik, die zur bevorzugten Kür-Beschallung der
Eiskunstlaufstars gehört - die halten sich eher an die
Strauße mit dem scharfen "ß". Angesichts von Namen wie
Arabellapark, Rosenkavalierplatz und Elektrastraße - Örtlichkeiten im Münchner Osten zu Ehren von Strauss und seinen
Werken und Orientierungshilfen für
den verabredeten Treffpunkt - ist der
Gedankensprung hinüber zum beliebten Kufensport doch gelungen. Zumal
im Cafe "Wieners". Obendrein mit
diesem Gesprächspartner: Manfred
Schnelldorfer, 62, vor fast 42 Jahren in
Innsbruck bisher einziger deutscher
Solist, der im Eiskunstlauf eine olympische Goldmedaille gewinnen konnte.
Der Name jener Lokalität am Arabellapark rief in Erinnerung, dass sich der
Münchner zwei Jahre nach seinem
Triumph in Tirol der "Wiener Eisrevue"
angeschlossen hatte. Und schließlich
ergab sich noch eine Querverbindung
zu Schnelldorfer, zugegeben eine, die
um ein paar Ecken herum zu ihm
führte? Der Initiator des Wohn- und
Geschäftsparks, ein Münchner Baulöwe mit einer Vorliebe zu Straussscher
Musik (die Tochter nannte er Arabella, sic!), hatte überlegt
gehabt, im Anfang der Siebziger Jahre fertig gestellten Freizeitcenter "Schwabylon", dessen Geschäftsführer für den Sportbereich Schnelldorfer wurde, eine Eishockey-Anlage zu etablieren.
Beide Stationen, Wiener Eisrevue und Schwabylon, dürfen nicht
unerwähnt bleiben, will man Schnelldorfers Weg nach dem
Goldmedaillengewinn, dem er Ende Februar 1964 noch den Sieg
bei der WM in Dortmund anhängte, nachzeichnen. Obwohl
seine Mutter und Trainerin Eleonor versucht hatte, ihm den
Übertritt vom Amateursport zur Profirevue auszureden, schloss
er sich den Wienern an. Die strenge Frau Mama hatte "Angst,
44
dass ich bei der Revue als Solist anfange und als Vorhangzieher
aufhöre", erinnert sich Schnelldorfer, "ich könnte ja am Ende
nicht ins richtige Leben zurück finden. Sie warnte mich: Werde
kein Zigeuner". Nur, der Sohnemann war auf das Revuegeld
angewiesen. Er hatte eine Familie gegründet und erkannt, dass
er als Amateurläufer und Student der Architektur Frau und Kind
nicht würde ernähren können. Zudem
ließ er wie andere deutsche Sporthelden jener Zeit - Franz Beckenbauer
("Gute Freunde kann niemand trennen") und Gerd Müller ("Dann macht
es bumm") - Platten- und Filmproduzenten eintreten, als die bei ihm
anklopften, schilderte singend seinen
Gemütszustand ("Wenn Du mal allein
bist") und gab den Mimen in "Holiday
in St. Tropez". Sein Studium brach er
"rein aus pekuniären Gründen" ab. Es
sei sein "größter Fehler" gewesen, "die
Eisrevuen nicht ausgeschlachtet zu
haben". Schnelldorfer nennt das
Angebot der amerikanischen Revue
"Ice Follies", die ihm gleich nach dem
Olympiasieg einen 1,5-MillionenDollarvertrag geboten habe. Den
Eltern zuliebe gab er den Amis einen
Korb - "mit deren Geld hätte ich
bequem studieren können" -, den Wiener hat er später nicht
mehr absagen können.
Wie es danach weiter ging? "Dann bin ich durchs Leben
geschwommen." Derart schildert einer seinen weiteren Werdegang, der Mitte der Sechziger Jahre in München so populär war
wie die Fußballer Beckenbauer und Müller, kaum einen Schritt
ohne Begleitung der Boulevardzeitungen machen konnte, von
Oberbürgermeister Jochen Vogel rote Nelken zur Hochzeit
bekam und noch 1983 Stadtratsmitglied für den "Münchner
Block" werden wollte. Dass Schnelldorfer beruflich nicht immer
eine glückliche Hand hatte, erwies sich erstmals 1968, als er
nach nur zweijähriger
Amtszeit seine Anstellung als Bundestrainer
der Deutschen-EislaufUnion (DEU) aufgab.
Die Geschichte war
von Anfang an eine
Farce - denn die
Funktion Bundestrainer ein Etikettenschwindel. Schnelldorfer musste so genannt
werden, um ein Gehalt
vom Innenministerium
einstreichen zu können, tatsächlich versah er die Aufgaben eines DEU-Sportwarts.
Bei Meisterschaften agierte er im Zwiespalt: "Gab es Erfolge,
warst du der König, bei Misserfolg aber der Buhmann." Die DEU
verließ er freilich wegen Meinungsverschiedenheiten über ein
vom Verband propagiertes zentrales Leistungszentrum. Schnelldorfer: "Ich wollte drei regionale Stützpunkte."
Bevor es 1972 zum Schwabinger Abenteuer kam, gab Schnelldorfer Trainerstunden und den Sololäufer im "Deutschen
Eistheater", dem sich auch das deutsche Traumpaar
Kilius/Bäumler angeschlossen hatte. Das Unternehmen ging
1971 pleite. Kurz vor der Insolvenz hatte S. den Absprung
geschafft hinüber ins Münchner Künstler- und Amüsierviertel,
als Geschäftsführer im bereits erwähnten Schwabylon. Anfangs
schien es so, als habe er das große Los gezogen. Nach knapp
drei Jahren gingen indes auch dort die Rollläden runter und
die Abrissbagger flott zur Sache. Dann: Noch mal Trainer und
von 1981 an Inhaber eines Sportgeschäfts vor den Toren
Münchens. Der Laden war von einem Star der Bundesligabranche aufgegeben worden: von Gerd Müller. Der Bomber der
Nation hatte Lust auf Miami verspürt - und Manfred der
Eisläufer seine liebe Mühe, auf dem glatten Parkett des
Geschäftslebens nicht wieder auszurutschen. Immerhin 14
Jahre führte er den Sportshop in Aschheim.
Auch familiär reichte es dem Axel-Springer nicht zu einer
Sechskommanull. Zwei Ehen haben nicht gehalten, und auch
die große Liebe währte, als er sie denn endlich gefunden hatte,
viel zu kurz: Seine dritte Lebenspartnerin starb 2003. Wie es
heißt, habe sie ihm geben können, was er in der Vergangenheit
oft vermisste: Nestwärme. Die hatte Manfred schon als Bub im
Elternhaus vergeblich versucht zu finden, "deshalb habe ich
auch so früh, mit 23 Jahren, geheiratet". Die Ehe seiner Eltern,
sagt Schnelldorfer frei heraus, "hat eigentlich nicht stattgefunden, wir haben ja nur im Prinze (das in den Sechzigern offene
und deshalb zugig-kalte Eisstadion an Münchens Prinzregentenstraße/Anm. d. Autors) gelebt, zehneinhalb Monate im Jahr
wie auf einer Insel". Seiner Mutter, einer ehemaligen BDMFührerin, sei es immer nur um Pflichterfüllung gegangen.
Andererseits: "Sie war extrem konsequent, und ohne sie hätte
ich es nicht geschafft." Eleonor Schnelldorfer war nicht die
leibliche Mutter. "Die habe ich erst 1960 bei meiner ersten
Olympiateilnahme in Squaw Valley kennen gelernt", sagt
Schnelldorfer. Die Begegnung sei "ein schreckliches Erlebnis
gewesen".
Das Elterntrainerpaar Eleonor und Karl Schnelldorfer hat den
Sohn erstmals mit fünf Jahren aufs Eis gestellt. 1954, sechs
Jahre später, war der Filius, ausgerüstet mit einer wegen seines
geringen Alters notwendigen Sondergenehmigung, bereits
deutscher Meister - wenigstens für ein paar Wochen. Dann
ergab die Nachrechnung der Noten eine andere Reihenfolge.
Das nationale Championat hat er von 1956 an noch acht Mal
gewonnen, nie war er jedoch vor 1964 Welt- oder Europameister, immerhin stand er sechs Mal auf dem Podest. Das Pflichtlaufen, das es heute nicht mehr gibt, war Schnelldorfers Stärke
und Basis für seine Erfolge, wenngleich Heinz Maegerlein, der
Eiskunstlaufexperte des Fernsehens, damals feststellte:
"Schnelldorfers Kür ist männlich, kraftvoll und sportlich. Durch
die Fülle glänzend ausgeführter Doppelsprünge und die
Schwierigkeit seiner Schrittkombinationen ist sie inhaltsreich
wie ganz wenige Kürläufe in der ganzen Welt. Sprungkraft,
Sauberkeit des Laufs und die Häufung von Schwierigkeiten
machen bei weitem wett, was ihm tatsächlich an tänzerischer
Weichheit fehlt."
Bei den Olympischen Spielen 1964 setzte sich der deutsche
Meister gegen den favorisierten, nervlich aber nicht sattelfesten und deshalb zweimal stürzenden Kürspezialisten aus
Frankreich, Alain Calmat, und den wie Schnelldorfer in Pflicht
und Kür ausgeglichenen Tschechoslowaken Karol Divin durch.
Und dann wollte man zur Siegerehrung schreiten. Nur: Olympias Bester hatte nichts anzuziehen, zumindest keine Klamotten mit dem Bundesadler, ohne den ja auch damals schon
nichts sein durfte beim Hymnenklang. Was passiert war, weiß
der Olympiasieger 1964 heute noch genau. "Ich wollte so lange
wie möglich in gewohnter Umgebung in München trainieren
und erst kurzfristig nach Innsbruck rüberfahren. Als ich dann
dort erschien, gab es keine Olympiabekleidung mehr für mich.
Die für mich vorgesehenen Sachen trug inzwischen der deutsche Preisrichter Klemm. Die peinliche Situation vor der
Medaillenübergabe rettete unser Eislauf-Präsident Herbert
Kunze - er lieh mir sein Sakko mit dem Bundesadler."
Und heute, wie gefällt ihm jetzt der deutsche Eiskunstlauf? Der
Lindemann, der WM-Dritte 2004 aus Erfurt, sei ja ganz gut,
"aber unser Sport leidet doch darunter, dass es keine Quantität
in der Spitze gibt. Wir bauen nichts auf. Die gesellschaftspolitische Entwicklung ist gegen die Talente". Aber sonst alles in
Ordnung? Nix da, sagt Manfred Schnelldorfer, seit die Notengebung anonym vonstatten geht, sei es weniger aufregend im
Eiskunstlaufen. "An wem sollst du dich jetzt reiben? Mir gehen
die Taferlmänner ab."
45
Die Philatelisten sind seit 1896
Sponsoren der Olympischen Spiele
Von Karl Biernat
hilatelisten waren schon immer pfiffige Köpfe. Im
Februar 1895 schlug der Direktor der Athener Post,
Dimitrios Sacorafos, dem griechischen Kronprinzen,
vor "auf die Regierung einzuwirken, um geeignete Schritte
zwecks Herausgabe einer Sonderbriefmarkenserie anlässlich
der Olympischen Spiele zu unternehmen und diese für eine
bestimmte Zeit kursieren zu lassen". Fünf Monate später
entschied das Parlament in diesem Sinne, legte jedoch
gleichzeitig fest, dass 50 Prozent der Einnahmen aus dem
Verkauf der Marken, was den Betrag von 400.000 Drachmen
ausmachen sollte, von der Post dem Organisationskomitee
überwiesen werden mussten.
Damit waren die
Durchführungskosten weitestgehend abgedeckt.
P
Bekanntlich war
der griechische
Staat damals
finanziell so
eingeschränkt,
dass die Kritiker
sogar forderten,
auf die Ausrichtung der Spiele zu
verzichten. Mit
dieser Finanzierungsquelle
ermöglichten
Philatelisten und
die Post die 1.
Olympischen
Spiele der Neuzeit. Erstmals in
der Geschichte
der Philatelie wird
46
einem Motiv ein kompletter Satz gewidmet. Einen schöneren
Start als mit diesen 12 geschmackvollen Marken konnten
sich die Olympiaphilatelisten nicht wünschen. Diese Serie ist
auch die Geburtsstunde der Motivphilatelie. Die Auflagenhöhe schwankte zwischen 4 Mio und 23750. 1899 waren die
meisten Marken verkauft. Die Restbestände erhielten nach
der Währungsreform einen Überdruck.
Mit 1936 beginnt die Zeit, in der die Philatelisten mit
Zuschlagsmarken zur Finanzierung der Anlagen oder der
Sportlerförderung herangezogen wurden. Die 8 Werte der
Sommerspiele
hatten einen
Markenwert von
1,13 Reichsmark
(RM). Dazu kam
ein Zuschlag von
-.79 RM zur
"Förderung des
deutschen Sports",
sodass der Käufer
70 % Aufpreis
bezahlen musste.
Noch tiefer musste der Käufer von
Block 5 in die
Tasche greifen. Für
53 Pf. Frankaturwert legte er 1,20
RM auf den Tisch.
Die Reichspost
und die Verantwortlichen boten
Die griechische Post musste 1895 50 % des Nominalwertes der verausgabten Marken zur
Finanzierung der Olympischen Spiele abführen. Da einige Marken in niedriger Auflagenhöhe
ein philatelistierschienen - die niedrigste Auflagenhöhe war 23750 Stück, maximal waren es 4 Millionen
sches Feuerwerk,
Stück - führte dies zu heftigen Spekulationen. So mussten umgehend weitere Marken nachgedas richtungsweidruckt werden. Der hier abgebildete Brief enthält den kompletten Satz. Die Marken sind am
send für die
ersten Verwendungstag der Ausgabe abgestempelt. Dieser Ersttagsbrief ist ein Unikat, der
Folgezeit war:
Traumbeleg jedes Olympiasammlers.
Erstmals gab es
neben den
erwähnten Blocks
Freistempel, eine
Olympiafahrt mit
Vertragsstaatenflugbelegen,
Schmuckblatttelegramme und 193
Sonderstempel.
Darüber hinaus
Maschinenwerbestempel, Ganzsachen und Markenhefte.
Betrag von 57
Millionen DM.
Mehrere Perioden
lang blieb diese
Ausgabenpolitik
des Landes, das
die Olympischen
Spiele ausrichtete,
unverändert. Neue
Wege beschritt
die australische
Post anlässlich der
Olympischen
Spiele 2000 in
Sydney. Sämtliche
Die Deutsche Reichspost brillierte zu den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit besonderem
Wie sehr die
16 australischen
Service: Erstmals bei Olympischen Spielen wurden die Luftschiffe eingesetzt, um die Post über
Olympischen
Olympiasieger
Kontinente hin zu befördern. Zweimal fuhr LZ Hindenburg während der Olympischen Spiele in
Spiele die Postfanden sich am
die USA. Dieser Beleg wurde von Berlin über Frankfurt in die USA gebracht. Neben den acht
verwaltungen
Tag nach ihrem
Marken hatte die Post bereits für die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch - Partenkirchen einen Satz mit drei Marken herausgebracht.
fordern, kann sehr
Erfolg auf Briefgut mit den
marken abgebilZahlen von 1972
det. Dank der
dokumentiert werden. Damals haben über 1200 Personen im
modernen Computertechnik konnten die Marken landesweit
Großraum München und Kiel die Postsendungen mit Sonder- zum Verkauf gelangen. Diese besondere Art der Sportlerehstempelwünschen abgefertigt. 5,1 Millionen Gefälligkeitsabrung ist in Deutschland unmöglich. Lebende Personen dürfen
stemplungen in München und 2,1 Millionen Gefälligkeitsabnicht auf Marken abgebildet werden. Diese Neuerung haben
stemplungen in Kiel machten diesen Einsatz nötig. In Münauch die Griechen bei den Olympischen Spielen in Athen
chen wurden darüber hinaus in den zentralen Briefabgangsfortgeführt. Jeder Medaillengewinner wurde mit einer Sonstellen 1,8 Mio.
dermarke geehrt.
Inlandsbriefsendungen, 2,0 Mio.
Mit einer zweiten
AuslandsbriefsenAktion erreichte
dungen und 0,85
die australische
Mio. LuftpostsenPost auch bei
dungen bearbeiNichtphilatelisten
tet. Für die XX.
starkes Interesse:
Olympischen
Die personalisierte
Spiele 1972 in
Marke. Ein ZierMünchen hat die
feld neben dem
Post ab 1968 fünf
Wertfeld, das bei
Briefmarkenserider Ausgabe vom
en, 3 Blocks und
15.9.2000 angeein Markenheftbracht war, konnchen herausgegete mit dem perben. Mit Ausnahsönlichen Bild
me einer Marke
versehen werden.
gab es nur
Lange Schlangen
Die XX. Olympischen Spiele 1972 in München wurden nach dem Überfall durch Palästinenser
Zuschlagsmarken.
bildeten sich vor
auf die israelische Mannschaft um einen Tag unterbrochen. Dadurch fand die Schlussfeier
Die Sporthilfe
diesem Schalter.
nicht am 10. 9. 1972, sondern erst einen Tag später statt. Der Philatelist kann dies mit einem
erhielt aus dem
Mit den Tabs
Reinschreiben dokumentieren. Da die Post in der Kürze der Zeit die Stempel nicht mehr
Verkauf der
versehene Belege
umstellen konnte, wurde der Sonderstempel mit dem falschen Datum 10. 9. verwandt. Auf
Marken und
bildeten ganz
dem Einlieferungsschein ist jedoch das Datum 11. 9. als Tagesstempel vermerkt. Insofern kann
man
mit
einem
solchen
Beleg
besondere
Ereignisse
dokumentieren.
Blocks einen
persönliche Grüße
47
an die Lieben zu Hause. Auch diese
Neuerung führten die Griechen fort.
Im Gegensatz zu früher erschienen
bereits bei mehreren Olympischen
Spielen keine Zuschlagsmarken mehr.
Statt dessen traten die Postverwaltungen als Sponsor auf und refinanzierten
natürlich diesen Betrag über die Sammler, die möglichst viele Sätze ihren
Sammlungen einverleiben sollten. In
Griechenland erschienen insgesamt 22
verschiedene Sätze zu den Olympischen
Spielen in Athen. Kein Wunder, dass die
ELTA, die griechische Post, nach unterschiedlichen Angaben zwischen 12 Mio.
Dollar und 15 Mio. Euro an das Organisationskomitee zahlen konnte.
Über das reine Sammeln hinaus befassen sich die Mitglieder auch mit Forschungsthemen. Sie dokumentieren ihre
Ergebnisse in den Rundschreiben und
dem Sonderheft, das jährlich erscheint.
Mit ihren Möglichkeiten setzt sich die
IMOS für die Belange des Sports und
der Olympischen Idee ein. Sie ist ein
Aktivposten der Olympischen Bewegung. Dies wird dadurch dokumentiert,
dass die Sammlervereinigung unter dem
Patronat des NOK steht.
Die australische Post bot den interessierten
Gästen die Möglichkeit die Lieben zu Hause
mit einer Marke zu grüßen, die auf einem
"personalisierten Feld" den Adressaten
abbildete. Diese Briefmarkenbogen waren
der Renner. Die moderne Technik machte es
möglich. Auch in Athen herrschte nach
diesen Marken mit persönlichen Nebenfeldern große Nachfrage.
Bis Ende 2000 hatten die Postverwaltungen 8.981 Briefmarken und Blocks
für die Olympischen Spiele (Sommerspiele) ausgegeben. Das IOC wacht darüber, dass nur Teilnehmerländer und diese auch nur maximal vier Marken zu den
jeweiligen Terminen ausgeben. Sonst wäre die Zahl noch
deutlich höher.
Neben diesen Aktivitäten, die eindeutig darauf abzielen, die
Philatelie auch zur Finanzierung der Olympischen Spiele zu
nutzen, ist eine zweite Richtung ebenso
beachtenswert: Mit Zeitdokumenten,
also auch mit philatelistischem Material,
die Geschichte und Entwicklung einzelner Teilbereiche im Sport oder der
Olympischen Spiele zu dokumentieren.
Verständlich, dass dieses lebendige
Thema auch die Motivsammler sehr
beschäftigt. Vor 40 Jahren haben sich
sieben Sammler gefunden und die
"Internationalen Motivgruppen Olympiaden und Sport (IMOS) gegründet.
Diese Vereinigung zählt heute ca. 500
Mitglieder aus dem In- und Ausland, die
alles rund um die Olympischen Spiele
und um den Sport sammeln: Philatelie,
Literatur, Münzen und Memorabilias.
Durch den IOC-Ehrenpräsidenten Juan
Antonio Samaranch, der selbst ein
begeisterter Philatelist ist, hat dieses
Gebiet auch internationalen Aufschwung erhalten. Die "Olymphilex",
eine Wettbewerbsausstellung, zählt zum
Olympischen Rahmenprogramm.
48
Insbesondere weist die Gruppe mit
Freistempeln und Sonderstempeln, aber
auch mit Beiträgen auf besondere
sportliche Ereignisse hin. Mit einem
Freistempel wurde 1996 der erste
Olympiasieger im Marathonlauf, Spiridon Louis, geehrt. Der verdiente NOK Präsident Willi Daume, "Vater" der
Olympischen Spiele 1972 in München,
ziert einen Stempel, der zum "Olympiasalon Mainz 1996"
aufgelegt wurde.
Zusammen mit dem Deutschen Sport & Olympia Museum in
Köln und in dessen Räumen veranstaltet man jährlich eine
Sammlerbörse und lockt Sport- und Olympiainteressierte in
die Domstadt.
Zur besonderen Ehrung verdienter Sportler
oder zu besonderen Ereignissen verwendet
die IMOS einen Freistempeleinsatz, der auf
das Ereignis hinweist. In diesem Falle galt
die Würdigung 1996 dem ersten Marathonsieger, Spiridon Luis, der vor 100 Jahren die
Goldmedaillen errungen hatte. 26 Freistempel wurden bislang aufgelegt.
Bislang hat die IMOS 40 Sonderstempel
aufgelegt, die auf sportliche Ereignisse
oder Sportler hinweisen. Zu den Ehrenmitgliedern zählen IOC-Ehrenpräsident
Samaranch, NOK-Ehrenpräsident Prof.
Walther Tröger und IOC Mitglied Dr.
Thomas Bach. Das Angebotsspektrum
für die Mitglieder ist umfangreich: 4x
jährlich ein umfangreiches Rundschreiben, Jahreskongresse, Regionaltreffen,
Reisen, Vereinsauktionen und Kontakte
zwischen den Mitgliedern haben eine
erfolgreiche Mannschaft geformt. Bei
den internationalen Ausstellungen
stehen immer IMOS - Mitglieder auf
dem Treppchen.
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirbt
die IMOS auch für die Verwendung der
Sportsondermarken, die jährlich mit
Zuschlägen erscheinen. Aus den
Zuschlägen erhält die Deutsche Sporthilfe jährlich ca. 3 Millionen Euro. OF
OLYMPISCHE ATHLETEN SORGEN FÜR DIE SPANNUNG.
OLYMPISCHE SPONSOREN LIEFERN DIE UNTERSTÜTZUNG.
ZUSAMMEN ERSCHAFFEN SIE DEN TRAUM.
Leider gibt es Unternehmen, die den Eindruck erwecken, olympische
Sponsoren zu sein, ohne Lizenzverträge mit dem IOC und dem NOK
abgeschlossen zu haben. Indem sie olympische Embleme oder Bilder
verwenden oder sich selbst als offizieller Partner der Olympischen
Spiele präsentieren, zerstören diese Trittbrettfahrer die Zukunft der
Olympischen Spiele. Sie entziehen ihnen die materielle Grundlage.
Nur offizielle Sponsoren der Olympischen Spiele sind berechtigt, die
olympischen Symbole und Bilder für ihre Werbung zu verwenden.
Diese Sponsoren haben das Recht dazu, indem sie Produkte, Dienstleistungen oder finanzielle Unterstützung liefern und somit helfen, die
Olympischen Spiele möglich zu machen.
Mit Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin bitten
wir Sie, die Unternehmen zu unterstützen, die offizielle olympische
Sponsoren oder Lizenznehmer sind. Vielen Dank.
© 2005 IOC. Photo Getty Images. Alle Rechte vorbehalten. www.olympic.org
Weltweite Partner der Olympiade
Nationale Sponsoren
Für weitere Informationen: Deutsche Sport-Marketing GmbH · www.dsm-olympia.de
Am Ursprung der
modernen Sportmusik:
Vorgänge reflektierend nachzeichnen und in Tönen illustrieren. Wann
und wo entstand die moderne
"Sportmusik"? In Wien um 1667.
Nach allen bisher bekannten Fakten
und Überlieferungen heißt der erste
musikalische Tonsetzer Johann
Heinrich Schmelzer. Er ist um 1620
oder 1623 in Scheibbs (Niederösterreich) geboren und starb im Frühjahr
1680 in Prag an der Pest. Als Sohn
eines Offiziers wuchs er im Feldlager
auf. Dort lernte er die Lieder und
Tänze der Völkerschaften des K.u.K.Reiches, der Böhmen, Kroaten, Polen
und Ungarn, kennen und erwarb
sich den Ruf eines gewandten
Violinisten. So kam er als 20-Jähriger in die Wiener Hofkapelle, leitete
die kaiserliche Instrumentalmusik
und wurde 1671 Vizekapellmeister
unter Kaiser Leopold I., der ihn 1673
in den Adelsstand erhob. Ab 1679
stand der renommierte Hofcompositeur Schmelzer an der Spitze der
kaiserlichen Hofkapelle. Zwei Werke
begründen seine Einstufung als
ersten "Sportkomponisten": das "Balletto a cavallo" von 1667
und die "Musikalischen Fechtschul" von 1668/69.
Johann Heinrich
Schmelzer
Von Hans-Dieter Krebs
M
usik und Sport sind zwar unterschiedliche Kulturbereiche, sind aber seit alters her durch gewisse
Übereinstimmungen verbunden: feste Regeln,
vielseitige Gestaltung und Interpretation, intensives Training,
allgemeine Verständlichkeit. Wann und wie sind sie erstmals
Hand in Hand oder Ton in Ton als Partner aufgetreten? Die
Ursprünge einer sportliche Aktionen begleitenden Musik
finden sich freilich nicht erst bei den Griechen. Schon aus
anderen Kulturen kennen wir Hinweise, dass beim sportlichem Zeitvertreib und bei athletischen Wettkämpfen die
Zuschauer durch rhythmisches Klatschen oder Singen die
Aktiven und sich in Stimmung brachten oder dass Trommler
oder Bläser untermalten oder anfeuerten.
Schlachtengesänge und Musikbegleitung in
unseren Stadien haben also eine lange Vorgeschichte bis in die Frühzeit. Bei den Sportspielen im antiken Griechenland, die auch musische Wettbewerbe einschlossen, untermalten
Flötenspieler (Auleten) die Kulthandlungen und
begleiteten Wettkämpfe, vor allem beim Weitsprung, wie wir aus zahlreichen Vasendarstellungen wissen.
Die beiden für die Antike bekannten Kategorien, Musik zum Kult und zur Wettkampfbegleitung, werden im späten 17. Jahrhundert
durch Kompositionen ergänzt, die sportliche
50
Pferdeballette gehörten zu den großen höfischen barocken
Spektakeln des 17. Jahrhunderts, die gern zu fürstlichen
Hochzeiten aufgeführt wurden. Für die Eheschließung von
Kaiser Leopold I. mit der spanischen Infantin Margarita
Teresa 1667 vor der Wiener Hofburg hat Schmelzer die
mitreißende Partitur für 100 Musiker geschaffen. Sie begleiteten in vier auf die Ecken der Wiener Hofburg verteilten
Orchestern den prachtvoll choreographierten Auftritt von
1.700 Reitern, Schauspielern, Artisten, Gauklern, unzähligen
Prunkfahrzeugen und 600 Pferden.
Diese Schau erinnert an olympische
Eröffnungsfeiern und ist ein frühes
Vorbild der erheblich kleiner dimensionierten olympischen Pferdekür
1972 vor dem Schloß Nymphenburg.
Bereits im gleichen Jahr 1667
erschien in Wien ein Buch, das auf
über 200 Seiten und mit zahlreichen
Kupfern der Choreographienummern
das Spektakel schildert und der
Nachwelt überliefert.
Nur reicht das Balletto a cavallo für
die Zuschreibung des ersten Sport-
komponisten an Schmelzer nicht aus, denn es
gab schon vorher Kompositionen zu ähnlichen
Pferdeballetten. Also kann dieses Werk, das die
deutsche Dressurreiterin Gabriela Grillo um
1980 für ihre eigenen Dressur wiederentdeckt
hat, nicht als allererstes Opus dieses Genres
angesehen werden.
Dennoch - Schmelzer ist bis zum Beweis des
Gegenteils der erste Komponist eines sportlichen Geschehens - ohne Auftrag, nur aus
Vergnügen, auch unter dem herrschenden
Eindruck der Bedeutung der Fechtkunst im
Kriegswesen und im Erziehungskanon vor allem
des Adels und der gehobenen Bürgerschaft: mit
der ein oder zwei Jahre (1678/79) nach dem
Pferdeballett geschriebenen "Musikalischen
Fechtschul". Dafür bot sich eine Fechtszene mit
blanken Waffen, die zu blutigen Blessuren
führte, geradezu als Vorlage zur Vertonung an.
Dieses typische malerisch-eindringliche Beispiel
der "musica representativa" ist in eine Suite für
Kammerbesetzung, die etwa sieben Minuten
dauert, eingefügt. Sie beginnt mit zwei Arien,
denen zwei Tänze, Sarabande und Courente, folgen, ehe im
Höhepunkt das eigentliche Gefecht und die Behandlung eines
jammernden Getroffenen durch den Bader, der offenbar der
eigentliche Nutznießer solcher Lektionen war, geschildert
werden. "Die berühmte Fechtschul stellt wohl die musikalische
Ebene eines inszenierten Scheinkampfes dar. Mit schlafwandlerischer Sicherheit faßt hier Schmelzer die kämpferische Urkraft
des Menschen in Töne. Er bleibt dennoch allerhöchsten
Niveauansprüchen gerecht. Derart sicheren Instinkt, mit welchem Schmelzer in der "Bader Aria" den verwundeten Streitern
tönende Pflaster auf die Wunden legt, findet man nicht so
schnell in der Musikgeschichte wieder." (Lorenz Duftschmid/Elisabeth Kurz). Damit kann Schmelzer das Erstgeburtsrecht für
eine sportliche Musikdichtung zugesprochen werden.
Das Thema Fechten war offenbar virulent und fand ersten
Widerhall. Schon drei Jahre später (1670) komponierte Jean
Baptiste Lully, ob mit oder ohne Kenntnis des Schmelzerschen
Opus, in Paris die Musik zu Molières Schauspiel "Le Bourgeois
gentilhomme" (Der Bürger als Edelmann). Sie
enthält einen kurzen Satz "Der Fechtmeister". Auch
hier gab die Ironie den Ton an, denn dieser gravitätische maître d'armes versuchte bei einem Scheinkampf den ungeschickten Protagonisten M. Jourdain erfolglos in die hohe Kunst des Fechtens
einzuführen. Die Geschichte dieser ersten Illustrationsmusik des 17. Jahrhunderts reicht bis 1920, als
Richard Strauss Lullys Werk in einer Orchestersuite
modernisiert und auch verfremdet hat.
Und 1673 schrieb Schmelzers genialer Schüler Ignaz Franz
Heinrich Biber eine Battaglia á 10. Der Titel lässt eines der
modischen musikalischen Schlachtengemälde vermuten. Trotz
der größeren Besetzung ist es jedoch weder bombastisch
noch besonders martialisch. Diese Battaglia ist eher eine
Nachempfindung des Schmelzerschen Vorbildes, was die
beiden letzten Sätze, ein fechterisches Duell und das Lamento
des Blessierten, beweisen.
Auch wenn die beiden Werke Schmelzers und ihre genannten Pendants von Lully und Biber keinen modernen Wettkampf illustrieren, so sind die delikat und witzig geschilderten Abläufe und untermalten Geschehnisse durchaus Vorstufen heutigen Sports, der Dressur und des Fechtens. Das
Fragezeichen hinter Johann Heinrich Schmelzer als erstem
"Sportkomponisten" dürfen wir getrost streichen - bis zum
Beweis des Gegenteils. Der Barockmeister steht am Anfang
eines nicht mehr abbrechenden Prozesses vielgestaltiger
und qualitativ sehr unterschiedlicher musikalischer Beiträge
zum und über das
sportliche
Geschehen, die
bis heute den
Sport und sein
kulturelles Image
prägen und nicht
mehr wegzudenOF
ken sind.
51
Die späten Glanzparaden des Rudi Kargus
r ist unbestreitbar die Nummer 1 und braucht sich nicht
wie kleine Jungen öffentlich um den vorderen Rang am
Ende des Spielfeldes zu streiten. Denn Rudi Kargus ist der
Erste, der sich als Torhüter auch noch künstlerische Meriten
erworben hat. Glanzparaden im Dress des HSV, des 1. FC
Nürnberg und 1.FC Köln - aber jetzt als fast Mittfünfziger mit
dem Malerpinsel ein ungewöhnliches Leben nach der Sportkarriere.
E
Was er einer kritischen Öffentlichkeit zeigt, ist die Reflexion
der sportlichen Vergangenheit nach seinem Motto: "Die geistigen Ablagerungen aus dem Erlebten (hier: Fußball) müssen
noch Mal ans Licht." Sicher - da leuchtet kein grelles Licht der
Tiefstrahler, sondern da lassen farbgewaltige Pinselstriche mit
einem harten Duktus das Nachdenken spüren. Der gebürtige
Wormser, der heute bei Hamburg lebt, ist nach 18 Jahren
Profifußball in Blankenese auf die Kunstschule gegangen.
Seine Prägung erfuhr er durch den Maler und Dozenten Jens
Hasenberg. Nun stellt er die ausdrucksvollen Fußballbilder bis
März 2006 im Deutschen Sport und Olympia Museum in Köln
aus - nicht nur weil das große Kick-Spektakel 2006 naht.
Wenn ein so renommierter Künstler und echter Sportfreund
wie Markus Lüpertz, Rektor der Kunstakademie Düsseldorf
52
dazu, Rudi Kargus ein poetisches und psychogrammatisches
Geleitwort widmet, dann ist das ein Gütesiegel. Lüpertz
spricht vom sehnsuchtsvollen Maler, dem die Kunst begegnet.
"Nun hat sie ihn im Griff und quält ihn. Denn es ist nicht
leicht mit all diesen Erinnerungen, die dieses aggressive Spiel
Fußball in seine Seele gebrannt hat, der Idylle der Malerei zu
verfallen." Nicht das gelbe Trikot, die schwarze Hose des
Schiedsrichters und das Gestreifte des Gegners ist ausschlaggebend, "aber die Dynamik, das Leben, die Kraft sind die
feinen Linien, die das Gelb oder das Trikot umkreisen, Schatten tragen, Schmutz und Erde oder nur eine Dunkelheit
fangen". Die Anspielungen auf Aktionen des Torhüters sind
unüberhörbar. So "füllen sich die heftigen Farbfelder mit einer
Atmosphäre, die uns vertraut und lesbar scheint". Doch die
Themen gehen über den bekannten Kreis der Kicker, den Blick
auf die gewissermaßen angehaltene Glanzparade, über den
einsamen Star hinaus: Randständiges, auf den Nebenplatz, die
Eckfahne, das Fußballett bis hin zum Luftkampf, eine abstrakte glühende Farbexplosion. Rudi Kargus stimmt nachdenklich
und unterminiert die gängigen Hochglanzeindrücke des
schön-schaurigen Fußballgeschäfts.
Hans-Dieter Krebs
OF-G ALERIE
OF-G ALERIE
53
Nachrichten des NOK
DSB und NOK verschmelzen zum Deutschen
Olympischen Sportbund
Es war ein historisches Ereignis für den
deutschen Sport, das von Manchem auf eine
Stufe gestellt wird mit der Gründung des
Nationalen Olympischen Komitees im Jahre
1949, der Gründung des Deutschen Sportbundes 1950 oder der Wiedervereinigung
des deutschen Sports im Jahre 1990. Mit der
Entscheidung der NOK-Mitgliederversammlung und des DSB-Bundestages für die
Fusion der beiden Dachorganisationen
wurde gut ein Jahr nach dem Ende der
Olympischen Spiele in Athen ein Reformprozess des deutschen Sports eingeleitet, dem
intensive Struktur- und Satzungsdiskussionen vorangegangen waren. Am 20. Mai
2006 soll die neue Dachorganisation, der
Deutsche Olympische Sportbund, gegründet
werden.
Während die Entscheidung in der NOKMitgliederversammlung am 10.12.2005 im
Kölner Maritim-Hotel in geheimer Abstimmung mit 109 Ja und 29 Nein Stimmen nur
knapp zugunsten der erforderlichen Dreiviertel-Mehrheit ausfiel, war das Ergebnis wenig
später beim DSB-Bundestag an gleicher
Stelle mit über 90% der Stimmen für die
Fusion eindeutig.
insbesondere NOK-Ehrenpräsident Prof.
Walther Tröger und DSV-Präsident Alfons
Hörmann vor einer übereilten Fusion. Zu den
befürwortenden Rednern zählte der Geschäftsführende Präsident des Deutschen
Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger, der
sagte: "Wir brauchen die Balance der Spitze
mit der Breite und die Balance der Breite mit
der Spitze. Wer das auseinanderdividiert,
versündigt sich am wirklichen Geist des
Sports." Der Präsident des Bundes Deutscher
Radfahrer, Rudolf Scharping, und SporthilfeChef Hans Wilhelm Gäb warnten nicht
minder eindringlich vor den Folgen eines
Scheiterns der Fusion. IOC-Mitglied Dr.
Thomas Bach stellte abschließend fest: "Der
Sport in Deutschland hat derzeit nicht das
Gewicht, das seinem Wert entspricht" und
rief der Versammlung zu: "Fügen Sie zusammen, was zusammen gehört." Andere Fusionsbefürworter wie der Sportwissenschaftler
und IAAF-Vizepräsident Prof. Dr. Helmut
Digel mahnten auf der Basis der Fusion neue
Leistungssportstrukturen an, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Präsidium (am 21.12.2005 in Frankfurt/M.
und 25.01.2006 in München) soll die deutsche Olympiamannschaft in Turin in den
Kampf um die Spitzensposition in der
Nationenwertung eingreifen und damit an
die Ergebnisse zurückliegender Winterspiele
anknüpfen“, brachte NOK-Präsident Dr.
Klaus Steinbach Mitte Dezember im Olympiapark in München seine Erwartungen an
die deutsche Olympiamannschaft Turin
2006 auf den Punkt. Ein spezielles Informa-
"Der Deutsche Sportbund und das Nationale
Olympische Komitee für Deutschland haben
den Weg für eine noch leistungsfähigere
gemeinsame Dachorganisation frei gemacht", gratulierte schließlich der für die
öffentliche Sportverwaltung in Deutschland
zuständige Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble zu klareren Entscheidungsabläufen und mehr Effizienz: "Ich freue mich,
dass die Bundesregierung fortan einen
einheitlichen Ansprechpartner hat. Dies wird
unsere traditionell gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit weiter fördern",
erklärte Schäuble, der sich u.a. auch für ein
höheres Maß an Planungssicherheit und flexibilität des Sports im Olympiazyklus
einsetzen will.
tionsseminar hatte, exakt 59 Tage vor
Beginn der Olympischen Winterspiele, die
Leiterinnen und Leiter der Teilmannschaften
der Olympiamannschaft Turin 2006 zusammengeführt. Steinbach führte auch in seiner
Funktion als Chef de Mission in die Tagung
ein und äußerte dabei zunächst zentrale
sportliche Zielsetzungen für das Team, das
in Nagano 1998 Platz eins, in Salt Lake City
knapp geschlagen von Norwegen Platz 2 in
der Nationenwertung vor den USA, Russland und Kanada belegt hatte. Darüber
hinaus soll die deutsche Mannschaft mit
fairem Verhalten in- und außerhalb des
Wettkampfs, geschlossenem Auftreten und
dopingfreien Leistungen überzeugen. Um
Unterstützung bat Steinbach auch für
Georg Hackl, der sich im Rahmen einer
Nachwahl um einen Sitz in der IOC-Aktivenkommission bewirbt. Hackl könnte auf
diesem Wege nach Prof. Walther Tröger und
Dr. Thomas Bach drittes deutsches IOCMitglied werden. Dr. Bach bewirbt sich in
Turin, nach seinem turnusbedingten Ausscheiden als Vizepräsident vor zwei Jahren
seinerseits erneut um einen Platz in der
IOC-Exekutive. Weitestgehend festgelegt
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach betonte,
die Gunst der Stunde müsse genutzt werden, um die wichtigen Felder von Leistungssportentwicklung und Leistungssportsteuerung auf der einen Seite und dem Zielwettkampf Olympische Spiele auf der anderen
Seite in eine Verantwortung zu bringen und
eng aneinander zu binden. DSB-Präsident
Manfred von Richthofen verwies auf die
Notwendigkeit, Gremienballast abzuwerfen,
Verantwortlichkeiten neu zu ordnen und den
deutschen Sport politisch noch wirkungsvoller aufzustellen.
Olympische Winterspiele
Turin 2006
In der, einer spannenden geheimen Abstimmung in der NOK-Mitgliederversammlung
vorausgehenden, Aussprache warnten
„Nach einer hoffentlich für den größten Teil
der Olympiakader erfolgreichen Qualifikation und Nominierung durch das NOK-
54
55
die Nutzung moderner elektronischer
Übertragungsmöglichkeiten die Überbrückung der Distanzen zum Nutzen der
Mannschaftsleitung und auch der Medienvertreter erleichtern, über deren Betreuung
die Mannschaftssprecher Michael Schirp
und Marcus Schick die Teilmannschaften
informierten. Umfang und Stellenwert der
medizinische Betreuung und Begleitung der
Olympiamannschaft erläuterte in München
Prof. Dr. Wilfried Kindermann, der sämtliche
Vorbereitungen koordiniert. Die Leitung der
medizinischen Abteilung in Turin liegt in
den Händen von Dr. Georg Huber. Dr.
Roland Augustin (Nationale Anti Doping
Agentur) ergänzte detailliert die in Turin
verbindlichen Anti-Doping-Bestimmungen,
Stefanie Teeuwen die Leistungen der Aktivenvertretung, die Herren Schütt (Katholische Kirche Deutschland) und Weber (Evangelische Kirche Deutschland) Angebote
seelsorgerischer Betreuung.
Olympiabekleidung im
Zeichen von Eis und Schnee
Alle wichtigen Informationen zu den Olympischen Winterspielen Turin 2006 findet man im
Internet unter http://www.torino2006.org/ENG/OlympicGames/home/index.html
sind Struktur, Arbeitsweise und Organisation
der Mannschaftsleitung. Die Delegationsleitung besteht aus dem NOK-Präsidenten und
den in Turin anwesenden Präsidiumsmitgliedern. Chef de Mission ist NOK-Präsident Dr.
Klaus Steinbach, Stellvertreter NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank, NOK-Abteilungsleiterin Sabine Krapf und DSB/BLGeschäftsführer Jörg Ziegler. Mit Stand vom
14.12. hatten bereits 142 Sportlerinnen und
Sportler die von den Fachverbänden in
Abstimmung mit NOK und DSB erarbeiteten
Qualifikationsnormen erreicht. Ein starker
Saisonauftakt der Wintersportler, insbesondere im Rennrodeln, Bob, Eisschnelllauf,
Biathlon, Skilanglauf und der Nordischen
Kombination lässt die Verantwortlichen von
einem bislang gelungenen Start in den
olympischen Skiwinter sprechen. Auch die
Entwicklungen im Shortrack, Springen,
Eiskunstlauf, Snowboard und Eishockey
geben Anlass zu Optimismus. Sorge bereiten
dagegen die verletzungsbedingte Ausfälle,
zuletzt von Hilde Gerg und Maria Riesch, im
alpinen Skilauf. Mit dem Karriere-Ende von
Gunda Niemann-Stirmemann, Monique
56
Zwischen dem 10. und 26. Februar kämpfen
2500 Wintersportler bei den XX. Olympischen Winterspiele Turin 2006 um olympische Medaillen. Mehr als eine Million
Besucher werden in Turin und in den
Bergregionen um die Stadt erwartet. Ein
Milliardenpublikum macht das Olympische
Ereignis darüber hinaus über das Fernsehen
zu einem globalen Event.
Garbrecht-Enfeldt, Christoph Langen und
Frank Luck muss die deutsche Olympiamannschaft darüber hinaus den Ausfall
einiger starker Leistungsträger der verganZahlreiche Partner und große einheimische
genen Olympiaden kompensieren. Doch
Unternehmen unterstützen das NOK, um
neben den bislang erzielten Leistungen des
sicherzustellen, dass die deutschen SportleSkiwinters spricht auch die Tatsache, bis auf
den Curling-Bereich der Frauen
voraussichtlich alle Disziplinen
in Turin besetzen zu können, für
sich. Bekannt sind die logistischen Herausforderungen, die
auf die Aktiven und ihre Betreuer zukommen werden. Sie
führen unter anderem zu einer
Aufteilung zentraler Einrichtungen wie des deutschen Mannschaftsbüros (in drei Geschäftsstellen in Turin, Sestriere und
Bardonecchia) und des von der
Deutschen Sportmarketing
GmbH unter Leitung von Geschäftsführer Achten organisierNOK-Mitglied Willy Bogner (vorne) präsentierte die
ten Deutschen Hauses (Zentraler
von seinem Unternehmen kreierte Einkleidung für die
Standort Sestriere mit Dependeutsche Olympiamannschaft Turin 2006.
dance in Turin). Zusätzlich soll
rinnen und Sportler in den "heißen" Tagen
im Februar in Turin vor einer großen Weltöffentlichkeit nicht nur in sportlicher
Hinsicht, sondern auch in punkto Design,
Fashion und Ausstattung eine gute Figur
machen. Durch die Mithilfe von Firmen wie
adidas, Bogner, Sioux, Triumph und nico ist
es dem vom NOK-Präsidium beauftragten
Bekleidungsausschuss gelungen, auch für
die Olympischen Winterspiele Turin 2006
wieder eine attraktive, hochmoderne und
innovative Olympiabekleidung für das
deutsche Team zusammenzustellen. Sie
wurde in enger Kooperation mit den Herstellern Ende Oktober im Münchner Kulturund Bildungszentrum Gasteig präsentiert.
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach durfte
sich dabei über zahlreiche mitwirkende
Spitzensportlerinnen und -sportler freuen,
die sich als Model zur Verfügung stellten.
Ihre Vorbereitung auf die Olympische Saison
unterbrachen auf unterhaltsame Art Tobias
Angerer (Skilanglauf), Steffi Böhler (Skilanglauf), Georg Hackl (Rodeln), Ulrich Kapp
(Curling), Silke Kraushaar (Rodeln), Alexander Kupprion (Snowboard), Patric Leitner
(Rodeln), David Möller (Rodeln), Felix Neureuther (Ski Alpin), Alexander Resch (Rodeln), Evi Sachenbacher (Skilanglauf) und
Diana Sartor (Skeleton). Fachkundig vorgestellt durch die Moderatoren Frank Elstner
und Markus Wasmeier vermittelten die
Aktiven einen Einblick in die Leistungsfähigkeit der Partner des NOK und die allgemeine
Vorfreude auf die Olympischen Winterspiele.
Das NOK dankt an dieser Stelle allen Beteiligten, insbesondere aber den langjährigen
Partnern adidas, Bogner, Sioux, Triumph und
Nico für die Zusammenarbeit und die Arbeit
an Design und Produktion der Olympiabekleidung.
Gold, Silber, Bronze: Bald beginnt sie
wieder, die Jagd auf die Olympischen
Medaillen, die diesmal in Form eines Rings
gestaltet sind.
nal, einem Sponsor der Turiner Spiele und
dem TOROC-Graphik Team unter der Leitung
von Dario Quatrini.
Anti-Doping-Bestimmungen
Das IOC hat die Anti-Doping Bestimmungen
veröffentlicht, die für die XX. Olympischen
Winterspiele Turin 2006 zur Anwendung
kommen. Das Dokument war zuvor allen
Nationalen Olympischen Komitees, den
Internationalen Fachverbänden und den
Anti-Doping-Agenturen zugestellt worden.
Während der Olympischen Winterspiele
sieht das IOC Doping-Kontrollen für alle
Substanzen vor, die sich auf der WADAVerbotsliste 2006 befinden. Die Kontrollen
können jederzeit und allerorts ohne jegliche
Vorankündigung stattfinden. Die für die
Regularien maßgebliche Zeitspanne geht
dabei über die Dauer der Olympischen
Spiele weit hinaus und wurde für die
Zeitspanne zwischen der Eröffnung des
Olympischen Dorfes Ende Januar bis hin zur
Schlusszeremonie der Spiele am 26. Februar
festgelegt. Als Ausdruck der Null-ToleranzPhilosophie des IOC gegenüber Doping und
Betrug im Sport soll die Zahl der DopingTests gegenüber Salt Lake um 45% auf
1.200 Kontrollen erhöht werden. Das IOC
wird die WADA beauftragen, die DopingTests während dieser Zeit über das OlympiaTerritorium hinaus auf nicht-olympische
Standorte in und außerhalb Italiens auszudehnen. Auch alle nationalen Anti-DopingOrganisationen können innerhalb ihres
Zuständigkeitsbereichs während der Phase
der Olympischen Spiele Kontrollen ausführen. Die IOC-Anti-Doping-Regeln im Internet. Die Bestimmungen im Internet:
http://multimedia.olympic.org/pdf/
en_report_1018.pdf
Olympische Medaillen
Turin 2006
Jean Claude Killy, Vorsitzender der IOCKoordinierungskommission und TOROCPräsident Valentino Castellani haben am
30.11.2005 in Turin die Medaillen der
Olympischen Winterspiele 2006 präsentiert.
Sie sind keine durchgehend festen Plaketten, sondern "Ringe" und weisen in der
Mitte ein Loch auf, durch das ein Band zum
Umhängen läuft. Die "freie Mitte" soll die
italienische "Piazza" als ein Symbol des
Landes für Versammlungen und Gastfreundschaft symbolisieren. Das Konzept für die
Medaillen stammt von Ottaviani Internatio-
Anti-Doping-Regularien, Liste der Verbotenen Substanzen und Techniken findet man im
Internet auf den Seiten von Internationaler und nationaler Anti-Doping-Agentur
(http://www.wada-ama.org ; http://www.nada-bonn.de)
57
Jugendlager
TV-Programm
Die knapp vierzig von den Mitgliedsverbänden für das Nationale Olympische Jugendlager Turin 2006 von Nationalem Olympischen Komitee und Deutscher Sportjugend
vorgeschlagenen Jugendlichen haben sich
Anfang Oktober in Nürnberg zu einem
ersten Vorbereitungstreffen zusammengefunden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen in erster Linie aus dem Wintersport, schwerpunktmäßig Skilauf, Eisschnelllauf und Eiskunstlauf. Darüber hinaus
wurden wenige Teilnehmerinnen und
350 Stunden Übertragungszeit, 19 Stunden
täglich, davon 14 Stunden live: ARD und
ZDF berichten umfassender als je zuvor von
den Olympischen Winterspielen vom 10.-26.
Februar 2006 in Turin. Das Gesamt-Programm wurde Anfang Dezember in München von ARD-Programmdirektor Günter
Struve und ZDF-Chefredakteur Nikolaus
Brender vorgestellt. Neben der täglich
wechselnden Live-Berichterstattung werden
ARD und ZDF rund 400 Stunden auf digitalen Zusatzkanälen anbieten. Zusätzlich wird
die ARD in ihren über 40 Hörfunkprogrammen teils rund um die Uhr berichteten,
weitere Angebote stehen bei ARD und ZDF
im Internet zur Verfügung. Beiden Sendern
assistieren zahlreiche ehemalige Wintersportler. Insgesamt arbeiten während der
Olympischen Winterspiele 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ARD und ZDF.
Inzwischen ein fester Bestandteil bei
Olympischen Spielen: Die nationalen
Jugendlager von NOK und DSJ, unterstützt
durch das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Teilnehmer aus dem Behindertensport und
aus Sommersportverbänden nominiert.
Mittels Vorträgen, Präsentationen, Übungen,
Sportprogramm und Führungen erhielten
sie einen Einblick in den olympischen Sport.
Im Zentrum stand u.a. ein Vortrag von NOKAbteilungsleiterin Sabine Krapf zur Entsendung der deutschen Olympiamannschaft.
Darüber hinaus gab es Referate, Berichte
und Filmbeiträge über zurückliegende
Jugendlager sowie zu zentralen Bestandteilen der Olympischen Idee und der Olympischen Bewegung. "Hauptziel der gemeinsamen Veranstaltung von DSJ und NOK war
die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung und das gegenseitige Kennen
lernen", erläutert NOK-Abteilungsleiter
Achim Bueble. Für Letzteres bestand ausreichend Gelegenheit bei Gemeinschaftsabend
mit Spielen, Musik und Tanz sowie einer
Führung durch die Stadt Nürnberg. Das
Jugendlager Turin 2006 wird gefördert
durch das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus
Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des
Bundes (KJP).
58
Olympische Spiele Peking,
Vancouver und London
Die Koordinierungs-Kommissionen der
Olympischen Spiele Peking und London
sowie der Winterspiele in Vancouver haben
Ende des Jahres im IOC und vor der EOCGeneralversammlung Berichte über den
aktuellen Fortschritt ihrer Vorbereitungen
vorgestellt.
Peking 2008
Für Peking informierte IOC-Sportdirektor
Gilbert Felli über den Besuch des IOC in
Hong Kong und Peking im August und die 5.
Sitzung der Koordinierungs-Kommission im
November in Peking, bei der auch das
Segelrevier in Qingdao inspiziert wurde. Felli
unterstrich insbesondere Fortschritte bei
der Errichtung der Wettkampfanlagen, in
den Bereichen von Kultur und Kommunikation, Finanzierung und Marketing. Zugleich
erwähnte er beispielhaft Transfers des sog.
Olympic Knowledge Transfer Systems sowie
das Beobachter-Programm für Organisatoren künftiger Spiele von denen Peking und
die betreffenden Organisationskomitees
direkt profitiert haben. Schließlich wurde
über das erste Welt-Fernseh-Briefing informiert, das in Peking stattgefunden hat und
bei dem es um die Arbeitsbedingungen der
internationalen Fernsehanstalten ging. Die
Olympischen Spiele Peking 2008 im Internet: http://www.beijing2008.com .
Vancouver 2010
Der Vorsitzende der IOC-Koordinierungskommission für die Olympischen Winterspiele 2010, René Fasel, erstattete Bericht
über den IOC-Besuch im September in
Vancouver und kündigte die dritte Visite der
Koordinierungskommission im Juni 2006 an.
Er arbeitete Fortschritte im Bereich der
Ressorts Sport, Medien, Transport, Technologie und Wissenstransfer heraus und unterstrich dabei die guten Beziehungen zwischen den örtlichen Organisatoren und
ihren Partnern. Die Arbeiten an den Sportstätten hätten begonnen und würden
pünktlich bis zum Jahr 2010 fertig gestellt.
Die Olympischen Winterspiele Vancouver
2010 im Internet: http://www.vancouver2010.com .
London 2012
Für die IOC-Koordinierungskommission der
Spiele der XXX. Olympiade London 2012
informierte erstmals deren Vorsitzender
Denis Oswald. Seit seiner Ernennung im
August hat Oswald zusammen mit einem
kleinen Expertenteam mit dem Aufbau
enger Beziehungen zum Londoner Organisationskomitee begonnen. Zugleich kündigte
Oswald den ersten Besuch der IOC-Koordinierungskommission für April 2006 an.
Oswald äußerte sich insgesamt zufrieden
über den zügigen Übergang Londons vom
Bewerber zum Gastgeber. Das Executive-
Lord Sebastian Coe (rechts), der Präsident
des Organisations-Komitees für die Olympischen Spiele 2012 in London, und Denis
Oswald, Chef des IOC-KoordinierungsBüros bei einem Meeting in London
und Efraim Zinger (Israel). Klaus Steinbach
dankte seinem deutschen Vorgänger in der
EOC-Exekutive, dem aus Altersgründen
ausscheidenden IOC-Mitglied Professor
Walther Tröger für seine Unterstützung und
sein Vertrauen im Vorfeld der Wahlen.
NOK kooperiert mit
Saudi-Arabien
Europäische Olympier: Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Dr.
Jacques Rogge (Mitte), NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach (links), und IOC-Mitglied Prof.
Walther Tröger (rechts) im September 2005 vor der Paulskirche in Frankfurt am Main
Board des IOC entschied, dass die Olympische Fernseh-Gesellschaft (OBO) für die
Spiele London 2012 unter der Kontrolle des
IOC agiert. Im Rahmen eines Orientierungsseminars haben IOC und Londoner Organisationskomitee (LOCOG) über weitere Details
ihrer partnerschaftlichen Planungen in den
kommenden sieben Jahren informiert. Auch
hier wollen die Organisatoren der Spiele vor
allem vom Wissenstransfer früherer Organisatoren des Mega-Ereignisses profitieren
und zugleich dafür sorgen, das möglichst
viele der von ihnen in Vorbereitung der
Spiele erarbeiteten Grundlagen nachfolgenden Ausrichtern zur Verfügung stehen. Der
Vorsitzende des örtlichen Organisationskomitees LOCOG, Sebastian Coe, gab dabei
auch Auskunft über die in einem gemeinsamen Seminar von IOC und LOCOG erarbeiteten ideellen Grundlagen der Spiele Die
Website der Spiele 2012:
http://www.london2012.org
Internationale
Zusammenarbeit
Dr. Steinbach in das EOCExekutivkomitee gewählt
Der Anfang Dezember in das Exekutivkomitee der Europäischen Olympischen Komitees (EOC) gewählte Präsident des Nationa-
len Olympischen Komitees für Deutschland,
Dr. Klaus Steinbach, will sich in diesem
höchsten europäischen Olympischen
Gremium dafür einsetzen, die Olympische
Position innerhalb Europas zu festigen und
auszubauen. Gleichzeitig, so Steinbach
nach seiner Wahl, gelte es, die europäischen Interessen innerhalb des IOC erfolgreich zu vertreten. Steinbachs Wahlerfolg
bei der 34. EOC-Generalversammlung am 3.
und 4.12 in Dublin stützt auch die deutsche
Stellung innerhalb der Olympischen Familie
- neben dem NOK-Präsidenten gehört die
Fechterin Claudia Bokel als Präsidentin der
EOC-Athletenkommission automatisch dem
EOC-Exekutivkomitee an. Für das 16köpfige Gremium standen neben den in
einem ersten Wahlgang bestätigten Präsidenten Mario Pescante (Italien), Vizepräsidenten Alexander Kozlovsky (Russland) und
Generalsekretär Patrick Hickey (Irland)
sowie Claudia Bokel acht bisherige Mitglieder des Exekutivkomitees erneut zur Wahl.
Um die vier verbleibenden Plätze bewarben
sich neben Steinbach neun weitere Europäer. IOC-Mitglied Kai Holm (Dänemark) sowie
Janez Kocijancic (Slowenien) und der Pole
Piotr Nurowski konnten sich gemeinsam
mit Steinbach durchsetzen. In ihrem Amt
bestätigt wurden neben Pescante, Kozlovsky
und Hickey die IOC-Mitglieder Guy Drut
(Frankreich), Kikis Lazarides (Zypern), Lambis
Nikolaou (Griechenland) und Craig Reedie
(Großbritannien), der Türke Togay Bayatli,
Guido de Bondt aus Belgien, Marit Myrmael
(Norwegen), Craig Reedie (Großbritannien)
Das Nationale Olympische Komitee für
Deutschland und das NOK Saudi-Arabiens
wollen künftig in der Sportentwicklung,
beim Austausch von Trainern und Athleten,
in Sportrecht und -medizin enger zusammenarbeiten. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten das IOC-Mitglied für
Saudi-Arabien Prince Nawaf Faisal Fahd
Abdulaziz , zugleich Vizepräsident des
saudischen NOK, und NOK-Präsident Dr.
Klaus Steinbach im Dezember in Frankfurt.
Für den Aufbau einer Vermarktung des
Olympischen Sports in Saudi-Arabien wurde
eine Zusatzvereinbarung in den Partner-
IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach, Prinz Nawaf
Faisal Fahd Abdulaziz , zugleich Vizepräsident des saudischen NOK, NOK-Präsident
Dr. Klaus Steinbach und NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank (v.l.).
schaftsvertrag aufgenommen. Dr. Steinbach
und Prinz Nawal bezeichneten den Vertrag
als weiteren Schritt zur Festigung der
deutsch-saudischen Sportpartnerschaft,
nachdem zuvor bereits ein entsprechendes
Abkommen zwischen den Fußballverbänden
beider Länder unterzeichnet worden war.
"Nach den erfolgreichen Seminaren für
asiatische und afrikanische NOK's in 2003
und 2005 knüpft der deutsche olympische
59
Sport sein Netzwerk internationaler Sportkontakte mit dieser Partnerschaft in einer
bedeutenden Region noch enger", so
Steinbach.
Frauen fordern weltweit
mehr Sportfunktionen
"Es gibt weltweit nicht genug Frauen in
den Führungspositionen des Sports. Das 21.
Jahrhundert muss das Jahrhundert der
Frauen werden. Die Welt beobachtet uns,
die Frauen im Sport warten auf dieses
Ergebnis." - Das waren die Worte von Adolf
Ogi, Sonderberater für Sport im Dienst von
Entwicklungshilfe und Frieden der Vereinten
Nationen zu Beginn eines internationalen
UN-Gipfels in Atlanta. Vertreterinnen aus
Insgesamt fast 40 Nationen diskutierten
dort über Frauen in Führungsfunktionen des
Sports. Für den deutschen Sport nahm
Ingeborg Sieling, stellvertretende Vorsitzende des Bundesausschusses "Frauen im
Sport" im DSB teil. Prof. Dr. Gudrun DollTepper, Präsidentin des Weltrates für Sportwissenschaften und Leibeserziehung, war
eine der Sprecherinnen, die zum Thema
"Körperliche Erziehung durch Sport" die
wissenschaftliche Seite betrachtete und
dabei auch den Begriff "Gender Equality
and Power" besonders herausstellte. Erica
Terpstra, heute Präsidentin des NOK der
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper (links) und
Ingeborg Sieling in einer Sitzungspause am
Rande des UN-Gipfels in Atlanta
60
Niederlande, und
ebenfalls Teilnehmerin der Konferenz,
erinnerte sich, dass
1960 in Rom bei
den Olympischen
Spielen lediglich
11% der Aktiven
weiblich war, 1996
in Atlanta waren es
bereits 34%, und
acht Jahre später in
Athen nahmen 41%
Mädchen und
Frauen an der
Olympiade teil. Auf
Grund dieser Zahlen
fordern die Sportlerinnen weltweit
mehr Anteil an den
Führungsfunktionen
In der Vergangenheit nicht immer frei von Belastungen war das
im Sport. Anita
Verhältnis von Sport und Umwelt. Das dpa-Foto zeigt Greenpeace
DeFrantz, OlympiaAktivisten 1998 auf dem Homebush-Bay-Gelände vor dem im Bau
medaillengewinnebefindlichen Olympiastadion von Sydney.
rin im Rudern und
erste Vizepräsidentin
Regierungs-Organisationen eine gemeinsame
in der 103jährigen Geschichte des IOC sah
Resolution abgegeben. Im Rahmen der
sich mit kritischen Äußerungen im Hinblick
Konferenz veröffentlichte das IOC einen
auf die Mitwirkung von Frauen im IOC
Leitfaden für Sport, Umwelt und nachhaltige
konfrontiert. Entgegen der Absicht bis 2005
Entwicklung, der einvernehmlich begrüßt
mindestens 20% Frauen im IOC begrüßen
wurde. Dabei wurde die Verpflichtung der
zu können, sind heute von 117 IOC-MitglieOlympischen Bewegung auf die Prinzipien
dern nur 12 weiblich. Zum Abschluss des
der Nachhaltigkeit in Erinnerung gerufen.
Kongresses wurde eine Resolution verabDies hatte den Olympischen Kongress 1994
schiedet, die die Bedeutung des Sports für
in Paris veranlasst, Umwelt neben Sport und
Frauen und Mädchen für die UNO hervorKultur als dritte Säule der Olympischen
hob, auf die notwendige Einhaltung der
geschlechtlichen Gleichstellung hinwies und Bewegung zu bezeichnen und die Gründung
einer Sport- und Umwelt-Kommission im
entsprechende Initiativen würdigte. Eine
IOC auf den Weg zu bringen. Ebenfalls in
Delegation des Japanischen Olympischen
Erinnerung gerufen wurde die seit 1994
Komitees lud bei dieser Gelegenheit zur 4.
bestehende Kooperation zwischen dem
Weltfrauenkonferenz im Sport im Mai 2006
Internationalen Olympischen Komitee (IOC)
nach Kumamoto ein.
und dem Umwelt-Programm der Vereinten
Nationen (UNEP) zur Förderung von Nachhaltigkeit im Sport. Bestätigt wurde durch
Sport, Frieden und Umwelt
die Konferenz der direkte Zusammenhang
zwischen Frieden, Sicherheit und dem Schutz
Vom 9. bis 11. November 2005 fand in
der Umwelt durch nachhaltige Entwicklung.
Nairobi die VI. Weltkonferenz zu Fragen von
Anerkannt wurde die beispielhafte Arbeit des
Sport, Frieden und Umwelt statt. Zum
IOC in der Reduzierung umweltrelevanter
Abschluss wurde von den Delegierten des
Folgen sportlicher Großereignissen sowie die
Internationalen Olympischen Komitees, der
Fortschritte von Fachverbänden, insbesondeInternationalen Sportfachverbände, der
re auch der FIFA und ihrer "Green Goal
Nationalen Olympischen Komitees, der
Initiative". Mit Beifall bedachte die Konferenz
Organisationskomitees Olympischer Spiele,
Fortschritte der Stadt Turin bei der Integratides Weltverbandes der Sportartikelindustrie,
on von Umweltbelangen in die Vorbereitung
dem Umweltprogramm der Vereinten Natioder XX Olympischen Winterspiele 2006.
nen und anderer UN Einrichtungen, der
Zufriedenheit lösten die Organisatoren der
Afrikanischen Union und betroffenen Nichtkommenden Spiele Peking 2008, Vancouver
2010 und London 2012 aus, Umweltbelange
in sämtliche Planungen und Vorbereitungen
der bevorstehenden Olympischen Ereignisse
einfließen zu lassen. Das IOC wurde allerdings auch um eine Verdoppelung seiner
Anstrengungen bei der Schaffung eines noch
größeren Umwelt-Bewusstseins im Bewerbungsprozess für Olympische Spiele gebeten.
Internationale Fachverbände, Nationale
Olympische Komitees und Organisatoren
von Sportereignissen wurden von der
Konferenz ermutigt, vorliegende Empfehlungen aufzugreifen. Gleichfalls wurden die
Verbände ermutigt, Initiativen zu ergreifen,
die der nachhaltigen Umwelt- und Friedensentwicklung durch Sport dienen könnten.
Im Zusammenhang mit dem durch die UNGeneralversammlung ausgerufenen Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung wurde erinnert, Erziehung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden mit Hilfe des
Sports zu fördern und die Rolle des Sports
und der Olympischen Idee beim Aufbau
einer friedlichen und besseren Welt durch
die Olympische Waffenruhe aufzuzeigen.
Insbesondere im Zusammenhang mit den
Millennium-Entwicklungszielen der UN
wurde der Stellenwert des Sports für den
Kampf gegen AIDS und die Herstellung von
Gender-Equality verdeutlicht. Das IOC
wurde dazu aufgerufen, beispielhafte Praxis
für Friedens- und Umweltentwicklung zu
identifizieren und zu publizieren. Genannt
wurde u.a. das UNEP Nature-and-SportCamp. Schließlich wurden die Sportorganisationen ermutigt, in der Ausbildung von
Kindern und Jugendlichen und in der
Zusammenarbeit mit den Medien ein noch
größeres Bewusstsein für die Bedeutung für
Umwelt und Nachhaltigkeit für den Frieden
zu schaffen.
Neues web-basiertes
Anti-Doping-System
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat
am 17.11.2005 ein neues, internet-basiertes
Anti-Doping Verwaltungs- und Management-System (ADAMS) vorgestellt. Es soll
weltweit Anti-Doping-Aktivitäten, so wie sie
sich aus dem World Anti-Doping-Code
ergeben, koordinieren. WADA-Direktor David
Howman sprach von einem bedeutenden
Schritt nach vorn im Anti-Doping Kampf:
"ADAMS vereinfacht die Prozesse. Es hilft
uns, die Betrüger noch effektiver zu verfolgen", sagte Howman. Mit Hilfe von ADAMS
sollen alle in AntiDoping-Aktivitäten
involvierten Parteien in
die Lage versetzt werden,
relevante Informationen
mit einem sicheren
System abzurufen bzw.
koordinieren. Dazu
zählen z.B. Aufenthaltsorte von Athleten, Testund Kontrollbestätigungen, Labor-Berichte etc.
ADAMS besteht dabei
aus vier Modulen. Alle
am Anti-Doping-System
Phil Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen
beteiligten EinrichtunKomitees, präsentiert in Turin das Maskottchen der Paralympics
gen haben die Möglich2006 namens Aster.
keit, über eine Datenbank Informationen
auszutauschen. Dadurch
befindet sich nicht in diesem Gremium.
soll der Überraschungs-Effekt und die
Während der Versammlung erhielten sechs
Effizienz unangekündigter TrainingskontrolPersönlichkeiten den Paralympischen Orden,
len erhöht werden. Auch die Aktiven köndie höchste Auszeichnung die das IPC
nen die Informationen über ihre aktuellen
verleiht. Die Ehrung wird an Mitglieder der
Aufenthaltsorte von überall auf der Welt
Paralympic Family verliehen, die einen
einpflegen. Anti-Doping-Organisationen
herausragenden und langjährigen Beitrag
können ADAMS darüber hinaus nutzen, um
zur Paralympischen Bewegung und zu den
sich über Doping-Tests und ihre Resultate
Paralympics geleistet haben. Sowohl unter
zu informieren. Darüber hinaus werden
diesen Preisträgern als auch unter den
aktuelle Informationen über Anhörungen,
Preisträgern des Paralympic Sport Awards
Sanktionen etc. vorgehalten. Auch Ausnah2005, des Paralympic Media Awards und des
me-Genehmigungen für Therapeutischen
Paralympic Scientific Awards waren in
Gebrauch von Medikamenten können über
diesem Jahr keine Deutschen. Weitere
das System angefragt bzw. beantragt
Informationen im Internet unter
werden. Schließlich stellt es als Clearinghttp://www.paralympic.org
Stelle Daten sicher, die allen am Kampf
gegen Doping beteiligten Partnern zur
Verfügung stehen. Bereits Mitte 2005
begann die Pilot-Phase. Insgesamt 30 AntiIOC-Präsident Rogge 2006
Doping-Organisationen sowie 10 Antiwieder in Deutschland
Doping-Labors wurden im Rahmen intensiver Trainings in die Datenbank eingewiesen.
Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft in
In den kommenden Monaten sollen weitere
Deutschland hält der Präsident des InternaEinrichtungen hinzukommen. Mehr Infortionalen Olympischen Komitees, Dr. Jacques
mationen über ADAMS und die World-AntiRogge, auf Einladung des katholischen
Doping-Agentur unter: www.wada-ama.org
Theologen Prof. Dr. Hans Küng eine Rede
zum Weltethos in Tübingen. Dies teilte die
Weltethos-Stiftung im November in Tübinmit. Ein genauer Termin steht noch
Paralympics Präsident Craven gen
nicht fest. Vor Rogge sprachen in Tübingen
wiedergewählt
die iranische Anwältin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, der britische
Die Generalversammlung des InternationaPremierminister Tony Blair, UN-Kommissarin
len Paralympic Komitees (IPC) hat im
Mary Robinson, UN-Generalsekretär Kofi
November in China ein neues Präsidium
Annan und Bundespräsident Horst Köhler.
gewählt. Präsident wurde erneut der Brite
Rogge und Küng waren zuletzt beim InterSir Philip Craven. Er erhielt 103 von 123
national Olympic Forum Ende September in
möglichen Stimmen für eine neue, vierjähri- Frankfurt zusammengetroffen.
ge Legislaturperiode. Vizepräsident wurde
der Spanier Miguel Sagarra. Ein Deutscher
61
Aktuelle Entwicklungshilfeprojekte
Im Rahmen des UN-Jahres des Sports
unterstützte das Bundesministerium des
Innern (BMI) das Nationale Olympische
Komitee (NOK) für Deutschland in den
letzten Monaten des Jahres u.a. bei der
Durchführung von Projekten zugunsten
von Menschen in den verwüsteten Tsunami-Gebieten Sri Lankas, Thailands und
Indonesiens sowie bei der Aus- und
Fortbildung von Trainerinnen Afghanistans. Informationen zum UN-Jahr des
Sports im Internet:
http://www.nok.de/index.php?res_id=115
Indonesien.
In Aceh/Indonesien wurde im November
und Dezember mittels Vorbereitung und
Durchführung eines großen Spiel- und
Sportfestes versucht, Kindern und Jugendlichen durch Spiele und körperliche Aktivität
neue Lebensfreude zu vermitteln. Im Zuge
der Vorbereitungen wurden u.a. auch
Übungsleiter und angehende Trainer ausund fortgebildet. Sie können traumatisierten Kindern und Jugendlichen Sportspiele
jeglicher Art beibringen. Vom NOK für
Deutschland war der erfahrene Entwicklungsexperte Hans-Peter Thumm vor Ort im
Einsatz.
geführte und vom Bundesministerium des
Innern (BMI) geförderte Veranstaltung
richtete sich an Lehrkräfte, Trainer und
Therapeuten in den von der TsunamiKatastrophe betroffenen Gebieten, die mit
traumatisierten und behinderten Kindern
und Jugendlichen zusammenarbeiten. Die
Veranstaltung hatte im Rahmen des Internationalen Jahres des Sports und der
Leibeserziehung der UNO Modellcharakter
für die Region und soll auch auf andere
Länder ausgedehnt werden. "In letzter Zeit
sind mehrfach Naturkatastrophen und
Störfälle bekannt geworden, bei denen
zahlreiche Menschen starben oder ernsthafte physiologische und psychologische
Verletzungen erlitten. Ein Anlass, Hilfeleistungen in Form von zukunftsorientierter
Unterstützung zu organisieren", erläutert
ICSSPE-Präsidentin Prof. Dr. Gudrun DollTepper die Hintergründe der Veranstaltung.
Im Rahmen ihres Vortrags erörterte Dr.
Schott wichtige Fakten zum Zusammenhang von körperlicher, geistiger und sozialer Entwicklung. Dabei bereitete sie die
wichtigsten sportbezogenen Erkenntnisse
und Wissensbestände für den größtenteils
fachfremden Zuhörerkreis auf und gab
zahlreiche Beispiele gelungener Sportpraxis
mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Das Nationale Olympische Komitee
für Deutschland ist mit seinen in der Regel
durch das Auswärtige Amt finanzierten
Entwicklungs-Projekten seit Jahren in
Krisenregionen wie Indonesien, Afghanistan, Nepal und Kambodscha präsent. Im
UN-Jahr des Sports engagiert sich das NOK
zusätzlich in von der Tsunami-Katastrophe
betroffenen Gebieten Südostasiens. Unterstützt durch das BMI werden in Projekten
in Sri Lanka, Indonesien und Thailand
insbesondere Kindern und Jugendlichen
Möglichkeiten aufgezeigt, über den Sport
ihre traumatischen Erlebnisse besser zu
verarbeiten. Im Auftrag des NOK leitet Dr.
Schott derzeit (vom 7.-22. Dezember 2005)
ein solches Projekt in Ban Bangsak/Phuket.
Thailand.
Dr. Nadja Schott, Sportwissenschaftlerin an
der Justus-Liebig-Universität in Gießen und
NOK-Expertin für Entwicklungsprojekte in
Asien, hat Ende Oktober in Bangkok auf
Vermittlung des NOK das Auftaktreferat
eines internationalen Seminars über die
Möglichkeiten des Sports in der Arbeit mit
traumatisierten Kindern und Jugendlichen
gehalten. Die vom Weltrat für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE) durch-
62
Sri Lanka.
In Kalutara/Sri Lanka ermöglichte das NOK
durch den Einsatz des Frankfurter Entwicklungsexperten Klaus Blessing im Oktober
und November in den von der Flutkatastrophe zerstörten Gebieten die Herstellung
von Sportstätten und -geräten. Jungen
und Mädchen sollten dadurch die Möglichkeit bekommen, wieder regelmäßig Sport
zu treiben. In den Strandbereichen von
Kalutara leben die Menschen immer noch
in blauen UN-Zelten. Mit Hilfe in- und
ausländischer Hilfsorganisationen werden
neue Häuser gebaut. Auch der deutsche
Sport beteiligte sich am Wiederaufbau der
verwüsteten Region. Auch dieses Projekt
wurde im Rahmen des UN-Jahres des
Sports vom Bundesministerium des Inneren
(BMI) unterstützt. "Kalutara wurde von der
Tsunamiwelle besonders stark beschädigt.
Viele Familien, die im Strandbereich arbeiteten oder wohnten haben ihr Haus und
alles Hab und Gut verloren. Sie leben zum
Teil heute noch in provisorischen Hütten
oder Zelten oder sind ins Landesinnere zu
Familienangehörigen oder Freunden gezogen", erklärt Blessing: "Die Auswirkungen
des Tsunami auf Spiel- und Sport sind in
Kalutara und insbesondere der sehr armen
ländlichen Umgebung deutlich sichtbar."
Die wenigen verbliebenen Schulen sowie
Kinder-, Jugend- und Behinderten-Einrichtungen seien wegen der Zerstörungen
überfüllt, Spiel- und Sportplätze zerstört
beschädigt oder unbenutzbar. "Es war
auffallend, dass viele Kinder und Jugendliche ungewöhnlich ernsthaft und verunsichert wirkten, was sicher auch auf die
Tsunami-Ereignisse in diesem Land zurückzuführen ist", schildert der in Krisenregionen erfahrene Klaus Blessing seine Eindrücke bei der Ankunft. Unmittelbar nach
seinem Eintreffen hat er verbliebene
Sporteinrichtungen, Schulen, Waisenhäuser
und Behinderteneinrichtungen in Kalutara
und Umgebung besucht. In einer improvisierten Werkstatt fertigte er aus mitgebrachten Materialien einem alten Schweißgerät und den vor Ort zu Verfügung
stehenden Materialien wie Wasserleitungsrohren Kleinfeldtore, Korbballanlagen,
Torwände und Basketball-Kettennetze.
Einheimischen Mitarbeitern wurden detaillierte Anleitungen zum Nach-Bau der
Spiel- und Sport-Geräte gegeben. Danach
wurden auf ausgewählten Anlagen Sportplätze angelegt. Höhepunkt seines Aufenthaltes war ein großes Spiel- und Sportfest,
das Blessing zusammen mit mehreren
hundert Kindern, Offiziellen und örtlichen
Medien am 12.11.2005 feierte, um die
neuen Anlagen einzuweihen. "Die erstellten
Spiel- und Sportgeräte und Spielfelder
sowie die aus Deutschland mitgebrachten
Materialien haben für Sri Lanka Modellcharakter," bilanziert Blessing, der mittlerweile
mit zahlreichen neuen Eindrücken, Bildern
und einem Erlebnisbericht nach Frankfurt
zurückgekehrt ist.
63
Afghanistan.
Mongolei.
Zu einer Trainerfortbildung befanden sich
vom 3. bis zum 15.10. sieben afghanische
Trainerinnen in Deutschland. Sie wurden an
der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt am
Main von Deutschem Sportbund (DSB) und
Nationalem Olympischen Komitee (NOK) aus
Mitteln des Bundesministeriums des Innern
(BMI) im Rahmen eines Projekts im UN Jahr
des Sports und der Leibeserziehung ausgebildet. Auf der Tagesordnung standen
theoretische und praktische Inhalte von der
Durchführung "Kleiner Spiele" über Vorträge
zur Rolle der Trainerin, vom Teambuilding
bis hin zur Schulung konditioneller und
koordinativer Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Neben dem Fußball, der schon bei einem
Ausbildungsseminar für 30 Trainerinnen in
Afghanistan im August des Jahres mit NOKExperte Klaus Stärk im Mittelpunkt stand,
war nun auch Basketball auf dem Programm. Die erworbenen Kenntnisse sollen
die Teilnehmerinnen in ihrer Heimat insbesondere an Schulen weitervermitteln.
Lehrgangsleiter war Lars Isecke, der zugleich
die Rolle des Projektkoordinators für NOK
und DSB einnimmt. "Der deutsche Sport hat
für den Wiederaufbau Afghanistans besondere Verantwortung übernommen und
versucht, zur nachhaltigen Sportentwicklung dieses Landes beizutragen. Bei den
Maßnahmen, die im Rahmen des UN-Jahres
des Sports und der Leibeserziehung 2005
vom Bundesministerium des Innern unterstützt werden, steht der Mädchen- und
Frauensport im Mittelpunkt", erklärt Isecke.
Mit dem Projekt wurde eine Personengruppe
im islamisch geprägten Afghanistan angesprochen, die bislang kaum Zugang zum
gesellschaftlichen Leben findet. Um ihr die
Teilhabe am Sport zu ermöglichen, werden
Übungsleiterinnen aus- und weitergebildet,
Sportausrüstung und -geräte zur Verfügung
gestellt und ein Sportplatz mit Sichtschutzzäunen errichtet. Auf diese Weise soll der
Benachteiligung von Mädchen und Frauen
entgegen gewirkt werden. Ideengeber dieses
gemeinsam von NOK und DSB durchgeführten Projekts war der Bundesausschuss
Frauen im Sport. Die Umsetzung basiert auf
den langjährigen Erfahrungen des NOK in
der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Kooperationspartner sind die
AfghanistanHilfe Paderborn e.V. und der
Deutsche Turnerbund. Informationen zum
UN-Jahr des Sports im Internet:
http://www.nok.de/index.php?res_id=115
Zur gleichen Zeit (08.-24.11.) war Schießsport-Experte Uwe Knapp (Großefehn) zu
Gast in der Mongolei, um dort ein Kurzzeitprojekt im Schießsport durchzuführen.
Knapp ist seit Januar 2002 Cheftrainer
Schießen im Deutschen Behindertensportverband. Zuvor hat er in verschiedenen
Vereinen und unterschiedlichen Klassen und
Ligen als Pistolen- und Gewehrtrainer
gearbeitet. Knapp führte im Heimatland der
deutschen Spitzenathletin und Olympiateilnehmerin Munkhbayar Dorjsuren ein Seminar für 30 Trainerinnen und Trainer durch.
64
Alle Projekte dienen der Förderung von
Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten
Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik und werden aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert. Teil der Projekte sind Gerätespenden an die Partner vor
Ort.
Die letzten vom NOK für Deutschland im
Jahr 2005 koordinierten Maßnahmen zur
Förderung der Sportbeziehungen mit
Ländern der Dritten Welt, Chinas und
Osteuropas zielten auf die Sportarten
Handball, Schießen, Leichtathletik, Fußball,
Schwimmen und Tennis. Deutsche Experten
bereisten dazu Georgien, die Mongolei, den
Oman und Mali, Burkina Faso, Ghana und
Togo. Eine Delegation aus Nepal war darüber hinaus Gast des NOK in Frankfurt. NOKAbteilungsleiterin Katrin Merkel war zu Gast
beim NOK-Leichtathletik-Langzeitprojekt in
Uruguay.
Georgien.
Handball-Experte Bernhard Müller (Zirndorf-Bronnamberg) hielt sich im November
in Georgien auf, um dort im Auftrag des
Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für
Deutschland die Handball-Entwicklung
voranzutreiben. Bernhard Müller war CoTrainer der DHB-Damen-Auswahl bei den
Olympischen Spielen 1984. Er hat als
Bundesligatrainer gearbeitet und in Afrika,
Syrien, Portugal und Armenien im Ausland
Erfahrungen gesammelt. Müller referierte in
Tiflis über Handball in Schule und Verein,
Trends im modernen Hallenhandball, Konditionsschulung, Angriffstraining, Abwehrtraining und Torwarttraining. Seine Maßnahme
richtete sich an Trainer von Jugend- und
Juniorenteams. Informationen über
Georgien im Internet:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html
?type_id=14&land_id=49
Ebenfalls in der Mongolei führte Schwimmtrainer Andreas Paeck (46) im November
und Dezember ein Kurzzeitprojekt des NOK
zugunsten des Schwimmsports durch.
Einsatzort war die Hauptstadt Ulanbaatar
sowie die Stadt Erdenet: Hier stehen die
einzigen beiden 25 m Wettkampfbecken des
Landes. Paeck unterrichtete jeweils 20
Studentinnen und Studenten in den olympischen Disziplinen. Die Mongolei war im
Schwimmen erstmals in Sydney am Start,
darüber hinaus hat das Land zwei Mal
Athleten zu Weltmeisterschaften an den
Start gebracht. Andreas Paeck hat an der
Deutschen Sporthochschule Köln studiert.
Der examinierte Sportwissenschaftler legte
danach an der Trainerakademie auch das
Trainerdiplom ab. Als Trainer hat er in
Kerpen und Hürth gearbeitet. Seit 1990 ist
er Cheftrainer der Schwimmabteilung des
TSV Bayer Dormagen. Für das NOK für
Deutschland hat er Entwicklungsprojekte in
Guatemala und der Volksrepublik China
durchgeführt, bei denen er Trainer aus- und
fortbildete und Auswahlmannschaften
betreute. Informationen über die Mongolei
im Internet:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html
?type_id=14&land_id=115
Mosambik.
Jochen Figge (59) aus Bremen befindet sich
vom 29.12.2005 bis zum 30.01.2006 zum
zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres
im Auftrag des Nationalen Olympischen
Komitees für Deutschland in Mosambik, um
dort ein Trainer-Lizenzierungs-System zu
etablieren. Das Fußball-Kurzzeitprojekt ist
Folgemaßnahme eines im April und Mai
2005 begonnenen Projekts. Die Partner in
Mosambik haben großes Interesse an
Einblick und Übernahme der Trainerlizenzen
des Deutschen Fußball-Bundes. Weiterhin
ist ihnen daran gelegen, eine landesweite
Überprüfung aller Ausbildungsmaßnahmen
im Fußball zu erstellen, um sich bei allen
weiteren Projekten daran orientieren zu
können. Der deutsche Experte wird im
Rahmen seines Aufenthaltes theoretische
und praktische Schulungen durchführen
sowie das zuständige Ministerium, den
nationalen Fußball-Verband, Landesverbände sowie Trainer, Schiedsrichter und Offizielle beraten. Schwerpunktmäßig finden die
Vorhaben in deb Provinzen Maputo und Bira
statt.
Jochen Figge war als DFB-Lizenz-Trainer
und technischer Direktor im Laufe der
letzten 25 Jahre in acht Entwicklungsländern tätig, unter anderem in Guinea, Nepal,
Papua Neu Guinea, Zambia, Trinidad und
Tobago, Botswana, Äthiopien und Eritrea.
Dieser Liste sind weitere Länder hinzuzufügen, in denen Figge als Berater des Nationalen Olympischen Komitees, der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit
(GTZ), des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)
und des Internationalen Fußball-Bundes
tätig war.
Oman.
Der deutsche Leichtathletik-Trainer Ralph
Mouchbahani (z.Zt. Singapur) reiste vom
10.-18. November in den Oman, um dort
zusammen mit einheimischen Experten
Leichtathletik-Trainingszyklen für das
kommende Jahr zu erarbeiten. Darüber
hinaus stellte er das Projekt Kids´ in Athletics vor und wies in Methoden der Trainingsbeobachtung und Videoanalyse ein.
Mouchbahani war als Diplom-Sportlehrer
unter anderem als Sprungtrainer beim
Deutschen Leichtathletik-Verband beschäftigt und war als Chef-Coach von Salamander Kornwestheim zahlreiche Titel bei
nationalen und internationalen Meisterschaften mitverantwortlich. Für NOK und
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit
war er u.a. in Mauretanien, Saudi Arabien
sowie zahlreichen weiteren Entwicklungsländern tätig. Informationen über den
Oman im Internet:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html
?type_id=14&land_id=127
Mali.
In der Republik Mali hat Fußball-Experte
Joachim Fickert (Straßenhaus) im November
und Dezember ein Kurzzeitprojekt zur
Förderung des Fußballsports durchgeführt.
Die Maßnahme diente der Fort- und Weiterbildung von Trainern. Die Trainer sollten
Talente entdecken, Spiele analysieren,
Training planen, Mannschaften aufbauen
sowie pädagogische Herausforderungen
erkennen lernen. Darüber hinaus sollten sie
mit Hilfe des deutschen Experten Wissen
über Inhalte und Methoden, Leistung
bestimmende Faktoren, Periodisierung des
Trainings und taktisches Handeln erwerben.
Informationen über Mali im Internet:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html
?type_id=14&land_id=104
Burkina Faso.
Auch Trainerinnen und Trainer in Burkina
Faso profitierten in den zurückliegenden
Wochen von einer Ausbildungsmaßnahme
des Nationalen Olympischen Komitees für
Deutschland. Finanziert aus Mitteln des
Auswärtigen Amtes zur Förderung von
Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten
Welt reiste Fußball-Experte Heinz-Peter
Überjahn in das westafrikanische Land, um
speziell über Merkmale des Jugendtrainings
und der Talentförderung zu referieren.
Partner der Entwicklungsmaßnahme sind
der Deutsche Fußball-Bund, die Deutsche
Botschaft Burkina Faso, sowie der Nationale
Fußball-Verband und das Nationale Olympische Komitee für Burkina Faso. Ausbildungsschwerpunkte waren Fragen der Trainingslehre, Methoden zur Konditionsschulung,
Technik und Taktik im Fußball, TeamManagement und Sportverletzungen. Etwa
die Hälfte der Einheiten fallen jeweils auf
Theorie und Praxis. Darüber hinaus wurde in
einem weiteren Schwerpunkt eine Fußballschule konzipiert und die Weiterbildung von
Vereinstrainern und Trainern der Jugendnationalmannschaften geplant. Auch hier
führte der deutsche Experte eine umfangreiche Materialspende, bestehend aus
Markierungshemden, Fußbällen, Trikots und
Fußballschuhen mit sich. Wie viele Entwicklungsexperten ist auch Heinz-Peter Überjahn diplomierter Sportlehrer. Die zurückliegenden 25 Jahre hat er als Berater für die
Fußballentwicklung in Niger (1981-1986),
Burkina Faso (1986-1991) und Namibia
(1991-2004) verbracht. Als Trainer war er
dabei in 243 offiziellen Länderspielen
afrikanischer Länder involviert. Zuvor war er
Leiter einer Sportfördergruppe der Bundeswehr und hat u.a. in Bad Hennef Auslandstrainer weitergebildet. Informationen über
Burkina Faso im Internet:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html
?type_id=14&land_id=29
Ghana.
Mit dem 47jährigen Hans-Jürgen Mergner
(47) bildete im November und Dezember der
Verbandstrainer des Württembergischen
Tennis-Bundes e-V. in Ghana 30 jugendliche
Tennis-Spieler fort. Mergner ist Mitglied im
Ausschuss für Ausbildung und Training des
Deutschen Tennis Bundes und im Württembergischen Tennis-Bund Leiter der Traineraus- und fortbildung. Er besitzt mit der ATrainer Lizenz die höchste Ausbildungslizenz
im DTB. Für das Entwicklungsprojekt wurde
der Diplom-Sportpädagoge vom Württembergischen Tennis-Bund frei gestellt. Informationen über Ghana im Internet:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html
?type_id=14&land_id=50
Togo.
Michael Nees (38), Sportwissenschafter und
Fußball-Experte aus Stutensee (BadenWürttemberg), führte seit dem 25.11.2005
noch bis zum 07.12.2005 eine Fortbildung
für Fußball-Trainer in Togo durch. Die
Maßnahme findet in enger Zusammenarbeit
mit dem Deutschen Fußball-Bund statt.
Michael Nees hat die DFB-A-Lizenz und das
UEFA-Fußball-Lehrer-Diplom. Erfahrungen
als Auslands-Sportexperte sammelte er u.a.
auch in Südafrika, Japan und zuletzt auf
den Seychellen. Wissenschaftlich hat er sich
mit der Jugendarbeit im Profi-Fußball
beschäftigt und Ausbildungskonzepte von
Clubs wie Karlsruher SC, VfB Stuttgart, FC
Schalke 04 und FC Girondins Bordeaux
analysiert. Informationen über Togo im
Internet:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html
?type_id=14&land_id=170
65
Nepal.
Schließlich befand sich vom 28.10. bis zum
6.11.2005 eine Delegation aus Nepal mit
Führungskräften der einheimischen Sportverwaltung und des dortigen Nationalen
Olympischen Komitees (NOK) in Deutschland, um sich hier über den deutschen
Spitzensport zu informieren. Ihre Hospitation in verschiedenen Einrichtungen und
Organisationen des deutschen Sports
erfolgte im Rahmen eines NOK-Leichtathletik-Langzeitprojekts. Von 2003 bis noch
voraussichtlich in das Jahr 2007 hinein
werden mit seiner Hilfe die Sportbeziehungen zu Nepal im Rahmen der Auswärtigen
Bildungs- und Kulturpolitik aus Mitteln des
Auswärtigen Amts gefördert. Aus Eigenmitteln unterstützte das NOK im Rahmen
dieses Besuchs den Start von drei nepalesischen Top-Läufern beim Marathon am
30.10.2005 in Frankfurt am Main. Zu den
Stationen der Delegation zählten neben
dem NOK für Deutschland, für das Generalsekretär Bernhard Schwank die Gäste
begrüßte, der Deutsche Sportbund, der
Deutsche Leichtathletik-Verband, die DLVTrainerschule Mainz, die Trainerakademie in
Köln, die Olympiastützpunkte in Köln,
Frankfurt, Berlin und Leipzig, den ASV Köln,
die Institute für Sportwissenschaft der
Universitäten Frankfurt und Leipzig sowie
das Bundesleistungszentrum Kienbaum. Der
Arbeitsbesuch wird vom Leiter des Langzeitprojekts Günter Lange begleitet. Zahlreiche
sachkundige Referenten und LeichtathletikExperten informierten über das System des
deutschen Spitzensports. Informationen
über Nepal im Internet:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html
?type_id=14&land_id=120
Zu Gast in Uruguay
Die Leiterin der NOK Abteilung Internationale Zusammenarbeit, Frau Katrin Merkel,
besuchte vom 13.-19.November 2005 das
Leichtathletik-Langzeitprojekt in Uruguay,
das seit September 2004 von dem Entwicklungsexperten Björn Wangemann durchgeführt wird. Im Verlauf ihrer Reise informierte sich Frau Merkel über die Fortschritte in
den verschiedenen Teilbereichen des
Projekts. So nahm sie unter anderem an der
offiziellen Gründungsfeier des Regionalen
66
Leichtathletik-Verbandes der Region Salto
im Norden des Landes teil und besuchte
auch die Region Paysandú, in der ebenfalls
unter Mitwirkung des deutschen Projekts,
ein neuer Leichtathletik-Verband gegründet
wurde. Der Aufbau permanenter Organisationsstrukturen in der Leichtathletik insbesondere im Inneren von Uruguay ist ein
wesentlicher Baustein des deutschen
Projekts. In Montevideo führte Frau Merkel
Gespräche mit dem deutschen Botschafter
Dr. Volker Anding, der sich sehr zufrieden
über die Wirkung und hohe Akzeptanz des
Projekts in Uruguay äußerte. Bei dieser
Gelegenheit erhielt die erfolgreiche uruguayische Teilnehmerin am Trainerlehrgang
der Universität Leipzig, Alejandra Monza ihr
Diplom aus der Hand des Botschafters (s.
ten Sportgeräte für den von Wangemann
in Uruguay und anderen Ländern Lateinamerikas verbreiteten Leichtahletik-Kinderevent "Mini-Atletismo" herstellten. Auch
ergab sich ein Gespräch mit dem neuen
Regierungspräsidenten der Region Montevideo, Ricardo Ehrlich über die Durchführung eines kommunalen SelbsthilfeProjekts. Diese Pilotmaßnahme, die von
Wangemann in Zusammenarbeit mit der
Regierung von Montevideo initiiert wurde,
sieht den Wiederaufbau einer verwahrlosten kommunalen Multisportanlagen in
einem Armenviertel der Stadt vor, das sich
mit großen sozialen Problemen konfrontiert
sieht. Wangemann hofft, mit Unterstützung des NOKs in Deutschland private
Partner zu gewinnen, die bereit sind, diese
humanitäre Initiative finanziell zu unterstützen. Für weitere Informationen steht
das Projekt unter der e-mail-Adresse:
proatletismo@adinet.com.uy gern zur
Verfügung. Das Langzeitprojekt in Uruguay
wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen der
Auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland unterstützt und hat eine
voraussichtliche Laufzeit bis 2008.
Neue Publikationen
Olympische Erziehung
NOK-Abteilungsleiterin Katrin Merkel (l.) mit
dem deutschen Botschafter Dr. Volker Anding
und Alejandra Monza, erfolgreiche Teilnehmerin am Trainerlehrgang der Uni Leipzig
Foto). Ferner gab es die Gelegenheit zu
Arbeitsgesprächen mit dem Präsidenten des
NOK von Uruguay und IOC Mitglied Dr.
Julio Maglione sowie den Präsidenten des
Uruguayischen Sportbundes und des
Nationalen Leichtathletik-Verbandes. Frau
Merkel nutzte in Montevideo die Gelegen
heit zur Teilnahme an einem praktischen
Workshop bei dem die Teilnehmer einer
Fortbildungsmaßnahme aus Abfallproduk-
Wie sehen Kinder die Olympischen Spiele?
Diese Frage war für das NOK für Deutschland und die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG) Ausgangspunkt zur Herstellung eines Wandkalenders für das Jahr
2006 im A4 Querformat. Zur Darstellung
kommen die prämierten Bilder des Wettbewerbs "Schüler malen Olympia" anlässlich
der Olympischen Spiele 2004 in Athen. Mit
dem deutschlandweiten Wettbewerb waren
NOK und DOG einem Aufruf des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gefolgt,
Kindern und Jugendlichen in der gestalterischen Auseinandersetzung die Olympische
Idee und die Olympischen Spiele näher zu
bringen. Aus insgesamt 6000 Einsendungen
von beteiligten Schulen, Kindertagesstätten,
Freizeiteinrichtungen und SOS-Kinderdörfern wählte die Jury die besten Arbeiten
aus. Zur Jury gehörten u.a. IOC-Mitglied
und NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther
Tröger, Dr. Klaus Schormann, Mitglied der
IOC-Kulturkommission, Prof. Jürgen Portmann, DOG-Wiesbaden, Marc Fritsche,
Vorsitzender des Bundes deutscher Kunst-
erzieher, Landesverband Hessen, TrampolinOlympiasiegerin Anna Dogonadze und
Sportjournalist Steffen Haffner.
Auch die nunmehr sechste Ausgabe des
Alpheios, jährlich erscheinender Newsletter
des Kuratoriums Olympische Akademie und
Olympische Erziehung ist im November
erschienen. Er enthält neben dem Kuratoriumsbericht zahlreiche Diskussionsbeiträge,
so u.a. ein Interview mit IOC-Mitglied Dr.
Thomas Bach, einen Beitrag von NOKPräsident Dr. Klaus Steinbach zu Olympischen Spielen und Olympischem Sport
sowie Artikel über aktuelle Projekte. Dazu
zählen u.a. das Olympische Jugendlager
2004 in Athen, Olympiaseminare, Akademische und künstlerische Wettbewerbe,
Sessionsberichte und Arbeitstagungen.
Schüler malen Olympia - 12 ausgewählte
Bilder kleiner Künstler begleiten den
Betrachter durch das Jahr 2006
"Wer sich die Satzung des NOK für
Deutschland und die Olympische Charta
anschaut, der erkennt, dass der Anspruch
von IOC und NOK auf zwei gleichberechtigten Säulen ruht. Zum einen ist dies die
Verantwortung für die Olympischen Spiele
und die Olympia-Mannschaften und zum
anderen die Verpflichtung gegenüber
Olympischer Idee und Olympischer Erziehung. Olympischer Sport und olympische
Erziehung sind keineswegs Gegensätze.
Olympische Spiele sind auch heute noch
der zentrale Motivationsanreiz für junge
Menschen im Sport. Olympischer Sport und
olympische Erziehung sind aufeinander
angewiesen. Nur gemeinsam sind sie in der
Lage, der Olympischen Idee wieder stärker
Beachtung zu vermitteln," schreibt NOKPräsident Dr. Klaus Steinbach in der Einleitung zum Newsletter.
Newsletter und Kalender können über die
Abteilung Olympische Erziehung in der
NOK-Geschäftsstelle, Tel.: 069/6700231
bestellt werden.
Findbuch zum "NOK der DDR“
Das Bundesarchiv hat erstmalig in seiner
Reihe "Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs" mit dem Band 107 "Nationales
Olympisches Komitee der DDR" ein Findbuch
über Bestände einer nationalen Sportorganisation herausgegeben. Der Kernbestand der
überlieferten Materialien bezieht sich auf die
Jahre 1950-1990. Einige Akten reichen
zurück bis in das Jahr 1947, und einige
knüpfen an die Olympischen Spiele 1936 in
Garmisch-Partenkirchen und Berlin an. Die
Bestände wurden insgesamt sechs großen
Gruppen zugeordnet: 1. Aufgaben, Arbeitsweise und Personal, 2. Olympische Spiele, 3.
Beziehungen zum Internationalen Olympischen Komitee, 4. Beziehungen zum Nationalen Olympischen Komitee der Bundesrepublik Deutschland, 5. Beziehungen zu
Nationalen Olympischen Komitees anderer
Staaten, 6. Beziehungen zu weiteren internationalen Organisationen. In den einzelnen
Klassifizierungsgruppen sind die Bestände
nach Laufzeit der Akten bzw. Bandfolgen
sortiert und aufgeführt. Kurze Erläuterungen
- "enthält u.a." - geben erste Hinweise, was
der Benutzer in den jeweiligen Ordnern
erwarten kann. Darüber hinaus ermöglichen
ein Sach-, geografischer und Personenindex
dem Nutzer einen sehr detaillierten Zugang
zu den erfassten Beständen. Fengler, C.
(Bearb.): Nationales Olympisches Komitee der
DDR. Bestand 510 (Findbücher zu Beständen
des Bundesarchivs, Band 107). Koblenz 2005,
153 Seiten, 11,80 Euro.
Willibald Gebhard Zentrum
in Berlin erhielt Gedenktafel
Am 10. November 2005 wurde am Schöneberger Sportzentrum in Anwesenheit führender Vertreter des Deutschen Sportbundes
und des NOK für Deutschland die seit Jahren
geplante Gedenktafel zu Ehren des Begründers der Olympischen Bewegung in Deutschland, Dr. Willibald Gebhardt, im Rahmen
eines Festaktes eingeweiht. Das weit über die
Grenzen Berlins bekannte Sportzentrum
trägt bereits seit dem Jahr 2002 den Namen
Willibald Gebhardt Sportzentrum. Die leeren
Haushaltskassen der Hauptstadt und die
schmalen Budgets der nationalen Sportverbände machten eine konzertierte Aktion des
Sports notwendig, um gemeinsam die
Kosten für die Einrichtung und Gestaltung
der Gedenktafel zu tragen. Der Initiative des
Landesportbundes Berlin, allen voran seinem
Präsidenten, Peter Hanisch und seinem
Mitarbeiter Dietrich Dolgner, sowie der
Mitwirkung des Willibald Gebhardt Instituts
e.V. ist es zu verdanken, dass der bekannte
Berliner Bildhauer Paul Brandenburg, der
auch die Stelen am Olympiastadion gestaltete, das geplante Projekt künstlerisch realisieren konnte. Mit der Gedenktafel für Willibald
Gebhardt wird nach vielen Jahren eine
Person im deutschen Sport geehrt, der
bereits 1904 die nationalen Sportfachverbände und den Olympischen Sport in
Deutschland unter einem Dach für viele
Jahre erfolgreich zusammenführte. Der
Gedenktafel für Willibald Gebhardt in
Berlin
Name Willibald Gebhardt steht also nicht
nur für ein wichtiges Kapitel in der olympischen Geschichte des deutschen Sports und
der Stadt Berlin, sondern für eine besondere
Vision, die das im Sport zusammengefügt
hat, was in der Zukunft auch wieder zusammengeführt werden sollte: - ein Deutscher
Olympischer Sportbund. (R. N.)
Graf Landsberg-Velen
wurde 80
Dieter Graf Landsberg-Velen feierte am 17.
Dezember 2005 seinen 80. Geburtstag. Der
einflussreiche und international hoch
angesehene Graf hat dem Sport in vielen
Funktionen gedient, so von 1974 bis 1993
als Vize-Präsident des DSB, seit 1994 bis
heute als NOK-Vize. 1968 war er maßgeblich an der Gründung der Deutschen
Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) beteiligt.
33 Jahre lang stand Graf Landsberg der FN
vor. Auf internationaler Bühne hat er sich
vor allem als Vize-Präsident des WeltreiterVerbandes (FEI, von 1979 bis 1988) einen
Namen gemacht. Als Leiter und späterer
Präsident stand er dem Malteser-Hilfsdienst
(MHD) von 1957 bis 1992 vor.
67
Nachrichten der DOG
3. Hauptausschusssitzung
gen" und die Fair-Play-Ehrungen für
Spitzensportler.
So wie allerorten dieser Tage im deutschen
Sport war auch beim 3. Hauptausschuss
der Deutschen Olympischen Gesellschaft
am 22. Oktober in Frankfurt die anstehende Verschmelzung der Dachverbände NOK
und DSB wichtiges Thema. Für die Vertreter
der DOG-Landesverbände und des DOGPräsidiums stellte sich dabei nicht die
Frage nach dem Ob, sondern vor allem
nach der Rolle der Deutschen Olympischen
Gesellschaft im zukünftig vereinten deutschen Sport.
Äußeres Zeichen der Öffnung vom Sport in
die Gesellschaft ist das neue Leitmotiv
"Leistung macht Spaß". "Unser Ziele, Kinder
mit dem Traum von Olympia für den Sport
und die olympische Idee zu begeistern und
den olympischen Werten, insbesondere der
Leistungsbereitschaft, zu einem höheren
Stellenwert in der Gesellschaft zu verhelfen,
spiegeln sich hierin wider ", erklärte Klein.
Das Motto spreche zudem jedermann, egal
ob Spitzensportler, Nachwuchstalent,
Angestellter oder Künstler, an, denn eine
Leistung werde immer aus der persönlichen
Perspektive des Einzelnen bewertet.
In seinem Bericht umriss Präsident Dr.
Hans-Joachim Klein das neu geschärfte
Selbstverständnis der Deutschen Olympischen Gesellschaft: "Wir sind eine werteorientierte, sportartenübergreifende Förderorganisation, die mit der olympischen Idee in
die Gesellschaft wirkt." In der breit gefächerten Sportlandschaft sei die Deutsche
Als zentrale Aufgabe für das kommende
Jahr nannte der Präsident das Untermauern
des Selbstverständnisses mit einem einheitlichen Erscheinungsbild und konkreten
Aktionen. Auch das Thema Völkerverständigung soll mehr Beachtung in den Aktivitäten finden. Zudem stehe die Werbung neuer
Mitglieder und Partner auf dem Programm.
"All unsere Aktivitäten werden in der Kontinuität einer engen Zusammenarbeit mit
dem Dachverband stehen", betonte er.
Olympische Gesellschaft die Mitgliederorganisation für die olympische Idee an der
Basis der olympischen Bewegung in
Deutschland. "Die olympische Idee als
Lösungsansatz in gesellschaftliche Problemstellungen einzubringen - das ist ein
Alleinstellungsmerkmal der Deutschen
Olympischen Gesellschaft", so Klein.
Abschließend dankte Klein seinen Präsidiumskollegen und den Zweigstellen für die
gute Zusammenarbeit. "Die Mitglieder, unsere Botschafter für die
olympische Idee vor
Ort, sind unser
Pfund, mit dem wir
wuchern können",
bekräftigte er als er
dem engagierten
Vorsitzenden der
DOG Pfalz, Carlo
von Opel, die
Goldene Ehrennadel
für 50 Jahre Mitgliedschaft überreichte.
Als Beispiele für solche Aktivitäten nannte
der Präsident die Initiative "Kinder bewe-
Die anwesenden
Landesvertreter
Dr. Hans-Joachim Klein (links) ehrt Carlo
von Opel für 50 Jahre DOG-Mitgliedschaft.
68
begrüßten die inhaltlich klare Weichenstellung des Präsidiums für die Deutsche
Olympische Gesellschaft. In der Diskussion
wurde zudem deutlich, dass sich die Mitgliederbasis ein weiterhin starkes Augenmerk auf das Ehrenamt, Kooperationen mit
anderen Sportorganisationen und dem
Dachverband sowie einen besseren Erfahrungsaustausch der Zweigstellen untereinander wünscht.
Das Fazit: mit klarer inhaltlicher Positionierung und neuem Leitmotiv ergreift die
Deutsche Olympische Gesellschaft das Jahr
der Neustrukturierung des deutschen
Sports als Chance und Herausforderung
zugleich.
"Kinder bewegen":
Neue Modellprojekte
"Kinder bewegen" - die Initiative für mehr
Bewegung im Kindergarten der Deutschen
Olympischen Gesellschaft und ihrer Partner
Opel, O2 und Uni Karlsruhe wächst weiter.
Mit der Kita "Freundschaft" in Cottbus, der
Kita "Stadmitte" in Bielefeld und dem
Eninger Bruckbergkindergarten wurden nun
drei weitere Modelleinrichtungen integriert.
O2-Regionaldirektor Manfred Kickartz bei der Übergabe der "Kinder
bewegen"-Tafel an die Eninger Kinder
Damit umfasst "Kinder bewegen" bundesweit bereits 23 Modellkindergärten.
In Cottbus konnte die hiesige Zweigstelle
mit Bahnradolympiasieger Lutz Heßlich,
Sylvio Kroll, Olympischer Silbermedaillengewinner im Pferdsprung, und Bengt Schneider, Deutscher Meister im Turnen, gleich
drei Spitzensportler als Paten für den ersten
Modellkindergarten in Brandenburg gewinnen. Mit den Projektmitteln sollen zunächst
dringend benötigte Sport- und Spielgeräte
angeschafft werden. Außerdem ist die
Sanierung des hauseigenen Sportraums
dringend geboten. Denn bislang müssen die
Kinder für den Sport in der regnerischen,
kalten Jahreszeit Turnhalle und Bewegungsraum in der benachbarten 18. Grundschule
nutzen. "Mit bedarfsgerechten Maßnahmen
und "olympischen" Highlights soll über den
Förderzeitraum von drei Jahren aus einem
normalen Kindergarten eine bewegungsfreundliche Modelleinrichtung entstehen",
erläuterte Ralf Braun, Vorsitzender der DOG
Cottbus.
Noch größerer Bedarf bei der Verbesserung
der Infrastruktur besteht in der Bielefelder
Kita "Stadtmitte". Die DOG Bielefeld habe
sich für diese Einrichtung entschieden, weil
die große Bereitschaft des Personals, mehr
Bewegung im Kindergartenalltag zu integrieren, bislang leider im Gegensatz zu den
infrastrukturellen Voraussetzungen im
Kindergarten stand, erklärte deren Vorsitzender Hans Meermann. Bei den erforderlichen Baumaßnahmen für die Bewegungsräume drinnen und draußen kann die DOG
auf viele Partner bauen. Neben dem Bundessponsor Opel unterstützen Sportamt, die
Uni, Sparkasse und Bürgerstiftung Bielefeld
das Projekt.
Bereits während der Planungsphase wurde
im 2002 in Betrieb genommenen Bruckbergkindergarten mit einem großzügigen
Bewegungsraum und dem Außenspielgelände die Basis für eine bewegte Zukunft
geschaffen. Im Rahmen der dreijährigen
"Kinder bewegen"-Förderung mit Hilfe des
Sponsors O2 sollen nun entsprechende
Sport- und Spielgeräte sowie Bewegungsangebote dafür sorgen, dass die Bewegungsräume richtig genutzt werden können. Für die Projekt betreuende DOG Reutlingen ist die Beteiligung ein wichtiger
Baustein für die Arbeit vor Ort. "Nun können wir auch die Jüngsten in unser langjähriges Engagement zur Förderung des Kinder- und Jugendsports im Sinne der olympi-
schen Werte Fairness, Leistungsbereitschaft,
Teamgeist und Völkerverständigung einbeziehen", unterstrich Vorsitzender Jochen
Zeller.
Vorbild für die gelebte
Olympische Idee
In Dank und Anerkennung seines langjährigen Engagements für die Förderung des
Sports im Sinne der Olympischen Idee hat
die Deutsche Olympische Gesellschaft
Hubert Hey am 11. Dezember die Ehrenplakette in Gold verliehen. Präsident Dr. HansJoachim Klein, der die Ehrung mit der
höchsten Auszeichnung der Deutschen
Olympischen Gesellschaft persönlich vornahm, würdigte die Verdienste des früheren
Sparkassendirektors: "Als Vorsitzender der
Zweigstelle Odenwald hat Hubert Hey hier
ein Modell zur Unterstützung des Kinderund Jugendsports geschaffen, das beispielhaft für unser Engagement in ganz
Deutschland ist".
"Die Aktion "Junge Könner brauchen Gönner" setzt das Anliegen der Deutschen
Olympischen Gesellschaft, Kinder und
Jugendliche mit der Faszination Olympia für
den Sport zu begeistern", vorbildlich um,
betonte Klein. Seit 1994 wurden mit diesem
von Hubert Hey ins Leben gerufenen Förderprogramm insgesamt über 35.000 Euro
zusammengetragen und an junge Sporttalente, darunter auch Tischtennisstar Timo
Boll, zur Unterstützung weitergereicht. Auch
um die Jüngsten kümmere sich die Zweigstelle Odenwald der Deutschen Olympischen
Gesellschaft intensiv. Mit vier Kindergärten
der Region habe sie
Patenschaften
geschlossen, um die
Notwendigkeit von
Bewegung ab dem
frühen Kindesalter
zu unterstreichen
und gezielt zu
fördern.
"Unter der 16jährigen Führung von
Hubert Hey ist die
Deutsche Olympische Gesellschaft zu
einer wichtigen
Stütze des Odenwälder Sports
geworden", so der DOG-Präsident. Außerdem engagiert sich Hubert Hey als ehrenamtlicher Revisor und Vorsitzender des
Landesverbandes Hessen.
"Wir sprechen nicht nur von der olympischen Idee - wir setzen sie um!", erklärte
Hubert Hey selbst das Credo der Arbeit vor
Ort. Als besonderen Erfolg kann er dabei
auch das wachsende Interesse junger
Menschen am Engagement für die olympischen Werte verbuchen. Auch deshalb
verband Präsident Klein seine Glückwünsche
zum 80. Geburtstag, den Hubert Hey auch
an diesem Tag feierte, mit der Bitte: "Bleiben Sie der Deutschen Olympischen Gesellschaft mit Ihrem unermüdlichen Einsatz
und den daraus entstehenden vielen wichtigen Impulsen noch lang erhalten!"
Gedenkfeier am
Volkstrauertag
1961 war es, dass die Berliner Rasensportler
erstmalig am Volkstrauertag auf dem
Gelände des Berliner Olympiastadions der
durch Krieg und Gewalt ums Leben gekommenen Olympioniken gedachten. Die Veranstaltung fand statt unter der Schirmherrschaft des Sportverbandes Berlin, wie der
Landessportbund damals noch hieß. Aus
diesen Anfängen entwickelte sich dann die
zentrale Gedenkfeier des Deutschen Sports,
die seit 1982 von fünf Sportorganisationen
getragen wird. Beteiligt sind der Deutsche
Sportbund, das Nationale Olympische
Komitee für Deutschland, die Deutsche
Olympische Gesellschaft, die Gemeinschaft
Deutscher Olympiateilnehmer und der
Hans-Jürgen Bartsch vor den Gästen der Gedenkfeier des Deutschen Sports zum Volkstrauertag.
69
Landessportbund Berlin, die sich mit der
Gestaltung dieser Feier abwechseln.
Bartko war beim finalen Sprint um den Sieg
gegen Bruno Risi gestürzt und stellte
unmittelbar nach dem Sturz klar, dass er aus
Im Lichthof am Adlerplatz auf dem Olympiastadiongelände, dem derzeitigen Standort der alten, in den letzten Kriegstagen
beschädigten Olympiaglocke, fand am
Volkstrauertag unter Regie der Deutschen
Olympischen Gesellschaft die diesjährige
Trauerfeier statt. Der Vizepräsident der
Deutschen Olympischen Gesellschaft, der
Berliner Dieter Krickow, begrüßte Botschafter, Bundestagsabgeordneten, Berliner
Politikern und Repräsentanten des Sports.
Insbesondere dankte er Dietrich Dolgner,
Leiter Planung und Organisation beim
Landessportbund Berlin, für dessen inzwischen Jahrzehnte währenden Einsatz für die
Durchführung dieser Veranstaltung. Gemeinsam mit dem Präsidenten der Berliner
DOG-Landesgruppe, Hans-Jürgen Bartsch,
zeichnete er Dolgner mit der DOG-Leistungsplakette aus.
"Seit vielen Jahren" so Hans-Jürgen Bartsch
in seiner Ansprache "ist der Volkstrauertag
auch für den Sport der gebotene Anlass, der
Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken.
So ist gerade dieser Ort, die Olympiaglocke
1936, ein symbolträchtiges Mahnmal, das
ebenso für die wunderbare Vision einer
besseren und friedlichen Welt wie für die
massive Bedrohung eines menschenwürdigen Daseins - oder für die Diskrepanz von
Anspruch und Wirklichkeit steht." Und
weiter: "Wir wissen nicht erst seit 1936 oder
seit 1972, als in München arabische Terroristen in die vermeintlich heile olympische
Welt eindrangen und einen bleibenden
Schatten auf das bis dahin heitere Fest
warfen, wie hart sich der Anspruch bisweilen an der Wirklichkeit reibt, doch trotzdem
- nein, gerade deswegen müssen wir an
unserem je eigenen Platz, in der Öffentlichkeit oder in ganz privatem Rahmen, im
beruflichen Alltag oder im Rahmen ehrenamtlichen Engagements, das unsere tun, die
Vision (des humanen Sports) mit Leben zu
füllen."
Fair-Play-Plaketten
übergeben
Im Februar diesen Jahres wurden die Zuschauer des Berliner Sechstagerennens im
Berliner Velodrom Zeugen einer Geste
besonderer Fairness: Lokalmatador Robert
70
Aus sportlicher Sicht endete das Rennen
für Bartko und seinen Partner Guido Fulst
wie schon zu Jahresbeginn mit Platz zwei.
Genau eine Woche später ließ es sich DOGPräsident Dr. Hans-Joachim Klein nicht
nehmen, der zweiten Fair-Play-Preisträgerin des Jahres, Bianca Kappler, die Auszeichnung im Rahmen des Olympiaballs
der DOG Köln-Leverkusen persönlich zu
überreichen.
Bad Sobernheim
"Kinder bewegen" läuft in
Sien auf Hochtouren
Dieter Krickow und Ulrike Ufert-Hoffmann
überreichten Robert Bartko die Fair-PlayPlakette im Berliner Velodrom.
eigenem Verschulden zu Fall gekommen sei
und sein Gegner verdient gewonnen habe.
Dafür sprach ihm die Deutsche Olympische
Gesellschaft die Fair-Play-Plakette des
deutschen Sports zu.
An gleicher Stelle fand die Übergabe der
Auszeichnung anlässlich der Eröffnung der
Sechstagerennen-Saison 2005/6 am 15.
Oktober statt. Robert Bartko nahm die FairPlay-Plakette
aus den Händen
des DOGVizepräsidenten
Dieter Krickow
und der Vizepräsidentin der
DOG Berlin,
Ulrike UfertHoffmann,
entgegen und
dreht anschließend unter dem
Applaus des
fachkundigen
Publikums seine
Ehrenrunde.
Nicht nur die Kleinen im Kindergarten Sien
bekamen große Kulleraugen, als Ulrike
Holzner, Silbermedaillengewinnerin im
Zweierbob bei den Olympischen Spielen
2002 in Salt Lake City, als Patin des Modellkindergartens vorgestellt wurde. Sie begeisterte die Kinder mit spielerischem Training:
es wurde herumgetobt, geworfen und
gefangen. Als angehende Sportlehrerin
hatte Ulrike Holzner eine Menge Ideen zum
spielerischen Sport mitgebracht: "Vielleicht
gewinnt ja mal eines dieser Kinder eine
olympische Medaille!"
Dies ist nicht das primäre Ziel der Initiative
"Kinder bewegen" der Deutschen Olympischen Gesellschaft, an der sich die DOG Bad
Sobernheim mit dem Kindergarten Sien
beteiligt. Mario Bender, Geschäftsführer der
DOG-Zweigstelle und Verantwortlicher für
diesen "Modellkindergarten" betonte, dass
gemeinsames Spiel mit sportlichem Hintergrund die Familienbande stärkt und das
gesundheitliche Wohlbefinden fördert.
In bewegungspädagogischer Hinsicht hat
sich seit dem Start des Modellprojekts in
Sien schon einiges getan: Wöchentlich
werden Übungsstunden unter der Regie des
Entspannungspädagogen Rüdiger Grab
abgehalten, die Erzieherinnen besuchten
mehrere Seminare in sportpädagogischer
Hinsicht, Einführung des motorischen Tests
für Kinder, Integration der Übungsleiterin
Rosemarie Hartung in das Projekt und der
Bau eines bewegungsfördernden Kletterwaldes ist vorgesehen. Der Vorstand der DOGZweigstelle zeigte sich sehr erfreut über die
Entwicklung des vergangenen Jahres.
Besuch beim IOF in
Frankfurt
Einer Einladung des NOK-Präsidenten Dr.
Klaus Steinbach folgend besuchten die Bad
Sobernheimer DOG'ler Uschi und Rolf
Kindgen sowie Mario Bender das Internationale Olympische Forum in der Frankfurter
Paulskirche.
Baden Württemberg
Olympia-Museum als
Höhepunkt
Bei strahlendem Himmel und sommerlichen
Temperaturen führte die Exkursion des
DOG-Landesverbandes unter Führung von
Theo Götz zunächst nach Gruyère, einer
Kleinstadt, für die die Zeit stehen geblieben
scheint. Angelehnt an das Schloss auf dem
Berg ist die Stadt so geblieben, wie sie im
Mittelalter gebaut worden war - lebendige
Geschichte. Die Fahrt ging weiter zum
Schloss Chillon am östlichen Ende des
Genfer Sees. Noch heute kann man die
strategische Lage erkennen. Die Engstelle
zwischen den Bergen und dem See erlaubte
es, den gesamten Verkehr in die Alpen
hinein und auch heraus zu kontrollieren.
Von Lausanne aus startete der zweite Tag,
die der Stadt Genf als Metropole des Calvinismus galt. Die Teilnehmer der Exkursion Vertreter der DOG-Kreisverbände Reutlingen, Neckar-Odenwald, Rems-Murr, Heilbronn und Tübingen-Zollernalb wurden
auch sportlich gefordert. Die Stadtführung
kam einem 3000 m Lauf nahe - zum Glück
gab es die Pausen bei den Sehenswürdigkeiten wie z. B. in der beeindruckenden Kathedrale von Genf. Abends wurde die Stadt
Lausanne erkundet.
Am dritten Tag stand der Höhepunkt der
Reise auf dem Programm: der Besuch des
Olympia-Museums im "Parc Olympic". Von
der Antike bis zur Neuzeit ist alles zusammengetragen, was für Olympia von Bedeutung ist. Die Skier von Wasmeier, der Schlitten vom Hackl Schorsch, der 4-er Bob der
Schweiz neben einer Vielzahl von Sportgeräten und Sportbekleidung. Alle olympischen Sportarten sind vertreten und alle
Austragungsorte der olympischen Spiele der
Neuzeit. Da werden Erinnerungen wach an
die Olympiaden in Squaw-Valley, in Rom, in
Montreal, in Sydney, in Albertville usw.
Beeindruckend auch die Ständer mit der
Hochsprunglatte auf der Höhe des Weltrekords am Eingang des Museums. Unglaublich, dass ein Mensch diese Höhe überspringen konnte.
Voller Eindrücke ging es auf die Heimreise
über Fribourg, der Schwesterstadt von
Freiburg im Breisgau. War Genf neben
Zürich die Hochburg des Protestantismus, so
war man nun im einstigen Bollwerk des
Katholizismus. Die Stadt Fribourg verkörpert
Als Hauptredner befasste
sich IOC-Präsident
Jacques Rogge mit dem
Thema "Die Stellung des
Sports in der modernen
Gesellschaft". Insbesondere seine Aussage, " Wenn
der Sport an seinen Preis
denkt, verliert er die
Werte!", stieß bei den
Teilnehmern aus Bad
Sobernheim auf große
Zustimmung. Darüber
hinaus fand auch der
Meinungsaustausch im
Anschluss an das Forum
mit Leistungssportlern,
Politikern, Unternehmern
und Sportfunktionären in
der Vorhalle der Paulskirche großes Interesse.
Die gelungene Mischung
lässt die Bad Sobernheimer schon mit Spannung
die nächste Veranstaltung
im Jahre 2006 erwarten.
Die DOG-Reisegruppe vor dem Olympia-Museum in Lausanne
71
den Widerstand gegen eine weitere Ausbreitung des Protestantismus. Sie ist noch
heute Mittelpunkt der katholischen Schweiz.
Gegründet von den Zähringern ist die Stadt
heute zweigeteilt: die barocke Unterstadt verarmt, nachdem die neue Brücke die
Pilger des Jakobswegs direkt in die Stadt
führte, und als Gegenstück die Stadt der
Adligen, die Oberstadt mit dem Dom. Für
viele war diese Exkursion nur ein erstes
Kennenlernen unseres Nachbarn im Süden sie werden zurückkommen um die Eindrücke zu vertiefen.
Coburg
Botschafter die olympische Basis stärken.
So gilt es, schon bei den Kindern olympische Träume zu wecken und junge Sportler
auf dem Weg nach Olympia zu unterstützen.
Ziel ist ein Olympiateilnehmer aus Coburg
In Coburg sei es nicht leicht, Leistungssport
zu betreiben, sagte der DOG-Jugendvertreter Christian Meyer. Deshalb will die
Kreisgruppe jungen Athleten bei ihrem
chen Nachwuchsteams und Vereinsabteilungen verteilte.
Bremerhaven-Cuxhaven
25. Gästeabend
Zum mittlerweile 25. Gästeabend der DOG
Bremerhaven-Cuxhaven empfing Vorsitzender Dr. Herbert Böttcher nahezu 100 Damen
und Herren aus Sport, Politik und Wirtschaft
im Weser-Yacht-Club.
Ehrengast des stimmungsvollen Beisammenseins war die Präsidentin des Landessportbundes Bremen, Ingelore Rosenkötter,
die zur geplanten Verschmelzung des
Deutschen Sportbundes und des Nationalen
Olympischen Komitees für Deutschland
sprach. "Den Tagungen bis zur Gründung im
Mai 2006 sehe ich mit Zuversicht entgegen", sagte die LSB-Präsidentin. Außerdem
verwies sie sorgenvoll auf die anstehende
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Thema "Sportwetten".
Das anschließende Dinner eröffnete Frank
Schildt, Vorsitzender des Co-Gastgebers, des
Kreissportbundes Bremerhaven.
Der Fair-Play-Preis der DOG BremerhavenCuxhaven ging in diesem Jahr an den
17jährigen Steffen Trumpf. Das Tennistalent
hatte beim nationalen Hallenturnier der
Nordsee-Zeitung darauf bestanden, auf
seinen Finalkontrahenten, der sich 45
Minuten verspätet hatte, zu warten und das
Spiel "vernünftig zu bestreiten". Vorsitzender Herbert Böttcher übergab den Preis mit
den Worten: "Herr Trumpf, bewahren Sie
ihre vorbildliche Einstellung zum Sport."
Außerdem gehörte die DOG BremerhavenCuxhafen mit Vorstandsmitglied Nils Katarius einer Jury an, die 150.000 Euro der
Kreissparkasse Wesermünde-Hadeln zur
Unterstützung von Top-Talenten, erfolgrei-
72
Hans-Heinrich Ulmann mit den Patenkindern Cariana Seifert, Kevin Krawietz und Marco
Henkel im Kreise der Sponsorenvertreter von HUK Coburg und der Sparkasse CoburgLichtenfels.
Der olympische Gedanke wurde mit der
Aktion der Deutschen Olympischen Gesellschaft "Paten schaffen Bewegung" in
Coburg neu belebt. "Mit dieser Aktion
möchten wir jungen Sportlern den Weg
nach Olympia ebnen und sie gezielt fördern", erklärte der geschäftsführende
Vorsitzende der DOG Coburg, Hans-Heinrich Ulmann, bei einem Pressegespräch.
Die DOG Coburg begründet deshalb erstmals Patenschaften mit jungen Athleten
und hat in Coburg zwei kompetente
Partner gefunden: die Vereinigten Coburger
Sparkassen (VCS) und die HUK-Coburg.
Beide Sponsoren übernahmen die Patenschaft für drei junge Sportler. "Wir wollen
den olympischen Gedanken voranbringen",
betonte Ulmann und würdigte "seine" sehr
vitale DOG-Mannschaft vor Ort, die als
Weg an die Spitze helfen. Ziel sei es,
talentierte Sportler, die ein erkennbares
Ziel vor Augen haben, weit nach vorne zu
bringen. "Wir wollen Sportler auswählen,
die eine Perspektive für die Spitzenklasse in
einer olympischen Disziplin haben", sagte
Meyer.
Die medizinische Betreuung der Athleten
übernehmen Prof. Dr. Hans-Jochen Medau
für den Herz- und Kreislaufbereich und Dr.
Dirk Rothhaupt für den orthopädischen
Bereich. Ein kostenloses Training für die
Nachwuchssportler ermöglicht das FitnessCenter "Activ-World" in Niederfüllbach.
Die Athleten, die von der DOG Coburg
zusammen mit den Sponsoren ausgewählt
wurden, stellten sich im Rahmen einer
Auftaktveranstaltung vor. Berücksichtigt
wurden Carina Seifert (Kanurennsport),
Kevin Krawietz (Tennis) und Marco Henkel
(Leichtathletik).
Düren
Deutsche Olympische
Gesellschaft auf Reisen
Die diesjährige Fahrt der DOG Düren führte
nach Wolfsburg und in den Harz. Zu dieser
mehrtägigen Busfahrt konnte der erste
Vorsitzende, Rolf Seel MdL, 31 Teilnehmer
begrüßen. Erste Station war das VWStadion in Wolfsburg, welches mit seinen
30.000 Sitzplätzen als Muster für den im
Gespräch befindlichen Neubau des TivoliStadions in Aachen dient. Anschließend
konnten die Teilnehmer entweder die "VWAutostadt" oder das derzeit modernste
Freizeitbad Deutschlands, das "Badeland" im
Allerpark, besichtigen.
Am nächsten Tag ging die Fahrt nach
Wernigerode, wo die Gruppe vom dortigen
DOG-Vorstandsmitglied Reinhard Bredow
(Olympiasieger und mehrfacher deutscher
Meister im Rennrodeln in den Jahren
1972/75) begrüßt wurde. Anschließend
fand eine Besichtigung der Altstadt von
Wernigerode unter Führung von Frau
Bredow statt. Interessierte konnten dann
am Nachmittag entweder mit der "Harzer
Schmalspurbahn" auf den höchsten Berg
des Harzes, den Brocken, fahren oder eine
mustergültige multifunktional nutzbare
Mehrzweck-Sport- und Freizeitanlage in
Aschersleben besichtigen. Der Tag schloss
mit einem gemeinsamen Abendessen, zu
welchem Reinhard Bredow interessante
Anekdoten aus seiner aktiven Wettkampfzeit bei Olympischen Winterspielen und
Deutschen Meisterschaften zum Besten
gab.
Hauptgeschäftsführer des 5 Millionen
Mitglieder starken Landessportbundes
Nordrhein-Westfalen. Auch brauche der
Sportverein als "Gesundheitsverein" mehr
Zukunftssicherheit, so Probst.
Die Rückfahrt führte über landschaftlich
reizvolle Strecken und Orte des Harzes. Bei
der Verabschiedung der Teilnehmer bedankte sich Rolf Seel bei den Organisatoren der
von den Teilnehmern als sehr gelungen
bezeichneten Fahrt Walter Stolz und Jürgen
Mund.
Mit Blick auf die Krawalle in Frankreich
hob Prof. Manfred Lämmer von der Deutschen Sporthochschule Köln hervor, dass
Bund und Kommunen den sozialen Faktor
des Sports nicht außer Acht lassen dürfen.
Gerade in der heutigen Zeit seien die
Sportvereine mit ihren ehrenamtlichen
Helfern wertvoller denn je.
Podiumsdiskussion über
die Rolle des Sportvereins
in der Gesellschaft
Landrat Wolfgang Spelthahn, Vorsitzender
des Kreissportbundes Düren, erklärte, dass
Kürzungen der öffentlichen Hand bei der
Sportförderung für den Kreis Düren eine
Tabuzone seien. Er sprach sich gegen
Nutzungsgebühren für Sportstätten aus
und wandte sich gegen Pläne aus Brüssel,
die deutschen Sportvereine mit kommerziellen Fitnessstudios gleichzusetzen und
deshalb die staatliche Förderung als
Subvention zu betrachten.
Der deutsche Vereinssport steht vor
großen Herausforderungen und Gefahren,
die unter dem Thema: "Der Sportverein in
unserer heutigen Gesellschaft" in einer
Podiumsdiskussion der DOG Düren diskutiert wurden. Die Veranstaltung wurde in
Erinnerung an den im Spätsommer verstorbenen Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe, Ernst-Günther Hammans, durchgeführt. Der erste Vorsitzende der DOG
Düren, Rolf Seel, der auch Mitglied des
Sportausschusses des Landtages Nordrhein-Westfalen ist, konnte zu dieser
Diskussion namhafte Repräsentanten des
Sports und zahlreiche Vertreter Dürener
Sportvereine begrüßen.
Dass Politiker immer mehr die gesellschaftspolitischen Aufgaben des Sports
anzweifeln und den Sport mehr als ein
privates Vergnügen
ansehen, kritisierte
Walter Probst,
Für die freundliche Aufnahme in Wernigerode bedanken sich die
beiden Vorsitzenden der DOG-Kreisgruppe Düren, Rolf Seel MdL
(Mitte) und Jürgen Mund (links) bei Herrn und Frau Bredow.
Sylvia Glander, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der größten deutschen Sportvereine, gab zu bedenken, dass das Ehrenamt im Sportverein vor Veränderungen
stehe und ein Verein als Dienstleister für
den Sport in Zukunft professioneller
geführt werden muss.
Den Beiträgen der Podiumsteilnehmer
schloss sich eine rege Diskussion mit den
anwesenden Vertretern der Sportvereine
an, wofür sich Rolf Seel herzlich bedankte.
Die Veranstaltung hat gezeigt, mit welchen Problemen die Sportvereine heute zu
kämpfen haben und Seel mahnte mehr
Unterstützung durch die staatlichen
Institutionen an.
Die Referenten der Podiumsdiskussion (von links): Prof. Dr. Manfred
Lämmer, LSB-Geschäftsführer Walter Probst, DOG-Vorsitzender
Rolf Seel, Landrat Wolfgang Spelthahn und Sylvia Glander
73
Heilbronn-Unterland-Hohenlohe
Leistungsplakette für
Rolf Halter
Im Rahmen des "Großen Weinpreises 2005"
wurde der Sportvorstand des RSV Erlenbach
und eine der herausragenden Persönlichkeiten des Unterländer Sports, Rolf Halter, mit
der "Plakette für besondere Leistungen im
Sport" der Deutschen Olympischen Gesellschaft ausgezeichnet.
In der vollbesetzten Erlenbacher Sporthalle
würdigten die Vorsitzende der DOG Heilbronn-Unterland-Hohenlohe, Siegrid Seeger-Losch, sowie der stellvertretende Vorsitzende, Ortwin Czarnowski, das langjährige
vorbildliche Engagement Halters für den
Kunstradsport. Früher selbst mehrfacher
Deutscher Meister und Europameister im
Kunstradfahren ist er jetzt im Verein ehrenamtlich als Organisator, Manager und
Macher tätig und vor allem außerordentlich
erfolgreicher Trainer. Seine Schützlinge im
Überreichung der Leistungsplakette durch
Ortwin Czarnowski und Sigrid SeegerLosch an Rolf Halter.
2er-Kunstradfahren Caroline Ingelfinger
und Katja Knaack holten sich im November
bei der Weltmeisterschaft in Freiburg erneut
den WM-Titel.
Hochstift Paderborn
Trauer um Wolfgang Helle
Völlig unerwartet ist jetzt der langjährige
Vorsitzende der DOG Hochstift Paderborn,
Wolfgang Helle, im Alter von 61 Jahren
verstorben.
74
Wolfgang
Helle war
maßgeblich
am Wiedererstarken
der DOGAktivitäten
in Paderborn
beteiligt. Mit
ihrem
Vorsitzenden
verliert die
DOG Hochstift Paderborn einen wichtigen Motor. Der Vorstand
signalisierte, dass die Arbeit vor Ort im
Sinne und im Andenken an Wolfgang Helle
fortgeführt werde.
bewegen" ins Stadion des nahen Schulsportzentrums.
Zu Beginn erklärte Karlheinz Klotz, der
frühere Weltklassesprinter über 100 und
200m und Olympischer Bronzemedaillengewinner 1972 in München, den Kindern die
verschieden Nummern der Bahnen und die
bunten Linien beim lustigen Spaziergang
über Kunststoffbahn.
So eingestimmt und aufgewärmt ging es
für die Kinder zu den ersten Startkommandos. Die Möglichkeit für ein kleines Wettrennen mit "Auf-die-Plätze, Fertig, Hopp" ist
ja schon allein Motivation genug und ein
prima erster Einstieg für das kindgerechte
Paderborner
Gesundheitstag
Mehrere hundert Besucher zählte
der Paderborner Gesundheitstag im
Heinz Nixdorf MuseumsForum dem weltgrößten Computermuseum. Eingeladen hatten zu der
Veranstaltung das Kompetenzzentrum für Sport und gesunde Lebensführung OWL, der Apotheker
Manfred Kesselmeier, selbst Mitglied
der DOG, und die DOG Hochstift
Paderborn.
Karlheinz Klotz mit seinen Patenkindern vom DOGModellkindergarten "St. Judas Thaddäus"
Die DOG-Aktiven aus der Paderstadt nutzten nicht nur die Möglichkeit, die Arbeit der
Deutschen Olympischen Gesellschaft vor Ort
vorzustellen, sondern akquirierten auch
neue Mitglieder. Nächstes Ziel ist es, einen
möglichst großen Mitglieder- und Fördererpool aufzubauen, der die Basis für weitere
Aktivitäten ist.
Üben. Doch das ehrgeizige Ziel der Sportstunde war es, dass die ganze Gruppe
aufgeteilt in zwei Staffeln eine große Runde
mit dem Staffelholz laufen würde.
Unter lautstarken Anfeuerungsrufen der
anderen Kinder aus dem Kindergarten, die
zwischenzeitlich als Fans zum Sportplatz
gekommen waren, klappten die Staffelläufe
auf Anhieb recht gut.
Goldener Herbst und
goldenes Staffelholz
Zum Abschluss bedankten sich die Kinder
und Kindergartenleiterin Beate Struck bei
Karlheinz Klotz für sein Engagement. Von
der tollen Übungsstunde mit ihrem Paten
werden die Kinder sicher noch lange sprechen.
Zu einer ganz besonderen Übungsstunde
mit ihrem Paten Karlheinz Klotz kamen 18
Vorschulkinder des Kindergartens "St. Judas
Thaddäus". Bei goldenem Herbstwetter ging
es für die Gruppe aus der Karlsruher Modelleinrichtung der DOG-Initiative "Kinder
Der Modellkindergarten "St. Judas Thaddäus" setzt immer wieder Impulse für eine
bewegungsreiche und somit motivierende
Kindergartenzeit unter dem Motto "Kinder
bewegen".
Bernd Budig
Karlsruhe
Köln-Leverkusen
Olympia & Samba
Ein Hauch von Olympia wehte am 22.
Oktober wieder durch den großen Ballsaal
des Bayer-Kasinos zu Leverkusen: Die DOG
Olympiasieger und siebenfache Weltmeister
Stephan Volkert beendete seine großartige
Karriere und wurde an diesem Abend
besonders gewürdigt.
Aus den Händen des DOG-Präsidenten Dr.
Hans-Joachim Klein erhielt Bianca Kappler
die Fair-Play-Plakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Die Weitspringerin
hatte bei den Hallen-Europameisterschaften
ihren letzten Versuch annullieren lassen,
weil eine eindeutige Fehlmessung vorlag.
Der Sprung wurde mit einer Weite gemessen, die das Leistungsvermögen der 28Jährigen übersteigt - und Gold bedeutet
hätte.
Mit den Fechterinnen Imke Duplitzer und
Britta Heidemann, den modernen Fünfkämpferinnen Elena Reiche und Lena
Schöneborn sowie Speerwerferin Steffi
Nerius erhielten zudem fünf Sportler die
Sportehrenmedaille des Landes NordrheinWestfalen.
Der Termin für das Olympiaball-Jubiläum
steht auch bereits fest: am 21. Oktober 2006
findet die 10. Auflage im großen Ballsaal in
Leverkusen statt.
Dr. Britta Siegers, Vorsitzende der DOG
Köln-Leverkusen (links), mit Fair-PlayPreisträgerin Bianca Kappler
Köln-Leverkusen hatte zu ihrem traditionellen "Olympiaball" eingeladen und alle waren
gekommen.
Unter dem Motto "Fiesta do Brasil" feierten
die Mitglieder der rheinischen OlympiaFamilie durch die Nacht. Neben den südamerikanischen Rhythmen von Banda Brasil
mit farbenfrohen Kostümen, fesselnden
Tanzeinlagen und packender Musik demonstrierte die Kölner Capoeira-Schule Arte
Negra, die brasilianische Nationalsportart,
eine Mischung aus Kampfkunst und Tanz.
Ein weiterer musikalischer Höhepunkt des
Abends waren die Darbietung der beiden
behinderten Sängerinnen Ute Kaiser und
Chantal Priesack, die gefühlvolle Lovesongs
präsentierten.
Natürlich stand der Olympische Gedanke im
Mittelpunkt der Veranstaltung. Neben der
Verleihung wertvoller Förderpreise an
besonders talentierte junge Sportler gab es
diesmal auch einen Abschied: Der zweifache
daillengewinner mit der Volleyballnationalmannschaft Josef Weißenfels oder der
Biathlet Udo Hirsch.
Die Vorsitzende der DOG Köln-Leverkusen
und vielfachen Goldmedaillengewinnerin im
Schwimmen, Dr. Britta Siegers, dankte den
Mitgliedern für ihre Treue zur Deutschen
Olympischen Gesellschaft und dem aktiven
Einsatz im Sinne des olympischen Gedankens. Ein besonderer Dank ging an den
Gastgeber des Abends, die Kreissparkasse
Köln (KSK). Deren Vorstandsvorsitzender
Hans-Peter Krämer betonte in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung des Sports im
Hause der KSK. Er sieht die Symbiose
zwischen dem Leistungs- und Breitensport
und die KSK fühle sich im Sport äußerst
wohl, auch in der Rolle des Sportförderers.
Dr. Britta Siegers überraschte in ihrer Rede
die Gäste des Abends mit der Vorstellung
des neuen Schirmherrn für den 10. Olympiaball in 2006. "Wir hatten ein sehr schönes Gespräch und ich bin sehr glücklich
darüber, dass ich den Vorsitzenden des
Vorstandes der Kreissparkasse Köln, Herrn
Hans-Peter Krämer, als Schirmherrn für
dieses gesellschaftlich sportliche Ereignis
habe gewinnen können".
Dieter Schmidt
Olympia-Abend
Über 80 Medaillengewinner und Teilnehmer
an Olympischen wie Paralympischen Spielen
trafen sich zum Olympiaabend der DOG
Köln-Leverkusen im Kasino der Kreissparkasse Köln. Diese Veranstaltung ist seit Jahrzehnten der alljährliche Ausklang der
Olympischen Familie in der Region. So
trafen sich u.a. die älteste Sportlerin und
Sprinterin von 1936, Dr. Grete Debus, oder
der Turner Yalcin Özer von 1960. Mit dabei
auch die Leichtathleten aus den 70er und
80er Jahren, Mittelstrecklerin Brigitte Kraus,
Sprinter Manfred Ommer, Speerwerfer Klaus
Tafelmeier, Hochspringer Günter Spielvogel,
die Radsportler Karl-Heinz Küster und Erwin
Tischler, Sprinterlegende Manfred Germar
sowie die Basketballer Norbert Thimm und
Klaus Zander.
Aber auch die Jungolympioniken aus 2004
mit der Fechterin Britta Heidemann und
dem Hammerwerfer Markus Esser trafen
sich zum Talk unter der olympischen Flamme. Hochkarätig vertreten auch die erfolgreichen Paralympioniken wie Lilly Anggreny
in der Leichtathletik, der vierfache Goldme-
Neckar-Odenwald
Ehrenpreis vergeben
Auf der Hauptversammlung des SV Neunkirchen nutzte der Vorsitzende der DOG
Neckar-Odenwald, Michael Knaus, die
Gelegenheit, dem Vereinsvorsitzenden
Heinrich Treiber für vorbildliches Engagement in Verein und Ehrenamt den DOGEhrenpreis zu verleihen. Heinrich Treiber
bringt sich seit 1971 sehr engagiert als
Jugendbetreuer, Spielausschussvorsitzender
sowie seit 28 Jahren als Vorsitzender ein
und hat in dieser Funktion ohne Frage
entscheidende Akzente gesetzt.
Michael Knaus zollte ihm Anerkennung für
solch beispielhaftes Engagement und
dankte für die unermüdliche Einsatzbereitschaft. Bürgermeister Wolfgang Schick
würdigte ebenfalls diesen vorbildlichen
Einsatz für den Verein und hob bei dieser
Gelegenheit auch den Stellenwert des
Ehrenamtes für Sport und Verein hervor. Er
75
beglückwünschte Heinrich Treiber zu dieser
ganz besonderen Auszeichnung.
Walter Jaufmann
Odenwald
Aktion "Junge Könner brauchen Gönner" zum 11. Mal
erfolgreich
Große Begeisterung herrschte bei allen
Teilnehmern der 11. Sportförderaktion
"Junge Könner brauchen Gönner" der DOG
Odenwald. Über 60 Gäste, Freunde und
Förderer hatten sich eingefunden, um im
Veranstaltungsraum der Sparkasse Odenwaldkreis die Präsentation dieser erfolgreichen Förderinitiative zu erleben. Das Unterhaltungsprogramm gestalteten diesmal
Stepschülerin Rebekka Dörr und Kickboxerin
Denise Münch.
Im Jahr 1994 hatte es mit der Unterstützung junger erfolgreicher Athleten in
kleinem Rahmen begonnen. "Timo Boll,
inzwischen Weltstar des Tischtennissports,
war in diesem ersten Jahr dabei", unterstrich Hubert Hey, Vorsitzender der DOG
Odenwald. Jahr für Jahr wurde die Werbetrommel gerührt und immer wieder neue
Sponsoren gefunden, die den Sinn dieser
guten Sache erkannten. So kam es im Laufe
der Jahre zu einem beachtlichen Spendenvolumen von insgesamt über 35.000 Euro,
zusammengetragen durch unzählige kleine-
re Summen, um damit junge Talente gezielt
zu unterstützen. Speziell im Jahr 2000 für
die Förderaktion wurde ein gemeinnütziger
Sportförderkreis eingerichtet.
"In diesem Jahr haben uns 42 Sponsoren
mit Einzelhilfen zwischen 50 und 200 Euro
geholfen, eine Fördersumme von 4.500 Euro
aufzubauen", erläuterte Hey. "Damit unterstützen wir 33 junge Athleten
im Alter zwischen 10 und 19
Jahren." Ausgewählt wurden die
besten jungen Sportler des
Odenwaldkreises, die durchschnittlich 8 bis 10 Stunden pro
Woche trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen. "Auch die
soziale Bedürftigkeit spielt bei
der Auswahl eine Rolle", so Hey.
Die größte Einzelhilfe sind zwei
Stipendien der HSE (HEAG
Südhessische Gas und Wasser
AG, Darmstadt) in Höhe von je
600 Euro, die in diesem Jahr an Tischtennistalent Patrick Franziska (13 Jahre) und
Mountainbiker Lutz Staake (10 Jahre)
gingen.
Zu Gast beim Ju-Jutsu
Aus Anlass des 20jährigen Bestehens des
Judo-Clubs Erbach war die DOG Odenwald
als fördernder Ehrengast eingeladen. Der
Abend wurde mit einer Aufführung der
jungen Ju-Jutsu-Kämpfer zu einem großen
Ereignis - wahrhaft ein Olympisches Flair in
der Sporthalle der Theodor-Litt-Schule in
Michelstadt.
Stipendien für die Talente Patrick Franziska (2.v.l.) und Lutz Staake
- überreicht von Hubert Hey (links) und Klaus Herrmann vom
Energieversorger HSE (rechts).
76
Aus ganz Deutschland waren JuJutsu-Talente
gekommen, um ihr
Können unter
Beweis zu stellen und das taten sie
denn auch. In
vielfältigen Kampfstellungen präsentierten sie dem
Publikum die
Kombination von
Kraft, Schnelligkeit
und Technik ihres
Sports. Die Wertungsrichter hatten
es oft nicht leicht
und das Niveau der Teilnehmer erwies sich
als hoch.
Dass Ju-Jutsu sich im Odenwald zu einem
beliebten Sport entwickelt hat, ist dem
Cheftrainer Bernd Keßler zu verdanken.
Durch seine unermüdliche Tätigkeit - täglich
bis zu vier Stunden - steht die Sportart bei
der Jugend hoch im Kurs. Interessant ist
übrigens das Ritual unmittelbar vor dem
Kampf. Die Kontrahenten knien nieder,
verschränken die Arme und senken den
Kopf - eine Kurzmeditation, die Achtung vor
dem Gegner zeigen soll.
Im Auftrag des Präsidenten der Deutschen
Olympischen Gesellschaft zeichnete Hubert
Hey, Vorsitzender der DOG Odenwald, Bernd
Keßler für seine besonderen Verdienste mit
der Leistungsplakette aus. "Menschen wie er
schaffen ideelles Kapital in der Jugend,
denn jede Stunde Training ist eine Bereicherung für das Leben. Denn die Werte des
Sports, wie Ausdauer, Disziplin und überlegter Einsatz der Kräfte, sind in jeder Lebensphase gefragt", würdigte Hey das Engagement des Trainers.
Unterstützung für den
Steptanz
Die DOG Odenwald war Schirmherr der
Süddeutschen Meisterschaften im Steptanz.
Auf Anfrage der Bad Königer Ballettschute
Krings hatte die Zweigstelle diese würdevolle Aufgabe übernommen.
Insgesamt 289 Teilnehmerinnen in 120
Gruppennahmen in den Wettkämpfen Solo,
Duo, Smallgroup und Formation teil. Die
jüngsten Mitwirkenden waren noch keine
12 Jahre alt, die ältesten knapp 80. Getanzt
erfolgreich zwischen Eigentümer und
Gemeinde, dass der Silbersee in BobenheimRoxheim auch weiterhin von Wassersportvereinen genutzt werden darf.
Attraktiver Sport wurde bei den Süddeutschen Stepmeisterschaften unter Schirmherrschaft
der DOG Odenwald geboten.
wurde im Wettbewerb von 12.00 bis 23.00
Uhr.
Aus Odenwälder Sicht waren die Meisterschaften sehr erfolgreich: alle 48 Starterinnen haben sich für die Deutschen Meisterschaften in Karlsruhe qualifiziert .
DOG-Vorsitzender Hubert Hey betonte die
Bereitschaft der DOG, junge Talente zu
motivieren und zu fördern wie es zum
Beispiel in den vergangenen Jahren schon
geschehen ist. So unterstützte die DOG
Odenwald auch die diesjährigen Meisterschaften mit einer Spende.
Neue KindergartenPatenschaft geplant
schen Kindertagesstätte und DOG Odenwald
festigen und die bestehenden Kontakte
ausbauen.
Pfalz
Positive Jahresbilanz
Zu ihrer Jahreshauptversammlung lud die
DOG Pfalz am 4. November in die Räume
des Pfälzer Sportbundes in Kaiserslautern.
Vorsitzender Carlo von Opel konnte von
einem sehr erfolgreichen Jahr 2005 berichten, in dem die Zweigstelle u.a. den Olympic
Day Run sowie zwei weitere Volksläufe
organisiert hat. Der Rundlauf um den
Bobenheim-Roxheimer Altrhein wurde
offiziell in "Olympic Day Run-Strecke"
benannt, die erste dieser Art in Deutschland.
Darüber hinaus vermittelte DOG Pfalz
Die DOG Odenwald bereitet die
fünfte Patenschaft mit einem
Kindergarten vor. Erste Kontakte
wurden bereits vor Monaten
aufgenommen. DOG-Vorstandsmitglied Karl Geyer nahm am
Kinderfest der MontessoriKindertagesstätte in Michelstadt
teil, um mit den Kindern Bewegungsübungen durchzuführen.
Seither besucht Karl Geyer,
selbst im Turnen aktiv, regelmäßig die Einrichtung zum Sport
mit den Kindern.
Die vorgesehene Patenschaft
soll die Zusammenarbeit zwi-
Große Bedeutung im Rahmen des Engagements der DOG Pfalz haben das Patenschaftsprogramm und das Modellprojekt
"Kinder bewegen". Mittlerweile fördert die
Zweigstelle zehn talentierte Nachwuchssportler. Wie der Leiter des Patenschaftsprogrammes, Dr. Alois Bierl, ausführte, stehen
weitere "9 Patenkinder" auf der Warteliste.
Im Modellkindergarten in LudwigshafenEdigheim, der von Opel gesponsert und
durch die DOG Pfalz betreut wird, wird die
Bewegungsförderung der Kinder mit Sport
und Spiel groß geschrieben.
Bei den Wahlen wurden Carlo von Opel als
Vorsitzender sowie Margreth Schmitt als
Schatzmeisterin in ihren Ämtern bestätigt.
Als Beisitzer wurden Ruder-Olympiasieger
Dr. Alois Bierl und Hockey-Legende Heiner
Dopp erstmals gewählt. Dem erweiterten
Vorstand gehören zudem Dr. Carl Hezel,
Wolfgang Ziegler und Jakob Kapper an.
Carlo von Opel dankte den aus dem Vorstand ausgeschiedenen Dirk Brodersen und
Erwin Reiß. Insbesondere Erwin Reiß hatte
sich durch seine Mitarbeit bei der Umfrage
im Bezirk Neustadt zur Situation des Schulsports verdient gemacht.
Mit dem neuen Team plant die Pfälzer DOG
im kommenden Jahr die Ausweitung des
Patenschaftsprogramms, die weitere intensive Partnerschaft mit dem Ludwigshafener
Modellkindergarten und die Einrichtung einer
eigenen Internetpräsenz. Ferner soll ein
Denkmal zu Ehren des weltbekannten Kletterers Wolfgang Güllich in seinem Heimatort
Dannstadt errichtet werden. Erster Höhepunkt wird die Benefizveranstaltung am 25.
Januar mit Klaus Schlappner, IOC-Mitglied
Prof. Walter Tröger und Mundartdichter Paul
Tremmel sowie einer bekannten heimischen
Tanzgruppe in Frankenthal sein.
Reutlingen
Goldene Mitgliedschaft der
Stadt Reutlingen
Der neue Vorstand der DOG Pfalz (von links): Dr. Carl
Hezel, Heiner Dopp, Margreth Schmitt, Carlo von Opel,
Dr. Alois Bierl und Wolfgang Ziegler
Seit fünfzig Jahren ist die Stadt Reutlingen
Mitglied der Deutschen Olympischen Gesell-
77
Bei all diesen Projekten habe die DOG
Reutlingen auf die Unterstützung des Sportamtes der Stadt Reutlingen bauen können.
"Mit Herrn Weber haben wir einen engagierten Ansprechpartner im Sportamt", so Zeller
"Wir bedanken uns für diese Unterstützung
und hoffen für die Zukunft auf eine weitere
gute Zusammenarbeit mit der für die
Vielfalt im Breiten- und Spitzensport
stehenden Sportstadt Reutlingen", schloss
Jochen Zeller seine Ansprache.
Theo Götz setzte vor jede einzelne SportlerVorstellung ein Schillerzitat. So stellte er
die einzige Frau unter den Ehrenamtlichen,
Gudrun Reinhard (TSV Eningen) mit den
Worten vor: "Beschäftigung, die nie ermattet, die langsam schafft, doch nie zerstört."
Ihre vielseitige ehrenamtliche Arbeit für
Frauen und Kinder seit 51 Jahren wurde in
der Vergangenheit bereits durch verschiedene Auszeichnungen wie die "Goldene
TSV-Ehrennadel", die "Goldene Ehrennadel
des STB" und die "Ehrennadel des Landes
Baden-Württemberg" gewürdigt.
Mechthild Juny
Jochen Zeller mit Barbara Bosch
schaft und mit ihren Vertretern in der
Kreisgruppe Reutlingen auf vorbildliche
Weise aktiv. Dieses Jubiläum wurde am 26.
Oktober im Foyer des Reutlinger Rathauses
mit Vertretern der Stadt, der Vereine und
Verbände gebührend gefeiert. Oberbürgermeisterin Barbara Bosch nahm aus den
Händen des Zweigstellenvorsitzenden
Jochen Zeller höchstpersönlich Urkunde und
goldene Ehrennadel zur 50jährigen Mitgliedschaft entgegen. Musikalisch umrahmt
wurde der Abend von der Musikgruppe
Folk´n Fun der Musikschule Reutlingen.
In seiner Ansprache wies Jochen Zeller die
Festgäste darauf hin, dass die Stadt bereits
vier Jahre nach der Gründung der Deutschen Olympischen Gesellschaft ihren
Beitritt erklärt hatte, also noch etliche Jahre
vor der Gründung der Kreisgruppe.
Ehrenamt gewürdigt
Die DOG Reutlingen ehrte auch im Jahr
2005 wieder besonders verdiente Mitarbeiter im Sport und zeichnete sie für ihr
außerordentliches ehrenamtliches Engagement mit der "Plakette für besondere
Leistungen im Sport" aus. Ende Oktober
trafen sich in einer Feierstunde im Reutlinger Rathaus neben Vertretern der Stadt, der
Vereine und Verbände die ehrenamtlichen
Funktionäre, die ausgezeichnet werden
sollten.
Nach Grußworten und Ansprache des
Vorsitzenden, Jochen Zeller, wurde die
Laudatio für die fünf ehrenamtlichen
Sportfunktionäre von dem Ehrenvorsitzenden der DOG Reutlingen übernommen.
Heinz Glöser ist seit 27 Jahren Mitglied des
VfL Pfullingen und Hauptkassier des zweitgrößten Vereins im Sportkreis. Die Finanzverwaltung seines Vereins mit ca. 3.300
Mitgliedern führte der gelernte Bankkaufmann gewissenhaft aus. Er war wesentlich
mitverantwortlich für große sportliche
Veranstaltungen wie die Schwabenbergfeste auf der Wanne, Gauturnfeste, Sport- und
Spielfeste. Kameradschaftlich stellte er das
Gemeininteresse immer vor das Eigeninteresse. Zusätzlich vertrat er den VfL-Vorstand nach außen, so oft das notwendig
war.
56 Jahre lang ist Reinhard Herrmann
bereits Mitglied bei der TSG Reutlingen.
Dort übt er die verschiedensten Aktivitäten
und Ehrenämter aus. So war er beispielsweise im Handballsport als Jugendspieler,
als Aktiver und als Schiedsrichter tätig.
Viele Jahre arbeitete Reinhard Herrmann
Er erklärte, mit ihrem Beitritt habe die
Stadt Reutlingen den olympischen Gedanken in der Stadt verankert. Auch bei
der Umsetzung des Goldenen Plans legte
die Stadt Reutlingen manchen Grundstein
für den Sportbetrieb in Schulen und
Vereinen.
Jochen Zeller hob hervor, wie wichtig es ist,
Kindern und Jugendlichen die olympischen
Werte von Fairness, Leistungsbereitschaft,
Teamgeist und Völkerverständigung zu
vermitteln. Vereine, Schulen und Kommunen
müssten diese Ideale gemeinsam weitergeben. Er erinnerte an die jährliche Verleihung
des Fairnesspreises anlässlich des Sportlerballes, das Patenschaftsprogramm mit zwei
Jugendabteilungen der TSG Reutlingen und
des VfL Pfullingen, die finanzielle und
ideelle Unterstützung von Sportveranstaltungen, auch im Behindertensport, sowie
das Projekt "Kinder bewegen".
78
Die fünf ausgezeichneten Ehrenamtlichen (vorn) mit dem DOG-Vorsitzenden Jochen Zeller,
Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und dem DOG-Landesvorsitzenden Theo Götz (hinten
von links)
hauptberuflich beim WLSB. Daneben nahm
er wichtige ehrenamtliche Funktionen wahr
wie Kreisjugendleiter, Kreisspielwart, Kreisund Bezirksvorsitzender.
Robert Maiers Wirkungsbereich im TSV
Betzingen ist vor allem die Handballabteilung. Er begann als aktiver Spieler und ist
seit 1981 Spielleiter für alle aktiven HBMannschaften. Jahrelang war er auch
verantwortlich für die 2. und 3. Herrenmannschaften; er bewährt sich bei allen
Veranstaltungen der HB-Abteilungen als
zuverlässiger Organisator und Helfer. Auch
wenn der Hauptverein seine Hilfe benötigt,
ist er selbstlos zur Stelle. Sein ehrenamtlicher Einsatz ist beispielhaft.
Der Pädagoge Dr. Ludwig Walter erteilte
Schul-Sportunterricht, war unter anderem
Übungsleiter "Bubenturnen" mit Schwerpunkt allgemeine sportliche Früherziehung,
er war Übungsleiter für Schüler und 15
Jahre lang Kampfrichter. Auch im organisatorischen Bereich betätigt er sich im PSV, er
ist stellvertretender Vorsitzender und für
den Sportbetrieb verantwortlich. Mit großem pädagogischen Engagement ist er
unter anderem Ansprechpartner der Abteilungen für sportliche Fragen, Gesprächspartner der Stadtverwaltung und Fachverbände, Organisator von abteilungsübergreifenden Veranstaltungen.
Mechthild Juny
Rheinland-Pfalz
Wiederaufbau des Landesverbandes
Nach dem Rücktritt des Vorstands des
Landesverbandes Rheinland-Pfalz fanden
sich die Vertreter der DOG-Zweigstellen
Bad Sobernheim, Mainz-Rheinhessen und
Pfalz zu einer Besprechung im Mainzer
Ruderclub zusammen.
Vor allem im Interesse der Zusammenarbeit
und gegenseitigen Unterstützung der
Arbeit vor Ort erachteten die Teilnehmer
die Neubesetzung des Vorstands als dringend notwendig. Auf Vorschlag des Vizepräsidenten des Landesportbundes einigte
man sich darauf, Bernd G. Zeisig von der
DOG Mainz-Rheinhessen mit der Funktion
des kommissarischen Vorsitzenden zu
betrauen. Als Vertreter sollen die Vorstandskollegen der beiden anderen Zweigstellen
fungieren.
Für das erste Halbjahr 2006 haben die
rheinland-pfälzischen Zweigstellen ein
weiteres Treffen vereinbart, um die Bildung
eines ordentlichen Landesverbandsvorstandes zu besprechen.
Stuttgart
Zum Weltkindertag um die
ganze Welt
Zum Weltkindertag beteiligten sich im
Stuttgarter Modellkindergarten 50 Kinder
an einem Spielparcours mit dem Motto:
DOG-Mannschaft komplett
Die DOG Stuttgart ist finanziell und
personell gut aufgestellt. Davon konnten
sich rund ein Drittel der Mitglieder der
hiesigen Organisation konnte sich bei der
Mitgliederversammlung in der Alten
Bibliothek der Merz-Schule überzeugen.
Im Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden
Roland Sauer wurden speziell zwei
Schwerpunkte der DOG-Arbeit herausgehoben. Mit dem Modell "Paten schaffen
Bewegung" werden talentierte Nachwuchssportler am Schickhardt- und
Wirtemberg-Gymnasium sowie an der
Merz-Schule unterstützt. Im Rahmen des
zweiten Projekts, Kinder bewegen, wird ein
Modellkindergarten in Stuttgart-Weilimdorf finanziell und ideell unterstützt.
Gemeinsam arbeiten die städtische Kindertagesstätte, die
Deutsche Olympische Gesellschaft,
die Sportschule
Kiedaisch und der
TSV Weilimdorf
daran, Bewegung
schrittweise in den
Kindergartenalltag
zu integrieren.
Roland Sauer kann
in den nächsten
drei Jahren mit
folgendem Team in
der Vorstandschaft
zusammenarbeiten:
Stuttgarts SportGar nicht so leicht, dieser Flossen-Hindernislauf! Roland Sauer,
bürgermeisterin
Vorsitzender der DOG Stuttgart bewundert die Weilimdorfer Kinder
Susanne Eisenmann
aus dem Hintergrund.
übernimmt den
stellvertretenden
"Wir fliegen um die ganze Welt. KinderVorsitz, Harald Pfab ist als Schatzmeister
spiele aus aller Welt". Italien, Ägypten,
weiterhin für die Finanzen zuständig. Des
Kuba, Japan, Österreich, Schweiz, GrieWeiteren gehören Karl Link (Olympiastützchenland, Australien und Deutschland
punkt Stuttgart), Dr. Eckart Muser, Thomas
konnten bereist werden, und nicht nur das: Güthle (Jugendreferent), Professor Hans
Bei jeder Station stand eine landestypische
Wieland, Günther Kuhnigk (Leiter des
Sportart auf dem Programm. Muschel
Sportamts Stuttgart), Dr. Volker Merz,
suchen, Mumien einwickeln, Kokosball
Herbert Aupperle, Carola Boomes, Karl
werfen, Tai Chi, Klettern, Ski fahren, Bume- Weinmann (Leiter des Sportreferats beim
rang werfen und Torwand schießen begeis- Kultusministerium Baden-Württemberg)
terten die Kinder und auch den Stuttgarter und Stadtrat Dr. Reinhard Löffler diesem
DOG-Vorsitzenden Roland Sauer, der die
Gremium an.
Grüße des leider verhinderten Paten, Timo
Hildebrand, überbrachte. Zum Schluss
Mitglieder des Beirats der Stadtgruppe sind
bekamen die erfolgreichen Mitspieler
Theo Götz, Dr. Harald Kiedaisch, Günter
Medaillen in Gold, Silber und Bronze.
Loos, Werner Schüle, Gerd Hoffmann,
Herbert Wursthorn und Eberhard Wolf.
79
Geschäftsführerin bleibt Sybille Hiller vom
Sportamt Stuttgart.
pädagogischer Anleitung zu turnen, zu
spielen und zu toben.
In die diesjährige „Gemütliche Abendunterhaltung“ war auch die Mitgliederversammlung des Olympischen Fördervereins eingebunden. Die Mitglieder stimmten einem
Wechsel des Sitzungsturnus zu. So werden
die Mitgliederversammlungen künftig im
gleichen dreijährigen Rhythmus wie die der
Stadtgruppe Stuttgart abgehalten. Vorsitzender Harald Kiedaisch wurde ebenso wie
sein Stellvertreter Christian Albrecht Merz
und Schatzmeister Kark Link für weitere
drei Jahre bestätigt. Neugewählt wurde
Geschäftsführerin Carola Boomes. Das
langjährige Beiratsmitglied der Stadtgruppe und Gründungsvater des Olympischen
Fördervereins, Gerhard Brodbeck, vom
Stuttgarter Sportamt stellte sich nicht
mehr zur Wahl.
Neuste Attraktion für den Außenbereich ist
der "Rundweg", ein gepflasterter Kurs um
den Kindergarten herum. Und der kann mit
ganz sicheren tollen Dreirädern befahren
werden, an die sich sogar Anhänger anbringen lassen. Nicht nur bei gutem Wetter
ist das ein toller Bewegungsspaß, bei dem
auch soziales Verhalten geübt wird - denn
auf dem gut anderthalb Meter breiten
Steinband ist gegenseitige Rücksichtnahme
gefragt.
Die rund 90 Gäste des Abends erfreuten
sich anschließend an einem besonderen
kulturellen Leckerbissen: der Sprechspieler
Gerald Friese und die mehrfach ausgezeichnete Klavierspielerin Dominique
Dethier, nebenbei Merz-Schülerin, sorgten
mit ihrem Programm "es sportet jeder
Beschreibung" für gute Unterhaltung und
einen besondere Anregung aller Sinne.
Südniedersachsen
Rundum begeisternd und
sicher
Große Begeisterung herrschte am 20.
September, dem Weltkindertag, im Groß
Schneener Modellkindergarten der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Hier
waren die Basketballdamen der BG Göttingen 1974 zu Besuch, die als Patinnen
gemeinsam mit den Kindern den neuen
Radrundkurs auf dem Außengelände der
Kita einweihten.
Seit nunmehr zwei Jahren läuft das Projekt
"Kinder bewegen" nun schon in Groß
Schneen und die Erfolge sind sichtbar, wie
der Erzieherinnen und die betreuenden
Studentinnen berichten.
Neben den Spiel- und Klettergeräten in der
Eingangshalle des Kindergartens gehen die
Kinder einmal wöchentlich in die große
Turnhalle der Gemeinde, um unter sport-
80
Nicht nur bei den Kindern, sondern auch
bei den Basketballdamen kommt die neue
Attraktion prima an. Die Patinnen, die ihre
Schützlinge in regelmäßigen Abständen
besuchen und mit ihnen spielen, stellten
dabei unter Beweis, dass sie auch beim
Dreiradfahren eine gute Figur abgeben.
haltungsbranche Sport zu blicken", erklärte
der Journalist und prangerte den zunehmenden Einfluss von Vermarktern, Sponsoren und Managern auf die Sportberichterstattung an. "Die Medien wollen dem
Kulturgut Sport ja nützen und nicht
schaden, wenn sie Missstände wie Doping
oder Wettmanipulation aufdecken."
Nach seinem Vortrag stellte sich Weinzierl
geduldig den Fragen der Anwesenden.
Nach welchen Kriterien denn der Spiegel
Geschichten auswähle, wie es im Inneren
der Sportredaktion aussehe und was man
für die WM 2006 geplant habe - egal
welche Frage aus der Runde gestellt wurde,
er beantwortete sie schnörkellos und
direkt. "Schließlich ist so eine Diskussion
genau das, was ich befürworte", so Weinzierl, "nämlich einen Dialog zwischen uns
Journalisten und ihnen als Sportinteressierten."
Stefan Klüttermann
Spiegel-Sportchef zu Gast
Um einen Tipp war Alfred Weinzierl nicht
verlegen. Als beim Herbstforum der DOG
Südniedersachsen die Frage aufkam, wie es
die DOG mal auf in den SPIEGEL schaffe,
antwortete Weinzierl ironisch: "Versuchen
sie es doch mal mit einem netten Finanzskandal!" So gut gelaunt und auskunftsfreudig präsentierte sich der Leitende
Sportredakteur des Hamburger Nachrichtenmagazins während der kompletten
zweieinhalb Stunden, die er am 31. Oktober zusammen mit knapp 60 Interessierten
im Clubheim des ASC Göttingen verbrachte.
Im Januar, erklärte DOG-Vorsitzender
Gerhard Scharner, sei der Kontakt zu
Weinzierl entstanden. Weil ein geplanter
Besuch der Göttinger DOGler im Haus des
SPIEGELS nicht zustande gekommen sei,
habe der Sportchef spontan einer Einladung nach Göttingen zugesagt.
Und so referierte Weinzierl eine gute halbe
Stunde lang über die Frage, inwieweit der
Sport aufklärende Medien benötige. Aus
persönlicher Perspektive und immer wieder
eingebettet in konkrete Beispiele wie die
Aufdeckung des Finanzskandals bei Borussia Dortmund plädierte der "Kölsche Jung"
(Weinzierl) klar für einen investigativen
Sportjournalismus. "Er ist nötig, um einmal
hinter die lackierte Oberfläche der Unter-
Tübingen/Zollernalb
Jahrestagung
Zur Jahrestagung hatte die DOG TübingenZollernalb am 23. November in die Landessportschule nach Albstadt eingeladen.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Hansjörg Kofink (Tübingen) folgte ein
sehr informativer Rundgang in der Landessportschule.
Die Bewegung in der Anlage war der
passende Auftakt zum Gastreferat von
Prof. Dr. Klaus Bös (Karlsruhe). Er dozierte
in ebenso eindrucksvoller wie verständlicher Art über seine wissenschaftlichen
Untersuchungen zur motorischen Situation
der Kinder und Jugendlichen. Besonders
deutlich wurde den Zuhörern die Bedeutsamkeit von Bewegung anhand der empirischen Daten zum Verlauf der "Konzentrationskurve" bei Schülern. Während diese
Kurve bei rein sitzendem Unterricht von
der ersten bis zur letzten Schulstunde
kontinuierlich abnimmt, bleibt sie bei
bewegter Pausengestaltung auf gleichem
Niveau und bei bewegter Pause und
bewegtem Lernen steigt die Aufmerksamkeit und Konzentration der Schüler im
Unterricht. Wissenschaftliche Verstärkung
erfahren seine Forschungen von dem
Mediziner Prof. D. Spitzer aus Ulm, der die
vielfach positiven Auswirkungen von
Bewegung und Sport auf die neuronalen
Strukturen nachgewiesen hat. Bewegung
und Sport machten nicht nur gesünder,
sondern eben "auch ein bisschen klüger",
so Prof. Dr. Bös. Die Wünsche für eine
bewegungsfreundliche Umwelt und bewegungserfüllte Tages- und Lebensgestaltung
waren das unmissverständliche Fazit des
Gastvortrags.
Der zweite Teil der Tagung galt der Ehrung
des früheren Kunstradsport-Landestrainer
Manfred Maute, der trotz Ruhestand fast
noch täglich in der Halle steht und das
Training der Radartisten leitet. DOGLandeschef Theo Götz (Pfullingen) war
eigens angereist und hielt die Laudatio auf
den ebenso erfolgreichen wie charakterlich
gradlinigen Erfolgstrainer. Die Verleihung
der DOG-Medaille "Fair Play" in Gold galt
als Ausdruck, dass Manfred Maute stets die
Regeln des Baron de Coubertin praktiziert
und den olympischen Kodex bewahrt. Die
Ehrennadel für 40-jährige Mitgliedschaft
erhielt Wolfgang Ziegenfuß aus Mössingen.
Wiesbaden
Wanderpreise für
erfolgreiche Schulsportler
Schon traditionell ehrt die DOG Wiesbaden
zum Jahresende die erfolgreichen Teilnehmerschulen der hessischen Landeshauptstadt am Wettbewerb JUGEND TRAINIERT
FÜR OLYMPIA. Dazu wurden die Vertreter
der Schulen am 7. November ins Wiesbadener Rathaus geladen.
Die Gewinner der Wanderpreise der DOG
Wiesbaden für die beste Gesamtleistung
kamen dieses Mal sowohl in Sekundarstufe
I als auch II aus der Gutenbergschule.
Zwölf weitere erfolgreiche Schulen der
Sekundarstufe I sowie sechs Schulen der
Sekundarstufe II erhielten Pokale und
Urkunden.
Erfreut resümierte Prof. Hans-Jürgen
Portmann, Vorsitzender der DOG Wiesbaden: "Die Anzahl der Wiesbadener Teilnehmer bei "Jugend trainiert für Olympia" ist
stetig steigend. Im Schuljahr 2004/2005
beteiligten sich 320 Teams aus 22 Schulen.
Sechs Mannschaften wurden Landessieger."
Leserbrief
Zunächst möchte ich mich den lobenden
Ausführungen meines Sportfreundes KarlFriedrich Haas anschließen. Ich finde das
"OF" in Inhalt und Gestaltung ausgezeichnet.
Ich möchte aber eine Anregung insbesondere zur weiteren Verbreitung besonderer
Beiträge geben. Während meiner beruflichen Tätigkeit wurden aus Fachzeitschriften oder aus Zusammenfassungen von
Vortragsveranstaltungen bestimmte
Beiträge als Sonderdrucke an einen
größeren Kreis von Interessenten verteilt.
Diese Möglichkeit sollte man auch beim
"OF" vorsehen.
Aus der Ausgabe 5/2005 möchte ich
vorschlagen, die Beiträge Küng: "Plädoyer
für eine neue Glaubwürdigkeit des
Sports"; Lenk: "Das olympische Menschenbild" und Rogge: "Die erzieherischen
Werte des Sports müssen wieder die
Oberhand gewinnen" als Sonderdrucke zu
veröffentlichen. Vielleicht kann man dann
sogar den ganzen Vortrag des IOC Präsidenten veröffentlichen, er hätte es verdient.
Impressum
Olympisches Feuer
Zeitschrift des Nationalen Olympischen Komitees
für Deutschland und der
Deutschen Olympischen Gesellschaft
Herausgeberkollegium:
Bernhard Schwank (NOK), Dieter Krickow (DOG),
Steffen Haffner, Michael Gernandt
Chefredakteur: Harald Pieper
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,
Kerstin Rehhahn
Redaktionsanschrift:
Dr. Stefan Volknant
Nationales Olympisches Komitee für Deutschland
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt
Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27
E-Mail: volknant@nok.de
Harald Pieper
Stieglitzstraße 2
63263 Neu-Isenburg
Telefon: 0 61 02 / 5 22 62
Herstellung, Vertriebb & Verlag:
Peter Kühne Verlag
Theodor-Heuss-Straße 11
63303 Dreieich
Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,
Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71
E-Mail: freiwurf@aol.com
Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich
Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne
Ich bin davon überzeugt, dass diese
Sonderdrucke, die meiner Erfahrung nach
sehr kostengünstig in großer Stückzahl
gedruckt werden können, eine weitere
Verbreitung verdient hätten. Sie sind dann
sicher auch ein gutes Hilfsmittel insbesondere bei der Anwerbung neuer DOG Mitglieder.
Ich hoffe, dass mein Vorschlag realisierbar
ist.
Dr. Urban Cleve, Dortmund
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
aus Platzgründen zu kürzen.
Auch in Zukunft wollen wir an dieser
Stelle all das abdrucken, was unsere Leser
bewegt. Deshalb senden Sie uns bitte Ihre
Meinungen zu allgemeinen Themen des
Sports sowie Lob, Kritik und Anregungen
zum Olympischen Feuer.
Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der
Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten.
Druck: HMS-Druckhaus GmbH
Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich
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Das Olympische Feeuer ist zu beziehen durch:
Geschäftsstelle der Deutschen Olympischen
Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,
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Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht
unbedingt der Meinung der Redaktion, des NOK
bzw. der DOG entsprechen.
Titelgrafik: Eberhard Stroot
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:
dpa
Jürgen Engler
Getty
Markus Stegner
Westfälisches Volksblatt
Bernd Zeyer/Nord-Rundschau
81
Nachrichten des DOI
Ein Jahr in Frankfurt
Bilanz und Perspektive
Das Deutsche Olympische Institut blickt auf
ein ebenso arbeits- wie erfolgreiches Jahr
zurück, das geprägt war von den notwendigen Anpassungen an völlig veränderte
Rahmenbedingungen sowie einem Ausloten
neuer Chancen und Möglichkeiten. Die
Bilanz kann sich wohl wirklich sehen lassen,
Olympische Nachlese: Dr. Andreas Höfer
die Perspektive, obwohl mit einigen Fragezeichen versehen, darf als durchaus vielversprechend charakterisiert werden. Mit
einem Wort: Das DOI ist am neuen Standort angekommen.
Dabei war der Weggang aus Berlin ja nicht
nur mit Hoffen, sondern auch mit einem
gewissen Bangen verbunden gewesen,
wenn es auch keine Reise ins Ungewisse
war. Schon die seit jeher enge Kooperation
mit dem NOK für Deutschland ließ eine
freundliche Aufnahme und günstige Arbeitsbedingungen in Frankfurt erwarten.
Tatsächlich hat die neu gewonnene räumliche Nähe eine Zusammenarbeit auf kurzem
Wege ermöglicht, die ihren wohl bemerkenswertesten Ausdruck in der gemeinsamen Konzeption und Durchführung des
"Internationalen Olympia Forums" fand.
82
Die Premiere der auf Dauer angelegten
Veranstaltungsreihe, bei der einmal jährlich
herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der Frankfurter Paulskirche
zu wichtigen Fragen des internationalen
Sports Stellung nehmen und diskutieren
sollen, war sicher ein Erfolg. Da kein Geringerer als der amtierende IOC-Präsident
Jacques Rogge für den Auftakt gewonnen
werden und ihm, u.a. mit Prof. Hans Küng,
ein prominent besetztes Podium zur Seite
gestellt werden konnte, waren Zuspruch
und Resonanz garantiert. Für
die Verantwortlichen sicher
Ansporn genug, im kommenden
Herbst eine ebenso anspruchsvolle Wiederholung folgen zu
lassen.
Freilich hat nicht nur die enge
und konstruktive Zusammenarbeit mit dem NOK, insbesondere
seinem Generalsekretär Bernhard Schwank, der Arbeit des
DOI wertvolle Impulse verliehen
- im übrigen war es zudem
vielleicht auch umgekehrt -,
sondern auch die anderen
Möglichkeiten , die das neue
Umfeld eröffnete. So ist es in
der Bankenmetropole erstaunlich schnell gelungen, bei potentiellen
Partnern Interesse zu wecken und Vertrauen zu finden sowie im Rahmen gemeinsamer Aktivitäten ein breites und jeweils
spezifisch gemischtes Publikum zu erreichen. Auf diese Weise wirkte sich ein
vermeintlicher Standortnachteil, nämlich das Fehlen eines
eigenen Veranstaltungsraums,
im Blick auf die Außenwirkung
durchaus vorteilhaft aus.
Allen voran sei die Stadt Frankfurt genannt. Sie hat nicht nur
eine wertvolle Hilfestellung bei
der Durchführung der ersten
großen Veranstaltung geleistet,
sondern auch ihre gute Stube,
den Römer, zur Verfügung
gestellt. So war ein würdiger
Rahmen gefunden für eine
"Olympische Nachlese", einen Blick zurück
nach vorn, gleichsam von Athen nach
Peking. Ein an beiden Tagen gut besuchtes
Symposium, dessen Erfolg nicht zuletzt
auch der Unterstützung durch griechische
Botschaft und Generalkonsulat, die in
Frankfurt ansässige griechische Zentrale für
Fremdenverkehr sowie die chinesische
Botschaft in Berlin zu danken war.
Besonders erfreulich, dass die Verbindung
mit den verschiedenen griechischen Einrichtungen und Institutionen und ihren
Vertretern auch über die Athener Spiele
hinaus von Bestand war. So freuen wir uns
sehr, ein wenig der erfahrenen Zuwendung
zurückgeben und ein Ausstellungsprojekt
der griechischen Gemeinde Offenbach
unterstützen zu können. Nicht zuletzt mit
Hilfe des DOI wird im Januar/Februar des
kommenden Jahres im Haus des deutschen
Sports "Olympische Kunst" zu sehen sein,
eine Ausstellung von Bildern internationaler Künstler, die im Frühjahr vergangenen
Jahres im Rahmen eines olympischen
Workshops im griechischen Patras entstanden sind. Näheres dazu: Siehe unten.
Sehr gerne war das DOI aber auch im
Deutschen Filmmuseum zu Gast. Im Juni
wurden in Kooperation mit dem Deutschen
Filminstitut zwei längere Ausschnitte aus
Leni Riefenstahls ebenso bahnbrechender
wie bis heute umstrittener Dokumentation
über die Olympischen Spiele von 1936 in
einer 35 mm-Kopie aus dem Bestand des
Bundesarchivs vorgeführt sowie im Rahmen
Begrüßung im Römer: Prof. Dr. Ommo Grupe
einer Podiumsdiskussion unter Einbeziehung des zahlreich erschienenen Publikums
intensiv und kontrovers reflektiert.
Mit einem anderen historischen Dokumentarfilm, "Die neue Großmacht", erinnerte das
DOI am 21. Juli an ein fast auf den Tag
genau achtzig Jahre zurückliegendes, nicht
nur für die Stadt Frankfurt bedeutsames
Ereignis, nämlich die feierliche Eröffnung
des neu errichteten Stadions, das später den
Namen "Waldstadion" erhielt und inzwischen eine branchenübliche Umetikettierung zur "Commerzbank-Arena" erfahren
hat. Mit dieser Veranstaltung setzte das DOI
- in Verbindung mit dem Sportamt der
Stadt Frankfurt - einen Akzent im Blick auf
auch eine umfängliche Publikation zu der
bisher noch wenig reflektierten Wechselbeziehung von grünem Rasen und flimmernder Leinwand. Ein insgesamt anspruchsvolles und ehrgeiziges Vorhaben, das Kräfte
binden wird, aber auch einen entsprechenden Ertrag erwarten lässt. Jedenfalls hat
sich auch das DOI die Erkenntnis zu eigen
gemacht: Am Fußball kommt im kommenden Jahr keiner vorbei, zumal Stan Libuda ja
bekanntlich schon lange nicht mehr zu
dribbeln vermag.
Freilich soll mit diesem Vorhaben nicht nur
der allgemeinen Soccer-Mania Rechnung
getragen, sondern auch eine Linie des DOIProfils weiterverfolgt werden. So hat sich
das Institut in der
Vergangenheit
neben historischen,
zeitgeschichtlichen,
politischen, gesellschaftlichen Aspekten des olympischen
Sports immer
stärker auch seiner
kulturellen Dimension angenommen.
Diesem Anliegen
dienten auch die
beiden letzten
Veranstaltungen im
Berichtszeitraum,
über deren Verlauf
und Ergebnis weiter
Neues Domizil in der Otto-Fleck-Schneise: Dass DOI ist in Frankfurt
unten je separat
angekommen
berichtet wird. Am
6. Dezember wurde
in Verbindung mit
die lokale Sportgeschichte, ein Ansatz, der
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)
aufgrund der großen Resonanz im komin deren Räumen ein Roman vorgestellt,
menden Jahr eine Fortsetzung erfahren soll.
dessen vielsagender und beziehungsreicher
Titel "Spiele" auch und nicht zuletzt auf die
Im übrigen soll auch die äußerst fruchtbare
Olympischen Spiele, namentlich auf die von
Zusammenarbeit mit dem Deutschen
1972 in München abhebt, während das DOI
Filmmuseum fortgesetzt, ja sogar intensieine Woche später im Deutschen Sportviert werden. So ist ein gemeinsames
und Olympiamuseum in Köln mit den
Großprojekt in Arbeit, das im April/Mai für
Olympischen Hymnen gastierte. Siehe dazu
Aufmerksamkeit sorgen soll. Im unmittelbaauch die unten stehenden Berichte.
ren Vorfeld des sportiven Topereignisses des
kommenden Jahres soll "das Runde im
Gerade letztgenannte Veranstaltung, sicher
Eckigen" gebannt werden. Mit anderen
ein kulturelles Highlight in der VorweihWorten: Geplant ist ein großes "Frankfurter
nachtszeit, war ein würdiger Abschluss des
Fußball-Film-Festival". Auf dem Programm
ersten Frankfurter Jahres, das allen Anlass
stehen etwa zwanzig Fußballfilme verschiezur Zufriedenheit sowie reichlich Motivation
dener Zeiten und Genres, mehrere Veranbot, auf dem eingeschlagenen Weg weiter
staltungen mit prominenten Gästen und
voran zu schreiten. Und dies gewissen
anregenden Diskussionen, ein wissenschaftUnwägbarkeiten zum Trotz, die sich aus der
liches Symposium und manches mehr, wie
in Köln beschlossenen Neuorganisation der
deutschen Sportorganisation ergeben.
Welche Konsequenzen und Folgen die
Fusion bzw. Verschmelzung von DSB und
NOK für das DOI haben wird, ist im einzelnen noch nicht absehbar. Eine Option stellt
sicher die - seitens des NOK schon seit
längerem ins Auge gefasste - Gründung
einer Deutschen Olympischen Akademie dar,
zu deren tragenden Säulen das DOI gehören
könnte. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat das Direktorium des DOI bereits
gefasst. So sehen die Verantwortlichen
durchaus Vorteile in einer Bündelung
solcher Kräfte, die sich im Bereich der
olympischen Wissenschaft und der olympischen Erziehung engagieren, zumal eine
entsprechende Kooperation in vielen Bereichen ohnehin längst gängige Praxis ist.
Ins Gespräch gebracht wurde aber auch die
Möglichkeit einer Deutschen Sport-Akademie, die alle oder zumindest einige der
bestehenden Bildungseinrichtungen des
deutschen Sports unter einem Dach vereinen könnte. Diesbezüglich besteht allerdings
weiterer Diskussionsbedarf, um perspektivisch auszuloten, was wirklich zusammengehört und was effektiver auch weiterhin
gemeinsam auf getrennten Wegen marschieren sollte.
Schon insofern - und nicht nur wegen der
Olympischen Winterspiele in Turin und der
Fußball-WM im eigenen Land - wird das
kommende auch fürs DOI ein spannendes
Jahr werden. Alle Beteiligten werden das in
ihren Kräften stehende dafür tun, dass auch
2006, das zweite Jahr in Frankfurt mit einer
positiven Bilanz beendet werden und
wiederum eine optimistische Perspektive
eröffnen wird.
Olympische und andere
"Spiele"
München '72 in der
Diskussion
Die Konjunkturschwankungen mancher
Themen scheinen eigenen Gesetzen zu
folgen. Dies gilt etwa auch für die Olympischen Spielen von 1972 in München. Lange
Zeit aus dem Fokus des öffentlichen Interesses verschwunden, sind sie nun wieder in
den Blickpunkt gerückt.
83
Pünktlich zur Vorweihnachtszeit hat der
Heyne Verlag die deutsche (Taschenbuch-)
Ausgabe von Simon Reeves im Jahr 2000
unter dem Titel "One Day in September"
erschienene "Story of the 1972 Munich
Olympics Massacre" vorgelegt, bevor in
wenigen Wochen Steven Spielbergs mit
Spannung erwartete filmische Adaptation
mit dem schlichten Titel "Munich" in die
deutschen Kinos kommen wird. In Arbeit ist
zudem eine TV-Dokumentation, die das ZDF
bei einer Kölner Produktionsfirma in Auftrag
gegeben hat und voraussichtlich im kommenden Mai ausstrahlen wird. Und schließ-
Was die Lektüre auch für den sporthistorisch
interessierten Leser zum Gewinn macht, ist
die über weite Strecken annähernd dokumentarische Schilderung gerade der Ereignisse rund um den Terroranschlag auf die
israelische Mannschaft und den so fatal
missglückten Befreiungsversuch in Fürstenfeldbruck - Geschehnisse, die bis heute viele
Fragen aufwerfen und politische Brisanz
aufweisen.
Um der historischen Wahrheit soweit
überhaupt möglich zumindest annäherungsweise auf die Spur zu kommen, hat die
der der siegreichen Hockeymannschaft,
zählten, zu einem denkwürdigen Abend bei,
der nicht zuletzt durch seine emotionale
Dichte fesselte.
Eine großartige Vorlage lieferte Ulrike
Draesner mit einer trotz akuter Erkältung
beeindruckenden Lesung. Die beiden von ihr
ausgewählten Passagen ihres Buches betrafen die Spurensuche ihrer Protagonistin
Katja in Fürstenfeldbruck sowie die Gedanken des - fiktiven - Busfahrers, der die
Geiseln und ihre Entführer aus der Tiefgarage des Olympischen Dorfes zu den bereitstehenden Hubschraubern chauffierte. Natürlich war es Fiktion, doch genau so hätte es
sich abgespielt haben können.
In dem Fall war hinreichend Stoff für das
folgende Gespräch mit den Zeitzeugen
geboten. Steffen Haffner, der langjährige
Ressortleiter Sport hatte die Geschehnisse
seinerzeit als junger Reporter für die FAZ
beobachtet und geschildert, und seine
Eindrücke und Gedanken von damals ließen
sich nicht authentischer wiedergeben, als
durch den Vortrag seines damaligen Berichtes, der auf der dritten Seite seiner Zeitung
abgedruckt worden war.
Ulrike Draesner (Mitte) im Gespräch mit Sylvia Schenk, Prof. Walther Tröger, Dr. Andreas
Höfer und Steffen Haffner
lich ist bekannt, dass zwei britische Historiker an fundierten Analysen der zunächst
heiteren, dann blutigen Spiele arbeiten. Dass
bis heute keine auch nur halbwegs umfassende Untersuchung aus deutscher Feder
vorliegt, sei an dieser Stelle nur am Rande
erwähnt.
Schon insofern hat Ulrike Draesner Timing
bewiesen. Die vielfach ausgezeichnete
Autorin von Lyrikbänden und Prosawerken
ist in München geboren und hat dort die
Olympischen Spiele als junges Mädchen
selbst vor Ort erlebt. Jahre, nein Jahrzehnte
später hat sie ihr spezielles Jugenderlebnis
zum titelgebenden Angelpunkt einer fiktiven
Geschichte, ja eines umfänglichen Romans
erhoben, der breite Resonanz in den Feuilletons und Literaturbeilagen sowie den Weg
auf die Auswahlliste für den neugeschaffenen Deutschen Bücherpreis gefunden hat.
84
Autorin akribisch recherchiert, die zugänglichen Archive durchstöbert und gesprächsbereite Zeitzeugen interviewt, um dann mit
dem Mittel der ihr eigenen literarischen
Phantasie das verbleibende Dunkel auszuleuchten.
Das Ergebnis kann sich allemal sehen beziehungsweise lesen, ja sogar vorlesen lassen.
Eben darum bat das DOI die Autorin, um sie
zudem mit einem ausgewählten Kreis von
Zeitzeugen zusammenzubringen. Im übrigen
erklärte sich die Frankfurter Allgemeine
Zeitung (FAZ) gerne bereit, ihre Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen und als Mitveranstalter aufzutreten.
So trug auch das passende Ambiente sowie
ein hoch interessiertes und kompetentes
Publikum, zu dem auch einige Goldmedaillengewinner von 1972, namentlich Mitglie-
Noch näher am Geschehen als Haffner war
Walther Tröger gewesen, der als Bürgermeister des Olympischen Dorfes wie kaum ein
Zweiter in der unmittelbaren Pflicht und
Verantwortung stand. So war er - ebenso
etwa wie der damalige Innenminister
Genscher - in direkte Verhandlung mit den
Geiselnehmern involviert, und hatte unter
anderem angeboten, sich den Terroristen im
Austausch mit den Geiseln als persönliches
Faustpfand zur Verfügung zu stellen.
Freimütig räumte er ein, dass es in München
in Punkto Sicherheit Versäumnisse gab,
wobei er gleichzeitig auf das Konzept der
"heiteren Spiele" verwies. Gerade in der
Erinnerung an die Spiele von 1936 in Berlin
und deren politische Indienstnahme durch
die Nationalsozialisten wollte sich Deutschland eben nicht als Polizei- und Überwachungsstaat präsentieren, so dass man ganz
bewusst auf die Bewaffnung der Sicherheitsorgane vor Ort verzichtet hatte. Eine
aus späterer Sicht fatale Entscheidung. Ob
allerdings das Schlimmste überhaupt hätte
verhindert werden können, ist eine andere
Frage. Fraglich aber auch, ob die Hintergründe, insbesondere die politischen Entscheidungen bis heute hinreichend ausgeleuchtet
sind. Dazu bemerkte Ulrike Draesner, dass sie
bei ihrer Recherche vielfach auf eine Mauer
des Schweigens gestoßen sei.
Dies ergänzte Sylvia Schenk, die 800 MeterLäuferin hatte zum betreffenden Zeitpunkt,
es war der 5. September, ihre Wettkämpfe
bereits hinter sich, durch die Schilderung
eines Zusammentreffens mit dem seinerzeitigen Münchner Polizeipräsidenten, Manfred
Schreiber. Ihm war sie gleichsam an Ort und
Stelle begegnet, und zwar im Rahmen eines
2002 organisierten Besuchs der Angehörigen
der Opfer am kurz zuvor installierten Gedenkstein. Geradezu schockiert habe sie, dass
Schreiber nicht nur jede selbstkritische
Reflexion, sondern auch eine innere Anteilnahme habe vermissen lassen. Demgegenüber sprach sie von ihren eigenen Gefühlen,
die sie auch 35 Jahre später nicht verbergen
konnte und wollte. Ihrer Tränen musste sie
sich wahrlich nicht schämen.
Vielmehr vielleicht als alle wohl gewählten
Worte führte das auf so persönliche Weise
zum Ausdruck gebrachte Mitgefühl den
Teilnehmern ins Bewusstsein, dass jeder
Einzelne über das konkrete Erlebnis der
Spiele hinausgehend Verantwortung trägt
für die Realisierung des bis heute in der
Olympischen Charta verankerten Anspruchs,
zu einer besseren und friedlichen Welt
beizutragen.
Genau diese Botschaft, ist auch Ulrike
Draesners Roman "Spiele" zu entnehmen,
der nicht nur solchen, die noch auf der
Suche nach einem besonderen Weihnachtsgeschenk sind, wärmstens empfohlen
werden kann.
Olympische Hymnen
Begegnungen von Kunst und
Sport
Olympische Spiele bedeuten nicht nur
Rekorde und Medaillen, sie sind zum Beispiel auch Musik. Man denke nur an den
"guten Ton" der Eröffnungs- und Schlussfeiern oder die musikalische Ausgestaltung der
Siegerehrungen. Und nicht zuletzt: Die
Olympische Hymne. Seit 1932 hat sie ihren
festen Platz im Zeremoniell der Spiele.
Die erste, "La cantate des Jeux Olympiques",
stammt aus der Feder des großen griechischen Komponisten Spyros Samaras und
war eine Auftragsarbeit für die ersten
Olympischen Spiele der Neuzeit, 1896 in
Athen. 1960 erklärte das Internationale
Olympische Komitee sie zu seinem offiziellen akustischen Erkennungszeichen. Freilich
ist nur wenigen Experten bekannt, dass es in
der Zwischenzeit fünf andere Olympische
Hymnen gab. Allein das von Richard Strauss
geschaffene Werk von 1936 kommt gelegentlich zur Aufführung. Dabei sind auch
die anderen Stücke Arbeitsproben großer
Komponisten, wobei die Texte ebenfalls
berühmte Urheber haben, zum Beispiel
Rudyard Kipling, Nobelpreisträger für
Literatur und Autor
des "Dschungelbuchs".
mit ihrem großartigen Gesang, wie ihr in
Darmstadt ansässiger Landsmann am Flügel,
den der NOK-Partner Seiler dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatte.
Die beiden großartigen und international
renommierten Künstler vermochten gleichsam olympisches Flair auf höchstem Niveau
zu vermitteln und ließen dabei die vermeintlich drängenden und nicht selten
lästigen Themen des sportlichen Alltags, wie
den Streit um Strukturen, den Kampf um
Medaillen oder Spekulationen um unerlaubte Mittel und Methoden zumindest für den
Ganz selten aber
sind die Hymnen im
Zusammenhang zu
hören. Eben diese
Gelegenheit boten
das Deutsche
Olympische Institut
und das Deutsche
Sport & Olympia
Museum am 13.
Dezember im Kölner
Rheinauhafen. Die
Präsentation dieser
Kleinode der Musikgeschichte vermittelte einen exklusiGroße Kunst und Hörgenuß: Rosemarie Kipreou und Demosthenes
ven vorweihnachtliStephanidis präsentieren die Olympischen Hymnen
chen Hörgenuss
und wirkte zudem
auch als eine Einstimmung auf die bevorMoment weit in den Hintergrund treten. So
stehenden Winterspiele in Turin.
schön kann Olympia tatsächlich sein.
Dass nicht nur viel erlebt, sondern auch
einiges gelernt werden konnte, war der
thematischen Einführung des Wissenschaftlichen Leiters des DOI, Dr. Andreas Höfer,
und insbesondere der fachkundigen Moderation durch Dr. Elizabeth Leckie Schlüssel
zu danken. Die Kölner Sport- und Musikpädagogin ist insbesondere durch eine 2001
vorgelegte - im übrigen durchs DOI mit der
Vergabe des Willi-Daume-Stipendiums
geförderte - Dissertation über die "olympische Musik" ausgewiesen.
Ihre ebenso kompetenten wie kurzweiligen
Erläuterungen lieferten die besten Steilvorlagen für die beiden eigentlichen Hauptdarsteller des Abends: Rosemarie Kipreou und
Demosthenes Stephanidis. Die in Athen
geborene und seit Jahren in Berlin lebende
Sopranistin begeisterte das Publikum ebenso
Apropos: Besonders schön war auch die
Darbietung der "vorolympischen Hymne",
nämlich die aus der Antike überlieferte und
von Théodore Reinach und Gabriel Fauré
bearbeitete "Hymne à Apollon", die auf
speziellen Wunsch eines französischen
Barons namens Coubertin und seinem
Bemühen um eine Liaison von Kunst und
Sport entsprechend im Rahmen des olympischen Gründungskongresses, 1894 in der
Pariser Sorbonne zur Aufführung kam sowie
die Zugabe der Künstler: Aus der von
Georgios Voukanos für die Athener Spiele
von 2004 geschaffenen Komposition "Areton
Anotera" ("Die edlesten Tugenden") boten sie
zum Abschluss die großartigen Stücke
"Ekecheiria" ("Waffenruhe") und "Eirini"
("Frieden"), die im übrigen gleichsam als
olympische Weihnachtsbotschaft des Abends
dienen mochten.
85
Diejenigen, die das Privileg hatten, dabeisein
zu können, werden sich entsprechend
beflügelt nun vielleicht um so mehr auf das
große Sport- und Friedensfest in Turin,
insbesondere auf die Eröffnungs- und
Schlussfeier und darauf freuen, dass beim
Hissen beziehungsweise Einholen der Olympischen Fahne die Samaras-Hymne erklingen
wird.
Um freilich mitsingen oder wenigstens
mitsummen zu können, bedarf es einiger
Übung oder der Schaffung einer neuen,
buchstäblich populäreren und eingängigeren
Hymne. Eine entsprechende Anregung von
Dr. Elizabeth Leckie Schlüssel, welche die
anwesende griechische Generalkonsulin zu
einer besorgten Nachfrage veranlasste.
Konnte an dieser Stelle fürs erste Entwarnung gegeben werden, bleibt um so mehr
der Wunsch, die Olympischen Hymnen
endlich einmal in professioneller Manier auf
ein Tondokument zu bannen und damit
allgemein verfügbar zu machen. Ein faszinierender Gedanke, den das DOI im kommenden Jahr weiterverfolgen wird.
Zum NOK der DDR
DOI und NOK vergeben
Forschungsstipendium
Die gemeinsame Initiative von NOK und DOI
zur Erforschung der "Geschichte und Bedeutung des NOK der DDR im Kontext des
Sportsystems der DDR" hat eine erfreuliche
Resonanz gefunden. Auf die entsprechende
Ausschreibung hin ging eine Reihe guter
und sehr guter Bewerbungen ein, die eine
Entscheidung zunächst nicht leicht erscheinen ließ.
Nach einem sorgfältigen Prüfungsprozess
und unter Einbeziehung fachkundiger
auswärtiger Beratung fiel die Wahl schließlich jedoch in großem Einvernehmen - und
zwar auf Dr. Jutta Braun.
Die Historikerin ist seit vielen Jahren als
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich "Zeitgeschichte des Sports" der
Universität Potsdam tätig, wo sie in verschiedene Forschungsprojekte zur Sportgeschichte der DDR unter Leitung von Prof. Dr.
Hans Joachim Teichler eingebunden war und
ist. So verfügt sie über einschlägige Kennt-
86
nisse der relevanten Quellen sowie Erfahrungen im Umgang mit Zeitzeugen und ist
zudem durch zahlreiche Publikationen
entsprechend ausgewiesen. Zudem gewährleistet auch die fachliche Betreuung durch
Prof. Teichler die sachgerechte und zielgerichtete Herangehensweise sowie einen
erfolgreichen Abschluss. Eigentlich überflüssig zu betonen, dass es diesbezüglich keinerlei inhaltliche oder methodische Vorgaben
seitens der Mittelgeber geben wird.
Kunst", genauer eine internationale Bildausstellung im Haus des deutschen Sports zu
sehen sein.
In diesem Sinne sind sich NOK und DOI beide Einrichtungen stellen jeweils 10.000
für das in Rede stehende Projekt zur Verfügung - einig, im Blick auf die verfolgte
Absicht die denkbar beste Wahl
getroffen zu haben. Schließlich
soll, wie NOK-Präsident Steinbach herausstellte, ein gründlicher Blick auf die Geschichte des
olympischen Sports in Deutschland geworfen werfen und
diesem ersten weitere Schritte
zur Aufarbeitung der Vergangenheit folgen.
Die Initiative für das Ausstellungsprojekt
ging von Vertretern der griechischen Gemeinden im Rhein-Main-Gebiet sowie der
in Frankfurt ansässigen griechischen Zentra-
Dies deckt sich mit der Haltung
des DOI, dessen Aufgabe es ja unter anderen
ist, sportwissenschaftliche Forschung zu
initiieren und zu koordinieren. Der Vorsitzende des Direktoriums, Prof. Dr. Ommo Grupe,
brachte es auf folgenden Punkt: "Gerade
angesichts der bevorstehenden Neuorganisation des deutschen Sports erscheint es
unabdingbar, historische Hypotheken umfassend und überzeugend, eben wissenschaftlich fundiert abzuarbeiten. Dazu zählt
zweifellos auch die Geschichte des Sports in
der DDR. Wenn das Deutsche Olympische
Institut im Rahmen seiner Möglichkeiten
und gemeinsam mit dem NOK für Deutschland hier einen wirksamen Beitrag leisten
kann, entspricht dies im übrigen auch
seinem satzungsgemäßen Auftrag."
Über den Fortgang des Projekts und seine
(Zwischen-)Ergebnisse wird auch an dieser
Stelle berichtet werden.
Die ausgewählten Exponate sind allesamt
im Rahmen eines Workshops im Vorfeld der
Olympischen Spiele von Athen im griechischen Patras entstanden und sollen nun
erstmals auch in Deutschland zu sehen sein.
Insgesamt handelt es sich um 43 Bilder aus
23 Ländern.
le für Fremdenverkehr aus, und das DOI war
schon deswegen gerne zur Kooperation
bereit, weil man umgekehrt, gerade im Vorund Umfeld der Athener Spiele, seitens der
griechischen Freunde vielfältig wirksame
Unterstützung für diverse Aktivitäten
erhalten hatte.
Sollte das hier skizzierte Projekt - genauere
Informationen über Eröffnung und Dauer
der Ausstellung folgen - einen weiteren
kleinen Mosaikstein für das Bild der
deutsch-griechischen Freundschaft liefern,
kann dies im übrigen auch im Sinne der
Olympischen Idee nur begrüßenswert
erscheinen.
Frohe Weihnachten
"Olympische Kunst"
Eine internationale
Bildausstellung
Ab Ende Januar wird - gleichsam die Turiner
Winterspiele begleitend - "Olympische
Das Deutsche Olympische Institut und
seine Mitarbeiter wünschen allen
Partnern, Freunden und Förderern ein
frohes Weihnachtsfest und alles Gute
für das neue Jahr.
Deutsches Sport & Olympia Museum
Herausgeber: Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum
Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0
Redaktion: Ansgar Molzberger
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen
Internet: www.sportmuseum-koeln.de
Jahrgang 25 - Heft 6/2005
Die Welt zu Gast bei Freunden
Freunde zu Gast im Deutschen Sport & Olympia Museum
Nur noch wenige Monate bis zum Beginn der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006TM in Deutschland, die Vorbereitungen werden allerorts
konkret und das Turnier hat seit der Auslosung am 9. Dezember 2005 in Leipzig ein Gesicht. Doch diese Fußball-Weltmeisterschaft in
Deutschland ist mehr als ein reines Fußballturnier, sie ist ein Fest der Nationen in guter olympischer Tradition, eingebettet in ein kulturelles
Rahmenprogramm. "Die Welt zu Gast bei Freunden", so lautet das Motto der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Mit seiner Ausstellung "Global Players - Deutscher Fußball in aller Welt" präsentiert das Deutsche Sport & Olympia Museum den Einsatz der Freunde in der Welt und
leistet einen offiziellen Beitrag zum Kunst- und Kulturprogramm der Bundesregierung zur FIFA WM 2006TM.
Aber auch Freunde aus anderen Sportarten sind oft zu Gast im DSOM. Über einige Besuche der letzten Zeit werden wir im Folgenden
berichten.
Tipp Kick-Kunst
zu Gast im DSOM
Ein Rohling einer handelsüblichen Tipp KickFigur, eine quadratische Holzplatte und drei
Holzstücke mit diesem Ausgangsmaterial
trat Roland Neuburg vom "mal-markt e.V.",
Tipp Kick it like ... Capar Reuter
einem Kölner Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst, bundesweit an über
fünfzig Künstler heran und forderte diese
zur freien kreativen Arbeit mit dem Material
auf.
Das Ergebnis ist beeindruckend. Künstler
von Thomas Baumgärtel über Bernhard
Blume, Frank Herzog, Christoph Inderwiesen
und Hartmut Neumann bis hin zu C.O.
Paeffgen beteiligten sich an Neuburgs
Initiative, insgesamt entstanden 46 verschiedene "Tipp Kick-Kunstwerke", die die
ganze "Vielfalt von künstlerischen Stilen
und kreativen Spielarten in der zeitgenössischen modernen Kunst" widerspiegeln, so
der Kulturjournalist Jürgen Kisters.
Tipp Kick it like ... Friederike Vahlbruch-Heck
87
Erstmals museal präsentiert werden die
Arbeiten nun in der Ausstellung "Tipp Kick it
like ... Eine Kunstaktion", die noch bis zum
15. Januar 2006 im Deutschen Sport &
Olympia Museum zu sehen sein wird.
Handball-Bundestrainer Heiner Brand wurde
durch Walter Schneeloch, Präsident des
Der Abend bestand jedoch nicht nur aus
Ehrungen, auch neue Erfahrungen wurden
gewonnen: So war der Olympiasieger im
Gewichtheben von 1984 in Los Angeles, Rolf
Milser, mit seinem Freund, dem ehemaligen
Weltklasse-Zehnkämpfer Jürgen Hingsen zur
Ehrung gekommen und erfuhr vor Ort von
diesem, dass sein Erfolg von 1984 in der
Dauerausstellung des Deutschen Sport &
Olympia Museums dokumentiert ist. Neugierig geworden nutzte er die Gelegenheit
und besuchte gemeinsam mit DSOMSammlungsleiter Jörg Weck die Ausstellung.
Sportler des Jahres
zu Gast im DSOM
Fast könnte man sagen, es sei eine gute
Tradition geworden, dass der LandesSportBund NordrheinWestfalen, das
Land NordrheinWestfalen und
der Westdeutsche Rundfunk
zur Gala "NRW
Sportler des
Jahres" ins
Deutsche Sport
& Olympia Museum einladen, denn auch in
diesem Jahr fand die Ehrung wieder im
Kölner Rheinauhafen statt. Das sporthistorische Ambiente des DSOM gab der Veranstaltung am 15. Dezember 2005 einen
attraktiven Rahmen, erneut war eine
Vielzahl aktiver und ehemaliger Spitzensportler zu Gast.
Mit der Auszeichnung "NRW-Sportler des
Jahres“ geehrte wurden: Anne Poleska
(Schwimmen), Christian Süß (Tischtennis)
und die Volleyball-Damen des USC Münster.
Die NRW-Sportler des Jahres auf einen Blick.
88
sportler des Jahres" an Florian Moll für seine
herausragenden Leistungen im Schwimmsport.
LSB-Präsident Walter Schneeloch ehrt
Handball-Bundestrainer Heiner Brand für
sein Lebenswerk, im Rahmen der von
Sabine Hartelt, WDR, moderierten Ehrung:
‘NRW-Sportler des Jahres 2005’.
LandesSportBundes NRW mit einem Sonderpreis für sein Lebenswerk im Sport
geehrt. Schneeloch: "Heiner Brand hat
sicherlich sein Lebenswerk noch lange nicht
vollendet, im Gegenteil er steht mit seinem
Team vor großen Aufgaben. Aber der
Gummersbacher schaut bereits jetzt auf
eine beeindruckende Zahl von Erfolgen
zurück. Dafür verleihen wir ihm den Sonderpreis des LandesSportBundes." Bei der
Feier im Deutschen Olympia & Sport Museum verlieh NRW-Innen- und Sportminister
Ingo Wolf außerdem den Sonderehrenpreis
der Landesregierung für den "Behinderten-
Auf der Website
zu Gast im DSOM
Der museumseigene Webauftritt des Deutschen Sport & Olympia Museums ist seit der
Eröffnung des Hauses zu einem immer
wichtiger werdenden Kommunikationsmittel
geworden. Neben der Vorstellung und
Bewerbung des Museums und seiner Aktivitäten hat sich die Seite zunehmend zum
Servicecenter entwickelt und so eine grundlegende Überarbeitung notwendig gemacht.
In Kooperation mit der Kölner Agentur für
Kommunikation externbrink und weber, die
für die Gestaltung verantwortlich war, sowie
der Firma fh-konzept, die sich um Programmierung und die Einbindung eines Redaktionssystems kümmerte, wurde nun eine
völlig neue Seite aufgebaut. Zukünftig
können das museumspädagogische Angebot
sowie Veranstaltungen über das Internet
gebucht werden und der Nutzer erhält
Einblick in das umfangreiche Archiv des
Deutschen Sport & Olympia Museums. Eine
Aufteilung in unterschiedliche und prägnant
gekennzeichnete Segmente ermöglicht es
den Besuchern, in die faszinierenden Welten
des Sports einzutauchen. Darüber hinaus
wurde die Seite barrierefrei gestaltet, so
dass sie auch von sehbehinderten und
blinden Menschen genutzt werden kann.
Das Deutsche Sport & Olympia Museum
bietet damit einen der umfangreichsten
Internetauftritte in der Museumsszene.
Wir laden Sie ein, uns unter www.sportmuseum-koeln.de zu besuchen. Seien Sie unser
Sopranistin Rosemarie Kipreou trägt
begleitet von Demosthenes Stephanidis am
Klavier, Olympische Hymnen vor.
Zum Jahreswechsel erscheint die Website des Museums in neuem Design und mit erweitertem Serviceangebot.
Gast und halten Sie sich über Ausstellungen
und Aktivitäten des Deutschen Sport &
Olympia Museums auf dem Laufenden.
Olympiatrikot der Deutschen
Handballnationalmannschaft
kommt in Museum
Der Präsident des Deutschen Handballbundes, Ulrich Strombach, freute sich
über die erneute Gelegenheit, das
Museum zu besuchen, das sich in seiner
Ausstellung auch dem Handball intensiv
widmet. Strombach nutzte den Besuch,
um gemeinsam mit Bundestrainer Heiner
Brand und Museumsdirektor Christian
Wacker ein Nationalmannschaftstrikot
von den Olympischen Spielen 2000 in
Sydney mit den Unterschriften der
gesamten Mannschaft zu überreichen.
Olympische Hymnen
zu Gast im DSOM
Am 13. Dezember 2005 versammelten sich
rund 100 Gäste im Deutschen Sport &
Olympia Museum zu einer besonderen
vorweihnachtliche Einstimmung auf die
Olympischen Winterspiele 2006 in Turin:
Die international renommierten Künstler
Rosemarie Kipreou (Sopran) und Demosthenes Stephanidis (Klavier) trugen Olympische
Hymnen vor.
Am Mittwoch, dem 14. Dezember 2005,
traf sich die Spitze des Deutschen
Handballs im Deutschen Sport & Olympia
Museum, um den Startschuss für den
Ticketverkauf zur Handball-Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland zu geben.
Vielen unbekannt, bedeuten Olympische
Spiele nicht allein die Jagd nach Rekorden
und Medaillen, sie sind zum Beispiel auch
Musik. Man denke nur an den "guten Ton"
der Eröffnungs- und Schlussfeiern oder die
musikalische Ausgestaltung der Siegerehrungen. Und nicht zuletzt: Die Olympische
Hymne. Seit 1932 hat sie ihren festen Platz
im Zeremoniell der Spiele. Die erste, `La
cantate des Jeux Olympiques´, stammt aus
der Feder des großen griechischen Komponisten Spyros Samaras und war eine Auftragsarbeit für die ersten modernen Olympischen Spiele 1896 in Athen. 1960 erklärte
das Internationale Olympische Komitee sie
zu seinem offiziellen akustischen Erkennungszeichen. Nur wenigen Experten ist
jedoch bekannt, dass es in der Zwischenzeit
fünf andere Olympische Hymnen gab. Allein
das von Richard Strauss geschaffene Werk
von 1936 kommt gelegentlich zur Aufführung. Dabei sind auch die anderen Stücke
Arbeitsproben großer Komponisten, wobei
die Texte ebenfalls berühmte Urheber
haben, zum Beispiel Rudyard Kipling,
Nobelpreisträger und Autor des "Dschungelbuchs".
Ganz selten aber sind die Hymnen, wie bei
dem Konzert im Deutschen Sport & Olympia Museum, das in Kooperation mit dem
DOI, Frankfurt, veranstaltet wurde, im
Zusammenhang zu hören. Vorgestellt
wurden die musikalischen Kleinode von der
US-Amerikanerin Dr. Elizabeth Leckie
Schlüssel, einer ausgewiesenen Expertin auf
dem Gebiet der Olympischen Musik.
Sterne des Sports
zu Gast im DSOM
Siegesstimmung machte sich am 10.
November 2005 im Deutschen Sport &
Olympia Museum breit: Gleich drei Sportvereine aus dem Rheinland und Westfalen
wurden für ihr herausragendes Engage-
89
Interessante Analysen zu den WM-Tunieren
bieten die Kolumnen von Jupp Heynckes.
wurde. Vielleicht wird dieser dann ja
tatsächlich mit einem jubelnden deutschen
Weltmeister auf dem Cover erscheinen.
Zusammen mit seinen Vereinskollegen nimmt Vereinsvorsitzender Fritz Hoppe vom TuS
Hochdahl 64 den Scheck und Projektleiterin Gabriela Klosa den "Großen Stern des Sports"
in Silber beim Landesentscheid in Köln entgegen. Es gratulieren Bärbel Dietrich, Vizepräsidentin des Landes-Sport-Bundes NRW (5.v.r), Franz-Josef Heuter vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband (2.v.r.) und Werner Stürmann, zuständiger Abteilungsleiter
im NRW-Innenministerium (1.v.r.).
ment auf der Landesebene mit dem höchsten Preis "Sterne des Sports in Silber"
ausgezeichnet. Für diesen Preis haben sich
der Deutsche Sportbund, der Deutsche
Städtetag und die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rahmen der DSB-Kampagne "Sport tut Deutschland gut" zusammengeschlossen.
Der TuS Hochdahl wurde für seine Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher
mit dem ersten Preis, dem "Großen Stern
des Sports in Silber" geehrt. Die Sportschule Yuishinkan aus Ibbenbüren wurde
zweiter Sieger. Sie hatte eine alte Fabrik in
ein Trainingslager für asiatische Kampfsportarten umgebaut und wurde ebenso
wie der drittplatzierte Tanzsportclub
Hamm, der sich um die Integration von
Behinderten und Nicht-Behinderten
verdient gemacht hat, mit einem "Stern
des Sports in Silber" geehrt.
Die Ehrung im Deutschen Sport & Olympia
Museum wurde von Hans-Josef Heuter
vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband, dem Dachverband der
Volksbanken und Raiffeisenbanken in der
Region, gemeinsam mit Bärbel Dietrich,
Vizepräsidentin des LandesSportBundes
NRW und von Werner Stürmann, dem
zuständigen Abteilungsleiter im NRWInnenministerium, vorgenommen.
90
Süddeutsche Zeitung
zu Gast im DSOM
Dadurch, dass bei der Entstehung dieser
Edition Redakteure aus den Bereichen
Sport, Politik, Kultur und Wirtschaft
beteiligt waren, erlebt der Leser Geschichte und Geschichten rund um die FußballWeltmeisterschaften, außerdem erhält er
einen Blick auf das Deutschland der
jeweiligen Epoche. Abgerundet wird das
Konzept der WM-Bibliothek durch Kolumnen von Jupp Heynckes, der jede einzelne
WM analysiert.
Im Anschluss an die Veranstaltung wurde
"So viel Fußball war nie" - so lautet des
im Foyer des Deutschen Sport & Olympia
Motto der WM-Bibliothek der SüddeutMuseums noch lange über die fußballerischen Zeitung. Jupp Heynckes, Weltmeister
schen Tragödien und Dramen der verganvon 1974 und einer der erfolgreichsten
gen 75 Jahre philosophiert.
Trainer Deutschlands, war am 10.
November 2005
gemeinsam mit SZChefredakteur Hans
Werner Kilz ins
Deutsche Sport &
Olympia Museum
gekommen, um die
15-teilige Buchreihe zu den FußballWeltmeisterschaften vorzustellen:
Ein Buch für jede
WM ab 1954 sowie
ein Band der vier
Turniere zwischen
1930 und 1954. Auf
dem letzten Titel
steht noch ein
Fragezeichen - es
wird verschwinden,
Bei Ihrem Besuch im DSOM analysierten Hans Werner Kilz und
wenn am 9. Juli
Jupp Heynckes insbesondere die Weltmeisterschaften von 1974
2006 das Finale in
und 2002.
Berlin abgepfiffen
Spitzenleistungen
sind unsere Paradedisziplin !
In Düsseldorf veranstalten
wir über 40 Messen, von denen
mehr als 20 die Nr. 1 ihrer
Branche sind. Darüber hinaus
führen wir im Ausland rund
120 weitere Veranstaltungen
Tor ino
2006
durch und sind damit in vielen
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Postfach 10 10 06
40001 Düsseldorf
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Tel. +49 (0)2 11/45 60-01
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wir uns ganz besonders:
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der Olympischen Spiele 2006
in Turin und 2008 in Peking mit
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