Seite 3.qxp - Deutsches Sportabzeichen
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Ausgabe 1/2005 OLYMPISCHES F E E R Zeitschrift des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland und der Deutschen Olympischen Gesellschaft EDITORIAL Inhalt Freundliche Grüße aus der OF-Redaktion Auf ein Neues mit der Zeitschrift "Olympisches Feuer"! Doch die gestalterischen Veränderungen und die anderweitige verlegerische Betreuung verlangen von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, keine grundsätzliche inhaltliche Umorientierung. Das gewohnt anspruchsvolle Angebot soll vor allem grafisch überzeugender und noch vielfältiger präsentiert werden. Außerdem erlaubt die jetzt wieder sechsmalige Erscheinungsweise pro Jahr zumindest eine vorsichtige Annäherung an aktuelle Gegebenheiten, wenn dies sinnvoll erscheint, wobei wir natürlich auch künftig keine vordergründigen Aktualisierungsansprüche erfüllen können und wollen. "Grundsätzliches von möglichst zeitloser Bedeutung" bleibt das OF-Markenzeichen. Schließlich: Farbe bis in die amtlichen Teile hinein soll bei erweitertem Umfang die bunte Welt des Sports mit all ihren Gesellschaftsbezügen auch im OF so attraktiv darstellen wie sie wirklich ist. Dies alles wird von einigen sportpolitischen und personellen Veränderungen begleitet. Das Nationale Olympische Komitee wird sich noch stärker als bisher für die Zeitschrift engagieren, ohne allerdings das bewährte und vertrauensvolle Partnerschaftsverhältnis zum Mitherausgeber Deutsche Olympische Gesellschaft zu verändern. Das Herausgebergremium ziert nicht nur mit Bernhard Schwank (NOK-Generalsekretär) und Dieter Krickow (DOG-Vizepräsident) zwei neue Namen. Hinzu kommen mit Steffen Haffner, dem früheren langjährigen Leiter der Sportredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und mit Michael Gernandt, in gleicher Funktion viele Jahre bei der Süddeutschen Zeitung tätig gewesen, zwei renommierte Journalisten, deren Erfahrungen dem OF sicher gut tun. Die Redaktion ist jedenfalls besten Willens und guter Hoffnung, den gewachsenen eigenen Ansprüchen und den höheren Erwartungen von außen entsprechen zu können. Vielleicht ist die Themenvielfalt dieses Heftes und ihre Präsentation bereits ein überzeugender Wegweiser in die künftige Richtung. Ihr Harald Pieper OF Mosaik 4 OF-Podium Adolf Ogi 6 Wissenschaft und Hochleistungssport: Ein nicht immer problemfreies Verhältnis Prof. Dr. Helmut Digel 8 Sport-Ethos braucht keinen staatlichen Schutz Zur Dauer-Diskussion über ein Anti-Doping-Gesetz Holger Schück 13 Die Krise der Leistung: Verfall eines Wertes? Dr. Andreas Höfer Korruption im internationalen Sport vielfältig, aber nicht wachstumsstark Prof. Dr. Wolfgang Maennig OF-Kommentare Michael Gernandt, Hans-Dieter Krebs, Harald Pieper, Sylvia Schenk 16 20 24 Kipchogo Keino: Eine olympische Ikone im sozialen Auftrag Robert Hartmann 26 Zurück zu den Wurzeln oder Übersättigt von Sporttrends und Sportevents Bianka Schreiber-Rietig 28 Zukunftsweisende Impulse für einen „besseren“ Schulsport 30 Dr. Detlef Kuhlmann Was macht eigentlich ... Georg Thoma Steffen Haffner 32 Max Schmeling - Idol eines Jahrhunderts Hans-Joachim Leyenberg 34 Das Nationalspiel der Deutschen oder Was Handball und Fußball verbindet Erik Eggers 38 Von Fausto Coppi bis Emil Zatopek: Helden des Sports und ihr Schicksal ... literarisch betrachtet Manfred Lehnen 42 Über die Leichtigkeit des sportlichen Seins Herbert Somplatzki 44 OF-Galerie Im Gegenlicht - Fotokunst von Albrecht Gaebele 46 Nachrichten des Nationalen Olympischen Komitees Nachrichten des Deutschen Olympischen Instituts Nachrichten der Deutschen Olympischen Gesellschaft Deutsches Sport & Olympia Museum Impressum 48 64 67 75 74 3 Olympische Solidarität Laufen als Sport für alle von Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Comitees (IOC) ie Flutkatastrophe in Asien hat uns alle erschüttert. Die Fluten haben uns die Ohnmacht der Menschen gegenüber der Gewalt der Natur aufgezeigt. Im Namen der Olympischen Bewegung habe ich allen Opfern unsere aufrichtige Anteilnahme ausgedrückt. D Das IOC und der Sport können aber vor allem in einer zweiten Phase, beim Wiederaufbau aktiv mitwirken, um den betroffenen Menschen zu helfen, ihnen aber auch Mut zuzusprechen und Perspektiven aufzuzeigen. Der Sport hat die Kraft und das Potenzial, ein wenig Den Worten müssen aber auch Taten folgen. Der Sport hat in dieser Situation seine soziale Verantwortung wahrzunehmen. Er kann und muss als Katalysator zwischen Elend und Hoffnung wirken. Zuversicht und Freude zurückzubringen. Der Wiederaufbau von Sportinstallationen, die Organisation von Wettkämpfen und die körperliche Ertüchtigung im Rahmen des Breitensports sind mögliche Mittel, um den betroffenen Menschen zu helfen. Das Internationale Olympische Comitee (IOC) wie verschiedene Internationale Sportverbände haben sehr schnell mit Spenden für Soforthilfsmaßnahmen reagiert. Damit unterstützt der Sport die humanitäre Hilfe. Das IOC hat solche Spenden auch bei anderen Katastrophen versprochen wie etwa bei der Überschwemmungskatastrophe in Haiti oder bei den Kriegswirren im Darfur. Das IOC zählt dabei auf verschiedene Partner wie UNO-Organisationen, seine eigenen Nationalen Komitees, aber auch das Rote Kreuz. Sie wissen diese Gelder effizient einzusetzen. 4 Die Flutkatastrophe in Asien hat uns aufgezeigt, dass Solidarität kein leeres Wort ist. Weder im Sport, noch in anderen Teilen der Gesellschaft. Dies ist erfreulich. Solidarität darf aber nicht ein Strohfeuer sein, das gerade entflammt, wenn es irgendwo brennt, sondern muss konstant wirken. Das IOC, dank seines großen Netzwerkes der Olympischen Bewegung, kann diese Garantie bieten. Wir haben diese Verantwortung und wollen sie auch wahrnehmen. L aufen kann man überall … und immer: Das Laufjahr begann am 1. Januar mit den Neujahrsläufen und endete am 31. Dezember mit zahlreichen Silvesterläufen in allen Teilen des Bundesgebietes und anderswo. Der Laufkalender 2005 des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) registriert in Deutschland insgesamt 3.562 (offizielle) Läufe, die sich vorzugsweise auf die Wochenenden des ganzen Jahres verteilen. Neben den 3.185 Volksläufen mit unterschiedlichen Distanzen von 5 km, 10 km über Halbmarathon und Marathon (42,195 km) bis zu (ganz wenigen) Läufen über 100 km werden neuerdings die 282 Crossläufe und 95 Bergläufe hier gesondert aufgeführt. Volksläufe sind im wahrsten Sinne des Wortes "Sport für alle", hier können alle jungen und älteren Männer und Frauen teilnehmen, eine Mitgliedschaft im Sportverein ist nicht erforderlich. Für Kinder und Jugendliche werden bei den Läufen meist kürzere Distanzen angeboten; die Jüngsten können bei sogenannten BambiniLäufen starten. Die meisten Veranstalter haben längst Walker und NordicWalker sowie Rollstuhlfahrer und Inlineskater integriert, sofern es die Streckenbeschaffenheit zulässt. Die Laufszene in Deutschland boomt nach wie vor. Im vergangenen Jahr hat es wiederum eine beachtliche Steigerungsrate von insgesamt 8,2 % bei den Teilnehmerzahlen der DLV-Laufveranstaltungen gegeben. Hier wurden für das Jahr 2004 genau 1.576.782 Läuferinnen und Läufer bei 3.537 Events gezählt. OF-MOS AIK OF-MOS AIK Neue Sportbriefmarken DSB Galerie: Schüler malen Olympia D ie DSB-Galerie im Frankfurter Haus des deutschen Sports zeigt noch bis April die Ausstellung „Schüler malen Olympia“. Präsentiert werden Kunstwerke aus dem gleichnamigen Schülermalwettbewerb des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland und der Deutschen Olympischen Gesellschaft aus Anlass der Olympischen Spiele in Athen. Aus insgesamt 6.000 D ie neue Sportbriefmarken-Serie "Für den Sport 2005" wurde in Berlin offiziell vorgestellt. Die fünf Sportbriefmarken stehen unter dem Motto "Internationale Sportereignisse in Deutschland". Drei Briefmarken-Motive greifen mit der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf, dem Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin und der Fecht-WM in Leipzig die drei Sporthöhepunkte 2005 in Deutschland auf. Zwei Briefmarken-Motive weisen auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hin: der Fußball-Globus von André Heller und das WM-Maskottchen Goleo VI. Grünes Band auch im Jahr 2005 er Wettbewerb um "Das Grüne Band für vorbildliche Talentförderung im Verein" wird auch im Jahr 2005 fortgesetzt. Damit ist sichergestellt, dass durch diese Gemeinschaftsinitiative der Dresdner Bank und des Deutschen Sportbundes (DSB) erneut 70 Vereine aus 50 Fachverbänden mit einer Förderprämie von je 5.000 Euro rechnen können. "Für die Dresdner Bank ist die Verbindung von Sport und Wirtschaft D Turnerin der achtjährigen Tanja Schäfer (Frankenthal) eingesandten Bildern wurden die 28 besten Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler zwischen 8 und 19 Jahren für die Ausstellung ausgewählt. Die Ausstellung kann Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. Für alle, die nicht die Möglichkeit haben, ins Haus des deutschen Sports (Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt) zu kommen, liegt eine digitale Präsentation der Kunstwerke unter http://www.olympia-bewegt-alle.de/ initiativen_wettbewerbe.htm bereit. überzeugend, denn in beiden Bereichen werden die gleichen Werte gelebt: Leistung und Wettbewerb, Fairplay und Teamgeist", begründet Dr. Herbert Walter, Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank, das Sponsoring. Seit dem Start des größten Talentwettbewerbs im Jahr 1987 hat die Dresdner Bank bis heute rund 6 Millionen Euro für die Nachwuchsförderung im deutschen Sport zur Verfügung gestellt. World Games auf Rekordkurs B ei den World Games 2005 in Duisburg werden die Kernsportarten der International World Games Association (IWGA) den Medaillenspiegel bilden. Das bedeutet: jeweils 168 mal ist Gold, Silber und Bronze zu vergeben. In den Einladungssportarten kämpfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer 9 x um Gold, Silber und Bronze. Die Ergebnisse werden dabei in eine eigene Medaillentabelle eingewebt. Bei der Anzahl der teilnehmenden Nationen sind die World Games 2005 auf Rekordkurs: Während 2001 in Akita noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 93 Ländern anreisten, werden in Duisburg, Oberhausen, Bottrop und Mülheim an der Ruhr Sportlerinnen und Sportler aus mehr als 100 Staaten der Welt erwartet. OF-MOS AIK OF-MOS AIK 5 S port und Spiel vermitteln jungen Menschen die Bedeutung fundamentaler Werte wie gegenseitige Achtung und Respekt vor dem Gegner, den Regeln und den Entscheidungen des Schiedsrichters. Ganz wichtig ist auch die Erkenntnis, dass sich das Hochgefühl des Sieges nicht konservieren lässt, dass nur kontinuierliches Training Erfolg verspricht und dass man auch und gerade aus Niederlagen zu lernen vermag. Insbesondere der Mannschaftssport fördert zudem die Fähigkeit zur Integration und führt allen Beteiligten die Notwendigkeit, aber auch die Chancen der Kooperation vor Augen. Und nicht zuletzt: Regelmäßige Bewegung dient in vielfältiger Weise der Gesundheit. Wenn der Sport also einen Beitrag für eine positive Entwicklung der Menschheit sowie einen weltweiten und dauerhaften Frieden leistet, entspricht dies exakt der Zielsetzung der Vereinten Nationen. Vor diesem Hintergrund hat ihr Generalsekretär, Kofi Annan, einen Sonderbeauftragten bestellt, dessen Auftrag darin besteht, das spezifische Potenzial des Sports im Sinne der UNO-Charta nutzbar zu machen. Mit großer Freude habe ich diese ebenso reiz- wie ehrenvolle Aufgabe übernommen. Die Chancen sind groß, aber es ist auch eine Herausforderung. Denn ähnlich wie die Vereinten Nationen es sind, ist auch die Welt des Sports weit davon entfernt, perfekt zu sein. Schon von daher sind wir noch auf dem Weg, nicht zuletzt auf dem Weg zu einer globalen Verantwortungsgemeinschaft und damit zu einer friedlichen und besseren Welt. Die Vereinten Nationen sind bereit, vom Sport zu lernen. Gemeinsam wollen wir ein "winning team" bilden. Inspiriert durch Kofi Annans 1999 beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos vorgetragenen Aufruf zu globaler Kooperation und Verantwortung rückte der Sport in den Fokus der Vereinten Nationen und wurde zu einem Bestandteil ihrer Aktivitäten. So haben wir in Verbindung mit der Generaldirektorin der UNCEF, Carol Bellamy, einen Bericht für den UNO-Generalsekretär erarbeitet, in dem die Möglichkeiten des Sports für die Verwirklichung der im Jahr 2000 im Rahmen des "Millennium Summit" in New York von 189 Staaten verabschiedeten Katalogs der "Millennium Development Goals" (MDGs) - etwa die Bekämpfung von Armut und Hunger, die Förderung von Erziehung und Bildung für 6 alle, die Gleichstellung von Frauen, den Kampf gegen HIV/Aids und Kindersterblichkeit oder den Schutz der Natur - aufgezeigt werden. Im Blick auf den praktischen Nutzen entsprechend ausgearbeiteter Projekte haben wir konkrete Forderungen formuliert: Der Sport muss in die Agenden von Regierungsprogrammen aufgenommen werden. Der Sport soll für die oben genannten Ziele der Staatengemeinschaft nutzbar gemacht werden; Sport soll, soweit möglich und sinnvoll, bei der Planung und Durchführung von UN-Programmen Berücksichtigung finden. Zu diesem Zweck sind konkrete Partnerschaften zwischen den Vereinten Nationen und der Organisation des Sports zu bilden; mehr als bisher müssen Regierungen Initiativen für den Breitensport, Stichwort "Sport for all", im In- und Ausland ergreifen und fördern; die Medien sollen für Kooperationen gewonnen werden. Ein noch stärkeres Gewicht erhielten diese Forderungen im November 2003 durch die Verabschiedung der UN-Resolution 58/5. Ein wichtiger Meilenstein aber war die Entscheidung der UN-Mitgliedsstaaten, ein "Internationales Jahr des Sports und der Leibeserziehung" auszurufen. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns diese Initiative helfen wird, unseren ehrgeizigen Zielen näher zu kommen. Optimistisch stimmt mich die Vielzahl der bereits laufenden Projekte, die nicht zuletzt auch in Krisenregionen wie Israel und Palästina, im Kosovo oder in Mozambique ein Zeichen gegen Krieg und Hoffnungslosigkeit setzen. Erst kürzlich konnte ich mich in Brasilien persönlich vom Erfolg eines von Präsident Lula persönlich unterstützen Programms unter dem Titel "Segundo Tempo" überzeugen, dessen Ziel es ist, bis Ende des laufenden Jahres zwei Millionen Straßenkindern nicht nur sportliche Aktivitäten zu ermöglichen, sondern auch Schulunterricht und Verpflegung. Ähnliche Zielsetzungen for Peace" wurde das Projekt "Right to Play" ins Leben gerufen, das eine monatliche Begegnung von israelischen und palästinensischen Jungen und Mädchen ermöglicht und in Ramallah und Jericho spezielle Programme für Flüchtlinge anbietet. Selbstverständlich ließen sich viele andere Aktivitäten ähnlichen Zuschnitts anführen, doch soll an dieser Stelle nur deutlich gemacht werden, wie weitreichend der Sport das Bemühen der Vereinten Nationen um OF-PODIUM Sport die beste Schule des Lebens Von Adolf Ogi, Sonderberater des UNO-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden verfolgt man etwa in Medellin, wo 1994 der kolumbianische Nationalspieler Andrés Escobar nach seiner Rückkehr von der Fußball-WM auf offener Straße erschossen wurde. Zu dieser Zeit lebte der deutsche Sportsoziologe Jürgen Griesbeck in Medellin, der daraufhin das Projekt "Football for Peace" ins Leben rief. Dieses Programm wird inzwischen von örtlichen Organisationen, der kolumbianischen Regierung sowie von UNICEF unterstützt. Anfang Februar wurde vor Ort ein entsprechendes Event durchgeführt mit Teilnehmern aus Argentinien, Ecuador, Ruanda und Deutschland. Auch in Uganda und Kenia wurden in Kooperation mit dem UNHCR vor kurzem internationale Sportbegegnungen durchgeführt. Und um ein letztes Beispiel zu nennen: In Verbindung mit dem "Peres Center humane Lebensbedingungen in einer friedlichen Welt befördern kann. Dieses Potenzial zu nutzen, sind wir alle aufgerufen. Dabei muss sich unser Augenmerk im Sinne einer richtig verstandenen Globalisierung vor allem auf solche Länder richten, die Hilfe brauchen, und muss eben jene integrieren, die ansonsten ausgeschlossen bleiben. Dies ist der Auftrag des nun begonnenen "Internationalen Jahres des Sports und Leibeserziehung", seine Herausforderung und seine Chance. Das Ziel ist eine friedliche und bessere Welt. Und welches Ziel würde unser Engagement mehr verdienen als dieses! 7 Wissenschaft und Hochleistungssport: Ein nicht immer problemfreies Verhältnis Von Helmut Digel 8 W issenschaftler, die sich mit Fragen des Sports beschäftigen, haben in dieser Zeit Konjunktur. Ihr Einfluss ist größer denn je. Die Beratungsleistungen, die Wissenschaftler in den nationalen Systemen des Sports erbringen, werden als zunehmend bedeutsam eingeschätzt. Wissenschaftliche Dienstleistungen werden vermehrt nachgefragt, und in der öffentlichen Meinung werden sportliche Leistungen immer öfter auch auf die Beratungsleistungen von Wissenschaftlern zurückgeführt. Damit geht einher, dass bestimmten Institutionen der Wissenschaft immer größere Bedeutung zukommt. Dies gilt vor allem für zentrale, nationale sportwissenschaftliche Einrichtungen, die sich der direkten Beratung von Verbänden, Mannschaften und Athleten verpflichtet haben. Fast alle erfolgreichen Nationen im olympischen Leistungssport besitzen solche zentralen Einrichtungen, und in fast allen Schwellenländern wird auf die Einrichtung solch sportwissenschaftlicher Institutionen gesetzt, um auf diese Weise den Anschluss an die Weltspitze zu schaffen. Auch für Deutschland stellt sich die Frage, ob ein derartiges Institut des Hochleistungssports nicht zwingend erforderlich geworden ist, nachdem sich die föderalen Strukturen nur bedingt als effektiv erwiesen haben. Besonders eindrucksvoll konnte die neue Rolle der zentralen sportwissenschaftlichen Institute aus Anlass der Olympischen Spiele in Athen wahrgenommen werden. Der große Erfolg der japanischen OlympiaMannschaft wurde direkt dem japanischen Institut für Sportwissenschaft zugeschrieben; die Erfolge der chinesischen Athletinnen und Athleten wurden ebenfalls mit den Beratungsleistungen chinesischer sportwissenschaftlicher Institute in Verbindung gebracht. Auch den schon seit längerem anhaltenden Erfolg Australiens im internationalen Hochleistungssport sieht man in einer direkten Verbindung mit dem "Australien Institute of Sport" in Canberra. Betrachtet man den Hochleistungssport in seinem Verhältnis zur Sportwissenschaft als Institution und zur Sportwissenschaft als einem Gefüge von Sportwissenschaftlern etwas genauer, so ist zu erkennen, dass sich dieses Verhältnis durch heterogene Merkmale auszeichnet. Dabei macht es kaum Unterschiede, ob man über das Verhältnis des Hochleistungssports zur Sportwissenschaft spricht oder ob das Verhältnis des Breiten- und Gesundheitssports in seiner Beziehung zur Sportwissenschaft betrachtet wird. Setzt man sich mit dem Hochleistungssport und dessen Beziehungen zur Sportwissenschaft auseinander und geht dabei der Frage nach, wie sich uns dieses Verhältnis zur Zeit darstellt und wie es sich, sollte es Probleme in dieser wechselseitigen Beziehung geben, in der Zukunft optimieren lassen könnte, so ist auffällig, dass die Sportwissenschaft vor allem in fragwürdigen Formen sportwissenschaftlicher Technologien zum Tragen kommt, wenn sie sich dem Spitzensport zuwen- det - oder wenn sie umgekehrt von den Verantwortlichen des Spitzensports nachgefragt wird. Sportwissenschaft hat dabei ausschließlich instrumentellen Charakter, und die Erkenntnisse, die sie bereitstellt, sollen einen möglichst direkten Beitrag zur Leistungssteigerung leisten. Dass diese Art von eindimensionaler Partnerschaft für beide Seiten eher unbefriedigend ist und dass sie darüber hinaus eine grundlegende Gefährdung für beide Partner darstellen kann, wird angesichts der ohne Zweifel aufzuweisenden Erfolge in der Regel großzügig übersehen. Ja, es scheint vielmehr so zu sein, dass die damit verbundenen Fragen deshalb nicht diskutiert werden können, weil es sowohl im Sport als auch in der Sportwissenschaft an der notwendigen Sensibilität für eine entsprechende fachliche Diskussion mangelt. Dabei ist das Problem offensichtlich: Wird das sportwissenschaftliche Handeln auf das einer Technologie verkürzt und sind es externe Technologien, die ganz wesentlich den sportlichen Erfolg definieren, so siegt im sportlichen Wettkampf nicht mehr der Athlet allein, sondern immer der Athlet in Verbindung mit der ihm offerierten und angewandten Erfolgstechnologie. Die im modernen Sport vorausgesetzte "ursprüngliche" Natürlichkeit der erforderlichen Leistung wird auf diese Weise in Frage gestellt. Man muss von der dezimierten Authentizität der originalen Leistung sprechen, woraus nicht zuletzt auch eine reduzierte Chancengerechtigkeit folgt. War der moderne Sport in seinen Anfängen an die natürlichen, personenbedingten Ressourcen gebunden, so scheint er heute von der überall um sich greifenden Idee des Qutsourcing grundlegend gefährdet zu werden. Beim Radsport steht nicht nur der Athlet auf dem Siegerpodest, sondern der Ingenieur, der sein Rad konstruiert hat. Der Rodler ist nicht der alleinige Olympiasieger, ebenfalls zu ehren ist der Materialwissenschaftler, der die Kufen zu verantworten hat. Damit wird nicht nur ungerechtfertigt die individuelle Leistung des Athleten relativiert, es wird dadurch vor allem das Fundament des Hochleistungssports verletzt, das Prinzip des Fair Play, welches auf das Engste an die Maxime der Chancengerechtigkeit gebunden ist. Genau diese wurde jedoch längst über Bord geworfen, seit man zulässt, dass gleichsam in geheimwissenschaftlicher Mission Technologen Sportausrüstungen entwickeln, die den Konkurrenten vorenthalten werden, um auf diese Weise den Ausgang der Wettkämpfe entscheidend zu beeinflussen. Das vom Westen in der Auseinandersetzung der gesellschaftlichen Systeme noch bekämpfte System der sozialistischen Geheimforschung, wie es vor allem in der DDR und in der Sowjetunion existierte, hat somit in jüngster Zeit immer mehr Nachahmer gefunden. Wurden damals Dissertationen und Habilitationen nicht veröffentlicht und deren wissenschaftliche Erkenntnisse nur für die eigenen Interessen und den eigenen Gebrauch definiert, so verfolgen heute einige wissenschaftliche Einrichtungen solche Absichten in vergleichba- 9 rer Weise. Deshalb kommen nur die eigenen Athleten in den Genuss neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse oder ausgewählte bezahlende Kunden. Von einer "Scientific Community", die durch anerkannte ethisch-moralische Prinzipien sich selbst ihren Rahmen steckt, kann dabei nicht die Rede sein. Der Anzug des Skifliegers, der eigens konstruierte Kunststoffboden beim Davis Cup oder der im Windkanal entwickelte Bob können dabei nur Beispiele für viele sein. Allerdings muss hier erwähnt werden, dass es immer auch schon Regelwerke gibt, die diesbezüglich Spielräume eröffnen. Skier, Tennisschläger, Formel 1-Boliden, Rennmotorräder und Boote haben in erster Linie über die Regeln der Sportverbände eine begünstigende oder eine benachteiligende Funktion für die Athleten. Angesichts dieser Art von technologischer Beziehung zwischen Sportwissenschaft und Leistungssport kann es kaum überraschen, dass dabei nur ganz wenige Teildisziplinen der Sportwissenschaft angefragt werden und genau diese wiederum auch am direktesten in die Organisation des Sports eingebunden sind. Kommt es zu einer professionellen Beziehung und beschäftigen Sportorganisationen gar Sportwissenschaftler, so sind es in der Regel nur solche, die diesen Teildisziplinen verpflichtet sind. Die größte Bedeutung hat dabei die Sportmedizin, ihr folgt die Biomechanik, gefragt sind auch die Trainingswissenschaften, eine eher nachgeordnete Rolle spielt die Sportpsychologie. Disziplinen wie die Sportsoziologie, die Sportpädagogik, die Sportökonomie, die Ethik und die Philosophie des Sports spielen dabei gar keine oder nur eine sehr bescheidene Rolle. Die Sportwissenschaft wird in aller Regel nur dann kontaktiert, wenn sie direkt beratend Hilfestellungen anbieten oder, wenn ihre Rückmeldungen in relativ kurzfristiger Weise zu einer direkten Anwendung führen kann. Beispielhaft kann dies an der Biomechanik gezeigt werden. Athleten und Trainer, die auf die Erkenntnisse der Biomechanik setzen, gehen davon aus, dass Messungen im Training und im Wettkampf durchgeführt werden, dass dabei Flugkurven, Kraftverhältnisse, Anlaufgeschwindigkeiten, Kraft, Schnelligkeit, Sprungund sonstige Vektoren in einer systematischen Weise erfasst und diese möglichst innerhalb weniger als einer halben Woche als relevante Daten für den Trainingsprozess an den Athleten und den Trainer rückgemeldet werden. Fühlen sich Athlet und Trainer selbst als Objekt in Versuchsreihen ausgenutzt, so stellen sie die Intervention der Sportwissenschaften schnell in Frage. An weiterführenden systematischen Auswertungsarbeiten sind sie nicht interessiert. Theoretisch-kritische Fragen, die möglicherweise den Biomechaniker in diesem Zusammenhang selbst beschäftigen, interessieren die Praxis nicht. Kaum anders stellen sich die Verhältnisse dar, wenn die Sportpsychologie neuerdings kontaktiert wird. Es geht zum Beispiel um die Optimierung des Vorstartzustandes durch mentale Selbstbeeinflussung, und es kommt dabei eine 10 psychologisch fundierte Technik zum Tragen. Auch hier wird die Intervention durch eine besondere technische Qualität dominiert. Nicht anders verhält es sich, wenn Pädagogen Schulen und Vereine beraten und dabei bestimmte Lehr- und Lernhilfen oder gar spezielle Trainingsmethoden bereitgestellt werden. Gleiches gilt auch für die Ökonomen bezüglich ihrer Managementberatung von Verbänden und Organisationen. Letztlich sind auch deren Interventionen durch materiegebundene Technologien geprägt. Die Praxis, das wird an diesem Beispiel deutlich, ist offensichtlich nur an der halben, d. h. an der technologischen Komponente der Wissenschaft interessiert. So, wie der Biomechaniker über seine Leistungsdiagnostik direkt in die Praxis eingebunden werden sollte, so wird dies auch vom Sportmediziner, vom Trainingsexperten und vom praktizierenden Psychologen erwartet. Aus der Sicht des Hochleistungssports ist diese Haltung naheliegend und auch verständlich. Für ihn muss Wissenschaft instrumentellen Charakter haben. Man benutzt sie wie die anderen Instrumente, die zur Erbringung sportlicher Höchstleistungen erforderlich geworden sind. Kurzfristig scheint solch eine Haltung sogar sinnvoll zu sein. Mittel- und langfristig wirft sie jedoch Fragen auf. Bei einer derart verkürzten Konzeption sportwissenschaftlicher Kooperation können die Probleme und Fehlentwicklungen kaum noch überraschen, die insbesondere durch solche Athleten, Trainer und Funktionäre hervorgerufen werden, für die ganz offensichtlich jedes Mittel angemessen ist, wenn damit der Sieg über den Gegner wahrscheinlicher gemacht werden kann. Mit der Manipulation durch pharmakologische Substanzen wird nicht nur die Leistung des mündigen Athleten in Frage gestellt - sondern auch die Arbeit und das Können eines Trainers wird in schändlicher Weise angegriffen, ja der ganze Sport wird dadurch diskreditiert. Die problematischsten Rollen spielen dabei jene wissenschaftlich ausgebildeten Experten, die mittels ihrer im Umfeld des Athleten erstellten Expertise die Grundlage für den kriminellen Betrug im und am Hochleistungssport schaffen. Biochemiker, Pharmakologen und Mediziner führen dabei ihre eigenen ethisch-moralischen Prinzipien ad absurdum, werden Teil eines kriminellen ökonomischen Kalküls und lassen die Wissenschaft zur Hure der sportlichen Höchstleistung verkommen. Wissenschaft prostituiert sich dabei selbst. Dies tut sie meist für gutes Geld, und sie zeigt dabei auf besonders drastische Weise, was aus ihr werden kann, wenn die wissenschaftliche Arbeit zu einer Technologie ohne Moral verkommt. Das, was Wissenschaft als Beratungsleistungen erbringen kann, wird durch die heute in der Sportpraxis übliche und meist unreflektiert vorgenommene Reduktion auf die techno- logische Seite wesentlich verkürzt und eingeschränkt. Die eigentliche Qualität wissenschaftlicher Beratungsleistungen kann - gerade auch unter instrumentellen Gesichtspunkten damit aber nur bedingt jenen Ansprüchen genügen, durch die sich wissenschaftliche Beratung auszuzeichnen vermag. Erstarrt Wissenschaft zur Technologie, so hat sie überwiegend affirmative Bedeutung. Der Wissenschaftler handelt als Rädchen im Getriebe nach vorgegebenem Muster, und sein Handeln hat es dabei eigentlich nicht mehr verdient, mit dem Attribut "wissenschaftlich" ausgezeichnet zu werden. Der kritisch-selbstreflexive Prozess, durch den sich der Wissenschaftler auszeichnen sollte, findet gar nicht oder nur noch am Rande statt. Ein notwendiger Prozess der Theorieentwicklung ist nicht zu erkennen, und ein fruchtbarer Austausch zwischen Anwendungsorientierung und grundlagentheoretischer Konzeption kann keine Früchte tragen. Neben seiner technologischen Komponente, die die Sportwissenschaft ganz ohne Zweifel zu prägen hat, müsste deshalb auch die andere Seite der Medaille zur Beachtung gelangen. Es muss um eine verantwortlich handelnde Sportwissenschaft gehen, die sowohl über ihre Grundlagen als auch bei ihrer Anwendung an ethisch-moralisch Prinzipien gebunden ist. Technologien, das müsste dabei erkannt werden, können immer nur Mittel zu bestimmten Zwecken liefern. Sie geben vor, was man tun kann. Sie eröffnen Möglichkeiten. Sie sind jedoch nicht in der Lage über das zu sprechen, was man tun soll. Die Frage nach dem Gewünschten und nach dem Erforderlichen ist dabei an die Frage nach der Verantwortung gebunden, d. h. die Differenz zwischen Können und Sollen wird von den moralisch blinden Technologien nicht wahrgenommen. Die Frage nach dem Sollen verweist uns auf das Ethos der Wissenschaft. Sie verweist auf die Frage nach dem 11 Wert der Erkenntnisse, die innerhalb der Sportwissenschaft hervorgebracht werden, ebenso wie auf die Frage nach der erlaubten und erwünschten bzw. nach der sich selbst verbietenden Beratung. Stellt man diese Fragen, so werden ethische Maximen ernst genommen und man erkennt, dass Wissenschaft, die sich nur als Technologie erweist, eine moralisch amputierte Wissenschaft ist. Dabei bedarf die aktuelle und zukünftige Entwicklung des Hochleistungssports genau dieser besonderen qualitativkritischen Begleitung. Die Fragen türmen sich, die sich innerhalb des Systems Hochleistungssports stellen und deren Beantwortung immer schwieriger wird. Es kann nicht überraschen, dass immer mehr die Frage nach der Psyche gestellt wird, wenn der menschliche Körper an die Grenze seiner Leistungsfähigkeiten gelangt. Es ist auch naheliegend, dass man immer intensiver die Antwort auf die Frage nach dem geeigneten Organisationssystem sucht, wenn die Umweltbedingungen, in denen sich der Athlet mit seiner sportlichen Leistung befindet, immer komplexer und weniger durchschaubar werden. Dies alles gipfelt in der Frage nach den Möglichkeiten des humanen Leistens, wenn dieses Leisten dem typischen Code "Sieg - Niederlage" des Hochleistungssports unterstellt bleibt. Betrachten wir in diesem Zusammenhang die kodifizierten ethischen-moralischen Grundlagen, denen sich der organisierte Sport ebenso wie die organisierte Sportwissenschaft verpflichtet hat, so erkennen wir, dass sich beide - der deutsche Sport mit seinen Organisationen und Mitgliedern und die deutsche Sportwissenschaft - den Prinzipien und Maximen des humanen Leistens im Hochleistungssport verpflichtet haben. Einem Ethos der Organisationen des Sports steht ein Ethos der Sportwissenschaft gegenüber. Gegen beide wird jedoch derzeit nicht selten verstoßen. Bei der Suche nach Antworten in Bezug auf die alles entscheidende Frage nach dem Menschlichen in der Zukunft des Hochleistungssports lässt heute zum einen die Sportwissenschaft den Hochleistungssport im Stich, zum anderen wird sie danach schon gar nicht gefragt. Sportwissenschaft wird wohl an nahezu allen Universitäten in Deutschland gelehrt und geforscht. Der Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Lehre wird dabei nahezu willkürlich vervielfältigt, und an Allgemeinheit kann die Sportwissenschaft kaum noch übertroffen werden. Die Institutionen, in denen die Wissenschaftler arbeiten, führen auch meist noch den Begriff des Sports in ihrem Namen, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass die institutionelle Entwicklung der Sportwissenschaft in Deutschland vorrangig dem organisierten Sport zu verdanken ist. Der Sport selbst kommt jedoch, zumindest bei einigen Wissenschaftlern dieser Institute, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung nur noch am Rande vor. Von der menschlichen Bewegung, vom Körper, von der Motorik, von der Gesundheit ist dabei die Rede, und Sportwissenschaftler sehen sich eher als Bewegungs-, Gesundheits- und Körper- 12 wissenschaftler. Der institutionelle Sport und dabei vor allem der Hochleistungssport wird allenfalls aus einer kritischen Distanz beobachtet, ohne dass man dabei erkennen könnte, dass das Phänomen des Hochleistungssports den Sportwissenschaftlern auch nur annähernd vertraut wäre. Hochleistungssport ist an vielen Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen in Deutschland fast zu einem Fremdkörper geworden. Die wenigen meist technologisch ausgerichteten Wissenschaftler beschäftigen sich als Außenseiter mit den Fragen des Hochleistungssports, und aus der Sicht nicht weniger Sportwissenschaftler sind jene suspekt, die sich in einer engen Beziehung zu den Sportverbänden befinden. Bei all diesen Be- und Verurteilungen ist viel Heuchelei im Spiel. Neid und Missgunst sind dabei ebenso zu beobachten wie Bequemlichkeit, die nicht selten mit Ignoranz gepaart ist. Dabei könnte die Sportwissenschaft in vielerlei Hinsicht sowohl als Institution als auch in Form von Lehr- und Forschungsleistungen einzelner Persönlichkeiten - eine wegweisende Hilfe für die Zukunft des Hochleistungssports in Deutschland sein. Die Problemstellungen des Hochleistungssports haben stellvertretende Relevanz für unsere Gesellschaft. Das wissenschaftliche Handeln in diesen Problemfeldern ist eine interessante Herausforderung für Forscher und Forschungseinrichtungen, die an den handelnden Menschen im Hochleistungssport interessiert sind und die mit ihrer Arbeit einen Beitrag zu einer humanen Weiterentwicklung des Sports in unserer Gesellschaft leisten möchten. Gerade deshalb könnte die Gründung eines nationalen wissenschaftlichen Instituts zur Erforschung des Hochleistungssports eine besondere Chance sein. Damit könnte das Problem der Distanzierung vom Hochleistungssport von Seiten der Wissenschaft einer Lösung näher gebracht werden, und bei einer entsprechenden Führung und inhaltlichen Konzeption wäre auch Gewähr zu bieten, dass die Sportwissenschaft nicht nur auf ihre technologische Komponente beschränkt würde. Hierzu wäre freilich notwendig, dass sich dieses Institut als unabhängig darstellt und dass seine Finanzierung von jenen gesichert wird, die an den sportlichen Spitzenleistungen interessiert sind: Vom Steuerzahler und damit also vom Staat, von der Wirtschaft und von den Medien. Eine Stiftung könnte dabei die angemessene Rechtsform sein, und in diesem neu zu schaffenden Institut könnten auch jene kleineren sportwissenschaftlichen Einrichtungen wie z. B. das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) und das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) aufgehen, die sich bislang in ihrer Beziehung zueinander eher als konfliktträchtig erwiesen haben. Sport-Ethos braucht keinen staatlichen Schutz Zur Dauer-Diskussion über ein Anti-Doping-Gesetz von Holger Schück as ist gut so: Empörende Ruckreden und beseelte Debatten, wie der Anti-Doping-Kampf effektiver gestaltet werden kann, begleiten die Initiativen des Sports, vor allem der WADA. Seit Ende 1999 baute die vom IOC initiierte Welt-Anti-Doping-Agentur ein gewaltiges Bollwerk auf, um die grassierende Dopingseuche im Spitzensport entscheidend einzudämmen. Qualität und Quantität der Maßnahmen, die im Welt-Anti-Doping-Code gebündelt wurden, sind zeitgerechter geworden, wenngleich noch nicht Entwarnung ausgerufen werden kann. D überflüssig, dass der Staat entweder mit "Samthandschuhen" (wie die FAZ schrieb) oder mit harten Bandagen den Dopingsumpf trockenlegen muss. De facto könnte er es auch gar nicht. Oppositionspolitiker und die Mehrzahl der Sportfunktionäre sprechen davon, dass durch Vollzüge mit harter Gangart Sportler kriminalisiert würden (was Quatsch ist). Und meinen auch: Griffe der Staat mit seinem Sanktionsapparat in Einzelfällen durch, bedeute dies doch auch, dass der Sport die Flagge der Niederlage hisst, dass er letztendlich bei einer seiner Kernkompetenzen kapituliert. Es geschieht fast zyklusartig: Immer wieder erschallt in Deutschland der Ruf nach dem Gesetzgeber. Rudolf Scharping (SPD) war der erste, der sich Anfang Februar 2005 mit seiner Erkenntnis zu Wort meldete, der Gesetzgeber sei nunmehr zum Handeln gezwungen. Ein Jahr lang herrschte in den Parteizentralen und Fraktionsbüros Ruhe: Es gab eine Art Burgfrieden, denn eigentlich wollten Sport und Politik abwarten, welches Maßnahmenpaket hochkarätige Juristen aus der Praxis und den Spitzenverbänden vorlegen. Die "Rechtskommission des Sports gegen Doping" will im Frühjahr 2005 ihr Votum dazu veröffentlichen, was im Sinne einer effektiven Dopingbekämpfung getan werden sollte. Sie setzt sich mit der Kernfrage auseinander: Brauchen wir mehr staatliche Kompetenz, oder genügt die Autonomie des Sports, die pharmazeutischen Wettkampfmanipulationen aufzuklären und zu verhindern? Staatsanwalt einerseits - oder Aufklärung, Untersuchung und Sanktionen durch den Sport selbst? Wer eine strafrechtliche Aburteilung von Dopingtätern verlangt, wer also hier aus ideologischen oder moralischen Gründen nach dem starken Staat ruft, bewertet den Status quo falsch: Verbandsgerichte wenden freiwillig unter den Bedingungen der Privatautonomie, im zivilrechtlichen Verfah- Die immer noch gültige Praxis, dass der autonome Sport Dopingverstöße selbst ahndet, hat sich bewährt. Es gibt keinen begründeten Zwang, das bisherige Sanktionssystem gegen aktives Doping auszuhebeln. Es ist 13 ren also, strafrechtliche Prinzipien an. Dabei beziehen sie sich auf fundamentale Rechtsüberzeugungen der staatlichen Gemeinschaft. Bei Dopingstrafen üben Verbandsgerichte wie ein staatliches Gericht Macht über einen Sportler aus - und das mit einer nachvollziehbaren Klugheitswahl. Gewährleistet ist ein angemessenes Verhältnis zwischen Sportautonomie und Grundprinzipien unserer Rechtsordnung (im Wesentlichen: Untersuchungsgrundsatz, Opportunitätsprinzip, faires Verfahren, Anspruch auf rechtliches Gehör und Trennung zwischen Ankläger und Richter). Eine Änderung des Strafgesetzbuches, das Dopen durch Sportler selbst unter Strafe stellte, wäre kein Allheilmittel, sondern schnödes demonstratives Handeln. Die Abschreckung durch eine Generalprävention ist auch im Sportsystem verankert. Praktisch gesehen wären Strafverfolgungsbehörden personell gar nicht im Stande, Dopingvergehen mit Härte und Strenge zu verfolgen. Die meisten Verfahren würden wegen geringer Schuld gegen Geldauflage eingestellt werden. Immer wieder ist das Argument zu hören: Der Staat stelle in seiner Administration professionellere Teams, die schneller, effektiver zugreifen, Sachverhalte ermitteln und dann Sanktionen vorbereiten und aussprechen können. Es gäbe nun einmal die strafrechtliche Dogmatik für die Legitimation von staatlichen Grundrechtseingriffen. Wer so denkt, der verleugnet das Prinzip der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Er träumt davon, dass die Ordnungsmacht mit schlagkräftigen Aktionen einschreitet: Razzia frühmorgens um sechs Uhr, so spektakulär wie möglich, nur weil vielleicht Neider oder Wichtigtuer einen Sportler beschuldigen, er habe in seinem Wohnumfeld Pillen und Ampullen gebunkert - und Kamerateams werden rechtzeitig bestellt, damit der Boulevard mitsamt Print- und TV-Produkten brisant berichten kann. Auf diese Weise wird vorhandener Sensationshunger befriedigt, der sich noch weiter potenzieren dürfte, je mehr der Spitzensport ferngelenkt ins Fach des Entertainments abdriftet. Der Verweis auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen der Schiedsrichter-Skandale im Fußball ist wenig hilfreich. Ermittelt wird hier nämlich wegen Verdacht auf Wettbetrug - geschädigt waren Buchmacher, die durch Spielabsprachen hohe Verluste erlitten. Das stellt eine andere Qualität dar. Regelungsfülle und -dichte des bis jetzt praktizierten Systems reichen in allen Punkten aus. Die Umsetzung von moralischen Forderungen, das Doping zu bekämpfen, ist längst in Recht umgesetzt, das allseitig im Sport Geltung hat. Ausdifferenzierte sportrechtliche Lösungen brauchen nicht durch in der Endkonsequenz kompliziertere Abwehransätze ersetzt werden. Der Staat sollte nur dann aktiv werden, wenn die Gesellschaft in Subsystemen mehr Recht und Gerechtigkeit verlangt. In der heutigen Anti-Doping-Bekämpfung scheint diese subsi- 14 diäre Mangellage nicht zu existieren, denn das bisherige Verfahren entspricht dem Rechts- und Gerechtigkeitsempfinden der Menschen - im Sport und auch außerhalb. Eine Änderung des Strafgesetzbuches, das Dopen durch Sportler selbst unter Strafe stellte, wäre kein Allheilmittel. Die deutschen Strafverfolgungsbehörden wären personell gar nicht in der Lage, dem Dopingproblem zu Leibe zu rücken. Die meisten Verfahren würden wegen geringer Schuld gegen Geldauflage eingestellt werden. Käme es tatsächlich zu einer Verhandlung vor dem Amtsrichter, müsste er den Verschuldensgrad anders als heute gewichten. Ein auf die Tränendrüsen drückender Sportler, Ersttäter mit günstiger Sozialprognose, käme mit einer Mini-Sperre davon. Dopen lohnte sich sogar wieder, könnte die Kalkulation im Dunkelfeld lauten. Der organisierte Sport besitzt genügend Möglichkeiten, mit dem ihm eigenen, funktionierenden System der Dopingbestrafung sportliches Fehlverhalten zu ahnden. Es ist nicht nötig, dass der Staat einen strafrechtlichen Schutz zur Wahrung des Sportethos garantiert. Chancengleichheit bei sportlichen Wettkämpfen und der Schutz der Prinzipien des Fair Play unterliegen ohnehin nicht der staatlichen Regelungskompetenz. Juristische Praktiker halten das Ansinnen politischer Kreise nach wie vor für nicht durchsetzbar, dass sich selbst dopende Sportlerinnen und Sportler zukünftig strafbar machen sollen. Im deutschen Strafrecht ist nämlich der Grundsatz der straflosen Selbstbeschädigung und Selbsttötung fest verankert. Deshalb wird der Konsum von harten Drogen nicht bestraft (der Handel hingegen schon). Eine Konfliktlinie zum Betäubungsmittelgesetz entstünde - ja, ein Anti-Doping-Gesetz führte zu einem Systembruch im deutschen Strafrecht. Noch schwerere Bedenken haben Verfassungsjuristen: Ein strafbewehrtes Selbstdopen griffe in die durch das Grundgesetz geschützte allgemeine Handlungsfreiheit des Menschen ein, die sich aus dem von unserer Verfassung verbürgten Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ableitet. Es gewährt jedem Staatsbürger auch die Freiheit zu anderweitig risikobehafteter Lebensführung, etwa der durch Konsum von Nikotin, Alkohol und Drogen potenziell geschädigten. Die Befürworter des Ebenenwechsels bei der Ahndung von Dopingsündern wollen die pharmazeutische Manipulation indes zugleich als Wettbewerbsverstoß verstanden wissen, einen neuen Betrugstatbestand schaffen und letztlich mit einem "Gesetz zum Schutze des Sports" ihr eigentliches Anliegen verkleistern. Den strafrechtlichen Schutz des lauteren Wettbewerbs im Wirtschaftsalltag wollen sie um einen neuen Tatbestand erweitern: Mit einem Relativsatz sollen Regelverstöße im Sport strafbewehrt werden. Da Vermögensvorteile allenfalls im Hochleistungssport im Vordergrund stehen, dürfte dieser Weg in eine Sackgasse führen. Die Gesellschaft will den Schutz eines fairen, sauberen Sports durchgesetzt sehen - das kann staatliche Politik zwar verlangen, aber letztlich nicht durchsetzen. Eine juristisch gedrechselte "Krücke" dieser Art ist untauglich, zumal sie damit den Sport per se als wirtschaftliche Tätigkeit definiert. Andere Initiativen sind gefragt: Durch geeignete Maßnahmen müsste unterbunden werden, dass auf einem illegalen Markt neue Präparate oder noch im Entwicklungsverfahren stehende Arzneimittel vertrieben werden, deren Substanzen noch gar nicht auf den Anti-Dopinglisten stehen. Hier hat die ministerielle Aufsicht jahrelang den Mantel des Schweigens über Missstände ausgebreitet. Der im Oktober 2003 bekannt gewordene Skandal über THG verlangt ebenso Konsequenzen: Designer-Drogen bzw. Designer-Steroide, also auf Bestellung hergestellte Dopingpräparate, sind schon seit einigen Jahren gefragt. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, das Herstellen und Vertreiben solcher Produkte zu unterbinden. Wie Biochemiker in Kanada herausfanden, gibt es bereits über 1.000 verschie- dene, unentdeckte Varianten, aus gängigen Anabolika-Präparaten leicht veränderte Wirkstoffe herzustellen. Wegen der Unterfinanzierung der Labors, die Dopingproben lediglich konventionell untersuchen, können diese nicht aufgespürt werden. Im deutschen Arzneimittelrecht gibt es erhebliche Rechtslücken, die aus gesundheitspolitischen Gründen geschlossen werden sollten. Das Dopingproblem könnte zumindest ansatzweise entschärft werden, wenn man es an der Wurzel packte. Mit einer effektiveren Doping-Analytik könnten solche Täter überführt werden, die intelligent betrügen, also neue Substanzen nehmen, welche noch nicht im Fokus der Fahndung stehen. Der Staat ist herausgefordert, diesem Missstand mit einer aufgestockten Mittelbereitstellung zu begegnen. Das wäre verdienstvoller, als in Ministerialstuben aus populistischen Motiven heraus wieder einmal ein überflüssiges Gesetzeswerk fabrizieren zu lassen. 15 Die Krise der Leistung: Verfall eines Wertes? Von Andreas Höfer eistung ist der Quotient aus einer verrichteten Arbeit und der dafür benötigten Zeit. Mit anderen Worten: P gleich W durch t. Glaubt man den Gesetzen der Physik, stellt sich die Sache ganz einfach dar. Oder auch nicht. Immerhin unterscheidet die zuständige Abteilung der Naturwissenschaften zwischen der durchschnittlichen und der momentanen und etwa auch zwischen einer mechanischen und einer elektrischen Leistung, welch selbige bisweilen als sogenannte Wechselleistung daherkommt. L 16 So weit, so gut. Allein: Klassische Halbbildung und Lexikonwissen führen im Sinne unserer Fragestellung nicht zum Ziel. Schließlich soll es im Folgenden nicht um das physikalische, sondern um ein übergreifendes Verständnis des in Rede stehenden Phänomens gehen, womit die Formulierung einer allgemeingültigen und allgemein verständlichen Definition schon größere Schwierigkeiten bereitet. Wer vermag schon griffig und konsensfähig auf den Punkt zu bringen, was unter (einer) "Leistung" eigentlich zu verstehen und wie diese zu ermessen oder zu bewerten ist? Dieses Problem steht etwa dem seit längerem angekündigten, manchen als dringend geboten, anderen als utopisch, den Betroffenen vielleicht bedrohlich anmutenden Versuch im Wege, die Besoldung von Staatsdienern nicht mehr nur schematisch an Dienstgraden und Lebensjahren auszurichten, sondern auch die Qualität und den Ertrag ihres Tuns zu berücksichtigen - also, einfach ausgedrückt, Beamtinnen und Beamte eben nach Leistung zu bezahlen. Wie problematisch sich die Sache selbst bei vermeintlich klar fixierten Maßstäben darstellt, wissen etwa Schülerinnen und Schüler zu bestätigen, deren Deutschaufsätze von diesem Lehrer als sehr gut, von jenem vielleicht als gerade ausreichend beurteilt werden. Dass Noten oder Punktzahlen relativ und im Zweifel wenig aussagekräftig sind, wird nicht nur von Betroffenen, sondern auch von Kennern der Materie vielfach beklagt. Und wie fatal die Folgen von Fehleinschätzungen sein können, ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich vor Augen führt, dass in unserem System bereits nach vier Grundschuljahren die Weichen für ein ganzes Lern- und Arbeitsleben gestellt werden. So lastet bereits auf den Jüngsten ein Druck, der sich im Sinne einer langfristig gesunden Entwicklung oft als kontraproduktiv erweist. Vor diesem Hintergrund sind - die quälenden, bisweilen selbstquälerischen Diskussionen zum Thema mag man kaum mehr hören die Ergebnisse der PISA-Studie doppelt bedenklich, scheinen sie doch einen aufgeregten Aktionismus provoziert zu haben, infolgedessen die - vielleicht gar nicht so desolate - Lage wahrscheinlich nur verschlimmbessert wird. Natürlich bestimmt der typisch deutsche Klageton die Melodie der Wortbeiträge, deren Urheber mindestens den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören. Zum Gebot der Stunde werden Sofortmaßnahmen am Unfallort erhoben, die schnelle Abhilfe, zumindest eine Beschwichtigung der Kritik versprechen - jedenfalls bis zur nächsten Studie. Beim PISAPrimus Finnland geht man die Dinge offenbar viel lockerer an. Dort nämlich, so war zu lesen, duzen die Schüler die Lehrer und in den Mensen der Ganztagsschulen werden häufig Erbensuppe und Pfannkuchen kredenzt. Wenn das keine Rezepte sind! Hier zu Lande setzt man dagegen üblicherweise auf den großen Wurf. Fast reflexartig ertönt der Ruf nach der Reform, selbst wenn alle Erfahrung, von den Renten, über die Krankenversicherung und den Föderalismus bis hin zur Rechtschreibung, die Resistenz unseres Gemeinwesens gegenüber jedem Bemühen um einschneidende Veränderungen zu belegen scheint. Am Ende stehen allenfalls Reförmchen, deren Effekte sich meist umgekehrt proportional zur Dauer der Debatte und zum Umfang der entsprechenden Gesetzeskonvolute ausnehmen. Vielleicht wird dann auch nur eine Behörde umbenannt und/oder ein längst verworfenes Kon- zept als der neue Stein der Weisen ausgewiesen. Irgendwie scheint mehr die Verwaltung des - tatsächlichen oder nur so empfundenen - Mangels als dessen Beseitigung angesagt, auch wenn dies neuhochdeutsch als Qualitätsmanagement verkauft wird: Alle Macht den Controllern! Offenbar haben die Deutschen weit weniger Talent zum Lösen von Problemen, als zum Räsonieren über dieselben. Im Schlechtgehen sind wir jedenfalls so richtig gut. Deutschland einig Jammerland. Allenthalben steht eine Krise in Rede. Denn nicht nur das Bildungssystem macht uns Sorgen, auch die volkswirtschaftlichen Daten liefern immer wieder das Wasser für die Mühlen der Schwarzmaler. Dazu kommt noch dieses und jenes - und dann natürlich auch der Sport. Zwar kam mit Jürgen Klinsmann ein Hoffnungsträger, ja ein potenzieller Heiland aus der Tiefe des Raums, doch ansonsten, so suggeriert das allgemeine Lamento, scheint vieles, fast alles im Argen. Wer diesbezüglich noch den Hauch eines Zweifels hegte, wurde von einer - was sonst - neuen Studie belehrt, die unter dem sinnigen Kürzel "SPRINT" auf wissenschaftliche Weise nun endlich auch den erbärmlichen Zustand des Schulsports dokumentierte. Als ob wir dies nicht ohnehin geahnt, ja eigentlich längst gewusst hätten. Ist die Gegenwart schon dunkel genug, sind nun auch noch die Aussichten trübe. Denn wer in jungen Jahren nicht richtig, wenn überhaupt bewegt wird, der kann später auch keine Medaillen gewinnen und schon gar nicht Fußball-Weltmeister werden. Nichts mehr als dies aber scheint, dem allgemeinen Tenor entsprechend, dem Wohl der Nation auf die Sprünge helfen zu können, so wie umgekehrt der Misserfolg auf den sportlichen Feldern der Ehre als Beleg für den allgemeinen Niedergang interpretiert wird. So ist es an den Sportlerinnen und Sportlern, die Kastanien aus dem (Olympischen) Feuer zu holen, um die Nation vor dem Absturz ins Unermessliche zu bewahren. Wer möchte die Zukunft schon in die Hände der Politikerinnen und Politiker legen? Von daher versteht sich, dass wir unsere Zeit immer weniger mit Übertragungen aus dem Deutschen Bundestag verplempern und immer mehr dabei sind, wenn das Geschehen in der Arena über die Mattscheibe flimmert. Umso bedrohlicher aber muss es erscheinen, wenn zunehmend auch auf diesem Sektor Erwartungen enttäuscht werden. Wie anders ist das allgemeine Wehklagen über die Ergebnisse unserer Mannschaft in Athen zu verstehen. Sicher: Die deutschen Farben waren auf dem Treppchen weit weniger häufig vertreten als noch vier, acht oder zwölf Jahre zuvor, von der guten alten Zeit zu schweigen. Der von manchen Berufsoptimisten angepeilte dritte Platz bei der Mustermesse der Superlative wurde einigermaßen deutlich verfehlt, und man muss kein eingefleischter Pessimist sein, um zu vermuten, dass dieser auf absehbare Zeit unerreichbar sein wird. Im Gegenteil: Selbst wenn das Unmögliche, sprich die nun auch vom Sport in Angriff genommene Reform tatsächlich möglich werden sollte, dürften in vier, acht oder 17 zwölf Jahre nicht mehr, sondern weniger Medaillen auf dem nationalen Konto zu Buche schlagen. Wie gesagt: Kaum Licht am Ende des Tunnels. Bleibt nur die Frage: Was kann man auch im Dunkeln sehen? Oder anders gefragt: Sind die Aussichten tatsächlich so trübe? Nichts gegen eine gute Bilanz, selbst wenn es sich um die "eigene" handelt. Was spricht gegen tief empfundene Freude über Titel und Triumphe sportiver Landsleute? Diesbezüglich darf es immer gern ein bisschen mehr sein. Doch kann ein bisschen weniger bisweilen nicht auch genug sein? Hier hilft vielleicht der Gedanke an den - stetig steigenden - Preis für die Stücke und Stückchen des sportlichen Kuchens. Es ist noch gar nicht allzu lange her, dass sich die DDR mit einiger Berechtigung als das Musterland der Sieger feiern durfte, doch die Zinsen für die dafür notwendigen Investitionen werden heute noch, vor allem in Form der Spätfolgen einer von Staats wegen verordneten Dopingpraxis abgetragen, und zwar am wenigsten von denen, die diese organisiert und zu verantworten haben. Und noch ein Beispiel mag erlaubt sein: Ein einziges Mal in der langen Geschichte der Olympischen Spiele rangierte eine deutsche Mannschaft an der Spitze des Medaillenspiegels, und zwar, bezeichnenderweise, 1936 in 18 Berlin. Die Frage, ob dies als ein Gütesiegel für das betreffende Gemeinwesen anzusehen ist, erübrigt sich wohl. Im Sinne dieser, hier, zugegeben, arg simplifiziert vorgetragenen Argumentation, dürfte es sich leichter verschmerzen lassen, wenn die eigenen Favoriten zukünftig häufiger als gewohnt das Nachsehen haben und weniger Rekorde und Medaillen nach Hause bringen. Und wenn man sich zudem vor Augen führt, dass in unserer Wohlstandsgesellschaft inzwischen knapp zwei Millionen (!) Kinder von Sozialhilfe leben und die Zahl der Arbeitssuchenden, die Dunkelziffer nicht eingerechnet, im Laufe des Jahres 2005 die FünfMillionen-Marke übersteigen könnte, dann lässt sich, frei nach Berthold Brecht, dafür plädieren: Erst kommt das Fressen, dann die Medaille. Wenn überhaupt: Wie schnell, gleichsam aus heiterem Himmel, sich die vermeintlich wichtigen Dinge des Lebens zu relativieren vermögen, hat eine katastrophale Laune der Natur kurz nach Weihnachten in aller Grausamkeit vor Augen geführt. Natürlich darf jedes Individuum, wie auch ein Kollektiv für sich in Anspruch nehmen, nur das Beste für gut genug zu erachten, doch in Zeiten einer größer werdenden Schere zwischen arm und reich, unten und oben, Verlierern und Gewinnern, kann es keinen verbindlichen Maßstab für persönliches und allgemeines Wohlergehen mehr geben. So versteht sich von selbst, dass im Zuge der hier skizzierten Entwicklung auch die Werte einem tiefgreifenden Wandel unterzogen sind. Dies gilt auch für die Leistung. Zählt diese noch immer zu den tragenden Prinzipien unserer Gesellschaft, hat sie doch auf der Prioritätenliste des menschlichen Daseins an Bedeutung verloren. Die Süße des Lebens wird eben nicht mehr vorrangig, schon gar nicht allein in der Arbeit gesucht, und schon von daher haben hier zu Lande traditionell hoch im Kurs stehende Tugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit ihren Nimbus verloren. In einer freien, pluralistischen und multikulturellen Gesellschaft sind idealtypische, normierte und TÜV-geprüfte Biographien weder programmierbar noch wünschenswert. Die Qualität - und die Leistung - einer Gesellschaft ergibt sich aus der Summe individueller Lebensleistungen. Diese wiederum sollten nicht mit - konventionell definiertem - Erfolg verwechselt werden. Gerade in Zeiten größer werdender sozialer Sorgen, steigender Kriminalitätsraten und zunehmender, vor allem psychischer Zivilisationskrankheiten zählt zu einer persönlichen Leistungsbilanz nämlich mehr als die Resultate im Lesen und Rechnen oder Springen und Werfen beziehungsweise der jeweilige Beitrag zum Wirtschaftswachstum oder zur Medaillenstatistik. Zum Beispiel die Bereitschaft, Menschen in Not, etwa den Opfern der Flutkatastrophe, zu helfen. Um einem möglichen Missverständnis zu begegnen: Es ist nicht das Allergeringste dagegen einzuwenden, wenn Jugendlichen ein qualitativ hochwertiger Sportunterricht zuteil wird, der sie dazu motiviert, sich ein ganzes langes Leben lang im Verein oder außerhalb desselben zu bewegen. Auch kein Einwand dagegen, wenn die Guten und Besten von ihnen nach höheren und höchsten Weihen streben, während die Masse der Nicht-Auserwählten ihre Anteilnahme mit der Fernbedienung zum Ausdruck bringt. Und wenn dann der eine oder die andere auch noch mit der Formel P gleich W durch t etwas anzufangen weiß, dann lässt sich mit Fug und Recht behaupten: Noch ist Deutschland nicht verloren. 19 S chiedsrichter Hoyzer hat einen Skandal ausgelöst, der sich ausweitet und bereits an den Fußball-BundesligaBestechungsskandal von 1971 erinnert. Damals erhielten 52 Spieler und 2 Trainer aus 9 Bundesligavereinen Schmiergelder zwischen je 2.300 und 15.000 DM, insgesamt rund eine halbe Million DM zwecks Manipulation des Aufbzw. Abstiegskampfes. Als der Skandal bekannt wurde, sanken die Zuschauerzahlen dramatisch. Die Beteiligten erhielten Olympia-Bewerberkomitee dem Vernehmen nach nicht das erste mit solchen Verhaltensweisen gewesen sein. Der Fall von Salt Lake City führte zum Ausschluss von sechs IOC-Mitgliedern. Vier traten zurück, zehn weitere erhielten Verwarnungen. Darüber hinaus kam es innerhalb kurzer Zeit zu einer umfassenden, drastischen Strukturreform des IOC, die grundsätzlich optimistisch stimmt, dass sich Ähnliches Korruption im internationalen Sport vielfältig, aber nicht wachstumsstark Von Wolfgang Maennig vom DFB zunächst einen lebenslangen Lizenzentzug, der später in zeitlich begrenzte Sperren von durchschnittlich zwei Jahren innerhalb Deutschlands (nicht jedoch für das Ausland!) umgewandelt wurde. Die Beteiligten durften ferner nicht an der Fußball-WM 1974 in Deutschland teilnehmen. Korruption gab es allerdings auch schon "in den guten alten Zeiten" des Sports. Im ersten dokumentierten Fall bestach der Athlet Eupolos aus Thessalia drei seiner Gegner im Faustkampf-Turnier der Olympischen Spiele von 388 v.Chr., unter ihnen den amtierenden Olympiasieger Phormion aus Halikarnassos. Der Fall des Damonikos von Elis (12 v.Chr.) ist ebenfalls erwähnenswert, weil die olympische Korruption erstmalig einen "Funktionsträger" involvierte. Damonikos, Vater des olympischen Ringers Polyktor, bestach Sosandros, damit dessen gleichnamiger Sohn den Olympiasieg Polyktor überließe. Der wohl berühmteste Korruptions-Skandal im Weltsport rankte sich wohl um die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2002 an Salt Lake City. Die Führung des dortigen Bewerbungskomitees um den Vorsitzenden Tom Welch und seinen Stellvertreter Dave Johnson soll Mitglieder des IOC mit Reisen, Immobiliengeschäften, Barzahlungen und sonstigen Vorteilsgewährungen wie z.B. Aufenthaltsgenehmigungen und Uni-Stipendien für Angehörige im Wert von rund 1,2 Mio. US-Dollar beeinflusst haben. Freilich dürfte das US- 20 nicht wiederholt. Allerdings gelang es im Jahr 2004 britischen Journalisten, die sich als Unterstützer der Londoner Olympiabewerbung für 2012 ausgaben, das IOC-Mitglied Ivan Slawkow vor versteckter Kamera zur Einwilligung in einen Stimmenkauf zu bewegen. Slawkow wurde von der IOC-Exekutive suspendiert. Die Spiele von Salt Lake sind mit einem weiteren Korruptionsfall behaftet. Die französische Schiedsrichterin Marie-Reine Le Gougne hat den Russen Yelena Berezhnaya und Anton Sikharulidze eine unangemessen hohe Benotung zukommen lassen und damit deren Olympiasieg im Olympischen Paarlauf gesichert. Im Gegenzug soll ein russischer Schiedsrichter den Franzosen Marina Anissina und Gwendal Peizerat die Goldmedaille im Eiskunstlauf gesichert haben. Auch hier reagierten das IOC und die betroffenen Eislaufverbände schnell. Den geschädigten Kanadiern Jamie Sale und David Pelletier wurde vom IOC eine zweite Goldmedaille im Paarlauf verliehen. Marie-Reine Le Gougne und der Präsident des französischen Eislaufverbandes wurden für jeweils 3 Jahre gesperrt und von den Olympischen Winterspielen 2006 ausgeschlossen. Ferner hat der internationale Eislaufverband ein neues Bewertungssystem eingeführt, welches angesichts der Traditionsverhaftung dieses Verbandes als durchaus "revolutionär" bezeichnet werden kann. Unter anderem wurden A- und B-Note zu Gunsten einer einheitlichen Bewertung abgeschafft. Nun- mehr bewerten 14 Preisrichter anonym, dann wählt ein Computer 9 Noten per Zufall aus. Nach jedem Wettbewerbssegment wird die Notengebung überprüft. Eine "Judges´ Assessment Commission" untersucht die Notengebung jedes Schiedsrichters auf Anomalien nach dem Grand Prix-Finale. Fällt ein Schiedsrichter wiederholt mit einer fehlerhaften Bewertung auf, werden seine Anonymität und Lizenz aufgehoben. Der Skandal um die olympischen Boxkämpfe von 1988 wurde erst durch die Offenlegung der StasiAkten dokumentiert. Die Kampfrichter erhielten demnach Bestechungsgelder, damit Koreaner als Sieger hervorgehen. Hauptbetroffener: US-Supermittelgewichtsboxer Roy Jones, der hinter dem Koreaner Park Si-Hun "nur" Silber gewann. Der US-Boxer hat seine Goldmedaille noch immer nicht zuerkannt bekommen. Ein Ringrichter wurde - aber erst 1996 - lebenslang gesperrt, und die Wertungsregeln wurden vergleichbar radikal geändert wie im Eiskunstlauf. Der damalige südkoreanische NOK-Präsident und zwischenzeitlich zum IOC-Vize avancierte Kim Un-Yong soll übrigens bis vor kurzem Mitgliedschaften im NOK von Südkorea verkauft und dafür etwa 330.000 US-Dollar eingenommen haben. Er wurde in Korea zu zwei Jahren Haft verurteilt und von seinem IOC-Amt suspendiert. Ach ja, schon fast vergessen: die Vergabe der Bauaufträge für die Allianz-Arena in München. Karl-Heinz Wildmoser, Sohn des damaligen Präsidenten des TSV München 1860, soll 2,8 Mio. Euro dafür erhalten haben, dass er ausschreibungsrelevante Informationen an die Alpine-Mayreder Bau-GmbH in Salzburg gegeben hat. Diese Informationen ermöglichten es der Firma, ihre Konkurrenten gezielt zu unterbieten und sich den Bauauftrag über 280 Mio. Euro zu sichern. Die Firma sieht ihre Zahlungen allerdings als branchenübliche Provision an. Wildmoser sitzt zurzeit in Haft und wurde vom Staatsanwalt angeklagt. Als im Dezember 2004 Vorwürfe aufkamen, das FußballZweitliga-Duell RW Oberhausen - Erzgebirge Aue solle beeinflusst worden sein, um damit Wettgelder zu erwirtschaften, hatte der DFB seine anfänglichen Ermittlungen - gegen den Widerstand betroffener Wettbüros - relativ schnell eingestellt. Immerhin wollte der DFB prüfen, ob ein Wettverbot für Profifußballer erlassen werden soll. Der Fall Hoyzer wird nun wahrscheinlich zu drastischeren Maßnahmen führen, wobei es im internationalen Sport gute Beispiele für eine effiziente Korruptionsbekämpfung gibt. So sind Wetten für Athleten (und Schiedsrichter) im US-Collegesport und im britischen Pferderennen längst Gesetz, nachdem es dort über Dekaden immer wieder zu Betrugs- und Korruptionsfällen kam; die britischen Jockeys dürfen auf den Rennbahnen noch nicht einmal Handys mitführen. Die Aufzählung von Korruptionsfällen im modernen internationalen Sport ließe sich noch fortsetzen, wobei typischer Weise Sportarten, bei denen es um hohe Geldeinsätze geht, am häufigsten betroffen sind: Der leidgeprüfte Fußballsport wurde allein im Jahr 2004 in Portugal, Tschechien und Südafrika von Korruptionsskandalen erschüttert. Es dürfte jedoch lohnender sein, sich der Korruption ein wenig grundsätzlicher zu nähern. Unter Korruption im Sport wird im Falle von Athletinnen und Athleten ein Verhalten verstanden, bei dem diese nicht den sportüblich hohen Einsatz zur Erringung eines sportlichen Sieges oder Ranges leisten und anderen Athleten diesen vorsätzlich überlassen, weil sie hierdurch finanzielle oder andere Vorteile von einer bevorteilten Person für sich, etwaige Bekannte oder nahe stehende Institutionen erhalten oder erhoffen. Bei Funktionsträgern wird unter Korruption die Ausübung eines Amtes verstanden, bei welcher diese die ihnen übertragenen Aufgaben bewusst nicht entsprechend den Zielsetzungen und moralischen Werten des Verbandes, des Wettkampfsportes im Allgemeinen und/oder der Gesellschaft, in welcher sich der Sport bewegt, erfüllen. Die bei den Athleten genannten Vorteile sind auch hier die Motivation. Die Ausprägung der Korruption von Funktionsträgern ist allerdings weiter gefächert. Anzutreffen sind neben den Manipulationen von Wettkampfergebnissen insbesondere korrupte Managemententscheidungen über - die Austragungsorte von wichtigen Wettkämpfen, - die Vergabe von (Fernseh-)Sportrechten, - die Ernennung bei (Ehren-)Ämtern und - die Beauftragung von Sportstättenbaumaßnahmen. Allerdings bleibt es trotz dieser Abgrenzungen in vielen Fällen schwierig, von eindeutig korruptem Verhalten zu sprechen. Dies liegt zum einen daran, dass Korruption von Nation zu Nation unterschiedlich ausgelegt wird. Ein Beispiel hierfür ist 21 die Vergabeentscheidung der Fußball-WM 2006 nach Deutschland. Hier gibt es Vorwürfe, es sei mit Hilfe der Vereinbarung von Freundschaftsspielen des FC Bayern München mit Mannschaften aus Thailand, Tunesien, Trinidad und Malta nachgeholfen worden, für welche ferner lukrative FernsehLizenzverträge zu Gunsten der fremden Verbände abgeschlossen wurden. Der Fall veranschaulicht das Spannungsfeld zwischen "international üblichen" (Franz Beckenbauer) Freundschaftsgesten und einer puristischen Auslegung eines sauberen Verhaltens. Zum anderen wandelt sich der Korruptionsbegriff im Lauf der Zeit mit den allgemeinen Wertevorstellungen und mit den Regeln im Sport: Obwohl schon 1904 bei der Tour de France "Teams" existierten, gab es eine klare Anweisung, die einen "reinen Kampf der Einzelfahrer" vorschrieb. Lucien Pothier und Bruder César Garin überließen dem Teamkollegen Maurice Garin dennoch den Gesamtsieg und begnügten sich mit Platz zwei und drei. Die Höhe der Vergünstigung ist unbekannt. Vier Monate nach dem Ende der Tour wurden alle drei Fahrer vom französischen Fahrradbund disqualifiziert und Henri Cornet zum Sieger erklärt. Im Gegensatz zu damals ist heute ein Fahren der einzelnen Fahrer "für den Kapitän" des Rennstalles bei der Tour selbstverständlich, allen bekannt und regelgerecht. Bei anderen Sportevents wird solches Verhalten von der Gesellschaft (noch) nicht akzeptiert. Beispiel hierfür war die "Stallorder" bei der Scuderia Ferrari, beim Formel 1 - Grand Prix von Österreich 2002, als Rubens Barrichello seinen Teamkollegen Michael Schumacher kurz vor dem Ziel passieren ließ. Eine solche "Stallorder" kann mit Korruption insofern in Zusammenhang gebracht werden, als dass mit deren Befolgung ein Sportler auf eine bessere sport- 22 liche Platzierung verzichtet, um sich seinen Arbeitsplatz zu erhalten. Die Stallorder ist inzwischen in der Formel 1 verboten. Die Abgrenzung korrupten Verhaltens anhand der obigen Beschreibung ist jedoch nicht nur auf Grund regional unterschiedlicher Verhaltensweisen und/oder des allgemeinen Wertewandels problematisch. So könnte erstens die Praxis der allermeisten der (inzwischen 27) Welt-Profiboxverbände und deren Funktionäre korrupt genannt werden, Weltranglistenplätze zu verkaufen und/oder Titelkämpfe mit nicht gelisteten Athleten gegen (Schmiergeld-)Zahlungen anzusetzen. Allerdings nur, wenn diese als "normale" Sportverbände angesehen würden, bei denen es darum geht, systematisch die besten Athleten in Wettkämpfen zu ermitteln. Werden solche Verbände hingegen als Unternehmen gewertet, die ihr Einkommen und das ihrer Mitglieder unter anderem dadurch maximieren, dass sie gegen Entgelt Sport-events mit (fernseh-) zuschauer- und sponsorträchtigen Athleten an geeigneten Orten auf der Grundlage von "Ranglisten" inszenieren, können die genannten Zahlungen auch als übliche Einnahmeart angesehen werden. Auch sollte zweitens erwähnt werden, dass Sportvereine und -verbände durchaus auch in Deutschland im Zuge einer "modernen Public Relations"-Arbeit dazu neigen, Medien und Journalisten in einer potenziell korrumptiven Weise zu behandeln. Sogenannte "PR-Anzeigen", also bezahlte Artikel, die jedoch nicht von normalen redaktionellen Beiträgen optisch oder anderweitig abgegrenzt werden, sind insbesondere im Zusammenhang mit großen Sportveranstaltungen üblich. Ausgewählte Journalisten, deren Veröffentlichungen anschließend durchaus beobachtet werden, fliegt man in Sponsorenflugzeugen zu Wettkämpfen und bringt sie auf Sponsorenkosten großzügig unter. Die Deutsche Telekom bzw. ihre Tochter T-Mobile engagierte gleich den ARD-Sportchef Hagen Bossdorf bis einschließlich 2004 als "Berater". Der ARD-Berichterstattung über das TMobile-Team bei der Tour de France dürfte dies zumindest nicht geschadet haben. Maßnahmen der Staatsanwaltschaft, des Presserates oder Anderer sind nicht bekannt. Vielleicht haben sich die deutsche Öffentlichkeit und die deutschen Medien mit ihren Moralvorstellungen an die auch sonst nicht zimperliche Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Telekom gewöhnt. Erstaunlich nur, dass den Nebeneinkünften deutscher Politiker so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Insgesamt muss festgehalten werden, dass Korruption im Sport keine Einzelfallerscheinung ist. Angesichts von Schätzungen, dass höchstens 5% der Korruptionsfälle aufgedeckt werden, ist die Korruption für den Sport mit seinem Primat des fairen, pädagogisch vorbildlichen Wettkampfes damit von ähnlicher Problematik wie das Doping. Dennoch darf dies nicht in die Richtung interpretiert werden, dass die Korruption im Sport zunimmt. Es ist zu beachten, dass auf Grund der verbesserten Archivierungs- und internationalen Kommunikationstechnologien auch über die Korruption im Sport die Informationen besser verfügbar werden. Klare empirische Belege zur These einer verstärkten Korruption im Sport liegen jedenfalls bisher nicht vor. hinaus geht. Vielmehr setzt sich die Auffassung durch, dass die These von der Korruption in Wirtschaft und Politik als Ausnahmefall nicht mehr haltbar ist. Zudem scheint - ohne dass dies eine Entschuldigung sein soll - auch die Höhe der Bestechungsgelder im Sport kleiner zu sein als in anderen Bereichen, wo inzwischen bis zu 30% der Summe des Auftrages erreicht werden, der "an Land gezogen" werden soll. (Die 50.000 Euro für Hoyzer stellen gerade rund 2% der wohl vereinnahmten Wettgelder dar.) Angesichts der vielen täglichen Sportbegegnungen in der Welt relativieren sich die nachgewiesenen Korruptionsfälle im Sport nochmals. Selbst das Ausmaß der IOC-Korruption Ende der letzten Dekade relativiert sich: Nach intensiven Ermittlungen wurden keine 10% der IOC-Mitglieder bestraft; der überwältigende Teil der etwa 100 Mitglieder hat sich korrekt verhalten. Und die wenigen, damals bestraften IOC-Mitglieder können durchaus auch als Beispiel dafür genommen werden, dass die konkrete Be- und Verurteilung der Korruption oft auf Probleme stößt. Immerhin wurde die Anklage des US-Justizministeriums gegen die genannten ehemaligen Chefs des Bewerbungskomitees von Salt Lake City vom US-Bundesgericht in Utah zurückgewiesen. Ein Freispruch erster Klasse. Vielleicht war der berühmteste Korruptionsfall des Sportes keiner. Vielleicht sind die Gesetze nicht hinreichend gut. Vielleicht sollten gegen die Korruption, die wie kaum eine andere Form der Kriminalität ökonomisch bestimmt ist, verstärkt ökonomische Gegenmaßnahmen eingesetzt werden. Auch dürfen die obigen Beispiele nicht als Indiz dafür genommen werden, dass die Korruption im Sport über diejenige in anderen Bereichen menschlichen Zusammenlebens 23 Sportliche Überläufer er Sportfreund hier zu Lande liebt das Mannschaftsspiel mit dem Ball. Es ist wie sein Alter Ego, in ihm erkennt er seine besten Seiten wieder: Deutsche Tugenden regeln den Sieg. Fußball ist für ihn Obsession. Handball reklamiert er gar als seine Erfindung, obwohl, wie in diesem Heft zu lesen ist, das nur der halben Wahrheit entspricht. Hockey verehrt er zumindest im Vierjahresrhythmus, der meist zuverlässigen Medaillengewinne wegen bei Olympia. Mit den Überseeimporten Basketball und Volleyball hat er sich erst arrangieren müssen, wobei die Nachhilfe des Würzburger Hünen Dirk Nowitzki zuletzt gut angeschlagen hat. Nur Wasserball scheint seine Sache nicht zu sein. Zu wenig bodenständig für den Deutschen? D Vom Fußball abgesehen ist die Zuneigung zu den anderen Spielen naturgemäß stark abhängig vom Erfolg bei Olympischen Spielen. Als 1996 und 2000 nur der Fußball dort Lorbeer erntete, ging das Wort von der Krise um - die, bitte schön, bis 2004 zu beheben ist. Aus Athen konnte Vollzug gemeldet werden: Vier Medaillen gab`s, das Gold der Hockeyspielerinnen glänzt bis heute. Über die naheliegenden Gründe für den Aufschwung werden die Experten zu berichten wissen. Weiter hergeholt könnte der Nachschub angeführt werden, den die Teams von der Leichtathletik erhalten, der Mutter aller sportlichen Betätigung. Sportler, die hier ihre Basis haben, besitzen all die Stärken, die im Mannschafts-Ballsport gefragt sind: Schnelligkeit, Sprungkraft, Beweglichkeit - aber oft nicht die Geduld für den langen, mühsamen Weg nach oben. Der jährliche Aderlass der Leichtathletik ist deshalb beträchtlich und der Absprung zu trendigen Disziplinen und zum "bequemeren" Teamsport die Folge. Zu Hunderten sind mittelmäßig begabte Leichtathleten übergelaufen, und selbst Koryphäen, deutsche Jugendmeister, fanden ihre eigentliche Bestimmung im Mannschaftssport: Die Kugelstoßerin Birgit Palzkill stieg zum Kapitän der Basketball-Nationalmannschaft auf, Weit- und Dreispringer Hans-Peter Briegel feierte als Fußball-Internationaler Triumphe und Speerwerfer Dieter Scherrenbacher als Handball-Bundesligist. Weil sich das Problem nicht lösen lässt, dürfen sich die Ballspielklubs freuen: Ihr Zufluss von der Leichtathletik versiegt nicht. Michael Gernandt Handlungsbedarf im Kulturgut Sport D en Begriff "Kulturgut Sport" nehmen viele in den Mund. Das ist auch richtig so. Denn in Zeiten der Sparattacken auf die Kultur ist jede Stimme für dieses "Überlebensmittel", wie es einmal der Sportfreund August Everding ausgedrückt hat, notwendig, um gegen den Abbau zu protestieren. Indes, allein Bekenntnisse zum Kulturgut Sport, das für manche eher von den teuren Beinen einiger Profikicker verkörpert wird, reichen nicht aus. Immer wieder muss der Öffentlichkeit und vor allem den (weg)rationalisierenden Funktionsträgern nachdrücklich klar gemacht werden, dass das Kulturgut Sport in seinen vielen Facetten gesichert und den Menschen zugänglich gemacht werden muss, um das Blickfeld zu schärfen und entscheidende Profile des Sports sichtbar zu machen. Auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen haben sich jüngst Entwicklungen angebahnt, die für einen Hauch Hoffnung sorgen. Das Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln ist als gemeinschaftliche Verpflichtung des deutschen Sports unter Willi Daume mit Unterstützung des Bundes, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Köln auf den Weg gebracht worden. Wenngleich dieses Museum wie kaum ein anderes Institut in Deutschland den höchsten Einnahmeanteil aus dem Verkauf von Eintrittskarten erreicht, bleibt es auf die 24 solidarische Hilfe aus dem Sport angewiesen. Den Löwenanteil tragen das NOK, der Landessportbund Nordrhein-Westfalen und der DSB. Eine aufgetretene Finanzierungslücke wird nun von den Landessportbünden geschlossen. Sie anerkennen im Museum eine nationale Gemeinschaftsaufgabe - ein konkretes Ja zum sichtbaren Kulturgut Sport, zugleich ein Vertrauensvorschuss auf die zukünftige Entwicklung des Museums. Eine gerade erschienene kommentierte Bibliographie "Fußball als Kulturgut" ist mehr als selbstbestätigende Bestandsaufnahme; im Gegenteil: Dieses Buch zwingt zum Nachdenken, ob das gern so dahin geschwätzte Wort vom Kulturgut sich im Alltag gegen Torjubel, Fanatismus, Starkult und Geschäft behaupten kann und wirklich ein gesamtgesellschaftliches Phänomen darstellt. Diese Auseinandersetzung ist unabdingbar, wenn im Zeichen der Fußball-WM 2006 zwar das Kulturgut als Legitimation für die Subventions-Millionen beschworen wird, aber im sozialen Bewusstsein ins totale Abseits verschoben wird. Hans-Dieter Krebs OF-KOMMENTAR Gesundheitsstützpunkt Der Sport muss Sport Sportverein bleiben ie Volksweisheit, dass der Fortschritt eine Schnecke ist, findet vor allem in der Politik vielfache Bestätigung. Ein geradezu leuchtendes Beispiel liefert das aktuelle Geschehen um die Gesundheitsreform. Das Präventionsgesetz, zur Zeit auf dem Weg durch die politischen Instanzen, wurde von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt höchstpersönlich mit einer sportlichen Empfehlung bedacht. Vorsorge nach dem Vorbild der Trimm-Aktion wünscht sich die Ministerin. Und damit hat sie gleich mehrfach in Schwarze getroffen. War es doch die groß angelegte Fitness-Kampagne des Deutschen Sportbundes, die vor mehr als drei Jahrzehnten den unschlagbaren Gesundheitsfaktor "Bewegung" ins öffentliche Bewusstsein hievte. Und bereits damals wurde - wie zum Hohn auf alle nachfolgenden Diskussionen - das "Grüne Rezept" zu einer zentralen Trimm-Botschaft . D Genau da sind wir - apropos Fortschritt - heute wieder angelangt. Sport und Spiel fehlen mittlerweile in keinem Leitfaden für eine gesunde Lebensweise. Sie haben Eingang gefunden ins Komplett-Repertoire moderner Daseins- Vor- und Fürsorge. Vom Kindergarten bis ins Altenheim sollten und müssten die Segnungen des Gesundheitselixiers Sport eigentlich reichen. Der fachlich fundierten Argumentationskette ist jedenfalls nichts mehr hinzuzufügen. Andererseits liefert der Wohlstands-Alltag immer häufiger Besorgnis erregende Fakten: Bewegungsmangel-Erscheinungen und falsche Ernährung schon im Kindes- und Jugendalter, Anti-Sport-Karrieren wider besseres Wissen und gegen jede Vernunft in späteren Jahren mit den entsprechenden Folgen. Beispielsweise der, dass die Krankheitskosten der Deutschen inzwischen 250 Milliarden Euro pro Jahr betragen. Ob das neue Präventionsgesetz nun Wunder bewirken und die Kostenexplosion spürbar eindämmen kann, wird sich erst mittelund langfristig zeigen. Aus der Sicht des Sports reagiert man immerhin mit gedämpftem Optimismus auf die Tatsache, dass sein Vorsorgepotenzial wenigstens bescheidene gesetzliche Berücksichtigung fand. Nicht nur parteipolitische Kritiker fragen sich allerdings, warum dieser Weg nicht wesentlich offensiver beschritten wurde. Immerhin können von 90.000 Sportvereinen in Deutschland bereits mehr als 10.000 mit ihren Güte- und Qualitätssiegeln Gesundheitskompetenz vom Feinsten nachweisen - Tendenz steigend. Wer dieses flächendeckende und noch dazu sozialverträgliche Angebot nur unzureichend nutzt, der bewegt sich - Grünes Rezept hin, Fortschritt her - weiterhin im Schneckentempo. S port - die schönste Nebensache der Welt? Das war einmal, lang, lang ist's her. Als milliardenschwerer Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber für Zehntausende von Menschen ist der Sport inzwischen ein Tummelplatz für Juristen geworden. Dies ist die Kehrseite der Professionalisierung und Kommerzialisierung, aber auch ein Beleg für die zunehmende Verrechtlichung in unserer globalisierten Gesellschaft. Für die Sportverwaltung oder Sportwirtschaft im engeren Sinne kein Problem, schwierig wird es allerdings dort, wo es eigentlich "nur" um Sport gehen sollte. Wenn der Europäische Gerichtshof über Nominierungen entscheidet, die Siegerehrungen bei Olympia gleich reihenweise zu Makulatur oder Fußballspiele am Richtertisch gewonnen werden, kann das leicht die Freude am unmittelbaren Erlebnis des Sports verderben. Auf welchen Sieg ist denn noch Verlass? Die Verärgerung vieler Sportfans ist verständlich, auch die Sorge der Verantwortlichen, man müsse sich bei großen Sportereignissen künftig schon im Vorhinein mit juristischem Sachverstand bestens ausrüsten, um überhaupt alle Chancen wahrnehmen zu können. Nicht immer kann das Recht ohne weiteres im Sport die Ordnung wieder herstellen, ein wesentliches Element ist dabei oft die Verfahrensdauer. So ist also ein Balanceakt nötig zwischen sportlichen Anforderungen - "entscheidend ist auf dem Platz" - und dem individuellen Interesse an rechtlich einwandfreiem Ablauf. Letztlich ist es jedoch zu begrüßen, wenn die Professionalisierung im Sport auch dazu führt, dass die Führungspersonen weniger aus dem Bauch heraus entscheiden, sondern nach objektiven, rechtlich nachprüfbaren Kriterien. Wer in die Berufsfreiheit eingreift, muss der damit einhergehenden Verantwortung genauso gerecht werden wie z. B. Präsidenten von internationalen Fachverbänden, die wirtschaftlich weitreichende Maßnahmen nicht einfach ohne Rücksichtnahme auf Bestimmungen der Europäischen Union treffen können. Damit der Sport Sport bleibt und nicht in seinem Wesen beeinträchtigt wird, braucht es dann aber auf allen Seiten Juristinnen und Juristen, die die sportlichen Belange mit den rechtlichen Notwendigkeiten auf einen Nenner bringen. Dem DFB-Sportgericht und allen anderen Beteiligten ist das in Sachen des verpfiffenen Pokalspiels Hamburger SV gegen Paderborn gerade eindrucksvoll gelungen. Harald Pieper OF-KOMMENTAR Sylvia Schenk 25 Kipchoge Keino: S Eine olympische Ikone im sozialen Auftrag Von Robert Hartmann elbst für Kipchoge Keino war der Anruf ungewöhnlich. Gegen Ende des Jahres 2003 rief ein junger Amerikaner an und fragte, ob er sieben Jugendlichen eine neue Heimat geben möchte. Sofort, selbstverständlich. Er handle im Auftrag der UNESCO. Zwar unterhält der heute 65 Jahre alte Kenianer in der Nähe der 250.000 Einwohner zählenden Stadt Eldoret im Nordwesten eine große Farm, Kazi Mingi oder "Viel Arbeit". Und er besitzt ein Herz für Waisenkinder, denn er hat schon weit über hundert groß gezogen, aber gleich so viele auf einmal? Ausländer, die weder Englisch noch Suaheli sprechen? Und dann auch noch Kindersoldaten aus dem Süden des Nachbarlandes Sudan! Dort mündete gerade erst an Weihnachten 2004 ein 18 Jahre dauernder brutaler Bürgerkrieg in einen Friedensabschluss zwischen den muslimischen Machthabern in Khartum und den nach Selbständigkeit strebenden Christen und Animisten. Kip zögerte keine Minute. Es wurden sogar neun Jungen, die wenige Tage später zur Farm gebracht wurden, darunter auch zwei kleine Kinder, Jahrgang 1990 und 1992, deren Vater ein Offizier der Befreiungsarmee und im Krieg gefallen war. Wohin mit seinen Söhnen? Jade, der Amerikaner, erzählte, dass er sich kaum traute, den berühmten früheren Sportler erneut anzurufen. "Mir wurde überhaupt erst später gesagt, wer dieser Mister Keino war, den ich da am Telefon hatte. Mir schlug das Herz bis zum Hals, und dann sagte er einfach nur: ‚Okey'." Zu seinem Standard-Repertoir gehören zwei Sätze, wenn er wieder einmal nach seinem ungewöhnlichen sozialen Engagement gefragt wird. Sie heißen: "Wir kommen mit nichts, und wir gehen mit nichts" und "Wir teilen, was wir haben." 26 Seit dem Jahr 2000, als Kipchoge Keino in Sydney vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zum Mitglied gewählt wurde, mit den Bürgen Thomas Bach und Prinz Alexander der Niederlande - es scheint, als halte sich jeder viel zu Gute für seine Freundschaft mit dieser afrikanischen Ikone: Olympiasieger in Mexico 1968 und München 1972 über 1.500 m und 3.000 m Hindernis - ist der Mann vom Millionenvolk der Nandis offensichtlich der älteste Nomade der Welt. Im April 2002 nahm er sogar am Londoner Marathon teil, nur um Geld zu sammeln. Für andere Bedürftige. 3.000 Pfund kamen zusammen. Soviel zu seinem großen Herz. Jacob Odeng, Jahrgang 1987. Früherer Kindersoldat. "Mit neun büchste ich von daheim aus. Ich kam für neun Monate in ein Trainingslager im Norden von Uganda. Als wir in unsere erste Schlacht zogen, waren wir 1.700 Kinder. Tausend starben sofort." Er war also zehn, und er war schon ihr stellvertretender Kommandeur. Sein Vorgesetzter war 15 und wurde sofort getötet. Jacob verbrachte die Jahre 1996 bis 2003 im Krieg. Er erzählte, dass eine Mutter seines Dorfes ihre vier Söhne nicht von der Kriegsbegeisterung abbringen konnte. "Alle starben. Sie ist darüber verrückt geworden." Jacob und seine sechs Freunde standen mindestens drei Jahre lang unter Waffen. Nie ein Dach überm Kopf, nie ein Schluck Milch, aufgewachsen ohne Elternliebe. Jade sagte, es habe einige Wochen gedauert, bevor der erste Junge ihn anlächelte. Es war der Jüngste, der sich traute, Tabaan. Irgendwann waren sie auch zu ersten körperlichen Berührungen fähig. Nach über einem Jahr auf der Kazi Mingi-Farm verblüffen die Veränderungen. Zum ersten Mal besuchen sie eine richtige Schule. Daheim im sudanesischen Kriegsgebiet entspricht der höchste Bildungsgrad dem Niveau eines Drittklässlers. Unsere Gruppe wurde in Eldoret geprüft und je nach Intelligenz immerhin sofort in die Klassen vier bis sechs eingeschult. Primary-School. Ihre neuen Klassenkameraden waren zehn, elf Jahre alt. Sie selbst sind heute zwischen 18 und 22. Das Zusammenleben ist nicht einfach. In kürzester Zeit lernten sie, die Arabisch sprechen, die neuen Fremdsprachen Suaheli und Englisch. Sie können dem Unterricht so gut folgen, dass ihre ersten Zeugnisse sehr vielversprechend ausfielen. Kip ist glücklich. Sie rufen ihn "Daddy", und man hat den Eindruck, als zählten sie zu seinen liebsten Kindern. Vier von ihnen laufen fast täglich. Nur 300 m vom Haupthaus entfernt steht das Trainingscamp, das Kip im Namen des IOC und des Weltverbandes der Leichtathleten errichtete, 1999. Sie befinden sich somit mitten im Läuferland. Wenn man den Bogen weiter spannt, befinden sich neunzig Prozent der kenianischen Weltklasseläufer in einem Umkreis von nur hundert Kilometern. Auf Kazi Mingi lebt Hezekil Kemboi, der Olympiasieger über 3.000 m Hindernis in Athen 2004. Zwei Kilometer entfernt steht eine Farm des 3.000-mWeltrekordlers Daniel Komen. Die Sudanesen trainieren auf einer von ihm und Kips Sohn Martin errichteten 1.670 m langen Grasbahn. Oder sie laufen nachmittags bis nach Eldoret und zurück. Anfangs kannten sie nicht die Streckenlänge und nicht die Zeiten, die sie erreichten. Einfach deshalb, weil sie keine Uhren besaßen. Woher auch? Ich besorgte eine Stoppuhr, wofür sie herzlichen Beifall spendeten, und am nächsten Tag kam ihr Ältester, Hashim Sudi, und sagte freudestrahlend: "Einundsiebzig Minuten." Die Länge kennen sie bis heute noch nicht. Vielleicht 16 Kilometer. Die Mädchen auf der Farm hatten erzählt, dass die Sudanesen nach jedem Auslauf völlig erschöpft aufs Gras sanken und heftig nach Luft rangen. Verrückt, nicht wahr. In Ermangelung eines Psychologen schienen sie ihre eigene Form gefunden zu haben, die schlimmen Erlebnisse um Todesgefahr und nahem Tod auszuschwitzen. Das wird deutlich, wenn sie von ihren nächtlichen Albträumen sprechen. Abdul sagte zum Beispiel, er fliege immer in den Himmel. Es fällt auf, dass sie eine wunderbare Familie bilden. Ihre vorgelebte Harmonie ist eines der Wunder, die Tag für Tag zu beobachten sind. Auch die Weitläufigkeit des Geländes hilft ihnen, zur Normalität zu finden. Und das helle Licht, das beste Mittel gegen Depressionen. Die Farm liegt in einer Höhe von 2.100 m. Jetzt ist der Januar zu Ende gegangen, und wie erbeten, bringe ich ihnen allen bei meinem neuen Besuch gebrauchte Joggingschuhe mit und besonders auch ein englisch-sprachiges Trainingsbuch von Peter Coe, dem Vater des 1.500-mOlympiasiegers 1980 und 1984. Es sei das beste auf dem Markt, sagte mir der Chefredakteur von Runner's World. Bei einem Vierkilometer-Stadtlauf in Eldoret waren Mubarak und Sudi im vorigen September Vierter und Elfter geworden. Toll! Als Anfang Januar IOC-Präsident Jacques Rogge in Kenia war, gab sein Hausherr Kip bekannt, nach der KipkeinoPrimary-School am anderen Ende von Eldoret wolle er bald eine Secondary-School bauen. Die Südsudanesen werden den kürzesten Weg zu ihr haben. Ihr akademischer Ehrgeiz ist schier unermesslich. Fünf wollen Ärzte werden, zwei Lehrer. Sie verfolgen hohe Ziele. Und Kip bietet sich als ein lebenssattes Vorbild an. Als er damals in Sydney zum neuen IOC-Mitglied gewählt wurde, mit der höchsten Stimmenzahl, sagt er: "Mir zitterten die Knie. Du weißt doch, woher ich komme." In seiner Jugend hatte sich der Halbwaise seinen Unterhalt mit dem Ausheben von Latrinen und Brunnen verdient. Über Lebensläufe in Afrika kann man jetzt gerne einmal nachdenken. 27 Zurück zu den Wurzeln oder Übersättigt von Sporttrends und Sportevents Von Bianka Schreiber-Rietig ove over", röhrt Janis Joplin durch die Halle, und die Musik bringt selbst müde Beine in Bewegung. Trotz Atemknappheit versuchen einige, die da rhythmisch Becken und Arme schwingen, mitzusingen. Ein Hauch von Woodstock packt nicht nur die sportlichen Mittfünfziger auf dem Parkett, sondern auch jene, die sich mal von der Bank aus anschauen wollen, wovon ihre Bekannten so schwärmen: Bei Rock und Blues, Swing und Jazz kommt mancher eingerostete Körper auf einmal in Schwung. Der Schweiß fließt, der Muskelkater ist die ersten paar Mal fürchterlich, aber die "Woodstock-Mover" können es nicht lassen. Endlich haben sie etwas gefunden, was sie in jeder Beziehung anspricht: Zu Musik aus ihrer Zeit ein entsprechendes Bewegungsangebot. Sie hatten die Nase voll vom dumpfen Techno-Gestampfe, mit dem sie bei Workout- oder Aerobic-Kursen vollgedröhnt wurden. Übungsleiterin Bettina erzählt, dass sie und ihre Kollegen die ständige Fluktuation gerade in diesen Altersgruppen nicht erklären konnten. Seit sie dem Musikgeschmack der Klientel entsprechen, ist die Bude voll. Für diese Gymnastik-Kurse des Vereins gibt es eine Warteliste. Kleine Ursache, große Wirkung - Oldies als Animateure. " M Seit Jahren wird auch der Sporttreibende zum ständigen Konsumieren animiert, wird mit Trends und Trend-Sportarten, die oft nur aufgepeppte Mogelpackungen sind, und angeblich unverzichtbaren Neuheiten zugemüllt. Viele ärgern sich auch über Verbände, die sich "für alles erwärmen, Lobbyarbeit für andere machen und erst hinterher merken, was für ein Mist das ist", wie ein Vereinsmitglied schimpft. Am Tanz um das "Goldene Kalb Sport" will das Fußvolk so nicht mehr teilnehmen. Nicht nur aus finanziellen Gründen - auf Dauer kann Sport treiben nämlich ziemlich teuer werden, wenn man "in" sein will - wollen es viele heute wieder etwas schlichter. Sein "Back-to-the-roots-Erlebnis" hatte der 63-jährige Bruno Schinner vor zwei Jahren. Der passionierte Skifahrer war mindestens dreimal im Jahr in Skiurlaub. Liftschlange, Berg rauf, Berg runter, Liftschlange, ein bisschen Hüttenzauber. Das war's. "Als ich da an Ostern wieder mal am Lift anstand, wurde mir plötzlich klar, dass das eigentlich nicht das Skifahren ist, das ich gerne wollte. Ich bin nur runtergerast, hab' 28 von der Landschaft nichts mitbekommen. Irgendwie war alles plötzlich langweilig." Und er erinnerte sich an seine Studentenzeiten, wo er sich selbst den Berg hinaufgequält hat und die Abfahrt genoss. Nun unternimmt er mit dem Alpenverein geführte Touren und findet: "Ich habe für meine Sportart, für mich selber und vor allem für die Natur ein völlig neues und gutes Gefühl." Die Begegnung mit der Natur suchen sportlich ambitionierte Zeitgenossen wieder mehr und mehr. Klettern an alten Fabrikmauern, an Türmen oder extra aufgebauten Kletterwänden ist als angeblich exzentrische Trendsportart Climbing für Solisten gestartet, aber die Trendsetter finden sich dann oft als Seilschaften in den Bergen wieder, wo sie nicht nur eine "Wand" bezwingen, sondern am Ende auf dem Gipfel das Naturschauspiel genießen wollen. Immer mehr Frauen haben einen Hang zum Berg, wie die Zuwachszahlen im Alpenverein zeigen. Und auch für Familien gibt es mittlerweile preiswerte Angebote, wo sie neben sportlicher Betätigung auch Flora und Fauna in luftiger Höhe genießen können. Wasserspiele wie Rafting wurden jahrelang als jugendlichdynamische Trendsportart vor allem von Fremdenverkehrsorten zelebriert. Nur was für echte Kerle und fitte Mädels, die am besten auch noch Laufsteg-geeignet sind! Vor Jahren war ein schnelles Motorboot die Leidenschaft von Bernd Klein. Heute sitzt er in einem flotten Alt-Herren-Achter und fragt sich manchmal, wie er eigentlich auf die Schnapsidee kam, auf einem kleinen See mit einem Motorflitzer herumzurasen. "Ich genieße das Rudern einfach. Ich bin hundemüde, wenn ich aus dem Boot aussteige, aber ich habe Luft und Wind noch immer in der Nase." Einige, die auf dem Ausflugsdampfer durch die Gegend schippern, entdecken plötzlich neue Seiten ihrer unmittelbaren Umgebung. Und mancher landet dann im Ruderboot oder Kanu und durchquert geheimnisvolle Kanäle. Auch ins Wasser - und zwar nicht ins gekachelte Becken, sondern in der freien Natur wagen sich immer mehr, die sich gerne mal als Langstreckenschwimmer versuchen oder in heimische Gewässer eintauchen. Schwimmerin Marion, die jeden Morgen in einem kleinen See trainiert, genießt "vor allem die Ruhe und die Begegnung mit Enten und Schwänen". Ruhe statt Massenandrang suchen viele, die in ihrer Sportart wieder zu den Wurzeln zurückkehren. Doch manchmal ist das gar nicht so einfach, wie Susi Höfel feststellt. "Seit über dreißig Jahren bin ich Walkerin. Ich habe in Skandinavien diesen Sport kennen gelernt und damit weiter gemacht, als ich zurückkam. Fragen Sie nicht, wie mich manche angeguckt haben, wenn ich ihnen da Stock schwingend über den Weg gelaufen bin." Heute schaut kaum noch einer hinterher, denn Walker begegnen einem nahezu überall. Die 65-Jährige freut sich zwar über die Entwicklung "ihrer" Sportart, aber mit Bedauern stellt sie fest, dass es auch da mehr um Quantität statt Qualität geht. Die Philosophie des Walkens werde gar nicht richtig vermittelt. Susi hat in den letzten Monaten ihre tägliche Strecke mehrmals verändert, "weil ich von den Mengen, die da in den Wald stürmen, nicht überrollt werden möchte". Diejenigen, die gerne durch die Gegend laufen, müssen manchmal das Weite suchen oder ganz früh am Morgen ihrer Passion nachgehen, wenn sie gerne auch ihren Gedanken nachhängen möchten. "An manchen Tagen hat man das Gefühl, alle Welt hat Frauenzeitungen gelesen, wo Joggen mal wieder als trendiger Bodyformer angepriesen wurde. Da sind auf einmal Massen von Frauen unterwegs", sagt Claudia Schmidt, die dann schon mal von ihrem Kurs abweicht und sich in die Büsche schlägt. Auch passionierte Radfahrer haben Horrorvisionen: Wochenenden, wenn smarte Banker und PR-Berater sich in den Sattel schwingen und plötzlich zu durchgestylten Rennfahrern mutieren und im Rudel alle niedermachen, die ihnen entgegenkommen oder sie überholen möchten. Auch Günther war einer von ihnen, der aber heute lieber mit Familie und Picknickkorb auf dem Gepäckträger ins Wochenende radelt. "Den absoluten Leistungsdruck, den die im Berufsleben jeden Tag haben, setzen sie auf ihren Rennmaschinen fort. Da ist ein unbändiger Ehrgeiz, der nicht selten bei uns in der Gruppe immer mit Ärger endete. Das war mir einfach zu blöd." Den Spaß am Radfahren hat er nach wie vor - eben auf dem Tourenrad, über das seine früheren Team-Kollegen als "Tanten-Fahrrad" lästern. "Das mit der Ausrüstung", so ärgert sich nicht nur Günther, "ist auch so ein Punkt, weshalb ich da ausgestiegen bin. Teilweise wird ein ungeheuerer Markendruck ausgeübt in solchen Gruppen. Es muss immer das Neueste, das Teuerste sein. Was macht beispielsweise eine vergoldete Fahrradkette für einen Sinn?" Und die Konzentration mehr auf das Äußere als auf Bewegungsabläufe und den Gesundheitsaspekt brachte schon einige Akteure ins Straucheln: Etwa die Läuferin, die sich beim Joggen die Lippen nachziehen wollte, dabei die entgegenkommende Frau mit angeleintem Hund übersah und unelegant zu Boden ging: Knöchelprellung und ausgerenkte Schulter waren die schmerzhaften Folgen der völlig deplazierten Make-up-Aktion. Manche Akteure, so hat eine Reihe von Wissenschaftlern und Freizeitforschern in ausführlichen Studien festgestellt, verwechseln Sportlichkeit mit sportivem Lebensstil: Mit einem teueren Trainingsanzug ist man noch keineswegs sportlich. Sportives Aussehen kann man kaufen, Sportlichkeit nicht. Leider vergessen das viele. Sport wird hauptsächlich nach wie vor von Industrie und Werbung unter dem Aspekt Jugend, Schönheit, Fitness verkauft. Dabei gehen viele, vor allem die immer größer werdende Zahl der über 50-Jährigen, ihre eigenen Wege: In erster Linie kümmern sie sich um die Bewegung und den daraus resultierenden Effekt für Körper und Seele und nicht um aufoktroyierte Trendumsetzung, um nicht als Outsider aus der uniformen Masse zu fallen. Es darf alles eine Nummer kleiner sein. Madeleine ist ein Sportfan, der nicht nur Sport treibt, sondern bisher auch gerne Zuschauerin war. Seit längerem sitzt sie kaum noch vor der Glotze. "Diese ganzen so genannten Mega-Events sind für mich nur noch Verkaufsmessen für Produkte und Menschen, die mich an modernen Sklavenhandel erinnern. Auch die Art der Präsentation durch Journalisten, die eigentlich kritische Begleiter und nicht Verkaufsvertreter sein sollen, nervt mich." Madeleine hat noch eine Möglichkeit gefunden, den Ursprung körperlicher Bewegung umzusetzen: Sie bearbeitet Holz, und eigene BewegungsErfahrung findet sich in Plastiken wieder. Übersättigt von Sportevents und Sporttrends, versuchen mittlerweile viele, sich auf den ursprünglichen Sinn des Sporttreibens als homo ludens zu konzentrieren - Freude an Bewegung und Ertüchtigung. Also zurück zu den Wurzeln: Die Bewegungs-Reise in der Halle endet gerade - mag es Zufall sein - mit einem Hit der Rolling Stones: "Satisfaction". 29 E inen "Sprint" kennt jeder … der im Sport schon mal versucht hat, eine kürzere Strecke möglicht schnell zurückzulegen, sei es laufend, Rad fahrend, schwimmend oder auf andere Art. Seit ein paar Wochen hat der Sprint im Sport eine neue zusätzliche Bedeutung mit weiter öffentlicher Resonanz erhalten: Die "Sprint"-Studie sollten seitdem all diejenigen wenigstens vom Hörensagen kennen oder kennen lernen, die irgendwo und irgendwie im Lande Verantwortung für den Schulsport tragen, sei es als Sportlehrkraft "vor Ort", sei es als Schulleitung oder in der Schulverwaltung bis hinein in die ministeriellen Etagen. Die Bezeichnung "Sprint" steht nämlich als - sicher nicht gleich auf Anhieb erkennbare - Abkürzung für den "Sportunterricht in Deutschland". Dahinter verbirgt sich eine bundesweit angelegte empirische Studie als erste Bestandsaufnahme über die aktuelle Situation von Sportunterricht bzw. Schulsport in Deutschland, deren erste Ergebnisse medienwirksam kürzlich in Berlin vorgestellt wurden. Vordergründig könnte man vermuten, "Sprint" sei nun die sportliche Antwort auf PISA, wo der Sportunterricht bekanntermaßen aus welchen Gründen auch immer als Unterrichtsfach nicht berücksichtigt wurde. Doch diese Vermutung ist gleich in mehrfacher Hinsicht völlig falsch: Abgesehen davon, dass es sich bei "Sprint" um keinen internationalen Vergleich mit anschließendem Länder-Ranking handelt, bei dem irgendwelche motorischen Fertigkeiten oder andere Sport bezogene Kern-Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern getestet bzw. abgefragt und dann in eine Rangfolge gebracht wurden, besteht beispielsweise ein eklatanter Unterschied zwischen "Sprint" und PISA in der Urheberschaft. Die "Sprint"-Studie wurde nicht von den in unserem Lande für Bildung und Erziehung zuständigen Kultusministerien in Auftrag gegeben, sondern sie kam auf Initiative des Deutschen Sportbundes (DSB) zu Stande, nachdem es kurzfristig gelang, in Verbindung mit dem Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland (NOK) die deutschen Bewerberstädte für die Olympischen Spiele in Deutschland 2012 (Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und Stuttgart sowie Cuxhaven, Kiel, Lübeck und Rostock) anteilmäßig zur Finanzierung dieses groß angelegten Forschungsprojektes zusammen mit dem DSB selbst zu gewinnen. Dabei hat der Deutsche Sportbund seit seiner Gründung als Träger der gemeinnützigen Sportbewegung in unserem Lande stets und in unterschiedlicher Hinsicht Mit-Verantwortung für den Schulsport übernommen, ohne jedoch dessen staatliche Zuständigkeit im Rahmen der Kulturhoheit der Länder dabei in Frage stellen zu wollen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit wurden beispielsweise immer wieder richtungsweisende Initiativen seitens des DSB auf den Weg gebracht - sei es in bildungspolitischen Erklärungen, den 30 Aktionsprogrammen und Aktionsbündnissen für den Schulsport oder zuletzt mit dem sogenannten Orientierungsrahmen zum Schulsport aus dem Jahre 2000. In diese bunte Reihe von schulsportpolitischen Aktivitäten des DSB reiht sich im Grunde nun die erste nationale Schulsport-Studie ein. Dabei ist sie wegen Anfangs fehlender "Sponsoren" wahrlich nicht im Sprint auf den Weg gebracht worden: "Sprint" hatte schließlich eine rund zwölfjährige Vorlaufzeit, bis endlich sämtliche Forschungsaufträge an mehrköpfige Teams von Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftlern in Augsburg, Essen, Frankfurt, Köln, Magdeburg und Paderborn Zukunftsweisende Impulse für einen "besseren" Schulsport Detlef Kuhlmann unter der koordinierenden Federführung von Prof. Dr. WolfDietrich Brettschneider (Universität Paderborn) vergeben werden konnten, der sich schon in der Vergangenheit durch mehrere größere Studien zum organisierten (Jugend-) Sport bundesweit und international einen Namen gemacht hat. Die Projektaufträge von "Sprint" basierten auf einer vom DSB frühzeitig erstellten Rahmenkonzeption, die durch acht sogenannte Module gekennzeichnet war, für die jeweils ganz bestimmte Forschungsleistungen erbracht werden sollten. Dabei ging es darum, den Schulsport einerseits möglichst differenziert aus unterschiedlichen Perspektiven zu erfassen, aber zugleich auch in überschaubare Untersuchungsteile zu zerlegen: also auf der einen Seite den für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtenden Sportunterricht zu untersuchen, aber auf der anderen Seite die Angebote des eher freiwillig stattfindenden außerunterrichtlichen Schulsports nicht zu vergessen. Die Sichtweisen der Schülerinnen und Schüler im Schulsport waren genauso gefragt wie die der unterrichtenden Sportlehrkräfte. Ein weiteres Modul galt der Bestandsaufnahme programmatischer Grundlagen für den Schulsport, wie sie durch Richtlinien und Lehrpläne in den einzelnen Bundesländern vorgegeben sind - pauschal gefragt: Wann wird was mit welchen Zielen wo unterrichtet? Schließlich sollten noch die tatsächlich genutzten Sportstätten für den Schulsport ermittelt und genauer inspiziert werden. Zu diesen acht Modulen sind seinerzeit knapp hundert vorläufige Leitfragen formuliert worden, zu denen der DSB als Auftraggeber verlässliche Antworten von "Sprint" erwarten würde. Welche Ergebnisse hat die Untersuchung nun zu Tage befördert? Wir wissen jetzt nachweislich, dass der für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtende Sportunterricht nicht in dem Umfang erteilt wird, wie er laut Stundentafel bzw. durch die Lehrplanvorgaben der Kultusministerien der einzelnen Bundesländer vorgesehen ist: Von 3 Stunden Sportunterricht "auf dem Papier" werden rein rechnerisch nur 2,2 Stunden tatsächlich pro Woche erteilt; besonders betroffen von diesem verminderten Umfang sind übrigens die Hauptschulen. Was die Qualifikationen (die sogenannten Fakultas) der Lehrkräfte anbelangt, die an den Schulen das Fach Sport unterrichten, wissen wir nun ebenfalls nachweislich, dass beispielsweise in der Grundschule in einigen Bundesländern der Sportunterricht bis zu zwei Drittel fachfremd erteilt wird. In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass vor allem Berufsanfänger das Fach Sport ohne eine besondere Qualifikation unterrichten - ob auf eigenen Wunsch oder eher unfreiwillig, sei dahingestellt. Der Sportlehrer in Deutschland ist im Durchschnitt 45 Jahre alt, die durchschnittliche Sportlehrerin ist zwei Jahre jünger. Die populäre These von der Überalterung bzw. Vergreisung der Kollegien an den Schulen erhält somit eine sportspezifische Ausformung. Allerdings lässt sich die für manche nahe liegende Vermutung, dass die Sportlehrkräfte mit zunehmen- dem Alter aus dem Sport flüchten und sich verstärkt um einen Einsatz in ihrem anderen Unterrichtsfach bemühen, mit den Ergebnissen von "Sprint" nicht untermauern. Bestätigt wird aber die Annahme, dass der Sportunterricht für Schülerinnen und Schüler ein wichtiges und damit sehr beliebtes Fach ist; lediglich 13 % halten ihn für unwichtig. Auch bei Schulleitern und Eltern ist die Akzeptanz des Faches Sport durchaus erfreulich hoch - pointiert formuliert: Schulleiter schätzen ihn, und Eltern sind von seiner Bedeutung überzeugt. Und was die Ansprüche der Schüler an einen "guten" Sportunterricht ausmacht, lassen sich wichtige Kriterien "willentlich" nach "Sprint" nun so zusammenfassen: Sie wollen sich anstrengen, sie wollen ihre Leistungen gewürdigt sehen, sie wollen immer wieder Neues lernen, und sie wollen ihr Können verbessern … Diese und weitere Ergebnisse, die im Laufe dieses Jahres von den beteiligten Sportwissenschaftlern erst noch vorgelegt werden, sollen nun vor allem dazu dienen, in einen konstruktiven und wissenschaftlich gestützten Dialog mit all denjenigen einzutreten, die im Schulsport hier zu Lande Verantwortung tragen. Die DSB-"Sprint"-Studie gilt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als bisher einzigartig. Sie ist eine Premiere und bietet zugleich eine historische Chance, an zukunftsweisende Impulse für einen "besseren" Schulsport in Deutschland zu denken. So gesehen passt die Verkündung der ersten Ergebnisse der Studie am Ende des Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport 2004 und zu Beginn des UN-Jahres des Sports und der Leibeserziehung 2005 einerseits ganz gut in den Kalender, andererseits auch ganz gut in die sport- und bildungspolitische Landschaft. Es könnte nämlich auf diese Weise auch gelingen, mit "Sprint" an die zahlreichen Debatten anzuknüpfen, die derzeit national, regional und lokal Konjunktur haben: Schulprogramme, Schulsportkonzepte, Bewegte Schule, Bildungsstandards, Kerncurricula, Qualitätsentwicklung, Arbeitszeitmodelle für Sportlehrkräfte, Ganztagsschulen und die Beiträge des Sports … das sind nur einige Stichworte, zu denen sich mit "Sprint" Anschlüsse herstellen ließen. Dennoch sind Behutsamkeit und Bescheidenheit bei allen Diskussionen angesagt, die jetzt über die alten und neuen Erkenntnisse zur Situation des Sportunterrichts bzw. des Schulsports in Deutschland geführt werden. Mit "Sprint" allein ist es nämlich nicht getan: Das ist nicht die Zauberformel für die Lösung aller Probleme des Schulsports in Deutschland - "Sprint" kann aber sehr wohl die bestehenden Probleme des Schulsports sichtbar machen. Dabei darf nicht vergessen werden: Wissenschaftliche Ergebnisse und politische Konsequenzen sind ohnehin stets zwei verschiedene Paar Schuhe. Und gerade deswegen gilt: Für die nachhaltige Umsetzung der Ergebnisse von "Sprint" ist wohl weniger Schnelligkeit, sondern hauptsächlich Ausdauer gefragt ... aber die kann man bekanntlich ganz gut trainieren. 31 Was macht eigentlich ... Georg Thoma Von Steffen Haffner eorg Thoma hat für das Gespräch einen sinnträchtigen Platz vorgeschlagen. Im Georg-Thoma-Zimmer des von ihm gegründeten Schwarzwälder Skimuseums in Hinterzarten sind die Erinnerungsstücke einer großen Karriere liebevoll arrangiert. Natürlich die olympische Goldmedaille in der Nordischen Kombination, die der nur 1,68 Meter messende Sportler 1960 gewonnen hat. Jeweils ein antik wirkender Langlauf- und Sprungski ist zu sehen, mit denen der kleine Alemanne die Sensation von Squaw Valley vor dem favorisierten Norweger Tormod Knudsen und dem Sowjetrussen Nikolai Gusakow schaffte. Ausgerechnet im Tal der Indianerin, wo der Karl-May-Liebhaber nun eine ähnliche Großtat vollbrachte wie sein Idol Winnetou. Auf Knopfdruck ertönt aus einem alten AEG-Radiogerät die Originalreportage von der Siegerehrung in der kalifornischen Sierra Nevada. Der Reporter, der in seinem Pathos an Herbert Zimmermann erinnert, hat richtig beobachtet, dass Thoma das Zeremoniell verlegen über sich ergehen ließ. "Ich bin da oben gestanden andächtig wie in der Kirch'." G NOK-Präsident Karl Ritter von Halt hatte nach dem Wettkampf gesagt: "Thoma, Sie sind Olympiasieger. Ziehen Sie sich um für die Siegerehrung." Der Schwarzwälder Bub wollte das gar nicht glauben: "Die müssen sich verrechnet haben. Das können doch nur die Norweger gewinnen." Auf dem Eisschnelllaufplatz haben sie den verdutzten Deutschen ganz oben auf ein Schneepodest gestellt. "Da hab ich gedacht: Mensch, das ist ja doch wahr. Jetzt musst du dich konzentrieren auf die deutsche Hymne. Das gibt's nur einmal in deinem Leben." Wie irritiert war er aber, als die Kapelle eine ganz andere Melodie spielte. "Hinterher habe ich zu Ritter von Halt gesagt: ‚Die Amerikaner haben ja falsch gespielt. Das war doch nicht unsere Hymne." Der NOK-Präsident hat ihn aufgeklärt, dass für einen Olympiasieger der gesamtdeutschen Mannschaft Beethovens Freude schöner Götterfunken gespielt wurde. Ein sportpolitischer Kompromiss. "Jetzt war ich Olympiasieger. Von diesem Moment an war der Georg nicht mehr der Georg. Ich hab's noch gemeint. Aber 32 ich hatte keine Chance." Ein für damalige Verhältnisse unglaublicher Rummel brach los. Ganz Hinterzarten stand Kopf, 20.000 Menschen feierten mit einem triumphalen Korso ihr "Gold-Jörgli" im VW-Cabrio. Seine Mama, eine scheue Frau, die sich nur widerwillig auf die Ehrentribüne hatte platzieren lassen, raunte ihm zu: "Jörgli, was hettst denn du da agestellt." Sogar Walter Ulbricht schickte ein Glückwunschtelegramm. Wie populär der kleine Schwarzwälder war, zeigt die Tatsache, dass er im gleichen Jahr zum "Sportler des Jahres" gewählt wurde, noch vor Armin Hary, dem 100-Meter-Olympiasieger von Rom. Dem Trubel fühlte sich Georg Thoma hilflos ausgeliefert: "Ich bin im Wald unter Tieren aufgewachsen. Ich war zu leichtgläubig. Und so bin ich von einem Fettnäpfchen ins andere reingetappt." Viele Jahre hat der Onkel von Dieter Thoma, dem Weltmeister und Mannschafts-Olympiasieger im Skispringen, gebraucht, um sich mit seiner Rolle als öffentlicher Person zu arrangieren. "Gewöhnt hab ich mich eigentlich nie so richtig dran." Aber der Ehrenbürger von Hinterzarten, wo er noch am ehesten er selbst bleiben darf, hat sich längst in die Pflicht genommen. Der heute immer noch kernige Siebenundsechzigjährige, der sich mit seiner vom Kaiserstuhl stammenden Frau Annemarie und seiner Adoptivtochter Marie-Luise samt zweijährigem Enkelsöhnchen hier behaglich eingerichtet hat, geht mit Prominenten auf Skitouren, hält, wenn auch widerstrebend, beim Sommer-Skispringen die VIPs bei Laune oder unterhält mit alemannisch eingefärbten "Skigeschichten" (so der Titel seiner CD), illustriert durch Dias und alte Filme, Gäste im Skimuseum, führt Touristen zur Wildfütterung. Thoma bezeichnet sich nicht als reich, ist aber dankbar dafür, dass er mit seiner Familie gut leben kann. Seine Skischule hatte zeitweise zwanzig Skilehrer. Er selbst hat die staatliche AlpinSkilehrerprüfung mit Bravour bestanden und unter Vater Albert Thoma, "einem strengen Chef", ein harte Lehrzeit absolviert. Ein überschaubares Ferienhaus "Georg Thoma" sorgt für Einkünfte, während der Namenspatron mit dem Skilift "Georg Thoma" wirtschaftlich nichts mehr zu tun hat. Vier Patenkinder in Indien profitieren von dem Wohlstand. Auch wenn die Bäume nicht in den Himmel wuchsen, kommt Georg Thoma sein Aufstieg selbst so traumhaft vor wie die Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär. Der Siebenjährige wurde für sechs Jahre als "Hirtebub" auf den Wunderlehof im Feldberggebiet gegeben, der nicht einmal Strom hatte. Der Vater war im Krieg. Die Mutter konnte die vier Jungen und drei Mädchen nicht mehr allein ernähren. Der Kleine musste mit seinem Heimweh fertig werden und mit der harten Arbeit. Um vier, halb fünf jeden Morgen musste er aufstehen, die Kühe melken, den Stall ausmisten, im Sommer die Sense dengeln und Gras mähen, die Geißen hüten, im Fass buttern, Brot backen. "Ich selbst hab oft nur den schimmligen Rest gekriegt." Sein Jahresgehalt: 30 D-Mark. Auf dem Schulweg von zwölf Kilometern (hin und zurück) lernte Georg Ski laufen und holte sich die Zähigkeit, die ihm später im Wettkampf zugute kam. Im Sommer musste er die Strecke barfuß zurücklegen. Für Schuhe fehlte das Geld. Aus seinem Wunsch, Zimmermann zu werden, wurde wegen der geringen Körpergröße von 1,68 Meter nichts. Stattdessen führte er als Holzfäller wiederum ein strapaziöses Leben. im Hochschwarzwald seine Kondition für den Olympiasieg, im Sommer mit dem Fahrrad, im Winter auf Ski. Längste Strecke: 32 Kilometer. Bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck 1964 wurde Thoma Dritter: "Ich konnte damit leben, hätte leicht auch nur Achter oder Zehnter werden können. Doch das Umfeld war enttäuscht. Die Presse hatte mich zum Favoriten hochgeschrieben." Seine schönsten und ihm wichtigsten Erfolge erkämpfte der Hinterzartener in Skandinavien. Vier Mal hintereinander gewann er am Holmenkollen vor den Toren von Oslo den Königspokal als bester Nordischer Kombinierer, 1966 damit zugleich den Weltmeistertitel nach einem dramatischen Kampf mit dem aufstrebenden Allgäuer Franz Keller, dem Olympiasieger von Grenoble 1968. Es sollte Thomas letzter Auftritt als Spitzensportler sein. Die Wende zum Guten kam mit dem Sport. Die Kinder bauten sich ihre Sprunghügel, malten sich Startnummern und wagten die ersten Sprünge: "Ich war immer der Sepp Kleisl oder der Sepp Weiler." Mit zwölf hat er seinen ersten Wettkampf gewonnen. "Der erste Preis: ein Wurstbrot, das besonders gut geschmeckt hat." Im Sommer trainierte Georg Thoma bei Woldemar Gerschler, dem Erfinder der Intervalltechnik und Betreuer des britischen Wunderläufers Gordon Pirie, lief die 100 Meter in 11,4 Sekunden und sprang 6,75 Meter weit. Aus dieser Zeit stammt noch die Freundschaft mit Heinz Fütterer, Manfred Germar und Martin Lauer, von denen er gelernt hat, wie man als Amateur am günstigsten Spesen abrechnet. Probleme mit den Gelenken und den Achillessehnen haben den Aktionsdrang ein wenig gebremst. Es bleiben vor allem die Skitouren in die Natur des Schwarzwaldes, den er so liebt. Es bleibt aber auch die Begeisterung für den Sport, vom Sport-Club Freiburg bis zum KSC, die Freude an den Skilangläufern und "seinen" Kombinierern. Da sei die Welt noch in Ordnung. Dagegen gefiel ihm nicht, wie die Skispringer Martin Schmitt und Sven Hannawald hochgepuscht wurden. "Die saßen gleich neben dem Herrgott. Ich hab immer gesagt: Die kommen auch wieder runter." Und schon ist es passiert. Seine große Leidenschaft aber blieb der Wintersport, zum Beispiel die Vierer-Kombination, bestehend aus Slalom, Abfahrt, Skilanglauf und Skispringen und natürlich die Nordische Kombination, in der er zwischen 1958 und 1966 von keinem Deutschen zu besiegen war. Nebenbei war er einer der besten deutschen Skispringer. Zwölf Mal wurde er deutscher Meister, dazu sieben Mal bei der Jugend. Vor den Spielen von Squaw Valley holte sich Georg Thoma, der inzwischen bei der Bundespost war, als schwer bepackter Landzusteller Das Wettkampffieber aber hat ihn nicht mehr losgelassen. Sämtliche Skimarathons rund um die Welt hat er absolviert. Besonders der berühmte Wasa-Lauf in Schweden hat es ihm angetan, den er zwölfmal bestritt. Unter rund 15.000 Teilnehmern wurde er einmal 56. und verfehlte damit knapp sein Ziel, einmal unter die besten 50 zu kommen. Den knallharten Rucksacklauf über 100 Kilometer von Schonach zum Belchen hat er einmal in 5:51 Stunden zurückgelegt. Dieser Rekord steht noch heute: "Der letzte, der mir geblieben ist." Ähnliche Leistungen vollbrachte der Wintersportler auf dem Rennrad. Dreimal hat er unter anderem den Radmarathon von Trondheim über 560 Kilometer nach Oslo mitgemacht. "Radsport liebe ich. Deshalb gehe ich Jahr für Jahr zur Tour de France, an die schwierigsten Stellen natürlich." Doping? "Man will's nicht so richtig wissen, schiebt's von sich weg. Sonst kann ich zu keinem Radrennen mehr gehen." "Für uns war der Sport noch die schönste Nebensache der Welt. Wir waren arm wie die Kirchenmäuse, aber wir waren begeistert, hatten Freude." Davon ist Georg Thoma viel geblieben in der Erinnerung, aber auch als verwurzelter Hinterzartener, der in mehreren Vereinen zu Hause ist und gerne zu seinen Musikerfreunden geht. "Und wenn wir alle gut drauf sind, dann darf ich auch mal die große Trommel schlagen." 33 Max Schmeling - Idol eines Jahrhunderts Von Hans-Joachim Leyenberg 34 K eine Blitzlichter, keine Kameras, keine staatstragenden Reden, kein Aufhebens bitte! In aller Stille ist Max Schmeling im biblischen Alter von 99 Jahren am 4. Februar zu Grabe getragen worden. Im Beisein eines Pastors, einer trauten Runde von Wegbegleitern seines letzten Jahrzehnts. Erst dann ist die Max-Schmeling-Stiftung mit der Nachricht vom Tod am 2. Februar an die Öffentlichkeit gegangen. So hatte es das Idol eines Jahrhunderts, der Methusalem des deutschen Sports, gewollt. Eine Meisterleistung an Diskretion auch der Gemeinde Hollenstedt, deren prominenter Mitbürger er war. "Maxe", wie ihn alle Welt in der Blüte seines Lebens nannte, war der Gegenentwurf zu einer Figur namens Mooshammer, vor wenigen Wochen erst beigesetzt mit dem Prunk eines Faschingszuges. Vor Max Schmeling ist kein Berufsboxer, die allesamt durch das Fegefeuer der Fäuste gingen, in Würde und Wohlstand so alt geworden. Und es wird keinen dieser Zunft mehr geben, der einen Kaiser überlebte, den Reichspräsidenten, den Diktator. Er sah Bundeskanzler kommen und gehen. Jetzt ist er selbst gegangen. Max Schmeling - ein Monument von einem Mann, zeitlos in seiner Popularität. Weltmeister im Schwergewicht von 1930 bis 1932. Was ihn zum Mythos werden ließ, war nicht der Sieg über Jack Sharkey, sondern der Triumph über den als unschlagbar geltenden Joe Louis im Jahr 1936. Deutsche Heldentaten wie die der Fußballer um Fritz Walter oder die Eroberung Wimbledons durch den Teenager Boris Becker sind stets auch solche vom hingebungsvoll kämpfenden Außenseiter, der das schier Unmögliche vollbringt. Aber Schmeling blieb ein deutscher Heros, unabhängig von Niederlagen innerhalb und außerhalb des Rings. Als Figur stand und steht Schmeling für Generationen als Beispiel für Fairness, weil er selbst nach der (umstrittenen, unverdienten) Punktniederlage gegen Sharkey Größe zeigte, die K.o.-Niederlage noch in der ersten Runde im Rückkampf gegen Joe Louis ohne Wenn und Aber akzeptierte. Und Max Schmeling stand als Beispiel des anständigen Deutschen, der sich nicht verbiegen ließ. Ein Freund der kleinen Leute, der Liebling des Boulevards einer lebenshungrigen Epoche zwischen den Weltkriegen. "Mit Schmeling ist der letzte Repräsentant der Weimarer Republik und ihrer kulturellen Blüte gestorben", registrierte das Feuilleton der F.A.Z in einem Nachruf: "Die Intellektuellen und Künstler dieser Ära schätzten ihn seiner Selbstbescheidung, seiner zutiefst zivilen Haltung wegen ebenso wie ihn die Massen liebten, die in dem Mann einen der Ihren sahen. Heinrich Mann bewunderte den Sportler, Bert Brecht, Fritz Kortner, Egon Erwin Kisch, Kurt Tucholsky und Heinrich George suchten seine Freundschaft. Während Fernand Léger stählerne Maschinenmenschen als Typus der neuen Zeit malte, malte George Grosz Max Schmeling als das beseelte Gegenbild der Moderne." Der Boxer wurde eine politische Figur, ohne es sein zu wollen. Er machte sein sportliches Glück in Amerika, wurde von den Nazis hofiert, ohne den Pakt mit ihnen in letzter Konsequenz einzugehen. Eine sehr deutsche Karriere mit den Anfechtungen ihrer Zeit, dem Verlust der Heimat im Osten, dem Wiederbeginn in Hamburg, dem abermaligen sozialen Aufstieg, diesmal als Geschäftsmann. Mit dem Startkapital, das er sich als Preisboxer in den Nachkriegsjahren verdiente. Das Brot der späten Jahre im Herbst einer Sportlerkarriere. Nie hat Schmeling wehmütig zurückgeblickt, er strebte lieber nach vorne. Er blieb bis ins neunte Jahrzehnt seines Lebens ein bejahendes Kraftwerk von einem Mann, dessen Optimismus sich auf andere übertrug. Wie geschaffen für die Jahre des Wirtschaftswunders. Er brauchte keinen Boxring für seine gewinnende Aura. Ein Boxweltmeister aller Klassen, als es noch keine Titelträger zweitklassiger oder drittklassiger Profiboxverbände gab. Wer sich bis zum Weltmeister durchschlug, war tatsächlich der Beste der Welt. Das Entwaffnende an Schmeling war, dass er sich in einer Epoche, die vom Größenwahn eines Deutschen geprägt war, eher kleiner als größer gemacht und dieses Prinzip durchgehalten hat. 35 Max Schmeling hatte es nie nötig, seine Gegner herabzusetzen. Er begegnete ihnen mit Respekt - und er erfuhr Respekt. Skeptisch hat er später die kunterbunte Preisboxerszene der Gegenwart zur Kenntnis genommen mit ihren Showeffekten, sich aber aus dem Tagesgeschäft herausgehalten. Die Hausbesuche der Axel Schulz, Henry Maske oder der KlitschkoBrüder glichen Pilgerfahrten zu einem, der die reine Boxlehre lebte. Und die Jünger begriffen: Hier stand einer längst über den Dingen. Ein Mann, ein Bürger ohne Affären, ohne Allüren. Seine Musterehe mit der Prager Schauspielerin Anny Ondra rührte einst das Publikum. Er kam bei den Reichen und Schönen wie bei den Armen und Beladenen an. Sein Leben besichtigend, war ihm die gängige Formel vom Max im Glück zu griffig, zu kurz geraten. Es hat auch überschattete Kapitel in seinem Leben gegeben: etwa den Tod seiner Schwester, die im Beiwagen des von Schmeling gesteuerten Motorrads starb. Oder die Verurteilung durch ein britisches Militärgericht zu drei Monaten Haft wegen unerlaubten Hausbaus. Es war jene Zeit, als er zusammen mit Axel Springer eine neue Existenz aufbauen wollte und sich dann notgedrungen doch als selbstständiger Unternehmer durchschlug. Vielleicht hat er sich, als die Naziherrschaft vorbei war, tatsächlich wie so viele andere auch als zu brav gegenüber den braunen Machthabern gesehen, ohne es jemals zuzugeben. Kein Nazi, aber ein Mann der Nazis. Wer wäre geeigneter gewesen, für das Regime der "arischen Rasse" zu werben, als der Meister im Schwergewicht? Er reichte Hitler die Hand, nahm die Einladung zu Kaffee und Streuselkuchen an, ohne sich von seinem jüdischen Manager Joe Jacobs zu trennen. Er warb für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin und hielt zugleich diskreten Abstand zum Regime. Er sprach bei den Amerikanern vor und sah später, wie Adolf Hitler dem schwarzen Leichtathleten Jesse Owens den Glückwunsch verweigerte. In seiner Biographie schreibt er: "Im nachhinein wird mir die grenzenlose Naivität deutlich, mit der ich mich für Dinge verbürgte, die gänzlich außerhalb meiner Macht lagen." Die Fotografien, auf denen Schmeling 1940 als Fallschirmjäger zu sehen ist, zeigen einen Mann, zu dem die Uniform nicht so recht passen will. Schmeling hielt sich mit der Witterung eines Jägers und Gejagten zugleich schadlos, ohne dauerhaft als Liebling der Götter durchzugehen. Die zu allen Zeiten den Atlantik überbrückende Freundschaft zu Amerika war Schmeling Trost und Beleg dafür, nicht viel falsch gemacht zu haben. Eine Geschichte, die viel sagt über den Menschen Max Schmeling, ist erst Ende der achtziger Jahre nicht von ihm sondern von emigrierten deutschen Juden erzählt worden: In der Reichskristallnacht hatte er zwei Söhne eines jüdischen Freundes bei sich versteckt. In Los Angeles haben sie ihn zum Ehrenbürger gemacht, in Canastota, einem Flecken in den Vereinigten Staaten, haben sie den Faustkämpfer längst in die 36 Hall of Fame der großen Boxer aufgenommen. So wie Joe Louis, um den sich Schmeling kümmerte, als es dem Amerikaner schlechter und schlechter ging, wie Muhammad Ali und viele, viele andere. Schließlich ist Amerika das Land, wo ein Schwergewichtsmeister "der große Zeh Gottes ist", wie Norman Mailer schrieb. "Er hatte eine Menge Respekt für Joe Louis im und außerhalb des Rings. Ich bin sicher, er ist im Himmel." Das ist das kurze und knappe Urteil des boxenden Jahrhundertgenies Muhammad Ali über den Jahrhundertboxer Max Schmeling. Die Erinnerung an dessen große Kämpfe ist hinter dem Horizont verblasst, aber die Erinnerung an sein soziales Engagement, sein Eintreten für den Sport als die Summe von Toleranz, Fairness und Leistung wird sein Vermächtnis bleiben. Max Schmeling war Kurator der Stiftung Deutsche Sporthilfe und er war zugleich ihr Mäzen. Über die Jahre sind über eine Million Euro für das Sozialwerk des deutschen Sports zusammengekommen. Schmeling war sich sicher, mit der Sporthilfe einer guten Sache zu dienen. So wie vielen anderen Institutionen auch, in denen er sich mit Rat und Tat engagierte. Das "Herz eines Boxers" - Schmeling machte das Liedchen mit seinem unbeholfenen und dennoch souveränen Sprechgesang zu einem Schlager - war ein großes Herz. Es schlug heftig für seine Anny Ondra, mit der er bis zu ihrem Tod 1987 eine Bilderbuchehe führte und verlässlich für alle, von denen der große Max das Gefühl hatte, sich redlich zu bemühen, anständig zu sein. Ihnen begegnete er auf eine entwaffnende Weise höflich. Mit einem "Lächeln, von dem man nicht weiß, ob es von einer noch immer jugendlichen Schüchternheit herrührt oder von jener Art unbewußten Selbstvertrauens, wie ihn Ausnahmeathleten seines Kalibers eben haben müssen", wie der Schriftsteller und bekennende Boxfreak Wolf Wondratschek nach der Begegnung mit dem "Buddha an Bescheidenheit" schrieb. Die letzten Jahre tat Schmeling das, was man am besten tut, um seinen Mythos nicht in Gefahr zu bringen: Er machte sich ohne Kalkül rar, seinem Instinkt für das Gebot der Stunde folgend. Der Methusalem des deutschen Sports hat in Ehren 100 Jahre alt werden wollen, er ist in Ehren 99 geworden. Solange seine Anny lebte, war der Tod für ihn tabu. Aber seitdem er erstmals an ihrem Grab verweilte, mit dem schützenden Blätterdach einer Trauerweide über dem Grabstein mit der Inschrift, die Raum ließ für ihn, hat Max Schmeling davon gesprochen, ganz abzutreten. Er verließ die große Bühne als stiller Held, dessen letzter Wunsch respektiert wurde. Keine Blitzlichter, keine Kameras, keine staatstragenden Reden. In seinem erfüllten Leben gab es genug davon. 37 Das Nationalspiel der Deutschen oder Was Handball und Fußball verbindet Von Erik Eggers ie Fahndung war wahrlich lange ergebnislos verlaufen, nun aber schien es endlich gefunden: das Nationalspiel der Deutschen. "Ein reines deutsches Spiel ist Handball", schwärmte Bruno Fühler 1930 in einer von ihm zusammengestellten Handball-Fibel, "von Deutschen erfunden, von Deutschen gelehrt und verbreitet, von Deutschen in die weite Welt getragen. Das Nationalspiel des deutschen Volkes ist das Handballspiel." Mit dieser Ansicht stand der Spielwart bei der Deutschen Sportbehörde für Athletik (DSBfA) nicht allein. "Handball ist ein deutsches Spiel", bekräftigte etwa Turnfunktionär Karl Otto nach dem Deutschen Turnfest in Köln 1928, und die Deutsche Turnerschaft (DT) sei berufen, es zum "Volkskampfspiel auszubauen". Fußball sei genuin englisch, "der Gedanke des reinen Wurfes aber ist deutsch", behauptete gar forsch der Turnhistoriker Hans Neubarth, daher sei auch Handball "echt deutsch". Und als 1936 die Olympischen Spiele in Berlin anstanden, verkündete Reichstrainer Otto-Günther Kaundinya: "Ein deutsches Spiel beim Deutschen Olympia im Zeichen des neuen Deutschland." D Die Begeisterung um das neue Spiel war jedenfalls spürbar bei den deutschen Sportfunktionären in der Weimarer Republik. Kein Wunder: Schon 1921, als die ersten Spielregeln publiziert wurden, hatte der kaum erfundene neue Sport bereits "eine Ausdehnung erfahren, die noch Gewaltiges von diesem Spiel erwarten lässt!", wie der Verfasser dieser Regeln, Helmut Lemcke, erklärte. Euphorischer noch vermeldete Carl Schelenz, einer der Schöpfer des Spiels und als "Vater des Handballs" gefeiert, dass wohl selten "ein neues Spiel so schnell eine so große Anhängerschaft erworben" hatte. 1926 feierte Schelenz seinen Sport bereits unwidersprochen als "Spiel der breiten Masse". Ein Autor aus dem Arbeitersport nannte die Hausse 1927 einen "ungeheuerlichen Siegeszug" und prog- 38 nostizierte dem Fußball ernsthafte Konkurrenz: "Hält das Entwicklungstempo noch einige Jahre an, dann kann sich das Handballspiel an Zahl, Ansehen und Macht würdig neben dem Fußballspiel sehen lassen." In der Tat: Am Ende der 20er Jahre wurde Handball bereits von Hunderttausenden in Vereinen, Universitäten, Schulen und beim Militär betrieben. Die Emphase, mit der die Funktionäre das Spiel als "genuin deutsch" einstuften, war aus damaliger Sicht nachvollziehbar. Einerseits beschränkte sich Handball noch auf den deutschsprachigen Raum: Neben dem Boom in Deutschland zeigte nur Österreich größeres Interesse an diesem Sport. Dazu war, so wurde in der Fachpresse wieder und wieder betont, dieses Spiel in Deutschland aus der Taufe gehoben worden: Ein zuvor unauffälliger Berliner Turnfunktionär namens Max Heiser hatte es 1915 unter dem Namen "Torball" als reines Frauenspiel kreiert, 1917 wurde es "Handball" genannt und regelmäßig von Frauen im Berliner Turnkreis IIIb betrieben. Seit 1919 schließlich hatte vor allem der Sportlehrer Schelenz, von Carl Diem angetrieben, das ursprüngliche Turnspiel an der eben gegründeten Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHFL) "versportet", d. h. durch zahlreiche Regelmodifizierungen athletischer, aggressiver, dynamischer und schneller gemacht. Erst als harter Männersport reüssierte sodann Handball, der zudem seit 1921 in der DT und im Leichtathletik-Dachverband als (Winter-)Ausgleichssport institutionalisiert wurde, zu einem populären Spiel. Wenn die Funktionäre nun in den 20er Jahren ihr Spiel als "genuin deutsch" bejubelten, befreiten sie sich damit aus einer misslichen Lage, in der sie sich seit dem Beginn des Sportzeitalters am Ende des 19. Jahrhunderts befunden hatten: der Öffentlichkeit zu erklären, warum die populären Sportarten Leichtathletik oder Fußball englischen Ursprungs waren. Musste ausgerechnet der Erzfeind und der Sieger des "Großen Krieges" das Vorbild für alle Körperertüchtigung sein? Die Beantwortung dieser Frage war immer mit gedanklichen Verrenkungen verbunden gewesen. Schon im Kaiserreich hatten konservative Sportideologen große Schwierigkeiten gehabt, etwa den Fußball - und zwar vermittels einer radikalen "Germanisierung" der englischen Sportsprache durch den deutschen Sprachverein - gewissermaßen einzudeutschen und damit mehrheits- und salonfähig zu machen. In derlei Malaisen befanden sie sich in den 1920er Jahren nun nicht mehr. Dank Handball, das nach dem Willen seiner Deuter und Förderer fortan die deutsche Seele spiegeln sollte. In der Realität handelte es sich bei dieser Vereinnahmung des Handballs indes um einen Treppenwitz der Sportgeschichte das bewies zu Beginn der 1940er Jahre ein deutscher Wissenschaftler namens Walfried Riekhoff. Der Hamburger Historiker machte in seinen 1943 erschienenen "Historischen Untersuchungen über die Vorläufer und Anfänge des Deutschen Handballspiels" nämlich rund 20 in- und ausländische Spiele als Urformen des Handballs aus. Die wichtigen HandballVorläufer aus Skandinavien, ermittelte er gewissenhaft, hatten die nationalen Sportexegeten bei der Instrumentalisierung des Handballs schlichtweg ignoriert. Sie verschwiegen das 1898 in Dänemark konzipierte "Handboold" genauso wie den schwedischen "Handboll", der ebenfalls seit Beginn des 20. Jahrhunderts an schwedischen Schulen betrieben wurde. Und auch das tschechische "Hazena", das an der östlichen Front des Ersten Weltkrieges viele Freunde gewonnen hatte, wurde von den deutschen Sportgeschichtsklitterern in den 1920er Jahren einfach ausgeblendet. Vor allem aber wurde, als es darum ging, dem Handball originär deutsche Eigenschaften zuzusprechen, die wichtigste Basis dieser Sportart schlichtweg unterschlagen: der englische Fußball! Gewiss: Riekhoff stieß, als er die Geschichte des Handballs rekonstruierte, auf eine Reihe von deutschen Spielen, die man zu Frühformen des Handballs zählen musste. Zu den wichtigsten gehörte "Raffball", den der Braunschweiger Fußballpionier Konrad Koch, der 1873 als erster das Rugbyspiel in Deutschland eingeführt hatte, 1891 in einer Turnzeitschrift erstmals präsentierte. Doch dem Koch'schen Raffball, das auf Grund seines wilden und rauen Charakters nicht selten in unkontrollierbare Prügeleien zwischen den Parteien ausartete, ging es wie dem von Eduard Hagelauer erfundenen "Wiesbadener Torballspiel" (1897), dem von August Stober konzipierten "Pforzheimer Torballspiel" (1911) oder dem "Königsberger Ball" (1909): Sie alle setzten sich, obwohl regional teilweise durchaus verbreitet, letztlich nicht durch. Weil sie nichts anderes waren als schlechte Plagiate des Fußballs, des erfolgreichsten Sports jener Tage. Der Transfer des Fußball nach Deutschland ist oft beschrieben worden; er erfolgte über englische Kaufleute, Ingenieure und Studenten, die es zunächst "wild" in ihrer Freizeit betrieben und bald deutschen Jugendlichen beibrachten. Der entscheidende Punkt dabei war: Fußball wurde am Ende des 19. Jahrhunderts populär entgegen großer Widerstände in den Schulen und Behörden. Fußball übte einen solch enormen Reiz aus, dass die Jugend es trotz vieler Verbote spielte, und es entstanden bald eigenständig gegründete Vereine, mithin eine Sportbewegung "von unten". Als das damalige Establishment der damaligen Körperkultur in Deutschland, die mitgliederstarke Deutsche Turnerschaft, den Fußball als Konkurrenz begriff, bekämpfte 39 es diesen neuen, heute würde man sagen: "trendigen Sport" als "undeutsch" und unästhetischen "englischen Aftersport" berühmt geworden ist die 1898 im Kohlhammer-Verlag erschienene Polemik "Fusslümmelei" des Stuttgarter Turnlehrers Karl Planck. Aber die Turnfunktionäre beließen es nicht bei unflätigen Beschimpfungen. Eine weitere Reaktion bestand nun darin, dem verhassten englischen Fußball ein Konkurrenzspiel entgegenzustellen. Die meisten Spiele, die Riekhoff später als Handball-Vorläufer einordnete, waren von eifrigen Turnlehrern, die sich am Spielkonzept des Fußballs orientierten, erfunden und angeregt worden. Der "Raffball" Kochs bildete also nur den Anfang des verzweifelten Versuches, mit einem eigenen "Turnspiel" dem Fußball und damit dem ideologischen Gegner Sport, dem viele Jugendliche zuströmten, die Klientel wieder abspenstig zu machen. Am Ende dieser rund drei Jahrzehnte währenden Entwicklung, in denen zahlreiche Spielformen sozusagen "von oben" geklont wurden, blieb allein ein Spiel übrig: Handball. Beeindruckt von der Attraktivität des Fußballs, hatten die Spielerfinder aus den Reihen der Turner dem Fußball viele seiner Grundideen gestohlen. So hatte nicht nur Gymnasiallehrer Hagelauer beim "Wiesbadener Torballspiel" seine Bemühungen darauf gerichtet, "analog zu den Strukturen des Fußballspiels ein neues Wurfspiel zu entwickeln" (Riekhoff). Es beinhaltete bereits 1897 jeweils elf Spieler, die ähnlich der damals üblichen taktischen Fußball-Aufstellung (fünf Stürmer, drei Läufer, zwei Verteidiger, ein Torwart) einen Ball ins Tor trieben. Hagelauer führte dieses Spiel 1908 den TurnFunktionären ganz ausdrücklich als Alternative zum Fußball vor. Auch der Schöpfer des Pforzheimer Torballspiels platzierte die elf Spieler wie beim Fußball, das Spielfeld orientierte sich ebenfalls an den Maßen des Fußballfeldes. Insofern entwickelte sich das zukünftige Spiel Handball 1915 kurzzeitig wieder zurück, als Max Heiser es in Berlin zu einem "weichen" (d. h. fast ohne Körperkontakt funktionierenden) Frauen- und Hallenspiel umformte - der eingetretene Krieg und die damit gewandelten gesellschaftlichen Verhältnisse erforderten nun auch die körperliche Fitness des weiblichen Geschlechts. Aber als Carl Schelenz im Auftrag Diems und der DHfL eine Spiel-Konkurrenz zum verhassten Fußball entwickeln sollte, setzte Schelenz wieder ganz auf eine Kopie des harten Männersports Fußball. Ziel war es, wie der Handballhistoriker Riekhoff später urteilte, möglichst schnell "ein Fußballspiel mit der Hand auf großem Felde zu schaffen". Im neuen Regelwerk fanden sich sodann nicht nur die äußeren Maße des Fußballplatzes wieder, d.h. Spielfeld- oder Strafraummaße. Es blieb auch weiterhin bei elf Spielern und der taktischen 2-3-5-Aufstellung. Schelenz vergrößerte zudem das Tor, das ursprünglich Hockeymaße hatte, auf Fußballdimensionen und übernahm die Abseitsregel. Vor allem aber durfte der Ball nun während des Spielflusses aus der Hand des Gegners geschlagen werden, was das Spiel so rau und aggressiv wie den "großen Bruder" Fußball machte. Mit einem 40 Satz: Schelenz schloss an diverse Vorläufer an und funktionierte das Fußballspiel, das Hunderttausende von Soldaten während des Krieges schätzen gelernt hatten, schlicht zu einem Wurf- und Fangspiel um. Der Feldhandball war geboren. Während das Ausland das neue Spiel als schlechte Kopie des Fußballs betrachtete, avancierte der Feldhandball in Deutschland bis in die 1960er Jahre zur zweitpopulärsten Spielsportart. Neben der ideologischen Vereinnahmung gab es noch weitere Gründe für diesen Erfolg. Es stellte sich als förderlich heraus, dass sich die Regeln des neuen Sports nur in Nuancen vom Fußball unterschieden - das erleichterte das Verständnis bei Anfängern, so sie denn bereits mit Fußball in Kontakt gekommen waren, sehr. Dazu kam die außerordentliche institutionelle Unterstützung durch DHfL sowie durch Turner und Leichtathleten, die Handball als perfekten Ausgleichssport betrachteten (und, nebenbei bemerkt, sich um den Ruhm als wahrer Schöpfer dieser Sportart einen wahren Wettkampf lieferten). 1934 schließlich bekam der vergleichsweise junge Sport mit dem "Fachamt Handball" eine eigene Interessenvertretung. Weiterhin popularisiert wurde Feldhandball, indem es die deutschen Organisatoren der Olympischen Spiele von 1936 als olympische Sportart durchsetzten und Deutschland vor 100.000 Zuschauern das Endspiel gewann. Und auch die von den deutschen Nationalmannschaften überlegen geführten Premiere-Weltmeisterschaften 1938 in der Halle und auf dem Feld mehrten die Anhänger. Dennoch: Zum "Spiel der Deutschen", wie es seine Förderer in den 1920er Jahren gewünscht hatten, entwickelte sich der Feldhandball trotz aller Erfolge freilich nicht. Auch weil die Deutschen in dieser Sportart international konkurrenzlos bleiben; sie siegten sich gewissermaßen tot in den nächsten Jahrzehnten, in denen die deutsche (respektive bundesdeutsche) Auswahl nur vier Niederlagen hinnehmen musste. Ende der 1960er Jahre ging es mit dem Feldhandball endgültig zu Ende. Zwar wurde Handball 1972 in München nach 36jähriger Abstinenz erneut olympisch - was unter anderem auf die Initiative des früheren Präsidenten des Deutschen HandballBundes (DHB), Willi Daume, zurückzuführen war. Doch längst wurde Handball nur noch in der Halle gespielt. Diesen internationalen Trend hatten die deutschen Funktionäre und Traditionalisten, immer noch auf eine Fortsetzung des "deutschen Spiels" hoffend, verschlafen. Für das Spiel selbst war es ein Segen. Erst mit dem Sprung in die Halle gelang gewissermaßen die technische und taktische Emanzipation von seinem ursprünglichen Vorbild Fußball. Erst danach, nach zahlreichen moderaten Regeländerungen, hat sich Hallenhandball zu einem modernen Spiel mit einem eigenen Charakter gemausert. Das "deutsche Spiel" hingegen, in dem sich nationale Sehnsüchte, Hoffnungen und auch Depressionen spiegeln, ist und bleibt weiterhin jene Sportart, ohne die der Handball nicht entstanden wäre: Fußball. Von der Historie zur großen Zeit des Feldhandballs 41 Von Fausto Coppi bis Emil Zatopek: ie schlechte Note hatte er dem Radsport zu verdanken. Der italienische Schriftsteller Ugo Riccarelli wurde in der Schule einst zum Monte Ventoso befragt, dem Berg bei Avignon, der durch die Tour de France besser bekannt ist als Mont Ventoux. Er antwortete, es handele sich um den Berg, wo der legendäre Radrennfahrer Tom Simpson - wenn auch nach Dopingmissbrauch - für immer geblieben war. Der Engländer war hier gestorben, an dem Berg, den sie die Glatze der Provence nennen, weil im oberen Teil alles kahl ist, weil hier selbst keine Bäume, kein Strauch, weil nichts mehr wächst. Kurz vor dem Gipfel des Berges haben Radsportfans dem toten Tom Simpson eine Gedenkstätte gewidmet. In der Schule ist allerdings der Mont Ventoux etwas anderes. Der Schriftsteller Francesco Petrarca hat ihn als Erster bestiegen und beschrieben. Aber Ugo Riccarelli, der Schüler, schwärmte von Simpson anstatt von Petrarca. Und deshalb sagte die Lehrerin: Hier geht es um Literatur und nicht um Radsport. Das ist kein Spaß. Ugo Riccarelli hat vor kurzem eine Sammlung von Kurzgeschichten veröffentlicht, die alle im Milieu des Sports spielen. Er schildert, wie die Helden der Jugend oft Helden des Sports sind, die den Menschen auch später bis in seine Träume hinein prägen. D Fausto Coppi, den viele für den größten Radrennfahrer aller Zeiten halten, wird beschrieben. Ebenso der AutomobilRennfahrer Guy Moll, der schon mit 24 Jahren starb. Der brasilianische Fußballstar Garrincha tritt auf und Jack Johnson, der erste schwarze Box-Weltmeister im Schwergewicht. An den Auto-Rennfahrer mit dem schönen Namen Tazio Nuvolari wird erinnert und an den Langstreckenläufer Emil Zatopek. Tragisch wird es beim Schicksal, das den Torwart einer Gefangenenmannschaft in Kiew in der Nazizeit beschreibt. Die Besteigung des Matterhorns wird geschildert. Der Regisseur Pasolini und seine Fußballbegeisterung rücken in den Mittelpunkt, das Leben eines Intellektuellen, das mit Ermordung endet. Fausto Coppi begegnet in einer Erzählung seinem Todesengel, der ihn auf einem alten Fahrrad überholt. Coppi maß seine Kräfte mit Bartali und Magni, mit Ferdi Kübler und Louison Bobet, mit Jean Robic und Hugo Koblet. Coppi, der Große, lernte auch das Gefühl der Ohnmacht kennen: Das ist es, was den Rennfahrer entsetzt, den Rücken zu sehen, den anderen vorankommen zu sehen, ohne dass er sich umdreht. Coppi, der Mann mit der SiebenLiter-Lunge, Sieger des Giro dItalia und der Tour de France, fuhr zusammen mit seinem französischen Kollegen Raphael Geminiani nach Afrika, um auf die Jagd zu gehen und Rennen zu fahren. Er kehrte zurück mit Malaria. Die Ärzte erkannten die Krankheit nicht und behandelten ihn falsch. Er starb mit 41 Jahren. Der Fußballer Manuel Francisco dos Santos wurde in einer Stadt nahe Rio de Janeiro im Armenviertel geboren, lernte den Ball behandeln, einen Ball aus Lumpen. Er wurde Garrincha genannt, wie ein kleiner Vogel, wie ein Spatz. Die Kinderlähmung hatte in seiner Jugend die Beine verformt. Er machte aus seiner Verformung sein Markenzeichen. Er entwickelte Helden des Sports und ihr Schicksal ... 42 Tricks, die ein Gegner kaum durchschaute. Er spielte zusammen mit Pele und wurde zwei Mal Fußball-Weltmeister. Er starb schon mit 50 Jahren, einsam und vergessen. Der schwarze Boxer Jack Johnson hatte kein leichtes Leben. Er verließ die USA und kämpfte auf Kuba, in der Sonne von Havana. Einer sagte ihm: Jack, du hast die falsche Farbe. Jack London schrieb über ihn. Er starb mit 68 an einem Verkehrsunfall. Tazio Nuvulari, in dessen Geburtsort bei Mantua eine Gedenktafel an seine Erfolge erinnert, steuerte seinen Rennwagen wie ein folgsames Pferd aus Stahl. Sie nannten ihn Nuvo, die Wolke. Er starb trotz seiner oft riskanten Manöver im Bett, an einer Lungenkrankheit. Er wurde 61. Emil Zatopek, der dreimalige Sieger der Olympischen Spiele 1952 in Helsinki über 5.000, 10.000 m und im Marathon, erhielt als ersten Siegespreis einen goldenen Füllfederhalter. Er siegte und siegte für sein Land. Aber als er das Manifest der 2.000 Worte des ReformSozialisten Dubcek unterschrieb, wurde der Berufsoffizier aus der Armee entlassen und aus der Partei ausgeschlossen. Zatopek wurde die menschliche Lokomotive genannt. Er quälte sich beim Laufen und kommentierte das so: Mein Talent reicht nicht aus, um zu laufen und gleichzeitig zu lächeln. Die kommunistischen Schikaneure schickten ihn als Maurer an den Bau. Schließlich musste er sogar in einem Uranbergwerk schuften. Seltsam sind die Geschichten, in denen einem Sportler der Sieg zum Verhängnis wird. Zum Beispiel dem Boxer, der in Todesgefahr gerät, weil er in Gefangenschaft in einem Boxduell seinen Bewacher k.o. schlägt. Oder auch in der Geschichte einer Fußballmannschaft in Kiew, die während der Nazibesatzung Fußball spielen und siegen wollte. Sie spielten gegen Mannschaften der Besatzer. Auch gegen eine Auswahl der Flakelf, also der Fußballelf der Wehrmacht. Sieg bedeutet Tod oder Sklaverei. Ein gewonnenes Spiel auf dem Fußballfeld konnte zum Todesspiel werden. Ein ungarischer Regisseur hat darauf einen Film gemacht: Zwei Halbzei- ten in der Hölle. Auch John Huston hat sich dem Thema gewidmet: Flucht oder Sieg. Manchmal scheitert die Sportbegeisterung auch im Alltag. Pier Paolo Pasolini war Schriftsteller, Dichter und Regisseur. Er bekannte sich zu seiner Homosexualität - was zu seiner Zeit ungewöhnlich war - und spielte Fußball in einer römischen Straßenmannschaft. Er formulierte seine Begeisterung so: Der Fußball ist ein System von Zeichen, also eine Sprache ... beziehungsweise die einer geschriebenen, gesprochenen Sprache. Pasolini, der Anhänger des FC Bologna war, spielte Fußball auf der Straße und auf einfachen Fußballfeldern. Ironie des Schicksals, dass er auf einem Fußballfeld in Ostia ermordet wurde, einem Vorort von Rom. Er wurde 51 Jahre alt. Den Helden, die hier geschildert werden, haftet etwas Tragisches an. Selbst wenn sie die schlimmste Zeit ihres Lebens überstanden haben, so wie Emil Zatopek. Ihm wurde am Ende seines Lebens - er wurde 78 Jahre - noch ein Bein amputiert, was für einen Läufer sicherlich eine tragische Demütigung bedeutet. Emil Zatopek musste seine Gesundheit riskieren, weil er nicht nur an den Sport dachte, sondern auch an Politik, an die politische Geschichte seines Volkes. Denn er kannte einen Unterschied, wie viele Helden des Sports, die hier beschrieben sind: Er kannte den Unterschied zwischen Laufen und Davonlaufen. literarisch betrachtet Von Manfred Lehnen 43 D urch den "digitalen Sprung" in das Massenmedium Fernsehen ist der Aufmerksamkeitswert des Sports planetenweit vergrößert worden. Denn nun können Millionen Menschen an einem sportlichen Wettbewerb teilnehmen, ohne körperlich in der Nähe dieses Ereignisses sein zu müssen. Was früher höchstens einigen tausend "Live"Zuschauern vorbehalten war, ist heute weltweit sicht- und hörbar geworden und ermöglicht so dem Zuschauenden eine Betrachtung aus tausenden Kilometern Entfernung; sogar aus Perspektiven, wie sie in der "Natürlichkeit" einer Sportstätte kaum gegeben ist. Dass diese Art der sportlichen Teilhabe ihre Rückwirkungen hat, ja haben muss, ist selbstverständlich: Ist dadurch doch der Marktwert jener Sportarten, die man als "Publikumsmagneten" zu bezeichnen pflegt, in Höhen gestiegen, von denen ten. Das heißt, hier wird nach Maßstäben geurteilt, die aus den Untiefen einer so genannten "Ellbogengesellschaft" stammen, in der nur noch der Erste zählt, der Zweite jedoch schon als "Looser" bezeichnet wird - selbst wenn es ein Wettbewerb mit einigen tausend Läufern war. Hier also stimmen die Relationen nicht nur bedenklich, sondern überhaupt nicht mehr! Zugegeben, solche Ansichten sind zwar die Ausnahme, aber scheinbar doch nicht so exorbitant, dass eine derartige Äußerung einen Aufschrei der Entrüstung entfachen würde, selbst wenn sie in einem Massenmedium veröffentlicht wird. Nun sollte man aber aus der hier geäußerten Meinung des Autors nicht vorschnelle Schlüsse ziehen; denn hier wird nicht in Frage gestellt, dass ein besonderer Reiz des Sports Über die Leichtigkeit des sportlichen Seins Von Herbert Somplatzki unsere sportlichen Altvorderen nicht einmal träumen durften; allerdings auch mit Begleiterscheinungen, die unschön genug sind, um hier nicht noch ausdrücklich erwähnt zu werden. Ja, der Sport findet nicht auf einer Insel der Seligen statt. Sportler sind Menschen wie du und ich, eingebettet in das komplizierte Gefüge ihrer Zivilisationen, ihrer Umwelt und in jene Eigenarten der Weltkulturen, die dazu beigetragen haben, dass sich die sogenannte "schönste Nebensache der Welt" in so zahlreichen und unterschiedlichen Möglichkeiten realisieren konnte, wie es die Olympischen Spiele, und nicht nur die, so augenscheinlich zeigen. Dieses Eingebettetsein ist Verpflichtung und Chance zugleich. Als Verpflichtung, indem sich der Sport den Regeln seiner kulturellen Umgebung anzupassen bemüht, als Chance, indem er sich eigene "Spielräume" schafft, in denen eigene Spielregeln gelten. Doch inzwischen hat sich auch im Sport eine Sichtweise entwickelt, entstanden im Regelkreis der uns umgebenden Gesellschaft, die wir als "Prioritäts-Wahn" bezeichnen möch- 44 seine Möglichkeit zum Siegen ist. Ohne die Möglichkeit des Sieges wäre der Sport nicht nur eines wesentlichen Anreizes beraubt, sondern er wäre sogar in seiner derzeitigen Ausformung und Größe nicht lebensfähig. Ist doch der Wettbewerb existenziell auf die zutiefst im Menschen verankerte Grundvoraussetzung des Vergleichs mit anderen angewiesen, um sein Ich, seine Individualität zu entwickeln und zu festigen. "Der Mensch wird am Du zum Ich", sagte Martin Buber, dem man als Religionsphilosophen nicht nachsagen kann, ein Vertreter der "Ellbogengesellschaft" gewesen zu sein. Und selbst Schillers berühmter Satz, dass der Mensch nur da ganz Mensch sei, wo er spielt, schließt auch im Spiel den Vergleich ganz gewiss nicht aus. Nur, der Sieg ist nicht alles im Sport - wie auch die bloße Teilnahme nicht alles sein dürfte. Denn zur Ganzheit des Sports gehört eine Komponente, die zwar nicht den gesellschaftlichen Stellenwert des Sieges besitzt, jedoch eine der stärksten Triebfedern ist, allerdings in einer menschlichen Dimension, die nicht so sehr der Ratio verpflichtet ist wie der offensichtliche Gewinn. Die Rede ist hier von dem menschlichen Urbedürfnis nach der "gelungenen Gestalt". Es ist jenes Phänomen, das uns bei unserer Menschwerdung befähigte, auf den Höhlenwänden der Vorzeit Bildnisse entstehen zu lassen und in späteren Zeiten dann harten Marmor in menschliche Abbilder verwandelte; das mit Gesang und Musik, mit Tanz, Theaterspiel und durch sportliche Bewegungsvielfalt jenen Bereich des Dasein schuf, den wir als Kunst, als Kultur bezeichnen. Es sind inzwischen 110 Jahre vergangen, da der französische Baron Pierre de Coubertin am 23. Juni 1894 auf dem von ihm einberufenen Internationalen Athletik-Kongress in der Pariser Sorbonne den Beschluss zur "Wiederbegründung der Olympischen Spiele" verkündete. Damit wurde ein Ereignis angestoßen, das auch in der Neuzeit die geformte menschliche Bewegung als "Körper-Kultur" verdeutlichte - und ihr einen besonderen Rang im Kanon der allgemeinen menschlichen Kultur einräumte. Um einem Missverständnis vorzubeugen, das sich vielleicht mit diesem Begriff verbinden könnte: Unter "Körper-Kultur" sollten nicht etwa jene Gestaltungen verstanden werden, die im sogenannten "Tausendjährigen Reich", das Gottseidank nur 12 Jahre dauerte, die Ansichten der Leiber von "Modellathleten" - Arno Breker war Zeuge - zu "Heldenkörpern" aus Stein und Bronze verwandelte. Denn das hatte damals System, einen direkten und zweckdienlichen Sinn. Hier wurde der menschliche Körper zu einem Denkmal stilisiert, das die Überlegenheit jener sich als "arisch" gebärdenden Rassisten symbolisieren sollte; "allzeit bereit" zum Kampf und zur Herrschaft über die befohlene Minderwertigkeit sogenannter "Untermenschen". Das ist keinesfalls gemeint, umfasst doch die "Körper-Kultur" als "Bewegungs-Kultur" auch die Ästhetik der menschlichen Motorik. Das kann sich in der Schönheit mancher Momente eines Fußballspiels ebenso offenbaren wie in der gelungenen Flugphase eines Skisprungs, in der Abwehr eines blitzschnellen Angriffs im Florettfechten oder im eleganten Stil einer Delphinschwimmerin. Wobei sich die größte Leistung und die höchste Ästhetik nicht ausschließen, sondern ergänzen, ja oftmals sogar bedingen. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass ich beispielsweise bei meinem weitesten Sprung fast das Gefühl eines Fluges hatte, als wäre ich aus der Schwerkraft entlassen. Ich bewegte mich mit einer so großen Mühelosigkeit und Leichtigkeit, dass ich sehr erstaunt war, als ich dann die gesprungene Weite erfuhr. Das lässt mich vermuten, dass Hochleistung und ästhetisches Empfinden kein Gegensatzpaar sondern Partner sind, die sich im Idealfall deckungsgleich verhalten. Diese Kongruenz könnte ihre Ursache in einem "Idealbild" haben, dass wir von unseren Bewegungsmustern, unserer menschlichen Gestalt in uns tragen; tief versteckt im Milliardendschungel der Synapsen unseres Unbewussten. Das könnte also durchaus bedeuten, dass wir gar nicht den höchsten Sprung, den weitesten Wurf, den kompliziertesten Schraubensalto oder den raffiniertesten Ballwechsel vollziehen wollen, sondern einfach nur den schönsten; wobei unser Verstand das Gegenteil behauptet, um unseren unbewussten Wunsch zu "rationalisieren." Dass auch ein Zuschauer des ästhetischen Empfindens teilhaftig sein kann, der selber noch nie die Praxis der gerade stattfindenden Sportart ausgeübt hat, ist ebenfalls eine Tatsache. Wenn es nämlich anders wäre, dann gäbe es wesentlich weniger Zuschauer, die durchaus beurteilen können, ob etwa ein Spiel oder ein sportlicher Kampf gut oder schlecht gewesen ist, unabhängig vom zählbaren Ergebnis. "Welch ein Meisterwerk ist der Mensch ... In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig ...", sagt William Shakespeare in seinem "Hamlet". Hat der Dichter mit diesen Worten das gemeint, was wir mit "Körper-Kultur" bezeichneten? Es ist jedenfalls eine Tatsache, dass der menschlichen Gestalt im Sport zunehmende Aufmerksamkeit widerfährt; denn der Augenschein der visuellen Medien verlangt geradezu nach Körperlichkeit. Und so explodiert die "Körper-Kultur" zum "Körperkult". Wie anders wäre der für manche Zeitgenossen geradezu beängstigende Ansturm auf Fitness-Center, auf Muskelaufbau-Stationen zu erklären? Ist das nur der Befriedigung der menschlichen Eitelkeit zuzuschreiben? Oder etwa dem kinomatographischen "Vor-Bild" eines Arnold Schwarzenegger, dessen leinwandfüllende Bizeps ihn bis in die politische Höhenlage eines Gouverneurs von Kalifornien hoben? Es könnte jedoch auch das menschliche Urbedürfnis nach der "gelungenen Gestalt" sein, das sich hier äußert. Denn je mehr wir unsere Umwelt, unseren Lebens-Raum zerstören, desto intensiver scheinen sich zahlreiche Menschen in unserer Zivilisation dem eigenen Körper zuzuwenden. Eine Flucht vor der Wirklichkeit? Vielleicht aber auch eine WiderstandsBewegung, die sich in jenen Tiefen unseres Seins zu formen beginnt, die der Ratio unzugänglich bleiben; als unbewusste Triebfeder eines ästhetischen Widerstandes gegen die Zerstörungsversuche des "bedeutenden und wunderwürdigen Meisterwerks Mensch", wie es William Shakespeare einst formulierte. Und dass der Sport, diese große humane Erfindung, mit seiner oft unterschätzten, dem Menschen so nahen Ästhetik, einen wirkungsvollen Beitrag zu diesem Widerstand leisten kann, ist so selbstverständlich, dass wir es nur der Vollständigkeit halber am Ende doch noch einmal erwähnen möchten. 45 OF-G ALERIE Im Gegenlicht: Fotokunst von Albrecht Gaebele Sportvariationen im Gegenlicht - und die tragen des Gütesiegel des Fotografen und Fotokünstlers Albrecht Gaebele. Kein Unbekannter ist er den Nostalgikern der Sportfotografie. Die Leser der Zeitschrift "Olympisches Feuer" beispielsweise kennen und schätzen die Arbeiten des eigenwilligen Mannes aus dem württembergischen Öhringen seit Jahrzehnten. Auch die legendären NOK-Standardwerke der Olympischen Spiele früherer Jahre hat er entscheidend mit geprägt. Doch es geht keineswegs nur um Blicke zurück. Denn nicht nur Ästheten werden bestätigen: Albrecht Gaebeles Fotokunst ist von zeitloser Faszination. 46 47 Nachrichten des NOK Gelungener NOKNeujahrsempfang in Frankfurt/M. Zahlreiche Ehrengäste, Olympiateilnehmer, Vertreterinnen und Vertreter aus Sport, Wirtschaft, Medien, Kultur und Politik beehrten das Nationale Olympische Komitee zum traditionellen Neujahrsempfang am 27. Januar 2005 in den Räumen der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Direkt im Anschluss daran traf sich das NOK-Präsidium zu seiner ersten Sitzung im neuen Jahr. Auf der Tagesordnung standen Fragen der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele Turin 2006, die Strukturdiskussion Deutsche Bank-Managing Director Michael Hölz und ZDF-Intendant Markus Schächter. Der Neujahrsempfang begann mit einer Schweigeminute für die Opfer der NaziVerfolgung unter denen auch viele jüdische Sportler waren. Markus Schächter sprach über die Verantwortung des Fernsehens für die olympische Berichterstattung und lobte Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann als Vorbild und Ideengeber, von denen das Land noch viel mehr benötige. Bankmanager Hölz betonte, dass Wirtschaft und Sport weit mehr verbinde als eine bloße Sponsorenbeziehung, nämlich ein gemeinsames Wertesystem. Nicht verwunderlich sei daher das Engagement beider bei der Talentförderung und bei der Finanzierung des Anti-DopingKampfes. Die Rolle von Frankfurt am Main insbesondere die Verleihung der Olympischen Silbermedaille an Nadine Kleinert. Kleinert hatte am 18. August 2004 zum Auftakt der olympischen LeichtathletikWettbewerbe zunächst Bronze gewonnen, war aber durch die dopingbedingte Disqualifikation der Russin Irina Korschanenko auf den Silberrang vorgerückt. "Wie Du weißt, hat die Medaille lange auf sich warten lassen. Wir bedauern das, aber das Verfahren des Internationalen Olympischen Komitees sieht vor, dass die Medaille zunächst von dem NOK, das die disqualifizierte Athletin entsandt hat, zurückgegeben wird. Dieser Prozess hat im vorliegenden Falle fast ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Aber wir wollen nicht nachkarten, sondern uns heute ganz einfach nur mit Dir freuen", sagte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, bevor IOC-Mitglied Prof. Walther Tröger Nadine Kleinert die verdiente Medaille umhängte. In seiner Begrüßungsansprache hatte Dr. Steinbach zuvor auf die Notwendigkeit von Reformen im deutschen Sport hingewiesen: "Wir wollen ein Spitzenstandort sein. Wir dürfen uns nicht mit Mittelmaß zufrieden geben", sagte Steinbach. Endlich vereint: Stolz präsentiert Nadine Kleinert die Olympische Silbermedaille, die ihr von IOC-Mitglied Prof. Walther Tröger beim NOK-Neujahrsempfang nachträglich verliehen wurde. Foto: Getty NOK/DSB, der IOC-Zeitrahmen für Bewerbungen um Olympische Spiele, die Aufarbeitung der Geschichte des NOKs der DDR sowie die Kooperation des NOK mit Jugend trainiert für Olympia und World Games 2005. als Sportstadt unterstrich Oberbürgermeisterin Petra Roth. In Frankfurt könnten sich alle Verbände weiterhin zu Hause fühlen. "Sie geben unserer Stadt sozial- und gesellschaftspolitisch einen hohen Stellenwert", sagte Roth. Zu den Programmpunkten auf dem NOKNeujahrsempfang zählten Ansprachen von NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth, Zu den Höhepunkten der Veranstaltung zählte neben der Ehrung des langjährigen NOK-Generalsekretärs Heiner Henze mit der Pierre de Coubertin-Medaille des IOC 48 Noch keine endgültige Entscheidung zu künftigen Olympiabewerbungen In der anschließenden Präsidiumssitzung wurde u.a. die Einkleidung für die Olympiamannschaft Turin 2006 präsentiert. Darüber hinaus stand das Anliegen verschiedener deutscher Städte nach einer neuerlicher Olympiabewerbung auf der Tagesordnung. Nach engagierter und zum Teil kontroverser Diskussion fasste das Präsidium hierzu folgenden Beschluss: 1. Das NOK-Präsidium nimmt mit Freude zur Kenntnis, dass in den vergangenen Monaten mehrere Städte in Deutsch- Sport und Olympia 2005: NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach begrüßte zum NOK-Neujahrsempfang in Frankfurt am Main. Alle Fotos auf dieser Seite: Getty Schüler-Malwettbewerb: DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein (2. von rechts) und NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach verliehen in der Zentrale der Deutschen Bank die Zertifikate des gemeinsamen Wettbewerbes 2004. Städtepartner: Oberbürgermeisterin Petra Roth baut auf die solide Partnerschaft zwischem dem Standort Frankfurt und den Dachorganisationen des deutschen Sports. Medienpartner: ZDF-Intendant Markus Schächter präsentierte seinen Sender als zuverlässigen und kompetenten Olympiasender. Gastgeber: Michael Hölz, Managing Director seines Unternehmens, begrüßte Mitglieder und Gäste des NOK in den Räumlichkeiten der Deutschen Bank. Ehre wem Ehre gebührt: NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther Tröger überreicht dem ehemaligen NOK-Generalsekretär Heiner Henze die Pierre de CoubertinMedaille des IOC. 49 land ihre Bereitschaft zur Bewerbung um Olympische Spiele signalisiert haben. Das zeugt von der Lebendigkeit der olympischen Bewegung in unserem Lande. 2. Das NOK-Präsidium bekräftigt seinen Beschluss vom 28.6.2004 betreffend des 10 Punkte-Papiers zu einer erneuten deutschen Olympiabewerbung (siehe Kasten). Neue Chance für Waldi? Das Maskottchen der Olympischen Spiele 1972 ist ein zeitloser Sympathieträger. Foto: dpa 3. Das Präsidium hat die sofortige Einsetzung einer Präsidialkommission Olympiabewerbung beschlossen und den Präsidenten beauftragt, mit einem benannten Kreis geeigneter Persönlichkeiten eine Teilnahme abzuklären. In seinem Beschluss vom 28.6.2004 hatte das Präsidium neben einer sorgfältigen Vorbereitung einen nationalen Schulterschluss und die alleinige Orientierung an den Vergabekriterien des IOC zu Voraussetzungen einer künftigen Bewerbung erklärt. 10 Punkte-Papier Olympiabewerbungen Bilanz der Olympiabewerbung 2012 nach dem Ausscheiden Leipzigs aus dem Kreis der Kandidaten am 18.05.2004 in Lausanne Die vom Präsidium in seiner Sitzung am 04.06.2004 eingesetzte Arbeitsgruppe "Olympiabewerbung 2012" mit den Herren Dr. Steinbach, von Richthofen, Brechtken, Rapp, Krämer und Schwank hat am 18. Juni 2004 in Frankfurt am Main getagt. Sie hat den Bewerbungsprozess Leipzigs um die Olympischen Spiele 2012 sorgfältig und kritisch analysiert und daraus Eckpunkte für 50 eine zukünftige Bewerbung des NOK für Deutschland um Olympische Spiele abgeleitet: 1. Das NOK für Deutschland sieht in der Durchführung Olympischer Spiele unverändert eine große Chance für die Entwicklung des Sports in der Bundesrepublik Deutschland. Das NOK wird sich daher zu einem geeigneten Zeitpunkt erneut um die Olympischen Spiele bewerben. Es wird gemeinsam mit den Sportfachverbänden prüfen, ob eine Bewerbung für die Sommer- oder für die Winterspiele erfolgen wird. 2. Leitlinie einer zukünftigen Bewerbung um Olympische Spiele ist die alleinige Ausrichtung an der internationalen Durchsetzungsfähigkeit der Bewerberstadt. Dabei werden ausschließlich die für die Auswahl der Bewerberstädte gültigen Kriterien des IOC maßgeblich sein. Zukünftige Entscheidungen des IOC bei der Vergabe von Olympischen Spielen werden berücksichtigt. 3. Das NOK für Deutschland stellt fest, dass ein nationales Bewerbungs- und Auswahlverfahren in der praktizierten Form nicht mehr durchgeführt wird. 4. Die Auswahl einer zukünftigen Bewerberstadt wird durch das Präsidium des NOK für Deutschland vorgenommen und der Mitgliederversammlung des NOK zur Beschlussfassung empfohlen. Bei Interesse mehrerer Städte wird das NOK für Deutschland einen internen, eng gesteuerten Auswahlprozess durchführen. 5. Die Bewerberstadt muß die jeweils geforderten Kriterien des Internationalen Olympischen Komitees als eine Bewerberstadt unzweifelhaft erfüllen können. Sie muß bereit sein auch für wiederholte Bewerbungen zur Verfügung zu stehen. 6. Ein zukünftiger Bewerbungsprozess um Olympische Spiele erfordert eine starke zentrale und eng geführte Steuerung durch das NOK für Deutschland in enger Kooperation mit den anderen Gremien des deutschen Sports. Dem Sachverstand internationaler Experten und den deutschen Vertretern in internationalen Fachverbänden und Gremien wird hierbei hohe Bedeutung beigemessen. 7. Eine erneute Bewerbung um Olympische Spiele kann nur erfolgreich sein, wenn sie als nationales Anliegen von allen Regionen des Landes gewollt und mitgetragen wird. Dieser "nationale Schulterschluss" erfordert einen engen Verbund von Sport, Politik und Wirtschaft und deren klares Bekenntnis zu einer nationalen Aufgabe "Olympische Spiele". Der deutsche Sport muss sich kraftvoll hinter einer Bewerbung um Olympische Spiele bündeln. Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland wird dieser Aufgabe in engster Partnerschaft zu DSB und den Sportfachverbänden nachkommen. Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung ist es erforderlich, dass Regierungen und Parlamente in Bund und Ländern vor Eintritt in eine Bewerbung ihren uneingeschränkten Willen zur Bewerbung um Olympische Spiele manifestieren. Unabdingbare Voraussetzung für eine Bewerbung ist die Unterstützungszusage der deutschen Wirtschaft vor Eintritt in die Bewerbung um Olympische Spiele. 8. Der deutsche Sport wird sich die Verstärkung seiner internationalen Präsenz und Sportpolitik zur Aufgabe machen. Eine intensive Unterstützung zukünftiger Bewerbungen durch die auswärtige Kulturpolitik sowie durch die Maßnahmen zur Förderung des Sports in Ländern der Dritten Welt sind unabdingbar. 9. Um unverändert seinen Beitrag zur Sicherung Deutschlands als Standort internationaler Sportereignisse zu leisten, wird sich der deutsche Sport wie bisher auch in Zukunft um internationale Sportgroßveranstaltungen wie Welt- und Europameisterschaften in Deutschland bewerben. Das NOK weist darauf hin, dass dafür die jeweils steuerrechtlichen Rahmenbedingungen bestehen müssen. 10. Das NOK für Deutschland wird zum Zwecke der ständigen Befassung mit dem Thema "Bewerbung um Olympische Spiele" eine Präsidialkommission einrichten, die das Präsidium laufend über entsprechende Entwicklungen unterrichtet. Beschlossen vom NOK-Präsidium am 28.06.2004 in Frankfurt/M. Sportlerehrungen 2004 ging an die Fußballer von Werder Bremen (1582) als Double-Gewinner. Noch im alten Jahr galten die Glückwünsche des NOK-Präsidenten Dr. Klaus Steinbach den Sportlern des Jahres, die am 19.12.2004 im Kurhaus Baden-Baden präsentiert wurden. Umgekehrt wählten Deutschlands Spitzenathleten die Sportjournalisten des Jahres. In sechs Kategorien des Sportjournalismus wurde bei einer Feier im Hamburger Hafen Anfang Januar der "Herbert Award" verliehen. Benannt ist ist diese neue Auszeichnung nach dem Hamburger RundfunkModerator Herbert Zimmermann, der mit seiner Reportage des Endspiels der FußballWM 1954 berühmt wurde. Weit über viertausend Athleten - darunter die von den zwanzig Olympia-Stützpunkten betreuten Mitglieder der A- und B-Kader sowie Spieler der Bundesligen im Fußball, Basketball, Volleyball, Eishockey, Handball und Hockey hatten die Wahl. Rund 55 Prozent davon gaben ihre Stimme ab, sagte Paul Wagner, Geschäftsführer der Olympiastützpunkte GmbH. Die Sportredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung belegte in der Kategorie "Tages-/Wochenzeitung" mit 1890 Punkten Platz eins vor der Süddeutschen Zeitung (1754) und der Welt am Sonntag (1522). Die weiteren Sieger: Günther Jauch (RTL/Kategorie Fernsehmoderatoren), Johannes B. Kerner (ZDF/Fernseh-Livekommentar), ARD-Sportschau (Fernsehsendung) Sportbild (Fachzeitschrift) und Stern (Zeitschriften). Deutschlands erfolgreichste Olympiateilnehmerinnen aus Sommer und Winter, die Kanutin Birgit Fischer und die Eisschnelläuferin Claudia Pechstein, gehörten neben vielen anderen Spitzenathleten zu den Laudatoren in Hamburg. Seit fast sechzig Jahren wählen Journalisten die "Sportler des Jahres" - die Idee, den Spieß umzudrehen und Punkte für sportjournalistische Leistungen zu vergeben, kam unter den Athleten sehr gut an. Kanutin Birgit Fischer und Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher waren von den deutschen Sportjournalisten zu den Sportlern des Jahres 2004 gewählt worden. In der Mannschaftswertung siegten die Olympiasiegerinnen im Hockey. Es war die insgesamt 58. Wahl, die seit 1947 von der Internationalen Sport-Korrespondenz (ISK) Böblingen unter den Sportjournalisten durchgeführt wurde. Die Gewinner traten die Nachfolge von Hannah Stockbauer (Schwimmen), Jan Ullrich (Rad) und den Fußball-Weltmeister- Sportlerin des Jahres: Birgit Fischer (vorne) auf dem Weg zu ihrer achten Olympischen Goldmedaille in Athen. Foto: dpa frauen 2003 an. Birgit Fischer, mit achtmal Gold die erfolgreichste deutsche Olympionikin aller Zeiten, setzte sich zum ersten Mal in ihrer langen Laufbahn durch. Die 42Jährige verwies mit 4282 Punkten Eisschnellläuferin Anni Friesinger (1298), die nach EM- und WM-Gold wie im Vorjahr Zweite wurde, und Judith Arndt (1213), Olympiazweite und Radweltmeisterin auf der Straße, mit weitem Abstand auf die Plätze. Nach seinem siebten WM-Titel gewann Michael Schumacher in der Männer-Wertung bereits zum zweiten Mal nach 1995 den Titel Sportler des Jahres. Der Ferrari-Fahrer (2460), im Vorjahr auf Rang zwei, hielt dabei Skilangläufer Rene Sommerfeldt (1842) als Weltcupgewinner und den Tour-Zweiten Andreas Klöden (1752) auf Distanz. In der Mannschaftswertung fiel die Wahl erstmals auf die Hockey-Frauen (3334), die das Duell mit den HandballMännern (2937) zu ihren Gunsten entschieden. Ihr Überraschungsgold bei Olympia wog schwerer als der EM-Titel und das Silber in Athen für die Handballer. Platz 3 Das NOK gratulierte Glückwünsche des NOK-Präsidiums galten im Berichtszeitraum dem Deutschen Leichtathletik-Verband und seinem Präsidenten Dr. Clemens Prokop für die erfolgreiche Bewerbung um die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin. Darüber hinaus gratulierte NOK-Präsident Dr. Steinbach Dr. Christa Thiel, Claus Umbach, Gordon Rapp und Rainer Brechtken zur erfolgreichen Wiederwahl in Präsidentenämter des Deutschen Schwimmverbandes, der Bundesvereinigung Deutscher Gewichtheber, des Deutschen Fechterbundes und des Deutschen Turnerbundes sowie Klaus Schormann zur Wiederwahl als Präsident des Nationalen und des Internationalen Verbandes für Modernen Fünfkampf. Erfolg: Dr. Clemens Prokop (rechts), Klaus Wowereit (Mitte), Otto Schily und Klaus Böger (links) freuen sich auf die Leichtathletik WM 2009 in Berlin. Foto: dpa Erfolgreiches deutsches EYOF-Team aus Monthey zurückgekehrt Mit 11 Medaillen (2 Gold, 4 Silber und fünf Bronze) ist das deutsche Team von den 7. Europäischen Olympischen Jugend-Winterspielen in Monthey/Schweiz zurückgekehrt. Erfolgreichste Teilmannschaft war das Short-Track-Team mit vier Einzelmedaillen (2 Silber, 2 Bronze)- und zwei StaffelMedaillen (1 Silber, 1 Bronze), gefolgt von den Skilangläufern (drei Einzelmedaillen, 1 Gold, 1 Silber, 1 Bronze), Ski alpin (1 Einzelmedaille, 1 Gold) und Curling (1 Bronze Jungenteam). Die beiden deutschen Goldmedaillen gewannen Laura Gruber (BSC Oberhausen) im Ski-Alpin Slalom und Denise Hermann vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal im Skilanglauf. Emsigste deutsche Medaillensammlerin war Short-Trackerin Julia Riedel aus Dresden. Sie gewann Silber über 1000 m Bronze über 1500 m und 500 m und gehörte auch der erfolgreichen 2000m Staffel an. Das NOK hatte eine starke Mannschaft mit insgesamt 42 15- 18-jährigen Jugendlichen aus den Bereichen Alpiner Skilauf (6 Aktive), Langlauf (6 Aktive), Biathlon (6 Aktive), Eiskunstlauf (2 Aktive), Short-Track (6 Aktive), Curling (10 Aktive) und Snowboard (6 Aktive) zu dem insgesamt siebten Euro- 51 päischen Jugendfestival entsandt. Die Mannschaftsleitung lag in den Händen von Horst Klehr (Mainz) und Sandra Logemann (NOK-Geschäftsstelle Frankfurt/M.). Die deutschen Jugendlichen trafen in Monthey auf die besten europäischen Nachwuchsathleten im Alter von 16 -18 Jahren. Auf dem Wettkampfprogramm standen Alpiner Skilauf, Eiskunstlauf, Eishockey, Curling, Short Track, Nordischer Sikluaf, Biathlon und Snowboard. 10.000 meist jugendliche Besucher waren als Zuschauer an die Wettkampfstätten gekommen. Initiiert vom heutigen IOC-Präsidenten und ehemaligen EOC-Präsidenten Dr. Jacques Rogge verfolgt die erstmals im Jahre 1990 aufgelegte Veranstaltung das Ziel, die besten europäischen Jugendlichen an die Olympische Bewegung und die Anforderungen des internationalen Spitzensports heranzuführen. "Das Festival führt die europäischen olympischen Athleten von morgen zusammen und wirbt insbesondere bei der jüngeren Generation für den Spitzensport", sagte Rogge zur Eröffnung. Zugleich symbolisiere die Veranstaltung die Einheit der europäischen Nationen zusammen mit der reichen und differenzierten Kultur, die auf dem europäischen Kontinent anzutreffen sei. Die Europäischen Olympischen Jugendfestivals finden in einem Zweijahresabstand jeweils in olympischen Winter- und Som- mersportarten statt. Zahlreiche Stars haben bei den EYOF erste internationale Erfolge erzielt. Zu ihnen zählen u.a. die belgische Tennis-Spielerin Justin Henin sowie die Skiläufer Anja Pearson, Ivica und Jana Kostelic. Die Winter-EYOF waren das größte Sportereignis in der Schweiz in diesem Winter. Sie wurden unter der Schirmherrschaft von Swiss Olympic mit einem Budget von sechs Millionen Schweizer Franken durchgeführt. sei auf der Basis dieser Ausarbeitungen sehr fruchtbar und konstruktiv diskutiert worden. Dabei habe man sich auf eine Klausurtagung im März 2005 verständigt, bei der es wie bei den dann noch ausstehenden turnusmäßigen Zusammenkünften schwerpunktmäßig um die Vorbereitung eines Grundsatzpapiers gehen solle. Dieses umfas- Nähere Informationen über die Veranstaltung auf der Homepage: http://www.monthey2005.ch . Präsident Dr. Steinbach informierte zur Strukturdiskussion DSB/NOK Dr. Steinbach informierte das NOK-Präsidium am 27.01.2005 über die Arbeit der von DSB und NOK eingesetzten Strukturkommission. Diese habe sich am 16. November 2004 auf einen Zeitplan und auf die vorrangig zu behandelnden Themenfelder Leistungssport, Sportentwicklung, Internationale Beziehungen, Bildung und Ausbildung, Sportjugend sowie Finanzen geeinigt. Die Generalsekretäre seien gebeten worden, die sechs Themenfelder entsprechend aufzuarbeiten. In der Sitzung am 24. Januar 2005 NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach (links) und DSB-Präsident Manfred von Richthofen denken über eine Fusion des deutschen Sports nach. Foto: dpa se 1. die Funktion einer gemeinsamen Dachorganisation, 2. eine gemeinsame Verständigungsplattform 3. Grundsätze der neuen Organisationsstruktur. Die Generalsekretäre informierten die Öffentlichkeit wie vereinbart am Ende jeder Sitzung der Strukturkommission. Sobald wie möglich sollten nun auch die jeweiligen Mitgliedsorganisationen in die Beratungen einbezogen werden. 33. Generalversammlung Die deutschen Medaillen-Gewinner von Monthey auf einen Blick: der EOC in Dubrovnik Ski alpin Laura Gruber (Oberhausen), Slalom Gold: Ski nordisch Denise Herrmann, (Oberwiesenthal), 7,5 km free Gold: Bronze: Claudia Straube (Goldlauter), 7,5 km free Silber: Claudia Straube (Goldlauter), 7,5 km Verfolgung Short Track Silber: Julia Riedel (Dresden), 1000 m Bronze: Julia Riedel (Dresden), 500 m Bronze: Julia Riedel (Dresden), 1500 m Silber: Robert Seifert (Dresden), 1000 m Silber: Hannes und Torsten Kröger (Rostock), Robert Seifert (Dresden) 2000 m Staffel ulia Riedel, Katja Prahl (Dresden), Juliane Sandek (Rostock) 2000 m Staffel Bronze: Ju Curling Bronze: Nico Erlewein (Füssen), Konstantin Harsch (Baden), Christian Neuner (Riessersee), Sven Rausder (Geising) und Florian Zahler (Riessersee) 52 NOK-Präsident Dr. Steinbach, Ehrenpräsident Professor Tröger, Generalsekretär Schwank, und Abteilungsleiterin Merkel (Internationales) besuchten vom 3.-5. Dezember 2004 die 33. Generalversammlung der Vereinigung Europäischer Olympischer Komitees (EOC) in Dubrovnik, an der eine Rekord-Teilnehmerzahl aus 48 Europäischen Olympischen Komitees und Repräsentanten vieler weiterer Organisationen teilnahmen. Delegationen der Organisationskomitees der Olympischen Spiele 2006 (Turin), 2008 (Peking) und 2010 (Vancouver), die Ausrichter der Europäischen Olympischen Jugendspiele 2005 (Monthey und Lignano Sabbiadoro) sowie 2007 (Jaca und Belgrad) berichteten genauso vor der Versammlung wie die Welt-Anti-Doping- Agentur (WADA), das Internationale Paralympics Komitee (IPC), die Kandidaten für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012, Paris, New York, Moskau, London und Madrid und Special Olympics. Zu den prominentesten Gästen der Veranstaltung zählten der frühere EOC- und heutige IOCPräsident Dr. Jacques Rogge und der Präsident der Republik Kroatien, Steipan Mesic. Vor genau 35 Jahren hatte das erste Meeting der Vereinigung Europäischer NOKs ebenfalls in Dubrovnik stattgefunden. Athen 2004 - MarketingReport erschienen Der IOC-Marketing-Report für die Spiele der XXVIII. Olympiade Athen 2004 ist jetzt erhältlich. Der Bericht enthält alle relevanten Daten und Informationen im Zusammenhang mit Marketing-Aktivitäten für die Athener Spiele, so u.a. zum Sponsoring, zur Fernsehverwertung, zum Ticketing, zum Merchandising, dem Olympischen Staffellauf und der Image Kampagne "Celebrate Humanity". "Der Athener Marketing Report zeugt vom Erfolg der Olympischen Marketing Programme und der Bedeutung der Olympischen Partnerschaften", unterstreicht IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge in der Einleitung zum Bericht. Die Olympischen Spiele Athen 2004 haben das weltweite olympische Sponsoring laut IOC-Pressemitteilung (vom 28.01.2005) in neue Dimensionen geführt und die Olympischen TOP Partner in die Lage versetzt, ihre Verbindung mit dem weltweit größten Sportereignis in Wer steckt hinter der Vermarktung der Ringe? Die Olympischen Ringe stehen für weltweite Bekanntheit und haben ein erstklassiges Image, das nach Meinung von Experten noch vor Marken und Organisationen wie UNICEF, Fußball-WM oder Disney steht. Seine Einzigartigkeit macht das Olympische Signet zu einem ganz besonderen Element im sog. Marketing-Mix. Die Deutsche Sport-Marketing GmbH in Frankfurt am Main (http://www.dsmolympia.de) ist Lizenzgeber des nationalen Vermarktungssignets mit den Olympischen Ringen. Sie vermarktet das Symbol für die Unternehmenskommunikation ihrer Partner und deren Produkte. National wie international sind die Rechte an der Verwendung Olympischer Symbole und Bezeichnungen streng geschützt. In Deutschland ist seit dem 1.7.2004 das Olympiaschutz-Gesetz in vollem Umfang wirksam. Es bildet die rechtliche Grundlage zur Bekämpfung missbräuchlicher Verwendung der Olympische Ringe und der Olympischen Bezeichnungen. International ist es das Internationale Olympische Komitee, dass die Rechte an Olympischen Spielen sowie Olympischen Symbolen und Kennzeichen hat. Die Ver- einer bedeutsameren Weise als jemals zuvor umzusetzen. Die weltweite Übertragung der Spiele war so umfangreich wie nie zuvor. 3,9 Milliarden Menschen in 220 Ländern wurden erreicht. Im bisher kleinsten Gastgeberland veranstaltet, übertrafen auch die Ticket-Verkäufe die Erwartungen. Etwa 4000 verschiedene Produkte, die das Logo der Olympischen Spiele Athen 2004 trugen, und an 10.000 Verkaufsstellen in ganz Griechenland veräußert wurden, führten das LizenzProgramm zum Erfolg. Der MarketingReport im Internet: http://www.olympic.org/uk/utilities/reports/ level2_uk.asp?HEAD2=148&HEAD1=8 Turin 2006: Run auf die Tickets IOC-Präsident Rogge verbucht Athen 2004 auch wirtschaftlich als Erfolg. Foto: dpa Die zweite freie Verkaufsphase für Tickets zu den Olympischen Winterspielen 2006 hat am 10. Feburar 2005 begonnen. Zwischen dem 19.12.2004 und diesem Datum hatten marktungsstrategie des IOC ist dabei an folgende Regeln geknüpft: Das IOC-Executive Board überprüft und überwacht die Vermarktungsvorschläge der IOC-Marketing-Kommission Die IOC-Marketing Kommission stellt sicher, dass die Vermarktung modernen Anforderungen und den fundamentalen Prinzipien des Olympismus gerecht wird und schlägt der IOC-Exekutive entsprechende Vermarktungsmaßnahmen zur Beschlussfassung vor. Repräsentiert wird das IOC in allen Vermarktungsfragen durch die Agentur Meridian. Meridian ist eine 100% Tochtergesellschaft des IOC und mit der Ausarbeitung von Marketingstrategien, Geschäftsentwicklung, Verkauf, Finanzmanagement, Markenentwicklung und Markenschutz. Veranstaltungs-Planung und Entwicklung sowie Vermarktungs-Kommunikation beschäftigt. Vermarktungskontakte: Deutsche Sportmarketing, Schaumainkai 91, 60596 Frankfurt am Main, Tel.: +49696958010, Fax: +496969580130, http://www.dsm-olympia.de , Meridian Management S.A., Case postale 270, SignyCentre, CH-1274 Signy 2, Suisse, Tel.: +4122-3654747, Fax: +4122-3654748. die Veranstalter der Spiele den Bestand der nach der ersten Verkaufsphase verbliebenen Eintrittskarten sortiert und mit einem Losverfahren über den Zugang zu überbuchten Veranstaltungen entschieden. In der jetzt gestarteten Verkaufsphase sind manche Events und Preiskategorien nicht mehr verfügbar: "Wir können heute schon sagen, dass für manche Ereignisse und günstige Sitzplatz-Kategorien der populärsten Sportarten ein Losverfahren eingesetzt werden muss", teilte TOROC-Sprecher Paolo Rota mit. Betroffen sind vor allem Eiskunstlauf- und Eisschnellauf-Wettbewerbe, Skispringen und das Männer Finale im Eishockey. Bei allen Events, bei denen die Nachfrage sehr viel höher als die verfügbaren Tickets war, ermittelte ein Zufallsgenerator unter notarieller Aufsicht die glücklichen Karteninhaber. In der ersten Verkaufsphase vom 4. November 2004 bis zum 19. Dezember 2004 wurden Tickets im Wert von 5 Millionen Euro geordert. Im Gegensatz zur ersten Phase können die verbliebenen Tickets jetzt 53 nicht mehr nur ausgewählt und reserviert, sondern nach dem first come first serve Prinzip auch sofort gekauft werden. Neben der Bestellung über Internet (http://www.torino2006.org) ist der Kartenverkauf jederzeit auch über die lizenzierten Generalagenturen der Nationalen Olympischen Komitees möglich. In Deutschland ist dies die Agentur DER TOUR. Um Ticketfäl- Darüber sind waren drei ParalympicsTermine im Skilanglauf, Biathlon und Rollstuhl-Curling zu erwähnen. Das Rollstuhl-Curling feiert sein Debut bei den Paralympics Turin 2006. "Während der Sportveranstaltungen 2005 war ein großer Teil des TOROC-Stabes zusammen mit etwa 2.500 Volunteers im Einsatz und testete dabei die geplanten Dienstleistungen gegenüber der Öffentlichkeit, den Aktiven, Vorfreude: Die XX. Olympischen Winterspiele Turin 2006 werfen ihre Schatten voraus. Im Bild das Logo mit der Bergkette von Turin in Form von Eiskristallen. Foto: dpa schern das Handwerk zu legen, werden allen Käufern zunächst nur Gutscheine zugesandt. Die Original-Eintrittskarten werden dann wenige Wochen vor den Spielen nachgereicht Erfolgreiche Testveranstaltungen Einen ganzen Kalender erfolgreicher Veranstaltungen im Winter 2005 können die Organisatoren der Olympischen Winterspiele 2006 (TOROC) vorweisen. Zehn Groß-Events sollten die Tragfähigkeit der Organisation für die Olympischen Winterspiele und die Winter-Paralympics 2006 unter Beweis stellen. Vom 20. Januar noch bis zum 15. März 2005 standen und stehen Offizielle und Sportstätten auf dem Prüfstand, wenn nacheinander zehn Weltcup-Veranstaltungen im alpinen Skilauf, Bobsport, Skeleton, Schlitten, Skilanglauf, Biathlon, Nordischer Kombination, Skispringen, Freestyle und Snowboard und eine Junioren-Weltmeisterschaft im Curling durchgeführt werden. 54 den Journalisten und den Fernsehanstalten. Die Veranstaltungen erlaubten darüber hinaus die Evaluierung der organisatorischen Maßnahmen und aller zum Einsatz kommenden Materialien. Sie waren eine einmalige Gelegenheit, Entscheidungen im Hinblick auf unsere Planungen zu bestätigen oder zu korrigieren", sagte TOROCPräsident Valentino Castellani. Olympischer Fackellauf Das Olympische Feuer wird am 7. Dezember 2005 in Rom erwartet. Das gab das Organisationskomitee der XX. Olympischen Winterspiele genau ein Jahr vor diesem Ereignis bekannt. Wenige Tage zuvor soll das Feuer in Olympia entzündet werden. Über 64 Tage hinweg wird das Feuer dann in einem Olympischen Fackellauf durch ganz Italien geführt. Dabei wird es von mehr als 10.000 Läufern insgesamt 11.000 km durch alle Provinzen und Regionen getragen. Die Olympische Flamme wird dabei Station an vielen charakteristischen Sehenswürdigkeiten Italiens machen, so u.a. am schiefen Turm von Pisa, dem Canale Grande, dem Taormina Theater, der Piazza della Signoria in Florence, dem Mont Blanc, der Insel Lampedusa etc. Erster Fackelträger soll der italienische Marathon-Olympiasieger Stefano Baldini sein. Zu den weiteren Fackelträgern zählen zahlreiche Persönlichkeiten aus Sport, Unterhaltung, Kunst und Kultur. Neben staatlichen Behörden und kommunalen Einrichtungen, gilt der Dank der Veranstalter den IOC Sponsoren Coca-Cola und Samsung, die den offiziellen OlympiaFackellauf präsentieren werden. Die Olympische Fackel, eines der wichtigsten Symbole der Olympischen Winterspiele Turin 2006, wurde am 20. Januar 2005 in Mailand präsentiert. Das designerische Konzept ist eine moderne Interpretation der traditionellen Holzfackel, denn die Flamme umhüllt den Körper der Fackel, anstatt aus einer Hülle am Kopf zu kommen, wie in der Vergangenheit praktiziert, heißt es in offiziellen Verlautbarungen der Veranstalter (TOROC) und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Die gesamte Fackel ist 77 cm hoch, hat einen Durchmesser von 10,5 cm und wiegt 1,85 kg. Sie kann nicht wieder gefüllt werden und ist wetterresistent. Die Flamme jeder Fackel brennt für 15 Minuten und ist etwa 10 cm hoch. Die äußere Hülle ist aus Aluminium, das einen Stahl-Kupfer-Kern umgibt. Das Cover ist aus einer hitzebeständigen Spezialfarbe. Die Olympische Flamme trägt die Signatur von Pininfarina, dem offiziellen Zulieferer von TOROC, dem Organisationskomitee der Spiele. Der international bekannte Designer ist laut Partnerschaftsvertrag für Layout, Funktionalität und Produktion der über 12.000 Exemplare der Fackeln zuständig. Pininfarina hat eng mit dem TOROCVeranstaltungs-Department zusammengearbeitet und die Fackel ist daher mit den grundlegenden Kommunikationselementen der XX. Olympischen Winterspiele kompatibel. Peking 2008 - Sorge um Menschenrechte Bereits zu Beginn der neuen Olympiade (2004-2008) und fast vier Jahre vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am 8. August 2008 in Peking hat die Betroffenheit über die Menschenrechtssituation in China zugenommen und in der Geschäfts- stelle des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland zu zahlreichen Anfragen im Zusammenhang mit der Besetzung Tibets, der Situation der politischen Opposition oder der freien Religionsausübung geführt. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland nimmt diese Anfragen sehr ernst und wird sich in den kommenden vier Jahren bis zum Beginn der Olympischen Spiele 2008 immer wieder damit auseinandersetzen. Handlungsgrundlage ist dabei zunächst die vom Internationalen Olympischen Komitee herausgegebene Olympische Charta. Dort wo sich diese Olympische Charta ausdrücklich auf die Menschenrechte bezieht, tut sie dies zunächst nur im Zusammenhang mit dem Recht auf die Teilnahme an Sportereignissen. Sie sagt aus, dass die Vergabe Olympischer Spiele durch das IOC mit dem Ziel verfolgt, die weltbesten Sportler ungeachtet ihrer politischen, wirtschaftlichen oder ethnischen Unterschiede zusammenzubringen. Selbstverständlich ist dem NOK die Situation der Menschen in China deshalb nicht gleichgültig. Die Olympische Bewegung ist zwar nicht in der Lage, die Einhaltung der Menschenrechte zu überwachen oder durchzusetzen. Informationen zur Menschenrechtssituation, die persönlichen Schilderungen und Erkenntnissen von Organisationen wie amnesty international oder Human Rights Watch zu verdanken sind, hat IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge jedoch bereits mehrfach zum Anlass genommen, an die Verantwortlichen in China zu appellieren. Zuletzt äußerte sich Rogge am 1.12.2004 in einem Interview der BBC, in dem er sagte: "Die ganze Welt wird auf China blicken. Wir haben den Veranstaltern deutlich gemacht, dass sie die Menschenrechte einhalten müssen." Allerdings weist auch der IOC-Präsident darauf hin, dass die Olympische Familie die Einhaltung der Menschenrechte nicht überwachen oder durchzusetzen kann: "Bitte machen Sie einen Unterschied zwischen unserem Glauben an die Menschenrechte und der Tatsache, das wir nicht selbst Inspektoren um die Welt schicken können, um deren Einhaltung zu überprüfen", erklärte Rogge auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Olympischen Sommerspiele in Athen. Die Anwesenheit von 20.000 Medienvertretern, Hunderttausenden von Besuchern und Milliarden TV-Nutzern aus dem Ausland wird jedoch, so die Annahme von IOC und NOK, während der Spiele 2008 zu einer weiteren Öffnung und Demokratisierung Chinas beitragen und diejenigen Kräfte in der chinesischen Gesellschaft stützen kann, die eine derartige Entwicklung anstreben. Das NOK geht davon aus, dass die Olympische Familie auch durch diese Überlegungen dazu bewogen wurde, die Olympischen Spiele an Peking zu vergeben. analysiert die Kommission die Bewerbungsdokumente und unternimmt entsprechende Besuche in den Städten. Am Ende der Kommissionsarbeit steht ein Abschlussbericht, der an die IOC-Mitglieder geschickt wird und vor dessen Votum auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird. Vorsitzende der Evaluierungskommission ist Nawal El Moutawakei (Marokko). Sie wird am 6. Juli 2005 vor der 117. IOCSession in Singapur berichten, bevor die Mitglieder zur Wahl der Gastgeberstadt schreiten. Die Mitglieder der Evaluierungskommission wurden durch den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees ernannt. Sie repräsentieren neben internationalen Fachleuten IOC-Mitglieder, Repräsentanten der Internationalen Fachverbände, der NOKs, der Athleten und des Internationalen Paralympics Komitees. Mitglieder der Kommission sind: Nawal El Moutawakei (Marokko, Vorsitz), Simon Balderstone (Australien), Philippe Bovy (Schweiz), Els van Breda Vriesmann (Niederlande), Bob Elphinston (Australien), Frank Fredericks (Namibia), Paul Henderson (Kanada), Patrick Jarvis (Kandada), Mustapha Larfaoui (Algerien), José Luis Marco (Argentinien), Ser Miang Ng (Singapur), Sam Ramsamy (Südafrika) und IOC-Direktor Gilbert Felli. Olympiabewerbung 2012: IOC-Evaluierungskomission UN-Vollversammlung eröffnete Internationales besucht Candidate Cities Jahr des Sports Vom 3. Februar bis zum 17. März 2005 inspiziert die IOC-Evaluierungskommissin die offiziellen Kandidatenstädte für die Ausrichtung der Spiele der XXX Olympiade 2012. Die Besuchstermine sind 3.-6. Februar (Madrid), 16. bis 19. Februar (London), 21bis 24. Februar (New York), 9. - 12. März (Paris) und 14.-17. März (Moskau). Dies teilte das IOC am 01.02.2005 mit. Seit den Reformen von 1999, die u.a. Besuche von IOC-Mitgliedern in Kandidatenstädten nicht länger erlauben, spielt die IOC-Evaluierungs-Kommission eine Schlüsselrolle bei der Eignungs-Prüfung der Kandidaten, heißt es in der IOC-Pressemitteilung. Für die aktuelle Bewerbung 2012 Während ihrer Vollversammlung vom 26. bis 27. Oktober 2004 in New York beschlossen die Vereinten Nationen (UN), 1. den Bericht des Generalsekretärs zum Internationalen Jahr des Sports und der Sporterziehung 2005 zur Kenntnis zu nehmen. 2. die Resolution A/59/L.9 "Sport als Mittel zur Förderung von Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden" anzunehmen und am 5. November 2004 das Internationale Jahr des Sports und der Sporterziehung 2005 zu eröffnen. 55 Der ehemalige Schweizer Präsident Adolf Ogi wurde 2001 vom UN-Generalsekretär Kofi Annan als "Special Adviser" für "Sport, Entwicklung und Frieden" eingesetzt. Die zwei Hauptziele des Special Advisers sind: die "Sport For All" Bewegung zu propagieren und Sportorganisationen zu motivieren, sich mehr in UN-Aktivitäten im Rahmen von Partnerschaften zu involvieren. Zur globalen Koordinierung des Internationalen Jahrs des Sports wurde ein Büro unter der Führung von Adolf Ogi in Genf eingerichtet. Dieses Büro arbeitet eng mit dem United Nations Fund for International trie, Sportverbände, Athleten und Sportmedien) zu wecken und die Bildung von Partnerschaften zu erleichtern, d) Initiativen zu unterstützen, bei denen Sport als Plattform eingesetzt wird, um interkulturellen, friedensstiftenden bzw. einen "post-Konflikt" Dialog zu fördern sowie e) Informationsarbeit hinsichtlich der Bedeutung des Sports und der Sporterziehung für Entwicklung und Frieden zu betreiben, damit Sport besser in Entwicklungsstrategien, Programmen und Aktivitäten integriert wird. Das Budget zur Förderung von Maßnahmen im Rahmen des Internationalen Jahrs des zu beteiligen. Die Mitgliedstaaten werden unter anderem aufgerufen, die Bedeutung des Sports für das Bildungssystem sowie für die Gesellschaft im Bereich der Gesundheitsvorsorge und Völkerverständigung mit spezifischen Maßnahmen zu fördern. Der Beitrag der Olympischen Spiele zu einer friedlichen Völkerverständigung wird durch die Resolution anerkannt. Die Vollversammlung unterstrich die Notwendigkeit, die Kooperation mit internationalen Sportverbänden zu suchen, einen "code of good practice" auszuarbeiten und die Regierungen aufzurufen, die Ausarbeitung der internationalen Anti-Doping-Konvention zu beschleunigen. Am 5. November 2004 läuteten UN-Generalsekretär Kofi Annan, UN-Untergeneralsekretär Adolf Ogi und Tennis-Champion Roger Federer auf einer Pressekonferenz in New York das Jahr des Sports 2005 ein. Dort wurde noch einmal unterstrichen, dass es dessen Ziel sei, Sport als festen Bestandteil von Programmen zur Förderung der Ausbildung, Gesundheit, Entwicklung und des Friedens auf der ganzen Welt zu etablieren. "Der Sport kann der Politik den Weg bereiten" Internationales Jahr des Sports und der Leibeserziehung 2005: UN-Sonderberater Adolf Ogi (links) überreicht UN-Generalsekretär Kofi Annan zum offiziellen Auftakt in New York eine Glas-Schale mit dem Logo. Foto: dpa Partnerships (UNFIP) und mit der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO) zusammen. Ein Anliegen des Koordinierungsbüros in Genf ist es, dass nationale Komitees in den Mitgliedstaaten gegründet werden, die das thematische Jahr auf nationaler Ebene begleiten. Im Rahmen des Internationalen Jahrs des Sports 2005 soll unter anderem aufgezeigt werden, dass Sport Positives zu den Bereichen Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden beitragen kann. Ziele des Sport-Jahres sind im Speziellen: a) Die "Sport for All"-Bewegung zu propagieren und zu unterstützen, b) Auf die Notwendigkeit der Sporterziehung als integralen Bestandteil eines ausgeglichenen Lehrplans hinzuweisen, c) Interesse an Entwicklungsfragen in der Welt des Sports (Sportindus- 56 Sports und der Sporterziehung ist gering. Deshalb ist geplant, einen Appell an Regierungen, NGOs und Stiftungen zu richten, sich finanziell am thematischen Jahr zu beteiligen. In Deutschland hat das BMI 700.000 Euro zur Verfügung gestellt. Der deutsche Sport hat daraufhin ein Konzept zur gemeinsamen Beschlussfassung vorgelegt. Am 27. Oktober 2004 hat die UN-Vollversammlung die Resolution "Sport als Mittel zur Förderung von Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden" angenommen. In dieser Resolution werden die Ziele des Internationalen Jahrs des Sports und der Sporterziehung aufgegriffen, und die Regierungen, Programme und Einrichtungen der Vereinten Nationen sowie Sportorganisationen angehalten, sich aktiv daran Fragen an Adolf Ogi, UNO-Sonderberater für das Internationale Jahr des Sports und der Leibeserziehung "Deutschland gehört zu einem Kreis von Ländern, die im internationalen Kontext eine Vorreiterrolle einnehmen´, sagt Adolf Ogi, der als UNO-Sonderberater für das Internationale Jahr des Sports und der Leibeserziehung 2005 verantwortlich ist. Im Interview mit der DSB PRESSE äußerte sich der ehemalige Bundespräsident der Schweiz zu den Erwartungen, die er an Deutschland stellt und zur Rolle des Sports in der Friedensförderung. Welche Rolle nimmt der Sport in der Friedensförderung ein und welche Vorteile hat er gegenüber der Politik? Was kann er beispielsweise in Krisengebieten wie etwa Israel und Palästina bewirken? OGI: Der Sport kann dort in die Bresche springen, wo die Politik mit ihren herkömmlichen Mitteln der Friedensförderung nicht weiterkommt. Da der Sport im Gegensatz zur Politik als `harmloser´ gilt, kann er unvoreingenommen und unparteiisch seine brückenschlagende Wirkung ausspielen. Der Sport kann also - wie schon im historischen Cricket-Match zwischen Indien und Pakistan vor einigen Monaten - der Politik quasi den Weg bereiten. Welche Hilfestellungen sind Ihrer Meinung nach in den Krisengebieten wichtig, die aus anderen Ländern kommen müssen? OGI: Sobald die existenziellen Grundbedürfnisse sicher gestellt sind, kann der Sport zum Zug kommen. Ich habe selbst gesehen, was Sport in Krisengebieten auslösen kann. Oft ist der Sport gerade für Kinder die einzige Möglichkeit, für ein paar Minuten aus ihrem traumatisierten Zustand herauszukommen. Zudem ist der Sport ein relativ kostengünstiges Mittel zur Entwicklungsförderung. Die Geberländer würden gut daran tun, Sport systematischer in ihre Entwicklungsprogramme zu integrieren. Nach der Flutkatastrophe in Südostasien sind zum Beispiel langfristige Kooperationen von enormer Bedeutung. Was erwarten Sie von Deutschland im Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung auf nationaler Ebene und im internationalen Kontext? OGI: Ich erwarte von Deutschland eine aktive Beteiligung am Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung, wobei ich keine Zweifel habe, dass dies der Fall sein wird. Deutschland zeigt seit Jahren sowohl auf der Ebene der Regierung als auch auf der Ebene der Zivilgesellschaft großes Engagement. Da bereits ein nationales Komitee für die Planung und Durchführung der Aktivitäten in Deutschland existiert, bin ich mir gewiss, dass das Jahr zu einem großen Erfolg wird. Mit diesen Vorraussetzungen gehört Deutschland zu einem Kreis von Ländern, die im internationalen Kontext eine Vorreiterrolle einnehmen. Es wäre wünschenswert, dass sich daraus Kooperationen und nachhaltige Partnerschaften im Bereich von Sport und Entwicklung ergäben. sollten sämtliche Interessengruppen aus dem Sport sowie der Entwicklungs- und Friedensförderung in die Planung und Umsetzung der Aktivitäten eingebunden werden. Regierungen und ihre Ministerien, Sportverbände, andere Nicht-RegierungsOrganisationen und die Wirtschaft müssen Partnerschaften bilden. Dann ist die Koordinierung mit den verschiedenen Organisationen des UNO-Systems und anderen Entwicklungsorganisationen wichtig. Wenn alle Beteiligten nach gemeinsamen Richtlinien handeln, wird das Internationale Jahr des Sports und der Leibeserziehung Kräfte entfalten, die weit über das Jahr 2005 hinaus wirken werden. (Quelle: DSB-Presse 1/05) Interministerieller Ausschuss sagte Entwicklungs- NOK-Entwicklungshilfeprojekte 2005 angelaufen hilfe-Mittel für 2005 zu Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland, die in der Sportförderung mit Ländern der 3. Welt federführende Organisation des deutschen Sports, wird auch im Jahr 2005 in bewährter Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, dem Deutschen Sportbund und den Spitzenverbänden zahlreiche Projekte in Ländern der Dritten Welt durchführen. Dies ergab eine Sitzung des Interministeriellen Ausschusses (IMA) aus Vertretern von Auswärtigem Amt, BMI, Bundesverwaltungsamt sowie Repräsentanten von NOK, DSB, DFB, DLV, GTZ und Uni Leipzig Anfang Dezember 2004 in Berlin. Das Auswärtige Amt stellt im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik im Jahr 2005 2,755 Millionen Euro zur Verfügung, was nach einer Steigerung um 250.000 Euro im Haushalt 2004 dem Etat des Jahres 2003 entspricht. Ein großer Teil Welche nächsten Schritte sind für die teilnehmenden Länder als Vorbereitung für das UNO-Jahr wichtig? OGI: Der erste Schritt ist die Bildung nationaler Komitees. In einem zweiten Schritt des Geldes fließt in Kurz- und Langzeitprojekte in Afrika, Lateinamerika und Asien. Zu befürchtende Mittelkürzungen in den Folgejahren scheinen eine erste Tendenz zu künftig weniger Langzeitprojekten aufzuzeigen. Das NOK wies diesbezüglich auf die Bedeutung der Langzeitprojekte für strukturbildende Arbeit und nachhaltige Förderung hin und wird nicht müde werden, um dieses wichtige Instrument dieses Programmes zu kämpfen. Neben. Sportgerätespenden und Fortbildungen ausländischer Trainer an den Trainerschulden des Deutschen Fußball-Bundes, des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und der Universität Leipzig werden aus IMA-Mitteln auch Maßnahmen anlässlich der 40-jährigen deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen durchgeführt. Völkerverbindend: Eintwicklungshilfeprojekte des NOK leisten seit 1960 Beiträge zum Frieden. Foto: Lars Isecke Zu einer kurzfristig möglich gewordenen Maßnahme brach Björn Wangemann von seinem derzeitigen Aufenthaltsort im Rahmen des Langzeitprojekts Uruguay (Montevideo) nach Bolivien auf. Dort richtete er sich vom 14. Januar an zwei Standorten im Landesinneren Oruro und Tarija in jeweils über 4.000 m Höhe bis zum 4. Februar an Sportlehrer, Trainer, Jugendleiter und Eltern, um sie über "Neue Wege in der Kinder- und Jugendleichtathletik" zu informieren. Darüber hinaus sind Gespräche mit dem Präsidenten des bolivianischen Leichtathletik-Verbandes und dem Deutschen Botschafter in La Paz vorgesehen. Das Vorhaben knüpft an zwei Langzeitprojekte an, die in der Vergangenheit in Bolivien durchgeführt wurden und die wesentlich zum heutigen Entwicklungsstand der Sportart beigetragen haben. Wangemann unterstützte die Zielgruppen bei seinem einmonatigen Aufenthalt auch bei der Herstellung von einfachen LeichtathletikGeräten aus Abfallprodukten wie gebrauchten Fahrradreifen, Kartons, Plastikflaschen usw. Zum Abschluss fanden gemeinsame Leichtathletik-Events statt. Björn Wangemann war über 17 Jahre hinweg Entwicklungshilfe-Direktor des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) und hat zahlreiche Projekte für das NOK und den DLV durchgeführt. 57 Am 16. Januar reiste Fußball-Experte Klaus Stärk (51) nach Kasachstan. Stärk stammt aus dem schwäbischen Dauchingen und zwar zuletzt für NOK und DFB in Afghanis- schafter, Pius Fischer. Mit Anja Fredrich und Kevan Naylor befinden sich derzeit zwei Deutsche als NOK-Berater in Phnom Penh, wo kürzlich im Nationalen RehabilitationsZentrum ein grundsanierter Sportkomplex wiedereröffnet wurde. Dass auch Kurzzeitprojekte nachhaltig wirken können, machte die vorweihnachtliche Stippvisite von Holger Obermann beim Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland deutlich. Der langjährige NOKExperte, Fußballlehrer und frühere ARDFernsehjournalist kam mit 50 nagelneuen Fußbällen im Gepäck. Bestimmungsort: Cherikat in Afghanistan (Provinz Parwan). Lizenzen: Botschafter Fischer überreichte in Dort hatte Obermann im Jahr 2003 gemeinPhnom Penh NOK-Ausbildungszertifikate sam mit dem heutigen NOK-AfghanistanEntsandten und afghanischen Ex-Nationaltan und Südafrika tätig. Bereits im Dezemspieler Ali Askar Lali ein Strassenfußballprober 2003 hatte er einen Fortbildungskurs für jekt ins Leben gerufen. Mittlerweile trainie40 Fußball-Lehrer in Almaty, der Hauptstadt ren dort rund 400 Kinder und Jugendliche, Kasachstans geleitet. Der aktuelle Kurs, zu viele elternlos oder aus ärmsten Verhältnisdem das NOK Klaus Stärk wieder in enger sen. Obermann kann die Bälle dank der Abstimmung mit dem DFB entsandte, Unterstützung des Fußballbundesligisten richtete sich an Nachwuchstrainer, die mit Eintracht Frankfurt und von UNICEF ins Jugendnationalmannschaften und Auswahl- Rollen bringen. Einer privaten Initiative teams arbeiten. An ihm nahmen etwa 29 verdankt das deutsche Projekt zum Wiederaufbau des Fußballs in Afghanistan eine weitere Ballspende. Timo Tönges (Niederelbert), ehemaliger Mitarbeiter des Projekts, der diesem auch seine sportwissenschaftliche Examensarbeit widmete, hat für sein Engagement im familiärem Umkreis so viel Resonanz erzielt, dass seine Runde Sache: Afghanische Kinder freuen in Kabul über deutsche Eltern angesichts Fußbälle. Foto: Holger Obermann einer Jubiläumsfeier auf Geschenke Fußball-Lehrer teil. Er vermittelte moderne verzichteten und um Geldspenden für das Trainingsmethoden in Abwehr und Angriff Projekt baten. Die für die gesammelten und beinhaltete auch das Torwarttraining. 1.000 Euro der Familie gekauften Bälle nahm Ali Askar Lali, der das Projekt im Jahr Unterdessen berichtete der General-Sekretär 2003 zusammen mit dem NOK-Auslandsexder Kambodschanischen Volleyball-Liga der perten Holger Obermann aufgenommen Behinderten, Christopher Minko, in einem hatte, dankbar in Kabul entgegen. aktuellen Schreiben an das NOK von wichtigen Impulsen des deutschen EntwicklungsEinen Scheck des Nationalen Olympischen hilfe-Programmes in Phnom Penh und Komitees (NOK) für Deutschland in Höhe übermittelte Bilder von der Übergabe von von 20.000 Euro hat der deutsche BotschafAusbildungszertifikaten an Trainer und ter im Iran, von Maltzahn am 7. Dezember Übungsleiter durch den deutschen Bot2004 an den Präsidenten des iranischen 58 NOK übergeben. Die Mittel sind für den Wiederaufbau von Sportstätten in der iranischen Region Bam bestimmt, die vor genau einem Jahr von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht worden war. Wie die deutsche Botschaft in Teheran mitteilt fand die Scheck-Übergabe im Beisein zahlreicher Medienvertreter statt. Der Präsident des iranischen NOK bedankte sich bei dem von freundlicher Atmosphäre geprägten Treffen beim deutschen NOK und hob die gute gegenseitige Zusammenarbeit hervor. Bereits am 22.11. hatte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach die Spende angekündigt und erklärt, damit einen kleinen Beitrag zur Rekonstruktion von Sportanlagen leisten zu wollen. Horst Kriete (60) , Fußball-Experte aus Lotte (Niedersachsen) war bereits im Dezember im Rahmen eines Fußball-Langzeitprojektes nach China aufgebrochen. Dort unterstützt er den Auf- und Ausbau des Fußballsports auf regionaler Ebene und Verbandsebene. Sein besonderes Augenmerk lag auf der Jugendarbeit sowie der Aus- und Fortbildung von Trainern, Übungsleitern und Schiedsrichtern. Darüber hinaus wird er Lehrmaterial erarbeiten und ein Instrumentarium zur Sichtung und Förderung des Fußball-Nachwuchses entwickeln. Auch die Planung, Organisation und Durchführung von Meisterschaften auf vielen Ebenen zählt neben der Betreuung von National-Kadern zu den Vorhaben. Kriete ist im Besitz der DFB-Fußball-Lehrer-Lizenz und hat seit 1979 umfassende Erfahrungen in der Entwicklungshilfe im Sport gesammelt. Dabei war er, unter anderem auch als FIFAInstruktur in 23 verschiedenen asiatischen, Spender: NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach freute sich über einen Scheck an das iranische NOK. Foto: Getty afrikanischen und zentralamerikanischen Ländern tätig. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt finanziert und vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund koordiniert. fehlenden Sportanlagen wurde eine Gesamtkonzeption für die Region mit allen Beteiligten erstellt. Klaus Blessing zeigte eine Bilddokumentation von dieser Reise und erläutert die praktische Arbeit in der Konfliktprävention. Spiel und Sport als Chance der Konfliktprävention im Grenzgebiet Südserbien, Kosovo, Mazedonien und Albanien waren Gegenstand eines Vortrags des NOK-Entwicklungsexperten Klaus Blessing am 24. Januar 2005 in den Frankfurter Römerhallen. Die Veranstaltung war Teil der Ausstellung "Frieden braucht Fachleute", die bis zum 29. Januar 2005 im Frankfurter Römer gastierte. Zusammen mit der Friedensfachkraft Branca Jovanovic hat Blessing eine Kooperation aufgebaut und im November 20054 die Region Bujanovac im Grenzgebiet in Südserbien besucht. Es konnten bereits albanisch-serbisch übersetzte Spiel- und Sportanleitungen und Texte zur olympischen Erziehung für Schulen und Jugendzentren erstellt und übergeben werden. Es wurde vereinbart, die entsprechenden Themen wie Fairness, Frieden und Völkerverständigung zu vertiefen und im Mai 2005 "Schülerolympiaden" durchzuführen. Für die überall Prof. Dr. Dietmar Schmidtbleicher (55), Lehrstuhlinhaber an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main hat im Februar 2005 eine begleitende Kurzzeitmaßnahme zum Leichtathletik-Langzeitprojekt des deutschen Experten Günter Lange in Nepal durchgeführt. Dabei ging es um die Vermittlung von Erkenntnissen zum modernen Krafttraining. Die Maßnahme erfolgte zur Förderung von Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik aus Mitteln des Auswärtigen Amtes. Unter anderem wurde von Schmidtbleicher im Rahmen dieses Projekts in Kathmandu in einem nationalen Trainingszentrum mit Hilfe einer deutschen Gerätespende ein kompletter Kraftraum eingerichtet. Im Rahmen mehrtägiger workshops sprach Prof. Dr. Schmidbleicher zudem unter anderem zum muskulären System, zu kraftlimitierenden Faktoren, zur Physiologie der Kraft, Trainingsmitteln und - methoden, neuronale Adaptation, Risken und Prävention, Dysbalancen, komplexem Training, Periodisierung, etc. Prof. Dr. Schmidtbleicher hat sich in ca. 250 Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Zeitschriften, darunter mehreren Büchern und rund 300 Vortragspublikationen als Experte für Trainings- und Bewegungswissenschaft ausgewiesen. Seit 1991 ist er Inhaber des Lehrstuhls für den gleichnamigen Arbeitsbereich an der JohannWolfgang Goethe-Universität Frankfurt. NOK unterstützt World Games 2005 Auf der NOK-Präsidiumssitzung am 27.01.2005 unterstrich NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank die enge Kooperation des NOK mit den Organisatoren der World Games 2005 in Duisburg. Die Notwendigkeit ergebe sich unter anderem auch aus der Schirmherrschaft des IOC für diese Veranstaltung, sagte Schwank. IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge hatte die NOKs Ende des Hilfe des deutschen Sports für Menschen in Not Geemeinsame Entschließung der Präsidien von DSB und NOK zur Flutkatastrophe in Süd-Ost-Asien (Januar 2005) Die Präsidien des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland sind zutiefst erschüttert über die Folgen des verheerenden Seebebens in Südostasien, das unzählige Menschenleben gekostet und die Infrastruktur in vielen Regionen zerstört hat. Die Präsidien zeigen sich zugleich beeindruckt von der außergewöhnlichen weltweiten Hilfsbereitschaft und unterstreichen, dass auch der deutsche Sport seinen Beitrag dazu leisten will, den betroffenen Menschen und Ländern beim Wiederaufbau, besonders im sportlichen Bereich, zu helfen. Sie sind der Ansicht, dass der Sport durch seine vielfältigen Möglichkeiten der Begegnung und Zusammenarbeit zur Rückgewinnung der Lebensfreude sowie zur Überwindung von Perspektivlosigkeit beitragen kann. Mit Blick auf die langfristige Hilfe gilt es, die Initiativen und Aktionen des Sports unter Feder führung von DSB und NOK zu bündeln. Mit Schreiben vom 11. Januar wurde dem Bundeskanzler die Bereitschaft des Sports, sich an dem Wiederaufbau in der betroffenen Region zu beteiligen, bereits mitgeteilt. Konkret werden folgende Maßnahmen der Unterstützung vorgeschlagen: 1. DSB und NOK fördern alle Initiativen in den verschiedenen sportlichen Bereichen, auch von Vereinen und Verbänden, ideell, insbesondere durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit. 2. NOK und DSB sind der Auffassung, dass Maßnahmen im UNO-Jahr des Sports 2005 in den Dienst der Hilfe für die Flutopfer bzw. für den Wiederaufbau der sportlichen Infrastruktur gestellt werden können. 3. Das NOK intensiviert die Kontakte zu den Nationalen Olympischen Komitees der betroffenen Länder und ermittelt in Abstimmung mit Experten konkrete Hilfsmaßnahmen. 4. DSB und NOK werden die internationalen Weltorganisationen des Breitensports dazu nutzen, konkrete Hilfsmöglichkeiten im sportlichen Bereich zu ermitteln. 5. NOK und DSB werden die Stiftung Deutsche Sporthilfe bei der Vermittlung von Patenschaften unterstützen, die für betroffene Sportlerinnen und Sportler aus den Gebieten der Flutkatastrophe bis zu den Olympischen und Paralympischen Spielen in Peking übernommen werden sollen. 6. Die Deutsche Sportjugend wird die Übernahme von Patenschaften initiieren, die insbesondere den Aufbau von Einrichtungen zur Betreuung von Kindern, die durch die Flutkatastrophe selbst zu Schaden gekommen sind oder ihre Eltern verloren haben, nachhaltig unterstützen. 59 Für alle ein Gewinn: Allwin, das Logo der World-Games 2005. Foto: World Games Jahres 2004 zur Mitwirkung aufgefordert. Adidas stattet das deutsche World Games Team aufgrund einer Initiative von NOKPräsident Dr. Steinbach mit Mannschaftskleidung aus. Ferner plant das NOK einen Empfang für IOC-Mitglieder, die die Veranstaltung besuchen, berate die Organisatoren bei Protokollfragen und sei Mitorganisator eines wissenschaftlichen Symposiums. Internationaler Kongress "Women and Leadership" Die jüngste Erfolgsmeldung wurde in der aktuellen Dokumentation "Frauen tun dem Sport gut", die der deutsche Sport auf dem Kongress "Frauen an die Spitze" (9.11.12.2004) in Berlin vorgestellt hat, nicht mehr berücksichtigt: Im Ende November 2004 neu gewählten Präsidium des Deutschen Turnerbundes gibt es erstmals in der Geschichte des DTB mehr Frauen als Männer im Führungsgremium des von fast 70 Prozent weiblichen Mitgliedern dominierten Verbandes. Die Statistik belegt darüber hinaus, dass der vom IOC angestrebte Mindestanteil von 25% Frauen in Führungspositionen bislang nur von einem verschwindend geringen Teil der Sportorganisationen erreicht wird. Ein Aktionsbündnis zur Steigerung des Frauenanteils in den Führungspositionen des Sports" existierte von August 2001 bis Dezembr 2004. Das Gesamtprojekt unter der Federführung von Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper (Freie Universität Berlin) und Prof. Dr. Dr. Gertrud Pfister (Universität Kopenhagen) wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Ein Wissenschafts-Teil war an die Freie Universität Berlin angegliedert, der Praxis-Teil war bis April 2003 beim Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland (NOK) verankert. Seit Dezember 2003 wurde er in Kooperation mit dem Deutschen Sportbund fortgeführt. Dabei wurden und Verbände bei Maßnahmen zur Personalentwicklung von Frauen auf der Führungsebene des Sports beraten und unterstützt. Darunter sind Programme wie z.B. Mentoring, Coaching oder Netzwerkbildung zu verstehen. Dokumentation und Werkheft "Frauen tun dem Sport gut" können bestellt werden im Haus des deutschen Sports, Tel.: 069/67000, Fax: 069/674095. Über Projekt und Aktionsbündnis Frauen an die Spitze gibt auch die Homepage: http://www.femtotop.de Auskunft. Internationale Workshops für Sportentwicklung Ein internationaler Workshop für Sport und Entwicklung fand am 15. und 16.12.2004 im Hauptquartier der Vereinten Nationen in Genf statt. Im Rahmen der feierlichen Eröffnung präsentierten IOC-Vizepräsidentin Gunilla Lindberg, Adolf Ogi, Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Fragen von Sport, Entwicklung und Frieden sowie Bruce Jenks, stellvertretender Direktor für Ressourcen und Strategische Partnerschaften des UN-Entwicklungsprogrammes (UNDP) beispielhafte Projekte zum Beitrag des Sports für gesellschaftliche Entwicklung. "Um unsere langfristigen Entwicklungsziele zu erreichen sind umfassende Anstrengungen notwendig, nicht allein von Regierungen, sondern auch von der Gesamtgesellschaft und letztlich von jedem von uns", sagte UNDP-Sprecher Mark Malloch Brown. "Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen blickt voller Zuversicht auf die Netzwerke der Nationalen Olympischen Komitees und glaubt, dass sie eine außerordentlich positive Dynamik für das Erreichen der Entwicklungsziele entfalten werden." "Sport vermittelt Werte und seine Fähigkeit, soziale, kulturelle und religiöse Brücken zu überwinden ist essentiell, um die gesetzten Entwicklungsziele zu erreichen. Sport ist darüber hinaus ein ganz entscheidender Faktor bei der Mobilisierung von Menschen", betonte der ehemalige Schweizer Präsident und UN-Sonderberater Adolf Ogi. Überzahl: DTB-Präsident Rainer Brechtken (5. von rechts) freut sich über die Zusammensetzung des neugewählten DTB-Präsidiums, dem mehr Frauen als Männer angehören. Foto: DTB 60 IOC-Vizepräsidentin Gunilla Linderberg unterstrich die Bedeutung des Sports als wesentlicher Bestandteil einer Zivilgesellschaft, der die soziale und ökonomische Entwicklung sowohl beeinflusse als auch von ihr abhängig sei. "Lassen Sie mich heute erneut die Bereitschaft des IOC bestätigen, durch seine Kernkompetenz, den Sport, einen Beitrag zur langfristigen Entwicklung zu leisten." Deutschland war Mitveranstalter und stellte exemplarisch Entwicklungshilfeprojekte vor. Auch an der Evangelischen Akademie Bad Boll fand vom 13.-15. Februar 2005 ein Internationales Forum zu Fragen von Sport und Entwicklung statt. Zu den Organisatoren der Veranstaltung "Sport und Entwicklung - Ökonomie, Kultur und Ethik zählten neben der Evangelischen Akademie der Weltrat für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE) sowie die Schweizer Akademie für Entwicklung. Das NOK für "2005 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung erklärt. In diesem Licht will die Akademie in Bad Boll und ICSSPE den bei einer Entwicklungskonferenz im Februar 2003 in Magglingen initiierten Diskussionsprozess in Gang halten und die weltweite Rolle des Sports unter Hinzuziehung ethischer Besonderheiten reflektieren", verlautbarten die Veranstalter. Zur Eröff- nung sprach auch hier UN-Sonderberater Adolf Ogi. Für das NOK-Präsidium referierte Rainer Brechtken. Die Keynotes kamen von Aneesa Al Hitmi (NOK Qatar) zum Einfluss des globalen Sports auf die lokale Entwicklung, Prof. Joseph Maguiere (Loughborough Universität) zu ökonomischen Aspekten der Entwicklung durch Sport und Prof. Dr. Roland Renson (Universität Leuven, Belgien) zu kulturellen Aspekten der Entwicklung durch Sport. AUSSCHREIBUNG DER 7. LEHRERFORTBILDUNGSVERANSTALTUNG IN OLYMPIA/GRIECHENLAND Sehr geehrte Damen und Herren, wir unterrichten Sie hiermit über die Ausschreibung für die 7. Lehrerfortbildungsveranstaltung des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) in Olympia, Griechenland. Das NOK für Deutschland hat sich in den letzten Jahren zunehmend für die Verbreitung des olympischen Gedankens in der Erziehungs- und Bildungsarbeit eingesetzt. Die bisherigen sechs Lehrerfortbildungsveranstaltungen im Zeitraum von 1991 - 2003 in Olympia offenbarten das große Interesse der Schulen an dieser Thematik sowie die vielfältigen Möglichkeiten ihrer unterrichtlichen Umsetzung, und zwar nicht nur im Sportunterricht, sondern auch in den Fächern Geschichte, Deutsch, Sozialkunde, Religion/Ethik, Kunst und den alten Sprachen. Eine große Zahl von Rückmeldungen über Unterrichtsaktivitäten von der Einzelstunde bis hin zur fächerübergreifenden Projektwoche belegt dies. Das NOK plant daher erneut, eine einwöchige Lehrerfortbildung vom 10. bis 18. September 2005 in der Internationalen Olympischen Akademie (IOA) in Olympia/Griechenland durchzuführen. Das Thema lautet: "OLYMPISCHE ERZIEHUNG IN DER SCHULE - ERZIEHUNG ZU FAIRPLAY, LEISTUNG UND GEGENSEITIGER ACHTUNG" Wir verbinden mit dem Studienaufenthalt in Olympia folgende Zielsetzungen: Auseinandersetzung mit der Olympischen Idee - Die historische Entwicklung - Die pädagogische Dimension - Olympische Spiele heute - Probleme und Chancen Erfahrungsaustausch zur olympischen Erziehung in verschiedenen Ländern der Europäischen Union: - Fairplay- und Werteerziehung im europäischen Kontext - Nationale Programme und Aktivitäten Erarbeitung, Vorstellung, Erprobung praktischer Unterrichtsmöglichkeiten für alle Schularten zu den Themen: - Werteerziehung, Fairplay-Erziehung 61 - Erziehung zu Leistungsbereitschaft und Könnensbewusstsein - Schülerolympiaden / Olympische Spielfeste - Erfahrungsaustausch / Ideenbörse Kennenlernen von Kult und Agonistik im antiken Griechenland: - Die Panhellenischen Spiele in Nemea, Isthmia, Olympia und Delphi - Der kulturgeschichtliche Ursprung und Hintergrund antiker Sportwettkämpfe - Archäologische Stätten und Museen in Athen, Mykene, Nemea, Epidauros, Isthmia, Olympia und Delphi. 75 Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten mit Sportfakultas oder anderen schulsportlichen Erfahrungen können an dem Studienaufenthalt in Olympia teilnehmen. Dazu werden Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern der Europäischen Union eingeladen. Unter Beachtung eines der Größe der Bundesländer entsprechenden Verteilerschlüssels werden Bewerber/innen aller Bundesländer berücksichtigt. Sofern mehr Anmeldungen als Teilnehmerplätze vorliegen, entscheidet das Kuratorium Olympische Akademie und Olympische Erziehung des NOK über die Vergabe der Plätze. Von den Teilnehmern/innen erwarten wir: - Interesse an der Entwicklung der Olympischen Bewegung und ihrer erzieherischen Möglichkeiten - Bereitschaft zur gezielten Vorbereitung auf den Studienaufenthalt und zur aktiven Mitarbeit während der Zeit in Griechenland - Bereitschaft, über eigene Unterrichtserfahrungen zu berichten - Bereitschaft, sich auch an sportpraktischen Programmpunkten des Seminars zu beteiligen - Bereitschaft zur Integration der Prinzipien der olympischen Erziehung in den Unterrichtsalltag - Bereitschaft zur Durchführung olympiabezogener Aktivitäten im weiteren Rahmen der Schule (Projektwochen, Diskussionsveranstaltungen, Olympiatag, Fairplay-Wettbewerbe etc.) Hinsichtlich der organisatorischen Rahmenbedingungen für diese Veranstaltung möchten wir Ihnen mitteilen, dass die Hin- und Rückreise mit der Deutschen Lufthansa erfolgt. Für die Transfers innerhalb von Griechenland stehen komfortable Reisebusse zur Verfügung, die Unterbringung erfolgt in 2-Bett-Zimmern. Die Kosten für den Flug, die Unterbringung und Verpflegung in Griechenland, örtliche Transfers sowie alle weiteren im Programm ange-gebenen Leistungen betragen EURO 1.150,--, wozu das NOK einen Zuschuss von EURO 400,-- gewährt. Von den Teilnehmern/innen ist ein Eigenanteil von Euro 750,-- pro Person zu entrichten, der in der Regel steuerlich geltend gemacht werden kann. Anmeldungen nimmt das NOK für Deutschland bis zum 29. April 2005 entgegen (Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt am Main oder per Fax-Nr.: 069/6771229 bzw. E-mail: bueble@nok.de). Besonderer Hinweis: Wenn Sie an der Lehrerfortbildungsveranstaltung interessiert sind, wenden Sie sich bitte neben der Schulleitung auch an die zuständige Schulbehörde, bzw. an das zuständige Lehrerfortbildungsinstitut, damit Dienstbefreiung für die Veranstaltung und eventuell auch ein im Rahmen der Haushaltsmittel möglicher Zuschuss gewährt werden können. Bei Bedarf erteilt das NOK für Deutschland gerne weitere Auskünfte über diese Veranstaltung (Achim Bueble, Telefon-Nr.: 069/6700231, E-Mail: bueble@nok.de). NATIONALES OLYMPISCHES KOMITEE für Deutschland - Kuratorium Olympische Akademie & Olympische Erziehung - Frankfurt/Main, im Dezember 2004 62 63 Nachrichten des DOI Am Kleinen Wannsee: Elfeinhalb Berliner Jahre Nach elfeinhalb Jahren ist ein gewisser Wehmut nachvollziehbar, zumal der Aufbruch zu neuen Ufern nicht ganz freiwillig erfolgte. Vielmehr war es die Macht des Faktischen, die den Umzug des Deutschen Olympischen Instituts (DOI) vom Kleinen Wannsee an den Main unvermeindlich erscheinen ließ. fünfziger Jahre fixiert, dann immer wieder einmal aufgegriffen worden, bis sie im Vorund Umfeld des 11. Olympischen Kongresses, 1981 in Baden-Baden, Kontur annahm. Treibende Kraft war NOK-Präsident Willi Daume, der in seiner Verantwortung für die Durchführung des Kongresses die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Beschäftigung mit aktuellen und übergreifenden Fragen des olympischen Sports erkannt hatte, um damit auch einer in IOC-Charta und NOKSatzung verankerten Verpflichtung nachzukommen. Am alten Standort war das Institut auf Dauer aus eigener Kraft nicht mehr funktionsfähig, nachdem das Land Berlin seine Die Vorbereitung wurde einer Arbeitsgruppe unter der Federführung August Kirschs, NOK-Vizepräsident und Direktor des Bun- als Studien- und Begegnungs-, Forschungsund Informationszentrum aufnehmen konnte. Die feierliche Eröffnung fand, nicht zufällig, am 24. Mai 1993 statt - es war der achtzigste Geburtstag Willi Daumes. Weil sich den üblichen Anlaufschwierigkeiten auch einige hausgemachte Probleme zur Seite stellten, war die Startphase von einigen Misshelligkeiten getrübt, doch ist zu betonen, dass die hochgesteckten Ziele des Instituts auch deswegen nicht immer vollumfänglich realisiert werden konnten, weil bezüglich der Ausstattung zwischen Soll und Ist von allem Anfang an eine signifikante, im Laufe der Jahre stets größer werdende Diskrepanz bestand. Vor diesem Hintergrund kann sich die Bilanz der Berliner Jahre freilich sehr wohl sehen lassen. Unter der Führung des Gründungsdirektors Prof. Dr. Herbert Haag beziehungsweise der ihm folgenden Wissenschaftlichen Leiter Dr. Sven Güldenpfennig und, seit April 2002, Dr. Andreas Höfer sowie, seit August 1996, des Geschäftsführers Dieter Krickow wurde ein beachtliches Pensum geleistet, etwa eine Fülle von Veranstaltungen durchgeführt, deren Ergebnisse sich seit 1997 in den Jahrbüchern des Instituts oder speziellen Tagungsberichten dokumentiert finden. Förderung zunächst über Jahre schleichend, dann mit Wirkung vom 1. Januar 2003 gänzlich eingestellt hatte. Damit hatte man sich einer selbst auferlegten Pflicht entzogen, denn Ende der achtziger Jahre war die Wahl nicht nur aus sportpolitischen Gründen, sondern auch aufgrund fester finanzieller Zusagen auf die Hauptstadt als Sitz des DOI gefallen. Die Idee zur Schaffung einer entsprechenden Einrichtung war erstmals Anfang der 64 desinstituts für Sportwissenschaft, überantwortet, die sich alsbald allerdings mit einer ungeahnten Fülle von Fragen und Problemen konfrontiert sah. Nach einem langwierigen Klärungsprozess erfolgte im November 1988 der entsprechende Beschluss der NOKMitgliederversammlung, zwei Jahre später die Gründung des "Vereins Deutsches Olympisches Institut". Weitere zweieinhalb Jahre sollten vergehen, bis die neue Einrichtung in einem zweckgerecht umgebauten Gebäude am Kleinen Wannsee ihre Arbeit Aus der Vielzahl der Themen und Titel seien nur die folgenden genannt: "Gibt es eine eigene Ethik des olympischen Sports?", "Wie unparteiisch sind die Unparteiischen", "Friedenserziehung durch Sport", "Was verdienen Spitzensportler", "Erinnerungskultur im deutschen Sport". Mehrfach organisierte das DOI auch den Neujahrsempfang des NOK für Deutschland, wobei von Jacques Rogge über Bischof Wolfgang Huber bis Otto Schily hochkarätige Gäste begrüßt werden konnten. Dass auch die Mitglieder regen Gebrauch vom DOI machten und etwa zahlreiche Sitzungen, Tagungen und Workshops am Kleinen Wannsee durchführten, war ebenso dem stets hervorragenden Service wie dem anregenden Ambiente und nicht zuletzt der Möglichkeit geschuldet, vor Ort auch übernachten zu können und bewirtet zu werden. Diesen speziellen Service wird das DOI in Zukunft nicht mehr bieten können, doch dürfen die Mitglieder sowie die übrigen Partner aus dem Bereich des Sports versichert sein, dass das Institut auch am neuen Standort seine satzungsgemäßen Aufgaben und Ziele mit größtem Engagement verfol- 10 Jahre DOI, 90 Jahre Willi Daume: NOK-Präsident Steinbach eröffnet das Symposium „Olympische Dimensionen“. gen wird. Im übrigen bietet die Sportart Frankfurt, in dessen Zentrum, der OttoFleck-Schneise, das DOI sein neues Domizil gefunden hat, und die dadurch gegebene räumliche Nähe zu NOK und DSB sowie den übrigen Verbänden und Einrichtungen neue Chancen und Herausforderungen, die einen gesunden Optimismus gerechtfertigt erscheinen lassen. Im Haus des Sports: Neustart in Frankfurt dass allein die mehr als 6000 Bände der Bibliothek einem Volumen von etwa 300 Kartons entsprechen, lässt sich der Gesamtaufwand der Umsiedlung ermessen. Hinzu kamen umfangreiche Archivbestände, Mobiliar und technische Ausrüstung. Auch wenn, schon aus Platzgründen, erhebliche Teile des Interieurs in Berlin verbleiben mussten, ist die Funktionsfähigkeit des Instituts am neuen Standort inzwischen gewährleistet. Schließlich wurde im Erdgeschoß ein ganzer Flur freigemacht, der den Mitarbeitern sowie dem umfangreichen Bücher- und Aktenbestand hinreichend Raum bietet. Von Vorteil ist auch, dass die im Haus des Sports vorhandenen Tagungsräume für Aktivitäten des DOI genutzt werden können. Im übrigen ist ohnehin daran gedacht, größere Veranstaltungen, ihrem jeweiligen Thema und Charakter entsprechend, in geeigneten Räumlichkeiten der Stadt durchzuführen, wobei sich der Aktionsradius des Instituts keineswegs auf den Frankfurter Raum beschränkt. Wie in der Vergangenheit werden die Verantwortlichen auch am neuen Ort bemüht sein, für einzelne Projekte geeignete Partner zu finden. Entsprechend positive Erfahrung hat man bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele von Athen gemacht, als das Institut mit einer hochkarätigen Präsentation der Olympischen Hymnen eine erste Visitenkarte am Main abgab und mit Hilfe der Wirtschaftsinitiative Metropolitana ein im Frankfurter Westhafen angesiedelter Förderer gewonnen werden konnte. Mehr als hilfreich ist zudem die Unterstützung, die das Land Hessen nicht nur zugesagt, sondern im Geschäftsjahr 2004 bereits gewährt hat. So wurden vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst Mittel für ein Forschungsprojekt bewilligt, das die Sichtung und Dokumentation eines umfangreichen Bestandes aus dem Archiv Willi Daumes zum Ziel hat, während das Ministerium des Innern und für Sport in erheblichem Maße zu einer Deckung des Haushalts beiträgt. Der wichtigste Partner ist und bleibt aber das NOK für Deutschland, mit dem das DOI seit jeher aufs Engste verbunden ist und nun, schon aufgrund der räumlichen Nähe, noch effektiver kooperieren wird. In Arbeit ist etwa eine profilierte, gemeinsam verantwortete Veranstaltungsreihe, über deren Zuschnitt in Kürze berichtet werden wird. Dies gilt auch für das weitere Programm des DOI, das etwa eine perspektivisch angelegte Bilanzierung der Spiele von Athen oder eine grundlegende Diskussion zur Bedeutung des Leistungsgedankens in Sport und Gesellschaft vorsieht. Nicht zuletzt aber wird das DOI auch in Frankfurt seine Aufgabe als Informationsund Servicecenter wahrnehmen. So steht die Bibliothek jedem Interessenten, insbesondere Fachkollegen, Studierenden und Journalisten offen, und auch Anfragen aus dem weit gefächerten olympischen Themenbereich sind jederzeit willkommen. Am 10. Februar stellte sich das DOI den Anrainern der Otto-Fleck-Schneise als neuer Partner im Haus des Sports vor. Nach einer Begrüßung durch den Generalsekretär des NOK für Deutschland, Bernhard Schwank, stelle Prof. Ommo Grupe in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Direktoriums den zahlreich erschienen Gästen die Aufgaben und Ziele des Instituts vor. Zugleich warb er um eine wohlwollende Aufnahme und Unterstützung der Mitarbeiter. Der Wissenschaftliche Leiter, Dr. Andreas Höfer, hatte bereits im Oktober vergangenen Jahres seinen Arbeitsplatz von Berlin nach Frankfurt verlegt, um den Neustart des Instituts vor Ort zu koordinieren, während Geschäftsführer Dieter Krickow den Auszug in Berlin beaufsichtigte. Wenn man weiß, Ein neues Aushängeschild in Frankfurt: Prof. Dr. Ommo Grupe, Dr. Andreas Höfer, Prof. Walther Tröger. Copyright: FAZ 65 Zapfenstreich in Berlin: Das DOI verabschiedet sich mit einer Matinee "Kann man eine Idee zerstören? Man kann gewiss dem Inhalt und der Gestalt Schaden zufügen, aber die Idee bleibt wohl. Es ist wichtig, dass diese Idee fortbesteht, die wir vor zwölf Jahren in dieses Haus eingebracht haben." Mit diesen Worten begrüßte der lung des internationalen Sports der beiden vergangenen Jahrzehnte, um dabei einige nachdenkliche und durchaus kritische Positionen zu vertreten. Dem Anlass entsprechend stand die Veranstaltung aber naturgemäß im Zeichen des Abschieds. So lenkten auch die Ausführungen des Vorsitzenden des Direktoriums, Prof. Ommo Grupe, den Blick auf das Gewesene. Ohne die zuletzt schwierige Situation zu beschönigen, hob er Leistungen des Instituts hervor und verwies dabei unter anderem haben, danke ich sehr herzlich. Wir haben viel in dieses Haus investiert, finanzielle Aufwendungen, Arbeit und Einsatz, Atmosphäre und Geist. Möge es den künftigen Bewohnern nützen." In dem Bewusstsein, dass nun - der Senat hatte die Liegenschaft am Kleinen Wannsee inzwischen an einen privaten Käufer veräußert - auch der letzte Koffer in Berlin gepackt werden muss, ergriff die Anwesenden beim abschließenden Imbiss doch eine melancholische Stimmung. Als dann Wolfgang Behrendt, Box-Olympiasieger von 1956 und häufiger Gast im DOI, mit seiner Trompete den "Zapfenstreich" blies, wurde vielleicht sogar manche Träne verdrückt. Servicecenter DOI: Die Bibliothek Ein letzter Vortrag am Kleinen Wannsee: Dr. Roland Baar. Ehrenpräsident des NOK für Deutschland, Prof. Walther Tröger, die Teilnehmer der Abschiedsveranstaltung des DOI am 19. Dezember 2004 in Berlin. "Wir verlieren etwas, wir wollen das nicht bestreiten. Dieses Haus war ja nicht nur Hülle, mit seinem Genius loci hat es Atmosphäre und Geborgenheit vermittelt und die Verwirklichung unserer Vorstellungen mitgestaltet. Viele von Ihnen haben das über die Jahre miterlebt und genossen." Ein letztes Mal hatte das DOI in seine Räumlichkeiten am Kleinen Wannsee geladen, und viele derjenigen, die das Institut in den vergangenen Jahren kritisch begleitet und gefördert haben, waren gerne erschienen, zumal mit Dr. Roland Baar ein prominenter und profilierter Referent angekündet war. In seinen Ausführungen unter dem Titel "Olympische Zeitenwende" reflektierte er auf der Grundlage seiner Erfahrungen als IOC-Mitglied die Entwick- 66 auf gut 400 Veranstaltungen, das Jahrbuch sowie eine Vielzahl von Publikationen der jeweiligen Wissenschaftlichen Leiter. Wie Tröger erinnerte auch Grupe daran, dass man sich seinerzeit bewusst für Berlin entschieden und auf die zugesagte Förderung verlassen habe. Schon von daher sei der nun erzwungene Weggang schmerzlich, auch wenn die Möglichkeiten, die der neue Standort sowie die Unterstützung seitens des NOK für Deutschland und des Landes Hessen bieten, als eine Chance des DOI zu sehen und zu nutzen sei. Dies war auch der Tenor einer Gesprächsrunde mit den Professoren Grupe, Lämmer, Tröger und Vedder, die allesamt zu den Wegbereitern des Instituts zählten. Walther Tröger, der das Haus im Mai 1993 als frisch gewählter Präsident des NOK eröffnet hatte, fand ganz persönliche Worte: "Allen, die diesem Institut mit hohem Einsatz gedient haben und all denen, die es in vielerlei Hinsicht unterstützt Das Deutsche Olympische Institut versteht sich nicht zuletzt auch als ein Informationsund Servicecenter. Von besonderer Bedeutung ist dabei naturgemäß die Bibliothek, die selbstverständlich auch am neuen Standort allgemein zugänglich ist. Erfreulich ist, dass der ursprünglich circa 6000 Bände umfassende Bestand durch Integration der Bibliothek der Deutschen Olympischen Gesellschaft sowie eines umfänglichen Konvoluts des NOK für Deutschland um mehr als 1000 Titel erweitert werden konnte. Den Themenschwerpunkte des Instituts entsprechend, findet sich insbesondere Literatur zur Olympischen Bewegung, den Olympischen Spielen und zur Olympischen Idee. Darüber hinaus ist auch eine Reihe von Zeitschriften und Nachschlagewerken sowie eine größere Anzahl von Monographien zur Geschichte des Sports im Allgemeinen und ausgewählter Sportarten vorhanden. Natürlich sind auch die vom DOI selbst herausgegebenen Bände wie die Jahrbücher oder die Reihe "DOI-Dokumente" verfügbar. Die Bibliothek steht allen Interessierten grundsätzlich jederzeit offen, wobei eine vorherige Absprache hilfreich ist. Eine Ausleihe ist nur in Ausnahmefällen möglich. Anfragen sind zu richten an Tobias Knoch, Tel. 069/6700396 oder knoch@doi.de. Nachrichten der DOG "Kinder bewegen": Mit Volldampf ins neue Jahr gestartet Hamburger Projektauftakt Mit dem ersten Modellkindergarten in Hamburg startete die Initiative "Kinder bewegen" der Deutschen Olympischen Gesellschaft am 13. Januar ins neue Jahr. Im "Mit dem Traum von Olympia wollen wir Kinder für Sport und Bewegung begeistern - und die Erzieherinnen und Eltern gleich mit", erläuterte Dr. Hans-Joachim Klein. Dazu steht jedem Modellkindergarten ein sportlicher Pate zur Seite. In Hamburg wird dies gleich die komplette FußballbundesligaMannschaft des Hamburger Sportvereins sein. Neben der gesunden Entwicklung der Kinder hat die Deutsche Olympische Gesellschaft auch die soziale Kompetenz im Blick: "Bei alltäglichen sportlich-spielerischen Aktivitäten lernen die Kinder Werte wie Regionaldirektor Horst Tappert. "Deshalb sehen wir uns in der gesellschaftlichen Verantwortung, Kindern bereits vor der Einschulung diese Grundvoraussetzungen zu vermitteln." Die DOG Hamburg hat das Modell mit der Kita vor Ort vorbereitet und wird es für auch betreuen. Olympiasiegerin Christiane Krause-Todd, Vorsitzende der Zweigstelle, freute sich, "dass es in idealer Weise gelungen ist, diese Aktion der DOG in ein olympisches Umfeld einzubinden." Die Integrations-Kita "Alter Teichweg" befindet sich in unmittelbarer Nähe des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein und der Gesamtschule Alter Teichweg, die Partnerschule des Leistungssports ist. Zu den bewegten Zukunftsplänen erklärte der Projektverantwortliche der DOG Hamburg, Norbert Baumann: "Es geht nicht darum, aus Kindern Spitzensportler zu machen, sondern ihren natürlichen Bewegungsdrang zu unterstützen." Dazu werden die Projektpartner zunächst den Bedarf an Sport- und Spielmitteln decken. Nach der fachlichen Qualifizierung des Kindergartenpersonals wird die Zahl der wöchentlichen Bewegungsangebote erhöht. Abwechslung in den Kindergartenalltag sollen Partnerschaften mit Sportvereinen bringen. Unter anderem sind die Kinder ab Februar "Ringen und Raufen" in der ATW-Aula. Neben den Fußballern des Hamburger Sportvereins stehen die Landesunfallkasse Hamburg, die AOK Hamburg und das Forum Spielräume der Universität Hamburg als Partner bereit. Sie wollen gemeinsam Schwung in die Hamburger Integrations-Kita "Alter Teichweg" bringen: O2-Regionaldirektor Horst Tappert, Christiane Krause-Todd, Vorsitzende der DOG Hamburg, DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein, HSV-Maskottchen Hermann der Dino, Kita-Leiterin Petra Daszkowski und Rodolfo Cardoso vom Hamburger Sportverein (von links). Beisein von DOG-Präsident Dr. HansJoachim Klein und 02-Regionaldirektor Horst Tappert als Vertreter des Sponsors wurde die Integrations-Kita "Alter Teichweg" feierlich in das Modellprojekt aufgenommen. Fairness, Teamgeist und Völkerverständigung quasi nebenbei", so Klein. "Motorische Fähigkeiten und Bewegungsfreude sind die Basis der Mobilität, für die unser Unternehmen steht", betonte O2- Mehr Raum zum Toben Für einen besonderen Samstags-Arbeitseinsatz konnte der Karlsruher Kindergarten St. Judas Thaddäus kürzlich mobilisieren. Am 15. Januar packten Erzieherinnen, Eltern und Kids gemeinsam an, um die Bewegungsbaustelle der Einrichtung auf Vordermann zu bringen. Die Karlsruher Einrichtung ist einer von derzeit 18 Modellkindergärten, die im Projekt "Kinder bewegen" der Deut- 67 schen Olympischen Gesellschaft und ihrer Partner Opel und O2 gefördert werden. Die zahlreichen großen und kleinen helfenden Hände bastelten und werkelten fachmännisch. Mit viel Begeisterung, Motivation und guten Ideen bauten die Eltern und erstellten eine Bewegungsbaustelle. Dabei wurden alte Module repariert und wieder instand gesetzt und auch neue Kombinationen in Holz gebaut. Eine Bewegungsbaustelle ist ein Fundus an Holzkisten, Leitern, Stegen, Stoffbändern und Schläuchen, welche die Kinder zum kreativen Spielen und Gestalten anregen sollen. So können ganze Geschichten und Landschaften erstellt werden - wahre Anforderungen an Kreativität und Bewegungskompetenz, wenn die Kinder das Krabbeln und Balancieren spielerisch üben. Dass dies beim Spielen wirklich sehr viel Spaß macht, konnte schon beim ersten fen/Edigheim als eine Modelleinrichtung der Aktion "Kinder bewegen" von der Deutschen Olympischen Gesellschaft - Zweigstelle Pfalz betreut. Zum Standardprogramm der Bewegungsangebote dieses Kindergartens gehört ein wöchentlicher Lauf im freien Gelände. Zwei Gruppen sind unter der Anleitung eines Die Kids von der „Wolfsgrube“ beim Geländelauf. erfahrenen Langläufers und ihren Betreuerinnen aktiv. Die Kinder sind mit Freude bei der Sache und werden beim Bambinolauf innerhalb des Run Up der TSG Maxdorf am 23. April mit ihrem Betreuer Jakob Kapper an den Start gehen. Wolfgang Ziegler Münchner Schwimm-Abenteuer Groß und Klein fassten für die neue Bewegungsbaustelle mit an. Wo in aller Welt ließe sich ein Projekt der Deutschen Olympischen Gesellschaft besser darstellen als an olympischer Stätte, wo der (gelegentlich überstrapazierte) Geist Olympias tatsächlich zu spüren ist? Dass sie ihn je in realiter erlebt haben, durfte von etwa zwei Dutzend Kindern im Vorschulalter und ihren sie begleitenden jungen Müttern nicht vorausgesetzt werden. Gleichwohl schien die Gruppe olympisch berührt zu sein, als sie, andächtig lauschend, ihr kleines Abenteuer in der Münchner Olympia-Schwimmhalle startete. Dorthin waren die jungen Menschen Mitte Januar von der DOG München und Christian Tröger gebeten worden: zum ersten Praxiskurs im Rahmen des DOG-Modellprojekts "Kinder bewegen". Die Münchner Stadtgruppe und das Sportamt der Landeshauptstadt hatten sich für die Kindertagesstätte an der Schwanthaler Straße entschieden, und es war bei den Übungen mit dem Projektpaten und früheren Olympiamedaillengewinner im Schwimmen, DOG-Vizepräsident Tröger, schnell festzustellen, dass man eine gute Wahl getroffen hatte - der Nachwuchs nahm das Angebot für die Bewegung im nassen Element gerne an. Auf besonderes Interesse stieß das DOGProjekt bei den Münchner Behörden. Bürgermeisterin Gertraud Burkert persönlich kam zur Demonstration im Olympiabad, zudem hatte Sportamtsleiter und DOGGeschäftsführer Rudolf Behacker seine Verantwortlichen aus dem Bereich Kinderbetreuung mitgebracht. Schließlich war der 20. Januar auch für Dr. Martin Halle ein Pflichttermin: Der leitende Arzt an der Zentralen Hochschul-Sportanlage der Uni München ist auf das Thema Prävention Belastungstest der Bewegungslandschaft festgestellt werden. Das gemeinsame tolle Engagement der Eltern für "Kinder bewegen" ermöglichte es, dass ein weiterer Baustein des Plans des ersten (Förder-)Jahres fertig gestellt werden konnte. Der Dank gilt der tatkräftigen Gruppe von Eltern und Betreuerinnen, die den Kindern einen fantastischen "BastelTag" und dem Modellkindergarten eine verbesserte, erweiterte Bewegungslandschaft bescherte. Bewegung in der Wolfsgrube Seit nunmehr zehn Monaten wird der Kindergarten "Wolfsgrube" in Ludwigsha- 68 Spaß im Wasser: Christian und seine Münchner Patenkinder Foto: Mühldorfer konzentriert. Logisch, dass er ein Auge auf "Kinder bewegen" geworfen hat. Die Stadt München sei bereit, "gerne mitzumachen", bekannte Gertraud Burkert, Anstöße zu bekommen, sich zu bewegen, seien "dringend, dringend nötig". Zumal für Kinder in der Enge der Großstadt. Wichtigstes Thema unter den Erwachsenen am Rande des Nichtschwimmerbeckens im Olympiabad: Wie kann das vom Automobilkonzern Opel gesponserte DOG-Projekt in München Verbreitung finden, die Stadt ist schließlich in 16 Kindergarten-Bezirke eingeteilt? Der das Projekt im Sportamt betreuende Diplomsportlehrer Jürgen Triftshäuser sagte, wichtig sei zunächst mal, vorsichtig mit dem zur Verfügung stehenden Geld umzugehen, damit "sauber arbeiten". Opels 5.000 Euro sollen zu je einem Drittel gesteckt werden in: die bauliche Ausstattung der Kindergärten (die Stadt will sich mit finanzieller Ergänzung nicht zurückhalten), in Veranstaltungen und in die Fortbildung der Erzieher. Hoffnung auf Mithilfe ruht im Übrigen auch auf den olympischen Geist. Der hat in München bekanntermaßen besonders viele Anhänger. September 2004 gegründet, um die verschiedenen Akteure zu gemeinsamen Aktionen gegen Übergewicht und Bewegungsmangel zusammenzuführen. Der Parlamentarische Staatssekretär kündigte verschiedene Informationsmaterialien insbesondere zum Thema Ernährung sowie Aktionstage in zahlreichen Städten an. Zudem wolle die Plattform die Nahrungsmittelindustrie stärker in die Pflicht nehmen, so Berninger. Wildor Hollmann wurde 80 Genau wie das Modellprojekt "Kinder bewegen" hatte die Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen ihre Tagung zu Sport- und Bewegungsmöglichkeiten im Vorschulalter am 28. Januar in Berlin betitelt. Grund genug also für die Deutsche Olympische Gesellschaft, ihre eigene Aktion für mehr Bewegung im Kindergarten vor den rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Sport, Politik, Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft vorzustellen. Hauptreferentin Prof. Renate Zimmer (Universität Osnabrück) führte in die Notwendigkeit von Bewegung für Kinder ein, präsentierte Handlungsalternativen und formulierte Forderungen. Verschiedene Projekte stellten Lösungsansätze für Auswege aus der Trägheitsfalle vor. Über die geplanten Aktivitäten der Plattform Ernährung und Bewegung e.V. berichtete Matthias Berninger vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Die Plattform wurde im Der Bundespräsident zeichnete Prof. Dr. Wilder Hollmann 1990 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern aus; Ministerpräsident Rau verlieh ihm 1993 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Hollmann ist Ehrenpräsident des Weltverbandes für Sportmedizin (FIMS) und des Deutschen Sportärztebundes und Ehrenbürger der Deutschen Sporthochschule Köln. Die Deutsche Olympische Gesellschaft gratuliert Prof. Dr. Dr. Wildor Hollmann ganz herzlich. DOG-Jugend Olympisch bewegt ins neue Jahr Im mittelfränkischen Schloss Wernfels feierte die Jugendorganisation der Deutschen Olympischen Gesellschaft gemeinsam den Start ins neue Jahr und führte unter der Leitung des BundesjugendausschussVorsitzenden, Oliver Buttler, ein Seminar unter dem Motto "Events gestalten" durch. Michael Gernandt Grünen-Tagung zin (FIMS) von 1986 bis 1998. Wildor Hollmann Der frühere Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Prof. Dr. Dr. Wildor Hollmann, feierte am 30. Januar seinen 80. Geburtstag. Während seiner Amtszeit zwischen 1994 bis 1997 lag das Hauptaugenmerk auf der Fair-Play-Initiative. Heute berät und unterstützt er die Deutsche Olympische Gesellschaft als Mitglied des Kuratoriums. Hollmann's Name ist zudem untrennbar mit dem Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Kölner Sporthochschule verbunden, das er 1958 gründete. 1965 wurde Prof. Hollmann erster gewählter Prorektor der Deutschen Sporthochschule Köln und war von 1969 bis 1971 deren Rektor. Als er im Februar 1990 emeritiert wurde, hatte er der Kölner Hochschule über vier Jahrzehnte gedient und ihr ganz wesentlich mit zur heutigen Weltgeltung verholfen. Über seinen Beruf hinaus engagierte sich Prof. Hollmann in zahlreichen Ehrenämtern und Funktionen, so u. a. als Präsident des Weltverbandes für Sportmedi- "Das Seminar sollte dazu dienen, Jungfunktionäre in die Materie der Eventorganisation und Eventgestaltung einzuführen", so Buttler. Sein umfassender theoretischer Überblick über die Planung und Gestaltung von Veranstaltungen stimmte die Teilnehmer auf die anschließenden Workshops ein. Der Spaß kam nicht zu kurz beim Silvesterseminar der DOG-Jugend auf Schloss Wernfels Am Beispiel des "Olympic Day Run", der im Gedenken an den Gründungstag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) 69 jährlich in verschiedenen Regionen Deutschlands stattfindet, legten sie ihre Ziele für die folgende Gruppenarbeit fest. "Gar nicht so einfach, alle organisatorischen Dinge unter einen Hut zu bekommen", stellte die 17jährige Sabrina Weithmann aus Ulm fest, "doch es bereitet viel Freude, miteinander an einem großen Projekt zu feilen". Anhand der einzelnen Checklisten für Personalplanung, Verpflegung und Marketing erstellten sie einen Kostenplan, der die Grundlage für das Gesamtkonzept darlegte. Bei einer abschließenden Präsentation der Ergebnisse verdeutlichten die jungen Akteure neben ihrem organisatorischen Talent auch ihre kreativen und künstlerischen Fähigkeiten. "Anhand der gemeinsamen Ausarbeitung der Veranstaltung erhielten die Teilnehmer Einblick in die notwendigen Grundlagen der Ausrichtung, Durchführung und Vermarktung einer Sportveranstaltung", resümierte Seminarleiter Oliver Buttler das Silvesterwochenende, der sich auf ein erfolgreiches Jahr 2005 der DOG-Jugend freut. Robert Schertz Bremen Hans Claussen zum Ehrenvorsitzenden ernannt Auf der Mitgliederversammlung der DOG Bremen wurde der langjährige 2. Vorsitzende Hans Claussen zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der 82-jährige ehemalige Geschäftsführer der Stadthalle ist ein Mann der ersten Stunde der DOG, der lange Jahre im Vorstand tätig war. In seiner Laudatio würdige der amtierende Vorsitzende, HansJoachim Genzmer, das außerordentliche Engagement von Claussen. Insgesamt konnte Genzmer eine positive Bilanz der Landesgruppe Bremen ziehen. So wurden wieder einige Projekte finanziell unterstützt. Unter anderem der "Tag des Sporttalents 2002" mit 1.000 Euro, die Sportlerin Tina Ahlbrecht mit 500 Euro und das Projekt "Krebsnachsorge" des Landessportbund Bremen mit 1.000 Euro. Aus dem Überschuss der gemeinsam mit dem Landessportbund veranstalteten, traditionellen Mitternachtstombola konnten LSB und DOG weitere Projekte in Bremen fördern, u.a. drei Schulen mit sportlichem Profil und den Wassersportverein Hemelingen für das Boot der 470er Klasse von Marit Jordan und Svenja Müller. Das Konzept des Balls des Sports mit dem Umzug vom Park Hotel ins CongressCentrum Bremen (CCB) ist insgesamt positiv aufgenommen worden. LSB und DOG haben die Sport-Service GmbH des LSB mit der Planung und Durchführung des Balls des Sports beauftragt. Genzmer bedanke sich hier besonders bei Wolfgang Häseker von der Sport-Service GmbH für die gute Zusammenarbeit. Der Ball des Sports habe sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, so Genzmer. Über 1.200 Besucher werden auch in diesem Jahr (Termin Samstag, 5. März 2005) erwartet. Im Mittelpunkt steht dann auch wieder die Wahl der Bremer Sportler des Jahres 2004 - eine Gemeinschaftsaktion der beiden Organisationen und des Bremer Weser-Kuriers. Bei den Neuwahlen wurde Hans-Joachim Genzmer für weitere drei Jahre als Vorsitzender bestätigt. Neu im Vorstand sind Oliver Rau (Werder Bremen) als stellvertretender Vorsitzender (für Hans Claussen) und Wolfgang Häseker (LSB). Er löst Bernd Ziemehl als Geschäftsführer ab. Dem Beirat gehören an: Gerda Bednareck, Klaus-Peter Berg, Christian Hannig, Reinhard Hoffmann, Paul Pätzel, Wolfgang Schaper, Peter Schlee, Wilfried Schmädicke, Godehard Trentmann, Erich Stender, Harald Wolf, Bernd Ziemehl, Waltraud Erhardt, Dr. Ulrich Mix, Ingelore Rosenkötter und Frank Schildt. Erfurt Olympia-Ausstellungen auf Reisen Von links: Bernd Ziemehl, Hans Claussen, Hans-Joachim Genzmer. Foto: Roland Scheitz 70 Nach mehr als einjähriger intensiver Arbeit von 50 Sportschülern des Erfurter Pierrede-Coubertin-Gymnasiums sind auch die englische und französische Version der Schülerausstellung "Pierre de Coubertin Leben und Werk eines Humanisten" fertiggestellt. Auf insgesamt 14 Schautafeln wird die Vielfalt des Gesamtwerkes des französischen Humanisten dargestellt, den die Allgemeinheit lediglich als Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit kennt. Ziel der Ausstellung ist es, die ursprünglichen Ideale der Olympischen Bewegung, die vor mehr als 100 Jahren von Coubertin aufgestellt wurden, hervorzuheben, aber auch auf aktuelle Gefahren wie z.B. zunehmende Kommerzialisierung, Politisierung, Doping oder Gigantismus hinzuweisen. Damit wollten die Sportgymnasiasten im Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport, das gleichzeitig Jahr des Thüringer Schulsports 2004 war, einen Beitrag zur Olympischen Erziehung leisten. Inzwischen fand diese Ausstellung sowohl in Thüringen als auch über die Landesgrenzen hinaus große Anerkennung. Nach einer erfolgreichen Präsentation der englischen Version während der WM im Modernen Fünfkampf in Moskau im Juni 2004, zog die Schülerausstellung auch während der Olympischen Spiele in Athen viele Besucher ins Goethe-Institut der Olympischen Metropole. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen bereits Übersetzungen in sieben Sprachen vor; weitere fünf Sprachen sind in Vorbereitung. Die Deutsche Olympische Gesellschaft, Zweigstelle Erfurt und das NOK unterstützten dieses Projekt, das wissenschaftlich von Prof. Norbert Müller beraten wurde. Weitere Sponsoren und Partner sind die Agentur Neues Erfurter Werbebüro, die den Großdruck der Tafeln und die Vorbereitung der Ausstellung auf die Reise durch Europa und nach Übersee ermöglichte, und das Autohaus Glinicke Erfurt sowie das Internationale Pierre-de-Coubertin-Komitee, die Thüringer Sportakademie und der Förderverein des Internationalen Verbandes des Modernen Fünfkampfes. leiter Rudolf Müller mit der silbernen Leistungsplakette für besondere Leistungen im Sport. Carl-Heinz Engelke erhielt für sein langjähriges Engagement als Beauftragter des Deutschen Sportbundes die Ehrenplakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft in Bronze. Zudem wurden Nicole Makowski, Sieglinde Schlumbohm, Wolfgang Schlumbohm, Ingeborg Friedmann und Helmut Bergen für ihre ehrenamtliche Arbeit mit der Ehrenpreis-Plakette am Bande ausgezeichnet. "Die Ehrungen der ehrenamtlich Tätigen durch die Deutsche Olympische Gesellschaft haben einen hohen Stellenwert und wirken überaus motivierend. Sie sind immer ein Höhepunkt unserer Jahrestagung", erklärte Peter Lenz, der als DOG-Mitglied die ehrenvolle Aufgabe des Auszeichnens vom Hannoveraner DOG-Aktivisten Hermann Bielefeld übernommen hat. Köln/Leverkusen Wechsel an der Spitze Einstimmig wählten die Mitglieder der Deutschen Olympischen Gesellschaft Köln/Leverkusen Dr. Britta Siegers am 06. Dezember 2004 zu ihrer neuen Vorsitzenden. Sie übernimmt das Amt von Klaus Wolf, der nach elf Jahren nicht wieder für diese Position kandidierte. "Ich will mit nunmehr 70 Jahren Jüngeren Platz machen", so Klaus Wolf. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden der Zweigstelle gewählt. In ihrer Antrittsrede dankte Britta Siegers ihrem Vorgänger für die erfolgreichen Jahre. Wolf habe entscheidende Zeichen in seiner Amtszeit gesetzt. So sei es seinem Wirken zu verdanken, dass der Behindertensport innerhalb des Sports, aber auch in der Öffentlichkeit einen höheren Stellenwert erhielt. Ihm sei es auch zu verdanken, dass Köln und Leverkusen sich zu Beginn der Neunziger Jahre zur Bezirksgruppe Köln/Leverkusen formierten. Zu seinen Errungenschaften gehört außerdem die Einrichtung des Olympiaballs. Dieser fand in 2004 zum 8. Mal im Bayer Kasino Leverkusen statt und wird alljährlich von 600 Sportlern, Sponsoren und auch Vertretern aus Politik und Wirtschaft als das gesellschaftliche Highlight in Leverkusen bewertet. Mit der 38jährigen Britta Siegers, steht nach dem damaligen Kölner Regierungspräsidenten Dr. Günther Heidecke und dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Wolf erstmals ein Die Wanderausstellung kann für sportliche oder internationale Höhepunkte ausgeliehen werden. Für Schulen und Sportvereine ist die Ausleihe kostenlos. Telefonische Anmeldung unter 0361/3481-421. Hannover Ehrenplaketten vergeben Auf der Jahrestagung der Prüfergemeinschaft des Stadtsportbundes Hannover e.V. am 3. Dezember 2004 ehrte der Vorsitzende Peter Lenz im Auftrag der Deutschen Olympischen Gesellschaft den Stützpunkt- Der neue Vorstand (von links): Prof. Manfred Lämmer (stellv. Vorsitzender), Michael Scharf (Leiter OSP), Mark Hoyer (Geschäftsführer), Dieter Büttner, Dr. Britta Siegers (Vorsitzende), Harald Rösch (stellv. Vorsitzender) und Karl-Heinz Kleedörfer (Schatzmeister). 71 Sportlerin an der Spitze der mitgliederstarken Zweigstelle. In ihrer Antrittsrede betonte Britta Siegers, dass sie das Erbe von Klaus Wolf mit dem neuen Vorstand bewahren werde. Auch die Integration des Behindertensports gelte es weiter aktiv nach vorne zu bringen. Aber auch neue Ideen finden Einzug in die DOG. So wird es bereits am 11. März im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln die Nacht der Sportler geben. Hier treffen sich die Sportler aus den olympischen Disziplinen zur Party mit Interviewecke und den Erinnerungen an Athen 2004. Als weiteren besonderen Programmpunkt des Abends schilderte einer der erfolgreichsten Tischtennisspieler bei den Paralympics, Rainer Schmidt, im Interview seine Eindrücke von den Paralympics in Athen. Ferner gewährte er aus seinem gerade erschienenen Buch "Lieber Arm ab, als arm dran" Einblicke in sein Leben. Miltenberg-Obernburg DOG-Sportforum Auf Olympia 2004 blickte das DOG-Sportforum am 28. Oktober 2004 im Bürgerzentrum Elsenfeld zurück. Für die spannende Gesprächsrunde konnte die DOG Miltenberg-Obernburg den beliebten Sportredakteur Michael Antwerpes, Olympia-Pfarrer Hans-Peter Schütt, Dr. Wolfgang Dillmann, Mannschaftsarzt beim Deutschen KanuVerband, Bogenschützin Maria Droste, die bereits viermal an den Paralympics teilgenommen hat, Fechterin Claudia Bokel, Ringer Jannis Zamanduridis und Ruderer Klaus Rogge gewinnen. Die zahlreich erschienenen Gäste kamen voll auf ihre Kosten. Auf Stichworte und kritische Fragen des Moderators Antwerpes plauderten die sechs Olympiafahrer über ihre Eindrücke, Emotionen und Erfahrungen bei den Spielen in Athen. Und so erfuhr der interessierte Zuhörer von der perfekten Organisation, den rigiden Sicherheitsmaßnahmen, dem Desinteresse der Gastgeber am Behindertensport, dem sportfreien Alltag eines Ruder-Ersatzmanns und die Chancen des Anti-Doping-Kampfes. Alles in allem ein unterhaltsamer Abend! 72 Neckar-Odenwald Gerd Teßmer feierte 60. Geburtstag Gerd Teßmer (Binau), seit Gründung der DOG-Zweigstelle Neckar-Odenwald im August 1999 deren stellvertretender Vorsitzender, beging am 21. Januar seinen 60. Geburtstag. Seine beachtliche Präsenz in den lokalen Medien zeugt von seinem hohen Bekanntheitsgrad und dokumentiert seinen prall gefüllten Terminkalender. "Häufige Präsenz ist besser als Selbstdarstellung!" meint der Jubilar dazu. Er lege gerade als Landtagsabgeordneter großen Wert auf Bürgernähe als Basis dafür, sich mit den Problemen hautnah und effizienter auseinandersetzen zu können. Für Familie und Hobby bleibe da viel zu wenig Zeit, so Teßmer. Neben seiner Abgeordnetentätigkeit ist der Sozialdemokrat noch vielseitig engagiert. So hat er sich im Landtag als Agrarexperte einen Namen gemacht, ist aber auch eingehend mit den Belangen der Bundeswehr-Reservisten, der Polizei und der Feuerwehr vertraut. Der frühere Realschullehrer engagiert sich aber auch für die Vereine und das Ehrenamt. "Wir brauchen unsere Vereine!", ist seine Maxime. "Und die Vereine brauchen das Ehrenamt!", so sein Appell an Mitbürger und Politik. Er selbst ist engagiert bei den Pfadfindern, dem DRK, der DLRG sowie den Naturfreunden sowie im heimatlichen Sportverein, ist Vorsitzender beim SPD- und AWO-Ortsverein. Und er ist aktiv bei der DOG Neckar-Odenwald, zu deren positiven Entwicklung sein Einsatz wesentlich beigetragen hat. Zusammen mit seinen Angehörigen, Freunden und Bekannten gratuliert auch die Deutsche Olympische Gesellschaft - die Zentrale sowie die Zweigstelle - zum Jubelfeste, dankt für sein Engagement und wünscht ihm für die Zukunft Gesundheit und Glück, Wohlergehen und Erfolg. Walter Jaufmann 4. Fairnesspreis-Verleihung Gut frequentiert war die Mitgliederversammlung 2004 der DOG Neckar-Odenwald, die inzwischen bereits 45 Mitglieder zählt. Vorsitzender Michael Knaus konnte eine positive Bilanz ziehen mit dem erfolgreichen "Olympic Day Run" und einem interessanten Infoabend mit IOC-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Bach. Im Mittelpunkt des Abends stand jedoch die nunmehr vierte Fairnesspreis-Verleihung. Vor zahlreichen Repräsentanten aus Sport, Wirtschaft und Politik betonte Knaus, dass man mit diesen Auszeichnungen den Stellenwert der Fairness wieder mehr ins Bewusstsein rücken und auch das Ehrenamt als tragende Säule des Vereins- und Breitensportes gebührend würdigen möchte. Er umriss Arbeitsfelder und Ziele der Zweigstelle, ging auch auf die Diskussionen um die notwendige Fusion zwischen NOK und DSB ein . Den Reigen der Gastredner eröffnete Buchens Bürgermeister Dr. Brötel mit einem "flammenden" Grußwort. Er unterstrich die Bedeutung des Slogans "Sport verbindet!" und begrüßte die DOG-Bemühungen um den Schul- und Jugendsport. Grußworte entboten auch Volksbankvorstand Holderbach als Gastgeber des Abends und BSBPräsident Janalik. Die Spannung stieg, als Michael Knaus dann die Preisträger 2004 bekannt gab. Der Fairnesspreis ging an die Fußballteams von der Spvgg Hainstadt und vom SV MosbachBergfeld, die es schafften, über eine gesamte Spielrunde bußgeld- und straffrei zu bleiben. Erstmals wurde auch der Bereich Schule einbezogen. Die Buchener JakobMayer-Grundschule bekam einen Ehrenpreis als erfolgreichste Grundschule des Kreises im Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia". Mit dem Ehrenpreis für vorbildliches Engagement im Ehrenamt wurden drei verdienstvolle Vereinsfunktionäre bedacht: Walter Künkel (TSV Götzingen), seit 1961 außerordentlich engagiert, Heinrich Treiber (SV Neunkirchen), seit 32 Jahren in Vereinsdiensten, und Renate Künzig (TSV Buchen), die seit nunmehr 50 Jahren in ihrem Heimatverein beispielhaft engagiert ist. Reichlich Beifall gab es für alle Geehrten. Gerd Teßmer, stellvertretender Vorsitzender, nutzte das Schlusswort für ein kurzes Fazit und umfassenden Dank. Man bemühe sich um Stärkung der Faktoren Fairness und Ehrenamt und finde dabei erfreulicherweise auch Unterstützung durch Sponsoren. Sein Dank galt Geehrten und Sponsoren sowie dem Vorsitzenden Michael Knaus. Mit Genugtuung stellte er abschließend fest: "2004 war für die DOG Neckar-Odenwald ein sehr erfolgreiches Jahr, so möge es weitergehen, die Flamme soll weiterhin brennen". davon gefördert mit Mitteln des bundesweiten DOG-Modellprojekts, betreuen. Sie berichten begeistert von den Besuchen in den Kindergärten. Durch zwei Schüler-Olympiaden in den Schulen Erbachs wurde auch die Zusammenarbeit mit den Schulen vorangebracht. Walter Jaufmann In Sachen Mitgliederentwicklung zeigte sich Hey ebenfalls zufrieden: "Mit zehn Neuzugängen im vergangenen Jahr konnten wir den naturgemäßen Mitgliederschwund voll auffangen - eine Tatsache, die uns mit 120 Mitgliedern hoffnungsvoll stimmt." Mit dem Einsetzen des Jugendobmanns Florian Keil soll die DOG-Mitgliedschaft für junge Athleten künftig attraktiver gestaltet werden. Dazu ist ein Ganztagesausflug zum in Kürze neu zu eröffnenden Fußballstadion in Frankfurt geplant. Odenwald Volles Programm Mit einer Vorstandssitzung am 18. Januar startete die DOG Odenwald in das neue Jahr. Der Vorsitzende der Kreisqruppe, Hubert Hey, blickte zunächst auf das Jahr 2004 als ein erfolgreiches Jahr mit neuen Höhepunkten zurück: "Die enge Verbindung mit den Vereinen hat uns zu einer stärkeren DOGPräsenz im Odenwald verholfen", erläuterte er und stellte fest: "Überhaupt erweist sich dieser Kontakt als eine sehr dankbare Plattform für die Mitgliederwerbung. Kaum ein Vereinsjubiläum ist ohne uns denkbar, zudem unterstützen wir die Vereine ideell." So hat die DOG in 2004 die Initiative "Zuwandererjugend in die Vereine" ins Leben gerufen: ein konzeptioneller Denkanstoß für Vereine und Kommunen, aktiv auf die Zuwandererjugend zuzugehen und ihnen die Überzeugung zu vermitteln, dass Höhepunkt bei der Präsentation "Junge Könner brauchen Gönner" 2004 war das Showprogramn von Liv-Denise Orth vom TSV Seckmauern. Sie stellte mit ihrem Trainer Erwin Münch einige Übungsteile des Kicksports vor. sie in der Vereinsarbeit gebraucht werden, aber auch als Menschen und Partner des Sports willkommen sind. Positiv bewertete der Vorsitzende auch die Verbreitung der Aktion "Kinder bewegen". Er dankte insbesondere den Verantwortlichen Ute Schodterer und Philipp Schmitt, die insgesamt drei Patenkindergärten, einer Für das neue Jahr kündigte Hey die systematische Fortführung der aktiven Arbeit an. Auch 2005 soll das Jahr mit der 11. Auflage der Aktion "Junge Könner brauchen Gönner" abschließen, die mittlerweile zum Markenzeichen der DOG Odenwald geworden ist. Jährlich sind es 25 junge Athleten, die sich auf die Förderhilfen freuen können. Etwa 50 Freunde und Gönner sorgen Jahr für Jahr für ein Spendenaufkommen von 4.500 Euro. Allein die HSE Heag-Südhessische Energie AG Darmstadt unterstützt die Aktion jährlich mit zwei Stipendien in Höhe von je 600 Euro. Südniedersachsen Neue Patenschaften Nein, wie Al Pacino sieht er nicht aus an diesem Dezembertag im Göttinger Schwimmbad "Eiswiese". Und doch ist Erhard Schminke genauso wie der Hollywoodstar im gleichnamigen Film ein "Pate". Schminkes Tätigkeit hat indes nichts mit Mafia-Methoden, sondern viel mit sozialem Engagement zu tun. Der 61-jährige Bovender unterstützt im "Paten schaffen Bewegung"- Programm der Deutschen Olympischen Gesellschaft den talentierten Göttinger Nachwuchsschwimmer Daniel Schäfer. Abschluss der Aktion "Junge Könner brauchen Gönner" 2004 der DOG Odenwald: Vorsitzender Hubert Hey, Klaus Herrmann (Heag/Südhess. Energie AG Darmstadt), Stipendiaten BärbeI Thierolf und Kirsten Müller sowie der 2. Vorsitzende Horst Neff (von links). "Ich weiß, wie wichtig Sport für die Entwicklung von Kindern ist. Insofern habe ich keinen Moment gezögert, als Hans Halve bei 73 mir anfragte, ob ich nicht als Sponsor im Programm mitarbeiten möchte." Das war im Mai diesen Jahres. Halve vermittelt im Auftrag der DOG-Bezirksgruppe Südniedersachsen die Patenschaften. Einen Paten hatte er mit Schminke schon, fehlte also nur noch das talentierte Patenkind. "Über die Presse bin ich dann auf die herausragenden Leistungen von Daniel Schäfer im Schwimmbecken aufmerksam geworden", erinnert sich Halve, "der Kontakt zwischen Daniel und Herrn Schminke war dann schnell hergestellt." Schminke greift seinem Schützling seitdem bei anfallenden Fahrtkosten, Materialanschaffungen und den Kosten für Sportbekleidung finanziell unter die Arme. "Ich habe mich riesig gefreut über die Unterstützung Doch Daniel ist nicht der einzige Schwimmer im Patenschaftsprogramm der DOG Südniedersachsen. Mit Marcel Jerzyk profitiert noch eine weitere "schwimmende Nachwuchshoffnung" von der Fördermaßnahme. Der 12-Jährige von der Waspo Göttingen ist Mitglied im niedersächsischen Landeskader. Auch für ihn steht der Sport im kühlen Nass im Mittelpunkt. "Nur Samstags wird nicht trainiert, sonst eigentlich jeden Tag", berichtet er. Für ihn öffnet eine Versicherung immer mal wieder die Schatulle, um ihm das leistungsbezogene Training zu ermöglichen. Insgesamt vier Patenschaften hat Halve so mittlerweile auf den Weg gebracht. Die geschlossenen Patenschaften laufen jeweils über ein Jahr. Stefan Klüttermann Wernigerode Olympia-Forum Mit Olympiamedaillengewinnerin Nadine Kleinert und Handball-Manager Bernd-Uwe Hildebrandt konnte der Zweigstellenvorsitzende Klaus Kirchner zwei Stargäste zum vorweihnachtlichen Olympia-Forum der DOG Wernigerode in der städtischen Sparkasse begrüßen. Hans Halve (oben links) und Eberhard Schminke mit den Patenkindern Marcel Jerzyk (unten links) und Daniel Schäfer von ihn", erklärt der 13-jährige Daniel, der infolge einer Behinderung am rechten Arm im Behindertenschwimmbereich aktiv ist. Und das sehr erfolgreich: viermal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin, und viermal Gold und einmal Silber bei den nationalen Titelkämpfen über die Kurzbahn vor zwei Wochen in Chemnitz holte er für den ASC Göttingen. Kein Wunder also, dass Daniel im Nachwuchskader des Behindertensportbundes ist und nach einem Besuch der Olympischen Spiele in Athen sein sportliches Ziel kurz und knapp formuliert: "Peking 2008!" 74 Die Kugelstoßerin aus Magdeburg hatte bei den Olympischen Spielen in Athen Silber an historischer Stätte in Olympia geholt. Hildebrandt zieht nicht nur die Fäden beim Handball-Bundesligisten SC Magdeburg, sondern ist zugleich Geschäftsführer des Olympiastützpunktes Magdeburg. Im Fokus einer interessanten Gesprächsrunde standen jedoch nicht die zurückliegenden Ereignisse von Athen. Vielmehr berichteten die Gäste von der bereits jetzt beginnenden gezielten Vorbereitung der Magdeburger Talente auf die Spiele in Peking 2008. Dabei zeigte sich insbesondere Bernd-Uwe Hildebrandt optimistisch, dass viele Magdeburger Athletinnen und Athleten die Reise in die chinesische Hauptstadt antreten können. Impressum Olympisches Feuer Zeitschrift des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland und der Deutschen Olympischen Gesellschaft Herausgeberkollegium: Bernhard Schwank (NOK), Dieter Krickow (DOG), Steffen Haffner, Michael Gernandt Chefredakteur: Harald Pieper Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer, Kerstin Rehhahn Redaktionsanschrift: Dr. Stefan Volknant Nationales Olympisches Komitee für Deutschland Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27 E-Mail: volknant@nok.de Harald Pieper Stieglitzstraße 2 63263 Neu-Isenburg Telefon: 0 61 02 / 5 22 62 Herstellung, Vertrieb & Verlag: Peter Kühne Verlag Theodor-Heuss-Straße 11 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70, Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71 E-Mail: freiwurf@aol.com Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten. Druck: HMS-Druckhaus GmbH Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 93 39-0. Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch: Geschäftsstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 0 69 / 69 50 16-0, Telefax: 0 69 / 6 77 18 26, E-Mail: office@dog-bewegt.de, Frankfurter Sparkasse, Kontonummer 200313592, Bankleitzahl: 500 502 01 Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum. Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion, des NOK bzw. der DOG entsprechen. Titelgrafik: Eberhard Stroot Fotos, Illustrationen, Karikaturen: Bongarts Sportfotografie dpa Getty Fred Marcus Sportimage Eberhard Stroot P. Virot Deutsches Sport & Olympia Museum Herausgeber: Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0 Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen Redaktion: Ansgar Molzberger Internet: www.sportmuseum-koeln.de Sportlerehrung wurde am 18. Dezember 2004 im WDRFernsehen ausgestrahlt. Seit vielen Jahren stellen die Ehrungen der Sportler des Jahres einen der Höhepunkte zum Abschluss des Sportjahres dar. In Nordrhein-Westfalen wird diese Ehrung Zu Beginn stimmte der Sportchef des Westdeutschen Rundfunks, Heribert Faßbender, auf die Veranstaltung ein und fasste das außergewöhnliche Sportjahr 2004 mit NRW-Sportlerin des Jahres, Anne Poleska, im Gespräch mit Klaus Lufen gemeinsam vom Westdeutschen Rundfunk, dem LandesSportBund NRW, dem Sportministerium NRW und den Westdeutschen Sportjournalisten durchgeführt. Gemeinsam rufen Sie die Hörer von WDR 2, die Zuschauer der Sendung "Sport im Westen" und die Nutzer des WDR-Webportals auf, Ihre Stimme abzugeben. seinen Großereignissen "Olympische Spiele" und "Fußball-Europameisterschaft", untermalt von spannenden Einspielern, zusam- Geehrt werden die Mannschaft, der Sportler und die Sportlerin des Jahres. Zusätzlich loben der LandesSportBund und das Land Nordrhein-Westfalen jeweils einen Sonderpreis aus. Die Gala zur Wahl der Sportler des Jahres, in deren Rahmen auch die Ehrungen vorgenommen wurden, fand am 16. Dezember 2004 im Deutschen Sport & Olympia Museum statt. Eine Zusammenfassung der Veranstaltung, die 400 geladene Gäste aus Sport, Politik und Wirtschaft miterlebten, Sabine Hartelt interviewt Britta Siegers und Dr. Michael Vesper men. Anschließend übergab er die Leitung des Abends an die WDR-Sportmoderatoren Sabine Hartelt und Claus Lufen. Alemannia Aachen wurde zur besten Mannschaft des Jahres gewählt und verwies die Jahrgang 25 - Heft 1/2005 Hockey-Nationalmannschaft der Damen und die Handball-Nationalmannschaft der Herren auf die Plätze. In Aachen ist man stolz, den "schönsten Fußball der Zweiten Liga" zu spielen. Auch wenn der Aufstieg in die 1. Bundesliga knapp verpasst wurde, war die Saison 2003/2004 die erfolgreichste der Vereinsgeschichte. Die Mannschaft zog ins DFB-Pokalfinale ein und schaltete auf dem Weg dorthin namhafte Gegner wie den FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach aus. Trotz der Endspielniederlage im Berliner Olympiastadion gegen den SV Werder Bremen darf Alemannia Aachen, da Bremen das Double gelang, in der laufenden Saison den Traum UEFA-Cup erleben. Das Team erhielt 41,48 Prozent der Stimmen. Bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres war das Rennen sehr knapp. Letztendlich setzte sich die Schwimmerin Anne Poleska mit 27,56 Prozent der Stimmen gegen ihre Konkurrentinnen Marion Rodewald, HockeyNationalmannschaft der Damen, und Silke Rottenberg, Frauen-Fußballnationalmannschaft, durch. Auf den weiteren Plätzen folgten Speerwerferin Steffi Nerius und Fechterin Britta Heidemann. Die Siegerin Anne Poleska war bei den Olympischen Spielen in Athen die große Ausnahme in der Frauen-Schwimmmannschaft. Nachdem Hannah Stockbauer und Franziska van Almsick die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnten, gewann Poleska Bronze über 200 m Brust und sorgte damit für positive Schlagzeilen. Die Krefelderin, die in den USA lebt und trainiert, richtet den Blick nun auf den Gewinn einer Goldmedaille bei den Spielen in Peking 2008. Glasklar fiel die Entscheidung bei den Sportlern aus. Lukas Podolski, der ShootingStar des 1 FC. Köln, erhielt 55,54 Prozent der Stimmen und ließ damit seinen Mit- 75 streitern keine Chance. Der Schwimmer Thomas Rupprath belegte Platz zwei vor dem Kanuten Tomasz Wylenzek. Der strahlende Sieger Podolski, erlebte 2004 ein Sportjahr voller Höhen und Tiefen. Auf den bitteren Abstieg des 1 FC Köln in die 2. Fußball-Bundesliga folgte das tragische Aus bei der Junioren-Europmeisterschaft und die verpasste Qualifikation für die Olympischen Spiele in Athen. Doch zum Sommer wendete sich das Blatt. "Poldi" wurde in die ANationalmannschaft berufen und stürmte lief er zudem Weltrekord in 39,5 Sekunden. Zwischen 1954 und 1962 erhielt er 52 Berufungen in die Nationalmannschaft. Er erreichte sechs Europa- und neun deutsche Rekorde und ist 23-facher Deutscher Meister. 1957 wurde der Kölner zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt. Nach dem Ende seiner sportlichen Karriere zeichnete sich der Diplom-Kaufmann und Hobbygolfer als erfolgreicher Organisator des Sportfestes "Weltklasse in Köln" aus, das der ASV Köln ausrichtete, dessen Präsident Germar war. Heute ist das persönliche WDR-Sportchef Heribert Faßbender im Kreise der Kandidatinnen zur Wahl der Sportlerin des Jahres Manfred Germar (Bildmitte) freut sich mit den LSB-Präsidiumsmitgliedern Walter H. Probst, Richard Winkels, Josef Bowinkelmann und Walter Schneeloch (v.l.) über die Auszeichnung für sein Lebenswerk. Alle Fotos: Andrea Bowinkelmann, LSB NRW mit seinem Verein in der laufenden Saison an die Spitze der 2. Bundesliga. In Köln wurde er schnell zum Idol, da er dem 1. FC Köln trotz lukrativer Angebot aus der Bundesliga treu geblieben ist. Den Sonderpreis für den BehindertenSportler des Jahres überreichte NRWSportminister Dr. Michael Vesper an Britta Sieger, die im Schwimmen seit 1984 insgesamt acht Goldmedaillen bei den Paralympics gewann. Auch im Rollstuhltennis war Siegers bei bedeutenden nationalen und internationalen Turnieren erfolgreich. Im Herbst übernahm Siegers den Vorsitz der DOG Köln/Leverkusen. Mit dem Sonderpreis des LandesSportBundes NRW wurde die Kölner Sprint-Legende Manfred Germar durch LSB-Präsident Richard Winkels für sein Lebenswerk geehrt. Germar, der seinerzeit auch der "Weiße Blitz" oder die "Gazelle vom Rhein" genannt wurde, war der erste Deutsche, der nach dem Zweiten Weltkrieg in ein olympisches 100-Meter-Finale vorstieß. Als einziger Europäer belegte er im Endlauf bei den Olympischen Spiele 1956 in Melbourne in 10,7 Sekunden Platz fünf. Bronze gewann er dort mit der Sprintstaffel und zwei Jahre später wurde er Europameister über 200 m und mit der 4x100 m Staffel. Mit der Staffel 76 NOK-Mitglied unter anderem Vorstandsmitglied des Vereins Deutsches Sport & Olympia Museum. Nach Ende der Aufzeichnung wurde in den Räumen des Deutschen Sport & Olympia Museums noch bis tief in die Nacht gefeiert. Für nicht wenige der anwesenden Sportlerinnen und Sportler war der Glanz der Siegertrophäen Ansporn für die kommende Saison. Eishockey-Kunst Wenn die Eishockey-Bundesliagsaison mit den Play-Off-Spielen Ihrem Höhepunkt entgegen strebt, rückt sie für einige Wochen in den Mittelpunkt des sportlichen Interesses, insbesondere in den Hochburgen, Köln, Frankfurt, Berlin, Hamburg und Mannheim. Anlässlich der entscheidenden Phase der DEL-Saison 2004/05 zeigt das Deutsche Sport & Olympia Museum eine Ausstellung zum Thema Eishockey, in deren Mittelpunkt Zeichnungen und Gemälde des verstorbenen Marburger Künstlers Gerhard Prangel stehen. Die Kunstwerke - und ebenso eine Vielzahl historischer und aktueller Eishockey-Exponate wie beispielsweise der Kölner Haie, der Frankfurt Lions, der Berliner Eisbären und Adler Mannheim - sind vom 8. März bis zum 10. April 2005 in der Galerie des Museums zu sehen. "Lichtgestalten" Holografische Kunst zeigt dann die Ausstellung "Lichtgestalten - Sportlerhologramme von Andreas Zickgraf", die vom 14. April bis zum 29. Mai 2005 präsentiert wird. Hier kann der Besucher Sport in der dreidimensionalen Aufnahmetechnik der Holografie erleben: Er sieht, wie sich die Figuren synchron zur Geschwindigkeit seiner eige- Im Deutschen Sport & Olympia Museum freut man sich schon jetzt darauf, wenn es im Dezember wieder heißt: Und der Gewinner ist... Ausstellungsvorschau Eishockey-Kunst, "Lichtgestalten" und "Weltsprache Fußball", so lauten die Titel der Präsentationen, die das Deutsche Sport & Olympia Museum auch im 1. Halbjahr 2005 wieder zum Publikumsmagneten werden lassen, der Startschuss für das DSOMAusstellungsjahr fällt im März: Kunstspringer, 2004 Foto: Andreas Zickgraf nen Bewegung in ihren Räumen zusammensetzen, plötzlich auseinanderfallen, um sich dann wieder neu zusammenzufügen. Unerwartet entstehen dabei oft Metamorphosen und Verfremdungen oder auch ein Absinken ins Diffuse, Unscharfe. Dazu der Künstler Andreas Zickgraf: "Sport ist Bewegung und seinem Wesen nach immer auch spielerisch. Dies übertrage ich auf meine holografische Arbeit, meine Hologramme fordern den Betrachter geradezu auf, sie spielerisch wahrzunehmen." Die "Lichtgestalten" der Ausstellung sind Kunstspringer, Boxer und Capoeira-Sportler, insgesamt werden 15 dieser Hologramme erstmals präsentiert. "Weltsprache Fußball" Und vom 8. Juni bis zum 20. Juli 2005 steht dann das Deutsche Sport & Olympia Museum im Zeichen des weltumspannenden Faszinosums Fußball, das weder nationale noch kulturelle Grenzen kennt: Anlässlich zeigen einen internationalen Streifzug durch eine Vielzahl von Themenbereichen, die mit dem Phänomen Fußball verknüpft sind, u.a. Fairness, Geschlechterrollen, Kommerzialisierung und Religion. Indem die kulturübergreifenden Verbindungspunkte der Sportart Fußball aufgezeigt werden, soll die Ausstellung, die im Vorfeld der FIFA Fußball-WM Deutschland 2006 in 77 Ländern präsentiert wird, dazu beitragen, die Weltoffenheit Deutschlands zu unterstreichen und zeigen, dass der WMGastgeber seine Rolle ernst nimmt, indem er bei der kulturellen Aufbereitung des Themas die Gäste und deren Lebenswirklichkeit einbezieht. Basketball "German Wunderkind" und "Dunking Deutschman" zu Gast im DSOM Kometou, Kamerun, 1998, Foto: Harry Gruyaert/Magnum Photos des FIFA Confederations Cup 2005 und im Hinblick auf die FIFA Fußball-WM Deutschland 2006 zeigt das DSOM zusammen mit dem WM-Büro 2006 der Stadt Köln die vom Goethe-Institut in Kooperation mit der Teheran, Iran, 1998, Foto: Abbas/Magnum Photos weltweit renommierten Agentur MAGNUM PHOTOS erstellte Fotoausstellung "Weltsprache Fußball". Fünfzig großformatige Aufnahmen so namhafter Fotografen wie Henri CartierBresson, Abbas, Martin Parr und Herbert List Bei einer Festveranstaltung des Deutschen Basketball-Bundes im Jahre 2003 im Deutschen Sport & Olympia Museum, dem ein Spiel der Europameister von 1993 gegen die aktuellen Nationalspieler vorausgegangen war, erhielt das DSOM das Trikot eines der "Helden von München", die 1993 im packenden Finale der Basketball-Europameisterschaft gegen den 14maligen Champion und haushohen Favoriten Russland mit 71 : 70 gewannen: die Nummer 13 von Kai Nürnberger. DBB-Pressesprecher Christoph Bücker überreicht dem Vorstandsvorsitzenden des DSOM Professor Walther Tröger das Trikot von Dirk Nowitzki für die Sammlung des Museums. NBA-Laufbahn genannt wurde, 1990 zum Basketball kam, sammelte er aber Erfahrungen im Turnen, in der Leichtathletik und im Tennis, wo er 1992 sogar ins Halbfinale der bayerischen Nachwuchs-Meisterschaft vorstieß. Erste basketballerische Meriten verdiente er sich beim Zweitligisten DJK Würzburg, bei dem er bis 1998 spielte. Damals wurde vereinbart, dass der DBB dem Sportmuseum auch Objekte von Dirk Nowitzki, dem aktuellen Superstar des deutschen Basketballs, zur Verfügung stellen wird. Ende 2004 war es dann schließlich soweit: Am 13. Dezember übergab DBBPressesprecher Christoph Büker im Rahmen der DSOM-Mitgliederversammlung ein signiertes Trikot nebst Schuhen sowie Nowitzkis Bronzemedaille der WM 2002. Prof. Walther Tröger, selbst ehemaliger Basketballer und seiner Sportart nach wie vor verbunden, nahm die wertvollen Exponate freudig entgegen. Sie erhielten unverzüglich einen Ehrenplatz im Foyer des Museums. Dem in Würzburg geborenen Sohn eines Handballers und einer Basketball-Nationalspielerin wurde das Ballgefühl praktisch in die Wiege gelegt. Bevor das "German Wunderkind", wie Nowitzki zu Beginn seiner Präsentation des Nowitzki-Trikots im Foyer des DSOM 77 Der steile Aufstieg des 2,11 m großen und 110 kg schweren Talents begann aber mit seinem Eintritt in die amerikanische ProfiLiga NBA, wo er zum Top-Spieler der Dallas Mavericks avancierte. Nowitzki hatte 2001 maßgeblichen Anteil am vierten Platz bei den Europa-Meisterschaften und war auch beim Gewinn der Bronzemedaille bei der WM 2002 der überragende deutsche Spieler. Das "KLEQZ-Programm 2005" hat erstmalig alle Aus- und Fortbildungen der Partnerverbände auf einen Blick zusammengefasst. Es kann in den Geschäftsstellen als Broschüre bezogen oder im Internet unter www.qualifizierungszentrum-kleqz.de eingesehen werden. Dort sind auch alle weiteren Informationen, die für Auswahl, Anmeldung und Teilnahme wichtig sind, hinterlegt. In den USA nominierte man den "Dunking Deutschman" bereits mehrfach für das AllStar-Game, von der Gazetta dello Sport wurde er 2003 zu "Europas Basketballer des Jahres" gewählt. KLEQZ, das Qualifizierungs-Zentrum des Sports im Großraum Köln KLEQZ KLEQZ nennt sich das QualifizierungsZentrum im Sport, das auf dem Verbund der drei Sportbünde Köln, Leverkusen und Rhein-Erft, den jeweiligen Sportjugenden und der Verbund-Außenstelle des Bildungswerkes SSB Köln/KSB Rhein-Erft basiert. Die Partner wollen für die Zukunft den Bedarf und die Wünsche an Aus- und Fortbildungen gemeinsam analysieren, Schwerpunkte setzen und so das neue QualifizierungsZentrum in der Region zu einem Zentrum für Beratung und Ausbildung für alle Fragen der Qualifizierung im Sport partnerschaftlich entwickeln. Alle Qualifizierungen werden gemeinsam konzipiert, geplant, organisiert und durchgeführt. Unterstützt wird die Kooperation vom Bildungswerk des LSB NRW e.V. 78 Einen ausführlichen, reich bebilderten Bericht zur Sammlerbörse können Sie in der nächsten Ausgabe lesen. Personalwechsel Mit 53 Punkten erzielte er im Dezember 2004 beim 113 : 106 - Sieg der Dallas Mavericks über die Houston Rockets einen neuen NBA-Saisonrekord. Am 20. Januar 2005 hatten der Präsident des StadtSportBundes Köln e.V., Herr Dr. Bertold Reinartz, der Präsident des SportBundes Leverkusen e.V., Herr Helmut Soelau, und der Präsident des KreisSportBundes Rhein-Erft e.V., Harald Dudzus, ins Studio des Deutschen Sport & Olympia Museums eingeladen, um der Öffentlichkeit das KLEQZ-Qualifizierungsprogramm 2005 vorzustellen. herausgab. Zum einen den Sonderstempel des Kölner WM-Büros 2006 "WM-Stadt Köln - noch 467 Tage bis zum Start", zum anderen den IMOS-/DSOM-Sonderstempel "25 Jahre Olympische Spiele in Lake Placid und Moskau". Sammlerbörse Zahlreiche Raritäten, Sammlerstücke und Originalobjekte bot die Sammlerbörse im Deutschen Sport & Olympia Museum am 27. Februar 2005. Wieder wurde das Museum zum Ziel der Sport- und Olympiasammler: Von 10.00 - 17.00 Uhr wurde während der sechsten Auflage, der schon zur schönen Tradition gewordenen Sammlerbörse, die das Museum alljährlich zusammen mit den "Internationalen Motivgruppen Olympiaden und Sport e.V." (IMOS) veranstaltet, gesucht, gehandelt und getauscht. Händler und Privatsammler aus Übersee und Europa hatten wieder attraktive Objekte aus den Bereichen Sportphilatelie, Sportliteratur und Sportmemorabilia im Angebot, darüber hinaus war das WM-Büro 2006 der Stadt Köln an diesem Tag zu Gast bei Freunden im Deutschen Sport & Olympia Museum und stimmte auf die bevorstehenden internationalen Fußballfeste Confederations Cup und Weltmeisterschaft ein. Ein besonderer "Leckerbissen" für alle Philatelisten war das Sonderpostamt der Deutsche Post AG, das an diesem Tag im Museum zwei Sonderstempel kostenlos Mit Hans Hansen, Ehrenpräsident des Deutschen Sportbundes, Richard Winkels, Präsident des LandesSportBundes NRW, und Franz Irsfeld, Mitglied des Rates der Stadt Köln, haben drei langjährige Mitstreiter zum Jahresende 2004 den Vorstand des Vereins Deutsches Sport & Olympia Museum verlassen. Als Nachfolger von Hansen, der dem Vorstand seit 1992 angehörte und von 1992 bis 1994 den Vorsitz führte sowie seit 1994 bis zu seinem Ausscheiden als stellvertretender Vorsitzender fungierte, wurde Ingo Weiss, Vorsitzender der Deutschen Sportjugend, vom Deutschen Sportbund benannt. Für Richard Winkels, Mitglied des Vorstandes seit 1986, wurde Walter Probst, Hauptgeschäftsführer des LandesSportBundes NRW, als weiterer Delegierter des Deutschen Sportbundes neu in den Vorstand entsandt. Seit 1989 hatte Franz Irsfeld, zeitweiliger Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt Köln, sein Amt im Vorstand ausgeübt, dem nun Wolfgang Bosbach, 2. stellvertretender Vorsitzender des Sportauschusses der Stadt Köln nachfolgte. Unser herzlicher Dank begleitet alle drei scheidenden Wegbegleiter, ohne deren aktives Mitwirken die Realisierung des Deutschen Sport & Olympia Museums nicht möglich geworden wäre. Wir begrüßen die neuen Mitglieder des Vorstandes und wünschen Ihnen für Ihre neue Tätigkeit alles Gute und viel Erfolg.