Ausgabe 2/2007 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Ausgabe 2/2007 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Ausgabe 2/2007 Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft Freundliche Grüße aus der OF-Redaktion ie Welt gerät aus den Fugen, aber die gute Nachricht ist, dass die zunehmende Schieflage und inzwischen sogar ein drohendes Endzeit-Szenario beim Namen genannt werden. Und zwar von der internationalen Wissenschaft mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig lässt. Der Weltklimabericht der Vereinten Nationen alarmiert die große Politik ebenso, wie er die einzelnen Menschen in ihrer Lebensgestaltung aufrüttelt. Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht. Und die hat, liebe Leserinnen und Leser, etwas mit Verwässerungstendenzen durch politische Verantwortungsträger in führenden Industrienationen und Schlüsselländern für das Klima-Desaster zu tun, was letztlich dringend notwendige Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung verhindert. Dass dies zudem das individuelle Problembewusstsein nicht gerade stärkt, liegt auf der Hand. Dabei sollte längst klar sein: Jeder Einzelne muss sich in seinen Verhaltensweisen angesprochen fühlen, und kein Lebensbereich bleibt hier ausgespart. D Dies führt auch schnurstracks zum Thema "Sport und Umwelt", dem wir in dieser OF-Ausgabe einen großen Komplex widmen. Natürlich könnte man das Ganze kleinteilig betrachten und sich an jüngeren Veröffentlichungen orientieren, die sportliche Handlungen Jugendlicher auf Bolzplätzen oder gar Kinderbegeisterung auf Spielplätzen mit der Umweltsünderkartei in Verbindung bringen. Da werden Lärmschutzklagen angestrengt, die eigentlich als umweltpolitisches Armutszeugnis entlarvt gehören, weil sie allein die Kläger in ihrer Kleinkariertheit bloßstellen. Nein, das sind nicht die Umweltprobleme, die der Sport heraufbeschwört. Die haben ein anderes Kaliber und basieren auf Wettkampfkalendern, die die Jahreszeiten ignorieren, oder auf Sportarten, die fast zwangsläufig der Natur ein Schnippchen nach dem anderen schlagen. Sie haben zu tun mit ungebremster Eventhysterie in einer Welt, die dabei zum hochleistungssportlichen Abenteuerspielplatz wird, und schließlich mit einer Freizeitlawine, weil man ja auch breitensportlich nicht nachstehen will. Sicher, der Sport nimmt in der Weltrangliste der Klimaschädiger und Ressourcenvernichter einen Platz ziemlich weit hinten ein. Aber er kann, wenn die Klimabotschaft der Vereinten Nationen in seinen Reihen ernst genommen wird - Stichworte Vorbildwirkung und globaler Aktionsradius -, umweltpolitische Zeichen von besonderer Güte setzen. Die Reaktionen des Internationalen Olympischen Komitees lassen immerhin hoffen. Und der deutsche Sport hat in Sachen Umweltschutz ohnehin eine beachtenswerte Tradition, die jetzt mehr denn je verpflichtet. Ihr Harald Pieper Inhalt OF Mosaik 4 OF-Podium: Prof. Jürgen Hubbert 6 Megaereignisse zwischen Magie und Massenware 8 Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke Der Sport auf dem Weg zur Selbbstzerstörung 12 Prof. Dr. Helmut Digel Es geht um die Perspektiven für das Leben nach dem Sport 14 Anno Hecker Sven Felski oder Die Vereiinstreue eines Profis 16 Dr. Andreas Müller OF-Interview mit Frank Busemann 20 Michael Gernandt Die Gewalt im Stadion ist ein vielschichtiiges Problem 22 Dr. Christoph Fischer OF-Kommentare 24 Jörg Hahn, Dr. Andreas Höfer, Michael Gernandt, Dr. Hans-Dieter Krebs Vor uns die Sintflut? Der Klimawandel fordert auch den Sport heraus 26 Holger Schück Mobilität und Sport: Im Spannungsfeld zwischen Schädigung der Umwelt und Verbesserung der Lebensquaalität 30 Rainer Hipp Europa und der Sport 34 Walter Mirwald Stuttgart: Europäische Sporthauptstadt 2007 34 Gunter Barner 40 Jahre Sporthilfe oder Die eindrucksvolle Bilanz der guten Taten 38 Steffen Haffner Die Reformfreude der Sportvereine ist beachtlich 42 Friedhard Teuffel Wenn der Verein zum Zufluchtsort für Kinder und Jugendliche wird 45 Bianka Schreiber-Rietig Mark- und Meilensteine im Verhälltnis Kirche und Sport 48 Dr. Hans-Dieter Krebs Was macht eigentlich ...? Martin Lauer 50 Steffen Haffner Olympismus und Olympische Spiele in n Deutschland 52 Prof. Dr. Ommo Grupe Adolf Cluss: Ein schwäbisch-deutsch-amerkanischer Turner, Revolutionär und Architekt einer neuen Welt 56 Prof. Dr. Michael Krüger Anmerkungen zu Sport und Film in Deutschland 60 Herbert Somplatzki OF-Galerie: Sportliche Vielfalt in den Skulpturen von Birgid Helmy 63 Klaus H. Schopen Nachrichten des Deutschen Olympischen Sportbundes 66 Nachrichten n der Deutschen Olympischen Gesellschaft 76 Impressum 88 Deutsches Sport & Olympia Museum 90 Nachrichten dees Deutschen Olympischen Instituts 94 3 Sportabzeichen-Aktion: "Millionen in Bewegung" wir unser Ziel erreichen, dann legen wir sie eben noch ein Stückchen höher", meinte Thomas Bach bei der Vorstellung der Aktion in Berlin. as Deutsche Sportabzeichen erhält dank der ARD neuen Schwung. Mit Hilfe des wochentäglichen Ratgebers "ARDBuffet", der vom Südwestdeutschen Rundfunk (SWR) produziert wird, soll in diesem Jahr endlich die magische Schallmauer von einer Million abgelegten Sportabzeichen durchbrochen werden. "Millionen in Bewegung" ist der Schwerpunkt, den sich Ende März der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Dr. Thomas Bach, und die Moderatorin des Ratgebers, Evelin König, gemeinsam setzten. Der Sportorden, den auch die BARMER als langjähriger Partner und Ferrero seit kurzem fördern, ist jetzt ein zentraler Bestandteil von "ARD-Buffet", das jeden Tag in der Woche zwischen 12.15 und 13.00 Uhr läuft. Regelmäßig soll bis Mitte Juli aus verschiedenen Perspektiven über das Sportabzeichen berichtet werden, aus medizinischer Sicht, aus der Sicht der richtigen Bekleidung oder als Tipp für eine vernünftige Ernährung. Häufig besteht dann für die Zuschauer auch die Möglichkeit, sich per Telefon einen eigenen Ratschlag zu holen. D Jahr für Jahr stellen sich weit über 900.000 Menschen den fünf Prüfungen des einzigen deutschen Sportsordens, die ein bewährter Test für die eigene Fitness sind. Nun sollen noch mehr Bewegungswillige für das Deutsche Sportabzeichen begeistert werden, nicht, um einen Eintrag in das Guiness-Buch der Rekorde zu schaffen, sondern um zur Gesundheitsförderung mehr Bewegung in den Alltag der Menschen zu bringen. "Im Sport geht es ja immer wieder darum, besser zu werden, deshalb legen wir die Messlatte jetzt ganz schön hoch. Und wenn Um das Sportabzeichen hautnah zeigen zu können, begleitet "ARD-Buffet" eine 6köpfige Wiesbadener Familie aus drei Generationen durch ihren Trainings- und Prüfungs-"Alltag". Mehrfach wird über Opa Norbert (67), Tochter Petra (44) und die vier Enkelkinder Kathrin (22), Patrick (17), Dominik (15) und David (8) berichtet. Höhepunkt der Aktion ist eine Sondersendung von "ARD-Buffet" am Samstag, 7. Juli 2007, vom Sportabzeichen-Tag in Heidelberg. Dort wird "ARD-Buffet" live von einer Open-Air-Bühne vom Sportabzeichentag gesendet, bei dem 2.000 Freiwillige den Sportorden erwerben sollen. Interessenten können sich auf einer Hotline-Nummer 01376 - 787800 (25 Ct./Anruf aus dem Dt. Festnetz) oder im Internet unter www.ardbuffet.de anmelden. Weitere Informationen zum Sportabzeichen auf www.deutschessportabzeichen.de. Bundestag billigt Europarats-Initiative gegen Doping D er Deutsche Bundestag hat in zweiter und dritter Lesung dem Zusatzprotokoll zum Übereinkommen des Europarats gegen Doping zugestimmt. Die Erweiterung des Vertragstextes regelt innerhalb Europas die gegenseitige Anerkennung von Dopingkontrollen. Danach können Aktive von ausländischen Kontrolleuren zu verbindlichen unangemeldeten Trainingskontrollen gebeten werden. Zuvor hatte der Sportausschuss des Parlaments einstimmig dieses Zusatzprotokoll vom September 2002 gebilligt. Die Europarats-Initiative wird nunmehr in einem völkerrechtlichen Verfahren ratifiziert. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte der Bundesrat keine Einwendungen erhoben. Der Europarat ist eine zwischenstaatliche Institution mit 46 Teilnehmerländern. Deutschland war 1994 dem Übereinkommen beigetreten, das die erste internationale Vereinbarung zur Anti-Doping-Bekämpfung war. Erst kürzlich hatte der Bundestag der UNESCO-Antidoping-Konvention zugestimmt, nach der der Welt-AntidopingCode geltendes Recht ist. Ältester Olympionike der Welt - ein Musik-Professor aus München S eit dem Tod des französischen Radsport-Olympiasiegers von 1928, Roger Beaufrand, der am 13. März im Alter von über 98 Jahren starb, ist nun ein deutscher Professor der älteste lebende Olympiamedaillengewinner der Welt. Allerdings handelt es sich nicht um einen Athleten, sondern um den Komponisten Harald Genzmer, der 1936 in Berlin eine Bronzemedaille in der Kategorie "Musik, Solo und Chorgesang" gewann. Der Münchner Professor, der am 9. Februar bei guter Gesundheit gleichfalls seinen 98. Geburtstag feiern konnte, war einst an der Berliner Hochschule für Musik einer der begabtesten Schüler von Harry Hindemith. Zeitweise studierte er auch bei Richard Strauss und Hans Pfitzner. 4 OF-MOS AIK Genzmer war 27 Jahre alt und arbeitete als Korrepetitor an der Breslauer Oper, als er aufgefordert wurde, sich an den Olympischen Kunstwettbewerben zu beteiligen, die zwischen 1912 und 1948 auf dem Programm standen. Er reichte daraufhin ein Musikstück ein, dem er den Titel "Der Läufer" gegeben hatte und das der Jury gefiel. Das Werk blieb sein einziger sportlicher Ausflug. Seinen Preis erhielt er im Berliner Olympiastadion, wo er wie die Sportler vor der Riesenkulisse von 100.000 Zuschauern aufs Siegerpodest steigen durfte. Allerdings verlor er später die Medaille in den Bombennächten des 2. Weltkriegs, den er als Klarinettist einer Militärkapelle überlebte. Nach Kriegsende baute der gebürtige Bremer die Hochschule für Musik in Freiburg auf, bevor er 1957 nach München berufen wurde. Dort war er bis zu seiner Pensionierung als Lehrer für Kompositionen tätig. Doch zur Ruhe will sich der mit einer Vielzahl von Preisen bedachte Harald Genzmer noch lange nicht setzen. Er gehört heute zu den meistaufgeführten deutschen Gegenwartskomponisten und vollendete mit fast 90 Jahren noch eine Sinfonie. Vancouver in guter vor-olympischer Verfassung ürzlich hat sich die IOC-Koordinierungskommission für die XXI Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver über den Fortgang der Vorbereitung auf die K kommenden Olympischen Winterspiele beschäftigt. Etwas weniger als drei Jahre vor den Spielen zeigte sich das Gremium beeindruckt von den Vorbereitungen in den Bereichen Sportstätten, Marketing, Logistik, Transport und Technologie. Naturverträglicher Sport muss gewährleistet bleiben D as Kuratorium Sport und Natur erwartet vom Deutschen Bundestag, dass bei der Neuordnung des Naturschutzrechts nach der Föderalismusreform der akzeptierte Status des Natursports im Bundesnaturschutzgesetz erhalten bleibt und nicht in der Abweichungsgesetzgebung zersplittert wird. "Anderenfalls ist zu erwarten, dass die erreichten Qualitätsmerkmale des derzeitigen Bundesnaturschutzgesetzes weitgehend rückgängig gemacht werden und die Unterschiede in der Landesgesetzgebung zu- statt abnehmen", heißt es in einem Positionspapier, das die drei Millionen Mitglieder starke Vereinigung verfasst hat. Nach dem derzeitigen Bundesnaturschutzgesetz, das die Erholung des Menschen in freier Natur gewährleistet, sind natur- und landschaftsverträgliche sportliche Betätigungen der Erholung zuzurechnen. gestiegen. Erstmals konnten damit über 4.000 schwer kranke Menschen gerettet werden. "Dies war nur möglich, weil 1.259 Menschen bundesweit nach dem Tod ihre Organe gespendet haben, das sind 3,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor", erklärte DSO-Vorstand Prof. Dr. Günter Kirste. Beigetragen hat dazu auch der Verein Sportler für Organspende (VSO). In dem von Sporthilfe-Chef Hans Wilhelm Gäb 1998 gegründeten Verein erinnern mehr als 50 Olympiasieger und Weltmeister mit ihrem Engagement andere Menschen daran, dem unvermeidlichen Lebensende einen besonderen Sinn zu geben. Gemeinsam mit den Partnern der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der DSO verteilt der VSO bei bedeutenden Sportveranstaltungen und Großereignissen auch Organspendeausweise. Olympia-Medaillen für Peking vorgestellt enau 500 Tage vor den Olympischen Spielen in Peking hat das chinesische Organisationskomitee die Medaillen enthüllt, die erstmals in der olympischen Geschichte mit Jade verziert sind. Auf der Rückseite der Gold-, Silber- und Bronzeme- G Die bisherige Rahmengesetzgebung habe die Ausformung von 16 verschiedenen Umsetzungen in Landesrecht erlaubt, stellt das Kuratorium fest, dessen Vorsitzender der sportpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Winfried Hermann, ist. Unterschiedliche Regelungen zum Betretensrecht seien nicht nachvollziehbar, weil Wanderwege, Flüsse und Klettergebiete sowie der Schutzbedarf der Natur nicht an Landesgrenzen halt machten. "Verbote in einem Bundesland führen zu wachsendem Freizeittourismus und damit zur Zunahme von Verkehr und zu neuen Problemen in angrenzenden Bundesländern", was also zu Verdrängungseffekten führe, heißt es. Organspenden retten Leben ie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) bekannt gegeben hat, ist die Zahl der im Jahr 2006 in Deutschland durchgeführten Transplantationen von 3.910 im Jahr 2005 auf 4.032 W OF-MOS AIK daillen ist jeweils ein Ring weißer, hellgrüner und dunkelgrüner Jade eingelegt. Die olympischen Medaillen für die Spiele in Peking sollen "Edelmut und Tugend" symbolisieren. Auf der Vorderseite der sieben Zentimeter großen Olympia-Medaillen befindet sich das Standarddesign mit Nike, der griechischen Göttin des Sieges, wie es vom IOC vorgegeben wird. 5 port- und Kulturförderung" haben eine lange Tradition in unserer Gesellschaft. Bereits die frühen Herrscher hielten sich Künstler, Sportler und Narren zum eigenen Vergnügen und zur Steigerung ihrer Reputation. An ihre Stelle traten später vor allem Industrielle, die die Allgemeinheit an einem Teil ihres Reichtums teilhaben lassen und sich selbst ein "Denkmal" setzen wollten. Man sprach von Mäzenen. Nach dem zweiten Weltkrieg förderten insbesondere kommunistische Staaten Künstler und Sportler, um die Überlegenheit ihres Systems zu demonstrieren. Dieser Wettstreit der Nationen und Gesellschaftssysteme gebar die so genannten Staatsamateure. S " Sport als Mittel der Selbstdarstellung des Systems erleben wir heute z.B. in China, wo eine zentrale Sportbehörde die Spitzensportler von morgen bereits im jüngsten Kindesalter "rekrutiert". Eine Demonstration des Erfolges dieser - nicht nur im Sport - aufsteigenden Weltmacht erwartet uns nach Athen 2004 bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking! Sport gehört heute aus vielen Gründen auch hier zu Lande zu den wichtigen Elementen unserer Wohlstands- und Mediengesellschaft. Der Deutsche Olympische Sportbund betreut rund 27 Millionen Mitglieder in mehr als 90.000 Vereinen. Insbesondere beim Vereinssport lernen junge Menschen schon früh, wie man sein Talent verbessern und über sich hinaus wachsen kann. Aber was noch viel wichtiger ist: sie lernen Regeln zu achten, Niederlagen einzustecken und sich für ein gemeinsames Ziel einzusetzen. Sportliche Aktivitäten kosten nicht nur Kraft und Energie, sondern sie erzeugen auch Umsatz und Wertschöpfung - und schaffen somit Arbeitsplätze. Die deutschen Haushalte geben im Jahr über 39 Milliarden Euro für "Sport" aus! Außerdem unterstützt körperliche Bewegung die Prävention, Behandlung und Rehabilitation. Es herrscht ein verstärktes Bewusstsein über das wertvolle Gut "Gesundheit" im Denken und Handeln vieler Menschen. Gesunde Ernährung und Sport gelten als Voraussetzungen für ein langes und gesundes Leben. Zudem befindet sich der Körperkult auf einem Allzeit-Hoch. Der Sport wird nach wie vor auch als Maßstab für die Leistungsund Wettbewerbsfähigkeit eines Landes gesehen. Während an den Olympischen Spielen 1900 in Paris 26 Nationen teilnahmen, waren es in Athen 2004 über 200. Sport ist einer der besten Wege zur Völkerverständigung, auch wenn die altgriechische Regel, dass während der Olympischen Spiele Friede zu herrschen habe, nicht mehr gilt. Dagegen hat - wie vor mehr als 2.000 Jahren in Rom - das Motto "Brot und Spiele" immer noch hohe Bedeutung. Dies sieht man am Beispiel "Fußball" und sicher auch im Rennsport. Sportler wie Michael Schumacher, Jürgen Klinsmann und Michael Ballack werden zu Vorbildern, die die Menschen in diesem Land zur Leistung motivieren. Höher, schneller, weiter: Was für den Sport gilt, gilt auch für die Wirtschaft, für Forschung, Technologie und beinahe alle Teile unserer Gesellschaft. Leistung gehört zu den Grundelementen unserer Gesellschaft. Ohne Leistung ist unsere Kultur unvorstell- 6 bar. Leistung ist die Voraussetzung für Erfolg - für weltweit tätige Unternehmen ist diese einfache Weisheit von fundamentaler Bedeutung. Leistung ist die Basis für attraktive und erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen. Sie schafft Arbeit und Beschäftigung. Und sie ist Träger des Fortschritts und des Wohlstandes. Was verbindet also Sport und Wirtschaft? Das Erfolgsstreben, die Suche nach Spitzenleistungen und Markenwerten! Längst sind Sportler für Unternehmen zu Identifikationsfiguren bzw. Imageträgern geworden. Große Sportereignisse werden zur Bühne für die Unternehmensund Produktdarstellung. Beides wird gezielt für die Inszenierung von Marken eingesetzt und als Instrument der Kundenbindung. Sponsoring heißt diese moderne Form der Förderung, mit dem Ziel symbiotischer, gegenseitiger Unterstützung. Circa 3 Milliarden Euro pro Jahr werden in Deutschland für Sponsoring ausgegeben, davon drei Viertel für Sport-Sponsoring (im Vergleich: nur 5 % für Kunst und Kultur). Die Verbindung von Sport und Wirtschaft ist also eine zunehmend wichtige aber nicht selbstverständliche Allianz. Es bedarf berechenbarer, wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, um die notwendigen Grundlagen für eine enge Kooperation zu schaffen und zu erhalten. Klar ist: Sein Talent nutzen, sich dem täglichen, harten Training stellen, um immer wieder Höchstleistungen zu erreichen, erfordert ein Umfeld mit optimalen Voraussetzungen. Spitzensportler müssen die Chance bekommen, sich zeitweise ganz auf Leistung und Erfolg konzentrieren zu können - das ist heute ohne materielle Förderung undenkbar. Da andererseits Herrscher und Mäzene weitgehend ausgestorben sind und unser Staat das Defizit verwaltet, muss die Wirtschaft hier soziale und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Richtig gelebt, kann die Partnerschaft von Sport und Wirtschaft eine für beide Seiten lohnende Investition sein: für Sportler und Unternehmen und damit letztlich auch für die Sportbegeisterten in aller Welt. Voraussetzung sind gleich gesinnte Interessen, der Fit mit Marken- und Unternehmensimage, die Bereitschaft der Sportler zu Kommunikation und Kundenevents und natürlich Erfolge! Sportliche Erfolge sind also nicht nur wichtig für die Athleten, für Verbände, für die interessierte Öffentlichkeit und das Wohlbefinden unserer Gesellschaft. Sie sind die Währung, mit der der Sport die finanziellen und materiellen Leistungen der Wirtschaft ckelt wurden. So sind im Spitzenbereich das Leistungsprinzip und die sportliche Fairness die entscheidenden Förderungskriterien. Die Deutsche Sporthilfe hat seit ihrer Gründung im Jahr 1967 über 40.000 Sportler bei ihren Wettkampfvorbereitungen individuell gefördert - mit der starken Unterstützung durch die deutsche Wirtschaft. Insgesamt wurden rund 350 Millionen Euro ausgezahlt (derzeit jährlich rund 10 Millionen Euro für die Förderung von 3.800 Athleten). OF-PODIUM Sport und Wirtschaft - eine wichtige, aber nicht selbstverständliche Allianz Von Prof. Jürgen Hubbert, Vorsitzender von Stiftungsrat und Aufsichtsrat der Stiftung Deutsche Sporthilfe verzinst. Die Optimierung der Leistungsförderung in Deutschland ist deshalb eine zentrale Aufgabe des DOSB. Wir brauchen die Neuordnung der Olympiastützpunkte und Leistungszentren sowie der Verantwortung der Fachverbände und der Landessportbünde und neue Auswahl- und Förderkriterien. Kurzum: die Struktur des deutschen Leistungssports muss auf den Prüfstand. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat daran größtes Interesse, denn sie steht für eine Erfolgsstory, die mit der Gründung durch Willi Daume und Josef Neckermann 1967 begann. Stiftungen sind durch ihre Satzung langfristig und berechenbar angelegt. Je leerer die öffentlichen Kassen, desto wichtiger werden Stiftungen für Teile der öffentlichen Finanzierung. Privates Engagement muss das staatliche Handeln ergänzen. Realistisch gesehen, wird es dies in Zukunft an manchen Stellen sogar ersetzen müssen. Die Deutsche Sporthilfe hat dies erfolgreich praktiziert, indem wirksame und zeitgemäße Förderungskonzepte entwi- Deutschland befindet sich in einer neuen Dimension des harten globalen Wettbewerbs. Dies stellt auch eine neue Belastung für die Gesellschaft und den einzelnen Bürger dar, der besorgt ist über Entwicklungen irgendwo auf dem Globus, die ihn treffen, die er aber nicht beeinflussen kann. Verunsicherung ist die Folge. Wir brauchen deshalb Vorbilder, die sich im internationalen Wettbewerb erfolgreich behaupten. Der Sport und die Wirtschaft können sie liefern. Wie das Beispiel der Fußball-WM 2006 zeigt, können insbesondere im Sport Erfolgserlebnisse geschaffen und möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Das ist ein Ziel, das Politik, Wirtschaft und Sportorganisationen vereint. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe wird mit der Unterstützung der Wirtschaft dazu beitragen, dem Spitzensport in diesem Lande den gebührenden Platz zu verschaffen und den Menschen positive Leitbilder und Werte zu vermitteln. Zugegeben: ein sportliches Ziel - aber wie die jetzt 40 jährige Geschichte der Stiftung beweist, ist es zu schaffen! 7 U nvergessen bleibt der märchenhafte WM-Sommer 2006 der Fußballer. Noch sind spannende Spiele, fröhliche Fans, bunte Fahnen und eine beseelte Stimmung über dem ganzen Land gegenwärtig. Hockey und Reiten kamen ähnlich fröhlich hinzu. 2007 werden es noch mehr Weltmeisterschaften in Deutschland sein: Eben haben die Handballer mit einem fantastischen Fest das WM-Jahr als Wintermärchen begonnen, dann sind u.a. Faustball, Kanu, Rudern, Triathlon, Turnen und Radsport an der Reihe. In den folgenden Jahren sind von den olympischen Sportarten Eishockey und Leichtathletik fest gebucht, vielleicht demnächst noch Curling, Judo, Schwimmen und Frauenfußball 2011. Ein Ende des WM-Booms ist nicht erkennbar, jedes Jahr inszeniert Deutschland praktisch ein kleines Olympia. 8 Die Politik hat sich - ermuntert von einer nutznießenden Medienbranche - fraglos auf den Tanz um die globalen Kälber eingelassen. Und Sportfunktionäre nennen ohne soziale Skrupel zweistellige Millionenbeträge an Organisationskosten für ihr Weltereignis. Leise Zweifel sind gleichwohl angemessen: Wird der WM-Boom immer - bei geringer werdender Bevölkerung - die grenzenlose Zuschauerresonanz finden, werden durch Energieressourcen rasch reich gewordene Regionen das - dann vielleicht weniger von der Konjunktur begünstigte - sportbesessene Deutschland überbieten, vor allem wird irgendwann eine Übersättigung des öffentlichen Interessens an internationalen Sportgroßveranstaltungen eintreten, weil die Begeisterung nicht beliebig wiederholbar ist? Und nicht zuletzt: Tragen die kurzfristigen Spektakel zur Entwicklung der jeweiligen Sportart in ihrer ganzen Breite und Tiefe - also bis in die Schul- und Vereinsebene - bei?!? Magie und Mobilität - zur Zukunft der Megaevents Was sind Ursachen für die deutsche Vorreiterrolle als Weltmeister im Veranstalten von Weltmeisterschaften: Organisationskraft "made in Germany" einschließlich einer hervorragenden Infrastruktur, verbandsspezifischer Funktionärsehrgeiz, Hoffnung auf finanziellen Gewinn, Stärkung des Stand- orts Deutschland und seiner Regionen, Anstrengungen im Vorfeld einer neuen Olympiabewerbung? Vielleicht von allem etwas, eines aber ganz bestimmt: Im Zuge besserer StandortWahrnehmung bemühen sich immer mehr Regionen um hochkarätige internationale Meisterschaften. Sie sehen sich durch die Erfolge und die massenhafte Begeisterung der Zuschauer bei der Fußball-WM 2006 bestätigt, Hockey wie Reiten und Handball haben - auf bescheidenerem Niveau den Eindruck bestätigt und temporär Menschen wie Metropolen verzaubert. Magic Moments sind mehr als Tabellen und Ergebnislisten. Sie treffen auf ein relativ neues Element der Transportgesellschaft: Die ohnehin seit Jahren steigende Nachfrage nach Megaereignisse zwischen Magie und Massenware Weltmeisterschaften in Deutschland - wieviel geht noch? Von Hans-Jürgen Schulke 9 Städtekurzreisen - komfortable Hotels bieten ihre an Wochenenden freien Kapazitäten günstig an - wird nicht mehr allein durch Musicals und Museen erfüllt, sondern immer mehr durch spektakuläre Sportevents. Bei den großen Stadtmarathons ist das seit längerem zu bilanzieren (beim Berlin-Marathon werden Umsatzsteigerungen von 50 Millionen Euro geschätzt), Olympia findet vor den Augen von einer Million ausländischer Touristen vor Ort statt, Länderspiele werden zunehmend mehr zu Bildungsurlauben. Und seinen vorläufigen Höhepunkt fand die Entwicklung bei der FußballWM 2006, als 2 Millionen ausländische Enthusiasten ohne Plan und Platz im Stadion nach Deutschland reisten, nur um bei der großen Party dabei zu sein und ihr schließlich das einzigartige internationale Flair zu verschaffen. Mit dem Public Viewing auf den großen Marktplätzen waren sie dann mehr dabei als manche teuren Ticketinhaber im hochgesicherten Stadion. Die Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz wird die Invasion der Fans und Flaneure bestätigen, wobei die kleineren Stadien den Drang auf die Plätze mit Video Walls noch erhöhen werden. Erfolgreiche Großveranstaltungen sind kein Naturereignis und keine Selbstverständlichkeit. Sie haben technische, soziale und kulturelle Gründe, die es jeweils originell organisatorisch aufzugreifen gilt. Nur dann wird der Sport seine führende Rolle im üppigen Eventangebot halten. Nicht zuletzt schläft die außersportliche Konkurrenz nicht: Rockkonzerte, Gesangsund Filmfesivals, Kirchentage, Papstbesuche, Motorradmeetings sind Beispiele für massenhafte Selbstverständigung. Was macht den Sport zum unumstrittenen Premiumprodukt im Eventangebot? Eine spannungsvolle Bewegungsanalyse, die vor rund 200 Jahren beginnt. Der moderne Wettkampfsport mit Reiten, Rudern, später Fußball, Rugby, Tennis ist zunächst keine Sache für Zuschauer gewesen bzw. nur dort, wo das Wetten um den Sieg eine große Rolle spielte. Beim Fußball dauerte es über 50 Jahre, bis eine fünfstellige Zuschauerzahl erreicht wurde - zunächst musste eine aus eigener Praxis geborene Expertenschaft und dann eine neuartige Stadionarchitektur erwachsen. Erst mit Fernsehübertragungen seit 1950 konnten Milliarden von Zuschauern bei Weltereignissen erreicht werden und verhalfen umgekehrt dem Sport zu seiner unglaublichen Popularität. Zuschauen zwischen Identifikation und Projektion Was aber macht den Sport so ansehnlich? Früher war es die Identifikation mit den Erfolgen von "unseren" Sportlern und Mannschaften - sie standen für die eigene Schule, den Verein, die Region oder Religion, den Betrieb oder die gesellschaftli- 10 che Klasse und schließlich - mit der Realisierung des Nationalstaatsgedankens - für die eigene Nation. Olympia, Weltmeisterschaften und Länderspiele geben dafür die sportliche Form. Das ist auch heute noch so, wenngleich eher symbolisch - die Identifizierung mit einer Bundesligamannschaft, die ganz überwiegend aus Fußballnomaden unterschiedlichster Erdteile besteht, hat keinen kommunalen oder klassenspezifischen Bezug. Und der Gedanke ist vielleicht nicht ganz abwegig, dass irgendwann einmal Global Player eigene Mannschaften aufs Spielfeld schicken werden. Brauchen Nike und Adidas auf ewig den DFB mit seiner Nationalmannschaft? In der hochentwickelten Mediengesellschaft, in der innovative Kommunikationstechnologien die Arbeit immer stärker intensivieren und die eigene körperliche Anstrengung zurückdrängen, wird der Wunsch nach Entspannung und Ausgleich drängender. Ansehnlicher Sport bietet - im Unterschied zu Musik und Theater - authentische Spannung mit leibhaftiger Präsentation. So kommt bei einem Fußballspiel, im Grunde bei jedem sportlichen Kampf der unvorhersehbare Ablauf, die Überraschung bei einzelnen Aktionen und das Unwahrscheinliche beim Resultat ins Spiel. Das Sportevent inszeniert eine Dramatik, die weit über die Routinen des virtuellen Arbeitsplatzes und der Alltagsverrichtungen hinausgeht: Sieg und Niederlage, Triumph und Schmerz, Brüderlichkeit und erbitterte Feindschaft, eigentlich die zeitlich befristete Projektion des ganzen Dramas von Leben bis Tod. Hinzu kommen heute weitere Projektionen. Das ist zum einen die athletische Leistung der Menschen. War vor 50 Jahren der Spitzensportler ein bewegungstalentierter, ansonsten ganz ähnlicher Mensch wie Du und ich, so ist er heute als Ergebnis hochprofessioneller Ausbildung in seiner Artistik unerreichbar weit vom motorischen Anforderungsprofil an den Durchschnittsbürger entfernt und vermittelt uns die Botschaft: Das könnten wir Menschen als Gattung leisten, so würden wir gerne sein und in der öffentlichen Wahrnehmung stehen, denn im Sport sind wir kurz von unserer Alltäglichkeit, auch Verletzlichkeit und Sterblichkeit enthoben (und paradoxerweise zugleich am stärksten bedroht, wie schon Bert Brecht notierte). Zweitens projiziert ein internationales Event ein globales Empfinden, den Entwurf von "Weltgesellschaft". Welthandel, Internet, Migration, globaler Tourismus relativieren Regionalität und Nationalität. Das geregelte, gleichberechtigte Zusammentreffen bei internationalen Sportevents produziert Hochspannung, die sich sogleich in Amplituden heiterer Gelassenheit bei den Fans aus aller Welt auflöst. Gewalttätige Fans in einer Sportart sind zwar Medienereignis, unter der Masse der Zuschauer aber eine nur ärgerliche Marginalie. Das vorrevolutionäre Schiller`sche Topos "Alle Menschen werden Brüder" schwebt heute - bei der Fußball-WM 2006 greifbar und begreifbar - über dem Ereignis. Hier werden die Zuschauer von Konsumenten zu Akteuren für ihre eine Welt. Je erfolgreicher es gelingt, in einem großen Sportevent die Identifikationen und Projektionen der Menschen mit den technischen Möglichkeiten bewegend zusammenzuführen, desto nachhaltiger wird seine Zukunft sein. Der große Sport ist dann noch nicht vor seinem Ende. Die Erosion der Häufigkeit: Sportevents auf dem Weg zum Zirkus? Weit problematischer erweist sich die Flut an internationalen Pokalveranstaltungen unterhalb von zeitlich und örtlich konzentrierten Meisterschaftsrunden. Bereits heute ist der Terminkalender mit hunderten solcher Sportevents wie Serien, Turnieren, Weltcups, Pokalspielen, internationalen Championships bis zur Unübersichtlichkeit gesättigt, berichtet das Fernsehen stundenlang - gelegentlich wie die Öffentlich- Rechtlichen ganztägig - über Sportereignisse, ist der Boulevard seitenlang mit Ballgeschichten und Banalitäten verstopft, füllen sich Regale in Buchhandlungen mit sportlicher Gebrauchsprosa. Jeden Montag belegen diese internationalen Ereignisse des Sports seitenweise die Ergebnislisten überregionaler Gazetten. Orte, Rekorde, Personen, Bedeutung und Besonderheit verschwinden im Kleingedruckten oder erhaschen im Fernsehen vielleicht noch einen Seitenblick beim Nachmittagskaffee. Der kurze Kick beim Finale ist nach einem Wimpernschlag verlöscht. In treffender Selbstverständlichkeit wird bei diesen Events vom Formel 1/Ski/Tennis - oder sonstwie Zirkus gesprochen. Die Übergänge zwischen den faszinierenden Festen des Sports und routinierter Wochenendunterhaltung werden penetrant, Magie wird zur überall und für jedermann erhältlichen Massenware. Die Industrialisierung der Sportevents führt zu ihrer Verselbständigung, lässt Herkunft und Basis des Sports vergessen. Ist der drohende sportliche Klimawandel schon eine unbequeme Wahrheit? Ist das Ganze noch Sport? - Sportevents als Sportentwicklung Das Geschäft beim Veranstaltungszirkus ist notorisch: Herrichtung der Sportstätten, Gewinnung von Sponsoren, Sicherung der TV-Übertragung, Betreuung der Journalisten, Logistik von Athleten und Material. PR as everywhere. Für alles gibt es professionelle Dienstleister und Agenturen. Die Sportverbände tragen das Regelwerk und zur Siegerehrung bei. Bewegen diese Events die Basis in den Vereinen, den Nachwuchs in der Schule und die älter werdende Breite? Vielleicht befördern sie die öffentliche Wahrnehmung einer Sportart, ihre Popularität. Bei Quotenbringern wie Boxen, Skifliegen oder Formel 1 wissen wir, dass dadurch keine Volksmassen zur Eigenaktivität provoziert werden. Die Zusammenhänge von Sportevents und Sportartentwicklung sind komplexer. Beim DFB ist das vor der WM 2006 strategisch bedacht und über Vereins- wie Schulkampagnen bis heute ausgebaut worden. Die Handballer hatten weniger Gewissheit über die Kraft ihrer Sportart (gleichwohl die Resonanz auf dieses athletische Mannschaftsspiel wie auch die Menge moderner Sporthallen vorab bekannt war; allein dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen war das nicht zu vermitteln) und wollen nun aus dem Wintermärchen zumindest noch einen Frühlingsaufbruch in ihren Vereinen wecken. Die Turner bemühen sich, ihre Weltmeisterschaft im September mit einer bundesweiten Kinderturnkampagne zu verbinden. Die Judoka inszenieren nur eine eng begrenzte Zahl an Weltcups, verbinden diese dann mit Fachkongressen, Trainerfortbildungen, Mitmachmöglichkeiten für Jugendliche und Schulkampagnen; die Triathleten gehen ähnliche Wege. 11 Noch steht die Nutzung von internationalen Sportgroßveranstaltungen für eine nachhaltige Verbands- und Sportartenentwicklung am Anfang. Eine Reihe von Verbänden haben sie noch nicht entdeckt und organisieren ihre Veranstaltungen genügsam vor sich hin. Hier ist ein breiter Erfahrungsaustausch durch den DOSB hilfreich, wie er ansatzweise beim Zukunftskongress 2004 in Bremen begonnen worden ist. Nicht hilfreich ist die jüngste Stellungnahme der Europäischen Sportministerkonferenz zur Besteuerung und Kostenlast bei sportlichen Großveranstaltungen. Die Ablehnung der steuerlichen Entlastung ist allein kameralistisch gedacht, die Ablehnung einer Finanzierung größerer Kongresse im Rahmen von internationalen Meisterschaften reduziert sie auf den sportlich-technischen Ablauf. Eine zukunftsorientierte Sportentwicklungspolitik könnte die Steuererträge (Quellensteuer) bei den Events zur Veranstaltungsentwicklung im Sinne des nationalen Verbandes oder der Region einsetzen, Kongresse als Veranstaltungsbestandteil ausdrücklich fordern und möglichst vielen Interessenten zugänglich machen. Die Städte wissen ohnehin, dass sie steuerlich am meisten von den Touristen an Sportveranstaltungen und Kongressen profitieren. Wo der Sport seine Zukunft veranstaltet - Die übersehenen Weltereignisse des Sports Vielleicht ist die beginnende Veranstaltungsdebatte ein deutsches Luxusproblem. Andere Länder - man denke nur an Afrika und Südamerika - würden unbändige Kräfte freisetzen, um gelegentlich ein internationales Großereignisse durchführen zu dürfen. Bei einer allzu konzentrierten Nabelschau hilft gelegentlich ein Blick über den Zaun. Dort kann man im Jahr 2007 zwei Weltereignisse des Sports entdecken, zu denen noch keine deutschen Bewerbungsunterlagen verschickt worden sind. Im August findet in Vorarlberg mit 30.000 Akteuren die Weltgymnaestrada statt, in der bei unzählbaren Vorführungen auf Strassen und Plätzen in tänzerischer, akrobatischer oder clownesker Form die unendliche Leichtigkeit des Bewegtseins zelebriert wird. Und zwei Monate später feiern über 10.000 geistig behinderte Athleten und Betreuer mit herzerfrischender Fröhlichkeit in 20 Sportarten in Shanghai ihre Special Olympics World Games. Beide Veranstaltungen zeigen in jeweils ganz eigener Art den Zauber eines Sportfestes, stellen eine gelungene Balance zwischen Magie, Masse und Moneten her. Sie sind Katalysatoren für nachhaltige wie wirksame Sportentwicklung. Die diesjährige Triathlon-WM in Hamburg hat mit konsequenter Beteiligung von OF Breitensportlern daraus gelernt. 12 Show, Event, Orgie H andball ist ein faszinierendes Spiel. Dieser Satz bliebe auch dann richtig, wenn Deutschland in der Vorrunde der Hallenhandball-Weltmeisterschaft ausgeschieden wäre. Mehr als 22 Millionen Zuschauer ließen sich vom Sieg Deutschlands im Endspiel über Polen begeistern. Für viele von ihnen schien dieser Satz allerdings an die Bedingung geknüpft zu sein, dass man Handball mit einem Siegestaumel verbinden kann. Nicht das Spiel fasziniert, sondern der Sieg. Von Sieg zu Sieg wächst die Faszination, und am Ende geht das Ganze in eine großangelegte Orgie über. Handball ist dabei beliebig ersetzbar. Anstelle von Handball könnte es auch Basketball sein. Auch die Volleyballspielerinnen könnten Gleiches hervorrufen. Würden deutsche Leichtathleten wieder vermehrt siegen, so könnten sie Ähnliches bewirken, wie dies ja auch im Wintersport bei den Biathleten der Fall ist. Das so genannte "Wintermärchen", das auf das "Sommermärchen" des Jahres 2006 folgte, ist somit kein Märchen. Es ist vielmehr die konsequente Fortsetzung von dem, was sich aus Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland bereits ereignet hat. Nicht der Fußball ist dabei das Außergewöhnliche gewesen, sondern die Massen sind es, die ein Objekt ihrer "Begierde" benötigen. Der Sport bietet dazu den idealen Ort, er offeriert eine Plattform zur Identifikation durch die Massen. Das Identifikationsbedürfnis scheint dabei ins Unermessliche zu wachsen. Soll dieses Bedürfnis mittels Sport befriedigt werden, dann ist der Sport in eine Welt des "Events" zu überführen. Er muss zum Spektakel und zur Show, zum Konsumerlebnis und zum "adventure" werden. Die Lärmkulisse wird dabei zum Markenzeichen, und selbst für "Die Zeit" scheint es angemessen zu sein, über ein Schallmessgerät zu berichten, das einen Spitzenwert bei 118 Dezibel im Spiel Deutschland gegen Frankreich bei der Handball-WM aufwies. Dies sei lauter als ein Presslufthammer. Distanzlos wird diese Lärmqualität detailliert beschrieben. Die Frage sollte erlaubt sein, was dabei mit dem Sport geschieht und ob die Entwicklungen, die dabei zu erkennen sind, eine wünschenswerte Perspektive zeigen. Wird der sportliche Wettbewerb in ein Event verwandelt, das zeigt sich schon auf lokaler und regionaler Ebene, wird er Der Sport auf dem um jeden Preis: zu einem sozialpsychologischen Ventil, bei dem Menschen "Luft ablassen" können, Aggressionen auf Dritte projizieren, insbesondere auf die Gegner, und heimische Spieler und Athleten zu "local heros" erhöht werden. Dann werden aber auch sehr schnell wichtige Maximen und Grundsätze, die den Sport bislang konstitutiv geprägt haben, in den Hintergrund gedrängt. Immer häufiger gehen sie verloren oder werden zumindest in Frage gestellt. Dies gilt vor allem für das Prinzip des Fair Play, für die Achtung der Würde des Gegners und für die Anerkennung von dessen Leistungen. Beginnen Pfeifkonzerte schon beim Ballbesitz des Gegners, wird er in der Ausübung von Würfen gezielt gestört, wird sein Einlaufen auf das Spielfeld mit Pöbeleien begleitet, wird im Chor zu verletzenden Schlachtgesängen angestimmt, so wird dabei immer wieder, oft nur in kleinen Schritten das Fundament des Sports verletzt, auf dem er bis heute eine besondere kulturelle Bedeutung für die Gesellschaften dieser Welt hat gründen können. Wer in Köln beim Endspiel der Handball-WM mit dabei sein konnte und wem das ethische Fundament des Sports etwas Wichtiges ist, der konnte sich über die dabei zu beobachtenden Erscheinungsformen nur noch wundern, empören oder schämen. In vieler Hinsicht wurde er hilflos in seiner angeblich veralteten Vorstellung von den Werten des Sports zurückgelassen. Frankreich, Deutschlands Gegner im Halbfinale, wurde beim Spiel um Platz 3 gnadenlos ausgepfiffen. Polen, der Gegner im Endspiel, wurde ohne jeglichen Respekt von den Zuschauern behandelt. Das Gebaren und Verhalten der Massen konnte nicht anders als mit jenem Wort gedeutet werden, das dazu passt: Aggressiver Chauvinismus. Angetrieben wurde dabei das Publikum von einem Marktschreier, der sich als offizieller Hallensprecher bezahlen lässt, dessen peinliche Handlungsanweisungen jedoch nicht einmal auf Volksfesten anzutreffen ist. Köln steht dabei für eine Entwicklung, die den Sport prägt, wenn er den angeblich modernen Ideologien des Eventmanagements unterworfen wird. Vergleichbares zeigt sich uns Spieltag für Spieltag im Berufsfußball. In der Basketball-Bundesliga und beim Eishockey lässt sich die Perversion des Fair Play ebenso beobachten wie bei Berufsboxveranstaltungen. Immer mehr Sportarten werden von dieser gefährlichen Manipulation erfasst. Mit hehren Worten ist der organisierte Sport bemüht, in das Grundgesetz aufgenommen zu werden. Seine Praxis straft solchen Anspruch jedoch Lügen. Auf der Vorderbühne spielt man das Spiel der Aktion "Keine Macht den Drogen"; wenn der Sport aber zur Sache selbst kommt, ist er Drogenersatz und fordert den Drogenkonsum. Diese Beobachtungen machen deutlich, dass der Sport nicht durch Dritte gefährdet wird. Er selbst ist auf dem besten Wege, sich durch jene Arrangements zu gefährden, die er offensichtlich als zeitgemäß und modern erachtet. Das schöne Handballspiel und mit ihm immer mehr Sportarten sind leider zum Sportevent geworden. Die Massen können sich mit ihnen identifizieren. Ob der Sport dabei gewonnen hat, stellt sich diesen Massen nicht als Frage. Alle, die sich des Handballs in den WM-Tagen bemächtigt haben, waren an der Besonderheit dieses schönen Spiels nur ganz gering oder gar nicht interessiert. Dass taktische Meisterleistungen vollbracht wurden, dass die deutsche Nationalmannschaft unter der Leitung von Heiner Brand in der Lage war, sich mit mehr als 60 ausgetüftelten Spielzügen auf jede gegnerische Mannschaft individuell einzustellen, dass der Bundestrainer eine psychologische Führungskunst demonstrierte, wie man sie so im Handball noch nie antreffen konnte, dass der internationale Handball technisch und taktisch eine enorm dynamische Entwicklung in Bezug auf das Leistungsvermögen der Weltklassespieler aufweist: All dies hat weder die Massen noch die Massenmedien, die die Weltmeisterschaft begleitet haben, interessiert. Im Zentrum stand vielmehr ein inszenierter Patriotismus, dessen Steigerung durch die Siege der deutschen Mannschaft massenmedial ausgekostet werden konnte. Oft wurde dabei nicht einmal bemerkt, dass selbst die Regeln des journalistischen Anstandes offensichtlich keine Barriere mehr darstellen. Im Handball haben sich dabei genau jene Erscheinungsformen eingestellt, die wenige Monate zuvor das Fußballevent mit seinen anonymen Massen prägte. Eines wird dabei offensichtlich. Der Sport befindet sich immer schneller und immer intensiver in einer Entwicklung, in der all jene Merkmale, die ihn als besonders bedeutsames Kulturgut geprägt haben, gefährdet sind. In Bezug auf diese Merkmale kann dies durchaus als ein Prozess der Selbstzerstörung gedeutet werden. Nicht von außen wird der Sport bedroht, wie dies manche Funktionäre behaupten. Sie selbst sind es, die ihn bedrohen. Diejenigen, die Verantwortung im Sport übernommen haben, lassen zu oder fördern es sogar, dass dem Sport seine ethische Basis entzogen wird. Es ist schwer vorstellbar, dass wirkliche Liebhaber des Sports interessiert sind, dass er zur Show und zum Event absinkt. Vermutlich haben sich die Verantwortlichen von Marketing-Agenturen beraten lassen. Deren Interesse gilt allerdings weniger dem OF Sport als dem Geschäft mit ihm. Weg zur Selbstzerstörung Von Helmut Digel 13 Es geht um die Perspektiven für das Leben nach dem Sport Von Anno Hecker U nd, was willst du werden? Klose! Natürlich. Das war im letzten Sommer. Inzwischen spielt sich Dirk Nowitzki wieder in den Vordergrund. Allerdings scheint Pascal Hens auch en vogue. Die Stimmung mag schwanken zwischen Basketball-Star drüben und HandballWeltmeister hier, aber der Berufswunsch unter sportbegeisterten Pennälern abseits der Bolzplätze ist fixiert: Profi, da braucht man nicht nachrechnen, ein Traumjob. Sie schwärmen alle von ihrem Sport, nicht nur die DollarMillionäre aus dem gelobten Land des Basketballs oder jene paar Handballspieler, denen nach dem Triumph von Köln die Vergoldung ihrer Mühen winkt. Auch André Lange kann sich ein Leben ohne Bobfahren längst nicht mehr vorstellen. Mark Warnecke hat es erst Ende März in Melbourne geschafft, mit dem Brustschwimmen auf höchstem Niveau aufzuhören, im reifen Alter von 37: "Die Leidenschaft hilft über alle Wellentäler hinweg." Es gibt noch eine Ehrung, Danksagungen, Blumensträuße und eine Vitrine voller Medaillen und Pokale. Reminiszenzen von unschätzbarem Wert. Nur wahrscheinlich unverkäuflich. Und deshalb beginnt für die Warneckes des deutschen Sports nach dem Ausstieg ein zweites Leben mit einem nächsten großen Ziel, falls sie nicht ins Schwimmen geraten wollen: Die Sicherung der Rente. Jan-Olaf Immel ist längst dabei und doch noch im Spiel. Dienstags fährt er von der Schule zur Sporthalle. Vom Dienst zum Dienst. Erst schwitzt er zweimal pro Woche als Diplomsportlehrer am Wiesbadener Elly-Heuss-Gymnasium, dann als Spieler des TV Großwallstadt. Er spricht von Disziplin, dass man sich zusammenreißen muss, wenn beides gehen soll. Muss. Handball st ein Traum für Immel, den Olympiazweiten, Europameister; aber keine Goldgrube. Wer spielen will, sollte rechtzeitig zu denken beginnen, um nach dem letzten Wurf am Zug zu bleiben. Also hat Immel studiert. Früher, mit einer Trainingseinheit am Tag, ging es noch leicht, spielend. Heute, 14 mit täglich zwei Einheiten, ist es eine Kunst: erst den Trainer überreden, dann den Finanzvorstand, schließlich den Dozenten: "Dann geht es", sagt Immel, "wenn auch sicher nicht in der Regelstudienzeit. Man verdient gutes Geld und kriegt noch was für später hin." Das duale Prinzip ist nicht die Regel. In den großen Klubs, die neben der Bundesliga noch in der Champions League ihr Glück versuchen, bleibt den Spitzenspielern kaum Zeit für eine berufsbildende Nebenbeschäftigung. Weil der Alltagskreislauf rundschleift: trainieren, reisen, spielen, trainieren. "Deshalb steht in den Verträgen auch drin, dass jede Nebentätigkeit genehmigt werden muss", sagt Spielerberater Wolfgang Gütschow. Studium inklusive. Zwar kümmern sich die Vereine mehr oder weniger gut um eine Berufsausbildung für ihre Zwanzigjährigen. Danach aber heißt es: Trainieren wie ein Fußballprofi, kassieren wie ein guter Regionalliga-Kicker. Zwischen 6.500 und 18.000 Euro, so die "Sport-Bild", verdienen Handball-Nationalspieler pro Monat. Agent Gütschow hält die Angaben für realistisch. Ein durchschnittlicher Profi, sagt er, erhält etwa 10.000 Euro brutto. Macht, bei Steuerklasse III, 6.500 bis 7.000 netto. "Wenn einer 15 Jahre durchhält", fügt Gütschow hinzu, "dann sollte er ein Haus gekauft und abbezahlt haben." Blüm hätte doch recht gehabt: Die Rente wäre sicher. Vielleicht steckt noch mehr drin. Die jungen Weltmeister spüren schon einen Mehrwert. Lars Kaufmann berichtete von Angeboten, die drei Mal höher waren als sein Gehalt in Wetzlar. Spielerberater Gütschow registrierte schon vor der WM die Bereitschaft potenter Klubs, für große Ziele auf der europäischen Bühne mehr zu investieren: "Das Kapital ist da, aber die Spieler nicht. Ich könnte vier für den Rückraum links sofort unterbringen." Wenn das keine Perspektive ist, etwa beizeiten vom Basketball zum Handball zu wechseln. Linke Flügelmänner mit starkem Zug zum Korb gibt es wie Sand am Meer. Seit der radikalen Öffnung der Grenzen für Spieler jeder Nationalität ist der Lebensstandard für die Nowitzkis der zweiten und dritten Kategorie hier zu Lande deutlich gesunken. Man spielt nicht unbedingt schlechter in der Bundesliga, aber mehr für weniger Geld. Gute Ausländer greifen für rund 35.000 bis 85.000 Euro (netto) nebst Wohnung und Auto pro Jahr zu. Und sind so stark, dass sie Deutsche mehrfach aufwiegen: "Ich bekomme für einen Nationalspieler zwei bis drei Amerikaner von gleicher Qualität", sagt der Leverkusener Manager Otto Reintjes. Und so hat eine Landflucht eingesetzt. Das Gros der Nationalspieler wirft und dribbelt im Ausland. "Es geht sicher nicht nur ums Geld", sagt der frühere Frankfurter Aufbauspieler Pascal Roller, "aber in Italien oder Spanien kann man das Dreifache verdienen." Einen Spieler vom Format Demond Greene, der geschätzte 250.000 Euro brutto erhalten soll, leisten sich allenfalls Bundesligagrößen wie Alba Berlin. Der Rest des deutschen Nachwuchses zwischen den Körben schaut sich die Bundesligapartien überwiegend von der Bank aus an: Die zehn Begabtesten im Alter bis zu 24 Jahren kommen auf Einsatzzeiten von durchschnittlich zehn Minuten, also auf ein Viertel der Spielzeit. Selbst Johannes Herber gehört dazu, ein Nationalspieler und WM-Teilnehmer. Dessen Handballkollegen sind in diesem Alter schon deutlich weiter. Michael Kraus darf sich nicht nur Weltmeister nennen. Der 23 Jahre alte Spielmacher übernahm auf dem Weg zum Titel spielentscheidende Verantwortung. Und was haben Sie gemacht? Als Profi auf der Bank gesessen! Das Risiko, mit spätestens 18 Jahren ganztags auf den Sport zu setzen und nach ein paar Jahren mehr oder weniger mittellos in einem Bewerbungsgespräch zu stranden, erscheint immer höher. Zumal die jüngste Bildungsoffensive jüngere Hochschulabsolventen mit größeren Qualifikationen zum Ziel hat. Konzerne wie Bayer Leverkusen bieten jungen Basketballspielern mit einer parallelen Ausbildung etwa zum Bürokaufmann zwar Perspektiven für das Leben nach dem Sport. Doch Bayer ist nicht überall. In ganz Deutschland aber klopfen Profis aus allen Herren Ländern an, die notfalls bereit sind, das Trikot für eine Handvoll Dollars (2.500 Euro) überzustreifen. "Da kann ich meinem Jungen doch nicht zur Basketballkarriere raten", sagt der Vater eines Junioren-Nationalspielers. Man spielt das Prinzip Hoffnung: "Aber wenn er doch das Zeug für einen Spitzenspieler hat?" André Lange ist ein Spitzenpilot. Der Star des Bobsports in den vergangenen Jahren, Weltmeister, Olympiasieger mit beiden Schlitten, hoch dekoriert mit allen möglichen Medaillen. Ein Schumacher des Eiskanals. Für die Rente wird er dennoch nach der Karriere schuften müssen. Selbst die besten Bobfahrer oder Rodler kommen pro Saison mit ihren Einkünften aus "selbstständiger Tätigkeit", Prämien für die Erfolge, kaum über 20.000 Euro hinaus. "Ich bin als Pilot", sagt Lange zu seiner Berufsbezeichnung, "in der glücklichen Lage, mich nicht auf andere Dinge konzentrieren zu müssen." Weil sein Lohn für die Erfolge im Namen der Bundesrepublik jeden Monat überwiesen wird: Lange steht im Sold der Bundeswehr. Wie die meisten deutschen Kollegen, wenn sie nicht bei der Bundespolizei eine Chance nutzen: ein geregeltes Einkommen trotz des Sonderauftrags fern der Truppe. In Oberhof oder auf allen Bahnen der nördlichen Hemisphäre wird zwar nicht unbedingt die Freiheit des Landes verteidigt, aber zur Freude der Regierung am Glanz des Vaterlandes poliert. Jedenfalls reicht dem Verteidigungs- und dem Innenminister der Image-Gewinn, die Finanzierung der StaatsProfis zur rechtfertigen. Zumal der Sport liefert: 65 Prozent aller Medaillen bei den Winterspielen in Turin wurden allein von Soldaten im Trainingsanzug gewonnen. Mit den Prämien, den Einnahmen durch persönliche Sponsoren, dem Gehalt des Dienstherren und der monatlichen Unterstützung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe lässt sich leben. Sparsame Zeitgenossen wie Lange bringen es mit 30 zum Bau eines Häuschens. Zumal die Ausgaben im Winter überschaubar bleiben: Für Kost und Logis bei den Wettkämpfen, für den Transport zahlt der Verband, für Kleidung mitunter ein Sponsor. "Natürlich müssen unsere Athleten Spitzenleistungen bieten, immer wieder", sagt der Generalsekretär des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland, Stefan Krauß, "andernfalls fällt man relativ schnell aus der Förderung." Aber nicht wie aus heiterem Himmel in die Perspektivlosigkeit. Der junge Rodler, der es nie schaffte, der Ikone Georg Hackl oder Weltmeister David Möller im Eiskanal annähernd zu folgen, läuft inzwischen ganz zufrieden Streife in Dresden. Aber selbst ohne doppelten Boden und Netz muss man nicht untergehen. Ein erstklassiger deutscher Ruderer hat nach seiner Karriere laut Statistik einen Job als Steuermann in einem akademischen Beruf vor sich. Weil diese Amateure mit professioneller Einstellung ihre Wege wie wahre Lebenskünstler organisieren? Trainingslager zahlen die Vereine, wenn sie können. Andernfalls leiten die Sportler auch schon mal die "lebenswichtige" Elite-Förderung der Sporthilfe um. "Zeitmanagement" ist das Zauberwort, die erfolgreiche Bewältigung von Studium und Training die inoffizielle Reifeprüfung für höhere Aufgaben im wirklichen Leben. Der Sport als Schule. Denn auf größere Rücksicht sollte ein Ruderer nicht vertrauen, wenn er sich in die Riemen legen will. In Cambridge stehen deutsche Ruderer um 5.30 Uhr auf, um schon vor dem Studium das Training absolvieren und dem Unmut der Professoren entgehen zu können: Sie sollen Denker werden, nicht Ruderer, mahnen die Dozenten, falls die Leistung nachlässt. Handball-Spieler Immel setzt dagegen auf die Kombination von Körper und Geist zur Überwindung aller Hindernisse: "Ich mache mir keine Sorgen, wenn ich den Nachwuchs sehe. Da sind viele intelligente Kinder darunter. Die werden SpitOF zensport und Ausbildung gut verbinden." 15 Sven Felski oder Die Vereinstreue eines Profis in Zeiten sportlichen Söldnertums Von Andreas Müller 16 D as entschiedene Gegenteil von Legionärswesen und Söldnertum hat im deutschen Sport einen Namen: Sven Felski heißt der Mann, der trotz seiner 32 Jahre noch nie bei einem anderen als seinem Berliner Heimatverein auf Torjagd ging. Der Eishockeyspieler hat für das Profiteam des EHC Eisbären gerade seine 15. Saison absolviert und noch einen laufenden Vertrag bis 2008. Die Beständigkeit des "ewigen Eisbären" sucht hier zu Lande ihresgleichen und ist im modernen Berufssport gleichermaßen mustergültig und anachronistisch. "Es ist ein komisches Gefühl, dass pausenlos neue Spieler kommen und man selber immer noch da ist. Manchmal fühlt man sich richtig blöd", beschreibt Felski den Zwiespalt. "Das Geschäft ist so schnelllebig, da ist es fast unmöglich, dass es so etwas noch gibt. Ich staune manchmal selber darüber. Andererseits finde ich es schade, dass so etwas ausstirbt. Wenn die Profis ihren Vereinen, in denen sie ausgebildet und groß geworden sind, etwas zurückgeben, dann ist das doch gut. Wir haben zwar einige junge deutsche Spieler im DEL-Team, aber von ihnen kommt kein einziger aus Berlin. Das finde ich sehr schade. Wenn ich bedenke, dass die Jungen gleich am Beginn ihrer Karriere zwei Mal Meister geworden sind und ich über 15 Jahre darauf warten musste…" Der Kufencrack, der für die Eisbären und den Vorgänger-Club EHC Dynamo schon 710 Partien in der Bundesliga bzw. in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) absolvierte und damit einen einsamen Klubrekord hält, staunt in ruhigen Stunden manchmal selbst über sich. "Wahnsinn", spricht es dann in ihm. "Wahnsinn, wie viele Spieler ich in meiner Zeit hier kennen gelernt habe! Ich könnte heute nicht mehr sagen, wer vor drei oder vier Jahren in unserer Mannschaft gewesen ist. Das ist eigentlich noch nicht lange her, aber ich könnte es nicht sagen und die Fans wissen es bestimmt auch nicht." Während Kritiker meinen, das Wechselkarussell im bezahlten Sport dreht sich heute so schnell, dass die Fans kaum mehr die Namen der Spieler auf Rasen, Eis oder Parkett unfallfrei aussprechen können, verhält es sich beim Eisbären-Anhang mit der Personalie Felski komplett anders. Der Berliner Junge wird vom Publikum geradezu als Kultfigur verehrt. "Meinen Namen können die Eisbären-Fans ganz gut aussprechen, das ist schön. Vor allem die Fans wissen es zu würdigen, wenn ein Spieler an einem Verein hängt", weiß das "Urgestein". "Andererseits ist es eine Herausforderung für mich, jedes Jahr mit neuen Jungs zu arbeiten. Ich glaube nicht, dass ich hier einen Bonus habe und muss mich in der Mannschaft jedes Jahr neu durchsetzen." Wie oft Felski zu Beginn jeder Saison die Neuankömmlinge aus Kanada, den USA, Schweden, Finnland oder Tschechien in die örtlichen Bedingungen im und am Stadion in BerlinHohenschönhausen eingeweiht hat und wie oft er sich für die Arbeitskollegen als uneigennütziger Berlin-Führer verdient gemacht hat, weiß er nicht zu sagen. In jedem Fall ist es ein großer Vorteil für die "Wandervögel" in der Branche, dass sie mit Felski einen wirklichen Insider in ihren Reihen haben, wenngleich der besondere Status innerhalb der Mannschaft kaum Würdigung erfährt. "Die Neuen fragen am Anfang der Saison meistens danach, wo man gut essen gehen oder wo man bestimmte Sachen einkaufen kann, oder sie erkundigen sich nach den Sehenswürdigkeiten in der Stadt. Woher man kommt und welche sportlichen Stationen man hinter sich hat, das interessiert normalerweise kaum", berichtet Felski, der mit Frau Manuela und Töchterchen Laura (7) im Stadtteil Pankow zuhause ist und einst noch vor dem Mauerfall von der Eiskunstlauf-Abteilung des SC Dynamo Berlin zu den Puckjägern wechselte. Bei besonders wichtigen Siegen zeigt er nach der Schlusssirene hin und wieder trotz Montur noch einen kleinen Drehsprung und facht damit den Jubel der Fans zusätzlich an. Einer der Team-Kollegen, der sich ausnahmsweise stark für Felskis spezielle Sportler-Vita interessierte, ist der Schwede Thomas Steen gewesen. In der nordamerikanischen Profiliga NHL selbst viele Jahre und beinahe eintausend Matches lang bei den Winnipeg Jets unter Vertrag und dort selbst eine lebende Legende, hatte Steen seinen jüngeren Berliner Kollegen wohl auch wegen dieser Parallelen besonders geschätzt. "Er wollte von mir sehr genau wissen, wie es hier früher im Verein war. Meistens interessieren sich Profis für solche Dinge, die es von ihrem Format her gar nicht nötig hätten, sich intensiver damit zu beschäftigen." Für Spezies von Mitspielern vom Schlage eines Steen hat Felski inzwischen eine ebenso feine Nase entwickelt wie für die besonderen Einzelheiten von Berufsauffassungen innerhalb der Mannschaft. "Es gibt Profis, die sich mit dem Verein, für den sie spielen, identifizieren wollen, und es gibt andere, die hier nur jeden Monat ihr Geld abholen wollen. Denen ist es egal, ob sie ein rotes oder ein blaues Trikot anhaben. Söldner eben", schildert Felski seine jahrelangen Beobachtungen. In Bezug auf die Fußball-Bundesliga hatte Franz Beckenbauer die "Söldner-Mentalität" Ende vergangenen Jahres scharf kritisiert. "Bei vielen Profis herrscht inzwischen eine Söldner-Mentalität. Klappt's beim einen nicht, gehe ich halt zum nächsten. Ich weiß nicht, wie lange sich die Vereine eine solche Einstellung gefallen lassen", hatte die Lichtgestalt des deutschen Fußballs in einer Kolumne gefragt und zugleich für Ausländerbeschränkungen plädiert, wie sie zum Beispiel in der DEL schon lange Praxis sind. In jeder Bundesliga-Elf sollten laut Beckenbauer mindestens sechs Spieler stehen, die für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt sind. "Die interessieren sich für gar nichts und sind meistens schon daran zu erkennen, dass sie jede Saison für ein anderes Team spielen. Bei denen kann ich Vieles nicht nachvollziehen", gibt der 103-malige deutsche Eishockey-Nationalspieler Felski seine persönlichen Eindrücke wider. "Genau so wenig können 17 diese Profis wahrscheinlich begreifen, wie man ein Leben lang bei ein- und demselben Verein sein kann. Mittlerweile kann ich diese Charaktere ziemlich gut einschätzen, wobei man zwischen typischen Söldnern und solchen Spielern unterscheiden muss, die eben hin und wieder mal wechseln. Das gehört zum Geschäft. Außerdem kann man es sich nicht immer aussuchen. Wenn die Charaktere in der Mannschaft passen und die Truppe funktioniert, dann ist die Chance groß, sportlich Erfolg zu haben. Man merkt sofort, wenn alle an einem Strang ziehen." Von Bundestrainer Uwe Krupp wird Felski auf Grund seiner besonderen, vor allem seiner Stetigkeit geschuldeten Beobachtungsgabe "schon hin und wieder mal ins Gespräch gezogen". Das Eisbären-Management hingegen nutzt die besonde- ren psychologischen Fähigkeiten seines dienstältesten Angestellten kaum. "Kurioserweise kommt es auch immer mal wieder vor, dass mich Leute aus anderen Vereinen ansprechen und etwas über Spieler wissen wollen, die früher mal bei uns in Berlin gespielt haben", plaudert Felski aus dem Nähkästchen. Immerhin habe es mit der Eisbären-Vorstandsetage bereits erste Gespräche über seine persönliche Zukunft gegeben. "Ich könnte mir vorstellen, das, was ich hier im Laufe meiner Karriere mitbekommen habe, später weiterzuvermitteln. Ob als Nachwuchstrainer oder in einer anderen Funktion, das ist alles noch völlig offen." Angebote von anderen Vereinen für einen der schnellsten deutschen Flügelflitzer auf Kufen hat es zur Genüge gegeben. Einmal, Anfang der 90er Jahre, als seinen Verein große finanzielle Probleme drückten, war der Wechsel nur an der Ablösesumme gescheitert. "Damals gab es bei mir schon die Überlegung, es woanders zu probieren", gesteht Felski. "Doch wenn man sich wohl fühlt, wenn man die Familie und Freunde um sich hat und bei einem Verein ist, der professionell geführt wird, dann gibt es für einen Wechsel keinen triftigen Grund. Natürlich muss die eigene Leistung stimmen, der Trainer muss dich einsetzen. Eine Saison lang habe ich hier fast nur draußen auf der Auswechselbank gesessen, weil der Trainer immer nur auf die ausländischen Spieler gesetzt hat, wir Deutschen für ihn nur Ergänzungsspieler waren. Damals wurde ich gar nicht gebraucht, und ich bin nur deshalb bei den Eisbären geblieben, weil ich noch einen gültigen Vertrag für die nächste Saison hatte." Neben der eigenen Absicht, einem Klub die Treue zu halten, brauche es Felski zufolge immer auch etwas Glück. Wenn der Verein in Konkurs gehe, dann bleibe eben keine andere Wahl, als einen anderen zu suchen. "Ich bin froh, hier alle Zeiten 18 miterlebt zu haben, die guten wie die schlechten. Es ist damals gar nicht geschnallt, was die von mir wollten. Vielwichtig, beide Seiten mitzuerleben, die Jahre, in denen sich leicht ist das ein großer Fehler gewesen, aber ich war kurz der Verein durchbeißen muss, und die Jahre, in denen es nach 1990 vollauf zufrieden damit, dass wir plötzlich 14 praktisch von alleine läuft wie in den vergangenen Jahren mit Teams in der Liga hatten und nicht mehr nur zwei wie zu DDR-Zeiten." dem Finaleinzug 2004 und den beiden Meisterschaften 2005 und 2006", beschreibt der Mann mit der Rückennummer "11" Zu kosten, wie es ist, für eine andere Mannschaft auf Toreals Markenzeichen seine persönliche Berufssportler-Philosojagd zu gehen, das hat Felski eigentlich nicht mehr vor. "Da phie. "Natürlich sind Zeiten, wo es rund läuft, viel angenehist nicht mein Bestreben", unterstreicht er. Selbst ohne gültimer als Zeiten, wo es drunter und drüber geht und die gen Vertrag bis 2008 wiege die Enttäuschung über die verZukunft total ungewiss ist. Oder wenn man als Titelverteidipassten Playoffs in der abgelaufenen Saison keinesfalls so ger die Play-Offs verpasst wie in diesem Jahr. Aber alle Erlebnisse bilden eine Einheit und schweißen einen mit dem Verein schwer, dass sich daraus für ihn ein Grund ableiten könnte, seinen Hauptstädtern den Rücken zu kehren. Ganz im Gegenzusammen. Man muss sich mit jeder Situation neu auseinanteil. "Die Eisbären sind im deutschen Eishockey eine Topdersetzen. Bei alledem ist mir mein Heimatverein natürlich Adresse. Ich fühle mich wohl und ich möchte hier noch viel näher als einem Spieler aus Kanada oder aus SkandinaOF spielen, so lange mir mein Beruf Spaß macht." vien." Noch bestens könne er sich zum Beispiel an die Serien gegen Schwenningen erinnern, als die Berliner gleich mehrere Jahre hintereinander in den "Play downs" gegen den Abstieg gespielt haben. "Mit Andy Murray hatten wir damals einen Trainer, der aus einer Mannschaft mit wenig Potenzial das Maximum z Felski wurde am 18. November 1974 in Berlin geboren und lebt herausgeholt hat. Daran heute mit Frau Manuela und Tochter Laura (7) in Berlin-Pankow habe ich gemerkt, dass er ein wirklich großer Trainer ist. So z Seine sportliche Karriere begann ursprünglich beim SC Dynamo etwas kann man nicht nur Berlin als Eiskunstläufer, er wechselte aber bald in die an Titeln festmachen." Sven Felski in Zahlen und Fakten Für ein Angebot aus der nordamerikanischen Profiliga NHL, die weltweit als beste Eishockey-Liga gilt, wäre Felski womöglich schwach geworden. Doch dafür sei es jetzt zu spät, beurteilt er die Aussichten realistisch. Einmal immerhin habe es einen Anbahnungsversuch gegeben, den das damalige Nachwuchstalent aus Unerfahrenheit gar nicht so recht durchschaut hatte. Zum Glück für seinen Heimatverein. Bei einer Junioren-WM sei einmal ein Agent von den San Jose Sharks auf ihn zugekommen. "Dieser Mann wusste mehr über mich, als ich selber. Er wollte mich in ein Vorbereitungscamp einladen. Irgendwie hatte ich Eishockey-Abteilung und brachte es 1990 noch auf drei Länderspiele für die Junioren-Auswahl der DDR z Für die Profimannschaften des EHC Eisbären und des Vorgängers SC Dynamo Berlin bestritt Felski insgesamt 710 Spiele und ist damit einsamer Rekordhalter z 2005 und 2006 gewann Felski mit seinem Klub die Deutsche Meisterschaft, Markenzeichen des Außenstürmers ist die Rückennummer "11" z International brachte es Felski auf 103 Länderspiele. Er nahm an den Weltmeisterschaften 1998, 2001, 2003, 2005 und 2006 teil sowie an den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin z Bisher kam Felski für seinen Verein in der Ersten Bundesliga (seit 1992) bzw. in der Deutschen Eishockey-Liga (seit 1994) auf 146 Tore und 221 Vorlagen und hält derzeit bei der Rekordquote von insgesamt 367 Scorerpunkten. 19 I m Juni 2006 ernannte das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) den ehemaligen Olympiazweiten und WMDritten im Zehnkampf, Frank Busemann, sowie die beiden ebenfalls nicht mehr aktiven früheren Weltklasse-Athletinnen Monique Garbrecht-Enfeldt (Eisschnelllauf) und Meike Evers (Rudern) zu Vertrauensleuten, die allen Sportlern und Sportlerinnen "zur Verfügung stehen, die im Zusammenhang mit dem Thema Doping Rat oder Hilfe suchen" (Aus der DOSB-Pressemeldung vom 19. Juni 2006). Die Erfahrung im Antidopingkampf zeige, so DOSB-Präsident Thomas Bach damals, "dass es sich beim Thema Doping zumeist um abgeschottete Zellen oder Netzwerke handelt. Hier müssen wir neue Wege gehen und Sportlern die Möglichkeit geben, sich an integere Personen außerhalb dieser Netz- BUSEMANN: Bei den Partnerinnen sieht es ähnlich aus. Wir haben uns natürlich gefragt, woran es liegt. Ist der Zugang zu uns zu schwer, ist kein Bedarf vorhanden, sind irgendwelche Hemmungen da, werden erst andere Wege beschritten und werden wir erst als letzter Ausweg in Anspruch genommen? OF: Ist die Einrichtung der Vertrauensleute allen Kader-Athleten zur Kenntnis gebracht worden, gibt es Kommunikationsprobleme? BUSEMANN: Mittlerweile kann keiner der Athleten, die im Hochleistungssport unterwegs sind, mehr behaupten, dass er von der Existenz dieser Einrichtung nichts weiß. Da haben uns die Medien unheimlich "Der Weg zum sauberen Sport geht nur über die Prävention" Frank Busemann, Anti-Doping-Vertrauensmann des DOSB werke zu wenden". Über die Problematik seiner Aufgabe hat sich das "Olympische Feuer" (OF) im März mit Frank Busemann, 32, unterhalten, der heute in Witten als Unternehmensberater, Motivationstrainer und Gesundheitsmanager tätig ist. OF: Es war zu hören, dass Sie sich in Ihrem Job als Vertrauensmann in Antidopingfragen nicht gerade überarbeiten müssen, so gern Sie es täten. Wird Ihre Telefonnummer, die beispielsweise über Google jedermann zugänglich ist, tatsächlich so selten angewählt? BUSEMANN: Speziell bei diesem Thema schon. Man kann nicht sagen, dass diese Nummer benutzt wird, wofür sie eigentlich eingerichtet wurde. Wir wussten am Anfang nicht, ob wir viel Arbeit haben würden, ob Interesse vorhanden ist. Zwei-, dreimal ist die Nummer schon in Anspruch genommen worden, aber nicht direkt von betroffenen Athleten, die den Absprung (vom Doping), wie es eigentlich mal geplant war, schaffen wollen, sondern in anderen Sachen. OF: Geht es Ihren Partnerinnen Evers und Garbrecht-Enfeldt ähnlich, meldet sich da auch keiner? Es kann ja wohl nicht sein, dass deutschen Athleten das Thema Doping nicht unter den Nägeln brennt. Eigentlich ist es ja paradox, dass den Vertrauensleuten offenbar kein Vertrauen geschenkt wird. 20 geholfen, das wird doch gelesen, deshalb wissen die Sportler, dass man uns kontaktieren kann. Bleibt die Frage: Wollen sie es überhaupt? Es ist ja ein heikles Thema, weil derjenige sich irgendwo in einem Unrechtsbereich bewegt und nicht weiß, ob er da `raus will und wie er das machen soll. OF: Und Ihre Antwort? BUSEMANN: Wir, die nicht angerufen werden, können im Grunde nur hoffen, dass es keinen Bedarf gibt. Und jegliches Hineininterpretieren nicht sein darf: Dass die Gruppe von Athleten, die von Trainern und Medizinern zum Doping verführt und angeleitet wird und deshalb nicht mitmacht. OF: So interpretieren Sie das Nichtzustandekommen von Telefongesprächen als DOSB-Vertrauensmann. Was sagt denn der ehemalige Sportler Busemann dazu? BUSEMANN: Aus der Erfahrung, die ich als Nichtsportler gemacht habe - als Sportler kann man sich mit dem Thema Doping nicht beschäftigen, weil es die eigene Leistungsfähigkeit hemmt, wenn man immer sagt, der Gegner ist sowieso gedopt -, was ich nach dem Sport alles mitbekommen habe, muss ich für mich leider feststellen: Es gibt Athleten, die dopen. Bleibt abzuwarten, warum sie das tun, warum sie OF-INTERVIEW nicht raus wollen. Klar, es ist einfacher, so weiter zu machen. Aber mit diesem Unrecht die ganze Karriere zu verbringen, immer in Gefahr kontrolliert zu werden, das ist ganz schön nervenbelastend. OF: Wie hat sich denn das DOSB-Präsidium, dem die Einrichtung der Vertrauensleute doch ein Anliegen gewesen ist, den Ablauf vorgestellt? BUSEMANN: Weil erkannt wurde, dass des Dopings überführte Athleten ihre Hintermänner niemals preisgeben, war die Idee, über einen externen Kreis diesbezüglich einen neuen Weg zu beschreiten. Wichtig ist zu wissen: Wir sind keiner Weisung unterworfen und treten als unabhängige Gruppe auf, wir müssen nichts befolgen, was Herr Bach besser erklärt. Wir dürfen ruhig mit konträrer Meinung reingehen. OF: Aber ist es nicht naiv anzunehmen, auf diese Weise an die Leute hinter den Athleten heranzukommen? BUSEMANN: Könnte schon sein, dass das in Richtung Naivität geht. Aber wir müssen doch verschiedene Parameter anbieten, um dem Problem Herr zu werden. Wir bieten hier einen kleinen Baustein an. Vielleicht verläuft die Aktion in zwei, drei Jahren vollkommen im Sande, weil kein Bedarf vorhanden ist. Um das festzustellen, müssen wir Möglichkeiten schaffen. OF: Auch wenn Ihnen eine Antwort schwer fällt: Was glauben Sie hat den DOSB bewogen, Sie für diesen Job zu gewinnen? BUSEMANN: Tatsächlich müssten dazu andere Leute befragt werden. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, weil ich denke, Vertrauensmann für Antidopingfragen kann nur jemand sein, bei dem die Öffentlichkeit und die Auftrageber davon ausgehen können, dass der Angesprochene in seiner Aktivenzeit sauber war. OF: Haben Sie spontan zugesagt oder wollten Sie erst einmal das Angebot überschlafen? BUSEMANN: Nicht nötig, über sauberen Sport habe ich schon das ganze Leben nachgedacht, ich habe zugesagt, bevor Herr Bach die letzte Frage gestellt hatte. OF: Wie haben Sie sich denn auf die Aufgabe vorbereitet. Nur zu sagen "lass die Finger davon", das kann es doch nicht sein. Sie müssen doch mit einem Konzept daran gegangen sein. BUSEMANN: Wir hatten uns im Vorfeld getroffen und uns gefragt, was wird auf uns einströmen, haben verschiedene Szenarien durchgespielt. Zum Beispiel wenn jemand anruft und sagt: Ich dope und will da raus. Wir fragten den DOSB-Justitiar, ob wir zur Verschwiegenheit verpflichtet sind oder dazu, uns zu offenbaren. Bisher trat jedoch noch kein Fall ein, den wir durchgespielt haben. Wir gehen jedoch davon aus, dass nur 20 Prozent dessen, was notwendig ist, durchgespielt wurde. Unser Problem ist doch: Leute, die dopen, sind immer einen Schritt weiter als Leute, die das verhindern wollen. Die dopen mit Mitteln, die noch gar nicht bekannt sind. Deshalb können wir uns nicht hineinversetzen in das, was sich in den Köpfen der Doper abspielt. BUSEMANN: Nein, deren Plätze können wir nicht einnehmen. OF: Sollten junge Athleten anrufen, müsste es doch vorrangig um präventive Maßnahmen gehen. BUSEMANN: Der Weg zum sauberen Sport geht nur über die Prävention. Leute, die dopen, haben in den ersten fünf Minuten ein Unrechtsbewusstsein, nach einer Woche verschwimmt das schon alles, nach drei Monaten sind sie sich keiner Schuld mehr bewusst und denken, das macht jeder, das ist ganz normal, verdrängen komplett, dass es verboten ist. Deshalb ist die Aufklärung bei jungen Sportlern so wichtig. Ich sprach vor kurzem mit einem Verfasser einer Präventionsschrift, die er an junge Athleten verteilen wollte. Die sagten dann aber nur, sie würden nicht dopen. Darum gehe es jetzt gar nicht, sondern erst mal nur um Informationen, um im Thema drin zu sein, zu wissen, welche Schäden durch Doping auftreten können, irgendwann, so der Verfasser zu seinen Gesprächspartnern, käme der Superdoktor, der dich reinziehen will, deshalb ist die Aufklärung notwendig. OF: Also so früh wie möglich? BUSEMANN: Ja, die Versuchung darf einen 20-, 21-Jährigen nicht wie ein Blitz treffen. In diesem Alter sollte, wenn vorher präventiv gearbeitet wurde, keine Diskussion mehr entstehen: Dopen oder nicht dopen. OF: Sie hatten es zuvor schon angedeutet: Gibt es eine Dopingszene im deutschen Spitzensport? Es hat sich ja herausgestellt, dass unser Kontrollsystem längst nicht so perfekt ist, wie häufig dargestellt. BUSEMANN: Ich spreche nur Vermutungen aus, habe keine Beweise, sage aber: Ja, es gibt eine, so traurig das ist, eine in groß angelegtem Stil. OF: Sie sind ein ehemaliger Leichtathlet, dessen Verband im dopenden Sportler einen strafrechtlich zu verfolgenden Betrüger sieht. Ihr Auftraggeber Thomas Bach dagegen sieht den Athleten eher nicht im Mittelpunkt des Betrugs. Wo stehen Sie eigentlich in dieser Diskussion, ist Ihre Position ein Handicap für Ihre Arbeit? BUSEMANN: Ich stehe auf dem Standpunkt und vertrete ihn auch nach außen: Dopende Sportler sind Betrüger. Kontakte zu einem Vertrauensmann mit einer solchen Einstellung zu suchen, macht die Sache nicht leichter. Ob es daran liegt, dass keine Anrufe kommen? Ich weiß es nicht. OF: Wie wollen Sie denn nun weiter verfahren. Wenn Sie merken, das bringt nichts, schreiben Sie dann Präsident Bach ab und sagen: Lösen wir das Projekt wieder auf, es ist gescheitert? BUSEMANN: Darauf wird es hinauslaufen. Aber erst muss abgeklärt werden, ob es wirklich so ist, ob es eine Flaute ist, ob es an ungewöhnlich harten Äußerungen gegen Doping liegt, die ich treffe und die die Leute einschüchtern und sich deshalb mir nicht anvertrauen. Dann müsste man es mit anderen Vertrauensleuten probieren. Das Interview führte: Michael Gernandt OF: Wurde Hilfe geholt bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) oder bei Pädagogen und Psychologen? OF-INTERVIEW 21 A ls Italiens Meister Inter Mailand zuletzt im Viertelfinale der Champions League beim FC Valencia scheiterte, flogen die Fäuste der Profis. Nach den spanischen Jagdszenen sprach Valencia-Coach Quique Sanchez Florez offen von "Krieg". Zeitgleich erklärte der neue Präsident der Europäischen Fußball-Union UEFA, Frankreichs ehemaliger Mittelfeldregisseur Michel Platini, den Kampf gegen die Gewalt zu den Hauptaufgaben seiner Amtszeit. "Wenn wir uns jetzt schon selbst wie Hooligans aufführen, dann addio Glaubwürdigkeit", fiel Inter-Präsident Massimo Moratti zu den Unglaublichkeiten von Valencia ein. Wochen zuvor machten wütende Hools in Dresden nach dem Regionalligaspiel zwischen Dynamo und dem VfL Osnabrück Jagd auf die eigenen Profis, mit dessen Leistungen im Stadion sie nicht mehr zufrieden waren. Ein derartiges Szenario gab es auch in der Zweiten Bundesliga in Köln. Früher hielt das legendäre Marathontor den Mob noch vom Sturm auf ihre Lieblinge ab. "Wir sind Kölner und ihr nicht", hörte man dann. Und wenn die millionenschweren Idole in ihren Badelatschen zum Gespräch ausrückten, beruhigte sich die Szene. Am Ende wurden Autogramme geschrieben. Als in Catania der Polizist Filippo Raciti nach gewalttätigen Auseinandersetzungen starb, erreichten die gewalttätigen Auseinandersetzungen eine neue Ebene. Der internationale Aufschrei war heftig, jeder halbwegs kundige Politiker in Europa drängte sich ins Kameralicht, um mit harschen Forderungen an die Öffentlichkeit zu treten. Dass einer bestimmten Kategorie von Krawallmachern nur mit repressiver Gewalt zu begegnen ist, zweifelt auch Deutschlands führender Fan-Forscher Gunter A. Pilz nicht mehr an. Die Blicke des SoziologieProfessors aus Hannover sind aber dennoch nicht so kurzsichtig wie die mancher Politiker, die nur Forderungen aufstellen, wenn Kameras in der Nähe sind, in der politischen Umsetzung dann aber zu umständlichen Kleingeistern werden. In Italien fand die politische Klasse heraus, dass nur wenige Stadien den Sicherheitsanforderungen entsprechen, die allerdings ein früherer Innenminister als verbindlich entwickelt hatte. Mit "Geisterspielen" wurden die Klubs nach den Ausschreitungen von Catania bestraft. Inzwischen sind in den Arenen Spruchbänder, Fahnen, Lautsprecher, Trommeln und Sirenen verboten. Ultras, die rassistische und nationalistische Symbole tragen, können zukünftig rechtlich verfolgt werden. Bei Verletzung von Sicherheitsbeamten drohen bis zu zehn Jahre Haft. 22 Die Gewalt im Stadion ist ein vielschichtiges Problem, das sich nicht mit Gewalt lösen lässt Von Christoph Fischer Pilz fordert für Deutschland einen Solidaritätsfonds der finanzkräftigen Bundesliga. Der Deutsche Fußball-Bund müsse nicht nur Fan-Projekte unterstützen, viel wichtiger sei, "die Vereine in den unteren Ligen finanziell in die Lage zu versetzen, in ihren Stadien in die Sicherheit zu investieren". Neu ist es nicht, dass sich die gewalttätigen Auseinandersetzungen aus den streng bewachten Multifunktionsarenen der Bundesliga in die maroden Stadien in Regional- und Oberliga verlagert haben. Weil dort der Mob nicht damit rechnen muss, von Sicherheitskräften an Schlägereien gehindert zu werden. Nicht nur im Osten der Republik sind diese Tenden- Potenzial szenekundige Beamte eingesetzt werden. Szenenwechsel: Nach den Ausschreitungen bei der Pokal-Begegnung des 1. FC Lok Leipzig gegen die Reserve des Zweitligisten Erzgebirge Aue Anfang Februar waren bei Straßenschlachten 39 Beamte verletzt worden. 300 Beamte waren gegen 800 Randalierer chancenlos, Polizisten wurden von den Hooligans regelrecht gejagt. "Es hätte Tote geben können", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg. Ein Beamter hatte sogar einen Warnschuss aus der Dienstpistole abgegeben. Landesweit sagte der DFB daraufhin 60 Meisterschaftsspiele in den Amateurklassen Sachsens ab. Das Problem sei nur durch die enge Kooperation zwischen Vereinen und der Polizei zu lösen, sagte der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz in der Frankfurter Rundschau: "Nur mit dem Polizeiknüppel auf den Kopf, das ist das Allerdümmste, was einem dazu einfallen kann." Steffen Kubald, Präsident des Traditionsklubs 1. FC Lokomotive Leipzig und früher selbst ein Hooligan, muss seinen Klub von rechten Gewalttätern befreien, wenn er die Zukunft des Vereins sichern will. Regelmäßig überpinselt Kubald die Schweinereien auf den Mauern der Stadiontoiletten, das Hakenkreuz und natürlich auch die Worte "Kubald", "Rücktritt", "jetzt". zen zu beobachten, sondern auch im Westen. In BadenWürttemberg muss die Polizei gelegentlich in Hundertschaften ausrücken, wenn es die Menschen in die Stadien von Freiburg, Ulm, Stuttgart, Reutlingen und Mannheim drängt. Landespolizeipräsident Erwin Hetger forderte zuletzt, die in der Oberliga ausgesprochenen Stadionverbote bundesweit auch auf die Bundesliga auszudehnen. "Gewalttäter unterscheiden auch nicht zwischen Profi- und Amateurligen", sagte Hetger. Im Ländle sollen in der Ober- und Regionalliga in Zukunft bei Auswärtsspielen von Klubs mit Problemfan- Dynamo Dresden wurde in den vergangenen zwei Jahren vom Deutschen Fußball-Bund mit Strafgeldern in Höhe von 131.000 Euro belegt. "Für das Geld würde ich lieber einen guten Stürmer holen", fällt DynamoGeschäftsführer Volkmar Köster dazu ein. Bitter nötig wäre das Geld für Fanprojekte, in denen perspektivlosen Jugendlichen vielleicht doch noch so etwas wie Halt gegeben werden kann, weiß auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, selbst aus Dresden. "Die Perspektivlosigkeit der Jugendlichen schafft Angst. Und wer keinen sozialen Halt hat, neigt leichter zur Gewalt", sagt der Europameister von 1996. Und ist häufig offener für rechtsradikale Parolen. In Sachsen unterstützte die Landesregierung Fanprojekte bisher nicht. Erst als sich die Konflikte häuften, änderte die OF Politik, wie so oft, ihre Meinung. 23 Wo sind die Sternstunden? D eutschland, ein Wintersportmärchen. Wer wollte das schließlich noch hören? Bis Ende März ging der Sendemarathon des Fernsehens, erschienen sattsam vertraute Bilder, wenn wir ARD oder ZDF einschalteten. Holmenkollen Oslo und Evi Sachenbacher, Lahti und Ronny Ackermann und Magdalena Neuner, Lillehammer und Martin Schnitt, Zwiesel und Maria Riesch und Lenzerheide, Monika Bergmann-Schmuderer, Kathrin Hölzl, Planica, Kuopio, Orte und Personen verschwammen vor unseren Augen, die Begriffe schwirrten im Kopf umher, vertraut wurden uns die Strafrunden und der Telemark, mal wieder eingefädelt und zu spät am Tisch, zu viel Anstellwinkel in der ersten Flugphase, und der Startläufer hatte einen schnellen Ski. Preisfrage: Wie viele Weltmeisterschaften hatten die Eisschnellläufer schon in dieser Saison? Sind in Bob und Rodeln wirklich schon alle Entscheidungen gefallen? Wie oft schießen die Biathletinnen eigentlich bei einem Massenstartrennen? Der Show- und Mediensport bewegt sich durch die Welt wie Andre Hellers Traumtheaterinszenierungen, hochprofessionell organisiert an jedem Ort, perfekt in Szene gesetzt von der Fernsehregie, ein Rennen wie das andere, uniform und verwechselbar; die Werbebanner stets am selben Fleck, der Biathlon-Bundestrainer unbeirrt hinter seinem Fernrohr, der Arm des Skisprung-Trainers wie fest betoniert am Fahnenstiel; lediglich kleine Filme, in denen die jeweiligen Schauplätze in einer Art und Weise vorgestellt werden, die jeden Tourismusmanager beglücken sollte, sorgen für einen Rest Unterscheidbarkeit. Was soll das Lamento eigentlich? Es geht darum, wovon der Sport lebt, was den Athleten antreibt, die Zuschauer genauso fesselt wie Medien und Sponsoren, es geht um den besonderen Augenblick, das einzigartige Ereignis, das unwiederbringliche Erlebnis. Das geht verloren. Wo sind diese Sternstunden, von denen jeder spricht? Jede Woche Siegerehrung, Nationalhymne, Sportler auf dem Podium. Wer zählt die Titel, Plaketten und Pokale, die Gesamtweltcupgewinner, die Disziplinbesten, die Tagessieger? Der Winterspitzensport unserer Tage ist ein breiter, emotionaler Strom, der jede Erinnerung an Details mit sich reißt. Wer hat noch mal in Antholz so herzlich geweint nach dem Triumph, wer in Sapporo? Umstände letztlich doch um einen Fall von Entführung handelte, muss der Liebesgeschichte eine unschöne Note verleihen, doch immerhin bescherte sie der Leidtragenden neben drei Söhnen einen Platz im großen Buch der Überlieferung - und dem von uns bewohnten Teil der Erde einen Namen. Nach einer langen wechselvollen Geschichte ist aus dem geographischen Raum ein politisches Gebilde geworden, das nach wie vor große Hoffnungen weckt, aber auch Skepsis hervorruft. Sechs Staaten haben sich vor genau fünfzig Jahren zu einer Union zusammengefunden, um Europa eine neue Perspektive, ja eine möglichst glorreiche Zukunft zu geben - eine Vision, der sich bis heute 21 Visionäre angeschlossen haben. Zunächst stand die angestrebte Gemeinschaft im Zeichen ökonomischer Interessen, dann wurde verstärkt auch um einen Schulterschluss in politischen Fragen gerungen. Inzwischen zielt das Bemühen nicht zuletzt auf die Schaffung einer verbindenden Identität, die freilich nicht am Reißbrett herausgebildet werden kann, sondern allein in den Köpfen und Herzen der Menschen zu entstehen vermag. Nur dort lässt sich der Stier bei den Hörnern packen, nur dort können wir Europa werden. Hat die Einführung einer gemeinsamen Währung sicher das ihre getan, muss die Kultur ein Übriges leisten, um damit auch den Sport ins Spiel zu bringen. Diesem aber wohnt der europäische Gedanke seit langem inne, während er zugleich auch dessen Grenzen verkörpert. Schließlich ist die Begegnung ebenso Programm der Bewegung wie die Konfrontation in der Natur der Sache liegt. Denn will man sich messen oder vergleichen, muss es ein "wir" und "die Anderen" geben, so wie Identifikation mit Abgrenzung einhergeht. Ansonsten würden Sportlerinnen und Sportlern letztlich die Gegnerinnen und Gegner ausgehen. Man stelle sich nur eine Fußball-WM ohne Deutschland und Holland, Italien und Spanien, England und Frankreich, stattdessen mit "Europa" vor. Dies dürfte kaum gemeint sein, wenn im Blick auf eine europäische Integration das Potenzial des Sports in Rede steht. Was aber dann? Vielleicht sollten wir die Frage für den Augenblick einmal im Raum stehen lassen, um stattdessen die Laufschuhe zu schnüren oder uns aufs Fahrrad setzen. Soviel nämlich scheint gewiss: Geht es den Menschen allerorten gut, kann es mit Europa so schlecht nicht bestellt sein. Andreas Höfer Die Sportverbände und die Fernsehsender sorgen für Masse, die Klasse aber verliert sich in der allwöchentlichen Wintersport-Soap. Wer erkennt im Weltcup-Winter-Wust noch die Weltmeisterschaften, die über den Tag hinaus bedeutende Leistung? Diese Nivellierung bedeutet auch eine Geringschätzung der Athleten. Jörg Hahn Beim Zeus: Wie werden wir Europa? W er Europa zur Herzensangelegenheit erheben möchte, mag sich von einer jungen, liebreizenden Dame gleichen Namens inspirieren lassen. Wie in einer der berühmten Sagen des klassischen Altertums überliefert, fiel besagte Tochter eines guten Hauses dem wohl größten Egomanen seiner Zeit ins Auge, der im Zuge amourösen Überschwanges weder Kosten noch Mühen scheute, die holde Unschuld für sich einzunehmen. Dass es sich jenseits mildernder 24 Halblang mit Marathon en Deutschen gehen die "Finisher" aus. Wie das denn? Hat der Klimaschutz schon wieder versagt? Keineswegs. Nicht alles ist Ozonloch und Ceozweiausstoß geschuldet. Finisher sind, klar doch, Menschen, die einen Marathlonlauf beenden, demnach das Gegen- D OF-KOMMENTARE teil von "Quittern", die wiederum Menschen sind, die beim Marathon vorzeitig aussteigen. Beide zusammen gehören ins sich ausbreitende Reich des Anglizismus, der unsere Sprache unterwandert wie die Italiener das Münchner Oktoberfest. Andererseits: Soll man von "Beendern" reden oder umständlich von Läufern, die das Rennen durchgestanden haben? Knackig-kurz ist angesagt. Und klingt Finisher nicht viel sportlicher als ein adäquater deutscher Begriff? Sei`s drum. Kommen wir zur Sache. Die deutschen Marathonfreunde haben leicht irritiert registriert, dass die Zahl der Finisher 2006 rückläufig war, 17.000 weniger als im Vorjahr, bei einzelnen Rennen bis zu 19 Prozent (in den USA dagegen legten die bis zum Schluss Standhaften um 3,7 Prozent zu). Und überhaupt: Weniger Marathonrennen insgesamt und Anstieg der Durchschnittszeit aller Finisher. Demnach wechselt der sportive Deutsche auf die Kriechspur zurück, ist der Boom schon wieder beendet? Die Wahrheit, so hat es den Anschein, liegt in der Mitte. Gelaufen wird immer noch, bis die Socken qualmen, nur offenbar nicht mehr so lang, nicht mehr 42,195 Kaemm. Das Motto der Bewegungsfreaks heißt jetzt: Macht mal halblang. Halbmarathons liegen im Trend, ebenso Straßen- und Volksläufe über noch kürzere Distanzen. 4.000 solcher "Sprints" (im Vergleich zum Marathon) führt der Deutsche Leichtathletik-Verband im Angebot. Knapp zwei Millionen nehmen es wahr. Bei der Ursachenforschung für diese Entwicklung zum Nachteil des Marathonlaufs stößt man auf die Konkurrenz Walking, die ältere Sportfreunde und frustrierte Langsamläufer anzieht, sowie die Faktoren Aufwand und Gesundheit. Will meinen: Wer den "langen Kanten" bei ansprechender körperlicher und seelischer Verfassung beenden und Folgelasten vermeiden will, muss sich Zeit lassen, nicht im Rennen, aber in der Vorbereitung. Die Überlegung, Freizeit aber nicht mehr ausschließlich, weil medizinisch notwendig, in das Hobby Marathon zu stecken, findet offenbar in zunehmendem Maße Anhänger. Das ist angesichts der deutlich weniger aufwändigen, gesünderen und vergnüglicheren Beschäftigung mit Rennen/Läufen über kürzere Strecken nicht verwunderlich. Und welche Rolle gelegentliche Todesmeldungen vom Marathon auf die Streckenwahl der Hobbyläufer spielen, ist ja wohl noch nicht untersucht worden. Wenn der Reiz des Marathons sich tatsächlich zu verflüchtigen beginnt, müssen Organisatoren von kommerziellen Laufveranstaltungen reagieren, rechnet sich ihr Geschäft (und das der Sportartikelindustrie) doch vor allem durch üppige Starterfelder. Heißt die Gleichung künftig also: Kleine Strecken großer Umsatz. Michael Gernandt Von schmerzenden Wahrheiten A uch im Sport ist es so wie in manchen Familien: gewisse Wahrheiten werden, weil sie schmerzliche Gefühle auslösen, verschwiegen oder nur diskret angesprochen. Im Sport schmerzen die Enthüllungen über Stasi-Verstrickungen. Sie enden oft mit der Standardausrede, niemandem geschadet zu haben, obwohl alle Berichte von den MfS-Schergen willkürlich ausgebeutet werden konnten und wurden. Nach über 60 Jahren auftauchende Enthüllungen über NS-Lebensläufe können schmerzen, aber wie jede Wahrheit auch frei machen. So hat Bernd Wedemeyer-Kolwe die nicht immer lupenreine NSVergangenheit von Funktionären des LSB Niedersachsen, die nach 1945 wieder im Sport, aber nicht alle im früheren Beruf tätig waren, offengelegt. Zwei Beispiele: Fritz Becker, dank Fürsprache von Carl Diem 20 Jahre LSB-Geschäftsführer, war schon 1931 Parteimitglied und hat im Reichssportamt Führungsfunktionen bekleidet (sein LSBVorgänger Harry Domke gehörte seit 1932 der NSDAP an). HansJoachim Benecke, zwölf Jahre stellvertretender LSB-Vorsitzender und Turnerfunktionär, hat in seiner Dissertation über das Dietwesen "fanatisch für nationalsozialistische Erziehungsmethoden Stellung" bezogen und als Hochschuldozent Karriere gemacht. Jüngere Historiker scheuen sich nicht, bisher Verschwiegenes ans Licht zu bringen. Nils Havemann enthüllte die Verstrickungen des DFB-Präsidenten Felix Linnemann bei der Judenverfolgung. Der hundertjährige Ruderclub am Wannsee (RAW) Berlin verwies in seiner die NS-Zeit kritisch beleuchtenden Festschrift, dass Wolfgang Freyeisen, Parteimitglied seit 1931, die Ruderer der SS-Leibstandarte Adolf Hitler als eigene Ruderriege im RAW "mit ganzjährigem Gehalt" betreute. Der Vater der ARD-Sportschau, Hugo Murero, von 1936-1942 Reichstrainer im Basketball, gehörte seit 1933 der Partei an; er scheint nach 1945 als nicht belastet eingestuft worden sein, was seine Karriere beim NWDR und als erster Sportchef im WDRFernsehen erklärt. Bereits 1995 hat Karl Adolf Scherer - ohne spürbares Echo - auf die NS-Vergangenheit von Ritter von Halt, Guido von Mengden, Gerd Abelbeck, Georg Xandry oder Carl Koppehel hingewiesen. Wer von den Helfershelfern der roten Diktatur zu Recht Aufrichtigkeit verlangt, darf sich bei der Aufarbeitung der braunen Vergangenheit nicht um unangenehme Wahrheiten drücken. Nur - wer in den Medien und der Wissenschaft eine solch späte Gewissenserforschung verlangt, muss sich hüten, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, denn eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Sportjournalismus im Dritten Reich steht noch immer aus. Hans-Dieter Krebs OF-KOMMENTARE 25 W issenschaft und Politik sind sich in großer Mehrheit einig: Der klimapolitische Halbschlaf ist endgültig beendet, und die Zeit für bloße Klimakosmetik scheint vorbei zu sein. In der Tat, der menschengemachte Treibhauseffekt, der aus einem immensen Energieumsatz entstanden ist, sorgt in unseren Breiten für ungewöhnlich heiße Sommer, zerstörerische Naturkatastrophen, abschmelzende Alpengletscher und zunehmende Überflutungen. Renommierte Experten warnen mit hart gezeichneten Bildern: Gehe der Klima-Wahnsinn ungebremst weiter, dauere es wohl keine hundert Jahre mehr, bis die "Heißzeit" ein für allemal aus dem Ruder gelaufen ist. Das arktische Eis sei dann endgültig verschwunden, der Eispanzer Grönlands sei unabänderlich abgetaut, so dass der Meeresspiegel um sieben Meter anstiege. Sylt und andere nord- oder ostfriesische Inseln gingen unter; Kiel, Hamburg und Rostock müssten geräumt werden; Berlin läge wegen des enormen Temperaturanstiegs am Rande der Sahara in einer typischen Steppenlandschaft. Angesehene Klimaforscher weisen darauf hin: Die aktuell entwickelten Szenarien, die seit Jahresanfang die Schlagzeilen prägen, unterschätzten eher die sich anbahnende Entwick- Vor uns die Sintflut? Der Klimawandel fordert auch den Sport heraus Von Holger Schück 26 lung, als dass sie zu Übertreibungen neigten. Obwohl sich globale Risiken dieser Art einer exakten wissenschaftlichen Berechnung entziehen, geben doch die Klimaberichte der Vereinten Nationen und des ehemaligen Weltbank-Chefökonomen Nicholas Stern fundierte Anhaltspunkte, dass die Erderwärmung weiter voranschreiten und diese durch ungehemmtes Wachstum endgültig außer Kontrolle geraten dürfte. Schuld daran soll der dramatische Anstieg der Emissionen von Kohlendioxid (CO2) sein, das durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgase alles Reste früherer Organismen, also kohlenwasser-stoffge- sättigter Lebensmatsch - kontinuierlich in die Lufthülle der Erde freigesetzt wird. Brandrodungen in den Tropen erhöhen den Ausstoß sogar noch um ein Drittel. Der Hauptanteil dieser Emissionen wird zwar von der Landbiomasse und den Weltmeeren aufgenommen, 35 Prozent davon steigen jedoch in die Atmosphäre auf. Kohlendioxid, eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff, absorbiert einen Teil der Wärmestrahlung der Sonne, hält sie somit in der Erdatmosphäre zurück. Der CO2Gehalt der Luft beträgt zwar nur 0,038 Prozent; nach Wasserdampf ist Kohlendioxid das wirksamste Treibhausgas und mitverantwortlich für ein lebensfreundliches Klima auf unserem Planeten. Ohne diese Gase wäre die Erde mit Minus 18 Grad Celsius ein klirrend kalter Himmelskörper, mit ihrer Hilfe erhöht sich auf der Erdoberfläche die mittlere Temperatur auf Plus 15 Grad Celsius. Gängige Erkenntnis ist: 550 Gigatonnen CO2 stammen aus natürlichen Quellen, 32 Gigatonnen sind von Menschen verursachte CO2-Emissionen. Tendenz: steigend. Eine weitere Erhöhung der CO2-Abgase - 2030 soll der Ausstoß schon 44 Milliarden Tonnen betragen - dürfte in den nächsten hundert Jahren für eine Temperatur-erhöhung von mindestens vier Grad, in der Arktis bis zu sechs Grad Celsius sorgen. Grund dafür sollen die folgenschweren Aufheizeffekte der Atmosphäre sein, denn durch Veränderung der Anteile von Spurengasen wird die Wärmeabstrahlung der Erde in Richtung All, das etwa 80 bis 100 km über der Erdoberfläche beginnt, vermehrt behindert. Denn die Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und auch einige Fluorchlorkohlenwasserstoffe absorbieren ein bestimmtes Frequenzband der Infrarotstrahlung, so dass ein Teil des infraroten Lichts unsere Sphäre nicht verlassen kann. Der zivilisatorisch bedingte Anstieg des CO2-Gehalts der Atmosphäre bilde also einen Heizmechanismus, lautet die Kernthese der besorgten Klimaforscher. Die Folgen: Die Atmosphäre wird aufgeheizt, die Lufttemperatur steigt an. Höhere Temperaturen führen wiederum zu einer vermehrten Ausgasung von Kohlendioxid aus den Weltmeeren. Wird das Wasser wärmer, dürfte unausbleiblich Methangas aus den Meeren blubbern, was den Treibhauseffekt weiter verstärkte. Unstrittig ist, dass die Erdatmosphäre eine wärmespeichernde Wirkung hat. Man kann sie mit dem Glasdach eines Treibhauses in einer Gärtnerei vergleichen, wo Licht und Wärme ins Innere einstrahlen, wobei das Entweichen feuchtwarmer Luft und die Abstrahlung von Wärme im Wellenlängenbereich durch die Hülle verhindert wird, weil das Glas undurchlässig ist. Schon 1957 warnte der US-Ozeanograph Roger Revelle vor einer globalen Erwärmung, ausgelöst durch den stärkeren CO2-Gehalt der Atmosphäre. Das blieb außerhalb der Fachwelt unbeachtet. 27 Der Durchschnittsdeutsche verursacht etwa zehn bis 20 Tonnen CO2 pro Jahr. Rein natürlich geben wir ungefähr 350 kg des farb- und geruchlosen Gases über die Atmung ab; täglich also etwa 1 kg: Es ist das Endprodukt unseres zum Lebenserhalt erforderlichen Stoffwechsels. Der überwiegende Teil resultiert aus unserem modernen Lebenswandel und dem Wirtschaftskreislauf. So verursacht ein Flug von Hamburg nach München pro Passagier 170 Kilogramm CO2. Wer die gleiche Strecke mit dem Auto fährt, emittiert nur 125 kg, wer sie zu Fuß geht, verhält sich klimaneutral. Tatsächlich stammen nur 11,9 Prozent des Klimagases aus den Pkw-Auspuffen - so hat es das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ermittelt. Damit ist der Individualverkehr also nicht der große Buhmann; dennoch haben die Hersteller hier zu Lande viel zu wenig getan, mit neuen Technologien schadstoffärmere und spritsparende Fahrzeuge zu entwickeln. Hybridantrieb, Wasserstoff oder Biokraftstoffe und kleinere, effizientere Autos könnten für einen spürbar geringeren Ausstoß sorgen. Als größte Verschmutzer gelten nach wie vor Kraft- und Fernheizwerke (43,2 Prozent der CO2-Emissionen), Industrie und Gewerbe (24,8) und Privathaushalte (13,0). Alle Emittenten sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, damit es zur Jahrhundertwende nicht um 6 Grad wärmer wird. Wenn der Anstieg auf zwei Grad begrenzt werden könnte, bliebe die Klimakatastrophe mit fatalem Ausmaß aus - das ist die Kernforderung, die weltweit in politischen Diskussionen konsensfähig ist. Selbst in den USA und in China wird inzwischen von einem Wendepunkt oder sogar von einem nachhaltigen "ökologischen Neuanfang" gesprochen. Diesmal wird die Debatten-Karawane wohl nicht folgenlos weiterziehen. Allein das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung umfasst 150 Maßnahmen: Dazu gehören der Handel mit Emissionsrechten für Kraftwerke und Fabriken genauso wie der Ausbau der erneuerbaren Energien. Glühbirnenverbot, Tempolimit und Eindämmung der Billigfliegerei sind weitere Vorschläge aus dem Treibhaus der Berliner Politik. Dabei sollte, den Plänen der deutschen Energieriesen zum Trotz, viel stärker darauf hingewirkt werden, so schnell wie möglich keine fossilen Brennstoffe mehr zur Warmwasserbereitung und zur Heizung zu verwenden. So könnte gerade in den Sommermonaten eine erhebliche Reduzierung von CO2 erreicht werden. Der Appell zu Veränderungen geht ausnahmslos an alle Industriestaaten. Was der zwischenstaatliche Klimabeirat IPCC in seinem vierten Weltklimabericht Anfang Februar aufgezeigt hatte, war ein umweltpolitischer Urteilsspruch mit apokalyptischen Warnungen. Nationale Rahmen allein sind zur Eindämmung der Klimafolgen nicht erfolgversprechend, globale Aktivitäten werden verlangt. Fatalismus und Verdrängung sind genauso fehl am Platze wie Alarmismus und überstürzter Aktionismus. Behäbiger umweltpolitischer Trott oder die vor Ignoranz strotzende Hoffnung, in der Weite unseres Universums sei das Quäntchen Sonderdreck doch nur ein 28 Sandkorn in der Schöpfungswüste, erweisen sich als nicht hilfreich. "Was soll die ganze Aufregung?", heißt es dieser Tage immer wieder mit dem Argument: Klimawandel sei doch erdgeschichtlicher Alltag. Ein relativierender Verweis auf viel schlimmere klimatische Phasen der Erdgeschichte, als die Ozeane Badewannentemperatur hatten, ist auch deshalb unredlich, weil die Menschheit eine zivilisierte Gemeinschaft ist, die Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen wahrzunehmen hat, und weil wir technologisch in der Lage sind, das Vermeidbare auch zu vermeiden. Wissenschaftliche Berechnungen, es käme zu keinem planetaren Supercrash, selbst wenn die Menschheit alles verfeuerte, was die Erde an fossilem Brennstoff hergäbe, mögen zwar stimmig sein, sind aber die falsche Denkschablone von Gegnern des Mainstreams, die gern einmal gegen den Strom schwimmen wollen. Und was hat dies alles mit dem Sport zu tun? Nicht gerade wenig und zwar im umfassenden wie im spezifischem Sinne. Die Hitzewelle in Europa 2003 soll 35.000 Todesopfer gefordert haben; dies dürfte sich weiter potenzieren. Denn höhere Temperaturen sorgen für thermischen Stress mit einer erhöhten Sterblichkeit, vermindertem Wohlbefinden und Erkrankungen gerade älterer Mitbürger. Klettern die Temperaturen über 30 Grad, werden Bewegung und Sport im Freien zu einer gesundheitlichen Belastung. Mehr Grünflächen in den Städten lindern zwar die Hitze, wenn der Asphalt dampft, sind allerdings kein Allheilmittel. Sport sollte bei extremer Hitze mit besonderer Vorsicht betrieben werden, weil der Körper bis zu anderthalb Liter Flüssigkeit verliert. Wird die körperliche Belastung zu groß und der Flüssigkeitsmangel zu stark, provoziert der klimabedingte Schwitzkasten einen Kreislaufkollaps. Ins Gerede gekommen ist wieder einmal der Motorsport mit seinen vielen Facetten. Außerhalb der Rennsportgemeinde gilt es als nicht mehr nachvollziehbar, dass jedes Jahr die WüstenRallye Dakar als "letztes großes Abenteuer der Menschheit" zelebriert wird, die ökologischen Bedenken aber ausgeblendet bleiben. Und die 800 PS starken Boliden der Formel eins, die 60 bis 80 Liter Spezialbenzin auf 100 km verbrauchen und 1,5 kg CO2 pro km ausstoßen, sind die absoluten Klimasünder. Eigentlich unverantwortlich: Pro Fahrzeug werden in der Saison über 50 Tonnen CO2 emittiert, die Flugmeilen des Trosses summieren sich hinzu. Noch sind umweltfreundliche Technologien im Vollgassport ein Fremdwort. Allerdings kann die Eliteklasse des Motorsports nicht mehr länger dem Klimaschutz davonbrausen - deshalb wurde eine "Grüne Formel eins" als mittelfristiges Ziel ausgegeben. Ab 2011 sollen Rapsöl oder andere Biostoffe in die Tanks der Rennmaschinen rinnen. Doch noch immer wehren sich einige Ewiggestrige der Branche, auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ihre Argumente strotzen vor Einfalt: 99 Prozent des CO2 bei einem Rennen werden von den Zuschauern verursacht (wenn 100.000 Besucher in 50.000 Pkws geschätzte 150 km für Hinund Rückweg zurücklegen). Nach diesem Kalkül belastet ein Fußball-Wochenende in Deutschland die Umwelt höher als die Vollgasorgien in einer Rennsaison. Die milden Winter in unseren Breiten mit wenig Schnee verlangen für den Wintersport eine Neuorientierung. "Gegen die Erderwärmung, die nicht nur im Flachland, sondern auch in den Bergen zuschlägt, wird neuerdings mit allen verfügbaren Kanonen geschossen", tadelt der sportpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Winfried Hermann. Der Politiker kritisierte gemeinsam mit anderen Umweltschützern, dass zur Jahreswende für den BiathlonWeltcup in Oberhof 80 Lkws aus Bremerhaven 4.000 Kubikmeter Splittereis, das sonst zur Kühlung von frischem Fisch benötigt wird, in den Thüringer Wald transportiert wurden. Mindestens 150 Tonnen CO2 wurden dabei freigesetzt - eine Klimasünde des Sports. Hermann, der auch Vorsitzender des Kuratoriums Sport und Natur ist, rügt: "Es wäre doch die Verrücktheit auf die Spitze getrieben, wenn man die Folgen des Treibhauseffekts, der auf die energieintensiven, klimabelastenden Lebensweisen in den Industrieländern zurückzuführen ist, damit bekämpft, dass man mit viel Energieaufwand den Winter mit Eis und Kunstschnee selber schafft - nach dem Motto: Wenn die Natur nicht will, werden wir das selbst machen." Die Auswirkungen des sich anbahnenden Klima-GAUs treffen die Ferienregionen in den Mittelgebirgen bereits heute empfindlich. Umstellen müssen sich auch die deutschen Alpenregionen: FIS-Rennen in den 34 deutschen Skigebieten werden bis auf das Zugspitzplateau schon bald nicht mehr ausgetragen werden können. Ein Grad Erwärmung bedeutet, dass sich die Schneegrenze um etwa 150 m verschieben wird. Der Skisport könnte sich aus unseren Breiten schneller verabschieden, als viele erwarten. Häufige Verlegungen und Ausfälle alpiner wie nordischer Wettbewerbe sorgen bereits für neue Entscheidungsgrundlagen. Norwegen, der Kaukasus und der sibirische Permafrostboden dürften schon bald begehrte Standorte werden. Sogar der Präsident des IOC, Jacques Rogge, deutete zu Jahresbeginn Konsequenzen für die Vergabe der Austragungsstätten Olympischer Winterspiele an; künftige Bewerber müssen erwartbar sichere natürliche Schneeverhältnisse dokumentieren. Ist die sich anbahnende Klimakatastrophe nur Bluff und Schwindel, pure Scharlatanerie? Es gibt in der wissenschaftlichen Erörterung sui generis unterschiedliche Meinungen. So heißt es, Anteile des CO2 in der Luft im Spektrum von mehreren Zehntel Promille hätten keinerlei Wirkungen auf die Wärmespeicherfähigkeit und die Dichte der Luft. Die Zunahme des CO2-Gehalts könnte nun einmal die direkte thermische Abstrahlung der Erdoberfläche ins All nicht vollständig unterbinden. Durch diese Abstrahlung werde die Luftschicht in der mittleren Atmosphäre sogar immer kühler. Die so genannte Mesosphäre werde also kälter und schrumpfe um einige Kilometer pro Jahrzehnt. Andere Forscher stellen wiederum fest: Mindestens 90 Prozent der Treibhauswirkung sei dem Wasser geschuldet, dem Wasserdampf (H2O), und erst der Rest einigen Gasen, Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N2O), Ozon (O3), und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Dabei seien die Spurengase als Bewirker des Treibhauseffekts relativ unbedeutend, denn die Atmosphäre könne bis zu vier Prozent Wasserdampf enthalten; hingegen seien nur knapp 0,04 Prozent Kohlendioxid, dem mengenmäßig bedeutendsten Spurengas. Und eine Erhöhung des CO2-Anteils könne nun einmal keine Auswirkungen auf das Klima haben. Denn Treibhausgase verlangsamten die Wärmeabgabe der Erde und könnten auf keinen Fall die Transportrichtung der Wärmeabfuhr ändern. Eine thermische Rückstrahlung der angeregten KohlendioxidMoleküle in die warme erdnahe Zone sei nicht möglich, denn es gebe nur dann eine Wärmeübertragung, wenn der Sender wärmer ist als der Empfänger. Da die Temperatur in der Höhe pro Kilometer um etwa 6 Grad abnimmt, sei es im größten Teil der Atmosphäre extrem kalt. Nach dem Wissensstand der Physik, genauer gesagt: der Thermodynamik, sei es ausgeschlossen, dass es durch CO2-Spurenanteile in der Luft zu einer Erwärmung kommen kann. Lediglich der Wassergehalt der Atmosphäre sei klimawirksam, und dessen Wirkungen dürften keine katastrophalen Ausmaße annehmen. Auch wenn die Meinungen der Experten auseinandergehen, sollten wir nicht abwarten, ob sich die Theorie von der Klimakatastrophe bewahrheitet oder nicht. Denn die mittlere Aufenthaltszeit von heutigen CO2-Emissionen in der Lüfthülle beträgt 120 Jahre; die tatsächlichen Auswirkungen werden sich also erst in einigen Jahrzehnten zeigen. Die Alarmsignale sollten Grund genug sein, den übermäßigen Ausstoß von Treibhausgasen einzudämmen: Wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahmen sind erforderlich, der Übergang in eine kohlendioxidarme Energieversorgung ist wünschenswert. Nicht nur die Dreckschleudern der Industrie müssen verschwinden - ein jeder kann sich für Verhaltensweisen und Produkte entscheiden, die den Ausstoß an Treibhausgasen deutlich verringern. Wir sollten beim "liebsten Spielzeug" anfangen: Brauchen wir gepanzerte Luxuslimousinen, die wenige Kilogramm Mensch mit einer Tonne Metall umhüllen und deren Verbrennungsmotor im Zeitalter des technisch diversifizierten Fortschritts überholt ist? Die Antwort lautet: nein. "Meton ariston" - "Maßhalten ist das Beste". Zeugt dieser 2.500 Jahre alte Sinnspruch des griechischen Weisen Cleobulus von Lindos immer noch lebendig von brennender Aktualität? Ja! Auch der moderne Sport und die internationale Olympische Bewegung werden durch den Klimawandel besonders OF herausgefordert. 29 Mobilität und Sport: Im Spannungsfeld zwischen Schädigung der Umwelt und Verbesserung der Lebensqualität Von Rainer Hipp W as tun Sie oder möchten Sie in Zukunft tun, um das Klima zu schonen?", so lautete die Frage von Infratest dimap Ende Februar/Anfang März. 80% der Deutschen, so die Demoskopen, wollen weniger Autofahren. Gleichzeitig wird der Bundesregierung von den Befragten vorgeworfen, nicht genügend für den Klimaschutz zu tun. Der Bürger selbst allerdings lässt zwischen der verbalen Willensbekundung und seiner tatsächlichen Handlungsweise eine große Lücke klaffen. " Dies beweist die Studie "Mobilität und Sport", die vom Institut für Verkehr und Umwelt in Stuttgart für Baden-Württemberg erstellt worden ist. Auftraggeber war das damalige Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg, Kooperationspartner der Landessportverband Baden-Württemberg (LSV). Zu den Ergebnissen dieser in Deutschland bisher einmaligen Studie: z z z über 8 Milliarden Kilometer jährlich werden allein in Baden-Württemberg für Sportaktivitäten gefahren, davon mehr als 1 Milliarde Kilometer als Zuschauer durch den Besuch von Sportveranstaltungen, und über 1 Milliarde Kilometer durch Transporte zum Sporttreiben der Kinder, 30 z z z z knapp die Hälfte aller "Sportler" fährt mit dem Auto, die Mehrzahl sitzt allein im Auto, nur 4% der Sportaktiven nutzen öffentliche Verkehrsmittel, nur bei Distanzen unter 1 Kilometer wird das Rad genutzt oder gelaufen. Bei diesen Ergebnissen wurden die Fahrten der Funktionsträger der Sportorganisation (Schiedsrichter, Trainer, Jugendleiter, Vorsitzende, etc.) noch gar nicht erfasst. Rechnet man die Fahrleistungen der Sportaktivitäten auf die Bundesrepublik hoch, kommt man bei angenommenen 5 Milliarden Kilometern je Bundesland auf die beinahe unglaubliche Zahl von 80 Milliarden Kilometer pro Jahr, die für den Sport in Deutschland gefahren werden. Wirkung und Belastung des Sportverkehrs auf die Umwelt Die generellen Verkehrsprobleme, d.h. die Folgewirkungen auf Flächenbeanspruchung und Klimaschutz müssen angesichts der gezeigten Dimensionen des Sportverkehrs höchste Beachtung finden. Im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz lässt sich im Rahmen eines dynamischen Sportentwicklungs-Szenarios verdeutlichen, um welche Faktoren es hierbei geht: In Baden-Württemberg würde sich bei einer fortgeschriebenen Jahresfahrleistung des gesamten PKW-Sportverkehrs bis 2020 ein weiterer Anstieg z z des Treibstoffverbrauchs um 10,5 % (2010) und noch um 2,5 % (2020) trotz sinkender Verbrauchswerte; und des C0²-Ausstoßes um 0,65 % (2010) trotz vermindertem Grenzwert auf 140 g pro Kilometer ergeben. Aus den Antworten der Befragten in der Studie ergibt sich ein insgesamt komplexer Meinungsspiegel, der gerade auf Grund teilweise erheblicher individueller Unterschiede Anlass gibt, zu untersuchen, ob sich Gruppen mit ähnlichen Einstellungs- und Verhaltensmustern zeigen. In einem ersten Ansatz, der auf dem sozialwissenschaftlichen Verfahren der Clusteranalyse basiert, lassen sich drei ähnlich große Gruppen identifizieren, die eine unterschiedliche PKW- bzw. öffentliche Verkehrs (ÖV)-Affinität zeigen und sich auch in anderen Merkmalen zum Teil deutlich, zum Teil aber auch nur marginal gegeneinander abgrenzen: Gruppe 1 ("Eingefahrene Autonutzer"): Sie zeigt eine sehr deutliche Affinität zum Autofahren, hohe Sport-Mobilität und hohe PKW-Verfügbarkeit. Sie lebt schwerpunktmäßig im ländlichen Raum, in größeren Haushalten, ist erheblich auch in Kindersport-Aktivitäten eingebunden und hat überwiegend eine eher negative Einstellung zum öffentlichen Verkehr. Motive der Sportausübung sind insbesondere gesundheitlich orientiert. Gruppe 2 ("Aufgeschlossene Autonutzer"): Sie zeigt auf der Einstellungsebene eine weniger deutliche PKW-Affinität und bewertet auch den ÖV tendenziell positiver. Trotzdem werden Sportwege, erst recht im Kinder- und Jugendsport, meist im PKW bewältigt - aus Bequemlichkeit oder Zeitknappheit. Diese Gruppe hat das höchste Bildungsniveau, fährt aber im Mittel auch die meisten Kilometer für Sportzwecke. Gruppe 3 ("Zweckangepasste ÖV-Nutzer"): Sie weist einen hohen Anteil an Jüngeren und Älteren auf, lebt überwiegend im verdichteten Raum und ist in Einstellung und Verfahren ausgesprochen ÖV-freundlich orientiert. Sie legt insgesamt deutlich weniger Kilometer für sportinduzierte Zwecke zurück als die anderen Gruppen. Es besteht nur ein geringes Wegeaufkommen für Kinder- und Jugendsport. Alle Sportwege-Aktivitäten sind in dieser Gruppe 31 durch einen hohen Fußgänger- und Radfahrer-Anteil gekennzeichnet. Erfahrungen sind übertragbar. Wenn wir das wissen und uns stets gegenwärtig machen, steigen unsere Chancen, Vernünftiges zu Wege zu bringen. Abwägung zwischen Sport und Umwelt Die durch die Studie ohne Zweifel bewiesenen Umweltbelastungen, die als Folgewirkungen des Verkehrs durch Sportaktivitäten und Sportveranstaltungen entstehen, entwickeln sich angesichts der Größenordnung der sportbedingten Jahresfahrleistungen für die Zukunft als wachsendes Problemfeld, das einer sachlichen Abwägung bedarf. Der Sport lebt mit oder unter einem Trauma. Er fühlt sich gelegentlich als leicht spielbares Instrument der Politik. Es wäre schlimm, wenn an der Sportorganisation partiell eine rigide Umweltpolitik vollzogen würde, die im Übrigen vor Argumenten aus dem Bereich der Wirtschaft und Industrie und auch vor anderen privaten Wünschen zurückstecken würde. Der Zuwachs an Sportaktivitäten bedingt einen weiteren Anstieg an Sportverkehr. Dadurch wächst - wie erwähnt auch die Belastung für Umwelt und Natur. Dazu sollen einige selbstverständliche Thesen dargestellt werden: Überzeugungsbildung innerhalb der Sportorganisation und ihre Kooperationsfähigkeit nach außen werden also auch davon abhängen, dass das Verhalten der Politik und des Umweltschutzes in sich schlüssig ist. Bei der Erhaltung der Umwelt geht es um Fragen von Leben und Überleben. An diesen Fragen ist auch die Sportorganisation, sind alle Sportler interessiert, weil sie alle leben und überleben wollen. Sport eröffnet Möglichkeiten und Chancen übrigens für alle, menschlicher leben zu können. Besser, gesünder, fröhlicher, vielleicht sogar länger leben zu können. Auch daran sollten alle interessiert sein. Weil Überleben Voraussetzung menschlichen Lebens ist, haben der Sport und seine Organisationen gewiss dort zurückzustehen, wo seine Funktionen Überleben ins Risiko bringen. Wo Umweltbelastungen aus dem Bereich des Sports menschliche Existenz nicht in Gefahr bringen, ist abzuwägen, was für die Allgemeinheit unter Aspekten der Lebensqualität nützlicher, wichtiger ist: Die (gestörten) Umweltgüter und Umweltinteressen oder die durch den Sport geförderten Güter und Interessen. Speziell in diesem Bereich werden Diskussionen stattfinden, Einsichten vermittelt und Kooperationen vollzogen werden müssen. Keine Frage: Der Sport schafft Belastungen! Wie übrigens andere menschliche Wünsche und Bedürfnisse auch! Sie mögen - verglichen mit der Belastungsproduktion anderer "Hersteller" - relativ bescheiden sein. z z z z Zwischen Grundsatz und persönlicher Betroffenheit Aber es gibt sie! Das zeigt ganz eindeutig die Studie "Mobilität und Sport". Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Summe aller Belastungen auch die weniger Gewichtigen mit prägen. Es gilt also, abzuwägen: z z Wir alle und jeder Einzelne akzeptieren relativ leicht allgemeine Grundsätze, auch Verhaltensvorschriften wie: z z z z z Schutz dem Wald, Wider die Umweltverschmutzung, Kampf dem C0²-Ausstoß, Für Hybridautos und das sofort … Kehrt sich aber die gebilligte Verhaltensnorm individuell gegen einen selbst, beginnen häufig Widerstand und Ärger. Wie viele Reden sind schon - um ein Beispiel zu nehmen gegen das Eigentum gehalten worden und wie selbstverständlich sind die Redner dabei doch davon ausgegangen, dass das eigene Eigentum (natürlich) geschützt bleibe. Solche 32 Die Sportorganisation kann und will nicht verlangen, dass jedermann überall seinen Wunschsport betreiben kann. Andererseits sollten Natur- und Landschaftsschutz nicht eine Wunschsportart ganz oder nahezu ganz von der Ausübung effektiv ausschließen können. Es sollte möglich sein, in einer gegenseitigen Abstimmung Konsens zu erzielen, wo der Schutz von Biotopen Vorrang haben soll vor der Ausübung des Sports, hier: einer bestimmten Sportart. Wo die Inanspruchnahme von Landschaft und ihre unmittelbaren und mittelbaren Folgen ökologisch unbedenklich oder nur unwesentlich ökologisch relevant sind, sollte die Präferenz des Sports Anerkennung finden. Wo die menschlichen Lebensgrundlagen durch den Belastungsbeitrag des Sports in ein offenkundiges Risiko geraten können, muss die Sportorganisation akzeptieren, zurück zu stehen. Voraussetzung aller Abwägung und allen Abwägungsverhaltens ist das wechselseitige Gehör, das Sich-Anhören. Auch richterliche Entscheidungen sind Abwägung. Dort gilt der verfassungsrechtliche Grundsatz des "audiatur et altera pars." Wir sollten ihn auch - wie selbstverständlich - in unsere Beziehungen aufnehmen. Handlungsansätze für eine nachhaltige Entwicklung des Sportverkehrs Als Voraussetzung für geeignete und längerfristig angelegte Handlungskonzepte müssen zunächst die Potenziale definiert werden, die hinsichtlich Einsparungen im Energieverbrauch, Klimaschutz und Flächennutzung zu einer Umweltentlastung und Ressourcenschonung beitragen und in verschiedenen Stufen für den Sport und seine Organisation erschlossen werden können. Priorität aus der Sicht der vorliegenden Studie wird eindeutig dem Sektor des Energieverbrauchs eingeräumt. Laut Shell-Szenarien aus dem Jahr 2004 werden sich die PKW-Treibstoff-Verbrauchswerte (im Flotten-Durchschnitt) durch fahrzeugtechnologische Entwicklungen in den nächs- ten zehn Jahren von heute 8,5 Liter pro 100 Kilometer langfristig in 6,5 Liter pro 100 Kilometer entwickeln (2010: 7,8 Liter/2020: 7,0 Liter) und selbstregulierend zu einer Entlastung beitragen. Weitergehende Verbrauchsreduktionen könnten darüber hinaus im Sportbereich durch eine z z Dämpfung der PKW-Fahrleistungsentwicklung (Kilometer pro Jahr) auf der Basis von Fahrgemeinschaften und einer höheren Nutzung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs sowie durch eine forcierte Kommunikation und vermehrte Nutzung und Verbreitung des seit längerem erfolgreichen Ökotrainings (Sprit-sparendes Fahren) erreicht werden. Die Reduzierung des Treibstoffverbrauchs bei den PKW-Fahrleistungen hätte summarisch sowohl die erwünschte positive Auswirkung auf eine Minderung des C0²-Ausstoßes als auch auf eine Minderung toxischer Schadstoffe und wäre insofern ein wertvoller Beitrag für die Stabilisierung und Verbesserung des Klimaschutzes. Im Hinblick auf die sportinduzierten Verkehrs-Probleme bei der Flächennutzung stehen Fragen des Flächenbedarfs für die Verkehrserschließung - insbesondere Parkierungsflächen - sowie Aspekte des Verkehrslärms im Vordergrund. Auch in dieser Richtung könnte prinzipiell durch eine Erhöhung der Transportanteile des öffentlichen Personen-Nahverkehrs im Verhältnis zum Individualverkehr eine wünschenswerte Entwicklung verstärkt werden. Auf der Grundlage dieser technologischen, infrastrukturellen und konzeptionellen Ansätze besteht insgesamt eine realistische Chance, die im Sport erkannte und inzwischen auch sportpolitisch offensiv angegangene Umweltproblematik den Sportaktiven über geeignete Medien verständlich zu machen. Es hat sich gerade durch die konkreten Erkenntnisse der Studie "Mobilität und Sport" und die im Ansatz bereits gebildeten Verhaltens-Cluster die Überzeugung verstärkt, dass mit diesem Prozess eine langfristig angelegte Sensibilisierung und Motivation für Minderung der jeweiligen Probleme zu OF erreichen ist. 33 Europa und der Sport ein gesellschaftspolitischer Dauerbrenner mit aktueller Initiative Von Walter Mirwald n Berlin knallten die Sektkorden. 50 Jahre europäische Verständigung, 50 Jahre Römische Verträge wurden groß gefeiert. Die Repräsentanten der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, allen voran die deutsche EU-Ratspräsidentin Bundeskanzlerin Angela Merkel, würdigten, dass aus einem Sechser-Club ein riesiger Staatenverbund gewachsen ist. Die Bevölkerung feiert mit. Das Thema Europa ist aktuell. Europa ist in aller Munde. Und der Sport ist an prominenter Stelle mit dabei. I Nicht nur, dass sich am 12. und am 13. März Sportminister und Delegationen aus den EU-Mitgliedsstaaten unter der Leitung von Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble in Stuttgart mit Themen wie "Sport und Ökonomie", "Sport und Gewalt", Integration und Sport" und "Dopingbekämpfung" auseinandergesetzt haben. Auch unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit seinen 27 Millio- nen Mitgliedschaften und mehr als 90.000 Vereinen wurde die besondere Note "Europa" im ersten Halbjahr 2007 gesetzt. "europa(S)meister" heißt die Initiative des DOSB zur deutschen EURatspräsidentschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat "Für Deutschland in Europa werben - Europa in Deutschland sichtbar machen". In allen 16 Landessportbünden werden 16 Beispiele für täglich gelebtes Europa im Sport vor Ort von 16 Europameisterinnen bzw. Europameistern präsentiert. "europa(S)meister" stellt Projekte aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen vor: von Integration über Gesundheit oder regionaler Wirtschaftsförderung bis hin zu Ausbildung und Beschäftigung. "Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft bietet eine hervorragende Gelegenheit zu zeigen, dass Sport nicht nur Europameisterinnen und -meister ermittelt, sondern dass die wichtigen europäischen Themen tagtäglich im Sport gelebt werden", sagt DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach zu der Sport, Spaß und Stuttgart: Die Schwaben-Metropole ber den wahren Wert der Auszeichnung streiten sich die Gelehrten. Unbestritten ist dagegen: Die Plakette wiegt schwer und ihr Glanz strahlt so hell über der Stadt wie der Stern von Mercedes. Stuttgart ist die Europäische Sporthauptstadt 2007. Verliehen wird das Prädikat von der eigens dafür gegründeten Organisation "European Capital of Sports Association" (ACES) jeweils für ein Jahr. Die ACES sitzt in Rom, italienische und spanische Sportagenturen haben sie 1999 gegründet. Wem der Prestige bringende Titel verliehen wird, entscheiden gestrenge Juroren. Städte können sich nicht bewerben, sie werden gekürt. Ü 34 Das wichtigste Kriterium: Die Auserwählte muss sich über den Zeitraum von mindestens fünf Jahren besonders um den Sport bemüht haben - und das nicht nur im Spitzenbereich. Die Prüfer achten auf die sportliche Infrastruktur, die kommunale Nachwuchsförderung, innovative Projekte und auf die Nachhaltigkeit der Maßnahmen. Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster strahlte wie nach einer gewonnenen Wahl, als er Ende Januar die goldene Trophäe entgegennahm. Seine Stadt hatte sich als erste deutsche Kommune gegen 43 Konkurrenten durchgesetzt. Ihr Name steht fortan eingraviert neben zuvor ausgezeichneten Städ- ist Europäische Sporthauptstadt 2007 ten wie Madrid, Stockholm, Glasgow, Alicante, Rotterdam und Kopenhagen. Und irgendwie scheint es, als sei damit der 12. April 2003 ein für allemal vergessen. Damals platzte schon im ersten Wahlgang jäh der Traum von der Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2012. Stuttgart bekam 15 von 135 möglichen Stimmen, die Präsentation war so bieder wie peinlich, und die Häme der Konkurrenten traf die Macher vom Neckar bis ins Mark. Ein bittere Niederlage für die bewegte Stadt, die nach der Leichtathletik-EM 1986 mit dem Olympic Cup des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und im Anschluss an die Leichtathletik-WM Von Gunter Barner 1993 mit der Fair-Play-Trophäe der Unesco ausgezeichnet worden war. Jetzt meldet sich die sportbegeisterte Metropole zurück. Der ACES-Award gilt dabei nur als äußeres Zeichen eines inneren Wandels, der in den vergangenen Jahren Erstaunliches zu Stande brachte. Nach einer kurzen Phase der Besinnung hat die baden-württembergische Landeshauptstadt den Sport als Standortfaktor wieder belebt. "Eigentlich hätte Stuttgart diese Auszeichnung gar nicht nötig, denn die Kommune ist auch so die europäische Sporthauptstadt 2007", sagte DOSB- 35 Initiative, für die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schirmherrschaft übernommen hat. Und dass dies mehr ist als eine Pflichtübung im Halbjahr der deutschen Ratspräsidentschaft, zeigt ein Schreiben der Bundeskanzlerin an den DOSB-Präsidenten, in dem es heißt: "Mit großem Interesse habe ich Ihre Ausführungen zu der Initiative ‚europa(S)meister' gelesen und mit Freude zur Kenntnis genommen, dass Europa - entgegen vieler Unkenrufe - in auch für unsere Bevölkerung direkt wahrnehmbaren Bereichen, wie dem des Sports, tagtäglich gelebt wird." Die EURatspräsidentin schreibt weiter: "Die Initiative verdient im europäischen, aber auch deutschen Interesse, große Öffentlichkeit. Aus diesem Grunde möchte ich die Initiative unterstützen und bin gerne bereit, die Schirmherrschaft im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu übernehmen." Die "große Öffentlichkeit", auf die die Bundeskanzlerin und Schirmherrin hinwies, wird natürlich vom DOSB und seinen Landessportbünden gezielt gesucht. Jeder Landessportbund stellt seine Aktion mit dem jeweiligen Europameister bzw. der Europameisterin in einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung vor. Für den Auftakt sorgte der Landessportbund Rheinland-Pfalz, für den die Langstreckenschwimmerin Angela Maurer das Projekt "Sport und Sprache" präsentierte. In Mainz-Mombach verbindet der Landessportbund einen Schwimmkurs für deutsche und muslimische Frauen mit einem Sprachtraining. Das Projekt setzt europäische Schwerpunktthemen wie Integration, Gender Mainstreaming und lebenslanges Lernen in die Praxis um und fördert darüber hinaus den sportlich-kulturellen Austausch der Frauen untereinander. Ein zweites Beispiel: In Hamburg steht Hockey-Nationalspieler Sebastian Biederlack für das Projekt "Gesundheitsförderung durch Bewegung". Im Rahmen von Gesundheits- und Bewe- Präsident Dr. Thomas Bach. Ein Großereignis jagt neuerdings das andere. Im Sommer 2006 feierten die Schwaben noch enthusiastisch das kleine Finale der Fußball-Weltmeisterschaft. Im Januar dieses Jahres strömten die Zuschauer zu den Vorrundenspielen der Handball-WM in die nagelneue Porsche-Arena. Anfang September steigt die Turnweltmeisterschaft, vom 25. bis 30. September werden die Straßen-Radweltmeister gekürt, Ende November erlebt die Automobilstadt die Tanz-WM - und zwischendurch messen sich die besten Leichtathleten der Welt im Daimler-Stadion beim Word Athletics Final der IAAF. "Wir wollen noch mehr solcher Topveranstaltungen", sagt die ehrgeizige Sportbürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann. Die 36 gungsschulungen für ältere Arbeitssuchende in kleinen und mittleren Unternehmen setzt die Aktion die europäischen Ansätze Gesundheit, Prävention, Beschäftigung und Integration um. Ziel ist ein breites Qualifizierungs-, Beratungs- und Vermittlungsangebot für Arbeitssuchende und von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen über 45 Jahre. Außerdem werden die Unternehmen auf die durch den demographischen Wandel entstehenden Herausforderungen vorbereitet. Unter den namhaften Athletinnen und Athleten, die die Aktion "europa(S)meister" unterstützen, sind auch die DOSBIntegrationsbotschafterin und Karate-Europameisterin Ebru Shik Ahmad, die Sprinterinnen Gabi und Birgit Rockmeier, die Eisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann, der Zehnkampf-Olympiazweite von Atlanta 1996, Frank Busemann, der Trampolinspringer Dennis Luxon und die Schwimmer Volker Meeuw und Klaus Steinbach, letzter NOK-Präsident und Persönliches Mitglied im DOSB. Die Europameister stehen Pate für wöchentliche Quizfragen. Es winken Preise zu Sport- und Kulturveranstaltungen in ganz Europa. Als Hauptpreis verlost der DOSB mit Unterstützung der Zurich Gruppe Deutschland drei Reisen zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Der deutsche Sport hat allerdings Europa nicht erst im Zeichen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft entdeckt. Vielmehr führt der DOSB mit der Initiative "europa(S)meister" sein traditionelles Engagement für die europäische Verständigung auch mit dem Sport und durch den Sport - fort. Bereits seit 1993 ist die größte Bürgerbewegung Deutschlands mit einer eigenen Interessenvertretung in Brüssel präsent. Dafür hat sich ganz besonders die Spezialistin für Europafragen im früheren Deutschen Sportbund, die langjährige Vizepräsidentin Erika Dienstl, engagiert. Mittlerweile zählen acht nationale Dachsportorganisationen und die Europäischen Olympischen Komitees zu den Kooperationspartnern der DOSB-Vertretung in der europäischen Hauptstadt. ehemalige Handballspielerin denkt dabei an Tennis, Tischtennis, Volley- und Basketball. Die Voraussetzungen im so genannten Neckarpark sind nahezu ideal. Das 55 Hektar große Sport-, Erlebnis- und Freizeit-Zentrum rund um das Gottlieb-Daimler-Stadion bietet Möglichkeiten, die auch international keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Das neue Mercedes-Museum fasziniert seine Besucher. Das erst kürzlich eingeweihte Carl-Benz-Center - mit Restaurants, Hotels, Kongressräumen und der Nachwuchsakademie des VfB Stuttgart - dient bei Heimspielen des Fußball-Bundesligisten als schmuckes Domizil für die Fans. Das Daimlerstadion selbst zählt zu den modernsten und großzügigsten Arenen in Europa. Und nur einen Steinwurf weit entfernt eröffnen die "Zwillinge" Schleyerhalle und Porsche-Arena dem regionalen Als Mittler zwischen Sportorganisationen und politischen Entscheidungsträgern in den EU-Institutionen vertritt das EUBüro die Interessen des Sports in EU-Gesetzgebungsverfahren und unterstützt seine Mitgliedsorganisationen praxisnah bei Fragen rund um EU und Sport. Einen Schwerpunkt stellt hierbei die Beratung zur Umsetzung von sportbezogenen Projekten in EU-Förderprogrammen dar. cken, als auf eine französische Initiative hin mit dem Europäischen Turnverband, der Federation Européenne de Gymnastique (FEG), die erste Sportorganisation auf europäischer Ebene gegründet wurde. Und bereits 1891 führten die Eisschnellläufer und Eiskunstläufer ihre ersten Europameisterschaften durch, gefolgt von den Ruderern zwei Jahre später und weiteren Sportarten noch im 19. Jahrhundert. Sport und Europa ist demnach keine Eintagsfliege im Zusammenhang mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, sondern ein überaus erfolgreicher sport- und gesellschaftspolitischer Dauerbrenner. Dabei können wir bis ins Jahr 1881 zurückbli- Als Fußnote sei hinzugefügt, dass sich in den letzten drei Jahrzehnten auf europäischer Ebene sowohl bei den Sportorganisationen (ENGSO, EOC, Fachverbände) wie staatlicherseits (CDDS, Europäische Sportministerkonferenz) und in gemischten Formen (Europäische Sportkonferenz, Europäisches Sportforum) vielfältige kontinentale Sportstrukturen entwickelt haben. Und schließlich ist es auch gegen erhebliche Widerstände gelungen, den Bereich Sport im Entwurf für eine europäische Verfassung zu verankern. Dies hatte der damalige Präsident des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, mit der Bemerkung begleitet: "Wer ein Europa der Bürger aufbauen und festigen will, der sollte den Sport als treibende Kraft begreifen und seine sozialen und kulturellen Handlungsfelder offensiv nutzen." Dieser Satz hat an Aktualität nichts verloren. OF Regelsportbetrieb wie auch dem Event-Sport völlig neue Chancen. Im neuen Stuttgarter "SpOrt", einem Sport-, Bildungs- und Dienstleistungszentrum für Sportbünde, Fachverbände und Vereine, haben sich Vermarkter, ein Fitnessstudio und Unternehmen für den Sportstättenbau angesiedelt. "Im Neckarpark schlägt das sportliche Herz unserer Stadt", sagt Susanne Eisenmann stolz. Sie begreift den Sport als wichtiges Instrument des Standortmarketings für die 600.000 Einwohner große Landesmetropole. Wie andere Städte kämpft auch Stuttgart gegen den Bevölkerungsschwund. "Immer mehr Firmen beziehen in ihre Standort-Überlegungen Freizeit, Sport- und Erlebnis-Möglichkeiten mit ein", sagt die Sportbürgermeisterin und lässt in ihrem Bemühen nicht locker. Ende Januar lud Stuttgart zu einem internationalen Kongress zur "Integration im Sport", vor wenigen Wochen trafen sich die Sportminister der Europäischen Union zu zweitägigen Beratungen am Neckar, im Herbst bittet die Landeshauptstadt ihre 440 Vereine (160.000 Mitglieder) zum großen Kongress über die städtische Sportentwicklung. "Wir wollen uns fit halten für die Zukunft", sagt Susanne Eisenmann, "und der Sport spielt dabei in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle." Sport, Spaß und Stuttgart - irgendwie gehört das seit jeher OF zusammen. 37 D ie Gründung der Stiftung Deutsche Sporthilfe vor vierzig Jahren war ein Akt der Notwendigkeit. Die Olympischen Spiele von 1972, die ein Jahr vor der Unterzeichnung der Stiftungsurkunde am 26. Mai 1967 in Berlin an München vergeben wurden, dürften der entscheidende Impuls dafür gewesen sein. Willi Daume hatte die Bewerbung als Trotzreaktion auf die Teilung der gesamtdeutschen Olympiamannschaft 1965 eingefädelt und zum Erfolg geführt. Der damalige Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) nutzte die Begeisterung für die Spiele im eigenen Land, Überlegungen für eine bessere Betreuung der bundesdeutschen Athleten in konkretes Handeln umzumünzen. Die Chancenungleichheit der weitgehend puristischen westdeutschen Amateure gegenüber den Staatsamateuren des Ostblocks und den US-amerikanischen Hochschulamateuren war augenfällig. Die Vorstellung, die westdeutschen Sportler könnten sich gegen die immer stärker werdenden DDRAthleten in München blamieren, wirkte zusätzlich als Triebkraft. werk zustimmten, war der Weg für das Förderwerk des deutschen Sports frei. Im Herbst 1966 bat Willi Daume die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG), die sich bislang über das Sammeln von Spenden an der Finanzierung bundesdeutscher OlympiaExpeditionen beteiligt hatte, die Gründung einer unabhängigen Stiftung vorzubereiten. Am 9. November des Jahres empfahlen in Düsseldorf DSB, NOK, Bundesausschuss Leistungssport, DOG und das Organisationskomitee der Olympischen Spiele 1972, eine "Stiftung Deutsche Sporthilfe" ins Leben zu rufen. Schon zwei Wochen später beriet das DOGPräsidium eine Satzung und Geschäftsordnung für die künftige Stiftung. Und als Anfang 1967 DSB und NOK dem Regel- an in Frankfurt am Main hatte, war schon im Januar 1967 mit der Entscheidung von Bundespostminister Werner Dollinger gesichert, Zuschlagsbriefmarken für die Olympischen Spiele 1972 herauszugeben. Daraus wurde nach den Spielen die Sportbriefmarke, deren Erlös Jahr für Jahr der Sporthilfe und Wohlfahrtsverbänden zugute kommt und die nach wie vor die wichtigste finanzielle Säule der Stiftung darstellt. Mehr als 120 Millionen Euro hat die Sporthilfe seit 1968 aus dieser Quelle geschöpft. 3,5 Millionen waren es im WM-Jahr 2006. Für 2007 wird mit 2 Millionen gerechnet. Formal vollzogen die DOG und der DSB den Gründungsakt. Am Abend des 26. Mai 1967 unterzeichneten im Berliner Hotel Kempinski vor dem Notar Carl Scholz für die DOG deren Präsident Georg von Opel und ihr Schatzmeister Werner Peterssen sowie für den DSB Präsident Willi Daume und Schatzmeister Walter Wülfing die Stiftungsurkunde. Die Anschubfinanzierung der Stiftung, die ihren Sitz von Beginn 40 Jahre Sporthilfe oder Die eindrucksvolle Bilanz der guten Taten Von Steffen Haffner 38 Bevor es zur Gründung der Sporthilfe kam, glückte Willi Daume mit der (Er-)Findung von Josef Neckermann als Vorsitzender ein Geniestreich. Der erfolgreiche Versandhauschef war damals eine der Symbolfiguren des bundesdeutschen Wirtschaftswunders. Am 12. Mai, genau zwei Wochen vor der Geburt der Sporthilfe, gelang es "Eisen-Daume" am Rande des Wiesbadener Reitturniers in einer turbulenten Nachtsitzung, den anfangs widerstrebenden Würzburger weich zu klopfen. Der hoch dekorierte Dressurreiter übertrug den Erfolgsslogan "Neckermann macht's möglich" auf die Sporthilfe. "Necko", wie er liebevoll genannt wurde, identifizierte sich mit der ihm eigenen Mischung aus Perfektionismus, Arbeitseinsatz und Beharrlichkeit mit der neuen Aufgabe. Im Interesse der Sache schonte er weder seine Mitarbeiter noch die Vorstandsmitglieder der Stiftung. Seine nächtlichen Anrufe waren gefürchtet. Josef Neckermann war sich nicht zu schade, persönlich bei den Großen der Wirtschaft Klinken zu putzen, um möglichst viele Spenden zu sammeln. Leicht kokettierend nannte er sich "Bettler der Nation". Von 1970 an machte er die Idee des Wiesbadener Sporthilfeklubs für einen "Ball des Sports" zur Sache der Sporthilfe. Alsbald wurde daraus das renommierteste gesellschaftliche Ereignis der Bundesrepublik. Und bis heute hat der Ball bei seinem Streifzug durch die Jahrhunderthalle und Festhalle in Frankfurt, die Rheingoldhalle in Mainz und die Rhein-Main-Halle in Wiesbaden trotz mancher Schwankungen seine Spitzenstellung gehalten. Zwischen einer Million und zwei Millionen D-Mark und zuletzt 800.000 Euro kamen als Erlös einer meist gut bestückten Tombola der Sporthilfe zugute. Wichtiger noch als der pekuniäre Ertrag aber war das Renommee, das mit der swingenden Nacht verbunden war. Denn bei aller massenhaften Begeisterung, wie sie sich nach dem Kriege vor allem 1954 beim FußballWunder von Bern und 1972 bei den Olympischen Spielen von München Bann brach, war es um die gesellschaftliche Anerkennung des Sports in den fünfziger und sechziger Jahren schlecht bestellt. Der Ball des Sports, bei dem sich die Hautevolee der Bonner Republik vom Bundespräsidenten über den Bundeskanzler bis Josef Neckermann und Willi Daume hin zu Ministern, von Konzernchefs über Showstars bis hin zu Sportassen vergnügte, sorgte für einen Durchbruch zum Besseren. Nicht zu übersehen war eine konservative Tönung des Balls. Wer Geld für die Sporthilfe gab, handelte nicht selten aus einem antikommunistischen Impuls heraus. Auch wenn es in der alten Bundesrepublik verpönt war, dies zuzugeben, konnte sich der Sport im Westen Deutschlands dem Wettstreit der politischen Systeme nicht entziehen. Auffällig war, wie gerade Verfechter einer entschiedenen Haltung gegenüber dem Ostblock wie Franz Josef Strauss beim Ball stürmisch gefeiert 39 wurden. Es versteht sich von selbst, dass dies Proteste der linken Szene auf den Plan rief. Für die Leistungskritiker der 68er Studenten-Revolution stand die Sporthilfe für ihr Feindbild Establishment. So mussten 1969 die fein gewandeten Gäste, die auf dem Weg vom Parkhaus zum Sporthilfe-Konzert der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan im Frankfurter Opernhaus waren, einen Hagel von Tomaten, Farbbeuteln und Wasserduschen über sich ergehen lassen. Dennoch wurde das Ereignis ein großer Erfolg und trug der Stiftung 340.000 Mark ein. Erich Schumann Die Sporthilfe war in jenen Jahren ohne ihren großen Vorsitzenden Josef Neckermann nicht vorstellbar. (Diskus-) Liesel Westermann sprach coram (Ball-) publico von "Mutter Bayer" und "Vater Neckermann". Und drückte damit die enorme Popularität des Sporthilfechefs und Sportkameraden bei den Athleten aus. Diese Beliebtheit erhielt einen deutlichen Dämpfer, als Neckermann sich vehement für den Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau einsetzte. Das bezeichnete er später als seinen größten Fehler. Und es brauchte einige Jahre, bis er diese Scharte wieder ausgewetzt hatte. In der Spätphase seiner Ära, nachdem sein Unternehmen wegen 40 wirtschaftlicher Schwierigkeiten in andere Hände übergegangen war, betrieb der Preuße aus Franken die Führung der Sporthilfe als Full-Time-Job. Und da Josef Neckermann sich weitgehend selbst als die Sporthilfe fühlte, fiel es ihm schwer, aus Alters- und Gesundheitsgründen den Weg für einen Nachfolger frei zu machen. Ein Kandidat wie der langjährige Wirtschaftsminister Hans Friderichs, den "Necko" selbst ins Spiel gebracht hatte, fiel dem Eigensinn des Altmeisters zum Opfer. Hans-Ludwig Grüschow Nach erheblichen, in den Medien ausgetragenen Turbulenzen sprang Willi Daume als Nothelfer ein und führte die Sporthilfe neben seiner Hauptverpflichtung als NOK-Präsident zwischen 1988 und 1991 mit leichter Hand. Dann gewann er den erfahrenen, kürzlich verstorbenen WAZ-Mann Erich Schumann für diese Aufgabe. Der Essener Manager, der Verlage sammelte wie andere Leute Briefmarken, galt als sachlicher Arbeiter. Schumann leitete die Stiftung fünf Jahre lang routiniert, scheute aber die großen Auftritte. Damit verlor die Sporthilfe in der Öffentlichkeit zusehends an Kontur. Hans-Ludwig Grüschow, der zwischen 1997 bis 2005 an der Spitze der Sporthilfe stand, zeichnete sich durch seine Nähe zu den Athleten aus. Als Vorstands- und später als Aufsichtsratsvorsitzender der Techem AG gewann der ehemalige Schatzmeister der Stiftung besonders mittelständische Unternehmen als Partner. Im Umgang mit den großen Konzernen tat er sich dagegen schwerer. Als die Sporthilfe wirtschaftlich in unruhiges Fahrwasser geriet, wurde die Deutsche SportMarketing GmbH, die Finanzmittel für das NOK und die Sporthilfe generierte, neu strukturiert. Unter Führung des langjährigen stellvertretenden Stiftungs-Vorsitzenden Hemjö Klein sollten Großunternehmen als Förderer bis zu dreißig Millionen D-Mark im Jahr aufbringen und dafür vielfältige Möglichkeiten erhalten, sich werblich darzustellen. Aus diesen hochfahrenden Plänen wurde nichts. Zurzeit bringt die DSM jährlich zweieinhalb Millionen Euro für die Sporthilfe, der es gelungen ist, durch eine solide Haushaltsführung ihre Finanzlage zu stabilisieren. In die Amtszeit Grüschows, der im Sommer 2005 wegen der Affäre Mohren zurücktrat, fällt der Wandel der rituell erstarrten Kuratoriumssitzung zum lockeren, durch die Republik rotierenden "Fest der Begegnung". In dieser Zeit wurde mit der Berliner Gala "Goldene Sportpyramide" ein weiteres gesellschaftliches Ereignis geschaffen. Aus dem Sozialwerk des deutschen Sports wurde in diesen Jahren die Athleten-Service-Gesellschaft. Hans Wilhelm Gäb Der jetzige Sporthilfechef Hans Wilhelm Gäb übertrug seine Erfahrungen als Vizepräsident General Motors Europa und Aufsichtsratsvorsitzender von Opel auf die Stiftung. Er ver- schlankte den Vorstand von siebzehn auf bis zu sechs Mitglieder. Zusätzlich installierte er einen Aufsichtsrat. Der frühere Journalist, Tischtennis-Nationalspieler und TischtennisPräsident bemüht sich seitdem, das Profil der Sporthilfe zu schärfen. Nach der Wende war in der Öffentlichkeit das Gefühl dafür abhanden gekommen, Athleten weiter fördern zu sollen. In den Medien nährte die Verengung auf telegene Profisportarten wie Fußball, Formel 1 oder Boxen die falsche Sicht, dass die Athleten ja ohnehin Geld scheffelten. Gäb bemüht sich, dieses Zerrbild zu recht zu rücken. Inzwischen ist die Sporthilfe mit ihrem Leitbild, mit der Markenkampagne "Leistung. Fair-Play. Miteinander." und mit dem Sporthilfeeid in die Offensive gegangen. Auf diese Weise sollen Werte wie Fair-Play und sportlicher Anstand gestärkt und der Dopingseuche entgegen gewirkt werden. Mit dem Sporthilfeeid verpflichten sich die 3.800 von der Sporthilfe geförderten Athleten, die Finger vom Doping zu lassen und im Falle von Verstößen Geld zurück zu zahlen. Mit diesen Aktionen ist die Stiftung so etwas wie die ideelle Vorausabteilung des deutschen Sports geworden. Die Förderaktivitäten der Sporthilfe haben sich in den vier Jahrzehnten zu einem Strauß von Hilfen für Athleten entwickelt. Vorbei die Zeiten, als es anfangs vor allem darum ging, den Spitzensportlern ein paar Rumpsteaks zu bezahlen. Längst wird auch der Nachwuchs-, der Behindertensport und der nichtolympische Sport unterstützt. Die Athleten erhalten Zuwendungen aus der Regel- und Eliteförderung, bekommen Stipendien und Erfolgsprämien, erhalten Geld für Nachhilfeunterricht und Studienbeihilfen sowie Verdienstaufall, können mit Unterstützung im Beruf rechnen. Und haben das gute Gefühl, rundum versichert zu sein. Der Turner Ronny Ziesmer, der Handballer Joachim Deckarm und manche andere, die von Unglücksfällen beim Sport schwer geschlagen wurden, profitieren in besonderer Weise davon. Beim Eliteforum der Sporthilfe auf Schloss und Gut Liebenberg bei Berlin kommen Athleten immer wieder zu prägenden Begegnungen mit hochrangigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Schriftsteller Martin Walser, Künstler Markus Lüpertz, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Ex-ZDFIntendant Dieter Stolte, Fernsehmann Alfred Biolek und vielen anderen zusammen. Und daraus entwickelt sich das Selbstbewusstsein, selber über den Sport hinaus zur Elite des Landes zu gehören. Die Bilanz der guten Taten der Sporthilfe nimmt sich eindrucksvoll aus. Die Zahlen spiegeln die Leistung der Stiftung nur unzureichend wider, sind aber dennoch respektabel genug. Die Sporthilfe unterstützt rund 3.800 Athleten täglich mit 33.000 und jährlich mit 12 Millionen Euro. In den vierzig Jahren ihrer Gründung wurden fast 40.000 Athleten mit fast 350 Millionen Euro gefördert. Schon lange und noch immer gilt: Die Sporthilfe ist für den deutschen Sport und seine OF Athleten unentbehrlich. 41 Zwischen Selbstüberschätzung Die Reformfreude der E s war schmerzhaft. Vor mehr als fünf Jahren hat WolfDietrich Brettschneider mit einer Studie den Sportvereinen in Deutschland alle schönen Grundsätze um die Ohren gehauen, an die sie bisher geglaubt hatten. Der schlimmste Vorwurf des Paderborner Sportwissenschaftlers lautete: Vereine fördern die körperliche und soziale Entwicklung von Jugendlichen kaum. Auch der Forscher war schockiert. "Es waren fürchterliche Ergebnisse", sagte Brettschneider damals, "mir tun diese Daten selbst weh." Der Sport war deshalb so erschüttert, weil sein Fundament getroffen war, die Vereine. Auf einmal stand ihr sportlicher, aber auch gesellschaftlicher Anspruch in Frage. Im Verein sollte doch Sport am schönsten sein, so hatte der Deutsche Sportbund damals geworben und auf Plakaten gleich noch Fragen gestellt, die nur Vereine 42 beantworten sollten: Wo sind Vorbilder auch Freunde? Wer holt die Kinder von der Straße? Wo wird Gesundheit mittrainiert? Wer macht Kinder stark gegen Drogen? Wo bleiben Senioren jung? In einer Zeit, in der andere Großorganisationen schwer zu kämpfen hatten, schien sich der Sport noch zu behaupten. Und dann das. Die Brettschneider-Studie wurde zum Schlagwort für eine Selbstüberschätzung des Vereinssports. Doch jetzt, gut fünf Jahre später, sagt Brettschneider: "Die Studienergebnisse sind positiv gewendet worden, als Steilvorlage für Reformen und eine Neuorientierung." Was hat sich seitdem getan? Zum und Neuorientierung: Sportvereine ist beachtlich Von Friedhard Teuffel einen haben die Sportvereine wohl eine realistischere Selbstwahrnehmung angenommen. "Vor der Studie hieß es: Der Sport ist verantwortlich für alles Gute, für alles Schlechte ist die Gesellschaft verantwortlich. Das hat sich geändert", sagt Brettschneider. Die Vereine haben sich offenbar auch vom Automatismus verabschiedet, dass ihre Mitglieder sofort beweglicher, gesünder, umgänglicher werden, wenn sie einen Aufnahmeantrag ausgefüllt haben. Vor allem aber hat die Studie die Schlüsselfiguren des Vereinssports in den Fokus gerückt: die Übungsleiter. Vielleicht hatten manche Vereine zuvor zu hierarchisch gedacht, von oben nach unten. Wenn der Vorstand gut besetzt ist, dann werden sich auch sportliche Erfolge einstellen und das Vereinsleben wird aufblühen. Die Studie hat zum Umdenken veranlasst und die Arbeit in vielen Vereinen vom Kopf auf die Füße gestellt. "Das ist wohl die wichtigste Reaktion auf die Studie: Die Deutsche Sportjugend hat sofort eine Qualitätsoffensive eingeleitet und eine Reform der Übungsleiterausbildung durchgesetzt bis hinunter in die Landesverbände", sagt Brettschneider. Diese Reform sollte vor allem eines bewirken: dass der Übungsleiter nicht mehr überfordert ist. Denn zuvor sollte er den Mitgliedern nicht nur beibringen, wie man seine sportlichen Leistungen verbessern kann, sondern auch gleichzeitig noch vorbeugen vor Drogenmissbrauch, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Das war zu viel. Und vor allem: Darauf war er nicht vorbereitet. aus der Reihe, sagt der 63 Jahre alte Sportpädagoge. "Tiefer greifende strukturelle Veränderungen hatte ich schon vor der WM angesprochen. Nun kann sich - so verrückt es sich anhört - der WM-Erfolg negativ auswirken. Weil man sagt: So schlecht kann doch alles nicht gewesen sein. Der Fußball ist geblendet vom Erfolg." Das habe gravierende Folgen. Im Fußball, sagt Brettschneider, werde nach wie vor falsch trainiert, mit einer einseitigen Konzentration auf Technik. Genau diese Konzentration bewirke jedoch, dass Kinder und Jugendliche den Spaß am Sport verlieren. "Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass gerade diejenigen, die früher die besten Leistungen erbracht haben, eher aus dem Sport aussteigen als diejenigen, die später begonnen und zunächst vielseitig trainiert haben." In Berlin brüstet sich ein Vereinspräsident damit, seine kleinen Mitglieder persönlich vom Kindergarten abzuholen und anschließend mit ihnen zu trainieren. Eine schöne Geschichte für die Boulevardpresse. Ein Schauermärchen für jeden Sportwissenschaftler. Inzwischen bekommen die Übungsleiter in ihrer Ausbildung ein besseres Rüstzeug mit. "Jetzt wird Sozialkompetenz und pädagogische Kompetenz in explizit ausformulierten Modulen behandelt, um psycho-soziale Ressourcen zu mobilisieren", sagt Brettschneider. Die Reformfreude erstreckte sich auf alle großen Verbände - bis auf einen. Der Fußball tanze weitgehend 43 Auch bei der Drogenprävention schlage der Fußball in Deutschland einen falschen Weg ein. Der Fußball mache sich selbst etwas vor, wenn er behaupte, dass die Jugendlichen überall trinken und rauchen, nur nicht im Fußballverein. "Nirgendwo wird so viel getrunken und geraucht wie im Fußball und im Handball. Es geht aber auch nicht nur darum. Die Hemmschwellen zu harten Drogen werden durch frühen Alkohol- und Nikotinkonsum immer geringer", sagt Brettschneider. So sehr der Forscher die Selbstkritik in weiten Bereichen des Fußballs vermisst, so sehr hat er sie in anderen Verbänden gefunden. Das ist ein guter Anfang, vor allem, weil sich der Sport immer größeren Herausforderungen gegenübersieht. Die Gesellschaft wird immer älter, es gibt steigende soziale Konflikte, etwa durch Migration, der Bewegungsmangel bei Kindern wird immer auffälliger. Außerdem muss sich der Sportverein auch noch gegen kommerzielle Anbieter behaupten. Wie kann er das alles schaffen? Er schafft es schon in vielen Regionen Deutschlands, selbst in den sozialen Krisengebieten der großen Städte. Vereine, die diese Herausforderungen bewältigen, haben einiges gemeinsam. Es lässt sich im wesentlichen unter drei Schlagworte fassen: Qualifizierung, Ausdifferenzierung und Kooperation. Auf gutes Personal kommt es also an und darauf, dass die Angebote auf die einzelnen Mitglieder zugeschnitten sind. Ein Beispiel: Der Berliner Verein SV Empor Köpenick legt seit einigen Jahren einen Schwerpunkt auf den Vorschulsport. 468 der knapp 1.400 Vereinsmitglieder sind Vorschulkinder. Um sie kümmern sich Übungsleiter, die sich auf den Sport mit Kindern spezialisiert haben und auch noch psychologische Kenntnisse mitbringen. Ein weiterer Grund für den Erfolg des Konzepts ist die Kooperationsfreude des Vereins. Seitdem die Köpenicker mit Kindergärten zusammenarbeiten, hat sich die Zahl ihrer Vorschulsportler fast verdoppelt. Davon haben alle etwas, auch der Kindergarten, denn er darf sich das Siegel "Bewegungsintensive Kita" an die Tür heften. Von Beginn an hält sich der Verein an die Erkenntnis, dass allgemeines Training für Kinder sinnvoller ist als spezielles. "Die Kinder müssen von allem etwas können, dann sind sie später körperlich intelligenter", sagt Vereinsgeschäftsführerin Angelika Lehmann. Beim SV Empor Köpenick trainieren sie daher ihre Geschicklichkeit, ihre Wahrnehmung, ihre Schnelligkeit und Beweglichkeit. Im Vorschulsport lernen die Kinder die Grundrechenarten des Körpers. Der TSV Bayer 04 Leverkusen hat gleich eine eigene Abteilung für allgemeinen Kinder- und Jugendsport gegründet, in der zurzeit 2.700 Kinder im Alter zwischen einem Jahr und acht Jahren Sport treiben - "spielerisch, allgemein und grundmotorisch", sagt die Abteilungsleiterin Anne Wingchen. Viele Elemente kommen dabei aus dem Turnen. "Früher als mit acht Jahren müssen sich die Kinder nicht für eine Sportart entscheiden", 44 sagt Wingchen, "unsere Erfahrung ist: Je später sie sich spezialisieren, desto eher landen sie im Leistungssport." Viele Vereine hätten den Schock der Brettschneider-Studie gar nicht gebraucht. Sie haben schon vorher, teils instinktiv, teils wohlüberlegt das Richtige getan und einen Wunsch erfüllt, den Brettschneider an den Sport hat: Er müsse sozialer werden. Leistungssport - auf jeden Fall. "Aber es muss auch möglich sein, Leistung zu relativieren. Die Höhe der Aufgaben in Passung zu bringen mit dem persönlichen Kompetenzniveau - jemanden nicht zu überfordern und nicht zu unterfordern", sagt Brettschneider. Das gilt für den Nachwuchsbereich genauso wie für den Seniorenbereich. Entscheidend sind auch hier - die Übungsleiter. Das bestätigt etwa Elke Schramm, die beim Berliner Klub "Kietz für Kids Freizeitsport" Seniorengruppen betreut und dem Verein in Berlin damit zu einem ausgezeichneten Ruf verholfen hat. Wenn die 64-Jährige eine Gruppe leitet und beispielsweise einen Einbeinstand vorführt, dann wackele sie manchmal mit Absicht ein bisschen, um zu zeigen, dass sie ebenfalls an ihren Schwächen arbeiten müsse. "Man muss auf die Bedürfnisse der älteren Leute eingehen und Ansprechpartner sein", sagt sie. Viele Vereine haben erkannt, dass ältere Menschen heute vitaler sind und andere Ansprüche haben und ihre Angebote an sie angepasst. Dieser Anpassungsprozess wird auch im Nachwuchsbereich weitergehen mit den bewährten Mitteln Qualifizierung, Differenzierung und Kooperation. "Man muss Gruppen mit unterschiedlichen Niveaus einrichten. Aber das findet nicht überall Befürworter", sagt Brettschneider. "Die Pole wandern schließlich immer weiter auseinander. Auf der einen Seite stehen immer mehr Eliteschulen, auf der anderen Seite Konzepte, die auch weniger Begabten eine Chance geben. Die Diskussion um die Ausrichtung der Sportvereine und ihrer Jugendarbeit wird darum an Heftigkeit zunehmen." Sie ist jedenfalls schon voll im Gange, teilweise ausgelöst durch die Studie von Wolf-Dietrich Brettschneider, der selbst einen Lernprozess mitgemacht hat. "Die Eliteförderung stand und steht bei mir nicht in Frage, aber ich habe mir zu wenige Gedanken gemacht um jene, die im Schatten stehen: übergewichtige Kinder zum Beispiel." Die müsse man nun verstärkt emotional ansprechen, Frusterlebnisse vermeiden und ihnen stattdessen vermitteln: Ich kann das. Der Sport müsse also sich um einzelne Gruppen intensiver kümmern, auch um Migrantenkinder und um Mädchen, denn der Jugendbereich der Sportvereine sei immer noch eine Männerdomäne, weil männliche Übungsleiter dominierten und sich die Angebote inhaltlich zu wenig an den Bedürfnissen der Mädchen orientierten. Diese Anforderungen mögen einigen Vereinen noch unbekannt sein. Doch viele Vereine in Deutschland müssen sich ihre Arbeit nicht mehr von der Wissenschaft neu bestimmen lassen. Sie sind täglich dabei, kleine aber sinnvolle AntOF worten auf große gesellschaftliche Fragen zu geben. Teenager außer Kontrolle - Eltern von der Rolle Wenn der Verein zum Zufluchtsort für Kinder und Jugendliche wird Von Bianka Schreiber-Rietig M ein Kind tut so etwas nicht!" Und dann tut es genau das, was Eltern im Brustton der Überzeugung empört zurückgewiesen haben. Zum Beispiel: Koma-Saufen, Handy-Mobben, Gewalt-Computerspiele, sich zum Prügeln mit Linken, Rechten oder Banden treffen. Von Kiffen, Rauchen ganz zu schweigen. Eltern von der Rolle. Nun regen sich alle wieder auf: Diese Kinder, diese Jugendlichen - am besten ab mit allen ins Erziehungs-Camp bei RTL. Achtung: Teenager außer Kontrolle! Politiker rufen nachdem ein 16-jähriger Berliner sich mit über 50 Tequilas ins Koma gesoffen hat - nach einer neuen Prohibition "Alkoholverbot für Minderjährige" und meinen, damit sei es dann getan. " Genau das ist das Problem: Kinder und Jugendliche werden in dieser Gesellschaft nicht ernst genommen, es sei denn, sie machen Schwierigkeiten. Und wir begegnen ihnen nur mit Verboten - schon von klein auf: Spielen verboten, sprechen verboten, toben verboten. Kinder- und Jugendpolitik und somit Familien- und Bildungspolitik werden seit Jahrzehnten zweitrangig und meist nur unter dem finanziellen Aspekt diskutiert: Der Nachwuchs soll Probleme auf dem Arbeitsmarkt entschärfen und vor allem die Rentenkassen füllen. Oder es werden ideologische Grabenkämpfe geführt, wie derzeit der skurrile Streit um Krippenplätze. "Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unseres Landes." In Sonntagsreden wird diese Phrase gerne von Politikern, aber auch von Wirtschaftsbossen oder Gewerkschaftern gedroschen. Über die Zukunftsfähigkeit der deutschen Gesellschaft wird viel gefaselt, aber die entscheidenden Investitionen in das Wohl von Kindern und Heranwachsenden finden nicht statt. Der Lebensraum von Kindern wird weiter in den Hintergrund gedrängt. Beispiel: Eine Kommune entscheidet sich für das Teeren einer Straße und gegen den Spielplatz, weil nicht genug Geld da ist. Die Prioritäten richten sich nach dem Einfluss der Lobbyisten. Gesamt-Konzept - Fehlanzeige. Unseren Kindern geht es doch gut. Sie haben alles. Keinen Krieg erlebt, wachsen im Überfluss auf, haben keine Probleme. Was soll also die Kritik? Könnte es sein, dass wir da Einiges übersehen? Etwa Konsum- oder Wohlstandsverwahrlosung auf der einen Seite? Und Kinderarmut, ausgelöst durch Arbeitslosigkeit oder familiäre und soziale Umstände, auf der anderen Seite? Was wissen wir Erwachsene - noch dazu wenn wir keine Kinder haben -, was in den Köpfen von Mädchen und Jungen wirklich vorgeht? Was sie bewegt, erschreckt, was sie mögen? Welcher vom Job genervte Vater hört sich gerne an, wenn seine vierjährige Tochter sich über den langweiligen Kita-Tag und die ungerechte "Tante Monika" beschwert, wie viel Unterricht mal wieder in der Schule ausgefallen ist und wie viele Bewerbungen nun der Sohnemann abgeschickt hat - und nicht einmal eine Antwort bekommt. Hat man nicht selbst Sorgen genug im Beruf oder wegen der Arbeitslosigkeit, mit der Selbstverwirklichung, dem Ehepartner? Und dann auch noch um den Nachwuchs kümmern? Nein danke - und überhaupt: "Mein Kind tut so was nicht!" Wegschauen und Probleme nicht wahrnehmen oder einfach aussitzen. Oder anderen die Schuld zuweisen, wenn Kinder nicht so funktionieren, wie man es gerne hätte. Kümmern und Kummer haben nicht nur einen gemeinsamen Wortstamm, sondern Folgen... wer sich nicht kümmert, wird sich mit Kummer auseinandersetzen müssen. Es sollte uns schon kümmern, dass Deutschland kein kinderfreundliches Land ist. Wir haben es nun zum wiederholten Mal schriftlich bestätigt bekommen: Jüngst im UNICEF-Report. Unter 21 Industriestaaten landete die Bundesrepublik auf Rang elf einem beschämenden Mittelmaß-Platz. Kriterien der Untersuchung waren: die materielle Situation, Gesundheit, Bildung, Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweise und Risiken sowie die eigene Einschätzung der Kinder und Jugendlichen. Befragt wurden 11-, 13-, und 15-Jährige. Besonders erschreckend in dieser Studie war: Zwischen Eltern und ihren Söhnen und Töchtern herrscht Funkstille. 50 45 Prozent der 15-Jährigen beklagen sich über die Sprachlosigkeit - dass sich Väter und Mütter zu wenig Zeit nehmen, um mit ihnen zu reden. Also auch nicht mitbekommen, dass sie Liebeskummer haben, oder Essstörungen, dass sie in der Klasse, mit Lehrern oder Ausbildern Probleme haben. Ganz zu schweigen vom regelmäßigen Trinken und davon, dass manche Kids schon mit elf Jahren Kettenraucher sind. Nirgends, so belegt UNICEF, gibt es unter den 11-, 13- und 15-Jährigen so viele Raucher wie in Deutschland. Auch beim Alkohol greifen deutsche Jugendliche gerne zu - nur britische Kids sehen noch öfter zu tief ins Glas. Bei gesunder Ernährung halten sich Kinder und Jugendliche dagegen eher zurück. Und in Deutschland kommt zum Beispiel rund ein Drittel der Befragten ohne Frühstück zur Schule. Auch Sport treibt - da ähneln sich wie in den Ernährungsfragen die Ergebnisse aller Länder - nur ein Drittel der Befragten an fünf Tagen in der Woche. Eltern sind auch da Meister des Verdrängens und Wegguckens: Kritik von außen wird oft sofort als "falsch und ungerechtfertigt" zurückgewiesen: denn Fehler zugeben würde ja auch bedeuten, mal selbst zu reflektieren, wie das mit der Erziehung der eigenen Sprösslinge eigentlich so läuft. Ursachenforschung? Nein, die anderen sind schuld. Egoismus ist alles. Über die Stränge schlagen wird sogar noch belohnt: Mit den Worten: "Ist ja alles nicht so schlimm. Hier hast Du 20 Euro - mach Dir einen schönen Nachmittag", reagierte eine Mutter auf Schmierereien ihres Filius an der Eingangstür der Schule. Und schon brauste Mama vom Hof. Das ist eine Gewissen beruhigende Erziehungsstrategie mancher Eltern. Und so braucht man sich nicht zu wundern, wenn schon im Kindergarten kleine Zicken und kleine Machos die "Bestimmer" sind und diese Rolle auch nicht mehr abgeben werden. Eltern als Vorbild? Häufig taugen sie nicht dafür. Wenn niemand von der Familie oder kein Lehrer da ist, mit dem das Kind oder der Teenie sich unterhalten können, dann suchen sie sich jemanden anderen: Das mag die beste Freundin sein oder die Gang. Oder sie bleiben allein, vertreiben sich die Zeit am Computer oder Fernsehen, an Spielautomaten oder sie hängen einfach rum. Manchmal sind Jugendzentrum oder Sportverein eine Art Zufluchtsort, wo sie im Übungsleiter einen Zuhörer finden und in den Mitspielern so etwas wie Leidensgenossen sehen. "Hier sind Leute, die sich für mich interessieren. Wir reden nicht nur über Basketball, sondern auch über Schule, Freundin und so", antwortet Felix auf die Frage, warum er nahezu jeden Tag im Vereinsheim aufläuft, obwohl er kein Training hat. Und ist sich da mit den Probanden der UNICEF-Studie einig: 70 Prozent bejahten die Frage, ob sie ihre Altersgenossen freundlich und hilfsbereit finden. Hier schneidet Deutschland überdurchschnittlich gut ab. Der 14-jährige Felix hat zu Hause alles - nur niemanden, 46 der auf ihn wartet. "Meine Eltern kommen meist nicht vor 20.00 Uhr. Da bin ich halt lieber hier", sagt der Gymnasiast. Und da haben die Eltern Glück. Manche landen auch bei rechten Rattenfängern. Elf-, Zwölfjährige aus Felix' Schule treffen sich auf einem Spielplatz, wo die Flasche kreist. "Da merken die Eltern nicht einmal, dass die erst gegen 22.00 Uhr zu Hause sind - mit einer Fahne." Bis zu dem Moment, wo Fremde dann nicht wegschauen und mal die Polizei zu dem "Treffpunkt" rufen. "Da war dann was los", sagt Felix. "Die Eltern standen Kopf." Natürlich bleiben auch nicht immer vor dem Klubhaus die Probleme draußen. "Bier trinken habe ich beim Rudern gelernt. Da haben uns die Alten Herrn immer zu einer Runde eingeladen", sagt Mark, aber bei ihm blieb alles im Rahmen. Andere haben dagegen im Sportverein auch schon mal eine Saufkarriere begonnen. "Die sind dann irgendwie schon anfällig, labil", sagt Übungsleiter Jan, der sich in den letzten Jahren öfter "als Gesprächstherapeut und Sozialarbeiter, Tröster und Ratgeber" gefordert sieht, denn als Tennis-Trainer. Der Verein als Wohnzimmer, Sozialstation, Gesundbrunnen und Kommunikationszentrum. Über ihn sind gesellschaftliche Probleme und Verweigerungshaltung besonders im Kinder- und Jugendbereich hereingebrochen. Und über Betreuer und Trainer, die häufig überfordert sind. "Viele Heranwachsende erleben beim Sport so was wie Geborgenheit. Oder einen Wohlfühlfaktor. Erfahren Gemeinschaft und Anerkennung. Und lernen gleichzeitig, mit Enttäuschungen und Niederlagen umzugehen, und dass sie Rücksicht nehmen und anderen Respekt entgegen bringen müssen, um ein Teamplayer zu bleiben", sagt Jan. Und nur saubere Leistung ist "cool", erzählt Mel. "Wir hatten hier mal einen Jungen, der war vorher mit seinen Kumpels in so einer Mucki-Bude. Dort hat er auch irgendein Pulver eingepfiffen. Dann tauchte er hier auf, wollte mit Handball spielen. Und im Hantelraum hat er sein Pülverchen geschluckt. Das haben wir ihm aber schnell abgewöhnt - und er spielt auch ohne super gut." Drogen nein danke - egal in welcher Form. "Wie passen denn auch Sport, Gesundheit und Fitness mit Tabletten zusammen?", fragen die Jugendlichen und finden die ganze "Dopingproblematik zum Kotzen". Das sei genau der Punkt, wo "wir hingetrieben werden", meint Lukas. "Es muss immer alles super sein. Es werden keine Grenzen akzeptiert. Druck von allen Seiten. Es muss immer noch eins drauf gesetzt werden", sagt der 15-Jährige und beklagt außerdem, "dass man sich doch auch auf niemanden mehr verlassen, ja keinem vertrauen kann". Vorbilder? "Na, da braucht man ja nur jemanden wie Jan Ullrich anschauen. Oder Sänger wie Robbie Williams." Life is a Cabaret. Oder nur im Rausch zu ertragen? Immer nur Jubel und Party, wie es die zweifelhaften Promi-Leitwölfe vorleben? Ja, Vorbilder: Schwimmerin Nele erzählt von der Freundin, die sich nur noch von Cola und Aspirin ernährt hat, weil sie sich zu dick fühlte. Niemand zu Hause hat es mitbekommen, auch in der Schule keiner. Die Trainerin der Kinderschwimmgruppe hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt und dann Alarm geschlagen. Probleme, die auch bei Jan ankommen. Oberflächlichkeit, Ellenbogen-Gesellschaft, Konsumverblödung, Mediensteuerung, Macht, Image, Disziplinlosigkeit, Zwänge, Druck sind Wörter, die in einer Diskussionsrunde mit Berliner Jugendlichen immer wieder auftauchen. Sie fühlen sich im Stich gelassen, allein. Das kommt dann manchmal im Gespräch wieder hoch, auch wenn es lange zurückliegt. "Ich wurde immer zu Kindergeburtstagen eingeladen, durfte aber nie selbst einen feiern. Meiner Mutter war das zu viel Stress, dabei hätte ich auf alle Geschenke verzichtet, wenn ich nur einmal eine Party hätte geben dürfen", sagt der 16-jährige Alexander bitter. Zuwendung gab es nur in Form von Geld und Präsenten. Die Runde hat gut zugehört. Für Alex wird es demnächst im Klubhaus eine Überraschung geben: Alle in dem kleinen Verein sind dabei, um seinen ersten Kindergeburtstag zu organisieren mit Topfschlagen, Süßkram und Girlanden - auch wenn er dann schon 17 wird. "Manche von uns erleben hier beim Sport zum ersten Mal, dass wir alle füreinander Zeit haben und sie uns nehmen", sagt Linda, die sich wie die meisten in dieser Jugendtruppe nicht über mangelndes Interesse ihrer Eltern beschweren kann. Aber einige eben schon. Und dann doch noch GlücksMomente - etwa für Tobias: Beim Finale um die Stadtmeisterschaft tauchte unerwartet sein Vater auf, der bis dato nie für seinen Sohn viel Zeit hatte. Er schließt den neuen TennisChampion in die Arme. Kleine Geste, große Wirkung... Willkommen in einer verlässlichen, emotionalen Lebensumwelt OF mit glücklichen Kindern. 47 Eine humanistische Allianz als Hoffnungsträger Mark- und Meilensteine im Verhältnis Kirche und Sport Von Hans-Dieter Krebs or 40 Jahren hat der heute noch thematisch aktuelle Briefwechsel zwischen dem DSB-Präsidenten Willi Daume und Julius Kardinal Döpfner, Erzbischof von München und Vorsitzendem der Deutschen Bischofskonferenz, das Miteinander des Sports mit den Kirchen einen wichtigen Schritt vorangebracht. Zwei Jahre zuvor hatten 1965 Daume und Kurt Scharf, der Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Diskussion auf höchster Ebene aufgenommen. Den Anstoß zu dieser richtungweisenden Korrespondenz gab ein wegleitendes Gespräch von Scharf mit Daume in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Und Bad Boll steht symbolisch wie kaum eine andere Institution für vielfältige Impulse und Anstöße in der kritisch-offenen Partnerschaft von Kirche und Sport, die stets neuen Nachdenkens und zukunftsgerichteter Überlegungen bedarf. Die Kontinuität und zugleich die vorbildliche ökumenische Ausrichtung des Dialogs zwischen den großen Kirchen und dem Sport in Deutschland haben inzwischen Marksteine gesetzt. V digkeit" vorgenommen, wie es Präses Scharf für die Evangelische Kirche vor 42 Jahren angesprochen hat? Denn der Appell von 1965 findet seinen Widerhall im Spitzengespräch 2007 des DOSB mit den beiden großen christlichen Kirchen - allerdings mit einem gewichtigen Umbruch, dem teilweise hohen Stundenausfall im unersetzbaren Sport- und Religionsunterricht, obwohl beide unwidersprochen entscheidend die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen fördern. Nun streiten Kirchen und Sport sozusagen Seit an Seit und müssen eine nicht nur strategische Allianz gegen eine weitere Auszehrung von Religions- und Sportunterricht schmieden. 1967 beherrschte der zwar unterhöhlte Amateurismus die Sportideologie. Die 68er hatten noch nicht zum Kampf gegen Leistung aufgerufen. Vom Doping sprachen nur Experten in kleinen Zirkeln. Millionenzuschüsse von Sponsoren waren Utopie. Doch damals konstatierte Kardinal Döpfner fast prophetisch: "Die Bedrängnis des Leistungssports [kommt] weniger vom Leistungsprinzip als solchem, als vielmehr aus dem menschlich so manipulierbaren Management. So haben wir Christen unsere Stimme nicht gegen den Leistungssport als solchen zu erheben, sondern Front zu machen gegen jede Form der Unredlichkeit, Unwahrhaftigkeit und Bestechlichkeit, die sich so leicht in die Austragsformen des Leistungsvergleichs einschleichen können." Dem geschichtsbewussten Zeitgenossen fällt freilich auf, daß vieles, was den Sport heute im Innersten bewegt, schon im genannten Briefwechsel ins Visier genommen worden ist, wenngleich sich das Umfeld umgestaltet hat. So hat Präses Scharf 1965 auch der Politik ins Stammbuch geschrieben: "Als Kirche bedrückt es uns zu sehen, wie in der gesamten Erziehung der Leib, der dem Menschen von seinem Schöpfer als Gabe und Aufgabe anempfohlen ist, nicht oder kaum zur Entfaltung seiner Möglichkeiten kommt." Dass sein Nachfolger in München, Josef Ratzinger, der jetzige Papst Benedikt XVI., in seiner Betrachtung vor der Fußball-WM 1978 gewarnt hat, das Spiel dem "düsteren Ernst des Geldes" zu unterwerfen und es "aus einem Spiel in eine Industrie" zu verkehren, verdeutlicht die bedrohliche Kontinuität und Zuspitzung der Gefahren. Hier erheben die Kirchen nicht den moralischen Zeigefinger, sondern sie versuchen, ihren Partnern im Sport, wenn sie denn auf das Wort der Kirchen hören wollen, "da, wo wir helfen können, die Hilfe nicht [zu] versagen". Dieses Leitmotiv von Kurt Scharf gilt seit über 42 Jahren im Verhältnis von Kirche und Sport, heute mehr denn je. Neben der Resignation verbreitenden Tatsache, dass heute Scharfs Nachfolger ähnliche Feststellungen treffen müssen, stellt sich die Frage: Haben die beiden Kirchen in ihren Schulen und Internaten durchwegs "Verbesserungen in eigener Zustän- Dieser Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen fortgesetzt; die vielen kleinen alltäglichen Gemeinsamkeiten in den Pfarrgemeinden und Vereinen ohne laute Resonanz seien dankbar erwähnt. Dass die Verantwortlichen an der Basis durch das 48 Wort von oben sich gestützt und ermutigt sehen wollen, dieser stille Wunsch ist angekommen, denn als Ergebnis des ersten Spitzengesprächs des DOSB-Präsidenten Thomas Bach mit Bischof Wolfgang Huber und Kardinal Karl Lehmann steht die Ausarbeitung einer Grundsatzerklärung für den Beginn des 21. Jahrhunderts bevor. Die Einladung von Thomas Bach, jeweils einen Seelsorger in das Olympiateam für Peking 2008 zu entsenden, verfestigt die wertvolle Tradition der "Olympiapfarrer" in ökumenischem Miteinander. Diese Gemeinsamkeit hat der DOSB sichtbar demonstriert, als er die Ludwig-WolkerPlakette, die den Namen eines katholischen Geistlichen und Mitgründers des DSB nach dem Zweiten Weltkrieg trägt, dem mit dem Sport eng verbundenen Ratsvorsitzenden der EKD Bischof Huber verliehen hat. Der Sport und die Kirchen treffen sich nicht nur in oder am Rande der Arena. In Zeiten sozialen Umbruchs sind sie durch gemeinsame Werte und Ziele miteinander verbunden und tragen Verantwortung für den Zusammenhalt der Gesellschaft, die körperliche und seelische Gesundheit sowie die Integrität der Menschen. Ganz konkret erfüllt sich die gemeinsame Aufgabe in der Sicherung der Kultur des Sonntags, einem von Anfang schwierigen Feld, und heute besonders in der Integration von Zugewanderten, Minderheiten und Ausgegrenzter, die die Kirchen und der Sport erreichen können. Ein Hauch der ökumenisch geprägten Partnerschaft von Kirchen und Sport in Deutschland durchwehte auch jenes als Meilenstein beurteilte dreitägige internationale Symposium "Zur christlichen Sicht des Sports" Anfang März 2007 in Mainz. Diese Veranstaltung war nicht nur eine bedeutsame Plattform für tiefgründige Beiträge hochkarätiger Experten über anthropologische, theologische und pastorale Aspekte des Sports, sondern hier stellte sich nach einer ersten Bestandsaufnahme 2005 die junge Sektion Kirche und Sport im Päpstlichen Rat für die Laien vor. Diese Abteilung geht auf eine der letzten Initiativen von Johannes Paul II. zurück, der selbst vielseitig erfahrener Sportler war und den Sport als "Zeichen der Zeit" aufwertete. Nur vier Tage nach der anrührenden Feier des Heiligen Jahres 2000 für die Sportler im Olympiastadion von Rom kam die fraglos vom Papst ausgehende Anweisung, eine solche Sektion Kirche und Sport auf den Weg zu bringen. Das vatikanische Sportreferat ist seit 2004 vom amerikanischen Pater Kevin Lixey besetzt. Erbe und Leitbild für die Verantwortlichen im Päpstlichen Laienrat, vor allem dem Sekretär dieses vatikanischen "Ministeriums", dem aus Siegen stammenden Kurienbischof Josef Clemens, ist das Bekenntnis von Johannes Paul II. aus dem Jahre 2000: "Sport kann, ohne seine wahre Natur zu verlieren, Antworten auf die Bedürfnisse unserer Zeit geben: Sport, der die Schwachen schützt und niemanden ausgrenzt, der die jungen Menschen aus der Falle der Apathie und Indifferenz befreit, der einen gesunden Wettkampfgeist in ihnen erweckt. Sport, der einen Beitrag zur Emanzipation ärmerer Länder leistet, der Intoleranz ausrottet und eine brüderlichere und einigere Welt aufbaut. Sport, der zur Liebe des Lebens beiträgt, der Opferbereitschaft, Respekt und Verantwortung lehrt und zur vollen Entfaltung jeder menschlichen Person führt." Die vielschichtigen Erkenntnisse des international besetzten Mainzer Symposiums, das von der Wissenschaftlichen Kommission des Arbeitskreises Kirche und Sport der Katholischen Kirche in Deutschland und dem vatikanischen Laienrat veranstaltet wurde, darf man als eine Vorlage verstehen, denen jetzt Tore folgen müssen, wie es Bischof Clemens, der 19 Jahre Sekretär des damaligen Kardinals Ratzinger war, bildhaft ausgedrückt hat. Das kann als berechtigte Hoffnung interpretiert werden, dass nach vielen wegweisenden Worten der Päpste eine erste Stellungnahme des Vatikans zum Sport in unserer Zeit als "Stärkung der Brüder im Dienst an den Nächsten" und als "Angebot einer zweckfreien Hilfe bei der Lösung der drängenden Fragen des Sports ohne Hintergedanken" angestrebt wird. Eine nachdrückliche Erklärung mit globaler Wirkung dürfte den Dienst an dem Menschen, den Erhalt seiner Würde und die Aussage gegen die Instrumentalisierung der Athleten in den Mittelpunkt stellen. Der Tübinger Ethikprofessor Dietmar Mieth verwies auf die beeindruckenden ökumenischen Erfahrungen in Deutschland und brachte angesichts der weltweiten Dimension der Probleme des Sports sogar eine "humanistische Allianz" mit anderen Religionsgemeinschaften ins Gespräch. Viele Impulse des Mainzer Symposiums werden in Rom ankommen, wirken aber auch auf den deutschen Sport zurück. Thomas Bach sprach nicht nur als DOSB-Präsident, sondern auch als einflußreicher IOC-Vizepräsident, dass das gemeinsame Bemühen von Kirchen und Sport "um Fairness, menschliches Miteinander, friedlichen Wettbewerb ohne Manipulation und um internationale Begegnung uns nicht dazu verleiten darf, den Sport zu einer Ersatzreligion machen zu wollen. Der Sport ist keine Religion und muss sich entsprechenden Versuchen widersetzen." Den Sport wie Avery Brundage zur Religion des 20. Jahrhunderts hochzustilisieren, das bleibt eine Episode. Damit ist jedoch die fortdauernde Idolisierung des Sports und seiner Aushängeschilder längst nicht gebannt. 40 Jahre nach dem Briefwechsel Daumes mit dem begeisterten Bergwanderer Kardinal Döpfner gewinnt das Gespräch des Sports mit der katholischen Kirche eine universale Dimension. Vom Nachdenken über die christliche Sicht des Sports, das Verbindendes und Herausforderndes zutage brachte, stehen die Verteidigung und Unterstützung eines humanen Sports unverändert auf der Tagesordnung dieses Dienstes der Kirchen. Das erwünschte Wort des Vatikans kann solche Bemühungen im Aufruf, in kritischer Begleitung und Rückbesinnung auf die verletzlichen Werte im Sport ins Bewusstsein des Weltsports OF bringen. 49 Was macht eigentlich ...? Martin Lauer Von Steffen Haffner D er Ortsname Lauf könnte symbolischer kaum sein. Hier, in der Kleinstadt an der Pegnitz unweit Nürnbergs, wohnt Martin Lauer, Weltrekordläufer im Hürdenlauf und Olympiasieger in der Sprintstaffel. Das Autokennzeichen vor dem properen Haus weist auf seinen Besitzer hin: LAU-ER. Hier hat sich das Idol der späten fünfziger Jahre gemeinsam mit seiner Frau, einer Nürnbergerin, ein geschmackvolles Domizil eingerichtet. "Ich bin ein heimatvertriebener Kölner. Das Kölsch darf nicht ausgehen, das schmuggeln wir bei Nacht und Nebel über die bayrische Grenze." Die Lauers haben sich nicht in der fränkischen Provinz vergraben. "Die Kinder sind gut auf die Schiene gesetzt." Der Sohn wohnt mit seinen zwei Jungen gegenüber, die Tochter mit ihrem dreijährigen Töchterchen in Frankfurt. "Wir sind mobil." Reisen gehört zum Lebensstil. Auf den Seychellen haben sie sich gerade Neid erregende Bräune geholt. Doch Strandurlaub ist weniger ihre Sache. Zu zweit haben sie die abenteuerlichsten Reisen überstanden. "Das verbindet. Das Wichtigste ist mir meine Frau", mit der er seit vierzig Jahren verheiratet ist. Sie haben Australien nach allen Himmelsrichtungen durchquert. Sind durch die Wüste Atacama und dann die Anden entlang nach Süden gefahren, wurden ausgeraubt und verfehlten so ihr Traumziel Feuerland. Ein Schock. Dennoch werden China-Pläne geschmiedet, diesmal im Schutz einer Gruppe. Der Totempfahl an der Tür zum lichten Wohnzimmer ist ein sperriges Mitbringsel aus Nordamerika. Erstmals sind sie 1968 zu zweit losgezogen, mit dem Auto von San Francisco nach Mexiko zu den Olympischen Spielen. Mit 31 hätte er dort als Athlet noch voll auf der Höhe sein können. Doch war er "nur" als Journalist dabei. Das Schicksal hatte ihn acht Jahre vorher aus der (Lauf-)Bahn geworfen. Warum das so kam, das ist Anfang des Jahres zum 70. Geburtstag in den Medien ausgebreitet worden. Martin Lauer war so etwas wie ein Liebling der Götter. Einer, dem reiche Begabungen in die Wiege gelegt wurden. Als Junge war er im 50 Dreikampf unschlagbar. Denn er warf den Schlagball oft doppelt so weit wie der Nächstbeste. "Ohne Schlagball wäre ich vielleicht Fußballer geworden." Verblüffend seine Vielseitigkeit: "Ich musste mich in allem versuchen." Schon mit siebzehn wurde er deutscher Meister im Fünfkampf. "Ich habe zwei Mal die Woche konsequent trainiert. Ich habe alles in anderthalb Stunden reingepackt. Denn mein Bestreben war immer, möglichst wenig Zeit auf dem Platz zuzubringen." Denn es gab ja sonst so viel zu erleben, so viel zu tun. "Mit 14, 15 war für mich klar: Ich wollte Diplom-Ingenieur werden. Das war mein Ziel… Ich habe studiert wie ein Besessener, um schnell fertig zu werden. Den Zehnkampf habe ich mir aufgespart für die Zeit danach." Dennoch wurde der Neunzehnjährige schon 1956 in Melbourne Olympiafünfter im Zehnkampf, dazu Olympiavierter im Hürdensprint. Drei Jahre später hätte er in Düsseldorf um ein Haar den ZehnkampfWeltrekord gebrochen. Da lief er gleich einmal die 100 Meter in 10,2 Sekunden, das war Weltbestzeit. Doch den Diskus warf er nach zwei ungültigen Versuchen statt der möglichen 52 nur 36 Meter weit, aus dem Stand. Die Chance war vertan. Das wurmt ihn noch heute. Das war im Jahr 1959, an dessen Ende er zum "Welt-Leichtathleten" gewählt wurde. Eine Auszeichnung, die kein deutscher Athlet vor ihm und nach ihm erreicht hat. Und das lag an jenem legendären 7. Juli. Da stürmte er im Zürcher Letzigrund bei kalifornischen Bedingungen zum seiner Zeit sagenhaften Weltrekord von 13,2 Sekunden über 110 Meter Hürden. Und eröffnete damit die kaum enden wollende Serie von Weltrekorden an dieser Kultstätte der Leichtathletik. 45 Minuten später ließ er gleich den zweiten Streich über 200 Meter Hürden folgen. Wer darin eine besondere physische Anstrengung sieht, wird von Lauer belehrt: "Dieser Lauf passte einfach gut in mein Belastungsprogramm. Wenn an diesem Tag nur ein einziges Rennen gewesen wäre, hätte ich das Ganze ohnehin noch zu einem richtigen Training ausgebaut. So konnte ich wenigstens einen kompletten Trainingstag sparen." An diesem zweiten Weltrekord in 22,5 Sekunden "bissen sich Leute wie Edwin Moses, Reynaldo Nehemiah und Colin Jackson die Zähne aus". Angeblich soll die Marke 1998 unterboten worden sein. "Aber kurz vorher war die offizielle Liste für diese Strecke schon geschlossen worden." Am Morgen hatte Lauer noch in Köln die Vorlesung besucht und am Nachmittag auf dem Zürich-See eine Segelpartie eingeschoben. Für ihn nichts Ungewöhnliches. Drei Jahre später beklagte der Sechsundzwanzigjährige in dem Bildband "Aus meiner Sicht", in dem er mit bemerkenswert reifen Texten sein schreiberisches Talent verriet, dass dieser Segeltörn in den Berichten über Gebühr hervorgehoben wurde: "Wenig glaubhaft und deshalb unerwähnt blieb die Gewissheit in mir, einen Weltrekord zu laufen. Mit den ersten Schritten beim Einlaufen gehörte die Bestleistung mir, ich freute mich auf sie, war mir ihrer so sicher, wie man das nur in Augenblicken höchsten Selbstvertrauens, höchster Selbsteinschätzung sein kann. Aus dieser Hochstimmung heraus musste der neue Weltrekord geboren werden. Froh angekündigt. Auf der Suche nach dem Quell der vollbrachten Leistung gehen sie an der Seele, die in solchen Augenblicken offen da liegt wie nie, blind vorbei. Denn sie suchen - Helden." Die Schlagzeilen nach dem Doppelschlag von Zürich "waren gigantisch". Am nächsten Morgen in der Vorlesung sagte der Professor für Strömungsmechanik: ,Sie da, hoffentlich können Sie auch so gut Strömungsmechnanik wie Hürden laufen.' "Mit einer Verachtung, die ich noch heute spüre." Dabei war ihm der Ruhm ohnehin suspekt. "Ruhm bedeutet, man wird vereinnahmt. Und ich wollte mich nie vereinnahmen lassen. Was ich an Ruhm erlebt habe, hat sich in Schulter klopfen ausgedrückt." In Rom 1960 wurde Lauer als Schlussläufer gemeinsam mit Bernd Cullmann, Armin Hary und Walter Mahlendorf Olympiasieger in der Sprintstaffel. Und das mit dem Handikap einer Knochenhautentzündung, die ihn im Hürdensprint beim Aufsetzen des linken Fußes behinderte und wieder nur Platz vier zuließ. Eine sich über Monate erstreckende Spritzenkur sollte nach den Spielen für Abhilfe sorgen. In dieser Zeit wurde der Athlet, der sich heute noch als "physisch und geistig immer sehr wehrhaft" einstuft, wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber Funktionären für ein halbes Jahr gesperrt. "Ich bin in Länderkämpfen immer als Punktesammler in die Schlacht geworfen worden. Das hat mir das Gefühl gegeben, unentbehrlich zu sein. Da lässt man sich ungern als Rotzlöffel behandeln." 1961 sollte es wieder zur Sache gehen. Aber die letzte unsterile Spritze der Serie und die anschließende unsachgemäße Behandlung sollte das Leben des Himmelstürmers einschneidend verändern. Die Entzündung lief dermaßen aus dem Ruder, dass es plötzlich nicht mehr um Sport oder nicht Sport, sondern um Leben und Tod ging. Es war, als wären die Götter neidisch geworden, so unbarmherzig schlugen sie zu. Ein halbes Jahr lang kam der Patient nur sporadisch zu Bewusstsein und untersagte den Ärzten jedes Mal, das Bein zu amputieren. Das Maß des Unglücks quoll über, als bei einem Autounfall nach dem Besuch im Krankenhaus seine Freundin ums Leben kam und sein Bruder bleibende Verletzungen erlitt. Dazu drückten immense Schulden für Krankenhaus- und Anwaltskosten. Noch vom Krankenbett aus schrieb Lauer für verschiedene Zeitungen. Dank eines geschenkten Tonbandgeräts und auf der Grundlage einer qualifizierten musikalischen Ausbildung empfahl er sich als Sänger "der leichten Muse" und komponierte auch. Bei den Leichtathleten war er schon längst als der Mann mit der Gitarre bekannt. Auch mit dem Akkordeon und dem Saxophon kann er gut umgehen. Mit seinem Erstling "Sacramento" glückte Lauer gleich ein voller Erfolg. Auf einen Schlag war er sämtliche Schulden los. Mit Westernsongs wie "Taxi nach Texas" oder "Die letzte Rose der Prärie" verkaufte er bis auf den heutigen Tag sechs Millionen Tonträger. Während einer AmerikaTournee an der Seite von Lale Andersen, Lolita und Ivo Robic wurde der singende Athlet mit seinen Krücken Umstände halber meist am Lagerfeuer platziert. Einmal avancierte er im Opernhaus von Chicago vor 5.000 Besuchern zum Alleinunterhalter. Die dramatische Erkrankung hatte ihn im Studium, wo er schon im Examen stand, um eineinhalb Jahre zurückgeworfen. Dennoch erreichte er seine Ziele, wurde 1972 in München der Verantwortliche für die olympische Zeitmessung und war später als Diplom-Ingenieur für Kernverfahrenstechnik unter anderem an der Entwicklung des "Schnellen Brüters" in Kalkar beteiligt. 1964 nach Tokio reiste Martin Lauer als Journalist. "Ursprünglich war hier die Goldmedaille im Zehnkampf angesagt." Und er wäre kaum zu schlagen gewesen. "Ich habe Rotz und Wasser geheult. Das sollten ja meine Spiele werden. Es war nur ein winziger Trost, dass mein Kumpel Willi Holdorf Gold gewann." Martin Lauer ist "der Unvollendete" (Michael Gernandt in der Süddeutschen Zeitung) unter den großen Athleten. Das Schreiben für renommierte Zeitungen und Zeitschriften hat er seitdem beibehalten. Lange Jahre erschien in der "Welt" seine scharfzüngige Kolumne "BeLauert", die er kürzlich aus Anlass seines 70. Geburtstags eingestellt hat. Ein Verlust. "Ich habe nach wie vor Interesse an der Leichtathletik, auch wenn ich heute mit gemischten Gefühlen vor dem Fernseher sitze. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass heute so gut wie keiner mehr auf irgendwelche Nachbrenner verzichtet. Es tut mir leid um die wenigen, auf die das nicht zutrifft." In seinen Kolumnen hat er gewettert gegen Doping, gegen die Kindervergifter, gegen die Lügner und Heuchler. Mehr Freude hat er an den Nachwuchsathleten. So als Vorsitzender der Leichtathletik-Gemeinschaft Lauf/Pegnitztal mit ihren elf Vereinen. "Da bin ich die Galionsfigur, die mit dem Hut rumgeht, damit wir den Sportbetrieb finanzieren können." Martin Lauers Leben ist nach wie vor bunt, die Interessen sind vielfältig, von der Fachliteratur über Kernkraft bis hin zu den Entwicklungen im Islam. Und hin und wieder greift er zur Gitarre und singt, etwa wenn Athleten von einst wie Ingrid Mickler-Becker, Armin Hary und Manfred Germar zu Gast sind. Im Keller haben seine Kinder einen Fitnessraum eingerichtet, als sie selbst noch Leichtathleten waren. Und der Vater ist stolz, dass beide es mit viel weniger Talent zu nationalen Erfolgen gebracht haben. Hier erhalten sich die Lauers ihre Kondition. Nicht zuletzt für den traditionellen Segelurlaub am Tegernsee. "Denn der Flying Dutchman ist ein Turngerät auf dem Wasser", das körperlich voll fordert. Besonders wenn nur ein Bein gesund ist und das andere Bein verteufelt weh tut. 51 Olympismus und Olympische Zwischen Idealität und I n Deutschland gibt es zahlreiche und zum Teil anspruchsvolle Veröffentlichungen zur Olympischen Idee. Carl Diem zum Beispiel hat Beachtliches dazu beigesteuert, und auch von Willi Daume gibt es bemerkenswerte Vorträge und Aufsätze, in denen er sich zu Fragen des Olympismus und der Olympischen Spiele äußert. Beide haben sich dabei an Coubertins Grundaussagen orientiert und versucht, sie zeitgemäß zu interpretieren und praktisch umzusetzen: Diem 1936 als Generalsekretär des Organisationskomitees der Olympischen Spiele in Berlin - das für die Spiele verantwortliche Organisationskomitee wurde schon vor 1933 gewählt, Präsident war Theodor Lewald, Generalsekretär Carl Diem, der eine im NaziJargon "Halbjude", der andere "weißer Jude" - und Daume als Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1972 in München, dessen Generalsekretär Herbert Kunze war. Ingesamt wurden in Deutschland fünf Anläufe unternommen, die Olympischen Spiele in eine deutsche Stadt zu holen. Der erste Anlauf führte zur Vergabe durch das Internationale Olympische Komitee an Berlin 1916; die Durchführung kam wegen des Ersten Weltkriegs nicht zustande. Der vierte Anlauf "Berlin 2000" scheiterte kläglich mit und an einer schlecht vorbereiteten Bewerbung, die Leipziger Bewerbung endete bekanntlich ebenfalls enttäuschend. Die zweite und dritte Bewerbung waren dagegen erfolgreich. Berlin erhielt mit seiner Bewerbung und der Vergabe durch das Internationale Olympische Komitee 1931 noch vor der nationalsozialistischen Machtergreifung - den Zuschlag für die Spiele 1936. Die dritte Bewerbung bescherte München die Spiele 1972, die nun in einer demokratischen Bundesrepublik stattfinden konnten. Diem und Daume waren nicht nur durch ihre Verdienste um die Entwicklung des Sports insgesamt ausgewiesen, sondern sie waren vorzügliche Kenner des Olympismus und des olympischen Sports. Für beide waren die Spiele ein Kulturereignis; beide wollten, dass die Forderungen Coubertins, die Spiele müssten zeitgerecht, modern, als "Fest" gestaltet werden, sollten die Einheit von Sport, Kunst und "Geist" widerspiegeln, eingelöst würden. Aber für beide erfolgte diese Einlösung jeweils unter politischen Voraussetzungen, die unterschiedlicher gar nicht sein konnten. 52 Die "Berliner" Spiele Für Diem sollte der olympische Sport von einem Bild des Menschen bestimmt sein, das an seiner körperlich-geistigen Ganzheit und dem Streben nach Selbstgestaltung orientiert und damit der neuhumanistischen Tradition des 19. Jahrhunderts verpflichtet und das zugleich vom Spiel als der - nach Schiller, auf den Diem sich gern bezog - Versöhnung von Natur und Geist und ihrer Aufhebung in einem Spiel und Schönheit verpflichteten olympischen Ideal bestimmt war. Vermutlich war dies aber ein zu idealistisches und zu wenig politisches Bild, das spätestens in der Zeit des Nationalsozialismus dann auch an seine Grenzen stieß. Zusammen mit Lewald hat sich Diem bemüht, bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin - trotz schwieriger politischer Umstände - etwas von der Olympischen Idee im Sinne Coubertins zu erhalten und sichtbar zu machen. Ritterlichkeit, Spiele in Deutschland: Realität Von Ommo Grupe Friedlichkeit, Amateurismus sollten auch für die Spiele in Berlin Leitprinzipien sein, die es zu achten und umzusetzen galt. Diem hatte wohl gehofft, dass dies auch unter der NaziDiktatur möglich sei - was den sportlichen Teil der Spiele betraf, war dies sicherlich der Fall; was jedoch ihre "Ideologie" und ihren "Festcharakter" angeht, also ihre Verbindung mit Kultur, Kunst und Musik, war dies wesentlich schwieriger. Denn auch wenn Diem und Lewald geglaubt haben sollten, den politischen Missbrauch der Spiele durch die Nationalsozialisten vermeiden zu können, solche Erwartungen zerschellten letztendlich an der politischen Realität - wenn wohl auch nicht ganz. Die Urteile über die Berliner Spiele fallen deshalb unterschiedlich aus. Manche Sporthistoriker sprechen von der Nazi-Olympiade und von den Spielen unter dem Hakenkreuz; Philip Noel-Baker - langjähriger Minister in englischen Kabinetten, Friedensnobelpreisträger, Olympiateilnehmer und großer Freund des olympischen Sports - hingegen bedauerte sein Leben lang, dass er die Spiele 1936 wegen der Rassenpolitik Hitlers und der Nationalsozialisten boykottiert habe. Er bedauerte dies wegen der großen Athleten, die in Berlin starteten und deren Start er verpasste, und wegen der Kraft des Sports, die für ihn selbst im politischen Missbrauch noch sichtbar blieb. Sir Philip und später Lord schrieb dazu, dass die Spiele vor aller Welt sichtbar gemacht hätten, wie falsch, stupide und obszön der Rassismus Hitlers war, wie man in einem Brief von ihm an den "Guardian" vom März 1980 lesen kann. Zur eigentlichen Botschaft der Spiele wurde: "that the greatest athletes in the world were black men". Und weiter: dass die Sportler in Berlin über die Grenzen von Rasse und Nation hinaus dem gleichen Ideal von Sportkameradschaft und Freundschaft verbunden waren. Diese Botschaft, die von den Spielen ausging, widerlegte nach Ansicht von Noel-Baker die NaziIdeologie und die Nazi-Politik - "to anyone with eyes to see". Christiane Eisenberg, die bekannte Historikerin und Sportgeschichtsexpertin, teilt offensichtlich diese Auffassung. Man kann Diem und Lewald sicherlich nicht vorwerfen, dass sie die Möglichkeit des olympischen Sports, zu Fairness, Friedlichkeit, Freundschaft und Kameradschaft beizutragen, überschätzt haben; überschätzt haben sie aber offensichtlich die Widerstands- und Abwehrkräfte des Sports gegen politischen Missbrauch. Im Nachhinein kann man solche Einschätzungen allerdings auch leichter als Fehleinschätzungen erkennen als in den Jahren bis 1936. Nur hat man dabei zu bedenken, dass die Erkenntnis, dass auch der olympische Sport ein politisches Phänomen ist, eine vergleichsweise neue Erkenntnis ist und dass diese Einsicht nicht zuletzt aus den bitteren Erfahrungen der nationalsozialistischen Ära erwuchs. Dies schließt zweierlei ein: einmal, dass die Umsetzung olympischer Ideale auch von politischen Voraussetzungen abhängig ist, und dann, wie gering die Möglichkeit einzuschätzen ist, umgekehrt diese Voraussetzungen mit Hilfe der olympischen Ideale zu verändern. Aber dies heißt nicht, dass sie überflüssig sind. Ideale liefern Kriterien zur Beurteilung der Realität, und sie stärken zumindest das Wissen darum, dass es auch anders und besser sein könnte und dass die Verletzung von Menschenrechten, dass Unfriedlichkeit und Unterdrückung zur Olympischen Idee in eindeutigem Widerspruch stehen. Die Spiele in München Es war Willi Daume, der sich in seinem Wirken von dem Ziel leiten ließ, das Coubertinsche Gedankenerbe "zeitgerecht" zu interpretieren und es praktisch und organisatorisch angemessen und konsequent umzusetzen. In der zu einer Demokratie geläuterten Bundesrepublik war dies für ihn allerdings auch leichter als in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur. Er wollte zeigen, dass Olympische Spiele "anders" aussehen können und doch "authentisch" bleiben. Mit viel Gespür dafür, wie Olympische Spiele gestaltet werden müssen, um in einer modernen Medienwelt Bestand haben zu können, ohne dabei ihren ideellen Gehalt preiszugeben, und auch über- 53 zeugt, mit den Spielen nicht nur etwas von einem neuen politischen und kulturellen Selbstverständnis Deutschlands friedlicher, entspannter, gelassener, farbiger, internationaler und weltoffener - sichtbar machen zu können, gelang es ihm, nicht nur die Spiele für 1972 nach München zu holen, sondern sie auch nach diesen Vorstellungen zu planen und zu organisieren. Dabei wusste er sehr wohl, dass der Weg dahin auch vor politischen Einflussnahmen nicht sicher war. Man musste dazu nicht an 1936 erinnern; auch nach dem Zweiten Weltkrieg war es schwer, den olympischen Sport von den OstWest-Konflikten frei zu halten. Daume stand wie Coubertin in der Tradition gebildeten und weltoffenen europäischen Denkens, der Kunst, Literatur und Musik der Welt, aber auch den aufklärerischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts: Dies wollte er alles (irgendwie) mit dem Sport verknüpfen und umgekehrt das von vielen als eigentlich unversöhnlich Angesehene so weit möglich in einem Neuen versöhnen, dies nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Dies hieß für ihn, vor allem im Sport mehr zu sehen als nur Sport. Sport war für Daume Ausdruck und Teil des kulturellen Lebens mit engen Beziehungen zu Kunst, Musik, Theater und Literatur und zu gesellschaftlichen Institutionen wie Schule, Wissenschaft und Kirchen. So weit diese Beziehungen nicht oder noch nicht ernst genommen wurden, musste man dies korrigieren. Die Olympischen Spiele boten dazu in besonderer Weise Anlass und Gelegenheit. Daume nannte die ihn dabei leitende Olympische Idee eine "Menschheitsidee". Sie sei universal, hatte Avery Brundage in Tokio erklärt, als er den Olympismus als die "Religion des 20. Jahrhunderts" bezeichnete. Obwohl Daume dessen Prinzipientreue lobte - gegenüber einer solchen Vermischung des Olympischen mit dem Religiösen war er skeptisch. Olympisch: Das ist für Daume die Idee der Leistung. Sie steht aber für mehr als nur für das Messbare und Bewertbare. Sie soll Ausdruck der Arbeit an sich selbst sein, ein Medium der Selbsterprobung. Nicht das Ergebnis, der Weg ist das Wichtige, so formulierte er in Anlehnung an Erich Fromm. Olympisch: Das steht für die Bildung von Körper, Kopf und Herz, also für die Verbindung von Athletik, Klarheit der Gedanken und Fairness im Handeln. Die sportlich-olympische Hochleistung ist ihre schönste Ausdrucksform; aber das Prinzip, das sie leitet, soll möglichst für alle Leistungs- und Altersstufen gelten. Olympisch: Das ist die Idee der Fairness. Fairness unterscheidet den Sport von bloßem Körpertraining und folgenlosem Zeitvertreib. Die Einhaltung sportlicher Regeln, der Verzicht auf unberechtigte Vorteile, dies bedeutet, den Sport auf eine höhere kulturelle Stufe zu stellen. Die Zukunft des Sports hängt für Daume davon ab, ob er sich von dieser Idee der 54 Fairness leiten lässt. Aber Daume wusste auch, dass es ein langer Weg ist, der gegangen werden muss, dies zu erreichen. Er machte selbst seine bitteren Erfahrungen als Vorsitzender von nationalen und internationalen Fair Play-Initiativen, aber auch seine positiven, da sich immer wieder großartige Sportlerinnen und Sportler fanden, die mit dem von ihm initiierten Fairnesspreis ausgezeichnet werden konnten, übrigens einer der wenigen Sportpreise, die auch einen hohen künstlerischen Wert haben. Olympisch: Das ist auch für Daume eine Idee des Friedens. Der Olympismus löst Konflikte nicht, aber er kann ein Modell für den Umgang mit Konflikten sein. Er setzt die Akzeptanz des kulturellen Andersseins und die Toleranz für weltanschauliche und religiöse Unterschiede voraus. Man muss die kulturelle Vielfalt für eine Bereicherung der Menschheit halten; ihr Gegenteil hieße Eintönigkeit. Vor allem in diesem Sinne war der Sport für Daume politisch; für unpolitisch hat er ihn im Grunde nie gehalten. Gegen die politische Inanspruchnahme des Sports - für welche Zwecke auch immer - hat er sich entschieden gewandt, ist dabei manches Mal auch unterle- gen; den gegen seinen Willen beschlossenen Boykott der Moskauer Spiele hat er im Grunde nicht verschmerzen können. Auch nach dem Zusammenbruch der großen politischen Systeme in dieser Welt werde die friedensstiftende Kraft des olympischen Sports benötigt, vielleicht sogar dringlicher als zuvor, erklärte er. Er hat Recht behalten. Auch für Daume hat der Olympismus seinen Kern in der Idee der Ganzheit. Ganzheit ist einmal die individuelle Ganzheit von Kopf, Herz und Körper. Sie ist aber auch so etwas wie eine kulturelle Ganzheit, genauer: sportliche und olympische Athletik in Verbindung mit und als Teil der Kultur. Immer wieder hat Daume sich bemüht, diese Verbindung zu beschreiben und sie herzustellen. Auf einmalige Weise ist ihm dies bei den Olympischen Spielen in München in der Verbindung des Sports mit Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Ballett und Wissenschaft, mit einer glanzvollen Architektur, mit städtischem Leben, improvisierenden Straßendarbietungen, massenhafter Kommunikation zwischen Bürgern, Besuchern und Athleten gelungen. Ein einmaliges Weltereignis, ein "Kulturfest" war München geworden - oder hätte dies werden sollen, Zeichen für den tiefen Menschheitswunsch - wie Daume sagte - nach Friedlichkeit und "Freisein von Lebensangst". Hätte München werden sollen und auch können - wenn nicht ein tödlicher Schlag die Stadt der Spiele getroffen hätte und schmerzhaft daran erinnerte, wie unfriedlich und gewalttätig diese Welt auch sein kann und wie zerbrechlich demgegenüber die Idee des Friedens, der im Olympismus und bei den Spielen manifest werden sollte. Anstreben sozialer Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Verständigung, Abbau von Spannungen, Toleranz, Fairness", durch den Geist "kompromissloser Solidarität" mit den Zukurzgekommenen und Hilfebedürftigen. Nur unter diesen Voraussetzungen könne der Olympismus seine heute notwendige Veränderung erfahren - er nennt dies ihre "abendländische Entschränkung", die es ihm erlaubt, sowohl humanpolitische Funktionen zu übernehmen, als auch "Real-Utopie" zu sein: In einer noch immer "von Gewalt, Revanche, Terror und Revolte" bestimmten Welt "Demonstration gegen die Gewalt" und für das friedliche Zusammenleben der Völker - Olympismus also nicht als eine Art Heilsverkündigung, sondern als Ausdruck der Verständigung und der Möglichkeit des friedlichen Fortschritts. Aber es ist auch keine Frage, dass Daume mit solchen Aussagen an die Grenzen der Möglichkeiten des olympischen Sports und seiner Idee stößt, sie vermutlich sogar überschreitet. Das wusste er sehr wohl. Um so zu sprechen, benötigt man tiefergehende Quellen. An dieser Stelle wurde Daume zum friedensbewegten Weltbürger. Die Münchner Spiele waren ein Stück Realisierung seiner olympischen "Vision". Aber dies konnten sie nur einige Tage sein, so lange, bis eben die Realität der Gewalt, gegen die sie Zeichen hätten setzen sollen, auf brutale Weise in sie einbrach. Es gab "zehn wundervolle olympische Tage", schrieb Daume im NOK-Standardwerk über München. "Dann wurden wir aus dem Paradies schöner und liebenswerter Illusionen vertrieben, und niemals werden wir uns dorthin zurückziehen können." Olympische "Illusionen"? Waren dies alles nur Illusionen? Vermutlich nicht. Dazu war Daume zu sehr Realist. Wie Coubertin war er kein Freund von Utopien. Seine Vision eines besseren Sports in einer etwas besseren Welt bleibt. Sie hatte in München für Tage reale Gestalt gewonnen, dahinter kann man nun nicht mehr zurück, die Bilder sind da und bleiben im historischen Gedächtnis gegenwärtig, und sie zeigen auch immer wieder, welche Möglichkeiten der olympische Sport haben kann. Die Olympische Bewegung darf nicht "in sich selbst ruhen", sie muss "die Auseinandersetzung mit der Gegenwart" immer wieder suchen, schrieb Daume. Es könne etwas Verbindendes im Sport sein. Aber dazu sei es notwendig, den verbindenden Geist von Fairness, Kameradschaftlichkeit, Friedlichkeit und Internationalität auch öffentlich deutlich zu machen. Daume hat dieses Ziel nie aufgegeben. Seinen Realitätssinn hat er mit der Bereitschaft verbunden, neben dem Machbaren das Mögliche zu denken und es - wenn möglich - auch zu tun. Welche Funktion kann das Olympische in dieser Welt haben, so lautete deshalb eine seiner zentralen Fragen, die er sich immer wieder stellte, die durch Gegensätze bestimmt ist, durch Gegensätze zwischen "Armen und Reichen, Privilegierten und Unterprivilegierten, Hungrigen und Satten, Farbigen und Weißen", durch Gegensätze zwischen "Resignation und Hoffnung, Frieden und Streit"? Seine Antwort: "Nur durch das Wenn nun die beiden zum DOSB "verschmolzenen" nationalen Sportorganisationen - NOK und DSB -, deren Präsident und Ehrenpräsident Daume war, die sich das Wort "olympisch" ausdrücklich in ihren neuen Namen geschrieben haben, wirklich zusammenwachsen sollen, dann ist es angebracht, sich auch an die wechselhafte Geschichte und BedeuOF tung von "olympisch" im deutschen Sport zu erinnern. Trauer, Schmerz, Hilflosigkeit legten sich damals über viele Menschen in Deutschland und in der ganzen Welt. Seitdem sind die Spiele immer noch gewachsen, größer, teurer, aufwändiger, spektakulärer und weltumspannender geworden; aber immer auch noch beeindruckend in ihrer manchmal schlichten, unverstellten und unmittelbaren Menschlichkeit, in ihren universellen Gemeinsamkeiten, ihrer künstlerischen Ausdrucksstärke und symbolischen Kraft. Aber man benötigt inzwischen auch fast eine ganze Armee, zumeist zivil gekleidet, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Trotz allem: Der olympische Sport blieb für Daume eine der wenigen Möglichkeiten der symbolischen Darstellung der Idee des Friedens in der Welt. 55 Adolf Cluss: Ein schwäbischdeutsch-amerkanischer Turner, Revolutionär und Architekt einer neuen Welt Von Michael Krüger 56 I " m August des Jahres 1846 wurde das erste deutsche (nicht schwäbische) Turnfest in Heilbronn abgehalten", schrieb Adolf Cluss in einem Brief vom 14. September 1904, in dem er, am Ende seines ereignisreichen Lebens stehend, "eine Episode aus meinen jungen Jahren" erzählte, die ihm sein Leben lang "im Gedächtnis" blieb. Wer war Adolf Cluss, was hat er mit dem Turnfest von 1846 zu tun und welche Bedeutung haben er und ein Turnfest vor fast 160 Jahren für den modernen, olympischen Sport? Adolf Cluss wurde am 14. Juli 1825 als Sohn einer Handwerkerfamilie in Heilbronn geboren, einer schwäbischen Stadt am Neckar, die vielen Schwaben und Nichtschwaben nicht zuletzt wegen des guten "Trollinger" bekannt ist. Den kennt und schätzt man auch im fernen Washington, der Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Hierher hat es Adolf Cluss im Jahr 1848 verschlagen, nachdem er aus Deutschland ausgewandert ist. Und in Washington hat er schließlich Karriere gemacht: Er galt als "Architekt Washingtons". Zahlreiche öffentliche Gebäude der Ende des 19. Jahrhunderts aufstrebenden Bundeshauptstadt wurden von ihm entworfen und gebaut: Kirchen, Regierungsgebäude, Stadthallen und Märkte, Museen, militärische Einrichtungen, Kultur- und Kongresshallen, Schulen, Colleges und Universitäten. Die meisten Gebäude mussten im 20. Jahrhundert der stürmischen architektonischen Modernisierung Washingtons weichen, aber einige stehen noch heute. Das eindrucksvollste ist das renovierte Nationalmuseum Washingtons, das Cluss von 1879 bis 1881 erbaute. Es ist ebenso wie seine anderen Bauwerke nicht nur Zeichen der Kreativität, Schaffenskraft und des persönlichen Ansehens von Adolf Cluss in der Washingtoner Gesellschaft, sondern auch steinerner Zeuge der Kulturleistungen einer ganzen Generation von deutschen Auswanderern. Für diesen Kulturtransfer vom "alten Europa" in die Neue Welt stehen besonders die jungen Menschen, in der Regel Handwerker und Arbeiter, die ihr Vaterland im Zuge der Revolution von 1848/1849 verlassen mussten. Zur Erinnerung an sie fanden von Oktober 2005 bis Februar 2006 zeitgleich Ausstellungen in Heilbronn und Washington statt, in deren Mittelpunkt Adolf Cluss stand. Mit Unterstützung des Transatlantischen Programms der Bundesrepublik Deutschland, des Deutschen Historischen Instituts in Washington und nicht zuletzt der Stadt Heilbronn und des Stadtarchivs konnte in deutscher und englischer Sprache ein Band zu Adolf Cluss mit dem Titel "Revolutionär und Architekt. Von Heilbronn nach Washington" veröffentlicht werden. Außerdem fanden Tagungen und Kongresse statt. Ein Sympo- sium in Heilbronn, das in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. durchgeführt wurde, widmete sich speziell dem Turnfest von 1846 - einem Ereignis, das für Adolf Cluss und viele Auswanderer in der fernen, neuen Heimat Lebensprägend war. Die meisten dieser deutschen Auswanderer der Zeit um die Revolution von 1848/49 waren Turner und Revolutionäre. Cluss selbst gehörte als junger, knapp 20jähriger Mann zum radikalen, frühsozialistischen Flügel der Turnbewegung. 1844 ging Cluss, wie das damals bei Handwerkern üblich war, auf Wanderschaft. In Mainz bekam er 1846 eine Anstellung bei einer der ersten Eisenbahngesellschaften in Deutschland, der Hessischen Ludwigsbahn. Gleichzeitig schloss er sich dem Mainzer Turnverein an. Im Sommer 1846 wanderte er mit seinen Mainzer Turnbrüdern zu dem besagten legendären Turnfest nach Heilbronn, wo die ganze "Sippschaft", wie er schrieb, im Haus seiner Eltern einquartiert wurde. Nach dem Turnfest wurde Cluss zum Sekretär des neu gegründeten Mainzer Arbeiterbildungsvereins gewählt. 1847 schloss er sich dem "Bund der Kommunisten" mit Sitz in Brüssel an, über den er intensiven Kontakt mit Karl Marx und Friedrich Engels pflegte. Nach seiner Auswanderung in die USA stand er bis weit in die 1850er Jahre regelmäßig mit Karl Marx in brieflichem Kontakt. Marx hielt große Stücke auf seinen jungen Freund und betrachtete ihn als seinen wichtigsten "Agenten" in der neuen Welt. Umso enttäuschter und verärgert war er über Cluss, als dieser von seinen kommunistischen Visionen abließ, sich statt dessen dem wirklichen Leben in Washington zuwandte und zu einem der angesehensten Bürger der neuen Hauptstadt der USA aufstieg. Sein bürgerschaftlich-soziales Engagement hat er jedoch beibehalten. Cluss war in zahlreichen Vereinen der Hauptstadt aktiv, natürlich auch bei den Turnern, und er arbeitete unermüdlich für das Wohl der Bürger der Hauptstadt. Turnen und Turnfeste als Mittelpunkte bürgerlicher Lebensform Das Turnfest in Heilbronn bildete sicher nur einen kleinen Teil des riesigen Erfahrungshorizonts ab, aus dem Cluss für sein späteres Leben schöpfte. Aber es war mehr als nur ein Turnfest. Es stand für eine grundlegende Auffassung und Idee vom Leben, von der Rolle, die der Einzelne in Gesellschaft, Politik und Kultur spielen sollte, und von der grundsätzlichen 57 Beziehung des Staates zu seinen Bürgern. Auch dies bedeutete in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Begriff "Turnen". gen mit 15 Mitgliedern, bis zur größten Turngemeinde, Dresden mit ca. 900 Mitgliedern. Auf den Turnfesten kam am markantesten zum Ausdruck, was "Turnen" damals bedeutete, wie dieses Turnen praktisch aussah, welche Inhalte, welche Turn- und Umgangsformen diese spezifische Körper- und Bewegungskultur prägten, und welche ideellen, geistigen und politischen Kräfte dieses Turnen bewegten. Das prägendste Turnfest vor der Revolution von 1848 fand 1846 in Heilbronn statt; auch wenn es in vielerlei Hinsicht nicht ganz die Erwartungen erfüllte. Der Historiker Dieter Düding spricht sogar von einem "Fehlschlag", weil es nicht gelungen sei, das wichtigste politische Ziel dieses vormärzlichen Turnertreffens zu erreichen, nämlich ein wirklich "nationales" Turnfest auszurichten, von dem dann auch der nationale Zusammenschluss der Turner hätte ausgehen können. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Heilbronn war ein Erfolg, weil sich hier zum ersten Mal und unter Beteiligung und Anteilnahme weiter Kreise der Bevölkerung die Kultur des Turnens und des Sports im Sinne einer breiten bürgerschaftlichen Bewegung artikulierte. Aus der Beschreibung des Turnfestes von Heilbronn geht hervor, wie vielfältig die Turnvereinskultur damals war. Diese Turnvereine waren weder "nur" politische Vereine, noch waren es nur Vereine zur Pflege körperlicher Übungen. Sie waren auch Geselligkeitsvereine, Männervereine, Handwerksvereine, Bürgervereine, Vereine zur Entfaltung bürgerlicher Tugenden und Wertvorstellungen, Vereine zur Vermittlung historischen und politischen Wissens, Vereine zur Pflege deutscher Lieder und Gesänge, Sozial- und Hilfsvereine, Vereine zur Verbreitung vaterländischer Gesinnungen, Vereine zur Bildung und Erziehung im weitesten Sinne usw. Das Fest-Album zur Erinnerung an das Turnfest in Heilbronn, herausgegeben von der Heilbronner Turngemeinde und ihrem Sprecher Rudolf Flaigg, den man den "schwäbischen Frühsozialisten" zurechnen kann, um eine Formuliereung des Landeshistorikers Otto Borst aufzugreifen, liefert eine anschauliche Vorstellung von der turnerischen Vereinskultur der 1840er Jahre, sowohl in ihrer politisch-gesellschaftlichen als auch körperkulturellen Ausprägung. Freies Turnen als Symbol der Freiheit des Geistes Bemerkenswert bereits an den ersten Zeilen dieses Festberichts von Heilbronn ist die enge Verbindung, die zwischen dem freien turnerischen Bewegen an den Geräten und an der frischen Luft, den "Kraftäußerungen" des Leibes und der Freiheit des Geistes, der Rede und des Wortes hergestellt wird. Das aktive, freie Turnen an den Turngeräten ist Ausdruck und Symbol dieser allgemeinen Freiheit, und es ist ein Teil dieser Freiheit des Bürgers selbst. Aus dieser Sicht wird verständlich, warum beides seinen Platz bei diesen frühen Turnfesten fand, das Turnen und sogar Preisturnen, und das Reden und Singen, das Debattieren und Dichten. Der wesentliche Inhalt dieser neuen Freiheit und Kraftäußerung bestand in dem Willen und der Möglichkeit, sich frei und ohne Unterschied des Alters und des Standes zu treffen, seine Kräfte zu entfalten, miteinander zu messen und füreinander einzutreten. 35 Vereine aus ganz Deutschland hatten Vertreter nach Heilbronn entsandt, die insgesamt ca. 3.400 Mitglieder in den Turnvereinen repräsentierten, vom kleinsten Verein, Geislin- 58 Turnvereine und Zivilgesellschaft Die Turnvereine geben Beispiele ab für das, was heute als "Zivilgesellschaft" bezeichnet wird; eine Bürgerbewegung, die sich frei und unabhängig vom Staat organisiert und engagiert und öffentliche Aufgaben im bürgerschaftlichen Interesse wahrnimmt. Die Unterschiede der politischen, sozialen und kulturellen Orientierung der einzelnen Vereine waren neben den politischen Rahmenbedingungen der wesentliche Grund, warum es bis zur 1848er Revolution nicht zu einem Zusammenschluss aller Turnvereine in Deutschland kam, bzw. warum die Versuche einer nationalen Einigung der Turner scheiterten. Von ausschlaggebender Bedeutung für dieses Scheitern waren die revolutionär aufgeheizte Situation im Jahr 1848 sowie die Unterdrückungs- und Verbotsmaßnahmen der verantwortlichen Regierungen im Deutschen Bund vor und nach der Revolution, die viele der jungen und engagierten Turner in die Emigration trieb. Viele Turnvereine, in Mannheim, Köln und Heidelberg, wurden aufgelöst und verboten, hatten sich dann wiedergegründet, waren erneut beobachtet und bespitzelt worden usw. Es kam zu einer politischen Radikalisierung in einigen Turnvereinen. Viele riefen zur allgemeinen Bewaffnung auf und hielten die Turner, weil sie körperlich besonders geschult und kräftig seien, für die natürliche Vorhut der nun mit Waffen kämpfenden Revolution. Obwohl sich die Mehrheit der Vereine zurückhielt, schlossen sich doch viele Turner den Bürgerwehren an und wollten nun mit der Waffe in der Hand für Freiheit und Vaterland kämpfen. Radikalisierung des Turnens Als bekannt wurde, dass bei der Ermordung des Fürsten Lichnowski, eines konservativen Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, auch Männer mit Turnerhut und Turnerjacke gesehen wurden, war die Empörung in der Öffentlichkeit und in den Turnvereinen groß. Auch Freunde des Turnens wandten sich "schaudernd" ab, wie es nun hieß. Die Spaltung in radikale und gemäßigte Kräfte der Turnerei war nun endgültig. Die Turnvereine galten aus der Sicht der Regierungen als gefährliche Herde der Revolution und des Aufruhrs. Alle Versuche eines nationalen Zusammenschlusses der Turnvereine scheiterten. Dies gelang erst nach langen Jahren der politischen Reaktion beim diesmal wirklich ersten allgemeinen deutschen Turnund Jugendfest 1860 in Coburg. Die 1848er-Aktivisten waren nun fast 15 Jahre älter und besonnener geworden, die radikalsten Vertreter der politischen Turnerei waren ausgewandert, und in Coburg konnte nun die Turnkultur "neu aufgestellt" werden, wie man heute sagen würde; d.h., dort wurden die Grundlagen für ein neues Selbstverständnis und eine stabile Organisation geschaffen. Vieles von dem, was schon in Heilbronn zu erkennen war, konnte sich jetzt entfalten: eine Kultur des Turnens und der Turnvereine, die ihren Mittelpunkt in der Pflege und Entwicklung einer volks- und nationalerzieherischen Körper- und Bewegungskultur findet und nicht in revolutionärer, oppositioneller Politik. Dieser Prozess der Entpolitisierung und Zivilisierung des Turnens, z.T. mit dem neuen Namen "Sport", ist bis heute im Gange. Bis heute versteht sich der Dachverband des deutschen Sports als gesellschaftliche Kraft, die mehr ist und sein will als nur ein Sportverband. Er sieht sich auch als eine Organisation, die das Wohl der Bürger insgesamt im Blick hat, die sich für Bildung und Erziehung der jungen Menschen einsetzt und sich für die freie Entfaltung der Kräfte und Möglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Insofern steht auch der moderne Sport in der Tradition der 1848er Turner; auch von denen, die nach Amerika auswandern mussten. schen gingen, die ihre Heimat verlassen mussten und eine bessere Zukunft in Amerika suchten. Vieles von dem, was beim Turnfest in Heilbronn - stellvertretend für die Turnvereins- und Turnfestkultur insgesamt vorgeturnt und vorgelebt wurde, fand unbeabsichtigt, aber trotzdem nicht ohne innere Logik, eine Fortsetzung im olympischen Sport und bei den Olympischen Spielen unserer Tage. Es war kein Zufall, dass Gustav Struve, der radikale Anführer der badischen Revolution von 1848/49 und nach seiner Flucht in die USA Gründer des New Yorker Turnvereins, 1855 im "Belletristischen Journal" der "New Yorker Criminalzeitung" und in der Amerikanischen Turnzeitung dazu aufrief, Turnfeste nach dem Vorbild der Olympischen Spiele in der Antike abzuhalten; eine Idee, die im Übrigen so verbreitet war, dass sie Eingang in das Meyersche Conversationslexikon der Ausgabe des Jahres 1848 fand: Turn- und Gesangsfeste hätten das Ziel, hieß es da, "ächte deutsche Volksfeste zu werden, ähnlich den Olympischen Spielen der Griechen. Wie diesen liegt ihnen zunächst der Zweck ob, die durch politische Grenzen getrennten deutschen Stämme durch das Band der Kunst zu vereinigen". 150 Jahre später haben die Olympischen Spiele den Zweck, die durch politische, gesellschaftliche und kulturelle Grenzen getrennten Völker und Nationen auf der ganzen Welt durch den Sport und die Kultur zusammen zu führen, wenn man will im friedlichen Wettstreit zu "vereinigen". Der Wettkampf ist das "Band der Kunst" des Sports, durch das dieses Kunststück der internationalen kulturellen Kommunikation und Integration ermöglicht wird. Wie damals sind auch heute Menschen und Athleten gefragt, die sich dem Wettbewerb stellen, die Brücken schlagen können, wie Adolf Cluss und die ausgewanderten Turner, und die sich für eine bessere, friedliOF chere und fortschrittliche Welt einsetzen. Brücke in die neue Welt Der Traum von einer freieren, besseren und gerechteren Gesellschaft blieb lebendig. Viele Turner, die nach Amerika auswandern mussten, nutzten später ihre Erfahrungen aus dem deutschen Turnvereinsleben in der neuen Welt. Mit zu den ersten Dingen, die sie nach ihrer Ankunft in Amerika unternahmen, zählte die Gründung von Turnvereinen. Der berühmte Sohn Heilbronns, Adolf Cluss, gehörte ebenfalls zu denen, die ihren Traum von bürgerlicher Freiheit und bürgerlichem Engagement in den Vereinigten Staaten umsetzten. Als Architekt der Hauptstadt und angesehener Bürger Washingtons stand er in der ersten Reihe der deutschen Einwanderer in den USA. Das alte deutsche Turnen baute so gesehen eine Brücke zwischen dem "alten Europa" und der neuen Welt, über die viele Men- 59 Bewegte und D as besondere Merkmal des Sports ist die Bewegung, sowohl für den Athleten, als auch den Zuschauer. Für den aktiven Sportler ist es die konkrete Bewegung seines Körpers, für den Zuschauer der Anblick dieser Bewegung, die in seinem Gehirn jenes Bewegtsein erzeugt, dass in Stadien und Sporthallen zu unterschiedlichen Gefühlsausbrüchen verleitet; wobei Freud und Leid sehr eng beieinander liegen, im Wechselbad größter Gefühle. Schon zu jener Zeit, "als die Bilder laufen lernten", in den schwarz-weißen Jahren nach Erfindung der Kinematographie also, war die menschliche Bewegung ein Anreiz, um sie auf das Zelluloid-Material des Films zu bannen. Zwar waren diese "bewegten Bilder" damals noch ein etwas stolpernder Anblick, doch im Laufe der weiteren technischen Entwicklung wurden sie immer harmonischer, bis sie die heutige Perfektion erreichten, die sie manchmal "natürlicher" erscheinen lassen als in der Wirklichkeit. Das "Volksmedium" Fernsehen hat zu dieser Entwicklung sehr viel beigetragen. Es hat jedoch auch mit seinen Eigenarten die Sichtweise des Publikums beeinflusst; nicht immer zum Besten. Doch es ist ihm gelungen einer gigantischen Zahl von Zuschauern eine Teilhabe an Sportereignissen zu gestatten, die weit über die Kapazitäten der riesigsten Stadien hinausreicht und in früherer Zeit undenkbar war. Der Film, als historischer "Vorläufer" des Fernsehens, spielt im Kanon moderner Massenmedien in einer anderen Kategorie. Denn hier steht nicht die Live-Übertragung eines Sportereignisses im Vordergrund, sondern eine künstlerische Gestaltung, die andere dramaturgische Akzente erfordert und über das Tagesereignis hinausführt. Nun bedient sich der Film ja einer Täuschung. Entsteht doch die "augenscheinlich" wahrgenommene Bewegung bei der Film-Projektion durch die Trägheit unseres Gehirns, das nicht in der Lage ist, jene 24 fotografischen Einzelbilder, die da in einer Sekunde an unseren Augen vorbeiflimmern, auch als einzelne Bilder zu erkennen. So entsteht in unseren Hirnen der Anschein von Bewegung, was dem menschlichen Hang zur Anmerkungen zu Sport und Film 60 bewegende Bilder: Illusion durchaus entgegen zu kommen scheint. Vielleicht auch aus diesem Grunde sind "bewegte Bilder" inzwischen so beliebt, dass sie oft sogar der Wirklichkeit vorgezogen werden. Der Sport im deutschen Film hat ein recht ansehnliches Alter. Schon in den 1920er Jahren hat dieses Thema Einzug in den deutschen Spielfilm gehalten. So war etwa der erste Filmauftritt jener später zu zwiespältigem Sportfilm-Ruhm gelangten Leni Riefenstahl in einem Lichtspiel, das - "Der heilige Berg" geheißen - im Skifahrer- und Bergsteigermilieu des Jahres 1924 spielte. Und auch in "Der große Sprung", einer sportlichen Filmkomödie aus dem Jahre 1927, mimte Frau Riefenstahl eine Ziegenhirtin, deren Geißen zum großen Gaudi des Publikums Ski fahren konnten. Dass sich diese Art der sportlichen Betätigung von Ziegen in der Wirklichkeit nicht hatte durchsetzen können, bestätigt nur die große Illusionsfähigkeit des Films; anderenfalls bestünden heute vielleicht die Olympischen Winterspiele aus ganz anderen Teilnehmergruppen, was dem Selbstbewusstsein des sportlichen Homo sapiens durchaus nicht förderlich wäre. Denn welche menschliche Mannschaft verlöre leichten Herzens eine 4x10 Kilometer-Skilanglauf-Staffel ausgerechnet gegen ein Ziegenbock-Quartett? Auch die Popularität von Sportidolen wurde schon früh für den Film genutzt. Denn schon 1930 durfte der damalige Meisterboxer Max Schmeling in dem Lichtspiel "Liebe im Ring" auftreten. Da spielte er einen treuherzigen Burschen, der BoxMeister wird und von einer jungen "Lebedame", repräsentiert durch die äußerst ansehnliche Olga Tschechowa, so becirct wird, dass er seine Verpflichtungen als Faustkämpfer sträflich zu vernachlässigen beginnt. Aber seine alte und treue Liebe, gespielt von der damals sehr bekannten Filmschauspielerin Renate Müller, holt ihn mit ihrer Anhänglichkeit wieder dahin zurück, wo ein Boxer dieses Formats hingehört: in den Ring nämlich. Eine Geschichte also wie im richtigen Leben ... Aber dann kommt "Reitet für Deutschland". Man schreibt das Jahr 1941, und Willi Birgel, in Gestalt eines Freiherrn von Langen, trabt gekonnt über die großdeutsche Leinwand. in Deutschland "Reitet für Deutschland" erzählt die Filmgeschichte eines deutschen Herrenreiters, der sein altes Kriegspferd wieder gefunden hat und zum ersten Mal Deutschland auf einem Turnier im Ausland vertritt - und im Kriegsjahr 1941, natürlich zum Siegen verurteilt ist! Doch nun wollen wir uns jenem Film zuwenden, der wie kein zweiter Sportfilm noch über Jahrzehnte hinaus die Gemüter erregte. Es ist Leni Riefenstahls Film über die Olympischen Spiele 1936. Die ausgebildete Tänzerin Riefenstahl hatte sich in einem relativ kurzen Zeitraum, "mit den Waffen einer Frau", wie manche behaupten, von einer filmischen Anfängerin zur Lieblings-Regisseurin des Diktators Adolf Hitler hochgearbeitet. Mit dem Monumentalfilm "Triumph des Willens", der den Nürnberger Parteitag 1934 der Nationalsozialisten in ungewöhnlichen Bildern spiegelte, hatte sie bereits neue Wege der Aufnahmetechnik beschritten. So setzte sie beispielsweise Kameraleute auf Rollschuhen ein, um Massenszenen noch dynamischer zu gestalten. Den Vorschlag Adolf Hitlers, sie sollte einen Film über die Olympischen Spiele in Berlin fertigen, nahm sie mit anfänglicher Skepsis entgegen. Ihr Hauptargument, die Fertigstellung eines so großen Werkes würde etwa zwei Jahre dauern, erledigte Adolf Hitler mit dem Satz: "Und wenn Sie zehn Jahre brauchen, die Hauptsache ist, dass es ein Kunstwerk wird!" Von höchster Stelle so beauftragt, machte sie sich daran, das von Hitler verlangte Kunstwerk zu realisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ging sie rücksichtslos vor. Sie "überschwemmte" die Olympischen Spiele mit einem Heer von Kameraleuten und Technikern. Und es war ihr gleich, ob diese die Sportler störten oder nicht. Sie wollte möglichst viele hervorragende Aufnahmen haben, denn die Spiele dauerten nur 14 Tage, ihr Film jedoch sollte noch in Jahrzehnten sehenswert sein. Aus den Erfahrungen des Reichsparteitags-Films "Triumph des Willens" hatte sie gelernt, möglichst viele Aufnahmen aus möglichst verschiedenen Blickpunkten und Perspektiven zu machen und Gegensätze herauszuarbeiten. Temposzenen wurden gegen Zeitlupe gesetzt, volle Zuschauerränge gegen einsame Läufer, um möglichst viel Spannung zu erzeugen und die ursprüngliche Atmosphäre künstlich nachzugestalten. Von Herbert Somplatzki 61 tionalen Sport- Amateurfilm-Tagen 1968" in Duisburg die Silbermedaille und das Prädikat "Bester sozialkritischer Film" erhielt. Dieses Filmfestival in Duisburg war als Idee des Landessportbundes NRW entstanden und sollte Impulsgeber für die Entwicklung des Sportfilms in Deutschland werden. Unter der Führung seines Präsidenten Willi Weyer, im Hauptberuf Innenminister des Landes, war der LSB-NRW damals für neue Ideen "ein offenes Feld". Und so entwickelte sich in den Folgejahren auch eine intensive Zusammenarbeit mit dem international renommierten Filmfestival "Oberhausener Kurzfilmtage", die bis über die Olympischen Spiele München 1972 hinaus anhielt und immer mehr Internationalität erlangte. Die Gründe, warum die angestrebte Entwicklung eines eigenständigen "Sportfilm-Festivals" dann doch nicht zustande kam, sind nicht mehr zu eruieren. Eine Manifestation wäre sicherlich eine gute Chance gewesen, Sport und Film zusammen zu führen, zum Vorteil beider. Aus fünf- bis sechshundert Stunden Filmmaterial wurden dann jene beiden Teile zusammengeschnitten, die diesen Film zu einem Welterfolg werden ließen - und den Nazis jenen erwünschten Prestige-Erfolg bescherten, der mitgeholfen hat, ihre Terrorherrschaft nach außen zu übertünchen. Trotz aller berechtigten Einschränkungen hat dieser Film durch manche filmtechnische Neuerung Maßstäbe gesetzt. Er hat aber auch dazu beigetragen, dass nach Ende des Zweiten Weltkrieges das monumentale filmische Pathos vermieden wurde und der Sportfilm nach neuen, bescheideneren Wegen suchte. Erst in der Aufbruchzeit der 1960er Jahre begann sich der Sport dann wieder intensiver dem Film zuzuwenden. In der Lehrarbeit des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen beispielsweise wurden damals bereits Grundlagen der praktischen Filmarbeit vermittelt. So reiste etwa eine Gruppe der Sportjugend NRW 1968 nach Berlin, um dort, in der Zusammenarbeit mit dem Jugendfilmstudio Berlin, einen Film über das Deutsche Turnfest zu drehen. Es entstand: "Sechs Tage vier F - und eine halbe Stadt", ein Film, der bei den "Interna- 62 Dann hat es doch ziemlich lange gedauert, ehe sich eine neue Generation von Regisseuren wieder dem Thema Sport in großem Rahmen filmisch näherte. In diesem Zusammenhang muss der Name Sönke Wortmann genannt werden. Denn erst mit seinem Film über die Fußballweltmeisterschaft 1954 "Das Wunder von Bern" - ist wieder ein deutscher Sportfilm von Rang entstanden. Sönke Wortmann, schon durch Spielfilme mit anderer Themensetzung bekannt, hatte die besten Voraussetzungen für diesen Film mitgebracht. Denn über sein handwerkliches "Know how" hinaus brachte er die Erfahrungen eines langjährig praktizierenden Sportlers in dieses Filmwerk mit ein und verlieh durch sein Wissen den gestalteten Spielszenen gesteigerte Authentizität - und brachte darüber hinaus jungen Zuschauern auch ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte näher. Sein zweiter großer Sportfilm, "Deutschland - ein Sommermärchen", konzentrierte sich dann gänzlich auf die Authentizität des Dokumentarischen. Mit seinen Filmaufnahmen zu Spielbeginn, in der Halbzeitpause oder nach Spielende in der Umkleidekabine brachte uns Sönke Wortmann in eine vom Zuschauer sonst nicht wahrnehmbare Nähe von Spielern und Trainer. Mit dieser Innensicht, durch das Medium Film kanalisiert, blieb eine emotionale Nähe zur deutschen Nationalmannschaft auch nach dem Ende der Weltmeisterschaft 2006 dem Filmzuschauer erhalten. Der deutsche Sportfilm ist wieder im Gespräch. Und es wäre dem Kulturgut Sport durchaus angemessen, sich dieses künstlerischen Mediums mehr als bisher zu nähern. Vielleicht sogar durch ein eigenes internationales Sportfilm-Festival, das den Anspruch des Sports, ein Kulturgut unserer Zeit zu OF sein, auch mit Blick in die Zukunft bestätigt. Sportliche Vielfalt in den Skulpturen von Birgid Helmy OF-G ALERIE s junge Mädchen mit dem Kopftuch ballt die Fäuste, setzt zu einem kraftvollen KickboxerTritt an - und erstarrt mitten in der Bewegung. Diese Skulptur der Wiesbadener Künstlerin Birgid Helmy ist eines der Exponate der Ausstellung "sportlich", die im Sport & Olympiamuseum Köln gezeigt wird. "Sport interessiert mich auch wegen seiner sozialen Funktionen, zum Beispiel bei der Integration", erklärt die Bildhauerin die Wahl ihres Motivs. Ein paar Meter weiter ist eine Gruppe kleinerer Skulpturen platziert, die Jugendliche in trendiger Streetwear darstellt. Die Figuren probieren gerade einen Sprung oder klettern über Hindernisse: eine Hommage an die neue Sportart "Parcours", ein akrobatischer Hindernislauf und gleichzeitig eine Kletterpartie mitten durch die D 63 Stadt, bei der auch hohe Mauern überwunden werden müssen. Mit der ebenfalls ausgestellten Skulpturen-Gruppe kleiner Skateboard-Fahrer hat Birgid Helmy kürzlich den Kunstwettbewerb der Deutschen Botschaft Warschau für sich entscheiden können. Des Weiteren sind Gruppen von Fußballspielern, Kunstspringern und Hockeyspielern zu sehen alle in Aktion, alle mitten im Spiel oder Sprung "eingefroren". Etwas aus der Reihe fällt ein fast lebensgroßer Junge in Shorts, der sich scheinbar in einer Angriffsstellung für Boxer übt. "Es ist wie ein Initiationsmoment", sagt Helmy. "Er ist nicht wirklich in Aktion, er posiert. Vielleicht vor einem Spiegel." Sie habe sich für die Skulptur von Bildern 64 des 12-jährigen Muhammad Ali und des jungen Max Schmeling inspirieren lassen. "Vielleicht meine ‚unsportlichste' Arbeit." Birgid Helmy, Jahrgang 1957, hat nach dem Studium der Sozialpädagogik an der FH Wiesbaden (Schwerpunkt Theaterpädagogik) eine Ergänzung dieses Studiums durch eine kunsttherapeutische Weiterbildung vorgenommen. Eine berufliche Neuorientierung gab es während der Erziehungsphase der beiden Töchter. Seit 1995 widmete sie sich dem Studium der Bildhauerei an der Akademie für Bildende Kunst, Universität Mainz, bei Frau Prof. Biederbick. Das Diplom erwarb Birgid Helmy 2001, Meisterschülerin war sie 2002. Klaus H. Schopen OF-G ALERIE OF-G ALERIE 65 Nachrichten des DOSB Dr. Thomas Bach - Glückwunsch an Europa Zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge gratulierte Dr. Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) "Am 25. März 1957 unterzeichneten sechs Staaten den Vertrag von Rom zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Im Jahr 2007 feiern 490 Millionen Europäer in 27 Mitgliedsstaaten der EU den 50. Jahrestag dieser Unterzeichnung. Die Glückwünsche des deutschen Sports gelten allen Verantwortlichen, die diese einzigartige Entwicklung ermöglicht haben. Europa ist ein Kontinent mit unterschiedlichen Traditionen und Sprachen, der geeint ist durch gemeinsame Werte wie Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit. Die EU verteidigt diese Werte und fördert die Zusammenarbeit der Völker Europas, indem sie die Einheit unter Wahrung der Vielfalt stärkt und sicherstellt, dass Entscheidungen möglichst bürgernah getroffen werden. Der Sport spielt für die Umsetzung dieser Werte eine ganz wichtige Rolle. Nicht allein, weil er mit der Olympischen Idee ein fester Teil dieses Wertesystems und der Ideengeschichte Europas ist, sondern auch und vor allem deshalb, weil er zeigt, wie Europa funktionieren kann. Mit seiner Grenzen und Ideologien überschreitenden Akzeptanz ist er ein Vorreiter für Europa und hat in den zurückliegenden fünf Europa-Abend des DOSB in Brüssel Die Landesvertretung Baden-Württemberg stand ganz im Zeichen des Sports, als der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Mittwoch, 28. März 2007 in Brüssel seinen Europäischen Abend veranstaltete. 66 Jahrzehnten einen bedeutenden Beitrag für die Zusammengehörigkeit unseres Kontinents geschaffen. Ausdruck dessen ist die Begeisterung für europäische Wettbewerbe von Europameisterschaften bis hin zu den Europäischen Olympischen Jugendspielen. Aber auch abseits der Schlagzeilen und Fernsehübertragungen gelingt es dem Sport und seinen europaweit über 350 Millionen Mitgliedern in 800.000 Sportvereinen Grenzen zu überwinden, menschliche und DOSB-Präsident und IOC-Vizepräsident: Dr. Thomas Bach DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach begrüßte strahlend eine illustre Besucherschar mit dem für Sport zuständigen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble an der Spitze der 300 geladenen Gäste. Drei Tage nach dem Jubiläum zur Unterzeichnung der Römischen Verträge gratulierte Bach "Europa zu seiner 50-jährigen Erfolgsgeschichte." soziale Dimensionen zu verdeutlichen und eine integrierende Kraft zu sein. Insbesondere im Zeitraum der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist es dem DOSB ein Anliegen, sportrelevante Handlungsfelder der EU darzustellen, den alltäglichen Beitrag der Sportorganisationen zur europäischen Integration sichtbar zu machen und zu verdeutlichen, welches Potential seine Strukturen besitzen. Auch für die fortschreitende europäische Integration wird der Sport eine zentrale Rolle spielen. Gerade die EU kann geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um die Entwicklung des Sports und seiner Strukturen in den Mitgliedsstaaten zu unterstützen. Notwendig hierfür ist eine rechtliche Verankerung des Sports im kommenden EU-Vertragswerk. Mit seiner Aktion "europa(S)meister"; unter der Schirmherrschaft der EU-Ratspräsidentin und Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel, liefert der DOSB derzeit Beispiele für die Umsetzung europäischer Themen auf lokaler und regionaler Ebene im Sport. Diese Projekte in den 16 deutschen Bundesländern machen Europa für die Bürger erlebbar und bringen Europa den Menschen näher." "Wir stehen in Europa vor so großen und vielfältigen Herausforderungen. Eine davon ist, Europa fühlbar und erlebbar zu machen, dafür ist Sport ein Hoffnungsträger, weil er zeigt, wie Europa funktionieren kann als Europa der Bürgerinnen und Bürger", sagte Bach in seiner Begrüßungsrede: "Sport hat eine positive Grundstimmung für das Zusammengehörigkeitsgefühl in Europa geschaffen, es gelingt Grenzen zu überwinden." Der DOSB-Präsident dankte Minister Schäuble für dessen Unterstützung, die Autonomie des Sports zu fördern. Bach: "Der Sport braucht Partnerschaft und Förderung, nicht eine einseitige Regulierung." Der deutsche Innenminister betonte in seiner Begrüßungsrede das Subsidiaritätsprinzip, das er als "überlegenes Prinzip" lobte, welches sehr gut zum Prinzip der Ehrenamtlichkeit passe, die "den Sport auch so wertvoll macht. Man muss auch darauf verzichten können, alles selber regeln zu wollen. Wir würden viel ärmer werden, wenn wir Engagement unterdrücken würden. Es ist nicht wahr, das alles nur nach dem Gesetz wirtschaftlicher Effizienz geht." EU-Kommissar Ján Figel' erklärte, dass es "an der Zeit sei, etwas zum Wohle des Sports zu tun. Der Sport ist ein starkes Zugpferd zu einem friedvollen, vereinten Kontinent." Baden-Württembergs Ministerpräsident Günter Oettinger begrüßte als Hausherr Europameister und Medaillengewinner, darunter das DOSB-Präsidiumsmitglied Claudia Bokel (Fechten) und Gäste aus der politischen Szene Brüssels, indem auch er die Partnerschaft zwischen Politik und Sport unterstrich. "Beides ist eine Friedensidee, Sport ist das geeigneste Instrument für Völkerverständigung, er ist der Marktplatz auf dem sich Menschen kennen lernen." Mit dem Beispiel seiner Kinder, die in der Jugendmannschaft des VfB Stuttgart Fußball spielen, gemeinsam mit Kindern aus anderen Teilen Europas und "auch einigen aus Norddeutschland. Ihr gemeinsames Spiel dient der Integration der Erwachsenen", sagte Oettinger, der die Entscheidungsträger des Sports aufforderte, die Partnerschaft mit den Schulen noch enger einzugehen: "Der Mannschaftssport ist von überragender erzieherischer Funktion." IOC gibt Besetzung seiner Gremien bekannt Dr. Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, leitet auch weiterhin die "Juristische Kommission" sowie die "Kommission für Sport und Recht" des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Darüber hinaus ist Bach Mitglied der "Marketing-Kommission", der Kommission für "Fernsehrechte und Neue Medien" und der "Kommission zur Vorbereitung des Kongresses 2009". Zudem bleibt er Vorsitzender der "Disziplinarkommission Anti-Doping", die sich unter anderem mit dem Dopingskandal um die österreichischen Skilangläufer bei den Olympischen Winterspielen Turin 2006 beschäftigt. Thomas Bach war bei den Olympischen Winterspielen 2006 erneut zum Vizepräsident gewählt worden, nachdem er diese Funktion gemäß Satzung 2004 turnusgemäß verlassen hatte. "Für die Berufung in derart zentrale Verantwortungsbereiche bin ich dem IOC auch im Interesse des deutschen Sports sehr dankbar. Sie gewährleistet im Hinblick auf die Fortsetzung der Aufgaben Kontinuität und ist Ausdruck einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Präsident Rogge und dem gesamten Executive Board", kommentierte Dr. Bach die Mitarbeit in den wichtigen Steuerungsgremien. Walther Tröger, das zweite deutsche IOCMitglied, zugleich Mitglied des DOSBPräsidiums, ist weiterhin Vorsitzender der Kommission "Sport für alle", der auch DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch angehört. Darüber hinaus ist Tröger Delegierter für den Behindertensport. Auch er arbeitet zudem in der Kommission zur Vorbereitung des IOC-Kongresses 2009 mit. DOSB-Präsident empfing IOC-Mitglied Aján DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach hat am 26. März 2007 IOC-Mitglied Dr. Támas Aján zu einem Gespräch in Frankfurt am Main empfangen. Im Beisein von Claus Umbach, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber, ging es u.a. um die Zusammenarbeit zwischen dem deutschen und dem internationalen Gewichtheberverband. Dr. Tamás Aján ist Präsident des Internationalen Gewichtheberverbandes (IWF) und Vizepräsident der Vereinigung der Internationalen Fachverbände (GAISF). Darüber hinaus ist Aján auch Präsident der Olympischen Akademie Ungarns. Vor dem Hintergrund der Gründung der Deutschen Olympischen Akademie am 4. Mai 2007 in Frankfurt am Main galt das Interesse Bachs und Ajáns deshalb auch der Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Bildung und Olympischer Erziehung. Der Besuch Ajáns beim Deutschen Olympischen Sportbund fügt sich an eine Reihe weiterer Gespräche, die DOSBPräsident Dr. Bach im März mit internationalen Sportvertretern geführt hat. Unter anderem hat er dabei IOC-Vizepräsidentin Anita Lourdes de Frantz und eine Delegation des saudischen Sports begrüßt. Im Laufe des heutigen Tages empfängt er Vertreter des Internationalen Kickbox-Verbandes. Ilse Bechthold vom IOC ausgezeichnet Weitere deutsche Vertreter in IOC-Kommissionen sind: Dr. Roland Baar (Umweltkommission), Ilse Bechthold (Kommission für Frauen und Sport), Matthias Berg (Kommission Sport und Recht), Joseph Fendt (UmIlse Bechthold hat Anfang März im Olympiweltkommission), Stefan Kürten (Radioschen Museum in Lausanne die "Women und TV-Kommission), Prof. Dr. Karl Lennartz (Kommission für Kultur und Olympische Erziehung), HansHermann Mädler (Presse-Kommission), Prof. Dr. Norbert Müller (Kommission für Kultur und Olympische Erziehung), Dr. h.c. Klaus Schormann (Kommission für Ilse Bechthold (ganz rechts) anlässlich der Preisverleihung zur WoKultur und Olympimens and Sport Trophy mit den übrigen Kontinental-Preisträgerinnen, sche Erziehung). Weltsiegerin Patia Simpson-Miller und IOC-Präsident Dr. Rogge. 67 68 EuropaAbend des DOSB in Brüssel 69 and Sport Trophy 2007" (für Europa) entgegengenommen. Das IOC verlieh den begehrten Preis an weitere Kontinentalpreisträgerinnen und als World-Trophy an die jamaikanische Premierministerin und ehemalige Sportministerin Portia Simpson Miller für ihre weltweit herausragenden Verdienste. "Natürlich freue ich mich riesig über diese Auszeichnung. Es war eine echte Überraschung für die ich sehr dankbar bin", erklärte die Frankfurterin Ilse Bechthold. Zur Würdigung ihrer langjährigen Verdienste war Frau Bechthold dem IOC sowohl vom DOSB als auch vom Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) als Preisträgerin vorgeschlagen worden. "Die Verdienste von Ilse Bechthold für die Rolle der Frauen im Sport sind einzigartig. Sie hat stets Verantwortung übernommen und ist Vorbild für viele andere Frauen in Sportorganisationen. Mit ihrer fachlichen Kompetenz und ihrer menschlich verbindlichen Art hat sie den Frauen in zahlreichen Gremien des Sports in beeindruckender Weise Gehör verschafft. In der IAAF und im IOC war sie dabei auch für unser Land und den deutschen Sport eine ganz wichtige Sympathieträgerin", würdigte DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach die Preisträgerin. Ilse Bechthold hat sich über mehrere Jahrzehnte hinweg für die Belange von Frauen engagiert. Wichtige Stationen im deutschen und im internationalen Sport waren der DLV, die mittlerweile im DOSB fusionierten Dachorganisationen Deutscher Sportbund und NOK für Deutschland, der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) und das IOC. DOSB-Langzeitprojekt in Ruanda Zur Entwicklung des heimischen Fußballs entsendet der Deutsche Olympische Sportbund im Rahmen eines sog. Langzeitprojektes den Sportexperten Michael Weiß nach Ruanda. Die Maßnahme wird durch das Auswärtige Amt finanziert und in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund und Partnern in Ruanda durchgeführt. Sie basiert auf einer bereits bestehenden engen Zusammenarbeit zwischen dem DFB und dem ruandischen Fußball-Verband. Die Partner in Ruanda sind insbesondere an der Aus- und Fortbildung von Multiplikatoren, der Förderung des Jugendfußballs insbesondere für Mädchen, 70 Talentförderung, Behindertensportprogrammen sowie der gezielten Förderung der U17-Auswahl Ruandas interessiert. Bereits 2005 und 2006 hatten zwei Kurzzeitprojekte des deutschen Sports in dem zentralafrikanischen Land stattgefunden. Zum Auftakt der zunächst auf zwei Jahre befristeten Maßnahme, die zwei Mal, bis auf eine maximale Laufzeit von vier Jahren, verlängert werden kann, erfolgt ein Lehrgang mit DFB-Coach Erich Rutemöller. Im April werden ruandische Offizielle zu einem Lehrgang in Deutschland anreisen. DOSB-Arbeitsgruppe prüft EuGH-Urteil zum Thema Sportwetten Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) beschäftigt sich eingehend mit dem im März ergangenen Urteil des Europäischen Ge- die die Finanzierung der gemeinnützigen Aufgaben des Sports sicher stellt", erklärt Michael Vesper: "Jetzt sind die Ministerpräsidenten der Länder gefordert. Es sollte möglich sein, eine Regelung zu erreichen, die der Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofes und des Bundesverfassungsgerichtes folgt und dem Sport mit seinen 90.000 Vereinen hilft." Informationen aus dem DOSB-Präsidium Michael Vesper wird "Chef de Mission" der deutschen Olympia-Mannschaft Michael Vesper wird das deutsche OlympiaTeam bei den Sommerspielen 2008 in Peking als "Chef de Mission" anführen. Der 54jährige ehemalige Sportminister Nordrhein-Westfalens ist seit dem 1. Oktober 2006 Generaldirektor des Deutschen Olym- richtshofes zum Thema Sportwetten. "Wir werden das Urteil sorgfältig daraufhin prüfen müssen, welche Auswirkungen es auf den deutschen Markt hat. Unabdingbar für den Sport ist die Gewährleistung der finanziellen Mittel, die er bislang aus den Sportwetten erhalten hat, auch für die Zukunft", sagt DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Der Europäische Gerichtshof hat am Dienstag im Strafverfahren gegen Massimiliano Placanica und andere für gemeinschaftsrechtswidrig erklärt, dass in Italien Vermittler, die für Rechnung ausländischer Unternehmen Wetten sammeln, mit Strafe bedroht sind. Unter Vorsitz von Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, wird in Kürze eine hochrangige Arbeitsgruppe die Thematik diskutieren. Der Gruppe werden führende Vertreter der Spitzenverbände, darunter auch des Deutschen Fußball-Bundes und der Deutschen Fußball Liga sowie der Landessportbünde angehören. "Wir erwarten, dass eine europafeste und verfassungsgemäße Lösung gefunden wird, Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB. pischen Sportbundes (DOSB). Zum stellvertretenden "Chef de Mission"; berief das DOSB-Präsidium in seiner Sitzung am Dienstag in Frankfurt am Main den DOSBDirektor Leistungssport, Bernhard Schwank (46). Leitender Mannschaftsarzt der deutschen Olympiamannschaft in China wird Prof. Dr. Wilfried Kindermann aus Saarbrücken. Der 66jährige war bereits bei vier Olympischen Spielen in derselben Funktion für das ehemalige NOK für Deutschland im Einsatz. Bei der FIFA WM 2006 in Deutschland war Kindermann als Chef-Mediziner für das deutsche Organisationskomitee tätig. Leitender Physiotherapeut im deutschen Team wird Klaus Eder (53) aus Donaustauf. Das DOSB-Präsidium verabschiedete in Frankfurt darüber hinaus die Grundsätze zur Nominierung der Olympiamannschaft Peking 2008, die auf der Homepage des DOSB (www.dosb.de) zum Download bereit stehen. DOSB gründet Stiftung Deutscher Sport übernommen, 51 Prozent hält die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Der Aufsichtsrat besteht aus vier Mitgliedern, je zwei von DOSB und DSH. Oberstufe fordern. Hintergrund sind die Diskussionen in Nordrhein-Westfalen, die dritte Stunde abzuschaffen und den Sport nicht mehr als Abiturfach zuzulassen. Europäischer Fairplay-Kongress in Frankfurt Beirat Sportentwicklung berufen Vom 17. bis 20. Oktober 2007 ist der DOSB in Frankfurt Gastgeber für den 13. Europäischen Fairplay-Kongress. Für die Eröffnungsfeier am 17. Oktober ist der Kaisersaal im Frankfurter Römer reserviert. Parallel zur Hauptveranstaltung findet ein Jugendkon- Elf Personen werden dem Beirat Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes angehören. Das DOSB-Präsidium berief folgende Experten und Expertinnen: Deutsches Sportabzeichen: Frank Wittchen, Geschäftsführer Breitensport LSV Saarland; Ehrenamt/bürgerschaftliches Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat die Stiftung Deutscher Sport ins Leben gerufen. Stiftungszweck ist die Förderung des deutschen Sports in all seinen Erscheinungsformen. In diese Stiftung fließen die drei Millionen Euro ein, die der DOSB dankenswerterweise aus dem Gewinn der Fußball-WM vom DFB erhalten hat. Die Satzung kann ebenfalls in Kürze im Internet auf der DOSB-Homepage herunter geladen werden. Deutsche Olympische Akademie Willi Daume wird am 4. Mai gegründet Am 4. Mai 2007 tritt der Vorstand der Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Das DOSB-Präsidium benannte die Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, zur Vorstandsvorsitzenden. Dem Vorstand sollen weiterhin angehören: Hans-Peter Krämer (Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen im DOSB), Ingo Weiss (Mitglied des DOSBPräsidiums und Vorsitzender der Deutschen Sportjugend), Prof. Dr. Helmut Altenberger (Mitglied Kuratorium Olympische Akademie), Prof. Dr. Manfred Lämmer (Vorsitzender der Europäischen Fairplay Initiative), Dr. Klaus Schormann (Präsident Internationaler und Nationaler Verband für Modernen Fünfkampf, IOC-Kommission Kultur und Olympische Erziehung, Sylvia Schenk (Stellvertretende Vorsitzende von Transparency International). Hans-Peter Krämer und Michael Vesper in DSM-Aufsichtsrat bestimmt Generaldirektor Dr. Michael Vesper wurde vom Präsidium gemeinsam mit Schatzmeister Hans-Peter Krämer als Vertreter des DOSB in den Aufsichtsrat der Deutschen Sport-Marketing GmbH benannt. Der DOSB hat 49 Prozent der Anteile an der DSM Informationsblatt zum Europäischen Fairplay Kongress gress statt. Im Blickpunkt des Kongresses stehen die "olympischen Werte" in ihrem Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit. DOSB fordert Erhalt der dritten Schulsportstunde in Gymnasialer Oberstufe In einem Brief an die Kultusminister der Länder wird der Deutsche Olympische Sportbund die Beibehaltung der dritten Sportstunde auch in der Gymnasialen Engagement und Integration:Sebastian Braun, Sportsoziologe, Uni Paderborn; Frauen und Gleichstellung(Gender Mainstreaming): Ilse Hartmann-Tews Sportsoziologin, Abteilung Geschlechterforschung, DSHS Köln; Gesundheit: Iris Pahmeier, Uni Vechta; Seniorensport/Sport mit Älteren: Andreas Kruse, Gerontologe, Uni Heidelberg; Sport und Familie: Manfred Wegner, Sportpädagoge, Uni Kassel; Sport und Gesundheit: Winfried Banzer, Sportmediziner, Uni Frankfurt; Hans-Hermann Dickhuth, Sportmedizi- 71 ner, Uni Freiburg; Sportentwicklung, Vereins/Verbandsberatung: Christian Wopp, Sportsoziologe, Uni Osnabrück; Sportstätten und kommunale Sportstättenentwicklung: Rudolf Behacker, Sportamtsleiter München, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher Sportämter; Umwelt und Sport: Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe; Wissensmanagement: Anna Fernandez, Diakonisches Werk der EKD, Stuttgart, Abt. Wissensmanagement/Zentrum Kommunikation Mitgliederversammlung in Hamburg Die nächste Mitgliederversammlung des DOSB wird am 8. Dezember 2007 in Hamburg stattfinden. Weitere Themen z In Berichten befasste sich das DOSBPräsidium mit der Entschädigung für die Opfer des Dopingsystems der ehemaligen DDR. Bis April wird darüber beraten, wie die noch offenen Fälle zu behandeln sind. Im Mai werden dann die Gespräche mit den Anwälten stattfinden. Der DOSB wird prüfen, ob eine Aussicht auf Erfolg besteht, den Dopingopfern zu einer dauerhaften Rente zu verhelfen. Sollte diese Prüfung positiv ausfallen, wird der DOSB sich dafür einsetzen. z Verabschiedet wurde auf der Präsidiumssitzung die neue Geschäftsordnung für das Direktorium. z Ebenso beschäftigte sich das Präsidium mit dem Thema Sportwetten, Dr. Michael Vesper hat diesbezüglich die entsprechenden weiteren Schritte eingeleitet. z Im Nachklang des Gespräches des DOSB mit der katholischen und evangelischen Kirche wird eine Arbeitsgruppe ein Grundsatzpapier über die Zusammenarbeit erstellen. z Das Präsidium beschließt die Mitwirkung des DOSB in der Initiative "Lokale Bündnisse für Familien"; in Form einer aktiven Partnerschaft. z Michael Vesper erstattet dem Präsidium Bericht zum Stand der Aufnahme Sport ins Grundgesetz. 72 DOSB und SPD für Aufnahme des Staatsziels Sport ins Grundgesetz Anlässlich eines Gesprächs zwischen dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Dr. Thomas Bach, und DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper mit dem SPD-Präsidium erklärten DOSBPräsident Dr. Thomas Bach und der Parteivorsitzende der SPD, Kurt Beck: Der Deutsche Olympische Sportbund und die Sozialdemokratische Partei Deutschland betonen gemeinsam die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports für Gesundheit, für Integration, für Bildung, für nationale Repräsentanz und für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Dabei gehören Breitensport und Leistungssport untrennbar zusammen. DOSB und SPD sind deshalb in dem Ziel einig, den Sport gemeinsam mit der Kultur als Staatsziel in das Grundgesetz aufzunehmen. Wir verstehen dies auch als Würdigung der mehr als sechs Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich im Sport engagieren, und der gesellschaftspolitisch wichtigen Rolle, die der Sport inne hat. Dem Sport soll deshalb eine entsprechende Stellung im Grundgesetz eingeräumt werden, damit er seinen vielfältigen Aufgaben gerecht werden kann. im Kampf gegen Doping. Doping muss ohne Toleranz bestraft und unterbunden werden. Dafür bietet die gefundene Lösung mit einer Ausweitung der gesetzlichen Möglichkeiten gegen den Handel mit Dopingsubstanzen sowie die unmittelbare Bestrafung der des Dopings überführten Athleten ausschließlich durch die Sportgerichtsbarkeit das nötige Instrumentarium. Ziel ist es, den Kampf gegen Doping künftig, unter anderem durch eine höhere Kontrolldichte, effektiver zu führen. Gewürdigt wurde die Initiative "Hilfen für Helfer" des Bundesfinanzministers, durch die das ehrenamtliche Engagement im Sport und darüber hinaus weiter gestärkt wird. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands bleibt dem deutschen Sport ein verlässlicher Partner. Beide Delegationen verständigten sich auf die Fortführung des regelmäßigen Gedankenaustauschs. "Millionen in Bewegung" DOSB und ARD werben für Deutsches Sportabzeichen Mit Unterstützung des vom Südwestrundfunk produzierten TV-Magazins "ARDBuffet" will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) 2007 eine MillionenSchallmauer durchbrechen. "Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, dass in diesem Mit mehr als 27 Millionen Mitgliedschaften Jahr mehr als eine Million Menschen das erreichen die Sportvereine Menschen quer Deutsche Sportabzeichen ablegen", erklärte durch alle Teile der Bevölkerung. Beide DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei der Seiten begrüßen die jetzt vorliegende Linie Vorstellung der Aktion "Millionen in Bewegung". Gemeinsam mit SWRIntendant Prof. Peter Voß und "ARD-Buffet"Moderatorin Evelin König präsentierte Thomas Bach am 27. März 2007 in Berlin die auf drei Monate angelegte Kampagne. "Die ARD und der DOSB verfolgen ein gemeinsames Ziel. Wir wollen die Am 19.03. traf sich in Berlin der SPD-Vorsitzende Kurt Beck mit dem Menschen dazu Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas bringen, sich zur Bach, und Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB (v.l.). Erhaltung ihrer Gesundheit mehr zu bewegen. Das Sportabzeichen ist für alle Menschen, egal welchen Alters und welchen Geschlechts, ein perfekter Fitness-Test. Die Sendung ARD-Buffet richtet sich als Familiensendung an alle Altersstufen. Die Partner passen also sehr gut zusammen. Wir sind sehr glücklich, dass wir mit der ARD diese Kooperation eingehen konnten", sagte Bach. Die Kampagne "Millionen in Bewegung" ist zwischen dem 10. April und dem 7. Juli 2007 ein Programmschwerpunkt in der Mittagssendung des Ersten. "Normalerweise werden in Deutschland im Schnitt rund 900.000 Sportabzeichen pro Jahr erfolgreich abgelegt. Wir möchten mit dieser gemeinsamen Aktion beitragen, die Schallgrenze zu durchbrechen. ARD-Buffet ist ein Ratgeber für Leib und Seele, wir wollen Anregungen für eine aktive und gesunde Lebensgestaltung geben. Das Sportabzeichen gehört da fraglos dazu", erklärte Prof. Peter Voss. Das ARD-Buffet wird deshalb die Aktion drei Monate lang immer wieder in Gesprächen mit Studiogästen, Telefon-Sprechstunden und Film-Beiträgen aufgreifen. Außerdem beobachtet die Sendung wochenlang eine Großfamilie mit der Kamera, deren Mitglieder alle das Sportabzeichen ablegen möchten. Den Startschuss zu der Kampagne "Millionen in Bewegung" geben DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und Moderator ErnstMarcus Thomas im "ARD-Buffet" am 10. April 2007 ab 12.15 Uhr. Höhe- und Endpunkt der Sportabzeichen-Aktion ist eine Sondersendung am Samstag, den 7. Juli 2007 vom "Festival des Sports" in Heidelberg. Sie wird live von einer Open-AirBühne in der Neckarstadt ausgestrahlt. Auf einem angrenzenden Sportplatz werden über 2.000 Sportlerinnen und Sportler während der laufenden Sendung ihre letzten leichtathletischen Disziplinen für das Sportabzeichen absolvieren. Unter der Internetadresse "www.deutsches-sportabzeichen.de":http://www.deutsches-sportabzeichen.de sind Informationen zum Deutschen Sportabzeichen erhältlich. Frauensportaktionstag am 5./6. Mai Das erste Sportwochenende im Mai 2007 in Deutschland gehört den Frauen und Mädchen. Am 5./6. Mai startet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unter der Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin, Ursula von der Leyen, den 1. Bundesweiten Frauensportaktionstag. Angemeldet haben sich 65 Vereine in Großstädten und ländlichen Gebieten, die diesen ersten Aktionstag gestalten. Es wird alles angeboten, was Frauen und Mädchen begeistert, gesund erhält und die Gemeinschaft zusammen schweißt, verspricht die Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung des DOSB, Ilse Ridder-Melchers. Botschafterin des Aktionstages ist die Olympiasiegerin im Biathlon, Kati Wilhelm. Die Sportlerin des Jahres 2006 fordert alle Mädchen und Frauen auf, die Chance des Aktionstages zu nutzen: "Alle können mitmachen, ob jung oder alt, geübt oder ungeübt, zugewandert oder mit Handicap." Der Anteil der Mädchen und Frauen im organisierten Sport ist auf zurzeit zehn Millionen Mitglieder gestiegen. In von der Leyen sieht denn auch im Sport die Kraft "zur gesellschaftlichen Integration und Chancengleichheit". Neben dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt die Deutsche Telekom den 1. Bundesweiten Frauensportaktionstag. DOSB will mehr junge Migrantinnen in die Sportvereine holen Der Deutsche Olympische Sportbund will ausgewählte Integrationsprojekte nutzen, um bundesweit mehr Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund in die Sportvereine zu holen. Laut einer vom in Auftrag gegebenen Studie der Universität Bielefeld treiben ausländische Mädchen im Gegensatz zu den Jungen wenig Sport. In der Altersgruppe der10 - 11 jährigen Mädchen ist der Anteil der deutschen Kinder in den Sportvereinen dreimal so hoch wie der ihrer Altersgenossinnen mit Migrationshintergrund. Im Vorfeld des Internationalen Frauentages (am 8. März 2007) forderte die Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung, Ilse Ridder-Melchers, in Frankfurt die Sportvereine auf, die Ergebnisse der Studie umzusetzen. Es sind insgesamt 54 bestehende Integrationsprojekte untersucht worden. Ihr Erfolg ist übertragbar, wenn die Vorgehensweise übernommen wird, sagte Ridder-Melchers: Eine Grundvoraussetzung ist, dass sich die Vereine über die Bedürfnisse der Mädchen klar werden. Tanzen, Schwimmen, Fußball und Dem Sport eng verbunden: Familienministerin Ursula von Kampfsportarten seien die der Leyen (r.), hier in Begleitung von Gesundheitsministeattraktivsten Angebote für junge rin Ulla Schmidt. Ausländerinnen. Projekte sollten im frühen Kindesalter beginnen und Netzwerke mit Kindergäreinem Sportverein angemeldet sind heute ten, Grundschulen und Ausländervereinen 58 Prozent der Mädchen im Alter von aufbauen. Die Attraktivität der Angebote sieben bis 14 Jahren. Trotzdem gibt es könne mit zusätzlichen Inhalten wie SprachHandlungsbedarf: Junge Männer sind mit kursen gesteigert werden. Nach dem Schritt 38 Prozent fast doppelt so häufig Mitglied in den Verein sollten Migrantinnen langfrisim Sportverein wie junge Frauen im Alter tig in alle Ebenen der Verbandsarbeit eingevon 19-26 Jahren. Der Anteil von Ausländebunden werden. Die Integrationsbotschafterinnen ist noch geringer. Ministerin Ursula rinnen Ebru Shikh Ahmad (mehrfache 73 des Europäischen Olympischen Jugendfestivals (EYOF) im März 2007 im spanischen Jaca. Im Biathlon Verfolgungsrennen über 7,5 km belegten Anne Domeinski (SC Motor Zella-Mehlis), Miriam Gössner (SC GarmischPartenkirchen) und Maren Hammerschmidt (SK Winterberg) die Plätze eins bis drei. Silber gewannen Benjamin Thym (WSV Scheibe Alsbach) in der Biathlon-Verfolgung Der DOSB will bis Sommer 2007 interessierte der Jungen sowie die 4×5 km SkilanglaufMixed Staffel mit Sebastian Eisenlauer (SC Verbände und Vereine zu einem Workshop Sonthofen), Tim Tscharnke (SV Biberau), einladen, um aus diesem Kreis in zehn Esther Mende (SC Oberstdorf) und Monique Städten mit hohen Ausländerinnenanteilen Siegel (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal). Sebastian Eisenlauer (7,5 km Distanz, klassischer Stil) und Tim Tscharnke (10 km Freistil) hatten zuvor bereits Gold in Einzelwettbewerben erkämpft. Die Medaillenausbeute des deutschen Teams vervollständigten Monique Siegel (7,5 km Skilanglauf, Freistilrennen) und Anne Domeinski (6 km Sprint) mit ihren Bronzemedaillen. "Die Konkurrenz wird von Veranstaltung zu Veranstaltung größer und wir fahren neben den neun Medaillen auch mit einer Menge sehr guter Platzierungen auf den Rängen fünf bis acht nach Hause", zog DOSBAbteilungsleiterin Sabine Krapf als Chef de Mission des deutschen EYOF-Teams zufrieden Bilanz. Die deutsche Delegation bestand aus 33 deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter 18 Jahren (17 Mädchen und 16 Jungs der Jahrgänge 1990/1991). Sie gingen in den Sportarten SnowFreude am Sport auch in Berlin-Kreuzberg, wo Migranboard, Alpiner Skilauf, Skilangtinnen begeistert die Erfolge der Weltmeisterschaften lauf, Biathlon und Eiskunstlauf im Handball und Fußball feierten. an den Start und deckten dabei nahezu das gesamte Wettzielgruppenorientierte Angebote aufzubauen kampfprogramm ab. Lediglich im Eishockey oder bestehende zu verstärken. Der Sport war kein deutsches Team gemeldet worden. geht damit gezielt eine der wichtigsten Die Europäischen Olympischen Jugendspiele gesellschaftlichen Herausforderungen an so gehen auf eine Idee von IOC-Präsident Dr. Ridder-Melchers, er kann es, denn er ist Jacques Rogge zurück. Ziel ist es, die besten Integration. europäischen Jugendlichen an die Olympische Bewegung und die Anforderungen des internationalen Spitzensports heranzuführen und dabei zugleich die europäische Integration voran zu treiben. Karateeuropameisterin) und Anna Dogonadze (Trampolin-Olympiasiegerin) verdeutlichten, dass Integration durch Sport keine Einbahnstrasse sei - Deutsche und Migranten kämen sich beim Sport so schnell näher wie in kaum einem anderen gesellschaftlichen Feld und entwickelten sich dann gemeinsam weiter. Neun Medaillen für das deutsche EYOF-Team Fünf Medaillen erkämpften die deutschen Nachwuchs-Wintersportler am Schlusstag 74 In einem Zweijahresabstand finden die Europäischen Olympischen Jugendfestivals jeweils im Winter und im Sommer in den nicht-olympischen Jahren mit ungeraden Jahreszahlen statt. Deutscher Schulsportpreis des DOSB und der dsj Unter dem Motto "Schulsport tut Schule" haben der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sportjugend (dsj) den mit 10.000 Euro dotierten Deutschen Schulsportpreis ausgeschrieben. Teilnahmeberechtigt sind alle beruflichen Schulen der Bundesrepublik Deutschland. Ziel des Wettbewerbs ist es, beispielhafte und zukunftsweisende Konzepte an beruflichen Schulen auszuzeichnen, die sich über einen längeren Zeitraum in der Praxis bewährt haben. Die Geldpreise (1. Preis 5000 Euro, 2. Preis 3000 Euro, 3. Preis 2000 Euro) sind zweckgebunden für Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote zu verwenden. Abgabe der Bewerbungsunterlagen ist der 21. Mai 2007. Für Rückfragen steht Ute Markl unter Telefon 069/6700322 oder E-Mail: markl@djs.de zur Verfügung. Jugend trainiert für Olympia Mehr als 700 Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchssportler folgten der Einladung nach St. Andreasberg und Clausthal-Zellerfeld, wo vom 26.2. bis zum 2.3.2007 die Bundessieger des Schulwettbewerbs JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA in den Sportarten Skilanglauf und Judo ermittelt wurden. Der Deutsche Olympische Sportbund war vor Ort mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm vertreten. Neben pädagogisch ausgerichteten Aktivitäten stellte ein Abendprogramm mit dem Titel „DOSB Action-Time“ ein Highlight des Winterfinals dar. 660 Jugendliche, ihre Trainer und Betreuer sowie zahlreiche weitere Gäste ließen sich im Kurhaus von St. Andreasberg zwei Stunden lang von einem Programm aus Tanz, Akrobatik und Musik begeistern. Höhepunkt des Abends war eine Talkrunde mit ParalympicsSiegerin Kirsten Bruhn, Olympia-Silbermedaillengewinner Sven Loll und den beiden frischgebackenen Handballweltmeistern Johannes Bitter und Oliver Roggisch. Winterfinale des Schulsportwettbewerbs Jugend trainiert für Olympia Nachrichten der DOG 2. "Kinder bewegen"Kongress ein voller Erfolg Großer Resonanz erfreute sich der zweite "Kinder bewegen"-Kongress unter dem Motto "Energien nutzen" vom 1. bis 3. März 2007 in Karlsruhe. Bereits sechs Wochen vor dem Termin konnten die Veranstalter, die Universitäten Karlsruhe und Konstanz, das Forschungszentrum für den Schulsport an der Uni Karlsruhe, die AOK Baden-Württemberg und die Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, vermelden, Auflage vor zweieinhalb Jahren als Partner beteiligt. Georg Wacker, Staatssekretär im badenwürttembergischen Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, wies in seinem Grußwort zur Eröffnung darauf hin, dass eine breite anregende Bildung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen das Fundament der Gesellschaft sei. Karlsruhes Sportbürgermeister Harald Denecken, der zugleich stellvertretender DOG-Landesvorsitzender ist, brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Stadt wiederholt Gastgeber dieser hochkarätigen Veranstaltung an Prall gefüllter Hörsaal bei der Eröffnung des 2. "Kinder bewegen"-Kongresses in Karlsruhe dass die 800 Tickets vergeben sind. Mit der Entscheidung, während der dreitägigen Veranstaltung auf dem Campus der Universität Karlsruhe die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport, das bewegte Lernen sowie die Ernährungs- und Bewegungssituation von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt zu stellen, hatten sie offensichtlich den Nerv vieler getroffen. Auch die Deutsche Olympische Gesellschaft, deren gleichnamiges Modellprojekt "Kinder bewegen" als Namensgeber des Kongresses Pate stand, war wie schon bei der ersten 76 der Exzellenzuniversität Karlsruhe sein dürfe. Nach den Grußworten hatten die Kinder des DOG-Modellkindergartens St. Judas Thaddäus aus Karlsruhe Neureut ihren großen Auftritt: mit ihrem Bewegungslied macht sie den Kongressteilnehmern und -teilnehmerinnen vor, wie es geht. Und diese durften im Anschluss gleich selbst aktiv werden, als sie sich mit einem kleinen Aerobicprogramm von ihren Sitzen reißen ließen. Im Eröffnungsvortrag präsentierten Professor Klaus Bös (Sportinstitutsleiter an der Universität Karlsruhe), Professor Alexander Woll (Universität Konstanz) und Dr. Anette Worth (Universität Karlsruhe) die Ergebnisse der so genannten MoMo-Studie, dem ersten Survey zur Fitness und Aktivität von Kindern und Jugendlichen. Das Motorik-Modul (MoMo) ist einer von vier Bereichen der bundesweiten Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit (KiGGS) des Berliner Robert-Koch-Instituts. Über drei Jahre haben die Sportwissenschaftler mehr als 4.500 Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 17 Jahren getestet, um für die Zukunft Geschäftsstellenleiterin Kathrin Hillgärtner mit einer Kongressteilnehmerin am Stand der Deutschen Olympischen Gesellschaft repräsentative Ausgangsdaten zur Einschätzung der generellen Leistungsentwicklung zu erhalten. In Einzelbereichen konnte die Studie bereits zeigen, dass die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder zurückgegangen ist - wie etwa im Standweitsprung seit 1976 um 14 Prozent. Zudem lassen sich allgemeine Aussagen zum Leistungsstand treffen. So erreicht fast die Hälfte der Kinder beim Rumpfbeugen nicht das Fußsohlenniveau und ein Drittel ist nicht in der Lage, zwei oder mehr Schritte rückwärts auf einem Balken zu balancieren. Die Ergebnisse verdeutlichen auch, dass Faktoren wie Übergewicht, soziale Schicht und Aktivität die motorische Leistungsfähigkeit beeinflussen und beispielsweise Kinder mit niedrigerem sozialen Status weniger aktiv sind als Kinder aus Familien mit höheren Einkommen. Über die Bedeutung von Bewegungsförderung in Kombination mit gesunder Ernährung sowie geeignete Präventions- und Interventionsmöglichkeiten konnten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen während der drei Kongresstage umfassend informieren. Vorträge von renommierten Wissenschaftlern wie Professor Renate Zimmer, Professor Gerald Hüther und Professor Gisela Lück sowie Arbeitskreise und Praxisworkshops standen dabei für sie zur Auswahl. Zusätzlich bot eine Fachausstellung Gelegenheit zum Einblick und Austausch auch zur Weiterbildung nutzten und dabei viele Impulse für ihre Arbeit mitnehmen konnten. Zeit für Gespräche auch abseits der zentralen Themenstellung "Kinder bewegen" bot die stimmungsvolle "Come-together-Party" am Freitagabend. Mit einem bunten Programm mit Rope-Skipping-Show, Kinderzirkus, Zauberkunst, afrikanischer Trommelkunst sowie Livemusik sorgte sie bereits einen Tag vor dem Abschluss für das iTüpfelchen auf den Kongress. Afrika" und "Wasser für Äthiopien". Die Schirmherrschaft für die bundesweiten Läufe übernimmt das Kultusministerium der jeweiligen beteiligten Bundesländer. Für alle weiteren Interessenten veranstaltet die Initiative "Kinder laufen für Kinder" außerdem zwei große Spendenlaufevents selbst: am 6. Mai in München und am 23. September in Hamburg. Beim Auftakt am Münchner Flughafen mit Familienfest, Spendenlauf und buntem Programm ist dann in jedem Fall auch die Deutsche Auf ein Wiedersehen beim 3. "Kinder bewegen"-Kongress! Unterstützung für "Kinder laufen für Kinder" Die Deutsche Olympische Gesellschaft unterstützt in diesem Jahr die bundesweite Aktion "Kinder laufen für Kinder" zugunsten von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Wie hier im "Olympischen Feuer" wird sie in ihren Medien regelmäßig über diese lohnenswerte Initiative informieren. Worum es bei "Kinder laufen für Kinder" geht: Bunte Unterhaltung bei der "Come-together-Party" mit den anderen Kindern auf Jonglierkünstlern vom Karlsruher Kinderzirkus der Welt helfen, sich selbst mehr bewegen und dabei auch über Aktivitäten und Initiativen von Organinoch viel Spaß haben. Generell kann sich sationen und Institutionen. jede interessierte Schule beteiligen und eine eigene Spendenlaufaktion organisieren. Auch die Deutsche Olympische Gesellschaft Dazu muss sie sich nur im Vorfeld bei der präsentierte ihr Modellprojekt "Kinder Initiative "Kinder laufen für Kinder" anmelbewegen" an einem Informationsstand den, einen Laufparcours festlegen und sowie in einem Arbeitskreis und zwei Geldgeber finden. Am Aktionstag laufen Praxisworkshops. Besonders viel Anklang dann die Kinder so weit und so lange sie fanden die Ideen und Anregungen zur können, denn für jeden einzelnen absolvierspielerischen Vermittlung olympischer ten Kilometer geben die Spender einen Werte im Kindergarten. Mit dabei waren vorab festgelegten Beitrag. Die gesammelte auch Erzieherinnen der von der DOG geförSumme wird dann ganz offiziell an den derten Modellkindergärten, die den KonUNICEF-Botschafter überreicht und geht in gress zum Austausch untereinander, aber die UNICEF-Hilfsprojekte "Schulen für Olympische Gesellschaft vor Ort, um ihr Engagement und insbesondere das Projekt "Kinder bewegen" mit spielerischen Aktivitäten zur Völkerverständigung vorzustellen. Und natürlich sind auch alle DOG-Mitglieder herzlich eingeladen! Weitere Informationen gibt es unter www.kinder-laufen-fuer-kinder.de oder direkt bei der Initiative "Kinder laufen für Kinder“, Änne Jacobs, Tel 089 218965360, info@kinder-laufen-fuer-kinder.de. 6 Läufe in 6 deutschen Städten Sommerzeit = Olympic-Day-Run-Zeit! Im Juni findet wieder der Lauf für die olympische Idee statt, mit dem die olympische Bewegung weltweit den Geburtstag des Internationalen Olympischen Komitees feiert. Ausrichter des Olympic-Day-Run in Deutschland, der unter Schirmherrschaft des Deutschen Olympischen Sportbundes steht, sind die jeweiligen Zweigstellen der Deutschen Olympischen Gesellschaft in Kooperation mit regionalen Partnern. Der Startschuss fällt am 20. Juni mit Laufveranstaltungen in Kiel und Wernigerode, danach folgen Bad Sobernheim (23. Juni) und Leipzig (24. Juni), ehe die Serie am 29. Juni in Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis) 77 und Gimmeldingen/Pfalz ihren Abschluss findet. Der Olympic-Day-Run ist offen für alle, die Freude an der gemeinsamen Bewegung haben. "Leistung macht Spaß - das Motto der Deutschen Olympischen Gesellschaft kommt bei diesem Laufevent der besonderen Art ideal zum Tragen ", betont Dr. HansJoachim Klein. Der DOG-Präsident hofft, dass sich die Olympiabegeisterten wieder zahlreich beteiligen. Für alle, die bei den Olympic-Day-RunVeranstaltungen in den sechs deutschen Städten aktiv dabei sein wollen, gibt es nähere Informationen bei der Bundesgeschäftsstelle (Tel 069 69501615) oder im Internet unter www.DOG-bewegt.de. DOG-Jugend Griechenland ... eine Faszination für sich! Was macht die Faszination Griechenland aus? Eine schwierige Frage, die allerdings jeder, der einmal dort gewesen ist, sich selber sofort beantworten kann. Diejenigen, die bei der Studienfahrt der DOG nach Griechenland teilnehmen, werden ein Land mit starker Durchdringung von Land und Meer erleben. Denn es gibt keinen Ort, der weiter als 90 km vom allseits geliebten Wasser entfernt ist. Ein Land, das eine Geschichte vorzuweisen hat, welches bis in die prähistorische Zeit zurückreicht. Ein Land, welches glanzvolle Höhepunkte, schmerzvolle Niedergänge und heroische Ereignisse erlebt hat. Insbesondere natürlich die Olympischen Spiele. Wo haben diese ihren Ursprung? Welche Disziplinen gab es im Gegensatz zu heute? Wer hat an diesen Spielen teilgenommen? Wie und wo hat man trainiert? All das sind "Geheimnisse", die auf der Tour von Athen über Korinth bis hin zu dem Ort Olympia gelüftet werden. Wer nun glauben mag, dass man bei dieser Fahrt nur mit Kultur konfrontiert wird, irrt. Die vielen Möglichkeiten für eigene Erkundungstouren, Sonne, Strand und Meer sind jedem Teilnehmer stets eine wahre Freude. Besonders wenn man mit Leuten aus dem gesamten Bundesgebiet Freundschaften 78 schließen und sein eigenes Netzwerk im Sport aufbauen oder erweitern kann. Bei traumhaften Sonnenuntergängen sprechen die imposanten Ruinen aus verschiedenen Epochen und Kulturen Bände. Dieses Feeling kann man nicht beschreiben, man muss es erleben! Und wo kann man das besser als mit einer Organisation, die etwas von dem Mythos Olympia versteht. Wenn Ihr das Gefühl erleben wollt, in riesigen Sportstadien, Theatern oder Palästen zu stehen, wo einst Tausende lebten, feierten, jubelten, kämpften und Sport trieben, dann solltet Ihr nicht zögern, Euch bei dieser Fahrt anzumelden! Die Fahrt wird zu einem großen Teil von Sponsoren getragen, damit auch die Möglichkeit zur Teilnahme an dieser Veranstaltung nicht am Geldbeutel scheitert. Weitere Informationen findet Ihr in der Ausschreibung am Ende der DOGNachrichten. Die DOG mit ihren professionellen Reiseleitern freuen sich auf Eure Teilnahme! Dennis Buttler Berlin 3. olympische Gesprächsrunde an historischem Ort Zum dritten Mal hatte die Deutsche Olympische Gesellschaft Berlin die Vertreter der Fachverbände der olympischen Disziplinen Ehrengast Karin Seidel-Kalmutzki (rechts) zog die Gewinner des anlässlich der Berliner Familiensportmesse durchgeführten Olympiaquiz'. eingeladen, um mit ihnen im regelmäßigen "olympischen" Gedankenaustausch zu bleiben. Obwohl alle Teilnehmer schon oft das Berliner Olympiastadion bei verschiedensten Veranstaltungen erlebt hatten, waren alle sichtbar begeistert, einmal abends das beleuchtete leere Stadion von der Ehrenhalle aus zu bewundern. DOG-Vizepräsident Dieter Krickow erläuterte den sehr interessierten Gästen die vielschichtigen Varianten einer möglichen Bewerbung Deutschlands für Olympische Sommer- bzw. Winterspiele. Um aus politischer Sicht die Stimmung in der Stadt für Olympische Spiele zu beschreiben, war Karin Seidel-Kalmutzki, Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses und sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, als Gesprächsgast eingeladen. Sehr optimistisch berichtete sie von der Dynamik, die in den letzten Monaten im Hinblick auf die Bereitschaft der Stadt, sich für sportliche Großereignisse "stark" zu machen, ausgeht. 3. olympische Gesprächsrunde der Deutschen Olympischen GesellSei es unter wirtschaft im Berliner Olympiastadion mit Vertretern der Fachverbände schaftlichen, tourisund Karin Seidel-Kalmutzki, Vizepräsidentin des Berliner Abgeordtischen, integrativen netenhauses und sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. oder erzieherischen Aspekten - seit der Fußball-Weltmeisterschaft scheint vieles leichter machbar. Besonders erfreut zeigte sie sich darüber, dass schon heute an vielen Orten auf die Leichtathletik-WM 2009 hingewiesen wird, so dass die Menschen in der Stadt sich sehr frühzeitig auf dieses Großereignis freuen und mit ihm identifizieren können. Allen Gästen und insbesondere der Deutschen Olympischen Gesellschaft gab sie mit auf den Weg, sich immer und immer wieder für mögliche Olympische Spiele in Deutschland stark zu machen. Frei nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein". Weiteres Thema der 3. olympischen Gesprächsrunde war die Familiensportmesse in Berlin 2007, die unter vielerlei Gesichtspunkten ein großer Erfolg war. Die Deutsche Olympische Gesellschaft Landesgruppe Berlin war mit einem Infostand an mehreren Orten vertreten. Die Antwortkarten des dort veranstalteten Olympischen Gewinnspiels wurden an diesem Abend von Frau SeidelKalmutzki gezogen. Als Preise gab es Karten für das DFB-Pokalendspiel, eine Besichtigung des Olympiastützpunktes sowie Tickets für das ISTAF 2007 zu gewinnen. Allen Gewinnern herzlichen Glückwunsch! Bei der letzten Vorstandsitzung konnte der Sparkassendirektor Siegfried Wölki das neue Prospekt an den Vorsitzenden Prinz Andreas von Sachsen, Coburg und Gotha sowie den geschäftsführenden Vorstand, Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann, überreichen. Er verband die Unterstützung seines Unternehmens mit der Hoffnung auf einen regen Zuwachs von weiteren Mitgliedern und Förderern für die Olympische Bewegung. und trainiert seit her an vier Tagen pro Woche in 52 Wochen im Jahr, sagte Ulmann. In der Saison von April bis Oktober fährt sie mit ihrem Wohnmobil mehr als 10.000 km, ist an fast jedem Wochenende zu Wettkämpfen unterwegs und hat immer Nachwuchsathleten "im Gepäck". Als Sportlerin und Mensch ist sie ein Vorbild und verdient die Auszeichnung als Sportlerin des Jahres 2006 zu Recht, betonte HansHeinrich Ulmann. Eberhard Fröbel Angelika Weid geehrt Angelika Weid ist Sportlerin des Jahres 2006 in Coburg. Die Zweigstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft ehrt damit die Coburgerin für ihre herausragenden Leistungen im Orientierungslauf. Darmstadt Olympiapins als Leidenschaft Coburg Neuer Impuls für die Mitgliederwerbung "Hürden überwinden. Mit uns." - Unter diesem Motto unterstützt die Sparkasse Coburg-Lichtenfels die Deutsche Olympische Gesellschaft, Zweigstelle Coburg. Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner, Angelika Weid und der 2. Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann, zugleich geschäftsführender Vorsitzender der DOG Coburg (von links). Mit viel Engagement versucht die DOGVorstandschaft neue Mitglieder zu werben. Ein neuer Flyer soll nun Interessenten die Ziele der Deutschen Olympischen Gesellschaft noch näher bringen. Vor allem die Unterstützung und Förderung durch die Vergabe von Patenschaften an junge Sportler ist ein großes Anliegen. Die Vermittlung der olympischen Idee, das Aufzeigen der Vorbildfunktion von erfolgreichen Sportlern für die Jugend sind Grund genug, neue Sponsoren und Mitglieder zu werben. Angelika Weid führt, leitet und verwaltet die größte und erfolgreichste Orientierungslaufabteilung in Bayern und ist selbst noch dabei. "Sie gehört in ihrer Altersklasse zur deutschen Spitzenklasse", stellte HansHeinrich Ulmann, geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Olympischen Gesellschaft Coburg, in seiner Laudatio heraus. Zusammen mit ihrem Ehemann gründete sie 1976 die Abteilung Orientierungslauf im TV Coburg-Neuses. Bis 1999 war sie stellvertretende Abteilungsleiterin, Jugendbetreuerin und Trainerin in Personalunion, danach übernahm sie die Abteilungsleitung. Viel Unterstützung erhält die Kreisgruppe hier von der Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Um noch mehr Zeit für ihren Sport aufbringen zu können, verkürzte sie ihre Arbeitszeit Seit fast 60 Jahren sammelt der Darmstädter Gerhard Fröhlich (links) olympische Memorabilia. Mittlerweile hat der 85Jährige ein halbes Museum mit ca. 10.500 Pins & Auszeichnungen zusammengetragen. Von solcher Sammlerleidenschaft zeigte sich auch der Vorsitzende der DOG Darmstadt, Walter Schwebel, begeistert, als er Gerhard Fröhlich im Februar die "goldene 20"-Ehrennadel plus Urkunde für seine langjährige Mitgliedschaft in der Deutschen Olympischen Gesellschaft überreichen konnte. 79 Heilbronn-Unterland-Hohenlohe Einsatz für Fair Play Bei der Mitgliederversammlung der Kreisgruppe Heilbronn-Unterland-Hohenlohe der Deutschen Olympischen Gesellschaft im TSG Vereinsheim in Heilbronn wurde der seithe- neben den anderen Leitzielen der DOG der Einsatz für Fair Play immer noch große Bedeutung habe. Jeder Tag würde deutlich machen, wie zutreffend damals die Feststellung von Willi Daume war: "Ohne Fairness verkommt der Sport - und die Gesellschaft". Olympiateilnehmer Ortwin Czarnowski stellte den Anwesenden einige interessante von ihm organisierte Aktionen vor, mit der er vor allem die Jugend auf den unverzichtbaren Wert von Fair Play aufmerksam machen möchte. Ehrungen bei der Kreisgruppe Heilbronn-Unterland-Hohenlohe (von links): Emil Burock, Dr. Werner Sauer, Joachim Klotz (Turngau Heilbronn), Sigrid Seeger-Losch, Heiner Sefranek (Mustang Bekleidungswerke), Ferdinand Czak, Klaus Ranger (Sportkreis Heilbronn), Erna Schwarz, Ortwin Czarnowski, Kurt Scheffler (Stadtverband für Sport). rige Vorstand bestätigt. Vorsitzende ist Sigrid Seeger-Losch, stellvertretender Vorsitzender Ortwin Czarnowski. Außerdem gehören dem Vorstand Susanne Sauer sowie Ehrenmitglied Dr. Werner Sauer an. In ihrem Tätigkeitsbericht ging Sigrid Seeger-Losch auf die Aktivitäten der letzten drei Jahre ein, wobei die herausragenden Veranstaltungen die traditionellen Unterländer Olympia-Stammtische im August 2004 und 2006 im Festzelt beim Unterländer Volksfest waren. Diese hatten wieder große Resonanz gefunden, treffen sich doch hier jedes Mal bekannte Sportlerinnen und Sportler von damals und heute sowie verdiente Frauen und Männer des Sports zu einem Fest der Begegnung. Besonders für die älteren Sportler ist es jedes Mal Freude und Genugtuung zu erfahren, dass sie nicht vergessen sind. Außerdem würdigte die DOG Heilbronn-Unterland-Hohenlohe mehrfach Personen mit der Leistungsplakette für ihr beispielhaftes ehrenamtliches Engagement. Aus einem Schreiben des Landesvorsitzenden Theo Götz zitierte Seeger-Losch, dass 80 Bei der Versammlung wurde auch über die Steigerung des Bekanntheitsgrades der DOG diskutiert, denn Sorge bereitet weiterhin die abnehmende Mitgliederzahl in der Kreisgruppe. Bei den Wahlen in drei Jahren soll der Vorstand verjüngt und erweitert werden. Für langjährige Mitgliedschaft konnten Einzelmitglieder, Kommunen und Organisationen mit Nadel und Urkunde ausgezeichnet werden: - 15 Jahre: Stadtverband für Sport, Wilma Bittihn; - 20 Jahre: Herbert Betzenhauser, Emil Burock, Ferdinand Czak, Ortwin Czarnowski, Sportkreis Heilbronn, Turngau Heilbronn, Dr. Jürgen Merkt, Sportfreunde Neckarsulm, Dr. Werner Sauer, Sigrid Seeger-Losch; - 30 Jahre: Erna Schwarz; - 40 Jahre: Gemeinde Blaufelden, Hans Bort, Gemeinde Braunsbach, Sportclub Kocherstetten, MustangBekleidung GmbH. Hochstift Paderborn "Ideale aus dem Sport auf den Alltag übertragen" "Wenn man einmal Olympische Spiele erlebt hat, dann muss man sich einfach engagieren, um den olympischen Gedanken weiter zu tragen", sagt Dr. Hans-Joachim Klein, Olympiateilnehmer im Schwimmen 1960 und 1964, mehrfacher Medaillengewinner und heute Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Er war beim 2. Olympischen Abend in Paderborn, der unter dem Motto "Faszination Olympia gestern - heute - morgen" stand, ebenfalls dem Phänomen Olympia auf der Spur wie der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und Fecht-Olympiasieger 1976, Dr. Thomas Bach, für den hinter der Faszination Olympia folgendes steckt: "204 Nationen an einem Platz unter einem Dach zu versammeln, die im friedlichen Wettstreit gegeneinander antreten, über alle Kulturgrenzen und Sprachbarrieren hinweg." Der Präsident des deutschen Sportdachverbandes dankte der Deutschen Olympischen Gesellschaft für ihren Beitrag, diese Faszination immer wieder den Menschen näher zu bringen. Besonders aktiv ist auf diesem Gebiet die 110 Mitglieder zählende DOG-Zweigstelle im Hochstift Paderborn unter der Leitung ihrer Vorsitzenden Margit Budde, deren Einladung zum 2. Olympischen Abend in den Spiegelsaal der Residenz Schloss Neuhaus fast 350 Während des 2. Olympischen Abends in Paderborn zeichnete DOG-Vorsitzende Margit Budde die Vereine Grün-Weiß Paderborn, vertreten durch den Präsidenten Horst Wiczynski (links), und den Turn- und Sportverein von 1913 Usseln, vertreten durch den Präsidenten Christian Holtel (rechts), für 50jährige DOG-Mitgliedschaft aus. Gruppenbild vor dem Schloss Neuhaus. Von links: Günther Ruthemeyer (Vorstand DOG), Lilli Schwarzkopf (EM-Dritte im Siebenkampf der Leichtathleten), DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein, Troy Arnicke (Jahrgangsmeister im Schwimmen), Dr. Norbert Börste (Vorstand DOG), Heiner Kortebusch (Vorstand DOG), ZDF-Moderator Wolf-Dieter Poschmannn, Pader-borns DOG-Vorsitzende Margit Budde, Jürgen Fornoff (Generalsekretär Deutscher Schwimmverband), Meinolf Päsch (E.ON Westfalen-Weser) und Willi Schluerz (DOG). Gäste folgten, die vor der Podiumsdiskussion zum Thema "Vom Schwimmenlernen zum Olympiasieger - Breitensport und Spitzensport" zunächst der sportpolitischen Standortbestimmung des DOSB-Präsidenten Dr. Thomas Bach lauschten. Bach erinnerte an die positiven Resonanzen der FußballWM und der Handball-WM in Deutschland und sagte: "Wir sind in Deutschland in einer einzigartigen Situation. Kein Land der Welt veranstaltet so viele internationale Titelkämpfe. Wir haben bei der Fußball-WM und der Handball-WM erlebt, welche Identifikationskraft vom Sport ausgeht, die weit mehr ist als das Schwenken der DeutschlandFahne." Der DOSB-Präsident unterstrich, dass der Sport wie kein anderes Feld geeignet sei, Menschen zusammen zu führen. Die Niederlage im Augenblick sei nicht das Ende aller Dinge. Vielmehr sage ein altes chinesisches Sprichwort "Die Niederlage ist die Mutter aller Siege". Sport sei - so Bach weiter - gelebte Integration, denn es gelänge im Sport, soziale Schichten, die isoliert sind, an die Gemeinschaft heranzuführen. Auch deshalb gehöre der Sport ins Grundgesetz, um noch deutlicher zu zeigen, welche gesellschaftliche Kraft in ihm steckt. Bach ging in Paderborn auch auf die aktuelle Doping-Diskussion ein, hob hervor, dass unter der Leitlinie der "Null-Toleranz-Politik" eine Einigkeit im Sport erzielt werden konnte und begrüßte entsprechende Gesetzesvorbereitungen der Bundesregierung, um künftig die Hintermänner, die die Athleten unverfroren an Grenzwerte herandopen würden, zu entlarven und härter und besser belangen zu können. Bach: "Diesen Sumpf müssen wir austrocknen." sich Thomas Bach in Paderborn darüber, dass Deutschlands Sportler im Winter nach wie vor die Nummer eins sind. Allerdings sehe es in den Sommersportarten nicht so gut aus. Nach einer italienischen Studie würde das deutsche Olympiateam für Peking 2008 auf Rang neun eingestuft. Bach: "In 24 Monaten werden wir keine komplette Tendenzumkehr erzwingen können, aber bis London 2012 soll der Aufschwung kommen." Von einer Olympiateilnahme 2012 in London träumt der 15 Jahre alte Paderborner Nachwuchsschwimmer Troy Arnicke, fünffacher deutscher Jahrgangsmeister und Mitglied im D/CKader des Deutschen Schwimm-Verbandes. Er trainiert derzeit schon 14 Stunden in der Woche, häufig auch schon frühmorgens vor der Schule und hat klare Ziele: "Es ist schön, oben auf dem Treppchen zu stehen. Ich will etwas erreichen, will zeigen, was ich kann und später einmal Vorbild für die Kinder sein." Jürgen Fornoff, der Generalsekretär des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), führte die vielschichtige Diskussion aber auch einmal weg vom Spitzensport: "Viele Kinder und Jugendliche müssen in unserem Land erstmals das ‚Nicht-Ertrinken' lernen. Das Wettkampfschwimmen ist da eine ganz andere Sache." Für die Zukunft nannte Bach in der von dem ZDFReporter WolfDieter Poschmann geleiteten Podiumsdiskussion zwei Hauptaufgaben: Es müsse versucht werden, auch bei der durch die demografische Entwicklung verursachten geringeren Zahl an Talenten noch mehr Kinder zum Sport zu bekommen, damit aus einer großen Breite eine Spitze entstehe. Außerdem Die Deutsche Olympische Gesellschaft sieht müssten den Athleten bessere Möglichkeisich auch im Breitensport gefordert. "Olymten geboten werden, Schule und Beruf mit pia beginnt vor der Haustür", sagt die dem Spitzensport zu verbinden. Es gelte, das Paderborner DOG-Zweigstellen-Vorsitzende erfolgreiche System der Eliteschulen auch Margit Budde und beschreibt ihre Arbeit an auf die Hochschulen zu übertragen. Dazu der Basis: Seit drei Jahren wird im Paderborsolle mit einer Auszeichnung ein Anreizsysner Kindergarten Römerstraße in Zusamtem geschaffen werden. Zudem müsse menarbeit mit dem Sportamt der Stadt und "noch mehr Unternehmen der Wirtschaft klar gemacht werden, dass Topsportler in den meisten Fällen auch Spitzenkräfte im Beruf sind". Christian Keller, Welt- und Europameister im Schwimmen, forderte in Paderborn die Gründung einer Stiftung, die sich zur Aufgabe setzt, Illustre Runde auf dem Podium. Von links: Paderborns DOGSportler nach Vorsitzende Margit Budde, Schwimm-Hoffnung Troy Arnicke, Beendigung der Schwimm-Ikone Christian Keller, DSV-Generalsekretär Jür-gen Karriere zu betreuen. Fornoff, Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf, E.ON-Vorstandsvorsitzender Henning Probst, DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und ZDFBei der Analyse des Moderator Wolf-Dieter Poschmann. Spitzensports freute 81 der Universität ein Modellprojekt für mehr Bewegung im Kindergarten durchgeführt. Patin für dieses Projekt ist die erfolgreiche Leichathletik-Siebenkämpferin Claudia Tonn, Olympiateilnehmerin in Athen 2004, die die Kinder regelmäßig besucht. Margit Budde: "In dieser Einrichtung lernen die Kinder bereits schwimmen. 80 Prozent von ihnen machen das Seepferdchen." Lilli Schwarzkopf aus Paderborn, Bronzemedaillengewinnerin im Siebenkampf bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 2006, hat für einen Kindergarten in Bad Driburg-Dringenberg die Patenschaft übernommen. Dieses Modell der Paderborner DOG ist auf die gesamte Republik übertragbar. Denn, wie sagte DOG-Präsident Klein in Paderborn: "Ideale aus dem Sport gilt es auf den Alltag zu übertragen." Dort, wo dies noch nicht funktioniert, sollte schleunigst mit der Umsetzung begonnen werden. Aktion "Kinder bewegen" nicht nur 13 Sportspielekisten an Kindergärten übergeben werden konnten, sondern auch zwei weitere Ereignisse viel Bewegung in Kindertageseinrichtungen brachten. Die insgesamt 40. Spielekiste im Kunstweltmeister David Schnabel mit seinen Patenkindern und den Landkreis Miltenberg Erzieherinnen der "Kinder bewegen"-Modelleinrichtung "Tabaluga" überreichte Rosi in Klingenberg-Trennfurt Dauphin Mitte März gemeinsam mit dem letzten Jahres "Kinder bewegen"-ModellkinVertreter des Sponsors von der Volksbank dergarten. Nachdem Schnabel, einer der Miltenberg, Manfred Stapf, an den Kinder"Sportpaten" dieser Einrichtung, zunächst garten "St. Josef" in Freudenberg. Umrahmt sein Spezialrad erklärt hatte, verfolgten von zahlreichen erwartungsfrohen Kindern mehr als 80 Kinder der Tagesstätte sowie Walter Mirwald nahmen Kita-Leiterin Maria Dinkel, BürgerKinder der 4. Grundschulklasse gespannt meister Heinz Hofmann, Pfarrer Hans und mucksmäuschenstill die akrobatischen Bender und Elternbeitratsvorsitzende Übungen des Rad-Champions. Er demonsSusanne Gallas die Kiste in Empfang. trierte dem staunenden Publikum die Kür, Miltenberg-Obernburg mit der er im November zum 2. Mal in Folge Einige Wochen zuvor hatten Kinder und Weltmeister wurde. Schnabel vergaß auch Erzieherinnen des Kindergartens "Pusteblunicht, eindringlich davor zu warnen, solche me" in Sulzbach-Soden ebenfalls Grund zur Rad-Kunststücke nicht zuhause oder auf Freude, als sie ebenfalls stolze Besitzer der der Straße durchzuführen, sondern nur mit DOG-Spielekiste wurden. Neben Burkhard einem Trainer in der Sporthalle. Nach lang Appel und Rosalinde Roth vom Sponsor Vom Jahr 2007 sind erst drei Monate Raiffeisenbank Obernburg waren Gemeinde- anhaltendem Beifall gab es Autogrammkarten für alle. "aufgebraucht" und doch hat sich bereits bürgermeister Peter Maurer und Norbert viel getan in der Deutschen Olympischen Elbert (Vorsitzender des JohanniszweigverIhre anderen Sportpaten, die HandballfrauGesellschaft, Zweigstelle Miltenbergeins als Träger der Einrichtung) sowie die en von der HSG Sulzbach-Leidersbach, Obernburg. Nicht ohne Stolz verkündet Leiterin Ruth Nickel und Elternvertreterin Vorsitzende Rosi Dauphin, dass in diesem Katja Sommer weitere Zeugen dieses erfreu- besuchten die "Tabaluga"-Kinder am 10. März beim Bundesligaspiel gegen den SC kurzen Zeitraum im Rahmen der DOGlichen Ereignisses. Markranstädt in der Aschaffenburger Unterfrankenhalle. Als besonderes Highlight Ende März löste der durften die Mädchen und Jungen die amtierende WeltSpielerinnen beim Einlaufen begleiten. Nach meister im Einerder Begegnung gab es dann noch ein Kunstradfahren der Erinnerungsfoto mit dem Maskottchen, der Männer, David "HSG-Biene". Schnabel aus Niedernberg bei Helmut Gesierich Aschaffenburg, sein Versprechen zur Demonstration einer "WeltmeisterMünchen Trainingsstunde" vor Kindern und Erzieherinnen der Kindertagesstätte Die Mädchen und Jungen des Kindergartens "Pusteblume" in "Tabaluga" in Sulzbach-Soden freuen sich über die prall gefüllte "SportspielekisKlingenberg-Trennte", die ihnen Rosi Dauphin, die Vorsitzende der DOG Miltenbergfurt ein. Die Einrich- Nach dem Führungswechsel an der Spitze Obernburg, mitgebracht hat. Joachim Ebener übernahm den Vorsitz von tung ist seit Herbst "Kinder bewegen" ist Programm Initiative zur Bündelung der Kräfte 82 Harald Strötgen - ist schnell deutlich geworden, dass die seit fast vier Jahren anhaltende Frischluftzufuhr für die Münchner DOG-Stadtgruppe an Stärke noch einmal zugenommen hat. Wie angekündigt haben sich die Münchner ein ehrgeiziges und anspruchsvolles Ziel gesetzt - und es Mitte März tatsächlich in Angriff genommen: Sie wollen dazu beitragen, "den Anteil der Bayern und insbesondere der Münchnerinnen und Münchner an Olympischen Spielen wieder größer werden zu lassen" (aus einem Einladungsschreiben an interes- Die DOG München mit dem Vorsitzenden Joachim Ebener greift Sprinttalent Christian Blum unter die Arme. sierte Sportfördergruppen). "Die Einheit von Sport und Olympia", deren Symbol nach wie vor das Stadion unter dem Zeltdach ist, soll nach Vorstellungen der Ebener-Mannschaft in der Olympiastadt von 1972 wieder nachhaltiger betont und wahrgenommen werden. Die bayerische Landeshauptstadt hat wohl 1,3 Millionen Einwohner, 670 Sportvereine und 390.000 aktive Sportler - aber immer weniger Starter bei Olympischen Spielen. Das mag ein großstädtisches Phänomen sein, zumal in einem Gemeinwesen wie München mit seinem vom Spitzensport ablenkenden immensen Freizeit- und Kulturangebot, ist aber wohl in erster Linie der erdrückenden Präsenz dreier Profiklubs (Bayern, 1860, Unterhaching) im Fußball geschuldet. In ihrem Schatten fristen Olympische Sportarten mit internationalem Anspruch ein karges Dasein. Der Fußball drückt sie an die Wand, beansprucht das Interesse der Öffentlichkeit und der Wirtschaft allein für sich. Da hilft es auch nicht entscheidend weiter, dass der Olympiasport in München ein infrastrukturelles Umfeld (Übungsstätten, Olympiastützpunkt) vorfindet, das vorbildlich ist. Den Ansatz zu punktueller Hilfestellung sieht die DOG München in ihrer Initiative zur Bündelung von durchaus vorhandenen, aber einzeln still vor sich hin werkelnden Sportfördergruppen und ihres Potentials. In einem ersten Treffen mit Vertretern der Gruppierungen (darunter die Medaillengewinner von 1972, Klaus Wolfermann und Paul Barth sowie Olympiapark-Pressechef Arno Hartung) wurde die Bereitschaft zu einer notwendigen konzertierten Aktion festgeklopft. Absichtserklärungen, verkrustete Strukturen aufzubrechen, machten die Runde. Ein nächstes Treffen Anfang Mai wurde vereinbart. Dann sollen konkrete Vorschläge auf den Tisch und zur Umsetzung vorbereitet werden. Ein erstes Beispiel, wie Hilfe aussehen kann, hat die DOG München beim März-Treffen selbst vorgestellt: Sie unterstützt finanziell seit Februar den herausragenden Leichtathleten der Stadt, den gerade erst 20 Jahre alten deutschen Hallenmeister über 60 Meter, Christian Blum aus Unterhaching. Die Vereinbarung wurde am Olympiastützpunkt besiegelt und sieht für Blum die Verpflichtung vor, die Antidopingrichtlinien einzuhalten. Der junge Sprinter, der von der Statur her wie ein Gegenentwurf zu den überseeischen Muskelbergen seiner Zunft erscheint, freut sich über die DOG-Hilfe hilft sie ihm doch, sich weiterhin auf den Leistungssport konzentrieren zu können. Michael Gernandt Odenwald Patenschaftstreffen mit den Kindergärten In Sachen Bewegungsförderung setzt die DOG Odenwald auch auf gegenseitige Befruchtung. Die Zweigstelle unterstützt neben dem Städt. Kindergarten "Flohzirkus" in Michelstadt, Modellkindergarten der Initiative "Kinder bewegen", weitere Oden- wälder Kindertageseinrichtungen in Form von Patenschaften. Das Ziel: die Einrichtungen sollen voneinander lernen und von gesammelten Erfahrungen profitieren. Zu Während seines Besuchs beim Basar des Kindergartens Steinmetzstraße in Höchst übergab Horst Neff, stellvertretender Vorsitzender der DOG Odenwald eine Spende von 50 Euro an die Leiterin Doris Krawitz und Frau Vogtländer. Der Kindergarten ist schon seit Jahren DOG-Patenkindergarten. diesem Zweck hatte die DOG Odenwald ihre Patenkindergärten am 7. März zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen. 15 Teilnehmerinnen, Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen aus den Kindergärten Reichelsheim, Erbach, Michelstadt und Höchst, waren der Einladung zum nachmittäglichen Gespräch bei Kaffee und Kuchen gefolgt. Sie erfuhren zunächst von einem Angebot der mehrfachen Fitness-Weltmeisterin Gabriela Scheu, die den Einrichtungen ein Referat zum Thema "Fit Kids statt dicke Kinder" für Elternabende vorschlug. Christina Schuller vom "Kinder bewegen"Modellkindergarten in Michelstadt berichtete anschließend über die Förderung von Bewegungserfahrung im Wasser. Systematisch, temperamentvoll und facettenreich beschrieb sie die Notwendigkeit, dass Kinder mit dem nassen Element vertraut werden, und begeisterte ihre Kolleginnen dafür, die Wassergewöhnung in ihr Programm aufzunehmen. DOG-Vorstandsmitglied Philipp Schmitt, der zugleich auch Pate des Kindergartens Reichelsheim ist, warb für das Thema "Bewegung in der Natur". Die Begegnung mit der Natur sei den Kindern fremd geworden, so Schmitt. An anschaulichen Beispielen zeigte er auf, dass Entdeckungen der Pflanzen und Tiere für Kinder eine wertvolle Bereicherung sind. 83 Der ebenfalls zur Runde gehörende Schulbeauftragte Manfred Kirschner zeigte sich von der der Arbeit in den Patenkindergärten der DOG Odenwald beeindruckt. Er machte den Erzieherinnen Mut, ihre Arbeit aktiv fortzusetzen. In der abschließenden, äußerst lebendigen Diskussion ging es um die Alltagserfahrungen und Wünsche der Einrichtungen. Zu letzteren gehörte auch die Wiederholung dieses Erfahrungsaustausches, die für den Herbst dieses Jahres vorgesehen ist. Ein Thema wird dann auch die Bewegungsförderung in Familien mit Migrationshintergrund sein. Gesellschaft, übergab ihm bei der KreisSportlerehrung in Michelstadt die Anerkennungsurkunde der DOG, die auch Landrat Horst Schnur mit unterzeichnet hatte. Mit der Ehrung war ein Geldpreis von 250 Euro verbunden - als Gemeinschaftsgeschenk des Kreises und der DOG. Hubert Hey bezeichnete Aaron Sauter als sportliches Vorbild für die Schützenjugend. In einer Zeit, in der Computerspiele und der tägliche Umgang mit dem Medienangebot immer mehr zum Kerninhalt im Leben Heranwachsender werden, schütze die Begegnung im Sportverein vor Vereinsamung. Dabei lerne der junge Sportler vor allem Beharrlichkeit und Disziplin als Grundvoraussetzungen für den späteren Lebenserfolg. Juniorsportler des Odenwaldkreises geehrt Aaron Sauter dankte für die Auszeichnung mit persönlichen Worten und beeindruckte auch hier mit seiner Ruhe. Einen besonderen Höhepunkt bei der Sportlerehrung des Odenwaldkreises stellt seit einigen Jahren die Ausrufung des Juniorsportlers oder der Juniorsportlerin des Jahres dar. 2007 fiel die Wahl auf den 16 Jahre jungen Aaron Sauter aus Beerfelden, der als Sportschütze für den SV FalkenGesäß startet. Bei den Deutschen Meisterschaften 2006 hatte er im Einzel-Wettbewerb mit Kleinkaliber-Sportpistole und Luftpistole den ersten Platz belegt. Auch in der Einzel-Entscheidung bei den Hessenmeisterschaften (Freie Pistole) hatte Sauter Rang eins erzielt. Ideelle Unterstützung für Schulolympioniken Hubert Hey, Vorsitzender der Kreisgruppe Odenwald der Deutschen Olympischen Der Juniorsportler des Jahres 2007 im Odenwaldkreis, Aaron Sauter (SV FalkenGesäß), mit dem DOG-Vorsitzenden Hubert Hey (links) und dessen Stellvertreter Horst Neff (zweiter von rechts) sowie dem Ersten Kreisbeigeordneten Dietrich Kübler (Mitte) und dem Kreistagsvorsitzenden Rüdiger Holschuh. 84 Die DOG Odenwald will die Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Michelstadt neu aktivieren. In einem ersten Gespräch zwischen dem DOG-Vorsitzenden Hubert Hey, dem Schulbeauftragten der Zweigstelle, Manfred Kirschner, der auch Rektor an der Grundschule am Treppenweg in Erbach ist, und der Schulleitung ging es um die Frage, wie die olympische Idee speziell in der Sportklasse 5 vermittelt werden kann. Mit Vorträgen und Diskussionen plant die Zweigstelle, die Schüler zunächst für das Thema zu begeistern. Zusätzlich will sie die Abschlussauftritte mit den aktiven und erfolgreichen Teilnehmern der Aktion ‚Jugend trainiert für Olympia" begleiten. Die Schulleitung vertreten durch Herrn Oberstudiendirektor Aderhold und Herrn Studiendirektor Eckhart zeigte sich gegenüber den Ideen sehr aufgeschlossen und sagte zu, die Gründung einer Patenschaft unterstützen. Die Umsetzung ist noch für das laufende Schuljahr vorgesehen und die Schule freut sich, dass die olympischen Bestrebungen der Schülerinnen und Schüler auf sportlicher Ebene nun durch die DOG Odenwald auch ideell begleitet werden. Odenwald-Tauber Weitere lokale "Kinder bewegen"-Initiative Für die Aktion "Kinder bewegen" kann die Deutsche Olympische Gesellschaft Odenwald-Tauber den erfolgreichen Start einer weiteren regionalen Aktion im Kampf gegen Bewegungsarmut bei Kindern vermelden. In Lohrbach im Neckar-Odenwald-Kreis startete sie im Beisein zahlreicher Eltern und Vertreter der beteiligten Einrichtungen ein viel versprechendes Pilotprojekt mit der Ballschule Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Kindergarten und unterstützt durch den Rotary-Club Mosbach-Buchen. Über 40 Mädchen und Jungen im Alter zwischen drei und sechs Jahren haben somit die Gelegenheit, regelmäßig unter fachkundiger Anleitung der Übungsleiterinnen ihrem natürlichen Bewegungs- und Spieldrang zu frönen, und das in kleinen Gruppen und vor allem mit dem Universalspielgerät Ball. Die Anschubfinanzierung dieses Projektes durch DOG-Zweigstelle und Rotary-Club soll vor allem den Eltern die Besonderheit und den Wert dieses speziellen Bewegungsangebotes vermitteln, um das Angebot fest zu etablieren und nachhaltig zu gestalten. Bei der Vorstellung und Eröffnung des Projektes unterstrich Zweigstellenvorsitzender Michael Knaus den unschätzbaren Wert solcher Bewegungsangebote für die Gesundheit der Kinder, aber auch die Bedeutung eines solchen Pilotprojektes, das hoffentlich bald und viele Nachahmer finden möge. Optimistisch stimmt dabei die Beurteilung von Kindergartenleiterin Elisabeth Kiefer, die sich sicher ist, "dass dieses Konzept richtig ist und nachhaltig wirkt". Sie äußerte sich zuversichtlich, dass das Angebot von den Kindern und Eltern angenommen werden wird und nachhaltig gestaltet werden kann. Wie spontan und begeisternd sich das Motto "Kinder bewegen" umsetzen lässt, konnten die Gäste sodann bei der ersten Übungseinheit live miterleben und die Sponsoren sich überzeugen, dass ihre Hilfe sinnvoll investiert ist. Die Kinder jedenfalls ließen sich von den prominenten Gästen keineswegs beeindrucken. Völlig unbeeinflusst beschäftigten sie sich mit dem Ball, rollten, warfen, fingen und kickten ihn so engagiert, dass das Zuschauen Spaß machte. Ihre Freude an der Bewegung war unverkennbar, wie nebenbei wurde ihre Beweglichkeit gefordert und gefördert. Das spielerische Engagement zeigte sehr schnell Wirkung, schon nach wenigen Minuten kamen die ersten ins Schwitzen. Sehr zufrieden über den Start äußerten sich Zweigstellenvorsitzender Knaus und auch der Präsident des Badischen Sportbundes Heinz Janalik als Schirmherr der Ballschule Neckar-Odenwald, der Außenstelle der Ballschule Heidelberg, eines Kooperationsprojekts zwischen dem Institut für Sport und Sportwissenschaft so wie der Universität Heidelberg. Er strebt eine Erweiterung und dauerhafte Integration dieses gesundheitsfördernden Angebotes an und forderte als tragende Basis die Vernetzung von Schule, Kindergarten, Kommune und Vereinen, denn nur bei deren gemeinsamem Bemühen könne es gelingen, möglichst viele Kinder in allen Altersstufen zu erreichen. Auch die Zweigstelle Odenwald-Tauber der Deutschen Olympischen Gesellschaft freut sich über diesen neuerlichen Erfolg. Sie wird auch weiterhin ‚am Ball bleiben' und ist bereits auf der Suche nach weiteren interessierten Kindergärten sowie kooperationsbereiten Vereinen und Sponsoren. Walter Jaufmann Trauer um Manfred Maninger Die Deutsche Olympische Gesellschaft, Zweigstelle Odenwald-Tauber trauert tief erschüttert um ihr Vorstandsmitglied Manfred Maninger, das völlig überraschend am 23. Februar im Alter von nur 60 Jahren verstarb. Oberstudiendirektor Maninger, seit 1997 Leiter der Kaufmännischen Schule in Tauberbischofsheim, war nicht nur im Schulwesen eine geschätzte Persönlichkeit, brachte er doch seine Fachkompetenz und sein Wissen in einer Reihe von schulischen Gremien auf Landes- und Bezirksebene ein. Darüber hinaus war er in der Vereinswelt seiner Heimatgemeinde Dittwar sehr engagiert. Aber auch der Fechtclub Tauberbischofsheim, der Deutsche Orden, der Lion- sclub und der Main-Tauber-Kreis verloren mit ihm eine hochgeschätzte Persönlichkeit. Und nicht zuletzt natürlich die DOG Odenwald-Tauber, in der er sich seit der Eingliederung des Main-Tauber-Kreises als Vertreter der Schulen dieses Kreises in der erweiterten Vorstandschaft eingebracht hat. Die Zweigstelle sagt Danke für seine Mitarbeit und Unterstützung und wird ihn in ehrender Erinnerung behalten. Pfalz Erste KindergartenOlympiade in Meckenheim Eine Premiere gab es am 7. Februar in Meckenheim - für die 60 Kinder aus den zwei örtlichen Kindertageseinrichtungen fanden die 1. "Olympischen KindergartenSpiele" statt. Die Idee zu dieser besonderen Veranstaltung hatte der Ortsbürgermeister höchstpersönlich: Heiner Dopp, RekordNationalspieler, Landestrainer im Hockey und außerdem Vorstandsmitglied der DOG Pfalz, hatte sich 5 spielerischen Disziplinen Heiner Dopp, Bürgermeister, RekordNationalspieler, Landestrainer im Hockey und außerdem Vorstandsmitglied der DOG Pfalz, hatte die Idee für die KindergartenOlympiade in Meckenheim. Die Sporthalle war mit Fahnen der Deutschen Olympischen Gesellschaft geschmückt. Nachdem der Vorsitzende der DOG Pfalz, Carlo von Opel, die Wettbewerbe für eröffnet erklärt hatte, ging es auch schon los mit Laufen, Balancieren, Springen, Krabbeln, Werfen und Fangen. Nicht nur die wettkämpfenden Mädchen und Jungen, sondern auch rund 100 Zuschauer hatten einen Riesenspaß an den Bewegungsübungen, die äußerst kurzweilig vom Moderator - auch diese Aufgabe hatte Heiner Dopp übernommen - kommentiert wurden. Zu dieser besonderen Veranstaltung waren genau wie bei den Olympischen Spielen der Großen nicht nur die Vertreter der regionalen und überregionalen Presse, Das Zielwerfen auf die Olympischen Ringe war eine der sondern mit Dr. Alois Bierl, fünf Disziplinen. Jürgen Brecht und Heiner Dopp auch wahrhaftige Olympiamedaillengewinner ausgedacht, die sowohl Beweglichkeit als dabei. Diese nahmen dann auch die Ehrung auch Geschicklichkeit und Körperbeherrder Siegerinnen und Sieger vor. Die Besten schung erforderten. erhielten Gold-, Silber- und Bronzemedaille und jedes Kind erhielt eine Urkunde der Deutschen Olympischen Gesellschaft. 85 Als zum Abschluss die "Großen" Olympioniken ihre im Rudern, Fechten und Hockey gewonnenen Medaillen (1xGold, 2xSilber, 1xBronze) zeigten, waren es nicht nur die Kinder, die einmal eine echte Olympiamedaille in ihren Händen halten wollten. begrüßen: aktive Sportler, ehrenamtliche Funktionäre, Freunde und Förderer des Sports, regionale Polit-Prominenz und Vertreter der Wirtschaft. Die Schirmherrschaft hatte traditionell Landrat Dr. Thomas Reumann übernommen. Ein Dankeschön gab es für all die fleißigen Helfer, die Kindergärtnerinnen, die Helfer vom Meckenheimer Sportverein und den Sportpädagogen Wolfgang Ziegler, die durch eine hervorragende Organisation zum Gelingen dieses Tages beigetragen hatten. Und Verbandsbürgermeisterin Marion Magin sprach den Wunsch aller Beteiligten aus: diese Olympischen Kindergarten-Spiele sollten doch bitte nicht wie das große Vorbild erst wieder in vier Jahren stattfinden. Das vielseitige Programm sorgte für eine gelungene Unterhaltung der 500 Gäste. Die Rhönrad-Gruppe des SV Auingen begeisterte genauso wie die Talentschule des TSV Urach (Leitung Conny Götzendorfer) und die Akrobatik-Gruppe der TSGV Albershausen (Leitung Günter Mäußnest). Atemberaubend war der Auftritt des Jongleurs Robin Mehnert mit seiner artistisch perfekten Vorführung, und die Lateinformation des 1.TC Ludwigsburg zeigte tänzerisches Können auf sehr hohem Niveau. Die DOG Pfalz hat's vernommen. Interessierte Kindergärten aus der Region mögen sich bitte direkt an die Bezirksgruppe (www.DOG-Pfalz.de) wenden. Der Höhepunkt des Abends nahte jedoch mit der Ehrung der erfolgreichsten Sportler und Sportlerinnen des vergangenen Jahres. Reutlingen Zum 37. Mal - der Reutlinger Sportlerball! Unter dem Motto "Faszination Sport" hatte der Reutlinger Sportkreis Anfang März zu seinem 37. Sportlerball geladen. Wieder konnte der Sportkreisvorsitzende Karl-Heinz Walter in der Listhalle viele Festgäste Zur Sportlerin des Jahres gewählt wurde Katharina Haase (TSV Böhringen, Mountainbike, deutsche Meisterin, 6.Platz bei der WM), den 2.Platz belegte Nina Morgenstern (SG Dettingen, Triathlon), den 3.Platz erreichte Gabriele Stanger (TSV Dettingen, Mountainbike). Sportler des Jahres wurde - wie bereits 2004 - Michael Göhner (TSG Reutlingen, Triathlon, 5.Platz bei den EM), auf dem 2. Platz folgte Timo Zeiler (TSV Trochtelfingen, Leichtathletik) und den 3. Platz belegte Tim Kneule (TV Neuhausen, Handballer). Mannschaft des Jahres wurden die Handballerinnen des TuS Metzingen (2. Bundesliga 6. Platz), gefolgt vom TSV Dettingen (Rope-Skipping) und dem TV Neuhausen (Triathlon). Den Sonderpreis für Behindertensportler erhielt die Judogruppe der TSG Reutlingen: Simon Ganzner, Daniela Schepanek, Jeremias Staiger, Patric Steimle und Manuel Vollmer. Vorbild für Fair Play und Leistung: Erich Jud nimmt den Fairness-Preis der Deutschen Olympischen Gesellschaft und die damit verbundene Geldprämie aus den Händen des DOG-Vorsitzender Jochen Zeller (rechts) und Bernd-Dieter Reusch (Mitte) von der Volksbank entgegen. 86 Mit dem Fairness-Preis der Deutschen Olympischen Gesellschaft wurde Erich Jud (SG Dettingen) ausgezeichnet. Jochen Zeller, Vorsitzender der DOG-Kreisgruppe Reutlingen, hob in seiner Laudatio die Vorbildfunktion von Erich Jud hervor. In mehr als 40-jähriger Tätigkeit im Sport, in Verein und Schule hat er in herausragen- der Weise den fünf goldenen Fair-PlayRegeln der Deutschen Olympischen Gesellschaft entsprochen. Erich Jud ist ein Beispiel für Toleranz und Integration, ein Vorbild bei der Übernahme von Ehrenamt und Verantwortung, ein überzeugender Förderer sportlicher Leistung. Er engagiert sich als überaus kompetenter Trainer, Betreuer sowie Sportwart, ist zugleich als Oberschulamtsbeauftragter und Schulsportverantwortlicher tätig und fungiert darüber hinaus als Vereinsvorsitzender. Der Fairness-Preis der Deutschen Olympischen Gesellschaft ist verbunden mit einem Geldpreis der Bezirksvereinigung der Volksund Raiffeisenbanken im Kreis Reutlingen und wurde überreicht durch deren Vorsitzenden Bernd-Dieter Reusch. Mechthild Juny Schwarzwald-Bodensee "Stille Helfer" gewürdigt Zwei "stille Helfer" des Sports wurden im Rahmen der diesjährigen Sportlerehrung der Stadt Tuttlingen am 17. März mit der Plakette für besondere Leistungen der Deutschen Olympischen Gesellschaft ausgezeichnet. Gemeinsam mit zahlreichen Tuttlinger Sportlerinnen und Sportlern standen auch Karin Trommer und Vladimir Tapal auf der Bühne der Tuttlinger Stadthalle. Beide erhielten diese besondere Ehrung aus den Händen des Oberbürgermeisters Michael Beck, der zugleich Vorsitzender der DOG Schwarzwald-Bodensee ist, für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement. Mit der Auszeichnung verbunden war ein Geschenkgutschein, gestiftet von der Volksbank Donau-Neckar, den deren Vorstand Winfried Baumann persönlich an die sichtlich überraschten Geehrten überreichte. Karin Trommer organisiert in der Turngemeinde Tuttlingen 1859 e.V. seit zehn Jahren das gesamte Catering beim "Volleyball-Event für Kids". Sie ist außerdem verantwortlich für das Eltern-Kind-Turnen und engagiert sich für die Kooperation des Vereins mit den örtlichen Kindergärten. So "bewegt" sie wöchentlich die Kinder von fünf Einrichtungen und in einem Kindergarten die Eltern gleich mit. Vor wenigen und hohem persönlichen Zeitaufwand pflegt. Auch die Homepage des seit 2004 jährlich in Tuttlingen stattfindenden Sportevent "Run&Fun" wird von Vladimir Tapal betreut. Oberbürgermeister Michael Beck, Vorsitzender der DOG Schwarzwald- Bodensee überreicht Vladimir Tapal im Beisein des Präsidenten des Stadtverbands für Sport, Wolfgang Wuchner (links), sowie von Winfried Baumann (rechts) von der Volksbank Donau-Neckar die Plakette für besondere Leistungen der DOG. Wochen hat Karin Trommer ihr Zertifikat als staatlich geprüfte Übungsleiterin für den Bereich Kindersport erhalten. Karin Trommer wirkt auch als sehr aktive Multiplikatorin: So verknüpft sie ihre Funktion als stellvertretende Gesamtelternbeiratsvorsitzende der Tuttlinger Schulen mit der Elterninitiative des vom Schwäbischen Turnerbund betreuten Projektes "Kinder unsere Zukunft: Tuttlingen bewegt sich". Vladimir Tapal engagiert sich bei den Tuttlinger Sportfreunden e.V. 1965 dafür, dass die Vereinszeitung "TSF-Aktuell" dreibis viermal jährlich in ansprechender Gestaltung und Bebilderung erscheint. Vladimir Tapal ist auch sonst derjenige, der das Vereinsgeschehen fotografisch festhält und dokumentiert. Er richtete 1999 den Internetauftritt des Vereins ein, den er bis heute mit überdurchschnittlichem Engagement Karin Trommer erhielt ebenfalls die Plakette für besondere Leistungen der Deutschen Olympischen Gesellschaft aus den Händen von Michael Beck. Für die beiden Tuttlinger "stillen Helfer" kam diese Anerkennung ihrer sportlichen Leistungen durch die Deutsche Olympische Gesellschaft ganz und gar überraschend. Mit dieser besonderen Auszeichnung fand die Sportlerehrung einen gelungenen Abschluss. Südniedersachsen Ereignisreiche Herbst-Wintersaison Die Herbst-Wintersaison 2006/07 war bei der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Zweigstelle wieder von erfolgreichen Veranstaltungen geprägt. Dabei war die rege Beteiligung der Mitglieder, vor allem aber auch zahlreicher Interessierter aus der sonstigen (Sport-)Öffentlichkeit erfreulich. Abends" war Ruth Klimke, Vizepräsidentin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (DRV) und Witwe des vielfachen DressurOlympiasigers Rainer Klimke, eingeladen. Sie stellte die DRV vor und plauderte mehr als unterhaltsam aus dem Leben einer Reiterfamilie im Hochleistungssport. Dieser Abend und Münster insgesamt waren schon allein die Reise von Göttingen nach Westfalen wert. Den Höhepunkt bildete dann aber am folgenden Tag der Besuch des Hauptrundenspiels der Handball-WM Deutschland-Island in der Dortmunder Westfalenhalle. Die Göttinger DOG'ler feierten - wie schon in Sydney 2000 und Athen 2004 - mit der deutschen Mannschaften einen großen Erfolg auf dem Weg zum WM-Titel. Aber auch die Alltagsaktivitäten der Bezirksgruppe Südniedersachsen kommen nicht zu kurz. So konnte das im Kreis Göttingen, im Kindergarten in Friedland, initiierte Modellprojekt "Kinder bewegen" nach dreijähriger Laufzeit im Dezember eine erfolgreiche Bilanz der Förderung durch die DOG und ihren Partner Opel ziehen. Diese entsprach geradezu ideal der Grundidee des Projektes, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Der Träger des Kindergartens, die Gemeinde Friedland, erklärte jetzt nach Auslauf der Förderung, dass die Einrichtung selbstverständlich in der Modellstruktur als "bewegter Kindergarten" weitergeführt wird. Zu den laufenden Aktivitäten der BezirksNachdem Anfang November im Rahmen gruppe gehören auch die Patenschaften für ihres jährlichen Herbstforums der OlympiaKinder und Jugendliche im leistungsbezosieger im Gehen von 1980 in Moskau und vielfachen Welt- und Europameister, Hartwig Gauder, zu Gast bei den Göttingern war, stand Ende Januar wieder die traditionelle Winterfahrt zu einem sportlichen Highlight an. Ziel war dieses Mal der Besuch der Sportund Kulturstadt Münster, wo der dortige Sportamtsleiter Bernd Schirwitz Gastgeber war. Die Göttinger DOG'ler als ganz normale Touristen in der Sport- und Als Ehrengast des Kulturstadt Münster… "Olympischen 87 … und als begeisterte Handballfans beim WM-Spiel Deutschland gegen Island in der Dortmunder Westfalenhalle ter bzw. Sportfunktionär des jeweiligen Jahres geehrt. Mit den Preisen möchte die DOG Zwickau besonderen Leistungen auf dem Gebiet des Breiten-, Behinderten-, Nachwuchs- und Leistungssports des Jahres ehren. Die sportliche Leistung zählt dabei ebenso wie außergewöhnliches Engagement für Fair Play und Integration. genen Nachwuchssport. Zur Zeit werden fünf Sportlerinnen und Sportler sowie drei Mannschaften aus den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen, Rythmische Sportgymnastik, Handball und Basketball über Paten aus der Deutschen Olympischen Gesellschaft und deren Kooperationspartner, insbesondere der Sparkasse Göttingen, durch finanzielle Unterstützungen und Betreuungen gefördert. Für die Sportförderpreise 2006 konnten die Sportorganisationen der Stadt Zwickau und des Zwickauer Landes ihre Vorschläge bis Mitte Januar 2007 bei der DOG Zwickau einreichen - und Anfang Februar war es dann endlich soweit. Im Rahmen der "Sportler des Jahres"-Veranstaltung der Stadt Zwickau am 3. Februar gab die Deutsche Olympische Gesellschaft die Preisträger bekannt. Zum Abschluss der Wintersaison stand im März noch ein Begegnungsabend mit ‚ihrem' Mitglied und Deutschen Mehrkampf-Hallenmeister in der Leichtathletik, Jacob Minah aus Göttingen, auf dem Programm. Der Göttinger Modellathlet berichtete unter anderem von seiner ersten Teilnahme an den Halleneuropameisterschaft Anfang März in Birmingham/Großbritannien. Gewinnerin des Förderpreises für Einzelsportler wurde die 17jährige Schwimmerin Luzie Metschke. Als mehrfache Medaillengewinnerin bei sächsischen und süddeutschen Meisterschaften gehört die Gymnasiastin zu den Besten ihres Jahrgangs in Deutschland. Wolfgang Buss Zwickau Sportförderpreise vergeben An Stelle des langjährigen Fair-PlayWettbewerbes im Zwickauer Sport vergibt die Stadtgruppe Zwickau der Deutschen Olympischen Gesellschaft seit dem vergangenen Jahr Sportförderpreise in drei Kategorien. Zum einen wird die/der beste Einzelsportlerin bzw. Einzelsportler des jeweiligen Jahres ausgezeichnet. Ein zweiter Preis geht an den Sportverein / die Sportmannschaft / die Einrichtung des Jahres. Und schließlich wird der Trainer, Übungslei- 88 Die Sportkindertageseinrichtung "Zwergenland" erhielt den Förderpreis in der Kategorie Sportverein/Mannschaft/Einrichtung. Mit der Auszeichnung würdigte die DOG Zwickau das beispielhafte Engagement der Kita für Bewegung und Gesundheit der Kinder und ihrer Familien. Der dritte Sportförderpreis wurde an den Stützpunktleiter beim Radsportverein ESV Lok, Klaus Müller, vergeben. Seit Jahrzehnten bringt der 72Jährige seine Fachkompetenz und seine menschlichen Qualitäten zum Wohle des Nachwuchsradsports ein. Alle Ausgezeichneten erhielten neben der öffentlichen Anerkennung Urkunde, Pokal und Einkaufsgutschein sowie die besten Wünsche der DOG Zwickau für die Zukunft. Impressum Olympisches Feuer Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft Herausgeberkollegium: Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG), Steffen Haffner, Michael Gernandt Chefredakteur: Harald Pieper Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer, Kerstin Henschel Redaktionsanschrift: Dr. Stefan Volknant Deutscher Olympischer Sportbund Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27 E-Mail: volknant@dosb.de Harald Pieper Stieglitzstraße 2 63263 Neu-Isenburg Telefon: 0 61 02 / 5 22 62 Herstellung, Vertrieeb & Verlag: Peter Kühne Verlag Theodor-Heuss-Straße 11 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70, Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71 E-Mail: freiwurf@aol.com Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten. Druck: HMS-Druckhaus GmbH Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 93 39-0. Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch: Geschäftsstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 0 69 / 69 50 16-0, Telefax: 0 69 / 6 77 18 26, E-Mail: office@dog-bewegt.de, Frankfurter Sparkasse, Kontonummer 200313592, Bankleitzahl: 500 502 01 Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum. Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB bzw. der DOG entsprechen. Titelgrafik: Eberhard Stroot Fotos, Illustrationen, Karikaturen: picture-alliance/ddpa Wolfgang Desombre Deutsche SporthilfeVerena Günther IOC Thierry Monasse JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA Klaus Sarsky Jo Sauer Herbert Somplatzki Markus Stegner 89 Deutsches Sport & Olympia Museum Herausgeber: Deutsches Sport & Olympia Museum Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0 Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen Internet: www.sportmuseum.info Jahrgang 27 - Heft 2/2007 Eröffneten gemeinsam die Sonderausstellung "Sport macht sexy: Kurator Ansgar Molzberger, Vorstandsvorsitzender Professor Walther Tröger, Direktor Dr. Christian Wacker und Museumssprecher Klaus H. Schopen. Sport macht sexy Am 23. März 2007 wurde im Deutschen Sport & Olympia Museum die große Sonderausstellung "Sport macht sexy" eröffnet. Einen Rundgang finden Sie in der OF-Galerie in der nächsten Ausgabe des Olympischen Feuers. An dieser Stelle sollen Zitate von Dr. Michael Vesper und Professor Walther Tröger die Ausstellung auf den Punkt bringen: "Macht Sport also sexy? Ja unbedingt! Sport begeistert, macht sinnlich, erzeugt Wohlgefühl. Sport macht selbstbewusst, schafft Erlebnisse, bringt Menschen zusammen. Sport ist Bewegung, Emotion und Wettkampf. Sport hilft den eigenen Körper bewusst zu erleben. Sport lässt lachen und weinen, ist nicht neutral. All das zusammen genommen, in einem Satz: Sport macht sexy!", Dr. Michael Vesper. "Der Begriff "sexy" steht modern für Attraktivität, Lebens- und Sinnenfreude und Zuwendung. Was wäre besser geeignet als Synonym oder Attribut für den Sport, wie wir ihn wünschen und darstellen wollen.", Professor Walther Tröger. Sammlerkarte Pünktlich zur 8. Internationalen Sammlerbörse hat das Deutsche Sport & Olympia Museum eine eigene Sammel-Edition kreiert. Vierteljährlich wird ab sofort mit einer Sondereintrittskarten-Edition an sporthistorische Ereignisse erinnert werden. Diese Eintrittskarten erscheinen in einer limitierten Auflage von 250 Exemplaren und werden von Hand nummeriert. Sie können durch ein um 2,00 € erhöhtes Eintrittsgeld an der Museumskasse erworben werden und berechtigen zum einmaligen Besucher der Ausstellung des Deutschen Sport & Olympia Museums. Außerdem sind die Sammlerstücke unter info@sportmuseum.info erhältlich. Als erstes Motiv ist im März 2007 eine Darstellung des Münchner Olympiastadions Wenn nicht jetzt, wann dann! Die Erinnerungen an die HandballWeltmeisterschaft 2007 werden noch lange in den Herzen der Menschen weiterleben. Das Wintermärchen, das mit dem 1. Platz der deutschen Mannschaft endete hat Einzug ins Deutsche Sport & Olympia Museum gehalten. Stücke des Hallenbodens vom Endspiel, darunter ein Sieben-Meter-Punkt, ein Ball mit den Unterschriften des Teams von Bundestrainer Heiner Brand und das Maskottchen "Hannibal" als lebensgroße Figur, sind spannende Objekte, die nun die Sammlung des Museums ergänzen. Im Foyer wurde eine Vitrine eingerichtet, die an den Triumph vom 4. Februar 2007 erinnert. 90 Die Motive der Sammlerkarten 2007 München 1972 Kurt Brumme Die Sonderstempel der 8. Internationalen Sammlerbörse der IMOS im Deutschen Sport & Olympia Museum. Berlin 1936 erschienen, diesem folgt im Juni eine historische Aufnahme von Kurt Brumme, aufgenommen während einer Radioreportage im Glück-Auf-Stadion in Sodingen/ Herne in den 50er Jahren. Im September erscheint dann das Deckblatt eines Schmucktelegramms, das zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin herausgegeben wurde und im Dezember schließlich beendet ein Foto, das Max Schmeling 1928 bei Training zeigt, das Jahr. 8. IMOS-Sammlerbörse im Deutschen Sport & Olympia Museum Am Sonntag, 11. März 2007, veranstaltete das Deutsche Sport & Olympia Museum die mittlerweile 8. Internationale Sammlerbörse. Das Museum, die "Internationale Motiv- 91 Max Schmeling gruppen Olympiaden und Sport" IMOS und das Sportamt der Stadt Köln hatten ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet. Bei freiem Eintritt erwartete die zahlreichen Besucher, Sportbegeisterten und Sammler wieder ein Großtauschtag im Foyer. Händler und Privatsammler aus Übersee und Europa boten attraktive Objekte, Erinnerungsstücke, Literatur, Memorabilien, Briefmarken und Münzen zu den Themen Olympiade und Sport an. Um 12 Uhr gab es eine Autogrammstunde mit berühmten Sportlern. Gekommen waren Medaillengewinner der Olympischen Spiele von 1956 in Melbourne und 1960 in Rom, unter anderem Martin Lauer, Gold über 4x100m 1960, die ehemaligen Kanuten Fritz Briel und Theo Kleine, Silber im Zweier Kajak 1956, Wolfgang Behrendt 1. Olympiasieger der DDR im Boxen 1956 sowie Michel Scheuer, Gold im Zweier-Kanu 1956. Eine Freude war es auch, den ehemaligen Steuermann im Ruderzweier Reiner Borkowski und die Kugelstoßerin Marianne Werner- Professor Walther Tröger (1. Reihe, 2.v.r.) und Charly Biernat (2. Reihe, 2.v.r) freuten sich über zahlreiche Olympiateilnehmer, die an der Autogrammstunde der 8. Internationalen Sammlerbörse teilnahmen. Ader begrüßen zu können. Gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Sport & Olympia Museums, Professor Walter Tröger, sorgten diese "Helden aus früheren Tagen" für großes Gedränge am Autogramm-Tisch und waren überrascht wie groß das Interesse an ihren Erfolgen nach zum Teil über 50 Jahren noch ist. Zwei exklusive Sonderstempel, die ein "Sonderpostamt" der Deutschen Post AG anbot, rundeten das Programm ab. Die Besucher konnten an einem Stand den Stempel des Deutschen Sport & Olympia Museums "Vor 75 Jahren: Erste Briefmarke zu Olympischen Winterspielen", den Stempel des Sportamtes "WM-Stadt Köln", Sondermarken und diverse andere für Philatelisten interessante Objekte erwerben. Da bereits jetzt die ersten Anfragen für die 9. Sammlerbörse im März 2008 vorliegen, ist sich Organisator Charly Biernat, der 2. Vorsitzende der IMOS - Internationale Motivgruppen Olympiaden und Sport e.V., sicher, dass auch im nächsten Jahr an die Erfolge der Vorjahre angeknüpft werden kann. Jahrespressekonferenz 2007 Am 12. März 2007 hatten der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Sport & Olympia Museum Professor Walther Tröger und Museumsdirektor Dr. Christian Wacker zu einer Jahrespressekonferenz in die KurtBrumme-Galerie des Deutschen Sport & Olympia Museums eingeladen. Gemeinsam wollten sie das zurückliegende Jahr zusammenfassen und eine Ausblick auf das kommende Jahr geben. Walther Tröger betonte, dass die schwierigen Anfangsjahre des Museums überwunden sind und der Bestand des Museums, unter der Voraussetzung, dass alle, die die finanzielle Mitverantwortung für die Museumsexistenz tragen, auch ihre zugesicherten Grundleistungen erbringen, gesichert ist. Christian Wacker betonte, dass das Museum zunehmend auch aus Eigeninitiative viel zur Stabilisierung seiner wirtschaftlichen Grundlagen beiträgt und verwies auf die guten Entwicklungen in den Bereichen Sonderausstellung, Abendveranstaltungen und Besucher hin. 145.616 Menschen besuchten 2006 das Museum gegenüber 102.147 im Vorjahr. Dies bedeutet einen Anstieg um 42,5 %, was nicht nur auf die herausragenden Sportereignisse des Jahres 2006 zurückzuführen ist, denn dieser Trend setzte sich auch in den ersten drei Monaten 2007 fort. Über die zurückliegenden Ereignisse wurden hier bereits berichtet, der Ausblick auf das Jahr 2007 verspricht weitere interessante Ausstellungen und Projekte. Der großen Sonderausstellung "Sport macht sexy", die am 23. März 2007 eröffnet wurde, werden in diesem Jahr noch zwei Ausstellungen folgen: "Kilometerfresser" - Eine Ausstellung anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Köln Marathon, vereint mit großformatigen Bildern die schönsten Szenen dieser Veranstaltung. Parallel dazu sollen Kölnerinnen und Kölner aufgerufen werden, ihre persönlichen Erinnerungsstücke für diese Ausstellung im Sommer abzugeben. Die Besucher gestalten die Ausstellung also selbst, wobei die Hoffnung besteht, eine Fülle von Erinnerungen präsentieren zu können. Nach Ausstellungsende werden die Gegenstände natürlich wieder zurückgegeben. "Coubertin und die Kultur" - Auch diese Ausstellung wird im Museum konzipiert und stellt erstmalig Bilder der Künstlerfamilie Pierre de Coubertin aus. Vor dem Hintergrund des hohen Kulturinteresses Coubertins wird schnell klar, weshalb die Kunstund Kulturwettbewerbe der frühen Olympischen Spiele einen sehr hohen Stellenwert hatten. Die Ausstellung wird anschließend in Paris, Tartu, Lausanne und London gezeigt. Kleinere Präsentationen finden in steter Folge im Salon statt: "sportlich - Skulpturen von Birgid Helmy" wird zur Zeit gezeigt; eine Präsentation von japanischen NetsukeFiguren, Tonfiguren mit Sumoringerdarstellungen aus dem 17./18. Jahrhundert folgt im Juni und weitere Themen werden der Nachlass von Adelson gemeinsam mit dem Basler Sportmuseum sowie die Sammlung Egidius Braun und die Sammlung Hahn sein. Insbesondere um im Veranstaltungsbereich zukünftig flexibler und effizienter handeln zu können wurde im Dezember 2006 die dksm- Deutsche Kultur & Sport Marketing GmbH, als stiftungseigene Gesellschaft gegründet. Nun ist es dem Museum möglich, komplexe Veranstaltungen eigenständig und ohne Agentur abzuwickeln. Mit seinen Partnern hat die -dksm- bereits das "Champions Dinner" des Landes NRW zur Ehrung der Medaillengewinner des Landes (300 Gäste), das public viewing zum Handball (ca. 3.000 Gäste an drei Tagen), die Partyveranstaltung "sounds good" (ca. 500 Gäste) und die Präsentation des neuen Porsche (ca. 700 Gäste) eigenständig durchgeführt. Das einzigartige sportliche Ambiente des Museums, das auch den Gästen der Veranstaltungen offen steht, unterstützt das ambitionierte Ziel des Museums, ein herausragender Veranstaltungsort in Köln zu sein und diese Position zu festigen. Allein im Jahr 2006 wurden über 120 Veranstaltungen im Museum durchgeführt. Für drei weitere Projekte sind bereits die Grundsteine gelegte und an ihrer Entwicklung wird intensiv gearbeitet werden. Mit dem Aachener Verlag Meyer & Meyer wurde eine Partnerschaft vereinbart und als erstes gemeinsames Projekt das Magazin zur Ausstellung "Sport macht sexy" produziert. Mit der Sportredaktion des Kölner Stadtanzeigers wurde auf Grundlage der Diskussionsrunden zum Fußball und zum Handball eine Veranstaltungsreihe konzipiert, die unregelmäßig stattfindend 2007 Fahrt aufnehmen soll. Außerdem wird das Museum im Herbst 2007 mit dem griechischen Antikendienst in Olympia und Elis sowie dem Deutschen Archäologischen Institut in Athen eine Forschungsprojekt am antiken Hippodrom in Olympia und den Gymnasien in Elis, dem Olympischen Dorf der Antike, durchführen. Mit einem Radarmessgerät werden unterirdische Mauerzüge kartiert, um Erkenntnisse über die Strukturen dieser Gebäude zu gewinnen. Beide Anlagen sind bislang unbekannt. Die Maske war sein Markenzeichen Joseph "Peppi" Heiß, geboren 13. Juni 1963, in Garmisch-Partenkirchen ist einer der bekanntesten deutschen Eishockeyspieler. Er spielte auf der Position des Torhüters von 1980 bis 2001in der Bundesliga. Dreimal nahm er an Olympischen Spielen teil und stand von 1990 bis 1998 bei acht Weltmeis- 92 Torwart-Legende Peppi Heiß übergibt eine seiner Kultmasken an Museumsdirektor Dr. Christian Wacker, mit dabei der Maskendesigner Flink. terschaften für die deutsche Mannschaft im Tor. Zur Legende wurde Peppi Heiß beim Kölner Eishockeyclub "Die Haie". Ausschlaggebend hier für waren nicht zuletzt seine von Dieter Flink in Handarbeit angefertigten Torwart-Masken, die aufgrund des Designs mit Haifischzähnen Kultstatus erreichten. Auffallend waren auch die Abplatzungen im Stirnbereich, die nicht etwa durch das Abwehr des heranfliegenden Pucks entstanden, sondern durch die Kopfstöße der Mitspieler nach Ende der Partie, die als Dank für den guten Rückhalt auf dem Eis galten. Skulpturen von Birgid Helmy" steht der sportiv bewegte, menschliche Körper; in den Skulpturen festgehalten ist ein Augenblick eines komplexen Bewegungsablaufs. Helmys Arbeiten suchen die absolute Konzentration, die fokussierte Intensität, in die der Sportler versunken ist, nehmen sie auf, zeichnen sie nach. Dirk Ertel und die Kapitäne der deutschen Mannschaften überreichen Christian Wacker das MuseumsTamburello. Farbenfroh und leicht kommen die auf Stelen montierten Steinguss-Figuren daher. Darstellungen von Fußballerinnen, Hockeyspielerinnen und Boxern finden sich ebenso in der Ausstellung wie von Skatern und Parkour-Läufern. In der zweiten Drittelpause der Bundesliga-Partie Kölner Haie Gemeinsam mit der Künstlerin Birgid Helmy eröffneten gegen die Augsburger Panther Kurator Ansgar Molzberger (l.) und Museumsdirektor am 23. Februar 2007 übergab Dr. Christian Wacker (r.) die Ausstellung. Peppi Heiss eine dieser Masken nun an das Deutsche Sport & Olympia Museum. Besonders beeindruckte Ausführlich wird die Ausstellung in der dabei, dass der aus Bayern stammende OF-Galerie des vorliegenden Heftes vorgeTorhüter auch sechs Jahre nach seinem stellt. letzten offiziellen Spiel für den KEC von den Fans gefeiert wurde, als hätte er soeben einen bedeutenden Sieg durch seine Leistung errungen. TAMindoor-Europacup begeisterte das Publikum sportlich Am 3. März 2007 wurde im Salon des Deutschen Sport & Olympia Museum eine interessante Kunstausstellung eröffnet. Im Mittelpunkt der Ausstellung "sportlich - 93 Der 15. TAMindoor-Europacup fand vom 9. bis 11. März 2007 in Köln mit einem Sieg der favorisierten italienischen Mannschaft bei den Herren und mit einem Triumph der französischen Damen statt. Zehn Nationen und rund 150 Aktive nahmen teil, Austragungsort war die Deutsche Sporthochschule in Köln. In Deutschland wird erst seit einigen Jahren wieder Tamburello gespielt, nachdem der traditionsreiche Sport über Jahrzehnte verschwunden war. Das junge deutsche Herren-Team landeten auf einem beachtlichen dritten Platz, die Damen auf Rang vier. "Ich bin sehr zufrieden mit unserem Abschneiden", sagte der deutsche Teamchef und Spitzenspieler Norman Kempf, "vielleicht gibt es jetzt den entscheidenden Schritt nach vorne für uns. Wir haben hochklassige Spiele geliefert und gesehen." Das Endspiel der Männer vor rund 300 Zuschauern endete erst nach anderthalb Stunden mit einen hauchdünnen 13:12Erfolg der Italiener über Frankreich im Tiebreak. Diese beiden Ländern sind im internationalen Vergleich führend. Die Auftaktveranstaltung des Turniers fand in der Kurt-Brumme-Galerie des Deutschen Sport & Olympia Museums statt. Hier trafen sich auch alle Teilnehmer und die Organisatoren am Vorabend der Finalspiele zu einem Besuch der Ausstellung. In vier Sprachen wurde den Sportlern die Zeitreise durch 2500 Jahre Sportgeschichte präsentiert. Zum Abschluss überreichte der Organisator des Turniers Dirk Ertel gemeinsam mit den Kapitänen der deutschen Damen- und Herrenmannschaft Museumsdirektor Dr. Christian Wacker ein in den Museumsfarben gestaltetes Tamburello, verbunden mit der Hoffnung, dass auch diese Sportart zukünftig in der Ausstellung präsentiert wird. Nachrichten des DOI Das A und O: Neuer Name, neue Aufgaben, neue Infos Haben die Leserinnen und Leser sich an dieser Stelle bislang über die Aktivitäten des Deutschen Olympischen Instituts informieren können, wird sich in Zukunft die Deutsche Olympische Akademie präsentieren. Die 17. Mitgliederversammlung am 4. Mai im Frankfurter Goethe-Haus ist eine außer- ordentliche und schon insofern eine besondere, als es die letzte des DOI und zugleich die erste der DOA sein wird. Sollte damit vielleicht keine neue Zeitrechnung beginnen, ist es doch allemal mehr als eine Änderung des Namens. Durch die Einbeziehung des früheren Kuratoriums Olympische Akademie und Olympische Erziehung des NOK für Deutschland erhält das DOI ein erweitertes Aufgabenspektrum, was auch auf den InfoSeiten im Olympischen Feuer seinen Niederschlag erfahren wird. Wenn die Einrichtung fortan ein "A" im Schilde führen wird, bleibt sie doch dem "O", nämlich der olympischen Sache verpflichtet - und hilft schon von daher auch weiterhin bei der Erfüllung eines satzungsgemäßen Auftrags des Deutschen Olympischen Sportbundes. Bei allem Engagement der Haupt- 94 und Ehrenamtlichen, wird der Erfolg letztlich von der Unterstützung von Partnern und Mitstreitern abhängig bleiben. Vor diesem Hintergrund nutzen wir die Gelegenheit gerne, uns bei allen Freunden und Förderern des DOI ganz herzlich zu bedanken und verbinden dies mit der Bitte, auch der DOA gewogen zu bleiben. Festliche Gründung im Goethe-Haus Wenn bei der Gründung am 4. Mai der wohl größte deutsche Dichter, ein gebürtiger Frankfurter, Pate stehen wird, mag dies als ein gutes Omen sowie als ein Indiz dafür angesehen werden, dass sich die DOA nicht nur der historischen, politischen und pädagogischen Dimension des Olympismus verschrieben hat, sondern auch seiner kulturellen Bedeutung Rechnung tragen wird. Zwar verspricht der Rücklauf der verschickten Einladungen ein "ausverkauftes" Goethe-Haus, doch es besteht zumindest die Möglichkeit, sich unter 069/6700 396 oder info@doi.de über freie Plätze zu erkundigen. Ansonsten sei auf die InfoSeiten im nächsten Olympischen Feuer verwiesen, in denen über den Verlauf der Veranstaltung sowie die ersten Aktivitäten der DOA berichtet werden wird.