Schlesische Nachrichten

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Schlesische Nachrichten
G 9638
Schlesische Nachrichten
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 9/2007
Einzelpreis 2,00 Euro
1. Mai 2007
Gemeinsam in Europa
Europäische Vertriebene wollen Zusammenschluss
Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien
s ist der Dachorganisation der vertriebenen Italiener zu danken, dass sich Vertriebene aus ganz Europa in Triest zusammenfanden. Die „Unione Degli Istriani“
als Organisation für die 350 000 Vertriebenen einst vor allem auf der Halbinsel Istrien
beheimatet, hatte als Initiator die Verbände
aus den anderen europäischen Ländern eingeladen. Gekommen waren fast alle. So konnte der Präsident der italienischen Vertriebenen, Dr. Massimiliano Lacota, selbst mit 32
Jahren zu der Enkelgeneration zählend, Delegationen aus Finnland, Estland, Deutschland, Österreich, Italien, Zypern und Griechenland neben einigen kleineren Opferverbänden begrüßen. Für die Armenier
nahm der Vorsitzende des Zentralrats der Armenier in Deutschland teil. Mit der Lands-
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Die Vertreter der Vertriebenenverbände
mannschaft Ostpreußen, der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der Landsmannschaft Schlesien waren die drei größten Landsmannschaften vertreten, deren Heimatgebiete mit ca. 11 Millionen Menschen den
weitaus größten Anteil unter den Vertriebenen stellen.
Es ging in der italienischen Hafenstadt
Triest um ein erstes Kennenlernen, aber auch
um das Abstecken gemeinsamer Ziele und
Positionen. Da jede Delegation eingangs sich
selbst präsentieren durfte, eröffnete sich den
Teilnehmern ein gesamteuropäischer Blick
über das Vertreibungsgeschehen, das bereits
vor 100 Jahren begann und sich bis in die
jüngste Zeit wiederholte (1974 auf Zypern,
in den 90er Jahren auf dem Balkan).
Wer je an internationalen Kongressen teilgenommen hat, weiß, wie schwer eine gemeinsame Sprache für die Beschreibung von
Geschehensabläufen und deren richtige juristische Einordnung zu finden ist. Andere als
die eigenen bekannten Sichtweisen sind zwar
hilfreich für die Erkenntnisgewinnung, zumal
wenn sie von kompetenten Fachleuten vorgetragen werden, ein bis vor kurzem am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
tätiger jüngerer Jurist gehörte dazu, jedoch galt
es, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Erklärung zu Triest
Fotos: Johan Slezak
Die Teilnehmer der Konferenz
In einer von großer Sachlichkeit und von
freundschaftlichem Miteinander geprägten
Atmosphäre ließen sich aber auch diese
Schwierigkeiten überwinden und über die Erklärung von Triest Einvernehmen erzielen. Der
Aufruf richtet sich an alle, insbesondere an
die für Flucht, Vertreibung und Deportation
verantwortlichen Staaten und kann als „Europäische Charta“ verglichen werden mit der
„Charta der Deutschen Heimatvertriebenen“. Die von der Landsmannschaft Schlesien verfolgten Leitgedanken stimmen mit
dem Dokument vollinhaltlich überein. Unterschrieben wurde die Proklamation von Vertretern aller teilnehmenden Gruppierungen,
während für den Satzungsentwurf nur die 11
Verbände den ersten Teil der schon beratenen Bestimmungen zeichneten, die als spätere Mitglieder in Frage kommen. Dies sind:
Die Landsmannschaft Ostpreußen, die
POLITIK
2
Landsmannschaft Schlesien, die Sudetendeutsche Landsmannschaft – Deutschland,
die Sudetendeutsche Landsmannschaft – Österreich, der VLÖ – Österreich, die Gottscheer
Landsmannschaft – Österreich, der Zentralrat der Armenier – Deutschland, die Unione
Degli Istriani, die Lobby for Cyprus – United
Kingdom, die Kyrenia Refugees Movement –
Cyprus, die Vereinigung der Karelier.
ie Satzung soll die Leitgedanken der
Charta in praktische Zielsetzungen aufnehmen und zugleich der zu gründenden
Vereinigung einen organisatorischen Rahmen geben. Über das erste Drittel wurde bei
den Teilnehmern Einigkeit erzielt. Der gesamte Satzungsentwurf soll in den nächsten
Monaten in den nationalen Verbänden beraten und die Ergebnisse dann in einer neuen Tagung zur Abstimmung gestellt werden.
Der Zeitplan sieht vor, nach Verabschiedung
der Satzung bis zum Jahresende die Arbeit
für die „Europäische Union der Vertriebenen
und Flüchtlinge“ aufzunehmen.
Für die Vertriebenenverbände in
Deutschland bedeutet ein Zusammenschluss mit den europäischen Vertriebenen
die Einbindung in eine europäische Dimension. Andere Vertriebene in Europa sehen die Vertreibung der Deutschen keineswegs als Kriegsfolge oder sehen deren Wurzeln im Jahr 1933 oder 1939, wie dies insbesondere von deutschen Politikern immer
wieder verkündet wird. In dem Kongress
herrschte Einvernehmen darüber, dass die
Ursache für alle Vertreibungen im Nationalismus und Rassismus liegen. Für uns Deutsche ist dies eine wertvolle Geste der Verbundenheit und der Anerkennung des eigenen Schicksals.
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it der Zusammenkunft vom 29. – 31. 3.
2007 in Triest wurde der Vertriebenenbewegung ein neuer Impuls gegeben,
der gerade für uns wichtig ist. Nach jahrzehntelangen Versprechungen von Politikern stellen wir fest, dass die Anliegen der
M
Deutschlandtreffen
der
Schlesier
2007
Motto:
Schlesien verpflichtet!
30. 6. / 1. 7. 2007
Hannover (Messegelände)
Stets aktuelle Informationen
über das diesjährige
Deutschlandtreffen der Schlesier
erfahren Sie unter:
www.schlesien-lm.de
Schlesische Nachrichten 9/2007
deutschen Vertriebenen mehr und mehr auf
das Abstellgleis geschoben werden. Es soll
wohl nur die – bereinigte – Erinnerung geduldet werden. Deshalb war zu erwarten,
dass gegen die europäische Initiative Front
gemacht wird, auch von Parteipolitikern in
den eigenen Verbänden. Erste Störmanöver
sind bereits erfolgt. Lassen wir uns die europäische Solidarität und unsere Hoffnung
aber nicht zerstören.
ie Initiatoren der neuen Vereinigung verdienen Respekt und Anerkennung. Die
„Unione Degli Istriani“ ist von der italienischen Regierung hoch geachtet und wird mit
einem namhaften Betrag gefördert. Nur
durch eine staatliche Sonderförderung war
es für sie möglich, den kostenträchtigen
Kongress durchzuführen.
Für die Gastgeber war es deshalb nach
ihren großen Bemühungen im Vorfeld er-
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freulich, so viele höchste Repräsentanten
der europäischen Vertriebenenverbände begrüßen zu können. Zu nennen sind u.a. die
Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft
Ostpreußen und der Landsmannschaft
Schlesien, der Präsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung, der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreich, die Vorsitzenden Landsmannschaften der Karelier, der Esten, der
Zyprer und des Zentralrats der Armenier
Deutschland.
Welche Hoffnungen europäische Vertriebene mit der Gründung der „Europäischen Union der Vertriebenen und Flüchtlinge“ verbinden, kleidete ein estnischer Delegierter, der Geistliche Vello Salo, während
des Kongresses in folgende Worte: „Wir haben seit über sechzig Jahren Hunger und
Durst nach Gerechtigkeit. Gott segne unser
Unterfangen!“
Schlesische Notizen
Kroll wieder Vorsitzender. Der Verband der
Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen hat den langjährigen Parlamentsabgeordneten Henryk Kroll erneut einstimmig für zwei weitere Jahre zum Verbandsvorsitzenden gewählt.
In Anwesenheit des deutschen Generalkonsuls, Dr. Helmut Schöps, der wie andere
Delegierte auch die allzu langsame Einführung der zweisprachigen Ortsbezeichnungen kritisierte, wurde eine umfangreiche Tagesordnung mit viel Gelegenheit zur Aussprache abgewickelt. Viel Raum nahm die
Problematik der Mittelbeschaffung bzw. die
Erörterung von Einsparungen in Anspruch.
Zu den vermeintlichen Schikanen gegen den
Gebrauch der polnischen Sprache in
Deutschland sagte Kroll: „Ich wünsche mir
für die deutsche Minderheit in Polen einen
ebenso hohen Lebensstandard wie ihn die
Polen in Deutschland haben.“
Bruno Kosak nahm ausführlich zum vorliegenden Arbeitsprogramm 2007 Stellung und
merkte an: Im Hinblick auf den Besuch des
BMI-Staatssekretärs Christoph Bergner
sollte ein Arbeitspapier zur Lage der deutschen Minderheit erstellt werden.
Zum Abschluss sangen die Delegierten des
VdG die dritte Strophe des Deutschlandliedes.
●
Erinnerung an den schlesischen Widerstandskämpfer Helmut James Graf von
Moltke. Das Gedenken und Erinnern an diesen großen Schlesier sorgt auch im Nachbarland Polen für Schlagzeilen. Anlässlich
seines 100. Geburtstags nahmen an der
Feier der ehemalige Außenminister Bronislaw Geremek und an dem vorausgehenden
ökumenischen Gottesdienst die evangelische Bischöfin Margot Kässmann und Erzbischof Dr. Nossol für die katholische Seite teil.
Viele polnische Zeitungen brachten Lebensbilder dieses Mannes.
Insbesondere die „Gazeta Wyborcza“
brachte eine weit ausholende Dokumentation von Moltke, der auch der führende
Kopf des Kreisauer Kreises war. Auch wurden Redeausschnitte von der Bundeskanzlerin, den Widerstandskämpfer betreffend, anlässlich ihres letzten Polenbesuches in die Zeitungswürdigungen mit
eingeflochten.
●
Fehlende Symbole. In einem Kurzkommentar im „Schlesischen Wochenblatt“
wird auf die Symbole hingewiesen, die der
deutschen Minderheit im heutigen polnischen Machtbereich geblieben sind. Es
wird dabei hervorgehoben, dass viele Spuren unserer Vorfahren die deutsche Minderheit heute, insbesondere in Oberschlesien, umgeben. Genannt wird das
Denkmal von Theodor Kalide, dass vor
dem Landratsamt in Groß Strehlitz steht.
Karol Mutz, ein Vorstandsmitglied der dortigen Sozial-Kulturellen Gesellschaft der
Deutschen Minderheit machte einen bemerkenswerten Vorschlag. Seiner Meinung
nach sollte während jeder Zusammenkunft
aller deutschen Gesellschaften in einem
ca. 15 minütigen Kurzvortrag auf Symbole
der deutschen Kultur, der Architektur, der
Kunst, der Industrie, der Musik usw. hingewiesen und diese allen interessierten
Landsleuten näher gebracht werden.
Ebenso wurde in diesem Zusammenhang
herausgestellt, dass es gilt, deutsche Traditionen wieder zum Leben zu erwecken
und zu praktizieren. So sei es selbstverständlich, insbesondere für Führungskräfte
der deutschen Minderheit, an den traditionellen Wallfahrten und Ausflügen teilzunehmen. Der Chefredakteur des
„Schlesischen Wochenblatts“ rief seinen
Leserkreis dazu auf, sich diesbezüglich mit
Meinungsäußerungen nicht zurückzuhalten. Man darf auf die Reaktionen gespannt
sein.
POLITIK
Schlesische Nachrichten 9/2007
Polnisches
Polen in Zahlen. Trotz jährlicher Milliardenzahlungen durch die EU hat der Wirtschaftsaufschwung des Landes noch
längst nicht den Erwartungen entsprochen. Es ist sogar zu befürchten, dass
neue staatliche Lenkungen jetzt ausländische Investoren abschreckt.
Die Arbeitslosenquote beträgt gegenwärtig – trotz der Abwanderung von Arbeitskräften ins Ausland – noch 18 %.
Zwar hat die europäische Autoindustrie
durch ihre Investitionen zu einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts geführt,
jedoch schlug dies insgesamt nicht auf
den Arbeitsmarkt durch. Im Handel mit
Deutschland ergab sich 2006 ein Defizit
von 4,4 Mrd. Euro (18,4 Mrd. Ausfuhr stehen 22,8 Mrd. Einfuhr gegenüber). Die Bevölkerungsdichte ist mit 122 Einwohnern
pro qkm nur etwa halb so hoch wie in
Deutschland. Die 38,2 Mio. Einwohner
(Deutschland 82,4 Mio.) leben auf 312 683
qkm (Deutschland 357 022 qkm). Eine niedrige Geburtenrate und die Abwanderung
führten zu einem Bevölkerungsverlust von
0,02 % (Deutschland + 0,3 %) im Jahr
2005.
●
Berufsverbot für Schwule gefordert.
Homosexuelle Lehrer, Sporttrainer und
Kunstlehrer sollen nach einer Forderung
der polnischen Ombudsfrau für Kinder mit
einem Berufsverbot belegt werden. Wie
Eva Sowinska in einem Interview äußerte, sollten Schwule absolut keinen Umgang mit Kindern und Jugendlichen in
Kindergärten und Schulen haben.
●
Raketenstationierung in Polen weiter
im Streit. Die von Staatspräsident
Kaczynski gegenüber Bundeskanzlerin
Merkel gegebene Zusage, die Stationierung amerikanischer Raketen in Polen in
der Nato zu besprechen, erweist sich zunehmend als leere Worthülse. Inzwischen
wird immer deutlicher, dass die USA die
Raketen auch ohne Zustimmung Russlands oder der Nato aufstellen werden.
Auch was die Nato als Bündnis tut, könne bilaterale Verträge mit anderen Staaten nicht beeinflussen, so die Stellungnahme des Staatssekretärs im USAußenministerium, Eric Edelmann. Dass
Polen sich in seiner Entscheidung nach
den USA richten würde, hatte allerdings
auch Kaczynski schon bei Frau Merkel angemerkt.
●
Polen lenkt bei Partnerschaftsabkommen mit Russland ein. Nachdem
Polen monatelang Verhandlungen der EU
mit Russland über ein neues Partnerschaftsabkommen blockiert hatte, teilte
der polnische Vertreter bei der EU nunmehr mit, dass Polen seinen Vorbehalt gegen den Verhandlungsbeginn aufgebe.
Das Land erwarte im Gegenzug aber, dass
Russland die Importsperre für polnisches
Fleisch und Gemüse beende.
Für polnische und tschechische Blockade der europäischen Verfassung mit Konsequenzen gedroht. Führende EU-Parlamentarier haben kürzlich weitreichende
Maßnahmen gegen Länder ins Auge gefasst, die sich bei der für die zweite Jahreshälfte vorgesehenen Regierungskonferenz der 27 Mitgliedsstaaten weiter verweigerten. Von einem „freiwilligen Austritt“
oder von der Bildung eines Kerneuropas der
willigen Staaten war die Rede. Vor allem in
Warschau und Prag müsse man lernen,
dass Solidarität keine Einbahnstraße sei. Der
polnische Präsident Kaczynski hatte gleich
nach der Unterzeichnung der „Berliner Erklärung“, noch vor seiner Abreise, sich von
der darin zum Ausdruck gebrachten Absicht
distanziert, die EU bis zu den Europawahlen 2009 auf eine erneuerte gemeinsame
Grundlage zu stellen.
Treuespende
Hallo Leute, liebe Schlesierinnen und
Schlesier,
ein langgehegter Wunsch geht in Erfüllung. Wir feiern unser Deutschlandtreffen wieder in unserem Patenland Niedersachsen. Hannover wird für zwei Tage der
Mittelpunkt der Welt sein und unsere
Landsleute aus fern und nah beherbergen.
Besonders schön werden unsere Heimatfreunde, die in Niedersachsen eine
neue Heimat gefunden haben, es empfinden, keine lange Anreise haben zu müssen. Da kann man beide Tage dabei sein
und kann auf das Hotel verzichten. Unsere
Schicksalsbrüder und -schwestern aus
dem Raum südlich der Mainlinie hatten ja
bisher diesen Vorzug genießen können.
Da die nächsten Wochen das Land der
Welfen-Könige im Mittelpunkt unserer aller Interessen stehen wird, sollte man sich
um den Status der Landsmannschaft
Schlesien in Niedersachsen einmal Gedanken machen. Tausende von Mitgliedern
zahlen ihren Beitrag an den Bund der Vertriebenen und nicht an die Landsmannschaft Schlesien. Dabei ist die Landsmannschaft die einzige Vereinigung, die
sich vor ihre Mitglieder stellt, wenn es um
die Durchsetzung elementarer Rechte
geht. Das Eigentumsrecht zum Beispiel.
Laut Bundesverfassungsgericht haben die
Eigentümer von Grundstücken und Immobilien, die in den deutschen Ostgebieten liegen, weiterhin das Recht, darüber zu verfügen. Sie sind die rechtlichen
Nutznießer. Doch leider ist angeblich dieses Recht laut einiger Politiker nicht durchsetzbar. Da Politiker keine Richter sind, gehen deshalb einige schlesischen Eigentümer den Weg über die entsprechenden
Gerichte. Denn, wenn man Recht hat, dann
will man auch Recht bekommen. Schließ-
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Ein Austritt oder sogar Ausschluss aus der
EU ist unter Juristen umstritten, weil es dafür bisher keine Regelungen in den europäischen Verträgen gibt. Ob hierfür die allgemeinen Regeln des Völkerrechts in Zusammenhang mit Artikel 62 der Wiener Konvention anwendbar sind, ist ebenfalls im
Streit.
Sonntag 20. Mai 2007, 17.00 Uhr
Schlesische Maiandacht
Zelebration:
Pater Matthias Woll SDB
Don-Bosco-Pfarrkirche in VelbertBirth
Mitwirkung:
Don- Bosco- Bläser unter der Leitung von Andreas Bartylla und Oberschlesische Bergmänner aus NRW
unter der Leitung von Georg Pyrlik
lich haben wir Schlesier den verlorenen
Krieg nicht zu verantworten. Das überlassen wir den verantwortlichen Politikern.
Unser Recht überlassen wir ihnen aber
nicht. Die Landsmannschaft Schlesien
packt hier mit an und unterstützt ihre Mitglieder tatkräftig.
Die Landsmannschaft Schlesien steht
vor ihren Mitgliedern, und nicht hinter ihnen, wie es einige Parteien so gern behaupten. In Hamburg sagt man, dass der
hinter mir Stehende dort steht, um mir besser „in’n Mors pedden“ zu können.
Deshalb sollten die Schlesier in
Niedersachsen doch mal überlegen, ob sie
nicht doch lieber direkte Mitglieder der
Landsmannschaft Schlesien werden sollten. In Hannover wird sich sicherlich die
Möglichkeit ergeben, gemeinsam darüber
sprechen zu können. Der monatliche Beitrag sollte unbedingt sinnvoll angelegt werden.
Wenn wir schon vom Geld sprechen,
dann sollten wir alle nicht vergessen, dass
unser Deutschlandtreffen sehr vieles davon kostet. Die bisherigen Spenden haben wir mit Freude verbuchen können –
doch es reicht noch nicht, die immensen
Kosten in den Griff zu bekommen. Es fehlen noch viele Taler. Bitte helfen Sie mit,
das Deutschlandtreffen gelingen zu lassen und greifen Sie Ihrer Landsmannschaft
mit einer Spende unter die Arme. Adressieren Sie Ihre Überweisung an die LM
Schlesien auf das Konto Nr. 40410 bei der
Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien
in Görlitz (BLZ 850 501 00). Eine Zuwendungsbestätigung (Spendenbescheinigung) stellen wir Ihnen auf Wunsch gern
aus.
Als Vorsitzender der Landesgruppe
Hamburg grüße ich Sie mit „Hummel,
Hummel“ und natürlich mit „Schlesien
Glückauf!“
Heinz G. Meinhard
POLITIK / LESERBRIEFE
Der Landesbeauftragte der Hessischen
Landesregierung für Heimatvertriebene
und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich, hat
bei einer schulpolitischen Veranstaltung
in Marburg darauf hingewiesen, dass es
notwendig ist, dass in allen Schulen in
Hessen über die historische Bewertung
der Vertreibung unterrichtet wird. Dies sei
letztlich ein Beitrag zum Frieden. Wer sich
mit dem Schrecken der Vertreibung von
1945/1946 auseinandersetze, werde
sich in der Zukunft auch dafür einsetzen,
dass Vertreibungen von Menschen aus
ihrer Heimat nicht akzeptiert und in der
Politik geächtet werden müssen.
Friedrich informierte darüber, dass im
Gegensatz zu den früheren Rahmenplänen in den neuen hessischen Lehrplänen
das Thema Flucht und Vertreibung ausdrücklich genannt wird. Dies sei ein großer Erfolg, auch wenn es bei den Schulbüchern hier und da Probleme gebe. Das
Hessische Kultusministerium habe nach
Baden-Württemberg eine Lehrerhandreichung zum Thema Vertreibung herausgegeben und den Schulen übersandt.
Außerdem sei den Medienzentren und
Bildstellen die CD-ROM „Die große
Flucht“ sowie die achtbändige Dokumentation „Vertreibung“ zur Verfügung
gestellt worden. Von Bedeutung für den
Schulunterricht seien neben der aktualisierten und erweiterten Dauerausstellung
„Vertriebene in Hessen“ im Hessenpark
auch die Schülerwettbewerbe zum Thema Osteuropa. Er dankte allen, die als
Zeitzeugen vor Schülern ihr Vertriebenenschicksal erzählen, denn dies sei ein
wichtiges Element der Geschichtsvermittlung.
„Trotz aller Verbesserungen sehe ich
auch 60 Jahre nach der Vertreibung noch
Handlungsbedarf. Dies müssen Schüler,
Eltern, Politik, Schulleitungen, Elternbeiräte und natürlich auch das Kultusministerium erkennen“, so Landesbeauftragter Friedrich. Von Richard von Weizsäcker stamme das Wort: „Wer vor der
Vergangenheit die Augen verschließt, wird
blind für die Zukunft“. Dies gelte auch für
das Thema „Vertreibung“ im Rahmen des
Unterrichts an unseren Schulen.
Sauer: Keine Geschichts-Umdeutung durch Polen!
Bleibt polnischer Ministerpräsident
Kaczynski wirklich unbelehrbar?!
Als Bundesvorsitzender der Ost- und
Mitteldeutschen
Vereinigung
der
CDU/CSU (OMV), somit Sprecher der in
der CDU/CSU organisierten Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler
(OMV), erkläre ich:
Zwei Tage nach dem Besuch der
Bundeskanzlerin in Polen unternimmt der
polnische Ministerpräsident Jaroslaw
Kaczynski erneut den Versuch, die Geschichte durch Polen umzudeuten.
2005 hat zu Recht der damalige
Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog festgestellt: „Weder deutsche
Kriegsschuld noch der Nationalsozialismus waren und sind eine Rechtfertigung für die Vertreibung. Vertreibung ist
und bleibt ein völkerrechtlich zu ächtendes Unrecht, gerade weil es auch heute noch in vielen Teilen der Welt vorkommt.“
2005 hat der damalige Hochkommissar für Menschenrechte bei den Vereinten Nationen, José Ayala Lasso,
gegenüber den deutschen Heimatvertriebenen erklärt:
„Das Recht aus der angestammten
Heimat nicht vertrieben zu werden, ist
ein fundamentales Menschenrecht.“
Niemand, auch keine Bundesregierung, hat das Recht, auf privates Eigentum zu verzichten.
Der Versuch des SPD-Staatssekretärs
im Auswärtigen Amt Gernot Erler, gemeinsam mit der „Deutsch-Polnischen
Gesellschaft“, das „Lastenausgleichsgesetz“ als „Eigentumsentschädigung“
und damit „Eigentumsverzicht“ umzudeuten, entspricht nicht der Wahrheit und
ist geradezu skandalös.
Das Materielle spielt bei den meisten
meiner heimatvertriebenen Schicksalsgefährten nicht die entscheidende Rolle. Wir unterstützen die Bundeskanzlerin – die wie wir – an ehrlichen und konstruktiven deutsch-polnischen Beziehungen interessiert ist.
Wenn Kaczynski an einer erfolgreichen
Zukunft unserer Länder interessiert ist,
sollte er seinerseits, nach dem Besuch
der Bundeskanzlerin, alle antideutschen
Aussagen unterlassen und sich bemühen, die polnischen Nationalisten und
Rechtsextremisten zu überzeugen, ihr
Antideutschtum umgehend zu stoppen.
Leserbriefe
Historische Bewertung der Vertreibung im Unterricht ist notwendig
Leserbriefe
Landesbeauftragter Friedrich sieht an
den Schulen Handlungsbedarf
Schlesische Nachrichten 9/2007
Leserbriefe
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Proteste gegen die Kreisreform
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Prof.
Dr. Milbradt (Sachsen),
Viele unserer Verbandsmitglieder sind
Schlesier und wurden von den Polen aus
ihrem Heimatland völkerrechtswidrig
vertrieben. Eine kleine Landfläche
Schlesiens mit seinen Bewohnern blieb
von diesem menschlichen Verbrechen
verschont. Es ist und bleibt ein Teil Schlesiens. Der Sächsische Landtag hat 1993
dem Anliegen der Bevölkerung Rechnung
getragen und diesem Land die Bezeichnung „Niederschlesischer Oberlausitzkreis“ verliehen. Damit blieb ein gewisse Identität Schlesiens erhalten. (...)
Wir sind fassungslos, jetzt von Ihrem
Innenministerium die Bezeichnung
„Neiße-Kreis“ zu hören. Hier muss man
eine angestrebte Zerstörung der Identität Schlesiens vermuten. Selbst das
uns gebliebene Restschlesien mit seinen berühmten Städten Görlitz, Bad
Muskau und Hoyerswerda soll es geographisch im Land Sachsen nicht mehr
geben. Damit fügt man der Landsmannschaft Schlesien weiteres Unrecht zu.
Wir protestieren gegen eine derartige Handlungsweise und erheben
Widerspruch. Haben volkstümliche
Interessen bzw. Belange bei der Kreisreform keinen Stellenwert?
Heimat kann durch nichts ersetzt
werden – ist auch nicht austauschbar.
Vielleicht wissen das nur Menschen richtig zu schätzen, die ihr angestammtes
Heimatland verloren haben und das Heimatrecht immer noch verweigert wird.
Wie schön, dass es noch ein Restschlesien in der BRD gibt. Für jeden vertriebenen Schlesier ein Stück Heimat.
Es verpflichtet überhaupt, das Land fördernd zu behandeln.
Kein anderes Land in Deutschland,
ist dem Elend von Flucht und Vertreibung
so nahe und vielfältig begegnet, wie das
Restschlesien.
– Fluchttrecks aus ganz Schlesien,
Millionen Menschen, zogen in den ersten Monaten des Jahres 1945 über
die Neiße in Richtung Mitteldeutschland. Nach Kriegsende zog
ein Teil wieder heimwärts.
– Ein Gedenkstein auf den Neißewiesen bei Zodel erinnert an das polni-
Ca. 15 km südlich von Görlitz befindet sich auf polnischer Seite das einzige zweisprachige Schild, das auf
einem Bahnhof hinweist. Aufgrund der alten Streckenführung
der Bahnlinie liegt der Haltepunkt
der Stadt Ostritz nach wie vor auf
der östlichen Seite der Neiße, also
in Schlesien. Die Fahrgäste aus der
sächsischen Stadt Görlitz müssen
deshalb über die Neißebrücke die polnische Grenze überqueren.
Foto: H.Z.
Schlesische Nachrichten 9/2007
sche Faustrecht, sowie das schmerzliche Schicksal vieler Schlesier im Juni
1945. Sie wurden mit Waffengewalt
über eine Notbrücke getrieben. Gespanne und alles andere blieb zurück.
– 3 Jahre lang rollten mit Schlesiern beladene Güterzüge ab Kriegsende aus dem
polnischen Machtbereich – über die alliierte Leitstelle in Kohlfurt kommend –
durchs Land in alle 4 Besatzungszonen.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, bitte
nehmen Sie sich des von uns dargelegten
Sachverhalts an. Wenden Sie dem in Ihrem
Regierungsbereich liegenden Schlesien
eine höhere Bedeutung zu. Wir sagen: „Der
Bayer liebt sein Bayern und der Schlesier
liebt sein Schlesien“. Auch die Sachsen lieben ihr Land.
Bauernverband der Vertriebenen (Sachsen)
e.V. (Bernhard Müller, Vorsitzender;
Günter Schnabel, Alfred Stahr, Franz Malig)
Zur Zuschrift von Herrn Freiherr von Zedlitz „Die katholischen Heimatvertriebenen.... SN 4/2007
Ich kann Herrn von Zedlitz nur zustimmen!
Kardinal Sterzinsky (gebürtiger Ostpreuße)
lässt lieber eine Kirche in Berlin verfallen als
POLITIK / LESERBRIEFE
sie als „Zentrum gegen Vertreibungen“ zu
nutzen. (Die Kirchengemeinde hatte wohl bereits zugestimmt) Kardinal Lehmann hätte zumindest quasi seines Amtes wegen die
Pflicht – auch wenn er Mainzer ist – sich um
alle Christen zu kümmern und objektiv die
Leiden der Vertriebenen anzuerkennen. Ich
habe immer den Verdacht, dass der deutsche katholische Klerus den polnischen katholischen Klerus schützen will, dessen Mitschuld bei der Vertreibung offensichtlich ist.
(Auch gegenüber deutschen katholischen
Geistlichen – z. B. Kominek, Hlond...) Aber
ich kann Herrn von Zedlitz „trösten“ – uns
evangelischen Schlesiern geht es nicht besser, wenn ich an Bischof Huber, Berlin, und
andere Repräsentanten der ev. Kirche denke, die sich zum „Zentrum gegen Vertreibungen“ äußern. Für mich sind diese Kirchenvertreter keine „guten Hirten“, weil sie
– ähnlich wie viele Politiker (Rot/Rot/Grün)
nicht alle Bürger gleich vertreten, wozu sie
moralisch oder gesetzlich verpflichtet wären. Man muss sich vielleicht noch entschuldigen, gebürtiger Schlesier und von den
Polen vertrieben worden zu sein.
(Mein Geburtsort heißt: Zedlitz, Kreis
Schweidnitz/Schlesien)
Dr. Adolf Scholz, Kleinröhrsdorf
Vertriebene/Enteignete haben Anspruch
auf Rechts-Anerkennung!
Helmut Sauer, Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der
CDU/CSU
In Warschau haben Gespräche zwischen
Vertretern polnischer und jüdischer Verbände (Jewish Claims Conference und
Union polnischer Immobilienbesitzer) mit
der Regierung und dem Parlamentsvorsitzenden über eine Kompensation für im
Zweiten Weltkrieg und unter kommunistischer Herrschaft geraubten Eigentums
stattgefunden.
Laut NZZ hat Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski angekündigt, sich nach
Kräften für eine rasche und umfassende
Entschädigung dieser Konfiskationsopfer
einzusetzen. Nach einem 1997 verabschiedeten, aber bis heute blockierten Gesetz stehen diesen Geschädigten demnach 15 Prozent des aktuellen Wertes des
verlorenen Vermögens zu. Dies ist indes
Zentrum gegen Vertreibungen adieu!
Das unrühmliche Ende einer noblen Idee
Im Frühjahr 1999 erklärten der Bundesvorstand
und das Präsidium des Bundes der Vertriebenen (BdV) ihre Absicht, „ein Projekt zur Dokumentation und Aufarbeitung der deutschen und
der europäischen Vertreibung auf den Weg zu
bringen“. Ein Jahr später billigte das Präsidium
einstimmig die Stiftungskonzeption ZENTRUM
GEGEN VERTREIBUNGEN.
Dieses Konzept wurde als erstem dem polnischen Außenminister Wladyslaw Bartoszewski, wenig später zwölf Botschaftern europäischer Staaten zugeleitet. Der BdV strebte also
von Anfang an eine Absicherung, wenn nicht sogar eine Billigung seines Vorhabens durch die
europäischen Nachbarn, vor allem durch Polen, an. Außer Russland antwortete keiner der
Adressaten auf dieses Anliegen.
Im September 2000 wurde die gemeinnützige Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTEIBUNGEN mit Sitz in Wiesbaden gegründet; Vorsit-
zende wurden Frau Erika Steinbach und Prof.
Dr. Peter Glotz. Im April 2002 konstituierte sich
der Wissenschaftliche Beirat in Berlin. Entgegen anderslautenden Unterstellungen gelang es
der Stiftung, eine Reihe namhafter Wissenschaftler und Personen des öffentlichen Lebens
für die Mitarbeit zu gewinnen.
Schließlich schien sogar der Deutsche
Bundestag dem Projekt seinen Segen zu erteilen. Er fasste am 4. Juli 2002 einen Beschluss
„Für ein europäisch ausgerichtetes Zentrum gegen Vertreibungen“. Auch wenn der Beschluss
den Begriff „Zentrum“ aufgriff, so enthielt der
Text auffällig weitgefasste Formulierungen: Der
Bundestag sprach sich zunächst dafür aus, „einen europäischen Dialog über die Errichtung eines europäischen Zentrums gegen Vertreibungen zu beginnen.“ Da das Projekt eine „europäische Aufgabe“ sei, brauche es „europäische
Partner, die auch in die Trägerschaft einbezo-
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bereits von vielen Organisationen als unzureichend bezeichnet worden. Sie hoffen auf die Rückgabe von bis zu 100 Prozent des geraubten Gutes.
Im Zusammenhang mit den o. a. Gesprächen hat der Präsident der Jewish
Claims Conference (JCC), Israel Singer, zu
Recht darauf hingewiesen, dass bei der
Restitution die ethnische Zugehörigkeit
keine Rolle spielen darf. „Man fragt nicht
nach der Religion einer Person, nicht nach
ihrer Rasse, nicht nach ihrer Weltanschauung: Man gibt das Geraubte ganz
einfach zurück.“ Ferner: „Wenn man ein
Haus gestohlen hat, gibt man nicht nur ein
Fenster oder eine Tür zurück.“
Unverständlich bleibt die totale Gesprächsverweigerung der polnischen Regierung in Bezug auf berechtigte Anliegen
der deutschen Heimatvertriebenen. Dabei
steht außer Frage, dass dem polnischen
Volk unter der nationalsozialistischen Besatzung unermessliches und unvergessliches Leid zugefügt worden ist. „Es wird
keine Umdeutung der Geschichte durch
Deutschland geben“ – hat die deutsche
Bundeskanzlerin in ihrer Rede an der Universität Warschau am 16. März 2007 betont, – zu Recht.
Dennoch: Unsere Vertreibung, die entschädigungslose Enteignung deutschen
Vermögens und insbesondere die andauernde Verletzung des Rechtes auf Nutzung des privaten Eigentums, bleiben völkerrechtswidrig und von daher Unrecht.
Nach deutschem und internationalem
Recht geht Privateigentum nicht unter,
kann der Staat nicht über dieses verfügen.
Als damaliger Berichterstatter des
Auswärtigen Ausschusses verweise ich auf
die Bundestagsdrucksache 12/7320
(Konvention gegen Vertreibung):
„Vertreibung jeder Art ist international
zu ächten und als Verbrechen gegen die
Menschlichkeit zu ahnden. Wer vertrieben
wurde, hat Anspruch auf die Anerkennung
seiner Rechte.“
gen werden“. „Über Konzept und Ort einer solchen Einrichtung muss in europäischer Zusammenarbeit beraten und entscheiden werden.“ Die Vorarbeiten, die das Haus der Geschichte in Bonn für eine Ausstellung über die
Vertreibung der Deutschen leiste, solle „in den
Dialog über die Konzeption des zukünftigen Zentrums einfließen“. Diese Beschlussfassung
hätte damals schon hellhörig machen müssen.
Sie sollte sich letztendlich als Hebel gegen das
ZENTRUM erweisen.
Durch vielerlei Aktivitäten, vor allem Podiumsdiskussionen sowie die Stiftung und Verleihung eines Franz-Werfel-Menschenrechtspreises, war das ZENTRUM von Anfang an um
Zustimmung für sein Vorhaben, vor allem auf
tschechischer und polnischer Seite, bemüht.
Widerstand wurde sehr bald von der SPD in
Deutschland laut, zu dessen Wortführer sich
Markus Meckel (zeitweiliger Außenminister der
DDR-Regierung unter de Maizière) aufwarf. Auf
einer Tagung im Juli 2003 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, die dem ZENTRUM gewidmet war, zeigte er sich besorgt, wie
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POLITIK
Schlesische Nachrichten 9/2007
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weit Frau Steinbach schon mit Ihrem „nationalen Konzept“ gekommen sei. Innenminister
Schily hatte er zuvor davon abhalten können,
eine nationale Arbeitsgruppe zur Entwicklung
des Zentrumsprojekts abzuhalten. Der polnische
Historiker Wlodzimierz Borodziej, der zusammen mit Hans Lemberg eine Dokumentation der
Vertreibung aus polnischen Quellen herausgegeben hatte, warf den „Vertriebenenfunktionären“ vor, sie setzten aus Verbandsinteresse die
„Nachbarn auf die Anklagebank“. Aus Polen kam
seit Mitte des Jahres 2003 ein regelrechtes Trommelfeuer gegen das ZENTRUM. Die polnische
Zeitung „Rzeczpospolita“ veröffentlichte am 15.
Juli einen Artikel von W. Bartoszewski, dessen
Übersetzung am 6. August unter dem Titel „Wider das selektive Erinnern“ in der Frankfurter
Allgemeinen erschien. Hitler und eine „relative
Mehrheit der Staatsbürger“, die ihm seine Stimme gegeben hatten, seien für den Krieg, für das
Leiden der Polen und die Vertreibungen der
Deutschen verantwortlich. Die Bundesrepublik
„übernahm ... im Sinne historischer Kontinuität“
die Verantwortung „für jenen Staat“. Frau
Steinbach sprach der Verfasser eine „gefühlsmäßige Bindung“ an „dieses Gebiet“ (Gdynia)
und damit die Zuständigkeit für diese Thematik ab. In der katholischen Wochenzeitschrift „Tygodnik Powszechny“ ereiferte sich M. Edelman:
„Die Absicht, heute, in halbes Jahrhundert nach
dem Krieg ein Zentrum der vertriebenen Deutschen zu bauen, ist ... eine nationalistische und
chauvinistische Affäre ... Die Deutschen wurden vertrieben, weil sie den Krieg verloren haben ... Sie verdienen kein Mitleid, sie sollen Buße
tun. Und dazu viele Generationen lang.“ Zunehmend wurde der polnische Widerstand an
der Person der BdV-Präsidentin festgemacht.
Sie unternahm deshalb am 16. und 17. September 2003 eine Goodwill-Reise nach Warschau, um in Gesprächen und in einer Diskussionsveranstaltungen zum Thema ZENTRUM
vermeintliche Ängste der Polen abzubauen. Die
Resonanz ihrer Bemühungen: „Wprost“, das führende Magazin Polens, brachte wenige Tag später eine Karikatur in Form einer Fotomontage,
die Frau Steinbach als triumphierende NS-Reiterin auf dem Rücken von Bundeskanzler
Schröder zeigte. Polnische Politiker entblödeten sich nicht, sie als die „größte Feindin Polens“ hochzustilisieren.
Die massive Ablehnung des BdV-Projektes
in Polen bewog schließlich auch deutsche Bischöfe zu negativen Stellungnahmen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, erhob auf einer Pressekonferenz zum Abschluss der Herbstvollversammlung
in Fulda am 23. September 2005 „unhaltbare
Vorwürfe sowie unredliche wie wahrheitswidrige Behauptungen über das ‚Zentrum gegen Vertreibungen’“ (der Bundesvorsitzende der Ostund Mitteldeutschen Vereinigung Sauer). In der
„Gemeinsamen Erklärung der Deutschen und
der Polnischen Bischofskonferenz“ vom 21. September hieß es mit Blick auf das ZENTRUM: „Mit
Sorge müssen wir seit einiger Zeit sehen, dass
die Erinnerung an die finstersten Stunden unserer gemeinsamen Geschichte nicht nur den
Geist der Versöhnung gebiert, sondern auch alte
Wunden, die noch nicht geheilt sind, wieder aufreißt und den Ungeist des Aufrechnens hervorbringt. Manche Menschen in Politik und Ge-
sellschaft rühren geradezu leichtfertig an den
immer noch schmerzenden Wunden der Vergangenheit. Andere wollen sie offenkundig sogar rücksichtslos für persönliche oder politische
Zwecke missbrauchen.“ Der aus Ostpreußen
stammende Berliner Kardinal Sterzinsky kritisierte, im Konzept der Informations- und Gedenkstätte sei „der Wille zur Versöhnung nicht
deutlich erkennbar“. Er legte sein Veto gegen
Pläne de BdV ein, das ZENTRUM in der (Ruinen)Kirche St. Michael in Berlin einzurichten. Als
einziger öffentlicher Befürworter des ZENTRUM
aus den Reihen der deutschen Bischöfe blieb
der Limburger Weihbischof Gerhard Pieschl
übrig.
Die Verhandlungsführer von Union und SPD
zur Bildung einer Großen Koalition nach der
Bundestagswahl 2005 verständigten sich im Koalitionsvertrag vom 11. November 2005 auf die
folgende Vereinbarung: „Die Koalition bekennt
sich zur gesellschaftlichen wie historischen Aufarbeitung von Zwangsmigration, Flucht und Vertreibung. Wir wollen im Geiste der Versöhnung
auch in Berlin ein sichtbares Zeichen setzen, um
– in Verbindung mit dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität über die bisher beteiligten Länder Polen, Ungarn und Slowakei hinaus – an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu
ächten.“ Dieses Netzwerk war am 2. Februar
2005 unter Beteiligung der deutschen Kulturstaatsministerin Weiss in Warschau, wo sich
auch der Sitz des Sekretariats befindet, gegründet worden. Es sollte eine „europäische Antwort sein auf das Ansinnen der Vertriebenen“,
die Opfer zu Tätern umzudeuten. Die im Bonner Haus der Geschichte geplante Ausstellung
der Vertreibung (die nach Kulturstaatsminister
Naumann nicht „den Rechten überlassen werden“ durfte) sollte ebenfalls dieses Netzwerk planen. (Daraus erklärt sich, dass der Teil der Ausstellung über die Vertreibung der Deutschen aus
den deutschen Ostgebieten dann von einem polnischen Historiker als „Umsiedlung aus Polen“
dargestellt werden konnte.) Vor ihrem Antrittsbesuch in Polen am 2. Dezember 2005 bekannte
sich Bundeskanzlerin Merkel ausdrücklich zu
diesem Netzwerk: „Deshalb wollen wir dies [das
Erinnern] in Verbindung mit dem vor kurzem begründeten Netzwerk Erinnerung und Solidarität
und im Dialog mit unseren Nachbarn wie Polen tun.“
Frau Steinbach tat alles, um ihr Projekt zu
retten: Sie äußerte sich mit wenigen Abstrichen
anerkennend zu der teilweise höchst fragwürdigen Bonner Vertriebenenausstellung; sie distanzierte sich wiederholt von der Klage der
„Preußischen Treuhand“ beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen Polen; die
Ausstellung des ZENTRUM „Erzwungene
Wege“ in Berlin machte für die Vertreibung der
Deutschen die „deutsche Besatzung“ und Stalin verantwortlich, der Text des Begleitbuch dazu
erklärt wahrheitswidrig: „Das Potsdamer Protokoll forderte daher ‚die Überführung der deutschen Bevölkerung nach Deutschland...’“, der
Görlitzer und der Warschauer Vertrag hätten „die
auf der Potsdamer Konferenz vereinbarte Westgrenze Polens“ bestätigt. Die Ausstellung
selbst (wie auch schon die Bonner Exposition)
dokumentierte selbstredend nicht den Wortlaut
der entsprechenden Bestimmungen des PP.
„Nichts äußern, was den Polen missfallen
könnte!“ lautet heute die doktrinäre Devise für
offizielle Verlautbarungen in Deutschland.
Nach der Verabschiedung des Bundeshaushaltes für 2007 durch den Bundestag am
24. November 2006 erklärte die BdV-Präsidentin
freudig: „Heute ist ein guter Tag für Verständigung und Versöhnung in Europa.“ Denn der
Bundeshaushalt enthalte:
„250.000 Euro, die dem Bund der Vertrieben
zur Verfügung gestellt werden, um die Ausstellung ‚Erzwungene Wege’ ... in eine Wanderausstellung umzuwandeln. 750.000 Euro, um die
seit sechs Jahren vom ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN geforderte Dokumentationsund Informationsstätte zu ‚Flucht und Vertreibung’ auf den Weg zu bringen.“
„Wir laden unsere europäischen Nachbarn
ein, an der Aufarbeitung mitzuarbeiten und sich
in die Projekte des ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN und der Bundesregierung einzubringen. Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN sieht sich durch die Unterstützung des
Deutschen Bundestages in seiner Arbeit bestätigt.“
Am 1. Dezember 2006 meldete die FAZ, Kulturstaatsminister Neumann wolle die Pläne für
ein „sichtbares Zeichen gegen Flucht und Vertreibung“ vorantreiben. Für dessen Konzeptionierung habe der Bundestag 750 000 Euro bewilligt. Einem dafür eingesetzten Beratergremium
gehörten bereits Hans Maier (der den Einführungsvortrag zur Bonner Ausstellung gehalten
hatte) und der polnische Historiker Borodziej an.
„Die polnische Seite ist eingeladen, sich an der
Konzeption zu beteiligen.“ Auf meine Anfrage,
ob damit denn nicht das ZENTRUMsprojekt des
BdV gestorben sei, antwortete mir Frau Steinbach lapidar: „Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN und der Bund der Vertriebenen
sind in die Aktivitäten des BKM (= Bundeskulturminister) eingebunden.“ Ein Mitarbeiter von
Minister Neumann teilte mir Anfang des Jahres
mit: Die Koalitionsvereinbarung sei der „Handlungsrahmen“. „Das Vorhaben wird als staatliche Aufgabe unter Leitung des Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien umgesetzt. Gesellschaftliche Initiativen, insbesondere
die betroffene Gruppe der Vertriebenen werden
einbezogen. Ein Konzept für das Sichtbare Zeichen wird gegenwärtig mit einem Kreis von Beratern aus Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft
besprochen.“ Die Internationale Gesellschaft für
Menschenrechte in Frankfurt, die über 10 000
Unterschriften für das ZENTRUM gesammelt
und an die Bundeskanzlerin geschickt hat, hat
einen gleichen Bescheid bekommen mit dem
ausdrücklichen Zusatz: „Das schließt auch die
Einbeziehung der am Europäischen Netzwerk
beteiligten Staaten ein.“
Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN
war in seinem Ursprung eine noble Idee, weil
dieses Vorhaben um den Kern der Vertreibung
der Deutschen auch die anderen Vertreibungen
im 20. Jahrhundert dokumentieren wollte. Es
sollte der geschichtlichen Wahrheit verpflichtet
sein und wollte den Opfern Gerechtigkeit
widerfahren lassen. Und es wollte damit nicht
zuletzt einen Beitrag dazu leisten, dass Vertreibungen der Vergangenheit angehören. Diese Idee ist zu Grabe getragen worden.
Georg Friebe
Schlesische Nachrichten 9/2007
ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN
„Sonderspenden Deutschlandtreffen 2007“
Für das Deutschlandtreffen 2007 haben im Februar 2007 gespendet:
Baumert, Gotthard
50,00 €
Dr. Grabisch, Wolfgang
100,00 €
Feustel, Esther
15,00 €
Gediga, Josef
50,00 €
Günther, Luzia
50,00 €
Hasler Christina
80,00 €
Hausmann, Helga u. Werner
30,00 €
Herrmann, Heinz
20,00 €
Herrmann, Maria
20,00 €
Herrnleben, Albrecht
50,00 €
Hoffmann, Klaus
50,00 €
Hoffmann, Günter
100,00€
Jäckel, L.S. Frauengr.
50,00€
Kionczyk, Therese
50,00 €
Kuehn Ernst, Langenhagen
20,00 €
Kurzbach, Norbert
150,00 €
L.S. Kgr. Altenkirchen
150,00 €
L.S. Kiefer, Gerda, Stubenberg 200,00 €
L.S. Landshut
500,00 €
L.S. Mitglieder Landshut
175,00 €
L.S. NRW OV Siegburg
170,00 €
L.S. OG Hohenlimburg
100,00 €
L.S. Ogr. Uttenreuth
150,00€
Landsm. Schlesien unbekannt 200,00 €
Langer, Maria - Kgr. Melsungen 35,00 €
Liebehenschel, Wolfgang
25,00 €
Mrochen, Rudolf
20,00 €
Namslauer Heimatfreunde
250,00 €
Ottlik, Joachim
50,00 €
Ottlik, Gerhard
50,00 €
Prof. Scholz, Herbert u.
Margrit, Hamburg
150,00 €
Schneider, Ute-Sieglinde
50,00 €
Scholz, Kurt Haimhausen
500,00 €
Sprüssel, Christa
300,00 €
Toepfer, Siegfried
200,00 €
Uhlig, Karin
20,00 €
von der Lancken, Axel
50,00 €
von Wantoch-Rekowski, Harald 50,00 €
Widmann, Dietrich
30,00 €
Wielsch, Manfred o. Irene
25,00 €
L.S. Ohne Angabe evtl. Itzehoe ? 100,00 €
Zimmermann, Josef
47,52 €
Zucker, Werner
50,00 €
Stand 10. 4. 2007
Sonderkonto:
Deutschlandtreffen der Schlesier 2007
Volksbank Bonn Rhein-Sieg
BLZ 380 601 86 Kto.Nr. 260 0893 028
Wir danken sehr herzlich!
Ihre Landsmannschaft Schlesien e.V.
TERMINE
Schlesier-Treffen 2007 in Diepholz/Niedersachsen
Montag, 7. Mai, Kirche Alt St. Martin, Kaarst – „Schlesische Maiandacht“ mit den beliebten ostdeutschen
Kirchenliedern. Zelebrant: Pfr. Johannes Istel, Beginn 18 Uhr
Samstag, 12. Mai, 15.00 Uhr – Treffpunkt: Gaststätte Laker-Wiele, Diepholz, Steinstr. 33, Anmeldung
unter Tel.: 0 54 41/34 67
Donnerstag, 17. Mai, Christi Himmelfahrt, Dormagen – Gohr – „Bundesheimattreffen Rohnstock/Hausdorf“ Kreis Jauer in Schlesien, Gaststätte „Zum Turfgrafen“, Beginn 14 Uhr
Gespräch in Hindenburg
Am Osterdienstag (10. 4. 2007) fand ein erstes Gespräch zwischen der neuen, am 26.11.2006
gewählten, Stadtpräsidentin der Stadt Hindenburg OS, Malgorzata Manka-Szulik, und dem
Bundessprecher der Hindenburger, Damian Spielvogel, im Stadtamt von Hindenburg OS statt.
Das Gespräch verlief in einer sehr freundschaftlichen Atmosphäre und diente nicht nur dem
ersten gegenseitigen Kennenlernen, sondern auch dem Austausch von Informationen. Dieser Unterredung wohnte auch Pawel Barteczko als Europabeauftragter der Stadtverwaltung
bei.
7
Änderung zu Ausgabe 05/2007
„Sonderspenden Deutschlandtreffen
2007“
Für das Deutschlandtreffen 2007
haben im Januar gespendet:
angegeben:
BdV, Kreisverb. Oberhavel 100,00 €
richtig:
L.S., Kreisgruppe Oberhavel 100,00 €
Jahreshauptversammlung in Lauenburg
Zur Jahreshauptversammlung der Landsmannschaft Schlesien hatte der erste Vorsitzende, Heinz Pytlik, ins Restaurant
„Halbmond“ eingeladen. Bereits zum 57.
Mal trafen sich die Schlesier, um gemeinsam ihre Tradition zu pflegen.
Nach Abarbeiten der Tagesordnungspunkte wurde Pytlik mit Geschenken seiner Landsleute anlässlich seines 80. Geburtstags bedacht. Er lobte besonders das
Engagement der Frauengruppe. Unter der
Leitung von Stefanie Schulz wurden und
werden zahlreiche Ausflüge unternommen.
Auch wird die Tradition des Hackerle-Essens (durch den Fleischwolf gedrehte und
gebratene Salzheringe mit Speck und Gewürzen) gepflegt. Das Treffen endete mit
Organisatorischem zum Deutschlandtreffen der Schlesier, vom 30. Juni bis 1. Juli
in Hannover und dem traditionellen Wellwurst-Essen.
Zitat
....es ist einfach schön,
dass so viele Menschen sich den Fernseh-Zweiteiler über die Flucht aus Ostpreußen angeschaut haben. Es ist einfach schön, dass neben den genannten Motiven unterschwellig auch endlich so etwas wie ein Bewusstsein patriotischer Pflicht erwacht, sich mit dem
Leid von Millionen vertriebener Deutscher auseinander zu setzen, auch
wenn man selbst durch die „Gnade der
späten Geburt“ (die ja tatsächlich eine
ist) von diesen wie so vielen anderen
Zwängen und Konflikten verschont geblieben ist, weshalb man sich mit dem
Beurteilen der Menschen damals Vorsicht auferlegen sollte. Und es ist einfach schön, dass wir Deutschen offenbar die künstlerische Darstellung des
komplexen Themas „Flucht und Vertreibung“ nicht den Linken überlassen,
vor allem nicht dem selbsternannten
Volkserzieher Günter Grass, der in seiner holzschnittartigen Novelle „Im
Krebsgang“ die Geschmacklosigkeit
besaß, den Untergang der „Wilhelm
Gustloff“ kurzzuschließen mit revanchistischen Rechtsradikalen, die ihr Unwesen vornehmlich im Internet treiben.
Quelle: „Die Welt“, 10. März 2007 –
Krauses Klartext: „Einfach schön“
8
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Schlesische Nachrichten 9/2007
Schlesier ehrten Mitglieder Neuwahlen
Zu ihrer Mitgliederversammlung 2007
hatte die Kreisgruppe Bonn e.V. der
Landsmannschaft Schlesien in den Kurfürstensaal der Stadthalle Bad Godesberg
eingeladen. Auf der Tagesordnung standen der Rückblick auf zahlreich durchgeführte Aktivitäten der Bonner Kreisgruppe. Ebenso hielt der vor einem Jahr neu
gewählte Vorsitzende, Stephan Rauhut,
der jüngste auf Bundesebene, einen
Ausblick auf Veranstaltungen in diesem
Jahr. Dabei wies er besonders auf das
Sommerfest im Godesberg Stadtpark
(25. 8. 07), den Ostdeutschen Markttag in Bonn (16. 9. 07) und die Fahrten nach Schlesien (5. 8. – 12. 8. 07)
und zum Deutschlandtreffen der Schlesier nach Hannover (29. 6. – 1. 7. 07) hin.
Nach den Berichten der Brückenberger Trachtengruppe durch Herrn Michael Knappe und der Frauengruppe durch Frau Elfriede Marold
zeichnete die Kreisgruppe Bonn
langjährige Mitglieder aus. So
wurden für 30-jährige Mitgliedschaft der langjährige Vorsitzende des Bundes der Ratiborer, Herr Peter Riegel, Herr Dr.
Hans-Joachim Heering und
Frau Marianne Heidrich geehrt.
Für 25 Jahre treue Mitgliedschaft
wurden Frau Gisela Hicketier, Herr
Carlos Hicketier, Frau Olga Goeb,
Frau Gabriele Abicht und Frau Hildegard Schättchen ausgezeichnet. Im weiteren Verlauf gab die langjährige Leiterin
der Frauengruppe, Frau Elfriede Marold,
ihr Amt an Frau Helga Solisch ab. Ein wichtiger Punkt der Versammlung war die einstimmige Abstimmung zur Erhöhung des
Mitgliederbeitrages in zwei Stufen, ab 2008
und 2010.
Michael Ferber
„Schlesisches Sommersingen“ in Neuss
Vierter Fastensonntag und „Lätare“ (freuet euch), das passte genau auf den Tag,
denn der Trachtentanzkreis DJONATHAN
verbreitete gleich zu Beginn beim schlesischen Sommersingen im vollbesetzten
Gartensaal des Clemens Sels-Museum
Freude und Heiterkeit. Die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Neuss,
lud wiederum zu dieser Brauchtumsveranstaltung ein, um den Sommer
anzusingen, dem eine alte
schlesische Tradition zu Grunde liegt, als es noch keine Bezeichnung für Frühling oder
Herbst gab. In schönen selbst
geschneiderten Trachten zeigten drei Generationen (3 bis 70
Jahre) einprägsame Tänze verschiedener Temperamente ihr
vielseitiges Können mit viel Beifall bedacht. Aber auch besinnliche Texte, vorgetragen
von Frau Arweiler, bereicherten
mit kräftig mitgesungenen
Volksliedern das bunte Programm musikalisch gekonnt
begleitet von Karl Petras auf seiner „Steierischen“. Vorsitzender
Theo Jantosch konnte als besonderen Ehrengast die stellvertretende Bürgermeisterin
Hannelore Staps herzlich begrüßen, die in
ihrem Grußwort Grüße von Rat und Verwaltung der Stadt Neuss überbrachte und
die Pflege der Kultur und des schlesischen
Brauchtums der aktiven Landsmannschaft besonders würdigte. Den Vorsitzenden der pommerschen und ostpreußischen Landsmannschaften, Jürgen
Krause und Peter Pott galt ebenfalls ein
in Freiburg i. Br.
Am 10. März trafen sich die Schlesier zur
Mitgliederversammlung mit Neuwahlen im
Ev. Stift. Nach der Begrüßung nahm
Gotthard Boronowski das Gedenken an
die Verstorbenen vor, sie hatten jahrelang
der schlesischen Heimat die Treue gehalten.
Im folgenden Tätigkeitsbereich wurden
zwei Schwerpunkte herausgehoben: „Tag
der Heimat“ im Jahr 2004 und die Ausstellung „Schlesische Kirchen“ 2006. Beide Veranstaltungen fanden auch bei zahlreichen Nichtschlesiern großen Anklang.
Die Vorstandswahlen hatten folgende Ergebnisse:
Vorsitzender: Gotthard Boronowski,
Stellvertreter: Peter Braun und Wolfgang
Lorenz, Kassererin: Wilma Boronowski,
Schriftführerin: Magda Braun, Kulturreferent: Wolfgang Lorenz, Frauenreferentin:
Ingeborg Urbainski, Beisitzer: Richard
Mainka, Joachim Michalla, Günter Löchel
und Günter Kitschke, Kassenprüferinnen:
Helga Marx und Loni Mainka.
Zum Ausklang gab G. Boronowski einen Bericht über die Abstimmung in Oberschlesien von 1920, mit dem Schwerpunkt
St. Annaberg, dem bekannten Wallfahrtsort in Oberschlesien. Zahlreiche
Dias bildeten den gelungenen Abschluss
des Heimatnachmittags.
Peter Braun
herzlicher Willkommensgruß, so wie zwei
Vertretern der „Düsseldorfer Jongens“. Anschließend wurde erstmalig in die Ostdeutsche Heimatstube, ganz in Museumsnähe, zu einem Umtrunk mit kleiner Bewirtung eingeladen. Ein würdiger
Ausklang einer harmonischen SonntagsMatinee.
Theo Jantosch
Foto: Georg Muschalik
Schlesische Nachrichten 9/2007
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Deutschlandtreffen der Schlesier
Schlesien verpflichtet!
29. 6. – 1. 7. 2007 in Hannover (Messegelände)
PROGRAMM UND HALLENEINTEILUNG
Freitag, 29. 6. 2007 (Stadtzentrum Hannover)
17.00 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst, Marktkirche, Hanns-Lilje-Platz 2
Predigt: Präsident des Schlesischen Kirchentages Landespastor i.R.
Dr. Hans-Ulrich Minke
19.30 Uhr
Kulturveranstaltung der Stiftung Schlesien, Sparkassen-Forum,
Schiffgraben 6 – 8
Thema: Carl Gotthard Langhans – ein schlesischer Baumeister zwischen
Breslau und Berlin (Lichtbildervortrag von Prof. Dipl.-Ing. Friedhelm
Grundmann)
Unkostenbeitrag: 2,00 Euro
Samstag, 30. 6. 2007
08.30 Uhr
Eröffnung der Hallen
10.00 Uhr
Festliche Stunde (Eröffnung), Münchner Halle
Es sprechen u.a.:
Helmut Sauer, Innenminister Uwe Schünemann, Rudi Pawelka
13.00 Uhr
Schlesische Sommerakademie 2007, Halle 2,
Galerie „Raum Budapest“
(in der Tradition der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu
Breslau) – Leitung: Prof. Dr. Michael Pietsch
14.00 Uhr
Bundesmitarbeiterkongress, Münchner Halle
Leitung: Peter Großpietsch
Themen: Die Zukunft der Schlesischen Heimatsammlungen und
Behandlung der Vertreibung im öffentlichen Raum in Schlesien
17.00 Uhr
Heimatabend, Halle 3
„Grüß Dich Deutschland aus Herzensgrund –
150. Todestag von Joseph Freiherr von Eichendorff“
Verantwortlich: Martin Eichholz – Eintritt: 5,00 Euro
Sonntag, 1. 7. 2007
08.00 Uhr
Eröffnung der Hallen
09.30 Uhr
Katholischer Gottesdienst (Pontifikalamt), Halle 3
Zelebration: Weihbischof Gerhard Pieschl in Konzelebration mit
schlesischen Heimatpriestern
09.30 Uhr
Evangelischer Gottesdienst, Münchner Halle
mit Pfarrer Dr. Christian-Erdmann Schott
11.30 Uhr
Politische Hauptkundgebung, Halle 3
Verleihung des Schlesierschildes an Weihbischof Gerhard Pieschl
(Laudatio: Peter Großpietsch)
Es sprechen u.a. Ministerpräsident Christian Wulff, Rudi Pawelka,
Vertreter der Schlesischen Jugend – Moderation: Prof. Dr. Michael Pietsch
HALLENEINTEILUNG
zum Deutschlandtreffen der Schlesier
am 30. 6. und am 1. 7. 2007 in Hannover (Messegelände)
Halle 2 (Treffenshalle der schlesischen Heimatkreise):
Niederschlesische Heimatkreise:
Bunzlau, Breslau Stadt und Land, Brieg Frankenstein-Münsterberg, Fraustadt, Freystadt,
Glatz, Glogau, Grünberg,Groß Wartenberg, Görlitz, Goldberg, Guhrau, Habelschwerdt,
Hirschberg, Jauer, Landeshut, Lauban, Liegnitz, Lüben, Militsch-Trachenberg, Trebnitz,
Namslau, Neumarkt, Neurode, Löwenberg, Oels, Ohlau, Reichenbach, Rothenburg O/L,
Sagan-Sprotau, Schweidnitz, Strehlen, Striegau, Waldenburg, Wohlau
sowie oberschlesische Heimatkreise:
Beuthen O/S, Bielitz, Cosel, Falkenberg, Gleiwitz, Groß Strehlitz, Grottkau, GuttentagLoben, Hindenburg O/S, Kattowitz, Königshütte, Kreuzburg, Leobschütz, Neustadt, Neisse, Oppeln, Pleß, Ratibor, Rosenberg, Rybnik, Tarnowitz, Tost-Gleiwitz, Teschen
Die Halle 3 und die Münchner Halle – sind Veranstaltungshallen.
Die einzelnen Veranstaltungen, die in der Halle 3 und in der Münchner Halle stattfinden, sind dem Programm zu entnehmen.
Wir laden herzlich ein!
Auf Wiedersehen in Hannover! Schlesien Glückauf!
Damian Spielvogel , Organisationsleiter
Die Zeichnung der Sonderspende für das Deutschlandtreffen der Schlesier 2007 wird
nach wie vor erbeten und dringender benötigt denn je! Sonderkonto: Volksbank Bonn
Rhein-Sieg eG/Konto-Nr.: 260 0893 028/BLZ: 380 601 86
Häckerle und
Sommersingen
Zahlreiche Mitglieder und Freunde der
Landsmannschaft Schlesien, Ortsverband Ebermannstadt, waren zur Mitgliederversammlung „Häckerle-Essen“ ins Gasthaus „Schwan“ in Ebermannstadt gekommen. Die Vorsitzende Anneliese Woschke konnte wiederholt feststellen, dass dieses „Häckerle-Essen“ immer mehr Anklang findet.
Das würzig schmackhafte Häckerle
wurde zubereitet von Anneliese Fuchs,
Heidi Stief, Sabine und Markus Weilbacher. Wie „derrheeme“ wurde es mit
heißen Pellkartoffeln und „guter Butter“
serviert und schmeckte allen vorzüglich. Bei vollem Bauch sang man Heimatlieder und beschloss nach ausgiebigem Babbeln die Versammlung.
Jedes Jahr wurde in Schlesien am
Fastensonntag Laetare (Freuet Euch)
der Brauch des Sommersingens
durchgeführt. Wie alt dieser Brauch ist,
verrät schon der Name. Er stammt aus
der Zeit, als man das Jahr in zwei Hälften teilte: Sommer und Winter. Auch an
den Liedern, kann man das sehr hohe
Alter des Brauches erkennen, der um
das Jahr 1000 entstand.
Das volkstümliche „Summersingen“ haben acht schlesische Kinder mit
ihren Betreuern am Sonntag Laetare in
Ebermannstadt aufrecht erhalten. So
zogen sie mit buntbebänderten Sommerstecken, Sommerbäumel oder Mai
genannt, zu Freunden, um zu „Summern“, den Sommer anzusingen. Mit ihren kleinen Versen und Liedern möchten sie „den Sommer bringen“ und mit
Fröhlichkeit die Verbundenheit zur Natur kund tun. Dafür erhalten sie Gaben,
die sie nach altem Brauch in ihrem weißen Leinensäckel sammeln. Mit dem
Sommersingen wird ein weiteres Stück
Heimat mit viel Liebe gepflegt und den
Bürgern gefällt dieser frohe Gesang der
Kinderschar.
9
10
LANDSLEUTE
Schlesier, die sie kennen sollten
Will Erich Peuckert – zum Gedenken
Das Leben des Volkskundlers Will Erich Peuckert war so ausschließlich
Schlesien gewidmet, dass Gerhart Pohl zu Recht von ihm sagen konnte: „Ein schlesischer Mensch als dieser Will Erich Peuckert ist mir
zeitlebens nicht begegnet“.
Von diesem schlesischen Urtyp sei gesagt, er wurde am 11. Mai
1895 in Töppendorf Kreis Goldberg/Haynau als Sohn eines Postbeamten geboren. Nach seiner Schulzeit besuchte er die Präparandenanstalt in Schmiedeberg und das Lehrerseminar in Bunzlau, um
von 1915 bis 1921 Lehrer in Groß Iser zu sein. Ein nachträgliches Studium der Vorgeschichte, der mittelalterlichen Geschichte und der Germanistik an der Breslauer Universität führten zu Promotion zum Dr.
phil. mit einer Dissertation über Abraham von Frankenberg. Dieses
Erforschen der Mystik, aber auch der Schwarmgeisterei trugen ihm
weitgehende Kenntnisse über Jakob Boehme, Sebastian Franck, Angelus Silesius, Paracelcus und Kopernikus ein, und bildete auch die
Grundlage zu seinen weitergehenden Studien über jene Geistesgrößen.
Durch seine historisch-wissenschaftlichen Arbeiten fand Will Erich Peukert schon beizeiten zur Volks- und Heimatkunde. So konnte es nicht verwundern, wenn er schon 1930 bis 1932 an der Pädagogischen Akademie in Breslau Volkskunde lehrte und im Jahre 1932
einen Lehrauftrag für Volkskunde an der Universität in Breslau erhielt,
der ihm aber 1935 wegen politischer Unzuverlässigkeit entzogen wurde. Als Schriftsteller und Wissenschaftler arbeitete er danach in Haasel Kr. Goldberg und hatte Verbindung zu Gerhart Pohl, um den sich
in Wolfshau im Riesengebirge ein Widerstandskreis gebildet hatte.
In diesen Tagen hielt er trotz allem das Lachen für die beste „innere
Emigration“.
Schließlich kam jene schlimme Zeit heran, von der Will Erich Peuckert im Vorwort der Ausgabe von „Schlesisch“ von 1950 zu sagen
weiß: „Das Lachen ward immer schwerer, und es ist sehr schwer geworden, als wir am 12. Februar 1945 in den Winter flohen, – vor den
in Goldberg und in Wolfsdorf einrückenden Russen fortgezogen sind
und vor der Schlacht, die um die ersten Kämme unserer Vorgebirge
aufgehen wollte, – der Sargberg bei Haasel wurde siebenmal gestürmt,
ein Teil der Alten verbrannte in den Scheunen, andere fielen vor dem
Berg, – wir, meine Frau und ich, wir beide schlugen uns damals in
die Wälder, mit einem Rucksack jeder, in dem steckte unsere ganze
Habe: ein Brot, ein Rest vom Weihnachtsbraten und ein armes Bündel Wäsche und hinten blieb alles zurück“.
Die Flucht mit seiner Frau ging durch die Tschechoslowakei bis
nach Eger, wo beide ausgetrieben wurden und in der Oberpfalz landeten. Ein Jahr lang betrieb man einen Bauernhof.
Schon 1946 hatte man Will Erich Peuckert als außerordentlichen
Professor für Volkskunde an die Universität Göttingen berufen und
er wurde 1951 auch ordentlicher Professor in dieser Fachrichtung.
Dort hatte er Stück für Stück für Friedenskonferenzen die Daten und
Angaben, die Verträge und das Material gesammelt, das unser Recht
auf Schlesien nachweist.
Sein 1940 erschienenes Schlesienbuch „Schwarzer Adler unterm
Silbermond“ erlebte in verhältnismäßig kurzer Zeit mehrere Auflagen.
Darin verstand er es, Schlesien auf eindringliche Weise als eine der
bedeutendsten deutschen Kulturlandschaften vorzustellen. „Es gibt
zwei Schlesien“, schrieb er in einem Vorwort dazu, das eine ist nun
über die deutschen Landschaften verstreut und er erblickte es im schlesischen Menschen und im schlesischen Stamm, in diesen tausend
und abertausend Herzen; „denn ohne sie alle und ihr letztes Ja wäre
Schlesien nie geboren“. Das andere Schlesien liegt hinter dem „eisernen“ Vorhang.
Wie selten einer hat er sein Schlesien erforscht und es erschien
bereits 1920 sein erstes Buch „Schlesische Sagen“. 1926 folgten die
Sagen vom „Berggeist Rübezahl“ und 1932 „Schlesiens deutsche Märchen“. Inzwischen war schon 1928 seine „Schlesische Volkskunde“
herausgekommen, in der er über schlesische Jahresfeste, Volksschauspiele und Volkslieder zu berichten weiß, wie aber auch über
Schlesische Nachrichten 9/2007
Sonderstempel
und Briefmarken zu den Themenbereichen Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier und Ostdeutschland
Heute: Sonderpostwertzeichen „Europa 1997: Geschichten und Legenden“
In der nächsten Ausgabe: Nicht angenommene Entwürfe
Sonderpostwertzeichen „Europa 1997: Geschichten und
Aus der Sammlung Michael Ferber
Legenden
Schlesische Firmen
Teil 70
Fleischerei Wiesner, Feine Fleisch- und Wurstwaren
In den „Giessmansdorfer Geschichten“ gab es eine Fleischerei
Wiesner, Ottos Wurst- und Fleischwaren, Urgroßvater des
heutigen Inhabers. Danach führte Paul Wiesner, Sohn von
Otto und Großvater des heutigen Inhabers, seit 1890 die Fleischerei in Giessmansdorf, Kreis Sprottau Schlesien. Als er
im Krieg war, führte die Großmutter, Frieda Wiesner, den Handel mit Vieh und Fleischwaren fort. Im Jahre 1942 übernahm
der Vater des heutigen Inhabers, Fleischermeister Herbert
Wiesner, die Geschäfte. Nach dem Krieg ging Herbert nach
Glinde bei Hamburg. 1971 übernahm er in Lauenburg an der
Elbe eine Fleischerei. Sein Sohn Wolfgang Wiesner eröffnete am 18. 11. 1986 seine eigene Fleischerei in Winsen/Luhe.
Zum 1. 4. 2001 verlegte er seinen Betrieb an seinen Wohnsitz in Wittorf bei Lüneburg und betreibt seitdem mit seiner
Ehefrau Godoleva Wiesner einen reinen Party-Service. Alle
Wurstwaren werden auch heute noch nach alter Überlieferung in eigener Produktion hergestellt. Zu Weihnachten gibt
es traditionell die Schlesische Weißwurst.
das „mystische Schlesien“. Zu erwähnen wäre noch das 1924 erschienene Eulenspiegelbuch „Luntroß“ und im Jahre 1939 kam Peuckert mit seinen Novellen „Glückskind in Krakau“ heraus und „Liebe, Fahrten und Abenteuer des Trompeters aus der Zips“.
Nach dem Krieg erschienen 1951 „Das Ostdeutsche Sagenbüchlein“ und schließlich 1953 die „Schlesischen Kinder- und Hausmärchen“. Zu einer mehrbändigen von Peuckert noch beabsichtigten Herausgabe „Europäische Sagen“ kam er nicht mehr. Sein
bis in unsere Tage bekanntestes Buch „Schlesisch“ erfuhr nach einer ersten Auflage 1957 eine weitere im Verlag Weidlich in Würzburg im Jahre 1985, wo er auf die schlesischen Eigenheiten zu spre-
DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER
Tante Anna besucht ihr Dorf
von Ursula Lange
Tante Anna war über achtzig, als sie mich
bat, mit ihr ein großes Heimattreffen zu besuchen. Ich dachte an ihr Herzleiden und
wollte es ihr ausreden. Aber sie bestand
auf dem Vorhaben, und wir fuhren hin.
„Sieh nur“, sagte ich, „welche Massen
in das Gelände einströmen. Es müssen
Hunderttausende sein! Und alle sind festtäglich gekleidet.“
„Sie sind eben unterwegs nach Schlesien!“ triumphierte Tante Anna, und es klang
ein wenig trotzig, als sie hinzusetzte: „Wir
Schlesier brauchen uns ebensowenig wie
Westfalen, Rheinländer, Schwaben oder andere zu schämen, dass wir unsere Heimat
lieben.“
Das Hannoversche Messegelände hatte sich an diesem sonnigen Frühsommersonntag schon zeitig am Morgen gefüllt. Vor
meinem inneren Auge verwandelte sich die
frohgestimmte Menge in einen endlosen
Elendszug aus Müttern mit Kindern, alten
Frauen, Kranken und Greisen – viel mehr
Frauen und Kinder als Männer, die gefallen oder an der Front waren. Zu diesem Heimattreffen waren neben überraschend
zahlreichen jungen Menschen sehr viele der
jetzt Alten und der nun schon meist über
fünfzigjährigen Kinder von damals gekommen. Welches Erleben mochte in ihrer Erinnerung verschlossen liegen? Vielleicht hatten sie denen im Westen, die ihnen ihre Häuser öffnen mussten, erzählen
wollen, wie es war, als der Räumungsbefehl
kam und sie eilig zusammenrafften, was lebensnotwendig schien. Als sie in Abfallhaufen nach Kartoffelschalen zur Nahrung
für die Kinder suchten. Als sie den erfrorenen Säugling im schneeverwehten Straßengraben zurücklassen mussten. Wie sie
stellvertretend büßten für das, was im deutschen Namen geschehen war. Doch die
Leute hörten nicht hin. Sie hatten genug
eigene Sorgen – genau wie heute. Die heutigen Sorgen sind zwar ganz anderer Art
als die Sorgen von damals, aber eins gilt
zeitlos: Es lebt sich entschieden leichter
ohne das Wissen vom Elend anderer. So
lernten die heimatlosen Menschen
schweigen. Sie passten sich an, schluckten die Bitternis hinunter, packten zu, fanden ihr Auskommen und eine neue Heimat
für die Kinder. Aber die Sehnsucht nach da-
chen kommt und nicht zuletzt die ureigenste Sprache Schlesiens auf besinnliche und
heitere Weise aufklingen lässt.
Bis zu seinem Tod am 25. Oktober 1969
hatte Will Erich Peuckert seinen Wohnsitz in
Darmstadt-Mühltal. Er vermochte dieses
nach Goethe „zehnfach interessante Land“
nicht nur den Schlesiern, sondern auch allen, die etwas darüber wissen wollen, einmal mehr vor Augen zu stellen.
Konrad Werner
heim blieb. Wo könnte das deutlicher werden als bei so einem großen Heimattreffen!
In den gigantischen Hallen suchten die
Menschen den langen Tisch mit ihrem Ortsschild, suchten alte Freunde, die Heimat,
aus der sie vor Jahrzehnten ausgestoßen
worden waren. Hoch über den endlosen
Tisch- und Bankreihen hingen wie vom Ostwind hergewehte Wolken weiße Transparente, darauf gedruckt in dicken schwarzen Lettern die Namen aller nieder- und
oberschlesischen Landkreise: Brieg, Ohlau, Breslau, Grünberg, Neumarkt, Wohlau, Liegnitz, Namslau, Kreuzburg, Oppeln,
Ratibor, Gleiwitz ... sechzig an der Zahl. Zu
jedem Kreis gehören viele Dörfer und Städte, und jeder Ortschaft waren hier ein Tisch
und zwei Holzbänke zugedacht. Ein Pappschild zeigte an, welchen Heimatort der
Tisch repräsentierte.
Zwei schmale Bänke, ein Tisch, ein
Pappschild drauf – die Heimat. Hier suchten sie das vertraute Gespräch, den Mutterlaut, das „Weißt-du-noch“, das Gefühl,
als Glied einer Schicksalsgemeinschaft verstanden zu werden.
„Kein Medienreporter verirrt sich je in
diesen Hallen“, sagte ich zu Tante Anna.
„Allenfalls die offiziellen Veranstaltungen
sind für sie berichtenswert. Ob sie wohl die
unvermeidliche Betroffenheit, scheuen an-
11
gesichts so vieler Menschen auf der Suche nach dem Heimattort in Gestalt eines
Pappschildchens?“
„Du weißt doch – in all den Jahrzehnten seit unserer Vertreibung aus der Heimat durfte man das Wort ‚Schlesien'
kaum aussprechen“, entgegnete Tante
Anna. „Und jetzt müssen sie so viel über
die neuen Flüchtlingsströme aus aller
Welt berichten. Da werden sie für uns Schlesier keine Zeit haben.“ Tante Annas eben
noch bekümmerte Miene hellte sich rasch
wieder auf, als sie mit ihrem trockenen Humor sagte: „Vielleicht gefällt ihnen auch bloß
unser schlesisches Gelaber nicht. Platt und
Bayrisch ist jetzt in Mode.“
Tante Anna strebte der Halle zu, in der
sich die überlebenden Schicksalsgefährten und die erst jetzt in die Freiheit gelangten Aussiedler aus der gemeinsamen
Heimat versammelten. Sie fand den Tisch,
dem ihr Besuch galt, und setzte sich auf
die noch leere Bank, genau vor das Pappschild, auf dem der Name des Dorfes stand,
das Inbegriff ihrer Sehnsüchte geblieben
war. Erwartungsvoll blickte sie umher. Sie
war die erste Besucherin „im Dorf“. Aber
bald würden andere kommen.
Ich machte mich derweil auf zum Versammlungsort der Schlesischen Jugend.
Und freute mich auf den Anblick so vieler
frischer Gesichter. Auf die Gespräche mit
Angehörigen einer jungen Generation aus
schlesischer Wurzel, die sich der Zielsetzung verschrieben haben, an der Schaffung
eines Europa mitzuwirken, in dem freie und
selbstbestimmte Völker friedlich und vorurteilsfrei miteinander leben können.
Sonderpostkarte Schlesiertreffen 1952
Die Schlesier freuen sich, nach langer Zeit
erstmals wieder ihr Bundestreffen in Hannover abhalten zu können. Erstmals fand
es 1952 und damit vor 55 Jahren in der
niedersächsischen Landeshauptstadt
statt. Daran erinnert die damalige Sonderpostkarte mit dem Sonderstempel der
Deutschen Bundespost. Letztmalig waren
wir 1989 in Hannover. Das ist fast zwei Jahr-
zehnte her! Das Motto von 1989 lautete „Für
unser Schlesien“, das von 1952 „Schlesien
appelliert an die Welt“. Beide sind zeitlos
gültig und heute wie damals Auftrag für unsere Landsmannschaft: Mit unserem Einsatz wollen wir die Zukunft unserer Heimat
Schlesien sichern. Dafür erbitten wir aber
die Unterstützung der Nicht-Schlesier –
denn Schlesien geht alle an.
(Sonderpostkarte: Sammlung Pietsch)
Schlesische Nachrichten 9/2007
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LANDSLEUTE / LYRIK
Von der Flucht zur Wiederbegegnung
Plochinger Treffen der evangelischen Schlesier in
Baden-Württemberg
Die evangelische Kirchenprovinz Schlesien
hatte bis 1945 2,5 Millionen Mitglieder (zum
Vergleich: die bayerische Landeskirche: 1,7
Millionen). Dies teilte Dekan i.R. Dr. Klaus
Leder am 3. März 2007 während eines Referats vor den evangelischen Schlesiern
in Plochingen mit.
Seit seinem Eintritt in den Ruhestand
hat Leder in monatelangen regelmäßigen
Aufenthalten in Polen, in denen er auch
polnisch gelernt hat, eine zukunftsfähige
Brücke von seiner neuen Heimat Bayern
zu seiner ursprünglichen Heimat Schlesien
gebaut.
Aus aktuellem Anlass (TV Zweiteiler „Die
Flucht“) erinnerte Leder an die lange Jahre verdrängte Geschichte von Flucht und
Vertreibung. Er, der als Sohn des letzten
deutschen evangelischen Schiffermissionars in Cosel an der Oder geboren wurde, setzte sich dafür ein, die unmittelbare Begegnung mit den heute in Schlesien
lebenden Polen zu suchen. Gleichzeitig
stellte er „Das Haus an der Oder“ vor. Aufgrund jahrelanger persönlicher Recher-
chen in deutschen und polnischen Archiven konnte er das persönliche Schicksal
seiner Familie mit den gesamtgeschichtlichen Ereignissen auf spannende Weise
verbinden. Die Landesarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg der Gemeinschaft evangelischer Schlesier als die
bundesweit stärkste Gruppe dieser kirchlichen Gemeinschaft konnte als Resultat
dieser Kulturtagung, an der über 50 Personen teilnahmen, 10 neue Mitglieder gewinnen.
Der Vorsitzende, Pfarrer i.R. Dr. Paul
Gerhard Eberlein, begrüßte zu einem weiteren Vortrag Elisabeth Bräuer aus Landshut. Seit Jahren erarbeitet die Referentin
das Profil bedeutender schlesischer Frauen. In Plochingen sprach sie über Juliane Gräfin von Reden, die als „Mutter der
Erweckung des Hirschberger Tals“ gilt und
in Zeiten bitterer Not Anfang und Mitte des
19. Jahrhunderts den Ärmsten auf breiter
Ebene geholfen hat.
Vermächtnis
Sagt Euren Enkeln
woher wir kommen.
Sprecht von der Heimat,
die uns genommen.
erzählt davon,
was die Herzen bewegt,
was sie erlitten —
welch' Unrecht uns auferlegt.
Sie werden uns verstehen
dann unser Bemühen;
das Recht zu bewahren,
ihm nicht zu entfliehen.
Versenket die Treue
tief in ihr Sein,
dass immer sie leite
der helle Schein.
Bekennt Euch zur Heimat
mit Herz und mit Hut!
Vererbt es der Jugend,
das teuere Gut.
Nur, wenn sie weiß,
was Wahrheit und Recht,
wird es zu eigen
dem neuen Geschlecht.
Wolfgang Koska
Dr. Paul Gerhard Eberlein
Kirche ehrt Helmut Sauer
Vertriebene und deutsch-polnische Versöhnung
Der Apostolische Protonotar, Prälat Winfried König, Apostolischer Visitator für
Priester und Gläubige des Erzbistums
Breslau, hat den langjährigen CDUBundestagsabgeordneten Helmut Sauer
(Salzgitter), Vizepräsident des Bundes der
Vertriebenen (BdV) und Bundesvorsitzenden der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU/CSU, somit
Sprecher der in den Unionsparteien organisierten Vertriebenen, Flüchtlinge und
Aussiedler, mit der höchsten Auszeichnung, der Kardinal-Bertram-Medaille,
(letzter deutscher Erzbischof von Breslau) geehrt.
Die Medaille ist ein „Zeichen der Würdigung und des Dankes für den beispielhaften Einsatz im Dienste der Heimatvertriebenen und ihrer religiösen,
kulturellen und sozialen Belange.“
Damit wird die Mitarbeit in der Kirche,
die parlamentarische Arbeit im Deutschen
Bundestag, die Verbandsarbeit im Bund
der Vertriebenen, in der Landsmannschaft
Schlesische Nachrichten 9/2007
Schlesien (Landesvorsitzender) und in der
CDU (Bundesvorstand/Landesvorstand)
für seine Schicksalsgefährten gewürdigt,
aber insbesondere auch seine seit Jahrzehnten im Stillen und ohne Pressearbeit
geleistete Versöhnungsarbeit zwischen
Deutschen und Polen in der schlesischen
Heimat.
Bei den Bischöfen und deren Gremien
in Breslau, Oppeln und Gleiwitz sei Sauer stets willkommener Gast und Gesprächspartner. Seiner eigenen Tauf-Pfarrei, seine erste Anlaufstelle 1973, aber
auch etlichen Pfarreien im Bistum Oppeln,
sei er schon zu Zeiten des „Kalten Krieges“ eine „Mauerschwalbe“ gewesen.
Insbesondere dem St. Elisabeth-Krankenhaus in Zülz habe er seit 30 Jahren
privat und mit Hilfe der Bundesregierung,
der Caritas und des Roten Kreuzes bei
der Modernisierung und der Anschaffung
wertvoller medizinischer Geräte geholfen.
Dieses Krankenhaus wurde inzwischen
zum Lehrkrankenhaus des Regierungsbezirkes Oppeln erhoben und ist in ganz
Oberschlesien anerkannt. Zahlreiche
Klöster, wie auf dem St. Annaberg, in Trebnitz, Grüssau und Ratibor gehörten zum
Besuchsprogramm des Geehrten, denen
er durch gesammelte Spenden helfe, z.B.
für deren „Suppenküchen“ an den Klosterpforten, für Seniorenheime und Pfle-
Prälat Winfried König und Helmut Sauer
Foto: Visitatur/Bernzen
geheime. Landräte, Bürgermeister und
Gemeindeverwaltungen haben die stete
Zuverlässigkeit und selbstlose Heimattreue vielmals gewürdigt, so auch der
Oberbürgermeister von Gleiwitz mit der
Verleihung der Stadtgründungsmedaille.
Sauers stille, vertrauensvolle Kontakte
gelten auch zahlreichen Abgeordneten im
Warschauer Parlament und im Oppelner
Landtag, ehemaligen Ministern und Botschaftern, Journalisten, wissenschaftlichen Instituten, Rundfunkanstalten,
Studenten-Hochschulgruppen in Oppeln, Gleiwitz und Ratibor, dem Jugendverband der Schlesier in Breslau und fast
allen Verbänden der „Deutschen Freundschaftskreise“ (DFK) in Polen und dem
Hultschiner Ländchen.
Die öffentliche Bekanntgabe dieser hohen kirchlichen Auszeichnung erfolgte anlässlich der Jahrestagung des Schlesischen Priesterwerkes bereits im vergangenen Jahr in Würzburg durch den Konsistorialdekan der Visitatur Breslau, Prälat Professor Dr. Marschall. Dort hatte
Sauer zwei Vorträge „Aktuelle Vertriebenenpolitik“ und „Deutsch-Polnisches
Verhältnis“ vor ca. 120 Priestern und Ordensleuten aus Deutschland und Polen
gehalten.
TERMINE
Mittwoch, 9. 5. 2007, 16.00 Uhr
Schlesischer Mundartkreis
BdV-Heimatstube, Oststraße 31, Velbert
Schlesische Nachrichten 9/2007
LANDSLEUTE / HEIMAT SCHLESIEN
Reinhard Appel wurde 80
Den Bonnern und vielen Bürgern ist er unvergessen. Reinhard Appel wurde 80.
Noch heute ist Reinhard Appel in vielen
Kreisen ein gern gesehener Gast. „Herzlichen Glückwunsch und noch viele schöne Jahre wünschen wir ihm und warten gespannt auf sein neues Buch.
Reinhard Appel, der ehemalige Chefredakteur des ZDF und Intendant des
Deutschlandfunks, Fernsehmoderator und
Publizist, wurde am 21. Februar 1927 in Königshütte in Oberschlesien als Sohn eines
Kaufmanns geboren. Kindheit und Jugend,
sowie seine Schulzeit, verbrachte er bereits
ab Dezember 1927 in Berlin-Spandau. (...)
1946 begann seine journalistische
Laufbahn in Stuttgart. Ab Februar 1950 wurde er politischer und später diplomatischer
Korrespondent der „Stuttgarter Zeitung“ in
Bonn und Leiter des Bonner Büros. 1962
bis 1963 war er Vorsitzender der Bundes-
Jahresrückblick 2006
pressekonferenz. 1969 wurde er mit dem
Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet und
1972 erhielt er die Goldene Kamera. 1973
bis 1976 war er Intendant des Deutschlandfunks und danach von 1976 bis 1988
Chefredakteur des ZDF. Von 1992 bis 1994
war er Hörfunkbeauftragter des ZDK beim
ehemaligen Ostberliner „Deutschlandsender Kultur“, den er mit dem „RIAS“ zum
„Deutschlandradio“ vereinte.
Dem Fernsehpublikum wurde Appel als
Kommentator und vor allem durch die Sendung „Journalisten fragen – Politiker antworten“ bekannt, der er, mit Unterbrechungen, fast drei Jahrzehnte seine Prägung gab. Reinhard Appel gilt als Brückenbauer zwischen Ost- und Westdeutschland, er verfaßte u.a.: „Einheit die
ich meine“ und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Gratulieren
wir herzlichst!
Michael Ferber
von Pfarrer Globisch, Oppeln
Preise, meine Seele, den Herrn!
Alles in mir lobpreise seinen heiligen Namen! (Ps. 123)
Im Oppelner Sebastiankirchlein findet jeden
Sonntag um 10 Uhr die Hl. Messe in deutscher Sprache statt. Zum erstenmal in der
300jährigen Geschichte der Kirche feierte
ich am Hl. Abend 2006 um 22 Uhr mit ca.
70 Personen eine deutsche Christmesse.
Ein Kuriosum: Bis 1938 war in der Sebastiankirche jeden Sonntag die Hl. Messe für
die polnische Minderheit. In den Vororten
Goslawitz und Gruden findet jeden Sonntag eine zweisprachige Hl. Messe statt.
Wie Sie aus dem Informationsblättchen
„Die Heimatkirche“ entnehmen konnten, bin
ich dabei die Synodalbeschlüsse zur Minderheitenseelsorge umzusetzen. Der Erzbischof hat einen Rat für die Seelsorge der
Minderheiten ernannt. Wir sind nun acht
Geistliche und Laien, die sich mit dieser Problematik beschäftigen. Es wird immer
schwieriger regelmäßige dt.-sprachige
Messen dort einzuführen, wo der Pfarrer es
nicht kann oder nicht will. Es fehlt in jeder
politischen Gemeinde ein engagierter, gut
ausgebildeter, deutscher Kulturreferent,
der Programme entwirft, Veranstaltungen
organisiert, motiviert, sich der Jugend annimmt, kurz gesagt den Ortsgruppen hilft
die kulturellen Werte zu pflegen und die
deutschen Gottesdienste zu gestalten.
Großer Dank gehört den zahlreichen
Wohltätern der deutschsprachigen Seelsorge und Büchereitätigkeit. (...)
Vom Generalkonsulat in Breslau mit dem
Dachverband der Deutschen in Polen (VDG)
und dem Goethe Institut in Krakau erhielten wir eine Zuwendung für drei Projekte:
– 18 Literarische und Kulturelle Veranstaltungen in der Zentralbibliothek
– Bücherbusse am Schulhof – Schüler suchen einen Schatz, d. h. ein deutsches
Buch, das ihnen besonders gefällt. 1109
Schüler nahmen an dem Wettbewerb teil...
– Bibliothekstunden in der Zentralbibliothek
– 500 Schüler, die Deutsch lernen.
Zum erstenmal ermöglichte uns das Generalkonsulat eine zweitätige Studienfahrt
mit 35 Bibliothekaren „Auf den Spuren
deutscher Schriftsteller und Geschichte“
nach Görlitz.
Was meine Person betrifft, bin ich dem
Herrgott für den spürbaren Segen auf den
verschiedenen Gebieten meiner Tätigkeit
und meines täglichen Daseins dankbar.
Zum Geburtstag kam zum drittenmal das
Blasorchester aus Colonnwska. Nach einer
feierlichen Hl. Messe in der Grudener Pfarrkirche feierten wir dann an einem reichlich
gedecktem Tisch.
Vor 50 Jahren, am 17. Juni 1956 empfing ich mit 70 Kollegen im Oppelner Dom
die Priesterweihe. Am 17. Juni 2006 dankten 31 Jubilare mit Erzbischof Nossol dem
Herrn in der selben Kirche.
Nachdem Ende August die drei Elisabethschwestern aus meinem Wohnsitz in OppelnGruden ausgezogen sind, bin ich nun alleiniger Hausherr, Haus- und Gartenverwalter.
Ich habe bereits mehrmals den Bischof
gebeten, an einen Nachfolger für mich zu
denken oder zumindest je einen Assistenten für die Seelsorge der Minderheiten und
die Büchereiarbeit zu nominieren. Außerdem werden dringend zwei engagierte Mitarbeiter benötigt.
Erzbischof Nossol begeht im Juni 2007
sein goldenes Priesterjubiläum und wird im
August 75 Jahre.
Wenn es die Gesundheit zulässt, muss
ich noch bis Januar 2008 im aktivem Dienst
bleiben, um dann endlich in den sog. Ruhestand zu gehen.
Termine 2007: Sonntag, 3. Juni – XII.
Wallfahrt der dt. Minderheit am St. Annaberg,
Samstag, 22. September – XII. Wallfahrt
nach Maria Hilf b. Zuckmantel, Montag, 1.
Oktober bis Samstag, 6. Oktober – XII.
Schlesienseminar in Groß Stein
Pfarrer Wolfgang Globisch
13
Junger Wind aus
Oberglogau
Nach 17 Jahren, in denen Oberglogau a. d.
Hotzenplotz von drei deutschen Bürgermeistern regiert wurde, wurde der Historiker und Verwaltungswissenschaftler Mag.
Andrzej Kalamarz (40) neuer Stadtvater. Mütterlicherseits kommt er aus einer angesehenen vertriebenen ostpolnischen Pädagogenfamilie, die nach 1945 in Oberglogau angesiedelt wurde. Man sagt, er sei ein resoluter Mann. Das dürfte er von der Mama haben. Der Verfasser erinnert sich an den „Familienchef“, den Großonkel, der lange Zeit
Vize-Gymnasialdirektor war. Der nahm ihn
ins Gymnasium auf, obwohl er aus einem
Kattowitzer Elitegymnasium, u. a. wegen
„Deutschtümelei“, geflogen war....
Übrigens: Während der Vorgänger an
Bundesbürger in polnisch schrieb, schreibt
Kalamarz deutsch!
Die Vizebürgermeisterin, Mag. Barbara Wrobel (37), kommt aus Dirschelwitz und ist Repräsentantin der Deutschen in der Gemeinde Oberglogau. Sie ist studierte Volkswirtin.
Wie so manche deutsche Kommune sparen
muss, so muss es Oberglogau auch. Es hielt
sich hartnäckig das Gerücht, dass dem Sparstift das illustrierte amtliche Monatsmagazin „Zycie Glogowka“ (Leben Oberglogaus)
zum Opfer fällt. Das wäre schade! Denn: Das
Magazin verhielt sich politisch neutral und
man erfuhr darüber„was in Oberglogau so
läuft“ öfter mehr, als aus dem in Braunschweig erscheinenden „Neustädter Heimatbrief“, der auch wenig Interesse für Oberglogauer Kultur zeigte. „Zycie Glogowka“
sollte vielleicht unter den Oberglogauern in
Deutschland mehr Reklame machen? Jedenfalls: Die Zeitung hat jetzt in Malgorzata Wojcicka-Rosinska eine Chefredakteurin.
Und der Bürgermeister und seine Vize werden diesmal in Deutsch vorgestellt.
Der Posten des Direktors des Regionalmuseums, so heißt es, wird neu ausgeschrieben. Die bisherige Direktorin, Mag. Barbara Grzegorczyk, ihres Zeichens Polonistin und
aus der alten Nomenklatura kommend sowie die gesamte Kultur beherrschend, hatte viel Organisationssinn bewiesen, der aber
leider ziemlich einseitig war. Dazu nur zwei
Beispiele: In einer von ihr verfassten Broschüre über das reichsgräfliche Schloss zu
Oberglogau wird die Visite des großen Romantikers Joseph Freiherr v. Eichendorff und
die des Hitler-Attentäters Klaus Graf Schenk
v. Stauffenberg verschwiegen. Ebenso,
dass die letzte Herrin, Reichsgräfin v. Oppersdorff, Cousine des Obersten, in Gestapo-„Schutzhaft“ genommen wurde.
Verschwiegen wurde auch der deutsche Initiator des Beethoven-Gedenksteins vor
dem Schloss. Und: Zum 200. Jahrestag des
Aufenthaltes von Ludwig van Beethoven in
Oberglogau wurde von den Kulturgewaltigen
weder ein in Oberglogau geborener deutscher Musiker eingeladen, noch ein namhafter deutscher Beethoven-Forscher. Das
hat wohl kaum etwas mit Europäertum zu
tun.
Joachim Georg Görlich
KULTUR / DE LIBRIS
14
Helmuth James
von Moltke 1907 – 1945
Die große Moltke-Biographie
zum 100. Geburtstag
Günter Brakelmann schildert einfühlsam und anschaulich den ungewöhnlichen Lebensweg Helmuth
James von Moltkes, vom späteren Kaiserreich bis zur
Hinrichtung am 23. Januar 1945.
Moltke ist als Gründer und Vordenker des Kreisauer
Kreises einer der faszinierendsten Gestalten des deutschen Widerstandes gegen Hitler.
Das Buch läßt auf der Grundlage vieler neuer Quellen die charismatische Persönlichkeit Moltkes lebendig
werden und macht sein Denken und Handeln, das
sich allen weltanschaulichen Schubladen entzieht, im
Kontext seiner Zeit verständlich. Mit dieser umfassenden Biographie liegt seit langem wieder ein Standardwerk zu Helmuth James von Moltke vor.
Der Bildhauer Heinz Tobolla,
ein bekennender Schlesier!
Seit einigen Jahren steht
auf der Nord-West-Seite
des Peter-Paul Platzes,
Ecke Kronprinzenstraße in Hindenburg OS eine sehr
eindrucksvolle
Skulptur
von
Heinz Tobolla. Die zwei zueinander gebeugten Gestalten in Bronze nannte der
Künstler „Begegnung mit eignem Ich“. Zuerst haben die jetzigen Einwohner der
Stadt diese Plastik mit
wenig Zuneigung angenommen, doch mit
der Zeit ist sie ein fester und dekorativer Teil
des neu gestalteten
Platzes geworden. Besonders unsere Landsleute, die ihre Heimatstadt besuchen, bleiben
davor länger stehen,
umkreisen mehrmals
den Sockel.
Die zwei flachen
Bronze-Gestalten, die
aus einer gemeinsamen Basis sich erstrecken, sind in ihrer Ausstrahlung anspruchsvoll und bewegen zum
Nachdenken über Zeit,
Raum, aber auch über
unser Leben in dieser Stadt.
Heinz Tobolla wurde 1925 als Sohn eines Schulamtsrates in Hindenburg geboren. Nach den Kriegswirren fand er sein
neues Zuhause in Nordrhein-Westfalen.
Seit 1953 lebt er als freischaffender Bildhauer in Aachen. Seine vielfältigen Skulpturen und Plastiken sind nicht nur im Raum
Aachen bekannt. Der Mensch und sein Leben inspirierten von Anfang an sein
künstlerisches Schaffen. Heinz Tobolla verwendet für seine Kunst gewöhnliches Material, in sparsamer und symbolischer Form
verbindet er das ästhetische mit dem ethischen.
Ein kleiner Teil seiner Kunst ist zurzeit
in Düsseldorf, im Foyer der CDU-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen zu besichtigen. Horst Westkämper MdL, Beauftragter der CDU-Landtagsfraktion
NRW für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, eröffnete die Ausstellung am
7. Februar 2007. Über
das künstlerische Werk
von Heinz Tobolla
sprach Dr. Stephan
Kaiser, Direktor des
Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen.
Das
Schlusswort
sprach der Künstler
selbst, in dem er die
Verbundenheit seiner
Kunst mit dem Leben
und Schaffen der einfachen Menschen hervorhob. Die vielen eingeladenen Gäste hatten
dann die Möglichkeit zu
den ausführlichen Gesprächen mit dem
Künstler und der politischen Prominenz der
CDU-Landtagsfraktion in NordrheinWestfalen. Unter den vielen Gästen waren u. a. der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka, der
Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier, Klaus Plaszczek
sowie der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen Hans-Günther Parplies.
Johannes Golawski
Schlesische Nachrichten 9/2007
Vor genau 100 Jahren geboren und
aufgewachsen auf dem niederschlesischen Gut Creisau (ab 1930 Kreisau), genoss Helmuth James von Moltke durch
seine Mutter eine vorwiegend britische,
liberale Erziehung. Schon früh engagierte
sich der angehende Jurist sozial, knüpfte selbstbewußt Kontakte zu Politikern
und Intellektuellen, übte offen Kritik an
Hitlers Aufstieg und verzichtete schließlich auf die Richterlaufbahn, um nicht der
NSDAP beitreten zu müssen. Als Anwalt
in Berlin und London war er ebenso erfolgreich wie als Gutsherr von Kreisau,
der den verschuldeten Besitz rettete. Das
von der Aura des preußischen Generalfeldmarschalls von Moltke beschirmte
Gut wurde nach Kriegsbeginn Treffpunkt
einer Gruppe von Gegnern des Nationalsozialismus. Gleichzeitig nutzte von
Moltke seinen Einsatz als Völkerrechtler im Oberkommando der Wehrmacht
zu subversiven Tätigkeiten. Diese führten Anfang 1944 zu seiner Verhaftung.
Am 23. Januar 1945 wurde Helmuth James von Moltke in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Günter Brakelmann beschreibt eindringlich das Leben des
ebenso nachdenklichen wie mutig entschlossenen Widerstandskämpfers.
Dabei gelingt es ihm meisterhaft, die –
zunehmend religiösen – Motive seines
Denkens und Handelns verständlich zu
machen. Seine große Biographie ist darüber hinaus ein eindrucksvolles Porträt
des Kreisauer Kreises.
Die eindrucksvolle und lebensnahe
Biographie aus der Feder Günter Brakelmanns richtete sich an breites Publikum und zeichnet den Menschen, weniger den Politiker von Moltke.
Der gut bebilderte und glänzend aufgemachte Band öffnet den Zugang zu
einem noch immer zu Unrecht hinter dem
Attentat des 20. Juli 1944 zurückstehenden Teil der Geschichte des deutschen Widerstandes gegen Hitler. Er enthält auch Moltkes Brief aus der Gestapo-Haft an seine Kinder „Wie alles war,
als ich klein war“. Ich kenne keine Biographie, die die Leistung des Widerstandskämpfers von Moltke so umfassend darstellt wie diese, die nicht nur
Nachschlagewerk sondern spannende
Lektüre ist.
Günter Brakelmann, geb. 1931, ist
Professor em. für Christliche Sozialethik
und Zeitgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Durch zahlreiche Publikationen zum deutschen Widerstand ist
er als einer der besten Kenner des Kreisauer Kreises ausgewiesen.
Günter Brakelmann:
Helmuth James von Moltke,
1907 – 1945
Eine Biographie
2007. 432 Seiten mit 60 Abbildungen
Gebunden € 24,90
ISBN 978-3-406-55495-7
Michael Ferber
Schlesische Nachrichten 9/2007
DE LIBRIS / VERMISCHTES
Nicht nur eine Geschichte einer Pfarrgemeinde
Pfarrchronik der St. Josefs-Kirchengemeinde in Hindenburg OS
Er ist mit Leib und
Seele ein Mann der
Kirche, der stets im
Weinstock
des
Herrn tätig ist – so
kann man ihn, ohne
zu übertreiben, Prälat Paul Pyrchalla,
charakterisieren.
Obwohl seit September 2005 im
wohlverdienten Ruhestand, kann vom Ruhestand, bei dem 1993 zu einem Apostolischen Protonotar erhobenen Geistlichen, der dieses Jahr seinen 75. Geburtstag und sein 50.-Jähriges Priesterjubiläum feiern wird, keine Rede sein.
Erst im Dezember 2006 stellte er sein
sehr gutes Buch zum Thema „Die Stadt
Hindenburg OS und ihr Schutzpatron“ vor,
und nun präsentierte er vor wenigen Tagen sein neues Werk „Die Geschichte der
St. Josefs- Kirche- und Gemeinde in Hindenburg OS“ (Originaltitel: „Historia Kosciola i Parafii sw. Jozefa w Zabrzu“), ein
Werk von unschätzbarer Wichtigkeit. Gewiss, es ist, dem Titel nach zu beurteilen,
nur ein Geschichtsbuch einer Pfarrgemeinde einer oberschlesischen Industriestadt, könnte man richtigkeitshalber
denken. Doch weit verfehlt, es nicht viel
mehr als nur eine gut geschriebene Pfarrgemeindegeschichte! Man erfährt aus diesem Buch viel mehr als in so manchen Geschichtsbüchern präsentiert wird, man
wird anhand der Geschichte dieser Pfarrgemeinde in die neueste Geschichte
Oberschlesiens eingeführt, und zwar in die
Zeit ab der Abstimmung, über die schweren Folgejahre der Zwischenkriegszeit, in
die Zeit des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkrieges mit menschlichen Tragödien der ersten Nachkriegsjahre, des darauf folgenden kommunistischen Unrechtssystems in Nachkriegsoberschlesien, in die Zeit der polnischen Freiheitsbewegung nach 1980 und auch in die Jahre der politischen und gesellschaftlichen
Liberalisierung nach 1990. Gleichwohl ist
das Buch auch eine kleine Einführung in
die Kunstgeschichte, zumal die 1932 durch
Adolf Kardinal Bertram (Erzbistum Breslau) konsekrierte Kirche damals als die
„modernste
Kirche Ostdeutschlands“ galt
und
auch
heute noch
in den meisten Architekturlehrbüchern
als
Musterbeispiel sakraler Baukunst
ausgewiesen
wird.
Der ehren-
werte Prälat Paul Pyrchalla, dessen Wiege nicht in Oberschlesien, sondern im
Ruhrgebiet stand und in Folge der Bombardierung als Halbweise nach Oberschlesien kam, verstand es auf eine einmalige und bisher unbekannte Art und
Weise, viele Elemente aus der eigenen
Pfarrgemeinde-, Stadt-, Regional- und
Landesgeschichte, aus Kunst und christlicher Symbolik, aus den Lebensbereichen
ganzer Bevölkerungsgruppen und auch
Einzelschicksale, in eine mit sich einmalig harmonierende Einheit zu verbinden. Die
Symbiose all dieser Elemente bewirkt,
dass dieses Buch sich stellenweise „wie
ein spannender Roman der Weltklasseliteratur“ lesen lässt. Präzise, gut durchdachte, meisterhaft eingesetzte Wortwahl
und auch eine Wahl von bisher unbekannten Bildern erhöht ernorm die ohnehin hohe Qualität des Buches.
15
Die deutsche Zusammenfassung am
Ende des Buches – man wünscht sich nur
sehnlichst, dass das Buch in deutscher
Übersetzung alsbald angeboten wird –
schließt mit folgendem Endzitat aus der
Urkunde, welche am 31. August 1931 in
den Grundstein der Kirche eingemauert
wurde:
„Möge der Bau fördern Gottes Ehre und
das Heil unsterblicher Seelen! Dieser
Grundstein sei gelegt und trage den Bau
für Jahrhunderte! Christus bleibe der lebendige Eckstein der St. Josefs-Kirchengemeinde für alle Zeiten!“
„Die Geschichte der St. Josef- Kircheund Gemeinde in Hindenburg OS“ (Originaltitel: „Historia Kosciola i Parafii sw. Jozefa w Zabrzu“), Prälat Paul Pyrchalla,
Apostolischer Protonotar, Pfarrer i.R. der
St. Josefs- Kirchengemeinde in Hindenburg OS, 340 Seiten, ISBN 978-8360367-50-6, Herausgeber: Parafia sw. Jozefa w Zabrzu, ul. Roosevelta 104, PL 41800 Zabrze.
Damian Spielvogel
Hessischer Integrationspreis 2007
ausgeschrieben
Landesbeauftragter Friedrich: „Projekte aus dem Bereich
Spätaussiedler vorschlagen“
Der Landesbeauftragte der Hessischen
Landesregierung für Heimatvertriebene
und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich,
weist auf den Integrationspreis 2007 der
Hessischen Landesregierung hin, den
das Hessische Sozialministerium ausgeschrieben hat. Der Integrationspreis
wird seit 2004 für hervorragende Bemühungen um die Integration von Ausländern und Spätaussiedlern verliehen.
Hessen ist ein weltoffenes und fremdenfreundliches Land. Fast ein Viertel der
Hessen hat einen Migrationshintergrund. Darunter befinden sich viele
Spätaussiedler, insbesondere aus der
ehemaligen Sowjetunion. Die hessische Bevölkerung wie auch die Landesregierung zeigten außerordentliches
Interesse am friedlichen Zusammenleben aller Gruppen. Das Zusammenwachsen auf der Grundlage unserer Verfassung, unserer Werte und Kultur bedarf jedoch weiterer Anstrengungen. Mit
dem Integrationspreis werde den zahlreichen Initiativen ein Forum gegeben
und ihre erfolgreiche Integrationsarbeit
gewürdigt.
Landesbeauftragter Friedrich empfahl
dringend, auch
geeignete Projekte aus dem
Bereich Spätaussiedler vorzuschlagen. Er
erinnerte daran, dass im
Jahr 2004 die
Deutsche Jugend aus Russ-
land und im Jahr 2006 der Kreisverband
Limburg-Weilburg des Bundes der Vertriebenen zu den Preisträgern gehörten.
„Aus meiner Arbeit und den Besuchen
vor Ort weiß ich, dass es in Hessen hervorragende
Spätaussiedlerprojekte
gibt. Diese Träger ermutige ich, sich dem
Wettbewerb zu stellen“, so Friedrich.
Der mit 20.000 € dotierte Integrationspreis kann als Ganzes verliehen oder
auf mehrere Preisträger aufgeteilt verliehen werden. Mit dem Preis will die Landesregierung Einzelpersonen ebenso
wie kommunale Maßnahmenträger, Vereine, Verbände und Initiativen ansprechen.
Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz der Sozialministerin. Die Verleihung des Preises
erfolgt im Herbst durch den Hessischen
Ministerpräsidenten Roland Koch.
Bewerbungsunterlagen sind bis zum
15. Juni 2007 zu senden an:
Hessisches Sozialministerium,
Abteilung Integration – Ref. IV 6 C,
Dostojewskistr. 4, 65187 Wiesbaden,
E-Mail: integration@hsm.hessen.de.
Weitere Informationen findet man unter
www.integrationskompass.de.
TERMINE / ANZEIGEN
16
TERMINE
Schlesische Nachrichten 9/2007
Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638
Internationaler Museumstag im Haus Schlesien am Sonntag, den
20. 5. 2007
Öffnungszeiten des Museums:
Dienstag – Samstag, 10-12, 13-17 Uhr, Sonn- und Feiertage: 11-18 Uhr.
HAUS SCHLESIEN – Museum für schlesische Landeskunde
Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott
Tel.: 0 22 44/8 86-0, E-mail: museum@hausschlesien.de,
Internet: www.hausschlesien.de
11. und 12. Mai 2007: Feierlichkeiten für das 50jährige Bestehen der
Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft in Niederschlesien in Bad Salzbrunn
4. bis 14. Mai 2007: Hiddensse und Kurische Nehrung. Auf den Spuren von Gerhart Hauptmann, Thomas Mann und Hermann Sudermann.
Akademiereise. Academia Baltica, Akademie im Ostseeraum Lübeck,
Hogehus, Koberg 2, 23552 Lübeck, Tel. 04 51/3 96 94-0,
www.academiabaltica.de
6. Mai 2007, 18 Uhr: Schlesische Maiandacht mit beliebten ostdeutschen Marienliedern, Kirche Alt St. Martin in Kaarst.
Suche Näheres zu Hans Hartmann
Vermutlich cirka 1915 geboren. Beruf: Fußbodenleger
Firma um 1940 im Raum Leipzig tätig gewesen.
Hatte einen Reit-Unfall. Informationen unter Chiffre: Hartmann
TERMINE
Silesia –
Schlesisches Verkaufsstübel
der Landsmannschaft Schlesien
im Haus Schlesien
Postfach 15 01 32, 53040 Bonn,
Tel.: 02 28/23 21 54 (AB/24 Std.)
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag:
15.00 bis 17.00 Uhr
Sonnabend und Sonntag: 14.00 bis 17.00 Uhr
Montag: Ruhetag
Besuchergruppen werden um rechtzeitige Anmeldung gebeten.
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Offene Fragen –
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Kreisgruppe Bonn
Sonnabend 12. 5.
2007, 14.30 Uhr
Stadthalle Bad Godesberg
Schlesische Runde
„Das Schlesische
Museum zu Görlitz
–
Entwicklung,
Stand und Perspektiven“
Referent: Dr. Markus Bauer, Direktor
Schlesisches Museum zu Görlitz
Montag 21. 5.
2007, 16.30 Uhr
Conservativer politischer Cirkel
Hotel Daufenbach
Donnerstag 31. 5.
2007 – Freitag 8. 6.
2007 Schlesienfahrt. Riesengebirge, Glatzer Bergland,
Frankenstein, Breslau unter
Leitung von Herrn
Dr.
Rothkegel.
Auskünfte/Infos/An
meldungen: Tel:
02 28/28 26 16
www.schlesienbonn.de
LM Schlesien,
Ortsgruppe
Iserlohn
2. Mai 2007:
Vorstandssitzung
5. Mai 2007:
BdV-Frühlingsfest
10. Mai 2007:
Stammtisch
6. Mai 2007:
Wallfahrt der Ermländer nach Werl.
Kreisgemeinschaft
Rößel e. V.
Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer
Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V.,
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.
Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. – Bundesleitung – im Internet:
www.schlesien-lm.de
Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich das Recht vor,
Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190,
E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.
Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei
Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.
Texte und Anzeigen: Gertrud Bunzel, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-190,
E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.
Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:
Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für
das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt
werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto beiliegt. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder.
Bankkonto: Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036.
Herstellung: Brinkmann Henrich Medien GmbH, Meinerzhagen
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Mit staatlicher Anerkennung geprüfter Dolmetscher und
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Tel./Fax: 02 28 – 97 37 958
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können nicht erteilt werden.