15.03.2003 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
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15.03.2003 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
G 9638 Schlesische Nachnchten Zeitung für Schlesien Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0 Nummer 6/2003 Einzelpreis 2,00 Euro 15. März 2003 Mit dem Rücken zur Oder n Warschau arbeitet für die „Süddeutsche Zeitung" als Korrespondent Thomas Urban, in einem Interview mit dem „Schlesischen Wochenblatt" in Oppeln, sagte er über die Resonanz seiner Berichte über das heutige Polen: „Umfragen zufolge interessieren sich nur 10 bis 20 Prozent der Leser ernsthaft für polnische Themen. Hierbei handelt es sich meistens um Vertriebene, Übersiedler oder Freunde der Solidarnosz-Bewegung. Die übrigen Deutschen interessieren sich in der Regel nicht für Polen, sie stehen gewissermaßen mit der Rücken zur Oder". In den „Potsdamer Neuesten Nachrichten" berichtete die Leiterin des von der gegenwärtigen Bundesregierung in Potsdam neu geschaffenen „Kulturforum östliches Europa", Dr. Hanna Nogossek, über das Verhältnis der Bewohner Brandenburgs zur Neumark, jenseits der Oder und Teil der Mark Brandenburg: „Die Geschichte dieses Teils von Brandenburg ist hier weitgehend unbekannt, obwohl sie doch zur Landesgeschichte gehört und eine Verbindung nach Polen darstellen könnte. Das Interesse endet anscheinend an der Oder". as sind Momentaufnahmen, von denen leider zu sagen ist, dass es sich wirklich so verhält. Es wird nicht nur ein Meinungsbild wiedergegeben, auch die Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder verhält sich so. Man ist zwar zu 90-Sekunden-Auftritten im Fernsehen mit unserem polnischen Nachbarn, und dann möglichst hohen Ranges, bereit, klopft die dazugehörigen Sprüche von guter Nachbar- Sagan, Teilansicht schaft, aber gleichzeitig interessiert einen das deutsch-polnische Verhältnis, was die Deutschen in Oberschlesien und sonst im Lande betrifft, überhaupt nicht. Es wird über die auch nach den Verträgen mit Polen noch offenen Fragen nicht verhandelt, auch das Ergehen der Deutschen als Minderheit innerhalb einer polnischen Mehrheit interessiert nicht. Die Gelder, die seit der Wende im Etat für grenzüberschreitende Kulturarbeit zurVerfügung gestellt worden sind, werden um ein Drittel gekürzt. Gegen die Wiederbelebung des polnischen N.ilion.ilismus angesichts der angesetzten Kontrolle der Gedenkstätten (Kriegerdenkmäler) in der Woiwodschaft Oppelner Schlesien hört man keinen Laut des Protestes aus Berlin. Wie gut haben es dagegen die Polen als Minderheit in Litauen, sie können sich jederzeit der Solidarisierung der Warschauer Regierung gegenüber der Regierung in Vilnius sicher sein! Also auch in Berlin offiziell „mit dem Rücken zur Oder", obwohl diese kaum weiter als 60 Kilometer von Berlin entfernt fließt. as Gegenbild: die wahren Brückenbauer, auch wenn leider dieser Begriff schon arg malträtiert worden ist, sind die Vertriebenen! Sie sind in Ostdeutschland jenseits der Oder, das jetzt polnischer Souveränität unterstellt ist, ständig und in wohl gleichbleibend großer Zahl präsent. Sie pflege n die Partnerschaften, die sich mit ihrer Unterstützung aus den Patenschaften zwischen den westdeutschen Städten und den aus der Heimat Vertriebenen seit Beginn der fünfziger Jahre entwickelt hatten. Sie wissen zwar nicht gleich in Radom oder Lodz Bescheid, wie es lang geht, wohl aber in Oppeln und Breslau, Thorn und Stettin, Allenstein und Lötzen. In den „Schlesischen Nachrichten" wird zweiwöchentlich in einer eigenen Rubrik regelmäßig darüber berichtet, was sich in der Republik Polen tut. Das will besagen, dass man über unseren Nachbarn aktuell informiert ist, weil man darauf Wert legt, um mitreden zu können und Voraussetzungen fürs Handeln zu schaffen. BILD AUS DER HEIMAT Foto: Archiv SN llerdings sei auch registriert, das man offiziell und auch halboffiziell, wovon gleich zu reden ist, die Vertriebenen bewusst ausgrenzt. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft, die bekanntlich die Verbindungen herüber und hinüber pflegen und voranbringen will, schließt die Vertriebenen aus ihrer Gesellschaft absichtlich aus und räumt auch keinen Platz in der elegant aufgemachten Zeitschrift „Dialog" ein. Zwar sind die Vertriebenen von jeglicher Entwicklung im deutsch-polnischen Verhältnis die POLITIK am unmittelbarsten Betroffenen und außerdem sind sie die besten Kenner, worüber gerade Aussagen gemacht worden sind, des deutsch-polnischen Verhältnisses. Aber das Gebot heißt: Ausgrenzen. Man macht auf salonfähiges Schönwetter, ein ständig blauer Himmel und geläutige Phraseologie sind gefragt. s sei noch einmal aus den „Potsdamer Neuesten Nachrichten" zitiert: „Unter den Deutschen trifft man häufig auf Desinteresse und Ignoranz, wenn es um Polen geht. Das ist besonders traurig. In Polen gibt es ein größeres Interesse an der Geschichte überhaupt und auch am deutschen Nachbarn. Man ist neugierig, man reist nach Deutschland, lebt und arbeitet hier und sucht Kontakt. Diese Menschen haben zumeist ein positives Bild von Deutschland und das vermitteln sie in ihrer Heimat. Denn auch dort gibt es Vorbehalte, vor allem aber unter denen, die noch nie bei uns waren". Wir haben es in Deutschland noch gar nicht zur Kenntnis genommen (vielleicht auch nicht nehmen wollen), dass unsrer unmittelbarer Nachbar in der Europäischen Union die Republik Polen ist. Die ersten Nachbarn dieser Nachbarschaft sind die Ver- triebenen und deren Familien in der zweiten und dritten Generation. Darum darf man diese nicht länger aus Fahrlässigkeit oder bewusst draußen vor lassen und ausgrenzen. Uns als deutsches Volk geht unser polnischer Nachbar viel an, nicht weniger als unser Nachbar im Westen. Überdies eröffnen sich durch den Beitritt Polens zur EU Chancen in vielerlei Hinsicht, politisch und rechtlich, wirtschaftlich und kulturell. V. s sei das Wort mit Nachdruck wiederholt: die Vertriebenen und deren Nachkommen sind nicht nur die berufenen Brückenbauer, sie bieten sich als Brückenbauer geradezu an. „Mit dem Rücken zur Oder", gegen diese Sicht der Dinge, gegen eine derartige Politik sowohl im Großen als auch im Kleinen gilt es aufzubegehren. Dies auch nicht zuletzt deswegen, weil unsere Heimat heute entsprechend den Verträgen in Polen liegt, als Schlesien, Hinterpommern, Ost-Branclenburg, West- und Ostpreußen polnischer Souveränität unterstellt sind. Herbert Hupka Ehrenvorsitzender der L andsmannschaft Schlesien Schlesische Notizen Wo bleibt der Widerruf des Ralph Giordano? In einem schmeichelhaften Interview, das der Deutsche Ostdienst veröffentlicht, soll begründet werden, warum der Journalist und Publizist Ralph Giordano in die Jury des „Franz Werfel Preisesfür Menschenrechte" berufen worden ist. Mit keinem Wort distanziert sich der Befragte von seiner Hasstirade gegen die Charta der deutschen Heimatvertriebenen. In der Absicht, Ralph Giordano zu huldigen, wurde auch erst gar nicht danach gefragt, warum dessen Attacke und grundlose Verdächtigung der Vertriebenen, 1987 zum ersten Mal veröffentlicht und 2000 in einer Taschenbuchausgabe wiederholt, überhaupt hat erscheinen können. Gerühmt wird von Ralph Giordano, das angeblich Neue am Bund der Vertriebenen, auch der unter dem Nationalsozialismus vertriebenen Juden zu gedenken, weil der Preis den Namen von Franz Werfel trage. Das ist leider eine Lüge, es sei nur auf die Landsmannschaft Schlesien verwiesen. Zu den Beratern gehörte seit Gründung der Landsmannschaft Schlesien Professor Ernst Cohn, ein in die Emigration nach England vertriebener Schlesier aus Breslau. In der ersten Dekade des seit 1961 vergebenen Schlesierschildes, der höchsten Auszeichnung der Landsmannschaft Schlesien, stehen 1965 Max Tau, in Beuthen in Oberschlesien geboren und Vertriebener als Emigrant in Oslo und 1967 Ernst Scheyer, in Breslau geboren und als Emigrant nach Detroit, USA, vertrieben. Mit gefälligen Redensarten lassen wir uns nicht abfüttern. Die aus der Heimat Vertriebenen warten auf den Widerruf der Hassti- rade gegen die Charta der deutschen Heimatvertriebenen. • Will der Oppelner Woiwode im Streit um die deutschen Kriegerdenkmäler einlenken? Der neu ernannte Beauftragte für nationale und ethnische Minderheiten in der Woiwodschaft Oppelner Schlesien, Dr. Norbert Lysek, Mitglied der post-kommunistischen SLD im Oppelner Sejmik, eröffnete die Möglichkeit, dass die Woiwodschaft unter dem Woiwoden Leszek Pogan innerhalb der nächsten zwei Monate zu einer Einigung kommen werde. Der Konflikt um die Kriegerdenkmäler war allerdings durch den gleichfalls neuen Woiwoden entfacht worden. Symbole wie das Eiserne Kreuz oder Stahlhelm und Schwerter sollten verschwinden, auch die örtlichen und sprachlichen Angaben sollten nur polnisch verzeichnet werden. Ein Repräsentant der SLD erinnerte bereits an das Bündnis, das die SLD mit der deutschen Minderheit abgeschlossen hätten, weshalb „die regionale Politik diese Streitereien nicht gebrauchen kann". Warum hat man aber polnischerseits mit der Frage begonnen, ob die etwa 50 Denkmäler zur Erinnerung an die Deutschen, die im Ersten oder Zweiten Weltkrieg gefallen sind, toleriert werden dürfen. Wir sind von einer deutsch-polnischen Verständigung leider noch weit entfernt. • Heinrich Kroll Sejm-Abgeordneter stellte Landrat Joachim Czernek ein Bein. Im dritten Wahlgang wurde Alfred Macha gegen den bisherigen Landrat von Krappitz gewählt. Joachim Czernek hat- Schlesische Nachrichten 6/2003 te sich entgegen dem Bündnis der Deutschen Freundschaftskreise mit der SLD, den Post-Kommunisten, geweigert, in die deutsche Mehrheit im Kreistag einen SLD-Vertreter auf zunehmen. Die Folge sei gewesen, dass die SLD die Wiederwahl des deutschen Marschall Richard Gallafür die Woiwodschaft Oppeln verhindert habe. Der neue Landrat in Krappitz erhielt jetzt von 10 Stimmen fünf aus der deutschen Fraktion, vier Stimmen der SLD (mehr Stimmen besitzen die Postkommunisten nicht). Für Czernek, der mit acht Stimmen unterlegen ist, stimmten sechs deutsche Abgeordnete und zwei polnische Unabhängige. Eine unverdiente Niederlage für die Deutschen diese Spaltung! Sind wir aus Polen • vertrieben worden? Schon die Formulierung im Protokoll von Potsdam 1945 ist falsch, als von dem sogenannten humanen Transfer aus Polen die Rede war, wenn die Vertreibung der Deutschen aus Deutschland behandelt wird. Jetzt kann man den gleichen, übrigens gefährlichen Unsinn in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" lesen: „An die Darstellung der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei und aus Polen schließt sich die Diskussion der jugoslawischen Kriege an". Es hat sicherlich, wie wir wissen, auch eine Vertreibung von Deutschen gegeben, die eine deutsche Minderheit in Polen gewesen sind. Aber die Millionen Deutschen, die Opfer der Vertreibung von 1945 und in den Jahren danach geworden sind, hatten nicht in Polen gelebt, sondern in Deutschland. Die Voraussetzung für Okkupation und Annexion Ostdeutschlands bis zur Oder und Görlitzer Neiße war die Vertreibung der Deutschen aus Ostdeutschland. Bitte Klarsicht bei historischen Rückblenden! • Im Mitteilungsblatt der deutschen Katholiken in Breslau, herausgegeben von Franziskanerpater Leisner, lesen wir: „Ökumenische Trauung in der Breslauer Hofkirche. Am Sonntag, 10 November 2002 wurde in der Evangelischen Hofkirche ,Zur göttlichen Vorsehung' das Brautpaar Anette Hermann, evangelisch, aus Breslau und Michael Ferber, katholisch, aus Bonn vom polnischen evangelischen Bischof Ryszard Bogusz und dem Deutschenseelsorger Niederschlesiens Pater Gerhard Leisner OFM getraut". Die Jungvermählten leben jetzt in Bonn. SA/ „Geburtsheimat ist keine Gefühlsfiktion, kein Gedankenschema, es ist ein Gesetz. Sie bedeutet Bestimmung und Vorbestimmung. Sie prägt Wachstum und Sprache, Blick und Gehör, sie beseelt die Sinne und öffnet sie dem Wehen des Geistes, wie einem keimträchtigen Wind." Carl Zuckmayer POLITIK Schlesische Nachrichten 6/2003 Polnisches Wieder ein Loblied auf die deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen. Der polnische Journalist Adam Krzeminski nennt in der Warschauer Wochenschrift „Polytika" die Kommission, die 1972 unter der Bundeskanzlerschaft von Willy Brandt gegründet wurde und die die „Deutsch-Polnischen Schulbuchempfehlungen" 1976 veröffentlicht hat, „eine ausgezeichnete Schule der Fachleute des Dialogs. Diese ,Schule' wurde von über 300 Professoren und Dozenten absolviert". Jetzt wurde diese Kommission sogar mit einer ausdrücklichen Anerkennung belohnt. Zuzustimmen ist Krzeminski lediglich darin, dass er auch die deutschen Gegenstimmen gegen diese Schulbuchempfehlungen nicht unerwähnt lässt. „Die Kritiker rügten die Tatsache, dass die Beziehungen zwischen Hitler und Stalin nicht berücksichtigt wurden und dass das umstrittene Thema Transfer der Bevölkerung' nur marginal behandelt wurde". Die seinerzeitige und bis heute nicht widerlegte Kritik stellte die Unterwerfung auch der freien deutschen Mitarbeiter unter die kommunistische Ausrichtung bloß. So wurde der Hitler-Stalin-Pakt, mit dem der Zweite Weltkrieg entfesselt worden ist, verschwiegen, und eine Vertreibung durfte es nicht gegeben haben, weshalb man nur von einer „Bevölkerungsverschiebung" sprach. „Auch der polnische Zeithistoriker, Professor Wlodzimierz Borodziej, Universität Warschau, gehört zu den Befürwortern dieser Schulbuchempfehlungen, anstatt sie als polnischer Demokrat als kommunistisches Machwerk der Diktatur zu erklären und zu verwerfen. Baustein eines neuen deutschpolnischen Verhältnisses sind diese Schulbuchempfehlungen bestimmt nicht. • Verband der Ukrainer fordert Wiedergutmachung. Es wird an die Aktion „Wisla" nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Damals wurden 140.000 Ukrainer aus dem südwestlichen Polen in die okkupierten und annektierten Gebiete des neuen „Westpolens" zwangsweise umgesiedelt. In einem Bericht der Zeitung „Gazeta Wyborcza" ist von 4000 im Konzentrationslager Jaworzno inhaftierten Ukrainern die Rede. Jetzt wurde erneut die Forderung nach Wiedergutmachung und nach dementsprechenden finanziellen Leistungen laut. Parallel dazu wäre es endlich auch an der Zeit, dass man sich in Warschau auch mit dieser Wiedergutmachung für die verfolgten Deutschen befasst. • Potentielle Investoren sagen Polen ab. „Newsweek Polska" berichtet von zwei Großinvestoren, die als Auto-Produzenten Bundeskanzler thematisiert offene Fragen im Rahmen seiner Reise nach Polen nicht Schriftliche Fragen an die Bundesregierung zur Kanzlerreise nach Polen und zum Zentrum gegen Vertreibungen Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Vertriebene und Flüchtlinge" der CDU/CSUBundestagsfraktion, Erwin Marschewski, stellte im Zusammenhang mit der Reise des Bundeskanzlers nach Warschau folgende Frage: Inwieweit sind offene, sich aus der Vertreibung der Deutschen ergebende Fragen im Rahmen des Besuchs von Bundeskanzler Gerhard Schröder in Warschau im November 2002 thematisiert worden, gerade vor dem Hintergrund der Äußerungen des polnischen Staatspräsidenten Aleksander Kwasniewski vom März 2002, als dieser eine „ehrenvolle Geste" im Bezug auf Vertriebene seitens der Republik Polen in Aussicht gestellt hatte (vgl Die Welt vom März 2002), und falls ja, mit welchem Ergebnis? Für die Bundesregierung antwortete die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Kerstin Müller: „Die Bundesregierung betrachtet, wie alle ihre Vorgangerregierungen Vertreibung und Enteignung der Deutschen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten wie auch in anderen Regionen Mittel und Osteuropas infolge des Zweiten Weltkrieges als völkerrechtliches Unrecht Dieser Standpunkt ist auch der Regierung der Republik Polen bekannt, die das individuelle Schicksal der Ver- triebenen bereits vor Jahren bedauert hat Die Bundesrepublik Deutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten eine konsequente Politik der Aussöhnung mit ihren Nachbarn verfolgt Gerade die zunehmende Offenheit, mit der in Deutschland und in Polen über das sowohl von Deutschen als auch von Polen erlittene Schicksal der Vertreibung gesprochen wird ist ein gutes Beispiel für den Erfolg dieser Politik Es geht heute vor allem darum, die vielfältigen Beziehungen zu Polen weiter auszubauen und es insbesondere auch auf seinem Weg in die Europäische Union konstruktiv zu begleiten Der Besuch des Bundeskanzlers in Warschau am 5. November 2002 hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet." Die Bundesregierung hat mit dieser Antwort wieder einmal ihr Desinteresse an den Belangen der Heimatvertriebenen verdeutlicht. Dies ist besonders bedauerlich, da der polnische Staatspräsident von sich aus im März 2002 Verständnis für eine „ehrenvolle Geste" gegenüber den Heimatvertriebenen gezeigt hat. Über den Sachstand der Umsetzung des Bundestagsbeschlusses über die Errichtung eines „europäischen Zentrums gegen Vertreibungen" erkundigte sich Erwin Marschewski in einer weiteren Frage: Was hat die Bundesregierung bisher unternommen, um den Beschluss des Deutschen Bundestages „Für ein europäisch ausgerichte- eine Investition in Polen abgesagt haben: Toyota und Peugeot. Toyota hatte sich Ende 2001 dafür entschieden, eine neue Fabrik im Werte von 1,5 Milliarden Euro in die tschechische Republik, nach Kolin, zu verlegen. Jetzt kommt die Nachricht, dass Peugeot nicht in Polen, sondern in der Slowakei investieren wird, in Trnava, mit einer Summe von 700 Millionen Euro und für 3500 Arbeitsplätze. Als Grund wird angegeben, dass ein Arbeitsplatz in Polen um 10 bis 20 Prozent teurer sei als in der Tschechischen Republik, und in Ungarn, um sogar 30 Prozent teurer als in der Slowakei. • Gerüchte, dass US-Basen aus Deutschland nach Polen verlagert werden, verstummten nicht. Seit Beginn des Jahres 2003 werden immer wieder Gerüchte verbreitet, dass sich die USA damit befassen, Stützpunkte der Streitkräfte aus Deutschland abzuziehen und diese in Polen einzurichten. Das günstige Waffengeschäft, das die USA mit Gewährung von Krediten Polen eingeräumt hat, sei der eine Grund, der andere Grund sei die antiamerikanische Haltung der deutschen Bundesregierung. Aber das offizielle Washington ist dann stets mit Dementis zur Stelle. Jüngst die Überschrift einer Meldung der polnischen Presse-Agentur PAP: „Keine offizielle Bestätigung für Verlegung amerikanischer Militärbasen von Deutschland nach Polen". SA/ tes Zentrum gegen Vertreibung" (Bundestagsdrucksache 14/9033) zur Umsetzung zu bringen und mit welchem Ergebnis wurden bisher von deutscher Seite Initiativen ergriffen, andere Staaten für eine Beteiligung an einem solchen Zentrum zu gewinnen? Hierzu erklärte Staatsministerin Müller: „Der Beschluss, in dem sich der Deutsche Bundestag für den Beginn eines europäischen Dialogs über die Errichtung eines europäischen Zentrums gegen Vertreibungen ausspricht, enthält keine unmittelbare Aufforderung an die Bundesregierung, wird von ihr aber ohne Vorbehalte begrüßt. Die vom Haus der Geschichte in Bonn begonnenen Vorarbeiten für eine Ausstellung mit einem Symposium zum Thema Flucht und Vertreibung werden von der Bundesregierung als wichtiger Beitrag bei der Erarbeitung einer Konzeption für das Zentrum gegen Vertreibungen erachtet. Die Bundesregierung hat daher die Finanzierung der erforderlichen Vorarbeiten in den 2 Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2003 eingebracht. Aus Sicht der Bundesregierung sollte das Thema zunächst auf der Ebene von Experten und unmittelbar Interessierten behandelt werden. Die betroffenen Gesellschaften sollten die gemeinsame Diskussion ruhig und ohne Zeitdruck führen. Angesichts der für viele Staaten immer noch hochsensiblen Thematik scheint dieser Weg am Erfolg versprechendsten, um die in dem Antrag genannte Zielsetzung zu erreichen." (IAV) HISTORISCHES / ZEITGESCHEHEN / LESERBRIEFE Hilfe für die Opfer des Lagers Lamsdorf Seit längerer Zeit, kämpfe ich für uns Zwangsverschleppte des polnischen Arbeitsvernichtungslagers Lamsdorf. Es haben ja nur wenige überlebt, an diese und die Angehörigen ergeht meine Bitte, meldet eure Ansprüche in Bonn an. Diese Bitte gilt auch für alle Überlebenden aus polnischen Lagern! Meine Bemühungen beim Bundeskanzleramt in Berlin und weiteren Behörden, haben sich gelohnt. Seit Ende des Jahres 2002 habe ich eine gute Nachricht und einen hohen Geldbetrag auf meinem Konto. Für meine Langenbrückner und Neustädter Zwangsverschleppten, konnte ich auch schon etwas erreichen. Jetzt geht es mir darum, die Überlebenden und Angehörigen aus dem Kreis Falkenberg, aus Oppeln und dergleichen zu erreichen. Ihre Anschrift habe ich mir besorgt und hoffe, dass Sie mir helfen können, die noch Überlebenden zu erreichen. Es ist gut, dass in Lamsdorf eine kleine Gedenkstätte geschaffen wurde. Es sind aber leider nicht alle Namen, oder die gesamte Summe der Umgekommenen genannt worden. Auch mein Vater liegt im Massengrab und es wächst Gras darüber. Ein rechtliches Kriegsgräberabkommen, zur Feststellung der Toten, zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Polen, besteht nach Auskunft der Kriegsgräberfürsorge noch nicht!! Für alle in polnischen Lagern umgekommenen Personen und Angehörigen gilt das Häftlingshilfegesetz der Bundesrepublik 26 § und besteht seit 1993/1999. Für unsere Verschleppten sind die § 10 und §18 zuständig. Als Beweismittel habe ich seinerzeit bei meinem Antrag eine aufgefundene Lagerliste des polnischen Historikers Dr. Nowak beigefügt. Anträge an folgende Adresse: Stiftung für ehemalige Häftlinge Stiftung des öffentlichen Rechts Wurzerstraße 106, 53175 Bonn, Tel. 0228-3689370 Gerhard Lindenthal (SN) Schlesische Gedenktage 21. März 1928 Breslau 75. Geburtstag von Peter Hacks - Dramatiker, Essayist und Lyriker - Lessingpreis 1956 22. März 1903 Beuthen/Oder 100. Geburtstag Jochen Klepper - Schriftsteller Roman „Der Vater", „Der Kahn der fröhlichen Leute" - Tagebücher „Unter dem Schatten deiner Flügel" und Kirchenlieder „Der du die Zeit in Händen hast" u.w. 8. April 1973 30. Todestag von Victor de Kowa - Schauspieler aus Hochkirch/NS unter Gustav Gründgens am Preußischen Staatstheater - 11. April 1888 Breslau 115. Geburtstag von Arnold Ullitz - Schriftsteller - Roman „Der große Janja" - Humoreske „Hochzeit! Hochzeit" 21. April 1918 aus Breslau 85. Todestag von Manfred Freiherr von Richthofen erfolgreichster Jagdflieger - Vaux-sur-Somme abgesch. 4. Mai 1888 Neisse 115. Geburtstag von Werner Schulemann, Pharmakaloge Entdecker der Malariamittel Atebrin u. Plasmochin - 15. Mai 1905 Breslau 100. Geburtstag von Alfons Tguber - Schriftsteller Komödiant, geistreicher Spaßvogel - 14. Juni 1883 Kattowitz/OS 120. Geburtstag von Franz Landsberger - Kunsthistoriker - 20. Juni 1958 aus Königshütte 65. Todestag von Kurt Alder - Chemiker, Dien-Synthese Nobelpreis für Chemie 1950 mit Otto Diels - 24. Juni 1953 aus Grünberg 50. Todestag von Susanne Dessoir - bek. Sängerin verstorben in Königstein/Taunus weitere Termine folgen ... Schlesische Nachrichten 6/2003 Leserbrief Liebe Heimatfreunde, ich muss Ihnen endlich einmal sagen, was ich empfinde, wenn zweimal im Monat die neueste Ausgabe der Schlesischen Nachrichten auf den Tisch kommt; Bewunderung für die immer neue konzertierte Aktion zur Herstellung unserer Heimatzeitung unter gewiss nicht einfachen Bedingungen. Und Dank an die Landsmannschaft Schlesien und ihre hervorragenden ehrenamtlichen Mitarbeiter, die hellwach und sensibel mit Energie und Ausdauer ein aktuelles und zeitgeschichtliches Mosaik scharten, in dem sich Informationen und Kommentare sinnvoll ergänzen. So entsteht ein reelles Bild von politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Lebensbereichen, die von der Masse der deutschen Medien unterbelichtet oder ignoriert werden obwohl sie für uns als deutsche Heimatvertriebene in nationaler, internationaler und vor allem in bilateraler Hinsicht wichtig sind. Mit größtem Interesse und Dankbarkeit verfolge ich seit vielen Jahren die meinungsbildenden Betrachtungen unseres Ehrenvorsitzenden, der historisch fundierte Erkenntnishilfen auch in Fragen bietet, dies über den aktuellen Rahmen weil hinaus reichen. Seine Reisenotizen aus Besuchen in Schlesien vermitteln mit dem Elan eines engagierten Journalisten Momentaufnahmen aus einer Welt Europas, die uns viel näher liegt als die Themendistanz der meisten deutschen Zeitungen trotz aller EU-Berichterstattung vermuten lässt. Besonders verbunden bin ich Freiherrn von Zedlitz für seinen Bericht in der ersten Novemberausgabe 2002 der Schlesischen Nachrichten über den bewegenden Verlauf der Einweihung des deutschen Soldatenfriedhofes in Groß-Nädlitz bei Breslau. Dort sagte der Woiwode R, Nawrat, also der Oberpräsident der Woiwodschaft Niederschlesien, im Anblick des ersten Sammelfriedhofs der 1945 in Niederschlesien gefallenen deutschen Soldaten: „Diese Soldaten haben ihre Pflicht erfüllt. Sie gaben dafür das Höchste, was sie gehen konnten, ihr junges Leben," Das sagte der hohe polnische Repräsentant am 5. Oktober 2002 vor fast 10.000 umgebetteten deutschen Gefallenen, die in schlesischer Erde eine gemeinsame Ruhestätte gefunden haben. Nach der Ansprache spielte ein polnisches Musikkorps das Lied vom „Guten Kameraden". Es tat gut, diesen Bericht in den Schlesischen Nachrichten zu lesen. Zu ergänzen wäre, dass es fünf Jahrzehnte nach Kriegsende dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge leider nicht gelungen ist, in die Umbettungsaktion alle in Niederschlesien gefallenen Soldaten aufzunehmen So befindet sich in Glogau, am letzten Verteidigungsring im Schlossgraben noch heute - ohne Kreuz oder Gedenktafel - ein Massengrab, in dem im März 1945 nahezu 200 während des Festungskampfes Gefallene von ihren Kameraden nur vorläufig beerdigt werden konnten. Mit heimatlichem Gruß W. Kiemer Schlesische Nachrichten 6/2003 Leserbrief Zu „Warum so viel Feindseligkeit, wo es doch um Tatsachen geht?" (Foto auf Seite 5, Nr. 1/2003) Meine Antwort lautet: „Ja, eben deshalb!". Es ist die „Haltet den Dieb" Methode, die praktiziert wird. Solche Sachen sind hier, vorzugsweise in der Stadt Rotenburg/Wümme, bis in die Gegenwart auch geschehen, bis hin zu Brandstiftungen. Es würde an dieser Stelle zuweitführen, alle zu schildern, aber eines ist ihnen allen gemeinsam: Über die Untaten hatte die Rotenburger Kreiszeitung mehr oder weniger ausführlich berichtet, über das Ergebnis polizeilicher Ermittlungen oder gar Gerichtsverfahren aber nichts, gar nichts. Diese Tatsache und das, was hin und wieder durchsickerte, lassen den Schluss zu, dass Mächte im Hintergrund stehen, die von ihrem eigenen verbrecherischen Tun ablenken wollen. Der im Nachkriegsdeutschland aufgekommene Machiavellismus ist nicht mehr zu leugnen! Auf Seite 11 ist zu lesen: „.... Glogau, das heute zur Wojewodschaft Niederschlesien in Westpolen gehört,...usw.". Sind Glogau und Niederschlesien nach Osten verlagert worden? Natürlich nicht, dem Verfasser ging es offenbar darum den Leser „Westpolen" in die Gehirne einzupflanzen, denn jeder Leser der Schlesischen Nachrichten dürfte wissen, wo Glogau liegt. Es gibt Leute, die meinen, sie müssten immer mit dabei sein. Das selbstbewusste Auftreten unseres Bundesvorsitzenden verdient Lob und Anerkennung, wie auch sein Eintreten für deutsche Zwangsarbeiter. Aber die herrschende Oligarchie hat doch schon die Enteigneten, sofern sie nicht Juden waren, um ihr Eigentum betrogen, was ja ein Bruch des Grundgesetzes darstellt. Ob Rot, ob Schwarz, ob Gelb, ob Grün, alles eine Wichse. Nicht nur die Vertriebenen, alle Deutschen sollten sich über ihre Zukunft keinen falschen Hoffnungen hingeben. Mit Schlesiergruß Friedrich Brunner POLITIK / ZEITGESCHEHEN / LESERBRIEFE Schlesier warnen vor Flüchtlingselend Wie aus Verlautbarungen der UN zu entnehmen war, bereitet sich die Staatengemeinschaft in Zusammenhang mit einem möglichen Krieg im Irak auf eine in die Millionen gehende Flüchtlingsbewegung vor. Gerade die von Flucht und Vertreibungen des letzten Jahrhunderts besonders betroffenen Menschen, die Männer, Frauen und Kinder aus der Provinz Schlesien, wissen, welches Leid Flucht und Vertreibung mit sich bringen. Unschuldige Menschen durch Kriegshandlungen aus ihren angestammten Wohngebieten, aus ihren Häusern, aus ihrem Lebensraum zu treiben, ist ein Ver- Begründer der Ev.-Iuth. Kirchengemeinde Wentorf "Pastor v. 1948-1972" In Wentorf bei Hamburg Nach dem verdienstvollen schlesischen evangelischen Pastor Helmut Zinner ist in Wentorf bei Hamburg, eine Strasse benannt worden. Viele Heimatvertriebene kennen den kleinen Ort bei Hamburg als Durchgangslager, nach ihrer Vertreibung aus Schlesien. Der aus der schlesischen Heimatgemeinde Zedlitz vertriebene Pastor Helmut Zinner baute in Wentorf ein evangelisches Gemeindeleben auf. Einmal im Monat, so fing es 1948 an. Der Gottesdienst wurde in einer alten Schule gefeiert. Bald reichte der Platz nicht mehr aus. Die Einwohnerzahl Wentorfs hatte sich, durch viele Heimatvertriebenen fast verdoppelt. So wurde das Erste „Martin-Luther-Haus 1951 auf Anregung des Pastor Helmut Schlesische Straßennamen Wer durch den jungen Pfälzer Ort Limburgerhof, in der Nähe von Ludwigshafen, spaziert, der wird erstaunt zu den vielen ostdeutschen Straßenschildern aufschauen, welche Freude aufkommen lassen. brechen gegen die Menschlichkeit und verletzt eklatant anerkannte Menschenrechte. Die Schlesier fordern die beteiligten Mächte auf, durch einen Krieg keine Ursache für dieses Leid zu setzen. Sie fordern gleichzeitg dazu auf, umfangreiche Vorbereitungen für eine Versorgung der Menschen zu treffen, für den Fall, dass das befürchtete Geschehen nicht abgewendet wird. Den verantwortlichen Staaten sollte bewußt gemacht werden, welche Konsequenzen sie bei einer Mißachtung von Menschenrechten auf sich nehmen. Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender Da gibt es eine Schlesierstraße, Liegnitzer-, Laubaner,-Görlitzer-, Breslauer, und viele andere Straßennamen mehr. Das nenne ich geschichtsbewusstes Denken. R. Wenzel (SN) Zinner errichtet. „Links war der Kirchensaal, rechts wohnte Pastor Zinner mit seiner Frau Gerda". „Der Glockenturm war aus Holz zusammen gezimmert". So berichtete eine Konfirmandin von 1952.1953 wurde der Kirchensaal vergrößert. Und der Pastor Zinner erlebte ein kleines Wunder. Als er sich auf dem „Glockenfriedhof" in Hamburger Freihafen umsah, entdeckte er ausgerechnet jene Glocke, die einst zum Dreigeläut seiner Heimatgemeinde im schlesischen Zedlitz gehört hatte. Da überall große Not war, regte er eine Frauengruppe an, die gespendete Kleidungsstücke ausbesserte und sie dann im Heimatvertriebenenlager verteilten. Ein Posaunenchor wurde gegründet. Um Kinder- und Jugendgruppen kümmerte er sich. Sogar eine Volkstanzgruppe entstand. Aus Dankbarkeit und zur Erinnerung wurde von der Gemeinde Wentorf bei Hamburg, nun eine Straße nach ihm benannt. So bleibt dokumentiert, wie aktiv Schlesier sich in ihrem neuen Zuhause aktiv einrichteten. Wir Schlesier können halt zupacken. Das Erbe pflegt noch heute die Landsmannschaft Schlesien, Ortsgruppe „Am Sachsenwald" in Reinbek und Wentorf, sehr aktiv. A.Rupprecht (SN) LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Ein Botschafter Schlesiens ist von uns gegangen Zum Tode von Gerhard Wilczek Am 19. Januar 2003 starb der vielseitige Gerhard Wilczek im Alter von 79 Jahren. Mit seinem Tod erfüllt sich ein Leben, das geprägt war vom unermüdlichen Einsatz für seine schlesische Heimat. Der vom Kölner Alt-Oberbürgermeister Burauen stets liebevoll „kölschister Schlesier" titulierte Gerhard Wilczek war ein unermüdlicher Brückenbauer zwischen Schlesien und Köln. Er gehörte über zwei Jahrzehnte dem Rat der Stadt Köln an und war einer der profiliertesten Köpfe im Kölner Nordwesten. Mehr als 35 Jahre war er im Vortand der Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld und von 1975 - 1987 als deren Vorsitzender Motor für die Kommunalpolitik und das Volksleben in Köln. Gerhard Wilczek war ein Paradigma vielfältigen Engagements für Geschichte, Kunst, Kultur und Brauchtum. Als eifriger Sammler und Bewahrer von Kulturdokumenten legte er umfangreiche Köln-Archive an. In zahlreichen Publikationen, Ausstellungen und Vorträgen über Breslau und Köln über Geschichte und Kultur spiegelt sich sein reiches Wissen wider. Gerhard Wilczek hat als Vorstandsmitglied/Archivar des Festkomitee Kölner Karneval das Heimatmuseum im Hause des Kölner Karnevals sachkundig aufgebaut und damit die Kölner Kulturlandschaft bereichert. Mehr als ein Jahrzehnt leitete er als Direktor das Kölner Karnevalsmuseum. Stets hat sich Gerhard Wilczek unermüdlich als Brückenbauer zwischen seiner Heimat Schlesien und Köln insbesondere Breslau betätigt. Geht doch auf seine Initiative die Patenschaft der Stadt Köln über Breslau so- wie die Benennung des Breslauer Platzes mit zurück. Ihm ist es zu verdanken, dass die Namen Schlesien und Breslau in Köln einen guten Klang haben. Als Schlesier von Geblüt schuf er 1959 zusammen mit dem Oberamtmann Rudi Langer die kulturhistorische Breslauer Sammlung in Köln, die er bis zu seinem Ausscheiden aus der Bundesvereinigung der Breslauer leitete. Als Mitbegründer der Bundesvereinigung der Breslauer war er auch als stellvertretender Bundesvorsitzender tätig. Über 1000 Farbdia-Vorträge, bis zu ihrem Tode 1998 unterstützt von seiner Frau Charlotte, immer als „Botschafter Schlesiens" von der Nordsee bis zu den Alpen gefragt und unterwegs. Sein Lebensinhalt war es, Schlesien zum einen in seiner Schönheit und seinem Reichtum zu bewahren und zum anderen Schlesien überhaupt bewusst und bekannt zu machen. Mit zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen ist er in den vergangenen Jahren bedacht worden. So steht sein Name unter anderen im Goldenen Buch der Stadt Köln. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Träger des Schlesier-Kreuzes, des Nordrhein-Westfälischen Verdienst-Ordens, der Goldenen Holtei-Medaille der Bundesvereinigung der Breslauer, Ehrenvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien-Kreisgruppe Köln, Ehrenmitglied der Bundesvereinigung der Breslauer und der Bundesvereinigung der Grottkauer. Gerhard Wilczek hat sich um die schlesische Landeshauptstadt Breslau verdient gemacht. Robert Müller-Kox (SN) Jochen Hoffbauer wird 80 Jahre alt Am 10. März 1923 wurde Jochen Hoffbauer in dem kleinen Dörfchen Geppersdorf bei Liebenthal im Kreis Löwenberg in Schlesien geboren. 1929 zog die Familie Hoffbauer in das nahe Greiffenberg. Hier besuchte er die Schule, erlebte er eine fröhliche und vielseitige Jugend und hier begann seine berufliche Ausbildung im Anwaltsbüro des Dr. Pantke, in dem sein Vater als Büroleiter tätig war. Von 1941 bis Kriegsende war er Soldat. Im Oktober 1944 heiratete er in Goldberg Christel Förster und einen Monat später wurde er während der Ardennenoffensive schwer verwundet. Im September 1945 flüchtete er bei Nacht und Nebel aus dem von Russen und Polen besetzten Schlesien und nach wirren Jahren im Westen Deutschlands fand die Familie (4 Kinder) ab 1952 eine neue Heimat in ihrem Haus in Kassel. Er war bis zum Beginn seines Ruhestandes im Jahr 1986 bei einer Versicherung tätig. Schon als Kind entdeckte Jochen Hoff bauer seine poetische Ader. Erste Gedichte von ihm erschienen ab 1940 im „Greiffenberger Anzeiger" und im „Bote aus dem Queistal" aus Friedeberg, erste Prosa im überregionalen „Beobachter aus dem Riesen- und Isergebirge". Seinen inzwischen sehr erfolgreichen schriftstellerischen Weg begann Jochen Hoffbauer mit Lyrik. Die ersten beiden Gedichtbände erschienen bei V.O. Stomps Eremitenpresse und trugen die Titel „Winterliche Signaturen" (1956) und „Voller Wölfe und Musik" (1961). Es folgten im Delp-Verlag „Passierscheine (1976) und „Scheinwerferlicht" (1986). Seine erste Prosa-Publikation „Abromeit schläft im Grünen" erschien 1966 und 1967 folgte die Erzählung „Glut aus der Asche". In „Schwalbental, eine Jugend in Schlesien", 1991 erschienen und viel beachtet, erzählt er, für Vertraute unverkennbar, Vorkriegsepisoden aus seiner Vaterstadt Greiffenberg. U. a. beschäftigte sich der Bargfelder Bote vom Januar 1992 mit diesem Roman und stellte die Verbindung zu Arno Schmidt, dem eigenwilligen und wortgewandten Dichter, Greiffenberger von 1934 bis 1942, her. „Was war in Greiffenberg los, als Arno Schmidt dorthin kam, 1934?" 1997 erschien der Roman „Eisregen" und als vor- Schlesische Nachrichten 6/2003 läufig letztes Werk erschien im Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn sein neuer Gedichtband „Stationen" (2001). Seine große Liebe zur schlesischen Heimat zeigen seine Anthologien und Jugendbücher „Die schönsten Sagen aus Schlesien" (1964; 6. Auflage 1988), „Schlesisches Weihnachtsbuch" (1965), „Schlesien - Land meiner Kindheit" (1966), „Sommer gab es nur in Schlesien" (1972; siebente Auflage 1991), und „Riesengebirge - Landschaft im Bild ihrer Dichter" (1982). Seine Mitarbeit beim letzten „Heimatbuch des Kreises Löwenberg in Schlesien" (dritte Auflage 1959) möchte ich besonders würdigen. Hierfür schrieb er das Vorwort und den Beitrag über seine Heimatstadt Greiffenberg. Für den Rundfunk schrieb er Hörspiele und oft sind seine Erzählungen in der Sendung „Alte und neue Heimat" im WDR zu hören. Viel Lob und Anerkennung wurde ihm im Laufe der Jahre zuteil. 1963 wurde Jochen Hoffbauer mit dem „Eichendorf - Literaturpreis" des Wangener Kreises - Gesellschaft für Literatur und Kunst ausgezeichnet. 1970 erhielt er den Hörspielpreis des „Ostdeutschen Kulturrates Bonn" und 1985 den Medienpreis des BDV Bayern. Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten für seine Heimat Schlesien sind vielfältig. Viele Jahre war er der Kulturreferent und stellvertretender Vorsitzender des Heimatbundes Kreis Löwenberg. 30 Jahre ist er Mitglied des Kuratoriums des Kulturwerk Schlesien (Würzburg), in dessen Vorstand er nun als Beisitzer gewählt wurde. Viele Heimattreffen gestaltete er mit durch seine Vorträge und Dichterlesungen. Wir danken Jochen Hoff bauer. Sein Lebenswerk gilt seiner und unserer Heimat Schlesien. Wir wünschen ihm und seiner Frau Christel noch viele gemeinsame, gesunde Jahre und dem Jubilar den Erhalt seiner Schaffenskraft. Reinhard Fritsch (SN) Mehr zu Jochen Hoffbauers Werk „Stationen" erfahren Sie auf Seite 10 in einem Artikel von Dr. Herbert Hupka. Ausstellung in Vechta Die Senioren der Arbeitsgemeinschaft „Flucht und Vertreibung" - seit rund 6 Jahren etabliert - werden in Kooperation mit dem BdV Cloppenburg und Vechta vom 14. März 2003 11.00 Uhr (Eröffnungstag) bis Samstag 12. April 2003 eine Ausstellung in den Räumen des Kreisamtes Vechta, Ravensburger Str. 20, unter dem Motto „Kultur und Geschichte - leben und Wirken in den alten ostdeutschen Heimatprovinzen Ost- und Westpreußen, Hinterpommern, Nieder- und Oberschlesien, und Sudetenland", sowie auch „Flucht und Vertreibung" in Wort, Schrift und Bild durchführen. Die Darstellung erfolgt auf großformatigen Schautafeln und zahlreichen anderen Sichtflächen. SN Schlesischc Nachrichten 6/2003 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Bundesvorsitzender schwärmte von Soester Wellwurst Schlesische Landsmannschaft hatte wieder zum zünftigen Schmausen eingeladen. Volksgruppe drängt auf internationale Ächtung der Vertreibung. Erster Auftritt der „Schlesischen Musikanten". Bürgermeister grüßte die Versammlung „Die Wurst ist gut." Aus berufenem Mund kam dieses Urteil beim traditionellen Wellwurstessen derschlesischen Landsmannschaft. Denn als besonderen Gast begrüßte Vorsitzende Gerda Fischer diesmal Rudi Pawelka, den Bundesvorsitzenden der schlesischen Landsmannschaften. Dieser war gerne nach Soest gekommen, bekundete er, kennt er die Stadt doch schon von mehreren Besuchen. Da es keinen schlesischen Metzger mehr in Soest gibt, hat ein westfälischer die Aufgabe übernommen, die Wellwurst zu machen - mit Erfolg, wie man sieht. Pawelka gab dann allerdings zu, dass ihm zum richtigen Vergleich der Wellwurst die einschlägigen Erfahrungen fehlen: „Ich war fünf, als wir aus unserer Heimat vertrieben wurden." Gleichwohl aber stimmten ihm die älteren Schlesier im Saal des Johanneshauses lobend zu: „Es schmeckt so wie früher." Pawelka nutzte das gemütliche Zusammensein der Schlesier, um an die Forderungen des Bundesverbands zu erinnern. So geht es an erster Stelle um Verständigung und Kontakte zur polnischen Bevölkerung. „Wir haben ein gutes Verhältnis zum polnischen Staat, führen regelmäßig Gespräche mit Politikern im polnischen Parlament, dem Sejm und mit den Kommunen." Aber es gebe auch noch eine Da lacht des Schlesiens Herz: Gerda Fischer, Vorsitzende der Lands- Reihe Punkte, mannschaft hatte wieder zum Wellwurstessen mit Sauerkraut eingeladen. die der BunFotos: Fischer d e s v e r b a n d , Siegbert Amier Bildhauer und Maler aus Hirschberg Siegbert Amier hält in den Kreis- und Ortsgruppen der Landsmannschaften interessante Referate über sein Wirken und über die vielen Reisen, welche er mit Bleistift und Skizzenblock in viele Erdteile bereits unternommen hat. So schreibt die Kreisgruppe Neumünster über das Hauptreferat welches der Künstler Amier dort gehalten hat: Begonnen hat seine Reise in unserer Heimat, in der Riesengebirgsstadt Hirschberg. Sein Weg bis zu seinem jetzigen, schön gele- genen Atelier in Glücksburg, in dem er seine bildhauerischen und malerischen Fähigkeiten ausstellt war mühevoll. Oft mit seiner Frau zusammen und mit Reisegesellschaften die er zusammenstellt, bringt er seine Erlebnisse auf seinen Skizzenblock und die Dias auch von den Ecken und Winkeln in Indien, Afrika und Ecuador, die er aufgenommen hat, zeigen dem Betrachter das Land in seiner Wirklichkeit. Frau Sieglind Zarbock, die Schriftführerin der Kreisgruppe in Neumünster sagt, die Werke und Bilder von Siegbert Amier sind majestätisch und haben eine Seele. Sie sprechen den Betrachter an. Seine Darstellungen sind wiedergegebene, bewegte Empfindungen eines begnadeten und bescheidenen Künstlers. Unsere Schleswiger Kreisgruppe kann dieses bestätigen. Wurden wir doch auch schon hier von seinem Wirken in seinen natürlichen Bann gezogen. Seine Vorträge und seine Wer- der 800 Landsmannschaften mit über 200.000 Mitgliedern vertritt, erreichen möchten. Pawelka zählt auf: „Es geht um die polnischen Vertreibungsdekrete und die Frage der deutschen Zwangsarbeiter. Besonders Frauen und Kindern waren damals davon betroffen." Inzwischen seien über 100 000 Fälle dokumentiert worden. Dann gehe es noch um die Rechte der deutschen Minderheit in Polen, die Ächtung der Vertreibung und nicht zuletzt auch um die Kulturarbeit des Verbands. Und damit seien keinesfalls nur solche Traditionsveranstaltungen gemeint wie das beliebte Wellwurstessen. „Aus Schlesien stammen 13 Nobelpreisträger. Keine andere deutsche Provinz hat so viele Spitzenforscher hervorgebracht wie unsere Heimat." Dass die Schlesier zu feiern verstehen, beweisen sie schon seit Jahren mit dem Wellwurstessen. Diesmal ging es besonders zünftig zu, denn neben Alleinunterhalter Friederico waren auch erstmals die „Schlesischen Musikanten" gekommen, die zu Akkordeonklängen und Schlagzeugwirbeln auf einem Koffer und mit Schellenring beliebte Volkslieder sangen. Derweil hatten die Küchenfrauen alle Hände voll zu tun, um die über 120 Gäste im Johannessaal satt zu bekommen. Zu gemexeltem Sauerkraut und Brot gab es gewellte Leber- und Blutwurst mit Senf. Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer richtete einige Grußworte an die Versammlung, zu der auch Evelyn Höfken gekommen war, Geschäftsführerin des Landesverbands NRW der schlesischen Landsmannschaften. SA/ ke hinterlassen immer ein Stück Geschichte. Wir begingen in Schleswig 1965 das Jahr der Menschenrechte mit der Einweihung der Ostdeutschen Patenhalle in Fahrdorf bei Schleswig. Dabei wurden die von Siegbert Amier geschaffenen 9 Glasfenster „Ostdeutsche Passion 1945, eingeweiht." Dr. Gerhard Stoltenberg würdigte in seiner Ansprache die Leistungen der Vertriebenen nach dem Zusammenbruch und Dr. Mende stellte die Fenster in seiner Verwirklichung der Flucht und Vertreibung vor. Vernichtung, Flucht, Gefangenschaft, Tod aber auch Heimkehr, Neubeginn und Wiederaufbau. Damals schon sprach die Presse von der künstlerischen Kraft, die in der Form und Farbe dieser Glasfenster gebannt wurden. In seiner Verwirklichung der neuen Schaffenskraft von Amier, sahen wir jetzt im Gotthard und Anna Hansen Stift die Skulptur „Füreinander." im Eingang stehen. Sie zeigt die Verbindungen welche die Generationen im Wandel der Zeit zusammenbringen. Jeder der dieses Kunstwerk bestaunt wird die klare Linie vom Künstler Siegbert Amier auch in der neuen Zeitentfaltung entdecken, wie die auch in der kürzlich erfolgten Plastik „Miteinander" aufgestellt im Flensburger Landgericht zu spüren ist. Rudi Wenzel (SN) LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Bericht Jahreshauptversammlung 2003 Schlesier - Wider das Vergessen Die Jahreshauptversammlung der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien, Landshut e.V., befasste sich im wesentlichen mit Satzungsänderungen, Tätigkeitsberichten des Vorstandes, der Wahl eines Beisitzers und Delegierten zum bevorstehenden Bezirksdelegiertentag am 8. 3. 2003 in Pfarrkirchen sowie Landesdelegiertentag am 29. 3. 2002 in Straubing. Des weiteren wurden Ehrungen vorgenommen und im Besonderen die Ernennung von Eva-Maria Nawroth zum Ehrenmitglied beschlossen. Im Rahmen der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden, Kurt-Peter Nawroth. gedachten die Anwesenden in der sehr gut besuchten Jahreshauptversammlung der verstorbenen Mitglieder. Besondere Erwähnung fanden hierbei nochmals Werner Helwig, ein geborener Breslauer, welcher aufgrund seiner engagierten sozialen Leistungen mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet und Ehrenmitglied des Landshuter Orts- und Kreisverbandes war sowie das im 48. Lebensjahr verstorbene Vorstandsmitglied Joachim Najdecki. Er stammte aus dem oberschlesischen Hindenburg und war 1988 in die Bundesrepublik übergesiedelt. Kurt-Peter Nawroth erinnerte aber auch an die „Schlesische Tageszeitung" Nr. 43 vom 16. Februar 1945. In dieser Ausgabe gab von Ahlfen als Festungskommandant von Breslau bekannt, dass die Stadt Breslau seit dem 15. Februar 1945 vollständig von der roten Armee eingeschlossen ist. In der ursprünglich rund 650 000 Einwohner zählenden Stadt befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch etwa 80.000 Zivilpersonen. Die ultimative Übergabeforderung wurde abgelehnt und so kam es dann zu den bekannten verlustreichen schweren Kämpfen und zur Zerstörung der einst reichen, kunsthistorisch bedeutenden, über Jahrhunderte einflussreichen deutschen Stadt. Der sinnlose Kampf um die Schlesische Metropole endete erst am 6. Mai 1945 mit der Kapitulation der Festung Breslau. Weder die tschechischen Benesch-Dekrete noch die polnischen Bierut-Dekrete dürfen in der EU-Wertegemeischaft weiterhin Rechtsgrundlagen für Entrechtung, Enteignung und Verweigerung des Heimatrechts als prinzipielles Menschenrecht fortbestehen. Die für viele anderen Staaten und Völker zu Recht auch von unserer Regierung eingeforderten Grund- und Menschenrechte müssen ebenso für die deutschen Vertriebenen aus Schlesien, dem Sudetenland und anderen ostdeutschen Vertreibungsgebieten geltendes Recht sein. Das Aussitzen und Abwarten auf eine biologische Lösung und des Vergessens darf nicht eintreten; denn auch hier gilt die Forderung „Wider das Vergessen". Kurt-Peter Nawroth forderte die Mitglieder in diesem Zusammenhang auf, die Bemühungen der Landsmannschaften weiterhin tatkräftig durch stetige Treue und Mitgliederwerbung zu unterstützen, um die Forderung der Lands- mannschaft nach einer friedlichen Lösung dieser fortdauernden Probleme zu erreichen. Er widersprach auch der Meinung, es könnte nichts mehr erreicht und bewegt werden. Hier drängt sich nach Nawroth die jüngste Erfahrung und die Frage auf, wer denn vor 15 Jahren an eine Wiedervereinigung der Bundesrepublik mit der ehemaligen DDR, also Mitteldeutschland, geglaubt habe. In der Tagesordnung folgten die Vorstellung, Aussprache und Abstimmung zu Satzungsänderungen. Hans J. Kupke stellte die beabsichtigten und von der Vorstandschaft empfohlenen Änderungen vor. Vorab waren die vorgesehenen Änderungen mit dem Amtsgericht und Finanzamt geklärt worden. Die stimmberechtigten Mitglieder genehmigten alle Vorschläge. Im folgenden Ablauf gaben der Vorsitzende und weitere Vorsandsmitglieder ihre Berichte zum Vereinsjahr 2002. Kurt-Peter Nawroth erläuterte die Vielzahl von Sitzungen des geschäftsführenden, aber auch des gesamten Vorstandes, die Besuche bei anderen Landsmannschaften, die Mitarbeit im Kreisverband des Bundes der Vertriebenen, Landshut, oder bei eigenen Delegiertentagen, erwähnte die Unterstützung der bayernweit durchgeführten Seminare zur „Zukunftssicherung der Landsmannschaft". Besonderen Wert legt er aber auf die Betreuung der Mitglieder zu besonderen Geburtstagen oder Jubiläen und die Durchführung der abwechslungsreichen Monatsveranstaltungen. Insgesamt nahmen nach dem umfassenden Tätigkeitsbericht an Veranstaltungen, Sitzungen und Tagungen 2.587 Personen teil. Diese insgesamt hohe Beteiligung ist nach Nawroth sehr erfreulich und bestätigt letztlich auch die Bemühungen der Vorstandschaft, deren Mitgliedern er besonderes Lob aussprach. Als Kulturreferent berichtete Toni Ullmer im Detail zu verschiedenen Veranstaltungen und Anliegen und betonte die Notwendigkeit des Bewahrens, aber auch der Weitergabe schlesischer Kulturgeschichte. Wer soll es sonst tun, wenn sich nicht die Landsmannschaften in erster Linie dafür einsetzen. Eva-Maria Nawroth schilderte ausführlich die Anliegen und deren Umsetzung in der sehr aktiven Frauengruppe. Die vierwöchig einmaligen Treffen sind stets abwechslungsreich und werden zahlreich angenommen. Sie leitet auch energisch und erfolgreich den „Singekreis" als Chor der schlesischen Landsmannschaft Landshut. Dieser probt alle 14 Tage im Haus der Heimat, Kolpingstr. 484. Frau Nawroth forderte nicht nur die Mitglieder zum Eintritt in den Chor auf als sie meinte, dass man sich über jeden neuen Sangesbruder oder neue Sangesschwester zur Verstärkung des Singekreises freuen würde. Die Öffentlichkeitsarbeit ist für jeden Verein von Bedeutung. Hans J. Kupke verwies dabei auf die Vereinsmitteilung „Wir lesen". Darin wird unter anderem auch über das Schlesische Nachrichten 6/2003 frühere und heutige Schlesien, zu Jubiläen und besonderen Ereignissen bzw. Veranstaltungen berichtet. Als Vereinszeitung empfahl er den Mitgliedern die Monatszeitschrift „Schlesien Heute" des SenfkornVerlages in Görlitz/Schlesien sowie das offizielle Organ der Landsmannschaft Schlesien „Schlesische Nachrichten". Im Internet ist der Orts- und Kreisverband Landshut unter Vereine bei www.treffpunkt-niederbayern.de zu finden. Zum Kassenbericht referierte kurz und prägnant die Schatzmeisterin Renate Thür über die Vermögens- und Haushaltslage. Besonderes Lob zu ihrer Fleißarbeit erfuhr sie im anschließenden Prüfungsbericht der Kassenprüfer, vorgetragen durch Dr. Peter Sprzagala." Entsprechend seinem Antrag ist die Vorstandschaft für das Geschäftsjahr 2002 einstimmig entlastet worden. Im Rahmen der Nachwahl hat sich Herr Bernhard Floegel für die Mitarbeit als Beisitzer in der Vorstandschaft bereiterklärt; er wurde bei einer Enthaltung einstimmig gewählt. Satzungsgemäß ist eine der möglichen Aufgaben der Jahreshauptversammlung, Ehrenmitglieder zu ernennen. Der Empfehlung aus der Vorstandschaft folgend ist die Jahrzehnte lange Leiterin des Chores und der Frauengruppe, Eva-Maria Nawroth, einstimmig und mit großem Applaus zum Ehrenmitglied ernannt worden. Die öffentliche und offizielle Ehrung des neuen und zur Zeit einzigen Ehrenmitgliedes wird am 18. Okt. 2003 im Rahmen einer besonderen kulturellen Veranstaltung im neuen Bürgerhaus von Ergolding vorgenommen. Ein besonderes Anliegen war K.-P. Nawroth die Ehrung von drei Mitgliedern, die aus der Arbeit in der Landsmannschaft nicht mehr wegzudenken sind. Für ihre langjährigen herausragenden Verdienste sind im Auftrag des Landes- bzw. Bundesvorstandes der Landsmannschaft die goldene Nadel an Anton Ullmer und die silberne Brosche an Margot Geiger sowie Claudia Nawroth verliehen worden. Zu den Gründungsmitgliedern von 1948 zählen die Ehrenvorsitzende Ursula Stephan, Elisabeth Amft und Wally Fischer, die für 55 Jahre Mitgliedschaft geehrt werden konnten. Seit 50 Jahren Mitglied sind Liesbeth Reich und Ilse Huber und für 40jährige Treue ist Christa Hajek ausgezeichnet worden. Weitere Ehrungen mit Anstecknadeln erfuhren für 30 Jahre Vereinstreue Heinz Karsch, für 20 Jahre Hannelore Theuner und Günter Unger und 10 Jahre Eva-Maria Kind, Hilde Weithenauer, Irmintraud Kindsmüller, Leonore Heerklotz. Johanna Höchstetter, Hans Schmidt und Harro Winzer. Für 2003 steht bereits ein umfangreicher Veranstaltungskalender zur Verfügung. Der Vorsitzende, Kurt-Peter Nawroth, wies aber besonders auf die nächste Monatsversammlung am Samstag, 22.3.2003, 15.00 Uhr, im Hotel „Goldene Sonne" hin. Dipl. Ing. Joachim Lukas aus Uttenreuth/Mittelfranken referiert mit Dias über „Die Reformation in Schlesien nach dem Westfälischen Frieden und der Altranstädter Konvention". Hans J. Kupke (SN) Schlesische Nachrichten 6/2003 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Die Jülicher Schlesier trauern um ihren Ehrenvorsitzenden Erich Pawlak Am 6. 12. 2002 starb Erich Pawlak in Jülich. Mit ihm verlor die Kreisgruppe Jülich der Landsmannschaft Schlesien ihren Ehrenvorsitzenden, den letzten Mitbegründer dieser Gemeinschaft. Geboren am 24. August 1910 in Breslau studierte er an der dortigen Ingenieursschule Vermessungstechnik. Nach fünf Jahren als Soldat an der Ostfront erlitt er mit seiner Familie 1946 das Schicksal der Vertreibung aus Neurode in Schlesien und fand nach mehreren Zwischenstationen eine neue Heimat in Jülich. Von 1947 bis 1976 leitete R. Pawlak die Grundstücksumlegungen im kriegszerstörten Jülich als Vermessungsingenieur. So kam er mit sehr vielen Jülicher Bürgern in Kontakt. So kannte man ihn, vornüber gebeugt auf seinem Rad fahrend, immer in Eile. Seit Gründung der Kreisgruppe Jülich der Schlesier 1951 war er bis 1994 in ihr in vielen Funktionen tätig, als Schriftführer, Pressewart, stellvertretender Vorsitzender, von 1989 bis 1994 als amtierender Vorsitzender, danach als Ehrenvorsitzender. Für seine schlesischen Landsleute im Jülicher Land steht er für eine Epoche lebendiger landsmannschaftlicher Geschichte, er ist ein Beispiel unverbrüchlicher Heimattreue. Seine Zähigkeit und Ausdauer zeigte sich auch in einer breiten sportlichen Betätigung über Jahrzehnte. Bereits als Junge wanderte Erich Pawlak mit der katholischen Jugendbewegung Quickborn durch Schlesien, fuhr damals schon bis zum Rhein und zum Main. Schon als Student war er beim VfB Breslau 1898 sportlich aktiv. Etliche Male wurde er Südostdeutscher Meister im 5000 m-Lauf und qualifizierte sich auch in den Ausscheidungswettkämpfen für die Olympiade Berlin 1936-Er ist später auch führend tätig in der Traditionsgemeinschaft der Leichtathleten aus den deutschen Ostgebieten in Gelle. Auch in der neuen Heimat betrieb er neben Bergwandern und Skilanglauf den Langstreckenlauf weiter, so mit seiner Tochter Gabriele im TV Huchem-Stammeln (Gemeinde Niederzier, Kr. Düren). Als 64-Jähriger nahm er am Volkslauf Marathon-Athen mit der guten Zeit von 3:38:36 h teil und bestieg noch als 71 Jähriger einen mehr als 4500 m hohen Gipfel des Monte Rosa-Massivs. An Ehrungen wurden Erich Pawlak zuteil: die Silberne Ehrennadel des Deutschen Leichtathletikverbandes, zum 75. Geburtstag das Bundesverdienstkreuz und - last but not least - für seinen unermüdlichen Einsatz für Schlesien das Schlesierkreuz. Norbert Thiel (SN) Friedrich-Wilhelm Preuß ein vielseitig verdienter Schlesier wird 60 Der Jubilar gehört schon fast nicht mehr zur vielgenannten Erlebnis Generation, aber er hat schon sehr früh viel bewirkt und gewirkt um Schlesiens Vermächtnis zu erhalten - wach zu halten. 1943 in Quirl bei Schmiedeberq im Riesengebirge geboren hat er als Kleinkind die Not und den Schrecken der Vertreibung erlebt. Im Raum Hamburg aufgewachsen - einem mit Schlesien überhaupt nicht zu vergleichendem Landstrich - keine Berge keine heimatlichen Leute - hat er doch zurückgefunden zu seinen Wurzeln zu Schlesien. Seine Frau Marianne - auch aus Schlesien stammend hat ihn stets tatkräftig dabei unterstützt. Friedrich-Wilhelm Preuß gehörte schon bald der „Schlesischen Jugend" an, ebenso der Landsmannschaft Schlesien. Er erarbeitete sich das Wissen um seine schlesische Heimat, engagierte sich vielseitig, hielt Vortrage z.T. mit eigenen Dias untermauert und betreute als Landeskulturreferent der LM. Schlesien in Hamburg zehn verschiedene Ortsgruppen und war und ist Mitglied der Trachtengruppe Rübezahl, deren Trachtenschulze er seit 1995 ist. Das ist die Gruppe die bei der Europeade alljährlich Schlesien mit ihren schönen alt überlieferten Trachten und handgestickten Schürzen und Tüchern in ganz Europa - sogar in Übersee vertritt. Der Name Friedrich-Wilhelm Preuß - ist aber auch ganz eng mit dem „Arbeitskreis Archiv für schlesische Mundart in BadenWürttemberg" verbunden. Als langjähriges aktives Mitglied und seit dem viel zu frühen Tod von Erle Bach als Leiter- und Vorsitzender gewählt, setzt er sich für die Erforschung des schlesischen Dialektes und seiner Herkunft aus der frühen mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte ein; denn wie selten eine andere deutsche Kulturlandschaft, hat Schlesien bis heute eine Mundartdichtung nachzuweisen, die zu einer unvergleichlichen Vielfalt gelangte. Die zu erhalten und zu verbreiten ist das große Anliegen des Arbeitskreises. So ist Bekanntes und noch Unbekanntes, mühsam erforschtes in einer Schriftenreihe zusammengefasst, „Was die Stoare pfeif a". Jedes Jahr etwa ist. ein neuer Band erschienen und ist inzwischen eine beliebte Lektüre für alle die geworden, die den unvergessenen Klang der Heimat noch im Ohr behalten wollen. Dies alles zu organisieren, zu finanzieren, zu suchen, zu finden und immer wieder neue Menschen dafür zu begeistern, hat Friedrich-Wilhelm Preuß schon zu Lebzeiten von Erle Bach, die Gründerin dieses Arbeitskreises, in verantwortliches Position übernommen und nun als „Chef" erfolgreich fortgeführt und erweitert. Das gute Verhältnis zur Stadt Wangen, dort, wo die Tagungen stets stattfinden, hat dankenswerter Weise dazu geführt, dass dem Arbeitskreis respektable Räume für das immer größer werdende Archiv zur Verfügung gestellt wurden. - Auch da ist FW Preuß ein kompetenter Archivar. Kurz nach der „Wende" wurden in Görlitz die „Mundartschnuppertage" durchgeführt um die dort noch erhaltene Art schlesisch zu reden vor Ort zu genießen. Organisation und Leitung F.W.Preuß - Bei dieser ersten Begegnung ist es natürlich nicht geblieben. Auch in unserer Heimat Schlesien ist man inzwischen an dem Arbeitskreis interessiert und man lädt ihn zu Tagungen und Seminaren ein; denn viele Polen, besonders die Germanistik-Studenten wollen wissen, wie damals hier gesprochen wurde - und nicht nur deutsch, sondern eben gerade die Mundart. So erbitten junge polnische Studenten auch oft die Hilfe des Arbeitskreises und dessen Unterstützung - wie z.U. Isabella Taraszuck, die ihre Magisterarbeit über das Leben und Wirken von Erle Bach geschrieben hat, oder A. Moras aus Hirschberg, die um Hilfe für ihre Doktorarbeit gebeten hat - und das sind keine Einzelfälle. Vielfältig sind die Aufgaben des Arbeitskreises für schlesische Mundart und es braucht, den vollen Einsatz um allem gerecht zu werden. Friedrich-Wilhelm Preuß hat alle Anforderungen gemeistert. Seine vielen Auszeichnungen, deren Höhepunkt, bisher die Überreichung des Schlesierkreuzes am 18.11.2000 war, beweisen das. Dafür sei ihm an seinem 60. Geburtstag noch einmal besonders gedankt. Liselotte Weske (SN) ANDSLEUTE / DE LIBRIS 10110 Schlesische Nachrichten 5/2003 Schlesier die sie kennen sollten „Wo sind die hellen Tage, da wir die Heimat hatten?" Gerhart Baron - Zum Gedenken an den 25. Todestag am 13. März 2003 Wie heißt es in einem Vers des Gedichtes „Trennende Jahre" von Gerhart Baron: „Und all das zu singen,/ Was geschah und geschieht,/ Mit Zartheit zu zwingen/ Das Leid mir ins Lied / Es fehlt mir das Wort und die Gnade, und auch die Zeit mir entflieht." Wie sind diese seine Worte von dem Wunsch beseelt dem Unsagbaren womöglich zum Ausdruck verhelfen zu können, um das eine oder andere erlösende Wort mitzuteilen, was den Menschen zu helfen vermag. Diesen Vers stellte der Dichter auch seinen achtzig Gedichten voran, die 1965 unter dem Titel „Die Wiedergeburt" im Verlag Josef Habel in Regensburg erschienen sind. Gerhart Baron wurde am 7. Mai 1904 in Kandrzin Kreis Cosel in Oberschlesien geboren. Er ist das älteste von zehn Kindern eines früh verstorbenen Oberpostschaffners und es stand ihm ein hartes und entbehrungsreiches Leben bevor. Nach dem Besuch der Volksschule trat er in Hindenburg eine Uhrmacherlehre an und war danach als Arbeiter in der Industrie tätig. Durch eine Anstellung in einer Öffentlichen Arbeiterbücherei in Hindenburg im Jahre 1924 war es für ihn leichter geworden seinen schriftstellerischen Vorhaben nachzugehen und von 1926 bis 1955 wurde ihm auch die Leitung von den Zweigbüchereien der Städtischen Volksbücherei von der Walschule Meisengrund und der Pestalozzischule in Mathesdorf übertragen. Schon mit seinen ersten lyrischen Arbeiten ließ Gerhart Baron aufhorchen und er verstand es von da ab zunehmend, in ergreifender Weise die Liebe zu seiner oberschlesischen Heimat und seinen Menschen leise und eindringlich kundzutun. So wurde ihm bereits 1928 der „Jungoberschlesische Lyrikpreis" zugesprochen. An der Gründung des „Oberschlesischen proletarischen Schriftsteller-Verbandes" im Jahre 1929 war er als einer der Arbeiterdichter dieses Landes wesentlich beteiligt. Das mochte auch dazu geführt haben, dass er 1935 arbeitslos wurde. Erst 1937 fand Gerhart Baron wieder eine Anstellung und zwar als Bibliothekar im Amt fürOberschlesische Landeskunde. Zu dieser Zeit soll er durch einen Zufall der Einweisung in ein KZ entgangen sein. 1938 nahm Baron im Stadtarchiv von Neisse die Arbeit an einer Gesamtbibliographie das Neissegaues auf mit ihrem Kernstück, dem Gesamtverzeichnis der Alneisser-Drucke 1555-1795. Von 1940 bis 1941 bereitete er sich auf das Abitur vor. Schließlich kam es zur Einberufung zum Kriegsdienst, wo er in Polen und Schlesien eingesetzt wurde. Gegen Ende des Krieges wurde Gerhart Baron bei Fürstenberg an der Oder schwer verwundet. Im Jahre 1946 gelangte er als Heimatvertriebener nach Oberösterreich und arbeitete zunächst in der Zellwollefabrik Lenzig, bis er 1955 als „Archivar der Arbeitskammer für Oberösterreich in Linza.d. Donau angestellt wurde. Diese hat er mit aufgebaut und vorbildlich bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1969 geführt. Für seine außerordentlichen Verdienste wurde Gerhart Baron 1964 vom österreichischen Bundespräsidenten der Professorentitel verliehen. Als Werkdaten wären zu erwähnen, der 1944 in Potsdam mit fünfzig oberschlesischen Gedichten erschienene Lyrikband „Ankunft", der bereits angesprochene Gedichtband „Wiedergeburt" und die, sei es in der Literaturzeitschrift „Das innere Reich" von 1936 - 1942 vereinzelt erschienenen zwanzig Gedichte oder die in der Zeitschrift „Stillere Heimat" von 1952 -1965 veröffentlichten lyrischen Arbeiten. An weiteren Ehrungen hat es dem Dichter nicht gefehlt. Darunter wären der Lyrikpreis der Zeitschrift „Die Dame" 1955 (Berlin), der „Lyrikpreis der Heimatvertrie- benen" 1954 (Stuttgart), dieTheodor-Körner-Preise 1955 und 1975 (Wien), der „Große Förderpreis" des Wiener Ministeriums für Unterricht und Kunst 1975 (Wien) und der „Joseph-Luitpold-SternPreis" 1976 (Wien) zu nennen. Die Gedichte von Gerhart Baron erinnern unwillkürlich an seinen großen schlesischen Landsmann Joseph von Eichendorff, aber an einen Eichendorff, der in der heutigen Zeit steht und sich mit ihr immer noch auf romantische Weise auseinandersetzt. 45 seiner Lieder wurden vertont, so u.a. von Günter Bialas und Alexander Ecklebe. Am 7. März 1978 verstarb der Dichter und wurde am 13. März 1978 auf dem Stadtfriedhof in Linz St. Martin zur letzten Ruhe gebettet. Konrad Werner (SN) Die schöne Schlesierin Wo sind die hellen Tage, da wir die Heimat hatten? Es bringt sie nur der Schatten Erinnerung zurück, Von DEM, was wir besaßen, gab's eines nur zu retten: Der Liebe süße Ketten, der Liebe Duft und Glanz. Dein Antlitz und dein Name, und was dir Gott gegeben, es lebt sein zaubrisch Leben so brunnentief in mir. Gerhart Baron In den nächsten Schlesischen Nachrichten stellen wir Ihnen einen der berühmtesten Schlesier vor: Rübezahl. Poetische Erinnerungen und Tagebuchnotizen Jochen Hoffbauer: Stationen. Gedichte 101 S. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn Würzburg 2002, 12,80 Euro Als Kenner der schlesischen Literatur, vor allem der zeitgenössischen, hat sich Jochen Hoffbauer einen Namen gemacht. Nicht ohne Grund gehörte er zur Jury des Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen, bevor er nach zwölf Jahren Zugehörigkeit mit anderen Repräsentanten des schlesischen Kulturlebens durch die niedersächsischen Regierung Schröder-Trittin 1991 herauskatapultiert wurde. Aber Jochen Hoffbauer war und ist immer wieder mit eigener Epik, Anthologien in die Öffentlichkeit getreten. Der Lyriker veröffentlichte zwischen 1956 und 1982 vier eigene Gedichtsammlungen „Winterliche Signatur", „Voller Wölfe und Musik", „Passierscheine" und „Scheinwerferlicht". Mit einem zeitlichen Abstand von 20 Jahren ist jetzt am Vorabend seines 80. Geburtstages das Bändchen „Stationen" erschienen. Mit elf Gedichten ist das Kapitel „Erinnerungen" besetzt, Gedichte, die der niederschlesischen Heimat im Vorgebirge zum Isergebirge gewidmet sind. Hier wird aber nicht sentimental geschwärmt, sondern poetisch beschrieben und umschrieben, wie es einmal gewesen ist. Die Zeitbezogenheit, nicht nur die der Jahreszeiten, sondern die politisch ge- Nachrichten 6/2003 LANDSLEUTE / DE LIBRIS „Unter dem Schatten deiner Jochen Klepper zum Gedenken an seinen 100. Geburtstag am 22. März 2003 Mit seinem überdeutlichen Bewußtmachen des Eingespanntsein des Menschen zwischen Himmel und Erde wird Jochen Klepper zum Nachfahren der bekannten schlesischen Mystiker und Gottsucher. Das findet zum Beispiel in einem Tagebucheintrag während des Krieges seinen Ausdruck : „Ein unsichtbares Heer ist mit uns und bringt uns an den den Gott bereitet es sei im Himmel oder auf Erden." Als Sohn eines Pfarrers wurde Jochen Klepper am 22. März 1903 in Beuthen der Oder geboren. Mit ihm wuchsen vier Geschwister heran. Es stand sehr bald fest, dass der älteste Sohn nach der Schulzeit die Universität Breslau besuchte, um Theologie zu studieren. Das geschah zeitweise auch in Erlangen. Aus Gesundheitsgründen musste er schließlich das Studium aufgeben, Durch den Evangelischen Presseverband in Breslau, unter der Leitung von Dr. Kurt Ihlenfeld, und den Rundfunk, unter dem Intendanten Friedrich Bischoff, wurde Jochen Klepper ein seinen Anlagen gemäßes Betätigungsfeld geboten. Aber in den wirren Jahren um herum, durchlebte er Zeiten der Verzweiflung und des inneren Zwiespaltes. Im Jahre lernte er Frau Hanna Stein kennen, die aus einer vornehmen jüdischen Familie aus Nürnberg stammte und mit dem jüdischen Rechtanwalt Dr. Felix Stein verheiratet war, der gestorben ist. Sie brachte die Töchter Brigitte und Renate aus dieser Ehe mit, die nun nach der Verheiratung mit ihr am 28. März 1951 seine Stieftöchter wurden. Bei dieser um Jahre älteren Frau fand er das entsprechende Verständnis, um sich als Schriftsteller verwirklichen zu trennen, Aber diese Hochzeit führte zur Trennung mit dem Vaterhaus und zum Weggang von Schlesien. Jochen Klepper ging zunächst allein nach Berlin und fand eine Anstellung im Ulstein-Verlag und schließlich in Südende eine Wohnung für seine Familie. Hier begann er mit den Eintragungen in seine Tagebücher, die 1956 von Hildegard Klepper, seiner Schwester, mit einem Geleitwort von Reinhold Schneider unter dem Titel „UNTER DEM SCHATTEN DEINER FLÜGEL" herausgegeben wurden. Mit dreißig Jahren veröffentlichte Jochen Klepper seinen ersten Roman, ein heiteres und beschwingtes Buch von der Oder „DER KAHN DER FRÖHLICHEN LEUTE". Dieses Werk fand bald eine erfreuliche Resonanz und kam auch nach dem Kriege in einer hohen Auflage als Taschenbuch heraus. In ihm wurde das Leben an der Oder, der Schiffer mit großer Einfühlsamkeit beschrieben Die stark beachtete Biographie des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm erschien unter dem Titel eines Königs, Religiöse Lyrik hat der Dichter in den Band „KYRIE" - Geistliche Lieder - 1958 herausgebracht, von denen das eindringliche Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern" und das Lied zum Jahresschluss „Der du die Zeit in Händen hast" mit noch „vier weiteren Liedern in das Gesangbuch der Evangelischen Kirche aufgenommen wurden. In diesem Zusammenhang bleibe nicht unerwähnt, was Kurt Ihlenfeld über diese Seite des Wirkens von Jochen Klepper u.a. sagte: den letzten in der still glänzenden Reihe von Schlesiens geistlichen Dichtem." Seine Tagebücher und Aufzeichnungen botene akzentuiert die Erinnerung. Obwohl der freie Rhythmus im allgemeinen bevorzugt wird, hier wird gern der traditionelle Reim benutzt. Sommer 1945" überschrieben ist das Gedicht, das im Rückblick mit diesen Versen schließt „Born und Raine, Beere, Frucht und Alles ist wie in vergangenen Tagen. / Doch die Fenster starren tot und blind / und die fernen Berge dunkle Schatten sind / wie ein stummes, hoffnungsloses Fragen." Zum höchsten Berg des Isergebirges, dem Nachbarn des Riesengebirges, heißt es in den ersten und letzten Zeilen „Tafelfichte - Berg der Kindheit, / Meter hoch, / ...Wir waten durch den hohen Schnee, polnischen Posten vorbei". Die Gedichte der letzten zwei Jahrzehnte sind in die Gruppierungen „Erinnerungen", „Jahreszeiten", „Stationen", „Tröstliches" und „Epilog" gegliedert. Den größten Umfang nehmen die Im- pressionen zwischen dem Tegernsee und dem portugiesischen Atlantik ein. Hier wurde kein prosaisches Tagebuch geschrieben, sondern um des Tages Ablauf festzuhalten, greift der des Dichtens Mächtige zur poetischen Niederschrift. Gern schließt diese Poesie wehmütig, des Vergänglichen gewiss, immer im freudigen Genießen des Schönen und Berauschenden schon Abschied nehmend. Und die Liebe, das Bild der Geliebten wird unmittelbare Gegenwart. Bisweilen sperrt sich der sprachliche Ausdruck, um so subjektiv wie nur möglich den einmaligen und richtigen Ton zu finden, weshalb dann gern auf abgegriffene Metaphern zurückgegriffen wird. Geradezu elegisch schließt das Gedicht nachdem gerade das Hier und Heute präsent war, „Die Urlauber im Strandkorb dösen, / gelangweilt Illustrierte lesen", mit den beiden Verszeilen „Wie unaufhaltsam ist die Zeit gegangen, / Wo sind die Lieder hin, aus dem Kriege fanden in dem Band „ÜBERWINDUNG" ihren Niederschlag, der wiederum vor seiner Schwester Hildegard Klepper herausgegeben wurde. Darin wird über seine Zeit als Soldat im Jahre berichtet, die er auf dem Balkan und in Rußland zubrachte, bis er als Mann einer jüdischen Frau wegen „Wehrunwürdigkeit" entlassen wurde. Ein Jahr nach seiner Heimkehr, am Dezember schied Jochen Klepper zusammen mit seiner Frau und deren Tochter Renate in Berlin freiwillig aus dem Leben, weil diese in ein Vernichtungslager deportiert werden sollten. Alle Bemühungen dieses Schicksal noch einmal abwenden zu können waren am Tag zuvor gescheitert. Reinhold Schneider weiß in seinem Geleitwort zu dem Tagebuch „UNTER DEM SCHATTEN DEINER FLÜGEL" u.a. zu sagen: Hat Jochen Klepper innerhalb unserer Literaturgeschichte seinen bestimmten, aber schmalen Platz als Dichter von Kirchenliedern und eines religiösen Romans („DER VATER"), dann überflutet dieses Tagebuch die Liweist ihn anderen Rängen zu, wo er, wie er es sich wünscht, Enkel und Ahn sein kann der großen Leidenden am deutschen Geschick..." Das Zerbrechlichen hinter allen äußeren Erscheinungen des Lebens wurde Jochen Klepper beizeiten auf schmerzliche Weise bewusst. Es war vielleicht so, als wäre er immer nach einem metaphysischen Selbstverständnis unterwegs gewesen, um zu einer größtmöglichen Zusammenschau alles Seienden zu gelangen. Das allgemeine Schicksal der Menschen war ihm nicht gleichgültig und er hörte niemals auf nach dem Woher und Wohin zu fragen, weil schließlich das eigene Leben und seine Sinnerfüllung immer auch davon abhängen wird. Konrad Werner (SN) die wir so arglos sangen?" Um das Autobiographische des ganzen Bändchens würdig und auch gekonnt abzuschließen, beginnt der „Epilog", das sind acht Gedichte, mit dem epischen Gedicht „Mein Vater" und der sich dann wiederholenden Zeile „Mein Vater war kein berühmter Mann", zugleich ein Stück Zeitgeschichte zwischen dem Ersten Weltkrieg und als der Vater mit 44 Jahren starb. In einem dem eigenen Bildungsweg gewidmeten Gedicht „Hölderlin in Jena", ein Singular in diesem Bändchen, heißt die letzte auf Hölderlin gerichtete Zeile „Was stiften die ein zutreffendes Fragezeichen. Aber Poeten sollten nicht nur „etwas" stiften, sie wollen und sollten zuerst gelesen werden. Am März begeht Jochen Hoffbauer, der heute in Kassel lebt, seinen 80. Geburtstag. Herbert Hupka (SN) Mehr zu Jochen Hoffbauer auf Seite 6 HEIMAT SCHLESIEN / TERMINE / MUNDART / LYRIK 12 Schlesische Nachrichten 6/2003 Rückblick auf 2002 800-jähriges Stadt Jubiläum der Heimatstadt Rybnik O/S Ehrung u.a. des ehemaligen deutschen Bürgermeisters von Rybnik Otto Günther 1891 - 1916 Bereits am ersten Festtag des Stadtjubiläums sollen der ehem. polnische Bürgermeister von Rybnik, Antoni Zelasko, 1803 - 1857, sowie der ehem. deutsche Bürgermeister von Rybnik O/S, Otto Günther 1891 - 1916, durch je eine Gedenktafel geehrt werden. Eine offizielle Einladung zur 800-Jahrfeier erhielt Gerhard Kubatz, 1. Vorsitzender der Bundesheimatgruppe Rybnik, um auch wegen der Enthüllung der Gedenktafel des Bürgermeisters Otto Günther dabei zu sein. Derrheeme Wie schien läßt sichs derrheeme Eim weecha Groase ruhn, Wie nicka zengs die Beeme: Ruh aus mei Sühn. Maibluma blühn und kühle Zieht durch a Puusch die Luft, Eim Grunde gieht die Mühle, Derr Guckuck rufft. Der feierliche Akt vollzog sich im Foyer des Rybniker Museums und vorbildlichem Trauzimmer im Alten Rathaus. Hierzu waren nur geladene Gäste gebeten, so auch u.a. der Bürgermeister von Dorsten Patenstadt der deutschen Rybniker und seit wenigen Jahren auch Partnerstadt von Rybnik-, Lambert Lütkenhorst, das polnische Fernsehen, die örtliche Presse und ein Prälat der kath. Kirche. Die Direktorin des Rybniker Museums, Frau Mgr. Genowefa Grabowska hatte nach der Begrüßung des Stadtpräsidenten/Oberbürgermeister Ada Fudali den Auftrag, die Laudationen zu halten. Sie begann mit dem deutschen Bürgermeister Otto Günther und führte recht ausführlich über sein großes Wirken aus. Ebenso brachte sie viel Positives über den polnischen Bürgermeister Antoni Zelasko. Anschließend bat mich Stadtpräsident/Oberbürgermeister Fudali die Enthüllung der Gedenktafel des poln. Bürgermeister Zelasko vorzunehmen, während er die Gedenktafel des deutschen Bürgermeisters Otto Günther enthüllte. Es gab sodann viel Beifall! Prälat Pfarrer Franciszek Skurkiewicz der Kirche zur Hl. Hedwig von Trebnitz in Unvergessene Heimat Woas die durt draußa macha, Macht miech nich früh, Hurch, wie die Schwalbia lacha! Die wissa 's ju. In meinen Träumen strömt die Oder in meinen Träumen rauscht der Wald in meinen Träumen wogen Felder ganz gleich ob jung ich war und jetzt bin alt in meinen Träumen steht der Himmel ganz hoch mit Wolken weiß wie Schnee in meinen Träumen rauchen Zechen ziehn Kähne mit Erz und Kohle von Süd nach Nord in meinen Träumen möchte ich wandern der Heimat zu dem alten Hort. Ernst Schenke Meinrad Köhler Die bunta Hühnla gackern, Die Gansla kumma har, Und Pauern sah iech ackern, Lang naus und quar. Viel liebe, ale Leute, Die reecha merr die Hand, Und schiene, junge Bräute Giehn stulz durch's Land. Und Kinder hoot's und Kalbla Und Schäfla, weiß und groo, Und satt ock, goar die Schwalbia Sein wieder doo! Iech hoa ei fremda Ländern Miech reichlich ümgesahn, Mir ies - iech koans nich ändern, Mischt droan gelan. Rybnik segnete die beiden Gedenktafeln. Zum Abschluss begaben wir uns in einen Festraum vom Trauungszimmer, um uns ein Konzert vom 17-jährigen Klaviervirtuosen Artur Hes anzuhören. Aus dem Ausland vertreten waren Abordnungen aus Frankreich (mehrfach) Irland , Litauen, Ungarn und Griechenland. Alphabetisch aufgerufen wurden, die besonderen Ehrengäste, die anschließend vom Stadtpräsidenten Adam Fudali eine Gedenkmedaille zur Erinnerung an die 800Jahrfeier von Rybnik mit Dankesworten überreicht bekamen. Gerhard Kubatz erhielt für seine vielen Verdienste in der Heimatstadt Rybnik eine solche Gedenkmedaille überreicht. G. K. Termine • 14. März bis 12. April 2003: Ausstellung in Vechta (siehe Seite 6) • 18. März 2003, 10.00 Uhr: Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Museen, Heimatstuben und Sammlungen in NRW im 1. Sitzungszimmer des Rathauses von Wuppertal Barmen mit Schwerpunkt „Beiträge der Liegnitzer Sammlung in Wuppertal zur Pflege und Weiterentwicklung der Ostdeutschen Kultur" Anmeldung und Info im GerhartHauptmann-Haus, Bismarkstr. 90 in Düsseldorf (Tel. 0211 / 1699118) • 22. März 2003, 15 Uhr: Erlangen „Frühlingserwachen" mit „Sommersingen" und Basteln von „Sommerstecken". „Frankenhof", Raum 20. • 28. März 2003,19.00 Uhr Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa e.V. Thema Polnische Kultur und nationale Selbstbehauptung in Preußen 1871 -1914. (Mit Folien). Referent Priv.-Doz. Dr. Albert Kotowski, Bonn Bürgertreff im S-Bahnhof, BerlinLichterfelde West, Hans Sachs-Str. 4e Eintritt frei • 29. März 2003 Landesdelegiertentagung in Straubing • 12. April 2003, 15 Uhr, Landsmannschaft Schlesien, Ortsgruppe Diepholz: Treffen in der Gaststätte Laker-Wiele, Diepholz, Steinstraße 33 (Tel. 05441/3467) • 17. Mai 2003, Erlangen. Abfahrt 9 Uhr ab Langemarckplatz: Fahrt nach Saalburg/Thüringen an den größten Stausee Deutschland mit Treffen der Landsleute aus Jena. Anmeldungen an Renate Gregor, Telefon: 59845 oder 86-2555. Schlesische Nachrichten 6/2003 LANDSLEUTE „Der Altar darf uns nicht spalten4 Pfarrer Wolfgang Globisch zum 70. Geburtstag Er ist kein Mann großer Auftritte, beifallreichender Gesten und wortgewandter Rhetorik. Leise, aber um so effizienter hat er jedoch in den vergangenen 13 Jahren seit dem Fall der Mauer für die um ihre Existenz ringende deutsche Volksgruppe in Oberschlesien gewirkt. Im immer noch spannungsgeladenen oberschlesischen Umfeld gilt er vielen Kennern als eigentlicher Kärrner der deutsch-polnischen Verständigung und der deutschen Kulturarbeit in Oberschlesien. Denn Seelsorger zu sein bedeutet für ihn mit seinem klaren katholischen Weltbild, sich nicht nur in die Kirche abdrängen zu lassen, sondern der Heimat und den Menschen als Ganzes in ihrer religiösen, sozialen und kulturellen Dimension zu dienen. „Der Altar darf uns nicht spalten", sagte er im Gespräch, sondern der gemeinsame Glaube müsse dass Zentrum und das Fundament von Versöhnung und Nächstenliebe im heutigen Oberschlesien sein. Am 23. Januar 1933 wurde Wolfgang Globisch in Oppeln-Sakrau geboren. Bis kurz vor Kriegsende erlebte er eine behütete Kindheit in seiner Heimatstadt Oppeln. Als zwölfjähriger wurde er in der Peter und Paul Kirche von Kardinal Bertram gefirmt. Das Kriegsende brachte auch der Familie Globisch fürchterliches Leid. Die Familie zog es in den Sog der Flucht. Sie kehrte - wie viele andere - zurück. Zuhause angekommen, mussten sie feststellen, dass ihr Haus schon von Polen in Besitz genommen worden war. So zogen sie Richtung Deutsch Müllmen zum Geburtshaus des Vaters. In Deutsch Müllmen angekommen hatten sie nur kurze Zeit Ruhe. Schon bald wurde ihr Haus von polnischer Miliz geplündert und der Vater mitgenommen. Als der Knabe am nächsten Tag mit seiner Mutter den eingekerkerten Vater in Deutsch-Rasselwitz, Kreis Neustadt, besuchte, wurde auch die Mutter eingesperrt und der Knabe mit einem Fußtritt vor die Tür gesetzt. Als er nach Hause kam, war inzwischen auch dieses Haus bereits von polnischen Umsiedlern aus dem Osten in Besitz genommen worden. Die Eltern wurden nach Neustadt gebracht, wo sie grausam gefoltert wurden und die Mutter schließlich doch freikam. Den Vater brachte man zuerst nach Schwientochlowitz und dann wegen Überfüllung des dortigen Lagers nach Lamsdorf. Schließlich gehörte er zu den Glücklichen, die aus Lamsdorf entlassen wurden. Der Lageraufenthalt in Lamsdorf hatte den Vater so mitgenommen, dass er anschließend noch über ein halbes Jahr gelegen habe, bevor er wieder eine Tätigkeit habe aufnehmen können. Der junge Wolfgang, dessen Mutter kein polnisch sprach, war inzwischen von den Eltern auf ein kirchliches Knabeninternat in Neisse geschickt worden. Doch auch das Carolinum wurde von den Kommunisten verstaatlicht, so dass er das Abitur in Op- peln ablegte und anschließend in das Priesterseminar nach Neisse zurückkehrte. Am 23. Juni 1956 wurde er in Oppeln durch Bischof Golinski aus Tschenstochau zum Priester geweiht. 1956, also in der Ära Gomulka einige freiheitliche Prisen das Leben unter der kommunistischen Dunstglocke angenehmer machten, wurde er zuerst Kaplan in Patschkau. Ein Jahr später diente er als Kaplan bei Pfarrer Dr. Grzondziel, dem früheren Leiter des Seminars für polnische Priesteramtskandidaten in Breslau, der jetzt in Kreuzenort im Kreis Ratibor wirkte. 1958 folgte die Versetzung nach Peiskretscham bei Gleiwitz. Hier stand für 25.000 Einwohner eine Kirche zur Verfügung, an der sechs Priester wirkten. Anschließend wurde Wolfgang Globisch ab 1960 als Pfarrer in Bowallno bei Oppeln eingesetzt. Bis 1974 wirkte er in dieser deutsch-polnischen Pfarrgemeinde. Inzwischen war er auch als DiözesanMinistrantenseelsorger tätig. Im September 1974 wechselte er auf seine heutige Pfarrstelle in Kolonnowska. Bereits Mitte der 60er Jahre hatte er über die katechetische Hilfsstelle in Magdeburg Kontakte zur westdeutschen Aktion Sühnezeichen. Mit gemischten Gefühlen erinnert sich Pfarrer Globisch heute an die Wende im Herbst 1989. Natürlich gab es eine außergewöhnliche Aufbruchstimmung unter den Deutschen in Oberschlesien. Aber nachhaltiger und schlimmer wird wohl der damals einsetzende Exodus junger Menschen. Pfarrer Globisch weist auf die mahnenden Hirtenworte Bischof Nossols aus jener Zeit hin, die damals ihre spannungsmildernde Wirkung auf die katholische Bevölkerung des Landes nicht verfehlten. Von Anfang an wurde er vom Oppelner Bischof als leitender Seelsorger für die deutsche Minderheit eingesetzt. Er formulierte Richtlinien für die zweisprachige Seelsorge und setzte Beauftragte für die Minderheitenseelsorge in den einzelnen Regionen ein. Teilweise aufgrund zufälliger, glücklicher Umstände konnte Pfarrer Globisch sehr rasch einen guten Kontakt zu maßgeblichen Stellen des Bundesinnenministeriums und zur Caritas-Zentrale in Freiburg aufbauen um nachhaltige Hilfen für seine oberschlesischen Landsleute zu organisieren. Über die Seelsorge hinaus, konnte er so vor allem im muttersprachlichen und auch im sozialen Bereich bereits zu Beginn der 90er Jahre auf breiter Ebene ein Netz an Unterstützung in 13 Oberschlesien aufbauen. Frühzeitig begann er auch mit der Errichtung der Eichendorff-Bibliothek, die den Deutschen landesweit wieder Literatur in der Muttersprache zur Verfügung stellte. In Oppeln gelang es ihm mit Unterstützung der Bundesregierung in zentraler Lage eine Immobilie zu erwerben und mit Mitteln der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit das heutige Hauptgebäude der Eichendorff-Bibliothek zu errichten. Pfarrer Globisch nahm Kontakt zur Zentrale der deutschen Borromäus-Bibliotheken in Bonn auf, um sich konzeptionell beraten zu lassen. Auch aus den Reihen der vertriebenen und ausgesiedelten Oberschlesier wurde Pfarrer Globisch in diesen Aufbaujahren manche wertvolle Hilfe zuteil. In Zusammenarbeit mit oft von deutschen Burgermeistern regierten oberschlesischen Kommunen konnten bislang über 50 Filialen der Eichendorff-Bibliothek in oberschlesischen Dörfern und Städten eingerichtet werden. Schmerzhaft jedoch bekam auch Pfarrer Globisch die Mittelkürzungen der rotgrünen Bundesregierung in den vergangenen Jahren zu spüren. Inzwischen kann er die laufenden Kosten in der Zentrale der Eichendorff-Bibliothek in Oppeln nur bewältigen, weil er einige Räume an andere Firmen untervermietet hat. Schon bald nach dem ersten offiziellen deutschen Gottesdienst am 4. Juni 1989 in der Wallfahrtsbasilika auf dem Sankt Annaberg gelang es ihm mit Unterstützung auch der Diözese Augsburg, insbesondere Professor Piegssa, das zweisprachige Gebetbüchlein „Weg zum Himmel" herauszubringen. Erst in diesen Tagen gelang es ihm mit Unterstützung des Apostolischen Visitators für die vertriebenen Katholiken aus dem Erzbistum Breslau, Prälat Wilfried König, auch ein deutsches Orgelbuch fertigzustellen. Tausende kommen jährlich zu den von Pfarrer Globisch organisierten Minderheiten wallfahrten nach Sankt Annaberg und Maria Hilf in Zuckmantel im Altvatergebirge. Regelmäßig gibt er einen kleinen Informationsdienst über seine Eichendorff-Bibliothek oder den Pfarrbrief für die deutschen Katholiken in Oberschlesien, „Die Heimatkirche", heraus. Er ist der Initiator der vielbeachteten „Schlesien-Seminare" im Schloß Groß Stein, von denen wertvolle Impulse für die Kultur- und Volksgruppenarbeit der Deutschen in Oberschlesien ausgehen. Ungeeachtet dieser beeindruckenden Erfolgsbilanz blickt Pfarrer Globisch nicht ohne Sorgen in die Zukunft. Er weiß um anhaltende Widerstände von nationalpolnisch gesinnten Pfarrern in mancher oberschlesischen Gemeinde, die auch heute noch einer zweisprachigen Seelsorge Steine in den Weg legen. Die Sprache ist der Träger der Kultur, denn ohne deutsche Sprache droht auch die deutsche oberschlesische Kultur vollends verloren zu gehen. Genau darum sieht er es als geradezu als christlichen Auftrag an, jede mögliche Anstrengung zu unternehmen, damit 14 die deutsche Sprache und damit die deutsche Kultur heute in einem freien Oberschlesien nicht stirbt. Gerade von der Kirche erwartet er dabei, das sie nicht zu den Totengräbern, sondern den Geburtshelfern der deutschen Sprache in Oberschlesien gehört. Er ist zuversichtlich, dass die deutsche Sprache auch das Abtreten der noch zu deutscher Zeit geborenen Oberschlesier überdauern wird. Deutsche Sprachkenntnisse werden jetzt auch für die Polen in Oberschlesien von wachsender Bedeutung sein und mancher Oberschlesier, der inzwischen im Westen die deutsche Sprache gelernt hat, wird eventuell wieder in seine Heimat zurückkehren. Als Katholiken, so Pfarrer Globisch, haben wir kein Recht zu hadern, sondern die Pflicht, uns den gegebenen Aufgaben zustellen. In diesem Sinne hat er natürlich auch bei der ersten Diözesansynode im Bistum Oppeln den Vorsitz in der Kommission für Minderheiten übernommen. Nachdem er in den kommenden Tagen nach knapp dreißigjährigem seelsorgerischen Einsatz in Kolonnowska aus dem dortigen Pfarramt ausscheiden wird, kann sich der rüstige Jubilar zur Freude der Oberschlesier in Zukunft mit ganzer Kraft auf seine Aufgaben als Minderheitenseelsorger konzentrieren. Winfried Gottschlich (UO/SN) Zweite Ausstellung Im Nebengebäude (Schule) des Oberschlesischen Eichendorff- Kultur- und Begegnungszentrum in Lubowitz wurde am 17. Dezember 2002 die Ausstellung „Schlesien in alten Landkarten. Kartographisches Bild der schlesischen Geschichte" eröffnet. Die Exponate entstanden auf Grundlage von Kunstdrucken schlesischer Landkarten, die im Periodikum der Gemeinde Groß Gorschütz „U nas" veröffentlicht wurden. Die wissenschaftliche Aufarbeitung wurde von Andrzej Pustelnik vom Ratiborer Museum vorgenommen. Von der Eröffnung berichtete auch das TV-Programm der deutschen Minderheit „Schlesien Journal" (Kryzsytof Miller). Die von der Geschichtswerkstatt des DFK Benkowitz in Zusammenarbeit mit dem Ratiborer Museum und dem Eichendorffzentrum Lubowitz entstandene Ausstellung wird voraussichtlich bis Ende März 2003 in Lubowitz zu sehen sein. Interessierte sollten nach Möglichkeit Mo, Mi. oder Fr. zwischen 9.00 und 15.00 vorbeischauen bzw. besser einen Besichtigungstermin vereinbaren beim: Eichendorffzentrum; ul. Zamkowa 1-3, 47-417 Lubowice, Tel.: (0)32 / 414 92 06-08; Fax: (0)32 / 410 66 02, (eichendorffzentrum@wp.pl; www.eichendorffzentrum.vdg.pl). Ggf. können auch einführende Referate im Eichendorffzentrum vereinbart werden, das Gruppen von bis zu 50 Personen auf hohem Komfort beherbergen kann. LANDSLEUTE / KULTUR Schlesische Nachrichten 6/2003 Die Rückkehr: Sechs Städte in Bildern auf Keramik Auf den Trinkbechern sind : Lauban und Kamenz, Görlitz und Zittau. Auf dem Krug sind Bautzen und Löbau - zu sehen. Diese Garnitur von Trinkgeschirr stellt eine einzigartige Handarbeit aus Bautzen (Budyssin) dar. Obwohl württembergischer Zunge, stammt jene Frau mit dem Namen Birkhild Leupold aus Bautzen. Sie hatte diese schönen Stücke, die auf Anfang voriges Jahrhundert zu datieren sind, von einer Tante bekommen. Herr Pfeiffer betrachtete und bewunderte diese kostbaren Stücke. Ein heimlicher Gedanke stieg dabei in ihm auf: so etwas müsste doch wieder zurück in jene Gegend gebracht werden, von wo es hergekommen war. Aber er stellte die drei Keramiken erst einmal bei sich zu Hause in Mering bei Augsburg in seinen Wohnzimmerschrank und zeigte sie auch seiner Mutter in Kreßbronn am BoW dniu 13 Sierpnia 2002 r. Pan Goetz Pfeiffer z a m i s z k a l y densee. Auch w Hering - Niemcy -am Alten Sportplatz 25 uzycsyl museum wurden noch geregionalnemu w Lubaniu na czas dwoch lat trzy XIX-wiecznie lungene Nahaufnacnynia -ceramika budziszynska- z naniesionymi herbami nahmen davon gemacht. Zwiazku Szesciu Miast Luzickich = dzban i dwa kufelki =. Im August 2002 Uzyczone naczynia ceramiczne stanowia idee przechodnia sollte es dann soweit sein, dass po muzeach Zwiazku Szesciu Miast Luzyckich / depozyt przechodni/. diese Kunst- und Schmuckstückein Deposit Urkunde die Lausitz zurückgebracht Am 13. August 2002 Herr Götz B. Pfeiffer aus Mering /Deutechland/ werden sollten. G.B. Pfeiffer hat dem Laubaner Museum drei aus 19 Jh stammende G e f ä s s e dachte dabei /Budissyn Keramik/ mit den Wappen der Staedten des Sechsstaedtebundes natürlich an Laufür zwei Jahren Zeitfrist gegeben. ban (Luban), seine Diese genannte Musealien werden als wanderndes Deposit Geburtsstadt. Er transportierte sie betrachtet, Sie werden bis 2004 in unseren Museum aufbewahrt nicht bequem im und aufgestellt und danach einem anderen Museum des SechsstaedteKofferraum. Nein, bundes ü b e r g e b e n . Herr Pfeiffer liebt das Unbequeme, weil das flexibel DYREKTOR Starszp Kustosz hält. Innen mit Socken ausgemgr Bozenia AdamczykPogorzelec stopft, außen mit dicker Lage Schaumgummi umwickelt und im Ruckdesselben Jahres konnte er sie in Empsack verstaut überstanden diese fang nehmen. Es handelt sich Kostbarkeiten völlig unbehierbei um zwei Trinkbecher und schädigt die zwölfstündige einen zugehörigen Krug. Auf jedem Bahnfahrt inklusive DreiStück ist jeweils vorne und hinten ein gang-DamenfahrWappen der Städte vom „Sechsstädtebund" gemalt, dem ca. 700 Jahre alten oberlausitzischen Handelsverbund. Im Frühling/Sommer 2001 wurden dem Herrn Pfeiffer von der Freundin seines Freundes drei Keramikgefäße mit Worten beschrieben und bei Interesse als Geschenk in Aussicht gestellt. Im Sommer Schlesische Nachrichten 6/2003 LANDSLEUTE / KULTUR / DE LIBRIS 15 Urlaubsseelsorger der Kirche Wang, Pastor Leder, gestorben rad und fünfmal Umsteigen bis Görlitz plus anschließender Radtour bis Lauban. In Herrn Janusz Skowronski, der nach der Wende Bürgermeister in Lauban war und den Herr Pfeiffer über Umwege kontaktiert hatte, hatte er einen äußerst hilfsbereiten und kompetenten Ansprechpartner. Obwohl Frau Adamczyk, die Leiterin des Museums zu der Zeit Urlaub hatte, bestellte er sie telefonisch ins „Muzeum Regionalne" im Alten Rathaus. Sie war entzückt beim Anblick dieser edlen Stücke. Herr Pfeiffer hatte die Vorstellung, diese Keramik-Gefäße für eine gewisse Zeit als Leihgabe dort zulassen und sie anschließend ins „Schlesische Landesmuseum" nach Görlitz zu geben. Dieser Idee setzte Frau Adamczyk ihre noch bessere drauf, nämlich diese Stücke quasi als Wanderausstellung - Jahr für Jahr - über alle sechs Städte laufen zu lassen. Sie hat Kontakt zu sämtlichen Sechsstadtmuseen. So werden die Bürger und Gäste dieser Stadt im polnischen Niederschlesien und in den fünf Städte auf deutschem Boden eines Tages diese herrlichen Wappen auf Keramik in ihrem Museum bestaunen können. Drei Tage später wurde Herrn Pfeiffer ordnungsgemäß eine Deposit-Urkunde überreicht, auf Polnisch und auch auf Deutsch. Hameln. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft evangelischer Schlesier der Landeskirchen Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe, Pastor i. R. Reinhard Leder aus Hameln, ist am 15. Januar 2003 unerwartet gestorben. 1936 wurde er in Landeshut, Riesengebirge, geboren und hat bis zuletzt durch viele Aktivitäten die Verbindung zu seiner Heimatstadt aufrecht erhalten. Nach seinen Amtstätigkeiten als evangelischer Pastor in Groß Berkel bei Hameln (1967 bis 1982), Osnabrück-Voxtrup (1982 bis 1988) sowie in Hachmülen, Kreis Hameln (1988 bis 1996), war er Vorsitzender der evangelischen Schlesier in der Landesarbeitsgemeinschaft Niedersachsen. Seit 1993 führte er jährlich in Goslar Tagungen für etwa 100 Mitglieder und Gäste durch, die auch noch 2002 sehr gut besucht wurden. Die Vorträge befassten sich mit kirchengeschichtlichen, literarischen und musikalischen Themen Schlesiens. Am letzten Tag der Veranstaltung stand jeweils ein Gottesdienst, der in altschlesischer heimatlicher Liturgie gefeiert wurde. Besonders bekannt wurde der jetzt Verstorbene als Urlaubsseelsorger der Kirche Wang im Riesengebirge. Jedes Jahr seit 1992 hielt er im Frühjahr oder Sommer deutschsprachige evangelische Gottesdienste vor Urlaubsreisenden und Gemeindegliedern der Kirche Wang.Sein vielfältiges schlesisches Wirken galt immer der deutschpolnischen Versöhnung. Wir Schlesier haben Pastor Reinhard Leder viel zu danken. In einer sehr bewegenden Abschiedsfeier gedachten seine Frau, seine fünf Kinder und eine rund 300 Personen zählende Trauergemeinde am 19. Januar in Groß Berkel des so plötzlich Verstorbenen. Ulrich Goede (SN) Ein Loblied auf Niederschlesien Niederschlesien im Wandel. Dolny slask w procesie przemian. Herausgegeben von Heinrich Trierenberg in Verbindung mit dem Verein zur Pflege Schlesischer Kunst und Kultur, Görlitz und Liegnitz. Laumann Verlag Dülmen 2002, 248 S. 26,80 Euro Ein voluminöser Band, um einen nicht mehr so geläufigen Ausdruck zu gebrauchen! Das großformatige Buch ist durchgehend in deutscher und polnischer Sprache abgefasst und verdankt sein Erscheinen der Förderung mit Mitteln der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Eine Fülle von Bildern, so muss man es ausdrücken, durchströmt das Buch. Es sind durchweg ausgezeichnete Bilder, viele Ansichten sind erstmalig als Objekt und in dieser Präzision zu sehen. Gern hätte man sich manches Kleinbild großformatiger gewünscht. Zu Beginn und im Schlussteil bieten sich die vielen Aufnahmen thematisch besonders an. Das eine Mal heißt das Thema „Kreuz und quer durch das historische Niederschlesien", gegliedert in Städtebilder, Rathäuser, Kirchen, Klöster und Klosterkirchen, Burgen und Schlösser, Denkmäler, Dörfer und Landschaften, Breslau. Im Schlussteil führt die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in eigener Sache „32 Baumaßnahmen von besonderer Bedeutung" vor, die zur Zeit von der Stiftung gefördert werden. So schön ist Niederschlesien, nicht nur landschaftlich, dies auch, gleichsam das ewige Niederschlesien, sondern vor allem und vordergründig dank seiner prachtvollen Bauten. Diese sind nicht etwa als Neubauten entstanden, sondern es sind bekannte und berühmte Baudenkmäler, die vor dem Verfall gerettet werden konnten und jetzt im alten Glanz, da und dort mit geringfügigen Korrekturen, als wieder auferstanden vorgestellt werden. Das Faktum selbst ist zu rühmen, aber gleichzeitig auch ist die Schönheit, die es wieder zu entdecken gilt, zu preisen. Das Buch liest sich wie eine Fremdenverkehrswerbung für Niederschlesien. Darum auch die werbenden Vorworte des Wiesbadener Oberbürgermeisters, gibt es doch eine Städtepartnerschaft zwischen Wiesbaden und Breslau, des Generalkonsuls der Bundesrepublik Deutschland und des Vorsitzenden der Vereins zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur. Das Hauptverdienst am Zustandekommen der bisher in dieser Gestalt einmaligen Veröffentlichung gebührt Heinrich Trierenberg. Für seine über viele Jahrzehnte währende und bewährte Arbeit ist er bereits von der Landsmannschaft Schlesien mit dem Schlesierschild und von der niedersächsischen Landesregierung mit dem Kulturpreis Schlesien ausgezeichnet worden. Mit seinem Aufsatz „Rückblick und Aussicht" setzt er die Akzente. Da er mit diesem Band eine schöne Schauseite vorstellt, möchte man seinem Optimismus nicht widersprechen, aber da und dort darf ein Fragezeichen nicht unterdrückt werden. So wenn er die Geschichtseinteilung übernimmt, bei der deutsch erst mit dem Begriff Deutsches Reich aufkreuzt, wenn er davon spricht: „Die Vertriebenen ihrerseits brauchten Zeit DELIBRIS/ANZEIGEN 16 für die Erkenntnis, dass Hitlers Politik zum Verlust ihrer Heimat Schlesien geführt hat". Soll also Rache zum Recht erklärt werden, aber das will auch Heinrich Trierenberg bestimmt nicht, und warum „nur" im Osten Deutschlands das Recht zur Vertreibung, die von ihm gleichzeitig mit starken Worten verurteilt wird. In seinem Optimismus entdeckt der Autor auch seit den Verträgen von 1990/91 „Kommissionen zur Verbesserung der Beziehungen beider Völker eingesetzt". Wie schwer es noch ist, dass Deutsche und Polen die gleiche Sprache sprechen, macht der sonst lesenswerte Aufsatz von Krzysztof Ruchniewicz deutlich. Er spricht von „Aussiedlung", „Weggang der Bevölkerung", den „neuen Polen angeschlossenen Gebieten", nicht aber von der Vertreibung. Übrigens weiß er von einem Vorschlag zu berichten, für Breslau einen nomen compositum zu kreieren, Breslaw, also halb deutsch, halb polnisch. Ein Glanzstück ist der Aufsatz von Maciej Lagiewski, der über die „Walhalla" im Breslauer Rathaus berichtet, indem die Büsten der bedeutenden Schlesien sprich Deutschen aufgestellt worden sind, die in Breslau in den vergangenen Jahrhunderten geboren oder eine Zeit ihres Lebens hier gelebt haben. Selbstverständlich ist Breslau als Hauptstadt der jetzigen Woiwodschaft Niederschlesien das Glanzstück des Bandes. Der Fremdenverkehr ist für Niederschlesien ein erstrebenswertes Ziel, aber der Bericht von Manfred Pawlitta klingt nicht sehr optimistisch, obwohl Polens Beitritt zur Europäischen Union doch vielleicht neue Perspektiven eröffnen könnte. Bei allem Verständnis für die Schönschrift, in der Niederschlesien mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern präsentiert wird, ein Vergleich mit dem, wie es einmal bis 1945 gewesen ist, bleibt bewusst ausgeschlossen. Auch ist nichts darüber zu erfahren, was noch arg daniederliegt. Dem ständigen Besucher Niederschlesiens fallen da leider noch viele Orte ein. Aber es besteht Grund zum danke sagen, weil Niederschlesien mit Texten und vor allem Bildern thematisiert worden ist. Übrigens leben jetzt in Niederschlesien nicht nur Polen, sondern auch noch Deutsche, wenn auch als kleine Minderheit, aber man hätte sie nicht verschweigen dürfen. Leider blieb auch unerwähnt, dass der heutige politische Begriff Niederschlesien nicht mit dem einstigen Niederschlesien identisch ist, abgesehen vom niederschlesischen Teil mit Görlitz als Mittelpunkt in der Bundesrepublik Deutschland sind sowohl Brieg und Namslau als auch Grünberg ausgegliedert worden. Herbert Hupka (SN) Ferienwohnung zw. St. Annaberg, Cosel, Gleiwitz, Ratibor in Reigersfeld (Bierawa), 2 - 4 Pers., komplette Ausstattung, PKW-Garage, Info Tel. 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Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet. Texte und Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-293, Fax (0 22 44) 92 59-190, E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de. Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien • Bezugspreis: Einzelexemplar 2,00 Euro, 1,30 Zloty; Jahresabonnement 38,00 Euro • Erscheinungsweise: zweimal im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für das kommende Jahr und im Falle von Preiserhöhungen möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder. Bankkonto: Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036. 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Damian Spielvogel Mit staatlicher Anerkennung geprüfter Dolmetscher und Übersetzer für die polnische Sprache Geislarstraße 63 - 53225 Bonn • Tel./Fax: 0228 - 97 37 958