15.03.2003 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal

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15.03.2003 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
G 9638
Schlesische Nachnchten
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 6/2003
Einzelpreis 2,00 Euro
15. März 2003
Mit dem Rücken zur Oder
n Warschau arbeitet für die „Süddeutsche
Zeitung" als Korrespondent Thomas Urban,
in einem Interview mit dem „Schlesischen
Wochenblatt" in Oppeln, sagte er über die
Resonanz seiner Berichte über das heutige
Polen: „Umfragen zufolge interessieren sich
nur 10 bis 20 Prozent der Leser ernsthaft
für polnische Themen. Hierbei handelt es
sich meistens um Vertriebene, Übersiedler
oder Freunde der Solidarnosz-Bewegung.
Die übrigen Deutschen interessieren sich
in der Regel nicht für Polen, sie stehen gewissermaßen mit der Rücken zur Oder". In
den „Potsdamer Neuesten Nachrichten" berichtete die Leiterin des von der gegenwärtigen Bundesregierung in Potsdam neu
geschaffenen „Kulturforum östliches Europa", Dr. Hanna Nogossek, über das Verhältnis der Bewohner Brandenburgs zur
Neumark, jenseits der Oder und Teil der
Mark Brandenburg: „Die Geschichte dieses
Teils von Brandenburg ist hier weitgehend
unbekannt, obwohl sie doch zur Landesgeschichte gehört und eine Verbindung nach
Polen
darstellen
könnte. Das Interesse endet anscheinend an der Oder".
as sind Momentaufnahmen, von denen leider zu sagen ist,
dass es sich wirklich
so verhält. Es wird
nicht nur ein Meinungsbild wiedergegeben, auch die
Bundesregierung unter Bundeskanzler
Gerhard Schröder
verhält sich so. Man
ist zwar zu 90-Sekunden-Auftritten im
Fernsehen mit unserem
polnischen
Nachbarn,
und
dann möglichst hohen Ranges, bereit,
klopft die dazugehörigen Sprüche
von guter Nachbar-
Sagan, Teilansicht
schaft, aber gleichzeitig interessiert einen
das deutsch-polnische Verhältnis, was die
Deutschen in Oberschlesien und sonst im
Lande betrifft, überhaupt nicht. Es wird über
die auch nach den Verträgen mit Polen noch
offenen Fragen nicht verhandelt, auch das
Ergehen der Deutschen als Minderheit innerhalb einer polnischen Mehrheit interessiert nicht. Die Gelder, die seit der Wende im Etat für grenzüberschreitende Kulturarbeit zurVerfügung gestellt worden sind,
werden um ein Drittel gekürzt. Gegen die
Wiederbelebung des polnischen N.ilion.ilismus angesichts der angesetzten Kontrolle der Gedenkstätten (Kriegerdenkmäler) in
der Woiwodschaft Oppelner Schlesien hört
man keinen Laut des Protestes aus Berlin.
Wie gut haben es dagegen die Polen als Minderheit in Litauen, sie können sich jederzeit der Solidarisierung der Warschauer Regierung gegenüber der Regierung in Vilnius sicher sein! Also auch in Berlin offiziell
„mit dem Rücken zur Oder", obwohl diese kaum weiter als 60 Kilometer von Berlin entfernt fließt.
as Gegenbild: die wahren Brückenbauer, auch wenn leider dieser Begriff
schon arg malträtiert worden ist, sind die
Vertriebenen! Sie sind in Ostdeutschland
jenseits der Oder, das jetzt polnischer Souveränität unterstellt ist, ständig und in wohl
gleichbleibend großer Zahl präsent. Sie pflege n die Partnerschaften, die sich mit ihrer
Unterstützung aus den Patenschaften zwischen den westdeutschen Städten und den
aus der Heimat Vertriebenen seit Beginn der
fünfziger Jahre entwickelt hatten. Sie wissen zwar nicht gleich in Radom oder Lodz
Bescheid, wie es lang geht, wohl aber in
Oppeln und Breslau, Thorn und Stettin, Allenstein und Lötzen. In den „Schlesischen
Nachrichten" wird zweiwöchentlich in einer eigenen Rubrik regelmäßig darüber berichtet, was sich in der Republik Polen tut.
Das will besagen, dass man über unseren
Nachbarn aktuell informiert ist, weil man
darauf Wert legt, um mitreden zu können
und Voraussetzungen fürs Handeln zu
schaffen.
BILD AUS DER HEIMAT
Foto: Archiv SN
llerdings
sei
auch registriert,
das man offiziell
und auch halboffiziell, wovon gleich zu
reden ist, die Vertriebenen bewusst
ausgrenzt.
Die
Deutsch-Polnische
Gesellschaft, die bekanntlich die Verbindungen herüber
und hinüber pflegen
und voranbringen
will, schließt die
Vertriebenen aus ihrer Gesellschaft absichtlich aus und
räumt auch keinen
Platz in der elegant
aufgemachten Zeitschrift „Dialog" ein.
Zwar sind die Vertriebenen von jeglicher Entwicklung
im deutsch-polnischen Verhältnis die
POLITIK
am unmittelbarsten Betroffenen und außerdem sind sie die besten Kenner, worüber gerade Aussagen gemacht worden sind, des
deutsch-polnischen Verhältnisses. Aber das
Gebot heißt: Ausgrenzen. Man macht auf
salonfähiges Schönwetter, ein ständig blauer Himmel und geläutige Phraseologie sind
gefragt.
s sei noch einmal aus den „Potsdamer
Neuesten Nachrichten" zitiert: „Unter
den Deutschen trifft man häufig auf Desinteresse und Ignoranz, wenn es um Polen
geht. Das ist besonders traurig. In Polen gibt
es ein größeres Interesse an der Geschichte überhaupt und auch am deutschen Nachbarn. Man ist neugierig, man reist nach
Deutschland, lebt und arbeitet hier und
sucht Kontakt. Diese Menschen haben zumeist ein positives Bild von Deutschland und
das vermitteln sie in ihrer Heimat. Denn
auch dort gibt es Vorbehalte, vor allem aber
unter denen, die noch nie bei uns waren".
Wir haben es in Deutschland noch gar nicht
zur Kenntnis genommen (vielleicht auch
nicht nehmen wollen), dass unsrer unmittelbarer Nachbar in der Europäischen Union die Republik Polen ist. Die ersten Nachbarn dieser Nachbarschaft sind die Ver-
triebenen und deren Familien in der zweiten und dritten Generation. Darum darf man
diese nicht länger aus Fahrlässigkeit oder
bewusst draußen vor lassen und ausgrenzen. Uns als deutsches Volk geht unser polnischer Nachbar viel an, nicht weniger als
unser Nachbar im Westen. Überdies eröffnen sich durch den Beitritt Polens zur EU
Chancen in vielerlei Hinsicht, politisch und
rechtlich, wirtschaftlich und kulturell.
V.
s sei das Wort mit Nachdruck wiederholt:
die Vertriebenen und deren Nachkommen sind nicht nur die berufenen Brückenbauer, sie bieten sich als Brückenbauer geradezu an. „Mit dem Rücken zur Oder",
gegen diese Sicht der Dinge, gegen eine derartige Politik sowohl im Großen als auch
im Kleinen gilt es aufzubegehren. Dies auch
nicht zuletzt deswegen, weil unsere Heimat heute entsprechend den Verträgen in
Polen liegt, als Schlesien, Hinterpommern,
Ost-Branclenburg, West- und Ostpreußen
polnischer Souveränität unterstellt sind.
Herbert Hupka
Ehrenvorsitzender der
L andsmannschaft Schlesien
Schlesische Notizen
Wo bleibt der Widerruf des Ralph
Giordano? In einem schmeichelhaften Interview, das der Deutsche Ostdienst veröffentlicht, soll begründet werden, warum
der Journalist und Publizist Ralph Giordano in die Jury des „Franz Werfel Preisesfür Menschenrechte" berufen worden
ist. Mit keinem Wort distanziert sich der
Befragte von seiner Hasstirade gegen die
Charta der deutschen Heimatvertriebenen.
In der Absicht, Ralph Giordano zu huldigen, wurde auch erst gar nicht danach gefragt, warum dessen Attacke und grundlose Verdächtigung der Vertriebenen,
1987 zum ersten Mal veröffentlicht und
2000 in einer Taschenbuchausgabe wiederholt, überhaupt hat erscheinen können.
Gerühmt wird von Ralph Giordano, das angeblich Neue am Bund der Vertriebenen,
auch der unter dem Nationalsozialismus
vertriebenen Juden zu gedenken, weil der
Preis den Namen von Franz Werfel trage.
Das ist leider eine Lüge, es sei nur auf die
Landsmannschaft Schlesien verwiesen. Zu
den Beratern gehörte seit Gründung der
Landsmannschaft Schlesien Professor
Ernst Cohn, ein in die Emigration nach
England vertriebener Schlesier aus Breslau. In der ersten Dekade des seit 1961
vergebenen Schlesierschildes, der höchsten Auszeichnung der Landsmannschaft
Schlesien, stehen 1965 Max Tau, in Beuthen in Oberschlesien geboren und Vertriebener als Emigrant in Oslo und 1967
Ernst Scheyer, in Breslau geboren und als
Emigrant nach Detroit, USA, vertrieben. Mit
gefälligen Redensarten lassen wir uns nicht
abfüttern. Die aus der Heimat Vertriebenen warten auf den Widerruf der Hassti-
rade gegen die Charta der deutschen Heimatvertriebenen.
•
Will der Oppelner Woiwode im Streit um
die deutschen Kriegerdenkmäler einlenken? Der neu ernannte Beauftragte für
nationale und ethnische Minderheiten in
der Woiwodschaft Oppelner Schlesien, Dr.
Norbert Lysek, Mitglied der post-kommunistischen SLD im Oppelner Sejmik,
eröffnete die Möglichkeit, dass die Woiwodschaft unter dem Woiwoden Leszek
Pogan innerhalb der nächsten zwei Monate zu einer Einigung kommen werde. Der
Konflikt um die Kriegerdenkmäler war allerdings durch den gleichfalls neuen Woiwoden entfacht worden. Symbole wie das
Eiserne Kreuz oder Stahlhelm und
Schwerter sollten verschwinden, auch die
örtlichen und sprachlichen Angaben sollten nur polnisch verzeichnet werden. Ein
Repräsentant der SLD erinnerte bereits an
das Bündnis, das die SLD mit der deutschen Minderheit abgeschlossen hätten,
weshalb „die regionale Politik diese Streitereien nicht gebrauchen kann". Warum
hat man aber polnischerseits mit der Frage begonnen, ob die etwa 50 Denkmäler
zur Erinnerung an die Deutschen, die im
Ersten oder Zweiten Weltkrieg gefallen
sind, toleriert werden dürfen. Wir sind von
einer deutsch-polnischen Verständigung
leider noch weit entfernt.
• Heinrich Kroll
Sejm-Abgeordneter
stellte Landrat Joachim Czernek ein
Bein. Im dritten Wahlgang wurde Alfred
Macha gegen den bisherigen Landrat von
Krappitz gewählt. Joachim Czernek hat-
Schlesische Nachrichten 6/2003
te sich entgegen dem Bündnis der Deutschen Freundschaftskreise mit der SLD,
den Post-Kommunisten, geweigert, in die
deutsche Mehrheit im Kreistag einen
SLD-Vertreter auf zunehmen. Die Folge sei
gewesen, dass die SLD die Wiederwahl
des deutschen Marschall Richard Gallafür
die Woiwodschaft Oppeln verhindert
habe. Der neue Landrat in Krappitz erhielt
jetzt von 10 Stimmen fünf aus der deutschen Fraktion, vier Stimmen der SLD
(mehr Stimmen besitzen die Postkommunisten nicht). Für Czernek, der mit acht
Stimmen unterlegen ist, stimmten sechs
deutsche Abgeordnete und zwei polnische
Unabhängige. Eine unverdiente Niederlage für die Deutschen diese Spaltung!
Sind wir aus Polen •
vertrieben worden?
Schon die Formulierung im Protokoll von
Potsdam 1945 ist falsch, als von dem sogenannten humanen Transfer aus Polen
die Rede war, wenn die Vertreibung der
Deutschen aus Deutschland behandelt
wird. Jetzt kann man den gleichen, übrigens gefährlichen Unsinn in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" lesen: „An die
Darstellung der Vertreibung der Deutschen
aus der Tschechoslowakei und aus Polen
schließt sich die Diskussion der jugoslawischen Kriege an". Es hat sicherlich, wie
wir wissen, auch eine Vertreibung von
Deutschen gegeben, die eine deutsche
Minderheit in Polen gewesen sind. Aber
die Millionen Deutschen, die Opfer der Vertreibung von 1945 und in den Jahren danach geworden sind, hatten nicht in Polen gelebt, sondern in Deutschland. Die
Voraussetzung für Okkupation und Annexion Ostdeutschlands bis zur Oder und
Görlitzer Neiße war die Vertreibung der
Deutschen aus Ostdeutschland. Bitte
Klarsicht bei historischen Rückblenden!
•
Im Mitteilungsblatt der deutschen Katholiken in Breslau, herausgegeben von
Franziskanerpater Leisner, lesen wir:
„Ökumenische Trauung in der Breslauer
Hofkirche. Am Sonntag, 10 November
2002 wurde in der Evangelischen Hofkirche ,Zur göttlichen Vorsehung' das Brautpaar Anette Hermann, evangelisch, aus
Breslau und Michael Ferber, katholisch,
aus Bonn vom polnischen evangelischen
Bischof Ryszard Bogusz und dem Deutschenseelsorger Niederschlesiens Pater
Gerhard Leisner OFM getraut". Die Jungvermählten leben jetzt in Bonn.
SA/
„Geburtsheimat ist keine Gefühlsfiktion, kein Gedankenschema, es
ist ein Gesetz. Sie bedeutet
Bestimmung und Vorbestimmung.
Sie prägt Wachstum und Sprache,
Blick und Gehör, sie beseelt die
Sinne und öffnet sie dem Wehen
des Geistes, wie einem keimträchtigen Wind."
Carl Zuckmayer
POLITIK
Schlesische Nachrichten 6/2003
Polnisches
Wieder ein Loblied auf die deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen. Der
polnische Journalist Adam Krzeminski
nennt in der Warschauer Wochenschrift „Polytika" die Kommission, die 1972 unter der
Bundeskanzlerschaft von Willy Brandt gegründet wurde und die die „Deutsch-Polnischen Schulbuchempfehlungen" 1976
veröffentlicht hat, „eine ausgezeichnete
Schule der Fachleute des Dialogs. Diese
,Schule' wurde von über 300 Professoren
und Dozenten absolviert". Jetzt wurde diese Kommission sogar mit einer ausdrücklichen Anerkennung belohnt. Zuzustimmen
ist Krzeminski lediglich darin, dass er auch
die deutschen Gegenstimmen gegen diese Schulbuchempfehlungen nicht unerwähnt lässt. „Die Kritiker rügten die Tatsache, dass die Beziehungen zwischen Hitler und Stalin nicht berücksichtigt wurden
und dass das umstrittene Thema Transfer
der Bevölkerung' nur marginal behandelt
wurde". Die seinerzeitige und bis heute nicht
widerlegte Kritik stellte die Unterwerfung
auch der freien deutschen Mitarbeiter unter die kommunistische Ausrichtung bloß.
So wurde der Hitler-Stalin-Pakt, mit dem
der Zweite Weltkrieg entfesselt worden ist,
verschwiegen, und eine Vertreibung durfte es nicht gegeben haben, weshalb man
nur von einer „Bevölkerungsverschiebung"
sprach. „Auch der polnische Zeithistoriker,
Professor Wlodzimierz Borodziej, Universität
Warschau, gehört zu den Befürwortern dieser Schulbuchempfehlungen, anstatt sie als
polnischer Demokrat als kommunistisches
Machwerk der Diktatur zu erklären und zu
verwerfen. Baustein eines neuen deutschpolnischen Verhältnisses sind diese Schulbuchempfehlungen bestimmt nicht.
•
Verband der Ukrainer fordert Wiedergutmachung. Es wird an die Aktion „Wisla" nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert.
Damals wurden 140.000 Ukrainer aus
dem südwestlichen Polen in die okkupierten und annektierten Gebiete des neuen
„Westpolens" zwangsweise umgesiedelt. In
einem Bericht der Zeitung „Gazeta Wyborcza" ist von 4000 im Konzentrationslager Jaworzno inhaftierten Ukrainern die
Rede. Jetzt wurde erneut die Forderung
nach Wiedergutmachung und nach dementsprechenden finanziellen Leistungen
laut. Parallel dazu wäre es endlich auch an
der Zeit, dass man sich in Warschau auch
mit dieser Wiedergutmachung für die verfolgten Deutschen befasst.
•
Potentielle Investoren sagen Polen ab.
„Newsweek Polska" berichtet von zwei
Großinvestoren, die als Auto-Produzenten
Bundeskanzler thematisiert offene Fragen
im Rahmen seiner Reise nach Polen nicht
Schriftliche Fragen an die Bundesregierung zur Kanzlerreise nach Polen und zum
Zentrum gegen Vertreibungen
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Vertriebene und Flüchtlinge" der CDU/CSUBundestagsfraktion, Erwin Marschewski,
stellte im Zusammenhang mit der Reise des
Bundeskanzlers nach Warschau folgende
Frage:
Inwieweit sind offene, sich aus der Vertreibung der Deutschen ergebende Fragen
im Rahmen des Besuchs von Bundeskanzler
Gerhard Schröder in Warschau im November 2002 thematisiert worden, gerade vor
dem Hintergrund der Äußerungen des polnischen Staatspräsidenten Aleksander
Kwasniewski vom März 2002, als dieser eine
„ehrenvolle Geste" im Bezug auf Vertriebene seitens der Republik Polen in Aussicht
gestellt hatte (vgl Die Welt vom März 2002),
und falls ja, mit welchem Ergebnis?
Für die Bundesregierung antwortete die
Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Kerstin Müller:
„Die Bundesregierung betrachtet, wie alle
ihre Vorgangerregierungen Vertreibung und
Enteignung der Deutschen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten wie auch in anderen Regionen Mittel und Osteuropas infolge des Zweiten Weltkrieges als völkerrechtliches Unrecht Dieser Standpunkt ist
auch der Regierung der Republik Polen bekannt, die das individuelle Schicksal der Ver-
triebenen bereits vor Jahren bedauert hat
Die Bundesrepublik Deutschland hat in den
vergangenen Jahrzehnten eine konsequente Politik der Aussöhnung mit ihren
Nachbarn verfolgt Gerade die zunehmende Offenheit, mit der in Deutschland und in
Polen über das sowohl von Deutschen als
auch von Polen erlittene Schicksal der Vertreibung gesprochen wird ist ein gutes Beispiel für den Erfolg dieser Politik Es geht heute vor allem darum, die vielfältigen Beziehungen zu Polen weiter auszubauen und es
insbesondere auch auf seinem Weg in die
Europäische Union konstruktiv zu begleiten
Der Besuch des Bundeskanzlers in Warschau am 5. November 2002 hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet."
Die Bundesregierung hat mit dieser Antwort wieder einmal ihr Desinteresse an den
Belangen der Heimatvertriebenen verdeutlicht. Dies ist besonders bedauerlich, da der
polnische Staatspräsident von sich aus im
März 2002 Verständnis für eine „ehrenvolle Geste" gegenüber den Heimatvertriebenen gezeigt hat.
Über den Sachstand der Umsetzung des
Bundestagsbeschlusses über die Errichtung
eines „europäischen Zentrums gegen Vertreibungen" erkundigte sich Erwin Marschewski in einer weiteren Frage: Was hat
die Bundesregierung bisher unternommen,
um den Beschluss des Deutschen Bundestages „Für ein europäisch ausgerichte-
eine Investition in Polen abgesagt haben:
Toyota und Peugeot. Toyota hatte sich Ende
2001 dafür entschieden, eine neue Fabrik
im Werte von 1,5 Milliarden Euro in die
tschechische Republik, nach Kolin, zu verlegen. Jetzt kommt die Nachricht, dass Peugeot nicht in Polen, sondern in der Slowakei investieren wird, in Trnava, mit einer
Summe von 700 Millionen Euro und für 3500
Arbeitsplätze. Als Grund wird angegeben,
dass ein Arbeitsplatz in Polen um 10 bis 20
Prozent teurer sei als in der Tschechischen
Republik, und in Ungarn, um sogar 30 Prozent teurer als in der Slowakei.
•
Gerüchte, dass US-Basen aus Deutschland nach Polen verlagert werden, verstummten nicht. Seit Beginn des Jahres
2003 werden immer wieder Gerüchte verbreitet, dass sich die USA damit befassen,
Stützpunkte der Streitkräfte aus Deutschland abzuziehen und diese in Polen einzurichten. Das günstige Waffengeschäft, das
die USA mit Gewährung von Krediten Polen eingeräumt hat, sei der eine Grund, der
andere Grund sei die antiamerikanische Haltung der deutschen Bundesregierung.
Aber das offizielle Washington ist dann stets
mit Dementis zur Stelle. Jüngst die Überschrift einer Meldung der polnischen Presse-Agentur PAP: „Keine offizielle Bestätigung für Verlegung amerikanischer Militärbasen von Deutschland nach Polen".
SA/
tes Zentrum gegen Vertreibung" (Bundestagsdrucksache 14/9033) zur Umsetzung zu
bringen und mit welchem Ergebnis wurden
bisher von deutscher Seite Initiativen ergriffen, andere Staaten für eine Beteiligung
an einem solchen Zentrum zu gewinnen?
Hierzu erklärte Staatsministerin Müller:
„Der Beschluss, in dem sich der Deutsche Bundestag für den Beginn eines europäischen Dialogs über die Errichtung eines europäischen Zentrums gegen Vertreibungen ausspricht, enthält keine unmittelbare Aufforderung an die Bundesregierung,
wird von ihr aber ohne Vorbehalte begrüßt.
Die vom Haus der Geschichte in Bonn
begonnenen Vorarbeiten für eine Ausstellung
mit einem Symposium zum Thema Flucht
und Vertreibung werden von der Bundesregierung als wichtiger Beitrag bei der Erarbeitung einer Konzeption für das Zentrum
gegen Vertreibungen erachtet. Die Bundesregierung hat daher die Finanzierung der
erforderlichen Vorarbeiten in den 2 Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2003
eingebracht.
Aus Sicht der Bundesregierung sollte das
Thema zunächst auf der Ebene von Experten und unmittelbar Interessierten behandelt
werden. Die betroffenen Gesellschaften
sollten die gemeinsame Diskussion ruhig und
ohne Zeitdruck führen.
Angesichts der für viele Staaten immer
noch hochsensiblen Thematik scheint dieser Weg am Erfolg versprechendsten, um
die in dem Antrag genannte Zielsetzung zu
erreichen."
(IAV)
HISTORISCHES / ZEITGESCHEHEN / LESERBRIEFE
Hilfe für die Opfer des Lagers Lamsdorf
Seit längerer Zeit, kämpfe ich für uns
Zwangsverschleppte des polnischen Arbeitsvernichtungslagers Lamsdorf. Es
haben ja nur wenige überlebt, an diese und
die Angehörigen ergeht meine Bitte, meldet eure Ansprüche in Bonn an. Diese Bitte gilt auch für alle Überlebenden aus polnischen Lagern! Meine Bemühungen
beim Bundeskanzleramt in Berlin und weiteren Behörden, haben sich gelohnt. Seit
Ende des Jahres 2002 habe ich eine gute
Nachricht und einen hohen Geldbetrag auf
meinem Konto. Für meine Langenbrückner und Neustädter Zwangsverschleppten, konnte ich auch schon etwas erreichen. Jetzt geht es mir darum, die Überlebenden und Angehörigen aus dem
Kreis Falkenberg, aus Oppeln und dergleichen zu erreichen. Ihre Anschrift habe
ich mir besorgt und hoffe, dass Sie mir helfen können, die noch Überlebenden zu erreichen. Es ist gut, dass in Lamsdorf eine
kleine Gedenkstätte geschaffen wurde. Es
sind aber leider nicht alle Namen, oder die
gesamte Summe der Umgekommenen genannt worden. Auch mein Vater liegt im
Massengrab und es wächst Gras darüber.
Ein rechtliches Kriegsgräberabkommen,
zur Feststellung der Toten, zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und Polen,
besteht nach Auskunft der Kriegsgräberfürsorge noch nicht!!
Für alle in polnischen Lagern umgekommenen Personen und Angehörigen gilt
das Häftlingshilfegesetz der Bundesrepublik 26 § und besteht seit 1993/1999.
Für unsere Verschleppten sind die § 10 und
§18 zuständig. Als Beweismittel habe ich
seinerzeit bei meinem Antrag eine aufgefundene Lagerliste des polnischen Historikers Dr. Nowak beigefügt.
Anträge an folgende Adresse:
Stiftung für ehemalige Häftlinge
Stiftung des öffentlichen Rechts
Wurzerstraße 106, 53175 Bonn,
Tel. 0228-3689370
Gerhard Lindenthal (SN)
Schlesische Gedenktage
21. März 1928
Breslau
75. Geburtstag von Peter Hacks - Dramatiker, Essayist und
Lyriker - Lessingpreis 1956
22. März 1903
Beuthen/Oder
100. Geburtstag Jochen Klepper - Schriftsteller Roman „Der Vater", „Der Kahn der fröhlichen Leute" - Tagebücher
„Unter dem Schatten deiner Flügel" und Kirchenlieder
„Der du die Zeit in Händen hast" u.w.
8. April 1973
30. Todestag von Victor de Kowa - Schauspieler aus Hochkirch/NS unter Gustav Gründgens am Preußischen Staatstheater -
11. April 1888
Breslau
115. Geburtstag von Arnold Ullitz - Schriftsteller - Roman
„Der große Janja" - Humoreske „Hochzeit! Hochzeit"
21. April 1918
aus Breslau
85. Todestag von Manfred Freiherr von Richthofen erfolgreichster Jagdflieger - Vaux-sur-Somme abgesch.
4. Mai 1888
Neisse
115. Geburtstag von Werner Schulemann, Pharmakaloge
Entdecker der Malariamittel Atebrin u. Plasmochin -
15. Mai 1905
Breslau
100. Geburtstag von Alfons Tguber - Schriftsteller Komödiant, geistreicher Spaßvogel -
14. Juni 1883
Kattowitz/OS
120. Geburtstag von Franz Landsberger - Kunsthistoriker -
20. Juni 1958
aus Königshütte
65. Todestag von Kurt Alder - Chemiker, Dien-Synthese
Nobelpreis für Chemie 1950 mit Otto Diels -
24. Juni 1953
aus Grünberg
50. Todestag von Susanne Dessoir - bek. Sängerin
verstorben in Königstein/Taunus
weitere Termine folgen ...
Schlesische Nachrichten 6/2003
Leserbrief
Liebe Heimatfreunde,
ich muss Ihnen endlich einmal sagen, was
ich empfinde, wenn zweimal im Monat die
neueste Ausgabe der Schlesischen Nachrichten auf den Tisch kommt; Bewunderung
für die immer neue konzertierte Aktion zur
Herstellung unserer Heimatzeitung unter gewiss nicht einfachen Bedingungen. Und Dank
an die Landsmannschaft Schlesien und ihre
hervorragenden ehrenamtlichen Mitarbeiter,
die hellwach und sensibel mit Energie und
Ausdauer ein aktuelles und zeitgeschichtliches Mosaik scharten, in dem sich Informationen und Kommentare sinnvoll ergänzen. So entsteht ein reelles Bild von politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Lebensbereichen, die von der
Masse der deutschen Medien unterbelichtet oder ignoriert werden obwohl sie für uns
als deutsche Heimatvertriebene in nationaler, internationaler und vor allem in bilateraler Hinsicht wichtig sind.
Mit größtem Interesse und Dankbarkeit
verfolge ich seit vielen Jahren die meinungsbildenden Betrachtungen unseres Ehrenvorsitzenden, der historisch fundierte Erkenntnishilfen auch in Fragen bietet, dies über
den aktuellen Rahmen weil hinaus reichen.
Seine Reisenotizen aus Besuchen in Schlesien vermitteln mit dem Elan eines engagierten Journalisten Momentaufnahmen aus
einer Welt Europas, die uns viel näher liegt
als die Themendistanz der meisten deutschen Zeitungen trotz aller EU-Berichterstattung vermuten lässt.
Besonders verbunden bin ich Freiherrn
von Zedlitz für seinen Bericht in der ersten
Novemberausgabe 2002 der Schlesischen
Nachrichten über den bewegenden Verlauf
der Einweihung des deutschen Soldatenfriedhofes in Groß-Nädlitz bei Breslau. Dort
sagte der Woiwode R, Nawrat, also der Oberpräsident der Woiwodschaft Niederschlesien, im Anblick des ersten Sammelfriedhofs
der 1945 in Niederschlesien gefallenen
deutschen Soldaten: „Diese Soldaten haben
ihre Pflicht erfüllt. Sie gaben dafür das Höchste, was sie gehen konnten, ihr junges Leben," Das sagte der hohe polnische Repräsentant am 5. Oktober 2002 vor fast 10.000
umgebetteten deutschen Gefallenen, die in
schlesischer Erde eine gemeinsame Ruhestätte gefunden haben. Nach der Ansprache
spielte ein polnisches Musikkorps das Lied
vom „Guten Kameraden".
Es tat gut, diesen Bericht in den Schlesischen Nachrichten zu lesen.
Zu ergänzen wäre, dass es fünf Jahrzehnte nach Kriegsende dem Volksbund
Deutsche Kriegsgräberfürsorge leider nicht
gelungen ist, in die Umbettungsaktion alle
in Niederschlesien gefallenen Soldaten aufzunehmen So befindet sich in Glogau, am
letzten Verteidigungsring im Schlossgraben
noch heute - ohne Kreuz oder Gedenktafel
- ein Massengrab, in dem im März 1945 nahezu 200 während des Festungskampfes Gefallene von ihren Kameraden nur vorläufig beerdigt werden konnten.
Mit heimatlichem Gruß
W. Kiemer
Schlesische Nachrichten 6/2003
Leserbrief
Zu „Warum so viel Feindseligkeit, wo
es doch um Tatsachen geht?" (Foto auf
Seite 5, Nr. 1/2003)
Meine Antwort lautet: „Ja, eben deshalb!".
Es ist die „Haltet den Dieb" Methode, die
praktiziert wird. Solche Sachen sind hier, vorzugsweise in der Stadt Rotenburg/Wümme,
bis in die Gegenwart auch geschehen, bis
hin zu Brandstiftungen. Es würde an dieser
Stelle zuweitführen, alle zu schildern, aber
eines ist ihnen allen gemeinsam: Über die
Untaten hatte die Rotenburger Kreiszeitung
mehr oder weniger ausführlich berichtet,
über das Ergebnis polizeilicher Ermittlungen
oder gar Gerichtsverfahren aber nichts, gar
nichts. Diese Tatsache und das, was hin und
wieder durchsickerte, lassen den Schluss zu,
dass Mächte im Hintergrund stehen, die von
ihrem eigenen verbrecherischen Tun ablenken wollen. Der im Nachkriegsdeutschland
aufgekommene Machiavellismus ist nicht
mehr zu leugnen!
Auf Seite 11 ist zu lesen: „.... Glogau, das
heute zur Wojewodschaft Niederschlesien
in Westpolen gehört,...usw.". Sind Glogau
und Niederschlesien nach Osten verlagert
worden? Natürlich nicht, dem Verfasser ging
es offenbar darum den Leser „Westpolen"
in die Gehirne einzupflanzen, denn jeder Leser der Schlesischen Nachrichten dürfte wissen, wo Glogau liegt. Es gibt Leute, die meinen, sie müssten immer mit dabei sein. Das
selbstbewusste Auftreten unseres Bundesvorsitzenden verdient Lob und Anerkennung, wie auch sein Eintreten für deutsche Zwangsarbeiter. Aber die herrschende Oligarchie hat doch schon die Enteigneten, sofern sie nicht Juden waren, um ihr
Eigentum betrogen, was ja ein Bruch des
Grundgesetzes darstellt. Ob Rot, ob
Schwarz, ob Gelb, ob Grün, alles eine Wichse. Nicht nur die Vertriebenen, alle Deutschen
sollten sich über ihre Zukunft keinen
falschen Hoffnungen hingeben.
Mit Schlesiergruß
Friedrich Brunner
POLITIK / ZEITGESCHEHEN / LESERBRIEFE
Schlesier warnen vor Flüchtlingselend
Wie aus Verlautbarungen der UN zu entnehmen war, bereitet sich die Staatengemeinschaft in Zusammenhang mit einem möglichen Krieg im Irak auf eine in
die Millionen gehende Flüchtlingsbewegung vor.
Gerade die von Flucht und Vertreibungen des letzten Jahrhunderts besonders betroffenen Menschen, die Männer,
Frauen und Kinder aus der Provinz
Schlesien, wissen, welches Leid Flucht
und Vertreibung mit sich bringen.
Unschuldige Menschen durch Kriegshandlungen aus ihren angestammten
Wohngebieten, aus ihren Häusern, aus
ihrem Lebensraum zu treiben, ist ein Ver-
Begründer der Ev.-Iuth.
Kirchengemeinde Wentorf
"Pastor v. 1948-1972"
In Wentorf bei Hamburg
Nach dem verdienstvollen schlesischen evangelischen Pastor
Helmut Zinner ist in Wentorf bei
Hamburg, eine Strasse benannt
worden.
Viele Heimatvertriebene kennen
den kleinen Ort bei Hamburg als
Durchgangslager, nach ihrer Vertreibung aus Schlesien. Der aus der
schlesischen
Heimatgemeinde
Zedlitz vertriebene Pastor Helmut Zinner
baute in Wentorf ein evangelisches Gemeindeleben auf. Einmal im Monat, so fing
es 1948 an. Der Gottesdienst wurde in
einer alten Schule gefeiert. Bald reichte
der Platz nicht mehr aus. Die Einwohnerzahl Wentorfs hatte sich, durch viele
Heimatvertriebenen fast verdoppelt. So
wurde das Erste „Martin-Luther-Haus
1951 auf Anregung des Pastor Helmut
Schlesische Straßennamen
Wer durch den jungen Pfälzer Ort Limburgerhof, in der Nähe von Ludwigshafen, spaziert, der wird erstaunt zu den
vielen ostdeutschen Straßenschildern
aufschauen, welche Freude aufkommen
lassen.
brechen gegen die Menschlichkeit und
verletzt eklatant anerkannte Menschenrechte.
Die Schlesier fordern die beteiligten
Mächte auf, durch einen Krieg keine Ursache für dieses Leid zu setzen. Sie fordern gleichzeitg dazu auf, umfangreiche
Vorbereitungen für eine Versorgung der
Menschen zu treffen, für den Fall, dass
das befürchtete Geschehen nicht abgewendet wird.
Den verantwortlichen Staaten sollte bewußt gemacht werden, welche Konsequenzen sie bei einer Mißachtung von
Menschenrechten auf sich nehmen.
Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender
Da gibt es eine Schlesierstraße,
Liegnitzer-, Laubaner,-Görlitzer-, Breslauer, und viele andere Straßennamen
mehr.
Das nenne ich geschichtsbewusstes
Denken.
R. Wenzel (SN)
Zinner errichtet. „Links war der Kirchensaal, rechts wohnte Pastor Zinner mit seiner Frau Gerda". „Der Glockenturm war
aus Holz zusammen gezimmert". So berichtete eine Konfirmandin von 1952.1953
wurde der Kirchensaal vergrößert. Und
der Pastor Zinner erlebte ein kleines Wunder. Als er sich auf dem „Glockenfriedhof" in Hamburger Freihafen umsah, entdeckte er ausgerechnet jene Glocke, die
einst zum Dreigeläut seiner Heimatgemeinde im schlesischen Zedlitz gehört
hatte.
Da überall große Not war, regte er eine
Frauengruppe an, die gespendete Kleidungsstücke ausbesserte und sie dann
im Heimatvertriebenenlager verteilten. Ein
Posaunenchor wurde gegründet. Um Kinder- und Jugendgruppen kümmerte er
sich. Sogar eine Volkstanzgruppe entstand.
Aus Dankbarkeit und zur Erinnerung
wurde von der Gemeinde Wentorf bei
Hamburg, nun eine Straße nach ihm benannt. So bleibt dokumentiert, wie aktiv
Schlesier sich in ihrem neuen Zuhause aktiv einrichteten. Wir Schlesier können halt
zupacken. Das Erbe pflegt noch heute die
Landsmannschaft Schlesien, Ortsgruppe „Am Sachsenwald" in Reinbek und
Wentorf, sehr aktiv. A.Rupprecht (SN)
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Ein Botschafter Schlesiens ist von uns gegangen
Zum Tode von Gerhard Wilczek
Am 19. Januar 2003 starb der vielseitige
Gerhard Wilczek im Alter von 79 Jahren.
Mit seinem Tod erfüllt sich ein Leben, das
geprägt war vom unermüdlichen Einsatz
für seine schlesische Heimat.
Der vom Kölner Alt-Oberbürgermeister
Burauen stets liebevoll „kölschister
Schlesier" titulierte Gerhard Wilczek war
ein unermüdlicher Brückenbauer zwischen Schlesien und Köln. Er gehörte über
zwei Jahrzehnte dem Rat der Stadt Köln
an und war einer der profiliertesten Köpfe im Kölner Nordwesten. Mehr als 35 Jahre war er im Vortand der Bürgervereinigung
Köln-Ehrenfeld und von 1975 - 1987 als
deren Vorsitzender Motor für die Kommunalpolitik und das Volksleben in Köln.
Gerhard Wilczek war ein Paradigma
vielfältigen Engagements für Geschichte,
Kunst, Kultur und Brauchtum. Als eifriger
Sammler und Bewahrer von Kulturdokumenten legte er umfangreiche Köln-Archive an. In zahlreichen Publikationen,
Ausstellungen und Vorträgen über Breslau und Köln über Geschichte und Kultur
spiegelt sich sein reiches Wissen wider.
Gerhard Wilczek hat als Vorstandsmitglied/Archivar des Festkomitee Kölner Karneval das Heimatmuseum im Hause des
Kölner Karnevals sachkundig aufgebaut
und damit die Kölner Kulturlandschaft bereichert. Mehr als ein Jahrzehnt leitete er
als Direktor das Kölner Karnevalsmuseum. Stets hat sich Gerhard Wilczek unermüdlich als Brückenbauer zwischen seiner Heimat Schlesien und Köln insbesondere Breslau betätigt.
Geht doch auf seine Initiative die Patenschaft der Stadt Köln über Breslau so-
wie die Benennung des Breslauer Platzes
mit zurück.
Ihm ist es zu verdanken, dass die Namen Schlesien und Breslau in Köln einen
guten Klang haben. Als Schlesier von Geblüt schuf er 1959 zusammen mit dem
Oberamtmann Rudi Langer die kulturhistorische Breslauer Sammlung in Köln, die
er bis zu seinem Ausscheiden aus der Bundesvereinigung der Breslauer leitete. Als
Mitbegründer der Bundesvereinigung der
Breslauer war er auch als stellvertretender Bundesvorsitzender tätig. Über 1000
Farbdia-Vorträge, bis zu ihrem Tode 1998
unterstützt von seiner Frau Charlotte, immer als „Botschafter Schlesiens" von der
Nordsee bis zu den Alpen gefragt und unterwegs. Sein Lebensinhalt war es, Schlesien zum einen in seiner Schönheit und
seinem Reichtum zu bewahren und zum
anderen Schlesien überhaupt bewusst und
bekannt zu machen.
Mit zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen ist er in den vergangenen
Jahren bedacht worden. So steht sein
Name unter anderen im Goldenen Buch
der Stadt Köln. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Träger des
Schlesier-Kreuzes, des Nordrhein-Westfälischen Verdienst-Ordens, der Goldenen
Holtei-Medaille der Bundesvereinigung der
Breslauer, Ehrenvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien-Kreisgruppe Köln,
Ehrenmitglied der Bundesvereinigung der
Breslauer und der Bundesvereinigung der
Grottkauer.
Gerhard Wilczek hat sich um die schlesische Landeshauptstadt Breslau verdient
gemacht.
Robert Müller-Kox (SN)
Jochen Hoffbauer wird 80 Jahre alt
Am 10. März 1923 wurde Jochen Hoffbauer in dem kleinen Dörfchen Geppersdorf bei Liebenthal im Kreis Löwenberg in
Schlesien geboren. 1929 zog die Familie
Hoffbauer in das nahe Greiffenberg. Hier
besuchte er die Schule, erlebte er eine
fröhliche und vielseitige Jugend und hier
begann seine berufliche Ausbildung im Anwaltsbüro des Dr. Pantke, in dem sein Vater als Büroleiter tätig war. Von 1941 bis
Kriegsende war er Soldat. Im Oktober 1944
heiratete er in Goldberg Christel Förster
und einen Monat später wurde er
während der Ardennenoffensive schwer
verwundet. Im September 1945 flüchtete er bei Nacht und Nebel aus dem von
Russen und Polen besetzten Schlesien
und nach wirren Jahren im Westen
Deutschlands fand die Familie (4 Kinder)
ab 1952 eine neue Heimat in ihrem Haus
in Kassel. Er war bis zum Beginn seines
Ruhestandes im Jahr 1986 bei einer Versicherung tätig.
Schon als Kind entdeckte Jochen
Hoff bauer seine poetische Ader. Erste Gedichte von ihm erschienen ab 1940 im
„Greiffenberger Anzeiger" und im „Bote
aus dem Queistal" aus Friedeberg, erste
Prosa im überregionalen „Beobachter aus
dem Riesen- und Isergebirge". Seinen inzwischen sehr erfolgreichen schriftstellerischen Weg begann Jochen Hoffbauer mit
Lyrik. Die ersten beiden Gedichtbände erschienen bei V.O. Stomps Eremitenpresse und trugen die Titel „Winterliche Signaturen" (1956) und „Voller Wölfe und Musik" (1961). Es folgten im Delp-Verlag „Passierscheine (1976) und „Scheinwerferlicht"
(1986). Seine erste Prosa-Publikation
„Abromeit schläft im Grünen" erschien
1966 und 1967 folgte die Erzählung „Glut
aus der Asche". In „Schwalbental, eine Jugend in Schlesien", 1991 erschienen und
viel beachtet, erzählt er, für Vertraute unverkennbar, Vorkriegsepisoden aus seiner
Vaterstadt Greiffenberg. U. a. beschäftigte sich der Bargfelder Bote vom Januar
1992 mit diesem Roman und stellte die
Verbindung zu Arno Schmidt, dem eigenwilligen und wortgewandten Dichter,
Greiffenberger von 1934 bis 1942, her.
„Was war in Greiffenberg los, als Arno
Schmidt dorthin kam, 1934?" 1997 erschien der Roman „Eisregen" und als vor-
Schlesische Nachrichten 6/2003
läufig letztes Werk erschien im Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn sein
neuer Gedichtband „Stationen" (2001).
Seine große Liebe zur schlesischen Heimat zeigen seine Anthologien und Jugendbücher „Die schönsten Sagen aus
Schlesien" (1964; 6. Auflage 1988),
„Schlesisches Weihnachtsbuch" (1965),
„Schlesien - Land meiner Kindheit"
(1966), „Sommer gab es nur in Schlesien" (1972; siebente Auflage 1991), und
„Riesengebirge - Landschaft im Bild ihrer Dichter" (1982).
Seine Mitarbeit beim letzten „Heimatbuch des Kreises Löwenberg in Schlesien" (dritte Auflage 1959) möchte ich besonders würdigen. Hierfür schrieb er das
Vorwort und den Beitrag über seine Heimatstadt Greiffenberg.
Für den Rundfunk schrieb er Hörspiele und oft sind seine Erzählungen in der
Sendung „Alte und neue Heimat" im WDR
zu hören.
Viel Lob und Anerkennung wurde ihm
im Laufe der Jahre zuteil. 1963 wurde Jochen Hoffbauer mit dem „Eichendorf - Literaturpreis" des Wangener Kreises - Gesellschaft für Literatur und Kunst ausgezeichnet. 1970 erhielt er den Hörspielpreis
des „Ostdeutschen Kulturrates Bonn" und
1985 den Medienpreis des BDV Bayern.
Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten für
seine Heimat Schlesien sind vielfältig. Viele Jahre war er der Kulturreferent und stellvertretender Vorsitzender des Heimatbundes Kreis Löwenberg. 30 Jahre ist er
Mitglied des Kuratoriums des Kulturwerk
Schlesien (Würzburg), in dessen Vorstand
er nun als Beisitzer gewählt wurde. Viele
Heimattreffen gestaltete er mit durch seine Vorträge und Dichterlesungen.
Wir danken Jochen Hoff bauer. Sein Lebenswerk gilt seiner und unserer Heimat
Schlesien. Wir wünschen ihm und seiner
Frau Christel noch viele gemeinsame, gesunde Jahre und dem Jubilar den Erhalt
seiner Schaffenskraft.
Reinhard Fritsch (SN)
Mehr zu Jochen Hoffbauers Werk „Stationen" erfahren Sie auf Seite 10 in einem
Artikel von Dr. Herbert Hupka.
Ausstellung in Vechta
Die Senioren der Arbeitsgemeinschaft
„Flucht und Vertreibung" - seit rund 6
Jahren etabliert - werden in Kooperation mit dem BdV Cloppenburg und
Vechta vom 14. März 2003 11.00 Uhr
(Eröffnungstag) bis Samstag 12. April
2003 eine Ausstellung in den Räumen
des Kreisamtes Vechta, Ravensburger
Str. 20, unter dem Motto „Kultur und
Geschichte - leben und Wirken in den
alten ostdeutschen Heimatprovinzen
Ost- und Westpreußen, Hinterpommern, Nieder- und Oberschlesien, und
Sudetenland", sowie auch „Flucht und
Vertreibung" in Wort, Schrift und Bild
durchführen. Die Darstellung erfolgt auf
großformatigen Schautafeln und zahlreichen anderen Sichtflächen.
SN
Schlesischc Nachrichten 6/2003
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Bundesvorsitzender
schwärmte von Soester Wellwurst
Schlesische Landsmannschaft hatte
wieder zum zünftigen Schmausen eingeladen. Volksgruppe drängt auf internationale Ächtung der Vertreibung. Erster
Auftritt der „Schlesischen Musikanten".
Bürgermeister grüßte die Versammlung
„Die Wurst ist gut." Aus berufenem Mund
kam dieses Urteil beim traditionellen
Wellwurstessen derschlesischen Landsmannschaft. Denn als besonderen Gast
begrüßte Vorsitzende Gerda Fischer
diesmal Rudi Pawelka, den Bundesvorsitzenden der schlesischen Landsmannschaften. Dieser war gerne nach
Soest gekommen, bekundete er, kennt
er die Stadt doch schon von mehreren
Besuchen. Da es keinen schlesischen
Metzger mehr in Soest gibt, hat ein westfälischer die Aufgabe übernommen, die
Wellwurst zu machen - mit Erfolg, wie
man sieht.
Pawelka gab dann allerdings zu, dass
ihm zum richtigen Vergleich der Wellwurst
die einschlägigen Erfahrungen fehlen: „Ich
war fünf, als wir aus unserer Heimat vertrieben wurden." Gleichwohl aber
stimmten ihm die älteren Schlesier im Saal
des Johanneshauses lobend zu: „Es
schmeckt so wie früher."
Pawelka nutzte das gemütliche Zusammensein der Schlesier, um an die Forderungen des Bundesverbands zu erinnern. So geht es an erster Stelle um Verständigung und Kontakte zur polnischen
Bevölkerung.
„Wir haben ein
gutes Verhältnis zum polnischen
Staat,
führen regelmäßig
Gespräche
mit
Politikern
im
polnischen Parlament,
dem
Sejm und mit
den Kommunen."
Aber es gebe
auch noch eine
Da lacht des Schlesiens Herz: Gerda Fischer, Vorsitzende der Lands- Reihe Punkte,
mannschaft hatte wieder zum Wellwurstessen mit Sauerkraut eingeladen. die der BunFotos: Fischer d e s v e r b a n d ,
Siegbert Amier Bildhauer und Maler aus Hirschberg
Siegbert Amier hält in den Kreis- und Ortsgruppen der Landsmannschaften interessante Referate über sein Wirken und
über die vielen Reisen, welche er mit Bleistift und Skizzenblock in viele Erdteile bereits unternommen hat.
So schreibt die Kreisgruppe Neumünster über das Hauptreferat welches der
Künstler Amier dort gehalten hat: Begonnen hat seine Reise in unserer Heimat, in
der Riesengebirgsstadt Hirschberg. Sein
Weg bis zu seinem jetzigen, schön gele-
genen Atelier in Glücksburg, in dem er seine bildhauerischen und malerischen
Fähigkeiten ausstellt war mühevoll. Oft mit
seiner Frau zusammen und mit Reisegesellschaften die er zusammenstellt, bringt
er seine Erlebnisse auf seinen Skizzenblock und die Dias auch von den Ecken
und Winkeln in Indien, Afrika und Ecuador, die er aufgenommen hat, zeigen dem
Betrachter das Land in seiner Wirklichkeit.
Frau Sieglind Zarbock, die Schriftführerin der Kreisgruppe in Neumünster
sagt, die Werke und Bilder von
Siegbert Amier sind majestätisch und haben eine Seele.
Sie sprechen den Betrachter
an. Seine Darstellungen sind
wiedergegebene,
bewegte
Empfindungen eines begnadeten und bescheidenen
Künstlers.
Unsere Schleswiger Kreisgruppe kann dieses bestätigen.
Wurden wir doch auch schon
hier von seinem Wirken in seinen natürlichen Bann gezogen.
Seine Vorträge und seine Wer-
der 800 Landsmannschaften mit über
200.000 Mitgliedern vertritt, erreichen
möchten. Pawelka zählt auf: „Es geht um
die polnischen Vertreibungsdekrete und
die Frage der deutschen Zwangsarbeiter.
Besonders Frauen und Kindern waren damals davon betroffen." Inzwischen seien
über 100 000 Fälle dokumentiert worden.
Dann gehe es noch um die Rechte der
deutschen Minderheit in Polen, die Ächtung der Vertreibung und nicht zuletzt auch
um die Kulturarbeit des Verbands. Und damit seien keinesfalls nur solche Traditionsveranstaltungen gemeint wie das beliebte Wellwurstessen. „Aus Schlesien
stammen 13 Nobelpreisträger. Keine andere deutsche Provinz hat so viele Spitzenforscher hervorgebracht wie unsere
Heimat."
Dass die Schlesier zu feiern verstehen,
beweisen sie schon seit Jahren mit dem
Wellwurstessen. Diesmal ging es besonders zünftig zu, denn neben Alleinunterhalter Friederico waren auch erstmals die
„Schlesischen Musikanten" gekommen,
die zu Akkordeonklängen und Schlagzeugwirbeln auf einem Koffer und mit
Schellenring beliebte Volkslieder sangen.
Derweil hatten die Küchenfrauen alle
Hände voll zu tun, um die über 120 Gäste im Johannessaal satt zu bekommen.
Zu gemexeltem Sauerkraut und Brot gab
es gewellte Leber- und Blutwurst mit Senf.
Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer
richtete einige Grußworte an die Versammlung, zu der auch Evelyn Höfken gekommen war, Geschäftsführerin des Landesverbands NRW der schlesischen
Landsmannschaften.
SA/
ke hinterlassen immer ein Stück Geschichte. Wir begingen in Schleswig
1965 das Jahr der Menschenrechte mit der
Einweihung der Ostdeutschen Patenhalle in Fahrdorf bei Schleswig. Dabei wurden die von Siegbert Amier geschaffenen
9 Glasfenster „Ostdeutsche Passion
1945, eingeweiht." Dr. Gerhard Stoltenberg
würdigte in seiner Ansprache die Leistungen der Vertriebenen nach dem Zusammenbruch und Dr. Mende stellte die
Fenster in seiner Verwirklichung der
Flucht und Vertreibung vor. Vernichtung,
Flucht, Gefangenschaft, Tod aber auch
Heimkehr, Neubeginn und Wiederaufbau.
Damals schon sprach die Presse von der
künstlerischen Kraft, die in der Form und
Farbe dieser Glasfenster gebannt wurden.
In seiner Verwirklichung der neuen
Schaffenskraft von Amier, sahen wir jetzt
im Gotthard und Anna Hansen Stift die
Skulptur „Füreinander." im Eingang stehen. Sie zeigt die Verbindungen welche die
Generationen im Wandel der Zeit zusammenbringen. Jeder der dieses Kunstwerk
bestaunt wird die klare Linie vom Künstler Siegbert Amier auch in der neuen Zeitentfaltung entdecken, wie die auch in der
kürzlich erfolgten Plastik „Miteinander"
aufgestellt im Flensburger Landgericht zu
spüren ist.
Rudi Wenzel (SN)
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Bericht Jahreshauptversammlung 2003
Schlesier - Wider das Vergessen
Die Jahreshauptversammlung der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien, Landshut e.V., befasste sich im
wesentlichen mit Satzungsänderungen,
Tätigkeitsberichten des Vorstandes, der
Wahl eines Beisitzers und Delegierten zum
bevorstehenden Bezirksdelegiertentag am
8. 3. 2003 in Pfarrkirchen sowie Landesdelegiertentag am 29. 3. 2002 in Straubing.
Des weiteren wurden Ehrungen vorgenommen und im Besonderen die Ernennung
von Eva-Maria Nawroth zum Ehrenmitglied
beschlossen.
Im Rahmen der Begrüßung durch den 1.
Vorsitzenden, Kurt-Peter Nawroth. gedachten die Anwesenden in der sehr gut besuchten Jahreshauptversammlung der verstorbenen Mitglieder. Besondere Erwähnung
fanden hierbei nochmals Werner Helwig,
ein geborener Breslauer, welcher aufgrund
seiner engagierten sozialen Leistungen
mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet und
Ehrenmitglied des Landshuter Orts- und
Kreisverbandes war sowie das im 48. Lebensjahr verstorbene Vorstandsmitglied
Joachim Najdecki. Er stammte aus dem
oberschlesischen Hindenburg und war
1988 in die Bundesrepublik übergesiedelt.
Kurt-Peter Nawroth erinnerte aber auch
an die „Schlesische Tageszeitung" Nr. 43
vom 16. Februar 1945. In dieser Ausgabe
gab von Ahlfen als Festungskommandant
von Breslau bekannt, dass die Stadt Breslau seit dem 15. Februar 1945 vollständig
von der roten Armee eingeschlossen ist. In
der ursprünglich rund 650 000 Einwohner
zählenden Stadt befanden sich zu diesem
Zeitpunkt noch etwa 80.000 Zivilpersonen.
Die ultimative Übergabeforderung wurde abgelehnt und so kam es dann zu den bekannten verlustreichen schweren Kämpfen
und zur Zerstörung der einst reichen,
kunsthistorisch bedeutenden, über Jahrhunderte einflussreichen deutschen Stadt.
Der sinnlose Kampf um die Schlesische Metropole endete erst am 6. Mai 1945 mit der
Kapitulation der Festung Breslau.
Weder die tschechischen Benesch-Dekrete noch die polnischen Bierut-Dekrete
dürfen in der EU-Wertegemeischaft weiterhin Rechtsgrundlagen für Entrechtung,
Enteignung und Verweigerung des Heimatrechts als prinzipielles Menschenrecht
fortbestehen. Die für viele anderen Staaten
und Völker zu Recht auch von unserer Regierung eingeforderten Grund- und Menschenrechte müssen ebenso für die deutschen Vertriebenen aus Schlesien, dem Sudetenland und anderen ostdeutschen Vertreibungsgebieten geltendes Recht sein. Das
Aussitzen und Abwarten auf eine biologische Lösung und des Vergessens darf nicht
eintreten; denn auch hier gilt die Forderung
„Wider das Vergessen". Kurt-Peter Nawroth
forderte die Mitglieder in diesem Zusammenhang auf, die Bemühungen der Landsmannschaften weiterhin tatkräftig durch stetige Treue und Mitgliederwerbung zu unterstützen, um die Forderung der Lands-
mannschaft nach einer friedlichen Lösung
dieser fortdauernden Probleme zu erreichen.
Er widersprach auch der Meinung, es könnte nichts mehr erreicht und bewegt werden.
Hier drängt sich nach Nawroth die jüngste
Erfahrung und die Frage auf, wer denn vor
15 Jahren an eine Wiedervereinigung der
Bundesrepublik mit der ehemaligen DDR,
also Mitteldeutschland, geglaubt habe.
In der Tagesordnung folgten die Vorstellung, Aussprache und Abstimmung zu
Satzungsänderungen. Hans J. Kupke stellte die beabsichtigten und von der Vorstandschaft empfohlenen Änderungen vor.
Vorab waren die vorgesehenen Änderungen mit dem Amtsgericht und Finanzamt geklärt worden. Die stimmberechtigten Mitglieder genehmigten alle Vorschläge.
Im folgenden Ablauf gaben der Vorsitzende und weitere Vorsandsmitglieder ihre
Berichte zum Vereinsjahr 2002.
Kurt-Peter Nawroth erläuterte die Vielzahl von Sitzungen des geschäftsführenden,
aber auch des gesamten Vorstandes, die
Besuche bei anderen Landsmannschaften,
die Mitarbeit im Kreisverband des Bundes
der Vertriebenen, Landshut, oder bei eigenen Delegiertentagen, erwähnte die Unterstützung der bayernweit durchgeführten Seminare zur „Zukunftssicherung der Landsmannschaft". Besonderen Wert legt er aber
auf die Betreuung der Mitglieder zu besonderen Geburtstagen oder Jubiläen und
die Durchführung der abwechslungsreichen
Monatsveranstaltungen. Insgesamt nahmen
nach dem umfassenden Tätigkeitsbericht
an Veranstaltungen, Sitzungen und Tagungen 2.587 Personen teil. Diese insgesamt
hohe Beteiligung ist nach Nawroth sehr erfreulich und bestätigt letztlich auch die
Bemühungen der Vorstandschaft, deren Mitgliedern er besonderes Lob aussprach.
Als Kulturreferent berichtete Toni Ullmer
im Detail zu verschiedenen Veranstaltungen
und Anliegen und betonte die Notwendigkeit des Bewahrens, aber auch der Weitergabe schlesischer Kulturgeschichte. Wer soll
es sonst tun, wenn sich nicht die Landsmannschaften in erster Linie dafür einsetzen.
Eva-Maria Nawroth schilderte ausführlich die Anliegen und deren Umsetzung in
der sehr aktiven Frauengruppe. Die vierwöchig einmaligen Treffen sind stets abwechslungsreich und werden zahlreich angenommen.
Sie leitet auch energisch und erfolgreich
den „Singekreis" als Chor der schlesischen
Landsmannschaft Landshut. Dieser probt
alle 14 Tage im Haus der Heimat, Kolpingstr.
484. Frau Nawroth forderte nicht nur die Mitglieder zum Eintritt in den Chor auf als sie
meinte, dass man sich über jeden neuen
Sangesbruder oder neue Sangesschwester
zur Verstärkung des Singekreises freuen
würde.
Die Öffentlichkeitsarbeit ist für jeden Verein von Bedeutung. Hans J. Kupke verwies
dabei auf die Vereinsmitteilung „Wir lesen".
Darin wird unter anderem auch über das
Schlesische Nachrichten 6/2003
frühere und heutige Schlesien, zu Jubiläen
und besonderen Ereignissen bzw. Veranstaltungen berichtet. Als Vereinszeitung
empfahl er den Mitgliedern die Monatszeitschrift „Schlesien Heute" des SenfkornVerlages in Görlitz/Schlesien sowie das offizielle Organ der Landsmannschaft Schlesien „Schlesische Nachrichten". Im Internet ist der Orts- und Kreisverband Landshut unter Vereine bei www.treffpunkt-niederbayern.de zu finden.
Zum Kassenbericht referierte kurz und
prägnant die Schatzmeisterin Renate Thür
über die Vermögens- und Haushaltslage. Besonderes Lob zu ihrer Fleißarbeit erfuhr sie
im anschließenden Prüfungsbericht der
Kassenprüfer, vorgetragen durch Dr. Peter
Sprzagala." Entsprechend seinem Antrag ist
die Vorstandschaft für das Geschäftsjahr
2002 einstimmig entlastet worden.
Im Rahmen der Nachwahl hat sich Herr
Bernhard Floegel für die Mitarbeit als Beisitzer in der Vorstandschaft bereiterklärt; er
wurde bei einer Enthaltung einstimmig gewählt.
Satzungsgemäß ist eine der möglichen
Aufgaben der Jahreshauptversammlung,
Ehrenmitglieder zu ernennen. Der Empfehlung aus der Vorstandschaft folgend ist die
Jahrzehnte lange Leiterin des Chores und
der Frauengruppe, Eva-Maria Nawroth, einstimmig und mit großem Applaus zum Ehrenmitglied ernannt worden. Die öffentliche
und offizielle Ehrung des neuen und zur Zeit
einzigen Ehrenmitgliedes wird am 18. Okt.
2003 im Rahmen einer besonderen kulturellen Veranstaltung im neuen Bürgerhaus
von Ergolding vorgenommen.
Ein besonderes Anliegen war K.-P. Nawroth die Ehrung von drei Mitgliedern, die aus
der Arbeit in der Landsmannschaft nicht
mehr wegzudenken sind. Für ihre langjährigen herausragenden Verdienste sind im Auftrag des Landes- bzw. Bundesvorstandes
der Landsmannschaft die goldene Nadel an
Anton Ullmer und die silberne Brosche an
Margot Geiger sowie Claudia Nawroth verliehen worden. Zu den Gründungsmitgliedern von 1948 zählen die Ehrenvorsitzende Ursula Stephan, Elisabeth Amft und Wally Fischer, die für 55 Jahre Mitgliedschaft
geehrt werden konnten. Seit 50 Jahren Mitglied sind Liesbeth Reich und Ilse Huber und
für 40jährige Treue ist Christa Hajek ausgezeichnet worden. Weitere Ehrungen mit
Anstecknadeln erfuhren für 30 Jahre Vereinstreue Heinz Karsch, für 20 Jahre Hannelore Theuner und Günter Unger und 10
Jahre Eva-Maria Kind, Hilde Weithenauer,
Irmintraud Kindsmüller, Leonore Heerklotz.
Johanna Höchstetter, Hans Schmidt und
Harro Winzer.
Für 2003 steht bereits ein umfangreicher
Veranstaltungskalender zur Verfügung. Der
Vorsitzende, Kurt-Peter Nawroth, wies aber
besonders auf die nächste Monatsversammlung am Samstag, 22.3.2003, 15.00
Uhr, im Hotel „Goldene Sonne" hin. Dipl. Ing.
Joachim Lukas aus Uttenreuth/Mittelfranken referiert mit Dias über „Die Reformation in Schlesien nach dem Westfälischen
Frieden und der Altranstädter Konvention".
Hans J. Kupke (SN)
Schlesische Nachrichten 6/2003
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Die Jülicher Schlesier trauern um
ihren Ehrenvorsitzenden Erich Pawlak
Am 6. 12. 2002 starb Erich Pawlak in
Jülich. Mit ihm verlor die Kreisgruppe
Jülich der Landsmannschaft Schlesien
ihren Ehrenvorsitzenden, den letzten
Mitbegründer dieser Gemeinschaft.
Geboren am 24. August 1910 in Breslau studierte er an der dortigen Ingenieursschule Vermessungstechnik. Nach fünf Jahren
als Soldat an der Ostfront
erlitt er mit seiner Familie
1946 das Schicksal der
Vertreibung aus Neurode in
Schlesien und fand nach
mehreren Zwischenstationen eine neue Heimat in
Jülich. Von 1947 bis 1976
leitete R. Pawlak die Grundstücksumlegungen im kriegszerstörten Jülich als
Vermessungsingenieur. So kam er mit
sehr vielen Jülicher Bürgern in Kontakt.
So kannte man ihn, vornüber gebeugt
auf seinem Rad fahrend, immer in Eile.
Seit Gründung der Kreisgruppe Jülich der Schlesier 1951 war er bis 1994
in ihr in vielen Funktionen tätig, als
Schriftführer, Pressewart, stellvertretender Vorsitzender, von 1989 bis 1994
als amtierender Vorsitzender, danach als
Ehrenvorsitzender. Für seine schlesischen Landsleute im Jülicher Land steht
er für eine Epoche lebendiger landsmannschaftlicher Geschichte, er ist ein
Beispiel unverbrüchlicher Heimattreue.
Seine Zähigkeit und Ausdauer zeigte sich auch in einer breiten sportlichen
Betätigung über Jahrzehnte. Bereits als
Junge wanderte Erich Pawlak mit der
katholischen Jugendbewegung Quickborn durch Schlesien, fuhr damals
schon bis zum Rhein und zum Main.
Schon als Student war er beim VfB
Breslau 1898 sportlich aktiv. Etliche
Male wurde er Südostdeutscher Meister im 5000
m-Lauf und qualifizierte
sich auch in den Ausscheidungswettkämpfen
für die Olympiade Berlin
1936-Er ist später auch
führend tätig in der Traditionsgemeinschaft
der
Leichtathleten aus den
deutschen Ostgebieten in Gelle. Auch
in der neuen Heimat betrieb er neben
Bergwandern und Skilanglauf den
Langstreckenlauf weiter, so mit seiner
Tochter Gabriele im TV Huchem-Stammeln (Gemeinde Niederzier, Kr. Düren).
Als 64-Jähriger nahm er am Volkslauf
Marathon-Athen mit der guten Zeit von
3:38:36 h teil und bestieg noch als 71 Jähriger einen mehr als 4500 m hohen
Gipfel des Monte Rosa-Massivs. An Ehrungen wurden Erich Pawlak zuteil: die
Silberne Ehrennadel des Deutschen
Leichtathletikverbandes, zum 75. Geburtstag das Bundesverdienstkreuz
und - last but not least - für seinen unermüdlichen Einsatz für Schlesien das
Schlesierkreuz.
Norbert Thiel (SN)
Friedrich-Wilhelm Preuß ein vielseitig
verdienter Schlesier wird 60
Der Jubilar gehört schon fast nicht mehr
zur vielgenannten Erlebnis Generation,
aber er hat schon sehr früh viel bewirkt
und gewirkt um Schlesiens Vermächtnis
zu erhalten - wach zu halten.
1943 in Quirl bei Schmiedeberq im Riesengebirge geboren hat er als Kleinkind
die Not und den Schrecken der Vertreibung
erlebt. Im Raum Hamburg aufgewachsen
- einem mit Schlesien überhaupt nicht zu
vergleichendem Landstrich - keine Berge keine heimatlichen Leute - hat er doch
zurückgefunden zu seinen Wurzeln zu
Schlesien.
Seine Frau Marianne - auch aus Schlesien stammend hat ihn stets tatkräftig dabei unterstützt.
Friedrich-Wilhelm Preuß gehörte
schon bald der „Schlesischen Jugend" an,
ebenso der Landsmannschaft Schlesien.
Er erarbeitete sich das Wissen um seine schlesische Heimat, engagierte sich
vielseitig, hielt Vortrage z.T. mit eigenen
Dias untermauert und betreute als Landeskulturreferent der LM. Schlesien in
Hamburg zehn verschiedene Ortsgruppen
und war und ist Mitglied der Trachtengruppe Rübezahl, deren Trachtenschulze
er seit 1995 ist. Das ist die Gruppe die bei
der Europeade alljährlich Schlesien mit
ihren schönen alt überlieferten Trachten
und handgestickten Schürzen und
Tüchern in ganz Europa - sogar in Übersee vertritt.
Der Name Friedrich-Wilhelm Preuß - ist
aber auch ganz eng mit dem „Arbeitskreis
Archiv für schlesische Mundart in BadenWürttemberg" verbunden. Als langjähriges
aktives Mitglied und seit dem viel zu frühen
Tod von Erle Bach als Leiter- und Vorsitzender gewählt, setzt er sich für die Erforschung des schlesischen Dialektes und
seiner Herkunft aus der frühen mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte ein; denn wie
selten eine andere deutsche Kulturlandschaft, hat Schlesien bis heute eine Mundartdichtung nachzuweisen, die zu einer unvergleichlichen Vielfalt gelangte.
Die zu erhalten und zu verbreiten ist das
große Anliegen des Arbeitskreises.
So ist Bekanntes und noch Unbekanntes, mühsam erforschtes in einer Schriftenreihe zusammengefasst, „Was die Stoare pfeif a". Jedes Jahr etwa ist. ein neuer
Band erschienen und ist inzwischen eine
beliebte Lektüre für alle die geworden, die
den unvergessenen Klang der Heimat noch
im Ohr behalten wollen. Dies alles zu organisieren, zu finanzieren, zu suchen, zu
finden und immer wieder neue Menschen
dafür zu begeistern, hat Friedrich-Wilhelm
Preuß schon zu Lebzeiten von Erle Bach,
die Gründerin dieses Arbeitskreises, in verantwortliches Position übernommen und
nun als „Chef" erfolgreich fortgeführt und
erweitert.
Das gute Verhältnis zur Stadt Wangen,
dort, wo die Tagungen stets stattfinden, hat
dankenswerter Weise dazu geführt, dass
dem Arbeitskreis respektable Räume für
das immer größer werdende Archiv zur Verfügung gestellt wurden. - Auch da ist FW Preuß ein kompetenter Archivar.
Kurz nach der „Wende" wurden in Görlitz die „Mundartschnuppertage" durchgeführt um die dort noch erhaltene Art
schlesisch zu reden vor Ort zu genießen.
Organisation und Leitung F.W.Preuß - Bei
dieser ersten Begegnung ist es natürlich
nicht geblieben. Auch in unserer Heimat
Schlesien ist man inzwischen an dem Arbeitskreis interessiert und man lädt ihn zu
Tagungen und Seminaren ein; denn viele
Polen, besonders die Germanistik-Studenten wollen wissen, wie damals hier gesprochen wurde - und nicht nur deutsch,
sondern eben gerade die Mundart.
So erbitten junge polnische Studenten
auch oft die Hilfe des Arbeitskreises und
dessen Unterstützung - wie z.U. Isabella
Taraszuck, die ihre Magisterarbeit über das
Leben und Wirken von Erle Bach geschrieben hat, oder A. Moras aus Hirschberg, die um Hilfe für ihre Doktorarbeit
gebeten hat - und das sind keine Einzelfälle.
Vielfältig sind die Aufgaben des Arbeitskreises für schlesische Mundart und
es braucht, den vollen Einsatz um allem gerecht zu werden. Friedrich-Wilhelm Preuß
hat alle Anforderungen gemeistert. Seine
vielen Auszeichnungen, deren Höhepunkt,
bisher die Überreichung des Schlesierkreuzes am 18.11.2000 war, beweisen das.
Dafür sei ihm an seinem 60. Geburtstag noch einmal besonders gedankt.
Liselotte Weske (SN)
ANDSLEUTE / DE LIBRIS
10110
Schlesische Nachrichten 5/2003
Schlesier die sie kennen sollten
„Wo sind die hellen Tage,
da wir die Heimat hatten?"
Gerhart Baron - Zum Gedenken an den 25. Todestag
am 13. März 2003
Wie heißt es in einem Vers des Gedichtes
„Trennende Jahre" von Gerhart Baron:
„Und all das zu singen,/ Was geschah und
geschieht,/ Mit Zartheit zu zwingen/ Das
Leid mir ins Lied
/ Es fehlt mir das
Wort und die Gnade, und auch die Zeit mir
entflieht." Wie sind diese seine Worte von
dem Wunsch beseelt dem Unsagbaren
womöglich zum Ausdruck verhelfen zu
können, um das eine oder andere erlösende Wort mitzuteilen, was den Menschen zu helfen vermag. Diesen Vers stellte der Dichter auch seinen achtzig Gedichten voran, die 1965 unter dem Titel
„Die Wiedergeburt" im Verlag Josef Habel
in Regensburg erschienen sind.
Gerhart Baron wurde am 7. Mai 1904
in Kandrzin Kreis Cosel in Oberschlesien
geboren. Er ist das älteste von zehn Kindern eines früh verstorbenen Oberpostschaffners und es stand ihm ein hartes und
entbehrungsreiches Leben bevor. Nach
dem Besuch der Volksschule trat er in Hindenburg eine Uhrmacherlehre an und war
danach als Arbeiter in der Industrie tätig.
Durch eine Anstellung in einer Öffentlichen Arbeiterbücherei in Hindenburg im
Jahre 1924 war es für ihn leichter geworden seinen schriftstellerischen Vorhaben
nachzugehen und von 1926 bis 1955 wurde ihm auch die Leitung von den Zweigbüchereien der Städtischen Volksbücherei von der Walschule Meisengrund und der
Pestalozzischule in Mathesdorf übertragen.
Schon mit seinen ersten lyrischen Arbeiten ließ Gerhart Baron aufhorchen und
er verstand es von da ab zunehmend, in
ergreifender Weise die Liebe zu seiner
oberschlesischen Heimat und seinen
Menschen leise und eindringlich kundzutun. So wurde ihm bereits 1928 der
„Jungoberschlesische Lyrikpreis" zugesprochen.
An der Gründung des „Oberschlesischen proletarischen Schriftsteller-Verbandes" im Jahre 1929 war er als einer der
Arbeiterdichter dieses Landes wesentlich
beteiligt. Das mochte auch dazu geführt
haben, dass er 1935 arbeitslos wurde. Erst
1937 fand Gerhart Baron wieder eine Anstellung und zwar als Bibliothekar im Amt
fürOberschlesische Landeskunde. Zu dieser Zeit soll er durch einen Zufall der Einweisung in ein KZ entgangen sein. 1938
nahm Baron im Stadtarchiv von Neisse die
Arbeit an einer Gesamtbibliographie das
Neissegaues auf mit ihrem Kernstück, dem
Gesamtverzeichnis der Alneisser-Drucke
1555-1795. Von 1940 bis 1941 bereitete
er sich auf das Abitur vor.
Schließlich kam es zur Einberufung zum
Kriegsdienst, wo er in Polen und Schlesien eingesetzt wurde. Gegen Ende des Krieges wurde Gerhart Baron bei Fürstenberg
an der Oder schwer verwundet.
Im Jahre 1946 gelangte er als Heimatvertriebener nach Oberösterreich und arbeitete zunächst in der Zellwollefabrik Lenzig, bis er 1955 als „Archivar der Arbeitskammer für Oberösterreich in Linza.d. Donau angestellt wurde. Diese hat er mit aufgebaut und vorbildlich bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1969 geführt. Für seine
außerordentlichen Verdienste wurde Gerhart Baron 1964 vom österreichischen
Bundespräsidenten der Professorentitel
verliehen.
Als Werkdaten wären zu erwähnen, der
1944 in Potsdam mit fünfzig oberschlesischen Gedichten erschienene Lyrikband
„Ankunft", der bereits angesprochene
Gedichtband „Wiedergeburt" und die, sei
es in der Literaturzeitschrift „Das innere
Reich" von 1936 - 1942 vereinzelt erschienenen zwanzig Gedichte oder die in
der Zeitschrift „Stillere Heimat" von 1952
-1965 veröffentlichten lyrischen Arbeiten.
An weiteren Ehrungen hat es dem Dichter nicht gefehlt. Darunter wären der Lyrikpreis der Zeitschrift „Die Dame" 1955
(Berlin), der „Lyrikpreis der Heimatvertrie-
benen" 1954 (Stuttgart), dieTheodor-Körner-Preise 1955 und 1975 (Wien), der
„Große Förderpreis" des Wiener Ministeriums für Unterricht und Kunst 1975
(Wien) und der „Joseph-Luitpold-SternPreis" 1976 (Wien) zu nennen.
Die Gedichte von Gerhart Baron erinnern unwillkürlich an seinen großen schlesischen Landsmann Joseph von Eichendorff, aber an einen Eichendorff, der in der
heutigen Zeit steht und sich mit ihr immer
noch auf romantische Weise auseinandersetzt. 45 seiner Lieder wurden vertont,
so u.a. von Günter Bialas und Alexander
Ecklebe.
Am 7. März 1978 verstarb der Dichter
und wurde am 13. März 1978 auf dem
Stadtfriedhof in Linz St. Martin zur letzten
Ruhe gebettet.
Konrad Werner (SN)
Die schöne Schlesierin
Wo sind die hellen Tage,
da wir die Heimat hatten?
Es bringt sie nur der Schatten
Erinnerung zurück,
Von DEM, was wir besaßen, gab's
eines nur zu retten:
Der Liebe süße Ketten,
der Liebe Duft und Glanz.
Dein Antlitz und dein Name,
und was dir Gott gegeben,
es lebt sein zaubrisch Leben
so brunnentief in mir.
Gerhart Baron
In den nächsten Schlesischen Nachrichten stellen wir Ihnen einen der berühmtesten Schlesier vor: Rübezahl.
Poetische Erinnerungen und Tagebuchnotizen
Jochen Hoffbauer: Stationen.
Gedichte 101 S. Bergstadtverlag
Wilhelm Gottlieb Korn Würzburg
2002, 12,80 Euro
Als Kenner der schlesischen Literatur, vor
allem der zeitgenössischen, hat sich Jochen Hoffbauer einen Namen gemacht.
Nicht ohne Grund gehörte er zur Jury des
Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen, bevor er nach zwölf Jahren
Zugehörigkeit mit anderen Repräsentanten des schlesischen Kulturlebens durch
die niedersächsischen Regierung Schröder-Trittin 1991 herauskatapultiert wurde.
Aber Jochen Hoffbauer war und ist immer
wieder mit eigener Epik, Anthologien in die
Öffentlichkeit getreten. Der Lyriker veröffentlichte zwischen 1956 und 1982 vier eigene Gedichtsammlungen „Winterliche
Signatur", „Voller Wölfe und Musik",
„Passierscheine"
und „Scheinwerferlicht". Mit einem zeitlichen
Abstand von 20
Jahren ist jetzt
am Vorabend seines 80. Geburtstages das Bändchen „Stationen" erschienen.
Mit elf Gedichten ist das
Kapitel „Erinnerungen" besetzt, Gedichte, die der niederschlesischen Heimat im
Vorgebirge zum Isergebirge gewidmet sind.
Hier wird aber nicht sentimental geschwärmt, sondern poetisch beschrieben
und umschrieben, wie es einmal gewesen
ist. Die Zeitbezogenheit, nicht nur die der
Jahreszeiten, sondern die politisch ge-
Nachrichten 6/2003
LANDSLEUTE / DE LIBRIS
„Unter dem Schatten deiner
Jochen Klepper zum Gedenken an seinen 100. Geburtstag
am 22. März 2003
Mit seinem überdeutlichen Bewußtmachen des Eingespanntsein des Menschen zwischen Himmel und Erde wird
Jochen Klepper zum Nachfahren der bekannten schlesischen Mystiker und
Gottsucher. Das findet zum Beispiel in
einem Tagebucheintrag während des
Krieges seinen Ausdruck : „Ein unsichtbares Heer ist mit uns
und bringt uns an den
den Gott bereitet
es sei im Himmel oder auf Erden."
Als Sohn eines Pfarrers wurde Jochen
Klepper am 22. März 1903 in Beuthen
der Oder geboren. Mit ihm wuchsen vier
Geschwister heran. Es stand sehr bald
fest, dass der älteste Sohn nach der
Schulzeit die Universität Breslau besuchte, um Theologie zu studieren. Das
geschah zeitweise auch in Erlangen. Aus
Gesundheitsgründen
musste
er
schließlich das Studium aufgeben,
Durch den Evangelischen Presseverband in Breslau, unter der Leitung von
Dr. Kurt Ihlenfeld, und den Rundfunk, unter dem Intendanten Friedrich Bischoff,
wurde Jochen Klepper ein seinen Anlagen gemäßes Betätigungsfeld geboten. Aber in den wirren Jahren um
herum, durchlebte er Zeiten der Verzweiflung und des inneren Zwiespaltes.
Im Jahre
lernte er Frau Hanna Stein
kennen, die aus einer vornehmen jüdischen Familie aus Nürnberg stammte
und mit dem jüdischen Rechtanwalt Dr.
Felix Stein verheiratet war, der
gestorben ist. Sie brachte die Töchter Brigitte und Renate aus dieser Ehe mit, die
nun nach der Verheiratung mit ihr am 28.
März 1951 seine Stieftöchter wurden.
Bei dieser um
Jahre älteren Frau fand
er das entsprechende Verständnis, um
sich als Schriftsteller verwirklichen zu trennen, Aber diese Hochzeit führte zur Trennung mit dem Vaterhaus und zum Weggang von Schlesien.
Jochen Klepper ging zunächst allein
nach Berlin und fand eine Anstellung im
Ulstein-Verlag und schließlich in Südende eine Wohnung für seine Familie. Hier
begann er mit den Eintragungen in seine
Tagebücher, die 1956 von Hildegard
Klepper, seiner Schwester, mit einem Geleitwort von Reinhold Schneider unter dem
Titel „UNTER DEM SCHATTEN DEINER
FLÜGEL" herausgegeben wurden.
Mit dreißig Jahren veröffentlichte Jochen Klepper seinen ersten Roman, ein
heiteres und beschwingtes Buch von der
Oder „DER KAHN DER FRÖHLICHEN
LEUTE". Dieses Werk fand bald eine erfreuliche Resonanz und kam auch nach
dem Kriege in einer hohen Auflage als Taschenbuch heraus. In ihm wurde das Leben an der Oder, der Schiffer mit großer
Einfühlsamkeit beschrieben Die stark beachtete Biographie des Soldatenkönigs
Friedrich Wilhelm erschien
unter dem
Titel
eines Königs, Religiöse Lyrik hat der Dichter in den Band
„KYRIE" - Geistliche Lieder - 1958 herausgebracht, von denen das eindringliche
Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern" und das Lied
zum Jahresschluss „Der du die Zeit in Händen hast" mit noch „vier weiteren Liedern
in das Gesangbuch der Evangelischen Kirche aufgenommen wurden. In diesem Zusammenhang bleibe nicht unerwähnt, was
Kurt Ihlenfeld über diese Seite des
Wirkens von Jochen Klepper u.a. sagte:
den letzten in der still glänzenden Reihe von Schlesiens geistlichen Dichtem."
Seine Tagebücher und Aufzeichnungen
botene akzentuiert die Erinnerung. Obwohl
der freie Rhythmus im allgemeinen bevorzugt wird, hier wird gern der traditionelle Reim benutzt.
Sommer 1945" überschrieben ist das Gedicht,
das im Rückblick mit diesen Versen
schließt „Born und Raine, Beere, Frucht
und
Alles ist wie in vergangenen
Tagen. / Doch die Fenster starren tot und
blind / und die fernen Berge dunkle Schatten sind / wie ein stummes, hoffnungsloses Fragen."
Zum höchsten Berg des Isergebirges,
dem Nachbarn des Riesengebirges, heißt
es in den ersten und letzten Zeilen „Tafelfichte - Berg der Kindheit, /
Meter hoch, / ...Wir waten durch den hohen
Schnee,
polnischen Posten vorbei".
Die Gedichte der letzten zwei Jahrzehnte sind in die Gruppierungen „Erinnerungen", „Jahreszeiten", „Stationen",
„Tröstliches" und „Epilog" gegliedert.
Den größten Umfang nehmen die Im-
pressionen zwischen dem Tegernsee und
dem portugiesischen Atlantik ein. Hier wurde kein prosaisches Tagebuch geschrieben, sondern um des Tages Ablauf festzuhalten, greift der des Dichtens Mächtige zur poetischen Niederschrift. Gern
schließt diese Poesie wehmütig, des Vergänglichen gewiss, immer im freudigen
Genießen des Schönen und Berauschenden schon Abschied nehmend.
Und die Liebe, das Bild der Geliebten wird
unmittelbare Gegenwart. Bisweilen sperrt
sich der sprachliche Ausdruck, um so subjektiv wie nur möglich den einmaligen und
richtigen Ton zu finden, weshalb dann gern
auf abgegriffene Metaphern zurückgegriffen wird. Geradezu elegisch schließt
das Gedicht
nachdem
gerade das Hier und Heute präsent war,
„Die Urlauber im Strandkorb dösen, / gelangweilt Illustrierte lesen", mit den beiden Verszeilen „Wie unaufhaltsam ist die
Zeit gegangen, / Wo sind die Lieder hin,
aus dem Kriege fanden in dem Band
„ÜBERWINDUNG" ihren Niederschlag,
der
wiederum vor seiner Schwester Hildegard Klepper herausgegeben
wurde. Darin wird über seine Zeit als Soldat im Jahre
berichtet, die er auf
dem Balkan und in Rußland zubrachte,
bis er als Mann einer jüdischen Frau wegen „Wehrunwürdigkeit" entlassen
wurde. Ein Jahr nach seiner Heimkehr,
am
Dezember
schied Jochen
Klepper zusammen mit seiner Frau und
deren Tochter Renate in Berlin freiwillig aus dem Leben, weil diese in ein Vernichtungslager deportiert werden sollten. Alle Bemühungen dieses Schicksal
noch einmal abwenden zu können waren am Tag zuvor gescheitert.
Reinhold Schneider weiß in seinem
Geleitwort zu dem Tagebuch „UNTER
DEM SCHATTEN DEINER FLÜGEL" u.a.
zu sagen:
Hat Jochen Klepper innerhalb unserer Literaturgeschichte
seinen bestimmten, aber schmalen
Platz als Dichter von Kirchenliedern und
eines religiösen Romans („DER VATER"),
dann überflutet dieses Tagebuch die Liweist ihn anderen Rängen
zu, wo er, wie er es sich wünscht, Enkel und Ahn sein kann der großen Leidenden am deutschen Geschick..."
Das Zerbrechlichen hinter allen
äußeren Erscheinungen des Lebens
wurde Jochen Klepper beizeiten auf
schmerzliche Weise bewusst. Es war
vielleicht so, als wäre er immer nach einem metaphysischen Selbstverständnis
unterwegs gewesen, um zu einer größtmöglichen Zusammenschau alles Seienden zu gelangen. Das allgemeine
Schicksal der Menschen war ihm nicht
gleichgültig und er hörte niemals auf
nach dem Woher und Wohin zu fragen,
weil schließlich das eigene Leben und
seine Sinnerfüllung immer auch davon
abhängen wird.
Konrad Werner (SN)
die wir so arglos sangen?"
Um das Autobiographische des
ganzen Bändchens würdig und auch gekonnt abzuschließen, beginnt der „Epilog",
das sind acht Gedichte, mit dem epischen
Gedicht „Mein Vater" und der sich dann
wiederholenden Zeile „Mein Vater war kein
berühmter Mann", zugleich ein Stück Zeitgeschichte zwischen dem Ersten Weltkrieg
und
als der Vater mit 44 Jahren starb.
In einem dem eigenen Bildungsweg gewidmeten Gedicht „Hölderlin in Jena", ein
Singular in diesem Bändchen, heißt die
letzte auf Hölderlin gerichtete Zeile „Was
stiften die
ein zutreffendes Fragezeichen. Aber Poeten sollten nicht nur
„etwas" stiften, sie wollen und sollten zuerst gelesen werden.
Am
März begeht Jochen Hoffbauer, der heute in Kassel lebt, seinen 80. Geburtstag.
Herbert Hupka (SN)
Mehr zu Jochen Hoffbauer auf Seite 6
HEIMAT SCHLESIEN / TERMINE / MUNDART / LYRIK
12
Schlesische Nachrichten 6/2003
Rückblick auf 2002
800-jähriges Stadt Jubiläum der Heimatstadt Rybnik O/S
Ehrung u.a. des ehemaligen deutschen Bürgermeisters von Rybnik Otto Günther 1891 - 1916
Bereits am ersten Festtag des Stadtjubiläums sollen der ehem. polnische Bürgermeister von Rybnik, Antoni Zelasko,
1803 - 1857, sowie der ehem. deutsche
Bürgermeister von Rybnik O/S, Otto
Günther 1891 - 1916, durch je eine Gedenktafel geehrt werden.
Eine offizielle Einladung zur 800-Jahrfeier erhielt Gerhard Kubatz, 1. Vorsitzender der Bundesheimatgruppe Rybnik,
um auch wegen der Enthüllung der Gedenktafel des Bürgermeisters Otto
Günther dabei zu sein.
Derrheeme
Wie schien läßt sichs derrheeme
Eim weecha Groase ruhn,
Wie nicka zengs die Beeme:
Ruh aus mei Sühn.
Maibluma blühn und kühle
Zieht durch a Puusch die Luft,
Eim Grunde gieht die Mühle,
Derr Guckuck rufft.
Der feierliche Akt vollzog sich im Foyer des Rybniker Museums und vorbildlichem Trauzimmer im Alten Rathaus. Hierzu waren nur geladene Gäste gebeten, so
auch u.a. der Bürgermeister von Dorsten Patenstadt der deutschen Rybniker und
seit wenigen Jahren
auch
Partnerstadt
von Rybnik-, Lambert
Lütkenhorst, das polnische Fernsehen, die
örtliche Presse und
ein Prälat der kath.
Kirche.
Die Direktorin des
Rybniker Museums,
Frau Mgr. Genowefa
Grabowska
hatte
nach der Begrüßung des Stadtpräsidenten/Oberbürgermeister Ada Fudali den
Auftrag, die Laudationen zu halten. Sie begann mit dem deutschen Bürgermeister
Otto Günther und führte recht ausführlich
über sein großes Wirken aus. Ebenso
brachte sie viel Positives über den polnischen Bürgermeister Antoni Zelasko.
Anschließend bat mich Stadtpräsident/Oberbürgermeister Fudali die Enthüllung der Gedenktafel des poln. Bürgermeister
Zelasko
vorzunehmen,
während er die Gedenktafel des deutschen
Bürgermeisters Otto Günther enthüllte. Es
gab sodann viel Beifall!
Prälat Pfarrer Franciszek Skurkiewicz
der Kirche zur Hl. Hedwig von Trebnitz in
Unvergessene Heimat
Woas die durt draußa macha,
Macht miech nich früh,
Hurch, wie die Schwalbia lacha!
Die wissa 's ju.
In meinen Träumen
strömt die Oder
in meinen Träumen
rauscht der Wald
in meinen Träumen
wogen Felder
ganz gleich
ob jung ich war
und jetzt bin alt
in meinen Träumen
steht der Himmel
ganz hoch
mit Wolken weiß
wie Schnee
in meinen Träumen
rauchen Zechen
ziehn Kähne
mit Erz und Kohle
von Süd nach Nord
in meinen Träumen
möchte ich wandern
der Heimat zu
dem alten Hort.
Ernst Schenke
Meinrad Köhler
Die bunta Hühnla gackern,
Die Gansla kumma har,
Und Pauern sah iech ackern,
Lang naus und quar.
Viel liebe, ale Leute,
Die reecha merr die Hand,
Und schiene, junge Bräute
Giehn stulz durch's Land.
Und Kinder hoot's und Kalbla
Und Schäfla, weiß und groo,
Und satt ock, goar die Schwalbia
Sein wieder doo!
Iech hoa ei fremda Ländern
Miech reichlich ümgesahn,
Mir ies - iech koans nich ändern,
Mischt droan gelan.
Rybnik segnete die beiden Gedenktafeln.
Zum Abschluss begaben wir uns in einen Festraum vom Trauungszimmer, um
uns ein Konzert vom 17-jährigen Klaviervirtuosen Artur Hes anzuhören.
Aus dem Ausland vertreten waren Abordnungen aus Frankreich (mehrfach) Irland , Litauen, Ungarn und Griechenland.
Alphabetisch aufgerufen wurden, die besonderen Ehrengäste, die anschließend
vom Stadtpräsidenten Adam Fudali eine
Gedenkmedaille zur Erinnerung an die 800Jahrfeier von Rybnik mit Dankesworten
überreicht bekamen.
Gerhard Kubatz erhielt für seine vielen
Verdienste in der Heimatstadt Rybnik eine
solche Gedenkmedaille überreicht.
G. K.
Termine
• 14. März bis 12. April 2003: Ausstellung in Vechta (siehe Seite 6)
• 18. März 2003, 10.00 Uhr: Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft
Ostdeutscher Museen, Heimatstuben
und Sammlungen in NRW im 1. Sitzungszimmer des Rathauses von
Wuppertal Barmen mit Schwerpunkt
„Beiträge der Liegnitzer Sammlung in
Wuppertal zur Pflege und Weiterentwicklung der Ostdeutschen Kultur"
Anmeldung und Info im GerhartHauptmann-Haus, Bismarkstr. 90 in
Düsseldorf (Tel. 0211 / 1699118)
• 22. März 2003, 15 Uhr: Erlangen
„Frühlingserwachen" mit „Sommersingen" und Basteln von „Sommerstecken". „Frankenhof", Raum 20.
• 28. März 2003,19.00 Uhr Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa e.V.
Thema Polnische Kultur und nationale Selbstbehauptung in Preußen 1871
-1914. (Mit Folien).
Referent Priv.-Doz. Dr. Albert Kotowski, Bonn
Bürgertreff im S-Bahnhof, BerlinLichterfelde West, Hans Sachs-Str. 4e
Eintritt frei
• 29. März 2003 Landesdelegiertentagung in Straubing
• 12. April 2003, 15 Uhr, Landsmannschaft Schlesien, Ortsgruppe
Diepholz: Treffen in der Gaststätte Laker-Wiele, Diepholz, Steinstraße 33
(Tel. 05441/3467)
• 17. Mai 2003, Erlangen. Abfahrt 9
Uhr ab Langemarckplatz: Fahrt nach
Saalburg/Thüringen an den größten
Stausee Deutschland mit Treffen der
Landsleute aus Jena.
Anmeldungen an Renate Gregor,
Telefon: 59845 oder 86-2555.
Schlesische Nachrichten 6/2003
LANDSLEUTE
„Der Altar darf uns nicht spalten4
Pfarrer Wolfgang Globisch zum 70. Geburtstag
Er ist kein Mann großer Auftritte, beifallreichender Gesten und wortgewandter
Rhetorik. Leise, aber um so effizienter hat
er jedoch in den vergangenen 13 Jahren
seit dem Fall der Mauer für die um ihre Existenz ringende deutsche Volksgruppe in
Oberschlesien gewirkt. Im immer noch
spannungsgeladenen oberschlesischen
Umfeld gilt er vielen Kennern als eigentlicher Kärrner der deutsch-polnischen Verständigung und der deutschen Kulturarbeit in Oberschlesien. Denn Seelsorger zu
sein bedeutet für ihn mit seinem klaren katholischen Weltbild, sich nicht nur in die
Kirche abdrängen zu lassen, sondern der
Heimat und den Menschen als Ganzes in
ihrer religiösen, sozialen und kulturellen Dimension zu dienen.
„Der Altar darf uns nicht spalten", sagte er im Gespräch, sondern der gemeinsame Glaube müsse dass Zentrum und das
Fundament von Versöhnung und Nächstenliebe im heutigen Oberschlesien sein.
Am 23. Januar 1933 wurde Wolfgang
Globisch in Oppeln-Sakrau geboren. Bis
kurz vor Kriegsende erlebte er eine behütete Kindheit in seiner Heimatstadt Oppeln.
Als zwölfjähriger wurde er in der Peter und
Paul Kirche von Kardinal Bertram gefirmt.
Das Kriegsende brachte auch der Familie
Globisch fürchterliches Leid. Die Familie
zog es in den Sog der Flucht. Sie kehrte
- wie viele andere - zurück. Zuhause angekommen, mussten sie feststellen, dass
ihr Haus schon von Polen in Besitz genommen worden war. So zogen sie Richtung Deutsch Müllmen zum Geburtshaus
des Vaters. In Deutsch Müllmen angekommen hatten sie nur kurze Zeit Ruhe.
Schon bald wurde ihr Haus von polnischer
Miliz geplündert und der Vater mitgenommen. Als der Knabe am nächsten Tag
mit seiner Mutter den eingekerkerten Vater in Deutsch-Rasselwitz, Kreis Neustadt,
besuchte, wurde auch die Mutter eingesperrt und der Knabe mit einem Fußtritt vor
die Tür gesetzt. Als er nach Hause kam,
war inzwischen auch dieses Haus bereits
von polnischen Umsiedlern aus dem
Osten in Besitz genommen worden.
Die Eltern wurden nach Neustadt gebracht, wo sie grausam gefoltert wurden
und die Mutter schließlich doch freikam.
Den Vater brachte man zuerst nach
Schwientochlowitz und dann wegen
Überfüllung des dortigen Lagers nach
Lamsdorf. Schließlich gehörte er zu den
Glücklichen, die aus Lamsdorf entlassen
wurden. Der Lageraufenthalt in Lamsdorf
hatte den Vater so mitgenommen, dass er
anschließend noch über ein halbes Jahr
gelegen habe, bevor er wieder eine Tätigkeit habe aufnehmen können.
Der junge Wolfgang, dessen Mutter kein
polnisch sprach, war inzwischen von den
Eltern auf ein kirchliches Knabeninternat
in Neisse geschickt worden. Doch auch das
Carolinum wurde von den Kommunisten
verstaatlicht, so dass er das Abitur in Op-
peln ablegte und
anschließend in
das Priesterseminar
nach
Neisse zurückkehrte. Am 23.
Juni 1956 wurde
er in Oppeln
durch Bischof
Golinski
aus
Tschenstochau
zum Priester geweiht.
1956, also in der Ära Gomulka einige
freiheitliche Prisen das Leben unter der
kommunistischen Dunstglocke angenehmer machten, wurde er zuerst Kaplan in
Patschkau. Ein Jahr später diente er als
Kaplan bei Pfarrer Dr. Grzondziel, dem
früheren Leiter des Seminars für polnische
Priesteramtskandidaten in Breslau, der jetzt
in Kreuzenort im Kreis Ratibor wirkte. 1958
folgte die Versetzung nach Peiskretscham
bei Gleiwitz. Hier stand für 25.000 Einwohner eine Kirche zur Verfügung, an der
sechs Priester wirkten.
Anschließend wurde Wolfgang Globisch
ab 1960 als Pfarrer in Bowallno bei Oppeln eingesetzt. Bis 1974 wirkte er in dieser deutsch-polnischen Pfarrgemeinde. Inzwischen war er auch als DiözesanMinistrantenseelsorger tätig. Im September 1974 wechselte er auf seine heutige
Pfarrstelle in Kolonnowska. Bereits Mitte
der 60er Jahre hatte er über die katechetische Hilfsstelle in Magdeburg Kontakte
zur westdeutschen Aktion Sühnezeichen.
Mit gemischten Gefühlen erinnert sich
Pfarrer Globisch heute an die Wende im
Herbst 1989. Natürlich gab es eine außergewöhnliche Aufbruchstimmung unter
den Deutschen in Oberschlesien. Aber
nachhaltiger und schlimmer wird wohl der
damals einsetzende Exodus junger Menschen.
Pfarrer Globisch weist auf die mahnenden Hirtenworte Bischof Nossols aus
jener Zeit hin, die damals ihre spannungsmildernde Wirkung auf die katholische Bevölkerung des Landes nicht verfehlten.
Von Anfang an wurde er vom Oppelner
Bischof als leitender Seelsorger für die
deutsche Minderheit eingesetzt. Er formulierte Richtlinien für die zweisprachige
Seelsorge und setzte Beauftragte für die
Minderheitenseelsorge in den einzelnen
Regionen ein. Teilweise aufgrund zufälliger, glücklicher Umstände konnte Pfarrer
Globisch sehr rasch einen guten Kontakt
zu maßgeblichen Stellen des Bundesinnenministeriums und zur Caritas-Zentrale in Freiburg aufbauen um nachhaltige Hilfen für seine oberschlesischen Landsleute zu organisieren. Über die Seelsorge hinaus, konnte er so vor allem im muttersprachlichen und auch im sozialen Bereich
bereits zu Beginn der 90er Jahre auf breiter Ebene ein Netz an Unterstützung in
13
Oberschlesien aufbauen. Frühzeitig begann er auch mit der Errichtung der Eichendorff-Bibliothek, die den Deutschen
landesweit wieder Literatur in der Muttersprache zur Verfügung stellte. In Oppeln
gelang es ihm mit Unterstützung der Bundesregierung in zentraler Lage eine Immobilie zu erwerben und mit Mitteln der
Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit das heutige Hauptgebäude
der Eichendorff-Bibliothek zu errichten.
Pfarrer Globisch nahm Kontakt zur Zentrale der deutschen Borromäus-Bibliotheken in Bonn auf, um sich konzeptionell
beraten zu lassen. Auch aus den Reihen
der vertriebenen und ausgesiedelten
Oberschlesier wurde Pfarrer Globisch in
diesen Aufbaujahren manche wertvolle Hilfe zuteil. In Zusammenarbeit mit oft von
deutschen Burgermeistern regierten oberschlesischen Kommunen konnten bislang
über 50 Filialen der Eichendorff-Bibliothek
in oberschlesischen Dörfern und Städten
eingerichtet werden.
Schmerzhaft jedoch bekam auch Pfarrer Globisch die Mittelkürzungen der rotgrünen Bundesregierung in den vergangenen Jahren zu spüren. Inzwischen kann
er die laufenden Kosten in der Zentrale der
Eichendorff-Bibliothek in Oppeln nur bewältigen, weil er einige Räume an andere
Firmen untervermietet hat.
Schon bald nach dem ersten offiziellen
deutschen Gottesdienst am 4. Juni 1989
in der Wallfahrtsbasilika auf dem Sankt
Annaberg gelang es ihm mit Unterstützung
auch der Diözese Augsburg, insbesondere Professor Piegssa, das zweisprachige
Gebetbüchlein „Weg zum Himmel" herauszubringen. Erst in diesen Tagen gelang
es ihm mit Unterstützung des Apostolischen Visitators für die vertriebenen Katholiken aus dem Erzbistum Breslau,
Prälat Wilfried König, auch ein deutsches
Orgelbuch fertigzustellen. Tausende kommen jährlich zu den von Pfarrer Globisch
organisierten Minderheiten wallfahrten
nach Sankt Annaberg und Maria Hilf in
Zuckmantel im Altvatergebirge. Regelmäßig gibt er einen kleinen Informationsdienst über seine Eichendorff-Bibliothek
oder den Pfarrbrief für die deutschen Katholiken in Oberschlesien, „Die Heimatkirche", heraus. Er ist der Initiator der vielbeachteten „Schlesien-Seminare" im
Schloß Groß Stein, von denen wertvolle Impulse für die Kultur- und Volksgruppenarbeit der Deutschen in Oberschlesien ausgehen.
Ungeeachtet dieser beeindruckenden
Erfolgsbilanz blickt Pfarrer Globisch nicht
ohne Sorgen in die Zukunft. Er weiß um
anhaltende Widerstände von nationalpolnisch gesinnten Pfarrern in mancher oberschlesischen Gemeinde, die auch heute
noch einer zweisprachigen Seelsorge
Steine in den Weg legen. Die Sprache ist
der Träger der Kultur, denn ohne deutsche
Sprache droht auch die deutsche oberschlesische Kultur vollends verloren zu gehen. Genau darum sieht er es als geradezu als christlichen Auftrag an, jede mögliche Anstrengung zu unternehmen, damit
14
die deutsche Sprache und damit die deutsche Kultur heute in einem freien Oberschlesien nicht stirbt. Gerade von der Kirche erwartet er dabei, das sie nicht zu den
Totengräbern, sondern den Geburtshelfern
der deutschen Sprache in Oberschlesien
gehört. Er ist zuversichtlich, dass die deutsche Sprache auch das Abtreten der noch
zu deutscher Zeit geborenen Oberschlesier überdauern wird. Deutsche Sprachkenntnisse werden jetzt auch für die Polen in Oberschlesien von wachsender Bedeutung sein und mancher Oberschlesier,
der inzwischen im Westen die deutsche
Sprache gelernt hat, wird eventuell wieder
in seine Heimat zurückkehren.
Als Katholiken, so Pfarrer Globisch, haben wir kein Recht zu hadern, sondern die
Pflicht, uns den gegebenen Aufgaben zustellen. In diesem Sinne hat er natürlich
auch bei der ersten Diözesansynode im
Bistum Oppeln den Vorsitz in der Kommission für Minderheiten übernommen.
Nachdem er in den kommenden Tagen
nach knapp dreißigjährigem seelsorgerischen Einsatz in Kolonnowska aus dem
dortigen Pfarramt ausscheiden wird, kann
sich der rüstige Jubilar zur Freude der
Oberschlesier in Zukunft mit ganzer Kraft
auf seine Aufgaben als Minderheitenseelsorger konzentrieren.
Winfried Gottschlich (UO/SN)
Zweite Ausstellung
Im Nebengebäude (Schule) des Oberschlesischen Eichendorff- Kultur- und
Begegnungszentrum in Lubowitz wurde am 17. Dezember 2002 die Ausstellung „Schlesien in alten Landkarten.
Kartographisches Bild der schlesischen Geschichte" eröffnet. Die Exponate entstanden auf Grundlage von
Kunstdrucken schlesischer Landkarten,
die im Periodikum der Gemeinde Groß
Gorschütz „U nas" veröffentlicht wurden. Die wissenschaftliche Aufarbeitung wurde von Andrzej Pustelnik
vom Ratiborer Museum vorgenommen.
Von der Eröffnung berichtete auch das
TV-Programm der deutschen Minderheit „Schlesien Journal" (Kryzsytof Miller). Die von der Geschichtswerkstatt
des DFK Benkowitz in Zusammenarbeit mit dem Ratiborer Museum und
dem Eichendorffzentrum Lubowitz
entstandene Ausstellung wird voraussichtlich bis Ende März 2003 in Lubowitz zu sehen sein. Interessierte sollten nach Möglichkeit Mo, Mi. oder Fr.
zwischen 9.00 und 15.00 vorbeischauen bzw. besser einen Besichtigungstermin vereinbaren beim: Eichendorffzentrum; ul. Zamkowa 1-3,
47-417 Lubowice, Tel.: (0)32 / 414 92
06-08; Fax: (0)32 / 410 66 02, (eichendorffzentrum@wp.pl; www.eichendorffzentrum.vdg.pl). Ggf. können
auch einführende Referate im Eichendorffzentrum vereinbart werden, das
Gruppen von bis zu 50 Personen auf
hohem Komfort beherbergen kann.
LANDSLEUTE / KULTUR
Schlesische Nachrichten 6/2003
Die Rückkehr:
Sechs Städte in Bildern auf Keramik
Auf den Trinkbechern sind : Lauban und
Kamenz, Görlitz und Zittau. Auf dem Krug
sind Bautzen und Löbau - zu sehen. Diese Garnitur von Trinkgeschirr stellt eine einzigartige Handarbeit aus Bautzen (Budyssin) dar.
Obwohl württembergischer Zunge,
stammt jene Frau mit dem Namen Birkhild Leupold aus Bautzen. Sie hatte diese schönen Stücke, die auf Anfang voriges Jahrhundert zu datieren sind, von einer Tante bekommen. Herr Pfeiffer betrachtete und bewunderte diese kostbaren Stücke. Ein heimlicher Gedanke stieg
dabei in ihm auf: so etwas müsste doch
wieder zurück in jene Gegend gebracht
werden, von wo es hergekommen war.
Aber er stellte die drei Keramiken erst
einmal bei sich zu
Hause in Mering
bei Augsburg in
seinen Wohnzimmerschrank und
zeigte sie auch
seiner Mutter in
Kreßbronn am BoW dniu 13 Sierpnia 2002 r. Pan Goetz Pfeiffer z a m i s z k a l y
densee.
Auch
w Hering - Niemcy -am Alten Sportplatz 25 uzycsyl museum
wurden noch geregionalnemu w Lubaniu na czas dwoch lat trzy XIX-wiecznie
lungene Nahaufnacnynia -ceramika budziszynska- z naniesionymi herbami
nahmen
davon
gemacht.
Zwiazku Szesciu Miast Luzickich = dzban i dwa kufelki =.
Im August 2002
Uzyczone naczynia ceramiczne stanowia idee przechodnia
sollte es dann soweit sein, dass
po muzeach Zwiazku Szesciu Miast Luzyckich / depozyt przechodni/.
diese Kunst- und
Schmuckstückein
Deposit Urkunde
die
Lausitz
zurückgebracht
Am 13. August 2002 Herr Götz B. Pfeiffer aus Mering /Deutechland/
werden
sollten.
G.B.
Pfeiffer
hat dem Laubaner Museum drei aus 19 Jh stammende G e f ä s s e
dachte
dabei
/Budissyn Keramik/ mit den Wappen der Staedten des Sechsstaedtebundes
natürlich an Laufür zwei Jahren Zeitfrist gegeben.
ban (Luban), seine
Diese genannte Musealien werden als wanderndes Deposit
Geburtsstadt. Er
transportierte sie
betrachtet, Sie werden bis 2004 in unseren Museum aufbewahrt
nicht bequem im
und aufgestellt und danach einem anderen Museum des SechsstaedteKofferraum. Nein,
bundes ü b e r g e b e n .
Herr Pfeiffer liebt
das Unbequeme,
weil das flexibel
DYREKTOR
Starszp Kustosz
hält. Innen mit
Socken
ausgemgr Bozenia AdamczykPogorzelec
stopft, außen mit
dicker
Lage
Schaumgummi umwickelt und im Ruckdesselben Jahres konnte er sie in Empsack verstaut überstanden diese
fang nehmen. Es handelt sich
Kostbarkeiten völlig unbehierbei um zwei Trinkbecher und
schädigt die zwölfstündige
einen zugehörigen Krug. Auf jedem
Bahnfahrt inklusive DreiStück ist jeweils vorne und hinten ein
gang-DamenfahrWappen
der
Städte
vom
„Sechsstädtebund" gemalt,
dem ca. 700
Jahre
alten
oberlausitzischen Handelsverbund.
Im Frühling/Sommer 2001 wurden dem
Herrn Pfeiffer von der Freundin seines
Freundes drei Keramikgefäße mit Worten
beschrieben und bei Interesse als Geschenk in Aussicht gestellt. Im Sommer
Schlesische Nachrichten 6/2003
LANDSLEUTE / KULTUR / DE LIBRIS
15
Urlaubsseelsorger der Kirche Wang,
Pastor Leder, gestorben
rad und fünfmal Umsteigen bis Görlitz plus
anschließender Radtour bis Lauban.
In Herrn Janusz Skowronski, der nach
der Wende Bürgermeister in Lauban war
und den Herr Pfeiffer über Umwege kontaktiert hatte, hatte er einen äußerst hilfsbereiten und kompetenten Ansprechpartner. Obwohl Frau Adamczyk, die Leiterin des Museums zu der Zeit Urlaub hatte, bestellte er sie telefonisch ins „Muzeum Regionalne" im Alten Rathaus. Sie war
entzückt beim Anblick dieser edlen
Stücke.
Herr Pfeiffer hatte die Vorstellung, diese Keramik-Gefäße für eine gewisse Zeit
als Leihgabe dort zulassen und sie anschließend ins „Schlesische Landesmuseum"
nach Görlitz zu geben. Dieser Idee setzte Frau Adamczyk ihre noch bessere drauf,
nämlich diese Stücke quasi als Wanderausstellung - Jahr für Jahr - über alle sechs
Städte laufen zu lassen. Sie hat Kontakt
zu sämtlichen Sechsstadtmuseen.
So werden die Bürger und Gäste dieser Stadt im polnischen Niederschlesien
und in den fünf Städte auf deutschem Boden eines Tages diese herrlichen Wappen
auf Keramik in ihrem Museum bestaunen
können.
Drei Tage später wurde Herrn Pfeiffer
ordnungsgemäß eine Deposit-Urkunde
überreicht, auf Polnisch und auch auf
Deutsch.
Hameln. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft evangelischer Schlesier der
Landeskirchen Hannover, Oldenburg
und Schaumburg-Lippe, Pastor i. R. Reinhard Leder aus Hameln, ist am 15. Januar 2003 unerwartet gestorben. 1936
wurde er in Landeshut, Riesengebirge, geboren und hat bis zuletzt durch viele Aktivitäten die Verbindung zu seiner Heimatstadt aufrecht erhalten. Nach seinen
Amtstätigkeiten als evangelischer Pastor
in Groß Berkel bei Hameln (1967 bis 1982),
Osnabrück-Voxtrup (1982 bis 1988) sowie in Hachmülen, Kreis Hameln (1988 bis
1996), war er Vorsitzender der evangelischen Schlesier in der Landesarbeitsgemeinschaft Niedersachsen. Seit 1993
führte er jährlich in Goslar Tagungen für
etwa 100 Mitglieder und Gäste durch, die
auch noch 2002 sehr gut besucht wurden. Die Vorträge befassten sich mit kirchengeschichtlichen, literarischen und
musikalischen Themen Schlesiens. Am
letzten Tag der Veranstaltung stand jeweils
ein Gottesdienst,
der in altschlesischer heimatlicher
Liturgie
gefeiert
wurde. Besonders
bekannt wurde der
jetzt Verstorbene
als Urlaubsseelsorger der Kirche
Wang im Riesengebirge. Jedes Jahr seit 1992 hielt er im
Frühjahr oder Sommer deutschsprachige evangelische Gottesdienste vor Urlaubsreisenden und Gemeindegliedern
der Kirche Wang.Sein vielfältiges schlesisches Wirken galt immer der deutschpolnischen Versöhnung. Wir Schlesier haben Pastor Reinhard Leder viel zu danken. In einer sehr bewegenden Abschiedsfeier gedachten seine Frau, seine fünf Kinder und eine rund 300 Personen zählende Trauergemeinde am 19. Januar in Groß Berkel des so plötzlich Verstorbenen.
Ulrich Goede (SN)
Ein Loblied auf Niederschlesien
Niederschlesien im Wandel. Dolny
slask w procesie przemian. Herausgegeben von Heinrich Trierenberg in
Verbindung mit dem Verein zur Pflege Schlesischer Kunst und Kultur,
Görlitz und Liegnitz. Laumann Verlag Dülmen 2002, 248 S. 26,80 Euro
Ein voluminöser Band, um einen nicht
mehr so geläufigen Ausdruck zu gebrauchen! Das großformatige Buch ist durchgehend in deutscher und polnischer
Sprache abgefasst und verdankt sein Erscheinen der Förderung mit Mitteln der
Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.
Eine Fülle von Bildern, so muss man es
ausdrücken, durchströmt das Buch. Es
sind durchweg ausgezeichnete Bilder, viele Ansichten sind erstmalig als Objekt und
in dieser Präzision zu sehen. Gern hätte
man sich manches Kleinbild großformatiger gewünscht. Zu Beginn und im
Schlussteil bieten sich die vielen Aufnahmen thematisch besonders an. Das eine
Mal heißt das Thema „Kreuz und quer
durch das historische Niederschlesien",
gegliedert in Städtebilder, Rathäuser, Kirchen, Klöster und Klosterkirchen, Burgen
und Schlösser, Denkmäler, Dörfer und
Landschaften, Breslau. Im Schlussteil führt
die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in eigener Sache „32 Baumaßnahmen von besonderer Bedeutung"
vor, die zur Zeit von der Stiftung gefördert
werden.
So schön ist Niederschlesien, nicht nur
landschaftlich, dies auch, gleichsam das
ewige Niederschlesien, sondern vor allem
und vordergründig dank seiner prachtvollen Bauten. Diese sind nicht etwa als
Neubauten entstanden, sondern es sind
bekannte und berühmte Baudenkmäler,
die vor dem Verfall gerettet werden konnten und jetzt im alten Glanz, da und dort
mit geringfügigen Korrekturen, als wieder
auferstanden vorgestellt werden. Das
Faktum selbst ist zu rühmen, aber gleichzeitig auch ist die Schönheit, die es wieder zu entdecken gilt, zu preisen.
Das Buch liest sich wie eine Fremdenverkehrswerbung für Niederschlesien.
Darum auch die werbenden Vorworte des
Wiesbadener Oberbürgermeisters, gibt es
doch eine Städtepartnerschaft zwischen
Wiesbaden und Breslau, des Generalkonsuls der Bundesrepublik Deutschland
und des Vorsitzenden der Vereins zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur.
Das Hauptverdienst am Zustandekommen der bisher in dieser Gestalt einmaligen Veröffentlichung gebührt Heinrich
Trierenberg. Für seine über viele Jahrzehnte währende und bewährte Arbeit ist
er bereits von der Landsmannschaft
Schlesien mit dem Schlesierschild und von
der niedersächsischen Landesregierung
mit dem Kulturpreis Schlesien ausgezeichnet worden. Mit seinem Aufsatz
„Rückblick und Aussicht" setzt er die Akzente. Da er mit diesem Band eine schöne Schauseite vorstellt, möchte man seinem Optimismus nicht widersprechen,
aber da und dort darf ein Fragezeichen
nicht unterdrückt werden. So wenn er die
Geschichtseinteilung übernimmt, bei der
deutsch erst mit dem Begriff Deutsches
Reich aufkreuzt, wenn er davon spricht:
„Die Vertriebenen ihrerseits brauchten Zeit
DELIBRIS/ANZEIGEN
16
für die Erkenntnis, dass Hitlers
Politik zum Verlust ihrer Heimat
Schlesien geführt hat". Soll
also Rache zum Recht erklärt
werden, aber das will auch
Heinrich Trierenberg bestimmt
nicht, und warum „nur" im
Osten Deutschlands das
Recht zur Vertreibung, die von
ihm gleichzeitig mit starken
Worten verurteilt wird. In seinem Optimismus entdeckt der
Autor auch seit den Verträgen
von 1990/91 „Kommissionen
zur Verbesserung der Beziehungen beider Völker eingesetzt".
Wie schwer es noch ist,
dass Deutsche und Polen die
gleiche Sprache sprechen,
macht der sonst lesenswerte
Aufsatz von Krzysztof Ruchniewicz deutlich. Er spricht von
„Aussiedlung", „Weggang der
Bevölkerung", den „neuen Polen angeschlossenen Gebieten", nicht aber von der Vertreibung. Übrigens weiß er
von einem Vorschlag zu berichten, für Breslau einen nomen compositum zu kreieren,
Breslaw, also halb deutsch,
halb polnisch. Ein Glanzstück
ist der Aufsatz von Maciej Lagiewski, der über die „Walhalla" im Breslauer Rathaus berichtet, indem die Büsten der
bedeutenden Schlesien sprich
Deutschen aufgestellt worden
sind, die in Breslau in den vergangenen Jahrhunderten geboren oder eine Zeit ihres Lebens hier gelebt haben.
Selbstverständlich ist Breslau als Hauptstadt der jetzigen
Woiwodschaft Niederschlesien das Glanzstück des Bandes. Der Fremdenverkehr ist für
Niederschlesien ein erstrebenswertes Ziel, aber der Bericht von Manfred Pawlitta
klingt nicht sehr optimistisch,
obwohl Polens Beitritt zur Europäischen Union doch vielleicht neue Perspektiven
eröffnen könnte.
Bei allem Verständnis für die
Schönschrift, in der Niederschlesien mit seinen knapp
zwei Millionen Einwohnern
präsentiert wird, ein Vergleich
mit dem, wie es einmal bis
1945 gewesen ist, bleibt bewusst ausgeschlossen. Auch
ist nichts darüber zu erfahren,
was noch arg daniederliegt.
Dem ständigen Besucher Niederschlesiens fallen da leider
noch viele Orte ein. Aber es besteht Grund zum danke sagen,
weil Niederschlesien mit Texten und vor allem Bildern thematisiert worden ist. Übrigens
leben jetzt in Niederschlesien
nicht nur Polen, sondern auch
noch Deutsche, wenn auch als
kleine Minderheit, aber man
hätte sie nicht verschweigen
dürfen. Leider blieb auch unerwähnt, dass der heutige politische Begriff Niederschlesien nicht mit dem einstigen Niederschlesien identisch ist, abgesehen vom niederschlesischen Teil mit Görlitz als Mittelpunkt in der Bundesrepublik
Deutschland sind sowohl
Brieg und Namslau als auch
Grünberg ausgegliedert worden.
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Schlesische Nachrichten 6/2003
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Kurier • Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien e. V,
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Redaktion: Michaela S. Ast -ma- (Chefredakteurin), Damian Spielvogel, Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien (Landsmannschaft Schlesien), Dr. Friedrich Vetter, Landesgruppe Berlin/Mark Brandenburg (Berlin-Ausgabe am 1. eines jeden Monats). Die Redaktion behält
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