Die Vertriebenen und ihre Rechte - Oberschlesien eine Region in

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Die Vertriebenen und ihre Rechte - Oberschlesien eine Region in
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 13/2004
Einzelpreis 2,00 Euro
1. Juli 2004
Die Vertriebenen und ihre Rechte
Verzicht wird empfohlen
Rudi Pawelka - Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien
S
icher haben sich die Vorstellungen der orAussagen finden sich auch in der Satzung
blieben die auf Menschenrechte bezogenen
ganisierten Vertriebenen zur Lösung des
der Landsmannschaft Schlesien. Die ErrichForderungen unbestritten. So werden in der
deutschen Vertreibungsproblems seit der Vertung eines „Zentrum gegen Vertreibungen",
Satzung des Bundes der Vertriebenen u. a.
kündung der Charta aus dem Jahr 1 950 im
für viele heute als wichtigstes Anliegen herdieVerwirklichung der Menschenrechte, das
Laufe der Jahrzehnte verändert. Am Anfang
ausgestellt, ist übrigens in keiner Satzung anSelbstbestimmungs- und Heimatrecht, die
stand noch der Gedanke an eine staatsgesprochen und kann nur bei weiter AusleWahrung der Rechte am Eigentum sowie die
rechtliche Wiederherstellung Deutschgung als Auftrag entnommen werden.
Erhaltung. Pflege und Entfaltung des heilands, verbunden mit einer Rückkehr in die
matlichen Kulturgutes gefordert. Ähnliche
Heimat, im Mittelpunkt der
fie bereits in den
Überlegungen. Diese Erwar„Schlesischen Nachtung wurde zumindest über
richten" Nr. 12 ausgeführt, hatBILD AUS DER HEIMAT
zwei Jahrzehnte genährt durch
te sich das „Zentrum gegen
Aussagen der BundestagsparVertreibungen" unlängst von
teien. Erinnert sei insbesondeder „Preußische Treuhand"
re an das Grußwort der SPD,
wegen ihrer Forderung beunterzeichnet von Brandt, Olzüglich der Eigentumsanlenhauer und Wehner, zum
sprüche distanziert. Da viele
Deutschlandtreffen der Schlesier
Vertriebene meinen, das
1963, das mit der Aussage
„Zentrum gegen Vertreibun„Verzicht ist Verrat" an Deutgen" sei eine allein vom BdV
lichkeit nicht zu übertreffen war.
getragene Stiftung, sei noch
Alsdann Willy Brandtals Kanzeinmal darauf hingewiesen,
ler der SPD/FDP-Koalition kurz
dass die Distanzierungserklänach seinem Amtsantritt 1969
rung von Seiten des BdV nur
schon bald mit der Erklärung
von der Präsidentin mitgeaufwartete „es wird nichts aufzeichnet wurde, aber die
gegeben, was nicht schon
Unterschriften von 22 außerlängst verloren ist", wussten die
halb des Verbandes stehenden
Vertriebehen, dass eine Abkehr
Personen trägt, die im Namen
von kurz vorher noch eingeder Stiftung sprechen. Wieso
nommenen Positionen erfolgt
es für diese Unterstützer ofwar. Zwar stellte die CDU/CSU
fenbar ein Anliegen ist, sich
sich fortan weiter an die Seite
gegen die Forderung nach Eider Vertriebenen und hielt mit
gentumsrückgabe bzw. nach
ihrem Festhalten an „DeutschEntschädigung zu wenden,
land in allen seinen Teilen", so
gehtz. B. aus Äußerungen des
die Aussage in Wahl- oder
ehemaligen BundesgeschäftsGrundsatzprogrammen, dieViführers der SPD, Prof. Dr. Pesion von Gesamtdeutschland
ter Glotz , hervor, der neben
aufrecht, dass damit lediglich
Frau Steinbach Vorsitzender
die Bundesrepublik und die
der Stiftung „Zentrum gegen
ehemalige DDR gemeint waren,
Vertreibungen" ist. In einer
merkten viele aber erst 1990.
Rede zum Tag der Heimat am
750-Jahr-Feier der Stadt Beuthen OS: Schon im 11. Jahrhundert als
Mit dem allgemeinen politiMarktflecken erwähnt, von jeher ein wichtiger Punkt an der „Hohen
1. 9. 2001 in Berlin wandte
Straße" dem wichtigsten Handelsweg des mittelalterlichen Europa,
schen Wandel wurden auch die
sich Herr Glotz bereits mit
Beuthen OS im letzten Teilstück zwischen Breslau und Krakau.
Erwartungen unter den Vertriedeutlichen Worten gegen ForMehr über die Feierlichkeiten der deutschrechtlichen Städtegründung
benen bescheidener. Allerdings
derungen nach Restitution
w
lesen Sie im Innenteil auf Seite 11.
POLITIK
des Eigentums Vertriebener und lehnte auch
ab, die Aufnahme der Tschechischen Republik in die EU von historisch-politischen
Vorbedingungen abhängig zu machen. In
einem Beitrag der „Frankfurter Allgemeine
Zeitung" vom 5. 6. 2004 legte Herr Glotz
jetzt nach. Die Deutschen sollten ihre Lernergebnisse weitervermitteln und ihre Erfahrungen auf aktuelle Problemstellungen
(Vertreibungsgeschehen heute) anwenden.
Dazu sind allerdings einige Befreiungsschläge nötig, so Herr Glotz weiter. Damit
die Vertriebenen ihre Souveränität zurückgewönnen, sollten sie die Haltung von Vladimir Nabokow übernehmen, dem die Sowjets ein großes Vermögen genommen hatten, und der dennoch sagte: „Meine alte Fehde mit der sowjetischen Diktatur hat nicht
das mindeste mit Besitzfragen zu tun. Für
einen Emigranten, der die Roten hasst, weil
sie ihm Geld und Land gestohlen haben,
empfinde ich nichts als Verachtung. Die
Sehnsucht, die ich all diese Jahre lang gehegt habe, ist das Bewusstsein einer verlorenen Kindheit, nicht der Schmerz um verlorene Banknoten".
D
avon abgesehen, dass ein Deutscher
sich kaum zu der Aussage hinreißen lassen würde, er verachte Polen, Russen oder
Tschechen, passt das Beispiel auch sonst
nicht als Vorbild. Die Vertriebenen sind weder Emigranten, noch geht es ihnen um
Banknoten, obwohl letzteres von anderen
Opfergruppen eingefordert wird. In unserem Fall geht es um Menschenrechte, um
das Recht auf die Heimat, um kulturelle
Rechte, die Verletzung von Menschenrechten heute und vieles mehr. Letztlich geht
es aber auch darum, dass die Vertriebenen
nicht dem Eindruck Vorschub leisten können, Vertreibungen würden sich lohnen. Im
übrigen kann man nur individuell und nicht
für eine Gruppe verzichten.
Herr Glotz sieht die Idee, ein „Zentrum
gegen Vertreibungen" in Berlin zu errich-
ten, auch gegen die „wundgescheuerte Routine" gerichtet, die Gegensätze von gestern
am Leben zu halten sucht. Hiermit sind die
bei Vertriebenentreffen angesprochenen
Anliegen der Vertriebenen gemeint. Aus alledem ergibt sich die Frage, soll jetzt das
„Zentrum gegen Vertreibungen" zum
Kampf gegen die Rechte von Vertriebenen
instrumentalisiert werden? Wohin geht der
Weg?
G
erade haben drei CDU-Politiker die eigentlich für die Bundestagsfraktion für
selbstverständlich gehaltene Position, das
„Zentrum gegen Vertreibungen" in Berlin zu
errichten, verlassen. Bei ihrem Besuch in
Warschau vollzogen Friedbert Pflüger
(außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion), Claudia Nolte (ehemalige
Bundesministerin und Berichterstatterin für
Polen) und Michael Kretschmer (Mitglied des
Europaausschusses) eine Abkehr vom
Standort Berlin.
U
m den polnischen Bedenken zu begegnen, regten die Abgeordneten an,
das „Zentrum gegen Vertreibungen" an den
Europarat anzubinden und so das Thema zu
europäisieren. Eine andere Möglichkeit wäre
die Integration in eine international renommierte Institution wie das Haus der Geschichte, um dem Einwand der isolierten
Darstellung zu begegnen, so die Politiker
weiter, die im übrigen von Ralph Giordano,
Unterstützer der Stiftung und durch scharfe Attacken gegen Vertriebene bekannt gewordener Schriftsteller, begleitet wurden.
Selbst über die Erinnerung sollen die Vertriebenen nicht allein bestimmen dürfen.
Auf Ratschläge von Peter Glotz - oder
von wem auch immer - nach Aufgabe unserer Anliegen für ein imaginäres Ziel, können wir gern verzichten. Sie treiben nur einen Keil in die Vertriebenen und sind kontraproduktiv als Modell für Problemlösungen
heute.
Schlesische Notizen
„Vorwurf, dass der Bundeskanzler,
wenn er nach Schlesien kommt, lieber in
die Kneipe nebenan geht, anstatt mit den
Menschen dort zu sprechen. Das ist das
Problem. Wir müssen uns der Menschen
annehmen, wie es zum Beispiel der polnische Staatspräsident in Litauen oder anderswo tut. Das ist richtig". Diese Sätze
sprach Erwin Marschewski am 27. Mai
im Deutschen Bundestag als Mitglied der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion während
der Debatte über den von der Fraktion
eingebrachten Antrag „Das gemeinsame
historische Erbe für die Zukunft bewahren". (Hierüber wird noch zu berichten
sein.) „Wir wollen die Erhaltung und
Weiterentwicklung ostdeutscher Kultur.
Wir wollen die Heimatvertriebenen miteinbeziehen und wir wollen vor allem weg
vom rot-grünen Zentralismus wieder hin
zur dezentralen Förderung. Ich verspreche schon jetzt den Vertriebenen und
Flüchtlingen, dass wir, wenn wir dann in
zwei Jahren die Regierung übernehmen,
die Politik der rot-grünen Bundesregierung umkehren und sie wieder vom Kopf
auf die Füße stellen".
•
Ein enthüllender Zwischenruf. Während
der Bundestagsdebatte über die
CDU/CSU-Anfrage über die Pflege der
ostdeutschen Kultur, über die Verantwortung der Bundesregierung machte der
SPD-Abgeordnete Horst Kubatschka,
1941 in deroberschlesischen Stadt Bielitz geboren, Erwin Marschewski, CDU,
1940 im westfälischen Herne geboren,
diesen Vorwurf laut Bundestagsprotokoll:
„Sie sind noch nicht einmal ein Flüchtling!" Übrigens stammen die Eltern von
Erwin Marschewski, wie er auch in seiner Einlassung im Bundestag bekannte,
aus Ostpreußen. Der höhnisch gemeinte Zwischenruf macht deutlich, dass die
Sehlesische Nachrichten 13/2004
Pflege und Bewahrung der ostdeutschen Kultur kein gesamtdeutscher Auftrag ist. Sterben die Flüchtlinge und Vertriebenen aus, ist es auch gleich mit der
ostdeutschen Kultur zu Ende, denn nur
sie dürfen in eigener Sache das Wort führen!
•
Touristenwerbung für Hirschberg in
deutscher Sprache. In dem geschickt
und handlich aufgemachten Prospekt
heißt es: „Das touristische Angebot von
Hirschberg (Jelenia Göra) ist umfangreich.
Die Hauptstadt des Riesengebirges (Karkonosze) ist durchaus ein ausgezeichneter Ausgangspunkt. Ein Tag reicht nicht
aus, um zu allen historischen Stellen in
der Geschichte der Stadt zu gelangen".
Auch polnische Spuren will man entdeckt
haben, indem von Bad Warmbrunn berichtet wird: „1678 kam hier die polnische
Königin Maria Sobieska mit ihrem Hof zur
Kur. Jahrhundertelang waren viele prominente Persönlichkeiten zu Gast".
Burgruine Kynast hat in diesem Prospekt
genauso ihren berechtigten Platz wie Agnetendorf, „das Hauptmannhaus in Agnetendorf, wo sich eine Ausstellung zu Leben und Werk des Schriftstellers befindet". Selbstverständlich werden auch von
Hirschberg besonders das Rathaus und
der Neptunbrunnen rühmend erwähnt, in
nicht ganz glattem Deutsch: „Einer der
schönsten in Polen Rathausplätze, umgeben 55 Häuser mit Bogengang, die von
reichen Patriziern im 17. und im 18. Jahrhundert errichtet wurden. Die Kirche zum
Kreuz Christi aus dem 18. Jahrhundert
von barocken Gruftkapellen umgeben,
gehört zu den größten sogenannten
Gnadenkirchen". Eins fehlt allerdings und
dies absichtlich im gesamten Text, das
Wörtchen deutsch!
•
Der deutsche Landrat von Groß Strehlitz soll amtsenthoben werden. Es hat
eine hysterische, nationalistische Reaktion gegeben, als zum 1. Mai 2004, Beitritt Polen zur Europäischen Union, ein
neues Behördenschild angebracht wurde: Polnisch und Deutsch: Kreisamt,
Kreisvorstand, Landratsamt, und gleichzeitig das polnische Staatswappen, der
polnische Adler, durch das Wappen des
Kreises Groß Strehlitz ersetzt wurde.
Wütende Reaktion: Landrat Gerhard
Mathejka muss abgewählt und abgesetzt
werden, obwohl er gar nicht Hauptverantwortlicher gewesen ist! Die deutsche
Mehrheit im Kreisrat ließ den deutschen
Landrat in Übereinstimmung mit den beiden deutschen Sejmabgeordneten Kroll
und Paszior fallen und stimmte gegen Mathejka. Ergebnis: die Mehrheitspartei im
Sejmik (Landesparlament), die Postkommunisten SLD, in Koalition mit der
Vertretung der deutschen Minderheit, obsiegte. Traurig und bitter ist noch der mildeste Kommentar.
•
Zweimal Vertreibungen in Museen gezeigt. Die Orte sind die Regionalmuseen
im niedersächsischen Rinteln und im
POLITIK
Schlesische Nachrichten 13/2004
niederschlesischen Neumarkt, Thema
der Ausstellungen „Vertreibungen - Wypedzenia". Zeitzeugen sind neun deutsche Heimatvertriebene aus dem schlesischen Kreis Neumarkt und neun polnische Vertriebene aus Ostpolen. In Rinteln
ist die mit Dokumenten und Exponaten
belegte Ausstellung vom 29. Mai bis 31.
Oktober 2004 zu sehen, in Neumarkt (Sroda Slaska) vom 20. Januar bis 25. September 2005. In der Ankündigung heißt
es: „Im Blickpunkt steht das Erlebnis des
Einzelnen und nicht die Frage nach
Schuld oder Gerechtigkeit. Es geht um
das individuelle Empfinden der Entrechtung und des Heimatloswerdens".
•
Sprachwissenschaftlicher Professor
Dr. Gerhard Nickel mit der Ehrendoktorwürde von der Universität Oppeln
ausgezeichnet. Geboren 1928 in Kostelitz im Kreise Rosenberg konnte Gerhard Nickel noch bis zum Januar 1945 das
Gymnasium in Rosenberg besuchen.
Während der Kriegswirren von den Eltern
getrennt, fand er in Bayern seine Familie wieder. Als Lehrstuhlinhaber für englische Philologie und Linguistik ist er, auch
durch zahlreiche Publikationen zu weltweit hohem Ansehen gelangt.
SN
3
Polnisches
Wird Polen unregierbar? Im ersten Anlauf,
sich ein Mehrheitsvotum im Sejm zu sichern,
war Marek Belka, der vom Staatspräsidenten vorgeschlagene Kandidat als Ministerpräsident gescheitert. Dann hatte das Parlament einen neuen Kandidaten vorzuschlagen und diesem die Mehrheit zu sichern. Diese Möglichkeit wurde nicht genutzt. Jetzt ist erneut ein Votum einer parlamentarischen Mehrheit notwendig, um den
Ministerpräsidenten und eine neue Regierung zu bestätigen. Der Vorschlag heißt erneut Marek Belka. Es werden diesem zweiten Versuch nicht gute Chancen vorausgesagt. Scheitert diese Möglichkeit einer neuen Regierungsbildung, müssen Neuwahlen
ausgeschrieben werden. Diese wären eigentlich erst im Herbst 2005 fällig. Mit Sicherheit wird die SLD, die Partei der PostKommunisten, keine Mehrheit mehr einfahren können, 2001 war sie noch knapp an der
absoluten Mehrheit gescheitert. Man rechnet sogar damit, dass sich die SLD schwer
tun wird, überhaupt ins Parlament wiederkehren zu können. Den Umfragen zufolge
wären bei Neuwahlen die radikale Bauernpartei und die katholischen Nationalisten die
Aufruf zur Treuespende
Schlesien ist in der Europäischen Union!
Mit dem Beitritt Polens zur Europäischen
Union am 1. Mai 2004 ist auch Schlesien wieder in der europäischen
Rechts- und Wertegemeinschaft angekommen. Jüngst mehren sich allerdings
Nachrichten aus Schlesien und Polen,
dass in unserer Heimat gegenüber unseren Landsleuten und deren Deutschtum heftig und rücksichtslos vorgegangen wird und von vielen Seiten agitiert und polemisiert wird - polnischer
Nationalismus feiert Urstand! Auch
gegenüber unserer Landsmannschaft,
gegenüber der Preußischen Treuhand
und gegenüber dem Vorhaben des Zentrums gegen Vertreibungen werden
harte Attacken geritten und falsche Vorwürfe in die Welt gesetzt - manchmal
kommt man sich vor wie in schlimmsten
kommunistischen Zeiten. Ich hoffe, Sie
liebe Landsleute, sind über diese Vorgänge auch durch unsere „Schlesischen
Nachrichten" informiert.
sungsmäßig geforderten Handeln zum
Wohle aller ihrer Bürger bewegen.
Die Zeit drängt, viel Zeit bleibt für das
Wirken für unsere Ziele nicht mehr übrig!
Informieren Sie sich deshalb laufend
über die Geschehnisse in unserer Heimat, lesen Sie die „Schlesischen Nachrichten", geben Sie Ihr Wissen ah Ihre
Nachkommen weiter und ermöglichen
Sie weiterhin die Arbeit unserer Landsmannschaft durch Ihre großherzigen
Spenden. Dies wird angesichts der Altersstruktur
unserer organisierten
Landsleute immer dringender.
Für die Arbeit für Schlesien ist neben
jeder Menge an Idealismus leider auch
immer Geld nötig. Sie wissen: „Immer
weniger Landsleute müssen immer
mehr tun", und sie tun das, alle ehrenamtlich!
Helfen Sie uns dabei, unterstützen Sie
uns durch Ihre Spende! Herzlichen Dank!
Leider sind vor dem Beitritt Polens
zur EU die berüchtigten Bierut-Unrechtsdekrete nicht außer Kraft gesetzt
worden, entgegen vielen Behauptungen
von polnischer und auch mancher
deutschen Stellen. Um so wichtiger ist
es, dass wir Schlesier und möglichst alle
Vertriebenen besonders eng zusammenstehen, unsere deutschen Mitbürgerwachrütteln und die deutsche politische Führung endlich zum verfas-
Christian K. Kuznik
Stellvertretender Bundesvorsitzender
Wir erbitten Ihre Spende auf das Konto
bei der Niedersächsischen Sparkasse
Görlitz:
Konto-Nr.: 40410,
BLZ:
85050100
Selbstverständlich werden auf Wunsch
Spendenbescheinigungen ausgestellt.
großen Gewinner. Gleichzeitig sieht es augenblicklich sogar so aus, dass die Bauernpartei „Selbstverteidigung" die stärkste
Oppositionspartei, Bürgerliche Plattform, die
in der Mitte anzusiedelnde Partei überrunden könnte, weshalb man sich schon jetzt
fragen muss, ob nach Neuwahlen eine Regierung von Bestand das Ergebnis sein könnte.
•
Das Verbrechen von Katyn muss aufgeklärt werden. Es handelt sich um die Ermordung von mehreren Tausenden polnischer Offiziere im Walde von Katyn. Dieses
Verbrechen wurde zuerst, nachdem es von
der deutschen Wehrmacht entdeckt und bekannt gemacht worden war, den Deutschen
als den Schuldigen nachgesagt. Es dauerte seine Zeit, bis die frühere Sowjetunion die
eigene Schuld an diesem Verbrechen endlich zuzugeben bereit war. Jetzt will das Kollegium des Polnischen Instituts für Nationales
Gedenken (IPN) die Untersuchung zusammen mit den Russen durchführen, aber die
Bereitschaft der Russen sei gering. Der Vorsitzende des Instituts, Professor Leon Kieres erklärte, „dass alle Begleitumstände des
Verbrechens von Katyn sowie das Verbrechen selbst geklärt werden müssen, und das
auch dann, wenn es kaum Chancen gibt, die
Schuldigen zu bestrafen". Allerdings
scheint auch noch die Politik ein Wort mitreden zu wollen, Staatspräsident und Premierminister, denn man möchte das polnisch-russische Verhältnis nicht über die Maßen belasten.
•
Ist auch Staatspräsident Aleksander
Kwasniewski belastet? In einem mehrheitlich vom Sejm mit Zustimmung versehenen Bericht über die Rywin-Affäre wird
nicht nur der zurück getretene Ministerpräsident Leszek Miller als Mitwisser beschuldigt, sondern auch der Staatspräsident. Der
in Polen bekannte Film-Produzent Lew Rywin hatte vor zwei Jahren dem Chefredakteur der „Gazeta Wyborcza", Adam Michnik, das Angebot gemacht, falls die Zeitung
die Summe von 17,5 Millionen Dollar aufbringe, dafür zu sorgen, dass das Mediengesetz zu Gunsten des Medienkonzerns
Agora, zu dem die große Zeitung gehört, geändert wird. Auch nach Abschluss des Falls
in einem Untersuchungsausschuss des
Parlaments konnten all die Verdächtigungen
und Beschuldigungen nicht ausgeräumt werden, so dass die Affäre weiterschwelt und
die höchsten Spitzen im Staat sich rechtfertigen müssen. Das Ganze ist mit ein Grund
für den Vertrauensentzug gegenüber Regierung und der sie tragenden Partei, der
SLD.
•
Jüdische Immobilieneigentümer werden
von Polen nicht entschädigt. Die Zeitung
„Dziennik Polski" in Krakau berichtet:
„Amerikanische Juden, die Erben polnischer
Juden sind, sollen mit der Rückgabe der Immobilien in Polen, die ihren Vorfahren gehört
4
haben, nicht rechnen, wenn sie von der amerikanischen Regierung eine entsprechende
Entschädigung schon erhalten haben. Im
Jahre 1960 wurde zwischen der amerikanischen und der polnischen Regierung ein Abkommen geschlossen, nach dem alle Immobilien auf dem Gebiet Polens, die früher
den Juden gehörten, die nach Amerika emigriert waren, in das Eigentum des polnischen
Staats übergehen. Für diesen Eigentumsverzicht hat die amerikanische Regierung
eine Entschädigung an die Betroffenen oder
an die Erben ausgezahlt". Obwohl das Gesetz und die Regelung aus der Zeit der kommunistischen Diktatur stammt, hält sich das
Oberste Verwaltungsgericht heute daran.
•
Tausende von Polen suchen auf dem offenen Arbeitsmarkt in England einen Arbeitsplatz. Nach dem EU-Beitritt Polens
sind die Arbeitsmärkte in England, Irland und
Schweden ohne jede zeitlichen Barrieren offen. „Die Polen stürmen nach England", wie
„Zycie Warszawy" meldet, „um Arbeit zu finden. In Warschau muss man mindestens eine
Woche auf eine Bus-Karte nach London warten. Die Telefonanschlüsse der Agenturen für
Arbeitsvermittlung in England sind ständig
besetzt". Ein Urteil wird zitiert: „Die Polen
sind durchaus imstande, konkurrenzfähig zu
POLITIK
werden, besonders in solchen Bereichen wie
im Hotelgewerbe, auf dem Bau oder bei der
Betreuung von älteren Menschen".
•
„Um sich den Forderungen der deutschen
Landsmannschaften zu widersetzen",
wurde als Bürgerinitiative ein Verband „Gemeinschaft der Opfer der deutschen Vertreibungen" in Posen gegründet. Als Ziel wird
angegeben, „sich auf internationaler Ebene
den Entschädigungsforderungen der deutschen Landmannschaften zu widersetzen
und den guten Ruf von Polen in der Welt zu
verteidigen. Bei der Gründung des Verbandes engagierten sich junge Juristen und Spezialisten für internationale Beziehungen".
•
In Warschau empfohlen, das „Zentrum gegen Vertreibungen" an „den Europarat anzubinden und so das Thema zu europäisieren". Auf Einladung der Konrad-AdenauerStiftung war eine Delegation aus der CDUFraktion mit Claudia Nolte, Dr. Friedbert Pflüger, Michael Kretschmer (Görlitz) und dem
Publizisten Ralph Giardano in Warschau, um
dort mit hochrangigen Politikern Gespräche
zu führen. Man muss fragen, warum das
deutsche „Zentrum gegen Vertreibungen"
nur europäisch sein darf, um existieren zu
dürfen!
SW
Patenland Niedersachsen
ist wieder bei seinen Schlesiern
Unter Ministerpräsident Gerhard Schröder
stellte das Patenland Niedersachsen die
Förderung der Landsmannschaft Schlesien
ein. Mit dem Regierungswechsel in Hannover seit der letzten Landtagswahl bemüht sich die Landesregierung wieder um
die Schlesier. Zum Bundesmitarbeiterkongress nach Görlitz kam der Beauftragte der Landesregierung für Spätaussiedler und Heimatvertriebene, Rudolf Götz
MdL, um die zukünftige Zusammenarbeit
vorzustellen. Er ging zu Beginn kurz auf den
Patenschaftsvertrag ein, den der damalige Minister für Vertriebene, Sozial- und Gesundheitsangelegenheiten Heinrich Albertz unterzeichnete, der spätere Regierende Bürgermeister von Berlin. Die Schlesier haben maßgeblich mit geholfen, das
damals durch Bombenterror zerstörte
Land wieder aufzubauen, und sie sind in
Niedersachsen integriert worden.
Die neue Landesregierung möchte nun
an die Tradition des früheren Ministerpräsidenten Dr. Albrecht anknüpfen und hatte ihn als Landesbeauftragten für Spätaussiedler und Heimatvertriebene eingesetzt, um die Patenschaft mit neuem Leben zu erfüllen, erklärte Götz. Nach wie vor
wird das vor allen eine Förderung der Kulturarbeit bedeuten. Die Stiftung Schlesien
soll wieder mehr Mittel für ihre Arbeit bekommen, die Stiftung Kulturwerk Schlesien
mit den Wangener Gesprächen kann mit
Förderung rechnen, dazu gehört aber
auch die Unterstützung der Schlesischen
Kulturtage der Landesgruppe Niedersachsen und Seminarveranstaltungen der
Landsmannschaft.
In der Organisation der Kulturförderung
wird es eine Änderung geben, da das zuständige Amt in Zukunft im Grenzdurchgangslager Friedland seinen Sitz bekommt. Das Amt wird seine Arbeit beim
„Tag der Niedersachsen" in Holzminden am
27. Juni mit einem eigenen Stand vorstellen. Die Aktionen Schlesischer Heimatgruppen beim Tag der Niedersachsen werden unterstützt werden.
In der Landesvertretung von Niedersachsen in Berlin wurde auf die Patenschaft
für die Landsmannschaft Schlesien hingewiesen und es wurden Voraussetzungen
geschaffen, um Ausstellungen über Schlesien dort durchzuführen. In der Jury des
Kulturpreises Schlesien ist als Vertreterin
der Landsmannschaft Dr. Idis Hartmann.
Eine besondere Sorgen soll auch den in den
einzelnen Patenstädten eingerichteten
Heimatstuben gelten, die zum Teil Sorgen
mit ehrenamtlichen Betreuern haben. Hier
sollen Überlegungen angestellt werden, wie
das Kulturgut aus den ehemaligen Ostgebieten für die zukünftige Generation erhalten werden kann.
Mit Bedauern habe er festgestellt, dass
das Deutschlandtreffen der Schlesier nun
doch nicht nach Hannover zurückkehren
wird, aber die Landesregierung sei mit ihren finanziellen Angeboten bis an die Grenze des Machbaren gegangen. Selbstverständlich werde aber auch diese Veranstaltung wohlwollend vom Land Niedersachsen in Nürnberg begleitet werden, das
habe ihm Ministerpräsident Christian Wulff
ausdrücklich mit auf den Weg gegeben.
Jutta Graeve (SN)
Schlesische Nachrichten 13/2004
Minderheiten
sind unser
Spiegelbild
Die polnische Partei „Prawo i Sprawiedliwosc" (PiS), auf Deutsch
„Recht und Gerechtigkeit", veröffentlichte unlängst ein Wahlprojekt,
bei dem die nationalen Minderheiten
nicht mehr von der 5%-Wahlklausel
befreit werden sollten. Am meisten
wären davon die Deutschen in Oberschlesien betroffen, die derzeit aus der
jetzigen Woiwodschaft Oppeln zwei
Abgeordnete im polnischen Parlament, im Sejm, stellen.
In der in Oppeln erscheinenden Tageszeitung „Nowa Trybuna Opolska"
konnte man vor wenigen Tagen zu
diesem Thema sehr interessante
Aussagen lesen, die hier auszugsweise wiedergegeben werden.
Erzbischof Prof. Alfons Nossol,
Ordinarius der Diözese Oppeln:
Sie wollen sie (die Minderheiten Anmerkung) aus dem bürgerlichen
Mitbestimmungsrecht der Selbstverwaltung ausschließen, indem sie die
5%ige Wahlklausel für die Minderheiten verlangen. Wenn es dazu
kommen sollte, dann würde wieder
die Mehrheit der Minderheit diktieren,
wie diese sein sollte, ohne deren Beteiligung.
Bruno Kosak, Stellvertretender
Vorsitzender des DFK und Fraktionsvorsitzender der Deutschen im
Sejmik in der Woiwodschaft Oppeln:
Wir sind sehr traurig darüber, dass
ein Monat nach Polens EU-Beitritt
man in Polen versucht, die Demokratie
um ein rückwärtsgewandten Schritt
zu gestalten. (...) Sie wissen wieder
besser, was wirbenötigen. Sie haben
vergessen, dass der Artikel 35 der Verfassung der nationalen Minderheiten
die Pflege der Sprache, der Kultur und
der Identität garantiert. (...) Wir haben
viele Beweise dafür geliefert, dass unsere Anwesenheit in der Oppelner Region eine Bereicherung darstellt.
Dr. Dariusz Niedzwiedzki, Europäisches Studienzentrum an der Jagiellonen-Universität in Krakau:
Die Mehrheit sollte die Minderheiten schützen, weil diese unsere kulturellen Reichtümer sind. (...) Das
Recht auf die Aufrechterhaltung der
ethnischen und kulturellen Eigenart
gehört zu den Grundrechten eines
Menschen und Bürgers, und dieses
Recht müssen wir schützen. Außerdem, wenn wir die eigene Identität behalten und bewahren wollen, müssen
wir um die Identität der Minderheiten
bemüht sein, weil diese das eigene
Spiegelbild sind.
Damian Spielvogel (SN)
Schlesische Nachrichten 13/2004
Schlesische Volksgruppe?
Die Bewegung für Autonomie Schlesiens
(poln.: Ruch Autonomi Slaska, abg. RAS)
hat anfangs Juni dieses Jahres erneut einen Antrag beim Bezirksgericht in Kattowitz auf Registrierung eines Verbandes der
Schlesier gestellt. Es ist schon der zweite
Registrierungsversuch seitens der Autonomisten. Nachdem 1997 solche Verbandsregistrierung vom Gericht in der ersten Instanz abgelehnt wurde, hat die
RAS- Führung versucht vor allen Gerichtsinstanzen Polens und vordem Europäischen Tribunal für Menschenrechte in
Strassburg ohne Erfolg solche Vereinigungseintragung zu erlangen.
Im Vergleich zu 1997 hat man einen Satz
in der Vereinssatzung geändert. Der Verband ist nicht mehr „eine Vereinigung von
Personen Schlesischer Nationalität", sondern „eine Vereinigung von Personen, die
ihre Zugehörigkeit zur schlesischen Nationalität deklarieren". Dabei berufen sich
die RAS- Leistungsträger auf die Ergebnisse
der letzten Volkszählung in Polen, bei der
173 000 Personen sich zu „einer schlesischen Nationalität" bekannt haben.
Das Gericht in Kattowitz hat nun eine drei
Monate lange Bearbeitungsfrist, wobei in
dieser Angelegenheit auch die Einholung
der diesbezüglichen Meinung des Woiwoden von Kattowitz notwendig ist. Das Gericht wird aber zuerst die Satzung rechtlich prüfen lassen, und wenn die Satzung
keine Beanstandungen rechtlicher Art aufzuweisen haben sollte, dann kann auch der
Woiwode von Kattowitz kein Veto einlegen
und sich der vereinsrechtlichen Eintragung
widersetzen.
Damian Spielvogel (SN)
Pawelka und Spielvogel
wieder gewählt
Bei der diesjährigen Landesdelegiertenversammlung der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU in Nordrhein-Westfalen, die am 5. Juni 2004 in
Köln stattgefunden hat, wurde der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft
Schlesien, Rudi Pawelka, in seinem Amt
als stellvertretender Landesvorsitzender
bestätigt. Ebenfalls in seinem Amt als Beisitzer im OMV-Landesvorstand wurde der
Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien, Damian Spielvogel,
mehrheitlich bestätigt. In dieser nordrheinwestfälischen CDU-Vereinigung steht
nach wie vor Dr. Peter Paziorek MdB an
der Spitze. Der ehemalige Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Dr. Herbert Hupka, ist Ehrenvorsitzende dieser Vereinigung.
SN
Termine
18. Juni 2004: LM Schlesien und Eichendorffgilde Bonn. Sommerausflug der
Kreisgruppe. Weitere Info bei Frau Mitka:
02 28 / 28 26 16. Termine immer aktuell
unter: www.schlesien-bonn.de
POLITIK / LESERBRIEFE
5
Leserbriefe
Die beschwiegene Vertreibung
Ein Leserbrief von Tilman Zülch, Gesellschaft für
bedrohte Völker, in der FAZ vom 23. April
Zu dem Interview mit Gesine Schwan
„ Vertrauen ist eine Ressource von Demokratie" (FAZ vom 26 März).
Wenig staatsmännisch hat Gesine
Schwan mit ihrer Taktik „Diffamieren statt
versöhnen" das Motto unseres amtierenden Bundespräsidenten „Versöhnen
statt spalten" abgewandelt. Als „Tochter eines Besatzungs-Offiziers" soll die
BdV Präsidentin Erika Steinbach weder
Massenvertreibungen der Vergangenheit
dokumentieren noch zukünftige Vertreibungen bekämpfen dürfen. Sonst
droht ihr offenbar eine Art Neuauflage
des Prinzips Sippenhaft von Seiten der
Präsidentschaftskandidatin. Wer sonst
noch muss dieses Verdikt in Sachen Vergangenheitsbewältigung
fürchten,
wenn seine Vorfahren keine Widerstandskämpfer waren?
Auch polnische Behörden und Soldaten haben Unrecht getan und eine viele Millionen zählende indigene Bevölkerung nach dem Krieg aus Zehntausenden Dörfern und Städten im östlichen
Viertel des ehemaligen Weimarer
Deutschlands vertrieben. Sie haben
Konzentrations- und Internierungslager
für östliche Deutsche eingerichtet und
Zwangsarbeiter kommandiert, sie sind
bei den Vergewaltigungen und Deportationen nicht eingeschritten. Zu den Opfern gehörten ehemalige Nationalsozialisten, aber auch die Masse der Unpolitischen, Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter, Arbeiter,
Bauern und Bürgerliche, Geistliche beider Konfessionen, Säuglinge und
Schwangere, Greisinnen und Greise,
Behinderte, soweit sie die NS Verbrechen überlebt hatten, Verwundete und
Kranke.
Die Präsidentschaftskandidatin wirft
Frau Steinbach vor, sie stelle dieses
„Leid der Deutschen nicht in den Kontext des Zweiten Weltkrieges". Soll das
heißen, dass die bis zu 3 Millionen Opfer der Vertreibung zwischen Wolga und
Böhmerwald sozusagen zu Recht umgekommen sind? Die meisten von ihnen
starben nicht als „Kollateralschäden",
sondern waren Opfer überlegten politischen Handelns. Dass diese Verbrechen ohne den Angriffskrieg Deutschlands nicht möglich geworden waren,
entlastet die Täter nicht.
Gesine Schwan hat in ihrem von der
FAZ rezensierten Buch „Politik und
Schuld - Die zerstörerische Macht des
Schweigens" (FAZ vom 27. Februar
1998) den neuen Begriff „Beschweigen"
benutzt. Als Folge des „Beschweigens" der Nazi Verbrechen stellt die Autorin bei den Nachkommen unserer Nation fest, dass es ihr „im Unterschied zu
Amerikanern und allen anderen Europäern an Wärme und Vertrauen mangelt". Die „beschwiegene Schuld" zerstöre das Selbstgefühl der Bürger für Demokratie und gegenseitige Vertrauensfähigkeit. Dann müsste die „beschwiegene" Schuld auch für unsere polnischen Nachbarn unerträglich sein, deren politische Klasse in Sachen „nationale Politik" nicht gerade zur Selbstkritik neigt. Man muss auch das „Beschweigen" der Vertreibungsverbrechen durchbrechen. Deshalb zwei Lesetipps für Gesine Schwan: Robert
Jungks Bericht „Aus einem toten
Land", Ostdeutschland 1945, und Victor Gollancz „Our Threatened Values",
London 1946.
SN
Osterweiterung Verlierer die deutschen Vertriebenen
Die Sieger des Ersten Weltkrieges wollten
Europa neuordnen und schufen somit einige Vielvölkerstaaten auf Kosten des Besiegten. Sie lieferten einige Millionen Deutsche fremden Mächten, fremden Sprachen
und fremden Kulturen aus.
Die Nachbarn Deutschlands „bedienten"
sich, jeder nach seiner Art am deutschen
Eigentum, und Wegnahme von Gebieten,
schon vor dem Versailler Vertrag. Aber auch
durch Vertreibung der Deutschen aus diesen Gebieten.
Sie meinten: so am besten dem Frieden
zu dienen. Sie handelten nicht nach dem
Ausgleich zwischen den Völkern, sondern
handelten nach Härte über den Besiegten.
Diese Neuordnung Europas brachte
keinen Frieden für die Völker Europas, sie
vermehrte die Unruhenherde und legte den
Grundstein für noch größere Auseinandersetzungen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden
im Zuge der Neuordnung ca. 15 Millionen
Deutscher aus ihrer Heimat, unter unmenschlichen Zuständen vertrieben.
Über 2 Millionen fanden dabei den Tod,
sie überlebten die größte Vertreibung der
Welt nicht.
Fast 60 Jahre später hat man nun eine
andere Art der Neuordnung eingeschlagen. Ob diese Neuordnung bzw. Vereinigung Europas von „Fachleuten" vorge-
ZEITGESCHEHEN
6
nomtnen wurde, wird die Zukunft zeigen
müssen. Es wird schwer sein, so viele
Stämme mit unterschiedlichen Sprachen,
und seit Jahrhunderten unterschiedlichen
Kulturen zu vereinigen.
Die Europa Osterweiterung wurde von
den meisten Politiker, beiderseits in Überschwung begrüßt und „gefeiert". Werden
sie aber auch zum Wohle dieses Europa
genauso arbeiten? Hier wird nicht nur das
Nehmen, sondern auch das Geben benötigt. Die Bereitschaft für das Nehmen
ist immer größer als umgekehrt. Hier wird
mit Sicherheit die große Liebe zum vereinigten Europa langsam schwinden,
denn der Alltag ist immer anders als die
ausgelassene Freude.
Was man aber bei dieser Neuordnung
bzw. Osterweiterung vergessen hat, das
sind die deutschen Vertriebenen, das ist
eine sehr schwere „Hypothek", die auf dem
Haus Europa lastet. Diese „Hypothek" sollte und musste vor der Erweiterung gelöscht werden, sie sollte auf alle, die daran beteiligt waren, gleichmäßig verteilt werden. Diese Hypothek wird, da sie nicht gelöscht wurde, niemals erwähnt, immer zwei
Maßeinheiten bilden. Es werden neue Generationen geboren, diese Generationen
werden nicht glauben, dass es nur ein
schlechtes Volk gibt, sie wird nicht glauben, dass es andere nur gute Völker gegeben hat. Sie wird nach der Wahrheit in
den Archiven forschen, die man zu verschweigen pflegte, statt sie aufzuarbeiten
noch zu Lebzeiten der Zeitzeugen. Sie aber
ganz zu verschweigen, tut der europäischen Sache nicht gut.
15 Millionen Menschen vom Hof und
Heimat zu vertreiben kann nicht mit einer
Erweiterung erledigt werden, auch nicht
wenn sie von demokratischen Politiker angeordnet wurden.
Diese 15 Millionen deutscher Vertriebenen wurden weder von den „Beteiligten" noch von unseren eigenen Politikern
erwähnt. Sie sind einfach verschwunden,
von der Existenz gestrichen worden, da
sie nicht in die Politik passten. Oder hat
man diese Vertriebenen in die Grundmauer
des Europäischen Hauses ganz einfach
„unter gemauert"?
„Nichts ist endgültig geregelt, was nicht
gerecht geregelt ist".
Abraham Lincoln,
Präsident der USA 1860 - 1865
F. Mierzwa (SN)
Nachrichten aus Görlitz
Aus der Sächsischen Zeitung für die Schlesische Region Görlitz
Stadthalle wird modernisiert. Die Görlitzer Stadthaile soll bis zum Jahr 2007 für maximal 21,17 Millionen Euro modernisiert werden. Die Stadt will dabei 5,6 bis 7 Millionen
Euro als Eigenmittel beisteuern. Das hat der
Stadtrat jetzt im Grundsatz einstimmig beschlossen. Dabei soll der Saal nicht verkleinert, aber wesentlich verändert werden.
Außerdem soll die Synagoge so weit hergerichtet werden, dass sie von 230 Menschen für Veranstaltungen genutzt werden
kann. Finanz- und Wirtschaftsbürgermeister Rainer Neumer (CDU) machte noch einmal deutlich, dass die Regeln für Fördermittel es nicht zulassen, die Stadthalle isoliert zu sehen. Die Synagoge und die ehemalige Oberlausitzer Gedenkhalle (das
spätere Kaiser-Friedrich-Museum, poln.
„Dom Kultury") Görlitz-Ost sowie das Areal zwischen diesen Einrichtungen müßten
berücksichtigt werden. Die ehemalige
Oberlausitzer Gedenkhalle in Görlitz-Ost ist
allerdings erst für eine spätere Phase des
Brückenparks vorgesehen. Bereits im März
beginnt nun eine europaweite Ausschreibung für die Planungsleistung. Noch vor der
Sommerpause könnte sich dann der Stadtrat entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Danach werden die Inhalte erarbeitet und Kosten kalkuliert. In einem Jahr
dann könnte der Stadtrat den Baubeschluß
fassen. Mit dem Baubeginn ist nach Angaben der Verwaltung Ende 2005 oder Anfang
2006 zu rechnen. Ausgewiesen wird die
Stadthalle als „überregionales multifunktionelles Kongreß- und Kulturzentrum".
Licht für die Peterskirche. Hermann
Rueth, Autor, Bildhauer und Regisseur baut
im Geiste ständig an neuen Projekten. Und
in den kommenden Monaten baut er auch
ganz real an seinem neuen Lebensmittelpunkt. Bevor er im Sommer erneut den
Tuchmacher-Aufstand auf die Bühne am
Untermarkt bringt, will er mit Frau und Kindern nach Görlitz umziehen und seine Heimat, das Allgäu verlassen. Während vor seinem geistigen Auge das neue Zuhause
wächst, sind die Vorstellungen für die nächsten künstlerischen Projekte in Görlitz
Schlesische Nachrichten 13/2004
schon ziemlich ausgereift. Im Herbst will
er sein nächstes Sommertheater-Stück fix
und fertig konzipiert haben. Wieder geht
es um einen Glaubenskonflikt, zwischen
Katholiken und Hussiten, vor allem aber um
den Machtkampf zwischen Görlitzer Kaufleuten. Zentrale Gestalt ist Georg Emmerich, der Begründer des Heiligen Grabes,
um den sich viele Legenden ranken. Zwei
andere Projekte haben zwar mit Rueths Leidenschaft für sinnliche Inszenierungen zu
tun, stellen aber mehr den bildenden Künstler als den Theatermann in den Vordergrund. „Lux sacra" (Heiliges Licht) nennt
er seine Licht-Installation für die Peterskirche. Im September, während der Festwoche zum 500 jährigen Bestehen des Heiligen Grabes, möchte er „die Mystik dieses Raumes neu erleben" lassen.
Euroregion konferiert zum Thema
„Saubere Neiße". Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Arbeitsgruppe
„Saubere Neiße" der Euroregion Neiße
(ERN) findet die 6. Konferenz am 20. und
21. Oktober in Reichenberg statt. Dabei
soll die deutsch-polnische-tschechische
Zusammenarbeit im Einzugsgebiet der
Lausitzer Neiße gewürdigt werden. Zum
Thema Wasser/Naturschutz wird Verbänden, Vereinen und anderen Interessierten
aus Polen, Tschechien und Deutschland
während der Konferenz die Möglichkeit geboten, sich kostenfrei zu präsentieren.
Branitzer Bibliothek nach Pücklers Geschmack. Nach den Vorstellungen von
Fürst Pückler wurde 1861 seine Bibliothek
im Branitzer Schloß eingerichtet. Ein großer Teil der Ausstattung ging 1945 verloren und mußte bei der Wiedereinrichtung
1994 bis 1996 als Museum durch Kopien
oder andere Objekte ersetzt werden. Zu
besichtigen ist das Museum bis Oktober
täglich von 10 bis 18 Uhr.
Westdeutscher Rundfunk - Programmgruppe Information und Meinung
Vorschau auf die Sendung
„Alte und neue Heimat"
Redaktion: Wolf Scheller/ Christiane Ebermaier
Sonntags von 9.20 bis 10.00 Uhr auf WDR 5
04. Juli 2004
Flüchtlingsgeschichten Erfahrungen aus den Nachkriegsjahren
von Armin E. Möller und Lars Gerhardt
11. Juli 2004
Kärnten ist anders - Slowenen in Kärnten
von Ursula Rütten
18. Juli 2004
Armut in Polen - von Antje Krekeler
25. Juli 2004
Koffergeschichten Erinnerungen an Buchenwald und Emilie Schindler
von Ursula Junk und Edith Lia Vasilescu
Das Elend der Roma in der Slowakei
von Christoph Scheffer
01. August 2004
Änderungen vorbehalten!
Schlesische Nachrichten 13/2004
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / TERMINE
Eröffnung zum Schlesischen
Sommersingen 2004 in Bayreuth
„Es lebe das einige, heilige Deutschland!",
beschwor vor 60 Jahren, am 20. Juli 1944,
Claus Schenk Graf von Stauffenberg unmittelbar vor seiner Erschießung.
In diesem Jahr gedenken wir auch des
200. Todestages des wohl größten deutschen Philosophen, Immanuel Kant aus
Ostdeutschland. Seine Werke über
„Pflichterfüllung", die menschliche Erkenntnis und den „Ewigen Frieden" haben
Weltgeltung erlangt. Im Namen des Friedens schickt man aber immer noch Menschen und Völker in den Krieg mit Lüge und
Täuschung. Wir leben in einer Zeit der Attentate und der Verdrehung. Kosovo, Palästina oder Afghanistan sind Synonyme
für sinnlose Gewaltexplosionen.
Hätte es nach dem 2. Weltkrieg in
Deutschland nicht zu einer gleichen Gewaltentwicklung kommen sollen nach
dem Willen gewisser Diktatoren, wie zum
Beispiel Stalin, der die Umsiedlung und
Vertreibung der 10 Millionen deutschen Bewohner aus Ostdeutschland empfahl?
Wem oder was verdanken wir die Rettung
aus dem Nachkriegschaos, dem unbeschreiblichen Elend? Nicht allein dem
Marshall-Plan, sondern auch Persönlichkeiten, die in der Nazidiktatur ein anderes
Deutschland in Kopf und Herz hatten. Können Sie sich noch an die Nachkriegszeit
erinnern, wo man sich schon über Kleinigkeiten freute. Das fing an mit einem
Dach über dem Kopf, einem warmen Zimmer, einem Paar Schuhe, einer einfachen
Schirmmütze oder der belebenden Nachricht, dass vom vermissten Ehegatten und
Vater ein Lebenszeichen kam.
Hoffnung und Freude waren Motor und
Treibstoff aus dem Chaos. Aber nicht allein vom Brot lebten die Menschen, die Gesellschaft. Fernsehen gab es damals
nicht, Radio war eine Seltenheit. Notgemeinschaften und Vereine wurden erst
nach und nach zugelassen. Man lernte sich
kennen beim Schlangestehen vor den Behörden, tauschte sich und Essbares,
Tragbares, Kulturelles aus. Man meinte anfangs, nach wenigen Wochen gehe es wieder heimwärts und die kurze Zeit werde
man schon überbrücken. Mit was denn?
Oft war das Lokal, in dem sich die Heimatlosen trafen, der einzige Raum, wo es
Wärme gab und wo das Heimweh und die
Sehnsucht nach Überwindung der Trennung mit gemeinsamen Liedern erträglicher
waren. Lange Jahre drückten die schrecklichen Erlebnisse der Flucht und Vertreibung auf die Psyche und Gesundheit der
Entrechteten.
Heute wird von uns immer wieder der
Blick nach vorn angemahnt. Doch auch
der Blick in Zeiten der Entbehrung kann
heilsam und nützlich sein. Die Gegenwart
ist vorbei, wenn wir uns der Zukunft zuwenden. Aber welcher Zukunft blicken wir
entgegen? Was kann unseren Glauben an
eine frohe Zukunft bestärken? Terror, Gewalt, Unterdrückung, mangelhafte Vertei-
lung der Ernten und Güter dieser Welt, der
Dünkel von Menschen und Völkern, von
Vorurteilen und ungerechten Urteilen regt
uns auf. Finden wir uns damit ab? Was geht
uns der Zustand jenseits unserer Grenzen
an? Soll'n die uns doch in Frieden lassen!
Wird uns denn nicht unablässig unsere
böse Vergangenheit vorgeworfen? Werden
wir nicht kollektiv zur Verantwortung gezwungen, auch wenn wir oder unsere Eltern Unbeteiligte waren? Ob wir wollen
oder nicht, man zwingt uns eine Antwort
ab. Können wir antworten? Aber wir wollen nicht nur Antworten finden, sondern
auch Fragen stellen! Wir wollen und müssen in den Dialog treten mit jenen, die uns
zu Dauertätern machen wollen, die Unrecht
mit Unrecht aufheben. Wir wollen jene fragen, die geografische Begriffe zu politischen Bezeichnungen umfunktionieren,
z.B. die den geografischen Begriff „Ostdeutschland" in eine politische Worthülse
für das Deutschland zwischen Elbe und
Oder pressen.
Wir wollen Vertrauenswürdigkeit prüfen,
ob das, was gesagt wird, auch so gemeint
ist, wie es gesagt ist. Wir wollen einander
begegnen können ohne Arglist und mit dem
ehrlichen Bemühen um Verständnis und
Verständigung. Was wir für uns erwarten,
billigen wir auch den anderen zu. So wie
damals im August 1950 mit der Charta der
Heimatvertriebenen, fünf Jahre nach dem
Weltkrieg, als die Vertriebenen ein Bekenntnis für ein grenzüberwindendes gemeinsames Europa ohne Rache und Gewalt abgaben. Erst im Vergleich mit den
heutigen Terrorgebieten der Welt kann man
ermessen, welche geistig-moralische
Kraft darin liegt. Doch haben diesen Gedanken auch die Staaten und Gesellschaften jenseits unserer heutigen Grenzen zur Kenntnis genommen, und begriffen? Sind sie bereit, ihn mit umzusetzen,
anzuwenden - oder vermitteln sie uns nicht
das Gegenteil - das Verharren in alten, teils
angstgeprägten, verfälschten Mythen?
Heimatrecht, Garantie des rechtmäßig
erworbenen Eigentums, kann das mit überkommenen Enteignungs- und Vertreibungsdekreten erreicht werden, auf die
sich bestimmte Leute nicht nur in Tschechien sondern auch in Polen berufen? Unser Europa-Abgeordneter Dr. Wuermeling
hat gegen den Beitritt Tschechiens zur EU
gestimmt und eigentlich ein „Ja" gemeint.
Er wollte damit auf die mangelnde Europareife Tschechiens hinweisen. Polen hat
immer noch kein Minderheitenschutzgesetz. Polnische Gerichte berufen sich auf
neue Gesetze und führen noch die angeblich aufgehobenen Vertreibungsdekrete an. Das „Ja" der CSU zum Beitritt
Polens im EU-Parlament weckt Zweifel an
der sogenannten EU-Wertegemeinschaft.
Zwischen Deutschen und Polen gibt es
auf privater Ebene viele gute Kontakte. Man
erkennt im anderen den Menschen mit gleichen Problemen oder ähnlichen Wün-
7
schen. Um die Erweiterung solcher Beziehungen müssen wir uns ab Mai 2004
stärker bemühen, die Schlesische Lebensart, die ja der fränkischen sehr verwandt ist, weiterzutragen, das was uns verbindet stärken, ohne das Schmerzende zu
verbergen. Seien Sie Botschafter Schlesiens, wirken Sie grenzüberwindend,
sprechen Sie mit Ihren Politikern, aber auch
mit den Bewohnern im jetzt europäischen
Schlesien. Geben Sie Antworten und stellen Sie Fragen. Sonntag Lätare bedeutet:
Freue Dich. Wirfreuen uns mit Ihnen, dass
Sie unserer Einladung gefolgt sind und einen frohen Nachmittag in Erinnerung an
den alten Brauch in der schlesischen Heimat miterleben wollen. Ich grüße Sie alle
im Namen unseres Vorstandes der Landsmannschaft Schlesien - Freunde Schlesiens im Kreisverband Bayreuth.
H.Z (SN)
Trauer um
Maria Bloch
Die I. Kassiererin
der Landsmannschaft
Schlesien, Ortsgruppe Gröbenzell,
Frau
Maria
Bloch ist am
27. Mai 2004
nach
langer
Krankheit verstorben.
Sie
wurde am 3. Dezember 1927 in
Hindenburg (Oberschlesien)
geboren.
Nach ihrem Zuzug nach Gröbenzell,
wurde sie 1958 Mitglied der Landsmannschaft Schlesien. Aus Verbundenheit zu ihrer alten Heimat nahm sie
von da an regen Anteil an unserem
Vereinsleben. Nach kurzer Zugehörigkeit, wählte man sie einstimmig zur
ersten Kassiererin.
Sie hat, wie kaum ein Anderer, ihre
Aufgaben fast 45 Jahre mit viel Herz
und Heimatliebe erfüllt. Für ihre Verdienste erhielt sie 1980 die goldene
Ehrennadel. Wir werden ihr stets ein
ehrendes Gedenken bewahren.
Landsmannschaft Schlesien,
Ortsgruppe Gröbenzell
Termine
25. Juli bis 31. Juli 2004
„Busreise nach BERLIN, Hauptstadt
Deutschlands" - Organisiert durch die
Kreisgruppe Neuss mit Seminar und Besichtigungen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Berlin und Potsdam, sowie Ausflug in den Spreewald - Abf.
Kaarst, St. Martinus; Abf. Neuss, Bf.
Knuffmann - Anmeldung/Programm:
Paul Schindter, Kaarst, Tel. 02131 / 62368
8
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / LANDSLEUTE
Bundesverdienstkreuz für
Helmut Riedel
Am 27.5.04 verlieh die bayrische Staatsministerin Christa Stewens im Auftrag des
Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland an Helmut Riedel, vormals Landesvorsitzender der Schlesier in
Bayern, Zu der Feierstunde im Großen Sitzungssaal des Ministeriums war die große Familie von Helmut Riedel anwesend,
wie auch viele Schlesier nebst Landesvorstandsmitgliedern, die ihm die Ehre erwiesen.
Bei ihrer Laudatio hat Frau Ministerin
Stewens besonders die gute Zusammenarbeit mit Helmut Riedel in den
vergangenen
Jahre gelobt.
Die Deutschlehrerseminare
für
Schlesische Lehrer, die
(durch Förderung der Staatsre
gierung) unter Leitung Helmut Riedels bisher durchgeführt wurden und auch dieses
Jahr wieder durchgeführt werden können,
sind ein großer Erfolg. Helmut Riedel war
immer ein verlässlicher Gesprächspartner
der Vertriebenen in Bayern.
Christiane Webert (SN)
Schlesische Nachrichten 13/2004
Nachruf
Am 14.5.2004 verstarb in Langen bei
Bremerhaven die langjährige Leiterin
und Kassenwartin des Frauenkreises,
Netta Frenzel. Geboren am 18.8.1919
in Uhlenmühlen bei Verden/Aller, kam
sie durch ihren schlesischen Ehemann
Walter Frenzel zur Landsmannschaft
Schlesien, in die sie am 1.1.1954 eintrat. In diesen mehr als 50 Jahren hat
sie sich in verschiedenen Funktionen
sehr um die Landsmannschaft verdient
gemacht, so dass sie mit der Goldenen Treuenadel, der Goldenen Ehrennadel und 1983 mit der höchsten Auszeichnung der Schlesier auf Bundesebene, dem Schlesierkreuz, geehrt
wurde. Ihr Tod reißt eine Lücke in die
Kreisgruppe Bremerhaven der Landsmannschaft Schlesien. Wir werden ihr
stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
O. T./J. S.
Schlesiertreffen in
der Fränkischen
Schweiz
Bundestreffen der Matthesianer 2004
Vom 17. - 1 9 . Mai dieses Jahres trafen sich
Mitglieder des Matthesianer-Verbandes im
St. Burkardus-Haus in Würzburg zu ihrem
alljährlichen Bundestreffen. Es handelt sich
dabei um ehemalige Schüler des St. Matthias-Gymnasiums in Breslau. Diese
Schule feierte im Jahre 1938 ihr 300-jähriges Bestehen. Und wenn heute 60 Jahre nach dem letzten Abitur sich noch Schüler treffen, von Flensburg bis Berchtesgaden kommend, so kann man vermuten,
dass diese Schule ihnen seelisch-geistige Prägungen vermittelt hat, die ein ganzes Leben hindurch wirksam geblieben
sind. Das Programm dieser Bundestreffen ist stets weit gefächert. Heuer erkundete man per pedes apostulorum auf einerausgedehnten Stadt-Exkursion die fast
übervolle Würzburgische Kulturlandschaft (alte Universität, Residenz, KilianDom, alte Steinbrücke), auf den Spuren
von Matthias Grünewald, Tilman Riemenschneider, Balthasar Neumann und
Giovanni Tiepolo wandelnd. Und man gedachte auch solcher Leuchten der Wissenschaft wie Rudolf Virchow, Wilhelm C.
Röntgen und Werner Heisenberg.
Mit zeitgenössischer Malerei machte
derClaretiner-FraterK. H. Geyer bekannt,
als er die Bildmeditation „Alles hat seine
Zeit" mit musikalischer Untermalung prä-
sentierte. Den Festvortrag hielt Prof. Dr.
Mentzel über das recht aktuelle Thema
„Schlesien als gelebtes Europa". Höhepunkt des Treffens war die EucharistieFeier, die der Prälat W. König (Apostolischer Protonotar) in Konzelebration mit
zwei Matthesianern feierte. Dabei gedachte man in Dankbarkeit der Lehrer und
Mitschüler, die den Matthesianern in die
Ewigkeit vorausgegangen sind.
Hans Zwiener (SN)
50jähriges Jubiläum
der Ortsgruppe
Eschweiler
Im Mai 2004 traf sich die Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien, Ortsgruppe Eschweiler im
Haus Flatten, um ihr 50jähriges Bestehen
zu feiern. Zu Gast war Schirmherr Landrat Carl Meulenbergh, der der Landsmannschaft das Prädikat „Verlässlicher
Partner" bescheinigte. Bürgermeister
Rudi Bertram betonte, dass die Mitglieder der Landsmannschaft mit gutem Beispiel vorangingen und Hoffnungsträger für
die Jugend seien.
SN
Zu einem vollen Erfolg gestalteten die
Kreis- und Ortsgruppen der Landsmannschaft Schlesien aus Jena, Erlangen und
Ebermannstadt ihr Jahrestreffen, zu dem
sich auch die Chorgemeinschaft 1858Sängervereinigung/Schlesierchor gesellte.
Basierend auf der Städtepartnerschaft
Erlangen-Jena stärken die thüringische
Kreisgruppe und der fränkische Ortsverband der Landsmannschaft Schlesien die
kommunalen Bemühungen zur besseren
Verständigung zwischen West und Ost.
Erlangens Stadtrat Eberhard Berger
(CSU) und sein Ebermannstadter Kollege
Ernst Schmeißer begrüßten das Unterfangen, die in jährlicher Wechselfolge stattfindenden Treffen nunmehr auch in den
Landgemeinden von Thüringen und Franken durchzuführen. Die von der bayerischen Landesfrauenreferentin Anneliese
Woschke geleitete Schlesische Trachtengruppe aus Ebermannstadt eröffnete mit
ihrem Nachwuchs den Nachmittag mit
„Sommersonntagsliedern".
Dem eiferten Renate Gregor und Walter Görlitz mit Lobeshymnen auf die Heimat am Oderstrand nach.
Mit Dr. Richard Taubald am Pult besang
die Erlanger Chorgemeinschaft Sängervereinigung / Schlesierchor die Schlesische
Lebensart.
Peter Mehr, Jena, und Erwin Gregor, Erlangen, die Vorsitzenden der LS-Kreis- und
Ortsgruppen, tauschten mit Anneliese
Woschke (Ebermannstadt) Erinnerungsurkunden aus.
Das nächste Schlesiertreffen auf Kreisund Ortsebene findet am 7. Mai 2005 in
Schwarzburg / Thüringen statt.
SN
Schlesische Nachrichten 13/2004
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / LANDSLEUTE
Bundesverdienstkreuz für Bruno Renner
aus Fröbel bei Glogau Landshut/Straubing
Staatsminister und
Leiter der Bayerischen Staatskanzlei,
Erwin Huber, zeichnete im Namen des
Bundespräsidenten
u.a. den Glogauer
Bruno Renner aus
Straubing mit dem
Bundesverdienstkreuz am Bande
aus.
„Es ist eine schöne Tradition, Menschen
auszuzeichnen und zu würdigen, die über
lange Zeit hinweg und in besonderem Maße
Leistungen für das Allgemeinwohl erbracht haben". Mit diesen Worten leitete
Staatsminister Erwin Huber als Leiter der
Bayerischen Staatskanzlei im Namen des
Bundespräsidenten die Verleihung des
Bundesverdienstkreuzes u. a. an den in
Straubing lebenden Bruno Renner im
Pfarrkirchener Rathaus ein.
Das Bundesverdienstkreuz wurde 1951
vom Bundespräsidenten Theodor Heuss
eingeführt. Es ist die höchste Ehrung der
Bundesrepublik, ein sichtbares Zeichen des
symbolischen Dankes für Verdienste um
das Gemeinwohl. (...)
Die Regierungsvizepräsidentin Monika
Weinl der Bezirksregierung von Niederbayern hob hervor, dass jede Gemeinschaft
vom Engagement des Einzelnen lebe. Nach
ihren Worten haben die Geehrten weit mehr
als nur ihre Pflicht getan und über viele Jahre Zeit, Tatkraft, Ausdauer und Nerven investiert, ohne nach dem eigenen Vorteil zu
fragen. Das Gemeinwesen braucht Leute
wie auch Bruno Renner als Beispiel und
Ansporn.
Bruno Renner wurde in Fröbel bei Glogau geboren, wo sein Vater als Bahnbeamter tätig war. In Fröbel war einer der großen Verladebahnhöfe für Zuckerrüben in
Schlesien. Von diesem Ort stehen heute nur
mehr die Kirche und zwei landwirtschaftliche Anwesen. Die übrigen Anwesen sind
wegen des nach 1945 massiven Kupferbergbau abgerissen worden.
Nach dem Besuch der Handelsschule
im 1939 rund 31.200 Einwohner zählenden
Glogau bildete er sich noch an der dortigen Landwirtschaftsschule fort und wurde beim Tierzuchtamt in Glogau von Dr.
Gmelin angestellt. 1938 erfolgte die Einberufung zum Arbeits- und anschließend
zum Militärdienst bei einer Luftwaffensanitätsstaffel mit der bekannten Ju 52. Im
Bereich der russischen Mios-Front der 7.
Armee wurde er verwundet und lernte im
Lazarett Kiew seine heutige Frau Amalie,
geborene Hilmer, aus Rain, Landkreis
Straubing, kennen. Nach der Hochzeit im
Dezember 1944 wurde Frau Renner
wegen des Todes ihrer beiden Brüder aus
dem Sanitätsdienst entlassen und Bruno
Renner war an die Front in Italien versetzt
worden. Nach Gefangenschaft in der Po-
Ebene ist Bruno Renner im Juli 1945 aus
der Kriegsgefangenschaft entlassen worden. Anfangs lebten die Eheleute Renner
mit Sohn und Tochter in Rain, Landkreis
Straubing, bis sie 1952 ihr Eigenheim in
Straubing beziehen konnten.
Nach Kriegsende war Bruno Renner im
Ernährungsamt Vilshofen tätig, danach im
Landwirtschaftsamt Straubing mit Ingenieurstudium in Landshut-Schönbrunn
und folgender Tätigkeit als Fachberater für
Pflanzenbau, -schütz sowie Lehrlingsausbildung. 1983 ist er als Ing.-Agrar 65jährig in den Ruhestand versetzt worden.
Von 1962 bis 1982 war Bruno Renner
beim Bayerischen Landesverband für Vogelschutz aktiv und errichtete Kreisverbände. Von 1974 bis 1994 fungierte er als
Mitglied des Naturschutzbeirates der
Stadt Straubing.
Noch heute ist er mit der Landschaftspflege im Rahmen der Naturschutzwacht
9
verbunden, seit 40 Jahren immer noch für
den Wetterdienst tätig, wobei ihm 1995 für
seine besonderen Verdienste die Staatsmedaille der Bayerischen Landesregierung
durch das Bayerische Staatsministerium
für Ernäherung, Landwirtschaft und Forsten verliehen worden ist.
In der Landsmannschaft Schlesien Nieder- und Oberschlesien - ist Bruno Renner seit 52 Jahren im Orts- und Kreisverband Straubing ein engagiertes und geachtetes Mitglied. Schon unter dem ersten
Vorsitzenden Waldemar Kluge gehörte er
ab 1952 viele Jahre als Beisitzer der Vorstandschaft an. Mehrmals ist Bruno Renner mit der gesamten Familie sowie
Freunden und Bekannten in der Heimat
Schlesien und besonders in Glogau gewesen. Für die Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien - beglückwünschen der Bezirksvorsitzende von
Niederbayern, Kurt-Peter Nawroth, sowie
Erwin Sommer als Vorsitzender des Ortsund Kreisverbandes Straubing, Bruno Renner zu seinem engagierten Lebenswerk und
der großartigen, besonderen Auszeichnung.
Hans J. Kupke (SN)
Landesdelegiertenversammlung 2004
der Landesgruppe Hessen
Anlässlich der Landesdelegiertenversammlung der Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe Hessen, stand die
Wahl der Landesvorstandes an. In seinem
Rechenschaftsbericht bedankte sich der
Landesvorsitzende, Joseph Pietsch, bei allen Vorstandsmitgliedern für die in den vergangenen zwei Jahren geleistete Arbeit.
Wiedergewählt ohne Gegenstimmen
wurden der bisherige Landesvorsitzende
Joseph Pietsch, die stellv. Landesvorsitzende Erna Peilieke, der Schatzmeister
Gerhard Kuschel, die Landespressereferentin Eva-Maria Pietsch, die Landesschriftführerin Gaby Eichenauer, der Landesgeschäftsführer Klaus Zeimer. Neugewählt wurden der stellv. Landesvorsitzende Karl-Heinz Haider und der Landeskulturreferent Gerold Schmidt.
Der Landesehrenvorsitzende, Dr. Heinrich Trierenberg, stellte sein Buch „Rathäuser in Niederschlesien" vor. Er bedankte
sich bei allen, die seine begonnene Arbeit
in der Landesgruppe Hessen weiterführen
und überreichte dem Vorsitzenden Joseph
Pietsch das Buch „Erich Fuchs - Leben und
Brauch im Riesengebirge".
Das Hauptreferat hielt der Bundesgeschäftsführer Damian Spielvogel. Er begann
mit dem Datum 1. Mai 2004, an dem Polen in die EU aufgenommen wurde.
Schmerzhaft sei nach wie vor die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze 1992. Zutiefst enttäuschend war, dass 1992 im Deutschen Bundestag Beifall geklatscht wurde bei der Wegnahme unserer angestammten Heimat. Als nach dem 1. Weltkrieg Ost-Oberschlesien abgetrennt wurde, wurden am Deutschen Reichstag die
Fahnen auf Halbmast gesetzt.
Unsere Chance ist, dass wir Kontakt halten können mit unseren Landsleuten in
Schlesien. Es sei traurig und unverständlich, dass die gegenwärtige deutsche Regierung kein Gespräch mit den Deutschen
in Schlesien führt. Spielvogel betonte, dass
wir als Landsmannschaft Schlesien
weiterhin in Schlesien tätig sein müssen und
bedankte sich bei Dr. Trierenberg, dass er
schon früh den Weg gezeigt hat, wie man
zusammen kommen kann. Von Berlin ist
nichts zu erwarten, aber wir sollten rasch
auf Lösungen drängen. Kompromisse sind
immer nötig und die Befindlichkeiten auf
beiden Seiten sind zu respektieren, aber
wir dürfen nicht nur geben und nachgeben,
ohne selbst zu verlangen.
Unsere Schlesische Geschichte ist 1000
Jahre alt, nicht nur 12 Jahre der NS-Zeit.
Die Jugend erwartet umfassende Wahrheit.
Einiges haben die Deutschen in Schlesien
erreicht, aber es ist zu wenig: zum Beispiel
gibt es noch immer keine zweisprachigen
Ortsschilder, keine deutschen Schulpläne,
obwohl dies vertraglich vereinbart ist. Es ist
dringend erforderlich, dass die Landsmannschaft weiterhin das tut, was von der
anderen Seite nicht geschieht. Sie muss Gespräche führen, Begegnungen finden - auch
mit der polnischen Bevölkerung, es muss
an historische Wahrheiten erinnert wenden.
Wenn wir- die Landsmannschaft - nicht die
Stimme für Schlesien erheben, tut es keiner mehr. Wir haben einen großen Auftrag
für Schlesien, mahnte Spielvogel und beendete sein Referat mit hoffnungsvollem und
zukunftsweisendem „Schlesien Glückauf!"
Die Sammlung Treuespende für Schlesien erbrachte einen ansehnlichen Betrag.
SN
10
Brücke sein - Mein
Herz für Oberschlesien
Tag der
Oberschlesier 2004
„Papst Johannes Paul II. hat den Beitrag der
Oberschlesier zur Völkerverständigung gewürdigt. Insbesondere die Landsmannschaft der Oberschlesier (LdO) setze sich seit
Jahren für ein friedliches Miteinander der Europäer auf Grundlage der christlichen Werte ein" - hieß es am Pfingstsonntag in Rheinberg bei Wesel während des 28. Bundestreffen der Landsmannschaft der Oberschlesier. Erstmalig hat ein Oberhaupt der
römisch-katholischen Kirche eine Grußbotschaft und sein Apostolisches Segen an die
Teilnehmer des traditionellen „Tages der
Oberschlesier" gesandt.
„Brücke sein - Mein Herz für Oberschlesien" lautete das Motto des Treffens,
das unter der Schirmherrschaft des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten
Peer Steinbrück stand.
1964, also vor 40 Jahren, übernahm die
damalige Landesregierung in Düsseldorf die
Patenschaft über die Landsmannschaft der
Oberschlesier und über die in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Oberschlesier. Zum 40jährigen Bestehen der Patenschaft würdigte Wolfram Kuschke, Minister und Chef der Staatskanzlei, während
der Kundgebung in der vollbesetzten Veranstaltungshalle die völkerverbindende Arbeit der Oberschlesier: „Wir können auf das
Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit
stolz sein. Aus einem zerstörten, verfeindeten Kontinent ist ein Europa des Friedens
und der offenen Grenzen entstanden. Und
daran haben die Oberschlesier ihren Anteil."
Ebenfalls erstmalig hat ein Vertreter der
Wojewodschaft Schlesien (früher Kattowitz)
an der Großveranstaltung der Oberschlesier teilgenommen, der auf Einladung der
Landsmannschaft nach Rheinberg gekommen war. Marian Jarosz vom Vorstand
der Wojewodschaft Schlesien, zu der auch
das Land Nordrhein-Westfalen partnerschaftliche Verbindung unterhält und
zum großen Teil aus dem oberschlesischen Industriegebiet besteht,
sprach sowohl bei der Eröffnung als
auch bei der Hauptkundgebung eir
Grußwort, das mit großem Beifall
der Anwesenden bedacht war.
LANDSLEUTE
Schlesische Nachrichten 13/2004
Karten und Stempel der Schlesiertreffen
Heute: 1997
In der nächsten Ausgabe: 1999
Auch in den Reden des Bundesvorsitzenden und Sprechers der Landsmannschaft der Oberschiesier, Klaus Plaszczek,
spielte die 40jährige Patenschaft wie auch
in die Einbindung der Oberschiesier in die
grenzüberschreitende politische und kulturelle Arbeit eine wichtige Rolle. Die EUOsterweitung bezeichnete er als eine große Chance für Polen, aber auch für alle
Oberschiesier.
Besonders beeindruckend waren die religiösen Veranstaltungen, wie die Maiandacht mit dem Apostolischen Visitator Prälat Winfried König am ersten Treffenstag und
das Pontifikalamt am Pfingstsonntag mit
dem aus Beuthen OS stammenden
Münchner Kardinal und emeritierten Dogmatiker Leo Scheffczyk, bei denen inbrünstig die alten Oberschlesischen Kirchenlieder gesungen wurden.
Treu der Heimat und dem Glauben ihrer
Vorfahren - dies haben die sehr zahlreichen
Teilnehmer des harmonisch verlaufenden
„Tages der Oberschiesier" zukunftrichtend bewiesen. Damian Spielvogel (SN)
Der Bundesgeschäftsführer
der Landsmannschaft Schlesien Damian Spielvogel (erster von links) hat die Vertretung für die Landsmannschaft Schlesien bei dem
diesjährigen „Tag der Oberschiesier" vorgenommen.
S.E. Kardinal Leo Schaeffczyk
beim Pontifikalmat anlässlich
des „Tages der Oberschiesier" 2004 in Rheinberg
Fotos: Gerhard Schyma (SN)
Aus der Sammlung Michael Ferber
Termine Heimatkreistreffen
ab August 2004
28. + 29. August
50 Jahre Patenschaft Landkreis/Region
Hannover - Kreis Löwenberg
4. September
Heimatgemeinschaft Wansen in Bielefeld
4.- 5. September
Hirschberger Heimattreffen in Alfeld
4. - 6. September
25. Patenschafts- und Heimattreffen der
Kreis Freystädter in Weilburg/Lahn
10.-12. September
Heimatkreistreffen Oels, Stadt und Kreis
in der Patenstadt Hechingen/Hohenzollern.
10.-12. September
27. Bundestreffen des Heimatkreises
Guhrau in der Patenstadt Herzberg/Harz
„50 Jahre Patenschaft"
11.-12. September
25. Bundestreffen der Grottkauer in
Beckum
14.-17. September
Haynauer Treffen in Friedrichsroda
18. / 1 9 . September
Heimatkreistreffen Groß Wartenberg,
in Rinteln/Weser
19. September
Bundesheimattreffen
Stadt-Landkreis
Schweidnitz in der Patenstadt Reutlingen
25. / 26. September
Heimatkreistreffen Breslau-Land in
Borken/Westf., Stadthalle Vennehof
23. + 24. Oktober
Gleiwitzer Heimattreffen in der Patenstadt
Bottrop
Schlesische Firmen
Teil 8
Brändle
Ölmühle, Schlesische Spezialität: „Vital - Leinöl" -1851 erstmals unter dem
Firmenname „Brändle" erwähnt, in
Empfingen
Schlesische Nachrichten 13/2004
LANDSLEUTE / HEIMAT SCHLESIEN
750-Jahr-Feier Beuthens OS
Die jetzt 200 Tausend zählende oberschlesische Stadt Beuthen feierte am
letzten Maiwochenende ihr 750jähriges
Gründungsjubiläum.
Eine Reihe von Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerten und Meetings
begleiteten die Feierlichkeiten, aber
auch die unsichere Zukunft der Stadt.
Viele Jahre war Beuthen OS eine typische Stadt der Montanindustrie des
oberschlesischen Kohlereviers. Heute
gibt es nur noch drei Steinkohlebergwerke, wobei ein alsbald geschlossenen
werden soll und die zwei weiteren miteinander fusionieren sollen. Hüttenwerke gibt es nicht mehr. Die städtische Bausubstanz wird von Bergbauschäden als
Folge des „Raubkohleabbaus" der
Nachkriegszeit geplagt. Der Zustand
der Straßen und der Wohnhäuser wird
immer schlechter und die Arbeitslosenquote
liegt
Die Anfänge Beuthens reichen bis in
das 11. Jahrhundert. Im Jahr 1254 verleihte der Herzog Wladislaus I. von Oppeln die Lokationsurkunde. Somit wurde aufgrund einer deutschrechtlichen
Gründung aus einem Markdorf am Fuße
des Margarethhügels eine der ältesten
Städte Oberschlesiens gegründet.
Es ist bedauerlich, dass die Zukunft
der Stadt so düster ausschaut, und dass
in die Jubiläumsfeierlichkeiten die deutschen Vertriebenen und Aussiedler aus
Beuthen OS fast überhaupt nicht eingebunden waren.
Damian Spielvogel (SN)
derzeit bei 26
Prozent.
Sankt Anna-Wallfahrt in der Sprache des Herzens
Etwa dreitausend Pilger, vor allem Angehörige der deutschen Volksgruppe, versammelten sich in der Lourd - Grotte am
Sankt Annaberg in Oberschlesien, um am
Pontifikalamt mit dem Oppelner Erzbischof
Prof. Alfons Nossol, anlässlich der traditionellen Wallfahrt der Minderheiten, teilzunehmen. Der Losung „Jesus Christus Hoffnung für Europa" folgten die zahlreichen, obwohl etwas weniger als in den Vorjahren, vor allem deutsche Pilger aus Nieder- und Oberschlesien, aus Zuckmantel
im Österreich-Schlesien und auch aus der
Bundesrepublik Deutschland. Die politischen Prominenz der Oppelner Region war
ebenfalls zugegen, so auch Friedrich Petrach, VdG-Präsident, die Sejm-Abgeordneten Heinrich Kroll und Helmut Pazdzior,
der Vize-Marschall Richard Galla, derSejmik- Fraktionsvorsitzender Bruno Kosak,
die DFK-Landräte Josef Gisman und
Christoph Wysdak oder auch Joachim Niemann, Blasius Handczuch, Joachim Czernik, Richard Donitza und auch polnische
Vertreter der regionalen Selbstverwaltungsorgane.
Bei herrlichem Sommerwetter haben die
Pilger mit großer Aufmerksamkeit der Predigt des Erzbischofs Nossol zugehört, die
teilweise einen sehr leicht politischen Charakter hatte. Er knüpfte an die theologische
Bedeutung der Heiligen Dreifaltigkeit an,
die in einer Gemeinschaft der göttlichen
Liebe vereint sind. Er hat dann vor allem
die Angehörigen der deutschen Volksgruppe um Solidarität untereinander ge-
11
Verabschiedung
von Dr. Peter Ohr
Unlängst wurde in Oppeln der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, Dr. Peter Ohr, verabschiedet, da er aus dem diplomatischen
Dienst ausscheidet. Sein Amt als Generalkonsul in Breslau bekleidete der
gebürtige Breslauer seit 1999.
Bei der Verabschiedungsfeier waren
neben Freunden und Bekannten des
Generalkonsuls auch Vertreter der
schlesischen Wojewodschaften und der
kommunalen Selbstverwaltungsorgane
Schlesiens. Der Marschall der Wojewodschaft Oppeln ehrte den ausscheidenden Diplomaten mit der Medaille „Für Verdienste für die Wojewodschaft Oppeln".
In den fünf Jahren - so der Dr. Ohr ist vieles für die deutsch-polnische Verständigung getan. Auch die Hilfegewährung bei Vorbereitung Polens auf
eine EU-Mitgliedschaft gehört zu den
Verdiensten von Dr. Peter Ohr.
Damian Spielvogel (SN)
beten, da nur in Geschlossenheit ist Kraft
gegeben. Er mahnte gleichzeitig an, dass
man die, die Fehler gemacht haben, korrigieren sollte, weil die Einheit nicht in der
Zersplitterung zu finden ist, gleichzeitig sollte man diejenigen, die Fehler gemacht haben, nicht ausschließen. Erzbischof Nossol hat auch in seiner eindruckvollen Predigt darum gebeten, dass man sich als
Volksgruppe nicht provozieren lassen
sollte, daher erteilte er jeglichen Form des
Separatismus, namentlich nannte er die
Bewegung für Autonomie Schlesiens,
eine Absage. Gleichzeitig mahnte er die die
Verwirklichung der Rechte der nationalen
Minderheiten, denn - so Erzbischof Nossol - diese sind eine Bereicherung und hat
sich dabei auf die seine Aussage bestätigende Worte des Papstes Johannes Paul
II. aus dem Jahr 1989 berufen, weil für viele stellen die nationalen Minderheiten ein
notwendiges Übel, das man nicht bereit
ist zu akzeptieren.
Für den landsmannschaftlichen Bereich
aus der Bundesrepublik Deutschland waren u.a. anwesend der Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien, Damian Spielvogel, der Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft der Oberschlesier, Andreas Gudrun, und der
Bundesschatzmeister der Schlesischen Jugend, Adam Stein.
In den Nachmittagsstunden der diesjährigen - bereits 9. - Wallfahrt, die traditionell am zweiten Juni-Wochenende
stattfindet und von Pfarrer Wolfgang Globisch ausgezeichnet vorbereitet wird,
wurde ein sehr umfangreiches kulturelles
Programm angeboten, das von den Gliederungen der organisierten deutschen
Volksgruppe gestaltet wurde.
Damian Spielvogel (SN)
MUNDART / TERMINE
12
Was sie über die Schlesische Kultur wissen sollten
Blaue Berge, grüne Täler
2. Teil
Das „Riesengebirg'lers Heimatlied"
feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag
Heil'ge Heimat! Wohl kein deutscher
Volksstamm ist von einem so tiefen Heimatgefühl durchdrungen, wie die Riesengebirgler. Weilt er in der Ferne, so hält
die Heimat ihn mit ihrem Arm liebevoll umfangen. Die Heimatliebe, die Verbundenheit zur Mutter Schläsing, wer könnte es
besser zum Ausdruck bringen, als die von
Othmar Fiebiger verfassten Zeilen des Riesengebirglers Heimatliedes. Voller Inbrunst sangen es die Schlesier, als sie in
Viehwagen gepfercht, ihre Heimat 1946 für
immer verlassen mussten. Viele meiner
schlesischen Freunde haben mir diesen
Abschied aus der Heimat bestätigt.
Das Riesengebirgslied zog mit den vertriebenen Schlesiern und Sudetendeutschen in deren neue Welt. Wo immer sich
Schlesier trafen, erklang ihr Lied in alter
Wärme und Inbrunst. Viele unbekannte und
bekannte Schriftsteller schufen neue Verse für ihr Heimatlied. So ist von Irene Flemming, einer Schriftstellerin aus Fischbach
im Riesengebirge, anlässlich eines Ortstreffens folgender Vers nachgedichtet
worden:
Komm ich heut' ins alte Dörflein,
sehn die Häuser traurig aus,
und ich höre fremde Laute,
Fremde gehen dort ein und aus.
Aber droben im Gebirge
wird mein Herz mir wieder frei!
Ach, wie schön ist Gottes Schöpfung,
ob sie deutsch, ob polnisch sei!
Du, mein liebes Riesengebirge,
wo die Elbe so heimlich rinnt,
wo der Rübezahl mit seinen Zwergen
heut noch Sagen und Märchen spinnt.
Riesengebirge, liebes Gebirge!
Meine herrliche Heimat Du!
Über viele Jahre hatte keiner an unserem
Riesengebirgslied etwas auszusetzen.
Auf Schallplatten wurde es auch außerhalb Schlesiens zu einem Verkaufsschlager. Der Dirigent Dobrindt nahm es in die
Rundfunkprogramme und selbst der Film
nutzte die Beliebtheit des Liedes. In den
fünfziger Jahren entstand der beliebte und
beachtete Film „Grün ist die Heide" mit den
Schauspielern Willy Fritsch, Sonja Ziemann
und Oskar Sima in den Hauptrollen, wo
das Riesengebirgslied einbezogen und besungen wurde.
Arg wurde es aber für das Lied noch
einmal in der Phase des „Kalten Krieges"
zwischen Ost und West.
Wie bereits erwähnt nahmen die Polen
und die Tschechen Anstoß an dem Text
des Liedes. Mit der DDR-Regierung erwirkten beide Länder ein offizielles Verbot
dieses Liedes. Fortan durfte der Text nicht
mehr gesungen werden. Diesem absoluten Verbot schloss sich zwar die Bundesrepublik nicht an, doch die hier ansässigen Medien hielten sich an die ausgegebene Marschroute. Das ZDF stellte in einer abendfüllenden Sendung einen Querschnitt der deutschen Volksmusik vor und
forderte die Zuschauer auf, die beliebtesten Volkslieder mitzuteilen, um sie in der
Sendung vorzustellen. Das hier beschriebene Volkslied erfreute sich noch in den
siebziger Jahren solcher Beliebtheit, dass
es einen Spitzenplatz in der Hörerwunschliste einnahm. Eine Woge des Protestes ging beim Fernsehen aber nach der
Sendung ein, als man das Riesengebirgslied nur als Instrumentaltitel brachte. Zur Chronistenform sei genüge getan,
dass erwähnt wird, dass es in dieser ZDFSendung die einzige Fassung war, die seines Textes beraubt wurde ...
Inzwischen können die Schlesier dieses Lied wieder singen und hören, wann
immer sie wollen. Der Klang seiner Melodie ist ein Gruß von daheim aus dem Riesengebirge und ein tröstendes Streicheln
der Heimat. Immer wieder zaubert das Lied
ein liebes Bild
„Blaue Berge, grüne Täler...."
Riesengebirglers Heimatlied
1. Blaue Berge, grüne Täler,
mittendrin ein Häuschen klein.
Herrlich ist das Stückchen Erde
und ich bin ja dort daheim.
Als ich einst ins Land gezogen,
ha'm die Berg' mir nachgesehn,
mit der Kindheit, mit der Jugend,
wußte nicht, wie mir geschehn.
Refrain:
Oh, mein liebes Riesengebirge,
wo die Elbe so heimlich rinnt,
wo der Rübezahl mit seinen Zwergen
heute noch Sagen und Märchen spinnt.
Riesengebirge, deutsches Gebirge,
meine Liebe Heimat du !
2. Ist mir gut und schlecht gegangen,
hab' gesungen und gelacht,
doch in manchen bangen Stunden
hat mein Herz ganz still gepocht.
Und mich zog's nach Jahr und Stunde
wieder heim ins Elternhaus
hielt's nicht mehr vor lauter Sehnsucht
bei den fremden Leuten aus.
Oh, mein liebes ....
3. Heil'ge Heimat! Vater! Mutter!
Und ich lieg'an ihrer Brust
wie dereinst in Kindheits Tagen,
da vom Leid ich nichts gewußt.
Wieder läuten hell die Glocken,
wieder streichelt ihre Hand;
und die Uhr im alten Stübchen
tickt wie grüßend von der Wand:
Oh, mein liebes
4. Für uns schlug die bittre Stunde,
aus dem Tal sind wir verbannt,
das von uns und uns'ren Ahnen
heil'ge Heimat wird genannt.
Wieder blühen Anemonen,
Habmichlieb und Enzian,
doch es freut kein deutsches Auge
in der Heimat sich daran.
Leb'wohl, mein liebes ....
5. Betend rufen wir zum Himmel:
Vater, höre unser Flehn,
laß' nach dieser Zeit der Prüfung
uns die Heimat wiedersehn!
Und der Herrgott wird es geben,
dass der rohe Haß vergeht
und die schwarzrotgoldne Fahne
wieder auf der Koppe weht.
Oh, mein liebes....
6. Und kommt's einstens zum Begraben,
mögt ihr euren Willen tun.
Nur das eine, ja das eine:
Laßt mich in der Heimat ruhn!
Wird der Herrgott mich dann fragen
oben nach dem Heimatschein,
will ich deutsch und stolz und deutlich
vor dem Himmelstore schrei'n.
Bin aus dem lieben Riesengebirge,
wo die Elbe so heimlich rinnt,
wo der Rübezahl mit seinen Zwergen
heut noch Sagen und Märchen spinnt.
Riesengebirge, deutsches Gebirge,
meine liebe Heimat du!
F.-W. Preuß
Termine Haus Schlesien
4. 7. 2004, 15.00 Uhr, DER SONNTAGSVORTRAG von Prof. Dr. Marek
Hacub, Breslau: „Fern von gebildeten
Menschen, am Ende des Reiches?"
Schlesien im Leben und Werk des
Dichters Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
11.7.2004,15.00 Uhr, Sommerliches
Konzert mit dem Zupforchester Oberkassel (bei schönem Wetter im Innenhof),
Eintritt frei.
18.7.2004, Sommer- und Stiftungsfest, Musik: u. a. „Blechschaden" aus
Königswinter
HAUS SCHLESIEN - Museum für Schlesische Landeskunde, Dollendorfer Str. 412
53639 Königswinter-Heisterbacherrott
Tel.:
0 22 44/8 86-0,
E-Mail: museum@hausschlesien.de
Internet: www.hausschlesien.de
Schlesische Nachrichten 13/2004
KULTUR
Gerhart Hauptmann demontiert
13
Leichtes, darauf zu verweisen, dass an den
Theatern von Berlin, Wien und Bern, um
drei europäische Hauptstädte zu nennen,
in den letzen Monaten Werke gespielt worden sind und noch gespielt werden, aber
nicht nur hier. Bekanntlich wollen die Theater nicht vor leeren Häusern spielen, also
darf angenommen werden, dass die Intendanten und Regisseure wohl wissen,
warum sie Gerhart Hauptmann spielen. Einige der Werke, die sich jüngst in den
Spielplänen befunden haben, seien genannt: „Einsame Menschen", „Das Friedensfest", „Der Biberpelz", „Rose
Bernd", „Michael Kramer", „Die Ratten",
„Vor Sonnenuntergang". Vom „Verstaubtsein" kann wohl keine Rede sein.
In der schon zitierten Rundfunksendung
werden aus polnischer Sicht gleich einige Vorwürfe vorgetragen. „Gerhart
Hauptmann hat sich gegen die Teilung
Oberschlesiens ausgesprochen. Er hat
auch Radiosendungen an die deutschen
Soldaten an der Front gemacht und war
natürlich dann 1945/46 nicht glücklich.
Man kann auch sagen, dass er der große
Polenfreund nicht gewesen sei ...". Offenbar darf sich jemand, der sich ein Deutscher nennt, nicht sein Vaterland lieben
und nicht Trauer und Schmerz empfinden,
wenn seinem Vaterland schweres Leid zugefügt wird!
Wie auch immer Schnellschreiber und
Nichtkenner Gerhart Hauptmann beurteilen und zugleich verurteilen mögen, der
Bedeutung und Größe eines Gerhart
Hauptmann vermögen Minimalisierungen und verletzende Kränkungen kein Leid
anzutun.
Herbert Hupka (SN)
Jüngst war darüber berichtet worden, dass
braucht". Er darf lediglich noch als „Steindie drei Gedenkstätten zum Leben und
bruch" gewertet und genutzt werden. Ein
Werk von Gerhart Hauptmann miteinanentsprechendes Ausrufungszeichen des
der verbunden werden sollen. Es handelt
Protestes ist geboten!
sich dabei um Erkner bei Berlin, wo der
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" erDichter die entscheidende Schöpfungsklärte an mehreren Stellen ihres Berichzeit von 1885 bis 1889 verbracht hat, um
terstatters erst einmal Gerhart Hauptmann
Agnetendorf, wo
für
„verstaubt".
Gerhart
HauptDer
Bericht
mann 45 Jahre im
schließt mit der
Haus Wiesenstein
Feststellung:
sein Zuhause hat„Nach dem Motto
te, und um Kloster
des Militärs 'Geauf
Hiddensee,
trennt marschievor Rügen geleren, vereint schlagen, wo seit 1885
gen' putzen nun
wiederholt
im
also zwei Vereine
Sommer sein beam verstaubten
liebter
AufentHauptmann hehaltsort war, seit
rum". Begonnen
1930 im eigenen
hatte der sich
Haus Seedorn. Als
durch eingebildete
Vorsitzender wurWeisheit
ausde Dr. Wolfgang
zeichnende Artide Bruyn genannt,
kelverfasser: „GerSohn des Schrifthart Hauptmann
stellers Günter de
starb 1946 im Alter
Bruyn, aber auch
vor 84 Jahren. Das
selbst mit schriftist lange her, und
stellerischen Arverblichen scheint
Haus Wiesenstein bei Agnetendorf. Hier hat Gerbeiten hervorge- hart Hauptmann 45 Jahre bis zu seinem Tode am auch die Populatreten, genannt als 6. Juni 1946 gelebt.
rität seines WerVorsitzender des
Foto: Moniatsowicz Studio 2002 kes. Hin und wieVereins zur Fördederwird eines seirung der deutschen Gerhart-Hauptmannner Dramen aufgeführt". Das behauptete
Häuser. Heute spricht man davon, dass
„Hin und Wieder" von Aufführungen diein diesem Verbund auch Schreiberhau, wo
ses „verstaubten Dichters" spricht für die
die Brüder Carl und Gerhart Hauptmann
Unkenntnis des Schreibers. Es ist ein
eine Zeit lang zusammen gelebt haben,
gleichfalls im schlesischen Riesengebirge gelegen, in diesen Verbund miteinbezogen werden sollte.
So gut, so schön! Aber die BegleitmuAm dritten Wochenende im Juni dieses
Adelsfamilien gewesen. 1779 wurde im
sik, die berichtenden und kommentierenJahres
feierte
das
kleine,
aber
dafür
mittbarocken Sinne ein Schloss gestaltet, das
den Texte waren , milde ausgedrückt,
lerweile sehr bekannte Dorf Groß Stein
auf einer alten ins Mittelalter zurückgemerkwürdig und fordern zum deutlichen
sein 900- jähriges Stiftungsfest. Das südhenden Burganlage aufgebaut wurde. Die
Widerspruch heraus.
lich von Oppeln, ehemals im Kreis Groß
Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten WeltIn einer Sendung des DeutschlandStehlitz gelegene Dorf zählt derzeit
krieges war die Blütezeit des Schlosses.
funks, Station Köln, war mit dem Blick auf
knapp 1.500 Einwohner, wovon etwa einDas Kriegstreiben am Kriegsende und die
die Europäischen Union und die von dort
drittel die Mitgliedschaft im Deutschen
Feuerbrunst aus dem Jahr 1971 waren
zu erwartenden finanziellen Mittel zu höFreundschaftskreis (DFK) erworben
in der sehr traurigen Nachkriegsgeren: „Unter neuem Vorzeichen wird Gerhatte.
schichte das entscheidende Moment.
hart Hauptmann wieder neu entdeckt. Und
Erst die Übernahme des Park- und
Mit
zahlreichen
Festivitäten
wurde
das
das könnte, so seltsam es klingt, seine groSchlosskomplexes im Jahr 1989 durch
Gründungsfest
in
Groß
Stein
begangen,
ße Chance sein. Nicht nur für den Dichdie Kurie in Oppeln, hat zur erneuten Blüdarunter auch mit sehr vielen aus der
ter, sondern vor allem für die Region. Auf
te des Objektes, des unbestrittenen
Bundesrepublik Deutschland angereiseiner Tagung will der deutsch-polnische
Wahrzeichens Groß Steins, verhelfen.
ten
ehemaligen
Bewohnern.
Museumsverbund fragen, wie europäisch
Seit 1994 wurde das Objekt unter der
Die
Bekanntheit
des
Ortes
verdankt
Gerhart Hauptmann tatsächlich war.
Leitung des Bisdieser,
dass
hier
Doch eins ist jetzt schon klar: Als deuttumspriesters
Dr.
der Heilige Hyasches Denkmal hat Hauptmann ausgeErwin Mateja nicht
zinth
geboren
wurdient. Als Repräsentant der deutschen Nanur wieder eine
de, dessen Verehtion wird Hauptmann nicht mehr gejahrhundertealte
rung
bis
heute
braucht. Aber als Steinbruch für ein neuPilgerstätte, sonnoch ungebrochen
es europäisches Selbstverständnis bedern
auch ein Taandauert.
Jahrkommt Gerhart Hauptmann in Deutschgungszentrum der
hunderte
lang
war
land und Polen eine neue Chance".
Universität Oppeln.
Groß Stein der
Armer Gerhart Hauptmann, arme deutDamian
Stammsitz großer
sche Kultur, denn Gerhart Hauptmann wird
Spielvogel (SN)
s c h l e s i s c h e n Ostansicht des Schlosses in Groß Stein
„als Repräsentant der deutschen Nation"
wie hier angekündigt wird, „nicht mehr ge-
900 Jahre: Groß Stein
14
DE LIBRIS / VERMISCHTES
Mein Breslau lob' ich mir
Roswitha Schieb: Literarischer Reiseführer Breslau. Sieben Stadtspaziergänge. Deutsches Kulturforum Östliches Europa Potsdam 401 S. 2004
1988 veröffentlichte Johannes SchultzTesmar das Buch „Schlesien. Der Reiseführer durch das Land an der Oder"
und für Breslau standen 50 Seiten zur
Verfügung, geordnet in neun Spaziergänge durch die Stadt. 1991 gab Heinrich Trierenberg sein Buch „Breslau in alten und neuen Reisebeschreibungen"
heraus. Das jüngste Buch von Roswitha
Schieb nennt sich „Literarischer Reiseführer" und begnügt sich mit sieben
Stadtspaziergängen, um den reichen Vorrat an Zitaten über die Hauptstadt
Schlesiens anzubieten. Breslau ist en vogue, denn in den letzten beiden Jahren
sind auch zwei umfangreiche Monographien über Breslau erschienen, Norman
Davies und Roger Moorhause „Die Blume Europas. Die Geschichte einer
mitteleuropäischen Stadt" und Gregor
Thum „Die fremde Stadt Breslau 1945".
Jetzt schreibt Roswitha Schieb gleich
im ersten Absatz ihrer Einleitung „Literaturstadt Breslau": „Breslau blüht auf.
Die Stadt ist im Begriff, mit den großen
östlichen Magneten Krakau und Prag um
Schönheit und um Lebendigkeit zu
wetteifern." Gleich darauf heißt es in diesem Vorwort: „Breslau, das 1945 zu etwa
70 Prozent zerstört war und dessen Bewohner fast vollständig ausgetauscht
wurden, erstrahlt heute in einem Glanz,
der von der Freude der Bewohner über
ihre schöne Heimat kündet." Warum nur
dieses Wort vom „Bevölkerungsaustausch", um den Begriff der Vertreibung
der Deutschen aus Breslau nicht nur zu
umgehen, sondern schön zu färben. Einige Seiten weiter spricht die Autorin
dann von der Vertreibung, und auf dem
Umschlag des Buches erfahren wir von
ihren „aus Schlesien vertriebenen Eltern".
Die Verfasserin ist 1962 geboren, der Geburtsort wird leider ausgespart.
Die bekannten und berühmten Autoren, die etwas zu Breslau zu sagen wussten, kehren auch hier wieder, und das
ist keineswegs nachteilig, sondern ein
Gewinn, will man das historisch gewachsene und für alle Zeiten schöne und
geliebte Breslau vorstellen. Es seien hier
nur der spätmittelalterliche Geschichtsschreiber Barthel Stein und der Kupferstecher Matthias Merian genannt, aus
dem 19. und 20. Jahrhundert der spätere amerikanische Präsident John
Quincy Adams, Johann Wolfgang von
Goethe, Karl Holtei, Gustav Freytag, Gerhart Hauptmann, Ricarda Huch, Alfred
Kerr, Paul Lobe. Das Schöne ist, dass
mancher gewichtige Name zu dieser Ahnenreihe neu hinzugestoßen ist. Es
seien hier nur herausgegriffen Norbert Elias, Günter Anders, Max Born, Edith
Stein, aber auch zeitgenössische
Schriftsteller wie Ernst Günther Bleisch
und Heinz-Winfried Sabais, diese übrigens im Zwiegespräch mit dem heute in
Breslau wohnenden herausragenden
polnischen Schriftsteller Tadeusz Rözewicz. Man freut sich, wenn unbekannte
Zitate von Zeitzeugen der Stadt Breslau
entdeckt wurden, so von Ruth Hoffmann
und Friedrich Bischoff, dem experimentierfreudigen Intendanten der
Schlesischen Funkstunde bis 1933,
dessen Breslauer Wohnung wir jetzt dank
eines Zitates besuchen dürfen.
Vielleicht ist Günther Anders, Sohn
des Psychologen und Pädagogen William Stern, zu oft und zu ausführlich mit
seinen Eindrücken der Wiederbegegnung 1966 nach Jahrzehnten der Emigration zitiert. Aber es darf der Autorin
die edle Absicht der Wiedergutmachung unterstellt werden. Richtig ist es,
dass auch polnische Autoren aus den
Jahrzehnten nach 1945 das Wort erhalten. Im Bericht über den dank der Initiative von Dr. Maciej Lagiowski restaurierten Jüdischen Friedhof in der Breslauer Lohestraße heißt es, was auch andernorts bereits festgestellt wurde:
„Dass Breslau eine deutsche Stadt war,
sieht man heute - welch bittere Ironie der
Geschichte - nirgends deutlicher als auf
dem Jüdischen Friedhof. Auf über 15 000
Grabstätten findet man neben hebräischen vor allem deutsche Inschriften,
darunter zahlreiche literarische Zitate von
Goethe oder Lessing."
Leider ist das Zitat des Schweizer
Schriftstellers Max Frisch aus seinem Tagebuch vom August 1948 mit Kommentaren zum kommunistisch inszenierten Friedenskongress der Intellektuellen, Festort war die Jahrhunderthalle, jetzt Halle des Volkes benannt, nur
bruchstückhaft wiedergegeben. Warum
Schlesische Nachrichten 13/2004
wurden diese Bemerkungen des
Schweizers unterschlagen: „Ich weiß
nicht, wo ich bin. Schlesien ist Heimat
von Gerhart Hauptmann... Der Beweis,
dass Schlesien ein polnisches Land sei:
mit dem gleichen Beweis könnte Österreich verlangen, dass wir (Schweizer)
nach siebenhundert Jahren unter seine
Herrschaft zurückkehren... Polen ohne
die östlichen Gebiete, die Russland genommen hat; dafür Schlesien, das ungeheure Geschenk."
Man würde sich des Beckmesserns
schuldig machen, wollte man all die Autoren nennen, die während dieses literarischen Spazierganges hätten auch zitiert werden sollen. Aber Joachim Konrad mit einem Zitat vom 30. Juni 1946
aus der letzten deutschen Predigt in der
Elisabethkirche, der Kunsthistoriker
Ernst Scheyer, auch ein Fall der Wiedergutmachung, Hugo Härtung aus seinem
Buch über die letzten Tage in Breslau vor
dem Sieg der Roten Armee, um nur diese Namen hier anzuführen, wären angemessen gewesen.
Trotz dieser Anmerkungen, es ist ein
guter, kenntnisreicher, zuverlässiger literarischer Reiseführer geworden. Leider ist das Buch im Selbstverlag des von
der gegenwärtigen Bundesregierung in
Potsdam im Jahre 2002 neu geschaffenen „Deutsches Kulturforum östliches
Europa" erschienen. Ein Selbstverlag ist
eine ungünstige Ausgangsbasis für den
Bekanntheitsgrad einer Publikation, für
Werbung und Absatz. Dem Buch von
Roswitha Schiech möchte man jedoch
viele Leser wünschen, denn in Abwandlung des Zitates von Goethe über
Leipzig „Mein Breslau lob' ich mir", diese gelegentlich sogar hymnische Ehrerbietung gegenüber der schönsten Stadt
Schlesiens mit ihrer deutschen Geschichte und polnischen Gegenwart.
Herbert Hupka (SN)
Breslauer Domsingknaben
Gast im Kölner Dom und im Haus Schlesien
Knabenchor des Breslauer Domes beim Chorfestival Pueri Cantores 2004
Vom 11. bis zum 18. Juli erlebt Deutschland ein großes Fest der Kirchenmusik, gesungen von 6000 Kindern und Jugendlichen aus aller Welt. Der Internationale Verband Pueri Cantores, die weltweite Vereinigung katholischer Knaben-, Mädchen-, Kinder- und Jugendchöre, veranstaltet seinen 32. Internationalen Kongress,
170 Chöre aus 24 Ländern nehmen am
Chorfestival 2004 teil. Die jungen Sängerinnen und Sänger werden zuerst für vier
Tage in verschiedenen deutschen Diözesen zu Gast sein, bevor sich alle in Köln
versammeln zum gemeinsamen Singen
zum Lob Gottes und zum Gebet für den
Frieden in der Welt. Schirmherren dieser
herausragenden Veranstaltung sind der
Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner und Bundestagspräsident Dr. Wolfgang
Thierse.
Unter den 16 polnischen Chören, die
für eine Woche nach Deutschland kommen, sind auch die Breslauer Domsingknaben, die „Pueri Cantores Wratislavienses".
Nach dem Schlussgottesdienst am 18.
Juli mit dem Erzbischof von Köln, Joachim
Kardinal Meisner, der auch im Fernsehen
übertragen wird, fahren die Breslauer Domsingknaben noch weiter zum Haus Schlesien in Königswinter- Heisterbacherrott, wo
sie beim Stiftungsfest das nachmittägliche Musikprogramm gegen 17.00 Uhr mit
einem Offenen Singen mitgestalten.
Marius Linnenborn
Geistlicher Beirat des Deutschen
Chorverbandes Pueri Cantores
Michael Ferber, Pressereferent
Landsmannschaft Schlesien
Schlesische Nachrichten 13/2004
VERMISCHTES / TERMINE
15
Neue Heirat Haan - Guttentag
Ihre vierte Partnerschaft schloss jetzt die rheinische Gartenstadt Haan mit dem oberschlesischen Guttentag, Wojewodschaft
Oppeln, ab. Feierliche Unterzeichner des Vertrages waren Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD), der Haaner Bürgermeister Martin Mönikes (CDU) und
die Guttentager Bürgermeisterin Lidia Kontny, Trägerin eines typisch oberschlesischen Namens, die in der Festrede mit der
deutschen Sprache brillierte. Dies sei schon
deshalb hervorgehoben, weil Kommunalpolitiker von der deutschen Minderheit gelegentlich aus öffentlichen Anlässen einen
Dolmetscher für Deutsch brauchen.
Seit 1957 gab es die Patenschaft Haan Kreis Guttentag - Loben. Da aber Lublinitz jetzt
zur Kattowitzer Wojewodschaft „Schlesien"
gehört, wurde die neue Partnerschaft auf Guttentag reduziert. Am Zustandekommen der
neuen Partnerschaft war maßgeblich die Europa-Union Haan beteiligt.
So wurde am 2. Mai der neue Vertrag
durch ein Stadtfest zu Haan ausgiebig gefeiert. Die musikalische Umrahmung besorgte das ausgezeichnete Guttentager
Blasorchester unter Georg Kutz, das durch
einen spezifischen oberschlesisch-böhmischen Sound angenehm auffiel und somit
bewies, dass musikalische Ausbildung im
heutigen Oberschlesien großgeschrieben
wird.
In Haan leben zwanzig Familien aus Guttentag, zumeist Spätaussiedler. Offiziell
geladen zum großen Event war der langjährige Ex-Vertrauensmann für den einstigen Kreis Guttentag - Loben, Georg Schlesinger. Der verdiente Mann (84) sucht
schon seit vier Jahren vergeblich nach einem Nachfolger. Will heißen die Guttentager in Deutschland sind führungslos.
Irgendwie wurde versichert, dass Schlesinger und seine Leute keine „Revanchisten"
seien, die sich übrigens aus der Politik heraushielten.
Also Vorurteile für die „von Drüben" gibt
es weiter. Wobei man vergessen hat, dass
noch lange davor, bevor Willy Brandt in Warschau kniete, die Vertriebenen in ihrer „Charta der Vertriebenen" auf „Revanche" verzichtet haben, dass sie nicht nur per Mischehen (von denen gibt es bei den entsprechenden Städtepartnerschaften mehr, als bei
solchen mit westeuropäischen Städten) erste Brückenbauer wurden, dass ohne Dolmetscheraus ihren Reihen nichts läuft, dass
die meisten deutschen Ehrenbürger polnischer Städte Vertriebene sind und dass aus
ihren Reihen die Übersetzer polnischer
Literatur stammen usw. und so fort. Oh, diese Schlagwörter aus dem verstaubten
marxistischen Wörterbuch! Und: Die Wiege des Anti-NS-Widerstandes stand nicht
am Rhein, sondern in Schlesien!
Der DFK war sichtbar nicht präsent. Im
nahen Ratingen haben die Landsmannschaft
der Oberschlesier und der Kreisverband der
Vereinigung der Ost- und Mitteldeutschen,
die aus der Ferne das gelungene Event observierten, ihren Sitz. Etwas zynisch meinte der Chronist zum VOM-Vertreter, dass ja
Termine
bald Wahlen ins Haus stehen und da wird
man sich der Leute von „hinter der Oder"
schon erinnern.
Die „Zeitung der Deutschen in der RP Polen", das „Schlesische Wochenblatt", transportierte das Ganze aus der rheinischen Kleinstadt Haan in die westfälische Großstadt
Hamm, obwohl sie bis kürzlich den Deutschlandkorrespondenten in Haan hatte.
Die katholische Pfarrkirche schaltete
sich mit Festgottesdienst und dem „Altenberger Licht für den Frieden" lobenswert ein.
Das ist auch gut so, denn die meisten Spätaussiedler in Haan machen um ihre Kirche
in der Wahlheimat einen Bogen. Die „Progressivität" geht den einstigen Bewohnern
des „Landes unterm Kreuz" auf den Wecker.
Vom 16.-18. Juli wird dann in Guttentag
nachunterzeichnet und wieder gefeiert.
Schon jetzt kann man angesichts der sprichwörtlich schlesischen Gastfreundschaft
überzeugt sein, dass das keineswegs den ausgiebigen Festlichkeiten in Haan nachstehen
wird.
Joachim G. Görlich (SN)
17. und 18. Juli 2004, jeweils von
10.00 bis 18.00 Uhr Schlesischer Tippelmarkt in Görlitz auf dem Obermarkt
21. Juli 2004,18.00 Uhr, Liederabend
des schlesischen Komponisten Gerd
Münzberg zum 100. Geburtstag mit
Opernsängerin Stefanie Rhaue, am Flügel begleitet von Stephan Heuberger.
Schlesischer Kulturkreis München. Raethenhaus, Luisenstraße 27. Eintritt frei! Freiwillige Spende und zur Finanzierung des
Saales ein gewisser Verzehr erbeten!
Sonntag, 25. Juli 2004 - MutterAnna-Wallfahrt der Nieder-und Oberschlesier im Mariendom in Neviges
10.00 Uhr St.-Anna-Festgottesdienst mit
Abt em. Dr. Adalbert Kurzeja OSB anschl.
Kirmesfest auf dem Dom-Parkplatz
14.15 Uhr Rosenkranzgebet
15.00 Uhr Feierliche Schlesische Marienandacht mit sakramentalem Segen
„Feile EUROPEADE" in Mayo/Irland zum Thema Brauchtum in Europa:
Bonner als Teil der United German Group
Mitglieder der „Brückenberger Trachtengruppe Bonn" haben an einer europäischen Konferenz zu Brauchtum und Kultur in Irland teilgenommen. „Feile Europeade" war die Veranstaltung in der Region Mayo überschrieben. Das Treffen von
Historikern und Politikern ist der wissenschaftliche Teil der europäischen Brauchtums-Bewegung, die unter EUROPEADE
jährlich Tausende von Teilnehmern zusammenbringt.
Ein Schwerpunkt war die kommunale
Umsetzung des europäischen Gedankens
unter Wahrung der kulturellen Identität. (...)
Die Bonner Trachtenträger sind Teil der
„United German Europeade Group", der
vereinigten deutschen Europeade-Gruppe. Sie dienten als Anschauungsobjekt für
die Wissenschaftler und Politiker. Bei gemeinsamen Proben mit den anderen
deutschen Trachtenträgern sind im Vorfeld des Irland-Trips die Grundlagen für gemeinsame Auftritte gelegt worden. Da die
Brückenberger als landsmannschaftliche
Gruppierung viele Schlesische Tänze im
Repertoire haben, musste etwa mit der
hessischen Landjugend eine gemeinsame
Basis erarbeitet werden.
Während ein Teil der Bonner in Irland
war, sind die Planungen für die große EUROPEADE in Riga (Lettland) schon voll angelaufen. „Die Flüge sind gebucht, jetzt
geht es um die Feinplanung", erklärt Michael Knappe, der Vorsitzende der Bonner Tanzgruppe. Erstmals findet Ende Juli
in Riga eine EUROPEADE im Osten Europas statt.
Mehr Informationen unter www.europeade.org sowie unter www.btg-bonn.de
Susanne Grill
Die Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien,
Ortsverband Velbert e.V. trauert um
August Hähnel
* 14. 5. 1925 in Schlegel/Schlesien
t 5. 6. 2004 in Velbert/Rheinland
Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande
und des Schlesierkreuzes
Unsere Gemeinschaft wird ihn vermissen.
Für den Vorstand der Landsmannschaft Schlesien in Velbert
Damian Spielvogel (Vorsitzender)
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Schlesische Nachrichten 13/2004
Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638
I m p r e s s u m : Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer
Kurier • Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien e. V,
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.
Redaktion: Michaela S. Ast - ma - (Chefredakteurin), Damian Spielvogel, Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien (Landsmannschaft Schlesien), Dr. Friedrich Vetter, Landesgruppe Berlin/Mark Brandenburg (Berlin-Ausgabe am 1. eines jeden Monats). Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0,
Fax (0 22 44) 92 59-190, E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.
Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei
Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.
Texte und Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-293, Fax (0 22 44) 92 59-190,
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