Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa

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Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa
G 9638
Schlesische Nachrichten
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 18/2007
Einzelpreis 2,00 Euro
15. September 2007
Rehabilitierung Deutscher
in Russland, nicht aber in Polen
Bundesregierung muss ihre Bürger schützen
Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien
ass Polen seine Verantwortung für die an
Deutschen verübten Verbrechen ausblendet, ist hinlänglich bekannt. Die Diskussion der letzten Wochen über die Beutekunst hat diese Ignoranz noch einmal deutlich vor Augen geführt. Das Land stellt sich
selbst frei von jeglicher Schuld und verweist
auf Entscheidungen der drei großen Siegermächte in Potsdam, die für Vertreibung, Todesopfer und Entrechtung verantwortlich
sind. Ein Rehabilitierungs- oder ein Restitutionsgesetz, für die Vertriebenen von entscheidender moralischer Bedeutung, wären
eine Weichenstellung für eine friedliche Zukunft. Beides wird aufgrund der polnischen
Sicht nicht für nötig erachtet. Unterstützt wird
diese Haltung leider von der deutschen Regierung, die keinen Versuch unternimmt, offene Fragen aus der Vertreibung anzusprechen. Wenn Vertriebene an die Verpflichtung
erinnern, sich für verletzte Rechte von Deutschen einzusetzen, werden sie schnell an den
öffentlichen Pranger gestellt. Hierzu schrieb
die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in
einem Kommentar: „Es ist eine schäbige
Weise, sich aus seiner Verantwortung zu stehlen, durch die moralische Verurteilung derer,
die den eigenen Staat beim Wort nehmen“.
Es wird aber nicht nur an den Pranger gestellt,
deutsche Opfer werden auch in einer Art behandelt, die tief demütigend und menschenverachtend ist. So schrieb das Bundesinnenministerium im August zum Problem der
Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter,
wohlgemerkt es geht um das Schicksal
deutscher Zivildeportierter, dass Drittstaaten Zwangsarbeit als Wiedergutmachungsleistung angesehen hätten. Dies sei zwar für
die Betroffenen ein außerordentlich hartes
Schicksal gewesen, das Leid der einzelnen
habe jedoch seine Wurzeln im NS-Unrecht.
Bei der Frage nach der staatlichen Reaktion
auf das erlittene Unrecht hatte der Nach-
D
kriegsgesetzgeber den Gesichtspunkt der historischen Verantwortung zu berücksichtigen
und Zwangsarbeit als nicht ausgleichspflichtiges Unrecht bewertet, das deshalb als
allgemeines Kriegsfolgenschicksal entschädigungslos hinzunehmen sei. Geradezu als
Verhöhnung der Opfer wird angefügt, damit
sollte die Basis für einen Versöhnungsprozess gelegt werden. Diese grundlegende, in
versöhnlicher Absicht getroffene Entscheidung des deutschen Gesetzgebers soll auch
für die Zukunft weiter Bestand haben.
Die Gruppe der Zwangsarbeiter soll also
büßen für das NS-Unrecht. Ein Sonderopfer,
das nicht den Menschen und seine Würde in
den Mittelpunkt stellt. Den Menschenrechten des einzelnen wird die Schuldabtragung
des ganzen Volkes übergeordnet, die Gruppe ist zur Buße für alle verurteilt. Es verwundert sehr, dass diese Einstellung mit unserem Menschenbild und mit demokratischen
Grundsätzen in Einklang stehen soll. Sie ist,
objektiv betrachtet, ein krasser Verstoß gegen die Grundwerte, auf die wir immer so
stolz sind.
Auf jeden Fall freut es die Vertreiberstaaten, wenn die deutsche Regierung kräftig Schützenhilfe leistet bei der Verdrängung
des Problems.
Polen gehört heute zu den wenigen Staaten, die noch immer kein Rehabilitierungsgesetz kennen. Es ist also nicht möglich für
unschuldig Verfolgte, rehabilitiert zu werden.
Während demokratisches rechtsstaatliches
Denken in Warschau nicht nur in dieser Beziehung unterentwickelt ist, herrscht in der
viel gescholtenen Russischen Föderation
ein anderes Verhältnis gegenüber Opfern vor.
Mit der Unterzeichnung des Gesetzes zur Rehabilitierung der Opfer politischer Repressalien durch Präsident Jelzin am 18. Oktober
1991 begann eine weitreichende Phase der Rehabilitierung in Russland. Die historische Bedeutung des Gesetzes liegt darin, dass zum
Bild aus der
Heimat
Bad Salzbrunn, Kurhaus (weißer Saal). Das Kurhaus
dient seit 1840 bis heute als Platz für Aufführung und Konzerte.
Foto: Archiv SN
POLITIK
2
ersten Mal sowohl eine juristische und moralische Wertung des staatlichen Terrors erfolgt als auch die Notwendigkeit der Überwindung der Folgen unterstrichen wird. Ein
wichtiger Schritt auf dem Weg, reale Garantien für Gesetzlichkeit, Recht und Freiheit der
Bürger zu gewährleisten. Mit dem Gesetz sollen Opfer rehabilitiert, ihre Rechte wiederhergestellt, Folgen überwunden sowie ein Ausgleich für den erlittenen materiellen und moralischen Schaden erzielt werden. Auch ausländische Bürger, die Repressalien in Russland
ausgesetzt waren oder außerhalb der Staatsgrenzen durch Organe der UdSSR verfolgt wurden, können sich auf das Gesetz berufen.
Durch ein Gesetz zur Rehabilitierung repressierter Völkerschaften vom 16. 4. 1991
und den dazu ergangenen Ausführungsbestimmungen, die eine Rehabilitierung ganzer Völker ermöglicht, die Repressalien
durch zwangsweise Aussiedlung aus den angestammten Siedlungsgebieten, Heranziehung zu Zwangsarbeit sowie anderer Einschränkungen der Rechte und Freiheiten ausgesetzt waren, konnte altes Unrecht an diesen verfolgten Volksgruppen wiedergutgemacht werden.
Eine zentrale Rolle kommt der russischen Staatsanwaltschaft zu, denn sie ist verpflichtet, alle noch nicht aufgehobenen Urteile zu überprüfen. Anträge deutscher Bürger werden in der Regel innerhalb weniger
Monate entschieden. Bei negativem Ausgang
muss das zuständige Gericht entscheiden.
Das Gesetz sieht Entschädigungsregelungen
vor, wobei die Rückgabe von Vermögen auf
das Gebiet Russlands beschränkt ist. Auch
deutsche Bürger, die ohne Anklageerhebung
oder Urteil verhaftet und in Lager gesperrt
wurden, fallen inzwischen unter das Rehabilitierungsgesetz. Interessant wäre, wie
Russland sich verhält, wenn vertriebene Ostpreußen Rehabilitierungsanträge stellen,
denn Eigentumsrückgaben sind ja auf dem
Gebiet Russlands vorgesehen.
Inzwischen dürften die Rehabilitierten bereits die Millionengrenze überschritten haben (ohne rehabilitierte Völkerschaften).
In einer gemeinsamen Erklärung hatten
Bundeskanzler Kohl und Präsident Jelzin am
16. 12. 1992 sich für eine beschleunigte
Weiterführung der Rehabilitierung unschuldiger Staatsangehöriger ausgesprochen.
Wieso findet eine deutsche Regierung nicht
den Mut, ihrer Verpflichtung gegenüber
Deutschen nachzukommen, die polnischen
Zwangs- und Gewaltmaßnahmen zum Opfer
fielen? Ein Staat, der Opfer den Rechtsweg
verweigert, verstößt eklatant gegen die Europäischen Menschenrechtskonvention
(Art. 13) und zeigt, dass er im Wertesystem
der EU noch nicht angekommen ist. Einem
solchen Staat Schützenhilfe zu leisten, heißt
Unrecht zu verfestigen.
Schlesische Notizen
Die schlesische Samariterin wird selig
gesprochen. Maria Merkert, gebürtig aus
Neisse, wird am 30. September 2007 im
Dom zu Neisse selig gesprochen. Papst Benedikt XVI. unterzeichnete ein entsprechendes Dokument. Die Seligsprechung
von Maria Merkert wurde 1985 von Bischof
Alfons Nossol in die Wege geleitet. Am 29.
November 2002 kam auf diözesaner Stufe die zweite Phase des Vorgangs zu Ende.
Ein „Hohes Gericht“ unter Erzbischof Nossol hatte Beweise zusammengetragen,
darunter auch ärztliche Belege, über die
wundersame Heilung einer vermeintlich unheilbaren Krankheit. Nach dem „Schlesischen Wochenblatt“ soll sich die wundersame Heilung an Schwester Mira Deresinska wie folgt zugetragen haben:
Während des Zweiten Weltkrieges im Oktober 1943 infizierte sie sich von einem kranken Kind und erkrankte an Tuberkulose. Die
Krankheit machte sich mit einer Lungenblutung bemerkbar. Der ärztliche Befund
lautete: Schwere ausgebreitete Tuberkulose beider Lungen mit Zerfallserscheinungen. Die Ärzte rieten zur Erholung im Sanatorium, doch dies half nicht. In dieser Zeit
gab es noch keine antituberkulösen Medikamente. Schwester Mira betete inbrünstig
um Genesung mit Fürsprache von Mutter
Maria Merkert. Eine erneute ärztliche Untersuchung im Januar 1944 brachte eine
große gesundheitliche Verbesserung zu
Tage. Dennoch befürchteten die Ärzte einen tuberkulösen Rückfall und empfahlen
weiterhin Ruhe. Nach der nächsten Unter-
suchung im August 1944 durfte Schwester
Mira ihre Tätigkeit im Ordenshaus wieder
aufnehmen. Die Genesung aus der Tuberkulose mit Zerfall und Blutungen war innerhalb kurzer Zeit erfolgt und blieb nachhaltig. Schwester Mira wurde über 90 Jahre alt. Bis ans Ende ihrer Tage rühmte sie
Maria Merkert und ermunterte zu Gebeten
mit deren Fürsprache.
Maria Louise Merkert wurde am 21. September 1817 in Neisse geboren. Als sie neun
Monate alt war, starb ihr Vater. Mit ihrer
Schwester wohnte sie nahe St. Jakobus,
und gemeinsam widmeten sie sich den Bedürftigen. Am 27. September 1842 traten
beide der Kongregation der Schwestern von
der Heiligen Elisabeth bei. Maria wurde 1859
zur Generaloberin gewählt. In den 22 Jahren ihres Dienstes bereitete sie etwa 500
Schwestern auf das Ordensleben und den
Krankendienst vor. Dank ihr wurden 90 Ordensstellen in neun Diözesen erbaut, so in
den Diözesen Chelm, Gnesen/Posen, Ermland, Breslau, Fulda, Olomouc, Osnabrück,
auch in Prag, Sachsen und Schweden. Man
nannte sie die Mutter der Armen und eine
schlesische Samariterin.
●
Kurt Masur neuer Ehrenbürger von
Breslau. Kurt Masur, der berühmte schlesische Stardirigent, wurde Ehrenbürger der
Stadt Breslau. Bei der Feier sagte Kurt Masur u.a., dass er sich über diese ehrenvolle Auszeichnung sehr freue. Die Tatsache,
dass der polnische Stadtrat Breslaus einen
Deutschen gewürdigt hat, stehe symbolisch
Schlesische Nachrichten 18/2007
für die Einigung der Völker im vereinten Europa, sagte Kurt Masur.
Seine ersten musikalischen Gehversuche
tat der heutige Maestro in Breslau. Später
zog er nach Leipzig und studierte Komposition und Dirigentur. Kurt Masur besucht
häufig seine Heimatstadt Brieg sowie auch
Breslau. Vor kurzem zeigte er sich sehr beeindruckt von Breslau, das sich nach seiner Ansicht dynamisch entwickle. Er wolle auf seinen Reisen für die Stadt werben.
Kurt Masur war u.a. künstlerischer Leiter der
berühmten New Yorker Philharmoniker.
1992 wurde ihm auf Lebenszeit der Titel als
Ehrengastdirigent des israelischen Sinfonieorchesters verliehen. Über Jahre war er
Kapellmeister beim Leipziger Sinfonieorchester. Vor ihm hatten herausragende Persönlichkeiten wie Mendelssohn, Nikisch und
Furtwängler die Stelle inne.
●
Schwierigkeiten für die erste Lyzeumsklasse mit der Unterrichtssprache
Deutsch. Es war groß angekündigt: In Oppeln sollte am 1. September 2007 das o.a.
Projekt starten. Diese Klasse, die Anmeldung dafür war ein großer Erfolg, sollte die
Basis für ein Lyzeum bilden, in dem
Deutsch als Muttersprache unterrichtet wird.
Nach bald zwanzig Jahren sollten sich also
die Deutschen mit ihren Bemühungen um
eine deutsche Schule durchsetzen. Doch
weit gefehlt! Es gibt, wie könnte es anders
sein, Schwierigkeiten. Wörtlich heißt es dazu
im „Schlesischen Wochenblatt“: „Zu den
Gegnern einer Deutschklasse gehören, wie
kaum anders zu erwarten, örtliche Parteifunktionäre von „Recht und Gerechtigkeit“.
Die Schulgründung sei noch verfrüht, noch
nicht entsprechend organisiert etc. Über
Hindernisse bei der Errichtung einer deutschen Minderheitenschule haben wir in den
17 Jahren bereits viele Male geschrieben.
Und es steht fest: Niemand hat uns geholfen, das Problem zu lösen. Gemeint ist
zunächst einmal das Erziehungsministerium, das sich nicht um passende Schulbücher gekümmert hat; gemeint sind auch
die Regionalbehörden und Bildungsämter
der Woiwodschaften Oppeln und Schlesien. Und dennoch wird in Oppeln ab dem
1. September eine Schulklasse mit deutschem Teilunterricht starten. Jeglichen
Schließungsversuchen wollen wir entschlossen entgegenwirken.“
Unterzeichnet ist dieser Kurzkommentar von
Engelbert Mis, dem mutigen Chefredakteur
des „Schlesischen Wochenblattes“. SN
TERMINE
Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und
Oberschlesien-Kreisgruppe Bonn e.V.
Sonntag 16. 9. 2007, 10.00 – 17.30 Uhr
Bund der Vertriebenen, Tag der Heimat/
Ostdeutscher Markttag
Montag 24. 9. 2007, 16.30 Uhr Hotel Daufenbach, Bonn, Brüdergasse, Conservativer
politischer Cirkel: „Zivilcourage“ – Referent:
Prof. Dr. Erhard Lange
Donnerstag, 4. 10. 2007 – Mittwoch
10. 10. 2007 Schlesienfahrt. Oberschlesien
mit Besichtung der Schrotholzkirchen, sowie
Oppeln,Lubowitz (Eichendorff), Groß Stein,
Breslau
POLITIK
Schlesische Nachrichten 18/2007
Polnisches
Koalition in Polen endgültig zerbrochen.
Bereits seit Anfang 2006 schlitterte die polnische Regierung von Krise zu Krise.
Nachdem sich Ministerpräsident Kaczynski und Lepper, der Führer der Bauernpartei, gegenseitig der Erpressung bezichtigt hatten, war das Parteienbündnis
schon einmal zerbrochen. Man fand sich
zwar wieder zusammen, Ruhe kehrte indessen nie ein. Die jetzige finale Krise setzte vor 11/2 Monaten ein, als Kaczynski seinen Partner Lepper abermals entließ, begründet mit Korruptionsvorwürfen, die
allerdings bis heute unbewiesen sind. Die
Affäre führte auch zur Entlassung des parteilosen Innenministers Kaczmarek, dem
Kaczynski vorwarf, er habe eine Aktion der
geheimen Korruptionspolizei, bei der
Lepper bei der Übergabe von Schmiergeld ertappt werden sollte, an diesen verraten. Die Entlassung aller Minister aus
dem Lager der beiden kleineren Koalitionspartner erfolgte nach einem Beschluss des Vorstandes der Partei Kaczynskis, der Partei „Recht und Gerechtigkeit“, der sich für Neuwahlen im Oktober aussprach.
●
Entlassener polnischer Innenminister
Kaczmarek informierte die Abgeordneten im Geheimdienstausschuss
über Praktiken der Regierung. Nachdem
die Verratsvorwürfe gegen Kaczmarek laut
wurden (siehe oben), handelte Ministerpräsident Kaczynski sofort. Er ließ die
Wohnung des Ministers durchsuchen
und entließ den in Italien Urlaubenden
ohne Rücksprache. Wie aus dem Geheimdienstausschuss durchsickerte, bezichtigte der Entlassene bei seiner Anhörung die Regierung Kaczynski, die Strafverfolgungsbehörden als Waffe gegen politische Gegner einzusetzen. Der Fall Lepper sei keine Ausnahme, sondern die Regel. Eine führende Rolle hierbei spiele Justizminister Ziobro, der in Polen zugleich
Generalstaatsanwalt ist. Wenn Staatsanwaltschaften sich im Einzelfall geweigert
hatten, gewünschte Ermittlungen aufzunehmen, lancierte Ziobro Vorwürfe gegen
missliebige Personen über ausgewählte
Journalisten in die Medien, so dass aufgrund des dadurch erzeugten öffentlichen
Drucks Ermittlungsverfahren aufgenommen werden mussten. Der Justizminister
soll darüber hinaus umfangreiche Datensammlungen über viele Politiker angelegt
haben, so über Ex-Präsident Lech Walesa und den Oppositionsführer Donald
Tusk, um diese zu gegebener Zeit gegen
sie zu verwenden. Kommentar von Lech
Walesa: Wenn dies alles stimme, warte auf
die Brüder Kaczynski am Ende nur noch
eines: „der Knast“.
Inzwischen wurde Kaczmarek wegen
Behinderung der Justiz festgenommen.
Ihm wird von Kaczynski vorgeworfen, die
Korruptionsermittlungen gegen Lepper
und Giertych, beide bis vor kurzem Vize-
präsidenten, durch die Äußerung, sie seien
abgehört worden, gestört zu haben.
●
Erstes zweisprachige Ortsschild soll in
Radlau bei Oppeln angebracht werden.
Im Anhang zu dem deutsch-polnischen
Nachbarschaftsvertrag von 1991 wurde in
einem beiderseitigen Briefwechsel der Regierungen die Zusage nach zweisprachigen Ortsschildern gegeben. Eigentlich eine
Selbstverständlichkeit in Europa, vor allem innerhalb der EU. Sechzehn Jahre später wartet man noch immer auf die Umsetzung. Erst vor zweieinhalb Jahren verabschiedete der polnische Sejm nach langen Diskussionen, mit teils sehr minderheitenfeindlichen Argumenten, ein Minderheitengesetz. Hohe Hürden für die Einführung der Zweisprachigkeit wurden
aufgetürmt, die sowohl zeitaufwendig
sind als auch Zivilcourage erfordern. Es
sind Anträge gestellt worden, denen Gemeinderatsbeschlüsse und öffentliche
Befragungen der Einwohner vorausgehen
müssen. Der Antrag selbst geht über den
Woiwoden, danach an das zuständige De-
3
partment des Innenministeriums zur Prüfung und schließlich zu einer Kommission
für Ortsnamen und physiographischer Objekte. Die Gemeinde Radlau hatte bereits
Ende Februar ihren Antrag an das Innenministerium eingereicht, bewegt hat sich
bis heute allerdings nichts. Wie zu erfahren war, beabsichtigen jetzt auch andere
Gemeinden Anträge zu stellen, auch zur
Verwendung der amtlichen Hilfssprache
Deutsch. Ob der Behördenweg künftig beschleunigt wird, bleibt abzuwarten. Abzuwarten bleibt auch, wie radikale Kräfte
in Polen künftig mit der Zweisprachigkeit
umgehen.
●
Wahlkampf in Polen wirft Schatten
voraus. Dass die Brüder Kaczynski ihren
Wahlkampf wie schon vor zwei Jahren
wiederum mit antideutschen Parolen führen werden, zeichnet sich schon jetzt ab.
So warnte der Ministerpräsident kürzlich
vor einer deutschfreundlichen Haltung der
größten Oppositionspartei, der Bürgerplattform (PO) des Donald Tusk. Die PO sei
zu abhängig von den Deutschen und würde deutsche Dominanz akzeptieren, äußerte Kaczynski in einem Interview. Die
Wahl wird zeigen, wie die polnische Bevölkerung zu dieser Art Nationalismus steht.
Landsmannschaft Schlesien stellt Behauptungen
in der Zeitung „Der Schlesier“ richtig
In der Wochenzeitung „Der Schlesier“, Ausgabe vom 13. 7. 2007, wurde u. a. die Behauptung aufgestellt, der Bundesvorstand
der Landsmannschaft Schlesien habe sich
als Zensurbehörde betätigt und dabei selbst
die Bücherverbote im Nationalsozialismus
übertroffen. Diese Darstellung ist falsch.
Richtig ist, dass es mit dem Verlag „Der
Schlesier“ eine Vereinbarung gab, sich an
dem von ihm betriebenen Stand auf dem
Deutschlandtreffen freiwillig auf schlesische
Publikationen und Andenken zu beschränken. Hierzu hatte Herr Ilgner als Verleger dem
Bundesvorstand alle Annoncen mit den in
seinem Blatt angebotenen Büchern zur Sichtung zugesandt.
Die im „Schlesier“ verbreitete Liste über
die der „Zensur“ unterlegenen Bücher ist in
vier Fällen falsch, da diese nicht zur Disposition standen.
Hintergrund des Vorgangs ist die von der
niedersächsischen Landesregierung erhobene Forderung, die später auch über die
Medien verbreitet wurde, alle rechtsextremistischen Aktivitäten beim Deutschlandtreffen seitens der Landsmannschaft zu unterbinden. Hiervon waren auch der Auftritt
des Ministerpräsidenten und die finanzielle
Unterstützung abhängig.
Bis zuletzt gab es die Forderung, den Verlag „Der Schlesier“ wegen seiner politischen
Ausrichtung vom Deutschlandtreffen auszuschließen. Die Landsmannschaft Schlesien hat diesem Begehren nicht entsprochen.
Die im Einvernehmen erzielte Vereinbarung, bestimmte Bücher nicht auszulegen,
sollte dem Eindruck entgegenwirken, dass
durch eine Häufung bestimmter z. T. unver-
ständlicher Titel, die sich u. a. mit dem Weltkrieg befassen (z. B. „Stalins verhinderter Erstschlag – Hitler erstickt die Weltrevolution“),
ein Bild von der Landsmannschaft entstünde, das die eigentlichen Anliegen verdrängt.
Der Bundesvorstand wollte, dass „Der
Schlesier“, der seit 1949 mit seinem Stand
Bestandteil aller Deutschlandtreffen war,
auch dieses Mal teilnehmen konnte. Er hatte aber zugleich Schaden vom eigenen Verband abzuwehren. Der geschäftsführende
Bundesvorstand kam in seiner Sitzung vom
3. 9. 2007 zu der Überzeugung, dass der freiwillige Verzicht auf die Präsentation des angesprochenen Büchersortiments geholfen
hat, beide Ziele zu erreichen.
SN
TERMINE Haus der Heimat Stuttgart
„Das Mädchen K: die unerfüllte Liebe Eichendorffs zu Katharina Forster“, Szenische Lesung am Dienstag, 25. September 2007,
18 Uhr im Haus der Heimat, 4. OG, Schlossstr. 92, 70176 Stuttgart.
„Und meine Seele spannt weit ihre Flügel aus“,
Eichendorff-Vertonungen schlesischer Komponisten des 20. Jahrhunderts und Kammermusik aus der Zeit Eichendorffs, Matineekonzert mit dem Malinconia-Ensemble Stuttgart am Sonntag, 30. September 2007, 11 Uhr
im Haus der Heimat, Großer Saal.
„Schläft ein Lied in allen Dingen“, Literarischmusikalischer Abend mit der Lyrikbühne Esslingen am Mittwoch, 10. Oktober 2007,
18 Uhr im Haus der Heimat, 4. OG.
„Und keiner kennt mich auch hier“, Ausstellung von Schülerarbeiten von Gymnasiasten
aus Köthen und Michelbach/Bilz, vom 10. September bis 18. Oktober 2007 im Haus der Heimat, 4. OG. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei! Weitere Informationen:
www.hdhbw.de
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POLITIK / LESERBRIEFE
Leserbriefe
Leserbriefe
Leserbriefe
anderen Blatt, ist aber auch kein deutsches
Problem.) Wenn Polen darüber hinaus
noch Entschädigungsforderungen gehabt
hätte, hätten sie auf der in Aussicht genommenen Friedenskonferenz geregelt
werden können. Ich kann es mir ersparen,
Sie darüber zu belehren, warum es zu dieser Friedenskonferenz nicht gekommen ist.
(3) Ihre Gleichstellung von „Polen und
Deutschen“ ist auch in anderer Hinsicht völlig verfehlt. Die Bundesrepublik hat unter
Kanzler Helmut Schmidt pauschale Rentenzahlungen für die polnischen „Fremdarbeiter“ geleistet, unter Kanzler Schröder
Entschädigungen an polnische Zwangsarbeiter gezahlt. Die Rückzahlung der großzügigen Kredite der Schmidt-Regierung an
die Gierek-Regierung wurde später Polen
erlassen. In der Form vielfältiger Stiftungen
fließt bis heute regelmäßig viel deutsches
Geld nach Polen, ganz abgesehen von den
EU-Zahlungen, die z.T. indirekte deutsche
Subventionen sind. Ich wäre Ihnen sehr
dankbar, wenn Sie mir eine Quelle nennen
könnten, aus der zuverlässig die finanziellen Leistungen Deutschlands an Polen ersichtlich sind.
(4) Ich möchte Ihnen als Heimatvertriebener eines grundsätzlich mitteilen: Wir Vertriebenen fordern nicht mehr – aber auch
nicht weniger – von Polen als das, wozu sich
Ungarn und die baltischen Staaten ganz offiziell bereitgefunden haben: Sie haben die
Vertreibung der Deutschen als Unrecht anerkannt; sie haben sich für dieses den Deutschen zugefügte Recht entschuldigt; und
sie haben die Vertriebenen oder ihre Nachfahren aufgefordert, zurückzukehren. Ungarn hat darüber hinaus eine – wenn auch
verständlicherweise weithin symbolische –
Entschädigung vollzogen. Können Sie mir
bitte erklären, warum deutsche Politiker sich
dafür einsetzen, dass Polen diese Gesten
„Wiedereinweihung der EichendorffWassermühle in Bresnitz“ (SN 14/2007,
S. 2)
In verschiedenen Beiträgen Ihrer Zeitschrift wurde die Wassermühle in Bresnitz
als diejenige Mühle bezeichnet, die dem Gedicht Eichendorffs „In einem kühlen Grunde“ zugrunde liegen soll. Die fragliche Mühle – in der sein Liebchen gewohnt hat – ist
in Rohrbach (jetzt eingemeindet nach Heidelberg) zu lokalisieren. Das Gedicht ist in
der Heidelberger Zeit Eichendorffs 1807/08
entstanden, als er in Rohrbach im „Roten
Ochsen“ wohnte und mit der Küferstochter anbändelte, die in fraglicher Mühle wohnte.
In Rohrbach gibt es darum dort auch die
Straße „Im kühlen Grund“. Diese Straße,
mehr ein schmaler Weg, zieht sich als tief
eingeschnittenes, enges Tal des Rohrbaches den Hang zum Boxberg hinauf und ist
in der Tat ein recht schattiger, „kühler
Grund.“ Das Gasthaus „Zum Roten Ochsen“ steht bis heute in unmittelbarer Nähe
dieses Weges.
Karl Steidel, per E-Mail
Leserbriefe
Kritischer Brief an Dr. Hans-Gert Pöttering, den Präsidenten des Europäischen
Parlaments
Nach einem Bericht in der FAZ vom 20. August 2007 riefen Sie „Polen und Deutsche“
dazu auf, „von jeglichen Entschädigungsforderungen im Zusammenhang mit Krieg
und Vertreibung abzusehen“. Dazu erlaube ich mir ein paar Anmerkungen.
(1) Bei dieser in Rede stehenden Entschädigungsfrage handelt es um privatrechtliche Ansprüche. Daher haben alle
Bundesregierungen bis hin zu den
deutsch-polnischen
Verträgen
von
1990/1991 diese Frage ausgeklammert. Ich
verstehe daher nicht, woher Sie als Politiker überhaupt die Berechtigung ableiten,
zu dieser Frage Ratschläge oder gar Forderungen abzugeben. Kein Politiker käme
auf die Idee, einem bestohlenen Bundesbürger den Rat zu erteilen, er möge doch
gegen den Dieb keine Klage anstreben, sondern auf das gestohlene Eigentum verzichten. Die Parallele zu dem Raub des Privateigentums der Ostdeutschen durch Polen (und die SU) ist keineswegs konstruiert,
sondern ohne Abstriche gegeben: Es handelte sich um ganz ordinären Diebstahl.
(2) Ich begreife nicht, wie Sie in dieser
Hinsicht „Polen und Deutsche“ einfach auf
eine Stufe stellen können. In den vormals
deutschen Besatzungsgebieten in Polen
konnten die Polen nach dem Krieg in alle
ihre ehemaligen Eigentumsrechte eingesetzt
werden. (Soweit das nicht geschah, sind
nicht die Deutschen dafür verantwortlich.)
Auf der Potsdamer Konferenz haben sich
die Sowjets verpflichtet, die polnischen Reparationsansprüche aus ihrer Besatzungszone zu befriedigen, da der östliche Teil unter polnische Verwaltung gestellt wurde.
(Wieweit die Sowjets diesen Verpflichtungen nachgekommen sind, steht auf einem
Leserbriefe
generation von Flucht und Vertreibung altersbedingt immer weniger vertreten ist.
Westkämper: „Durch lebendige Erinnerungskultur wird Zukunft gestaltet. In
unserem Antrag fordern wir die Landesregierung dazu auf, eine Lehrerhandreichung zum Themenkomplex Flucht und
Vertreibung zu erstellen. Hierbei sollten die
beispielgebenden Erfahrungen anderer
Bundesländer (z.B. Baden-Württemberg,
Bayern und Hessen) berücksichtigt und
gemeinsame ausgebaut werden.
Wichtig ist auch, die Themen Flucht und
Vertreibung über die Schule hinaus auch
in den entsprechenden Institutionen der
Erwachsenenbildung und im Angebot
der Landeszentrale für politische Bildung
verstärkt zu berücksichtigen. Außerdem
gilt es, Schulen zu ermutigen, lokal bestehende Kontakte mit Zeitzeugen im Rahmen von Vorträgen, Gesprächen und
Workshops zu nutzen. Die Einrichtungen
und Museen nach § 96 BVFG gilt es, stärker als bisher als außerschulische Lernorte zu begreifen.
Leserbriefe
„Wir müssen die Integrationsleistungen der
Vertriebenen besser würdigen und Flucht
und Vertreibung stärker als Gegenwartsproblem aufgreifen“. Das betonte Horst
Westkämper, Beauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler der CDULandtagsfraktion, im Plenum des Düsseldorfer Landtags zu einem entsprechenden Antrag von CDU und FDP.
Westkämper: „Nach den Verbrechen
des Nationalsozialismus sind mit dem
Ende des Zweiten Weltkrieges rund 15
Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben worden. Die Vertriebenen haben
nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und insbesondere auch in NordrheinWestfalen eine neue Heimat gefunden. Sie
haben tatkräftig mitgeholfen, unser Land
wiederaufzubauen und Nordrhein-Westfalen wirtschaftlich und kulturell bereichert
und geprägt“.
Ein Viertel der nordrhein-westfälischen
Bevölkerung habe heute seine Wurzeln in
der Heimat der Vertriebenen. Zugleich sei
jedoch festzustellen, dass die Erlebnis-
– das Anerkenntnis der geschichtlichen
Wahrheit und das Eingeständnis von Unrecht gegenüber den Ostdeutschen – erspart bleiben sollen? Ich begreife es nicht!
(5) Es ist schließlich meine tiefe, feste
Überzeugung, dass Sie und die deutsche
Politik überhaupt mit Ihrer vermeintlich polonophilen Haltung den Polen selbst keinen
guten Dienst erweisen. Solange die historische Wahrheit über die Annexion Ostdeutschlands und die Vertreibung der
Deutschen aus dem Osten verschwiegen,
verbogen und geradezu auf den Kopf gestellt wird, wird Polen sein schlechtes Gewissen nicht loswerden und wird das
deutsch-polnische Verhältnis durch Heuchelei, Unwahrhaftigkeit und Mißtrauen vergiftet bleiben.
Als Europa-Politiker müßten Sie aufgrund
Ihrer Erfahrungen mir bestätigen, dass all
die Nachgiebigkeit, falsche Rücksichtnahme und feige Leisetreterei von deutscher
Seite unser Verhältnis zum polnischen
Nachbarn in keiner Weise verbessert haben
– im Gegenteil: Die polnischen Forderungen werden gesteigert und die Urteile über
die Deutschen bleiben abwertend. Den Polen wird zu Recht ein starkes, geschichtlich verwurzeltes Nationalbewußtsein
nachgesagt (das sich bis zu Nationalismus
und Chauvinismus steigern kann). Ein solches Volk kann auf die geschichtsvergessenen Deutschen, die ihr Selbstwertgefühl
als Nation durch einen Schuldkomplex ersetzt haben, nur mit Verachtung herabschauen: Solche Leute verdienen nichts anderes, als belogen und ausgenutzt zu werden. Der polnische Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski hat den Wahlkampf in seinem Lande damit eröffnet, dass er der Opposition eine deutschlandfreundliche Haltung vorgeworfen hat. Wenn sie die Wahl
gewönne, wäre das das Ende der „harten
Politik“. So stehen die Dinge zwischen Polen und Deutschland in Wirklichkeit.
Georg Friebe (StD a. D.)
Leserbriefe
Vertreibungsgeschichte im Schulunterricht in NRW
Schlesische Nachrichten 18/2007
Schlesische Nachrichten 18/2007
POLITIK / ZEITGESCHEHEN
Fromme: Wahlkampf auf polnisch –
Beschädigungen im nachbarschaftlichen
Verhältnis inbegriffen
Zu den jüngsten Äußerungen der polnischen
Regierung in Bezug auf die Frage der Rückgabe von deutschen Kulturgütern erklärt der
Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen,
Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSUBundestagsfraktion,
Jochen-Konrad
Fromme MdB: Es ist mal wieder Wahlkampfzeit in Polen und da scheint die einzige verbliebene Regierungspartei „Recht
und Gerechtigkeit“ wieder das deutsch-polnische Verhältnis als „Reibebaum“ für sich
entdeckt zu haben.
So droht die polnische Regierung jetzt
seit einigen Tagen mit umfangreichen Entschädigungsforderungen
gegenüber
Deutschland für verloren gegangene Kulturgüter, unter dem Vorwand, Ansprüche
der deutschen Bundesregierung in dem
Bereich abwenden zu wollen. Allerdings
ist das Thema von polnischer Seite wieder einmal nur inszeniert, um sich als Hüter vor den „bösen Deutschen“ innenpolitisch profilieren zu können.
Richtig ist nämlich, dass weder die
Bundesregierung noch der Deutsche
Bundestag die von Polen unterstellten aggressiven Forderungen in Bezug auf die
kriegsbedingt verlagerten Kulturgüter
bzw. Beutekunst erhoben haben.
Richtig ist, dass der Sonderbotschafter
Tono Eitel im Auftrag der Bundesregierung
seit rund 15 Jahren Gespräche mit seinem
jeweiligen polnischen Pendant über die Frage von Pflege und Erhalt sowie Austausch
kultureller Schätze der jeweiligen Nation
führt. Über diese jahrelangen Verhandlungen hat der Sonderbotschafter jetzt ein Buch
veröffentlicht.
Grundlage für dieses Handeln ist Artikel 28 des Vertrages zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und
freundschaftliche Zusammenarbeit von
1991. Dort heißt es in Absatz 1, dass die
Vertragsparteien bei der Erhaltung und Pflege des europäischen kulturellen Erbes zusammenarbeiten werden und in Absatz 2,
sich den aufgrund der geschichtlichen Ereignisse verlagerten Kulturgütern der jeweilig anderen Seite besonders annehmen
und zu ihnen freien und ungehinderten Zugang gewährleisten zu wollen, soweit dies
in staatlicher Zuständigkeit geregelt werden kann. Wörtlich heißt es dann in Absatz
2: „Die Vertragsparteien werden gemeinsam Initiativen in diesem Bereich im Geiste der Verständigung und der Versöhnung
verwirklichen.“ Artikel 28 Absatz 3 lautet
wörtlich: „Im gleichen Geiste sind die Vertragsparteien bestrebt, die Probleme im Zusammenhang mit Kulturgütern und Archivalien, beginnend mit Einzelfällen, zu lösen.“
Auf dieser moderaten Grundlage hat der
deutsche Sonderbotschafter mit seinem polnischen Pendant über viele Jahre Gespräche geführt, die sehr schleppend verlaufen
sind, bis die Regierung von Ministerpräsident Kaczynski die Gespräche im Jahr 2005
nach ihrer Amtsübernahme vollends abgebrochen hat.
Es kann also keinesfalls von einem ungebührlichen Auftreten von deutscher Seite gesprochen werden. Vielmehr wird wieder mal von Seiten der PiS-Regierung versucht, das deutsch-polnische Verhältnis
zu Wahlkampfzwecken zu missbrauchen.
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Ob die Frage des Kulturgüteraustausches oder die Tatsache, dass man den
politischen Konkurrenten der Bürgerplattform (PO) landesweit verleumdet, zu
„deutschfreundlich“ zu sein; Schaden im
deutsch-polnischen Verhältnis wird in
Kauf genommen.
Es ist dringend davor zu warnen, in dem
zu erwartenden harten Wahlkampf in Polen weiter populistisch sich am westlichen
Nachbarn Deutschland zu reiben. Fortwährend schlecht geredet, droht nämlich
das Verhältnis zwischen den Nachbarn
dann wirklich Schaden zu nehmen. Für die
polnische Regierung muss es daher heißen: Finger weg im Wahlkampf vom
deutsch-polnischen Verhältnis.
Schlesische Jugend hat Zukunft!
Unter dem Motto „Schlesien verpflichtet“
fand vor einigen Wochen das diesjährige
Deutschlandtreffen der Schlesier erstmals
wieder in Hannover statt, nachdem es aus
Gründen politischer Opportunität achtmal
in die gastfreundliche Frankenmetropole
Nürnberg ausweichen mußte. Die Schlesier kehrten damit nach nunmehr 18 Jahren in jenes Bundesland zurück, das ihnen nicht nur die Patenschaft anbot, sondern auch über einem Drittel der vertriebenen Landsleute eine neue Heimstatt gewährte.
In die erwartungsfrohe Freude der anreisenden Schlesier über das Wiedersehen mit ihrem alten Patenland mischte sich
allerdings allzubald mancher Wermutstropfen und forderte geradezu einen Vergleich mit dem gastfreundlichen Nürnberg
heraus. Das lag nicht nur an der Rede unseres Patenonkels, des niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff, der in Anwesenheit unseres Bundesvorsitzenden
Pawelka die Preußische Treuhand und ihre
Vermögensansprüche geißelte und die obligatorischen Worte von Schuld und Sühne nicht vergaß. Es lag auch an dem politischen Druck, der seitens der christdemokratischen Landesregierung bezüglich
politisch inkorrekter Aussteller auf die
Landsmannschaft ausgeübt wurde und –
einer Forderung der Grünen folgend – sogar zur Beobachtung des Schlesiertreffens
durch den Verfassungsschutz führte! Damit nicht genug, mußte eine bekannte
schlesische Zeitung eine Liste der von ihr
anzubietenden Bücher zur Lizenzierung
vorlegen. Die Schlesische Jugend als Mitorganisator des Treffens kann ein Lied von
diesen Vorgängen singen, wurde doch ihr
Bundesvorsitzender unter fadenscheinigen Vorwänden kurzfristig von der Rednerliste gestrichen! Immerhin konnte sein
Stellvertreter weitgehend unvorbereitet
einspringen und einige beachtenswerte
Worte an das Publikum richten.
Auch bei diesem Deutschlandtreffen erfreute die Schlesische Jugend wieder mit
vielen Volkstanzdarbietungen, Informations- und Verkaufständen, die schlesische
Spezialitäten anboten. Sie stellte nicht nur
den Ordnerdienst bei der Hauptkundgebung, sondern sorgte auch mit einer Unterschriftenaktion für einen beeindruckenden Protest gegen die sächsische
Kreisreform und den Fortfall des schlesischen Namens. An dieser Stelle möchten
wir uns bei unseren vielen Helfern und Mitwirkenden sowie unseren Tanz- und
Trachtengruppen für Ihren Einsatz herzlich bedanken. Die beachtliche Anwesenheit von jungen Leuten beim Deutschlandtreffen gibt uns Hoffnung und Zuversicht für unsere künftige Arbeit.
Zur Zeit richtet die Schlesische Jugend
in Braunschweig eine neue Geschäftsstelle
mit Bibliothek ein, bleibt aber dem schlesischen Görlitz nach wie vor eng verbunden. Nicht weit davon veranstaltete die
Schlesische Jugend ihr diesjähriges
großes Sommerlager, das nicht nur wegen der regen Beteiligung zahlreicher Jugendlicher, sondern auch dank einiger junger Familien mit Kleinkindern ein voller Erfolg war. Zu dem abwechslungsreichen
Programm gehörten u.a. Geländespiele,
Wanderungen, Vorträge, Ballspiele, Bogenschießen und Tauziehen. Schwerpunkt war der Besuch des Stasi-Zuchthauses in Bautzen und eines deutschen
Soldatenfriedhofs. Bei einem Lagerfeuer
mit Klampfe und zünftigen Gesang klangen die unvergeßlichen Tage aus. Hier bewahrheitete sich eindrucksvoll unser Motto: „Schlesische Jugend hat Zukunft!“
Im Gegensatz zu einer Vielzahl von
Gruppen und Verbänden erhält die Schlesische Jugend keine Zuwendungen der öffentlichen Hand und muß außerdem noch
gegen eine gleichgültige bis feindselige öffentliche Meinung ankämpfen. Die Ausladung unseres Bundesvorsitzenden in
Hannover spricht eine deutliche Sprache
und kann nicht hingenommen werden. Wir
sind deshalb mehr denn je auf ihre Unterstützung angewiesen, liebe Landsleute und Freunde Schlesiens, damit wir auch
in Zukunft mit Ideen und Tatkraft für Schlesien tätig sein können.
Herzlichen Dank und Schlesien Glückauf!
Gerd Kresse
Schlesische Jugend – Bundesführung
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ZEITGESCHEHEN
Deutsche Beutekunst in Polen
Unter dem Titel „Kulturnationen oder Beutekunstnationen“ erschien am 1. August
2007 in der Frankfurter Allgemeinen ein Bericht von Reinhard Müller, der über das Thema „Beutekunst“ im allgemeinen und die Frage deutscher Beutekunst in Polen im besonderen unterrichtete. Danach müssen
Rußland und Polen als „Beutekunstnationen“
eingeschätzt werden, da sie sich weigern,
Kulturgüter deutscher Herkunft, die sie
sich am Ende und nach dem Kriege angeeignet haben, herauszugeben. Obwohl mit
der Sowjetunion in einem deutsch-sowjetischen Nachbarschaftsvertrag Anfang der
neunziger Jahre vereinbart worden war, dass
„verschollene oder unrechtmäßig verbrachte Kunstschätze an den Eigentümer
oder seinen Rechtsnachfolger zurückgegeben werden“, beschloß die Duma danach ein
Gesetz gegenteiligen Inhalts. Polen gegenüber läßt Deutschland auch in dieser Frage
wieder einmal besondere Zurückhaltung walten. Im Unterschied zu der klaren Formulierung im deutsch-sowjetischen Vertrag
heißt es im deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag vom 17. Juni 1991 lediglich:
[Art. 28 (2)] „Die Vertragsparteien werden sich
der auf ihrem Gebiet befindlichen Orte und
Kulturgüter, die von geschichtlichen Ereignissen sowie kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen und Traditionen der anderen Seite zeugen, besonders annehmen
und zu ihnen freien und ungehinderten Zugang gewährleisten. ... Die Vertragsparteien
werden gemeinsame Initiativen in diesem Bereich im Geiste der Verständigung und der
Versöhnung verwirklichen. (3) Im gleichen
Geiste sind die Vertragsparteien bestrebt, die
Probleme im Zusammenhang mit Kulturgütern und Archivalien, beginnend mit Einzelfällen, zu lösen.“ Dabei wurde äquilibristisch
unterstellt, dass sich auch polnische Kulturgüter noch auf deutschem Boden befinden. Das aber trifft bis auf mögliche wenige Einzelfälle nicht zu, weil die westlichen
Alliierten nach dem Kriege Raubkunst zügig
und konsequent restituiert haben1). Darüber
hinaus erhebt die deutsche Seite nur einen
Anspruch auf Herausgabe von Gegenstände, die während des Krieges zum Schutz
nach Ostdeutschland ausgelagert wurden.
Die Verhandlungen darüber hat Polen 2005
ohne Angabe von Gründen abgebrochen. Die
Bundesregierung unternimmt nichts.
Diese vormals ausgelagerten Kulturgüter
beurteilt der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann,
als „materielles und geistiges Eigentum der
Deutschen“, mit dem „unsere kulturelle Identität verbunden“ sei. Günther Schauerte, der
stellvertretende Generaldirektor der staatlichen Museen zu Berlin, schätzt die Zahl der
in Polen lagernden Objekte dieser Kategorie auf 180000 Objekte. Der deutsche
Unterhändler Tono Eitel bezeichnet sie als
„Beute“ und nennt sie die „letzten Kriegsgefangenen“.
Über solche Rhetorik, erklärte die polnische Außenministerin, sei sie „schockiert“.
In einem Zeitungsartikel in der „Rzeczpo-
polita“ legten der Deutschland-Beauftragte der polnischen Regierung Mariusz Muszinski und der Historiker Krysztof Rak den
polnischen Standpunkt zu dieser Frage dar.
(1) Polen habe nicht, wie die deutsche Seite behauptet, die Haager Landkriegsordnung
von 1907 verletzt. Denn der vormals deutsche Osten sei nicht durch Polen „besetzt“
worden; Schlesien, Pommern Masuren,
das Ermland und die Freie Stadt Danzig seien
vielmehr unter die „souveräne Herrschaft Polens“ gekommen – „zusammen mit dem gesamten Vermögen des ehemaligen Reiches“.
(2) Die deutschen Forderungen seien ferner „zynisch“. Da durch die absichtliche Zerstörung polnischer Kulturgüter durch die
deutsche Besatzung Polen ein unermeßlicher
Schaden zugefügt worden sei, handele es
sich bei der Übernahme des deutschen Eigentums einschließlich des deutschen Kulturgutes um eine Form der „Reparation“. Es
handele sich also um „Ersatzrestitutionen“
für die polnischen Verluste.
In der „Frankfurter Allgemeinen“ konnte
der Sonderbotschafter für die Rückführung
für Kulturgüter im polnischen Außenministerium, Professor Wojciech Kowalski, für das
deutsche Publikum die polnische Auffassung
darlegen.
(1) Der Verweis von Tono Eitel auf die Haager Landkriegsordnung von 1907 werde als
„Beleg für eine Polen gegenüber unfreundliche Denkweise ... wahrgenommen“. Es sei
eine „Tatsache, dass niemals eine polnische
Armee in Deutschland Kulturgüter geplündert hat“. Da die „erwähnten Sammlungen
... von den Nazis zurückgelassen und von
Polen vorgefunden“ worden seien, hätte Polen sie nicht geraubt, sondern „gerettet und
gesichert“.
(2) Alle „Kulturgüter deutscher Provenienz“ hätten sich „infolge des Zweiten Weltkrieges auf polnischem Gebiet“ befunden
und seien durch ein „Dekret aus dem Jahre 1946“ „in den Besitz des polnischen Staates überführt“ worden. „Diese Regulierung“, so behauptet der polnische Rechtswissenschaftler, „wurde aufgrund der Alliiertenbeschlüsse gegenüber Deutschland
eingeführt.“
(3) Diese „Frage“ könnten die Polen auch
nicht „ohne den Kontext unserer Verluste betrachten“.
Schlesische Nachrichten 18/2007
Es sei zu dieser offiziellen polnischen „Argumentation“ richtiggestellt, dass
(1) die Gebiete östlich von Oder und Neiße auch nach Ende des Krieges weiterhin
zu Deutschland gehörten; denn die Potsdamer Konferenz stellte sie bis zur Friedenskonferenz lediglich unter „polnische Verwaltung“, wodurch sich an ihrem Souveränitätsstatus und an den Eigentumsverhältnissen nicht das geringste änderte;
(2) dass es keinerlei gegenteilige „Alliiertenbeschlüsse“ in Potsdam gab;
(3) dass Polen diese deutschen Gebiete
okkupierte und annektierte und mit der Entrechtung, der Enteignung und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung eindeutig
und massiv gegen die Haager Landkriegsordnung verstieß;
(4) dass die provisorische kommunistische Regierung Polen nicht erst 1946, sondern bereits am 6. Mai 1945 – also schon
vor der deutschen Kapitulation und lange vor
Beginn der Potsdamer Konferenz – durch ein
Dekret über das verlassene und aufgegebene
Vermögen „jegliches bewegliche und unbewegliche Vermögen, das im Eigentum oder
Besitz des deutschen Staates stand ..., sowie das Vermögen deutscher Staatsangehöriger“ konfiszierte;
(5) dass „Kulturgüter gerade nicht als Reparationsersatz herangezogen werden dürfen“ (R. Müller).
Die Beauftragten der polnischen Regierung stehen nicht an, den eigentlichen Grund
bekanntzugeben, warum Polen den deutschen Forderungen nicht nachgeben dürfe:
Dadurch würde die „Potsdamer Territorialordnung“ insgesamt in Frage gestellt. „Jede
Regierung, die einer solchen Rückgabe zustimmt, würde damit eine juristische Pforte
für die Rückerstattung des gesamten Vermögens eröffnen, das nach dem Krieg an
Polen gefallen ist.“ Damit gestehen sie ein,
dass all ihre falschen Behauptungen nur
Zweckargumente sind, weil es sich bei der
Annexion Ostdeutschlands und der Aneignung deutschen Eigentums durch Polen in
Wahrheit um einen ganz ordinären Diebstahl
handelte. Dieser Raub war damals, aber auch
die fadenscheinige Rechtfertigung dieses
Raubes ist heute einer „Kulturnation“ unwürdig!
Georg Friebe
1 Aber Polen könnte es fertigbringen, einzelne Wert-
gegenstände, die Flüchtlinge und Vertriebene aus Ostdeutschland mitgebracht haben, als polnischen Besitz
auszugeben und zu beanspruchen. Die Rückgabe von
Kirchengütern könnte dafür als Präzedenzfalls herhalten.
Nachrichten aus Görlitz
✍ Eine Heilige und Frauen von heute.
Görlitz ehrt die „Heilige Elisabeth“ mit einer Schau. Sie sorgte für Hungernde und
Kranke und ist heute ein zeitloses Ideal für
Menschlichkeit und Nächstenliebe. Sie wurde vor 800 Jahren geboren. Darauf bezieht
sich eine Ausstellung in der Frauenkirche.
Die Fotografin Susanne Kloiber hat etwa
hundert Frauen verschiedener Herkünfte,
Generation und Profession in Ungarn, Polen, Tschechien, Österreich und Deutschland fotografiert, teilt die Görlitzer Stadt-
Aus der Sächsischen Zeitung
für die schlesische Region Görlitz
verwaltung dazu mit. Die Ausstellung werde auch in Görlitz Anregung für Auseinandersetzungen bieten, zum Beispiel darüber, ob das Leben dieser Frau Orientierungshilfe in einer zunehmend egozentrischen Gesellschaft sein kann. Die Ausstellung ist von Montag bis Sonnabend von
10 bis 18 Uhr geöffnet.
✍ Neue Ausstellung über die schlesischen Weber. „Glanz und Elend der
schlesischen Weber“ ist der Titel einer Ausstellung, die noch bis September 2007 im
Schlesische Nachrichten 18/2007
ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN
Europas Jugend traf sich in Dänemark
Der fröhliche Kreis aus Bergisch Gladbach
Zum dritten Mal richtete die jütländische
Stadt Horsens an der Ostsee eine Europeade aus. Etwa 5000 Trachtler aus ganz
Europa kamen vom 18. bis zum 22. Juli
2007 nach Jütland und erlebten mit der
44. Veranstaltung dieser Art das wohl
größte Trachtenfest Europas. In Deutschland waren bisher Dortmund, München,
Bayreuth, Frankenberg, Herzogenaurach
und Schwalmstadt Veranstalterstädte.
Die Europeade für europäische Volkskulturen hat das Ziel, die Eintracht zwischen
den Völkern in Frieden und Freiheit zu fördern und zu unterstützen. Mit Hilfe der Volkskunst sollen Begegnungen zustande kommen, die Beziehungen von Mensch zu
Mensch und Kultur zu Kultur schaffen. Dabei ist wichtig, dass jede Volksgemeinschaft,
so klein sie auch sei, im heutigen Europa ihre
kulturelle Eigenständigkeit behalten kann.
Teilnehmer waren in diesem Jahr wieder knapp 200 Gruppen, die aus ganz Europa von Schweden bis Spanien, Griechenland bis Frankreich und dem Baltikum
bis in den Süden Italiens kamen. Die Schlesischen Gruppen aus Deutschland kamen
aus neun verschiedenen Städten und
stellten das größte Kontingent unter den
25 deutschen Gruppen. In diesem Jahr vertraten der Fröhliche Kreis aus Bergisch
Gladbach, die Tanz- und Spielschar Wiesbaden, die Trachten- und Volkstanzgruppe Bielitz-Biala aus Braunschweig, die
Schlesische VT- und TG Schreiberhau aus
Schwalmstadt, die Altschlesische Heimatspiel- und Trachtenzunft „Rübezahls
Zwerge“ aus München, die Riesengebirgstrachtengruppe München, die
Brückenberger Trachtengruppe Bonn, die
Schloss Lomnitz bei Hirschberg zu sehen
ist. Sie dokumentiert die Entwicklung des
Weber-Handwerks von den Anfängen im
13. bis ins frühe 20. Jahrhundert und widmet sich den Weberaufständen, die Gerhart Hauptmann zu seinem berühmten Drama „Die Weber“ und Käthe Kollwitz zu ihrem „Weberzyklus“ inspiriert haben.
✍ Denkmalpfleger tagen wieder in Görlitz. Die Vorbereitungsgruppe der Jahrestagung der Arbeitsgruppe „Kommunale
Denkmalspflege“ des Deutschen Städtetages weilte zwei Tage in Görlitz. Die Mitglieder waren begeistert von den Leistun-
Schlesische Trachtengruppe Neumünster
und erstmals aus Görlitz/Schlesien die „Rübezahlkinder Deutsch-Paulsdorf“ die
weiß-gelben Farben Schlesiens. Die
Schlesier gehören gemeinsam mit Gruppen aus Flamen zu den Gründern dieser
europaweiten Bewegung.
Friedrich-Wilhelm Preuß,
Trachtenschulze der Volkstanz- und
Trachtengruppe Rübezahl Hamburg
TERMINE
Der BdV, Kreisverband Düsseldorf, lädt ein
zum „Tag der Deutschen Einheit“ am 3. Oktober 2007 zur Kundgebung um 12 Uhr auf
dem Platz der Einheit in Düsseldorf an der
Berliner Allee. Im Anschluss: Gemütliches
Beisammensein im Restaurant „Schumacher“. Information bei Hr. Wylezol,
Bismarckstr. 90/301, 40210 Düsseldorf, Tel:
0175/1662603, HP: www.bdv-duesseldorf.de, E-mail: bdv-duesseldorf@t-online.de
Wir laden alle Gleiwitzer und alle Freunde Oberschlesiens recht herzlich zu unserem 22. Gleiwitzer Heimattreffen am 6. und
7. Oktober 2007 (am Samstag ab 9 Uhr, am
Sonntag ab 8 Uhr im Städtischen Saalbau)
in der Patenstadt Bottrop ein. Bitte kommen
Sie zu unserem Heimattreffen und werben
auch Sie im Familien-und Freundeskreis für
unser 22. Gleiwitzer Heimattreffen. Es sollen wieder 100 Personen vom Deutschen
Freundschaftskreis (DFK) Gleiwitz am Treffen teilnehmen. Auch die kleinste Spende
hilft uns. Bitte helfen Sie mit, dass das 22.
Gleiwitzer Heimattreffen ein voller Erfolg
wird. Anne Wachsmann, BdV, KV Bottrop
gen zur Verschönerung der Stadt. 35 Stadtkonservatoren und Vertreter von Landeskonservatoren aus allen Ländern der
Bundesrepublik gehören der Arbeitsgruppe an. Sie werden vom 19. bis 21. September 2007 ihre 26. Jahrestagung in der
Neißestadt durchführen und über Fragen
der Zukunftsfähigkeit der europäischen
Stadt mit Bezügen zum Ausland diskutieren. Unter anderen beschäftigt man sich
mit der historischen Stadt und ihrer
Weiterentwicklung.
✍ Familientag auf dem Wilhelmsplatz.
Viele Görlitzer Kinder nutzten die Angebote
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Schlesier in Thüringen
haben neu gewählt
Auf der Delegiertenversammlung der
Landesgruppe Thüringen der Landsmannschaft Schlesien am 9. Juni 2007 in
Arnstadt ist ein neuer Landesvorstand gewählt worden. Die Schlesier, die 44 % der
Mitglieder im BdV Landesverband ausmachen, haben Dr. Paul Latussek mit
92,4 % der Stimmen aller Delegierten bei
der Wahl in den Vorstand und aus diesem
mit einer einstimmigen Wahl zum Vorsitzenden, das Vertrauen ausgesprochen.
Der neue Vorstand, mit Gerhard Kandera
und Fabian Rimbach als Stellvertreter des
Vorsitzenden, Winfried Kothe als Schatzmeister und Irmgard Sindermann als
Schriftführerin, sieht seine Mitwirkung bei
der Überwindung der im BdV Landesverband herrschenden Streitigkeiten als eine
kurzfristige zu lösende Schwerpunktaufgabe an.
Die Landesgruppe der Schlesier hat
sich auf der Delegiertenversammlung
einstimmig gegen die Umbenennung der
schlesischen Gebiete im Rahmen der Gebietsreform in Sachsen ausgesprochen.
Sie fordert, dass der Hinweis auf Schlesien in der neuen Bezeichnung erhalten
bleibt.
Irmgard Sindermann
Tag der Heimat
Anlässlich der zentralen Veranstaltung
des BdV zum Tag der Heimat am
18. 8. 2007 ehrten die Landsmannschaften, der BdV, sowie die Landesregierungen und Bundesregierung
wiederum die Opfer der Vertreibung
durch Niederlegung von Kränzen und
Blumengebinden.
des Familientages, den Gabi Kretschmer,
Gemeindereferentin von St. Jacobus, als
Auftakt zur bundesweiten ökumenischen
„Woche für das Leben“ organisiert hatte.
Den ganzen Platz säumten Flohmarktstände, Kuchenbasare, Bratwurstgrills und Getränkestände. Mit dabei auch Oberbürgermeister Paulick, der versprach, sich mehr
für eine kinderfreundliche Stadt einzusetzen. Aber auch die Polizei, die Malteser und
eine Kinderakademie berichteten von ihrer
Arbeit. Die Zahl der Attraktionen war so groß,
dass man Mühe hatte, alle Angebote zu entdecken und zu nutzen.
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LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Ahoi bei der Kreisgruppe Kassel
Die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Kassel, ist trotz des hohen Durchschnittsalters von 82 Jahren immer aktiv.
Ein attraktives Jahresprogramm sorgt
stets für schöne Tage und Heimatnachmittage.
Der Rüsttag im Mai, mit Gottesdienst
und gemeinsamen Mittagessen, auf Kosten des Vereins, nachmittags der Vortrag
„Heimatkirchen in alten Ansichten“, brachte uns in der Gemeinschaft das Gefühl, eine
kleine Schlesische Familie zu sein. Es war
schon rührend zu erleben, wenn plötzlich
der Zwischenruf: „In der Kirche hatte ich
meine Konfirmation“ kam. So manches
Tränchen fand seinen Weg. Im Juli hieß es
dann Ahoi auf der Fulda. Es ging von Kassel nach Spiekershausen, also von Hessen
in den südlichsten Zipfel von Niedersachsen. Nach dem Passieren einer Schleuse
in Kassel, was schon aufregend war, ging
es gemütlich durch das schöne Fuldatal.
Natürlich konnte man auf dem Schiff Getränke und kleine Speisen genießen; denn
Schlesier sind Genießer! In Spiekershausen legte das Schiff planmäßig an und es
ging zur Einkehr in das Restaurant „Fuldagarten“. In der gemütlichen Gaststube
fühlten sich die Schlesierinnen und Schlesier sehr wohl. (...)
Stromauf in Richtung Kassel kamen endlich die Sängerinnen und Sänger zum Zuge.
Herr Junge spielte Gitarre.
Besonderer Dank gilt Frau Wittig, sie hatte die Idee für diese Schiffsfahrt. Nun stehen wir wieder auf festem Boden und freuen uns auf weitere, schöne Heimatnachmittage.
Im September erfolgt ein Rückblick und
Bericht vom Schlesiertreffen in Hannover
mit schönen Bildern von unserer Stammesfamilie. Weiterhin werden wir die Bilder von unserem Sommerfest auf der Fulda zeigen.
S a n k t
B a r b a r a
Festgottesdienst
Zelebration:
Pater Josef Kahmann SDB
Pfarrer der Don-Bosco-Gemeinde
Mitgestaltung: Don-Bosco-Bläser,
Leitung: Andreas Bartylla
Jugendtrachtengruppe „Silesia“,
Groß Maßdorf/Oberschlesien
Bergmänner in Galauniformen
Wir laden herzlich ein!!!
Sonntag
2. Dezember 2007, 11.15 Uhr
Don-Bosco-Pfarrkirche
Von-Humboldt-Straße 95-97,
42549 Velbert
Veranstalter:
Landsmannschaft Schlesien in Velbert und
St. Don-Bosco-Gemeinde in Velbert-Birth
Schlesische Nachrichten 18/2007
Im Oktober geht unsere Reise in die Vergangenheit unserer Heimat Schlesien.
Anhand von alten Ansichtskarten und
sonstigem Bildmaterial wollen wir uns mit
dem Thema „Burgen und Schlösser in der
Heimat“ befassen.
Der Heimatnachmittag im November soll
dem Gedenken unserer lieben Verstorbenen in der Heimat und Fremde dienen. Wir
treffen uns zur Feier- und Gedenkstunde
am Vertriebenen Heimatkreuz in Holzhausen bei Kassel.
Im Dezember freuen wir uns auf die
Weihnachtsfeier. Frau Wimmel, Frau Hubrich und Frau Wittich werden diese Feier
wie immer rührig gestalten. Unsere sparsame Schatzmeisterin, Frau Siebert, hat
dann die Kasse gut gefüllt wollen wir doch
wie in jedem Jahr allen Anwesenden ein
kleines Weihnachtsgeschenk überreichen.
Über unsere Aktivitäten freut sich besonders unser Redakteur des Heimatbriefes, Herr Kirsch. Es ist sehr wichtig zu berichten, gibt es doch leider sehr viele, liebe, alte Heimatfreundinnen und -freunde,
die aus gesundheitlichen Gründen nicht immer bei uns sein können. Wir denken aber
immer an sie und wünschen auf diesem
Wege gute und baldige Genesung.
Schlesien Glück auf!
Ihr Heimatfreund Klaus-Dieter Leder
5. Nordtreffen
der Riesengebirgler
am 6. und 7. Oktober 2007
Es ist bereits eine gute Tradition, dass wir
uns alle zwei Jahre in der Hansestadt
Rostock im Herbst zu einem großen
Wiedersehensfest aller Riesengebirgler
zusammenfinden. Vom Riesengebirgler
Heimatkreis Trautenau organisiert, sind alle
Riesengebirgler, sowohl von der böhmischen als auch von der schlesischen Seite, recht herzlich eingeladen. In diesem Jahr
wird mit unserem Treffen gleichzeitig das
7. Landestreffen der SL Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Wir wenden uns
damit vor allem an jene Heimatfreunde, die
im Nordosten Deutschlands leben und nicht
mehr an den großen traditionellen Treffen
teilnehmen können.
Veranstaltungsort ist der Gaststättenkomplex „Nordlicht“, Eutiner/Ratzeburger
Straße, im Stadtteil Lichtenhagen.
Das Programm beginnt am Samstag,
6. 10. 2007 um 10 Uhr (Eröffnung mit dem
Rübezahl) und am Sonntag, 7. 10. 2007 um
9.30 Uhr (Messe im Saal „Nordlicht“ mit
Heimatpfarrer Wenzel Baudisch).
Der Gaststättenkomplex „Nordlicht“ ist
samstags von 9 bis ca. 22 Uhr und sonntags von 8 bis ca. 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen erhalten Sie bei: Peter
Barth, Tel. 038231/66790 sowie bei dem
Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau,
Neubaustr. 12, 97070 Würzburg, Tel.
0931/12141, E-mail: riesengebirge-trautenau@freenet.de, Internet: riesengebirgetrautenau.de
Peter Barth
Schlesische Nachrichten 18/2007
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / LANDSLEUTE
Eilige Benachrichtigung der
noch lebenden ehemaligen
Häftlinge des Todeslager
Lamsdorf
Tagesreise nach
Trier/Mosel
Die Neusser Reisegruppe
in Traben-Trarbach
Nach den Wochenreisen nach Berlin/
Potsdam mit Stettin und quer durch Schlesien, fand nun der jährliche Ausflugstag
der Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Neuss mit Hauptziel Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, statt. Ab dem
Wahrzeichen Triers, der Porta Nigra, bestehend aus Sandsteinquadern, die nur mit
Eisenklammern verbunden sind, ging die
Führung zunächst durch den interessanten historischen Innenstadtbereich, vorbei am Geburtshaus von Karl Marx. (...)
Lange Zeit bestimmte die Kirche die Geschicke der Stadt und schenkte ihr Meisterwerke sakraler Baukunst: den Dom, die
älteste Bischofskirche Deutschlands, die
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Liebfrauenkirche, ein Kleinod der frühen
Gotik, das barocke Meisterwerk St. Paulin und die Abtei St. Matthias mit dem einzigen Apostelgrab nördlich der Alpen. Der
mächtige Ziegelbau der Konstantin-Basilika erhebt sich über der Stadt. Ein
prächtiger Rundblick über Trier und die
herrliche Mosellandschaft bot sich den Besuchern von Höhen des Petrisberges.
In Bernkastel-Kues folgte eine erholsame Schifffahrt bei strahlendem Sonnenschein folgte. In Traben-Trarbach war
Endstation und genau der richtige Zeitpunkt, um abschließend noch am Moselweinfest teilzunehmen.
Theo Jantosch
Schlesier beim Hessentag
Bild oben: Auch in Hessen sorgen Schlesier dafür, dass
Schlesien in der Öffentlichkeit erhalten bleibt:
Motivwagen es Orts- und Kreisgruppe Wetzlar beim Hessentag am 10. Juni 2007 in Butzbach, gestaltet und durchgeführt von Gerhard und Gunter Frost.
Auf dem Bild rechts ist als Modell die Liebichshöhe in Breslau dargestellt.
Nach meinen Veröffentlichungen in verschiedenen Heimatzeitungen, habe ich ein
großes Echo ausgelöst. Es kamen viele Anfragen und ich konnte sehr vielen helfen.
Heute möchte ich mich für Ihr Vertrauen bedanken und allen mitteilen, dass wir auch
den letzten Kampf für unser Recht gewonnen haben.
Bei mir haben sich zwei Aktenordner mit
Ihren Unterlagen angesammelt. Seit über
60 Jahren habe ich Dokumente gesammelt
und fünf Tatsachenberichte bekommen.
Zur Urteilsfindung des Oberverwaltungsgerichtes Münster war dies sehr wichtig. (...)
Die zum Antrag bei der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge gehörende Bescheinigung als politischer Häftling wurde
nicht überall ausgestellt. Daraufhin folgte
die Ablehnung des Antrages in Bonn. Ich
habe aber einen Kameraden gefunden, der
den Mut hatte zu klagen!
Mein Heimatfreund Manfred Arndt aus
Großmangersdorf in der Nähe von Trier, hat
die Klage beim Verwaltungsgericht Köln am
1. Februar 2006 gewonnen. Die Stiftung für
politische Häftlinge in Bonn hatte beim
Oberverwaltungsgericht in Münster Widerspruch eingelegt und die Klage am 6. Juni
2007 verloren.
Es gibt dagegen keinen Widerspruch
mehr! Alle abgelehnten Anträge müssen
neu bearbeitet werden. Nach meiner
Rücksprache in Bonn sollen alle Beteiligten, die einen ablehnenden Bescheid bekommen haben, einen neuen Unterstützungsantrag anfordern.
Für alle in Polen in Lagern umgekommenen Personen und Angehörigen gilt das
Häftlingshilfegesetz der Bundesrepublik
Deutschland. Demnach können auch Angehörige, die noch keinen Antrag gestellt
haben, einen Unterstützungsantrag beantragen: Stiftung für ehemalige politische
Häftlinge, Stiftung des öffentlichen Rechts,
Wurzerstr. 106, 53175 Bonn.
Das Oberverwaltungsgericht Münster
hat in seinem Urteil bestätigt, dass Lamsdorf kein Arbeits- und Aussiedlungslager
gewesen ist.
So ist nun endlich Recht gesprochen
worden. Das Vermächtnis unseres Lagerarztes, Dr. Esser, seiner Leidenskameraden
H. Aschmann sowie A. Goldener und vieler anderer wurde somit erfüllt.
Gerhart Lindenthal, Syke
Rückblick auf das Deutschlandtreffen der Schlesier 2007
Ausstellung „Schlesische Kirchen“
Erinnerung hat Zukunft
Polnische und deutsche Fotografen haben Farbfotos schlesischer Kirchen zu einer Ausstellung zusammengetragen, die am
30. Juni 2007 von Pfarrer Dr. Paul Eberlein und Pfarrer Dr. Chr.-
Erdmann Schott im Rahmen des Deutschlandtreffens der Schlesier in Hannover eröffnet wurde. Pfarrer Dr. Eberlein wies daraufhin, dass Erinnerung an Kirche und Glaube eine Kraft sei für
die Gestaltung der Zukunft. Pfarrer Dr. Schott betonte die Bedeutung des Vertrages von Altranstädt von 1707 und 1709 für
den Kirchenbau in Schlesien.
SN
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LANDSLEUTE
60 Jahre Wüstewaltersdorfer
Heimattreffen in Münster/Westf.
Das Jubiläum – 60 Jahre Wüstewaltersdorfer Heimattreffen in Münster – fand in der Halle Münsterland statt. Ehemalige Wüstewaltersdorfer und Heimatfreunde aus dem Kirchspiel Wüstewaltersdorf kamen z.T. mit ihren Angehörigen, Kindern oder Enkeln, die
die Oma oder den Opa herbrachten und dann auch interessiert dabeiblieben.
Es war diesmal eine ganz besondere Atmosphäre, eine Wärme,
eine Herzlichkeit und Verbundenheit in dem Saal, die diesem besonderen Tag absolut gerecht wurde. Die Glocken der evang. Kirche Wüstewaltersdorf läuteten (von der Kassette) das Jubiläumstreffen ein. Nach der Begrüßung wurde der ältesten Teilnehmerin
Erika Schrader geb. Willner aus Braunschweig ein Blumenstrauß
überreicht, dann gestaltete Anneliese Wickel aus Hagen, Tochter
von Willi und Frieda Hauptig aus Wüstewaltersdorf, den feierlichen
Auftakt des Jubiläumstreffen. In Gedichtsform hielt sie Rückschau
auf 60 Jahre Münstertreffen:
„Lange schon ist es her Ihr Lieben,
dass man uns hat aus der Heimat vertrieben.
Verstreut wurden wir in alle Lande,
zerbrochen wurden der Heimat Bande.
Wir kamen hier in den zerstörten Westen hin
und niemand wusste, wie soll es bloß weiter gehen.
Doch unser lieber Heimatpastor Schmidt-Casdorff hat’s geschafft
und das Unmögliche möglich gemacht.
Er hat versucht hier in der Fremde zu walten
und seine Schäfchen zusammenzuhalten.
Und so konnte es dann auch geschehen,
dass wir Wüstewaltersdorfer uns wiedersehen.
Das erste Treffen hier in Münster war
bereits vor 60 Jahren.
Zuerst traf man sich im kleinen Kreis.
Doch es entwickelte sich wie jeder weiß,
eine große Schar von Heimattreuen,
die sich auf jedes Jahr wieder freuen.
Schon zum 56. Mal sind wir nun in der Halle Münsterland,
wo unser Dorf sich wiederfand.
Viele Hunderte kamen hierher
und jährlich wurden es immer mehr.
Vormittags gab es eine Andacht vom Pastor Schmidt
und wir feierten die jährliche Goldkonfirmation mit.
Dann wurde geplaudert, erzählt und noch mehr.
Die Jungen und Alten freuten sich sehr.
So war jedes Jahr Münster unser Ziel,
hier lebte man noch unser Heimatgefühl,
hier träumten wir unsere Heimatträume,
hier lebte Wüstewaltersdorf in allen Räumen.
Wir trafen uns im Weißen, Roten, Blauen Saal,
je nach Teilnehmerzahl woanders – egal –
und fanden es doch immer schön
uns hier wiederzusehen.
Den ganzen Umbau der Halle haben wir miterlebt
und unser Treffen auch mal in den Vorraum verlegt.
Der Halle Münsterland blieben wir immer treu
und trafen uns hier jedes Jahr aufs Neu.
Das hat die Veranstaltungsleitung akzeptiert
und daraufhin unsere Kosten reduziert.
Drum danken wir der Verwaltung sehr
und kommen gerne wieder her.
Nun ist das 60. Treffen heute
und ich hoffe, es ist noch lange nicht Schluss, Ihr Leute!
So glaube ich. Ihr stimmt mir alle zu, wenn ich sag:
Ich wünsche uns heute einen schönen Tag.“
Am frühen Nachmittag zur gemütlichen schlesischen Stunde erfreuten uns mit ihren Vorträgen: Liselotte Weske aus Koblenz, Anneliese Wickel, Gertraud Hanschmann aus Lippstadt, Heinz Neumann aus Siegen und Eise Päsler aus Sehlde mit ihrer Ziehharmonika.
Die Großfotos mit heimatlichen Motiven auf den Tischen, die schöne Keramikausstellung unserer Hobbykünstlerin, Dorothea Schneeloch aus Solingen, Fotos und Informationen aus der Heimat an den
Pinnwänden und der lebhafte Austausch vieler Erinnerungen untereinander an das liebe, traute Heimatdorf Wüstewaltersdorf am Fuße
der Hohen Eule ließen dieses Jubiläumstreffen besonders harmonisch verlaufen.
Irene Güttler
Schlesische Nachrichten 18/2007
Sonderstempel
und Briefmarken zu den Themenbereichen
Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier
und Ostdeutschland
Heute: Ostdeutscher Kulturrat Jahrestagung 1959 und Tag
der Heimat 1961
In der nächsten Ausgabe: Ausstellung Deutsche Heimat im
Aus der Sammlung Michael Ferber
Osten 1951
Schlesische Firmen
Teil 78
Nach unserer alphabetischen Auflistung schlesischer Firmen folgen in den
nächsten Ausgaben noch einige uns nachträglich zur Kenntnis gebrachte
Firmengeschichten.
Laschke-Reisen
Das Reiseunternehmen Laschke wurde 1932 durch Franz
Laschke in Wölfelsdorf in der Grafschaft Glatz in Schlesien
gegründet. Aus der Firmenhistorie geht folgendes hervor:
nach dem Zweiten Weltkrieg Vertreibung und 1951 Neubeginn im Kreis Euskirchen mit Firmensitz in MechernichSatzvey. 1961 Standortwechsel zum jetzigen Firmensitz in
Euskirchen. 1962 Durchführung der ersten eigenen mehrtägigen Reise (10 Tage „Südtirol“). 1970 Ausrichtung der
ersten größeren Rundreise (15 Tage „Fünf-Länder-Fahrt“).
1976 Übernahme der Geschäftsführung durch Reinhold
Laschke. 1990 Unternehmenseinstieg der beiden Söhne Stefan und Joachim Laschke. 1993 Erwerb von eigenen Konzessionen zur Durchführung des Stadtverkehrs Euskirchen
und des Linienverkehrs nach Lommersum. 1996 Erweiterung des Stadtverkehrs Euskirchen durch Kooperation mit
der Stadtverkehr Euskirchen GmbH. 1997 Geburt von Alexander Laschke („die 4. Generation“). 2001 50-jähriges Betriebsjubiläum „Laschke Reisen in Euskirchen“. Um eine noch
größere Vielzahl an hochwertigen Reisen anbieten zu können, wurde zum 1. 11. 2001 der Veranstalter BTS-Reisen
übernommen.
TERMINE
Academia Baltica
5. bis 7. Oktober 2007: Heimat im Museum. Deutsch-polnische
Geschichte in Lokal- und Regionalmuseen. Zweite Werkstatt mit
dem Institut für Geschichte der Universität Oldenburg und dem
Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz.
12. bis 13. Oktober 2007: Interkulturelles Training Polen, Seminar in Malente (Holsteinische Schweiz). Academia Baltica, Akademie im Ostseeraum Lübeck, Hogehus, Koberg 2, 23552 Lübeck,
Tel. 0451/39694-0, www.academiabaltica.de
27. 9. 2007, 15 bis 18 Uhr: Tag der offenen Tür, Filmnachmittag
mit Plauderstunde in der „Ostdeutschen Heimatstube“ in Neuss,
Oberstr. 17, Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Neuss.
Schlesische Nachrichten 18/2007
HEIMAT SCHLESIEN
Flucht und Vertreibung –
Erfahrungen unserer Großeltern
11
DAS
HISTORISCHE FOTO
Reutlinger Gymnasiasten stellen ihr Zeitzeugenprojekt im Haus der Heimat vor
22 Schülerinnen und Schüler der Klasse
9 d des Friedrich-List-Gymnasiums Reutlingen stellten am 12. Juli 2007 im Haus der
Heimat in Stuttgart ihr aufwendiges Zeitzeugenprojekt „Flucht und Vertreibung Die
Erfahrungen unserer Großeltern“ vor und ernteten für ihre für das Radio bearbeitete Dokumentation viel Lob und Anerkennung von
Fachleuten, darunter Historiker und Vertreter des Innenministeriums sowie der Schulverwaltung.
„Ich konnte während des Gesprächs mit
meiner Großmutter richtig mitfühlen, welche
Ängste sie während der Flucht ausgestanden hat“, berichtete Berenike, deren Großmutter 1945 vor der Roten Armee aus Schlesien flüchten musste.
Andere Zeitzeugen berichteten unter
Tränen von Vergewaltigungen, von vermissten und verwaisten Kindern, von der Angst
vor russischen Soldaten, von Albträumen bis
zum heutigen Tag. (...)
Fast jeder vierte Baden-Württemberger
hat heute Vorfahren aus diesem Raum oder
stammt selbst von dort her. Was liegt da näher, als dieses Thema im Geschichtsunterricht mit Hilfe noch lebender Zeitzeugen von
Flucht und Vertreibung zu behandeln?“ erklärte Christine Bertram, Geschichts- und
Klassenlehrerin der 9 d, die Idee zu diesem
außergewöhnlichen Zeitzeugenprojekt. In
mehreren Arbeitsgruppen interviewten die
Jugendlichen von März bis Juni 2007 sechs
Zeitzeugen von Umsiedlung, Flucht und Vertreibung aus Schlesien, Ostpreußen, Ungarn,
dem Sudetenland und dem Banat. Eine besonders persönliche Note erhielten die Befragungen durch den Umstand, dass alle
Zeitzeugen Großeltern oder nahe Verwandte der Schülerinnen und Schüler waren.
Bei der Präsentation der Schülerarbeiten
wurde deutlich, wie wichtig und nützlich die
Beschäftigung mit dem Thema „Flucht und
Vertreibung“ ist. Die Jugendlichen verstehen
ihren eigenen Worten zufolge jetzt besser als
zuvor, wie sehr die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft durch Erfahrungen von
Krieg, Flucht und Vertreibung geprägt wurde und teilweise noch wird. Ob es um die
EU geht, um den Konflikt auf dem Balkan
oder um das deutsch-polnische Verhältnis:
„Immer wieder stoßen wir auf Themen und
Konflikte, die eine lange Vorgeschichte haben und nur von ihrem Hintergrund zu verstehen und zu lösen sind. Hierzu konnte das
Zeitzeugen-Projekt einen wichtigen Betrag
leisten“, resümierte Christine Bertram bei der
Schülerpräsentation im Haus der Heimat.
Carsten Eichenberger
Als Christine Bertram die 9 d als Klassenund Fachlehrerin für Deutsch und Geschichte erhielt, stellte sich im Unterrichtsgespräch heraus, dass sogar 13 der 22 Schülerinnen und Schüler ihrer Klasse in der eigenen Familienbiographie von „Flucht und
Vertreibung“ betroffen waren.
Angeregt durch die Teilnahme an einer
mehrtägigen Lehrerfortbildung des Hauses
der Heimat des Landes Baden-Württemberg
zu diesem Thema und durch Erfahrungen der
eigenen Mutter, die 1944 als 15-Jährige aus
Siebenbürgen flüchten musste, war schnell
die Idee geboren: „Sowohl die Schüler aus
auch die Eltern äußerten beim Elternabend
über die Idee eines Zeitzeugenprojekts die
spontane Bereitschaft, sich mit der eigenen
Familiengeschichte im Rahmen des Geschichtsunterrichts zu beschäftigen.“ erklärte
Christine Bertram.
Das Zeitzeugenprojekt beanspruchte
Fachlehrerin und Schüler nicht nur im Geschichts- und im Deutschunterricht, sondern
auch in ihrer Freizeit. (...) Es galt, den hoch
motivierten Jugendlichen das im Vorfeld der
Zeitzeugeninterviews vermittelte historische Fachwissen durch emotionale, methodische und organisatorische Kompetenzen zu erweitern. Im zweiten Teil des Projekts sollten die aufgezeichneten Interviews nach fachlicher Anleitung durch einen
Radio-Redakteur von den Schülern selbst
geschnitten und bearbeitet, also dokumentiert werden.
Die zielorientierte Projektarbeit ermöglichte es den Schülerinnen und Schülern
selbstständig historische Fragestellungen zu
entwickeln, diese auf die „lebenden“ Quellen, die Zeitzeugen, anzuwenden und auszuwerten.
Das den heutigen Schülern bereits „so
weit entfernt“ liegende 20. Jahrhundert kann
durch Zeitzeugenbefragungen, insbesondere
wenn es sich um die eigenen Großeltern oder
nahe Verwandte handelt, emotional fassbar
werden. Für den Fall, dass diese nicht mehr
greifbar sind, hält das Haus der Heimat des
Landes Baden-Württemberg einen Pool
von Personen bereit, die als Betroffene von
Umsiedlung, Flucht und Vertreibung ihre Heimat während und nach dem Zweiten Weltkrieg verloren haben. Sie sind bereit, in Begegnungen mit Schülerinnen und Schülern
über das Vergangene zu erzählen und somit einen authentischen Eindruck von er-
Reichsjugendtag der Bündischen Jugend 1931 in Hirschberg; das Bild zeigt
die Brüder Ernst und Hans Fritzsch aus
Jena am Ring mit dem „Gabeljürge“ (volkstümliche Bezeichnung für die zahlreichen
Neptun-Brunnen in Schlesien).
Für die Jungen gab es seinerzeit am Bober
ein großes Zeltlager, während die
Mädchen in Jugendherbergen untergebracht waren.
lebter Geschichte zu vermitteln. Auf konkrete
Anfrage des Fachlehrers bzw. der Schule
kann das Haus der Heimat gezielt Zeitzeugen aus bestimmten Herkunftsregionen
(z. B. Schlesien, Bessarabien u. a.) oder vor
Ort ansässige Personen empfehlen. Darüber hinaus werden zur Vorbereitung von Zeitzeugengesprächen Materialien zur Verfügung
gestellt, die das Herkunftsgebiet der Zeitzeugen vorstellen.
Als Bildungs- und Begegnungsstätte
trägt das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg mit Lesungen, Publikationen, Ausstellungen, Konzerten, Diskussionsveranstaltungen, internationalen Begegnungen, Studienfahrten, Schülerwettbewerben und anderen Veranstaltungen
dazu bei, insbesondere auch bei der jungen
Generation das Bewusstsein für die Jahrhunderte alte deutsche Geschichte und Kultur im Osten zu schärfen. Wichtig ist dabei
die Kooperation mit anderen Bildungs- und
Kultureinrichtungen in Deutschland und in
den östlichen Nachbarstaaten sowie mit den
Vereinigungen der deutschen Heimatvertriebenen.
Das Haus der Heimat verfügt als Kompetenz und Informationszentrum auch über
eine moderne öffentliche Spezialbibliothek
mit über 20.000 Medieneinheiten. Die
Bestände sind über das Internet
(www.hdhbw.de) recherchierbar. Adresse:
Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg, Schlossstr. 92, 70176 Stuttgart,
Tel. 0711/66 95 1-11, Fax: 0711/66 95 1-49,
Email: Poststelle@hdh.bwl.de, Internet:
www.hdhbw.de
LANDSLEUTE
12
Schlesier, die sie kennen sollten
ALBRECHT BAEHR, dem ehemaligen Redakteur
des Süddeutschen Rundfunk zum 90. Geburtstag
am 16. September 2007
Es ist noch nicht solange her, als Albrecht
Baehr von sich sagte: „Ich bin kein rastender Rentner. Ruhestand heißt nicht Stillstand.“ Das scheint für ihn auf eine gewisse Weise heute noch zu gelten, weil er sich
wie in den zurückliegenden Jahren immer
wieder eine Aufgabe stellt.
Er wurde am 16. September 1917 in
Schlesiens Hauptstadt Breslau geboren, wo
er auch bis zum Abitur die Schulen besuchte.
Von 1939 bis 1945 war er Kriegsteilnehmer
und erlitt 1941 in Russland eine Verwundung.
Danach geriet Baehr in amerikanische Gefangenschaft, während der er sich bis 1946
in Texas und Arkansas aufhielt.
Daraus ergab sich eine Möglichkeit nach
seiner Entlassung über den amerikanischen Kontrolloffizier im Stuttgarter Rundfunk eine Anstellung als Redakteur zu bekommen. Von diesem Beginn berichtet er so:
„Bald hatte ich mir im zweiten Stock des alten Funkhauses einen winzig kleinen
Schreibtisch erkämpft und stellte kleine Musiksendungen zusammen, wie, „Wir tanzen
in den Sonntag“ oder „Mit Volksmusik, Ihr
werdet sehn, ist es viel leichter aufzustehn“.
Schließlich baute er die ost- und mitteldeutschen Heimatsendungen in die Programme des Süddeutschen Rundfunk ein,
so dass am 4. Juni 1948 von dort gesagt werden konnte: „Sie hören eine Sendung für unsere Neubürger unter dem Titel: ‚Schlesisches Himmelreich’. Das hatte mit einem
Male einen ungeahnten Widerhall gefunden.
Ein ganzer Waschkorb voller Briefe stand
bald neben seinem Schreibtisch. Ein Hörer
schrieb spontan: „Diese war die schönste
Stunde, seitdem ich aus meiner Heimat fortmusste.“ Baehr bat um Einsendung von Gedichten und Geschichten, da es noch an Materialien fehlte. Bekannte Schlesier meldeten sich wie z.B. Hans Niekrawietz, Hans
Sattler, Ruth Hoffmann, Arnold Ulitz, Prof.
Dr. Günther Grundmann, Dora Lotti Kretschmar, Ernst Schenke, Alfons Hayduk,
Traud Gravenhorst, Walter Meckauer, Gerhart Pohl, Paul Heinke, Karl Schodrok und
nicht zuletzt natürlich berühmte Dialektsprecher wie „Menzel-Willem“ oder
Ludwig Manfred Lommel und jeder hatte immer wieder etwas vorgelegt. Es bestand ein
echtes Hörerbedürfnis, eine Marktlücke
hatte sich aufgetan! Bis zum Jahre 1982 war
Baehr Programmgestalter des Süddeutschen
Rundfunks, war 1954 Initiator der Südfunkhilfe, die sich für den Bau von Wohnungen
für Flüchtlinge einsetzte, war ab 1955 Redakteur der Südfunklotterie „Frohes Raten –
Gute Taten“ und Redakteur der Heimatsendungen für „Ost-, Mittel- und Auslandsdeutsche“ sowie Leiter des Referats für
„Besondere Aufgaben“ (heimatkundliche
Osteuropasendungen).
In diese Zeit fällt auch die Gestaltung von
Volkstumsabenden bei den Sudetendeutschen
Pfingsttreffen und anderer kultureller
Festveranstaltungen, für die er Programme zusammenstellte. Das gilt gleichermaßen für
Volkstumsabende während der DEUTSCHLANDTREFFEN der SCHLESIER in Hannover,
bei denen ich mit ihm zusammenarbeitete.
Immer wieder war Albrecht Baehr bemüht,
für die Allgemeinheit tätig zu sein. So kam es
u.a. auch dazu, dass er im Mai 1981 in das
Amt des Gildenmeister der KÜNSTLERGILDE gewählt wurde. Sein Name verbindet sich
mit einem wichtigen Abschnitt der Weiterentwicklung dieser Vereinigung, in der sich nach
dem Krieg ostdeutsche Schriftsteller, Bildende Künstler und Musikschaffende zusammengefunden hatten. Als Schwerpunkt
seiner Arbeit sah er an, dass dort die personellen und satzungsmäßigen Voraussetzungen
für eine Künstlerbegegnungsstätte Ost/West
zu schaffen waren, die inzwischen z.B. zu
deutsch-polnischen Begegnungen wie bei der
Vergabe des ANDREAS-GRYPHIUS-PREIS in
Glogau und auf anderen Gebieten führten.
Durch Reportagen und Fahrten gelang es ihm,
viele Kontakte herzustellen, besonders zum
Germanistischen Institut in Breslau unter der
Leitung von Prof. Marian Szyrocki und Prof.
Konrad Gajek. Dieses Amt nahm er bis 1995
wahr.
Ein weiteres Feld seiner Betätigung war
die Herausgabe einer Reihe von Anthologien,
Schlesische Nachrichten 18/2007
wie 1960 „Auf dem Wege“ – eine
Zwischenbilanz des Vertriebenen- und
Flüchtlingsproblems. Das heitere Brevier
„Schlesisches Lachen“ erschien 1963 im
Aufstieg-Verlag München, „Schlesien, gestern und heute“ – eine Auswahl von Dichtungen und Berichten namhafter Autoren
– kam 1970 im Bogen-Verlag München heraus. „Schlesien, wie es lachte“ –eine
Sammlung schlesischen Humors – erreichte
im Verlag Weidlich Frankfurt a.M. sechs Auflagen nach seinem Erscheinen im Jahre
1975 und 3 Reprints 1994/95/96 im WeItbild-Verlag Augsburg. Dieses Buch sieht der
Autor als den Bestseller an. Im Jahre 1986
folgte „Rübezahl im Wandel der Zeiten“ –
eine Anthologie mit Märchen, Legenden
und neuen Histörchen – im Verlag Weidlich Würzburg. Im HUSUM-Verlag in Husum
kam 1995 das Taschenbuch „Humor aus
Schlesien“ heraus und im selben Verlag erschien 1997 sein Buch „Schlesien im Gedicht“, eine Anthologie lyrischer Beiträge
schlesischer Dichter. In diesem Jahr erschien im Flechsig-Verlag in Würzburg eine
Neuauflage seines humorvollen Buches
„Schlesien wie es lachte“.
Was Albrecht Baehr in seinen nunmehr
85 Jahren geleistet hat, konnte hier nur andeutungsweise erwähnt werden. Er hat vielfache öffentliche Anerkennung gefunden.
Zu den Auszeichnungen die ihm zuteil wurden, gehören die Verleihungen der Ehrengabe des Georg-Dehio-Preis der
KÜNSTLERGILDE im Jahre 1973 und
1992 die von ihr gestiftete „proarte-Medaille“, 1978 das Bundesverdienstkreuz am
Bande und 1991 die Verdienstmedaille in
Gold des Landes Baden-Württemberg.
Wenn man von den Schlesiern als den
„unruhigen Kindern Rübezahls“ spricht, so
trifft das uneingeschränkt auf Albrecht
Baehr zu.
Konrad Werner
Oh, wie schön ist Schlesien...
Eichendorff-Jahr 2007 – gemeinsame Groß-Stein-Abende mit
polnischen und deutschen Gästen
Die Reise- und Kurleitung in Verbindung mit
dem DFK-Gemischten Chor in Groß Stein hatte sich unter dem Leitwort „Kultur in Oberschlesien“ vorgenommen, zu Ehren unseres
großen Romantikers Oberschlesiens in zwei ‚Eichendorffveranstaltungen’ den rund einhundertfünfzig deutschen und polnischen Kurgästen ‚Historisches und Aktuelles’ zu bieten.
Der Abend am 1. Mai 2007 war aus den Absprachen zwischen der DFK-Vorsitzenden
Christa Broj, die wie Ldm. Piesch in der deutschen Sprachinsel Bielitz-Biala geboren ist, sowie der Reiseleitung aus Hamburg spontan als
‚OS-Begrüßungs- und Liederabend’ entstanden. Am 10. Mai 2007 war der Konferenzsaal
mit weit über einhundert polnischen und deutschen Besuchern voll besetzt. Zwar hatte die
Schloss-Stein-Leitung bereits aus vielen Tagungen, Konferenzen und Groß-Veranstaltungen gute Erfahrungen, so war dies für die Ver-
antwortlichen der Kulturabende ein erstes und
damit recht offenes Unternehmen. (...)
In einer schlichten aber herzlichen zweisprachigen Begrüßung durch Anna Rygoll und
den Moderator Willibald Piesch galt es, besonders den polnischen Gästen zu vermitteln,
dass der Deutsche, Joseph Freiherr von Eichendorff auch oder gerade für Polen und Deutsche eine große kulturelle Verpflichtung darstellt!
Einleitend wies Piesch zunächst auf zwei
historische
Ereignisse
hin: Die Abwehr eines
riesigen tatarisch-mongolischen Reiterheeres am
9. April 1241
Ratspräsident und Moderator W.J.C. Piesch (li.) dankt den
Akkordeonvirtuosen A. Hoika (2.v.l.) und I. Salamon (3.v.l.) mit
einem ‚geistigen Gruß’ aus Deutschland zum 1. Mai.
HEIMAT SCHLESIEN / KULTUR
Schlesische Nachrichten 18/2007
Koffer erzählen Geschichte(n)
Ein Exponat aus der Ausstellung
„AUFBAU WEST“ – Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder.
Noch bis zum 21. 10. 2007 im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen (Hösel)
Noch bis zum 21. Oktober 2007 präsentiert das Oberschlesische Landesmuseum
in Ratingen (Hösel) auf zwei Etagen die vielbeachtete und aufwändig gestaltete Ausstellung „Aufbau West“ des LWL-Industriemuseums, Landesmuseum für Industriekultur,
Dortmund.
Flüchten und vertrieben werden, woanders
neu beginnen, sich integrieren, aber auch neue Impulse geben und
eigene Akzente setzen – darum geht es in
der Ausstellung „Aufbau West“. Zweieinhalb Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten fanden nach
dem Zweiten Weltkrieg ein neues Zuhause in Nordrhein-Westfalen, das in den
1950er Jahren auch als das „Flüchtlingsland der Republik“ bezeichnet wurde.
Die Ausstellung berichtet über Einzelschicksale, Leistungen und Entbehrungen
nach dem Krieg. Sie veranschaulicht, wie
die Menschen aus Ost und West gemeinsam die Gesellschaft der Nachkriegszeit gestaltet haben, wie sie den schwierigen Neuanfang bewältigten, die Produktion in Fabriken und Bergwerken wieder in Gang
setzten und in Betrieben und Siedlungen
zueinander fanden. Dies zu entdecken und
nachzuvollziehen heißt, einen bedeutenden
Aspekt deutscher Nachkriegsgeschichte
kennen zu lernen.
Rund 300 ausgestellte spannende Objekte lassen persönliche Erlebnisse und
Schicksale lebendig werden. Dazu zählt
auch ein unscheinbarer, abgenutzter brauner Koffer. Dieser Koffer gehörte Christa
Maria Gattermann
geb. Püschel aus
Neumarkt in Schlesien. Er begleitete sie
auf ihrer dramatischen Flucht vor der Roten Armee im Januar 1945. Mit einem Lastwagen der Wehrmacht erreichte die dreizehnjährige Christa Gattermann mit ihrer
Familie und Verwandten nach mehrstündiger Irrfahrt im Schneesturm Hirschberg.
„Ich war – knapp von der Heimat entfernt
– im Verlauf eines einzigen Tages zu einem
fremden, armen Flüchtlingsmädchen geworden und war nicht mehr die Tochter angesehener Eltern in einer kleinen Stadt, in
der jeder jeden kannte“, erinnert sich Christa Gattermann später an ihren Aufenthalt
im von Flüchtlingen überfüllten Hirschberg.
Von dort aus ging es mit einem Bauernschlitten über Bad Warmbrunn, Hermsdorf
und Petersdorf weiter nach Schreiberhau.
Der Aufenthalt dort dauerte vier Wochen.
Als die Front immer näher rückte und das
Donnern der Geschütze bereits zu hören
war, schloss sie sich dem letzten Flüchtlingstreck an, der Frauen und Kinder aus
Schreiberhau evakuieren sollte. Die Flucht
in der Schlacht bei Liegnitz, wo ein über 30 000
Mann starkes Heer von deutschen und polnischen Rittern, Bergleuten und Kleinbürgern unter Führung Herzog Heinrich II., des Sohnes
der Hl. Hedwig, den übermächtigen Horden unter dem Anführer Kaidu tapfer standhielt, und
bis zum letzten christlichen Kämpfer hingemetzelt wurde. Weiter berichtete er über das
Aufbrechen des Belagerungsringes durch
Türken mit mehr als 200 000 Mann am 12. September 1683 um Wien mit der Schlacht am Kahlenberg, wo gemeinsam ein christliches Heer
von polnischen Reitern, bayerischen,
deutsch-kaiserlichen, schwäbischen und
sächsischen Kriegern unter Führung von König Jan Sobieski (Johann III.) einem gemeinsam begegneten. Mit einer Lesung aus dem
Lied von K.A. List ‚Heimatland’, leitete der Moderator dann zur Ehrung treuer deutscher Gäste des Sebastianeum Silesiacum mit der OSNadel über und ehrte auch Frau Rygoll als Verantwortliche für die Gruppe aus Hamburg mit
einer Ehrenbrosche. Der abschließende gemeinsame Liederabend bildete einen wunderschönen und harmonischen Ausklang.
Mit Dankesworten an die Gäste und Veranstalter durch die Ldl. Rygoll, Luczyk und
Piesch endete ein kultureller Abend in Groß
Stein mit ehrlichem Bemühen für ein weiteres
friedvolles Miteinander zwischen Deutschen
und Polen.
Landeskulturreferat der Landsmannschaft
der Oberschlesier Hamburg
Zu „An diesen Gräbern zündet niemand
eine Kerze an“ (SN 10/2007, S. 14)
Leider hat sich in meinem Beitrag ein
„Druckteufel“ eingeschlichen. Unter dem
großen Bild soll es heißen: Friedhof in
Woischnik/OS... Der Text links unten soll
heißen: Friedhof in Rosenberg/OS, Soldatengräber des Zweiten Weltkrieges. In Woischnik sind keine Soldatengräber. Das Bild
von dem jüdischen Friedhof in Loben (Lublinitz), zu dem die Überschrift passt, ist
nicht dabei. Ich füge es hier hinzu.
Vor Jahren hat man auf dem jüdischen
Friedhof in Loben (Lublinitz/OS) eine
Fahrschule eröffnet. Auf dem „Gelände“
wurden Pflöcke aufgestellt, damit die Prüflinge dort ihre Fahrtüchtigkeit unter Beweis
stellen können. Die Gräber sind beschädigt oder beseitigt, nur ein Teil ist zusammengetragen oder liegt im Gelände.
Als ich das gesehen habe, habe ich mir
diese Frage gestellt: Was würde man sagen oder sogar tun, würde man bei uns
einen jüdischen Friedhof in einen solchen
Zustand versetzen? Es ist nicht das Gleiche, wenn zwei das Gleiche tun. Man kann
hier an der Kultur eines Volkes zweifeln.
Ich habe bei meinen Besuchen in Oberschlesien einige jüdische Friedhöfe besucht, doch dieser ist katastrophal. Auch
in der EU wird mit zweierlei Maß gemessen.
Florian Mierzwa, Oerlinghausen
13
führte über Gablonz und Jungbunzlau nach
Prag. Bei Ausbruch des Aufstandes gegen
die deutsche Besatzungsmacht am 5. Mai
1945 verharrten die Flüchtlinge viele Stunden in einem Tunnel. Nach mehreren Irrfahrten erreichte Christa Gattermann mit
ihrer Familie und ihren Verwandten über Pilsen, Furth im Wald und Cham in der Oberpfalz den Bayerischen Wald. Dort erlebte
sie das Kriegsende und den Einmarsch der
amerikanischen Truppen. Der Koffer war
Christa Gattermann auf ihren später unternommenen Reisen stets ein treuer Begleiter. 2001 schenkte sie ihn dem Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott.
Dies ist eine von vielen Geschichten in
der Ausstellung „Aufbau West“. Sie regen
an zu Fragen, die auch für die heutige Diskussion um Migration und Integration
wichtig sind: Was bedeutete nach dem
Krieg der Verlust von Heimat? Wie wurden
die Menschen aus dem Osten im Westen
empfangen? Welche Akzente haben die Zuwanderer von damals gesetzt?
Begleitend zu dieser großflächigen
Ausstellung bietet das Oberschlesische
Landesmuseum ein umfangreiches museumspädagogisches Programm sowie
Führungen für Gruppen an. Es können besondere Schwerpunkte gesetzt und möglicherweise auch Sondertermine (Abendführungen) vereinbart werden.
Kontakt und Information:
Oberschlesisches Landesmuseum,
Bahnhofstr. 62, 40883 Ratingen,
Tel.: 02102/965-0; Fax: 965-400,
E-Mail: info@oslm.de,
Internet: www.oslm.de,
geöffnet: Dienstag – Sonntag, 11 – 17 Uhr
Jüdischer Friedhof in Loben (Lublinitz/OS),
Übungsfeld für Moped, Roller und Mofa
Ein Teil des jüdischen Friedhofs in Loben (Lublinitz/OS), an diesen Gräbern zündet niemand ein Licht an.
Fotos: F. Mierzwa
14
HISTORISCHES / MUNDART
Die schon fast vergessenen
Bergmannstraditionen Schlesiens
Eine Kurzdarstellung von Damian Spielvogel
Es ist allgemein bekannt, dass der schlesische Bergmann schon immer gottesfürchtig, religiös, standesbewusst und vor
allem in Oberschlesien auch noch trinkfest war. Am Ablasstag und an Fronleichnam hatte der Bergmann das Privileg in
seiner Bergmannsuniform, zu der auch ein
Tschako mit einem Federbusch gehört, mit
anderen Knappen den Baldachin zu tragen, unter dem der Priester mit dem Allerheiligsten ging, gefolgt von einer Abordnung von drei uniformierten Bergleuten mit
der örtlichen Bergmannsfahne. Diese Tradition galt auch bei den großen Wallfahr-
ten am Sankt Annaberg oder auch in
Deutsch-Piekar, wobei hier unter dem
Schutz des Baldachins der segenspendende Bischof ging.
Ebenso wurde während des Trauergottesdienstes und der Beerdigung eines
verstorbenen Bergmannes von einer Abordnung in Bergmannsuniform die Bergmannsfahne mitgeführt. In manchen Regionen gingen auch früher neben dem Fahnenträger zwei Bergmänner, ebenfalls in
Uniformen, mit je einer brennenden Grubenlampe. Es gehörte ebenfalls zu den
Traditionen einer Bergmannsbeerdigung,
Een Summeroabend uf’m Dorfe
Dar Summer 1945, kennte ma soagen, fing
schun im Mai oan. Woas woar das fer eene
Hitze, oals oab 6. Mai die vor dan Russen
flichtenda Leute und ganze Regimenter vo
Suldoata durch inser Dorf ei Richtung Sudetenland koama. Mir stoanda oan dar Stroaße und reechta dan Menschen Kandla-Koaffee, also Kathreiner. Frauen mit ihra klenn
Kindern ei a Kinderwoagen, aale Leutlan mit
Handwoagen, Pauern mit vulgepackta
Pfardegespoanna, viele au per Foahrroad
mit wenig Gepäck aufm Gepäckträger, die
lange Kolonne hörte vom 6. bis zum 8. Mai
ne uf. Die Katasstrofe wäre noch grisser gewaast, wenn es vo Himmelsthrone geraant
hätte. Doas schiene Waater hielt au noch
oan, als die Menscha ufdar Flucht erfuhrn,
doass dar Krieg zu Ende sei und sich oalle wieder ufa Heimweg machta. Und bei dan
woar auch ich mit Mutter, Schwaster, Opa,
mit dar Tante und ihra drei klenn Kindern.
Denn oam Oabend des 8. Mai woam mer
au noch uf die Reise eis Ungewisse geganga
und bis eis Sudetenland gekumma.
Jitz ward moancher denka: woas hoat
denn die Schilderung mit dar Ieberschrift:
Een Summeroabend eim Dorfe“ zu tun – Eigentlich doch nischt. Oaber es woarn die
Tage und Obende, die enem labalang eim
Gedächtnis bleiba. Zu meiner leberschrift
gehörn die Summeroabende, die ich nu beschreiba möchte. Derheeme soaßa viele oabends uf dar Banke vorm Hause. Moanche
Frauen hoatta das Strickzeug ei a Hända,
moanche Männer rauchta ihre Tobakpfeife, entweder ne lange, oder ne hoalblange, oder au ne kurze mit’m dicka Pfeifakuppe. Aus dar Nupperschoaft hörte ma
Schlesische Nachrichten 18/2007
dass ein Knappe den Tschako des Verstorbenen im Trauerzug trug. Es war fast
eine Selbstverständlichkeit, dass die
Knappen den Sarg des verstorbenen Kumpels trugen.
Vor Schichtbeginn versammelten sich
die Bergleute einer Schicht im Zechensaal
zur Einfahrt in die Grube. Der diensthabende Steiger verlas die Namen der einfahrenden Bergleute und gab auch Hinweise auf die auszuführenden Tätigkeiten.
Danach wurde die Schachtglocke geläutet und alle Anwesenden nahmen ihren
„Helm ab zum Gebet“ und verharrten kurze Zeit mit einem stillen Gebet. Danach
begann die Seilfahrt in die Grube (unter Tage).
Der Bergmann bekam neben seinem Lohn in jedem Jahr eine
bestimmte Menge an Kohlen, die so genannte Deputatkohle für seine
Wohnraumbeheizung.
Der höchste Feiertag des
Bergmannes ist immer noch
der St. Barbaratag am 4. Dezember. Damals begann er stets mit dem
Kirchgang, der angeführt wurde von einer Abordnung in Bergmannsuniform mit
Tschako und Federbusch und der traditionellen Bergmannsfahne. Anschließend
wurde ein Bergfest auf dem Grubengelände gefeiert mit Ansprachen und Jubilarehrungen. Zu diesem Fest wurde aus
speziell angefertigten Biergläsern mit
Bergmannssymbolen getrunken, die jeder
Bergmann mit nach Hause nehmen durfte (heute begehrte Sammlerobjekte).
Musik. Mit Ziehharmonikabegleitung wurde gesunga. Und die Kinder durfta, weil sie
die grußa Ferien hoatta, länger uffe bleiba.
Sie machta kenn grußa Droasch, weil se
suste die Mutter eis Bette geschickt hätte.
Oan heeßa Oabenda ginga die Leute au zum
Gissa ufa Karchhof. Wenn die Oabendglocka läuteta, woar fer die Pauem ufm Felde
Feieroabend. Sie woarn ja gewöhnt, bei Hitze ihre Felder zubestellen oder doas duftende Heu mit‘m Recha zu wenda und dann
zu Heukoappa zusoamma zu troagen. Die
grissera Pauem besoaßa fer doas Heu eenen Heuwender. Inser Grußvoater kunnde
die Summeroabende ne asu lange genießa, denn dar hoatte ufte oals Bargmoann
Mittich-Nacht und Friehschicht. Vom Friehjoahr bis zum Harbste fuhr ar, wie viele andere au, mit’m Foahrroade zer Arbeit. Doas
woar die Schilderung dar Vergangenheit.
Wie is es heutzutage ufm Dorfe ei dam ich
Schlesische Nachrichten 18/2007
MUNDART / DE LIBRIS / VERMISCHTES
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Kleinaupa am hinteren Ende des Riesengebirgskammes ist sicher eine der kleineren Ortsgemeinden in der doch viel umfassenderen Heimat der Deutschen im Osten und dennoch gehört es heute zu den
prominentesten unter ihnen. Kleinaupa ist
nämlich eine der ersten, die eine Generationen-DVD geschaffen hat. Auf dieser
wird die Geschichte der Riesengebirgsgemeinde vor dem Hintergrund der Geschichte zwischen Böhmen und Schlesien
bis in unsere Zeitgeschichte hinein dargestellt. Erfreulich schon bei diesem Teil
der DVD: nicht Oberflächlichkeit und
Zeitgeist á la Guido Knopp wird vorgeführt,
sondern die Darstellung ist geprägt
durch das Bemühen um Wahrheit.
So wird die Hingabe der Generationen über die Jahrhunderte gezeigt, dem kargen Land am Südhang des Riesengebirgskammes ihre Existenz abzuringen,
wie auch die Katastrophe der
Vertreibung und der Neuanfang
der Überlebenden fern der
Heimat.
Ihren besonderen Wert
gewinnt die DVD dadurch,
dass sie Kleinaupaer als
Zeitzeugen zu Wort kommen lässt. Die letzte Generation der in der
Heimat Geborenen wird ins Bild gesetzt
und berichtet von der Jugend daheim, den
schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren,
sowohl daheim wie auch in der Fremde.
Jeder hat bei aller Ähnlichkeit sein persönliches Schicksal. Auch ein Heimatverbliebener berichtet von seinem Los. Auf
diese Weise entsteht eine sehr plastische
Zusammenschau des Geschehens, das
Kleinaupa im letzten Jahrhundert heimgesucht hat. Ihren besonderen Wert hat
die DVD bereits jetzt, weil sie auch Zeitzeugen aufbietet, die vor oder am Anfang
der Republik geboren wurden und demzufolge noch von dem Geschehen 1938
in Kleinaupa berichten können. Gerade in
der Grenzregion nach Schlesien hat sich
ja einiges abgespielt.
Mit der Schaffung ihrer DVD vollziehen
die Kleinaupaer einen Akt der Aufarbeitung
ihres Schicksals zur günstigsten Zeit, in
der ihnen das beste denkbare Medium zur
Verfügung steht. Es scheint geradezu, als
sei die Technik der DVD rechtzeitig erfunden worden, dass die Kleinaupaer darauf noch zu Wort kommen können, um damit Geschichte und
Schicksal für künftige Generationen ins digitale
Zeitalter hinein bewahren
zu können.
Natürlich ist die DVD den
Kleinaupaern nicht in den
Schoß gefallen. Es bedurfte
einiger kluger Entscheidungen im richtigen Augenblick.
Es ist der Begegnung der
Ortsgemeinde mit dem SiriusFilmstudio bei einer Heimatfahrt
zu danken, dass die Idee zu dieser DVD geboren werden konnte.
Die Sirius GmbH ist seit einigen Jahren mit
der Herstellung von Unterrichtsfilmen
befasst und arbeitet auf diesem Gebiet
auch mit der Bildungseinrichtung des Landes Thüringen zusammen. Ihre technischinszenatorische Kompetenz war Voraussetzung für das Entstehen der Kleinaupaer
DVD. Kosten, die hierfür anfallen, können
sich je nach Aufwand um die 3000,– Euro
belaufen. Für manchen mag dies ein erschreckend hoher Betrag sein, aber nur
im ersten Augenblick. Jeder, der in
irgendeinem Heimatkreis Verantwortung
trägt – und nicht nur der – muss sich natürlich fragen lassen, was man mit 3000,–
Euro Sinnvolleres für seinen Heimatkreis
oder seine Stadtgemeinschaft tun kann.
Sowohl für die gegenwärtig Lebenden wie
auch für künftige Generationen – auch
Ortsfremder – ist die Wirkung einer solchen DVD optimal. Gegenwärtig kann sie
an die Mitglieder gegeben und von denen
mit Verwandten und Bekannten angeschaut werden. Viele, die nicht so beredt
sind, können endlich umfassend ihr
Schicksal vorstellen. Ebenso wichtig und
mit jedem Tag wichtiger wird die Wirkung
natürlich dadurch, dass mit der DVD dieses Schicksal für künftige Generationen
anschaulich bewahrt bleibt.
Das Großartige an der GenerationenDVD ist, dass sie offenbar jeder Heimatkreis sich schaffen kann. Es ist natürlich
erstaunlich, dass die Kleinaupaer aus der
„hintersten Ecke“ des Sudetenlandes mit
bei den ersten sind, die eine solche haben und nicht die Gablonzer und Karlsbader oder gar die Breslauer oder Königsberger. Worauf es allerdings ankommt, ist eine gewisse Entschlussfreudigkeit, denn Zeitzeugen leben nicht
mehr ewig. Sie können in vielen Fällen nicht
einmal bis zu ihrem Ende als solche zur
Verfügung stehen. Man nutze also die
Gunst der Stunde. Wer sich mit dem Sirius-Filmstudio in Verbindung setzen
möchte, tue dies bei Jörg Schilling unter
der Tel.-Nr. 04765-875413 mit dem Stichwort „Generationen-DVD“ unter Berufung
auf den Pädagogischen Arbeitskreis
Mittel- und Osteuropa, der ebenfalls weitere Informationen erteilen kann, sowie zur
Beratung zur Verfügung steht.
Wer neugierig ist, kann natürlich eine
solche DVD, die auch menügesteuert benutzt werden kann, erwerben – am Heiligenhof in Bad Kissingen, beim Sirius-Filmstudio und vielleicht bei der Ortsgemeinschaft Kleinaupa. Die Vorführzeit beträgt
über 70 Minuten.
Gerolf Fritsche
für den PAMO-Pressedienst
mei Häusla stiehn hoabe: Aus Nachbars Goarta kimmt Qualm zu inserer Terasse, uf dar
mer bei Radiomusik sitza, a Glasla Wein,
oder Bier trinka und dabei die Vogelschar
beobachta. Joa und dar Qualm dar kimmt
vom grilln immer dann, wenn se die Warschlan oder doas Fleesch zu lange ufdam
Grill liega loan. Und doas poassiert viel zu
ufte. Warum? Weil se ufte und lange oam
Telefon quoatscha und oalles zengstrim vergassa. Leider besitza mir a Eckhaus oan eener Kreuzung. Die Stroaßa sein im Laufe dar
Zeit immer belebter gewoam.
Moancher Autofoahrer denkt ne oan die
Regel rechts vor links. Woas is doas Ende
vom Liede: Mir, hingerm Hause, erschrecka vom Quietscha dar Bremsa oder wenn
se goar zusoammakracha. Sinnoabends is
ieberoall „Feieroabend“ eim wörtlicha Sinne. Do ward gefeiert, also Krach gemacht,
ufte bis zum Morgagraun. Nur bei insem
Nuppem zer Rechta ne. Doas Ehepoar feiert
noch ne amoal oam Tage die Gebortstiche.
Eim zweeta Hause hinger inserm Grundstücke wunt a junges Ehepoar mit zwee
klenn Kindern. Die hulln moanchmoal die
Polizei, wenn’s andere goar zu tulle drei-
ba. Meine Frau und ich sein ei dar Beziehung ne pingelich. Arschtens denk mer droan, doass mir au amoal jung woam, und
zweetens klingelt bei ins oals Rentnerleute morgas keen Wecker mehr.
Helmut Nitzsche
Wie man sein „Erbe“ eindrucksvoll an
die Zukunft weitergeben kann
Die Kleinaupaer haben eine Generationen-DVD erstellt
Jubiläum in Hindenburg/Oberschlesien
Vor zehn Jahren wurde in Hindenburg OS das Lehrer-Fremdsprachen-Kolleg, als eine Hochschulausbildungsstätte für Deutsch- und Englischlehrer gegründet. Nur ein Jahr weniger dauert
die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen der Landsmannschaft Schlesien und dem Fachbereich Deutsch dieses Kollegs. Über 27 Gruppen von Germanistikstudenten aus dem oberschlesischen Industriegebiet gastierten auf Einladung der Landsmannschaft Schlesien im Haus Schlesien (über einige dieser
Begegnungen haben wir in der Vergangenheit bereits berichtet) in Königswinter. Hinzu kommen über zehn Seminare, die für diese jungen Menschen aus
Oberschlesien in Groß Stein (stets in den Monaten Mai und Dezember) organisiert wurden. Seit Anfang an wird die Zusammenarbeit von Kolleg-Direktor,
Grzegorz Wlazlak, uneingeschränkt unterstützt. Anlässlich dieses Jubiläums
wurde von der Kolleg-Direktion eine sehr informative und sehr gut gemachte
Festschrift herausgegeben. Der Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft Schlesien wird sogar ein bebilderter Buchabschnitt gewidmet. Damian Spielvogel
ANZEIGEN / TERMINE
16
TERMINE
Schlesische Nachrichten 18/2007
Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638
Tag der Heimat 2007
Leitwort: „Heimat ist Menschenrecht“
Bisher gemeldete Veranstaltungen im BdV – Bezirk Oberbayern
Sonntag, 16. 9. 2007, 14.30 Uhr, Stadthalle, Jahnstraße 13,
85567 Grafing, Hauptrednerin Sigrid Leneis, Sudetendeutsche LM,
verantwortlich: Ernst Heidenreich (Kreisobmann der SL), Pfr.-Dr.Rauch-Str. 8, 85567 Grafing, Tel.: 0 80 92/13 08
Sonntag, 23. 9. 2007, 14.00 Uhr, Gasthaus Bräustüberl
82467 Garmisch-Partenkirchen. Hauptredner und Verantwortlicher:
Oswald Rothmeier, Brandstraße 21, 82467 Garmisch-Partenkirchen,
Tel.: 08821/5 68 37, Tel.: 0175/7 22 74 90
Sonntag, 23. 9. 2007, 10.30 Uhr, Konzertrotunde
der Wandelhalle, 83435 Bad Reichenhall. Hauptredner Dr. Alfred
Schickel, Historiker u. Publizist, verantwortlich: Herbert Ott (OVVors. Bad Reichenhall), Salzburger Str. 62b, 83435 B. Reichenhall
Tel.: 0 86 51/66 139
Schlesier Kulturkreis München
26. September 2007 – Ludwig Manfred Lommel mit seinem Sender Runxendorf, Welle 05 zum 45. Todestag des bekanntesten schlesischen Humoristen. Jeweils 14 Uhr im Rhaetenhaus München,
Luisenstr. 27. Zwischen Hauptbahnhof und Königsplatz (U- und SBahn). Eintritt frei! Freiwillige Spenden erbeten! Information erhalten Sie bei: Dipl. Ing. Wolfgang Hartmann, Tel: 0 81 31-8 55 03,
Fax: 0 81 31-37 10 31
TERMINE
Silesia –
Schlesisches Verkaufsstübel
der Landsmannschaft Schlesien
im Haus Schlesien
Postfach 15 01 32, 53040 Bonn,
Tel.: 02 28/23 21 54 (AB/24 Std.)
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag:
15.00 bis 17.00 Uhr
Sonnabend und Sonntag: 14.00 bis 17.00 Uhr
Montag: Ruhetag
Besuchergruppen werden um rechtzeitige Anmeldung gebeten.
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Offene Fragen –
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schlesische
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Abbildungen
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Bunzlauer Keramik, CD und MC u.v.m.).
Wir beraten Sie gern und fachmännisch !!!
SCHLESISCHES
MUSEUM
ZU GÖRLITZ
Mi., 26.9.2007,
19 Uhr
Schlesisches Porzellan vor 1945.
Buchvorstellung
mit
Gerhard
Schmidt-Stein und
Martin Kügler
Ort: Schlesisches
Museum zu Görlitz,
Eingang
Fischmarkt
5,
02826
Görlitz
Sonntag, 30.9.,
11 Uhr
1-2-3-4-Eckstein,
wo mag das Bild
versteckt sein …
Bildersuche für
Kinder (ab ca. 10
J.)
Sonntag, 30.9.,
14 Uhr
Führung durch
die Sonderausstellung „Oberschlesien im Objektiv.
Historische Fotografien aus den
Museen in Gleiwitz und Görlitz“.
Dr. Michael Parak, Schlesisches
Museum zu Görlitz,
Schönhof,
Brüderstraße 8,
geöffnet: Di – So
10 – 17 Uhr, in der
Tourismussaison
Sa 10 – 19 Uhr.
Führungen: jeden
Sonntag 14 Uhr
Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer
Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V.,
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.
Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. – Bundesleitung – im Internet:
www.schlesien-Lm.de
Texte und Redaktion: Dr. Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich
das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190,
E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de
Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei
Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.
Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-296, Fax (0 22 44) 92 59-190,
E-Mail: Ls.buchhaltung@freenet.de
Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:
Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für
das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt
werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto beiliegt. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder.
Bankkonto: Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036.
Herstellung: Brinkmann Henrich Medien GmbH, Meinerzhagen
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für die polnische Sprache
Dipl.-Ing. Damian Spielvogel
Mit staatlicher Anerkennung geprüfter Dolmetscher und
Übersetzer für die polnische Sprache
Geislarstraße 63-65 • 53225 Bonn
Tel.: 02 28 – 97 37 958
Auskünfte zu Eigentumsfragen, Immobilienerwerb,
Urkundenbeschaffung, Ahnen- und Familienforschung
können nicht erteilt werden.