01.09.2007 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal

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01.09.2007 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
G 9638
Schlesische Nachrichten
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 17/2007
Einzelpreis 2,00 Euro
1. September 2007
Bleibt Polen Beutekunstnation?
Deutsches Kulturgut
ist geistiges Eigentum der Deutschen
Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien
ono Eitel, ehemaliger deutscher UN-Botschafter in New York, ist sicher ein besonnener Mann. Aber jetzt fand er deutliche Worte an die Adresse Polens, die für Aufsehen sorgten. Seit 2002 ist Eitel Sonderbotschafter für
die Verhandlungen mit Polen und der Ukraine
über die Rückführung deutscher Kulturgüter.
Was ihn dabei so in Rage bringt, ist die unnachgiebige Haltung der polnischen Seite, die
die seit 1992 laufenden erfolglosen Gespräche
im Jahr 2005 sogar abgebrochen hat.
T
Worum geht es? Gemeint sind deutsche
Kunstwerke, die während des Krieges zum
Schutz vor alliierten Bombenangriffen in die
östlichen Reichsgebiete gebracht wurden. Geschätzt werden bis zu 180 000 Einzelstücke. Dazu gehören Bestände der
Preußischen Staatsbibliothek, Bilder,
Musikalien von Mozart und Beethoven,
Nachlässe von Goethe, Handschriften,
u.a. auch das Lied der Deutschen in der
Handschrift Hoffmann von Fallerslebens. Nicht zu vergessen sind die
weitaus größeren Bestände, die in
den Vertreibungsgebieten beheimatet waren, aber gegenwärtig
nicht in die öffentliche Auseinandersetzungen einbezogen
sind.
Empört wies die polnische
Außenministerin Anna Fotyga
Äußerungen des deutschen
Sonderbotschafters Eitel als Vokabular, das aus dem Krieg
stammt, zurück. Sie bezog sich
auf die Feststellung, die in Polen oder Russland lagernden
deutschen Schätze als die letzten Gefangenen des Weltkrieges
und die Länder als Beutenehmer
zu bezeichnen. Unterstützung
fand der deutsche Sonderbotschafter indessen durch den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter
Lehmann. Er hob hervor, dass es
sich bei der Beutekunst um materielles und geistiges Eigentum
der Deutschen handele, mit
der unsere kulturelle Identität
Oels: Das Breslauer Tor, um 1937
Foto: Archiv SN
verbunden ist. Vor allem an die Adresse Polens gewandt, fügte er hinzu: „Wer sich als Kulturnation versteht, sollte sich auch danach verhalten“.
nversöhnlich stehen sich zwei Rechtsanschauungen gegenüber: Deutschland
beruft sich auf das Völkerrecht, denn die Haager Landkriegsordnung von 1907 verbietet die
Wegnahme von Kulturgütern und fordert sogar dazu auf, Verstöße zu ahnden. Deutsche
Regierungsvertreter gehen zwar von einem
widerrechtlichen Zurückbehalten aus, jedoch gibt es keine entscheidenden Initiativen
zur Lösung des Problems. Der Nachbarschaftsvertrag von 1991 sieht Verhandlungen
über die Beutekunst vor und stellt damit klar,
dass die Frage ungelöst ist.
U
ie polnische Argumentation bleibt schon
aus diesem Grund unverständlich. Es wird
von Ersatzrestitution gesprochen. Die Manuskripte von Mozart und Bach müssten als
Geisel in Krakau bleiben, weil die polnischen
Kulturgüterverluste 20 Mrd. Dollar betrügen,
fordert der polnische Fachmann Kalicki. In einem Beitrag für die Zeitung „Rzeczpospolita“
bezeichnen der Deutschland-Beauftragte der
polnischen Regierung, Mariusz Muszynski und
der Historiker Krzysztof Rak die deutschen
Rückgabeforderungen als unbegründet. Polen habe keine Kulturgüter geraubt und auch
nicht die Haager Landkriegsordnung verletzt,
weil diese Konvention nur den Umgang mit Kulturgut in besetzten Gebieten ausspricht. Die
deutschen Ostgebiete seien aber 1945 nicht
besetzt worden, sondern unter die „souveräne
Herrschaft“ Polens gekommen, was auch für
das gesamte Vermögen des Deutschen Reiches gegolten habe.
Mit dieser Ansicht knüpfen beide an die bisherige Haltung Polens an, nach der die in Pots-
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POLITIK
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dam getroffene Regelung dem Land die deutschen Gebiete zuspricht. Ein Standpunkt, der
weder von den Westalliierten noch jemals von
einer Bundesregierung geteilt wurde. Um es
noch einmal deutlich zu sagen: Selbst wenn
eine Gebietsübertragung statt einer Verwaltung festgelegt worden wäre, hätte dies völkerrechtlich keine Bedeutung gehabt, denn
auch die „Großen Drei von Potsdam“ hätten
sich über geltendes Völkerrecht nicht in dieser Weise hinwegsetzen können. Gebietsübertragungen konnten nur in einem Vertrag
unter Einbeziehung des Betroffenen
(Deutschland) geregelt werden. Im übrigen sei
darauf hingewiesen, dass Polen durch die Aneignung von Stettin mit westlichem Hinterland
noch über Potsdam hinausging.
Auch Muszynski und Rak sehen in der Übernahme deutschen Eigentums eine Form von
Reparation für den unermesslichen Schaden,
den Deutschland angerichtet habe. Die Übernahme Ostdeutschlands und dessen Ausbeutung seit über 60 Jahren wird dabei mit keinem Wort erwähnt.
Die Argumentation geht auch in grundsätzliche politische Überlegungen. Durch
das Nachgeben in der Frage der Kulturgüter
werde der polnischen Staatsraison widersprochen und die gesamte Nachkriegsordnung
in Frage gestellt. Muszynski und Rak zeigen
sich deshalb davon überzeugt, dass mit den
deutschen Forderungen die Absicht verbunden sei, die Territorialordnung mit dem Verlust der deutschen Ostgebiete in Frage zu stellen. Durch die Anwendung der Haager Landkriegsordnung auf den „polnischen Westen“
würde die polnische Souveränität in diesen
Gebieten geleugnet, da diese ja nur für besetzte Gebiete gelte. Nach Ansicht der beiden
Autoren hätte dies auch Auswirkungen auf private Restitutionsforderungen von deutschen
Vertriebenen, wie sie von der Gesellschaft
„Preußische Treuhand“ erhoben werden.
Deshalb warnen sie vor einer Schwächung der
polnischen Position bei Rechtsstreitigkeiten
um das Eigentum Vertriebener durch ein Nachgeben bei den Rückgabeforderungen bezüglich des Kulturguts, denn jede Rückgabe ziehe die Vermutung nach sich, dass die Übernahme privaten Eigentums Unrecht gewesen
sei. Damit würde eine juristische Pforte für das
gesamte Eigentum, das nach dem Krieg an Polen gefallen sei, geöffnet.
iderspricht schon die polnische Auslegung des Potsdamer Protokolls logischen Denkgesetzen, so ist auch der Anspruch
auf einen Reparationsersatz bzw. eine Ersatzrestitution falsch. Das internationale Völkerrecht verbietet ausdrücklich, Kulturgüter
hierfür heranzuziehen. Seit dem Zwei-plusvier-Vertrag sind Reparationen gegen
Deutschland außerdem nicht mehr möglich.
Polen stellt trotzdem international gültige sowie anerkannte Grundsätze in Frage und begibt sich erneut ins Abseits.
W
eutschland hat seinerseits schon zu Beginn der Verhandlungen mit Polen Gesten
des guten Willens gezeigt und u.a. den Posener Goldschatz, den Ferber Altar, Archivalien, eine Marienstatue, Akten des Generalgouvernements und einen etruskischen Spiegel zurückgegeben. Mit der Aushändigung eines Bremer Buchbestandes, der einem privaten deutschen Verein aus Danzig gehört, und
3000 deutschen Kirchenbüchern wurde sogar
deutsches Kulturgut aus den Vertreibungsgebieten ausgehändigt und entgegen internationalem Recht damit deutsche Positionen
aufgegeben und der Moral ein Bärendienst erwiesen. Im Fall der Danziger Bücher setzte sich
der Bremer Senat außerdem über das Eigentumsrecht des Danziger Vereins hinweg.
Hingegen rügte der polnische Beauftragte zur
Rückführung von Kulturgütern, Wojciech Kowalski, das übermächtige Interesse der deutschen Seite an der Wiedererlangung der
D
Schlesische Notizen
Verfällt Albendorf? Der bereits 1330 als
„Alberti Villa“ erwähnte und außerordentlich bekannte schlesische Wallfahrtsort, in
der Grafschaft Glatz gelegen, zu dem in
deutscher Zeit jährlich etwa 100.000
Wallfahrer pilgerten, macht derzeit im heutigen Schlesien erhebliche Schlagzeilen.
Machte vor einiger Zeit die Information die
Runde, dass die schlesischen Franziskaner Pfarrei und Basilika übernehmen
würden, was durchaus positiv aufgenommen wurde, bringt nunmehr das
„Schlesische Wochenblatt“ mehr Licht in
die Angelegenheit. Überschrieben mit
„Gemeindepfarrer muß zurücktreten“,
werden Einzelheiten der Hintergründe des
„Rücktritts“ von Pfarrer Szkola mitgeteilt.
Dabei wird ausgeführt, dass die mehr als
prekäre Situation Albendorfs, insbesondere der Kirchengemeinde, der eigentliche Grund für die Abberufung von Pfarrer Szkola durch den Schweidnitzer Bischof Dec ist.
Im einzelnen wird ausgeführt, dass die Basilika einen betrüblichen Eindruck mache,
in den Außenmauern die Risse sich verstärkt haben, die Vögel inzwischen in der
Kirche mitsamt ihrem Dreck heimisch geworden und die breiten, imposanten
Treppen, die zur Basilika emporführen, erneuerungsbedürftig seien.
Insgesamt wird dargelegt, dass Albendorf
in den letzten Jahren zu wenig Pflege erhalten habe und Bischof Dec keine andere Wahl hatte als die Verantwortlichen
auszutauschen, um künftig zu verhindern,
dass Touristen um den Wallfahrtsort einen Bogen machen.
●
Jahrhunderthalle oder Volkshalle? In der
polnischen Führungsschicht in und um
Breslau gibt es Meinungsverschiedenheiten, welchen Namen nun endgültig die
Jahrhunderthalle führen solle.
Diese 1913 in Eisenbeton von Baumeister von Berg erbaute, größte Massivkup-
Schlesische Nachrichten 17/2007
Sammlung von Manuskripten und Büchern aus
der Preußischen Staatsbibliothek, das Gespräche ungünstig beeinflusse.
Tono Eitel nennt die Zurückhaltung deutscher Kulturgüter eine Wunde im deutschen
Kulturleben. Es muss vordringliche Aufgabe
deutscher Politik sein, diese Wunde zu schließen. Der sonst für deutsche Regierungen übliche Weg, die Gegenseite durch Einsatz von
viel Geld zum Einlenken zu bewegen, muss dabei ausgeschlossen sein. Ein Rückkauf deutscher Kulturgüter würde das Völkerrecht verletzen und es schwächen. Es wäre auch eine
Ohrfeige für alle Länder, die bisher unter Beachtung internationalen Rechts deutsches Kulturgut ohne Bezahlung zurückgegeben haben.
Der Repräsentant der Jewish Claims Conference, Georg Heuberger, erklärte in einem
Interview vom 17.11.2006 auf die Frage nach
der moralischen Verpflichtung zur Rückgabe
von Kunstwerken, dass er als jüdischer Bürger in Deutschland Gewissheit haben müsse,
dass in öffentlichen Sammlungen Kunstwerke einwandfreier Provienz präsentiert werden,
an denen kein Blut klebt. Er lobte die Einrichtung eigener Abteilungen zur Prüfung der Provienzen eingelieferter Kunstwerke. Die Auktionshäuser zeigten damit, dass sie nicht zu
Hehlern werden wollten.
Gerade an den von Vertriebenen zurückgelassenen Eigentum klebt häufig Blut.
Gleichwohl wird es weltweit von Polen verkauft. Kulturnationen oder Beutekunstnationen, so überschrieb ein Redakteur der FAZ seinen Beitrag am 1. 8. 2007. Solange Polen materielles und geistiges Eigentum Deutschlands
für sich beansprucht, stellt es sich außerhalb
der für Kulturnationen geltenden Regeln und
muss sich den Vorwurf der Beutekunstnation
gefallen lassen. Gegen Kulturfrevel sollte mit
allen zu Gebote stehenden Mitteln vorgegangen und Polen nicht durch eine falsch verstandene Zusammenarbeit in seinem Verhalten bestärkt werden.
pel der Welt sie faßt 10.000 Besucher und
beherbergt die größte Orgel der Welt wurde inzwischen in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.
Die Jahrhunderthalle diente im übrigen der
Dortmunder Westfalenhalle als Vorbild.
Der niederschlesische Wojwode Grzelczyk ist nicht bereit, den historischen deutschen Namen Jahrhunderthalle zu akzeptieren, obwohl am Stadtamt in Breslau eine UNESCO-Tafel mit diesem Namen prangt. Mit der „Jahrhunderthalle“
werde an die deutsche Zeit und obendrein
an die Niederlage Napoleons erinnert, die
auch eine Niederlage der Polen gewesen
sei.
Für ein Zurück zur „Jahrhunderthalle“ plädiert Breslaus Stadtpräsident Rafal Dutkiewicz. Der Name werde sich über kurz
oder lang ohnehin wieder einbürgern, prophezeit er. Mit „Germanisierung“ habe die
Jahrhunderthalle nichts zu tun: „Wir wollen zurück zu der historischen Bezeichnung, unter der die Breslauer Halle weltweit bekannt ist“, sagte er.
Eine andere verantwortliche Stimme
meint: „Die Deutschen müssen sich da-
POLITIK
Schlesische Nachrichten 17/2007
mit abfinden, dass Breslau heute polnisch
ist, ebenso die Polen mit der deutschen
Vergangenheit dieser Stadt.“
Die Jahrhunderthalle steht seit dem 13.
Juli 2006 auf der Welterbeliste der UNESCO als Pionierleistung von Ingenieurswesen und Architektur des 20. Jahrhunderts. Das Objekt gilt als kreatives und
innovatives Beispiel für bautechnische
Rüstkonstruktionen und ein Wendepunkt
in der Verwendung von Stahl zur Festigung
von Baustrukturen.
●
„Taugenichts“ in Lubowitz. Eichendorff
kommt wieder nach Schlesien; so könnte man die Theateraufführung mit Szenen
aus dem „Taugenichts“, unter der Regie
von Norbert Willisch Ende Juni in Lubowitz bezeichnen. Die Münchner Schauspieler Gerd Lohmeyer und Lisa Charlotte Friedrich brillierten in ihren Rollen und
lösten Beifall und Zustimmung aus. Darüber hinaus begleitete Frau Friedrich, als
„wunderschöne gnädige Frau“ Aurelie, die
gespielten Szenen mit Cello und Gesang.
Das Wetter verhinderte leider die Aufführung vor der Ruine des Schlosses. Norbert Willisch ist für sein erneutes kulturelles Engagement in Schlesien, diesmal
im Eichendorff-Jahr, herzlich zu danken.
Letztendlich soll auch nicht verschwiegen
werden, dass die Taugenichts-Aufführungen in Oberschlesien vom Institut für
Auslandsbeziehungen und dem Haus des
deutschen Ostens in München gefördert
wurden.
SN
Randnotizen zum Deutschlandtreffen
der Schlesier 2007
Nun ist es vorbei, das heimatliche Schlesiertreffen in Hannover. 18 Jahre hat es gedauert, bis die Schlesier sich wieder in ihrem Patenland Niedersachsen treffen
konnten, nachdem die linke rot-grüne Regierung des Landes seinerzeit die „revanchistischen und rechts-radikalen“ Schlesier aus ihrem Bundesland ausgebootet
hatte. Und das diesjährige Treffen in Hannover war ein großer Erfolg in vielerlei Hinsicht – es kamen viel mehr vertriebene
Schlesier aus dem Bundesgebiet und einige aus der Heimat, als die meisten es erwarten konnten. Ihnen allen gebührt Dank
für ihre Treue zu Schlesien und den Landsleuten, aber auch den Organisatoren und
Helfern in der Landsmannschaft sowie allen anderen Akteuren und großen und kleinen Spendern und Sponsoren des Treffens.
So weit, so gut!
In den bundesdeutschen Medien aber
hat dieses Treffen kaum stattgefunden, das
Fernsehen in Deutschland erwähnte es gerade einmal ganz kurz; ganz anders die polnische staatliche Television, die über das
Ereignis im Vorfeld, aber besonders danach,
recht ausführlich – gewohntermaßen einseitig und anprangernd – berichtete.
Und im deutschen Blätterwald, soweit
das Ereignis außerhalb Niedersachsens
überhaupt erwähnt wurde, las man uniso-
Treuespende für Schlesien
Das Deutschlandtreffen der Schlesier am
30. 6. und 1. Juli 2007 in der Hauptstadt
des Patenlandes Niedersachsen, in Hannover, war wieder einmal ein großer Erfolg
und für die Teilnehmer aus West- und
Mitteldeutschland sowie aus der schlesischen Heimat war es ein großartiges Erlebnis!
Das Deutschlandtreffen fiel erneut in
eine Zeit großer Sorgen um die Zukunft
Schlesiens und der Landsmannschaft
Schlesien! Mit dem großen Heimatfest der
Schlesier haben wir gezeigt, dass Schlesien in der Öffentlichkeit präsent ist und
weiterhin präsent bleiben muss. Das
Deutschlandtreffen hat ebenfalls bewiesen, dass es noch die Schlesier, dass es
uns noch gibt! Das Motto des Treffens
„Schlesien verpflichtet!“ – wurde mit Leben erfüllt!!! Das war richtig und notwendig!
Über 60 Jahre nach Kriegsende geschah in Hannover fast ein Wunder – die
schon vor Jahrzehnten totgesagten
Schlesier haben für Schlesien friedlich
Flagge gezeigt.
Schlesien verpflichtet! – sagte der Präsident der Schlesischen Landesvertretung,
Prof. Dr. Michael Pietsch, in seiner Begrüßungsrede in Hannover. Wie richtig ist
diese Aussage! Schlesien verpflichtet
uns alle in der Arbeit der Landsmannschaft
3
Schlesien, daher unterstützen Sie bitte
weiterhin die Landsmannschaft Schlesien,
damit Schlesien noch lange lebendig
bleibt! Wer Schlesien liebt, darf sich auch
einem kleinen oder größeren finanziellen
Opfer nicht entziehen. Wenn die Landsmannschaft Schlesien, die gleichwohl eine
Landsmannschaft für Schlesien ist, nicht
mehr in der Lage sein sollte für Schlesien
das Wort zu ergreifen, wer sollte es sonst
tun? Dass wir Schlesier für Schlesien Opfer zu bringen bereit sind, hat uns die Vergangenheit bewiesen.
In diesem Sinne bedanke ich mich für
die bisherige gute Zusammenarbeit und
Unterstützung der Arbeit zum Wohle
Schlesiens und der Landsmannschaft
Schlesien und bitte Sie höflich um Zeichnung der „Treuespende für Schlesien“!
Schlesien Glückauf!
Ihr
Dipl.-Ing. Damian Spielvogel
Bundesgeschäftsführer der
Landsmannschaft Schlesien und
Organisationsleiter des
Deutschlandtreffens der Schlesier 2007
Wir erbitten Ihre Zuwendung auf das Konto bei der Niederschlesischen Sparkasse
Görlitz: Konto-Nr.: 40 410, BLZ 850 501 00
Selbstverständlich
werden
auf
Wunsch Zuwendungsbestätigungen ausgestellt.
no den gleichen Text: „Wulf warnt Vertriebene vor rechtsextremem Einfluss, …distanziert sich von Rückforderungen“ oder
„Schlesier-Chef relativiert Nazi-Verantwortung“ und ähnliches. Man könnte fast
glauben, nicht mangelnder Einsatz von Reportern sondern ein „großer Bruder“ verhindert hier jegliche Meinungsvielfalt. Von
all den positiven Aspekten, von menschlichen Begegnungen, kulturellen Veranstaltungen, dem guten Willen der Schlesier
oder deren Hilfe für die alte Heimat und die
Menschen dort war leider kaum etwas zu
lesen.
Überraschend dabei, in welchem
Gleichklang – bis hin zu einzelnen Formulierungen in verschiedenen Blättern – immer noch, oder auch wieder aufs Neue, den
Lesern eine bestehende oder zu befürchtende Gefahr für den inneren und äußeren
Frieden Deutschlands von den Vertriebenen im Allgemeinen und den Schlesiern im
Besonderen suggeriert wurde.
Die niedersächsische Regierung hatte
im Vorfeld dankenswerter Weise eine, allerdings im Verhältnis zu den Gesamtkosten
nur bescheidene, finanzielle Unterstützung
zugesagt. In einer Presseerklärung vom
28. 6. 2007 unterrichtete sie dann die Öffentlichkeit darüber, diese Unterstützung
und die Teilnahme landespolitischer Prominenz seien davon abhängig, dass vom
Veranstalter alle „rechtsextremen Aktivitäten“ unterbunden würden.
Darauf hat die niedersächsische Landesregierung auch konsequent bestanden,
der Ausschluss „extremistischer oder radikaler Elemente“, sprich bestimmter Verlage, Publikationen und Personen blieben
also Vorbedingung jeglicher Unterstützung,
die von der Landsmannschaft auch erfüllt
wurde. Es erstaunt allerdings schon, dass
selbst noch während der Veranstaltung in
zugelassenen Ständen nach Büchern von
ausgeschlossenen Verlagen gesucht und
nach einem Fund deren Entfernung verlangt
wurde, als gäbe es in Deutschland keine
Meinungsfreiheit – und das mit dem Hinweis: „…sonst gibt es Ärger!“, nachdem es
vorher geheißen hatte: „sonst gibt es weder eine Unterstützung noch einen prominenten niedersächsischen Teilnehmer!“
„Verbannt“ waren aber nicht explizit genannte Titel, sondern der Verlag als solcher.
Dass der Ministerpräsident in seiner Ansprache auch selbst vor der Gefahr einer
„rechtsextremen Unterwanderung der
Landsmannschaft“ glaubte warnen zu
müssen, wirft unverdientermaßen ein
schiefes Licht auf die Landsmannschaft. Für
die Medien war das allerdings willkommenes „Futter“.
Für die Führung der Landsmannschaft
Schlesien bestand immer schon Konsens
darüber, dass man nicht mit Feinden der
Demokratie zusammenarbeitet. Allerdings
sieht sie auch die Meinungsfreiheit als ein
hohes Gut an und eine Stigmatisierung von
>>>
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Personen und Verbänden aufgrund vager
Hinweise des Verfassungsschutzes dürfte es nicht geben. Wenn von diesem dann
auch schon das Begehren einer „objektiven Geschichtsdarstellung“ als rechtslastig angekreidet wird, dann wirft das so manche Frage auf. In diesem Zusammenhang
besteht auch noch im Nachhinein Klärungsbedarf, zumindest in Bezug auf den
geforderten Ausschluss einer Person, über
die weder Behauptungen präzisiert noch
Material vorgelegt werden konnten. Nach
dessen Darstellung und Mitteilung an die
Behörden handelte es sich bei den beanstandeten Äußerungen um die seines fast
namensgleichen Vaters, sein Ausschluss
blieb trotzdem bestehen.
All dies nur mit den in Niedersachsen
bevorstehenden Wahlen zu begründen,
greift wohl zu kurz – bei vielen Parteien,
auch in der CDU, gelten die auf ungefilterter
geschichtlicher Wahrheit und verbrieftem
Recht bestehenden Vertriebenen offensichtlich nach wie vor als „extremistisch“,
„radikal“ und „revanchistisch“. Im Laufe der
Zeit wurde hier aus neuen, v.a. kommunistischen, Schimpfwörtern ein juristischer Tatbestand, dem gegenüber in der
deutschen Öffentlichkeit weitgehend
übereinstimmend Schweigen herrscht – ein
Merkmal eines prä-totalitären Zustands der
Gesellschaft, wohl nicht nur in diesem Bereich! Auf Widerstand dagegen erfolgen zumindest Verleumdung, Einflusslosigkeit
oder gar berufliche Ausgrenzung.
Unter „Revanchismus“ usw. wird dabei
alles subsumiert, was v. a. in Polen Anstoß
erregen könnte. Es spielt keine Rolle, dass
Vertriebenenforderungen sowohl gesetzeskonform, legal als auch legitim sind, sobald nationalistische Interessen Polens berührt werden, haben sie für Deutsche und
Deutschland obsolet zu sein. Glaubt man
polnischen Medien und Umfragen, unterstützen vier von fünf Polen Kaczynskis
„Quadratwurzel-Politik“, die offizielle deutsche Politik stößt sich aber weder an den
über Brüssel nach Polen transferierten Milliarden noch an beleidigenden Karikaturen.
Die in der Politik verbreitete Angst vor
„schlechten Beziehungen“ zu Polen zeigt
bisweilen neurotische oder psychopathische Reaktionen. Sobald sich aber Vertriebene mit eigenen Rechten oder Interessen zu Worte melden, werden sie im eigenen Land mit der „Extremismuskeule“
bedroht und niedergehalten. „Revanche“
könnte man dabei allenfalls Polen vorwerfen, haben sie doch die Vertreibung vieler
Millionen Deutscher und all ihre Forderungen stets mit dem ihnen zugefügten Unrecht begründet: also polnisches Unrecht
für deutsches Unrecht! Dass sie ihr eigenes Unrecht aber gar nicht als solches anerkennen, sondern als berechtigt, gerecht
oder gar als nötig darstellen, ist der Gipfel des Zynismus – von deutscher Politik
bereitwillig aufgenommen! Die deutschen
Vertriebenen dagegen haben bereits 1950
in ihrer „Charta der Heimatvertriebenen“ auf
jegliche Rache und Vergeltung verzichtet,
nicht allerdings auf ihr Heimatrecht. Dieses wird sogar von den meisten Parteien
POLITIK
Schlesische Nachrichten 17/2007
in Deutschland auch heute in ihren Programmen gefordert, sobald aber jemand
konkrete Schritte zu dessen Verwirklichung
fordert oder gar unternimmt, stellt er sich
außerhalb der „political correctness“.
Es scheint höchste Zeit zu sein, in
Deutschland endlich eine verbindliche
Definition von zu ächtendem „Extremismus“ und „Radikalismus“ zu formulieren. Es ist ein durchsichtiges Spiel, aber
leider ein probates Mittel, gesetzestreue
und friedliebende Vertriebene mit fremdenfeindlichen oder gewalttätigen Elementen „in einen Sack“ zu stecken, um sie
anschließend gemeinsam „niederknüppeln“ zu können. Erstaunlicher Weise
konnte ich in den Medien keinen Hinweis
auf geplante und durchgeführte linksradikale Demonstrationen im Zusammenhang
mit dem Schlesiertreffen finden, obwohl von
deren Seite im Internet zu Protestkundgebungen aufgerufen wurde, die das Treffen
möglichst be- oder gar verhindern sollten.
Dank der in auffällig großer Zahl in Hannover (nur wegen der Schlesier?) vertre-
tenen Polizei gab es aber keine behindernden und erwähnenswerten Aktionen
der Linken. Dass diese aber ungehindert
und unbeanstandet immer wieder Parolen
wie: „Nie wieder Deutschland“ oder „Nieder mit Deutschland“ (mancherorts auch:
„Heimat im Herzen, Scheiße im Hirn!“) ausgeben kann, stimmt zumindest die heimatund vaterlandstreuen Schlesier bedenklich.
Betrachtet man das Deutschlandtreffen
der Schlesier 2007 in Hannover aus einer
gewissen Distanz, dann mischen sich in die
Freude über die insgesamt sehr gelungene Veranstaltung doch auch bittere Gedanken der Erkenntnis: entgegen allen politischen Beteuerungen und allen Lobes auf
die Aufbau- und Friedensleistungen der Vertriebenen wünschen viele, es möge das
Wort „nur ein (mund-)toter Vertriebener ist
ein guter Vertriebener!“ bald in Erfüllung gehen. Dem weiterhin entgegen zu wirken
bleibt Aufgabe des nächsten Deutschlandtreffens der Schlesier.
Christian K. Kuznik,
stellvertretender Bundesvorsitzender
Polnisches
Regierungskoalition in Polen vor dem
Aus. Einen Korruptionsvorwurf gegen den
Vorsitzenden der Bauernpartei und Landwirtschaftsminister, Andrzej Lepper,
nahm Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski zum Anlass, diesen aus seinem Amt
zu entlassen. Damit sollte wohl ein Befreiungsschlag gegen den ungeliebten
Führer eines Koalitionspartners geführt
werden. Schon Tage später wurde der Korruptionsvorwurf immer mehr in Zweifel gezogen, Medien vermuteten eine inszenierte
Aktion Kaczynskis. Im Kern ging es um ein
Seegrundstück, das von einem Ackerland
in Bauland umgewandelt wurde. Lepper
sollte dieses maßgeblich beeinflusst und
hierfür Schmiergeld eingesteckt haben. Im
Mittelpunkt der Kritik steht nunmehr das
von der Kaczynski-Regierung gegründete Antikorruptionsbüro (CBA), das den
Staat moralisch reinigen sollte. Da bis heute keine Beweise gegen Lepper vorgelegt
werden konnten, richtet sich die öffentliche Kritik gegen den Ministerpräsidenten,
dem Missbrauch des ihm direkt unterstellten Amt vorgeworfen wird.
Lepper ging indessen zum Gegenangriff
über. Seine Partei zog nunmehr auch die
restlichen zwei Minister zurück und warf
Kaczynski den Bruch der Koalitionsvereinbarung vor, die durch seine Entlassung
vollzogen wurde. Gleichzeitig wurde die
Forderung nach dem Rücktritt Kaczynskis erhoben, der Grundbedingung für eine
Fortsetzung der Koalition sei. Ein Schachzug, der die Schuld an dem Scheitern des
Bündnisses dem Regierungschef zuschieben und gleichzeitig Neuwahlen
verhindern soll, die im übrigen wohl auch
von der stärksten Regierungspartei gefürchtet werden.
Vorsorge für den Fall von Neuwahlen haben die beiden kleineren Koalitionspartner, die Liga Polnischer Familien und die
Bauernpartei bereits getroffen, indem sie
sich zu einer Partei zusammenschlossen,
um so dem Scheitern an der Fünf-ProzentHürde vorzubeugen.
●
Kaczynski fordert Gerichte zum
Rechtsbruch auf. Nachdem polnische
Gerichte in letzter Zeit Urteile zugunsten
deutscher Altbesitzer gefällt hatten und ihnen Immobilien zusprachen, forderte der
Ministerpräsident die Gerichte auf, Klagen
von Deutschen abzuweisen und im nationalen Interesse Polens zu entscheiden.
In Deutschland löste diese Forderung Empörung aus, Politiker verwiesen auf die EUMitgliedschaft des Landes, die eine unabhängige Gerichtsbarkeit garantieren
muss.
In der Sache geht es um deutsche Aussiedler, die ihren Besitz unter Zwang bei
der Ausreise dem Staat übertragen mussten. Meist wurden in diesen Fällen die
Grundbucheintragungen nicht geändert.
Um die Situation von Grund auf zu lösen,
beschloss jetzt die Regierung in Warschau
einen Gesetzentwurf, der Rückübertragungen ausschließt, indem die Behörden
künftig die Grundbücher ändern können.
Wie diese kalten Enteignungen mit dem
europäischen Recht in Einklang zu bringen sein werden, bleibt Überprüfungen
vorbehalten.
●
Breslauer Willy-Brandt-Zentrum soll
aufgelöst werden. Vor fünf Jahren von
den Regierungschefs Deutschland und Polens, Gerhard Schröder und Lessek Miller, als deutsch-polnisches Forschungsprojekt eingeweiht, ist das gemeinsame
Projekt nunmehr durch das Verhalten der
polnischen Seite, der Universität Breslau,
auf das höchste gefährdet. Mit 250 000
Euro jährlich finanzierte der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) in
Schlesische Nachrichten 17/2007
Bonn das Zentrum und ist nun sehr enttäuscht. Die Verträge der zehn wissenschaftlichen Mitarbeiter laufen am 30. September aus und den zwei Verwaltungsmitarbeitern wurde bereits gekündigt.
Die Universitätsleitung wirft dem WillyBrandt-Zentrum eine schlechte Arbeit und
chaotische Forschungen vor. Im Hintergrund steht aber auch der Vorwurf einer
zu deutschfreundlichen Haltung der Mitarbeiter.
Aufgrund der massiven Kritik an dem Vorgehen der Universitätsleitung, gab es jetzt
Worte, die als Einlenken verstanden werden können. Allerdings ist ein Reformkonzept der Universität, das Grundlage für
die Weiterführung, aber auch für eine neue
Übereinkunft mit dem DAAD sein soll, nicht
vorgelegt worden.
●
Kaczynski entlässt Innenminister.
Nachdem drei Minister der Bauernpartei
nicht mehr der polnischen Regierung angehören, entließ der Ministerpräsident nunmehr auch Innenminister Janucz Kaczmarek, der seiner eigenen Partei (PiS) angehört. Kaczmarek wird vorgeworfen, Informationen über Ermittlungen der Antikorruptionsbehörde (CBA) gegen Landwirtschaftsminister Lepper an diesen
weitergegeben zu haben. Mit diesem weiteren Aderlass der Regierung wird die
Wahrscheinlichkeit von Neuwahlen immer
größer.
POLITIK
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Mein Testament und Schlesien
Liebe heimattreue Schlesier, immer wieder kommt es vor, dass schlesische Landsleute ihre Erbschaft nicht geregelt haben und später der Fiskus als Erbe auftritt. Bitte denken Sie daran, dass unsere Landsmannschaft dringend auf die notwendige Unterstützung unserer schlesischen Landsleute angewiesen ist und dass Sie sie für den Fall einer letztwilligen Verfügung bedenken können. Deshalb teilen wir Ihnen mit, wie ein Testament zugunsten der Landsmannschaft Schlesien lauten könnte. Dabei sollten Sie beachten, dass dieses Testament in allen seinen Teilen handschriftlich gefertigt werden
muss. Daneben kommt auch noch eine notarielle Beurkundung in Betracht.
Der Text für das Testament könnte lauten:
,,Testament
Hiermit setze ich die Landsmannschaft Schlesien
– Nieder- und Oberschlesien e.V. –,
Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter,
zu meiner Erbin ein.
Ort, Datum, Unterschrift“
Selbstverständlich können Sie auch in einem Testament verfügen, dass die Landsmannschaft bezüglich einzelner Vermögensgegenstände bedacht werden soll. Soweit
andere Erben vorhanden sind, würde dies der Landsmannschaft dann einen entsprechenden Herausgabeanspruch begründen.
Sie können das Testament bei sich verwahren – und es jederzeit ändern. Sie können auch ein bereits bestehendes Testament jederzeit ändern, soweit Sie keinen Erbvertrag abgeschlossen haben. Das geschriebene Testament können Sie bei sich verwahren oder es beim Amtsgericht hinterlegen. In diesem Fall hätten Sie die Gewähr,
dass Ihr Testament von Amts wegen berücksichtigt wird und nicht verloren gehen kann.
Selbst dann, wenn Sie das Testament beim Amtsgericht hinterlegt haben, können Sie
jederzeit neu testieren.
Wir danken Ihnen im Voraus!
Ihre Landsmannschaft Schlesien,
Ihre Landsmannschaft für Schlesien!
Ausführliche Nachlese
(Grußworte, Reden, Bilder usw.)
zum Deutschlandtreffen der Schlesier 2007
in Hannover finden Sie unter:
www.schlesien-lm.de
Der Ministerpräsident des Landes NordrheinWestfalen, Dr. Jürgen Rüttgers (links), informiert sich bei Museumsdirektor Dr. Stephan
Kaiser (Mitte) und Ministerialrat Johannes Lierenfeld (rechts) über die Ausstellung „Heinz
Tobolla“ im Schloss Plawniowitz. Mit im Bild:
Ratsmitglied Sebastian Wladarz (Ratingen).
Hoher Besuch beim Schloss Plawniowitz
Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers besuchte
die Bildungsstätte des Bistums Gleiwitz
Ein frischgetrautes Hochzeitspaar war
sehr erstaunt, als es die ehemalige Ballestremsche Privatkapelle beim oberschlesischen Schloss Plawniowitz verließ.
Dem eigenen geschmückten Wagen und
der Festgesellschaft kam eine viel größere Wagenkolonne entgegen. Der Ministerpräsident des Landes NordrheinWestfalen fuhr mit seiner hochrangigen
Delegation und begleitet vom Marschall
der Woiwodschaft Schlesien vor. Dr. Jür-
gen Rüttgers war erneut für einige Tage
in der Partnerregion, um sich selbst mit
aktuellen Entwicklungen vertraut zu machen. Den kulturellen Teil der Reise hatte das Oberschlesische Landesmuseum
arrangiert.
Seit vielen Jahren gibt es einen regen
Austausch zwischen Nordrhein-Westfalen und Oberschlesien. In vielen Bereichen
wird über historische und zukunftsgewandte Fragen gesprochen. Zuletzt war
Dr. Rüttgers vor zwei Jahren in Schlesien
unterwegs. Bei seinem Besuch Ende Juni
begleiteten ihn die Staatssekretäre Michael
Mertens vom Ministerium für Bundes- und
Europangelegenheiten und Hans-Heinrich
Grosse-Brockhoff, zuständig für die Kultur in der Staatskanzlei.
Bei sommerlichem Wetter fühlten sich
die Gäste in eine wohl gute Zeit zurückversetzt, als sie, geführt von Ministerialrat Johannes Lierenfeld und Direktor Dr.
Stephan Kaiser, das eindrucksvolle 1885
errichtete Schloss umrundeten. Dessen
Erbauer, der Zentrumspolitiker Franz
Graf von Ballestrem, war als Industrieller in Oberschlesien erfolgreich. Ministerpräsident Dr. Rüttgers meinte, man
sehe, damals sei mit Kohle noch viel Geld
verdient worden.
Im Schloss übernahm Pfarrer Dr.
Krystian Worbs, der Direktor des Diözesanbildungshauses, die Erläuterungen. Er berichtete von den langjährigen
Renovierungsmaßnahmen. Große Hilfe
kam dazu Anfang der 1990er Jahre durch
das Bundesministerium des Innern der
Bundesrepublik Deutschland.
In der neugotischen Schlossanlage
stellte Direktor Dr. Kaiser eine Ausstellung
6
zum Leben und Schaffen des Aachener
Künstlers Heinz Tobolla vor. Zu sehen gab
es Modelle einiger wichtiger Werke dieses 1925 in Hindenburg geborenen bedeutenden Bildhauers, dem eine größere Ausstellung gewidmet ist. Sie wurde
schon an vielen Orten gezeigt und befindet sich gegenwärtig in der schlesischen Kleinstadt Jauer. Ministerpräsident
und Marschall erfreuten sich an den Exponaten, denn beide sind Schirmherren
der Schau.
Das Oberschlesische Landesmuseum
ist ein Partner der Region. Das zeigt sich
auch darin, dass die Zusammenarbeit mit
dem Bistum Gleiwitz in Plawniowitz ausgebaut werden soll. Bei der Reise wurde über die Umsetzung einer Entwicklungskonzeption gesprochen. Diese
sieht eine publikumswirksame Dauerausstellung im Schloss Plawniowitz vor.
Mit der kurzfristig entstandenen Schau
wurden erste Erfahrungen für das Vorhaben gesammelt. Aus aktuellem Anlass
konnten Preisträgerarbeiten des NRWSchülerwettbewerbes „Begegnung mit
POLITIK
Osteuropa“ gezeigt werden. Ministerialrat Lierenfeld berichtete der Delegation
von Landespolitikern von der Preisverleihung im Kreis Coesfeld. Von den 41
Schülergruppen kamen zehn aus Polen,
Russland, Rumänien und der Ukraine.
Sechs besonders gelungene Schülerarbeiten zu den Themen „Europa“, „On
Tour“ und „Bräuche“ verwiesen auf eine
Dimension, die bei den politischen Gesprächen großen Raum einnahm. Das
Selbstverständnis der „Jüngsten“ für ein
offenes Zusammenleben soll Vorbild für
alle Generationen sein. (...)
Wieder erstaunte die Wagenkolonne,
als die Delegation mit hoher Geschwindigkeit sich zum Zentralen Bergbauinstitut
nach Kattowitz auf den Weg machte. Gesprächsgegenstand war dort die Zukunft
von Kohletechnologie. Im Gegensatz zu
Deutschland plant Polen keinen Kohleausstieg. Dennoch ist die notwendige Bereitstellung zumeist oberschlesischer
Steinkohle zur polnischen Stromgewinnung langfristig keineswegs gesichert.
Auch sind die technischen Optionen zur
Fromme:
Bundeshaushalt 2008 bietet gute Perspektiven für
Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten
Anlässlich der Verabschiedung des
Bundeshaushaltes für das Jahr 2008 im
Bundeskabinett und vor Beginn der parlamentarischen Beratungen über den
Haushaltsentwurf erklärt der Vorsitzende
der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge
und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme
MdB: Mit dem Entwurf für den Bundeshaushalt 2008 und die weitere Finanzplanung hat die unionsgeführte Bundesregierung deutlich unterstrichen, dass sie zu
den wichtigen Schicksalsgruppen der
Heimatvertriebenen, deutschen Spätaussiedlern und deutschen Minderheiten im
Ausland steht. Hier zeigt der Bundeshaushalt eine positive Entwicklung auf.
So ist im Bereich der Kulturförderung
nach § 96 BVFG erneut ein Mittelzuwachs
im Vergleich zum Vorjahr eingestellt. So stehen für den unmittelbaren Aufgabenbereich
des § 96 BVFG nunmehr 15,3 Millionen
Euro zur Verfügung, das entspricht einem
Mittelzuwachs von rund 1,2 Millionen
Euro im Vergleich zur rot-grünen Bundesregierung.
Besonders erfreulich ist, dass in diesem Jahr erstmals wieder 200.000 Euro
für die Förderung des grenzüberschreitenden Kulturaustausches zur Verfügung
gestellt werden, nachdem diese Haushaltsposition von der rot-grünen Bundesregierung gänzlich gestrichen worden ist.
Nach 750.000 Euro im Haushaltsjahr
2007 sind für das Projekt „Sichtbares
Zeichen“ für die Opfer der Vertreibung
(„Zentrum gegen Vertreibungen“) im
Jahr 2008 1,2 Millionen Euro etatisiert.
Für die deutschen Minderheiten im Ausland bleiben vor allem bei der Haushalts-
stelle „Leistungen zur Schaffung von Lebensgrundlagen für die deutschen Minderheiten“ die Etatansätze des Vorjahres
erhalten. Auch die Unterstützung von
„Maßnahmen der Vertriebenen zur Förderung des friedlichen Miteinanders mit den
Völkern Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas“ wird im gleichen Umfang gefördert
wie im Vorjahr.
Deutlich mehr Geld stehen laut Entwurf
im nächsten Jahr für die Integrationskurs-
Schlesische Nachrichten 17/2007
Endlagerung von CO2 in Kohleflözen noch
lange nicht ausgereift.
Zur großen Politik in Warschau, zum
regionalen Kulturaustausch und zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit gab es in
den drei Tagen für die Landespolitiker aller Parteien viele neue Eindrücke. Beim
üblichen gemeinsamen Abendessen auf
Einladung von Marschall Janusz Moszynski wurde verkündet, alsbald die Zusammenarbeit durch eine neue Grundsatzvereinbarung auf weitere Felder, so
den Sport und die Innere Sicherheit, zu
vertiefen. Ein herausragender Bereich wird
wieder die Kultur unter Einbeziehung bewährter Partner sein. Erbe und Auftrag
sind auch für das Oberschlesische Landesmuseum tragende Begriffe.
Kontakt:
Oberschlesisches Landesmuseum
Stiftung Haus Oberschlesien
Bahnhofstr. 62/71
40883 Ratingen
Tel.: 02102/965-0,
Fax: 02102/965-400
e-mail: info@oslm.de, www.oslm.de
maßnahmen nach Integrationskursverordnung zur Verfügung.
Der Etatansatz wächst hier um über
14 Millionen Euro von 140 auf 154 Millionen Euro. Davon profitieren auch die zu
uns gekommenen deutschen Spätaussiedler, da die Sprachkurse und Orientierungskurse auch im Bereich der nachholenden Integration an Umfang und Qualität zunehmen werden.
Insgesamt liefert der Haushaltsentwurf für
das Jahr 2008 eine gute und zuverlässige
Grundlage für die Arbeit zum Wohle der Heimatvertriebenen, deutschen Spätaussiedler
und deutschen Minderheiten im Ausland.
Heimatvertriebene und Aussiedler werden in
Nordrhein-Westfalen wieder wahrgenommen
Über die Politik der unionsgeführten Landesregierung in Nordrhein-Westfalen für die
Heimatvertriebenen und Spätaussiedler seit
dem Regierungswechsel im Mai 2005
sprach die Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSUBundestagsfraktion mit dem zuständigen Minister Armin Laschet. Dabei wurde deutlich,
dass die neue Landesregierung den Heimatvertriebenen und ihren Organisationen
nach 39 Jahren SPD-Regierung endlich wieder einen Stellenwert einräumt, was auch in
der Kulturförderung nach § 96 Bundesvertriebenengesetz seinen Ausdruck findet. Der
Minister stellte in der Sitzung ferner seine
Bildunterschrift auf der Foto-Doppelseite in den SN 15/16/2007
Auf Seite 8 liegt ein Fehler in der Bildunterschrift des Fotos vom Bundesmitarbeiterkongreß vor. Ganz links ist nicht
Jochen-Konrad Fromme, sondern Wolfgang Liebehenschel abgebildet. Wir bitten um Entschuldigung.
SN
konzeptionellen Überlegungen für das Aufnahmelager Unna-Massen vor, das trotz zurückgehender Spätaussiedlerzahlen erhalten bleiben soll. Diskutiert wurde auch über
die laufenden Arbeiten am nationalen Integrationsplan. Die Abgeordneten warben für
eine Unterstützung des Landes NRW für ein
„Zentrum gegen Vertreibungen“ in Berlin und
für eine stärkere Behandlung der Vertreibungsgeschichte im Schulunterricht.
Deutschlandtreffen
der Schlesier 2007
Ein besonderer Dank
Die Organisationsleitung des Deutschlandtreffens der Schlesier 2007 dankt
besonders herzlich der Zentralstelle
Grafschaft Glatz/Schlesien e.V. für die
gute Zusammenarbeit bei der Vorbereitung und Durchführung des diesjährigen Deutschlandtreffens.
Damian Spielvogel
Organisationsleiter
POLITIK / ZEITGESCHEHEN
Schlesische Nachrichten 17/2007
Sauer: CDU bleibt Partner der Vertriebenen!
OMV zum CDU-Grundsatzprogramm
Zum Entwurf des neuen Grundsatzprogramms der Christlich Demokratischen Union Deutschlands erklärt der
Bundesvorsitzende der Ost- und
Mitteldeutschen Vereinigung der
CDU/CSU (OMV), Helmut Sauer (Salzgitter):
Auf seiner Klausurtagung am 1./2. Juli
in Berlin hat der Bundesvorstand der
Christlich
Demokratischen
Union
Deutschlands (CDU) den Entwurf für ein
neues Grundsatzprogramm der Partei einstimmig beschlossen. Im Entwurf finden
sich zahlreiche gute und zukunftsweisende
Aussagen zu den Anliegen der Heimatvertriebenen, der deutschen Spätaussiedler sowie der deutschen Minderheiten
im Ausland wieder.
Insbesondere auf Grund der Initiative
der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung
ist es auf der Klausurtagung des Bundesvorstands der CDU Deutschlands noch zu
wesentlichen Verbesserungen im Verhältnis zu dem bisher vorliegenden Programm-Entwurf gekommen. Bereits am
21. Juni hatte der Bundesvorstand der
OMV in Berlin, einstimmig, in Anwesenheit der OMV-Landesvorsitzenden, Änderungsvorschläge für den bisherigen
Grundsatzprogramm-Entwurf beschlossen
und sodann an die GrundsatzprogrammKommission der CDU weitergeleitet. Die
Änderungswünsche vertrat der Bundesvorsitzende der OMV, Helmut Sauer, auf
der Klausurtagung des CDU-Bundesvorstands.
Im Unterkapitel Kultur des ProgrammEntwurfs wird die Rolle der Vertriebenen
deutlicher als im bisherigen Entwurf gewürdigt. Dem Schicksal der Heimatvertriebenen komme ein besonderer Rang in
der deutschen Geschichte zu. Das Gedenken an die Opfer der Vertreibung und
ihr kulturelles Erbe gehörten in den Erinnerungsbogen des ganzen Volkes.
Weiterhin wird die großartige Aufbauleistung und die Integration der Vertriebenen
und Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg betont. Genannt werden weiterhin
Beiträge der Vertriebenen und Spätaussiedler zur gesamtdeutschen Kultur.
Im Unterkapitel Integrationsland
Deutschland wird in historischer Verantwortung an der Politik der Aufnahme deutscher Spätaussiedler bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensgrundlagen in den
Herkunftsgebieten festgehalten.
Auch im Unterkapitel Deutschlands
Chance Europa konnten Verbesserungen
im Vergleich zum bisherigen Entwurf
durchgesetzt werden. Die CDU bekennt
sich zu einem internationalen und europäischen Volksgruppen- und Minderheitenrecht. Besonders wird in diesem Zusammenhang das Recht auf die Heimat
sowie auf eigene Sprache und Kultur betont. Ferner wird die Brückenfunktion der
Heimatvertriebenen und Volksgruppen in
einem vereinten Europa mit zunehmend
offenen Grenzen deutlich herausgestellt.
Vertreibungen jeder Art müssten international geächtet und verletzte Rechte anerkannt werden.
Dem Hinweis der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung ist es zu verdanken,
dass insbesondere die Anerkennung verletzter Rechte der Vertriebenen erneut –
wie bisher – als eindeutige Aussage im
Grundsatzprogramm der CDU Deutschlands enthalten bleibt.
Polnische Medienvertreter hatten bereits frohlockt, dass sich die CDU von dieser Aussage habe trennen wollen. Der
CDU-Bundesvorstand hat die Aussage indes einstimmig erneut aufgenommen.
Insgesamt lesen sich die zahlreichen
Aussagen in Bezug auf die Heimatvertriebenen, Spätaussiedler und deutschen
7
Minderheiten im Ausland im aktuellen
Grundsatzprogramm-Entwurf als klares
Bekenntnis der CDU Deutschlands zu deren Anliegen. Insbesondere der guten Zusammenarbeit zwischen den Bundesvorständen von CDU und OMV ist es zu verdanken, dass alle wichtigen Änderungswünsche der OMV berücksichtigt werden
konnten. Soweit der Bundesparteitag
das neue Grundsatzprogramm am 3./4.
Dezember 2007 in Hannover in der vorliegenden Form beschließt, wird die CDU
auch in der Zukunft die verlässliche politische Kraft an der Seite der Vertriebenen
und Spätaussiedler sowie der deutschen
Minderheiten im Ausland sein.
Demgegenüber sucht man im SPDGrundsatzprogramm-Entwurf leider vergeblich ein einziges Wort für die deutschen
Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler und ihre Forderungen bzw. dazu,
dass auch deren Menschenrechte berücksichtigt werden müssen.
Kritik an EU-Parlamentspräsident Pöttering
wegen Rede am „Tag der Heimat“ zurückgewiesen
OMV-Bundesvorsitzender Helmut Sauer kritisiert Äußerungen von zwei
polnischen Europaabgeordneten
Erneut unternehmen polnische Politiker den
Versuch, sich durch Angriffe gegen die Anliegen der deutschen Vertriebenen zu profilieren. Am vergangenen Wochenende forderte der Abgeordnete des Europaparlaments, Rogalski, die polnische Regierung
auf, deutschen Eigentumsansprüchen
endlich mit einem Gesetzesvorhaben entgegenzutreten, das eventuelle Rückübereignungen juristisch unmöglich machen
soll. Des Weiteren kündigte der polnische
EU-Parlamentarier Chruszcz an, er werde
ein Amtsenthebungsverfahren für den Vorsitzenden des Europaparlaments, Pöttering
beantragen, falls dieser auf dem diesjährigen „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen in Berlin auftrete.
Die Äußerungen der polnischen EU-Parlamentarier belegen leider allzu deutlich de-
ren feindselige Grundstimmung gegen
alle aus der Heimat vertriebenen Deutschen
und stehen einer ernsthaften dauerhaften
Versöhnung sowie guter Nachbarschaft
zwischen Polen und Deutschen entgegen.
Erschreckend ist der Umgang mit grundrechtlich geschützten Positionen von Unionsbürgern. Dieser wird jetzt mit einem persönlichen Angriff auf den Vorsitzenden des
Europäischen Parlaments verbunden.
Dem Parlamentspräsidenten soll offensichtlich ein Redeverbot erteilt werden. Damit wird eine neue, unwürdige Qualität im
gegenseitigen Umgang miteinander erreicht. Eine solche Politik ist in keiner Weise
europatauglich. Die Äußerungen der Europa-Parlamentarier
Rogalski
und
Chruszcz werden daher zurückgewiesen.
IAV vom 30. Juni 2007
Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI.
zum Tag der Heimat am 18. August 2007 in Berlin
Papst Benedikt XVI. hat dem Bund der
Vertriebenen folgende Grußbotschaft
übermittelt:
„S. H. Papst Benedikt XVI. hat davon
Kenntnis erhalten, dass der Bund der Vertriebenen am 18. August in Berlin den
diesjährigen „Tag der Heimat“ begeht. Der
Heilige Vater versichert die Teilnehmer seiner geistlichen Nähe und entbietet ihnen
beste Segenswünsche. Das Motto „Heimat ist Menschenrecht“ unterstreicht,
dass der Mensch Anrecht auf das wertvolle Gut der Heimat hat. Heimat ist mitbegründend für die Identität der Person
und bedarf daher des Schutzes. Wahre
Heimat ist jedoch ungleich mehr als die
Sicherung von Grund und Boden, Spra-
che und Kultur. Sie steht in enger Beziehung zu einem grundmenschlichen Verhalten der gegenseitigen Annahme und
Solidarität. Dadurch können besonders
auch jene ein Zuhause finden, die ihre ursprüngliche Heimat auf tragische Weise
verloren haben. In der Zuversicht, dass
die staatlichen Autoritäten und die internationale Völkergemeinschaft das Recht
auf Heimat immer wirksamer schützen
und vielen Menschen durch die gelebte
Nächstenliebe der Christen ein echtes Zuhause geschenkt wird, erbittet Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. allen Teilnehmern am Tag der Heimat von Herzen Gottes beständigen Schutz und seinen reichen Segen.“
8
ZEITGESCHEHEN / LESERBRIEFE
Warschauer Magazin kritisiert polnische
Minderheitenpolitik im ZwischenKriegs-Oberschlesien
Anlässlich der „Rückkehr Ost-Oberschlesiens ins Mutterland“ vor 85 Jahren,
nahm der polnische Oberschlesien-Experte Michal Smolorz in der Warschauer
„Polityka“, die Situation im Zwischenkriegs-Ost-Oberschlesien ins Visier: SoDie II. Polnische Republik (1918–1939), als
auch später die Volksrepublik Polen hatten keine guten Einfälle, was diese Region
anbelangt. „Die Enttäuschungen und der
Frust der Oberschlesier sind folglich bis
heute noch nicht erloschen“, schreibt er.
Eine verheerende Rolle habe dabei der
(nationalistische) Wojewode Michal Grazynski gespielt, der all seine Widersacher,
wie z.B. den aus Oberschlesien stammenden ehem. preußischen Reichstagsabgeordneten Wojciech Korfanty, aus
dem Wege räumen ließ. „Massenweise
entfernte er die städtischen Beamten, auch
die polnischer Orientierung waren, die
Richter, Staatsanwälte, Ärzte und Führungskräfte aus den Staatsbetrieben“.
Er holte aus Kleinpolen (Galizien) ca.
10000 Leute, mit deren Familien, die dann
die Posten bekamen. Diese wurden mit einem hohen Sonderzuschlag hochbezahlt.
Wobei ergänzt sei, dass dieser Personenkreis überheblich gegenüber den Einheimischen war, fremd der oberschlesischen Mentalität, dem hier herrschenden
preußischen Ordnungssinn. Der polnisch
gesinnte Kattowitzer Prälat Kapica, hatte sie begrüßt, sie würden nun den Oberschlesiern die polnische Sprache beibringen, aber von denen doch – bitte
schön – auch die Einstellung zur Arbeit annehmen ...
Grazynski, so heißt es weiter, führte eine
fatale Politik ebenso gegenüber der deutschen Minderheit, die ja immerhin in der
gesamten Wojewodschaft ein Viertel der
Bevölkerung ausmachte. Und Smolarz
unterstreicht: „Der allergrößte Teil dieser
Menschen waren loyale Bürger der polnischen Republik. Einer ihrer Führer, Dr. Eduard Pant, ein Antifaschist, war jahrelang
Mitglied des Schlesischen Sejms und Senator der II. Republik“. Grazynski sprang
auch nicht besser mit den polnisch gesinnten Oberschlesiern um, heißt es.
Deswegen braucht man sich nicht wundern, dass diese bald von der polnischen
Wirklichkeit genug hatten.
Interessant ist auch, wie Smolarz
schließlich die deutsche katholische Kirchenverwaltung im zwischen 1919 und
1939 deutsch gebliebenen Teil Oberschlesiens beurteilt: Die deutsche Kirche
sei tolerant mit den polnisch sprechenden
Oberschlesiern umgegangen. Es gab genügend polnische Gottesdienste. Und
ebenso wurde die Beichte und der Religionsunterricht in Polnisch, je nach Bedarf,
angeboten. Während des Zweiten Weltkrieges sogar gegen den Willen der Gestapo und für polnische Zwangsarbeiter,
erlaubt sich der Chronist zu ergänzen.
Joachim Georg Görlich
Zu: 22 Jahre Stammtisch Breslau
(SN 13/2007, S.14)
Der unter dem obigen Titel erschienene Beitrag hat unter Besuchern meines Stammtisches
zu Irritationen geführt. Als Urvater des„Breslau Stammtisch Düsseldorf“, kann dieser Bericht nicht unwidersprochen bleiben.
Es handelt sich bei der Bremer Gruppe um
eine gemischte Heimatgruppe die unter dem
Schirm der Landsmannschaft Schlesien ihre
Aktivitäten 22 Jahre im Verborgenen abgewickelt hat, sodass nichts über die Landesgrenzen bekannt wurde. Der Breslauer Landsmann, Georg Rammel (Bremer Stadtverordneter), der erst kürzlich einen autobiographischen Reisebericht, von einer Breslau-Reise
ins Internet gestellt hat, konnte mir die Existenz eines obengenannten Stammtisches
auch nicht bestätigen. Da die Veranstaltungen
abends stattfinden, handelt es sich um rein gesellige Zusammenkünfte mit reinem Unterhaltungswert. Eine ähnliche Gruppierung existierte
von 1952 bis in die 80er Jahre in Düsseldorf:
Die private Heimatgruppe Nutsch. Diese
Gruppe, keine reine Breslauer Zusammensetzung organisierte nur Abend-Veranstaltungen
mit rein geselligem Hintergrund. Leiter war damals der inzwischen verstorbene Breslauer Kurt
Nutsch. Mit der Konzeption des von mir organisierten und geleiteten „Breslau Stammtisch
Düsseldorf“ haben die vorgenannten Erscheinungen nichts gemeinsam. Wir sind kein Ge-
Erklärung des Wissenschaftlichen Beirats
Leserbriefe
Das Zentrum gegen Vertreibungen hat
das öffentliche Bewusstsein für dieses Thema geweckt. Mit unserer Ausstellung „Erzwungene Wege, Flucht und Vertreibung
im Europa des 20. Jahrhunderts“ ist es gut
gelungen, die europäische Dramatik des
Themas Vertreibung zu verdeutlichen. Diese international angelegte Ausstellung, die
jetzt als Wanderausstellung weiterwirkt, ergänzt die Ausstellung des Hauses der Geschichte „Flucht – Vertreibung – Integration“ ideal. Beide Initiativen sollten in das
„sichtbare Zeichen“ integriert werden.
Wichtig ist die Darstellung der Vertreibungen im historischen Kontext. Über die beiden o.g. Ausstellungen hinaus halten wir
es für notwendig, auch die Siedlungs- und
Kulturgeschichte der Deutschen im Osten
darzustellen sowie ein Archiv mit Zeitzeugenberichten der verschiedenen von Ver-
treibungen betroffenen Völker und Volksgruppen einzurichten. Wir erwarten, in die
künftige Entscheidungsfindung einbezogen
zu werden. Wir haben die Gründung des
Europäischen Netzwerks „Erinnerung und
Solidarität“ unterstützt und freuen uns auf
eine Zusammenarbeit. Wir glauben, in den
zu schaffenden Entscheidungsgremien
weiterhin wertvolle Beiträge leisten zu können.
Bei der Einrichtung einer Dokumentationsstätte über die Vertreibung von Deutschen muss gelten: Versöhnung ist ohne Einbeziehung der Betroffenen nicht möglich.
Prof. Dr. Jörg Baberowski, Prof. Dr. Arnulf Baring, Dr. Peter Becher, Prof. Dr. Lothar Gall, Dr. Helga Hirsch, Prof. Dr. Walter Homolka, Prof. Dr. Eckart Klein, Hilmar
Kopper, Dr. Otto Graf Lambsdorff, Prof. Dr.
Horst Möller, Prof. Dr. Christoph Pan, Prof.
Dr. Rüdiger Safranski, Prof. Dr. Julius
Schoeps, Prof. Dr. Christian Tomuschat,
Prof. Dr. Krisztian Ungvary, Dr. Georg Wildmann, Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Prof. Dr.
Alfred-Maurice de Zayas, Prof. Dr. Zoran
Ziletic.
Die Berliner Dokumentationsstätte zur Vertreibung muss die Betroffenen einbinden!
In der Koalitionsvereinbarung 2005 hat sich
die Bundesregierung zur gesellschaftlichen und historischen Aufarbeitung von
Zwangsmigration, Flucht und Vertreibung
bekannt: „Wir wollen im Geiste der Versöhnung auch in Berlin ein sichtbares Zeichen setzen, um – in Verbindung mit dem
Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität über die bisher beteiligten Länder
Polen, Ungarn und Slowakei hinaus – an
das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern
und Vertreibung für immer zu ächten.“
Wir wünschen uns, dass das „sichtbare Zeichen“ in Berlin ein angemessener Ort
der Erinnerung an das Schicksal von Millionen deutscher Vertriebener wird, als Teil
der Identität des eigenen Volkes. Zugleich
soll es ein Ort der Begegnung und Versöhnung werden, durch Anteilnahme am
Schicksal anderer vertriebener Menschen.
So heilen wir die Wunden der Vergangenheit und schaffen einen Kristallisationspunkt
für alle, die zum Schutz der Menschenrechte von Völkern und bedrohten Minderheiten arbeiten.
Wir schlagen vor, dass die Realisierung
eines so wichtigen Bestandteils deutscher
und europäischer Erinnerungskultur im
Rahmen einer eigenständigen Institution
geschieht, die autonom und auf gleicher
Augenhöhe mit anderen Kooperationspartnern handeln kann. Wir hoffen, dass ein
solches „sichtbares Zeichen“ auf möglichst
breiter Grundlage verwirklicht wird, als gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern.
Wir halten es für selbstverständlich, dass
unser Engagement bei der Umsetzung des
„sichtbaren Zeichens“ berücksichtigt wird.
Schlesische Nachrichten 17/2007
Schlesische Nachrichten 17/2007
Zu „CDU bleibt die zuverlässige Kraft an der
Seite der Heimatvertriebenen...“
(SN 15/16/2007, S.6)
Objektiv muss Jochen-Konrad Fromme zugestimmt werden, dass die CDU sich mehr für die
Interessen der Heimatvertriebenen einsetzt als
alle anderen Parteien in Deutschland, denen
die Anliegen dieser Menschen völlig gleichgültig
zu sein scheinen. Dennoch kann ich mich nicht
damit zufrieden geben, wenn mir Herr Fromme auf eine Anfrage mitteilt: „Selbstverständlich ist für mich nachvollziehbar, dass die völkerrechtlich bestehende Situation, wonach Eigentumsansprüche der Heimatvertriebenen
zweifellos fortbestehen (dies ist von der SPD
schon vielfach in Abrede gestellt worden), diese Ansprüche aber kaum einklagbar sind“. Wo
bleibt die aus dieser Erkenntnis wachsende und
notwendige Unterstützung? Der niedersächsische Ministerpräsident Wulf hat auf seiner
Wahlrede im Rahmen des Deutschlandtreffens
der Schlesier in Hannover die Heimatvertrie-
benen aufgefordert, auf ihre Eigentumsansprüche in der Heimat zu verzichten. Damit hat
er gleichzeitig anerkannt – wie Jochen Konrad
Fromme – dass es legitime Ansprüche der Heimatvertriebenen gibt. Dennoch lehnen alle entscheidenden Politiker der CDU eine Unterstützung der Heimatvertriebenen – im Chor mit
der Kanzlerin – bei der Klärung dieser Fragen
ab, was für mich Arbeitsverweigerung ist, die
bei jedem in der freien Wirtschaft Beschäftigten zur fristlosen Kündigung führen würde.
Da nun die Preußische Treuhand die Regierungsaufgabe übernimmt, wozu unsere
Volksvertreter und wechselnden Regierungen
mehr als sechzig Jahre Zeit hatten, ist das Geschrei groß und alle offiziellen Stelle distanzieren
sich von der „bösen“ Preußischen Treuhand
und ihrem Vorhaben. Den für meinen Wahlkreis
zuständigen CDU-Bundestagsabgeordneten
habe ich zweimal wegen dieser Thematik angeschrieben, er hat es noch nicht einmal für
nötig gefunden, darauf zu antworten. Nach meiner Einschätzung, leiden alle deutschen Politiker an nationalen Minderwertigkeitskomplexen und machen sich mit ihren ständigen Zugeständnissen bei komplizierten Fragen in der
Welt lächerlich. Zumindest Polen hat daraus
die falschen Schlüsse gezogen. Sie scheinen
offenbar noch nicht einmal das Gespür dafür
zu haben, wie völlig daneben ihre Forderungen bei dem Poker um das Stimmrecht in der
EU sind. Eigentlich müssten sowohl Polen als
auch unsere Regierung großes Interesse haben, dass nach über sechzig Jahren Vertreibung von einem neutralen Gericht die Rechtslage ein für alle Mal geklärt wird. Das ist nach
meiner Überzeugung notwendig für eine unbelastete Zusammenarbeit in der Zukunft. Die
Anliegen der Heimatvertriebenen dabei unter
den Teppich der Geschichte zu kehren, erscheint mir als der falsche Weg.
Dipl.-Ing. Horst Jacobowsky, Hemsbach
Hilfe bei der Zukunftssicherung von Heimatstuben
Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen
Europa Thema in Arbeitsgruppensitzung
v.l.n.r.: Alexander Reimer, Klaus Brähmig, Jochen-Konrad Fromme, Vorsitzender der Gruppe
der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Prof. Dr. Matthias Weber vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Stephan Mayer
Über Struktur und Aufgaben des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der
Deutschen im östlichen Europa (Oldenburg) sprach die Gruppe der Vertriebenen,
Flüchtlinge
und
Aussiedler
der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit dem
Direktor der Einrichtung, Prof. Dr. Matthias Weber. Dabei wurde seitens der Abgeordneten deutlich gemacht, dass man
eine deutliche Stärkung der kulturellen
Breitenarbeit als Element der Pflege einer
lebendigen Kulturarbeit erwarte. Prof.
Weber stellte seinerseits ein Programm vor,
mit dem das Bundesinstitut Hilfestellung
beim Erhalt von Heimatstuben leisten will.
Dabei komme der Erhaltung vor Ort die
höchste Priorität zu, deutlich vor einer Verlagerung.
Leserbriefe
Protestbrief an den sächsischen Innenminister Dr. Buttolo zur „Kreisreform“ in der
Niederschlesischen Oberlausitz
Wie die allseitige Empörung über das Vorhaben des Sächsischen Innenministeriums zeigt,
lassen sich die Anliegen der Schlesier, der dort
wohnenden, der geflohenen und vertriebenen
sowie deren Nachkommen und auch der bekennenden Schlesier zur vollen Gänze wahrnehmen.
Man muss nicht unbedingt dort wohnen
oder Schlesier sein, um diese Unlogik, ja sogar auch Ungerechtigkeit, zu erkennen und zu
spüren. Ein Blick in die Geschichtsbücher und
auf die Landkarten sagt doch genug. Es ist die
Niederschlesische Oberlausitz, welche von der
Spree (bei Neustadt) bis an den Queis bei Lauban (Luban) reicht.
Es ist hinreichend bekannt, dass kein Geld
da ist und an allen Ecken und Enden gespart
werden muss. Aber es kann doch nicht angehen, dass ein fester historischer Name so mir
nichts dir nichts von den Landkarten, den Ortstafeln, den Formularen und aus den Geographiebüchern getilgt werden soll! Außerdem:
was soll der krampfhaft konstruierte Name „Neißekreis“ bewirken? Eher Unverständnis. Seit
wann liegt denn Löbau an der Neiße?
Und wenn Sie mal in den westlichen Teil Ihres Landes schauen, da liegt das Vogtland, als
eigenständiger Landkreis mit dem Zeichen V
ausgewiesen. Diesem Landkreis hat die Regierung die Eigenständigkeit gelassen und nicht
Plauen einverleibt. Dann muss das im östlichen
Teil auch möglich sein, oder? (...)
Tja, kreisfreie Stadt: das braucht Görlitz nicht
unbedingt zu sein, obwohl es ein schöner Titel ist. Man könnte GR als amtl. Kennzeichen
verwenden und NOL streichen. Ebenso könnte man auch NOL beibehalten (mit geändertem Inhalt) und GR streichen. (Das müssten
dann die Bewohner untereinander ausmachen).
Vor nicht allzu langer Zeit ist schon der Name
„Niederschlesische Kirche“ eliminiert worden. Sehr,
sehr schade! Auch bei der Kirche ging’s ums Geld,
als sie die Niederschlesische Kirche der Brandenburgischen Kirche „einverleibt“ haben.
Und weil ich schon bei der Kirche bin und
dort Gottes Wort verkündet wird, möchte ich
Sie noch wissen lassen, dass ich mehrmals gehört habe (und auch gut und richtig finde), dass
Christen mit dem Herzen denken und mit dem
Kopf fühlen (Crossover ist doch heute in, oder?)
Ich, bzw. wir von der Landsmannschaft
Schlesien, Kreisgruppe Augsburg, möchten uns
dem von vielen Seiten vorgeschlagenen Namen Niederschlesien – Oberlausitz (oder andersrum) anschließen. Ich meine, die anderen
Gemeinden können ja den Beinamen Oberlausitz in ihre Briefköpfe und Ortstafeln aufnehmen.
Also, in diesem Sinne bitten wir Sie und Ihre
Entscheidungshelfer eindringlich, Niederschlesien im Landkreisnamen zu belassen; östlich der Neiße geht’s doch auch!
G. B. Pfeiffer, Mering
9
Leserbriefe
selligkeitsverein. In Düsseldorf werden
bundesweite Informationen und Quellenhinweise zusammengetragen, womit versucht
wird, das bisherige Informationsdefizit der Breslauer Klientel endlich mit interessantem Infomaterial – auch im Rahmen der Familienforschung – zu versorgen. Unser Forum ist die
Informationsquelle für Breslauer Zeitzeugen und
Nachfahren. Außer Düsseldorf gibt es z.Zt. nur
die Stammtische in Halle/Saale und Berlin, die
die von mir begonnene Konzeption praktizieren. Es gibt noch eine starke private Breslauer Runde in Pforzheim/Enzberg, die aber trotz
inzwischen gemischter Zusammensetzung
den Breslauer Themen- und Fragenkatalog abdeckt.
Wir in Düsseldorf können uns über neue
Stammtischbesucher nicht beklagen. Von ca.
120 Zeitzeugen besuchen im Schnitt 30 und
mehr Personen unser Forum. Die Tatsache,
dass viele unserer Besucher Mitglied einer Vertriebenen-Organisation sind, zeigt, dass wir
Breslauer in keiner der vorhandenen Interessenvertretungen eine Lobby entdecken konnten.
Horst Schneider, per E-Mail
ZEITGESCHEHEN / LESERBRIEFE
10
ZEITGESCHEHEN
„Museum der Menschenrechte“ in Winnipeg wird
voraussichtlich zwischen 2010 und 2012 eröffnet
Hubert Kondziela, ehemaliger Thiemendorfer,
unterstützt das Projekt und wirbt dafür, es mit Bildern, zugehörigen Texten usw. zu unterstützen.
Hubert Kondziela (76 J.) besuchte das Schlesiertreffen 2007 in Hannover und hatte sich vor
dem Treffen in einem Brief an die Präsidentin
des Bundes der Vertriebenen e.V. und Vorsitzende der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“, Erika Steinbach, gewandt, außerdem
an Rudi Pawelka, den Bundesvorsitzenden der
Landsmannschaft Schlesien, um beide über die
Planung des „Human Rights Museums“ zu informieren. Als Schlesier mit kanadischer
Staatsangehörigkeit unterstützt er die Errichtung
des „Human Rights Museums“ in Winnipeg, seinem Wohnort.
In seiner neuen Heimat engagiert er sich seit
25 Jahren aktiv in der Förderung des Deutschtums in Kanada, Manitoba und Winnipeg. Er arbeitete fünf Jahre in Winnipeg als Kulturreferent
und Präsident der deutschen Bühne. Verantwortlich war er außerdem für die Kulturausstellung des jährlichen „Folkloramas“. Mitglied
und später Präsident war er im Deutsch-Kanadischen Kongress Manitoba fünf Jahre.
Jetzt ist er Alterspräsident und Delegat für das
zukünftige „Human Rights Museum“. Mit ihm
sprach Werner Krutscher beim Schlesier-Treffen in Hannover :
Herr Hubert Kondziela, Sie haben den weiten
Weg von Winnipeg zu uns nach Hannover zurückgelegt, um das Treffen der Schlesier zu besuchen, und Sie verbinden den Besuch mit einer besonderen Absicht.
Ja, das Schlesiertreffen in Hannover gibt mir
die Möglichkeit, vielleicht Interesse für die Planung unseres Museums zu finden.
In einem Schreiben an Rudi Pawelka und Erika Steinbach habe ich das „Zukunftsvorhaben“
des „Human Rights Museum“ vorgestellt und
informiere über das Projekt. Außerdem hatte ich
mich an Sie gewandt mit der Bitte, das Schreiben an die beiden Personen weiterzuleiten. Ich
hoffe, ein Zusammentreffen mit den beiden Personen kann noch arrangiert werden. Falls das
nicht möglich ist, könnte ich zu einem späteren Zeitpunkt mit ihnen darüber sprechen.
Welche Erinnerungen haben Sie als Schlesier
an Ihre Heimat und an Ihr Elternhaus, sowie an
die Flucht?
In Thiemendorf bin ich geboren, auch meine Schwestern. Mit meiner Mutter sind wir 1945
geflüchtet. Meine Schwester wohnt in Hannover. Meine Eltern starben früh – sie hatten in der
Dorfmitte in Thiemendorf ein Geschäft für
Elektroartikel und eine Schmiede. Mein Vater
war Elektromeister und Geschäftsmann. Das
Dorf liegt wenige Kilometer von Steinau entfernt.
Bilder von der Flucht habe ich nicht.
Wann wanderten sie von Deutschland nach Kanada aus?
1951 wanderte ich nach Kanada aus und
wurde einige Jahre später kanadischer Staatsbürger.
Haben Sie Ihre schlesische Heimat und insbesondere Ihren Heimatort inzwischen besucht?
Ja, ich war zweimal mit meiner Familie in
Schlesien und besuchte meinen Heimatort. Meine Frau sowie meine beiden Kinder und die
Schlesische Nachrichten 17/2007
gessen werden, wie auch der Holocaust nicht
vergessen wird. Persönlich werde ich daran mitarbeiten, solange ich es kann.
Mit welchen Mitteln können Schlesier das Projekt unterstützen?
Bilder über die Flucht und Vertreibung von
Schlesiern sind wichtige Dokumente, die das
Anliegen sichtbar machen, und die sammele ich.
Zu den Bildern sind als Ergänzung entsprechende kurze Kommentare erforderlich, die
sachlich richtig und informativ sein müssen. Sie
sind ebenso wichtig.
Welche Kosten stehen im Finanzierungsplan –
und wer sind die Geldgeber?
Die Baukosten sind insgesamt mit 300 Millionen Dollar veranschlagt. Durch staatliche und
private Gelder sind bisher 200 Millionen zusammen gekommen. Für die nächsten zehn Jahre hat die kanadische Bundesregierung eine jährliche Unterstützung von 12 Millionen Dollar vertraglich zugesagt. Mit dem Geld sollen auch Reisekosten für Schulklassen gedeckt werden.
Was wurde bisher getan, um im deutschsprachigen Raum das Projekt bekannt zu machen?
Das zukünftige Gebäude wird schon jetzt als
ein architektonisches Meisterwerk angesehen
und anerkannt, aber noch nicht sein eigentliches Vorhaben. Es muss in aller Welt bekannt
gemacht werden, was ich mit diesem Gespräch
mit Ihnen in Deutschland versuche – hier in Kanada natürlich durch den Kongress und meine
Wenigkeit.
Herr Alterspräsident Hubert Kondziela, ich danke Ihnen für das Gespräch!
Anschrift von Hubert Kondziela:
34 Glen Ave, Winnipeg, MB. R2MIV5, Kanada
Schwiegertochter haben die Reise miterlebt. Das
erstemal waren wir vor der Wende in Schlesien
und nach der Wende noch einmal. Nachrichten u.a. über meinen Heimatkreis lese ich im
Wohlau-Steinauer Heimatblatt.
Was erwarten Sie weiterhin von Ihrem Besuch?
Das Schlesiertreffen in Hannover wird mir hoffentlich die Möglichkeit geben, Verbindungen
zu Personen zu knüpfen, die Interesse für unser geplantes „Human Rights Museum“ in Winnipeg bekommen. Das Landes-Museum wird
von Weltklasse sein, und es wird nicht in Ottawa, unserer Hauptstadt, gebaut werden, sondern in Winnipeg. Träger ist der kanadische
Staat, der es finanziell unterstützt. Der Architekt hat die Baupläne bereits fertiggestellt, und
ich hoffe, mein Besuch hier beim Schlesiertreffen
2007 wird der Beginn für eine gute zukünftige
Zusammenarbeit ermöglichen.
Welcher Zeitplan ist für die Errichtung vorgesehen?
Die ersten Planungen begannen vor vier bis
fünf Jahren. Der erste Spatenstich hat bereits
vor zwei Jahren stattgefunden. Auf dem Baugelände weist eine große Tafel auf das Projekt
hin. In der Öffentlichkeit ist es inzwischen bekannt gemacht worden. Wenn alles klappt, wird
die Eröffnung 2010 stattfinden. Die vor kurzem
neu gewählte Regierung hat die Beschlüsse der
bisherigen übernommen und sie bestätigt.
Welchem Anliegen wird das Museum sich insbesondere widmen?
Die Absicht ist, Vertreibungen als menschenrechtliches
Vergehen festzuhalten, auch die
Vertreibung von Deutschen mit
Daten, Tatsachenberichten
und Fotos Besuchern glaubhaft
zu machen. Verschiedenste
Ausstellungen sollen Verletzungen der Menschenrechte
Beim Schlesiertreffen 2007 in Hannover: Hubert Kondziela zeigt
mit Bildern und Ton-Kommentaren bekannt machen. Unse- den Entwurf vom Museum der Menschenrechte in Winnipeg.
Foto: W. Krutscher
re Vertreibung darf nicht ver-
Nachrichten aus Görlitz
Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz
✍ Görlitzer Frauenhaus ist gesichert.
Die Stadt Görlitz hat jetzt in Dresden offiziell den Bedarf für das Frauenschutzhaus
„Domizil“ angemeldet. Das teilte Kulturund Sozialbürgermeister Ulf Großmann
(CDU) jetzt im Verwaltungsausschuss
mit. Damit sind die Fördermittel für das
„Domizil“, das vom Diakonie-Sozialwerk
Lausitz betrieben wird, gesichert. Bürgermeister Großmann sicherte auch zu,
dass die Stadt intensiv an einer Lösung
für eine gefährdete Asylbewerberin arbeite.
An diesem Fall hatte sich die Irritation ums
Frauenhaus entzündet.
✍ Wohnen im Herzen der Neißestadt.
Die Stadt will Interesse für die Gründerzeit wecken. Im Mittelpunkt des Tages der
offenen Sanierungstür stand in diesem
Jahr nicht die Altstadt, sondern die Innenund Südstadt. „In der Altstadt haben wir
einen Sanierungsbestand von 60 Prozent,
in der Gründerzeit sind wir erst bei 37 Prozent“, erklärte Sachgebietsleiter Stadterneuerung Uwe Berndt. Bei der Imagepflege müsse sich die Stadt bewusst sein,
welchen Wert die Gründerzeit hat. Oberbürgermeister Joachim Paulick ergänzte,
dass sich der Zuzug von Pensionären auf
diese Gebiete konzentriere. Folglich liegen die meisten der 21 Objekte, die am
Tag der offenen Sanierungstür gezeigt wurden, in diesem Bereich. „Nur wenn im Innern der Stadt Menschen leben, funktioniert die Stadt auch“.
✍ Beim Europamarathon 2007 liefen
an die tausend Läufer mit. Die Strecke
führte an beiden Ufern der Neiße entlang
und unter den Teilnehmern waren nicht nur
deutsche, sondern auch polnische und
tschechische Läufer zu finden.
LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE / HISTORISCHES
Schlesische Nachrichten 17/2007
Alte Dokumente erzählen Geschichte:
20. März 1921 – 85 Jahre Volksabstimmung in Oberschlesien
85 Jahre liegt sie zurück, die entscheidende Volksabstimmung, welche 1921 in Gesamtdeutschland für immenses Aufsehen
sorgte. Historiker rechnen oft nach Generationen, somit sind seit diesem Ereignis nun
bereits drei Generationen verstrichen. Von
den damals Beteiligten lebt niemand mehr,
selbst die Kinder der Betroffenen befinden
sich heute im fortgeschrittenem Rentenalter. Ist alles aus dem Schicksalsjahr 1921
in Vergessenheit geraten? Was war damals?
Und was ist ein Plebiszit? – wollen die Jugendlichen wissen. Nur bei exakter Nachforschung bzw. gezielten Nachfragen erfährt
die Jugend vom damaligen politischen Geschehen in Deutschland, das mittlerweile
von anderen einschneidenden Ereignissen,
dem Zweiten Weltkrieg, der Teilung
Deutschlands 1949 und dem nachfolgendem Zusammenschluss beider deutscher
Staaten überlagert und somit in weite Ferne gerückt ist. Ein kleiner Geschichtsexkurs
soll hier an dieser Stelle folgen.
Im Spätherbst des Jahres 1918 unterbreitete das militärisch ungeschlagene Kaiserreich Deutschland seinen Gegnern ein
Waffenstillstandabkommen, das später in
den Versailler Vertrag mündete. Dieses Vertragswerk, allgemein auch als Diktatfrieden
bezeichnet, bürdete Deutschland ungeheure
Reparationslasten auf und stellte das Land
faktisch unter die Kontrolle der Siegermächte. Die letzten Zahlungen aus diesem
Vertragswerk leistet die Bundesrepublik
Deutschland. Damit nicht genug büßte
Deutschland erhebliche Teile seines Territoriums ein, das andere Staaten zugesprochen bekamen. Deutschland wurde 1920
gezwungen allein, drei Landesteile an das
gerade entstandene Polen abzutreten. Neben Westpreußen kamen Posen und Ostoberschlesien mit über zwei Millionen
Deutschen Staatsbürger an Polen. Die Stadt
Danzig mit ihrem Umland gelangte nach Artikel 102 des Friedensdiktates unter Man-
dat des Völkerbundes und durfte nicht von
Deutschland regiert werden. 97 % der Bewohner Danzigs waren Deutsche und nur
3 % Polen, was jedoch die Siegermächte
nicht zur Kenntnis nehmen wollten. Als Ziel
hatte man sich die Schwächung Deutschlands in ökonomischer, in geographischer
als auch in militärischer Hinsicht vorgenommen, was es nun auch umzusetzen galt.
Dazu stellte die polnische Verhandlungsdelegation während der Friedensverhandlungen in Versailles weitere Ansprüche
auf deutsches Staatsgebiet. Polen verlangte
beim „Höchsten Alliierten Rat“ die gesamte Provinz Oberschlesien mit ihren riesigen
Rohstoffvorkommen an Steinkohle und Erzen. Durch derartige unverschämte Forderungen hätte Deutschland sein wichtigstes
erschlossenes Industriegebiet samt aller
Hochöfen sowie der dazugehörigen Verarbeitungswirtschaft eingebüßt. Selbst die Siegermächte lehnten das polnische Begehren, als völlig illusorisch ab. Gegen die vielfältigen Bemühungen Frankreichs, das sich
Polen verbunden fühlte und dies im geheimen aber auch ganz offensiv unterstützte,
gewährte der „Höchste Alliierte Rat“ der einheimischen Bevölkerung eine Wahlentscheidung. Mittels dieser Volksabstimmung sollten die Bewohner selbst über ihre
zukünftige staatliche Zugehörigkeit entscheiden.
Plebiszit, auf französisch Plébiscite, galt
vielen Deutschen als das entscheidende Element ihrer Zukunft. Als Wahltag hatte man
den 20. März 1921 bestimmt. Mit in Millionenhöhe verausgabten Briefmarken versuchte die Interalliierte Commission die Öffentlichkeit für das Wahlvorhaben zu sensibilisieren. Beginnend mit der Wertstufe von
2,5 Pfennigen bis zum Wert von 5 Mark
reichte dabei das Spektrum der Briefmarken. Zwei Serien unterschiedlich gestalteter Briefmarken gelangten zur Ausgabe. Insgesamt wurden vierzig verschiedene Wer-
11
Sonderstempel
und Briefmarken zu den
Themenbereichen Vertreibung,
Schlesien, berühmte Schlesier
und Ostdeutschland
Heute: Französischsprachige Briefmarken in Oberschlesien (1921)
In der nächsten Ausgabe:
Ostdeutscher Kulturrat Jahrestagung
1959 und Tag der Heimat 1961
te emittiert, die heute zu den gesuchten Heimatbelegen zählen und bei Auktionen Spitzenwerte erzielen. Diese zeigen als Bildmittelpunkt eine schlesische Hüttenlandschaft, über die eine Friedenstaube hinweg
fliegt.
Hans-Peter Brachmanski
Treuespende für Schlesien
Schlesische Firmen Teil 77
Es werden Spendeneingänge ab 50,00 Euro des zweiten Quartals 2007
veröffentlicht. Die Landsmannschaft Schlesien sagt herzlichen Dank!
Knauer & Liebau
Autohaus, die Gründung der Firma Otto Knauer
erfolgt im Oktober 1911 in Hirschberg im Riesengebirge mit einer Werkstatt und dem Verkauf
von Fahrzeugen der Firma Benz & Cie, Mannheim,
der späteren Firma Daimler Benz. 1921 tritt Willy
Liebau in die Firma Otto Knauer ein, 1933 – 1939
beginnt der wirtschaftliche Aufschwung. Zum Vertragsgebiet gehören fünf Landkreise, der Firma
wurde eine eigene Auto-Lackiererei und eine Autostellmacherei mit Sattlerei angegliedert, 1945 Verlust des gesamten Betriebes, Flucht aus dem
Kriegsgebiet nach Aschendorf/Niedersachsen,
1949 wagt man eine Neugründung, 1960 wird der
Betriebsstandort nach Papenburg verlegt, im Jahr
2001 wird das Familienunternehmen in der 4. Generation geführt.
Brudny Karl
200,00 Euro
Beier Günter
50,00 Euro
Bethke Siegfried
50,00 Euro
Bruckner Hasso
50,00 Euro
Engler Herbert
50,00 Euro
Erika-Simon-Stiftung
5.000,00 Euro
Erler Rudolf
50,00 Euro
Fehst Hans-Jürgen
100,00 Euro
Huntscha Friedrich
50,00 Euro
Jedin Hans
50,00 Euro
Kuznia Norbert
100,00 Euro
Kuznik Christian
100,00 Euro
Lellek Evamaria
50,00 Euro
Liebehenschel Wolfgang
50,00 Euro
LM Schlesien (welche ?)
50,00 Euro
LM Schlesien (welche ?)
50,00 Euro
LM Schlesien (welche Gruppe ?) 719,56 Euro
LM Schlesien (welche Gruppe ?) 110,00 Euro
LM Schlesien Albstadt
50,00 Euro
LM Schlesien Bruckmühl
50,00 Euro
LM Schlesien Kreisgr. Bielefeld
120,00 Euro
LM Schlesien Landesgr. Bremen
50,00 Euro
LM Schlesien Ortsgruppe Rendsburg 66,88 Euro
Lohr Valentin
50,00 Euro
Luebker Werner
50,00 Euro
Meier Walter
50,00 Euro
Mende Konrad
100,00 Euro
Nieusela Elfriede
100,00 Euro
Pawelka Rudi
388,70 Euro
Radwansky Gerhard
50,00 Euro
Radwansky Gerhard
50,00 Euro
Schlesierbund Nürnberg
140,00 Euro
Schütz Karl-Heinz u. Katharina
50,00 Euro
Stenzel Ingrid
200,00 Euro
Trauerfeier Erhard Feige insgesamt 790,00 Euro
Trenner Dr. Hans-Joachim
50,00 Euro
Vogt Günter
50,00 Euro
Welz-Pürschel Irmgard
150,00 Euro
Weschke Karl-Heinz
100,00 Euro
Ziegert Erich
100,00 Euro
12
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Seminar für Deutschlehrer
aus Oberschlesien in Pfarrkirchen
Anfang Juli lud der Landesverband Bayern der Landsmannschaft Schlesien achtzehn Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer aus dem Raum Gleiwitz und Kattowitz zu einem Fortbildungsseminar zur
Förderung der deutschen Sprache nach
Pfarrkirchen in Niederbayern ein. Studienleiter war Landeskulturreferent HansDieter Koschny. Das Seminar wurde
überwiegend von der Bayerischen
Staatskanzlei finanziert, der dafür großer
Dank gebührt.
Im Mittelpunkt der Seminararbeit
stand die deutsche Sprache mit der Methodik des Deutschunterrichts, mit Grammatik, Stilübungen und Literatur. Wichtig
war, dass die Deutschlehrer eine Woche
lang im deutschen Umfeld deutsch sprechen und so ihre Sprachkompetenz erhöhen konnten.
Schulamtsdirektor Roman Biberger
und Schulrätin Ingrid Behnken stellten das
bayerische Schulwesen vor. Ein Besuch
in der Hauptschule Eggenfelden mit einer
Erinnern wir uns!
2. Wir werden jedes Beginnen mit allen
Kräften unterstützen, das auf die Schaffung
Vor 57 Jahren, am 5. August 1950, untereines geeinten Europas gerichtet ist, in dem
zeichneten die Vertreter der ca. 18 Mill.
die Völker ohne Furcht und Zwang leben
deutschen Vertriebenen in Stuttgart feierkönnen.
lich die Charta der Heimatvertriebenen. Sie
3. Wir werden durch harte, unermüdliist ein Bestandteil der Geschichte der deutche Arbeit teilnehmen am Wiederaufbau
schen Vertriebenen und somit DeutschDeutschlands und Europas. Wir haben unlands, und wird bei fast allen entspresere Heimat verloren. Heimatlose sind
chenden Veranstaltungen von Politikern
Fremdlinge auf dieser Erde. Gott hat die
und Verbandsvorsitzenden lobend als ein
Menschen in ihre Heimat hineingestellt. Den
herausragendes Dokument der deutschen
Menschen mit Zwang von seiner Heimat
Nachkriegsgeschichte erwähnt. Zitiert
trennen, bedeutet, ihn im Geiste töten. Wir
wird grundsätzlich nur Punkt 1 (s. u.)! Punkt
haben dieses Schicksal erlitten und erlebt.
1 drückt auch aus, dass sich die HeimatDaher fühlen wir uns berufen zu verlangen,
vertriebenen nicht auf den Stufe der Verdass das Recht auf die Heimat als eines
treiberstaaten stellen, da sie der Rache und
der von Gott geschenkten Grundrechte der
der Vergeltung abschwören.
Menschheit anerkannt und verwirklicht wird.
Punkt 3, in dem die Vertriebenen das
So lange dieses Recht für uns nicht verRecht auf die Heimat fordern, bleibt leider
wirklicht ist, wollen wir aber nicht zur Unimmer unerwähnt.
tätigkeit verurteilt beiseite stehen, sondern
„...1. Wir Heimatvertriebenen verzichin neuen, geläuterten Formen verständten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entnisvollen und brüderlichen Zusammenleschluß ist uns ernst
bens mit allen Glieund heilig im Gedern unseres Volkes
denken an das unschaffen und wirSchlesien,
endliche Leid, welken...“
östlich der Oder-Neiße
ches im besonderen
Zehn Jahre später,
(33400 km2), ist so groß wie am 6. August 1960,
das letzte Jahrzehnt
über die Menschheit
sich die deutdie Niederlande (33612 km2) trafen
gebracht hat.
schen Heimatver-
Unrecht wird auch durch jahrelanges Tabuisieren nicht zu Recht.
Schlesische Nachrichten 17/2007
Führung durch das Schulhaus, einer Unterrichtshospitation und einem Gesprächskreis
vervollständigten den Einblick in das
Schulwesen. Der Empfang beim Eggenfeldener Bürgermeister Schießl und eine
Stadtführung durch Eggenfelden vermittelten einen Eindruck von dieser alten
und kunstreichen Stadt im Rottal. Im Anschluss an die Stadtführung trafen sich die
Seminarteilnehmer mit den Eggenfeldener
Schlesiern. Es wurde gesungen und
schnell ergaben sich anregende Gespräche.
In ganz besonderer Weise nahm sich
Bürgermeister Georg Riedl aus Pfarrkirchen der Seminarteilnehmer an. Er übergab an alle einen Freifahrtschein für den
Stadtbus und eine Eintrittskarte für das
Schwimmbad. Schließlich lud er die Seminarteilnehmer zu einem geselligen
Abend in ein Gasthaus ein.
Es ist erfreulich, dass die Landsmannschaft drei Referenten aus ihren eigenen
Reihen stellen konnte, nämlich den Landesvorsitzenden Christian Kuznik, HansDieter Koschny und Rudi Zeller aus Altötting, die Referate zum Rahmenthema
‘Förderung des Deutschunterrichts’ übernahmen.
Die Presse berichtete wohlwollend
über das Seminar. Durch ihre Berichte und
viele Begegnungen mit der Bevölkerung
konnten Schlesien und unsere Arbeit für
Schlesien erneut bewusst gemacht werden.
Hans-Dieter Koschny
triebenen wieder in Stuttgart um Rückschau
zu halten und festzustellen, welche „Wirkung“ ihre in der Charta gegebene feierliche Erklärung, welche die Pflichten und
Rechte festlegt, hervorgerufen hat.
Sie verabschiedeten die sog. „Deklaration zur Charta der deutschen Heimatvertriebenen vom 5. August 1950“.
In dieser Deklaration wird festgestellt,
dass die Menschenrechte für sie nicht verwirklicht worden sind.
Leider ist es so für den größeren Teil der
deutschen Heimatvertriebenen bis zum
heutigen Tag.
R. Maywald, Landsmannschaft
Schlesien, Bezirksverband Oberbayern
OMV-Veranstaltung
in Rendsburg
Der Landesverband Schleswig-Holstein
der Landsmannschaft Schlesien beteiligte sich mit einem Stand mit schlesischen Büchern aus privatem Besitz
Brauchtumsgegenständen und Ausgaben der Schlesischen Nachrichten
am VI. Spätaussiedlerkongreß und
Kulturfest der Landsmannschaften der
OMV in Rendsburg. Festredner war der
Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Dr. Christoph
Bergner, MdB.
SN
Schlesische Nachrichten 17/2007
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
13
Gruppenfoto der Kreisgruppe Neuss an der
Oderterrasse vor dem Städtischen Museum
in Stettin.
Wochenreise nach Berlin, Potsdam und Stettin
Die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Neuss und das Kolping-Bildungswerk Neuss-Grevenbroich haben
unter der Reiseleitung von Paul Schindler aus Kaarst im Rahmen des Sommerreiseprogramms eine einwöchige Busreise unter dem Motto „Geschichtspolitische
Bildungsreise in die Bundeshauptstadt
Berlin“ unternommen. Morgens begann
das jeweilige Tagesprogramm mit Vorträ-
gen hervorragender Referenten zu den aktuellen Themen:
„Deutschland und die EU-Ratspräsidentenschaft 2007 – Rückblick und Vorschau“, „Deutsche und Polen, eine gemeinsame Zukunft in Europa“, „BerlinBrandenburg, internationaler Film- und
Medienstandort“, „Neuer Partner im Osten – ein Blick in das Baltikum und die
Ukraine“.
In der 2. Tageshälfte folgten Ausflüge
in die Stadtteile Berlins mit ihren architektonischen Sehenswürdigkeiten. Eine
Brückenfahrt auf der Spree begeisterte
ebenso, wie eine Auffahrt zum Fernsehturm am Alexanderplatz, der in seiner Glaskugel bei Sonnenschein ein Kreuz zeigt
und Walter Ulbricht ein Ärgernis war.
Bei der Fahrt nach Potsdam, der brandenburgischen Landshauptstadt, besichtigte die Gruppe u. a. das Innere des Cecilienhofes, wo 1945 die Teilung Deutschlands in einem Protokoll festgehalten wurde. Neben den Holzblockhäusern der russischen Besatzung gab es noch viel zu bestaunen.
Höhepunkt war die Bahnreise nach
Stettin, die ehemalige pommersche Landeshauptstadt. Der Stadtführer zeigte neben allen Sehenswürdigkeiten auch den
riesengroßen Friedhof mit den gut gepflegten und neu gestalteten deutschen
Gräbern. Überraschend, dass man den
größten Teil der Häuser noch mit den originalen Stuckfassaden aus den 1920er
Jahren vorfand. Zwar muss noch viel Farbe verstrichen werden, aber das Gesamtbild Stettins mit Schloss, Oderterrassen vor dem Regierungsgebäude und
dem Park mit Schloss derer von Quistrop
war sehenswert.
Paul Schindler
Termine
6. 9. 2007, 15 bis 18 Uhr: Tag der offenen Tür
in der Ostdeutschen Heimatstube in Neuss, Oberstr. 17, LM Schlesien, Kreisgruppe Neuss
9. 9. 2007: Tag der Heimat im Urbanushaus Herne-Börnig, BdV Herne
9. 9. bis 21. 10. 2007: Heinz Tobolla. Das Werk.
Ausstellung im Aachener Dom
9. 9. September 2007, 10.30 Uhr: Kranzniederlegung am Ostdeutschen Gedenkstein in Velbert-Neviges, 11 Uhr: Kranzniederlegung an der
Ostdeutschen Gedenkstätte – Waldfriedhof, Velbert-Mitte, 15 Uhr: Gedenkstunde im Pfarrsaal
der St.-Marien-Gemeinde, Mittelstraße, VelbertMitte, Festansprache: Rosemarie Lochner, musikalische Umrahmung: Bergmannskapelle „Makoschau“ aus Hindenburg/Oberschlesien, BdV
und LM Schlesien Velbert
Glückwünsche zum 90. Geburtstag
Marianne Bone, die in bester Gesundheit
ihren 90. Geburtstag feiern konnte, gehört
seit vier Jahrzehnten zu den Stützen der
Landsmannschaft Schlesien in Memmingen. Aus Sachsen stammend, kam Frau
Bone über ihren Mann zur Schlesierfamilie. Bis heute verwaltet Frau Bone die Frauenkasse. Sie ist Trägerin der Goldenen Ehrennadel, die ihr die Bundeslandsmann-
schaft für besondere Verdienste verliehen
hat. Zu den Geburtstagsgratulanten gehörten die Mitglieder der Kreisvorstandschaft. Das Foto zeigt von links nach
rechts: Vorsitzender Armin M. Brandt, Edith
Lazar, Johanna Mory, Marianne Bone (sitzend), Gudrun Stölzle, Willibald Lazar, Maria Czech und Gisela E. Brandt.
Foto: Gustav F. Jokisch
Zu „Silbernes Jubiläum des Oberschlesischen Blasorchesters“ (SN
14/2007, S. 12)
Die korrekte Bildunterschrift lautet wie
folgt: Die Geschwister Schatton, v. l. Bernhard, Brigitte Oprodnik (geb. Schatton),
Siegfried, Prof. Rainer und Heinrich
Schatton
SN
14
LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE
Wer ist’s?
Er ist Schüler des Magdalenen-Gymnasium in Breslau, seiner Geburtsstadt, danach besucht er ein Gymnasium in Berlin, das er als bester Schüler verläßt; infolge der Beförderung seines Vaters als
Generalmünzdirektor war die Familie von
Breslau nach Berlin gezogen.
In einem Brief vom 16. April 1783 bat
sein Vater den Philosophen Kant, den er
zwei Jahre zuvor kennengelernt hatte, den
hochbegabten Sohn, der später mit den
Geistes- und politischen Größen seiner
Zeit verkehren sollte und geadelt wurde,
unter seine Schüler in Königsberg aufzunehmen: „Sie, teuerster Mann, brachten
meinen wankenden Entschluss, den ich
damals fasste, meinen Sohn auf Ihre Akademie zu schicken zur Reife; und wie sehr
preise ich die Vorsehung, dass sie mich
den glücklichen Zeitpunkt erleben lassen,
ihn zur Ausführung zu bringen. Ich schicke Ihnen also diesen meinen geliebten
Sohn ... und bin gewiss. Sie werden mir
die einzige und größte Bitte, die ich Ihnen
jemals tun kann, nicht versagen, aus dem
Stoff, den er in seiner Seele trägt, und womit ihn die Vorsehung so reichlich begabt
hat, einen tugendhaften, weisen und
nutzbaren Menschen zu bilden, den Führer seiner schwankenden Jugend...“
Und in der Tat: Schwankend stellt sich
sein Charakter dar. Schon in Königsberg
zeigt der sich in seinem Leben immer
wiederholende Kampf zwischen Verstand
und Leidenschaft. Die Leidenschaften
durchbrechen bei ihm, wie ein Kritiker
meinte, die schwachen Dämme erlernter
Lebensmaximen mühelos, um dann wieder abzuflauen und reuiger Bußstimmung Platz zu machen. In Königsberg
pflegt er Liebesbeziehungen zu einer verheirateten Frau, der Schwiegertochter des
Kapellmeisters Graun und gleichzeitig zu
einem jungen Mädchen namens Cölesti-
ne, das er sogar heiraten will. Die Verlobung zerschlägt sich. Die zahlreichen Geliebten, die Prostituierten, die Schauspielerinnen, mit denen er verkehrt, kosten
Geld. Zwar tritt er nach Abschluss des Studiums in preußische Dienste, doch das Gehalt ist bei seinem verschwenderischen Lebensstil nur ein Tropfen auf dem heißen
Stein. Doch nicht nur bei Prostituierten,
auch in den Salons geistreicher Frauen ist
er zuhause, vor allem in dem Salon der Rahel Levin, späteren Frau Varnhagen von
Ense. Bei ihr findet er ein offenes Haus,
wenn seine Gläubiger und seine Liebschaften ihn bedrängen, wenn er Zuflucht
sucht auch vor der Zerrissenheit, an der
er leidet. In Rahels Salon lernt er die Schauspielerin Christine Eigensatz kennen, mit
der er ein Verhältnis beginnt, das schließlich die Scheidung von seiner Frau bewirkt,
die er 1793 geheiratet hatte.
Nach seinem Tode sagt Rahel Levin von
ihm, der sie oft treulos und schlecht behandelt hatte, kein anderer hätte es wagen dürfen, sich so rücksichtslos zu geben wie er und dabei doch immer der Liebe würdig zu sein. Und: „Er reizte mich immer zur Liebe.“ Der Verschwendungssüchtige, der die Nächte durchzecht, sich
mit Orgien und Glücksspielen betäubt,
macht Schulden, die 1790 sein Vater begleicht. Wilhelm von Humboldt nimmt ihn
ein wenig in Schutz, wenn er am 10. Januar 1797 an Goethe schreibt: „Dass den
armen ... in diesen Wochen der traurige
Fall betroffen hat, einen förmlichen Banquerout zu machen, hörten Sie vielleicht.
Er ist wohl durch Schwäche, nicht aber einmal eigentlich durch Verschwendung
Schuld daran.“ Sein ganzes Leben lang
wird er Schulden machen. Seine Verschuldung trägt mit dazu bei, dass er 1802
in österreichische Dienste tritt, denn man
bietet ihm den Titel eines k.k. Rates und
4000 Gulden Gehalt an. „Die Vorschläge,
die man mir gemacht hat“, schrieb er an
Militsch feiert 300. Jubiläum der Altranstädter
Konvention
Im September 1707 unterzeichneten der
Schwedische König Karl XII. und Kaiser Joseph I. die Altranstädter Konvention. Darin
wurde der evangelischen Bevölkerung in
Schlesien der Bau von sechs Gnadenkirchen
erlaubt. Eine davon ist unsere Militscher
Gnadenkirche „Zum Heiligen Kreuz“.
Dieses 300-jährigen Jubiläums wollen
wir am Samstag, dem 8. September 2007,
11.00 Uhr, mit einem Gedenk- und Festgottesdienst in der Militscher Gnadenkirche gedenken.
Die Heimatkreisgemeinschaft MilitschTrachenberg hat eine Busreise vom
Schlesische Nachrichten 17/2007
einen Freund, „sind so glänzend, dass ich
den Verstand verloren haben müsste, wenn
ich einen Augenblick bedenken könnte, sie
anzunehmen.“ Zwei Jahre vor seinem Tod,
1830, begleicht Kaiser Franz einen Teil der
Schulden und verdoppelt das Gehalt.
Bewunderungswürdig ist, darüber sind
sich schon die Zeitgenossen einig, dass
dieser Mann trotz seines ausschweifenden
Lebenswandels sich zu einem bedeutenden politischen Schriftsteller entwickeln
konnte und eine europäische Berühmtheit
wurde. Golo Mann, sein Biograph, bezeichnet ihn als genialen Mann, als den
größten politischen Schriftsteller in deutscher Sprache, der zunächst mit der Französischen Revolution sympathisierte,
später aufgrund der Thesen Edmund Burkes, dessen Schrift „Reflections on the Revolution in France“ er ins Deutsche übersetzt, zum Antirevolutionär mutierte, mit der
Feder besessen gegen Napoleon kämpfte. In einer von ihm 1799 begründeten Zeitschrift legte er unter anderem dar, dass die
Voraussetzung für die wahre politische Freiheit der Staaten das unerlässliche Prinzip
des politischen Gleichgewichts zwischen
den europäischen Mächten sei, ein Prinzip, das sein ganzes Denken beherrschen
sollte, besonders auch als er zum Ersten
Sekretär und Protokollführer von den Diplomaten des Wiener Kongresses gewählt
worden war. Als „rechte Hand“ des Fürsten Metternich von allen ausländischen Diplomaten anerkannt und umworben,
stand er als ständiger Generalsekretär aller europäischen Kongresse und Ministerkonferenzen nach 1815 im Rampenlicht
der politischen Bühne, auf der um die
Wiederherstellung einer politischen Ordnung gerungen wurde, wie es in einer biografischen Skizze heißt.
1884 stirbt seine letzte Geliebte, die berühmte Tänzerin Fanny Elßler, die ihn um
über 50 Jahre überlebte.
Bernhild Staffen
4. – 10. September 2007 organisiert. Wir
fahren mit drei Bussen über das Riesengebirge nach Militsch.
Katholische und evangelische Würdenträger und der deutsche Generalkonsul haben ihre Teilnahme am Gottesdienst
angekündigt.
Die Militsch-Trachenberger Heimatfreunde würden sich freuen, wenn auch
Teilnehmer über unseren Heimatkreis hinaus an der Veranstaltung teilnehmen.
Nähere Auskunft: Tel. 06201/63904 u.
05222/12972.
Ernst Heider, 1. Vorsitzender
Auflösung von WER IST’S?
aus Heft 12/2007 vom 15. Juni 2007
Es handelt sich um den Schriftsteller
Max Herrmann-Neisse, geboren am
23. Mai 1886 in Neisse, gestorben am
8. April 1941 in London.
Schlesische Nachrichten 17/2007
DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER
Fotos: Michael Ferber
Der Heimatabend beim
Deutschlandtreffen der Schlesier 2007
„Grüß Dich Deutschland aus Herzensgrund“ ist in großen Lettern auf der Bühne zu lesen, die in der sonst sehr nüchternen Messehalle 3 aufgebaut ist. Eine
große Karte Schlesiens bildet den Hintergrund und macht deutlich, wem die 5000
Stühle, die in der Halle aufgestellt wurden,
zugedacht sind.
Es ist der 30. Juni 2007, kurz vor 17.00
Uhr. Die Menschen strömen noch in Gruppen in die Messehalle, während im hinteren
Bereich der Halle bereits die Mitwirkenden
Aufstellung nehmen. Um 17.00 Uhr setzt das
Blasorchester Sankt Cyriakus aus Braunschweig mit dem Marsch „Preußen Gloria“
ein, und der Zug der über 100 Mitwirkenden
strebt durch den Mittelgang auf die Bühne
zu, voran die Jugend, Chor und Tanzgruppen in farbenfrohen Gewändern. Als sich die
ca. 4500 Schlesier, die sich hier eingefunden haben, spontan von ihren Sitzen erheben, ist die feierliche und zugleich erwartungsfrohe Stimmung, die viele erfasst, sehr
hautnah zu spüren.
Ich gestehe gern, dass ich, der ich aus
den Reihen der Mitwirkenden im Vorbeigehen in viele Gesichter schauen konnte, davon nicht unberührt blieb. Ich sah die freudige Erwartung in ihren Augen, aber gleichzeitig auch manche Träne. Ob es Tränen der
Freude waren oder Tränen der Wehmut, die
beim Aufblitzen alter Erinnerungen schnell
aufsteigen mögen, sei dahin gestellt. Auf alle
Fälle ging es an diesem Abend, jenseits aller politischer Einstellungen, wohl mehr darum, schlesischer Mentalität und Identität gemeinsam gewahr zu werden, sich für zwei
Stunden von jener wehen Sehnsucht tragen
zu lassen, die jeden eingefleischten Schlesier ergreift, wenn von seiner Heimat die
Rede ist. Das Programm, für das der Konzertsänger und Komponist Martin Eichholz
verantwortlich zeichnete, bot denn auch einen bunten Strauß von Möglichkeiten, der
schlesischen Seele zu schmeicheln.
Zunächst begrüßte Manfred Richter alle
Gäste und dankte der niedersächsischen
Landesregierung für die Bereitschaft, zu der
bestehenden Patenschaft über Schlesien
auch wieder die Gastgeberrolle für das
Deutschlandtreffen der Schlesier zu übernehmen. 18 Jahre lang, so betonte Richter
mit deutlichen Dankesworten an die bayrische Landesregierung, sei man nicht mehr
in Hannover gewesen, sondern habe in Nürnberg ein angemessenes Quartier für die Tref-
fen zur Verfügung gestellt bekommen. Als kurz
darauf das Braunschweiger Blasorchester
dessen Leiter, Markus Gründer, für eine pointierte und saubere Intonation sorgte, das
Niedersachsenlied erklingen ließ, wurde die
neue Nähe zum Patenlande Niedersachsen
wirkungsvoll akustisch unterstrichen.
Nun war der Part für Dietrich Roth gekommen, Gäste und Mitstreiter behutsam
durch das umfangreiche Programm zu geleiten. Keine leichte Aufgabe! Hatte er doch
neben der Vorstellung der auftretenden Gruppen und Personen auch zahlreiche Texte
selbst zu sprechen. Er bewältigte das mit
Bravour, Professionalität und unverkennbarer Liebe zum Detail. Es gelang ihm, uns mitzunehmen auf eine Reise durch die zahlreichen geographisch vielgestaltigen Landschaften unserer schlesischen Heimat, deren kulturelle Ausprägungen in den vorgetragenen Texten, Liedern und Tänzen einen
unverkennbaren Niederschlag fanden.
Das alles war in Absprache mit Martin
Eichholz sorgfältig ausgewählt. Im Mittelpunkt stand Josef von Eichendorff, dessen
150. Todestages es zu gedenken galt. Doch
nicht nur dessen Dichtungen, sondern auch
Passagen aus den Werken von Carl Hauptmann und Hermann Stehr und nicht zuletzt
die Mundartgedichte, insbesondere von
Ernst Schenke, gaben diesem Programm
eine besondere Note. Glanz und Spannung
erhielt der Abend aber letztlich durch die
Interpreten die –jeder auf seine Art – das Publikum zu verzaubern wussten.
Ich denke da insbesondere an Brigitte und
Martin Eichholz, die sich – gelegentlich wirkungsvoll begleitet durch den Gesang und die
Musik der Gebrüder Sattelmaier – mit ihren
schlesischen Weisen, in das Gemüt ihrer Zuhörer sangen. Der Beifall, den sie erhielten,
sprach für sich und war gewiss auch der Tatsache geschuldet, dass manche der Lieder aus
der Feder von Martin Eichholz stammten.
Beeindruckt hat mich auch meine „Mitstreiterin“ in Sachen Mundart, Edith Eckert.
Als ich, in den Zuschauerreihen sitzend, ihren ersten Mundartvortrag hörte, wurde mir
klar, diese Frau hat den schlesischen Dialekt mit der Muttermilch aufgenommen, so
rein und beneidenswert ursprünglich klang
es in meinen Ohren. Der kräftige Beifall, den
15
wir beide erhielten, machte deutlich, dass
schlesische Mundart, wenngleich sie nicht
mehr von allen gesprochen wird, noch immer ihren Weg in die Herzen der Schlesier
findet und anzurühren vermag. Es soll – so
wurde mir im Nachhinein berichtet – Leute
gegeben haben, denen sei es kalt den Rücken heruntergelaufen, als sie an diesem
Abend das urtümliche Ernst Schenke-Gedicht „Rübezoahl“ hörten.
Einen besonderen Clou bewirkte Martin
Eichholz, indem er sich Unterstützung aus
dem Patenlande Niedersachsen holte. Neben der Blaskapelle aus Braunschweig, die
auch schlesische Weisen ohne Fehl und Tadel spielte, waren der Schaumburger Märchensänger-Chor und die Volkstanzgruppe
Rössing und Innerstetal zu bewundem.
Der Schaumburger MärchensängerChor, der mit sehr ergreifenden Interpretationen mehrerer Eichendorff-Lieder glänzte,
bot mit seinen adrett gekleideten Mädchen
schon beim Aufmarsch zur Bühne eine herzerfrischende Augenweide. Ihr unvergleichlich klarer und zarter Gesang unter der Leitung von Volker Ahrend, einem Chorleiter mit
schlesischen Wurzeln, ließ das Publikum in
atemloser Stille verharren und lauschen.
Besondere Entspannung und Freude
rief der Auftritt der Tanzgruppen hervor, wobei insbesondere die Kindertanzgruppe
sehr schnell die Aufmerksamkeit der Zuschauer eroberte und mit ihrem lebendigen
Bewegungen und Figuren für fröhliches
Schmunzeln sorgte. Kräftige Lacher dagegen konnte Daniel Sattelmaier ernten, der
in unverfälschtem oberschlesischem Idiom
auf erfrischende Weise Anekdoten von Antek und Frantek zum Besten gab, nachdem
Dietrich Roth die Gäste auf Oberschlesien
eingestimmt hatte.
Als zum Abschluss Roth die Zuhörer in
das Riesengebirge entführte, wurde deutlich,
dass sich nun ein großer erfolgreicher
Abend mit einem weiten Spannungsbogen
dem Ende zuneigte. Für viele dürfte er, dank
des schlüssigen Konzeptes, das die zahlreichen Akteure zu einem beachtlich wirkungsvollen Ensemble werden ließ, ein
bleibendes Erlebnis bedeuten. Dass dabei
auch dem Publikum ein hohes Maß an Lob
gebührt, soll nicht verschwiegen werden. Es
nutzte mit Freude die vielen Gelegenheiten
zum Mitsingen schlesischer Lieder, es nahm
aufmerksam und dankbar auf, was ihm geboten wurde, ja lauschte geradezu andächtig
manchem Vortrage und harrte mit Geduld
und viel Disziplin aus bis zum letzten Liede.
Es war schließlich 19.45 Uhr, als wir nach
den Dankesworten von Manfred Richter und
dem letzten Beifall unsere Stimmen in dem
Liede „Kein schöner Land in dieser Zeit“ vereinten. Eine Gemeinde treuer Schlesier hatte für wenige Stunden in einer nüchternen
Messehalle Heimat gefunden.
Hartmut Pischel,
Georgsmarienhütte/Waldenburg i. Schi.
DVD vom Heimatabend
Eine qualitativ hervorragende DVD vom Heimatabend (Laufzeit 2 h 37 Min.) läßt sich für 23,– €
käuflich erwerben bei Brigitte Eichholz, Platenkamp 24, 38536 Meinersen, Tel. 05372/7422.
16
DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER
Schlesische Nachrichten 17/2007
Die Hamburger Fahne am AKDZ-Infostand
zeigt an, dass die ‚Zentrale Erfassungsstelle Hamburg’ im Haus der Heimat den Sitz
hat. Stv. Sprecher Willibald J.C. Piesch stellt
interessierten Besuchern den bisherigen Erfassungsstand vor und bittet, die ‚Mahnlisten’ zu unterschreiben, wobei er betont, dass
weiter noch fast zwei Millionen deutsche
Zwangsarbeiter nicht erfasst sind.
Vor dem Infostand des ‚AK
Deutsche Zwangsarbeiter’
fanden sich auch unsere schlesischen
Trachtenträgerinnen ein und unterschrieben
die
‚Mahnlisten’...
Eine Schlesierin
in Löwenberger
Tracht.
Schlesien liegt nicht in Polen....
Die Landsmannschaft der Oberschlesier, die Heimatgruppe Bielitz-Biala und der AK Deutsche Zwangsarbeiter (AKDZ) beim Deutschlandtreffen in Hannover
Es war nach achtzehn Jahren Trennung
vom Patenland und nach den Bundestreffen in Nürnberg eine beeindruckende
Leistung, die die Landsmannschaft
Schlesien beim Deutschlandtreffen 2007
in Hannover vollbrachte.
Hämisch hatte die HAZ gemeldet:
„Viele Schlesier reisen nicht an, sie sind
schon vor Jahrzehnten angekommen. Und mit ihnen ihre Tradition“.
Welch’ ein Irrtum vom Artikelschreiber Simon Benne! Denn
nicht nur Nieder- und Oberschlesier aus Deutschland reisten an,
sondern Ldl.aus allen Bundesländern, aus der Heimat und aus dem
Ausland (!) folgten der Einladung
des Bundesvorsitzenden Rudi
Pawelka (Sprecher des AK Deutsche Zwangsarbeiter – AKDZ)
und legten Zeugnis ab, dass
„Schlesien lebt“!, wie es einmal
„Sonderspenden Deutschlandtreffen 2007“
Für das Deutschlandtreffen 2007 haben im Juli 2007 gespendet:
Angres Renate L.S. Haltern
Bittner, Arnold
Breuer, Gerhard
Dr. Kaske
Kolodziej, Katharina
L. S. Höchberg,
Landskron, Alfred
Mau, Irmgard
Pietsch, Bernhard
Pietsch, Georg,
Prof. Steininger, Helmuth
Proskawetz Dr., Karl Oskar
100,00 Euro
20,00 Euro
100,00 Euro
200,00 Euro
15,00 Euro
150,00 Euro
200,00 Euro
100,00 Euro
100,00 Euro
30,00 Euro
50,00 Euro
30,00 Euro
Stand 01.08.2007
Die Vertreter der Landsmannschaft
der Oberschlesier und der HG Bielitz-Biala, Ldm. Willibald J.C. Piesch
in Alt-Bielitzer-Tracht.
Reimann Paul, Bad Lauterberg
100,00 Euro
Schlesische Bergwacht
10,00 Euro
Schmidt, Alfred
50,00 Euro
Schrecker, Wolfgang
100,00 Euro
Schubert, Erich
10,00 Euro
Sonderkonto: Deutschlandtreffen der
Schlesier 2007
Volksbank Bonn Rhein-Sieg
BLZ 380 601 86 Kto.Nr. 260 0893 028
Wir danken sehr herzlich!
Ihre Landsmannschaft Schlesien e.V.
Peter Großpietsch
als Stv. Bundesvorsitzender
in
Nürnberg zur Eröffnung gesagt hatte!
Mich begleiteten viele Ldl. aus allen
Bundesländern, aus Hamburg, so mein
Vorstandsmitglied E. Cienschkowski, der
mir vorbildlich am Infostand des AKDZ half.
Es meldeten sich nicht nur noch nie erfasste Deutsche Zwangsarbeiter(innen),
auch konnten wir über 3 000 Unterschriften auf den ausgelegten ‚Mahnlisten’ verbuchen, die bei der Berlinfahrt am 21. September 2007 dem Bundespräsidenten vorgelegt werden sollen. Es können aus der
Fülle bunt gefächerter Ereignisse nur Besonderheiten erwähnt werden; so der biedere Bergmann, der unerschütterlich sein
Plakat ‚Schlesien liegt nicht in Polen!’ bei
der Kundgebung hochhielt und natürlich
von allen Medien abgelichtet, und sofort
vom polnischen Fernsehen ‚ausgemacht
und erfasst’ worden ist. Eine Polin in Hamburg, die per Decoder alle PL-Fernsehsender empfangen kann, fragte mich später verdutzt: „Wie soll ich das verstehen?
Schlesien war zwar achthundert Jahre
deutsch, aber nun liegt es doch in Polen?“
„Wie man’s nimmt“, meinte ich, „politisch
ja, moralisch und kulturell, nein!“. Das deutsche Fernsehen ließ leider beim Einzug zur
Kundgebung die über hundert Mädchen
und Jungen in anmutigen OS-Volkstrachten weg, so dass mit dem Zeigen der
älteren Trachtenträger eine ‚Schieflage’
entstand, schade.... Einem Mann verdanken die Schlesier viel – dem Moderator Prof. Michael Pietsch, der in allen Lagen ‚cool’ blieb; ihm kann der Bundesvorstand der Landsmannschaft Schlesien
nicht genug danken!
Der AKDZ nahm ab 2001 an allen
Bundestreffen der Schlesier und Oberschlesier teil. Er wird auch 2008 in Rheinberg beim „30. Tag der Oberschlesier“ vertreten sein!
Willibald J.C. Piesch
LANDSLEUTE
Schlesische Nachrichten 17/2007
17
Kirchentag in Görlitz
„Sankt Anna, voll der Gnade …“ –
vereint bei Sonne und Regen im Gebet
Der von Professor Gottfried Böhm erbaute
Mariendom im niederbergischen Neviges,
ein Meisterwerk moderner Kirchenarchitektur, war – trotz des sehr stark strömenden Regens, wie stets in der Vergangenheit bis auf den allerletzten Platz
gefüllt, als der Mutter-Anna-Festgottesdienst begann, den in langjähriger Tradition der aus Oberschlesien stammende
Abt em. Dr. Adalbert Kurzeja OSB (Maria
Laach) feierte. Als Konzelebrant stand der
junge Kaplan Marius Linnenborn mit am
Altar; als Diakone assistierten Gerd Figaszewski und N. Iseke. Feierlich erklang,
bereichert von brillanter Orgelmusik des
jugendlichen Marc-David Schwarz, altes
ostdeutsches kirchliches Liedgut. Auch
die „Oberschlesischen Bergmänner“ aus
Nordrhein-Westfalen, unter der Leitung
von Georg Pyrlik, brachten einige Stücke
zu Gehör, und zwar sowohl während des
Gottesdienstes als auch später im Pilgerheim.
Wieder einmal hatten sich tausende
Menschen im Mariendom versammelt, die
inbrünstig „Sankt Anna, voll der Gnade“
und andere alte schlesische Kirchenlieder einstimmten. An Kindern, Jugendlichen und an Frauen in schlesischen
Trachten mangelte es ebenfalls nicht, wobei die jüngste Teilnehmerin in Tracht gerade erst sieben Monate alt war.
Abt Dr. Adalbert Kurzeja OSB ermutigte in seiner Predigt die Gläubigen, trotz
des „Zeitgeistes“, die Treue zur Kirche und
zur Heimat zu bewahren. Er rief eindringlich dazu auf, sich zu Christus zu bekennen und die schlesische Glaubenstradition nicht zu verlieren. „Vor einem Jahr
stöhnten wir der Hitze wegen, dieses Jahr
sind wir alle nass geworden, doch Sonne und Regen schrecken echte Wallfahrer nicht ab“ sagte Abt Adalbert hinsichtlich des andauernden Regens.
Es waren auch dieses Jahr zahlreiche
Gäste, nicht nur aus Velbert oder dem
Rheinland und Ruhrgebiet kommend, sondern auch aus Westfalen und sogar aus
Rheinland-Pfalz anwesend. Es gab auch
Gäste aus Berlin, die so ihren Besuch in
Velbert gelegt haben, um auch der Wallfahrt beiwohnen zu können. Diese schon
traditionelle Wallfahrt – bereits zum drei-
Treffen anlässlich der diesjährigen Mutter-Anna-Wallfahrt der Schlesier am 29.
Juli 2007 in Velbert-Neviges:
Abt em. Dr. Adalbert Kurzeja OSB (Abtei
Maria Laach; Bildmitte) und die Mitarbeiter
der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien im Haus Schlesien.
V.l.n.r. Damian Spielvogel, Gisela Käufer,
Gertrud Bunzel und Cilly Langschwager.
zehnten Mal in Folge gehört mittlerweile
zu den beliebtesten religiösen Veranstaltungen der vertriebenen und ausgesiedelten Schlesier und ihrer Nachkommen
im bergischen Mariendom, die 1995 von
Damian Spielvogel initiiert wurde, der auch
dieses Jahr die Gesamtleitung inne hatte.
Die (nicht nur) schlesischen Pilger kommen gern nach Neviges, da die Franziskanerpatres stets offen für die Belange der
deutschen Heimatvertriebenen sind. Der
Mariendom in Neviges ist mittlerweile zu
einer echten „schlesischen Heimatkirche“
im Bergischen Land geworden. Die anlassbezogene Ausschmückung des Mariendoms (maßstabgetreue Replik der St.Anna-Figur vom St. Annaberg/Oberschlesien oder auch das Altartuch mit Stiletten des St. Annaberges und eines Förderturms) verstärkten dieses Gefühl.
Die Traditionsbetriebe Fleischerei
Struzina und Bäckerei Müller sorgten erneut für die „leibliche Versorgung“ der Besucher, die mit Regenschirmen- und jacken versehen, das Angebot sehr angenommen haben. Für die Stadt Velbert
nahm an der Wallfahrt der Bürgermeister
Wolfgang Werner (SPD) teil, der von Ratsherr Peter Schmidt (SPD) begleitet wurde.
Die jüngste
Pilgerin, Katharina, in
schlesischer
Tracht in
den Armen
ihres
Vaters Frank
Grüne
Trachten- und
Fahnenabordnungen
Die Gemeinschaft evangelischer Schlesier hat ihre Synode, den Schlesischen Kirchentag, vom 13. bis 16. September 2007 in die Kreuzbergbaude in JauernickBuschbach bei Görlitz gelegt.
Die Gemeinschaft kehrt damit in ihr Ursprungsland
zurück, und es ist deswegen nur konsequent, wenn
neben Wahlen, Finanzen und Projekten vor allem die
Pflege schlesischer Frömmigkeit und Tradition auf der
Tagesordnung stehen. „Wir sind doch Schwestern und
Brüder – vom gemeinsamen schlesischen Erbe“, ist das
Leitthema, zu dem der Vorsitzende der Gemeinschaft,
Pfarrer i. R. Dr. Schott, das Grundsatzreferat halten wird.
Die Gemeinschaft wurde 1950 in der alten Bundesrepublik von evangelischen Schlesiern gegründet, die sich
gegenseitig bei der Bewältigung von Flucht und Vertreibung helfen und an die schlesische Heimat erinnern wollten. Rückwärtsgerichtet war die Gemeinschaft
nicht. Sobald es politisch möglich war, suchten ihre
Mitglieder Kontakt zu den Kirchengemeinden der schlesischen Oberlausitz und zur alten Heimat jenseits der
Neisse. Auf diese Weise gelang ein positiver Beitrag
zur Versöhnung und zur Pflege des schlesischen Erbes. Dazu gehörten die Schlesienhilfe, der Erhalt von
Bauwerken und die Gründung von Kulturstiftungen.
Sichtbarer Ausdruck, der auf diese Weise entstandenen Erbengemeinschaft, ist am 15. September 2007
die Teilnahme des Kirchentages am 10-jährigen Jubiläum des Partnerschaftsvertrages zwischen den evangelischen Diözesen Breslau und Görlitz in der Kirche
Wang. Die Görlitzer laden zum Kirchentag in der Peterskirche am Sonntag, den 16. September 2007 um
10.30 Uhr ein. In dem Gottesdienst hält der Präsident
des Kirchentages Landespfarrer i. R. Dr. Minke die Predigt.
75. Geburtstag von Pfarrer Schott
Am 13. August 2007 wurde der Vorsitzende der Gemeinschaft evangelischer Schlesier, Pfarrer i. R. Dr.
Christian-Erdmann Schott 75 Jahre alt. Wegbegleiter,
Freunde und die evangelischen Schlesier gratulieren
ihm herzlich und wünschen für die Jahre, die kommen,
Gottes Schutz und Segen, Lebenskraft und Zuversicht,
gute Ideen und Erfolg bei der wissenschaftlichen Arbeit und bei der Leitung der Gemeinschaft evangelischer Schlesier. Aus einer alteingesessenen, bewährten schlesischen Pfarrerfamilie stammend, hat er sich
von seiner Promotion über schlesische Kirchenlieddichtung an neben seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer
in Mainz-Gonsenheim mit der schlesischen Kirchengeschichte und Frömmigkeitstradition beschäftigt. Zahlreiche Aufsätze, Monografien und Sammelbände, die
er veröffentlichte, zeigen das. Einer seiner Schwerpunkte ist der Kirchenkampf in Schlesien und das Nachwirken des schlesischen Erbes im Nachkriegsdeutschland. Einer seiner Sammelbände beschäftigt
sich mit den Brücken der Versöhnung, die heimatvertriebene Schlesier in ihre alte Heimat gebaut haben. Als Vorsitzender des Vereins für schlesische Kirchengeschichte und Mitglied geschichtswissenschaftlicher Gremien müht er sich um die Vergegenwärtigung schlesischer Geschichte und Tradition. Hervorzuheben ist sein Einsatz für die Gemeinschaft evangelischer Schlesier. Mit zäher Geduld, Gelassenheit und
Umsicht ist er unter den manchmal doch eigenwilligen Schlesiern eine Integrationsfigur. Als Kenner der
schlesischen Kirchengeschichte ist er bundesweit als
Referent gefragt. Christian-Erdmann Schott hat sich
um das schlesische Erbe verdient gemacht. Wir danken ihm und wünschen ihm, dass er seinen Weg mit
Elan weitergehen kann.
Dr. Minke,
Präsident des schlesischen Kirchentages
18
LANDSLEUTE
Schlesische Nachrichten 17/2007
13. Mai-Treffen des DFK Andreashütte
Die Einwohner der Stadt und Gemeinde Andreashütte trafen sich am Sonntag, dem
20. 5. 2007, zum 13. Mal zur Maiandacht
vor der kleinen Kapelle der Muttergottes.
Nach der Andacht begaben sich die Teilnehmer sowie die Blaskapelle in den Garten der Begegnungsstätte des DFK Andreashütte zum Gartenfest.
Der Vorsitzende der Stadt und SKGD
Gemeinde Andreashütte, Walter Plank, begrüßte alle Gäste und Spender, die die Minderheit finanziell unterstützen und die jetzt
in Deutschland lebenden Landsleute, die
mit uns das Gartenfest feierten.
Die Kapelle „der Muttergottes
der schönen Liebe“
Plank betonte auch, dass
das Maifest finanziell vom
G.K. Breslau zugunsten der
Präsentation der Kulturgruppen unterstützt wurde.
Der Vorsitzende bedankte
sich bei Theodor Smieszkol
und seinen Mitarbeitern für die
Arbeit und die aufwendige Restaurierung des gemieteten
Hauses. Die Räume stehen
jetzt für Versammlungen,
Teilnehmer an der Maiandacht bei der Kapelle der Muttergottes
Auftritt der Gesangsgruppe „Alte Kameraden“
Ehrung der Vertriebenen
für Kreispräsident Petersen
v.r.: Landesschatzmeisterin Brigitte Kinzel, Kreisvorsitzender Wilhelm Kühl, Kreispräsident Johannes Petersen mit Urkunde, Schlesien-Vorsitzender Hanns-Peter Arp und Schatzmeister
Herbert Schaak
Im Rahmen einer Feierstunde im Ostdeutschen Heimatmuseum Schleswig erhielt Johannes Petersen die Goldene Ehrennadel
des Bundes der Vertriebenen. Im Namen
der BdV-Vorsitzenden Erika Steinbach
würdigte Brigitte Kinzel vom Landesvorstand „die großen Verdienste des Kreispräsidenten für Völkerverständigung und
die kulturelle und soziale Arbeit der Landsmannschaften“. Kreisvorsitzender Wilhelm
Kühl dankte Petersen „für viele Jahre einen teilweisen kritischen, aber immer fairen und konstruktiven Dialoges“.
In der Begründung der Ehrung wird Petersen als „treibende Kraft einer gelebten
Partnerschaft zwischen den Kreisen
deutsche Sprachkurse, Gesangs- und
Musikproben und für eine Bibliothek zur
Verfügung.
Auftritte hatten die Gesang- und Tanzgruppe „Echo Krosnicy“, der Männerchor
„Alte Kameraden“, der Musikverein „Trompetengruß“ und das Blasorchester.
Herzlichen Dank für die finanzielle Zuwendung an das General Konsulat in Breslau und an alle, die zur Gestaltung des Gartenfestes beigetragen haben.
Walter Plank, Vorsitzender des DFK
Schleswig-Flensburg und Johannisburg“
genannt. Er habe Polen und Deutsche auf
offizieller, wie privater Ebene zusammengeführt, unermüdlich für Verständnis geworben und den Meinungsaustausch gefördert. Besonders die Möglichkeit für junge Polen, ein Jahr in deutschen Gastfamilien zu leben und ihre Ausbildung vor Ort
zu ergänzen, sei nachahmenswert, heißt es
in der Begründung. Auch die Förderung der
kulturellen und sozialen Arbeit fand beim
BdV hohe Anerkennung.
Landesschatzmeisterin Kinzel wies darauf hin, dass die Goldene Ehrennadel üblicherweise nur an Mitglieder verliehen
werde. Dass der Bundesvorstand für Jo-
hannes Petersen eine Ausnahme mache,
zeige die besondere Wertschätzung seines
Beitrages für den Erhalt überlieferten
Brauchtums und die Völkerverständigung.
In seiner Erwiderung zeigte sich Petersen überrascht davon, dass man an ihn als
Glücksburger ausgewählt habe. Für ihn sei
die Zusammenarbeit mit dem Kreisverband
der Vertriebenen aus dem gemeinsamen
Interesse an Kultur und dem Wunsch, Brücken zu bauen zwischen den Menschen
„ganz selbstverständlich entstanden“.
Er habe schon in jungen Jahren Kontakt
mit Vertriebenen als Nachbarn gehabt. Bei
seinen Fahrten nach Ostpreußen erinnere er
sich an die Gespräche von damals. Heute
freue er sich an „gelebter Brauchtumspflege mit Liedern, Tänzen und Geschichten“.
Treffen in Carlsruhe: Herzog
Ferdinand von Württemberg und Freiherr von Weber
Die 4. Weber-Musiktage unter dem Motto „Weber und die Wiener Klassiker“ haben in diesem Jahr ein Stück Geschichte geschrieben. Nach 200 Jahren trafen
sich zum ersten Mal wieder ein Nachfolger der schlesischen Linie der Herzöge von
Württemberg, Besitzer der Herrschaft
Carlsruhe und ein direkter Nachkomme der
Familie Weber in dem historischen Ort.
Mehrere deutsche Reisegruppen besuchten das Weberfestival. Es findet
auch im nächsten Jahr an Fronleichnam
statt, vom 22. – 24. Mai 2008.
Heimatkreis Carlsruhe,
Georg Rossa, Schatzmeister
KULTUR
Schlesische Nachrichten 17/2007
19
Der Schulchor, unter der
Leitung von Werner Hohn
begeisterte das Publikum
mit mitreißenden Musikstücken
Das neue Schullogo
Schule in Eichendorf wird „Joseph von
Eichendorff-Schule“ genannt
Die Landauer Zeitung/Vilstaler Zeitung berichtet
Ab sofort trägt die Volksschule Eichendorf
den Namen „Joseph von Eichendorff“Schule. Im Rahmen eines würdevollen und
sehr feierlichen Festakts wurde der Schule Ende 2006 ihr neuer Name verliehen,
der auf die Verwurzelung des berühmten
Dichters Freiherr Joseph von Eichendorff
mit der Gemeinde hinweist, die historisch
mehrfach bewiesen wurden.
Viele Ehrengäste aus Politik, Kirche und
Wirtschaft waren zur Namensverleihungsfeier am Freitag in die Schulaula gekommen, und Rektor Josef Wimmer freute sich bei der Eröffnung sehr über den
zahlreichen Besuch. Bürgermeister Max
Schadenfroh betonte in seiner Festansprache, dass nach den neuesten wissenschaftlichen und historischen Forschungen in der Germanistik, zu denen
auch unser Ehrengast Herr Dr. Bachner
beigetragen hat, der Markt Eichendorf als
gesicherter Herkunftsort der Familie des
Dichters „Joseph von Eichendorff“ gilt. Das
Geschlecht derer von Eichendorff ist seit
dem zehnten Jahrhundert nachweisbar, informierte das Gemeindeoberhaupt und seit
etwa 960 lassen sich zwei Herrenhöfe einer gleichnamigen Familie, kurz „Eichendorffer“ genannt, im Besitz der Passauer
Bischöfe nachweisen. In einem Vertrag
(Monumenta Boica) zwischen dem Hochstift Passau und den bayerischen Herzögen heißt es ausdrücklich, dass die Herren von Eichendorff als herzogliche Ministeriale (gehobene Beamte) tätig werden.
Im Urkundenverzeichnis von Kaiser Ludwig den Baiern ist für den 6. Oktober 1334
ein Treffen des Kaisers mit dem Herzog
von Niederbayern belegt, das auf dem
Schloss Heinrichs von Eichendorff in Eichendorff stattfand. Historiker Dr. Bachner und MdL Professor Dr. Gerhard
Waschler zeigten in ihren Grußworten detailliert die Wurzeln der Familie Josephs
von Eichendorff auf und legten detailliert
die Ergebnisse der wissenschaftlichen und
historischen Forschungen der Germanistik dar. Großes Lob sprach MdL Gerhard
Waschler der Joseph von Eichendorff
Schule im Gesamtkonzept aus und bedankte sich bei allen, die zum funktionierenden Schulbetrieb beitragen. Für die Zukunft sagte der Landtagsabgeordnete der
Joseph von Eichendorff Schule auch
weiterhin die volle Unterstützung des Freistaates Bayern zu und gratulierte recht
TERMINE
2. September bis 2. Dezember 2007
„O Täler weit, o Höhen....“
Eine Reminiszenz an Joseph Freiherr von
Eichendorff anlässlich seines 150. Todestages
Die Eröffnung findet am 2. September 2007
um 15 Uhr im Eichendorffsaal des HAUS
SCHLESIEN statt. Anmeldungen für Gruppenführungen unter: 02244 – 886 231
Öffnungszeiten des Museums:
Dienstag - Freitag, 10-12, 13-17 Uhr, Sa.,
So. und Feiertage: 11-18 Uhr. HAUS
SCHLESIEN – Museum für schlesische
Landeskunde, Dollendorfer Str. 412,
53639 Königswinter-Heisterbacherrott
Tel.: 02244/886-0, E-mail:
museum@hausschlesien.de, Internet:
www.hausschlesien.de
„Ostdeutscher Markt“ mit Darbietungen der
Trachtengruppen, Ostdeutscher Spezialitäten, Getränke, Kaffee- und Kuchenstände
am 01.09.2007 ab 10.00 Uhr in Düsseldorf
auf dem Schadowplatz, Veranstalter: BdVKreisverband Düsseldorf e.V., Homepage:
www.bdv-duesseldorf.de, E-mail: bdv-duesseldorf@t-online.de
herzlich zum neuen Namen. Auch Schulrätin Ulrike Fuchs schloss sich den Gratulationen ihrer Vorredner an, und führte
die Wichtigkeit des Namens für eine Schule aus. Über den Namen können sich
Schüler und Lehrer noch mehr mit „ihrer“
Schule identifizieren. Untermalt wurden die
Ansprachen mit einem bunten Programm,
das vom Schulchor und der Flötengruppe musikalisch gestaltet wurde. Die Klasse 8b trug passend zum neuen Namen das
Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff vor und erhielt ebenfalls viel Beifall für ihren poetischen Vortrag. Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war
nach den Ansprachen eine kleine Modenschau, bei der die Schülerinnen und
Schüler die neue einheitliche Schulkleidung vorstellten.
Die Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa
e.V. Berlin lädt zur Vortragsveranstaltung am
5. September 2007 um 18.30 Uhr nach Berlin ein. Veranstaltungsort: Bürgertreff im SBahnhof Berlin-Lichterfelde West, HansSachs-Str. 4 e, 12205 Berlin, Thema: Altranstädter Konvention und ihre Auswirkungen in Schlesien (mit Medien), Referent:
Dipl.-Geograph Reinhard Hanke, Postfach
30 29 24, 10730 Berlin, Tel. 030/2155453,
Eintritt frei!
Der BdV Düsseldorf lädt ein zum 58. Tag
der Heimat am 16. September 2007 um
11.00 Uhr im Hotel „Nikko“, Düsseldorf,
Immermannstr. 41, Leitwort der Veranstaltung: Heimat ist Menschenrecht, Hauptredner: Jochen-Konrad Fromme, MdB
14. September Klausurtagung in Stuttgart
15. bis 28. September Kurreise nach Flinsberg
15. bis 28. September Kurreise nach Kudowa
23. bis 27. September Jugendseminar in
Kreisau
Auskunft in der Landesgeschäftsstelle der
Landesgruppe Baden-Württemberg der
Landsmannschaft Schlesien, Schlossstr. 92,
70176 Stuttgart, Tel./Fax.: 0711/6150412
(Geschäftszeit: Dienstag 13 bis 17 Uhr)
HEIMAT SCHLESIEN
Schlesische Nachrichten 17/2007
Schädigung der Biskupitzer Pietá
ser kurzen Aufzählung erkennt man, dass
die Auswahl sehr breit und auch sehr objektiv getroffen wurde, zumal wir auf der
„Liste der Kandidaten“ auch Janosch, Heinz
Tobolla oder auch Prof. Zbigniew Religa,
den bekanntesten polnischen Kardiologen,
der viele Jahre in Hindenburg OS tätig war,
vorfinden.
Leider kann die Stimme für „den
eigenen Kandidaten“ nicht – im Zeitalter des
Internets!!! – per „Mausklick“ abgeben
werden. Man kann sich jedoch den „Wahlzettel“ von der Internetseite der Stadtverwaltung ausdrucken und auf dem
herkömmlichen Postwege abstimmen
(www.um.zabrze.pl).
Doch etwas bitteren Nachgeschmack
bekommt man, wenn man aber in der Personenbeschreibung lesen muss (vorausgesetzt man ist der polnischen Sprache
mächtig, da diese Liste weder in Deutsch
noch in Englisch verfasst ist), dass der Pfarrer der St.-Andreas-Kirche (17. Jahrhundert), Johann Georg Badestinus (Badesto),
in der Liste als „Jan Badestinus“ vorgestellt,
als „ein polnischer Geistlicher“ (!) beschrieben wird. Auch den ersten (polnischen) Stadtpräsidenten nach 1945, Pawel Dubiel, finden wir auf der „Kandidatenliste“; gerade älteren Hindenburgern ist
diese Person bestens bekannt, jedoch nicht
als „Persönlichkeit“, sondern als eifriger
Verfechter der sog. „Entdeutschungsaktion“, die sehr viel Leid über unzählige Einzel- und Familienleben mit sich brachte
(…aber vielleicht kommt es hier nur auf den
Standpunkt des Betrachters an, wer weiß
es schon…).
Damian Spielvogel
20
Unter der Überschrift „Unbekanntes Biskupitz“ haben wir bereits in der Vergangenheit über die Einmaligkeit der PietáFigur vor der Marie-Himmelfahrt-Kirche in
Biskupitz (seit 1927 ein Stadtteil von Hindenburg OS) ausführlich berichtet.
Nun haben wir erfahren müssen, dass
anfangs
des
Jahres die Stiftertafel (siehe
Foto) von Altmetallsammlern
gestohlen wurde. Zwar soll
diese
durch
eine Granitplatte ersetzt werden, doch mit dem Akt des
Vandalismus ist ein Teil dieser einmaligen
religiösen Darstellung unwiderruflich verloren gegangen. Die Stifterplatte wurde
einst in der sehr bekannten Gleiwitzer Eisenkunstgießerei angefertigt, sie hatte
wohl kaum einen „materiellen Wert“,
wenn es um „Altmetall“ gehen sollte, aber
der verloren gegangene „kunsthistorische
Wert“ ist nicht mehr ersetzbar.
„Doch es gilt für uns alle, das sichtbare Erbe der Vorfahren zu bewahren, zu pflegen und vor allem zu erhalten“ – hieß der
Appell am Ende
des eingangs
erwähnten Beitrages. Nur wenige
Monate
später stellte
sich (leider) heraus, dass diese
A u ff o rd e r u n g
richtig und notwendig war, denn es kann
nicht sein, dass Vandalismus, Sinnlosigkeit, Gleichgültigkeit und Dummheit die
Wegbereiter des Unterganges vom Kulturgut sein sollen.
Damian Spielvogel
Eine Wahl in Hindenburg OS…
Das Stadtamt (Stadtverwaltung) von Hindenburg OS hat eine Ausschreibung gestartet über die großen Persönlichkeiten
dieser Stadt. Die Bewohner, aber nicht nur
diese, wurden aufgerufen abzustimmen,
wer zu den „herausragenden Persönlichkeiten“ gehören soll. Das Ergebnis soll anlässlich des 85-Jubiläums der Verleihung
der Stadtrechte bekannt gegeben werden.
Bei der Auswahl ging man nicht nur vom
Geburtsort, sondern auch vom Prinzip „Hindenburg OS als Wirkungsstätte“ aus. Auf
der Liste finden wir daher auch solche Personen wie Dominikus Böhm, den Architekten des St.-Joseph-Kirche, die Familie
derer von Ballestrem, Friedrich Graf von Reden, oder auch Wlodzimierz Lubanski, der
bekannteste Fußballspieler der polnischen
Nationalelf, der nach 1945 im Sportklub
„Gornik Zabrze“ spielte. Schon anhand die-
Patenschaft
Essen – Hindenburg OS
28. Hindenburger Heimattreffen
8. / 9. September 2007 in Essen
(G r u g a – H a l l e)
Weitere Informationen unter: www.hindenburg-os.de
TERMINE
Schlesisches Museum Görlitz
Sonderausstellungen vom 4.8. – 30.9.2007
„Oberschlesien im Objektiv. Historische Fotografien aus dem Museum Gleiwitz und dem Schlesischen Museum zu Görlitz“ „Begegnungen im Oberschlesischen Industriegebiet. Ein Projekt von europareportage“ (Führungen am 16.09., 11 Uhr, und
30.09., 14 Uhr)
Di., 04.09.2007, 19.00 Uhr
Bin ich noch in meinem Haus? Die letzten Tage
Gerhart Hauptmanns – Buchvorstellung mit Günter Gerstmann. Der Eintritt ist frei!
Dienstag, 11.09.2007, 19.00 Uhr
Zugreise im Dreiländereck. Eine Schulklasse unterwegs in Niederschlesien, Oberlausitz und
Nordböhmen. Der Eintritt ist frei!
Samstag, 15.9.2007, ab 18 Uhr
Lange Nacht der Muse(e)n: Weißes Gold Schwarzes Gold
Sonntag, 16.9., 11 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung „Oberschlesien im Objektiv. Historische Fotografien aus
den Museen in Gleiwitz und Görlitz“ mit Dr. Martina Pietsch.
Mi., 26.09.2007, 19 Uhr
Schlesisches Porzellan vor 1945. Buchvorstellung
mit Gerhard Schmidt-Stein und Martin Kügler –
Schlesisches Museum zu Görlitz, Eingang
Fischmarkt 5, 02826 Görlitz
Schlesier-Treffen 2007 in Diepholz/Niedersachsen
Samstag, 15. September, 15.00 Uhr
Treffpunkt: Gaststätte Laker-Wiele, Diepholz,
Steinstr. 33
16. 9. 2007, 11 Uhr: Tag der Heimat 2007. Kranzniederlegung und 14 Uhr Volkstumsnachmittag
mit Kundgebung in der Liederhalle – Hegelsaal,
Stuttgart
Schlesische Nachrichten 17/2007
LANDSLEUTE / KULTUR
Schlesierinnen, die sie kennen sollten
„Ich stehle mir die Zeit zurück, die verloren ging..,“
Monika Taubitz zum 70. Geburtstag am
2. September 2007
In einem Gespräch, das Jörg B. Bilke mit
Monika Taubitz 1985 führte, wurde ihr u.a.
die Frage gestellt: „Sind Sie durch das aufwühlende Erlebnis der Vertreibung, das Sie
nicht loslässt, Schriftstellerin geworden?“
Darauf antwortete sie: „Das Erlebnis, besser gesagt: das Trauma der Vertreibung
hat bestimmt eine wesentliche Rolle gespielt, aber der eigentliche Grund war die
damit verbundene große Armut. Es gab
buchstäblich nichts, womit ich als Kind
hätte z.B. spielen können. Aus diesem
nichts, gar nichts Haben, aus diesem Freisein von Dingen, die ja heute unsere Wohlstands-Kinder beschweren und nicht
mehr zu sich kommen lassen, aus diesem
absoluten Freisein, davon hatte ich die
Möglichkeit, die inneren Bilder meiner
Phantasie, meines Erlebens und Beobachtens meiner Vorstellungskraft wachsen
zu lassen, ich glaube das war es, was mich
geprägt hat und später zu einer Schriftstellerin gemacht hat.“
Monika Taubitz ist am 2. September
1937 im schlesischen Markt-Bohrau geboren worden, wo der Vater als Lehrer tätig
war. Nach dessen frühen Tod zog sie mit
ihrer Mutter nach Breslau, wo diese vor
der Verheiratung gelebt hatte. Nach den
immer häufiger werdenden Bombenangriffen auf die Stadt, zogen beide in das
Haus des Großvaters, der damals schon
nicht mehr lebte, nach Eisersdorf in der
Grafschaft Glatz wo man zurückgezogen
lebte und bis zur Vertreibung blieb.
In Nordenham in der Wesermarsch, wohin man sie vertrieben hat, mussten beide in einem kleinen Dachstübchen ohne
fließendes Wasser bis 1951 hausen, bis
sich eine Möglichkeit im Rahmen der Familienzusammenführung zu einem Umzug
in das Allgäu ergab. Nach dem 1958 abgelegten Abitur kam es im Anschluss zum
Studium am Pädagogischen Institut in
Weingarten. Monika Taubitz steht seit 1960
im Schuldienst und lebt heute in Meersburg am Bodensee.
Hervorgetreten ist Monika Taubitz als
Schriftstellerin mit dem Gedichtband
„Fallende Sterne“, der 1968 im MARTINVERLAG erschienen ist, wo auch 1971 die
Novelle „Schatten über dem Brunnen“ herauskam. Nach einer Reise in die schlesische Heimat im Jahre 1972 erschien im
Jahre 1973 im Verlag Werner Jerratsch
„SCHLESIEN-Tagebuch einer Reise“,
welches sie unterwegs geschrieben hat,
um ihre Eindrücke von Grünberg, Hirschberg, dem Riesengebirge, der Grafschaft
Glatz, von Breslau und von Oberschlesi-
en unmittelbar wiederzugeben. Es
war für sie
ein
aufwühlendes
und
auch
sehr
entscheidendes
Erlebnis, wie
sie bekennt.
Im Anhang
sind einige
lyrische Gedichte nachzulesen und
wo es unter dem Titel „Der Friedhof“ u.a.
heißt:
„Die Zeit lagert sich ab!
Und Jahresringe
kerben sich ein
in zerbrochene Steine.
Name um Name
erlischt.
Es hört niemand mehr
auf den Mann
an der Mauer.
Hundertmal hängt er
gekreuzigt dort,
mit den Füßen nach oben...“
Ihr ist bewusst, dass Zeit im Leben nie
und nimmer zurückgeholt werden kann,
es sei denn im Schreiben und das vollzieht
sich dann in dem Roman „Durch Lücken
im Zaun“, der 1977 im Verlag Werner Jerratsch erscheint. Dazu äußerte sich die
Schweizer Schriftstellerin Beatrice Eichmann Leutenegger u.a. so: „Aus dem
Blickwinkel und Empfindungsraum des
Kindes beschwört die Autorin die vergangenen Zeiten der Seligkeit und des
jähen Umschwungs. Traum und Wirklichkeit, Ahnung und Gegenwart mischen sich
hier in eigentümlicher Weise, und Monika Taubitz vermag diesen Schwebezustand bis zur letzten Seite des Buches
durchzuhalten, so dass der Roman durch
diese Stimmigkeit des ihm eigenen Ton gefangen nimmt...“ Es wird von ihr eindringlich beschrieben wie der Krieg ihr die
Kindheit raubte und sie schon beizeiten
den Wechselfällen des Lebens auslieferte.
Gedichtbände legte die Schriftstellerin
unter den Titeln „Probeflug“ 1974 und
„Netze werfend“ 1978 im gleichen Verlag
vor. Mit dem Roman „Treibgut“, der 1983
im Quell-Verlag in Stuttgart herauskam
setzt sie ihre Kindheitserinnerungen fort.
Er schildert die Ankunft mit einem Ver-
21
treibungstransport in der Wesermarsch im
März 1946, wo man sich fremd unter Fremden fühlte, ausgesetzt, zunächst in Sammelunterkünften kampierend, bis man in
einer dürftigen Behausung unterkam. Der
Roman ist auch das Ergebnis einer Reise, die sie später dahin unternommen hat,
um sich all dessen noch einmal zu vergegenwärtigen. Die Erzählung „Dort geht
Katharina oder Gesang im Feuerofen“ erscheint 1984 bei Thorbecke in Sigmaringen. „Schlesien – Blick ins Land“, ein Bildband kommt 1988 im ADAM-KRAFT-Verlag heraus. Im gleichen Jahr „Schön wie
der Mond“ – Meersburger Lesebuch. Vordem 1983 in der „Esslinger Reihe“ Gedichte unter dem Titel „Dir Spinnweb Zeit,
ins Netz gegangen“, zu denen sich Dagmar von Mutius u.a. so äußert: „Monika
Taubitz ist auf der Suche nach dem ‚Gegenwort’ – nach jener Polarität aller Dinge, die wir betrachten, die wir lieben, an
denen wir leiden, die uns angehen.“
Nicht unerwähnt soll das Hörspiel
„Gestörte Befragung“ bleiben, für das sie
vom OSTDEUTSCHEN KULTURRAT
1981 ausgezeichnet wurde. Mit zahlreichen Lyrik- und Prosabeiträgen ist Monika Taubitz in maßgeblichen Anthologien
vertreten. „Im Anschlag der Wellen“, ein
neuer Gedichtband mit einer Auswahl von
Lyrik aus den letzten Jahren und eine Neuauflage ihres Roman „Durch Lücken im
Zaun“ sind im BERGSTADT VERLAG in
Würzburg erschienen.
Den
EICHENDORFF-LITERATURPREIS erhielt Monika Taubitz 1981, den
FÖRDERPREIS zum KULTURPREIS
SCHLESIENS 1980 und den Päpstl. VO
Benemerenti 1976.
Sie ist Mitglied der KÜNSTLERGILDE
in Esslingen, im KULTURWERK SCHLESIEN, der ACKERMANN-GEMEINDE, der
DROSTE-GESELLSCHAFT und Vorsitzende des WANGENER KREIS. Den
VOLKSKALENDER FÜR SCHLESIER gibt
sie ab 2001 heraus.
Konrad Werner
Korrektur zum Artikel
„Gerhart Hauptmann und seine
Häuser“
Im Artikel „Gerhart Hauptmann und seine Häuser“ (SN 13/2007, S. 21) wurden ausschließlich die in diesem Buch
besprochenen Informationen wiedergegeben. Diese sind im Bezug auf den
Umgang mit Gerhart Hauptmann nicht
korrekt. Wie vor einigen Monaten
schon in den SN dargelegt, stammte
der Schutzbrief, entgegen den hier gemachten Angaben, nicht von den polnischen Behörden, sondern von den
Sowjets. Auch handelte es sich nicht
um einen Sonderzug, sondern um einen alten, verschmutzen Viehwaggon,
mit dem der Leichnam Hauptmanns
nach erheblichen Verzögerungen endlich nach Hiddensee transportiert wurde.
22
DE LIBRIS / VERMISCHTES
Schlesische Nachrichten 17/2007
Polnische Richter
unter Kontrolle
Rückkehr in die Zukunft
Unser Leser Alois Bude teilte uns mit, dass
am 3. Juli 2007 Polskie Radio SA folgendes gemeldet habe:
Der Ausgang deutscher Entschädigungsklagen an polnischen Gerichten solle künftig von oben bestimmt werden. Das
Justizministerium solle die Richter, die Klagen vertriebener Deutscher verhandeln,
besser kontrollieren. Das habe der stellvertretene Ministerpräsident Roman Giertych (LPR - Liga Polskich Rodzin) gesagt.
Weiter habe Giertych geäußert, es sei
skandalös, dass polnische Gerichte gegen polnische Bürger entschieden, er wolle entsprechende Ideen zur Kontrolle vorstellen.
Der Vorschlag, deutsche Klagen gegen
den polnischen Staat zu bremsen, sei nicht
neu. Schon im April sei die Idee in Polen
diskutiert worden, Vertriebenenklagen
völlig zu verhindern. Ein entsprechender
Gesetzestext sei aber nicht umgesetzt
worden, weil er nicht dem geltenden EURecht entsprochen habe.
(vgl. auch Seite 4 „Kaczynski fordert Gericht zum Rechtsbruch auf“)
Mit größer werdendem Abstand zu den Vertreibungsereignissen wird in den Organisationen der Heimatvertriebenen die Anzahl der noch im Osten Geborenen immer
kleiner. Jetzt treten die Angehörigen der Bekenntnisgeneration in die Verantwortung –
so steht es – sehr treffend formuliert – in
der Einleitung zu der neuesten Publikation
von Michael Pietsch geschrieben.
Michael Pietsch wurde 1958 als Kind
vertriebener Schlesier in Kassel geboren.
Er ist, wie sein Titel (Prof. Dr. med.) verrät,
als Arzt und Hochschullehrer in Mainz tätig. Die meisten kennen ihn in seiner ehrenamtlichen Eigenschaft als Präsident der
Schlesischen Landesvertretung. Doch
darüber hinaus ist er engagiert im Bund der
Vertriebenen (BdV) in Rheinland-Pfalz und
in der AGMO e.V.. Er ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat und der Jury für den Kulturpreis
Schlesien des Landes Niedersachsen.
Ferner gehört er dem Stadtrat in Mainz an
und ist auch sehr in der Ost- und Mitteldeutschen Vereineinigung (OMV) der CDU
auf Landes- und Bundesebene engagiert.
Reden über Schlesier
Zeitschriften-Sonderheft:
Die Eisenbahn in Schlesien (2)
Fast 2 Jahre nach dem lange vorbereiteten, vielbegrüßten Erstheft von Herbst
2005 mit Inhalten durchwegs zur deutschen Zeit von ca. 1840 – 1945 mit Ansichten von Bahnhöfen, Strecken und
Bahnmaterial ( EK-Spezialheft 78), hat der
Freiburger EK-Verlag eine zweite Ausgabe als Spezialheft EK-85 herausgebracht. Die Jahre nach 1945 werden hier
wieder durch zahlreiche, meist unveröffentlichte Bilder, das sind technische Lokund Wagen-Dokumente, Fahr-, Streckenpläne und Eisenbahnmilieu, geschildert, auch der noch Jahre betriebene
Dampfeinsatz ist reichlich enthalten. Historische Klein-, Gruben- und Sandbahnen, einschließlich den damals üblichen
Kraftpost-Buslinien runden den Überblick
Ein moderner Schnellzug auf der Oderbrücke in Oppeln (2005)
Fotos: EK-Verlag
Elektrischer
Triebwagenzug vor dem
Riesengebirge (1936)
ab. Das Heft leitet über zu auch heute gern
unternommenen Touristenfahrten auf den
schönen Strecken von Schlesien mit Eindrücken vom polnischen Eisenbahnbetrieb, einschließlich Infos zu verbliebenen
Dampflokomotiven. – Sonderheft EK-85
„Die Eisenbahn in Schlesien, Teil 2“, 98 Seiten/ A4, EK-Verlag Freiburg/ Brsg., EUR
9,80; im Fachhandel oder über den Verlag Tel. 0761/ 703100 bzw. www.eisenbahn-kurier.de.
Dr. Sieghart Brodka
Sein neuestes
Buch ist eine
Sammlung von
Reden und Aufsätzen, die er
seit 2003 gehalten hat, darunter
auch bei den erfolgreichen
Deutschlandtreffen der Schlesier. Es ist aber
nicht nur eine „Sammlung“ des bereits Gesagten oder Geschriebenen, sondern es ist
eine für Schlesien zukunftsweisende
„Quelle von Leitfaden“, die man beherzigen sollte, wenn Schlesien eine gesicherte Zukunft bekommen soll. In dieser Publikation ermutigt er alle, nicht nur die Schlesier, die einmalige Chance am Wiederaufbau Schlesiens zu nutzen, diese wahrzunehmen, damit die alte Blüte dieses Landes entlang der Oder im europäischen Geiste wieder erstrahlen kann. Dennoch ist diese zukunftsorientierte Weisung nicht mit
„Anpassung“ gleichzusetzen! „Aber man
muss gegen den Zeitgeist streiten, wie Du
es mit Verdienst tust“ – so schrieb einst Dr.
Herbert Hupka dem Autor – nach dieser Losung handelt Pietsch auch.
Wer für Schlesien und Schlesiens Zukunft sich engagiert oder erst engagieren
will, sollte die Lektüre des Buches in sein
„Pflichtprogramm“ aufnehmen. Es sind Beiträge, die mit Scharfsinn eines Wissenschaftlers geschrieben wurden. Dennoch
zeugen sie von einer großen Liebe zu Schlesien, emotional und ausgewogen, bestimmend und gleichwohl ausgleichend, zukunftsvisiert jedoch auf keinen Fall selbstverleugnerisch – es ist die Stimme eines
für Schlesien aus tiefster Überzeugung engagierten Menschen der nachgeborenen
Generation.
Michael Pietsch, „Rückkehr in die Zukunft/Reden über Schlesien“, 73 Seiten,
Senfkorn Verlag Alfred Theisen, Görlitz
und St. Annaberg 2007, ISBN 978-3935330-25-1, Preis: 4,90 Euro
Damian Spielvogel
Das Buch ist u.a. im Schlesischen Verkaufsstübel im Haus Schlesien (Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter) erhältlich.
Historischer Dampf-Reisezug in niederschlesischer Frühlingslandschaft (1986)
VERMISCHTES / ANZEIGEN
Schlesische Nachrichten 17/2007
Geschichten vom Krause Karle
Da bin ich mit soviel Erfahrung aus der
„Neuen Welt“ zurückgekehrt und bin ständig am Berichten von meinen Erlebnissen,
da werde ich eines Morgens geweckt von
mir unbekannten Geräuschen. So’n
dumpfes Brummen, vermischt mit hellem
Knattern, lässt mich neugierig aus meinem
Fenster im ersten Stock des Wohnhauses
unseres Reiterhofes einen Blick werfen.
Nanu, was sind das denn für Leute, dachte ich so vor mich hin. Die sind zwar gekleidet wie die Rus-sen damals gleich nach
dem Krieg im Oppelner Land, doch einen
T 34 hatten die nicht dabei. Das Brummen
stammte von den Motorrädern, mit denen
sie auf den Vorplatz gefahren waren. Einige von denen hatten unsern alten deutschen Stahlhelm auf dem Kopf, andere
schwarze Motorrad-Helme. Dazu gesellten
sich ein paar klapprige Autos. Schnell waren unser Platz und die anliegenden Weiden schwarz von Menschen, die sich häuslich niederließen. Meine Neugier trieb
mich nach draußen. Unser Verwalter sagte uns, daß wir die Leute gewäh-ren lassen sollten, denn sie wollten zu einer Demonstration, die aber erst mor-gen stattfände. Es sollte eine Demo gegen die Globalisierung werden. Weil die Staatschefs
der G 8 – Länder in Heiligendamm sich tref-
fen würden, wollte man den Unmut gegen
die düsteren Zukunftsaussichten für die
Menschen aufgrund der politischen und
wirtschaftlichen Globalisierung mit einer Demonstration kundtun. Eigentlich gar nicht
schlecht der Gedanke, dachte ich mir. Da
sind die Großköpfigen alle beisammen, und
da kann man denen auch mal sagen, was
man selbst denkt. Das Briefeschreiben an
die Presse oder direkt an die Poli-tiker hatte ja bisher nichts gebracht. Die da oben
tun doch, was sie wollen. Auf das Volk hört
doch keiner.
Dann wurde ich aber skeptisch. Wenn
das die braunen Glatzköpfe sind, dann
droht uns hier bestimmt eine Klopperei. Die
Anarchisten werden nicht lange auf sich
warten lassen. Ich musste herauskriegen,
was das für Leute waren. Ich nahm eine
meiner Malt-Whiskey-Flaschen unter den
Arm und schlenderte mitten in dieses Camp
hinein. Schnell hatte ich „Freunde“ gefunden. Ein Klön-schnack baute sich auf und
so entstand auch Vertrauen. Die Themen
wechsel-ten von HANSA ROSTOCK, über
den HSV und die Boxerin Regina Halmich
hin zum beliebtesten Bereich: Frauen. Ein
paar schlüpfrige Witze wurden erzählt, und
das schallende Gelächter machte eine ältere Frau auf uns aufmerksam. Sie kam wie
23
ein „Dragoner-Weib“ – so nannten wir in
Schlesien solche Mannweiber – auf uns zu
und schwang eine zusammengerollte Fahne drohend über ihrem Kopf. Wir seien hier
nicht zum Vergnügen. Wir sollten uns lieber auf den Kampf gegen die KapitalistenSchergen vorbereiten. Die Säure-Spritzen
seien kein Spielzeug und müssten von jedem beherrscht werden. Morgen beginne
der Kampf gegen die Bonzen und gegen
den Nationalismus. Der „Schwarze Block“
dürfe seinen gefährlichen Ruf nicht verlieren.
Ich fragte ungläubig nach, ob sie denn
nach Polen wollten. Dort sei der Nationalismus doch heute zuhause. Ich wüsste das,
denn ich stamme aus Schlesien.
Das hätte ich nicht sagen sollen. Es wurde ganz still, wie vor einem Gewitter. Meine Whiskey-Flasche wurde nach mir geworfen. „Reaktionär!“ schrie mich eine vielleicht Fünfzehnjährige an. Ich sei auch so
ein Nazi, der den Polen ihr Land geklaut
habe. Die Vertriebenen hätten mit Hitler den
Krieg angefangen. Da standen alle auf und
skandierten: „Vertriebene vertreiben…!“ Ich
ließ mich vertreiben, denn die Angst riet
meiner Vernunft, das zu tun. Schnell verschwand ich in den Stallungen und machte über einen Umweg Kurs auf mein Zimmer. Erst als ich hinter mir die Tür verschlossen und den Kleiderschrank davor
geschoben hatte, wurde ich ruhiger. Mein
Händi legte ich auf den Tisch.
Trennung ist wohl Tod zu nennen,
Denn wer weiß, wohin wir gehen;
Tod ist nur ein kurzes Trennen
Auf ein baldiges Wiedersehen
J.v. Eichendorff
Zum Jahresgedächtnis
R.i.P.
Dr. Herbert Hupka
geb. 15. 8. 1915
gest. 24. 8. 2006
Landsmannschaft Schlesien
Nieder- und Oberschlesien e.V.
– Bundesleitung –
TERMINE / ANZEIGEN
24
Auswanderer gesucht!
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Die Fernsehproduktionsfirma Eyeworks produziert für den Sender VOX in Deutschland die Sendung „Goodbye Deutschland! Die
Auswanderer“.
Aufgrund des Erfolges der ersten Staffel, bei der fünf Familien im Zeitraum von zwei Jahren bei Ihrer Auswanderung und dem
Aufbau Ihres neuen Lebens im Ausland dokumentiert wurden, ging
das Format ab 23. Januar 2007 wöchentlich auf Sendung. Dokumentiert werden auch die Vorbereitungen, das Verabschieden
und der aufregende Neuanfang in der neuen Wahlheimat.
Daneben werden ebenfalls „Alt-Auswanderer“ besucht, Menschen und Familien, die den großen Schritt bereits gewagt und
Lust haben vor der Kamera über ihre Erlebnisse zu sprechen. Vielleicht gibt es auch Schlesier, die über ihre Erfahrungen als Auswanderer berichten möchten.
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163, D-50354 Hürth, Tel. +49 (0) 2233 51 70 88, Fax +49 (0) 2233
51 70 75, E-Mail: sonja.kornmann@eyeworks.tv, Internet:
www.eyeworks.tv
Zum 150. Todestag Joseph von Eichendorffs
„Aus dem Leben eines Romantikers - Joseph von Eichendorffs
„schlesische Dichtungen“, Vortrag von PD Dr. Jörgen Nelles, Bonn,
am Donnerstag, 13. September 2007, 18 Uhr im Haus der Heimat, 4. OG, Schlossstr. 92, 70176 Stuttgart
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Schlesische Nachrichten 17/2007
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2007: „Kleine Literatur“. Reichweite,
Funktion und Besonderheit von Regionalliteratur. IV.
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der Universität Stettin und dem Germanistischen Institut
der
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Trondheim in Stettin
und Groß Poberow
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Lübeck, Hogehus,
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„Tag der Heimat
2007“ am Sonntag,
den 9. September
der
Landsmannschaft Neuss, im
Neusser Zeughaus
am Markt, Motto:
„Heimat ist Menschenrecht“, Beginn: 14 Uhr mit
feierlicher Kranzniederlegung am
Gedenkstein der
Heimatvertriebenen
– Platz der Deutschen
Einheit
(Oberstr.) anschließend Feierstunde
im Zeughaus.
Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer
Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V.,
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.
Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. – Bundesleitung – im Internet:
www.schlesien-Lm.de
Texte und Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich das
Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190,
E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de
Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei
Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.
Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-296, Fax (0 22 44) 92 59-190,
E-Mail: Ls.buchhaltung@freenet.de
Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:
Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für
das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt
werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto beiliegt. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder.
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