Das Reich des Culatello - Touristik PR und Medien

Transcription

Das Reich des Culatello - Touristik PR und Medien
I
Antarktis-Reisen
Neue Einsamkeit
im Ewigen Eis
Schunkel-Schiff
Schlagerkreuzfahrt
nach Amsterdam
SEITE III
SEITE IV
reise
A B E N D Z E I T U N G WOCHENENDE, 12./13. MÄRZ 2011 / NR . 059/10
T E L E F O N 089.23 7 7 345 F A X 089.23 7 7 465
E - M A I L INFO@ABENDZEITUNG.DE
Das Reich des Culatello
TOP-TEN
Deutschlands größte Reiseveranstalter
Hier ist sie, die jährliche Hitparade der führenden
deutschen Reiseunternehmen und ihr Jahresumsatz 2010
Im Keller der Burg Antica Corte Pallavicina im Dorf
Polesine Parmense hängt der Himmel voller Hintern:
Hier, im Nebel der POEBENE , liegt das Königreich des
teuersten und wertvollsten Schinkens Italiens
1 3,84 Mrd. Euro · 7,70 Mio. Urlauber
E
3 2,85 Mrd. Euro · 5,50 Mio. Urlauber
iner reift für Gérard Depardieu. Ein anderer ist
für Giorgio Armani bestimmt. Und Prinz Charles
schickt sogar seine eigenen
Bio-Schweinekeulen, damit aus
ihnen Culatello werde: Viele
von Italiens besten Schinkenkeulen entstehen auf Bestellung berühmter Feinschmecker. Auf einer kleinen Kreidetafel ist stets der Glückliche
vermerkt, der sie mal bekommen wird.
Ein Paradies für
Gourmets, wertvoll
wie essbares Gold
Massimo Spigaroli steht im
700 Jahre alten Keller der Burg
Antica Corte Pallavicina im
Dörfchen Polesine Parmense.
Über ihm hängt der Himmel
voller Hintern. Der Laie mag
im Halbdunkel kaum mehr erkennen als verschrumpelte,
von einem zarten Schimmelteppich überzogene Schinkenkeulen. Doch für Gourmets öffnet sich ein Paradies, wertvoll
wie essbares Gold. Rund 5000
Exemplare nehmen sich da alle
Zeit der Welt, um Italiens teuerster und wertvollster Schinken zu werden: der Culatello.
Es ist der Edelschimmel, der
diesen Rohschinken so hauchzart macht, so außergewöhnlich mild, dass er bereits im
Mund zu schmelzen beginnt.
Im Probierraum ist Massimo in
seiner Welt. Er erklärt, gestikuliert, lässt probieren, was
er hauchdünn aufgeschnitten
hat. So erfährt der Besucher,
dass der König der Schinken
vor der Reifung ein regelrechtes Wellnessprogramm durchlebt. Mehrmals massieren ihn
kundige Hände mit Salz aus
dem Society-Kurort Salsomaggiore, waschen ihn mit eingedicktem Fortana-Rotwein.
Kaum hat sich nach der Sommerhitze im Herbst der erste
Nebel in der Poebene breit gemacht, öffnet Massimo die
Kellerfenster. Denn ohne Nebel
reift kein echter Culatello.
Massimo Spigaroli ist der
Herr der Fleischeslust. Der 52Jährige ist gleichzeitig Schweinezüchter, Koch und Metzgermeister, dazu Restaurantchef
und Hotelier. Designerbrille
TUI DEUTSCHL AND (MIT 1-2-FLY )
REWE (ITS, JAHN, TJAEREBORG)
2 2,98 Mrd. Euro · 6,55 Mio. Urlauber
und Samtsakko können nicht
darüber hinwegtäuschen: Der
untersetzte Norditaliener ist
hier verwurzelt, er lebt und
liebt seine Heimat.
Das Culatello-Land: Nun ja,
zufällig kommt keiner in Polesine Parmense vorbei. Von Parma aus geht es immer Richtung Po, 20 Kilometer über
kleine und kleinste Sträßchen.
Wenn man den Fluss dann rauschen hört, das silberne Band
des Uferpappelwalds vor sich
sieht, dann muss man auf der
Dammstraße nur noch scharf
links abbiegen.
Die Poebene zwischen Parma, Piacenza und Cremona
heißt für die Italiener nur die
„Bassa“, das flache Land. Ein
halbes Jahr ist es dort heiß und
schwül, die andere Hälfte neblig und kalt. Gerade dann zeigt
sich eine Landschaft voller Melancholie. Wie ein Nudelbrett
mit Baumwollknospen drauf
sieht die Uferzone, aus der allein die Kirchtürme und ein
paar besonders hohe Dächer
heraus ragen, von Weitem aus.
Nur ein paar Kilometer entfernt wurde der berühmteste
aller Opernkomponisten, Giuseppe Verdi, geboren. Ach
THOMAS COOK (MIT NECKERMANN, BUCHER)
ALLTOURS
4 1,17 Mrd. Euro · 1,54 Mio. Urlauber
FTI (MIT BIGX TRA, TV SONNENKL AR)
5 1,07 Mrd. Euro · 1,90 Mio. Urlauber
AIDA CRUISES
6 882 Mio. Euro · 0,51 Mio. Urlauber
SCHAUINSL AND
7 496 Mio. Euro · 0,75 Mio. Urlauber
PHOENIX REISEN
8 298 Mio. Euro · 0,18 Mio. Urlauber
GTI TRAVEL
9 287 Mio. Euro · 0,56 Mio. Urlauber
STUDIOSUS REISEN (MIT MARC O POLO)
10 236 Mio. Euro · 0,10 Mio. Urlauber
Quelle: FVW
Verschnürt wie Rollbraten baumeln von der Decke die Schinken,
die vor dem Reifen kräftig mit
Salz massiert werden. Ein besonderer Genuss ist der Schinken
vom schwarzen Parmaschwein.
Fotos: Edoardo Fornaciari
bis zum 42-monatigen Luxusschinken vom Nero di Parma, dem fast ausgestorbenen
schwarzen Parmaschwein. Zur
Entspannung wird eine Bouillon von drei Parmesankäsen
aus dem Bergland, den Hügeln
und der Ebene gereicht. Wer
die auch noch schafft, der hat
sich die Übernachtung im
historischen Burgzimmer der
Mailänder Fürsten redlich verdient.
Hans-Werner Rodrian
Antica Corte Pallavicina, Strada
del Palazzo Due Torri 3, 43010
Polesine Parmense (PR), Telefon
00 39/05 24/93 65 39,
www.acpallavicina.com.
Allgemeine Informationen über
die Region gibt es bei APT Servizi Emilia-Romagna, P.le Federico Fellini, 3, I-47900 Rimini,
Telefon 00 39/05 41/43 01 00,
touristinfo@aptservizi.com,
www.original-italienisch.de.
ja, und die Einheimischen
sind sowieso davon überzeugt,
dass die realen Vorbilder für
die Don-Camillo-und-Peppone-Filme nicht im Filmort
Brescello, sondern in Polesine
ihre Fehden austrugen.
Ohne das besondere Flussklima gäbe es den Culatello
nicht. Wer hier einen normalen Parmaschinken zu reifen
versuchte, dem würde die
feuchte Luft die Schweinekeulen von innen an den Knochen
entlang verfaulen lassen. Doch
die Bauern der Bassa waren
findig. Sie kamen auf die Idee,
den Knochen ebenso zu entfernen wie die fettreichen
Randstücke. Die verbleibende
Schinkennuss verschnürten sie
fest wie einen Rollbraten.
Mindestens elf Monate muss
er im Ziegelgewölbe reifen.
Das schreibt das Schutzkonsortium für den Culatello
Das Culatello-Menü:
Sieben Gänge in den
Schinkenhimmel
di Zibello D.O.P. vor. Spigaroli
macht es nicht unter 18 Monaten Reifezeit, außerdem hat er
sich mit vier weiteren Produzenten der strikt handwerklichen Herstellung verschrieben. Erst danach ist der Edelschinken reif zum Verkauf.
Oder zur Verkostung in einem
der vielen kleinen Landrestaurants vor Ort wie die Trattoria
La Buca in Zibello, die Osteria
Ardenga in Diolo bei Soragna
und die Trattoria Laghi Verdi
in Sissa.
Die Depardieus und Armanis
gehen aber natürlich ins neue
Gourmetrestaurant, das Massimo Spigaroli vergangenes
Jahr in der Burg eröffnet hat.
Und natürlich bestellen sie
nicht irgendetwas, sondern
das Culatello-Menü. Das führt
über nicht weniger als sieben
Gängen direkt in den Schinkenhimmel: Vom simplen
18 Monate gereiften geht es
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KREUZFAHRTEN
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Die Giganten
kommen
nach Europa
en blättert, der findet aber
auch bei den Mega-Schiffen
das eine oder andere Fahrtrouten-Schmankerl. Beispielsweise die 14-Nächte-Fahrten der
Celebrity Solstice im Mai, Juni
und Juli von Southampton aus
entlang der portugiesischen
Küste und durch die Straße
von Gibraltar mit Stopps in selten angelaufenen Häfen wie
Toulon, Cagliari und Vigo.
Je kleiner das Schiff,
desto ungewöhnlicher
sind die Routen
Immer mehr Riesen-Kreuzfahrtschiffe entern das
MIT TELMEER . Sie bieten mehr Auswahl und mehr
Vielfalt in Sachen Bordunterhaltug, vor allem für
jüngere Kreuzfahrer und Familien
D
ieses Jahr ist das Jahr
der Giganten. Nie zuvor
fuhren in Europa so viele so große Kreuzfahrtschiffe.
Waren 2010 in europäischen
Gewässern noch zehn Schiffe
mit mehr als 3000 Passagieren
unterwegs, sind es heuer bereits 16. Weitere 14 Schiffe haben eine Kapazität von 2500
bis 3000 Passagieren.
Nie zuvor war auch die Auswahl an verschiedenartigen
Schiffen so groß. Kreuzfahrten
nach Nordeuropa, zu den Kanaren und im Mittelmeer bieten deutsche Reisebüros inzwischen auf mehr als einhundert Schiffen an. Vom 68-Passagiere-Luxus-Segelschiff Sea
Cloud und brandneuen Nobelschiffen wie der Le Boréal (264
Passagiere) über Klassiker wie
Albatros (850 Passagiere) und
MS Deutschland (520 Passagiere) sowie kleineren, amerikanischen Schiffen wie Holland Americas Ryndam mit
1260 Passagieren und Celebritys mondänen Edel-Schiffen
der Solstice-Class (2850 Passa-
Mega-Kreuzfahrtschiffe wie die Liberty of the Seas werden immer öfter in den kleinen Häfen rund ums
Mittelmeer wie hier in Venedig zu Touristenattraktionen.
Fotos: Franz Neumeier, Jörg Hammerbacher
giere) bis hin zu den ganz großen wie Liberty of the Seas
und Norwegian Epic findet
sich für jeden das passende
Kreuzfahrtschiff.
Mit den neuen Megalinern
wird vor allem für jüngere Kreuzfahrer und Familien
die Auswahl an Schiffstypen
und ungewöhnlichen Bordprogrammen deutlich größer –
vom Broadway-Musical über
Kinder-Entertainment mit Zeichentrick-Figuren wie Spongebob und den Madagaskar-Pinguinen bis hin zu Eislaufbahnen am Pooldeck.
Zu den spektakulärsten
Neuankömmlingen zählt das
bis vor gut einem Jahr noch
größte Kreuzfahrtschiff der
Welt, die Liberty of the Seas,
auf dem die 3634 Gäste mit einer Gegenstromanlage an Bord
sogar Wellenreiten lernen
können. Das neue Flaggschiff
von Norwegian Cruise Line, die
Norwegian Epic mit 4100 Passagieren, sorgt für Furore mit
ungewöhnlichem Kabinendesign, einer Show der Blue Man
Group und einer gigantischen
Wasserrutsche an Bord. Erstmals schickt auch Carnival ei-
nen seiner Giganten nach
Europa: Die Carnival Magic
(3690 Passagiere) kreuzt ab
Mai im Mittelmeer.
Von den zwölf Kreuzfahrtschiffen, die dieses Jahr neu in
europäischen Gewässern fahren, stammen übrigens neun
von amerikanischen Reedereien. Die restlichen drei (Aidasol,
Mein Schiff 2 und Costa Favolosa) haben zumindest amerikanische Mutterkonzerne. Die
Massenmarkt-Kreuzfahrt in
Europa ist längst fest in der
Hand der Amerikaner, auch
wenn die Passagiere das oft
nicht merken. TUI Cruises gehören zur Hälfte zum RoyalCaribbean-Konzern, Aida und
Costa ganz zu Carnival. Einzige
wirklich europäische Reederei
Auch in Europa ist der
Markt fest in der Hand
der Amerikaner
mit Schiffen im Massenmarkt
ist MSC mit immerhin elf
Schiffen, genauso vielen wie
Royal Caribbean. Nur Costa hat
2011 noch mehr Kreuzfahrt-
schiffe in Europa, nämlich 14.
In Grenzen hält sich bei den
ganz großen Schiffen allerdings die Vielfalt bei den Landgängen: Sie konzentrieren sich
auf wenige, beliebte und inzwischen oft etwas überlaufene Häfen. Los geht’s meist von
Barcelona, dem neuen Kreuzfahrtzentrum in Europa. Auch
Civitavecchia (Rom), Genua
und Savona beheimaten viele
große Kreuzfahrtschiffe.
Als Faustregel gilt: Je kleiner
das Schiff, desto ungewöhnlicher sind die Fahrtrouten. Wer
in den Katalogen der Reederei-
Ein besonderes Erlebnis ist
immer Venedig, Ausgangspunkt vieler Kreuzfahrten von
Costa Fortuna, Carnival Magic
und Voyager of the Seas. Ein
Highlight im Mittelmeer ist
außerdem der faszinierende
Hafen von Valletta auf der
Insel Malta, den zum Beispiel
die MSC Fantasia im Sommer
regelmäßig anläuft.
Für Fans der traditionellen
Kreuzfahrt gibt es übrigens
keinen Grund zur Trauer. Zwar
wird Kreuzfahrt allmählich
zum Massengeschäft auf immer größeren Schiffen. Doch
die kleinen, klassischen Schiffe
wie Astor, Deutschland, Albatros und Princess Daphne sterben nicht aus. Wer Wind und
Wellen, Sonne und Seeluft
möglichst hautnah erleben
will, der kann dem Gigantismus problemlos trotzen und
sich einen Klassiker mit Fahrtroute abseits des Massentourismus aussuchen. Wenn nicht
zufällig eines der großen Schiffe am selben Tag im selben
Hafen anlegt, ist vom Kreuzfahrtboom in Europa dann
kaum etwas zu spüren.
Franz Neumeier
KREUZFAHRTEN I I I
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Im ewigen Eis wird’s einsam
Ab Juli kreuzen in der ANTARKTIS 30 Prozent weniger
Schiffe. Neue Regeln sollen das empfindliche
Ökosystem schützen. Deutsche Eismeer-Touristen
kommen aber weiterhin auf ihre Kosten
V
or 100 Jahren entdeckte
Roald Amundsen den
Südpol – und machte
den Weg frei für Expeditionsreisen in die Antarktis. Nach
den Forschern kamen die Touristen. Zuletzt bis zu 35 000
pro Jahr. Doch diese Zahl wird
sich künftig deutlich reduzieren. Der Grund sind verschärfte Umweltschutz-Regularien,
um das sensible Ökosystem zu
Mit kleinen Schiffen
wandeln Urlauber auf
Amundsens Spuren
schonen. Leidtragende sind
hauptsächlich die Gäste amerikanischer Reedereien.
Zentraler Punkt im aktualisierten Regelwerk der International Maritime Organisation
ist das Verbot der Schwerölnutzung sowie dessen Transport in der Antarktis. Schweröl
baut sich im eisigen Wasser
viel schlechter ab als Diesel
und hat deutlich ungünstigere
Verbrennungswerte. Dieser
Treibstoff wird vor allem von
großen Schiffen mit Kapazitäten von über 1000 Passagieren
und starken Eisbrechern genutzt. Bei diesen Schiffen ist
eine Umstellung auf das umweltverträglichere Dieselöl
entweder technisch nicht
möglich oder nicht finanzierbar. Als Konsequenz haben die
großen amerikanischen Reedereien wie Celebrity Cruises,
Princess Cruises, Regent Seven
Seas, Crystal Cruises und Holland America Line ihre Antarktis-Kreuzfahrten gestrichen.
Damit fällt schon ein gutes
Drittel Besucher weg, denn
laut International Association
of Antarctic Tour Operators
waren in der vergangenen Saison knapp 12 000 Amerikaner
im eisigen Süden unterwegs.
Allerdings kamen die Reisenden auf den dicken Ozeanlinern ohnehin nur zum Be-
Nur bei Expeditionskreuzfahrten können Antarktis-Fans die faszinierende Natur wirklich noch hautnah erleben.
wundern aus der Ferne. Denn
Anlandungen mit Beibooten
sind schon seit 2009 nur noch
für Schiffe erlaubt, die maximal 500 Gäste an Bord haben.
Nicht betroffen von der neuen Verordnung sind Expediti-
onsschiffe wie die Bremen und
Hanseatic von Hapag-Lloyd
oder das norwegische Hurtigrutenschiff Fram. Diese Schiffe
fahren schon seit Jahren ausschließlich mit dem umweltfreundlicheren Dieselöl. Bei
Hapag-Lloyd engagiert man
sich bereits seit Jahrzehnten
aktiv für den Schutz der sensiblen Ökosysteme und plädiert
für einen respektvollen Umgang mit Flora und Fauna. Konkret bedeutet das: Es dürfen
Foto: Antarctic Shipping
jeweils nur Gruppen von maximal 20 Passagieren unter
Leitung eines erfahrenen Lektors an Land. Die Anlandeplätze werden zudem vor dem
Ausbooten von Expeditionsleitern und Experten vor Ort ge-
prüft. Vorträge sensibilisieren
Passagiere und Besatzungsmitglieder für die jeweiligen
Fahrtgebiete.
Ein reduzierter Routenverlauf oder gar völliger Verzicht
auf Antarktis-Touren ist für Sebastian Ahrens, Geschäftsführer von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, jedoch kein Thema. Er
rät vielmehr zu echten Expeditionstouren: „Bei der Wahl des
Schiffes gilt es aber auf bestimmte Kriterien zu achten,
damit die strengen Auflagen
zum Schutz der sensiblen antarktischen Umwelt auch garantiert eingehalten werden.
Außerdem muss genügend
Zeit für Anlandungen und
Tierbeobachtungen bleiben.“
Frei nach dem Motto „Schützen kann man nur, was man
kennt“ gehen auch die Verantwortlichen bei Hurtigruten
vor. Die norwegische Reederei
bietet sogar „Klimareisen“ an.
Vor 100 Jahren war Amundsen
mit seinem Expeditionsschiff
Fram in der Antarktis unterwegs, am 14. Dezember
1911 entdeckte er den Südpol. Pünktlich zum Jubiläum
kreuzt die aktuelle Hurtigruten-Fram wieder in der Region
– mit Passagieren an Bord, die
auf den Spuren des großen
Entdeckers wandeln wollen,
und hoffentlich sensibilisiert
für das fragile Ökosystem wieder nach Hause fahren.
Carin Müller
IV
REISE
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R E I S E kompakt
Aida kommt mit Treueprogramm
Viel Neues im Aida-Katalog 2012/13: Im Mai 2012 wird
die Aida Mar in Hamburg getauft. In allen neuen Schiffen
gibt’s die Speisekarte vom iPad. Venedig wird Basishafen
für die Adriarouten. Nordlandfreunde kommen mit der
Aida Cara bis Spitzbergen und zu den Lofoten. Ebenfalls
neu: Kreuzfahrten zu den Kapverden und nach La Gomera. Am 1. März gestartet ist das Aida-Treueprogramm:
Jeder, der in den vergangenen fünf Jahren mindestens
zehn Aida-Nächte verbracht hat, kann mitmachen.
Costa fliegt auf Hamburg
Erstmals starten im kommenden Jahr mit der Costa Magica und der Costa Pacifica zwei Schiffe der italienischen
Reederei ab Hamburg. Ebenfalls frisch entschieden: Die
Costa Deliziosa geht Anfang 2013 wieder auf Weltreise.
Eine seltene Reise steht dieses Jahr im Plan: Am 7. Juli
wird in Venedig die Costa Favolosa getauft. Schon vorher
kann man eine viertägige Schnupperkreuzfahrt unternehmen – mit dem noch namenlosen und ungetauften
Schiff. Regulär ist so was nur ganz selten buchbar.
Für eine zünftige Kegeltour gibt es keine Altersgrenze. Ob 20 Jahre oder 50 – an Deck der MPS Statendam bleibt kein Auge und keine Kehle trocken.
Tui Cruises für Smartphone-Fans
Tui Cruises setzt im neuen, am 2. März erschienenen
Katalog auf die neue Smartphone-Technik „Augmented
Reality“. Wer sein Internethandy auf eines der AR+-Symbole im Katalog hält, der bekommt auf seinem Bildschirm
Zusatzinfos wie Animationen, Videofilme und aktuelle
Neuigkeiten gezeigt.
MSC hat Lust auf Helgoland
MSC Kreuzfahrten wird 2012 ein Schiff in Hamburg stationieren. Ab April 2012 läuft die MSC Lirica insgesamt 21
mal in Richtung Nordland, Baltikum und Britische Inseln
aus. Auf dem Programm stehen auch die beiden Leckerbissen Guernsey und Helgoland. Die Dreitages-Schnuppertouren werden ab 250 Euro kosten. Bislang legten die
MSC-Schiffe in Kiel ab. Im Winter 2011/12 wird die Lirica
ab und bis Abu Dhabi im Arabischen Golf kreuzen.
DER REISE-SPRUCH
„Reisen wechselt das Gestirn, aber weder Kopf
noch Hirn.“
Sprichwort
Rhein ins Vergnügen
Da geht den Damen das „Hätz“ auf. Bei einer Schlagerkreuzfahrt mit dem Partykreuzer MPS Statendam
von Düsseldorf nach Amsterdam wollen die Gäste vor
allem eines – ordentlich Party machen
D
as Boot ist voll, die Party
geht los. Der Discjockey
gibt die Hymne vor: Coras „Traum von Amsterdam“.
Eigentlich ist das ein tief trauriges Lied. Doch was ist schon
traurig auf einer Kegeltour,
und es geht ja wirklich nach
Amsterdam. Geruhsam und
gediegen wird es auf dieser
Flusskreuzfahrt jedenfalls nicht
zugehen: „Das Durchschnittsalter liegt bei 40 – so ab Mitte
20 bis Anfang 50“, beschreibt
Reiseleiterin Christiane Werning ihre Gäste und kündigt
an: „Die wollen Party machen!“
Die 98 Kabinen des Rheinkreuzers sind ausgebucht,
knapp 200 Gäste in Bestform.
Noch liegt die MPS Statendam
im Düsseldorfer Hafen am Kai,
doch die ersten bestellen bereits munter Pils und Kölsch.
Mittendrin: Die 13 Freundinnen vom Kegelklub Pudelrudel. Sie kommen alle aus der
Gegend zwischen Bocholt und
Hamminkeln, keine ist älter als
dreißig und jede hübsch anzusehen. Die kölschen Jungs der
Reise-Clique riskieren erste
Blicke. Rheinländer um die
Fünfzig beherrschen das aus
dem Effeff. Jedoch: Anja, Bettina, Doro und die anderen führen daheim „ein äußerst erfolgreiches kleines Familienunternehmen“, betont die niederrheinische Doro.
Die Pumpenjäger, Kegelkollegen aus Braunschweig,
punkten trotzdem mit trockenem Witz und feuchtfröhlichen Runden. Dem Pudelrudel
gefällt die partysichere Etikette der Niedersachsen, die wohl
der 25-jährigen Kegelkluberfahrung geschuldet ist. Alle
kommen sich beim lockeren
Warm-up näher. Reiseleiterin
Christiane Werning erzählt
derweil: „Singles müssen halt
gucken, wer frei ist, viele an
Bord sind ja fest verpartnert.“
Dann blickt sie kokett zu der
sich schnell füllenden Bar hinüber: „Spannender ist es aber
bei uns.“
Freitagabend, die Koffer stehen unausgepackt in den Kabinen, das Büffet ist bereit. Dass
das nostalgische Schiff frisch
renoviert ist und die Küche in
Ordnung, wissen die meisten,
schließlich sind sie Wiederholungstäter. Die schöne Doro
lobt die fairen Getränkepreise,
ihre schlanke Taille bietet trotz
Bierkonsum noch Raum: „Essen gibt es auch satt, gut so.“
Die Nacht ist ja noch lang.
Leuchten navigieren
Beschwipste galant
auf ihren Wegen
„Ich bin dein Pilot, der dich
in den Himmel fliegt,“ intoniert Jürgen Drews. Gut aufgelegt von DJ Stephan, dem Ehemann der Reiseleiterin. Die Kapazität am Partydeck ist erschöpft, der Frohsinn grenzenlos. Das 2000 PS starke Schiff
kommt dagegen nicht zur Ruhe. Kapitän Hans Jacobs und
seine Mannschaft geben diskret Acht, dass niemand im
Überschwang sein Gleichgewicht verliert. Die Reling ist
gut gesichert, Signalleuchten
navigieren auch Beschwipste
galant auf ihren Wegen. Denn
„Mann über Bord“ bedeutet
Lebensgefahr. „Plumps, dann
Am Partydeck animiert Achim Reichels Top-Ten-Erfolg „Sansibar“
zum kollektiven Trockenrudern.
Fotos: PR, R. Niedermeier
bisse weg“, erklärt ein Braunschweiger. Im Bauch des Partykreuzers setzt „It´s my life“ von
Bon Jovi beim Publikum neue
Energie frei.
Auch Gisela lässt es krachen.
Als Partycaptain hat die Mittdreißigerin ihre Freundinnen
Die Kapazität an Deck
ist begrenzt, der
Frohsinn grenzenlos
im Schlepptau. „Das Personal
ist so freundlich“, grölt sie heiser im Vorübergehen. Tischservice ist obligatorisch auf
dem Viersterne-schiff, doch
das Cruisen zwischen Disco-
thek und Bar motiviert zum
Quatschen und Quatschmachen. Wer dem Fünfergespann
in die Quere kommt, dem
quetschen sie ein Bussi auf die
Wangen. Quengeln hilft da
nicht: „Komm, wir fahren nach
Amsterdam“, singt die Blonde,
als der Motto-Song erneut für
Freudenstürme sorgt.
Aufstehen,
die
Sonne
scheint. Irgendwann in der
Nacht wurde mit 22 Stundenkilometern die niederländische Grenze überschritten.
Wer wollte, der konnte die letzen Stunden tatsächlich mit
Schlaf verbringen. Die Kojen
schützen erstaunlich gut vor
den Schallattacken, die bis in
die Morgenstunden andauern.
Foto: PR
„Regenbogengold haben wir
gewollt.“ Wie im Liedtext
schwebt ein Regenbogen über
der Grachtenstadt.
Christiane Werning und Kollege Heiko Engler sammeln die
Gäste für den Landgang. Was
darf’s denn sein: Grachtenfahrt, Blumenmarkt oder die
Damen-Tour durchs Rotlichtviertel? Wer das nicht mag,
der verbringt den AmsterdamTag auf eigene Faust oder im
warmen Bett auf bekanntem
Bord-Terrain.
Das Dinner wird als indonesische Samstagnacht zelebriert. Das Personal trägt
Tracht, und in der Bord-Disco
geht die Feier im vollen Gang
weiter. Achim Reichels „Sansibar“ animiert zum kollektiven
Trocken-Rudern: „Aloha Heya
He, Aloha Heya He“, singen
die freiwilligen Bodentänzer.
Die Statendam schippert die
Schleusen hoch, während es
durch den Schiffrumpf hallt:
„Wir feiern die ganze Nacht.“
Sonntagvormittag,
Frühstücks-Buffet: Der Erschöpfungspegel ist noch nicht ausgereizt. Karaoke steht an. Die
Reiseleiterin singt in voller
Frau-Antje-Montur das Amsterdam-Lied. Kollege Heiko
freut sich, weil seine „Gäste
hochzufrieden sind.“ Ein Graumelierter schmachtet kurz
vor Düsseldorf herzzerreißend
schön ins Mikro. Auf Kölsch,
von Treue und Liebe. Und den
jungen Muttis vom Niederrhein geht dabei das „Hätz“
auf.
Robert Niedermeier
Die Partykreuzfahrt von Düsseldorf nach Amsterdam kostet
inklusive zweier Übernachtungen, Halbpension und Besichtigungstour ab 239 Euro pro
Person. Nächster Termin ist
vom 25. bis 27. März 2011.
Veranstalter ist Müller Touristik, Klosterstraße 13, 48143
Münster, Telefon 02 51/5 00 60,
info@mueller-touristik.de,
www.mueller-touristik.de.
Der Autor recherchierte auf Einladung von Müller Touristik.
Zum „Pötte gucken“ nach Papenburg
Eine Werft für die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt
und noch dazu im Binnenland – das muss man
einfach gesehen haben. Rund 300 000 Neugierige
besuchen jedes Jahr die M E Y E R W E R F T in Papenburg
D
ie Liste der hier im Emsland gebauten Schiffe
liest sich wie ein „Who
is Who“ der bekanntesten
Kreuzfahrtschiffe. Aidadiva
und Aidasol gehören ebenso
dazu wie die modernen Megaschiffe Celebrity Solstice und
die Celebrity Silhouette, die
kommenden Sommer fertig
gestellt wird. Wegen des Andrangs ist der Besuch der „dicken Pötte“ nichts für spontane Menschen. Das Besucherzentrum der Meyer Werft in
Papenburg ist nur nach Voranmeldung zu besichtigen. Für
neun Euro wird man in Papenburg mit dem Bus abgeholt
und zur Werft gebracht. Dort
gibt es einen Film zu sehen
und danach eine 90-minütige
Führung auf zwei speziellen
Besuchergalerien. Von denen
blickt man durch große Fens-
terscheiben direkt in die beiden überdachten Baudocks
und die in Bau befindlichen
Schiffe. Mit 75 Meter Höhe
und 504 Meter Länge sind sie
angeblich die größten überdachten Schiffsdocks der Welt.
Unterwegs blickt man in eine
Musterkabine und kann sich
die beiden von den Reedereien
Disney und Aida geschaffenen Themenbereiche ansehen.
Für Schulklassen gibt es ein
„Schwimmendes Klassenzimmer“, in dem ein Mitarbeiter
speziellen Fragen wie „Warum
schwimmt ein Schiff?“ experimentell auf den Grund geht.
Welche Schiffe gerade gebaut
werden, wann die nächste der
spektakulären Überführungsfahrten auf der Ems zur Nordsee geplant ist und viele weitere Infos über die Meyer
Besuchergalerien
geben Einblick in die
überdachten Docks
Werft und Papenburg gibt es
auf den Webseiten www.mey
erwerft.de und www.papen
burg-tourismus.de. Anmeldungen zur Besichtigung: Papenburg Tourismus, Telefon
0 49 61/8 39 60, info@papenburg-tourismus.de
Hans-Werner Rodrian
1058 tolle Reiseideen in
der „Deutschlandtour” auf
Aus ganz Deutschland reisen Besucher an, wenn Schiffe wie die Aidasol die Werft verlassen.
Foto: PR