Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013|14 / Annual Report 2013|14
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Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013|14 / Annual Report 2013|14
Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013 |14 / Annual Report 2013 |14 LIVING THE NORDIC LIGHT Erstellt in Zusammenarbeit mit / Created in collaboration with Snøhetta. Inhalt / Contents Vorwort / Preface Zumtobel Group Vorwort / Preface Snøhetta 6 13 Hundertjährige blicken zurück / Centenarians Looking Back 23 Dunkelheit / Darkness Licht / Light 114 214 Forscher blicken in den Norden / Scientists Looking North 292 – Geschäftsbericht 2013|14 / Annual Report 2013|14 Markenberichte / Brand Reports Thorn Tridonic Zumtobel 338 342 348 Zahlen und Fakten / Facts & Figures Fünfjahresübersicht / Five-Year Overview Konzernlagebericht / Group Management Report Konzernabschluss / Consolidated Financial Statements 350 352 377 – Service 388 Kolophon / Colophon 395 Zumtobel Group Vorwort CEO Geschäftsbericht 2013 |14 Zumtobel Group Vorwort CEO Geschäftsbericht 2013 |14 Liebe Kunden, Partner und Aktionäre, 6 es war mir eine große Ehre und Freude, Anfang Oktober letzten Jahres den Vorstandsvorsitz der Zumtobel Group zu übernehmen. Ich habe seitdem ein Unternehmen kennengelernt, das dank seiner engagierten und hervorragend qualifizierten Mitarbeiter, seiner intensiven und langjährigen Kundenbeziehungen und seiner international etablierten Marken über ein enormes Potential verfügt. Unser Kerngeschäft ist Licht – eine faszinierende Materie, die Grundvoraussetzung ist für jegliche menschliche Wahrnehmung, die unsere Lebensräume definiert, unsere Emotionen anspricht und unsere Kreativität fördert. Als Unternehmen befinden wir uns in einer sehr spannenden Zeit, in der wir durch technologische Innovation – die digitale Lichtquelle LED und elektronische Lichtsteuerung – ganz neue Möglichkeiten schaffen, künstliches Licht zu generieren und Lichterlebnisse zu gestalten. In diesem Zusammenhang freut es mich sehr, dass wir mit Kjetil Thorsen, Mitbegründer und Partner von Snøhetta, Oslo, einen international renommierten Architekten für die Gestaltung des vorliegenden künstlerischen Geschäftsberichts gewinnen konnten. Unter dem Titel LIVING THE NORDIC LIGHT führt das KreativTeam von Snøhetta die Serie der künstlerischen Geschäftsberichte der Zumtobel Group in ihr 23. Jahr und setzt sich dabei auf besondere Art und Weise mit der Faszination des natürlichen Lichts auseinander. Mit diesem Bericht dürfen wir Sie einladen, das Phänomen des Lichts am Polarkreis zu entdecken, die nicht enden wollenden Tage im Sommer und die langen Nächte im Winter bis hin zu dem geheimnisvollen Polarlicht. Das NORDIC LIGHT prägt die Menschen im äußersten Norden Europas, ihre Kultur und ihr Leben in und mit der Natur. Konsequent stellen Kjetil Thorsen und das Snøhetta-Team deshalb Menschen am Polarkreis in den Mittelpunkt einer spannenden Entdeckungsreise. Wir möchten Sie mit dem vorliegenden Geschäftsbericht auch über wesentliche Entwicklungen der Zumtobel Group und ihrer Marken Thorn, Tridonic und Zumtobel im Geschäftsjahr 2013/14 informieren. In diesem Jahr haben wir im Unternehmen einige fundamentale Weichenstellungen eingeleitet. Mit dem Ziel, die Zusammenarbeit im Konzern deutlich zu verbessern und die Potentiale aus unserem Mehrmarkenansatz zu nutzen, haben wir das Unternehmen zum Dezember 2013 organisatorisch neu aufgestellt. In der neuen Struktur wird die Zumtobel Group nun deutlich unternehmerischer geführt, Synergien in Fertigung und Vertrieb werden maximal genutzt und die Innovationskraft gestärkt. Wir haben unsere Werke in beiden Segmenten in jeweils eine globale Organisation zusammengefasst, um Kostenstruktur und Auslastung zu verbessern. Für unsere Leuchten-Marken haben wir eine markenübergreifende Vertriebsorganisation etabliert, die in allen Regionen nah am Kunden das gesamte Portfolio von Zumtobel und Thorn vermarktet. Für alle drei Marken sowie unser Geschäft mit Handelswaren und OEM-Leuchten gibt es nun jeweils eine eigene Business Division, die die Aufgabe hat, Produktportfolio und Serviceangebot zu entwickeln, das Markenprofil zu schärfen sowie den Entwicklungs- und Markteinführungsprozess deutlich zu beschleunigen. Das Berichtsjahr 2013/14 stand für die Zumtobel Group zudem im Zeichen einer zunehmenden Stabilisierung der konjunkturellen Entwicklung in Europa. Der Konzernumsatz erreichte 1.246,8 Mio EUR, dies entspricht einer leichten Steigerung von 0,3% im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere die stetige Verbesserung im Jahresverlauf – im vierten Quartal lag das Umsatzwachstum bei 8,1% - stimmt dabei zuversichtlich. Erfreulich ist auch die Entwicklung unserer LEDUmsätze, die sich inzwischen auf 33,6% des gesamten Konzernumsatzes belaufen. Damit ist die LED-Technologie in einem breiten Marktsegment Realität geworden und ermöglicht Kunden wie Nutzern optimale Energieeffizienz und neue Möglichkeiten in der Gestaltung mit Licht. Auch mit Blick auf das operative Ergebnis gab es im Berichtsjahr eine positive Entwicklung. Das um Sondereffekte bereinigte EBIT der Zumtobel Group konnte von 35,7 Mio EUR auf 47,6 Mio EUR deutlich verbessert werden. Die Umsatz- 7 Zumtobel Group Vorwort CEO Geschäftsbericht 2013 |14 Zumtobel Group Preface CEO Annual Report 2013 |14 Dear Customers, Partners and Shareholders, 8 rendite (bereinigte EBIT-Marge) erreichte 3,8%. Abgeleitet von unseren neuen Unternehmensstrukturen sehen wir für die Zumtobel Group ein deutliches Potential, die Profitabilität weiter zu verbessern. Dazu haben wir im April für Vertrieb und Werksorganisation konkrete Restrukturierungsmaßnahmen identifiziert, die wir nun zügig umsetzen. Für die kommenden Jahre gehen wir von einem leicht wachsenden Marktumfeld aus. Dieser positive Trend verstärkt sich für die Lichtindustrie durch den Technologiewandel, das Thema Energieeffizienz sowie die Wachstumschancen in den neuen Märkten. Als Zumtobel Group wollen wir überdurchschnittlich von diesen Impulsen profitieren und haben uns deshalb zum Ziel gesetzt, in den kommenden drei Jahren um jeweils 3% bis 5% organisch zu wachsen und unsere Umsatzrendite bis ins Jahr 2016/17 schrittweise auf etwa 8% bis 10% zu steigern. Die Grundlage unseres Unternehmenserfolges aber sind und bleiben das Wissen und das Engagement unserer Mitarbeiter, unsere engen Beziehungen zu unseren Kunden, der Austausch im Netzwerk mit Wissenschaftlern, Technikern, Architekten und Planern – und unsere gemeinsame Faszination für die Materie Licht. Ich darf mich im Namen des gesamten Vorstands für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit im Jahr 2013/14 bedanken und wünsche Ihnen mit dem vorliegenden Geschäftsbericht eine inspirierende Lektüre. Ulrich Schumacher Chief Executive Officer, Zumtobel Group It was both a pleasure and a privilege for me to take over as CEO of the Zumtobel Group in early October last year. Since then I have got to know a company which, thanks to its committed and highly qualified staff, its intensive and long-standing customer relations and its internationally established brands, has enormous potential. Our business revolves around light – a fascinating material that forms the basis of all visual perception, defines our living space, addresses our emotions and promotes our creativity. For us as a company these are very exciting times in which technological innovations – in the shape of LEDs as digital light sources and electronic lighting control – are opening up whole new ways of generating artificial light and creating lighting experiences. Against this backdrop I am delighted that the internationally renowned architect Kjetil Thorsen, Founding Partner of Snøhetta, Oslo, agreed to design year’s annual report. Under the heading of LIVING THE NORDIC LIGHT, the creative team at Snøhetta has taken the Zumtobel Group’s series of artistic annual reports into its 23rd year with a very special take on the fascination of natural light. In this report, we invite you to discover the phenomenon of light in the Arctic Circle, with its never-ending summer days and long winter nights, all the way to the mysterious northern lights. NORDIC LIGHT shapes the people on the northern fringe of Europe, their culture and their symbiotic relationship with nature. Consequently, as they lead us on an exciting voyage of discovery, Kjetil Thorsen and the Snøhetta team keep the spotlight firmly on people in the Arctic Circle. This annual report is also designed to inform you about the key developments at the Zumtobel Group and its Thorn, Tridonic and Zumtobel brands in the 2013/14 financial year. In the course of this year we have made some fundamental changes to set the stage for the future. To arrive at a substantial improvement in collaboration within the Group and utilise the potential of our multi-brand approach, in December 2013 we reorganised the company. With its new structure, the Zumtobel Group is now managed in a far more entrepreneurial manner, leveraging synergies in 9 Zumtobel Group 10 Preface CEO Annual Report 2013 |14 production and sales to the greatest possible extent and strengthening the Group’s innovative power. In order to improve cost structures and capacity utilisation, we have brought together our production plants to form a global organisation for each segment. For our lighting brands we have set up a cross-brand sales organisation located close to the customer, which markets the entire Thorn and Zumtobel portfolio in all our sales regions. There is now a business division for each of the three brands and another for OEM luminaires and third-party products. Each business division is tasked with the ongoing development of the product portfolio and service offering, as well as with sharpening the brand profile and realising a clear acceleration in the time-to-market process. For the Zumtobel Group the 2013/14 reporting year was also marked by an increasingly stable economic backdrop in Europe. Consolidated revenues totalled EUR 1,246.8 million which equates to a modest 0.3% increase over the prior year. In particular the continuous improvement in the course of the year – with revenue growth reaching 8.1% in the final quarter – gives cause for optimism. Another gratifying aspect is the development of our LED sales, which now account for 33.6% of total Group revenues. This means that LED technology has taken a firm hold across a broad market segment, bringing customers and end-users alike optimum energy efficiency and new opportunities for the creative use of light. The Zumtobel Group’s operating result also showed a positive development in the reporting year. Adjusted for special effects, Group EBIT showed a marked improvement from EUR 35.7 million to EUR 47.6 million. The return on sales (adjusted EBIT margin) reached 3.8%. With our new corporate structures in place, we can see substantial potential for a further improvement in the profitability of the Zumtobel Group. To this end, in April we defined concrete restructuring measures for the sales sector and plant organisation which we are now rapidly implementing. Zumtobel Group Preface CEO Annual Report 2013 |14 For the next few years we are anticipating modest growth in our business environment. For the lighting industry, this positive trend is further reinforced by three factors: the technology shift from conventional to LED lighting, the topic of energy efficiency and the growth opportunities offered by emerging markets. At the Zumtobel Group we are aiming to outperform the market in benefiting from these developments. We have therefore set ourselves the goal of achieving annual revenue growth of 3–5% over the next three years and progressively increasing our return on sales to approximately 8–10% by the 2016/17 financial year. The basis for our corporate success, however, remains the knowledge and commitment of our employees, our close relations with our customers, the dialogue with our network of researchers, technicians, architects and lighting designers, and our shared fascination with the material that is light. On behalf of the entire Board of Management I would like to thank you for our close and positive collaboration in the 2013/14 financial year. I hope you find this annual report makes inspiring reading. Ulrich Schumacher Chief Executive Officer, Zumtobel Group 11 Vorwort Kjetil Thorson Vorwort eines Architekten Gestern und heute nördlich des Polarkreises Zeit ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden menschlichen Licht-, Raum- und Landschaftserlebnisses. Gelebte Zeit ist die Offenbarung andauernder Beziehungen zwischen aufeinanderfolgenden Ereignissen und den wechselnden Bedingungen der physikalischen Umgebung, die diese Ereignisse beeinflussen.1 Der Jahresbericht 2013/14 der Zumtobel Group konzentriert sich auf die unwiderrufliche und gegebene Beziehung von Licht und Lichtmangel, gelebter Zeit und individueller Wahrnehmung dieser Beziehungen. Da es keine andere Wahl gibt, als im regelmäßigen Rhythmus von Tag und Nacht, von Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter zu leben, kann unsere Neugierde über diese Dinge am besten von Menschen gestillt werden, die ein langes Leben hinter sich haben. Wäre es möglich, einige individuelle Erfahrungen über die Existenz von Licht und Schatten sowie von Dunkelheit zu erfassen und zu dokumentieren, zum einen vor und zum anderen nach Einführung der Elektrizität? Uns inspiriert die Tatsache, dass das Alter zu einer Art Know-how avanciert ist. Menschen, die Anfang des letzten Jahrhunderts geboren wurden, sind die letzte noch lebende Generation in der westlichen Welt, die diese Veränderungen und ihre enormen physischen Auswirkungen unmittelbar erlebt haben. Diese Generation wird zum letzten Zeugen von Industrialisierung, zwei Weltkriegen, Revolutionen, weltweit sich ändernden Mobilitätsmustern und der Macht der Veränderungen durch das digitale Zeitalter. Gleichzeitig war es uns auch wichtig, dass diese älteren Menschen in einer charakteristischen Umgebung leben sollten, mit leicht zu verstehenden, offensichtlichen Umweltkontrasten. Je weiter südlich oder nördlich wir uns auf dem Planeten befinden, desto relevanter ist die An- und Abwesenheit von Licht, was große Auswirkungen auf das Planen und Durchführen von alltäglichen Aufgaben hat. Beeinflussen dunkle Winter und helle Sommer das bewusste und unbewusste Verhalten von Bewohnern solcher Regionen im Laufe ihres Lebens? Haben sie Auswirkungen auf ihre Psyche oder persönliche Entscheidungsfindung? Treffen Menschen irgendwelche 13 14 15 Vorwort Kjetil Thorson besonderen Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf Lichtverhältnisse? Verhalten sich Bewohner in diesen extremen Hemisphären anders oder entwickeln sie unentdeckte Fähigkeiten, verglichen zu Menschen, die näher am Äquator leben? In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Erforschung von Licht als wichtiger Einflussfaktor auf Psychologie und Physiologie drastisch erhöht. Das durch diese Forschung entwickelte Wissen deutet auf notwendige Anpassungen des Lebensstils hin.2 Wir haben uns auch für das Licht an sich interessiert, u.a. für die Qualitäten und Spektren, die in diesen Teilen der Welt gefunden werden. Ausgehend von kompletter Dunkelheit und kompletter Helligkeit wollten wir untersuchen, ob bestimmte Arten von Tageslicht und Lichtfarben, das Leben unter einigen individuellen Gesichtspunkten beeinflussen. Wir entschieden uns, nach vier ca. hundert Jahre alten Menschen in der Nähe oder nördlich des Polarkreises (66°33‘44“N) zu suchen, die bereit wären, uns zu helfen. Zwei sollten in Schweden leben und zwei in Norwegen. Wie sich herausstellte, gab es im Mai 2014 deutlich mehr Hundertjährige in Nordnorwegen als in Nordschweden (36 in Norwegen und 8 in Schweden). Dies spiegelt zum einen die aktuelle Bevölkerungsdichte in den beiden Regionen wider, zeigt aber auch welch unterschiedliche Politik ausgeübt wurde, sowie welche Entvölkerungsstrategien von beiden Länder in den letzten hundert Jahren verfolgt wurden.3 Die Fehlerspanne von Ergebnissen einer solchen Studie ist natürlich groß. Ein subjektiver, künstlerischer Ansatz schien besser geeignet, so dass sich Leser ihre eigene Meinung über den Inhalt dieser Veröffentlichung bilden können. Der visuelle Ausdruck jeder einzelnen Person wurde bei Tageslicht eingefangen. Durch ein 3-D-Scannen ihrer Köpfe haben wir ihre körperliche Umgebung im gleichen Zeitfenster auch einfrieren lassen. 17 Vorwort Kjetil Thorson Preface Kjetil Thorson Preface by an Architect Today and Yesterday above the Artic Circle 18 Das Dokumentieren ihrer Geschichten, ihrer Stimmen, ihrer Bilder, ihrer Köpfe und ihrer Umgebung war wie ein historischer Moment. Wir fingen Geschichten von vier Menschen ein, die länger als die meisten gelebt haben, deren Leben unmittelbar von ihrer Umgebung beeinflusst wurde und als Antwort auf diese zu verstehen ist.4 Kjetil Trædal Thorsen, Oslo und Snøhetta, 01.06.2014 – 1. 2. 3. 4. Ein Onkel von mir hat das Rauchen bis zum Tag als er starb stark verteidigt. Er äußerte diese Meinung wann immer er konnte, und begründete sie mit der Tatsache, dass er vor, während und nach jeglicher sinnvollen Begegnung mit Menschen, Situationen und Plätzen geraucht hätte. Die Zigarette als Zeit-OrtReferenz wurde nur relevant, da sie ein allgegenwärtiges Objekt für einen Kettenraucher war. Alles was er tat, tat er mit einer Zigarette. Interessierte Leser sollten sich die Mai/Juni Ausgabe von Intelligent Life ansehen, die von The Economist herausgebracht wurde. Hammerfest im nördlichen Norwegen (70°39’N) war die erste Stadt in Nordeuropa die im Jahr 1891 das elektrische Licht einführte. Trotz eisiger Außentemperaturen überfluteten die Menschen die Straßen Hammerfests mehrere Wochen lang, um das Wunder mit eigenen Augen bestaunen zu können. Als andauernde Erinnerung an diese besonderen Umgebungen haben wir Sensoren, die die verschiedenen Lichtverhältnisse an allen vier Standorten erfassen, installiert. Diese senden Live-Werte, die am Computer als Bildschoner angezeigt werden. Time is an integral part of any human light/space/landscape experience. Lived time is the manifestation of continuous relationships between sequential events and the fluctuating conditions of the physical surroundings influencing those events.1 This 2013/14 annual report from Zumtobel Group focuses on irrevocable and inherent relationships of light or lack of light, lived time and individual perceptions of these relationships. Because there is no choice but to live within the regular rhythm of day and night, of spring, summer, autumn and winter, our curiosity about these matters can best be satisfied by people who have lived long lives. Would it be possible to capture and document some individual experiences related to the indisputable presence of light and shade, and the indisputable presence of darkness, before and after the introduction of electricity? Our inspiration is the fact that age has become a kind of expertise. People born in the beginning of the last century are the last living generation to have experienced changes that have had a tremendous physical impact on humanity in the western world. Their lived timespan makes this generation the last witnesses of two world wars, worldwide changes in mobility patterns, power supply transitions, revolutions, industrialisation and the overwhelming introduction of the digital era. At the same time, it was also essential that the surroundings in which these elderly people live their lives should be strong and definite, with obvious environmental contrasts that are easy to comprehend. The further south or north we are on the planet, the more relevant the presence and absence of light is to our ongoing efforts to plan and carry out everyday tasks. Do dark winters and bright summers influence the conscious or unconscious behaviour of inhabitants of such areas over the course of their lives? Do they experience effects on their psyche or personal decision-making? Do people take any particular precautions with respect to lighting conditions? Do inhabitants behave differently under these skies, or develop undiscovered capabilities compared with people closer to the equator? 19 Preface 20 Kjetil Thorson In the past twenty years, research on light as an important factor influencing psychology and physiology has increased dramatically. The knowledge developed through this research may indicate necessary lifestyle adaptations or practices.2 We were also interested in the light itself, the qualities and spectra found in these parts of the world. Along with complete darkness and complete brightness, we wanted to investigate whether particular types of daylight and light colour might affect lived life from some very individual points of view. We decided to look for four roughly hundred-year-old people near or north of the Arctic Circle (66°33’44“N) who would be willing to help us in our endeavour. Two should be in Sweden and two in Norway. As it turned out, there were significantly more centenarians in northern Norway than in northern Sweden as of May 2014 (36 in Norway and 8 in Sweden). This reflects the current population densities in these two areas, but also tells the story of how differing political attitudes and depopulation strategies over the last hundred years have been deployed in the two countries.3 The margin of error in any conclusions based on such a study is obviously large. A subjective, artistic approach seemed more appropriate and playful, leaving readers to make up their own minds about the content of this publication. The visual expression of each individual was captured in daylight, freezing their faces in a daylit timeframe. By 3-D scanning their heads, we also froze them physically within the same timeframe. Documenting their stories, their voices, their images, their heads and their environment felt like a historical intervention. We captured elements of the history described by four people who have lived longer than most, whose lives have been directly influenced by their physical surroundings and contextualised by their response to their surroundings.4 Kjetil Trædal Thorsen Oslo and Snøhetta, 01.06.2014 Preface 1. 2. 3. 4. Kjetil Thorson An uncle of mine strongly defended smoking until the day he died. He voiced this opinion whenever he could and based it on the fact that he was smoking before, during and after any meaningful encounter with other people, situations or places. The cigarette as a time-place reference only became relevant because it was an ever-present object for a person smoking all the time. Everything he did, he did with a cigarette. Interested readers should see the May/June 2014 issue of Intelligent Life, published by The Economist. Hammerfest in northern Norway (70°39’N) was the first city in northern Europe to introduce outdoor electric lighting in 1891. Despite frigid outdoor temperatures, people flooded the streets of Hammerfest for weeks to experience the wonder. As a continuous reminder of these specific environments, we have located sensors capturing the different light conditions in all four locations, broadcasting them live for use as computer screensavers. 21 Zumtobel Group Hundertjährige blicken zurück / Centenarians Looking Back Living the Nordic Light Ein Portrait von Olaug Bastholm Geb. 6. Februar 1914 Berlevåg, Finnmark, Norwegen Åsne Seierstad Das Meer necken „Vor ein Uhr brauchst du nicht anzurufen“, sagt sie am Telefon. „Da bin ich draußen und gehe spazieren.“ Es ist Ende Mai. Ich fahre Richtung Norden, verlasse ein Oslo in voller Blüte, die Straßen duften nach Flieder, die Wälder nach Maiglöckchen. Tausend Kilometer weiter nördlich und fünfzehn Grad kühler muss ich umsteigen. Eine kleine Propellermaschine wartet auf dem Rollfeld in Tromsø. Die Maschine fliegt die Milchroute entlang der norwegischen Küste, mit einem Stopp alle Viertelstunde. Eine Art Lebensader für den Norden — Mehamn — Hasvik — Sørkjosen — Båtsfjord — Vardø — Vadsø — Honningsvåg — Fischerdörfer oder kleine Orte mit jeweils nur ein paar tausend Einwohnern. Auf den Gipfeln liegt noch Schnee, weiße Bergspitzen strecken sich uns entgegen. An einigen Stellen kann man Spuren von Tourenskifahrern sehen, Stromleitungen, vereinzelte Häuser, Schiffe auf dem Wasser. Das Meer funkelt unter uns. Manchmal blau, manchmal grau, fast schwarz, mit weißen Schaumkronen. Auf den Ebenen, wo der Schnee geschmolzen ist, sieht man das strohgelbe Vorjahresgras verdorrt und tot auf der Erde liegen. Das neue Gras sprießt noch nicht. Der Frühling schleicht sich so weit im Norden nur langsam an den Winter heran, bevor er endlich in einem kurzen, intensiven Sommer aufspringt, in Licht gebadet. Die Landschaft in Norwegens nördlichster Provinz, der Finnmark, besteht aus flachen Ebenen, Bergen und Steinen. Es gibt hellere Granit, dunkleren Granit und fast weiße, glänzende Felsblöcke. Hier wachsen außer niedrigen Weiden und Wacholderbüschen keine Bäume. Der Winter ist zu hart, der Wind zu kräftig. Entlang der Küste ragen gezackte Klippen direkt aus dem Meer hoch. Ein Fischerdorf taucht auf. Ein Kai. Schiffe. Ein Anlegeplatz. Kräne. Eine neue Landebahn. Ich bin angekommen. Der Besitzer des Taxis von Berlevåg, der die Einwohner des Ortes und ihre Gäste fahren soll, wartet auf mögliche Passagiere. „Arkitekt Adlers gate 7“, sage ich. „Dann wollen Sie zu Olaug“, stellt er fest. „Das ist die agilste Frau in ganz Berlevåg.“ Es herrschen einige Grade plus. Der Wind weht. Wir fahren am Gemeindewappen von Berlevåg vorbei. Auf ihm sind Wellen zu sehen, die gegen ein Ufer rollen. Die 27 Olaug Bastholm 28 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Häuser, an denen wir vorbeifahren, sind gelb, rot, weiß, grün und blau. Die Menschen damit sie schwerer bei rauer See voneinander gerissen werden können. Draußen in der Finnmark mögen es gern bunt. Die Natur kann so eintönig sein, da soll man auf Veines, wo Olaug an schönen weißen Stränden aufwuchs, waren die Menschen die Häuser sehen können. oft von Berlevåg abgeschnitten, weil das Meer die Straße überspülte. Als wir angekommen sind, weigert der Fahrer sich, Geld anzunehmen. „Nein, Die Liste derjenigen, die das Meer mit sich genommen hat, ist lang auf dem kommt gar nicht in Frage“, wehrt er ab und zeigt auf Olaug Bastholms Haus. „Hier Gedenkstein in Berlevåg. Oft haben sie die gleichen Nachnamen, eine Familie wohnt die agilste Hundertjährige in ganz Norwegen.“ betreibt häufig ein Schiff zusammen. Zwei Brüder, zwei Brüder und ein Cousin. Vater Vor dem Haus stehen ein Tretschlitten und ein Rollator. Ersterer mit Kufen, Letzterer mit Rädern. Beim Nachbarn stehen ein paar Schneemobile, halb auf und Sohn. Vater und zwei Söhne. Kinder. Das Meer gibt und das Meer nimmt, das ist ein Sprichwort hier. Schnee, halb auf Gras, zusammen mit einigen Fahrrädern. Es ist kein Mensch zu sehen. Wir sitzen am Küchentisch. „Da, wo das Leben sich abspielt“, sagt Olaug, im Eine Treppe führt zu einer überdachten Veranda hinauf. Die Tür ist nur angelehnt. Gegensatz zum Wohnzimmer. Sie kann sich an mehrere Spielkameraden erinnern, Ich klopfe, kein Geräusch ist zu hören. Ich betrete das Haus. Auf dem Flur hängen die sie verlor. Den Vierjährigen, der durch ein morsches Brett auf dem Anleger eine rote und eine beigefarbene Windjacke und ein Regenmantel. Ein Paar Schuhe stürzte. Der Nachbar, der aufs Meer geweht wurde. stehen ordentlich aufgereiht, ein Schuhanzieher lehnt an der Wand. Weiter führt Im Laufe der letzten hundert Jahre ist das Leben sicherer geworden. Es sind eine Glastür direkt in die Küche, auch sie ist nur angelehnt. Olaug hat mich Rettungsdienste eingerichtet worden. Wachzentralen. Warnanlagen. Es gibt gehört und kommt mir entgegen. Rettungswesten und Blitzableiter. Sie ist zierlich und dünn, das weiße Haar weich. Es schmiegt sich um ein schönes Das Leben war gefährlicher, als Olaug 1914 geboren wurde. Die Leute mussten Gesicht. Eine Hand wird vorgestreckt. Der Handdruck ist kräftig. Sie lächelt. Sie sehen, wie sie zurechtkamen. Es gab Stürme. Es gab Raubtiere. Es war kalt. Eines hat etwas Munteres, Mädchenhaftes an sich. Tages, als Olaugs Vater Olaf auf Fuchsjagd den Risfjord hinauf gegangen war, „Willst du einen Kaffee?“, fragt sie mich. schoss er sich sein eigenes Auge aus. Er ging mit der geschulterten Büchse zurück Erzählt dann, dass sie keinen Kaffee mehr aufgießt, sondern nur noch Pulverkaffee nach Hause, fand ein Fischerboot, das ihn ins Krankenhaus nach Vardø brachte. trinkt. Seit sie allein ist, sieht sie es als Verschwendung an, nur für sich allein Dort bekam er ein Auge aus Glas, lernte mit dem linken Auge zu zielen. In der Kaffee zu kochen. Denn sie kippt nicht gern etwas weg, erzählt sie weiter und stellt nächsten Saison war er erneut auf Fuchsjagd, stellte Fallen auf und wartete am zwei Tassen hin. Gibt in jede einen Teelöffel Kaffee. Ufer auf die Beute. Er bekam einen guten Preis für die Felle. Gastfreundschaft und Genügsamkeit können als die beiden Tugenden von Berlevåg angesehen werden. Gib von dem, was du hast, aber nimm nicht mehr, als du brauchst. Olaug und ihre drei Schwestern arbeiteten von Kindesbeinen an. Mit kleinen, Die Menschen hier hoch im Norden sind direkter, offenherziger als die meisten schnellen Fingern flickten sie Netze, säuberten und ordneten die Angelschnüre Norweger. Vielleicht liegt es daran, dass sie eher im Pakt mit der Natur leben als mit den vielen Haken. Die Schnüre wurden über einen Stempel gewickelt. Sie die im Süden, in den großen Städten. wurden mit einem Haken darin befestigt und in Kreisen übereinandergelegt. Jeder Im Einklang mit der Natur zu leben, das bedeutet unter anderem auch, im Kampf mit ihr, ihren jähen Wechseln unterworfen zu sein. Aber immer ganz nahe an ihr. Haken wurde in den Holzstempel gesteckt, damit es leichter war, den Köder daran zu befestigen, bevor die Schnur am nächsten Tag wieder ins Meer geworfen wurde. Die Mole, die Schutz geben soll, wird immer wieder von den Wellen zerstört. Die Das war Mädchenarbeit. Sie arbeiteten im Akkord. Olaug war flink. „Aber nicht so Ingenieure haben dreiköpfige Betonklötze konstruiert, die ineinander greifen, schnell wie Dagny Hansen“, erinnert sie sich an die Kindheitsfreundin, die vor 29 Olaug Bastholm 30 70°51’28”N, 29°5’5”E vielen Jahren gestorben ist. Während die Mädchen die Schnüre vorbereiteten, säuberten die Jungs Berge von Mies— und Herzmuscheln als Köder. Muscheln wurden nicht als Nahrung für Menschen angesehen. Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E „Aber deren Eier lasse ich in Ruhe“. Sie lacht: „Das sind gute Nachbarn.“ Nebeneinkünfte waren während Olaugs Kindheit und Jugend wichtig. Die Nester der Möwen, Eiderenten und Kormorane an den Berghängen und den Vogelfelsen Dorsch, Schellfisch, Seehund und Wal dagegen, das war der beste Fang. Große wurden von hungrigen Fingern geplündert. Auch die Vögel wurden gegessen. Olaug Walfangschiffe stachen von Berlevåg und den anderen Fischerdörfern aus in die spricht vom Kormoran. „Der hat einen langen Hals, einen kräftigen Körper, da ist See. In Mehamn gab es eine Walkocherei, einen Betrieb für die Walverarbeitung. viel Fleisch dran. Aber jetzt steht auch er unter Artenschutz“, schimpft sie. „Was Wenn die Schiffe einfuhren, war der Kai voll mit Männern. Alle Teile des Wals wurden dazu geführt hat, dass es viel zu viele von ihnen gibt, und der Kormoran ist ein benutzt, vor allem der Speck war gefragt, aus ihm wurde Öl gekocht, das zum Heizen Meister darin, Dorschlaich zu fressen.“ und für Lampen benutzt wurde, aus Walknochen wurden Webschiffchen, Nadeln und Stricknadeln gefertigt. Als Kind war Olaug mit ihrem Vater auf Seehundjagd. Sie saß hinten im Boot und sah gespannt zu, wenn der Vater das Gewehr hob und schoss, sobald der Seehund auftauchte, um Luft zu holen. Sie half, das schwere, glatte Tier an Bord zu ziehen. Der Seehund war so fett, dass er nicht unterging, wenn er geschossen worden war. Er schwamm aufgrund seines Specks oben. Ich bin gekommen, um mit ihr über das Licht zu sprechen. Das arktische Licht. „Ach, darüber gibt es nicht viel zu sagen“, zögert sie. Ich frage nach den wechselnden Jahreszeiten. Mittsommernachtssonne. Die dunkle Winterzeit. „Es ist hell, wenn es hell ist und dunkel, wenn es dunkel ist“, erwidert sie nur. Sie lacht. Sie lacht oft. Ein frohes Gemüt hat sie auf jeden Fall. Wir reden über die „Seehundsteak, meine Güte, ist das leckeres Fleisch!“, schwärmt Olaug an ihrem Kindheit. Es ist schon merkwürdig, bei beiden Hundertjährigen, die ich in Nord- Küchentisch. Seehundfleisch ist fast schwarz, mit einer dicken Speckschicht. norwegen besucht habe, sind es die ersten zehn, zwanzig Jahre, über die sie am Heute werden die Tiere kaum noch gejagt, es gibt keinen Markt dafür, die EU hat es meisten erzählen können. Die folgenden achtzig, neunzig, von denen wird nicht so verboten. Olaug schimpft, dass die Seehunde in aller Ruhe die Fische fressen viel Aufhebens gemacht. können, sie haben keine natürlichen Feinde mehr und zerstören Netze und „Wir waren die ganze Zeit draußen, ganz gleich, wie das Wetter war“, erzählt Angelschnüre. Die Walfangquote ist auch gering. Walfleisch ist kein übliches sie. Im Haus war man um zu schlafen und zu essen. Ansonsten wollte die Mutter sie Nahrungsmittel mehr, sondern eine Delikatesse für wenige. Die Walfänger waren nicht drinnen haben. Weg vom Herd, von der Petroleumlampe, vom der großen Wäsche zu effektiv, mehrere Arten laufen Gefahr, ausgerottet zu werden. Es gibt vieles, was und dem Backen von „lefse“, weichen Fladen. Und die Kinder fanden immer etwas nicht mehr erlaubt ist von den Dingen, die die Menschen vor hundert Jahren ge- Neues. Sie kann sich nicht daran erinnern, dass sie jemals Freundinnen mit ins macht haben. Wie beispielsweise die Eier von Kormoranen und Eiderenten zu sammeln. Haus brachte und mit ihnen drinnen spielte oder dass sie eine Puppe besaß. „Aber Möweneier sammle ich immer noch“, lacht Olaug. „Die schmecken auch gut. „Hast du auf dem Weg hierher Kinder gesehen?“, fragt Olaug und gibt selbst die Und sie sind dreimal so groß wie Hühnereier“, erklärt sie und zeigt mit beiden Antwort: „Nein, die Kinder spielen nicht mehr draußen. Sie sind drinnen. Sie kommen Händen die Größe. nicht von allein auf irgendwelche Dinge. Sie hocken nur da und starren auf den Vom Küchenfenster aus schauen wir auf den Garten hinter dem Haus, auf dem Bildschirm oder drücken irgendwelche Knöpfe. Was für ein Teufelswerk. Was soll noch mehrere Meter hoher Schnee liegt. Im Schornstein des Nachbarn baut aus ihnen werden? Wenn sie nie selbst eigene Ideen haben? Nie so getan haben, als ein Möwenpaar sein Nest. Sie kommen die ganze Zeit mit steifem Vorjahresgras wäre ein Tannenzapfen eine Kuh, eine Muschel ein Schaf? Kriegen alles fix und angeflogen. „Die kommen jedes Jahr wieder“, lächelt sie. fertig vorgesetzt. Das frage ich mich. Wir haben Prellball gespielt, Fußball, Ball 31 Olaug Bastholm 32 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E an die Wand. Oder Stöcke geworfen. Darum gewetteifert, wer ihn am weitesten werfen dass das Nordlicht gefährlich sei. Man durfte ihm nicht winken, auf jeden Fall kann. Haben bei Ebbe Muscheln gesucht, Wege gebaut. Die rote Muschel, die war nicht mit etwas Weißem. Was sie aber dennoch taten. Natürlich machten sie das. unser Pferd, die runden waren Kühe, die kleineren Ziegen. Und dann haben wir das Das Meer wurde geneckt, das Nordlicht herausgefordert. Das Leben war ein Spiel. Meer geneckt.“ Sie erklärt, was sie meint: „Das Meer rollt folgendermaßen. Erst „Der erste Schnee war immer etwas Besonderes!“, ruft sie aus. Mit dem Schnee kommen drei kleine Wellen, dann eine große. Drei kleine, eine große. Dann sind wir wurde die Natur heller, er reflektierte die wenigen Sonnenstrahlen, die sie noch er- dem Meer hinterhergelaufen und es ging darum, nicht nass zu werden. Wir konnten reichten. Ab September nahm die Dunkelheit Überhand, im November war die Sonne nicht schwimmen. Niemand konnte schwimmen. Selbst die Fischer konnten nicht ganz verschwunden. „Dann mussten wir warme Kleidung anziehen“, stellt Olaug fest. schwimmen. Deshalb sind so viele ertrunken. Denn wenn einer ins Wasser gefallen Der Vater nähte „skaller“, Lappenschuhe für sie. Das hatte er von den Samen ist, dann kann er bei den Temperaturen, die hier oben herrschen, nur wenige gelernt. Es waren Stiefel aus mit Birkensaft gegerbtem Rentierleder, das Fell nach Minuten im Meer überleben. Übrigens, das Meer necken, das mache ich immer noch! innen, die Haut nach außen. Die Sohle war aus Seehundleder. Die Stiefel wurden Wenn ich das Meer nicht mehr necken kann, dann ist es vorbei. Ich laufe so weit wie mit Riedgras gefüttert, das sie im Spätsommer ernteten, es isolierte viel besser möglich hinaus und dann wieder zurück, bevor das Wasser mich einholt.“ als Wollsocken. Um die Waden hatten sie Leder, das „bellinger“ genannt wurde und Die vier Schwestern arbeiteten nachmittags und in den Schulferien. Wenn sie die mit bunten Schnüren festgebunden wurde. „In denen konnte man gut springen und Angelschnüre nicht präparierten, halfen sie bei den Haustieren. Im Sommer musste laufen“, erinnert Olaug sich. Diejenigen, die samische Kleidung trugen, bei der Futter beschafft werden. Sie hatten einige Haustiere, aber viel zu wenig Futter für sie. Winterarbeit wie auch beim Spiel, kamen am besten zurecht, Rentierfell von Kopf „Ja, du hast dich doch sicher hier umgesehen?“, fragt Olaug. „Hier ist es karg bis Fuß, wie Roald Amundsen es auch tat, als er den Südpol eroberte — zwei Winter wie auf der Rückseite des Monds!“ Aber es gibt eine üppige grüne Insel vor Berlevåg, Kongsøya, auf ihr wächst bevor Olaug geboren wurde. Denn an Wollhosen, wie diejenigen trugen, die nicht wie die Urbevölkerung herumlaufen wollte, blieb der Schnee in großen Klumpen hängen. saftiges Gras auf einer Hochebene. Jeden Sommer ruderten sie hinaus, die Mädchen und der Vater. Er mähte das Gras, die Mädchen folgten ihm und harkten es zusam- Wenn die Welt am dunkelsten war, stellte der Vater einen Besenstiel in der Stube men. Sie sammelten das Gras in großen Ballen, denen sie einen kräftigen Tritt auf. In ihn hatte er Löcher gebohrt und Wacholderzweige darein gesteckt. Sie gaben, so dass sie den Berg hinunterrollten, bis ans Ufer. Dort schoben sie die wurden mit Krepppapier geschmückt. Und Kerzen wurden angezündet. Am Morgen des Grasballen auf Planken und rollten sie aufs Boot, bevor sie zurück nach Berlevåg Heiligabends wurden die Kinder geweckt und in die gute Stube geführt, die nur zu ruderten. Am Kai luden sie die Ballen ab, spießten sie auf Heugabeln und sammelten besonderen Anlässen benutzt wurde. das Gras auf Reutern, Drahtleinen, damit es trocknen konnte. Das machten sie den ganzen hellen Sommer über. „Wenn der Herbst kam, wenn die Dunkelheit kam, und wir zwischen den Reutern „Ein Meer von Lichtern!“, erinnert Olaug sich. In der kleinen Stube hing eine bessere Lampe, mit einer goldenen Kuppel und Glasverzierungen. Sie wurde nur einmal im Jahr zu Weihnachten angezündet. Verstecken spielen konnten …“ erzählt Olaug verträumt. „Das war spannend, da ist Es gab Fleisch und es gab Kuchen. Licht. Glück. Den Duft von Wacholder. Feuer in so einiges passiert!“ Wieder lacht sie. den Öfen von morgens bis abends. „Im Herbst wurde es schnell dunkel. Es kam ein blaues Licht. Manchmal war es Wenn die Kohle von Spitzbergen nicht reichte, verbrannten sie Torf, um die Wärme grün, lila. Das Nordlicht. Hin und wieder reckte es einen Arm hervor. Es streckte zu halten. Feuerholz zu finden, das war Aufgabe der Kinder. Es war schwere Arbeit, die Zunge aus. Es wollte uns fangen.“ Olaug wuchs auch mit dem Aberglauben auf, Torf zu stechen. Sie gruben ihn in großen Klumpen im Moor heraus, schnitten ihn in 33 Olaug Bastholm 34 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Scheiben und trockneten ihn, bevor sie ihn in großen Säcken mit dem Pferd trans- bis über ihren Kopf hochwehen. Sie starteten unter ungleichen Bedingungen, und portierten. Als Mädchen fuhr Olaug selbst eine Ladung Torf nach der anderen zum so konnten die Jungs problemlos den Sieg einheimsen. Haus. In allen Küchen gab es eine Torfkiste neben dem Herd. Ein Metallkasten mit Sie vermisst das Skilaufen. Den Berg hinaufgehen. Hinunterfahren. Deckel. Das war der beste Platz zum Lesen, in der Nähe der Flammen, oder um zu Olaug ist bekannt dafür, dass sie läuft. Morgens und abends. Sie springt auf spielen, wenn der Wind so stark war, dass sie nicht in die Schule gehen konnten. Schon zwischen den beiden Weltkriegen kam die Elektrizität nach Berlevåg. dem Trampolin, zusammen mit den Enkelkindern, sie macht bei der Herzgymnastik die tiefsten Kniebeugen — wenn sie nicht bei Niedrigwasser am Ufer spielt. Der Strom war nur für die Beleuchtung gedacht, nicht zum Heizen, und schon vor Aber sie hat Angst hinzufallen. Das Gleichgewicht ist nicht mehr wie früher. dem Zweiten Weltkrieg gab es Straßenbeleuchtung in dem Fischerdorf. Alle Dochte Also geht sie lieber. in den Petroleumlampen in der Schule wurden durch elektrische Glühbirnen ersetzt. „Oje, anfangs war das ein ziemliches Hin und Her mit dem Licht“, erinnert Eine elegante beigefarbene Jacke. Ein Kopftuch umgebunden. Und in NikeSchuhen wie die eines Hipsters in London. Schwarz mit einem weißen Bogen. Olaug sich. Immer wieder fiel der Strom aus und da die Petroleumlampen aus den Jeden Tag geht sie neue Wege. Sonst wird es zu langweilig. Bei jedem Wetter, in Klassenräumen entfernt worden waren, bekamen die Kinder meistens schulfrei, wenn der Sonne und in der dunklen Zeit. Olaug kann sich kaum daran erinnern, dass das der Strom ausfiel. In der dunklen Zeit, wohlgemerkt. Dann war es draußen dunkel Wetter einmal so schlecht war, dass sie auf ihren Spaziergang verzichtet hat. Und und drinnen dunkel, und die Kinder wurden nach Hause geschickt. Und Licht- davon, dass man drinnen hocken bleibt, wird das Wetter auch nicht besser. Johnsen vom Lichtwerk musste losgehen und herausfinden, welcher Mast dieses Mal umgeweht worden war, und wo die Leitung unterbrochen war. Das konnte seine Zeit „Wollen wir eine Runde gehen?“, fragt sie. „Wir können doch nicht den ganzen Tag dauern. Das Gebiet war groß, und die Masten wurden ja dann umgeweht, wenn ein nur Kaffee trinken.“ Wetter herrschte, beim dem man kaum vor die Tür gehen konnte. Draußen steht der Rollator. Sie braucht ihn zur Sicherheit, erklärt sie. „Weißt Die meisten Einwohner waren schlauer als die Gemeinde. Sie verabschiedeten du, in meinem Alter darf man sich keinen Knochen mehr brechen.“ Aus einem kleinen sich erst von ihren Petroleumlampen, als sie wussten, dass sie sich auf den Strom Korb mit Deckel, der am Lenker hängt, holt sie ein Paar Handschuhe heraus. Die verlassen konnten. liegen das ganze Jahr dort. Es ist Frühling, es sind drei Grad und die Luft ist frisch. „Aber hier wird es ja schnell wieder hell“, sagt Olaug, als sie der Meinung ist, Wir brauchen Handschuhe, Mütze und Schal. dass wir lange genug über die Dunkelheit geredet haben. „Im Februar ist die Sonne Wir gehen die Arkitekt Adlers gate hinunter zum Kai. Rolf Adler war verantwort- zurück. Alles lebt auf. Das ist ein schönes Gefühl. Die allerbeste Zeit ist jetzt. lich für den Wiederaufbau Berlevågs nach dem Krieg. Das ganze Fischerdorf war im Der Maimonat. Wenn die Mittsommernachtssonne naht und der Schnee noch liegt. Herbst 1944 niedergebrannt worden, als die Rote Armee auf dem Weg nach Norwegen Nachts friert er wieder, so dass man mit voller Fahrt Ski fahren kann“, träumt Olaug. war. Die Einwohner wurden von den deutschen Besatzungstruppen evakuiert, dann Sie war eine passionierte Skiläuferin und schlug oft die Jungs beim Wettrennen. wurde in ganz Nordnorwegen nach der Taktik der verbrannten Erde verfahren. Fast jeden Tag stapfte sie auf den nächsten Berg, und dann ging es hinunter. Berlevåg war der Ort, an dem die Deutschen als Erstes Feuer legten. Sie waren Schneller als ein Junge, im Rock und mit einem Skistock. gründlich. Alles, was es an Häusern, Ställen, Scheunen, Bootshäusern und Kaian- Es war eine Schande, von einem Mädchen besiegt zu werden, also beschlossen lagen gab, wurde in Brand gesetzt. Olaug und ihre Familie hatten sich im Gebirge die Jungs, dass das Skirennen mit einem Sprung enden sollte. Und da konnte Olaug versteckt, sie selbst war 26 Jahre alt, als der Krieg begann, hatte einen uneheli- nicht mitmachen. Denn trotz allem: Im Rock konnte sie nicht springen, er könnte ja chen Sohn bekommen und arbeitete als Wäscherin. Andere hatten sich in Höhlen 35 Olaug Bastholm 36 70°51’28”N, 29°5’5”E versteckt. Kirchen, Krankenhäuser, Schulen und Elektrizitätswerke wurden in dem ganzen Landesteil verbrannt, Telefonkabel gekappt, Tiere getötet. Als die Menschen aus ihren Verstecken herauskamen, war es schwer für sie, einen Unterschlupf zu finden. Boote wurden umgedreht und als Wetterschutz benutzt. Treibholz wurde zusammengenagelt. Aber an einigen Orten hatten die Deutschen es eilig gehabt, weil das sowjetische Heer so schnell heranrückte, dadurch waren einige der Fischerdörfer weit drinnen in den Fjorden von den Flammen verschont worden. Sie sollten für viele Unterkunft bieten. Der Architekt Adler zeichnete einen neuen Bauplan für Berlevåg. Sein Entwurf wurde 1947 einstimmig von der Gemeinde angenommen, und der Aufbau konnte beginnen. In diesem Jahr nahm auch Olaugs Leben eine Wendung. Sie heiratete Algot, mit dem sie bereits gemeinsam konfirmiert worden war, und den sie wiedertraf, nachdem beide schon über dreißig waren. Nach einer Weile zog das Paar in das blaue Haus im Arkitekt Adlers vei, in dem sie jetzt allein lebt, nachdem ihr Mann gestorben ist. Sie bekamen keine Kinder. Doch eines Tages stand ein Mann mit einer Zweijährigen vor der Tür. Die Frau war an einer Krankheit gestorben, der Vater konnte sich nicht um das Mädchen kümmern. Die Kleine wuchs bei Olaug und Algot auf, und jetzt hat Olaug fünf Enkelkinder. Olaug geht in Richtung Ufer. Hier sprießen ein paar winzig kleine Blumen. Einfache, hellgrüne Halme kämpfen sich aus dem Sand empor, dort, wo das steife Gras vom Vorjahr hoch steht. Die Wellen schlagen gegen das Ufer. Drei kleine Wellen. Eine große. Drei kleine, eine große. Olaug sieht zu mir auf. Sie hat sich auf den Rollator gesetzt, lässt meinen Arm los. Sie lächelt. „Wollen wir das Meer necken?“, fragt sie. Und läuft hinaus. Sie folgt dem Meer, als es sich vom Land zurückzieht. Mitten im Schritt dreht sie sich um. Und läuft wieder zurück, eine Welle hinter sich, die ihre Joggingschuhe zu überspülen droht. Das Meer zieht sich wieder zurück. Sie hat es geschafft. Wieder einmal. 37 A Portrait of Olaug Bastholm Born 6 February 1914 Berlevåg, Finnmark, Norway Åsne Seierstad Taunting the sea “Don’t call me before one o’clock,” she said on the phone. “I’ll be out walking.” It’s late May. I’m headed north from Oslo, which is in full flower, the streets fragrant with lilacs and the woods awash in lily of the valley. I change planes a thousand kilometres to the north, where the temperature is fifteen degrees colder. On the airstrip in Tromsø I board a small propeller plane, which flies the milk route northward along the Norwegian coast, landing every fifteen minutes. It’s a kind of lifeline to the north — Mehamn — Hasvik — Sørkjosen — Båtsfjord — Vardø — Vadsø — Honningsvåg — fishing villages or small towns with a couple of thousand inhabitants apiece. There’s snow down there. Far below us, the mountaintops are white. Here and there, we can espy the trails of piste skiers, power lines, scattered houses, boats on the water. The sea twinkles below us. Sometimes blue, sometimes grey, almost black, with white ripples. In the lowland, where the snow has melted, last year’s straw-yellow grass lies withered. This year’s grass has yet to sprout. In the far north, spring sneaks up slowly on winter, then bursts into a brief, intense summer, bathed in light. The landscape in Norway’s northernmost county, Finnmark, consists of flat plateaus, mountains, and rocks. There’s lighter granite, darker granite, and shimmering near-white stone. No trees grow here, aside from stunted willows and juniper scrub. The winter’s just too harsh, the wind too strong. Along the coast, jagged cliffs dive straight down into the sea. A fishing village appears. A wharf. Boats. A fish factory. Cranes. Another airstrip. I’ve arrived The owner of Berlevåg taxi, who serves the people of the village and their guests, is waiting for me. “Arkitekt Adlers gate 7,” I say. ”So you’re going to Olaug’s,” he says. ”She’s the fittest woman in all of Berlevåg.” It’s a few degrees above freezing. The wind’s blowing. We drive past Berlevåg’s municipal coat of arms. It shows waves on a beach. The houses we drive past are yellow, red, white, green, and blue. People in Finnmark love colours. Nature can seem desolate, so the houses have to be visible. When we get there, the driver refuses to take my money. “It’s out of the question,” he says, and points at Olaug Bastholm’s house. ”There lives the fittest centenarian in all of Norway.” 39 Olaug Bastholm 40 70°51’28”N, 29°5’5”E Outside the house are a kick sled and a walker — the first with runners, the other with wheels. In front of the neighbour’s house are a couple of snow scooters, half on the snow, half on the grass, along with several bicycles. There’s not a person in sight. Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E The sea gives and the sea takes: that’s a familiar saying here. We sit at the kitchen table. “Where life is,” Olaug says about her kitchen. There’s an old iron stove in the corner, her mother’s stove. It’s a century old, too. A stairway leads up to a covered veranda. The door’s ajar. I knock. Not a sound. She remembers several childhood friends who disappeared. The four-year-old I enter the corridor. A red and beige windbreaker and a raincoat are hanging there. who fell through a rotten plank on the wharf. The neighbour who was swept out to sea. A pair of shoes are neatly lined up and a shoehorn leans against the wall. Inside, Over the course of a hundred years, life has become safer. Rescue services have a glass door leads directly into the kitchen. It’s ajar, too. Olaug has heard me and been established. Security centres. Alarm systems. There are lifejackets and comes to say hello. lightning rods. She’s slim and slight, with soft white hair and a beautiful face. She reaches Life was more dangerous when Olaug was born in 1914. People had to take care out a hand. Her handshake is firm. She smiles. There’s something alert — something of themselves. There were storms. There were predators. There was the cold. One girlish — about her. day Olaug’s father, Olaf, was hunting foxes in Risfjord and shot out his own eye. He “Would you like coffee?” she asks. walked home with his gun over his shoulder, then took a fishing boat to the hospital She doesn’t brew real coffee, she says; now she just makes instant. Now that in Vardø. There he was given a glass eye. He learned to aim with his left eye and she’s living alone, it’s too fancy to make real coffee just for herself. Because she resumed hunting foxes the next season. He set up traps and waited down by the doesn’t like pouring it down the sink, she says, as she sets out two cups. She puts water. He had to. He got a good price for the fur. a teaspoon of coffee in each of them. Hospitality and frugality seem to be to be Berlevåg’s two virtues. Give of what Olaug and her three sisters started working in childhood. With slim, quick fingers, you have, but don’t use more than you need. People up north are more direct, less they mended the nets, cleaned and cleared the fishing lines of infiltrated hooks. ostentatious, than most other Norwegians. Maybe it’s because they live more in The line had to be arranged in a tub. A hook was attached at the bottom, and the harmony with nature than the city folk down south. line was then laid atop it in layered circles. Every hook was stuck into the wooden Living in harmony with nature also means living in a struggle with it, through all its abrupt changes. But always close to it. tub in such a way that the bait could be laid onto it before the line was tossed out again at the start of a new day at sea. This was girls’ labour. They were on piece- The breakwater that’s supposed to provide shelter is ravaged constantly by work. Olaug was quick. “But I wasn’t as fast as Dagny Hansen,” she says, referring waves. The engineers have constructed three-headed concrete blocks that inter- to a childhood friend who died several years ago. While the girls baited the line, lock in such a way as to make it harder for them to be torn from one another in the boys scoured the mountainsides for mussels and cockles. They were used as rough weather. bait: shellfish weren’t considered people food. Out in Veines, where Olaug grew up close to fine, white beaches, people were often shut off from the rest of Berlevåg because the sea flooded the road. Cod, haddock, seal, and whale, however — those were the best catches. Big whaling vessels set out from Berlevåg and nearby fishing villages. In Mehamn they On the memorial in Berlevåg is a long list of those who’ve been swept away by had a whaling factory. The wharf was crowded with men when the boats came in. All the sea. Many of them share a last name — members of families that operated a boat parts of the whale were used. The blubber was in especially high demand. They boiled together. Two brothers. Two brothers and a cousin. Father and son. Father and two it into oil for fuel and light. From whalebone they made needles, knitting needles, sons. Children. Old men. and looms. 41 Olaug Bastholm 42 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E As a little girl, Olaug accompanied her father on a seal hunt. She sat in the back She laughs. She laughs a lot. We talk about childhood. It’s funny: both of the cente- of the boat and watched closely each time he picked up his gun and shot the seal narians I met in northern Norway dwelt in our conversations on the first ten or when it came up for air. She helped him drag the heavy, slick animal onboard. The twenty years of their lives. About the next eighty or ninety years, they had less seal was so fat that it didn’t sink when it was shot: it floated on its blubber. to say. ”Seal meat, heavens to Betsy, that’s good meat, that is!” says Olaug at her “We were outside all the time, whatever the weather,” she says. They only went kitchen table. Seal meat is almost black, with a thick layer of blubber. Nowadays inside to eat and sleep. The rest of the time, their mother wanted them out of the seals are hardly ever hunted anymore — there’s no market for them, and the EU has way – away from the stove, the kerosene lamp, the laundry, the lefse baking. And the banned it. Olaug complains that the seals get to gobble up fish in peace — they kids came up with things to do. Olaug can’t remember a single time when they were have no natural enemies left and they destroy nets and lines. The whaling quota is allowed to bring friends home and play inside. She can’t recall owning a doll. also minimal. Whale meat is no longer everyday fare, but a delicacy for the few. The “Did you see any kids on the way here today?” the centenarian asks, and answers whalers proved to be too effective, and several species were in danger of extinction. her own question. ”No. The kids don’t go out and play anymore. They’re inside. They’re There are plenty of things that people up here, living close to nature, did a not able to come up with games on their own. They sit and stare at a screen, or push hundred years ago but that are now illegal. Like collecting cormorant and eider a few buttons. It’s an abomination. What will become of them? When they’ve never duck eggs. made their own fun? Or pretended that a pine cone was a cow, that a shell was a ”Seagull eggs, I still take those,” Olaug laughs. “They’re good, too. They’re sheep? They’ve gotten everything ready-made. I wonder about it. We played with a three times as big as a hen’s egg,” she says, indicating the size with both of her hands. ball — we played football, hit a ball against a wall. Or threw sticks — competed to Gathering food was an important part of Olaug’s childhood. On the hillsides see how far we could throw them. We found shells in the surf, made roads. The red and in the bird rocks, hungry fingers plundered the nests of seagulls, eider ducks, shell we called a horse, the round ones were cows, the ones that were a bit smaller and cormorants. They ate the birds, too. Olaug talks about the cormorant. ”He has were goats. And then we taunted the sea.” a long neck, powerful body, there’s a lot of meat on him. Now he’s protected, too,” She explains. “The sea hits the shore like this: three little waves come, and she exclaims. “So there are too many of them, and the cormorant are great at then a big one. Three little ones, and a big one. So we ran after the sea on its way catching cod fry.” out, and the idea was to not get wet. We couldn’t swim. Nobody could swim. Not even From the kitchen window we can look out into the garden behind the house, where the fishermen could swim. That’s why so many of them drowned. Anyway, if you fall the snow is still piled up several metres high. In the neighbour’s chimney, a pair into the water, you can’t survive many minutes in it, given the water temperature of gulls are building a nest. They come flying in, carrying stiff shoots of last year’s up here. And taunting the sea. I still do it! When I can’t taunt the sea any longer, grass. “They come back, year after year,” she smiles. “But their eggs, I’ll leave alone,” it’ll all be over. I run out just a bit, then in again before the water can get me.” she laughs. “They’re good company.” The four sisters worked in the afternoons and on school holidays. When they weren’t I’ve come to talk with her about the light. The Arctic light. ”I don’t have much to say about it,” she says hesitantly. I ask about the shifting seasons. The midnight sun. The dark season. “It’s light when it’s light, and dark when it’s dark,” she replies. baiting fishing lines, they were helping with the animals. In summertime, they gathered food for them. They had a few cows, but not enough feed. “Yes, have you looked around?” says Olaug. “It’s as desolate here as the far side of the moon!” 43 Olaug Bastholm 44 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E But there’s a lush island nearby, Kongsøya, where succulent grass grows on a When the days were at their darkest, Olaug’s father set up a broomstick in the living mountainside. Every summer they’d row out, the girls and their father. He’d cut the room into which he’d bored holes and attached juniper branches. The branches grass, and the girls would walk behind him and rake. They collected the grass in were decorated with crêpe paper. And candles were lit. The children were awakened large balls, then gave them a swift kick so they’d roll down the slope to the beach. on the morning of Christmas Eve and led into the living room, which was used only There, they put the balls on board and rolled them around in the boat before on holidays. rowing back to the wharf at Berlevåg, where they heaved them onto land, flung them “A heaven of lights!” Olaug remembers. In the small living room hung a fine up on pitchforks, and collected the grass in hayracks to dry. They did this through- decorative glass lamp with a golden dome. It was lit only that one time every year. out the sunlit summer. There was meat and there were cakes. Candles. Happiness. The scent of juniper. “When autumn came, when the dark came, and we could play hide and seek in the Fire in the stove from morning to night. When the coal from Svalbard didn’t hold hay racks…” Olaug dreams. “It was exciting. A bit of everything happened then!” out, they burned peat to keep warm. Finding fuel was the children’s job. Cutting she laughs. peat was hard work. They dug it up from the bog in large clumps, cut it into slices “It got dark quickly in the autumn. A blue light came. Sometimes it was green, and dried it, then transported it in large sacks by horse cart. As a young girl, purple. The Northern Lights. Sometimes it shot an arm out. It stuck out its tongue. Olaug herself drove horse carts containing load after load of peat. In every It wanted to capture us.” Olaug grew up with the folk wisdom that the Northern kitchen, there was a box of peat by the oven. A covered tin box. That spot near the Lights were dangerous. You weren’t supposed to wave at them — at least not with flames was the best place to sit and read — or to play, when it was too windy and you anything white. But they did it anyway — of course. The sea must be taunted; the couldn’t go to school. Northern Lights must be challenged. Life has to be played. “The first snow was a great wonder!” she exclaims. The snow made nature brighter; During the years between the wars, electricity came to Berlevåg. It was only sup- it reflected the few remaining rays of sunshine. In September, darkness began to posed to power the lights, not provide heat. Soon there were electric street lights gain the upper hand; by November, the sun had disappeared entirely. “Then we had in the village. All the wicks in the kerosene lamps at school were replaced with to have warmer clothing,” Olaug says. light bulbs. ”At first that lighting involved a lot of nonsense,” Olaug remembers. Their father sewed moccasins for them. He’d learned to do this from the Sami The power kept going out, and since the kerosene lamps had been removed from the people. There were shoes made of birch-tanned reindeer hides, with the fur inside classroom, the children were sent home when the electricity went out. In the dark and the skin outside. The soles were made of seal leather and the moccasins filled season, that is. Since it was dark both outside and in, the children couldn’t be with sedge grass which they gathered in late summer, and which provided much taught anything. Meanwhile “Electricity Johnsen” from the power station had to go better insulation than woollen socks. On their upper calves, they wore hides that out and see which poles had been blown down and caused the power outage. That were called gaiters and that were lashed securely to their legs with colourful could take time. It was a big area, and the utility poles were invariably blown down cords. “They were light and comfortable to run around in,” Olaug recalls. Sami at times when the weather was so bad it was quite impossible to go out. clothes, reindeer skins from top to toe — the kind that Roald Amundsen had worn when he conquered the South Pole two winters before Olaug’s birth — were the best Most of the people had taken better precautions than the municipality. They didn’t throw out their oil lamps until they knew they could trust the electricity. garments for playing and doing winter work in. Snow stuck in big clumps to the “In February the light’sback. So it’s fine,” Olaug says when she feels we’ve talked woollen pants of those Norwegians who didn’t want to walk around dressed like Sami. too long about the winter darkness. “Everything comes alive. It’s a good feeling. 45 Olaug Bastholm 46 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E The very best time is now. May. The midnight sun has come, and the snow is still on Berlevåg was the place where the Germans began the burning. They were thorough. the ground. At night the snow hardens, and you can ski at full speed,” Olaug muses. Every house, barn, cowshed, fishery, and wharf was set aflame. Olaug and her family She was a skilled skier, and often beat the boys in competitions. Almost every day had already gone into hiding in the mountains.Other people hid in caves. Age 26 she’d tramp up the closest mountainside and then ski downhill. Faster than the when the war started, she’d had a son out of wedlock and was working as a charwoman, boys — in a skirt and with a ski pole. still living with her parents. Churches, hospitals, schools, and power plants were It was annoying to be beaten by a girl, and the boys decided that the ski com- burned across the entire region; telephone cables were severed, animals killed. petition would end with a jump. Which meant Olaug couldn’t take part. After all, When people came out of their hiding places, it was hard to find shelter. Boats she couldn’t jump in a skirt, which could be lifted up over her head. It was an unequal were turned upside down and used as little sheds. Driftwood was hammered together. situation, and without her in the race, the boys won handily. But in some places the Germans had been in a hurry because of the Soviet army’s She misses skiing. Tramping into the mountains. And skiing downhill. rapid advance, so some of the fishing villages in the deepest part of the fjord Olaug is famous for walking. Morning and night. She hops on a trampoline with remained untouched by the flames. They would provide shelter for many. her grandchildren and does the deepest of knee bends for cardiac exercise – that is, when she’s not gamboling in the surf. Architect Adler drew up a new town plan for Berlevåg. In 1947 the municipality approved it unanimously, and the rebuilding started. That year Olaug’s life, too, But she’s scared of falling. Her balance isn’t what it used to be. took a turn. She married Algot, with whom she’d attended confirmation classes, and So she just walks. whom she’d met again after turning thirty. Eventually the couple moved into the In a chic beige jacket. With a kerchief on her head. And in the same Nike shoes blue house on Arkitekt Adlers gate. They didn’t have children. But one day a man you might see on a London hipster. They’re black, with a white Nike swoosh. Every day she finds a new route. Otherwise it gets boring. In all kinds of weather, in sunshine and darkness. Olaug can hardly remember a time when the weather was too harsh to go for a walk. After all, looking at the weather from inside doesn’t make it any better. “So, shall we take a walk?” she asks. “We can’t drink coffee all day!” The walker is outside. She needs it to be safe, she says. “You know, you shouldn’t break a leg at my age.” She picks up a pair of gloves from a small covered basket that’s attached to the handle of the walker. The gloves are there year round. It’s spring; the temperature is three degrees above freezing and there’s a light drizzle. We need gloves, ski caps, and scarves. We head down Arkitekt Adlers gate toward the wharf. It’s named for Rolf Adler, who was responsible for Berlevåg’s postwar reconstruction. The whole village was came up the stairs with a two-year-old girl. His wife had died of an illness, and he couldn’t care for his child. Olaug and Algot brought her up. Now Olaug has five grandchildren. She’s lived alone since Algot passed away. Olaug steers us in the direction of the shoreline, where a few tiny flowers have sprung up. Some light green straw pushes its way out of the sand, where last year’s stiff grass stands high. The waves are striking the beach. Three little waves. One big one. Three little, one big. Olaug looks up at me. She sets her walker aside, and lets go of my arm. She smiles. ”Shall we taunt the sea?” she asks. She starts running toward it, and follows it out as it withdraws from the land. Then, in a single step, she turns and runs back in again, with a wave at her heels that threatens to soak her sneakers. burned to the ground in the autumn of 1944, when the Red Army was headed for The sea pulls out. Norway. The inhabitants were forcibly evacuated by the German occupational She did it. forces, who made use of the scorched-earth tactic across all of northern Norway. Again. 47 Ein Portrait von Marie Gulbrandsen Geb. 30. September 1912 Sørreisa im Distrikt Troms, Norwegen Åsne Seierstad Das Licht von der Finsternis unterscheiden Der große Lichter gemacht hat, denn seine Güte währet ewiglich Psalm 136:7 Das Haus wurde hoch oben am Abhang gebaut, mit Blick über den Fjord und sieben Berge. Der Zimmermann Andreas Gulbrandsen trug die Granitsteine für die Grundmauer Sack für Sack hinauf. Er hobelte die Bretter für die Wände, die in der Sommersonne leicht golden leuchteten. Bald sollte das Holz grau werden. Denn der Wind würde um die Hausecken wehen. Die Kälte würde sich in die Fensterrahmen beißen. Die Sonne, die während des Baus Tag und Nacht geschienen hatte, würde die Wände in einigen Jahren silbern schimmern lassen. Und wenn die dunkle Zeit einsetzte, würden die Wände so schwarz erscheinen, als wären sie geteert. Doch vorher sollte ein Kind geboren werden. Das Haus von Andreas und seiner Frau Bernhardine stand fertig da, als der September seinem Ende entgegenging. Man schrieb das Jahr 1912. Mit jedem Tag stand die Sonne niedriger am Himmel, und kurz bevor die Herbststürme einsetzten, kam auf dem Dachboden des Hauses ein kleines Mädchen zur Welt. Sie wurde Marie getauft. Sie war die Erstgeborene. Für eine Weile war sie die Einzige. Dort, wo Marie aufwuchs, in dem kleinen Häuschen an dem steilen Abhang hinunter ins Meer, am Südhang zum Fjord hin, da gab es nichts Überflüssiges. Oft nicht einmal genug. Eine Kuh. Ein Schwein. Eine Axt. Eine Lampe. Eine Laterne. Ein Gesangbuch. Von jedem besaß die Familie eines. Die Kuh gab Milch und Butter — welch ein Glück. Das Schwein wurde jedes Jahr zu Weihnachten geschlachtet, im folgenden Frühling bekamen sie ein neues. Die Axt war Andreas‘ Werkzeug beim Holzfällen und wenn er als Tischler gebraucht wurde. Die Axt hatte er benutzt, um sein eigenes kleines Häuschen zu bauen und er benutzte sie, um Holz zu hacken für den großen eisernen Herd in der Küche. Mitten in der Küche stand der Esstisch. Über dem Tisch hing die Lampe. Eine Petroleumlampe. Unter dem Schirm gab es einen Glaskolben, den man hochschieben musste, wenn man den Docht anzünden wollte. 51 Marie Gulbrandsen 52 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Wenn der Winter kam und die Sonne verschwand, war es dunkel in den Ecken. Der „Jetzt will sie tanzen“, sagten die Leute und starrten vom Fenster aus auf Lampenschein reichte nicht überall hin, er ließ Schatten über die Wände tanzen. das Nordlicht. Hinter der Tür war es pechschwarz und die Treppe hinauf musste man sich vortasten. Denn das steht niemals still. Es huscht in Bändern und Bögen über den Himmel, Im Winter, wenn die Sonne sich weder am Tag noch in der Nacht am Himmel zeigte, es krümmt und wölbt sich, zieht sich zusammen, entfaltet sich. Manchmal entfernt musste die Lampe brennen von frühmorgens, wenn sie aufstanden, bis sie ins das Lichtspiel sich, fast verschwindet es, um dann wieder aufzutauchen, flatternd, Bett gingen. wie Gardinen in einem offenen Fenster, zitternd, wie Vorhänge im Tanz. Alle schliefen auf dem Dachboden. Dann nahm die Mutter die Laterne, die im Flur Dieses Lichtphänomen hat seinen Namen von der römischen Göttin der Morgen- an der Wand hing, zündete sie an und ging hinauf, um die Betten zurechtzumachen. röte Aurora und dem griechischen Gott für den Nordwind Borealis bekommen, und Sie leuchtete Marie und später ihren jüngeren Geschwistern auf der Treppe, damit eigentlich stammt es von der Sonne. Denn obwohl die Sonne nördlich des Polar- niemand stolperte, sie leuchtete auf die Tür zum Dachboden und hängte die kreises im Winter nicht zu sehen ist, wirft sie ab und zu ihre Partikel auf die Erde Laterne neben die Betten, solange sie ihr Abendgebet sprachen. Nach dem Gute- zu. Dabei stoßen Elektronen und Protonen in der Atmosphäre mit Gasen zusammen nachtkuss nahm sie die Laterne wieder vorsichtig herunter und trug sie nach unten, und diese Kollision erzeugt Energie, die in Form von Licht ausgesandt wird. Dieses um sie dort zu löschen und an ihren Platz zu hängen. Farbenspiel kann man nur in der Nähe der Pole erleben, und am intensivsten, wenn Man machte nicht unnötig Licht. der Himmel am dunkelsten ist. Petroleum war teuer, Dochte auch. Das faszinierte und machte Angst. In dem Sommer, bevor Marie zwei Jahre alt wurde, fielen die Schüsse in Sarajewo „Winke niemals dem Nordlicht zu“, sagte Bernhardine. „Es kann dich verhexen, und bald sollte der Erste Weltkrieg wüten. und dann musst du ihm folgen.“ Alle kannten die Geschichte von dem Mädchen, das Die Winter waren hart. Es war schwarz, wenn man aufwachte, dunkel, wenn man dem Nordlicht mit einem weißen Tuch zugewunken hatte. Dieses hatte zurückgewun- hinausging, finster mitten am Tag und dunkel, wenn man zu Bett ging. Die Kälte biss ken und das Mädchen zum Tanz aufgefordert, es hatte sie mit sich gezogen, und in den Wangen. Der Vater hackte einen Stapel Holz nach dem anderen und schnell niemand hat sie seitdem wiedergesehen, so hieß es. schlossen die Leute die Türen hinter sich, um Schneeböen und Wind draußen zu lassen. Denn mit dem Nordlicht konnte man nie wissen. Die Wogen erscheinen ruhig und regen sich kaum, und plötzlich gibt es einen explosionsartigen Ausbruch, die Drinnen flackerten rote und orangefarbene Flammen hinter den Lüftungsklappen Formen verschwinden und Lichtreflexe funkeln wie Blitze, bevor sich das Licht des Herdes, und die Lampe über dem Tisch leuchtete in einem warmen Gelb. Mitten erneut in Ketten und Spiralen entfaltet. Manchmal schmückt sich das Nordlicht im Winter waren die Tage dunkel wie die Nacht. Die Sonne war hinter den Bergen mit einer Krone aus Licht, einem Strahlenbündel am Himmel. verschwunden. Die Erdkugel hatte sich gedreht, so dass die nördliche Halbkugel am weitesten von der Sonne entfernt war. Hier, nördlich des Polarkreises, lag die Die Familie war arm. Aber nicht ärmer als die meisten Leute, fast ganz Norwegen Welt im Schatten. lebte in der Zeit um den Ersten Weltkrieg in Armut, knapp zehn Jahre nach der Dennoch war der Horizont nicht ganz ohne Licht. Ab und zu flackerte der dunkle Himmel auf. Manchmal blassgelb und hellgrün, andere Male blau und lila. Das gesamte Farbspektrum konnte plötzlich über dem Horizont aufspringen, wie eine Feuerzunge, oder wie ein Irrlicht. Auflösung der Union mit Schweden. Urbarmachung war notwendig, um ein selbstständiges Land aufzubauen. Es gab wenig zu essen, die Menschen sammelten Beeren und Pflanzen. In Sørreisa aß man jeden Tag Fisch. Dorsch, Seelachs, Schellfisch und Hering. Das war die 53 Marie Gulbrandsen 54 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Rettung. Aber die Kinder sehnten sich nach etwas Süßem, und Marie kann sich heute „Da! Da kommt sie!“, riefen sie im Chor, als sie ein winziges Stückchen der gelben noch an den Tag gegen Ende des Ersten Weltkriegs erinnern, als ein großer Sack Scheibe sahen. vor der Haustür stand. Als sie hineinschaute, sah sie, dass er mit erdigen Knollen „Gott sei Dank“, seufzte die Mutter. „Gott sei Dank, dass die Sonne wiederkommt.“ gefüllt war. Was für eine Enttäuschung! Dann begrüßten sie alle zusammen die Sonne. „Aber die waren so lecker“, erinnert sie sich fast ein Jahrhundert später noch. Denn der Sonne zuzuwinken, das war nicht gefährlich. Sie lockte niemanden wie das Denn der Sack war voll mit Kohlrabi gewesen. Das war das Beste, was sie je geges- Nordlicht, sie verhexte keinen, sie schenkte nur großzügig; das ersehnte Licht, die sen hatte. gesegnete Wärme. Neben der Zimmermannsarbeit baute Andreas auch Eisenerz in der Grube ab. Zur Schlachtzeit ging er von Hof zu Hof und bot seine Dienste an. Als Dank bekam er Kochfleisch. Wenn er dazu noch Kohl besorgen konnte, war das Glück in dem kleinen Haus groß. Dann gab es Kohl mit Hammelfleisch. Jeden Morgen wurde die glänzende Scheibe größer. Schließlich konnten sie die ganze gelbe Kugel am Horizont sehen. Die Natur rundherum erwachte. Kleine, arktische Blumen kamen hervor, die Weide zeigte erste Sprossen und die Tiere stolperten frühlingstrunken auf die Bernhardine kümmerte sich um Haus und Stall. Marie half ihr dabei. Denn die Weiden hinaus. Die Kuh fraß gierig von dem frisch sprießenden Gras. Im Sommer, Stallarbeit war nur etwas für die Frauen, es war eine Schande, wenn ein Mann wenn die Sonne Tag und Nacht schien, melkten sie ihre Kuh dreimal am Tag. Zuerst dabei helfen musste. Alles an Tieren und Pflanzen, was essbar war, wurde verwendet. morgens, dann mitten am Tag, wenn die Sonne am Zenit stand, und noch einmal, wenn In jedem Stall stand ein großer Topf. In ihm wurden Heringe und Dorschköpfe für sie abends auf den Hof zurückkamen. Weiße, fette Milch rauschte in den Eimer, als die Kühe gekocht, denn hier oben, nördlich des Polarkreises, gab es nicht genug Marie als kleines Mädchen melken lernte. Im Sommer schenkte die Milch große Gras. Manchmal mussten die Kinder hinaus um Wurzeln für die Kühe auszugraben Freude, manchmal war es so viel, dass sie einen Teil an die Meierei liefern konnten, oder um Blätter und Rinde von den Weiden zu sammeln. Birkenreiser wurden klein- die 1917 errichtet worden war. gehackt und den Kühen gegeben. Dorschköpfe wurden auch als Dünger verwandt, auf Und nicht nur die Kühe machte der Frühling übermütig. Die kleinen Mädchen dem Feld wurden im Abstand von einem halben Meter Löcher in die Erde gegraben liefen barfuß auf den Wiesen und den steilen Abhängen zum Fjord hinunter herum. und jeweils ein Dorschkopf hineingelegt. An den langen Tagen hüteten sie die Ziegen und streiften herum, auf der Suche nach Jeden Winter bangte man darum, dass die Kuh überlebte, in der dunklen Zeit gab sie kaum Milch. Hauptsache, sie schaffte es bis zum Frühling, wenn die Sonne Beeren. Marie und das Nachbarmädchen Ester liefen mit den Tieren um die Wette. Im Herbst 1919 sollten sie Schulmädchen werden. wiederkam und das Gras unter dem Schnee hervorlugte. Marie streichelte ihre Kuh Eines Tages fanden die beiden Sechsjährigen die Axt des Vaters, die er auf das immer wieder. Das musste doch helfen, damit sie nicht aus Sehnsucht nach Sonne, niedrige Scheunendach gelegt hatte, und Ester sagte zu Marie: „Wenn du dich traust, Wärme und frischem Gras verendete. den Fuß auf den Hackklotz zu stellen, dann traue ich mich, zuzuhacken.“ Marie traute sich. Ester traute sich auch. Wenn der Winter auf dem Rückzug war und die Sonne endlich wieder ihre Strahlen Der Fuß wurde gespalten. über den Horizont schickte, so dass man sie zumindest ahnen konnte, auch wenn Bernhardine hörte das Geschrei. Sie nahm ihre Tochter auf den Arm und lief sie sich noch nicht selbst sehen ließ, saßen die Kinder jeden Tag auf der Fenster- zum Nachbarn, der sollte sie zum Doktor hinüberrudern. Mit der blutenden Tochter bank und warteten. Sie starrten auf die Lichtung zwischen den Bergen Børringen auf dem Schoß über den Fjord, die Mutter wiegte ihre Erstgeborene. Damals fürch- und Gompen. Dort zeigte sie sich immer zuerst. tete man jede Wunde. Sie konnte sich so schnell infizieren, und davon konnte man 55 Marie Gulbrandsen 56 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E sterben. Doch der Doktor war mit dem Pferd nach Målselv geritten. Bernhardine kleiner wurde. Der Kapitän stand genauso reglos auf der Brücke, während die und Marie blieben in der Stube des Kaufmanns, bis der Doktor zurückkam. Der nähte Matrosen entspannt über der Reling hingen. Denn das Meer lag still und glänzend die Stummel zusammen, die dort herausragten, wo die Zehen gewesen waren und da. Nicht ein Windhauch. Die Welt schien stillzustehen und zu warten. So still verband den verletzten Fuß. hatte er das Meer noch nie gesehen, erklärte der Kapitän Marie; dieser Küsten- Daheim saß Ester weinend auf der Treppe, als Bernhardine und die Nachbarin kamen, mit Marie auf dem Arm. „Oh Ester, was hast du nur angerichtet“, seufzte Bernhardine. Dann legte sie streifen war einer der rauesten in Norwegen. Die Welt wartete, dass Marie ihr Erwachsenenleben begann. Einige Tage später passierte das Schiff die neue Mole, die Berlevåg gegen die Marie in die Schlafkammer und ging in den Stall um zu melken. Wellen des Nordpolarmeeres schützen sollte, eine Mole, die immer wieder von den Deshalb begann Marie ein Jahr zu spät mit der Schule. Brandungen der Herbststürme zerstört wurde. Doch das Meer lag immer noch fried- Doch das Jahr danach, da kam sie in die Schule, zu ihrer großen Freude! lich da, als Marie ihren Fuß auf das Land setzte. Bereit für ihre erste richtige Besonders die Geographie liebte sie. Karten anzusehen. Flüsse, Berge, Städte. Es Dienststelle. Sie sollte beim Landhändler Ottar Neergård Kindermädchen und gab in den Dörfern rundherum viel zu viele Kinder, als dass alle gleichzeitig Platz Haushaltshilfe sein. Er holte sie am Kai ab. gefunden hätten. Deshalb gingen die Kinder nur jede zweite Woche zur Schule. Eine Sie kam in ein Haus mit geblümten Tapeten an den Wänden. Damasttischdecken Woche Unterricht, dann eine Woche daheim um Fische zu säubern, die Tiere zu hüten glänzten bei Festessen auf den Tischen und Lampen aus Glas und Kristall wurden oder Holz zu hacken. Für den Rest ihres Lebens sollte Marie Landkarten lieben. abends entzündet. Aber sie sollte nie irgendwohin reisen. Sie ging gern zur Schule, aber ihr ganzes Leben lang sollte sie putzen. So war das, wenn man 1912 in Sørreisa geboren wurde. Marie kam in ein Haus, in dem es nicht nur eines von allem gab, nein, sie brauchte beide Hände, um alle Lampen zu zählen, alle Töpfe, alle Tischdecken. Vieles hatte seinen festen Platz — Sommer wie Winter. Jeden Sonntag sammelten Doch im Herbst wurde es schneller dunkel als daheim. Je weiter im Norden, die Eltern die Kinder um sich und hielten vor dem Ofen eine Andacht. Jeden Abend umso früher kam die dunkle Zeit. Die Stürme waren auch heftiger. Die ersten las die Mutter ein Stück aus der Bibel vor und sang ein Kirchenlied. Und jeden Weihnachten hatte sie großes Heimweh. Trotz Weihnachtsbaum mit flackernden Morgen nahm sie ein Kind nach dem anderen einzeln zu sich, sie kämmte sie mit Wachskerzen. Trotz funkelnder Kronleuchter. Trotz Klavier und Weihnachtsliedern. einem Kamm mit ganz engen Zacken. Denn alle hatten Läuse. Doch der Kampf war Drei Jahre diente sie bei dem Kaufmann ohne einmal nach Hause zu kommen. Nach vergeblich. Die Läuse begleiteten sie ihre ganze Schulzeit über. Wie auch der Widerhall der Kirchenlieder in der Küche. drei Jahren fuhr sie endlich heim nach Sørreisa. Da war die Mutter bettlägerig. Nachdem die Mutter gestorben war, würde Marie Sørreisa nie wieder verlassen. 1938 heiratete sie Harald, einen blonden, hochgewachsenen Kerl aus dem Ort, zwei 1928 wurde Marie konfirmiert. Jahre jünger als sie. Dann wurde die Mutter krank. Marie wurde in den Norden in den Dienst geschickt, Dann kam der Krieg. Die Deutschen nahmen Sørreisa ein. Die Offiziere besetzten um Geld für die Familie zu verdienen. Sie sollte in einen der nördlichsten und die besten Häuser und errichteten rundherum Baracken für die Soldaten. Schnell rauesten Fischereiorte in Norwegen kommen – nach Berlevåg. Nördlich von Berlevåg wurde ein Gefangenenlager für russische Kriegsgefangene gebaut. Diese waren liegt das Nordpolarmeer, östlich von Berlevåg beginnt die Barentssee. gezwungen, an der Verteidigungsanlage der Deutschen rund um den Ort zu bauen. Marie bekam eine Fahrkarte für ein Segelschiff Richtung Norden. Die Jugend- Einige Monate nach der Besetzung bekamen Harald und Marie ihr erstes Kind liche stand an dem stillen Herbstabend an Deck und sah, wie Sørreisa immer – Bjørg. Alles war rationiert. Essen. Kleidung. Kerzen. Streichhölzer. Für vieles gab 57 Marie Gulbrandsen 58 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E es nur Ersatz, und wenn das Gerücht aufkam, dass ein Laden Mehl oder Margarine Dann, im Mai 1945, holte sie den Stoff heraus und nähte darauf Faltenröcke für bekommen habe, standen die Leute schon frühmorgens davor Schlange. Kleidung ihre kleinen Mädchen. Ach, wie hübsch sie waren! Marie bewunderte ihre kleinen wurde geflickt und getauscht, Ärmel wurden durch Stricken verlängert, Socken wurden Mädchen, die beide während des Kriegs geboren worden waren, wie sie da in ihren gestopft. Allen erwachsenen Männern wurde befohlen, für die Deutschen zu arbei- ersten neuen Kleidern standen — in einer Zeit des Friedens. ten, beim Be- und Entladen am Kai oder bei der Arbeit an den Festungsanlagen. Die russischen Gefangenen wurden freigelassen, abgemagert und in Fetzen. In der dunklen Jahreszeit mussten alle Fenster verdunkelt sein. Wenn die deut- Marie suchte ein paar alte Wolldecken hervor, aus denen sie für einige der Männer schen Wachpatrouillen einen Lichtstreifen sahen, trampelten sie schimpfend in Hosen nähte, diese wussten noch nicht, dass sie, sobald sie ihr Heimatland er- ihren eisenbeschlagenen Stiefeln herein. reichten, von Stalin weiter direkt in die Arbeitslager der Sowjetunion geschickt Die Kriegszeit war erfüllt von Angst und Ungewissheit. werden würden. Dann kam 1942 eines Tages ein Wanderprediger von der norwegischen Missionsgesellschaft in den Ort. Marie, die inzwischen dreißig Jahre alt war, ging mit der Auch nach dem Krieg war Schmalhans der Küchenmeister. Die Arbeit wurde mit Tochter im Kinderwagen zu ihm. Die Versammlung sollte im Vintergården stattfin- Pferd und Wagen durchgeführt. Das Land sollte wiederaufgebaut werden. Große den, einem Versammlungshaus im Dorf. Der Wanderprediger, ein Laienprediger, der Teile der nördlichen Gebiete war von den Deutschen niedergebrannt worden, bevor im Sommer Landarbeiter und Fischer war und im Winter von Gebetshaus zu Gebets- sie flüchteten. haus wanderte, war von der charismatischen Sorte. Er sprach von Gott und von Jesus und wie man sein Leben leben sollte. Er beendete seine Predigt mit dem Ersten Buch Mose: Harald erkrankte an Tuberkulose. Marie musste für zwei arbeiten. Sie schleppte Wassereimer, so schwer, dass sich die Henkel in die Hände einschnitten. Im Winter war es leichter, da zog sie sie auf dem Schlitten. Mit der Zeit hatten sie vier Kinder bekommen. Die Größeren passten auf die Kleineren auf, Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut während sie arbeitete — als Wäscherin im Dorf, während der Mann im Sanatorium war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Blut hustete. Einmal am Tag legte die älteste Tochter das jüngste Baby in den Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Kinderwagen, der im Sommer Räder hatte und dem im Winter Kufen untergeschnallt wurden, und brachte es zu Maries Arbeitsplatz, damit die Mutter es stillen konnte. Marie gab sich hin. In diesem Moment gab sie sich Gott hin. Ja, sie wandte sich von ganzem Herzen Gott zu. Sie sah das Licht. „Seitdem stehe ich zu Jesus“, würde sie immer wieder sagen. „Er ist meine Erlösung.“ Der Widerstand gegen die Deutschen war groß, die Worte bekamen eine neue Wenn Marie nach Hause kam, wartete mehr Arbeit auf sie, das Haus musste in Ordnung gehalten werden und die Windeln gewaschen. Sie wurden zuerst gekocht, dann auf dem Waschbrett geschrubbt, ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt. Erst 1959 wurden Wasser und Strom ins Haus gelegt. Einen Wasserhahn einfach aufdrehen! Und schon floss das Wasser. Einen Schalter umlegen, und schon war es Licht! Bedeutung. Man stahl nicht von den Deutschen. Harald gelang es, einen Fallschirm Und was für ein Licht, eine Lampe in der Küche, eine Lampe im Wohnzimmer, eine aus einem Lager am Kai, wo sie die Ausrüstung lagerten, die sie für den Flugplatz Lampe auf der Treppe und eine Lampe auf dem Dachboden. Licht, das war Wohlstand. benötigten, „zu hamstern“. Marie versteckte ihn auf dem Dachboden, bis der Krieg Als sie alle Lampen gleichzeitig eingeschaltet hatten, kam ein älterer Nachbar vorüber war. angelaufen, er dachte, das Haus stünde in Flammen. 59 Marie Gulbrandsen 60 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Aber das elektrische Licht hatte seine Tücken. Häufige Stromausfälle in den ersten Oft hört sie, wie Gott nach ihr ruft. Das schenkt ihr Frieden. Da ihr Gehör schlech- Jahren führten dazu, dass die Leute ihre Petroleumlampen weiterhin hängen ließen. ter wurde, hat der Sohn ihr ein Hörgerät besorgt, damit die Worte der Andacht im Man konnte sich auf das Neue ja nicht verlassen. Radio in ihrem Gehörgang Widerhall finden können. Das Leben wurde hell und dunkel, Wassereimer rein und raus. Raus und rein. Wenn die Andacht vorüber ist, holt sie meistens das Gesangbuch hervor. Einige Ein Leben im Einklang mit der Natur und dem, was sie bescherte. Ein arbeitsames Kirchenlieder liebt sie wie kleine Schätze. Ein Licht breitet sich im Zimmer aus, Leben, aber auch ein Leben in Liebe. Denn Marie war lieb, das sagen alle, sie ver- wenn Marie singt. Ein Zimmer mit Leuchtstoffröhren an der Decke und einer kräf- breitete ein Licht. Es war eine wahre Freude, die Kinder aufwachsen zu sehen, zu tigen Leselampe. sehen, wie der Mann genas. Tuberkulose war eine gefürchtete Krankheit, und in der Aber da ist etwas ganz anderes, was das Licht vom Dunkel trennt. ersten Zeit, nachdem er aus dem Sanatorium heimgekommen war, musste der Mann Das liegt in ihrem Inneren. für sich bleiben. Niemand durfte ihn in den Arm nehmen. Er hatte seinen eigenen Marie lächelt, sucht ihr Lieblingslied heraus und singt mit zarter, gebroche- Teller, seine eigene Tasse, Gabel und sein eigenes Messer. ner Stimme: Marie benutzte das, was sie hatte; einen Fallschirm, ein paar Blaubeeren und ein bisschen Zucker, Wolle, die geschnitten, gewaschen, kardiert und gesponnen Macht liegt in den gefalteten Händen werden musste, bevor sie daraus Pullover für die Mädchen stricken konnte. Doch allein sind sie schwach und klein Mit der Zeit wurde das Leben ruhiger. Die Töchter heirateten, der jüngste Sohn fuhr zur See. Marie verfolgte seine Fahrten auf der Landkarte, anhand der Post- Du musst sie der Allmacht Gottes zuwenden. Er gelobte, die Antwort sei dein. karten, die er ihr schickte. Im Laufe der Sechziger-Jahre, als Marie und Harald bereits über fünfzig waren, gingen alle Kinder aus dem Haus. Macht liegt in den gefalteten Händen Marie briet Fisch. Sie kochte Kaffee. Die beiden machten einen Mittagsschlaf. Wenn im Namen des Erlösers du betest, früh und spät Sie stickte. Sie schaute aus dem Fenster. Beide hatten ihre festen Plätze in Und einst, wenn dein Lebenslauf wird enden, der Stube. Ein Gefühl des Friedens legte sich über sie. Man konnte ein Licht ein- Wirst du sehen, es wurde erhört, dein Gebet. schalten, einen Hahn aufdrehen, eine Maschine Wäsche anstellen. Es gab kaum noch etwas zu tun. Von der Terrasse hoch über dem Sørreisafjord aus konnten Marie und Harald die Berge zählen. Sieben Berge und ein Fjord. Nachdem Harald gestorben war, stickte Marie vor allem Kreuze. Oder Bibelzitate. Die Kreuze verschenkte sie als Lesezeichen. Inzwischen hatten alle Kinder ihr eigenes Haus. Jedes hatte seine Familie. Eigene Kinder. Die Eltern waren schon seit langer Zeit tot. Der Mann starb. Die Geschwister starben. Marie wurde 100 Jahre alt und bekam einen Brief von König Harald. Jetzt wird sie bald 102 Jahre alt. 61 A portrait of Marie Gulbrandsen Born 30 September 1912 Sørreisa in Troms, Norway Åsne Seierstad Separating light from darkness To him that made great lights, for his mercy endureth for ever. Psalm 136:7 The house was built high up on the slope, with a view of a fjord and seven mountains. The carpenter Andreas Gulbrandsen carried sack after sack of granite to build the foundation. He planed planks to the walls, which shone pale gold in the summer sun. The woodwork would soon turn grey. For the wind would howl around the walls. The cold would bite into the window frames. The sun, which when the house was built had shone day and night, would, in a few years, cause the planks to glimmer like silver. And when the darkness set in, the walls would seem black as tar. But first a child was to be born. The house of Andreas and his wife, Bernhardine, was finished by the end of September. The year was 1912. Day by day the sun climbed down the sky, and just before the autumn storms set in, a girl came into the world in the house’s loft. She was christened Marie. She was the firstborn child. For a short time, she was the only one. Where Marie grew up, in the little cottage where the steep hillside sloped down to the sea, on the south side facing the fjord, there was nothing redundant. Often, in fact, there wasn’t enough. One cow. One pig. One axe. One lamp. One lantern. One hymnal. The family had one of everything. The cow produced milk and butter. In this they were fortunate. They slaughtered the pig every Christmas and got a new one in the spring. Andreas used the axe when he chopped timber or was hired to do carpentry jobs. It was with this axe that he had built his own little cottage and split logs for the large iron furnace in the kitchen. In the middle of the kitchen floor stood the dinner table. Directly above it hung the lamp. An oil lamp. Under the lampshade was a glass flask that one lifted up when one wanted to light the wick. When winter came, and the sun disappeared, the corners of the rooms were dim. The lamplight did not reach everywhere; shadows fluttered on the walls. The space 63 Marie Gulbrandsen 64 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E behind the door was black as coal, and one had to grope one’s way up the stairs. In The spectacle takes its name from the Roman goddess of dawn, Aurora, and the Greek the winter, when the sun was absent from the sky day and night, the lamp had to be word for the north wind, Borealis, and is, in fact, caused by the sun. Although the lit from the hour they awoke to the hour they went to bed. sun, north of the Arctic Circle, goes into hiding during the winter, it sometimes Everyone slept in the loft. Marie’s mother would fetch the lantern that hung on flings particles of light toward the Earth. Fast-moving electrons and protons the wall in the corridor, light it, and go up to the loft to make the beds. She lit the collide with gases in the atmosphere, emitting energy in the form of light. This way up the stairs for Marie and, later, her younger siblings, so that none of them light display can only be observed near the poles, and it is at its most intense would stumble. She let the light shine through the doorway into the loft, and set when the sky is at its darkest. It has bred fascination — and fear. the lantern down beside the beds while they said their evening prayers. After the goodnight kisses, she carefully picked up the lantern and carried it downstairs with her, before extinguishing it and hanging it back in its place. “Never wave to the Northern Lights,” said Bernhardine. “They can cast a spell on you, and then you have to follow them.” Everyone knew the story about the girl who had waved a white kerchief at the One did not use the lantern unnecessarily. Northern Lights. They waved back and invited her to dance, drew themselves toward Oil was expensive. So were wicks. her, and, it was said, no one ever saw her again. The summer before Marie turned two, shots rang out in Sarajevo, and soon the First World War was raging. Because you never know with the Northern Lights. The loops can shine quietly and scarcely move, and then suddenly there’s a kind of explosion: the shapes The winters were hard. It was pitch black when one awoke, dim when one went out, disappear, there’s a lightning-like flash, and once again the light unfolds in chains grey at noon, and dark when one went to bed. The cold bit into one’s cheeks. Marie’s and spirals. Now and then the heavens wear a crown of light — a cluster of rays in father chopped load after load of wood and people rushed to close their doors the sky. behind them to keep out the drifting snow and wind. Inside, the dampers on the iron furnace emitted red and orange flames, and the The family was poor. But no poorer than most. Around the time of the First World lamp over the table gave off a warm golden light. In midwinter, the day was as dark War, barely a decade after the dissolution of the union with Sweden, almost all of as night. The sun had disappeared behind the mountains. The globe had rotated in Norway lived in poverty. It was the work of pioneers to build an independent nation. such a way that the northern hemisphere was farthest from the sun. Here, north of There was little to eat. People gathered berries and plants. In Sørreisa, fish was the Arctic Circle, the world was in shadow. Still, the horizon was not entirely daily fare. Cod, pollock, haddock, herring: that was their salvation. But children without light. Now and then, flames burst out in the dark sky — sometimes pale yellow yearned for something sweet, and Marie still remembers the day toward the end of and light green, at other times blue and lilac. The entire spectrum of colours the First World War when she found a huge sack on the doorstep. When she looked could suddenly crackle over the horizon, like a tongue of fire, or shimmering inside, she saw that it was full of tubers with dirt on them. What a disappointment! verdigris. “Now she’ll dance,” people said, and stared at the Northern Light from “But oh, it was good,” she would recall almost a century later. What the bag their windowsills. contained was kohlrabi. It was the best thing she had ever eaten. For the Northern Lights are never still. They move across the sky in arcs and In addition to doing carpentry, Andreas worked in the mine. During the slaugh- loops; they curl up and meander; they contract and expand. Sometimes they fade, tering season, he went around to the farms and offered his services. In compensa- almost disappear, only to re-emerge, flickering, like curtains in an open window, tion, he got meat for boiling. If he also managed to get cabbage, there was happiness trembling, like dancing draperies. in the little cottage. For then they could have mutton and cabbage stew. 65 Marie Gulbrandsen 66 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Bernhardine ran the house and cowshed. Marie followed her around and helped out. when the sun shone around the clock, they milked her three times a day – first in Dairying was women’s work: it was considered a disgrace for a man to participate. the morning, then at midday, when the sun was at its highest, and finally in the Every edible part of an animal or plant was used or eaten. In the cowshed stood a evening, after they came back home. When she was still little, Marie learned how large cauldron in which herring and cod heads were boiled for the cattle, since to milk, and grew accustomed to the ringing sound of the liquid jet striking the there wasn’t enough grass up here north of the Arctic Circle. Sometimes the surface of the pail. In the summer, the milk brought great happiness. Sometimes children were sent out to dig up roots for the cattle, or to gather leaves and bark there was so much of it that they could sell some to the dairy that opened in 1917. from the willow trees. Birch twigs were chopped up and fed to the cattle. Cod heads It was not just the cattle that became frolicsome in the spring. The little girls, were also used as fertilizer: you dug holes in the ground a half metre apart and too, ran barefoot around the fields and on the steep bluffs along the fjord. During stuck cod heads in them. the long days they minded the goats and wandered in search of berries. Marie and The cow hardly made it through the winter, and during the dark months she gave no milk. She just had to survive until the coming of spring, and the sun, and the a neighbour girl, Ester, bounded around with the animals. In the autumn of 1919 they would become schoolgirls. grass that would soon shoot forth out of the snow. Marie kept petting Maiskjønn. One day the two six-year-olds found the wooden axe that Marie’s father had left It had to help, she thought, so she wouldn’t die of longing for sunshine and heat on the low barn roof, and Ester said to Marie: “If you dare to put your leg on the and fresh grass. chopping block, I’ll dare to chop it off.” Marie dared. So did Ester. When winter was on the wane, rays of sunlight began to creep over the horizon. One The foot was chopped in two. could sense the sun’s presence even if one couldn’t see it. The children sat every Bernhardine heard the scream. Sweeping her daughter up into her arms, she day on the kitchen windowsill and waited. They stared at the clearing between ran to the neighbour’s and asked him to row them over to the doctor’s. And so they the Børringen and Gompen mountains. That was where the sun always showed crossed the fjord, the mother cradling her bleeding firstborn on her lap. Wounds itself first. were scary back then: infections spread fast, and you could die of them. Alas, the “There! There she comes!” they would cry in unison upon glimpsing a bit of the yellow disc. doctor had ridden his horse carriage to Målselv. Bernhardine and Marie waited in the shopkeeper’s cottage until the doctor came back. He sewed shut the stubs that “Thank God,” sighed their mother. “Thank God the sun came back again.” remained where the toes had been and bandaged the foot that the axe blade had cut. And then they all greeted the sun. At home, Ester was sitting on the stairs weeping when Bernhardine returned, For there was nothing dangerous about waving at the sun. She didn’t lure you like the Northern Lights, didn’t cast a spell. She just gave generously of herself — longed-for light, blessed warmth. Every morning, the shiny disc grew, until they could see the entire yellow sphere on the horizon. carrying Marie. “Ester, Ester, what have you done?” Bernhardine sighed. And then set Marie down in the little side room and went out to the shed to milk the cow. Recovering, Marie started school a year late. When she did begin, however, it was with great joy. Above all, she loved geography. Looking at maps. At the rivers, the Nature awoke around them. Small Arctic flowers sprung forth; the goat willow mountains, the cities. Since there were far too many children in the nearby villag- pushed out fresh shoots and the animals stumbled out onto the fields, stirred by es for them to attend school all at once, they went every other week. One week at the coming of spring. Voraciously, the cow devoured the new grass. In the summer, school, one week at home gutting fish, tending the animals, or chopping wood. 67 Marie Gulbrandsen 68 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E For the rest of her life, Marie would love maps. But she would never travel anywhere. But the autumn grew dark sooner here than at home. The farther north, the earlier She loved school. But she would spend her whole life cleaning house. That was what the dark season. The storms were more violent. She felt homesick every day, espe- it meant to be born in Sørreisa in 1912. cially during the dark December days. Despite the Christmas tree with flickering Every Sunday, the parents gathered the children together and held a devotional service beside the iron furnace. Every evening, Mother read a Bible passage aloud and sang a hymn. And every morning she pulled the children close to her, this time one by one, and combed their hair with a fine comb. Because they all had lice. But candles. Despite the gleaming chandelier. Despite the piano and the carols. For three years, she served in the shopkeeper’s house without ever going home. Then she went back to Sørreisa. By that time, her mother was bedridden. After her mother died, Marie would never leave Sørreisa again. the struggle was in vain: the lice hung on throughout their school years. Along with the hymns that resonated in the kitchen. In 1938 she married Harald, a stately blond country boy two years her junior. Then came the war. The Germans occupied Sørreisa. The officers took the best Marie was confirmed in 1928. Then her mother got sick. Marie was sent further north to earn money for the family as a house servant. She went to Berlevåg, which was one of Norway’s northernmost fishing villages and had some of its harshest weather. Just north of Berlevåg is the Arctic Ocean; to the east is the Barents Sea. houses, and put up barracks here and there for the soldiers. They also quickly erected a detention camp for Russian prisoners of war, who were forced to work at the local German fortifications. A few months after the occupation began, Harald and Marie had their first child — Bjørg. Everything was rationed. Food. Clothing. Candles. Matches. Many of Marie got a ticket for a northbound sailing ship. The teenager stood on the the items were replacement goods, and when rumours spread that a shop had taken deck, motionless in the quiet autumn evening, as she watched Sørreisa shrink into a delivery of flour or margarine, people would start to queue up early in the morning. the distance. On the bridge stood the skipper, also unmoving, while the deckhands Clothes were patched and fixed, sleeves lengthened, socks darned. All grown men clung to the railing. For the sea was calm and still. There was not so much as a were commanded to work for the Germans, to load and unload at the dock, or to work gust of wind. It was as if the world was waiting. The sea was so still that the moon at the fortifications. was reflected on its surface. The skipper told Marie that he had never seen the sea so calm; this strip of coast had some of the harshest weather in all of Norway. During the dark season, all windows were supposed to be covered with blackout The world was waiting as Marie began her adult life. curtains. If the German security patrols saw even a sliver of light, they would stomp Some days later, the ship passed the new breakwater that, designed to protect into the house in their iron-studded shoes and bellow. Berlevåg from the Arctic waves, was constantly being battered by raging autumn The war years were full of anxiety and insecurity. storms. But the sea was still quiet when Marie set foot on the dock, prepared to Then, one day in 1942, an emissary from the Norwegian missionary society came begin her first real job. She was to be a nanny and housekeeper for a shopkeeper, to the village and held a meeting at the Winter Garden, a local assembly hall. Marie, Ottar Neergård. He picked her up at the wharf. now thirty years old, showed up, pushing her daughter in a pram. The emissary, who She arrived at a home with flowered wallpaper. Damask tablecloths glimmered on the tables when there were guests, and glass and crystal lamps were lit in the evening. Marie had come to a home where there was not just one of everything. No: she needed two hands to count all the lamps, all the pots and pans, all the tablecloths. was a farmer and fisherman in the summer and who travelled to religious meeting houses in the winter, was a lay preacher of the charismatic variety. He spoke about God and Jesus and how one should live one’s life. He closed with a quotation from the Book of Genesis. 69 Marie Gulbrandsen 70 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E God said, Let there be light: and there was light. And God saw the light, that it was When Marie came home there was more work – housekeeping and nappy washing. The good: and God divided the light from the darkness. And God called the light Day, and nappies were boiled, then washed on a washing board, then wrung out and hung up the darkness he called Night. And the evening and the morning were the first day. to dry. Marie surrendered. Not until 1959 did they get running water and electricity. There and then, she surrendered herself to God — turned her whole self over to To turn on a tap! And see the water run. God. She saw the light. “Since then I’ve stuck with Jesus,” she would always say. “He is my salvation.” To flick a switch, and there was light! And what light! A lamp in the kitchen, a lamp in the living room, a lamp on the stairs, and a lamp in the loft. Light was prosperity. Once, when all the lamps inside The resistance against the Germans was formidable, and words took on new meanings. were lit at the same time, an elderly neighbour came running: he thought the whole One did not steal from the Germans, one hoarded. Harald managed to “hoard” a house was on fire. parachute from a depot on the wharf where the Germans stored airport equipment. Marie hid it in the loft until the war was over. Then, in May 1945, she took out the material and sewed pleated skirts for her little girls. But electric light was fickle. Owing to constant outages during those first years, people made sure to keep the oil lamps handy. You could never fully trust electricity. Life was light and dark, water buckets in and out. Out and in. A life in harmony with nature and what it provided. An arduous life, but also a life lived in love. For Oh, they were so pretty! Marie stood and admired her girls, both of whom Marie was kind, everyone said so: she spread light. It was a true joy for her to see had been born in wartime, as they stood there in their first new garments — in her children grow up, to see her husband recover. Tuberculosis was a much-feared peacetime. affliction and her husband had to keep to himself for a while after he came home Russian prisoners were released, emaciated and in rags. Marie found some old from the sanatorium. No one could hug him. He had his own cup, plate, fork, and spoon. wool blankets and sewed them into trousers for several of the men, who did not yet Marie made do with what she had: a parachute, some blueberries and a little know that as soon as they arrived in their homeland Stalin would send them sugar, wool that had to be clipped, washed, carded, and spun into fibre before she directly to Soviet camps. could knit sweaters for the girls. Things were tight after the war as well. Work was done with horse and cart. The Then life became quieter. Her daughters married, and her youngest, her son, nation was under reconstruction. Much of northern Norway had been reduced to went away to sea. He sent her postcards, and she followed his travels on a map. By ashes by the Germans before they retreated. the 1960s, when Marie and Harald were in their fifties, all the children were out of Harald contracted tuberculosis. Marie had to work for two. She carried buckets of water so heavy that the handles cut into her palms. In the house. Marie cooked fish. She made coffee. They napped after dinner. the winter it was easier: then, she pulled them on a sledge. Eventually she had four She embroidered. She looked out the window. They both had their regular children. The older ones took care of the younger ones while she was working – as chairs in the living room. A feeling of peacefulness settled upon them. One could a charwoman, while her husband was coughing up blood at the sanatorium. Once a light a candle, turn on a faucet, put on a load of laundry. There was hardly any- day her eldest daughter put the youngest child, a son, in the pram, which had wheels thing to do. in the summer and blades in the winter, and took him to Marie’s workplace so she could nurse him. From the veranda facing the Sørreisa Fjord, Marie and Harald could count the mountains. Seven mountains, and a fjord. 71 Marie Gulbrandsen 72 69°8’48”N, 18°9’22”E After Harald died, Marie mostly embroidered crosses. Or quotations from the Bible. She gave the crosses to people to use as bookmarks. Now the children all had their own houses. Their own families. Their own children. Marie’s parents were long dead. Her husband died. Her siblings died. Marie turned 100, and got a letter from King Harald. Now she is approaching her 102nd birthday. Often she hears God calling to her. It brings her peace. After her hearing got worse, her son gave her a headset so that the words of the prayers on the radio would reverberate in her auditory canal. When the praying is over, she takes out the hymnal. She has hymns that she loves like small treasures. A light settles over the room when Marie sings. A room with fluorescent tubes on the ceiling and a strong reading lamp. But it is something else, something entirely different, that separates light from darkness. It is something within her. Marie smiles, selects her favourite hymn, and sings with a soft, cracked voice: There’s power when two hands are clasped in prayer. All by themselves, they’re fragile and they’re small. But you’ll receive an answer if you bare Your heart to the Almighty Lord of all. There’s power when two hands are clasped in prayer. Arriving at the end of your last day, You’ll find, if you accept the Saviour’s care, An answer to each prayer you’ve sent his way. 73 Ein Portrait von Apmut Ivar Kuoljok Geb. 22 Mars 1928 Nautijaur, Schweden Po Tidholm Die Rentierhirten des alten Stammes Das Wasserkraftwerk in Porjus wurde im Jahr 1915 eingeweiht. Der damalige schwedische König Gustav V startete die Anlage aus der Ferne. Er saß in seinem Stockholmer Schloss und drückte auf einen Knopf, der wiederum eine Sirene in Älvdalen zum heulen brachte. Dagens Nyheter, eine der größten Zeitungen des Landes, schrieb „Ein beeindruckendes Denkmal ist in der Wildnis errichtet worden“, und berichtete über die harte Arbeit, die hinter der Errichtung der Anlage lag. Große Teile des Baumateriales wurden auf Holzstegen über Sumpfgebiete entlang des fünfzig Kilometer langen Wegs von Gällivare getragen. Die Arbeiter trugen ca. fünfzig Kilo auf einmal. Das Kraftwerk in Porjus war eines der größten Industrieprojekte in Norrland und der Strom wurde für die Bahn, die Erz aus Kiruna zum Hafen im norwegischen Narvik transportierte, gebraucht. Aber man baute groß und mit Überkapazitäten, in der Hoffnung andere Industrien anlocken zu können. Und um das Kraftwerk entstand langsam ein Dorf, wo die Arbeiter wohnten, die das Kraftwerk bauten, unterhielten und verwalteten. In dem Dorf gab es sogar eine Hebamme. Als Apmut Ivar Kuoljok im Jahr 1928 geboren wurde, holte man die Hebamme aus dem Dorf in Porjus. Sein Vater Matto Apmut Kuoljok fuhr mit zwei „Tamhärkar“ (kastrierte zahme Rehe) die vielen Kilometer durch wegloses Land nach Porjus, und kehrte mit der Hebamme in einem Schlitten wieder. Es war März und der Schnee trug sie gut. Ein samisches Kind war im Land der Sonne und Winde geboren. Die Region war dennoch keine Wildnis. Als Jokkmokk im Jahr 1605 zum Marktplatz ernannt wurde, erstellte man Steuerlisten aller samischen Familien. Apmut Ivar Kuoljoks Vorfahren auf mütterlicher sowie väterlicher Seite erscheinen in den ersten Aufzeichnungen, und damals hatten ihre Verwandten schon seit über 500 Jahren dort gelebt. Apmut Ivar Kuoljok wohnt heute in einem Wohngebiet östlich von Jokkmokks kleinem Stadtzentrum. Man fährt die E45 entlang, eine Fernstraße, die sich durch das komplette schwedische Hinterland schlängelt und die mittlerweile am meisten von Holztransportern und Touristen auf dem Weg in den Nationalpark Laponia befahren wird. In dem Wohngebiet haben die Straßen Namen wie Akkatsgatan oder Rajdvägen und in den Häusern wohnen viele der Familien, die während des 20. Jahrhunderts die gleiche Reise wie die Familie Kuoljok gemacht haben; 77 Apmut Ivar Kuoljok 78 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E teilweise hält man sich noch an alte Traditionen, ohne aber auf die Werte der heu- einen schwerer und zum anderen leichter gemacht hat, mit den hellen Stunden, den tigen Gesellschaft zu verzichten. Kuoljoks Haus ist modern und minimalistisch dunklen Nächten, den sonnenlosen Wintern und der Mitternachtssonne im Sommer eingerichtet, aber jedes Detail unterstreicht die Orte, an denen die Familie zu zu leben. Hause ist; atemberaubende Bergmotive, große Täler mit Rentierherden, die wie Flusszüge durch die Landschaft ziehen. Apmut Ivar Kuoljok hat seit seiner Jugend Tagebuch geführt. Das Gefühl, dass wichtiges Wissen verschwand, brachte ihn dazu sein Leben dokumentieren zu Auch wenn das Leben in gewisser Weise an die Spuren der Vorfahren anknüpft, wollen. Er ist auch „Jojker“ (samischer Sänger), Geschichtenerzähler und der hat Apmut Ivar Kuoljok das Gefühl, dass er im Jetzt lebt. Samischer Rentierhirte Älteste in seinem Samendorf. Apmut Ivar ist ein Mann, dessen Mission es ist, altes zu sein, ist mittlerweile ein Synonym für einen ständigen Überlebenskampf. Wissen und Traditionen weiterzugeben. Er hatte schon immer einen Lesekopf. Als Es gibt eine Menge alter Dokumentationen über die Existenz der Samen in dem Kind wurde er in die Nomadenschule geschickt, eine Art Ausbildung auf dem Feld, Gebiet, was heute Sapmi genannt wird — eine große Landfläche, die sich von Mittel- in primitiven Hütten. Man wollte samischen Kindern eine Grundausbildung geben, norrland bis hoch nach Norwegen, Finnland und runter längs der Kola-Halbinsel ohne aber ihre kulturelle Identität zu zerstören. Lappe sollte Lappe bleiben. Sie streckt. Die Samen haben den Status von Ureinwohnern in allen diesen Ländern, mussten auf einem Reisteppich direkt auf dem Boden schlafen oder verschiedene aber die Rechte von ihnen unterscheiden sich erheblich von Land zu Land. Der Regierungsperioden auswendig lernen und sich Wissen über Europas Flüsse und schwedische Staat hat ein langes und kompliziertes Verhältnis zu den Samen. Schonen, eine merkwürdige Landschaft weit weg in Südschweden, aneignen. Sechs Schweden wusste bis zum 19. Jahrhundert nichts mit dem nördlichen Teil des Winter und drei Sommer lang ging Apmut zur Schule. Schwedisch hatte er schon von Landes anzufangen. Es war weit weg, karg und menschenleer und die Rentierherden Freunden beigebracht bekommen, als die Familie während der Wintermonate in der Samen, ihr Jagd-, Fischer- und Nomadendasein gerieten bis dahin nicht mit Jokkmokk wohnte. Sein Eltern konnten ein bisschen Schwedisch, seine Oma kaum den Interessen anderer in Konflikt. Man besteuerte sie, da die Pelze, mit denen sie ein einziges Wort. Sie war im Jahr 1876 geboren, in einer vollkommen anderen Zeit. bezahlten, geschätzt wurden und das Geld, das sie einbrachten, wenn sie auf dem Kontinent verkauft wurden, ein willkommener Zuschuss in der Kriegskasse war. Die Samen galten nicht wirklich als entwickelte, moderne Menschen, sollten aber als Kuriosum gewahrt werden und durften gerne ihre Rentierhaltung ausüben. Aber dann kam die Industrialisierung und mit ihr die Entdeckung von Rohstoffen Mit der Begründung, dass sie weniger gebildet waren, wurde ihnen die rechtmäßige im Norden. Hier gab es enorme Waldflächen und Europas größtes Eisenerzvorkommen Kontrolle über ihr Land geraubt. Für Apmut Ivar und andere Kinder von nomadi- sowie wilde Flüsse mit großen Fallhöhen. Die Samen verloren die Kontrolle über schen Samen bedeutete diese Politik, dass sie in Zeltschulen (Schwedisch: kåtas- ihr Land und mussten in den nächsten 150 Jahren große Eingriffe in ihren kolor) gehen mussten und von der Gesellschaft und anderen Kindern ferngehalten Lebensraum über sich ergehen lassen. Die Rentierzucht hat sich durch die wurden. Aber vieles wurde willkürlich entschieden, und ein paar Jahre später Forstwirtschaft, Bergwerke und den Ausbau der Flüsse sehr verschlechtert. Und machte man eine Kehrtwende und schickte die samischen Kinder in die allgemeine dies dauert noch immer an. Das, was für Schweden Fortschritt und Entwicklung schwedische Schule, wo sie lernen sollten, gute schwedische Staatsbürger zu bedeutet, hat das Leben der Samen erschwert. werden. Rentierzucht und die samische Kultur wurden von diesem Zeitpunkt an zum „Es gibt natürlich verschiedene Standpunkte“, sagt Apmut Ivar. „In vielerlei Hinsicht haben wir ein leichteres Leben als früher.“ Dann fängt er an zu erzählen. Fast alles handelt vom Licht. Wie man seine Tage organisierte, um das Licht am besten auszunutzen, und wie der Fortschritt es zum Untergang verurteilt. Apmut Ivar hatte keine Pläne, etwas anderes im Leben zu werden als Rentierhirte. Nach einer bescheidenen Schulzeit fing er ernsthaft an, sich mit den Rentieren der Familie zu beschäftigen. 79 Apmut Ivar Kuoljok 80 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E Im Herbst ´43 schreibt er in sein Tagebuch, wie die Herbstwanderung verlaufen „Was dann geschah war ja, dass die Wasserkraft kam und die Flüsse gestaut wurden. war. Es war ein schlechter Herbst gewesen. Normalerweise schickte man zunächst Große Landflächen wurden mit Wasser bedeckt und alte samische Wanderzüge ver- jemanden, der die Winterweide untersuchte, aber das Wetter und der frühe Schnee- schwanden. Aber am schlimmsten war, dass das Eis auf den Flüssen und Seesystemen fall hatten vieles durcheinander gebracht und keiner hatte Zeit dafür gehabt. schlechter wurde.“ Normalerweise hält man seine Rentiere zusammen mit einer oder mehreren „Wir haben die Rentiere nach Einbruch der Dunkelheit oft woanders hinge- Familien und bei der Wanderung müssen sie sich oft trennen. Dies bedeutet, dass führt. Die Tage waren so kurz. Alles war pechschwarz, aber man konnte ja die sie in großen Herden getrieben werden müssen, dann fängt man sie mit dem Lasso Rentiere vor dem weißen Eis gut erkennen.“ und schlussendlich werden sie getrennt. Eine schwere Arbeit für einen Teenager. „Wir wagten es nicht, auf das Wasser raus zu gehen und dann haben die Behörden Als man die eigene Horde zusammen hatte, begann die Wanderung zur Winterweide. die Wege für uns geräumt, aber dort konnte man sich in der Dunkelheit nicht fort- Zuerst gingen die zahmen Rentierhirschen (Schwedisch: härkar) — kastrierte bewegen. Alles hat viel länger gedauert und wir mussten immer öfter entlang des Rentierbullen — mit Schlitten hinter sich, wo die alten und jungen Familien- Weges weiden. Aber dann begann man ja mit dem Kahlschlag und der Behandlung mitglieder warm und ordentlich zugedeckt, saßen. Auch die Ausrüstung wurde in des Bodens und schließlich verschwanden die Weiden ganz. Als das Tempo nach- Schlitten transportiert. Wichtig war, dass man das wenige Licht zu dieser Zeit des ließ, verloren wir Rentiere unterwegs und wir mussten oft anhalten. Von da an Jahres ausnutzte. Die Tage fingen deshalb oft sehr früh an und gingen bis spät in fingen wir an, sie mit dem Auto zu transportieren.“ die Nacht und die meiste Arbeit wurde bei völliger Dunkelheit ausgerichtet. Und Die Modernisierung der Rentierzucht war oftmals eine direkte Folge des als es endlich hell war, war es wichtig am richtigen Ort zu sein und genau das vor- Eingriffs in die Natur. Apmut Ivar und seine Zeitgenossen hätten lieber so weiter- bereitet zu haben, was man tun wollte, egal ob es sich um eine schwierige Passage, gemacht wie immer, aber die neue Situation hatte dies unmöglich gemacht. eine Rentiertrennung oder das Bauen einer Lappenhütte handelte. Apmut Ivar ist kein weinerlicher Kerl. Er spricht oft mit einer fast fröhlichen Die Männer und Jungen gingen mit Skiern, um die Herden anzutreiben und zu Stimme hierüber, scheinbar ungerührt. In der Natur zu leben, mit Tieren zu arbei- bewachen. Oft halfen einem Hunde. Die alten Rentierhirschen, die die Wanderung ten und dem Wetter vollkommen ausgeliefert zu sein ist etwas was Menschen prägt. schon einmal gemacht hatten, orientierten sich in der Regel selbst und bahnten Bauern und Samen haben dies gemeinsam; Behörden, Regierungen und andere Ämter sich ihren Weg durch das Gelände. Weitere Herden schließen sich an und schließ- sind wie das Wetter, man muss sich an sie anpassen, akzeptieren, dass man die lich bewegten sich tausende von Rentieren durch die Täler. Nachdem man das erste Situation nicht kontrollieren kann, gelassen bleiben und versuchen alles irgend- Mal seit dem Frühjahr drinnen geschlafen hatte, stand man früh auf und trieb die wie im Griff zu behalten. Rentiere wieder zusammen, die sich nachts über das weitläufige Gelände verteilt hatten. Zu schlechtes Weideland führt dazu, dass sich die Herden aufteilen. Wenn man die E45 bis fast ans nördliche Ende durchfährt, taucht irgendwann „Wir besaßen nur unsere Skier“, sagt Apmut Ivar, „und alles dauerte sehr lange Jokkmokk auf. Sümpfe und Wälder, gerade Strecken und Gipfel, Mücken, Gegenlicht, und war harte Arbeit. Heute haben wir Schneemobile, Motorräder, Helikopter und atemberaubende Blicke und traurige, zerstörte Wälder — Schweden ist ein langes, Wasserflugzeuge.“ ausgedehntes Land und nirgendwo anders in Europa schreitet die Verstädterung Die Herde zog weiter längs der Flüsse, bis man schließlich das gefrorene Eis so schnell voran wie hier. Die Städte wachsen und die Landbevölkerung schrumpft. des Stora Lule Flusses erreichte; bis nach Jokkmokk und der Winterweide am Dies trifft besonders auf das Innere von Norrland zu, wo die Rohstoffindustrie, die Rödekornberg. Bis dorthin waren sie über eine Woche unterwegs gewesen. damals noch arbeitsintensiv war, für die Menschen Bedingungen schuf, dort zu 81 Apmut Ivar Kuoljok 82 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E leben. Nun wüten die, die noch wollen, in einem immer weniger bevölkerten im Vorratsschuppen. Das Fleischstück hing für die Hunde unerreichbar als Gegen- Niemandsland. gewicht auf einem Klövjeren (Schwedisch: Packesel in Form eines Rentiers). Dabei Die Schweden haben diesen Teil ihres Landes zunehmend vergessen. Sie haben hatte man außerdem getrocknetes Blut, was man aufweichen konnte und dann zu ihn als schön in Erinnerung, aber reisen in ihren Ferien lieber gen Süden. Jetzt Pfannkuchen oder Blodpalt, eine Art von Brot, zubereiten konnte. Im Sommer konnte finden immer mehr europäische Touristen ihren Weg hierher. Außer den Holz- man zudem fischen. Die Angel war stets im Gepäck. transportern sieht man auf den Straßen deutsche, britische, französische und „Man gewöhnte sich an alles“, sagt Apmut Ivar. „Das war unser Leben. Unsere holländische Autokennzeichen. Die meisten haben keine Ahnung von den Hütten hatten wir immer dabei, es war anstrengend, aber wir kannten nichts anderes.“ Streitigkeiten, die in diesem sehr ruhigen Teil Europas stattfinden, der sonst nur Der Kontrast zur heutigen Rentierzucht könnte nicht grösser sein. Das meiste für seine Stille und seine hellen Sommernächte bekannt ist. Im Winter ruht die hat sich verändert. Sicher, es ist körperlich weniger anspruchsvoll geworden, Region in der Dunkelheit, bedeckt von einer dicken Schneedecke. aber jetzt macht man sich fortwährend Sorgen über Geld, und über die Raubtiere, Sonja Kuoljok serviert Kaffee. Apmut Ivar schlürft laut und seufzt. Die Augen glänzen vor Freude. Er erinnert sich an alles. „Ich habe mich noch nie gelangweilt“, erzählt er. „Die Sommermonate waren immer schön. Da schliefen wir nie sehr viel, bei der Helligkeit.“ Seine Notizen unterstreichen die Erzählungen von den Wanderungen der Jugendlichen. Diese Wanderungen waren die letzten, die nach alten Traditionen die obskure Politik und nicht zuletzt steht das Leben eines Rentierhalters im Kontrast zu all den Alternativen, die einfacher erscheinen. „Keiner kommt mittlerweile ohne Telefon oder Radio aus, aber zu meiner Zeit musste man versuchen, über die Wanderwege von anderen Familien Bescheid zu wissen. Manchmal musste man Tage aufeinander warten. Das konnte schon mal ziemlich unpraktisch sein“. und Wegen ausgeübt wurden, vor der umfassenden Rohstoffgewinnung und den „Ob es schön war? Darüber dachte ich nie nach. Man tat einfach das, was zu tun Motoren. Zudem tauchten immer wieder Forscher auf. Plötzlich landete während war. Jetzt finde ich schon, dass es schön war, und freue mich die alten Orte wieder- unseres Sommeraufenthalts ein Wasserflugzeug auf dem See und ein Fotograf und zusehen.“ ein paar Ethnologen kamen raus. Sie hatten meistens kein Essen mit sich, sondern Apmut Ivar Kuoljok führt jetzt seine letzte Schlacht. Als Ältester in Sirges erwarteten gefüttert zu werden, und dass ihre Ausrüstung entlang der Reiseroute Samendorf und als weiser Mann auf den viele hören, war es für ihn eine Selbst- transportiert wurde. Aber Bilder haben sie zum Glück hinterlassen. verständlichkeit eine Sitzblockade gegen das Explorationsgebiet für Eisenerz in Im Sommer 1944, genauer gesagt am 13. Juli, notierte Apmut, wie sie ihr Lager Gallok außerhalb von Jokkmokk einzurichten. Die Exploration vom Land der Samen, im grünen Tal von Nijákriehppejågåsj aufschlugen und sich von getrocknetem mit der vor rund hundertfünfzig Jahren begonnen wurde, scheint kein Ende nehmen Rentierhals ernährten, wovon sie während der ganzen frühsommerlichen Wanderung zu wollen und seit ein paar Jahren tobt in Nordschweden ein Explorationsboom. leben sollten. Das Wetter ist schön und die Nächte sind durchgehend hell, aber Großzügige Bedingungen locken ausländische Unternehmen, ihr Glück in der der Boden hatte keine Bäume und Sträucher und es gab kaum Reis um Feuer zu schwedischen Natur zu suchen, arme und ahnungslose Kommunen im Landesinneren machen. Es gab auch kein frischgegrilltes Brot und kaum Kaffee. Das Fleisch vom hoffen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Samen fühlen sich bedroht und verges- Rentier war getrocknet und man hatte es seit der Schlachtung im letzten Herbst sen, angereiste Umweltschützer stehen auf der Seite von ihnen und der Natur. aufgehängt. Alle Hohlräume wurden mit Mehlteig ausgefüllt, damit die Insekten Zusammen mit jungen Demonstranten wurde Apmut Ivar Kuoljok von uniformierten nicht in das Fleisch eindringen konnten. Dann hing man es draußen einige Wochen Polizisten weggetragen, damit die Maschinen schließlich durchkamen. Jetzt lässt auf, bis sich eine harte Schale gebildet hatte, und anschließend lagerte man es vermutlich ein langer Gerichtsprozess auf sich warten. 83 Apmut Ivar Kuoljok 84 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok, der so alt wie die Moderne und Elektrifizierung ist, hat während der aufregendsten Jahren in der Geschichte der Samen sein Leben als Rentierzüchter gelebt. Die Geschichten der Vorfahren lebten von der Dunkelheit. Durch den Mangel an Licht und Kommunikationsmitteln, entstand eine Erzählkunst, die auch Apmut Ivar vermittelt bekommen hat. „Abends unterhielten wir uns und erzählten Geschichten in unserer Hütte. Es gab nichts anderes. Und als wir in die Dörfer oder nach Jokkmokk kamen, besuchten wir uns immer gegenseitig, um Neuigkeiten zu hören. Wenn jemand vorbei kam, versammelte man sich um ihn und hörte seinen Erzählungen zu. Heute sehe ich meinen Nachbarn durchs Fenster, wenn er Fernsehen schaut, aber wir reden nicht miteinander. Deshalb muss ich schreiben. Ich habe Angst, dass die Erzählungen sonst verschwinden. Es sind nicht nur Geschichten, sondern auch viel Wissen. Wie zähmt man einen Rentierhirschen? Wie trocknet man Fleisch, wie finden wir im Winter Weideland?“ „Noch hören die junge Leute auf mich. Das ist gut.“ 85 A portrait of Apmut Ivar Kuoljok Born 30 September 1928 Nautijaur, Sweden Po Tidholm Old School Reindeer Herders The hydroelectric plant in Porjus came on line in 1915. Swedish King Gustav V started it remotely. Sitting in Stockholm Palace, he pressed a button that simultaneously caused a siren to sound in the river valley. The country’s major newspaper, Dagens Nyheter, wrote, “A mighty monument has been erected in the wilderness,” and spoke of the hard work that lay behind the plant. Much of the construction material had been carried across makeshift bridges over the wetlands along the fifty kilometres from Gällivare. Workers carried about fifty kilos at a time. The Porjus plant was one of the great industrial projects of Norrland, the most northerly region of Sweden. The power it produced was needed to electrify the railway that transported iron ore from Kiruna to the port of Narvik, Norway, but they built the plant big, with excess capacity, in hopes of attracting other industries. Eventually a town grew up around the power plant, housing the workers who built, maintained and operated it. In the town lived a midwife. When Apmut Ivar Kuoljok was born in 1928 in Nautijaur, the midwife was brought out from Porjus. Apmut Ivar’s father, Matto Apmut Kuoljok, drove two reindeer geldings the long roadless miles to Porjus and brought the midwife back in a sledge. It was March, and snow conditions were still good. And so a Sami baby was born, in country that belonged to the people of the sun and the wind. For this country was anything but an empty wilderness. When a royal decree made Jokkmokk a marketplace in 1605, the Sami — or Lappish, as they are also known — families were added to the tax rolls. Apmut Ivar Kuoljok’s ancestors on both sides can be found on the first rolls, and by then their families had already been there for five hundred years or more. Today, Apmut Ivar Kuoljok lives in a neighbourhood of detached houses east of Jokkmokk’s tiny centre. To get there, you cross the E45, the highway that winds its way up through the entire Swedish interior, and today is trafficked primarily by logging trucks and tourists en route to the Laponian national parks. In his neighbourhood, the streets have Sami-inspired names like Akkatsgatan and Rajdvägen, and in the houses live many families who have made the same journey as the Kuoljok family through the twentieth century. In some respects, they retain their traditions, but not at the expense of modern conveniences. The Kuoljok house is modern and austerely decorated, but every object underscores the family’s Sami identity. 87 Apmut Ivar Kuoljok 88 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E On the walls are photos and paintings of places that are part of the family history: Apmut Ivar Kuoljok has kept a diary since he was a teenager. He felt as if valuable spectacular mountain motifs, broad valleys with reindeer herds flowing through knowledge was in danger of being lost, and he wanted to document his life. He also the landscape like meandering streams. sings joik, traditional Sami songs, and is a storyteller and an elder of his rein- Though his life has followed in the footsteps of his forefathers to a degree, deer herding district. Apmut Ivar is a man who has made a mission of preserving Apmut Ivar Kuoljok bears with him a feeling of living through the end of something. the old knowledge and traditions. He was, as it turned out, a good student. As a Being a Sami reindeer herder has become synonymous with fighting for survival. young child, he was sent to nomadic school, a kind of education in the field, in There is quite a bit of older evidence of a Sami presence in what is now called primitive huts called goahtis. The idea was to provide Sami children an elemen- Sapmi — the large region stretching from central Norrland into Norway, Finland tary education without destroying their cultural identity. Lapps would be allowed and along the Kola Peninsula in Russia. The Sami have the status of an indigenous to be Lapps. They were sleeping on mats on the floor, but learning about the history people in all of these countries, yet Sami rights vary radically from country to of the monarchy, the rivers of Europe, and Skåne, an exotic province far away in the country. The government of Sweden has a long, complicated relationship with the south of Sweden. He attended the school for six winters and three summers, having Sami. Until the nineteenth century, Sweden wasn’t really sure what its northern- already learned Swedish from friends when the family lived in Jokkmokk in the most reaches were good for. The region was far away, stark and empty, and the Sami’s winters. His parents knew a bit of Swedish, his grandmother scarcely a word. She reindeer herding, hunting, fishing and nomadic lifestyle didn’t much conflict with was born in 1876, in another era entirely. anybody else’s interests. They were taxed, for the furs they could pay with were very During these years, Sami policy was influenced by ethnographic currents. fine, and represented a welcome addition to the state’s war chest when sold further Uppsala was home to the State Institute for Racial Biology, which divided people south on the continent. up into invented categories according to a set of ideas that has since been utterly But then in marched industrialism, and with it the north’s resources were discovered. Here were countless hectares of forest, Europe’s largest iron ore deposits, discredited, and sought to show that race-mixing was evil. The Institute carried out extensive research on the Sami. and wild streams with steep gradients that could be dammed to generate power. The Sami were not considered a fully developed modern people, but should be The Sami lost control of their lands, and for the next 150 years had to accept major preserved as a curiosity, and were welcome to keep tending their reindeer. Since changes in their living environment. Reindeer herding grew far more difficult due they were less intellectually capable, they were stripped of legal control of to the competing interests of forestry, mining and the damming of the rivers — lands that had been theirs. For Apmut Ivar and other children of nomadic Samis, conflicts that are ongoing. this policy meant that they could go to goahti schools and be segregated from Processes that have meant progress and development for Sweden have made life difficult for the Sami. “Of course it cuts both ways,” says Apmut Ivar. “In many ways, our lives have grown easier as time as gone by.” society and other children. But the system was subject to arbitrary change, and just a few years later, the nomadic Sami children were sent to conventional Swedish schools where they would be taught to be good Swedish citizens. Reindeer herding and Sami culture, it was thought, were doomed to disappear. Then he starts telling his story. It’s almost all about light. How people organ- Apmut Ivar had no plans to do anything with his life other than be a reindeer ised their days to make the most of the light, how technological advances made it herder. After his brief schooling, he went to work in earnest with the family’s reindeer. both easier and harder to manage the daylight hours, the sunless winter and the In the autumn of 1943, he recorded the autumn migration of the herd in his midnight sun of summer. diary. It had been a rough autumn. Ordinarily, they sent someone out to scout the 89 Apmut Ivar Kuoljok 90 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E winter grazing lands, but the weather and early snow had caused problems and need for feed along the roads increased. But then clearcutting and land-clearing nobody had time. Ordinarily reindeer from several families are grazed together, came in, which meant that the pasturage disappeared. Then we would lose reindeer and when they’re moved, the herds often have to be separated. That means driving along the way, when the pace slackened and we made a lot of stops. At that point, them into big enclosures, lassoing them and dividing them up. It’s heavy work for we started transporting them by truck, instead.” a teenager. Once the family flock was collected, the migration to the winter grazing The modernisations of reindeer herding that have occurred have usually been lands could begin. The tame reindeer geldings went first, pulling sledges that a direct consequence of alterations of nature. Apmut Ivar and his generation would carried the family’s elders and children. Equipment was transported by sledge, have been happy to keep doing what they had always done, but new conditions made too. At this time of year, it was important to make the most of the little daylight it impossible. there was, so days often began early and ended late, with most of the work carried Apmut Ivar is no cranky old man. He talks about it all almost happily, apparently out in pitch blackness. When the pale sunlight finally shone, it was important to untroubled. Living with nature, working with animals and being at the mercy of the be in the right place and be prepared for whatever needed to be done, whether it weather affects people. Farmers and Sami herders have this in common. Government was traversing a difficult section, separating the herd or building a goahti. agencies and authorities are like the weather; one has to adapt, accept that one The men and boys went on skis, driving the herd and guarding its flanks. Often, is not in control of the situation, remain calm and never lose one’s grip. they had dogs to help them. The older geldings who had led the migration before Jokkmokk pops up all of a sudden when you’re driving up the E45. Bogs and woods, could usually find the way themselves, guiding the rest through the landscape. straightaways and hilltops, mosquitos, horizontal light, beautiful views and sadly Several rajder, or reindeer processions, joined the group, and thousands of rein- ruined forests. Sweden is a long, stretched-out country, and no other country in deer were now moving through the valleys. After stopping and sleeping indoors for Europe is currently urbanising as fast. The cities are growing and the rural pop- the first time since spring, they got up early and assembled the reindeer, who had ulations shrinking. This is especially true in the interior of Norrland, where in- spread out over a wide area during the night. If there’s too little pasturage, the dustries based on raw materials made it possible for people to settle, back when herds have to split up. such industries were labour-intensive. Now they can increasingly do as they will, “All we had was skis,” says Apmut Ivar, “and everything was difficult and took time. Now we have snowmobiles, motorcycles, helicopters and seaplanes.” in an ever more thinly populated no man’s land. The Swedes have more and more tended to forget about this end of the country. The procession continued downwards along the river course, eventually reach- They remember it as a beautiful place, but head south on holiday. Instead, it is ing the frozen waters of the Lule River and continuing to Jokkmokk and the winter tourists from the rest of Europe who come. Alongside the logging trucks, you see grazing lands by Rödekornberget. By then they had been moving for a week. German, British, French and Dutch cars on the roads. Most are blissfully unaware “What happened next was that hydroelectric power came and the rivers were of the battles being fought in this peaceful corner of Europe, known for its silence dammed. Vast tracts of land ended up under water, and old trails disappeared. But and its bright summer nights. During the winter, this end of the country slumbers the worst thing was, the ice got bad on the rivers and lake systems.” under dark skies and snowcover. “Often we moved the reindeer in darkness. The days were so short. It was hard, but you could see the reindeer against the white ice.” “Afterwards, we were afraid to go out on the ice, and so the authorities cleared roads for us, but you couldn’t go down them in the darkness. It took longer, and the Sonja Kuoljok brings coffee. Apmut Ivar slurps his loudly and sighs, his eyes creasing with pleasure. He remembers a lot. “I was never bored,” he says. “The summers were always nice. We didn’t sleep so much then, as bright as it was.” 91 Apmut Ivar Kuoljok 92 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E His notes support his stories of the migrations of his youth, which were among the “Was it beautiful? I never thought about it. You were just trying to keep up with last carried out in the traditional way by traditional routes, before large-scale everything that had to be done. Now I sometimes think it is. It makes me happy to raw material production, before the internal-combustion engine. Back in the day, see all the old places.” scientists kept turning up. There you’d be, and suddenly a seaplane would splash Today Apmut Ivar Kuoljok is fighting his final battle. As elder of Sirges reindeer down in a lake in the middle of summer and out would climb a photographer and a herding district, and as an older man whom many listen to, it seemed obvious to couple of ethnologists. They rarely had food with them, and expected to be fed and him that he should sit down and physically block exploratory mining for iron ore have their gear carried along the migration route. On the upside, they did leave a in Gallok, outside Jokkmokk. The exploitation of Sami lands that began a hundred photographic record behind. and fifty years ago never seems to end, and for the past several years, a new pros- In the summer of 1944, on 13 July, he notes that they made camp in the Nijá- pecting boom has been raging in northern Sweden. Generous terms entice foreign kriehppejågåsj Valley in early spring conditions, and started eating the dried corporations to try their luck in the Swedish countryside, and naive, cash-strapped reindeer neck they lived on during the spring migration. The weather was lovely inland municipalities hope it will create jobs. The Sami feel they are under threat and the nights were light, but the ground was barren of trees and bushes, and and forgotten, and environmental activists come from outside to take their, and there was barely enough scrubwood to make a fire. No pan-fried bread, barely any the environment’s, part. Along with the young demonstrators, Apmut Ivar Kuoljok coffee. The reindeer neck was dried and had been hanging since the slaughter the was carried away by uniformed police officers so the equipment could roll through. previous autumn. All the holes in the meat are plugged with flour paste to keep A drawn-out legal battle is probably in the cards now. insects from getting into it, and then it is hung outdoors for a few weeks until a Apmut Ivar Kuoljok is as old as modernity and electrification, and has lived a hard shell formed on it, after which it could be stored in a shed. In transit, a piece reindeer herder’s life during the most eventful years of Sami history. His family’s of meat would be hung beyond the reach of the dogs, as a counterweight to a pannier stories lived in darkness. In the absence of light and modern transportation, a on a pack reindeer. They also brought dried blood that could be rehydrated and narrative form grew that Apmut Ivar still carries on. used to make pancakes or blodpalt, a kind of hardtack made with blood. In the summer, one could fish. A fishing rod was always part of the kit. “We were ready for anything,” says Apmut Ivar. “That was our life. There we went with our goahtis. It was hard work, but it was all we knew.” “We talked and told stories in the evening in the goahti. That was all there was. And when we came to the villages, or to Jokkmokk, we always sought one another out to hear the news. Whenever somebody arrived, people flocked around him to hear what he had to say. Now I can see my neighbour through the window while I’m watching TV, but we don’t talk to each other. That’s why I have to write. I’m afraid the stories The contrast with today’s reindeer husbandry could not be more striking. Almost will disappear forever otherwise. They’re not just tall tales; they’re full of knowl- everything has changed. Of course it’s less physically demanding, but now there edge. How do you tame a reindeer gelding? How do you dry meat? How do you find are constant economic worries, not to mention animal predators, the shifting pasturage when winter is coming?” political situation, and especially the fact that the reindeer herding life is now just one choice among many others, some of which may seem easier. “Nowadays nobody can manage without a telephone or radio, but in my day you tried to keep track of the other families’ migration routes. Sometimes you had to wait for each other for days. It was a little impractical.” “So far, the young people are still listening to me. That’s a good thing.” 93 Ein Portrait von Helny Zingmark Geb. 28 Juli 1913 Lima, Schweden Po Tidholm Einmal rund um die Ostsee Helny Zingmark ist eine rätselhafte Dame. Ihr Name klingt wie erfunden, wie gestohlen aus einem etwas zu anspruchsvollen Roman, der sich seinen Weg durch alle möglichen Epochen und Ereignisse bahnt und im letzten Kapitel alles irgendwie Sinn macht. Aber Helny Zingmark sieht in ihrem Stuhl, im Altersheim in der alten Militärstadt im äußersten Norden Schwedens ganz wirklich aus. In der kleinen Wohnung gibt es wenig Spuren des Lebens. Ein Nähtisch mit Kürbismalereien und eine Vase mit der Kirche von Lima als Relief deuten auf ihren Ursprung in Dalarna hin. Ein chinesisches Regal mit detaillierten Schnitzereien gibt einen Eindruck der weiten Welt. Eine lauttickende Uhr betont Gemächlichkeit. Zwei staubige Fotografien von einem düsteren Mann mit dicken Brillengläsern und einer jungen Frau in einem Strickpullover, die etwas übermütig in die Kamera schaut, stehen auf einem Regal. Das Zimmer hat eine kleine Küche und einen Tisch, im Schlafzimmer gibt es ein Bett und einen Stuhl. Die Jalousien sind heruntergezogen. Draußen hört man schlurfende Schritte auf dem Linoleumboden und der Aufzug kommt und geht. Dies ist eine Endhaltestelle. Helny Zingmarks Augen sind trüb. Ihre Sehkraft ist fast vollständig verschwunden. Das Leben ist stehengeblieben, der Blick ist nach innen gekehrt. Wenn sie spricht, hat man das Gefühl, dass sie nicht wirklich erwartet, dass man ihr glaubt. „Einmal bin ich mit dem Fahrrad um die komplette Ostsee gefahren“, beginnt sie zu erzählen. „An den Klippen des Nordkaps drehte ich um.“ „Du glaubst mir nicht.“ „Ich war 22 Jahre alt. Es war Sommer, im Sommer 1934. Ich war so unruhig, war bisher kaum außerhalb unserer Gemeinde gewesen. Ein Jahr lang arbeitete ich als Magd auf einem Bauernhof in Malung, aber die Dame des Hauses war so stolz, und das konnte ich nicht ertragen. Ich konnte dort einfach nicht bleiben. Als ich wieder nach Hause auf unseren Hof kam, sagte ich zu Papa ich würde ein Zelt kaufen gehen. Er fragte mich natürlich, was ich damit wollte, und da erzählte ich ihm, dass ich auf Reisen gehen wollte. Ich kaufte mir einen kleinen Gaskocher, damit ich kochen konnte. Dann bepackte ich mein Fahrrad und fing an zu radeln. Kleidung hatte ich auch dabei. Und Ausrüstung, um das Fahrrad, im Falle eines Falles, reparieren zu können.“ 97 Helny Zingmark 98 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E „Ich habe das nur getan, weil ich neugierig war“, sagt Helny Zingmark. Zuhause in Herdfeuer zu versammeln, und von den langen, hellen Sommernächten. Man beheiz- Lima hatte die Familie eine Landwirtschaft. Vier Geschwister, aber alle anderen te die Häuser mit Holz, aber war immer vorsichtig, das harzreiche Holz auszusor- sind schon tot. Die Familie besaß acht Kühe und litt keine Not. Helny war das tieren, was man für die offene Feuerstelle aufhob. Wenn man schnitzte oder etwas dritte Kind und die einzige, die neugierig genug war um wegzugehen. Der Hof von Hand fertigte, hob man das Splintholz auf, da es am hellsten und ohne viel tauschte im Dorfladen Butterdosen gegen Lebensmittel. Auf dem Land war das Tausch- Rauch brannte. Das harzreiche Holz wurde am meisten im Freien verwendet. Hölzer geschäft noch immer alltäglich. Aber auch der Wald brachte Geld. zu spalten war eine mühsame Arbeit, die oft von Kindern und Dienern übernommen „Jetzt ist alles verfallen“, seufzt Helny. „Damals kümmerte man sich sehr penibel um alles. Der Wald sah aus wie ein Park, auf allen freien Flächen bauten wir etwas an. Damals war das ja so. Ja, so war es früher.“ wurde. Wohin man auch ging, die Hölzer waren immer dabei. „Ich bin so alt, als ich klein war, hatten wir noch Pörtstickor (Schwedisch: Leuchtmittel aus Kieferholz). Als man raus in die Scheune ging, um die Tiere zu Zum Hof gehörte auch eine Bergweide. Sie lag weit oben, in Richtung der nor- füttern, hatte man sie im Mund oder steckte sie in einen Schlitz, den man beleuch- wegischen Grenze, rund 50 Kilometer vom Hof entfernt. Im Sommer brachte man die ten wollte. Man konnte Heu in der einen Hand tragen und einen brennenden Stock in Tiere zusammen mit anderen Bauern dorthin. Es war hell und die Arbeit leicht und der anderen. Es gab viele Brände, aber zum Glück war ich nie bei einem dabei. Dann frei im Vergleich zum restlichen Jahr. Daheim auf dem Hof machte man so Land zum kamen die Kerzen und danach die Petroleumlampe und zuletzt die Karbidlampen. Anbau von Getreide und Futter frei. Die Männer blieben dort und die Mädchen Es roch so schrecklich, als sie ausgebrannt waren. Als Kind musste man hart ar- durften alleine im Wald sein. Es war ruhig. Aber auch die Tage auf der Weide waren beiten. Man brauchte uns und es gab ja auch nichts anderes zu tun. Man hatte kaum geprägt von einigen Routinen. Die Kühe mussten nach dem morgendlichen Melken Möglichkeiten. Ich hatte die Arme voll mit Brennholz, was mich stach und schwer zum Weiden raus in den Wald und ein Schäfer begleitete sie immer um aufzupassen. war. Aber warm wurde es nie, nicht so wie die Innenräume heutzutage. Im Winter Helny durfte diese Rolle für ein paar Sommer übernehmen. Dies war die schönste schlief ich, um warm zu bleiben mit meinen Geschwistern zusammen.“ Zeit und alles, was im Rest ihres Lebens passierte, wurde damit irgendwie in Verbindung gebracht. „Gegen Nachmittag machte ich Feuer. Als dieses einigermaßen brannte, lag ich „Trotz der vielen Aufgaben, hatten wir immer noch sehr viel Zeit; lange Abende an denen das Wetter und die Dunkelheit es unmöglich machten, etwas Sinnvolles zu tun.“ Birkenrinde und feuchtes Moos drauf, damit wirklich richtig Rauch aufstieß. Dann „Wir sprachen auf einer völlig anderen Art und Weise miteinander. Wir saßen so kamen die Kühe und stellten sich in den Rauch. Sie wussten genau, wann es soweit dicht beieinander, es war so dunkel. Wir versammelten uns um einem Kreis von war, und sie so die Mücken und Insekten endlich loswerden konnten. Dann mussten Licht. Man kam miteinander aus, man musste einfach befreundet sein. Die Eltern sie dort stehen und wiederkäuen. Aber das ist auch aus der Mode gekommen. Alles waren da, und konnten unsere Fragen beantworten. Ich hatte so viele Fragen, als ist weg. ich klein war. Ich wollte alles wissen. Irgendwann kam ich ja in die Schule, aber Stattdessen ist viel Neues gekommen, aber das ist nichts für mich. Alles wurde irgendwie groß und für die Nation. Wenn du verstehst, was ich meine. Das ‚Kleine‘ verschwand, die kleine Welt.“ ich glaube, unsere Eltern haben uns das meiste beigebracht. Als der Strom kam, drifteten wir auseinander. Die Lichtkreise lösten sich auf. Wir konnten unsere eigenen Wege gehen, das Haus wurde irgendwie grösser.“ Anfang des 20. Jahrhunderts gab es auf den Höfen in Lima keinen Strom. Das Als die Kindheit vorbei war, fing Helny Zingmark also auf einem Hof in Malung, wo Leben war davon geprägt, Kuhställe und Räume zu beleuchten, und von der die Frau so unerträglich arrogant war, an zu arbeiten. Sie mochte es so wenig, dass Dunkelheit, die die Menschen dazu brachte, sich in den Abendstunden um das sie abhaute und auf einen vorbeifahrenden Güterzug aufsprang, um zu entkommen. 99 Helny Zingmark 100 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E „Der Wind blies stark, aber ich hielt mich fest. Dann wurde ich entdeckt und sollte „Da dachte ich mir, das will ich mit eigenen Augen sehen und fuhr nach Karelien, zum verurteilt werden und eine Strafe bezahlen und so weiter. Aber ein Bekannter half Ladoga-See. Ich fand einen Mann, der mich raus zum Kloster nach Valamo ruderte. mir heil aus der Situation zu kommen und so durfte ich in Lima aussteigen und Mein Fahrrad hatte ich dabei, denn ich wollte die Inseln da draußen erkunden. Aber endlich nach Hause kommen. Danach kam ich auf die Idee, eine Fahrradreise zu es gab dort keine Wege, es war also eine reine Verschwendung“. machen.“ Das Kloster von Valamo wurde vermutlich im 14. Jahrhundert gegründet und war Helny Zingmark war eine unaufhaltsame Kraft mit starken Beinen und einem der nördlichste Außenposten der orthodoxen Kirche. Es war eine autarke Gemein- unerbittlichen Willen. Sie fürchtete sich nicht vor der Einsamkeit, nichts scheint schaft. Die Mönche verteilten ihre Aufgaben über die Inseln des Sees. Es gab ihr Angst gemacht zu haben. Von Lima aus fuhr sie Richtung Ostsee, durch Dalarna Salzereien, Imkereien, Landwirtschaft und Werkstätten. Das Kloster wurde in und Hälsingland, und dann nördlich entlang der Küste. Nachts baute Helny ihr regelmäßigen Abständen von den Schweden angegriffen, sowohl während der katho- Zelt auf und das Essen, was sie brauchte, kaufte sie auf verschiedenen lischen, als auch der lutherischen Epoche. Im 17. Jahrhundert ließen die Schweden Bauernhöfen. Kaum ein einziges Auto sah sie. Die Wege waren holprig und voll von das Kloster schließlich abbrennen und annektierten das ganze umliegende Schlamm. Je weiter sie gen Norden kam, desto länger wurden die Tage. Es war Gebiet. Erst als Karelien im Jahr 1721, d.h. nach dem Großen Nordischen Krieg, Sommer und sie näherte sich dem Polarkreis. In Haparanda radelte sie ins wieder russisch wurde, baute man das Kloster unter Peter dem Großen wieder auf. Landesinnere und außerhalb von Kiruna wurde sie von zwei Männern im Auto mitge- Nach der Revolution 1917 nahm Finnland das Gebiet in Anspruch und das Kloster nommen. Ihr Fahrrad wurde hinten befestigt. wurde von finnischen Mönchen übernommen. Während dieser kurzen, aber ruhigen „Sie waren nett. Wagten nicht anderes. Später schrieben wir uns Briefe, ich Phase kam Helny dort zufällig mit ihrem Fahrrad vorbei. und der eine Junge. Er war ein Autohändler aus Luleå. Ich dachte nicht, dass es so „Es war so schön und seltsam zur gleichen Zeit. Ich blieb dort über eine Woche, viel zu erzählen gab, aber er fand es seltsam, dass ich mit meinem Fahrrad alleine aber sie fanden mich wahrscheinlich anstrengend. Ich wollte ja immer alles wissen so weit durch die Gegend fuhr. Ich wurde fast verrückt da oben. Die Sonne ging nie und alles sehen. Ich zwang die Mönche, mich von Insel zu Insel zu rudern. Ich traf unter, ich vergaß zu schlafen und fuhr die ganze Nacht durch, bis ich todmüde war einen Mönchen, der sich um die Kühe kümmerte. Er lebte einsam auf einer Insel, und direkt im Freien schlief.“ nur mit Kühen. Als ich zu ihm kam, erschien er nicht sonderlich begeistert. Ich Von Narvik aus nahm sie das Boot bis hin zu Europas nördlichstem Punkt, der dreihundert Meter hohen Klippe am Nordkap. Sie blickte über den Horizont. habe nie verstanden, warum.“ Dann war die Zeit gekommen, nach Hause zu fahren und Helny Zingmark fuhr „Es war so hoch und so steil. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, was ich nach Viborg um eine Bank zu finden, wo sie Geld abheben konnte. Sie besuchte Alvar in diesem Augenblick fühlte. Ich war so jung und dumm“. Von hier aus drehte sie Aaltos neu erbaute Bibliothek, damals eine fast surreale, moderne Schöpfung. wieder um gen Süden und fuhr entlang des Flusses Torne und entschied sich via Vibor war damals die drittgrößte Stadt Finnlands, mit Tageszeitungen in russi- Finnland nach Hause zu fahren. „Jeden, den ich auf der Reise traf, war nett. Ich scher, finnischer, deutscher und schwedischer Sprache. glaube, die meisten waren überrascht, jemanden wie mich zu treffen.“ Nach einigen Wochen erreichte sie Helsinki, von wo aus sie ein Boot zurück „Es war eine schöne Stadt. Ich habe versucht, so viel wie möglich in meinen dummen Kopf zu bekommen, aber alles war so neu.“ nach Schweden nehmen wollte. Aber jemand erzählte ihr von einem seltsamen Nur zehn Jahre später wurde Karelien sowjetisch. Die Einwohner Viborgs wurden Kloster, was sich mitten in einem See, so groß wie ein Meer, befand. Im Kloster vertrieben und die Stadt verfiel in einen fünfzig Jahre langen Dornröschenschlaf. lebten Mönche, die wie aus einer anderen Zeit sein sollten. Aaltos Bibliothek verfiel, das Kloster in Valamo wurde zuerst Seekriegsschule, 101 Helny Zingmark 102 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E dann Kolchose und schließlich ein Heim für Invaliden. Gebäude stürzten ein oder wurde nach Boden geschickt, um dort nachts nach feindlichen Flugzeugen Ausschau wurden angezündet. Erst nach Fall der Mauer wurde das Kloster wieder als solches zu halten. Sie wurden als „Mauersegler“ bezeichnet. So landete sie in Boden. genutzt und bekam durch Renovierungen seine alte Pracht zurück. „Aber wie sich herausstellte, passierte kaum etwas. Deshalb fing ich an auf „Danach kehrte ich zurück nach Dalarna. Und plötzlich fragte ich mich, warum meinem Fahrrad in Boden rumzufahren und mich umzuschauen. Und so habe ich das ich diese Reise eigentlich gemacht hatte, und ich war fast etwas wütend, dass Grundstück am Fluss Lule gefunden. Ich wollte ein Sommerhaus bauen, aber das mein Vater mich weggelassen hatte. Aber ich musste in die Fußstapfen treten, doch Grundstück was so groß, dass ich mir dachte, dass man gleich ein richtiges Haus das wusste ich damals noch nicht. Du weißt, meine leibliche Mutter starb als ich bauen sollte. Ich hatte ja noch Geld von meiner Mutter und bestellte ein Haus aus erst vier war. Sie bekam früh Kinder und wurde nur 24 Jahre jung. Erst später erfuhr dem Katalog und fand einen Baumeister. Aber er ließ mich im Stich und dann riefen ich, dass sie mir sehr ähnlich war. Sehr hartnäckig und sehr neugierig. Sie hinter- mich die Leute vom Bahnhof an und informierten mich, dass mein Haus fertig auf ließ mir auch Geld.“ ein paar Güterwagen stand. Also musste ich es selbst zusammenbauen. Naja, ich Helny Zingmark kam nun auf die Idee, Schriftstellerin zu werden. Sie hatte eine stellte ein paar alte Männer ein, aber ich musste mich ständig mit ihnen ausein- Menge Bücher gelesen und fand es spannend über Dinge fantasieren zu dürfen. Um andersetzen, da sie keine Befehle von einer Frau entgegennehmen konnten. Aber sich Tipps zu holen, schwang sie sich auf ihr Rad, fuhr durch den Wald von Malung ich drohte ihnen damit, ihren Lohn einzubehalten, und schließlich hörten sie mir nach Stöllet und weiter durch Fryksdalen, nach Sunne und Mårbacka. aufs Wort. Nach dem Krieg gab es hier nicht besonders viel Arbeit. „Ich wollte Selma Lagerlöf treffen. Ich fuhr zu ihrer Villa und sie kam heraus, Wenn ihr nicht die Klappe haltet, hört ihr auf, sagte ich zu ihnen.“ aber war sehr kurz angebunden. Ich glaube, sie schätze keine spontanen Besuche. Schließlich wurde das Haus fertig, Helny zog ein und begann als Büroangestellte Unser Austausch war also sehr dürftig. Danach fuhr ich wieder nach Hause. Sie bei I19 zu arbeiten. Vier Zimmer und Küche, Keller und Blick auf den Fluss. Sie hatte Probleme mit ihrem Fuß. Aber sie wohnte schön. Es gab eine große, geschot- liebte ihr Haus. Im Winter lief sie Ski, im Sommer machte sie Orientierungsläufe terte Einfahrt und als man über den Kies ging oder fuhr knirschte er so behaglich. und schoss mit ihrer Pistole. Darin war sie gut und wäre sie keine Frau gewesen, Und schöne Blumenbeete gab es.“ hätte sie Profi werden können. Keiner konnte so schnurgerade wie Helny schießen. Aus der Schriftstellerkarriere wurde also nichts, sondern Helny landete stattdessen in Stockholm, wo sie ein Zimmer an der Kungsbron anmietete und mit drei weiteren Mädchen teilte. Sie fing an, als Krankenschwester im Sophia-Krankenhaus „Dann habe ich mir auch noch einen Mann angelacht. Ein Elend. Aber keine Kinder.“ Sie wird still. „Ich wollte keine. Irgendwie war ich dagegen.“ zu arbeiten. „Ich hätte studieren sollen, aber keiner motivierte mich dazu. Ich arbeitete Dann begann das Reisen. Helny nahm ihren Mann mit in die große, weite Welt. Sie eigentlich nur. Stockholm war so groß und hell, alle Straßenlaternen und reisten nach Afrika, Indien, China, Japan, Vietnam und in alle möglichen anderen Leuchtschilder spendeten so viel Licht in der Nacht. Andere hatten sicherlich ihren Länder. Sie hörte nie auf, nach etwas zu suchen. Spaß, aber ich war nur selten unterwegs. Hauptsächlich arbeitete ich und war lieber mit mir selbst beschäftigt.“ Es gab Unruhen in Europa und Hitler war an die Macht gekommen. Helny hasste Hitler und hatte Angst, dass Schweden angegriffen und besetzt worden würde. Sie schloss sich Lottakåren (Schwedisch: freiwillige Armeetruppe der Frauen) an und „Ich wollte schon immer zu ursprünglichen Orten reisen. Primitiv sollte es sein. Da wo es so ist, wie es schon immer war, und es weder Strom, noch Autos oder fließendes Wasser gab. Umgebungen, wo die Zivilisation noch nicht richtig angekommen war. Umgebungen, die an die Bergweide daheim in Lima zu meiner Kindheit erinnerten. 103 Helny Zingmark 104 65°50’0”N, 21°43’0”E Nach Amerika wollte ich aber nie reisen. Das hat mich nie interessiert. Aber ich habe ja so viel anderes gesehen. Ich durfte schmutzige Menschen und saubere Menschen sehen. Schöne Häuser und kaputte Hütten.“ Während einer Reise infizierten sich Helny und ihr Mann. Als sie heimkamen, gingen sie direkt zum Arzt. Helny wurde wieder gesund, aber ihr Mann starb mit nur 64 Jahren. Von jetzt an lebte sie alleine in ihrem Haus, ging in Rente und hörte auf zu reisen. Freunde hatte sie keine. „Ich habe versucht zu vermeiden Freunde zu haben. Das endete fast immer nur im Desaster. Ich habe früh gemerkt, dass jemand, der heute ein Freund ist, morgen schon ein Feind sein konnte.“ Mittlerweile ist Helny Zingmark verwitwet und seit 37 Jahren im Ruhestand. Als ihre Augen noch ok waren, las sie gerne Reiseführer. Zum Ende hin war ihre Gemeinde der Meinung, dass sie dort nicht mehr wohnen sollte. Und jetzt ist sie hier. Die Sonne wird durch die Jalousien gefiltert, der Staub tanzt im Licht. Die Uhr tickt monoton. Die Krankenschwester kommt mit dem Mittagessen. „Ich hasse es, hier zu sein“, sagt Helny. „Mir ist so langweilig.“ 105 A portrait of Helny Zingmark Born 28 Juli 1913 Lima, Sweden Po Tidholm Biking round the Baltic between the World Wars Helny Zingmark is an enigma. Her name sounds made up, as if it were taken from the kind of convoluted novel that trips from event to event and epoch to epoch, ingeniously tying everything together and revealing its meaning in the final chapter. On the contrary, though, Helny Zingmark is very real, indeed, sitting in a chair here at an old folks’ home in an old military city at the top of Sweden. Her tiny flat holds few traces of her life. A sewing table decorated with kurbits — traditional leafy folk ornament — and a vase with a relief image of Lima Church suggest her origins in Dalarna. A Chinese chest of drawers with detailed carvings hints at connections to the wider world. A tall, ticking clock underscores the slow pace. Two dusty photos rest on a shelf, depicting a dour man with thick eyeglass frames and a young woman in a knit jumper, staring almost cockily back at the camera. In the main room, there is a kitchenette and a table; in the bedroom, a bed and a chair. The Venetian blinds are drawn. From outside comes the sound of shuffling footsteps on a linoleum floor and an elevator rising and descending. This is a terminus, the end of the line. Helny Zingmark’s eyes are cloudy. She has very little vision left. Her life has drawn to a halt, her gaze turned inward. When she speaks, it’s as if she doesn’t really expect to be believed. “I bicycled all the way round the Baltic Sea once,” she begins. “I turned around at the cliffs of Nordkap.” “You don’t believe me”… I was 22 years old. It was the summer of 1934. I was so restless, and I’d hardly ever left the parish before. For a year, I worked as a maid at a farm in Malung, but the lady of the house was so haughty I couldn’t take it. When I got back to the family farm, I told my father I was going to buy a tent. He wondered why, of course, and I told him I wanted to get out and travel. I bought a spirit stove, too, so I could cook. Then I packed up my bike and went. I had clothes with me, and gear to fix the bike. “I did it because I was curious,” says Helny Zingmark. The family lived on a farm in Lima. There were four brothers and sisters, though all the others are gone now. The family had eight cows and was doing fine. Helny was the third child, and the only one who got out, the only one curious enough. The 107 Helny Zingmark 108 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E farm traded blocks of butter for groceries at the country store. Barter was still “I’m so old that when I was little, we still used torches. You held one in your mouth common in the countryside back then. They earned income from the forest, too. when you went out to the barn to feed the animals, or wedged one in a crack if you “Now it’s all in decline,” sighs Helny. “Back then, the tiniest patch of land was needed light. You might be carrying hay in one hand and a burning torch in the other. carefully tended. The forest looked like a park. Every open space was cultivated. There were a lot of fires, but I never experienced one. Later we got wax candles, and That’s the way it was, back in the day. That’s the way it was.” then paraffin lamps and finally carbide lamps. They smelled so horrid when they The farm had a shieling hut 20 km away, high in the hills close to the Norwegian burnt out. You had to work hard as a child. They needed us, and there wasn’t anything border. In the summer, they took the animals there, along with other local farmers. else to do anyway. Not many opportunities. I carried all those armloads of chopped Life was sunny and free and easy there compared with the work they did the rest of the wood, and they were heavy. Yet it wasn’t really warm indoors, not like it is today. I year. The land back at the farm was thus freed up for growing grain and pasturage. slept with my brothers and sisters to keep warm in the wintertime.” The men stayed behind and the girls were left on their own, up in the hills. It was In spite of all the chores, they still had a lot of spare time during long eve- peaceful. The days at the shieling followed a certain routine. The cows had to go nings when the weather and the darkness made it impossible to get anything out into the forest to graze after their morning milking. A cowherdess always went worthwhile done. along to keep an eye on them. Helny herded cows for several summers. It was the “We talked to one another in a completely different way. We sat so close; it was best of times, and she has compared everything that’s happened since to it for the murky and dim. We gathered around circles of candles. You got along, you had to be rest of her life. friends with each other. Our parents were there to answer our questions. I had so “In the afternoon, I would make a fire. Once it got going, I threw birch bark and damp moss on it so the smoke would really billow out. The cows came and stood in the smoke. They knew when it was coming and looked forward to escaping the gnats, mosquitos and insects. They would stand there chewing their cud. But that’s all in the past, too. It’s all gone now”. many questions as a child. I wanted to know everything. Eventually I went to school, but I think it was our parents who taught us most things.” “When the electricity came, we grew apart. The circles of candles disappeared. We could go our own way; the house got bigger.” When her childhood years were over, Helny Zingmark took a position at a farm “A lot of other things have come along instead, but that has nothing to do with in Malung, where, you will recall, the lady of the house was so unbearably haughty. me. It was like everything got bigger, and it was all for the good of the nation, if Helny was so unhappy that she ran off and hopped a moving freight train to get away. you know what I mean. The little things disappeared, the little world…” “The wind blew something fierce, but I held on tight. Then they discovered me, On a farm in Lima in the beginning of the century, there was no electricity. All and I was going to be arrested and have to pay a fine and what have you. However, of life was shaped by this fact, by the need to illuminate the barns and rooms, by somebody I knew managed to get me out of the situation, and I was allowed to get off the darkness that made people crowd around the hearth in the evenings, by the at Lima and go home to the farm. It was after that that I headed out on my bicycle.” long, light summer nights. Houses were heated with wood, but they were always Helny Zingmark was a pretty and powerful force, with her strong legs and careful to sort out the resinous fatwood, which was saved for the open hearths. dogged will. She wasn’t afraid of being alone. Indeed, nothing at all seems to have When they did carpentry or woodcraft, they saved the surface wood, which burned frightened her. From Lima, she cycled towards the Baltic, through Dalarna and cleanest, without giving off too much smoke. Especially pitchy wood was mostly Hälsingland, up the coast. She pitched her tent at night and bought the food she used outdoors. Whittling sticks for tinder was a constant occupation for children needed at farms and country stores. Few cars crossed her path, and the roads were and farmhands. They would take the sticks along wherever they went. potholed and muddy. The farther north she rode, the longer the days grew. It was 109 Helny Zingmark 110 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E summer, and she was nearing the Arctic Circle. In Haparanda she turned inland, Great. After the Revolution of 1917, the territory became Finnish and the monastery and just outside Kiruna, she got a lift from two men in a car. They tied her bike to was taken over by Finnish monks. It was during this brief period of calm that Helny the back. happened to arrive with her bicycle. “They were nice. They didn’t have the nerve for anything else, I guess. We started “It was so lovely, and so unusual. I stayed for over a week. They probably thought writing each other later, one of the boys and I. He was a car dealer in Luleå. I didn’t I was a pain in the neck. I wanted to know and see everything. I forced the monks to think it was such a big deal, but he seemed to think it was extraordinary that I had row me from island to island. I met one monk who tended the cattle. He lived alone cycled such a long way by myself. I really went wild up there. The sun never set, and on an island with only the cattle for company. He wasn’t happy to see me. I could I forgot to sleep and kept biking all night long until I got tired and slept in the never understand why.” open air.” From Narvik, she took a boat up to the northernmost point in Europe, the three hundred metre cliffs of Nordkap. She peered out at the horizon. “It was so high and steep. I can’t remember how I felt. I was so young and dumb.” From there she turned south again, cycling along the Torne River and deciding to head through Finland on the way home. “Everybody I met was so friendly. I think most of them were surprised to meet somebody like me.” By then it was time to head home, and Helny Zingmark rode to Vyborg to find a bank where she could withdraw money. She visited Alvar Aalto’s recently built library, for the period an almost surrealistically modern creation. At the time, Vyborg was Finland’s third-largest city, with daily newspapers published in Russian, Finnish, German and Swedish. “It was a beautiful city. I tried to take in as much as I could with my thick head, but everything was so new!” Just ten years later, Karelia was taken over by the Soviet Union. The populace After many weeks, she reached Helsinki, where she had planned to take a boat of Vyborg was driven out, and the city entered a fifty-year slumber. Aalto’s library back to Sweden. However, somebody told her about an odd monastery in the middle fell into decay, and the Valamo Monastery became first a naval academy, then a of a lake as big as an ocean. At the monastery were monks who lived as if they were collective farm and later a home for invalids. The buildings fell down or burned from another time. up. Only after the fall of the Iron Curtain could it become a monastery again, and “I figured that was something I wanted to see, so I cycled into Karelia, to Lake the grounds and buildings be restored to their former glory. Ladoga. There I found a man to row me out to the Valamo Monastery. I brought my “Later I came back home to Dalarna. And then it struck me that it was actually bike with me, because I wanted to explore the islands out there. However, there were kind of insane going off on a trip like that, and I was almost angry with my father no roads, so that was one goal I didn’t accomplish.” for letting me go. I didn’t know it at the time, but I had wanderlust in my blood. You Valamo Monastery was probably founded in the fourteenth century, and was the see, my biological mother died when I was only four years old. She had children northernmost outpost of the Orthodox Church. It was a self-sustaining village. The young and only lived to be twenty-four, but I heard later that she was just like me, monks’ activities spread out across the Ladoga islands. They had salting plants, very stubborn and very curious. She left me a bit of money.” apiaries, farms, shops. The monastery had been attacked at regular intervals by At this point, Helny Zingmark got it in her head that she should become a the Swedes during both the Catholic and the Lutheran eras. In the seventeenth writer. She had read many books and loved letting her imagination run wild. To get century, the Swedes finally managed to burn the monastery down and annex the some advice on how to go about it, she hopped on her bicycle and pedalled through entire surrounding territory. Only after Karelia reverted to Russia again in 1721, the forest from Malung to Stöllet, and then down the Fryksdalen Valley to Sunne after the Great Northern War, was the monastery rebuilt by decree of Peter the and Mårbacka. 111 Helny Zingmark 112 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E “I went there to meet Selma Lagerlöf. I rode onto the grounds of her big country she took part in orienteering and pistol shooting competitions. She grew quite house, and she came out, but she was quite short with me. I don’t think she cared proficient, and could have gone far if she hadn’t been a woman. Nobody was as straight for unannounced visits. So we didn’t have much of a chat. Then I rode home. She had a shooter as Helny. a lame foot. But she lived well. There was a big gravelled drive, and the gravel crunched under my feet and my tyres. And she had lovely flowerbeds.” And thus Helny did not pursue a career as a writer, but instead ended up in “And I got married then, too. Such wretchedness. But no children.” She falls silent for a moment. “I didn’t want any. As it turned out, I ended up actively opposed to it.” Stockholm, where she lived in a rented room near Kungsbron with three other girls Then her travels began. Helny dragged her husband along, out into the world. They and took a job as a practical nurse at Sophiahemmet. went to Africa, India, China, Japan, Vietnam – anywhere you can imagine. The whole “I should have continued with my studies, but I didn’t have anybody pushing me. time, she was looking for something. Mostly, I worked. Stockholm was big and bright. The light shone from the streetlights “I always wanted to go places that were … let’s say, original. By which I mean and signs all night long. Others were no doubt having a time of it, but I rarely went primitive. Where things were the way they had always been, and they didn’t have out. For the most part, I worked and kept to myself.” electricity and cars and running water. Places that civilisation hadn’t entirely These were turbulent times in Europe. Hitler had come to power. Helny hated Hitler and worried that Sweden might be attacked and occupied. She joined the had its way with. Places that reminded me of the shieling, back home in Lima when I was a child”. women’s defence auxiliary and was sent up to Boden to join a group of women who “I never wanted to go to America, on the other hand. I was never really interested. scanned the night skies, looking for enemy planes. They were called “swifts”, after But I saw so many other things. I saw dirty people and clean people. Grand houses the migratory birds. That was how she ended up in Boden. and ramshackle huts.” “As it turned out, though, nothing much was going on, so I started cycling in On one trip Helny and her husband contracted a mysterious infection. They Boden, having a look around. That was how I found my lot on the Lule River. I wanted consulted a doctor when they got home. Helny recovered, but her husband died at to build a summer cottage, but the lot was so big I figured I might just as well build just 64. She was alone in the house. She retired and stopped travelling. As for a real house. I had the money from my mother, so I ordered a prefab house and found friends, she didn’t have any. a builder. However, afterwards he decided he didn’t want the job, and when they called from the station in Boden and said my house was ready to pick up on a “I’ve tried to avoid making friends. So often it ends badly. Early on, I realized that a person who was your friend one day could turn into an enemy the next.” couple of goods wagons at the rail yard, I decided I’d build it myself. I did hire a Today, Helny Zingmark has been a widow and a pensioner for thirty-seven years. few men to help, but we ended up quarrelling all the time, because it turned out As long as her eyes held out, she read travel books. In the end, municipal services that they couldn’t take orders from a woman. I threatened to dock their pay, though, decided it was no longer appropriate for her to live alone. And now she’s here. and in the end they did what I said. It wasn’t like there was all that much work to Sunshine streams through the Venetian blinds, and dust motes dance in the light. be had, here, after the war”. The clock tick-tocks monotonously. A nurse comes with lunch. “‘If you can’t hold your tongue, you can quit,’ I told them.” Eventually the house was finished, and Helny moved in and started working as a clerk at I19, the Norrbotten Regiment. The house had four rooms and a kitchen, a cellar and a view of the river. She loved it. In the winter she skied, and in the summer “I hate it here,” she says. “It’s such a bore.” 113 1 2 3 4 5 6 126 7 127 8 9 10 11 131 12 13214 13, 15,133 16 17 18 135 19 136 20 21 22 139 23 24 25 26 27, 28 148 29 30 31 32 33 34 35 36 162 37 38 39 165 40 166 41 42 43 44 171 45 173 46 174 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 Living the Nordic Light Abbildungen: Dunkelheit Abbildungen von Dunkelheit und Licht im Norden. 196 59 1. Pytheas war Grieche, aber wohnhaft in Marseilles. Im Jahr 300 v. Chr. bahnte er sich seinen Weg über die britischen Insel bis hin zum Polarkreis, um sich zu vergewissern, dass dort auf Grund der Kälte keiner leben konnte. Doch hier wohnten tatsächlich Menschen. Und keiner erfror. Aber wenn die Kälte nun kein Hindernis war, wie hat man es im Sommer hier bei konstantem Sonnenlicht ausgehalten? Ganz davon zu schweigen, wenn die Sonne viele Monate lang gar nicht zu sehen war? Die Menschen, die Pytheas traf zuckten mit ihren Achseln. Sie kannten ja nichts anderes. Pytheas fuhr wieder nach Hause. 300 Jahre später las der große griechische Wissenschaftler Strabo Pytheas Reisetagebuch. Strabo seufzte. „Pytheas war nie im Leben da oben. Da wäre er erfroren.“ Fast zweitausend Jahre nach Strabo: Der norwegische Nationalkünstler Theodor Kittelsen veröffentlicht ein Album mit schicksalshaften Illustrationen. Eines der Plakate zeigt einen unheimlichen, schwarzen Vogel, der über eine ruhige Landschaft fliegt. Sein Titel lautet Svartedauen („Der schwarze Tod“). Ist die Landschaft ruhig, weil niemand auch nur den geringsten Verdacht der bevorstehenden Katastrophe hat? Vielleicht schlafen die Menschen auch nur. Oder sind sie alle schon tot? Die Beulenpest traf Norwegen von 1349–1351 mit voller Wucht. Fast zwei Drittel der Bevölkerung kamen ums Leben. Das Gemälde von Kittelsen (Abbildung 1) wurde im Jahr 1881 erschaffen und hat mit der Beulenpest überhaupt nichts zu tun. Aber wenn man so will, mit einem anderen schwarzen Tod: der Abwesenheit des Lichts. Es ist zwölf Uhr mittags. Die Sonne ging nie auf. Die Menschen richten ihre alltägliche Arbeit aus. Ein junger Mann ist dabei, Mehl von einem Sack in Tüten umzufüllen. Er seufzt. Jeder um ihn herum, weiß warum. 2. „Dies ist zwischen Vardø und Båtsfjord. Ich liebe diese baumlose Landschaft nördlich der VarangerHalbinsel. Von Vardø bis zum Nordkap... Meine Mutter wurde in diesem Fjord geboren, deshalb habe ich versucht, während wir über das verlassene Dorf flogen, ein paar Bilder zu machen.“ 3. Nordlicht (Kategorie II: Fast zu perfekt um wahr zu sein). 4. Longyearbyen auf Spitzbergen ist die nördlichste Stadt der Welt, sowie mit mehr als Zweitausend Einwohnern (ca. 2.200) die nördlichste Siedlung weltweit. Von Tausend Touristen, denken über 950, dass die Stadt ihren Namen durch die monatelange Abwesenheit der Sonne bekommen hat – und dass die Uhr dadurch auch langsamer tickt. Aber eigentlich wurde die Stadt nach dem Amerikaner John Munro Longyear benannt, der im Jahr 1906 das Unternehmen Arctic Coal Company auf der Insel gründete (die Stadt hieß bis 1926 Longyear City, damals war Longyear selbst schon ein paar Jahre tot). Für die Arbeiter in der Kohlebergwerk war das Jahr immer gleich lang. 5. Der Sommer, der so süß war (1998). 6. Oberhalb der Kohlegrube. 7. Wach (2014). 8.15.30 Uhr. 9. „Schau nicht in die Sonne.” Schau auch nicht in die Kelvinlampe des Kinoprojektors. Schau lieber auf die Leinwand. (Manchmal kann man es nicht lassen.) Wer kennt heute noch den schwedischen Schriftsteller Johan Gustav Vilhelm Nilsson? Er war der Autor des Romans Bayte – Der Sonnensohn, der weiße Negerhäuptling, der im Jahr 1934 in Strömsund, 200 km nördlich des Polarkreises, herausgegeben wurde. Viele kennen Nilsson unter seinem Spitznamen „KinoNisse“. Während ein paar Jahrzehnten war er Norrlands Kinokönig. Seine Flotte umherziehender Lkws, bestehend aus Projektoren, Leinwand, Zelt und Stühlen, versorgte die Region bis hin zum 69er Breitengrad. (Einmal musste die Vorstellung kurz bevor der Vorhang aufging, abgeblasen werden. Warum? Es gab in einem Umkreis von 200 Kilometern keine Steckdose.) Der meistgesehene Film? Hundert Akkordeon und ein Mädchen. Das heißt, bis der Film Space 197 198 Living the Nordic Light Abbildungen: Dunkelheit Living the Nordic Light Abbildungen: Dunkelheit Invasion of Lapland seine Uraufführung im Jahr 1959 hatte. Aus dem in Pulverschnee abgestürzten Raumschiff – es war auf der Milchstraße ins Rutschen gekommen – stiegen sechs Meter große, haarige, affenähnliche Kreaturen. Sie jagten den angereisten Wissenschaftlern richtig Angst ein. Da 1959 weder die Sechs-Meter-Affen, noch sechs Meter große Affenkostüme zu den gewöhnlichen Requisiten gehörten, hatte man ein Samendorf in einem Drittel der eigentlichen Größe nachgebaut. Man kann sich leicht den Gesichtsausdruck der Archäologen vorstellen, die dieses Dorf in Tausend Jahren ausgraben werden. 10. Der gefürchtete Maelstrom befindet sich unweit nördlich des Polarkreises. Der Seefahrer, der im Sommer glaubt, in Richtung des ewigen Lichts zu fahren, kann im Handumdrehen in die ewige Dunkelheit gezogen werden. 11. Ankunft der Polarnacht (1995). 12. Wie klein die Wesen sind …? Welches Raumschiff ist dieses Mal abgestürzt? 13–16. „Zwischen Tana und Båtsfjord. Der Berg ist in den Wintermonaten bekannt für seine Unberechenbarkeit. Man fährt am besten im Konvoi.“ 17. Lichtbild, drei Anmerkungen: Mitternachtssonne/ Samen warten auf dem Eis auf das Postschiff in Kirkenes, nahe der russischen Grenze, ca. 1920/Nr. 12 in Nerliens Lichtbildserie Nr. 113. 18. Vinter (2007). 19. Als der norwegische Fotograf Cato Lein, geboren in Berlevåg, 2007 am Nordkap ankam, entdeckte er, dass die Emulsion in seinem mitgebrachten Polaroid-Film zu alt war. Zum Glück verwendete er den Film dennoch. 20. Dem norwegischen Künstler Otto Sinding (1842– 1909), der der Nachwelt als „Lofoten Maler“ bekannt wurde, wurde eine Zeit lang „Effektsucherei“ vorgeworfen. Aber es war wohl kaum seine Schuld, dass die Sonne die ganze Nacht lang schien. 21. In den frühen 30er Jahren gab es in Tromsø mehrere Sonnen. Ein paar von ihnen leuchteten in einem Saal in Tromsøs Allgemeinschule. Auf dem Programm standen: Lichttherapie. Hausaufgabe bis Donnerstag: Berechne, wieviel mehr Lichtjahre die Erde von der richtigen Sonne zu Neujahr, im Vergleich zu Mittsommer entfernt ist. 22. Nordlichter (Kategorie XIX: Künstlich). 23. Nordlichter (Kategorie VI: Grün). 24–26. „Bilder aus Nordland. Von einem Auto. Schwierig, während der kurzen blaue Stunde zu fotografieren. Bin mit Arthur Arntzen rumgefahren, wir sprachen viel über Religion in Nordnorwegen. Warum in dieser Region so wenige religiös sind.“ 27–28. Die meisten norwegischen Punkbands der 80er bekamen die Sonne nie zu Gesicht. 29. Polarnacht (2000). 30. Etwas im Wasser muss sie erschreckt haben. Oder war es das Wasser selbst? 31. Das letzte Licht (2008). 32. Fischerdorf am Nordkap (1976). 33. Alter nordnorwegischer Fischertrick. Richte die Lampen nachts auf das Meer, dann werden die Fische neugierig und schwimmen an die Oberfläche. Achtung! Gilt nicht während der Monate, wenn die Sonne nicht untergeht. 34. Während seiner Zeit als norwegischer Inlandspilot für das Flugunternehmen Widerøe, machte Christian Langvatn eine Menge toller Aufnahmen von verschiedenen Lichtveränderungen. Die Stewardessen verkaufen unterdessen Toblerone im hinteren Teil der Kabine. 35. Siehe Abbildung 12: Das Haus, dass sie suchten. 36. Siehe Seite 292. 37. Die Überbleibsel des stolzen Schiffes „Hansa“, das u.a. bei der Zweiten Deutschen Nordpolarfahrt 1869–70 dabei war. 38. Jokkmokks Markt ist einer der ältesten Marktplätze Schwedens. Er wurde zum ersten Mal im Jahr 1605 arrangiert, und war ein Strategiezug vom Stockholmer König Karl IX, um so Kontrolle über die nördlichen Provinzen zu bekommen. Auf diese Art und Weise wollte er leichter Steuergelder eintreiben, und das Christentum verbreiten. Anfänglich dauerte der Markt 2–3 Wochen. Dass man ihn auf den Februarmonat gelegt hatte, hatte mit der besseren Befahrbarkeit des Eises zu tun. Außerdem versammelten die Samen zu Beginn des Jahres ihre Rentiere rund um Jokkmokk. Noch heutzutage, 410 Jahre später, sind die Markttage der absolute Höhepunkt für viele Samen. Nur angereiste Besucher aus dem Süden beschweren sich darüber, dass es zur Mittagszeit schon dunkel ist. 39. Der nördlichste Teppichboden der Welt. 40. „Jungs, kommt jetzt rein, es gibt Mittagessen!“ 41. “Die Anmedlung zum Polarnacht-Halbmarathon 2015 ist jetzt offen. Bitte füllen Sie das Anmeldeformular aus, wählen Sie die Entfernung, und zahlen Sie die Anmeldegebühr via Visa oder MasterCard. Wenn Sie eine Unterkunft benötigen, können wir Ihnen ein Zimmer im Thon Hotel Polar für 695,00 NOK (Einzelzimmer) oder 895,00 NOK (Doppelzimmer) pro Nacht inkl. Frühstück anbieten. Bitte markieren Sie das Kästchen, wenn wir ein Zimmer für Sie reservieren sollen.“ 42. Das letzte Licht III (2008). 43. Die weltweit nördlichste Streichholzfabrik? Vielleicht ist es die, die 1859 bis 1870 in schwedischen Härnosand lag. Weitere Frage: Wozu nutze man nördlich des Polarkreises in dieser Zeit Streichhölzer? A. Um eine Feuer zu machen, da es kalt war. B. Um eine Petroleumlampe anzuzünden, da es dunkel war. 44. Könte das Seattle sein? Es wäre ungerecht, die Qualität dieses Fotos zu kritisieren. Es wurde irgendwann zwischen 1918 und 1920 gemacht, als Roald Amundsen sich zusammen mit seiner Besatzung des Schiffes „Maud“, im Eis nördlich Sibiriens hatte einfrieren lassen, um so von der Strömung gen Nordpol getragen zu werden. Der Versuch scheiterte, aber Amundsen erreichte den Nordpol im Jahr 1925. Damals stritt man sich noch immer über die Frage, ob Peary oder Cook dort fünfzehn Jahre früher waren. 45. Landebahn, Honningsvåg. 46. Zwanzig Blautöne. 47. Im Winter 1954 wurde ein Haus mit Hilfe von Pferden fünf Kilometer über das Eis von Tunnsjøen verfrachtet. Das Haus gibt es heute noch, ist aber mittlerweile verlassen. 48. Der Markt in Skibotn stammt aus dem 16. Jahrhundert. Hier versammelten sich Norweger, Schweden und Finnen um Geschäfte zu machen. Die Nachfolger des „Großen Lichtbringers“ Lars Levi Laestadius versuchten alle Formen der sündigen Exzessen zu unterbinden, jedoch oftmals ohne Erfolg. 49. Nachtleben in Bodø, „Corner Kafé”, 1955. Im gleichen Jahr erlaubte Norwegen US-Militärflugzeugen das Starten und Landen von Bodøs Flughafen – so lange sie nicht über sowjetisches Gebiet flogen. Fünf Jahre später schossen die Russen Gary Powers U2-Flugzeug ab – über sowjetischem Gebiet, auf dem Weg nach Bodø. Nikita Chrusjtjov drohte Bodø zu bombardieren. Das Nachtleben im „Corner Kafé“ wurde eine Weile etwas ruhiger. 50. Die Kindergartenkinder in Skandinaviens nördlichsten Regionen tun alles was sie können, damit die Sonne endlich wiederkommt. 51. Der norwegische Künstler Matthias Stoltenberg schuf vor allem Porträts. Manchmal machte er eine Ausnahme, und malte nördliche Landschaften. Er starb im Vergessenen und bitterarm, wurde aber im Rahmen einer Kunstausstellung während der Jubiläumsfeier in Oslo im Jahr 1914 wiederentdeckt. 52. Das staatliche Unternehmen, dass die Fernsehlizenz in Schweden verwaltet, hat seinen Sitz in Kiruna, einer Stadt nördlich des Polarkreises. Jedes Jahr kommen während der Lichtsaison ein paar Beschwerden von Lizenzzahlern, die weniger zahlen wollen: Die Sonne macht es unmöglich, zu sehen, was auf dem Bildschirm passiert. 53. Nordlichter (Kategorie VII: Rot) 54. Nordlichter (Kategorie XVI: Auf den Geldscheinen). 199 Living the Nordic Light 200 Der schwedische Zehn-Kronen-Schein war von 1965 bis 1996 im Umlauf. Die heutige Zehn-Kronen-Münze ist rund und glänzt golden – und scheint für die Armen, wie eine Sonne in der Hosentasche, zu jeder Tages- und Nachtzeit. 55. Käpten, Käpten... er will mich nicht loslassen! Zumtobel, ein internationaler Lichtkonzern, gegründet und mit Sitz in Österreich, empfiehlt hiermit das wohl beste Buch, das jemals über die menschliche Not nördlich des Polarkreises geschrieben wurde: Die Schrecken des Eises und der Finsternis von Christoph Ransmayr (1984). Dass der Autor auch aus Österreich kommt, ist reiner Zufall. 56. Stimmungsbild aus Njommelsaska in Lappland (bevor das Kraftwerk gebaut wurde). 57. Wenn der Jahresbericht eines internationalen Lichtkonzernes nur ein Bild beinhalten dürfte, wäre es dieses. 58. Stamsund, Lofoten: Silvester 1991. Belichtung: 23.45–00.30. 59. Polarfahrer standen im früheren Leben vor einer unlösbaren Gleichung. Sollte man in der kalten und dunklen Jahreszeit aufbrechen, um nicht durchs Eis zu brechen – aber mit der Gefahr, nicht zu sehen wohin man fuhr? Oder sollte man in der warmen und hellen Jahreszeit losfahren, um zu sehen wohin man fuhr – aber mit dem Risiko, bis zu den Knien im Eis zu versinken? Viele, die die Wärme und Licht wählten, kamen nie am Ziel an. Und viele, die die Dunkelheit und die Kälte wählten, kamen nie wieder nach Hause. Abbildungen: Dunkelheit Living the Nordic Light Abbildungen: Licht 60. Weg entlang des Nordpolarmeeres (1984). 61. Die Schifffahrt zwischen Trondheim und Kirkenes, nahe der russischen Grenze, dauert heutzutage rund 10 Tage. Wer den Sonnenkalender vor der Buchung befragt, braucht das Kabinenlicht nie zu betätigen. 62. Überall in der Welt gibt es heute fast 1.000 Firmen mit der Bezeichnung „Nordic Light“. Ein Teil produziert Lampen. Ein andere Teil bietet Kreuzfahrten, Lichttherapien und/der Massagen an. 63. Eine Frage, die sich die Menschen im Norden seit Tausenden von Jahren gestellt haben: Sinkt das Wasser oder steigt das Land an? 64. Kirunas offizieller Homepage zufolge, dokumentierte der schwedische Fotograf Emil Ragnar Borg Mesch „den modernen Gesellschaftsaufbau in vielerlei Hinsicht; nicht zuletzt durch die Porträts verschiedener sozialer Gruppen wie Hilfsarbeiter, Bergleute, Samen und Unternehmensvorstände. Auch Kirunas wandelndes Umfeld interessierte Mesch. Er erfasste aufmerksam sowohl die Aura der Utopie der frühen Urbanisierung, als auch die unentwickelte Berglandschaft.“ Das Bild wurde in der Grube in der Mittsommernacht 1901 aufgenommen. Wenn Mesch heute leben würde, wäre er sicher immer noch damit beschäftigt, Kirunas wandelndes Umfeld zu dokumentieren. Momentan ist man nämlich dabei, das komplette Stadtzentrum umzuziehen, da die Grube mehr Platz benötigt. 65. Hollywood Filmskript von 1974 (nie realisiert): FADE IN. Ein Mann flüchtet vor einer Gang. Er ist aus einem Hochsicherheitsgefängnis nördlich des Polarkreises ausgebrochen. Er rennt über Klippen und fällt immer wieder in den Schnee. Plötzlich – eine Art Berghütte mitten in der Wildnis. Die Tür ist verriegelt. Ein Münztelefon hängt an der Wand. Er kann jemanden anrufen, der ihn abholt! Aber er hat kein Geld. Auf einmal – er sieht durch das Fenster einen ColaAutomaten. Er schafft es, den Automaten aufzubrechen, um an das Münzenfach zu kommen. Es ist leer. Plötzlich – er hört Hunde bellen. SCHNITT. Swimming Pool in San Francisco.“ 66. Glomfjord ist ein kleines norwegisches Dort, direkt über dem Polarkreis. Die Freude über diese Tatsache spiegelt sich auf der Getränkekarte des Glomstedet Bistro Pubs wider. 67. Neben Weihnachten ist Mittsommer der vielleicht wichtigste Feiertag Schwedens, und wird am Wochenende zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert. Ursprünglich feierte man Mittsommer am 24. Juni, am Johannistag, eine Verbindung die immer fremder wird. Der Feiertag hat eine tausendjährige Geschichte, damals wollte man den Sommer und die Vegetation feiern. Mittsommer bedeutet aber auch einen Zwischenstopp im Arbeitsjahr der Bauerngesellschaft. Die Mittsommernacht, mit all ihrem Licht, wurde als Nacht voll von magischen Kräften und übernatürlichen Wesen angesehen. Denken die Frauen an Johannes den Täufer? Nein, sondern sie werden bald aufstehen und auf der Wiese sieben verschiedene Blumensorten pflücken, die sie später unter das Kopfkissen legen. Während sie schlafen, werden die Blumen ihnen verraten, wen sie an einem schönen Tag heiraten werden. 68. „Mutter freut sich über das Schneehuhn. Und Vater ärgert sich, dass ich mir das Gewehr ohne zu fragen, ausgeliehen habe. 69. Derjenige, der den Polarkreis das erste Mal auf dem Meeresweg überquert, zum Beispiel auf einem Kreuzfahrtschiff, muss einen merkwürdigen Initiationsritus über sich ergehen lassen. Der Meeresgott Neptunus kommt aus der Tiefe, klettert mit seinem dreizackigen Fischspeer an Deck, und zwingt die Passagiere ein Glas Akvavit zu trinken – gleichzeitig kippt man ihnen einen Eimer eiskaltes Wasser den Rücken entlang, was dann weiter in das Hemd bzw. in die Bluse läuft. Danach erhalten sie ein Diplom zum Andenken an die Zeremonie und Neptunus nimmt sich die nassen Algen vom Kopf – und entpuppt sich 201 202 Living the Nordic Light Abbildungen: Licht Living the Nordic Light Abbildungen: Licht als der Steuermann des Kreuzfahrtschiffes! Derjenige, der den Polarkreis mit dem Auto überquert, merkt rein gar nichts. Eventuell eingeführtes Akvavit sollte sicher (und unsichtbar) im Kofferraum verstaut sein. 70. Im Jahr 1937 wurde der talentierte deutsche Künstler Ernst Wilhelm Nay von dem Giganten Edvard Munch finanziell unterstützt, um zu den norwegischen Lofoten zu fahren und dort zu malen. Nay war vom Licht und der Landschaft fasziniert. Im gleichen Jahr wurden zwei seiner Werke in der berüchtigten NaziAusstellung Entartete Kunst in Berlin gezeigt. Nay durfte daraufhin nicht mehr malen, er durfte noch nicht mal mehr Farbe kaufen. Erst gegen Mitte der 50er wurde Nay in Ausstellungen in New York, Venedig und Kassel wiederentdeckt. Frage: Wie konnten die Nazis annehmen, dass Nays Werke entartete Kunst war? Vielleicht, weil die Sonne in seinen Gemälden nie unterging. 71. Kreuzwortfrage: Was bevorzugen Künstler? Antwort: Nordlicht. Aber gibt es immer noch Künstler, die das Dachfenster im Atelier genießen? Dachfenster sind ja nicht besonders sinnvoll, wenn man mit Videoinstallationen arbeitet. Neue Kreuzwortfrage: Nordlicht? Licht im Norden oder Licht aus dem Norden? Spielt das eine Rolle? Was sagen die Künstler, die immer noch Dachfenster im Atelier haben? Licht aus dem Norden ist immer besser! Fangfrage: In welche Himmelsrichtung dreht der Künstler, der am Nordpol steht und malt, seine Staffelei? 72. Nicht alle norwegischen Künstler beschäftigten sich während der Zeit der Romantik mit der Mitternachtssonne. Knud Baade, zum Beispiel, widmete seine wache Zeit lieber dem Mond. 73. „Willkommen im Café Mitternachtssonne. Diesen Monat: Bed & Breakfast. Nächsten Monat: Bed & Nachspiel.” 74. Außerhalb des Bildes: Ein Albatros wundert sich über die Genuigkeit des Annäherungsschlags am 6. Loch. 75. „Liebe Schwester, ich schicke dir diese Ansichtskarte, in der Bemühung, dich über das Phänomen der Tageslichtverschiebungen im Norden aufzuklären. Studiere den Graphen sorgfältig. Ich selbst verstehe zur Zeit wenig von Kausalität. Habe auf Grund des Lichtes, die letzten drei Tage kein Augen zumachen können.“ 76. Ist es ein Mythos, dass traumatische Geschehnisse im Kindesalter, die Voraussetzungen für große Kunst beflügeln? Bei John Savio könnte dies durchaus der Fall sein. Sein Vater, der Same Per Savio, war (zusammen mit Ole Must) der erste Mensch, der als Hundeführer einer britischen Expedition 1898 in der Arktis übernachtete. Als John vier Jahre alt war, starb seine Mutter, und als der Vater den Sarg der Frau in Vardø holen wollte, ging sein Boot am Varangerfjord unter, und er ertrank. John wurde, nicht zuletzt durch seine Holzschnitte, zu einem der bekanntesten samischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er starb 1938 mit nur 36 Jahren in Oslo. Frage: Wenn Theodor Kittelsen einen einsamen schwarzen Vogel am Himmel malte, um die Ankunft der Pest in Norwegen zu symbolisieren, was kann John Savio mit seinem weißen Rentierkalb gemeint haben? 77. Mitternacht in Andenes. Die Sonne scheint idyllisch. Draußen auf dem Meer versuchen auch die Pottwale zu schlafen. Morgen früh kommt eine weitere schnaufende Schiffsladung mit Safaritouristen an. 78. Der nördlichste Sammelteller der Welt. 79. Mitternachtsbad am Kråk-Schloss in Bøvaer, Senja. 80. Blick von einer Brücke (2004). 81. Eine Bergwand und eine Hauswand (2004). 82. Tanz in einer Sommernacht 1937, weit draußen auf dem Kap der Lofoten. Die Leute scheinen völlig unberührt von dem gefürchteten Maelstrom, der sie 600 Meter weiter unten in die Meerestiefe lockt. Siehe auch Abbildung 10. 83. Der norwegische Pfarrer Knud Leem widmete als Sprachwissenschaftler und Missionar sein halbes Leben den Samen. Neben einer Grammatikbeschreibung, brachte er das Buch „Beskrivelse over Finmarkens Lapper: Deres Tungemaal, Levemaade og forrige Afgudsdyrkelse (1767) heraus. Leem beschreibt sowohl in Dänisch als auch in Latein das Leben der zeitgenössischen Lappländer; ihre Kleidung, Essen und Trinken, Jagen, Fischen und ihre Sportausrüstung, Schamanismus und Volksglauben. Ein reiches, aber in vielen Fällen auch verzerrtes, darstellendes Material, bereichert die Dokumentation der älteren lappländischen Kultur. Die Abbildungen wurden durch die Leser mit der Zeit noch schlechter erkennbar, da sie die, ihrer Meinung nach langweiligen, schwarz-weißen Kupferdrucktafeln, von Hand einfärben wollten. 84. Camp, Adj., in der Regel überwiegend positive Qualitätsbezeichnung, z.B. hinsichtlich eines Films, der so schlecht ist, dass er schon wieder gut ist. (2) Camp, Sub., Platz, wo Forscher ihr Lager aufschlagen. 85. In den 50ern gab es in San Diego, Kalifornien, eine beliebte Orangenmarke: „Reindeer“ (Rentier). Die Verbindung zwischen Rentier und Orange mag gewagt erscheinen. Dann weiß man aber nicht, dass der Astronom Pierre de Maupertuis, der Führer der großen französischen Expedition zur Gradmessung im Jahr 1736, den ganzen weiten Weg nach Nordlappland reiste, um die Form der Erde zu bestimmen. Maupertuis kam zu dem Schluss, dass die Erde einer Orange ähnelte – rund, aber an den Polen abgeflacht. Schauen Sie sich den Kupferstich an. Maupertuis formt die Weltkugel ein bisschen mit der Hand, nicht wahr? 86. Mo i Rana ist die viertgrößte Stadt Nordnorwegens. Aufgrund ihrer Nähe zum Polarkreis, wird sie manchmal Stadt des Polarkreises genannt. Reiche Vorkommen an Eisenerz, und die damit verbundene Stahlindustrie bauten die Stadt auf. Anfang der 90er plante man eine künstlerische Dekoration, die an die Bedeutung des Stahls für die Region, erinnern würde. Der britische Bildhauer Antony Gormley bekam den Auftrag für seinen Havmann (Mann des Meeres), eine über 10 Meter hohe Figur, die in einiger Entfernung vom Ufer, im Wasser steht. Mitten im Schöpfungsprozess, ging es der örtlichen Stahlindustrie immer schlechter. Die Skulptur musste plötzlich aus Granit, statt aus Stahl sein. Aber nicht aus diesem Grund, drehte sie der Stadt ihren Rücken zu. 87. Was genau weckt in Kåre Kivijärvis Nachtbildern aus Honningsvåg im Juli 1969 ein Gefühl von sowohl Nostalgie, als auch Glauben an die zukunft? 88. Vgl. Abbildung 19. 89. Warum ist Svartisen bei den ausländischen Touristen schon immer Norwegens beliebtester Gletscher gewesen? Er befindet sich nur 7 Meter über dem Meeresspiegel. Vor gar nicht zu langer Zeit, konnte man direkt von der Cocktailbar des Kreuzfahrtschiffs aufs Eis klettern. 90. Stimmungsbild von Trondheims Studentengesangsverein auf Nordlands-Tournee im Jahr 1921. Die Mitternachtssonne ist links. 91. Der Norden sah das Licht: Im Jahr 1972 bekam Lappland sein erstes Pin-Up-Girl. 92. Nur Lärm (2012). 93–94. Das Festival in Karlsøya wurde im Sommer 2011 offiziell um 2 Uhr nachts beendet, ging dann aber auf der anderen Seite der Insel weiter. Bernhard Briis Band spielte bis spät in den nächsten Tag hinein. Die Sonne ging ja weder auf noch unter. 95. Zumtobel Polarkreisexpedition Mai 2014. Südlich von Sørreisa. Zeit: 23.33 Uhr. 96. Zwischen Kautokeino und Karasjok (2007). 97. Lapplands Landschaftswaffe hat einen „vildman“ (wilder Mann) als zentrales Symbol. Der wilde Mann ist eine mythologische Figur aus dem frühen Mittelalter, und symbolisierte das Gegenteil von „Zivilisation“. Das Merkwürdige ist sicher nicht, dass Lappland die letzten Jahrhunderte einen wilden Mann als Symbol hatte, sondern eher, dass man es heute noch hat. 203 204 Living the Nordic Light Abbildungen: Licht Living the Nordic Light 98. Amerikanische Elemente im Norden im Schein der Mitternachtssonne (außer der Luftwaffenbasis in Bodø): Autos aus dem Kalten Krieg. Das Foto ist von 1984, aber es wird sicher noch eine Reihe Cadillacs in Båtsfjord und Umgebung geben. Das Fazit der Ethnologen nachdem sie sich dieses Bild angeschaut haben? An Mittsommer gibt es norwegische Frauen, die sich lieber eine Kopfstütze als Kissen wünschen, um darunter ihre sieben frischgepflügten Blumen zu legen. 99. Ort: Luleå. Monat: Juli. Zeit: 23.30 Uhr. 100. Eine samische Familie in Norwegen. Das Bild wurde vermutlich 1896 irgendwo um den Kanstadfjord in der Nähe von Lødingen in Nordland aufgenommen. Die Erwachsenen rechts sind Ingrid (geboren Sarri) und ihr Ehemann Nils Andersen Inga. Vor den Eltern stehen die Kinder Inger Anna und Tomas. Die Kinder von Inger Anna arbeiten heute noch als Rentierzüchter. 101. Ort: Das Innenland von Lappland. Monat: Juni. Zeit: 00.07 Uhr. 102. Siehe Abbildung 76. 103. Ort: Kiruna. Monat: Juni. Zeit: 01.15 Uhr. 104. Siehe Abbildung 87. 105. Auch wenn die Sonne in Nord-Trøndelag zu manchen Teilen des Jahres den ganzen Tag scheint, kann es auch mal regnen. 106. „Mutter! Mutter! Ich bin daheim! ... Ist Vater auch daheim?“ 107. Vor nicht allzu langer Zeit verkehrten Züge zwischen Kristinehamn in Schweden, bis hin ins nördliche Gällivare (68. Breitengrad), was eine Gesamtstrecke von ca. 1280 Kilometern ist. Teile der Strecke sind heute geschlossen, so dass die Mitternachtssonne sich ungehindert in den Schienen spiegeln kann. 108. Vgl. Abbildung 78. 109. Durch das Fenster: Norwegens östlichster Fjord. 110. Durch die Wand: Norwegens verfallenstes Haus. 111. Mitternachtssonne über Senja (2011) 112. Mitternachtssonne über Spitzbergen (1912). Fridtjof Nansen war neben Entdecker, Forscher und Menschenrechtsaktivist auch ein ... Zeichner. 113. Das Glück im Norden? Zu wissen, dass man am Ziel ist, bevor die Sonne untergeht. 114. Mittsommer im Norden 1924 (und noch heute): Die Verzweiflung der unverheirateten Frau, die nur fünf Blumensorten gesammelt hat, ist spürbar. 115. Pite Seebad. 00.15 Uhr. 116. Peder Balke I. 117. Aus einem der vielen lebensbejahenden Blogs nördlich des Polarkreises: „Es war kurz vor Mitternacht und da wir unseren fantastischer Abend nur ungern beenden wollten, öffneten wir drei Flaschen Cava, unterhielten uns über Liebesbriefe, Memmen, Popohaare, und die meisten anderen großen Fragen des Lebens. Wir hatten einen Plan B für Joannas erstes Wochenende im Juli gemacht, ihren neuen Wohnzimmertisch vom Auto hochgetragen und uns geschworen, dass wir genau das hier viel öfter machen sollten. Nicht so lustig, am nächsten Tag früh aufzustehen und zu arbeiten, aber das war es total wert!“ 118. Peder Balke II. 119. Vgl. Abbildung 55. 120. Peder Balke III. 121. Bildunterschrift der Zeitung Finnmark Dagblad am Tag nach dem Mitternachtsrock in Lakselv am 15. Juli 2013: „Jasdeep Singh Kalirai war ein Sonnenstrahl am ansonsten so grauen Donnerstag.“ 122. Peder Balke IV. 123. Norwegens Nationalfeiertag am 17. Mai 1978: Der Schulchor in Maurnes in Nordland tritt zum ersten Mal öffentlich auf. Einigen Quellen zufolge, hätten sie die alten Uniformen des Chors in Sortland übernehmen können, lehnten aber dankend ab. Vielleicht weil die Hosen keinen Schlag hatten. 124. Peder Balke V. 125. Anna Boberg von Schweden war eine der begabtesten Künstlerinnen um die vorletzte Jahrhundert- wende, die im Schatten ihrer Männer stand. Auch zur Mitternachtssonne. 126. [Abbildung wurde herausgenommen.] Aus Mantegazza, Paolo & Sommier, Stephen: Studii antropologici sui Lapponi. Firenze, 1880. Ein weiteres trauriges Beispiel der pseudo-wissenschaftlichen Ambitionen des 19. Jahrhunderts, die Vorherrschaft der weißen Rasse zu zeigen. Der sehnige, nackte Körper des Samens Lars Henriksen Valkiapääs steht im Kontrast zum Stuck und Pilaster des „gutbürgerlichen” Fotoateliers. 127. Frage I: Welches Auto steht knapp südlich des Nordkaps mitten auf der Straße? Vermutlich ein Ford Fairlane, Modelljahr 1954 oder 1955. Frage II: Wo ist der Fahrer? Verschwand er in die dunkle (aber gleichzeitig auch helle) Polarnacht? Nein, der Fahrer war ein Postkartenfotograf. Er verließ sein Auto, und machte seinen Job. Frage III: Warum sitzt die weibliche Mitreisende auf dem Rücksitz? Auf dem Beifahrersitz hat der Fotograf seine Kamera. Sie muss leicht zur Hand sein, wenn sich der perfekte Blick offenbart. Abbildungen: Licht 205 Living the Nordic Light Plates: Darkness Living the Nordic Light Plates: Darkness scientists on site. Since neither six metre apes nor six metre ape suits could be found in a typical 1959 prop department, they built a Lapp village at one-third scale. Imagine the expressions on the faces of the archaeologists who dig up that village in a thousand years. 10. The dread Maelstrom is situated just north of the Arctic Circle. Summertime sailors who imagine they’re headed towards eternal light can find themselves thrust into eternal darkness in an instant. 11. Arrival of the Polar Night (1995). 12. What tiny creatures are these? What kind of spaceship crashed this time? 13–16. “Between Tana and Båtsfjord. The mountains are known to be hazardous at this time of year. It’s best to drive in a convoy.” 17. Lichtbild, or “light picture”, in three senses of the word: Midnight sun/Sami waiting for a post boat on the ice near Kirkenes, close to the Russian border, ca 1920/No. 12 in Nerliens Lysbilledserie no. 113. 18. Vinter (2007). 19. When Norwegian photographer Cato Lein, born in Berlevåg, arrived at Nordkap in 2007, he discovered that the emulsion on the Polaroid film he’d brought was too old. Luckily, he used it anyway. 20. Norwegian Otto Sinding (1842–1909), who ended up going down in history as the “Lofoten Painter”, was accused for a period of sensationalism – but it was scarcely his fault that the sun shone in the middle of the night. 21. In the early 1930s, there were many suns in Tromsø, and including several in this room at a Tromsø Public School. On the docket today: light therapy. Homework for Thursday: calculate how many lightyears it is from the Earth to the real Sun on New Year’s Day as compared to Midsummer Eve. 22. Northern Lights (category XIX: artificial). 23. Northern Lights (category VI: green). 24–26. “Photos from the Municipality of Troms. Taken from a car. Tough to shoot during the brief ‘blue hour’. Drove around with Arthur Arntzen, talked a lot about religion and northern Norway. Why so few are religious in this part of the world.” 27–28. Most of Norway’s 1980s punk bands never saw sunlight anyway. 29. Dark Period (2000). 30. Something in the water must have scared them… or was it the water itself? 31. Final Light ( 2008). 32. The Northern Wave (1976). 33. Old northern Norway fishing trick: if you aim lights at the sea at night, it makes the fish curious and they flock to the surface. Pro tip: this won’t work during the months when the sun doesn’t set. 34. During his years as a domestic pilot at Widerøe Air in Norway, Christian Langvatn shot a vast number of fantastic photos of the ever-changing light – while flight attendants were selling Toblerone in the cabin. 35. See plate 12: The house they were looking for. 36. See page 293. 37. The remains of the good ship Hansa, which was part of the Second German North Pole Expedition in 1869–70. 38. The Jokkmokk market is one of Sweden’s oldest. First held in 1605, it was part of an effort by Charles IX, the king in Stockholm, to gain control of the northern provinces, i.e. to make it easier to collect taxes and expand Christendom. From the start, the market lasted two to three weeks. It was scheduled for February because frozen waterways made it easier to get around, and the Sami were anyway gathered with their reindeer around Jokkmokk in the beginning of the year. Today, 410 years later, the market days are still the absolute high point of the year for many Sami. Only visitors who have flown in from the south complain that it’s dark in the middle of the day. 39. The world’s northernmost wall-to-wall carpet. 40. “Boys, come in for lunch now!” 41. “Registration for the Polar Night Half Marathon Illustrations of Darkness and Light in the North. 206 1. Pytheas was a Greek, but lived in Marseilles. In 300 BEC, he travelled through the British Isles all the way to the Arctic Circle to confirm the existence of a frigid zone where no-one could live due to the cold. As it turned out, though, people did live here, and no-one was freezing to death. But even if the cold wasn’t a problem, how could they stand to live in a place where the sun didn’t set for months at a time? Not to mention where it didn’t go up for months at a time? The people Pytheas met shrugged their shoulders. It was all they knew. Pytheas went back home. Three hundred years later, the great Greek scientist Strabo read his travel journal and sighed. Pytheas couldn’t possibly have been up there. He would have frozen to death! Almost two millennia after Strabo, one of Norway’s great artists, Theodor Kittelsen, published an album of grim illustrations. One depicts an ominous black bird flying in over a placid countryside. The book is entitled Svartedauen (The Black Death). Is the countryside placid because no-one has understood that disaster is approaching? Perhaps the people are all asleep. Or are they already dead? Bubonic plague swept through Norway with a vengeance between 1349 and 1351, erasing almost two-thirds of the population. The Kittelsen work on plate 1 was painted in 1881 and has nothing at all to do with bubonic plague. However, one can see it as illustrating another kind of Black Death: the absence of light. It’s twelve noon. The sun never went up. People go about their business. A shop clerk is pouring flour from a sack into bags. He sighs. Everyone around him knows why. 2. “This is between Vardø and Båtsfjord. I love this treeless landscape on the north side of the Varanger Peninsula. From Vardø to Nordkap … My mother was born on this fjord, so I tried to take pictures as we were flying over the old area.” 3. Northern Lights (category II: almost too perfect to be believed). 4. Longyearbyen on Svalbard is the world’s northernmost city, and the northernmost settlement with over a thousand residents (there are some 2,200). Probably 950 visitors out of a thousand believe the city got its name because the sun is entirely absent during a long period of the year – and it makes time seem to pass more slowly. In fact, however, the city is named after John Munro Longyear, an American who founded the Arctic Coal Company here on the island in 1906 (the city was called Longyear City until 1926, at which time Longyear himself had been dead several years). For the workers down in the coal mine, the year was always just as long. 5. The Summer That Was So Sweet (1998). 6. Above the coal mine. 7. Awake (2014). 8. 3:30 p.m. 9. “Don’t stare straight into the sun.” You shouldn’t stare straight at the light in a movie projector, either. Stare at the screen, instead! (Sometimes it’s hard not to.) Does anybody remember Swedish author John Gustav Vilhelm Nilsson today? He was the author of the novel Bayte – The Son of the Sun, the White Negro Chieftain, published in Strömsund, 200 km south of the Arctic Circle, in 1934. More Swedes will remember him by his nickname, ‘Movie-Nisse’, under which he was the king of Norrland cinema for a couple of decades. His fleet of trucks carrying a projector, a screen, a tent and chairs covered the region up to the 69th parallel. (On one occasion, a screening was cancelled just minutes before the curtain was scheduled to go up. Why? There wasn’t an electrical socket within a 200 km radius.) His most popular film was A Hundred Accordions and One Girl. Or it was, anyway, until the 1959 premiere of Terror in the Midnight Sun. From the snowy resting place of a crashed spacecraft – which had spun out of control somewhere in the Milky Way – climbed a hairy, six metre tall apelike creature that scared the daylights out of the 207 208 Living the Nordic Light Plates: Darkness Living the Nordic Light Plates: Light 2015 is now open. Please fill in the entry form, choose distance and pay the entry fee by Visa or MasterCard. If you need accommodation we can offer you room at Thon Hotel Polar for NOK695 (single room) or NOK895 (double room) per night including breakfast. Please tick off for a hotel if you want us to reserve a room for you.” 42. Final Light III (2008). 43. The world’s northernmost match factory? It may have been the one in Härnösand, Sweden, from 1859 to 70. Bonus question: What percentage of matches were used for the following reasons above the Arctic Circle during the same period? A. To light a fire because it was cold. B. To light a paraffin lamp because it was dark. 44. Could that be Seattle? It wouldn’t be fair to complain about the technical quality of this photo. It was taken sometime between 1918 and 20, when Roald Amundsen and the crew of the Maud had allowed themselves to freeze fast in the ice north of Siberia in order to be carried to the North Pole by the current. The attempt was a failure, but eventually they reached the North Pole in 1925. At the time, people were still arguing about whether Peary or Cook had been there fifteen years earlier. 45. Runway, Honningsvåg. 46. Twenty shades of blue. 47. In the winter of 1954, a house was moved five kilometres across the ice of Lake Tunnsjøen with the help of horses. The house is still there, but has since been abandoned. 48. The Skibotn market dates back to the sixteenth century. Norwegians, Swedes and Finns gathered here to do business. The successors of the Great Bringer of Light, priest Lars Levi Laestadius, did what they could to stop all forms of sinful dissipation, but they didn’t always succeed. 49. Nightlife in Bodø, the Corner Kafé, 1955. That year, Norway was allowing American military aircraft to take off and land at the airport – as long as they didn’t fly over Soviet territory. Five years later, the Russians shot down Francis Gary Powers’ U2 plane – over Soviet territory, en route to Bodø. Nikita Khrushchev threatened to bomb Bodø. The scene at the Corner Kafé cooled off briefly at that point. 50. “Hurray for the sun!” Every year, preschoolers in the northernmost corners of Scandinavia do their all to convince the sun to come back. 51. Norwegian artist Matthias Stoltenberg was primarily a portrait painter, but he would sometimes make an exception for the landscapes of the north. He died impoverished and forgotten, but was revived in conjunction with an art exhibition during the Oslo jubilee celebration of 1914. 52. The state-owned company that administers television licences in Sweden is headquartered in the city of Kiruna, above the Arctic Circle. Every year, during the light season, several complaints come in from licence payers demanding that the fee be reduced: the sun makes it impossible to see what’s going on on the screen. 53. Northern Lights (category VII: red) 54. Northern Lights (category XVI: on currency). The Swedish ten kronor note circulated between 1965 and 1996. Today’s tenner is round and gold and bright – and shines round the clock like a sun in a poor man’s pocket. 55. Captain, captain … he won’t let go! Zumtobel, an international lighting company that was founded and is still based in Austria, wants to take this opportunity to recommend what may be the best book ever written on human hardship north of the Arctic Circle: The Terrors of Ice and Darkness by Christoph Ransmayr (1984). The fact that the author is Austrian is just a coincidence. 56. Dramatic landscape from Njommelsaska, Lapland (before the hydroelectric plant was built). 57. If an annual report for a lighting firm were only going to include one picture, this would probably be it. 58. Stamsund, Lofoten: New Year’s Eve 1991. Exposure period: 23:45–00:30. 59. The polar explorers of yore often faced impossible dilemmas. Should you set out during the dark, cold period of the year so you wouldn’t fall through the ice – but, on the other hand, couldn’t see where you were going? Or should you set out during the warm, light period of the year so you could see – but would sink up to your knees in ice? Several hopefuls who chose warmth and light never reached their goal. Several who chose darkness and cold never came home. 60. Arctic Ocean Road (1984). 61. The round trip from Trondheim to Kirkenes, near the Russian border, takes about ten days by boat. If you consult your almanac before making reservations, you’ll never have to turn on the light in your cabin. 62. There are currently almost a thousand companies worldwide with the phrase ‘Nordic Light’ in their name. Some make lamps. Others provide cruises, light therapy or massage services. 63. Here’s a question northerners have been asking for thousands of years: is sea level dropping or is the land rising? 64. According to the official website of the City of Kiruna, Swedish photographer Emil Ragnar Borg Mesch documented “the progress of modern society on many levels, especially through his portraits of different social groups, from railway navvies to mine workers to Sami to corporate board members. Kiruna’s ever-changing surroundings interested Borg Mesch, too, and he was a sensitive interpreter of the utopian aura of early industrialisation and the untouched mountain landscapes.” This photo was taken at the mine on Midsummer Eve in 1901. If Borg Mesch were alive today, he could still keep busy documenting Kiruna’s changing surroundings. The whole city centre is currently being moved because the mine needs to expand. 65. Hollywood film script 1974 (never produced): “FADE IN. A man is on the run from a posse. He has escaped from a maximum security prison above the Arctic Circle. He runs over the rocks, falling repeatedly in the snow. Suddenly – he sees some kind of mountain lodge in the middle of the wilderness. The door is not locked. There’s a payphone on the wall. He can call for somebody to pick him up! But he has no money. Suddenly – he sees a Coke vending machine through the window. He manages to break into it to reach the coin box. It’s empty. Suddenly – he hears dogs barking. CUT TO. Swimming pool in San Francisco.” 209 210 Living the Nordic Light Plates: Light Living the Nordic Light Plates: Light 66. Glomfjord is a tiny Norwegian town just above the Arctic Circle. The drink list at the Glomstedet Bistro Pub reflects how happy the Glomfjorders are about the location of their town. 67. Besides Christmas, Midsummer is probably the most important holiday of the year in Sweden, celebrated on the weekend that falls between 20–26 June. Originally, Midsummer Eve was celebrated on 24 June, the day of the Feast of St John, though the religious holiday has receded ever further into the past. This holiday dates back many millennia, to a celebration of summer and its exuberant foliage. Midsummer is also an inflection point in the work year of an agricultural society. Midsummer night, with its light, was believed to be brimming over with magical forces and supernatural powers. Are the women sitting here thinking of John the Baptist? No, they are about to get up, walk out into the meadow and pick seven different kinds of flowers to place under their pillows. While they’re sleeping tonight, the flowers will whisper the name of the man they will marry. 68. “Mother will be happy about the grouse. And father will be angry that I borrowed his shotgun without asking.” 69. The first time you cross the Arctic Circle at sea on a cruise ship, you experience an unusual rite of passage. Neptune, god of the sea, comes up from the depths, climbs aboard with his trident, and forces the passengers to have a glass of aquavit – while getting a ladle of ice water down the back of their shirt or blouse at the same time. Afterwards, you receive a diploma as a memento of the ceremony and Neptune takes the seaweed off his head – revealing that he’s actually a ship’s mate! If you cross the Arctic Circle in a car, you won’t experience a thing. You should probably leave any aquavit you happen to have with you in the boot. 70. In 1937, promising German artist Ernst Wilhelm Nay received financial support from the great Edvard Munch in order to travel to Lofoten, Norway and paint. Nay was fascinated by the light and landscape. Later the same year, two of his paintings were included in the notorious Nazi Degenerate Art Exhibition in Berlin. Nay was forbidden to paint and was not even allowed to buy paints. Not until the mid-50s was Nay rediscovered thanks to exhibitions in New York, Venice and Kassel. The question is, how could the Nazis imagine that Ernst Wilhelm Nay’s art was degenerate? Perhaps because the sun never set in his paintings. 71. Crossword clue: Prefer painters. Crossword answer: Northern light. Are there still artists who consider northern light essential for a studio? Northfacing windows aren’t much use if you’re making video installations, for example. New crossword clue: Northern light? Light from the north, or lights in the north? Does it matter? What do artists with north-facing windows say? That light from the north is always preferable. Extra credit question: What direction should the artist point the easel if he’s painting at the North Pole? 72. Not all Norwegian artists of the romantic period were obsessed with the midnight sun. Knud Baade, for example, devoted his waking hours to the moon. 73. “Welcome to the Café Midnight Sun. This month: bed & breakfast. Next month: bed & afterparty.” 74. Just outside the frame of the picture, an albatross marvels at the level of play on the sixth hole. 75. “My dear sister, I’m sending this postcard in hopes of conveying to you the nature of far northern daylight. Study the arc of the sun carefully. Personally, I can no longer distinguish cause from effect. All I know is, I haven’t had a wink of sleep for three days because of all this light.” 76. Is it a myth that a traumatic childhood increases your chances of being a great artist? In the case of John Savio, one wonders. His Sami father, Per Savio, was (along with Ole Must) the first person to spend the night in Antarctica, as a dogsled driver on an 1898 British expedition. When John was four years old, his mother died, and when his father went to Vardø to pick up her coffin, his boat sank in the Varangerfjord and he drowned. Young John grew up to be one of the great Sami artists of the twentieth century, known especially for his woodcuts. He died in Oslo in 1938, just 36 years old. Question: If Theodor Kittelsen painted a lone black bird in the sky to symbolise the arrival of plague in Norway, what did John Savio’s white reindeer calf mean? 77. Midnight in Andenes. The sun shines idyllically. Outside, in the ocean, even the whales are doing their best to sleep. After all, another boatload of whale watching tourists will come looking for them tomorrow morning. 78. The world’s northernmost commemorative plate. 79. A midnight swim at Kråkslottet in Bøvaer, Senja. 80. View from a Landing (2004). 81. A Mountain Wall and a House Wall (2004). 82. Dancing in the summer night in 1937, at the far end of the Lofoten Peninsula. The people seem utterly unconcerned that the dread Maelstrom is leering up at them from the ocean 600 metres below. See also plate 10. 83. Norwegian priest Knud Leem devoted his life to the Sami people, as both a linguist and a missionary. In addition to a grammar, he published Beskrivelse over Finmarkens Lapper deres Tungemaal, Levemaade og forrige Afgudsdyrkelse (1767). Leem describes in both Danish and Latin the way of life of the contemporary Lapp population, including their clothing, food and cooking, hunting, fishing and sport equipment, shamanism and folk beliefs. A rich but in many cases distorted suite of illustrations adds to the value of this documentation of older Sami culture. The illustrations have grown even more distorted over the years due to various readers’ more or less unsuccessful attempts to hand-colour what they considered boring black and white copperplate engravings. 84. (1) Camp, adj, usually signifying a generally positive judgment of quality, e.g. of a film that’s so bad it’s good. (2) Camp, n., place where a scientific expedition makes its temporary home. 85. In the 1950s, in San Diego, California, there was a popular brand of oranges called ‘Reindeer’. Reindeer and oranges may seem like an odd pair of things to link together, but if that’s what you think, you’re probably not aware of astronomer Pierre de Maupertuis, who went all the way to Lapland as head of a 1736 French latitudinal survey that sought to measure the shape of the earth. Maupertuis concluded that the earth was like an orange – round, but flattened at the poles. Look at the copperplate. Maupertuis is trying to squeeze the globe with his hand, isn’t he? 86. Mo i Rana is the fourth-largest city in northern Norway. With its proximity to the Arctic Circle, it’s sometimes called … the Arctic Circle City. Rich deposits of iron ore and the steel industry that was built on it in turn built this city. In early 1990, plans were hatched to put up an artistic monument commemorating steel’s importance to the region. British sculptor Antony Gormley was commissioned to create Havmann, over 10 metres tall and placed in the water at the edge of the sea. While the work was in progress, the city’s steel industry began to fail. The sculpture ended up being made of granite instead of steel. That’s not why its back is turned to the city, though. 87. What is it about Kåre Kivijärvi’s night photos from Honningsvåg in July 1969 that inspires both nostalgia and a sense of hopeful optimism? 88. Cf. plate 19. 89. Why has Svartisen always been the most popular of Norway’s glaciers with foreign visitors? Because it’s just seven metres above sea level. A few years ago, you could step right out of your cruise ship’s cocktail lounge onto the ice. 91. Light from the north: in 1972, Lapland provided its first pinup girl. 211 212 Living the Nordic Light Plates: Light Living the Nordic Light 92. Just Noise (2012) 93–94. During the summer 2011 Karlsøy Festival, the bands quit playing at 2 a.m. Officially, that is. They kept right on playing afterwards on the other side of the island. The Bernhard Briis Band played well into the next day. The sun neither went up nor went down. 95. The Zumtobel Arctic Circle Expedition, May 2014. South of Sørreisa. Time: 23.33. 96. Between Kautokeino and Karasjok (2007). 97. The central symbol of Lapland’s coat of arms is a ‘wildman’. The wildman is a mythological figure dating from the early Middle Ages and symbolising the opposite of ‘civilisation’. The odd thing isn’t that Lapland has had a wildman as its symbol for the past several centuries. The odd thing is that they still do. 98. A major American contribution to the land of the midnight sun (besides the Bodø airbase) is cars from the Cold War era. This photo is from 1984, but there are still some Cadillacs left in and around Båtsfjord. What conclusions would an ethnologist draw from this picture? Apparently there are Norwegian women who would rather put their seven freshly picked flowers under a headrest than a pillow. 99. Where: Luleå. When: July. Time: 23.30. 100. A Sami family in Norway. The picture was probably taken in 1896 around the Kanstadfjord near Lødingen, Nordland. The adults on the left are Ingrid (born Sarri) and her husband Nils Andersen Inga. In front of the parents are Berit and Ole Nilsen. The woman at right is Ellen, sister of Ingrid. In front of Ellen are the children Inger Anna and Tomas. The children of Inger Anna are reindeer herders to this day. 101. Where: interior of Lapland. Month: June. Time: 00.07. 102. See plate 76. 103. Where: Kiruna. When: June. Time: 01.15. 104. See plate 87. 105. Even though the sun shines round the clock for a certain part of the year in Nord-Trøndelag, it still rains sometimes. 106. “Mother! Mother! I’m home! Is dad home, too?” 107. Not too long ago, you could take a train all the way from Kristinehamn, Sweden, to Gällivare, at the 68th parallel, a distance of 1,280 km. Parts of the line are no longer in service, allowing the midnight sun to shine off the rails without interruption. 108. Cf. plate 76. 109. Through the window: Norway’s easternmost fjord. 110. Through the wall: Norway’s most ramshackle house. 111. Midnight Sun over Senja (2011). 112. Midnight Sun over Svalbard (1912). Fridtjof Nansen, besides being an explorer, scientist and champion of human rights, was also a dab hand with a sketchpad. 113. Why are these northerners so happy? Maybe because they know they’ll make it home before sunset. 114. Midsummer in the north in 1924 (and to this day): Desperation is only a short step away for the unmarried woman who has only managed to find five kinds of flowers to put under the pillow. 115. Pite Havsbad. 00.15. 116. Peder Balke I. 117. From one of many life-affirming north-of-the-ArcticCircle blogs: “By the time the hour was nearing midnight and our fantastic evening was sadly drawing to a close, we had drained three bottles of cava, discussed love letters, Christmas decorations, bum hair and most of life’s other major questions. We had cooked up a plan B for Joanna’s first weekend of July, carried Joanna’s new table up from the car and, last but not least, promised each other that we’d by God do this more often! It wasn’t half as much fun getting up early to go to work this morning, but it was definitely worth it!” 118. Peder Balke II. 119. Cf. plate 55. 120. Peder Balke III. 121. Caption in the newspaper Finnmark Dagblad the day after Midnight Rock in Lakselv, 15 July 2013: “Jasdeep Singh Kalirai was a ray of sunlight in Thursday’s otherwise grey weather.” 122. Peder Balke IV. 123. Norway’s National Day, 17 May 1978: A school band in Maurnes, Nordland, plays for an audience for the first time. According to contemporary sources, they were offered the Sortland school band’s old uniforms but declined. Perhaps the trousers were insufficiently flared. 124. Peder Balke V. 125. Anna Boberg from Sweden was one of many talented artists of the nineteenth century who stood in the shadow of her husband – even in the midnight sun. 126. [Plate removed.] From Mantegazza, Paolo & Sommier, Stephen: Studii antropologici sui Lapponi. Florence, 1880. Another regrettable example of the nineteenth century’s pseudoscientific ambition to show the superiority of the white race. Sami Lars Henriksen Valkiapää’s sinewy, naked body is contrasted with the haute-bourgeois stucco and pilasters of the photo studio. 127. Question I: What kind of car is this, parked in the middle of the road just south of Nordkap? Probably a Ford Fairlane, either 1954 or 1955. Question II: Where did the driver go? Did he disappear into the dark (yet also light) Arctic night? No, the driver was a postcard photographer. He got out of the car to do his job. Question III: Why is the female passenger sitting in the back seat? Because the postcard photographer has his camera in the front seat. You have to be prepared when the perfect vista opens up. Plates: Light 213 214 60 61 215 216 62 63 217 64 65 66 221 67 222 68 224 69 70 71 227 72 229 73 74 75 76 233 234 77 235 78 79 237 80 81 82 83 84 85 86 87 246 88 89 90 248 91 92 93,251 94 252 95 254 96 97 98 257 99 100 101 262 102 103 263 104 266 105 106 267 268 107 108 109 110 111 272 112 113 276 114 115 277 278 116 117 280 118 119 282 120 121 284 122 123 124 288 125 290 127 Living the Nordic Light 292 Einleitung Living the Nordic Light Enlightenment Forscher blicken in den Norden Scientists Looking North Lange bevor es Gore-Tex oder Navigationssysteme gab, gab es... Sardinen. Blättern Sie zurück auf Abbildung 36 dieses Buches, und schauen Sie sich die dort abgebildete Büchse an. Keiner, der im 19. Jahrhundert auf Entdeckungsjagd gehen wollte, verließ die Haustür ohne Sardinen im Gepäck. Und man achtete auf das Fabrikat. Auf Nansens Sardinen, die in Chr. Bjellands Konservenfabrik geräuchert und verpackt wurden, konnte man sich verlassen. Der Entdecker hatte sie höchstpersönlich gegessen, als er Grönland kartierte. Fridtjof Nansen war außer Entdecker auch Menschenrechtsaktivist und Wissenschaftler. Er half zum einen im ersten Weltkrieg internationalen Flüchtlingen während ihrer erzwungenen Wanderschaft (und erhielt als Dank den Friedensnobelpreis). Zum anderen hatte er in seiner bahnbrechenden Dissertation im Jahr 1887 gezeigt, wie Nervenzellen mit dem menschlichen Gehirn kommunizieren. Sowohl als Forscher als auch als Wissenschaftler veröffentlichte er 1911 das Mammutwerk Nord i Tåkeheimen, ein Werk über frühere Expeditionen im Norden, von Pytheas, über die Wikinger bis hin zu den Portugiesen in der Renaissance. Im Englischen trug seine Arbeit den Titel In Northern Mists. Vielleicht war der britische Verlag für den Titel verantwortlich oder es war Nansen persönlich, der zeigen wollte, dass die verwendeten Quellen nicht 100% verlässlich waren. Fridtjof Nansen bekam Anhänger, sowohl in den einsamen Wäldern als auch in etlichen Arbeitszimmern. Weiter unten präsentieren wir die Forschungsergebnisse von drei aktuellen Wissenschaftlern – von denen jeder auf Entdeckungsreisen geht, und auf stetig wachsenden Karten, die den unnachgiebigen, menschlichen Willen im Norden zu leben zeigt, immer mehr (neue) Orte markiert. Der Fokus liegt auf dem Farbensehen, auf dem saisonalen Stimmungseinfluss und darauf, was die Sonne mit uns macht und was nicht. Irgendwelche Verneblungen zu ihren Thesen gibt es überhaupt nicht. Long before Gore-Tex and GPS, there were … sardines. Take a look at the can on plate 36, earlier in the book. No nineteenth century explorer setting out to fill in one of the blank spaces on the map would have considered leaving without a stock of sardines. And they were picky about which ones they chose. Nansen sardines, smoked and canned at Chr. Bjelland & Co’s cannery in Stavanger, could be counted on. The great explorer himself had eaten them when he surveyed Greenland. Besides being an explorer, Fridtjof Nansen was a human rights advocate and a scientist. He helped make the forced migrations of international refugees less difficult during the First World War (and won a Nobel Peace Prize for his troubles). His epoch-making 1887 doctoral dissertation revealed how nerve cells communicate in the human brain. In 1911, in his capacity as both an explorer and a scientist, he published his magnum opus, In Northern Mists, on earlier explorations of the north, from Pytheas to the Vikings to the Portuguese during the Renaissance. Perhaps his English publisher was responsible for his title’s mists, or perhaps it was Nansen himself, signalling to readers that they might not be able to rely 100% on his sources. Fridtjof Nansen has had many successors, both in the world’s barren vastnesses and in its scholarly heights. In the pages that follow, we present research by three contemporary scientists, each of whom has set out to fill in blank spots on the everexpanding map we humans are drawing through our undaunted will to live and thrive in the north. Their topics are colour vision, seasonal effects on mood, and how the sun does and doesn’t affect us. Like Nansen before them, they seek to clear the conceptual mists. 293 Bruno Laeng Blauer Mittag Wie eine Geburt nördlich des Polarkreises im Sommer oder Winter das Farbensehen verändern kann Über 4 Millionen Menschen leben nördlich unseres Polarkreises – einer imaginären Linie auf dem nördlichen Breitengrad von 66°33´. Dieses Gebiet umfasst große Teile Skandinaviens, der sibirischen Küste und Alaska sowie die nördlichsten Regionen Kanadas und den größten Teil Grönlands. Ca. 10% aller Menschen, die nördlich des Polarkreises leben, leben in Norwegen und diese machen wiederum ca. 10% von Norwegens Bevölkerung aus. Jeder, der schon einmal in Nordnorwegen war, Sommer wie Winter – vielleicht um die Mitternachtssonne oder die Polarlichter (aurora borealis) zu finden – konnte dabei feststellen, dass die Veränderungen, die das Sonnenlicht in diesem Teil der Erde mit sich bringt, sehr extrem sein können. In der Tat gibt es während der langen Wintersaison kein direktes Sonnenlicht, sondern ein durchdringendes, schwaches Licht, genannt mørketid („dunkle Zeit“ auf Norwegisch); wohingegen es in den Sommermonaten kontinuierlich Licht gibt, da die Sonne die ganze Nacht über dem Horizont verbleibt (die Zeit der midnattsol bzw. Mitternachtssonne). Zum Beispiel verschwindet die Sonne im nördlichen Breitengrad von 69°40´, wo sich Tromsø, eine der größten Städte in der Arktis befindet, Ende November und ist erst Ende Januar wieder zu sehen; ab Mitte Mai bis Ende Juli befindet sich dahingegen die komplette Sonnenscheibe 24 Stunden täglich über dem Horizont. Während der gleichen Winterund Sommerabschnitte reicht die Spanne von Tageslicht und Dunkelheit in Oslo (59°55’N) von 5 bis 6 Stunden täglich. Außerhalb der arktischen Region, in der nördlichen Hemisphäre der Erde, ist es unmöglich, nördliches Sonnenlicht zu erleben, so wie es zwei Monate lang im Sommer in Tromsø der Fall ist. Das gleiche gilt für Dunkelheit zur Mittagszeit, wie es im Winter am selben Ort zu erleben ist. Theoretisch sollte man überall auf der Welt den gleichen Anteil an direktem Sonnenlicht erhalten, der einzige Unterscheid liegt darin, wie das Sonnenlicht in den verschiedenen Regionen der Welt verteilt wird. Menschen, die am Äquator leben, erhalten die gleiche Dosis von 12 Stunden Sonnenlicht täglich – jeden einzelnen Tag im Jahr – aber die Proportionen verändern sich stetig, je weiter man gen Polarkreis kommt, wo sie in den Sommer- und Wintermonaten schließlich die „alles-oder-nichts“ Dosis erhalten, wie z.B. im nördlichen Norwegen. Tatsächlich ist Sonnenlicht jedoch keine Ressource, die auf der Erde gleichmäßig über das Jahr verteilt wird. Überraschen derweise sind es die arktischen und antarktischen Regionen, die das meiste Sonnenlicht pro Jahr erhalten, nicht die Tropen oder der Äquator. Die kumulative Länge an Tageslicht erreicht ihr Höchstmaß in Breitengeraden von 60° und 80° (Ørbæk, 2006). Der Grund dieser Ungleichheit ist die Dämmerung, bzw. das Vorhandensein von Sonnenlicht, obwohl die Sonne wenige Grade unter dem Horizont versteckt ist (“bürgerliche Dämmerung” tritt auf, wenn sich die Sonne zwischen 0º und 6º unter dem Horizont befindet). Das Besondere an der Arktis ist, dass die Winterdämmerung Stunden anstatt nur Minuten, wie in den meisten anderen bewohnten Regionen der Welt, andauern kann. Ein bemerkenswerter, sichtbarer Effekt dieser ausgeprägten Dämmerung, ist die längere Anwesenheit der Farbspektren des Sonnenlichts am Himmel, die mehr dazu neigen, zerstreut die Erdatmosphäre zu erreichen, wenn sie von unterhalb des Horizontes kommen: das heißt, die kürzesten Wellenlängen in den Sonnenstrahlen oder die blauen und indigofarbenen Bereiche der Regenbogenfarben – wie Isaac Newtons klassische Experimente mit Glasprismen auch deutlich zeigten. Zudem werden diese Blautöne im arktischen Winter noch 295 296 Bruno Laeng Blauer Mittag Bruno Laeng Blauer Mittag vom Schnee auf dem Boden reflektiert. Aus diesem Grund liegt die Arktis während der Wintermonate in einem bläulichen Lichtschleier, der die ganze Landschaft einnimmt. Dennoch sind die Sonnenstrahlen, trotz langer Lichteinstrahlung, das ganze Jahr lang sehr schwach. Dies kommt durch die Neigung der Erdrotation im Verhältnis zur Sonne und der weiten Verteilung der Sonnenstrahlen nahe der Polarregionen, die so insgesamt weniger Strahlungsenergie pro Quadratmeter liefern als in niedrigeren Breitengraden. Tatsächlich ist die durchschnittliche Sonneneinstra hlung in Breitengraden über dem Polarkreis viel niedriger in Norwegen ((<800 kWh/m2) als in Deutschland (1200–1800 kWh/m2), obwohl Herbst und Frühjahr einen Tageslichtverlauf haben, der sich kaum von dem in Zentraleuropa unterscheidet. Überraschenderweise gibt es sehr wenig wissenschaftliche Forschung über die Auswirkungen der langen Abwesenheit oder Anwesenheit von Sonne auf die menschliche Farbwahrnehmung. Viele würden erwarten, dass unablässiges in der Sonne sein während der Sommermonate zu Veränderungen in der Farbwahrnehmung bei den Einwohnern nördlicher Regionen, die zu einer bestimmten Jahreszeit geboren werden, führt. Auch verglichen zu einer Reduzierung von Energie und Umfang des sichtbaren Lichtspektrums im Winter. Es ist bekannt, dass Menschen nach der Geburt lange unreif sind. Von daher gibt es gute Gründe, anzunehmen, dass verschiedene Lichtumgebungen spürbare Auswirkungen auf die Entwicklung haben, und dass solche Veränderungen des Auges möglicherweise nach einer bestimmten Zeit irreversibel sind. Laborversuche mit Tieren haben ergeben, dass ungewöhnliche, visuelle Umgebungen, wo das Tier nur einer Art von Sinnesreizen ausgesetzt ist (Blakemore & Cooper, 1970), zu anatomischen und physiologischen Veränderungen in den Augen und dem Gehirn des Tieres führen und seine visuellen Fähig keiten beinträchtigen können. Außerdem zeigen Untersuchungen von Spezies, die in bestimmten Umgebungen (zum Beispiel Unterwasser) leben, dass die maximale Empfindlichkeit ihrer farbsensiblen Zellen in der Regel mit den gängigen Wellenlängen des Lichts übereinstimmen. Wohingegen minimale Empfindlichkeiten mit Segmenten des Farbspektrums, die eher selten oder in ihrer Umgebung gar nicht vorhanden sind, übereinstimmen. (Lythgoe, 1979). Forschungen an menschlichen Kleinkindern haben ergeben, dass sich die Farbwahrnehmung langsam, aber vor allem im ersten Lebensjahr, entwickelt. Zwei Monate alte Babys können rote, orangene, blau-grünliche und blaue Töne vor einem weißen Hintergrund erkennen, aber kein Gelb/Grün und mittleres Lila (Teller, 1998). Folglich kann man annehmen, dass sowohl der Entzug von Sonnenlicht als auch die spezifischen Veränderungen des Farbspektrums von Umgebungslicht die menschliche Farbwahrnehmung beeinflussen könnten, besonders wenn diese schon im frühen Kindesalter auftreten. Wenn sich die Farbwahrnehmung nach der Geburt noch bis hin zum ersten Viertel eines Lebensjahres entwickelt, dann könnten Abweichungen in den Farberlebnissen in diesen ersten Monaten des Lebens permanent die Farbwahrnehmung eines jeden Menschen verändern. Dies ist zum einen abhängig von der Höhe der Lichtstimulation und zum anderen von den vorherrschenden Farben während der ersten Monate nach Geburt. Darüberhinaus werden während der Wintermonate Alltagsaktivitäten in Nordnorwegen, wo viele Menschen in städtischen Gebieten leben, in der Regel unter künstlicher Beleuchtung ausgeübt. Diese wurde bis vor kurzem ausschließlich durch Glühbirnen oder Neonröhren erzeugt. Generell entspricht Kunstlicht selten der Energie des Farbenspektrums von Sonnenlicht. Die Sonne scheint in den meisten Umgebungen täglich und gleichmäßig verteilt über die verschi edenen Jahreszeiten hinweg. Deshalb würden die meisten Menschen normalerweise erwarten, dass künstlich beleuchtete Innenräume Auswirkungen auf das Farberlebnis haben, da es sich radikal von Sonnenlicht unterscheidet. Eine Studie von Laeng und Kollegen (2007), die an der Universität von Tromsø durchgeführt und in der Zeitschrift Vision Research veröffentlicht wurde, befasste sich damit, die individuellen Unterschiede in der Farbwahrnehmung unter Erwachsenen zu messen. Alle dieser Erwachsenen waren während der Tests Einwohner im gleichen nördlichen Breitengrad, aber sie waren entweder unterhalb oder oberhalb des Polarkreises geboren. Die Studie wollte somit nach messbaren Unterschieden in der Farbwahrnehmung von erwachsenen Nord- und Südländern suchen, obwohl solche Unterschiede wahrscheinlich schon in der Kindheit auftreten. Entscheidend ist, dass im Vergleich der zwei Teilnehmergruppen das Geburtsdatum jedes einzelnen berücksichtigt wurde. Die Hypothese der Studie war eindeutig: ein Mangel an geeigneter natürlicher Sonnenlichtstimulation über einen längeren Zeitraum hinweg im Winter würde die Entwicklung der Farbwahrnehmung negativ beeinflussen. Es wurde jedoch auch erwartet, dass eine verstärkte Nutzung von Kunstlicht, was aus herkömmlichen Glühlampen oder Wolframlampen (vor allem in Privathaushalten) und Leuchtstofflampen (vor allem in öffentlichen Gebäuden) besteht, die Reduzierung des Sonnenlichts während der Wintermonate ausgleichen kann. Natürlich können die häufigsten Arten von künstlichem Licht die Energie des Sonnenlichts nicht ersetzen, da sie nur einen begrenzten Umfang an der Zusammensetzung von Sonnenwellenlängen bieten, die normalerweise das menschliche Auge stimulieren würden. Eine der Hauptannahmen der Studie war, dass der Wahrnehmungsprozess, der zur Geburt am unreifsten ist (zum Beispiel das Erfassen von Gelb und Grün), während der Entwicklung am ehesten von der Reduzierung der Lichtenergie gestört werden würde. Jedoch haben weitere Überlegungen zum vorherrschenden Lichtbereich nördlich des Polarkreises – insbesondere durch das lange schwache Dämmerungslicht in den Breitengeraden von 60° und 80° – auch zur Annahme geführt, dass man empfindlicher für Farben in der Dämmerung ist, wie z.B. Indigo blau und Lila. Ausgehend von obenstehenden Erörterungen über (natürliches) Außenlicht mit der langen Nutzung von (künstlicher) Raumbeleuchtung, war zu erwarten, dass die Fehlerquote im Farbwahrnehmungstest bei der nordischen Bevölkerung für diese Farben auftreten sollte, die am wenigstens durch Glüh- oder Leuchtstofflampen ausgeglichen werden, wie z.B. die blau-grünlichen Töne. An der Studie nahmen freiwillig insgesamt 260 Norweger, alle Bewohner der Stadt Tromsø, über mindestens ein Jahr hinweg, teil. Ein spezialisierter Standardtest (der Farnsworth-Munsell 100 Hues Test) überprüfte ihre Farbwahrnehmung. Die Aufgabe jedes Teilnehmers war es, bewegliche Farbchips, die den Verschlüssen von Lippenstiften ähnelten, anzuordnen oder neu zu sortieren, um so möglichst genau die richtige, stufenweise Entwicklung der Farben nachzubilden. Die, die nördlich des Polarkreises geboren waren, konnten im Durchschnitt schlechter Grüntöne unterschieden, während sie Farben im Lilabereich besser erkennen konnten, verglichen mit den Personen, die südlich des Polarkreises geboren waren. Im Gegensatz dazu haben sich die beiden Gruppen nicht signifikant in anderen Abschnitten des Farbkreises unterschieden, wie z.B. Variationen in den orangenen und roten Farbbereichen. Die Geburtszeit der Teilnehmer hat auch deren Fähigkeit, einige bestimmte Farben zu unterscheiden, beeinflusst. Dies gilt aber nur für die Personen, 297 298 Bruno Laeng Blauer Mittag Bruno Laeng die nördlich des Polarkreises geboren wurden, da es einen Fehleranstieg für grün-blaue und gelb-grüne Farben bei Nordländern, die im Winter geboren wurden, gibt, verglichen mit denen, die im Sommer geboren wurden. Keinen Unterschied, ausgehend von der Geburtszeit, gibt es bei den „Südländern“. Nordländer als auch Südländer, die während der Herbst- und Frühjahrsmonate geboren wurden, zeigten keinen Unterschied im Farbtest, was durchaus Sinn macht, da diese zwei Jahreszeiten keinen Unterschied im durchschnittlichen Tageslicht trotz der verschiedenen geographischen Standorte haben. Somit hätten diese Personen den gleichen Anteil an Licht und Farbvariation in ihrer Umgebung erlebt, unabhängig der geographischen Lage ihrer Geburtsstadt. Entscheidend ist, dass Personen, die im Sommer nördlich des Polarkreises geboren waren, deutlich weniger Fehler machten, als Personen die südlich des Polarkreises geboren waren; demnach kann das Aufwachsen in den nördlichsten Regionen, abhängig vom Geburtsdatum, die Farbwahrnehmung positiv beeinflussen. 32 Personen, die in der Arktis geboren wurden und an der Studie teilgenommen haben, gehörten zu Familien, die während ihrer Kindheit (z.B. Alter < 10 Jahre) in Regionen südlich des Polarkreises gezogen sind. Diese kleinere Gruppe unterschied sich auch von der Gruppe an Personen, die südlich des Polarkreises geboren waren, da diese mehr Fehler im Unterscheiden von grün-blau und weniger Fehler im Unterscheiden von lilafarben zeigten. Bemerkenswert ist, dass die Jahre, die man in der Geburtsstadt verbrachte, in keiner Beziehung zu ihren Fehler mit den grün-blauen Farben stand. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass ein ständiges Wohnen in der Arktis während der ersten Lebensjahre ausreichen kann, um das Farbensehen im Erwachsenenleben zu verändern. Somit zeigt die Studie erfolgreich Unterschiede in der Farbwahrnehmung von Südländern und Nord- ländern und in der letztgenannten Gruppe zudem, dass Veränderungen der Farbwahrnehmung davon abhängig sind, zu welcher Jahreszeit man geboren wurde. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass diese Unterschiede in der Farbwahrnehmung, wenn auch messbar und deutlich, in den normalen Rahmen der Farbfähigkeiten fallen, zumindest so wie mit dem FM100 Test gemessen. Ein Hauptfazit der Studie ist, dass Umwelteinflüsse auf unsere Farbwahrnehmung schon im frühen Kindesalter auftreten. In der Tat würden die ersten Lebensmonate von im Herbst und Winter geborenen Menschen mit der geringsten Sonneneinstrahlung (mørketid) und dem meisten Kontakt mit Dämmerung übereinstimmen. Die ersten Lebensmonate von Personen, die im Herbst oder Winter geboren wurden, decken sich mit dem Zeitpunkt der geringsten direkten Sonneneinstrahlung (mørketid) und dem meisten Kontakt mit Dämmerung. Ein solcher Kontakt mit fast monochromatischem, natürlichem Umgebungslicht (Dämmerung) wäre die Hauptursache für das visuelle Unterscheiden von Farben, die in diesem Umgebungslicht vorherrschend sind. Personen, die während des Sommers nördlich des Polarkreises geboren wurden, zeigen die besten Ergebnisse im Test, was darauf schließen lässt, dass längere Lichtstimulation in dieser Gruppe (midnattsol) kleine Verbesserungen bei der typischen Entwicklung der Farbwahrnehmung verursachen können. Somit kann die ständige Anwesenheit von Sonnenlicht während der Sommermonate die Entwicklung von visuellen Mechanismen beeinflussen. Zusätzlich ergänzt künstliches Licht während der mørketid den Mangel an natürlichem Licht. Veränderungen in der Fähigkeit, spezifische Farben zu unterscheiden, spiegeln die kombinierten Effekte einer Verengung des Spektrums von natürlichem Licht hin zu kurzen Wellenlängen, in Kombination mit dem gleichzeitigen verlängerten Kontakt mit (hauptsächlich) Glühlicht, wider. Kunstlicht, was durch Wolfram- lampen erzeugt wird, hat eine Energie, die am niedrigsten im kurzen Wellenbereich und am höchsten (annähernd der Energie von natürlichem Sonnenlicht) im langen Wellenbereich ist, wie z.B. Rottöne. Leuchtstofflampen haben dahingegen ein unregelmäßiges Profil relativer Energie in Wellenlängen und sie nähern sich der Energie des Sonnenlichts nur innerhalb des orangenen Bereich des Spektrums. So scheint langer Kontakt mit Innenbeleuchtung über die Wintermonate eine weitere wichtige Rolle bei der Gestaltung von Farbensehen im Erwachsenenalter zu spielen. Tatsächlich war die Fehlerquote bei der Anordnung der Farbchips am höchsten in den Regionen, wo die Energie von Glüh- und Leuchtstofflampen am geringsten ist, verglichen mit Sonnenlichtenergie, z.B. für blau-grün und grün-gelb. Im Gegensatz dazu führt ein ungewöhnlich hoher Kontakt mit der Dämmerung nördlich des Polarkreises zu Lichtverhältnissen, die vorteilhaft für die visuellen Unterscheidung von den kürzesten Wellenlängen des Sonnenlichts sind, wie den indigo-lila Farbtöne. Sie färben den nordischen Winterhimmel so wunderschön ein. Eine letzte Überlegung stützt sich auf die allgemeine Weisheit, dass verschiedene Gruppen von Menschen verschiedene Farben bevorzugen. Zum Beispiel ist in Norwegen laut Statistik des norwegischen Automobilverbandes (NAF), Rot die von Frauen am dritthäufigsten gewählte Autofarbe, wohingegen Rot bei Männern an siebter Stelle steht. Ausgehend von den oben beschriebenen Unterschieden in der Farbwahrnehmung sollten wir auch erwarten, dass Nordländer, verglichen mit Südländern, bestimmte Farben bevorzugen bzw. andere verabscheuen? Wahrscheinlich nicht, da die Unterschiede im Sehvermögen mehr subtil erscheinen und wohl wenig Einfluss auf den Genuss von Farbe haben. Bei einem Besuch im hohen Norden kann man jedoch die starken Farben der Hausfassaden nicht übersehen, wohingegen Häusern im Süden viel häufiger weiß sind. Blauer Mittag 299 Bruno Laeng Bruno Laeng Blue Noon distribution of the sun rays near the polar regions, delivering less total radiation energy per square metre than at lower latitudes. In fact, at latitudes above the Arctic Circle, although the autumn and spring seasons have a daylight cycle that is not very different from that of central Europe, the average solar irradiation remains significantly lower in Norway (<800 kWh/ m2 ) than in Germany (1200 –1800 kWh/m2). Surprisingly, very little is known from a scientific perspective about the impact of extended periods of absence or presence of sunlight on human colour vision. One would expect that ceaseless outdoor exposure to natural sunlight during the summer months versus a reduction in the energy and range of the visible light spectrum during the winter months might provoke changes in the colour vision of northerners who happen to be born in a particular season. It is known that humans are remarkably immature for an extended period after birth, so there are good reasons to think that very different light environments may have a tangible impact on development and, possibly that such alterations of vision may be irreversible past a certain sensitive period. Laboratory experiments with animals have shown that abnormal visual environments in which an animal is exposed to only one type of sensory stimulation (Blakemore & Cooper, 1970) can result in anatomical and physiological changes in the animal’s eyes and brain and affect its visual abilities. Moreover, examination of the eyes of species living in specific environments (underwater, for example) show that the maximum sensitivity of their colour-sensitive cells generally corresponds to the most common wavelengths of light found in their environment, while minimum sensitivities correspond to segments of the colour spectrum which are rare or absent in their environment (Lythgoe, 1979). Research on human infants has shown that colour vision develops slowly but mainly within the first year of life. Two-month-olds can distinguish reds, oranges, blue-greens and blues from a white background but not yellow/green and mid-purple (Teller, 1998). By three or four months, infants show evidence of being able to distinguish all colours, but development of the ability to detect green and yellow appears to progress more slowly than the ability to detect other colours (Adams, Courage & Mercer, 1994). Hence, there are good reasons to expect that both sunlight deprivation and the specific changes in the colour spectrum of ambient light could affect human colour vision, especially when these occur during early infancy. If colour vision is still developing after birth until around the first quarter of the first year of life, then variation in colour experiences during these initial months of life could permanently change people’s colour vision, depending on the level of light stimulation as well as the colours prevalent during the first months after birth. Moreover, during the winter months in northern Norway, where many people live in urban areas, everyday activities are typically conducted under artificial illumination that was provided until quite recently exclusively by electric bulbs or neon tubes. In general, artificial light rarely approximates the energy across the colour spectrum of sunlight. Hence, the artificially illuminated indoor environment would also be expected to have an impact on colour experience to a degree radically different from what most humans typically experience, since in most environments sunlight is present on a daily basis and is distributed more evenly across the seasons. A study by Laeng and colleagues (2007), conducted at the University of Tromsø and published in the journal Vision Research, specifically aimed to measure individual differences in colour vision among adults, all of whom were residents of the same northern latitude at the time of testing, but who were born either below or above the Arctic Circle. Hence the study looked for the presence of measurable differences Blue Noon 300 How being born above the Arctic Circle in the summer or winter can change colour vision About 4 million people live above our planet’s Arctic Circle – an imaginary line at a latitude of 66°33´ north. This area includes large chunks of Scandinavia, the Siberian coastline and Alaska, as well as the northernmost regions of Canada and most of Greenland. About 10% of all the people living above the Arctic Circle live in Norway, and they are in turn about 10% of the total Norwegian population. Anyone who has visited northern Norway, summer or winter – perhaps seeking to experience the midnight sun or the Northern Lights (aurora borealis) – would have noticed that the changes in sunlight in this part of the world can be extreme compared with their place of origin. Indeed, for a long period during the winter season, there is a complete absence of direct sunlight or a pervasive dim light, called mørketid (“dark time” in Norwegian); in contrast, in the summer months, there is continuous light as the sun remains above the horizon through the night (i.e., the midnattsol or “midnight sun” period). For example, at 69°40´ North, in the city of Tromsø, which is one of the largest urban communities in the Arctic, the sun disappears below the horizon at the end of November, not to reappear until the end of January; whereas the whole disc of the sun remains above the horizon 24 hours a day from the second half of May until the end of July. In contrast, in Oslo (59°55‘ north), during the same winter and summer periods, the duration of daylight and of darkness ranges, respectively, from 5 to 6 hours each day. In the northern hemisphere of the Earth outside the Arctic region, it is impossible to experience sunlight coming from the North, as happens for two months in Tromsø during the summer or, in contrast, to experience “Darkness at Noon”, as happens in the same place in the winter. In theory, over the course of a full year, total exposure to direct sunlight should be the same anywhere on Earth, the only difference being how the sunlight is distributed across the year at any given location. People living at the equator receive identical doses of 12 hours of sunlight a day – every single day of the year – but the proportions change continuously as one gets closer to the polar areas, eventually reaching all-or-none doses during the summer and winter months respectively, as happens in northern Norway. In fact, though, sunlight is not a commodity that is equally distributed on Earth during the year. Surprisingly, it is the Arctic and Antarctic regions that receive the longest exposure to light during a period of a year, not the tropics or equator. In fact, cumulative length of light in the sky reaches its maximum at latitudes between 60° and 80° (Ørbæk, 2006). The cause of this inequality is “twilight”, or the presence of sunlight despite the fact that the sun is hidden a few degrees below the horizon (“civil twilight” is when the sun is between 0º and 6º below the horizon). What is special about the Arctic is that the winter twilight can last for hours instead of just a few minutes as in most of the inhabited world. A remarkable visible effect of this extended twilight is the prolonged presence in the sky of the range of the colour spectrum of sunlight that is more prone to be scattered when reaching the Earth’s atmosphere from below the horizon: that is, the shortest wavelengths in the sunbeams, or the blue and indigo bands of the colour rainbow – as Isaac Newton’s classic experiments with glass prisms also clearly showed. Moreover, in the Arctic winter, these “blues” are further reflected by snow on the ground. Hence in the Arctic, during the winter months, the prevailing light is a blue tint that pervades the whole landscape. Nevertheless, despite longer exposure to light, the sunbeams reaching ground in the Arctic remain very weak year round, due the inclination of the Earth’s rotation with respect to the Sun and the wide 301 302 Bruno Laeng Blue Noon Bruno Laeng Blue Noon in colour vision in northerners and southerners of adult age, although such differences are likely to be caused during infancy. Crucially, the season of birth of each individual was taken into account when comparing the two groups of participants who were born either below or above the Arctic Circle. The hypothesis of the study was straightforward: lack of adequate natural sunlight stimulation for an extended period of time during winter would negatively affect the development of colour vision. However, it was also expected that increased use of artificial lighting, consisting of incandescent light or tungsten lamps (mainly in private buildings) and fluorescent lamps (mainly in public buildings), may compensate to some extent for the reduction in sunlight during winter. Yet the most common types of artificial lighting cannot entirely substitute for the strength of sunlight energy, and they provide only a limited range of sunlight’s composition of wavelengths that would naturally stimulate the human eye (Livingstone, 2002). One of the study’s main expectations was that the perceptual process that is most immature at birth (for example, detecting yellow or green) would be most likely to be disrupted by reduction in light energy during development. However, additional considerations about the prevalent light range above the Arctic Circle – in particular the long exposure to dim twilight at latitudes between 60° and 80° – also led to an expectation of increased sensitivity to colours present in twilight, such as indigo and purple. Based on the above considerations about outdoor (natural) light with the protracted use of indoor (artificial) lighting, it was expected that error rates in the colour vision test should occur for northerners for those colours that are least compensated for by incandescent or fluorescent artificial lighting, i.e. the blue-green shades. In the study, a total of 260 Norwegian individuals, all residents of the city of Tromsø for at least one year, volunteered to have their colour vision checked with a specialised standard test (the FarnsworthMunsell 100 Hues test). Each participant’s task was to arrange or re-order movable colour chips resembling the coloured caps of lipstick tubes to recreate as precisely as possible the correct gradual progression of colours. Those people born above the Arctic Circle were on average worse at discriminating greenish while showing relatively better discrimination of hues within the purple range of the spectrum compared to those born below the Arctic Circle. In contrast, the two groups did not differ significantly for other portions of the colour circle, such as variations in orange and red colours. The season of birth of the participants also affected their ability to distinguish some specific colours, but only for individuals born above the Arctic Circle, since there was an increase in errors for green-blue and yellow-green colours by northerners born in the winter compared to those born in summer but no difference for the southerners based on the season of birth. Both northerners and southerners born during the autumn and spring seasons showed no differences in the colour test, which makes sense given that both seasons have no overall difference in average daylight at different geographical locations and therefore these people would have experienced similar amounts of light exposure and colour variation in the environment, regardless of the geographical location of their birthplace. Crucially, individuals born above the Arctic Circle in the summer had significantly lower overall error scores compared to individuals born below the Arctic Circle; thus, depending on one’s date of birth, growing up in the northernmost regions can also positively affect colour vision. 32 individuals born in the Arctic who participated in the study belonged to families that had moved to a residence below the Arctic Circle during their childhood (i.e. age < 10 years). This smaller group also differed from the group of individuals born below the Arctic Circle in showing more green-blue discrimination errors and fewer errors for purple colours. Remarkably, the number of years spent in the birthplace had no relationship with their errors with the green-blue colours. These findings allow the conclusion that permanent residence in the Arctic during the first months of life may be sufficient to alter colour vision into adult life. Thus, the study was successful in revealing differences in colour vision between southerners and northerners and, in the latter group, colour vision changes were dependent on being born in a specific season of the year. However, it is important to point out that these differences in colour vision, although they are measurable and clear, fall within what is considered a normal range of colour abilities, at least as measured with the FM100 test. A main conclusion of the study is that the environmental impact on colour vision acts early in infancy. Indeed, the first months of life for those born in autumn and winter would coincide with the least exposure to direct sunlight (mørketid) and the most exposure to twilight. Such exposure to nearly monochromatic natural ambient light (twilight) could have been the main causal factor in selectively improving visual discrimination of the colours that are prevalent in the ambient light. The best performance in the test was shown by individuals born in the summer above the Arctic Circle, which suggests that prolonged levels of light stimulation in this group (midnattsol) can cause small enhancements of the typical development of colour vision. Hence, the continuous presence of sunlight in the summer months may influence developing visual mechanisms. In addition, electric artificial lighting supplements the lack of natural light during mørketid. Changes in the ability to distinguish specific colours reflect the combined effect of a narrowing of the spectrum of natural light towards the short wavelengths combined with the concomitant protracted exposure to (mainly) incandescent light. Artificial lighting by tungsten lamps has a relative energy that is lowest for short wavelengths and highest (approximating the energy of natural sunlight) for long wavelengths, such as reds. Fluorescent lamps, on the other hand, have an irregular profile of relative energy across wavelengths, and they approximate sunlight’s energy for wavelengths only within the orange part of the spectrum. Thus, long exposure to indoor lighting during the winter period seems to play another crucial role in shaping colour vision abilities in adult age. Indeed, the largest error in arranging the coloured chips in the test occurred in those regions of the visible colour spectrum where the energy of incandescent or fluorescent light is poorest compared to sunlight energy, i.e. for blue-green and green-yellow. In contrast, unusually high exposure to twilight above the Arctic Circle provides a light environment that is beneficial to visual discrimination of the shortest wavelengths of sunlight, such as the indigo-purple shades that so beautifully colour the sky of the north during the winter. A final consideration can be based on the common lore that different groups of people prefer different colours. For example, in Norway, according to statistics of the Norwegian Automobile Federation (NAF), red is the third most chosen car colour by women but the seventh choice for men’s cars. Given all of the differences in colour vision described above, should we also expect that northerners might prefer or abhor certain colours compared with southerners? Maybe not, since the differences in vision appear to be subtle and may have little effect on enjoyment of colour. Yet when visiting the north, one cannot fail to notice the strong colours of the paints used on houses compared with those in the south, where white prevails. 303 Barbara Szybinska Matusiak Das nordische Tageslicht Tageslicht wird hier als eine Kombination von allen möglichen Formen des Lichts verstanden. Sie können während jeder Tageszeit am Himmel erscheinen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Der perfekte blaue Himmel, verschiedene Wolkenformationen und starkes Sonnenlicht, was fast parallel zum Erdboden läuft: dies alles ist Tageslicht. Das Besondere am Tageslicht ist seine konstante Veränderbarkeit. Alle seine messbaren Parameter – Beleuchtungsstärke auf dem Boden, Leuchtdichteverteilung im Himmel, Richtung des Lichts, Farbe des Sonnenlichts und Farben am Himmel – sie sind in ständiger Veränderung. Manche dieser Veränderungen, wie zum Beispiel die Position der Sonne, können vorhergesagt werden, da dies ein Ergebnis der Erdbahn ist, also wie sich die Erde um die Sonne dreht. Andere Veränderungen, die durch lokales Klima (z.B. Wolkenformationen und deren Bewegungen) verursacht werden, sind nur schwer vorhersehbar. Bewegung der Sonne Wer genießt es nicht, die Sonne langsam am Horizont verschwinden zu sehen? Wie sie sich von einem gefährlichen, blendenden Giganten zu einem gelben, orangen und schlussendlich roten Feuerball verändert, am Ende gar nicht mehr angsteinflößend oder blendend, sondern einfach traumhaft schön ist? Und durch ihr unaufhaltsames Verschwinden wird sie nur noch schöner. Die Sonne bewegt sich langsam nach unten und nach rechts und verschwindet so langsam am Horizont. Das gleiche Phänomen kann überall auf der Erde zu verschiedenen Zeitpunkten beobachtet werden. Am 21. Dezember geht die Sonne in Kairo (30° 03’ N) um 17.00 Uhr unter, wohingegen sie am nördlichen Polarkreis (66° 33’ N), dem gleichen Längengrad wie Kairo, vier Stunden früher, also gegen 13.00 Uhr untergeht. Eine ähnliche Beobachtung kann man am 21. Dezember auch zum Sonnenaufgang machen, der in Kairo um 6.30 Uhr und am nördlichen Polarkreis um 10.50 Uhr stattfindet. Folglich ist ein Tag am Polarkreis 2 Std 10 Min lang, verglichen mit 10 Std 10 Min in Kairo. Noch spannender ist es zu analysieren, wie schnell der Sonnenuntergang (oder Aufgang) vonstattengeht. Am nördlichen Polarkreis dauert es am 3. Januar ca. 1 Std 25 Min, um von einem 1.0° Höhenwinkel auf 0.0° zu fallen, wohingegen es nur 7 Minuten in Kairo dauert. Durch die fast horizontale Bewegung geht die Sonne im Norden so viel langsamer unter. Wenn man Sonnenuntergänge stressfrei erleben möchte, ist die arktische Region deshalb der perfekte Ort dazu. Wenn Nordlichter Städte wie Kairo besuchen, sind sie nicht selten vom schnellen Einbruch der Dunkelheit überrascht. Analysieren wir für zwei Städte die Solar-Diagramme von SolarBeam: Tromsø, die größte norwegische Stadt nördlich des Polarkreises (69°39 N), und Kairo (30°03 N). SolarBeam ist eine Anwendung, die von Martin Matusiak zusammen mit dem Architekturbereich der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) entwickelt wurde. Sie berechnet die Position der Sonne für jeden Punkt der Erde und zeigt die Ergebnisse dann als Solar-Diagramm (http://solarbeam.sourceforge.net/). Ein Solar-Diagramm zeigt die Position der Sonne im Laufe des Tages und Jahres in Bezug zum Mittelpunkt des Diagrammes, welcher der Beobachtungspunkt ist. Die Position der Sonne wird von zwei Winkeln definiert: dem Seiten- und dem Höhenwinkel. Der Seitenwinkel (wird auch als Azimutwinkel bezeichnet) ist der Winkel zwischen dem geographischen Norden und der Richtung zur Sonne, beide auf dem Boden gezeichnet. Der Höhenwinkel (auch Elevationswinkel) ist der Winkel zwischen der Horizontalebene und der Linie vom Mittelpunkt zur Sonne. 305 306 Barbara Szybinska Matusiak Das nordische Tageslicht Barbara Szybinska Matusiak Das nordische Tageslicht Die Hemisphäre wird auf eine flache Oberfläche mit gleichmäßig verteilten Kreisen projiziert, die 10°Höhenwinkelintervalle darstellen. Wenn man sich das Solar-Diagramm anschaut, kann man leicht die Position der Sonne zu jeder Jahreszeit finden. Wir können uns die Zeiten des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs anschauen, einschließlich des längsten Tages des Jahres (24 Std in Tromsø und 14 Std 5 Min in Kairo) und des kürzesten Tages (0 Std in Tromsø und 10 Std 10 Min in Kairo). Wir können auch bestimmte charakteristische Daten verschiedener Standorte vergleichen. Zum Beispiel liegt der höchste Punkt der Sonne in Tromsø bei nur 43°79’, im Vergleich zu Kairo bei 83°38’. Wir können des weiteren die Position der Sonne am Himmel zu einem jeglichen Zeitpunkt im Laufe des Jahres erkennen (z.B. 10.00 Uhr) (siehe Abbildung-8 Analemmalinien). Wir können auch die Standardzeit mit der Sommerzeit vergleichen. Solche Solar-Diagramme können sich bei der Untersuchung von der Verfügbarkeit von Sonnenlicht sowie von Sonnenschutzvorkehrungen als nützlich erweisen. Die Form der Sonnenbahn ist an diesen zwei Orten völlig verschieden. Während die Sonne in Kairo fast geradlinig auf- und abgeht, bewegt sie sich in Tromsø fast horizontal durch den Himmel. Aber wie steht es mit dem Zeitpunkt der Sonnenhöhe? Wie können Veränderungen der Sonnenposition in Bezug auf die Eintrittswahrscheinlichkeit in einem bestimmten Himmelssektor beschrieben werden? Um eine Antwort hierauf zu finden, wurde die Himmelskuppel in vier Hauptrichtungen unterteilt: Osten, Süden, Westen und Norden sowie in Querstreifen mit einem Höhenwinkel von jeweils 5 Grad. Für ausgewählte Städte wurde der prozentuale Anteil an Tageszeit errechnet, wenn die Sonne in jedem dieser Himmelssektoren sein sollte. Die Antwort auf folgende Frage ist bemerkenswert: Wie hoch ist der Anteil, an dem die Sonne in Tromsø tagsüber zwischen 0° und 5° über dem Horizont steht? Die Antwort beträgt ca. 21%. In Kairo sind es nur 7%. Wenn Sonnenlicht von einem Punkt nahe des Horizonts kommt, wird es oft von Geländeformen, Gebäuden, Bäumen und anderen Landschaftselementen gestört. Wenn sichtbar, wird es durch seine geringe Lichtstärke und eine eher warme Farbe (hohe CCT = correlated color temperature) gekennzeichnet. An den meisten Orten machen Hindernisse im Außenbereich es als Lichtquelle für den Innenraum unbrauchbar. Obwohl die Sonne weltweit genauso lange über dem Horizont steht, führt eine tiefstehende Sonne in Kombination mit Hindernissen im Außenbereich zu einer Knappheit an nützlichem Sonnenlicht im Norden. Wie viel Prozent der Zeit ist die Sonne im nördlichen Bereich des Himmels in Tromsø jährlich? Die Antwort ist fast 13%. Demnach muss die Nordausrichtung in Betracht gezogen werden, wenn die Strahlen der Sonne im nordischen Sommer „geerntet“ werden. Wie man leicht feststellen kann, ist die Sonne in Kairo nie im nördlichen Teil des Himmels zu sehen! Die Sonne scheint vom östlichen (oder westlichen) Teil des Himmels 23% der Zeit in Tromsø und 35% in Kairo. Folglich bekommen Fassaden in Kairo, die gen Osten oder Westen ausgerichtet sind, die meiste Sonne ab und sind am schwierigsten zu beschatten, da die Sonne morgens (abends) tief steht, wohingegen Fassaden mit Süd-Ausrichtung direkte Sonneneinstrahlung von oben bekommen. Hier kann man mit horizontalen Gesimsen und Dachüberständen leicht Schatten erzeugen. Solche starken Differenzen zwischen unterschiedlich ausgerichteten Fassaden kann man im Norden nicht feststellen. Die Sonnenblendung aber sobald die Scheibe den Horizont nach oben verlässt, erhöht sich die Leuchtdichte rapide auf mehrere Tausende Candela pro Quadratmeter. Die Sonne kann auch von Wolken verdeckt werden. Wir haben keine genauen Daten über die Häufigkeit von sonnigen Tagen in der Arktis, aber ausgehend von Daten aus Nordeuropa für Gebiete in der Nähe des Polarkreises, sowie Sonnenstrahlungsdaten vom Geophysikalischen Institut an der Universität von Bergen aus den Jahren 1987 und 1988 können wir eine Schätzung machen. Die Häufigkeit eines wolkenfreien Himmels nördlich des Polarkreises ist vermutlich zwischen 20-40% der verfügbaren Tageszeit im Laufe des Jahres. In der restlichen Zeit ist die Himmelskuppel an sich die Lichtquelle, eine Quelle auf die wir das ganze Jahr angewiesen sind. Diese ist bei Weitem aber nicht so grell wie die Sonne und hat eine spezielle Einfärbung in der nordischen Region, besonders in Zeiten der langen Sonnenauf- und untergänge, wenn das rötliche Sonnenlicht die Wolkendecke darunter anstrahlt oder der blaue Himmel mit rötlichem Sonnenlicht vermischt wird, was zu lila, rosa und hellblauen Farbabstufungen führt. Blendung wird als ein Gefühl des visuellen Unbehagens definiert, was durch eine helle Lichtquelle, eine helle Oberfläche, den Himmel oder die Sonne verursacht wird. Die Sonnenblendung ist die stärkste Form, da die Lichtstärke der Sonne, verglichen mit herkömmlichen elektrischen Lichtquellen, extrem stark ist. Der direkte Blick in die Sonne, auch nur für einen kurzen Augenblick, kann zu Blindheit oder schweren Augenschäden führen, mit Ausnahme, wenn die Sonne gerade untergeht und sehr tief steht. Durch Sonneneinstrahlung verursachte Schäden an der Netzhaut des Auges, auch bekannt als Retinopathia solaris, entstehen häufig durch den Blick in die Sonnenscheibe während einer Sonnenfinsternis. Obwohl Sehverlust auf Grund dieser Schäden reversibel, also rückbildungsfähig ist, wurde auch bereits von bleibenden Schäden und Sehverlust berichtet. Die meisten Augenärzte raten davon ab, direkt in die Sonne zu schauen. Direkte Sonnenstrahlung kann aus folgenden Gründen gefährlich sein: a) sehr hohe Lichtausbeute des „sichtbaren“ Teils der Strahlung und b) das Vorhandensein von ultravioletter Strahlung (UV). UV-Strahlung, wie sie von der Sonne produziert wird, wird mit Schädigungen des Auges, wie z.B. dem Grauen Star assoziiert. Weltweit haben wir Menschen es gelernt zu vermeiden, mit dem bloßen Auge direkt in die Sonne zu schauen. Dies ist einfacher, wenn die Sonne steil über dem Horizont steht. Die sehr niedrige Position der Sonne nördlich des Polarkreises macht dieses Anpassungsverhalten schwieriger. Es genügt nicht, seinen Kopf leicht nach unten zu neigen, sondern man muss ihn oder sogar den ganzen Körper deutlich nach rechts oder links drehen. Die Leuchtkraft der Sonnenscheibe verändert sich fast proportional zum Höhenwinkel; wenn sie den Horizont berührt ist ihre Leuchtkraft nicht gefährlich, Häuser, Fenster und Aussichten Traditionelle Gebäude in der nördlichen Polarregion unterscheiden sich kaum von denen in südlicheren Teilen Skandinaviens. Traditionell waren Häuser eher klein und aus Holz, sowie geprägt von einfachen, kompakten Formen und nicht besonders großen Fenstern. Fenster waren wichtig, da sie Sichtkontakt zur äußeren Umgebung schafften. Für Menschen, die in einem harten, gnadenlosen Klima lebten, war es besonders wichtig, Wetterveränderungen zu verfolgen. Das Klima hat die Menschen dazu gezwungen, große Öffnungen im Dachbereich zu vermeiden, somit waren die Fenster kleiner, dafür aber gut proportioniert und im Einklang mit den anderen 307 Barbara Szybinska Matusiak Das nordische Tageslicht Barbara Szybinska Matusiak Nordic daylight 308 Fassadenelementen. Die Wandpositionen der Fenster wurden ursächlich so gewählt, dass jedes Minimum an Tageslicht hineinkam. Die Qualität der Fensterausblicke ist oft überwältigend, da die Ästhetik der Landschaft sehr hoch ist, mit spektakulären Bergen und Tälern, viel Wasser und Grün. Die Blicktiefe ist oft groß, nicht selten hat man einen Blick bis zum Horizont, da viele Häuser an der Küste oder hoch gelegen sind, z.B. auf einer weitläufigen Hochebene. Besonders außerhalb der Städte tragen die großen Entfernungen zwischen den Häusern zu einem großzügigen Raumgefühl bei. Die südeuropäische Sonnenschutzstrategie beruht auf dem Prinzip der Vermeidung von Sonnenstrahlen aus den höheren Himmelsbereichen. Man verwendet vorstehende Dächer und horizontale Lamellen und ermöglicht somit den Blick auf den unteren Himmelsund Landschaftsbereich. Dies ist auf Grund der überwiegend tiefstehenden Sonne in den nördlicheren Gefilden ausgeschlossen. Die niedrige, helle Sonne zwingt die Menschen dort ihre Fenster vollständig zu verdecken, oftmals mit dicken Vorhängen, um so das Blenden der Sonne zu vermeiden; der Ausblick kann nur durch ein anderes Fenster in einer weiteren Wand im selben Zimmer beibehalten werden. Aus diesem Grund gab es normalerweise Fenstern in allen Wände des Hauses, damit man zu jeder Zeit in alle verschiedenen Himmelrichtungen schauen konnte. Die dicken, schweren Vorhänge können aufgezogen werden, wenn die Direktblendungsgefahr vorüber ist. Das Bedürfnis, nach draußen zu schauen, ist tief verwurzelt, und abgesehen von den dicken Vorhängen werden die Fensterflächen Tag und Nacht frei gelassen, auch bei Dämmerung und in der Nacht. Die großen Entfernungen zwischen den Häusern machen das Bedürfnis nach Privatsphäre, was in Großstädten so wichtig ist, relativ nichtig; die Bewohner lassen ihre Fenster bis auf Blumen und kleine dekorative Elemente fast „nackt“. Das Wahrnehmung von Tageslicht Tageslicht ist nicht nur eine Lichtquelle, die wir für verschiedene Zwecke verwenden können; es ist auch eine Quelle der Freude, wenn z.B. nach einer langen, dunklen Nacht endlich wieder die Sonne aufgeht. Tageslicht kann alle möglichen Atmosphären schaffen, wie die der Ruhe und Melancholie während windstiller Sonnenuntergänge, oder eine Atmosphäre voller Drama, wenn heftige Winde riesige Wolkenformationen über unsere Köpfe hinwegblasen. Es gibt viele verschiedene Lichterscheinungen am Himmel, die wir in vollen Zügen genießen, wie z.B. Sonnenuntergang, Sonnenaufgang, Regenbogen oder Nebelbogen und farbenreiche Wolken in unterschiedlichen Formen, wenn die Sonne tiefsteht. Aber wie erinnern wir uns an diese Lichterscheinungen? In seinem Buch Thinking Fast and Slow weist Daniel Kahneman darauf hin, dass wir uns an ein Erlebnis anders erinnern, als wir es erleben. Die wichtigsten Ergebnisse in Bezug auf den Erinnerungsprozess sind folgende: a) wir erinnern uns am besten an den Höhepunkt und das Ende eines Ereignisses und b) wir vernachlässigen die Dauer. Besonders die Wichtigkeit des Endes erklärt, warum wir uns z.B. an Sonnenuntergänge besser erinnern können, als an Sonnenaufgänge. Der spektakulärste Augenblick, wenn die Sonne komplett am Himmel verschwindet, passiert erst am Ende des langen Sonnenlaufs und zudem am definitiven Tagesende. Der Sonnenuntergang gibt einen Eindruck von Abschluss und Abreise, oftmals vermischt mit dem Gefühl der Vollendung, Erfüllung und manchmal auch Traurigkeit, da der gleiche Tag nie wieder kommen wird. Daylight is understood here as a combination of all forms of light that may occur in the sky dome during the day, i.e. from sunrise to sunset. Perfectly blue skies, various cloud formations and strong sunlight shining nearly parallel to the ground: all are daylight. The most exceptional feature of daylight is its constant variability. All its measurable parameters – illuminance on the ground, luminance distribution in the sky, directivity of light, colour of sunlight and colours in the sky – change continuously. Some of those changes, such as the position of the sun on the sky dome, can be predicted, since they are the consequence of the way the earth moves around the sun, which we understand quite well. Other changes caused by local climate, such as cloud formations and their movements, are unpredictable. Movement of the sun Who doesn’t enjoy watching the sun slowly glide down towards the horizon, changing from a hazardous, glary giant into a yellow, orange and finally red roundel that is not harmful, not glary any more, but gorgeous? Our awareness of its inevitable disappearance makes it even more beautiful. The sun moves slowly downwards and to the right, gradually disappearing below the horizon. A similar process can be observed anywhere on the globe, only at different times. On 21 December, the sun sets at 17:00 in Cairo (30° 03’ N), while at the Arctic Circle (66° 33’ N), at the same longitude as Cairo, it sets four hours earlier, at about 13:00. A similar observation about time differences applies to sunrise on 21 December 21, which occurs at about 06:50 in Cairo and 10:50 at the Arctic Circle. Consequently, the length of the day is 2h 10m at the Arctic Circle versus 10h 10m in Cairo. It is even more interesting to analyse how fast the sunset (or sunrise) occurs. At the Arctic Circle it takes about 1h 25 min for the sun to drop from 1.0° elevation angle to 0.0° on 3 January, while it takes only 7 minutes in Cairo. The reason the sun sets so slowly in the north is because of its nearly horizontal movement. If you want to enjoy your sunsets without stress, the Arctic region is the perfect place to do so. On the other hand, northerners visiting cities like Cairo may be startled by the sudden transition from light to darkness. Let us analyse the solar diagrams generated by SolarBeam for two cities: Tromsø, the largest town in Norway situated north for Arctic Circle, (69°39 N) and Cairo (30°03 N). SolarBeam is an application developed by Martin Matusiak in close cooperation with the school of architecture at the Norwegian University of Science and Technology (NTNU). It calculates the position of the sun for any place on the globe, displaying the results as solar diagrams (solarbeam.sourceforge. net). A solar diagram shows the position of the sun over the course of the day and the year, relative to the centre point of the diagram, which is the observation point. The position of the sun is defined by two angles: the azimuth angle and the elevation angle. The azimuth angle is the angle between true north and the direction toward the sun, both drawn on the ground. The elevation angle is the angle between the horizon plane and the line from the centre point to the sun. The sky hemisphere is projected onto a flat surface, with evenly spaced circles representing 10 degree elevation angle intervals. Looking at a solar diagram, we can easily find the position of the sun at any time during the year. We can look at the sunrise and the sunset times for any day, including the longest day of the year (24h in Tromsø versus 14h 5m in Cairo) or the shortest day (0h in Tromsø versus 10h 10m in Cairo). We can also compare certain characteristic data points for different locations. For example, the highest 309 310 Barbara Szybinska Matusiak Nordic daylight Barbara Szybinska Matusiak Nordic daylight position of the sun during the year is only 43°79’ in Tromsø, versus 83°38’ in Cairo. We can also observe the position of the sun in the sky at a given time (e.g. 10:00) during the year (the figure-8 analemma lines). We can compare standard time with summer time. Such solar diagrams may be useful in studying sunlight accessibility and needs for solar shading. The shape of the sun path is totally different in these two locations. While the sun goes nearly straight up and down during the day in Cairo, it follows an almost circular path in Tromsø, moving almost horizontally through the sky. But what about the timing of solar elevation? How can changes of solar position be described in terms of occurrence probability in a given sky sector? To find the answer, the sky dome was divided into four main orientations: east, south, west and north, and into horizontal stripes for each 5 degrees of elevation angle. The percentage of daytime during the year when the sun is supposed to be in each of those sky sectors was calculated for selected cities. The results are striking for the question: what percentage of the daytime during the year is the sun between 0° and 5° above the horizon in Tromsø? The answer is about 21%. In Cairo, the answer is 7%. When sunlight comes from a point close to the horizon, it is often obstructed by terrain formations, buildings, trees and other landscape elements. If visible, it is characterized by low luminous intensity and a rather warm colour (high CCT). In most locations, outdoor obstructions make it unusable as a light source for interiors. Although the sun is above the horizon for an equal number of hours during the year everywhere in the world, low sun position combined with outdoor obstructions results in a scarcity of useful sunlight in the north. As for the question: what percentage of the time during the year is the sun in the north part of the sky in Tromsø? The answer is nearly 13%. Thus the northern orientation must be taken into consideration when harvesting solar radiation during the summer in the Arctic region. As can easily be determined, the sun is never in the north part of the sky in Cairo! The sun shines from the east (or west) part of the sky about 23% of the time in Tromsø, versus 35% in Cairo. Consequently, facades oriented to the east and west in Cairo receive the most solar radiation and are the most difficult to shade, since the sun is low in the morning (evening), while south-facing facades are washed by the solar radiation from the top, something that is easy to shadow with horizontal cornices and roof overhangs. Similar strong differences between differently oriented facades are not observed in the north. Humans living in all geographical locations have learned to avoid looking directly at the sun with the naked eye. It is easier to do so when the sun is high above the horizon. The very low position of the sun north for the Arctic Circle makes this adaptive behaviour more of a challenge. It is not enough to tilt your head slightly downwards; you have to turn your head or your whole body significantly to the right or left. The luminance of the sun disk changes nearly proportionally to the elevation angle; its luminance when touching the horizon is not hazardous, but as soon as the disk leaves the horizon on the way up, luminance increases rapidly to thousands of candelas per square metre. The sun may be obscured by clouds. We do not have precise data on the frequency of sunny skies in the Arctic, but based on data from northern Europe for areas close to the Arctic Circle and solar radiation data recorded by the Geophysical Institute at the University of Bergen between 1931 and 1960 and published in 1987 and 1988, we can make an estimate. The frequency of sunny skies north for the Arctic Circle is probably in the range of 20 –40% of available daytime during the year. The rest of the time, the sky dome is the source of daylight, a source that we may rely upon during the whole year, which is not as glary as the sun and may have a specific coloration in the Nordic region, especially in the long sunrise and sunset periods, when reddish sunlight illuminates cloud cover from beneath or blue sky light mixes with red sunlight, resulting in gradations of purple, pink and light blue. made of wood, with simple, compact shapes and moderately sized windows. Windows were important, since they enabled visual contact with the outdoor environment. For people living in a harsh, unforgiving climate, it was especially important to follow changes of the weather. The climate forced people to avoid large openings in the canopy of the house, and thus windows were limited in size, but they were well proportioned, designed in harmony with the other elements of the facade and positioned in the wall in a reasonable way, such that more than a minimum of daylight illumination was secured. The quality of the view out from the window is often excellent, since the aesthetic quality of the landscape is very high, with mountains or hills, greenery and water. The view depth is often large; it is not unusual to have a view stretching to the horizon since many houses are situated on the coast or high in the terrain, e.g. on a large plateau. Especially outside the cities, large distances between houses contribute to a feeling of spaciousness. The sun shading strategy used in southern Europe is based on the principle of avoiding sunlight from the higher sectors of the sky through the use of protruding roofs or horizontal louvres, while enabling views of the lowest part of the sky and the landscape. This could not be used in the North because of the predominantly low position of the sun. The low, bright sun causes people to cover windows completely, often with thick curtains, to avoid solar glare; the view could be maintained only through another window in a different wall in the same room. This may be why windows were typically situated in all walls of a house, allowing views in different directions at different times. Thick, heavy curtains can be moved to the side when the solar glare danger is over. The need for a view out is deeply rooted, and aside from the thick curtains, windows are kept uncovered day and night, Solar glare Glare is defined as a sensation of visual discomfort in the presence of a bright light source, a bright surface, the sky or the sun. The glare caused by the sun, solar glare, is the most serious form, since the luminous intensity of the sun is extremely high compared to all known electric light sources. Looking directly at the sun for even a brief period of time may cause blindness or severe damage to the eye, except for the very low sun during sunset. Damage to the eye’s retina due to solar radiation, known as solar retinopathy, frequently results from gazing at the sun disk during a solar eclipse. Although vision loss due to this damage is generally reversible, permanent damage and loss of vision have been reported. Most eye specialists advise avoiding looking directly at the sun. The reasons exposure to solar radiation may be dangerous are: i) very high luminous efficacy of the “visible” part of radiation and ii) the presence of ultraviolet radiation (UV). UV radiation, such as that produced by the sun, is associated with damage to the eye, such as cataracts. Houses, windows and views It may be observed that traditional buildings in the northern Nordic region are not very different from those built in the southern parts of Scandinavian countries. Traditionally, houses were rather small, 311 Barbara Szybinska Matusiak 312 including at twilight and at night. Large distances between houses mean that the need for privacy so typical of dense urban areas is not a hot topic; people keep windows nearly bare except for flowers or small decorative elements. Perception of daylight Daylight is not only a source of light we can use for various purposes; it may be a source of great pleasure, as when sunrise comes after a long period of darkness. Daylight may create different atmospheres, such as an atmosphere of calm and melancholy during a windless sunset, or an atmosphere of drama when strong winds push huge cloud formations over our heads. There are many different light phenomena appearing in the sky that we may enjoy, the most commonly identified being sunset, sunrise, rainbows or fog bows, and coloured clouds in various forms and shapes when the sun is low. But in what way do people remember different light phenomena? In his book Thinking Fast and Slow, Daniel Kahneman points out that the way we remember an event is significantly different from the way we experience it. The most important findings regarding the process of memory are: i) we remember best the peak and the end of any event, and ii) we neglect the duration. The importance of ends in particular may explain why we typically remember sunsets better than sunrises. The most spectacular moment, when the sun fully disappears beneath the horizon, occurs at the very end of the long course of the sun through the sky and additionally, at the definite end of the day. Sunset gives an impression of closure and departure, often mixed with a feeling of accomplishment, fulfilment and sometimes even sadness, since the same day will never happen again. Nordic daylight Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? 1984 verkündete eine Gruppe amerikanischer Forscher, dass sie eine neue Art von psychologischer Störung entdeckt hatten. „Seasonal Affective Disorder“ (deutsch: saisonal-affektive Störung) oder auch „Winterdepression“, was durch den Mangel an variierendem Umgebungslicht zur Winterzeit verursacht wird. Dem Autor zufolge haben anschließende Untersuchungen gezeigt, dass die Diagnose unbegründet ist, und dass die saisonalen Stimmungsschwankungen in unklarer Beziehung zum Mangel an Variation des winterlichen Umgebungslichts stehen. Die Hauptprobleme, die Menschen im hohem Norden im Winter widerfahren, sind Schlafstörungen und weniger Energie als im Sommer. Innerhalb der Psychiatrie wurde kein Wert auf die saisonalen Stimmungsschwankungen gelegt, bis der Ausdruck „Winterdepression“ im Jahr 1984 eingeführt wurde. In Nordnorwegen haben die Bewohner das Gefühl, im Sommer mehr Energie zu haben und weniger Schlaf zu benötigen, dann, wenn die Sonne nie untergeht und die Tage relativ warm sind. Während der dunklen Zeit des Jahres, wenn die Sonne fast zwei Monate lang unter dem Horizont verschwunden ist, werden viele Menschen müde und lethargisch und ihre Hauptbeschwerden sind Schlafstörungen. Diese Veränderungen führen aber bei der Arbeit oder zu Hause nur selten zu einem wirklichen Problem. Ein Großteil der Forschung zu Stimmungs- und Verhaltensschwankungen stammt aus Tromsø, der Hauptstadt Nordnorwegens. Sie liegt 69 Grad nördlich und beheimatet die einzige Universität der Region. Schon 1925 erkannte der Schulleiter des Gymnasiums von Tromsö, die winterlichen Schlafschwierigkeiten seiner Schüler und führte sie auf einen Mangel an Tageslicht zurück. Er führte das „Tageslichtbad“ ein, wo die Schüler regelmäßig künstlichem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Das UVLicht sollte ihre Müdigkeit reduzieren. 1934 führte die Schule einen Stundenplan der „dunklen Zeit“ ein, wo die Schule im Winter morgens eine halbe Stunde später begann und am Nachmittag eine halbe Stunde früher aufhörte. Die Unterrichtsstunden wurden von 45 auf 30 Minuten gekürzt. Dieser Stundenplan war ein voller Erfolg und galt fast 40 Jahre lang. In den Siebzigern beschloss die zentrale Schulbehörde jedoch, dass alle Stundenpläne in Norwegen einheitlich werden sollten und somit wurde der Winterstundenplan abgeschafft. Die erste wissenschaftliche Arbeit, die sich mit den Auswirkungen auf den Schlaf durch Lichtmangel befasste, wurde 1957 von Olav Devold geschrieben (Devold et al., 1957). Devold war der medizinische Direktor der psychiatrischen Abteilung am Krankenhaus in Tromsø. Er interessierte sich für die Schlafprobleme der Menschen zur Winterzeit und behauptete, dass diese Probleme durch Lichtmangel entstehen. Die meisten Menschen, die die dunkle Zeit noch nie erlebt haben, glauben, dass sie längere Schlafphasen verursacht. Sie nehmen an, dass die Nordnorweger eine leichte Form des Winterschlafs nehmen und die meiste Zeit des Winters durchschlafen würden. Aber für die unter uns, die in diesen hohen Breitengraden wohnen, ist oft das Gegenteil der Fall. Die dunkle Zeit stört unseren Tagesrhythmus so stark, dass wir abends oft nicht müde werden und Probleme beim Einschlafen haben. Da wir dennoch genauso früh wie im Sommer aufstehen müssen, wird uns all unsere Energie und Lebenskraft geraubt. Als die Universität zu Tromsø im Jahr 1973 ihre Türen öffnete, wurde Odd Lingjærde zum ersten Professor der psychiatrischen Abteilung ernannt. Sein erster Forschungsbereich war ein Thema, über was sich viele Einheimische beklagt hatten, nämlich die winterlichen Schlafprobleme. Unter anderem verglich er, welche Nebenwirkungen verschiedene Medikamente mit solchen Beschwerden hatten. 315 316 Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Eine neue Krankheit ist „entdeckt” 1990). Lingjærde untersuchte dies durch einen öffentlichen Fragebogen und die Ergebnisse unterstrichen, dass Depressionen im Winter sehr weit verbreitet sind. (Lingjærde et al., 1986). Forschungen zum Thema multiplizierten sich in unterschiedlichen Breitengraden und man fand bald heraus, dass ein großer Bevölkerungsanteil, vielleicht fast 25 %, der Menschen im hohen Norden im Winter regelmäßig deprimiert waren, wurden aber sichtlich fröhlicher, als im Frühjahr das Licht zurückkam. Jetzt, 30 Jahre später, sind viele der Überzeugung, dass die meisten Menschen im Winter depressiv werden. Dies gilt auch für diejenigen, die nicht besonders weit im Norden leben. Die amerikanische Forschungsgruppe, die vom Südafrikaner Norman Rosenthal geleitet wurde, arbeitete in Washington DC, was in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Rom liegt. Warum hatten norwegische Forscher diese Krankheit nicht schon lange vor den Amerikanern entdeckt? Wir leben ja immerhin in einem natürlichen Labor, um die psychischem Reaktionen auf Veränderungen des Umgebungslichts direkt zu untersuchen. Rosenthal fragte sich dies auch. In seinem ersten Buch über Winterdepression (Rosenthal 1986), schrieb er: „Im Winter ist es verständlich, dass ihr [die nordnorwegischen Forscher] niedriges Energieniveau sie nicht dazu motivierte, eine solche Studie durchzuführen.” Viele nordnorwegischen Forscher im psychologischen und psychiatrischen Bereich waren mit dieser Beschreibung von sich selbst nicht besonders einverstanden. Sie waren auch etwas skeptisch, dass die Bewohner des Nordens an etwas litten, was sie an ihren Patienten oder der übrigen Bevölkerung noch nie diagnostiziert hatten. Stattdessen dachten sie, dass „Winterdepression“ nichts mit der natürlichen Welt zu tun habe. Sie glaubten, dass es sich wahrscheinlich um eine Art Kunstarbeit handelte und dass die Amerikaner, die noch nie eine dunkle Zeit erlebt hatten, die Fakten so auslegten, dass sie zu ihren neuen Ideen passen würden. Andere, so wie Professor Lingjaerde, fanden das neue Konzept interessant und begannen in diesem Gebiet mit klinischen und epidemiologischen Mitteln zu forschen. Der Autor behauptet, dass die Geschichte der „weitverbreiteten neuen Geisteskrankheit“, also der Winterdepression, davon handelt, wie man eine Krankheit konstruiert, die sich auf ein paar klinische Beobachtungen stützt, und aus seiner Kausalität eine Theorie bildet. Und dann wird durch höchst fragwürdige Methoden die Existenz durch Studien einer Gruppe von Menschen, die nicht repräsentativ für die Bevölkerung sind, „bestätigt“. bei der männlichen und 12% bei der weiblichen Bevölkerung liegt. Dies sind Niveaus, die in der Allgemeinbevölkerung recht normal sind, unabhängig von dem Breitengrad des Wohnsitzes (Hansen et al., 1991). Darüberhinaus gab es keine signifikanten Unterschiede in der Verbreitung der Depression in den 4 Monaten von November bis Februar, in welcher Zeit sich die Menge an Tageslicht sich erheblich unterscheidet. Zudem war der Anteil an Winterdepressionen an der Ostküste der USA, bei 39 und 41 Grad Nord, fast auf dem gleichen Niveau. Diese Ergebnisse stimmten nicht mit der Hypothese überein, dass Winterdepression durch Mandel an Tageslicht verursacht wird. Unsere anfängliche Skepsis zu dem Konzept wurde hiermit bestätigt. In den darauffolgenden Jahren arbeiteten verschiedene Forscher am Institut für Community Medicine Fragen über Probleme während der Wintermonate in große Bevölkerungsstudien in Nordnorwegen mit ein. Diese Studien konzentrierten sich in erster Linie auf Gesundheitsprobleme und umfassten repräsentative Proben der allgemeinen Bevölkerung. Auswahlsfehler basierend auf der Kenntnis des SADKonzepts wurden somit vermieden. Ab 1980 wurden Winterdepressionen anhand von fünf verschiedenen Bevölkerungsproben mit ca. 30.000 unterschiedlichen Themen untersucht. (Hansen et al., 1991; Hansen et al., 1998; Lund & Hansen, 2001; Skou-Nilsen et al., 2004). Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein zwei Monate langes Leben ohne Sonne, Depressionen nicht anregt. Eine Studie aus Spitzbergen, 78 Grad nördlich, zeigt weitere interessante Einfallswinkel (Nilssen et al., 1999). In Spitzbergen dauert die Dunkelheit 4 Monate und es ist fast vollständig dunkel. Hier findet man zwei der definitiv nördlichsten Gemeinden der Welt, eine in Russland und eine in Norwegen, die beide auf dem gleichen Breitengrad liegen, aber mit sehr unterschiedlichen 1984 stellte eine Gruppe von Forschern am National Institute of Mental Health (US-amerikanisches Forschungszentrum für psychische Störungen) in Washington, DC das Konzept der „saisonal-affektiven Störung“, abgekürzt SAD, vor (Rosenthal et al., 1984). Daraufhin schloss Lingjærde seine Forschung an dieses neue Themengebiet an. Die Arbeitsdefinition der Gruppe aus Washington für SAD war 1) eine Geschichte großer affektiver Störungen und 2) mindestens zwei aufeinander folgende Jahre, in denen Depressionen im Herbst und Winter entwickelt wurden und im Frühjahr zurückgingen. Sie stellten ferner fest, dass der Breitengrad des Aufenthalts ein wichtiges Merkmal war. Sie schlugen deshalb vor, dass von allen möglichen Klimavariablen, die mit dem Breitengrad variieren, Tageslänge, Sonnenstunden pro Tag und Temperatur die wichtigsten Faktoren für zukünftige Studien waren. Bald fing die Gruppe jedoch an, sich auf den Anteil von Umgebungslicht zu konzentrieren, vermutlich da die Forschungsgruppe bereits Untersuchungen über die Fähigkeit von Licht mit hoher Intensität, die Sekretion von Melatonin durch die Zirbeldrüse zu unterdrücken, hatte (Lewy et al. 1980). Zudem experimentierten sie damit, Menschen mit wiederkehrenden Winterdepressionen mit Phototherapie zu behandeln (Lewy et al., 1982). Helles Licht stimuliert die Netzhaut und somit gehen Signale in die Zirbeldrüse, wo die Sekretion des Hormons Melatonin verhindert wird. Wenn das Licht abends abnimmt, steigt die Sekretion von Melatonin an, und da Melatonin leicht hypnotisch wirkt, werden wir müde. Dieser zirkadiane Rhythmus wird gestört, wenn das Umgebungslicht wenig variiert. Weitere Berichte aus den USA beschreiben eine Erhöhung der Winterdepression, je weiter nördlich Menschen leben. (Potkin et al., 1986; Rosen et al., Forschung in Nordnorwegen Als Bjarne Koster Jacobsen, Ragnhild Husby und ich am Institut für Community Medicine in Tromsø arbeiteten und in den späten Achtzigern von der neuen Krankheit hörten, vertieften wir uns in die Daten der zweiten „Tromsøer Gesundheitsstudie”, die unter 20.000 Erwachsenen in Tromsø 1980 durchgeführt wurde. Diese Daten wurden gesammelt, bevor der Ausdruck „Winterdepression“ verbreitet wurde. Somit war die Bevölkerung nicht auf die etwaige Existenz eines solchen Syndroms vorbereitet worden. In dieser Studie haben fast 8.000 Erwachsene Fragen zu einer Vielzahl von Beschwerden beantwortet. Nur eine Frage, die gestellt wurde, war für unsere Untersuchung relevant: „Waren Sie in den letzten 14 Tagen unglücklich oder depressiv, bevor Sie diesen Fragebogen ausgefüllt haben?“ Das Institut befindet sich auf dem nördlichen 69. Breitengrad und wenn der Breitengrad des Wohnsitzes stellvertretend für die Menge an Tageslicht im Winter steht und ein wichtiger Grund für Winterdepressionen ist, dann sollte der Anteil in diesem Teil der Bevölkerung sehr hoch sein. Wir haben jedoch herausgefunden, dass der Anteil an selbsteingeschätzter Depression bei 10% 317 318 Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? sozioökonomischen Voraussetzungen. Die norwegische Gemeinde ist sehr wohlhabend, wohingegen die russische Gemeinde eher arm ist. Depression waren bei den russischen Einwohnern zur Winterzeit 4-5 Mal höher als bei den norwegischen. Dies zeigt, dass psychosoziale Faktoren einen viel größeren Einfluss haben als der Mangel an Tageslicht. Diese Bevölkerungsstudien nutzten bei einigen Fragen Selbsteinschätzung zur Depression der Teilnehmer und keine Fragebögen oder persönlichen Interviews. Und so kann die Verbreitung hinsichtlich der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (WHO, 1992) oder dem Diagnostischen und Statistischen Manual für Mentale Störungen der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (American Association of Psychiatrists, 1987) von diesen Studien ausgehend, nicht bestätigt werden. Es gibt allerdings zwei relativ frische norwegische Bevölkerungsstudien, die über das Vorhandensein von Depressionen berichten (Kringlen et al., 2001; Sandanger et al., 1999). Beide nutzen das „Composite International Diagnostic Interview” (Robins et al., 1988) und in einem dieser (Sandanger et al., 1999) kommt etwa die Hälfte der Stichproben aus Nordnorwegen. Beide dieser Studien berichten über ein in Gleichermaßen Vorhandensein von Depressionen in weit südlicheren Orten, was in anderen großen europäischen und US-Studien dargelegt wurde. Wenn SAD ein gültiges Konzept wäre und auf den Mangel an Tageslicht hätte zurückzuführen können, sollten Depressionen in Norwegen bedeutend öfter vorkommen. Schließlich zeigten zwei Studien zur kognitiven Leistung, dass Probanden im nördlichen Teil Norwegens tatsächlich im Winter bessere Leistungen bei Aufgaben, die negativ von Depressionen beeinflusst werden, erbringen als im Sommer. Dazu gehörten u.a. Gedächtnis, Aufmerksamkeit und einfache Reaktionszeit. (Brennan & Martinussen, 1999; Brennan, 2001). Das Problem der Gültigkeit von SAD In weiteren Diskussionen über die Validität von SAD ist es wichtig zu beachten, dass die beiden Hauptdiagnosesysteme diese Kernkriterien einer Depression teilen: herabgesetzte Stimmung und weniger Lebensfreude. Wenn ein Patient nicht unter deutlich depressiver Stimmung leidet, die klinisch signifikanten Stress oder andere Beeinträchtigung verursacht, dann hat der Patient keine depressive Störung. Neben diesen Kernsymptomen erfordern beide Systeme innerhalb des gleichen Zeitrahmens bestimmte andere vorherrschende Symptome: vegetative Symptome (Appetit oder Gewicht, Schlaf, Ermüdung oder veränderte motorische Aktivität) und emotionale und kognitive Symptome (Gefühl von Wertlosigkeit oder unangemessene Schuldgefühle, Konzentrationsschwierigkeiten sowie Selbstmordgedanken) (American Psychiatric Association, 2000). Diese Definition von Depression beschreibt eine Störung, die herabsetzend ist und die die WHO als eine der Hauptbedrohungen der öffentlich geistigen Gesundheit ansieht. Sie ist zudem weltweit die vierthäufigste Todesursache (Tansella, 2006). In DSM-IV-TR (American Psychiatric Association, 2000) ist das einzige, was verwendet wird, um saisonal abhängige Depressionen (d.h. sein Spezifikationssymbol) zu identifizieren, nichts bis auf der Zeitpunkt des Auftretens und Rückbildung der Symptome. Wenn die Symptome über einen Zeitraum von zwei Jahren kommen und gehen, ist man erkrankt. „Atypische Symptome” wie Hypersomnie, Gewichtsverlust und Kohlenhydrat-Begierde werden nicht erwähnt. Dennoch werden diese atypischen Symptome unter der Überschrift „damit verbundene Merkmale“ aufgelistet. Ein klinisches Bild von SAD mit atypischen vegetativen Symptomen wurde in repräsentativen Proben der Bevölkerung nie dokumentiert. Die Studien haben bestätigt, dass die Originalbeschreibungen des Syndroms alle aufgrund der maßmedialen Rekrutierung voreingenommen sind (Thompson et al., 1988; Thompson & Isaacs, 1988; Allen et al., 1993; Lingjærde & Reichborn-Kjennerud, 1993; Tam et al., 1997). Als dahingegen die Allgemeinbevölkerung, die am 70° N lebt, während einer Stichprobe mit offenen Fragen zu Problemen im Winter befragt wurden, in der Annahme an einem Projekt zu Luftverschmutzung teilzunehmen, zeigte sich ein komplett anderes Bild. Das Hauptproblem betraf Schlafmuster, aber im Gegensatz zum zentralen Bestandteil von SAD: sie schliefen zu wenig. Das einzig andere Problem war der Energieverlust. Keiner der Probanden berichtete über Gewichtsverlust oder Heißhunger auf Kohlenhydrate (Hansen et al., 1998). Verzerrungen, verursacht durch Selbstselektion, sind ein Hauptproblem bei der Definition vom Krankheitsbild von SAD. Interessanterweise erhalten selbsternannte SAD-Leidende eine höhere Punktzahl in Bezug zur Offenheitsdimension ihrer Persönlichkeit (Bagby et al., 1996; Jain et al., 1999). Eine grosse Offenheit bezieht sich darauf unkonventionell, fantasievoll und neugierig zu sein, sowie ein weites Interessenfeld zu haben. Übrigens werden Freiwillige von Forschungsaufgaben auch durch eine große Offenheit geprägt (Dollinger & Leong, 1993). Des Weiteren sind SAD-Betroffene starke Nutzer von Gesundheitsdienstleistungen (Eagles et al., 2002). Diese Erkenntnisse spiegeln wider, dass selbsternannte SAD-Leidende, Patienten mit einer Vielzahl von Symptomen sind. Zum einen körperlich, zum anderen psychisch und sie sind breit gestreut, neugierig und fantasievoll und suchen nach Erklärungen für ihre subjektiven Beschwerden. Als vielfach veröffentlichtes Konzept bietet SAD eine plausible Erklärung für ihr Leiden. Wir waren über den Einsatz von werbeartigen Medienkampagnen, die das SAD-Syndrom beschrieben, um so Probanden zu finden, verwirrt. Diese scheint das Stichprobeverfahren der Rosenthal-Gruppe und vieler anderer Forscher im gleichen Gebiet zu sein. Das Hauptproblem des SAD-Konzepts ist die wirklich schlechte Konstruktvalidität. Die Gruppe um Professor Rosenthal sammelte ihre ursprüngliche Stichprobe, indem sie einen Artikel in der Washington Post veröffentlichte und dort das Syndrom und die vorgeschlagene Behandlung (Lichttherapie) detailliert beschrieb und Menschen mit saisonalen Stimmungsschwankungen einlud, sich bei ihnen zu melden (Rosenthal et al., 1984a). Den Teilnehmern wurde eine kostenlose Behandlung versprochen und Lichttherapie wurde als eventueller „Durchbruch in der Behandlung einer verheerenden Erkrankung, die oft attraktive und kreative Menschen betrifft“, eingeführt. (Zitat aus van Praag, 1993). Offensichtlich ist ein solcher Recruitingprozess sehr zweideutig und erzielt vermutlich eine sehr unausgewogene Stichprobe. Von mehr als 2.000 Interessierten, wurden 29 Probanden ausgewählt. Diese bildeten die Grundlage der Beschreibung des klinischen Bildes von SAD. Die häufigsten Symptome bei diesen Personen waren Abnahme von Stimmung, Energie und sozialen Aktivitäten sowie „atypische Symptome“ (da sie der Gegensatz zu den normalen, vegetativen Symptomen von Depression sind) von Hypersomnie (sehr starkes Schlafbedürfnis), Kohlenhydrat-Begierde und Gewichtszunahme. Klinische Studien hiervon und ähnlich kleine und sehr ausgewählte Proben waren unserer Kenntnis nach die einzige empirische Grundlage dafür, die spezifischen „saisonalen Muster“ im Kapitel über affektive Störungen in DSMIII-R (1987) miteinzubeziehen, die mit einigen kleinen Anpassungen in DSM-IV-TR (American Psychiatric Association, 2000) vorhanden ist. Sie gilt auch als vorläufige Diagnose, die noch weiterer Beweise in ICD-10 bedarf (World Health Organisation, 1992). 319 320 Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Durch einen lustigen Zufall wurde die Voreingenommenheit dieser Methode als „Rosenthal-Effekt“ genannt, obwohl der Name eigentlich von einer anderen Person, nämlich von dem Psychologen Robert Rosenthal, stammt. Er hat gezeigt, dass die Kommunikation der Erwartungshaltung der Forscher, wenn auch subtil, die Probanden beeinflusst, diese Erwartungen zu erfüllen und ihnen zu entsprechen. (Rosenthal & Rubin, 1978). Doppelblinde Designs sind Versuche, sich vor dieser Voreingenommenheit zu schützen. Wenn selbst die subtile, non-verbale Kommunikation der Erwartungen des Experimentators die Ergebnisse beeinflussen können, wie stark ist dann der Effekt, wenn deine Erwartungen offenkundig in den Massenmedien verkündet werden, kurz bevor man die Daten einsammelt? Schließlich war eines der Hauptargumente für SA, eine separate Einheit zu sein, dass es eine spezielle Behandlung gibt: die Lichttherapie. Aber weder die Genauigkeit noch die Wirkung von Lichttherapie bei saisonaler Depression ist überhaupt bekannt. Eine systematische Überprüfung vom Schwedischen Rat zur Technologiebewertung im Gesundheitswesen (Swedish Council, 2007) kommt zu dem Schluss, dass die vorliegenden Beweise so schwach sind, dass man unmöglich feststellen kann, ob die Lichttherapie funktioniert oder nicht. (Rosenthal et al., 1984a). Die sechs Symptome werden auf einer Skala von 0 bis 4 bewertet und addieren sich so zur globalen saisonalen Punktzahl (Global Seasonality score, GS score). Ursprünglich entwickelt, um Sensibilität von verschiedenen Jahreszeiten zu messen und als „Saisonalität” bezeichnet, schlug die Rosenthal-Gruppe schon bald Kriterien für die Verwendung des Fragebogens zur Diagnose von SAD vor (Kasper et al., 1989). SAD wurde ursprünglich als eine depressive Störung definiert. Doch das Kernkriterium von Depression, eine deutlich depressive Stimmung, was sowohl in DSM-IV als auch in ICD-10 verwendet wurde, ist kein notwendiges Kriterium für eine Diagnose von SAD mit Hilfe von SPAQ. Wenn man genug Abwechslung in Schlaf, sozialen Aktivitäten, Energie, Appetit und Gewicht hat, ist es nicht notwendig, eine Variation in Stimmung zu haben, um eine Punktzahl über dem Schwellenwert zu erlangen. Folglich ist eine Diagnose von SAD nach dem Prinzip von SPAQ weit entfernt von jeder vernünftigen Definition von Depression. Überraschenderweise wurde SPAQ als Diagnoseinstrument jedoch schnell zum weiten Einsatz gebracht, schon bevor gründliche Tests von Validität und Reliabilität durchgeführt worden waren. Fast alles, was wir über SAD wissen, beruht auf diesem Fragebogen. Zur Identifizierung von Stimmungsstörungen mit saisonalen Variationen sollte eine erste Anforderung sein, dass SPAQ zentrale Stimmungssymptome erfasst. Zweitens sollte das Instrument saisonale Variationen in diesen Kernsymptomen identifizieren können. Drittens sollte das Instrument dazu fähig sein, zukünftige Stimmungsvariationen vorherzusagen. Der Verfasser des Artikels führte im November 2007 mit dem Schlagwort „Seasonal Affective Disorder“ (saisonal abhängige Depression) eine Recherche in der PubMed-Datenbank durch. Sie beschränkte sich nur auf Veröffentlichungen in englischer Sprache und bezog sich nur auf Titel und/oder Abstract. Gefunden wurden 783 Dokumente, das älteste aus dem Jahr 1984. Von ihnen hatten 70 Studien auch „prevalence“ (Verbreitung) als Suchbegriff. Eine Überprüfung diese Unterlagen zeigt, dass 36 davon keine ursprünglichen Forschungsarbeiten waren oder nur kleine und ausgewählte Proben enthielten. Darüber hinaus wurden 32 andere Dokumente über SAD und Verbreitung gefunden, als die Referenzliste der 34 Prävalenzstudien durchsucht wurde. Von diesen insgesamt 66 Prävalenzstudien verwendeten 45 Studien den selbstverwalteten Auswertungsfragebogen für saisonale Muster (SPAQ) als Diagnoseinstrument. Die 21 anderen nutzen 12 verschiedene Instrumente, von denen DSM am häufigsten verwendet wurde. Die sechs Prävalenzstudien, die die DSMKriterien für schwere depressive Störungen mit saisonalen Mustern einsetzten (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al., 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; Levitt & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005), zeigen eine konstant niedrige Prävalenz von 0,4% und 2,9% (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al., 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; Levitt & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005) verwerfen die Hypothese zum Breitengrad hypothesis (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al., 1998; Avasthi et al., 2001; Levitt & Boyle 2002) und widersprechen dem vorgeschlagenen Verhältnis Männer/Frauen und zeigen, dass nur eine kanadische Studie ein höheres Risiko für Frauen zeigte (Levitt et al., 2000; Levitt & Boyle, 2002) während die Mehrheit der Studien das Gegenteil zeigt und Männer eher Anzeichen von saisonalen Mustern depressiver Störungen zeigen (Blazer et al., 1998; Avasthi et al., 2001; de Graaf et al., 2005). Von großem Interesse ist die Studie über saisonal abhängige Depressionen aus Nordindien, 27. Breitengrad und 29. Grad nördlich (Avasthi et al., 2001), wo es sehr heiße und nasse Sommer gibt. Man kann einen Anstieg an Depressionen im Sommer sehen, was darauf schließen lässt, dass auch andere Klimaverhältnisse als Tageslicht jahreszeitabhängige Stimmungsschwankungen erklären können. Zwei Studien aus der tropischen Klimazone Thailands (Srisurapanont & Intaprasert, 1999) und Australien (Morrissey et al., 1996) nutzen SPAQ und zeigen ähnliche Ergebnisse für Sommer SAD. Nur sieben Studien beschäftigten sich mit der Konstruktvalidität von SPAQ (Hardin et al. 1991; Raheja et al., 1996; Magnusson, 1996; Murray, 2003; Christensen et al., 2003; Mersch et al., 2004; Thompson et al., 2005). Es ist überraschend, dass die erste Studie, nämlich die der Rosenthal-Gruppe selbst (Hardin et al., 1991), erst 1991 kam, sieben Jahre und viele epidemiologische Studien später, als SPAQ ins Leben gerufen wurde. Die Abhandlung bezieht sich auf die diskriminierende Validität von SPAQ, Sie richtet sich somit an den zweiten Teil unserer Anforderungen, d.h. die Fähigkeit des Instruments, Patienten mit saisonalen affektiven Störung von Patienten mit anderen psychischen Störungen und Nicht-Patienten zu underscheiden. Interessant ist, dass alle Patientengruppen bis auf eine Gruppe, die sich im Sommer am schlechtesten fühlen, das gleiche saisonale Muster wie NichtPatienten zeigen: Sie fühlten sich im Herbst und Winter am schlechtesten und im Sommer am besten. In gemäßigten Klimazonen neigen die meisten Menschen dazu, den Sommer lieber als den Winter zu mögen, aus diesem Grund ist das Ergebnis keine sonderliche Überraschung. Winter-SAD-Patienten hatten die stärksten Abweichungen in den vorgeschlagenen Kernsymptome von SAD. Dies beruht auf der Tatsache, dass die Winter-SAD Patienten dieser Studie zur gleichen Gruppe gehörten, auf denen auch die RosenthalKriterien für SAD aufbauten. Es scheint mir, dass die Schlussfolgerung, dass SPAQ verwendet werden kann, um SAD-Patienten von anderen Patienten unterscheiden zu können, auf dünnem Eis ruht. Die Konstruktvalidität des saisonalen Musters im Auswertungsfragebogen In einem frühen Stadium konstruierten Rosenthal et al. den selbstverwalteten Auswertungsfragebogen für saisonale Muster, genannt SPAQ (Rosenthal et al., 1984b). Der SPAQ fragt die Probanden nach den gewöhnlichen Reaktionen auf die Jahreszeiten in sechs Bereichen: Schlaf, Stimmung, soziale Aktivität, Energie, Gewicht und Appetit. Dies sind die Hauptsymptome der 29 Patienten aus der ersten Studie 321 322 Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Raheja et al. (1996) untersuchten, ob man mit SPAQ auch zukünftige Stimmungsschwankungen untersuchen könnte. Sie fanden heraus, dass SPAQ eine schlechte Retest-Reliabilität hatte und dass das Instrument den zukünftigen Krankheitsverlauf in einer Patientenprobe nicht prognostizieren konnte. In einer australischen Studie, wo die gleiche Gruppe im Laufe von zwei Jahren viermal gemessen wurde, stellte Murray (2003) fest, dass die GS-Punktzahl keine signifikante Assoziation mit potentiell gemessener saisonaler Stimmung zeigte. Sie folgerten, dass SPAQ „eine beschränkte Gültigkeit als Vorhersager von individuellen saisonalen Schwankungen hat“. Des Weiteren fanden Forscher bei einer einjährigen Studie von bipolaren Patienten keinerlei Beziehung zwischen den SPAQ-Punktzahlen der Patienten und ihren Folgen an Gemütsstörungen (Christensen et al., 2003). Eigentlich wurde keiner der Patienten, der die DSM-III-R Kriterien für saisonale Muster erfüllte, durch SPAQ identifiziert. Die Studie stellte die Validität von SPAQ stark in Frage und zeigt deutlich, dass eine DSMStimmungsstörung mit einem saisonalen Muster, sich komplett von dem Phänomen, was mit SPAQ identifiziert wurde, unterscheidet. Spezifität und Sensitivität von SPAQ wurde auch von Mersch et al. in einer niederländischen Patientenprobe studiert (2004). Sie verglichen SAD-Patienten mit nicht-saisonal depressiven Patienten (ambulant) und mit nicht-depressiven Patienten (auch ambulant) sowie einer Kontrollgruppe. Sie folgerten, dass die SPAQ geringe Empfindlichkeit zeigte und man nur 44% der saisonal depressiven Person identifizieren konnte. Aber die Genauigkeit war sehr gut. Wenn man Sensitivität und Spezifität von SPAQ vergleicht, um so SAD zu diagnostizieren und dazu ein neues Instrument nutzt, was auf Diagnosekriterien in DSM und ICD basiert, fand der Seasonal Health Questionnaire, Thompson et al. (2005) heraus, dass SPAQ zu mehr falschen Positivbescheiden führte als der Seasonal Health Questionnaire an sich. In einer anderen Abhandlung von 2001 (Thompson & Cowan, 2001) kam man zu dem Schluss, dass SPAQ nicht länger als Screening-Instrument in der Allgemeinbevölkerung verwendet werden sollte, da es zu irreführenden, hohen Schätzungen der Prävalenz führt. Maß an psychischen Störungen zu identifizieren, denen es während der Wintermonate am schlechtesten geht, egal um welche Art von Störung es sich handelt. In der einzigen Studie der Universität von Tromsø, wo SPAQ bei einer Bevölkerung, die 70 Grad nördlich wohnt, verwendet wurde, wurde die gleiche Probe zu vier verschiedenen Zeitpunkten genommen (Lund & Hansen, 2001). Die Prävalenz von SAD variierte zwischen 5,6% und 14,4%. Die höchste Prävalenz von SAD wurde im März berichtet, als Tag und Nacht gleich lang waren und es in ganz Nordnorwegen keinen Mangel an Tageslicht gab. Auch im Juni war die Prävalenz von SAD höher als im dunklen Januar. Unsere Interpretation dieser Ergebnisse ist, dass SPAQ nicht die generelle Reaktion der Bevölkerung auf die Jahreszeit misst, wie es ansonsten behauptet wird. Anstatt dessen sind die SPAQ-Punktzahlen stark von den Wetterbedingungen zum Zeitpunkt des Ausfüllens des Fragebogens abhängig. Im März 1997 gab es während der Datensammlung extreme Schneestürme, die Tage lang anhielten. So könnte eine der Erklärung für die Unterschiede in der Prävalenz von SAD- und SPAQ-Studien die sehr unterschiedlichen Wetterbedingungen zum Zeitpunkt der Datenerfassung sein. Nur sehr wenige Studien legen dar, zu welcher Jahreszeit die Daten gesammelt wurden, und noch weniger berichten über die damalige Wetterbedingungen, was den Vergleich von unterschiedlichen Studien erschwert. Fazit: SPAQ hat durch eine niedrige RetestReliabilität, niedrige Sensitivität und schwer vorhersagbare Validität schwerwiegende methodische Mängel und macht ernsthafte Fehleinschätzungen zu jahreszeitbedingten Depressionen. Da die meiste Forschung SPAQ verwendet, wissen wir eigentlich nur wenig über saisonale Depressionen. Stattdessen wissen wir sehr viel über eine Verfassung, die der Autor “SPAQ-iasis” nennen möchte, eine Verfassung die man hat, wenn man eine gewisse Punktzahl in SPAQ erreicht. „Saisonal abhängige Depression“ ist nichts weiter als eine “SPAQ-iasis”, eine konstruierte Krankheit. Die diagnostische Entität von DSM „Starke depressive Störungen mit saisonalen Mustern“ scheint mehr zu gelten. Aber auch wenn einige Leute depressive Lebensabschnitte haben, neigen sie dazu, zum fast gleichen Jahreszeitpunkt zu genesen. Der Sinn, ein solches Syndrom in einer einzelnen diagnostischen Kategorie zu platzieren, ist fragwürdig. Besonders, wenn die Behandlungsempfehlung die Gleiche für nicht-saisonale wie für saisonale Depressionen ist. „SPAQ-iasis“, nicht-depressive Erkrankung Wie also identifiziert man SPAQ? Die am häufigsten zitierte Studie zur Gültigkeit von SPAQ ist Magnussons Studie aus Island (Magnusson, 1996). Diese Studie verdient besondere Aufmerksamkeit, da sie die erste bevölkerungsbasierte Studie ist, die sowohl durch Screening als auch durch strukturierte, klinische Interviews von Fällen und Kontrollen versucht SAD zu identifizieren. Magnusson fand unter der isländischen Bevölkerung eine sehr niedrige Prävalenz von SPAQdefiniertem SAD, nämlich nur 19 (3%) von den 600 Teilnehmern. Magnusson bekam von 18 dieser Probanden klinische Interviews und/oder Krankenakten zur Verfügung gestellt. Davon erreichte gemäß DSM-III (7 ernstzunehmende Depressionen, 1 Bipolar und 1 Dysthymie) nur die Hälfte die Diagnosekriterien für Stimmungsstörungen. Die restlichen 9 Probanden hatten Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Störungen des somatoformen Spektrums. SPAQ identifizierte die gleiche Anzahl an Fällen, d.h. sieben Probanden mit Generalised Anxiety Disorder (GAD) wie mit Major Depressive Disorder und nur zwei dieser Probanden hatten eine doppelte Diagnose (GAD sowie MD). Aus diesen Ergebnissen schlussfolgerte Magnusson, dass „die Konstruktvalidität von SPAQ unterstützt wurde“. Aber ausgehend von den Daten dieser Studie könnte man SPAQ als Instrument für Saisonangststörungen genauso benutzen wie für saisonale affektive Störungen. Was Magnussons Studie wirklich zeigt, ist dass SPAQ verwendet werden kann, um Probanden mit einem hohen Fazit Die umfangreiche Nutzung des Konzepts der „saisonalen abhängigen Depression“ und des zugehörigen Messinstrumentes SPAQ haben zu einer großen Verwirrung in der Erforschung von möglichen Beziehungen zwischen Depression und saisonalen Veränderungen von Licht und Klimabedingungen geführt. Das Konzept stimmt nicht mit der Definition von wiederkehrenden Depressionen mit saisonalen Mustern in den Klassifikationssystemen von DSM-IV oder ICD-10 überein. Auch diese Definitionen haben eine eher schwache Forschungsbasis und sollten immer noch als provisorisch angesehen werden. Eine kleine, finale Geschichte Ich traf Norman Rosenthal bei einem internationalen Kongress zu Winterdepression, der von der Universität Tromsø im Januar 1997 veranstaltet wurde. Er war begeistert von der Möglichkeit, den dunklen Winter erleben zu dürfen, und hoffte, besser verstehen zu können, warum die nordnorwegischen Forscher die Winterdepression nicht schon lange vor ihm gefunden hatten. Während des Kongresses war das Wetter 323 324 Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? klar und der Boden bedeckt von einem Meter hohen, unberührtem Schnee. Die Polarlichter blitzen am Himmel. Als er nach Hause kam, war er in seinem neuen Buch über Winterdepression viel selbstkritischer und gab zu, dass sein negatives Verhältnis zum Winter in Südafrika, wo er aufgewachsen war, seine Studie beeinflusst hatte. Er entfernte den herablassenden Absatz über nordnorwegische Forscher und schrieb ein neues Kapitel darüber, wie man lernen kann, alle vier Jahreszeiten zu schätzen und nicht nur den Sommer. Die Leiterin der britischen Gesellschaft für Winterdepressionen nahm auch an der Konferenz teil. Nach drei Tagen fantastischem Winter wetter fing auch sie an ihre Zweifel zu haben. Als sie ihre Abschlussrede hielt, trug sie einen Berg Schnee auf einem Silbertablett hinein, „Endlich verstehe ich, warum Sie hier oben im Winter nicht so deprimiert sind; Sie haben diesen wundervollen Schnee!“ Wir Skeptiker schüttelten nur ungläubig den Kopf. 1. 8. 24. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Allen J., Lam R. W., Remick R. & Sadovnick A. (1993). Depressive symptoms and family history in seasonal and non-seasonal mood disorders, American Journal of Psychiatry 150, 443–448. American Psychiatric Association (1987). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (3. ed. revised). American Psychiatric Association: Washington DC. American Psychiatric Association (2000). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (4. ed. text revision). American Psychiatric Association: Washington DC. 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Testen Sie sich selbst: Leser können sich selbst testen, indem sie den untenstehenden Fragebogen über „saisonale Muster“ ausfüllen. Danach werden die Punktezahlen der winterlichen Gefühlsschwankungen addiert. Wenn Sie mehr als 11 Punkte erreichen, Sie sich im Januar und Februar am „niedergeschlagensten“ fühlen und diese Schwankungen als mittelmäßiges Problem empfinden, leiden Sie an “SPAQ-iasis”. Fragebogen zu saisonalen Mustern: Inwieweit fühlen Sie, dass die folgenden Aspekte von Stimmung und Verhalten sich im Laufe des Jahres verändern? (Kreuzen Sie Ihren geeigneten Wert an) 17. 18. Keine Kaum Mittelmäßige Hohe Extreme Schwankungen Schwankungen Schwankungen Schwankungen Schwankungen Länge des Schlafes 0 1 2 3 4 Soziale Aktivität 0 1 2 3 4 Stimmung (allgemeines Gefühl der Zufriedenheit) 0 1 2 3 4 Gewicht 0 1 2 3 4 Appetit 0 1 2 3 4 Energieniveau 0 1 2 3 4 19. 20. 21. 22. 23. Bagby R.M., Schuller D.R., Levitt A.J., Joffe R.T. & Harkness K.L. (1996). 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Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? 326 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. and validity of the Seasonal Pattern Assessment Questionnaire: a comparison between patient groups. Journal of Affective Disorders 80, 209–219. Morrissey S.A., Raggatt P.T., James B. & Rogers J. (1996). Seasonal affective disorder: some epidemiological findings from a tropical climate. Australia and New Zealand Journal of Psychiatry 30, 579–586. Murray G. (2003). The Seasonal Pattern Assessment Questionnaire as a measure of mood seasonality: a prospective validation study. Psychiatry Research 120, 53–59. Näyhä S., Väisänen E. & Hassi J. (1994). Season and mental illness in an Arctic area of northern Finland. Acta Psychiatrica Scandinavica, Suppl. 377, 46–49. Nilssen O., Brenn T., Høyer G., Lipton R.I., Boiko J. & Tkatchev A. (1999). Self-reported seasonal variation in depression at 78 degree north. The Svalbard Study. 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The ICD-10 Classification of Mental and Behavioral Disorders: Clinical Description and Diagnostic Guidelines. World Health Organisation: Geneva. In 1984, a group of American scientists proclaimed that they had discovered a new psychological disorder, “Seasonal Affective Disorder”, or “winter depression”, which was caused by lack of variation in ambient light during winter. In the author’s view, subsequent research has revealed that the diagnosis is unfounded and that the seasonal variations in mood and behaviour that do exist have unclear relations to lack of variation in ambient light in winter. The main problems people experience in winter in the far north are sleep disturbance and less energy than in summer. Within psychiatry, no emphasis was put on seasonal variation in mood until the expression “winter depression” was introduced in 1984. In northern Norway, there is a general feeling among residents of having surplus energy and less need for sleep during the summer, when the sun never sets and the days are relatively warm. During the dark period of winter, when the sun is below the horizon for about two months, many become tired and lethargic, and the main complaint is sleeping problems. These variations, however, rarely lead to serious problems either at work or at home. Much of the research on variations in mood and behaviour has originated in Tromsø, the main city of northern Norway. It is situated at 69 degrees north and is home to the only university in the region. As far back as 1925, the headmaster of the secondary school in Tromsø recognised his pupils’ sleeping problems during winter, and related them to a relative shortage of daylight. He introduced the “bath of daylight”, in which the pupils were regularly subjected to artificial sunlight, in the form of ultraviolet light, in an attempt to reduce their tiredness. In 1934, the school introduced a “dark period” schedule in which school started half an hour later in the morning and ended half an hour earlier in winter. Classes were shortened from 45 to 30 minutes. This schedule was a definitive success, and lasted nearly 40 years. In the 1970s, however, central school authorities insisted that schedules be standardised throughout Norway, and the winter schedule was abolished. The first scientific paper addressing the effect of lack of light on sleep was written by Olav Devold in 1957 (Devold et al., 1957). He was the medical director of the psychiatric ward at the hospital in Tromsø. Devold was interested in people’s sleeping problems during winter, and maintained that these problems were caused by shortage of ambient light. Most people who have not experienced the dark period believe that it would cause longer hours of sleep, i.e. that the northern Norwegians go into a mild form of hibernation and sleep through most of the winter. But for those of us who live at these high latitudes, the opposite is often the case. The dark period disturbs our diurnal rhythms so much that we do not get tired in the evening and actually have problems falling asleep. Having to get up just as early as in summer, we are drained of energy and vitality. When the University of Tromsø opened in 1973, Odd Lingjærde was appointed the first professor of psychiatry. Sensibly, he started his research on a subject many locals complained about, sleeping problems in winter. Among other topics, he compared the effects that various forms of medication had on such complaints. A new illness is “discovered” In 1984, the concept of “Seasonal Affective Disorder”, abbreviated SAD, was introduced by a group of researchers at the National Institute of Mental Health in Washington, DC (Rosenthal et al., 1984), and Lingjærde soon switched his research to this new field. The Washington group’s working definition of SAD was 1) a history of major affective disorder, and 2) at least two consecutive years in which depression 327 328 Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? developed during autumn and winter and remitted the following spring. They also noted that sensitivity to latitude of residency was an important feature, and proposed that of all possible climatic variables that vary with latitude – day length, daily hours of sunlight, temperature – were the most important factors for future study. Soon, however, the group began to focus on the amount of environmental light, probably because the research group had already done studies on the ability of high intensity light to suppress secretion of melatonin by the pineal gland (Lewy et al. 1980), and had experimented on treating persons with recurrent depression in winter with phototherapy (Lewy et al., 1982). Bright light stimulates the retina, and thus signals go to the pineal gland, where secretion of the hormone melatonin is suppressed. In the evening, when the light fades, secretion of melatonin increases, and since melatonin is a light hypnotic, we get sleepy. This circadian rhythm is disturbed when there is little variation in ambient light. Further reports from the USA described an increase in the prevalence of winter depression the farther north people lived (Potkin et al., 1986; Rosen et al., 1990). Lingjærde studied this by sending out a questionnaire to the public, the results of which seemed to confirm that depression during winter was very widespread (Lingjærde et al., 1986). Research efforts on the subject multiplied at different latitudes, and it was soon concluded that a large proportion of the population, perhaps as many as 25% of those living in the far north, were regularly depressed in winter, but cheered up when the light returned in spring. Now, 30 years later, it is a widespread belief that many people become depressed in winter, and that this applies even to those not living especially far north. The American research group led by South African Norman Rosenthal worked in Washington DC, which is at about the same latitude as Rome. Why hadn’t northern Norwegian researchers discovered this ailment long before the Americans? We do, after all, live in a natural laboratory for studying mental reactions to extreme variation in ambient light. Rosenthal also wondered about this. In his first book on winter depression (Rosenthal 1986), he wrote: “In winter, it is conceivable that their [the northern Norwegian researchers’] low energy level did not provide them with the creativity or enthusiasm to undertake such a study.” Many researchers in psychology and psychiatry in northern Norway did not find this a particularly accurate description of themselves. Also, they were somewhat sceptical that the inhabitants of the north were suffering from something they had never observed in their patients or in the general population. Instead, they thought that “winter depression” did not correspond to anything that occurred in the natural world. They believed that it was probably an artefact, and that the Americans, having never experienced the dark period, were stretching the facts to fit their new ideas. Others, like professor Lingjærde, found the new concept interesting, and started clinical and epidemiological research in the area. It is this author´s contention that the story of the “widespread new mental disease” of winter depression is about how one constructs a disease based on a few clinical observations, forms a theory of its causation, and then, using highly questionable methodology, “confirms” its existence by studying groups of people that are not representative of the general population. second “Tromsø Health Study”, on 20,000 adult citizens of Tromsø in 1980. These data were collected before the expression “winter depression” was promoted, and thus the citizens had not been primed to the possible existence of such a syndrome. In this study, nearly 8,000 adult persons answered questions about a variety of ailments. Only one question had been posed that was relevant for our investigation: “Have you felt unhappy or depressed during the 14 days before filling in this questionnaire?” The institute is situated at 69 degrees north, and if latitude of residence as a proxy for amount of daylight in winter were an important cause of winter depression, the prevalence should be very high in this population. We found, however, a population prevalence of self-reported feeling of depression of 10% in men and 12% in women, which levels that are quite common in general populations, regardless of latitude of residence (Hansen et al., 1991). Moreover, there were no significant differences in the prevalence of depression in the 4 months from November to February, during which period the amount of daylight differs considerably. Furthermore, the total occurrence of depression in winter was at about the same level that was reported from the east coast of the USA, at 39 and 41 degrees north. These findings were not consistent with the hypothesis that winter depression was caused by a lack of daylight. The scepticism we had felt about the concept since its introduction was strengthened. In the years that followed, various researchers at the Institute of Community Medicine included questions about problems during winter into several large population studies in northern Norway. These studies focused primarily on other health problems, and comprised representative samples of the general population. Selection bias based on knowledge of the SAD concept was thus avoided. From 1980, depression in winter has been investigated in five different samples of the general population, comprising a total of some 30,000 different subjects (Hansen et al., 1991; Hansen et al., 1998; Lund & Hansen, 2001; SkouNilsen et al., 2004). Our findings consistently indicate that living without the sun visible for two months does not increase the prevalence of depression above the expected population level in general. A study from the island of Spitzbergen, at 78 degrees north, adds interesting angles to this picture (Nilssen et al., 1999). On Spitzbergen, the dark period lasts 4 months, and the darkness is almost total. Here you find the two definitively northernmost communities in the world, one Russian and one Norwegian, situated at the same latitude, but with very different socio-economic conditions, the Norwegian community being affluent, and the Russian rather poor. Prevalence of depression during the dark period was 4–5 times higher in the Russian population than in the Norwegian, showing that psychosocial factors are much more influential than lack of daylight. These population studies employed self-reporting on a few questions related to depression, not comprehensive questionnaires or personal interviews, and hence prevalence according to the International Classification of Diseases of the WHO (WHO, 1992) or the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorder of the American Association of Psychiatrists (American Association of Psychiatrists, 1987) cannot be reported from these studies. There are, however, two relatively recent population studies from Norway reporting prevalence of depression (Kringlen et al., 2001; Sandanger et al., 1999), both using the Composite International Diagnostic Interview (Robins et al., 1988), and in one of them (Sandanger et al., 1999), about half of the sample is from northern Norway. Both these studies report prevalence of depression at about the same levels as in other large European and US studies from far more southerly locations. If SAD had been a valid concept, tied to the lack of daylight in winter, the prevalence of de Research in northern Norway When Bjarne Koster Jacobsen, Ragnhild Husby and I were working at the Institute of Community Medicine in Tromsø and heard about this new illness in the late 1980s, we delved into the data from the institute’s 329 330 Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? pression in Norway should be considerably higher. Finally, two studies of cognitive performance have shown that subjects in northern Norway actually perform better in winter than in summer on tasks that are negatively influenced by depression, like memory, attention and simple reaction time (Brennan & Martinussen, 1999; Brennan, 2001). needing further research evidence in the ICD-10 (World Health Organisation, 1992). In further discussion of the validity of SAD, it is vital to bear in mind that both major diagnostic systems share these core criteria of a depressive disorder: lowered mood and loss of pleasure. If a patient does not suffer from markedly depressed mood causing clinically significant stress or impairment, the patient simply does not have a depressive disorder. In addition to these core symptoms, both systems require other definite symptoms to be present within the same time frame: vegetative symptoms (appetite or weight, sleep, fatigue and changed motor activity), and emotional and cognitive symptoms (feelings of worthlessness or inappropriate guilt, difficulties in concentration and ability to think, and thoughts of suicide) (American Psychiatric Association, 2000). This definition of depression describes a disorder that is incapacitating, and which the WHO describes as one of the main threats to public mental health, and the fourth most important cause of mortality corrected for disability worldwide (Tansella, 2006). In the DSM-IV-TR (American Psychiatric Association, 2000) the specifier for a seasonal pattern of a mood disorder only specifies the temporal relationships of occurrence and remission of mood episodes, in that the mood disorder episodes should reoccur and remit during the same seasons for at least two consecutive years. There is no mention of the “atypical symptoms” of hypersomnia, weight gain and carbohydrate craving in these criteria. Still, under the heading “associated features”, these atypical symptoms are listed. A clinical picture of SAD with atypical vegetative symptoms has never been documented in representative samples of the general population. The studies that have confirmed the original description of the syndrome are all biased by being based on mass media recruitment (Thompson et al., 1988; Thompson & Isaacs, 1988; Allen et al., 1993; Lingjærde & Reichborn-Kjennerud, 1993; Tam et al., 1997). In contrast, when a large sample of the general population living at 70° N was asked open questions about problems in winter, disguised within a project focusing on air pollution, the picture was very different. The main problem concerned sleeping patterns, but of the opposite kind from what is supposed to be central to SAD: they slept too little. The only other spontaneously reported problem was loss of energy. None of the subjects reported problems with weight gain or carbohydrate craving (Hansen et al., 1998). Self-selection bias is a major problem in the definition of the clinical picture of SAD. Interestingly, self-selected SAD sufferers score higher on the openness dimension of personality (Bagby et al., 1996; Jain et al., 1999). High openness refers to being unconventional, imaginative, curious, and having a broad field of interests. Incidentally, volunteers for research are also characterized by high openness (Dollinger & Leong, 1993). Furthermore, sufferers of SAD are heavy users of healthcare services (Eagles et al., 2002). These findings may reflect that self-selected SAD sufferers are patients with a heavy symptom load, both somatically and psychologically, who are broadly oriented, curious and imaginative, and who are searching for explanations of their subjective discomfort. Being widely published, the SAD concept may seem to offer a plausible explanation for their distress. We are puzzled by the use of advertising for subjects through media campaigns describing the SAD syndrome, which seems to be the sampling method of choice for the Rosenthal group and many others in the field. By a funny coincidence, the bias created by this method is called “the Rosenthal effect”, though the name comes from a different person, psychologist Robert Rosenthal. He has demonstrated that communicating the expectations of the researcher, however subtly, will influence subjects to try to fulfil and comply with these expectations (Rosenthal & Rubin, 1978). Double-blind designs are attempts to safeguard against this expectation bias. When even subtle non-verbal communication of the experimenter’s expectations can influence results, how strong then is the effect of blatantly proclaiming your expectations in the mass media immediately before collecting your data? Finally, one of the key arguments for SAD as a separate entity has been that there exists a specific treatment: light therapy. But neither the specificity nor the effect of light therapy for seasonal depression is at all well established. A systematic review by the Swedish Council on Technology Assessment in Health Care (Swedish Council, 2007) concludes that the existing evidence is so weak that it is impossible to conclude whether light therapy works or not, or for whom. The problematic validity of SAD The main problem with the SAD concept is really poor construct validity. The Rosenthal group gathered their original sample by writing an article in the Washington Post, describing in some detail the syndrome they were looking for and the proposed treatment (light therapy), and inviting people with seasonal mood changes to contact them (Rosenthal et al., 1984a). People were promised treatment free of charge, and light therapy was introduced as a probable “major breakthrough in the treatment of a devastating disorder that often strikes the most attractive and creative people” (quoted in van Praag, 1993). It is obvious that a recruitment procedure like this is highly suggestive and probably creates a very biased sample. Of more than 2,000 people who contacted them, they selected 29 subjects, who formed the basis of their description of the clinical picture of SAD. The most prevalent symptoms in these people were lowering of mood, energy and social activities, and “atypical symptoms” (because they are the opposite of the usual vegetative symptoms in depression) of hypersomnia, carbohydrate craving and weight gain. Clinical studies of this and similarly small and highly selected samples, were to our knowledge the only existing empirical basis for including the specifier “seasonal pattern” to the affective disorders chapter in the DSM-III- R in 1987, still existing with minor adjustments in the DSM-IV-TR (American Psychiatric Association, 2000), and as a provisional diagnosis The construct validity of the Seasonal Pattern Assessment Questionnaire At an early stage, Rosenthal et al. constructed the self-administered Seasonal Pattern Assessment Questionnaire, SPAQ (Rosenthal et al., 1984b). The SPAQ asks for the subject’s habitual reactions to the seasons in six areas: sleep, mood, social activity, energy, weight and appetite, selected from the most prominent symptoms of the 29 patients in the first study (Rosenthal et al., 1984a). These six symptoms are rated on a scale from 0 to 4, and add up to the Global Seasonality score (GS score). Originally designed to measure degree of sensitivity to the seasons, termed “seasonality”, the Rosenthal group soon proposed criteria for using the questionnaire to diagnose SAD (Kasper et al., 1989). SAD was originally defined as a depressive disorder, but the core criterion for depression, as applied in both DSM-IV 331 332 Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? and ICD-10, that of a markedly depressed mood, is not a necessary criterion for a SAD diagnosis using the SPAQ. If you have enough variation in the domains of sleep, social activity, energy, appetite and weight, it is not necessary to have variation in mood at all to get a score above the threshold. Consequently, a diagnosis of SAD according to the SPAQ is a far cry from any reasonable definition of depression. Rather surprisingly, the SPAQ was quickly taken into widespread use as a diagnostic instrument before proper testing of validity and reliability had been done. Almost all we know about SAD is based on this questionnaire. For identifying a mood disorder with seasonal variations, the first requirement should be that the SPAQ should identify core mood symptoms. Secondly, the instrument should identify seasonal variations in these core symptoms. Thirdly, the instrument should be able to predict future seasonal mood variations. The present author performed a search in November 2007 in the PubMed database, with the search term “Seasonal Affective Disorder”, limited to publications in English, and restricting the search to the fields of title and/or abstract. This located 783 papers dating back to 1984. Of these, 70 studies also had “prevalence” as a search term. A review of these papers showed that 36 of them were not original research, or comprised small and selected samples. In addition, 32 other papers concerning SAD and prevalence were found by going through the reference lists of the 34 prevalence studies. Of these altogether 66 prevalence studies, 45 studies used the Seasonal Pattern Assessment Questionnaire (SPAQ) as the diagnostic instrument. The 21 others used 12 different instruments, of which DSM was most commonly used. The six prevalence studies employing the DSM criteria for major depressive disorder with seasonal pattern (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al., 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; Levitt & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005) show consistently low prevalence of between just 0.4% and 2.9% (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al., 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; Levitt & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005), do not support the latitude hypothesis (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al., 1998; Avasthi et al., 2001; Levitt & Boyle 2002), and contradict the proposed female:male ratio, only showing higher risk for women in a Canadian study (Levitt et al., 2000; Levitt & Boyle, 2002), while the majority of studies show the opposite, that men have higher risk for a seasonal pattern of depressive disorder (Blazer et al., 1998; Avasthi et al., 2001; de Graaf et al., 2005). Of great interest is the study of seasonal affective disorder from Northern India at a latitude 27 degrees to 29 degrees north (Avasthi et al., 2001), where they have very wet and hot summers, showing an increase in depression in summer, indicating that other climatic conditions than daylight most likely contribute to explain seasonal variations in mood. Two studies from the tropical climate zone in Thailand (Srisurapanont & Intaprasert, 1999) and Australia (Morrissey et al., 1996), employing the SPAQ, show similar results for Summer SAD. Only seven studies addressing the construct validity of the SPAQ were located (Hardin et al. 1991; Raheja et al., 1996; Magnusson, 1996; Murray, 2003; Christensen et al., 2003; Mersch et al., 2004; Thompson et al., 2005). It is surprising that the first study, by the Rosenthal group itself (Hardin et al., 1991), came as late as 1991, seven years and many epidemiological studies after the SPAQ was launched. The paper concerns the discriminative validity of the SPAQ, and thus addresses the second of our requirements, i.e. the instrument’s ability to discriminate seasonal affective disorder patients from patients with other mental disorders and from non-patients. Interestingly, all patient groups, apart from a group who report feeling worst in summer, demonstrated the same seasonality pattern as non-patients: they reported feeling worst in the autumn and winter months and best in the summer months. In temperate climate zones, most people tend to like summer better than winter, so this finding is not very surprising. Winter SAD patients had the most pronounced variations in the proposed core symptoms of SAD. This follows naturally from the fact that the Winter SAD patients in this study were the same group that Rosenthal’s criteria for SAD were built upon. It seems to me that the authors’ conclusion that the SPAQ can be used for discriminating SAD patients from other patient groups is on thin ice based on this study. The SPAQ’s ability to predict future seasonal mood swings was studied by Raheja et al. (1996). They found that the SPAQ had poor test-retest reliability, and that the instrument was unable to predict the future course of illness in a patient sample. In a study from Australia, where the same group was measured four times in the course of two years, Murray (2003) found that the GS score failed to show a significant association with prospectively measured seasonality of mood, and concluded that SPAQ “has restricted validity as a predictor of mood seasonality within individuals”. Furthermore, in a study of bipolar patients followed over more than a year in Denmark, researchers found no relationship whatsoever between the SPAQ scores of the patients and their episodes of mood disorder (Christensen et al., 2003). Actually none of the patients who fulfilled the DSMIII-R criteria for a seasonal pattern of their bipolar disorder were identified by the SPAQ. This study strongly challenges the validity of the SPAQ, and clearly demonstrates that a DSM mood disorder with a seasonal pattern is very different from the phenomenon identified with the SPAQ. Specificity and sensitivity of SPAQ was also studied in a Dutch patient sample by Mersch et al. (2004). They compared SAD patients with non-seasonally depressed outpatients and with non-depressed outpatients and a control group. They conclude that the SPAQ showed low sensitivity, being able to identify only 44% of seasonally depressed persons, but that its specificity was good. In a comparison of the sensitivity and specificity of the SPAQ and a new instrument for diagnosing SAD based on diagnostic criteria in DSM and ICD, the Seasonal Health Questionnaire, Thompson et al. (2005) found that the SPAQ resulted in more false positives than the Seasonal Health Questionnaire. In another paper from 2001 (Thompson & Cowan, 2001), they conclude that the SPAQ should no longer be used as a screening instrument in general populations, as it gives misleadingly high estimates of prevalence. “SPAQ-iasis”, not depressive disorder So what does the SPAQ identify? The most frequently cited study of the validity of the SPAQ is Magnusson’s study from Iceland (Magnusson, 1996). This study deserves special attention, since it is the first population-based study trying to identify SAD both by screening with the SPAQ and by structured clinical interviews of identified cases and controls. Magnusson found a very low prevalence of SPAQ-defined SAD in the Icelandic general population, only 19 (3%) among the 600 who returned the questionnaire. Magnusson obtained clinical interviews and/or hospital records from 18 of these subjects. Of these, only half met the diagnostic criteria for a mood disorder according to the DSM-III (7 major depression, 1 bipolar and 1 dysthymic disorder). The remaining 9 subjects had anxiety disorders, personality disorders or disorders in the somatoform spectrum. Interestingly, the SPAQ identified the same number of cases, that is seven subjects, with Generalised Anxiety Disorder (GAD) as with Major Depressive Disorder, and only two of these subjects had the double diagnosis (GAD plus MD). Curiously enough, from these 333 334 Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? results Magnusson concludes that “the construct validity of the SPAQ was supported”. But based on the data in this study, one could make an equally strong argument for the SPAQ as an instrument for identifying seasonal anxiety disorder as for seasonal affective disorder. What Magnusson’s study really demonstrates is that the SPAQ can be used to identify subjects with a high level of mental distress who feel worst during the winter months, regardless of the type of distress. In the only University of Tromsø study that used the SPAQ, in a population living at 70 degrees north, the same sample was measured at four different times during one year (Lund & Hansen, 2001). The prevalence of SAD varied between 5.6% and 14.4%. The highest prevalence of SAD was reported in March, when day and night are of equal length and no lack of daylight is experienced in northern Norway. Even in June, the prevalence of SAD was higher than in dark January. Our interpretation of these findings is that the SPAQ does not measure peoples’ general response to the season, as it purports to do. Instead, SPAQ scores are probably heavily influenced by weather conditions at the time of completion. In March 1997, there was an extreme blizzard for several days during data collection. Thus, one of the explanations for differences in prevalence of SAD in SPAQ studies could be widely differing weather conditions at the time the studies were performed. Very few studies report what time of year the data were collected, much less the current weather conditions, making comparisons between studies of rather limited value. To sum up: the SPAQ has very serious methodological flaws, with low test-retest reliability, low sensitivity and low predictive validity, and it seriously overestimates the prevalence of seasonal depression. Because most research in the field employs the SPAQ, we actually know very little about seasonal depression. Instead we know quite a lot about a condition which this author proposes to call “SPAQ-iasis”, a condition you have if you score above a certain threshold on the SPAQ. “Seasonal Affective Disorder” is nothing more than a “SPAQ-iasis”, a constructed disease. The DSM diagnostic entity “Major Depressive Disorder with seasonal pattern” seems to be more valid. But even if some people have depressive episodes that tend to recur at about the same time of the year, the value of placing such a syndrome in a separate diagnostic category is highly questionable, particularly if the recommendations for treatment are the same for non-seasonal and seasonal depression. on winter depression, admitting that his own negative relationship to winter in South Africa, where he grew up, had influenced his research. He removed the dismissive paragraph about northern Norwegian researchers mentioned earlier and wrote a new chapter about how one can learn to appreciate all four seasons, not just summer. The head of a British society for winter depression sufferers was also present at the conference. After three days of fantastic winter weather, she too began to have her doubts. Giving the closing address of the conference, she had a pile of snow carried in on a silver platter and exclaimed, “Finally I understand why you are not so depressed in northern Norway in winter; you have this wonderful substance of snow!” We sceptics silently shook our heads in disbelief. References: Please see page 324. Conclusion Extensive use of the concept of Seasonal Affective Disorder, and of the instrument to measure it, the SPAQ, has led to great confusion in the study of possible connections between depression and seasonal changes in light and climatic conditions, since the concept does not correspond to the definition of recurrent depression with seasonal pattern in the DSM-IV or the ICD-10 diagnostic classification systems. Even these definitions have a rather weak research base, and should still be regarded as provisional. Test yourself: Readers may test themselves by filling in the Seasonal Pattern Agmailssessment Questionnaire printed below, and adding up the scores for the variations they experience in winter. If the sum of your scores is 11 or more, you feel “lowest” in January and February and experience these variations as being at least a moderate problem, then you are suffering from “SPAQ-iasis”. Seasonal Pattern Assessment Questionnaire: To what degree do you feel that the following aspects of mood and behaviour vary with the time of year? (Tick the value that is appropriate for you) A closing story I met Norman Rosenthal at an international congress on winter depression arranged by the University of Tromsø in January 1997. He was excited by the opportunity to experience the dark winter, and he hoped to better understand why northern Norwegian scientists had not discovered winter depression long before he did. During the congress, the weather was clear, there was a metre of pristine snow on the ground, and the northern lights flashed across the sky. On his return, he was somewhat self-critical in his new book 335 No variation Little variation Moderate variation Large variation Extreme variation Length of sleep 0 1 2 3 4 Social activity 0 1 2 3 4 Mood (or general feeling of contentment) 0 1 2 3 4 Weight 0 1 2 3 4 Appetite 0 1 2 3 4 Energylevel 0 1 2 3 4 Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013 |14 Annual Report 2013 |14 Zumtobel Group 2013|14 Markenberichte Thorn Tridonic Zumtobel 338 342 346 Zahlen und Fakten Fünfjahresübersicht Konzernlagebericht Konzernabschluss 350 352 377 Service 388 Kolophon 395 – Brand Reports Thorn Tridonic Zumtobel 340 344 348 Facts and Figures Five-Year Overview Group Management Report Consolidated Financial Statements 351 364 383 Service 388 Colophon 395 Markenkapitel Thorn Markenkapitel Thorn Energieeffiziente Produkte und Serviceleistungen weiterhin im Mittelpunkt des Handelns 338 Auch im Geschäftsjahr 2013/14 standen bei Thorn energieeffiziente Produkte und Serviceleistungen im Mittelpunkt des Handelns. Hierzu trugen insbesondere ein umfangreiches Programm innovativer Neuprodukte und Produkter weiterungen, die Umsetzung der „Smart City Experience“ sowie der Ausbau der „Thorn Energy Partnership“ bei. R2L2, Orus LED, Contrast 2 LED und Altis sind nur einige Beispiele für erfolgreiche neue ThornLeuchten. R2L2 ist eine umfassende LED-Straßenleuchten-Familie in drei Baugrößen mit umfangreichen Wahlmöglichkeiten hinsichtlich Optik, Lichtausbeute und Lichtverteilung für verschiedene Anwendungsbereiche im öffentlichen Raum. Wenn es um präzise Beleuchtung ohne Lichtverschwendung geht, bietet die effiziente R-PEC-Optik 11 mit bis zu 100 Lumen pro Wattverschiedene Lichtverteilungsmuster und damit ein überzeugendes Verkaufsargument. Im Berichtsjahr wurde die innovative Orus LED Straßenleuchte von Thorn neu eingeführt. Mit ihrer niedrigen Montagehöhe bietet sie noch bessere Lichtsteuerung und höheren Autofahrerkomfort als die bereits hervorragende HID-Version bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch. Die Orus LED basiert auf dem preisgekrönten Flat Beam®-Konzept von Thorn und übertrifft mit ihrer optimierten niedrigen Montagehöhe von 0,9 m die vorgegebenen Sicherheitsstandards. Sie eignet sich insbesondere für Bereiche, wo herkömmliche Straßenbeleuchtung mit Masten oder Wandmontage nicht möglich oder unerwünscht ist. Im Herbst 2013 wurde mit Contrast 2 LED im Bereich Außenlicht ein weiteres wichtiges Neuprodukt eingeführt. Die kompakte und klassische Fluterreihe zur Fassadenbeleuchtung verwe det Hochleistungs-LEDs mit vordefinierter Lichtverteilung, um absolute Flexibilität zu gewährleisten. Der neue leistungsstarke Flutlichtstrahler ALTIS sorgt für flackerfreies Licht und ist damit besonders für Zeit-lupenübertragungen im Fernsehen geeignet. Altis wurde im September 2013 eingeführt. Das Entladungs-flutlicht erfüllt alle internationalen Anforder-ungen von hochauflösenden Fernsehübertragungen internationaler Sportveranstaltungen und stärkt die Position von Thorn als globaler Anbieter im Bereich der Sportstättenbeleuchtung. Im Berichtsjahr konnte Thorn weltweit in den verschiedensten Bereichen ein breites Spektrum anspruchsvoller Lichtprojekte fertigstellen. So erhielt Thorn in Frankreich in Vorbereitung auf die FußballEuropameisterschaft 2016 von ihrem langjährigen Kunden VINCI den Zuschlag für die Ausstattung des neuen Allianz Riviera Stadions mit Mundial- und Areaflood-Flutlichtern. Für das National Glass Centre in England entschieden sich die Verantwortlichen für die Thorn Contrast LED Scheinwerfer mit RGB LEDS, um den gewünschten Effekt eines flackernden Feuers am Sockel der charakteristischen Kamine zu erzielen. In China profitierte die bekannte Chifeng-Brücke von einer Sanierung mit dem patentierten Orus-Straßenleuchtensystem mit niedriger Montagehöhe. Durch die Umgestaltung einer Gesamtfläche von 63.960 m² wurde die Lichtausbeute verbessert und eine Energieeinsparung von 71 % erzielt. Dies entspricht einer jährlichen CO2-Einsparung von 138.837 Tonnen. In Zusammenarbeit mit Thorn hat die Universität Lincoln in 17 Studentenwohnheimen eine hochmoderne Lichtlösung eingebaut, die konventionelle wie auch LED-Leuchtmittel nutzt und so die Stromkosten deutlich senkt. Phil Lawson, Head of Electrical Projects, an der Universität Lincoln ist begeistert: “Unser durch-schnittlicher monatlicher Energieverbrauch ist um mehr als 20 % gesunken. Das entspricht einer Gesamtersparnis bei den Energiekosten von fast GBP 10.000 pro Studienjahr. Wenn sich die Neuerungen in den anderen zwölf Blocks ähnlich positiv auswirken, wird sich die Investition in Thorn-Produkte bereits in fünf Jahren amortisiert haben“. Das Projekt hat auch den Lux 2013 Recycling Award für die nachhaltige Entsorgung der alten Leuchten gewonnen. Im September 2013 ging der neue erweitere Thorn-Internetauftritt an den Start. Eine optimierte Such-funktion und Produktsuche sowie die so genannte „Smart City Experience“ vereinfachen die Produktauswahl für den Kunden. Thorns „Smart City Experience“ ist die Fortsetzung der 2012 eingeführten „Smart Building Experience“ und ist in zehn Sprachen verfügbar. In Kombination zeigen die beiden Neuerungen, wie energieeffiziente Beleuchtung in 50 Außen- und Innenräumen ausgewählt und angewendet wird. Diese Innovation bietet ein wertvolles Instrument für Kunden, die sich nun bei ihrer Entscheidungsfindung die Licht-Expertise von Thorn zunutze machen können. Die „Thorn Energy Partnership“ (TEP) ist für Thorn eine weitere Strategie zur Stärkung der Beziehungen zu Kunden und Lichtplanern. Im Rahmen eines zweijährigen Ausbildungsprogramms werden die als „Thorn Energy Partners“ bezeichneten Lichtplaner darin geschult, wie sie energieeffiziente Lösungen ohne Abstriche bei der Lichtqualität schaffen können. So hatten sich in Italien die Verantwortlichen des Sportkomplexes Polisportiva Saliceta San Giuliano an den „Thorn Energy Partner“ vor Ort gewandt. Sie waren auf der Suche nach einer Lichtlösung, mit der sich einerseits Energie sparen und andererseits bessere Lichtleistung erzielen lässt. All diese Anforderungen erfüllt die Thorn HiPak PRO LED-Hallenreflektorleuchte. Durch den Wechsel konnte 35% Energie eingespart und gleichzeitig die Beleuchtungsstärke von 130 auf 300 Lux erhöht werden. Im März 2014 konnte das TEP-Konzept seinen bislang größten Erfolg verbuchen. Aus den 120 in den ersten sechs Monaten von „Thorn Energy Partnern“ weltweit durchgeführten Projekten wurde das Netz- werk mit den meisten Projekten ausgewählt. Die Sieger, das TEP Nord-Network, wurden als VIPGäste zur Light+ Building 2014 eingeladen. Pascal Verger, einer der Partner des TEP Nord Network lobte: „(TEP ist) ein erstklassiger Lehrgang. Es ist wichtig, Systeme zu entwickeln, mit denen sich Energie sparen lässt, der Stromverbrauch überwacht und CO2-Einsparungsziele erreicht werden können. In diesem Lehrgang werden die Fähigkeiten vermittelt, die für die Auswahl der besten Lichtmanagementsysteme und Betriebsgeräte erforderlich sind.“ Trotz leicht verringerter Standgröße war der diesjährige Auftritt von Thorn bei der Light+Building mit mehr als 2.000 registrierten Besuchern wieder ein voller Erfolg. Das Feedback der Besucher war sehr positiv. Die Messebesucher äußerten sich begeistert von den neuen energieeffizienten Leuchten und waren überrascht von der Benutzerfreundlichkeit der „Smart City Experience“. Iain Macrae, Head of Global Lighting Applications, fasste den Messeauftritt wie folgt zusammen: „Was für eine Woche! Jede Menge los am Stand, viele neue Kontakte, eine große Zahl interessierter Besucher und ein erstklassiges Expertenteam. Auf besonders großes Interesse bei den Besuchern stießen die Contrast 2 LED, R2L2, unser Suncyl Solarmast sowie Urba.“ Im Geschäftsjahr 2014/15 ist die Markteinführung der Urba LED Straßenleuchte geplant, die von dem international anerkannten Architekten Jean-Michel Wilmotte designt wurde. Mit ihrer charakteristischen schlanken linearen Formgebung und den abgerundeten Übergängen zwischen der Leuchte und dem Mast ermöglicht die ebenso schlichte wie elegante Urba eine flexible Lichtplanung. 339 Brand Reports Thorn Brand Reports Thorn for the new Allianz Riviera stadium for returning customer VINCI as it prepares for Euro 2016. At the National Glass Centre in England, Thorn’s Contrast LED floodlights with RGB LEDs were selected to give the effect of a flickering fire at the base of its signature chimneys. In China, the landmark Chifeng Bridge benefitted from a refurbishment with Thorn’s low level patented Orus luminaire. Covering a total area of 63,960m², the refurbishment has increased the lighting level while reducing energy consumption by 71% — the equivalent of 138.837 tonnes of CO2 a year. Working in partnership with Thorn, the University of Lincoln has also deployed state-of-the-art LED and fluorescent lighting in 17 student halls, reducing light energy consumption and costs by 25%. Phil Lawson, Head of Electrical Projects at the University of Lincoln, says: “We are seeing an average monthly energy saving of more than 20%, which means total energy savings of nearly £10,000 for the academic year. If we achieve similar results for the other 12 blocks, our Thorn products will pay for themselves in just five years.” The project also won the Lux 2013 Recycling Award for disposing old luminaires and battens in a sustainable way. September 2013 saw the launch of the new Thorn website designed to make it easier for customers to find the right product with enhanced site search, a product finder feature and the Smart City Experience. Thorn’s Smart City Experience, which was developed following the 2012 launch of the Smart Building Experience, was rolled out in 10 languages. The combined Smart City and Smart Building Experience shows how to select and apply energy efficient lighting across 50 outdoor and indoor areas. It provides a value-added tool for customers by sharing Thorn’s lighting expertise to assist decision-making. The Thorn Energy Partnership (TEP) is another strategy which is strengthening Thorn’s relationship with customers and lighting professionals. TEP uses a twoyear training programme to enable professionals known as Thorn Energy Partners to create energy efficient schemes without sacrificing good lighting performance. In Italy for example, the Polisportiva Saliceta San Giuliano multi-sport complex turned to its local Thorn Energy Partner for a solution which would improve both the energy efficiency and light levels at the complex. Thorn’s HiPak Pro LED luminaire has consequently reduced energy consumption by 35% and improved lux levels from 130 to 300. In March 2014 TEP reached its greatest highlight yet, following the conclusion of the first six-month performance league table, 120 projects had been completed by Thorn Energy partners across the world. As the winners of the ‘network with the most projects’ category, the TEP Nord network attended Light + Building 2014 as VIP guests. Pascal Verger, a partner from the TEP Nord network said: “(TEP is) an excellent training course. It’s important to develop systems that provide energy savings, power consumption management and CO2 emission improvements. This course helps develop the knowledge required to install the best management and equipment systems.” Despite a reduced stand size, Light+Building 2014 was also a success, attracting over 2000 registered visitors to the Thorn stand. Feedback was very positive with visitors excited by Thorn’s new energy efficient luminaires and surprised by how easy the Smart City Experience is to use. Iain Macrae, Head of Global Lighting Applications, said: “What a week – a very busy stand, a massive list of contacts, lots of interest and a top quality expert team. Visitors were particularly interested in Contrast 2 LED, R2L2, our Suncyl solar columns and Urba”. Looking forward to financial year 14/15, the Urba LED urban lantern designed by world renowned architect JM Willmotte will be launched. With distinctive slim linear lines which flow with rounded angles between the lantern and column, Urba is simple and elegant while offering flexible lighting design. Maintaining focus on energy efficient products and services 340 Throughout 2013/14 Thorn maintained its focus on energy efficient products and services. This included a major programme of innovative product launches and extensions, the development of the Smart City Experience and the expansion of the Thorn Energy Partnership. R2L2, Orus LED, Contrast 2 LED and Altis are just a few examples of Thorn’s new product developments. R2L2 is a comprehensive LED road lantern family available in three sizes with extensive optical, lumen and light distribution choice for all road applications. For precise light placement with no waste light, R2L2’s efficient (up to 100lm/W) R-PEC optic offers 11 types of light distribution, creating a strong unique selling point. With the arrival of Orus LED, Thorn’s innovative low level Orus lantern now offers even more light control, driver comfort and reduced energy consumption than the already excellent HID version. Orus LED uses Thorn’s award-winning Flat Beam® concept to exceed safety standards at a low optimised mounting height of 0.9m. It is particularly suitable when traditional road lighting using columns or façade mounting is not feasible or desirable. Further strengthening the outdoor portfolio Contrast 2 LED a compact and discreet architectural floodlight range combining high output LEDs of predefined beams offering complete flexibility was also introduced in the autumn. The new Altis high performance discharge floodlight was launched in September 2013, with a guaranteed “flicker-free” version specifically designed for super slow motion sports TV. Altis meets all the requirements of international high definition sports television broadcasting and strengthens Thorn’s position as a global supplier of stadium lighting. During the course of the year Thorn has completed a wide variety of exciting lighting projects around the world and across all sectors. In France for example, Mundial and Areaflood luminaires were selected 341 Markenkapitel Tridonic Markenkapitel Tridonic Ein Schlüsseljahr in der Entwicklung zu einem globalen Anbieter von LED-Systemlösungen 342 Das Geschäftsjahr 2013/14 war für Tridonic weiterhin geprägt vom Technologiewandel und der Transformation des Unternehmens hin zu einem globalen Anbieter von LED-Systemlösungen. Bei der konventionellen Technologie konnte Tridonic erfolgreich seine Marktanteile verteidigen, trotz eines weiter rückläufigen Marktes. Diese Rückgänge konnten im Berichtsjahr durch das Wachstum bei LED Komponenten kompensiert werden. Die Ergebnissituation hat das Unternehmen durch konstante Kostensenkungs- und Restrukturierungsmaßnahmen deutlich gesteigert. Tridonic hat im Geschäftsjahr 2013/2014 mit einem neuen Rekord von Produkteinführungen das Portfolio von LED-Lichtquellen und Betriebsgeräten weiter ausgebaut. Schwerpunkt des neuen Komponentenportfolios liegt auf LED-Systemen mit Lichtquelle und Konverter. Damit ist der LED-Anteil am Umsatz von 19% auf 32% gestiegen. Der Wandel zur LED ist für Tridonic der größte Wachstumstreiber. Für die Innovationskraft steht der höchste Neuproduktanteil in der Tridonic-Geschichte von 54,1 Prozent. Tridonic-LED-Lösungen umfassen LED-Module in verschiedenen Formen, LED-Konverter mit unterschiedlichen Leistungsmerkmalen, Komponenten für die Notbeleuchtung und Lichtsteuerungssysteme. Das umfassende Portfolio von verschiedenen Komponenten lässt sich vielfältig miteinander kombinieren. Dabei ist das Weißlicht standardmäßig in den normierten Farbtemperaturen 3.000 K und 4.000 K oder als Tunable White verfügbar – ein Weißlicht, das sich von 3.000 bis 6.000 Kelvin flexibel einstellen lässt. Auf diese Weise kann ein tageslichtähnlicher Lichtverlauf simuliert werden, der das Wohlbefinden der Menschen fördert und die Produktivität verbessern kann. Davon profitieren besonders Büro- und Bildungseinrichtungen sowie medizinische Einrichtungen. Eine umfassende Palette anwendungsspezifischer LED-Lösungen steht für den Ausstellungs- und Verkaufsbereich bereit. Die LED-Module SLE für Spot- und Downlights in Vollspektrum-Technologie (ART) erreichen den außergewöhnlichen CRI von 98 und setzen Kunst in naturgetreues Licht. Von speziell kombinierten Spektren (FASHION) profitiert vor allem die Modebranche. Strahlend weiße Kleidung erscheint so ohne den bisher häufigen Gelbstich. Wirtschaftliche Ein-Komponenten-Lösungen, die ohne externen Konverter auskommen, ermöglichen ein besonders schlankes Leuchtendesign und lassen Gestaltern große Freiheiten. Die runde Variante kann DD-Kompaktleuchtsoff- und T5-Lampen ersetzen, eine weitere Ausführung ist für den Einsatz in Downlights bestimmt. Im Zuge einer organisatorischen Neustrukturierung hat Tridonic die Bereiche R&D, Produktmanagement und Marketing auf eine Segmentstruktur ausgerichtet. Die Segmente Retail and Hospitality, Office and Education, Outdoor, Signage stehen für eine klare Kundenorientierung von der Entwicklung bis zur Lieferung in die jeweilige Anwendung. Mit dem neuen Portfolio und Systemlösungen für die Anwendungssegmente hat sich Tridonic erfolgreich auf der Light+Building 2014, der Weltleitmesse für Licht in Frankfurt präsentiert. Unter dem Motto “DRIVING INTELLIGENT LIGHTING” standen Lichtquellen, Konverter und Steuerungen in optimal abgestimmten Systemen im Fokus. Die ausgestellten Produkte, wie Tunable White Linear, Downlights mit integrierten Konvertern und das Notlichtportfolio zeigten den Weg zu intelligenten Lichtsystemen. Dafür erhielt Tridonic von einer hohen Zahl internationaler Gesprächspartner positive Rückmeldungen. LED-Systeme konnte Tridonic auch bei großen Projekten liefern. So erhielt das Unternehmen gemeinsam mit der Schwestergesellschaft Thorn den Zuschlag für die Lieferung von Systemen aus LED-Modulen und LED-Konvertern an eine der führenden britischen Supermarktkette Morrisons. Dieser umfangreiche Auftrag ist Teil eines Sanierungsprogramms für die Filialen von Morrisons in ganz Großbritannien. Bei der China National Development Bank in Peking wurde eine hohe Zahl an dimmbaren LED-Konvertern eingesetzt. Bei einigen Filialen der Drogeriekette Müller in Deutschland ersetzen jetzt hocheffiziente LED Lichtquellen und Betriebsgeräte von Tridonic die bisherigen konventionellen Lichtanlagen. Sie kommen in der Decken- Regal- oder Werbebeleuchtung zum Einsatz und tragen zur Reduzierung der Energiekosten von bis zu 80 Prozent bei. Im Geschäftsjahr 2014/15 wird Tridonic sein Angebot an innovativen LED-Systemlösungen weiter ausbauen und seine Aktivitäten in den neuen Wachstumsmärkte speziell in Asien, Osteuropa und dem Mittleren Osten ausbauen. Ein weiterer wichtiger Fokus liegt auf einem gezielten Aufbau von strategischen Entwicklungs- und Vertriebspartnerschaften. Mit diesen Partnerschaften wird Tridonic das Produktportfolio und seine globale Marktpräsenz stärken, um seinen Kunden ein noch umfassenderes Leistungspaket anbieten zu können. 343 Brand Reports Tridonic Brand Reports Tridonic A key year on the road to becoming a global supplier of LED system solutions 344 The fiscal year 2013/14 for Tridonic continued to be characterised by the change in technology and the transformation of the company to a global supplier of LED system solutions. Tridonic was able to successfully defend its market share in conventional technology despite the continuing contraction of the market. In the year under review the fall in sales of conventional technology was offset by growth in LED components. The company significantly improved the earning situation as a result of ongoing cost reduction and restructuring measures. In the 2013/2014 fiscal year Tridonic expanded its portfolio of LED light sources and converters with a new record number of product launches. The focus of the new component portfolio is on LED systems comprising light sources and converters. LED products now account for 32% of sales, compared with 19% in the previous year. The move to LEDs is the greatest growth driver for Tridonic. Tridonic’s powers of innovation are evidenced by the highest proportion of new products ever in the company’s history at 54.1 percent. Tridonic LED solutions comprise LED modules in various forms, LED converters with different features, components for emergency lighting, and light control systems. This extensive portfolio of components can be used in many different combinations. White light is available as standard in the normalised colour temperatures of 3000 K and 4000 K or as Tunable White – a white light that can be flexibly adjusted from 3000 to 6000 K. This means that it is possible to simulate changes in natural daylight throughout the day, and this can give people a greater sense of well-being and boost productivity. This is of great benefit not only in offices and educational establishments but also in health care facilities. A comprehensive range of application-specific LED solutions is available for the exhibition, display and retail sectors. The SLE LED modules for spotlights and downlights in full-spectrum technology (ART) achieve the remarkable CRI value of 98 so that works of art can be viewed in natural light. The fashion industry in particular is benefiting from specially combined spectrums (FASHION). Brilliant white clothing looks radiant, without the usual yellow tinge. Economical single-component solutions which do not need an external converter provide the basis for extremely sleek luminaire designs, giving designers enormous freedom. The round version can replace DD compact fluorescent lamps and T5 lamps. There is another version available for use in downlights. As part of an organisational restructuring,Tridonic realigned the R&D, Product Management and Marketing divisions to a segment structure. The Retail and Hospitality, Office and Education, Outdoor and Signage segments are set up for clear customer focus from development to delivery for the relevant application. Tridonic made a very successful appearance at Light+Building 2014 in Frankfurt, the world’s leading fair for light, with its portfolio and its system solutions for the various applications segments. The slogan for the fair was “DRIVING INTELLIGENT LIGHTING”, and the focus was firmly on light sources, converters and controllers in perfectly matched systems. The products on show, such as Tunable White Linear, downlights with integrated converters and the emergency lighting portfolio pointed the way towards intelligent lighting systems. Tridonic received positive feedback from a large number of international contacts. Tridonic was able to supply LED systems for a wide range of projects, including large-scale ones. For example, the company together with its sister company Thorn was awarded the contract to supply systems comprising LED modules and LED converters for Morrisons, a leading British supermarket chain. This extensive contract is part of a renovation scheme for branches of Morrisons throughout Great Britain. A large number of dimmable LED converters were installed at the China National Development Bank in Beijing. In some branches of the Müller chain of drug stores in Germany the existing conventional lighting systems are being replaced by highly efficient LED light sources and control devices from Tridonic. They are used in ceiling, shelf and advertising lighting, helping to reduce energy costs by as much as 80 percent. In the 2014/15 fiscal year Tridonic will further expand its range of innovative LED system solutions and extend its activities in the new growth markets, especially in Asia, East European and the Middle East. The focused expansion of strategic development and sales partnerships is another important area on which the company is concentrating its attention. Tridonic will use these partnerships to strengthen its portfolio and global market presence so that it can offer its customers an even more extensive range of products and services. 345 Markenkapitel Zumtobel Markenkapitel Zumtobel auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse sein Produktportfolio für den Retail-Bereich erweitert. Modulare Strahlersysteme wie INTRO inklusive der neuen liteCarve®-Reflektortechnologie reduzieren die Komplexität der Beleuchtung und bieten individualisierbare Lichtlösungen für Shops. Auch die neue LEDTechnologie TrueGamutRendering (TGR) ist aus einem nutzerorientierten Blickwinkel heraus entstanden. Durch die neue Technologie erzielen weiße, aber auch kräftige Farbtöne eine neue Brillanz und Qualität, so dass der Betrachter von der Authentizität der Produktpräsentation profitiert. In einer zweiten Nutzerstudie im Herbst 2013 widmete sich Zumtobel der Lichtqualität im Büro: In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO galt es, Erkenntnisse über die wahrgenommene Lichtqualität im Büro zu gewinnen. Eine Zwischenauswertung der Langzeitstudie hat bereits gezeigt, dass ein Fokus auf den Nutzer neue Erkenntnisse ermöglicht und zu einem Umdenken in der Lichtplanung und Lichtsteuerung für Büroumgebungen führen wird. So gaben annähernd 82 Prozent der Befragten an, eine Lichtlösung mit Direkt- und Indirektanteil zu bevorzugen, nur 38 Prozent verfügen aber heute über eine solche Lösung. 57 Prozent aller Mitarbeiter können ihr Bürolicht nicht oder nur in eingeschränktem Maß an ihre individuellen Bedürfnisse sowie wechselnde Arbeitssituationen anpassen. Dieser eingeschränkte Nutzerzugriff und fehlende Anpassungsmöglichkeiten hinsichtlich Farbtemperatur und Beleuchtungsstärke führen zu einem signifikant geringeren Wohlbefinden der Nutzer. Auch diese Forschungsergebnisse gaben Zumtobel Anlass, das Produktportfolio für den Office-Bereich anzupassen und zu erweitern: Die neue LED-Leuchte SEQUENCE mit advancedOptics-Technologie und die Leuchtenfamilie LIGHT FIELDS evolution mit TunableWhite-Technologie zeigen bereits heute, dass sie mit einer adaptiven und punktgenauen Beleuchtung am Arbeitsplatz den vielfältigen Anforderungen der Mitarbeiter gerecht werden. Dabei ging das Unternehmen auch neue Wege im Entwicklungsprozess an sich: So stand neben der Nutzerforschung zu Beginn des intensiven Produktentwicklungsprozesses von SEQUENCE die Zusammenstellung eines interdisziplinären Entwicklerteams aus Leuchten- und Systementwicklern, Lichttechnikern, Produktmanagern, Marketingspezialisten und externen Partnern, wie Architekten und Planern. Die unterschiedlichen Hintergründe der Projektbeteiligten ermöglichten einen offenen und neuen Denkprozess. Eine Schlüsselrolle im Hinblick auf personalisierbares Licht spielt zudem die Lichtsteuerung. Um hier neue Lösungsansätze zu entwerfen, hat Zumtobel mit Interface-Spezialisten und Partnern wie IBM zusammengearbeitet. Aus dieser ebenfalls interdisziplinären Kooperation ist das Lichtmanagementsystem LITECOM entstanden. Es zeichnet sich nicht nur durch einfache Installation und intuitive Bedienbarkeit aus, sondern es ist ein offenes System, das mit einem hohen Grad an Individualisierbarkeit und Flexibilität überzeugt. Ein Höhepunkt des Geschäftsjahres und gleichzeitig ein Kumulationspunkt für Innovationen und neue Technologien war schließlich die internationale Fachmesse light+building im April 2014 in Frankfurt. Hier präsentierte Zumtobel die neusten Leuchten und Lichtlösungen, die Industriestandards setzen und die Möglichkeiten der LED-Technologie voll ausschöpfen. Dass die neuen Technologien mit der Design- und Innovationskultur des Unternehmens harmonieren, haben verschiedene Auszeichnungen und Preise in den vergangenen Monaten bestätigt. Beim iF product design award konnten fünf Produkte, darunter der Strahler ARCOS xpert, das Downlight DIAMO und die Hallenleuchte GRAFT, die Jury überzeugen. Hervorzuheben ist, dass mit der Auszeichnung für LIGHT FIELDS evolution nicht nur ein einzelnes Produkt, sondern eine ganze Produktfamilie geehrt wurde. Die LED-Pendelleuchte LINCOR gewann nebst dem iF award noch einen amerikanischen Good Design Award, und GRAFT gewann zudem die Auszeichnung „Design Plus powered by light+building. Individuelle und adaptive Lichtlösungen für Menschen und Umwelt 346 Die Welt befindet sich in einem steten Wandel. Dadurch ändern sich auch die Anforderungen an den Lebens- und Arbeitsraum der Menschen enorm schnell. Neue Technologien eröffnen neue Gestaltungsmöglichkeiten für diesen Bereich. Im Geschäftsjahr 2013/14 hat sich Zumtobel vor allem auf die Entwicklung und Vermarktung flexibler und individueller Lichtlösungen konzentriert, die die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt stellen und Kunden einen echten Mehrwert bieten. Dieses Konzept erfordert einerseits tiefgreifendes Wissen über Licht und seine Wirkung auf den Menschen, was seit jeher das Fundament der Marke Zumtobel und der firmenspezifischen Lichtlösungen ist. Andererseits gilt es, anhand von wissenschaftlichen Studien Einblicke in die aktuellen Themen und Bedürfnisse der Nutzer zu erlangen. Die gewonnenen Erkenntnisse lieferten die Grundlage für innovative Produktentwicklungen und Lösungsansätze. In einer Laborstudie gemeinsam mit der Gruppe Nymphenburg – ausgelegt für die Bereiche Verkauf und Präsentation – konnte Zumtobel unterbewusste Reaktionen auf unterschiedliche Lichtszenarien empirisch erfassen. Mit Hilfe eines neuropsychologischen Zielgruppenmodells wurden im Frühjahr 2013 die Lichtpräferenzen von sieben verschiedenen Kundengruppen analysiert. Die Ergebnisse bieten einer Retail-Marke die Möglichkeit, für die jeweilige Zielgruppe optimierte Lichtkonzepte einzusetzen. Zusam mengefasst unter dem Begriff „Zumtobel Limbic® Lighting“ ermöglicht Zumtobel dem Kunden somit eine neue Form der Zielgruppenansprache. Dabei wird nicht nur die Ware optimal präsentiert, sondern das Licht auch auf die Präferenzen der Kunden abgestimmt. Das verbessert das Wohlbefinden der Kunden und erhöht deren Verweildauer im Geschäft. Mit dem Ziel, die Limbic® Lighting-Forschung solcherart praktisch nutzbar zu machen, hat Zumtobel 347 Brand Reports Zumtobel Brand Reports line with the findings of this study. Modular spotlight systems such as INTRO, including the new liteCarve® reflector technology, reduce the complexity of the lighting and offer customisable lighting solutions for shops. Another new technology – LED TrueGamutRendering (TGR) – also resulted from a user-centric approach. The new technology endows not only white light but also bright colours with new brilliance and quality, enabling the onlooker to benefit from the authentic light in which the products are presented. In another user study in late 2013, Zumtobel looked at the quality of office lighting. Working closely with research institute Fraunhofer IAO, the brand was looking to gain insight into perceived lighting quality in office environments. Preliminary analysis of the findings of this long-term study have already shown that focusing on the user provides access to new knowledge and will lead to a rethink in the planning and control of office lighting. Thus almost 82 percent of respondents indicated a preference for a lighting solution made up of both direct and indirect components, while only 38 percent currently benefit from such a solution. 57 percent of employees cannot adapt their office lighting to their personal needs and changing work situations at all or only to a limited extent. This lack of user control options and adaptability in terms of colour temperature and illuminance leads to a substantially reduced sense of well-being among lighting users. These research findings too led Zumtobel to adapt and expand its product portfolio for the Office sector: the new SEQUENCE LED luminaire with advancedOptics technology and the LIGHT FIELDS evolution luminaire family with TunableWhite technology already document the brand’s successful response to the diverse needs of employees in terms of adaptive and pinpoint workplace lighting. Here the brand also broke new ground in the development process itself. When the intensive development process of SEQUENCE began, not only was it based on empirical research findings, but an interdisciplinary development team was also formed, comprising luminaire and system development engineers, lighting technicians, product managers, marketing specialists and external partners including architects and planners. The diversity of backgrounds of those involved in the project led to a new and open conceptual approach. Another key aspect of adaptive, user-centric lighting is how the lighting is controlled. To arrive at new approaches here, Zumtobel joined forces with interface experts and partners such as IBM. This further example of interdisciplinary collaboration led to the creation of the LITECOM lighting management system. This not only features simple installation and intuitive operation but is also an open system with an impressive degree of adaptability and flexibility. Finally, one highlight of the financial year and at the same time a vast showcase of innovations and new technologies was the international light+building fair in Frankfurt in April 2014. Here Zumtobel presented its latest luminaires and lighting solutions that not only raise the bar for the industry but also make full use of the opportunities offered by LED technology. The harmonious way in which the new technologies have been merged with the brand’s established culture of design and innovation is reflected in a number of awards and prizes harvested over recent months. No fewer than five products including the ARCOS xpert spotlight, the DIAMO downlight and the GRAFT high-bay luminaire were able to impress the iF product design award jury. One remarkable aspect here was that the award for LIGHT FIELDS evolution honoured not just a single product but a whole product family. And along with an iF award, the LINCOR LED pendant luminaire also won an American Good Design Award, while GRAFT also claimed the “Design Plus powered by light+building” award. Zumtobel Flexible and adaptive lighting solutions for people and environment 348 The world is caught up in a process of ongoing change, with the result that people’s requirements for the places where they live and work are changing at lightning speed. Here, new technologies open up new design options. In the 2013/14 financial year, Zumtobel focused above all on the development and marketing of flexible and individual lighting solutions, centred on the human needs and offering the brand’s customers genuine added value. On the one hand, this approach demands an indepth knowledge of light and how it impacts on people, an asset that has been the hallmark of the Zumtobel brand and its typical lighting solutions from the outset. On the other hand the aim is to gain insight into the current concerns and needs of users based on scientific studies. The resultant findings continue to deliver the basis for innovative product development work and potential future solutions. In a laboratory study carried out in conjunction with the Gruppe Nymphenburg and designed for the Presentation and Retail sector, Zumtobel was able to measure subconscious reactions to different lighting scenarios. With the aid of a neuro-psychological target group model, in early 2013 the lighting preferences of seven different groups of customers were analysed. The findings provide retail brands with opportunities to use lighting concepts tailored precisely to the desired target group. In this way, under the heading of “Zumtobel Limbic® Lighting” Zumtobel can provide its customers with access to a new means of addressing their target groups. Not only are the goods presented in the best possible way, but the lighting is also geared to the consumers’ preferences. This helps to enhance their sense of well-being and prolong their stay in the shop. To enable the findings of Limbic® Lighting research to be put to good use in practice, Zumtobel has expanded its product portfolio for the Retail sector in 349 Zahlen und Fakten 350 in Mio EUR Facts and Figures Fünfjahresübersicht 2013/14 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 1.246,8 1.243,6 1.280,3 1.228,2 1.114,6 47,6 35,7 35,0 78,4 51,4 3,8 2,9 2,7 6,4 4,6 -4,8 6,1 15,2 51,3 -69,8 -0,4 0,5 1,2 4,2 -6,3 Bilanzsumme 1.006,6 994,8 1.036,3 1.020,5 972,8 Total assets Eigenkapital 327,6 357,4 370,6 378,7 340,4 Equity 32,5 35,9 35,8 37,1 35,0 126,2 113,2 141,4 141,3 131,4 Umsatzerlöse Bereinigtes EBIT in % vom Umsatz Jahresergebnis in % vom Umsatz Eigenkapitalquote in % Nettoverbindlichkeiten Cashflow aus dem operativen Ergebnis 79,5 79,8 88,1 123,2 80,4 Investitionen 65,6 59,5 57,1 57,3 48,7 in % vom Umsatz 5,3 4,8 4,5 4,7 4,4 F&E-Aufwand gesamt 71,8 69,1 58,7 48,6 39,8 in % vom Umsatz 5,8 5,6 4,6 4,0 3,6 7.291 7.162 7.456 7.814 7.329 Mitarbeiter inkl. Leiharbeiter (Vollzeitkräfte) in EUR million Five-Year Overview 2013/14 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 1,246.8 1,243.6 1,280.3 1,228.2 1,114.6 47.6 35.7 35.0 78.4 51.4 3.8 2.9 2.7 6.4 4.6 (4.8) 6.1 15.2 51.3 (69.8) (0.4) 0.5 1.2 4.2 (6.3) 1,006.6 994.8 1,036.3 1,020.5 972.8 327.6 357.4 370.6 378.7 340.4 32.5 35.9 35.8 37.1 35.0 126.2 113.2 141.4 141.3 131.4 Cash flow from operating results 79.5 79.8 88.1 123.2 80.4 Investments 65.6 59.5 57.1 57.3 48.7 5.3 4.8 4.5 4.7 4.4 71.8 69.1 58.7 48.6 39.8 5.8 5.6 4.6 4.0 3.6 7,291 7,162 7,456 7,814 7,329 Revenues Adjusted EBIT as a % of revenues Net profit/loss for the year as a % of revenues Equity ratio in % Net debt as a % of revenues R&D total as a % of revenues Headcount incl. contract worker (full-time equivalent) 351 Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Entwicklungsländern. Die Experten des IWF sehen die größte Gefahr für die weltweite Konjunktur mittlerweile in den Schwellenländern sowie in einer jahrelangen Stagnation in Europa. Von der Europäischen Zentralbank wird mehr geldpolitische Lockerung gefordert, um die Konjunktur stärker zu beleben und der Gefahr fallender Preise entgegenzuwirken. Das um Sondereffekte bereinigte Gruppen-EBIT konnte im Geschäftsjahr 2013/14 um insgesamt 33,3% beziehungsweise 11,9 Mio EUR auf 47,6 Mio EUR (Vorjahr 35,7 Mio EUR) gesteigert werden. Die Umsatzrendite stieg von 2,9% auf 3,8%. Dabei konnten sowohl das Lighting Segment als auch das Components Segment das jeweilige bereinigte Vorjahresergebnis deutlich übertreffen. Auszug1 aus dem Konzernlagebericht der Zumtobel Group 2013/14 Gesamtwirtschaftliches Umfeld 352 Das Geschäftsjahr 2013/14 war von einer weiterhin schwierigen ökonomischen Situation sowohl in Europa als auch den wichtigsten außereuropäischen Wirtschaftsräumen geprägt. Dies führte dazu, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Konjunkturprognosen im Laufe des Jahres mehrfach zurücknahm und sich das Wachstum der Weltwirtschaft im Geschäftsjahr der Zumtobel Gruppe (1. Mai 2013 bis 30. April 2014) stärker als ursprünglich erwartet abgeschwächt hat. Der IWF bezifferte das globale Wirtschaftswachstum in 2013 auf 3,0% nach 3,2% in 20122. Die Eurozone wies im Kalenderjahr 2013 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5% aus. Vor allem die südeuropäischen Nationen wie etwa Italien (minus 1,9%), Spanien (minus 1,2%), Portugal (minus 1,4%) sowie einige osteuropäische Länder verharrten in der Rezession, aber auch in der für die Zumtobel Gruppe wichtigen D/A/CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) verlangsamte sich die Wachstumsdynamik im Berichtsjahr. Deutschlands Wirtschaft wuchs nach Angaben des IWF um lediglich 0,5% und Österreichs Wirtschaft um 0,4%. Die Schweiz konnte dagegen um 2,0% zulegen. Im letzten Quartal des Kalenderjahres 2013 war die Entwicklung allerdings vom Ende der sechs Quartale andauernden Rezession in der Eurozone geprägt. Das steigende Vertrauen in die Stabilität der Eurozone zeigte sich am 1 2 Der vollständige Konzernabschluss einschließlich der Langfassung des Lageberichts wurde im Rahmen des Jahresfinanzberichts der Zumtobel AG 2013/14 veröffentlicht. Der Bericht steht als Download auf der Website zumtobelgroup.com zur Verfügung. Quelle: Prognose des IWF, World Economic Outlook, April 2014 deutlichsten in Form sinkender Risikoaufschläge für Staatsanleihen der Peripheriestaaten. Als Reaktion auf die rückläufigen Inflationsraten senkte die Europäische Zentralbank (EZB) im November 2013 noch einmal den Leitzins auf ein neues Rekordtief und bekräftigte die Bereitschaft und den Handlungsspielraum der EZB, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Die USA verzeichneten im Vergleich zu den anderen westlichen Industriestaaten mit 1,9% das stärkste Wirtschaftswachstum in 2013. Die Entwicklung in den USA war geprägt von Ausgabenkürzungen und politischer Uneinigkeit bezüglich des Schuldenlimits. Die US-Notenbank kündigte an, die extrem expansive Geldpolitik zu beenden. Während die Zukäufe von Staatsanleihen schrittweise reduziert werden, soll der Leitzins vorerst weiterhin auf dem nie drigen Niveau verbleiben. Vergleichsweise weniger dynamisch als in den vergangenen Jahren entwickelten sich dagegen die Schwellen- und Entwicklungsländer. Dazu trug einerseits die Wirtschaftsschwäche der Industrienationen bei, die die Exportaussichten eintrübte, andererseits kämpfen diese Länder mit fehlenden Strukturreformen und drohenden Kapitalproblemen. Von den BRIC-Nationen konnte China eine Expansion des Sozialprodukts um 7,7% verkünden, auch Indien (plus 4,4%) konnte deutlich zulegen, während die wirtschaftliche Entwicklung in Brasilien und Russland mit vergleichsweise bescheidenen plus 2,3% beziehungsweise plus 1,3% deutlich an Dynamik verlor. In seiner jüngsten Konjunkturprognose vom April 2014 zeichnet der IWF für die globale Entwicklung ein verhalten positives Bild und erwartet ein globales Wirtschaftswachstum für 2014 um 3,6% und in 2015 von 3,9%. Während sich die Lage in denentwickelten Volkswirtschaften gegen Ende des Geschäftsjahres 2013/14 zunehmend stabilisierte beziehungsweise zum Teil sogar verbesserte, verlangsamte sich dagegen die Wachstumsdynamik in den Schwellen- und 353 Geschäftsverlauf auf einen Blick Der Geschäftsverlauf im Berichtsjahr 2013/14 war von einer zunehmenden Stabilisierung der konjunkturellen Entwicklung in Europa geprägt. Dementsprechend zeigt die Betrachtung der Umsatzentwicklung im Quartalsverlauf eine stetige Verbesserung der Umsatzdynamik gegenüber dem Vorjahr. Während in den ersten zwei Quartalen noch Umsatzrückgänge zu verzeichnen waren, konnte sowohl im dritten Quartal, aber insbesondere im vierten Quartal wieder ein Wachstum erzielt werden. In Summe stieg der Umsatz der Zumtobel Gruppe im Berichtsjahr um 0,3% auf 1.246,8 Mio EUR. Umsatzentwicklung Im Geschäftsjahr 2013/14 (1. Mai 2013 bis 30. April 2014) stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 0,3% auf 1.246,8 Mio EUR (Vorjahr 1.243,6 Mio EUR). Während das erste Halbjahr 2013/14 (Mai 2013 bis Oktober 2013) der Umsatz um 3,8% sank, war das zweite Halbjahr 2013/14 (November 2013 bis April 2014) von einer zunehmenden Stabilisierung des konjunkturellen Umfelds geprägt. Entsprechend lag der Umsatz mit plus 4,8% deutlich über dem Niveau des zweiten Halbjahres 2012/13. Die Betrachtung der Umsatzentwicklung im Quartalsverlauf zeigt eine stetige Verbesserung der Umsatzdynamik. Umsatzentwicklung in den letzten acht Quartalen (in % vs Vorjahresquartal) 10% 8.1% 7,5% 5% 2,5% 1.4% 0% -2,5% -0.9% 5% -7,5% -1.7% -3.2% -3.0% -6.0% -4.4% Q1 2012/13 Q2 2012/13 Q3 2012/13 Q4 2012/13 Q1 2013/14 Q2 2013/14 Q3 2013/14 Q4 2013/14 354 Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Das Thema Energieeffizienz bleibt weiterhin der zentrale Umsatztreiber für die Zumtobel Gruppe. Speziell der Trend zu intelligent gesteuerten, energieeffizienten Beleuchtungsanlagen sowie die LED-Technologie bringen wichtige Wachstumsimpulse. Dementsprechend konnte das dynamische Wachstum mit LEDProdukten auch im Berichtsjahr wiederum fortgesetzt werden. Der Gesamtumsatz mit LED-Produkten stieg im Vergleich zum Vorjahr um 52,6% auf 419,0 Mio EUR (Vorjahr 274,5 Mio EUR). Der LED-Anteil am Gruppenumsatz erhöhte sich damit auf nunmehr 33,6% gegenüber 22,1% im Geschäftsjahr 2012/13. Sowohl das Lighting Segment (plus 50,0%) als auch das Components Segment (plus 65,3%) konnten mit ihrem umfassenden innovativen LED-Produktportfolio von der stark steigenden Nachfrage nach LEDBeleuchtung profitieren. Im spätzyklischen Lighting Segment mehren sich die Zeichen für eine Stabilisierung im gewerblichen Hochbau in Europa. Der Segmentumsatz stieg im Berichtsjahr leicht um 0,3% auf 938,5 Mio EUR (Vorjahr 935,7 Mio EUR) – wobei das erste Halbjahr ein Minus von 4,1% und das zweite Halbjahr ein Plus von 5,3 % verzeichnete. Das zweite Halbjahr des Vorjahres war geprägt vom schwierigen konjunkturellen Umfeld in den Kernmärkten Großbritannien und Frankreich, Einsparungen der öffentlichen Hand sowie Lagerabbaueffekten im Großhandelsgeschäft. Der Wandel in Richtung LED stellt insbesondere für das Components Segment (Marke Tridonic) nach wie vor eine große Herausforderung dar. Nach deutlichen Umsatzrückgängen im Geschäftsjahr 2012/13 (minus 7,4%) und im Geschäftsjahr 2011/12 (minus 6,7%) lag der Umsatz im Berichtsjahr mit 384,5 Mio EUR mit plus 1,8% leicht über dem Niveau des Vorjahres. Erfreuliche Fortschritte bei der Entwicklung und beim Absatz von LED-Konvertern und LEDModulen konnten die deutlich rückläufige Nachfrage nach magnetischen und elektronischen Vorschaltgeräten kompensieren. Damit hat sich auch die Strategie bestätigt, mit Ende des Geschäftsjahres aus der Produktion und dem Vertrieb von magnetischen Vorschaltgeräten und Transformatoren auszusteigen, um die Ressourcen noch stärker auf die LED-Technologie zu fokussieren. Entwicklung Segmente in Mio EUR Zahlen und Fakten Regionale Geschäftsentwicklung Veränderung in % 342,8 0,7 63,9 -1,2 Nordeuropa 104,5 1,1 Westeuropa 386,0 3,6 Südeuropa 104,0 7,5 1.001,1 2,4 122,1 11,7 Australien & Neuseeland 78,3 -26,0 Amerika 34,3 -13,0 Rest 11,0 -2,9 1.246,8 0,3 D/A/CH Osteuropa Europa Asien & Mittlerer Osten Gesamt 2012/13 Veränderung in % Lighting Segment 938,5 935,7 0,3 Components Segment 384,5 377,7 1,8 -76,2 -69,8 9,2 1.246,8 1243,6 0,3 Zumtobel Gruppe Umsatzerlöse in Mio EUR 2013/14 2013/14 Überleitung Konzernlagebericht Die Entwicklung in den Regionen verlief im Berichtszeitraum recht unterschiedlich. Im Jahresverlauf zeigt sich aber in allen europäischen Regionen eine sequenzielle Verbesserung in der Umsatzentwicklung. In der D/A/CH-Region lag der Umsatz mit 342,8 Mio EUR im Gesamtjahr leicht über dem Vorjahr (340,5 Mio EUR), wobei das Leuchtensegment insbesondere in Deutschland und der Schweiz wachsen konnte. Osteuropa war die einzige europäische Region mit einer negativen Umsatzentwicklung (minus 1,2%). In Nordeuropa (Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Island) stieg der Gruppenumsatz um 1,1%. Die umsatzstärkste Region Westeuropa (Großbritannien, Frankreich, Benelux) war durch deutlich negative Währungseffekte aus der Abwertung des Britischen Pfund gegenüber dem Euro belastet. Der Umsatz erhöhte sich dennoch um 3,6% auf 386,0 Mio EUR. In der Region Südeuropa (Italien, Spanien, Griechenland, Türkei) verzeichneten sowohl das Lighting Segment als auch das Components Segment einen Umsatzanstieg (in Summe plus 7,5%). Der relative Umsatzanteil Europas am Konzernumsatz ist im Berichtsjahr mit 80,3% leicht gestiegen (Vorjahr 78,6%). Im Mittleren Osten gab es eine erfreuliche Umsatzentwicklung, während das Asiengeschäft bei den Leuchten weiterhin enttäuschend verlief. Insgesamt stieg der Gruppenumsatz in der Region Asien & Mittlerer Osten (umfasst im Wesentlichen China, Hongkong, Singapur, Indien und den Mittleren Osten) um 11,7% auf 122,1 Mio EUR. Die Region Amerika liegt mit einem Rückgang um 13,0% auf 34,3 Mio EUR deutlich hinter den Erwartungen, allerdings konnte im zweiten Halbjahr ein Umsatzplus erzielt werden. Die Umsatzentwicklung in der Region Australien & Neuseeland ist durch ein rückläufiges Geschäft in beiden Segmenten sowie durch deutlich negative Währungseffekte belastet. Der Umsatz fiel im Berichtsjahr um 26,0%. Ertragsentwicklung Das um Sondereffekte bereinigte Gruppen-EBIT konnte mit 47,6 Mio EUR trotz einer flachen Umsatzentwicklung (plus 0,3%) im Vergleich zum Vorjahr (35,7 Mio EUR) deutlich gesteigert werden. Das entspricht einer verbesserten Umsatzrendite aus dem operativen Geschäft von 3,8% (Vorjahr 2,9%). Die Bruttoergebnismarge stieg im Berichtsjahr auf 32,2% (Vorjahr 31,2%). Insbesondere das Lighting Segment profitierte von Entlastungen im Materialaufwand durch niedrigere Einkaufspreise sowie optimiertes Produktdesign. Im Components Segment verbesserte sich durch die Strukturverschiebung von konventionellen Vorschaltgeräten zu LED-Komponenten der Produktmix. Durch die große Nachfrage nach 355 356 Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht LED-Modulen und LED-Konvertern konnte im Berichtsjahr mit LED-Komponenten – nach Verlusten in den Vorjahren – erstmals ein positiver Ergebnisbeitrag erwirtschaftet werden. Entsprechend dem Ziel, die Technologieposition der Zumtobel Gruppe weiter zu stärken, wurden im Berichtsjahr die F&E-Aktivitäten ausgebaut. Die in den Kosten der umgesetzten Leistungen enthaltenen Entwicklungskosten haben sich gegenüber dem Vorjahr um 4,6% auf 68,6 Mio EUR (Vorjahr 65,6 Mio EUR) erhöht. Trotz nennenswerter Aufwendungen mit der im Zweijahresrhythmus stattfindenden Messe Light + Building im 4. Quartal 2013/14 sowie Tariflohnerhöhungen haben sich die Vertriebskosten mit 320,3 Mio EUR (Vorjahr 321,6 Mio EUR) nicht verändert. Ein Schwerpunkt in der Neuorganisation der Zumtobel Gruppe ist die Zusammenführung der beiden bislang getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel und Thorn. Erste Maßnahmen wurden im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2013/14 eingeleitet. Der Mitarbeiterstand im Vertriebsbereich reduzierte sich im Vergleich zum 30. April 2013 um 104 Beschäftigte. Die Verwaltungskosten stiegen geringfügig auf 40,4 Mio EUR (Vorjahr 39,7 Mio EUR). Das sonstige betriebliche Ergebnis ohne Sondereffekte beinhaltet wie im Vorjahr vor allem Lizenzeinnahmen aus dem LED-Geschäft sowie Förderungen der öffentlichen Hand. Diese reduzierten sich von 8,4 Mio EUR auf 6,8 Mio EUR. Das Berichtsjahr war von signifikanten negativen Sondereffekten in Höhe von 35,5 Mio EUR (Vorjahr 14,0 Mio EUR) geprägt. Diese betreffen beide Segmente und stehen insbesondere im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus dem Geschäft mit magnetischen Vorschaltgeräten, der Schließung der Drahtfertigung in Australien, Aufwendungen für Aufhebungsvereinbarungen im Zusammenhang mit dem Vorstandswechsel der Zumtobel AG, Aufwendungen im Zusammenhang mit der geplanten Schließung der Produktionsstandorte in Tianjin (China), Landskrona (Schweden) und Ennenda (Schweiz), Wertberichtigung auf eine künftig nicht mehr genutzte Werkshalle im Leuchtenwerk in Lemgo (Deutschland) sowie Restrukturierungsmaßnahmen in den Vertriebsorganisationen des Lighting Segments. Das Finanzergebnis verschlechterte sich im Berichtsjahr um 0,8 Mio EUR auf minus 14,6 Mio EUR (Vorjahr minus 13,8 Mio EUR). Der Zinsaufwand, in dem im Wesentlichen Zinsen für den laufenden Kreditvertrag enthalten sind, ist im Berichtszeitraum um 1,0 Mio EUR gesunken. Das Minus bei den übrigen finanziellen Aufwendungen und Erträgen betrug 6,8 Mio EUR (Vorjahr minus 4,6 Mio EUR). Die Veränderung im Vergleich zum Vorjahr kommt zum Großteil aus dem Fremdwährungsergebnis und ist vor allem auf die Abwertung der für die Zumtobel Gruppe wichtigsten Währungen gegenüber dem Euro im Geschäftsjahr 2013/14 zurückzuführen. Das Ergebnis vor Steuern verringerte sich im Geschäftsjahr 2013/14 auf minus 2,4 Mio EUR. Aufgrund der unterschiedlichen steuerlichen Ergebnisse in den einzelnen Ländern kam es dennoch zu einer Ertragsteuerbelastung in Höhe 2,3 Mio EUR (Vorjahr 1,6 Mio EUR). Das Jahresergebnis (inklusive Minderheiten) nach Steuern ging im Berichtsjahr entsprechend deutlich auf minus 4,8 Mio EUR zurück (Vorjahr plus 6,1 Mio EUR) zurück. Für die Aktionäre der Zumtobel AG ergibt dies ein Ergebnis je Aktie (bei 43,1 Mio Aktien) von minus 0,12 EUR (Vorjahr plus 0,14 EUR bei 43,1 Mio Aktien). Sommer bis Herbst eine relativ höhere Anzahl von Bauprojekten fertiggestellt wird und dabei der Einbau der Beleuchtung als eine der letzten Maßnahmen vorgenommen wird. Im dritten Quartal (1. November bis 31. Januar) ist das Umsatzniveau wegen der Weihnachts- und Winterpause in der Baubranche deutlich niedriger und im Schlussquartal (1. Februar bis 30. April) nimmt die Aktivität wieder sukzessive zu. Einhergehend mit dem Umsatzverlauf entwickelt sich auch das Ergebnis (gemessen am bereinigten EBIT) mit saisonalen Schwankungen, was ein deutlich niedrigeres Ergebnis im zweiten Halbjahr zur Folge hat. Zusätzlich ist das zweite Geschäftshalbjahr häufig mit Ausgaben für Fachmessen belastet. Zum 30. April 2014 lag der Working CapitalBestand mit 200,0 Mio EUR leicht über dem Niveau des Vorjahres (196,7 Mio EUR). Der erhöhte Working Capital-Bestand ergab sich aus dem gestiegenen Geschäftsvolumen zum Jahresende (plus 8,1% im vierten Quartal) sowie den höheren Vorratsbeständen gegenüber dem 30. April 2013. Die Bestände an Rohmaterialien und Fertigprodukten wurden überproportional zum Umsatz aufgebaut, um die Produktion sowie die Lieferfähigkeit zum Kunden weiterhin sicherzustellen. In Prozent des rollierenden Zwölfmonatsumsatzes betrug der Working Capital-Bestand zum Bilanzstichtag 16,0% (Vorjahr 15,8%) und liegt damit innerhalb des vom Konzern definierten Zielkorridors von 16% bis 18%. Während es im Vorjahr aus dem Abbau von Working Capital seit dem Bilanzstichtag zu einem Mittelzufluss in Höhe von 31,4 Mio EUR kam, musste im Geschäftsjahr 2013/14 ein Mittelabfluss von 10,9 Mio EUR verzeichnet werden. Zur gleichen Zeit blieb das Factoring zum Bilanzstichtag mit 40,2 Mio EUR unverändert zum Vorjahr (41,8 Mio EUR). Der positive Cashflow-Effekt bei den kurzfristigen Rückstellungen (8,9 Mio EUR) resultiert im Wesentlichen aus der Dotierung von Rückstellungen im Rahmen der laufenden Restrukturierungsmaßnahmen. Der Cashflow aus dem operativen Geschäft reduzierte sich im Geschäftsjahr 2013/14 um 31,5 Mio EUR auf 71,8 Mio EUR (Vorjahr 103,3 Mio EUR). Für Anlageninvestitionen wurden im Berichtsjahr 65,6 Mio EUR (Vorjahr 59,5 Mio EUR) ausgegeben. Anlageninvestitionen umfassen Investitionen in die Herstellung von Werkzeugen für neue Produkte, Erweiterungsinvestitionen, Instandhaltungsinvestitionen sowie aktivierte Kosten für F&E in Höhe von 19,0 Mio EUR (Vorjahr 16,1 Mio EUR). Die Erweiterungsund Instandhaltungsinvestitionen betreffen vor allem das Leuchtenwerk in Dornbirn (Österreich). Aufgrund hoher Investitionen und gestiegenem Working Capital-Bedarf blieb der Free Cashflow mit 7,2 Mio EUR deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (44,8 Mio EUR). Im Cashflow aus Finanzierungstätigkeit in Höhe von minus 13,1 Mio EUR (Vorjahr minus 46,3 Mio EUR) sind vor allem die Zahlung der Dividende an die Aktionäre der Zumtobel AG für das Geschäftsjahr 2012/13 in Höhe von 3,0 Mio EUR sowie die Zinszahlungen in Höhe von 6,9 Mio EUR enthalten. Zum Bilanzstichtag 30. April 2014 verfügt die Zumtobel Gruppe zur Sicherung einer jederzeitigen Zahlungsfähigkeit über unbesicherte Kontokorrentkreditlinien in Höhe von insgesamt 89,0 Mio EUR (Vorjahr 88,0 Mio EUR) sowie einen im November 2011 abgeschlossenen Konsortialkreditvertrag mit einer Laufzeit bis Oktober 2016 und einem derzeit maximal ausnutzbaren Rahmen von 350 Mio EUR. Hiervon sind zum Bilanzstichtag 170 Mio EUR in Anspruch genommen. Die Finanzierung aus dem Konsortialkreditvertrag ist an die Einhaltung von Financial Covenants (Schuldendeckungsgrad kleiner als 3,5 sowie Eigenkapitalquote größer als 25%) geknüpft. Zum 30. April 2014 wurden die Financial Covenants dank eines Schuldendeckungsgrades von 1,57 (Vorjahr 1,42) und einer Eigenkapitalquote von 32,5% (Vorjahr 35,9%) vollumfänglich Cashflow, Finanz- und Vermögenslage Der Geschäftsverlauf der Zumtobel Gruppe unterliegt einer typischen Saisonalität. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres (1. Mai bis 31. Oktober) ist die Geschäftstätigkeit üblicherweise höher, da von 357 358 Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht eingehalten. Die Nettoverbindlichkeiten betrugen zum Bilanzstichtag 126,2 Mio EUR (Vorjahr 113,2 Mio EUR) und lagen damit 13,0 Mio EUR über dem Vorjahreswert. Die Qualität der Bilanzstruktur hat sich im Geschäftsjahr 2013/14 nicht wesentlich verändert. Die Bilanzsumme stieg im Vergleich zum 30. April 2013 aufgrund des erhöhten Working Capital-Bestands. Das Eigenkapital sank im Wesentlichen aufgrund des Jahresverlustes sowie der negativen Währungseffekte aus der Umrechnung von auf fremde Währung lautenden Eigenkapitalpositionen in die Konzernwährung Euro. Dementsprechend sank die Eigenkapitalquote gegenüber dem 30. April 2013 von 35,9% auf 32,5%. Der Verschuldungsgrad (Gearing) – als Quotient von Nettoverbindlichkeiten zum Eigenkapital – verschlechterte sich von 31,7% auf 38,5% . Forschung & Entwicklung weiter intensiviert – dies ging einher mit einem Personalaufbau im Bereich F&E um 54 Beschäftigte. Aufgrund der erfreulichen Umsatzentwicklung insbesondere im vierten Quartal und dem damit verbundenen höheren Produktionsvolumen erhöhte sich gegen Ende des Berichtsjahres die Anzahl der Leiharbeiter um 296 Beschäftigte. Zum Stichtag 30. April 2014 beschäftigt die Zumtobel Gruppe weltweit insgesamt 7.291 Vollzeitkräfte (inklusive Leiharbeiter). Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Mitarbeiteraufbau von 129 Mitarbeitern. Die Mitarbeiterproduktivität – als Quotient von bereinigtem EBIT zu den Personalkosten – entwickelte sich aufgrund des deutlich besseren operativen Ergebnisses von 8,3% im Vorjahr auf 11,1% im Berichtszeitraum. Der Umsatz je Mitarbeiter auf Durchschnittsbasis (inklusive Leiharbeiter) verbesserte sich leicht von 167.700 EUR auf 172.700 EUR. Eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Personalpolitik ist die Basis für den unternehmerischen Erfolg der Zumtobel Gruppe. Dazu gehören die Qualifizierung bestehender Mitarbeiter durch fachliche und persönliche Weiterentwicklung, die Rekrutierung neuer Talente, die Einbindung von Kollegen in den neuen Märkten und Know-how-Transfer. Zu den großen aktuellen Herausforderungen gehört die Zusammenführung der beiden bislang getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel und Thorn, abgeleitet von der neuen Organisationsstruktur. Um diesen Kulturwandel zu fördern und größtmögliche Synergieeffekte zu erzielen, gilt es die Qualität der Führung zu fördern und sowohl die Vorgesetzten als auch die Mitarbeiter gezielt zu schulen. Weitere Herausforderungen sind die Besetzung von Schlüsselpositionen mit Talenten durch eine geeignete Nachfolgeplanung sowie die Weiterentwicklung der Führungskultur. Die Zumtobel Gruppe bietet ihren Mitarbeitern ein umfassendes internes und externes Trainings- und Weiterbildungsangebot. In den Fachakademien werden insbesondere produktspezifische Kompetenzen – wie etwa zu den Technologien, Anwendungen, Kundenanforderungen, aber auch zu Energieeffizienz und nachhaltigen Lichtlösungen – vermittelt. Im Zuge der Neuorganisation der Vertriebsstrukturen koordiniert die Funktion Central Sales gemeinsam mit Human Resources die Schnittstellen und gruppenübergreifende Trainingsmaßnahmen. Mitarbeiter und Führungskräfte werden im Rahmen von Corporate Trainings zu Führungs-, Methodik- und Sozialkompetenzen geschult. Im Berichtsjahr wurden insgesamt 929 Schulungstage absolviert (Vorjahr 990). Die Schulungen wurden zu etwa zwei Dritteln durch interne Referenten durchgeführt. Aufgrund der deutlichen Zeit-, Reise- und Kostenersparnisse und insbesondere aufgrund der hohen Anzahl potenzieller Teilnehmer wurde auch im Berichtsjahr das Online-Schulungsangebot kontinuierlich weiter ausgebaut. Im Rahmen der Führungskräfteentwicklung wurde im Berichtsjahr neben weiteren Entwicklungsprogrammen zum zweiten Mal der Global Leadership Day durchgeführt. Einer der Schwerpunkte war dabei die Weiterentwicklung des Führungsleitbilds. Zum Bilanzstichtag 30. April 2014 waren insgesamt 147 (Vorjahr 179) Auszubildende bei der Zumtobel Gruppe angestellt. Die betriebliche Berufsausbildung ist ein wichtiges Instrument, um dem Fachkräftemangel im Zuge des demographischen Wandels zu begegnen. In den elf Berufsfeldern Elektronik, Elektrotechnik, Maschinenmechanik, Kunststofftechnik, Produktionstechnik, Anlagenelektrik, Werkzeugmechanik, Zerspanungstechnik, Mechatronik, Industriekaufmann und Medienfachmann wird vor allem in Österreich und Deutschland ausgebildet. Als Arbeitgeber mit einer über Jahrzehnte gewachsenen Unternehmenskultur nimmt die Zumtobel Gruppe ihre soziale Verantwortung für alle Mitarbeiter weltweit wahr und arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung verantwortungsbewusster Beschäftigungsbedingungen. Im Verhaltenskodex der Zumtobel Gruppe ist die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der International Labour Organization (ILO) verbindlich festgeschrieben. Darüber hinaus bietet die Gruppe ihren Mitarbeitern verschiedene freiwillige soziale Leistungen, darunter Zuschüsse bzw. betriebliche Angebote zu Kranken-, Unfall- oder Lebensversicherung. Die Zumtobel Gruppe legt großen Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. So werden beispielsweise Teilzeitarbeit oder das Arbeiten aus dem Homeoffice ermöglicht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bei 4,0% gemessen am gesamten Vollzeitäquivalent. Mütter und Väter, die nach Mutterschutz und Elternteilzeit wieder in den Beruf zurückkehren, werden vom Unternehmen aktiv bei der Wiederintegration unterstützt. Die Quote der nach der Elternzeit in das Unternehmen zurückkehrenden Mitarbeiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz liegt bei etwa 84,0%. Die Zumtobel Gruppe duldet keinerlei Diskriminierung. Dementsprechend sind Leistung und Qualifikation die Basis aller Personalentscheidungen. Die Zumtobel Gruppe, deren Belegschaft einen Anteil weiblicher Mitarbeiter von rund 35% hat, verfolgt keine Zielquote für die Besetzung von Managementpositionen durch weibliche Mitarbeiter. Aufgrund des Fachkräftemangels ist es grundsätzlich eine große Herausforderung, qualifizierte Bewerbungen zu erhalten und die richtigen Fachkräfte für die entsprechende Position zu rekrutieren. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt derzeit bei 11,2%. Die Zumtobel Gruppe möchte zur Integration behinderter Jugendlicher beitragen bzw. die Erwerbstätigkeit behinderter Erwachsener fördern. In den einzelnen Gesellschaften der Zumtobel Gruppe werden Mitarbeiter mit körperlicher Beeinträchtigung bestmöglich unterstützt. An Standorten, an denen die gesetzliche Behindertenquote nicht erreicht wird, leistet die Mitarbeiter Qualifizierte, engagierte und leistungsbereite Mitarbeiter tragen wesentlich zum unternehmerischen Erfolg der Zumtobel Gruppe bei. Mit ihrer fachlichen und persönlichen Kompetenz, ihrer Passion für das Thema Licht, aber auch dank konsequenter Kundenorientierung und mit viel Innovationsgeist schaffen sie anspruchsvolle Lichtlösungen, die weltweit Maßstäbe setzen. Im Verlauf des Berichtsjahres kam es mit Blick auf den Mitarbeiterstand zu einigen Veränderungen. Im Bereich der Produktion gab es einen Personalrückgang um 124 Mitarbeiter, vorrangig in Zusammenhang mit der Schließung beziehungsweise Veräußerung der Magnetikstandorte in Fürstenfeld (Österreich) und Melbourne (Australien). Auch im Vertrieb reduzierte sich der Mitarbeiterstand um 104 Beschäftigte – dies ist vor allem auf die Zusammenlegung der bisher getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel und Thorn zurückzuführen. Die Zumtobel Gruppe hat im Berichtsjahr ihre Investitionen im Bereich der 359 360 Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zumtobel Gruppe die vorgeschriebenen Ausgleichszahlungen. Neu ist ein Programm zur Förderung von Jugendlichen, die den Hauptschulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg nachholen. Im Rahmen des Pilotprojekts absolvieren Jugendliche ein Betriebspraktikum bei der Zumtobel Gruppe mit dem Ziel, die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt nach der Schulausbildung zu unterstützen. Die Zumtobel Gruppe arbeitet auf Grundlage einer einheitlichen Vergütungssystematik mit dem Ziel einer hohen Transparenz und leistungsgerechten Entlohnung. Das Unternehmen entlohnt in der Regel über dem gesetzlichen beziehungsweise kollektivvertraglichen Niveau. Die Durchführung von internen und externen Gehaltsvergleichen gewährleistet, dass Löhne und Gehälter marktkonform sind. Auch in Ländern mit niedrigen Lohnstandards bezahlt die Zumtobel Gruppe Löhne, die über dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn liegen. Anhand systematischer Aufgabenbeschreibungen („Grading“) kann die Entlohnung grundsätzlich eingeordnet werden; auf dieser Basis wird gewährleistet, dass die Bezahlung sowohl der fachlichen Qualifikation entspricht als auch fair und gerecht ist. Damit werden auch etwaige geschlechterspezifische Ungerechtigkeiten limitiert. Das Grading-System konnte im Berichtsjahr ausgerollt werden. Das Mitarbeiterentwicklungsgespräch ist ein wichtiges Instrument in der Zusammenarbeit von Mitarbeitern und Vorgesetzten. In dem strukturierten Gespräch entwickeln Führungskräfte und Mitarbeiter ein gemeinsames Verständnis über die Werte, die Unternehmensstrategie und die Ziele. Es werden gegenseitige Erwartungen abgeglichen und systematisch Entwicklungspotenziale identifiziert. Je nach individuellem Bedarf werden gemeinsam Maßnahmen zur Weiterentwicklung definiert. Nach einer Überarbeitung des Prozesses wurde die Durchführung des Mitarbeitergesprächs bis Ende des Geschäftsjahres 2013/14 konzernweit eingeführt. Die Vermeidung von Unfällen und der Erhalt der Mitarbeitergesundheit haben in der gesamten Zumtobel Gruppe eine hohe Bedeutung. Bei allen Marken werden spezifische Umwelt-, Gesundheitsund Sicherheitsrichtlinien durch lokale Sicherheitsbeauftragte überwacht. Um die Arbeitssicherheit zu erhöhen, werden stetig Maßnahmen wie etwa Mitarbeiterschulungen, Verbesserung der Schutzbekleidung und Erneuerung des Maschinenparks ergriffen. Entsprechend dem Ziel, die hervorragende Technologieposition der Zumtobel Gruppe weiter auszubauen, wurde der F&E-Aufwand im Berichtsjahr um 3,9% auf 71,8 Mio EUR erhöht sowie das F&E-Team weiter ausgebaut. Die eigentliche Produktentwicklung liegt in der Zuständigkeit der einzelnen Marken, da die Nähe zum Produktmanagement einen wichtigen Beitrag zu schnelleren Entwicklungsprozessen leistet. Auf Gruppenebene sind insbesondere koordinative Aufgaben wie Forschungsförderung und Gremienarbeit, die Standardisierung und Weiterentwicklung der Werkzeuge wie CAD- und Simulationsprogramme sowie die Anmeldung, Verwaltung und Verteidigung der Schutzrechte angesiedelt. Ebenfalls auf Gruppenebene behandelt werden die Themen Standardisierung von LED-Modulen und -Drivern, die Weiterentwicklung der Lichtmanagement-Systeme sowie das Technologie-Scouting. Die Schwerpunkte der F&E-Aktivitäten leiten sich von der „Wirkungskette“ der Beleuchtung ab: Lichtquelle, Optik, Betriebsgeräte und Lichtsteuerung. Wesentliche Themen hierbei sind: LED und OLED bei den Lichtquellen, neue optische Konzepte zur Lichtlenkung bei LEDs, neue Betriebsgeräte zum Betrieb von LEDs und OLEDs sowie neue Ansätze zum Management von Beleuchtungsanlagen. Diese Schwerpunkte führen zu Differenzierungspotenzialen in den Gebieten Lichtqualität, Energieeffizienz, Zusatznutzen und Intelligenz der Beleuchtungssteuerung. Die Innovationskraft des Unternehmens hängt maßgeblich mit F&E zusammen. Ein umfangreiches Patentportfolio, gerade im Bereich der neuen Technologien, sichert den Marken der Zumtobel Gruppe Wachstum, Wettbewerbsvorsprung und den Zugang zu strategischen Kooperationen mit anderen Unternehmen. Im Berichtsjahr wurden vom Leuchtensegment 94 (Vorjahr 108) und vom Komponentensegment 73 (Vorjahr 80) Patente angemeldet. Nach Angaben des Österreichischen Patentamts belegt die Zumtobel Gruppe damit den sechsten Rang bei den Anmeldezahlen in Österreich im Jahr 2013. Des Weiteren wird jährlich der Neuproduktanteil (Produkte nicht älter als drei Jahre) am Umsatz erhoben. Im Geschäftsjahr 2013/14 wurden im Leuchtensegment 32,6% (europaweit; Vorjahr 26,2%) und im Komponentensegment 54,1% (weltweit; Vorjahr 46,0%) mit neuen Produkten umgesetzt. Die Anzahl aktiver gewerblicher Schutzrechte von derzeit zirka 7.500 – darunter 4.250 Patente – und der Neuproduktanteil am Gesamtumsatz sprechen für die Innovationskraft des Unternehmens. Der Bereich F&E ist nach wie vor stark geprägt durch die Entwicklungen in der LED-Technologie. Eine der größten Herausforderungen in diesem Zusammenhang sind die kurzen Lebenszyklen, die eine erhöhte und stetig wachsende Geschwindigkeit im Entwicklungsprozess bei gleichzeitig stark erhöhtem F&E-Aufwand fordern. Hinzu kommen die Notwendigkeit von mehr Systemkompetenz, höhere Qualitätsanforderungen und steigender Wettbewerb. Neben der gezielten Förderung der Qualifikation der Mitarbeiter in Richtung Elektronik und Systemkompetenz kann den Herausforderungen insbesondere durch einen modularen Aufbau der Produkte, die Nutzung technischer Plattformen und durch interne Standardisierung von Komponenten begegnet werden. Ferner werden zukünftig Entwicklungspartnerschaften einen noch größeren Stellenwert einnehmen. Schon heute liefern langfristige strategische Partnerschaften mit Zulieferern, Forschungsinstitutionen und industriellen Partnern, wie etwa dem Kompetenzzentrum Licht oder LG Innotec, einen wertvollen Beitrag. Darüber hinaus soll die F&E-Organisation auch über europäische Grenzen hinweg weiterentwickelt werden. Alle Marken planen ihre F&E-Aktivitäten in China auszubauen. Ziel ist ein Transfer im Bereich neuer Technologien, Nutzung derselben Werkzeuge Forschung und Entwicklung in Mio EUR Forschung & Entwicklung Forschung und Entwicklung (F&E) ist durch die Entwicklung und Anwendung neuer Technologien ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Zumtobel Gruppe. 2013/14 2012/13 Veränderung in % Entwicklungskosten 68,6 65,6 4,6 Forschungsaufwand 3,2 3,5 -8,6 F&E-Aufwand gesamt 71,8 69,1 3,9 in % vom Umsatz 5,8 5,6 602 548 Mitarbeiter (Vollzeitkräfte) F&E 9,8 361 362 Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht und Schaffung einheitlicher Prozesse, um die Entwicklung globaler Produkte für globale Märkte sowie kostengünstiger Produkte für den lokalen asiatischen Markt zu fördern. Ergänzend zur eigenen Forschungsarbeit helfen Kooperationen nachhaltige Innovationsprozesse anzustoßen. Die Forschungsprojekte, die die Marken der Zumtobel Gruppe mit ihren Partnern kontinuierlich durchführen, beschäftigen sich neben der Entwicklung neuer technischer Lösungen vor allem mit der Wirkung von Licht auf Menschen und Umwelt in den unterschiedlichen Anwendungen. Zu den Partnern zählen insbesondere Universitäten, die auch im Sinne gezielter Nachwuchsförderung eine große Rolle einnehmen. Zu diesen gehören unter anderem die TH Ilmenau, die TU Berlin, die HAW Hamburg (alle Deutschland), die Technischen Universitäten von Graz (Österreich) und Lund (Schweden), die KTH Stockholm (Schweden) sowie die ETH in Zürich (Schweiz) und die Durham University (Großbritannien). Ein weiterer wichtiger Netzwerkpartner für die Zumtobel Gruppe ist das Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie in Aachen (Deutschland). Ausblick und Ziele einigen Jahren des Rückgangs zu einer Stabilisierung kommen sollte. In den sieben für die Zumtobel Gruppe wichtigsten europäischen Märkten (Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Italien und Skandinavien) wird von Euroconstruct ein Wachstum von 0,1% für das Kalenderjahr 2014 und von 1,4% für das Kalenderjahr 2015 prognostiziert. In der europäischen Bauwirtschaft gibt es Anzeichen für eine Trendwende von einem rückläufigen hin zu einem leicht wachsenden Marktumfeld. In der Lichtindustrie verstärkt sich dieser Trend durch den Technologiewandel hin zu LED, das Thema Energieeffizienz sowie die Wachstumschancen in den neuen Märkten. Die Zumtobel Gruppe verfügt durch die Mehrmarkenstrategie, das profunde Know-how in der Lichtanwendung, die starke Technologieposition, die umfassende Abdeckung der Wertschöpfungskette sowie die solide Bilanz- und Finanzierungsstruktur über eine ausgezeichnete Position, um von den Wachstumsimpulsen der Branche überdurchschnittlich zu profitieren. Vor diesem Hintergrund hat sich das Management der Zumtobel Gruppe zum Ziel gesetzt, in den kommenden drei Jahren durch Marktanteilsgewinne ein durchschnittliches jährliches organisches Wachstum zwischen 3% und 5% zu erreichen. Aufgrund signifikanter Kosteneinsparungen und Effizienzverbesserungen insbesondere in den Produktions- und Vertriebsbereichen soll die operative Umsatzrendite (bereinigte EBIT-Marge) bis 2016/17 von aktuell ca. 4% schrittweise auf etwa 8% bis 10% gesteigert werden. In Summe sollen die Herstellkosten mittelfristig von derzeit ca. 62% vom Umsatz um drei bis vier Prozentpunkte und die Vertriebs- und Verwaltungskosten von derzeit ca. 29% vom Umsatz um zwei bis drei Prozentpunkte gesenkt werden. Das Jahr 2014/15 wird ein wichtiges Jahr des Übergangs sein, in dem die Zumtobel Gruppe ein stabiles Fundament für zukünftiges profitables und dynamisches Wachstum legen wird. Es gilt die neuen Strukturen ins Leben zu bringen, Ineffizienzen aus der Vergangenheit zu bereinigen und damit Wachstumsund Kostensynergien aus dem Mehrmarkenansatz zu heben. Die dafür notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen werden das operative Ergebnis in 2014/15 mit Sondereffekten in Höhe von etwa 20 Mio EUR belasten. Aufgrund der positiven konjunkturellen Signale aus dem zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2013/14 sowie der geplanten signifikanten Kosteneinsparungen blickt das Management der Zumtobel Gruppe trotz einer weiterhin eingeschränkten Visibilität mit verhaltenem Optimismus in die nächsten Monate. Die Umsatzentwicklung wird einerseits durch einen leichten Rückenwind aus dem verbesserten Marktumfeld in Europa unterstützt, andererseits fallen die Umsätze mit magnetischen Vorschaltgeräten aufgrund des inzwischen abgeschlossenen Ausstiegs aus dieser Technologie weg. Insgesamt erwarten wir für das kommende Geschäftsjahr 2014/15 trotz des Wegfalls der Magnetik-Umsätze ein Umsatzwachstum von rund 3% und eine Verbesserung der bereinigten EBIT-Marge auf 5% bis 6% (bereinigte EBITMarge im GJ 2013/14: 3,8%). Kontinuierliche Dividendenpolitik Die Zumtobel Gruppe verfolgt eine kontinuierliche Dividendenpolitik. Die Höhe der Dividende hängt neben der laufenden Ertragskraft auch von den Gewinnprognosen und der erwarteten wirtschaftlichen Gesamtentwicklung ab. Vor dem Hintergrund eines sich stabilisierenden konjunkturellen Umfelds plant der Vorstand dem Aufsichtsrat und in Folge der Hauptversammlung der Zumtobel AG, die am 25. Juli 2014 stattfindet, eine Dividende von 18 Eurocent je Aktie für das Geschäftsjahr 2013/14 vorzuschlagen (Vorjahr 7 Eurocent). Der Internationale Währungsfonds (IWF)3 prognostiziert für das Kalenderjahr 2014 ein moderates Wachstum der Weltwirtschaft um 3,6% und für 2015 um 3,9%. Weltweit zeigt sich ein sehr gemischtes Bild. Die USA bleiben die zentrale Wachstumslokomotive, in der Eurozone verbessert sich die Situation merklich, während sich die Wachstumsdynamik in den Entwicklungs- und Schwellenländern zunehmend verlangsamt. Die dortige Wirtschaftsleistung soll in diesem Jahr um 4,9% und 2015 um 5,3% zulegen. Von Brasilien bis nach Russland hat der IWF die Prognosen gekappt, wobei die Schwellenländer immer noch für knapp 60% des Wachstums weltweit verantwortlich sein werden. Für die industrialisierte Welt lauten die Prognosen auf plus 2,2% in 2014 respektive 2,3% in 2015. Die US-Wirtschaft kann in beiden Jahren auf ein solides Plus von 2,8% beziehungsweise 3,0% hoffen. Nach dem Schrumpfen des Sozialprodukts in der Eurozone um 0,5% in 2013 sagt der IWF für das Jahr 2014 ein Wachstum der Wirtschaftsleistung um 1,2% und in 2015 um 1,5% voraus. Dieser – verglichen mit dem vergangenen Jahr – zuversichtliche Blick ist in Einklang mit den jüngsten Entwicklungen wichtiger Stimmungsindikatoren für den Euroraum. Insbesondere die Länder Mittel- und Nordeuropas wie etwa Deutschland mit plus 1,7%, Österreich mit plus 1,7%, Großbritannien mit plus 2,9% und Schweden mit plus 2,8% sollen in 2014 zu dieser Entwicklung beitragen. Der Bausektor in Europa wird in diesem Kalenderjahr noch keinen nennenswerten Beitrag zu einer wirtschaftlichen Erholung liefern, allerdings bestätigt Euroconstruct im letztjährigen November-Gutachten, dass es im professionellen Hochbau in 2014 nach 3 Quelle: Prognose des IWF, World Economic Outlook, April 2014 Dornbirn, am 16. Juni 2014 Der Vorstand Ulrich Schumacher Chief Executive Officer Karin Sonnenmoser Chief Financial Officer Martin Brandt Chief Operating Officer 363 Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report quarter shows a steady increase in momentum over the previous year. The first two quarters brought revenue declines, but the third quarter and, above all, the fourth quarter saw a return to growth. Revenues recorded by the Zumtobel Group for the reporting year rose by 0.3% to EUR 1, 246.8 million in 2013/14. Group EBIT, adjusted for special effects, rose by 33.3% or EUR 11.9 million to EUR 47.6 million in 2013/14 (2012/13: EUR 35.7 million). The return on sales increased from 2.9% to 3.8%. Both the Lighting Segment and the Components Segment recorded a substantial increase over the adjusted prior year results. brought a 3.8% decline in revenues, but the second six months (November 2013 to April 2014) were characterised by increasing stabilisation in the economic environment. With an increase of 4.8%, revenues were therefore significantly higher than the second half of 2012/13. An analysis of revenue development by quarter shows a steady increase in momentum. Energy efficiency remains the central revenue driver for the Zumtobel Group. Important growth impulses have been created, in particular, by the trend to intelligently managed, energy-efficient lighting and also by LED technology. This was reflected in continued dynamic growth with LED products during the reporting year. Revenues from the sale of LED products rose by 52.6% year-on-year to EUR 419.0 million in 2013/14 (2012/13: EUR 274.5 million). The LED share of Group revenues grew to 33.6%, compared with 22.1% in 2012/13. Both the Lighting Segment (plus 50.0%) and the Components Segment (plus 65.3%) benefited from the sharp rise in the demand for LED lighting with their extensive portfolio of innovative LED products. Extract1 of the Group Management Report for the Zumtobel Group 2013/14 General Economic Environment 364 The 2013/14 financial year was characterised by a continuation of the difficult economic environment not only in Europe, but also in the most important overseas regions. This weakness led to a series of downward forecast revisions by the International Monetary Fund (IMF) during the course of the year and a stronger-than-expected weakening in global growth during the Zumtobel Group’s reporting year (1 May 2013 to 30 April 2014). The IMF estimated global growth at 3.0% in 2013, compared with 3.2% in 20122. The euro zone recorded a decline of 0.5% in economic performance for 2013. The recession persisted in Southern Europe, above all Italy (minus 1.9%), Spain (minus 1.2%) and Portugal (minus 1.4%), as well as a number of the East European countries, but growth also slowed in the D/A/CH region (Germany, Austria, Switzerland), an important market for the Zumtobel Group. The IMF reported an increase of only 0.5% for the German economy and 0.4% for Austria in 2013, but growth of 2% for Switzerland. However, the last quarter of the 2013 calendar year saw an end to the six quarter recession in the euro zone. The growing confidence in the stability of the euro zone is most clearly reflected in the declining risk premiums for government bonds issued by the peripheral countries. As a reaction to falling inflation rates, the European Central Bank (ECB) again cut the key interest rate to a new record low in November 2013 1 The full text of the Group Management Report has been published in the context of the 2013/14 Annual Financial Report of the Zumtobel AG and is available for download on the Internet at zumtobelgroup.com. Source: IMF forecast, World Economic Outlook, April 2014 2 and confirmed its readiness and flexibility to introduce further measures. The USA recorded the strongest growth among the western industrial countries in 2013 with a plus of 1.9%. Developments in the USA were influenced by spending cuts and political disputes over the debt ceiling. The US Federal Reserve announced its intention to end its extremely expansive monetary policy, but key interest rates should remain low as the purchase of government bonds is gradually reduced. Growth in the emerging and developing countries was less dynamic than in earlier years due to the absence of structural reforms and impending capital problems as well as the weakness in the industrial countries and the related decline in exports. Results for the BRIC countries show a 7.7% increase in the gross national product for China and a sound plus of 4.4% for India, but significantly lower momentum for Brazil and Russia with a plus of 2.3% and 1.3%, respectively. In its April 2014 forecast, the IMF paints a reserved positive picture for the global economy with growth of 3.6% in 2014 and 3.9% in 2015. The developed economies stabilised, and in part improved, towards the end of the 2013/14 financial year, but growth continued to slow in the emerging and developing countries. The IMF experts now see the emerging countries and prolonged stagnation in Europe as the greatest dangers for the worldwide economy. There are growing demands on the European Central Bank to loosen monetary policy to provided added stimulus and counter the risk of deflation. Review of Business Performance – At a glance Revenues Revenues recorded by the Zumtobel Group rose by 0.3% to EUR 1,246.8 million for the 2013/14 financial year, which covered the period from 1 May 2013 to 30 April 2014 (2012/13: EUR 1,243.6 million). The first half-year (May 2013 to October 2013) Development of revenues in the last eight quarters (in % vs previous quarter) 10% 8.1% 7,5% 5% 2,5% 1.4% 0% -2,5% -0.9% 5% The development of business in 2013/14 was influenced by the increasing stabilisation of the economy in Europe. Accordingly, the analysis of revenues by 365 -7,5% -1.7% -3.2% -3.0% -6.0% -4.4% Q1 2012/13 Q2 2012/13 Q3 2012/13 Q4 2012/13 Q1 2013/14 Q2 2013/14 Q3 2013/14 Q4 2013/14 Facts and Figures 366 Group Management Report Facts and Figures Development of revenues by region In the late cyclical Lighting Segment, there are growing signs of stabilisation in the European commercial construction industry. Segment revenues rose slightly by 0.3% to EUR 938.5 million in 2013/14 (2012/13: EUR 935.7 million), whereby a minus of 4.1% in first half-year was more than offset by a plus of 5.3% in the second half-year. The second half of the previous year was negatively influenced by a difficult economic environment in the core markets of Great Britain and France, cutbacks in public spending and de-stocking in the wholesale business. The shift to LED continues to represent a major challenge, especially for the Components Segment (Tridonic brand). After a sharp drop in revenues during 2012/13 (minus 7.4%) and 2011/12 (minus 6.7%), revenues rose by 1.8% to EUR 384.5 million for the reporting year. Good progress in the development and sale of LED converters and LED modules successfully offset the substantial decline in demand for magnetic and electronic ballasts. This development also confirmed the strategic decision to terminate the production and sale of magnetic ballasts and transformers at the end of the 2013/14 financial year in order to concentrate resources more directly on LED technology. Segment development in EUR million 2013/14 Revenues in EUR million Change in % 342.8 0.7 63.9 (1.2) Northern Europe 104.5 1.1 Western Europe 386.0 3.6 Southern Europe 104.0 7.5 1,001.1 2.4 122.1 11.7 Australia & New Zealand 78.3 (26.0) America 34.3 (13.0) Others 11.0 (2.9) 1,246.8 0.3 D/A/CH Eastern Europe Europe Asia & Middle East Total 2013/14 2012/13 Change in % Lighting Segment 938.5 935.7 0.3 Components Segment 384.5 377.7 1.8 Reconciliation (76.2) (69.8) 9.2 1,246.8 1,243.6 0.3 Zumtobel Group Group Management Report Developments in the individual regions differed significantly during 2013/14, but all European regions showed a steady improvement in revenues during the course of the year. Revenues in the D/A/CH region were slightly higher at EUR 342.8 million (2012/13: EUR 340.5 million), with modest growth for the Lighting Segment especially in Germany and Switzerland. Eastern Europe was the only European region to record a decline in revenues (minus 1.2%). In Northern Europe (Denmark, Finland, Norway, Sweden, Iceland), Group revenues increased 1.1%. Western Europe (Great Britain, France, Benelux), which is the strongest sales region in the Zumtobel Group, was negatively affected by foreign exchange effects resulting from the decrease in the value of the British pound versus the euro. However, revenues rose by 3.6% to EUR 386.0 million. In Southern Europe (Italy, Spain, Greece, Turkey), both the Lighting Segment and the Components Segment reported an increase in revenues (in total, plus 7.5%). The relative share of Europe in Group revenues rose slightly to 80.3% (2012/13: 78.6%). The development of revenues in the Middle East was sound, but the lighting business in Asia remained disappointing. In total Group revenues in the Asia & Middle East region (which consists primarily of China, Hong Kong, Singapore, India and the Middle East) rose by 11.7% to EUR 122.1 million. The America region remained substantially below expectations with a drop of 13.0% to EUR 34.3 million for the full year, but the second six months brought an increase in revenues. In Australia & New Zealand, slower business development in both segments and negative foreign exchange effects led to a decline of 26.0% in revenues. Earnings Group EBIT adjusted for special effects rose significantly year-on-year to EUR 47.6 million in 2013/14 (2012/13: EUR 35.7 million) despite the flat develop-ment of revenues (plus 0.3%). That represents an improvement in the return on sales from the operating business to 3.8% (2012/13: 2.9%). The gross profit margin increased to 32.2% in the reporting year (2012/13: 31.2%). The Lighting Segment was able to reduce material costs through lower procurement prices and optimised product design. In the Components Segment, the product mix was improved by the structural shift from conventional ballasts to LED components. Strong demand for LED modules and LED converters led to the first positive earnings contribution from the sale of LED components after a series of losses in earlier years. In line with the goal to further strengthen the Zumtobel Group’s technology position, R&D activities were expanded during the reporting year. Development 367 368 Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report costs included in the cost of goods sold rose by 4.6% to EUR 68.6 million (2012/13: EUR 65.6 million). Selling expenses remained constant at EUR 320.3 million (2012/13: EUR 321.6 million) despite the sizeable costs related to the biennial Light + Building trade fair in the fourth quarter of 2013/14 and wage and salary increases mandated by collective bargaining agreements. One focal point of the Zumtobel Group’s new structure is the merger of the previously separate Zumtobel and Thorn sales organisations. The first measures were introduced during the final quarter of 2013/14. The number of employees in sales was reduced by 104 in comparison with 30 April 2013. Administrative expenses increased slightly to EUR 40.4 million in 2013/14 (2012/13: EUR 39.7 million). As in the previous year, other operating results, excluding special effects, consisted primarily of license income from the LED business and government grants. These items declined from EUR 8.4 million to EUR 6.8 million. The reporting year was characterised by significant negative special effects of EUR 35.5 million (2012/13: EUR 14.0 million). These effects are attributable to both segments and are related, above all, to the following factors: the exit from the magnetic ballast business, the termination of wire production in Australia, expenses for termination agreements related to the changes on the Management Board of Zumtobel AG, expenses related to the planned shutdown of the plants in Tianjin (China), Landskrona (Sweden) and Ennenda (Switzerland), an impairment charge to a production hall at the Lemgo (Germany) lighting plant that will not be used in the future and restructuring measures in the Lighting Segment sales organisations. Financial results deteriorated by EUR 0.8 million to minus EUR 14.6 million (2012/13: minus EUR 13.8 million). Interest expense, which consists mainly of interest on the current credit agreement, fell by EUR 1.0 million during the reporting year. Other financial income and expenses totalled minus EUR 6.8 million (2012/13: minus EUR 4.6 million). The change in comparison with the prior year resulted primarily from foreign exchange differences, above all a decline in the value of key currencies for the Zumtobel Group versus the euro in 2013/14. Profit before tax fell to minus EUR 2.4 million for the 2013/14 financial year. However, income tax expense equalled EUR 2.3 million based on the different taxable results in individual countries (2012/13: EUR 1.6 million). The Zumtobel Group therefore recorded a net loss (including non-controlling interests) of EUR 4.8 million for the 2013/14 financial year (2012/13: net profit of EUR 6.1 million). Earnings per share for the shareholders of Zumtobel AG (based on 43.1 million shares) equalled minus EUR 0.12 (2012/13: plus EUR 0.14 based on 43.1 million shares). Working capital was slightly higher than the prior year at EUR 200.0 million as of 30 April 2014 (2012/13: EUR 196.7 million). The increase resulted from the rising volume of business at year-end (plus 8.1% in the fourth quarter) and higher inventory levels compared with 30 April 2013. Stocks of raw materials and finished goods were expanded at a higher rate than the change in revenues in order to safeguard production and supply capabilities to customers. Working capital equalled 16.0% of rol-ling 12-month revenues at the end of the 2013/14 financial year (2012/13: 15.8%) and was therefore within the Group’s defined target corridor of 16% to 18%. The reduction of working capital in the prior year led to cash inflows of EUR 31.4 million, but cash outflows of EUR 10.9 million were recorded in 2013/14. At the same time, factoring remained nearly constant at EUR 40.2 million (2012/13: EUR 41.8 million). The positive cash flow effect from current provisions (EUR 8.9 million) resulted chiefly from the addition to provisions for current restructuring measures. Cash flow from operating activities declined by EUR 31.5 million to EUR 71.8 million (2012/13: EUR 103.3 million). Capital expenditure in the Zumtobel Group amounted to EUR 65.6 million for the reporting year (2012/13: EUR 59.5 million). These expenditures covered investments in the manufacture of tools for new products, expansion and maintenance investments as well as capitalised R&D costs of EUR 19.0 million (2012/13: EUR 16.1 million). The expansion and maintenance investments were made primarily at the luminaire plant in Dornbirn (Austria). Free cash flow was substantially lower than the prior year at EUR 7.2 million for 2013/14 (2012/13: EUR 44.8 million) due to the increase in capital expenditure and working capital. Cash flow of minus EUR 13.1 million from financing activities (2012/13: minus EUR 46.3 million) consisted, above all, of the EUR 3.0 million dividend paid to the shareholders of Zumtobel AG for the 2012/13 financial year and interest payments of EUR 6.9 million. In order to ensure its ability to meet payment obligations at any time, the Zumtobel Group held unsecured lines of credit totalling EUR 89.0 million as of 30 April 2014 (2012/13: EUR 88.0 million) as well as a consortium credit agreement concluded in November 2011 with a term extending to October 2016 and a maximum volume that currently equals EUR 350 million. Of this total, EUR 170 million had been drawn by 30 April 2014. The financing from the consortium credit agreement is linked to compliance with specific financial covenants (a debt coverage ratio of less than 3.5 and an equity ratio of more than 25%). These financial covenants were met in full as of 30 April 2014 with a debt coverage ratio of 1.57 (2012/13: 1.42) and an equity ratio of 32.5% (2012/13: 35.9%). Net liabilities totalled EUR 126.2 million as the end of the 2013/14 financial year (2012/13: EUR 113.2 million), which represents an increase of EUR 13.0 million over the comparable prior year value. The quality of the balance sheet structure did not change significantly during the reporting year. The balance sheet total was higher than on 30 April 2013 due to the increase in working capital. Equity declined, above all, due to the loss recorded for the year as well as negative foreign exchange effects from the translation of foreign currency equity positions into the Group’s reporting currency (i.e. euro). The equity ratio therefore declined from 35.9% on 30 April 2013 to 32.5%. Gearing, the ratio of net debt to equity, deteriorated from 31.7% to 38.5%. Cash flow, financial and asset position The development of business in the Zumtobel Group follows a seasonal pattern: during the first half of the financial year (1 May to 31 October) the volume of business is normally higher because most construction projects are concluded during the summer and autumn and the installation of the lighting represents one of the last steps prior to completion. During the third quarter (1 November to 31 January), revenues are substantially lower as a result of the Christmas and winter break in the construction industry. In the fourth quarter (1 February to 30 April), the pace of business begins to accelerate again. Earnings (based on adjusted EBIT) reflect the development of revenues and are also subject to seasonality, which is illustrated by the significantly lower results in the second half of the year. Additionally, earnings for the second half-year are often negatively influenced by expenditures for lighting industry trade fairs. 369 370 Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report Human Ressources how transfer. One of the most important challenges currently facing the Group is the merger of the previously separate Zumtobel and Thorn salesorganisations based on the new organisational structure. In order to successfully complete this cultural shift and optimally realise synergy effects, it is necessary to advance the quality of management and to train supervisors and their staffs. Other challenges include the development of talented employees for key positions through directed succession planning and the further development of the Group’s management culture. The Zumtobel Group offers its employees an extensive range of internal and external training and development programmes. The brand academies focus on the transfer of product-specific expertise – for example on technologies, applications and customer requirements as well as energy efficiency and sustainable lighting solutions. In connection with the reorganisation of sales structures, the central sales department and HR are coordinating the interfaces and content of the Group-wide training measures. The corporate training programmes cover management, processes and social skills. Employees and supervisors took part in 929 training days during the reporting year (2012/13: 990), whereby company instructors held roughly two-thirds of the courses. The online training offering was further expanded in 2013/14 to take advantage of the related substantial savings in time, travel and costs and, in particular, to open the courses to a higher number of potential participants. Management development activities included a variety of special programmes as well as the Global Leadership Day. This event, which was held for the second time, included a focus on the further development of the management mission statement. As of 30 April 2014, the Zumtobel Group had 147 apprentices (2012/13: 179). Internal professional training is an important instrument to counter the lack of specialists caused by demographic shifts. The apprenticeship training programme is operated primarily in Austria and Germany, and includes the following eleven professions: electronics, electrical engineering, machine mechanics, plastics engineering, production engineering, plant electronics, tool mechanics, machining, mechatronics, industrial clerk and media expert. As an employer with a strong corporate culture that has grown over many decades, the Zumtobel Group is well aware of its social responsibility for the employees in its many companies throughout the world and remains focused on the further development of responsible working conditions. The code of conduct of the Zumtobel Group calls for mandatory compliance with the core principles defined by the International Labour Organisation (ILO). The Group also provides various voluntary social benefits for its employees, including subsidies or company programmes for health, accident and/or life insurance. The compatibility of family and career are also important values for the Zumtobel Group. This orientation is underscored by the part-time and home office working models that are open to employees. In 2013/14, the number of part-time employees equalled 4.0% of the full-time equivalent workforce. Mothers and fathers who return to work after parental leave are actively supported in their reintegration. A survey of the Group companies in Germany, Austria and Switzerland to determine the number of employees returning to the company after parental leave showed a share of approx. 84.0%. The Zumtobel Group does not tolerate any form of discrimination. Accordingly, all personnel decisions are based on performance and qualifications. The share of women in the Zumtobel Group’s workforce currently equals approx. 35% and there is no quota for the appointment of women to management positions. Qualified applicants are rare because of the general lack of specialists, and the recruitment of the right persons for the right jobs represents a major challenge. The share of women in management positions currently equals 11.2%. The Zumtobel Group supports the integration of young people and adults with special needs in the working world. Employees with physical handicaps are provided with special on-the-job assistance at a number of the Group companies. At locations that do not meet the legal hiring requirements for people with special needs, the Zumtobel Group makes the required compensation payments. A new programme was created to support young people who are working to complete their secondary education through “second chance learning”. The pilot project gives young men and women an opportunity for a traineeship in the Zumtobel Group, which is intended to support their return to the labour market after their graduation. The Zumtobel Group follows a uniform remuneration scheme that promotes high transparency and ensures performance-based compensation. Remuneration normally exceeds the level required by legal regulations or collective bargaining agreements. Internal and external comparisons are used to confirm that wages and salaries reflect the market level. In countries with low-wage standards, the Zumtobel Group also pays compensation over the legal minimum. Detailed position descriptions (“grading”) allow for the systematic classification of remuneration and ensure that the salary or wage reflects the employee’s qualifications and is also fair and appropriate. This procedure limits any gender-specific irregularities. The grading system was rolled out throughout the Group during the reporting year. The annual employee review forms an important instrument in the interaction between employees and their supervisors. In this structured discussion, a common understanding is developed for the values, Qualified, committed and motivated employees play an important role in the entrepreneurial success of the Zumtobel Group. With their technical expertise, personal competence and passion for light as well as their focused customer orientation and high innovative spirit, they create demanding lighting solutions that set worldwide benchmarks. There were numerous changes in the workforce during the reporting year. The number of employees in production declined by 124, chiefly due to the shutdown, respectively sale of the magnetics plants in Fürstenfeld (Austria) and Melbourne (Australia). The sales workforce was also reduced by 104 employees, above all due to the merger of the previously separate Zumtobel and Thorn sales organisations. The Zumtobel Group increased its investments in R&D during 2013/14, which led to the addition of 54 employees in these areas. The number of contract workers rose by 296 towards the end of the reporting year due to the sound development of revenues, especially in the fourth quarter, and the related higher production volumes. The Zumtobel Group had 7,291 full-time employees (including contract workers) as of 30 April 2014, or 129 more employees than in the previous year. Labour productivity – i.e. adjusted EBIT as a per cent of personnel expenses – rose from 8.3% in the prior year to 11.1% for 2013/14 due to the sound improvement in operating results. Average revenues per employee (including contract workers) increased slightly from EUR 167,700 to EUR 172,700. A sustainable and responsible human resources policy is the basis for the entrepreneurial success of the Zumtobel Group. This policy covers the qualification of existing employees through specialised and personal development, new talent recruiting, the integration of colleagues in new markets and know- 371 372 Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report corporate strategy and goals, mutual expectations are coordinated and development opportunities are systematically identified. Following the revision of the process, the annual employee review was implemented in all Group companies by the end of the 2013/14 financial year. The Zumtobel Group places high importance on accident prevention and health protection for all its employees. Local officers monitor compliance with specific environmental, health and safety guidelines for all brands. Measures are implemented on a continuous basis to increase workplace safety, including employee training, improvements to protective clothing and the replacement of machinery. development cycles. Specific responsibilities are concentrated at the Group level, above all the coordination of research subsidies and committee work, the standardisation and development of tools such as CAD and simulation programmes and the registration, administration and defence of intellectual property rights. The standardisation of LED modules and drivers, the further development of light management systems and technology scouting are also handled at the Group level. The focal points for R&D activities are derived from the “functional chain” of lighting: light sources, optics, control gears and light management. Accord-ingly, the key focal points include LED and OLED in light sources, new optical methods to focus LED light, new control gears for the operation of LEDs and OLEDs and new approaches for the management of lighting equipment. These focal points create opportunities for differentiation in lighting quality, energy-efficiency, added value and the intelligence of lighting controls. The company‘s innovative strength is closely linked to R&D. An extensive patent portfolio, especially in the area of new technologies, protects the positions of the Group’s brands in the areas of growth, competitive advantage and access to strategic cooperation with other companies. In 2013/14 the Lighting Segment registered 94 (2012/13: 108) and the Components Segment 73 patents (2012/13: 80). Statistics issued by the Austrian Patent Office rank the Zumtobel Group sixth in the number of patent registrations in Austria during 2013. The Zumtobel Group also collects data on the contribution made by new products (products not older than three years) to revenues. In 2013/14 the share of revenues generated with new products equalled 32.6% in the Lighting Segment (in Europe; 2012/13: 26.2%) and 54.1% in the Components Segment (worldwide; 2012/13: 46.0%). The number of active commercial property rights – currently approx. 7,500, including 4,250 patents – and the share of revenues recorded with new products speak for the company’s innovative strength. LED technology continues to have a significant influence on R&D in the Zumtobel Group. The short lifecycles of LED products therefore represent a major challenge, since they lead to a steady increase in the speed of the development process as well as a sharp rise in R&D expenses at the same time. Other important factors are the need for greater system competence, higher demands on quality and increasing competition. In addition to specially directed support for employees‘ qualifications in electronics and systems, the Zumtobel Group meets the current challenges by focusing on the modular development of products, the use of technical platforms and the internal standardisation of components. Development partnerships will also become even more important in the future. An important role in this respect is played by the Group’s long-term strategic partnerships with suppliers, research institutions and industrial partners, such as the Competence Centre for Light and LG Innotec. The Zumtobel Group also plans to further extend its R&D organisation beyond Europe’s borders. All brands intend to expand their R&D activities in China. The goal is to improve information transfer in the area of new technologies, increase the use of similar tools and promote the creation of standardised processes to drive the development of global products for global brands and low-cost products for the local Asian market. In addition to its own research, cooperation programmes help to support sustainable innovation processes. The Zumtobel Group and its partners are currently working on a wide variety of research assignments. They are focused on the development of new technical solutions and, above all, on the effects of light on people and the environment in a wide variety of applications. The project partners include universities, which also play an important role in the promotion of new talents. These universities include, among others, the Engineering Universities in Ilmenau and Berlin and the Hamburg University of Applied Sciences (all in Germany), the Technical Universities in Graz (Austria) and Lund (Sweden), the KTH Royal Institute of Technology in Stockholm (Sweden), the Swiss Federal Institute of Technology in Zurich (Switzerland) and Durham University (Great Britain). Another important network partner for the Zumtobel Group is the Fraunhofer Institute for Production Technology in Aachen (Germany). Research & Development Through its role in the development and application of new technologies, research and development (R&D) is a decisive success factor for the Zumtobel Group. In accordance with the goal to further expand the outstanding technology position of the Zumtobel Group, R&D expenditures were increased by 3.9% to EUR 71.8 million in 2013/14 and the R&D team was enlarged. The individual brands are responsible for product development because their close proximity to product management plays an important role in accelerating Research and Development in EUR million Development costs Research costs R&D total as a % of revenues Headcount (full-time equivalent) R&D 2013/14 2012/13 Change in % 68.6 65.6 4.6 3.2 3.5 (8.6) 71.8 69.1 3.9 5.8 5.6 602 548 9.8 373 374 Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Steady dividend policy Support for this positive development in 2014 will be provided, above all, by the countries in Central and Northern Europe: for example Germany with plus 1.7%, Austria with plus 1.7%, Great Britain with plus 2.9% and Sweden with plus 2.8%. The construction industry in Europe will not make a substantial contribution to economic recovery during the current calendar year. However, the November 2013 report by Euroconstruct confirms that the commercial construction sector should stabilise in 2014 after several years of declines. In the seven most important European markets for the Zumtobel Group (Austria, Germany, Switzerland, France, Great Britain, Italy and Scandinavia), Euroconstruct is predicting growth of 0.1% for the 2014 calendar year and 1.4% for the 2015 calendar year. The European construction industry shows signs of a trend reversal from a declining to a slight improving market environment. In the lighting industry, this trend is strengthened by the technology shift to LED and energy efficiency as well as growth opportunities in the new markets. The Zumtobel Group has an outstanding position to realise above-average benefits from the growth impulses in the industry due to its multi-brand strategy, extensive know-how in lighting applications, strong technology position, complete coverage of the value chain and solid balance sheet and financing structure. Against this backdrop, the management of the Zumtobel Group has set a goal to generate organic growth of 3% to 5% on average over each of the next three years through an increase in market shares. Significant cost savings and efficiency improvements, above all in production and sales, should support a steady increase in the operating return on sales (adjusted EBIT margin) from the current level of approx. 4% to 8% - 10% by 2016/17. In relation to revenues, production costs should fall three to four percentage points below the current level of approx. 62% and selling and administrative expenses two to three percentage points below the current level of approx. 29% over the medium-term. The 2014/15 financial year will be an important year of transition for the Zumtobel Group in which a stable foundation is created for future profitable and dynamic growth. Key tasks are to bring the new structures to life, to eliminate past inefficiencies and, in this way, to leverage growth and cost synergies from the multi-brand strategy. The necessary restructuring measures will result in negative special effects of roughly EUR 20 million on operating earnings in 2014/15. Based on the positive economic signals from the second half of 2013/14 and the planned significant cost savings, the management of the Zumtobel Group looks toward the coming months with reserved optimism in spite of the still limited visibility. The development of revenues will be supported by slight tailwinds from the recovering market environment in Europe, but revenues from the sale of magnetic ballasts ended with our exit from this technology in 2013/14. For the 2014/15 financial year, we expect an increase of approx. 3% in revenues as well as an improvement in the adjusted EBIT margin to 5% to 6% (adjusted EBIT margin 2013/14 financial year: 3.8%) despite the end of magnetic revenues. The Zumtobel Group follows a continuous dividend policy, whereby the amount of the dividend is dependent on the current profitability, earnings forecasts and general economic developments. Based on the stabilising economic environment, the Management Board will make a recommendation to the Supervisory Board and subsequently to the annual general meeting of Zumtobel AG on 25 July 2014 calling for a dividend of EUR 0.18 for the 2013/14 financial year (2012/13: EUR 0.07). Outlook and Goals Forecasts by the International Monetary Fund (IMF)3 for the global economy point to moderate growth of 3.6% in the 2014 calendar year and 3.9% in 2015. However, expectations differ substantially by region. The USA will remain the central growth driver and the euro zone will see sound recovery, but momentum in the developing and emerging countries will continue to slow. These regions are expected to generate growth of 4.9% in 2014 and 5.3% in 2015. The IMF has cut its forecasts from Brazil to Russia, whereby the emerging countries are still responsible for nearly 60% of worldwide growth. Forecasts for the industrialised countries point to an increase of 2.2% in 2014 and 2.3% in 2015. The US economy can hope for a sound plus of 2.8% and 3.0%, respectively, in these two years. Following a 0.5% decline in the euro zone’s gross national product in 2013, the IMF is projecting an increase of 1.2% in 2014 and 1.5% in 2015. This more optimistic – compared with the previous year – outlook is in line with the latest trends in key sentiment indicators for the euro zone. Source: IMF forecast, World Economic Outlook, April 2014 3 Dornbirn, 16 June 2014 The Management Board Ulrich Schumacher Chief Executive Officer Karin Sonnenmoser Chief Financial Officer Martin Brandt Chief Operating Officer Group Management Report 375 Zahlen und Fakten Konzernabschluss Gewinn- und Verlustrechnung in TEUR Umsatzerlöse 2013/14 2012/13 Veränderung in % 1.246.831 1.243.616 0,3 Kosten der umgesetzten Leistungen -845.356 -855.048 -1,1 Bruttoergebnis vom Umsatz 401.475 388.568 3,3 32,2 31,2 -320.263 -321.581 -0,4 Verwaltungskosten -40.424 -39.664 1,9 Sonstiges betriebliches Ergebnis -28.645 -5.663 <-100 -35.452 -14.043 <-100 12.143 21.660 -43,9 1,0 1,7 -8.904 -9.856 -9,7 815 1.225 -33,4 -6.763 -4.592 47,3 289 -560 >100 -14.563 -13.783 -5,7 -1,2 -1,1 Ergebnis vor Ertragsteuern -2.420 7.877 <-100 Ertragsteuern -2.263 -1.629 38,9 Ergebnis aus fortzuführenden Bereichen -4.683 6.248 <-100 -73 -162 55,1 -4.756 6.086 <-100 in % vom Umsatz -0,4 0,5 davon den Minderheitengesellschaftern zuordenbar 239 127 88,5 -4.995 5.959 <-100 in % vom Umsatz Vertriebskosten davon Sondereffekte Betriebsergebnis in % vom Umsatz Zinsaufwand Zinsertrag Übrige finanzielle Aufwendungen und Erträge Ergebnis aus nach der Equity-Methode bilanzierten Finanzanlagen Finanzergebnis in % vom Umsatz Ergebnis aus aufgegebenen Bereichen Jahresergebnis davon den Anteilseignern des Mutterunternehmens zuordenbar 377 Zahlen und Fakten Konzernabschluss Zahlen und Fakten Konzernabschluss Bilanz 378 in TEUR 30. April 2014 in % 30. April 2013 in % 187.792 18,7 190.035 19,1 55.682 5,5 52.837 230.635 22,9 Nach der Equity-Methode bilanzierte Finanzanlagen 2.441 Finanzielle Vermögenswerte Übrige Vermögenswerte in TEUR 30. April 2014 in % 30. April 2013 in % Grundkapital 108.750 10,8 108.750 10,9 5,3 Kapitalrücklagen 335.249 33,3 335.210 33,7 239.966 24,1 Gewinnrücklagen -115.215 -11,5 -96.042 -9,7 -4.995 -0,5 5.959 0,6 0,2 3.667 0,4 323.789 32,1 353.877 35,5 1.466 0,1 1.101 0,1 3.765 0,4 3.509 0,4 4.354 0,4 4.233 0,5 327.554 32,5 357.386 35,9 37.509 3,7 38.413 3,9 Langfristiges Vermögen Rückstellungen für Pensionen 77.486 7,7 74.669 7,5 519.879 51,5 530.252 53,4 Vorräte Rückstellungen für Abfertigungen 41.374 4,1 42.744 4,3 181.426 18,1 160.472 16,1 Forderungen aus Lieferungen & Leistungen Sonstige Personalrückstellungen 12.860 1,3 14.146 1,4 199.303 19,8 185.533 18,6 1.073 0,1 921 0,1 2.731 0,3 2.435 0,3 Übrige Vermögenswerte 197.357 19,6 197.001 19,9 29.071 2,9 29.098 2,9 Liquide Mittel Übrige Verbindlichkeiten 2.575 0,3 1.911 0,2 74.191 7,4 87.048 8,7 Latente Steuern 4.337 0,4 7.307 0,7 486.722 48,5 464.586 46,6 337.062 33,5 338.699 34,1 1.006.601 100,0 994.838 100,0 Rückstellungen für Ertragsteuern 20.057 2,0 20.487 2,1 Übrige Rückstellungen 32.985 3,3 24.580 2,5 5.314 0,5 4.264 0,4 Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen 159.912 15,9 131.801 13,2 Übrige Verbindlichkeiten 123.717 12,3 117.621 11,8 Kurzfristige Schulden 341.985 34,0 298.753 30,0 1.006.601 100,0 994.838 100,0 Firmenwerte Übrige immaterielle Vermögenswerte Sachanlagen Latente Steuern Finanzielle Vermögenswerte Kurzfristiges Vermögen VERMÖGEN Jahresergebnis Kapital der Anteilseigner der Muttergesellschaft Kapital der Minderheitengesellschafter Eigenkapital Übrige Rückstellungen Finanzschulden Langfristige Schulden Finanzschulden EIGENKAPITAL UND SCHULDEN 379 Zahlen und Fakten Konzernabschluss Zahlen und Fakten Konzernabschluss Kapitalflussrechnung 380 in TEUR in TEUR 2013/14 2012/13 7.213 44.849 -2.238 -30.979 11 185 Veränderung von Minderheitenanteilen -1.524 0 Dividenden -3.258 -8.957 39 205 -6.922 -7.792 815 1.222 -13.088 -46.301 -6.444 616 VERÄNDERUNG DES FINANZMITTELBESTANDES -12.319 -836 1.910 Finanzmittelbestand am Anfang der Periode 82.902 83.738 11.079 6.193 Finanzmittelbestand am Ende der Periode 70.583 82.902 Veränderungen der sonstigen operativen Positionen 8.570 -2.684 Veränderung -12.319 -836 Bezahlte Steuern -5.423 -5.181 Cashflow aus dem operativen Geschäft 71.765 103.308 Einzahlungen aus Anlagenabgängen 429 111 -65.553 -59.509 Veränderung von lang- und kurzfristigen finanziellen Vermögenswerten -1.545 702 Veränderung liquider Mittel aus Konsolidierungskreisänderungen 2.117 237 -64.552 -58.459 7.213 44.849 2013/14 2012/13 Betriebsergebnis aus fortzuführenden und aufgegebenen Bereichen 12.070 21.497 Abschreibungen und Amortisierungen 68.067 57.811 Veränderung der lang- und kurzfristigen Finanzschulden 508 1.246 davon nicht frei verfügbare Zahlungsmittelbestände -1.050 -420 -73 -382 Cashflow aus dem operativen Ergebnis 79.522 79.752 Ausübung Optionen Vorräte -24.833 12.459 Bezahlte Zinsen Forderungen aus Lieferungen & Leistungen -19.846 26.849 Vereinnahmte Zinsen Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen 30.477 -2.414 Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit 3.298 -5.473 Einfluss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbestand Veränderung des Working Capital -10.904 31.421 Langfristige Rückstellungen -11.414 -10.787 Kurzfristige Rückstellungen 8.905 Gewinn/Verlust aus Anlagenabgängen Konsolidierungskreisänderungen Ergebnis aus der Aufgabe von Geschäftsbereichen Erhaltene Anzahlungen Übrige lang- und kurzfristige Vermögenswerte und Verbindlichkeiten Auszahlungen für Anlagenzugänge Cashflow aus der Investitionstätigkeit FREIER CASHFLOW FREIER CASHFLOW 381 Facts and Figures Consolidated Financial Statements Income Statement in TEUR 2013/14 2012/13 Change in % Revenues 1,246,831 1,243,616 0.3 Cost of goods sold (845,356) (855,048) (1.1) 401,475 388,568 3.3 32.2 31.2 (320,263) (321,581) (0.4) Administrative expenses (40,424) (39,664) 1.9 Other operating results (28,645) (5,663) <(100) (35,452) (14,043) <(100) Operating profit/loss 12,143 21,660 (43.9) as a % of revenues 1.0 1.7 (8,904) (9,856) (9.7) 815 1,225 (33.4) (6,763) (4,592) 47.3 289 (560) >100 (14,563) (13,783) (5.7) as a % of revenues (1.2) (1.1) Profit/loss before tax (2,420) 7,877 <(100) Income taxes (2,263) (1,629) 38.9 Net profit/loss from continuing operations (4,683) 6,248 <(100) (73) (162) 55.1 (4,756) 6,086 <(100) as a % of revenues (0.4) 0.5 thereof due to non-controlling interests 239 127 88.5 (4,995) 5,959 <(100) Gross profit as a % of revenues Selling expenses thereof special effects Interest expense Interest income Other financial income and expenses Result from companies accounted for at equity Financial results Net loss from discontinued operations Net profit/loss for the period thereof due to shareholders of the parent company 383 Facts and Figures Consolidated Financial Statements Facts and Figures Consolidated Financial Statements Balance Sheet 384 in TEUR 30 April 2014 in % 30 April 2013 in % 187,792 18.7 190,035 19.1 55,682 5.5 52,837 5.3 230,635 22.9 239,966 24.1 Financial assets accounted for at-equity 2,441 0.2 3,667 0.4 Financial assets 1,466 0.1 1,101 0.1 Other assets 4,354 0.4 4,233 0.5 37,509 3.7 38,413 3.9 Non-current assets 519,879 51.5 530,252 53.4 Inventories 181,426 18.1 160,472 16.1 Trade receivables 199,303 19.8 185,533 18.6 2,731 0.3 2,435 0.3 Other assets 29,071 2.9 29,098 2.9 Liquid funds 74,191 7.4 87,048 8.7 486,722 48.5 464,586 46.6 1,006,601 100.0 994,838 100.0 Goodwill Other intangible assets Property, plant and equipment Deferred taxes Financial assets Current assets ASSETS in TEUR 30 April 2014 in % 30 April 2013 in % Share capital 108,750 10.8 108,750 10.9 Additional paid-in capital 335,249 33.3 335,210 33.7 (115,215) (11.5) (96,042) (9.7) Net profit/loss for the period (4,995) (0.5) 5,959 0.6 Capital attributed to shareholders of the parent company 323,789 32.1 353,877 35.5 3,765 0.4 3,509 0.4 327,554 32.5 357,386 35.9 Provisions for pensions 77,486 7.7 74,669 7.5 Provisions for severance compensation 41,374 4.1 42,744 4.3 Provisions for other employee benefits 12,860 1.3 14,146 1.4 1,073 0.1 921 0.1 197,357 19.6 197,001 19.9 Other liabilities 2,575 0.3 1,911 0.2 Deferred taxes 4,337 0.4 7,307 0.7 337,062 33.5 338,699 34.1 Provisions for taxes 20,057 2.0 20,487 2.1 Other provisions 32,985 3.3 24,580 2.5 5,314 0.5 4,264 0.4 Trade payables 159,912 15.9 131,801 13.2 Other liabilities 123,717 12.3 117,621 11.8 Current liabilities 341,985 34.0 298,753 30.0 1,006,601 100.0 994,838 100.0 Reserves Capital attributed to non-controlling interests Equity Other provisions Borrowings Non-current liabilities Borrowings EQUITY AND LIABILITIES 385 Facts and Figures Consolidated Financial Statements Facts and Figures Consolidated Financial Statements Cash Flow 386 in TEUR in TEUR 2013/14 2012/13 Operating profit from continuing and discontinued operations 12,070 21,497 Depreciation and amortisation 68,067 57,811 Change in net borrowings 508 1,246 thereof restricted cash Changes in the consolidation range (1,050) (420) Results from discontinued operations (73) (382) 79,522 79,752 Exercise of options Inventories (24,833) 12,459 Interest paid Trade receivables (19,846) 26,849 Interest received 30,477 (2,414) Cash flow from financing activities 3,298 (5,473) Effects of exchange rate changes on cash and cash equivalents Change in working capital (10,904) 31,421 CHANGE IN CASH AND CASH EQUIVALENTS Non-current provisions (11,414) (10,787) 8,905 1,910 11,079 6,193 8,570 (2,684) (5,423) (5,181) 71,765 103,308 429 111 (65,553) (59,509) (1,545) 702 2,117 237 (64,552) (58,459) 7,213 44,849 Gain/loss from disposal of fixed assets Cash flow from operating results Trade payables Prepayments received Current provisions Other current and non-current assets and liabilities Change in other operating items Taxes paid Cash flow from operating activities Proceeds from the sale of non-current assets Capital expenditures on non-current assets Change in non-current and current financial assets Change in liquid funds from changes in the consolidation range Cash flow from investing activities FREE CASH FLOW 2013/14 2012/13 7,213 44,849 (2,238) (30,979) 11 185 Change of minority interest (1,524) 0 Dividends (3,258) (8,957) 39 205 (6,922) (7,792) 815 1,222 (13,088) (46,301) (6,444) 616 (12,319) (836) Cash and cash equivalents at the beginning of the period 82,902 83,738 Cash and cash equivalents at the end of the period 70,583 82,902 (12,319) (836) FREE CASH FLOW Change absolute 387 Service Nördliche Hemisphäre Northern Hemisphere Werkslandschaft der Zumtobel Gruppe zum 30.04.2014. Polarkreis Polar Circle Service Die Adressen der Vertriebsgesellschaften & Produktionsstandorte finden Sie über die jeweilgen Websites unserer Marken. Production network of the Zumtobel Group as of 30.04.2014. Südliche Hemisphäre Southern Hemisphere Polarkreis Polar Circle You can find the addresses of our sales offices & production sites on the websites of each brand. Tianjin 388 389 Guangzhou Shenzhen Landskrona Lemgo Jennersdorf Highland Spennymoor Innsbruck Les Andelys Leuchtengeschäft / Lighting Segment Komponentengeschäft / Components Segment Wetherill Park, Sydney Dornbirn Enneda Auckland Service Firmenadressen Company addresses Konzernsitz / Headquarter Zumtobel AG Höchsterstrasse 8. 6850 Dornbirn, Austria t +43 (5572) 509-0 f +43 (5572) 509-601 info@zumtobelgroup.com zumtobelgroup.com Leuchtengeschäft / Lighting Segment Zumtobel Zumtobel Lighting GmbH Schweizerstrasse 30, Postfach 72 6851 Dornbirn, Austria t +43 (5572) 390-0 f +43 (5572) 22 826 info@zumtobel.info zumtobel.com Thorn Thorn Lighting Ltd. Green Lane Industrial Estate Spennymoor Co. Durham DL16 6HL, United Kingdom t +44 (1388) 420042 f +44 (1388) 420156 info@thornlighting.com thornlighting.com Reiss Reiss Lighting GmbH Otto-Lilienthal-Straße 2. 88046 Friedrichshafen, Germany t +49 (7541) 70079-0 f +49 (7541) 70079-99 management@reiss-lighting.de reiss-lighting.de Komponentengeschäft / Components Segment Tridonic Tridonic GmbH & Co KG Färbergasse 15. 6851 Dornbirn, Austria t +43 (5572) 395-0 f +43 (5572) 20176 sales@tridonic.com tridonic.com 391 392 Service Weitere Berichte der Zumtobel Gruppe Further reports of the Zumtobel Group Service Jahresfinanzbericht 2013/14 Annual Financial Report 2013/14 Ergänzend zu dem vorliegenden Geschäftsbericht hat die Zumtobel Gruppe einen Jahresfinanzbericht mit dem vollständigen Konzernabschluss 2013/14 veröffentlicht. Der Jahresfinanzbericht steht auf unserer Website unter folgendem Link zum Download bereit: zumtobelgroup.com/de/finanzinformationen.htm In addition to the present Annual Report, the Zumtobel Group has published an Annual Financial Report with the complete Consolidated Financial Statements for 2013/14. The Annual Financial Report is available for download via the following link: zumtobelgroup.com/en/financial_information.htm Bericht zum 1. Quartal 2014/15 Report on the First Quarter 2013/14 02.09.2014 Corporate Governance Bericht 2013/14 Corporate Governance Report 2013/14 Der aktuelle Corporate Governance Bericht der Zumtobel Gruppe wurde im Rahmen des Jahresfinanzberichts 2013/14 veröffentlicht und steht auf der Website zum Download bereit: zumtobelgroup.com/de/corporate_governance.htm The current Zumtobel Group Corporate Governance Report was published in the context of the Annual Financial Report 2011/12 and can be downloaded from our website: zumtobelgroup.com/en/corporate_governance.htm – – Sie können ein Printexemplar der genannten Berichte über unsere Website unter: zumtobelgroup.com/de/bestellservice.htm oder unter folgender E-Mail bestellen: presse@zumtobelgroup.com You can order a print copy of the mentioned reports on our website via: zumtobelgroup.com/en/Ordering.htm or via the following e-mail address: presse@zumtobelgroup.com Bericht zum 1. Halbjahr 2014/15 Report on the First Half-year 2014/15 09.12.2014 Bericht zum 3. Quartal 2014/15 Report on the First Three Quarters 2014/15 03.03.2015 Terminvorschau Geschäftsjahr 2014|15 Preview Financial Year 2014|15 393 394 Service Kontakte Contacts Zumtobel Group Presse / Press Astrid Kühn-Ulrich Head of Corporate Communications T +43 (0) 5572 509-1570 astrid.kuehn@zumtobelgroup.com Herausgeber / Publisher Zumtobel AG, Dornbirn Astrid Kühn-Ulrich Corporate Communications Investor Relations / Investor Relations Harald Albrecht Head of Investor Relations T +43 (0) 5572 509-1125 harald.albrecht@zumtobelgroup.com – Zumtobel AG Höchsterstr. 8 6850 Dornbirn Austria Kolophon Colophon LIVING THE NORDIC LIGHT Hergestellt von: Snøhetta, gegründet 1989, ist ein internationales Büro für Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und Design mit Hauptsitz in Oslo (Norwegen) und einer weiteren Niederlassung in New York City (USA). 2014 hat das Unternehmen, was nach einem von Norwegens höchsten Bergen benannt ist, ca. 150 Mitarbeiter mit 27 verschiedenen Nationalitäten, die an Projekten in Europa, Asien, Afrika, den Vereinigten Staaten und Kanada arbeiten. Produced by: Snøhetta, founded in 1989, is an international architecture, landscape architecture, interior architecture and graphic design firm based in Oslo, Norway and New York City. As of 2014, the firm, which is named after one of Norway’s highest mountain peaks, has approximately 150 staff members, representing 27 different nationalities, working on projects in Europe, Asia, Africa, the United States and Canada. Art direction und / and Design: Snøhetta – Wir bedanken uns bei / Thanks to: Maria Gulbrandsen, Sørreisa Olaug Bastholm, Berlevåg Helny Zingmark, Boden Apmut-Ivar Kuoljok, Jokkmokk 395 396 Zumtobel Group Kolophon Colophon Zumtobel Group Weitere Mitwirkende / Other contributors: PhD, Department of Architectural Design, Form and Colour Studies, Norwegian University of Science and Technology, Trondheim. Index Abbildungen / Plates: Åsne Seierstad: Wurde durch ihre Bücher über die Situation in Afghanistan und das Terrorattentat in Oslo und auf Utøya im Jahr 2011 zu einer von Norwegens angesehensten Schriftstellerinnen. / One of Norway’s most respected writers, thanks to her books on the situation in Afghanistan and the terror attacks in Oslo and on Utøya in 2011. Po Tidholm: Schwedischer Kolumnist, Kulturkritiker und Schriftsteller. Sein Essay- und Reportagen-Buch über das Leben in Norrland (2012) wurde von einer Vielzahl von Kritikern gefeiert. / Swedish columnist, culture journalist and author. His 2012 book of essays and reporting on life in northern Sweden was unanimously acclaimed by the critics. Lars Forsberg: Schwedischer Redakteur und Autor (Bildtexte und Exkurse zu den Illustrationen Dunkelheit & Licht). / Swedish editor and writer, contributed captions and digressions on the plates in Darkness & Light. Sølve Sundsbø: Norwegischer Fotograf. Mit London als Basis, hat er sich seit 1994 einen Namen als einer der weltweit führenden Modefotografen gemacht. / Norwegian photographer. Based in London since 1994, he has made a name for himself as one of the world’s leading fashion photographers. Barbara Szybinska Matusiak: Professorin, Architektin MSA, Ph.D., Fachbereich Architekturdesign, Form- und Farbwissenschaften an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim. / Professor, architect MSA, Vidje Hansen: Leiter der psychiatrischen Forschungsabteilung am Universitätskrankenhaus von Nordnorwegen, Professor für klinische Psychiatrie am Institut für Klinische Medizin an der Pädagogischen Fakultät der Universität zu Tromsø. / Lead researcher in the psychiatric research group at the University Hospital of North Norway, professor of clinical psychiatry in the Department of Clinical Medicine at the University of Tromsø School of Medicine. Bruno Laeng: Professor für kognitive Neuropsychologie an der Universität zu Oslo, Mitglied des Regionalen Ethischen Komitees (REK) für Medizinische Forschung in Oslo. / Professor of cognitive neuropsychology at the University of Oslo, member of the Regional Ethical Committee (REK) for Medical Research, Oslo. Übersetzungen / Translations: Englisch / English: Robert Dunlap, Bruce Bawer. Deutsch / German: Lea Kaufmann, Christel Hildebrandt. Besonderer Dank an / Special thanks to: Andrea Rudi Lorås, Forlaget Press, Café Velferden in Berlevåg, Carl Huth, Cato Lein, Helene Gulaker Hansen, Håkon Harket, Jarle Strømodden/Vigeland Museum, Joakim Borda Pedreira, Ivar Kvaal, Johanna Lewengard, Knut Ljøgodt/Nordnorsk Kunstmuseum, Nikolaj Stobbe/Nils Stærk Gallery, Petter Östlund/ Sundsvall Fotomuseum, Rolf A. Hoff, Sunna Kuoljok/ Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Steinar Leirbekk, Viddernäs hus in Jokkmokk. Kolophon Colophon 1. Theodor Kittelsen (1881). Photo: Grev Wedels Plass Auksjoner/H.R. Elgheim. 2. Cato Lein (2013). 3. From ”Gaimard” (1842–48). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo. Photo: Dag Andre Ivarsøy. 4. Bjørn Christian Tørrissen (2006). 5. Eevahenna Aalto (1998). 6. Harvey Goodwin (2008). Norsk Polarinstitutts bildearkiv. 7. Scott Hansen/Tycho (2014). 8. Po Tidholm (2015) 9. From the movie Rymdinvasion i Lappland (1959). 10. Olaus Magnus (1555) 11. Eevahenna Aalto (1995). 12. Kåre Kivijärvi (1965). Nasjonalbiblioteket, Oslo. 13–16. Cato Lein (2013). 17. Ellisif Rannveig Wessel. (c.1920). Norsk Folkemuseum. 18. Lars Tunbjörk (2007). 19. Cato Lein (2007). 20. Otto Sinding (c.1890). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 21. Vilhjelm Riksheim (1930’s). Tromsø Bymuseum. 22. Mona Kristiansen (2014). 23. Jerry “MagnuM” Porsbjer (c.2000). 24–26. Cato Lein (2006). 27–28. Morten Andersen (1980’s). 29. Lars Lerin (2000). 30. Jørn Tomter (c.2000). 31. Lars Lerin (2008). 32. Kåre Kivijärvi (1976). Nasjonalbiblioteket, Oslo. 33. Kåre Kivijärvi (1965). Nasjonalbiblioteket, Oslo. 34. Christian Langvatn (c.2000). 35. Arnt Sneve (c.1970). 36. Nasjonalbiblioteket, Oslo (2011). 37. ©Norsk Polarinstitutt. 38. Lars Pirak (n.d.). Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Jokkmokk. 39. Cato Lein (c.2000). 40. Po Tidholm (2013). 41. www.msm.no (2013). 42. Lars Lerin (2008). 43. Finn Larsen / Norsk Teknisk Museum. 44. ©Norsk Polarinstitutt. 45. Christian Langvatn (2007). 46. Rune Johansen (2010). 47. Per Edvin Lund (1954). 48. Joachim Andreas Vibe Kjærulf Fleischer (c.1915). Riksarkivet, Oslo. 49. ©Norskt Luftfartsmuseum. 50. Instagram/Linn Brevick. 51. Matthias Stoltenberg (1837). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 52. Cato Lein (1994). 53. Martti Rikkonen (n.d.). ©Cartina bildbyrå. 54. ©Sveriges Riksbank. 55. François Auguste Biard (1839). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 56. Carl Svantje Hallbeck (1856). Chromolithograph by Julis Hellesen. 57. Otto Sinding (n.d.). Göteborgs Konstmuseum. 58. Joakim Eskildsen (1991). 59. Anders Beer Wilse: Roald Amundsen (1909). Nasjonalbiblioteket, Oslo. 60. Cato Lein (1984). 61. Sverresborg Trøndelag Folkemuseum. 62. Po Tidholm (2013). 63. Cato Lein (1984). 64. Emil Ragnar Borg Mesch (1901). Sundsvall Fotomuseum. 65. Arnt Sneve (c.1970). 66. Greger Ulf Nilson (2014). 67. ©Einar Montén/Jamtli (1954). 68. Torleiv Hoff (c.1925). 69. Instagram/Dirk Pijnenburg (2013). 70. Ernst Wilhelm Nay (1938). Hessisches Landesmuseum, Darmstadt. 71. Christian Langvatn (c.2010). 72. Knud Baade (1850). 73. Rigmor Skjervagen (c.1940). 74. Rune Nilsen (2013). 75. Postcard (c.2010). 76. John Savio (1925). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 77. Christian Langvatn (c.2010). 78. Norsk Reiselivsmuseum. 79. Kristian helgesen/VG (2010). 80. Rune Johansen (2004). 81. Rune Johansen (2004). 82. Norsk Fiskeværsmuseum/Grepstad. 83. Knud Leem (1767). 84. Wikipedia. 85. Wikipedia. 86. Antony Gormley. Photo: TomRunar Johnsen). 87. Kåre Kivijärvi (1969). 88. Anna-Eva Bergman (n.d). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 89. (1905). Billedsamlingen/Grepstad, Universitetsbiblioteket, Bergen. 90. Fritjof Arentz (1921). 91. Nadja-Kalendern (1972). 92. Mads Gamdrup (2012). 93-94. Morten Andersen (2011). 95. Greger Ulf Nilson (2014). 96. Cato Lein (2007). 97. Klingspor (1885). 98. Cato Lein (1984). 99. Po Tidholm (2013). 100. Wikipedia. 101. Po Tidholm (2013). 102. John Savio (c.1930). 103. Po Tidholm (2013). 104. Kåre Kivijärvi (1969). 105. Christian Langvatn (c.2010). 106. Kåre Kivijärvi (1961). 107. Åke Alwin (1959). Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Jokkmokk. 108. www.blommix.blogspot.no. (2013). 109. Rune Johansen (2005). 110. Rune Johansen (2005). 111. Monica Gjendem (2011). 112. Fridtjof Nansen (1912). 113. www.msm.no. 114. ©Jenny Karlsson/Jamtli (1924). 115. Po Tidholm (2013). 116. Peder Balke (1864). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo. 117. www.hundreprosentelisabeth. blogspot.no (2010). 118. Peder Balke (c.1860). Göteborgs Konstmuseum. 119. Postcard, Tromsø (c.1960). 120. Peder Balke (1864). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo. 121. Instagram/Jasdeep Singh Kalirai (2013). 122. Peder Balke (c.1864). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo. 123. Gunnar Tollefsen (1978). 124. Peder Balke (c.1850). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsö. 125. Anna Boberg (n.d.). Nationalmuseum, Stockholm. 127. Postcard Knut Aune Kunstforlag (1956). [Einige der Fotografien und Gemälde sind einen Tick abgeschnitten. Den einen oder anderen Urheber konnten wir nicht erreichen/ausfindig machen. Dafür bitten wir um Nachsicht. / Several of the photos and paintings have been cropped slightly. In some cases, we have not been able to reach potential copyright holders. We hope they will have understanding and tolerance for this.] 397 398 Zumtobel Group Kolophon Colophon Geschäftsbericht 2013 |14 Annual Report 2013 |14 Lithographie und Druck / Lithography and Printing: Göteborgstryckeriet, Schweden Redaktion / Editors: Astrid Kühn-Ulrich und / and Harald Albrecht, Zumtobel AG, Dornbirn Sophie Moser und / and Nikolaus Johannson, Zumtobel Lighting GmbH, Dornbirn Deborah Bestman, Thorn Lighting Ltd., London Markus Rademacher, Tridonic GmbH & Ko KG, Dornbirn Übersetzung / Translation: Bauer-Boothroyd, Schorndorf Donna Schiller, Wien Koordination / Coordination: Lisa Pfurtscheller, Zumtobel AG, Dornbirn Wir bedanken uns bei / Thanks to: Herbert Resch, Zumtobel Lighting GmbH, Dormbirn Auflage / Circulation: 7.000 © 2014 Zumtobel AG Wiedergabe und Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Zumtobel AG. Zumtobel AG Höchsterstr. 8 A-6850 Dornbirn T +43 (5572) 509-0 F +43 (5572) 509-601 presse@zumtobelgroup.com www.zumtobelgroup.com 70°51’28”N, 29°5’5”E | 69°8’48”N, 18°9’22”E | 66°37’0”N, 19°50’0”E | 65°50’0”N, 21°43’0”E