Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013|14 / Annual Report 2013|14

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Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013|14 / Annual Report 2013|14
Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013 |14 / Annual Report 2013 |14
LIVING
THE
NORDIC
LIGHT
Erstellt in Zusammenarbeit mit / Created in collaboration with Snøhetta.
Inhalt / Contents
Vorwort / Preface Zumtobel Group
Vorwort / Preface Snøhetta
6
13
Hundertjährige blicken zurück / Centenarians Looking Back
23
Dunkelheit / Darkness
Licht / Light
114
214
Forscher blicken in den Norden / Scientists Looking North
292
–
Geschäftsbericht 2013|14 / Annual Report 2013|14
Markenberichte / Brand Reports
Thorn
Tridonic
Zumtobel
338
342
348
Zahlen und Fakten / Facts & Figures
Fünfjahresübersicht / Five-Year Overview
Konzernlagebericht / Group Management Report
Konzernabschluss / Consolidated Financial Statements
350
352
377
–
Service
388
Kolophon / Colophon
395
Zumtobel Group
Vorwort CEO
Geschäftsbericht 2013 |14
Zumtobel Group
Vorwort CEO
Geschäftsbericht 2013 |14
Liebe Kunden,
Partner und Aktionäre,
6
es war mir eine große Ehre und Freude, Anfang Oktober letzten Jahres den
Vorstandsvorsitz der Zumtobel Group zu übernehmen. Ich habe seitdem ein
Unternehmen kennengelernt, das dank seiner engagierten und hervorragend
qualifizierten Mitarbeiter, seiner intensiven und langjährigen Kundenbeziehungen
und seiner international etablierten Marken über ein enormes Potential verfügt.
Unser Kerngeschäft ist Licht – eine faszinierende Materie, die Grundvoraussetzung
ist für jegliche menschliche Wahrnehmung, die unsere Lebensräume definiert,
unsere Emotionen anspricht und unsere Kreativität fördert. Als Unternehmen befinden wir uns in einer sehr spannenden Zeit, in der wir durch technologische
Innovation – die digitale Lichtquelle LED und elektronische Lichtsteuerung – ganz
neue Möglichkeiten schaffen, künstliches Licht zu generieren und Lichterlebnisse
zu gestalten.
In diesem Zusammenhang freut es mich sehr, dass wir mit Kjetil Thorsen,
Mitbegründer und Partner von Snøhetta, Oslo, einen international renommierten
Architekten für die Gestaltung des vorliegenden künstlerischen Geschäftsberichts
gewinnen konnten. Unter dem Titel LIVING THE NORDIC LIGHT führt das KreativTeam von Snøhetta die Serie der künstlerischen Geschäftsberichte der Zumtobel
Group in ihr 23. Jahr und setzt sich dabei auf besondere Art und Weise mit der
Faszination des natürlichen Lichts auseinander. Mit diesem Bericht dürfen wir Sie
einladen, das Phänomen des Lichts am Polarkreis zu entdecken, die nicht enden
wollenden Tage im Sommer und die langen Nächte im Winter bis hin zu dem
geheimnisvollen Polarlicht. Das NORDIC LIGHT prägt die Menschen im äußersten Norden Europas, ihre Kultur und ihr Leben in und mit der Natur. Konsequent
stellen Kjetil Thorsen und das Snøhetta-Team deshalb Menschen am Polarkreis in
den Mittelpunkt einer spannenden Entdeckungsreise.
Wir möchten Sie mit dem vorliegenden Geschäftsbericht auch über wesentliche Entwicklungen der Zumtobel Group und ihrer Marken Thorn, Tridonic und
Zumtobel im Geschäftsjahr 2013/14 informieren. In diesem Jahr haben wir im
Unternehmen einige fundamentale Weichenstellungen eingeleitet. Mit dem Ziel,
die Zusammenarbeit im Konzern deutlich zu verbessern und die Potentiale aus
unserem Mehrmarkenansatz zu nutzen, haben wir das Unternehmen zum
Dezember 2013 organisatorisch neu aufgestellt. In der neuen Struktur wird die
Zumtobel Group nun deutlich unternehmerischer geführt, Synergien in Fertigung
und Vertrieb werden maximal genutzt und die Innovationskraft gestärkt.
Wir haben unsere Werke in beiden Segmenten in jeweils eine globale Organisation zusammengefasst, um Kostenstruktur und Auslastung zu verbessern. Für
unsere Leuchten-Marken haben wir eine markenübergreifende Vertriebsorganisation etabliert, die in allen Regionen nah am Kunden das gesamte Portfolio von
Zumtobel und Thorn vermarktet. Für alle drei Marken sowie unser Geschäft mit
Handelswaren und OEM-Leuchten gibt es nun jeweils eine eigene Business
Division, die die Aufgabe hat, Produktportfolio und Serviceangebot zu entwickeln,
das Markenprofil zu schärfen sowie den Entwicklungs- und Markteinführungsprozess deutlich zu beschleunigen.
Das Berichtsjahr 2013/14 stand für die Zumtobel Group zudem im Zeichen
einer zunehmenden Stabilisierung der konjunkturellen Entwicklung in Europa. Der
Konzernumsatz erreichte 1.246,8 Mio EUR, dies entspricht einer leichten
Steigerung von 0,3% im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere die stetige
Verbesserung im Jahresverlauf – im vierten Quartal lag das Umsatzwachstum bei
8,1% - stimmt dabei zuversichtlich. Erfreulich ist auch die Entwicklung unserer LEDUmsätze, die sich inzwischen auf 33,6% des gesamten Konzernumsatzes belaufen. Damit ist die LED-Technologie in einem breiten Marktsegment Realität
geworden und ermöglicht Kunden wie Nutzern optimale Energieeffizienz und
neue Möglichkeiten in der Gestaltung mit Licht.
Auch mit Blick auf das operative Ergebnis gab es im Berichtsjahr eine positive
Entwicklung. Das um Sondereffekte bereinigte EBIT der Zumtobel Group konnte
von 35,7 Mio EUR auf 47,6 Mio EUR deutlich verbessert werden. Die Umsatz-
7
Zumtobel Group
Vorwort CEO
Geschäftsbericht 2013 |14
Zumtobel Group
Preface CEO
Annual Report 2013 |14
Dear Customers,
Partners and Shareholders,
8
rendite (bereinigte EBIT-Marge) erreichte 3,8%. Abgeleitet von unseren neuen
Unternehmensstrukturen sehen wir für die Zumtobel Group ein deutliches Potential,
die Profitabilität weiter zu verbessern. Dazu haben wir im April für Vertrieb und
Werksorganisation konkrete Restrukturierungsmaßnahmen identifiziert, die wir
nun zügig umsetzen.
Für die kommenden Jahre gehen wir von einem leicht wachsenden Marktumfeld
aus. Dieser positive Trend verstärkt sich für die Lichtindustrie durch den Technologiewandel, das Thema Energieeffizienz sowie die Wachstumschancen in den
neuen Märkten. Als Zumtobel Group wollen wir überdurchschnittlich von diesen
Impulsen profitieren und haben uns deshalb zum Ziel gesetzt, in den kommenden
drei Jahren um jeweils 3% bis 5% organisch zu wachsen und unsere Umsatzrendite
bis ins Jahr 2016/17 schrittweise auf etwa 8% bis 10% zu steigern.
Die Grundlage unseres Unternehmenserfolges aber sind und bleiben das
Wissen und das Engagement unserer Mitarbeiter, unsere engen Beziehungen zu
unseren Kunden, der Austausch im Netzwerk mit Wissenschaftlern, Technikern,
Architekten und Planern – und unsere gemeinsame Faszination für die Materie
Licht. Ich darf mich im Namen des gesamten Vorstands für die vertrauensvolle und
gute Zusammenarbeit im Jahr 2013/14 bedanken und wünsche Ihnen mit dem
vorliegenden Geschäftsbericht eine inspirierende Lektüre.
Ulrich Schumacher
Chief Executive Officer, Zumtobel Group
It was both a pleasure and a privilege for me to take over as CEO of the Zumtobel
Group in early October last year. Since then I have got to know a company
which, thanks to its committed and highly qualified staff, its intensive and
long-standing customer relations and its internationally established brands, has
enormous potential. Our business revolves around light – a fascinating material
that forms the basis of all visual perception, defines our living space, addresses
our emotions and promotes our creativity. For us as a company these are very
exciting times in which technological innovations – in the shape of LEDs as digital
light sources and electronic lighting control – are opening up whole new ways of
generating artificial light and creating lighting experiences.
Against this backdrop I am delighted that the internationally renowned architect Kjetil Thorsen, Founding Partner of Snøhetta, Oslo, agreed to design year’s
annual report. Under the heading of LIVING THE NORDIC LIGHT, the creative
team at Snøhetta has taken the Zumtobel Group’s series of artistic annual reports
into its 23rd year with a very special take on the fascination of natural light. In this
report, we invite you to discover the phenomenon of light in the Arctic Circle, with
its never-ending summer days and long winter nights, all the way to the mysterious
northern lights. NORDIC LIGHT shapes the people on the northern fringe of
Europe, their culture and their symbiotic relationship with nature. Consequently, as
they lead us on an exciting voyage of discovery, Kjetil Thorsen and the Snøhetta
team keep the spotlight firmly on people in the Arctic Circle.
This annual report is also designed to inform you about the key developments
at the Zumtobel Group and its Thorn, Tridonic and Zumtobel brands in the 2013/14
financial year. In the course of this year we have made some fundamental changes
to set the stage for the future. To arrive at a substantial improvement in collaboration
within the Group and utilise the potential of our multi-brand approach, in December
2013 we reorganised the company. With its new structure, the Zumtobel Group
is now managed in a far more entrepreneurial manner, leveraging synergies in
9
Zumtobel Group
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Preface CEO
Annual Report 2013 |14
production and sales to the greatest possible extent and strengthening the
Group’s innovative power.
In order to improve cost structures and capacity utilisation, we have brought
together our production plants to form a global organisation for each segment.
For our lighting brands we have set up a cross-brand sales organisation located
close to the customer, which markets the entire Thorn and Zumtobel portfolio in all
our sales regions. There is now a business division for each of the three brands
and another for OEM luminaires and third-party products. Each business division
is tasked with the ongoing development of the product portfolio and service offering, as well as with sharpening the brand profile and realising a clear acceleration in the time-to-market process.
For the Zumtobel Group the 2013/14 reporting year was also marked by an
increasingly stable economic backdrop in Europe. Consolidated revenues totalled EUR 1,246.8 million which equates to a modest 0.3% increase over the
prior year. In particular the continuous improvement in the course of the year –
with revenue growth reaching 8.1% in the final quarter – gives cause for optimism.
Another gratifying aspect is the development of our LED sales, which now account
for 33.6% of total Group revenues. This means that LED technology has taken a
firm hold across a broad market segment, bringing customers and end-users alike
optimum energy efficiency and new opportunities for the creative use of light.
The Zumtobel Group’s operating result also showed a positive development in
the reporting year. Adjusted for special effects, Group EBIT showed a marked
improvement from EUR 35.7 million to EUR 47.6 million. The return on sales (adjusted EBIT margin) reached 3.8%.
With our new corporate structures in place, we can see substantial potential for
a further improvement in the profitability of the Zumtobel Group. To this end, in
April we defined concrete restructuring measures for the sales sector and plant
organisation which we are now rapidly implementing.
Zumtobel Group
Preface CEO
Annual Report 2013 |14
For the next few years we are anticipating modest growth in our business environment. For the lighting industry, this positive trend is further reinforced by three
factors: the technology shift from conventional to LED lighting, the topic of energy
efficiency and the growth opportunities offered by emerging markets. At the
Zumtobel Group we are aiming to outperform the market in benefiting from these
developments. We have therefore set ourselves the goal of achieving annual
revenue growth of 3–5% over the next three years and progressively increasing
our return on sales to approximately 8–10% by the 2016/17 financial year.
The basis for our corporate success, however, remains the knowledge and
commitment of our employees, our close relations with our customers, the dialogue
with our network of researchers, technicians, architects and lighting designers,
and our shared fascination with the material that is light. On behalf of the entire
Board of Management I would like to thank you for our close and positive collaboration in the 2013/14 financial year. I hope you find this annual report makes
inspiring reading.
Ulrich Schumacher
Chief Executive Officer, Zumtobel Group
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Vorwort
Kjetil Thorson
Vorwort eines Architekten
Gestern und heute nördlich des Polarkreises
Zeit ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden menschlichen Licht-, Raum- und
Landschaftserlebnisses. Gelebte Zeit ist die Offenbarung andauernder Beziehungen
zwischen aufeinanderfolgenden Ereignissen und den wechselnden Bedingungen
der physikalischen Umgebung, die diese Ereignisse beeinflussen.1
Der Jahresbericht 2013/14 der Zumtobel Group konzentriert sich auf die unwiderrufliche und gegebene Beziehung von Licht und Lichtmangel, gelebter Zeit
und individueller Wahrnehmung dieser Beziehungen. Da es keine andere Wahl
gibt, als im regelmäßigen Rhythmus von Tag und Nacht, von Frühjahr, Sommer,
Herbst und Winter zu leben, kann unsere Neugierde über diese Dinge am besten
von Menschen gestillt werden, die ein langes Leben hinter sich haben.
Wäre es möglich, einige individuelle Erfahrungen über die Existenz von Licht
und Schatten sowie von Dunkelheit zu erfassen und zu dokumentieren, zum einen
vor und zum anderen nach Einführung der Elektrizität?
Uns inspiriert die Tatsache, dass das Alter zu einer Art Know-how avanciert ist.
Menschen, die Anfang des letzten Jahrhunderts geboren wurden, sind die letzte
noch lebende Generation in der westlichen Welt, die diese Veränderungen und
ihre enormen physischen Auswirkungen unmittelbar erlebt haben.
Diese Generation wird zum letzten Zeugen von Industrialisierung, zwei
Weltkriegen, Revolutionen, weltweit sich ändernden Mobilitätsmustern und der
Macht der Veränderungen durch das digitale Zeitalter. Gleichzeitig war es uns
auch wichtig, dass diese älteren Menschen in einer charakteristischen Umgebung
leben sollten, mit leicht zu verstehenden, offensichtlichen Umweltkontrasten.
Je weiter südlich oder nördlich wir uns auf dem Planeten befinden, desto relevanter ist die An- und Abwesenheit von Licht, was große Auswirkungen auf das
Planen und Durchführen von alltäglichen Aufgaben hat. Beeinflussen dunkle
Winter und helle Sommer das bewusste und unbewusste Verhalten von Bewohnern
solcher Regionen im Laufe ihres Lebens? Haben sie Auswirkungen auf ihre Psyche
oder persönliche Entscheidungsfindung? Treffen Menschen irgendwelche
13
14
15
Vorwort
Kjetil Thorson
besonderen Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf Lichtverhältnisse? Verhalten sich
Bewohner in diesen extremen Hemisphären anders oder entwickeln sie unentdeckte
Fähigkeiten, verglichen zu Menschen, die näher am Äquator leben?
In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Erforschung von Licht als wichtiger
Einflussfaktor auf Psychologie und Physiologie drastisch erhöht. Das durch diese
Forschung entwickelte Wissen deutet auf notwendige Anpassungen des Lebensstils hin.2
Wir haben uns auch für das Licht an sich interessiert, u.a. für die Qualitäten und
Spektren, die in diesen Teilen der Welt gefunden werden. Ausgehend von kompletter
Dunkelheit und kompletter Helligkeit wollten wir untersuchen, ob bestimmte Arten
von Tageslicht und Lichtfarben, das Leben unter einigen individuellen Gesichtspunkten beeinflussen.
Wir entschieden uns, nach vier ca. hundert Jahre alten Menschen in der Nähe
oder nördlich des Polarkreises (66°33‘44“N) zu suchen, die bereit wären,
uns zu helfen. Zwei sollten in Schweden leben und zwei in Norwegen.
Wie sich herausstellte, gab es im Mai 2014 deutlich mehr Hundertjährige in
Nordnorwegen als in Nordschweden (36 in Norwegen und 8 in Schweden).
Dies spiegelt zum einen die aktuelle Bevölkerungsdichte in den beiden Regionen
wider, zeigt aber auch welch unterschiedliche Politik ausgeübt wurde, sowie
welche Entvölkerungsstrategien von beiden Länder in den letzten hundert Jahren
verfolgt wurden.3
Die Fehlerspanne von Ergebnissen einer solchen Studie ist natürlich groß. Ein
subjektiver, künstlerischer Ansatz schien besser geeignet, so dass sich Leser ihre
eigene Meinung über den Inhalt dieser Veröffentlichung bilden können.
Der visuelle Ausdruck jeder einzelnen Person wurde bei Tageslicht eingefangen.
Durch ein 3-D-Scannen ihrer Köpfe haben wir ihre körperliche Umgebung im
gleichen Zeitfenster auch einfrieren lassen.
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Vorwort
Kjetil Thorson
Preface
Kjetil Thorson
Preface by an Architect
Today and Yesterday above the Artic Circle
18
Das Dokumentieren ihrer Geschichten, ihrer Stimmen, ihrer Bilder, ihrer Köpfe und
ihrer Umgebung war wie ein historischer Moment. Wir fingen Geschichten von
vier Menschen ein, die länger als die meisten gelebt haben, deren Leben unmittelbar
von ihrer Umgebung beeinflusst wurde und als Antwort auf diese zu verstehen ist.4
Kjetil Trædal Thorsen,
Oslo und Snøhetta, 01.06.2014
–
1.
2.
3.
4.
Ein Onkel von mir hat das Rauchen bis zum Tag als er starb stark verteidigt. Er äußerte diese Meinung
wann immer er konnte, und begründete sie mit der Tatsache, dass er vor, während und nach jeglicher
sinnvollen Begegnung mit Menschen, Situationen und Plätzen geraucht hätte. Die Zigarette als Zeit-OrtReferenz wurde nur relevant, da sie ein allgegenwärtiges Objekt für einen Kettenraucher war. Alles was
er tat, tat er mit einer Zigarette.
Interessierte Leser sollten sich die Mai/Juni Ausgabe von Intelligent Life ansehen, die von The Economist
herausgebracht wurde.
Hammerfest im nördlichen Norwegen (70°39’N) war die erste Stadt in Nordeuropa die im Jahr 1891
das elektrische Licht einführte. Trotz eisiger Außentemperaturen überfluteten die Menschen die Straßen
Hammerfests mehrere Wochen lang, um das Wunder mit eigenen Augen bestaunen zu können.
Als andauernde Erinnerung an diese besonderen Umgebungen haben wir Sensoren, die die verschiedenen Lichtverhältnisse an allen vier Standorten erfassen, installiert. Diese senden Live-Werte, die am
Computer als Bildschoner angezeigt werden.
Time is an integral part of any human light/space/landscape experience. Lived
time is the manifestation of continuous relationships between sequential events and
the fluctuating conditions of the physical surroundings influencing those events.1
This 2013/14 annual report from Zumtobel Group focuses on irrevocable and
inherent relationships of light or lack of light, lived time and individual perceptions
of these relationships. Because there is no choice but to live within the regular
rhythm of day and night, of spring, summer, autumn and winter, our curiosity
about these matters can best be satisfied by people who have lived long lives.
Would it be possible to capture and document some individual experiences
related to the indisputable presence of light and shade, and the indisputable
presence of darkness, before and after the introduction of electricity?
Our inspiration is the fact that age has become a kind of expertise. People born in
the beginning of the last century are the last living generation to have experienced
changes that have had a tremendous physical impact on humanity in the western
world. Their lived timespan makes this generation the last witnesses of two world
wars, worldwide changes in mobility patterns, power supply transitions, revolutions,
industrialisation and the overwhelming introduction of the digital era. At the same
time, it was also essential that the surroundings in which these elderly people live
their lives should be strong and definite, with obvious environmental contrasts that
are easy to comprehend.
The further south or north we are on the planet, the more relevant the presence
and absence of light is to our ongoing efforts to plan and carry out everyday
tasks. Do dark winters and bright summers influence the conscious or unconscious
behaviour of inhabitants of such areas over the course of their lives? Do they
experience effects on their psyche or personal decision-making? Do people
take any particular precautions with respect to lighting conditions? Do inhabitants
behave differently under these skies, or develop undiscovered capabilities
compared with people closer to the equator?
19
Preface
20
Kjetil Thorson
In the past twenty years, research on light as an important factor influencing
psychology and physiology has increased dramatically. The knowledge developed
through this research may indicate necessary lifestyle adaptations or practices.2
We were also interested in the light itself, the qualities and spectra found in
these parts of the world. Along with complete darkness and complete brightness,
we wanted to investigate whether particular types of daylight and light colour
might affect lived life from some very individual points of view.
We decided to look for four roughly hundred-year-old people near or north of
the Arctic Circle (66°33’44“N) who would be willing to help us in our endeavour.
Two should be in Sweden and two in Norway.
As it turned out, there were significantly more centenarians in northern Norway
than in northern Sweden as of May 2014 (36 in Norway and 8 in Sweden). This
reflects the current population densities in these two areas, but also tells the story
of how differing political attitudes and depopulation strategies over the last hundred
years have been deployed in the two countries.3
The margin of error in any conclusions based on such a study is obviously large.
A subjective, artistic approach seemed more appropriate and playful, leaving
readers to make up their own minds about the content of this publication.
The visual expression of each individual was captured in daylight, freezing
their faces in a daylit timeframe. By 3-D scanning their heads, we also froze them
physically within the same timeframe. Documenting their stories, their voices,
their images, their heads and their environment felt like a historical intervention.
We captured elements of the history described by four people who have lived
longer than most, whose lives have been directly influenced by their physical
surroundings and contextualised by their response to their surroundings.4
Kjetil Trædal Thorsen
Oslo and Snøhetta, 01.06.2014
Preface
1.
2.
3.
4.
Kjetil Thorson
An uncle of mine strongly defended smoking until the day he died. He voiced this opinion whenever he
could and based it on the fact that he was smoking before, during and after any meaningful encounter
with other people, situations or places. The cigarette as a time-place reference only became relevant
because it was an ever-present object for a person smoking all the time. Everything he did, he did with
a cigarette.
Interested readers should see the May/June 2014 issue of Intelligent Life, published by The Economist.
Hammerfest in northern Norway (70°39’N) was the first city in northern Europe to introduce outdoor
electric lighting in 1891. Despite frigid outdoor temperatures, people flooded the streets of Hammerfest
for weeks to experience the wonder.
As a continuous reminder of these specific environments, we have located sensors capturing the different
light conditions in all four locations, broadcasting them live for use as computer screensavers.
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Zumtobel Group
Hundertjährige blicken zurück /
Centenarians Looking Back
Living the Nordic Light
Ein Portrait von Olaug Bastholm
Geb. 6. Februar 1914
Berlevåg, Finnmark, Norwegen
Åsne Seierstad
Das Meer necken
„Vor ein Uhr brauchst du nicht anzurufen“, sagt sie am Telefon. „Da bin ich draußen
und gehe spazieren.“
Es ist Ende Mai. Ich fahre Richtung Norden, verlasse ein Oslo in voller Blüte,
die Straßen duften nach Flieder, die Wälder nach Maiglöckchen. Tausend Kilometer
weiter nördlich und fünfzehn Grad kühler muss ich umsteigen. Eine kleine
Propellermaschine wartet auf dem Rollfeld in Tromsø. Die Maschine fliegt die
Milchroute entlang der norwegischen Küste, mit einem Stopp alle Viertelstunde.
Eine Art Lebensader für den Norden — Mehamn — Hasvik — Sørkjosen — Båtsfjord —
Vardø — Vadsø — Honningsvåg — Fischerdörfer oder kleine Orte mit jeweils nur ein
paar tausend Einwohnern.
Auf den Gipfeln liegt noch Schnee, weiße Bergspitzen strecken sich uns entgegen.
An einigen Stellen kann man Spuren von Tourenskifahrern sehen, Stromleitungen,
vereinzelte Häuser, Schiffe auf dem Wasser. Das Meer funkelt unter uns. Manchmal
blau, manchmal grau, fast schwarz, mit weißen Schaumkronen. Auf den Ebenen, wo
der Schnee geschmolzen ist, sieht man das strohgelbe Vorjahresgras verdorrt und
tot auf der Erde liegen. Das neue Gras sprießt noch nicht. Der Frühling schleicht
sich so weit im Norden nur langsam an den Winter heran, bevor er endlich in einem
kurzen, intensiven Sommer aufspringt, in Licht gebadet.
Die Landschaft in Norwegens nördlichster Provinz, der Finnmark, besteht aus
flachen Ebenen, Bergen und Steinen. Es gibt hellere Granit, dunkleren Granit und
fast weiße, glänzende Felsblöcke. Hier wachsen außer niedrigen Weiden und
Wacholderbüschen keine Bäume. Der Winter ist zu hart, der Wind zu kräftig.
Entlang der Küste ragen gezackte Klippen direkt aus dem Meer hoch. Ein
Fischerdorf taucht auf. Ein Kai. Schiffe. Ein Anlegeplatz. Kräne. Eine neue
Landebahn. Ich bin angekommen.
Der Besitzer des Taxis von Berlevåg, der die Einwohner des Ortes und ihre Gäste
fahren soll, wartet auf mögliche Passagiere.
„Arkitekt Adlers gate 7“, sage ich.
„Dann wollen Sie zu Olaug“, stellt er fest. „Das ist die agilste Frau in
ganz Berlevåg.“
Es herrschen einige Grade plus. Der Wind weht. Wir fahren am Gemeindewappen
von Berlevåg vorbei. Auf ihm sind Wellen zu sehen, die gegen ein Ufer rollen. Die
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Olaug Bastholm
28
70°51’28”N, 29°5’5”E
Olaug Bastholm
70°51’28”N, 29°5’5”E
Häuser, an denen wir vorbeifahren, sind gelb, rot, weiß, grün und blau. Die Menschen
damit sie schwerer bei rauer See voneinander gerissen werden können. Draußen
in der Finnmark mögen es gern bunt. Die Natur kann so eintönig sein, da soll man
auf Veines, wo Olaug an schönen weißen Stränden aufwuchs, waren die Menschen
die Häuser sehen können.
oft von Berlevåg abgeschnitten, weil das Meer die Straße überspülte.
Als wir angekommen sind, weigert der Fahrer sich, Geld anzunehmen. „Nein,
Die Liste derjenigen, die das Meer mit sich genommen hat, ist lang auf dem
kommt gar nicht in Frage“, wehrt er ab und zeigt auf Olaug Bastholms Haus. „Hier
Gedenkstein in Berlevåg. Oft haben sie die gleichen Nachnamen, eine Familie
wohnt die agilste Hundertjährige in ganz Norwegen.“
betreibt häufig ein Schiff zusammen. Zwei Brüder, zwei Brüder und ein Cousin. Vater
Vor dem Haus stehen ein Tretschlitten und ein Rollator. Ersterer mit Kufen,
Letzterer mit Rädern. Beim Nachbarn stehen ein paar Schneemobile, halb auf
und Sohn. Vater und zwei Söhne. Kinder.
Das Meer gibt und das Meer nimmt, das ist ein Sprichwort hier.
Schnee, halb auf Gras, zusammen mit einigen Fahrrädern. Es ist kein Mensch zu sehen.
Wir sitzen am Küchentisch. „Da, wo das Leben sich abspielt“, sagt Olaug, im
Eine Treppe führt zu einer überdachten Veranda hinauf. Die Tür ist nur angelehnt.
Gegensatz zum Wohnzimmer. Sie kann sich an mehrere Spielkameraden erinnern,
Ich klopfe, kein Geräusch ist zu hören. Ich betrete das Haus. Auf dem Flur hängen
die sie verlor. Den Vierjährigen, der durch ein morsches Brett auf dem Anleger
eine rote und eine beigefarbene Windjacke und ein Regenmantel. Ein Paar Schuhe
stürzte. Der Nachbar, der aufs Meer geweht wurde.
stehen ordentlich aufgereiht, ein Schuhanzieher lehnt an der Wand. Weiter führt
Im Laufe der letzten hundert Jahre ist das Leben sicherer geworden. Es sind
eine Glastür direkt in die Küche, auch sie ist nur angelehnt. Olaug hat mich
Rettungsdienste eingerichtet worden. Wachzentralen. Warnanlagen. Es gibt
gehört und kommt mir entgegen.
Rettungswesten und Blitzableiter.
Sie ist zierlich und dünn, das weiße Haar weich. Es schmiegt sich um ein schönes
Das Leben war gefährlicher, als Olaug 1914 geboren wurde. Die Leute mussten
Gesicht. Eine Hand wird vorgestreckt. Der Handdruck ist kräftig. Sie lächelt. Sie
sehen, wie sie zurechtkamen. Es gab Stürme. Es gab Raubtiere. Es war kalt. Eines
hat etwas Munteres, Mädchenhaftes an sich.
Tages, als Olaugs Vater Olaf auf Fuchsjagd den Risfjord hinauf gegangen war,
„Willst du einen Kaffee?“, fragt sie mich.
schoss er sich sein eigenes Auge aus. Er ging mit der geschulterten Büchse zurück
Erzählt dann, dass sie keinen Kaffee mehr aufgießt, sondern nur noch Pulverkaffee
nach Hause, fand ein Fischerboot, das ihn ins Krankenhaus nach Vardø brachte.
trinkt. Seit sie allein ist, sieht sie es als Verschwendung an, nur für sich allein
Dort bekam er ein Auge aus Glas, lernte mit dem linken Auge zu zielen. In der
Kaffee zu kochen. Denn sie kippt nicht gern etwas weg, erzählt sie weiter und stellt
nächsten Saison war er erneut auf Fuchsjagd, stellte Fallen auf und wartete am
zwei Tassen hin. Gibt in jede einen Teelöffel Kaffee.
Ufer auf die Beute. Er bekam einen guten Preis für die Felle.
Gastfreundschaft und Genügsamkeit können als die beiden Tugenden von Berlevåg
angesehen werden. Gib von dem, was du hast, aber nimm nicht mehr, als du brauchst.
Olaug und ihre drei Schwestern arbeiteten von Kindesbeinen an. Mit kleinen,
Die Menschen hier hoch im Norden sind direkter, offenherziger als die meisten
schnellen Fingern flickten sie Netze, säuberten und ordneten die Angelschnüre
Norweger. Vielleicht liegt es daran, dass sie eher im Pakt mit der Natur leben als
mit den vielen Haken. Die Schnüre wurden über einen Stempel gewickelt. Sie
die im Süden, in den großen Städten.
wurden mit einem Haken darin befestigt und in Kreisen übereinandergelegt. Jeder
Im Einklang mit der Natur zu leben, das bedeutet unter anderem auch, im Kampf
mit ihr, ihren jähen Wechseln unterworfen zu sein. Aber immer ganz nahe an ihr.
Haken wurde in den Holzstempel gesteckt, damit es leichter war, den Köder daran
zu befestigen, bevor die Schnur am nächsten Tag wieder ins Meer geworfen wurde.
Die Mole, die Schutz geben soll, wird immer wieder von den Wellen zerstört. Die
Das war Mädchenarbeit. Sie arbeiteten im Akkord. Olaug war flink. „Aber nicht so
Ingenieure haben dreiköpfige Betonklötze konstruiert, die ineinander greifen,
schnell wie Dagny Hansen“, erinnert sie sich an die Kindheitsfreundin, die vor
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Olaug Bastholm
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70°51’28”N, 29°5’5”E
vielen Jahren gestorben ist. Während die Mädchen die Schnüre vorbereiteten, säuberten die Jungs Berge von Mies— und Herzmuscheln als Köder. Muscheln wurden
nicht als Nahrung für Menschen angesehen.
Olaug Bastholm
70°51’28”N, 29°5’5”E
„Aber deren Eier lasse ich in Ruhe“. Sie lacht: „Das sind gute Nachbarn.“
Nebeneinkünfte waren während Olaugs Kindheit und Jugend wichtig. Die Nester
der Möwen, Eiderenten und Kormorane an den Berghängen und den Vogelfelsen
Dorsch, Schellfisch, Seehund und Wal dagegen, das war der beste Fang. Große
wurden von hungrigen Fingern geplündert. Auch die Vögel wurden gegessen. Olaug
Walfangschiffe stachen von Berlevåg und den anderen Fischerdörfern aus in die
spricht vom Kormoran. „Der hat einen langen Hals, einen kräftigen Körper, da ist
See. In Mehamn gab es eine Walkocherei, einen Betrieb für die Walverarbeitung.
viel Fleisch dran. Aber jetzt steht auch er unter Artenschutz“, schimpft sie. „Was
Wenn die Schiffe einfuhren, war der Kai voll mit Männern. Alle Teile des Wals wurden
dazu geführt hat, dass es viel zu viele von ihnen gibt, und der Kormoran ist ein
benutzt, vor allem der Speck war gefragt, aus ihm wurde Öl gekocht, das zum Heizen
Meister darin, Dorschlaich zu fressen.“
und für Lampen benutzt wurde, aus Walknochen wurden Webschiffchen, Nadeln und
Stricknadeln gefertigt.
Als Kind war Olaug mit ihrem Vater auf Seehundjagd. Sie saß hinten im Boot und
sah gespannt zu, wenn der Vater das Gewehr hob und schoss, sobald der Seehund
auftauchte, um Luft zu holen. Sie half, das schwere, glatte Tier an Bord zu ziehen.
Der Seehund war so fett, dass er nicht unterging, wenn er geschossen worden war.
Er schwamm aufgrund seines Specks oben.
Ich bin gekommen, um mit ihr über das Licht zu sprechen. Das arktische Licht.
„Ach, darüber gibt es nicht viel zu sagen“, zögert sie.
Ich frage nach den wechselnden Jahreszeiten. Mittsommernachtssonne. Die
dunkle Winterzeit.
„Es ist hell, wenn es hell ist und dunkel, wenn es dunkel ist“, erwidert sie nur.
Sie lacht. Sie lacht oft. Ein frohes Gemüt hat sie auf jeden Fall. Wir reden über die
„Seehundsteak, meine Güte, ist das leckeres Fleisch!“, schwärmt Olaug an ihrem
Kindheit. Es ist schon merkwürdig, bei beiden Hundertjährigen, die ich in Nord-
Küchentisch. Seehundfleisch ist fast schwarz, mit einer dicken Speckschicht.
norwegen besucht habe, sind es die ersten zehn, zwanzig Jahre, über die sie am
Heute werden die Tiere kaum noch gejagt, es gibt keinen Markt dafür, die EU hat es
meisten erzählen können. Die folgenden achtzig, neunzig, von denen wird nicht so
verboten. Olaug schimpft, dass die Seehunde in aller Ruhe die Fische fressen
viel Aufhebens gemacht.
können, sie haben keine natürlichen Feinde mehr und zerstören Netze und
„Wir waren die ganze Zeit draußen, ganz gleich, wie das Wetter war“, erzählt
Angelschnüre. Die Walfangquote ist auch gering. Walfleisch ist kein übliches
sie. Im Haus war man um zu schlafen und zu essen. Ansonsten wollte die Mutter sie
Nahrungsmittel mehr, sondern eine Delikatesse für wenige. Die Walfänger waren
nicht drinnen haben. Weg vom Herd, von der Petroleumlampe, vom der großen Wäsche
zu effektiv, mehrere Arten laufen Gefahr, ausgerottet zu werden. Es gibt vieles, was
und dem Backen von „lefse“, weichen Fladen. Und die Kinder fanden immer etwas
nicht mehr erlaubt ist von den Dingen, die die Menschen vor hundert Jahren ge-
Neues. Sie kann sich nicht daran erinnern, dass sie jemals Freundinnen mit ins
macht haben. Wie beispielsweise die Eier von Kormoranen und Eiderenten zu sammeln.
Haus brachte und mit ihnen drinnen spielte oder dass sie eine Puppe besaß.
„Aber Möweneier sammle ich immer noch“, lacht Olaug. „Die schmecken auch gut.
„Hast du auf dem Weg hierher Kinder gesehen?“, fragt Olaug und gibt selbst die
Und sie sind dreimal so groß wie Hühnereier“, erklärt sie und zeigt mit beiden
Antwort: „Nein, die Kinder spielen nicht mehr draußen. Sie sind drinnen. Sie kommen
Händen die Größe.
nicht von allein auf irgendwelche Dinge. Sie hocken nur da und starren auf den
Vom Küchenfenster aus schauen wir auf den Garten hinter dem Haus, auf dem
Bildschirm oder drücken irgendwelche Knöpfe. Was für ein Teufelswerk. Was soll
noch mehrere Meter hoher Schnee liegt. Im Schornstein des Nachbarn baut
aus ihnen werden? Wenn sie nie selbst eigene Ideen haben? Nie so getan haben, als
ein Möwenpaar sein Nest. Sie kommen die ganze Zeit mit steifem Vorjahresgras
wäre ein Tannenzapfen eine Kuh, eine Muschel ein Schaf? Kriegen alles fix und
angeflogen. „Die kommen jedes Jahr wieder“, lächelt sie.
fertig vorgesetzt. Das frage ich mich. Wir haben Prellball gespielt, Fußball, Ball
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an die Wand. Oder Stöcke geworfen. Darum gewetteifert, wer ihn am weitesten werfen
dass das Nordlicht gefährlich sei. Man durfte ihm nicht winken, auf jeden Fall
kann. Haben bei Ebbe Muscheln gesucht, Wege gebaut. Die rote Muschel, die war
nicht mit etwas Weißem. Was sie aber dennoch taten. Natürlich machten sie das.
unser Pferd, die runden waren Kühe, die kleineren Ziegen. Und dann haben wir das
Das Meer wurde geneckt, das Nordlicht herausgefordert. Das Leben war ein Spiel.
Meer geneckt.“ Sie erklärt, was sie meint: „Das Meer rollt folgendermaßen. Erst
„Der erste Schnee war immer etwas Besonderes!“, ruft sie aus. Mit dem Schnee
kommen drei kleine Wellen, dann eine große. Drei kleine, eine große. Dann sind wir
wurde die Natur heller, er reflektierte die wenigen Sonnenstrahlen, die sie noch er-
dem Meer hinterhergelaufen und es ging darum, nicht nass zu werden. Wir konnten
reichten. Ab September nahm die Dunkelheit Überhand, im November war die Sonne
nicht schwimmen. Niemand konnte schwimmen. Selbst die Fischer konnten nicht
ganz verschwunden. „Dann mussten wir warme Kleidung anziehen“, stellt Olaug fest.
schwimmen. Deshalb sind so viele ertrunken. Denn wenn einer ins Wasser gefallen
Der Vater nähte „skaller“, Lappenschuhe für sie. Das hatte er von den Samen
ist, dann kann er bei den Temperaturen, die hier oben herrschen, nur wenige
gelernt. Es waren Stiefel aus mit Birkensaft gegerbtem Rentierleder, das Fell nach
Minuten im Meer überleben. Übrigens, das Meer necken, das mache ich immer noch!
innen, die Haut nach außen. Die Sohle war aus Seehundleder. Die Stiefel wurden
Wenn ich das Meer nicht mehr necken kann, dann ist es vorbei. Ich laufe so weit wie
mit Riedgras gefüttert, das sie im Spätsommer ernteten, es isolierte viel besser
möglich hinaus und dann wieder zurück, bevor das Wasser mich einholt.“
als Wollsocken. Um die Waden hatten sie Leder, das „bellinger“ genannt wurde und
Die vier Schwestern arbeiteten nachmittags und in den Schulferien. Wenn sie die
mit bunten Schnüren festgebunden wurde. „In denen konnte man gut springen und
Angelschnüre nicht präparierten, halfen sie bei den Haustieren. Im Sommer musste
laufen“, erinnert Olaug sich. Diejenigen, die samische Kleidung trugen, bei der
Futter beschafft werden. Sie hatten einige Haustiere, aber viel zu wenig Futter für sie.
Winterarbeit wie auch beim Spiel, kamen am besten zurecht, Rentierfell von Kopf
„Ja, du hast dich doch sicher hier umgesehen?“, fragt Olaug. „Hier ist es karg
bis Fuß, wie Roald Amundsen es auch tat, als er den Südpol eroberte — zwei Winter
wie auf der Rückseite des Monds!“
Aber es gibt eine üppige grüne Insel vor Berlevåg, Kongsøya, auf ihr wächst
bevor Olaug geboren wurde. Denn an Wollhosen, wie diejenigen trugen, die nicht wie
die Urbevölkerung herumlaufen wollte, blieb der Schnee in großen Klumpen hängen.
saftiges Gras auf einer Hochebene. Jeden Sommer ruderten sie hinaus, die Mädchen
und der Vater. Er mähte das Gras, die Mädchen folgten ihm und harkten es zusam-
Wenn die Welt am dunkelsten war, stellte der Vater einen Besenstiel in der Stube
men. Sie sammelten das Gras in großen Ballen, denen sie einen kräftigen Tritt
auf. In ihn hatte er Löcher gebohrt und Wacholderzweige darein gesteckt. Sie
gaben, so dass sie den Berg hinunterrollten, bis ans Ufer. Dort schoben sie die
wurden mit Krepppapier geschmückt. Und Kerzen wurden angezündet. Am Morgen des
Grasballen auf Planken und rollten sie aufs Boot, bevor sie zurück nach Berlevåg
Heiligabends wurden die Kinder geweckt und in die gute Stube geführt, die nur zu
ruderten. Am Kai luden sie die Ballen ab, spießten sie auf Heugabeln und sammelten
besonderen Anlässen benutzt wurde.
das Gras auf Reutern, Drahtleinen, damit es trocknen konnte. Das machten sie den
ganzen hellen Sommer über.
„Wenn der Herbst kam, wenn die Dunkelheit kam, und wir zwischen den Reutern
„Ein Meer von Lichtern!“, erinnert Olaug sich. In der kleinen Stube hing eine
bessere Lampe, mit einer goldenen Kuppel und Glasverzierungen. Sie wurde nur
einmal im Jahr zu Weihnachten angezündet.
Verstecken spielen konnten …“ erzählt Olaug verträumt. „Das war spannend, da ist
Es gab Fleisch und es gab Kuchen. Licht. Glück. Den Duft von Wacholder. Feuer in
so einiges passiert!“ Wieder lacht sie.
den Öfen von morgens bis abends.
„Im Herbst wurde es schnell dunkel. Es kam ein blaues Licht. Manchmal war es
Wenn die Kohle von Spitzbergen nicht reichte, verbrannten sie Torf, um die Wärme
grün, lila. Das Nordlicht. Hin und wieder reckte es einen Arm hervor. Es streckte
zu halten. Feuerholz zu finden, das war Aufgabe der Kinder. Es war schwere Arbeit,
die Zunge aus. Es wollte uns fangen.“ Olaug wuchs auch mit dem Aberglauben auf,
Torf zu stechen. Sie gruben ihn in großen Klumpen im Moor heraus, schnitten ihn in
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Scheiben und trockneten ihn, bevor sie ihn in großen Säcken mit dem Pferd trans-
bis über ihren Kopf hochwehen. Sie starteten unter ungleichen Bedingungen, und
portierten. Als Mädchen fuhr Olaug selbst eine Ladung Torf nach der anderen zum
so konnten die Jungs problemlos den Sieg einheimsen.
Haus. In allen Küchen gab es eine Torfkiste neben dem Herd. Ein Metallkasten mit
Sie vermisst das Skilaufen. Den Berg hinaufgehen. Hinunterfahren.
Deckel. Das war der beste Platz zum Lesen, in der Nähe der Flammen, oder um zu
Olaug ist bekannt dafür, dass sie läuft. Morgens und abends. Sie springt auf
spielen, wenn der Wind so stark war, dass sie nicht in die Schule gehen konnten.
Schon zwischen den beiden Weltkriegen kam die Elektrizität nach Berlevåg.
dem Trampolin, zusammen mit den Enkelkindern, sie macht bei der Herzgymnastik
die tiefsten Kniebeugen — wenn sie nicht bei Niedrigwasser am Ufer spielt.
Der Strom war nur für die Beleuchtung gedacht, nicht zum Heizen, und schon vor
Aber sie hat Angst hinzufallen. Das Gleichgewicht ist nicht mehr wie früher.
dem Zweiten Weltkrieg gab es Straßenbeleuchtung in dem Fischerdorf. Alle Dochte
Also geht sie lieber.
in den Petroleumlampen in der Schule wurden durch elektrische Glühbirnen
ersetzt. „Oje, anfangs war das ein ziemliches Hin und Her mit dem Licht“, erinnert
Eine elegante beigefarbene Jacke. Ein Kopftuch umgebunden. Und in NikeSchuhen wie die eines Hipsters in London. Schwarz mit einem weißen Bogen.
Olaug sich. Immer wieder fiel der Strom aus und da die Petroleumlampen aus den
Jeden Tag geht sie neue Wege. Sonst wird es zu langweilig. Bei jedem Wetter, in
Klassenräumen entfernt worden waren, bekamen die Kinder meistens schulfrei, wenn
der Sonne und in der dunklen Zeit. Olaug kann sich kaum daran erinnern, dass das
der Strom ausfiel. In der dunklen Zeit, wohlgemerkt. Dann war es draußen dunkel
Wetter einmal so schlecht war, dass sie auf ihren Spaziergang verzichtet hat. Und
und drinnen dunkel, und die Kinder wurden nach Hause geschickt. Und Licht-
davon, dass man drinnen hocken bleibt, wird das Wetter auch nicht besser.
Johnsen vom Lichtwerk musste losgehen und herausfinden, welcher Mast dieses Mal
umgeweht worden war, und wo die Leitung unterbrochen war. Das konnte seine Zeit
„Wollen wir eine Runde gehen?“, fragt sie. „Wir können doch nicht den ganzen Tag
dauern. Das Gebiet war groß, und die Masten wurden ja dann umgeweht, wenn ein
nur Kaffee trinken.“
Wetter herrschte, beim dem man kaum vor die Tür gehen konnte.
Draußen steht der Rollator. Sie braucht ihn zur Sicherheit, erklärt sie. „Weißt
Die meisten Einwohner waren schlauer als die Gemeinde. Sie verabschiedeten
du, in meinem Alter darf man sich keinen Knochen mehr brechen.“ Aus einem kleinen
sich erst von ihren Petroleumlampen, als sie wussten, dass sie sich auf den Strom
Korb mit Deckel, der am Lenker hängt, holt sie ein Paar Handschuhe heraus. Die
verlassen konnten.
liegen das ganze Jahr dort. Es ist Frühling, es sind drei Grad und die Luft ist frisch.
„Aber hier wird es ja schnell wieder hell“, sagt Olaug, als sie der Meinung ist,
Wir brauchen Handschuhe, Mütze und Schal.
dass wir lange genug über die Dunkelheit geredet haben. „Im Februar ist die Sonne
Wir gehen die Arkitekt Adlers gate hinunter zum Kai. Rolf Adler war verantwort-
zurück. Alles lebt auf. Das ist ein schönes Gefühl. Die allerbeste Zeit ist jetzt.
lich für den Wiederaufbau Berlevågs nach dem Krieg. Das ganze Fischerdorf war im
Der Maimonat. Wenn die Mittsommernachtssonne naht und der Schnee noch liegt.
Herbst 1944 niedergebrannt worden, als die Rote Armee auf dem Weg nach Norwegen
Nachts friert er wieder, so dass man mit voller Fahrt Ski fahren kann“, träumt Olaug.
war. Die Einwohner wurden von den deutschen Besatzungstruppen evakuiert, dann
Sie war eine passionierte Skiläuferin und schlug oft die Jungs beim Wettrennen.
wurde in ganz Nordnorwegen nach der Taktik der verbrannten Erde verfahren.
Fast jeden Tag stapfte sie auf den nächsten Berg, und dann ging es hinunter.
Berlevåg war der Ort, an dem die Deutschen als Erstes Feuer legten. Sie waren
Schneller als ein Junge, im Rock und mit einem Skistock.
gründlich. Alles, was es an Häusern, Ställen, Scheunen, Bootshäusern und Kaian-
Es war eine Schande, von einem Mädchen besiegt zu werden, also beschlossen
lagen gab, wurde in Brand gesetzt. Olaug und ihre Familie hatten sich im Gebirge
die Jungs, dass das Skirennen mit einem Sprung enden sollte. Und da konnte Olaug
versteckt, sie selbst war 26 Jahre alt, als der Krieg begann, hatte einen uneheli-
nicht mitmachen. Denn trotz allem: Im Rock konnte sie nicht springen, er könnte ja
chen Sohn bekommen und arbeitete als Wäscherin. Andere hatten sich in Höhlen
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versteckt. Kirchen, Krankenhäuser, Schulen und Elektrizitätswerke wurden in dem
ganzen Landesteil verbrannt, Telefonkabel gekappt, Tiere getötet.
Als die Menschen aus ihren Verstecken herauskamen, war es schwer für sie, einen
Unterschlupf zu finden. Boote wurden umgedreht und als Wetterschutz benutzt.
Treibholz wurde zusammengenagelt. Aber an einigen Orten hatten die Deutschen
es eilig gehabt, weil das sowjetische Heer so schnell heranrückte, dadurch waren
einige der Fischerdörfer weit drinnen in den Fjorden von den Flammen verschont
worden. Sie sollten für viele Unterkunft bieten.
Der Architekt Adler zeichnete einen neuen Bauplan für Berlevåg. Sein Entwurf
wurde 1947 einstimmig von der Gemeinde angenommen, und der Aufbau konnte beginnen.
In diesem Jahr nahm auch Olaugs Leben eine Wendung. Sie heiratete Algot, mit
dem sie bereits gemeinsam konfirmiert worden war, und den sie wiedertraf, nachdem
beide schon über dreißig waren. Nach einer Weile zog das Paar in das blaue Haus
im Arkitekt Adlers vei, in dem sie jetzt allein lebt, nachdem ihr Mann gestorben ist.
Sie bekamen keine Kinder. Doch eines Tages stand ein Mann mit einer Zweijährigen
vor der Tür. Die Frau war an einer Krankheit gestorben, der Vater konnte sich nicht
um das Mädchen kümmern. Die Kleine wuchs bei Olaug und Algot auf, und jetzt hat
Olaug fünf Enkelkinder.
Olaug geht in Richtung Ufer. Hier sprießen ein paar winzig kleine Blumen.
Einfache, hellgrüne Halme kämpfen sich aus dem Sand empor, dort, wo das steife
Gras vom Vorjahr hoch steht. Die Wellen schlagen gegen das Ufer. Drei kleine Wellen.
Eine große. Drei kleine, eine große. Olaug sieht zu mir auf. Sie hat sich auf den
Rollator gesetzt, lässt meinen Arm los.
Sie lächelt.
„Wollen wir das Meer necken?“, fragt sie.
Und läuft hinaus. Sie folgt dem Meer, als es sich vom Land zurückzieht. Mitten
im Schritt dreht sie sich um. Und läuft wieder zurück, eine Welle hinter sich, die
ihre Joggingschuhe zu überspülen droht.
Das Meer zieht sich wieder zurück.
Sie hat es geschafft.
Wieder einmal.
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A Portrait of Olaug Bastholm
Born 6 February 1914
Berlevåg, Finnmark, Norway
Åsne Seierstad
Taunting the sea
“Don’t call me before one o’clock,” she said on the phone. “I’ll be out walking.”
It’s late May. I’m headed north from Oslo, which is in full flower, the streets
fragrant with lilacs and the woods awash in lily of the valley. I change planes a
thousand kilometres to the north, where the temperature is fifteen degrees colder.
On the airstrip in Tromsø I board a small propeller plane, which flies the milk
route northward along the Norwegian coast, landing every fifteen minutes. It’s a
kind of lifeline to the north — Mehamn — Hasvik — Sørkjosen — Båtsfjord — Vardø —
Vadsø — Honningsvåg — fishing villages or small towns with a couple of thousand
inhabitants apiece.
There’s snow down there. Far below us, the mountaintops are white. Here and
there, we can espy the trails of piste skiers, power lines, scattered houses, boats on
the water. The sea twinkles below us. Sometimes blue, sometimes grey, almost black,
with white ripples. In the lowland, where the snow has melted, last year’s straw-yellow
grass lies withered. This year’s grass has yet to sprout. In the far north, spring
sneaks up slowly on winter, then bursts into a brief, intense summer, bathed in light.
The landscape in Norway’s northernmost county, Finnmark, consists of flat
plateaus, mountains, and rocks. There’s lighter granite, darker granite, and
shimmering near-white stone. No trees grow here, aside from stunted willows and
juniper scrub. The winter’s just too harsh, the wind too strong.
Along the coast, jagged cliffs dive straight down into the sea. A fishing village
appears. A wharf. Boats. A fish factory. Cranes. Another airstrip. I’ve arrived
The owner of Berlevåg taxi, who serves the people of the village and their
guests, is waiting for me.
“Arkitekt Adlers gate 7,” I say.
”So you’re going to Olaug’s,” he says. ”She’s the fittest woman in all of Berlevåg.”
It’s a few degrees above freezing. The wind’s blowing. We drive past Berlevåg’s
municipal coat of arms. It shows waves on a beach. The houses we drive past are
yellow, red, white, green, and blue. People in Finnmark love colours. Nature can
seem desolate, so the houses have to be visible.
When we get there, the driver refuses to take my money. “It’s out of the question,”
he says, and points at Olaug Bastholm’s house. ”There lives the fittest centenarian
in all of Norway.”
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Outside the house are a kick sled and a walker — the first with runners, the other
with wheels. In front of the neighbour’s house are a couple of snow scooters, half on
the snow, half on the grass, along with several bicycles. There’s not a person in sight.
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The sea gives and the sea takes: that’s a familiar saying here.
We sit at the kitchen table. “Where life is,” Olaug says about her kitchen. There’s
an old iron stove in the corner, her mother’s stove. It’s a century old, too.
A stairway leads up to a covered veranda. The door’s ajar. I knock. Not a sound.
She remembers several childhood friends who disappeared. The four-year-old
I enter the corridor. A red and beige windbreaker and a raincoat are hanging there.
who fell through a rotten plank on the wharf. The neighbour who was swept out to sea.
A pair of shoes are neatly lined up and a shoehorn leans against the wall. Inside,
Over the course of a hundred years, life has become safer. Rescue services have
a glass door leads directly into the kitchen. It’s ajar, too. Olaug has heard me and
been established. Security centres. Alarm systems. There are lifejackets and
comes to say hello.
lightning rods.
She’s slim and slight, with soft white hair and a beautiful face. She reaches
Life was more dangerous when Olaug was born in 1914. People had to take care
out a hand. Her handshake is firm. She smiles. There’s something alert — something
of themselves. There were storms. There were predators. There was the cold. One
girlish — about her.
day Olaug’s father, Olaf, was hunting foxes in Risfjord and shot out his own eye. He
“Would you like coffee?” she asks.
walked home with his gun over his shoulder, then took a fishing boat to the hospital
She doesn’t brew real coffee, she says; now she just makes instant. Now that
in Vardø. There he was given a glass eye. He learned to aim with his left eye and
she’s living alone, it’s too fancy to make real coffee just for herself. Because she
resumed hunting foxes the next season. He set up traps and waited down by the
doesn’t like pouring it down the sink, she says, as she sets out two cups. She puts
water. He had to. He got a good price for the fur.
a teaspoon of coffee in each of them.
Hospitality and frugality seem to be to be Berlevåg’s two virtues. Give of what
Olaug and her three sisters started working in childhood. With slim, quick fingers,
you have, but don’t use more than you need. People up north are more direct, less
they mended the nets, cleaned and cleared the fishing lines of infiltrated hooks.
ostentatious, than most other Norwegians. Maybe it’s because they live more in
The line had to be arranged in a tub. A hook was attached at the bottom, and the
harmony with nature than the city folk down south.
line was then laid atop it in layered circles. Every hook was stuck into the wooden
Living in harmony with nature also means living in a struggle with it, through
all its abrupt changes. But always close to it.
tub in such a way that the bait could be laid onto it before the line was tossed out
again at the start of a new day at sea. This was girls’ labour. They were on piece-
The breakwater that’s supposed to provide shelter is ravaged constantly by
work. Olaug was quick. “But I wasn’t as fast as Dagny Hansen,” she says, referring
waves. The engineers have constructed three-headed concrete blocks that inter-
to a childhood friend who died several years ago. While the girls baited the line,
lock in such a way as to make it harder for them to be torn from one another in
the boys scoured the mountainsides for mussels and cockles. They were used as
rough weather.
bait: shellfish weren’t considered people food.
Out in Veines, where Olaug grew up close to fine, white beaches, people were
often shut off from the rest of Berlevåg because the sea flooded the road.
Cod, haddock, seal, and whale, however — those were the best catches. Big
whaling vessels set out from Berlevåg and nearby fishing villages. In Mehamn they
On the memorial in Berlevåg is a long list of those who’ve been swept away by
had a whaling factory. The wharf was crowded with men when the boats came in. All
the sea. Many of them share a last name — members of families that operated a boat
parts of the whale were used. The blubber was in especially high demand. They boiled
together. Two brothers. Two brothers and a cousin. Father and son. Father and two
it into oil for fuel and light. From whalebone they made needles, knitting needles,
sons. Children. Old men.
and looms.
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As a little girl, Olaug accompanied her father on a seal hunt. She sat in the back
She laughs. She laughs a lot. We talk about childhood. It’s funny: both of the cente-
of the boat and watched closely each time he picked up his gun and shot the seal
narians I met in northern Norway dwelt in our conversations on the first ten or
when it came up for air. She helped him drag the heavy, slick animal onboard. The
twenty years of their lives. About the next eighty or ninety years, they had less
seal was so fat that it didn’t sink when it was shot: it floated on its blubber.
to say.
”Seal meat, heavens to Betsy, that’s good meat, that is!” says Olaug at her
“We were outside all the time, whatever the weather,” she says. They only went
kitchen table. Seal meat is almost black, with a thick layer of blubber. Nowadays
inside to eat and sleep. The rest of the time, their mother wanted them out of the
seals are hardly ever hunted anymore — there’s no market for them, and the EU has
way – away from the stove, the kerosene lamp, the laundry, the lefse baking. And the
banned it. Olaug complains that the seals get to gobble up fish in peace — they
kids came up with things to do. Olaug can’t remember a single time when they were
have no natural enemies left and they destroy nets and lines. The whaling quota is
allowed to bring friends home and play inside. She can’t recall owning a doll.
also minimal. Whale meat is no longer everyday fare, but a delicacy for the few. The
“Did you see any kids on the way here today?” the centenarian asks, and answers
whalers proved to be too effective, and several species were in danger of extinction.
her own question. ”No. The kids don’t go out and play anymore. They’re inside. They’re
There are plenty of things that people up here, living close to nature, did a
not able to come up with games on their own. They sit and stare at a screen, or push
hundred years ago but that are now illegal. Like collecting cormorant and eider
a few buttons. It’s an abomination. What will become of them? When they’ve never
duck eggs.
made their own fun? Or pretended that a pine cone was a cow, that a shell was a
”Seagull eggs, I still take those,” Olaug laughs. “They’re good, too. They’re
sheep? They’ve gotten everything ready-made. I wonder about it. We played with a
three times as big as a hen’s egg,” she says, indicating the size with both of her hands.
ball — we played football, hit a ball against a wall. Or threw sticks — competed to
Gathering food was an important part of Olaug’s childhood. On the hillsides
see how far we could throw them. We found shells in the surf, made roads. The red
and in the bird rocks, hungry fingers plundered the nests of seagulls, eider ducks,
shell we called a horse, the round ones were cows, the ones that were a bit smaller
and cormorants. They ate the birds, too. Olaug talks about the cormorant. ”He has
were goats. And then we taunted the sea.”
a long neck, powerful body, there’s a lot of meat on him. Now he’s protected, too,”
She explains. “The sea hits the shore like this: three little waves come, and
she exclaims. “So there are too many of them, and the cormorant are great at
then a big one. Three little ones, and a big one. So we ran after the sea on its way
catching cod fry.”
out, and the idea was to not get wet. We couldn’t swim. Nobody could swim. Not even
From the kitchen window we can look out into the garden behind the house, where
the fishermen could swim. That’s why so many of them drowned. Anyway, if you fall
the snow is still piled up several metres high. In the neighbour’s chimney, a pair
into the water, you can’t survive many minutes in it, given the water temperature
of gulls are building a nest. They come flying in, carrying stiff shoots of last year’s
up here. And taunting the sea. I still do it! When I can’t taunt the sea any longer,
grass. “They come back, year after year,” she smiles. “But their eggs, I’ll leave alone,”
it’ll all be over. I run out just a bit, then in again before the water can get me.”
she laughs. “They’re good company.”
The four sisters worked in the afternoons and on school holidays. When they weren’t
I’ve come to talk with her about the light. The Arctic light.
”I don’t have much to say about it,” she says hesitantly.
I ask about the shifting seasons. The midnight sun. The dark season.
“It’s light when it’s light, and dark when it’s dark,” she replies.
baiting fishing lines, they were helping with the animals. In summertime, they
gathered food for them. They had a few cows, but not enough feed.
“Yes, have you looked around?” says Olaug. “It’s as desolate here as the far side
of the moon!”
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But there’s a lush island nearby, Kongsøya, where succulent grass grows on a
When the days were at their darkest, Olaug’s father set up a broomstick in the living
mountainside. Every summer they’d row out, the girls and their father. He’d cut the
room into which he’d bored holes and attached juniper branches. The branches
grass, and the girls would walk behind him and rake. They collected the grass in
were decorated with crêpe paper. And candles were lit. The children were awakened
large balls, then gave them a swift kick so they’d roll down the slope to the beach.
on the morning of Christmas Eve and led into the living room, which was used only
There, they put the balls on board and rolled them around in the boat before
on holidays.
rowing back to the wharf at Berlevåg, where they heaved them onto land, flung them
“A heaven of lights!” Olaug remembers. In the small living room hung a fine
up on pitchforks, and collected the grass in hayracks to dry. They did this through-
decorative glass lamp with a golden dome. It was lit only that one time every year.
out the sunlit summer.
There was meat and there were cakes. Candles. Happiness. The scent of juniper.
“When autumn came, when the dark came, and we could play hide and seek in the
Fire in the stove from morning to night. When the coal from Svalbard didn’t hold
hay racks…” Olaug dreams. “It was exciting. A bit of everything happened then!”
out, they burned peat to keep warm. Finding fuel was the children’s job. Cutting
she laughs.
peat was hard work. They dug it up from the bog in large clumps, cut it into slices
“It got dark quickly in the autumn. A blue light came. Sometimes it was green,
and dried it, then transported it in large sacks by horse cart. As a young girl,
purple. The Northern Lights. Sometimes it shot an arm out. It stuck out its tongue.
Olaug herself drove horse carts containing load after load of peat. In every
It wanted to capture us.” Olaug grew up with the folk wisdom that the Northern
kitchen, there was a box of peat by the oven. A covered tin box. That spot near the
Lights were dangerous. You weren’t supposed to wave at them — at least not with
flames was the best place to sit and read — or to play, when it was too windy and you
anything white. But they did it anyway — of course. The sea must be taunted; the
couldn’t go to school.
Northern Lights must be challenged. Life has to be played.
“The first snow was a great wonder!” she exclaims. The snow made nature brighter;
During the years between the wars, electricity came to Berlevåg. It was only sup-
it reflected the few remaining rays of sunshine. In September, darkness began to
posed to power the lights, not provide heat. Soon there were electric street lights
gain the upper hand; by November, the sun had disappeared entirely. “Then we had
in the village. All the wicks in the kerosene lamps at school were replaced with
to have warmer clothing,” Olaug says.
light bulbs. ”At first that lighting involved a lot of nonsense,” Olaug remembers.
Their father sewed moccasins for them. He’d learned to do this from the Sami
The power kept going out, and since the kerosene lamps had been removed from the
people. There were shoes made of birch-tanned reindeer hides, with the fur inside
classroom, the children were sent home when the electricity went out. In the dark
and the skin outside. The soles were made of seal leather and the moccasins filled
season, that is. Since it was dark both outside and in, the children couldn’t be
with sedge grass which they gathered in late summer, and which provided much
taught anything. Meanwhile “Electricity Johnsen” from the power station had to go
better insulation than woollen socks. On their upper calves, they wore hides that
out and see which poles had been blown down and caused the power outage. That
were called gaiters and that were lashed securely to their legs with colourful
could take time. It was a big area, and the utility poles were invariably blown down
cords. “They were light and comfortable to run around in,” Olaug recalls. Sami
at times when the weather was so bad it was quite impossible to go out.
clothes, reindeer skins from top to toe — the kind that Roald Amundsen had worn
when he conquered the South Pole two winters before Olaug’s birth — were the best
Most of the people had taken better precautions than the municipality. They
didn’t throw out their oil lamps until they knew they could trust the electricity.
garments for playing and doing winter work in. Snow stuck in big clumps to the
“In February the light’sback. So it’s fine,” Olaug says when she feels we’ve talked
woollen pants of those Norwegians who didn’t want to walk around dressed like Sami.
too long about the winter darkness. “Everything comes alive. It’s a good feeling.
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Olaug Bastholm
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Olaug Bastholm
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The very best time is now. May. The midnight sun has come, and the snow is still on
Berlevåg was the place where the Germans began the burning. They were thorough.
the ground. At night the snow hardens, and you can ski at full speed,” Olaug muses.
Every house, barn, cowshed, fishery, and wharf was set aflame. Olaug and her family
She was a skilled skier, and often beat the boys in competitions. Almost every day
had already gone into hiding in the mountains.Other people hid in caves. Age 26
she’d tramp up the closest mountainside and then ski downhill. Faster than the
when the war started, she’d had a son out of wedlock and was working as a charwoman,
boys — in a skirt and with a ski pole.
still living with her parents. Churches, hospitals, schools, and power plants were
It was annoying to be beaten by a girl, and the boys decided that the ski com-
burned across the entire region; telephone cables were severed, animals killed.
petition would end with a jump. Which meant Olaug couldn’t take part. After all,
When people came out of their hiding places, it was hard to find shelter. Boats
she couldn’t jump in a skirt, which could be lifted up over her head. It was an unequal
were turned upside down and used as little sheds. Driftwood was hammered together.
situation, and without her in the race, the boys won handily.
But in some places the Germans had been in a hurry because of the Soviet army’s
She misses skiing. Tramping into the mountains. And skiing downhill.
rapid advance, so some of the fishing villages in the deepest part of the fjord
Olaug is famous for walking. Morning and night. She hops on a trampoline with
remained untouched by the flames. They would provide shelter for many.
her grandchildren and does the deepest of knee bends for cardiac exercise – that
is, when she’s not gamboling in the surf.
Architect Adler drew up a new town plan for Berlevåg. In 1947 the municipality
approved it unanimously, and the rebuilding started. That year Olaug’s life, too,
But she’s scared of falling. Her balance isn’t what it used to be.
took a turn. She married Algot, with whom she’d attended confirmation classes, and
So she just walks.
whom she’d met again after turning thirty. Eventually the couple moved into the
In a chic beige jacket. With a kerchief on her head. And in the same Nike shoes
blue house on Arkitekt Adlers gate. They didn’t have children. But one day a man
you might see on a London hipster. They’re black, with a white Nike swoosh.
Every day she finds a new route. Otherwise it gets boring. In all kinds of weather,
in sunshine and darkness. Olaug can hardly remember a time when the weather was
too harsh to go for a walk. After all, looking at the weather from inside doesn’t
make it any better.
“So, shall we take a walk?” she asks. “We can’t drink coffee all day!”
The walker is outside. She needs it to be safe, she says. “You know, you shouldn’t
break a leg at my age.” She picks up a pair of gloves from a small covered basket
that’s attached to the handle of the walker. The gloves are there year round. It’s
spring; the temperature is three degrees above freezing and there’s a light drizzle.
We need gloves, ski caps, and scarves.
We head down Arkitekt Adlers gate toward the wharf. It’s named for Rolf Adler,
who was responsible for Berlevåg’s postwar reconstruction. The whole village was
came up the stairs with a two-year-old girl. His wife had died of an illness, and he
couldn’t care for his child. Olaug and Algot brought her up. Now Olaug has five
grandchildren. She’s lived alone since Algot passed away.
Olaug steers us in the direction of the shoreline, where a few tiny flowers have
sprung up. Some light green straw pushes its way out of the sand, where last year’s
stiff grass stands high.
The waves are striking the beach. Three little waves. One big one. Three little,
one big. Olaug looks up at me. She sets her walker aside, and lets go of my arm.
She smiles.
”Shall we taunt the sea?” she asks.
She starts running toward it, and follows it out as it withdraws from the land.
Then, in a single step, she turns and runs back in again, with a wave at her heels
that threatens to soak her sneakers.
burned to the ground in the autumn of 1944, when the Red Army was headed for
The sea pulls out.
Norway. The inhabitants were forcibly evacuated by the German occupational
She did it.
forces, who made use of the scorched-earth tactic across all of northern Norway.
Again.
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Ein Portrait von Marie Gulbrandsen
Geb. 30. September 1912
Sørreisa im Distrikt Troms, Norwegen
Åsne Seierstad
Das Licht von der Finsternis unterscheiden
Der große Lichter gemacht hat,
denn seine Güte währet ewiglich
Psalm 136:7
Das Haus wurde hoch oben am Abhang gebaut, mit Blick über den Fjord und sieben
Berge. Der Zimmermann Andreas Gulbrandsen trug die Granitsteine für die
Grundmauer Sack für Sack hinauf. Er hobelte die Bretter für die Wände, die in der
Sommersonne leicht golden leuchteten.
Bald sollte das Holz grau werden. Denn der Wind würde um die Hausecken wehen.
Die Kälte würde sich in die Fensterrahmen beißen. Die Sonne, die während des
Baus Tag und Nacht geschienen hatte, würde die Wände in einigen Jahren silbern
schimmern lassen. Und wenn die dunkle Zeit einsetzte, würden die Wände so schwarz
erscheinen, als wären sie geteert.
Doch vorher sollte ein Kind geboren werden.
Das Haus von Andreas und seiner Frau Bernhardine stand fertig da, als der
September seinem Ende entgegenging. Man schrieb das Jahr 1912. Mit jedem Tag stand
die Sonne niedriger am Himmel, und kurz bevor die Herbststürme einsetzten, kam auf
dem Dachboden des Hauses ein kleines Mädchen zur Welt. Sie wurde Marie getauft.
Sie war die Erstgeborene. Für eine Weile war sie die Einzige.
Dort, wo Marie aufwuchs, in dem kleinen Häuschen an dem steilen Abhang
hinunter ins Meer, am Südhang zum Fjord hin, da gab es nichts Überflüssiges.
Oft nicht einmal genug.
Eine Kuh. Ein Schwein. Eine Axt. Eine Lampe. Eine Laterne. Ein Gesangbuch.
Von jedem besaß die Familie eines. Die Kuh gab Milch und Butter — welch ein Glück.
Das Schwein wurde jedes Jahr zu Weihnachten geschlachtet, im folgenden Frühling
bekamen sie ein neues. Die Axt war Andreas‘ Werkzeug beim Holzfällen und wenn er
als Tischler gebraucht wurde. Die Axt hatte er benutzt, um sein eigenes kleines
Häuschen zu bauen und er benutzte sie, um Holz zu hacken für den großen eisernen
Herd in der Küche.
Mitten in der Küche stand der Esstisch. Über dem Tisch hing die Lampe. Eine
Petroleumlampe. Unter dem Schirm gab es einen Glaskolben, den man hochschieben
musste, wenn man den Docht anzünden wollte.
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Wenn der Winter kam und die Sonne verschwand, war es dunkel in den Ecken. Der
„Jetzt will sie tanzen“, sagten die Leute und starrten vom Fenster aus auf
Lampenschein reichte nicht überall hin, er ließ Schatten über die Wände tanzen.
das Nordlicht.
Hinter der Tür war es pechschwarz und die Treppe hinauf musste man sich vortasten.
Denn das steht niemals still. Es huscht in Bändern und Bögen über den Himmel,
Im Winter, wenn die Sonne sich weder am Tag noch in der Nacht am Himmel zeigte,
es krümmt und wölbt sich, zieht sich zusammen, entfaltet sich. Manchmal entfernt
musste die Lampe brennen von frühmorgens, wenn sie aufstanden, bis sie ins
das Lichtspiel sich, fast verschwindet es, um dann wieder aufzutauchen, flatternd,
Bett gingen.
wie Gardinen in einem offenen Fenster, zitternd, wie Vorhänge im Tanz.
Alle schliefen auf dem Dachboden. Dann nahm die Mutter die Laterne, die im Flur
Dieses Lichtphänomen hat seinen Namen von der römischen Göttin der Morgen-
an der Wand hing, zündete sie an und ging hinauf, um die Betten zurechtzumachen.
röte Aurora und dem griechischen Gott für den Nordwind Borealis bekommen, und
Sie leuchtete Marie und später ihren jüngeren Geschwistern auf der Treppe, damit
eigentlich stammt es von der Sonne. Denn obwohl die Sonne nördlich des Polar-
niemand stolperte, sie leuchtete auf die Tür zum Dachboden und hängte die
kreises im Winter nicht zu sehen ist, wirft sie ab und zu ihre Partikel auf die Erde
Laterne neben die Betten, solange sie ihr Abendgebet sprachen. Nach dem Gute-
zu. Dabei stoßen Elektronen und Protonen in der Atmosphäre mit Gasen zusammen
nachtkuss nahm sie die Laterne wieder vorsichtig herunter und trug sie nach unten,
und diese Kollision erzeugt Energie, die in Form von Licht ausgesandt wird. Dieses
um sie dort zu löschen und an ihren Platz zu hängen.
Farbenspiel kann man nur in der Nähe der Pole erleben, und am intensivsten, wenn
Man machte nicht unnötig Licht.
der Himmel am dunkelsten ist.
Petroleum war teuer, Dochte auch.
Das faszinierte und machte Angst.
In dem Sommer, bevor Marie zwei Jahre alt wurde, fielen die Schüsse in Sarajewo
„Winke niemals dem Nordlicht zu“, sagte Bernhardine. „Es kann dich verhexen,
und bald sollte der Erste Weltkrieg wüten.
und dann musst du ihm folgen.“ Alle kannten die Geschichte von dem Mädchen, das
Die Winter waren hart. Es war schwarz, wenn man aufwachte, dunkel, wenn man
dem Nordlicht mit einem weißen Tuch zugewunken hatte. Dieses hatte zurückgewun-
hinausging, finster mitten am Tag und dunkel, wenn man zu Bett ging. Die Kälte biss
ken und das Mädchen zum Tanz aufgefordert, es hatte sie mit sich gezogen, und
in den Wangen. Der Vater hackte einen Stapel Holz nach dem anderen und schnell
niemand hat sie seitdem wiedergesehen, so hieß es.
schlossen die Leute die Türen hinter sich, um Schneeböen und Wind draußen
zu lassen.
Denn mit dem Nordlicht konnte man nie wissen. Die Wogen erscheinen ruhig und
regen sich kaum, und plötzlich gibt es einen explosionsartigen Ausbruch, die
Drinnen flackerten rote und orangefarbene Flammen hinter den Lüftungsklappen
Formen verschwinden und Lichtreflexe funkeln wie Blitze, bevor sich das Licht
des Herdes, und die Lampe über dem Tisch leuchtete in einem warmen Gelb. Mitten
erneut in Ketten und Spiralen entfaltet. Manchmal schmückt sich das Nordlicht
im Winter waren die Tage dunkel wie die Nacht. Die Sonne war hinter den Bergen
mit einer Krone aus Licht, einem Strahlenbündel am Himmel.
verschwunden. Die Erdkugel hatte sich gedreht, so dass die nördliche Halbkugel
am weitesten von der Sonne entfernt war. Hier, nördlich des Polarkreises, lag die
Die Familie war arm. Aber nicht ärmer als die meisten Leute, fast ganz Norwegen
Welt im Schatten.
lebte in der Zeit um den Ersten Weltkrieg in Armut, knapp zehn Jahre nach der
Dennoch war der Horizont nicht ganz ohne Licht. Ab und zu flackerte der dunkle
Himmel auf. Manchmal blassgelb und hellgrün, andere Male blau und lila. Das
gesamte Farbspektrum konnte plötzlich über dem Horizont aufspringen, wie eine
Feuerzunge, oder wie ein Irrlicht.
Auflösung der Union mit Schweden. Urbarmachung war notwendig, um ein selbstständiges Land aufzubauen.
Es gab wenig zu essen, die Menschen sammelten Beeren und Pflanzen. In Sørreisa
aß man jeden Tag Fisch. Dorsch, Seelachs, Schellfisch und Hering. Das war die
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Rettung. Aber die Kinder sehnten sich nach etwas Süßem, und Marie kann sich heute
„Da! Da kommt sie!“, riefen sie im Chor, als sie ein winziges Stückchen der gelben
noch an den Tag gegen Ende des Ersten Weltkriegs erinnern, als ein großer Sack
Scheibe sahen.
vor der Haustür stand. Als sie hineinschaute, sah sie, dass er mit erdigen Knollen
„Gott sei Dank“, seufzte die Mutter. „Gott sei Dank, dass die Sonne wiederkommt.“
gefüllt war. Was für eine Enttäuschung!
Dann begrüßten sie alle zusammen die Sonne.
„Aber die waren so lecker“, erinnert sie sich fast ein Jahrhundert später noch.
Denn der Sonne zuzuwinken, das war nicht gefährlich. Sie lockte niemanden wie das
Denn der Sack war voll mit Kohlrabi gewesen. Das war das Beste, was sie je geges-
Nordlicht, sie verhexte keinen, sie schenkte nur großzügig; das ersehnte Licht, die
sen hatte.
gesegnete Wärme.
Neben der Zimmermannsarbeit baute Andreas auch Eisenerz in der Grube ab.
Zur Schlachtzeit ging er von Hof zu Hof und bot seine Dienste an. Als Dank bekam
er Kochfleisch. Wenn er dazu noch Kohl besorgen konnte, war das Glück in dem kleinen
Haus groß. Dann gab es Kohl mit Hammelfleisch.
Jeden Morgen wurde die glänzende Scheibe größer. Schließlich konnten sie die
ganze gelbe Kugel am Horizont sehen.
Die Natur rundherum erwachte. Kleine, arktische Blumen kamen hervor, die
Weide zeigte erste Sprossen und die Tiere stolperten frühlingstrunken auf die
Bernhardine kümmerte sich um Haus und Stall. Marie half ihr dabei. Denn die
Weiden hinaus. Die Kuh fraß gierig von dem frisch sprießenden Gras. Im Sommer,
Stallarbeit war nur etwas für die Frauen, es war eine Schande, wenn ein Mann
wenn die Sonne Tag und Nacht schien, melkten sie ihre Kuh dreimal am Tag. Zuerst
dabei helfen musste. Alles an Tieren und Pflanzen, was essbar war, wurde verwendet.
morgens, dann mitten am Tag, wenn die Sonne am Zenit stand, und noch einmal, wenn
In jedem Stall stand ein großer Topf. In ihm wurden Heringe und Dorschköpfe für
sie abends auf den Hof zurückkamen. Weiße, fette Milch rauschte in den Eimer, als
die Kühe gekocht, denn hier oben, nördlich des Polarkreises, gab es nicht genug
Marie als kleines Mädchen melken lernte. Im Sommer schenkte die Milch große
Gras. Manchmal mussten die Kinder hinaus um Wurzeln für die Kühe auszugraben
Freude, manchmal war es so viel, dass sie einen Teil an die Meierei liefern konnten,
oder um Blätter und Rinde von den Weiden zu sammeln. Birkenreiser wurden klein-
die 1917 errichtet worden war.
gehackt und den Kühen gegeben. Dorschköpfe wurden auch als Dünger verwandt, auf
Und nicht nur die Kühe machte der Frühling übermütig. Die kleinen Mädchen
dem Feld wurden im Abstand von einem halben Meter Löcher in die Erde gegraben
liefen barfuß auf den Wiesen und den steilen Abhängen zum Fjord hinunter herum.
und jeweils ein Dorschkopf hineingelegt.
An den langen Tagen hüteten sie die Ziegen und streiften herum, auf der Suche nach
Jeden Winter bangte man darum, dass die Kuh überlebte, in der dunklen Zeit
gab sie kaum Milch. Hauptsache, sie schaffte es bis zum Frühling, wenn die Sonne
Beeren. Marie und das Nachbarmädchen Ester liefen mit den Tieren um die Wette.
Im Herbst 1919 sollten sie Schulmädchen werden.
wiederkam und das Gras unter dem Schnee hervorlugte. Marie streichelte ihre Kuh
Eines Tages fanden die beiden Sechsjährigen die Axt des Vaters, die er auf das
immer wieder. Das musste doch helfen, damit sie nicht aus Sehnsucht nach Sonne,
niedrige Scheunendach gelegt hatte, und Ester sagte zu Marie: „Wenn du dich traust,
Wärme und frischem Gras verendete.
den Fuß auf den Hackklotz zu stellen, dann traue ich mich, zuzuhacken.“
Marie traute sich. Ester traute sich auch.
Wenn der Winter auf dem Rückzug war und die Sonne endlich wieder ihre Strahlen
Der Fuß wurde gespalten.
über den Horizont schickte, so dass man sie zumindest ahnen konnte, auch wenn
Bernhardine hörte das Geschrei. Sie nahm ihre Tochter auf den Arm und lief
sie sich noch nicht selbst sehen ließ, saßen die Kinder jeden Tag auf der Fenster-
zum Nachbarn, der sollte sie zum Doktor hinüberrudern. Mit der blutenden Tochter
bank und warteten. Sie starrten auf die Lichtung zwischen den Bergen Børringen
auf dem Schoß über den Fjord, die Mutter wiegte ihre Erstgeborene. Damals fürch-
und Gompen. Dort zeigte sie sich immer zuerst.
tete man jede Wunde. Sie konnte sich so schnell infizieren, und davon konnte man
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sterben. Doch der Doktor war mit dem Pferd nach Målselv geritten. Bernhardine
kleiner wurde. Der Kapitän stand genauso reglos auf der Brücke, während die
und Marie blieben in der Stube des Kaufmanns, bis der Doktor zurückkam. Der nähte
Matrosen entspannt über der Reling hingen. Denn das Meer lag still und glänzend
die Stummel zusammen, die dort herausragten, wo die Zehen gewesen waren und
da. Nicht ein Windhauch. Die Welt schien stillzustehen und zu warten. So still
verband den verletzten Fuß.
hatte er das Meer noch nie gesehen, erklärte der Kapitän Marie; dieser Küsten-
Daheim saß Ester weinend auf der Treppe, als Bernhardine und die Nachbarin
kamen, mit Marie auf dem Arm.
„Oh Ester, was hast du nur angerichtet“, seufzte Bernhardine. Dann legte sie
streifen war einer der rauesten in Norwegen.
Die Welt wartete, dass Marie ihr Erwachsenenleben begann.
Einige Tage später passierte das Schiff die neue Mole, die Berlevåg gegen die
Marie in die Schlafkammer und ging in den Stall um zu melken.
Wellen des Nordpolarmeeres schützen sollte, eine Mole, die immer wieder von den
Deshalb begann Marie ein Jahr zu spät mit der Schule.
Brandungen der Herbststürme zerstört wurde. Doch das Meer lag immer noch fried-
Doch das Jahr danach, da kam sie in die Schule, zu ihrer großen Freude!
lich da, als Marie ihren Fuß auf das Land setzte. Bereit für ihre erste richtige
Besonders die Geographie liebte sie. Karten anzusehen. Flüsse, Berge, Städte. Es
Dienststelle. Sie sollte beim Landhändler Ottar Neergård Kindermädchen und
gab in den Dörfern rundherum viel zu viele Kinder, als dass alle gleichzeitig Platz
Haushaltshilfe sein. Er holte sie am Kai ab.
gefunden hätten. Deshalb gingen die Kinder nur jede zweite Woche zur Schule. Eine
Sie kam in ein Haus mit geblümten Tapeten an den Wänden. Damasttischdecken
Woche Unterricht, dann eine Woche daheim um Fische zu säubern, die Tiere zu hüten
glänzten bei Festessen auf den Tischen und Lampen aus Glas und Kristall wurden
oder Holz zu hacken. Für den Rest ihres Lebens sollte Marie Landkarten lieben.
abends entzündet.
Aber sie sollte nie irgendwohin reisen. Sie ging gern zur Schule, aber ihr ganzes
Leben lang sollte sie putzen. So war das, wenn man 1912 in Sørreisa geboren wurde.
Marie kam in ein Haus, in dem es nicht nur eines von allem gab, nein, sie
brauchte beide Hände, um alle Lampen zu zählen, alle Töpfe, alle Tischdecken.
Vieles hatte seinen festen Platz — Sommer wie Winter. Jeden Sonntag sammelten
Doch im Herbst wurde es schneller dunkel als daheim. Je weiter im Norden,
die Eltern die Kinder um sich und hielten vor dem Ofen eine Andacht. Jeden Abend
umso früher kam die dunkle Zeit. Die Stürme waren auch heftiger. Die ersten
las die Mutter ein Stück aus der Bibel vor und sang ein Kirchenlied. Und jeden
Weihnachten hatte sie großes Heimweh. Trotz Weihnachtsbaum mit flackernden
Morgen nahm sie ein Kind nach dem anderen einzeln zu sich, sie kämmte sie mit
Wachskerzen. Trotz funkelnder Kronleuchter. Trotz Klavier und Weihnachtsliedern.
einem Kamm mit ganz engen Zacken. Denn alle hatten Läuse. Doch der Kampf war
Drei Jahre diente sie bei dem Kaufmann ohne einmal nach Hause zu kommen. Nach
vergeblich. Die Läuse begleiteten sie ihre ganze Schulzeit über. Wie auch der
Widerhall der Kirchenlieder in der Küche.
drei Jahren fuhr sie endlich heim nach Sørreisa. Da war die Mutter bettlägerig.
Nachdem die Mutter gestorben war, würde Marie Sørreisa nie wieder verlassen.
1938 heiratete sie Harald, einen blonden, hochgewachsenen Kerl aus dem Ort, zwei
1928 wurde Marie konfirmiert.
Jahre jünger als sie.
Dann wurde die Mutter krank. Marie wurde in den Norden in den Dienst geschickt,
Dann kam der Krieg. Die Deutschen nahmen Sørreisa ein. Die Offiziere besetzten
um Geld für die Familie zu verdienen. Sie sollte in einen der nördlichsten und
die besten Häuser und errichteten rundherum Baracken für die Soldaten. Schnell
rauesten Fischereiorte in Norwegen kommen – nach Berlevåg. Nördlich von Berlevåg
wurde ein Gefangenenlager für russische Kriegsgefangene gebaut. Diese waren
liegt das Nordpolarmeer, östlich von Berlevåg beginnt die Barentssee.
gezwungen, an der Verteidigungsanlage der Deutschen rund um den Ort zu bauen.
Marie bekam eine Fahrkarte für ein Segelschiff Richtung Norden. Die Jugend-
Einige Monate nach der Besetzung bekamen Harald und Marie ihr erstes Kind
liche stand an dem stillen Herbstabend an Deck und sah, wie Sørreisa immer
– Bjørg. Alles war rationiert. Essen. Kleidung. Kerzen. Streichhölzer. Für vieles gab
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es nur Ersatz, und wenn das Gerücht aufkam, dass ein Laden Mehl oder Margarine
Dann, im Mai 1945, holte sie den Stoff heraus und nähte darauf Faltenröcke für
bekommen habe, standen die Leute schon frühmorgens davor Schlange. Kleidung
ihre kleinen Mädchen. Ach, wie hübsch sie waren! Marie bewunderte ihre kleinen
wurde geflickt und getauscht, Ärmel wurden durch Stricken verlängert, Socken wurden
Mädchen, die beide während des Kriegs geboren worden waren, wie sie da in ihren
gestopft. Allen erwachsenen Männern wurde befohlen, für die Deutschen zu arbei-
ersten neuen Kleidern standen — in einer Zeit des Friedens.
ten, beim Be- und Entladen am Kai oder bei der Arbeit an den Festungsanlagen.
Die russischen Gefangenen wurden freigelassen, abgemagert und in Fetzen.
In der dunklen Jahreszeit mussten alle Fenster verdunkelt sein. Wenn die deut-
Marie suchte ein paar alte Wolldecken hervor, aus denen sie für einige der Männer
schen Wachpatrouillen einen Lichtstreifen sahen, trampelten sie schimpfend in
Hosen nähte, diese wussten noch nicht, dass sie, sobald sie ihr Heimatland er-
ihren eisenbeschlagenen Stiefeln herein.
reichten, von Stalin weiter direkt in die Arbeitslager der Sowjetunion geschickt
Die Kriegszeit war erfüllt von Angst und Ungewissheit.
werden würden.
Dann kam 1942 eines Tages ein Wanderprediger von der norwegischen Missionsgesellschaft in den Ort. Marie, die inzwischen dreißig Jahre alt war, ging mit der
Auch nach dem Krieg war Schmalhans der Küchenmeister. Die Arbeit wurde mit
Tochter im Kinderwagen zu ihm. Die Versammlung sollte im Vintergården stattfin-
Pferd und Wagen durchgeführt. Das Land sollte wiederaufgebaut werden. Große
den, einem Versammlungshaus im Dorf. Der Wanderprediger, ein Laienprediger, der
Teile der nördlichen Gebiete war von den Deutschen niedergebrannt worden, bevor
im Sommer Landarbeiter und Fischer war und im Winter von Gebetshaus zu Gebets-
sie flüchteten.
haus wanderte, war von der charismatischen Sorte.
Er sprach von Gott und von Jesus und wie man sein Leben leben sollte. Er beendete seine Predigt mit dem Ersten Buch Mose:
Harald erkrankte an Tuberkulose. Marie musste für zwei arbeiten.
Sie schleppte Wassereimer, so schwer, dass sich die Henkel in die Hände einschnitten. Im Winter war es leichter, da zog sie sie auf dem Schlitten. Mit der Zeit
hatten sie vier Kinder bekommen. Die Größeren passten auf die Kleineren auf,
Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut
während sie arbeitete — als Wäscherin im Dorf, während der Mann im Sanatorium
war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die
Blut hustete. Einmal am Tag legte die älteste Tochter das jüngste Baby in den
Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
Kinderwagen, der im Sommer Räder hatte und dem im Winter Kufen untergeschnallt
wurden, und brachte es zu Maries Arbeitsplatz, damit die Mutter es stillen konnte.
Marie gab sich hin.
In diesem Moment gab sie sich Gott hin. Ja, sie wandte sich von ganzem Herzen
Gott zu. Sie sah das Licht.
„Seitdem stehe ich zu Jesus“, würde sie immer wieder sagen. „Er ist meine
Erlösung.“
Der Widerstand gegen die Deutschen war groß, die Worte bekamen eine neue
Wenn Marie nach Hause kam, wartete mehr Arbeit auf sie, das Haus musste in
Ordnung gehalten werden und die Windeln gewaschen. Sie wurden zuerst gekocht,
dann auf dem Waschbrett geschrubbt, ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt.
Erst 1959 wurden Wasser und Strom ins Haus gelegt.
Einen Wasserhahn einfach aufdrehen! Und schon floss das Wasser.
Einen Schalter umlegen, und schon war es Licht!
Bedeutung. Man stahl nicht von den Deutschen. Harald gelang es, einen Fallschirm
Und was für ein Licht, eine Lampe in der Küche, eine Lampe im Wohnzimmer, eine
aus einem Lager am Kai, wo sie die Ausrüstung lagerten, die sie für den Flugplatz
Lampe auf der Treppe und eine Lampe auf dem Dachboden. Licht, das war Wohlstand.
benötigten, „zu hamstern“. Marie versteckte ihn auf dem Dachboden, bis der Krieg
Als sie alle Lampen gleichzeitig eingeschaltet hatten, kam ein älterer Nachbar
vorüber war.
angelaufen, er dachte, das Haus stünde in Flammen.
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Aber das elektrische Licht hatte seine Tücken. Häufige Stromausfälle in den ersten
Oft hört sie, wie Gott nach ihr ruft. Das schenkt ihr Frieden. Da ihr Gehör schlech-
Jahren führten dazu, dass die Leute ihre Petroleumlampen weiterhin hängen ließen.
ter wurde, hat der Sohn ihr ein Hörgerät besorgt, damit die Worte der Andacht im
Man konnte sich auf das Neue ja nicht verlassen.
Radio in ihrem Gehörgang Widerhall finden können.
Das Leben wurde hell und dunkel, Wassereimer rein und raus. Raus und rein.
Wenn die Andacht vorüber ist, holt sie meistens das Gesangbuch hervor. Einige
Ein Leben im Einklang mit der Natur und dem, was sie bescherte. Ein arbeitsames
Kirchenlieder liebt sie wie kleine Schätze. Ein Licht breitet sich im Zimmer aus,
Leben, aber auch ein Leben in Liebe. Denn Marie war lieb, das sagen alle, sie ver-
wenn Marie singt. Ein Zimmer mit Leuchtstoffröhren an der Decke und einer kräf-
breitete ein Licht. Es war eine wahre Freude, die Kinder aufwachsen zu sehen, zu
tigen Leselampe.
sehen, wie der Mann genas. Tuberkulose war eine gefürchtete Krankheit, und in der
Aber da ist etwas ganz anderes, was das Licht vom Dunkel trennt.
ersten Zeit, nachdem er aus dem Sanatorium heimgekommen war, musste der Mann
Das liegt in ihrem Inneren.
für sich bleiben. Niemand durfte ihn in den Arm nehmen. Er hatte seinen eigenen
Marie lächelt, sucht ihr Lieblingslied heraus und singt mit zarter, gebroche-
Teller, seine eigene Tasse, Gabel und sein eigenes Messer.
ner Stimme:
Marie benutzte das, was sie hatte; einen Fallschirm, ein paar Blaubeeren und
ein bisschen Zucker, Wolle, die geschnitten, gewaschen, kardiert und gesponnen
Macht liegt in den gefalteten Händen
werden musste, bevor sie daraus Pullover für die Mädchen stricken konnte.
Doch allein sind sie schwach und klein
Mit der Zeit wurde das Leben ruhiger. Die Töchter heirateten, der jüngste Sohn
fuhr zur See. Marie verfolgte seine Fahrten auf der Landkarte, anhand der Post-
Du musst sie der Allmacht Gottes zuwenden.
Er gelobte, die Antwort sei dein.
karten, die er ihr schickte. Im Laufe der Sechziger-Jahre, als Marie und Harald
bereits über fünfzig waren, gingen alle Kinder aus dem Haus.
Macht liegt in den gefalteten Händen
Marie briet Fisch. Sie kochte Kaffee. Die beiden machten einen Mittagsschlaf.
Wenn im Namen des Erlösers du betest, früh und spät
Sie stickte. Sie schaute aus dem Fenster. Beide hatten ihre festen Plätze in
Und einst, wenn dein Lebenslauf wird enden,
der Stube. Ein Gefühl des Friedens legte sich über sie. Man konnte ein Licht ein-
Wirst du sehen, es wurde erhört, dein Gebet.
schalten, einen Hahn aufdrehen, eine Maschine Wäsche anstellen. Es gab kaum noch
etwas zu tun.
Von der Terrasse hoch über dem Sørreisafjord aus konnten Marie und Harald
die Berge zählen. Sieben Berge und ein Fjord.
Nachdem Harald gestorben war, stickte Marie vor allem Kreuze. Oder Bibelzitate. Die Kreuze verschenkte sie als Lesezeichen. Inzwischen hatten alle Kinder
ihr eigenes Haus. Jedes hatte seine Familie. Eigene Kinder. Die Eltern waren schon
seit langer Zeit tot. Der Mann starb. Die Geschwister starben. Marie wurde 100
Jahre alt und bekam einen Brief von König Harald.
Jetzt wird sie bald 102 Jahre alt.
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A portrait of Marie Gulbrandsen
Born 30 September 1912
Sørreisa in Troms, Norway
Åsne Seierstad
Separating light from darkness
To him that made great lights,
for his mercy endureth for ever.
Psalm 136:7
The house was built high up on the slope, with a view of a fjord and seven mountains.
The carpenter Andreas Gulbrandsen carried sack after sack of granite to build the
foundation. He planed planks to the walls, which shone pale gold in the summer sun.
The woodwork would soon turn grey. For the wind would howl around the walls.
The cold would bite into the window frames.
The sun, which when the house was built had shone day and night, would, in a few
years, cause the planks to glimmer like silver. And when the darkness set in, the
walls would seem black as tar.
But first a child was to be born.
The house of Andreas and his wife, Bernhardine, was finished by the end of
September. The year was 1912. Day by day the sun climbed down the sky, and just
before the autumn storms set in, a girl came into the world in the house’s loft. She
was christened Marie.
She was the firstborn child. For a short time, she was the only one.
Where Marie grew up, in the little cottage where the steep hillside sloped down to
the sea, on the south side facing the fjord, there was nothing redundant. Often, in
fact, there wasn’t enough.
One cow. One pig. One axe. One lamp. One lantern. One hymnal.
The family had one of everything. The cow produced milk and butter. In this they
were fortunate. They slaughtered the pig every Christmas and got a new one in the
spring. Andreas used the axe when he chopped timber or was hired to do carpentry
jobs. It was with this axe that he had built his own little cottage and split logs
for the large iron furnace in the kitchen.
In the middle of the kitchen floor stood the dinner table. Directly above it hung
the lamp. An oil lamp. Under the lampshade was a glass flask that one lifted up
when one wanted to light the wick.
When winter came, and the sun disappeared, the corners of the rooms were dim.
The lamplight did not reach everywhere; shadows fluttered on the walls. The space
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behind the door was black as coal, and one had to grope one’s way up the stairs. In
The spectacle takes its name from the Roman goddess of dawn, Aurora, and the Greek
the winter, when the sun was absent from the sky day and night, the lamp had to be
word for the north wind, Borealis, and is, in fact, caused by the sun. Although the
lit from the hour they awoke to the hour they went to bed.
sun, north of the Arctic Circle, goes into hiding during the winter, it sometimes
Everyone slept in the loft. Marie’s mother would fetch the lantern that hung on
flings particles of light toward the Earth. Fast-moving electrons and protons
the wall in the corridor, light it, and go up to the loft to make the beds. She lit the
collide with gases in the atmosphere, emitting energy in the form of light. This
way up the stairs for Marie and, later, her younger siblings, so that none of them
light display can only be observed near the poles, and it is at its most intense
would stumble. She let the light shine through the doorway into the loft, and set
when the sky is at its darkest. It has bred fascination — and fear.
the lantern down beside the beds while they said their evening prayers. After the
goodnight kisses, she carefully picked up the lantern and carried it downstairs
with her, before extinguishing it and hanging it back in its place.
“Never wave to the Northern Lights,” said Bernhardine. “They can cast a spell
on you, and then you have to follow them.”
Everyone knew the story about the girl who had waved a white kerchief at the
One did not use the lantern unnecessarily.
Northern Lights. They waved back and invited her to dance, drew themselves toward
Oil was expensive. So were wicks.
her, and, it was said, no one ever saw her again.
The summer before Marie turned two, shots rang out in Sarajevo, and soon the
First World War was raging.
Because you never know with the Northern Lights. The loops can shine quietly
and scarcely move, and then suddenly there’s a kind of explosion: the shapes
The winters were hard. It was pitch black when one awoke, dim when one went out,
disappear, there’s a lightning-like flash, and once again the light unfolds in chains
grey at noon, and dark when one went to bed. The cold bit into one’s cheeks. Marie’s
and spirals. Now and then the heavens wear a crown of light — a cluster of rays in
father chopped load after load of wood and people rushed to close their doors
the sky.
behind them to keep out the drifting snow and wind.
Inside, the dampers on the iron furnace emitted red and orange flames, and the
The family was poor. But no poorer than most. Around the time of the First World
lamp over the table gave off a warm golden light. In midwinter, the day was as dark
War, barely a decade after the dissolution of the union with Sweden, almost all of
as night. The sun had disappeared behind the mountains. The globe had rotated in
Norway lived in poverty. It was the work of pioneers to build an independent nation.
such a way that the northern hemisphere was farthest from the sun. Here, north of
There was little to eat. People gathered berries and plants. In Sørreisa, fish was
the Arctic Circle, the world was in shadow. Still, the horizon was not entirely
daily fare. Cod, pollock, haddock, herring: that was their salvation. But children
without light. Now and then, flames burst out in the dark sky — sometimes pale yellow
yearned for something sweet, and Marie still remembers the day toward the end of
and light green, at other times blue and lilac. The entire spectrum of colours
the First World War when she found a huge sack on the doorstep. When she looked
could suddenly crackle over the horizon, like a tongue of fire, or shimmering
inside, she saw that it was full of tubers with dirt on them. What a disappointment!
verdigris. “Now she’ll dance,” people said, and stared at the Northern Light from
“But oh, it was good,” she would recall almost a century later. What the bag
their windowsills.
contained was kohlrabi. It was the best thing she had ever eaten.
For the Northern Lights are never still. They move across the sky in arcs and
In addition to doing carpentry, Andreas worked in the mine. During the slaugh-
loops; they curl up and meander; they contract and expand. Sometimes they fade,
tering season, he went around to the farms and offered his services. In compensa-
almost disappear, only to re-emerge, flickering, like curtains in an open window,
tion, he got meat for boiling. If he also managed to get cabbage, there was happiness
trembling, like dancing draperies.
in the little cottage. For then they could have mutton and cabbage stew.
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Bernhardine ran the house and cowshed. Marie followed her around and helped out.
when the sun shone around the clock, they milked her three times a day – first in
Dairying was women’s work: it was considered a disgrace for a man to participate.
the morning, then at midday, when the sun was at its highest, and finally in the
Every edible part of an animal or plant was used or eaten. In the cowshed stood a
evening, after they came back home. When she was still little, Marie learned how
large cauldron in which herring and cod heads were boiled for the cattle, since
to milk, and grew accustomed to the ringing sound of the liquid jet striking the
there wasn’t enough grass up here north of the Arctic Circle. Sometimes the
surface of the pail. In the summer, the milk brought great happiness. Sometimes
children were sent out to dig up roots for the cattle, or to gather leaves and bark
there was so much of it that they could sell some to the dairy that opened in 1917.
from the willow trees. Birch twigs were chopped up and fed to the cattle. Cod heads
It was not just the cattle that became frolicsome in the spring. The little girls,
were also used as fertilizer: you dug holes in the ground a half metre apart and
too, ran barefoot around the fields and on the steep bluffs along the fjord. During
stuck cod heads in them.
the long days they minded the goats and wandered in search of berries. Marie and
The cow hardly made it through the winter, and during the dark months she gave
no milk. She just had to survive until the coming of spring, and the sun, and the
a neighbour girl, Ester, bounded around with the animals. In the autumn of 1919 they
would become schoolgirls.
grass that would soon shoot forth out of the snow. Marie kept petting Maiskjønn.
One day the two six-year-olds found the wooden axe that Marie’s father had left
It had to help, she thought, so she wouldn’t die of longing for sunshine and heat
on the low barn roof, and Ester said to Marie: “If you dare to put your leg on the
and fresh grass.
chopping block, I’ll dare to chop it off.”
Marie dared. So did Ester.
When winter was on the wane, rays of sunlight began to creep over the horizon. One
The foot was chopped in two.
could sense the sun’s presence even if one couldn’t see it. The children sat every
Bernhardine heard the scream. Sweeping her daughter up into her arms, she
day on the kitchen windowsill and waited. They stared at the clearing between
ran to the neighbour’s and asked him to row them over to the doctor’s. And so they
the Børringen and Gompen mountains. That was where the sun always showed
crossed the fjord, the mother cradling her bleeding firstborn on her lap. Wounds
itself first.
were scary back then: infections spread fast, and you could die of them. Alas, the
“There! There she comes!” they would cry in unison upon glimpsing a bit of the
yellow disc.
doctor had ridden his horse carriage to Målselv. Bernhardine and Marie waited in
the shopkeeper’s cottage until the doctor came back. He sewed shut the stubs that
“Thank God,” sighed their mother. “Thank God the sun came back again.”
remained where the toes had been and bandaged the foot that the axe blade had cut.
And then they all greeted the sun.
At home, Ester was sitting on the stairs weeping when Bernhardine returned,
For there was nothing dangerous about waving at the sun. She didn’t lure you like
the Northern Lights, didn’t cast a spell. She just gave generously of herself —
longed-for light, blessed warmth.
Every morning, the shiny disc grew, until they could see the entire yellow sphere
on the horizon.
carrying Marie.
“Ester, Ester, what have you done?” Bernhardine sighed. And then set Marie down
in the little side room and went out to the shed to milk the cow.
Recovering, Marie started school a year late. When she did begin, however, it was
with great joy. Above all, she loved geography. Looking at maps. At the rivers, the
Nature awoke around them. Small Arctic flowers sprung forth; the goat willow
mountains, the cities. Since there were far too many children in the nearby villag-
pushed out fresh shoots and the animals stumbled out onto the fields, stirred by
es for them to attend school all at once, they went every other week. One week at
the coming of spring. Voraciously, the cow devoured the new grass. In the summer,
school, one week at home gutting fish, tending the animals, or chopping wood.
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For the rest of her life, Marie would love maps. But she would never travel anywhere.
But the autumn grew dark sooner here than at home. The farther north, the earlier
She loved school. But she would spend her whole life cleaning house. That was what
the dark season. The storms were more violent. She felt homesick every day, espe-
it meant to be born in Sørreisa in 1912.
cially during the dark December days. Despite the Christmas tree with flickering
Every Sunday, the parents gathered the children together and held a devotional
service beside the iron furnace. Every evening, Mother read a Bible passage aloud
and sang a hymn. And every morning she pulled the children close to her, this time
one by one, and combed their hair with a fine comb. Because they all had lice. But
candles. Despite the gleaming chandelier. Despite the piano and the carols.
For three years, she served in the shopkeeper’s house without ever going home.
Then she went back to Sørreisa. By that time, her mother was bedridden.
After her mother died, Marie would never leave Sørreisa again.
the struggle was in vain: the lice hung on throughout their school years. Along
with the hymns that resonated in the kitchen.
In 1938 she married Harald, a stately blond country boy two years her junior.
Then came the war. The Germans occupied Sørreisa. The officers took the best
Marie was confirmed in 1928.
Then her mother got sick. Marie was sent further north to earn money for the
family as a house servant. She went to Berlevåg, which was one of Norway’s northernmost fishing villages and had some of its harshest weather. Just north of Berlevåg
is the Arctic Ocean; to the east is the Barents Sea.
houses, and put up barracks here and there for the soldiers. They also quickly
erected a detention camp for Russian prisoners of war, who were forced to work at
the local German fortifications.
A few months after the occupation began, Harald and Marie had their first
child — Bjørg. Everything was rationed. Food. Clothing. Candles. Matches. Many of
Marie got a ticket for a northbound sailing ship. The teenager stood on the
the items were replacement goods, and when rumours spread that a shop had taken
deck, motionless in the quiet autumn evening, as she watched Sørreisa shrink into
a delivery of flour or margarine, people would start to queue up early in the morning.
the distance. On the bridge stood the skipper, also unmoving, while the deckhands
Clothes were patched and fixed, sleeves lengthened, socks darned. All grown men
clung to the railing. For the sea was calm and still. There was not so much as a
were commanded to work for the Germans, to load and unload at the dock, or to work
gust of wind. It was as if the world was waiting. The sea was so still that the moon
at the fortifications.
was reflected on its surface. The skipper told Marie that he had never seen the sea
so calm; this strip of coast had some of the harshest weather in all of Norway.
During the dark season, all windows were supposed to be covered with blackout
The world was waiting as Marie began her adult life.
curtains. If the German security patrols saw even a sliver of light, they would stomp
Some days later, the ship passed the new breakwater that, designed to protect
into the house in their iron-studded shoes and bellow.
Berlevåg from the Arctic waves, was constantly being battered by raging autumn
The war years were full of anxiety and insecurity.
storms. But the sea was still quiet when Marie set foot on the dock, prepared to
Then, one day in 1942, an emissary from the Norwegian missionary society came
begin her first real job. She was to be a nanny and housekeeper for a shopkeeper,
to the village and held a meeting at the Winter Garden, a local assembly hall. Marie,
Ottar Neergård. He picked her up at the wharf.
now thirty years old, showed up, pushing her daughter in a pram. The emissary, who
She arrived at a home with flowered wallpaper. Damask tablecloths glimmered
on the tables when there were guests, and glass and crystal lamps were lit in the
evening. Marie had come to a home where there was not just one of everything. No: she
needed two hands to count all the lamps, all the pots and pans, all the tablecloths.
was a farmer and fisherman in the summer and who travelled to religious meeting
houses in the winter, was a lay preacher of the charismatic variety.
He spoke about God and Jesus and how one should live one’s life. He closed with
a quotation from the Book of Genesis.
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God said, Let there be light: and there was light. And God saw the light, that it was
When Marie came home there was more work – housekeeping and nappy washing. The
good: and God divided the light from the darkness. And God called the light Day, and
nappies were boiled, then washed on a washing board, then wrung out and hung up
the darkness he called Night. And the evening and the morning were the first day.
to dry.
Marie surrendered.
Not until 1959 did they get running water and electricity.
There and then, she surrendered herself to God — turned her whole self over to
To turn on a tap! And see the water run.
God. She saw the light.
“Since then I’ve stuck with Jesus,” she would always say. “He is my salvation.”
To flick a switch, and there was light!
And what light! A lamp in the kitchen, a lamp in the living room, a lamp on the
stairs, and a lamp in the loft. Light was prosperity. Once, when all the lamps inside
The resistance against the Germans was formidable, and words took on new meanings.
were lit at the same time, an elderly neighbour came running: he thought the whole
One did not steal from the Germans, one hoarded. Harald managed to “hoard” a
house was on fire.
parachute from a depot on the wharf where the Germans stored airport equipment.
Marie hid it in the loft until the war was over.
Then, in May 1945, she took out the material and sewed pleated skirts for her
little girls.
But electric light was fickle. Owing to constant outages during those first years,
people made sure to keep the oil lamps handy. You could never fully trust electricity.
Life was light and dark, water buckets in and out. Out and in. A life in harmony
with nature and what it provided. An arduous life, but also a life lived in love. For
Oh, they were so pretty! Marie stood and admired her girls, both of whom
Marie was kind, everyone said so: she spread light. It was a true joy for her to see
had been born in wartime, as they stood there in their first new garments — in
her children grow up, to see her husband recover. Tuberculosis was a much-feared
peacetime.
affliction and her husband had to keep to himself for a while after he came home
Russian prisoners were released, emaciated and in rags. Marie found some old
from the sanatorium. No one could hug him. He had his own cup, plate, fork, and spoon.
wool blankets and sewed them into trousers for several of the men, who did not yet
Marie made do with what she had: a parachute, some blueberries and a little
know that as soon as they arrived in their homeland Stalin would send them
sugar, wool that had to be clipped, washed, carded, and spun into fibre before she
directly to Soviet camps.
could knit sweaters for the girls.
Things were tight after the war as well. Work was done with horse and cart. The
Then life became quieter. Her daughters married, and her youngest, her son,
nation was under reconstruction. Much of northern Norway had been reduced to
went away to sea. He sent her postcards, and she followed his travels on a map. By
ashes by the Germans before they retreated.
the 1960s, when Marie and Harald were in their fifties, all the children were out of
Harald contracted tuberculosis. Marie had to work for two.
She carried buckets of water so heavy that the handles cut into her palms. In
the house.
Marie cooked fish. She made coffee. They napped after dinner.
the winter it was easier: then, she pulled them on a sledge. Eventually she had four
She embroidered. She looked out the window. They both had their regular
children. The older ones took care of the younger ones while she was working – as
chairs in the living room. A feeling of peacefulness settled upon them. One could
a charwoman, while her husband was coughing up blood at the sanatorium. Once a
light a candle, turn on a faucet, put on a load of laundry. There was hardly any-
day her eldest daughter put the youngest child, a son, in the pram, which had wheels
thing to do.
in the summer and blades in the winter, and took him to Marie’s workplace so she
could nurse him.
From the veranda facing the Sørreisa Fjord, Marie and Harald could count the
mountains. Seven mountains, and a fjord.
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After Harald died, Marie mostly embroidered crosses. Or quotations from the Bible.
She gave the crosses to people to use as bookmarks. Now the children all had their
own houses. Their own families. Their own children. Marie’s parents were long dead.
Her husband died. Her siblings died. Marie turned 100, and got a letter from King
Harald.
Now she is approaching her 102nd birthday.
Often she hears God calling to her. It brings her peace. After her hearing got
worse, her son gave her a headset so that the words of the prayers on the radio
would reverberate in her auditory canal.
When the praying is over, she takes out the hymnal. She has hymns that she loves
like small treasures. A light settles over the room when Marie sings. A room with
fluorescent tubes on the ceiling and a strong reading lamp.
But it is something else, something entirely different, that separates light
from darkness.
It is something within her.
Marie smiles, selects her favourite hymn, and sings with a soft, cracked voice:
There’s power when two hands are clasped in prayer.
All by themselves, they’re fragile and they’re small.
But you’ll receive an answer if you bare
Your heart to the Almighty Lord of all.
There’s power when two hands are clasped in prayer.
Arriving at the end of your last day,
You’ll find, if you accept the Saviour’s care,
An answer to each prayer you’ve sent his way.
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Ein Portrait von Apmut Ivar Kuoljok
Geb. 22 Mars 1928
Nautijaur, Schweden
Po Tidholm
Die Rentierhirten des alten Stammes
Das Wasserkraftwerk in Porjus wurde im Jahr 1915 eingeweiht. Der damalige schwedische König Gustav V startete die Anlage aus der Ferne. Er saß in seinem Stockholmer
Schloss und drückte auf einen Knopf, der wiederum eine Sirene in Älvdalen zum
heulen brachte. Dagens Nyheter, eine der größten Zeitungen des Landes, schrieb
„Ein beeindruckendes Denkmal ist in der Wildnis errichtet worden“, und berichtete
über die harte Arbeit, die hinter der Errichtung der Anlage lag. Große Teile des
Baumateriales wurden auf Holzstegen über Sumpfgebiete entlang des fünfzig
Kilometer langen Wegs von Gällivare getragen. Die Arbeiter trugen ca. fünfzig Kilo
auf einmal.
Das Kraftwerk in Porjus war eines der größten Industrieprojekte in Norrland
und der Strom wurde für die Bahn, die Erz aus Kiruna zum Hafen im norwegischen
Narvik transportierte, gebraucht. Aber man baute groß und mit Überkapazitäten,
in der Hoffnung andere Industrien anlocken zu können. Und um das Kraftwerk entstand langsam ein Dorf, wo die Arbeiter wohnten, die das Kraftwerk bauten, unterhielten und verwalteten. In dem Dorf gab es sogar eine Hebamme.
Als Apmut Ivar Kuoljok im Jahr 1928 geboren wurde, holte man die Hebamme aus
dem Dorf in Porjus. Sein Vater Matto Apmut Kuoljok fuhr mit zwei „Tamhärkar“
(kastrierte zahme Rehe) die vielen Kilometer durch wegloses Land nach Porjus,
und kehrte mit der Hebamme in einem Schlitten wieder. Es war März und der Schnee
trug sie gut. Ein samisches Kind war im Land der Sonne und Winde geboren.
Die Region war dennoch keine Wildnis. Als Jokkmokk im Jahr 1605 zum Marktplatz
ernannt wurde, erstellte man Steuerlisten aller samischen Familien. Apmut Ivar
Kuoljoks Vorfahren auf mütterlicher sowie väterlicher Seite erscheinen in den
ersten Aufzeichnungen, und damals hatten ihre Verwandten schon seit über 500
Jahren dort gelebt.
Apmut Ivar Kuoljok wohnt heute in einem Wohngebiet östlich von Jokkmokks
kleinem Stadtzentrum. Man fährt die E45 entlang, eine Fernstraße, die sich durch
das komplette schwedische Hinterland schlängelt und die mittlerweile am
meisten von Holztransportern und Touristen auf dem Weg in den Nationalpark
Laponia befahren wird. In dem Wohngebiet haben die Straßen Namen wie Akkatsgatan oder Rajdvägen und in den Häusern wohnen viele der Familien, die während
des 20. Jahrhunderts die gleiche Reise wie die Familie Kuoljok gemacht haben;
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teilweise hält man sich noch an alte Traditionen, ohne aber auf die Werte der heu-
einen schwerer und zum anderen leichter gemacht hat, mit den hellen Stunden, den
tigen Gesellschaft zu verzichten. Kuoljoks Haus ist modern und minimalistisch
dunklen Nächten, den sonnenlosen Wintern und der Mitternachtssonne im Sommer
eingerichtet, aber jedes Detail unterstreicht die Orte, an denen die Familie zu
zu leben.
Hause ist; atemberaubende Bergmotive, große Täler mit Rentierherden, die wie
Flusszüge durch die Landschaft ziehen.
Apmut Ivar Kuoljok hat seit seiner Jugend Tagebuch geführt. Das Gefühl, dass
wichtiges Wissen verschwand, brachte ihn dazu sein Leben dokumentieren zu
Auch wenn das Leben in gewisser Weise an die Spuren der Vorfahren anknüpft,
wollen. Er ist auch „Jojker“ (samischer Sänger), Geschichtenerzähler und der
hat Apmut Ivar Kuoljok das Gefühl, dass er im Jetzt lebt. Samischer Rentierhirte
Älteste in seinem Samendorf. Apmut Ivar ist ein Mann, dessen Mission es ist, altes
zu sein, ist mittlerweile ein Synonym für einen ständigen Überlebenskampf.
Wissen und Traditionen weiterzugeben. Er hatte schon immer einen Lesekopf. Als
Es gibt eine Menge alter Dokumentationen über die Existenz der Samen in dem
Kind wurde er in die Nomadenschule geschickt, eine Art Ausbildung auf dem Feld,
Gebiet, was heute Sapmi genannt wird — eine große Landfläche, die sich von Mittel-
in primitiven Hütten. Man wollte samischen Kindern eine Grundausbildung geben,
norrland bis hoch nach Norwegen, Finnland und runter längs der Kola-Halbinsel
ohne aber ihre kulturelle Identität zu zerstören. Lappe sollte Lappe bleiben. Sie
streckt. Die Samen haben den Status von Ureinwohnern in allen diesen Ländern,
mussten auf einem Reisteppich direkt auf dem Boden schlafen oder verschiedene
aber die Rechte von ihnen unterscheiden sich erheblich von Land zu Land. Der
Regierungsperioden auswendig lernen und sich Wissen über Europas Flüsse und
schwedische Staat hat ein langes und kompliziertes Verhältnis zu den Samen.
Schonen, eine merkwürdige Landschaft weit weg in Südschweden, aneignen. Sechs
Schweden wusste bis zum 19. Jahrhundert nichts mit dem nördlichen Teil des
Winter und drei Sommer lang ging Apmut zur Schule. Schwedisch hatte er schon von
Landes anzufangen. Es war weit weg, karg und menschenleer und die Rentierherden
Freunden beigebracht bekommen, als die Familie während der Wintermonate in
der Samen, ihr Jagd-, Fischer- und Nomadendasein gerieten bis dahin nicht mit
Jokkmokk wohnte. Sein Eltern konnten ein bisschen Schwedisch, seine Oma kaum
den Interessen anderer in Konflikt. Man besteuerte sie, da die Pelze, mit denen sie
ein einziges Wort. Sie war im Jahr 1876 geboren, in einer vollkommen anderen Zeit.
bezahlten, geschätzt wurden und das Geld, das sie einbrachten, wenn sie auf dem
Kontinent verkauft wurden, ein willkommener Zuschuss in der Kriegskasse war.
Die Samen galten nicht wirklich als entwickelte, moderne Menschen, sollten
aber als Kuriosum gewahrt werden und durften gerne ihre Rentierhaltung ausüben.
Aber dann kam die Industrialisierung und mit ihr die Entdeckung von Rohstoffen
Mit der Begründung, dass sie weniger gebildet waren, wurde ihnen die rechtmäßige
im Norden. Hier gab es enorme Waldflächen und Europas größtes Eisenerzvorkommen
Kontrolle über ihr Land geraubt. Für Apmut Ivar und andere Kinder von nomadi-
sowie wilde Flüsse mit großen Fallhöhen. Die Samen verloren die Kontrolle über
schen Samen bedeutete diese Politik, dass sie in Zeltschulen (Schwedisch: kåtas-
ihr Land und mussten in den nächsten 150 Jahren große Eingriffe in ihren
kolor) gehen mussten und von der Gesellschaft und anderen Kindern ferngehalten
Lebensraum über sich ergehen lassen. Die Rentierzucht hat sich durch die
wurden. Aber vieles wurde willkürlich entschieden, und ein paar Jahre später
Forstwirtschaft, Bergwerke und den Ausbau der Flüsse sehr verschlechtert. Und
machte man eine Kehrtwende und schickte die samischen Kinder in die allgemeine
dies dauert noch immer an. Das, was für Schweden Fortschritt und Entwicklung
schwedische Schule, wo sie lernen sollten, gute schwedische Staatsbürger zu
bedeutet, hat das Leben der Samen erschwert.
werden. Rentierzucht und die samische Kultur wurden von diesem Zeitpunkt an zum
„Es gibt natürlich verschiedene Standpunkte“, sagt Apmut Ivar. „In vielerlei
Hinsicht haben wir ein leichteres Leben als früher.“
Dann fängt er an zu erzählen. Fast alles handelt vom Licht. Wie man seine Tage
organisierte, um das Licht am besten auszunutzen, und wie der Fortschritt es zum
Untergang verurteilt.
Apmut Ivar hatte keine Pläne, etwas anderes im Leben zu werden als Rentierhirte.
Nach einer bescheidenen Schulzeit fing er ernsthaft an, sich mit den Rentieren der
Familie zu beschäftigen.
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Apmut Ivar Kuoljok
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Im Herbst ´43 schreibt er in sein Tagebuch, wie die Herbstwanderung verlaufen
„Was dann geschah war ja, dass die Wasserkraft kam und die Flüsse gestaut wurden.
war. Es war ein schlechter Herbst gewesen. Normalerweise schickte man zunächst
Große Landflächen wurden mit Wasser bedeckt und alte samische Wanderzüge ver-
jemanden, der die Winterweide untersuchte, aber das Wetter und der frühe Schnee-
schwanden. Aber am schlimmsten war, dass das Eis auf den Flüssen und Seesystemen
fall hatten vieles durcheinander gebracht und keiner hatte Zeit dafür gehabt.
schlechter wurde.“
Normalerweise hält man seine Rentiere zusammen mit einer oder mehreren
„Wir haben die Rentiere nach Einbruch der Dunkelheit oft woanders hinge-
Familien und bei der Wanderung müssen sie sich oft trennen. Dies bedeutet, dass
führt. Die Tage waren so kurz. Alles war pechschwarz, aber man konnte ja die
sie in großen Herden getrieben werden müssen, dann fängt man sie mit dem Lasso
Rentiere vor dem weißen Eis gut erkennen.“
und schlussendlich werden sie getrennt. Eine schwere Arbeit für einen Teenager.
„Wir wagten es nicht, auf das Wasser raus zu gehen und dann haben die Behörden
Als man die eigene Horde zusammen hatte, begann die Wanderung zur Winterweide.
die Wege für uns geräumt, aber dort konnte man sich in der Dunkelheit nicht fort-
Zuerst gingen die zahmen Rentierhirschen (Schwedisch: härkar) — kastrierte
bewegen. Alles hat viel länger gedauert und wir mussten immer öfter entlang des
Rentierbullen — mit Schlitten hinter sich, wo die alten und jungen Familien-
Weges weiden. Aber dann begann man ja mit dem Kahlschlag und der Behandlung
mitglieder warm und ordentlich zugedeckt, saßen. Auch die Ausrüstung wurde in
des Bodens und schließlich verschwanden die Weiden ganz. Als das Tempo nach-
Schlitten transportiert. Wichtig war, dass man das wenige Licht zu dieser Zeit des
ließ, verloren wir Rentiere unterwegs und wir mussten oft anhalten. Von da an
Jahres ausnutzte. Die Tage fingen deshalb oft sehr früh an und gingen bis spät in
fingen wir an, sie mit dem Auto zu transportieren.“
die Nacht und die meiste Arbeit wurde bei völliger Dunkelheit ausgerichtet. Und
Die Modernisierung der Rentierzucht war oftmals eine direkte Folge des
als es endlich hell war, war es wichtig am richtigen Ort zu sein und genau das vor-
Eingriffs in die Natur. Apmut Ivar und seine Zeitgenossen hätten lieber so weiter-
bereitet zu haben, was man tun wollte, egal ob es sich um eine schwierige Passage,
gemacht wie immer, aber die neue Situation hatte dies unmöglich gemacht.
eine Rentiertrennung oder das Bauen einer Lappenhütte handelte.
Apmut Ivar ist kein weinerlicher Kerl. Er spricht oft mit einer fast fröhlichen
Die Männer und Jungen gingen mit Skiern, um die Herden anzutreiben und zu
Stimme hierüber, scheinbar ungerührt. In der Natur zu leben, mit Tieren zu arbei-
bewachen. Oft halfen einem Hunde. Die alten Rentierhirschen, die die Wanderung
ten und dem Wetter vollkommen ausgeliefert zu sein ist etwas was Menschen prägt.
schon einmal gemacht hatten, orientierten sich in der Regel selbst und bahnten
Bauern und Samen haben dies gemeinsam; Behörden, Regierungen und andere Ämter
sich ihren Weg durch das Gelände. Weitere Herden schließen sich an und schließ-
sind wie das Wetter, man muss sich an sie anpassen, akzeptieren, dass man die
lich bewegten sich tausende von Rentieren durch die Täler. Nachdem man das erste
Situation nicht kontrollieren kann, gelassen bleiben und versuchen alles irgend-
Mal seit dem Frühjahr drinnen geschlafen hatte, stand man früh auf und trieb die
wie im Griff zu behalten.
Rentiere wieder zusammen, die sich nachts über das weitläufige Gelände verteilt
hatten. Zu schlechtes Weideland führt dazu, dass sich die Herden aufteilen.
Wenn man die E45 bis fast ans nördliche Ende durchfährt, taucht irgendwann
„Wir besaßen nur unsere Skier“, sagt Apmut Ivar, „und alles dauerte sehr lange
Jokkmokk auf. Sümpfe und Wälder, gerade Strecken und Gipfel, Mücken, Gegenlicht,
und war harte Arbeit. Heute haben wir Schneemobile, Motorräder, Helikopter und
atemberaubende Blicke und traurige, zerstörte Wälder — Schweden ist ein langes,
Wasserflugzeuge.“
ausgedehntes Land und nirgendwo anders in Europa schreitet die Verstädterung
Die Herde zog weiter längs der Flüsse, bis man schließlich das gefrorene Eis
so schnell voran wie hier. Die Städte wachsen und die Landbevölkerung schrumpft.
des Stora Lule Flusses erreichte; bis nach Jokkmokk und der Winterweide am
Dies trifft besonders auf das Innere von Norrland zu, wo die Rohstoffindustrie, die
Rödekornberg. Bis dorthin waren sie über eine Woche unterwegs gewesen.
damals noch arbeitsintensiv war, für die Menschen Bedingungen schuf, dort zu
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leben. Nun wüten die, die noch wollen, in einem immer weniger bevölkerten
im Vorratsschuppen. Das Fleischstück hing für die Hunde unerreichbar als Gegen-
Niemandsland.
gewicht auf einem Klövjeren (Schwedisch: Packesel in Form eines Rentiers). Dabei
Die Schweden haben diesen Teil ihres Landes zunehmend vergessen. Sie haben
hatte man außerdem getrocknetes Blut, was man aufweichen konnte und dann zu
ihn als schön in Erinnerung, aber reisen in ihren Ferien lieber gen Süden. Jetzt
Pfannkuchen oder Blodpalt, eine Art von Brot, zubereiten konnte. Im Sommer konnte
finden immer mehr europäische Touristen ihren Weg hierher. Außer den Holz-
man zudem fischen. Die Angel war stets im Gepäck.
transportern sieht man auf den Straßen deutsche, britische, französische und
„Man gewöhnte sich an alles“, sagt Apmut Ivar. „Das war unser Leben. Unsere
holländische Autokennzeichen. Die meisten haben keine Ahnung von den
Hütten hatten wir immer dabei, es war anstrengend, aber wir kannten nichts anderes.“
Streitigkeiten, die in diesem sehr ruhigen Teil Europas stattfinden, der sonst nur
Der Kontrast zur heutigen Rentierzucht könnte nicht grösser sein. Das meiste
für seine Stille und seine hellen Sommernächte bekannt ist. Im Winter ruht die
hat sich verändert. Sicher, es ist körperlich weniger anspruchsvoll geworden,
Region in der Dunkelheit, bedeckt von einer dicken Schneedecke.
aber jetzt macht man sich fortwährend Sorgen über Geld, und über die Raubtiere,
Sonja Kuoljok serviert Kaffee. Apmut Ivar schlürft laut und seufzt. Die Augen
glänzen vor Freude. Er erinnert sich an alles.
„Ich habe mich noch nie gelangweilt“, erzählt er. „Die Sommermonate waren
immer schön. Da schliefen wir nie sehr viel, bei der Helligkeit.“
Seine Notizen unterstreichen die Erzählungen von den Wanderungen der
Jugendlichen. Diese Wanderungen waren die letzten, die nach alten Traditionen
die obskure Politik und nicht zuletzt steht das Leben eines Rentierhalters im
Kontrast zu all den Alternativen, die einfacher erscheinen.
„Keiner kommt mittlerweile ohne Telefon oder Radio aus, aber zu meiner Zeit
musste man versuchen, über die Wanderwege von anderen Familien Bescheid zu
wissen. Manchmal musste man Tage aufeinander warten. Das konnte schon mal ziemlich unpraktisch sein“.
und Wegen ausgeübt wurden, vor der umfassenden Rohstoffgewinnung und den
„Ob es schön war? Darüber dachte ich nie nach. Man tat einfach das, was zu tun
Motoren. Zudem tauchten immer wieder Forscher auf. Plötzlich landete während
war. Jetzt finde ich schon, dass es schön war, und freue mich die alten Orte wieder-
unseres Sommeraufenthalts ein Wasserflugzeug auf dem See und ein Fotograf und
zusehen.“
ein paar Ethnologen kamen raus. Sie hatten meistens kein Essen mit sich, sondern
Apmut Ivar Kuoljok führt jetzt seine letzte Schlacht. Als Ältester in Sirges
erwarteten gefüttert zu werden, und dass ihre Ausrüstung entlang der Reiseroute
Samendorf und als weiser Mann auf den viele hören, war es für ihn eine Selbst-
transportiert wurde. Aber Bilder haben sie zum Glück hinterlassen.
verständlichkeit eine Sitzblockade gegen das Explorationsgebiet für Eisenerz in
Im Sommer 1944, genauer gesagt am 13. Juli, notierte Apmut, wie sie ihr Lager
Gallok außerhalb von Jokkmokk einzurichten. Die Exploration vom Land der Samen,
im grünen Tal von Nijákriehppejågåsj aufschlugen und sich von getrocknetem
mit der vor rund hundertfünfzig Jahren begonnen wurde, scheint kein Ende nehmen
Rentierhals ernährten, wovon sie während der ganzen frühsommerlichen Wanderung
zu wollen und seit ein paar Jahren tobt in Nordschweden ein Explorationsboom.
leben sollten. Das Wetter ist schön und die Nächte sind durchgehend hell, aber
Großzügige Bedingungen locken ausländische Unternehmen, ihr Glück in der
der Boden hatte keine Bäume und Sträucher und es gab kaum Reis um Feuer zu
schwedischen Natur zu suchen, arme und ahnungslose Kommunen im Landesinneren
machen. Es gab auch kein frischgegrilltes Brot und kaum Kaffee. Das Fleisch vom
hoffen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Samen fühlen sich bedroht und verges-
Rentier war getrocknet und man hatte es seit der Schlachtung im letzten Herbst
sen, angereiste Umweltschützer stehen auf der Seite von ihnen und der Natur.
aufgehängt. Alle Hohlräume wurden mit Mehlteig ausgefüllt, damit die Insekten
Zusammen mit jungen Demonstranten wurde Apmut Ivar Kuoljok von uniformierten
nicht in das Fleisch eindringen konnten. Dann hing man es draußen einige Wochen
Polizisten weggetragen, damit die Maschinen schließlich durchkamen. Jetzt lässt
auf, bis sich eine harte Schale gebildet hatte, und anschließend lagerte man es
vermutlich ein langer Gerichtsprozess auf sich warten.
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Apmut Ivar Kuoljok, der so alt wie die Moderne und Elektrifizierung ist, hat
während der aufregendsten Jahren in der Geschichte der Samen sein Leben als
Rentierzüchter gelebt. Die Geschichten der Vorfahren lebten von der Dunkelheit.
Durch den Mangel an Licht und Kommunikationsmitteln, entstand eine Erzählkunst, die auch Apmut Ivar vermittelt bekommen hat.
„Abends unterhielten wir uns und erzählten Geschichten in unserer Hütte. Es
gab nichts anderes. Und als wir in die Dörfer oder nach Jokkmokk kamen, besuchten
wir uns immer gegenseitig, um Neuigkeiten zu hören. Wenn jemand vorbei kam, versammelte man sich um ihn und hörte seinen Erzählungen zu. Heute sehe ich meinen
Nachbarn durchs Fenster, wenn er Fernsehen schaut, aber wir reden nicht miteinander. Deshalb muss ich schreiben. Ich habe Angst, dass die Erzählungen sonst
verschwinden. Es sind nicht nur Geschichten, sondern auch viel Wissen. Wie zähmt
man einen Rentierhirschen? Wie trocknet man Fleisch, wie finden wir im Winter
Weideland?“
„Noch hören die junge Leute auf mich. Das ist gut.“
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A portrait of Apmut Ivar Kuoljok
Born 30 September 1928
Nautijaur, Sweden
Po Tidholm
Old School Reindeer Herders
The hydroelectric plant in Porjus came on line in 1915. Swedish King Gustav V started
it remotely. Sitting in Stockholm Palace, he pressed a button that simultaneously
caused a siren to sound in the river valley. The country’s major newspaper, Dagens
Nyheter, wrote, “A mighty monument has been erected in the wilderness,” and spoke
of the hard work that lay behind the plant. Much of the construction material had
been carried across makeshift bridges over the wetlands along the fifty kilometres
from Gällivare. Workers carried about fifty kilos at a time.
The Porjus plant was one of the great industrial projects of Norrland, the most
northerly region of Sweden. The power it produced was needed to electrify the railway that transported iron ore from Kiruna to the port of Narvik, Norway, but they
built the plant big, with excess capacity, in hopes of attracting other industries.
Eventually a town grew up around the power plant, housing the workers who built,
maintained and operated it. In the town lived a midwife.
When Apmut Ivar Kuoljok was born in 1928 in Nautijaur, the midwife was brought
out from Porjus. Apmut Ivar’s father, Matto Apmut Kuoljok, drove two reindeer geldings
the long roadless miles to Porjus and brought the midwife back in a sledge. It was
March, and snow conditions were still good. And so a Sami baby was born, in country
that belonged to the people of the sun and the wind.
For this country was anything but an empty wilderness. When a royal decree
made Jokkmokk a marketplace in 1605, the Sami — or Lappish, as they are also known
— families were added to the tax rolls. Apmut Ivar Kuoljok’s ancestors on both
sides can be found on the first rolls, and by then their families had already been
there for five hundred years or more.
Today, Apmut Ivar Kuoljok lives in a neighbourhood of detached houses east of
Jokkmokk’s tiny centre. To get there, you cross the E45, the highway that winds its
way up through the entire Swedish interior, and today is trafficked primarily by
logging trucks and tourists en route to the Laponian national parks. In his neighbourhood, the streets have Sami-inspired names like Akkatsgatan and Rajdvägen,
and in the houses live many families who have made the same journey as the Kuoljok
family through the twentieth century. In some respects, they retain their traditions, but not at the expense of modern conveniences. The Kuoljok house is modern
and austerely decorated, but every object underscores the family’s Sami identity.
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On the walls are photos and paintings of places that are part of the family history:
Apmut Ivar Kuoljok has kept a diary since he was a teenager. He felt as if valuable
spectacular mountain motifs, broad valleys with reindeer herds flowing through
knowledge was in danger of being lost, and he wanted to document his life. He also
the landscape like meandering streams.
sings joik, traditional Sami songs, and is a storyteller and an elder of his rein-
Though his life has followed in the footsteps of his forefathers to a degree,
deer herding district. Apmut Ivar is a man who has made a mission of preserving
Apmut Ivar Kuoljok bears with him a feeling of living through the end of something.
the old knowledge and traditions. He was, as it turned out, a good student. As a
Being a Sami reindeer herder has become synonymous with fighting for survival.
young child, he was sent to nomadic school, a kind of education in the field, in
There is quite a bit of older evidence of a Sami presence in what is now called
primitive huts called goahtis. The idea was to provide Sami children an elemen-
Sapmi — the large region stretching from central Norrland into Norway, Finland
tary education without destroying their cultural identity. Lapps would be allowed
and along the Kola Peninsula in Russia. The Sami have the status of an indigenous
to be Lapps. They were sleeping on mats on the floor, but learning about the history
people in all of these countries, yet Sami rights vary radically from country to
of the monarchy, the rivers of Europe, and Skåne, an exotic province far away in the
country. The government of Sweden has a long, complicated relationship with the
south of Sweden. He attended the school for six winters and three summers, having
Sami. Until the nineteenth century, Sweden wasn’t really sure what its northern-
already learned Swedish from friends when the family lived in Jokkmokk in the
most reaches were good for. The region was far away, stark and empty, and the Sami’s
winters. His parents knew a bit of Swedish, his grandmother scarcely a word. She
reindeer herding, hunting, fishing and nomadic lifestyle didn’t much conflict with
was born in 1876, in another era entirely.
anybody else’s interests. They were taxed, for the furs they could pay with were very
During these years, Sami policy was influenced by ethnographic currents.
fine, and represented a welcome addition to the state’s war chest when sold further
Uppsala was home to the State Institute for Racial Biology, which divided people
south on the continent.
up into invented categories according to a set of ideas that has since been utterly
But then in marched industrialism, and with it the north’s resources were discovered. Here were countless hectares of forest, Europe’s largest iron ore deposits,
discredited, and sought to show that race-mixing was evil. The Institute carried
out extensive research on the Sami.
and wild streams with steep gradients that could be dammed to generate power.
The Sami were not considered a fully developed modern people, but should be
The Sami lost control of their lands, and for the next 150 years had to accept major
preserved as a curiosity, and were welcome to keep tending their reindeer. Since
changes in their living environment. Reindeer herding grew far more difficult due
they were less intellectually capable, they were stripped of legal control of
to the competing interests of forestry, mining and the damming of the rivers —
lands that had been theirs. For Apmut Ivar and other children of nomadic Samis,
conflicts that are ongoing.
this policy meant that they could go to goahti schools and be segregated from
Processes that have meant progress and development for Sweden have made life
difficult for the Sami.
“Of course it cuts both ways,” says Apmut Ivar. “In many ways, our lives have
grown easier as time as gone by.”
society and other children. But the system was subject to arbitrary change, and
just a few years later, the nomadic Sami children were sent to conventional Swedish
schools where they would be taught to be good Swedish citizens. Reindeer herding
and Sami culture, it was thought, were doomed to disappear.
Then he starts telling his story. It’s almost all about light. How people organ-
Apmut Ivar had no plans to do anything with his life other than be a reindeer
ised their days to make the most of the light, how technological advances made it
herder. After his brief schooling, he went to work in earnest with the family’s reindeer.
both easier and harder to manage the daylight hours, the sunless winter and the
In the autumn of 1943, he recorded the autumn migration of the herd in his
midnight sun of summer.
diary. It had been a rough autumn. Ordinarily, they sent someone out to scout the
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winter grazing lands, but the weather and early snow had caused problems and
need for feed along the roads increased. But then clearcutting and land-clearing
nobody had time. Ordinarily reindeer from several families are grazed together,
came in, which meant that the pasturage disappeared. Then we would lose reindeer
and when they’re moved, the herds often have to be separated. That means driving
along the way, when the pace slackened and we made a lot of stops. At that point,
them into big enclosures, lassoing them and dividing them up. It’s heavy work for
we started transporting them by truck, instead.”
a teenager. Once the family flock was collected, the migration to the winter grazing
The modernisations of reindeer herding that have occurred have usually been
lands could begin. The tame reindeer geldings went first, pulling sledges that
a direct consequence of alterations of nature. Apmut Ivar and his generation would
carried the family’s elders and children. Equipment was transported by sledge,
have been happy to keep doing what they had always done, but new conditions made
too. At this time of year, it was important to make the most of the little daylight
it impossible.
there was, so days often began early and ended late, with most of the work carried
Apmut Ivar is no cranky old man. He talks about it all almost happily, apparently
out in pitch blackness. When the pale sunlight finally shone, it was important to
untroubled. Living with nature, working with animals and being at the mercy of the
be in the right place and be prepared for whatever needed to be done, whether it
weather affects people. Farmers and Sami herders have this in common. Government
was traversing a difficult section, separating the herd or building a goahti.
agencies and authorities are like the weather; one has to adapt, accept that one
The men and boys went on skis, driving the herd and guarding its flanks. Often,
is not in control of the situation, remain calm and never lose one’s grip.
they had dogs to help them. The older geldings who had led the migration before
Jokkmokk pops up all of a sudden when you’re driving up the E45. Bogs and woods,
could usually find the way themselves, guiding the rest through the landscape.
straightaways and hilltops, mosquitos, horizontal light, beautiful views and sadly
Several rajder, or reindeer processions, joined the group, and thousands of rein-
ruined forests. Sweden is a long, stretched-out country, and no other country in
deer were now moving through the valleys. After stopping and sleeping indoors for
Europe is currently urbanising as fast. The cities are growing and the rural pop-
the first time since spring, they got up early and assembled the reindeer, who had
ulations shrinking. This is especially true in the interior of Norrland, where in-
spread out over a wide area during the night. If there’s too little pasturage, the
dustries based on raw materials made it possible for people to settle, back when
herds have to split up.
such industries were labour-intensive. Now they can increasingly do as they will,
“All we had was skis,” says Apmut Ivar, “and everything was difficult and took time.
Now we have snowmobiles, motorcycles, helicopters and seaplanes.”
in an ever more thinly populated no man’s land.
The Swedes have more and more tended to forget about this end of the country.
The procession continued downwards along the river course, eventually reach-
They remember it as a beautiful place, but head south on holiday. Instead, it is
ing the frozen waters of the Lule River and continuing to Jokkmokk and the winter
tourists from the rest of Europe who come. Alongside the logging trucks, you see
grazing lands by Rödekornberget. By then they had been moving for a week.
German, British, French and Dutch cars on the roads. Most are blissfully unaware
“What happened next was that hydroelectric power came and the rivers were
of the battles being fought in this peaceful corner of Europe, known for its silence
dammed. Vast tracts of land ended up under water, and old trails disappeared. But
and its bright summer nights. During the winter, this end of the country slumbers
the worst thing was, the ice got bad on the rivers and lake systems.”
under dark skies and snowcover.
“Often we moved the reindeer in darkness. The days were so short. It was hard,
but you could see the reindeer against the white ice.”
“Afterwards, we were afraid to go out on the ice, and so the authorities cleared
roads for us, but you couldn’t go down them in the darkness. It took longer, and the
Sonja Kuoljok brings coffee. Apmut Ivar slurps his loudly and sighs, his eyes
creasing with pleasure. He remembers a lot.
“I was never bored,” he says. “The summers were always nice. We didn’t sleep so
much then, as bright as it was.”
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His notes support his stories of the migrations of his youth, which were among the
“Was it beautiful? I never thought about it. You were just trying to keep up with
last carried out in the traditional way by traditional routes, before large-scale
everything that had to be done. Now I sometimes think it is. It makes me happy to
raw material production, before the internal-combustion engine. Back in the day,
see all the old places.”
scientists kept turning up. There you’d be, and suddenly a seaplane would splash
Today Apmut Ivar Kuoljok is fighting his final battle. As elder of Sirges reindeer
down in a lake in the middle of summer and out would climb a photographer and a
herding district, and as an older man whom many listen to, it seemed obvious to
couple of ethnologists. They rarely had food with them, and expected to be fed and
him that he should sit down and physically block exploratory mining for iron ore
have their gear carried along the migration route. On the upside, they did leave a
in Gallok, outside Jokkmokk. The exploitation of Sami lands that began a hundred
photographic record behind.
and fifty years ago never seems to end, and for the past several years, a new pros-
In the summer of 1944, on 13 July, he notes that they made camp in the Nijá-
pecting boom has been raging in northern Sweden. Generous terms entice foreign
kriehppejågåsj Valley in early spring conditions, and started eating the dried
corporations to try their luck in the Swedish countryside, and naive, cash-strapped
reindeer neck they lived on during the spring migration. The weather was lovely
inland municipalities hope it will create jobs. The Sami feel they are under threat
and the nights were light, but the ground was barren of trees and bushes, and
and forgotten, and environmental activists come from outside to take their, and
there was barely enough scrubwood to make a fire. No pan-fried bread, barely any
the environment’s, part. Along with the young demonstrators, Apmut Ivar Kuoljok
coffee. The reindeer neck was dried and had been hanging since the slaughter the
was carried away by uniformed police officers so the equipment could roll through.
previous autumn. All the holes in the meat are plugged with flour paste to keep
A drawn-out legal battle is probably in the cards now.
insects from getting into it, and then it is hung outdoors for a few weeks until a
Apmut Ivar Kuoljok is as old as modernity and electrification, and has lived a
hard shell formed on it, after which it could be stored in a shed. In transit, a piece
reindeer herder’s life during the most eventful years of Sami history. His family’s
of meat would be hung beyond the reach of the dogs, as a counterweight to a pannier
stories lived in darkness. In the absence of light and modern transportation, a
on a pack reindeer. They also brought dried blood that could be rehydrated and
narrative form grew that Apmut Ivar still carries on.
used to make pancakes or blodpalt, a kind of hardtack made with blood. In the
summer, one could fish. A fishing rod was always part of the kit.
“We were ready for anything,” says Apmut Ivar. “That was our life. There we went
with our goahtis. It was hard work, but it was all we knew.”
“We talked and told stories in the evening in the goahti. That was all there was.
And when we came to the villages, or to Jokkmokk, we always sought one another out
to hear the news. Whenever somebody arrived, people flocked around him to hear
what he had to say. Now I can see my neighbour through the window while I’m watching
TV, but we don’t talk to each other. That’s why I have to write. I’m afraid the stories
The contrast with today’s reindeer husbandry could not be more striking. Almost
will disappear forever otherwise. They’re not just tall tales; they’re full of knowl-
everything has changed. Of course it’s less physically demanding, but now there
edge. How do you tame a reindeer gelding? How do you dry meat? How do you find
are constant economic worries, not to mention animal predators, the shifting
pasturage when winter is coming?”
political situation, and especially the fact that the reindeer herding life is now
just one choice among many others, some of which may seem easier.
“Nowadays nobody can manage without a telephone or radio, but in my day you
tried to keep track of the other families’ migration routes. Sometimes you had to
wait for each other for days. It was a little impractical.”
“So far, the young people are still listening to me. That’s a good thing.”
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Ein Portrait von Helny Zingmark
Geb. 28 Juli 1913
Lima, Schweden
Po Tidholm
Einmal rund um die Ostsee
Helny Zingmark ist eine rätselhafte Dame. Ihr Name klingt wie erfunden, wie
gestohlen aus einem etwas zu anspruchsvollen Roman, der sich seinen Weg durch
alle möglichen Epochen und Ereignisse bahnt und im letzten Kapitel alles irgendwie Sinn macht. Aber Helny Zingmark sieht in ihrem Stuhl, im Altersheim in der
alten Militärstadt im äußersten Norden Schwedens ganz wirklich aus. In der
kleinen Wohnung gibt es wenig Spuren des Lebens. Ein Nähtisch mit Kürbismalereien
und eine Vase mit der Kirche von Lima als Relief deuten auf ihren Ursprung in
Dalarna hin. Ein chinesisches Regal mit detaillierten Schnitzereien gibt einen
Eindruck der weiten Welt. Eine lauttickende Uhr betont Gemächlichkeit. Zwei
staubige Fotografien von einem düsteren Mann mit dicken Brillengläsern und
einer jungen Frau in einem Strickpullover, die etwas übermütig in die Kamera
schaut, stehen auf einem Regal.
Das Zimmer hat eine kleine Küche und einen Tisch, im Schlafzimmer gibt es ein
Bett und einen Stuhl. Die Jalousien sind heruntergezogen. Draußen hört man
schlurfende Schritte auf dem Linoleumboden und der Aufzug kommt und geht. Dies
ist eine Endhaltestelle.
Helny Zingmarks Augen sind trüb. Ihre Sehkraft ist fast vollständig verschwunden. Das Leben ist stehengeblieben, der Blick ist nach innen gekehrt. Wenn sie
spricht, hat man das Gefühl, dass sie nicht wirklich erwartet, dass man ihr glaubt.
„Einmal bin ich mit dem Fahrrad um die komplette Ostsee gefahren“, beginnt sie zu
erzählen. „An den Klippen des Nordkaps drehte ich um.“
„Du glaubst mir nicht.“
„Ich war 22 Jahre alt. Es war Sommer, im Sommer 1934. Ich war so unruhig, war
bisher kaum außerhalb unserer Gemeinde gewesen. Ein Jahr lang arbeitete ich als
Magd auf einem Bauernhof in Malung, aber die Dame des Hauses war so stolz, und
das konnte ich nicht ertragen. Ich konnte dort einfach nicht bleiben. Als ich
wieder nach Hause auf unseren Hof kam, sagte ich zu Papa ich würde ein Zelt
kaufen gehen. Er fragte mich natürlich, was ich damit wollte, und da erzählte ich
ihm, dass ich auf Reisen gehen wollte. Ich kaufte mir einen kleinen Gaskocher,
damit ich kochen konnte. Dann bepackte ich mein Fahrrad und fing an zu radeln.
Kleidung hatte ich auch dabei. Und Ausrüstung, um das Fahrrad, im Falle eines
Falles, reparieren zu können.“
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Helny Zingmark
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Helny Zingmark
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„Ich habe das nur getan, weil ich neugierig war“, sagt Helny Zingmark. Zuhause in
Herdfeuer zu versammeln, und von den langen, hellen Sommernächten. Man beheiz-
Lima hatte die Familie eine Landwirtschaft. Vier Geschwister, aber alle anderen
te die Häuser mit Holz, aber war immer vorsichtig, das harzreiche Holz auszusor-
sind schon tot. Die Familie besaß acht Kühe und litt keine Not. Helny war das
tieren, was man für die offene Feuerstelle aufhob. Wenn man schnitzte oder etwas
dritte Kind und die einzige, die neugierig genug war um wegzugehen. Der Hof
von Hand fertigte, hob man das Splintholz auf, da es am hellsten und ohne viel
tauschte im Dorfladen Butterdosen gegen Lebensmittel. Auf dem Land war das Tausch-
Rauch brannte. Das harzreiche Holz wurde am meisten im Freien verwendet. Hölzer
geschäft noch immer alltäglich. Aber auch der Wald brachte Geld.
zu spalten war eine mühsame Arbeit, die oft von Kindern und Dienern übernommen
„Jetzt ist alles verfallen“, seufzt Helny. „Damals kümmerte man sich sehr penibel
um alles. Der Wald sah aus wie ein Park, auf allen freien Flächen bauten wir etwas
an. Damals war das ja so. Ja, so war es früher.“
wurde. Wohin man auch ging, die Hölzer waren immer dabei.
„Ich bin so alt, als ich klein war, hatten wir noch Pörtstickor (Schwedisch:
Leuchtmittel aus Kieferholz). Als man raus in die Scheune ging, um die Tiere zu
Zum Hof gehörte auch eine Bergweide. Sie lag weit oben, in Richtung der nor-
füttern, hatte man sie im Mund oder steckte sie in einen Schlitz, den man beleuch-
wegischen Grenze, rund 50 Kilometer vom Hof entfernt. Im Sommer brachte man die
ten wollte. Man konnte Heu in der einen Hand tragen und einen brennenden Stock in
Tiere zusammen mit anderen Bauern dorthin. Es war hell und die Arbeit leicht und
der anderen. Es gab viele Brände, aber zum Glück war ich nie bei einem dabei. Dann
frei im Vergleich zum restlichen Jahr. Daheim auf dem Hof machte man so Land zum
kamen die Kerzen und danach die Petroleumlampe und zuletzt die Karbidlampen.
Anbau von Getreide und Futter frei. Die Männer blieben dort und die Mädchen
Es roch so schrecklich, als sie ausgebrannt waren. Als Kind musste man hart ar-
durften alleine im Wald sein. Es war ruhig. Aber auch die Tage auf der Weide waren
beiten. Man brauchte uns und es gab ja auch nichts anderes zu tun. Man hatte kaum
geprägt von einigen Routinen. Die Kühe mussten nach dem morgendlichen Melken
Möglichkeiten. Ich hatte die Arme voll mit Brennholz, was mich stach und schwer
zum Weiden raus in den Wald und ein Schäfer begleitete sie immer um aufzupassen.
war. Aber warm wurde es nie, nicht so wie die Innenräume heutzutage. Im Winter
Helny durfte diese Rolle für ein paar Sommer übernehmen. Dies war die schönste
schlief ich, um warm zu bleiben mit meinen Geschwistern zusammen.“
Zeit und alles, was im Rest ihres Lebens passierte, wurde damit irgendwie in
Verbindung gebracht.
„Gegen Nachmittag machte ich Feuer. Als dieses einigermaßen brannte, lag ich
„Trotz der vielen Aufgaben, hatten wir immer noch sehr viel Zeit; lange Abende
an denen das Wetter und die Dunkelheit es unmöglich machten, etwas Sinnvolles
zu tun.“
Birkenrinde und feuchtes Moos drauf, damit wirklich richtig Rauch aufstieß. Dann
„Wir sprachen auf einer völlig anderen Art und Weise miteinander. Wir saßen so
kamen die Kühe und stellten sich in den Rauch. Sie wussten genau, wann es soweit
dicht beieinander, es war so dunkel. Wir versammelten uns um einem Kreis von
war, und sie so die Mücken und Insekten endlich loswerden konnten. Dann mussten
Licht. Man kam miteinander aus, man musste einfach befreundet sein. Die Eltern
sie dort stehen und wiederkäuen. Aber das ist auch aus der Mode gekommen. Alles
waren da, und konnten unsere Fragen beantworten. Ich hatte so viele Fragen, als
ist weg.
ich klein war. Ich wollte alles wissen. Irgendwann kam ich ja in die Schule, aber
Stattdessen ist viel Neues gekommen, aber das ist nichts für mich. Alles wurde
irgendwie groß und für die Nation. Wenn du verstehst, was ich meine. Das ‚Kleine‘
verschwand, die kleine Welt.“
ich glaube, unsere Eltern haben uns das meiste beigebracht.
Als der Strom kam, drifteten wir auseinander. Die Lichtkreise lösten sich auf.
Wir konnten unsere eigenen Wege gehen, das Haus wurde irgendwie grösser.“
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es auf den Höfen in Lima keinen Strom. Das
Als die Kindheit vorbei war, fing Helny Zingmark also auf einem Hof in Malung, wo
Leben war davon geprägt, Kuhställe und Räume zu beleuchten, und von der
die Frau so unerträglich arrogant war, an zu arbeiten. Sie mochte es so wenig, dass
Dunkelheit, die die Menschen dazu brachte, sich in den Abendstunden um das
sie abhaute und auf einen vorbeifahrenden Güterzug aufsprang, um zu entkommen.
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„Der Wind blies stark, aber ich hielt mich fest. Dann wurde ich entdeckt und sollte
„Da dachte ich mir, das will ich mit eigenen Augen sehen und fuhr nach Karelien, zum
verurteilt werden und eine Strafe bezahlen und so weiter. Aber ein Bekannter half
Ladoga-See. Ich fand einen Mann, der mich raus zum Kloster nach Valamo ruderte.
mir heil aus der Situation zu kommen und so durfte ich in Lima aussteigen und
Mein Fahrrad hatte ich dabei, denn ich wollte die Inseln da draußen erkunden. Aber
endlich nach Hause kommen. Danach kam ich auf die Idee, eine Fahrradreise zu
es gab dort keine Wege, es war also eine reine Verschwendung“.
machen.“
Das Kloster von Valamo wurde vermutlich im 14. Jahrhundert gegründet und war
Helny Zingmark war eine unaufhaltsame Kraft mit starken Beinen und einem
der nördlichste Außenposten der orthodoxen Kirche. Es war eine autarke Gemein-
unerbittlichen Willen. Sie fürchtete sich nicht vor der Einsamkeit, nichts scheint
schaft. Die Mönche verteilten ihre Aufgaben über die Inseln des Sees. Es gab
ihr Angst gemacht zu haben. Von Lima aus fuhr sie Richtung Ostsee, durch Dalarna
Salzereien, Imkereien, Landwirtschaft und Werkstätten. Das Kloster wurde in
und Hälsingland, und dann nördlich entlang der Küste. Nachts baute Helny ihr
regelmäßigen Abständen von den Schweden angegriffen, sowohl während der katho-
Zelt auf und das Essen, was sie brauchte, kaufte sie auf verschiedenen
lischen, als auch der lutherischen Epoche. Im 17. Jahrhundert ließen die Schweden
Bauernhöfen. Kaum ein einziges Auto sah sie. Die Wege waren holprig und voll von
das Kloster schließlich abbrennen und annektierten das ganze umliegende
Schlamm. Je weiter sie gen Norden kam, desto länger wurden die Tage. Es war
Gebiet. Erst als Karelien im Jahr 1721, d.h. nach dem Großen Nordischen Krieg,
Sommer und sie näherte sich dem Polarkreis. In Haparanda radelte sie ins
wieder russisch wurde, baute man das Kloster unter Peter dem Großen wieder auf.
Landesinnere und außerhalb von Kiruna wurde sie von zwei Männern im Auto mitge-
Nach der Revolution 1917 nahm Finnland das Gebiet in Anspruch und das Kloster
nommen. Ihr Fahrrad wurde hinten befestigt.
wurde von finnischen Mönchen übernommen. Während dieser kurzen, aber ruhigen
„Sie waren nett. Wagten nicht anderes. Später schrieben wir uns Briefe, ich
Phase kam Helny dort zufällig mit ihrem Fahrrad vorbei.
und der eine Junge. Er war ein Autohändler aus Luleå. Ich dachte nicht, dass es so
„Es war so schön und seltsam zur gleichen Zeit. Ich blieb dort über eine Woche,
viel zu erzählen gab, aber er fand es seltsam, dass ich mit meinem Fahrrad alleine
aber sie fanden mich wahrscheinlich anstrengend. Ich wollte ja immer alles wissen
so weit durch die Gegend fuhr. Ich wurde fast verrückt da oben. Die Sonne ging nie
und alles sehen. Ich zwang die Mönche, mich von Insel zu Insel zu rudern. Ich traf
unter, ich vergaß zu schlafen und fuhr die ganze Nacht durch, bis ich todmüde war
einen Mönchen, der sich um die Kühe kümmerte. Er lebte einsam auf einer Insel,
und direkt im Freien schlief.“
nur mit Kühen. Als ich zu ihm kam, erschien er nicht sonderlich begeistert. Ich
Von Narvik aus nahm sie das Boot bis hin zu Europas nördlichstem Punkt, der
dreihundert Meter hohen Klippe am Nordkap. Sie blickte über den Horizont.
habe nie verstanden, warum.“
Dann war die Zeit gekommen, nach Hause zu fahren und Helny Zingmark fuhr
„Es war so hoch und so steil. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, was ich
nach Viborg um eine Bank zu finden, wo sie Geld abheben konnte. Sie besuchte Alvar
in diesem Augenblick fühlte. Ich war so jung und dumm“. Von hier aus drehte sie
Aaltos neu erbaute Bibliothek, damals eine fast surreale, moderne Schöpfung.
wieder um gen Süden und fuhr entlang des Flusses Torne und entschied sich via
Vibor war damals die drittgrößte Stadt Finnlands, mit Tageszeitungen in russi-
Finnland nach Hause zu fahren. „Jeden, den ich auf der Reise traf, war nett. Ich
scher, finnischer, deutscher und schwedischer Sprache.
glaube, die meisten waren überrascht, jemanden wie mich zu treffen.“
Nach einigen Wochen erreichte sie Helsinki, von wo aus sie ein Boot zurück
„Es war eine schöne Stadt. Ich habe versucht, so viel wie möglich in meinen
dummen Kopf zu bekommen, aber alles war so neu.“
nach Schweden nehmen wollte. Aber jemand erzählte ihr von einem seltsamen
Nur zehn Jahre später wurde Karelien sowjetisch. Die Einwohner Viborgs wurden
Kloster, was sich mitten in einem See, so groß wie ein Meer, befand. Im Kloster
vertrieben und die Stadt verfiel in einen fünfzig Jahre langen Dornröschenschlaf.
lebten Mönche, die wie aus einer anderen Zeit sein sollten.
Aaltos Bibliothek verfiel, das Kloster in Valamo wurde zuerst Seekriegsschule,
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dann Kolchose und schließlich ein Heim für Invaliden. Gebäude stürzten ein oder
wurde nach Boden geschickt, um dort nachts nach feindlichen Flugzeugen Ausschau
wurden angezündet. Erst nach Fall der Mauer wurde das Kloster wieder als solches
zu halten. Sie wurden als „Mauersegler“ bezeichnet. So landete sie in Boden.
genutzt und bekam durch Renovierungen seine alte Pracht zurück.
„Aber wie sich herausstellte, passierte kaum etwas. Deshalb fing ich an auf
„Danach kehrte ich zurück nach Dalarna. Und plötzlich fragte ich mich, warum
meinem Fahrrad in Boden rumzufahren und mich umzuschauen. Und so habe ich das
ich diese Reise eigentlich gemacht hatte, und ich war fast etwas wütend, dass
Grundstück am Fluss Lule gefunden. Ich wollte ein Sommerhaus bauen, aber das
mein Vater mich weggelassen hatte. Aber ich musste in die Fußstapfen treten, doch
Grundstück was so groß, dass ich mir dachte, dass man gleich ein richtiges Haus
das wusste ich damals noch nicht. Du weißt, meine leibliche Mutter starb als ich
bauen sollte. Ich hatte ja noch Geld von meiner Mutter und bestellte ein Haus aus
erst vier war. Sie bekam früh Kinder und wurde nur 24 Jahre jung. Erst später erfuhr
dem Katalog und fand einen Baumeister. Aber er ließ mich im Stich und dann riefen
ich, dass sie mir sehr ähnlich war. Sehr hartnäckig und sehr neugierig. Sie hinter-
mich die Leute vom Bahnhof an und informierten mich, dass mein Haus fertig auf
ließ mir auch Geld.“
ein paar Güterwagen stand. Also musste ich es selbst zusammenbauen. Naja, ich
Helny Zingmark kam nun auf die Idee, Schriftstellerin zu werden. Sie hatte eine
stellte ein paar alte Männer ein, aber ich musste mich ständig mit ihnen ausein-
Menge Bücher gelesen und fand es spannend über Dinge fantasieren zu dürfen. Um
andersetzen, da sie keine Befehle von einer Frau entgegennehmen konnten. Aber
sich Tipps zu holen, schwang sie sich auf ihr Rad, fuhr durch den Wald von Malung
ich drohte ihnen damit, ihren Lohn einzubehalten, und schließlich hörten sie mir
nach Stöllet und weiter durch Fryksdalen, nach Sunne und Mårbacka.
aufs Wort. Nach dem Krieg gab es hier nicht besonders viel Arbeit.
„Ich wollte Selma Lagerlöf treffen. Ich fuhr zu ihrer Villa und sie kam heraus,
Wenn ihr nicht die Klappe haltet, hört ihr auf, sagte ich zu ihnen.“
aber war sehr kurz angebunden. Ich glaube, sie schätze keine spontanen Besuche.
Schließlich wurde das Haus fertig, Helny zog ein und begann als Büroangestellte
Unser Austausch war also sehr dürftig. Danach fuhr ich wieder nach Hause. Sie
bei I19 zu arbeiten. Vier Zimmer und Küche, Keller und Blick auf den Fluss. Sie
hatte Probleme mit ihrem Fuß. Aber sie wohnte schön. Es gab eine große, geschot-
liebte ihr Haus. Im Winter lief sie Ski, im Sommer machte sie Orientierungsläufe
terte Einfahrt und als man über den Kies ging oder fuhr knirschte er so behaglich.
und schoss mit ihrer Pistole. Darin war sie gut und wäre sie keine Frau gewesen,
Und schöne Blumenbeete gab es.“
hätte sie Profi werden können. Keiner konnte so schnurgerade wie Helny schießen.
Aus der Schriftstellerkarriere wurde also nichts, sondern Helny landete stattdessen in Stockholm, wo sie ein Zimmer an der Kungsbron anmietete und mit drei
weiteren Mädchen teilte. Sie fing an, als Krankenschwester im Sophia-Krankenhaus
„Dann habe ich mir auch noch einen Mann angelacht. Ein Elend. Aber keine Kinder.“
Sie wird still.
„Ich wollte keine. Irgendwie war ich dagegen.“
zu arbeiten.
„Ich hätte studieren sollen, aber keiner motivierte mich dazu. Ich arbeitete
Dann begann das Reisen. Helny nahm ihren Mann mit in die große, weite Welt. Sie
eigentlich nur. Stockholm war so groß und hell, alle Straßenlaternen und
reisten nach Afrika, Indien, China, Japan, Vietnam und in alle möglichen anderen
Leuchtschilder spendeten so viel Licht in der Nacht. Andere hatten sicherlich ihren
Länder. Sie hörte nie auf, nach etwas zu suchen.
Spaß, aber ich war nur selten unterwegs. Hauptsächlich arbeitete ich und war
lieber mit mir selbst beschäftigt.“
Es gab Unruhen in Europa und Hitler war an die Macht gekommen. Helny hasste
Hitler und hatte Angst, dass Schweden angegriffen und besetzt worden würde. Sie
schloss sich Lottakåren (Schwedisch: freiwillige Armeetruppe der Frauen) an und
„Ich wollte schon immer zu ursprünglichen Orten reisen. Primitiv sollte es
sein. Da wo es so ist, wie es schon immer war, und es weder Strom, noch Autos oder
fließendes Wasser gab.
Umgebungen, wo die Zivilisation noch nicht richtig angekommen war. Umgebungen, die an die Bergweide daheim in Lima zu meiner Kindheit erinnerten.
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Nach Amerika wollte ich aber nie reisen. Das hat mich nie interessiert. Aber ich
habe ja so viel anderes gesehen. Ich durfte schmutzige Menschen und saubere
Menschen sehen. Schöne Häuser und kaputte Hütten.“
Während einer Reise infizierten sich Helny und ihr Mann. Als sie heimkamen,
gingen sie direkt zum Arzt. Helny wurde wieder gesund, aber ihr Mann starb mit nur
64 Jahren. Von jetzt an lebte sie alleine in ihrem Haus, ging in Rente und hörte auf
zu reisen. Freunde hatte sie keine.
„Ich habe versucht zu vermeiden Freunde zu haben. Das endete fast immer nur
im Desaster. Ich habe früh gemerkt, dass jemand, der heute ein Freund ist, morgen
schon ein Feind sein konnte.“
Mittlerweile ist Helny Zingmark verwitwet und seit 37 Jahren im Ruhestand.
Als ihre Augen noch ok waren, las sie gerne Reiseführer. Zum Ende hin war ihre
Gemeinde der Meinung, dass sie dort nicht mehr wohnen sollte. Und jetzt ist sie
hier. Die Sonne wird durch die Jalousien gefiltert, der Staub tanzt im Licht. Die
Uhr tickt monoton. Die Krankenschwester kommt mit dem Mittagessen.
„Ich hasse es, hier zu sein“, sagt Helny. „Mir ist so langweilig.“
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A portrait of Helny Zingmark
Born 28 Juli 1913
Lima, Sweden
Po Tidholm
Biking round the Baltic between the World Wars
Helny Zingmark is an enigma. Her name sounds made up, as if it were taken from the
kind of convoluted novel that trips from event to event and epoch to epoch, ingeniously tying everything together and revealing its meaning in the final chapter.
On the contrary, though, Helny Zingmark is very real, indeed, sitting in a chair
here at an old folks’ home in an old military city at the top of Sweden. Her tiny flat
holds few traces of her life. A sewing table decorated with kurbits — traditional
leafy folk ornament — and a vase with a relief image of Lima Church suggest her
origins in Dalarna. A Chinese chest of drawers with detailed carvings hints at
connections to the wider world. A tall, ticking clock underscores the slow pace.
Two dusty photos rest on a shelf, depicting a dour man with thick eyeglass frames
and a young woman in a knit jumper, staring almost cockily back at the camera.
In the main room, there is a kitchenette and a table; in the bedroom, a bed and
a chair. The Venetian blinds are drawn. From outside comes the sound of shuffling
footsteps on a linoleum floor and an elevator rising and descending. This is a terminus, the end of the line.
Helny Zingmark’s eyes are cloudy. She has very little vision left. Her life has
drawn to a halt, her gaze turned inward. When she speaks, it’s as if she doesn’t really
expect to be believed.
“I bicycled all the way round the Baltic Sea once,” she begins. “I turned around
at the cliffs of Nordkap.”
“You don’t believe me”…
I was 22 years old. It was the summer of 1934. I was so restless, and I’d hardly
ever left the parish before. For a year, I worked as a maid at a farm in Malung,
but the lady of the house was so haughty I couldn’t take it. When I got back to
the family farm, I told my father I was going to buy a tent. He wondered why, of
course, and I told him I wanted to get out and travel. I bought a spirit stove, too,
so I could cook. Then I packed up my bike and went. I had clothes with me, and gear
to fix the bike.
“I did it because I was curious,” says Helny Zingmark.
The family lived on a farm in Lima. There were four brothers and sisters, though
all the others are gone now. The family had eight cows and was doing fine. Helny
was the third child, and the only one who got out, the only one curious enough. The
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farm traded blocks of butter for groceries at the country store. Barter was still
“I’m so old that when I was little, we still used torches. You held one in your mouth
common in the countryside back then. They earned income from the forest, too.
when you went out to the barn to feed the animals, or wedged one in a crack if you
“Now it’s all in decline,” sighs Helny. “Back then, the tiniest patch of land was
needed light. You might be carrying hay in one hand and a burning torch in the other.
carefully tended. The forest looked like a park. Every open space was cultivated.
There were a lot of fires, but I never experienced one. Later we got wax candles, and
That’s the way it was, back in the day. That’s the way it was.”
then paraffin lamps and finally carbide lamps. They smelled so horrid when they
The farm had a shieling hut 20 km away, high in the hills close to the Norwegian
burnt out. You had to work hard as a child. They needed us, and there wasn’t anything
border. In the summer, they took the animals there, along with other local farmers.
else to do anyway. Not many opportunities. I carried all those armloads of chopped
Life was sunny and free and easy there compared with the work they did the rest of the
wood, and they were heavy. Yet it wasn’t really warm indoors, not like it is today. I
year. The land back at the farm was thus freed up for growing grain and pasturage.
slept with my brothers and sisters to keep warm in the wintertime.”
The men stayed behind and the girls were left on their own, up in the hills. It was
In spite of all the chores, they still had a lot of spare time during long eve-
peaceful. The days at the shieling followed a certain routine. The cows had to go
nings when the weather and the darkness made it impossible to get anything
out into the forest to graze after their morning milking. A cowherdess always went
worthwhile done.
along to keep an eye on them. Helny herded cows for several summers. It was the
“We talked to one another in a completely different way. We sat so close; it was
best of times, and she has compared everything that’s happened since to it for the
murky and dim. We gathered around circles of candles. You got along, you had to be
rest of her life.
friends with each other. Our parents were there to answer our questions. I had so
“In the afternoon, I would make a fire. Once it got going, I threw birch bark and
damp moss on it so the smoke would really billow out. The cows came and stood in
the smoke. They knew when it was coming and looked forward to escaping the gnats,
mosquitos and insects. They would stand there chewing their cud. But that’s all in
the past, too. It’s all gone now”.
many questions as a child. I wanted to know everything. Eventually I went to school,
but I think it was our parents who taught us most things.”
“When the electricity came, we grew apart. The circles of candles disappeared.
We could go our own way; the house got bigger.”
When her childhood years were over, Helny Zingmark took a position at a farm
“A lot of other things have come along instead, but that has nothing to do with
in Malung, where, you will recall, the lady of the house was so unbearably haughty.
me. It was like everything got bigger, and it was all for the good of the nation, if
Helny was so unhappy that she ran off and hopped a moving freight train to get away.
you know what I mean. The little things disappeared, the little world…”
“The wind blew something fierce, but I held on tight. Then they discovered me,
On a farm in Lima in the beginning of the century, there was no electricity. All
and I was going to be arrested and have to pay a fine and what have you. However,
of life was shaped by this fact, by the need to illuminate the barns and rooms, by
somebody I knew managed to get me out of the situation, and I was allowed to get off
the darkness that made people crowd around the hearth in the evenings, by the
at Lima and go home to the farm. It was after that that I headed out on my bicycle.”
long, light summer nights. Houses were heated with wood, but they were always
Helny Zingmark was a pretty and powerful force, with her strong legs and
careful to sort out the resinous fatwood, which was saved for the open hearths.
dogged will. She wasn’t afraid of being alone. Indeed, nothing at all seems to have
When they did carpentry or woodcraft, they saved the surface wood, which burned
frightened her. From Lima, she cycled towards the Baltic, through Dalarna and
cleanest, without giving off too much smoke. Especially pitchy wood was mostly
Hälsingland, up the coast. She pitched her tent at night and bought the food she
used outdoors. Whittling sticks for tinder was a constant occupation for children
needed at farms and country stores. Few cars crossed her path, and the roads were
and farmhands. They would take the sticks along wherever they went.
potholed and muddy. The farther north she rode, the longer the days grew. It was
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summer, and she was nearing the Arctic Circle. In Haparanda she turned inland,
Great. After the Revolution of 1917, the territory became Finnish and the monastery
and just outside Kiruna, she got a lift from two men in a car. They tied her bike to
was taken over by Finnish monks. It was during this brief period of calm that Helny
the back.
happened to arrive with her bicycle.
“They were nice. They didn’t have the nerve for anything else, I guess. We started
“It was so lovely, and so unusual. I stayed for over a week. They probably thought
writing each other later, one of the boys and I. He was a car dealer in Luleå. I didn’t
I was a pain in the neck. I wanted to know and see everything. I forced the monks to
think it was such a big deal, but he seemed to think it was extraordinary that I had
row me from island to island. I met one monk who tended the cattle. He lived alone
cycled such a long way by myself. I really went wild up there. The sun never set, and
on an island with only the cattle for company. He wasn’t happy to see me. I could
I forgot to sleep and kept biking all night long until I got tired and slept in the
never understand why.”
open air.”
From Narvik, she took a boat up to the northernmost point in Europe, the three
hundred metre cliffs of Nordkap. She peered out at the horizon.
“It was so high and steep. I can’t remember how I felt. I was so young and dumb.”
From there she turned south again, cycling along the Torne River and deciding to
head through Finland on the way home.
“Everybody I met was so friendly. I think most of them were surprised to meet
somebody like me.”
By then it was time to head home, and Helny Zingmark rode to Vyborg to find a
bank where she could withdraw money. She visited Alvar Aalto’s recently built
library, for the period an almost surrealistically modern creation. At the time,
Vyborg was Finland’s third-largest city, with daily newspapers published in Russian,
Finnish, German and Swedish.
“It was a beautiful city. I tried to take in as much as I could with my thick head,
but everything was so new!”
Just ten years later, Karelia was taken over by the Soviet Union. The populace
After many weeks, she reached Helsinki, where she had planned to take a boat
of Vyborg was driven out, and the city entered a fifty-year slumber. Aalto’s library
back to Sweden. However, somebody told her about an odd monastery in the middle
fell into decay, and the Valamo Monastery became first a naval academy, then a
of a lake as big as an ocean. At the monastery were monks who lived as if they were
collective farm and later a home for invalids. The buildings fell down or burned
from another time.
up. Only after the fall of the Iron Curtain could it become a monastery again, and
“I figured that was something I wanted to see, so I cycled into Karelia, to Lake
the grounds and buildings be restored to their former glory.
Ladoga. There I found a man to row me out to the Valamo Monastery. I brought my
“Later I came back home to Dalarna. And then it struck me that it was actually
bike with me, because I wanted to explore the islands out there. However, there were
kind of insane going off on a trip like that, and I was almost angry with my father
no roads, so that was one goal I didn’t accomplish.”
for letting me go. I didn’t know it at the time, but I had wanderlust in my blood. You
Valamo Monastery was probably founded in the fourteenth century, and was the
see, my biological mother died when I was only four years old. She had children
northernmost outpost of the Orthodox Church. It was a self-sustaining village. The
young and only lived to be twenty-four, but I heard later that she was just like me,
monks’ activities spread out across the Ladoga islands. They had salting plants,
very stubborn and very curious. She left me a bit of money.”
apiaries, farms, shops. The monastery had been attacked at regular intervals by
At this point, Helny Zingmark got it in her head that she should become a
the Swedes during both the Catholic and the Lutheran eras. In the seventeenth
writer. She had read many books and loved letting her imagination run wild. To get
century, the Swedes finally managed to burn the monastery down and annex the
some advice on how to go about it, she hopped on her bicycle and pedalled through
entire surrounding territory. Only after Karelia reverted to Russia again in 1721,
the forest from Malung to Stöllet, and then down the Fryksdalen Valley to Sunne
after the Great Northern War, was the monastery rebuilt by decree of Peter the
and Mårbacka.
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“I went there to meet Selma Lagerlöf. I rode onto the grounds of her big country
she took part in orienteering and pistol shooting competitions. She grew quite
house, and she came out, but she was quite short with me. I don’t think she cared
proficient, and could have gone far if she hadn’t been a woman. Nobody was as straight
for unannounced visits. So we didn’t have much of a chat. Then I rode home. She had
a shooter as Helny.
a lame foot. But she lived well. There was a big gravelled drive, and the gravel crunched under my feet and my tyres. And she had lovely flowerbeds.”
And thus Helny did not pursue a career as a writer, but instead ended up in
“And I got married then, too. Such wretchedness. But no children.”
She falls silent for a moment.
“I didn’t want any. As it turned out, I ended up actively opposed to it.”
Stockholm, where she lived in a rented room near Kungsbron with three other girls
Then her travels began. Helny dragged her husband along, out into the world. They
and took a job as a practical nurse at Sophiahemmet.
went to Africa, India, China, Japan, Vietnam – anywhere you can imagine. The whole
“I should have continued with my studies, but I didn’t have anybody pushing me.
time, she was looking for something.
Mostly, I worked. Stockholm was big and bright. The light shone from the streetlights
“I always wanted to go places that were … let’s say, original. By which I mean
and signs all night long. Others were no doubt having a time of it, but I rarely went
primitive. Where things were the way they had always been, and they didn’t have
out. For the most part, I worked and kept to myself.”
electricity and cars and running water. Places that civilisation hadn’t entirely
These were turbulent times in Europe. Hitler had come to power. Helny hated
Hitler and worried that Sweden might be attacked and occupied. She joined the
had its way with. Places that reminded me of the shieling, back home in Lima when
I was a child”.
women’s defence auxiliary and was sent up to Boden to join a group of women who
“I never wanted to go to America, on the other hand. I was never really interested.
scanned the night skies, looking for enemy planes. They were called “swifts”, after
But I saw so many other things. I saw dirty people and clean people. Grand houses
the migratory birds. That was how she ended up in Boden.
and ramshackle huts.”
“As it turned out, though, nothing much was going on, so I started cycling in
On one trip Helny and her husband contracted a mysterious infection. They
Boden, having a look around. That was how I found my lot on the Lule River. I wanted
consulted a doctor when they got home. Helny recovered, but her husband died at
to build a summer cottage, but the lot was so big I figured I might just as well build
just 64. She was alone in the house. She retired and stopped travelling. As for
a real house. I had the money from my mother, so I ordered a prefab house and found
friends, she didn’t have any.
a builder. However, afterwards he decided he didn’t want the job, and when they
called from the station in Boden and said my house was ready to pick up on a
“I’ve tried to avoid making friends. So often it ends badly. Early on, I realized
that a person who was your friend one day could turn into an enemy the next.”
couple of goods wagons at the rail yard, I decided I’d build it myself. I did hire a
Today, Helny Zingmark has been a widow and a pensioner for thirty-seven years.
few men to help, but we ended up quarrelling all the time, because it turned out
As long as her eyes held out, she read travel books. In the end, municipal services
that they couldn’t take orders from a woman. I threatened to dock their pay, though,
decided it was no longer appropriate for her to live alone. And now she’s here.
and in the end they did what I said. It wasn’t like there was all that much work to
Sunshine streams through the Venetian blinds, and dust motes dance in the light.
be had, here, after the war”.
The clock tick-tocks monotonously. A nurse comes with lunch.
“‘If you can’t hold your tongue, you can quit,’ I told them.”
Eventually the house was finished, and Helny moved in and started working as
a clerk at I19, the Norrbotten Regiment. The house had four rooms and a kitchen, a
cellar and a view of the river. She loved it. In the winter she skied, and in the summer
“I hate it here,” she says. “It’s such a bore.”
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Living the Nordic Light
Abbildungen: Dunkelheit
Abbildungen von Dunkelheit und Licht im Norden.
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1. Pytheas war Grieche, aber wohnhaft in Marseilles. Im Jahr 300 v. Chr. bahnte er sich seinen Weg
über die britischen Insel bis hin zum Polarkreis, um
sich zu vergewissern, dass dort auf Grund der Kälte
keiner leben konnte. Doch hier wohnten tatsächlich
Menschen. Und keiner erfror. Aber wenn die Kälte
nun kein Hindernis war, wie hat man es im Sommer
hier bei konstantem Sonnenlicht ausgehalten? Ganz
davon zu schweigen, wenn die Sonne viele Monate
lang gar nicht zu sehen war? Die Menschen, die
Pytheas traf zuckten mit ihren Achseln. Sie kannten ja
nichts anderes. Pytheas fuhr wieder nach Hause. 300
Jahre später las der große griechische Wissenschaftler
Strabo Pytheas Reisetagebuch. Strabo seufzte. „Pytheas
war nie im Leben da oben. Da wäre er erfroren.“
Fast zweitausend Jahre nach Strabo: Der norwegische Nationalkünstler Theodor Kittelsen veröffentlicht ein Album mit schicksalshaften Illustrationen. Eines
der Plakate zeigt einen unheimlichen, schwarzen
Vogel, der über eine ruhige Landschaft fliegt. Sein
Titel lautet Svartedauen („Der schwarze Tod“). Ist die
Landschaft ruhig, weil niemand auch nur den geringsten Verdacht der bevorstehenden Katastrophe hat?
Vielleicht schlafen die Menschen auch nur. Oder sind
sie alle schon tot? Die Beulenpest traf Norwegen von
1349–1351 mit voller Wucht. Fast zwei Drittel der
Bevölkerung kamen ums Leben.
Das Gemälde von Kittelsen (Abbildung 1) wurde
im Jahr 1881 erschaffen und hat mit der Beulenpest
überhaupt nichts zu tun. Aber wenn man so will, mit
einem anderen schwarzen Tod: der Abwesenheit des
Lichts. Es ist zwölf Uhr mittags. Die Sonne ging nie auf.
Die Menschen richten ihre alltägliche Arbeit aus. Ein
junger Mann ist dabei, Mehl von einem Sack in Tüten
umzufüllen. Er seufzt. Jeder um ihn herum, weiß warum.
2. „Dies ist zwischen Vardø und Båtsfjord. Ich liebe
diese baumlose Landschaft nördlich der VarangerHalbinsel. Von Vardø bis zum Nordkap... Meine Mutter
wurde in diesem Fjord geboren, deshalb habe ich
versucht, während wir über das verlassene Dorf flogen,
ein paar Bilder zu machen.“
3. Nordlicht (Kategorie II: Fast zu perfekt um wahr zu
sein).
4. Longyearbyen auf Spitzbergen ist die nördlichste
Stadt der Welt, sowie mit mehr als Zweitausend Einwohnern (ca. 2.200) die nördlichste Siedlung weltweit. Von Tausend Touristen, denken über 950, dass
die Stadt ihren Namen durch die monatelange Abwesenheit der Sonne bekommen hat – und dass die Uhr
dadurch auch langsamer tickt. Aber eigentlich wurde
die Stadt nach dem Amerikaner John Munro Longyear
benannt, der im Jahr 1906 das Unternehmen Arctic
Coal Company auf der Insel gründete (die Stadt hieß
bis 1926 Longyear City, damals war Longyear selbst
schon ein paar Jahre tot). Für die Arbeiter in der Kohlebergwerk war das Jahr immer gleich lang.
5. Der Sommer, der so süß war (1998).
6. Oberhalb der Kohlegrube.
7. Wach (2014).
8.15.30 Uhr.
9. „Schau nicht in die Sonne.” Schau auch nicht in die
Kelvinlampe des Kinoprojektors. Schau lieber auf die
Leinwand. (Manchmal kann man es nicht lassen.) Wer
kennt heute noch den schwedischen Schriftsteller
Johan Gustav Vilhelm Nilsson? Er war der Autor des
Romans Bayte – Der Sonnensohn, der weiße Negerhäuptling, der im Jahr 1934 in Strömsund, 200 km
nördlich des Polarkreises, herausgegeben wurde.
Viele kennen Nilsson unter seinem Spitznamen „KinoNisse“. Während ein paar Jahrzehnten war er Norrlands Kinokönig. Seine Flotte umherziehender Lkws,
bestehend aus Projektoren, Leinwand, Zelt und Stühlen, versorgte die Region bis hin zum 69er Breitengrad. (Einmal musste die Vorstellung kurz bevor der
Vorhang aufging, abgeblasen werden. Warum? Es
gab in einem Umkreis von 200 Kilometern keine Steckdose.) Der meistgesehene Film? Hundert Akkordeon
und ein Mädchen. Das heißt, bis der Film Space
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198
Living the Nordic Light
Abbildungen: Dunkelheit
Living the Nordic Light
Abbildungen: Dunkelheit
Invasion of Lapland seine Uraufführung im Jahr 1959
hatte. Aus dem in Pulverschnee abgestürzten Raumschiff – es war auf der Milchstraße ins Rutschen gekommen – stiegen sechs Meter große, haarige, affenähnliche Kreaturen. Sie jagten den angereisten
Wissenschaftlern richtig Angst ein. Da 1959 weder
die Sechs-Meter-Affen, noch sechs Meter große Affenkostüme zu den gewöhnlichen Requisiten gehörten,
hatte man ein Samendorf in einem Drittel der eigentlichen Größe nachgebaut. Man kann sich leicht den
Gesichtsausdruck der Archäologen vorstellen, die
dieses Dorf in Tausend Jahren ausgraben werden.
10. Der gefürchtete Maelstrom befindet sich unweit
nördlich des Polarkreises. Der Seefahrer, der im Sommer
glaubt, in Richtung des ewigen Lichts zu fahren, kann
im Handumdrehen in die ewige Dunkelheit gezogen
werden.
11. Ankunft der Polarnacht (1995).
12. Wie klein die Wesen sind …? Welches Raumschiff
ist dieses Mal abgestürzt?
13–16. „Zwischen Tana und Båtsfjord. Der Berg ist in
den Wintermonaten bekannt für seine Unberechenbarkeit. Man fährt am besten im Konvoi.“
17. Lichtbild, drei Anmerkungen: Mitternachtssonne/
Samen warten auf dem Eis auf das Postschiff in Kirkenes, nahe der russischen Grenze, ca. 1920/Nr. 12
in Nerliens Lichtbildserie Nr. 113.
18. Vinter (2007).
19. Als der norwegische Fotograf Cato Lein, geboren
in Berlevåg, 2007 am Nordkap ankam, entdeckte er,
dass die Emulsion in seinem mitgebrachten Polaroid-Film
zu alt war. Zum Glück verwendete er den Film dennoch.
20. Dem norwegischen Künstler Otto Sinding (1842–
1909), der der Nachwelt als „Lofoten Maler“ bekannt
wurde, wurde eine Zeit lang „Effektsucherei“ vorgeworfen. Aber es war wohl kaum seine Schuld, dass
die Sonne die ganze Nacht lang schien.
21. In den frühen 30er Jahren gab es in Tromsø mehrere Sonnen. Ein paar von ihnen leuchteten in einem
Saal in Tromsøs Allgemeinschule. Auf dem Programm
standen: Lichttherapie. Hausaufgabe bis Donnerstag: Berechne, wieviel mehr Lichtjahre die Erde von
der richtigen Sonne zu Neujahr, im Vergleich zu Mittsommer entfernt ist.
22. Nordlichter (Kategorie XIX: Künstlich).
23. Nordlichter (Kategorie VI: Grün).
24–26. „Bilder aus Nordland. Von einem Auto. Schwierig, während der kurzen blaue Stunde zu fotografieren. Bin mit Arthur Arntzen rumgefahren, wir sprachen
viel über Religion in Nordnorwegen. Warum in dieser
Region so wenige religiös sind.“
27–28. Die meisten norwegischen Punkbands der
80er bekamen die Sonne nie zu Gesicht.
29. Polarnacht (2000).
30. Etwas im Wasser muss sie erschreckt haben. Oder
war es das Wasser selbst?
31. Das letzte Licht (2008).
32. Fischerdorf am Nordkap (1976).
33. Alter nordnorwegischer Fischertrick. Richte die
Lampen nachts auf das Meer, dann werden die Fische
neugierig und schwimmen an die Oberfläche. Achtung! Gilt nicht während der Monate, wenn die Sonne
nicht untergeht.
34. Während seiner Zeit als norwegischer Inlandspilot
für das Flugunternehmen Widerøe, machte Christian
Langvatn eine Menge toller Aufnahmen von verschiedenen Lichtveränderungen. Die Stewardessen verkaufen unterdessen Toblerone im hinteren Teil der Kabine.
35. Siehe Abbildung 12: Das Haus, dass sie suchten.
36. Siehe Seite 292.
37. Die Überbleibsel des stolzen Schiffes „Hansa“,
das u.a. bei der Zweiten Deutschen Nordpolarfahrt
1869–70 dabei war.
38. Jokkmokks Markt ist einer der ältesten Marktplätze
Schwedens. Er wurde zum ersten Mal im Jahr 1605
arrangiert, und war ein Strategiezug vom Stockholmer
König Karl IX, um so Kontrolle über die nördlichen
Provinzen zu bekommen. Auf diese Art und Weise
wollte er leichter Steuergelder eintreiben, und das
Christentum verbreiten. Anfänglich dauerte der Markt
2–3 Wochen. Dass man ihn auf den Februarmonat
gelegt hatte, hatte mit der besseren Befahrbarkeit des
Eises zu tun. Außerdem versammelten die Samen zu
Beginn des Jahres ihre Rentiere rund um Jokkmokk.
Noch heutzutage, 410 Jahre später, sind die Markttage der absolute Höhepunkt für viele Samen. Nur
angereiste Besucher aus dem Süden beschweren sich
darüber, dass es zur Mittagszeit schon dunkel ist.
39. Der nördlichste Teppichboden der Welt.
40. „Jungs, kommt jetzt rein, es gibt Mittagessen!“
41. “Die Anmedlung zum Polarnacht-Halbmarathon
2015 ist jetzt offen. Bitte füllen Sie das Anmeldeformular aus, wählen Sie die Entfernung, und zahlen
Sie die Anmeldegebühr via Visa oder MasterCard.
Wenn Sie eine Unterkunft benötigen, können wir Ihnen
ein Zimmer im Thon Hotel Polar für 695,00 NOK
(Einzelzimmer) oder 895,00 NOK (Doppelzimmer)
pro Nacht inkl. Frühstück anbieten. Bitte markieren Sie
das Kästchen, wenn wir ein Zimmer für Sie reservieren sollen.“
42. Das letzte Licht III (2008).
43. Die weltweit nördlichste Streichholzfabrik? Vielleicht ist es die, die 1859 bis 1870 in schwedischen
Härnosand lag. Weitere Frage: Wozu nutze man nördlich des Polarkreises in dieser Zeit Streichhölzer? A.
Um eine Feuer zu machen, da es kalt war. B. Um eine
Petroleumlampe anzuzünden, da es dunkel war.
44. Könte das Seattle sein? Es wäre ungerecht, die
Qualität dieses Fotos zu kritisieren. Es wurde irgendwann zwischen 1918 und 1920 gemacht, als Roald
Amundsen sich zusammen mit seiner Besatzung des
Schiffes „Maud“, im Eis nördlich Sibiriens hatte einfrieren lassen, um so von der Strömung gen Nordpol
getragen zu werden. Der Versuch scheiterte, aber
Amundsen erreichte den Nordpol im Jahr 1925.
Damals stritt man sich noch immer über die Frage, ob
Peary oder Cook dort fünfzehn Jahre früher waren.
45. Landebahn, Honningsvåg.
46. Zwanzig Blautöne.
47. Im Winter 1954 wurde ein Haus mit Hilfe von
Pferden fünf Kilometer über das Eis von Tunnsjøen
verfrachtet. Das Haus gibt es heute noch, ist aber
mittlerweile verlassen.
48. Der Markt in Skibotn stammt aus dem 16. Jahrhundert. Hier versammelten sich Norweger, Schweden und Finnen um Geschäfte zu machen. Die Nachfolger des „Großen Lichtbringers“ Lars Levi Laestadius
versuchten alle Formen der sündigen Exzessen zu
unterbinden, jedoch oftmals ohne Erfolg.
49. Nachtleben in Bodø, „Corner Kafé”, 1955. Im
gleichen Jahr erlaubte Norwegen US-Militärflugzeugen das Starten und Landen von Bodøs Flughafen –
so lange sie nicht über sowjetisches Gebiet flogen.
Fünf Jahre später schossen die Russen Gary Powers
U2-Flugzeug ab – über sowjetischem Gebiet, auf
dem Weg nach Bodø. Nikita Chrusjtjov drohte Bodø
zu bombardieren. Das Nachtleben im „Corner Kafé“
wurde eine Weile etwas ruhiger.
50. Die Kindergartenkinder in Skandinaviens nördlichsten Regionen tun alles was sie können, damit die
Sonne endlich wiederkommt.
51. Der norwegische Künstler Matthias Stoltenberg
schuf vor allem Porträts. Manchmal machte er eine
Ausnahme, und malte nördliche Landschaften. Er starb
im Vergessenen und bitterarm, wurde aber im Rahmen
einer Kunstausstellung während der Jubiläumsfeier
in Oslo im Jahr 1914 wiederentdeckt.
52. Das staatliche Unternehmen, dass die Fernsehlizenz in Schweden verwaltet, hat seinen Sitz in Kiruna,
einer Stadt nördlich des Polarkreises. Jedes Jahr
kommen während der Lichtsaison ein paar Beschwerden von Lizenzzahlern, die weniger zahlen wollen:
Die Sonne macht es unmöglich, zu sehen, was auf
dem Bildschirm passiert.
53. Nordlichter (Kategorie VII: Rot)
54. Nordlichter (Kategorie XVI: Auf den Geldscheinen).
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Living the Nordic Light
200
Der schwedische Zehn-Kronen-Schein war von 1965
bis 1996 im Umlauf. Die heutige Zehn-Kronen-Münze
ist rund und glänzt golden – und scheint für die
Armen, wie eine Sonne in der Hosentasche, zu jeder
Tages- und Nachtzeit.
55. Käpten, Käpten... er will mich nicht loslassen!
Zumtobel, ein internationaler Lichtkonzern, gegründet und mit Sitz in Österreich, empfiehlt hiermit das
wohl beste Buch, das jemals über die menschliche
Not nördlich des Polarkreises geschrieben wurde: Die
Schrecken des Eises und der Finsternis von Christoph
Ransmayr (1984). Dass der Autor auch aus Österreich
kommt, ist reiner Zufall.
56. Stimmungsbild aus Njommelsaska in Lappland
(bevor das Kraftwerk gebaut wurde).
57. Wenn der Jahresbericht eines internationalen Lichtkonzernes nur ein Bild beinhalten dürfte, wäre es dieses.
58. Stamsund, Lofoten: Silvester 1991. Belichtung:
23.45–00.30.
59. Polarfahrer standen im früheren Leben vor einer
unlösbaren Gleichung. Sollte man in der kalten und
dunklen Jahreszeit aufbrechen, um nicht durchs Eis
zu brechen – aber mit der Gefahr, nicht zu sehen
wohin man fuhr? Oder sollte man in der warmen und
hellen Jahreszeit losfahren, um zu sehen wohin man
fuhr – aber mit dem Risiko, bis zu den Knien im Eis zu
versinken? Viele, die die Wärme und Licht wählten,
kamen nie am Ziel an. Und viele, die die Dunkelheit
und die Kälte wählten, kamen nie wieder nach Hause.
Abbildungen: Dunkelheit
Living the Nordic Light
Abbildungen: Licht
60. Weg entlang des Nordpolarmeeres (1984).
61. Die Schifffahrt zwischen Trondheim und Kirkenes,
nahe der russischen Grenze, dauert heutzutage rund
10 Tage. Wer den Sonnenkalender vor der Buchung
befragt, braucht das Kabinenlicht nie zu betätigen.
62. Überall in der Welt gibt es heute fast 1.000 Firmen
mit der Bezeichnung „Nordic Light“. Ein Teil produziert Lampen. Ein andere Teil bietet Kreuzfahrten, Lichttherapien und/der Massagen an.
63. Eine Frage, die sich die Menschen im Norden
seit Tausenden von Jahren gestellt haben: Sinkt das
Wasser oder steigt das Land an?
64. Kirunas offizieller Homepage zufolge, dokumentierte der schwedische Fotograf Emil Ragnar Borg
Mesch „den modernen Gesellschaftsaufbau in vielerlei Hinsicht; nicht zuletzt durch die Porträts verschiedener sozialer Gruppen wie Hilfsarbeiter, Bergleute,
Samen und Unternehmensvorstände. Auch Kirunas
wandelndes Umfeld interessierte Mesch. Er erfasste
aufmerksam sowohl die Aura der Utopie der frühen
Urbanisierung, als auch die unentwickelte Berglandschaft.“ Das Bild wurde in der Grube in der Mittsommernacht 1901 aufgenommen. Wenn Mesch heute
leben würde, wäre er sicher immer noch damit beschäftigt, Kirunas wandelndes Umfeld zu dokumentieren. Momentan ist man nämlich dabei, das komplette
Stadtzentrum umzuziehen, da die Grube mehr Platz
benötigt.
65. Hollywood Filmskript von 1974 (nie realisiert):
FADE IN. Ein Mann flüchtet vor einer Gang. Er ist aus
einem Hochsicherheitsgefängnis nördlich des Polarkreises ausgebrochen. Er rennt über Klippen und fällt
immer wieder in den Schnee. Plötzlich – eine Art
Berghütte mitten in der Wildnis. Die Tür ist verriegelt.
Ein Münztelefon hängt an der Wand. Er kann jemanden anrufen, der ihn abholt! Aber er hat kein Geld.
Auf einmal – er sieht durch das Fenster einen ColaAutomaten. Er schafft es, den Automaten aufzubrechen, um an das Münzenfach zu kommen. Es ist leer.
Plötzlich – er hört Hunde bellen. SCHNITT. Swimming Pool in San Francisco.“
66. Glomfjord ist ein kleines norwegisches Dort, direkt
über dem Polarkreis. Die Freude über diese Tatsache
spiegelt sich auf der Getränkekarte des Glomstedet
Bistro Pubs wider.
67. Neben Weihnachten ist Mittsommer der vielleicht
wichtigste Feiertag Schwedens, und wird am Wochenende zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert. Ursprünglich feierte man Mittsommer am 24. Juni, am
Johannistag, eine Verbindung die immer fremder wird.
Der Feiertag hat eine tausendjährige Geschichte,
damals wollte man den Sommer und die Vegetation
feiern. Mittsommer bedeutet aber auch einen Zwischenstopp im Arbeitsjahr der Bauerngesellschaft.
Die Mittsommernacht, mit all ihrem Licht, wurde als
Nacht voll von magischen Kräften und übernatürlichen Wesen angesehen. Denken die Frauen an Johannes
den Täufer? Nein, sondern sie werden bald aufstehen und auf der Wiese sieben verschiedene Blumensorten pflücken, die sie später unter das Kopfkissen
legen. Während sie schlafen, werden die Blumen
ihnen verraten, wen sie an einem schönen Tag heiraten werden.
68. „Mutter freut sich über das Schneehuhn. Und
Vater ärgert sich, dass ich mir das Gewehr ohne zu
fragen, ausgeliehen habe.
69. Derjenige, der den Polarkreis das erste Mal auf
dem Meeresweg überquert, zum Beispiel auf einem
Kreuzfahrtschiff, muss einen merkwürdigen Initiationsritus über sich ergehen lassen. Der Meeresgott
Neptunus kommt aus der Tiefe, klettert mit seinem
dreizackigen Fischspeer an Deck, und zwingt die
Passagiere ein Glas Akvavit zu trinken – gleichzeitig
kippt man ihnen einen Eimer eiskaltes Wasser den
Rücken entlang, was dann weiter in das Hemd bzw.
in die Bluse läuft. Danach erhalten sie ein Diplom zum
Andenken an die Zeremonie und Neptunus nimmt
sich die nassen Algen vom Kopf – und entpuppt sich
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Living the Nordic Light
Abbildungen: Licht
Living the Nordic Light
Abbildungen: Licht
als der Steuermann des Kreuzfahrtschiffes! Derjenige,
der den Polarkreis mit dem Auto überquert, merkt rein
gar nichts. Eventuell eingeführtes Akvavit sollte sicher
(und unsichtbar) im Kofferraum verstaut sein.
70. Im Jahr 1937 wurde der talentierte deutsche Künstler Ernst Wilhelm Nay von dem Giganten Edvard
Munch finanziell unterstützt, um zu den norwegischen
Lofoten zu fahren und dort zu malen. Nay war vom
Licht und der Landschaft fasziniert. Im gleichen Jahr
wurden zwei seiner Werke in der berüchtigten NaziAusstellung Entartete Kunst in Berlin gezeigt. Nay
durfte daraufhin nicht mehr malen, er durfte noch nicht
mal mehr Farbe kaufen. Erst gegen Mitte der 50er
wurde Nay in Ausstellungen in New York, Venedig
und Kassel wiederentdeckt. Frage: Wie konnten die
Nazis annehmen, dass Nays Werke entartete Kunst
war? Vielleicht, weil die Sonne in seinen Gemälden
nie unterging.
71. Kreuzwortfrage: Was bevorzugen Künstler? Antwort: Nordlicht. Aber gibt es immer noch Künstler,
die das Dachfenster im Atelier genießen? Dachfenster
sind ja nicht besonders sinnvoll, wenn man mit Videoinstallationen arbeitet. Neue Kreuzwortfrage: Nordlicht? Licht im Norden oder Licht aus dem Norden?
Spielt das eine Rolle? Was sagen die Künstler, die
immer noch Dachfenster im Atelier haben? Licht aus
dem Norden ist immer besser! Fangfrage: In welche
Himmelsrichtung dreht der Künstler, der am Nordpol
steht und malt, seine Staffelei?
72. Nicht alle norwegischen Künstler beschäftigten
sich während der Zeit der Romantik mit der Mitternachtssonne. Knud Baade, zum Beispiel, widmete
seine wache Zeit lieber dem Mond.
73. „Willkommen im Café Mitternachtssonne. Diesen
Monat: Bed & Breakfast. Nächsten Monat: Bed &
Nachspiel.”
74. Außerhalb des Bildes: Ein Albatros wundert sich
über die Genuigkeit des Annäherungsschlags am
6. Loch.
75. „Liebe Schwester, ich schicke dir diese Ansichtskarte, in der Bemühung, dich über das Phänomen
der Tageslichtverschiebungen im Norden aufzuklären. Studiere den Graphen sorgfältig. Ich selbst verstehe zur Zeit wenig von Kausalität. Habe auf Grund
des Lichtes, die letzten drei Tage kein Augen zumachen können.“
76. Ist es ein Mythos, dass traumatische Geschehnisse im Kindesalter, die Voraussetzungen für große
Kunst beflügeln? Bei John Savio könnte dies durchaus der Fall sein. Sein Vater, der Same Per Savio, war
(zusammen mit Ole Must) der erste Mensch, der als
Hundeführer einer britischen Expedition 1898 in der
Arktis übernachtete. Als John vier Jahre alt war, starb
seine Mutter, und als der Vater den Sarg der Frau in
Vardø holen wollte, ging sein Boot am Varangerfjord
unter, und er ertrank. John wurde, nicht zuletzt durch
seine Holzschnitte, zu einem der bekanntesten samischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er starb 1938
mit nur 36 Jahren in Oslo. Frage: Wenn Theodor Kittelsen einen einsamen schwarzen Vogel am Himmel
malte, um die Ankunft der Pest in Norwegen zu symbolisieren, was kann John Savio mit seinem weißen
Rentierkalb gemeint haben?
77. Mitternacht in Andenes. Die Sonne scheint idyllisch. Draußen auf dem Meer versuchen auch die Pottwale zu schlafen. Morgen früh kommt eine weitere
schnaufende Schiffsladung mit Safaritouristen an.
78. Der nördlichste Sammelteller der Welt.
79. Mitternachtsbad am Kråk-Schloss in Bøvaer, Senja.
80. Blick von einer Brücke (2004).
81. Eine Bergwand und eine Hauswand (2004).
82. Tanz in einer Sommernacht 1937, weit draußen
auf dem Kap der Lofoten. Die Leute scheinen völlig
unberührt von dem gefürchteten Maelstrom, der sie
600 Meter weiter unten in die Meerestiefe lockt.
Siehe auch Abbildung 10.
83. Der norwegische Pfarrer Knud Leem widmete als
Sprachwissenschaftler und Missionar sein halbes
Leben den Samen. Neben einer Grammatikbeschreibung, brachte er das Buch „Beskrivelse over Finmarkens
Lapper: Deres Tungemaal, Levemaade og forrige
Afgudsdyrkelse (1767) heraus. Leem beschreibt
sowohl in Dänisch als auch in Latein das Leben der
zeitgenössischen Lappländer; ihre Kleidung, Essen
und Trinken, Jagen, Fischen und ihre Sportausrüstung, Schamanismus und Volksglauben. Ein reiches,
aber in vielen Fällen auch verzerrtes, darstellendes
Material, bereichert die Dokumentation der älteren
lappländischen Kultur. Die Abbildungen wurden
durch die Leser mit der Zeit noch schlechter erkennbar, da sie die, ihrer Meinung nach langweiligen,
schwarz-weißen Kupferdrucktafeln, von Hand einfärben wollten.
84. Camp, Adj., in der Regel überwiegend positive
Qualitätsbezeichnung, z.B. hinsichtlich eines Films,
der so schlecht ist, dass er schon wieder gut ist. (2)
Camp, Sub., Platz, wo Forscher ihr Lager aufschlagen.
85. In den 50ern gab es in San Diego, Kalifornien,
eine beliebte Orangenmarke: „Reindeer“ (Rentier).
Die Verbindung zwischen Rentier und Orange mag
gewagt erscheinen. Dann weiß man aber nicht, dass
der Astronom Pierre de Maupertuis, der Führer der
großen französischen Expedition zur Gradmessung
im Jahr 1736, den ganzen weiten Weg nach Nordlappland reiste, um die Form der Erde zu bestimmen.
Maupertuis kam zu dem Schluss, dass die Erde einer
Orange ähnelte – rund, aber an den Polen abgeflacht. Schauen Sie sich den Kupferstich an. Maupertuis formt die Weltkugel ein bisschen mit der Hand,
nicht wahr?
86. Mo i Rana ist die viertgrößte Stadt Nordnorwegens. Aufgrund ihrer Nähe zum Polarkreis, wird
sie manchmal Stadt des Polarkreises genannt. Reiche
Vorkommen an Eisenerz, und die damit verbundene
Stahlindustrie bauten die Stadt auf. Anfang der 90er
plante man eine künstlerische Dekoration, die an die
Bedeutung des Stahls für die Region, erinnern würde.
Der britische Bildhauer Antony Gormley bekam den
Auftrag für seinen Havmann (Mann des Meeres), eine
über 10 Meter hohe Figur, die in einiger Entfernung
vom Ufer, im Wasser steht. Mitten im Schöpfungsprozess, ging es der örtlichen Stahlindustrie immer
schlechter. Die Skulptur musste plötzlich aus Granit,
statt aus Stahl sein. Aber nicht aus diesem Grund,
drehte sie der Stadt ihren Rücken zu.
87. Was genau weckt in Kåre Kivijärvis Nachtbildern
aus Honningsvåg im Juli 1969 ein Gefühl von sowohl
Nostalgie, als auch Glauben an die zukunft?
88. Vgl. Abbildung 19.
89. Warum ist Svartisen bei den ausländischen Touristen schon immer Norwegens beliebtester Gletscher
gewesen? Er befindet sich nur 7 Meter über dem
Meeresspiegel. Vor gar nicht zu langer Zeit, konnte
man direkt von der Cocktailbar des Kreuzfahrtschiffs
aufs Eis klettern.
90. Stimmungsbild von Trondheims Studentengesangsverein auf Nordlands-Tournee im Jahr 1921.
Die Mitternachtssonne ist links.
91. Der Norden sah das Licht: Im Jahr 1972 bekam
Lappland sein erstes Pin-Up-Girl.
92. Nur Lärm (2012).
93–94. Das Festival in Karlsøya wurde im Sommer
2011 offiziell um 2 Uhr nachts beendet, ging dann
aber auf der anderen Seite der Insel weiter. Bernhard
Briis Band spielte bis spät in den nächsten Tag hinein.
Die Sonne ging ja weder auf noch unter.
95. Zumtobel Polarkreisexpedition Mai 2014. Südlich
von Sørreisa. Zeit: 23.33 Uhr.
96. Zwischen Kautokeino und Karasjok (2007).
97. Lapplands Landschaftswaffe hat einen „vildman“
(wilder Mann) als zentrales Symbol. Der wilde Mann
ist eine mythologische Figur aus dem frühen Mittelalter, und symbolisierte das Gegenteil von „Zivilisation“. Das Merkwürdige ist sicher nicht, dass Lappland
die letzten Jahrhunderte einen wilden Mann als Symbol
hatte, sondern eher, dass man es heute noch hat.
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Living the Nordic Light
Abbildungen: Licht
Living the Nordic Light
98. Amerikanische Elemente im Norden im Schein
der Mitternachtssonne (außer der Luftwaffenbasis in
Bodø): Autos aus dem Kalten Krieg. Das Foto ist von
1984, aber es wird sicher noch eine Reihe Cadillacs
in Båtsfjord und Umgebung geben. Das Fazit der
Ethnologen nachdem sie sich dieses Bild angeschaut
haben? An Mittsommer gibt es norwegische Frauen,
die sich lieber eine Kopfstütze als Kissen wünschen,
um darunter ihre sieben frischgepflügten Blumen
zu legen.
99. Ort: Luleå. Monat: Juli. Zeit: 23.30 Uhr.
100. Eine samische Familie in Norwegen. Das Bild
wurde vermutlich 1896 irgendwo um den Kanstadfjord in der Nähe von Lødingen in Nordland aufgenommen. Die Erwachsenen rechts sind Ingrid (geboren Sarri) und ihr Ehemann Nils Andersen Inga.
Vor den Eltern stehen die Kinder Inger Anna und
Tomas. Die Kinder von Inger Anna arbeiten heute
noch als Rentierzüchter.
101. Ort: Das Innenland von Lappland. Monat: Juni.
Zeit: 00.07 Uhr.
102. Siehe Abbildung 76.
103. Ort: Kiruna. Monat: Juni. Zeit: 01.15 Uhr.
104. Siehe Abbildung 87.
105. Auch wenn die Sonne in Nord-Trøndelag zu
manchen Teilen des Jahres den ganzen Tag scheint,
kann es auch mal regnen.
106. „Mutter! Mutter! Ich bin daheim! ... Ist Vater
auch daheim?“
107. Vor nicht allzu langer Zeit verkehrten Züge zwischen Kristinehamn in Schweden, bis hin ins nördliche Gällivare (68. Breitengrad), was eine Gesamtstrecke von ca. 1280 Kilometern ist. Teile der Strecke
sind heute geschlossen, so dass die Mitternachtssonne sich ungehindert in den Schienen spiegeln kann.
108. Vgl. Abbildung 78.
109. Durch das Fenster: Norwegens östlichster Fjord.
110. Durch die Wand: Norwegens verfallenstes Haus.
111. Mitternachtssonne über Senja (2011)
112. Mitternachtssonne über Spitzbergen (1912).
Fridtjof Nansen war neben Entdecker, Forscher und
Menschenrechtsaktivist auch ein ... Zeichner.
113. Das Glück im Norden? Zu wissen, dass man
am Ziel ist, bevor die Sonne untergeht.
114. Mittsommer im Norden 1924 (und noch heute):
Die Verzweiflung der unverheirateten Frau, die nur
fünf Blumensorten gesammelt hat, ist spürbar.
115. Pite Seebad. 00.15 Uhr.
116. Peder Balke I.
117. Aus einem der vielen lebensbejahenden Blogs
nördlich des Polarkreises: „Es war kurz vor Mitternacht und da wir unseren fantastischer Abend nur
ungern beenden wollten, öffneten wir drei Flaschen
Cava, unterhielten uns über Liebesbriefe, Memmen,
Popohaare, und die meisten anderen großen Fragen
des Lebens. Wir hatten einen Plan B für Joannas erstes
Wochenende im Juli gemacht, ihren neuen Wohnzimmertisch vom Auto hochgetragen und uns geschworen, dass wir genau das hier viel öfter machen
sollten. Nicht so lustig, am nächsten Tag früh aufzustehen und zu arbeiten, aber das war es total wert!“
118. Peder Balke II.
119. Vgl. Abbildung 55.
120. Peder Balke III.
121. Bildunterschrift der Zeitung Finnmark Dagblad
am Tag nach dem Mitternachtsrock in Lakselv am 15.
Juli 2013: „Jasdeep Singh Kalirai war ein Sonnenstrahl am ansonsten so grauen Donnerstag.“
122. Peder Balke IV.
123. Norwegens Nationalfeiertag am 17. Mai
1978: Der Schulchor in Maurnes in Nordland tritt
zum ersten Mal öffentlich auf. Einigen Quellen zufolge, hätten sie die alten Uniformen des Chors in
Sortland übernehmen können, lehnten aber dankend
ab. Vielleicht weil die Hosen keinen Schlag hatten.
124. Peder Balke V.
125. Anna Boberg von Schweden war eine der begabtesten Künstlerinnen um die vorletzte Jahrhundert-
wende, die im Schatten ihrer Männer stand. Auch
zur Mitternachtssonne.
126. [Abbildung wurde herausgenommen.] Aus
Mantegazza, Paolo & Sommier, Stephen: Studii antropologici sui Lapponi. Firenze, 1880. Ein weiteres
trauriges Beispiel der pseudo-wissenschaftlichen
Ambitionen des 19. Jahrhunderts, die Vorherrschaft
der weißen Rasse zu zeigen. Der sehnige, nackte
Körper des Samens Lars Henriksen Valkiapääs steht
im Kontrast zum Stuck und Pilaster des „gutbürgerlichen” Fotoateliers.
127. Frage I: Welches Auto steht knapp südlich des
Nordkaps mitten auf der Straße? Vermutlich ein Ford
Fairlane, Modelljahr 1954 oder 1955. Frage II: Wo
ist der Fahrer? Verschwand er in die dunkle (aber
gleichzeitig auch helle) Polarnacht? Nein, der Fahrer
war ein Postkartenfotograf. Er verließ sein Auto, und
machte seinen Job. Frage III: Warum sitzt die weibliche Mitreisende auf dem Rücksitz? Auf dem Beifahrersitz hat der Fotograf seine Kamera. Sie muss leicht
zur Hand sein, wenn sich der perfekte Blick offenbart.
Abbildungen: Licht
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Living the Nordic Light
Plates: Darkness
Living the Nordic Light
Plates: Darkness
scientists on site. Since neither six metre apes nor six
metre ape suits could be found in a typical 1959 prop
department, they built a Lapp village at one-third scale.
Imagine the expressions on the faces of the archaeologists who dig up that village in a thousand years.
10. The dread Maelstrom is situated just north of the
Arctic Circle. Summertime sailors who imagine they’re
headed towards eternal light can find themselves
thrust into eternal darkness in an instant.
11. Arrival of the Polar Night (1995).
12. What tiny creatures are these? What kind of
spaceship crashed this time?
13–16. “Between Tana and Båtsfjord. The mountains
are known to be hazardous at this time of year. It’s
best to drive in a convoy.”
17. Lichtbild, or “light picture”, in three senses of the
word: Midnight sun/Sami waiting for a post boat on
the ice near Kirkenes, close to the Russian border, ca
1920/No. 12 in Nerliens Lysbilledserie no. 113.
18. Vinter (2007).
19. When Norwegian photographer Cato Lein, born
in Berlevåg, arrived at Nordkap in 2007, he discovered that the emulsion on the Polaroid film he’d brought
was too old. Luckily, he used it anyway.
20. Norwegian Otto Sinding (1842–1909), who
ended up going down in history as the “Lofoten Painter”, was accused for a period of sensationalism –
but it was scarcely his fault that the sun shone in the
middle of the night.
21. In the early 1930s, there were many suns in Tromsø, and including several in this room at a Tromsø
Public School. On the docket today: light therapy.
Homework for Thursday: calculate how many lightyears it is from the Earth to the real Sun on New Year’s
Day as compared to Midsummer Eve.
22. Northern Lights (category XIX: artificial).
23. Northern Lights (category VI: green).
24–26. “Photos from the Municipality of Troms. Taken
from a car. Tough to shoot during the brief ‘blue hour’.
Drove around with Arthur Arntzen, talked a lot about
religion and northern Norway. Why so few are religious in this part of the world.”
27–28. Most of Norway’s 1980s punk bands never
saw sunlight anyway.
29. Dark Period (2000).
30. Something in the water must have scared them…
or was it the water itself?
31. Final Light ( 2008).
32. The Northern Wave (1976).
33. Old northern Norway fishing trick: if you aim lights
at the sea at night, it makes the fish curious and they
flock to the surface. Pro tip: this won’t work during the
months when the sun doesn’t set.
34. During his years as a domestic pilot at Widerøe
Air in Norway, Christian Langvatn shot a vast number
of fantastic photos of the ever-changing light – while
flight attendants were selling Toblerone in the cabin.
35. See plate 12: The house they were looking for.
36. See page 293.
37. The remains of the good ship Hansa, which was
part of the Second German North Pole Expedition
in 1869–70.
38. The Jokkmokk market is one of Sweden’s oldest.
First held in 1605, it was part of an effort by Charles
IX, the king in Stockholm, to gain control of the northern provinces, i.e. to make it easier to collect taxes
and expand Christendom. From the start, the market
lasted two to three weeks. It was scheduled for February because frozen waterways made it easier to
get around, and the Sami were anyway gathered
with their reindeer around Jokkmokk in the beginning
of the year. Today, 410 years later, the market days
are still the absolute high point of the year for many
Sami. Only visitors who have flown in from the south
complain that it’s dark in the middle of the day.
39. The world’s northernmost wall-to-wall carpet.
40. “Boys, come in for lunch now!”
41. “Registration for the Polar Night Half Marathon
Illustrations of Darkness and Light in the North.
206
1. Pytheas was a Greek, but lived in Marseilles. In
300 BEC, he travelled through the British Isles all the
way to the Arctic Circle to confirm the existence of a
frigid zone where no-one could live due to the cold.
As it turned out, though, people did live here, and
no-one was freezing to death. But even if the cold
wasn’t a problem, how could they stand to live in a
place where the sun didn’t set for months at a time?
Not to mention where it didn’t go up for months at a
time? The people Pytheas met shrugged their shoulders. It was all they knew. Pytheas went back home.
Three hundred years later, the great Greek scientist
Strabo read his travel journal and sighed. Pytheas
couldn’t possibly have been up there. He would have
frozen to death!
Almost two millennia after Strabo, one of Norway’s
great artists, Theodor Kittelsen, published an album
of grim illustrations. One depicts an ominous black
bird flying in over a placid countryside. The book is
entitled Svartedauen (The Black Death). Is the countryside placid because no-one has understood that disaster is approaching? Perhaps the people are all asleep.
Or are they already dead? Bubonic plague swept
through Norway with a vengeance between 1349
and 1351, erasing almost two-thirds of the population.
The Kittelsen work on plate 1 was painted in 1881
and has nothing at all to do with bubonic plague.
However, one can see it as illustrating another kind
of Black Death: the absence of light. It’s twelve noon.
The sun never went up. People go about their business. A shop clerk is pouring flour from a sack into
bags. He sighs. Everyone around him knows why.
2. “This is between Vardø and Båtsfjord. I love this
treeless landscape on the north side of the Varanger
Peninsula. From Vardø to Nordkap … My mother was
born on this fjord, so I tried to take pictures as we were
flying over the old area.”
3. Northern Lights (category II: almost too perfect to
be believed).
4. Longyearbyen on Svalbard is the world’s northernmost city, and the northernmost settlement with over
a thousand residents (there are some 2,200). Probably
950 visitors out of a thousand believe the city got its
name because the sun is entirely absent during a long
period of the year – and it makes time seem to pass
more slowly. In fact, however, the city is named after
John Munro Longyear, an American who founded
the Arctic Coal Company here on the island in 1906
(the city was called Longyear City until 1926, at which
time Longyear himself had been dead several years).
For the workers down in the coal mine, the year was
always just as long.
5. The Summer That Was So Sweet (1998).
6. Above the coal mine.
7. Awake (2014).
8. 3:30 p.m.
9. “Don’t stare straight into the sun.” You shouldn’t
stare straight at the light in a movie projector, either.
Stare at the screen, instead! (Sometimes it’s hard not
to.) Does anybody remember Swedish author John
Gustav Vilhelm Nilsson today? He was the author of
the novel Bayte – The Son of the Sun, the White Negro
Chieftain, published in Strömsund, 200 km south of
the Arctic Circle, in 1934. More Swedes will remember him by his nickname, ‘Movie-Nisse’, under which
he was the king of Norrland cinema for a couple of
decades. His fleet of trucks carrying a projector, a
screen, a tent and chairs covered the region up to
the 69th parallel. (On one occasion, a screening was
cancelled just minutes before the curtain was scheduled to go up. Why? There wasn’t an electrical
socket within a 200 km radius.) His most popular film
was A Hundred Accordions and One Girl. Or it was,
anyway, until the 1959 premiere of Terror in the Midnight Sun. From the snowy resting place of a crashed
spacecraft – which had spun out of control somewhere
in the Milky Way – climbed a hairy, six metre tall
apelike creature that scared the daylights out of the
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Living the Nordic Light
Plates: Darkness
Living the Nordic Light
Plates: Light
2015 is now open. Please fill in the entry form, choose
distance and pay the entry fee by Visa or MasterCard.
If you need accommodation we can offer you room
at Thon Hotel Polar for NOK695 (single room) or
NOK895 (double room) per night including breakfast. Please tick off for a hotel if you want us to reserve
a room for you.”
42. Final Light III (2008).
43. The world’s northernmost match factory? It may
have been the one in Härnösand, Sweden, from 1859
to 70. Bonus question: What percentage of matches
were used for the following reasons above the Arctic
Circle during the same period? A. To light a fire because it was cold. B. To light a paraffin lamp because
it was dark.
44. Could that be Seattle? It wouldn’t be fair to complain about the technical quality of this photo. It was
taken sometime between 1918 and 20, when Roald
Amundsen and the crew of the Maud had allowed
themselves to freeze fast in the ice north of Siberia in
order to be carried to the North Pole by the current.
The attempt was a failure, but eventually they reached
the North Pole in 1925. At the time, people were still
arguing about whether Peary or Cook had been
there fifteen years earlier.
45. Runway, Honningsvåg.
46. Twenty shades of blue.
47. In the winter of 1954, a house was moved five
kilometres across the ice of Lake Tunnsjøen with the
help of horses. The house is still there, but has since
been abandoned.
48. The Skibotn market dates back to the sixteenth
century. Norwegians, Swedes and Finns gathered
here to do business. The successors of the Great Bringer
of Light, priest Lars Levi Laestadius, did what they
could to stop all forms of sinful dissipation, but they
didn’t always succeed.
49. Nightlife in Bodø, the Corner Kafé, 1955. That
year, Norway was allowing American military aircraft
to take off and land at the airport – as long as they
didn’t fly over Soviet territory. Five years later, the
Russians shot down Francis Gary Powers’ U2 plane
– over Soviet territory, en route to Bodø. Nikita
Khrushchev threatened to bomb Bodø. The scene at
the Corner Kafé cooled off briefly at that point.
50. “Hurray for the sun!” Every year, preschoolers
in the northernmost corners of Scandinavia do their
all to convince the sun to come back.
51. Norwegian artist Matthias Stoltenberg was primarily a portrait painter, but he would sometimes
make an exception for the landscapes of the north.
He died impoverished and forgotten, but was revived
in conjunction with an art exhibition during the Oslo
jubilee celebration of 1914.
52. The state-owned company that administers television licences in Sweden is headquartered in the city
of Kiruna, above the Arctic Circle. Every year, during the
light season, several complaints come in from licence
payers demanding that the fee be reduced: the sun
makes it impossible to see what’s going on on the screen.
53. Northern Lights (category VII: red)
54. Northern Lights (category XVI: on currency). The
Swedish ten kronor note circulated between 1965
and 1996. Today’s tenner is round and gold and
bright – and shines round the clock like a sun in a
poor man’s pocket.
55. Captain, captain … he won’t let go! Zumtobel,
an international lighting company that was founded
and is still based in Austria, wants to take this opportunity to recommend what may be the best book ever
written on human hardship north of the Arctic Circle: The
Terrors of Ice and Darkness by Christoph Ransmayr
(1984). The fact that the author is Austrian is just a
coincidence.
56. Dramatic landscape from Njommelsaska, Lapland
(before the hydroelectric plant was built).
57. If an annual report for a lighting firm were only
going to include one picture, this would probably be it.
58. Stamsund, Lofoten: New Year’s Eve 1991. Exposure
period: 23:45–00:30.
59. The polar explorers of yore often faced impossible dilemmas. Should you set out during the dark, cold
period of the year so you wouldn’t fall through the ice
– but, on the other hand, couldn’t see where you were
going? Or should you set out during the warm, light
period of the year so you could see – but would sink
up to your knees in ice? Several hopefuls who chose
warmth and light never reached their goal. Several
who chose darkness and cold never came home.
60. Arctic Ocean Road (1984).
61. The round trip from Trondheim to Kirkenes, near
the Russian border, takes about ten days by boat. If
you consult your almanac before making reservations,
you’ll never have to turn on the light in your cabin.
62. There are currently almost a thousand companies worldwide with the phrase ‘Nordic Light’ in their
name. Some make lamps. Others provide cruises, light
therapy or massage services.
63. Here’s a question northerners have been asking
for thousands of years: is sea level dropping or is the
land rising?
64. According to the official website of the City of
Kiruna, Swedish photographer Emil Ragnar Borg
Mesch documented “the progress of modern society
on many levels, especially through his portraits of different social groups, from railway navvies to mine
workers to Sami to corporate board members. Kiruna’s
ever-changing surroundings interested Borg Mesch,
too, and he was a sensitive interpreter of the utopian
aura of early industrialisation and the untouched
mountain landscapes.” This photo was taken at the
mine on Midsummer Eve in 1901. If Borg Mesch
were alive today, he could still keep busy documenting Kiruna’s changing surroundings. The whole city
centre is currently being moved because the mine
needs to expand.
65. Hollywood film script 1974 (never produced):
“FADE IN. A man is on the run from a posse. He has
escaped from a maximum security prison above the
Arctic Circle. He runs over the rocks, falling repeatedly
in the snow. Suddenly – he sees some kind of mountain
lodge in the middle of the wilderness. The door is not
locked. There’s a payphone on the wall. He can call
for somebody to pick him up! But he has no money.
Suddenly – he sees a Coke vending machine through
the window. He manages to break into it to reach the
coin box. It’s empty. Suddenly – he hears dogs barking.
CUT TO. Swimming pool in San Francisco.”
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Living the Nordic Light
Plates: Light
Living the Nordic Light
Plates: Light
66. Glomfjord is a tiny Norwegian town just above
the Arctic Circle. The drink list at the Glomstedet Bistro
Pub reflects how happy the Glomfjorders are about
the location of their town.
67. Besides Christmas, Midsummer is probably the
most important holiday of the year in Sweden, celebrated on the weekend that falls between 20–26 June.
Originally, Midsummer Eve was celebrated on 24
June, the day of the Feast of St John, though the religious holiday has receded ever further into the past.
This holiday dates back many millennia, to a celebration of summer and its exuberant foliage. Midsummer
is also an inflection point in the work year of an agricultural society. Midsummer night, with its light, was
believed to be brimming over with magical forces and
supernatural powers.
Are the women sitting here thinking of John the
Baptist? No, they are about to get up, walk out into
the meadow and pick seven different kinds of flowers
to place under their pillows. While they’re sleeping
tonight, the flowers will whisper the name of the man
they will marry.
68. “Mother will be happy about the grouse. And father
will be angry that I borrowed his shotgun without asking.”
69. The first time you cross the Arctic Circle at sea on
a cruise ship, you experience an unusual rite of passage. Neptune, god of the sea, comes up from the
depths, climbs aboard with his trident, and forces
the passengers to have a glass of aquavit – while
getting a ladle of ice water down the back of their
shirt or blouse at the same time. Afterwards, you
receive a diploma as a memento of the ceremony
and Neptune takes the seaweed off his head – revealing that he’s actually a ship’s mate! If you cross
the Arctic Circle in a car, you won’t experience a
thing. You should probably leave any aquavit you
happen to have with you in the boot.
70. In 1937, promising German artist Ernst Wilhelm
Nay received financial support from the great Edvard
Munch in order to travel to Lofoten, Norway and
paint. Nay was fascinated by the light and landscape. Later the same year, two of his paintings
were included in the notorious Nazi Degenerate Art
Exhibition in Berlin. Nay was forbidden to paint and
was not even allowed to buy paints. Not until the
mid-50s was Nay rediscovered thanks to exhibitions
in New York, Venice and Kassel. The question is, how
could the Nazis imagine that Ernst Wilhelm Nay’s
art was degenerate? Perhaps because the sun never
set in his paintings.
71. Crossword clue: Prefer painters. Crossword
answer: Northern light. Are there still artists who consider northern light essential for a studio? Northfacing windows aren’t much use if you’re making video
installations, for example. New crossword clue: Northern light? Light from the north, or lights in the north?
Does it matter? What do artists with north-facing windows say? That light from the north is always preferable. Extra credit question: What direction should the
artist point the easel if he’s painting at the North Pole?
72. Not all Norwegian artists of the romantic period
were obsessed with the midnight sun. Knud Baade,
for example, devoted his waking hours to the moon.
73. “Welcome to the Café Midnight Sun. This month:
bed & breakfast. Next month: bed & afterparty.”
74. Just outside the frame of the picture, an albatross
marvels at the level of play on the sixth hole.
75. “My dear sister, I’m sending this postcard in hopes
of conveying to you the nature of far northern daylight. Study the arc of the sun carefully. Personally, I
can no longer distinguish cause from effect. All I know
is, I haven’t had a wink of sleep for three days because
of all this light.”
76. Is it a myth that a traumatic childhood increases
your chances of being a great artist? In the case of
John Savio, one wonders. His Sami father, Per Savio,
was (along with Ole Must) the first person to spend
the night in Antarctica, as a dogsled driver on an
1898 British expedition. When John was four years
old, his mother died, and when his father went to
Vardø to pick up her coffin, his boat sank in the Varangerfjord and he drowned. Young John grew up to
be one of the great Sami artists of the twentieth century,
known especially for his woodcuts. He died in Oslo
in 1938, just 36 years old. Question: If Theodor Kittelsen painted a lone black bird in the sky to symbolise the arrival of plague in Norway, what did John
Savio’s white reindeer calf mean?
77. Midnight in Andenes. The sun shines idyllically.
Outside, in the ocean, even the whales are doing their
best to sleep. After all, another boatload of whale
watching tourists will come looking for them tomorrow morning.
78. The world’s northernmost commemorative plate.
79. A midnight swim at Kråkslottet in Bøvaer, Senja.
80. View from a Landing (2004).
81. A Mountain Wall and a House Wall (2004).
82. Dancing in the summer night in 1937, at the far
end of the Lofoten Peninsula. The people seem utterly
unconcerned that the dread Maelstrom is leering up
at them from the ocean 600 metres below. See also
plate 10.
83. Norwegian priest Knud Leem devoted his life to
the Sami people, as both a linguist and a missionary.
In addition to a grammar, he published Beskrivelse
over Finmarkens Lapper deres Tungemaal, Levemaade
og forrige Afgudsdyrkelse (1767). Leem describes
in both Danish and Latin the way of life of the contemporary Lapp population, including their clothing,
food and cooking, hunting, fishing and sport equipment, shamanism and folk beliefs. A rich but in many
cases distorted suite of illustrations adds to the value
of this documentation of older Sami culture. The illustrations have grown even more distorted over the years
due to various readers’ more or less unsuccessful
attempts to hand-colour what they considered boring
black and white copperplate engravings.
84. (1) Camp, adj, usually signifying a generally
positive judgment of quality, e.g. of a film that’s so
bad it’s good. (2) Camp, n., place where a scientific
expedition makes its temporary home.
85. In the 1950s, in San Diego, California, there was a
popular brand of oranges called ‘Reindeer’. Reindeer
and oranges may seem like an odd pair of things to link
together, but if that’s what you think, you’re probably
not aware of astronomer Pierre de Maupertuis, who
went all the way to Lapland as head of a 1736 French
latitudinal survey that sought to measure the shape of
the earth. Maupertuis concluded that the earth was like
an orange – round, but flattened at the poles. Look at
the copperplate. Maupertuis is trying to squeeze the
globe with his hand, isn’t he?
86. Mo i Rana is the fourth-largest city in northern
Norway. With its proximity to the Arctic Circle, it’s
sometimes called … the Arctic Circle City. Rich deposits of iron ore and the steel industry that was built
on it in turn built this city. In early 1990, plans were
hatched to put up an artistic monument commemorating steel’s importance to the region. British sculptor Antony Gormley was commissioned to create
Havmann, over 10 metres tall and placed in the water
at the edge of the sea. While the work was in progress, the city’s steel industry began to fail. The sculpture ended up being made of granite instead of steel.
That’s not why its back is turned to the city, though.
87. What is it about Kåre Kivijärvi’s night photos from
Honningsvåg in July 1969 that inspires both nostalgia
and a sense of hopeful optimism?
88. Cf. plate 19.
89. Why has Svartisen always been the most popular
of Norway’s glaciers with foreign visitors? Because
it’s just seven metres above sea level. A few years
ago, you could step right out of your cruise ship’s
cocktail lounge onto the ice.
91. Light from the north: in 1972, Lapland provided
its first pinup girl.
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Plates: Light
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92. Just Noise (2012)
93–94. During the summer 2011 Karlsøy Festival,
the bands quit playing at 2 a.m. Officially, that is.
They kept right on playing afterwards on the other
side of the island. The Bernhard Briis Band played
well into the next day. The sun neither went up nor
went down.
95. The Zumtobel Arctic Circle Expedition, May 2014.
South of Sørreisa. Time: 23.33.
96. Between Kautokeino and Karasjok (2007).
97. The central symbol of Lapland’s coat of arms is a
‘wildman’. The wildman is a mythological figure
dating from the early Middle Ages and symbolising
the opposite of ‘civilisation’. The odd thing isn’t that
Lapland has had a wildman as its symbol for the past
several centuries. The odd thing is that they still do.
98. A major American contribution to the land of the
midnight sun (besides the Bodø airbase) is cars from
the Cold War era. This photo is from 1984, but there
are still some Cadillacs left in and around Båtsfjord.
What conclusions would an ethnologist draw from
this picture? Apparently there are Norwegian women
who would rather put their seven freshly picked flowers
under a headrest than a pillow.
99. Where: Luleå. When: July. Time: 23.30.
100. A Sami family in Norway. The picture was probably taken in 1896 around the Kanstadfjord near
Lødingen, Nordland. The adults on the left are Ingrid
(born Sarri) and her husband Nils Andersen Inga. In
front of the parents are Berit and Ole Nilsen. The
woman at right is Ellen, sister of Ingrid. In front of
Ellen are the children Inger Anna and Tomas. The
children of Inger Anna are reindeer herders to this
day.
101. Where: interior of Lapland. Month: June. Time:
00.07.
102. See plate 76.
103. Where: Kiruna. When: June. Time: 01.15.
104. See plate 87.
105. Even though the sun shines round the clock for
a certain part of the year in Nord-Trøndelag, it still
rains sometimes.
106. “Mother! Mother! I’m home! Is dad home, too?”
107. Not too long ago, you could take a train all the
way from Kristinehamn, Sweden, to Gällivare, at the
68th parallel, a distance of 1,280 km. Parts of the
line are no longer in service, allowing the midnight
sun to shine off the rails without interruption.
108. Cf. plate 76.
109. Through the window: Norway’s easternmost fjord.
110. Through the wall: Norway’s most
ramshackle house.
111. Midnight Sun over Senja (2011).
112. Midnight Sun over Svalbard (1912). Fridtjof
Nansen, besides being an explorer, scientist and
champion of human rights, was also a dab hand
with a sketchpad.
113. Why are these northerners so happy? Maybe
because they know they’ll make it home before sunset.
114. Midsummer in the north in 1924 (and to this
day): Desperation is only a short step away for the
unmarried woman who has only managed to find
five kinds of flowers to put under the pillow.
115. Pite Havsbad. 00.15.
116. Peder Balke I.
117. From one of many life-affirming north-of-the-ArcticCircle blogs: “By the time the hour was nearing midnight and our fantastic evening was sadly drawing
to a close, we had drained three bottles of cava,
discussed love letters, Christmas decorations, bum
hair and most of life’s other major questions. We had
cooked up a plan B for Joanna’s first weekend of
July, carried Joanna’s new table up from the car and,
last but not least, promised each other that we’d by
God do this more often! It wasn’t half as much fun
getting up early to go to work this morning, but it was
definitely worth it!”
118. Peder Balke II.
119. Cf. plate 55.
120. Peder Balke III.
121. Caption in the newspaper Finnmark Dagblad
the day after Midnight Rock in Lakselv, 15 July 2013:
“Jasdeep Singh Kalirai was a ray of sunlight in Thursday’s otherwise grey weather.”
122. Peder Balke IV.
123. Norway’s National Day, 17 May 1978: A
school band in Maurnes, Nordland, plays for an audience for the first time. According to contemporary
sources, they were offered the Sortland school band’s
old uniforms but declined. Perhaps the trousers were
insufficiently flared.
124. Peder Balke V.
125. Anna Boberg from Sweden was one of many
talented artists of the nineteenth century who stood in
the shadow of her husband – even in the midnight sun.
126. [Plate removed.] From Mantegazza, Paolo &
Sommier, Stephen: Studii antropologici sui Lapponi.
Florence, 1880. Another regrettable example of the
nineteenth century’s pseudoscientific ambition to
show the superiority of the white race. Sami Lars
Henriksen Valkiapää’s sinewy, naked body is contrasted with the haute-bourgeois stucco and pilasters
of the photo studio.
127. Question I: What kind of car is this, parked in
the middle of the road just south of Nordkap? Probably a Ford Fairlane, either 1954 or 1955. Question
II: Where did the driver go? Did he disappear into
the dark (yet also light) Arctic night? No, the driver
was a postcard photographer. He got out of the car
to do his job. Question III: Why is the female passenger sitting in the back seat? Because the postcard
photographer has his camera in the front seat. You
have to be prepared when the perfect vista opens up.
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Living the Nordic Light
292
Einleitung
Living the Nordic Light
Enlightenment
Forscher blicken in den Norden
Scientists Looking North
Lange bevor es Gore-Tex oder Navigationssysteme gab, gab es... Sardinen.
Blättern Sie zurück auf Abbildung 36 dieses Buches, und schauen Sie sich die
dort abgebildete Büchse an. Keiner, der im 19. Jahrhundert auf Entdeckungsjagd
gehen wollte, verließ die Haustür ohne Sardinen im Gepäck. Und man achtete
auf das Fabrikat. Auf Nansens Sardinen, die in Chr. Bjellands Konservenfabrik
geräuchert und verpackt wurden, konnte man sich verlassen. Der Entdecker hatte
sie höchstpersönlich gegessen, als er Grönland kartierte.
Fridtjof Nansen war außer Entdecker auch Menschenrechtsaktivist und Wissenschaftler. Er half zum einen im ersten Weltkrieg internationalen Flüchtlingen
während ihrer erzwungenen Wanderschaft (und erhielt als Dank den Friedensnobelpreis). Zum anderen hatte er in seiner bahnbrechenden Dissertation im Jahr
1887 gezeigt, wie Nervenzellen mit dem menschlichen Gehirn kommunizieren.
Sowohl als Forscher als auch als Wissenschaftler veröffentlichte er 1911 das
Mammutwerk Nord i Tåkeheimen, ein Werk über frühere Expeditionen im Norden,
von Pytheas, über die Wikinger bis hin zu den Portugiesen in der Renaissance. Im
Englischen trug seine Arbeit den Titel In Northern Mists. Vielleicht war der britische
Verlag für den Titel verantwortlich oder es war Nansen persönlich, der zeigen
wollte, dass die verwendeten Quellen nicht 100% verlässlich waren.
Fridtjof Nansen bekam Anhänger, sowohl in den einsamen Wäldern als auch
in etlichen Arbeitszimmern. Weiter unten präsentieren wir die Forschungsergebnisse
von drei aktuellen Wissenschaftlern – von denen jeder auf Entdeckungsreisen
geht, und auf stetig wachsenden Karten, die den unnachgiebigen, menschlichen
Willen im Norden zu leben zeigt, immer mehr (neue) Orte markiert. Der Fokus
liegt auf dem Farbensehen, auf dem saisonalen Stimmungseinfluss und darauf,
was die Sonne mit uns macht und was nicht. Irgendwelche Verneblungen zu ihren
Thesen gibt es überhaupt nicht.
Long before Gore-Tex and GPS, there were … sardines. Take a look at the can on
plate 36, earlier in the book. No nineteenth century explorer setting out to fill in
one of the blank spaces on the map would have considered leaving without a
stock of sardines. And they were picky about which ones they chose. Nansen
sardines, smoked and canned at Chr. Bjelland & Co’s cannery in Stavanger,
could be counted on. The great explorer himself had eaten them when he surveyed Greenland.
Besides being an explorer, Fridtjof Nansen was a human rights advocate and
a scientist. He helped make the forced migrations of international refugees less
difficult during the First World War (and won a Nobel Peace Prize for his troubles).
His epoch-making 1887 doctoral dissertation revealed how nerve cells communicate in the human brain.
In 1911, in his capacity as both an explorer and a scientist, he published his
magnum opus, In Northern Mists, on earlier explorations of the north, from Pytheas
to the Vikings to the Portuguese during the Renaissance. Perhaps his English publisher was responsible for his title’s mists, or perhaps it was Nansen himself, signalling to readers that they might not be able to rely 100% on his sources.
Fridtjof Nansen has had many successors, both in the world’s barren vastnesses
and in its scholarly heights. In the pages that follow, we present research by three
contemporary scientists, each of whom has set out to fill in blank spots on the everexpanding map we humans are drawing through our undaunted will to live and
thrive in the north. Their topics are colour vision, seasonal effects on mood, and
how the sun does and doesn’t affect us. Like Nansen before them, they seek to
clear the conceptual mists.
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Bruno Laeng
Blauer Mittag
Wie eine Geburt nördlich des Polarkreises im Sommer
oder Winter das Farbensehen verändern kann
Über 4 Millionen Menschen leben nördlich unseres
Polarkreises – einer imaginären Linie auf dem nördlichen Breitengrad von 66°33´. Dieses Gebiet umfasst große Teile Skandinaviens, der sibirischen Küste
und Alaska sowie die nördlichsten Regionen Kanadas und den größten Teil Grönlands. Ca. 10% aller
Menschen, die nördlich des Polarkreises leben, leben
in Norwegen und diese machen wiederum ca. 10%
von Norwegens Bevölkerung aus. Jeder, der schon
einmal in Nordnorwegen war, Sommer wie Winter
– vielleicht um die Mitternachtssonne oder die Polarlichter (aurora borealis) zu finden – konnte dabei feststellen, dass die Veränderungen, die das Sonnenlicht
in diesem Teil der Erde mit sich bringt, sehr extrem
sein können.
In der Tat gibt es während der langen Wintersaison kein direktes Sonnenlicht, sondern ein durchdringendes, schwaches Licht, genannt mørketid
(„dunkle Zeit“ auf Norwegisch); wohingegen es in
den Sommermonaten kontinuierlich Licht gibt, da die
Sonne die ganze Nacht über dem Horizont verbleibt
(die Zeit der midnattsol bzw. Mitternachtssonne).
Zum Beispiel verschwindet die Sonne im nördlichen Breitengrad von 69°40´, wo sich Tromsø,
eine der größten Städte in der Arktis befindet, Ende
November und ist erst Ende Januar wieder zu sehen;
ab Mitte Mai bis Ende Juli befindet sich dahingegen
die komplette Sonnenscheibe 24 Stunden täglich
über dem Horizont. Während der gleichen Winterund Sommerabschnitte reicht die Spanne von Tageslicht und Dunkelheit in Oslo (59°55’N) von 5 bis 6
Stunden täglich.
Außerhalb der arktischen Region, in der nördlichen Hemisphäre der Erde, ist es unmöglich, nördliches Sonnenlicht zu erleben, so wie es zwei Monate
lang im Sommer in Tromsø der Fall ist. Das gleiche
gilt für Dunkelheit zur Mittagszeit, wie es im Winter
am selben Ort zu erleben ist. Theoretisch sollte man
überall auf der Welt den gleichen Anteil an direktem
Sonnenlicht erhalten, der einzige Unterscheid liegt
darin, wie das Sonnenlicht in den verschiedenen
Regionen der Welt verteilt wird.
Menschen, die am Äquator leben, erhalten die
gleiche Dosis von 12 Stunden Sonnenlicht täglich –
jeden einzelnen Tag im Jahr – aber die Proportionen
verändern sich stetig, je weiter man gen Polarkreis
kommt, wo sie in den Sommer- und Wintermonaten
schließlich die „alles-oder-nichts“ Dosis erhalten, wie
z.B. im nördlichen Norwegen. Tatsächlich ist Sonnenlicht jedoch keine Ressource, die auf der Erde gleichmäßig über das Jahr verteilt wird. Überraschen
derweise sind es die arktischen und antarktischen
Regionen, die das meiste Sonnenlicht pro Jahr erhalten, nicht die Tropen oder der Äquator. Die kumulative Länge an Tageslicht erreicht ihr Höchstmaß in
Breitengeraden von 60° und 80° (Ørbæk, 2006).
Der Grund dieser Ungleichheit ist die Dämmerung,
bzw. das Vorhandensein von Sonnenlicht, obwohl
die Sonne wenige Grade unter dem Horizont versteckt ist (“bürgerliche Dämmerung” tritt auf, wenn sich
die Sonne zwischen 0º und 6º unter dem Horizont
befindet). Das Besondere an der Arktis ist, dass die
Winterdämmerung Stunden anstatt nur Minuten, wie
in den meisten anderen bewohnten Regionen der
Welt, andauern kann. Ein bemerkenswerter, sichtbarer Effekt dieser ausgeprägten Dämmerung, ist die
längere Anwesenheit der Farbspektren des Sonnenlichts am Himmel, die mehr dazu neigen, zerstreut
die Erdatmosphäre zu erreichen, wenn sie von unterhalb des Horizontes kommen: das heißt, die kürzesten Wellenlängen in den Sonnenstrahlen oder die
blauen und indigofarbenen Bereiche der Regenbogenfarben – wie Isaac Newtons klassische Experimente mit Glasprismen auch deutlich zeigten. Zudem
werden diese Blautöne im arktischen Winter noch
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Bruno Laeng
Blauer Mittag
Bruno Laeng
Blauer Mittag
vom Schnee auf dem Boden reflektiert. Aus diesem
Grund liegt die Arktis während der Wintermonate in
einem bläulichen Lichtschleier, der die ganze Landschaft einnimmt.
Dennoch sind die Sonnenstrahlen, trotz langer
Lichteinstrahlung, das ganze Jahr lang sehr schwach.
Dies kommt durch die Neigung der Erdrotation im
Verhältnis zur Sonne und der weiten Verteilung der
Sonnenstrahlen nahe der Polarregionen, die so insgesamt weniger Strahlungsenergie pro Quadratmeter
liefern als in niedrigeren Breitengraden. Tatsächlich
ist die durchschnittliche Sonneneinstra hlung in
Breitengraden über dem Polarkreis viel niedriger in
Norwegen ((<800 kWh/m2) als in Deutschland
(1200–1800 kWh/m2), obwohl Herbst und Frühjahr einen Tageslichtverlauf haben, der sich kaum von
dem in Zentraleuropa unterscheidet.
Überraschenderweise gibt es sehr wenig wissenschaftliche Forschung über die Auswirkungen der
langen Abwesenheit oder Anwesenheit von Sonne
auf die menschliche Farbwahrnehmung. Viele würden
erwarten, dass unablässiges in der Sonne sein während der Sommermonate zu Veränderungen in der
Farbwahrnehmung bei den Einwohnern nördlicher
Regionen, die zu einer bestimmten Jahreszeit geboren
werden, führt. Auch verglichen zu einer Reduzierung
von Energie und Umfang des sichtbaren Lichtspektrums
im Winter.
Es ist bekannt, dass Menschen nach der Geburt
lange unreif sind. Von daher gibt es gute Gründe,
anzunehmen, dass verschiedene Lichtumgebungen
spürbare Auswirkungen auf die Entwicklung haben,
und dass solche Veränderungen des Auges möglicherweise nach einer bestimmten Zeit irreversibel sind.
Laborversuche mit Tieren haben ergeben, dass
ungewöhnliche, visuelle Umgebungen, wo das Tier
nur einer Art von Sinnesreizen ausgesetzt ist (Blakemore & Cooper, 1970), zu anatomischen und physiologischen Veränderungen in den Augen und dem
Gehirn des Tieres führen und seine visuellen Fähig
keiten beinträchtigen können. Außerdem zeigen
Untersuchungen von Spezies, die in bestimmten
Umgebungen (zum Beispiel Unterwasser) leben,
dass die maximale Empfindlichkeit ihrer farbsensiblen
Zellen in der Regel mit den gängigen Wellenlängen
des Lichts übereinstimmen. Wohingegen minimale
Empfindlichkeiten mit Segmenten des Farbspektrums,
die eher selten oder in ihrer Umgebung gar nicht
vorhanden sind, übereinstimmen. (Lythgoe, 1979).
Forschungen an menschlichen Kleinkindern haben
ergeben, dass sich die Farbwahrnehmung langsam,
aber vor allem im ersten Lebensjahr, entwickelt. Zwei
Monate alte Babys können rote, orangene, blau-grünliche und blaue Töne vor einem weißen Hintergrund
erkennen, aber kein Gelb/Grün und mittleres Lila
(Teller, 1998).
Folglich kann man annehmen, dass sowohl der
Entzug von Sonnenlicht als auch die spezifischen
Veränderungen des Farbspektrums von Umgebungslicht die menschliche Farbwahrnehmung beeinflussen könnten, besonders wenn diese schon im frühen
Kindesalter auftreten. Wenn sich die Farbwahrnehmung nach der Geburt noch bis hin zum ersten
Viertel eines Lebensjahres entwickelt, dann könnten
Abweichungen in den Farberlebnissen in diesen ersten
Monaten des Lebens permanent die Farbwahrnehmung eines jeden Menschen verändern. Dies ist zum
einen abhängig von der Höhe der Lichtstimulation
und zum anderen von den vorherrschenden Farben
während der ersten Monate nach Geburt. Darüberhinaus werden während der Wintermonate Alltagsaktivitäten in Nordnorwegen, wo viele Menschen in
städtischen Gebieten leben, in der Regel unter künstlicher Beleuchtung ausgeübt. Diese wurde bis vor
kurzem ausschließlich durch Glühbirnen oder Neonröhren erzeugt. Generell entspricht Kunstlicht selten
der Energie des Farbenspektrums von Sonnenlicht.
Die Sonne scheint in den meisten Umgebungen täglich
und gleichmäßig verteilt über die verschi edenen
Jahreszeiten hinweg. Deshalb würden die meisten
Menschen normalerweise erwarten, dass künstlich
beleuchtete Innenräume Auswirkungen auf das Farberlebnis haben, da es sich radikal von Sonnenlicht
unterscheidet.
Eine Studie von Laeng und Kollegen (2007), die
an der Universität von Tromsø durchgeführt und in
der Zeitschrift Vision Research veröffentlicht wurde,
befasste sich damit, die individuellen Unterschiede
in der Farbwahrnehmung unter Erwachsenen zu
messen. Alle dieser Erwachsenen waren während
der Tests Einwohner im gleichen nördlichen Breitengrad, aber sie waren entweder unterhalb oder oberhalb des Polarkreises geboren. Die Studie wollte
somit nach messbaren Unterschieden in der Farbwahrnehmung von erwachsenen Nord- und Südländern
suchen, obwohl solche Unterschiede wahrscheinlich
schon in der Kindheit auftreten. Entscheidend ist,
dass im Vergleich der zwei Teilnehmergruppen das
Geburtsdatum jedes einzelnen berücksichtigt wurde.
Die Hypothese der Studie war eindeutig: ein Mangel
an geeigneter natürlicher Sonnenlichtstimulation über
einen längeren Zeitraum hinweg im Winter würde
die Entwicklung der Farbwahrnehmung negativ beeinflussen.
Es wurde jedoch auch erwartet, dass eine verstärkte
Nutzung von Kunstlicht, was aus herkömmlichen Glühlampen oder Wolframlampen (vor allem in Privathaushalten) und Leuchtstofflampen (vor allem in öffentlichen
Gebäuden) besteht, die Reduzierung des Sonnenlichts
während der Wintermonate ausgleichen kann. Natürlich können die häufigsten Arten von künstlichem Licht
die Energie des Sonnenlichts nicht ersetzen, da sie
nur einen begrenzten Umfang an der Zusammensetzung von Sonnenwellenlängen bieten, die normalerweise das menschliche Auge stimulieren würden.
Eine der Hauptannahmen der Studie war, dass der
Wahrnehmungsprozess, der zur Geburt am unreifsten
ist (zum Beispiel das Erfassen von Gelb und Grün),
während der Entwicklung am ehesten von der Reduzierung der Lichtenergie gestört werden würde.
Jedoch haben weitere Überlegungen zum vorherrschenden Lichtbereich nördlich des Polarkreises –
insbesondere durch das lange schwache Dämmerungslicht in den Breitengeraden von 60° und 80°
– auch zur Annahme geführt, dass man empfindlicher für Farben in der Dämmerung ist, wie z.B. Indigo
blau und Lila. Ausgehend von obenstehenden Erörterungen über (natürliches) Außenlicht mit der langen
Nutzung von (künstlicher) Raumbeleuchtung, war
zu erwarten, dass die Fehlerquote im Farbwahrnehmungstest bei der nordischen Bevölkerung für diese
Farben auftreten sollte, die am wenigstens durch
Glüh- oder Leuchtstofflampen ausgeglichen werden,
wie z.B. die blau-grünlichen Töne.
An der Studie nahmen freiwillig insgesamt 260
Norweger, alle Bewohner der Stadt Tromsø, über
mindestens ein Jahr hinweg, teil. Ein spezialisierter
Standardtest (der Farnsworth-Munsell 100 Hues Test)
überprüfte ihre Farbwahrnehmung. Die Aufgabe
jedes Teilnehmers war es, bewegliche Farbchips, die
den Verschlüssen von Lippenstiften ähnelten, anzuordnen oder neu zu sortieren, um so möglichst genau
die richtige, stufenweise Entwicklung der Farben
nachzubilden.
Die, die nördlich des Polarkreises geboren waren,
konnten im Durchschnitt schlechter Grüntöne unterschieden, während sie Farben im Lilabereich besser
erkennen konnten, verglichen mit den Personen, die
südlich des Polarkreises geboren waren. Im Gegensatz dazu haben sich die beiden Gruppen nicht signifikant in anderen Abschnitten des Farbkreises unterschieden, wie z.B. Variationen in den orangenen und
roten Farbbereichen.
Die Geburtszeit der Teilnehmer hat auch deren
Fähigkeit, einige bestimmte Farben zu unterscheiden, beeinflusst. Dies gilt aber nur für die Personen,
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Blauer Mittag
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die nördlich des Polarkreises geboren wurden, da es
einen Fehleranstieg für grün-blaue und gelb-grüne
Farben bei Nordländern, die im Winter geboren
wurden, gibt, verglichen mit denen, die im Sommer
geboren wurden. Keinen Unterschied, ausgehend
von der Geburtszeit, gibt es bei den „Südländern“.
Nordländer als auch Südländer, die während der
Herbst- und Frühjahrsmonate geboren wurden, zeigten
keinen Unterschied im Farbtest, was durchaus Sinn
macht, da diese zwei Jahreszeiten keinen Unterschied
im durchschnittlichen Tageslicht trotz der verschiedenen geographischen Standorte haben. Somit hätten
diese Personen den gleichen Anteil an Licht und Farbvariation in ihrer Umgebung erlebt, unabhängig der
geographischen Lage ihrer Geburtsstadt. Entscheidend ist, dass Personen, die im Sommer nördlich des
Polarkreises geboren waren, deutlich weniger Fehler
machten, als Personen die südlich des Polarkreises
geboren waren; demnach kann das Aufwachsen in
den nördlichsten Regionen, abhängig vom Geburtsdatum, die Farbwahrnehmung positiv beeinflussen.
32 Personen, die in der Arktis geboren wurden
und an der Studie teilgenommen haben, gehörten
zu Familien, die während ihrer Kindheit (z.B. Alter <
10 Jahre) in Regionen südlich des Polarkreises gezogen sind. Diese kleinere Gruppe unterschied sich
auch von der Gruppe an Personen, die südlich des
Polarkreises geboren waren, da diese mehr Fehler
im Unterscheiden von grün-blau und weniger Fehler
im Unterscheiden von lilafarben zeigten.
Bemerkenswert ist, dass die Jahre, die man in der
Geburtsstadt verbrachte, in keiner Beziehung zu ihren
Fehler mit den grün-blauen Farben stand. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass ein ständiges
Wohnen in der Arktis während der ersten Lebensjahre ausreichen kann, um das Farbensehen im Erwachsenenleben zu verändern.
Somit zeigt die Studie erfolgreich Unterschiede in
der Farbwahrnehmung von Südländern und Nord-
ländern und in der letztgenannten Gruppe zudem,
dass Veränderungen der Farbwahrnehmung davon
abhängig sind, zu welcher Jahreszeit man geboren
wurde. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass
diese Unterschiede in der Farbwahrnehmung, wenn
auch messbar und deutlich, in den normalen Rahmen
der Farbfähigkeiten fallen, zumindest so wie mit dem
FM100 Test gemessen. Ein Hauptfazit der Studie ist,
dass Umwelteinflüsse auf unsere Farbwahrnehmung
schon im frühen Kindesalter auftreten. In der Tat
würden die ersten Lebensmonate von im Herbst und
Winter geborenen Menschen mit der geringsten
Sonneneinstrahlung (mørketid) und dem meisten
Kontakt mit Dämmerung übereinstimmen. Die ersten
Lebensmonate von Personen, die im Herbst oder
Winter geboren wurden, decken sich mit dem Zeitpunkt der geringsten direkten Sonneneinstrahlung
(mørketid) und dem meisten Kontakt mit Dämmerung.
Ein solcher Kontakt mit fast monochromatischem,
natürlichem Umgebungslicht (Dämmerung) wäre die
Hauptursache für das visuelle Unterscheiden von
Farben, die in diesem Umgebungslicht vorherrschend
sind. Personen, die während des Sommers nördlich
des Polarkreises geboren wurden, zeigen die besten
Ergebnisse im Test, was darauf schließen lässt, dass
längere Lichtstimulation in dieser Gruppe (midnattsol)
kleine Verbesserungen bei der typischen Entwicklung
der Farbwahrnehmung verursachen können. Somit
kann die ständige Anwesenheit von Sonnenlicht während der Sommermonate die Entwicklung von visuellen Mechanismen beeinflussen.
Zusätzlich ergänzt künstliches Licht während der
mørketid den Mangel an natürlichem Licht. Veränderungen in der Fähigkeit, spezifische Farben zu unterscheiden, spiegeln die kombinierten Effekte einer
Verengung des Spektrums von natürlichem Licht hin
zu kurzen Wellenlängen, in Kombination mit dem
gleichzeitigen verlängerten Kontakt mit (hauptsächlich) Glühlicht, wider. Kunstlicht, was durch Wolfram-
lampen erzeugt wird, hat eine Energie, die am niedrigsten im kurzen Wellenbereich und am höchsten
(annähernd der Energie von natürlichem Sonnenlicht)
im langen Wellenbereich ist, wie z.B. Rottöne. Leuchtstofflampen haben dahingegen ein unregelmäßiges
Profil relativer Energie in Wellenlängen und sie nähern
sich der Energie des Sonnenlichts nur innerhalb des
orangenen Bereich des Spektrums. So scheint langer
Kontakt mit Innenbeleuchtung über die Wintermonate
eine weitere wichtige Rolle bei der Gestaltung von
Farbensehen im Erwachsenenalter zu spielen. Tatsächlich war die Fehlerquote bei der Anordnung
der Farbchips am höchsten in den Regionen, wo die
Energie von Glüh- und Leuchtstofflampen am geringsten ist, verglichen mit Sonnenlichtenergie, z.B. für
blau-grün und grün-gelb. Im Gegensatz dazu führt
ein ungewöhnlich hoher Kontakt mit der Dämmerung
nördlich des Polarkreises zu Lichtverhältnissen, die
vorteilhaft für die visuellen Unterscheidung von den
kürzesten Wellenlängen des Sonnenlichts sind, wie
den indigo-lila Farbtöne. Sie färben den nordischen
Winterhimmel so wunderschön ein.
Eine letzte Überlegung stützt sich auf die allgemeine
Weisheit, dass verschiedene Gruppen von Menschen
verschiedene Farben bevorzugen. Zum Beispiel ist in
Norwegen laut Statistik des norwegischen Automobilverbandes (NAF), Rot die von Frauen am dritthäufigsten
gewählte Autofarbe, wohingegen Rot bei Männern
an siebter Stelle steht. Ausgehend von den oben beschriebenen Unterschieden in der Farbwahrnehmung sollten wir auch erwarten, dass Nordländer,
verglichen mit Südländern, bestimmte Farben bevorzugen bzw. andere verabscheuen? Wahrscheinlich
nicht, da die Unterschiede im Sehvermögen mehr
subtil erscheinen und wohl wenig Einfluss auf den
Genuss von Farbe haben. Bei einem Besuch im hohen
Norden kann man jedoch die starken Farben der
Hausfassaden nicht übersehen, wohingegen Häusern
im Süden viel häufiger weiß sind.
Blauer Mittag
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Bruno Laeng
Bruno Laeng
Blue Noon
distribution of the sun rays near the polar regions,
delivering less total radiation energy per square metre
than at lower latitudes. In fact, at latitudes above the
Arctic Circle, although the autumn and spring seasons
have a daylight cycle that is not very different from
that of central Europe, the average solar irradiation
remains significantly lower in Norway (<800 kWh/
m2 ) than in Germany (1200 –1800 kWh/m2).
Surprisingly, very little is known from a scientific
perspective about the impact of extended periods of
absence or presence of sunlight on human colour
vision. One would expect that ceaseless outdoor
exposure to natural sunlight during the summer months
versus a reduction in the energy and range of the
visible light spectrum during the winter months might
provoke changes in the colour vision of northerners
who happen to be born in a particular season. It is
known that humans are remarkably immature for an
extended period after birth, so there are good reasons
to think that very different light environments may
have a tangible impact on development and, possibly
that such alterations of vision may be irreversible
past a certain sensitive period.
Laboratory experiments with animals have shown
that abnormal visual environments in which an animal
is exposed to only one type of sensory stimulation
(Blakemore & Cooper, 1970) can result in anatomical
and physiological changes in the animal’s eyes and
brain and affect its visual abilities. Moreover, examination of the eyes of species living in specific environments (underwater, for example) show that the
maximum sensitivity of their colour-sensitive cells
generally corresponds to the most common wavelengths of light found in their environment, while
minimum sensitivities correspond to segments of the
colour spectrum which are rare or absent in their
environment (Lythgoe, 1979).
Research on human infants has shown that colour
vision develops slowly but mainly within the first year
of life. Two-month-olds can distinguish reds, oranges,
blue-greens and blues from a white background but
not yellow/green and mid-purple (Teller, 1998). By
three or four months, infants show evidence of being
able to distinguish all colours, but development of
the ability to detect green and yellow appears to
progress more slowly than the ability to detect other
colours (Adams, Courage & Mercer, 1994).
Hence, there are good reasons to expect that both
sunlight deprivation and the specific changes in the
colour spectrum of ambient light could affect human
colour vision, especially when these occur during
early infancy. If colour vision is still developing after
birth until around the first quarter of the first year of
life, then variation in colour experiences during these
initial months of life could permanently change people’s colour vision, depending on the level of light
stimulation as well as the colours prevalent during the
first months after birth. Moreover, during the winter
months in northern Norway, where many people live
in urban areas, everyday activities are typically conducted under artificial illumination that was provided until quite recently exclusively by electric bulbs or
neon tubes. In general, artificial light rarely approximates the energy across the colour spectrum of sunlight. Hence, the artificially illuminated indoor environment would also be expected to have an impact on
colour experience to a degree radically different
from what most humans typically experience, since
in most environments sunlight is present on a daily
basis and is distributed more evenly across the seasons.
A study by Laeng and colleagues (2007), conducted at the University of Tromsø and published in the
journal Vision Research, specifically aimed to measure
individual differences in colour vision among adults,
all of whom were residents of the same northern latitude at the time of testing, but who were born either
below or above the Arctic Circle. Hence the study
looked for the presence of measurable differences
Blue Noon
300
How being born above the Arctic Circle in
the summer or winter can change colour vision
About 4 million people live above our planet’s Arctic
Circle – an imaginary line at a latitude of 66°33´
north. This area includes large chunks of Scandinavia,
the Siberian coastline and Alaska, as well as the
northernmost regions of Canada and most of Greenland. About 10% of all the people living above the
Arctic Circle live in Norway, and they are in turn
about 10% of the total Norwegian population.
Anyone who has visited northern Norway, summer
or winter – perhaps seeking to experience the midnight sun or the Northern Lights (aurora borealis) –
would have noticed that the changes in sunlight in
this part of the world can be extreme compared with
their place of origin. Indeed, for a long period during
the winter season, there is a complete absence of
direct sunlight or a pervasive dim light, called mørketid (“dark time” in Norwegian); in contrast, in the
summer months, there is continuous light as the sun
remains above the horizon through the night (i.e., the
midnattsol or “midnight sun” period). For example,
at 69°40´ North, in the city of Tromsø, which is one
of the largest urban communities in the Arctic, the
sun disappears below the horizon at the end of
November, not to reappear until the end of January;
whereas the whole disc of the sun remains above the
horizon 24 hours a day from the second half of May
until the end of July. In contrast, in Oslo (59°55‘
north), during the same winter and summer periods,
the duration of daylight and of darkness ranges, respectively, from 5 to 6 hours each day.
In the northern hemisphere of the Earth outside the
Arctic region, it is impossible to experience sunlight
coming from the North, as happens for two months
in Tromsø during the summer or, in contrast, to experience “Darkness at Noon”, as happens in the same
place in the winter. In theory, over the course of a
full year, total exposure to direct sunlight should be
the same anywhere on Earth, the only difference
being how the sunlight is distributed across the year
at any given location. People living at the equator
receive identical doses of 12 hours of sunlight a day
– every single day of the year – but the proportions
change continuously as one gets closer to the polar
areas, eventually reaching all-or-none doses during
the summer and winter months respectively, as happens in northern Norway. In fact, though, sunlight is
not a commodity that is equally distributed on Earth
during the year. Surprisingly, it is the Arctic and Antarctic regions that receive the longest exposure to
light during a period of a year, not the tropics or
equator. In fact, cumulative length of light in the sky
reaches its maximum at latitudes between 60° and
80° (Ørbæk, 2006). The cause of this inequality is
“twilight”, or the presence of sunlight despite the fact
that the sun is hidden a few degrees below the horizon
(“civil twilight” is when the sun is between 0º and 6º
below the horizon). What is special about the Arctic
is that the winter twilight can last for hours instead of
just a few minutes as in most of the inhabited world.
A remarkable visible effect of this extended twilight
is the prolonged presence in the sky of the range of
the colour spectrum of sunlight that is more prone to
be scattered when reaching the Earth’s atmosphere
from below the horizon: that is, the shortest wavelengths in the sunbeams, or the blue and indigo
bands of the colour rainbow – as Isaac Newton’s
classic experiments with glass prisms also clearly
showed. Moreover, in the Arctic winter, these “blues”
are further reflected by snow on the ground. Hence
in the Arctic, during the winter months, the prevailing
light is a blue tint that pervades the whole landscape.
Nevertheless, despite longer exposure to light,
the sunbeams reaching ground in the Arctic remain
very weak year round, due the inclination of the
Earth’s rotation with respect to the Sun and the wide
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in colour vision in northerners and southerners of
adult age, although such differences are likely to be
caused during infancy. Crucially, the season of birth
of each individual was taken into account when
comparing the two groups of participants who were
born either below or above the Arctic Circle. The
hypothesis of the study was straightforward: lack of
adequate natural sunlight stimulation for an extended
period of time during winter would negatively affect
the development of colour vision.
However, it was also expected that increased use
of artificial lighting, consisting of incandescent light
or tungsten lamps (mainly in private buildings) and
fluorescent lamps (mainly in public buildings), may
compensate to some extent for the reduction in sunlight during winter. Yet the most common types of
artificial lighting cannot entirely substitute for the
strength of sunlight energy, and they provide only a
limited range of sunlight’s composition of wavelengths that would naturally stimulate the human eye
(Livingstone, 2002).
One of the study’s main expectations was that the
perceptual process that is most immature at birth (for
example, detecting yellow or green) would be most
likely to be disrupted by reduction in light energy
during development. However, additional considerations about the prevalent light range above the Arctic
Circle – in particular the long exposure to dim twilight
at latitudes between 60° and 80° – also led to an
expectation of increased sensitivity to colours present
in twilight, such as indigo and purple. Based on the
above considerations about outdoor (natural) light
with the protracted use of indoor (artificial) lighting,
it was expected that error rates in the colour vision
test should occur for northerners for those colours
that are least compensated for by incandescent or
fluorescent artificial lighting, i.e. the blue-green shades.
In the study, a total of 260 Norwegian individuals, all residents of the city of Tromsø for at least one
year, volunteered to have their colour vision checked
with a specialised standard test (the FarnsworthMunsell 100 Hues test). Each participant’s task was
to arrange or re-order movable colour chips resembling the coloured caps of lipstick tubes to recreate
as precisely as possible the correct gradual progression of colours.
Those people born above the Arctic Circle were
on average worse at discriminating greenish while
showing relatively better discrimination of hues within
the purple range of the spectrum compared to those
born below the Arctic Circle. In contrast, the two groups
did not differ significantly for other portions of the colour
circle, such as variations in orange and red colours.
The season of birth of the participants also affected their ability to distinguish some specific colours,
but only for individuals born above the Arctic Circle,
since there was an increase in errors for green-blue
and yellow-green colours by northerners born in the
winter compared to those born in summer but no
difference for the southerners based on the season of
birth. Both northerners and southerners born during
the autumn and spring seasons showed no differences in the colour test, which makes sense given that both
seasons have no overall difference in average daylight at different geographical locations and therefore these people would have experienced similar
amounts of light exposure and colour variation in the
environment, regardless of the geographical location of their birthplace. Crucially, individuals born
above the Arctic Circle in the summer had significantly lower overall error scores compared to individuals born below the Arctic Circle; thus, depending
on one’s date of birth, growing up in the northernmost regions can also positively affect colour vision.
32 individuals born in the Arctic who participated
in the study belonged to families that had moved to
a residence below the Arctic Circle during their childhood (i.e. age < 10 years). This smaller group also
differed from the group of individuals born below the
Arctic Circle in showing more green-blue discrimination
errors and fewer errors for purple colours. Remarkably,
the number of years spent in the birthplace had no
relationship with their errors with the green-blue colours.
These findings allow the conclusion that permanent
residence in the Arctic during the first months of life
may be sufficient to alter colour vision into adult life.
Thus, the study was successful in revealing differences in colour vision between southerners and northerners and, in the latter group, colour vision changes
were dependent on being born in a specific season
of the year. However, it is important to point out that
these differences in colour vision, although they are
measurable and clear, fall within what is considered
a normal range of colour abilities, at least as measured with the FM100 test. A main conclusion of the
study is that the environmental impact on colour vision
acts early in infancy. Indeed, the first months of life
for those born in autumn and winter would coincide
with the least exposure to direct sunlight (mørketid)
and the most exposure to twilight. Such exposure to
nearly monochromatic natural ambient light (twilight)
could have been the main causal factor in selectively
improving visual discrimination of the colours that are
prevalent in the ambient light. The best performance
in the test was shown by individuals born in the summer
above the Arctic Circle, which suggests that prolonged
levels of light stimulation in this group (midnattsol) can
cause small enhancements of the typical development
of colour vision. Hence, the continuous presence of
sunlight in the summer months may influence developing visual mechanisms.
In addition, electric artificial lighting supplements
the lack of natural light during mørketid. Changes in
the ability to distinguish specific colours reflect the
combined effect of a narrowing of the spectrum of
natural light towards the short wavelengths combined
with the concomitant protracted exposure to (mainly)
incandescent light. Artificial lighting by tungsten lamps
has a relative energy that is lowest for short wavelengths and highest (approximating the energy of
natural sunlight) for long wavelengths, such as reds.
Fluorescent lamps, on the other hand, have an irregular profile of relative energy across wavelengths,
and they approximate sunlight’s energy for wavelengths only within the orange part of the spectrum.
Thus, long exposure to indoor lighting during the
winter period seems to play another crucial role in
shaping colour vision abilities in adult age. Indeed,
the largest error in arranging the coloured chips in
the test occurred in those regions of the visible colour
spectrum where the energy of incandescent or fluorescent light is poorest compared to sunlight energy,
i.e. for blue-green and green-yellow. In contrast, unusually high exposure to twilight above the Arctic
Circle provides a light environment that is beneficial
to visual discrimination of the shortest wavelengths of
sunlight, such as the indigo-purple shades that so
beautifully colour the sky of the north during the winter.
A final consideration can be based on the common
lore that different groups of people prefer different
colours. For example, in Norway, according to statistics of the Norwegian Automobile Federation (NAF),
red is the third most chosen car colour by women but
the seventh choice for men’s cars. Given all of the
differences in colour vision described above, should
we also expect that northerners might prefer or abhor
certain colours compared with southerners? Maybe
not, since the differences in vision appear to be subtle
and may have little effect on enjoyment of colour.
Yet when visiting the north, one cannot fail to notice
the strong colours of the paints used on houses compared with those in the south, where white prevails.
303
Barbara Szybinska Matusiak
Das nordische Tageslicht
Tageslicht wird hier als eine Kombination von allen
möglichen Formen des Lichts verstanden. Sie können
während jeder Tageszeit am Himmel erscheinen, von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Der perfekte
blaue Himmel, verschiedene Wolkenformationen und
starkes Sonnenlicht, was fast parallel zum Erdboden
läuft: dies alles ist Tageslicht. Das Besondere am
Tageslicht ist seine konstante Veränderbarkeit. Alle
seine messbaren Parameter – Beleuchtungsstärke
auf dem Boden, Leuchtdichteverteilung im Himmel,
Richtung des Lichts, Farbe des Sonnenlichts und Farben
am Himmel – sie sind in ständiger Veränderung.
Manche dieser Veränderungen, wie zum Beispiel die
Position der Sonne, können vorhergesagt werden,
da dies ein Ergebnis der Erdbahn ist, also wie sich die
Erde um die Sonne dreht. Andere Veränderungen,
die durch lokales Klima (z.B. Wolkenformationen
und deren Bewegungen) verursacht werden, sind
nur schwer vorhersehbar.
Bewegung der Sonne
Wer genießt es nicht, die Sonne langsam am Horizont
verschwinden zu sehen? Wie sie sich von einem gefährlichen, blendenden Giganten zu einem gelben,
orangen und schlussendlich roten Feuerball verändert,
am Ende gar nicht mehr angsteinflößend oder blendend, sondern einfach traumhaft schön ist? Und
durch ihr unaufhaltsames Verschwinden wird sie nur
noch schöner.
Die Sonne bewegt sich langsam nach unten und
nach rechts und verschwindet so langsam am Horizont.
Das gleiche Phänomen kann überall auf der Erde zu
verschiedenen Zeitpunkten beobachtet werden. Am
21. Dezember geht die Sonne in Kairo (30° 03’ N)
um 17.00 Uhr unter, wohingegen sie am nördlichen
Polarkreis (66° 33’ N), dem gleichen Längengrad
wie Kairo, vier Stunden früher, also gegen 13.00
Uhr untergeht.
Eine ähnliche Beobachtung kann man am 21. Dezember auch zum Sonnenaufgang machen, der in Kairo
um 6.30 Uhr und am nördlichen Polarkreis um 10.50
Uhr stattfindet. Folglich ist ein Tag am Polarkreis 2 Std
10 Min lang, verglichen mit 10 Std 10 Min in Kairo.
Noch spannender ist es zu analysieren, wie schnell
der Sonnenuntergang (oder Aufgang) vonstattengeht.
Am nördlichen Polarkreis dauert es am 3. Januar
ca. 1 Std 25 Min, um von einem 1.0° Höhenwinkel
auf 0.0° zu fallen, wohingegen es nur 7 Minuten in
Kairo dauert. Durch die fast horizontale Bewegung
geht die Sonne im Norden so viel langsamer unter.
Wenn man Sonnenuntergänge stressfrei erleben
möchte, ist die arktische Region deshalb der perfekte
Ort dazu. Wenn Nordlichter Städte wie Kairo besuchen, sind sie nicht selten vom schnellen Einbruch
der Dunkelheit überrascht.
Analysieren wir für zwei Städte die Solar-Diagramme von SolarBeam: Tromsø, die größte norwegische Stadt nördlich des Polarkreises (69°39 N),
und Kairo (30°03 N).
SolarBeam ist eine Anwendung, die von Martin
Matusiak zusammen mit dem Architekturbereich der
Norwegian University of Science and Technology
(NTNU) entwickelt wurde. Sie berechnet die Position
der Sonne für jeden Punkt der Erde und zeigt die
Ergebnisse dann als Solar-Diagramm (http://solarbeam.sourceforge.net/). Ein Solar-Diagramm zeigt
die Position der Sonne im Laufe des Tages und Jahres
in Bezug zum Mittelpunkt des Diagrammes, welcher
der Beobachtungspunkt ist. Die Position der Sonne
wird von zwei Winkeln definiert: dem Seiten- und
dem Höhenwinkel. Der Seitenwinkel (wird auch als
Azimutwinkel bezeichnet) ist der Winkel zwischen
dem geographischen Norden und der Richtung zur
Sonne, beide auf dem Boden gezeichnet. Der Höhenwinkel (auch Elevationswinkel) ist der Winkel zwischen
der Horizontalebene und der Linie vom Mittelpunkt
zur Sonne.
305
306
Barbara Szybinska Matusiak
Das nordische Tageslicht
Barbara Szybinska Matusiak
Das nordische Tageslicht
Die Hemisphäre wird auf eine flache Oberfläche mit
gleichmäßig verteilten Kreisen projiziert, die 10°Höhenwinkelintervalle darstellen.
Wenn man sich das Solar-Diagramm anschaut,
kann man leicht die Position der Sonne zu jeder
Jahreszeit finden. Wir können uns die Zeiten des
Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs anschauen,
einschließlich des längsten Tages des Jahres (24
Std in Tromsø und 14 Std 5 Min in Kairo) und des
kürzesten Tages (0 Std in Tromsø und 10 Std 10 Min
in Kairo).
Wir können auch bestimmte charakteristische
Daten verschiedener Standorte vergleichen. Zum
Beispiel liegt der höchste Punkt der Sonne in Tromsø
bei nur 43°79’, im Vergleich zu Kairo bei 83°38’.
Wir können des weiteren die Position der Sonne am
Himmel zu einem jeglichen Zeitpunkt im Laufe des
Jahres erkennen (z.B. 10.00 Uhr) (siehe Abbildung-8
Analemmalinien).
Wir können auch die Standardzeit mit der Sommerzeit vergleichen. Solche Solar-Diagramme können
sich bei der Untersuchung von der Verfügbarkeit
von Sonnenlicht sowie von Sonnenschutzvorkehrungen als nützlich erweisen. Die Form der Sonnenbahn ist an diesen zwei Orten völlig verschieden.
Während die Sonne in Kairo fast geradlinig auf- und
abgeht, bewegt sie sich in Tromsø fast horizontal
durch den Himmel. Aber wie steht es mit dem Zeitpunkt der Sonnenhöhe?
Wie können Veränderungen der Sonnenposition
in Bezug auf die Eintrittswahrscheinlichkeit in einem
bestimmten Himmelssektor beschrieben werden?
Um eine Antwort hierauf zu finden, wurde die Himmelskuppel in vier Hauptrichtungen unterteilt: Osten,
Süden, Westen und Norden sowie in Querstreifen
mit einem Höhenwinkel von jeweils 5 Grad. Für ausgewählte Städte wurde der prozentuale Anteil an
Tageszeit errechnet, wenn die Sonne in jedem dieser
Himmelssektoren sein sollte.
Die Antwort auf folgende Frage ist bemerkenswert:
Wie hoch ist der Anteil, an dem die Sonne in Tromsø
tagsüber zwischen 0° und 5° über dem Horizont
steht? Die Antwort beträgt ca. 21%. In Kairo sind es
nur 7%. Wenn Sonnenlicht von einem Punkt nahe des
Horizonts kommt, wird es oft von Geländeformen,
Gebäuden, Bäumen und anderen Landschaftselementen gestört. Wenn sichtbar, wird es durch seine
geringe Lichtstärke und eine eher warme Farbe (hohe
CCT = correlated color temperature) gekennzeichnet. An den meisten Orten machen Hindernisse im
Außenbereich es als Lichtquelle für den Innenraum
unbrauchbar. Obwohl die Sonne weltweit genauso
lange über dem Horizont steht, führt eine tiefstehende Sonne in Kombination mit Hindernissen im
Außenbereich zu einer Knappheit an nützlichem
Sonnenlicht im Norden.
Wie viel Prozent der Zeit ist die Sonne im nördlichen Bereich des Himmels in Tromsø jährlich? Die
Antwort ist fast 13%. Demnach muss die Nordausrichtung in Betracht gezogen werden, wenn die
Strahlen der Sonne im nordischen Sommer „geerntet“ werden. Wie man leicht feststellen kann, ist die
Sonne in Kairo nie im nördlichen Teil des Himmels
zu sehen!
Die Sonne scheint vom östlichen (oder westlichen)
Teil des Himmels 23% der Zeit in Tromsø und 35%
in Kairo. Folglich bekommen Fassaden in Kairo, die
gen Osten oder Westen ausgerichtet sind, die meiste
Sonne ab und sind am schwierigsten zu beschatten,
da die Sonne morgens (abends) tief steht, wohingegen
Fassaden mit Süd-Ausrichtung direkte Sonneneinstrahlung von oben bekommen. Hier kann man mit
horizontalen Gesimsen und Dachüberständen leicht
Schatten erzeugen. Solche starken Differenzen zwischen unterschiedlich ausgerichteten Fassaden kann
man im Norden nicht feststellen.
Die Sonnenblendung
aber sobald die Scheibe den Horizont nach oben
verlässt, erhöht sich die Leuchtdichte rapide auf
mehrere Tausende Candela pro Quadratmeter.
Die Sonne kann auch von Wolken verdeckt werden.
Wir haben keine genauen Daten über die Häufigkeit
von sonnigen Tagen in der Arktis, aber ausgehend
von Daten aus Nordeuropa für Gebiete in der Nähe
des Polarkreises, sowie Sonnenstrahlungsdaten vom
Geophysikalischen Institut an der Universität von
Bergen aus den Jahren 1987 und 1988 können wir
eine Schätzung machen. Die Häufigkeit eines wolkenfreien Himmels nördlich des Polarkreises ist vermutlich zwischen 20-40% der verfügbaren Tageszeit im
Laufe des Jahres. In der restlichen Zeit ist die Himmelskuppel an sich die Lichtquelle, eine Quelle auf die
wir das ganze Jahr angewiesen sind. Diese ist bei
Weitem aber nicht so grell wie die Sonne und hat
eine spezielle Einfärbung in der nordischen Region,
besonders in Zeiten der langen Sonnenauf- und
untergänge, wenn das rötliche Sonnenlicht die
Wolkendecke darunter anstrahlt oder der blaue
Himmel mit rötlichem Sonnenlicht vermischt wird, was
zu lila, rosa und hellblauen Farbabstufungen führt.
Blendung wird als ein Gefühl des visuellen Unbehagens definiert, was durch eine helle Lichtquelle,
eine helle Oberfläche, den Himmel oder die Sonne
verursacht wird. Die Sonnenblendung ist die stärkste
Form, da die Lichtstärke der Sonne, verglichen mit
herkömmlichen elektrischen Lichtquellen, extrem stark
ist. Der direkte Blick in die Sonne, auch nur für einen
kurzen Augenblick, kann zu Blindheit oder schweren
Augenschäden führen, mit Ausnahme, wenn die Sonne
gerade untergeht und sehr tief steht. Durch Sonneneinstrahlung verursachte Schäden an der Netzhaut
des Auges, auch bekannt als Retinopathia solaris,
entstehen häufig durch den Blick in die Sonnenscheibe während einer Sonnenfinsternis. Obwohl
Sehverlust auf Grund dieser Schäden reversibel,
also rückbildungsfähig ist, wurde auch bereits von
bleibenden Schäden und Sehverlust berichtet. Die
meisten Augenärzte raten davon ab, direkt in die
Sonne zu schauen. Direkte Sonnenstrahlung kann aus
folgenden Gründen gefährlich sein: a) sehr hohe
Lichtausbeute des „sichtbaren“ Teils der Strahlung
und b) das Vorhandensein von ultravioletter Strahlung
(UV). UV-Strahlung, wie sie von der Sonne produziert
wird, wird mit Schädigungen des Auges, wie z.B. dem
Grauen Star assoziiert.
Weltweit haben wir Menschen es gelernt zu vermeiden, mit dem bloßen Auge direkt in die Sonne zu
schauen. Dies ist einfacher, wenn die Sonne steil
über dem Horizont steht. Die sehr niedrige Position
der Sonne nördlich des Polarkreises macht dieses
Anpassungsverhalten schwieriger. Es genügt nicht,
seinen Kopf leicht nach unten zu neigen, sondern man
muss ihn oder sogar den ganzen Körper deutlich
nach rechts oder links drehen.
Die Leuchtkraft der Sonnenscheibe verändert sich
fast proportional zum Höhenwinkel; wenn sie den
Horizont berührt ist ihre Leuchtkraft nicht gefährlich,
Häuser, Fenster und Aussichten
Traditionelle Gebäude in der nördlichen Polarregion
unterscheiden sich kaum von denen in südlicheren
Teilen Skandinaviens. Traditionell waren Häuser eher
klein und aus Holz, sowie geprägt von einfachen,
kompakten Formen und nicht besonders großen
Fenstern. Fenster waren wichtig, da sie Sichtkontakt
zur äußeren Umgebung schafften. Für Menschen,
die in einem harten, gnadenlosen Klima lebten, war
es besonders wichtig, Wetterveränderungen zu verfolgen. Das Klima hat die Menschen dazu gezwungen,
große Öffnungen im Dachbereich zu vermeiden,
somit waren die Fenster kleiner, dafür aber gut
proportioniert und im Einklang mit den anderen
307
Barbara Szybinska Matusiak
Das nordische Tageslicht
Barbara Szybinska Matusiak
Nordic daylight
308
Fassadenelementen. Die Wandpositionen der Fenster
wurden ursächlich so gewählt, dass jedes Minimum
an Tageslicht hineinkam.
Die Qualität der Fensterausblicke ist oft überwältigend, da die Ästhetik der Landschaft sehr hoch ist,
mit spektakulären Bergen und Tälern, viel Wasser und
Grün. Die Blicktiefe ist oft groß, nicht selten hat man
einen Blick bis zum Horizont, da viele Häuser an der
Küste oder hoch gelegen sind, z.B. auf einer weitläufigen Hochebene. Besonders außerhalb der Städte
tragen die großen Entfernungen zwischen den
Häusern zu einem großzügigen Raumgefühl bei.
Die südeuropäische Sonnenschutzstrategie beruht
auf dem Prinzip der Vermeidung von Sonnenstrahlen
aus den höheren Himmelsbereichen. Man verwendet
vorstehende Dächer und horizontale Lamellen und
ermöglicht somit den Blick auf den unteren Himmelsund Landschaftsbereich. Dies ist auf Grund der überwiegend tiefstehenden Sonne in den nördlicheren
Gefilden ausgeschlossen. Die niedrige, helle Sonne
zwingt die Menschen dort ihre Fenster vollständig
zu verdecken, oftmals mit dicken Vorhängen, um so
das Blenden der Sonne zu vermeiden; der Ausblick
kann nur durch ein anderes Fenster in einer weiteren
Wand im selben Zimmer beibehalten werden. Aus
diesem Grund gab es normalerweise Fenstern in allen
Wände des Hauses, damit man zu jeder Zeit in alle
verschiedenen Himmelrichtungen schauen konnte.
Die dicken, schweren Vorhänge können aufgezogen werden, wenn die Direktblendungsgefahr
vorüber ist. Das Bedürfnis, nach draußen zu schauen,
ist tief verwurzelt, und abgesehen von den dicken
Vorhängen werden die Fensterflächen Tag und
Nacht frei gelassen, auch bei Dämmerung und in
der Nacht. Die großen Entfernungen zwischen den
Häusern machen das Bedürfnis nach Privatsphäre,
was in Großstädten so wichtig ist, relativ nichtig; die
Bewohner lassen ihre Fenster bis auf Blumen und
kleine dekorative Elemente fast „nackt“.
Das Wahrnehmung von Tageslicht
Tageslicht ist nicht nur eine Lichtquelle, die wir für
verschiedene Zwecke verwenden können; es ist auch
eine Quelle der Freude, wenn z.B. nach einer langen,
dunklen Nacht endlich wieder die Sonne aufgeht.
Tageslicht kann alle möglichen Atmosphären schaffen, wie die der Ruhe und Melancholie während
windstiller Sonnenuntergänge, oder eine Atmosphäre
voller Drama, wenn heftige Winde riesige Wolkenformationen über unsere Köpfe hinwegblasen.
Es gibt viele verschiedene Lichterscheinungen am
Himmel, die wir in vollen Zügen genießen, wie z.B.
Sonnenuntergang, Sonnenaufgang, Regenbogen
oder Nebelbogen und farbenreiche Wolken in unterschiedlichen Formen, wenn die Sonne tiefsteht.
Aber wie erinnern wir uns an diese Lichterscheinungen?
In seinem Buch Thinking Fast and Slow weist
Daniel Kahneman darauf hin, dass wir uns an ein
Erlebnis anders erinnern, als wir es erleben. Die
wichtigsten Ergebnisse in Bezug auf den Erinnerungsprozess sind folgende: a) wir erinnern uns am
besten an den Höhepunkt und das Ende eines
Ereignisses und b) wir vernachlässigen die Dauer.
Besonders die Wichtigkeit des Endes erklärt, warum
wir uns z.B. an Sonnenuntergänge besser erinnern
können, als an Sonnenaufgänge. Der spektakulärste
Augenblick, wenn die Sonne komplett am Himmel
verschwindet, passiert erst am Ende des langen
Sonnenlaufs und zudem am definitiven Tagesende.
Der Sonnenuntergang gibt einen Eindruck von Abschluss und Abreise, oftmals vermischt mit dem Gefühl
der Vollendung, Erfüllung und manchmal auch Traurigkeit, da der gleiche Tag nie wieder kommen wird.
Daylight is understood here as a combination of all
forms of light that may occur in the sky dome during
the day, i.e. from sunrise to sunset. Perfectly blue
skies, various cloud formations and strong sunlight
shining nearly parallel to the ground: all are daylight. The most exceptional feature of daylight is its
constant variability. All its measurable parameters
– illuminance on the ground, luminance distribution
in the sky, directivity of light, colour of sunlight and
colours in the sky – change continuously. Some of
those changes, such as the position of the sun on the
sky dome, can be predicted, since they are the consequence of the way the earth moves around the
sun, which we understand quite well. Other changes
caused by local climate, such as cloud formations
and their movements, are unpredictable.
Movement of the sun
Who doesn’t enjoy watching the sun slowly glide
down towards the horizon, changing from a hazardous, glary giant into a yellow, orange and finally red
roundel that is not harmful, not glary any more, but
gorgeous? Our awareness of its inevitable disappearance makes it even more beautiful.
The sun moves slowly downwards and to the right,
gradually disappearing below the horizon. A similar
process can be observed anywhere on the globe,
only at different times. On 21 December, the sun sets
at 17:00 in Cairo (30° 03’ N), while at the Arctic
Circle (66° 33’ N), at the same longitude as Cairo,
it sets four hours earlier, at about 13:00.
A similar observation about time differences applies
to sunrise on 21 December 21, which occurs at about
06:50 in Cairo and 10:50 at the Arctic Circle.
Consequently, the length of the day is 2h 10m at the
Arctic Circle versus 10h 10m in Cairo.
It is even more interesting to analyse how fast the
sunset (or sunrise) occurs.
At the Arctic Circle it takes about 1h 25 min for the
sun to drop from 1.0° elevation angle to 0.0° on 3
January, while it takes only 7 minutes in Cairo. The
reason the sun sets so slowly in the north is because
of its nearly horizontal movement. If you want to enjoy
your sunsets without stress, the Arctic region is the
perfect place to do so. On the other hand, northerners visiting cities like Cairo may be startled by the
sudden transition from light to darkness.
Let us analyse the solar diagrams generated by
SolarBeam for two cities: Tromsø, the largest town in
Norway situated north for Arctic Circle, (69°39 N)
and Cairo (30°03 N).
SolarBeam is an application developed by Martin
Matusiak in close cooperation with the school of architecture at the Norwegian University of Science
and Technology (NTNU). It calculates the position
of the sun for any place on the globe, displaying the
results as solar diagrams (solarbeam.sourceforge.
net). A solar diagram shows the position of the sun
over the course of the day and the year, relative to the
centre point of the diagram, which is the observation
point. The position of the sun is defined by two angles:
the azimuth angle and the elevation angle. The azimuth
angle is the angle between true north and the direction toward the sun, both drawn on the ground. The
elevation angle is the angle between the horizon plane
and the line from the centre point to the sun.
The sky hemisphere is projected onto a flat surface,
with evenly spaced circles representing 10 degree
elevation angle intervals.
Looking at a solar diagram, we can easily find the
position of the sun at any time during the year. We
can look at the sunrise and the sunset times for any
day, including the longest day of the year (24h in
Tromsø versus 14h 5m in Cairo) or the shortest day
(0h in Tromsø versus 10h 10m in Cairo).
We can also compare certain characteristic data
points for different locations. For example, the highest
309
310
Barbara Szybinska Matusiak
Nordic daylight
Barbara Szybinska Matusiak
Nordic daylight
position of the sun during the year is only 43°79’ in
Tromsø, versus 83°38’ in Cairo. We can also observe
the position of the sun in the sky at a given time (e.g.
10:00) during the year (the figure-8 analemma lines).
We can compare standard time with summer time.
Such solar diagrams may be useful in studying sunlight
accessibility and needs for solar shading. The shape
of the sun path is totally different in these two locations. While the sun goes nearly straight up and down
during the day in Cairo, it follows an almost circular
path in Tromsø, moving almost horizontally through
the sky.
But what about the timing of solar elevation?
How can changes of solar position be described
in terms of occurrence probability in a given sky
sector? To find the answer, the sky dome was divided
into four main orientations: east, south, west and
north, and into horizontal stripes for each 5 degrees
of elevation angle. The percentage of daytime during
the year when the sun is supposed to be in each of
those sky sectors was calculated for selected cities.
The results are striking for the question: what
percentage of the daytime during the year is the sun
between 0° and 5° above the horizon in Tromsø?
The answer is about 21%. In Cairo, the answer is 7%.
When sunlight comes from a point close to the horizon,
it is often obstructed by terrain formations, buildings,
trees and other landscape elements. If visible, it is
characterized by low luminous intensity and a rather
warm colour (high CCT). In most locations, outdoor
obstructions make it unusable as a light source for
interiors. Although the sun is above the horizon for an
equal number of hours during the year everywhere
in the world, low sun position combined with outdoor
obstructions results in a scarcity of useful sunlight in
the north.
As for the question: what percentage of the time
during the year is the sun in the north part of the sky
in Tromsø? The answer is nearly 13%. Thus the
northern orientation must be taken into consideration
when harvesting solar radiation during the summer
in the Arctic region. As can easily be determined,
the sun is never in the north part of the sky in Cairo!
The sun shines from the east (or west) part of the
sky about 23% of the time in Tromsø, versus 35% in
Cairo. Consequently, facades oriented to the east
and west in Cairo receive the most solar radiation
and are the most difficult to shade, since the sun is
low in the morning (evening), while south-facing
facades are washed by the solar radiation from the
top, something that is easy to shadow with horizontal cornices and roof overhangs. Similar strong differences between differently oriented facades are
not observed in the north.
Humans living in all geographical locations have
learned to avoid looking directly at the sun with the
naked eye. It is easier to do so when the sun is high
above the horizon. The very low position of the sun
north for the Arctic Circle makes this adaptive behaviour more of a challenge. It is not enough to tilt your
head slightly downwards; you have to turn your head
or your whole body significantly to the right or left.
The luminance of the sun disk changes nearly proportionally to the elevation angle; its luminance when
touching the horizon is not hazardous, but as soon
as the disk leaves the horizon on the way up, luminance increases rapidly to thousands of candelas
per square metre.
The sun may be obscured by clouds. We do not
have precise data on the frequency of sunny skies in
the Arctic, but based on data from northern Europe
for areas close to the Arctic Circle and solar radiation data recorded by the Geophysical Institute at
the University of Bergen between 1931 and 1960
and published in 1987 and 1988, we can make an
estimate. The frequency of sunny skies north for the
Arctic Circle is probably in the range of 20 –40% of
available daytime during the year. The rest of the
time, the sky dome is the source of daylight, a source
that we may rely upon during the whole year, which
is not as glary as the sun and may have a specific
coloration in the Nordic region, especially in the
long sunrise and sunset periods, when reddish sunlight
illuminates cloud cover from beneath or blue sky
light mixes with red sunlight, resulting in gradations
of purple, pink and light blue.
made of wood, with simple, compact shapes and
moderately sized windows. Windows were important,
since they enabled visual contact with the outdoor
environment. For people living in a harsh, unforgiving
climate, it was especially important to follow changes
of the weather. The climate forced people to avoid
large openings in the canopy of the house, and thus
windows were limited in size, but they were well proportioned, designed in harmony with the other elements of the facade and positioned in the wall in a
reasonable way, such that more than a minimum of
daylight illumination was secured.
The quality of the view out from the window is often
excellent, since the aesthetic quality of the landscape
is very high, with mountains or hills, greenery and
water. The view depth is often large; it is not unusual
to have a view stretching to the horizon since many
houses are situated on the coast or high in the terrain,
e.g. on a large plateau. Especially outside the cities,
large distances between houses contribute to a feeling
of spaciousness.
The sun shading strategy used in southern Europe
is based on the principle of avoiding sunlight from
the higher sectors of the sky through the use of protruding roofs or horizontal louvres, while enabling
views of the lowest part of the sky and the landscape.
This could not be used in the North because of the
predominantly low position of the sun. The low, bright
sun causes people to cover windows completely,
often with thick curtains, to avoid solar glare; the view
could be maintained only through another window
in a different wall in the same room. This may be
why windows were typically situated in all walls of
a house, allowing views in different directions at
different times.
Thick, heavy curtains can be moved to the side
when the solar glare danger is over. The need for
a view out is deeply rooted, and aside from the thick
curtains, windows are kept uncovered day and night,
Solar glare
Glare is defined as a sensation of visual discomfort
in the presence of a bright light source, a bright
surface, the sky or the sun. The glare caused by the
sun, solar glare, is the most serious form, since the
luminous intensity of the sun is extremely high compared to all known electric light sources. Looking
directly at the sun for even a brief period of time may
cause blindness or severe damage to the eye, except
for the very low sun during sunset. Damage to the
eye’s retina due to solar radiation, known as solar
retinopathy, frequently results from gazing at the sun
disk during a solar eclipse. Although vision loss due
to this damage is generally reversible, permanent
damage and loss of vision have been reported.
Most eye specialists advise avoiding looking directly
at the sun. The reasons exposure to solar radiation
may be dangerous are: i) very high luminous efficacy
of the “visible” part of radiation and ii) the presence
of ultraviolet radiation (UV). UV radiation, such as
that produced by the sun, is associated with damage
to the eye, such as cataracts.
Houses, windows and views
It may be observed that traditional buildings in the
northern Nordic region are not very different from
those built in the southern parts of Scandinavian
countries. Traditionally, houses were rather small,
311
Barbara Szybinska Matusiak
312
including at twilight and at night. Large distances
between houses mean that the need for privacy so
typical of dense urban areas is not a hot topic; people
keep windows nearly bare except for flowers or small
decorative elements.
Perception of daylight
Daylight is not only a source of light we can use for
various purposes; it may be a source of great pleasure,
as when sunrise comes after a long period of darkness. Daylight may create different atmospheres,
such as an atmosphere of calm and melancholy
during a windless sunset, or an atmosphere of drama
when strong winds push huge cloud formations over
our heads.
There are many different light phenomena appearing in the sky that we may enjoy, the most commonly
identified being sunset, sunrise, rainbows or fog bows,
and coloured clouds in various forms and shapes
when the sun is low.
But in what way do people remember different
light phenomena?
In his book Thinking Fast and Slow, Daniel
Kahneman points out that the way we remember an
event is significantly different from the way we experience it. The most important findings regarding the
process of memory are: i) we remember best the
peak and the end of any event, and ii) we neglect
the duration. The importance of ends in particular
may explain why we typically remember sunsets
better than sunrises. The most spectacular moment,
when the sun fully disappears beneath the horizon,
occurs at the very end of the long course of the sun
through the sky and additionally, at the definite end
of the day. Sunset gives an impression of closure
and departure, often mixed with a feeling of accomplishment, fulfilment and sometimes even sadness,
since the same day will never happen again.
Nordic daylight
Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
1984 verkündete eine Gruppe amerikanischer
Forscher, dass sie eine neue Art von psychologischer
Störung entdeckt hatten. „Seasonal Affective Disorder“
(deutsch: saisonal-affektive Störung) oder auch „Winterdepression“, was durch den Mangel an variierendem
Umgebungslicht zur Winterzeit verursacht wird. Dem
Autor zufolge haben anschließende Untersuchungen
gezeigt, dass die Diagnose unbegründet ist, und dass
die saisonalen Stimmungsschwankungen in unklarer
Beziehung zum Mangel an Variation des winterlichen
Umgebungslichts stehen. Die Hauptprobleme, die Menschen im hohem Norden im Winter widerfahren, sind
Schlafstörungen und weniger Energie als im Sommer.
Innerhalb der Psychiatrie wurde kein Wert auf die
saisonalen Stimmungsschwankungen gelegt, bis der
Ausdruck „Winterdepression“ im Jahr 1984 eingeführt wurde. In Nordnorwegen haben die Bewohner
das Gefühl, im Sommer mehr Energie zu haben und
weniger Schlaf zu benötigen, dann, wenn die Sonne
nie untergeht und die Tage relativ warm sind. Während der dunklen Zeit des Jahres, wenn die Sonne
fast zwei Monate lang unter dem Horizont verschwunden ist, werden viele Menschen müde und
lethargisch und ihre Hauptbeschwerden sind Schlafstörungen. Diese Veränderungen führen aber bei
der Arbeit oder zu Hause nur selten zu einem wirklichen Problem.
Ein Großteil der Forschung zu Stimmungs- und
Verhaltensschwankungen stammt aus Tromsø, der
Hauptstadt Nordnorwegens. Sie liegt 69 Grad nördlich und beheimatet die einzige Universität der
Region. Schon 1925 erkannte der Schulleiter des
Gymnasiums von Tromsö, die winterlichen Schlafschwierigkeiten seiner Schüler und führte sie auf
einen Mangel an Tageslicht zurück. Er führte das
„Tageslichtbad“ ein, wo die Schüler regelmäßig
künstlichem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Das UVLicht sollte ihre Müdigkeit reduzieren.
1934 führte die Schule einen Stundenplan der
„dunklen Zeit“ ein, wo die Schule im Winter morgens
eine halbe Stunde später begann und am Nachmittag eine halbe Stunde früher aufhörte. Die Unterrichtsstunden wurden von 45 auf 30 Minuten gekürzt.
Dieser Stundenplan war ein voller Erfolg und galt
fast 40 Jahre lang. In den Siebzigern beschloss die
zentrale Schulbehörde jedoch, dass alle Stundenpläne in Norwegen einheitlich werden sollten und
somit wurde der Winterstundenplan abgeschafft.
Die erste wissenschaftliche Arbeit, die sich mit
den Auswirkungen auf den Schlaf durch Lichtmangel
befasste, wurde 1957 von Olav Devold geschrieben (Devold et al., 1957). Devold war der medizinische Direktor der psychiatrischen Abteilung am
Krankenhaus in Tromsø. Er interessierte sich für die
Schlafprobleme der Menschen zur Winterzeit und
behauptete, dass diese Probleme durch Lichtmangel
entstehen. Die meisten Menschen, die die dunkle
Zeit noch nie erlebt haben, glauben, dass sie längere
Schlafphasen verursacht.
Sie nehmen an, dass die Nordnorweger eine
leichte Form des Winterschlafs nehmen und die
meiste Zeit des Winters durchschlafen würden. Aber
für die unter uns, die in diesen hohen Breitengraden
wohnen, ist oft das Gegenteil der Fall. Die dunkle
Zeit stört unseren Tagesrhythmus so stark, dass wir
abends oft nicht müde werden und Probleme beim
Einschlafen haben. Da wir dennoch genauso früh
wie im Sommer aufstehen müssen, wird uns all unsere
Energie und Lebenskraft geraubt.
Als die Universität zu Tromsø im Jahr 1973 ihre
Türen öffnete, wurde Odd Lingjærde zum ersten Professor der psychiatrischen Abteilung ernannt. Sein
erster Forschungsbereich war ein Thema, über was
sich viele Einheimische beklagt hatten, nämlich die
winterlichen Schlafprobleme. Unter anderem verglich
er, welche Nebenwirkungen verschiedene Medikamente mit solchen Beschwerden hatten.
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Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
Eine neue Krankheit ist „entdeckt”
1990). Lingjærde untersuchte dies durch einen öffentlichen Fragebogen und die Ergebnisse unterstrichen, dass Depressionen im Winter sehr weit verbreitet
sind. (Lingjærde et al., 1986). Forschungen zum
Thema multiplizierten sich in unterschiedlichen Breitengraden und man fand bald heraus, dass ein großer
Bevölkerungsanteil, vielleicht fast 25 %, der Menschen
im hohen Norden im Winter regelmäßig deprimiert
waren, wurden aber sichtlich fröhlicher, als im Frühjahr das Licht zurückkam.
Jetzt, 30 Jahre später, sind viele der Überzeugung,
dass die meisten Menschen im Winter depressiv
werden. Dies gilt auch für diejenigen, die nicht besonders weit im Norden leben. Die amerikanische
Forschungsgruppe, die vom Südafrikaner Norman
Rosenthal geleitet wurde, arbeitete in Washington
DC, was in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie
Rom liegt. Warum hatten norwegische Forscher diese
Krankheit nicht schon lange vor den Amerikanern
entdeckt? Wir leben ja immerhin in einem natürlichen Labor, um die psychischem Reaktionen auf
Veränderungen des Umgebungslichts direkt zu untersuchen. Rosenthal fragte sich dies auch. In seinem
ersten Buch über Winterdepression (Rosenthal 1986),
schrieb er: „Im Winter ist es verständlich, dass ihr
[die nordnorwegischen Forscher] niedriges Energieniveau sie nicht dazu motivierte, eine solche Studie
durchzuführen.” Viele nordnorwegischen Forscher
im psychologischen und psychiatrischen Bereich
waren mit dieser Beschreibung von sich selbst nicht
besonders einverstanden. Sie waren auch etwas
skeptisch, dass die Bewohner des Nordens an etwas
litten, was sie an ihren Patienten oder der übrigen
Bevölkerung noch nie diagnostiziert hatten. Stattdessen dachten sie, dass „Winterdepression“ nichts
mit der natürlichen Welt zu tun habe. Sie glaubten,
dass es sich wahrscheinlich um eine Art Kunstarbeit
handelte und dass die Amerikaner, die noch nie eine
dunkle Zeit erlebt hatten, die Fakten so auslegten,
dass sie zu ihren neuen Ideen passen würden.
Andere, so wie Professor Lingjaerde, fanden das
neue Konzept interessant und begannen in diesem
Gebiet mit klinischen und epidemiologischen Mitteln
zu forschen. Der Autor behauptet, dass die Geschichte
der „weitverbreiteten neuen Geisteskrankheit“, also
der Winterdepression, davon handelt, wie man eine
Krankheit konstruiert, die sich auf ein paar klinische
Beobachtungen stützt, und aus seiner Kausalität
eine Theorie bildet. Und dann wird durch höchst fragwürdige Methoden die Existenz durch Studien einer
Gruppe von Menschen, die nicht repräsentativ für
die Bevölkerung sind, „bestätigt“.
bei der männlichen und 12% bei der weiblichen
Bevölkerung liegt. Dies sind Niveaus, die in der
Allgemeinbevölkerung recht normal sind, unabhängig von dem Breitengrad des Wohnsitzes (Hansen
et al., 1991).
Darüberhinaus gab es keine signifikanten Unterschiede in der Verbreitung der Depression in den 4
Monaten von November bis Februar, in welcher Zeit
sich die Menge an Tageslicht sich erheblich unterscheidet. Zudem war der Anteil an Winterdepressionen an der Ostküste der USA, bei 39 und 41 Grad
Nord, fast auf dem gleichen Niveau. Diese Ergebnisse
stimmten nicht mit der Hypothese überein, dass Winterdepression durch Mandel an Tageslicht verursacht
wird. Unsere anfängliche Skepsis zu dem Konzept
wurde hiermit bestätigt.
In den darauffolgenden Jahren arbeiteten verschiedene Forscher am Institut für Community Medicine
Fragen über Probleme während der Wintermonate
in große Bevölkerungsstudien in Nordnorwegen mit
ein. Diese Studien konzentrierten sich in erster Linie
auf Gesundheitsprobleme und umfassten repräsentative Proben der allgemeinen Bevölkerung.
Auswahlsfehler basierend auf der Kenntnis des SADKonzepts wurden somit vermieden. Ab 1980 wurden
Winterdepressionen anhand von fünf verschiedenen
Bevölkerungsproben mit ca. 30.000 unterschiedlichen Themen untersucht. (Hansen et al., 1991; Hansen
et al., 1998; Lund & Hansen, 2001; Skou-Nilsen et
al., 2004). Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein zwei
Monate langes Leben ohne Sonne, Depressionen
nicht anregt. Eine Studie aus Spitzbergen, 78 Grad
nördlich, zeigt weitere interessante Einfallswinkel
(Nilssen et al., 1999). In Spitzbergen dauert die
Dunkelheit 4 Monate und es ist fast vollständig
dunkel. Hier findet man zwei der definitiv nördlichsten Gemeinden der Welt, eine in Russland und eine
in Norwegen, die beide auf dem gleichen Breitengrad liegen, aber mit sehr unterschiedlichen
1984 stellte eine Gruppe von Forschern am National
Institute of Mental Health (US-amerikanisches Forschungszentrum für psychische Störungen) in Washington,
DC das Konzept der „saisonal-affektiven Störung“,
abgekürzt SAD, vor (Rosenthal et al., 1984). Daraufhin schloss Lingjærde seine Forschung an dieses neue
Themengebiet an. Die Arbeitsdefinition der Gruppe
aus Washington für SAD war 1) eine Geschichte
großer affektiver Störungen und 2) mindestens zwei
aufeinander folgende Jahre, in denen Depressionen
im Herbst und Winter entwickelt wurden und im Frühjahr zurückgingen. Sie stellten ferner fest, dass der
Breitengrad des Aufenthalts ein wichtiges Merkmal
war. Sie schlugen deshalb vor, dass von allen möglichen Klimavariablen, die mit dem Breitengrad variieren, Tageslänge, Sonnenstunden pro Tag und
Temperatur die wichtigsten Faktoren für zukünftige
Studien waren.
Bald fing die Gruppe jedoch an, sich auf den
Anteil von Umgebungslicht zu konzentrieren, vermutlich da die Forschungsgruppe bereits Untersuchungen über die Fähigkeit von Licht mit hoher Intensität,
die Sekretion von Melatonin durch die Zirbeldrüse
zu unterdrücken, hatte (Lewy et al. 1980). Zudem experimentierten sie damit, Menschen mit wiederkehrenden Winterdepressionen mit Phototherapie zu
behandeln (Lewy et al., 1982). Helles Licht stimuliert
die Netzhaut und somit gehen Signale in die Zirbeldrüse, wo die Sekretion des Hormons Melatonin verhindert wird. Wenn das Licht abends abnimmt, steigt
die Sekretion von Melatonin an, und da Melatonin
leicht hypnotisch wirkt, werden wir müde. Dieser zirkadiane Rhythmus wird gestört, wenn das Umgebungslicht wenig variiert.
Weitere Berichte aus den USA beschreiben eine
Erhöhung der Winterdepression, je weiter nördlich
Menschen leben. (Potkin et al., 1986; Rosen et al.,
Forschung in Nordnorwegen
Als Bjarne Koster Jacobsen, Ragnhild Husby und ich
am Institut für Community Medicine in Tromsø arbeiteten und in den späten Achtzigern von der neuen
Krankheit hörten, vertieften wir uns in die Daten der
zweiten „Tromsøer Gesundheitsstudie”, die unter
20.000 Erwachsenen in Tromsø 1980 durchgeführt
wurde. Diese Daten wurden gesammelt, bevor der
Ausdruck „Winterdepression“ verbreitet wurde.
Somit war die Bevölkerung nicht auf die etwaige
Existenz eines solchen Syndroms vorbereitet worden.
In dieser Studie haben fast 8.000 Erwachsene Fragen
zu einer Vielzahl von Beschwerden beantwortet. Nur
eine Frage, die gestellt wurde, war für unsere Untersuchung relevant: „Waren Sie in den letzten 14 Tagen
unglücklich oder depressiv, bevor Sie diesen Fragebogen ausgefüllt haben?“ Das Institut befindet sich auf
dem nördlichen 69. Breitengrad und wenn der Breitengrad des Wohnsitzes stellvertretend für die Menge
an Tageslicht im Winter steht und ein wichtiger
Grund für Winterdepressionen ist, dann sollte der
Anteil in diesem Teil der Bevölkerung sehr hoch sein.
Wir haben jedoch herausgefunden, dass der
Anteil an selbsteingeschätzter Depression bei 10%
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Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
sozioökonomischen Voraussetzungen. Die norwegische Gemeinde ist sehr wohlhabend, wohingegen
die russische Gemeinde eher arm ist.
Depression waren bei den russischen Einwohnern
zur Winterzeit 4-5 Mal höher als bei den norwegischen. Dies zeigt, dass psychosoziale Faktoren einen viel
größeren Einfluss haben als der Mangel an Tageslicht.
Diese Bevölkerungsstudien nutzten bei einigen
Fragen Selbsteinschätzung zur Depression der Teilnehmer und keine Fragebögen oder persönlichen
Interviews. Und so kann die Verbreitung hinsichtlich
der Internationalen Klassifikation der Krankheiten
(WHO, 1992) oder dem Diagnostischen und Statistischen Manual für Mentale Störungen der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (American
Association of Psychiatrists, 1987) von diesen Studien
ausgehend, nicht bestätigt werden. Es gibt allerdings
zwei relativ frische norwegische Bevölkerungsstudien,
die über das Vorhandensein von Depressionen berichten (Kringlen et al., 2001; Sandanger et al., 1999).
Beide nutzen das „Composite International Diagnostic Interview” (Robins et al., 1988) und in einem
dieser (Sandanger et al., 1999) kommt etwa die
Hälfte der Stichproben aus Nordnorwegen.
Beide dieser Studien berichten über ein in Gleichermaßen Vorhandensein von Depressionen in weit
südlicheren Orten, was in anderen großen europäischen und US-Studien dargelegt wurde. Wenn SAD
ein gültiges Konzept wäre und auf den Mangel an
Tageslicht hätte zurückzuführen können, sollten
Depressionen in Norwegen bedeutend öfter vorkommen. Schließlich zeigten zwei Studien zur kognitiven Leistung, dass Probanden im nördlichen Teil
Norwegens tatsächlich im Winter bessere Leistungen bei Aufgaben, die negativ von Depressionen
beeinflusst werden, erbringen als im Sommer. Dazu
gehörten u.a. Gedächtnis, Aufmerksamkeit und einfache Reaktionszeit. (Brennan & Martinussen, 1999;
Brennan, 2001).
Das Problem der Gültigkeit von SAD
In weiteren Diskussionen über die Validität von SAD
ist es wichtig zu beachten, dass die beiden Hauptdiagnosesysteme diese Kernkriterien einer Depression teilen: herabgesetzte Stimmung und weniger
Lebensfreude. Wenn ein Patient nicht unter deutlich
depressiver Stimmung leidet, die klinisch signifikanten Stress oder andere Beeinträchtigung verursacht,
dann hat der Patient keine depressive Störung.
Neben diesen Kernsymptomen erfordern beide
Systeme innerhalb des gleichen Zeitrahmens bestimmte andere vorherrschende Symptome: vegetative
Symptome (Appetit oder Gewicht, Schlaf, Ermüdung
oder veränderte motorische Aktivität) und emotionale und kognitive Symptome (Gefühl von Wertlosigkeit oder unangemessene Schuldgefühle, Konzentrationsschwierigkeiten sowie Selbstmordgedanken)
(American Psychiatric Association, 2000). Diese Definition von Depression beschreibt eine Störung, die
herabsetzend ist und die die WHO als eine der
Hauptbedrohungen der öffentlich geistigen Gesundheit ansieht. Sie ist zudem weltweit die vierthäufigste
Todesursache (Tansella, 2006).
In DSM-IV-TR (American Psychiatric Association,
2000) ist das einzige, was verwendet wird, um saisonal abhängige Depressionen (d.h. sein Spezifikationssymbol) zu identifizieren, nichts bis auf der Zeitpunkt des Auftretens und Rückbildung der Symptome.
Wenn die Symptome über einen Zeitraum von zwei
Jahren kommen und gehen, ist man erkrankt.
„Atypische Symptome” wie Hypersomnie, Gewichtsverlust und Kohlenhydrat-Begierde werden
nicht erwähnt. Dennoch werden diese atypischen
Symptome unter der Überschrift „damit verbundene
Merkmale“ aufgelistet. Ein klinisches Bild von SAD mit
atypischen vegetativen Symptomen wurde in repräsentativen Proben der Bevölkerung nie dokumentiert.
Die Studien haben bestätigt, dass die Originalbeschreibungen des Syndroms alle aufgrund der
maßmedialen Rekrutierung voreingenommen sind
(Thompson et al., 1988; Thompson & Isaacs, 1988;
Allen et al., 1993; Lingjærde & Reichborn-Kjennerud,
1993; Tam et al., 1997). Als dahingegen die Allgemeinbevölkerung, die am 70° N lebt, während einer
Stichprobe mit offenen Fragen zu Problemen im
Winter befragt wurden, in der Annahme an einem
Projekt zu Luftverschmutzung teilzunehmen, zeigte
sich ein komplett anderes Bild. Das Hauptproblem
betraf Schlafmuster, aber im Gegensatz zum zentralen Bestandteil von SAD: sie schliefen zu wenig. Das
einzig andere Problem war der Energieverlust. Keiner
der Probanden berichtete über Gewichtsverlust oder
Heißhunger auf Kohlenhydrate (Hansen et al., 1998).
Verzerrungen, verursacht durch Selbstselektion,
sind ein Hauptproblem bei der Definition vom Krankheitsbild von SAD. Interessanterweise erhalten selbsternannte SAD-Leidende eine höhere Punktzahl in
Bezug zur Offenheitsdimension ihrer Persönlichkeit
(Bagby et al., 1996; Jain et al., 1999). Eine grosse
Offenheit bezieht sich darauf unkonventionell, fantasievoll und neugierig zu sein, sowie ein weites Interessenfeld zu haben. Übrigens werden Freiwillige von
Forschungsaufgaben auch durch eine große Offenheit geprägt (Dollinger & Leong, 1993). Des Weiteren
sind SAD-Betroffene starke Nutzer von Gesundheitsdienstleistungen (Eagles et al., 2002).
Diese Erkenntnisse spiegeln wider, dass selbsternannte SAD-Leidende, Patienten mit einer Vielzahl von
Symptomen sind. Zum einen körperlich, zum anderen
psychisch und sie sind breit gestreut, neugierig und
fantasievoll und suchen nach Erklärungen für ihre
subjektiven Beschwerden. Als vielfach veröffentlichtes Konzept bietet SAD eine plausible Erklärung für
ihr Leiden.
Wir waren über den Einsatz von werbeartigen
Medienkampagnen, die das SAD-Syndrom beschrieben, um so Probanden zu finden, verwirrt. Diese scheint
das Stichprobeverfahren der Rosenthal-Gruppe und
vieler anderer Forscher im gleichen Gebiet zu sein.
Das Hauptproblem des SAD-Konzepts ist die wirklich schlechte Konstruktvalidität. Die Gruppe um
Professor Rosenthal sammelte ihre ursprüngliche
Stichprobe, indem sie einen Artikel in der Washington
Post veröffentlichte und dort das Syndrom und die
vorgeschlagene Behandlung (Lichttherapie) detailliert beschrieb und Menschen mit saisonalen Stimmungsschwankungen einlud, sich bei ihnen zu
melden (Rosenthal et al., 1984a). Den Teilnehmern
wurde eine kostenlose Behandlung versprochen
und Lichttherapie wurde als eventueller „Durchbruch
in der Behandlung einer verheerenden Erkrankung,
die oft attraktive und kreative Menschen betrifft“, eingeführt. (Zitat aus van Praag, 1993).
Offensichtlich ist ein solcher Recruitingprozess
sehr zweideutig und erzielt vermutlich eine sehr unausgewogene Stichprobe. Von mehr als 2.000 Interessierten, wurden 29 Probanden ausgewählt. Diese
bildeten die Grundlage der Beschreibung des klinischen Bildes von SAD.
Die häufigsten Symptome bei diesen Personen
waren Abnahme von Stimmung, Energie und sozialen Aktivitäten sowie „atypische Symptome“ (da sie
der Gegensatz zu den normalen, vegetativen Symptomen von Depression sind) von Hypersomnie (sehr
starkes Schlafbedürfnis), Kohlenhydrat-Begierde
und Gewichtszunahme. Klinische Studien hiervon
und ähnlich kleine und sehr ausgewählte Proben
waren unserer Kenntnis nach die einzige empirische
Grundlage dafür, die spezifischen „saisonalen
Muster“ im Kapitel über affektive Störungen in DSMIII-R (1987) miteinzubeziehen, die mit einigen kleinen
Anpassungen in DSM-IV-TR (American Psychiatric
Association, 2000) vorhanden ist.
Sie gilt auch als vorläufige Diagnose, die noch
weiterer Beweise in ICD-10 bedarf (World Health
Organisation, 1992).
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Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
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Verursacht eine unzureichende Variation an
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Durch einen lustigen Zufall wurde die Voreingenommenheit dieser Methode als „Rosenthal-Effekt“
genannt, obwohl der Name eigentlich von einer anderen Person, nämlich von dem Psychologen Robert
Rosenthal, stammt. Er hat gezeigt, dass die Kommunikation der Erwartungshaltung der Forscher, wenn
auch subtil, die Probanden beeinflusst, diese Erwartungen zu erfüllen und ihnen zu entsprechen. (Rosenthal
& Rubin, 1978). Doppelblinde Designs sind Versuche,
sich vor dieser Voreingenommenheit zu schützen.
Wenn selbst die subtile, non-verbale Kommunikation der Erwartungen des Experimentators die Ergebnisse beeinflussen können, wie stark ist dann der
Effekt, wenn deine Erwartungen offenkundig in den
Massenmedien verkündet werden, kurz bevor man
die Daten einsammelt?
Schließlich war eines der Hauptargumente für SA,
eine separate Einheit zu sein, dass es eine spezielle
Behandlung gibt: die Lichttherapie. Aber weder die
Genauigkeit noch die Wirkung von Lichttherapie bei
saisonaler Depression ist überhaupt bekannt. Eine
systematische Überprüfung vom Schwedischen Rat
zur Technologiebewertung im Gesundheitswesen
(Swedish Council, 2007) kommt zu dem Schluss,
dass die vorliegenden Beweise so schwach sind, dass
man unmöglich feststellen kann, ob die Lichttherapie
funktioniert oder nicht.
(Rosenthal et al., 1984a). Die sechs Symptome werden
auf einer Skala von 0 bis 4 bewertet und addieren
sich so zur globalen saisonalen Punktzahl (Global
Seasonality score, GS score). Ursprünglich entwickelt,
um Sensibilität von verschiedenen Jahreszeiten zu
messen und als „Saisonalität” bezeichnet, schlug die
Rosenthal-Gruppe schon bald Kriterien für die Verwendung des Fragebogens zur Diagnose von SAD
vor (Kasper et al., 1989). SAD wurde ursprünglich
als eine depressive Störung definiert. Doch das Kernkriterium von Depression, eine deutlich depressive
Stimmung, was sowohl in DSM-IV als auch in ICD-10
verwendet wurde, ist kein notwendiges Kriterium für
eine Diagnose von SAD mit Hilfe von SPAQ.
Wenn man genug Abwechslung in Schlaf, sozialen Aktivitäten, Energie, Appetit und Gewicht hat, ist
es nicht notwendig, eine Variation in Stimmung zu
haben, um eine Punktzahl über dem Schwellenwert
zu erlangen. Folglich ist eine Diagnose von SAD nach
dem Prinzip von SPAQ weit entfernt von jeder vernünftigen Definition von Depression. Überraschenderweise wurde SPAQ als Diagnoseinstrument jedoch
schnell zum weiten Einsatz gebracht, schon bevor
gründliche Tests von Validität und Reliabilität durchgeführt worden waren. Fast alles, was wir über SAD
wissen, beruht auf diesem Fragebogen.
Zur Identifizierung von Stimmungsstörungen mit saisonalen Variationen sollte eine erste Anforderung sein,
dass SPAQ zentrale Stimmungssymptome erfasst. Zweitens sollte das Instrument saisonale Variationen in diesen
Kernsymptomen identifizieren können. Drittens sollte
das Instrument dazu fähig sein, zukünftige Stimmungsvariationen vorherzusagen.
Der Verfasser des Artikels führte im November
2007 mit dem Schlagwort „Seasonal Affective Disorder“ (saisonal abhängige Depression) eine Recherche in der PubMed-Datenbank durch. Sie beschränkte
sich nur auf Veröffentlichungen in englischer Sprache und bezog sich nur auf Titel und/oder Abstract.
Gefunden wurden 783 Dokumente, das älteste aus
dem Jahr 1984. Von ihnen hatten 70 Studien auch
„prevalence“ (Verbreitung) als Suchbegriff. Eine Überprüfung diese Unterlagen zeigt, dass 36 davon keine
ursprünglichen Forschungsarbeiten waren oder nur
kleine und ausgewählte Proben enthielten.
Darüber hinaus wurden 32 andere Dokumente
über SAD und Verbreitung gefunden, als die Referenzliste der 34 Prävalenzstudien durchsucht wurde. Von
diesen insgesamt 66 Prävalenzstudien verwendeten
45 Studien den selbstverwalteten Auswertungsfragebogen für saisonale Muster (SPAQ) als Diagnoseinstrument. Die 21 anderen nutzen 12 verschiedene
Instrumente, von denen DSM am häufigsten verwendet wurde. Die sechs Prävalenzstudien, die die DSMKriterien für schwere depressive Störungen mit saisonalen Mustern einsetzten (Williams & Schmidt, 1993;
Blazer et al., 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al.,
2001; Levitt & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005),
zeigen eine konstant niedrige Prävalenz von 0,4%
und 2,9% (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al.,
1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; Levitt
& Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005) verwerfen
die Hypothese zum Breitengrad hypothesis (Williams
& Schmidt, 1993; Blazer et al., 1998; Avasthi et al.,
2001; Levitt & Boyle 2002) und widersprechen dem
vorgeschlagenen Verhältnis Männer/Frauen und
zeigen, dass nur eine kanadische Studie ein höheres
Risiko für Frauen zeigte (Levitt et al., 2000; Levitt &
Boyle, 2002) während die Mehrheit der Studien
das Gegenteil zeigt und Männer eher Anzeichen
von saisonalen Mustern depressiver Störungen zeigen
(Blazer et al., 1998; Avasthi et al., 2001; de Graaf
et al., 2005). Von großem Interesse ist die Studie über
saisonal abhängige Depressionen aus Nordindien,
27. Breitengrad und 29. Grad nördlich (Avasthi et
al., 2001), wo es sehr heiße und nasse Sommer
gibt. Man kann einen Anstieg an Depressionen im
Sommer sehen, was darauf schließen lässt, dass
auch andere Klimaverhältnisse als Tageslicht jahreszeitabhängige Stimmungsschwankungen erklären
können. Zwei Studien aus der tropischen Klimazone
Thailands (Srisurapanont & Intaprasert, 1999) und
Australien (Morrissey et al., 1996) nutzen SPAQ und
zeigen ähnliche Ergebnisse für Sommer SAD.
Nur sieben Studien beschäftigten sich mit der Konstruktvalidität von SPAQ (Hardin et al. 1991; Raheja
et al., 1996; Magnusson, 1996; Murray, 2003; Christensen et al., 2003; Mersch et al., 2004; Thompson
et al., 2005).
Es ist überraschend, dass die erste Studie, nämlich
die der Rosenthal-Gruppe selbst (Hardin et al., 1991),
erst 1991 kam, sieben Jahre und viele epidemiologische Studien später, als SPAQ ins Leben gerufen
wurde. Die Abhandlung bezieht sich auf die diskriminierende Validität von SPAQ, Sie richtet sich somit
an den zweiten Teil unserer Anforderungen, d.h. die
Fähigkeit des Instruments, Patienten mit saisonalen
affektiven Störung von Patienten mit anderen psychischen Störungen und Nicht-Patienten zu underscheiden. Interessant ist, dass alle Patientengruppen bis
auf eine Gruppe, die sich im Sommer am schlechtesten fühlen, das gleiche saisonale Muster wie NichtPatienten zeigen: Sie fühlten sich im Herbst und Winter
am schlechtesten und im Sommer am besten. In gemäßigten Klimazonen neigen die meisten Menschen
dazu, den Sommer lieber als den Winter zu mögen,
aus diesem Grund ist das Ergebnis keine sonderliche Überraschung. Winter-SAD-Patienten hatten die
stärksten Abweichungen in den vorgeschlagenen
Kernsymptome von SAD. Dies beruht auf der Tatsache,
dass die Winter-SAD Patienten dieser Studie zur gleichen Gruppe gehörten, auf denen auch die RosenthalKriterien für SAD aufbauten.
Es scheint mir, dass die Schlussfolgerung, dass
SPAQ verwendet werden kann, um SAD-Patienten
von anderen Patienten unterscheiden zu können, auf
dünnem Eis ruht.
Die Konstruktvalidität des saisonalen
Musters im Auswertungsfragebogen
In einem frühen Stadium konstruierten Rosenthal et al.
den selbstverwalteten Auswertungsfragebogen für
saisonale Muster, genannt SPAQ (Rosenthal et al.,
1984b). Der SPAQ fragt die Probanden nach den
gewöhnlichen Reaktionen auf die Jahreszeiten in
sechs Bereichen: Schlaf, Stimmung, soziale Aktivität,
Energie, Gewicht und Appetit. Dies sind die Hauptsymptome der 29 Patienten aus der ersten Studie
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Verursacht eine unzureichende Variation an
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Raheja et al. (1996) untersuchten, ob man mit SPAQ
auch zukünftige Stimmungsschwankungen untersuchen könnte. Sie fanden heraus, dass SPAQ eine
schlechte Retest-Reliabilität hatte und dass das Instrument den zukünftigen Krankheitsverlauf in einer
Patientenprobe nicht prognostizieren konnte. In einer
australischen Studie, wo die gleiche Gruppe im Laufe
von zwei Jahren viermal gemessen wurde, stellte
Murray (2003) fest, dass die GS-Punktzahl keine signifikante Assoziation mit potentiell gemessener saisonaler Stimmung zeigte. Sie folgerten, dass SPAQ
„eine beschränkte Gültigkeit als Vorhersager von
individuellen saisonalen Schwankungen hat“. Des
Weiteren fanden Forscher bei einer einjährigen Studie
von bipolaren Patienten keinerlei Beziehung zwischen
den SPAQ-Punktzahlen der Patienten und ihren Folgen
an Gemütsstörungen (Christensen et al., 2003). Eigentlich wurde keiner der Patienten, der die DSM-III-R
Kriterien für saisonale Muster erfüllte, durch SPAQ
identifiziert. Die Studie stellte die Validität von SPAQ
stark in Frage und zeigt deutlich, dass eine DSMStimmungsstörung mit einem saisonalen Muster, sich
komplett von dem Phänomen, was mit SPAQ identifiziert wurde, unterscheidet.
Spezifität und Sensitivität von SPAQ wurde auch
von Mersch et al. in einer niederländischen Patientenprobe studiert (2004). Sie verglichen SAD-Patienten
mit nicht-saisonal depressiven Patienten (ambulant)
und mit nicht-depressiven Patienten (auch ambulant)
sowie einer Kontrollgruppe. Sie folgerten, dass die
SPAQ geringe Empfindlichkeit zeigte und man nur
44% der saisonal depressiven Person identifizieren
konnte. Aber die Genauigkeit war sehr gut. Wenn
man Sensitivität und Spezifität von SPAQ vergleicht,
um so SAD zu diagnostizieren und dazu ein neues
Instrument nutzt, was auf Diagnosekriterien in DSM
und ICD basiert, fand der Seasonal Health Questionnaire, Thompson et al. (2005) heraus, dass SPAQ zu
mehr falschen Positivbescheiden führte als der Seasonal
Health Questionnaire an sich. In einer anderen
Abhandlung von 2001 (Thompson & Cowan, 2001)
kam man zu dem Schluss, dass SPAQ nicht länger
als Screening-Instrument in der Allgemeinbevölkerung
verwendet werden sollte, da es zu irreführenden,
hohen Schätzungen der Prävalenz führt.
Maß an psychischen Störungen zu identifizieren,
denen es während der Wintermonate am schlechtesten geht, egal um welche Art von Störung es sich
handelt.
In der einzigen Studie der Universität von Tromsø,
wo SPAQ bei einer Bevölkerung, die 70 Grad nördlich wohnt, verwendet wurde, wurde die gleiche Probe
zu vier verschiedenen Zeitpunkten genommen (Lund
& Hansen, 2001). Die Prävalenz von SAD variierte
zwischen 5,6% und 14,4%. Die höchste Prävalenz
von SAD wurde im März berichtet, als Tag und Nacht
gleich lang waren und es in ganz Nordnorwegen
keinen Mangel an Tageslicht gab. Auch im Juni war
die Prävalenz von SAD höher als im dunklen Januar.
Unsere Interpretation dieser Ergebnisse ist, dass
SPAQ nicht die generelle Reaktion der Bevölkerung
auf die Jahreszeit misst, wie es ansonsten behauptet
wird. Anstatt dessen sind die SPAQ-Punktzahlen stark
von den Wetterbedingungen zum Zeitpunkt des
Ausfüllens des Fragebogens abhängig. Im März
1997 gab es während der Datensammlung extreme
Schneestürme, die Tage lang anhielten. So könnte
eine der Erklärung für die Unterschiede in der Prävalenz von SAD- und SPAQ-Studien die sehr unterschiedlichen Wetterbedingungen zum Zeitpunkt der
Datenerfassung sein. Nur sehr wenige Studien legen
dar, zu welcher Jahreszeit die Daten gesammelt
wurden, und noch weniger berichten über die damalige Wetterbedingungen, was den Vergleich von
unterschiedlichen Studien erschwert.
Fazit: SPAQ hat durch eine niedrige RetestReliabilität, niedrige Sensitivität und schwer vorhersagbare Validität schwerwiegende methodische
Mängel und macht ernsthafte Fehleinschätzungen
zu jahreszeitbedingten Depressionen. Da die meiste
Forschung SPAQ verwendet, wissen wir eigentlich
nur wenig über saisonale Depressionen. Stattdessen
wissen wir sehr viel über eine Verfassung, die der
Autor “SPAQ-iasis” nennen möchte, eine Verfassung
die man hat, wenn man eine gewisse Punktzahl in
SPAQ erreicht. „Saisonal abhängige Depression“ ist
nichts weiter als eine “SPAQ-iasis”, eine konstruierte
Krankheit. Die diagnostische Entität von DSM „Starke
depressive Störungen mit saisonalen Mustern“ scheint
mehr zu gelten. Aber auch wenn einige Leute depressive Lebensabschnitte haben, neigen sie dazu,
zum fast gleichen Jahreszeitpunkt zu genesen. Der
Sinn, ein solches Syndrom in einer einzelnen diagnostischen Kategorie zu platzieren, ist fragwürdig.
Besonders, wenn die Behandlungsempfehlung die
Gleiche für nicht-saisonale wie für saisonale Depressionen ist.
„SPAQ-iasis“, nicht-depressive Erkrankung
Wie also identifiziert man SPAQ? Die am häufigsten
zitierte Studie zur Gültigkeit von SPAQ ist Magnussons
Studie aus Island (Magnusson, 1996). Diese Studie
verdient besondere Aufmerksamkeit, da sie die erste
bevölkerungsbasierte Studie ist, die sowohl durch
Screening als auch durch strukturierte, klinische Interviews von Fällen und Kontrollen versucht SAD zu
identifizieren. Magnusson fand unter der isländischen
Bevölkerung eine sehr niedrige Prävalenz von SPAQdefiniertem SAD, nämlich nur 19 (3%) von den 600
Teilnehmern. Magnusson bekam von 18 dieser Probanden klinische Interviews und/oder Krankenakten
zur Verfügung gestellt. Davon erreichte gemäß DSM-III
(7 ernstzunehmende Depressionen, 1 Bipolar und 1
Dysthymie) nur die Hälfte die Diagnosekriterien für
Stimmungsstörungen. Die restlichen 9 Probanden
hatten Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen oder
Störungen des somatoformen Spektrums.
SPAQ identifizierte die gleiche Anzahl an Fällen,
d.h. sieben Probanden mit Generalised Anxiety Disorder (GAD) wie mit Major Depressive Disorder und
nur zwei dieser Probanden hatten eine doppelte
Diagnose (GAD sowie MD). Aus diesen Ergebnissen
schlussfolgerte Magnusson, dass „die Konstruktvalidität von SPAQ unterstützt wurde“. Aber ausgehend
von den Daten dieser Studie könnte man SPAQ als
Instrument für Saisonangststörungen genauso benutzen wie für saisonale affektive Störungen. Was
Magnussons Studie wirklich zeigt, ist dass SPAQ verwendet werden kann, um Probanden mit einem hohen
Fazit
Die umfangreiche Nutzung des Konzepts der „saisonalen abhängigen Depression“ und des zugehörigen Messinstrumentes SPAQ haben zu einer großen
Verwirrung in der Erforschung von möglichen Beziehungen zwischen Depression und saisonalen Veränderungen von Licht und Klimabedingungen geführt.
Das Konzept stimmt nicht mit der Definition von wiederkehrenden Depressionen mit saisonalen Mustern
in den Klassifikationssystemen von DSM-IV oder
ICD-10 überein. Auch diese Definitionen haben eine
eher schwache Forschungsbasis und sollten immer
noch als provisorisch angesehen werden.
Eine kleine, finale Geschichte
Ich traf Norman Rosenthal bei einem internationalen
Kongress zu Winterdepression, der von der Universität
Tromsø im Januar 1997 veranstaltet wurde. Er war
begeistert von der Möglichkeit, den dunklen Winter
erleben zu dürfen, und hoffte, besser verstehen zu
können, warum die nordnorwegischen Forscher die
Winterdepression nicht schon lange vor ihm gefunden hatten. Während des Kongresses war das Wetter
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324
Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
klar und der Boden bedeckt von einem Meter hohen,
unberührtem Schnee. Die Polarlichter blitzen am Himmel. Als er nach Hause kam, war er in seinem neuen
Buch über Winterdepression viel selbstkritischer und
gab zu, dass sein negatives Verhältnis zum Winter in
Südafrika, wo er aufgewachsen war, seine Studie
beeinflusst hatte. Er entfernte den herablassenden
Absatz über nordnorwegische Forscher und schrieb
ein neues Kapitel darüber, wie man lernen kann, alle
vier Jahreszeiten zu schätzen und nicht nur den Sommer. Die Leiterin der britischen Gesellschaft für Winterdepressionen nahm auch an der Konferenz teil. Nach
drei Tagen fantastischem Winter wetter fing auch sie
an ihre Zweifel zu haben. Als sie ihre Abschlussrede
hielt, trug sie einen Berg Schnee auf einem Silbertablett hinein, „Endlich verstehe ich, warum Sie hier
oben im Winter nicht so deprimiert sind; Sie haben
diesen wundervollen Schnee!“ Wir Skeptiker schüttelten nur ungläubig den Kopf.
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14.
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16.
Testen Sie sich selbst: Leser können sich selbst testen, indem sie den untenstehenden Fragebogen über „saisonale Muster“ ausfüllen. Danach werden die Punktezahlen der winterlichen Gefühlsschwankungen addiert.
Wenn Sie mehr als 11 Punkte erreichen, Sie sich im Januar und Februar am „niedergeschlagensten“ fühlen
und diese Schwankungen als mittelmäßiges Problem empfinden, leiden Sie an “SPAQ-iasis”. Fragebogen zu
saisonalen Mustern: Inwieweit fühlen Sie, dass die folgenden Aspekte von Stimmung und Verhalten sich im
Laufe des Jahres verändern? (Kreuzen Sie Ihren geeigneten Wert an)
17.
18.
Keine
Kaum
Mittelmäßige
Hohe
Extreme
Schwankungen Schwankungen Schwankungen Schwankungen Schwankungen
Länge des Schlafes
0
1
2
3
4
Soziale Aktivität
0
1
2
3
4
Stimmung (allgemeines Gefühl der Zufriedenheit) 0
1
2
3
4
Gewicht
0
1
2
3
4
Appetit
0
1
2
3
4
Energieniveau
0
1
2
3
4
19.
20.
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22.
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Vidje Hansen
Verursacht eine unzureichende Variation an
Umgebungslicht im Winter Depressionen?
Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
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In 1984, a group of American scientists proclaimed
that they had discovered a new psychological disorder, “Seasonal Affective Disorder”, or “winter depression”, which was caused by lack of variation in
ambient light during winter. In the author’s view,
subsequent research has revealed that the diagnosis
is unfounded and that the seasonal variations in
mood and behaviour that do exist have unclear relations to lack of variation in ambient light in winter.
The main problems people experience in winter in
the far north are sleep disturbance and less energy
than in summer.
Within psychiatry, no emphasis was put on seasonal variation in mood until the expression “winter
depression” was introduced in 1984. In northern
Norway, there is a general feeling among residents
of having surplus energy and less need for sleep
during the summer, when the sun never sets and the
days are relatively warm. During the dark period of
winter, when the sun is below the horizon for about
two months, many become tired and lethargic, and
the main complaint is sleeping problems. These variations, however, rarely lead to serious problems
either at work or at home.
Much of the research on variations in mood and
behaviour has originated in Tromsø, the main city of
northern Norway. It is situated at 69 degrees north
and is home to the only university in the region. As
far back as 1925, the headmaster of the secondary
school in Tromsø recognised his pupils’ sleeping
problems during winter, and related them to a relative shortage of daylight. He introduced the “bath of
daylight”, in which the pupils were regularly subjected to artificial sunlight, in the form of ultraviolet light,
in an attempt to reduce their tiredness. In 1934, the
school introduced a “dark period” schedule in which
school started half an hour later in the morning and
ended half an hour earlier in winter. Classes were
shortened from 45 to 30 minutes. This schedule was
a definitive success, and lasted nearly 40 years. In
the 1970s, however, central school authorities insisted that schedules be standardised throughout
Norway, and the winter schedule was abolished.
The first scientific paper addressing the effect of
lack of light on sleep was written by Olav Devold in
1957 (Devold et al., 1957). He was the medical
director of the psychiatric ward at the hospital in
Tromsø. Devold was interested in people’s sleeping
problems during winter, and maintained that these
problems were caused by shortage of ambient light.
Most people who have not experienced the dark
period believe that it would cause longer hours of
sleep, i.e. that the northern Norwegians go into a
mild form of hibernation and sleep through most of
the winter. But for those of us who live at these high
latitudes, the opposite is often the case. The dark
period disturbs our diurnal rhythms so much that we
do not get tired in the evening and actually have
problems falling asleep. Having to get up just as early
as in summer, we are drained of energy and vitality.
When the University of Tromsø opened in 1973,
Odd Lingjærde was appointed the first professor of
psychiatry. Sensibly, he started his research on a
subject many locals complained about, sleeping
problems in winter. Among other topics, he compared
the effects that various forms of medication had on
such complaints.
A new illness is “discovered”
In 1984, the concept of “Seasonal Affective Disorder”,
abbreviated SAD, was introduced by a group of researchers at the National Institute of Mental Health
in Washington, DC (Rosenthal et al., 1984), and
Lingjærde soon switched his research to this new
field. The Washington group’s working definition of
SAD was 1) a history of major affective disorder, and
2) at least two consecutive years in which depression
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Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
developed during autumn and winter and remitted
the following spring. They also noted that sensitivity
to latitude of residency was an important feature,
and proposed that of all possible climatic variables
that vary with latitude – day length, daily hours of
sunlight, temperature – were the most important
factors for future study. Soon, however, the group
began to focus on the amount of environmental
light, probably because the research group had
already done studies on the ability of high intensity
light to suppress secretion of melatonin by the pineal
gland (Lewy et al. 1980), and had experimented on
treating persons with recurrent depression in winter
with phototherapy (Lewy et al., 1982). Bright light
stimulates the retina, and thus signals go to the pineal
gland, where secretion of the hormone melatonin is
suppressed. In the evening, when the light fades,
secretion of melatonin increases, and since melatonin is a light hypnotic, we get sleepy. This circadian
rhythm is disturbed when there is little variation in
ambient light.
Further reports from the USA described an increase in the prevalence of winter depression the
farther north people lived (Potkin et al., 1986; Rosen
et al., 1990). Lingjærde studied this by sending out a
questionnaire to the public, the results of which seemed
to confirm that depression during winter was very
widespread (Lingjærde et al., 1986). Research efforts
on the subject multiplied at different latitudes, and it
was soon concluded that a large proportion of the
population, perhaps as many as 25% of those living
in the far north, were regularly depressed in winter,
but cheered up when the light returned in spring.
Now, 30 years later, it is a widespread belief that
many people become depressed in winter, and that
this applies even to those not living especially far
north. The American research group led by South
African Norman Rosenthal worked in Washington
DC, which is at about the same latitude as Rome.
Why hadn’t northern Norwegian researchers discovered this ailment long before the Americans? We
do, after all, live in a natural laboratory for studying
mental reactions to extreme variation in ambient
light. Rosenthal also wondered about this. In his
first book on winter depression (Rosenthal 1986),
he wrote: “In winter, it is conceivable that their [the
northern Norwegian researchers’] low energy level
did not provide them with the creativity or enthusiasm to undertake such a study.” Many researchers
in psychology and psychiatry in northern Norway
did not find this a particularly accurate description
of themselves. Also, they were somewhat sceptical
that the inhabitants of the north were suffering from
something they had never observed in their patients
or in the general population. Instead, they thought
that “winter depression” did not correspond to anything that occurred in the natural world. They believed that it was probably an artefact, and that the
Americans, having never experienced the dark period,
were stretching the facts to fit their new ideas. Others,
like professor Lingjærde, found the new concept
interesting, and started clinical and epidemiological
research in the area.
It is this author´s contention that the story of the
“widespread new mental disease” of winter depression is about how one constructs a disease based
on a few clinical observations, forms a theory of its
causation, and then, using highly questionable methodology, “confirms” its existence by studying groups
of people that are not representative of the general
population.
second “Tromsø Health Study”, on 20,000 adult
citizens of Tromsø in 1980. These data were collected
before the expression “winter depression” was promoted, and thus the citizens had not been primed to
the possible existence of such a syndrome. In this
study, nearly 8,000 adult persons answered questions about a variety of ailments. Only one question
had been posed that was relevant for our investigation: “Have you felt unhappy or depressed during
the 14 days before filling in this questionnaire?” The
institute is situated at 69 degrees north, and if latitude
of residence as a proxy for amount of daylight in
winter were an important cause of winter depression,
the prevalence should be very high in this population.
We found, however, a population prevalence of
self-reported feeling of depression of 10% in men and
12% in women, which levels that are quite common
in general populations, regardless of latitude of residence (Hansen et al., 1991). Moreover, there were no
significant differences in the prevalence of depression
in the 4 months from November to February, during
which period the amount of daylight differs considerably. Furthermore, the total occurrence of depression
in winter was at about the same level that was reported
from the east coast of the USA, at 39 and 41 degrees
north. These findings were not consistent with the
hypothesis that winter depression was caused by a
lack of daylight. The scepticism we had felt about
the concept since its introduction was strengthened.
In the years that followed, various researchers at
the Institute of Community Medicine included questions about problems during winter into several large
population studies in northern Norway. These studies
focused primarily on other health problems, and comprised representative samples of the general population. Selection bias based on knowledge of the SAD
concept was thus avoided. From 1980, depression in
winter has been investigated in five different samples
of the general population, comprising a total of some
30,000 different subjects (Hansen et al., 1991;
Hansen et al., 1998; Lund & Hansen, 2001; SkouNilsen et al., 2004). Our findings consistently indicate
that living without the sun visible for two months does
not increase the prevalence of depression above the
expected population level in general.
A study from the island of Spitzbergen, at 78 degrees north, adds interesting angles to this picture
(Nilssen et al., 1999). On Spitzbergen, the dark period
lasts 4 months, and the darkness is almost total. Here
you find the two definitively northernmost communities in the world, one Russian and one Norwegian,
situated at the same latitude, but with very different
socio-economic conditions, the Norwegian community
being affluent, and the Russian rather poor. Prevalence
of depression during the dark period was 4–5 times
higher in the Russian population than in the Norwegian, showing that psychosocial factors are much
more influential than lack of daylight.
These population studies employed self-reporting
on a few questions related to depression, not comprehensive questionnaires or personal interviews, and
hence prevalence according to the International
Classification of Diseases of the WHO (WHO, 1992)
or the Diagnostic and Statistical Manual of Mental
Disorder of the American Association of Psychiatrists
(American Association of Psychiatrists, 1987) cannot
be reported from these studies. There are, however,
two relatively recent population studies from Norway
reporting prevalence of depression (Kringlen et
al., 2001; Sandanger et al., 1999), both using the
Composite International Diagnostic Interview (Robins
et al., 1988), and in one of them (Sandanger et al.,
1999), about half of the sample is from northern
Norway. Both these studies report prevalence of
depression at about the same levels as in other large
European and US studies from far more southerly
locations. If SAD had been a valid concept, tied to
the lack of daylight in winter, the prevalence of de
Research in northern Norway
When Bjarne Koster Jacobsen, Ragnhild Husby and I
were working at the Institute of Community Medicine
in Tromsø and heard about this new illness in the late
1980s, we delved into the data from the institute’s
329
330
Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
pression in Norway should be considerably higher.
Finally, two studies of cognitive performance have
shown that subjects in northern Norway actually
perform better in winter than in summer on tasks that
are negatively influenced by depression, like memory,
attention and simple reaction time (Brennan & Martinussen, 1999; Brennan, 2001).
needing further research evidence in the ICD-10
(World Health Organisation, 1992).
In further discussion of the validity of SAD, it is vital
to bear in mind that both major diagnostic systems
share these core criteria of a depressive disorder:
lowered mood and loss of pleasure. If a patient does
not suffer from markedly depressed mood causing
clinically significant stress or impairment, the patient
simply does not have a depressive disorder. In addition to these core symptoms, both systems require
other definite symptoms to be present within the same
time frame: vegetative symptoms (appetite or weight,
sleep, fatigue and changed motor activity), and emotional and cognitive symptoms (feelings of worthlessness or inappropriate guilt, difficulties in concentration
and ability to think, and thoughts of suicide) (American
Psychiatric Association, 2000). This definition of depression describes a disorder that is incapacitating,
and which the WHO describes as one of the main
threats to public mental health, and the fourth most
important cause of mortality corrected for disability
worldwide (Tansella, 2006).
In the DSM-IV-TR (American Psychiatric Association, 2000) the specifier for a seasonal pattern of a
mood disorder only specifies the temporal relationships of occurrence and remission of mood episodes,
in that the mood disorder episodes should reoccur
and remit during the same seasons for at least two
consecutive years. There is no mention of the “atypical
symptoms” of hypersomnia, weight gain and carbohydrate craving in these criteria. Still, under the
heading “associated features”, these atypical symptoms are listed. A clinical picture of SAD with atypical
vegetative symptoms has never been documented in
representative samples of the general population.
The studies that have confirmed the original description of the syndrome are all biased by being
based on mass media recruitment (Thompson et al.,
1988; Thompson & Isaacs, 1988; Allen et al., 1993;
Lingjærde & Reichborn-Kjennerud, 1993; Tam et
al., 1997). In contrast, when a large sample of the
general population living at 70° N was asked open
questions about problems in winter, disguised within
a project focusing on air pollution, the picture was
very different. The main problem concerned sleeping patterns, but of the opposite kind from what is
supposed to be central to SAD: they slept too little.
The only other spontaneously reported problem
was loss of energy. None of the subjects reported
problems with weight gain or carbohydrate craving
(Hansen et al., 1998).
Self-selection bias is a major problem in the definition of the clinical picture of SAD. Interestingly,
self-selected SAD sufferers score higher on the openness dimension of personality (Bagby et al., 1996;
Jain et al., 1999). High openness refers to being
unconventional, imaginative, curious, and having a
broad field of interests. Incidentally, volunteers for
research are also characterized by high openness
(Dollinger & Leong, 1993). Furthermore, sufferers of
SAD are heavy users of healthcare services (Eagles et
al., 2002). These findings may reflect that self-selected
SAD sufferers are patients with a heavy symptom
load, both somatically and psychologically, who
are broadly oriented, curious and imaginative, and
who are searching for explanations of their subjective discomfort. Being widely published, the SAD
concept may seem to offer a plausible explanation
for their distress.
We are puzzled by the use of advertising for subjects through media campaigns describing the SAD
syndrome, which seems to be the sampling method
of choice for the Rosenthal group and many others
in the field. By a funny coincidence, the bias created
by this method is called “the Rosenthal effect”, though
the name comes from a different person, psychologist
Robert Rosenthal. He has demonstrated that communicating the expectations of the researcher, however
subtly, will influence subjects to try to fulfil and comply
with these expectations (Rosenthal & Rubin, 1978).
Double-blind designs are attempts to safeguard
against this expectation bias. When even subtle
non-verbal communication of the experimenter’s expectations can influence results, how strong then is
the effect of blatantly proclaiming your expectations
in the mass media immediately before collecting
your data?
Finally, one of the key arguments for SAD as a
separate entity has been that there exists a specific
treatment: light therapy. But neither the specificity
nor the effect of light therapy for seasonal depression is at all well established. A systematic review by
the Swedish Council on Technology Assessment in
Health Care (Swedish Council, 2007) concludes
that the existing evidence is so weak that it is impossible to conclude whether light therapy works or not,
or for whom.
The problematic validity of SAD
The main problem with the SAD concept is really poor
construct validity. The Rosenthal group gathered their
original sample by writing an article in the Washington Post, describing in some detail the syndrome
they were looking for and the proposed treatment
(light therapy), and inviting people with seasonal
mood changes to contact them (Rosenthal et al.,
1984a). People were promised treatment free of
charge, and light therapy was introduced as a probable “major breakthrough in the treatment of a devastating disorder that often strikes the most attractive
and creative people” (quoted in van Praag, 1993).
It is obvious that a recruitment procedure like this is
highly suggestive and probably creates a very biased
sample. Of more than 2,000 people who contacted
them, they selected 29 subjects, who formed the basis
of their description of the clinical picture of SAD. The
most prevalent symptoms in these people were lowering of mood, energy and social activities, and
“atypical symptoms” (because they are the opposite
of the usual vegetative symptoms in depression) of
hypersomnia, carbohydrate craving and weight gain.
Clinical studies of this and similarly small and highly
selected samples, were to our knowledge the only
existing empirical basis for including the specifier
“seasonal pattern” to the affective disorders chapter
in the DSM-III- R in 1987, still existing with minor
adjustments in the DSM-IV-TR (American Psychiatric
Association, 2000), and as a provisional diagnosis
The construct validity of the Seasonal Pattern
Assessment Questionnaire
At an early stage, Rosenthal et al. constructed the
self-administered Seasonal Pattern Assessment Questionnaire, SPAQ (Rosenthal et al., 1984b). The
SPAQ asks for the subject’s habitual reactions to the
seasons in six areas: sleep, mood, social activity,
energy, weight and appetite, selected from the most
prominent symptoms of the 29 patients in the first
study (Rosenthal et al., 1984a). These six symptoms
are rated on a scale from 0 to 4, and add up to the
Global Seasonality score (GS score). Originally
designed to measure degree of sensitivity to the
seasons, termed “seasonality”, the Rosenthal group
soon proposed criteria for using the questionnaire to
diagnose SAD (Kasper et al., 1989). SAD was originally defined as a depressive disorder, but the core
criterion for depression, as applied in both DSM-IV
331
332
Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
and ICD-10, that of a markedly depressed mood, is
not a necessary criterion for a SAD diagnosis using
the SPAQ. If you have enough variation in the domains
of sleep, social activity, energy, appetite and weight,
it is not necessary to have variation in mood at all to
get a score above the threshold. Consequently, a
diagnosis of SAD according to the SPAQ is a far cry
from any reasonable definition of depression. Rather
surprisingly, the SPAQ was quickly taken into widespread use as a diagnostic instrument before proper
testing of validity and reliability had been done. Almost
all we know about SAD is based on this questionnaire.
For identifying a mood disorder with seasonal variations, the first requirement should be that the SPAQ
should identify core mood symptoms. Secondly, the
instrument should identify seasonal variations in these
core symptoms. Thirdly, the instrument should be able
to predict future seasonal mood variations.
The present author performed a search in November 2007 in the PubMed database, with the search
term “Seasonal Affective Disorder”, limited to publications in English, and restricting the search to the
fields of title and/or abstract. This located 783
papers dating back to 1984. Of these, 70 studies
also had “prevalence” as a search term. A review of
these papers showed that 36 of them were not original
research, or comprised small and selected samples.
In addition, 32 other papers concerning SAD and
prevalence were found by going through the reference lists of the 34 prevalence studies. Of these altogether 66 prevalence studies, 45 studies used the
Seasonal Pattern Assessment Questionnaire (SPAQ)
as the diagnostic instrument. The 21 others used 12
different instruments, of which DSM was most commonly used. The six prevalence studies employing
the DSM criteria for major depressive disorder with
seasonal pattern (Williams & Schmidt, 1993; Blazer
et al., 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001;
Levitt & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005) show
consistently low prevalence of between just 0.4%
and 2.9% (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al.,
1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; Levitt &
Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005), do not support
the latitude hypothesis (Williams & Schmidt, 1993;
Blazer et al., 1998; Avasthi et al., 2001; Levitt &
Boyle 2002), and contradict the proposed female:male ratio, only showing higher risk for women in a
Canadian study (Levitt et al., 2000; Levitt & Boyle,
2002), while the majority of studies show the opposite, that men have higher risk for a seasonal pattern
of depressive disorder (Blazer et al., 1998; Avasthi
et al., 2001; de Graaf et al., 2005). Of great interest
is the study of seasonal affective disorder from Northern India at a latitude 27 degrees to 29 degrees
north (Avasthi et al., 2001), where they have very wet
and hot summers, showing an increase in depression
in summer, indicating that other climatic conditions
than daylight most likely contribute to explain seasonal variations in mood. Two studies from the tropical
climate zone in Thailand (Srisurapanont & Intaprasert,
1999) and Australia (Morrissey et al., 1996), employing the SPAQ, show similar results for Summer SAD.
Only seven studies addressing the construct validity
of the SPAQ were located (Hardin et al. 1991; Raheja
et al., 1996; Magnusson, 1996; Murray, 2003; Christensen et al., 2003; Mersch et al., 2004; Thompson
et al., 2005). It is surprising that the first study, by the
Rosenthal group itself (Hardin et al., 1991), came as
late as 1991, seven years and many epidemiological
studies after the SPAQ was launched. The paper
concerns the discriminative validity of the SPAQ,
and thus addresses the second of our requirements,
i.e. the instrument’s ability to discriminate seasonal
affective disorder patients from patients with other
mental disorders and from non-patients. Interestingly,
all patient groups, apart from a group who report
feeling worst in summer, demonstrated the same
seasonality pattern as non-patients: they reported
feeling worst in the autumn and winter months and
best in the summer months. In temperate climate
zones, most people tend to like summer better than
winter, so this finding is not very surprising. Winter
SAD patients had the most pronounced variations in
the proposed core symptoms of SAD. This follows
naturally from the fact that the Winter SAD patients
in this study were the same group that Rosenthal’s
criteria for SAD were built upon. It seems to me that
the authors’ conclusion that the SPAQ can be used
for discriminating SAD patients from other patient
groups is on thin ice based on this study.
The SPAQ’s ability to predict future seasonal mood
swings was studied by Raheja et al. (1996). They
found that the SPAQ had poor test-retest reliability,
and that the instrument was unable to predict the
future course of illness in a patient sample. In a study
from Australia, where the same group was measured
four times in the course of two years, Murray (2003)
found that the GS score failed to show a significant
association with prospectively measured seasonality
of mood, and concluded that SPAQ “has restricted
validity as a predictor of mood seasonality within
individuals”. Furthermore, in a study of bipolar patients followed over more than a year in Denmark,
researchers found no relationship whatsoever between the SPAQ scores of the patients and their episodes of mood disorder (Christensen et al., 2003).
Actually none of the patients who fulfilled the DSMIII-R criteria for a seasonal pattern of their bipolar
disorder were identified by the SPAQ. This study
strongly challenges the validity of the SPAQ, and
clearly demonstrates that a DSM mood disorder
with a seasonal pattern is very different from the
phenomenon identified with the SPAQ. Specificity
and sensitivity of SPAQ was also studied in a Dutch
patient sample by Mersch et al. (2004). They compared SAD patients with non-seasonally depressed
outpatients and with non-depressed outpatients and
a control group. They conclude that the SPAQ showed
low sensitivity, being able to identify only 44% of
seasonally depressed persons, but that its specificity
was good. In a comparison of the sensitivity and
specificity of the SPAQ and a new instrument for
diagnosing SAD based on diagnostic criteria in
DSM and ICD, the Seasonal Health Questionnaire,
Thompson et al. (2005) found that the SPAQ resulted
in more false positives than the Seasonal Health Questionnaire. In another paper from 2001 (Thompson &
Cowan, 2001), they conclude that the SPAQ should no
longer be used as a screening instrument in general
populations, as it gives misleadingly high estimates
of prevalence.
“SPAQ-iasis”, not depressive disorder
So what does the SPAQ identify? The most frequently
cited study of the validity of the SPAQ is Magnusson’s study from Iceland (Magnusson, 1996). This
study deserves special attention, since it is the first
population-based study trying to identify SAD both
by screening with the SPAQ and by structured clinical
interviews of identified cases and controls. Magnusson found a very low prevalence of SPAQ-defined
SAD in the Icelandic general population, only 19 (3%)
among the 600 who returned the questionnaire.
Magnusson obtained clinical interviews and/or
hospital records from 18 of these subjects. Of these,
only half met the diagnostic criteria for a mood disorder according to the DSM-III (7 major depression,
1 bipolar and 1 dysthymic disorder). The remaining
9 subjects had anxiety disorders, personality disorders or disorders in the somatoform spectrum.
Interestingly, the SPAQ identified the same number of
cases, that is seven subjects, with Generalised Anxiety
Disorder (GAD) as with Major Depressive Disorder,
and only two of these subjects had the double diagnosis (GAD plus MD). Curiously enough, from these
333
334
Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
Vidje Hansen
Does sparse variation of ambient light
in winter cause depression?
results Magnusson concludes that “the construct validity of the SPAQ was supported”. But based on the
data in this study, one could make an equally strong
argument for the SPAQ as an instrument for identifying
seasonal anxiety disorder as for seasonal affective
disorder. What Magnusson’s study really demonstrates is that the SPAQ can be used to identify subjects with a high level of mental distress who feel
worst during the winter months, regardless of the
type of distress.
In the only University of Tromsø study that used the
SPAQ, in a population living at 70 degrees north, the
same sample was measured at four different times
during one year (Lund & Hansen, 2001). The prevalence of SAD varied between 5.6% and 14.4%. The
highest prevalence of SAD was reported in March,
when day and night are of equal length and no lack
of daylight is experienced in northern Norway.
Even in June, the prevalence of SAD was higher than
in dark January. Our interpretation of these findings
is that the SPAQ does not measure peoples’ general
response to the season, as it purports to do. Instead,
SPAQ scores are probably heavily influenced by
weather conditions at the time of completion. In
March 1997, there was an extreme blizzard for
several days during data collection. Thus, one of the
explanations for differences in prevalence of SAD in
SPAQ studies could be widely differing weather
conditions at the time the studies were performed.
Very few studies report what time of year the data
were collected, much less the current weather conditions, making comparisons between studies of rather
limited value.
To sum up: the SPAQ has very serious methodological flaws, with low test-retest reliability, low sensitivity
and low predictive validity, and it seriously overestimates the prevalence of seasonal depression. Because
most research in the field employs the SPAQ, we actually know very little about seasonal depression.
Instead we know quite a lot about a condition which
this author proposes to call “SPAQ-iasis”, a condition
you have if you score above a certain threshold on
the SPAQ. “Seasonal Affective Disorder” is nothing
more than a “SPAQ-iasis”, a constructed disease. The
DSM diagnostic entity “Major Depressive Disorder
with seasonal pattern” seems to be more valid. But
even if some people have depressive episodes that
tend to recur at about the same time of the year, the
value of placing such a syndrome in a separate diagnostic category is highly questionable, particularly if
the recommendations for treatment are the same for
non-seasonal and seasonal depression.
on winter depression, admitting that his own negative
relationship to winter in South Africa, where he grew
up, had influenced his research. He removed the
dismissive paragraph about northern Norwegian
researchers mentioned earlier and wrote a new
chapter about how one can learn to appreciate all
four seasons, not just summer. The head of a British
society for winter depression sufferers was also
present at the conference. After three days of fantastic
winter weather, she too began to have her doubts.
Giving the closing address of the conference, she
had a pile of snow carried in on a silver platter and
exclaimed, “Finally I understand why you are not so
depressed in northern Norway in winter; you have this
wonderful substance of snow!” We sceptics silently
shook our heads in disbelief.
References:
Please see page 324.
Conclusion
Extensive use of the concept of Seasonal Affective
Disorder, and of the instrument to measure it, the
SPAQ, has led to great confusion in the study of possible connections between depression and seasonal
changes in light and climatic conditions, since the
concept does not correspond to the definition of recurrent depression with seasonal pattern in the DSM-IV
or the ICD-10 diagnostic classification systems. Even
these definitions have a rather weak research base,
and should still be regarded as provisional.
Test yourself: Readers may test themselves by filling in the Seasonal Pattern Agmailssessment Questionnaire
printed below, and adding up the scores for the variations they experience in winter. If the sum of your scores
is 11 or more, you feel “lowest” in January and February and experience these variations as being at least a
moderate problem, then you are suffering from “SPAQ-iasis”. Seasonal Pattern Assessment Questionnaire: To
what degree do you feel that the following aspects of mood and behaviour vary with the time of year? (Tick
the value that is appropriate for you)
A closing story
I met Norman Rosenthal at an international congress
on winter depression arranged by the University
of Tromsø in January 1997. He was excited by the
opportunity to experience the dark winter, and he
hoped to better understand why northern Norwegian
scientists had not discovered winter depression long
before he did. During the congress, the weather was
clear, there was a metre of pristine snow on the ground,
and the northern lights flashed across the sky. On his
return, he was somewhat self-critical in his new book
335
No
variation
Little
variation
Moderate
variation
Large
variation
Extreme
variation
Length of sleep
0
1
2
3
4
Social activity
0
1
2
3
4
Mood (or general feeling of contentment)
0
1
2
3
4
Weight
0
1
2
3
4
Appetite
0
1
2
3
4
Energylevel
0
1
2
3
4
Zumtobel Group
Geschäftsbericht 2013 |14
Annual Report 2013 |14
Zumtobel Group 2013|14
Markenberichte
Thorn
Tridonic
Zumtobel
338
342
346
Zahlen und Fakten
Fünfjahresübersicht
Konzernlagebericht
Konzernabschluss
350
352
377
Service
388
Kolophon
395
–
Brand Reports
Thorn
Tridonic
Zumtobel
340
344
348
Facts and Figures
Five-Year Overview
Group Management Report
Consolidated Financial Statements
351
364
383
Service
388
Colophon
395
Markenkapitel
Thorn
Markenkapitel
Thorn
Energieeffiziente Produkte und Serviceleistungen
weiterhin im Mittelpunkt des Handelns
338
Auch im Geschäftsjahr 2013/14 standen bei
Thorn energieeffiziente Produkte und Serviceleistungen im Mittelpunkt des Handelns. Hierzu
trugen insbesondere ein umfangreiches Programm
innovativer Neuprodukte und Produkter weiterungen,
die Umsetzung der „Smart City Experience“ sowie
der Ausbau der „Thorn Energy Partnership“ bei.
R2L2, Orus LED, Contrast 2 LED und Altis sind
nur einige Beispiele für erfolgreiche neue ThornLeuchten. R2L2 ist eine umfassende LED-Straßenleuchten-Familie in drei Baugrößen mit umfangreichen
Wahlmöglichkeiten hinsichtlich Optik, Lichtausbeute
und Lichtverteilung für verschiedene Anwendungsbereiche im öffentlichen Raum. Wenn es um präzise
Beleuchtung ohne Lichtverschwendung geht, bietet
die effiziente R-PEC-Optik 11 mit bis zu 100 Lumen
pro Wattverschiedene Lichtverteilungsmuster und
damit ein überzeugendes Verkaufsargument.
Im Berichtsjahr wurde die innovative Orus LED
Straßenleuchte von Thorn neu eingeführt. Mit ihrer
niedrigen Montagehöhe bietet sie noch bessere
Lichtsteuerung und höheren Autofahrerkomfort als
die bereits hervorragende HID-Version bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch. Die Orus LED
basiert auf dem preisgekrönten Flat Beam®-Konzept
von Thorn und übertrifft mit ihrer optimierten niedrigen Montagehöhe von 0,9 m die vorgegebenen
Sicherheitsstandards. Sie eignet sich insbesondere
für Bereiche, wo herkömmliche Straßenbeleuchtung
mit Masten oder Wandmontage nicht möglich oder
unerwünscht ist.
Im Herbst 2013 wurde mit Contrast 2 LED im
Bereich Außenlicht ein weiteres wichtiges Neuprodukt eingeführt. Die kompakte und klassische
Fluterreihe zur Fassadenbeleuchtung verwe det
Hochleistungs-LEDs mit vordefinierter Lichtverteilung,
um absolute Flexibilität zu gewährleisten.
Der neue leistungsstarke Flutlichtstrahler ALTIS sorgt
für flackerfreies Licht und ist damit besonders für
Zeit-lupenübertragungen im Fernsehen geeignet.
Altis wurde im September 2013 eingeführt. Das
Entladungs-flutlicht erfüllt alle internationalen
Anforder-ungen von hochauflösenden Fernsehübertragungen internationaler Sportveranstaltungen und
stärkt die Position von Thorn als globaler Anbieter im
Bereich der Sportstättenbeleuchtung.
Im Berichtsjahr konnte Thorn weltweit in den verschiedensten Bereichen ein breites Spektrum anspruchsvoller Lichtprojekte fertigstellen. So erhielt
Thorn in Frankreich in Vorbereitung auf die FußballEuropameisterschaft 2016 von ihrem langjährigen
Kunden VINCI den Zuschlag für die Ausstattung des
neuen Allianz Riviera Stadions mit Mundial- und
Areaflood-Flutlichtern.
Für das National Glass Centre in England entschieden sich die Verantwortlichen für die Thorn
Contrast LED Scheinwerfer mit RGB LEDS, um den
gewünschten Effekt eines flackernden Feuers am
Sockel der charakteristischen Kamine zu erzielen.
In China profitierte die bekannte Chifeng-Brücke
von einer Sanierung mit dem patentierten Orus-Straßenleuchtensystem mit niedriger Montagehöhe. Durch
die Umgestaltung einer Gesamtfläche von 63.960
m² wurde die Lichtausbeute verbessert und eine Energieeinsparung von 71 % erzielt. Dies entspricht einer
jährlichen CO2-Einsparung von 138.837 Tonnen.
In Zusammenarbeit mit Thorn hat die Universität
Lincoln in 17 Studentenwohnheimen eine hochmoderne Lichtlösung eingebaut, die konventionelle wie
auch LED-Leuchtmittel nutzt und so die Stromkosten
deutlich senkt. Phil Lawson, Head of Electrical Projects,
an der Universität Lincoln ist begeistert: “Unser
durch-schnittlicher monatlicher Energieverbrauch ist
um mehr als 20 % gesunken. Das entspricht einer
Gesamtersparnis bei den Energiekosten von fast
GBP 10.000 pro Studienjahr. Wenn sich die Neuerungen in den anderen zwölf Blocks ähnlich positiv
auswirken, wird sich die Investition in Thorn-Produkte
bereits in fünf Jahren amortisiert haben“. Das Projekt
hat auch den Lux 2013 Recycling Award für die nachhaltige Entsorgung der alten Leuchten gewonnen.
Im September 2013 ging der neue erweitere
Thorn-Internetauftritt an den Start. Eine optimierte
Such-funktion und Produktsuche sowie die so genannte „Smart City Experience“ vereinfachen die
Produktauswahl für den Kunden.
Thorns „Smart City Experience“ ist die Fortsetzung
der 2012 eingeführten „Smart Building Experience“
und ist in zehn Sprachen verfügbar. In Kombination
zeigen die beiden Neuerungen, wie energieeffiziente
Beleuchtung in 50 Außen- und Innenräumen ausgewählt und angewendet wird. Diese Innovation bietet
ein wertvolles Instrument für Kunden, die sich nun bei
ihrer Entscheidungsfindung die Licht-Expertise von
Thorn zunutze machen können.
Die „Thorn Energy Partnership“ (TEP) ist für Thorn
eine weitere Strategie zur Stärkung der Beziehungen
zu Kunden und Lichtplanern.
Im Rahmen eines zweijährigen Ausbildungsprogramms werden die als „Thorn Energy Partners“
bezeichneten Lichtplaner darin geschult, wie sie
energieeffiziente Lösungen ohne Abstriche bei der
Lichtqualität schaffen können.
So hatten sich in Italien die Verantwortlichen des
Sportkomplexes Polisportiva Saliceta San Giuliano
an den „Thorn Energy Partner“ vor Ort gewandt. Sie
waren auf der Suche nach einer Lichtlösung, mit der
sich einerseits Energie sparen und andererseits bessere Lichtleistung erzielen lässt. All diese Anforderungen erfüllt die Thorn HiPak PRO LED-Hallenreflektorleuchte. Durch den Wechsel konnte 35%
Energie eingespart und gleichzeitig die Beleuchtungsstärke von 130 auf 300 Lux erhöht werden.
Im März 2014 konnte das TEP-Konzept seinen
bislang größten Erfolg verbuchen. Aus den 120 in
den ersten sechs Monaten von „Thorn Energy Partnern“
weltweit durchgeführten Projekten wurde das Netz-
werk mit den meisten Projekten ausgewählt. Die
Sieger, das TEP Nord-Network, wurden als VIPGäste zur Light+ Building 2014 eingeladen.
Pascal Verger, einer der Partner des TEP Nord
Network lobte: „(TEP ist) ein erstklassiger Lehrgang.
Es ist wichtig, Systeme zu entwickeln, mit denen sich
Energie sparen lässt, der Stromverbrauch überwacht
und CO2-Einsparungsziele erreicht werden können.
In diesem Lehrgang werden die Fähigkeiten vermittelt, die für die Auswahl der besten Lichtmanagementsysteme und Betriebsgeräte erforderlich sind.“
Trotz leicht verringerter Standgröße war der diesjährige Auftritt von Thorn bei der Light+Building mit
mehr als 2.000 registrierten Besuchern wieder ein
voller Erfolg. Das Feedback der Besucher war sehr
positiv. Die Messebesucher äußerten sich begeistert
von den neuen energieeffizienten Leuchten und
waren überrascht von der Benutzerfreundlichkeit der
„Smart City Experience“. Iain Macrae, Head of Global
Lighting Applications, fasste den Messeauftritt wie
folgt zusammen: „Was für eine Woche! Jede Menge
los am Stand, viele neue Kontakte, eine große Zahl
interessierter Besucher und ein erstklassiges Expertenteam. Auf besonders großes Interesse bei den
Besuchern stießen die Contrast 2 LED, R2L2, unser
Suncyl Solarmast sowie Urba.“
Im Geschäftsjahr 2014/15 ist die Markteinführung
der Urba LED Straßenleuchte geplant, die von dem
international anerkannten Architekten Jean-Michel
Wilmotte designt wurde. Mit ihrer charakteristischen
schlanken linearen Formgebung und den abgerundeten Übergängen zwischen der Leuchte und dem
Mast ermöglicht die ebenso schlichte wie elegante
Urba eine flexible Lichtplanung.
339
Brand Reports
Thorn
Brand Reports
Thorn
for the new Allianz Riviera stadium for returning customer VINCI as it prepares for Euro 2016.
At the National Glass Centre in England, Thorn’s
Contrast LED floodlights with RGB LEDs were selected to give the effect of a flickering fire at the base of
its signature chimneys.
In China, the landmark Chifeng Bridge benefitted
from a refurbishment with Thorn’s low level patented
Orus luminaire. Covering a total area of 63,960m²,
the refurbishment has increased the lighting level
while reducing energy consumption by 71% — the
equivalent of 138.837 tonnes of CO2 a year.
Working in partnership with Thorn, the University
of Lincoln has also deployed state-of-the-art LED and
fluorescent lighting in 17 student halls, reducing light
energy consumption and costs by 25%. Phil Lawson,
Head of Electrical Projects at the University of Lincoln,
says: “We are seeing an average monthly energy
saving of more than 20%, which means total energy
savings of nearly £10,000 for the academic year. If
we achieve similar results for the other 12 blocks,
our Thorn products will pay for themselves in just five
years.” The project also won the Lux 2013 Recycling
Award for disposing old luminaires and battens in a
sustainable way.
September 2013 saw the launch of the new Thorn
website designed to make it easier for customers to
find the right product with enhanced site search, a
product finder feature and the Smart City Experience.
Thorn’s Smart City Experience, which was developed following the 2012 launch of the Smart Building
Experience, was rolled out in 10 languages. The
combined Smart City and Smart Building Experience
shows how to select and apply energy efficient lighting across 50 outdoor and indoor areas. It provides
a value-added tool for customers by sharing Thorn’s
lighting expertise to assist decision-making.
The Thorn Energy Partnership (TEP) is another strategy which is strengthening Thorn’s relationship with
customers and lighting professionals. TEP uses a twoyear training programme to enable professionals
known as Thorn Energy Partners to create energy
efficient schemes without sacrificing good lighting
performance.
In Italy for example, the Polisportiva Saliceta San
Giuliano multi-sport complex turned to its local Thorn
Energy Partner for a solution which would improve
both the energy efficiency and light levels at the
complex. Thorn’s HiPak Pro LED luminaire has consequently reduced energy consumption by 35% and
improved lux levels from 130 to 300.
In March 2014 TEP reached its greatest highlight
yet, following the conclusion of the first six-month
performance league table, 120 projects had been
completed by Thorn Energy partners across the
world. As the winners of the ‘network with the most
projects’ category, the TEP Nord network attended
Light + Building 2014 as VIP guests.
Pascal Verger, a partner from the TEP Nord network said: “(TEP is) an excellent training course. It’s
important to develop systems that provide energy
savings, power consumption management and CO2
emission improvements. This course helps develop
the knowledge required to install the best management and equipment systems.”
Despite a reduced stand size, Light+Building 2014
was also a success, attracting over 2000 registered
visitors to the Thorn stand. Feedback was very positive with visitors excited by Thorn’s new energy efficient luminaires and surprised by how easy the
Smart City Experience is to use. Iain Macrae, Head
of Global Lighting Applications, said: “What a week
– a very busy stand, a massive list of contacts, lots of
interest and a top quality expert team. Visitors were
particularly interested in Contrast 2 LED, R2L2, our
Suncyl solar columns and Urba”.
Looking forward to financial year 14/15, the
Urba LED urban lantern designed by world renowned
architect JM Willmotte will be launched. With distinctive slim linear lines which flow with rounded angles
between the lantern and column, Urba is simple and
elegant while offering flexible lighting design.
Maintaining focus on energy
efficient products and services
340
Throughout 2013/14 Thorn maintained its focus on
energy efficient products and services. This included
a major programme of innovative product launches
and extensions, the development of the Smart City
Experience and the expansion of the Thorn Energy
Partnership.
R2L2, Orus LED, Contrast 2 LED and Altis are just
a few examples of Thorn’s new product developments.
R2L2 is a comprehensive LED road lantern family
available in three sizes with extensive optical, lumen
and light distribution choice for all road applications.
For precise light placement with no waste light, R2L2’s
efficient (up to 100lm/W) R-PEC optic offers 11 types
of light distribution, creating a strong unique selling point.
With the arrival of Orus LED, Thorn’s innovative
low level Orus lantern now offers even more light
control, driver comfort and reduced energy consumption than the already excellent HID version. Orus LED
uses Thorn’s award-winning Flat Beam® concept to
exceed safety standards at a low optimised mounting
height of 0.9m. It is particularly suitable when traditional road lighting using columns or façade mounting
is not feasible or desirable.
Further strengthening the outdoor portfolio
Contrast 2 LED a compact and discreet architectural
floodlight range combining high output LEDs of predefined beams offering complete flexibility was also
introduced in the autumn.
The new Altis high performance discharge floodlight was launched in September 2013, with a
guaranteed “flicker-free” version specifically designed
for super slow motion sports TV. Altis meets all the
requirements of international high definition sports
television broadcasting and strengthens Thorn’s
position as a global supplier of stadium lighting.
During the course of the year Thorn has completed
a wide variety of exciting lighting projects around
the world and across all sectors. In France for example,
Mundial and Areaflood luminaires were selected
341
Markenkapitel
Tridonic
Markenkapitel
Tridonic
Ein Schlüsseljahr in der Entwicklung zu einem
globalen Anbieter von LED-Systemlösungen
342
Das Geschäftsjahr 2013/14 war für Tridonic weiterhin geprägt vom Technologiewandel und der Transformation des Unternehmens hin zu einem globalen
Anbieter von LED-Systemlösungen. Bei der konventionellen Technologie konnte Tridonic erfolgreich seine
Marktanteile verteidigen, trotz eines weiter rückläufigen Marktes. Diese Rückgänge konnten im Berichtsjahr
durch das Wachstum bei LED Komponenten kompensiert werden. Die Ergebnissituation hat das Unternehmen durch konstante Kostensenkungs- und Restrukturierungsmaßnahmen deutlich gesteigert.
Tridonic hat im Geschäftsjahr 2013/2014 mit
einem neuen Rekord von Produkteinführungen das
Portfolio von LED-Lichtquellen und Betriebsgeräten
weiter ausgebaut. Schwerpunkt des neuen Komponentenportfolios liegt auf LED-Systemen mit Lichtquelle
und Konverter. Damit ist der LED-Anteil am Umsatz
von 19% auf 32% gestiegen. Der Wandel zur LED ist
für Tridonic der größte Wachstumstreiber. Für die
Innovationskraft steht der höchste Neuproduktanteil
in der Tridonic-Geschichte von 54,1 Prozent.
Tridonic-LED-Lösungen umfassen LED-Module in
verschiedenen Formen, LED-Konverter mit unterschiedlichen Leistungsmerkmalen, Komponenten für die
Notbeleuchtung und Lichtsteuerungssysteme. Das umfassende Portfolio von verschiedenen Komponenten
lässt sich vielfältig miteinander kombinieren.
Dabei ist das Weißlicht standardmäßig in den normierten Farbtemperaturen 3.000 K und 4.000 K
oder als Tunable White verfügbar – ein Weißlicht,
das sich von 3.000 bis 6.000 Kelvin flexibel einstellen lässt. Auf diese Weise kann ein tageslichtähnlicher
Lichtverlauf simuliert werden, der das Wohlbefinden
der Menschen fördert und die Produktivität verbessern
kann. Davon profitieren besonders Büro- und Bildungseinrichtungen sowie medizinische Einrichtungen.
Eine umfassende Palette anwendungsspezifischer
LED-Lösungen steht für den Ausstellungs- und Verkaufsbereich bereit. Die LED-Module SLE für Spot- und
Downlights in Vollspektrum-Technologie (ART) erreichen den außergewöhnlichen CRI von 98 und
setzen Kunst in naturgetreues Licht. Von speziell kombinierten Spektren (FASHION) profitiert vor allem
die Modebranche. Strahlend weiße Kleidung erscheint
so ohne den bisher häufigen Gelbstich.
Wirtschaftliche Ein-Komponenten-Lösungen, die
ohne externen Konverter auskommen, ermöglichen
ein besonders schlankes Leuchtendesign und lassen
Gestaltern große Freiheiten. Die runde Variante kann
DD-Kompaktleuchtsoff- und T5-Lampen ersetzen, eine
weitere Ausführung ist für den Einsatz in Downlights
bestimmt.
Im Zuge einer organisatorischen Neustrukturierung
hat Tridonic die Bereiche R&D, Produktmanagement
und Marketing auf eine Segmentstruktur ausgerichtet. Die Segmente Retail and Hospitality, Office and
Education, Outdoor, Signage stehen für eine klare
Kundenorientierung von der Entwicklung bis zur
Lieferung in die jeweilige Anwendung.
Mit dem neuen Portfolio und Systemlösungen für
die Anwendungssegmente hat sich Tridonic erfolgreich auf der Light+Building 2014, der Weltleitmesse
für Licht in Frankfurt präsentiert. Unter dem Motto
“DRIVING INTELLIGENT LIGHTING” standen Lichtquellen, Konverter und Steuerungen in optimal abgestimmten Systemen im Fokus. Die ausgestellten
Produkte, wie Tunable White Linear, Downlights mit
integrierten Konvertern und das Notlichtportfolio
zeigten den Weg zu intelligenten Lichtsystemen.
Dafür erhielt Tridonic von einer hohen Zahl internationaler Gesprächspartner positive Rückmeldungen.
LED-Systeme konnte Tridonic auch bei großen
Projekten liefern. So erhielt das Unternehmen gemeinsam mit der Schwestergesellschaft Thorn den Zuschlag für die Lieferung von Systemen aus LED-Modulen
und LED-Konvertern an eine der führenden britischen
Supermarktkette Morrisons. Dieser umfangreiche
Auftrag ist Teil eines Sanierungsprogramms für die
Filialen von Morrisons in ganz Großbritannien. Bei
der China National Development Bank in Peking
wurde eine hohe Zahl an dimmbaren LED-Konvertern
eingesetzt. Bei einigen Filialen der Drogeriekette
Müller in Deutschland ersetzen jetzt hocheffiziente
LED Lichtquellen und Betriebsgeräte von Tridonic die
bisherigen konventionellen Lichtanlagen. Sie kommen
in der Decken- Regal- oder Werbebeleuchtung zum
Einsatz und tragen zur Reduzierung der Energiekosten
von bis zu 80 Prozent bei.
Im Geschäftsjahr 2014/15 wird Tridonic sein
Angebot an innovativen LED-Systemlösungen weiter
ausbauen und seine Aktivitäten in den neuen Wachstumsmärkte speziell in Asien, Osteuropa und dem
Mittleren Osten ausbauen. Ein weiterer wichtiger
Fokus liegt auf einem gezielten Aufbau von strategischen Entwicklungs- und Vertriebspartnerschaften.
Mit diesen Partnerschaften wird Tridonic das Produktportfolio und seine globale Marktpräsenz stärken, um
seinen Kunden ein noch umfassenderes Leistungspaket
anbieten zu können.
343
Brand Reports
Tridonic
Brand Reports
Tridonic
A key year on the road to becoming a global
supplier of LED system solutions
344
The fiscal year 2013/14 for Tridonic continued to
be characterised by the change in technology and
the transformation of the company to a global supplier of LED system solutions. Tridonic was able to
successfully defend its market share in conventional
technology despite the continuing contraction of the
market. In the year under review the fall in sales of
conventional technology was offset by growth in LED
components. The company significantly improved
the earning situation as a result of ongoing cost reduction and restructuring measures.
In the 2013/2014 fiscal year Tridonic expanded
its portfolio of LED light sources and converters with
a new record number of product launches. The focus
of the new component portfolio is on LED systems
comprising light sources and converters. LED products now account for 32% of sales, compared with
19% in the previous year. The move to LEDs is the
greatest growth driver for Tridonic. Tridonic’s powers
of innovation are evidenced by the highest proportion of new products ever in the company’s history
at 54.1 percent.
Tridonic LED solutions comprise LED modules in
various forms, LED converters with different features,
components for emergency lighting, and light control
systems. This extensive portfolio of components can
be used in many different combinations.
White light is available as standard in the normalised colour temperatures of 3000 K and 4000 K
or as Tunable White – a white light that can be flexibly adjusted from 3000 to 6000 K. This means that
it is possible to simulate changes in natural daylight
throughout the day, and this can give people a
greater sense of well-being and boost productivity.
This is of great benefit not only in offices and educational establishments but also in health care facilities.
A comprehensive range of application-specific LED
solutions is available for the exhibition, display and
retail sectors. The SLE LED modules for spotlights and
downlights in full-spectrum technology (ART) achieve
the remarkable CRI value of 98 so that works of art
can be viewed in natural light. The fashion industry
in particular is benefiting from specially combined
spectrums (FASHION). Brilliant white clothing looks
radiant, without the usual yellow tinge.
Economical single-component solutions which do
not need an external converter provide the basis for
extremely sleek luminaire designs, giving designers
enormous freedom. The round version can replace
DD compact fluorescent lamps and T5 lamps. There
is another version available for use in downlights.
As part of an organisational restructuring,Tridonic
realigned the R&D, Product Management and
Marketing divisions to a segment structure. The Retail
and Hospitality, Office and Education, Outdoor
and Signage segments are set up for clear customer
focus from development to delivery for the relevant
application.
Tridonic made a very successful appearance at
Light+Building 2014 in Frankfurt, the world’s leading
fair for light, with its portfolio and its system solutions
for the various applications segments. The slogan for
the fair was “DRIVING INTELLIGENT LIGHTING”,
and the focus was firmly on light sources, converters
and controllers in perfectly matched systems. The products on show, such as Tunable White Linear, downlights
with integrated converters and the emergency lighting portfolio pointed the way towards intelligent
lighting systems. Tridonic received positive feedback
from a large number of international contacts.
Tridonic was able to supply LED systems for a
wide range of projects, including large-scale ones.
For example, the company together with its sister
company Thorn was awarded the contract to supply
systems comprising LED modules and LED converters
for Morrisons, a leading British supermarket chain.
This extensive contract is part of a renovation
scheme for branches of Morrisons throughout Great
Britain. A large number of dimmable LED converters
were installed at the China National Development
Bank in Beijing. In some branches of the Müller chain
of drug stores in Germany the existing conventional
lighting systems are being replaced by highly efficient
LED light sources and control devices from Tridonic.
They are used in ceiling, shelf and advertising lighting, helping to reduce energy costs by as much as
80 percent.
In the 2014/15 fiscal year Tridonic will further expand its range of innovative LED system solutions
and extend its activities in the new growth markets,
especially in Asia, East European and the Middle
East. The focused expansion of strategic development
and sales partnerships is another important area on
which the company is concentrating its attention.
Tridonic will use these partnerships to strengthen its
portfolio and global market presence so that it can
offer its customers an even more extensive range of
products and services.
345
Markenkapitel
Zumtobel
Markenkapitel
Zumtobel
auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse sein Produktportfolio für den Retail-Bereich erweitert. Modulare
Strahlersysteme wie INTRO inklusive der neuen
liteCarve®-Reflektortechnologie reduzieren die
Komplexität der Beleuchtung und bieten individualisierbare Lichtlösungen für Shops. Auch die neue LEDTechnologie TrueGamutRendering (TGR) ist aus einem
nutzerorientierten Blickwinkel heraus entstanden.
Durch die neue Technologie erzielen weiße, aber
auch kräftige Farbtöne eine neue Brillanz und Qualität, so dass der Betrachter von der Authentizität der
Produktpräsentation profitiert.
In einer zweiten Nutzerstudie im Herbst 2013
widmete sich Zumtobel der Lichtqualität im Büro: In
Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO galt es,
Erkenntnisse über die wahrgenommene Lichtqualität
im Büro zu gewinnen. Eine Zwischenauswertung der
Langzeitstudie hat bereits gezeigt, dass ein Fokus
auf den Nutzer neue Erkenntnisse ermöglicht und zu
einem Umdenken in der Lichtplanung und Lichtsteuerung für Büroumgebungen führen wird. So gaben annähernd 82 Prozent der Befragten an, eine
Lichtlösung mit Direkt- und Indirektanteil zu bevorzugen, nur 38 Prozent verfügen aber heute über eine
solche Lösung. 57 Prozent aller Mitarbeiter können
ihr Bürolicht nicht oder nur in eingeschränktem Maß
an ihre individuellen Bedürfnisse sowie wechselnde
Arbeitssituationen anpassen. Dieser eingeschränkte
Nutzerzugriff und fehlende Anpassungsmöglichkeiten
hinsichtlich Farbtemperatur und Beleuchtungsstärke
führen zu einem signifikant geringeren Wohlbefinden der Nutzer.
Auch diese Forschungsergebnisse gaben Zumtobel
Anlass, das Produktportfolio für den Office-Bereich
anzupassen und zu erweitern: Die neue LED-Leuchte
SEQUENCE mit advancedOptics-Technologie und
die Leuchtenfamilie LIGHT FIELDS evolution mit
TunableWhite-Technologie zeigen bereits heute,
dass sie mit einer adaptiven und punktgenauen
Beleuchtung am Arbeitsplatz den vielfältigen
Anforderungen der Mitarbeiter gerecht werden.
Dabei ging das Unternehmen auch neue Wege im
Entwicklungsprozess an sich: So stand neben der
Nutzerforschung zu Beginn des intensiven Produktentwicklungsprozesses von SEQUENCE die Zusammenstellung eines interdisziplinären Entwicklerteams aus
Leuchten- und Systementwicklern, Lichttechnikern,
Produktmanagern, Marketingspezialisten und externen Partnern, wie Architekten und Planern. Die unterschiedlichen Hintergründe der Projektbeteiligten
ermöglichten einen offenen und neuen Denkprozess.
Eine Schlüsselrolle im Hinblick auf personalisierbares Licht spielt zudem die Lichtsteuerung. Um hier
neue Lösungsansätze zu entwerfen, hat Zumtobel mit
Interface-Spezialisten und Partnern wie IBM zusammengearbeitet. Aus dieser ebenfalls interdisziplinären
Kooperation ist das Lichtmanagementsystem LITECOM
entstanden. Es zeichnet sich nicht nur durch einfache
Installation und intuitive Bedienbarkeit aus, sondern
es ist ein offenes System, das mit einem hohen Grad
an Individualisierbarkeit und Flexibilität überzeugt.
Ein Höhepunkt des Geschäftsjahres und gleichzeitig ein Kumulationspunkt für Innovationen und
neue Technologien war schließlich die internationale
Fachmesse light+building im April 2014 in Frankfurt.
Hier präsentierte Zumtobel die neusten Leuchten
und Lichtlösungen, die Industriestandards setzen
und die Möglichkeiten der LED-Technologie voll
ausschöpfen.
Dass die neuen Technologien mit der Design- und
Innovationskultur des Unternehmens harmonieren,
haben verschiedene Auszeichnungen und Preise in
den vergangenen Monaten bestätigt.
Beim iF product design award konnten fünf Produkte,
darunter der Strahler ARCOS xpert, das Downlight
DIAMO und die Hallenleuchte GRAFT, die Jury
überzeugen. Hervorzuheben ist, dass mit der Auszeichnung für LIGHT FIELDS evolution nicht nur ein
einzelnes Produkt, sondern eine ganze Produktfamilie geehrt wurde. Die LED-Pendelleuchte LINCOR
gewann nebst dem iF award noch einen amerikanischen Good Design Award, und GRAFT gewann
zudem die Auszeichnung „Design Plus powered by
light+building.
Individuelle und adaptive Lichtlösungen
für Menschen und Umwelt
346
Die Welt befindet sich in einem steten Wandel.
Dadurch ändern sich auch die Anforderungen an den
Lebens- und Arbeitsraum der Menschen enorm schnell.
Neue Technologien eröffnen neue Gestaltungsmöglichkeiten für diesen Bereich. Im Geschäftsjahr
2013/14 hat sich Zumtobel vor allem auf die Entwicklung und Vermarktung flexibler und individueller
Lichtlösungen konzentriert, die die Bedürfnisse der
Menschen in den Mittelpunkt stellen und Kunden einen
echten Mehrwert bieten.
Dieses Konzept erfordert einerseits tiefgreifendes
Wissen über Licht und seine Wirkung auf den Menschen, was seit jeher das Fundament der Marke
Zumtobel und der firmenspezifischen Lichtlösungen
ist. Andererseits gilt es, anhand von wissenschaftlichen Studien Einblicke in die aktuellen Themen und
Bedürfnisse der Nutzer zu erlangen. Die gewonnenen Erkenntnisse lieferten die Grundlage für innovative Produktentwicklungen und Lösungsansätze.
In einer Laborstudie gemeinsam mit der Gruppe
Nymphenburg – ausgelegt für die Bereiche Verkauf
und Präsentation – konnte Zumtobel unterbewusste
Reaktionen auf unterschiedliche Lichtszenarien empirisch erfassen.
Mit Hilfe eines neuropsychologischen Zielgruppenmodells wurden im Frühjahr 2013 die Lichtpräferenzen von sieben verschiedenen Kundengruppen
analysiert. Die Ergebnisse bieten einer Retail-Marke
die Möglichkeit, für die jeweilige Zielgruppe optimierte Lichtkonzepte einzusetzen. Zusam mengefasst unter dem Begriff „Zumtobel Limbic® Lighting“
ermöglicht Zumtobel dem Kunden somit eine neue
Form der Zielgruppenansprache. Dabei wird nicht
nur die Ware optimal präsentiert, sondern das Licht
auch auf die Präferenzen der Kunden abgestimmt.
Das verbessert das Wohlbefinden der Kunden und
erhöht deren Verweildauer im Geschäft.
Mit dem Ziel, die Limbic® Lighting-Forschung solcherart praktisch nutzbar zu machen, hat Zumtobel
347
Brand Reports
Zumtobel
Brand Reports
line with the findings of this study. Modular spotlight
systems such as INTRO, including the new liteCarve®
reflector technology, reduce the complexity of the
lighting and offer customisable lighting solutions for
shops. Another new technology – LED TrueGamutRendering (TGR) – also resulted from a user-centric
approach. The new technology endows not only
white light but also bright colours with new brilliance
and quality, enabling the onlooker to benefit from the
authentic light in which the products are presented.
In another user study in late 2013, Zumtobel
looked at the quality of office lighting. Working
closely with research institute Fraunhofer IAO, the
brand was looking to gain insight into perceived lighting quality in office environments. Preliminary analysis of the findings of this long-term study have already
shown that focusing on the user provides access to
new knowledge and will lead to a rethink in the
planning and control of office lighting. Thus almost
82 percent of respondents indicated a preference
for a lighting solution made up of both direct and
indirect components, while only 38 percent currently
benefit from such a solution. 57 percent of employees
cannot adapt their office lighting to their personal
needs and changing work situations at all or only to
a limited extent. This lack of user control options and
adaptability in terms of colour temperature and illuminance leads to a substantially reduced sense of
well-being among lighting users.
These research findings too led Zumtobel to adapt
and expand its product portfolio for the Office sector:
the new SEQUENCE LED luminaire with advancedOptics technology and the LIGHT FIELDS evolution
luminaire family with TunableWhite technology already document the brand’s successful response to
the diverse needs of employees in terms of adaptive
and pinpoint workplace lighting. Here the brand
also broke new ground in the development process
itself. When the intensive development process of
SEQUENCE began, not only was it based on empirical research findings, but an interdisciplinary development team was also formed, comprising luminaire
and system development engineers, lighting technicians, product managers, marketing specialists and
external partners including architects and planners.
The diversity of backgrounds of those involved in the
project led to a new and open conceptual approach.
Another key aspect of adaptive, user-centric lighting is how the lighting is controlled. To arrive at new
approaches here, Zumtobel joined forces with interface experts and partners such as IBM. This further
example of interdisciplinary collaboration led to the
creation of the LITECOM lighting management system.
This not only features simple installation and intuitive
operation but is also an open system with an impressive degree of adaptability and flexibility.
Finally, one highlight of the financial year and at
the same time a vast showcase of innovations and new
technologies was the international light+building fair
in Frankfurt in April 2014. Here Zumtobel presented
its latest luminaires and lighting solutions that not only
raise the bar for the industry but also make full use of
the opportunities offered by LED technology.
The harmonious way in which the new technologies have been merged with the brand’s established
culture of design and innovation is reflected in a
number of awards and prizes harvested over recent
months. No fewer than five products including the
ARCOS xpert spotlight, the DIAMO downlight and
the GRAFT high-bay luminaire were able to impress
the iF product design award jury.
One remarkable aspect here was that the award
for LIGHT FIELDS evolution honoured not just a
single product but a whole product family. And
along with an iF award, the LINCOR LED pendant
luminaire also won an American Good Design
Award, while GRAFT also claimed the “Design Plus
powered by light+building” award.
Zumtobel
Flexible and adaptive lighting solutions
for people and environment
348
The world is caught up in a process of ongoing change,
with the result that people’s requirements for the
places where they live and work are changing at
lightning speed. Here, new technologies open up
new design options. In the 2013/14 financial year,
Zumtobel focused above all on the development and
marketing of flexible and individual lighting solutions,
centred on the human needs and offering the brand’s
customers genuine added value.
On the one hand, this approach demands an indepth knowledge of light and how it impacts on
people, an asset that has been the hallmark of the
Zumtobel brand and its typical lighting solutions from
the outset. On the other hand the aim is to gain insight
into the current concerns and needs of users based
on scientific studies. The resultant findings continue
to deliver the basis for innovative product development work and potential future solutions.
In a laboratory study carried out in conjunction
with the Gruppe Nymphenburg and designed for
the Presentation and Retail sector, Zumtobel was
able to measure subconscious reactions to different
lighting scenarios.
With the aid of a neuro-psychological target
group model, in early 2013 the lighting preferences
of seven different groups of customers were analysed. The findings provide retail brands with opportunities to use lighting concepts tailored precisely to
the desired target group. In this way, under the
heading of “Zumtobel Limbic® Lighting” Zumtobel
can provide its customers with access to a new
means of addressing their target groups. Not only
are the goods presented in the best possible way,
but the lighting is also geared to the consumers’
preferences. This helps to enhance their sense of
well-being and prolong their stay in the shop.
To enable the findings of Limbic® Lighting research
to be put to good use in practice, Zumtobel has expanded its product portfolio for the Retail sector in
349
Zahlen und Fakten
350
in Mio EUR
Facts and Figures
Fünfjahresübersicht
2013/14
2012/13
2011/12
2010/11
2009/10
1.246,8
1.243,6
1.280,3
1.228,2
1.114,6
47,6
35,7
35,0
78,4
51,4
3,8
2,9
2,7
6,4
4,6
-4,8
6,1
15,2
51,3
-69,8
-0,4
0,5
1,2
4,2
-6,3
Bilanzsumme
1.006,6
994,8
1.036,3
1.020,5
972,8
Total assets
Eigenkapital
327,6
357,4
370,6
378,7
340,4
Equity
32,5
35,9
35,8
37,1
35,0
126,2
113,2
141,4
141,3
131,4
Umsatzerlöse
Bereinigtes EBIT
in % vom Umsatz
Jahresergebnis
in % vom Umsatz
Eigenkapitalquote in %
Nettoverbindlichkeiten
Cashflow aus dem
operativen Ergebnis
79,5
79,8
88,1
123,2
80,4
Investitionen
65,6
59,5
57,1
57,3
48,7
in % vom Umsatz
5,3
4,8
4,5
4,7
4,4
F&E-Aufwand gesamt
71,8
69,1
58,7
48,6
39,8
in % vom Umsatz
5,8
5,6
4,6
4,0
3,6
7.291
7.162
7.456
7.814
7.329
Mitarbeiter inkl. Leiharbeiter
(Vollzeitkräfte)
in EUR million
Five-Year Overview
2013/14
2012/13
2011/12
2010/11
2009/10
1,246.8
1,243.6
1,280.3
1,228.2
1,114.6
47.6
35.7
35.0
78.4
51.4
3.8
2.9
2.7
6.4
4.6
(4.8)
6.1
15.2
51.3
(69.8)
(0.4)
0.5
1.2
4.2
(6.3)
1,006.6
994.8
1,036.3
1,020.5
972.8
327.6
357.4
370.6
378.7
340.4
32.5
35.9
35.8
37.1
35.0
126.2
113.2
141.4
141.3
131.4
Cash flow from operating results
79.5
79.8
88.1
123.2
80.4
Investments
65.6
59.5
57.1
57.3
48.7
5.3
4.8
4.5
4.7
4.4
71.8
69.1
58.7
48.6
39.8
5.8
5.6
4.6
4.0
3.6
7,291
7,162
7,456
7,814
7,329
Revenues
Adjusted EBIT
as a % of revenues
Net profit/loss for the year
as a % of revenues
Equity ratio in %
Net debt
as a % of revenues
R&D total
as a % of revenues
Headcount incl. contract worker
(full-time equivalent)
351
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
Entwicklungsländern. Die Experten des IWF sehen
die größte Gefahr für die weltweite Konjunktur mittlerweile in den Schwellenländern sowie in einer jahrelangen Stagnation in Europa. Von der Europäischen
Zentralbank wird mehr geldpolitische Lockerung gefordert, um die Konjunktur stärker zu beleben und der
Gefahr fallender Preise entgegenzuwirken.
Das um Sondereffekte bereinigte Gruppen-EBIT
konnte im Geschäftsjahr 2013/14 um insgesamt
33,3% beziehungsweise 11,9 Mio EUR auf 47,6
Mio EUR (Vorjahr 35,7 Mio EUR) gesteigert werden.
Die Umsatzrendite stieg von 2,9% auf 3,8%. Dabei
konnten sowohl das Lighting Segment als auch das
Components Segment das jeweilige bereinigte Vorjahresergebnis deutlich übertreffen.
Auszug1 aus dem Konzernlagebericht der
Zumtobel Group 2013/14
Gesamtwirtschaftliches Umfeld
352
Das Geschäftsjahr 2013/14 war von einer weiterhin
schwierigen ökonomischen Situation sowohl in
Europa als auch den wichtigsten außereuropäischen
Wirtschaftsräumen geprägt. Dies führte dazu, dass
der Internationale Währungsfonds (IWF) seine
Konjunkturprognosen im Laufe des Jahres mehrfach
zurücknahm und sich das Wachstum der Weltwirtschaft im Geschäftsjahr der Zumtobel Gruppe (1.
Mai 2013 bis 30. April 2014) stärker als ursprünglich erwartet abgeschwächt hat. Der IWF bezifferte
das globale Wirtschaftswachstum in 2013 auf 3,0%
nach 3,2% in 20122.
Die Eurozone wies im Kalenderjahr 2013 einen
Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5% aus. Vor
allem die südeuropäischen Nationen wie etwa Italien
(minus 1,9%), Spanien (minus 1,2%), Portugal (minus
1,4%) sowie einige osteuropäische Länder verharrten
in der Rezession, aber auch in der für die Zumtobel
Gruppe wichtigen D/A/CH-Region (Deutschland,
Österreich, Schweiz) verlangsamte sich die Wachstumsdynamik im Berichtsjahr. Deutschlands Wirtschaft
wuchs nach Angaben des IWF um lediglich 0,5% und
Österreichs Wirtschaft um 0,4%. Die Schweiz konnte
dagegen um 2,0% zulegen. Im letzten Quartal des
Kalenderjahres 2013 war die Entwicklung allerdings
vom Ende der sechs Quartale andauernden
Rezession in der Eurozone geprägt. Das steigende
Vertrauen in die Stabilität der Eurozone zeigte sich am
1
2
Der vollständige Konzernabschluss einschließlich der
Langfassung des Lageberichts wurde im Rahmen des
Jahresfinanzberichts der Zumtobel AG 2013/14 veröffentlicht. Der Bericht steht als Download auf der Website
zumtobelgroup.com zur Verfügung.
Quelle: Prognose des IWF,
World Economic Outlook, April 2014
deutlichsten in Form sinkender Risikoaufschläge für
Staatsanleihen der Peripheriestaaten. Als Reaktion
auf die rückläufigen Inflationsraten senkte die
Europäische Zentralbank (EZB) im November 2013
noch einmal den Leitzins auf ein neues Rekordtief
und bekräftigte die Bereitschaft und den Handlungsspielraum der EZB, weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Die USA verzeichneten im Vergleich zu den
anderen westlichen Industriestaaten mit 1,9% das
stärkste Wirtschaftswachstum in 2013. Die Entwicklung
in den USA war geprägt von Ausgabenkürzungen
und politischer Uneinigkeit bezüglich des Schuldenlimits. Die US-Notenbank kündigte an, die extrem
expansive Geldpolitik zu beenden. Während die
Zukäufe von Staatsanleihen schrittweise reduziert
werden, soll der Leitzins vorerst weiterhin auf dem
nie drigen Niveau verbleiben. Vergleichsweise
weniger dynamisch als in den vergangenen Jahren
entwickelten sich dagegen die Schwellen- und
Entwicklungsländer. Dazu trug einerseits die Wirtschaftsschwäche der Industrienationen bei, die die
Exportaussichten eintrübte, andererseits kämpfen
diese Länder mit fehlenden Strukturreformen und drohenden Kapitalproblemen. Von den BRIC-Nationen
konnte China eine Expansion des Sozialprodukts um
7,7% verkünden, auch Indien (plus 4,4%) konnte deutlich zulegen, während die wirtschaftliche Entwicklung
in Brasilien und Russland mit vergleichsweise bescheidenen plus 2,3% beziehungsweise plus 1,3% deutlich
an Dynamik verlor.
In seiner jüngsten Konjunkturprognose vom April
2014 zeichnet der IWF für die globale Entwicklung
ein verhalten positives Bild und erwartet ein globales
Wirtschaftswachstum für 2014 um 3,6% und in 2015
von 3,9%. Während sich die Lage in denentwickelten
Volkswirtschaften gegen Ende des Geschäftsjahres
2013/14 zunehmend stabilisierte beziehungsweise
zum Teil sogar verbesserte, verlangsamte sich dagegen
die Wachstumsdynamik in den Schwellen- und
353
Geschäftsverlauf auf einen Blick
Der Geschäftsverlauf im Berichtsjahr 2013/14 war von
einer zunehmenden Stabilisierung der konjunkturellen
Entwicklung in Europa geprägt. Dementsprechend
zeigt die Betrachtung der Umsatzentwicklung im Quartalsverlauf eine stetige Verbesserung der Umsatzdynamik gegenüber dem Vorjahr. Während in den
ersten zwei Quartalen noch Umsatzrückgänge zu
verzeichnen waren, konnte sowohl im dritten Quartal,
aber insbesondere im vierten Quartal wieder ein
Wachstum erzielt werden. In Summe stieg der Umsatz
der Zumtobel Gruppe im Berichtsjahr um 0,3% auf
1.246,8 Mio EUR.
Umsatzentwicklung
Im Geschäftsjahr 2013/14 (1. Mai 2013 bis 30. April
2014) stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um
0,3% auf 1.246,8 Mio EUR (Vorjahr 1.243,6 Mio
EUR). Während das erste Halbjahr 2013/14 (Mai
2013 bis Oktober 2013) der Umsatz um 3,8% sank,
war das zweite Halbjahr 2013/14 (November 2013
bis April 2014) von einer zunehmenden Stabilisierung
des konjunkturellen Umfelds geprägt. Entsprechend
lag der Umsatz mit plus 4,8% deutlich über dem
Niveau des zweiten Halbjahres 2012/13. Die Betrachtung der Umsatzentwicklung im Quartalsverlauf
zeigt eine stetige Verbesserung der Umsatzdynamik.
Umsatzentwicklung in den letzten acht Quartalen (in % vs Vorjahresquartal)
10%
8.1%
7,5%
5%
2,5%
1.4%
0%
-2,5% -0.9%
5%
-7,5%
-1.7%
-3.2%
-3.0%
-6.0%
-4.4%
Q1 2012/13 Q2 2012/13 Q3 2012/13 Q4 2012/13 Q1 2013/14 Q2 2013/14 Q3 2013/14 Q4 2013/14
354
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
Das Thema Energieeffizienz bleibt weiterhin der zentrale Umsatztreiber für die Zumtobel Gruppe. Speziell
der Trend zu intelligent gesteuerten, energieeffizienten
Beleuchtungsanlagen sowie die LED-Technologie
bringen wichtige Wachstumsimpulse. Dementsprechend konnte das dynamische Wachstum mit LEDProdukten auch im Berichtsjahr wiederum fortgesetzt
werden. Der Gesamtumsatz mit LED-Produkten stieg
im Vergleich zum Vorjahr um 52,6% auf 419,0 Mio
EUR (Vorjahr 274,5 Mio EUR). Der LED-Anteil am
Gruppenumsatz erhöhte sich damit auf nunmehr
33,6% gegenüber 22,1% im Geschäftsjahr 2012/13.
Sowohl das Lighting Segment (plus 50,0%) als auch
das Components Segment (plus 65,3%) konnten mit
ihrem umfassenden innovativen LED-Produktportfolio
von der stark steigenden Nachfrage nach LEDBeleuchtung profitieren.
Im spätzyklischen Lighting Segment mehren sich die
Zeichen für eine Stabilisierung im gewerblichen Hochbau in Europa. Der Segmentumsatz stieg im Berichtsjahr leicht um 0,3% auf 938,5 Mio EUR (Vorjahr 935,7
Mio EUR) – wobei das erste Halbjahr ein Minus von
4,1% und das zweite Halbjahr ein Plus von 5,3 % verzeichnete. Das zweite Halbjahr des Vorjahres war
geprägt vom schwierigen konjunkturellen Umfeld in
den Kernmärkten Großbritannien und Frankreich,
Einsparungen der öffentlichen Hand sowie Lagerabbaueffekten im Großhandelsgeschäft.
Der Wandel in Richtung LED stellt insbesondere
für das Components Segment (Marke Tridonic) nach
wie vor eine große Herausforderung dar. Nach deutlichen Umsatzrückgängen im Geschäftsjahr 2012/13
(minus 7,4%) und im Geschäftsjahr 2011/12 (minus
6,7%) lag der Umsatz im Berichtsjahr mit 384,5 Mio
EUR mit plus 1,8% leicht über dem Niveau des Vorjahres. Erfreuliche Fortschritte bei der Entwicklung
und beim Absatz von LED-Konvertern und LEDModulen konnten die deutlich rückläufige Nachfrage
nach magnetischen und elektronischen Vorschaltgeräten kompensieren. Damit hat sich auch die
Strategie bestätigt, mit Ende des Geschäftsjahres aus
der Produktion und dem Vertrieb von magnetischen
Vorschaltgeräten und Transformatoren auszusteigen,
um die Ressourcen noch stärker auf die LED-Technologie zu fokussieren.
Entwicklung Segmente in Mio EUR
Zahlen und Fakten
Regionale Geschäftsentwicklung
Veränderung
in %
342,8
0,7
63,9
-1,2
Nordeuropa
104,5
1,1
Westeuropa
386,0
3,6
Südeuropa
104,0
7,5
1.001,1
2,4
122,1
11,7
Australien & Neuseeland
78,3
-26,0
Amerika
34,3
-13,0
Rest
11,0
-2,9
1.246,8
0,3
D/A/CH
Osteuropa
Europa
Asien & Mittlerer Osten
Gesamt
2012/13
Veränderung in %
Lighting Segment
938,5
935,7
0,3
Components Segment
384,5
377,7
1,8
-76,2
-69,8
9,2
1.246,8
1243,6
0,3
Zumtobel Gruppe
Umsatzerlöse in
Mio EUR
2013/14
2013/14
Überleitung
Konzernlagebericht
Die Entwicklung in den Regionen verlief im Berichtszeitraum recht unterschiedlich. Im Jahresverlauf zeigt
sich aber in allen europäischen Regionen eine sequenzielle Verbesserung in der Umsatzentwicklung.
In der D/A/CH-Region lag der Umsatz mit 342,8
Mio EUR im Gesamtjahr leicht über dem Vorjahr
(340,5 Mio EUR), wobei das Leuchtensegment insbesondere in Deutschland und der Schweiz wachsen
konnte. Osteuropa war die einzige europäische Region
mit einer negativen Umsatzentwicklung (minus 1,2%).
In Nordeuropa (Dänemark, Finnland, Norwegen,
Schweden, Island) stieg der Gruppenumsatz um 1,1%.
Die umsatzstärkste Region Westeuropa (Großbritannien, Frankreich, Benelux) war durch deutlich
negative Währungseffekte aus der Abwertung des
Britischen Pfund gegenüber dem Euro belastet. Der
Umsatz erhöhte sich dennoch um 3,6% auf 386,0
Mio EUR. In der Region Südeuropa (Italien, Spanien,
Griechenland, Türkei) verzeichneten sowohl das Lighting Segment als auch das Components Segment einen
Umsatzanstieg (in Summe plus 7,5%). Der relative
Umsatzanteil Europas am Konzernumsatz ist im
Berichtsjahr mit 80,3% leicht gestiegen (Vorjahr
78,6%).
Im Mittleren Osten gab es eine erfreuliche Umsatzentwicklung, während das Asiengeschäft bei den
Leuchten weiterhin enttäuschend verlief. Insgesamt
stieg der Gruppenumsatz in der Region Asien & Mittlerer Osten (umfasst im Wesentlichen China, Hongkong, Singapur, Indien und den Mittleren Osten) um
11,7% auf 122,1 Mio EUR. Die Region Amerika liegt
mit einem Rückgang um 13,0% auf 34,3 Mio EUR
deutlich hinter den Erwartungen, allerdings konnte
im zweiten Halbjahr ein Umsatzplus erzielt werden.
Die Umsatzentwicklung in der Region Australien &
Neuseeland ist durch ein rückläufiges Geschäft in
beiden Segmenten sowie durch deutlich negative
Währungseffekte belastet. Der Umsatz fiel im Berichtsjahr um 26,0%.
Ertragsentwicklung
Das um Sondereffekte bereinigte Gruppen-EBIT
konnte mit 47,6 Mio EUR trotz einer flachen Umsatzentwicklung (plus 0,3%) im Vergleich zum Vorjahr
(35,7 Mio EUR) deutlich gesteigert werden. Das
entspricht einer verbesserten Umsatzrendite aus dem
operativen Geschäft von 3,8% (Vorjahr 2,9%). Die
Bruttoergebnismarge stieg im Berichtsjahr auf 32,2%
(Vorjahr 31,2%). Insbesondere das Lighting Segment
profitierte von Entlastungen im Materialaufwand
durch niedrigere Einkaufspreise sowie optimiertes
Produktdesign. Im Components Segment verbesserte sich durch die Strukturverschiebung von konventionellen Vorschaltgeräten zu LED-Komponenten der
Produktmix. Durch die große Nachfrage nach
355
356
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
LED-Modulen und LED-Konvertern konnte im Berichtsjahr mit LED-Komponenten – nach Verlusten in den
Vorjahren – erstmals ein positiver Ergebnisbeitrag
erwirtschaftet werden.
Entsprechend dem Ziel, die Technologieposition
der Zumtobel Gruppe weiter zu stärken, wurden im
Berichtsjahr die F&E-Aktivitäten ausgebaut. Die in
den Kosten der umgesetzten Leistungen enthaltenen
Entwicklungskosten haben sich gegenüber dem Vorjahr um 4,6% auf 68,6 Mio EUR (Vorjahr 65,6 Mio
EUR) erhöht.
Trotz nennenswerter Aufwendungen mit der im
Zweijahresrhythmus stattfindenden Messe Light +
Building im 4. Quartal 2013/14 sowie Tariflohnerhöhungen haben sich die Vertriebskosten mit 320,3
Mio EUR (Vorjahr 321,6 Mio EUR) nicht verändert.
Ein Schwerpunkt in der Neuorganisation der Zumtobel
Gruppe ist die Zusammenführung der beiden bislang
getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel und
Thorn. Erste Maßnahmen wurden im Schlussquartal
des Geschäftsjahres 2013/14 eingeleitet. Der Mitarbeiterstand im Vertriebsbereich reduzierte sich im
Vergleich zum 30. April 2013 um 104 Beschäftigte.
Die Verwaltungskosten stiegen geringfügig auf 40,4
Mio EUR (Vorjahr 39,7 Mio EUR). Das sonstige betriebliche Ergebnis ohne Sondereffekte beinhaltet
wie im Vorjahr vor allem Lizenzeinnahmen aus dem
LED-Geschäft sowie Förderungen der öffentlichen
Hand. Diese reduzierten sich von 8,4 Mio EUR auf
6,8 Mio EUR.
Das Berichtsjahr war von signifikanten negativen
Sondereffekten in Höhe von 35,5 Mio EUR (Vorjahr
14,0 Mio EUR) geprägt. Diese betreffen beide Segmente und stehen insbesondere im Zusammenhang
mit dem Ausstieg aus dem Geschäft mit magnetischen
Vorschaltgeräten, der Schließung der Drahtfertigung
in Australien, Aufwendungen für Aufhebungsvereinbarungen im Zusammenhang mit dem Vorstandswechsel der Zumtobel AG, Aufwendungen im
Zusammenhang mit der geplanten Schließung der
Produktionsstandorte in Tianjin (China), Landskrona
(Schweden) und Ennenda (Schweiz), Wertberichtigung auf eine künftig nicht mehr genutzte Werkshalle
im Leuchtenwerk in Lemgo (Deutschland) sowie
Restrukturierungsmaßnahmen in den Vertriebsorganisationen des Lighting Segments.
Das Finanzergebnis verschlechterte sich im Berichtsjahr um 0,8 Mio EUR auf minus 14,6 Mio EUR (Vorjahr minus 13,8 Mio EUR). Der Zinsaufwand, in dem
im Wesentlichen Zinsen für den laufenden Kreditvertrag enthalten sind, ist im Berichtszeitraum um 1,0
Mio EUR gesunken. Das Minus bei den übrigen finanziellen Aufwendungen und Erträgen betrug 6,8
Mio EUR (Vorjahr minus 4,6 Mio EUR). Die Veränderung im Vergleich zum Vorjahr kommt zum Großteil
aus dem Fremdwährungsergebnis und ist vor allem
auf die Abwertung der für die Zumtobel Gruppe
wichtigsten Währungen gegenüber dem Euro im
Geschäftsjahr 2013/14 zurückzuführen.
Das Ergebnis vor Steuern verringerte sich im Geschäftsjahr 2013/14 auf minus 2,4 Mio EUR. Aufgrund der unterschiedlichen steuerlichen Ergebnisse
in den einzelnen Ländern kam es dennoch zu einer
Ertragsteuerbelastung in Höhe 2,3 Mio EUR (Vorjahr
1,6 Mio EUR). Das Jahresergebnis (inklusive Minderheiten) nach Steuern ging im Berichtsjahr entsprechend deutlich auf minus 4,8 Mio EUR zurück (Vorjahr
plus 6,1 Mio EUR) zurück. Für die Aktionäre der
Zumtobel AG ergibt dies ein Ergebnis je Aktie (bei
43,1 Mio Aktien) von minus 0,12 EUR (Vorjahr plus
0,14 EUR bei 43,1 Mio Aktien).
Sommer bis Herbst eine relativ höhere Anzahl von
Bauprojekten fertiggestellt wird und dabei der Einbau
der Beleuchtung als eine der letzten Maßnahmen
vorgenommen wird. Im dritten Quartal (1. November
bis 31. Januar) ist das Umsatzniveau wegen der Weihnachts- und Winterpause in der Baubranche deutlich
niedriger und im Schlussquartal (1. Februar bis 30.
April) nimmt die Aktivität wieder sukzessive zu. Einhergehend mit dem Umsatzverlauf entwickelt sich
auch das Ergebnis (gemessen am bereinigten EBIT)
mit saisonalen Schwankungen, was ein deutlich niedrigeres Ergebnis im zweiten Halbjahr zur Folge hat.
Zusätzlich ist das zweite Geschäftshalbjahr häufig
mit Ausgaben für Fachmessen belastet.
Zum 30. April 2014 lag der Working CapitalBestand mit 200,0 Mio EUR leicht über dem Niveau
des Vorjahres (196,7 Mio EUR). Der erhöhte Working
Capital-Bestand ergab sich aus dem gestiegenen Geschäftsvolumen zum Jahresende (plus 8,1% im vierten
Quartal) sowie den höheren Vorratsbeständen gegenüber dem 30. April 2013. Die Bestände an Rohmaterialien und Fertigprodukten wurden überproportional
zum Umsatz aufgebaut, um die Produktion sowie die
Lieferfähigkeit zum Kunden weiterhin sicherzustellen.
In Prozent des rollierenden Zwölfmonatsumsatzes
betrug der Working Capital-Bestand zum Bilanzstichtag 16,0% (Vorjahr 15,8%) und liegt damit innerhalb
des vom Konzern definierten Zielkorridors von 16%
bis 18%. Während es im Vorjahr aus dem Abbau
von Working Capital seit dem Bilanzstichtag zu einem
Mittelzufluss in Höhe von 31,4 Mio EUR kam, musste
im Geschäftsjahr 2013/14 ein Mittelabfluss von 10,9
Mio EUR verzeichnet werden. Zur gleichen Zeit blieb
das Factoring zum Bilanzstichtag mit 40,2 Mio EUR
unverändert zum Vorjahr (41,8 Mio EUR).
Der positive Cashflow-Effekt bei den kurzfristigen
Rückstellungen (8,9 Mio EUR) resultiert im Wesentlichen aus der Dotierung von Rückstellungen im
Rahmen der laufenden Restrukturierungsmaßnahmen.
Der Cashflow aus dem operativen Geschäft reduzierte sich im Geschäftsjahr 2013/14 um 31,5 Mio EUR
auf 71,8 Mio EUR (Vorjahr 103,3 Mio EUR).
Für Anlageninvestitionen wurden im Berichtsjahr
65,6 Mio EUR (Vorjahr 59,5 Mio EUR) ausgegeben.
Anlageninvestitionen umfassen Investitionen in die
Herstellung von Werkzeugen für neue Produkte,
Erweiterungsinvestitionen, Instandhaltungsinvestitionen sowie aktivierte Kosten für F&E in Höhe von 19,0
Mio EUR (Vorjahr 16,1 Mio EUR). Die Erweiterungsund Instandhaltungsinvestitionen betreffen vor allem
das Leuchtenwerk in Dornbirn (Österreich).
Aufgrund hoher Investitionen und gestiegenem
Working Capital-Bedarf blieb der Free Cashflow mit
7,2 Mio EUR deutlich unter dem Niveau des Vorjahres
(44,8 Mio EUR). Im Cashflow aus Finanzierungstätigkeit in Höhe von minus 13,1 Mio EUR (Vorjahr minus
46,3 Mio EUR) sind vor allem die Zahlung der
Dividende an die Aktionäre der Zumtobel AG für
das Geschäftsjahr 2012/13 in Höhe von 3,0 Mio
EUR sowie die Zinszahlungen in Höhe von 6,9 Mio
EUR enthalten.
Zum Bilanzstichtag 30. April 2014 verfügt die
Zumtobel Gruppe zur Sicherung einer jederzeitigen
Zahlungsfähigkeit über unbesicherte Kontokorrentkreditlinien in Höhe von insgesamt 89,0 Mio EUR
(Vorjahr 88,0 Mio EUR) sowie einen im November
2011 abgeschlossenen Konsortialkreditvertrag mit
einer Laufzeit bis Oktober 2016 und einem derzeit
maximal ausnutzbaren Rahmen von 350 Mio EUR.
Hiervon sind zum Bilanzstichtag 170 Mio EUR in
Anspruch genommen. Die Finanzierung aus dem
Konsortialkreditvertrag ist an die Einhaltung von
Financial Covenants (Schuldendeckungsgrad
kleiner als 3,5 sowie Eigenkapitalquote größer als
25%) geknüpft. Zum 30. April 2014 wurden die
Financial Covenants dank eines Schuldendeckungsgrades von 1,57 (Vorjahr 1,42) und einer Eigenkapitalquote von 32,5% (Vorjahr 35,9%) vollumfänglich
Cashflow, Finanz- und Vermögenslage
Der Geschäftsverlauf der Zumtobel Gruppe unterliegt einer typischen Saisonalität. Im ersten Halbjahr
des Geschäftsjahres (1. Mai bis 31. Oktober) ist die
Geschäftstätigkeit üblicherweise höher, da von
357
358
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
eingehalten. Die Nettoverbindlichkeiten betrugen
zum Bilanzstichtag 126,2 Mio EUR (Vorjahr
113,2 Mio EUR) und lagen damit 13,0 Mio EUR
über dem Vorjahreswert.
Die Qualität der Bilanzstruktur hat sich im Geschäftsjahr 2013/14 nicht wesentlich verändert. Die Bilanzsumme stieg im Vergleich zum 30. April 2013 aufgrund
des erhöhten Working Capital-Bestands. Das Eigenkapital sank im Wesentlichen aufgrund des Jahresverlustes sowie der negativen Währungseffekte aus
der Umrechnung von auf fremde Währung lautenden Eigenkapitalpositionen in die Konzernwährung
Euro. Dementsprechend sank die Eigenkapitalquote
gegenüber dem 30. April 2013 von 35,9% auf
32,5%. Der Verschuldungsgrad (Gearing) – als
Quotient von Nettoverbindlichkeiten zum Eigenkapital – verschlechterte sich von 31,7% auf 38,5% .
Forschung & Entwicklung weiter intensiviert – dies
ging einher mit einem Personalaufbau im Bereich
F&E um 54 Beschäftigte. Aufgrund der erfreulichen
Umsatzentwicklung insbesondere im vierten Quartal
und dem damit verbundenen höheren Produktionsvolumen erhöhte sich gegen Ende des Berichtsjahres
die Anzahl der Leiharbeiter um 296 Beschäftigte.
Zum Stichtag 30. April 2014 beschäftigt die Zumtobel
Gruppe weltweit insgesamt 7.291 Vollzeitkräfte (inklusive Leiharbeiter). Das entspricht im Vergleich zum
Vorjahr einem Mitarbeiteraufbau von 129 Mitarbeitern.
Die Mitarbeiterproduktivität – als Quotient von bereinigtem EBIT zu den Personalkosten – entwickelte
sich aufgrund des deutlich besseren operativen Ergebnisses von 8,3% im Vorjahr auf 11,1% im Berichtszeitraum. Der Umsatz je Mitarbeiter auf Durchschnittsbasis
(inklusive Leiharbeiter) verbesserte sich leicht von
167.700 EUR auf 172.700 EUR.
Eine nachhaltige und verantwortungsbewusste
Personalpolitik ist die Basis für den unternehmerischen
Erfolg der Zumtobel Gruppe. Dazu gehören die Qualifizierung bestehender Mitarbeiter durch fachliche und
persönliche Weiterentwicklung, die Rekrutierung neuer
Talente, die Einbindung von Kollegen in den neuen
Märkten und Know-how-Transfer. Zu den großen
aktuellen Herausforderungen gehört die Zusammenführung der beiden bislang getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel und Thorn, abgeleitet von
der neuen Organisationsstruktur. Um diesen Kulturwandel zu fördern und größtmögliche Synergieeffekte zu
erzielen, gilt es die Qualität der Führung zu fördern
und sowohl die Vorgesetzten als auch die Mitarbeiter
gezielt zu schulen. Weitere Herausforderungen sind
die Besetzung von Schlüsselpositionen mit Talenten
durch eine geeignete Nachfolgeplanung sowie die
Weiterentwicklung der Führungskultur.
Die Zumtobel Gruppe bietet ihren Mitarbeitern
ein umfassendes internes und externes Trainings- und
Weiterbildungsangebot. In den Fachakademien
werden insbesondere produktspezifische Kompetenzen – wie etwa zu den Technologien, Anwendungen,
Kundenanforderungen, aber auch zu Energieeffizienz und nachhaltigen Lichtlösungen – vermittelt.
Im Zuge der Neuorganisation der Vertriebsstrukturen
koordiniert die Funktion Central Sales gemeinsam
mit Human Resources die Schnittstellen und gruppenübergreifende Trainingsmaßnahmen.
Mitarbeiter und Führungskräfte werden im Rahmen
von Corporate Trainings zu Führungs-, Methodik- und
Sozialkompetenzen geschult. Im Berichtsjahr wurden
insgesamt 929 Schulungstage absolviert (Vorjahr
990). Die Schulungen wurden zu etwa zwei Dritteln
durch interne Referenten durchgeführt. Aufgrund
der deutlichen Zeit-, Reise- und Kostenersparnisse
und insbesondere aufgrund der hohen Anzahl potenzieller Teilnehmer wurde auch im Berichtsjahr das
Online-Schulungsangebot kontinuierlich weiter ausgebaut. Im Rahmen der Führungskräfteentwicklung
wurde im Berichtsjahr neben weiteren Entwicklungsprogrammen zum zweiten Mal der Global Leadership Day durchgeführt. Einer der Schwerpunkte war
dabei die Weiterentwicklung des Führungsleitbilds.
Zum Bilanzstichtag 30. April 2014 waren insgesamt
147 (Vorjahr 179) Auszubildende bei der Zumtobel
Gruppe angestellt. Die betriebliche Berufsausbildung ist ein wichtiges Instrument, um dem Fachkräftemangel im Zuge des demographischen Wandels zu
begegnen. In den elf Berufsfeldern Elektronik, Elektrotechnik, Maschinenmechanik, Kunststofftechnik, Produktionstechnik, Anlagenelektrik, Werkzeugmechanik,
Zerspanungstechnik, Mechatronik, Industriekaufmann
und Medienfachmann wird vor allem in Österreich
und Deutschland ausgebildet.
Als Arbeitgeber mit einer über Jahrzehnte gewachsenen Unternehmenskultur nimmt die Zumtobel
Gruppe ihre soziale Verantwortung für alle Mitarbeiter weltweit wahr und arbeitet kontinuierlich an
der Weiterentwicklung verantwortungsbewusster
Beschäftigungsbedingungen. Im Verhaltenskodex
der Zumtobel Gruppe ist die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der International Labour Organization
(ILO) verbindlich festgeschrieben. Darüber hinaus
bietet die Gruppe ihren Mitarbeitern verschiedene
freiwillige soziale Leistungen, darunter Zuschüsse
bzw. betriebliche Angebote zu Kranken-, Unfall- oder
Lebensversicherung.
Die Zumtobel Gruppe legt großen Wert auf die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie. So werden beispielsweise Teilzeitarbeit oder das Arbeiten aus dem
Homeoffice ermöglicht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bei 4,0%
gemessen am gesamten Vollzeitäquivalent. Mütter
und Väter, die nach Mutterschutz und Elternteilzeit
wieder in den Beruf zurückkehren, werden vom
Unternehmen aktiv bei der Wiederintegration unterstützt. Die Quote der nach der Elternzeit in das Unternehmen zurückkehrenden Mitarbeiter für Deutschland,
Österreich und die Schweiz liegt bei etwa 84,0%.
Die Zumtobel Gruppe duldet keinerlei Diskriminierung. Dementsprechend sind Leistung und Qualifikation die Basis aller Personalentscheidungen. Die
Zumtobel Gruppe, deren Belegschaft einen Anteil
weiblicher Mitarbeiter von rund 35% hat, verfolgt
keine Zielquote für die Besetzung von Managementpositionen durch weibliche Mitarbeiter. Aufgrund
des Fachkräftemangels ist es grundsätzlich eine große
Herausforderung, qualifizierte Bewerbungen zu erhalten und die richtigen Fachkräfte für die entsprechende Position zu rekrutieren. Der Anteil von Frauen
in Führungspositionen liegt derzeit bei 11,2%.
Die Zumtobel Gruppe möchte zur Integration behinderter Jugendlicher beitragen bzw. die Erwerbstätigkeit behinderter Erwachsener fördern. In den einzelnen
Gesellschaften der Zumtobel Gruppe werden Mitarbeiter mit körperlicher Beeinträchtigung bestmöglich
unterstützt. An Standorten, an denen die gesetzliche
Behindertenquote nicht erreicht wird, leistet die
Mitarbeiter
Qualifizierte, engagierte und leistungsbereite Mitarbeiter tragen wesentlich zum unternehmerischen Erfolg
der Zumtobel Gruppe bei. Mit ihrer fachlichen und
persönlichen Kompetenz, ihrer Passion für das Thema
Licht, aber auch dank konsequenter Kundenorientierung
und mit viel Innovationsgeist schaffen sie anspruchsvolle Lichtlösungen, die weltweit Maßstäbe setzen.
Im Verlauf des Berichtsjahres kam es mit Blick auf
den Mitarbeiterstand zu einigen Veränderungen. Im
Bereich der Produktion gab es einen Personalrückgang um 124 Mitarbeiter, vorrangig in Zusammenhang
mit der Schließung beziehungsweise Veräußerung
der Magnetikstandorte in Fürstenfeld (Österreich)
und Melbourne (Australien). Auch im Vertrieb reduzierte sich der Mitarbeiterstand um 104 Beschäftigte
– dies ist vor allem auf die Zusammenlegung der bisher
getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel
und Thorn zurückzuführen. Die Zumtobel Gruppe
hat im Berichtsjahr ihre Investitionen im Bereich der
359
360
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
Zumtobel Gruppe die vorgeschriebenen Ausgleichszahlungen. Neu ist ein Programm zur Förderung
von Jugendlichen, die den Hauptschulabschluss auf
dem zweiten Bildungsweg nachholen. Im Rahmen
des Pilotprojekts absolvieren Jugendliche ein Betriebspraktikum bei der Zumtobel Gruppe mit dem Ziel, die
Rückkehr auf den Arbeitsmarkt nach der Schulausbildung zu unterstützen.
Die Zumtobel Gruppe arbeitet auf Grundlage
einer einheitlichen Vergütungssystematik mit dem
Ziel einer hohen Transparenz und leistungsgerechten Entlohnung. Das Unternehmen entlohnt in der
Regel über dem gesetzlichen beziehungsweise kollektivvertraglichen Niveau. Die Durchführung von
internen und externen Gehaltsvergleichen gewährleistet, dass Löhne und Gehälter marktkonform sind.
Auch in Ländern mit niedrigen Lohnstandards bezahlt
die Zumtobel Gruppe Löhne, die über dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn liegen.
Anhand systematischer Aufgabenbeschreibungen
(„Grading“) kann die Entlohnung grundsätzlich eingeordnet werden; auf dieser Basis wird gewährleistet,
dass die Bezahlung sowohl der fachlichen Qualifikation entspricht als auch fair und gerecht ist. Damit
werden auch etwaige geschlechterspezifische Ungerechtigkeiten limitiert. Das Grading-System konnte
im Berichtsjahr ausgerollt werden.
Das Mitarbeiterentwicklungsgespräch ist ein wichtiges Instrument in der Zusammenarbeit von Mitarbeitern und Vorgesetzten. In dem strukturierten Gespräch
entwickeln Führungskräfte und Mitarbeiter ein gemeinsames Verständnis über die Werte, die Unternehmensstrategie und die Ziele. Es werden gegenseitige
Erwartungen abgeglichen und systematisch Entwicklungspotenziale identifiziert. Je nach individuellem
Bedarf werden gemeinsam Maßnahmen zur Weiterentwicklung definiert. Nach einer Überarbeitung des
Prozesses wurde die Durchführung des Mitarbeitergesprächs bis Ende des Geschäftsjahres 2013/14
konzernweit eingeführt.
Die Vermeidung von Unfällen und der Erhalt der
Mitarbeitergesundheit haben in der gesamten
Zumtobel Gruppe eine hohe Bedeutung. Bei allen
Marken werden spezifische Umwelt-, Gesundheitsund Sicherheitsrichtlinien durch lokale Sicherheitsbeauftragte überwacht. Um die Arbeitssicherheit zu
erhöhen, werden stetig Maßnahmen wie etwa Mitarbeiterschulungen, Verbesserung der Schutzbekleidung und Erneuerung des Maschinenparks ergriffen.
Entsprechend dem Ziel, die hervorragende Technologieposition der Zumtobel Gruppe weiter auszubauen, wurde der F&E-Aufwand im Berichtsjahr um
3,9% auf 71,8 Mio EUR erhöht sowie das F&E-Team
weiter ausgebaut.
Die eigentliche Produktentwicklung liegt in der
Zuständigkeit der einzelnen Marken, da die Nähe
zum Produktmanagement einen wichtigen Beitrag zu
schnelleren Entwicklungsprozessen leistet. Auf
Gruppenebene sind insbesondere koordinative Aufgaben wie Forschungsförderung und Gremienarbeit,
die Standardisierung und Weiterentwicklung der
Werkzeuge wie CAD- und Simulationsprogramme
sowie die Anmeldung, Verwaltung und Verteidigung
der Schutzrechte angesiedelt. Ebenfalls auf Gruppenebene behandelt werden die Themen Standardisierung von LED-Modulen und -Drivern, die Weiterentwicklung der Lichtmanagement-Systeme sowie
das Technologie-Scouting.
Die Schwerpunkte der F&E-Aktivitäten leiten sich
von der „Wirkungskette“ der Beleuchtung ab: Lichtquelle, Optik, Betriebsgeräte und Lichtsteuerung.
Wesentliche Themen hierbei sind: LED und OLED bei
den Lichtquellen, neue optische Konzepte zur Lichtlenkung bei LEDs, neue Betriebsgeräte zum Betrieb
von LEDs und OLEDs sowie neue Ansätze zum Management von Beleuchtungsanlagen. Diese Schwerpunkte führen zu Differenzierungspotenzialen in den
Gebieten Lichtqualität, Energieeffizienz, Zusatznutzen
und Intelligenz der Beleuchtungssteuerung.
Die Innovationskraft des Unternehmens hängt
maßgeblich mit F&E zusammen. Ein umfangreiches
Patentportfolio, gerade im Bereich der neuen Technologien, sichert den Marken der Zumtobel Gruppe
Wachstum, Wettbewerbsvorsprung und den Zugang
zu strategischen Kooperationen mit anderen Unternehmen. Im Berichtsjahr wurden vom Leuchtensegment
94 (Vorjahr 108) und vom Komponentensegment
73 (Vorjahr 80) Patente angemeldet. Nach Angaben
des Österreichischen Patentamts belegt die Zumtobel
Gruppe damit den sechsten Rang bei den Anmeldezahlen in Österreich im Jahr 2013. Des Weiteren
wird jährlich der Neuproduktanteil (Produkte nicht
älter als drei Jahre) am Umsatz erhoben. Im Geschäftsjahr 2013/14 wurden im Leuchtensegment 32,6%
(europaweit; Vorjahr 26,2%) und im Komponentensegment 54,1% (weltweit; Vorjahr 46,0%) mit neuen
Produkten umgesetzt. Die Anzahl aktiver gewerblicher Schutzrechte von derzeit zirka 7.500 – darunter 4.250 Patente – und der Neuproduktanteil am
Gesamtumsatz sprechen für die Innovationskraft
des Unternehmens.
Der Bereich F&E ist nach wie vor stark geprägt
durch die Entwicklungen in der LED-Technologie. Eine
der größten Herausforderungen in diesem Zusammenhang sind die kurzen Lebenszyklen, die eine
erhöhte und stetig wachsende Geschwindigkeit im
Entwicklungsprozess bei gleichzeitig stark erhöhtem
F&E-Aufwand fordern. Hinzu kommen die Notwendigkeit von mehr Systemkompetenz, höhere Qualitätsanforderungen und steigender Wettbewerb.
Neben der gezielten Förderung der Qualifikation
der Mitarbeiter in Richtung Elektronik und Systemkompetenz kann den Herausforderungen insbesondere durch einen modularen Aufbau der Produkte, die
Nutzung technischer Plattformen und durch interne
Standardisierung von Komponenten begegnet werden.
Ferner werden zukünftig Entwicklungspartnerschaften
einen noch größeren Stellenwert einnehmen. Schon
heute liefern langfristige strategische Partnerschaften mit Zulieferern, Forschungsinstitutionen und industriellen Partnern, wie etwa dem Kompetenzzentrum
Licht oder LG Innotec, einen wertvollen Beitrag.
Darüber hinaus soll die F&E-Organisation auch
über europäische Grenzen hinweg weiterentwickelt
werden. Alle Marken planen ihre F&E-Aktivitäten in
China auszubauen. Ziel ist ein Transfer im Bereich
neuer Technologien, Nutzung derselben Werkzeuge
Forschung und Entwicklung in Mio EUR
Forschung & Entwicklung
Forschung und Entwicklung (F&E) ist durch die Entwicklung und Anwendung neuer Technologien ein
entscheidender Erfolgsfaktor für die Zumtobel Gruppe.
2013/14
2012/13
Veränderung in %
Entwicklungskosten
68,6
65,6
4,6
Forschungsaufwand
3,2
3,5
-8,6
F&E-Aufwand gesamt
71,8
69,1
3,9
in % vom Umsatz
5,8
5,6
602
548
Mitarbeiter (Vollzeitkräfte) F&E
9,8
361
362
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
Zahlen und Fakten
Konzernlagebericht
und Schaffung einheitlicher Prozesse, um die Entwicklung globaler Produkte für globale Märkte sowie
kostengünstiger Produkte für den lokalen asiatischen
Markt zu fördern.
Ergänzend zur eigenen Forschungsarbeit helfen
Kooperationen nachhaltige Innovationsprozesse
anzustoßen. Die Forschungsprojekte, die die Marken
der Zumtobel Gruppe mit ihren Partnern kontinuierlich
durchführen, beschäftigen sich neben der Entwicklung neuer technischer Lösungen vor allem mit der
Wirkung von Licht auf Menschen und Umwelt in den
unterschiedlichen Anwendungen. Zu den Partnern
zählen insbesondere Universitäten, die auch im Sinne
gezielter Nachwuchsförderung eine große Rolle
einnehmen. Zu diesen gehören unter anderem die
TH Ilmenau, die TU Berlin, die HAW Hamburg (alle
Deutschland), die Technischen Universitäten von
Graz (Österreich) und Lund (Schweden), die KTH
Stockholm (Schweden) sowie die ETH in Zürich
(Schweiz) und die Durham University (Großbritannien).
Ein weiterer wichtiger Netzwerkpartner für die Zumtobel Gruppe ist das Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie in Aachen (Deutschland).
Ausblick und Ziele
einigen Jahren des Rückgangs zu einer Stabilisierung
kommen sollte. In den sieben für die Zumtobel Gruppe
wichtigsten europäischen Märkten (Österreich,
Deutschland, Schweiz, Frankreich, Großbritannien,
Italien und Skandinavien) wird von Euroconstruct ein
Wachstum von 0,1% für das Kalenderjahr 2014 und
von 1,4% für das Kalenderjahr 2015 prognostiziert.
In der europäischen Bauwirtschaft gibt es Anzeichen für eine Trendwende von einem rückläufigen
hin zu einem leicht wachsenden Marktumfeld. In der
Lichtindustrie verstärkt sich dieser Trend durch den
Technologiewandel hin zu LED, das Thema Energieeffizienz sowie die Wachstumschancen in den neuen
Märkten. Die Zumtobel Gruppe verfügt durch die
Mehrmarkenstrategie, das profunde Know-how in
der Lichtanwendung, die starke Technologieposition,
die umfassende Abdeckung der Wertschöpfungskette
sowie die solide Bilanz- und Finanzierungsstruktur
über eine ausgezeichnete Position, um von den
Wachstumsimpulsen der Branche überdurchschnittlich zu profitieren. Vor diesem Hintergrund hat sich
das Management der Zumtobel Gruppe zum Ziel
gesetzt, in den kommenden drei Jahren durch Marktanteilsgewinne ein durchschnittliches jährliches organisches Wachstum zwischen 3% und 5% zu
erreichen.
Aufgrund signifikanter Kosteneinsparungen und
Effizienzverbesserungen insbesondere in den Produktions- und Vertriebsbereichen soll die operative Umsatzrendite (bereinigte EBIT-Marge) bis 2016/17 von
aktuell ca. 4% schrittweise auf etwa 8% bis 10% gesteigert werden. In Summe sollen die Herstellkosten
mittelfristig von derzeit ca. 62% vom Umsatz um drei
bis vier Prozentpunkte und die Vertriebs- und Verwaltungskosten von derzeit ca. 29% vom Umsatz um zwei
bis drei Prozentpunkte gesenkt werden.
Das Jahr 2014/15 wird ein wichtiges Jahr des
Übergangs sein, in dem die Zumtobel Gruppe ein
stabiles Fundament für zukünftiges profitables und
dynamisches Wachstum legen wird. Es gilt die neuen
Strukturen ins Leben zu bringen, Ineffizienzen aus der
Vergangenheit zu bereinigen und damit Wachstumsund Kostensynergien aus dem Mehrmarkenansatz
zu heben. Die dafür notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen werden das operative Ergebnis in
2014/15 mit Sondereffekten in Höhe von etwa 20
Mio EUR belasten.
Aufgrund der positiven konjunkturellen Signale aus
dem zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2013/14
sowie der geplanten signifikanten Kosteneinsparungen blickt das Management der Zumtobel Gruppe
trotz einer weiterhin eingeschränkten Visibilität mit
verhaltenem Optimismus in die nächsten Monate. Die
Umsatzentwicklung wird einerseits durch einen leichten Rückenwind aus dem verbesserten Marktumfeld
in Europa unterstützt, andererseits fallen die Umsätze
mit magnetischen Vorschaltgeräten aufgrund des inzwischen abgeschlossenen Ausstiegs aus dieser
Technologie weg. Insgesamt erwarten wir für das
kommende Geschäftsjahr 2014/15 trotz des
Wegfalls der Magnetik-Umsätze ein Umsatzwachstum von rund 3% und eine Verbesserung der bereinigten EBIT-Marge auf 5% bis 6% (bereinigte EBITMarge im GJ 2013/14: 3,8%).
Kontinuierliche Dividendenpolitik
Die Zumtobel Gruppe verfolgt eine kontinuierliche
Dividendenpolitik. Die Höhe der Dividende hängt
neben der laufenden Ertragskraft auch von den
Gewinnprognosen und der erwarteten wirtschaftlichen Gesamtentwicklung ab. Vor dem Hintergrund
eines sich stabilisierenden konjunkturellen Umfelds
plant der Vorstand dem Aufsichtsrat und in Folge
der Hauptversammlung der Zumtobel AG, die am
25. Juli 2014 stattfindet, eine Dividende von 18
Eurocent je Aktie für das Geschäftsjahr 2013/14
vorzuschlagen (Vorjahr 7 Eurocent).
Der Internationale Währungsfonds (IWF)3 prognostiziert für das Kalenderjahr 2014 ein moderates
Wachstum der Weltwirtschaft um 3,6% und für 2015
um 3,9%. Weltweit zeigt sich ein sehr gemischtes Bild.
Die USA bleiben die zentrale Wachstumslokomotive,
in der Eurozone verbessert sich die Situation merklich,
während sich die Wachstumsdynamik in den Entwicklungs- und Schwellenländern zunehmend verlangsamt.
Die dortige Wirtschaftsleistung soll in diesem Jahr um
4,9% und 2015 um 5,3% zulegen. Von Brasilien bis
nach Russland hat der IWF die Prognosen gekappt,
wobei die Schwellenländer immer noch für knapp
60% des Wachstums weltweit verantwortlich sein
werden. Für die industrialisierte Welt lauten die Prognosen auf plus 2,2% in 2014 respektive 2,3% in
2015. Die US-Wirtschaft kann in beiden Jahren auf
ein solides Plus von 2,8% beziehungsweise 3,0%
hoffen. Nach dem Schrumpfen des Sozialprodukts
in der Eurozone um 0,5% in 2013 sagt der IWF für
das Jahr 2014 ein Wachstum der Wirtschaftsleistung
um 1,2% und in 2015 um 1,5% voraus.
Dieser – verglichen mit dem vergangenen Jahr –
zuversichtliche Blick ist in Einklang mit den jüngsten
Entwicklungen wichtiger Stimmungsindikatoren für
den Euroraum. Insbesondere die Länder Mittel- und
Nordeuropas wie etwa Deutschland mit plus 1,7%,
Österreich mit plus 1,7%, Großbritannien mit plus
2,9% und Schweden mit plus 2,8% sollen in 2014
zu dieser Entwicklung beitragen.
Der Bausektor in Europa wird in diesem Kalenderjahr noch keinen nennenswerten Beitrag zu einer
wirtschaftlichen Erholung liefern, allerdings bestätigt
Euroconstruct im letztjährigen November-Gutachten,
dass es im professionellen Hochbau in 2014 nach
3
Quelle: Prognose des IWF,
World Economic Outlook, April 2014
Dornbirn, am 16. Juni 2014
Der Vorstand
Ulrich Schumacher
Chief Executive Officer
Karin Sonnenmoser
Chief Financial Officer
Martin Brandt
Chief Operating Officer
363
Facts and Figures
Group Management Report
Facts and Figures
Group Management Report
quarter shows a steady increase in momentum over
the previous year. The first two quarters brought
revenue declines, but the third quarter and, above
all, the fourth quarter saw a return to growth.
Revenues recorded by the Zumtobel Group for the
reporting year rose by 0.3% to EUR 1, 246.8 million
in 2013/14.
Group EBIT, adjusted for special effects, rose by
33.3% or EUR 11.9 million to EUR 47.6 million in
2013/14 (2012/13: EUR 35.7 million). The return
on sales increased from 2.9% to 3.8%. Both the
Lighting Segment and the Components Segment recorded a substantial increase over the adjusted prior
year results.
brought a 3.8% decline in revenues, but the second
six months (November 2013 to April 2014) were
characterised by increasing stabilisation in the economic environment. With an increase of 4.8%, revenues were therefore significantly higher than the
second half of 2012/13. An analysis of revenue
development by quarter shows a steady increase in
momentum.
Energy efficiency remains the central revenue
driver for the Zumtobel Group. Important growth
impulses have been created, in particular, by the
trend to intelligently managed, energy-efficient lighting and also by LED technology. This was reflected
in continued dynamic growth with LED products
during the reporting year. Revenues from the sale of
LED products rose by 52.6% year-on-year to
EUR 419.0 million in 2013/14 (2012/13:
EUR 274.5 million). The LED share of Group revenues
grew to 33.6%, compared with 22.1% in 2012/13.
Both the Lighting Segment (plus 50.0%) and the
Components Segment (plus 65.3%) benefited from
the sharp rise in the demand for LED lighting with
their extensive portfolio of innovative LED products.
Extract1 of the Group Management Report
for the Zumtobel Group 2013/14
General Economic Environment
364
The 2013/14 financial year was characterised by a
continuation of the difficult economic environment
not only in Europe, but also in the most important
overseas regions. This weakness led to a series of
downward forecast revisions by the International
Monetary Fund (IMF) during the course of the year
and a stronger-than-expected weakening in global
growth during the Zumtobel Group’s reporting year
(1 May 2013 to 30 April 2014). The IMF estimated
global growth at 3.0% in 2013, compared with 3.2%
in 20122.
The euro zone recorded a decline of 0.5% in economic performance for 2013. The recession persisted
in Southern Europe, above all Italy (minus 1.9%), Spain
(minus 1.2%) and Portugal (minus 1.4%), as well as
a number of the East European countries, but growth
also slowed in the D/A/CH region (Germany, Austria,
Switzerland), an important market for the Zumtobel
Group. The IMF reported an increase of only 0.5%
for the German economy and 0.4% for Austria in
2013, but growth of 2% for Switzerland. However,
the last quarter of the 2013 calendar year saw an
end to the six quarter recession in the euro zone. The
growing confidence in the stability of the euro zone
is most clearly reflected in the declining risk premiums
for government bonds issued by the peripheral
countries. As a reaction to falling inflation rates, the
European Central Bank (ECB) again cut the key interest rate to a new record low in November 2013
1
The full text of the Group Management Report has
been published in the context of the 2013/14 Annual
Financial Report of the Zumtobel AG and is available
for download on the Internet at zumtobelgroup.com.
Source: IMF forecast,
World Economic Outlook, April 2014
2
and confirmed its readiness and flexibility to introduce further measures.
The USA recorded the strongest growth among
the western industrial countries in 2013 with a plus of
1.9%. Developments in the USA were influenced by
spending cuts and political disputes over the debt
ceiling. The US Federal Reserve announced its intention to end its extremely expansive monetary policy,
but key interest rates should remain low as the purchase of government bonds is gradually reduced.
Growth in the emerging and developing countries was less dynamic than in earlier years due to
the absence of structural reforms and impending
capital problems as well as the weakness in the industrial countries and the related decline in exports.
Results for the BRIC countries show a 7.7% increase
in the gross national product for China and a sound
plus of 4.4% for India, but significantly lower momentum for Brazil and Russia with a plus of 2.3% and
1.3%, respectively.
In its April 2014 forecast, the IMF paints a reserved positive picture for the global economy with
growth of 3.6% in 2014 and 3.9% in 2015. The
developed economies stabilised, and in part improved, towards the end of the 2013/14 financial
year, but growth continued to slow in the emerging
and developing countries.
The IMF experts now see the emerging countries
and prolonged stagnation in Europe as the greatest
dangers for the worldwide economy. There are
growing demands on the European Central Bank to
loosen monetary policy to provided added stimulus
and counter the risk of deflation.
Review of Business Performance – At a glance
Revenues
Revenues recorded by the Zumtobel Group rose by
0.3% to EUR 1,246.8 million for the 2013/14 financial year, which covered the period from 1 May 2013
to 30 April 2014 (2012/13: EUR 1,243.6 million).
The first half-year (May 2013 to October 2013)
Development of revenues in the last eight quarters (in % vs previous quarter)
10%
8.1%
7,5%
5%
2,5%
1.4%
0%
-2,5% -0.9%
5%
The development of business in 2013/14 was influenced by the increasing stabilisation of the economy
in Europe. Accordingly, the analysis of revenues by
365
-7,5%
-1.7%
-3.2%
-3.0%
-6.0%
-4.4%
Q1 2012/13 Q2 2012/13 Q3 2012/13 Q4 2012/13 Q1 2013/14 Q2 2013/14 Q3 2013/14 Q4 2013/14
Facts and Figures
366
Group Management Report
Facts and Figures
Development of revenues by region
In the late cyclical Lighting Segment, there are
growing signs of stabilisation in the European commercial construction industry. Segment revenues rose
slightly by 0.3% to EUR 938.5 million in 2013/14
(2012/13: EUR 935.7 million), whereby a minus of
4.1% in first half-year was more than offset by a plus
of 5.3% in the second half-year. The second half of
the previous year was negatively influenced by a
difficult economic environment in the core markets
of Great Britain and France, cutbacks in public spending and de-stocking in the wholesale business.
The shift to LED continues to represent a major
challenge, especially for the Components Segment
(Tridonic brand). After a sharp drop in revenues during
2012/13 (minus 7.4%) and 2011/12 (minus 6.7%),
revenues rose by 1.8% to EUR 384.5 million for the
reporting year. Good progress in the development
and sale of LED converters and LED modules successfully offset the substantial decline in demand for
magnetic and electronic ballasts. This development
also confirmed the strategic decision to terminate the
production and sale of magnetic ballasts and transformers at the end of the 2013/14 financial year in
order to concentrate resources more directly on LED
technology.
Segment development in EUR million
2013/14
Revenues in EUR million
Change in %
342.8
0.7
63.9
(1.2)
Northern Europe
104.5
1.1
Western Europe
386.0
3.6
Southern Europe
104.0
7.5
1,001.1
2.4
122.1
11.7
Australia & New Zealand
78.3
(26.0)
America
34.3
(13.0)
Others
11.0
(2.9)
1,246.8
0.3
D/A/CH
Eastern Europe
Europe
Asia & Middle East
Total
2013/14
2012/13
Change in %
Lighting Segment
938.5
935.7
0.3
Components Segment
384.5
377.7
1.8
Reconciliation
(76.2)
(69.8)
9.2
1,246.8
1,243.6
0.3
Zumtobel Group
Group Management Report
Developments in the individual regions differed significantly during 2013/14, but all European regions
showed a steady improvement in revenues during the
course of the year. Revenues in the D/A/CH region
were slightly higher at EUR 342.8 million (2012/13:
EUR 340.5 million), with modest growth for the
Lighting Segment especially in Germany and Switzerland. Eastern Europe was the only European region
to record a decline in revenues (minus 1.2%). In
Northern Europe (Denmark, Finland, Norway, Sweden,
Iceland), Group revenues increased 1.1%. Western
Europe (Great Britain, France, Benelux), which is the
strongest sales region in the Zumtobel Group, was
negatively affected by foreign exchange effects resulting from the decrease in the value of the British
pound versus the euro. However, revenues rose by
3.6% to EUR 386.0 million. In Southern Europe (Italy,
Spain, Greece, Turkey), both the Lighting Segment
and the Components Segment reported an increase
in revenues (in total, plus 7.5%). The relative share of
Europe in Group revenues rose slightly to 80.3%
(2012/13: 78.6%).
The development of revenues in the Middle East
was sound, but the lighting business in Asia remained
disappointing. In total Group revenues in the Asia &
Middle East region (which consists primarily of China,
Hong Kong, Singapore, India and the Middle East)
rose by 11.7% to EUR 122.1 million. The America
region remained substantially below expectations
with a drop of 13.0% to EUR 34.3 million for the full
year, but the second six months brought an increase
in revenues. In Australia & New Zealand, slower
business development in both segments and negative
foreign exchange effects led to a decline of 26.0%
in revenues.
Earnings
Group EBIT adjusted for special effects rose significantly year-on-year to EUR 47.6 million in 2013/14
(2012/13: EUR 35.7 million) despite the flat develop-ment of revenues (plus 0.3%). That represents an
improvement in the return on sales from the operating business to 3.8% (2012/13: 2.9%). The gross
profit margin increased to 32.2% in the reporting
year (2012/13: 31.2%). The Lighting Segment was
able to reduce material costs through lower procurement prices and optimised product design. In the
Components Segment, the product mix was improved
by the structural shift from conventional ballasts to
LED components. Strong demand for LED modules
and LED converters led to the first positive earnings
contribution from the sale of LED components after
a series of losses in earlier years.
In line with the goal to further strengthen the Zumtobel Group’s technology position, R&D activities were
expanded during the reporting year. Development
367
368
Facts and Figures
Group Management Report
Facts and Figures
Group Management Report
costs included in the cost of goods sold rose by 4.6%
to EUR 68.6 million (2012/13: EUR 65.6 million).
Selling expenses remained constant at EUR 320.3
million (2012/13: EUR 321.6 million) despite the
sizeable costs related to the biennial Light + Building
trade fair in the fourth quarter of 2013/14 and wage
and salary increases mandated by collective bargaining agreements. One focal point of the Zumtobel
Group’s new structure is the merger of the previously
separate Zumtobel and Thorn sales organisations.
The first measures were introduced during the final
quarter of 2013/14. The number of employees in
sales was reduced by 104 in comparison with 30
April 2013. Administrative expenses increased slightly
to EUR 40.4 million in 2013/14 (2012/13: EUR 39.7
million). As in the previous year, other operating
results, excluding special effects, consisted primarily
of license income from the LED business and government grants. These items declined from EUR 8.4 million
to EUR 6.8 million.
The reporting year was characterised by significant negative special effects of EUR 35.5 million
(2012/13: EUR 14.0 million). These effects are attributable to both segments and are related, above
all, to the following factors: the exit from the magnetic
ballast business, the termination of wire production
in Australia, expenses for termination agreements
related to the changes on the Management Board
of Zumtobel AG, expenses related to the planned
shutdown of the plants in Tianjin (China), Landskrona
(Sweden) and Ennenda (Switzerland), an impairment
charge to a production hall at the Lemgo (Germany)
lighting plant that will not be used in the future and
restructuring measures in the Lighting Segment sales
organisations.
Financial results deteriorated by EUR 0.8 million
to minus EUR 14.6 million (2012/13: minus EUR
13.8 million). Interest expense, which consists mainly
of interest on the current credit agreement, fell by
EUR 1.0 million during the reporting year. Other financial income and expenses totalled minus EUR 6.8
million (2012/13: minus EUR 4.6 million). The change
in comparison with the prior year resulted primarily
from foreign exchange differences, above all a decline in the value of key currencies for the Zumtobel
Group versus the euro in 2013/14.
Profit before tax fell to minus EUR 2.4 million for
the 2013/14 financial year. However, income tax
expense equalled EUR 2.3 million based on the different taxable results in individual countries (2012/13:
EUR 1.6 million). The Zumtobel Group therefore recorded a net loss (including non-controlling interests)
of EUR 4.8 million for the 2013/14 financial year
(2012/13: net profit of EUR 6.1 million). Earnings per
share for the shareholders of Zumtobel AG (based
on 43.1 million shares) equalled minus EUR 0.12
(2012/13: plus EUR 0.14 based on 43.1 million shares).
Working capital was slightly higher than the prior year
at EUR 200.0 million as of 30 April 2014 (2012/13:
EUR 196.7 million). The increase resulted from the
rising volume of business at year-end (plus 8.1% in
the fourth quarter) and higher inventory levels compared with 30 April 2013. Stocks of raw materials
and finished goods were expanded at a higher rate
than the change in revenues in order to safeguard
production and supply capabilities to customers.
Working capital equalled 16.0% of rol-ling 12-month
revenues at the end of the 2013/14 financial year
(2012/13: 15.8%) and was therefore within the
Group’s defined target corridor of 16% to 18%. The
reduction of working capital in the prior year led to
cash inflows of EUR 31.4 million, but cash outflows
of EUR 10.9 million were recorded in 2013/14. At
the same time, factoring remained nearly constant at
EUR 40.2 million (2012/13: EUR 41.8 million). The
positive cash flow effect from current provisions
(EUR 8.9 million) resulted chiefly from the addition
to provisions for current restructuring measures.
Cash flow from operating activities declined by
EUR 31.5 million to EUR 71.8 million (2012/13:
EUR 103.3 million).
Capital expenditure in the Zumtobel Group
amounted to EUR 65.6 million for the reporting year
(2012/13: EUR 59.5 million). These expenditures
covered investments in the manufacture of tools for
new products, expansion and maintenance investments as well as capitalised R&D costs of EUR 19.0
million (2012/13: EUR 16.1 million). The expansion
and maintenance investments were made primarily
at the luminaire plant in Dornbirn (Austria).
Free cash flow was substantially lower than the
prior year at EUR 7.2 million for 2013/14 (2012/13:
EUR 44.8 million) due to the increase in capital expenditure and working capital. Cash flow of minus
EUR 13.1 million from financing activities (2012/13:
minus EUR 46.3 million) consisted, above all, of the
EUR 3.0 million dividend paid to the shareholders
of Zumtobel AG for the 2012/13 financial year and
interest payments of EUR 6.9 million.
In order to ensure its ability to meet payment obligations at any time, the Zumtobel Group held unsecured lines of credit totalling EUR 89.0 million as of
30 April 2014 (2012/13: EUR 88.0 million) as well
as a consortium credit agreement concluded in
November 2011 with a term extending to October
2016 and a maximum volume that currently equals
EUR 350 million. Of this total, EUR 170 million had
been drawn by 30 April 2014. The financing from
the consortium credit agreement is linked to compliance with specific financial covenants (a debt coverage ratio of less than 3.5 and an equity ratio of
more than 25%). These financial covenants were
met in full as of 30 April 2014 with a debt coverage
ratio of 1.57 (2012/13: 1.42) and an equity ratio
of 32.5% (2012/13: 35.9%). Net liabilities totalled
EUR 126.2 million as the end of the 2013/14 financial year (2012/13: EUR 113.2 million), which represents an increase of EUR 13.0 million over the
comparable prior year value.
The quality of the balance sheet structure did not
change significantly during the reporting year. The
balance sheet total was higher than on 30 April
2013 due to the increase in working capital. Equity
declined, above all, due to the loss recorded for the
year as well as negative foreign exchange effects
from the translation of foreign currency equity positions into the Group’s reporting currency (i.e. euro).
The equity ratio therefore declined from 35.9% on
30 April 2013 to 32.5%. Gearing, the ratio of net
debt to equity, deteriorated from 31.7% to 38.5%.
Cash flow, financial and asset position
The development of business in the Zumtobel Group
follows a seasonal pattern: during the first half of the
financial year (1 May to 31 October) the volume of
business is normally higher because most construction projects are concluded during the summer and
autumn and the installation of the lighting represents
one of the last steps prior to completion. During the
third quarter (1 November to 31 January), revenues
are substantially lower as a result of the Christmas
and winter break in the construction industry. In the
fourth quarter (1 February to 30 April), the pace of
business begins to accelerate again. Earnings (based
on adjusted EBIT) reflect the development of revenues
and are also subject to seasonality, which is illustrated by the significantly lower results in the second
half of the year. Additionally, earnings for the second
half-year are often negatively influenced by expenditures for lighting industry trade fairs.
369
370
Facts and Figures
Group Management Report
Facts and Figures
Group Management Report
Human Ressources
how transfer. One of the most important challenges
currently facing the Group is the merger of the previously separate Zumtobel and Thorn salesorganisations
based on the new organisational structure. In order
to successfully complete this cultural shift and optimally realise synergy effects, it is necessary to advance
the quality of management and to train supervisors
and their staffs. Other challenges include the development of talented employees for key positions through
directed succession planning and the further development of the Group’s management culture.
The Zumtobel Group offers its employees an extensive range of internal and external training and
development programmes. The brand academies
focus on the transfer of product-specific expertise –
for example on technologies, applications and customer requirements as well as energy efficiency and
sustainable lighting solutions. In connection with the
reorganisation of sales structures, the central sales
department and HR are coordinating the interfaces
and content of the Group-wide training measures.
The corporate training programmes cover management, processes and social skills. Employees and
supervisors took part in 929 training days during the
reporting year (2012/13: 990), whereby company
instructors held roughly two-thirds of the courses. The
online training offering was further expanded in
2013/14 to take advantage of the related substantial
savings in time, travel and costs and, in particular, to
open the courses to a higher number of potential
participants. Management development activities
included a variety of special programmes as well as
the Global Leadership Day. This event, which was
held for the second time, included a focus on the further
development of the management mission statement.
As of 30 April 2014, the Zumtobel Group had 147
apprentices (2012/13: 179). Internal professional
training is an important instrument to counter the
lack of specialists caused by demographic shifts.
The apprenticeship training programme is operated
primarily in Austria and Germany, and includes the
following eleven professions: electronics, electrical
engineering, machine mechanics, plastics engineering, production engineering, plant electronics, tool
mechanics, machining, mechatronics, industrial clerk
and media expert.
As an employer with a strong corporate culture
that has grown over many decades, the Zumtobel
Group is well aware of its social responsibility for the
employees in its many companies throughout the
world and remains focused on the further development of responsible working conditions. The code of
conduct of the Zumtobel Group calls for mandatory
compliance with the core principles defined by the
International Labour Organisation (ILO). The Group
also provides various voluntary social benefits for its
employees, including subsidies or company programmes for health, accident and/or life insurance.
The compatibility of family and career are also
important values for the Zumtobel Group. This orientation is underscored by the part-time and home
office working models that are open to employees. In
2013/14, the number of part-time employees
equalled 4.0% of the full-time equivalent workforce.
Mothers and fathers who return to work after parental leave are actively supported in their reintegration.
A survey of the Group companies in Germany, Austria
and Switzerland to determine the number of employees returning to the company after parental leave
showed a share of approx. 84.0%.
The Zumtobel Group does not tolerate any form
of discrimination. Accordingly, all personnel decisions
are based on performance and qualifications. The
share of women in the Zumtobel Group’s workforce
currently equals approx. 35% and there is no quota
for the appointment of women to management positions. Qualified applicants are rare because of the
general lack of specialists, and the recruitment of the
right persons for the right jobs represents a major
challenge. The share of women in management positions currently equals 11.2%.
The Zumtobel Group supports the integration of
young people and adults with special needs in the
working world. Employees with physical handicaps
are provided with special on-the-job assistance at a
number of the Group companies. At locations that
do not meet the legal hiring requirements for people
with special needs, the Zumtobel Group makes the
required compensation payments. A new programme was created to support young people who are
working to complete their secondary education
through “second chance learning”. The pilot project
gives young men and women an opportunity for a
traineeship in the Zumtobel Group, which is intended
to support their return to the labour market after their
graduation.
The Zumtobel Group follows a uniform remuneration scheme that promotes high transparency and
ensures performance-based compensation. Remuneration normally exceeds the level required by legal
regulations or collective bargaining agreements.
Internal and external comparisons are used to
confirm that wages and salaries reflect the market
level. In countries with low-wage standards, the
Zumtobel Group also pays compensation over the
legal minimum.
Detailed position descriptions (“grading”) allow
for the systematic classification of remuneration and
ensure that the salary or wage reflects the employee’s qualifications and is also fair and appropriate.
This procedure limits any gender-specific irregularities. The grading system was rolled out throughout
the Group during the reporting year.
The annual employee review forms an important
instrument in the interaction between employees
and their supervisors. In this structured discussion, a
common understanding is developed for the values,
Qualified, committed and motivated employees play
an important role in the entrepreneurial success of
the Zumtobel Group. With their technical expertise,
personal competence and passion for light as well
as their focused customer orientation and high innovative spirit, they create demanding lighting solutions
that set worldwide benchmarks.
There were numerous changes in the workforce
during the reporting year. The number of employees
in production declined by 124, chiefly due to the
shutdown, respectively sale of the magnetics plants
in Fürstenfeld (Austria) and Melbourne (Australia).
The sales workforce was also reduced by 104 employees, above all due to the merger of the previously
separate Zumtobel and Thorn sales organisations.
The Zumtobel Group increased its investments in R&D
during 2013/14, which led to the addition of 54
employees in these areas. The number of contract
workers rose by 296 towards the end of the reporting year due to the sound development of revenues,
especially in the fourth quarter, and the related
higher production volumes. The Zumtobel Group
had 7,291 full-time employees (including contract
workers) as of 30 April 2014, or 129 more employees than in the previous year.
Labour productivity – i.e. adjusted EBIT as a per
cent of personnel expenses – rose from 8.3% in the
prior year to 11.1% for 2013/14 due to the sound
improvement in operating results. Average revenues
per employee (including contract workers) increased
slightly from EUR 167,700 to EUR 172,700.
A sustainable and responsible human resources
policy is the basis for the entrepreneurial success of
the Zumtobel Group. This policy covers the qualification of existing employees through specialised
and personal development, new talent recruiting, the
integration of colleagues in new markets and know-
371
372
Facts and Figures
Group Management Report
Facts and Figures
Group Management Report
corporate strategy and goals, mutual expectations
are coordinated and development opportunities are
systematically identified. Following the revision of the
process, the annual employee review was implemented in all Group companies by the end of the
2013/14 financial year.
The Zumtobel Group places high importance on
accident prevention and health protection for all its
employees. Local officers monitor compliance with
specific environmental, health and safety guidelines
for all brands. Measures are implemented on a continuous basis to increase workplace safety, including
employee training, improvements to protective clothing and the replacement of machinery.
development cycles. Specific responsibilities are
concentrated at the Group level, above all the coordination of research subsidies and committee work,
the standardisation and development of tools such
as CAD and simulation programmes and the registration, administration and defence of intellectual
property rights. The standardisation of LED modules
and drivers, the further development of light management systems and technology scouting are also handled
at the Group level.
The focal points for R&D activities are derived from
the “functional chain” of lighting: light sources, optics,
control gears and light management. Accord-ingly,
the key focal points include LED and OLED in light
sources, new optical methods to focus LED light, new
control gears for the operation of LEDs and OLEDs
and new approaches for the management of lighting
equipment. These focal points create opportunities
for differentiation in lighting quality, energy-efficiency,
added value and the intelligence of lighting controls.
The company‘s innovative strength is closely linked
to R&D. An extensive patent portfolio, especially in
the area of new technologies, protects the positions
of the Group’s brands in the areas of growth, competitive advantage and access to strategic cooperation
with other companies. In 2013/14 the Lighting
Segment registered 94 (2012/13: 108) and the
Components Segment 73 patents (2012/13: 80).
Statistics issued by the Austrian Patent Office rank
the Zumtobel Group sixth in the number of patent
registrations in Austria during 2013. The Zumtobel
Group also collects data on the contribution made
by new products (products not older than three years)
to revenues. In 2013/14 the share of revenues generated with new products equalled 32.6% in the
Lighting Segment (in Europe; 2012/13: 26.2%) and
54.1% in the Components Segment (worldwide;
2012/13: 46.0%). The number of active commercial
property rights – currently approx. 7,500, including
4,250 patents – and the share of revenues recorded
with new products speak for the company’s innovative strength.
LED technology continues to have a significant
influence on R&D in the Zumtobel Group. The short
lifecycles of LED products therefore represent a
major challenge, since they lead to a steady increase in the speed of the development process as
well as a sharp rise in R&D expenses at the same
time. Other important factors are the need for greater
system competence, higher demands on quality and
increasing competition.
In addition to specially directed support for employees‘ qualifications in electronics and systems,
the Zumtobel Group meets the current challenges by
focusing on the modular development of products, the
use of technical platforms and the internal standardisation of components. Development partnerships
will also become even more important in the future.
An important role in this respect is played by the
Group’s long-term strategic partnerships with suppliers, research institutions and industrial partners, such
as the Competence Centre for Light and LG Innotec.
The Zumtobel Group also plans to further extend
its R&D organisation beyond Europe’s borders. All
brands intend to expand their R&D activities in China.
The goal is to improve information transfer in the area
of new technologies, increase the use of similar tools
and promote the creation of standardised processes
to drive the development of global products for
global brands and low-cost products for the local
Asian market.
In addition to its own research, cooperation programmes help to support sustainable innovation
processes. The Zumtobel Group and its partners are
currently working on a wide variety of research
assignments. They are focused on the development
of new technical solutions and, above all, on the
effects of light on people and the environment in a
wide variety of applications. The project partners
include universities, which also play an important role
in the promotion of new talents. These universities
include, among others, the Engineering Universities
in Ilmenau and Berlin and the Hamburg University
of Applied Sciences (all in Germany), the Technical
Universities in Graz (Austria) and Lund (Sweden),
the KTH Royal Institute of Technology in Stockholm
(Sweden), the Swiss Federal Institute of Technology
in Zurich (Switzerland) and Durham University
(Great Britain). Another important network partner
for the Zumtobel Group is the Fraunhofer Institute for
Production Technology in Aachen (Germany).
Research & Development
Through its role in the development and application
of new technologies, research and development (R&D)
is a decisive success factor for the Zumtobel Group.
In accordance with the goal to further expand the
outstanding technology position of the Zumtobel
Group, R&D expenditures were increased by 3.9%
to EUR 71.8 million in 2013/14 and the R&D team
was enlarged.
The individual brands are responsible for product
development because their close proximity to product
management plays an important role in accelerating
Research and Development in EUR million
Development costs
Research costs
R&D total
as a % of revenues
Headcount (full-time equivalent) R&D
2013/14
2012/13
Change in %
68.6
65.6
4.6
3.2
3.5
(8.6)
71.8
69.1
3.9
5.8
5.6
602
548
9.8
373
374
Facts and Figures
Group Management Report
Facts and Figures
Steady dividend policy
Support for this positive development in 2014 will
be provided, above all, by the countries in Central
and Northern Europe: for example Germany with
plus 1.7%, Austria with plus 1.7%, Great Britain with
plus 2.9% and Sweden with plus 2.8%.
The construction industry in Europe will not make a
substantial contribution to economic recovery during
the current calendar year. However, the November
2013 report by Euroconstruct confirms that the commercial construction sector should stabilise in 2014
after several years of declines. In the seven most
important European markets for the Zumtobel Group
(Austria, Germany, Switzerland, France, Great Britain,
Italy and Scandinavia), Euroconstruct is predicting
growth of 0.1% for the 2014 calendar year and 1.4%
for the 2015 calendar year.
The European construction industry shows signs
of a trend reversal from a declining to a slight improving market environment. In the lighting industry,
this trend is strengthened by the technology shift to
LED and energy efficiency as well as growth opportunities in the new markets. The Zumtobel Group has
an outstanding position to realise above-average
benefits from the growth impulses in the industry due
to its multi-brand strategy, extensive know-how in lighting applications, strong technology position, complete
coverage of the value chain and solid balance sheet
and financing structure. Against this backdrop, the
management of the Zumtobel Group has set a goal
to generate organic growth of 3% to 5% on average
over each of the next three years through an increase
in market shares.
Significant cost savings and efficiency improvements, above all in production and sales, should
support a steady increase in the operating return on
sales (adjusted EBIT margin) from the current level of
approx. 4% to 8% - 10% by 2016/17. In relation to
revenues, production costs should fall three to four
percentage points below the current level of approx.
62% and selling and administrative expenses two to
three percentage points below the current level of
approx. 29% over the medium-term.
The 2014/15 financial year will be an important
year of transition for the Zumtobel Group in which a
stable foundation is created for future profitable and
dynamic growth. Key tasks are to bring the new structures to life, to eliminate past inefficiencies and, in this
way, to leverage growth and cost synergies from the
multi-brand strategy. The necessary restructuring measures will result in negative special effects of roughly
EUR 20 million on operating earnings in 2014/15.
Based on the positive economic signals from the
second half of 2013/14 and the planned significant
cost savings, the management of the Zumtobel Group
looks toward the coming months with reserved optimism in spite of the still limited visibility. The development of revenues will be supported by slight tailwinds
from the recovering market environment in Europe,
but revenues from the sale of magnetic ballasts ended
with our exit from this technology in 2013/14. For
the 2014/15 financial year, we expect an increase
of approx. 3% in revenues as well as an improvement
in the adjusted EBIT margin to 5% to 6% (adjusted
EBIT margin 2013/14 financial year: 3.8%) despite
the end of magnetic revenues.
The Zumtobel Group follows a continuous dividend
policy, whereby the amount of the dividend is dependent on the current profitability, earnings forecasts
and general economic developments. Based on the
stabilising economic environment, the Management
Board will make a recommendation to the Supervisory Board and subsequently to the annual general
meeting of Zumtobel AG on 25 July 2014 calling
for a dividend of EUR 0.18 for the 2013/14 financial
year (2012/13: EUR 0.07).
Outlook and Goals
Forecasts by the International Monetary Fund (IMF)3
for the global economy point to moderate growth of
3.6% in the 2014 calendar year and 3.9% in 2015.
However, expectations differ substantially by region.
The USA will remain the central growth driver and
the euro zone will see sound recovery, but momentum in the developing and emerging countries will
continue to slow. These regions are expected to generate growth of 4.9% in 2014 and 5.3% in 2015.
The IMF has cut its forecasts from Brazil to Russia,
whereby the emerging countries are still responsible
for nearly 60% of worldwide growth. Forecasts for
the industrialised countries point to an increase of
2.2% in 2014 and 2.3% in 2015. The US economy
can hope for a sound plus of 2.8% and 3.0%, respectively, in these two years. Following a 0.5% decline in
the euro zone’s gross national product in 2013, the
IMF is projecting an increase of 1.2% in 2014 and
1.5% in 2015. This more optimistic – compared with
the previous year – outlook is in line with the latest
trends in key sentiment indicators for the euro zone.
Source: IMF forecast,
World Economic Outlook, April 2014
3
Dornbirn, 16 June 2014
The Management Board
Ulrich Schumacher
Chief Executive Officer
Karin Sonnenmoser
Chief Financial Officer
Martin Brandt
Chief Operating Officer
Group Management Report
375
Zahlen und Fakten
Konzernabschluss
Gewinn- und Verlustrechnung
in TEUR
Umsatzerlöse
2013/14
2012/13 Veränderung in %
1.246.831
1.243.616
0,3
Kosten der umgesetzten Leistungen
-845.356
-855.048
-1,1
Bruttoergebnis vom Umsatz
401.475
388.568
3,3
32,2
31,2
-320.263
-321.581
-0,4
Verwaltungskosten
-40.424
-39.664
1,9
Sonstiges betriebliches Ergebnis
-28.645
-5.663
<-100
-35.452
-14.043
<-100
12.143
21.660
-43,9
1,0
1,7
-8.904
-9.856
-9,7
815
1.225
-33,4
-6.763
-4.592
47,3
289
-560
>100
-14.563
-13.783
-5,7
-1,2
-1,1
Ergebnis vor Ertragsteuern
-2.420
7.877
<-100
Ertragsteuern
-2.263
-1.629
38,9
Ergebnis aus fortzuführenden Bereichen
-4.683
6.248
<-100
-73
-162
55,1
-4.756
6.086
<-100
in % vom Umsatz
-0,4
0,5
davon den Minderheitengesellschaftern zuordenbar
239
127
88,5
-4.995
5.959
<-100
in % vom Umsatz
Vertriebskosten
davon Sondereffekte
Betriebsergebnis
in % vom Umsatz
Zinsaufwand
Zinsertrag
Übrige finanzielle Aufwendungen und Erträge
Ergebnis aus nach der Equity-Methode bilanzierten Finanzanlagen
Finanzergebnis
in % vom Umsatz
Ergebnis aus aufgegebenen Bereichen
Jahresergebnis
davon den Anteilseignern des Mutterunternehmens zuordenbar
377
Zahlen und Fakten
Konzernabschluss
Zahlen und Fakten
Konzernabschluss
Bilanz
378
in TEUR
30. April 2014
in % 30. April 2013
in %
187.792
18,7
190.035
19,1
55.682
5,5
52.837
230.635
22,9
Nach der Equity-Methode bilanzierte
Finanzanlagen
2.441
Finanzielle Vermögenswerte
Übrige Vermögenswerte
in TEUR
30. April 2014
in % 30. April 2013
in %
Grundkapital
108.750
10,8
108.750
10,9
5,3
Kapitalrücklagen
335.249
33,3
335.210
33,7
239.966
24,1
Gewinnrücklagen
-115.215
-11,5
-96.042
-9,7
-4.995
-0,5
5.959
0,6
0,2
3.667
0,4
323.789
32,1
353.877
35,5
1.466
0,1
1.101
0,1
3.765
0,4
3.509
0,4
4.354
0,4
4.233
0,5
327.554
32,5
357.386
35,9
37.509
3,7
38.413
3,9
Langfristiges Vermögen
Rückstellungen für Pensionen
77.486
7,7
74.669
7,5
519.879
51,5
530.252
53,4
Vorräte
Rückstellungen für Abfertigungen
41.374
4,1
42.744
4,3
181.426
18,1
160.472
16,1
Forderungen aus Lieferungen & Leistungen
Sonstige Personalrückstellungen
12.860
1,3
14.146
1,4
199.303
19,8
185.533
18,6
1.073
0,1
921
0,1
2.731
0,3
2.435
0,3
Übrige Vermögenswerte
197.357
19,6
197.001
19,9
29.071
2,9
29.098
2,9
Liquide Mittel
Übrige Verbindlichkeiten
2.575
0,3
1.911
0,2
74.191
7,4
87.048
8,7
Latente Steuern
4.337
0,4
7.307
0,7
486.722
48,5
464.586
46,6
337.062
33,5
338.699
34,1
1.006.601
100,0
994.838
100,0
Rückstellungen für Ertragsteuern
20.057
2,0
20.487
2,1
Übrige Rückstellungen
32.985
3,3
24.580
2,5
5.314
0,5
4.264
0,4
Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen
159.912
15,9
131.801
13,2
Übrige Verbindlichkeiten
123.717
12,3
117.621
11,8
Kurzfristige Schulden
341.985
34,0
298.753
30,0
1.006.601
100,0
994.838
100,0
Firmenwerte
Übrige immaterielle Vermögenswerte
Sachanlagen
Latente Steuern
Finanzielle Vermögenswerte
Kurzfristiges Vermögen
VERMÖGEN
Jahresergebnis
Kapital der Anteilseigner der Muttergesellschaft
Kapital der Minderheitengesellschafter
Eigenkapital
Übrige Rückstellungen
Finanzschulden
Langfristige Schulden
Finanzschulden
EIGENKAPITAL UND SCHULDEN
379
Zahlen und Fakten
Konzernabschluss
Zahlen und Fakten
Konzernabschluss
Kapitalflussrechnung
380
in TEUR
in TEUR
2013/14
2012/13
7.213
44.849
-2.238
-30.979
11
185
Veränderung von Minderheitenanteilen
-1.524
0
Dividenden
-3.258
-8.957
39
205
-6.922
-7.792
815
1.222
-13.088
-46.301
-6.444
616
VERÄNDERUNG DES FINANZMITTELBESTANDES
-12.319
-836
1.910
Finanzmittelbestand am Anfang der Periode
82.902
83.738
11.079
6.193
Finanzmittelbestand am Ende der Periode
70.583
82.902
Veränderungen der sonstigen operativen Positionen
8.570
-2.684
Veränderung
-12.319
-836
Bezahlte Steuern
-5.423
-5.181
Cashflow aus dem operativen Geschäft
71.765
103.308
Einzahlungen aus Anlagenabgängen
429
111
-65.553
-59.509
Veränderung von lang- und kurzfristigen
finanziellen Vermögenswerten
-1.545
702
Veränderung liquider Mittel aus Konsolidierungskreisänderungen
2.117
237
-64.552
-58.459
7.213
44.849
2013/14
2012/13
Betriebsergebnis aus fortzuführenden und aufgegebenen Bereichen
12.070
21.497
Abschreibungen und Amortisierungen
68.067
57.811
Veränderung der lang- und kurzfristigen Finanzschulden
508
1.246
davon nicht frei verfügbare Zahlungsmittelbestände
-1.050
-420
-73
-382
Cashflow aus dem operativen Ergebnis
79.522
79.752
Ausübung Optionen
Vorräte
-24.833
12.459
Bezahlte Zinsen
Forderungen aus Lieferungen & Leistungen
-19.846
26.849
Vereinnahmte Zinsen
Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen
30.477
-2.414
Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit
3.298
-5.473
Einfluss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbestand
Veränderung des Working Capital
-10.904
31.421
Langfristige Rückstellungen
-11.414
-10.787
Kurzfristige Rückstellungen
8.905
Gewinn/Verlust aus Anlagenabgängen
Konsolidierungskreisänderungen
Ergebnis aus der Aufgabe von Geschäftsbereichen
Erhaltene Anzahlungen
Übrige lang- und kurzfristige Vermögenswerte und Verbindlichkeiten
Auszahlungen für Anlagenzugänge
Cashflow aus der Investitionstätigkeit
FREIER CASHFLOW
FREIER CASHFLOW
381
Facts and Figures
Consolidated Financial Statements
Income Statement
in TEUR
2013/14
2012/13
Change in %
Revenues
1,246,831
1,243,616
0.3
Cost of goods sold
(845,356)
(855,048)
(1.1)
401,475
388,568
3.3
32.2
31.2
(320,263)
(321,581)
(0.4)
Administrative expenses
(40,424)
(39,664)
1.9
Other operating results
(28,645)
(5,663)
<(100)
(35,452)
(14,043)
<(100)
Operating profit/loss
12,143
21,660
(43.9)
as a % of revenues
1.0
1.7
(8,904)
(9,856)
(9.7)
815
1,225
(33.4)
(6,763)
(4,592)
47.3
289
(560)
>100
(14,563)
(13,783)
(5.7)
as a % of revenues
(1.2)
(1.1)
Profit/loss before tax
(2,420)
7,877
<(100)
Income taxes
(2,263)
(1,629)
38.9
Net profit/loss from continuing operations
(4,683)
6,248
<(100)
(73)
(162)
55.1
(4,756)
6,086
<(100)
as a % of revenues
(0.4)
0.5
thereof due to non-controlling interests
239
127
88.5
(4,995)
5,959
<(100)
Gross profit
as a % of revenues
Selling expenses
thereof special effects
Interest expense
Interest income
Other financial income and expenses
Result from companies accounted for at equity
Financial results
Net loss from discontinued operations
Net profit/loss for the period
thereof due to shareholders of the parent company
383
Facts and Figures
Consolidated Financial Statements
Facts and Figures
Consolidated Financial Statements
Balance Sheet
384
in TEUR
30 April 2014
in %
30 April 2013
in %
187,792
18.7
190,035
19.1
55,682
5.5
52,837
5.3
230,635
22.9
239,966
24.1
Financial assets accounted for at-equity
2,441
0.2
3,667
0.4
Financial assets
1,466
0.1
1,101
0.1
Other assets
4,354
0.4
4,233
0.5
37,509
3.7
38,413
3.9
Non-current assets
519,879
51.5
530,252
53.4
Inventories
181,426
18.1
160,472
16.1
Trade receivables
199,303
19.8
185,533
18.6
2,731
0.3
2,435
0.3
Other assets
29,071
2.9
29,098
2.9
Liquid funds
74,191
7.4
87,048
8.7
486,722
48.5
464,586
46.6
1,006,601
100.0
994,838
100.0
Goodwill
Other intangible assets
Property, plant and equipment
Deferred taxes
Financial assets
Current assets
ASSETS
in TEUR
30 April 2014
in %
30 April 2013
in %
Share capital
108,750
10.8
108,750
10.9
Additional paid-in capital
335,249
33.3
335,210
33.7
(115,215)
(11.5)
(96,042)
(9.7)
Net profit/loss for the period
(4,995)
(0.5)
5,959
0.6
Capital attributed to shareholders
of the parent company
323,789
32.1
353,877
35.5
3,765
0.4
3,509
0.4
327,554
32.5
357,386
35.9
Provisions for pensions
77,486
7.7
74,669
7.5
Provisions for severance compensation
41,374
4.1
42,744
4.3
Provisions for other employee benefits
12,860
1.3
14,146
1.4
1,073
0.1
921
0.1
197,357
19.6
197,001
19.9
Other liabilities
2,575
0.3
1,911
0.2
Deferred taxes
4,337
0.4
7,307
0.7
337,062
33.5
338,699
34.1
Provisions for taxes
20,057
2.0
20,487
2.1
Other provisions
32,985
3.3
24,580
2.5
5,314
0.5
4,264
0.4
Trade payables
159,912
15.9
131,801
13.2
Other liabilities
123,717
12.3
117,621
11.8
Current liabilities
341,985
34.0
298,753
30.0
1,006,601
100.0
994,838
100.0
Reserves
Capital attributed to non-controlling interests
Equity
Other provisions
Borrowings
Non-current liabilities
Borrowings
EQUITY AND LIABILITIES
385
Facts and Figures
Consolidated Financial Statements
Facts and Figures
Consolidated Financial Statements
Cash Flow
386
in TEUR
in TEUR
2013/14
2012/13
Operating profit from continuing and discontinued operations
12,070
21,497
Depreciation and amortisation
68,067
57,811
Change in net borrowings
508
1,246
thereof restricted cash
Changes in the consolidation range
(1,050)
(420)
Results from discontinued operations
(73)
(382)
79,522
79,752
Exercise of options
Inventories
(24,833)
12,459
Interest paid
Trade receivables
(19,846)
26,849
Interest received
30,477
(2,414)
Cash flow from financing activities
3,298
(5,473)
Effects of exchange rate changes on cash and cash equivalents
Change in working capital
(10,904)
31,421
CHANGE IN CASH AND CASH EQUIVALENTS
Non-current provisions
(11,414)
(10,787)
8,905
1,910
11,079
6,193
8,570
(2,684)
(5,423)
(5,181)
71,765
103,308
429
111
(65,553)
(59,509)
(1,545)
702
2,117
237
(64,552)
(58,459)
7,213
44,849
Gain/loss from disposal of fixed assets
Cash flow from operating results
Trade payables
Prepayments received
Current provisions
Other current and non-current assets and liabilities
Change in other operating items
Taxes paid
Cash flow from operating activities
Proceeds from the sale of non-current assets
Capital expenditures on non-current assets
Change in non-current and current financial assets
Change in liquid funds from changes in the consolidation range
Cash flow from investing activities
FREE CASH FLOW
2013/14
2012/13
7,213
44,849
(2,238)
(30,979)
11
185
Change of minority interest
(1,524)
0
Dividends
(3,258)
(8,957)
39
205
(6,922)
(7,792)
815
1,222
(13,088)
(46,301)
(6,444)
616
(12,319)
(836)
Cash and cash equivalents at the beginning of the period
82,902
83,738
Cash and cash equivalents at the end of the period
70,583
82,902
(12,319)
(836)
FREE CASH FLOW
Change absolute
387
Service
Nördliche Hemisphäre
Northern Hemisphere
Werkslandschaft der Zumtobel Gruppe
zum 30.04.2014.
Polarkreis
Polar Circle
Service
Die Adressen der Vertriebsgesellschaften & Produktionsstandorte
finden Sie über die jeweilgen Websites unserer Marken.
Production network of the Zumtobel Group
as of 30.04.2014.
Südliche Hemisphäre
Southern Hemisphere
Polarkreis
Polar Circle
You can find the addresses of our sales offices & production sites
on the websites of each brand.
Tianjin
388
389
Guangzhou
Shenzhen
Landskrona
Lemgo
Jennersdorf
Highland
Spennymoor
Innsbruck
Les Andelys
Leuchtengeschäft / Lighting Segment
Komponentengeschäft / Components Segment
Wetherill Park, Sydney
Dornbirn
Enneda
Auckland
Service
Firmenadressen
Company addresses
Konzernsitz /
Headquarter
Zumtobel AG
Höchsterstrasse 8. 6850 Dornbirn, Austria
t +43 (5572) 509-0
f +43 (5572) 509-601
info@zumtobelgroup.com zumtobelgroup.com
Leuchtengeschäft /
Lighting Segment
Zumtobel
Zumtobel Lighting GmbH
Schweizerstrasse 30, Postfach 72
6851 Dornbirn, Austria
t +43 (5572) 390-0
f +43 (5572) 22 826
info@zumtobel.info zumtobel.com
Thorn
Thorn Lighting Ltd.
Green Lane Industrial Estate
Spennymoor
Co. Durham DL16 6HL, United Kingdom
t +44 (1388) 420042
f +44 (1388) 420156
info@thornlighting.com thornlighting.com
Reiss
Reiss Lighting GmbH
Otto-Lilienthal-Straße 2.
88046 Friedrichshafen, Germany
t +49 (7541) 70079-0
f +49 (7541) 70079-99
management@reiss-lighting.de reiss-lighting.de
Komponentengeschäft /
Components Segment
Tridonic
Tridonic GmbH & Co KG
Färbergasse 15. 6851 Dornbirn, Austria
t +43 (5572) 395-0
f +43 (5572) 20176
sales@tridonic.com tridonic.com
391
392
Service
Weitere Berichte der Zumtobel Gruppe
Further reports of the Zumtobel Group
Service
Jahresfinanzbericht 2013/14
Annual Financial Report 2013/14
Ergänzend zu dem vorliegenden Geschäftsbericht hat
die Zumtobel Gruppe einen Jahresfinanzbericht mit
dem vollständigen Konzernabschluss 2013/14 veröffentlicht. Der Jahresfinanzbericht steht auf unserer
Website unter folgendem Link zum Download bereit:
zumtobelgroup.com/de/finanzinformationen.htm
In addition to the present Annual Report, the Zumtobel Group has published an Annual Financial
Report with the complete Consolidated Financial
Statements for 2013/14. The Annual Financial Report
is available for download via the following link:
zumtobelgroup.com/en/financial_information.htm
Bericht zum 1. Quartal 2014/15
Report on the First Quarter 2013/14
02.09.2014
Corporate Governance Bericht 2013/14
Corporate Governance Report 2013/14
Der aktuelle Corporate Governance Bericht der
Zumtobel Gruppe wurde im Rahmen des Jahresfinanzberichts 2013/14 veröffentlicht und steht auf
der Website zum Download bereit:
zumtobelgroup.com/de/corporate_governance.htm
The current Zumtobel Group Corporate Governance
Report was published in the context of the Annual
Financial Report 2011/12 and can be downloaded
from our website:
zumtobelgroup.com/en/corporate_governance.htm
–
–
Sie können ein Printexemplar der genannten Berichte
über unsere Website unter:
zumtobelgroup.com/de/bestellservice.htm
oder unter folgender E-Mail bestellen:
presse@zumtobelgroup.com
You can order a print copy of the mentioned reports
on our website via:
zumtobelgroup.com/en/Ordering.htm
or via the following e-mail address:
presse@zumtobelgroup.com
Bericht zum 1. Halbjahr 2014/15
Report on the First Half-year 2014/15
09.12.2014
Bericht zum 3. Quartal 2014/15
Report on the First Three Quarters 2014/15
03.03.2015
Terminvorschau Geschäftsjahr 2014|15
Preview Financial Year 2014|15
393
394
Service
Kontakte
Contacts
Zumtobel Group
Presse /
Press
Astrid Kühn-Ulrich
Head of Corporate Communications
T +43 (0) 5572 509-1570
astrid.kuehn@zumtobelgroup.com
Herausgeber / Publisher
Zumtobel AG, Dornbirn
Astrid Kühn-Ulrich
Corporate Communications
Investor Relations /
Investor Relations
Harald Albrecht
Head of Investor Relations
T +43 (0) 5572 509-1125
harald.albrecht@zumtobelgroup.com
–
Zumtobel AG
Höchsterstr. 8
6850 Dornbirn
Austria
Kolophon
Colophon
LIVING THE NORDIC LIGHT
Hergestellt von:
Snøhetta, gegründet 1989, ist ein internationales Büro für Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur
und Design mit Hauptsitz in Oslo (Norwegen) und einer weiteren Niederlassung in New York City (USA).
2014 hat das Unternehmen, was nach einem von Norwegens höchsten Bergen benannt ist, ca. 150
Mitarbeiter mit 27 verschiedenen Nationalitäten, die an Projekten in Europa, Asien, Afrika, den Vereinigten
Staaten und Kanada arbeiten.
Produced by:
Snøhetta, founded in 1989, is an international architecture, landscape architecture, interior architecture and
graphic design firm based in Oslo, Norway and New York City. As of 2014, the firm, which is named after
one of Norway’s highest mountain peaks, has approximately 150 staff members, representing 27 different
nationalities, working on projects in Europe, Asia, Africa, the United States and Canada.
Art direction und / and Design: Snøhetta
–
Wir bedanken uns bei / Thanks to:
Maria Gulbrandsen, Sørreisa
Olaug Bastholm, Berlevåg
Helny Zingmark, Boden
Apmut-Ivar Kuoljok, Jokkmokk
395
396
Zumtobel Group
Kolophon
Colophon
Zumtobel Group
Weitere Mitwirkende / Other contributors:
PhD, Department of Architectural Design, Form and
Colour Studies, Norwegian University of Science
and Technology, Trondheim.
Index Abbildungen / Plates:
Åsne Seierstad:
Wurde durch ihre Bücher über die Situation in
Afghanistan und das Terrorattentat in Oslo und auf
Utøya im Jahr 2011 zu einer von Norwegens angesehensten Schriftstellerinnen. / One of Norway’s
most respected writers, thanks to her books on the
situation in Afghanistan and the terror attacks in
Oslo and on Utøya in 2011.
Po Tidholm:
Schwedischer Kolumnist, Kulturkritiker und Schriftsteller. Sein Essay- und Reportagen-Buch über das
Leben in Norrland (2012) wurde von einer Vielzahl
von Kritikern gefeiert. / Swedish columnist, culture
journalist and author. His 2012 book of essays and
reporting on life in northern Sweden was unanimously acclaimed by the critics.
Lars Forsberg:
Schwedischer Redakteur und Autor (Bildtexte und
Exkurse zu den Illustrationen Dunkelheit & Licht). /
Swedish editor and writer, contributed captions and
digressions on the plates in Darkness & Light.
Sølve Sundsbø:
Norwegischer Fotograf. Mit London als Basis, hat er
sich seit 1994 einen Namen als einer der weltweit
führenden Modefotografen gemacht. / Norwegian
photographer. Based in London since 1994, he has
made a name for himself as one of the world’s
leading fashion photographers.
Barbara Szybinska Matusiak:
Professorin, Architektin MSA, Ph.D., Fachbereich
Architekturdesign, Form- und Farbwissenschaften an
der Norwegischen Universität für Wissenschaft und
Technologie in Trondheim. / Professor, architect MSA,
Vidje Hansen:
Leiter der psychiatrischen Forschungsabteilung am
Universitätskrankenhaus von Nordnorwegen,
Professor für klinische Psychiatrie am Institut für
Klinische Medizin an der Pädagogischen Fakultät
der Universität zu Tromsø. / Lead researcher in the
psychiatric research group at the University Hospital
of North Norway, professor of clinical psychiatry in
the Department of Clinical Medicine at the University
of Tromsø School of Medicine.
Bruno Laeng:
Professor für kognitive Neuropsychologie an der
Universität zu Oslo, Mitglied des Regionalen Ethischen Komitees (REK) für Medizinische Forschung in
Oslo. / Professor of cognitive neuropsychology at the
University of Oslo, member of the Regional Ethical
Committee (REK) for Medical Research, Oslo.
Übersetzungen / Translations:
Englisch / English:
Robert Dunlap, Bruce Bawer.
Deutsch / German:
Lea Kaufmann, Christel Hildebrandt.
Besonderer Dank an / Special thanks to:
Andrea Rudi Lorås, Forlaget Press, Café Velferden in
Berlevåg, Carl Huth, Cato Lein, Helene Gulaker
Hansen, Håkon Harket, Jarle Strømodden/Vigeland
Museum, Joakim Borda Pedreira, Ivar Kvaal, Johanna
Lewengard, Knut Ljøgodt/Nordnorsk Kunstmuseum,
Nikolaj Stobbe/Nils Stærk Gallery, Petter Östlund/
Sundsvall Fotomuseum, Rolf A. Hoff, Sunna Kuoljok/
Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Steinar
Leirbekk, Viddernäs hus in Jokkmokk.
Kolophon
Colophon
1. Theodor Kittelsen (1881). Photo: Grev Wedels Plass Auksjoner/H.R. Elgheim. 2. Cato Lein (2013). 3. From ”Gaimard” (1842–48). Nasjonalmuseet
for kunst, arkitektur og design, Oslo. Photo: Dag Andre Ivarsøy. 4. Bjørn Christian Tørrissen (2006). 5. Eevahenna Aalto (1998). 6. Harvey Goodwin
(2008). Norsk Polarinstitutts bildearkiv. 7. Scott Hansen/Tycho (2014). 8. Po Tidholm (2015) 9. From the movie Rymdinvasion i Lappland (1959). 10.
Olaus Magnus (1555) 11. Eevahenna Aalto (1995). 12. Kåre Kivijärvi (1965). Nasjonalbiblioteket, Oslo. 13–16. Cato Lein (2013). 17. Ellisif Rannveig
Wessel. (c.1920). Norsk Folkemuseum. 18. Lars Tunbjörk (2007). 19. Cato Lein (2007). 20. Otto Sinding (c.1890). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø.
21. Vilhjelm Riksheim (1930’s). Tromsø Bymuseum. 22. Mona Kristiansen (2014). 23. Jerry “MagnuM” Porsbjer (c.2000). 24–26. Cato Lein (2006).
27–28. Morten Andersen (1980’s). 29. Lars Lerin (2000). 30. Jørn Tomter (c.2000). 31. Lars Lerin (2008). 32. Kåre Kivijärvi (1976).
Nasjonalbiblioteket, Oslo. 33. Kåre Kivijärvi (1965). Nasjonalbiblioteket, Oslo. 34. Christian Langvatn (c.2000). 35. Arnt Sneve (c.1970). 36.
Nasjonalbiblioteket, Oslo (2011). 37. ©Norsk Polarinstitutt. 38. Lars Pirak (n.d.). Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Jokkmokk. 39. Cato Lein
(c.2000). 40. Po Tidholm (2013). 41. www.msm.no (2013). 42. Lars Lerin (2008). 43. Finn Larsen / Norsk Teknisk Museum. 44. ©Norsk Polarinstitutt.
45. Christian Langvatn (2007). 46. Rune Johansen (2010). 47. Per Edvin Lund (1954). 48. Joachim Andreas Vibe Kjærulf Fleischer (c.1915).
Riksarkivet, Oslo. 49. ©Norskt Luftfartsmuseum. 50. Instagram/Linn Brevick. 51. Matthias Stoltenberg (1837). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 52.
Cato Lein (1994). 53. Martti Rikkonen (n.d.). ©Cartina bildbyrå. 54. ©Sveriges Riksbank. 55. François Auguste Biard (1839). Nordnorsk
Kunstmuseum, Tromsø. 56. Carl Svantje Hallbeck (1856). Chromolithograph by Julis Hellesen. 57. Otto Sinding (n.d.). Göteborgs Konstmuseum. 58.
Joakim Eskildsen (1991). 59. Anders Beer Wilse: Roald Amundsen (1909). Nasjonalbiblioteket, Oslo.
60. Cato Lein (1984). 61. Sverresborg Trøndelag Folkemuseum. 62. Po Tidholm (2013). 63. Cato Lein (1984). 64. Emil Ragnar Borg Mesch (1901).
Sundsvall Fotomuseum. 65. Arnt Sneve (c.1970). 66. Greger Ulf Nilson (2014). 67. ©Einar Montén/Jamtli (1954). 68. Torleiv Hoff (c.1925). 69.
Instagram/Dirk Pijnenburg (2013). 70. Ernst Wilhelm Nay (1938). Hessisches Landesmuseum, Darmstadt. 71. Christian Langvatn (c.2010). 72. Knud
Baade (1850). 73. Rigmor Skjervagen (c.1940). 74. Rune Nilsen (2013). 75. Postcard (c.2010). 76. John Savio (1925). Nordnorsk Kunstmuseum,
Tromsø. 77. Christian Langvatn (c.2010). 78. Norsk Reiselivsmuseum. 79. Kristian helgesen/VG (2010). 80. Rune Johansen (2004). 81. Rune
Johansen (2004). 82. Norsk Fiskeværsmuseum/Grepstad. 83. Knud Leem (1767). 84. Wikipedia. 85. Wikipedia. 86. Antony Gormley. Photo: TomRunar Johnsen). 87. Kåre Kivijärvi (1969). 88. Anna-Eva Bergman (n.d). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 89. (1905). Billedsamlingen/Grepstad,
Universitetsbiblioteket, Bergen. 90. Fritjof Arentz (1921). 91. Nadja-Kalendern (1972). 92. Mads Gamdrup (2012). 93-94. Morten Andersen (2011).
95. Greger Ulf Nilson (2014). 96. Cato Lein (2007). 97. Klingspor (1885). 98. Cato Lein (1984). 99. Po Tidholm (2013). 100. Wikipedia. 101. Po
Tidholm (2013). 102. John Savio (c.1930). 103. Po Tidholm (2013). 104. Kåre Kivijärvi (1969). 105. Christian Langvatn (c.2010). 106. Kåre Kivijärvi
(1961). 107. Åke Alwin (1959). Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Jokkmokk. 108. www.blommix.blogspot.no. (2013). 109. Rune Johansen
(2005). 110. Rune Johansen (2005). 111. Monica Gjendem (2011). 112. Fridtjof Nansen (1912). 113. www.msm.no. 114. ©Jenny Karlsson/Jamtli
(1924). 115. Po Tidholm (2013). 116. Peder Balke (1864). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo. 117. www.hundreprosentelisabeth.
blogspot.no (2010). 118. Peder Balke (c.1860). Göteborgs Konstmuseum. 119. Postcard, Tromsø (c.1960). 120. Peder Balke (1864). Nasjonalmuseet
for kunst, arkitektur og design, Oslo. 121. Instagram/Jasdeep Singh Kalirai (2013). 122. Peder Balke (c.1864). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur
og design, Oslo. 123. Gunnar Tollefsen (1978). 124. Peder Balke (c.1850). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsö. 125. Anna Boberg (n.d.).
Nationalmuseum, Stockholm. 127. Postcard Knut Aune Kunstforlag (1956).
[Einige der Fotografien und Gemälde sind einen Tick abgeschnitten. Den einen oder anderen Urheber konnten wir nicht erreichen/ausfindig machen.
Dafür bitten wir um Nachsicht. / Several of the photos and paintings have been cropped slightly. In some cases, we have not been able to reach potential copyright holders. We hope they will have understanding and tolerance for this.]
397
398
Zumtobel Group
Kolophon
Colophon
Geschäftsbericht 2013 |14
Annual Report 2013 |14
Lithographie und Druck /
Lithography and Printing:
Göteborgstryckeriet, Schweden
Redaktion / Editors:
Astrid Kühn-Ulrich und / and Harald Albrecht,
Zumtobel AG, Dornbirn
Sophie Moser und / and Nikolaus Johannson,
Zumtobel Lighting GmbH, Dornbirn
Deborah Bestman, Thorn Lighting Ltd., London
Markus Rademacher, Tridonic GmbH
& Ko KG, Dornbirn
Übersetzung / Translation:
Bauer-Boothroyd, Schorndorf
Donna Schiller, Wien
Koordination / Coordination:
Lisa Pfurtscheller, Zumtobel AG, Dornbirn
Wir bedanken uns bei / Thanks to:
Herbert Resch, Zumtobel Lighting GmbH, Dormbirn
Auflage / Circulation: 7.000
© 2014 Zumtobel AG
Wiedergabe und Abdruck nur mit ausdrücklicher
Genehmigung der Zumtobel AG.
Zumtobel AG
Höchsterstr. 8
A-6850 Dornbirn
T +43 (5572) 509-0
F +43 (5572) 509-601
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www.zumtobelgroup.com
70°51’28”N, 29°5’5”E | 69°8’48”N, 18°9’22”E | 66°37’0”N, 19°50’0”E | 65°50’0”N, 21°43’0”E