Jahresbericht 2011 - Bundespatentgericht
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Jahresbericht 2011 - Bundespatentgericht
2011 Bundespatentgericht Jahresbericht BPatG Jahresbericht 2011 Impressum Impressum Herausgeber Die Präsidentin des Bundespatentgerichts Referat für Öffentlichkeitsarbeit und internationale Angelegenheiten Postfach 90 02 53, 81502 München Redaktion Richterin am Bundespatentgericht Dr. Ariane Mittenberger-Huber, München E-Mail: pressestelle@bpatg.bund.de Gestaltung Grafikbüro Ehlers + Kaplan GbR, Mainz www.grafikbuero.com Fotos Bundespatentgericht, München Monika Wrba, Unterhaching Druck Deutsches Patent- und Markenamt, München Bestellungen schriftlich an den Herausgeber oder per Tel.: +49 (0) 89 69937 - 231 Fax: +49 (0) 89 69937 - 5231 E-Mail: pressestelle@bpatg.bund.de Internet: http://www.bpatg.de München 2012 © BPatG ©deraether Vorwort BPatG Jahresbericht 2011 Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser, der vorliegende Jahresbericht informiert Sie in gewohnter Weise über die wichtigsten Entscheidungen des Bundespatentgerichts in den Bereichen Patent-, Gebrauchsmuster-, Geschmacksmuster- und Markenrecht. Ferner enthält er einen Überblick zur Geschäftslage des Gerichts im Berichtszeitraum 2011. Im Bereich der Marken-Beschwerdesenate ist das Geschäftsaufkommen im Jahr 2011 leicht zurückgegangen. Auch die Anzahl der Patentbeschwerden ist im Jahresergebnis rückläufig. Dies führen wir derzeit allerdings – vor allem – auf die Anlaufschwierigkeiten nach der Einführung von ElSA, der Elektronischen Schutzrechtsakte, beim Deutschen Patent- und Markenamt zurück. Es mangelt dadurch derzeit an einem kontinuierlichen Eingang an neuen Verfahren. Der Bestand an Verfahren in den Technischen Beschwerdesenaten garantiert jedoch – auch durch die immer noch abzuarbeitenden Einspruchsverfahren – weiter eine ausreichende Beschäftigung für alle Kolleginnen und Kollegen. Die Zahl der Nichtigkeitsverfahren hat sich – im Vergleich zu den Anfängen des Gerichts im Jahr 1961/62 – dagegen fast verdoppelt und liegt bei 297 Neueingängen im Jahr 2011. Bei anhaltendem Aufwärtstrend wird die 300er-Marke im Jahr 2012 wohl überschritten werden. Insgesamt verzeichnete das Gericht 1931 Neueingänge, denen – erfreulicherweise – 2291 Erledigungen gegenüber standen. Wäre das Bundespatentgericht ein marktwirtschaftlich orientiertes Unternehmen, hätte es im 50. Jahr seines Bestehens seinen größten Triumph gefeiert, nämlich eine Verdreifachung seiner Einnahmen. Im Jahr 2011 wurden 12,6 Millionen Euro an Gerichtsgebühren eingenommen, ein um das dreifache höherer Betrag als im Vorjahr 2010. Dass unsere Erledigungszahlen bei den Marken nicht ganz an die Ergebnisse früherer Jahre heranreichten, ist auf den Umstand zurückzuführen, dass Nachbesetzungen bei den Juristischen Mitgliedern unverhältnismäßig lange dauerten und Stellen daher zum Teil über Monate hinweg nicht besetzt werden konnten. Seit Anfang 2012 sind den Markensenaten jedoch einige neue, hoch motivierte rechtskundige Mitglieder zugewiesen, so dass wir optimistisch in die Zukunft blicken. In der inneren Organisation unseres Hauses gab es im Jahr 2011 weitere wichtige personelle Veränderungen. Es wurden vier neue Vorsitzende, zwei im juristischen und zwei im technischen Bereich, ernannt. Ferner haben zwölf neue technische Kolleginnen und Kollegen ihren Dienst als Richter kraft Auftrags am Bundespatentgericht aufgenommen. Drei abgeordnete Kolleginnen wurden an das Bundespatentgericht versetzt, eine weitere rechtskundige Richterin zu uns abgeordnet. Im Jahr 2011 sind wir in Bezug auf die elektronische Bearbeitung unserer Gerichtsakten einen Schritt vorangekommen. Im November wurden die beiden neuen „Elektronischen Gerichtssäle“ unter großem Interesse der beteiligten Kreise eingeweiht. Alles Wissenswerte zum Thema können Sie auf unserer Homepage unter dem Stichwort „Elektronischer Rechtsverkehr“ „Elektronischer Gerichtssaal“ erfahren. Das Jahr 2011 stand auch im Zeichen der Diskussionen um den Gewerblichen Rechtsschutz in Europa und das Europäische Patent mit einheitlicher Wirkung. Nach einer dynamischen Entwicklung ist wieder eine Phase des Stillstands eingetreten. Das Bundespatentgericht wird daher – in Erwartung einer Entscheidung zum zukünftigen Standort des Europäischen Patentgerichts – sicher noch vielfach Gelegenheit haben, den Rechteinhabern durch qualitativ hochwertige Entscheidungen in angemessener Zeit zu beweisen, dass das System des technischen Richters, wie es im Bundespatentgericht verwirklicht ist, ihren Interessen optimal dient. Das besondere Highlight des Jahres 2011 war natürlich der Festakt zum 50. Gründungstag des Gerichts am 1. Juli 2011, den wir mit vielen Ehrengästen gemeinsam feiern durften. Besonders gefreut hat mich, dass auch hoch betagte Kollegen zugegen waren, die dem Gericht bereits am Gründungstag angehörten. Ich danke auf diesem Wege allen – den beteiligten Kreisen wie den Angehörigen des Gerichts –, die unsere Arbeit im vergangenen Jahr unterstützt und so zu unserer erfolgreichen Jahresbilanz beigetragen haben. Ich wünsche eine interessante Lektüre. Beate Schmidt Präsidentin 1 BPatG Jahresbericht 2011 Inhalt Inhalt Vorwort Organigramm 1 4 aus der rechtsprechung des bundespatentgerichts 2011 patentrecht 7 I. Patentfähigkeit 7 1. Technische Lehre zum Handeln und Erfindungsbegriff - Technische Problemstellung/Lösung - Programme für Datenverarbeitungsanlagen - Gedankliche oder geschäftliche Tätigkeiten - Mathematische Methoden - Technischer Beitrag zur erfinderischen Tätigkeit 7 7 8 8 9 9 2. Patentierungsausschlüsse bei medizinischen Verfahren 11 3. S tand der Technik und öffentliche Zugänglichkeit 4. Neuheit und erfinderische Tätigkeit - Neuheit - Erfinderische Tätigkeit - Durchschnittsfachmann 5. Prüfung der Widerrufsgründe -Ausführbarkeit, vollständige und deutliche Lehre -Unzulässige Erweiterung des Anmeldungsgegenstands, Disclaimer 35 6. Erledigung des Einspruchverfahrens 37 7. Bindung an die Anträge 39 8. Beitritt 40 V. Beschwerdeverfahren 35 36 40 12 2. Zulässigkeit der Beschwerde 41 14 14 14 17 3. Kostenfragen 42 4. Rechtsbeschwerde 42 5. Sonstiges 43 III.Verfahren vor dem DPMA 19 2 34 40 18 1. Anmeldetag 19 2. Teilung der Anmeldung 19 3. Fassung der Unterlagen, Offenbarung 20 4. Patentkategorie 21 5. Umschreibung, Rechtsnachfolge 21 6. Wiedereinsetzung 23 7. Verfahrensfehler, Rückzahlung der Beschwerdegebühr - Anhörung, rechtliches Gehör - Begründungspflicht - Verfahrensfehler 24 24 27 27 8. Wirksamkeit des Beschlusses 28 9. Verfahrenskostenhilfe 29 IV.Einspruchsverfahren 4. Auslegung 1. Statthaftigkeit der Beschwerde II. Ergänzende Schutzzertifikate 10. Sonstiges 6 VI.Nichtigkeitsverfahren 43 1. Zulässigkeit der Klage 43 2. Nichtigkeitsgründe 45 3. Kostenfragen 46 4. Antragsbindung im Nichtigkeitsverfahren 49 5. Sonstiges - Akteneinsicht - Vertretungsfiktion - Beweisaufnahme - Verbindung - Klageänderung, Verspätung - Ausschließung 49 49 50 50 51 51 52 gebrauchsmusterrecht 52 geschmacksmusterrecht 53 30 markenrecht 54 31 I. Nichtkonventionelle Markenformen 54 1. Verfahrensgrundsätze 31 1. Abstrakte Farbmarken 54 2. Inlandsvertreter und Vollmacht 32 2. Dreidimensionale Marken 55 3. Zulässigkeit des Einspruchs 32 3. Sonstige Markenformen 56 Inhalt BPatG Jahresbericht 2011 II. Wortmarken, Wort-/Bildmarken, Bildmarken 57 1. Fremdsprachige Begriffe 57 2. Buchstabenfolgen 57 3. Wortzusammensetzungen 58 4. Slogans 62 5. Wortfolgen mit geografischen Herkunftsangaben 63 6. Etablissementbezeichnungen 64 7. Personennamen 65 8. Wort-/Bildmarken 65 9. Bildmarken 67 10. Geografische Angaben nach der Verordnung (EG) Nr. 520/2006 des Rates vom 20. März 2006 zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel 68 11. Sonstiges 68 III.Löschungsverfahren 1. Wegen Bösgläubigkeit nach § 50 Abs. 1 i. V. m. § 8 Abs. 2 Nr. 10 MarkenG 69 69 2. Wegen absoluter Schutzhindernisse nach §§ 50 Abs. 1, 2 i. V. m. 8 Abs. 2 Nr. 1-9, 54 MarkenG 71 IV.Kollisionsverfahren 74 1. Warenähnlichkeit 74 2. Rechtserhaltende Benutzung 74 3. Unmittelbare Verwechslungsgefahr 74 4. Mittelbare Verwechslungsgefahr 77 5. Verwechslungsgefahr im weiteren Sinne 78 V. Verfahrensfragen 78 1. Vertreterbestellung 78 2. Kosten und Gebühren 78 3. Zurückverweisung an das DPMA wegen eines wesentlichen Verfahrensmangels (§ 70 Abs. 3 Satz 2 MarkenG) 79 4. Sonstiges 79 geschäftsbericht 2011 80 geschäftsentwicklung 81 dokumentation und bibliothek 89 I. Übersicht 81 I. Dokumentationsstelle 89 II.Statistiken 82 II. Bibliothek 90 III.Rechtsmittel gegen Entscheidungen des Bundespatentgerichts 86 elektronischer rechtsverkehr 91 personal 87 I.Elektronischer Rechtsverkehr/eJustice 91 ausbildung der patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber II.Informationstechnik 91 88 III.Elektronischer Gerichtssaal 92 öffentlichkeitsarbeit und internationale angelegenheiten 93 english summary 94 3 BPatG Jahresbericht 2011 Organigramm Organigramm Stand 1. Januar 2012 präsidentin: beate schmidt vizepräsident: dr. klaus strößner RECHTSPRECHUNG Nichtigkeitssenate Juristischer Beschwerdesenat Technische Beschwerdesenate MarkenBeschwerdesenate GebrauchsmusterBeschwerdesenat Beschwerdesenat für Sortenschutz 1. Senat Präsidentin Beate Schmidt 10. Senat VRi Joachim Rauch 6. Senat VRi Dr. Norbert Lischke 24. Senat VRin Susanne Werner 35. Senat VRi Thomas Baumgärtner 36. Senat VRi Thomas Baumgärtner 2. Senat VRin Vivian Sredl 3. Senat VRi Walter Schramm 4. Senat VRi Rainer Engels 5. Senat VRi Wolfgang Gutermuth 10. Senat VRi Joachim Rauch 7. Senat VRi Walter Höppler 8. Senat VRi Dr. Stefan Zehendner 9. Senat VRi Viktor Pontzen 11. Senat VRi Dr. Volker Hartung 12. Senat VRi Klaus-Ludger Schneider 14. Senat VRi Dr. Friedrich Feuerlein 15. Senat VRi Dr. Friedrich Feuerlein 17. Senat VRi Dr. Hans Erhard Fritsch 19. Senat VRi Werner Bertl 20. Senat VRi Dr. Norbert Mayer 21. Senat VRi Dr. Volker Winterfeldt 23. Senat Vizepräsident Dr. Klaus Strößner 4 25. Senat VRi Helmut Knoll 26. Senat VRi Dr. Georg Fuchs-Wissemann 27. Senat VRi Dr. Friedrich Albrecht 28. Senat VRin Elisabeth Klante 29. Senat VRin Marianne Grabrucker 30. Senat VRi Prof. Dr. Franz Hacker 33. Senat VRi Achim Bender Organigramm BPatG Jahresbericht 2011 GERICHTSVERWALTUNG Referat 1 Referat 2 Referat 3 Referat 4 Referat 5 Personal richterlicher Dienst, Fortbildung und Dienstreisen Haushalt Personal nichtrichterlicher Dienst Informationstechnik PresseGeschäftsstelle sprecher(in), Innerer Dienst Öffentlichkeitsarbeit, Internationale Angelegenheiten, Informationsdienste Zentrale ergabestelle V Organisation IT- Grundsatzfragen Patentanwalts angelegenheiten (IT-Planung u. -Entwicklung, Bezüge, IT-Betrieb) Entgelte, Nebenleistungen Aus- und Fortbildung, Dienstreisen Justiziariat Referat 6 Bibliothek Dokumentation Juris Ri Thomas Voit Rin Regina Kortge (Justiziariat) VRi Walter Schramm Gremien: Präsidium Vorsitz: Präsidentin Beate Schmidt Präsidialrat Vorsitz: Präsidentin Beate Schmidt Richterrat Vorsitz: Rin Irmgard Kirschneck Personalrat Vorsitz: JOAR Thomas Kappl Ri Dr. Carsten Kortbein VRi Dr. Norbert Mayer Rin Dr. Ariane MittenbergerHuber Ri Thomas Kleinschmidt VRi Walter Schramm (für Juris) Vertreter: Vertrauensperson für den richterlichen Dienst Ri Jürgen Schell Vertrauensperson für den nichtrichterlichen Dienst JHW Maurizio Lucchetta Jugend- und Auszubildendenvertreterin Jasmin Schulz Beauftragte: Haushaltsbeauftragter VRi Walter Schramm Gleichstellungsbeauftragte Rin Karin Friehe Geheimschutzbeauftragte ARin Katja Maßenberg Korruptionsbeauftragter Ri Rüdiger Kätker Datenschutzbeauftragter Ri Thomas Kleinschmidt Beschwerden nach dem AGG Ri Jürgen Schell IT- Sicherheitsbeauftragter OI Matthias Schüller 5 Aus der Rechtsprechung des Bundespatentgerichts 2011 6 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht, Gebrauchsmusterrecht und Geschmacksmusterrecht Dieser Beitrag stellt aus der Fülle der Entscheidungen des Bundespatentgerichts aus den Bereichen Patente, Gebrauchsmuster und Geschmacksmuster im Berichtszeitraum 2011 nach thematischen Schwerpunkten gegliedert diejenigen dar, die sich auf neu entstandene oder strittige Fragestellungen beziehen, die Rspr. weiterbilden oder auch unter Berücksichtigung neuerer Entwicklungen bestätigen. Um das Auffinden bestimmter Themenschwerpunkte zu erleichtern, wird z. B. der Komplex „Erfinderische Tätigkeit“ ausschließlich im allgemeinen Abschnitt I (Patentfähigkeit) und nicht noch einmal ergänzend im Abschnitt VI (Nichtigkeitsverfahren) behandelt. Entsprechend wird die Auslegung von Patentansprüchen und die Prüfung der weiteren Einspruchs-/Nichtigkeitsgründe im Abschnitt IV (Einspruchsverfahren) behandelt. Patentrecht I. Patentfähigkeit 1. Technische Lehre zum Handeln und Erfindungsbegriff Eine Erfindung i. S. des Patentrechts ist eine Lehre zum planmäßigen Handeln, deren beanspruchter Gegenstand technischer Natur, realisierbar und wiederholbar ist und die Lösung einer Aufgabe durch technische Überlegungen darstellt. Hieraus folgt, dass Patentschutz nur für Erfindungen auf dem Gebiet der Technik gewährt wird.1 Allerdings hat sich nach der neueren Rspr. des BGH2, insb. auch zum Bereich „Computerimplementierte Erfindungen“ und dem Patentierungsverbot des § 1 Abs. 3 Nr. 3 PatG, die Prüfung der Patentfähigkeit in Anlehnung an die Rspr. der Beschwerdekammern des EPA deutlich insoweit verlagert, als die nach früherer Rspr.3 im Vordergrund stehende, oftmals verneinte Frage der erforderlichen technischen Problemstellung oder fehlenden Lösung mit technischen Mitteln nunmehr deutlich großzügiger beantwortet4 und zurückgedrängt wird und sich die Prüfung auf die im Rahmen der Neuheit und erfinderischen Tätigkeit gebotene Gesamtbetrachtung der Lösung verlagert hat. Technische Problemstellung/Lösung Ein Patentanspruch, der lediglich beansprucht, die nach medizinischen Gesichtspunkten bisher von einem Arzt vorgenommene Prüfung von mehreren Verschreibungen auf ihre physiologische Unbedenklichkeit zu automatisieren – insbesondere im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen und Kreuzreaktionen mit anderen Medikamenten – und dazu keine über den Einsatz von Mitteln zur Datenverarbeitung hinausgehenden Hinweise enthält, ist nicht als eine Erfindung auf technischem Gebiet gemäß § 1 PatG anzusehen. Der 17. Senat5 führt aus, dass der Gegenstand des Patentanspruchs 1 weder in Hinsicht auf die Gestaltung der Vorrichtung selbst noch auf die von der Vorrichtung ausgeführten (Programm-) Routinen Anweisungen enthält, die der Lösung eines konkreten technischen Problems mit technischen Mitteln dienen. Die Bewertung des 1 BGH, GRUR 1992, 36 – Chinesische Schriftzeichen; BGH, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation; BGH, GRUR 2000, 1007 – Sprachanalyseeinrichtung. 2 BGH, GRUR 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten; BGH, GRUR 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 3 Vgl. BGH, GRUR 1992, 33 – Seitenpuffer; BGH, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation; BGH, GRUR 2002, 143 = GRUR Int 2002, 323 – Suche fehlerhafter Zeichenketten. 4 BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung. 5 BPatG, Beschl. v. 1.12.2010 – 17 W (pat) 104/05. 7 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht „Mischungsverhältnisses“ von mehreren Medikamenten als unbedenklich für einen Patienten unterliegt allein medizinischen und physiologischen und nicht technischen Gesichtspunkten und stellt keine technische Aufgabenstellung dar. Programme für Datenverarbeitungsanlagen Ein Anwenderinterface (Software), mit dem ein Anwender im Dialog mit einem Onlineladen ein Computersystem konfigurieren kann und das die vom Anwender ausgewählten Komponenten des Computersystems auf Kompatibilität überprüft, ist gemäß § 1 Abs. 3, Abs. 4 PatG vom Patentschutz ausgeschlossen, da es keine Anweisungen enthält, die der Lösung eines konkreten technischen Problems mit technischen Mitteln dienen.6 Das beanspruchte Online-Anwenderinterface weist zwar die nach § 1 Abs. 1 PatG erforderliche Technizität schon deshalb auf, weil es die datenverarbeitungsmäßige Abarbeitung von Verfahrensschritten in netzwerkmäßig verbundenen Geräten vorschlägt, nämlich in dem Computer des Anwenders und in dem damit über das Internet verbundenen Onlineladen. Dabei handelt es sich um typische Schritte der Verarbeitung, Speicherung und Übermittlung von Daten mittels technischer Geräte.7 Den mit dem Anspruch vorgeschlagenen Einsatz eines Konfigurators und eines Validierungsmoduls mit verbundener Datenbank versteht der Datenverarbeitungsfachmann mangels konkreter technischer Anweisungen deshalb lediglich als Anregung, eine bisher unter Ausnutzung des Wissens eines fachkundigen Verkäufers vorgenommene Überprüfung der Optionen eines Computersystems auf Kompatibilität mit Mitteln der Datenverarbeitung durchzuführen. Allein in der Absicht, eine bisher durch eine menschliche Person erbrachte Dienstleistung mit Mitteln der Datenverarbeitung zu automatisieren, kann aber noch keine konkrete technische Problemstellung erkannt werden. Die Lösung besteht gerade nicht darin, 6 BPatG, Beschl. v. 28.6.2011 – 17 W (pat) 166/05. 7 Siehe BGH, GRUR 2011, 610, Rdnr. 16 – Webseitenanzeige. 8 Siehe BGH, GRUR 2011, 610, Rdnr. 21 – Webseitenanzeige. 9 BPatG, Beschl. v. 15.9.2011 – 17 W (pat) 114/07. 10 BPatG, Beschl. v. 11.1.2011 – 17 W (pat) 99/05. 8 ein Datenverarbeitungsprogramm so auszugestalten, dass es auf die technischen Gegebenheiten der Datenverarbeitungsanlage Rücksicht nimmt.8 Bei einem Verfahren zur Verwaltung von Plattenspeicher-Arrays in Großrechenanlagen, dem das technische Problem zugrunde liegt, bei einer Datenspeicherung den Speicher wieder schneller für ein Anwendungsprogramm zur Verfügung zu stellen, stellt ein neuer Abtrenn-Befehl für Spiegelspeicher keine Lösung des Problems mit technischen Mitteln dar, sondern eine Umstrukturierungsmaßnahme eines Computerprogramms, die von einem Programmierer vorgenommen wird, ohne dass technisches Fachwissen nötig wäre. Nach Überzeugung des 17. Senats9 können Maßnahmen des Strukturierens von Computerprogrammen und der Festlegung einer Reihenfolge von Unterprogrammaufrufen nicht als technische Mittel verstanden werden, die darauf gerichtet sind, bestimmte Teilschritte zusammenzufassen. Gedankliche oder geschäftliche Tätigkeiten Der 17. Senat10 hatte über ein Verfahren zur rechnergestützten Konstruktion von Bauteilen und Bauteilsystemen zu befinden, durch welches am Bildschirm eines CAD-Systems Komponenten so in ein Bauteilsystem eingefügt werden, dass ihre Abmessungen und ihre Anordnung entsprechend den äußeren Abmessungen der sie umgebenden Komponente gesteuert werden. Als wesentliches Lösungselement wird eine geometrische Referenzfigur vorgeschlagen, die Größe und Form der jeweiligen Komponente steuern soll. Der Senat befand, dass der Vorschlag, ein CAD-System um eine (Form- und Größen-) Steuerungsfunktion für Komponenten zu erweitern und hierfür ein Konstrukt in Form einer Referenzfigur einzuführen, nicht auf technischer Leistung beruht, sondern lediglich ein gedankliches Konzept darstellt und damit die beanspruchte Lehre nicht als Erfindung auf technischem Gebiet anzusehen ist (§ 1 Abs. 3 und 4 PatG). Eine andere Bewertung Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 ist auch in Hinsicht auf die Ausführungen des BGH in seiner aktuellen Rspr.11 nicht geboten, wonach die Erfindung bereits dann auf technischem Gebiet liegt und nicht vom Patentschutz ausgeschlossen ist, wenn lediglich ein Teilaspekt der geschützten Lehre ein technisches Problem bewältigt. Mathematische Methoden Ein Verfahren zum Simulieren eines Piezo-Aktuators, das ein mathematisches Modell vorschlägt, mit dem der zeitliche Verlauf der axialen Länge des Stapels der Piezo-Elemente unter Vorgabe von bestimmten Werten und der Herleitung einer Differentialgleichung aus zwei Euler-Lagrange-Gleichungen berechnet werden soll, betrifft eine mathematische Methode als solche und ist daher nach § 1 Abs. 3 Nr. 1 i. V. m. Abs. 4 PatG vom Patentschutz ausgeschlossen. Dass das beanspruchte Verfahren rechnergestützt gelöst, d. h. berechnet wird, eröffnet noch keine konkrete technische Problemstellung und ist trivial. Deshalb kann hierin auch kein Teilaspekt der unter Schutz gestellten Lehre gesehen werden, der ein technisches Problem bewältigt und deshalb unter Berücksichtigung der Rspr. des BGH12 dem Patentierungsausschluss entgegensteht, so der 17. Senat.13 Technischer Beitrag zur erfinderischen Tätigkeit Nach der geltenden Rspr.14 sind „bei der Prüfung der Erfindung auf erfinderische Tätigkeit“ nur diejenigen Anweisungen zu berücksichtigen, welche die Lösung des technischen Problems mit technischen Mitteln bestimmen oder zumindest beeinflussen. Welches technische Problem durch eine Erfindung gelöst wird, ist objektiv danach zu bestimmen, was die Erfindung tatsächlich leistet.15 Bei einem Verfahren zur Benutzerführung in einem menügesteuerten System mit „Softkeys“ auf einer berührungsempfindlichen Anzeigevorrichtung in einem Kraftfahrzeug, z. B. bei einem Navigationssystem, bleiben Merkmale, welche ausschließlich die Gestaltung der Bedienoberfläche durch ein oder zwei zusätzliche „Softkeys“ betreffen, bei der Prüfung auf erfinderische Tätigkeit unberücksichtigt.16 Dass sie die Lösung des technischen Problems, wie sich „Softkeys“ auf einer Anzeigeeinheit darstellen lassen und wie eine Benutzereingabe zu erfassen und auszuwerten ist, in irgendeiner Weise beeinflussen oder gar bestimmen würden, ist nicht erkennbar. Eine „auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Bedienperson zugeschnittene Gestaltung der (Bedien-) Schnittstelle zwischen Mensch und technischer Einrichtung“17 ist nicht dem Bereich der Technik zuzuordnen. Ein Verfahren zur Prüfung verschiedener Medikamente auf ihre gesundheitliche Interaktion unter Einsatz technischer Mittel im Zusammenhang mit einer Datenverarbeitungsanlage ist technischer Natur und deshalb nicht vom Patentschutz nach § 1 Abs. 3 Satz 3 PatG ausgeschlossen, so der 17. Senat.18 Bei der Prüfung auf erfinderische Tätigkeit sind allerdings die Merkmale, die den konzeptuellen Ansatz einer Prüfung der Interaktion zwischen den Medikamenten betreffen, um Schaden von dem Patienten abzuwenden, nicht zu berücksichtigen, da sie nicht auf technischem Gebiet liegen. Die verbleibenden Merkmale, die sich mit der Erzeugung eines Datenbestandes für eine Rezeptdaten-Datenbank befassen, können eine erfinderische Tätigkeit nicht begründen. Der 17. Senat19 entschied auch über eine Anordnung zur Erstellung eines Produktionsplans für wiederaufbereitbare medizinische Produkte, d. h. Instrumente und Geräte, die vor erneuter Benutzung desinfiziert und nach einer bestimmten Anzahl von Durchläufen durch die Wiederaufarbeitung z. B. aufgrund Beschädigung ausgesondert werden müssen. Um diese Produktionsplanung auf eine verlässlichere Basis zu stellen, schlägt die Anmeldung vor, im Rahmen der Wiederaufbereitung zu jedem einzelnen Produkt einen Zählerstand und/oder Messwerte abzuspeichern, die durch Vergleich mit Referenzwerten als Indikator dafür dienen, 11 BGH, GRUR 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 12 BGH, GRUR 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 13 BPatG, Beschl. v. 3.3.2011 – 17 W (pat) 151/05. 14 Vgl. zuletzt BGH, GRUR 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 15 Siehe BGH, BlPMZ 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe. 16 BPatG, Beschl. v. 18.1.2011 – 17 W (pat) 127/06. 17 Vgl. BPatG, BlPMZ 2007, 214 – Bedienoberfläche. 18 BPatG, Beschl. v. 22.2.2011 – 17 W (pat) 149/05, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung. 19 BPatG, Beschl. v. 19.4.2011 – 17 W (pat) 16/07. 9 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht dass das Produkt in absehbarer Zeit zu ersetzen sein wird. Der Senat verneint die Patentfähigkeit. Denn ist der Gegenstand der beanspruchten Lehre hinsichtlich der technischen Merkmale vorbekannt und beruht die Lehre im Übrigen auf betriebswirtschaftlichen Überlegungen, so kann dies das Vorliegen einer erfinderischen Tätigkeit nicht begründen.20 In einer weiteren Entscheidung des 17. Senats21 wurde ein Verfahren zur Unterstützung der Vernetzung von medizin-technischen Geräten beansprucht, bei dem Konfigurationsdaten in einer zentralen Datenbank eingetragen und Servicetechnikern über ein Kommunikationsnetz zur Verfügung gestellt werden. Bei der Prüfung auf erfinderische Tätigkeit wurde lediglich der Verfahrensschritt der Abrufbarkeit der Konfigurationsdaten über ein Kommunikationsnetz als technisches Merkmal berücksichtigt. Ein weiterer Fall betraf ein Verfahren zum Aufladen von Mobilfunk-Prepaid-Konten, bei dem die Höhe eines gewünschten Aufladebetrags an eine zentrale Steuereinheit übermittelt wird, diese zentrale Steuereinheit Voucherdaten bereitstellt und diese Voucherdaten dem Kunden zur Verfügung gestellt werden. Der Aufladevorgang ist dadurch initiierbar, dass telefonisch eine den Voucherdaten entnehmbare individuelle Aufladerufnummer von einem dem Mobilfunkkonto zugeordneten Mobiltelefon gewählt wird. Die dem Mobiltelefon zugeordnete Kundenrufnummer wird beim Anwählen der Aufladerufnummer mithilfe einer Erkennungseinrichtung selbsttätig erfasst und an die zentrale Steuereinheit selbsttätig übermittelt. Diese prüft die Gültigkeit der Aufladerufnummer und im Erfolgsfall wird ein dem Kunden zugeordnetes Prepaid-Konto zumindest mit einem Teil des Aufladebetrags aufgeladen. Das technische Problem beschränkte sich auf die objektive Aufgabe, beim Aufladen eines Prepaid-Kontos mit Hilfe von Voucherdaten mit dem Kundenmobiltelefon dessen zugehöriges Konto aufzuladen ist, eine automatische Kundenerkennung zu ermöglichen und wurde dadurch gelöst, dass eine selbsttätige Erkennung der rufenden Mobilfunknummer mit einer Erkennungseinrichtung erfolgt. Bei der Prüfung der erfinderischen Tätigkeit war daher nur dieses Merkmal zu berücksichtigen.22 Zu einem Verfahren für die Anzeige der Verfügbarkeit oder Nichtverfügbarkeit verschiedener Funktionen eines Selbstbedienungsgerätes für Banken führt der 19. Senat23 aus, dass die Entscheidung darüber, welche Informationen zu welchem Zeitpunkt angezeigt werden, auf nichttechnischer Ebene anhand psychologischer Kriterien getroffen wird und die Umsetzung der getroffenen Entscheidung in das tatsächliche Betriebsprogramm des Selbstbedienungsgeräts ein Programmierer im Rahmen seiner routinemäßigen Tätigkeit vornimmt, das Verfahren deshalb mangels erfinderischer Tätigkeit i. S. v. § 4 PatG nicht gewährbar ist. Entsprechendes gilt für ein Verfahren zur Durchführung einer Sprachkommunikation für eine ExpertenHotline, bei dem eine Datenbank über das Internet von Anrufern für die Vermittlung eines Experten abgefragt werden kann und die Bezahlung der Beratungskosten kundenfreundlich erfolgen soll. Beansprucht war u. a., die Kosten für die Sprachkommunikation auf das Konto des ausgewählten Kommunikationspartners anteilig gutzuschreiben. Der 20. Senat24 führt aus, dass die Frage, wem die Kosten für die Sprachkommunikation gutgeschrieben werden und insbesondere die Festlegung auf einen entsprechenden Teilbetrag, ohne diesen in der Höhe zu bestimmen („anteilig“), eine rein wirtschaftliche Entscheidung in Form der Auswahl eines von vielen möglichen Geschäftsmodellen ist. Eine solche Auswahl leistet keinen Beitrag zur technischen Lösung des zugrunde liegenden technischen Problems, so dass sie bei der Beurteilung der erfinderischen Tätigkeit nicht zu berücksichtigen ist. Bei einem Mikroprozessor mit einem Kern zur Ausführung von Befehlen zur Durchführung von mathemati- 20 BGH, GRUR 2011, 125, LS 2 – Wiedergabe topografischer Informationen. 21 BPatG, Beschl. v. 26.7.2011 – 17 W (pat) 60/07. 22 BPatG, Beschl. v. 14.7.2011 – 17 W (pat) 63/06. 23 BPatG, Beschl. v. 16.2.2011 – 19 W (pat) 55/09. 24 BPatG, Beschl. v. 28.3.2011 – 20 W (pat) 103/05. 10 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 schen Rechenoperationen kann das Ausdenken neuer Prozessorbefehle nicht als Leistung auf dem Gebiet der Technik anerkannt werden, wenn keine auf technischen Überlegungen beruhenden Erkenntnisse zugrunde liegen und auch die Auswahl der Befehle nicht durch technische Aspekte beeinflusst wird. Daher können Details im Anspruch, die allein auf mathematischen Überlegungen zur Berechnung des Produktes zweier komplexer Zahlen beruhen, bei der Prüfung der erfinderischen Tätigkeit nicht berücksichtigt werden.25 Was die Anmeldung tatsächlich leistet26, besteht darin, die Anzahl benötigter Computerbefehle für ein Programm zur Multiplikation zweier komplexer Zahlen zu reduzieren. Das „objektive Problem“ ist somit darin zu sehen, derartige Programme durch spezielle neue Befehle kürzer und überschaubarer machen zu können. Dieses ist aber kein technisches Problem, so der 17. Senat.27 2. Patentierungsausschlüsse bei medizinischen Verfahren Der 3. Senat28 hatte sich mit der Frage zu beschäftigen, ob der im Streitpatent angegriffene Verfahrensanspruch als ein nicht dem Patentschutz zugängliches Diagnostizierverfahren gem. Art. 53 lit. c EPÜ nichtig zu erklären war. Der Anspruch war gerichtet auf ein „Verfahren zur Verwendung bei der Diagnose von Entzündungsleiden in den Luftwegen beim Menschen, wobei bei Bedarf an einer Anzeige des Zustands der unteren Luftwege die Person durch den Mund einatmet und der NO-Wert in oral ausgeatmeter Luft bestimmt, der bestimmte Wert mit für Gesunde typischen Werten verglichen und ein gegenüber typischen Werten höherer Wert als Anzeige für ein Entzündungsleiden in den unteren Luftwegen betrachtet wird.“ Der Senat führt zunächst aus, dass ein am menschlichen oder tierischen Körper vorgenommenes, Art. 53 lit. c EPÜ unterfallendes Diagnostizierverfahren nach der Spruchpraxis des EPA, der sich der BGH angeschlossen hat29, nur vorliegt, wenn es als Verfahrensschritte die Untersuchungsphase mit der Sammlung von Daten (Schritt i), den Vergleich dieser Daten mit Normwerten (Schritt ii), die Feststellung einer signifikanten Abweichung (Schritt iii) und die Zuordnung der Abweichung zu einem bestimmten Krankheitsbild (Schritt iv, Diagnose) umfasst. Art. 53 lit. c EPÜ ist als den Patentschutz einschränkende Ausnahmeregelung eng auszulegen. Ein Verfahren, das nur für die Diagnose relevante Zwischenergebnisse liefert, ist danach kein Diagnostizierverfahren und daher vom Patentschutz nicht ausgeschlossen. Ferner greift der Ausschluss nur dann, wenn sämtliche Schritte des Verfahrens am menschlichen oder tierischen Körper vorgenommen werden, einschließlich des Verfahrensschritts, der sich auf die deduktive human- oder veterinärmedizinische Entscheidungsphase bezieht, d. h. auf die Diagnose im strengen Sinne als rein geistige Tätigkeit.30 Diese Voraussetzungen sah der Senat nicht als erfüllt an, wenn wie vorliegend der Gegenstand des Anspruchs lediglich einen EDV-gestützten Datenvergleich zweier durch Messungen gewonnener Datensätze betrifft; nämlich denjenigen der NO-Werte der Patienten mit Datensätzen gesunder Kontrollpersonen bzw. denjenigen der jeweiligen Patienten zu einem anderen Zeit- 25 Vgl. BPatG, BlPMZ 2009, 499 – Druckvorlagenerstellung. 26 Vgl. BGH, BlPMZ 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe. 27 BPatG, Beschl. v. 30.11.2010 – 17 W (pat) 122/06. 28 BPatG, Urt. v. 1.2.2011 – 3 Ni 17/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 88/11]. 29 EPA, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, insb. Gliederungspunkte 5 und 6.2.2 der Begründung; BGH, GRUR 2010, 1081-1083 f. – Kein Patentierungsausschluss für Therapie unterstützendes Verfahren; vgl. auch BPatG, GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung. 30 EPA, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, Gliederungspunkte 6.2.3 und 6.4.4; abweichend BPatG, Urt. v. 28.6.2011 – 4 Ni 47/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 107/11]; BPatG, GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung. 11 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht punkt, wobei ein erhöhter NO-Wert ein Anzeichen für eine akute Entzündung ist. Das streitgegenständliche Verfahren liefert damit durch bloßen Datenvergleich lediglich Hinweise auf eine (möglicherweise) durch eine Entzündung beeinträchtigte Lungenfunktion, nicht aber die konkrete Diagnose, und es werden nicht sämtliche Verfahrensschritte am menschlichen Körper vorgenommen, weil die Bestimmung der NO-Werte in den Atemluftproben und der Datenvergleich nicht am menschlichen Körper erfolgt. Abweichend von der Rechtsauffassung des 3. Senats und der Großen Beschwerdekammer ist nach Auffassung des 4. Senats31 die Diagnose eines krankhaften Zustands gemäß Schritt iv bereits gegeben, wenn durch das Verfahren aufgrund der erhobenen Daten ein nicht normaler Zustand im Sinne von „nicht gesund“ gegenüber den Normwerten dargestellt wird. Die Beteiligung eines Arztes ist nicht erforderlich, so dass auch automatisch ablaufende Verfahren oder Verfahren zur Selbstdiagnose unter das Patentierungsverbot fallen können. 3. Stand der Technik und öffentliche Zugänglichkeit Der 3. Senat32 hatte sich mit der Frage der Einbeziehung eines gattungsfremden StdT bei einem Streitpatent zu befassen, mit dem ein Verfahren zum Beschichten zweier Seiten einer einzelnen Glasscheibe oder Glasplatte in einem einzigen Durchgang durch eine Beschichtungsvorrichtung beansprucht war. Das zu lösende Problem bestand insb. darin, eine Transportmöglichkeit für ein frisch beschichtetes schweres Glassubstrat mit erheblichen Abmessungen zu finden, wobei vermieden werden sollte, dass die an der Unterseite der Glasplatte frisch aufgesputterte Beschichtung zerkratzt wird. Der Senat beschied, dass der angesprochene Fachmann, hier ein Diplomingenieur oder Diplomphysiker, der langjährige Erfahrung in der Beschichtungstechnik insbesondere von Glassub- straten hat und über besondere Kenntnisse hinsichtlich der Anwendung von Sputterprozessen verfügt, in seine Recherche auch solchen gattungsfremden StdT einbezieht, bei dem nach Art der sich dort stellenden Probleme vom Prinzip her Lösungen zu erwarten sind, wie er sie benötigt.33 Er berücksichtigt deshalb als gattungsfremden StdT auch eine Druckschrift, die sich auf eine Glastransportlinie bei der Flachglasherstellung bezieht, obwohl sich diese auf das symmetrische Abschrecken von Glasplatten, die auf Walzen gefördert werden, und nicht auf die beidseitige Beschichtung bezieht. Nach st. Rspr. wird eine Vorrichtung bereits dadurch offenkundig, dass eine vorbehaltlose Lieferung der Vorrichtung an einen Dritten erfolgt. Denn wenn keine Geheimhaltungspflicht vereinbart und eine Geheimhaltung auch sonst nicht zu erwarten ist, ist in der Regel davon auszugehen, dass mit der Lieferung die Kenntnis von der Erfindung der Öffentlichkeit preisgegeben und die jedenfalls nicht fern liegende Möglichkeit geschaffen worden ist, dass beliebige Dritte – hier Mitarbeiter und Besucher der Werkstätten – von ihr Kenntnis nehmen konnten.34 Nichts anderes kann nach Auffassung des 4. Senats35 gelten, wenn statt der Vorrichtung ein Service-Handbuch geliefert wird, das die Beschreibung sämtlicher Details der Vorrichtung enthält. Nach dem in § 93 Abs. 1 Satz 1 PatG enthaltenen Grundsatz der freien Beweiswürdigung entscheidet das Patentgericht „nach seiner freien, aus dem Gesamtergebnis des Verfahrens gewonnenen Überzeugung“. Der Senat hatte sich insoweit mit der Frage der Beweiskraft mangelbehafteter Urkunden zu befassen. Diese sind nach § 419 ZPO der freien Beweiswürdigung unterstellt. Vorliegend sprach die Beklagte dem im Rahmen der Beweisaufnahme vorgelegten Original des Service-Handbuchs jegliche Beweiskraft ab, weil dieses teilweise aufgetrennt war und somit die theoretische Möglichkeit bestand, dass Seiten entnommen, hinzugefügt oder ausgetauscht sein könnten. Der Senat verwies jedoch darauf, dass das Gericht 31 BPatG, Urt. v. 28.6.2011 – 4 Ni 47/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 107/11]. 32 BPatG, Urt. v. 9.8.2011 – 3 Ni 19/08 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 123/11]. 33 BGH, GRUR 2010, 992 – Ziehmaschinenzugeinheit II. 34 BGH, GRUR 1996, 747 ff. – Lichtbogen-Plasma-Beschichtungssystem. 35 BPatG, Urt. v 3.5.2011 – 4 Ni 55/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 81/11]. 12 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 nach freier Überzeugung zu entscheiden hat, welche Auswirkungen diese äußeren Mängel der Urkunde auf die Beweiskraft haben. Danach kam der Senat aufgrund des Ergebnisses der Beweisaufnahme und der Zeugenvernehmung zu der festen Überzeugung, dass das noch zusammenhängende Service-Handbuch erst während des Verfahrens zur besseren Kopierbarkeit teilweise aufgetrennt worden war und bereits im Jahr 1991 als – hier neuheitsschädlicher – StdT offenkundig geworden war. Der 3. Senat36 hatte die Frage einer offenkundigen Vorbenutzung durch Vertrieb eines pharmazeutischen Erzeugnisses zu klären, hier eine solche für die orale Verabreichung in Form einer Hart- oder Weichgelatinekapsel oder einer Flüssigkeit, umfassend Eukalyptusöl und Orangenöl in kombinierter Form. Zum StdT zählte ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff eines Mischdestillats aus Eukalyptusöl, Orangenschalenöl, Myrtenöl und Zitronenöl. Der Senat führt aus, dass das In-Verkehr-Bringen eines pharmazeutischen Erzeugnisses nicht nur den Stoff als solchen, sondern auch dessen Zusammensetzung und Struktur der Öffentlichkeit zugänglich macht, sofern grundsätzlich die Möglichkeit einer Analyse besteht. Hierbei kann man in aller Regel davon ausgehen, dass analysierbare Erzeugnisse, die ohne Angabe ihrer Struktur auf dem Markt sind, auch analysiert werden, weil Dritte sich dafür interessieren, selbst wenn die Analyse einigen Aufwand erfordert.37 Dies gilt auf chemisch-pharmazeutischem Gebiet auch dann, wenn die Analyse zwar umfangreiche zeitund arbeitsaufwändige qualitative und quantitative Untersuchungen erfordert, für den Fachmann aber unter Zuhilfenahme der standardmäßig eingesetzten Methoden nach intensiveren Überlegungen ohne übermäßige, das durchschnittliche Können übersteigende Schwierigkeiten möglich ist. schungsprojektes sagt allein die Tatsache, dass diese Stiftung das Projekt unterstützt hat, über die Zugänglichkeit der Ergebnisse für die Öffentlichkeit nichts aus. Der Einwand der fehlenden Neuheit infolge der offenkundigen Vorbenutzung konnte somit im Einspruchsverfahren vor dem 20. Senat38 nicht durchgreifen, zumal die Einsprechende auch offen ließ, ob ein von ihr dazu vorgelegter Sachbericht lediglich ein interner Bericht war. Der 21. Senat39 führt aus, dass es für die Beurteilung der Schutzfähigkeit einer Erfindung unschädlich ist, wenn in der Beschreibung der Patentanmeldung irrtümlich ein StdT als vorbekannt bezeichnet wird, welcher druckschriftlich nicht belegt ist und nach Aussage der Anmelderin internen StdT darstellt. Für die Beurteilung der Schutzfähigkeit ist nach st. Rspr. die tatsächliche Sach- und Rechtslage, insbesondere der StdT nach der objektiven Sachlage, und nicht die vom Erfinder zum Ausdruck gebrachte vermeintliche Lage entscheidend. 40 Bei einer geltend gemachten Vorbenutzung eines Leichtbau-Motorblocks im Rahmen eines durch die Bayerische Forschungsstiftung unterstützten For- 36 BPatG, Urt. v. 26.7.2011 – 3 Ni 7/10 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 120/11]. 37 BGH, GRUR 1986, 372 – Thrombozytenzählung; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 3 Rdnr. 127 m. w. N. 38 BPatG, Beschl. v. 6.4.2011 – 20 W (pat) 379/05. 39 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 21 W (pat) 8/08. 40 Vgl. BGH, GRUR 1973, 263 – Rotterdam-Geräte, GRUR 1994, 357 – Muffelofen. 13 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht 4. Neuheit und erfinderische Tätigkeit Neuheit Ein „Verfahren zur Bestimmung des Bindeverhaltens von an Ziel-Molekülen spezifisch an mindestens eine Bindungsstelle bindenden Liganden“ ist über funktionelle, austauschbare Begriffe von gattungsgemäßen Verfahren nach dem StdT nicht abgrenzbar. Die verwendeten funktionellen Begriffe „Liganden, Marker, Inhibitoren und Referenzsubstanzen“ für chemische Verbindungen, die sämtlich an die gleichen Ziel-Moleküle binden, sind im Wortsinn des Verfahrens austauschbare Begriffe, die eine stoffliche Unterscheidung nicht ermöglichen, so der 15. Senat. 41 Erfinderische Tätigkeit Welches technische Problem durch eine Erfindung – hier ein Aufzugssystem – gelöst wird und ob eine beanspruchte Lösung auf einer erfinderischen Tätigkeit beruht, ist allein objektiv danach zu bestimmen, was die in den Patentansprüchen beanspruchte Erfindung gegenüber dem StdT tatsächlich leistet42 und was Niederschlag in den Merkmalen des Patent anspruchs gefunden hat, so der 1. Senat. 43 Für die Beurteilung können verschiedene Ausgangspunkte in Betracht zu ziehen sein. 44 Vermag die beanspruchte Lösung tatsächlich lediglich das Problem der Abnutzung und Verbesserung der Haltbarkeit des Seils bei unmittelbar auf der Treibscheibe aufliegenden Stahlseilen gegenüber dem StdT zu lösen, erschöpft sich die beanspruchte Lehre in dieser Optimierung des Aufzugssystems. Weitere, hiermit verbundene Verbesserungsmöglichkeiten – wie eine effektive Nutzung des zur Verfügung stehenden Platzes über einen breiten Bereich von Aufzugsanwendungen – waren nicht gegenständlich durch die Merkmale des Patentanspruchs angesprochen und blieben deshalb unberücksichtigt. Da nur eine Aggregation bekannter Komponenten für die Komplexe „Aufzug“, „Seil“ und „Maschine“ vorlag, verneinte der Senat eine Kombinationserfindung und stellte darauf ab, dass es sich um eine naheliegende Optimierung handelte. Auch wenn die Aufgabe in der Patentschrift als „neu“ bezeichnet ist, rechtfertigt dies keine andere Bewertung: Zwar kann das als Aufgabe der Erfindung in der Patentschrift bezeichnete einen Hinweis auf das richtige Verständnis der beanspruchten technischen Lehre geben45 und Hilfsmittel für die Ermittlung des objektiven technischen Problems sein. 46 Auch kann eine erfinderische Leistung der beanspruchten Lehre durchaus bereits bei der Erkenntnis der Ursache der Nachteile des Standes der Technik einsetzen. 47 Welches technische Problem durch eine Erfindung gelöst wird, ist aber allein objektiv zu bestimmen, so der 1. Senat in einer weiteren Entscheidung. 48 Sieht der StdT zwei Möglichkeiten vor, Verpackungen (Chargen) zu Schichten mit unterschiedlichen Lagenbildern zusammenzustellen und dann auf einer Palette zu stapeln, so kommt es für die Beurteilung 41 BPatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 15 W (pat) 15/06. 42 BGH, GRUR 2010, 602, 605, Tz. 27 – Gelenkanordnung; GRUR 2010, 607, 608, Tz. 18 – Fettsäurezusammensetzung; BGH, GRUR 2007, 1055, Tz. 28 – Papiermaschinengewebe. 43 BPatG, Urt. v. 1.2.2011 – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11], unter Hinweis auf BGH, BlPMZ 1979, 151 – Etikettiergerät II, GRUR 1981, 732 – First- und Gratabdeckung; Benkard/Bacher/Melullis, PatG, 10. Aufl. (2006), § 1 Rdnr. 78; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 1 Rdnr. 101; ferner BPatG, Urt. v. 29.3.2011 – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 72/11]; BPatG, Urt. v. 1.3.2011 – 1 Ni 19/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 96/11]. 44 BGH, GRUR 2009, 1039, Tz. 20 – Fischbissanzeiger; BGH, GRUR 2009, 382, Tz. 51 – Olanzapin; BPatG, GRUR 2004, 317, 319 – Programmartmitteilung. 45 BGH, GRUR 2010, 602, 605, Tz. 27 – Gelenkanordnung. 14 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 erfinderischer Tätigkeit nicht darauf an, ob das beanspruchte Verfahren über die Aufgabe einer homogenen Palettierung zusätzlich auch die Lösung weiterer objektiver Problemstellungen beinhaltet, so eine mit der erfindungsgemäßen Lösung verbundene größere Arbeitsgeschwindigkeit, wenn auch unter diesem Aspekt der StdT keine Anregung vermittelt, die ein Naheliegen des beanspruchten Verfahrens begründen und deshalb die Patentfähigkeit in Frage stellen könnte. 49 Eine derartige Veranlassung fehlte vorliegend, so der 1. Senat.50 Liegt die Kombination von Arzneimittelwirkstoffen – hier Taxol bzw. Taxotere und ihren Analoga und therapeutisch nützlichen Substanzen zur Behandlung neoplastischer Erkrankungen – für den Fachmann nahe, kann auch der von der Beklagten geltend gemachte synergistische Effekt nichts zur Begründung der erfinderischen Tätigkeit beitragen, so der 3. Senat.51 Dem Einwand der Beklagten, der Fachmann habe derartige Kombinationen mit Taxotere mangels Zulassung von Taxotere und Angaben hierzu im StdT nicht in Erwägung gezogen, entgegnete der Senat, dass bereits Kombinationen von Taxotere mit weiteren Zytostatika vor dem Prioritätstag des Streitpatentes an transplantierten Tumoren bei Mäusen untersucht worden sind. Dies zeigt, dass die Fachwelt den noch nicht zugelassenen und bis dahin lediglich in der klinischen Phase I untersuchten Wirkstoff Taxotere für Kombinationen mit weiteren Zytostatika sehr wohl bereits in Betracht gezogen hat. Die Austestung eines Wirkstoffes unter verschiedenen Bedingungen im Labor, bevor weitere, aufwändige, teuere und mit einem hohen Risiko behafteten Studien an Menschen folgen, entspricht zudem üblicher Vorgehensweise im Zusammenhang mit der Suche nach geeigneten Arzneimitteln. Der 1. Senat52 hatte die Patentfähigkeit einer Vorrichtung zu beurteilen, die mit einem Schlitz zum Entfernen einer Zecke aus der Haut eines Menschen oder Tieres versehen und wie abgebildet in den Abmessungen einer Kreditkarte (Länge 85 mm, Breite 54 mm, Dicke 4 mm) ausgestaltet ist. Nach Angaben der Streitpatentschrift liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde eine Vorrichtung zu schaffen, die eine Person einfach mit sich tragen kann und die erfindungsgemäß „aus einem relativ steifen Material“ hergestellt ist. Ausgehend von einem StdT, der aus einem aus Kunststoff oder Metall bestehenden Blatt (12) besteht, aber abweichende Abmessungen (Länge 57 mm, Breite 12,7 mm, Dicke 0,3 mm) aufweist und als Anhängsel oder integraler Teil einer anderen Vorrichtung, wie abgebildet, auszubilden ist, wie z. B. eines Taschenmessers oder eines Nagelschneiders, sah der Senat die erfindungsgemäße Lehre nicht als nahegelegt. Der Fachmann war aufgrund dieses StdT vielmehr davon abgehalten, die Lösung des Problems auf dem erfindungsgemäßen Weg zu suchen und die Abmessungen der Vorrichtung deutlich zu vergrößern, nämlich in den Abmessungen einer Kredit 46 BGH, GRUR 2005, 141, 142 – Anbieten interaktiver Hilfe, m. w. N. 47 BGH, GRUR 1985, 369 – Körperstativ. 48 BPatG, Urt. v. 28.6.2011 – 1 Ni 6/09. 49 BGH, GRUR 2003, 693, 695 – Hochdruckreiniger. 50 BPatG, Urt. v. 24.5.2011 – 1 Ni 1/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 143/11]. 51 BPatG, Urt. v. 7.12.2010 – 3 Ni 52/08 (EU) verb. mit 3 Ni 14/09 (EU), unter Hinweis auf BGH, GRUR 2003, 317 LS – Kosmetisches Sonnenschutzmittel, sowie BGH, GRUR 2010, 607, 612 – Fettsäurezusammensetzung. 52 BPatG, Urt. v. 29.3.2011 – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 72/11]. 15 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht karte, und statt einer Integration in eine andere Vorrichtung einen eigenständigen Gegenstand zu schaffen, den der Benutzer einfach mit sich tragen kann, so dass er stets verfügbar ist. Auch ein zum StdT zählender Eiskratzer in Scheckkartengröße gab dem Fachmann keine Anregung, die abgebildete Vorrichtung in ihren Abmessungen zu verändern, sondern gerät erst rückschauend in Kenntnis der erfindungsgemäßen Lösung in den Blick des Fachmanns. Der Senat bejahte deshalb die erfinderische Tätigkeit und wies die Klage ab. Für die Prüfung, ob es sich bei der wegen fehlender erfinderischer Tätigkeit angegriffenen Lehre – hier einer mit weiteren Merkmalen ausgebildeten Vorrichtung zum elektrisch leitenden Verbinden von mindestens zwei elektrischen Geräten – um eine Kombinationserfindung oder um eine bloße Aggregation ohne erfinderische Qualität handelt, ist nicht darauf abzustellen, dass jedes Merkmal von den anderen Merkmalen abhängt.53 Relevantes Kriterium ist nach einer Entscheidung des 4. Senats54 vielmehr, ob die Einzelmerkmale sich gegenseitig beeinflussend, fördernd und ergänzend auf das Ziel hin wirken, ob sich also durch das funktionale Zusammenwirken der verschiedenen Merkmale eine über die bloße Addition hinausgehende Wirkung einstellt. Der Senat führte weiter aus, dass sich der Fachmann – ausgehend von der Problemstellung, die im StdT bekannten Vorrichtungen so zu gestalten, dass elektrische Geräte einfacher und sicherer miteinander verbunden werden können – gedanklich zunächst von den bereits vorhandenen Lösungen für seine spezielle Aufgabe befreien und sich auf dem gesamten Gebiet der elektrischen Verbindungsvorrichtungen umschauen musste, um als Ausgangspunkt eine geeignete Verteiler- oder Anschlussdose zu wählen und im nächsten Schritt die Montagefreundlichkeit erfindungsgemäß zu optimieren. Der Senat wies die Nichtigkeitsklage ab. Ein Naheliegen kann auch auf die Kombination von drei Druckschriften gestützt werden, auch wenn ausgehend vom objektiv gelösten Problem des Streitpatents dessen Bewältigung ohne die Kenntnis eines durch zwei Druckschriften nachgewiesenen Standes der Technik als Ausgangspunkt nicht möglich ist. Eine angeregte Rechtsbeschwerde ließ der Senat nicht zu, da eine formale Einschränkung des Standes der Technik auf eine bestimmte Anzahl von Druckschriften zum Nachweis des Naheliegens einer Erfindung gesetzlich nicht vorgesehen ist.55 Der 9. Senat56 sieht ein Sitzpolster bei einem Fahrzeugsitz durch die Zusammenschau zweier Druckschriften nahegelegt, auch wenn zwischen den jeweiligen Veröffentlichungen ein Zeitraum von 30 Jahren liegt. Da das Patentgesetz eine qualitative Abstufung bei der Berücksichtigung des Standes der Technik nicht kennt, kann das Alter einer Druckschrift allenfalls als Beweisanzeichen gewertet werden.57 Im vorliegenden Fall verkörperte aber die ältere Druckschrift unbestritten den Ausgangspunkt der Erfindung und das dort angesprochene Problem der Durchblutungsstörungen in Beinen durch ungeeignete Sitzpolster wurde von den Erkenntnissen und Materialien der jüngeren Druckschrift gelöst. Die Merkmale eines flammenlosen Brenners mit den Merkmalen eines Flammenbrenners zu kombinieren liegt nahe, wenn der flammenlose Brenner in einer Druckschrift ausdrücklich als Weiterentwicklung eines Flammenbrenners gemäß einer anderen Druckschrift bezeichnet wird und darüber hinaus sowohl mit als auch ohne Flamme betrieben werden kann, was nach der jüngeren Druckschrift nicht vom Design des Brenners, sondern lediglich von den eingestellten Betriebsparametern abhängt.58 53 BGH, BlPMZ 1979, 151 – Etikettiergerät II. 54 BPatG, Urt. v. 1.12.2010 – 4 Ni 60/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 28/11]; siehe hierzu auch BPatG, Urt. v. 24.5.2011 – 1 Ni 1/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 143/11]; BPatG, Urt. v. 1.2.2011 – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11]. 55 BPatG, Beschl. v. 27.7.2011 – 9 W (pat) 314/06. 56 BPatG, Beschl. v. 27.6.2011 – 9 W (pat) 387/05. 57 Siehe Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 4 Rdnrn. 135-137. 58 BPatG, Beschl. v. 12.10.2010 – 12 W (pat) 313/06. 16 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 Der 17. Senat59 hatte in einem Verfahren zur dynamischen Generierung strukturierter Dokumente keine patentfähige Erfindung i. S. d. § 1 Abs. 1 PatG gesehen, der BGH60 hatte auf die zugelassene Rechtsbeschwerde den angegriffenen Beschluss aufgehoben und dem beanspruchten Verfahren sowohl technische Natur zugebilligt als auch festgestellt, dass es nicht als Programm für Datenverarbeitungsanlagen nach § 1 Abs. 3 Nr. 3 i. V. m. Abs. 4 vom Patentschutz ausgeschlossen ist. Der 17. Senat61 hatte sich deshalb erneut mit der Sache zur weiteren Prüfung der Patentfähigkeit zu befassen. Danach wird das technische Problem, auf einem Vermittlungsrechner mit beschränkten Ressourcen ein von einem Client angefordertes strukturiertes Dokument dynamisch zu generieren, dadurch gelöst, dass anstelle einer Java virtuell Machine eine weniger rechen- und speicherplatzaufwändige spezielle „schlankere Softwareimplementierung“ zum Einsatz kommt. Der 17. Senat erkennt an, dass alle Merkmale des umfangreichen Anspruchs 1 zur Lösung der technischen Problemstellung beitragen und daher auch bei der Prüfung von Neuheit und erfinderischer Tätigkeit zu berücksichtigen sind. Das Verfahren ist dennoch nahe gelegt. Durchschnittsfachmann Der maßgebliche Fachmann ist derjenige, dem üblicherweise die Lösung der gestellten Aufgabe übertragen wird.62 Deshalb ist als Fachmann nach Auffassung des 3. Senats63 im Hinblick auf die Lehre des Streitpatents, welche ein Bügeleisen mit einer metallischen Sohlenplatte und einer reibungsmindernden Schicht (anti-friction layer) betrifft, ein berufserfahrener Verfahrensingenieur oder ein Chemiker im Bereich der Beschichtungstechnologie anzusehen, der bei der Entwicklung von Bügeleisen in einem Team aus mehreren Fachleuten zusammenarbeitet. Nicht maßgeblich ist ein Hochschul- oder Fachhochschul-Ingenieur der Fachrichtung Maschinenbau, da dieser lediglich die Anforderungen bestimmt, die von dem vorgenannten Fachmann technisch umzusetzen sind.64 Den von der Beklagten zu ihrer gegenteiligen Auffassung angebotenen Beweisen war nicht nachzugehen, da es sich bei der Bestimmung des zuständigen Fachmanns im Wesentlichen um eine vom Gericht zu beurteilende Rechtsfrage handelt, die der Klärung durch Zeugenbeweis nicht zugänglich ist.65 Zwar muss die Bestimmung des Fachmanns stets auf tatsächlichen Feststellungen beruhen.66 Der mit fachkundigen Mitgliedern besetzte Senat besitzt jedoch selbst die erforderliche Sachkunde für die Beurteilung der Frage, wer am Prioritätstag üblicherweise in der gewerblichen Praxis – und losgelöst von den unter Beweis gestellten tatsächlichen Verhältnissen bei der Beklagten – mit der Entwicklung und Weiterentwicklung patentgemäßer Gegenstände befasst war bzw. auf dem hier einschlägigen technischen Gebiet über die Kompetenz verfügte, um mit der Lösung der patentgemäßen Aufgabenstellung beauftragt zu werden. Der Einholung des angebotenen Sachverständigengutachtens bedurfte es deshalb nicht. Als Durchschnittsfachmann für ein Fahrzeug im Automobil-Rennsport sieht der 9. Senat67 einen Dipl.‑Ing. (FH) der Fachrichtung Fahrzeugtechnik, der in der Fahrzeugkonstruktion tätig ist. Aufgrund seines nachgewiesenen Fachwissens strebt er bei der konstruktiven Auslegung eines Fahrzeugs für den AutomobilRennsport eine Schwerpunktlage an, die mit einem „Massenschwerpunkt“ in Mitte des Radstandes die physikalische Voraussetzung dafür ist, dass maximale Kurvengeschwindigkeiten möglich sind. Der Fachmann berücksichtigt dabei auch sich ständig verändernde Massen, wie z. B. den Tankinhalt, der einen erheblichen Teil des Gesamtgewichts eines Rennwa- 59 BPatG, Beschl. v. 17.1.2008 – 17 W (pat) 71/04. 60 BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung. 61 BPatG, Beschl. v. 28.7.2011 – 17 W (pat) 71/04. 62 BGH, GRUR 78, 37 – Börsenbügel; BGH, GRUR 1962, 290 – Brieftaubenreisekabine II; vgl. Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 4 Rdnr. 48. 63 BPatG, Urt. v. 14.7.2011 – 3 Ni 1/11 (EP). 64 BGH, GRUR 2009, 1039 – Fischbissanzeiger. 65 BGH, GRUR 2006, 663, Rdnr. 28 – Vorausbezahlte Telefongespräche. 66 BGH, GRUR 2004, 1023 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung. 67 BPatG, Beschl. v. 20.4.2011 – 9 W (pat) 10/10. 17 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht II. Ergänzende Schutzzertifikate gens ausmacht. Den Gesamtschwerpunkt unter Berücksichtigung des Tankinhalts durch geeignete konstruktive Maßnahmen in der Mitte des Radstandes zu halten, ist daher für den Durchschnittsfachmann eine bei sachgerechter Anwendung seines einschlägigen Fachwissens naheliegende Maßnahme. Als zuständiger Fachmann für die Aufgabe der Verbesserung pharmazeutischer Zusammensetzungen für die Krebstherapie ist ein Team aus zumindest einem Pharmakologen und einem auf dem Gebiet der Onkologie forschenden Mediziner mit langjähriger Erfahrung auf dem Gebiet der Krebstherapie bzw. in der Entwicklung von onkologischen Arzneimitteln anzusehen, so der 3. Senat.68 Die Zuziehung eines Experten oder sonst besser qualifizierten Fachmanns oder die Einholung von entsprechenden Erkundigungen kann vom zuständigen Fachmann erwartet werden, wenn er aufgrund seiner eigenen Sachkunde erkennen kann, dass er die Lösung auf einem anderen Gebiet finden kann, so der 10. Senat.69 Nach Art. 10 der Verordnung (EG) Nr. 469/2009 über das ergänzende Schutzzertifikat für Arzneimittel (im folgenden VO) i. V. m. § 49 a Abs. 2 PatG ist ein Zertifikat zu erteilen, wenn die Anmeldung und das gegenständliche Erzeugnis die in der Verordnung genannten Voraussetzungen erfüllen. Art. 4 der VO beschreibt den Schutzgegenstand des Schutzzertifikates für Arzneimittel. Danach erstreckt sich der durch das Zertifikat gewährte Schutz allein auf das Erzeugnis i. S. v. Art. 1 (b) der VO, das von der Genehmigung für das Inverkehrbringen als Arzneimittel erfasst wird, d. h. auf den Wirkstoff oder die Wirkstoffzusammensetzung eines Arzneimittels in den Grenzen des durch das Grundpatent gewährten Schutzes.70 Nach Art. 3 (a) der VO ist ferner Voraussetzung, dass zum Zeitpunkt der Anmeldung das Erzeugnis durch ein in Kraft befindliches Grundpatent geschützt ist. Bei der Prüfung, ob dies der Fall ist, ist auf den gesamten Schutzbereich des Grundpatents abzustellen und nicht allein auf dessen Gegenstand.71 Entsprechend hat der BGH auf den jeweils geltenden Schutzbereich des Grundpatents abgestellt, also für deutsche Grundpatente auf § 14 PatG und für europäische Grundpatente auf Art. 69 EPÜ in Verbindung mit dem Auslegungsprotokoll zu Art. 69 EPÜ.72 In einem Fall des 15. Senats73 waren danach das zugelassene Erzeugnis Tenofovir Disoproxil und dessen Salze, insb. das Fumarat, Hydrate, Tautomere und Solvate, in Kombination mit weiteren therapeutischen Bestandteilen durch das in Kraft befindliche Grundpatent geschützt, Art. 3 (a) der VO, so dass das Schutzzertifikat zu erteilen war. Das von der Klägerin mit der Nichtigkeitsklage angegriffene Streitzertifikat für „Escitalopram oder dessen nicht-toxische Säure-Additionssalze, einschließlich 68 BPatG, Urt. v. 7.12.2010 – 3 Ni 52/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 14/09 (EU), unter Hinweis auf BGH, GRUR 2010, 607, 611, Tz. 70 – Fettsäurezusammensetzung; GRUR 2010, 123, 125, Tz. 27 – Escitalopram; GRUR 2007, 404, 406, Tz. 26 – Carvedilol II; ebenso Urt. v. 28.10.2010 – 3 Ni 50/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 10/09 (EU). 69 BPatG, Urt. v. 16.9.2010 – 10 Ni 13/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 26/11] unter Hinweis auf BGH, GRUR 1986, 798, 799 – Abfördereinrichtung für Schüttgut; GRUR 2010, 41, 43 – Diodenbeleuchtung. 70 Benkard/Grabinski, PatG, 10. Aufl. (2006), § 16 a Rdnr. 10. 71 EuGH, C-392/97, GRUR Int. 2000, 69 – Farmitalia, Rdnr. 22; Schennen, Die Verlängerung der Patentlaufzeit für Arzneimittel im Gemeinsamen Markt, 1. Aufl. (1993), Seite 68, Ziffer 7, Seite 57, Ziffer 1-4. 72 BGH, GRUR 2000, 683 – Idarubicin II, GRUR 2002, 523 – Custodiol I; Benkard/Grabinski, PatG, 10. Aufl. (2006), § 16 a Rdnr. 18; Busse/Hacker, PatG, 6. Aufl. (2003), Anh. zu § 16a Rdnr. 24. 73 BPatG, Beschl. v. 12.5.2011 – 15 W (pat) 24/07. 18 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 Escitalopramoxalat“ war bereits in einem früheren Klageverfahren ohne Beteiligung der Klägerin wegen Verstoßes gegen Art. 3 Buchst. d) AMVO erfolglos angegriffen worden. Der BGH hatte in seiner Entscheidung „Escitalopram“74 die entsprechende Klage mit der Begründung zurückgewiesen, dass das im Razemat Citalopram enthaltene R-Enantiomer Escitalopram als Stoff mit arzneilicher Wirkung weder eine Verunreinigung75 noch einen Hilfs- oder Zusatzstoff76 des Razemats darstellt, sondern ein anderer Wirkstoff ist, jedenfalls aber eine andere Wirkstoffzusammensetzung. Damit handelt es sich bei dem Enantiomer und dem Razemat um zwei unterschiedliche Erzeugnisse im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 469/2009, so dass auch die arzneimittelrechtliche Genehmigung für ein Arzneimittel, das als Wirkstoff eine chemische Verbindung als Razemat enthält, der Erteilung eines ergänzenden Schutzzertifikats für ein Arzneimittel, das als Wirkstoff ein Enantiomer der Verbindung enthält und Gegenstand einer späteren arzneimittelrechtlichen Genehmigung sowie eines eigenen Stoffpatents ist, nicht entgegensteht. Die Klägerin hatte dagegen geltend gemacht, das Enantiomer Escitalopram besitze gegenüber dem Razemat keine eigenständige arzneiliche Wirksamkeit, weshalb es sich bei beiden um dasselbe Erzeugnis i. S. v. Art. 1 Buchst. b) AMVO handele und auch für das Enantiomer Escitalopram auf die erste Genehmigung für das Inverkehrbringen des Razemats Citalopram aus dem Jahr 1996 abzustellen sei. Die Beklagte hatte sich u. a. auf neue Fakten zur arzneilichen Wirkung von Escitalopram und Citalopram gestützt. Der 3. Senat77 folgte dem nicht und wies die Klage als unbegründet zurück. Aus der Gesamtschau der im Verfahren befindlichen Druckschriften und Dokumente konnte der Senat nicht mit der erforderlichen Eindeutigkeit erkennen, dass die in den betreffenden Zulas- sungen als pharmakologisch aktive bzw. als arzneilich wirksam bezeichneten Bestandteile Escitalopram und Citalopram die gleiche therapeutische Wirkung besitzen, dass es sich also um das gleiche Erzeugnis i. S. d. Art. 1 Buchst. b) AMVO handelt. Der Senat folgte auch nicht der Anregung der Klägerin, das Verfahren gemäß Art. 267 AEUV auszusetzen und im Wege des Vorabentscheidungsverfahrens dem Europäischen Gerichtshof vorzulegen, da er keine ungeklärten Fragen zur Auslegung der AMVO erkennen konnte. III. Verfahren vor dem DPMA 1. Anmeldetag Für den Anmeldetag ist nach § 35 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 PatG der Zeitpunkt maßgeblich, an dem die Anmeldeunterlagen beim DPMA eingegangen sind und nicht derjenige, an dem sie vom Anmelder abgesandt wurden. In einem Fall des 7. Senats78 wies das Faxgerät des DPMA einen Eingangszeitpunkt nach Mitternacht aus, während die Anmelderin angab, den OK-Status über die vollständige Übertragung der übersandten Seiten vom Faxgerät des DPMA vor Mitternacht erhalten zu haben. Die Anmelderin konnte allerdings den Gegenbeweis durch einen glaubwürdigen Zeugen erbringen, der den Zeitpunkt der Übersendung des OK-Status vom Faxgerät des DPMA anhand einer Funkuhr und zusätzlich anhand der Atomzeituhr der PhysikalischTechnischen Bundesanstalt im Internet festgestellt hatte. 2. Teilung der Anmeldung Es liegt keine Verletzung des rechtlichen Gehörs vor, wenn eine verfahrensgegenständliche Teilanmeldung, deren Unterlagen mit den ursprünglichen Unterlagen 74 BGH, GRUR 2010, 123 – Escitalopram. 75 Hierzu EuGH, Slg. 2001, 3643 Rdnr. 29 = GRUR Int 2001, 754 – BASF/Bureau voor de Industriële Eigendom [Chloridazon]. 76 Hierzu EuGH, Slg. 2006, I-4107 Rdnr. 23 = GRUR 2006, 694 = EuZW 2006, 408 – Massachusetts Institute of Technology [Polifeprosan]. 77 BPatG, Urt. v. 29.3.2011 – 3 Ni 22/10 – Escitalopram II. 78 BPatG, Beschl. v. 8.12.2010 – 7 W (pat) 35/10. 19 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht keiner Wiederholung80, soweit sie den Gegenstand der Trennanmeldung betreffen und die Prüfungsstelle davon ausgehen konnte, dass der Anmelder den gerügten Mangel der Trennanmeldung zuordnet81, so der 19. Senat.82 der Stammanmeldung vollständig übereinstimmen, ohne einen vorausgehenden Prüfungsbescheid durch Beschluss zurückgewiesen wird, nachdem im Verfahren über die Stammanmeldung bereits durch Prüfungsbescheid die Patentansprüche als nicht patentfähig beanstandet wurden. Zwar ist die abgetrennte Anmeldung nach Beendigung des Schwebezustandes nach § 39 Abs. 3 PatG zu einer eigenständigen, von der Stammanmeldung unabhängigen Patentanmeldung erstarkt. Auch sind dem Patentsucher gemäß § 48 Satz 2 i. V. m. § 42 Abs. 3 Satz 2 PatG vor der Zurückweisung seiner Anmeldung die Umstände mitzuteilen, auf welche die Zurückweisung gestützt werden soll. Eines vorausgehenden Prüfungsbescheides bedurfte es aber dennoch nicht. Denn das Verfahren der Teilanmeldung ist nach der Beendigung des Schwebezustandes in der Verfahrenslage weiterzubehandeln, in der sich die Stammanmeldung vor der Teilung befand.79 Bis zur Teilungserklärung ergangene Verwaltungsakte im Verfahren der Stammanmeldung und somit Prüfungsbescheide des Patentamts gelten danach grundsätzlich auch im Verfahren der Teilanmeldung und bedürfen Anders als in den Verfahren über Teilungs- oder Ausscheidungsanmeldungen haben Bescheide und Verwaltungsakte des DPMA, die vor Einreichung einer Zusatzanmeldung gemäß § 16 Abs. 1 Satz 2 PatG in Bezug auf die Hauptanmeldung ergangen sind, keine Geltung für das Verfahren über die Zusatzanmeldung. Das folgt aus dem notwendigen materiellen Unterschied zwischen Haupt- und Zusatzanmeldung, die einen späteren Anmeldetag aufweist und ihrer Natur nach jedenfalls als eine teilweise andere Erfindung angelegt ist, während die Teil- und Ausscheidungsanmeldungen rechtlich als Fortsetzung des bereits anhängigen Erteilungsverfahrens über die Stammanmeldung behandelt werden.83 Es verletzt daher den Anspruch des Zusatzanmelders auf rechtliches Gehör, wenn die Prüfungsstelle die Zusatzanmeldung zurückweist, ohne dem Anmelder – sei es im Wege eines Prüfungsbescheides gemäß § 45 PatG, sei es im Wege einer Anhörung gemäß § 46 Abs. 1 PatG – Gelegenheit zu geben, sich zu den Beanstandungen zu äußern, mit denen die Zurückweisung begründet wird. Das gilt auch dann, wenn die Zusatzanmeldung aus denselben Gründen zurückgewiesen wird, aus denen bereits die Hauptanmeldung beanstandet worden war, so der 20. Senat.84 Die Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 wurde deshalb angeordnet. 3. Fassung der Unterlagen, Offenbarung Aussagen in der Beschreibung, wonach eine Kombination von Merkmalen unterschiedlicher Patentansprüche auch abweichend von den gewählten Rückbeziehungen der Patentansprüche möglich ist, sind keine 79 Vgl. amtl. Begr. zum GPatG, BlPMZ 1979, 284; BGH, GRUR 1986, 877, 879 – Kraftfahrzeugsgetriebe (für die Ausscheidung). 80 Vgl. Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 39 Rdnrn. 51, 52. 81 BPatG, Beschl. v. 20.6.2006 – 8 W (pat) 4/04; BPatGE 43, 159 – Akustisches Oberflächenwellenfilter. 82 BPatG, Beschl. v. 2.2.2011 – 19 W (pat) 75/09. 83 BGH, GRUR 1971, 565, 567 – Funkpfeiler. 84 BPatG, Beschl. v. 15.11.2010 – 20 W (pat) 20/09. 20 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 Widersprüche zwischen den Patentansprüchen und der Beschreibung, die dazu führen, dass unklar ist, was als patentfähig unter Schutz gestellt werden soll und die eine Zurückweisung der Anmeldung rechtfertigen könnten. Der 12. Senat85 führt aus, dass die Anmelderin auch weitere Merkmale aus der Beschreibung in den Patentanspruch 1 aufnehmen kann, wenn dadurch die Lehre des Anspruchs auf eine engere Lehre eingeschränkt wird, und die weiteren Merkmale in der Beschreibung als zur beanspruchten Erfindung gehörend zu erkennen waren.86 Dies ist völlig ohne Rückgriff auf die Unteransprüche und somit auch abweichend von den gewählten Rückbeziehungen der Patentansprüche möglich. Patentansprüche, die eine Speicherschaltungskomponente (DRAM-Vorrichtung) beanspruchen, sind unzulässig, wenn damit ein Merkmal beansprucht wird, welches nach der ursprünglichen Offenbarung der Anmeldung Merkmal eines gesamten Bussystems, nicht aber Merkmal der Speicherschaltungskomponente ist. Das Merkmal betraf Eingangsschaltkreise zum Empfangen von Daten und eines Empfangstaktes und Sendeschaltkreise zur Übertragung von Lesedaten. Ein auf ein System aus Bus und DRAM-Vorrichtung gerichteter Anspruch war danach zulässig, aber nicht patentfähig.87 In einem Fall des 19. Senats88 war fraglich, ob in einer Zeichnung eines Rotationslinearantriebes Sensoren erkennbar waren. Der Senat verneinte dies, da die Zeichnung keinerlei zeichnerisch dargestellte Details aufwies und der Fachmann ohne einen erläuternden Text die Merkmale nicht unmittelbar und eindeutig erkennen konnte.89 In einem weiteren Fall des 19. Senats90, der bei einem elektrischen Widerstandsheizelement Wabenkörper mit gleichbleibendem Kanalquerschnitt betraf, wur- de dieses Merkmal als erfindungswesentlich offenbart angesehen, da die zeichnerische Darstellung die Beschreibung der wesentlichen Herstellungsschritte ergänzt und es wegen der Gleichwertigkeit von Beschreibung und Zeichnungen der Anmeldeunterlagen als Offenbarungsmittel91 unschädlich ist, wenn die Beschreibung den Effekt eines sich aus dem offenbarten Herstellungsverfahren ergebenden gleichbleibenden Kanalquerschnitts nicht ausdrücklich erwähnt. 4. Patentkategorie Bei einem „Verfahren zur Mikrowellen-Ablenkung mit Miniatur-Dipolen eines frequenten Energiefeldes“ sind Merkmale für die Beurteilung der Patentfähigkeit unbeachtlich, die sich auf Wirkungen beziehen, die jedem Dipol immanent sind und die dem Fachmann keine Anweisungen zur Ausgestaltung des Verfahrens geben. Das Verfahren ist daher nicht neu, so der 20. Senat.92 Eine andere Beurteilung ergibt sich auch dann nicht, wenn man von der Beanspruchung einer Vorrichtung zur Durchführung des mit dem Patentanspruch 1 gelehrten Verfahrens ausgeht. Auch in diesem Fall ist die an den Fachmann gerichtete Lehre reduziert auf einen beliebigen Dipol, der in seiner räumlichkörperlichen Ausbildung nicht weiter eingeschränkt ist. Bei Annahme einer Verwendung lässt sich der Wirkzusammenhang zwischen Dipol und frequentem Energiefeld nicht erschließen und der Fachmann kann nicht feststellen, ob damit die erfindungsgemäße Aufgabe (Richtungsänderung der Wellen-Energie bzw. Hervorrufen einer neutralen Zone) gelöst ist.93 Die Lehre ist danach nicht ausführbar i. S. v. § 34 Abs. 4 PatG. 5. Umschreibung, Rechtsnachfolge Die bisher am Verfahren vor dem DPMA beteiligte Anmelderin, deren Rechtspersönlichkeit nach formwechselnder Umwandlung (vgl. § 202 Abs. 1 Nr. 1 UmwG) 85 BPatG, Beschl. v. 10.11.2011 – 12 W (pat) 23/07. 86 BGH, GRUR 1991, 307 – Bodenwalze. 87 BPatG, Beschl. v. 24.2.2011 – 23 W (pat) 47/09. 88 BPatG, Beschl. v. 6.12.2010 – 19 W (pat) 21/07. 89 Vgl. BGH, GRUR 2010, 910 – Fälschungssicheres Dokument. 90 BPatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 19 W (pat) 30/07. 91 Vgl. BGH, GRUR 2010, 599, 601 – Formteil. 92 BPatG, Beschl. v. 21.3.2011 – 20 W (pat) 45/07. 93 BPatG, Urt. v 18.3.1999 – 3 Ni 18/98 (EU), BPatGE 41, 120 – Kernmaterial. 21 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht unverändert ist, und die deshalb als bisher Beteiligte zulässig Beschwerde nach § 74 PatG eingelegt hat, bleibt auch nach späterer Umschreibung des Registers auf den Rechtsnachfolger am Verfahren beteiligt, da § 265 Abs. 2 Satz 1 ZPO auch im Anmeldebeschwerdeverfahren entsprechend anwendbar ist, so der 21. Senat.94 § 265 Abs. 2 ZPO dient nämlich nicht nur dem Schutz des Gegners der Partei, auf deren Seite eine Änderung der sachlichen Legitimation eintritt, sondern auch der Ökonomie des Verfahrens95, so dass dieses unbeeinflusst von einer materiellen Änderung der Inhaberschaft an dem streitbefangenen Gegenstand mit dem bisherigen Beteiligten fortgesetzt werden kann. Auch in dem nicht als Streitverfahren ausgestalteten patentrechtlichen Eintragungs- und Anmeldebeschwerdeverfahren findet § 265 Abs. 2 Satz 1 ZPO deshalb entsprechende Anwendung. Es entspricht der Verfahrensvereinfachung, wenn die mit dem Beschwerdeverfahren bereits vertraute Anmelderin das Verfahren weiterführen kann, obwohl im Patentregister bereits die Rechtsnachfolgerin eingetragen ist, zumal die Anmelderin auch nach dem Rechtsübergang an der Weiterführung des Eintragungsverfahrens ein besonderes Interesse haben kann. Der 35. Senat96 hatte sich mit einer Beschwerde zu befassen, mit der die Aufhebung einer „Umschreibungs-Mitteilung“ der Gebrauchsmusterstelle und die Rückgängigmachung einer Umschreibung eines Gebrauchsmusters geltend gemacht wurden. Diese sei zu Unrecht erfolgt. Ein Rechtsübergang habe nicht stattgefunden. Zudem sei gegen wesentliche Regelungen der patentamtlichen Umschreibungsrichtlinien verstoßen worden. Die Gebrauchsmusterstelle des DPMA hatte auf dieses als „Widerspruch gegen die Umschreibung“ bezeichnete Begehren zunächst mit einem Bescheid einer Beamtin im gehobenen Dienst darauf verwiesen, es sei nichts zu veranlassen, da es zur beantragten Rückumschreibung der Vorlage ei- ner Umschreibungsbewilligung des gegenwärtigen als Inhaber eingetragenen Antragsgegners oder eines rechtskräftigen „Urteils zur Rückübertragung“ bedürfe. Nachdem die Beschwerdeführerin auf Anfrage des DPMA mitgeteilt hatte, dass ihr „Widerspruch“ als „Beschwerde“ anzusehen sei, verfügte die Leitung der Gebrauchsmusterstelle die Vorlage der Akten an das BPatG. Der 35. Senat äußerte zunächst Bedenken, dass es sich bei der „Umschreibungs-Mitteilung“ der Gebrauchsmusterstelle oder der ihr zugrunde liegenden Umschreibungsverfügung um einen Beschluss handelt, gegen den die vorliegende Beschwerde in statthafter Weise gerichtet werden kann.97 So ist auch eine auf Rückumschreibung der Umschreibung gerichtete Eingabe regelmäßig als Antrag auszulegen, zu dessen Bearbeitung dieselbe Stelle oder Abteilung des DPMA berufen ist, die die beanstandete Umschreibung vorgenommen hat und nicht als Beschwerde. Hierfür finden sich auch zahlreiche Belege aus der einschlägigen Rspr.98 Der Senat sah deshalb den Bescheid der Beamtin im gehobenen Dienst als den maßgeblichen angefochtenen Beschluss im materiellen Sinne, da er eine abschließende Regelung einer Stelle des DPMA darstellt, mit der in (Verfahrens-) Rechte der Verfahrensbeteiligten eingegriffen wird.99 Die Beschwerde führte gemäß § 18 Abs. 2 GebrMG i. V. m. § 79 Abs. 3 Nr. 3 PatG zur Aufhebung des angefochtenen Bescheides (Beschlusses) und zur Zurückverweisung der Sache an das DPMA, da dieses entgegen §§ 8 Abs. 4, 10 Abs. 1 GebrMG noch nicht in der Sache selbst entschieden hat. Der Senat wies darauf hin, dass von der Gebrauchsmusterstelle jene Voraussetzungen für eine Rückumschreibung zu prüfen sind, wie sie der BGH in seiner „Marpin“Entscheidung100 skizziert hat, wonach die Rückgängigmachung einer Umschreibung in Betracht kommt, wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen die Rechtskraft einer gerichtlichen Entscheidung im Wege einer Wiederaufnahme des Verfahrens beseitigt wer- 94 BPatG, Beschl. v. 13.1.2011 – 21 W (pat) 16/09, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2000, 892 – MTS. 95 BGH, GRUR 2008, 87 ff. – Patentinhaberwechsel im Einspruchsverfahren. 96 BPatG, Beschl. v. 14.4.2011 – 35 W (pat) 26/10. 97 A. A. wohl: Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 8 Rdnr. 92; BPatG, BlPMZ 2006, 67 ff. 98 BGH, GRUR 1969, 43 – Marpin; BPatGE 46, 92 – Umschreibung einer Marke; BPatGE 50, 54 – Markenumschreibung. 99 BPatGE 26, 152, 153; BPatGE 50, 1, 3 – Mischvorrichtung; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 47 Rdnr. 4. 100BGH, GRUR 1969, 43 – Marpin. 22 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 den könnte.101 Gleichzeitig wies der Senat aber auch darauf hin, dass der Rahmen der rechtlichen Nachprüfung durch die Gebrauchsmusterstelle – anders als im Rahmen einer Umschreibungsbewilligungsklage vor den ordentlichen Gerichten – nicht allzu weit zu ziehen ist, da auch für den Antrag auf Rückumschreibung eine umfassende Prüfung nicht dem Wesen eines Registerverfahrens entspräche. Der Senat sah von einer Auferlegung von Kosten des Beschwerdeverfahrens aus Gründen der Billigkeit ab (§ 18 Abs. 2 Satz 1 GebrMG i. V. m. § 80 Abs. 1 Satz 1 PatG) und ordnete zugleich die Rückzahlung der Beschwerdegebühr gemäß § 18 Abs. 2 Satz 1 GebrMG i. V. m. § 80 Abs. 3 PatG ebenfalls aus Gründen der Billigkeit an, weil die Gebrauchsmusterstelle unter Verstoß gegen einschlägige, von der Rspr. entwickelte Verfahrensgrundsätze eine Entscheidung in der Sache selbst verweigert und hierdurch die Antragstellerin in ungerechtfertigter Weise zur Einlegung der Beschwerde bestimmt hat. 6. Wiedereinsetzung Nach § 123 Abs. 1 Satz 1 PatG kann eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nur gewährt werden, wenn ein Antragsteller glaubhaft darlegt, dass weder er noch sein anwaltlicher Vertreter (§ 85 Abs. 2 ZPO) in schuldhafter Weise verhindert waren, eine gesetzliche Frist einzuhalten, deren Versäumung einen Rechtsnachteil zur Folge hat. Ein Anwalt muss seine Kanzlei nicht nur so organisieren, dass Fristversäumnisse unter normalen Umständen nicht vorkommen. Darüber hinaus muss er auch für den Fall hinreichend Vorsorge treffen, dass er wegen Krankheit ausfällt; andernfalls entspricht sein Verhalten nicht der gebotenen Sorgfalt, so der 10. Senat.102 In diesem Zusammenhang hat der Vertreter der Antragstellerin mit dem Wiedereinsetzungsantrag lediglich vorgetragen, dass er infolge Krankheit erst am 3.6.2008 in der Lage gewesen sei, den Prüfungsantrag zu stellen. Bereits bei Niederlegung der Vertretung im Innenverhältnis scheidet eine Zurechnung von Kenntnissen nach § 85 Abs. 2 ZPO aus. Auf allgemeine organisatorische Vorkehrungen und Anweisungen für die Fristwahrung in einer Anwaltskanzlei kommt es nach der Rspr. des BGH zwar dann nicht an, wenn der Anwalt einer Kanzleikraft, die sich bisher als zuverlässig erwiesen hat, eine konkrete Einzelanweisung erteilt, welche bei Befolgung die Fristwahrung gewährleistet hätte. Betrifft die Anweisung aber einen so wichtigen Vorgang wie die Eintragung einer Rechtsmittelfrist und wird sie nur mündlich erteilt, genügt der Anwalt seiner Sorgfaltspflicht nur dann, wenn in seiner Kanzlei ausreichende organisatorische Vorkehrungen dafür getroffen sind, dass eine korrekte Fristeneintragung erfolgt, so der 10. Senat.103 Die Frist zur Zahlung einer Jahresgebühr ist in ihrer Bedeutung der einer Rechtsmittelfrist gleichzustellen, da ihre Versäumung unmittelbar zum Rechtsverlust führt. Fehlt jeder Vortrag dazu, ob die Weisung schriftlich oder mündlich erteilt wurde und wie die im Falle nur mündlicher Weisung erforderlichen organisatorischen Vorkehrungen in der Kanzlei getroffen waren, so bedeutet das Fehlen jeder Sicherung einen entscheidenden Organisationsmangel. Gemäß § 27 Abs. 1 Nr. 2 PatG ist für alle Angelegenheiten, die die erteilten Patente betreffen, die Patentabteilung zuständig. In einem Fall, den der 10. Senat104 zu entscheiden hatte, war der Beschluss über den Wiedereinsetzungsantrag in die Frist zur Einreichung einer deutschen Übersetzung der Patentschrift nach Art. II § 3 Abs. 1 Satz 1 IntPatÜG und zur Zahlung der Gebühr für die Veröffentlichung der Patentschrift (§ 2 Abs. 1 PatKostG i. V. m. Gebührenverzeichnis Nr. 313 820) von einem Prüfer unter der Angabe „Prüfungsstelle für Klasse (IPC)“ unterschrieben. Der 10. Senat führte aus, dass zwar gemäß § 27 Abs. 4 PatG alle Angelegenheiten der Patentabteilung, mit Ausnahme u. a. der 101 Vgl. auch: Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 30 Rdnr. 22. 102 BPatG, Beschl. v. 27.6.2011 – 10 W (pat) 45/08, unter Hinweis auf BGH, NJW 2008, 3571; NJW 2006, 2412. 103 B PatG, Beschl. v. 18.5.2011 – 10 W (pat) 28/06, unter Hinweis auf BGH, VersR 1992, 764; VersR 2005, 94; VersR 2009, 281; BGH, Beschl. v. 8.2.2010 – II ZB 10/09, Rz. 9. 104 BPatG, Beschl. v. 27.10.2011 – 10 W (pat) 28/07. 23 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht Beschlussfassung über die Aufrechterhaltung, den Widerruf oder die Beschränkung des Patents, vom Vorsitzenden der Patentabteilung allein bearbeitet oder einem technischen Mitglied der Abteilung übertragen werden können, mithin auch die Entscheidung über den Wiedereinsetzungsantrag zu einem erteilten Patent. Auch wenn eine solche Übertragung erfolgt ist, ändert dies aber nichts daran, dass die Entscheidung durch die „Patentabteilung“ zu erfolgen hat, was bei der Bezeichnung des Spruchkörpers zum Ausdruck kommen muss. Die Entscheidung war deshalb durch einen unzuständigen Spruchkörper erfolgt. Der 10. Senat sah angesichts der Entscheidungsreife der Sache von einer Zurückverweisung gemäß § 79 Abs. 3 Nr. 2 PatG ab und führte in der Sache aus, dass grundsätzlich die Kenntnis des Vertreters der Kenntnis der Partei gleichsteht. Im Falle versäumter Jahresgebührenzahlungen gilt dies aber nur für den Vertreter, der auch mit der Überwachung und Zahlung von Jahresgebühren beauftragt ist.105 Es ist deshalb nicht auf die Kenntnis des Inlandsvertreters abzustellen, wenn dieser hiermit nicht beauftragt ist. Ein vergleichbarer Fall liegt vor, wenn der Inlandsvertreter zwar früher Kenntnis von der Fristversäumung hätten erlangen können, der Auftrag für die Einreichung der Übersetzung und die Zahlung der Gebühr für deren Veröffentlichung aber nicht an die Inlandsvertreter weitergegeben worden ist, so der 10. Senat. Bei der Beurteilung des Verschuldens ist von einer üblichen, im Einzelfall zumutbaren Sorgfalt auszugehen, so der 10. Senat.106 Das Maß der Sorgfalt richtet sich somit nach den persönlichen Fähigkeiten des Säumigen.107 Deshalb ist hier zu berücksichtigen, dass der Antragsteller sowohl Ingenieur als auch Geschäftsführer eines Unternehmens ist. Ein solcher Patentinhaber darf nicht darauf vertrauen, dass ihm die Gebühren- mitteilungen des DPMA regelmäßig und lückenlos zugesandt werden, und er kann daher aus dem Ausbleiben einer Gebührenmitteilung keine Rechte herleiten.108 Dies gilt umso mehr, als der Verlust von Briefsendungen im Bereich der Deutschen Post AG heutzutage weder unvorhersehbar noch ungewöhnlich ist.109 7. Verfahrensfehler, Rückzahlung der Beschwerdegebühr Anhörung, rechtliches Gehör Eine einmalige Anhörung ist im Prüfungsverfahren grundsätzlich sachdienlich, auch wenn lediglich die Ausführbarkeit der Erfindung umstritten ist, so der 19. Senat.110 Denn die Frage, ob die Erfindung in der Anmeldung ausführbar offenbart ist (§ 34 Abs. 4 PatG), umfasst nicht nur die Feststellung von Offenbarungslücken, sondern auch die Frage, über welche Kenntnisse der Fachmann diesbezüglich verfügt, und ob er damit die Offenbarungslücken schließen kann. Eine Erfindung ist ausführbar offenbart, wenn die in der Patentanmeldung enthaltenen Angaben dem fachmännischen Leser so viel an technischer Information vermitteln, dass er mit seinem Fachwissen und seinem Fachkönnen in der Lage ist, die Erfindung erfolgreich auszuführen.111 Zur Erörterung solcher Fragen, insbesondere der Feststellung des Fachwissens, ist eine Anhörung durchaus sachdienlich. Die Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 PatG ist veranlasst, wenn es aufgrund besonderer Umstände der Billigkeit widerspricht, die Gebühr einzubehalten. Solche besonderen Umstände können u. a. auch in einem fehlerhaften Verfahren der Prüfungsstelle liegen, soweit der Verfahrensverstoß ursächlich für die Beschwerdeeinlegung war.112 Trotz des vorliegenden Verfahrensfehlers einer unterlassenen Anhörung sah 105 BPatGE 13, 87; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 123 Rdnr. 54. 106 B PatG, Beschl. v. 9.6.2011 – 10 W (pat) 37/08, unter Hinweis auf BGH, NJW 1985, 1709, 1710; BPatGE 24, 127, 129; BPatGE 24, 140, 142; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 123 Rdnr. 78 m. w. N. 107 BPatGE 24, 140, 142. 108 BPatG, Beschl. v. 21.2.2006 – 10 W (pat) 49/04. 109 VG des Saarlandes, Urt. v. 31.3.2010 – Az. 11 K 700/08 . 110 BPatG, Beschl. v. 7.2.2011 – 19 W (pat) 54/07. 111 BGH, BlPMZ 2011, 21, 22 f. – Klammernahtgerät. 112 S chulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73 Rdnrn. 132 ff.; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 80 Rdnrn. 23 und 28; BPatG, BlPMZ 2006, 372, 374 – Frequenzsignal; BPatGE 47, 224, 231 – Mikroprozessor; BPatGE 49, 154, 161 – Tragbares Gerät; BPatG, Mitt 2010, 41, 43 – Mobilfunknetzwerk. 24 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 der Senat keine Veranlassung zur Rückzahlung der Beschwerdegebühr, da die Beschwerdeführerin durch die unterlassene Anhörung nicht in ihrem Anspruch auf rechtliches Gehör (Art. 103 Abs. 1 GG) verletzt worden sei, so der 19. Senat.113 In einem weiteren Beschluss führt der 19. Senat114 aus, dass das Argument gefestigter gegensätzlicher Auffassungen allenfalls dann geeignet ist, eine – einmalige – Anhörung im Prüfungsverfahren als nicht sachdienlich zu beurteilen, wenn triftige Gründe vorliegen, insbesondere die Anhörung zu einer überflüssigen Verfahrensverzögerung führen würde. Dies gilt etwa in einfach gelagerten aussichtslosen Fällen oder wenn der Anmelder überhaupt keine Bereitschaft zeigt, eine als notwendig erachtete Anpassung der Patentansprüche vorzunehmen115 oder wenn der Anmelder und der Prüfer ihre jeweiligen Argumente im schriftlichen Verfahren bereits wiederholt dargelegt haben und daher eine Anhörung nur einen erneuten – mündlichen – Austausch derselben unterschiedlichen Auffassungen erwarten ließe. Dies ist nicht der Fall, wenn der Anmelder auf einen ersten Prüfungsbescheid erstmalig der Auffassung des Prüfers entgegengetreten ist und dies näher dargelegt hat. Es ist dann nicht auszuschließen, dass durch eine Anhörung, in welcher der Anmelder seinen Standpunkt nochmals mündlich ausführen und mit dem Prüfer die Sach- und Rechtslage eingehend erörtern kann, eine Meinungsänderung auf der einen oder der anderen Seite bewirkt wird oder, falls es sich nicht um ganz einfache klare Sachverhalte handelt, bisher nicht erkannte Aspekte der Erfindung oder zum StdT zu Tage treten. Da die fehlerhafte Verfahrensführung ursächlich für die Einlegung der Beschwerde war, wurde gemäß § 80 Abs. 3 PatG die Rückzahlung der Beschwerdegebühr aus Billigkeitsgründen angeordnet. Ein Telefonat zwischen einem Prüfer und einem Anmeldevertreter im Prüfungsverfahren ersetzt keine Anhörung. Darüber hinaus ist eine beantragte Anhörung grundsätzlich einmal sachdienlich, insbesondere wenn die Anmelderin ihre Ansprüche entsprechend den Vorgaben der Prüfungsstelle anpasst und damit ihre Bereitschaft zur Mitarbeit zeigt. Unter diesen Umständen kann das Argument einer Prüfungsstelle, dass sie eine Anhörung nicht für sachdienlich halte, weil die wesentlichen Argumente bereits ausgetauscht worden seien, nur so verstanden werden, dass sie ihrerseits bereits ein abschließendes Urteil gefasst hat, an dem auch (neue) Argumente der Anmelderin nichts mehr hätten ändern können. Zweck einer Anhörung aber ist es, Inhalt und rechtliche Probleme in einem offenen Meinungsaustausch zu erörtern und so die Sache zu fördern. Einer Anhörung noch vor deren Durchführung von vornherein jegliche Aussicht auf Erfolg abzusprechen, konterkariert daher dieses gesetzlich verankerte Instrument.116 Ausgehend davon, dass bei der Nachprüfung der Sachdienlichkeit der Anhörung der Senat unter Ausschluss von Zweckmäßigkeitserwägungen auf eine Rechtskontrolle117 beschränkt ist, kam der Senat zu dem Ergebnis, dass bei verständiger Würdigung nicht auszuschließen war, dass die Entscheidung ohne den Verfahrensfehler anders ausgefallen und die Einlegung der Beschwerde entbehrlich gewesen wäre. Die Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 PatG wurde deshalb angeordnet. Eine Anhörung im Prüfungsverfahren ist auch nach dem Erlassen von fünf Prüfungsbescheiden sachdienlich, wenn die Anmelderin auf jeden dieser Bescheide reagiert und eine Anpassung ihrer Ansprüche vorgenommen hat. Der 17. Senat118 führt aus, dass allein die große Anzahl von Prüfungsbescheiden für die Sachdienlichkeit einer Anhörung spricht. Die im schriftli- 113 Vgl. auch BPatG, Beschl. v. 11.4.2011 – 19 W (pat) 61/06. 114 BPatG, Beschl. v. 31.1.2011 – 19 W (pat) 45/07. 115 S chulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 46 Rdnrn. 8-9 m.w.N.; BPatG, Beschl. v. 10.12.2008 – 17 W (pat) 58/08. 116 BPatG, Beschl. v. 13.9.2011 – 17 W (pat) 15/10. 117 Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 46 Rdnr. 8; BPatGE 26, 44. 118 BPatG, Beschl. v. 7.6.2011 – 17 W (pat) 73/08. 25 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht scheide erlassen und die beantragte Anhörung abgelehnt. Diese Auffassung teilte der Senat nicht. Wenn die Anmelderin substantiiert dargelegt hat, warum sie sich dem Anspruchsvorschlag der Prüfungsstelle nicht anschließen kann und sich in sachgerechter Weise mit den Darlegungen der Prüfungsstelle auseinandergesetzt hat, besteht aber keinerlei Anlass für die Annahme, eine Diskussion der strittigen Punkte in einer Anhörung habe von vorneherein keinen Sinn, weil die Anmelderin sich fundierten Gegenargumenten der Prüfungsstelle verschließen werde. Die Beschwerdegebühr war nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuzahlen. chen Verfahren oft nur mit großem Aufwand mögliche Darstellung von Beanstandungen technischer Ausführungen ist im Gespräch nämlich oftmals leichter und prägnanter und ermöglicht eine unmittelbare Reaktion und ein zielgerichtetes Handeln. Eine frühzeitige Reaktion auf die Gesuche der Anmelderin auf Anhörung hätte das Verfahren zudem deutlich straffen und verkürzen können. Im Übrigen sind gerade das Bestehen unterschiedlicher Auffassungen über einen so langen Zeitraum und das beständige Bemühen der Anmelderin um Klärung ein deutlicher Hinweis auf die Notwendigkeit wenigstens einer Anhörung. Die Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 PatG wurde angeordnet, da aus der Sicht des verständigen Beschwerdeführers nicht auszuschließen war, dass die Entscheidung ohne den Fehler anders ausgefallen wäre und er deshalb die Beschwerde für notwendig erachten durfte. Auch der 23. Senat119 bestätigte, dass die Ablehnung eines Antrags auf Durchführung einer Anhörung gemäß § 46 Abs. 1 PatG nur in Ausnahmefällen in Betracht kommt. Die Prüfungsstelle hatte bereits mehrere Be- Die Zurückweisung einer Anmeldung durch die Prüfungsstelle des DPMA ohne Durchführung der hilfsweise beantragten vorherigen „telefonischen Anhörung“ stellt kein Verfahrensverstoß dar, da im PatG hierfür keine Anspruchsgrundlage existiert. Das PatG sieht nur eine förmliche Anhörung mit Ladung und Niederschrift gemäß § 46 vor. Ein telefonisches Gespräch mag zwar im Einzelfall verfahrensförderlich sein, ist aber mit der gesetzlich geregelten förmlichen Anhörung schon deswegen nicht gleichzusetzen, weil etwaige Anträge oder Verfahrenserklärungen zwingend der Schriftform bedürfen, also nicht telefonisch erfolgen können, so der 19. Senat.120 Wird der Grund für eine spätere Zurückweisung der Anmeldung nicht zuvor in der gebotenen Deutlichkeit mitgeteilt, liegt hierin eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehör (Art. 103 Abs. 1 GG) durch die Prüfungsstelle. Von einer Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 PatG war mangels Ursächlichkeit des Verstoßes für die Beschwerdeeinlegung abzusehen. Die Verweigerung einer zweiten Anhörung im Prüfungsverfahren verletzt den Grundsatz des rechtlichen Gehörs, wenn nach einer ersten Anhörung neue Ablehnungsgründe vorgebracht werden. Es reicht grundsätzlich für die Ablehnung einer Anhörung nicht aus, 119 BPatG, Beschl. v. 16.12.2010 – 23 W (pat) 15/09, siehe auch BPatG, Beschl. v. 15.2.2011 – 23 W (pat) 17/09. 120 BPatG, Beschl. v. 20.12.2010 – 19 W (pat) 19/07. 26 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 wenn es nach Ansicht des Prüfers nicht mehr zu erwarten war, dass die Anmelderin ihre Meinung ändern könnte. Eine Anhörung bezweckt u. a. die Erörterung unterschiedlicher Standpunkte121; es steht nicht im Widerspruch zum geltenden Recht, auch die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass statt der Anmelderin der Prüfer seinen Standpunkt ändern könnte.122 Begründungspflicht Das patentamtliche Verfahren leidet an schweren Verfahrensfehlern i. S. v. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG, wenn entgegen § 47 Abs. 1 Satz 1 PatG die Prüfungsstelle im angefochtenen Beschluss die Anmeldung lediglich unter pauschaler Nennung einer Entgegenhaltung wegen fehlender Neuheit oder fehlender erfinderischer Tätigkeit zurückweist. Für die ausreichende Begründung einer die Anmeldung zurückweisenden Entscheidung ist es erforderlich, dass der konkrete gesetzliche Zurückweisungsgrund benannt und unter vollständiger Darlegung der tragenden Erwägungen in logischer Gedankenführung dargelegt wird, aus welchen konkreten sachlichen Gründen dieser Zurückweisungsgrund gegeben ist; hier weshalb die angemeldete Lehre auf keiner erfinderischen Tätigkeit beruht oder warum sie nicht als neu gelten kann, so der 20. Senat.123 Der Senat ordnete gem. § 80 Abs. 3 PatG die Rückzahlung der Beschwerdegebühr an. Verfahrensfehler Die Prüfungsstelle hatte eine Anmeldung nach Ablauf der Äußerungsfrist auf einen Prüfungsbescheid zurückgewiesen. Eine fristgerechte Eingabe des Anmelders war zunächst nicht zur Akte der vorliegenden Patentanmeldung gelangt, da der Anmelder sich fälschlicherweise auf ein anderes Anmeldeverfahren mit einem anderen Aktenzeichen bezogen hatte. Der 8. Senat124 sieht darin objektiv auch einen Verfahrensfehler i. S. d. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG, da eine sich inhaltlich auf die vorliegende Anmeldung beziehende Bescheidserwiderung mit neuen Ansprüchen vor Ablauf der Äußerungsfrist beim Patentamt eingegangen, bei Erlass des Zurückweisungsbeschlusses aber nicht berücksichtigt worden ist, so dass der Anspruch des Anmelders auf Gewährung rechtlichen Gehörs versagt wurde. Mehrere Anmelder sind als notwendige Streitgenossen i. S. v. § 99 Abs. 1 PatG, § 62 ZPO jeder für sich beschwerdeberechtigt, die Beschwerde wirkt auch für die anderen. Der 9. Senat125 führt aus, dass deshalb auch der nicht beschwerdeführende Anmelder Beteiligter des Beschwerdeverfahrens ist und eine Sachentscheidung über eine gemeinsame Patentanmeldung als unteilbarer Verfahrensgegenstand nicht durch eine Teilentscheidung nur gegen einen Streitgenossen126 erfolgen kann.127 Nachveröffentlichte Druckschriften mit älterem Zeitrang gemäß § 3 Abs. 2 PatG sind bei der Beurteilung der erfinderischen Tätigkeit nicht in Betracht zu ziehen (§ 4 Satz 2 PatG). Die Zurückweisung einer Patentanmeldung mangels erfinderischer Tätigkeit mit einer solchen Druckschrift ist daher rechtsfehlerhaft und führt zur Zurückzahlung der Beschwerdegebühr, so der 9. Senat.128 In einer weiterem Fall des 9. Senats129 hatte der Anmelder bemängelt, dass die Prüfungsstelle das Prüfungsverfahren sehr langwierig betrieben (3 Bescheide) und in der abschließenden Anhörung keine zielführende Lösung angestrebt habe. Dies rechtfertigt keine Rückzahlung der Beschwerdegebühr. Weder liegt eine unsachgemäße Behandlung vor noch bietet eine nach Meinung des Anmelders unrichtige Beurteilung der Patentfähigkeit durch die Prüfungsstelle, wie zur Zulässigkeit von Patentansprüchen oder zu anderen entscheidungserheblichen Fragen, einen Grund für eine Rückzahlung der Beschwerdegebühr. 121 Vgl. Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 46 Rdnrn. 2, 6. 122 BPatG, Beschl. v. 19.1.2011 – 17 W (pat) 104/07. 123 BPatG, Beschl. v. 6.6.2011 – 20 W (pat) 28/10. 124 BPatG, Beschl. v. 18.7.2011 – 8 W (pat) 33/10. 125 BPatG, Beschl. v. 30.3.2011 – 9 W (pat) 46/10. 126 BGH, NJW 2000, 292. 127 BPatGE 40, 276 – Verstelleinrichtung, BPatGE 49, 219 – Überwachungssystem, Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 34 Rdnr. 16. 128 BPatG, Beschl. v. 16.11.2011 – 9 W (pat) 60/05. 129 BPatG, Beschl. v. 18.7.2011 – 9 W (pat) 44/09. 27 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht Eine Teilentscheidung nur über einen Hauptantrag und die Zurückstellung eines Hilfsantrags im Prüfungsverfahren ist unzulässig und stellt einen wesentlichen Verfahrensfehler dar, wenn der jeweilige technische und patentrechtliche Sachverhalt sowohl des Haupt- als auch des Hilfsantrags bereits geprüft worden sind und die Sache entscheidungsreif ist. Demgegenüber betraf die von der Prüfungsstelle zitierte BGH-Entscheidung130 „Mikroprozessor“ eine Vorabent scheidung über die Frage der Zulässigkeit einer Anspruchsfassung nach dem Hauptantrag, ohne dass der technische Sachverhalt bereits geprüft war. Die Tatsache, dass das Verfahrensrecht an sich die Möglichkeit einer Teilentscheidung ermöglicht, darf nicht ohne triftigen Grund dafür benutzt werden, den Anmelder mit einer Vielzahl von Beschlüssen zu überziehen und ihn somit zu mehrfachen Beschwerden zu zwingen131, so der 15. Senat.132 Die Beschwerdegebühr war deshalb nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuerstatten. Eine Zurückweisung der Anmeldung mangels Ausführbarkeit einer Erfindung gem. § 34 Abs. 4 PatG durch die Prüfungsstelle des DPMA ist wegen Verstoßes gegen die in § 79 Abs. 3 Satz 2 PatG bestimmte Bindungswirkung unzulässig, wenn das Verfahren zuvor durch das BPatG gem. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG zurückverwiesen wurde und der erkennende Senat festgestellt hatte, dass die Erfindung für den Fachmann in der Anmeldung ausführbar offenbart ist.133 Die Beschwerdegebühr war nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuzahlen. 8. Wirksamkeit des Beschlusses Ein Beschluss einer Prüfungsstelle des DPMA ist nach § 47 Abs. 1 S. 1 PatG schriftlich auszufertigen und den Beteiligten zuzustellen. Zur schriftlichen Ausfertigung gehört die Unterschrift der Prüfungsstelle. Wenn ein (handschriftlich verfasster) Beschluss am Ende lediglich eine handschriftliche Namenswiedergabe trägt, die von der Originalunterschrift des Prüfers eindeutig abweicht, ist der Beschluss wegen der fehlenden Unterschrift unwirksam.134 Die Unwirksamkeit des Beschlusses war deshalb festzustellen, um auf diese Weise den durch die Zustellung entstandenen äußeren Anschein eines wirksamen Beschlusses zu beseitigen; die Beschwerdegebühr war zurückzuzahlen (§ 80 Abs. 3 PatG). Bei mehreren Beteiligten, die einen Zustellungsbevollmächtigten bestimmt haben, genügt die Zustellung an ihn, jedoch sind für alle Beteiligten nach § 7 Abs. 2 VwZG beglaubigte Beschlussausfertigungen oder Abschriften beizufügen. Erfolgt dies nicht, ist die Zustellung unwirksam. Ein Verstoß gegen § 7 Abs. 2 VwZG macht nach st. Rspr. des BPatG die Zustellung unwirksam.135 Eine Heilung nach § 8 VwZG ist nicht eingetreten, da es an dem für eine Heilung erforderlichen Zustellungswillen an beide Beteiligte fehlte.136 Die einmonatige Beschwerdefrist wurde deshalb vorliegend nicht in Gang gesetzt.137 Ein formlos, unter Verstoß gegen die Regelung des § 47 Abs. 1 Satz 1 PatG übersandter Beschluss – hier der Gebrauchsmusterstelle – kann die Beschwerdefrist nicht in Lauf setzen.138 Eine Heilung dieses Zustellungsmangels i. S. v. § 21 Abs. 1 GebrMG, § 127 Abs. 1 PatG i. V. m. § 8 Satz 1 VwZG kommt nicht in Betracht, da § 8 Satz 1 VwZG aufgrund der fehlenden Anordnung der förmlichen Zustellung des Beschlusses und damit des Fehlens eines Zustellungswillens nicht anwendbar ist. Die Heilung von Zustellungsmängeln setzt nämlich stets voraus, dass die Zustellung eines 130 BGH, GRUR 2006, 748 – Mikroprozessor. 131 Vgl. Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 48 Rdnr. 12; BPatG, Beschl. v. 18.7.2008 – 17 W (pat) 28/08 m. w. N., Beschl. v. 28.4.2008 – 17 W (pat) 87/07. 132 B PatG, Beschl. v. 8.3.2011 – 15 W (pat) 11/07; siehe auch BPatG, Beschl. v. 19.1.2011 – 17 W (pat) 104/07; Hövelmann, GRUR 2009, 718. 133 BPatG, Beschl. v. 20.12.2010 – 17 W (pat) 81/10. 134 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 9 W (pat) 48/09. 135 BPatGE 45, 159 ff. – Verkleidungsplatten; BPatG, Beschl. v. 9.12.2004 – 10 W (pat) 40/04; Engelhardt/App/Schlatmann, VwZG, 7. Aufl., § 7 Rdnr. 9. 136 S chulte/Rudloff-Schäffer, 8. Aufl. (2008), § 127 Rdnr. 116; BPatG, Beschl. v. 9.12.2004 – 10 W (pat) 40/04; Engelhardt/App/Schlatmann, VwZG, 7. Aufl., § 8 Rdnr. 3. 137 BPatG, Beschl. v. 2.11.2010 – 21 W (pat) 39/08. 138 BGH, NJW 2003, 1192, 1193. 28 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 Dokuments beabsichtigt, mindestens angeordnet und in die Wege geleitet sein muss; es genügt somit nicht, dass die formlose Mitteilung des zuzustellenden Dokuments veranlasst worden war139, so der 35. Senat.140 9. Verfahrenskostenhilfe Nach § 130 Abs. 1 PatG erhält ein Anmelder in Verfahren zur Erteilung eines Patents Verfahrenskostenhilfe, wenn hinreichende Aussicht auf Erteilung eines Patents besteht, d. h. wenn es nicht ausgeschlossen ist, dass sich ein erteiltes Patentbegehren formulieren lässt, auch wenn einzelne Merkmale der Anmeldung aus dem StdT bekannt sind. In einem Fall des 19. Senats141 war die Anmeldung außerdem in sehr schwer verständlichem Deutsch abgefasst und es waren teils unübliche Begriffe, teils übliche Begriffe in falscher Bedeutung verwendet worden. Trotzdem gelangte der Senat zu der Auffassung, dass ein Fachmann – hier ein Diplomingenieur (FH) der Fachrichtung Elektrotechnik mit Erfahrung in der Entwicklung von Regelschaltungen für Transformatoren und Kenntnissen in der Regeltechnik – den Gesamtunterlagen eine in sich widerspruchsfreie Lehre entnehmen kann. Keine hinreichende Aussicht auf Erteilung eines Patents besteht aber, wenn vom Anmelder lediglich eine „Zusammenfassung“ eingereicht wurde und damit eine ordnungsgemäße Anmeldung gem. § 34 Abs. 3 PatG nicht vorliegt, welche die Mindesterfordernisse für die Zuerkennung eines Anmeldetages gem. § 35 Abs. 2 Satz 1 erfüllt.142 Für die Entscheidung über die Bewilligung von Verfahrenskostenhilfe (VKH) für das Patenterteilungsverfahren ist gemäß § 130 Abs. 1 S. 1 PatG die Vorschrift des § 114 ZPO entsprechend anzuwenden. Danach muss die mit dem Antrag auf VKH beabsichtigte Rechtsverfolgung oder -verteidigung Erfolg versprechend sein und darf nicht mutwillig erscheinen. Diese Einschränkungen sind erforderlich, um den Einsatz öffentlicher Mittel zur Verfahrensführung nur in rechtlich und wirtschaftlich sinnvollen Fällen zu gewährleisten, so der 21. Senat.143 Denn das im Grundgesetz verankerte Rechtsstaatsprinzip gebietet es nur, die Situation von Bemittelten und Unbemittelten bei der Verwirklichung des Rechtsschutzes einander anzunähern. Eine vollständige Gleichstellung ist verfassungsrechtlich nicht geboten, sondern nur eine weitgehende Angleichung. Wirtschaftlich schwache Personen sollen nicht allein aufgrund ihrer Vermögensverhältnisse von der Verwirklichung des Rechtsschutzes ausgeschlossen werden. Vor diesem Hintergrund kann für die Frage der Mutwilligkeit nicht allein darauf abgestellt werden, ob der Beschwerdeführer, wenn er über die erforderlichen finanziellen Mittel verfügen würde, die Aufrechterhaltungsgebühren bezahlen würde. Mutwilligkeit ist danach ein unbestimmter Rechtsbegriff, der nicht von einem fest umrissenen Sachverhalt ausgefüllt wird, sondern stets fallbezogen wertend überprüft werden muss. Maßgeblich ist, ob auch eine nicht bedürftige Person bei verständiger Würdigung der Sach- und Rechtslage ihr Recht im Verfahren in derselben Weise wahrnehmen würde, wie der Beschwerdeführer.144 Kann auf Grund der vorliegenden Tatsachen nicht angenommen werden, dass ein vermögender Patent anmelder wie der Beschwerdeführer handeln würde, ist in wertender Erkenntnis auf das Vorliegen mutwilligen Verhaltens zu schließen. Ein exakter Nachweis ist dabei nicht erforderlich, wie sich aus der gesetzlichen Formulierung „nicht mutwillig erscheint“ ergibt. Ein Antrag auf VKH erscheint danach mutwillig, wenn 139 Zum sog. Zustellungswillen: BPatGE 50, 275, 279 – Brennstoffe; BGH, NJW 2003, 1192, 1193; Schulte/Rudloff-Schäffer, 8. Aufl. (2008), § 127 Rdnr. 116; Engelhardt/App/Schlatmann, VwVG/VwZG, 8. Aufl., § 8 VwZG Rdnr. 2; ebenso zu § 189 ZPO: Thomas/Putzo/Hüßtege, ZPO, 31. Aufl., § 189 Rdnr. 7; VG Bremen, Beschl. v. 11.2.2010 – 2 K 1351/09. 140 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 35 W (pat) 46/09. 141 BPatG, Beschl. v. 18.11.2010 – 19 W (pat) 17/08. 142 BPatG, Beschl. v. 17.1.2011 – 20 W (pat) 15/10. 143 BPatG, Beschl. v. 9.6.2011 – 21 W (pat) 39/07. 144 Busse/Baumgärtner, PatG, 6. Aufl. (2003), § 130 Rdnr. 34 m. w. N.; Schulte/Moufang, PatG, 7. Aufl. (2005), § 130 Rdnr. 53; vgl. auch BPatG, BlPMZ 1997, 443 m. w. N.; hierzu auch BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 13/10. 29 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht der Antragsteller bisher nicht ernsthaft versucht hat, seine Erfindung wirtschaftlich zu verwerten, so wenn er diese bei verschiedenen Stellen anbietet und als Antwort lediglich unverbindliche Interessensbekundungen erhält. Der Senat kam zu dem Schluss, dass der Beschwerdeführer nicht davon ausgehen konnte, die vorliegend angemeldete Erfindung zu einem wirtschaftlichen Erfolg zu führen. Auch ein vermögender Anmelder würde daher bei verständiger Würdigung der Sach- und Rechtslage keine Mittel einsetzen, um die Anmeldung aufrecht zu erhalten, da er erkennen müsste, dass die insoweit eingesetzten Gelder mit hoher Wahrscheinlichkeit verlorene Kosten sein würden, für einen wirtschaftlichen Erfolg allenfalls eine vage Hoffnung bestünde. Auch zu zahlreichen weiteren Schutzrechten konnte er ebenfalls keine konkreten Verwertungserfolge vortragen. Beschwerden in Verfahrenskostenhilfesachen sind gebührenfrei (vgl. Anlage zu § 2 Abs. 1 PatKostG, Abschnitt B. I. - a. E.). Der 35. Senat145 sah eine gegen die Zurückweisung von VKH gerichtete Beschwerde als begründet an, weil der angegriffene Beschluss unter Verstoß gegen wesentliche Verfahrensgrundsätze ergangen und auch die Begründung nicht zu rechtfertigen war. Diese war darauf gestützt, die Unterlagen seien „teilweise unleserlich“ und böten keine hinreichende Aussicht auf Eintragung eines Gebrauchsmusters. Dies verletzt den Antragsteller in seinen Rechten, da die insoweit von § 21 Abs. 2 GebrMG i. V. m. § 130 Abs. 1 Satz 1 PatG gesetzten Voraussetzungen mit Rücksicht auf das Rechtsstaatsprinzip, das eine unangemessene Behinderung der Rechtsverfolgung ausschließt, eng gezogen sind.146 Für diese Feststellung hätten die Anmeldeunterlagen deshalb so „unleserlich“ sein müssen, dass ihnen keinerlei für den Fachmann verständliche und ausführbare technische Lehre hätte entnommen werden können147, wobei es unzulässig ist, solche Mängel der Unterlagen im VKHVerfahren zu beanstanden, wenn sie behebbar sind. Eine mangelnde Erfolgsaussicht setzt ein nicht behebbares Eintragungshindernis voraus.148 Das traf jedoch auf die vorliegenden Anmeldeunterlagen nicht zu, so dass der 35. Senat den angefochtenen Beschluss mit der kritischen Bemerkung aufhob, dass das Verfahren sich nicht nur durch die vorstehend genannten, zahlreichen, schweren Mängel auszeichne, sondern insgesamt durch eine nachlässige Bearbeitung. 10. Sonstiges Ist durch das Patentamt zu Unrecht der Anmeldetag einer Anmeldung nicht zuerkannt und der zurückweisende Beschluss aufgehoben worden, so kann eine nach § 3 Abs. 1 PatKostG fällige und gezahlte zweite Prüfungsantragsgebühr für eine Nachanmeldung nicht zurückgefordert werden, da die in § 10 Abs. 1 Satz 1 PatKostG geregelten Rückzahlungsmöglichkeiten nicht vorliegen. Auch eine Rückzahlung auf der Grundlage des allgemeinen öffentlich-rechtlichen Erstattungsanspruchs, dessen Voraussetzungen sich im Wesentlichen nach den Bereicherungsansprüchen der §§ 812 ff. BGB bestimmen, kommt ebenfalls nicht in Betracht.149 Eine Erstattung aus Billigkeitsgründen, wie sie etwa für die Beschwerdegebühr in § 80 Abs. 3 PatG vorgesehen ist, ist für die Prüfungsgebühr weder im Patentgesetz noch im Patentkostengesetz vorgesehen. Sie kommt daher nicht in Betracht, weil die im Patentkostengesetz aufgeführten und durch die Anwendung der Grundsätze des allgemeinen öffentlich-rechtlichen Erstattungsanspruchs ergänzten Erstattungsregelungen abschließend sind. Der 10. Senat150 hatte Anlass, die Grundsätze zur Akteneinsicht in die Erfindernennung zusammenzufassen. Nach § 31 Abs. 4 PatG kann in entsprechender Anwen- 145 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 35 W (pat) 46/09. 146 BGH, NJW 2003, 1192. 147 BPatGE 39, 260, 261. 148 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 130 Rdnr. 41; Bühring, GebrMG, 7. Aufl., § 21 Rdnr. 137. 149 BPatG, Beschl. v. 17.3.2011 – 10 W (pat) 11/10, Rechtsbeschw. zugelassen, aber nicht eingelegt. 150 BPatG, Beschl. v. 16.12.2010 – 10 W (pat) 27/09. 30 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 dung von § 31 Abs. 1 Satz 1 PatG, sofern – wie hier – der benannte Erfinder gemäß § 63 Abs. 1 Satz 3 PatG seine Nichtnennung beantragt hat, ohne Zustimmung des Patentinhabers Akteneinsicht in die Erfinderbenennung einer Patentakte nur dann gewährt werden, wenn und soweit ein berechtigtes Interesse glaubhaft gemacht wird.151 Ein berechtigtes Interesse ist im Allgemeinen dann gegeben, wenn die Kenntnis von der Person des benannten Erfinders den Antragsteller in die Lage versetzen kann, Maßnahmen zu ergreifen, die er im Falle der Unkenntnis nicht ergreifen könnte, und diese Kenntnis des Antragstellers höher zu bewerten ist als das Geheimhaltungsinteresse des Erfinders.152 Die Möglichkeit, dass die Akteneinsicht die Rechtsposition des Antragstellers beeinflussen könnte, ist grundsätzlich ausreichend153, so insbesondere, wenn hinreichende Anhaltspunkte dafür bestehen, dass das streitige Patent für eine Erfindung erteilt wurde, zu deren Inanspruchnahme der Antragsteller als ehemaliger Arbeitgeber des Erfinders nach den Vorschriften des Gesetzes über Arbeitnehmererfindungen berechtigt gewesen wäre.154 Ein solcher Fall war hier gegeben. IV. Einspruchsverfahren 1. Verfahrensgrundsätze Der 8. Senat155 konkretisierte wichtige Verfahrensgrundsätze im Einspruchsverfahren für die Prüfung geänderter Patentansprüche. Unter Hinweis auf die Rspr. des BGH in „Polymermasse“156 zur Verteidigung eines Patents in veränderter Fassung im Einspruchsund Einspruchsbeschwerdeverfahren, wonach die Zulässigkeit dieser Fassung ohne Beschränkung auf die Widerrufsgründe zu prüfen ist, hob der Senat hervor, dass dies auch die formalrechtliche Zulässigkeit der geänderten Fassung mit einschließt. Es kann des- halb erforderlich sein, neben zulässig eingeschränkten Ansprüchen auch die Beschreibung, ggf. auch die Zeichnungen, mit anzupassen, um eine gewährbare Fassung des Patents zu erhalten. Dabei kann unter Berücksichtigung des Regelungsgehalts der §§ 21 Abs. 2 Satz 2 PatG und 61 Abs. 4 PatG im Wege der Analogie auf formalrechtliche Anmeldebestimmungen zurückgegriffen werden, welche für die Bestimmung des Schutzbereichs relevant sein können, wie das Verbot der Aufnahme von offensichtlich nicht zur Erläuterung der Erfindung notwendigen Angaben in die Beschreibung (§ 10 Abs. 3 Satz 1 PatV) und die Unzulässigkeit von Unteransprüchen, die sich nicht auf besondere Ausführungsarten der Erfindung beziehen (§ 9 Abs. 6 Satz 1 PatV). Der Senat grenzte sich damit von der Auffassung des 7. Senats157 ab, wonach im Falle der Verteidigung des Patents mit beschränkten Ansprüchen auf die Anpassung der Beschreibung und/oder Zeichnungen verzichtet werden kann, wenn dies zur Auslegung bzw. Bestimmung des Schutzbereichs nicht zwingend erforderlich ist. Eine solche Regel ist nach Auffassung des 8. Senats dem Gesetz nicht zu entnehmen. Auch § 21 Abs. 2 S. 2 PatG bestimmt ausdrücklich, dass eine Beschränkung des Patents in Form einer Änderung der Patentansprüche, der Beschreibung oder der Zeichnungen vorgenommen werden kann und in solchen Fällen nach § 61 Abs. 4 PatG eine neue Patentschrift herauszugeben ist. Es erscheint deshalb wenig nachvollziehbar, wenn die Beschränkung eines Patents mit der Herausgabe einer mangelhaften Patentschrift und der Wiedergabe einer formalrechtlich unzulässigen Patentfassung verbunden sein könnte. Im konkreten Fall war deshalb die mit einem Hilfsantrag verteidigte Fassung des Patents formalrechtlich nicht gewährbar, da die Ansprüche untereinander und im Verhältnis zu Teilen der Beschreibung und Zeichnungen widersprüchlich waren und die Beschreibung Angaben enthielt, 151 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 31 Rdnr. 35. 152 BPatGE 40, 33, 35. 153 BGH, BlPMZ 1994, 121, 122, re. Sp. – Akteneinsicht XIII. 154 BPatGE 23, 278, 279; vgl. auch BPatG, Beschl. v. 20.2.2003 – 10 W (pat) 34/02. 155 BPatG, Beschl. v. 1.3.2011 – 8 W (pat) 331/06. 156 BGH, GRUR 1998, 901 – Polymermasse. 157 BPatG, Beschl. v. 26.3.1997 – 7 W (pat) 64/95 (Anm. Danach soll von einer Änderung (Anpassung) der Beschreibung bei geänderten Patentansprüchen abgesehen werden, wenn dies – zur Auslegung der neugefassten Patentansprüche – nicht zwingend erforderlich ist, da jede Änderung (insbesondere Streichung) von Unterlagen die Gefahr einer unzulässigen Erweiterung des Schutzumfangs des Patents in sich birgt). 31 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht die zur Erläuterung der Erfindung offensichtlich nicht notwendig waren. Hinzu kam, dass entgegen § 9 Abs. 6 Satz 1 PatV ein Unteranspruch aufgestellt worden war, der sich nicht auf eine besondere Ausführungsart der Erfindung bezog. Dies führte zum Widerruf des Streitpatents, da der – von dem in der mündlichen Verhandlung nicht anwesenden Patentinhaber – schriftlich gestellte Antrag auf eine nicht gewährbare Fassung des Patents gerichtet war. vorliegt, da diese keine Vertretungshandlungen vor dem BPatG betrifft, so der 20. Senat.161 Da auch bis zum Schluss der mündlichen Verhandlung eine Vollmacht für die Vertretung vor dem BPatG nicht nachgereicht wurde, kam auch keine nachträgliche Genehmigung in Betracht.162 Der – zwischenzeitlich zurückgenommene – Einspruch wurde im fortgesetzten einseitigen Verfahren (§ 61 Abs. 1 Satz 2 PatG) als unzulässig verworfen. 2. Inlandsvertreter und Vollmacht 3. Zulässigkeit des Einspruchs verneint Nach Auffassung des 21. Senats158 ist eine Beschwerde unzulässig, wenn die wirksame Bestellung eines Inlandsvertreters nach § 25 Abs. 1 PatG nicht durch Vorlage einer entsprechenden Originalvollmacht nachgewiesen wird oder wenn die Vollmacht den gesetzlichen Mindestumfang unterschreitet. Es handelt sich um eine verfahrensrechtliche Voraussetzung für den sachlichen Fortgang des Verfahrens. Deren Fehlen stellt ein behebbares Verfahrenshindernis dar, so dass der Auswärtige daher zunächst aufgefordert wird, den Mangel zu beheben. Wenn er – wie hier – dieser Aufforderung binnen der ihm gesetzten Frist nicht nachkommt, wird im Beschwerdeverfahren seine Beschwerde verworfen.159 § 97 Abs. 6 Satz 2 PatG ist auf den Inlandsvertreter nicht anwendbar. Das Gesetz spricht vom Bevollmächtigten und nicht vom Vertreter oder vom Inlandsvertreter. § 97 Abs. 6 Satz 2 PatG bezieht sich nur auf die allgemeine Prozessvollmacht, nicht auf die als Verfahrensvoraussetzung ausgestaltete und damit jederzeit von Amts wegen zu prüfende Bestellung des Inlandsvertreters, von der es abhängt, ob der Beteiligte ohne (Wohn-)Sitz oder Niederlassung im Inland am Verfahren überhaupt teilnehmen kann.160 Zur Zulässigkeit eines auf eine offenkundige Vorbenutzung gestützten Einspruchs müssen die dazu vorgetragenen Tatsachen auch diejenigen konkreten Umstände erkennen lassen, aus denen sich die behauptete Benutzung hinsichtlich ihres öffentlichen Zugänglichwerdens im Sinne des § 3 Abs. 1 Satz 2 PatG ergeben soll. Der 9. Senat163 sieht dies bei einer vorbehaltlosen Lieferung eines Getriebes für eine Windenergieanlage als nicht gegeben an, wenn daraus nicht ohne Weiteres auch die öffentliche Kenntnisnahme der Getriebeausgestaltung abgeleitet werden kann. Die Getriebe wurden lediglich 17 Tage vor dem Anmeldetag des Streitpatents ausgeliefert und nach der praktischen Lebenserfahrung ist es als ausgeschlossen anzusehen, dass die Getriebe in diesem Zeitraum geöffnet wurden und damit ihre innere Beschaffenheit öffentlich zugänglich wurde. Ein am BPatG anhängig gewordener Einspruch ist unzulässig, wenn für den Vertreter der Einsprechenden lediglich eine hinterlegte Vollmacht für das DPMA Zur Offenkundigkeit der Vorbenutzung einer Schaltvorrichtung für ein Kraftfahrzeuggetriebe verwies eine Einsprechende auf die implizite Lieferung laut zwei vorgelegten Rechnungen. Hieraus ergebe sich die vorbehaltlose Lieferung von Gebergeräten, die außerdem nach Kenntnis der Einsprechenden hunderttausendfach ausgeliefert worden seien. Der 9. Senat164 sah diese Einspruchsbegründung als unsubstantiiert an, da die Rechnungen lediglich die Auslieferung von 17 Stück belegten. Diese geringe Stückzahl vermittelt 158 BPatG, Beschl. v. 11.1.2011 – 21 W (pat) 1/07, ebenso Beschl. v. 16.11.2010 – 21 W (pat) 10/08. 159 Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 25, Rdnr. 45. 160 Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 25 Rdnr. 29; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 28 Rdnr. 34. 161 BPatG, Beschl. v. 22.12.2010 – 20 W (pat) 357/05; vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 11.1.2011 – 21 W (pat) 1/07; BPatG, Beschl. v. 16.11.2010 – 21 W (pat) 10/08. 162 Hierzu BGHZ 128, 280 – Aluminium-Trihydroxid. 163 BPatG, Beschl. v. 15.11.2010 – 9 W (pat) 334/05. 164 BPatG, Beschl. v. 8.11.2010 – 9 W (pat) 410/05. 32 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 eher den Eindruck, dass lediglich Probeexemplare und Gebergeräte für eine Applikation oder eine Prototypenentwicklung geliefert worden sind, während Serienlieferungen im Bereich der Kraftfahrzeugherstellung in der Größenordnung von hunderttausend Stück liegen. Ohne erläuternde Angaben, bspw. zur Rechnungserstellungspraxis bei vorbehaltloser Lieferung oder zur Deklaration der Gebergeräte als von beliebigen Dritten zu bestellende Katalogware, und allein mit dem Tatsachenvortrag im Einspruchsschriftsatz sieht sich der Senat jedenfalls außerstande, ohne eigene Ermittlungen überprüfen und feststellen zu können, ob die behauptete Lieferung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist. Ein Einspruch, der sich auf eine offenkundige Vorbenutzung beruft, ist unzulässig, wenn für die öffentliche Zugänglichkeit eines Flüssigwasserstoff-Speicherbehälters lediglich auf eine feierliche Eröffnung einer Wasserstoff-Tankstelle hingewiesen wird, ohne dass sich daraus ergibt, wie die Besucher den Speicherbehälter, die Absperrventile und deren Funktionsweise überhaupt sehen konnten. Der 11. Senat165 führt aus, dass bei solchen Anlässen ein Empfang mit Reden und Sekt stattfindet, aber keine technische Vorführung der gesamten Anlage, zumal FlüssigwasserstoffAnlagen wegen Feuer- und Explosionsgefahr hohen Sicherheitsanforderungen unterliegen und nicht frei zugänglich sein dürfen. Ein Einspruch ist unzulässig, der bloß auf einen Tagungsbericht hinweist, der zwar eine Angabe des Zeitraums der Tagung enthält, nicht aber das Datum der Veröffentlichung, so der 12. Senat166 in einem Fall, in dem der Anmeldetag des Patents nur wenige Wochen nach dem Zeitraum der Tagung lag. Tagungsberichte werden nach der Lebenserfahrung oft erst erhebliche Zeit nach der Tagung gedruckt. Die von der Einsprechenden nach Ablauf der Einspruchsfrist gemachte Aussage, der Tagungsbericht sei auf der Tagung an die Teilnehmer verteilt worden, kann die Zulässigkeit des Einspruchs nicht nachträglich begründen. Zur Substantiierung des Widerrufsgrundes der unzureichenden Offenbarung gemäß § 21 Abs. 1 Nr. 2 PatG genügt es nicht, auf Lücken, Unklarheiten oder Widersprüche in den ursprünglichen Unterlagen oder der Patentschrift hinzuweisen. Vielmehr ist auch aufgrund angeblich nicht verständlicher Begrifflichkeiten im Anspruch zumindest in knapper Form darzulegen, warum der Fachmann trotz Kenntnis aller maßgeblichen Textstellen in der Patentschrift167 nicht in der Lage sein soll, die Lehre auszuführen.168 Der 19. Senat169 verwarf deshalb einen Einspruch als unzulässig, weil der Vortrag der Einsprechenden unvollständig war und dieser sich zu einem als unverständlich bemängelten Begriff lediglich mit einem Absatz der Beschreibung befasst hatte und zahlreiche weitere Textstellen zu diesem Begriff außer Acht ließ. Ein Einspruch, der unter dem Widerrufsgrund der fehlenden Neuheit die Merkmale eines Patentanspruchs 1 anhand mehrerer Druckschriften analysiert, ist unzu- 165 BPatG, Beschl. v. 22.9.2011 – 11 W (pat) 310/11. 166 BPatG, Beschl. v. 2.11.2010 – 12 W (pat) 24/06. 167 BGH, BlPMZ 1988, 250 – Epoxidation. 168 BGH, BlPMZ 1993, 439 – Tetraploide Kamille. 169 BPatG, Beschl. v. 8.12.2010 – 19 W (pat) 344/06. 33 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht lässig, so der 20. Senat.170 Die Erwägung, dass die Einsprechende möglicherweise beabsichtigte, zur erfinderischen Tätigkeit vorzutragen, führte nicht weiter. Denn der so verstandene Vortrag ließ gleichfalls offen, was den Fachmann veranlasst haben könnte, die Lehren der Druckschriften zu kombinieren, und war deshalb nicht hinreichend substantiiert. 4. Auslegung Der 5. Senat hatte Anlass, die Grundsätze zur Auslegung des Gegenstandes eines Patentanspruchs zusammenzufassen. Danach ist maßgebend, was sich aus der Sicht des Fachmanns aus den Merkmalen des Patentanspruchs im Einzelnen und in ihrer Gesamtheit als Lehre zum technischen Handeln ergibt.172 Eine einschränkende Auslegung unterhalb des Wortlauts (im Sinn einer Auslegung unterhalb des Sinngehalts) der Patentansprüche ist nach st. Rspr. dann nicht zulässig, wenn der Fachmann, wie im vorliegenden Fall, der Anspruchsfassung bereits einen klar und eindeutig definierten Gegenstand entnehmen kann.173 Aus § 14 PatG und Artikel 69 EPÜ folgt gleichermaßen, dass nur der Gegenstand, der in den Patentansprüchen genannt ist, zum Schutzbegehren gehört und nicht auch solche Gegenstände, die in der Beschreibung zwar erwähnt, aber von den Patentansprüchen nicht umfasst sind. Der Grundsatz, dass ein Patent nicht unter dem Wortlaut seiner Ansprüche auszulegen ist, gilt insbesondere dann, wenn der Beschreibung eine Schutzbegrenzung auf bestimmte Ausführungsformen nicht zu entnehmen ist.174 171 So führte auch der 3. Senat175 aus, dass ein im konkreten Fall hinsichtlich der Ausführbarkeit umstrittenes Merkmal „Lösungsmittel für die Wirkstoffbase“ nach dem Gesamtinhalt der Patentschrift176, die insoweit ihr eigenes Lexikon darstellt177, nicht auf solche mit mindestens einer sauren Gruppe bzw. die in der Beschreibung angesprochenen Säuren einschränkend zu verstehen ist, auch wenn die Beschreibung und die Ausführungsbeispiele des Patents sich insoweit ausschließlich auf bestimmte Ausführungsformen bzw. Beispiele beziehen.178 Auch der 1. Senat179 führte aus, dass trotz einer am Gesamtzusammenhang orientierten Betrachtung180 eine einschränkende Auslegung von Patentansprüchen unterhalb des Wortlauts des Patentanspruchs unzulässig ist, insbesondere auf einen die Ausführungsbeispiele beschränkenden Sinngehalt, wenn der Beschreibung eine entsprechende Schutzbereichsbeschränkung nicht zu entnehmen ist.181 Jedoch gilt der Vorrang des Patentanspruchs auch insoweit gegenüber dem übrigen Inhalt der Patentschrift. Nach den Ausführungen des 1. Senats182 steht dies einem eingeschränkten Verständnis des Fachmanns allerdings dann nicht entgegen, wenn er aufgrund seines Grundlagenwissens – hier über die geometrischen Gesetzmäßigkeiten eines „mechanischen Spiegels“ und dessen technische Implikationen – unmittelbar und eindeutig dem Offenbarungsgehalt der ursprünglichen Unterlagen ohne weiteres Nachdenken die Erkenntnis entnimmt, dass die beanspruchte Lehre nur unter diesen bestimmten geometrischen Voraussetzungen realisiert werden kann, er deshalb die unabdingbaren Randbedingungen der offenbarten Lehre „mitliest“ und technisch inkompatible Abwandlungen von vornherein gedanklich ausschließt. Der angesprochene Fachmann wird bei der Auslegung von Patentansprüchen erkennbare Fehler einschließlich 170 BPatG, Beschl. v. 18.4.2011 – 20 W (pat) 390/05. 171 BPatG, Urt. v. 1.12.2010 – 5 Ni 67/09 (EU) führend verb. mit 5 Ni 77/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 35/11]. 172 BGHZ 172, 298 Tz. 38 – Zerfallszeitmessgerät. 173 BPatG, Beschl. v. 26.1.2000 – 20 W (pat) 20/99, BPatGE 42, 204 – Veränderbare Daten; BGH, Urt. v. 7.9.2004 – X ZR 255/01, BGHZ 160, 204 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung. 174 BGH, GRUR 2007, 309, Rdnr. 17 – Schussfädentransport. 175 BPatG, Urt. v. 23.11.2010 – 3 Ni 47/08, Berufung eingelegt [Az: X ZR 39/11], = GRUR 2011, 905 – Buprenorphinpflaster. 176 BGH, GRUR 2001, 232, 233 – Brieflocher. 177 BGH, GRUR 1999, 909, 912 – Spannschraube; Mitt 2000, 105, 106 – Extrusionskopf. 178 BGH, GRUR 2007, 309, 311 – Schussfädentransport; GRUR 2004, 1023, 1024 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung. 179 BPatG, Urt. v. 28.6.2011 – 1 Ni 6/09. 180 St. Rspr., vgl. BGH, GRUR 2011, 129 – Fentanyl-TTS, GRUR 2004, 845 – Drehzahlermittlung, m. w. N. 181 BGH, Mitt 2000, S. 105 – Extrusionskopf; BGH, GRUR 2007, 309 – Schussfädentransport. 182 BPatG, Urt. v. 15.3.2011 – 1 Ni 10/09 (EU); vgl auch Urt. v. 1.2.2011 – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11]. 34 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 ihm ersichtliche problematische Anweisungen oder sprachliche Formulierungen in einer dem Zweck der offenbarten Lösung entsprechenden Weise aufzulösen versuchen und davon ausgehen, dass der Vorschlag der Patentschrift auf eine sinnvolle Anwendung gerichtet ist.183 In einem Fall des 15. Senats184 verstand der Fachmann daher unter Heranziehung der Beschreibung im Anspruch unter dem Begriff „Silikon“ „Silikonharz“ und eine unklare Formulierung einer Aufzählung von Komponenten als „oder“-Verknüpfung der Komponenten. Zweck-, Wirkungs- oder Funktionsangaben als Bestandteile eines Patentanspruchs können zwar dessen Gegenstand mit abgrenzen, wenn sie das Vorrichtungselement, auf das sie sich beziehen, so definieren, dass es die betreffende Funktion erfüllen kann.185 Zweckangaben haben in einem Sachanspruch regelmäßig die Aufgabe, den durch das Patent geschützten Gegenstand dahin zu definieren, dass er nicht nur die im Patentanspruch genannten räumlich-körperlichen Merkmale erfüllen, sondern auch so ausgebildet sein muss, dass er für den im Patentanspruch angegebenen Zweck verwendbar ist.186 Allerdings ergeben sich nach den Ausführungen des 1. Senats187 aus der bloßen Begrifflichkeit der Wortschöpfung „Heizleitungsmatte“ auch im Zusammenhang mit dem genannten Anwendungszweck „für eine Bodenheizung“ keine zwingenden Implikationen hinsichtlich der Größe und sonstigen Ausgestaltung der beanspruchten Vorrichtung. Auch der 17. Senat188 sah ausgehend von diesem Verständnis von Zweckangaben bei einem Fernglas mit einer Prismenanordnung und einer Durchlassöffnung „zum Anlegen eines Vakuums zum Justieren der Prismenanordnung und zum Halten derselben“ durch dieses Merkmal lediglich ein Fernglas beansprucht, das mit einer Durchlassöffnung zum Anlegen eines Unterdrucks ausgebildet ist und keine weiteren gegenständlichen Merkmale einer speziellen Prismenhalterung aufweist. Die erfinderische Tätigkeit war zu verneinen, da aus dem StdT Ferngläser mit Durchlass öffnungen für Gasspülungen bzw. Gasfüllungen bekannt sind, die grundsätzlich auch geeignet sind, Unterdruck an das Gehäuseinnere anzulegen und somit die gegenständlichen Merkmale der beanspruchten Durchlassöffnung aufweisen. 5. Prüfung der Widerrufsgründe Ausführbarkeit, vollständige und deutliche Lehre Eine ausführbare Offenbarung der Erfindung i. S. v. §§ 22 Abs. 1, 21 Abs. 1 Nr. 2 PatG ist zu verneinen, wenn der geschützte Gegenstand im Patentanspruch durch eine generalisierende Formulierung über die dem Fachmann in der Gesamtheit der Unterlagen oder durch sein Fachwissen an die Hand gegebene Lösung hinaus so weit verallgemeinert ist, dass der Patentschutz über den Beitrag der Erfindung zum StdT hinausgeht, so der 3. Senat.189 Der Senat stellte fest, dass der Fachmann hinsichtlich des umstrittenen Merkmals „Lösungsmittel für die Wirkstoffbase“ aus der Streitpatentschrift keinen Hinweis darauf erhält, welche Mittel er außer Lösungsmitteln verwenden kann. Er wäre also hinsichtlich der Eignung einer unüberschaubaren Vielzahl von möglichen Verbindungen, die keine saure Gruppe aufweisen, ohne weitere Anleitung im Streitpatent allein auf das Prinzip Versuch und Irrtum angewiesen und müsste in aufwändigen Versuchen überprüfen, ob die ausgewählten Verbindungen Buprenorphin in ausreichendem Maße lösen, ohne dass es zu einer vollständigen Salzbildung 183 Vgl. BGH, GRUR 2007, 859 – Informationsübermittlungsverfahren I m. w. N.; BGH, Mitt 2002, 176, 177 II.2.aa) – Gegensprechanlage; BGH, GRUR 1999, 909, 2. Leitsatz, 911 III.3.a) – Spannschraube. 184 BPatG, Beschl. v. 11.11.2010 – 15 W (pat) 344/05. 185 BGH, GRUR 2006, 923 Tz. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage. 186 BGH, GRUR 2009, 827 – Bauschalungsstütze. 187 BPatG, Urt. v. 5.7.2011 – 1 Ni 3/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 152/11]. 188 BPatG, Beschl. v. 14.12.2010 – 17 W (pat) 102/06. 189 BPatG, Urt. v. 23.11.2010 – 3 Ni 47/08 = GRUR 2011, 905 – Buprenorphinpflaster; die Entscheidung ist wirkungslos. Die Klage ist zurückgenommen worden; vgl. auch Anmerkung von Schoenen in GRURPrax 2011, 270. 35 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht kommt. Dies aber rechtfertigt nach Ansicht des Senats nicht die Annahme einer ausführbaren Erfindung. Dem steht nicht entgegen, dass es für die Annahme einer ausführbaren Lehre nach einhelliger Auffassung ausreichend ist, wenn zumindest ein nacharbeitbarer Weg zur Ausführung der beanspruchten Erfindung offenbart worden ist190 und darüber hinaus nach st. Rspr. des BGH jedenfalls in Verfahren, die erteilte Patente betreffen, auch nicht grundsätzlich erforderlich ist, dass alle denkbaren, unter den Wortlaut des Patentanspruchs fallenden Ausgestaltungen ausgeführt werden können bzw. die Ausführbarkeit in der gesamten Anspruchsbreite offenbart ist.191 Denn angesichts der Vielzahl und erst durch das Prinzip Versuch und Irrtum aufzufindenden geeigneten „Lösungsmittel“ wird vorliegend Patentschutz für eine derart verallgemeinerte Lehre beansprucht, die sich als „Erfindungsauftrag“ bzw. „Aufforderung zu einem Forschungsprogramm“ erweist. Der gewährte Patentschutz geht deshalb über den Beitrag der Erfindung zum StdT hinaus.192 Wenn auch eine „unangemessene Anspruchsbreite“ für sich gesehen einen gesetzlichen Nichtigkeitsgrund nicht ausfüllt193, so steht dies jedoch unter dem Vorbehalt dessen, was der Fachmann dem Patentanspruch unter Berücksichtigung seines Fachwissens und der Beschreibung in seiner allgemeinsten Form als technische Lehre tatsächlich entnehmen kann.194 Unzulässige Erweiterung des Anmeldungs gegenstands, Disclaimer Bei dem für die Beurteilung einer unzulässigen Erweiterung des Inhalts der Anmeldung gebotenen Vergleich des Gegenstands des erteilten Patents mit dem Inhalt der Gesamtheit der ursprünglichen Unterlagen ist entscheidend, ob die ursprüngliche Offenbarung für den Fachmann erkennen ließ, dass der geschützte Lösungsvorschlag von vornherein von dem Schutzbegehren mit umfasst werden sollte195 und den ursprünglichen Unterlagen als zur angemeldeten Erfindung gehörig zu entnehmen ist.196 Ausgehend hiervon hob der 1. Senat hervor, dass hierzu allerdings nur das gehört, was den ursprünglich eingereichten Unterlagen objektiv „unmittelbar und eindeutig” zu entnehmen ist, nicht hingegen eine weitergehende Erkenntnis, zu welcher der Fachmann auf Grund seines allgemeinen Fachwissens oder durch Abwandlung der offenbarten Lehre gelangen kann.197 Auch die subjektiven Vorstellungen des Erfinders bzw. Anmelders198 oder die spätere Interpretation der Patentinhaberin sind nicht maßgeblich. Die Patentinhaberin ist allerdings nicht gehindert, wie im vorliegenden Fall, im Anmeldeverfahren eine Merkmalsgruppe in den erteilten Patentanspruch aufzunehmen, die sich als bloße Einschränkung des ursprünglich eingereichten Patentanspruchs erweist, auch wenn diese nicht alle fördernden Merkmale eines Ausführungsbeispiels enthält und insoweit eine Verallgemeinerung darstellt. Denn dienen in der Beschreibung eines Ausführungsbeispiels genannte Merkmale der näheren Ausgestaltung der unter Schutz gestellten Erfindung, die für sich, aber auch zusammen den durch die Erfindung erreichten Erfolg fördern, dann hat es der Patentinhaber in der Hand, ob er sein Patent durch die Aufnahme einzelner oder sämtlicher dieser Merkmale beschränkt, so der 1. Senat.199 190 BGH, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; GRUR 2010, 414 – Sicherheitssystem; GRUR 2001, 813 – Taxol; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003) § 34 Rdnr. 278; zur Rspr. der Beschwerdekammern des Europäischen Patentamts; vgl. dort 6. Aufl. 2010 II.A.3.b. 191 Zu Art. II § 6 Abs. 2 Nr. 2 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. b EPÜ: BGH, GRUR 2010, 414, 415 – Thermoplastische Zusammensetzung; GRUR 2003, 223 – Kupplungsvorrichtung II; GRUR 2001, 813 – Taxol; Art. 83 EPÜ einbeziehend: BGH, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; a. A. die st. Rspr. der Beschwerdekammern des Europäischen Patentamts; zu Art. 100 lit. b EPÜ: EPA, ABlEPA 1995, 188 = GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER; GRUR Int. 1997, 918 – Modifizieren von Pflanzenzellen/MYCOGEN; a. A. ferner Schulte/Moufang, PatG. 8. Aufl. (2008), § 21 Rdnr. 29. 192 Zu Art. II § 6 Abs. 2 Nr. 2 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. b EPÜ: BGH, GRUR 2010, 414 – Thermoplastische Zusammensetzung; zu Art. 83 EPÜ: EPA, GRUR Int. 2010, 158 – Durchgriffsanspruch/BAYER SCHERING PHARMA AG; zu Art. 100 lit. b EPÜ: EPA, GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER. 193 BGH, GRUR 2004, 47 – blasenfreie Gummibahn I. 194 Meier-Beck in: Festschr. f. Ullmann, 2006, S. 495, 502. 195 BGH, GRUR 2010, 509, Tz. 28 – Hubgliedertor I. 196 Vgl. BGH, GRUR 2010, 513 Tz. 29 – Hubgliedertor II; BGHZ 110, 123, 125 = GRUR 1990, 432, 433– Spleißkammer. 36 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 Nach der Zurückverweisung durch den BGH200 hatte der 19. Senat201 zu prüfen, ob ein in den ursprünglichen Unterlagen nicht offenbartes Merkmal zu einer Konkretisierung oder zu einer unzulässigen Änderung des ursprünglich offenbarten Patentgegenstandes (Aliud) geführt hatte. Das Patent wurde mit einem Hinweis in der Beschreibung auf die ursprünglich nicht offenbarten Merkmale (Disclaimer) aufrechterhalten, da die ursprünglich nicht offenbarten Merkmale den beanspruchten Winkelsensor hinsichtlich der Gestaltung seines Gehäuses konkretisieren und kein Aliud des Winkelsensors darstellen. In einem weiteren Verfahren, die Stammanmeldung zu der im zuvor dargestellten Beschluss abgehandelten Trennanmeldung betreffend, wurde ein Winkelsensor mit einem Gehäuse mit einer an einem axialen Ende des Gehäuses stirnseitig mit einem Deckel verschließbaren Öffnung beansprucht. Dabei ist die Lageangabe „stirnseitig“ in den ursprünglichen Unterlagen nicht als zur Erfindung gehörend offenbart, die den ursprünglich offenbarten Gegenstand der Erfindung einschränkt und kann somit nicht gestrichen werden, da dies zu einer unzulässigen Erweiterung des Schutzbereichs führen würde. Da diese Angabe aber die ursprünglich offenbarte Lage der Öffnung „an einem axialen Ende des Gehäuses“ konkretisiert und kein Aliud darstellt, kann sie im Anspruch verbleiben und ist bei der Prüfung der Patentfähigkeit außer Betracht zu lassen.202 Eine unzulässige Erweiterung des Inhalts der Anmeldung liegt vor, wenn bei einem Leistungsbauelement mit drei Metallisierungsschichten und darunter lie- genden Isolierschichten eine Durchkontaktierung von der dritten zur ersten Metallisierungsschicht durch die zweite und dritte Isolierschicht ohne Kontaktierung der mittleren, zweiten Metallisierungsschicht beansprucht wird und in der ursprünglichen Anmeldung lediglich Durchkontaktierungen von der dritten zur zweiten und von der zweiten zur ersten Metallisierungsschicht offenbart sind. Falls die ursprünglich nicht offenbarten Merkmale bezüglich der Durchkontaktierung eine Beschränkung darstellen, deren Streichung eine Schutzbereichserweiterung zur Folge hätte, können die nicht offenbarten Merkmale in den Ansprüchen ohne Disclaimer verbleiben, sofern diese eine Anweisung zum technischen Handeln konkretisieren, die in den ursprünglich eingereichten Unterlagen als zur Erfindung gehörend offenbart ist.203 Da dieses Merkmal im vorliegenden Fall aber ein nicht offenbartes Aliud unter Schutz stellt, ist eine DisclaimerLösung hier nicht möglich, so der 23. Senat.204 6. Erledigung des Einspruchsverfahrens Auch nach Ansicht des 7. Senats205 finden die Grundsätze über die Erledigung auf das patentamtliche bzw. patentgerichtliche Einspruchsverfahren wie auch das Beschwerdeverfahren Anwendung. Eine Erledigung der Hauptsache tritt danach auch ein, wenn der Einspruch allein auf den Widerrufsgrund der widerrechtlichen Entnahme (§ 21 Abs. 1 Nr. 3 PatG) gestützt wird und der Einsprechende seinen Einspruch zurücknimmt. Dem steht § 61 Abs. 1 Satz 2 PatG nicht entgegen, demzufolge das Einspruchsverfahren nach Einspruchsrücknahme von Amts wegen fortzusetzen ist. Fraglich ist 197 BGH, GRUR 2010, 910, Tz. 62 – Fälschungssicheres Dokument. 198 BGH, GRUR 2009, 933, Tz. 23 – Druckmaschinen-Temperierungssystem II. 199 BPatG, Urt. v. 15.3.2011 1 Ni 19/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 96/11], unter Hinweis auf BGH, GRUR 1990, 432, 433 – Spleißkammer; GRUR 2006, 316, Tz. 22 – Koksofentür; ferner BPatG, Urt. v. 29.3.2011 – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 72/11] und BPatG, Beschl. v. 13.07.2011– 19 W (pat) 5/08. 200 BGH, GRUR 2011, 40 – Winkelmesseinrichtung; Vorentscheidung BPatGE 51, 271. 201 BPatG, Beschl. v. 13.7.2011 – 19 W (pat) 5/08. 202 BPatG, Beschl. v. 13.7.2011 – 19 W (pat) 4/08; siehe auch BPatG, Urt. v. 16.12.2010 – 4 Ni 43/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 12/11]. 203 BGH, GRUR 2011, 40 - 44, Abs. [22] – Winkelmesseinrichtung. 204 BPatG, Beschl. v. 5.7.2011 – 23 W (pat) 316/06. 205 BPatG, Beschl. v. 17.8.2011 – 7 W (pat) 130/11, unter Hinweis auf BPatG, GRUR 2011, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten. 37 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht herangezogenen – Widerrufsgrund, etwa wegen mangelnder Patentfähigkeit widerrufen würde. Dem weiteren Amtsverfahren ist vielmehr jegliche Grundlage für eine weitere Sachprüfung entzogen. Ungeachtet dessen scheidet ein Widerruf aus sonstigem Grund nach der zutreffenden Rspr. des BGH209 im Einspruchsbeschwerdeverfahren vor dem BPatG ohnehin aus. nach Auffassung des Senats bereits, ob diese dem Allgemeininteresse dienende Vorschrift auf den Fall eines allein auf § 21 Abs. 1 Nr. 3 PatG gestützten Einspruchs nach dessen Rücknahme überhaupt anwendbar ist. Ungeachtet dessen scheidet eine Sachprüfung der widerrechtlichen Entnahme nach Rücknahme des allein hierauf gestützten Einspruchs auch dann aus206, wenn das Streitpatent nicht auf den Einsprechenden übergegangen ist wie auch die Prüfung sonstiger Widerrufsgründe ausgeschlossen ist.207 Denn anders als im Falle von Widerrufsgründen, die als Popularrechtsbehelfe im Interesse der Allgemeinheit eine umfassende Prüfung der Patentfähigkeit verfolgen208, steht der Einspruch wegen einer widerrechtlichen Entnahme nur dem Verletzten zu. Es wäre aber mit dem (Individual-) Antrag des Verletzten, mit dem dieser sein Erfinderrecht verfolgt, unvereinbar und ginge auch über dessen Rechtsschutzbegehren unzulässig hinaus, wenn in diesem Fall aus einem anderen – von Amts wegen Ein Beschluss einer Patentabteilung im Einspruchsverfahren über die Aufrechterhaltung eines Zusatzpatents ist aufzuheben, wenn im Zeitpunkt des Beschlusses das Hauptpatent und damit auch das Zusatzpatent wegen Nichtzahlung der Jahresgebühr bereits erloschen war. Das Einspruchsverfahren war vielmehr bereits erledigt, da die Einsprechende auch kein Rechtschutzinteresse für die Vergangenheit geltend gemacht hat, so der 12. Senat.210 Dem nunmehr nur noch als Anregung geäußerten Wunsch der Beschwerdeführerin, festzustellen, dass das Patent erloschen ist, folgte der Senat nicht. Das Erlöschen des Zusatzpatents wegen Nichtzahlung der Jahresgebühr für das Hauptpatent ist nicht der eigentliche Streitgegenstand des Einspruchsverfahrens. Das Erlöschen des Zusatzpatents ist lediglich die Begründung dafür, dass das Einspruchsverfahren sich erledigt hat bzw. die Patentabteilung ihren Beschluss nicht hätte erlassen dürfen. Wenn ein Patent nach § 20 Abs. 1 Nr. 3 PatG erloschen ist und die frühere Patentinhaberin alle von dem Patent Betroffenen von Ansprüchen aus der Vergangenheit ausdrücklich freigestellt hat, so dass solche möglichen Ansprüche aus dem angemeldeten und erteilten Patent nach § 362 BGB ebenfalls erloschen sind, ist das Einspruchsverfahren in der Hauptsache vollständig erledigt, so der 7. Senat.211 Nach Ansicht des 21. Se- 206 Im Anschluss an BPatGE 36, 213. 207 Entgegen BPatGE 47, 141, 143 f. – Aktivkohlefilter. 208 Hierzu BGH, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid. 209 Vgl. BGH, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid, ebenso BPatGE 36, 213 f. 210 BPatG, Beschl. v. 6.7.2011 – 12 W (pat) 27/09. 211 BPatG, Beschl. v. 28.1.2011 – 7 W (pat) 332/09. 38 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 nats212 ist das Einspruchsverfahren bereits erledigt, wenn das Rechtsschutzbedürfnis der Einsprechenden entfallen ist, und nach Meinung des 20. Senats213 wird der Einspruch ohne besonderes eigenes Rechtsschutz interesse der Einsprechenden für die Fortsetzung des Einspruchsverfahrens nachträglich unzulässig und ist daher zu verwerfen. Der 21. Senat214 hatte in einem Fall erneut Gelegenheit über die Rechtsfolgen eines wegen Nichtzahlung der Jahresgebühr erloschen Patents für das anhängige Einspruchsverfahren zu entscheiden und führte seine Rspr.215 zu dieser in Rspr. und Lit. kontrovers diskutierten Frage insbesondere in Abgrenzung zu der Auffassung des 7. Senats216 weiter. Die Einsprechende hatte auf die Anfrage des Senats nach einem Rechtsschutz interesse an der Fortführung des Verfahrens gegen das zwischenzeitlich erloschene Patent nicht geantwortet. Der Senat stellte heraus, dass das Einspruchsverfahren nicht nachträglich unzulässig geworden ist, sondern eine vollständige Erledigung der Hauptsache eingetreten ist217, was durch Beschluss festzustellen ist.218 Die Entscheidung des 7. Senats, der die Annahme einer vollständigen Erledigung der Hauptsache nicht davon abhängig machen will, dass der Einsprechende ein eigenes Rechtsschutzbedürfnis oder ein besonderes Interesse analog § 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO geltend macht und ein fortwirkendes Allgemeininteresse mit der Folge einer nur teilweisen Erledigung annimmt, erfordert es nach Auffassung des 21. Senats nicht, von seiner bisherigen Rspr. abzurücken. Der Annahme einer vollständigen Erledigung steht insbesondere nicht entgegen, dass das Patent nicht mit Wirkung für die Vergangenheit widerrufen worden ist und damit das Ziel des Einspruchsverfahrens (§ 21 Abs. 3 Satz 1 PatG) nicht erreicht und der Erteilungsbeschluss nicht mit Wirkung ex tunc beseitigt worden wäre. Denn der Bestand des Erteilungsbeschlusses hat für die Frage der Erledigung des Einspruchs keine Bedeutung, da sich der Einspruch nicht hiergegen richtet (arg § 61 Abs. 1 Satz 1 PatG).219 Der Charakter des Einspruchs als Popularrechtsbehelf hat nicht zur Folge, dass das Einspruchsverfahren nach Erlöschen des Patents auch ohne ein Rechtsschutzbedürfnis des Einsprechenden fortzusetzen ist. Es kommt deshalb nicht darauf an, dass im Falle des Erlöschens nicht feststellbar ist, ob oder inwieweit Dritte von dem Patent betroffen waren oder ob und inwieweit Dritte an zukünftigen (freien oder beschränkten) Benutzungen interessiert sind, oder ob diese die Frage der Schutz(un)fähigkeit für eine bereits erfolgte Benutzung in der Vergangenheit geklärt wissen wollen. Es ist deshalb auch nicht erforderlich, dass der Patentinhaber gegenüber der Allgemeinheit eine Freistellungserklärung abgibt, wie es der 7. Senat fordert, da diese vom rechtsgestaltenden oder bestätigenden Ergebnis des Einspruchsverfahrens nur reflexartig betroffen ist. 7. Bindung an die Anträge Verteidigt die Patentinhaberin im Einspruchsverfahren das Patent mit Haupt- und Hilfsantrag in beschränktem Umfang, so sind nach Auffassung des 9. Senats220 diese Anträge maßgeblich und rechtfertigen grundsätzlich den Widerruf des Patents, wenn sich auch nur der Gegenstand eines Patentanspruchs aus dem verteidigten – sämtlich abhängige Patentansprüche umfassenden – Anspruchssatz als nicht patentfähig erweist. Die Grundsätze der BGH-Entscheidung Informationsübermittlungsverfahren II221 zu selbstständigen Patentansprüchen sind nicht auf nicht selbstständige Ansprüche auszuweiten. Der Senat führte 212 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine. 213 BPatG, GRUR 2009, 612 – Auslösevorrichtung. 214 BPatG, Beschl. v. 13.4.2011 – 21 W (pat) 308/08 = BlPMZ 2011, 384 – Optische Inspektion von Rohrleitungen, Rechtsbeschwerde zugelassen. 215 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine. 216 BPatG, Beschl. v. 20.10.2010 – 7 W (pat) 333/06 = GRUR 2011, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten. 217 BGH, GRUR 1999, 571 ff. – künstliche Atmosphäre; GRUR 1997, 615 ff. – Vornapf. 218 So schon BPatGE 51, 128 ff. – Radauswuchtmaschine. 219 B usse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 191; Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59 Rdnr. 171; BGH, GRUR 1999, 571 ff. – künstliche Atmosphäre. 220 BPatG, Beschl. v. 14.3.2011 – 9 W (pat) 307/06. 221 BGH, GRUR 2007, 862 – Informationsübermittlungsverfahren II. 39 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht ergänzend aus, dass im Hinblick auf die rechnerischen Kombinationsmöglichkeiten von 10 Patentansprüchen mit 512 Anspruchskombinationen eine Begründung für sämtliche Kombinationen praktisch mit den vorhandenen Ressourcen nicht durchführbar ist. 8. Beitritt Die erst im Beschwerdeverfahren nach Ablauf der Beschwerdefrist Beigetretene hatte schriftsätzlich den „Beitritt zum Einspruchs- und Einspruchsbeschwerdeverfahren“ erklärt und zugleich eine „Beschwerdegebühr“ in Höhe von 500 E durch Erteilung einer Einzugsermächtigung entrichtet. Der 8. Senat222 sah hier zwei Fragenkomplexe zur Zulässigkeit des Beitritts angesprochen. Er führte aus, dass entgegen dem Wortlaut des § 59 Abs. 2 PatG der Beitritt zu einem Einspruchsverfahren auch dann zulässig ist, wenn noch keine Klage wegen Verletzung des Patents, sondern nur eine einstweilige Verfügung vorliegt. Der Senat sieht diese erweiterte Auslegung durch den Sinn dieser Vorschrift gedeckt und verweist auch auf die Rspr. der Beschwerdekammern zum EPÜ223 zu der englischen Fassung des Art. 105 Abs. 1 a) EPÜ „proceedings for infringement“. Denn auch durch eine einstweilige Verfügung wird der Patentverletzer wegen Patentverletzung „in Anspruch genommen“ und sogar, wie vorliegend, frühzeitig und ohne Möglichkeit der Aussetzung des Verletzungsverfahrens mit einem vollstreckbaren Titel konfrontiert. Unter diesen Umständen kann vom Patentverletzer nicht verlangt werden, dass er zuwartet, bis entweder der Patentinhaber (wenn überhaupt) die Klage im Hauptsacheverfahren erhebt oder das Einspruchsverfahren rechtskräftig beendet wird. Der Zulässigkeit eines Beitritts steht nach Ansicht des Senats auch nicht entgegen, dass statt einer Einspruchs- bzw. Beitrittsgebühr von 200 E (Nr. 313 600) eine „Beschwerdegebühr“ von 500 E (Nr. 401 100) entrichtet wurde. Denn analog § 140 BGB ist hier eine Umdeutung in die Zahlung einer Einspruchsgebühr möglich.224 Auch ist für den erst im Zuge eines anhängigen Einspruchsbeschwerdeverfahrens erfolgenden Beitritt keine Beschwerdegebühr zu entrichten.225 Nur dann, wenn die Beschwerdefrist noch läuft, kann der Beitretende auch gesondert eine Beschwerdegebühr zahlen, so dass er neben dem ursprünglich Einsprechenden ebenfalls Beschwerdeführer wird und seine Beteiligung also nicht vom Weiterbestand der Beschwerde des Einsprechenden abhängt.226 V. Beschwerdeverfahren 1. Statthaftigkeit der Beschwerde Der 10. Senat227 hatte eine Entscheidung zu treffen in einem Fall, in dem eine ursprünglich gegen die BRD beim Verwaltungsgericht München eingereichte „Klage“ an das BPatG verwiesen worden war. Erreicht werden sollte hiermit die Streichung einzelner, als herabwürdigend angesehener Textstellen aus einer deutschen Patentschrift. Der Senat legte die „Klage“ als Beschwerde gegen den Erteilungsbeschluss aus und verwarf diese als unzulässig nach § 74 PatG, weil die Beschwerdeführerin nicht formell am Patenterteilungsverfahren beteiligt gewesen war und eine Beschwerdeberechtigung auch aus sonstigen Gründen nicht angenommen werden konnte. Denn Beteiligter im Patenterteilungsverfahren ist grundsätzlich nur 222 BPatG, Beschl. v. 12.7.2011 – 8 W (pat) 23/08. 223 EPA, T 0452/05, ABl. 2007, Sonderausgabe Nr. 6, 65, zitiert in Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 265. 224 Vgl. Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl. Rdnr. 339; Ströbele/Hacker, Markengesetz, 9. Aufl., § 70, Rdnr. 3 unter Verweis auf BGH, NJW 2001, 1217. 225 St. Rspr. u. h. M., vgl. BPatGE 29, 194, 2. LS u. S. 197; BPatGE 30, 109, 110; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 272; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 59, Rdnr. 42; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 125. 226 S chulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 271; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 126. 227 BPatG, Beschl. v. 20.1.2011 – 10 W (pat) 21/06 = BPatGE 52, 256 – Aufreißdeckel; Rechtsbeschwerde zugelassen, aber nicht eingelegt. 40 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 der Anmelder, der die Anmeldung eingereicht hat und der durch die Eintragung im Register nach § 30 PatG legitimiert ist. Der Ausschluss von Dritten vom Verfahren ist auch mit rechtsstaatlichen Grundsätzen, insbesondere Art. 19 Abs. 4 des Grundgesetzes vereinbar. In besonders gelagerten Ausnahmefällen, in denen ein sachlicher Zusammenhang der den Dritten betreffenden Angaben in der Beschreibung mit der Erfindung nicht erkennbar ist, sie auf der Hand liegend falsch sind oder sich als eine unzulässige Schmähung darstellen, kann eine Beschwerdeberechtigung des nicht am Erteilungsverfahren beteiligten Dritten gegen den Erteilungsbeschluss zu bejahen sein.228 Ein solcher Fall lag hier aber nicht vor. 2. Zulässigkeit der Beschwerde Eine Beschwerde ist unzulässig, wenn der Beschwerdeschriftsatz lediglich eine Kopie einer Unterschrift aufweist, da sie entgegen § 73 Abs. 2 Satz 1 PatG nicht schriftlich eingelegt worden ist, so der 8. Senat.229 Das aus dieser Vorschrift folgende Schriftformerfordernis verlangt eine eigenhändige Unterschrift.230 Dies entspricht dem Gebot der Rechtssicherheit. Denn die eigenhändige Unterschrift stellt klar, dass die Verfahrenshandlung prozessual gewollt ist und dass der Unterzeichnende für ihren gesamten Inhalt die Verantwortung übernimmt.231 Kopierer ermöglichen unendliche Reproduktionen, so dass ähnlich wie bei faksimilierten oder druckschriftlichen Namenszügen nicht erkennbar ist, ob der Unterzeichner für den Inhalt des Schriftstücks die Verantwortung übernehmen und die Verfahrenshandlung vornehmen will und ob das Schriftstück mit Wissen und Wollen des Berechtigten an den Empfänger zugeleitet worden ist. Der Zulässigkeit der Beschwerde steht nicht entgegen, dass sie einen Tag vor Zustellung des angefochtenen Beschlusses eingelegt worden ist, so der 10. Senat.232 Denn der Beschluss war zu diesem Zeitpunkt jedenfalls schon rechtlich existent. Eine im schriftlichen Verfahren ergangene Entscheidung ist mit ihrer Herausgabe durch die Geschäftsstelle an die interne Postabfertigungsstelle erlassen.233 Dies war hier einen Tag vor der Zustellung der Fall. Die für die Zulässigkeit einer Beschwerde nach § 73 Abs. 1 PatG erforderliche beschwerdefähige Entscheidung war somit schon bei Beschwerdeeinlegung gegeben. Während vor Erlass einer Entscheidung grundsätzlich keine Beschwerde eingelegt werden kann, ist dies vor Beginn der Frist zur Beschwerdeeinlegung möglich.234 Auch eine Untätigkeitsbeschwerde oder ein sonstiges Rechtsmittel oder Rechtsbehelf wegen Untätigkeit der Ausgangsinstanz ist im Übrigen im Patentgesetz nicht geregelt und grundsätzlich unstatthaft.235 Nach der Rspr. des BGH236 muss das Rechtsmittel der Beschwerde die Person des Rechtsmittelführers eindeutig erkennen lassen, wobei für die Ermittlung der Person auf die vorinstanzlichen Akten zurückgegriffen werden kann. Wird ein Beschwerdeführer in einem Beschwerdeschriftsatz nicht genannt, so ist die Beschwerde deshalb dennoch zulässig, wenn anhand des zutreffenden Aktenzeichens im Betreff der Schriftsatz ohne Weiteres dem richtigen Verfahren zugeordnet werden kann, so der 20. Senat.237 Hierzu kann auch die Angabe der Arbeitsstelle genügen, wenn diese sowie der Zustellungsempfänger und dessen dortige Funktion so konkret und genau bezeichnet werden, dass von der ernsthaften Möglich- 228 Im Anschluss an BGH, GRUR 2010, 253 – Fischdosendeckel. 229 BPatG, Beschl. v. 26.8.2011 – 8 W (pat) 24/11, unter Hinweis auf BPatG, BlPMZ, 2005, 183, 184 li. Sp.; BPatGE 25, 41, 43; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73, Rdnr. 57, Einl., Rdnr. 309; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), vor § 34, Rdnr. 61; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 73, Rdnr. 25; ders. vor § 34, Rdnr. 23. 230 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73, Rdnr. 57. 231 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl., Rdnr. 302. 232 BPatG, Beschl. v. 9.9.2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, Rechtsbeschw. zugelassen und eingelegt [Az: X ZB 2/11]. 233 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl.(2008), § 47 Rdnr. 14. 234 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl.(2003), § 73 Rdnr. 88. 235 BPatG, Beschl. v. 21.4.2005 – 10 W (pat) 47/04; zu evtl. Ausnahmen Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl.(2008), § 73 Rdnr. 12. 236 BGH, GRUR 1977, 508 – Abfangeinrichtung. 237 BPatG, Beschl. v. 18.5.2011 – 20 W (pat) 117/05. 41 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht keit auszugehen ist, die Zustellung durch Übergabe werde gelingen238, so der 1. Senat.239 Das Rechtsschutzinteresse ist Voraussetzung für jede Rechtsverfolgung.240 Fehlt es für die Einlegung einer Beschwerde, so ist diese nicht zulässig. Kann nicht festgestellt werden, welches schützenswerte Interesse der Antragsteller mit seiner Beschwerde verfolgt, so ist wegen der offensichtlich nicht schutzwürdigen Rechtsverfolgung das Bedürfnis nach Rechtsschutz abzusprechen. Niemand ist befugt, Behörden und Gerichte unnütz in Anspruch zu nehmen, so der 10. Senat.241 Der Entscheidung lag ein Fall zugrunde, in dem weder der Antragsteller und Beschwerdeführer noch ein Dritter innerhalb der siebenjährigen Frist des § 44 Abs. 2 Satz 1 PatG Prüfungsantrag gestellt hatte. Die Anmeldung war mit dem fruchtlosen Ablauf der Prüfungsantragsfrist gemäß der in § 58 Abs. 3 PatG geregelten Rücknahmefiktion unwiederbringlich untergegangen. Der Antragssteller verfolgte aber dennoch einen Wiedereinsetzungsantrag in die verspätete Zahlung der Jahresgebühr weiter. Der Senat wies darauf hin, dass die Frist zur Stellung des Prüfungsantrags nicht dadurch gehemmt wird, dass die Anmeldung mangels Zahlung einer Jahresgebühr zunächst – vorbehaltlich einer späteren Wiedereinsetzung – als zurückgenommen gilt.242 Damit erwiesen sich aber das Wiedereinsetzungsverfahren und das Beschwerdeverfahren als sinnlos. 3. Kostenfragen Im Beschwerdeverfahren vor dem BPatG trägt jeder Beteiligte seine Kosten selbst. Von diesem Grundsatz kann aus Billigkeitsgründen abgewichen werden (§ 80 Abs. 1 PatG). In einem Fall des 20. Senats243 wurden die Kosten für eine erste, ergebnislose mündliche Verhandlung in einem Einspruchsbeschwerdeverfahren der Einsprechenden auferlegt, da ihre Existenz und Identität nicht in der mündlichen Verhandlung geklärt werden konnte und dazu eine zweite Verhandlung notwendig war. In einem Erinnerungsverfahren, das die Erstattung der Kosten nach dem Vertretergebührenerstattungsgesetz für das Beschwerdeverfahren betraf, wies der 10. Senat244 darauf hin, dass gemäß § 7 VertrGebErstG i. V. m. § 134 Abs. 1 Satz 1 BRAGO die Vergütung nach bisherigem Recht zu berechnen ist, wenn der unbedingte Auftrag zur Erledigung derselben Angelegenheit i. S. d. § 13 BRAGO vor dem Inkrafttreten einer Gesetzesänderung erteilt oder der Rechtsanwalt vor diesem Zeitpunkt gerichtlich bestellt oder beigeordnet worden ist. Auch im Falle eines beigeordneten Vertreters ist nicht stets allein auf den Zeitpunkt der Beiordnung abzustellen, sondern auch auf den Zeitpunkt der Auftragserteilung, wenn für das Mandatsverhältnis – so wie in Fällen der Prozesskostenhilfe – neben der Beiordnung auch eine Beauftragung durch die Partei erforderlich ist. 4. Rechtsbeschwerde In einem Fall des 20. Senats245 hat eine Patentinhaberin beantragt, einen bestandskräftig gewordenen Beschluss nachträglich durch eine Erklärung der Zulassung der Rechtsbeschwerde zu ergänzen. Dies ist nicht möglich246, selbst wenn – was vorliegend nicht der Fall war – die Zulassung nur versehentlich unterblieben sein sollte.247 Hat keine Partei die Zulassung angeregt, ist eine ausdrückliche Entscheidung ent- 238 BGHZ 145, 358 = NJW 2001, 885. 239 BPatG, Urt. v. 17.5.2011 – 1 Ni 1/09 (EU), zur Nichtigkeitsklage, Berufung eingelegt [Az: X ZR 98/11]. 240 BGH, BlPMZ 1995, 442 – Tafelförmige Elemente. 241 BPatG, Beschl. v. 9.5.2011 – 10 W (pat) 16/08, unter Hinweis auf Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl.(2008), Einl., Rdnr. 274. 242 BGH, GRUR 1995, 45 – Prüfungsantrag. 243 BPatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 20 W (pat) 49/06. 244 BPatG, Beschl. v. 16.5.2011 – 10 W (pat) 8/07. 245 BPatG, Beschl. v. 9.2.2011 – 20 W (pat) 352/05. 246 Siehe BGH, BGHZ 44, 395 und NJW 2004, 779. 247 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 100 Rdnr. 14. 42 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 behrlich. Schweigen im Beschluss bedeutet Nichtzulassung. Eine nachträgliche Zulassung würde nicht, wie in § 321 ZPO vorausgesetzt, eine unterbliebene Entscheidung nachholen, sondern entgegen § 318 ZPO der bereits getroffenen Entscheidung widersprechen und sie abändern. Diese Erwägungen gelten nach den Ausführungen des BGH248 auch für § 543 ZPO n. F. und den vergleichbaren Fall der Zulassung der Rechtsbeschwerde durch Ergänzungsbeschluss. Nichts anderes kann daher für die Zulassung der Rechtsbeschwerde nach dem Patentgesetz gelten. 5. Sonstiges Der 10. Senat249 hatte über eine Beschwerde zu entscheiden, welche gegen die Zurückweisung des Antrags auf Rückzahlung der Veröffentlichungsgebühr (Nr. 313 820) für die Übersetzung eines europäischen Patents gerichtet war. Er beschied, dass die Beschwerde unbegründet war. Denn die Gebühr war im August 2008 mit Rechtsgrund entrichtet worden, da nach Art. XI § 4 IntPatÜG für europäische Patente, für die der Hinweis auf die Erteilung vor dem 1. Mai 2008 im Europäischen Patentblatt veröffentlicht worden ist, u. a. Art. II § 3 IntPatÜG und § 2 Abs. 1 PatKostG jeweils in den Fassungen anwendbar sind, die im Zeitpunkt der Veröffentlichung des Hinweises gegolten haben. Für europäische Patente, für die der Hinweis auf die Erteilung vor dem 1. Mai 2008, dem Zeitpunkt des Inkrafttreten des Londoner Übereinkommens, veröffentlicht worden ist, bleibt nach der Übergangsregelung des Art. XI § 4 IntPatÜG das Übersetzungserfordernis nicht nur für die Patentschrift bei Patenterteilung bestehen, sondern auch bei einer späteren geänderten Aufrechterhaltung im europäischen Einspruchsverfahren. VI. Nichtigkeitsverfahren 1. Zulässigkeit der Klage Eine Nichtigkeitsklage, die entgegen § 81 Abs. 1 Satz 2 PatG gegen die nicht im deutschen Patentregister eingetragene Beklagte gerichtet ist, ist zulässig und gegen die richtige Beklagte gerichtet, wenn diese durch gesellschaftsrechtliche Umwandlung und Verschmelzung gebildet wurde.250 Eine Klage auf Nichtigerklärung ist zulässig, auch wenn ein Patent zwischenzeitlich nach Rechtshängigkeit aufgrund Zeitablaufs erloschen ist, wenn aufgrund der Inanspruchnahme wegen Patentverletzung durch die Lizenznehmerin der Patentinhaberin für die Klägerin ein eigenes rechtliches Interesse an der rückwirkenden Vernichtung des Streitpatents besteht.251 Der 1. Senat252 beschied, dass auch im Hinblick auf die durch Erlöschen des Streitpatents nicht rückwirkend beseitigten Rechtswirkungen der Patenterteilung253 der Antrag auf Nichtigerklärung und nicht auf Feststellung der Nichtigkeit zu richten ist.254 Der 4. Senat255 hatte über die Zulässigkeit einer Nichtigkeitsklage unter dem rechtlichen Aspekt entgegenstehender Rechtskraft nach § 325 Abs. 1 ZPO zu entscheiden. Die Klägerin hatte das Streitpatent mit der Klage uneingeschränkt wegen fehlender Patentfähigkeit angegriffen, allerdings in einem früheren Verfahren bereits Klage auf Teilnichtigkeit einzelner Patentansprüche wegen fehlender Patentfähigkeit erhoben. Diese Klage war rechtskräftig als unbegründet abgewiesen worden. Der Senat führte aus, dass vorliegend das Sachurteil im vorangegangenen Verfahren einer Entscheidung über die dort behandelten 248 BGH, NJW 2004, 779. 249 BPatG, Beschl. v. 9.9.2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, Rechtsbeschw. zugelassen und eingelegt [Az: X ZB 2/11]. 250 BPatG, Urt. v. 8.2.2011 – 4 Ni 38/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 37/11], unter Hinweis auf Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2010), Rdnr. 140. 251 BGH, GRUR 2005, 749 – Aufzeichnungsträger; GRUR 2008, 90 – Verpackungsmaschine; GRUR 1965, 231 – Zierfalten. 252 BPatG, Urt. v. 28.6.2011 – 1 Ni 6/09; ebenso BPatG, GRUR 2011, 905 – Buprenorphinpflaster unter Hinweis auf BGH, GRUR 1974, 146 – Schraubennahtrohr; vgl. auch Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286 Fn. 40 – zur abweichenden Auffassung. 253 Zur Abgrenzung der – unberührten – Wirksamkeit des Erteilungsbeschlusses als Verwaltungsakt BGH, GRUR 1997, 615, 616 – Vornapf; BPatGE 46, 134 – gerichtliches Einspruchsverfahren; BPatG, Beschl. v. 13.4.2011 – 21 W (pat) 308/08 – Optische Inspektion von Rohrleitungen; Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286 Fn. 40; a.A. BPatG, GRUR 2011 657, 662 – Vorrichtung zum Heißluftnieten. 254 BGH, GRUR 1974, 146, 147 – Schraubennahtrohr. 255 BPatG, Urt. v. 14.12.2010 – 4 Ni 24/09; aufgehoben und zurückverwiesen von BGH, Urt. v. 29.11. 2011 – X ZR 23/11 – Rohrreinigungsdüse, Berufung eingelegt [Az: X ZR 23/11]. 43 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht Patentansprüche entgegensteht, da einer auf denselben Nichtigkeitsgrund gestützten Klage im Umfang des im früheren Verfahren gestellten Antrags gegen dasselbe Patent und zwischen denselben Parteien die Rechtskraft entgegensteht, selbst dann, wenn – wie vorliegend – neues Material genannt wird.256 Der Senat vertrat die Auffassung, dass die klagende GmbH, die als juristische Person nicht mit derjenigen der seinerzeit klagenden Einzelfirma identisch ist, sich entgegenhalten lassen muss, dass ihr Geschäftsführer als Inhaber der seinerzeit klagenden Einzelfirma nicht nur einer der Geschäftsführer der jetzigen Klägerin ist, sondern inzwischen zugleich deren alleiniger Gesellschafter. Gesellschaft und Gesellschafter sind trotz der Trennung der Rechtspersönlichkeiten und trotz aller Unterschiede in einem solchen Fall bei wirtschaftlicher Betrachtung als eine Person anzusehen. Eine den Alleingesellschafter treffende Rechtskraftwirkung gemäß § 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 325 Abs. 1 ZPO wäre obsolet, könnte sie ohne Weiteres durch die von ihm allein bestimmte Gesellschaft umgangen werden. Die Klage wurde deshalb teilweise als unzulässig abgewiesen, soweit sie gegen identische Ansprüche gerichtet war. Auch der 5. Senat257 hatte sich mit der Frage einer Rechtskrafterstreckung gemäß § 325 ZPO und einer darauf beruhenden Unzulässigkeit der späteren Klage zu beschäftigen. Erhebt ein konzernverbundenes Unternehmen eine Nichtigkeitsklage, obwohl über eine frühere Nichtigkeitsklage eines zu demselben Konzern gehörenden anderen Unternehmens bereits rechtskräftig entschieden wurde, reicht für die Annahme einer Rechtskrafterstreckung gemäß § 325 ZPO bzw. einer darauf beruhenden Unzulässigkeit der späteren Klage nicht aus, dass beide Unternehmen für den Vertrieb bestimmter Waren in Deutschland zuständig sind bzw. waren. Außer vielleicht einer allgemeinen Tendenz der höchstrichterlichen Rspr. zur Ausdehnung der Rechtskraftwirkung lässt sich für den vorliegenden anders gelagerten Fall aus der Entscheidung „Sammelhefter II“ des BGH258 keine andere Lösung entnehmen. Auch kann das die spätere Klage erhebende Vertriebsunternehmen nicht als Strohmann des nicht mehr aktiven übergeordneten Konzernunternehmens angesehen werden. In der Rspr. ist anerkannt, dass ein Nichtigkeitskläger sich der Nichtangriffspflicht nicht durch Vorschieben eines „Strohmanns“ entziehen kann, der äußerlich im eigenen Namen, der Sache nach aber im Interesse seines „Hintermanns“ und auf dessen Weisungen hin das Nichtigkeitsverfahren betreibt, ohne dass ein eigenes, ins Gewicht fallendes gewerbliches Interesse an der Vernichtung des Patents besteht.259 Dies gilt trotz der vorhandenen rechtlichen Selbständigkeit von Kläger und der durch eine Nichtangriffsabrede verpflichteten dritten Rechtspersönlichkeit insbesondere auch dann, wenn beide bei wirtschaftlicher Betrachtung ein und dieselbe Person sind, und es wegen der wirtschaftlichen Identität dem Kläger ohne Weiteres zumutbar ist, die dem Dritten gesetzten Grenzen wirtschaftlichen Handelns zu beachten, so für das Verhältnis einer GmbH zu ihrem Alleingesellschafter und umgekehrt260, nicht aber für eine Konzernverbundenheit261, es sei denn, die Tochtergesellschaft wird von der Konzernmutter zu 100 % beherrscht und nimmt die wirtschaftlichen Interessen der Konzernmutter als ihr verlängerter Arm wahr.262 Allein ein Agieren als „Hintermann“ durch ein dritte Person, die – hier als Beirat oder Berater – weder 256 B enkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2003), § 22, Rdnr. 95; Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 21 Rdnr. 117; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 40, 44; Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2010), Rdnr. 284. 257 BPatG, Urt. v. 19.1.2011 – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11], = BPatGE 52, 245 = Mitt 2011, 236 – Tintenpatrone , im Anschluss an BPatGE 27, 55. 258 BGH, GRUR 2008, 60 – Sammelhefter II. 259 BGH, GRUR 1963, 253, 254 – Bürovorsteher; BPatG, Urt. v. 03.12.2009 – 10 Ni 8/08. 260 BGH, GRUR 1987, 900, 903 – Entwässerungsanlage; GRUR 1957, 482, 485 – Chenillefäden; Benkard Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 22 Rdnr. 44; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 81 Rdnr. 67. 261 BPatGE 27, 55. 262 BPatGE 43, 125, 127 – Gatterfeldlogik. 44 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 durch ihre Funktion als Geschäftsführer noch als Alleingesellschafter rechtlich in der Lage ist, eine beherrschende Funktion auszuüben, reicht hierzu nach den ausgeführten Grundsätzen nicht aus, so der 1. Senat.263 Ebenso wenig reicht aus, dass zwischen zwei Unternehmen eine wirtschaftliche Verflechtung als Herstellungs- und Vertriebsfirma besteht, auch wenn letztere weder Produktionsanlagen noch Räumlichkeiten oder Aktiva besitzt. Für die insoweit maßgeblichen weiteren Tatsachenbehauptungen, welche eine wirtschaftliche Identität und Strohmanneigenschaft begründen könnten, ist der Beklagte nach allgemeinen Grundsätzen beweispflichtig.264 Der maßgebende Zeitpunkt für die Beurteilung der behaupteten Strohmanneigenschaft ist – wie auch bei den übrigen Prozessvoraussetzungen265 – der Schluss der letzten mündlichen Verhandlung, wobei zeitlich vorgelagerte Umstände nur heranzuziehen sind, sofern sie durchgreifende Rückschlüsse auf die Verhältnisse zum Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung zulassen. Dass die frühere Klägerin zur Vereitelung einer Vollstreckung „dormant“ gestellt wurde und die jetzige Klägerin fehlende formale Rechtsnachfolge zu einem neuen Angriff auf das Streitpatent nützt, könnte allenfalls über eine Anwendung von § 242 BGB (Treu und Glauben), dessen Anwendung auch im Prozessrecht nicht ausgeschlossen ist, zur Unzulässigkeit der Klage führen. Insoweit ist aber zu berücksichtigen, dass die Rechtsverhältnisse bzw. Streitverhältnisse zwischen den Parteien des vorliegenden Verfahrens nicht auf vertraglichen Beziehungen beruhen, sondern gesetzlich bestehende Rechte durchgesetzt bzw. abgewehrt werden sollen, so der 5. Senat.266 2. Nichtigkeitsgründe Der 1. Senat267 wies zu der umstrittenen Frage einer unzulässigen Erweiterung des Inhalts der Anmeldung, hier einer Teilanmeldung, nach Art. II § 6 Abs. 1 Nr. 3 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. c EPÜ darauf hin, dass nach der Rspr. der Großen Beschwerdekammer268 die hierfür maßgebliche Beurteilung bei einer Kette von Teilanmeldungen nach § 76 Abs. 1 EPÜ nur dann erfüllt ist, wenn der in der letzten Teilanmeldung beanspruchte Gegenstand in jeder der vorangehenden Teilanmeldungen und in der Stammanmeldung ursprünglich offenbart ist.269 Art. 76 EPÜ i. V. m. Regel 36 AOEPÜ stellt insoweit auch von seinem Regelungsgehalt – anders als die Teilungserklärung nach § 39 PatG270 – auf die Einreichung einer Teilanmeldung zu einer anhängigen früheren europäischen Patentanmeldung ab. Der Senat sprach sich deshalb dafür aus, dass bei einem EP-Patent nicht nur 263 BPatG, Urt. v. 17.5.2011 – 1 Ni 1/09 (EP), Berufung eingelegt [Az: X ZR 98/11]. 264 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 81 Rdnr. 9, zur Beweislast Rdnr. 160. 265 Thomas/Putzo-Reichhold, ZPO, 31. Aufl. (2010), Vorb. zu § 253 ZPO, Rdnr. 11 m. w. N.. 266 BPatG, Urt. v. 19.1.2011 – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11] = BPatGE 52, 245 = Mitt 2011, 236 – Tintenpatrone. 267 BPatG, Urt. v. 28.6.2011 – 1 Ni 6/09. 268 EPA, G 1/06, ABl 2008, 307 – Ketten von Teilanmeldungen; G 1/05, ABl 2008, 271. 269 Singer/Stauder/Teschemacher, EPÜ, 5. Aufl. (2010), Art. 76 Rdnr. 12. 270 BGH, GRUR 2000, 688 – Graustufenbild; Melullis, GRUR 2001, 971, 975. 45 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht die eingereichte europäische Teilanmeldung nach Art. 76 EPÜ eine weitere inhaltliche Schranke für den Offenbarungsgehalt bildet271, sondern ebenso jede vorangegangene Teilanmeldung als deren Grundlage, und dass deshalb der Rspr. der Großen Beschwerdekammer zu folgen ist. 3. Kostenfragen Der 3. Senat272 trat der Auffassung bei273, wonach die Hinzuziehung eines Rechtsanwalts im Nichtigkeitsverfahren typischerweise – wegen des Abstimmungsbedarfs – jedenfalls dann notwendig i. S. v. §§ 84 Abs. 2 Satz 2 PatG, 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO ist, wenn zeitgleich mit dem Nichtigkeitsverfahren ein das Streitpatent betreffendes Verletzungsverfahren anhängig ist. Bei einem deutlichen Abweichen vom Regelfall kann die Erstattung von Doppelvertretungskosten allerdings auch ausgeschlossen sein.274 Dagegen erscheint nach Auffassung des Senats eine Abgrenzung im Einzelfall danach, ob eine verfahrensrelevante Rechtsfrage von einem Patentanwalt bewältigt werden kann bzw. wann es hierzu der Mitwirkung eines Rechtsanwalts bedarf, als wenig geeignet, um die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Rechtsanwalts im Nichtigkeitsverfahren zu beurteilen. Denn ob ein Patentanwalt kraft seiner Ausbildung zur Lösung der im konkreten Verfahrensverlauf aufgetretenen Rechtsprobleme und damit zur alleinigen Führung eines Nichtigkeitsverfahrens befähigt war oder nicht, bleibt von vornherein eine im Grunde rein hypothetische Frage, die sich nicht mit der erforderlichen Rechtssicherheit beantworten lässt, sondern nahezu zwangsläufig eine uneinheitliche Einzelfallrechtsprechung zur Folge hätte. Der 3. Senat275 führte in einem weiteren Verfahren seine eigene Rspr. in der Konstellation fort, dass die Klage im Verletzungsverfahren durch die Lizenznehmerin des Patentinhabers erhoben worden war. Insoweit ist nicht rein formal auf die Parteiidentität in beiden Prozessen abzustellen. Vielmehr kommt es maßgeblich darauf an, ob die Verletzungsklage auf Basis des mit der anschließenden Nichtigkeitsklage angegriffenen Streitpatents erhoben wurde. Er folgte damit der bereits vom 4. Senat insoweit geäußerten Rechtsauffassung.276 Auch der 5. Senat277 bestätigte diese Auffassung. Trotz der erforderlichen Einzelfallprüfung darf die im Hinblick auf die Erstattungsfähigkeit von Anwaltskosten als geboten anzusehende typisierende Betrachtungsweise278 bei der Beurteilung der Notwendigkeit einer Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren nicht durch eine übermäßige Differenzierung der Voraussetzungen für die Erstattungsfähigkeit de facto außer Kraft besetzt werden. Auch wenn es bei der Beurteilung der Notwendigkeit von Kosten auslösenden Maßnahmen auf den Zeitpunkt ihrer Veranlassung ankommt, ist diese ex-ante-Sichtweise bei der Beurteilung der Notwendigkeit einer Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren nicht uneingeschränkt anwendbar. Der tatsächliche Verfahrensverlauf kann vielmehr als Indiz für die Beurteilung der Frage herangezogen werden, ob die entsprechende Vorgehensweise einer Partei zur vollen Wahrnehmung ihrer Belange letztlich erforderlich war oder nicht. 271 So auch Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 39 Rdnr. 63. 272 BPatG; Beschl. v. 24.2.2011 – 3 ZA (pat) 29/10 zu 3 Ni 21/07 (EU) hinzuverbunden 3 Ni 22/07 (EU), 3 Ni 26/07 (EU) – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren V; vgl. auch BPatG, Beschl. v. 18.5.2010 – 3 ZA (pat) 1/09 zu 3 Ni 51/05 (EU). 273 BPatGE 51, 225 ff. – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren III; vgl. BPatG, Beschl. v. 18.1.2011 – 5 ZA (pat) 20/10 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren IV. 274 Hierzu etwa BPatG, GRUR 2008, 735. 275 BPatG, Beschl. v. 26.7.2011 – 3 ZA (pat) 21/10 zu 3 Ni 42/06 (EU) = BPatGE 52, 233 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VI. 276 BPatG, Beschl. v. 26.10. 2010 – 4 ZA (pat) 50/10 = BPatGE 52, 146 – Mitwirkender Rechtsanwalt II. 277 BPatG, 5 ZA (pat) 20/10 zu 5 Ni 84/09 (EU) Beschl. v. 18.1.2011 = BPatGE 52, 154 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren IV. 278 BGH, GRUR 2005, 1072 – Auswärtiger Rechtsanwalt V. 46 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 Der 4. Senat279 wies darauf hin, dass die nach § 91 ZPO zu erstattenden Kosten für die Doppelvertretung im Nichtigkeits-Berufungsverfahren vor dem BGH notwendig und mithin erstattungsfähig sind. Auch die nachträgliche (ergänzende) Geltendmachung des Kostenansatzes einer Doppelvertretung im Kostenfestsetzungsverfahren ist nicht ausgeschlossen, wenn zuvor die Erstattungsfähigkeit auf Hinweis der Rechtspflegerin im Erinnerungsverfahren gestrichen und deshalb im Kostenfestsetzungsbeschluss der Rechtspflegerin nicht berücksichtigt worden war. Denn eine Nachliquidation ist grundsätzlich zulässig, sofern ein Posten im ersten Gesuch nicht enthalten war oder versehentlich übergangen wurde.280 Demgegenüber kann ein Verzicht nur angenommen werden, wenn der Erinnerungsgegner eindeutig zu erkennen gegeben hätte, er wolle auf die Geltendmachung der betreffenden Kosten ein für allemal verzichten. Dies gilt auch unter dem Gesichtspunkt von Treu und Glauben nach § 242 BGB. Denn es besteht kein Vertrauensschutz darauf, dass der Kostengläubiger, auch wenn er den Kostenansatz hinsichtlich der Rechtsanwaltskosten zwischenzeitlich nicht mehr geltend gemacht hatte, endgültig davon absehen würde.281 Es ist auch kein widersprüchliches Verhalten darin zu sehen, dass er nach Erlangung der Kenntnis von einer für ihn günstigen Entscheidung des Gerichts den Anspruch erneut geltend macht. Auch der 10. Senat282 knüpfte an seine bisherige Rspr. zur Erstattungsfähigkeit der Doppelvertretungskosten an283, wonach die Hinzuziehung eines Rechtsanwalts im Nichtigkeitsverfahren jedenfalls dann als notwendig anzusehen ist, wenn zeitgleich ein das Streitpatent betreffendes Verletzungsverfahren anhängig ist, und betonte, dass der überwiegenden Rechtsauffassung der Senate des BPatG folgend284 bei der Prüfung der Notwendigkeit einer bestimmten Rechtsverfolgungsoder Rechtsverteidigungsmaßnahme eine typisierende Betrachtungsweise geboten ist. Denn der Gerechtigkeitsgewinn, der bei einer übermäßig differenzierenden Betrachtung im Einzelfall zu erzielen ist, steht in keinem Verhältnis zu den sich einstellenden Nachteilen, wenn in nahezu jedem Einzelfall – wie hier – mit Fug darüber gestritten werden könnte, ob die Kosten einer bestimmten Rechtsverfolgungs- oder Rechtsverteidigungsmaßnahme zu erstatten sind oder nicht. Nachdem die Parteien den Rechtsstreit übereinstimmend für erledigt erklärt hatten, hatte der 1. Senat285 unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes nur noch über die Kosten des Verfah- 279 BPatG, Beschl. v. 30.3.2011 – 4 ZA (pat) 58/10 zu 4 Ni 59/04 (EU) – Doppelvertretungskosten im Patentnichtigkeits-Berufungsverfahren. 280 Thomas/Putzo/Hüßtege, ZPO, 31. Aufl. (2010), § 103 Rdnr. 18. 281 Pfeiffer, jurisPK-BGB, 5. Aufl. 2010, § 242 BGB, Rdnr. 58. 282 BPatG, Beschl. v. 22.9.2011 – 10 ZA (pat) 5/11 zu 10 Ni 6/09 = BlPMZ 2012, 33 283 BPatGE 51, 225 = BlPMZ 2010, 371 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren III; vgl auch Winterfeldt/Engels GRUR 2009, 613, 614; Engels/Morawek GRUR 2010, 465, 476; Engels/Morawek GRUR 2011, 561, 585-587, auch zur abweichenden Rspr. des 35. Senats BPatGE 51, 81 Medizinisches Instrument 284 BPatGE 51, 67; 51, 72 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren I und II (1. Senat); BPatGE 52, 154, 157 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren IV (5. Senat); BPatGE 52, 159, 163 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren V (3. Senat); differenzierend BPatGE 51, 76, – Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren und BPatGE 52, 146, – Mitwirkender Rechtsanwalt II (4. Senat); auf den Einzelfall abstellend BPatGE 50, 85, – Doppelvertretung im Patentnichtigkeitsverfahren (2. Senat); vgl. bereits zur typisierenden ex ante Betrachtung BPatGE 51, 62 – Kosten des mitwirkendenRechtsanwalts (3. Senat). 285 BPatG, Beschl. v. 4.5.2011 – 1 Ni 9/09 – Klageveranlassung bei EP-Patent; ebenfalls zur Anwendung von § 91a ZPO: BPatG, Beschl. v. 28.6.2011 – 1 Ni 5/09. 47 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht rens nach billigem Ermessen zu entscheiden (§§ 84 Abs. 2, 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 91a Abs. 1 ZPO), wobei der auch im Nichtigkeitsverfahren anzuwendendeRechts gedanke des § 93 ZPO zu berücksichtigen ist.286 Danach hat ein Beklagter keine Kosten zu tragen, wenn er keine Veranlassung zur Klageerhebung gegeben und den Klageanspruch sofort anerkannt hat.287 Im Patentnichtigkeitsverfahren besteht eine Klagever anlassung grundsätzlich erst, wenn der Kläger den Beklagten unter substantiierter Angabe der geltend gemachten Nichtigkeitsgründe und mit angemessener Fristsetzung erfolglos zum Verzicht auf das Schutzrecht aufgefordert hat.288 Eine solche vorherige Verzichtsaufforderung ist nur entbehrlich, wenn aufgrund des Verhaltens des Patentinhabers oder sonstiger besonderer Umstände eine solche Abmahnung als aussichtslos oder unzumutbar erscheint.289 Diese Voraussetzungen sah der Senat bei einem EP-Patent nicht als erfüllt an. Nach seiner Auffassung lagen keine konkreten Umstände vor, welche die Annahme rechtfertigen, dass der Patentinhaber ohne weitere Vorwarnung mit einer den deutschen Teil des EP-Patents betreffenden Nichtigkeitsklage rechnen musste. Er unterstellte hierbei, dass die vorliegende Aufforderung zum Verzicht auf Geltendmachung von Ansprüchen aus dem Schutzrecht mit dem Verzicht auf das Schutzrecht gleichzusetzen ist.290 Der 1. Senat291 hatte sich mit der Frage einer beantragten Aufhebung eines vollstreckten Ordnungsgeldbeschlusses aus einem gerichtlichen Vergleich zu beschäftigen. Die Schuldnerin hatte geltend gemacht, dass in entsprechender Anwendung der §§ 775 Nr. 1, 776 ZPO der Beschluss aufzuheben sei, da zwischenzeitlich das verfahrensgegenständliche Streitpatent in einem Parallelverfahren nichtig erklärt worden war. Der Senat wies den Antrag zurück, weil der maßgebliche Vergleich ausdrücklich im Falle der Vernichtung des Streitpatents nur die Beendigung der Unterlassungsverpflichtung der Schuldnerin für die Zukunft beinhaltete. Der Vergleich war damit nicht unter der auflösenden Bedingung gemäß § 158 Abs. 2 BGB einer Nichtigerklärung geschlossen, so dass auch die darin enthaltenen Verpflichtungen nicht rückwirkend entfallen waren. Die Frage, ob mit der überwiegenden Rechtsauffassung292 bei einer bereits abgeschlossen Vollstreckung nach § 890 Abs. 1 ZPO aus einer Unterlassungsverpflichtung entsprechend §§ 775 Nr. 1, 776 ZPO mit rückwirkendem Wegfall des Vollstreckungstitels auch die Vollstreckungsmaßnahme aufzuheben ist, konnte deshalb offen bleiben. Im Falle einer Selbstbeschränkung des mit der Nichtigkeitsklage angegriffenen Streitpatents und anschließender Teilrücknahme der Klage können nach neuerer Rspr. unter Berücksichtigung der Wertung der §§ 296 Abs. 2 Satz 2 und 92 ZPO i. V. m. § 84 Abs. 2 Satz 2 PatG der Beklagten die gesamten Kosten des Rechtsstreits auferlegt werden.293 Beruhen die beschränkte Verteidigung und die Klagerücknahme auf einem außergerichtlichen Vergleich, so ist nach einer Entscheidung des 3. Senats294 eine Abweichung von dieser Regel gerechtfertigt, was im vorliegenden Fall zu einer Kostenaufhebung führte. 286 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 37. 287 BGH, GRUR 1984, 272, 276 – Isolierglasscheibenrandfugenfüllvorrichtung; Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 18. 288 BPatG, GRUR-RR 2009, 325, 326 – Kostenauferlegung bei Verzicht auf das Streitpatent; zum Gebrauchsmusterlöschungsverfahren: BPatGE 26, 139, 140; 21, 38, 39; ferner Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 18 und Rdnr. 24; Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; Goebel/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 17 GebrMG Rdnr. 22; differenzierend und teilweise zusätzlich Androhung eines Löschungsverfahrens fordernd: BPatGE 21, 38, 39. 289 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 82 Rdnr. 18. 290 B enkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; einschränkend BPatG, Mitt 1978, 177, 178: bei gleichzeitiger Androhung des Löschungsverfahrens; Benkard/Goebel,PatG 10. Aufl. (2006), § 17 GebrMG Rdnr. 22; zweifelnd BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 21/09, zum Gebrauchsmusterlöschungsverfahren. 291 BPatG, Beschl. v. 25.11.2011 – 1 Ni 22/98. 292 S tein/Jonas, ZPO, 22. Aufl., Bd. 8, § 890 Rdnr. 46; Stöber/Zöller, ZPO, 28. Aufl., § 890 Rdnr. 25; Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl., § 890 Rdnr. 35; OLG Hamm, GRUR 1990, 306; KG Berlin, NJW-RR 2000, 1523; zur Gegenauffassung Hees, GRUR 1999, 128, 129. 293 BPatG, GRUR 2009, 46, 50 – Ionenaustauschverfahren; BPatG, GRUR 2009, 1195; anders noch BPatG, Urt. v. 19.12.1996 – 2 Ni 29/95. 294 BPatG, Urt. v. 9.5.2011 – 3 Ni 25/09. 48 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 4. Antragsbindung im Nichtigkeitsverfahren Der 3. Senat295 hatte über die Prüfungsreihenfolge der vom Patentinhaber antragsgemäß vorgegebenen Nummerierung der Anspruchsfassungen des verteidigten Streitpatents zu befinden. Die Patentansprüche gemäß den Hilfsanträgen betrafen die gleiche Anspruchskategorie, mit Patentanspruch 1 gemäß Hilfsantrag 6 war die Verwendung von Kombinationen des Arzneimittelwirkstoffs Taxotere mit nicht weiter definierten Wirkstoffen beansprucht, während bei den Patentansprüchen 1 gemäß den Hilfsanträgen 2 bis 5 konkrete Wirkstoffe in einer Kombination mit Taxotere genannt waren. Der Senat führte aus, dass mit der Nummerierung der von der Patentinhaberin verteidigten Fassungen der Patentansprüche dem Gericht grundsätzlich keine bindende Prüfungsreihenfolge vorgegeben wird und der st. Rspr. folgend regelmäßig unabhängig von der Nummerierung zunächst die am wenigsten beschränkte Fassung zu prüfen ist. Deshalb waren nach Auffassung des Senats die Patentansprüche gemäß Hilfsantrag 6 vor den jeweiligen Patentansprüchen 1 bis 3 gemäß den Hilfsanträgen 2 bis 5 zu prüfen.296 Der 4. Senat297 schloss sich in einem Fall, in dem die Beklagte im Nichtigkeitsverfahren das Streitpatent im angegriffenen Umfang im Wege der zulässigen Selbstbeschränkung nicht mehr verteidigte, der Rspr. des 3. Nichtigkeitssenats des BPatG298 an, wonach das Streitpatent aufgrund einer „Selbstbeschränkung auf Null“ ohne Sachprüfung für nichtig zu erklären ist, da eine sachliche Überprüfung nur im Rahmen der von den Streitparteien gesetzten Grenzen zu erfolgen hat. Der 4. Senat führte aus, dass danach in dieser Einlassung eine faktisch dem Anerkenntnis des Klageantrags i. S. v. § 307 ZPO vergleichbare Erklärung zu sehen ist, die eine Nichtigerklärung des Streitpatents unter Befreiung von der Sachprüfung ebenso rechtfertigt, wie auch bei dem Fallenlassen eines Patentanspruchs eine teilweise Nichtigerklärung ohne Sachprüfung erfolgt. 5. Sonstiges Akteneinsicht Nach der gesetzlichen Regelung des § 99 Abs. 3 Satz 3 PatG ist Dritten die Einsicht in „Akten von Verfahren wegen Erklärung der Nichtigkeit des Patents“ grundsätzlich eröffnet.299 Insoweit ist nach Auffassung des 3. Senats300 zunächst festzuhalten, dass diese Regelung nicht zwischen dem Akteninhalt eines bloßen „Vorverfahrens“ bis zur Gebührenzahlung und Zustellung der Klage einerseits und dem Akteninhalt nach Übermittlung der Klageschrift an die Patentinhaberin andererseits unterscheidet. Auch wenn sich aufgrund der unterbliebenen Gebührenzahlung kein streitiges Gerichtsverfahren entwickelt hat, bleiben die angelegten Akten dennoch als Teil eines „Verfahrens wegen Erklärung der Nichtigkeit des Patents“ im weiteren Sinne existent.301 Eine Verfahrensakte im Sinne von § 99 Abs. 3 PatG liegt auch vor, wenn wegen der auf kostenrechtliche Aspekte gerichteten Nichtvornahmefiktion des § 6 Abs. 2 PatKostG die Klage als nicht erhoben gilt. Denn durch diese Norm soll das Allgemeininteresse 295 BPatG, Urt. v. 28.10.2010 – 3 Ni 50/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 10/09 (EU). 296 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 81 Rdnr. 136, BPatGE 34, 230; BPatG, GRUR 2008, 892 – Memantin; BPatG, Urt. v. 14.9.1995 – 2 Ni 29/94 – Wirbelplatzhalter. 297 BPatG, Urt. v. 19.10.2011 – 4 Ni 73/09. 298 BPatG, GRUR 2010, 137 – Oxaliplatin. 299 Vgl. Engels/Morawek, Aus der Rechtsprechung des Bundespatentgerichts im Jahre 2010 Teil II: Patentrecht und Gebrauchsmusterrecht in GRUR 2011, 561, 587. 300 BPatG, Beschl. v. 12.7.2011 – 3 ZA (pat) 14/11 zu 3 Ni 41/10 (EP); ferner 3 ZA (pat) 29/11 zu 3 Ni 41/10 (EP). 301 So bereits BPatGE 26, 165. 49 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht an der Beseitigung zu Unrecht erteilter Schutzrechte abgesichert werden.302 Dementsprechend umfasst § 31 PatG – auf den in § 99 Abs. 3 Satz 1 PatG ausdrücklich verwiesen wird – auch grundsätzlich die Einsicht in Akten von Patentanmeldungen, die als zurückgenommen gelten.303 Vertretungsfiktion Die für Prozesshandlungen geltende Vertretungsfiktion des § 62 Abs. 1 ZPO – hier für die in der mündlichen Verhandlung nicht erschienene Patentmitinhaberin als gemeinsam Beklagte im Nichtigkeitsverfahren – umfasst auch eine beschränkte Verteidigung des Streitpatents durch die weiteren, erschienenen Patentmitinhaber als notwendige Streitgenossen mittels abweichender Anträge, so der 3. Senat.304 Mehrere Patentmitinhaber – die im Zweifel eine Bruchteilsgemeinschaft i. S. v. §§ 741 ff BGB bilden – sind notwendige Streitgenossen aus materiell-rechtlichen Gründen i. S. v. § 62 Abs. 1 Alt. 1 ZPO, so dass grundsätzlich nur eine gemeinschaftliche Prozessführungsbefugnis besteht.305 Im vorliegenden Fall war ein Patentmitinhaber, wie angekündigt, in der mündlichen Verhandlung nicht erschienen und vertreten, so dass sich die Frage stellte, ob die anwesenden Mitinhaber abweichend von den schriftlich gestellten Anträgen das Patent beschränkt mit Wirkung für den Abwesenden verteidigen durften. Der Senat beschied, dass die nach § 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 62 Abs. 1 ZPO geltende Vertretungsfiktion bei Termin- oder Fristversäumnis das gesamte mündliche Vorbringen und alle Prozesserklärungen der anwesenden Streitgenossen (Gesamtwirkung) umfasst, mögen dieses Vorbringen und die Anträge dem Abwesenden günstig sein oder nicht.306 Anders als etwa der Verzicht, § 20 Abs. 1 Nr. 1 PatG, ist die beschränkte Verteidigung des Patents auch keine rechtsgestaltende Erklärung von sachlich-rechtlicher Bedeutung307, sondern ausschließlich eine auf Begrenzung des Prozessstoffs gerichtete Erklärung rein prozessualer Natur308 und deshalb von der Vertretungsfiktion des § 62 Abs. 1 ZPO umfasst. Der Senat stellte ergänzend darauf ab, dass die anwesenden Patentmitinhaber kraft des ihnen nach § 744 Abs. 2 BGB zustehenden Notgeschäftsführungsrechts als Mitberechtigte des Streitpatents zugleich auch materiell-rechtlich zur Verfahrensführung und beschränkten Verteidigung des Streitpatents im eigenen Namen mit Wirkung auch für die nicht Anwesenden berechtigt waren.309 Dem Urteil waren deshalb die in der mündlichen Verhandlung gestellten Anträge zugrunde zu legen. Beweisaufnahme Ein Antrag auf Vernehmung eines Zeugen – hier zum Nachweis der Vorbenutzung durch Auslieferung und abweichenden Ausgestaltung einer Tintenkartusche –, der als Beweisangebot „ins Blaue hinein“ auf Ausforschung von Tatsachen gerichtet ist, ist als Beweisermittlungsantrag bzw. Ausforschungsbeweisangebot unzulässig. Der Senat wies den Antrag auf schriftliche Stellungnahme zum Beweisergebnis zurück. § 370 Abs. 1 ZPO sieht als üblichen Ablauf nach durchgeführter Beweisaufnahme eine Verhandlung über deren Ergebnis nach § 285 Abs. 1 ZPO vor. Ein Recht auf Einräumung einer Schriftsatzfrist besteht insoweit nicht generell, sondern nur dann, wenn ansonsten aufgrund der konkreten Umstände des Einzelfalls keine ausreichende Gewährung rechtlichen Gehörs erfolgen würde.310 302 BGH, GRUR 2007, 628, 629, Rdnr. 14 – MOON, m. w. N., zur entsprechenden Regelung im Markengesetz. 303 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 31 Rdnr. 40, m. w. N. 304 BPatG, Urt. v. 9.11.2010 – 3 Ni 2/09 – Lysimeterstation. 305 Stein/Jonas/Bork, ZPO, 22. Aufl. (2004), § 62 Rdnr. 16; BGH, GRUR 1967, 655 – Altix. 306 S tein/Jonas/Bork, ZPO, 22. Aufl. (2004), § 62 Rdnr. 27; Rosenberg/Schwab, ZPO, 17. Aufl. (2010), § 49 Rdnr. 47. 307 BGH, GRUR 2009, 42 – Multiplexsystem; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 20 Rdnr. 8; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 20 Rdnr. 1, § 34 Rdnr. 405; Kraßer, Patentrecht, 6. Aufl.(2009), S. 573. 308 BGH, BGHZ 21, 8 = GRUR 1956, 409 – Spritzgussmaschine I; GRUR 1965, 480, 482 – Harnstoff; zum Gebrauchsmusterlöschungsverfahren: BGH, GRUR 1995, 210 – Lüfterklappe; a. A. Hövelmann, Mitt 1999, 129, 132. 309 Zum Nichtigkeitsberufungsverfahren: RGZ 76, 298, 299; zu Mitanmeldern: BPatGE 21, 212 = GRUR 1979, 696 – Notwendige Streit genossen; zur Teilungserklärung: BPatG, Beschl. v.11.3.2004 – 15 W (pat) 54/03; Benkard/Melullis, PatG, 10. Aufl. (2006), § 6 Rdnr. 35; zur Klageerhebung ferner: BGHZ 94, 117; zur Anmeldung: Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 6 Rdnr. 44, zur Verletzungsklage Rdnr. 43. 310 BPatG, Urt. v. 19.1.2011 – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11] = BPatGE 52, 245 = Mitt 2011, 236 – Tintenpatrone. 50 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2011 Verbindung Nach Auffassung des 5. Senats311 scheidet eine Verbindung von Patentnichtigkeitsverfahren nach § 147 ZPO nicht dadurch aus, dass sowohl vor dem Inkrafttreten des geänderten § 83 Abs. 1 PatG am 1. Oktober 2009 eingegangene als auch danach eingegangene Klagen betroffen sind. Eine unzulässige Verkürzung des rechtlichen Gehörs könnte allenfalls dann vorliegen, wenn einer dieser Parteien gegenüber eine Präklusion nach § 83 Abs. 4 PatG n. F. angewendet würde, was vorliegend schon wegen des Fehlens eines Hinweises und einer Fristsetzung nach den Absätzen 1 und 2 ausschied. Klageänderung, Verspätung Der 4. Senat312 hatte sich mit der Frage der Zurückweisung verspäteten Vorbringens im Patentnichtigkeitsverfahren zu befassen. In der seit 1.10.2009 geltenden Fassung des § 83 PatG ist dem Patentgericht nach § 83 Abs. 1 PatG die Verpflichtung zum Erlass eines qualifizierten Hinweises auferlegt, der die Parteien so früh wie möglich auf Gesichtspunkte hinweisen soll, die für die Entscheidung voraussichtlich von besonderer Bedeutung sein werden oder der Konzentration der Verhandlung auf die für die Entscheidung wesentlichen Fragen dienlich sind. Nach § 83 Abs. 2 PatG kann das Patentgericht den Parteien hinsichtlich der möglichen Stellungnahme eine Frist setzen, binnen welcher diese zu dem Hinweis nach Absatz 1 durch sachdienliche Anträge oder Ergänzungen ihres Vorbringens und auch im Übrigen abschließend Stellung nehmen können. § 83 Abs. 4 PatG ermöglicht in diesem Zusammenhang – sofern über die Folgen einer Fristversäumung belehrt worden ist – die Zurückweisung von Angriffs- und Ver- teidigungsmitteln einer Partei oder einer Klageänderung oder einer Verteidigung des Beklagten mit einer geänderten Fassung des Patents, die erst nach Frist ablauf vorgebracht werden. Voraussetzung hierzu ist, dass die Berücksichtigung des neuen Vortrags eine Vertagung des bereits anberaumten Termins zur mündlichen Verhandlung erforderlich machen würde und die betroffene Partei die Verspätung nicht genügend entschuldigt. Der 4. Senat wies danach die Einführung einer Druckschrift nach § 83 Abs. 4 PatG zurück, welche die Klägerin erstmals in der mündlichen Verhandlung in das Verfahren einführen wollte, weil die Vorlage dieses Angriffsmittels trotz Belehrung unentschuldigt verspätet erfolgte und die Beklagte erklärte, sie könne sich in diesem Termin und ohne eigene Ermittlungen und Abstimmung nicht zu dieser Druckschrift äußern. Danach wäre eine Vertagung unumgänglich gewesen.313 Auch konnte als Entschuldigungsgrund nicht anerkannt werden, dass die Klägerin das verspätete Vorbringen nur damit zu erklären vermochte, sie sei erst vor wenigen Tagen auf das Dokument gestoßen. Die Beklagte hatte in eine erstmalig in der mündlichen Verhandlung geltend gemachte Erweiterung der Nichtigkeitsklage auf den Nichtigkeitsgrund der unzulässigen Erweiterung des Inhalts der Anmeldung nicht eingewilligt. Der 4. Senat314 hielt die Klageerweiterung selbst bei Anlegung des gebotenen großzügigen Maßstabs315 wegen der ansonsten erforderlichen Vertagung der mündlichen Verhandlung und der damit einhergehenden zeitlichen Verzögerung nicht für sachdienlich, § 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 263 ZPO.316 Denn bis zur mündlichen Verhandlung hatten die erforderlichen Unterlagen in Form der Stammanmeldung nicht vorgelegen 311 BPatG, Urt. v. 17.10.2010 – 5 Ni 137/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 6/11], = BPatGE 52, 187 – Kommunikationsverfahren. 312 BPatG, Urt. v. 13.4.2011 – 4 Ni 16/10 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 99/11]. 313 BGH, GRUR 2004, 354 – Crimpwerkzeug. 314 BPatG, Urt. v. 26.7.2011 – 4 Ni 56/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 137/11]. 315 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 83 Rdnr. 9. 316 BGH, GRUR 2010, 901 – Polymerisierbare Zementmischung, Abschnitte 27 f. 51 BPatG Jahresbericht 2011 Gebrauchsmusterrecht und die Beklagte hatte zuvor keine Gelegenheit, sich mit diesem Argument auseinanderzusetzen. Erklärt eine Prozesspartei zu Beginn einer mündlichen Verhandlung, das Fehlen eines Hinweises nach § 83 Abs. 1 PatG werde nicht als Verfahrensfehler gerügt und will zur Sache verhandeln, ist diese Erklärung nach der erfolgten Einführung in den Sach- und Streitstand und mehrstündiger Verhandlung nicht mehr rückholbar, vielmehr muss sich die Klägerin an dieser Erklärung festhalten lassen.317 Ausschließung Gem. § 86 Abs. 2 Nr. 2 PatG ist im Nichtigkeitsverfahren von der Ausübung des Amtes als Richter ausgeschlossen, wer bei dem Verfahren vor dem Patentamt oder dem Patentgericht über die Erteilung des Patents oder den Einspruch mitgewirkt hat. Dies umfasst jedoch nicht den Fall einer Mitwirkung an einem anderen Verfahren mit weitgehend demselben Patentgegenstand (hier ein deutsches Patent im Beschwerdeverfahren, welches als Priorität für ein EP-Patent im Nichtigkeitsverfahren beansprucht ist). Auch eine analoge Anwendung des § 86 Abs. 2 Nr. 2 PatG bzw. des ihm weitgehend entsprechenden § 41 Nr. 6 ZPO kommt nicht in Betracht. Da § 86 PatG und § 41 ZPO das durch Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG garantierte Recht auf den gesetzlichen Richter betreffen, ist eine enge Auslegung dieser Vorschriften geboten.318 Die die Richterausschließung betreffenden Gesetzesvorschriften sind als eine Regelung von Ausnahmetatbeständen, die dieses Grundrecht einschränkend ausgestalten, weder einer extensiven Auslegung noch einer analogen Anwendung zugänglich.319 Es ist daher anerkannt, dass eine Ausdehnung auf die Mitwirkung eines Rich- ters in verschiedenen Verfahren mit unterschiedlichen Verfahrensgegenständen bei gleicher Rechtsfrage nicht zulässig ist320, so der 3. Senat.321 Gebrauchsmusterrecht Der 35. Senat322 stellte anlässlich einer Kostenbeschwerde fest, dass es sich bei dem Löschungsverfahren vor der Gebrauchsmusterabteilung des DPMA trotz seiner gerichtsähnlichen Ausgestaltung um ein Verwaltungsverfahren handelt.323 Die für die Vertretung im Verwaltungsverfahren verdiente Geschäftsgebühr richtet sich deshalb nach Nr. 2300 VV RVG. Eine weitere Gebühr nach Nr. 3104 VV RVG für die Teilnahme an einer mündlichen Verhandlung vor der Gebrauchsmusterabteilung wird dabei nicht verdient. Der 35. Senat hatte in mehreren Verfahren Gelegenheit, zu den Voraussetzungen des sofortigen Anerkenntnisses im Gebrauchsmusterlöschungsverfahren Stellung zu nehmen. Um § 93 ZPO im Gebrauchsmus terlöschungsverfahren entsprechend anwenden zu können, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein, nämlich a) dass der Gebrauchsmusterinhaber den gegen ihn gemäß §§ 13 Abs. 1, 15 Abs. 1 Nrn. 1 oder 3 GebrMG geltend gemachten Löschungsanspruch sofort anerkennt und b) dass er keine Veranlassung zur Einreichung des Löschungsantrags gegeben hat.324 Hat der Beschwerdeführer die Widerspruchsfrist des § 17 Abs. 1 S. 1 GebrMG verstreichen lassen, ohne Widerspruch einzulegen, so liegt darin ein sofortiges Anerkenntnis des Löschungsanspruchs i. S. v. § 93 ZPO. Ausnahmsweise kann trotz Widerspruchs ein Anerkenntnis unter Umständen noch sofort sein, wenn eine Antragsänderung 317 BPatG, Urt. v. 17.10.2010 – 5 Ni 137/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 6/11], = BPatGE 52, 187 – Kommunikationsverfahren. 318 BGH, GRUR 1993, 466 – Preprint-Versendung; BGH, NJW 1991, 425; BGH, BlPMZ 1976, 192 –Textilreiniger; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 86 Rdnr. 5. 319 BPatGE 30, 258. 320 BGH, GRUR 1965, 50 – Schrankbett; BPatGE 30, 258; Thomas-Putzo, ZPO, 32. Aufl. (2011), § 41 Rdnr. 7. 321 B PatG, Urt. v. 28.6.2011 – 3 Ni 10/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 148/11]. 322 B PatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 47/09. 323 BVerfG, GRUR 2003, 723 – Rechtsprechungstätigkeit; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 26 Rdnrn. 4, 5. 324 B PatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09; BPatG, Beschl. v. 2.9.2011 – 35 W (pat) 20/10; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17 Rdnr. 62 m. w. N.; BPatGE 8, 47, 50. 52 Geschmacksmusterrecht BPatG Jahresbericht 2011 erfolgt und sich der Gebrauchsmusterinhaber dem neuen Löschungsgrund etwa durch Rücknahme des Widerspruchs sofort unterwirft325. Veranlassung gibt ein Verhalten, das vernünftigerweise den Schluss auf die Notwendigkeit eines Löschungsverfahrens rechtfertigt. Dies ist regelmäßig dann der Fall, wenn der Gebrauchsmusterinhaber einer angemessen befristeten und mit Gründen – d.h. auch mit nachprüfbaren Fakten, aus denen die Schutzunfähigkeit herleitet wird326 – versehenen Aufforderung zur freiwilligen Aufgabe des Gebrauchsmusters oder einer wesensgleichen Aufforderung nicht gefolgt ist.327 Von einer vorherigen Löschungsaufforderung kann ohne Kostenrisiko dann allerdings abgesehen werden, wenn der Löschungsantragsteller vom Gebrauchsmusterinhaber mit einer Verletzungsklage überzogen worden328 oder ein Verfügungsverfahren angedroht worden ist.329 Ein schlichtes Bestreiten, dass Maßnahmen des Eilrechtsschutzes angedroht wurden, reicht jedoch nicht, es besteht vielmehr insoweit für die nach § 93 ZPO günstige „negative Tatsache“ eine eingeschränkte Darlegungslast.330 Geschmacksmusterrecht Der 10. Senat331 hatte über die Voraussetzungen für die Zuerkennung eines Anmeldetags einer Geschmacksmusteranmeldung zu entscheiden. Die Anmelderin hatte auf dem Formblatt R 5703 ein Geschmacksmuster angemeldet, allerdings die darin enthaltene Rubrik „Angabe der Erzeugnisse“ nicht ausgefüllt und auch sonst keine näheren Angaben über das Erzeugnis gemacht. Die Geschmacksmusterstelle des Patentamts wies auf das Fehlen der Erzeugnisangabe und die Konsequenzen einer Nachholung für den Anmeldetag hin und erkannte schließlich, nachdem die Anmelderin die Erzeugnisangabe nachgeholt hatte, durch Beschluss auf den späteren Anmeldetag. Auf die Beschwerde der Anmelderin bestätigte der 10. Senat die Rechtsauffassung der Geschmacksmusterstelle unter Hinweis auf §§ 11, 13, 16 Abs. 5 GeschmMG. Nach § 11 Abs. 2 Nr. 4 GeschmMG muss die Anmeldung eine Erzeugnisangabe enthalten. Diese Vorschrift verbietet dem Amt, eine Anmeldung in das Geschmacksmusterregister unter einer bestimmten Warenklasse einzutragen, ohne dass das Erzeugnis vom Anmelder benannt wurde. Dadurch sollen falsche Registereinträge vermieden werden.332 Die verspätete Angabe hat nach § 16 Abs. 5 GeschmMG zur Folge, dass der Anmeldetag i. S. v. § 13 Abs. 1 GeschmMG der Tag ist, an dem die Angabe des Erzeugnisses nachgeholt wird. Es ist für die Bestimmung des Anmeldetages auch unerheblich, dass es sich wegen § 11 Abs. 5 GeschmMG bei der Erzeugnisangabe um eine Formvorschrift handelt, deren Angabe keinen Einfluss auf den Schutzumfang des Geschmacksmusters hat. Die Rechtsfolge der Nichtangabe des Erzeugnisses ist in den §§ 11 und 16 i. V. m. § 13 GeschmMG eindeutig dahin bestimmt, dass eine verspätete Erzeugnisangabe auch zu einer späteren Festlegung des Anmeldetages durch das Amt führen muss. Auch der Umstand, dass die Anmelderin die Klassifizierung „03-03“ angegeben hatte, sah der Senat nicht als ausreichend an, da unter dieser Warenklasse mehrere Erzeugnisse angegeben sind. Rainer Engels*, Dr. Wolfgang Morawek** 325 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 16/09 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17 Rdnr. 64. 326 BPatG, Beschl. v. 2.9.2011 – 35 W (pat) 20/10 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 8. Aufl. (2011), § 17 Rdnrn. 91 ff. m. w. N., Loth, GbmG, 2001, § 17 Rdnr. 60. 327 BPatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09. 328 BPatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09, unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 84. 329 B PatG, Beschl. v. 7.2.2011 – 35 W (pat) 8/09 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 85; Benkard/Goebel, PatG, 10. Aufl. (2006), Rdnr. 23 zu § 17 GebrMG; vgl. für das Patentnichtigkeitsverfahren: BPatG, GRUR-RR 2009, 325, 326. 330 B PatG, Beschl. v. 7.2.2011 – 35 W (pat) 8/09 unter Hinweis auf OLG Frankfurt, NJW-RR 1996, 62 – Darlegungs- und Beweislast bei der Kostenbeschwerde; LG Rostock, WRP 2009, 1314 (LS); BGH, GRUR 2007, 629, 630; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 84. 331 B PatG, Beschl. v. 15.9.2011 – 10 W (pat) 701/11. 332 Eichenmann/v. Falckenstein, GeschmMG, 4. Aufl., § 11, Rdnrn. 62 f. * Vorsitzender Richter am BPatG, München ** Richter am BPatG, München 53 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht Markenrecht Grundlegende Änderungen in der Rechtsprechung der Senate gegenüber dem Vorjahr sind für den Berichtszeitraum nicht festzustellen. Allerdings hat sich die Rechtsprechung des BGH zu „MarleneDietrich-Bildnis II“ (BGHZ 185, 152 = GRUR 2010, 825) und „TOOOR!“ (GRUR 2010, 1100) zur Frage der Schutzfähigkeit von Zeichen aufgrund praktisch bedeutsamer und naheliegender Anbringungs- und Verwendungsmöglichkeiten auf die Entscheidungspraxis des BPatG weiter ausgewirkt [s. II. 3. a) aa), 4. b), 6. a), 8. b), 9. a), 11.; III. 2. a) und b)] und ist sogar weiterentwickelt worden [s. IV. 2.]. Auch die Entscheidung „Kappa“ des BGH (GRUR 2011, 824), wonach bei regelmäßig auf Sicht gekauften Waren eine klangliche Identität oder Ähnlichkeit der Vergleichszeichen durch Abweichungen im Bild neutralisiert werden könnten, wird für Kollisionsverfahren von maßgeblicher Relevanz sein. Im Löschungsverfahren der Wort-/Bildmarke Krystallpalast (Beschl. v. 1.2.2010 – 27 W (pat) 87/09; Jahresbericht BPatG 2010, GRUR 2011, 273 ff., 282) hat der BGH im Beschluss vom 17. August 2011 (I ZB 75/10) den Einwand des Markeninhabers, die Nutzung des Wort-/Bildzeichens durch die Löschungsantragstellerin habe sein Urheberrecht verletzt, für geeignet gehalten, eine bösgläubige Markenanmeldung auszuschließen. Im Berichtszeitraum sind insgesamt 13 Rechtsbeschwerden ( jeweils gekennzeichnet in der Fußnote) von fünf verschiedenen Marken-Beschwerdesenaten zugelassen worden, von denen aber nur fünf eingelegt worden sind. I. Nichtkonventionelle Markenformen 1. Abstrakte Farbmarken Die Zahl der Verfahren zu abstrakten Farbmarken hat weiter abgenommen. Nach wie vor ist von der bisherigen Prüfungsreihenfolge auszugehen.1 Grafische Darstellbarkeit Die für „Energy Drinks“ angemeldete Farbkombination „Blau (Pantone 2747C)/Silber (Pantone 877C)“ 2 im von der Beschwerdeführerin wörtlich beschriebenen Verhältnis „von ungefähr 50 zu 50“ ist vom 26. Senat mangels grafischer Darstellbarkeit i. S. v. § 8 Abs. 1, 3 MarkenG von Haus aus nicht für schutzfähig erachtet worden. Mangels einer konkreten Verhältnisangabe komme eine unbestimmte Vielzahl verschiedener Farbzusammenstellungen in Betracht. Bei einer konturlosen Farbzusammenstellung erfordere die grafische Darstellbarkeit aber in der wörtlichen Beschreibung neben einer eindeutigen Angabe der beanspruchten Farben durch ein international anerkanntes Farbklassifikationssystem und deren räumlicher Anordnung konkrete Festlegungen zum quantitativen Verhältnis. Dieses Schutzhindernis lasse sich nicht im Wege der Verkehrsdurchsetzung heilen. Die im Beschwerdeverfahren hilfsweise vorgenommene Festlegung des beanspruchten Verhältnisses beider Farben zueinander auf „47,65 % (Blau) zu 52,35 % (Silber)“ sei als nachträgliche Änderung des angemeldeten Zeichens unzulässig. Unterscheidungskraft Die Beschwerde im Löschungsverfahren betreffend das für Trinkwasserrohre aus Polypropylen angemeldete Farbzeichen „Grün“ (RAL 1506040)3 war hingegen wegen fehlender Unterscheidungskraft erfolglos, weil zahlreiche verschiedene Herstellerbetriebe und als 1 Grabrucker/Fink, Jahresbericht BPatG 2008 und 2007, GRUR 2009, 429 u. GRUR 2008, 371. 2 BPatG, Beschl. v. 8.4.2011 – 26 W (pat) 12/10. 3 BPatG, Beschl. v. 30.3.2011 für „Rohre und Rohrverbindungsstücke (Fittings) aus Polypropylen für die Trinkwasserversorgung in Wohn-, Büro- und Industriegebäuden“. 54 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 Abnehmer sowohl Baufachleute als auch der heimwerkende, im Baumarkt einkaufende Endverbraucher in Betracht kämen, so dass es an einem spezifischen eingeschränkten Markt mit nur wenigen Anbietern und überschaubarem Abnehmerkreis fehle. Eine Überwindung dieses Schutzhindernisses durch Verkehrsdurchsetzung sei weder ausreichend dargelegt noch glaubhaft gemacht worden. 2. Dreidimensionale Marken Grafische Darstellbarkeit In dem – bereits im Jahresbericht 20104 erwähnten – Verfahren betreffend die für „Kakao, Schokolade und Schokoladewaren“ registrierte dreidimensionale IR-Marke „Schokoladenstäbchen“ 5 hat der 25. Senat nunmehr entschieden, dass die bildliche Darstellung nicht hinreichend eindeutig bestimmt sei, weil sie ein ganzes Bündel unterschiedlicher dreidimensionaler Gestaltungsvarianten zulasse. Der eingereichten Wiedergabe könne weder die genaue Form noch die Struktur des Stäbchens entnommen werden. Auch die erläuternde Beschreibung, wonach die Marke die Form des Zweigs eines Weinstockes, einer Weinrebe oder einer Weinranke darstelle, sei für die eindeutige Bestimmung des Schutzgegenstandes unzureichend, weil Weinpflanzen naturgemäß unterschiedlich gestaltet seien. Zur Klärung der grundsätzlichen Fragen, ob bei einer (komplexen) dreidimensionalen Gestaltung alle Seiten dargestellt sein müssten oder eine Seitenansicht ausreiche, und ob die eindeutige grafische Darstellung des Zeichens Bestandteil des deutschen und europäischen ordre public im Sinne von Art. 6 quinquies B Nr. 3 PVÜ sei, wurde die Rechtsbeschwerde zugelassen. Dreidimensionale Formmarken Für nicht schutzfähig erachtete der 26. Senat das dreidimensionale Zeichen „Gestell“6, weil es sich in der Wiedergabe der beanspruchten Waren, wie z. B. Dekorationsartikel, Figuren (Statuetten), Kunstgegenstände, (Leuchter-)Gestelle, Pyramidengestelle, alle aus Holz und/oder Kunststoff, erschöpfe. Die Kombination von drei nach oben zusammenlaufenden, gedrechselten Beinen lehne sich eng an bekannte Elemente an und weiche vom umfangreichen Formenschatz nicht deutlich genug ab. Der 26. Senat bestätigte die Löschungsentscheidung des DPMA hinsichtlich der registrierten dreidimensionalen IR-Marke „Ringelement“ 7 für Stühle und Lehnstühle (mit Fußbank). Sie bestehe nur aus dem Erscheinungsbild des Untergestells eines Ruhesessels in Form eines Ringes mit zwei innen befestigten, s-förmig gebogenen und sich gegenüber stehenden Seitenholmen zur Abfederung von Sitzflächenbelastungen, wie es am Markt zahlreich erhältlich sei. Die überdurchschnittliche Aufmerksamkeit von Möbelkäufern richte sich in erster Linie auf den Sitz- und Liegekomfort und deutlich weniger auf den Möbelfuß. Entsprechend entschied der vorgenannte Senat auch bei der dreidimensionalen für „Sessel“ eingetragenen Marke8. Zwar sei sie abstrakt markenfähig gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG, weil die konkrete Form nicht durch die Art der Ware selbst bedingt sei. Da Nutzen und Verwendungszweck als Sitzmöbel und nicht der ästhetische Wert im Vorder- 4 GRUR 2011, 273 ff., 274. 5 BPatG, Beschl. v. 21.7.2011 – 25 W (pat) 8/09. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde eingelegt: I ZB 56/11. 6 BPatG, Beschl. v. 12.1.2011 – 26 W (pat) 135/09. 7 BPatG, Beschl. v. 31.5.2011 – 26 W (pat) 46/10. 8 BPatG, Beschl. v. 8.6.2011 – 26 W (pat) 93/08. 55 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht grund stünden, bestehe das Zeichen auch nicht ausschließlich aus einer Form, die der Ware einen wesentlichen Wert verleihe (§ 3 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG). Aber die Marke stelle nur eine weitere Sesselgestaltung dar, die nicht erheblich von der vorbekannten, großen Sitzmöbelvielfalt abweiche. Für nicht schutzfähig erachtete der 25. Senat das u. a. für Eiscreme, Geleefrüchte, Schokolade sowie Süß- u. Zuckerwaren angemeldete dreidimensionale Zeichen „Schokoladenpraline mit hell-dunkler Füllung“9. Die Kugelform mit abgeflachter Bodenfläche und vertikal geteilter hell-dunkler Füllung reihe sich als weitere ästhetische Gestaltungsvariante in den vorhandenen Formenschatz der Schokoladen- und Süßwarenbranche ein. Für die Verkehrsdurchsetzung der bloßen Wiedergabe einer Warenform werde ein deutlich höherer Durchsetzungsgrad als 50 % verlangt. Die vorgelegte Verkehrsbefragung sei mit zahlreichen Mängeln behaftet. Sie habe bundesweit nur einen Bekanntheitsgrad von 45,2 % ermittelt und keine Aussagen zum Kennzeichnungs- und Zuordnungsgrad getroffen. 3. Sonstige Markenformen Graphische Darstellbarkeit Mit der Bestätigung der Schutzunfähigkeit der als sonstige Markenform angemeldeten, sog. variablen Bildmarke „violett-purpurfarben gefüllten, rechteckähnlichen geometrischen Figur“ 10 folgte der 29. Senat der „Dyson“-Entscheidung des EuGH.11 Die bildliche Darstellung zeige drei mögliche Erscheinungsformen des Zeichens, wobei gemäß der beigefügten Beschrei- bung das variable Verhältnis der Länge zur Breite der Figur zwischen 1:2 und 10:1 liege. Gleichbleibend seien nur die Farbgebung und die abstrakten Merkmale (zwei parallele gerade Begrenzungslinien in einer Längsrichtung sowie eine gerade Begrenzungslinie und eine sich nach außen verwölbende kreisbogenförmige Begrenzungslinie in einer zur Längsrichtung rechtwinkligen Querrichtung). Aufgrund der Variabilität des Längen- und Breitenverhältnisses könne das Zeichen in einer Vielzahl von Größenverhältnissen in Erscheinung treten. Damit werde nicht ein ganz bestimmtes Zeichen, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen beansprucht, was zur fehlenden grafischen Darstellbarkeit und damit zur Erfolglosigkeit der Beschwerde führe. Der 28. Senat bestätigte die Zurückweisung der als sonstige Markenform für „Fahrzeuge und deren Teile, soweit in Klasse 12 enthalten“ angemeldeten „bestimmten geometrischen Struktur mit einer goldenen Farbgebung“ 12 wegen fehlender Unterscheidungskraft. Als Muster einer Oberflächen- bzw. Strukturgestaltung stimme das Zeichen mit dem äußeren Erscheinungsbild der Ware überein. Da der Fahrzeugsektor durch eine unüberschaubare Vielfalt an Oberflächengestaltungsvarianten – auch goldfarben oder strukturiert – geprägt sei, liege keine erhebliche Abweichung von der Norm vor.13 9 B PatG, Beschl. v. 15.9.2011 – 25 W (pat) 522/11. Dies ist die Abbildung der seit 1952 von der Anmelderin in Halle produzierten „Original Halloren-Kugel“, deren Form sich an den Silberknöpfen der Tracht der „Halloren-Bruderschaft“, der Zunft der in Halle ansässigen Salzwirker, orientiert. 10 BPatG, Beschl. v. 14.11.2011 – 29 W (pat) 173/10, für zahlreiche Waren und Dienstleistungen fast aller Klassen. 11 GRUR 2007, 231, 233 Rdnr. 37; vgl. auch die Entscheidung des Senats GRUR 2008, 416, 418 f. – Variabler Strichcode u. Beschl. v. 10.12.2008 – 26 W (pat) 60/08 – Variable Bildmarke (fast identische Markenanmeldung). 12 BPatG, Beschl. v. 16.2.2011. 13 Diese Rechtsprechung, die zu dreidimensionalen Marken entwickelt wurde, welche aus dem Erscheinungsbild der Ware selbst oder deren Verpackung bestehen, ist auch bei „anderen“ Marken anzuwenden, die aus dem besonderen Aussehen der Oberfläche der Verpackung eines flüssigen Produkts bestehen (EuGH, WRP 2011, 1566, 1570 – Freixenet). 56 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 II. Wortmarken, Wort-/ Bildmarken, Bildmarken 1. Fremdsprachige Begriffe Schutzfähig „THALASSA“14 sei angelehnt an die Fachbezeichnung „Thalasso“ für eine spezielle Therapie zur Behandlung von Krankheiten mit Meerwasser, Sonne, Algen etc. Aufgrund des deutlichen klanglichen und schriftbildlichen Unterschieds der Endung „A“ gegenüber „o“ würden auch Fachkreise der IR-Marke eine herkunftshinweisende Eigenart beimessen; der allgemeine Verkehr verstehe den Begriff als Fantasiewort. „Cayenne“15 bezeichne nicht nur eine bestimmte Pfefferart, sondern zugleich die den inländischen Fachkreisen und Verbrauchern weitgehend unbekannte Hauptstadt von Französisch-Guayana, aus der keine Getränkeexporte feststellbar seien. Cayenne sei zudem bei Fruchtsäften und Mineralwasser kein zulässiger Inhaltsstoff. Weder Fachkreise noch der Durchschnittsverbraucher kenne die japanische Bezeichnung „kuro“16 für „schwarz“, da Japanisch weder eine geläufige Fremd-, noch eine Fachsprache auf dem Gebiet der Textilindustrie sei; „kuro“ werde demnach eher als Fantasiewort aufgefasst. „BOA“.17 In Bezug auf Waren werde das portugiesische Wort für „gut“ zumindest von Fachkreisen als Qualitätshinweis verstanden. Auf dem einschlägigen Dienstleistungsgebiet sei Portugiesisch keine Fachsprache. Fremdsprachige Leistungsbeschreibungen und werbemäßige Anpreisungen seien meist in englischer Sprache gehalten. Nicht schutzfähig „ALMOND“18 (engl. für „hellbeige“) sei nachweislich eine Farbangabe für Bekleidungsstücke und Schuhe. Der Disclaimer „unter Ausschluss von Waren mit einem hellen beigen Farbton“ sei unzulässig, weil durch diese Beschränkung im Hinblick auf die farbliche Gestaltung keine abgrenzbaren Waren ausgeschlossen würden. Der englische Begriff „Cone“19 mit der Bedeutung „Kegel, Konus“ beschreibe die Form von Sitzmöbeln, z. B. Hocker in der Form eines auf die Spitze gestellten Kegels. Auch zu Planungsdienstleistungen bestehe ein enger, sachlich beschreibender Bezug, weil Kegel sowohl bei der Innenraum-, als auch bei der Möbelgestaltung als geometrische Grundform dienten. 2. Buchstabenfolgen Schutzfähig „QE“20, das die Beschwerdeführerin selbst als Akronym für „Quantum Entrainment“, eine von Dr. Kinslow entwickelte Heilmethode, verwende, sei keine im einschlägigen Markt gebräuchliche gattungsmäßige Bezeichnung und kürze eine Vielzahl verschiedener Begriffe ab (z. B. „quod est“). Selbst wenn für einen Begriff bereits Entwicklungen in Richtung Gattungsbezeichnung nach § 8 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG festzustellen seien, könne der Markeninhaber dem durch eine „kämpferische Markenpflege“ erfolgreich entgegentreten. Die Beschwerdeführerin habe nämlich dargetan, dass sie eine Verwendung in markenmäßiger Form in angemessener Zeit angemahnt und durchgesetzt habe. Dies müsse auch bei der Prüfung nach § 8 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG Berücksichtigung finden. 14 BPatG, Beschl. v. 21.7.2011 – 30 W (pat) 34/10, für Dienstleistungen der Kl. 43, 44. 15 B PatG, Beschl. v. 6.7.2011 – 26 W (pat) 546/10, schutzfähig für „Fruchtsäfte; Mineralwässer“, nicht schutzfähig u. a. für „Biere; alkoholische Getränke“. 16 BPatG, Beschl. v. 17.5.2011 – 27 W (pat) 536/10, für „Bekleidungsstücke“. 17 BPatG, Beschl. v. 10.5.2011 – 28 W (pat) 502/11, schutzfähig u. a. für „Bauwesen; Reparaturwesen; Verpackung und Lagerung von Waren; Vermietung von Fahrzeugen“, nicht schutzfähig u. a. für „Fahrzeuge sowie deren Teile und Zubehör“. 18 BPatG, Beschl. v. 15.2.2011 – 27 W (pat) 568/10, u. a. für „Bekleidungsstücke; Sportschuhe“. 19 BPatG, Beschl. v. 23.2.2011 – 26 W (pat) 512/10, u. a. für „Möbel; Dienstleistungen eines Innenarchitekten. 20 BPatG, Beschl. v. 18.7.2011 – 27 W (pat) 162/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 41. 57 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht „B & P“ 21: Es sei nicht sicher feststellbar, dass es sich um eine gebräuchliche Abkürzung für „Business & Professional“ oder „Budgetary and Planning“ handele. Die Verwendung des „&‑Zeichens“ vermittele vielmehr den Eindruck einer Firmenangabe in abgekürzter Form, z. B. für Namensangaben oder Tätigkeitsfelder der Firma. „LCM“ 22 sei zwar laut Wikipedia die englische Abkürzung von „liquid crystal monitor“; diese sei aber nachweislich weder üblich, noch werde sie verwendet. Für eine Interpretation von „LCM“ als „LCD-Monitor“ gebe es keinen Anlass, da insoweit ausschließlich die Abkürzung „LCD“ für „liquid crystal device monitor“ gebräuchlich sei. Nicht schutzfähig sei eine Steigerung der aus dem Bekleidungssektor stammenden Konfektionsgrößenangabe „XXL“ und habe sich in der Werbung als Hinweis auf ein großes Angebot vielfältiger Dienstleistungen oder auf eine gewisse Sonderstellung eines Produkts oder einer Dienstleistung entwickelt. Bei Werbeaussagen komme eine Verkehrsdurchsetzung nur dann in Betracht, wenn aus Sicht der beteiligten Verkehrskreise die betriebliche Herkunftsfunktion im Vordergrund stehe. Dies sei nicht der Fall, wenn ein Einzelhandelsunternehmen, das eine Vielzahl von Waren vertreibe, das Zeichen auf den Außenflächen seiner Filialen oder in der Eigenwerbung ohne einen konkreten Bezug zu den Waren benutze. Die Grafik reiche als Betriebskennzeichen nicht aus. 23 3. Wortzusammensetzungen Einwortmarken Schutzfähig „Putzlust“ 24: drücke ein bloß subjektives Werturteil hinsichtlich der zum Verputzen dienenden Waren aus, bezeichne aber nicht deren unmittelbare Eigenschaften.25 „Feierbiest“ 26: Die vom ehemaligen Trainer des FC Bayern, Louis van Gaal, geprägte Bezeichnung für jemanden, der gerne und ausgiebig feiere, werde zwar bereits in zahlreichen Kontexten verwendet, sei aber sprachunüblich zusammengesetzt und daher nicht beschreibend. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass das Zeichen auf den beanspruchten Waren aufgrund seiner Platzierung als Marke verstanden werde (z. B. auf Etiketten oder Aufnähern). „Mediascore“ 27 werde als Medienwirksamkeit, ermittelt durch ein Punktesystem, verstanden und stelle keinen Bezug zu den beanspruchten Waren und Dienstleistungen her. Hinsichtlich der Waren der Klasse 16 und der Dienstleistung „Erziehung“ sei keine Inhalts-, Themen- oder Gegenstandsangabe gegeben. Zu „Tonund Bildempfangsgeräte; Rechenmaschinen“ fehle ein hinreichend enger beschreibender Bezug. Schließlich stelle „Mediascore“ auch nicht den Tätigkeitsschwerpunkt der Dienstleistung „Geschäftsführung“ dar. „OpenVirtue“ 28 sei mit „offene Tugend“ zu übersetzen. Auch wenn man „open“ die im Computerbereich gängige Bedeutung von „frei zugänglich“ zuordne, ergebe die Verbindung mit der menschlichen Eigenschaft „virtue“ keinen vernünftigen Sinn. 21 BPatG, Beschl. v. 20.10.2011 – 30 W (pat) 513/11, u.a für „Dienstleistungen von Patentanwälten, insbesondere …; Dienstleistungen von Rechtsanwälten, insbesondere …“. 22 BPatG, Beschl. v. 14.11.2011 – 28 W (pat) 47/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 7, 40, 42. 23 BPatG, Beschl. v. 12.1.2011 – 26 W (pat) 21/10, u. a. für „Papier, Pappe (Karton) und Waren aus diesen Materialien; Reise- und Handkoffer; Möbel; Webstoffe und Textilwaren; Bekleidungsstücke; Teppiche, Werbung für Dritte“. 24 BPatG, Beschl. v. 31.3.2011 – 28 W (pat) 587/10, u. a. für „Chemische Erzeugnisse für gewerbliche Zwecke; Farben, Lacke; Baumaterialien (nicht aus Metall)“. 25 Vgl. hierzu auch BPatG 29 W (pat) 29/07 – LandLust (veröffentlicht auf PAVIS proma) – anders BPatG 29 W (pat) 30/07 – Gartenlust (veröffentlicht auf PAVIS proma). Dort ging es nicht um ein subjektives Werturteil, sondern um die Bezeichnung eines objektiven Merkmals, nämlich des möglichen Inhalts von Druckereierzeugnissen. 26 BPatG, Beschl. v. 18.8.2011 – 27 W (pat) 512/11, für Waren der Kl. 24, 25. 27 BPatG, Beschl. v. 17.10.2011 – 30 W (pat) 28/10, u. a. für „Ton- und Bildempfangsgeräte; Papier, Pappe (Karton) und Waren aus diesen Materialien …; Geschäftsführung; Erziehung“. 28 BPatG, Beschl. v. 17.2.2011 – 30 W (pat) 110/09, u. a. für „Computer; Entwicklung, Design und Erstellung von Computerprogrammen und Software“. 58 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 Nicht schutzfähig werde dahingehend verstanden, dass Sa nierungsmaßnahmen von Sanierungsexperten erbracht würden. Durch die Verkürzung werde der beschreibende Sinngehalt der Wortneuschöpfung nicht verändert. Abkürzungen seien daher schutzunfähig, wenn sie verständlich seien und ebenso wie die vollständige Beschaffenheits angabe eingesetzt werden könnten. 29 „iNanny“ 30: Angesichts der festgestellten Gewöhnung der Verkehrskreise an die Verwendung des Begriffs „Kindermädchen“ für Kommunikationsgeräte und -software weise das angemeldete Zeichen in der Bedeutung „Internetnanny“ darauf hin, dass die beanspruchten Geräte, Programme und Dienstleistungen zur Bestimmung des Aufenthaltsorts einer Person und zu ihrer Überwachung unter Einsatz des Internets die Aufgabe eines Kindermädchens übernehmen könnten. „MULTITUBO“ 31: Die aus dem gebräuchlichen Präfix „MULTI“ und dem spanischen Begriff „TUBO“ für „Rohr“ bestehende IR-Marke sei sprachüblich gebildet. Der inländische Fachverkehr verstehe „TUBO“ auch wegen seiner sprachlichen Nähe zu den entsprechenden englischen und französischen Ausdrücken. würden Einladungen heutzutage typischerweise mit Hilfe von Kommunikationsdienstleistungen versandt. : Zwar habe ein sprachwissenschaftliches Gutachten verneint, dass sich der Begriff „Euroshop“ bereits eingebürgert habe. Jedoch stellten zahlreiche Recherchebelege im Internet zumindest ein starkes Indiz dafür dar, dass „Euroshop“ als Oberbegriff für eine semantische Untergruppenbildung von ständig zunehmenden Billigdiscountern, die Produkte im untersten Preissegment, etwa zwischen 0 und 10 € anböten, verstanden werde.34 33 „Produktwal“ 35 sei mit „Produktwahl“ gleichzusetzen. Die geringe Abweichung, die weder ungewöhnlich sei noch zu einer anderen Aussprache führe, werde entweder nicht bemerkt, für einen Druckfehler gehalten oder bewusst als Abwandlung des Fachbegriffs erkannt. Derartige Wortspielereien seien in der Reklame üblich. „nanoLine“ 36 weise u. a. nur auf eine „Nano(techno logie)produktlinie“ hin. Auch die positive Formulierung des Disclaimers „… im Mikrometerbereich oder größer“ sei unzulässig, weil nicht ein bestimmtes Merkmal ausgenommen werden dürfe. „Lakeparty“ 32: Zwar sei die Benennung von Werbedienstleistungen nach einem zu bewerbenden Ereignis einer „Seeparty“ nicht branchenüblich. Allerdings organisierten Werbegemeinschaften lokaler Einzelhändler häufig Straßenfeste mit dem vorrangigen Ziel, für das eigene Handelsunternehmen zu werben. Auch 29 BPatG, Beschl. v. 18.8.2011 – 33 W (pat) 537/10, für Dienstleistungen der Kl. 37. 30 BPatG, Beschl. v. 31.5.2011 – 26 W (pat) 23/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 38, 45. 31 BPatG, Beschl. v. 26.1.2011 – 28 W (pat) 38/10, für Waren der Kl. 6, 17, 19. 32 BPatG, Beschl. v. 29.6.2011 – 26 W (pat) 539/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 35, 38. 33 BPatG, Beschl. v. 14.12.2011 – 29 W (pat) 3/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 21, 35. 34 Der 29. Senat hat die Rechtsbeschwerde nicht zugelassen, da die von der Beschwerdeführerin aufgeworfene Frage, ob die Anforderungen an die grafische Ausgestaltung des Wort-/Bildzeichens geringer anzusetzen seien, wenn die Schutzfähigkeit des Wortelements aufgrund einer Prognoseentscheidung verneint werde, sei keine Rechts-, sondern eine der Rechtsbeschwerde nicht zugängliche Tatfrage. 35 BPatG, Beschl. v. 21.9.2011 – 29 W (pat) 107/10, nicht schutzfähig u. a. für „Werbung; Marketing; Unternehmensberatung …; Telekommunikation; Beratung für Telekommunikationstechnik“, schutzfähig u. a. für „Personalmanagementberatung; E-Mail-Dienste; Serveradministration“. 36 BPatG, Beschl. v. 17.11.2011 – 30 W (pat) 515/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 42. 59 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht Mehrwortmarken Schutzfähig Der 29. Senat erachtete in bislang 1937 Beschwerdeverfahren Wort-/Bildmarken mit dem Bestandteil „Volks-“ nebst einer Waren- oder Dienstleistungsbezeichnung für schutzfähig. Die Verfahren ließen sich im Wesentlichen in zwei Gruppen einteilen: – Zeichen, bei denen schon die Wortverbindung unterscheidungskräftig sei, z. B. „VolksHähnchen“ 38: Das Wortelement „Volks-“ in Verbindung mit einer Waren-/Dienstleistungsbezeichnung bedeute nicht, dass es sich um eine besonders preisgünstige Ware oder Dienstleistung handele. „Volks-“ habe lediglich den Sinngehalt „für alle, jedermann“. Nach den Kennzeichnungsgewohnheiten in der betreffenden Branche richteten sich Angebote für Geflügel schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht an bestimmte soziologische Zielgruppen (Ober-/Mittel-/Unterschicht); – Zeichen, bei denen der Wortverbindung zwar ein bestimmter Sachhinweis entnommen werden könne, die aber aufgrund der grafischen Ausgestaltung unterscheidungskräftig seien, z. B. „VolksGolfen“ 39. Für die Beschwerdeführerin seien bereits 62 Wort-/Bildmarken aus der „Volks“-Markenfamilie in entsprechender Zusammensetzung und Gestaltung eingetragen, die mit umfangreichen Aktionen beworben worden seien. Es bestehe eine enge Verwandtschaft zur Stammmarke „Bild.de“. Ferner sei die Grafik für sich allein bereits als Bildmarke eingetragen. 40 „SCAR-BLADE“ 41 lasse sich der Aussagegehalt „(Messer-)Klinge für Narben“ zuordnen, der in Zusammenhang mit Hochfrequenz-Chirurgie-Instrumenten keinen relevanten Produktbezug aufweise, da es keine speziellen Klingen für Narben gebe. Der Sinngehalt eines „narbenfreien Arbeitens“ erschließe sich erst nach weitergehenden Überlegungen und Schlussfolgerungen. „Dry Speed“ 42: Der Bedeutungsgehalt „trockene Geschwindigkeit“ begründe aufgrund des ungewöhnlichen, fantasievollen Wortspiels eine schutzbegründende Eigenständigkeit. Die Beschwerde war ebenfalls erfolgreich in folgenden Fällen: „go-collect“ 43: Selbst wenn geringe Teile des Verkehrs die Bedeutung von „collect“ für die Vornahme von Inkasso verstünden, erhalte das Zeichen durch den vorangestellten, durch Bindestrich verbundenen Begriff 37 In jeweils identischer grafischer Ausgestaltung BPatG, Beschlüsse v. 24.3.2011 – 29 W (pat) 195/10 – Volks-Tippschein; 29 W (pat) 203/10 – Volks-T-Shirt; 29 W (pat) 204/10 – Volks-Winterrad; 29 W (pat) 211/10 – Volks-Wäsche; 29 W (pat) 212/10 – Volks-Winterreifen; 29 W (pat) 216/10 – Volks-Rabatt; 29 W (pat) 4/11 – Volks-Sandwich; BPatG, Beschlüsse v. 4.4.2011 – 29 W (pat) 13/11 – Volks-Ratgeber; 29 W (pat) 19/11 – Volks-Milch; 29 W (pat) 20/11 – Volks-Milchreis; 29 W (pat) 21/11 – Volks-Aktion; 29 W (pat) 29/11 – Volks-Fernbedienung; BPatG, Beschlüsse v. 18.5.2011 – 29 W (pat) 35/11 – Volks-Multispray; 29 W (pat) 44/11 – Volks-Frühstück; 29 W (pat) 46/11 – Volks-Rasierer; 29 W (pat) 52/11 – Volks-Wanderschuh. Die Löschung wurde abgelehnt hinsichtlich BPatG, Beschl. v. 21.12.2011 – 29 W (pat) 99/11 – Volks-Inspektion. 38 BPatG, Beschl. v. 28.3.2011 – 29 W (pat) 5/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 38, 43. 39 BPatG, Beschl. v. 24.3.2011 – 29 W (pat) 215/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 38, 43. 40 In Abweichung von den 19 Entscheidungen des 29. Senats hat der 26. Senat in zwei weiteren parallelen Beschwerdeverfahren mit Beschlüssen vom 11.5.2011 eine Schutzfähigkeit der Zeichen „Volks-Kredit“ (26 W (pat) 83/10) und „Volks-Plasma-TV“ (26 W (pat) 102/10) wegen fehlender Unterscheidungskraft insgesamt bzw. überwiegend verneint. Die Rechtsbeschwerde wurde in beiden Fällen nicht zugelassen. 41 BPatG, Beschl. v. 16.8.2011 – 28 W (pat) 20/11, für „Hochfrequenz(HF)-Chirurgie-Instrumente“. 42 BPatG, Beschl. v. 30.3.2011 – 28 W (pat) 581/10, u. a. für „Elektrowerkzeuge“. 43 BPatG, Beschl. v. 18.1.2011 – 33 W (pat) 136/09, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 36, 38, 42, 45. 60 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 „go“ eine so ungewöhnliche Struktur, dass sich ein unmittelbares Sinnverständnis nur durch umfangreiche, gedankliche Zwischenschritte erschließe. Auch die Wiederholung der Buchstaben „ex“ in beiden Wörtern, die erst bei analysierender Betrachtungsweise auffalle, weise keine Originalität auf. „Stern-Tours“ 44 verbinde den deutschen Begriff „Stern“ statt mit dem deutschen Pluralwort „Touren“ mit dem englischen bzw. französischen Wort „Tours“ zu einem neuen, ungewöhnlichen Gesamtbegriff. „signals for motion“ 47 werde wegen der sprachüblichen Wortbildung ohne Weiteres mit „Signale für Bewegung“ übersetzt und sei nicht interpretationsbedürftig, da es verschiedene Therapieformen gebe, bei denen magnetische und elektrische Signale eingesetzt würden, um gezielt Teile des Bewegungsapparates zu behandeln und die Beweglichkeit zu fördern. Nicht schutzfähig : Das Zeichen entspreche den in Deutschland verbreiteten Güte-, Unternehmens- und Verbandszeichen sowie Amtssiegeln. Die Einbindung des Begriffs „Deutsches Hygienezertifikat“ in eine InternetAdresse weise nur auf die Informationsquelle hin. Wegen der zentra len Bedeutung der Hygiene bei der medizinischen Versorgung sei der als Symbol für die Heilkunde bekannte Äskulapstab auch ein sinnfälliges Emblem für ein Hygienezertifikat. 45 „Der Klartext-Experte“ weise darauf hin, dass die beanspruchten Druckereierzeugnisse, Videoproduktionen, Präsentationen und Werbetexte von einem Fachmann angeboten würden, der – auch im Computerbereich – Klartext verstehe, spreche oder lehre, also undurchschaubare Sachverhalte verständlich mache. 46 „BLACK-STYLE“ 48 werde im Bedeutungsgehalt „schwarzer Stil, Style“ als produktbeschreibende Farbund Stilangabe aufgefasst, der allenfalls eine mehr oder weniger intensive Werbe-, aber keine Herkunftsfunktion beigemessen werde. Eine Heranführung der Verbraucher an eine herkunftshinweisende Funktion unmittelbar beschreibender Farb- und Stilangaben im Kraftfahrzeugbereich über einen längeren Zeitraum hinweg sei weder vorgetragen noch ersichtlich. „Venustas-Immobilien“ 49: Das lateinische Wort „Venustas“ bedeute „Schönheit, Anmut“ als eines der drei Prinzipien der Architektur nach dem römischen Architekten Vitruv und werde im Baugewerbe und in der Architektur beschreibend verwendet. Der beschreibende Charakter sei – auch bei Wörtern toter Sprachen – relevant, wenn er nur inländischen Fachkreisen bekannt sei.50 44 BPatG, Beschl. v. 28.9.2011 – 26 W (pat) 543/10, für Dienstleistungen der Kl. 39, 41, 42. 45 BPatG, Beschl. v. 9.8.2011 – 24 W (pat) 34/09, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 38, 41, 42, 44 und 45. Die Rechtsbeschwerde wurde nicht zugelassen. Der Zurückweisungsbeschluss werfe keine Fragen i. S. v. Art. 267 AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) zur Auslegung der Markenrichtlinie als vom EG- Vertrag abgeleiteten Gemeinschaftsrecht auf, weshalb keine Verpflichtung zur Vorlage an den EuGH bestehe. Der Beschluss beruhe auf § 8 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG und bewege sich im Rahmen der Rechtsprechung des EuGH zur Unterscheidungskraft i. S. v. Art. 3 Abs. 1 Buchst. b) der Markenrichtlinie. Diese Regelung sei durchgehend eindeutig und vollständig wie auch deren Umsetzung in das deutsche Markenrecht. 46 BPatG, Beschl. v. 5.7.2011 – 27 W (pat) 161/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41. 47 BPatG, Beschl. v. 7.4. 2011 – 30 W (pat) 88/09, u. a. für „Chirurgische, ärztliche, zahn- und tierärztliche Apparate und Instrumente; Lehrund Unterrichtsmittel (ausgenommen Apparate); Druckereierzeugnisse; alle der vorgenannten Waren nicht im Zusammenhang mit Zahnwurzel- und Zahnfleischbehandlungen ….“ 48 BPatG, Beschl. v. 16.2.2011 – 28 W (pat) 563/10, nicht schutzfähig u. a. für „Kraftfahrzeuge und deren Teile, soweit in Klasse 12 enthalten; Einzel- und Großhandelsdienstleistungen bezüglich Kraftfahrzeugen, Kraftfahrzeugteilen und Kraftfahrzeugzubehör“, schutzfähig u. a. für „Vermittlung von Verträgen für Dritte über den An- und Verkauf von Kraftfahrzeugen; Reparatur, Demontage von Kraftfahrzeugen“. 49 BPatG, Beschl. v. 2.11.2011 – 29 W (pat) 206/10, u. a. für „Dienstleistungen eines Bauträgers, nämlich …; Bauwesen“. 50 F ür schutzfähig wurde hingegen erachtet „CANTUS VERLAG“,vgl. BPatG, Beschl. v. 24.11.2011 – 30 W (pat) 539/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41 und 45. Bei den angesprochenen Fachhändlern und beim durchschnittlichen allgemeinen Endverbraucher könnten Lateinkenntnisse nicht vorausgesetzt werden. Auch sei das Wort „Cantus“ weder in den allgemeinen deutschen Sprachschatz übergegangen, noch stelle es einen gebräuchlichen Fachbegriff für den vorliegenden Waren- und Dienstleistungsbereich dar. 61 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht 4. Slogans Schutzfähig „Wir machen morgen möglich“ 51: Der beschreibende Aussagekern, Waren und Dienstleistungen im Computerbereich orientierten sich an zukünftigen Entwicklungen und Fortschritt, müsse für Mitbewerber nicht frei verfügbar sein, da es sich nicht um eine feststehende Redewendung handele. „fit für fit“ 52: Bei dem nachgestellten Wort „fit“ handele es sich nicht um ein Substantiv, sondern um ein Adjektiv. Da die Wortfolge grammatikalischen Grundregeln der deutschen Sprache widerspreche, ordne ihr der Verkehr keine bestimmte Bedeutung zu. „fit“ werde auch nicht ohne weiteres Nachdenken spontan als Akronym für „Fitness/fitness“ verstanden. „VIVA LA MONEY“ 53: Mit dem Sinngehalt „Es lebe das Geld“ werde insgesamt lediglich angedeutet, dass Geld eine besondere Rolle spiele, aber keine konkrete Eigenschaft einer Finanzdienstleistung bezeichnet. : Durch die Bezugnahme des Wortes „WIR“ auf das vorangegangene Wort „Weingärten“ würden Weinanbauflächen als Winzer definiert, weshalb die Verbindung der Wortelemente ungewöhnlich sei. Auch die grafische Ausgestaltung mit der mehrfarbigen Wellenform und der Art der Verbindung der einzelnen Wortelemente sei unterscheidungskräftig. 54 Nicht schutzfähig „Wir sind die Guten“ 55: Es könne dahinstehen, ob der Slogan als Hinweis auf fachlich qualifizierte Anbieter der betreffenden Dienstleistungen oder deren gute Qualität gesehen werde. Sogar wenn der leicht selbstironische Charakter der Wortfolge überwiegend erkannt werde, fehle diesem bereits in den verschiedensten Waren- und Dienstleistungssektoren verwendeten Spruch die Eignung als Herkunftshinweis. „Im richtigen Kino bist Du nie im falschen Film“ 56 vermittele als sprachüblich aufgebaute Aussage, dass man in einem guten Kino eine gute Zeit verbringen und keine unliebsamen Überraschungen erleben werde. Es liege nur eine gewöhnliche, keine einen schutzbegründenden Denkprozess auslösende Werbeaussage vor. „Zeit für den Augenblick“ 57: Die Verwendung ähnlich gebildeter Wortfolgen in der Werbung stelle ein gewichtiges Indiz dafür dar, dass sich die Bezeichnung als werbewirksame Anpreisung eines Angebots, das dem Verbraucher einen Genuss im Hier und Jetzt ermögliche, aufgefasst werde. „Deutschlands schönste Seiten“ 58: Der beschreibende Begriffsgehalt betreffe nicht nur die beanspruchten Verlagserzeugnisse, sondern auch die Dienstleistungen, mittels derer die Werke entstünden, veröffentlicht und verbreitet würden, obwohl ein Verlagshaus sich nicht nur einem Themenkreis widme. „ICK BIN *NE JUTE“ 59: Soweit die Waren aus Jute hergestellt seien, handele es sich um eine Angabe zum Material, die in jeder Verwendungsform beschrei- 51 BPatG, Beschl. v. 19.5.2011 – 30 W (pat) 501/11, u. a. für „Datenprozessoren; Computer-Software und -hardware für drahtlose Netzkommunikation; Ausbildungsdienstleistungen für Netzwerk-Hardware und -Software; Beratungsdienstleistungen im Bereich Computer und drahtlose Datenübertragung“. 52 BPatG, Beschl. v. 31.3.2011 – 28 W (pat) 98/10, u. a. für „Fleisch und Fleischzubereitungen; Eier, Milch und Milchprodukte; feine Backwaren und Konditorwaren; Gewürze; Kühleis“. 53 BPatG, Beschl. v. 15.3.2011 – 33 W (pat) 507/10, für Dienstleistungen der Kl. 36. 54 BPatG, Beschl. v. 7.9.2011 – 26 W (pat) 507/10, für „Alkoholische Getränke, ausgenommen Biere“. 55 BPatG, Beschl. v. 15.3.2011 – 24 W (pat) 21/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 42. 56 BPatG, Beschl. v. 29.3.2011 – 27 W (pat) 574/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 41, 43. 57 BPatG, Beschl. v. 11.5.2011 – 26 W (pat) 524/10, für Waren der Kl. 30, 32, 33. 58 BPatG, Beschl. v. 1.9.2011 – 27 W (pat) 131/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 41. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der bisher umstrittenen Frage, ob Verlagsdienstleistungen im weitesten Sinn durch einen produktbezogenen Begriffsinhalt beschrieben werden könnten, wurde eingelegt: I ZB 68/11. 59 BPatG, Beschl. v. 19.9.2011 – 27 W (pat) 534/10, nicht schutzfähig für „Taschen, nämlich Aktentaschen, Badetaschen … aus textilem Material, auch Jute; Bekleidung; Kopfbedeckungen, Schuhe, auch aus Papier, …, Jute und anderen Naturprodukten, schutzfähig für „Verpackungsmaterial, -hüllen und -taschen aus Leder, Regenschirme und Sonnenschirme“. 62 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 bend sei. Dies gelte jedoch nicht bei Verpackungen aus Leder oder bei Schirmen. „Der überraschende Teil Bayerns“ lenke die Aufmerksamkeit auf Dienstleistungen, die einen Bezug zu einem wenig bekannten, unvermuteten Bereich des Bundeslandes aufwiesen und werde als reine Werbeaussage aufgefasst, die einfach gehalten, aber nicht mehrdeutig oder originell sei. 60 „Colour your life“ 61 werde auch im Inland nur als beschreibende Aufforderung verstanden, dem Leben Farbe zu verleihen. „Sweeter Than Love!“ 62 weise mit der Bedeutung „süßer als Liebe“ als sloganartige Sachangabe auf die geschmacklichen und optischen Eigenschaften der beanspruchten Fleisch-, Obst- und Gemüsewaren hin. Die Doppelbedeutung von „süß“ sowohl im gustatorischen (süßer Geschmack) wie auch im optischen Sinn (süßes Aussehen) ergebe keine schutzbegründende Mehrdeutigkeit. 5. Wortfolgen mit geografischen Herkunftsangaben Schutzfähig „Salva“ 63 sei der Name einer in Nordsiebenbürgen (Rumänien) gelegenen Ortschaft mit 2000 bis 5000 Einwohnern, die bis 1944 überwiegend von Deutschen bewohnt worden, aber im Inland auch bei den aus Rumänien eingewanderten Deutschen weitgehend unbekannt sei. Ebenso unbekannt sei der lateinische Begriff „Salva“ für „gesund, wohlbehalten, unversehrt“, weshalb das Zeichen nicht zur Täuschung geeignet sei. : Gröhnwohld sei der Name eines knapp 1.350 Einwohner zählenden, in Schleswig-Holstein gelegenen Dorfes, in dem ein Gewerbegebiet weder ausgewiesen noch geplant sei und auch kein Hopfen- oder Fruchtanbau betrieben werde. Wegen der geringen Größe und der geringen wirtschaftlichen Bedeutung des Ortes sei auch in Zukunft nicht mit nennenswerter wirtschaftlicher Entwicklung zu rechnen. 64 : Da in Deutschland nur ein Kloster dieses Namens existiere, bestehe eine Monopolstellung für die Produktion von Waren unter unternehmerischer Verantwortung des Klosters an diesem Ort. Dass nicht das Kloster Beuerberg oder sein Träger Markenanmelder sei und bisher auch keine Anhaltspunkte für dessen Berechtigung vorlägen, begründe kein Schutzhindernis nach § 8 Abs. 2 Nr. 2 MarkenG. 65 Nicht schutzfähig „Niedersachsen Ports“ 66: weise nur darauf hin, dass die jeweiligen Dienstleistungen für Hafeneinrichtungen in Niedersachsen bestimmt seien oder dort erbracht würden. „Port“ („Hafen“) werde mit beschreibender Inhaltsaussage (z. B. Port-Police) und in zahlreichen Fachbegriffen bereits verwendet (z. B. „ISPS-Code“ = International Ship and Port Facility Security Code). 60 BPatG, Beschl. v. 19.10.2011 – 29 W (pat) 14/11, für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 41. 61 BPatG, Beschl. v. 30.3.2011 – 26 W (pat) 518/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 28, 35, 38, 41, 42, 45. 62 BPatG, Beschl. v. 11.3.2011 – 28 W (pat) 2/09, schutzfähig für „Fisch; Eier; Speisefette; forstwirtschaftliche Erzeugnisse“, nicht schutzfähig u. a. für „Geflügel und Wild; Konfitüren; Milch- und Milchprodukte; lebende Tiere; frisches Obst und Gemüse; Blumen“. 63 BPatG, Beschl. v. 29.6.2011 – 26 W (pat) 520/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 32, 33, 35, 43. 64 BPatG, Beschl. v. 7.9.2011 – 26 W (pat) 19/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 32, 33, 41. 65 BPatG, Beschl. v. 5.10.2011 – 26 W (pat) 501/11, u. a. für „alkoholische Getränke“. 66 BPatG, Beschl. v. 5.4.2011 – 33 W (pat) 18/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 36, 37, 39. 63 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht „Cajun“ 67: Das ländliche, von Sumpfland geprägte Cajun-Country im Mississippi-Delta weise keine Bedeutung im Zusammenhang mit Automobilthemen oder mit dem inländischen Medienbereich auf. Soweit „Cajun“ als Bezeichnung einer Volksgruppe in den USA, ihres Dialekts, ihrer Musik oder Küche bekannt sei, liege eine fantasievolle Übertragung eines ethnischgeografischen Begriffs in den Bereich der Automobilliteratur bzw. vergleichbarer Medien vor, die sich mit Automobilthemen beschäftigten. „Madrid“ 68: Bei wirtschaftlich bedeutenden Orten wie der spanischen Hauptstadt bestehe eine grundsätzliche Vermutung für die Notwendigkeit der freien Verwendung für nahezu alle Waren/Dienstleistungen.69 6. Etablissementbezeichnungen Schutzfähig „Stadion An der Alten Försterei“ 70 sei wie ein üblicher und als Kennzeichen verstandener Etablissementname gebildet, den das Publikum in der Regel als betrieblichen Herkunftshinweis ansehe.71 Das Zeichen könne auch auf typischen Souvenirartikeln in einer herkunftshinweisenden Form angebracht sein.72 Etablissementbezeichnungen seien zudem für Dienstleistungen auf Veranstaltungen, die dort nur im Einverständnis mit dem Betreiber stattfinden könnten, nicht freihaltebedürftig. Hinsichtlich der Waren „ Druckereierzeugnisse, Fotografien; Waren aus Papier und Pappe“ liege hingegen eine schutzunfähige Inhaltsangabe vor.73 „Nordhessenhalle“ 74 sei nicht allgemein sprachüblich gebildet. Umgangssprachlich beschreibend wären „Halle in Nordhessen“ oder „nordhessische Halle“. Es habe sich z. B. bei Veranstaltungsstätten die Übung herausgebildet, Kennzeichen zu verwenden, die sich aus dem Namen einer Region oder Kommune und einer Einrichtungsbezeichnung (z. B. Stadion, Arena) zusammensetzten. Nicht schutzfähig „Orthopaedicum“ 7 5 lasse sich nach den allgemeinen Sprachregeln die ausschließlich beschreibende Bedeutung „orthopädisches Institut mit wissenschaftlichem Anspruch“ – nicht zuletzt wegen zahlreicher ähnlich gebildeter Begriffe wie z. B. Gynäkologicum, Implantologicum etc. – entnehmen.76 „Haarschmiede“ 77 sei inzwischen eine geläufige Etablissementbezeichnung für einen Friseursalon. „gewerbezentrale“ 78: Der Bedeutungsgehalt des Gesamtbegriffs sei vergleichbar mit einem Dachverband als zentrale Stelle, welche die Funktion der Leitung, Verwaltung, Koordination etc. im Hinblick auf produzierende Betriebe, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sowie Handelsunternehmen innehabe. 67 BPatG, Beschl. v. 10.3.2011 – 33 W (pat) 503/11, u. a. für „Magnetaufzeichnungsträger, Schallplatten; mit Programmen versehene Datenträger, Computerspiele, vorgenannte Waren der Klasse 9 ausschließlich mit Inhalten aus dem Automobilbereich; Druckereierzeugnisse; …, vorgenannte Waren der Klasse 16 ausschließlich mit Inhalten aus dem Automobilbereich“. 68 BPatG, Beschl. v. 17.2.2011 – 27 W (pat) 518/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 10, 25, 35. 69 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 17.2.2011 – 27 W (pat) 517/10 – „Gizeh“, für Waren der Kl. 10 und 25 sowie Dienstleistungen der Kl. 35. „Gizeh“ sei die drittgrößte Stadt in Ägypten und vor allem auch für seine Pyramiden bekannt. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass die Verbraucher eine Verbindung zu den beanspruchten Waren/Dienstleistungen – unter Umständen auch durch positiv besetzte Vorstellungen – herstellen könnten. 70 BPatG, Beschl. v. 18.1.2011 – 27 W (pat) 158/10, schutzfähig u. a. für „Papier; Schreibwaren; Bekleidungsstücke; Werbung, Erziehung; Unterhaltung; sportliche und kulturelle Aktivitäten“, nicht schutzfähig für „Druckereierzeugnisse; Photographien; Waren aus Papier und Pappe“. 71 Vgl. BPatG, Beschl. v. 30.5.2001 – 32 W (pat) 11/01 – Bodensee-Arena; Beschl. v. 15.11.2010 – 27 W (pat) 218/09 – Ruhrstadion. 72 A.A. BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 25 W (pat) 182/09 – Neuschwanstein. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde eingelegt: I ZB 13/11. 73 Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage, inwieweit Bezeichnungen, die für andere Waren und Dienstleistungen unterscheidungskräftig seien, als inhaltsbezogene Aussagen für Medien deshalb schutzunfähig sein könnten, weil die Marke selbst sowie die darunter angebotenen Waren/Dienstleistungen Gegenstand medialer Berichterstattung sein könnten, wurde nicht eingelegt. 74 BPatG, Beschl. v. 22.3.2011 – 27 W (pat) 16/11, u. a. für „Werbung; Veröffentlichung und Herausgabe von Druckschriften für Werbezwecke; Organisation und Durchführung von kulturellen, politischen und sportlichen Veranstaltungen; Beherbergung und Verpflegung von Gästen“. 64 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 werde als ein beschreibender Hinweis auf ein in Deutschland ansässiges bzw. in deutscher Trägerschaft stehendes Institut aufgefasst, das sich mit dem Thema „Menschenrechte“ beschäftige. 79 „Medienwerkstatt Coburg“ 80: „Medienwerkstatt“ bezeichne nachweislich Plattformen für Lehr- und Unterrichtsmaterialien oder auch Verkaufsplattformen und werde weder hoheitlich noch wie ein sonstiges Angebot der öffentlichen Hand verstanden.81 7. Personennamen unmittelbar beschreibe. Hotels widmeten sich in der Regel nicht nur dem Leben und Werk eines Künstlers. „Hugo Sinzheimer Institut“ 84: Der Rechtswissenschaftler und Sozialdemokrat, der als Vater des Arbeitsrechts gelte, gehöre nicht zu den berühmten Personen des Weltkulturerbes, wie z. B. Leonardo da Vinci, deren Namen in jedem Fall für die Allgemeinheit freizuhalten seien. Denn Hugo Sinzheimer sei nur deutschen, im Arbeitsrecht spezialisierten Fachleuten bekannt. Die Bezeichnung habe sich auch nicht zu einem beschreibenden Fachbegriff für eine bestimmte Art von Institutseinrichtungen oder Lehrmethoden entwickelt. Die Beschwerden waren erfolgreich in folgenden Fällen: 8. Wort-/Bildmarken „Fürst von Metternich“ 82: Der Name des Leiters des Wiener Kongresses eigne sich nach den Kennzeichnungsgewohnheiten der betreffenden Branchen nicht als Inhaltsangabe. Mit dem Namen würden nur politische Ereignisse assoziiert, jedoch gebe es keine Verbindungen zur Ess- und Weinkultur, zu Zeitungen oder zu einem bestimmten Tanz-, Musik- oder Kleidungsstil. Schutzfähig In folgenden Fällen waren die Beschwerden erfolgreich aufgrund der grafischen Ausgestaltung: „Dürer-Hotel“ 83 Die beschreibende Etablissementbezeichnung „Hotel“ verlange eine nähere Spezifizierung, die durch den kennzeichnungskräftigen Personennamen „Dürer“ erfolge. Solche Bezeichnungen seien schutzfähig, soweit der Name die Dienstleistung nicht Das Wortelement „Wissen und Handeln für die Erde“ weise darauf hin, dass die Gesamtheit der Erkenntnisse für das Wohl der Welt eingesetzt und Verhalten sowie Tätigwerden daran orientiert sein sollten. Dieser nicht unterscheidungskräftige Sinngehalt des nur im linken Randbereich sichtbaren Wortbestand85 75 BPatG, Beschl. v. 27.6.2011 – 28 W (pat) 46/10, nicht schutzfähig für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41, 42; schutzfähig für Waren und Dienstleistungen der Kl. 5, 10, 35, 39, 41. 76 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 29.9.2011 – 30 W (pat) 518/10 – CARDIOLOGICUM HAMBURG (Wort-/ Bild-Zeichen), für „Werbung und Geschäftsführung, wissenschaftliche Forschung, ärztliche Versorgung“. 77 BPatG, Beschl. v. 12.5.2011 – 30 W (pat) 554/10, u. a. für „Mittel zur Körper- und Schönheitspflege; Dienstleistungen eines Friseursalons“. 78 BPatG, Beschl. v. 9.2.2011 – 29 W (pat) 54/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 35, 38, 42. 79 BPatG, Beschl. v. 22.7.2011 – 24 W (pat) 43/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 35, 36, 41, 42. Da die Frage der Markenschutzfähigkeit von (beschreibenden) Institutsbezeichnungen und Vereinsnamen noch nicht abschließend als höchstrichterlich geklärt anzusehen sei, wurde die Rechtsbeschwerde zugelassen, jedoch nicht eingelegt. 80 BPatG, Beschl. v. 27.9.2011 – 27 W (pat) 582/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41, 42. 81 Vgl. hierzu „Stadtwerke Dachau“, Kopacek/Kortge, Jahresbericht BPatG 2010, GRUR 2010, 369 (377). 82 BPatG, Beschl. v. 18.5.2011 – 29 W (pat) 158/10, u. a. für „Bücher, nämlich …; Zeitungen“ und „Veröffentlichung und Herausgabe von Büchern, nämlich …; Organisation und Durchführung von Veranstaltungen im Bereich der Kultur, nämlich …“. 83 BPatG, Beschl. v. 9.3.2011 – 27 W (pat) 160/10, für Dienstleistungen der Kl. 41, 43. 84 BPatG, Beschl. v. 31.10.2011 – 29 W (pat) 542/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 36, 38, 41, 42, 45. 85 BPatG, Beschl. v. 28.3.2011 – 29 W (pat) 23/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 38, 41. 65 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht teils werde durch das – auch größenmäßige – Hervortreten des Bildelements in Form einer ungewöhnlichen Globusdarstellung (willkürlicher Helligkeitsverlauf bei den Kontinenten, nicht an die Pole angeschlossener Meridian), so weit überlagert, dass insgesamt eine Schutzfähigkeit gegeben sei. : Da der Umriss des Bildelements als Staatsgrenze auch den Fachverkehrskreisen im Transport- und Logistiksektor weitgehend unbekannt sei, verleihe der eigentümliche grafische Gesamteindruck dem Zeichen die Schutzfähigkeit. Aufgrund der blasser werdenden Rotfärbung handele es sich auch nicht um ein Hoheitszeichen, hier die Staatsflagge Georgiens. 86 : Der Aussagegehalt „ein Mehr an Fairness“ sei sinnlos, weil Fairness bzw. Gerechtigkeit entweder gegeben seien oder nicht. Auch weitere Bedeutungen wie „ein Mehr am Markt“ oder „Messe und Mehr“ wiesen keinen sinnvollen Aussagegehalt auf. Die einzelnen Bildelemente – die Anordnung der Wortbestandteile in unterschiedlicher Größe und Farbgebung, die skizzenhaft angedeutete Weltkugel – seien zwar für sich gesehen werbeüblich, bildeten aber einen in sich geschlossenen charakteristischen Gesamteindruck. 89 : Der Markentext erschöpfe sich im Sachhinweis auf erstklassige, hochwertige Zutaten, die weltweit bezogen oder angeboten würden. Die einzelnen Bildelemente seien zwar werbeüblich, vermittelten aber in ihrer konkreten Kombination einen unverwechselbaren charakteristischen Gesamteindruck. Die durch grafische Gestaltungselemente hervor gehobene Aufforderung90 zur Auswahl und Buchung von Pauschalreisen, Flügen und anderen Reisedienstleistungen bei einem Internet-Reisebüro beschreibe weder die Art, Bestimmung, Beschaffenheit noch sonstige Merkmale der vorwiegend an Geschäftskunden gerichteten Dienstleistungen, noch weise sie einen engen Bezug zu ihnen auf. : Die IR-Marke enthalte nur einen allgemeinen Sachhinweis, dass eine Internationale Vereinigung Saatgut fair und einheitlich teste. Der bildlichen Gesamtdarstellung liege trotz der Üblichkeit siegelartiger Darstellungen als Gütehinweise eine aufwändige Gestaltung zugrunde, die in der konkreten Verbindung der einzelnen für sich genommen (werbe-)üblichen Darstellungsmittel der Bildmarke das erforderliche Mindestmaß an Unterscheidungskraft noch vermittele. Nicht schutzfähig Erfolglos war hin gegen die Beschwerde im Fall „Woche aktuell“ 91 Der schutzunfähige Wortbestandteil stehe im Vordergrund des Gesamtzeichens. Bei Presseartikeln, insbesondere Tageszeitungen, Wochen- und Monatszeitschriften sei die Anordnung von in weißer Schrift gehaltenen Wortbestandteilen in einem roten Rechteck ein werbeübliches dekoratives Gestaltungsmittel.92 87 88 86 BPatG, Beschl. v. 29.6.2011 – 26 W (pat) 551/10, für Dienstleistungen der Kl. 39. 87 BPatG, Beschl. v. 12.1.2011 – 29 W (pat) 157/10, für „Groß- und Einzelhandelsdienstleistungen in Bezug auf Zutaten, Aromen sowie Düfte für die Nahrungsmittel- und pharmazeutische Industrie“. 88 BPatG, Beschl. v. 29.7.2011 – 28 W (pat) 37/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 31, 42, 44. 89 BPatG, Beschl. v. 26.9.2011 – 29 W (pat) 144/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 27, 28, 30, 35, 38. 90 BPatG, Beschl. v. 7.6.2011 – 26 W (pat) 49/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 39, 41. 91 BPatG, Beschl. v. 26.1.2011 – 29 W (pat) 167/10, u. a. für „Druckereierzeugnisse; Werbung; Unterhaltung“. 92 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 21.12.2011 – 29 W (pat) 182/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41 – neue Gesundheit (Wort-/Bildzeichen). 93 BPatG, Beschl. v. 17.5.2011 – 27 W (pat) 144/10, für Waren der Kl. 25. 66 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 : Die grafische Gestaltung der werbeüblich anpreisenden Wortbestandteile sei weder besonders eigentümlich noch überraschend kreativ und unterscheide sich insbesondere von den aufwändigen und einfallsreichen Tatoo-Marken der Hardy-Life LLC. Eine Anbringung in herkunftshinweisender Form liege nicht vor.94 93 9. Bildmarken Schutzfähig : Für Druckereierzeugnisse und Zeichnungen auf den Gebieten der Architektur und des Bauingenieurswesens sei die deutlich erkennbare grafische Darstellung eines Bibers nicht unmittelbar beschreibend. Außer Betracht zu bleiben habe, dass der Familienname des Anmelders phonetisch dem Gegenstand der Abbildung entspreche. Der Disclaimer „alle … Waren … nur für Publikationen auf dem Gebiet der Architektur und des Bauingenieurwesens“ sei zulässig, weil der Produktbereich positiv formuliert sei. 95 : Als schutzfähig sah der 27. Senat die sechs zweidimensionalen für „Schuhwaren“ beanspruchten Bildzeichen an. Diese gäben nicht nur schmückende Details von Schuhen wieder. Deren grafische Ausge96 staltung verfüge vielmehr über begriffliche Inhalte, nämlich die römischen Ziffern „XI“, „IX“, „V“, „X“, die Kombination aus „I“, „X“ u. „I“ oder den Buchstaben N, wobei eine markenmäßige Verwendung im Sinne der – eingangs erwähnten – BGH-Rechtsprechung zu „Marlene-Dietrich-Bildnis II“ und „TOOOR!“ unterstellt werde. Nicht schutzfähig Die Verbindung der beiden glatt beschreibenden Symbole für Medizin und Recht in der vorliegenden piktogrammartigen Form97 schaffe keine durch weitere Verfremdung neue eigentümliche Gestaltung, vielmehr blieben beide Symbole in ihrer Bedeutung erkennbar und bildeten keine neue fantasievolle Einheit. Die Abbildung98 beschränke sich auf die Sachaussage, dass es sich bei den betreffenden Lebensmitteln um heimische Milch- bzw. Rindfleischprodukte handele, was nicht für Kakaobohnen und -pulver gelte, so dass das Zeichen insoweit schutzfähig sei. Die konkrete Tierdarstellung unterscheide sich von einer naturalistischen Wiedergabe nur durch die gestreifte Farbgebung, die vom Publikum als die Farben der Bundesrepublik Deutschland und damit als geografischer Herkunftshinweis gesehen würden. 94 Vgl. BGH GRUR 2010, 825, Rn. 22 – Marlene Dietrich Bildnis II. 95 BPatG, Beschl. v. 1.3.2011 – 24 W (pat) 18/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 36, 42. 96 BPatG, Beschl. v. 11.1.2011 – 27 W (pat) 278/09 sowie 279/09 bis 283/09, jeweils vom 1.2.2011 für „Schuhwaren“. 97 BPatG, Beschl. v. 24.2.1011 – 30 W (pat) 47/10, u. a. für „Vorträge, Seminare und Praktika eines Rechtsmediziners, eines forensischen Psychiaters, auch zum Medizinrecht, ärztlichen Standesrecht und zu medizinethischen Fragen“. 98 BPatG, Beschl. v. 26.10.2011 – 28 W (pat) 544/10, nicht schutzfähig für zahlreiche Waren der Kl. 29, 30, 32, schutzfähig für „Kakao“. 67 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht 10. Geografische Herkunftsangaben nach der Verordnung (EG) Nr. 520/2006 des Rates vom 20. März 2006 zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel „Bayerischer Obazda, Obazda, Bayerischer Obazter und Obazter“ 99: Der Antrag eines Herstellers von Obazdem aus Baden-Württemberg auf Zurückweisung des Eintragungsantrags einer Schutzgemeinschaft hatte Erfolg. Die Bezeichnungen seien keine Gattungsbezeichnungen im Sinne des Art. 3 Abs. 1 der VO (EG) 510/2006, sondern bezeichneten ein Lebensmittel, bei dem sich das Ansehen aus dem geografischen Ursprung ergebe und das in einem abgegrenzten geografischen Gebiet hergestellt werde. Eine Produktion außerhalb Bayerns im größeren Umfang sei nicht nachgewiesen. Das DPMA müsse u. a. prüfen, ob bei der heute auch üblichen industriellen Herstellung das Verbot von Konservierungsstoffen eine sachgerechte Beschränkung sei. Die Sache wurde daher zurückverwiesen. Die Markenabteilung des DPMA hatte den Antrag auf Eintragung von „Hiffenmark“ und „Fränkisches Hiffenmark“100, das dialekt-fränkische Wort für „Hagenbuttenkonfitüre“, als geografische Angabe in das von der Kommission geführte Verzeichnis als unzulässig verworfen, weil die Beschwerdeführerin nur Einzelherstellerin, keine Vereinigung und mangels Nachweises eines abgrenzbaren geografischen Gebietes dieser auch nicht gleichzustellen sei. Der 30. Senat hat die Sache an das DPMA zurückverwiesen, da das Vorbringen der Beschwerdeführerin, das Erzeugnis „(Fränkisches) Hiffenmark“ verfüge über einen „guten Ruf“ und An- sehen, nicht gewürdigt worden sei. Auch das Ansehen könne eine herkunftsbezogene Eigenschaft begründen, was vorliegend durch die Stellungnahmen mehrerer Verbände und Behörden nachgewiesen sei. „Schwarzwälder Schinken“ 101: Der Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller hatte beantragt, die Benutzungsbedingungen der geschützten geografischen Angabe dahingehend zu ändern, dass Schwarzwälder Schinken im Schwarzwald geschnitten und verpackt werden müsse. Hiergegen hatte u. a. ein Fleischverarbeitungsbetrieb Beschwerde erhoben, der seinen im Schwarzwald produzierten Schinken in Norddeutschland schneide und verpacke. Der 30. Senat entschied, dass die Echtheit von geschnittenem und verpacktem Schwarzwälder Schinken nur dann hinreichend gewährleistet sei, wenn die genannten Verarbeitungsschritte im Schwarzwald durchgeführt würden und dies vor Ort kontrolliert werden könne. 11. Sonstiges Die nachfolgenden Entscheidungen betreffen § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG: : Die Beschwerde war erfolglos, da das angemeldete Zeichen gegen § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG verstoße. Die Buchstabenfolge sei als Abkürzung für „reconquista“ auch in Deutschland bekannt für die Rückeroberung der von Muslimen beherrschten Iberischen Halbinsel durch die Christen. „RCQT“ stehe im heutigen Sprachgebrauch für islamfeindliche Botschaften. Auch die Grafik wirke fremdenfeindlich und militant. 99 BPatG, Beschl. v. 22.9.2011 – 30 W (pat) 9/10, für „Käsezubereitung“. 100 BPatG, Beschl. v. 14.7.2011 – 30 W (pat) 76/09, für „Konfitüre“. 101 BPatG, Beschl. v. 13.10.2011 – 30 W (pat) 33/09, für „Fleischerzeugnisse“. 102 BPatG, Beschl. v. 3.3.2011 – 27 W (pat) 554/10, für Waren der Kl. 18, 24, 25. 68 102 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 Als mit § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG vereinbar wurde das angemeldete Wortzeichen „Berliner Reichstagsbrand“103 angesehen: Der Durchschnittsverbraucher werde das Ereignis zwar mit dem Ende der Weimarer Republik und dem Übergang zur Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Verbindung bringen. Aber im Zusammenhang mit Spirituosen werde das Publikum mit dem Wort „Brand“ – dem klanglichen Doppelsinn entsprechend – ein gebranntes alkoholisches Getränk wie Branntwein verbinden. Eine politisch unerträgliche und deshalb sittlich anstößige Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus sei nicht gegeben. reit für) errege sittlichen Anstoß. Daran ändere auch dessen zahlreiche Verwendung in Filmen, in der Literatur und in den Medien nichts. Die Verwendung von Vulgärsprache habe nichts mit Liberalisierung zu tun, zumal in der Erziehung auf deren Vermeidung hingewirkt werde. Die Anlehnung an die farbliche Gestaltung einer bekannten Motorradmarke reiche nicht aus, einen Bezug zum Motorradtreffen am Faaker See herzustellen. FICKEN104: Aufgrund der fortschreitenden Liberalisierung liege kein unerträglicher Verstoß gegen das sittliche Empfinden der Allgemeinheit vor. Die derbe Bezeichnung für den Vollzug des Geschlechtsverkehrs sei in ihrem Aussagegehalt geschlechtsneutral und damit nicht einseitig herabsetzend.105 Dem der Vulgärsprache entstammenden Wort bedienten sich verschiedene gesellschaftliche Schichten und Altersklassen, wie z. B. Titel von Bühnenstücken, Filmen und Büchern.106 Zudem könne es sich im betroffenen Modebereich auch um einen Nachnamen handeln (67 deutsche Telefonbucheinträge), der als Einnähetikett markenmäßig verwendet werde. 1. Wegen Bösgläubigkeit nach § 50 Abs. 1 i. V. m. § 8 Abs. 2 Nr. 10 MarkenG Anderer Ansicht war der 27. Senat hinsichtlich des Zeichens „Ready to Faak!“ 107 Obwohl das Wort “Fuck” durchgestrichen sei, bleibe es lesbar und erfahre gerade deswegen Aufmerksamkeit. Der vulgäre Ausdruck „Fuck“ für die Ausübung von Geschlechtsverkehr in Verbindung mit „ready to“ (be- III. Löschungsverfahren Bejahung von Bösgläubigkeit Die Rechtsprechung des BPatG erfuhr keine Änderungen.108 Nach Ansicht des 28. Senats handelte die Inhaberin der u. a. für Fleisch- und Wurstwaren 2006 angemeldeten und seit 2007 registrierten Bildmarke109 bösgläubig, weil sie seit 2004 von der Benutzung für eine Salami durch ihre österreichischen Konkurrentinnen im Inland gewusst habe. Da es sich um ein spezifisches Marktsegment mit vergleichsweise wenigen Anbietern handele, könne auch deren Kenntnis vom Umfang dieser Benutzung unterstellt werden. Eine Förderung der eigenen Marktposition, die den Eingriff in den schutzwürdigen Besitzstand ihrer Mitbewerberinnen gerechtfertigt hätte, sei zu verneinen, weil sie eine Benutzung ihrer Marke nicht belegt und unmittelbar nach Erlangung des Markenschutzes mit einer Berechtigungsanfrage und Abmahnungen 103 BPatG, Beschl. v. 14.9.2011 – 26 W (pat) 502/11, für „Spirituosen“. 104 BPatG, Beschl. v. 3.8.2011 – 26 W (pat) 116/10, für Waren der Kl. 25, 32, 33. 105 anders hierzu BPatG, Beschl. v. 26.9.2011 – 26 W (pat) 8/11 – Schlumpfwichse. Die Marke verletze aufgrund der Wortkombination eines derben Ausdrucks für Ejakulat und einer bei Kindern beliebten Comicfigur sowie als Aufforderung zum Spermatrinken im übertragenen Sinn das Sittlichkeitsgefühl eines erheblichen, zu respektierenden Personenkreises. Mit ähnlicher Argumentation vgl. BPatG, Beschlüsse v. 9.2.2011 – 26 W (pat) 31/10 – ARSCHLECKEN24 und 36/10 – Wort-/Bildzeichen mit gleichem Wortlaut. 106 So auch: BPatG, Beschl. v. 28.9.2011 – 26 W (pat) 44/10 – Wort-/Bildzeichen „FICKEN Liquors“, für Waren der Kl. 25, 32, 33. 107 BPatG, Beschl. v. 20.9.2011 – 27 W (pat) 138/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 41. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung bei sexuell anzüglichen Wörtern wurde eingelegt: Aktenzeichen I ZB 89/11. 108 Zu den Grundsätzen vgl. Grabrucker, Mitt 2008, 532 ff. 109 BPatG, Beschl. v. 3.8.2011 – 28 W (pat) 40/10. Die in kyrillischen Buchstaben geschriebene Bezeichnung wird in lateinischer Schreibweise mit „Berjozka“ wiedergegeben, was im Russischen „Birke“ heißt. 69 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht gegen diese vorgegangen sei. Die Löschungsentscheidung des DPMA wurde daher bestätigt. Für die in Klasse 33 eingetragenen „alkoholischen Getränke (ausgenommen Biere), insbesondere Weine, Schaumweine, Sekte, weinhaltige Getränke“ stellte der 26. Senat bei der Inhaberin der Wortmarke „Marsecco“110 Bösgläubigkeit fest. Der schutzwürdige Besitzstand des Antragstellers ergebe sich aus dem seit 2005 getätigten Absatz von mit „MARSECCO“ etikettierten Schaumweinflaschen sowie aus dessen Präsenz in mehreren Online-Verkaufsportalen. Davon habe die Markeninhaberin u. a. als langjährige Kundin Kenntnis gehabt. Zudem habe sie die Marke sofort an den früheren Vertriebspartner des Antragstellers lizenziert, der inzwischen als dessen Konkurrent Schaumweine unter der Marke anbiete. Die übrigen Waren111 lägen weder im engen Ähnlichkeitsbereich, noch sei insoweit ein schutzwürdiger Besitzstand des Antragstellers behauptet worden. Verneinung von Bösgläubigkeit Die Frage, ob die Anmeldung der u. a. für Kraftfahrzeuge eingetragenen Wortmarke „Simca“ 112 bösgläubig sei, wenn die für die Antragstellerin international und in Frankreich eingetragene Marke „SIMCA“ auch im Ausland schon lange vor der Anmeldung des angegriffenen Zeichens nicht mehr benutzt worden sei, verneinte der 28. Senat in Übereinstimmung mit dem DPMA. Die „Wiederbelebung“ einer ehemals verwendeten Bezeichnung könne nicht als rechtsmissbräuchlich angesehen werden, weil das Markenrecht keine eigenständige schöpferische Leistung verlange. In dem Verfahren gegen die Wort-/Bildmarke „PitLANE24“ 113 hob der 29. Senat die Löschungsentscheidung des DPMA auf, weil deren Anmeldung nicht mit hinreichender Sicherheit als bösgläubig eingestuft werden könne. Mangels geschäftlicher Betätigung der von den Geschäftsführern der Markeninhaberin mit dem Antragsteller gegründeten PitLANE-Unternehmen habe kein schutzwürdiger Besitzstand entstehen können. Aus der Anmeldung der Marke ohne vorherige Absprache mit den Mitgesellschaftern der PitLANE-Unternehmen könne noch nicht auf eine Behinderungsabsicht geschlossen werden. Denn aufgrund des ursprünglich gemeinsamen Interesses der Parteien an der Verwirklichung der vom Antragsteller entwickelten Geschäftsidee und der bevorstehenden Internetpräsenz von „PitLANE24.de“ Anfang April 2007 habe ein tatsächliches und dringendes Bedürfnis für die Markenanmeldung am 2. April 2007 bestanden, welche die PitLANE-Unternehmen mangels finanzieller Ausstattung nicht selbst hätten vornehmen können. Hinzu komme die tatsächliche Benutzung der Marke durch ein PitLANE-Unternehmen ab April 2007 mit Billigung der Markeninhaberin. Nach Ansicht des 27. Senats lag bei der Wort-/Bildmarke „LIMES LOGISTIK“ 114 keine bösgläubige Markenanmeldung vor, so dass die Beschwerde des Markeninhabers Erfolg hatte. Typische Gründungsaktivitäten vor der Anmeldung am 21. März 2005, wie die Beschaffung von Domainnamen, Bestellung von Visitenkarten, Briefbögen etc. sowie die Verschickung eines Rundbriefes, könnten keinen schutzwürdigen Besitzstand der Antragstellerin begründen. Keinem der beiden Wettbewerber auf dem Gebiet der Logistikdienstleistungen für die Durchführung von Veranstaltungen habe vor der Anmeldung ein nachweisbar eigenständiges Recht an der Bezeichnung zugestanden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Markeninhaber, der seit 1996 im Logistikbereich tätig gewesen und dessen Wettbewerbsverbot Ende 2005 ausgelaufen sei, die Streitmarke tatsächlich für seine eigene geschäftliche Betätigung habe nutzen wollen. 110 BPatG, Beschl. v. 27.4.2011 – 26 W (pat) 59/10. 111 Der Kl. 3, 5, 21: u. a. „Mittel zur Körper- u. Schönheitspflege; pharmazeutische Erzeugnisse; Glaswaren“. 112 BPatG, Beschl. v. 12.4.2011 – 28 W (pat) 13/10. 113 BPatG, Beschl. v. 20.7.2011 – 29 W (pat) 95/10 für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 41, 42. 114 BPatG, Beschl. v. 19.7.2011 – 27 W (pat) 164/10 für Waren und Dienstleistungen der Kl. 6, 19, 35, 37, 39, 41, 43, 44. 70 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 Der 29. Senat verneinte in Übereinstimmung mit dem DPMA die Löschung der u. a. für feine Back- und Konditorwaren registrierten Wortmarke „Kaupmann“ 115 wegen Bösgläubigkeit. Es fehle schon an einem schutzwürdigen Besitzstand der Antragstellerin, weil sie die Bezeichnung nur für den Betrieb einer Großbäckerei in Bielefeld benutzt habe und zum Anmeldezeitpunkt keine Ausdehnungstendenzen ersichtlich gewesen seien. Da das Recht zur Führung des Namens „Bäckerei Kaupmann“ laut Kaufvertrag ohne die schriftliche Zustimmung des Markeninhabers nicht auf die Antragstellerin habe übergehen sollen, sei dieser im guten Glauben gewesen, ihm stehe auch nach der Veräußerung wesentlicher Betriebsteile seines früheren Unternehmens mangels Zustimmung das Recht an der Bezeichnung zu. Er sei überfordert gewesen, die verschiedenen rechtlichen Ebenen (Firma, Unternehmenskennzeichen, Marke) auseinander zu halten, und daher einem Rechtsirrtum unterlegen, der eine Behinderungsabsicht ausschließe. Bösgläubigkeit wurde auch im Löschungsverfahren betreffend die am 7. Juni 2005 angemeldete Wortmarke „Entertainer.de“ 116 verneint. Durch die im Jahre 2002 erfolgte Eintragung der Internet-Domain „entertainer.de“ bei der zentralen Registrierungsstelle DENIC e. G. habe der Antragsteller nur ein Nutzungsrecht, aber kein dinglich wirkendes Kennzeichenrecht erworben. Ob das Parken auf der Domain-ParkingPlattform des Unternehmens Sedo eine markenmäßige Verwendung des Domainnamens darstelle, könne dahingestellt bleiben. Der Antragsteller habe diese Nutzungsform erst mehr als ein halbes Jahr nach der Markenanmeldung aufgenommen. Gegen eine Behinderungsabsicht spreche, dass die Markeninhaberin als größter deutscher Fachverlag der Entertainment-Branche mit registrierten acht Domains ihre aus acht Marken mit dem Bestandteil „entertainer“ bestehende Markenfamilie habe fortschreiben wollen. Zusätzlich seien die Verhandlungen über den Erwerb bzw. die Anmietung der identisch lautenden Internet-Domain des Antragstellers durch die Markeninhaberin zum Anmeldezeitpunkt noch nicht endgültig abgeschlossen gewesen. Der 27. Senat hielt es nicht für bösgläubig, dass der Inhaber die Wortmarke „BEFA“ 117 am 9. Januar 2007 für dieselben Dienstleistungen anmeldete, die auch die Antragstellerin anbot, nämlich Beratung, Planung und Vorführung von Schweiß-, Schneid- und Gasversorgungsanlagen. Da er am 29. Dezember 2006 ein Unternehmen erworben habe, das selbst einen schutzwürdigen Besitzstand an dem Unternehmenskennzeichen „BEFA“ erlangt habe, habe er mit der Markenanmeldung in erster Linie den eigenen Besitzstand sichern wollen. Die kennzeichenrechtliche Gleichgewichtslage der Beteiligten sei nicht zum Nachteil der Antragstellerin verändert worden, nachdem eine gleichlautende andere Wortmarke bereits 2004 von einer der vier namensgleichen Konkurrenten angemeldet worden sei. 2. Wegen absoluter Schutzhindernisse nach §§ 50 Abs. 1, 2 i. V. m. 8 Abs. 2 Nr. 1 – 9, 54 MarkenG Gelöscht wurden „Querdenker“118: Ein Querdenker sei eine Person, die Problemstellungen mit innovativen, unorthodoxen und themenübergreifenden Gedanken fernab der eingefahrenen Muster zu lösen imstande sei. Da die Marke sich in einer Sachaussage über den Inhalt der Druckereierzeugnisse sowie die Art und Weise der Werbe- bzw. Beratungsdienstleistungen erschöpfe, könnten auch naheliegende markenmäßige Verwendungsmöglichkeiten ihr nicht zur Schutzfähigkeit verhelfen.119 115 BPatG, Beschl. v. 8.7.2011 – 29 W (pat) 30/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 42. Die Rechtsbeschwerde wurde zugelassen zur Klärung der Voraussetzungen, wann ein – nicht widerlegbarer – Rechtsirrtum die Bösgläubigkeit ausschließt. Sie wurde nicht eingelegt. 116 BPatG, Beschl. v. 26.9.2011 – 29 W (pat) 169/10, für Waren der Kl. 9, 16. 117 BPatG, Beschl. v. 5.9.2011 – 27 W (pat) 72/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 1, 6, 9, 16, 37, 40, 41, 42. 118 BPatG, Beschl. v. 9.2.2011 – 29 W (pat) 208/10, löschungsreif für „Druckereierzeugnisse; Werbung, Unternehmensberatung, Marketingberatung; Seminare, Ausbildungs- und Fortbildungsberatung“. 119 Vgl. die eingangs erwähnte BGH-Rechtsprechung zu „Marlene-Dietrich-Bildnis II“ und „TOOOR!“. 71 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht „18 +“ 120: weise darauf hin, dass die Waren und Dienstleistungen für die Altersgruppe der „über 18-Jährigen“ bestimmt oder geeignet seien, oder dass deren Erwerb bzw. Inanspruchnahme an die Volljährigkeit der Konsumenten geknüpft sei. Die Kombination einer Zahl mit „Plus“ oder „+“ zur Beschreibung einer Altersgruppe werde in den verschiedensten Bereichen bereits benutzt (50plus; 30 Plus; 40 Plus). „Kaleido“121: werde für die vom eingetragenen Warenoberbegriff „Spielzeug“ umfassten „Kaleidoskope“ nur als eine verkürzte Beschreibung der Ware selbst verstanden. Nach den linguistischen Erkenntnissen der sog. Assoziations- oder Prototypentheorie würden lückenhafte Wörter in allgemein verständlicher Weise ergänzt. „EXPAT“ 122 als Kurzform des englischen Wortes „expatriate“ („Ausgebürgerter, im Exil Lebender“) habe sich zu einem Fachbegriff für ins Ausland entsandte Arbeitskräfte entwickelt, so dass die Marke nur die Bestimmung und Eignung der Dienstleistungen angebe, auch wenn nur ein kleiner Teil des Gesamtverkehrs den Fachbegriff kenne. Der griechische Begriff „Meso“ bedeute „in der Mitte“ und sei bereits zum Eintragungszeitpunkt 2007 für Geräte und Apparate eine gängige physikalische Angabe für mittlere Leitungsstärke gewesen. Ferner werde er als Abkürzung für Mesotherapie, eine in der Schönheits- und Kosmetikbranche bekannte Behandlungsmethode, verwendet, auf die sich die in diesem 123 Bereich angesiedelten Waren und Dienstleistungen beziehen könnten. „escapulario.com“ 124: Escapulario sei ein als Glücksbringer fungierendes Andachtsbändchen für die Hand oder den Hals, das aus zwei an einer Schnur befestigten, medaillonförmigen Heiligenbildern bestehe. Es sei im Schmuckbereich eine Gattungsbezeichnung, während die Top-Level-Domain keine eigenständige Bedeutung habe. Der Disclaimer „alle ausgenommen zwei an einer Schnur befestigte, medaillonförmige Heiligenbilder“ sei aus Gründen der Rechtssicherheit125 seit der Postkantoor-Entscheidung des EuGH126 unzulässig. Mit „Löss“ 127 werde eine sehr fruchtbare, gut durchlüftete und leicht zu bearbeitende Bodenart bezeichnet, die sich auch in den Weinanbaugebieten Rheinhessens, der Pfalz und des Rheingaus finde und auf den Geschmack eines Weins auswirke. Als wichtige Angabe über die geologische Herkunft handele es sich daher um ein sonstiges Merkmal für die vom eingetragenen Warenoberbegriff „Alkoholische Getränke (ausgenommen Biere)“ mitumfassten Weine. „has Antep“ 128: „has“ bedeute „eigentümlich, echt, rein“. „Antep“ sei die Kurzfassung der türkischen Provinz „Gaziantep“, die kulinarische Spezialitäten hervorbringe, so dass nur auf die geografische Herkunft der Waren hingewiesen werde. Diese beschreibende Bedeutung sei im Hinblick auf den Im- und Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus der Türkei auch für den inländischen Verbraucher erkennbar. 120 BPatG, Beschl. v. 18.8.2011 – 25 W (pat) 10/11, löschungsreif u. a. für „Datenträger aller Art ...; Computer und Computersoftware und -hardware ...; Telekommunikation ...; pharmazeutische Erzeugnisse ...; belichtete Filme ..., Tonfilme, ... CDs, ...; Druckschriften ...; Filmverleih ...; Sexualhilfsmittel ...; ... Schmuckwaren; Bekleidungsstücke ...“. 121 BPatG, Beschl. v. 21.9.2011 – 29 W (pat) 40/09. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zur grundsätzlichen Frage der Einbeziehbarkeit linguistischer Erkenntnisse in die Sachverhaltsermittlung wurde eingelegt: I ZB 72/11. 122 BPatG, Beschl. v. 8.2.2011 – 33 W (pat) 42/09, löschungsreif für „Versicherungs-, Finanzwesen; Rechts- und Steuerberatung.“ 123 BPatG, Beschl. v. 31.5.2011 – 27 W (pat) 73/10 i. V. m. ergänzendem Beschl. v. 27.9.2011, löschungsreif für Einrichtungen für Kosmetik institute, nämlich Kosmetikkabinen; Massage- und Behandlungsliegen, Massage- und Behandlungsstühle, Rolltische; kosmetische Geräte und Apparate, insbesondere handbetätigte Porations-, Iontophorese-, Sono-, Dermabrasions- und Massagegeräte/-apparate, soweit nicht in anderen Klassen enthalten; Veranstaltung von Schulungen ...; Gesundheits- und Schönheitspflege ...“. 124 BPatG, Beschl. v. 26.7.2011 – 27 W (pat) 35/10, löschungsreif u. a. für „Edelmetalle; Juwelierwaren, Schmuckwaren, Edelsteine; Schmuck aus Leder und/oder Stein, Lederbändchen; alle ausgenommen zwei an einer Schnur befestigte, medaillonförmige Heiligenbilder“. 125 Vgl. EuGH GRUR 2004, 674, 679 Rdnr. 114 f. – Postkantoor. 126 GRUR 2004, 674, 679 Rdnr. 114 – 117; inzwischen gefestigte Rechtsprechung des BPatG. 127 BPatG, Beschl. v. 3.8.2011 – 26 W (pat) 164/09, löschungsreif für Kl. 33. 128 BPatG, Beschl. v. 14.11.2011 – 28 W (pat) 138/10, löschungsreif für Waren der Kl. 29, 30, vorwiegend Obst, Gemüse, Wurstwaren und Gewürze. 72 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 „D A K I N I“ 129: (sanskrit: Himmelstänzerin) sei ein weibliches (erleuchtetes) engels- oder gottgleiches Wesen, dem als transzendenter (buddhistischer) Figur in religiöser Theorie und Praxis Respekt oder Wertschätzung entgegengebracht werde. Eine Kommerzialisierung werde von den praktizierenden Buddhisten in Deutschland als anstößig empfunden (§ 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG). Die Leerzeichen zwischen den Buchstaben würden nicht bemerkt. : stimme mit den Kernelementen der heraldischen Beschreibung der Europaratsflagge überein („Auf blauem Grund Kranz von 12 fünfzackigen Sternen, deren Spitzen sich nicht berühren.“) und weise als unberechtigte heraldische Nachahmung (§ 8 Abs. 2 Nr. 8, Abs. 4 MarkenG) auf ein europäisches Pfandsystem oder auf einen europäischen Auftrag zum Lebensmitteltransport und somit auf eine Verbindung zur EU hin. 130 : Auch hier liege eine verbotene Nachahmung vor. Der 13. Stern stelle nur eine geringfügige Abweichung von den heraldischen Kernelementen der Europaratsflagge dar, die zudem keine bestimmte Form für die Grundfläche vorgäben. Die Waren und Dienstleistungen „Koch- und Kühlgeräte; Dienstleistungen zur Verpflegung und Beherbergung 131 von Gästen“ hätten Bezug zu Tätigkeitsbereichen der EU im Bereich der Geräte- und Lebensmittelsicherheit sowie auf dem Gebiet umweltorientierter Beherbergungsbetriebe. Die Elemente „EURO“ und die stilisierte Abbildung Europas verstärkten den Eindruck einer entsprechenden Verbindung. Nicht gelöscht wurden „ORDU-Döner“ 132: Weder die türkische Stadt noch die Region „Ordu“ seien bislang im Zusammenhang mit der Produktion oder Herkunft von Lebensmitteln für den deutschen Markt in Erscheinung getreten. Da im Inland ein umfassendes Importverbot für Fleischprodukte aus der Türkei bestehe, müsse auch nicht mit einer Entwicklung zur geografischen Herkunftsangabe gerechnet werden. „BEAUTY WALKER“ 133: Es könne nicht mit der für eine Löschung erforderlichen Sicherheit festgestellt werden, dass schon im Eintragungszeitpunkt Mai 2000 unter einem „Walker“ ein „(Lauf)Schuh, Treter“ und damit die Ware selbst im Sinne von „schönen Schuhen für Wanderer“ verstanden worden sei. : Die Bildmarke sei in Bezug auf die registrierten Waren aus Metall, insbesondere Blechschilder und -postkarten, nicht schon deshalb löschungsreif, weil sie das früher in der DDR gebräuchliche sog. Fußgänger-Ampelmännchen wiedergebe, das seine rechtliche 134 129 BPatG, Beschl. v. 10.5.2011 – 27 W (pat) 50/10, löschungsreif für „Durchführung von Aroma-Massagen“. 130 BPatG, Beschl. v. 11.8.2011 – 26 W (pat) 62/10, löschungsreif für u. a. „Container nicht aus Metall, insbesondere für Lagerung u. Transport von Lebensmitteln; Reinigung, Instandhaltung, Instandsetzung von Containern; Transportwesen ...; Verpackung und Lagerung von Waren, insbesondere von Lebensmitteln und Lebensmittelresten in Containern“. 131 BPatG, Beschl. v. 4.8.2011 – 27 W (pat) 105/10. 132 BPatG, Beschl. v. 22.6.2011 – 28 W (pat) 132/10, u. a. für „Fleisch, Wurstwaren ... , Gerichte aus vorstehenden Waren; ... Verpflegung von Gästen ...“; so auch BPatG, Beschl. v. 22.6.2011 – 28 W (pat) 133/10 – AKSARAY-Döner für identische Waren und Dienstleistungen. 133 BPatG, Beschl. v. 5.7.2011 – 27 W (pat) 67/10, für „Schuhwaren“. 134 BPatG, Beschl. v. 4.8.2011 – 28 W (pat) 29/11. 73 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht Bedeutung als Verkehrszeichen mit der Wiedervereinigung verloren habe. Ferner seien Verwendungsformen denkbar und naheliegend, bei denen das Zeichen ausschließlich als Herkunftshinweis verstanden werde. „il Punto“ 135: Es habe nicht belegt werden können, dass die mit „Der Treff(punkt)“ zu übersetzende italienische Wortfolge ein Synonym für eine Gaststättenbezeichnung sei. „BULLI“ 136: Sei nicht als herstellerunabhängige Bezeichnung für „motorgetriebene Radfahrzeuge“ üblich geworden (§ 8 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG). Nur die von der Markeninhaberin, der VW AG, und damit von einem bestimmten Unternehmen hergestellten Kleintransporter würden „BULLI“ genannt. IV. Kollisionsverfahren 1. Warenähnlichkeit „Pfeffi“ ./. „Pfeffi“137: Zwischen den Vergleichswaren „Weißweinen, Rotweinen, Glühwein“ und „Bonbons, Pefferminzkomprimaten“ fehle es an einer relevanten Ähnlichkeit, da letztere nicht in Verbindung mit alkoholischen Getränken konsumiert würden. Dass es Zuckerwaren mit alkoholischer Füllung gebe, ändere nichts an der Andersartigkeit von Beschaffenheit und Verwendungszweck. Gleiche Vertriebswege aufgrund gleicher Verkaufsstätten spielten bei Massenprodukten des täglichen Bedarfs keine Rolle, ansonsten würde der Begriff der Warenähnlichkeit völlig unscharf. 2. Rechtserhaltende Benutzung ./. „SCORPIONS“ 138: Bei Merchandise- Bekleidungswaren in der Musikbranche werde häufig mit deutlich sichtbaren Aufdrucken, z. B. dem Bandnamen als Werbe- und Imagebotschaft, im Brust- oder Rückenbereich von Oberbekleidung, wie z. B. T‑Shirts, auf die Herkunft der Ware hingewiesen. Konzertorte und -namen fasse das Publikum als austauschbare sachliche Hinweise auf. Der 33. Senat nahm eine Verwechslungsgefahr an, da die Wortelemente „BUDO´S FINEST“ beschreibend auf eine asiatische Kampfsportart und eine gute Qualität der Waren hinwiesen sowie optisch untergeordnet seien. Die Bilddarstellung eines Skorpions illustriere nur den Wortbegriff. ./. „TOMTEC“139: Die Benutzung einer Gemeinschaftsmarke in nur einem Mitgliedstaat (hier: Deutschland) reiche aus. Eine klangliche Ähnlichkeit sei gegeben, weil die Konsonantenabweichung (L/M) in der Wortmitte zu gering sei.140 3. Unmittelbare Verwechslungsgefahr Bejahung von Verwechslungsgefahr 141 „46“ ./. : Selbst bei geringem Schutzumfang bestehe eine Verwechslungsgefahr angesichts der Waren- und (klanglichen) Zeichenidentität. Um eine uferlose Ausdehnung des Ähnlichkeitsbereichs zwischen Waren und Dienstleistungen im Bereich der 135 BPatG, Beschl. v. 8.11.2011 – 27 W (pat) 6/11, für „Werbung; Unterhaltung; Dienstleistungen zur Verpflegung und Beherbergung von Gästen“. 136 BPatG, Beschl. v. 22.9.2011 – 28 W (pat) 28/11. 137 BPatG, Beschl. v. 14.7.2011 – 25 W (pat) 51/10. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Weißweine, Rotweine, Glühwein“, die Widerspruchsmarke für „Bonbons, Pfefferminzkomprimate“. 138 BPatG, Beschl. v. 23.8.2011 – 33 W (pat) 526/10. Beide Marken sind u. a. jeweils für Waren der Kl. 25 eingetragen. 139 BPatG, Beschl. v. 14.4.2011 – 30 W (pat) 1/10. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Mikrobildmessgeräte“, die Widerspruchsmarke für „auf Datenträger gespeicherte Softwareprogramm“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage, ob die Benutzung einer Marke in einem Mitgliedstaat ausreiche, wurde nicht eingelegt. 140 BPatG, Beschl. v. 20.10.2011 – 30 W (pat) 4/10 – Epican ./. EPIGRAN. Eine ernsthafte Benutzung in der Gemeinschaft i. S. v. Art. 15 GMV sei bei der Benutzung allein auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, der größten Volkswirtschaft in Europa gemessen am Bruttoinlandsprodukt, gegeben. Entscheidend sei allein, ob die in der Gemeinschaft erfolgte Benutzung insgesamt als ernsthaft einzustufen sei. 141 BPatG, Beschl. v. 11.5.2011 – 24 W (pat) 30/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 38, 42, die Widerspruchmarke für Waren der Kl. 9, 25. 74 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 Informationsvermittlung, Telekommunikation und des Internets zu vermeiden, sei zwischen Dienstleistungen auf technischem Gebiet und solchen inhaltlicher Art zu differenzieren. „TEFLEXAN“ ./. „TEFLON“142: Selbst wenn die beiden Marken aufgrund der Mittelsilbe „(F)LEX“ in der jüngeren Marke über einen beachtlichen klanglichen und schriftbildlichen Unterschied verfügten, der aufgrund des Sinnanklangs an „flexibel“ und die damit verbundene Verlängerung der jüngeren Marke verstärkt werde, nähere sich die jüngere Marke gerade wegen des charakteristischen Wortanfangs „TEFL“ an, der Zweidrittel der Widerspruchsmarke ausmache. Die Buchstabenfolgen „TEF“ oder „TEFL“ seien auch keine Fachabkürzungen für „Tetrafluorethylen“. 143 „Knut“ ./. : Die klangliche Verwechslungsgefahr werde nicht durch auffällig verschiedene Sinngehalte der Vergleichswörter ausgeglichen. Weder „KNUT“ noch „KLUTH“ seien geeignet, einen inneren Zusammenhang zu Lebensmitteln des täglichen Bedarfs herzustellen. Die Bekanntheit von „KNUT“ beziehe sich auf den berühmten Eisbären und nicht auf die markenmäßige Kennzeichnung von Lebensmitteln. Zudem könne nur ein deutlich anderer Sinngehalt in der jüngeren Marke einer Verwechslungsgefahr entgegenwirken. ./. „SOFTLAN“ 144: Die Bezeichnungen „SOFT LINE“ und „SOFTLAN“ seien unabhängig von der Betonung klanglich hochgradig ähnlich. Einem kennzeichnungsschwachen – oder gar schutzunfähigen – Wortelement in der jüngeren Marke könne (anders als in der älteren Marke) eine prägende Stellung zugemessen werden, wenn gerade dieser Bestandteil – wie hier „SOFT LINE“ – durch die Gestaltung der Gesamtmarke kennzeichenmäßig herausgestellt werde. ./. „Silhouette“ 145: Der Gesamteindruck der angegriffenen Marke werde allein durch „SILHOUETTE“ geprägt, „PERFECT“ trete als werbeübliche Anpreisung in den Hintergrund. Die jüngere Marke sei auch keine begriffliche Einheit, weil die zwischen diesen beiden Wörtern angeordnete Grafik eine Trennung bewirke. : Beide Marken enthielten eine stilisierte ./. Abbildung eines R i n d e r ko p fe s, flankiert von den beiden Griffen eines geöffneten Klauenschneiders und zwei weiteren Werkzeugen zur Klauenpflege. Den Rahmen bilde jeweils eine Umrandung in Form eines Wappens, so dass beide Marken den Eindruck eines Zunftzeichens erweckten. 146 Verneinung von Verwechslungsgefahr 147 : Es bestehe eine Originalitätsschwäche wegen einer Vielzahl ./. eingetragener „M“-Marken auf dem betreffenden Dienstleistungsgebiet. Eine (schrift-) bildliche Ähnlichkeit sei wegen des verschiedenen bildlichen Gesamteindrucks 142 BPatG, Beschl. v. 8.2.2011 – 33 W (pat) 45/09, jeweils eingetragen für Waren der Kl. 1. 143 BPatG, Beschl. v. 10.5.2011 – 27 W (pat) 143/10, u. a. jeweils eingetragen für Waren der Kl. 29, 30. 144 BPatG, Beschl. v. 22.3.2011 – 24 W (pat) 47/10. Die IR-Marke erstrebt Schutz in Deutschland für Klasse 3, die Widerspruchsmarke ist eingetragen u. a. für „Waschmittel“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde nicht eingelegt. 145 BPatG Beschl. v. 24.2.2011 – 30 W (pat) 502/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren der Kl. 3, 5, die Widerspruchsmarke für „Parfümerien, kosmetische Mittel, ätherische Öle, Haarwaschmittel, Haarpflegemittel“. 146 BPatG, Beschl. v. 3.3.2011 – 30 W (pat) 105/09, u. a. jeweils für „Gesundheits- und Schönheitspflege für Tiere“. 147 BPatG, Beschl. v. 2.3.2011 – 26 W (pat) 504/10. Die angegriffene Marken ist eingetragen u. a. für „Durchführung von kulturellen und sportlichen Aktivitäten; Verpflegung und Beherbergung von Gästen“, die Widerspruchsmarke für Dienstleistungen der Kl. 41, 42. 75 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht zu verneinen. Eine klangliche Verwechslungsgefahr scheide aus, weil das Publikum zur Benennung weitere Markenelemente bezeichnen werde, wie z. B. „weißes M auf rotem Grund“, selbst wenn es sich um gängige und eher bedeutungslose Zutaten oder Verzierungen handele. der Allgemeinheit bekannten Heiligen handele, werde das vorangestellte Wort „Sankt“ nicht vernachlässigt. Zwei Bezeichnungsbeispiele mit „Sankt“ im Warensegment nahrungsergänzender Produkte reichten nicht zum Nachweis einer Bezeichnungsgewohnheit aus. „Simon Weber“ ./. „WEBER“148: Eine Prägung des Gesamteindrucks der angegriffenen Marke allein durch den Familiennamen „Weber“ sowie dessen selbstständig kennzeichnende Stellung seien zu verneinen, da „Weber“ ein in Deutschland – vor allem auch auf dem Weinsektor – äußerst häufig vorkommender Nachname sei, der erst durch einen Vornamen seine Individualisierung erlange. „SCHWEFAL“ ./. „SCHWEDOKAL“151: Die Wortanfänge beider Zeichen würden aufgrund ihrer Anlehnung an den beschreibenden Begriff „Schwefel“ von den angesprochenen Verkehrskreisen trotz des Erfahrungssatzes, dass Wortanfängen stärkere Aufmerksamkeit zukomme, weniger beachtet. Auch die Endsilbe „al“, die als Lautfolge in zahlreichen chemischen Bezeichnungen bzw. Substanzen verwendet werde, sei kennzeichnungsschwach. Die Mittelsilbe „DO(K)“ trete im Gesamteindruck hinreichend deutlich hervor. Da es sich um Fantasiebegriffe handele, komme auch eine unterschiedliche Betonung in Betracht. „ROCCO MILES“ ./. „MILES“149: Gegen eine prägende oder selbstständig kollisionsbegründende Stellung von „MILES“ spreche, dass es sich nicht um einen typischen oder einprägsamen Namen handele. „Rocco“ genüge als Vorname nicht zur Identifizierung einer Person und sei auch nicht beschreibend. Selbst wenn das Publikum darin ein Unternehmenskennzeichen sähe, komme ihm zumindest eine mitkennzeichnende Stellung zu. „SANKT VITALIS“ ./. „VITALIS“ 150: Die angegriffene Marke weise als einheitlicher Gesamtbegriff auf eine heilige Person oder einen fiktiven heiligen Ort hin. „Sankt“ ergebe als Namenszusatz erst in Ergänzung mit einem Personen- oder Ortsnamen einen Sinn. Da es sich zudem nicht um einen berühmten, „Panprazol“ ./. „PANTOZOL“ 152: Es bestehe keine Verwechslungsgefahr, weil der Schutzumfang der Widerspruchsmarke „PANTOZOL“ wegen der deutlich erkennbaren Annäherung an die einschlägige Wirkstoffangabe „Pantoprazol“ eingeschränkt sei und sich die jüngere Marke „Panprazol“ ebenfalls an diese Wirkstoffbezeichnung annähere. Abweichend von der BGH-Rechtsprechung zu HEITEC153 werde der eingeschränkte Schutzumfang durch beiderseitige Annäherung an eine Sachangabe nicht relativiert oder erweitert.154 148 BPatG, Beschl. v. 30.3.2011 – 26 W (pat) 87/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren der Kl. 33, die Widerspruchsmarke für „Weine“. 149 BPaG, Beschl. v. 25.1.2011 – 27 W (pat) 533/10, jeweils eingetragen u. a. für Waren der Kl. 18, 25. Der 27. Senat hat die Rechtsbeschwerde zu der Frage zugelassen, inwieweit bei einem aus Vor- und Nachnamen erkannten jüngeren Zeichen der übereinstimmende Bestandteil der Widerspruchsmarke, der in Alleinstellung nicht unmittelbar als Nachname verstanden werde, in einem zusammengesetzten Zeichen eine selbständig kennzeichnende und damit kollisionsbegründende Stellung besitze. Sie wurde jedoch nicht eingelegt. 150 BPatG, Beschl. v. 19.10.2011 – 29 W (pat) 523/10, jeweils eingetragen für Waren der Kl. 3, 5; vgl. BPatG, Beschl. v. 19.1.2011 – 30 W (pat) 5/10 – vitalis APOTHEKE IM ELSTER FORUM (Wort-/Bildzeichen) ./.VITALIS. Dort wurde teilweise Verwechslungsgefahr angenommen, weil der glatt beschreibende Zusatz, der auch räumlich und größenmäßig deutlich untergeordnet sei, in der angegriffenen Marke zurücktrete. 151 BPatG, Beschl. v. 12.4.2011 – 33 W (pat) 57/10, u. a. jeweils eingetragen für Waren und Dienstleistungen der Kl. 1, 44. 152 BPatG, Beschl. v. 17.3.2011 – 25 W (pat) 516/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für „Verschreibungspflichtige Arzneimittel zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen mit dem Wirkstoff Pantoprazol“, die Widerspruchsmarke für „Magen-DarmTherapeutika für humanmedizinische Zwecke“. 153 GRUR 2008, 803 Rdnr. 22 – HEITEC. 154 Die zugelassene Rechtsbeschwerde wegen der Abweichung von der Rechtsprechung des BGH ist nicht eingelegt worden. 76 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 „Bunte Zeit“ ./. „BUNTE“ 155: Das Adjektiv „Bunte“ verbinde sich mit dem nachfolgenden Nomen „Zeit“ zu einem ohne Weiteres erkennbaren Gesamtbegriff. ./. „Die grüne Post.“ 156: Bei gleichermaßen kennzeichnungsschwachen Bestandteilen sei selbst bei größenmäßiger Hervorhebung eines Bestandteils keiner von ihnen prägend. Aufgrund der äußerst geringen Kennzeichnungskraft des Wortbestandteils „Die grüne Post“ als Hinweis auf umweltverträgliche, klimabewusste Transport- und Logistikdienstleistungen komme der bildlichen Darstellung eines Posthorns in der angegriffenen Marke trotz dessen geringer Kennzeichnungskraft eine den Gesamteindruck mitbestimmende Bedeutung zu.157 ./. „POST“ 158: Der Nachweis der Verkehrsdurchsetzung begründe keinen erhöhten Schutzumfang der Widerspruchsmarke, da dies einer doppelten Belohnung gleichkäme. Der Wortbestandteil „POST“ verbinde sich mit „CITI“ zu einem Gesamtbegriff.159 4. Mittelbare Verwechslungsgefahr Bejahung von Verwechslungsgefahr : Selbst wenn der Tempeldarstellung in der ange160 ./. griffenen Marke eine prägende oder sonst selbständig kennzeichnende Stellung zukomme, unterschieden sich die beiden Tempel deutlich (4 statt 5 Säulen, die beiden mittleren Säulen nach hinten versetzt statt nebeneinander; orangefarbener Schein über dem Dach; quadratischer statt rechteckiger Eindruck). Da es sich um ein beliebtes Motiv handele, werde es nicht mit einem bestimmten Anbieter assoziiert. ./. „Mc DONALDS“ 161: Da nach einer Verkehrsbefragung Zweidrittel der Bevölkerung die Buchstabenfolge „Mc“ spontan zu „McDonald‘s“ ergänzten, der gemeinsame Wortanfang eine hohe Signalwirkung habe und die Widersprechende über weitere Marken mit diesem Stammbestandteil verfüge (z. B. McRIB, McCafé etc.), würden die Vergleichsmarken gedanklich in Verbindung gebracht. 162 Con4Soft ./. : Das Vorhandensein einer Zeichenserie sei nicht zwingende Voraussetzung für die Annahme einer Verwechslungsgefahr durch gedankliches In-Verbindung-Bringen. Der Wortbestandteil der Widerspruchsmarke sei auch in der jüngeren Marke identisch enthalten; er werde lediglich durch die Zahl 4 getrennt. 155 BPatG, Beschl. v. 19.1.2011 – 26 W (pat) 61/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 38, 39 und 43, die Widerspruchsmarke für „Zeitschriften; Veröffentlichung und Herausgabe von Zeitschriften“. 156 BPatG, Beschl. v. 26.4.2011 – 26 W (pat) 193/09. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Papier, Pappe (Karton) und Waren aus diesen Materialien, soweit in Kl. 16 enthalten; Telekommunikation; Beförderung von Gütern, Postgut“, die Widerspruchsmarke für Dienstleistungen der Kl. 35, 39, 40, 42. 157 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 26.3.2011 – 26 W (pat) 20/10 – Die grüne Post/Die grüne Post.“: Angesichts der äußerst geringen Kennzeichnungskraft der Widerspruchsmarke komme bei Markenidentität eine Verwechslungsgefahr nach der Wechselwirkungstheorie allenfalls für identische Dienstleistungen in Betracht. 158 BPatG, Beschl. v. 18.4.2011 – 26 W (pat) 30/07, u. a. jeweils für Dienstleistungen der Klasse 39. 159 Ebenso wurde die Verwechslungsgefahr jeweils mit gleichgelagerter Begründung verneint bei BPatG, Beschl. v. 7.4.2011 – 26 W (pat) 50/04 – MORGENPOST (Wort-/Bild-Marke)/POST und BPatG, Beschl. v. 8.4.2011 – 26 W (pat) 65/04 – Geo Post (Wort-/Bild-Marke)/ POST und Deutsche Post (Wort-/Bild-Marke). 160 BPatG, Besch. v. 22.2.2011 – 27 W (pat) 254/09, jeweils u. a. eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 41, 44. 161 BPatG, Beschl. v. 7.12.2011 – 28 W (pat) 25/10, jeweils u. a. für „Fisch, Verpflegung von Gästen (in Selbstbedienungsrestaurants)“. 162 BPatG, Beschl. v. 1.2.2011 – 24 W (pat) 31/10, u. a. jeweils für Dienstleistungen der Kl. 35, 42. 77 BPatG Jahresbericht 2011 Markenrecht V. Verfahrensfragen Verneinung der Verwechslungsgefahr 1. Vertreterbestellung ./. und : Der F-förmige Streifen auf dem Schuh präge den Gesamteindruck der jüngeren Marke nicht, da noch andere Elemente, wie z. B. die Schnürung oder der Knöchelausschnitt etc. (mit) prägende Funktion einnähmen. Selbst wenn die Widerspruchspositionsmarke eine erhöhte Kennzeichnungskraft hätte, reichten die grafischen Unterschiede aus, um eine Verwechslungsgefahr zu verneinen. Ferner weise die Streifendarstellung beider Widerspruchsmarken eine weiche, nach hinten gerichtete Linienführung auf, während der Streifen im jüngeren Zeichen eher eckig und wie ein spiegelverkehrtes „F“ wirke. Mit diesem F-förmigen Streifen füge sich die angegriffene Marke nicht in die Markenserie der Widersprechenden ein. 163 „Märchenwein“ ./. ROTKÄPPCHEN164: Es fehle an einer ähnlichen Markenbildung. Während die Widerspruchsmarke nur aus dem Namen eines einzelnen Märchens bestehe, verbinde die jüngere Marke den Oberbegriff „Märchen“ mit der Warenbezeichnung „Wein“ zu einem Gesamtbegriff. 5. Verwechslungsgefahr im weiteren Sinne „Mito TAD“ ./. „MitoExtra“165: Aufgrund der Übereinstimmung des allein produktkennzeichnenden Bestandteils „Mito“ in beiden Vergleichsmarken – „TAD“ trete als Unternehmenskennzeichen der Inhaberin der jüngeren Marke und „Extra“ als rein beschreibende Angabe zurück – werde angenommen, dass die Produkte aus demselben Betrieb oder wenigstens aus wirtschaftlich verbundenen Unternehmen stammten. Die Zustellung der Unterrichtung über die Einleitung eines Löschungsverfahrens dürfe bei ausländischen Markeninhabern ohne Inlandsvertreter nicht durch Aufgabe zur Post erfolgen, wenn die Schutzerteilung ursprünglich unbeanstandet geblieben sei. Denn in diesem Fall sei die Bestellung eines Inlandsvertreters nicht notwendig gewesen. Daran habe die Neufassung des § 94 Abs. 1 Nr. 1 MarkenG zum 1.10.2009 nichts geändert.166 2. Kosten und Gebühren a) Die in § 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO verankerte Unterliegenshaftung gehöre zu dem in Art. 19 Abs. 4 GG verbürgten Justizgewährungsanspruch, so dass es verfassungsrechtlich geboten sei, den Verfahrensausgang im Rahmen der Billigkeitsentscheidung des § 71 Abs. 1 MarkenG zu berücksichtigen. Es widerspreche Art. 3 Abs. 1 GG, einem erfolgreich Beteiligten in einem zweiseitigen Verfahren generell oder im Großteil der Fälle die Erstattung seiner Kosten zu versagen.167 b) Die Kosten für die Mitwirkung eines Patentanwalts neben einem Rechtsanwalt in einem markenrechtlichen Löschungsverfahren vor dem DPMA seien nur erstattungsfähig, wenn die Doppelvertretung zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung gemäß §§ 63 Abs. 3, 82 Abs. 1 Satz 1 MarkenG i. V. m. § 91 ZPO notwendig gewesen sei. Die Vorschrift des § 140 Abs. 3 MarkenG finde hier keine analoge Anwendung, weil der Begriff „Kennzeichenstreitsachen“ lediglich markenrechtliche Klageverfahren vor den ordentlichen Gerichten erfasse.168 163 BPatG, Beschl. v. 8.11.2011 – 27 W (pat) 68/10. Die Vergleichsmarken sind jeweils für „Schuhwaren“ eingetragen. Die hinsichtlich der Kostenentscheidung zugelassene Rechtsbeschwerde wurde nicht eingelegt. 164 BPatG, Beschl. v. 28.9.2011 – 26 W (pat) 553/10, jeweils u. a. für alkoholische und alkoholfreie Getränke; ebenso BPatG, Beschl. v. 28.9.2011 – 26 W (pat) 93/10 – Schneeflittchen und die 7 lieben … Lustzwerge/Schneewittchen. 165 BPatG, Beschl. v. 7.11.2011 – 30 W (pat) 32/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für „Humanarzneimittel“, die Widerspruchsmarke für „Pharmazeutische Präparate“. 166 BPatG, Beschl. v. 11.5.2011 – CHISTALINO JAIME SERRA. 167 BPatG, Beschl. v. 8.11.2011 – 27 W (pat) 68/10 – Fotografierter Schuh. Die gegen die Kostenentscheidung zugelassene Rechts beschwerde wurde nicht eingelegt. 168 BPatG, Beschl. v. 28.4.2011 – 28 W (pat) 95/10. 78 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2011 c) Ein auf einer Einzugsermächtigung angegebener, zahlenmäßig bestimmter Geldbetrag – hier 150 € statt der erforderlichen Beschwerdegebühr in Höhe von 200 € – sei nicht auslegungsfähig. Eine „automatische“ Korrektur durch das DPMA wäre systemwidrig. Eine Hinweispflicht würde die den Markeninhaber treffende Verantwortung für die korrekte Zahlung auf das Amt verlagern.169 d) Die Kosten des Beschwerdeverfahrens seien dem Antragsteller aufzuerlegen, wenn schon die Markenabteilung die im Löschungsantrag vorgebrachten Gründe ausführlich behandelt und als nicht ausreichend belegt bezeichnet habe und im Beschwerdeverfahren keine neuen Argumente und Nachweise vorgebracht worden seien.170 e) Im Widerspruchsbeschwerdeverfahren betrage der Regelgegenstandswert einer im Inland noch unbenutzten Marke 50.000,– €.171 Für eine von der Gegenstandswertfestsetzung des BGH im Rechtsbeschwerdeverfahren172 abweichende, deutlich niedrigere Wertfestsetzung bestehe schon deshalb keine Veranlassung, weil das wirtschaftliche Interesse an der Aufrechterhaltung einer eingetragenen Marke sich allein durch die Einlegung der Rechtsbeschwerde im Allgemeinen nicht ändere, also auch nicht erhöhe. 3. Zurückverweisung an das DPMA wegen eines wesentlichen Verfahrensmangels (§ 70 Abs. 3 Satz 2 MarkenG) a) Wenn die Markenstelle nicht auf die unzulässige Erweiterung eines Verzeichnisses durch einen den Schutzbereich des angemeldeten Zeichens ändernden Austausch der Waren hingewiesen, sondern die Schutz- fähigkeit in Bezug auf das unzulässige Warenverzeichnis geprüft habe, liege ein wesentlicher Verfahrensmangel vor, der die Zurückverweisung rechtfertige.173 b) Auch eine ungenügend zwischen den einzelnen Dienstleistungen differenzierende Begründung des Amtes stelle einen wesentlichen Verfahrensmangel dar.174 4. Sonstiges a) Das Zeichen „Frankfurt-Hahn“ könne für den „Betrieb eines Flughafens“ nicht angemeldet werden, weil die beanspruchte Dienstleistung eine Vielzahl von Einzeldienstleistungen umfasse, die gesondert aufgeführt werden müssten. Die Anmeldung entspreche daher nicht den Erfordernissen der Einteilung von Waren und Dienstleistungen i. S. d. Anlage 1 zu § 19 Abs. 1 MarkenV.175 b) Die bloße Mitteilung des DPMA, dass eine Anmeldung nur bei ersichtlicher Bösgläubigkeit (§ 37 Abs. 3 MarkenG) zurückgewiesen werden könne, sei keine beschwerdefähige Entscheidung. Sie habe keinen verfahrensbeendenden Charakter und gebe nur eine kraft Gesetzes eingetretene Rechtsfolge wieder. Am Eintragungsverfahren sei außer dem Anmelder kein Dritter beteiligt, so dass letzterer auch nicht beschwerdeberechtigt sei.176 c) Da der Markeninhaber gemäß § 7 Abs. 1 Satz 1 und 2 PatKostG die Verlängerungsgebühr noch bis zum Ablauf der ersten sechs Monate nach Ablauf der zehnjährigen Schutzdauer mit verlängernder Wirkung zahlen könne, beginne die eine Wiedereinsetzung ausschließende Jahresfrist gemäß § 91 Abs. 5 MarkenG erst danach.177 Ingrid Kopacek* und Regina Kortge** 169 BPatG, Beschl. v. 12.9.2011 – 29 W (pat) 90/11. 170 BPatG, Beschl. v. 8.11.2011 – 27 W (pat) 6/11 – il Punto. 171 BPatG, Beschl. v. 30.11.2011 – 26 W (pat) 47/10; so auch 27 W (pat) 75/08, 27 W (pat) 516/11; a. A: 20.000,-- #: 24 W (pat) 18/10; GRUR 2007, 176, 25 W (pat) 29/10 und 16/10; 28 W (pat) 52/09; 30 W (pat) 108/05 und 159/06; 33 W (pat) 100/09. 172 GRUR 2006, 704 – Markenwert. 173 BPatG, Beschl. v. 9.12.2011 – 27 W (pat) 69/10 – SpunFil. 174 BPatG, Beschl. v. 13.7.2011 – 29 W (pat) 541/10 – Tv.de, vgl. auch Beschl. v. 15.12.2010 – 29 W (pat) 551/10 - arztrente. 175 BPatG, Beschl. v. 15.6.2011 – 26 W (pat) 96/10. 176 BPatG, Beschl.v. 9.6.2011 – 27 W (pat) 516/11 – BILD-OSGAR. 177 BPatG, Beschl. v. 25.10.2011 – 24 W (pat) 530/11. * Die Abschn. II und IV sind bearbeitet von Richterin am BPatG Kopacek. ** Die Abschn. I, III und V sind bearbeitet von Richterin am BPatG Kortge. 79 BPatG Jahresbericht 2011 Patentrecht Geschäftsbericht 2011 80 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2011 Geschäftsentwicklung I. Übersicht Beim Bundespatentgericht sind im Jahr 2011 insgesamt 2.464 Verfahren neu eingegangen; im Jahr 2010 lag die Zahl der Neueingänge bei 3.019. Die Eingänge verteilen sich auf 1.937 Hauptverfahren (2010: 2.440) und 527 Nebenverfahren, z. B. Akteneinsichtsgesuche und Erinnerungen (2010: 579). Im Berichtsjahr wurden 2.858 Verfahren erledigt (2010: 3.190). Die Dauer der Hauptverfahren konnte im Bereich der Markensenate auf dem Vorjahresniveau von rund 14 Monaten gehalten werden. Dagegen ist im Bereich der Technischen Beschwerdesenate eine Verlängerung der Bearbeitungszeit von 50 auf 54 Monate zu verzeichnen. Dies ist allerdings darauf zurückzuführen, dass diese Senate immer noch Einspruchsverfahren zu erledigen haben, die aufgrund einer Gesetzesänderung in den Jahren 2002 bis 2004 in besonders hoher Zahl eingegangen sind. Die Zahl der noch anhängigen Einspruchsverfahren bei den Technischen Beschwerdesenaten konnte erneut halbiert werden (von 486 Ende 2010 auf 233 Ende 2011). Bei den sechs Nichtigkeitssenaten (1.– 5. und 10. Senat) sind die Eingangszahlen 2011 auf 297 Hauptverfahren (2010: 255) weiter gestiegen. Erledigt wurden 276 Ver- fahren (2010: 242); zum Ende des Berichtsjahrs waren noch 423 Verfahren (2010: 402) anhängig. Im Juristischen Beschwerdesenat (10. Senat) wurden bei 19 eingegangenen Beschwerden (2010: 58) 40 Verfahren erledigt (2010: 30), so dass Ende 2011 noch 91 Verfahren anhängig waren (2010: 112). Die Zahl der Eingänge bei den 13 Technischen Beschwerdesenaten (6.– 9., 11., 12., 14., 15., 17., 19.– 21. und 23. Senat) belief sich auf 287 Hauptverfahren (2010: 606), von denen 261 Verfahren im 1. Halbjahr 2011, vor der Einführung der elektronischen Schutzrechtsakte im DPMA, eingingen. Am Jahresende 2011 waren noch 2.181 Verfahren anhängig (2010: 2.684). Bei den 8 Marken-Beschwerdesenaten (24.– 30. und 33. Senat) gingen im Berichtsjahr 1.303 Beschwerden ein (2010: 1.465). Zum Jahresende 2011 waren 1.591 Verfahren anhängig (2010: 1.421). Bei dem Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat (35. Senat) ging 2011 die Zahl der Neueingänge auf 31 Hauptverfahren (2010: 55) weiter zurück, anhängig waren zum Jahresende 92 Verfahren. 81 BPatG Jahresbericht 2011 Geschäftsbericht II. Statistiken Gesamtstatistik über die Tätigkeit des Bundespatentgerichts 2007 – 2011 Nichtigkeits-, Beschwerde- und Einspruchsverfahren – Hauptverfahren Nichtigkeits- Juristischer Technische senate Beschwerde- Beschwerdesenate senat MarkenGebrauchs- Beschwerde Beschwerde- mustersenat für senate Beschwerde- Sortenschutz senat Beschwerde Einspruchsverfahren verfahren 1 2 Verfahren insgesamt (Spalten 1-7) 3 4 5 6 7 8 2007 eingegangen erledigt noch anhängig 234 235 350 48 54 77 588 563 1.978 6 435 1.740 1.044 1.704 1.784 87 79 99 - 2.007 3.070 6.028 275 237 388 47 44 80 750 610 2.118 1 452 1.289 961 1.471 1.274 113 85 127 - 2.147 2.899 5.276 228 227 389 61 57 84 683 549 2.252 9 464 834 1.068 1.190 1.152 141 83 185 - 2.190 2.570 4.896 255 242 402 58 30 112 598 652 2.198 8 356 486 1.465 1.196 1.421 55 121 119 1 0 1 2.440 2.597 4.739 297 276 423 19 40 91 287 537 1.948 0 253 233 1.303 1.133 1.591 31 58 92 0 0 1 1.937 2.297 4.379 2008 eingegangen erledigt noch anhängig 2009 eingegangen erledigt noch anhängig 2010 eingegangen erledigt noch anhängig 2011 eingegangen erledigt noch anhängig 82 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2011 Nichtigkeits-, Beschwerde- und Einspruchsverfahren – Verfahren außerhalb eines Hauptverfahrens (ZA (pat) Verfahren) Nichtigkeits- Juristischer Technische senate Beschwerde- Beschwerdesenate senat MarkenGebrauchs- Beschwerde Verfahren Beschwerde- mustersenat für insgesamt senate Beschwerde- Sortenschutz senat Beschwerde Einspruchsverfahren verfahren 1 2 3 4 (Spalten 1-7) 5 6 7 8 2007 eingegangen erledigt noch anhängig 308 314 44 9 9 0 140 138 6 217 221 2 46 50 2 21 20 3 - 741 752 57 354 344 54 9 7 2 140 136 10 135 135 2 36 36 2 44 45 2 - 718 703 72 412 362 104 1 3 0 175 182 3 109 110 1 30 30 2 40 40 2 - 767 727 112 290 309 85 8 4 4 160 162 1 49 50 0 34 35 1 38 33 7 - 579 593 98 311 347 49 0 4 0 127 122 6 41 41 0 25 22 4 23 25 5 - 527 561 64 2008 eingegangen erledigt noch anhängig 2009 eingegangen erledigt noch anhängig 2010 eingegangen erledigt noch anhängig 2011 eingegangen erledigt noch anhängig 83 BPatG Jahresbericht 2011 Geschäftsbericht Geschäftsentwicklung im Jahr 2011 im Bereich der Hauptverfahren Bestand: 1. 1. 2011 Neueingänge Erledigungen Bestand: 31.12. 2011 Nichtigkeitssenate 402 297 276 423 Juristischer Beschwerdesenat 112 19 40 91 Technische Beschwerdesenate insg. 2.684 287 790 2.181 davon Beschwerdeverfahren 2.198 287 537 1.948 Einspruchsverfahren 486 0 253 233 1.421 1.303 1.133 1.591 Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat 119 31 58 92 Beschwerdesenat für Sortenschutz 1 0 0 1 4.739 1.937 2.297 4.379 Marken-Beschwerdesenate (einschl. Beschwerdeverfahren gem. § 165 Abs. 4, 5 MarkenG) gesamt 84 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2011 Verfahrensdauer bei den Senaten 2007 bis 2011 in Monaten 49,65 38,50 40,4 13,75 24,23 24,19 21,91 14,08 17,86 21,77 25,61 19,01 16,65 21,26 22,91 12,81 10 21,35 21,51 24,87 16,17 20 21,7 30 18,15 35,2 40 46,09 50 54,42 60 0 2007 2008 2009 2010 2011 Nichtigkeitssenate Technische Beschwerdesenate Gebrauchsmuster-Beschwerdesenate Marken-Beschwerdesenate Juristischer Beschwerdesenat 2007 2008 2009 2010 2011 Nichtigkeitssenate 21,70 21,51 21,26 21,77 24,19 Technische Beschwerdesenate 35,20 40,40 46,09 49,65 54,42 Gebrauchsmuster-Beschwerdesenate 16,17 12,81 16,65 17,86 24,23 Marken-Beschwerdesenate 24,87 21,53 19,01 14,08 13,75 Juristischer Beschwerdesenat 18,15 22,91 25,61 21,91 38,50 85 BPatG Jahresbericht 2011 Geschäftsbericht III. Rechtsmittel gegen Entscheidungen des Bundespatentgerichts Patentnichtigkeitsverfahren Im Jahr 2011 wurde gegen 78 der 115 Urteile des Bundespatentgerichts Berufung eingelegt (2010: 85 von 112 Fällen). Von 92 beim BGH anhängigen Berufungsverfahren wurden 39 durch Urteil abgeschlossen, davon in 23 Fällen die erstinstanzlichen Entscheidungen des Bundespatentgerichts bestätigt. In 16 Fällen kam es zu einer Abänderung oder Aufhebung der angefochtenen Entscheidung. Die übrigen 53 Verfahren erledigten sich auf sonstige Weise (beispielsweise durch Vergleich oder Rücknahme der Berufung). Bezogen auf die Gesamtzahl aller Erledigungsarten kam es damit in 17 % der Berufungen zu einer Abänderung bzw. Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils des Bundespatentgerichts durch den Bundesgerichtshof (2010: 26 %). Rechtsbeschwerdeverfahren zum Bundesgerichtshof im Jahr 2011 Das Bundespatentgericht hat im Jahr 2011 in 18 Fällen die Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof zugelassen, die sich wie folgt verteilen: 3 Verfahren in den Technischen Beschwerdesenaten, 12 Verfahren in den Marken-Beschwerdesenaten, 1 Gebrauchsmuster-Beschwerdeverfahren sowie 2 Verfahren im Juristischen Beschwerdesenat 86 In 8 Verfahren (davon in 1 Verfahren in einem Technischen Beschwerdesenat, in 5 Verfahren in Marken-Beschwerdesenaten, in 1 Verfahren im GebrauchsmusterBeschwerdesenat und in 1 Verfahren im Juristischen Beschwerdesenat) haben die Verfahrensbeteiligten Rechtsbeschwerde eingelegt. Die zulassungsfreie Rechtsbeschwerde wurde in 11 Fällen (in 2 Verfahren in einem Technischen Beschwerdesenat und in 9 Verfahren in den Marken-Beschwerdesenaten) erhoben. Rechtsmittelentscheidungen des Bundesgerichtshofs über zugelassene und zulassungsfreie Rechtsbeschwerden im Jahr 2011 Im Berichtsjahr entschied der Bundesgerichtshof insgesamt über 10 zugelassene Rechtsbeschwerden des Bundespatentgerichts, denen in 1 Fall stattgegeben wurde, während in 6 Verfahren eine Zurückweisung erfolgte. In den übrigen 3 Verfahren hat die Rechtsbeschwerde aus anderen Gründen ihre Erledigung gefunden. Der Bundesgerichtshof erledigte 18 zulassungsfreie Rechtsbeschwerden, die in 4 Fällen erfolgreich waren und in 6 Verfahren zurückgewiesen wurde. Die übrigen 8 Verfahren erledigten sich auf sonstige Weise. Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2011 Personal Zum 31. Dezember 2011 umfasste die Richterschaft des Bundespatentgerichts insgesamt 112 Mitglieder i. S. v. § 65 Abs. 2 PatG (2010: 110). Diese Gruppe setzte sich zusammen aus 30 Richterinnen und 82 Richtern (2010: 26 Richterinnen und 84 Richter), wovon 65 eine technische und 47 eine juristische Ausbildung haben (2010: 61 technische und 49 juristische Mitglieder). 11 Stellen waren wegen laufender Besetzungsverfahren unbesetzt. Im Berichtsjahr konnten am Bundespatentgericht die 3 Vorsitzendenstellen des 11., 12., und 35./36. Senats neu besetzt werden. Bis zur Neubesetzung hat der Vorsitzende des 15. Senats vorübergehend den Vorsitz des 14. Senats mit übernommen. Von den 112 Richterinnen und Richtern des Gerichts war jeweils eine Juristin (im Austausch gegen einen Richter dieses Gerichts) an das Landgericht München I, und an den Bundesgerichtshof abgeordnet, ein weiterer Richter an das Bundesministerium der Justiz. An das Deutsche Patent- und Markenamt waren eine technische Richterin und zwei technische Richter abgeordnet. Eine Richterin ist beurlaubt, um Aufgaben beim Harmonisierungsamt für den Bin- nenmarkt wahrzunehmen, vier weitere juristische Mitglieder – darunter der vormalige Präsident des Bundespatentgerichts – sind beurlaubt, um Aufgaben beim Europäischen Patentamt wahrzunehmen. Eine Vorsitzende Richterin vom Landgericht Potsdam (mit dem Ziel der Versetzung) und ein Richter vom OLG Zweibrücken (zu 20 %) sind an das Bundespatentgericht abgeordnet. Zum 31. Dezember 2011 gehörten dem Bundespatentgericht 126 nichtrichterliche Bedienstete an (2010: 128), drei davon waren beurlaubt, davon eine Bedienstete aufgrund von Elternzeit. Die nichtrichterlichen Bediensteten setzen sich zusammen aus 90 Frauen und 36 Männern. Das Bundespatentgericht bildete im Jahr 2011 insgesamt sechs junge Menschen aus, davon vier zu Kauffrauen für Bürokommunikation und zwei zu Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Mit dieser Ausbildungsleistung erfüllt das Bundespatentgericht die von der Bundesregierung in ihrer Ausbildungsoffensive vorgesehene Ausbildungsquote von 7 % der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. 87 BPatG Jahresbericht 2011 Geschäftsbericht Ausbildung der Patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber Patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber werden während ihrer Ausbildung jeweils für sechs Monate dem Bundespatentgericht zugewiesen. Federführend für diese Ausbildung ist das Deutsche Patent- und Markenamt. In den Jahren bis 2001 hatte sich die Zahl der Patentanwaltskandidaten, die jährlich ihre Ausbildung beim Bundespatentgericht durchlaufen, zwischen 90 und 110 bewegt, von 2003 bis 2009 waren es durchschnittlich knapp 150 Kandidaten pro Jahr gewesen. Nach einem abrupten Anstieg an zugewiesenen Bewerbern im Jahr 2010 (238) ging diese Zahl im Jahr 2011 auf 181 zurück. ten zur Ausbildung zugewiesen werden. Gleichzeitig unterrichten Richterinnen und Richter beim Bundespatentgericht jede Bewerbergruppe in einer Vielzahl von Arbeitsgemeinschaften. Von den 196 Prüfungsteilnehmern (2010: 168) haben im Berichtsjahr 189 Kandidatinnen und Kandidaten, also 96,4 %, die Patentanwaltsprüfung bestanden (2010: 167 = 99,4 %). Bei der derzeitigen Bewerberzahl wird dem Bundespatentgericht alle 4 Monate jeweils eine neue Gruppe von ca. 50 bis 60 Bewerberinnen und Bewerbern zugeteilt, die in kleinen Gruppen den verschiedenen Sena- Anzahl der ausgebildeten Patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber 2001 bis 2011 238 240 220 200 186 181 180 158 160 141 140 120 100 88 153 147 155 140 138 110 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2011 Dokumentation und Bibliothek I. Dokumentationsstelle Auf der Webseite des Gerichts (www.bpatg.de) wurden unter dem Menüpunkt „Entscheidungen“ alle verfahrensabschließenden Entscheidungen des Bundespatentgerichts im Berichtsjahr frei zugänglich im Internet veröffentlicht. Insgesamt stehen dort alle Entscheidungen der Markensenate, der Patentnichtigkeitssenate, des Gebrauchsmustersenats und des Juristischen Beschwerdesenats ab dem Entscheidungsjahr 2000 zur Verfügung. Dieser Dienst kann für alle nicht kommerziellen Zwecke kostenfrei in Anspruch genommen werden Ferner waren im Jahr 2011 insgesamt 32 Eilunterrichtungen über wichtige Entscheidungen des Bundespatentgerichts im Internet verfügbar (www.bpatg. de). Nach Ablauf eines halben Jahres nach Veröffentlichung werden ältere Einträge jedoch wieder gelöscht, da zwischenzeitlich von einer Veröffentlichung in der Fachpresse ausgegangen werden kann. In der Sammlung „Entscheidungen des Bundespatentgerichts 2011“ (BPatGE 2011), die vom Verein der Richter am Bundespatentgericht herausgegeben wird, wurden insgesamt 42 ausgewählte Entscheidungen veröffentlicht. Der einschlägigen Fachpresse wurden 62 von den Senaten zur Veröffentlichung bestimmte Entscheidungen zugeleitet. In den hausinternen Dokumentationsdatenbanken stehen die Entscheidungen des Juristischen Beschwerdesenats ab dem Jahr 1995 und die Entscheidungen der Markenbeschwerdesenate online zur Verfügung. Aus dem Deutschen Patent- und Markenamt wurden für den Bereich der Markenbeschwerdesenate im Berichtszeitraum 1274 Akten an das Gericht übersandt. Die dort enthaltenen Entscheidungen, ebenso wie 600 Erledigungen der Marken-Beschwerdesenate, wurden für die hauseigene Marken-Dokumentation ausgewertet. Ergänzend fielen 537 sonstige Erledigungen (Rücknahmen, Formalbeschlüsse etc.) an, die in den Datenbanken der Markenentscheidungen entsprechend nachgeführt wurden. Zusätzlich wurden für die Warenähnlichkeits-Datenbank im Berichtsjahr 31 einschlägige Entscheidungen ausgewertet und dokumentarisch erschlossen. Ferner wurden für die in die bestehenden Dokumentationsdatenbanken integrierte „hausinterne“ Rechtsprechungsdokumentation 36 von den Senaten ausgewählte Entscheidungen mit zusätzlichen dokumentarischen Informationsdaten versehen und bereitgestellt. Die Datenbank juris bietet neben den von den Senaten dazu bestimmten Entscheidungen Zugriff auf alle Entscheidungen, gegen die Rechtsbeschwerde zugelassen oder eingelegt ist, die in den Jahresberichten seit 1995 zitiert sind sowie auf alle Entscheidungen des Bundespatentgerichts, die in den mehr als 600 von juris ausgewerteten Printmedien im Laufe des Jahres veröffentlicht wurden. Diese Entscheidungen werden u. a. durch eine Verschlagwortung dokumentarisch aufbereitet. Im Jahr 2011 wurden von der Dokumentationsstelle in dieser Weise 801 Entscheidungen der Senate in die juris-Datenbank eingestellt, was überschlägig einen Anteil von 30 % aller Entscheidungen ausmacht. Dazu wurden 388 Fundstellen von Entscheidungen des Gerichts in der einschlägigen Zeitschriftenliteratur ergänzt. Um einen vollständigen Nachweis der Entscheidungen des Bundespatentgerichts in der juris-Datenbank bieten zu können, werden, so auch im Berichtsjahr, alle Entscheidungen, soweit sie in der Entscheidungssammlung des Gerichts auf der Homepage veröffentlicht und nicht schon anderweitig für die jurisDatenbank dokumentiert wurden, im Volltext an die Datenbank abgegeben. Diese Entscheidungen sind dokumentarisch nur einfach erschlossen. 89 BPatG Jahresbericht 2011 Geschäftsbericht II. Bibliothek Die Gerichtsbibliothek dient der Informationsversorgung aller Gerichtsangehörigen. Der Buchbestand der Bibliothek ist im vergangenen Jahr auf ca. 20.000 Titel angewachsen. Das Informationsangebot ergänzend werden, teilweise in Mehrfachbezug, 101 fortlaufende Sammelwerke (Loseblattwerke, Jahrbücher etc.) und 190 Zeitschriften geführt. Die seit einigen Jahren aufgebaute Sondersammlung „Produktkataloge“ umfasst derzeit ca. 5.600 Kataloge und Produktverzeichnisse aller Art. Darüber hinaus ist die Gerichtsbibliothek für die Versorgung der Mitarbeiter der im gleichen Gebäude untergebrachten Hauptabteilung 3 (Markenabteilung) mit allen bibliothekarischen Dienstleistungen zuständig. Eine deutliche Verbesserung des Informationsangebots der Bibliothek wurde im Berichtsjahr der Richterschaft und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Gerichtsverwaltung durch den Zugang zur juristischen Datenbank „Beck online“ eröffnet. Bei „Beck online“ handelt es sich um eine der größten juristischen Fachdatenbanken in Deutschland, in der neben Entscheidungen auch bei Beck veröffentlichte Kommentare und Zeitschriften zur Verfügung ge- 90 stellt werden. Alle veröffentlichten Entscheidungen des Bundespatentgerichts werden auch in diese Datenbank aktuell fortlaufend eingepflegt. Die Bibliothek gibt im monatlichen Turnus einen gerichtsinternen Pressespiegel heraus, der in Tageszeitungen und Onlinediensten veröffentlichte Nachrichten aus den Bereichen gewerblicher Rechtsschutz, Patent- und Markenwesen, Marketing und Werbung sammelt und darstellt. Zur aktuellen Information über alle Neuzugänge im Bibliotheksbestand – Monographien vollständig und Zeitschriften in Auswahl – präsentiert die Bibliothek monatlich erscheinende Übersichtslisten online im Hausnetz. Fast 500 Zeitschriften gelangen über den Austausch mit dem Deutschen Patent- und Markenamt in den gerichtsinternen Umlauf. Eine Kurzzeitauslage aller in der Bibliothek des Deutschen Patent- und Markenamts eingehenden Zeitschriftenhefte ermöglicht, sich ganz aktuell über den Inhalt von ca. 1.000 Zeitschriftentiteln zu informieren. Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2011 Elektronischer Rechtsverkehr Elektronischer Rechtsverkehr/ eJustice Der elektronische Rechtsverkehr betrifft einerseits die sichere, rechtsverbindliche, bidirektionale elektronische Kommunikation zwischen den Verfahrensbeteiligten und den Gerichten und umfasst andererseits die elektronische Aktenführung, die gerichtsinterne elektronische Sachbehandlung (Vorgangsbearbeitung) sowie die elektronische Archivierung. Anforderungen des elektronischen Rechtsverkehrs sind nicht nur die Möglichkeit eines rechtssicheren Austauschs von Dokumenten (z. B. Anträge, Klageschriften, gerichtliche Entscheidungen), sondern auch die Aktenverständlichkeit, Aktenwahrheit, Aktenvollständigkeit und Aktenbeständigkeit bei der elektronischen Aktenführung. Ziel ist es, zukünftig nicht nur den Schriftverkehr erheblich zu beschleunigen, sondern eine medienbruchfreie Bearbeitung auch innerhalb des Bundespatentgerichts zu ermöglichen. Die aufwändige Erstellung von Papierunterlagen, der Versand, die Posteingangsbearbeitung und die Postverteilung werden durch einen unmittelbaren Dokumentenaustausch zwischen den IT-Systemen der Beteiligten ersetzt. Einen Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die für das Bundespatentgericht gelten, sind in der „Festschrift 50 Jahre Bundespatentgericht“ zusammengestellt (vgl. Carl Heymanns Verlag 2011, Dr. Norbert Mayer, Thomas Kleinschmidt „Elektronischer Rechtsverkehr beim Bundespatentgericht“ – 1. Teil: Rechtliche Rahmenbedingungen, S. 1001–1013). Informationstechnik Als Vorstufe zur Führung elektronischer Gerichtsakten hat das Bundespatentgericht 2009 mit Hilfe des Vorgangsbearbeitungssystems VISkompakt seine Verwaltung auf eine elektronische Aktenführung umgestellt, wodurch eine medienbruchfreie, referatsübergreifende Abwicklung von Verwaltungsvorgängen ermöglicht wird. Das Bundespatentgericht hat zur Durchführung des elektronischen Rechtsverkehrs unter Einbeziehung elektronischer Gerichtsakten seine Informationstechnik entsprechend weiterentwickelt. Im Rechtsprechungsbereich steht als Basis das Justizfachsystem GO§A (Datenerfassung, Schreibauftragstechnik, Kalender, Statistik) zur Verfügung, mit dem der gerichtliche Verfahrensablauf von der Aktenanlage durch die Zentrale Eingangsstelle bis zur Schlussbehandlung durch die Geschäftsstelle elektronisch unterstützt wird. Die Verfahrensdaten der Beschwerden bzw. Klagen werden erfasst und verwaltet. Das Fachsystem wird derzeit umfassend modernisiert, insbesondere werden Statistik, das Formularsystem für die Schreibauftragstechnik und einige andere Funktionalitäten, wie die elektronische ‚Karteikarte‘, an die Notwendigkeiten der elektronischen Aktenführung angepasst. Das Justizfachsystem ist gekoppelt mit dem Vorgangsbearbeitungssystem VISkompakt, das in der Gerichtsverwaltung im Praxiseinsatz verwendet wird. 91 BPatG Jahresbericht 2011 Geschäftsbericht Elektronisch eingehende Schriftsätze können ohne Medienbruch (elektronisches Dokument/Papierdokument) weiterverarbeitet werden. In Papier eingehende Dokumente können mit Hilfe verschiedener Scan-Verfahren in die elektronische Akte übernommen werden. Die elektronische Gerichtsakte wird derzeit in verschiedenen (Technischen) Beschwerdesenaten in der Praxis (auch im Rahmen von mündlichen Verhandlungen) erprobt. Sie wird ergänzt durch eine sog. pdf-Zweitakte, die von den Richtern für die inhaltliche Fallbearbeitung verwendet wird. Details der informationstechnischen Lösung sind ebenfalls in der Festschrift „50 Jahre Bundespatentgericht“ zusammengestellt (Carl Heymanns Verlag 2011, Dr. Norbert Mayer „Elektronischer Rechtsverkehr beim Bundespatentgericht“ – 2. Teil: Entwicklung der Informationstechnik, S. 1015 bis 1026). Elektronischer Gerichtssaal Die mündliche Verhandlung bildet den zentralen Bestandteil eines jeden gerichtlichen Verfahrens. Als direkte Konsequenz des Elektronischen Rechtsverkehrs bzw. von eJustice muss deshalb der gesamte elektronische Akteninhalt, auch der der Vorinstanz, nämlich die elektronische Schutzrechtsakte (ElSA) des Deutschen Patent- und Markenamts, auch in der Verhandlung verfügbar sein. Die Verfügbarkeit der elektronischen Akte bzw. das Suchen am Bildschirm darf jedoch die mündliche Verhandlung nicht beeinträchtigen. Die Erfahrung zeigt, dass es hierfür nicht ausreicht, lediglich Notebooks oder Bildschirme im Gerichtssaal aufzustellen, hinter denen die Richter „versteckt“ scheinen. Die neuen Informationstechniken bieten innovative, bisher nicht genutzte Möglichkeiten der „Informationsverteilung“ während der mündlichen Verhandlung. Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung hat das Bundespatentgericht im Rahmen des Projekts „Elektronischer Gerichtssaal“ zwei Gerichtssäle nebst Beratungszimmern umgebaut, neu möbliert und mit der notwendigen IT-Infrastruktur ausgestattet. Die Arbeitsplätze der Richter, der Protokollführung und der Verfahrensbeteiligten sind mit Bildschirmen und Zugriff auf die PC Arbeitsplätze ausgestattet. Ferner sind eine Projektionsmöglichkeit und eine elektronische Dokumentenkamera realisiert. Über eine Steuerschaltung zwischen diesen informationstechnischen Komponenten ergeben sich im Rahmen der mündlichen Verhandlung neue zusätzliche Möglichkeiten der Einbindung aller Beteiligten. Z. B. können die Richter und die Verfahrensbeteiligten gestellte Anträge, zu Protokoll gegebene Erklärungen oder eingereichte neue Anspruchsfassungen am Bildschirm mitlesen (vgl. Dr. Norbert Mayer: „Innovative Informations- und Kommunikationstechnik im Gerichtssaal des Bundespatentgerichts“, Mitteilungen der deutschen Patentanwälte, Heft 7-8/2011, S. 349 – 355). Die Ausstattung weiterer Gerichtssäle mit der innovativen IT-Infrastruktur ist geplant. Das Projekt „Elektronischer Gerichtssaal“ hat als Pilotprojekt in der deutschen Gerichtslandschaft bereits viel Beachtung gefunden. Zur besseren Verständlichkeit bzw. Bedienbarkeit der eingesetzten Technik durch die Verfahrensbeteiligten sind auf der Internetseite des Bundespatentgerichts (www.bpatg.de) Informationsfilme abrufbar. 92 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2011 Öffentlichkeitsarbeit und internationale Angelegenheiten Termine: 20. Januar 2011 3. Mai 2011 Rund 200 geladene Gäste folgten der Einladung des Vizepräsidenten Dr. Klaus Strößner zum traditionellen Neujahrsempfang im Foyer vor den Gerichtssälen des Bundespatentgerichts. Mit einem Festakt hat Frau Bundesministerin der Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger den bisherigen Präsidenten des Bundespatentgerichts Herrn Raimund Lutz verabschiedet und Frau Beate Schmidt als neue Präsidentin des Bundespatentgerichts in ihr Amt eingeführt. 11. bis 15. April 2011 Das Bundespatentgericht organisierte zum wiederholten Mal in Kooperation mit dem Europäischen Patentamt ein gemeinsames Seminar in München für Richterinnen und Richter aus dem europäischen Ausland, diesmal aus Albanien, Serbien und Mazedonien. 14. April 2011 Seit 2007 nimmt das Bundespatentgericht alljährlich mit einem eigenen Aktionsprogramm am bundesweiten „Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag“ teil. Im Vordergrund des Programms im Bundespatentgericht stand 2011 wie schon in den Vorjahren der Beruf der technischen Richterin: zehn Gymnasiastinnen im Alter von 14 bis 16 Jahren informierten sich einen Tag lang über das Bundespatentgericht, nahmen als Besucherinnen an einer mündlichen Verhandlung teil und konnten aus „erster Hand“, nämlich von technischen Richterinnen des Gerichts, viel Wissenswertes über diesen abwechslungsreichen Beruf erfahren. 30. Juni 2011 Das Bundespatentgericht hat in den Räumen der Residenz in München zum dritten Mal ein internationales Symposium veranstaltet. Das Thema lautete 2011 „Die nationale Patentgerichtsbarkeit in Europa“. Rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Europa, die als Richter, Anwälte, Vertreter der Wirtschaft und der Wissenschaft, aber auch in den Regierungen der EUMitgliedstaaten und in der EU-Kommission mit diesem Thema befasst sind, nutzten das Symposium zum Informations- und Meinungsaustausch. Im Anschluss an das Symposium lud die Bayerische Staatsministerin der Justiz und für Verbraucherschutz Dr. Beate Merk im Namen der Bayerischen Staatsregierung zu einem Empfang in den Kaisersaal der Residenz München ein. Nähere Informationen zu dieser Veranstaltung sowie den Tagungsband „Symposium 2011“ als Download finden sich auf der Homepage des Gerichts (www.bpatg.de). 93 BPatG Jahresbericht 2011 Geschäftsbericht 1. Juli 2011 Mit einem Festakt feierte das Bundespatentgericht in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München den 50. Jahrestag seiner Errichtung. Bundespräsident Christian Wulff und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger würdigten in ihren Reden das Bundespatentgericht. Den Festvortrag hielt der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier. Den Redenband mit allen Reden und zahlreichen Bildern finden Sie auf der Homepage des Gerichts (www.bpatg.de). Aus Anlass des Jubiläums ist im Carl Heymanns Verlag eine Festschrift mit dem Titel „50 Jahre Bundespatentgericht“ erschienen, an der über 100 Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland mitgewirkt haben. 8. – 15. Oktober 2011 Aus Anlass der 30-jährigen Zusammenarbeit des DPMA mit dem Staatlichen Amt für Geistiges Eigentum der VR China (SIPO) waren namhafte Vertreter aus Ämtern und Behörden, Wirtschaft und Wissenschaft zu zwei Fachsymposien in Peking und Shanghai eingeladen. Seitens des BPatG nahmen Frau Präsidentin Schmidt und Herr Richter am BPatG Günter Hubert an den interessanten Veranstaltungen im Rahmen einer Dienstreise vom 8. bis 15. Oktober 2011 teil. Ein beson- 94 deres Highlight stellte u.a. die Vorführung der elektronischen Einrichtungen des High People’s Court dar, wie sich zeigte, ein hochmodernes Gericht. Von dem Präsidenten der SIPO und der Präsidentin des DPMA wurden ein „Memorandum of Understanding“ sowie ein aktuelles Arbeitsprogramm zur künftigen Zusammenarbeit der beiden Institutionen unterzeichnet. Wie bereits auch schon bei früheren Reisen hatten die Gastgeber ein umfangreiches Rahmenprogramm vorbereitet und begleiteten die Delegation des DPMA und des BPatG mit größter Aufmerksamkeit und Großzügigkeit. 17. November 2011 Unter Leitung von Frau Präsidentin Beate Schmidt fand im Bundespatentgericht die 11. Sitzung der Arbeitsgruppe Europäische Patentgerichtsbarkeit statt, die sich mit den anstehenden Fragen zum Europäischen Patentgericht und den aktuellen Entwicklungen während der polnischen Ratspräsidentschaft befasste. 18. November 2011 Mit einer kleinen Feier wurden dem Fachpublikum, darunter zahlreichen Vertretern der Anwaltschaft und der Wirtschaft, die beiden neuen elektronischen Verhandlungssäle vorgestellt. Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2011 Besuche aus dem Ausland: Auch im Jahr 2011 empfing das Bundespatentgericht zahlreiche Delegationen aus dem Ausland, und zwar aus China, Vietnam, Japan, Südkorea, Frankreich, Schweden, der Türkei, Serbien, Moldawien, Usbekistan, Georgien und Saudi-Arabien. Die regionalen Schwerpunkte der Zusammenarbeit mit Einrichtungen des gewerblichen Rechtsschutzes im Ausland liegen dabei weiterhin im russischen und asiatischen Raum. Das Bundespatentgericht arbeitet bei der Organisation von Fachseminaren für ausländische Delegationen eng mit dem Deutschen Patent- und Markenamt, dem Europäischen Patentamt aber auch mit der Deutschen Stiftung für Internationale Rechtliche Zusammenarbeit e.V. (IRZ-Stiftung) oder der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH zusammen. Pressearbeit: Die Pressestelle des Bundespatentgerichts veröffentlichte 2011 mehrere Pressemitteilungen, die auf der Homepage des Gerichts (www.bpatg.de) einsehbar sind. Besonderes Medieninteresse fanden im Berichtsjahr die Entscheidungen des 30. Marken-Beschwerdesenats zu den Herkunftsbezeichnungen. Danach bleibt die Herkunftsbezeichnung „Obazda“ (Pressemitteilung des Bundespatentgerichts vom 22.09.2011) einstweilen ungeschützt. Was im Obazdn drin ist und woher er kommt, wird vorerst nicht vorgeschrieben. Die Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft würde gern die Käsespezialität Obazda als geographische Angabe schützen lassen. Ein Allgäuer Hersteller hat sich dagegen gewehrt. Das Gericht hält den Käse durchaus für schützenswert, zweifelt aber an der Frage der Haltbarmachung, weshalb das Verfahren zur weiteren Sachverhaltsaufklärung an das Deutsche Patent- und Markenamt zurückverwiesen wurde. Ebenfalls mediales Interesse erfuhr der „Schwarzwälder Schinken“ (Pressemitteilung des Bundespatentgerichts vom 13.10.2011). Die regionalen Hersteller erzielten einen Sieg. „Schwarzwälder Schinken“ muss danach nicht nur im Schwarzwald hergestellt, sondern dort auch geschnitten und verpackt werden. Mit dieser Entscheidung verschärfte das Bundespatentgericht die Kriterien für die geschützte Bezeichnung. Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof ließ das Gericht nicht zu, nun muss die EU-Kommission die neuen Bedingungen noch absegnen. Zum „Düsseldorfer Senf“ (Pressemitteilung des Bundespatentgerichts vom 10.11.2011) entschied das Gericht, dass der Antrag der Schutzgemeinschaft Düsseldorfer Senf grundsätzlich zulässig ist. Diese, hinter der im Wesentlichen die Düsseldorfer Löwensenf GmbH steht, hat beim Deutschen Patent- und Markenamt beantragt, die Bezeichnung Düsseldorfer Senf als geographische Angabe unter Schutz zu stellen. Damit verbunden sind nähere Vorgaben für die Herstellung von Düsseldorfer Senf. Gegen diesen Antrag war von Seiten der Nestlé Deutschland AG, die im benachbarten Neuss ein Senfwerk betreibt, Einspruch erhoben worden. Insoweit war unter anderem geltend gemacht worden, dass verschiedene Vorgaben zum Herstellungsverfahren von Düsseldorfer Senf zu einschränkend und zu unbestimmt gefasst seien. In dem Verfahren vor dem 30. Senat hat die Schutzgemeinschaft die Bedingungen für die Benutzung der Bezeichnung Düsseldorfer Senf in einem für den Rechtsstreit wesentlichen Punkt, der die Verwendung von Branntweinessig bei der Senfherstellung betraf, geändert. Daraufhin hat die Nestlé Deutschland AG ihre Beschwerde zurückgenommen, sodass das Schutzverfahren nunmehr bei der EU-Kommission seinen Fortgang nehmen kann. 95 From the Case Law of the Federal Patent Court in 2011 English Summary 96 96 ©deraether Foreword BPatG Annual Report 2011 Foreword Dear Reader, This annual report will inform you of the major decisions reached by the Federal Patent Court in the fields of patent, utility model, design and trade mark law in the manner you have become accustomed to. It also includes an overview of the Court’s business in the year under review. The volume of business processed by the trade mark boards declined marginally in 2011. Appeals in patent cases also dropped in number. We currently believe that this is primarily due to the difficulties initially faced following the introduction of EISA, the electronic IP file, at the German Patent and Trade Mark Office. This presently stands in the way of a constant inflow of new proceedings. However, the proceedings in hand before the technical boards of appeal guarantee that the entire staff has a sufficient workload, which is in part due to the opposition proceedings that remain to be handled. The number of nullity suits nearly doubled to 297 new entries in 2011 compared to the Court’s early days in 1961/62. If the upward trend persists, the 300 new-entry mark will probably be surpassed in 2012. Overall, the Court recorded 1,931 new entries which – fortunately – were contrasted by 2,291 closures. If the Federal Patent Court were a market-oriented company, it would have celebrated the biggest victory in its 50th year of existence: a three-fold increase in revenues. We received 12.6 million euros in court fees in 2011 – triple the amount recorded in 2010. The fact that the number of trade mark closures fell just short of the results achieved in earlier years is due to the fact that it took an unusually long time to replace legally qualified members, leaving some positions vacant for months. However, the trade mark boards have been assigned several new, highly motivated legally qualified members since the beginning of 2012, which makes us optimistic about the future. Further major personnel-related changes occurred within our organisation in 2011. Four new chairpersons were nominated: two in both the legal and technical fields. Furthermore, twelve new technically qualified colleagues took office as judges at the Federal Patent Court by virtue of their mandates. Three delegated fe- male colleagues were transferred to the Federal Patent Court, and a further legally qualified female judge was delegated to us. We made progress in the electronic processing of our court files in 2011. In November, the two new “electronic courtrooms” were inaugurated, drawing keen interest from the stakeholders. You can obtain valuable knowledge on this topic from our homepage under the heading “Electronic Legal Transactions” “Electronic Courtroom”. Last year was also dominated by the debate on intellectual property rights in Europe and by the European Patent, which would take uniform effect. Following a dynamic development, these issues have returned to a standstill. Therefore, as it waits for a decision to be made concerning the location of the European Patent Court, the Federal Patent Court will definitely continue to have ample opportunity to capitalise on its highquality rulings to prove to the rights holders within a reasonable period of time that the system building on technically qualified judges, which has been implemented at the Federal Patent Court, serves its interests perfectly. It goes without saying that the highlight of 2011 was the celebratory event commemorating the Court’s 50th anniversary on 1 July 2011, which we had the pleasure to celebrate with numerous guests of honour. I was especially pleased that the audience included some of our more elderly colleagues, who were members of the Court back on the day of its inception. I would like to take this opportunity to express my gratitude to all those who supported our work last year and contributed to our successful performance – the stakeholders involved and the members of the Court alike. I wish you have an enjoyable read. Beate Schmidt President of the Federal Patent Court 97 BPatG Annual Report 2011 Contents Table of Contents Foreword 97 patent law 100 I. Patentability 100 1. Technical teaching on procedure and definition of invention - Technical problem/solution - Programs for data processing systems - Notional or commercial activities - Mathematical methods - Technical contribution to inventive step 100 100 100 101 101 101 2. Exclusion of patentability of medical processes 103 3. Prior art and public availability 104 4. Novelty and inventive step - Novelty - Inventive step - Average person skilled in the art 105 105 105 107 II. Supplementary Protection Certificates 108 III. Proceedings before the German Patent and Trade Mark Office 110 1. Application date 110 2. Division of the application 110 3. Version of the documents, disclosure 111 4. Patent category 111 5. Transfer, legal succession 111 IV.Opposition Proceedings 112 1. Procedural principles 112 2. Domestic representative and power of attorney 112 3. Admissibility of the opposition 113 4. Interpretation 5. Examination of grounds for revocation - Enablement, complete and clear teaching - Inadmissible extension of the subject matter of the application, disclaimer 114 116 116 117 6. Termination of the opposition proceedings 118 7. Binding effect of the requests 119 8. Intervention 119 98 V. Appeal Proceedings 120 1. Eligibility of the appeal 120 2. Admissibility of the appeal 120 3. Cost-related issues 121 4. Appeal on points of law 121 VI.Nullity Proceedings 121 1. Admissibility of the action 121 2. Grounds for nullity 123 3. Binding effect of requests in nullity proceedings 124 utility model law 124 design law 125 trade mark law 126 I. Unconventional Trade Mark Forms 126 1. Graphical representability 126 2. Abstract colour trade marks 127 3. Three-dimensional trade marks 127 4. Other types of trade marks 128 II. Word Marks, Word/Figurative Marks and Figurative Marks 128 1. Terms in foreign languages 128 2. Letter/numeral trade marks 128 3. Word combinations 129 4. Slogans 130 5. Word sequences with geographic indication of origin 131 6. Designations of establishment 131 7. Names of individuals 131 8. Word marks/figurative marks 133 9. Figurative marks 133 10. Geographical indications of origin pursuant to EC Council Directive No. 520/2006 dated 20 March 2006 for the protection of geographical indications and designations of origin for agricultural products and foodstuffs 134 Contents BPatG Annual Report 2011 11. Violation of public policy or accepted principles of morality (Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act) 135 12. Ban on the abuse of public national emblems for commercial purposes (Sec. 8, Para. 2, Nos. 6 and 8 of the German Trade Mark Act) 136 13. Eligibility for protection based on possible options for use as a trade mark III.Cancellation Proceedings 136 137 1. Due to bad faith pursuant to Sec. 50, Para. 1 in conjunction with Sec. 8, Para. 2, No. 10 of the German Trade Mark Act 137 2. Absolute obstacles to protection according to Art. 50 para. 1, 2 in conjunction with Art. 8 para. 2 No. 1 – 9, 54 Trade Mark Act 138 IV.Opposition Proceedings 138 1. Genuine use 138 2. Direct likelihood of confusion 139 3. Indirect likelihood of confusion 139 business report 2011 142 business development 142 I. Overview 142 II.Statistics 147 III.Appeals against Rulings of the Federal Patent Court 147 staffing 148 training of candidate patent attorneys 148 documentation and the library 149 I. Documentation 149 II. The Library 149 electronic legal transactions 150 public relations work and international affairs 151 BPatG Annual Report 2011 Patent Law Patent Law, Utility Model Law and Design Law Of the abundance of rulings handed down by the Federal Patent Court on patents, utility models and designs in the period under review, this report presents those which relate to new or contentious issues as well as update or confirm the case law in the light of new trends, categorised by thematic key points. Patent Law I. Patentability 1. Technical teaching for action and definition of invention An invention as defined by patent law is a teaching for plan-conformant action, the claimed technical subject matter of which can be reduced to practice, is repeatable, and represents a solution to a problem based on technical considerations. In consequence, patent protection is only granted for inventions in the field of technology.1 However, according to the more recent case law of the Federal Court of Justice2, in line with the case law of the Boards of Appeal of the European Patent Office, in particular in the field of “computer-implemented inventions” and the exclusion from patentability pursuant to Sec. 1, Para. 3, No. 3 of the German Patent Act, the focus of the examination of patentability has clearly shifted. As a result, the requirement of formulating a technical problem and providing a solution by technical means, which was often not complied with and was the point of focus according to earlier case law3, is now addressed much more liberally4 and less important, whereas the focus of examination has shifted to the overall consideration of the solution necessary within the context of novelty and inventive step. Technical problem/solution According to the 17th Board, a patent claim merely claiming the automation of the examination of multiple prescriptions for physiological harmlessness based on medical considerations, which has been conducted by a physician thus far – in particular with regard to potential side-effects and cross reactions with other drugs – without containing information going beyond the use of data processing means, cannot be considered an invention in a technical field in accordance with Sec. 1 of the German Patent Act.5 Programs for data processing systems A user interface (software) with which a user can configure a computer system in dialog with an online store and which checks the computer system components selected by the user for compatibility is excluded from patentability pursuant to Sec. 1, Paras. 3 and 4 of the German Patent Act, because it does not contain any instructions leading to the solution of a specific technical problem by technical means.6 The claimed online user interface included the technical properties required by Sec. 1, Para. 1 of the German Patent Act if only because it suggests taking a series of method steps in network-connected devices by processing data, namely in the computer of the user and in the online store connected to it via the Internet. These are typical steps of processing, storing and transmitting data via technical devices.7 However, the present solution specifically does not consist of de- 1 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1992, 36 – Chinesische Schriftzeichen; Federal Court of Justice, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation;Federal Court of Justice, GRUR 2000, 1007 – Sprachanalyseeinrichtung. 2 F ederal Court of Justice, GRUR 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten; Federal Court of Justice, GRUR [2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 3 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 1992, 33 – Seitenpuffer; Federal Court of Justice, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation; Federal Court of Justice, GRUR 2002, 143 = GRUR Int. 2002, 323 – Suche fehlerhafter Zeichenketten. 4 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung. 5 Federal Patent Court, ruling dated 22 March 2011 – 24 W (pat) 104/05. 6 Federal Patent Court, ruling dated 28 June 2011 – 17 W (pat) 166/05. 7 See Federal Court of Justice, GRUR 2011, Margin No. 16 – Webseitenanzeige. 100 Patent Law BPatG Annual Report 2011 signing a data processing program to make it consider the technical circumstances surrounding the data processing system.8 Notional or commercial activities The 17th Board9 had been called upon to decide on a method for the computer-aided design of components and component systems, with which components could be integrated into a component system on the display of a CAD system so that their dimensions and arrangement could be controlled in accordance with the dimensions of the component surrounding them. The key element of the solution proposed is a geometric reference figure that is to control the size and shape of the respective component. The Board found that the suggestion of expanding a CAD system by a (shape and size) control function for components and introducing a construct in the form of a reference figure for this purpose was not a technical feat and instead merely a notional concept, keeping the claimed teaching from being classified as an invention in a technical field (Sec. 1, Paras. 3 and 4 of the German Patent Act). Mathematical methods A method for simulating a piezo actuator that proposes a mathematical model for calculating the chronological progression of the axial length of the stack of piezo elements on the basis of specific values and the derivation of a differential equation from two EulerLagrange equations relates to a mathematical method per se and is thus excluded from patentability pursuant to Sec. 1, Para. 3, No. 1 in conjunction with Para. 4 of the German Patent Act. The fact that the claimed method is computer-assisted, i.e. calculated, does not give rise to a specific technical problem and is trivial. The 17th Board found that therefore, not even a partial aspect of the protected teaching can be found to solve a technical problem and that in consequence, it is excluded from patentability in line with the case law of the Federal Court of Justice.10 11 Technical contribution to inventive step Based on established case law12, “when examining the invention for inventive step” only those instructions may be considered that lead to the solution of the technical problem by technical means or at least influence it. The technical problem solved by an invention is to be determined based on what the invention actually achieves.13 In a method for guiding a user through a menu-controlled system using soft keys on a touchsensitive display device in a motor vehicle, e.g. a navigation system, features which solely relate to the design of the user interface via one or two additional soft keys are disregarded when assessing inventive step.14 A “design of the (user) interface between a human being and a technical device tailored to the needs and capabilities of the operator”15 does not belong to the field of technology. 8 See Federal Court of Justice, GRUR 2011, Margin No. 21 – Webseitenanzeige. 9 Federal Patent Court, ruling dated 11 January 2011 – 17 W (pat) 99/05. 10 Federal Court of Justice, GRUR 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 11 Federal Patent Court, ruling dated 3 March 2011 – 17 W (pat) 151/05. 12 Cf. most recently Federal Court of Justice, GRUR 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 13 See Federal Court of Justice, BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe. 14 Federal Patent Court, ruling dated 18 January 2011 – 17 W (pat) 127/06. 15 Cf. Federal Patent Court, BlPMZ 2007, 214 – Bedienoberfläche. 101 BPatG Annual Report 2011 Patent Law According to the 17th Board, a method for examining various drugs for healthy interaction by technical means in connection with a data processing system is of technical nature and thus not excluded from patentability pursuant to Sec. 1, Para. 3, Sentence 3 of the German Patent Act.16 When assessing inventive step, features relating to the conceptual approach of an examination of the interaction between the drugs in order to avoid harming the patient may not be considered as they do not belong to a technical field. The remaining features, which are concerned with the generation of a data pool for a prescription database, cannot substantiate an inventive step. The 17th Board17 also ruled on an order to set up a production schedule for medical products that can be reconditioned, i.e. instruments and devices that must be disinfected before re-use and disposed of after having been subjected to a certain number of reconditioning passes, e.g. because they are damaged. To establish a more reliable basis for this production schedule, the application suggests saving a meter reading and/or measurement values for every single product that is reconditioned, and comparing the saved information with reference values to obtain an indication that the product will have to be replaced in a foreseeable period of time. The Board denied patentability because if the subject matter of the claimed teaching in terms of the technical features is known from the prior art and the teaching is based on microeconomic considerations, it cannot substantiate an inventive step.18 A further case related to a method for topping up prepaid mobile communication accounts involving the amount of the desired top-up being transmitted to a central control unit, said central control unit providing voucher data, and this voucher data being made available to the customer. The top-up procedure can be initiated by dialing a unique top-up number that can be obtained from the voucher data using a mobile phone assigned to the mobile communications account. The subscriber phone number assigned to the mobile phone is automatically detected via a detection device when the top-up number is dialed and automatically transmitted to the central control unit. The latter subjects the top-up telephone number to a validity check, and if its validity is verified, a prepaid account assigned to the subscriber is topped up with at least part of the top-up amount. The technical problem was limited to the objective task of enabling the automatic detection of a subscriber using his or her mobile phone to top up the prepaid account assigned to it using voucher data and was solved through the automatic detection of the calling mobile phone number via a detection device. Therefore, only this feature was to be considered when assessing inventive step.19 Another method that was not found to be inventive was directed to the implementation of voice communications for an expert hotline wherein a database can be queried by callers via the Internet to place an expert and the consulting costs can be paid in a customer-friendly manner. Part of the subject matter claimed involved crediting the account of the selected contact person with a prorated amount of the costs. The 20th Board20 states that the determination of the individual to whom the costs of the voice communication are credited and, in particular, the determination of a corresponding partial sum without determining its amount (“prorated”) was a purely commercial decision in the form of a selection of one of many potential business models. 16 F ederal Patent Court, ruling dated 22 February 2011 – 17 W (pat) 149/05 making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung. 17 F ederal Patent Court, ruling dated 19 April 2011 – 17 W (pat) 16/07; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 26 July 2011 – 17 W (pat) 60/07. 18 Federal Court of Justice, GRUR 2011, 125, Headnote 2 – Wiedergabe topografischer Informationen. 19 Federal Patent Court, ruling dated 14 July 2011 – 17 W (pat) 63/06. 20 F ederal Patent Court, ruling dated 28 March 2011 – 20 W (pat) 103/05; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 16 February 2011 – 19 W (pat) 55/09. 102 Patent Law BPatG Annual Report 2011 The conception of new processor instructions for a microprocessor with a core for executing instructions in order to perform mathematical computer operations cannot be recognised as an achievement in the technical field if such conception is not based on knowledge supported by technical considerations and the selection of the instructions is not influenced by technical aspects. Therefore, details included in the claim, which are solely based on mathematical considerations for calculating the product of two complex numbers may not be considered when assessing inventive step.21 In the case in point, they relate to the “objective task” of making programs of this kind smaller and more manageable through special, new instructions. The 17th Board holds that this is not a technical problem.22 2. Exclusion of patentability of medical processes The 3rd Board23 had been called upon to determine whether the method claim under attack in the patent in suit was to be deemed null and void because it was a diagnostic method excluded from patentability pursuant to Art. 53 (c) of the EPC. The claim was directed to “a method for use in diagnosing inflammations of human respiratory tracts wherein, when it is necessary to obtain an indication of the condition of the lower respiratory tracts, the person inhales through the mouth and the NO value in the orally exhaled air is determined, the determined value is compared to the value typical of healthy individuals and a value that is higher than typical values is considered an indication of an inflammation of the lower respiratory tracts.” The Board started by stating that, according to the case law of the European Patent Office, which has been adopted by the Federal Court of Justice24, a diagnostic method applied to a human or animal body covered by Art. 53 (c) of the European Patent Convention is only on hand if it contains as method steps the examination phase including the collection of data (step i), the comparison of this data with reference data (step ii), the determination of a significant deviation (step iii) and the attribution of the deviation to a specific clinical picture (step iv – diagnosis). Accordingly, a method that merely delivers the interim results relevant to the diagnosis is not a diagnostic method and thus not excluded from patentability. Furthermore, the exclusion only takes effect if all the steps of the method are applied to a human or animal body, including the method step relating to the deductive human or veterinary medicine decision-making phase, i.e. to the diagnosis in the strict sense of the word as a purely intellectual activity.25 The Board found that these prerequisites are not fulfilled if, as in the case in point, the subject matter of the claim merely relates to a computerised comparison of datasets obtained through measurements, namely those of the NO values of the patient to the datasets of healthy control subjects or of the respective patient at another point in time, wherein an elevated NO value is an indication of a severe inflammation. The method in dispute thus does not provide a specific diagnosis, and not all of the method steps are applied to a human body, because the determination of the NO values in the respiratory air samples and the data comparison are not conducted on the human body. In deviation from the legal opinion of the 3rd Board and the Enlarged Board of Appeal, the 4th Board26 is of the opinion that a diagnosis of a condition in accord- 21 Cf. Federal Patent Court, BlPMZ 2009, 499 – Druckvorlagenerstellung. 22 Federal Patent Court, ruling dated 30 November 2011 – 17 W (pat) 122/06. 23 F ederal Patent Court, ruling dated 1 February 2011 – 3 Ni 17/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 88/11]. 24 E uropean Patent Office, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, in particular Items 5 and 6.2.2 of the reasoned decision; Federal Court of Justice, GRUR 2010 1081–1083 et seq. – Kein Patentierungsausschluss für Therapie unterstützendes Verfahren; also cf. Federal Patent Court, GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung. 25 European Patent Office, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, Items 6.2.3 and 6.4.4; dissenting opinion: Federal Patent Court, ruling dated 28 June 2011 – 4 Ni 47/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 107/11]; Federal Patent Court, GRUR 2008, 981 Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung. 26 F ederal Patent Court, ruling dated 28 June 2011 – 4 Ni 47/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 107/11]. 103 BPatG Annual Report 2011 Patent Law According to established case law, an apparatus is rendered obvious simply if the apparatus is delivered to a third party unconditionally. After all, if the parties do not agree to maintain confidentiality and confidentiality cannot be expected to be maintained otherwise, it can generally be assumed that the delivery equates to the exposure of the knowledge of the invention to the public and that it is self-evident that the possibility has been created for any third party (employees and factory visitors in this case) to gain knowledge of it.29 Based on the view taken by the 4th Board30, the same holds true if a service manual including a description of all the details of the apparatus is delivered instead of the apparatus itself. ance with step iv is on hand simply if an abnormal, i.e. “not healthy” state relative to the reference values is displayed as a result of the method based on the collected data. Since there is no need for a physician to be involved, automatic methods or self-diagnostic methods can also be subject to the ban on patentability. 3. Prior art and public availability The 3rd Board27 had been called upon to concern itself with the consideration of prior art not belonging to the field of a patent in suit, through which a method for coating two sides of a single pane of glass in a single pass using a coating device was claimed. The Board found that whenever necessary, the relevant person of skill in the art considers in his or her research prior art belonging to a different field which could in principle be expected to provide solutions given the type of problems faced.28 The 3rd Board31 had been called upon to clarify an issue relating to a public prior use through the sale of a pharmaceutical product which in the case in point was intended for oral administration as a hard or soft gelatin capsule or as a liquid comprising a combination of eucalyptus oil and orange oil. The state of the art included a drug with an active ingredient consisting of eucalyptus oil, orange peel oil, myrtle oil and lemon oil. The Board states that putting a pharmaceutical product into circulation made not only the substance as such but also its composition and structure available to the public as long as it was possible to analyse it. In this context, one can generally assume that analysable products on the market that does not bear an indication of their structure are indeed analysed, because this is of interest to third parties even if the analysis takes some effort and produces costs.32 This applies to the chemical/pharmaceutical field also if the analysis involves extensive time-consuming and laborious qualitative and quantitative examinations which, however, can be performed by a person of skill 27 Federal Patent Court, ruling dated 9 August 2011 – 4 Ni 19/08, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 123/11]. 28 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 992 – Ziehmaschinenzugeinheit II. 29 Federal Court of Justice, GRUR 1996, 747 et seqq. – Lichtbogen-Plasma-Beschichtungssystem. 30 F ederal Patent Court, ruling dated 28 June 2011 – 4 Ni 55/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 81/11]. 31 F ederal Patent Court, ruling dated 26 July 2011 – 3 Ni 7/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 120/11]. 32 F ederal Court of Justice, GRUR 1986, 372 – Thrombozytenzählung; Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6th Edition (2003), Sec. 3 Margin No. 127 with evidence. 33 Federal Patent Court, ruling dated 6 April 2011 – 20 W (pat) 379/05. 34 Federal Patent Court, ruling dated 4 November 2010 – 21 W (pat) 8/08. 104 Patent Law BPatG Annual Report 2011 in the art using standard methods upon intense deliberation without running into undue difficulties exceeding his or her average skill. Having regard to the prior use of a lightweight engine block within the scope of a research project supported by the Bavarian Research Foundation, the simple fact that this foundation supported the project is irrelevant concerning the availability of the results to the public. The objection for lack of novelty due to public prior use therefore failed in the opposition proceedings before the 20th Board33, in particular because the opponent did not clarify whether a factual report it submitted thereon was merely an internal report or not. The 21st Board34 states that prior art that is erroneously cited as such in the description of a patent application, is not substantiated by a publication, and represents internal state of the art according to the applicant is not detrimental to the assessment of the patentability of the invention. According to established case law, the prevailing circumstances, legal provisions and in particular the state of the art based on the objective circumstances are decisive when assessing patentability, and not the circumstances alleged by the inventor.35 4. Novelty and inventive step Novelty A “method for determining the binding behaviour of ligands specifically binding to target molecules at at least one binding site” cannot be delineated from the state of the art via functional, interchangeable terms for methods in the relevant technical field. The 15th Board finds that the functional terms “ligands, markers, inhibitors and reference substances” used for chemical compounds, all of which bind to the same target molecules, are exchangeable terms given the literal meaning of the method and thus cannot be used to make a distinction between substances.36 Inventive step According to the 1st Board, objectively, one can only determine the technical problem solved by an invention (an elevator system in this case) and whether a claimed solution is based on an inventive step based on what the invention claimed in the claims of the patent actually accomplishes37 compared to the state of the art and on what is reflected in the features of the claims.38 Various starting points may be considered in making this assessment.39 If the claimed solution actually merely solves the problem of improving the wear and tear and durability of the cable vis-à-vis the state of the art in cases in which steel cables lie directly on the traction sheave, the claimed teaching is limited to this optimisation of the elevator system. 35 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 1973, 263 – Rotterdam-Geräte, GRUR 1994, 357 – Muffelofen. 36 Federal Patent Court, ruling dated 13 December 2010 – 15 W (pat) 15/06. 37 F ederal Court of Justice, GRUR 2010, 602, 605, Para. 27 – Gelenkanordnung; GRUR 2010, 607, 608, Para. 18 – Fettsäurezusammensetzung; Federal Court of Justice, GRUR 2007, 1055, Para. 28 – Papiermaschinengewebe. 38 F ederal Patent Court, ruling dated 1 February 2011 – 1 Ni 11/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 74/11], making reference to the Federal Court of Justice, BlPMZ 1979, 151– Etikettiergerät II, GRUR 1981, 732 – First- und Gratabdeckung; Benkard/Bacher/Melullis, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 1, Margin No. 78; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6th Edition (2003), Sec. 1, Margin No. 101; and Federal Patent Court, ruling dated 29 March 2011 – 1 Ni 12/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 72/11]; Federal Patent Court, ruling dated 1 March 2011 – 1 Ni 19/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 96/11]. 39 F ederal Court of Justice, GRUR 2009, 1039, Para. 20 – Fischbissanzeiger; Federal Court of Justice, GRUR 2009, 382, Para. 51 – Olanzapin; Federal Patent Court, GRUR 2004, 317, 319 – Programmartmitteilung. 105 BPatG Annual Report 2011 Patent Law Even if the problem addressed by the patent specification is deemed “novel”, this does not justify a different assessment: What is deemed the problem addressed by the invention in the patent specification may provide an indication of how the claimed technical teaching should be understood40 and the aides for determining the objective technical problem. 41 An inventive step of the technical teaching may be given simply upon recognition of the cause of the disadvantages of the state of the art. 42 However, the 1st Board also ruled that the problem solved by the invention had to be determined objectively alone. 43 If the state of the art envisages two ways of stacking packagings (batches), assembling them with varying layer patterns, and then stacking them on a pallet, it is irrelevant to the assessment of inventive step whether the claimed method performs more than the task of homogeneous palleting, also solving further objective problems such as a higher operating speed associated with the solution according to the invention, even if the state of the art does not include a motivation to this effect, which could substantiate the obviousness of the claimed method and could thus call its patentability into question. 44 The 1st Board found that there was no such motivation. 45 According to the 3rd Board, if a combination of active ingredients in drugs – in this case Taxol or Taxotere and their analogues as well as therapeutically effective substances for treating neoplastic diseases – is obvious to the person skilled in the art, a synergistic effect claimed by the defendant cannot serve to substantiate an inventive step. 46 The objection raised by the defendant, alleging that the person skilled in the art had not considered including Taxotere in such combinations because Taxotere had not been approved and the prior art lacked information to this effect was countered by the Board, which held that combinations of Taxotere and other cytostatics had been tested on tumors in mice before the priority date of the patent in suit. This demonstrates that experts indeed had considered Taxotere, which had not been approved and had merely been subjected to phase 1 clinical trials by then, for inclusion in combinations with further cytostatics. Moreover, testing an active ingredient under various conditions in a laboratory before carrying out further, elaborate, expensive and extremely risky studies on humans is common practice when searching for suitable drugs. The 1st Board47 had been called upon to asses the patentability of a device having a slit for removing a tick from the skin of a human being or animal and the dimensions of a credit card (85 mm x 54 mm x 4 mm) as depicted. According to statements made in the patent in suit, the invention aims to solve the problem of creating a device that a person can easily carry around and is made of a “relatively stiff material” as per the invention. Starting from a state of the art consisting of a sheet of plastic or metal (12) albeit with different dimensions (length: 57 mm, width: 12.7 mm, thickness: 0.3 mm) formed as an add-on or integral part of another device as depicted, e.g. a pocket knife or a nail clipper, the Board found that the teaching pursuant to the invention had not been rendered obvious. Instead, due to this prior art, the person of skill in the art was prevented from looking for a solution to the problem in line with the invention and significantly increasing the dimensions of the device, namely to ob- 40 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 602, 605, Para. 27 – Gelenkanordnung. 41 Federal Court of Justice, GRUR 2005, 141, 142 – Anbieten interaktiver Hilfe, with further evidence. 42 Federal Court of Justice, GRUR 1985, 369 – Körperstativ [Stabilizer]. 43 Federal Patent Court, ruling dated 28 June 2011 – 1 Ni 6/09. 44 Federal Court of Justice, GRUR 2003, 693, 695 – Hochdruckreiniger. 45 F ederal Patent Court, ruling dated 1 February 2011 – 3 Ni 1/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 143/11]. 46 F ederal Patent Court, ruling dated 7 December 2010 – 3 Ni 52/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 14/09 (EU), making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2003, 317 headnote – Kosmetisches Sonnenschutzmittel, and Federal Court of Justice, GRUR 2010, 607, 612 – Fettsäurezusammensetzung. 47 F ederal Patent Court, ruling dated 29 March 2011 – 1 Ni 12/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 72/11]. 106 Patent Law BPatG Annual Report 2011 tain the dimensions of a credit card, and creating an independent article that could easily be carried around by the user, making it constantly available, instead of integrating it into another device. A credit card-sized prior-art ice scraper also failed to motivate the person of skill in the art to modify the dimensions of the depicted device and would only have been considered by the person skilled in the art in hindsight, after having gained knowledge of the solution according to the invention. The Board thus affirmed inventive step and dismissed the suit. Obviousness may also be supported by the combination of three documents even if, starting from the problem objectively solved by the patent in suit, it would be impossible to solve it without having knowledge of prior art evidenced by two documents as a starting point. The Board did not allow a suggested appeal on points of law since a formal limitation of the state of the art to a certain number of documents furnishing proof of the obviousness of an invention is not permitted by law. 48 The 9th Board49 finds that the seat cushion in a vehicle seat is rendered obvious by the combination of two documents even if there is a period of 30 years between the publications. Since the German Patent Act does not include a provision for qualitatively downgrading a source when considering the state of the art, the age of a document may be at best considered an indication of evidence.50 In the case in point, however, the older publication was undoubtedly the starting point of the invention and the problem of circulatory disorder in the legs caused by unsuitable seat cushions was solved by the findings and materials of the younger publication. Average person skilled in the art The relevant person of skill in the art is one who is normally charged with solving the problem posed.51 Therefore, the 3rd Board52 is of the opinion that a person skilled in the art with respect to the teaching of the patent in suit, which is directed to an iron with a metal baseplate and an anti-friction layer, is a process engineer or chemist with professional experience in the field of coating technology, who works in a team of several experts in developing irons. An engineer with a degree in mechanical engineering from a college or university of applied sciences is immaterial, because he merely determines the requirements that are to be implemented by the aforementioned person skilled in the art.53 There was no reason to examine the evidence offered by the defendant to the contrary, because the definition of the relevant person skilled in the art is essentially a legal issue that must be evaluated by the court and may not be clarified by calling witnesses.54 The definition of the person skilled in the art must always be based on factual findings.55 However, the Board, which is staffed with technical members, has the expertise required to establish who was normally involved in developing and refining subject matter according to the patent as part of commercial practice and independently of the defendant’s proven actual circumstances and who had the skills in the technical field of relevance in the case in point to be commissioned with solving the problem addressed by the patent. There was thus no need to commission the expert opinion offered. The 3rd Board defined the person skilled in the art concerning the improvement of pharmaceutical compositions for cancer therapy as a team of at least one 48 Federal Patent Court, ruling dated 27 July 2011 – 9 W (pat) 314/06. 49 Federal Patent Court, ruling dated 27 June 2011 – 9 W (pat) 387/05. 50 See Schulte/Moufang, PatG, 8th Edition (2008), § 4 Margin No. 135-137. 51 F ederal Court of Justice, GRUR 78, 37 – Börsenbügel; Federal Court of Justice, GRUR 1962, 290 – Brieftaubenreisekabine II; cf. Schulte/Moufang, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 4, Margin No. 48. 52 Federal Patent Court, ruling dated 14 July 2011 – 3 Ni 1/11 (EP). 53 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 1039 – Fischbissanzeiger. 54 Federal Court of Justice, GRUR 2006, 663, Margin No. 28 – Vorausbezahlte Telefongespräche. 55 Federal Court of Justice, GRUR 2004, 1023 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung. 107 BPatG Annual Report 2011 Patent Law pharmacologist and at least one medical expert conducting research in the field of oncology with several years of experience in the field of cancer therapy or the development of oncological drugs.56 The 10th Board found that the relevant person of skill in the art can be expected to consult with an expert or a person skilled in the art with better qualifications or procure information to the same effect if he recognises based on his expertise that he can find the solution in a different field.57 II. Supplementary Protection Certificates Pursuant to Art. 10 of Regulation (EC) No. 469/2009 on supplementary protection certificates for drugs (referred to as “the Regulation” hereinafter) in conjunction with Sec. 49 a, Para. 2 of the German Patent Act, a certificate must be granted if the application and the product in question meet the requirements set out in the Regulation. Art. 4 of the Regulation describes the subject matter protected by the drug protection certificate. Accordingly, the protection conferred by the certificate solely covers the product as defined by Art. 1 (b) of the Regulation, which is covered by the approval for the introduction into circulation of the product as a drug, i.e. the active ingredient or the composition of active ingredients of a drug within the limits of the protection granted by the basic patent.58 Pursuant to Art. 3 (a) of the Regulation, a further prerequisite is that the product is protected by a basic patent in force at the application date. The assessment of whether this is the case must be based on the basic patent’s entire scope of protection and not solely on its subject matter.59 Accordingly, the Federal Court of Justice based its finding on the valid scope of protection of the basic patent, i.e. on Sec. 14 of the German Patent Act for German basic patents and on Art. 69 of the European Patent Convention in conjunction with the interpretation protocol on Art. 69 of the EPC for European basic patents.60 In a case prosecuted by the 15th Board61, based on the foregoing, the approved product Tenofovir Disoproxil and its salts – especially the fumarate, hydrates, tautomers and solvates – were protected by the basic patent in force in combination with further therapeutic components in accordance with Art. 3 (a) of the Regulation, and therefore, a protection certificate was issued. The certificate in suit for “Escitalopram or its non-toxic acid-addition salts, including escitalopram oxalate” attacked by the plaintiff filing the nullity action had already been subject to an unsuccessful attack in an earlier lawsuit without the involvement of the plaintiff due to an infringement of Art. 3 (d) of the German Work Appliance Directive. In its ruling on the escitalopram case62, the Federal Court of Justice had dismissed the suit on grounds that, as a substance having a medical effect, the r-enantiomer escitalopram contained in the racemate citalopram was neither a contamination63, an auxiliary nor an additive64 of the racemate, but instead a different active ingredient and in any case a different composition of active ingredients. The 56 F ederal Patent Court, ruling dated 7 December 2010 – 3 Ni 52/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 14/09 (EU), making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2010, 607, 611, Para. 70 – Fettsäurezusammensetzung; GRUR 2010, 123, 125, Para. 27 – Escitalopram; GRUR 2007, 404, 406, Para. 26 – Carvedilol II; and ruling dated 28 October 2010 – 3 Ni 50/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 10/09 (EU). 57 F ederal Patent Court, ruling dated 16 September 2010 – 10 Ni 13/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 26/11] making reference to Federal Court of Justice, GRUR 1986, 798, 799 – Abfördereinrichtung für Schüttgut; GRUR 2010, 41, 43 – Diodenbeleuchtung. 58 Benkard/Grabinski, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 16 a, Margin No. 10. 59 European Court of Justice, C-392/97, GRUR Int. 2000, 69 – Farmitalia, Margin No. 22; Schennen, Die Verlängerung der Patentlaufzeit für Arzneimittel im Gemeinsamen Markt, 1st Edition (1993), page 68, item 7, page 57, items 1 – 4. 60 F ederal Court of Justice, GRUR 2000, 683 – Idarubicin II, GRUR 2002, 523 – Custodiol I; Benkard/Grabinski, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 16 a, Margin No. 18; Busse/Hacker, PatG, 6th Edition (2003), annexed to Sec. 16a, Margin No. 24. 61 Federal Patent Court, ruling dated 12 May 2011 – 15 W (pat) 24/07. 62 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 123 – Escitalopram. 108 Patent Law BPatG Annual Report 2011 enantiomer and the racemate are thus two different products pursuant to Regulation (EC) No. 469/2009 and in consequence, the approval issued in compliance with pharmaceutical law for a drug containing a chemical compound such as racemate as an active ingredient is not an obstacle to the grant of a supplementary protection certificate for a drug containing an enantiomer as an active ingredient that receives approval under pharmaceutical law and becomes the subject matter of a dedicated product patent later on. Conversely, the plaintiff had claimed that the enantiomer escitalopram had no independent pharmaceutical effect compared to the racemate, making the two substances one and the same product as defined by Art. 1 (b) of the German Work Appliance Directive, and that the first approval for putting the racemate citalopram into circulation, which was issued in 1996, should also apply to the enantiomer escitalopram. The defendant had based its pleading inter alia on new facts regarding the pharmaceutical effect of escitalopram and citalopram. The 3rd Board65 did not concur and dismissed the action as unfounded. Having considered all the publications and documents on file, the Board could not deduce with the required degree of clarity and unambiguity that the components escitalopram and citalopram designated as being pharmaceutically active or pharmaceutically effective in the relevant approvals had the same therapeutic effect, making them one and the same product as defined by Art. 1 (b) of the German Work Appliance Directive. The Board did not act on the plaintiff‘s suggestion to stay the lawsuit in accordance with Art. 27 of the Treaty on the Function- ing of the European Union and to refer the case to the European Court of Justice to obtain a preliminary ruling because it could not identify any unresolved issues concerning the interpretation of the German Work Appliance Directive. III. Proceedings before the German Patent and Trade Mark Office 1. Application date Pursuant to Sec. 35, Para. 2, Sentence 1, No. 1 of the German Patent Act, the decisive point in time is the date on which the application documents are received by the German Patent and Trade Mark Office and not the date on which they are sent by the applicant. In a case over which the 7th Board66 presided, the German Patent and Trade Mark Office‘s fax machine showed a time of receipt after midnight, whereas the applicant stated that it had received a message from the German Patent and Trade Mark Office‘s fax machine indicating the “OK” status confirming the complete transmission of the pages sent before midnight. However, the applicant provided counter-evidence by presenting a credible witness, who had recorded the time at which the transmission of the “OK” status by the German Patent and Trade Mark Office‘s fax machine had occurred using a radio-controlled clock and based on the atomic clock of the German Institute of Physics and Technology on the Internet. 63 In this context European Court of Justice, 2001 Collection, 3643, Margin No. 29 = GRUR Int. 2001, 754 – BASF/Bureau voor de Industriële Eigendom [BASF/Intellectual Property Authority]. 64 Reference: European Court of Justice, 2006 Collection, I-4107, Margin No. 23 = GRUR 2006, 694 = EuZW [European Commercial Law Magazine] 2006, 408 – Massachusetts Institute of Technology [Polifeprosan]. 65 Federal Patent Court, ruling dated 29 March 2011 – 3 Ni 22/10 – Escitalopram II. 66 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 7 W (pat) 35/10. 109 BPatG Annual Report 2011 Patent Law 2. Division of the application The legal right to be heard is not infringed if a divisional application in dispute, the documents of which are identical to the original documents of the parent application, is rejected via a resolution without an advance official communication from the Examining Board after the claims of the patent have been objected to in an official communication from the Examining Board on grounds of non-patentability in the procedure relating to the parent application. At the end of the suspensory state pursuant to Sec. 29, Para. 3 of the German Patent Act, the divisional application becomes an autonomous patent application, which is not dependent on the parent application. Furthermore, according to Sec. 48, Sentence 2 in conjunction with Sec. 42, Para. 3, Sentence 2 of the German Patent Act, the patent filer must be informed of the circumstances forming the basis for the rejection before the application is rejected. However, there was no need for a preceding official communication from the Examining Board nevertheless, because the procedure relating to the divisional application must be continued on conclusion of the suspensory state in which the parent application found itself before the Board.67 According to the 19th Board, administrative actions that have taken place in the procedure relating to the parent application – including official communications from the Examining Board – before the declaration of the Board do not need to be repeated68 insofar as they concern the subject matter of the divisional application and the Examining Board could assume that the applicant assigns the reported deficiency to the divisional application.69 70 Unlike in the procedures concerning divisional applications, communications and administrative actions of the German Patent and Trade Mark Office relating to the parent application before the submission of an application of addition pursuant to Sec. 16, Para. 1, Sentence 2 of the German Patent Act do not apply to the procedure relating to the application of addition. This follows from the necessary differences in substance between the main application and the application of addition, which has a later application date and by nature relates to an invention that is partially different, whereas the divisional applications are legally treated as a continuation of the grant procedure relating to the parent application that is already pending.71 Therefore, if the Examining Board rejects the application of addition without affording the applicant of the patent of addition an opportunity to respond to the objections forming the basis of the rejection – be it by way of an official communication from the Examining Board in accordance with Sec. 45 of the German Patent Act, or a hearing in accordance with Sec. 46, Para. 1 of the German Patent Act – it violates the right of the applicant filing the application for addition to due process of law. According to the 20th Board, this is also the case if the application of addition is rejected for the reasons for which the parent application had been objected to.72 Therefore, the refund of the appeal fee pursuant to Sec. 80, Para. 3 was ordered. 3. Version of the documents, disclosure Statements made in the description, according to which a combination of features from various claims is possible even if this deviates from the selected references between the claims, are not contradictions between the claims and the description making it unclear for which subject matter patent protection is being sought or justifying a rejection of the application. The 12th Board73 states that the applicant can include additional features from the description in claim 1 if this causes the teaching of the claim to be limited to 67 Cf. official explanatory statements concerning the Federal Patent Court, BlPMZ 1979, 284; Federal Court of Justice, GRUR 1986, 877, 879 – Kraftfahrzeugsgetriebe (for exclusion). 68 Cf. Schulte/Moufang, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 39, Margin Nos. 51 and 52. 69 F ederal Patent Court, ruling dated 20 June 2006 – 8 W (pat) 4/04; BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 43, 159 – Akustisches Oberflächenwellenfilter. 70 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 19 W (pat) 75/09. 71 Federal Court of Justice, GRUR 1971, 565, 567 – Funkpfeiler. 72 Federal Patent Court, ruling dated 15 November 2010 – 20 W (pat) 20/09. 110 Patent Law BPatG Annual Report 2011 a narrower teaching and the additional features in the description were understood to belong to the claimed invention.74 4. Patent category Having regard to a “method for deflecting microwaves with miniature dipoles of a high-frequency energy field” the features of relevance to the assessment of patentability relating to effects that are inherent in every dipole and do not give the person skilled in the art an instruction on how to design the method are irrelevant. Therefore, the 20th Board found that the method was not novel.75 One does not reach a different assessment even on the basis of the disclosure of an apparatus for implementing the method taught in claim 1. Even if one uses this as a starting point, the teaching addressing the person skilled in the art is reduced to any dipole that is not limited any further in terms of its spatial and physical design. If one bases the assessment on the disclosure of a use, it is impossible to identify the cause-and-effect relationship between the dipole and the high-frequency energy field and the person skilled in the art cannot determine whether this solves the problem addressed by the invention (change of the direction of the wave energy or creation of a neutral zone).76 In consequence, the teaching cannot be reduced to practice as defined by Sec. 34, Para. 4 of the German Patent Act. 5. Transfer, legal succession According to the 21st Board, the applicant, the legal entity of which has remained unchanged following the transformation of its legal form (cf. Sec. 202, Para. 1, No. 1 of the German Company Transformation Act) and has hitherto been a party to the proceedings before the German Patent and Trade Mark Office, has thus filed an admissible appeal pursuant to Sec. 74 of the German Patent Act as an existing party remains a party to the proceedings although the register was updated later on to reflect its transformation into its legal successor, because Sec. 263, Para. 2, Sentence 1 of the German Code of Civil Procedure also applies analogously to the application appeal proceedings.77 Sec. 265, Para. 2 of the German Code of Civil Procedure provides protection for the opponent of the party subjected to a change in factual legitimisation as well as for procedural economy78 so that the proceedings can be continued with the existing parties unaffected by a substantive change in the ownership of the subject matter in dispute. Therefore, Sec. 265, Para. 2, Sentence 1 of the German Code of Civil Procedure also applies to the registration and application appeal procedure in compliance with patent law that is not conducted as an adversary proceedings. The proceedings is simplified if the applicant who is already familiar with the appeal proceedings can continue the proceedings although its legal successor has already been entered into the patent register, especially since the applicant may be particularly interested in continuing the registration procedure after the transfer of rights. IV. Opposition proceedings 1. Procedural principles The 8th Board79 specified important procedural principles in opposition proceedings for the assessment of modified claims. Making reference to the case law of the Federal Court of Justice in the “Polymermasse” [Polymer Substance]80 case for the defense of a patent in amended form in opposition and opposition-appeal proceedings, according to which the admissibility of this version must be assessed without limiting one- 73 Federal Patent Court, ruling dated 10 November 2011 – 12 W (pat) 23/07. 74 Federal Court of Justice, GRUR 1991, 307 – Bodenwalze. 75 Federal Patent Court, ruling dated 21 March 2011 – 20 W (pat) 45/07. 76 Federal Patent Court, ruling dated 18 March 1999 – 3 Ni 18/98 (EU) BPatGE – Kernmaterial. 77 Federal Patent Court, ruling dated 13 January 2011 – 21 W (pat) 16/09 making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2000, 892 – MTS. 78 Federal Court of Justice, GRUR 2008, 87 et seqq. – Patentinhaberwechsel im Einspruchsverfahren. 79 Federal Patent Court, ruling dated 1 March 2011 – 8 W (pat) 331/06. 80 Federal Court of Justice, GRUR 1998, 901 – Polymermasse. 111 BPatG Annual Report 2011 Patent Law self to the grounds for revocation, the Board emphasised that this also covered the formal admissibility of the amended version. Therefore, it may be necessary to adapt both the admissibly limited claims as well as the description and possibly the drawings as well, in order to obtain an allowable version of the patent. The Board thus took a view that differed from that of the 7th Board81, according to which the adaptation of the description and/or drawings can be renounced for patents defended with limited claims if this is not absolutely necessary in order to interpret or determine the scope of protection. In the opinion of the 8th Board, this rule cannot be derived from the law. Sec. 21, Para. 2, Sentence 2 of the German Patent Act also expressly stipulates that a limitation of the patent achieved by amending the claims, description or drawings is permissible and that in such cases, a new patent specification is to be issued in accordance with Sec. 61, Para. 4 of the German Patent Act. It thus appears to be fairly illogical that the limitation of a patent could be connected to the issuance of a deficient patent specification and the reproduction of a version of a patent that is not formally allowable. For this reason, in the case in point, the version of the patent defended with an auxiliary request was not formally allowable because the claims were in contradiction to each other and to parts of the description and drawings and the description contained statements that were obviously unnecessary for illustrating the invention. In addition, in violation of Sec. 9, Para. 6, Sentence 1 of the German Patent Directive, a dependent claim had been drafted, which did not relate to a special embodiment of the invention. This resulted in the revocation of the patent in suit as the written request made by the patent proprietor, who did not attend the oral proceedings, was directed to a version of the patent that was not allowable. 2. Domestic representative and power of attorney In the opinion of the 21st Board82, an appeal is inadmissible if the effective appointment of a domestic representative pursuant to Sec. 25, Para. 1 of the German Patent Act is not proven by submitting the original power of attorney or if the power of attorney falls short of the minimal scope it is allowed to have by law. This is a prerequisite of procedural law for the objective continuation of proceedings. A lack thereof is a procedural obstacle that can be overcome, and therefore the foreigner is first requested to remedy the deficiency. If, as in this case, he fails to comply with this request before the statutory deadline, the appeal he has lodged is dismissed in the appeal proceedings.83 Sec. 97, Para. 6, Sentence 2 of the German Patent Act does not apply to domestic representatives. The law speaks of the individual vested with power of attorney and not of the representative or domestic representative. Sec. 97, Para. 6, Sentence 2 of the German Patent Act only relates to the general power of attorney for a lawsuit and not to the appointment of the domestic representative, which is conducted as a prerequisite for the proceedings and must thus be verified ex officio at all times and which determines whether the party that does not have a domestic place of residence or business is at all entitled to participate in the proceedings.84 The 20th Board found that an opposition pending before the Federal Patent Court is inadmissible if only a power of attorney has been filed with the German Patent and Trade Mark Office for the opponent‘s representative, as it is not related to acts of representation.85 Since a power of attorney for representation before the Federal Patent Court had not been filed subsequently 81 F ederal Patent Court, ruling dated 26 March 1997 – 7 W (pat) 64/95 (comment: this ruling stipulates that the amendment (adaptation) of the description may be renounced if the claims have been amended if this is not absolutely necessary for interpreting the new version of the claims as any amendment (especially deletion) made to the documents gives rise to the risk of inadmissibly extending the scope of protection conferred by the patent). 82 F ederal Patent Court, ruling dated 11 January 2011 – 21 W (pat) 1/07 and ruling dated 16 November 2010 – 21 W (pat) 10/08. 83 Busse/Schwendy, PatG, 6th Edition (2003), Sec. 25, Margin No. 45. 84 Busse/Schwendy, PatG, 6th Edition (2003), Sec. 25, Margin No. 45; Bühring, GebrMG [German Utility Model Act], 7th Edition. (2007), Sec. 28, Margin No. 34. 85 F ederal Patent Court, ruling dated 22 December 2010 – 20 W (pat) 357/05; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 11 January 2011 – 21 W (pat) 1/07; Federal Patent Court, ruling dated 16 November 2010 – 21 W (pat) 10/08. 112 Patent Law BPatG Annual Report 2011 by the end of the oral proceedings, a subsequent authorisation was not considered.86 The opposition, which has been withdrawn in the meantime, was rejected as inadmissible in the continued single-party proceedings (Sec. 61, Para. 1, Sentence 2 of the German Patent Act). 3. Admissibility of the opposition In order for an opposition on the grounds of public prior use to be admissible, the facts and findings submitted in support of it must reveal the circumstances resulting in the alleged use with regard to it becoming available to the public pursuant to Sec. 3, Para. 1, Sentence 2 of the German Patent Act. The 9th Board87 finds that this requirement is not met by the unconditional delivery of a gear mechanism for a wind power plant if one cannot directly conclude from this that the design of the gear mechanism was in the public domain. The gear mechanisms shipped a mere 17 days before the application date of the patent in suit and one can rule out based on practical experience that the gear mechanisms were opened, allowing for their internal configuration to be made available to the public. An opposition founded on public prior use is inadmissible if the only fact referred to in support of the public availability of a liquid hydrogen storage container is the festive opening of a hydrogen service station without this providing any information on how the visitors could see the storage container, the cut-off valves and how they worked. The 11th Board88 finds that on such occasions, a reception is hosted during which speeches are held and sparkling wine is served, without there being a technical demonstration of the entire facility, especially since liquid hydrogen plants are subject to strict safety standards given the risk of fire and explosion and may not be freely accessible. An opposition is inadmissible if it is merely founded on a conference proceedings that includes an indication of the period during which the conference took place, but lacks the date of its publication. This was the view taken by the 12th Board89 in a case in which the application date of the patent was only a few weeks before the period in which the conference was held. Experience shows that conference proceedings are often printed much later than the conference. The statement made by the opponent after the opposition period had expired, alleging that the conference proceedings had been distributed to the participants during the conference fails to substantiate the admissibility of the opposition retroactively. References to gaps, a lack of clarity or contradictions in the application as originally filed or in the patent specification are insufficient for substantiating insufficiency of disclosure as a ground for opposition in accordance with Sec. 21, Para. 1, No. 2 of the German Patent Act. Instead, it must be demonstrated why the person skilled in the art cannot implement the teaching due to allegedly incomprehensible terms used in a claim, despite having knowledge of all the salient passages of the patent specification.90 91 The 19th Board92 thus rejected an opposition as inadmissible because the submissions made by the opponent were incomplete and it had only referenced a single paragraph in the description regarding a term it held to be incomprehensible, disregarding numerous other passages relating to the term. According to the 20th Board93, an opposition basing the analysis of the features of claim 1 of a patent on the ground for revocation of lack of novelty on several publications is inadmissible. The consideration that the opponent might have intended to submit on in- 86 Further reference: BGHZ [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Court of Justice in Civil Suits] – Aluminium-Trihydroxid. 87 Federal Patent Court, ruling dated 15 November 2010 – 9 W (pat) 334/05. 88 Federal Patent Court, ruling dated 22 September 2011 – 11 W (pat) 310/11. 89 Federal Patent Court, ruling dated 2 November 2010 – 12 W (pat) 24/06. 90 Federal Court of Justice, BlPMZ, 1988, 250 – Epoxidation. 91 Federal Court of Justice, BlPMZ, 1993, 439 – Tetraploide Kamille . 92 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 19 W (pat) 344/06. 93 Federal Patent Court, ruling dated 18 April 2011 – 20 W (pat) 390/05. 113 BPatG Annual Report 2011 Patent Law ventive step was inconsequential because the submission understood as set out above likewise failed to establish what could have motivated the person skilled in the art to combine the teachings of the publications and was thus insufficiently substantiated. 4. Interpretation The 5th Board94 had reason to summarise the principles applicable to the interpretation of the subject matter of a claim. They stipulate that the decisive aspect is what a person skilled in the art derives from the features of the claim in particular and as a technical teaching in general.95 According to established case law, a limiting interpretation that is narrower than the wording (an interpretation that is narrower than the content) of the claims is not permissible if the person skilled in the art, as in the case in point, can derive clear and unambiguous subject matter from the relevant version of the claims.96 Analogously, Sec. 14 of the German Patent Act and Art. 69 of the European Patent Convention prescribe that only the subject matter set out in the claims is covered by the protection sought and that this does not apply to subject matter that is mentioned in the description but not covered by the claims. The principle according to which a patent may not be interpreted more narrowly than the wording of its claims applies especially if it is impossible to determine from the description the extent to which protection is limited to specific embodiments.97 The 3rd Board98 also found that having regard to the feature “solvent for the active agent base” that was in dispute regarding its reduction to practice in the case in point, the full content of the patent specification99, which serves as its own dictionary100, does not set out that the feature is limited to solvents with at least one acid group or the acids mentioned in the description, although the description and the embodiments of the patent solely related to specific embodiments or examples.101 The 1st Board102 also found that despite the consideration of the overall context103, a limited interpretation of claims that is narrower than the wording of the claims is not permissible especially if this limits the claims to a content that limits the embodiments if a corresponding limitation in the scope of protection cannot be derived from the description.104 However, the claim also has priority over the rest of the content of the patent specification in such an event as well. Based on statements made by the 1st Board105 , this does not conflict with a limited understanding of the person skilled in the art if, based on his basic knowledge (in this case about the geometric principles of a “mechanical mirror” and its technical implications) and without further reflection, he clearly and unambiguously derives from the disclosure of the application as originally filed that the claimed teaching can only be reduced to practice if these very geometric requirements are met, he thus reads the indispensa- 94 Federal Patent Court, ruling dated 1 December 2010 – 5 Ni 67/09 (EU) as main reference, in conjunction with 5 Ni 77/09 (EU), appeal on points of law lodged [Az: X ZR 35/11]. 95 BGHZ 172, 298, Para. 38 – Zerfallszeitmessgerät [Decay-Time Measuring Device]. 96 F ederal Patent Court, ruling dated 26 January 2000 – 20 W (pat) 20/99, BPatGE 42, 204 – Veränderbare Daten; Federal Court of Justice, ruling dated 7 September 2004 – X ZR 255/01, BGHZ 160, 204 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung. 97 Federal Court of Justice, GRUR 2007, 309, Margin No. 17 – Schussfädentransport. 98 F ederal Patent Court, ruling dated 23 November 2010 – 3 Ni 47/08, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 39/11], = GRUR 2011, 905 – Buprenorphinpflaster. 99 Federal Court of Justice, GRUR 2001, 232, 233 – Brieflocher. 100 Federal Court of Justice, GRUR 1999, 909, 912 – Spannschraube; Communication 2000, 105, 106. 101 F ederal Court of Justice, GRUR 2007, 309, 311 – Schussfädentransport; GRUR 2004, 1023, 1024 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung. 102 Federal Patent Court, ruling dated 28 June 2011 – 1 Ni 6/09. 103 Established case law, cf. Federal Court of Justice, GRUR 2011, 129 – Fentanyl-TTS, GRUR 2004, 845 – Drehzahlermittlung, with further references. 104 F ederal Court of Justice, Communication 2000, p. 105 – Extrusionskopf; Federal Court of Justice, GRUR 2007, 309 – Schussfädentransport. 114 Patent Law BPatG Annual Report 2011 ble framework conditions onto the disclosed teaching, and conceptually rules out technically incompatible variations from the beginning. In interpreting claims, the person skilled in the art addressed will attempt to mentally correct identifiable mistakes, instructions he realises are problematic and linguistic wordings in a manner amenable to the object of the disclosed solution and assume that the suggestion made in the patent specification is directed to a sensible application.106 In a case tried before the 15th Board107, based on the description, the person skilled in the art thus understood the term “silicone” to mean “silicone resin” and an unclear wording used to list components to mean that they were linked by “or”. Statements of purpose, effect and function that are components of a claim may contribute to delineating its subject matter if they define the apparatus element to which they refer in such a way that it can exercise the function in question.108 Statements of purpose in a product claim are usually intended to define the subject matter protected by the patent in such a manner that the subject matter realises the spatial/physical features mentioned in the claim and that it must be designed in order to be usable for the purpose stated in the claim.109 According to the statements of the 1st Board110, the concept of the neologism “heat transfer mat” alone does not have clear implications with respect to the size or other design characteristics of the claimed apparatus, even when viewed in combination with the statement of purpose, namely “for floor heating”. Based on this understanding of statements of purpose, the 17th Board111 also found that the feature “for establishing a vacuum for setting the prism assembly and for retaining the same” of a telescope with a prism assembly and an outlet opening merely claimed a telescope having an outlet opening for establishing a vacuum without any further physical features of a specific prism retainer. The Board found that inventive step had to be denied because telescopes with outlet openings for flushing and filling gas, which are in principle also suitable for creating a 105 F ederal Patent Court, ruling dated 15 March 2011 – 1 Ni 10/09 (EU) also cf. ruling dated 1 February 2011 – 1 Ni 11/09 (EU), appeal on points of law lodged [Az: X ZR 74/11]. 106 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 2007, 859 – Informationsübermittlungsverfahren I with further references; Federal Court of Justice, Communication 2002, 176, 177 II.2.aa) – Gegensprechanlage; Federal Court of Justice, GRUR 1999, 909, 2nd headnote, 911 III.3.a) – Spannschraube. 107 Federal Patent Court, ruling dated 11 November 2011 – 15 W (pat) 344/05. 108 Federal Court of Justice, GRUR 2006, 923, Para. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage. 109 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 827 – Bauschalungsstütze. 110 Federal Patent Court, ruling dated 1 February 2011 – 3 Ni 3/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 152/11]. 111 Federal Patent Court, ruling dated 14 December 2010 – 17 W (pat) 102/06. 115 BPatG Annual Report 2011 Patent Law vacuum in the interior of the housing and thus have the physical features of the claimed outlet opening, are known from the prior art. 5. Examination of grounds for revocation Enablement, complete and clear teaching According to the 3rd Board112, an enabling disclosure of the invention as defined by Sec. 22, Para. 1 and Sec. 21, Para. 1, No. 2 of the German Patent Act is denied if the subject matter protected in the claim contains wording that is so general that it generalises it beyond the solution presented to the person skilled in the art by the documents on the whole or his expert knowledge to such an extent that the protection conferred by the patent goes above and beyond the contribution made by the invention to the state of the art. The Board found that with respect to the contested feature “solvent for the active ingredient base” in the patent under attack, the person skilled in the art is not given an indication of the agents he can use other than solvents. Given the suitability of an indefinite number of potential compounds that do not have an acid group, barring further instruction in the patent in suit, he would thus have to rely solely on trial and error, conducting elaborate experiments, in order to verify whether the selected compounds dissolved buprenorphine enough without this resulting in a complete formation of salt. In the Boards opinion, however, this does not justify the assumption that the invention is enabling. This does not contradict the unanimous view that a teaching is deemed enabling if at least one enabling way of reducing the claimed invention to practice has been disclosed113 or that according to the established case law of the Federal Court of Justice, in principle it is not necessary for methods that relate to granted patents to be enabling for all conceivable embodiments covered by the wording of the claim or for the enabling teaching disclosed to cover the entire ambit of the claim.114 After all, in view of the host of suitable means for implementing the solution that can only be discovered by applying the principle of trial and error, the present patent protection claimed covers such a general teaching that it must be considered an “invitation to produce an invention” or a “request to launch a research programme”. The patent protection granted thus extends beyond the contribution made by the invention to the state of the art.115 Although an “inappropriate breadth of a claim” as such does not provide legal justification to declare the patent null and void116, this is subject to the technical teaching that a person of skill in the art can actually derive from the claim building on his expert knowledge and the description in its most general form.117 112 F ederal Patent Court, ruling dated 23 November 2010 – 3 Ni 47/08 = GRUR 2011, 905 – Buprenorphinpflaster; the decision is noneffective. The action was withdrawn; also cf. comments by Schoenen in GRURPrax [Intellectual Property and Copyright Journal – Intangible Asset and Antitrust Law Practices] 2011, 270. 113 F ederal Court of Justice, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; GRUR 2010, 414 – Sicherheitssystem; GRUR 2001, 813 – Taxol; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6th Edition (2003) Sec. 34, Margin No. 278; regarding the case law of the Boards of Appeal of the European Patent Office; cf. supra, 6th Edition 2010, II.A.3.b. 114 Regarding Art. II, Sec. 6, Para. 2, No. 2 of the Law on International Patent Conventions in conjunction with Art. 138, Para. 1 (b) of the European Patent Convention: Federal Court of Justice, GRUR 2010, 414, 415 – Thermoplastische Zusammensetzung; GRUR 2003, 223 – Kupplungsvorrichtung II; GRUR 2001, 813 – Taxol; Art. 83 of the European Patent Convention incorporating: Federal Court of Justice, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; the established case law of the Boards of Appeal of the European Patent Office is of a dissenting opinion; regarding Art. 100 (b) of the European Patent Convention: European Patent Office, ABlEPA 1995, 188 = GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER; GRUR Int. 1997, 918 – Modifizieren von Pflanzenzellen/MYCOGEN; also of a dissenting opinion is Schulte/Moufang, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 21 Margin No. 29. 115 Regarding Art. II, Sec. 6, Para. 2, No. 2 of the Law on International Patent Conventions in conjunction with Art. 138, Para. 1 (b) of the European Patent Convention: Federal Court of Justice, GRUR 2010, 414 – Thermoplastische Zusammensetzung; regarding Art. 83 of the European Patent Convention: European Patent Office, GRUR Int. 2010, 158 – Durchgriffsanspruch/BAYER SCHERING PHARMA AG; regarding Art. 100 (b) of the European Patent Convention: European Patent Office, GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/ UNILEVER. 116 Federal Court of Justice, GRUR 2004, 47 – blasenfreie Gummibahn I. 116 Patent Law BPatG Annual Report 2011 Inadmissible extension of the subject matter of the application, disclaimer When comparing the subject matter of the granted patent to the content of the application as originally filed, which is the standard applied when assessing an inadmissible extension of the scope of protection granted by the application, it is decisive whether the original disclosure allowed the person skilled in the art to recognise that the proposed solution under protection was supposed to have been covered118 by the protection sought from the beginning and that it is derivable from the application as originally filed that it is part of the invention.119 On this basis, the 1st Board emphasised that this only includes what is objectively “clearly and unambiguously” derivable from the application as originally filed and excludes the deeper knowledge obtainable by the person of skill in the art by virtue of his general common knowledge or by modifying the disclosed teaching.120 The subjective ideas of the inventor or applicant121 and the ex-post-facto interpretation of the patent proprietor are irrelevant. The 1st Board is of the opinion that despite this, the patent proprietor cannot be prevented from including a set of features in the granted claim during the application procedure which proves to be a mere restriction of the claim as originally filed, even if the set of features does not contain all of the sup- portive features of an embodiment and thus constitutes a generalisation.122 6. Termination of the opposition proceedings According to the 7th Board, if a patent has expired in accordance with Sec. 20, Para. 1, No. 3 of the German Patent Act and the former patent proprietor has expressly waived its rights to all the past claims affected by the patent, causing all potential rights arising from the patent for which an application was filed and which was granted pursuant to Sec. 362 of the German Civil Code to expire as well, the opposition proceedings is completely terminated as there is no need to adjudicate.123 The 21st Board124 takes the view that the opposition proceedings is already terminated once the opponent no longer desires to obtain legal protection, and the 20th Board125 is of the opinion that if the opponent does not have a specific interest in obtaining legal protection, the opposition becomes retroactively inadmissible with regard to the continuance of the opposition proceedings and must thus be rejected. The 21st Board126 was again afforded the opportunity to rule on the legal consequences of the expiry of a patent due to failure to pay the annual fee in a case 117 Meier-Beck in: Festschr. f. Ullmann, 2006, p. 495, 502. 118 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 509, Para. 28 – Hubgliedertor I. 119 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 2010, 513, Para. 29 – Hubgliedertor II; BGHZ 110, 123, 125 = GRUR 1990, 432, 433 – Spleißkammer. 120 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 910, Para. 62 – Fälschungssicheres Dokument. 121 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 933, Para. 23 – Druckmaschinen-Temperierungssystem II. 122 Federal Patent Court, ruling dated 15 March 2011 – 1 Ni 19/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 96/11], making reference to Federal Court of Justice, GRUR1990, 432, 433 – Spleißkammer; GRUR 2006, 316, Para. 22 – Koksofentür; furthermore: Federal Patent Court, ruling dated 29 March 2011 – 1 Ni 12/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 72/11] and Federal Patent Court, ruling dated 13 July 2011 – 19 W (pat) 5/08. 123 Federal Patent Court, ruling dated 28 January 2011 – 7 W (pat) 332/09. 124 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine. 125 Federal Patent Court, GRUR 2009, 612 – Auslösevorrichtung. 126 F ederal Patent Court, ruling dated 13 April 2011 – 21 W (pat) 308/08 = BlPMZ 2011, 384 – Optische Inspektion von Rohrleitungen, appeal on points of law allowed. 117 BPatG Annual Report 2011 Patent Law regarding the pending opposition proceedings and confirmed its jurisprudence127 concerning this issue, which is the subject of controversial debate in both case law and literature, most importantly as it differs from the opinion of the 7th Board.128 The opponent had not responded to the Board‘s inquiry with respect to its interest in obtaining legal protection by continuing the proceedings against the patent, which had expired in the interim. The Board pointed out that the opposition proceedings had not become inadmissible retrospectively, but that a complete termination had occurred because there was no need to adjudicate129, which must be established by way of a ruling.130 It is not necessary for the patent proprietor to issue a declaration of exemption to the public as required by the 7th Board, because it is only affected by the law-shaping or affirmative outcome of the opposition proceedings. The 7th Board131 takes the view that the proceedings is also terminated because there is no need to adjudicate if the opposition is based on misappropriation as the sole ground for revocation (Sec. 21, Para. 1, No. 3 of the German Patent Act) and the opponent withdraws its opposition. After all, unlike grounds for revocation used as an aid to assert the rights of the people in the interest of the general public and aiming for a comprehensive assessment of patentability132, an opposition occasioned by misappropriation may only be filed by the injured party. However, this would be irreconcilable with the (individual) request of the injured party with which it is asserting its rights as inventor and would go inadmissibly beyond its desire to obtain legal protection if in this case, the patent was revoked on another ground for revocation raised ex officio, for example due to a lack of patentability. 7. Binding effect of the requests The 9th Board133 is of the opinion that if the patentee defends the patent in an opposition proceedings by limiting its scope in a main and auxiliary request, these requests are authoritative and generally justify the revocation of the patent if only the subject matter of a claim comprising all of the dependent claims in the defended set of claims proves to be unpatentable. The principles underlying the Federal Court of Justice ruling on the Informationsübermittlungsverfahren II134 case concerning independent claims does not apply to dependent claims. The Board further stated that in practical terms, there was no justification for all of the 512 combinations theoretically possible on the basis of 10 claims using existing resources. 8. Intervention The intervener who became a party to the appeal proceedings after the expiry of the appeal period had substantiated the “intervention in an opposition and opposition appeal proceedings” in writing and paid an “appeal fee” of €500 by submitting a direct debit authorisation. The 8th Board135 found that two issues concerning the admissibility of the intervention had been addressed. It stated that contrary to the wording of Sec. 59, Para. 2 of the German Patent Act, the 127 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine. 128 Federal Patent Court, ruling dated 20 October 2010 – 7 W (pat) 333/06 = GRUR 2011, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten. 129 F ederal Court of Justice, GRUR 1999, 571 et seqq. – künstliche Atmosphäre; GRUR 1997, 615 et seqq. – Vornapf [Pre-Bowl]. 130 Earlier reference to the same effect: BPatGE 51, 128 et seqq. – Radauswuchtmaschine. 131 F ederal Patent Court, ruling dated 17 August 2011 – 7 W (pat) 130/11, making reference to Federal Patent Court, GRUR 2011, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten. 132 Federal Court of Justice, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid. 133 Federal Patent Court, ruling dated 14 March 2011 – 9 W (pat) 307/06. 134 Federal Court of Justice, GRUR 2007, 862 – Informationsübermittlungsverfahren II. 135 Federal Patent Court, ruling dated 12 July 2011 – 8 W (pat) 23/08. 136 E uropean Patent Office, T 0452/05, Official Journal 2007, Special Edition No. 6, 65, quoted in Schulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 59, Margin No. 265. 118 Patent Law BPatG Annual Report 2011 intervention in an opposition proceedings is admissible even if a suit for infringement of the patent has not yet been filed and there was only a preliminary injunction. The Board finds that this broadened interpretation is covered by the purpose of this regulation and also makes reference to the case law of the Boards of Appeal on the European Patent Convention136, citing the English version of Art. 105, Para. 1 (a) of the EPC “proceedings for infringement”. This is because a preliminary injunction also puts the patent infringer under pressure on the ground of patent infringement and, as in the case in point, confronts the infringer with an enforcement order early on, without the possibility of staying the infringement proceedings. Under these circumstances, the patent infringer cannot be required to wait until the patent proprietor files a suit in the main proceedings (if at all) or the opposition proceedings is ended with legal effect. The Board takes the view that the admissibility of an intervention is not jeopardised by the fact that an “appeal fee” of €500 (No. 401 100) was paid instead of an opposition or intervention fee of €200 (No. 313 600). After all, analogously to Sec. 140 of the German Civil Code, the fee paid can be reinterpreted as an opposition fee.137 In addition, an intervention made during the course of a pending opposition appeal proceedings does not require an appeal fee to be paid.138 Only if the appeal period is still underway can the intervener pay a separate appeal fee, making it an appellant alongside the original opponent and keeping its participation from depending on the continuation of the appeal lodged by the opponent.139 V. Appeal Proceedings 1. Eligibility of the appeal The 10th Board140 had to hand down a ruling in a case in which a “suit” originally filed against the Federal Republic of Germany with the German Administrative Court had been referred to the Federal Patent Court. The objective was to delete certain passages from a German patent specification which were deemed derogatory. The Board classified the “suit” as an appeal against the decision to grant the patent and rejected it as inadmissible pursuant to Sec. 74 of the German Patent Act because the appellant had not formally been a party to the grant procedure and there was no other reason to justify an appeal. In special exceptional cases, in which no factual relationship of the statements in the description affecting the third party can be identified, the statements are obviously false or they prove to be an inadmissible taunt, the third party that was not involved in the grant procedure may be entitled to lodge an appeal against the decision to the grant the patent.141 However, this did not apply to the case in point. 2. Admissibility of the appeal The 8th Board142 is of the opinion that an appeal is inadmissible if the appeal brief only has a copy of a signature as it has thus not been filed in writing, contravening Sec. 73, Para. 2, Sentence 1 of the German Patent Act. The written form requirement stipulated 137Cf. Schulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Introduction, Margin No. 339; Ströbele/Hacker, Markengesetz, 9th Edition, Sec. 70, Margin No. 3 making reference to Federal Court of Justice, NJW 2001, 1217. 138 Established case law, middle of the lower half, cf. BPatGE 29, 194, 2nd headnote and p. 197; BPatGE 30, 109, 110; Schulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 59, Margin No. 272; Benkard/Schäfers, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 59, Margin No. 42; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6th Edition (2003), Sec. 59, Margin No. 125. 139 S chulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 59, Margin No. 271; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6th Edition (2003), Sec. 59, Margin No. 126. 140 F ederal Patent Court, ruling dated 20 January 2011 – 10 W (pat) 21/06 = BPatGE 52, 256 – Aufreißdeckel; appeal on points of law allowed, but not lodged. 141 Following Federal Court of Justice, GRUR 2010, 253 – Fischdosendeckel. 142 F ederal Patent Court, ruling dated 26 August 2011 – 8 W (pat) 24/11, making reference to Federal Patent Court, BlPMZ 2005, 183, 184, left-hand column.; BPatGE 25, 41, 43; Schulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 73, Margin No. 57, Introduction, Margin No. 309; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6th Edition (2003), before Sec. 34, Margin No. 61; Benkard/Schäfers, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 73, Margin No. 25; same reference, before Sec. 34, Margin No. 23. 119 BPatG Annual Report 2011 Patent Law by this provision demands an original signature.143 This is in line with the imperative of legal certainty because an original signature ensures that the procedural step is intended to be related to the proceedings and that the signatory assumes responsibility for its entire content.144 Photocopiers enable infinite reproduction so that, similar to facsimile and printed signatures, it impossible to determine whether the signatory intends to assume responsibility for the content of the writ and take the procedural step and whether the writ has been delivered to the recipient with the knowledge and consent of the authorised representative. According to the 10th Board, the admissibility of the appeal is not opposed by the fact that it was filed one day before the service of the impugned decision145 because the decision definitely existed from a legal point of view at that point in time. A decision made in the written procedure is issued as soon as it has been released to the internal mail handling department by the office.146 In this case, this happened one day before the service. The appealable decision required for the admissibility of an appeal pursuant to Sec. 73, Para. 1 of the German Patent Act had thus been issued before the appeal was lodged. Whereas in principle, an appeal may not be filed before a decision has been issued, this can be done before the beginning of the appeal period.147 Furthermore, the Patent Act does not include a provision for an appeal on the ground of inaction or any other form of legal recourse or remedy due to inactivity of the first instance, and these are impermissible.148 Interest in obtaining legal protection is the prerequisite for litigation.149 If this is lacking when an appeal is lodged, the appeal is inadmissible. If the interest that the plaintiff intends to protect with the appeal cannot be identified, the need for legal protection must be denied because the litigation does not merit protection. According to the 10th Board150, no one has the right to call on authorities or courts unnecessarily, as exemplified by a case in which the restitutio in integrum and appeal proceedings opposing the late payment of the annual fee proved useless, because the application had irretrievably ceased to exist due to the fruitless expiry of the period for applying for an examination in accordance with Sec. 58, Para. 3 of the German Patent Act. 3. Cost-related issues All parties to appeal proceedings before the Federal Patent Court bear their respective costs. This principle may be deviated from for reasons of equitability (Sec. 80, Para. 1 of the German Patent Act). In a case handled by the 20th Board151, the costs of a first oral hearing that did not provide an outcome in an opposition appeal proceedings were charged to the opponent, because its existence and identity could not be clarified during the oral hearing, making a second hearing necessary. 4. Appeal on points of law In a case handled by the 20th Board152, a patent proprietor filed a motion for a definitive resolution to be 143 Schulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 73, Margin No. 57. 144 Schulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Introduction, Margin No. 302. 145 F ederal Patent Court, ruling dated 9 September 2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, appeal on points of law allowed and lodged [case no.: X ZB 2/11]. 146 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 47, Margin No. 14. 147 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6th Edition (2003), Sec. 73, Margin No. 88. 148 F ederal Patent Court, ruling dated 21 April 2005 – 10 W (pat) 47/04; on potential exceptions: Schulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 73, Margin No. 12. 149 Federal Court of Justice, BlPMZ 1995, 442 – Tafelförmige Elemente. 150 F ederal Patent Court, ruling dated 9 May 2011 – 10 W (pat) 16/08, making reference to: Schulte/Schulte, PatG, 8th Edition (2008), Introduction, Margin No. 274. 151 Federal Patent Court, ruling dated 13 December 2010 – 20 W (pat) 49/06. 152 Federal Patent Court, ruling dated 9 February 2011 – 20 W (pat) 352/05. 153 See Federal Court of Justice, BGHZ 44, 395 and NJW 2004, 779. 120 Patent Law BPatG Annual Report 2011 supplemented retroactively with a declaration of the admission of the appeal on points of law. This cannot be done153 even if (unlike in the case in point) the admissibility may have been denied by mistake.154 If none of the parties has requested the admissibility, an express decision is dispensable. Silence on this issue in the ruling equates to an inadmissibility. A retrospective admissibility would not equate to the handing down of an omitted ruling as required by Sec. 321 of the German Code of Civil Procedure, instead contravening Sec. 318 of the German Code of Civil Procedure by contradicting and changing the ruling that was handed down. VI. Nullity Proceedings 1. Admissibility of the action A nullity action contravening Sec. 81, Para. 1, Sentence 2 of the German Patent Act by being brought against a defendant that does not have an entry in the German Patent Register is admissible and is brought against the right defendant if the defendant was formed as a result of a transformation and merger under corporate law.155 A nullity suit is admissible even if a patent has lapsed after the commencement of the proceedings due to the expiry of its term in the interim if the plaintiff has a legal interest in the retroactive destruction of the patent in suit due to the claims asserted by the patentee against the licensee for having infringed the patent.156 The 1st Board157 found that the motion should be for a declaration of invalidity and not for a determination of invalidity – even in light of the fact that the legal effects of the grant of the patent158 could not be reversed.159 The 5th Board160 was called upon to address a matter of extension of legal effectiveness pursuant to Sec. 325 of the German Code of Civil Procedure and the inadmissibility of the subsequent action based thereupon. If an affiliated group company files a nullity suit although a legally effective ruling has already been handed down in a nullity suit filed earlier by another company belonging to the same group, one cannot assume an extension of legal effectiveness pursuant to Sec. 325 of the German Code of Civil Procedure or an inadmis- 154 Schulte/Kühnen, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 100, Margin No. 14. 155 F ederal Patent Court, ruling dated 8 February 2011 – 4 Ni 38/09 – appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 37/11], making reference to Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4th Edition (2010), Margin No. 140. 156 F ederal Court of Justice, GRUR 2005, 749 – Aufzeichnungsträger; GRUR 2008, 90 – Verpackungsmaschine; GRUR 1965, 231 – Zierfalten. 157 F ederal Patent Court, ruling dated 28 June 2011 – 1 Ni 6/09; likewise Federal Patent Court, GRUR 2011, 905 – Buprenorphinpflaster, making reference to Federal Court of Justice, GRUR 1974, 146 – Schraubennahtrohr; also cf. Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286, see footnote 40 for a dissenting opinion. 158 Regarding the delimitation of the (unaffected) effectiveness of the decision to grant the patent as an administrative act: Federal Court of Justice, GRUR 1997, 615, 616 – Vornapf; BPatGE 46, 134 – gerichtliches Einspruchsverfahren; Federal Patent Court, ruling dated 13 April 2011 – 21 W (pat) 308/08– Optische Inspektion von Rohrleitungen; Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286, footnote 40; dissenting opinion: Federal Patent Court, GRUR 2011 657, 662 – Vorrichtung zum Heißluftnieten. 159 Federal Court of Justice, GRUR [1974, 146, 147 – Schraubennahtrohr. 160 F ederal Patent Court, ruling dated 19 January 2011 – 5 Ni 103/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 36/11] = BPatGE 52, 245 = Communication 2011, 236 – Tintenpatrone, following BPatGE 27,55. 121 BPatG Annual Report 2011 Patent Law sibility of a subsequent action based thereupon simply because the two companies are or were in charge of selling certain goods in Germany. With the possible exception of a general trend in the case law at the highest judicial level towards extending legal effectiveness, the ruling on the Sammelhefter II case by the Federal Court of Justice161 does not provide a different solution for the case in point, the facts and findings of which were different. The sales company filing the later action cannot be deemed the straw man of the superordinate group company that is no longer active. The 4th Board162 took a different decision and was of the opinion that a German limited liability company which files a suit and is not the same legal entity as the company that filed the suit earlier must accept the objection that its managing director, who was the owner of the company that filed the earlier suit, is now both a managing director of the current plaintiff and its sole partner. The Federal Court of Justice set this decision aside and referred the matter back to the Federal Patent Court.163 Jurisprudence acknowledges that a plaintiff in a nullity suit cannot extricate itself from its obligation not to attack by advancing a “straw man”, who appears to act on his own behalf in the nullity suit, but is in fact acting in his “backer’s” interest and based on his instructions, without having his own material commercial interest in the destruction of the patent.164 This applies despite the legal autonomy of the plaintiff and of the third-party legal entity commissioned via a non-aggression agreement especially if the two are one and the same entity from a commercial point of view and, due to the plaintiff‘s commercial identity, it does not place an undue burden on the plaintiff to observe the limits of commercial activity imposed on the third party as is the case with the relationship between a German limited liability company and its sole partner and vice-versa.165 However, this does not apply to an affiliation with a group of companies166, unless the subsidiary is fully controlled by the parent and safeguards the commercial interests of the latter as its extended arm167. The 1st Board holds that the “backer” activity of a third person who –I n this case as an advisory board or consultant – is not in a legal position to exercise control in its capacity as managing director or as sole partner is insufficient pursuant to the principles set out.168 It is equally insufficient for two companies to have a commercially interlocking relationship as manufacturing and sales company even if the latter does not own production facilities, office space or assets. Based on generally accepted principles, the burden of proof is on the defendant with regard to the material allegations of fact, which might substantiate commercial identity and straw man characteristics.169 The point in time that is decisive for the assessment of the alleged straw man characteristics is the same as regards the other procedural requirements170, namely the end of the last oral proceedings. Prior existing circumstances may only be taken into account if they allow one to draw drastic conclusions concerning the circumstances during the last oral proceedings. 161 Federal Court of Justice, GRUR 2008, 60 – Sammelhefter II. 162 Federal Patent Court, ruling dated 14 December 2010 – 4 Ni 24/09. 163 Federal Court of Justice, ruling dated 29 November 2011 – X ZR 23/11 – Rohrreinigungsdüse. 164 F ederal Court of Justice, GRUR 1963, 253, 254 – Bürovorsteher; Federal Patent Court, ruling dated 3 December 2009 – 10 Ni 8/08. 165 F ederal Court of Justice, GRUR 1987, 900, 903 – Entwässerungsanlage, GRUR 1957, 482 – Custodiol I; Benkard/Rogge, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 22, Margin No. 44; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6th Edition (2003), Sec. 81, Margin No. 67. 166 BPatGE 27, 55. 167 BPatGE 43, 125, 127 – Gatterfeldlogik. 168 F ederal Patent Court, ruling dated 17 May 2011 – 1 Ni 1/09 (EP), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 98/11]. 169 Schulte/Kühnen, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 81, Margin No. 9, regarding the burden of proof: Margin No. 160. 170 T homas/Putzo-Reichhold, ZPO [German Code of Civil Procedure], 31st Edition (2010), preparation for Sec. 253 of the German Code of Civil Procedure, Margin No. 11 with further references. 122 Patent Law BPatG Annual Report 2011 2. Grounds for nullity Regarding the contentious issue of inadmissible extension of the contents of the application (a divisional application in this case), the 1st Board171 pointed out according to Art. II, Sec. 6, Para. 1, No. 3 of the International Patent Convention in conjunction with Art. 138, Para. 1 (c) of the European Patent Convention that, based on the case law of the Enlarged Board of Appeal172, the decisive assessment in the event of a series of divisional applications has only been made in compliance with Sec. 76, Para. 1 of the European Patent Convention if the subject matter claimed in the last divisional application was originally disclosed in all of the preceding divisional applications and in the parent application.173 Unlike the declaration of division pursuant to Sec. 39 of the German Patent Act174, Art. 76 of the European Patent Convention in conjunction with Rule 36 of the Regulations of the European Patent Convention requires that a divisional application be filed for an earlier pending European patent application. The Board was thus of the opinion that the European divisional application filed pursuant to Art. 76 of the European Patent Convention for a European patent constitutes a further hurdle for the disclosure175, as does every other preceding divisional application forming a basis for it, and that the case law of the Enlarged Board of Appeal had to be adhered to. 3. Binding effect of requests in nullity proceedings The 3rd Board176 had been called upon to rule on the sequence in which the various versions of the claims of the patent in suit being defended, which had been numbered by the patentee in its request, were to be reviewed. The claims according to the auxiliary requests were of the same claim category. Claim 1 of auxiliary request 6 claimed the use of combinations of the active pharmaceutical ingredient Taxotere and active ingredients that were not defined any further, whereas claim 1 of auxiliary requests 2 to 5 mentioned specific active ingredients in a combination with Taxotere. The Board stated that in principle, the court was not bound to reviewing the versions of the claims defended by the patentee based on the numbering selected by the patentee and that, irrespective of the numbering and in line with established case law, the version that was limited the least was usually the first to be reviewed. Therefore, the Board was of the opinion that the claims according to auxiliary request 6 should be reviewed before claims 1 to 3 of auxiliary requests 2 to 5.177 In a case in which the defendant in a nullity suit stopped defending the patent in suit in the scope under attack by introducing an admissible voluntary limitation, the 4th Board178 adhered to the jurisprudence of the 3rd Nullity Board of the Federal Patent Court179, according to which a patent in suit that has been “voluntarily limited to zero” must be declared null and void 171 Federal Patent Court, ruling dated 28 June 2011 – 1 Ni 6/09. 172 European Patent Office, G 1/06, Official Journal 2008, 307 – Ketten von Teilanmeldungen; G 1/05, Official Journal 2008, 271. 173 Singer/Stauder/Teschemacher, European Patent Convention, 5th Edition (2010), Art. 76, Margin No. 12. 174 Federal Court of Justice, GRUR 2000, 688 – Graustufenbild; Melullis, GRUR 2001, 971, 975. 175 Concurred by Busse/Keukenschrijver, PatG, 6th Edition (2003), Sec. 39, Margin No. 63. 176 Federal Patent Court, ruling dated 28 October 2010 – 3 Ni 50/08 in conjunction with 3 Ni 10/09 (EU). 177 S chulte/Kühnen, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 81, Margin No. 136, BPatGE 34, 230; Federal Patent Court, GRUR 2008, 892 – Memantin; Federal Patent Court, ruling dated 14 September 1995 – 2 Ni 29/94– Wirbelplatzhalter. 178 Federal Patent Court, ruling dated 19 October 2011 – 4 Ni 73/09. 179 Federal Patent Court, GRUR 2010, 137 – Oxaliplatin. 123 BPatG Annual Report 2011 Utility Model Law without factual review, because a factual review may only be conducted within the limits set by the litigating parties. The 4th Board stated that accordingly, this submission was to be considered a declaration similar to the acknowledgment of the plaintiffs motion as defined by Sec. 307 of the German Code of Civil Procedure which justifies declaring the patent in suit null and void while being exempt from the obligation to subject it to a factual review as is the case when a claim is dropped, which justifies declaring the patent partially null and void without subjecting it to a factual review. Utility Model Law On the occasion of an appeal lodged on cost-related issues, the 35th Board180 found that the cancellation proceedings before the Utility Model Department of the German Patent and Trade Mark Office was an administrative proceedings although it was similar to a court.181 The administration fee due for representation in administration proceedings must thus comply with No. 2300 of German Attorney Remuneration Act. There is no justification for a further fee pursuant to No. 3104 of the German Attorney Remuneration Act for attending an oral proceedings before the Utility Model Department. The 35th Board had the opportunity in several proceedings to present its view on the prerequisites for immediate acknowledgment in utility model cancellation proceedings. Two conditions have to be met in order to be able to apply Sec. 93 of the German Code of Civil procedure in utility model cancellation proceedings, namely a) the utility model holder must immediately acknowledge the cancellation claim raised against him in accordance with Sec. 13, Para. 1 and Sec. 15, Para. 1, Nos. 1 or 3 of the German Utility Model Act and b) the utility model holder did not occasion the filing of a cancellation request.182 If the appellant has allowed the period for raising objections pursuant to Sec. 17, Para. 1, Sentence 1 of the German Utility Model Act to lapse without raising an objection, this is deemed an immediate acknowledgment of the claim for cancellation as set out in Sec. 93 of the German Code of Civil Procedure. In exceptional cases, acknowledgment may also be deemed immediate despite an opposition if the request is changed and the utility model holder immediately submits to the new ground for cancellation for example by withdrawing its objection.183 This can be occasioned by behaviour that reasonably justifies the conclusion that a cancellation proceedings is necessary. This is generally the case if the utility model holder has failed to comply with a request for the voluntary surrender of the utility model or a request of similar nature, which has a reasonable time limit and is substantiated, i.e. with verifiable facts from which the lack of protectability has been deduced.184 185 However, a previous cancellation request may be abandoned without the risk of incurring costs if the cancellation requester has been faced with an infringement suit filed by the utility model holder186 or injunction pro- 180 Federal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 47/09. 181 Federal Constitutional Court, GRUR 2003, 723 – Rechtsprechungstätigkeit; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8th Edition (2008), Sec. 26 Margin Nos. 4 and 5. 182 F ederal Patent Court, ruling dated 29 October 2010 – 35 W (pat) 21/09; Federal Patent Court, ruling dated 2 September 2011 – 35 W (pat) 20/10; Bühring, GebrMG, 7th Edition (2007), Sec. 17 Margin No. 62 with further evidence; BPatGE 8, 47, 50. 183 F ederal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 16/09; referring to Bühring, GebrMG, 7th Edition (2007), Sec. 17, Margin No. 64. 184 F ederal Patent Court, ruling dated 2 September 2011 – 35 W (pat) 20/10 making reference to Bühring, GebrMG, 8th Edition. (2011), Sec. 17, Margin Nos. 91 et seqq. with further evidence, Loth, GbmG, 2001, Sec. 17, Margin No. 60. 185 Federal Patent Court, ruling dated 29 October 2010 – 35 W (pat) 21/09. 186 F ederal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 21/09; referring to Bühring, GebrMG, 7th Edition (2007), Sec. 17, Margin No. 84. 124 Design Patent Law BPatG Annual Report 2011 ceedings have been threatened.187 However, it does not suffice to simply contest that summary protection measures have been threatened.188 Design Law The 10th Board189 had been called upon to rule on the prerequisites for granting the application date of a utility model application. The applicant had applied for a utility model on Form R 5703, but had failed to complete the section headed “Indication of Products” or provide more detailed information on the product. The Utility Model Department of the Patent Office pointed to the missing indication of product and the consequences of a subsequent indication of product for the application date and ruled – after the applicant had subsequently provided the indication of product – that the later application date was granted. Having regard to the appeal filed by the applicant, the 10th Board confirmed the legal opinion of the Utility Model Department, making reference to Secs. 11, 13 and 16, Para. 5 of the German Utility Model Act. Pursuant to Sec. 11, Para. 2, No. 4 of the German Utility Model Act, the application must contain an indication of product. This formal requirement, the statement of which does not affect the scope of protection of the utility model, forbids the office from entering an application in the Utility Model Register under a certain product class without the applicant having indicated it. The objective is to prevent false register entries.190 According to Sec. 16, Para. 5 of the German Utility Model Act, the consequence of the late indication is that the application date as defined by Sec. 13, Para. 1 of the German Utility Model Act is the date on which the late indication of product is made. The Board found that the fact that the applicant had indicated the “03-03” classification did not suffice because this class of goods includes several products. Rainer Engels*, Dr. Wolfgang Morawek** 187 F ederal Patent Court, ruling dated 7 February 2011 – 35 W (pat) 8/09, making reference to Bühring, GebrMG, 7th Edition. (2007), Sec. 17, Margin No. 85; Benkard/Goebel, PatG, 10th Edition (2006), Margin No. 23 regarding Sec. 17 of the German Utility Model Act; for the patent nullity proceedings, cf.: Federal Patent Court, GRUR-RR 2009, 325, 326. 188 F ederal Patent Court, ruling dated 7 February 2011 – 35 W (pat) 8/09, making reference to Frankfurt Higher Regional Court, NJW-RR1996, 62 – Darlegungs- und Beweislast bei der Kostenbeschwerde; Rostock Regional Court, WRP [Competition and Legal Practice Journal] 2009, 1314 (headnote); Federal Court of Justice, GRUR 2007, 629, 630; Bühring, GebrMG, 7th Edition (2007), Sec. 17, Margin No. 84. 189 Federal Patent Court, ruling dated 15 September 2011 – 10 W (pat) 701/11. 190 Eichenmann/v. Falckenstein, GeschmMG, 4th Edition, Sec. 11, Margin Nos. 62 et seq. * Presiding Judge at the Federal Patent Court, Munich. ** Judge at the Federal Patent Court, Munich. 125 BPatG BPatG Annual Annual Report Report 20112011 TradeTrade MarkMark Law Law Trade Mark Law I. Unconventional Trade Mark Forms 1. Graphical representability Abstract colour trade marks The “blue (Pantone 2747C)/silver (Pantone 877C)”1 colour combination in a ratio described by the appellant as being “approximately 50 to 50” for which an application was filed for energy drinks was found by the 26th Board to be inherently ineligible for protection because it lacked graphical representability as defined by Sec. 8, Paras. 1 and 3 of the German Trade Mark Act. Failure to specify a precise ratio allowed for an indefinite number of colour combinations to be covered. The graphical representability of a contour-free colour combination required the literal description to include not only a clear specification of the claimed colours by way of an internationally recognised colour classification system and of the spatial arrangement of the colours, but also precise specifications of their quantitative ratios. This protection hurdle could not be taken by virtue of acquired distinctiveness. The 47.65 % (blue) to 52.35 % (silver) ratio specified for the two colours in an auxiliary request filed during the appeal proceedings was an inadmissible amendment to the trade mark for which an application had been filed. Three-dimensional trade marks In the proceedings concerning the three-dimensional “chocolate sticks” international trade mark registered for “cocoa, chocolate and chocolate goods”2, the 25th Board ruled that the pictorial representation was not unambiguous enough because it allowed for a large variety of three-dimensional design variants. It was impossible to derive the stick’s precise shape or struc- ture from the image filed. The explanatory description according to which the trade mark represented the shape of a branch or a shoot of a vine was also insufficient for the unambiguous determination of the subject matter for which protection was sought, because grapevines may naturally differ in structure. An appeal on points of law was allowed in order to obtain clarity on the fundamental issues of whether, when dealing with (complex) three-dimensional designs, all sides had to be shown, or whether it sufficed to present a side view, and whether the unambiguous graphical representation of the sign was part of European ordre public as defined by Sec. 6 quinquies B, No. 3 of the Paris Convention for the Protection of Intellectual Property. Other types of trade marks By confirming the ineligibility for protection of what is known as the “rectangle-like geometrical shape filed with a violet-purple colour” variable pictorial trade mark classified under other types of trade marks3 , the 29th Board was in line with the decision reached by the European Court of Justice on the “Dyson” case. 4 The pictorial representation showed three possible manifestations of the sign, and the annexed description specified that the figure’s variable lengthto-width ratio was between 1:2 and 10:1. The only elements remaining unchanged were the colour scheme and the abstract features (two straight parallel border lines in longitudinal direction and a straight border line as well as an outwardly arching curved border line transversely perpendicular to the longitudinal direction). Given the variability of the length-to-width ratio, the sign could be manifested in a plurality of proportions. What was thus claimed was not just one specific sign, 1 Federal Patent Court, ruling dated 8 April 2011 – 26 W (pat) 12/10. 2 Federal Patent Court, ruling dated 21 July 2011 – 25 W (pat) 8/09. The allowed appeal on points of law was filed: I ZB 56/11. 3 Federal Patent Court, ruling dated 14 November 2011 – 29W (pat) 173/10 for numerous goods and services of nearly all classes. 4 GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2007, 231, 233, margin no. 37; also cf. the decision of the Board, GRUR 2008, 416, 418 et seq. – Variabler Strichcode and the ruling dated 10 December 2008 – 26 W (pat) 60/08 – Variable Bildmarke (nearly identical trade mark application). 126 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2011 but a plurality of different manifestations, resulting in a lack of graphical representability and in turn the failure of the appeal. 2. Abstract colour trade marks The number of proceedings concerning abstract colour trade marks continued to decrease. Abstract colour trade marks often lack distinctive character because consumers are not accustomed to deduce the origin of goods or services solely based on colour. They are only eligible for protection under extraordinary circumstances, namely in cases in which the goods or services are limited and the relevant market is very specific. Otherwise, protection may be obtained through acquired distinctiveness. The appeal lodged in the cancellation proceedings concerning the “green” (RAL 1506040) colour trade mark for which an application was filed for polypropylene drinking water pipes5 was rejected due to a lack of distinctiveness because it targeted a large number of manufacturing operations and – as buyers – both construction professionals as well as handymen endconsumers who conduct their purchases in DIY outlets, which meant that there was no specific, limited market with a few suppliers and a manageable clientele. The appellant had failed to prove sufficiently or plead convincingly that this obstacle to eligibility for protection had been taken through acquired distinctiveness. 3. Three-dimensional trade marks Three-dimensional signs lack distinctiveness in cases in which they are only a natural rendition of the product, the manifestation of central conceptual content, or simple, aesthetic design features. They are only eligible for protection if they have characteristic features that substantially deviate from the norm or what is customary in the relevant sector. The 26th Board found that the latter did not apply to the three-dimensional trade mark registered for “armchairs” [armchair].6 It was eligible to be registered as a trade mark in accordance with Sec. 3, Para. 2, No. 1 of the German Trade Mark Act in abstract terms, because its shape was not determined by the type of product in itself. Since use and purpose as a piece of seating furniture were at the fore instead of aesthetic value, the mark did not merely consist of a shape that imparted major value to the product (Sec. 3, Para. 2, No. 3 of the German Trade Mark Act). However, the trade mark merely represented another variation on armchair design, which did not differ significantly from the wide variety of seating furniture known in the art. The 25th Board also found that the three-dimensional mark “chocolate praline with a light/dark filling” for which an application was filed for ice cream, jellied fruit, chocolate and confectionery was not eligible for protection. The spherical shape7 with a flattened bottom and vertically split light/ dark filling was a further aesthetic design variation on the shapes already known in the chocolate and confectionery sector. The degree of distinctiveness required to obtain acquired distinctiveness for the mere reproduction of the shape of an article is much higher than 50 %. The consumer survey was found to suffer from numerous deficiencies. It revealed a level of familiarity of a mere 45.2 % and did not draw any conclusions regarding the degree of identification or attribution. 5 F ederal Patent Court, ruling dated 30 March 2011 – 28 W (pat) 65/10 for “polypropylene pipes and pipe fittings for supplying drinking water in residential, office and industrial buildings”. 6 Federal Patent Court, ruling dated 8 June 2011 – 26 W (pat) 93/08. 7 Federal Patent Court, ruling dated 15 September 2011 – 25 W (pat) 522/11. This is the image of the “original Halloren sphere” manufactured by the applicant in Halle, the shape of which is modelled on the silver buttons of the traditional costume of the “Halloren Brotherhood”, the guild of the salt knitters domiciled in Halle. 127 BPatG Annual Report 2011 Trade Mark Law 4. Other types of trade marks The 28th Board confirmed the rejection of the “specific geometric structure with golden colouring”8 applied for as another type of trade mark for “vehicles and their parts in so far as they belong to class 12” on the ground of a lack of distinctiveness. The mark reflected the image of the article as a pattern of a surface or structural design. Since the automotive sector had a manageable variety of surface design variants – including gold coloured and structured alternatives – there was no substantial deviation from the norm. II. Word Marks, Word/Figurative Marks and Figurative Marks 1. Terms in foreign languages Eligible for protection “THALASSA”9 was etymologically related to the technical term “thalasso” designating a therapy for treating diseases with sea water, the sun, algae, etc. In view of the significant difference in terms of tone and typeface between the “a” and “o” ending, international trade mark experts would accord it a property allowing one to deduce its origin, and the average consumer would understand that the term was a fictitious word. Neither the expert community, nor the average consumer would be familiar with the Japanese term “kuro”10 for “black”, as Japanese is neither a common foreign language nor a language used by experts in the textile industry; “kuro” was thus perceived as a fictitious word. Not eligible for protection “ALMOND”11 was demonstrably a colour designation used for garments and shoes. The disclaimer “excluding light beige articles” was inadmissible because it did not exclude delimitable articles on the basis of their colour scheme. The term “cone”12 described the shape of sitting furniture such as stools, the shape of which resembled a cone placed on its tip. There was also a close objective descriptive relation with respect to planning services because cones were considered a basic geometric shape in both interior and furniture design. 2. Letter/numeral trade marks Single letters and combinations of letters lack distinctiveness in cases in which they represent factual acronyms or are considered standard type, serial or technical designations due to the branch of industry in which they are used. Numbers are generally not eligible for protection when they are used as quantifiers or as abbreviations or synonyms, e.g. “24” for “around the clock”, “2” for “to” or “4” for “for”. However, making this determination strongly depends on the circumstances prevailing in the sector in question. Registration procedures Eligible for protection “QE”13, which the appellant itself used as an acronym for “Quantum Entertainment”, a cure developed by Dr. Kinslow, was not a commonly used generic designation in the relevant market and abbreviated a plurality of terms (e.g. “quod est”). Even if a term was apparently turning into a generic designation pursuant to Sec. 8, Para. 2, No. 3 of the German Trade Mark Act, the trade mark proprietor could counter this development successfully by “managing the brand aggressively”. 8 Federal Patent Court, ruling dated 16 February 2011 – 28 W (pat) 551/10. 9 Federal Patent Court, ruling dated 21 July 2011 – 30 W (pat) 34/10 for class 43 and 44 services. 10 Federal Patent Court, ruling dated 17 May 2011 – 27 W (pat) 536/10, for “garments”. 11 Federal Patent Court, ruling dated 15 February 2011 – 27 W (pat) 568/10, inter alia for “garments; sneakers”. 12 Federal Patent Court, ruling dated 23 February 2011 – 26 W (pat) 512/10, inter alia for “garments; interior decorator services”. 13 Federal Patent Court, ruling dated 18 July 2011 – 27 W (pat) 162/10 for class 9, 16, 35 and 41 goods and services. 14 Federal Patent Court, ruling dated 14 November 2011 – 28 W (pat) 47/11 for class 7, 40 and 42 goods and services. 15 F ederal Patent Court, ruling dated 1 January 2011 – 26 W (pat) inter alia for “paper, cardboard (carton) and articles made of these materials; suitcases and carry-on luggage; furniture; woven material and textile goods; garments; carpets, advertising for third parties”. 128 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2011 After all, the appellant had demonstrated that it had announced and implemented its use as a trade mark in due course. This should also be taken into account when making an assessment in accordance with Sec. 8, Para. 2, No. 1 of the German Trade Mark Act. “LCM”14 may be the English acronym for “liquid crystal monitor” according to Wikipedia, but this was demonstrably neither common, nor used. There was no reason to interpret “LCM” as “LCD monitor”, since “LCD” alone was the customary abbreviation for “liquid crystal device monitor”. Not eligible for protection was the ruling handed down on the superlative of the “XXL” size designation used in the clothing sector, which in addition was found to have originated from advertisements in which it was used to describe a wide range of diverse services or to highlight the stand-out position of a product or service. Advertising messages would only be found to have acquired distinctiveness if their intent to serve as a commercial origin identifier took centre stage from the perspective of the relevant consumer circles. This was not the case if a retailer selling a large number of goods affixed the mark to the external areas of its outlets or in its own advertisements without making specific reference to the goods. The graphic was insufficient to act as a business indicator. 15 “18 +”16 indicated that the goods and services targeted or were suitable for the “over 18” age group or that their acquisition or usage required the consumer to be of age. The combination of a number and “plus” or “+” to describe an age group was already widely used (50plus; 30 plus; 40 plus). The cancellation of this trade mark was thus confirmed. Opposition proceedings 17 : The large number of registered “M” trade marks in the affected services sector resulted in a low vs. degree of uniqueness. There was no similarity in terms of typeface or image due to the differences in general visual impression. There was no likelihood of one being mistaken for the other because the target group would mention further elements of the trade marks, e.g. “white M against a red backdrop” even when referring to common and fairly insignificant ingredients or ornaments. 18 “46” vs. : Even if the scope of protection were small, there was a likelihood of one being mistaken for the other because the goods are identical and the marks are identical phonetically. A distinction had to be made between services in the technical field and content-related services in order to prevent goods and services in the fields of the dissemination of information, telecommunications and the Internet from becoming infinitely similar. 3. Word combinations Eligible for protection “go-collect”19: Even if a few consumers were to understand what “collect” meant in German, the “go” prefix connected to the second word with a hyphen gave the mark a structure that was so unusual that one could only deduce what it meant by drawing a series of major logical conclusions. The subject of no less than 19 appeal proceedings thus far were word/figurative marks including the element “Volks-” [people’s] alongside the designation of a product or service. The 29th Board found it eligible for protection. The lawsuits could basically be subdivided into two categories: 16 F ederal Patent Court, ruling dated 18 August 2011 – 25 W (pat), liable to be cancelled inter alia for “all types of data carriers ...; computers as well as computer software and hardware ...; telecommunications ...; pharmaceuticals ...; exposed films ..., audio films, ... CDs, ...; printed matter ...; video rentals ...; sex aides ...; ... jewellery; garments ...”. 17 F ederal Patent Court, ruling dated 2 March 2011 – 26 W (pat) 504/10. The trade mark in suit is registered inter alia for the “the conduct of cultural and sports activities; room and board”, whereas the opposing trade mark is registered for class 41 and 42 services. 18 F ederal Patent Court, ruling dated 11 May 2011 – 26 W (pat) 30/10. The trade mark in suit is registered for class 25, 38 and 42 goods and services, whereas the opposing trade mark is registered for class 9 and 25 goods. 19 Federal Patent Court, ruling dated 18 January 2011 – 33 W (pat) 136/09 for class 9, 36, 38, 42 and 45 goods and services. 129 BPatG Annual Report 2011 Trade Mark Law - Marks consisting of combinations of words, the connection of which alone make them distinctive, e.g. “VolksHähnchen”20: The word element “Volks-” in connection with the designation of a product or service did not mean that it was a particularly well-priced product or service. “Volks-” only meant “for all” or “for everyone”. Based on the marking customs of the relevant sector, poultry put on sale did not target specific sociological groups (upper, middle or lower class) even if for economic reasons alone. - Marks consisting of word combinations providing a certain indication of the subject matter that are distinctive due to their graphical design, e.g. VolksGolfen21. The appellant had already registered 62 word/figurative marks of the “Volks-” category with corresponding compositions and designs, which had been advertised through extensive campaigns. They were closely related to the standard mark “Bild.de”. In addition, the image in itself had already been registered as a figurative mark.22 Not eligible for protection “iNanny”23: In view of the observed habit acquired by consumer circles to use the term “nanny” for communications devices and software, when taken to mean “Internet nanny”, the registered mark indicated that the claimed devices, programmes and services used to locate and monitor individuals via the Internet were capable of fulfilling the tasks of a nanny. : A linguistic expert opinion found that the term “Euroshop” had not yet been vernacularised. However, there was ample proof of research on the Internet providing strong evidence of the fact that “Euroshop” was understood to be the generic term for the formation of semantic subgroups of a constantly rising number of bargain discount stores offering products in the lowest price segment, namely between f 0 and f 10. 24 4. Slogans The Federal Patent Court’s established case law, according to which slogans are eligible for protection if they have a certain degree of brevity, originality and conciseness, was complied with. Eligible for protection “Wir machen morgen möglich”25: The descriptive core of the statement specifying that goods and services in the computer sector were oriented to future developments and progress did not have to be freely available to competitors because it was not a figure of speech. “VIVA LA MONEY”26: In sum, the meaning of “Long live money” merely hinted at the fact that money played a significant role, but did not designate a specific aspect of a financial service. Not eligible for protection “Wir sind die Guten”27: It was irrelevant whether the slogan was deemed an indication of the technically 20 Federal Patent Court, ruling dated 28 March 2011 – 29 W (pat) 5/11 for class 30, 35, 38 and 43 goods and services. 21 Federal Patent Court, ruling dated 24 March 2011 – 29 W (pat) 215/10 for class 30, 35, 38 and 43 goods and services. 22 Dissenting opinion: 26 W (pat) 83/10 – Volks-Kredit and 26 W (pat) 102/10 – Volks-Plasma-TV. 23 Federal Patent Court, ruling dated 31 May 2011 – 28 W (pat) 23/10 for class 9, 38 and 45 goods and services. 24 Federal Patent Court, ruling dated 14 December 2011 – 29 W (pat) 3/11 for class 16, 21 and 35 goods and services. 25 F ederal Patent Court, ruling dated 19 May 2011 – 30 W (pat) 501/11 inter alia for “data processors; computer software and hardware for wireless communications; network hardware and software training services; consulting services in the computer and wireless data transmission sectors”. 26 Federal Patent Court, ruling dated 15 March 2011 – 30 W (pat) 507/10 for class 36 services. 27 Federal Patent Court, ruling dated 15 March 2011 – 24 W (pat) 21/10 for class 35, 38 and 42 services. 28 F ederal Patent Court, ruling dated 30 March 2011 – 26 W (pat) 518/10 for class 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 28, 35, 38, 41, 42 and 45 goods and services. 130 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2011 qualified suppliers of the relevant services or of their good quality. Even if the slightly self-deprecating nature of the sequence of words were recognised by most, this slogan, which is already being used in the most diverse product and service sectors, was not suitable to function as proof of origin. Not eligible for protection “Madrid”31: In cases concerning places of economic importance such as the Spanish capital, one would generally assume that it was necessary to be able to use the name of the place freely for nearly all goods/ services.32 “Colour your life”28 was also understood in Germany to be nothing but a descriptive call to make life colourful. “has Antep”33: “has” meant “idiosyncratic, real, pure”. “Antep” was the abbreviation of the Turkish province of “Gaziantep” which produced culinary specialties and in consequence, reference was merely made to the geographic origin of the goods. This descriptive significance was also discernible to domestic consumers with respect to the import and export of agricultural goods from Turkey. 5. Word sequences with geographic indication of origin Eligible for protection “Cajun”29: Rural Cajun County in the Mississippi Delta, which has an abundance of swampland had no meaning with respect to automotive issues or the domestic media sector. Those who were familiar with the term “Cajun” designating an ethnic group in the USA as well as its dialect, music and cuisine, would imaginatively apply this ethnic-geographic term to the field of automotive literature or comparable media dealing with automotive issues. “ORDU-Döner”30: Neither the Turkish town nor the region of “Ordu” had been associated with the production or origin of foodstuffs for the German market. Since there was a domestic ban on importing meat products from Turkey, the word sequence was not expected to turn into a geographic indication of origin. 6. Designations of establishment Eligible for protection “Stadion An der Alten Försterei”34 had been formed as the name of an establishment perceived both as such and as a mark, which the public generally regarded as a commercial origin identifier.35 The mark could also be applied to typical souvenirs in a manner that indicated their origin.36 Furthermore, designations of establishments were not required to remain in the public domain for services at events, which could only be rendered there with the operator’s approval. In contrast, the statement of contents was not eligible for protection with respect to “printed matter, photographs; paper and cardboard goods”. 29 F ederal Patent Court, ruling dated 10 March 2011 – 33 W (pat) 503/11 inter alia for “magnetic recording media, gramophone records; data carriers including programmes, computer games, the aforementioned class 9 goods only with content from the automotive sector; printed matter; ..., the aforementioned class 16 goods only with content from the automotive sector”. 30 F ederal Patent Court, ruling dated 22 June 2011 – 28 W (pat) 132/10, inter alia for “meat, sausage products ... , dishes prepared with the aforementioned goods; ... guest catering ...;” in line with: Federal Patent Court, ruling dated 22 June 2011 – 28 W (pat) 133/10 – AKSARAY doner for the same goods and services. 31 Federal Patent Court, ruling dated 17 February 2011 – 27 W (pat) 518/10 for class 10, 25 and 35 goods and services. 32 Also cf. Federal Patent Court, ruling dated 17 February 2011 – 27 W (pat) 517/10 – “Gizeh” for class 10 and 25 goods as well as class 35 services. 33 F ederal Patent Court, ruling dated 14 November 2011 – 28 W (pat) 138/10 liable to be cancelled for class 29 and 30 goods–mainly fruit, vegetable, sausage products and spices. 34 F ederal Patent Court, ruling dated 18 January 2011 – 27 W (pat) 158/10, eligible for protection inter alia for “paper; stationery; garments; advertising, education; entertainment; sports and cultural activities,” not eligible for protection for “printed matter; photographs; paper and cardboard goods”. 35 Cf. Federal Patent Court, ruling dated 30 May 2011 – 32W (pat) 11/01 – Bodensee-Arena; ruling dated 15 November 2010 – 27W (pat) 218/09 – Ruhrstadion. 36 Dissenting opinion: Federal Patent Court, ruling dated 4 November 2010 – 25 W (pat) 182/09 – Neuschwanstein. The allowed appeal on points of law was filed: I ZB 13/11. 131 BPatG Annual Report 2011 Trade Mark Law “Nordhessenhalle”37: It had become customary to use distinguishing marks designating venues made up of the name of a region or municipality and the type of establishment (e.g. stadium or arena). Not eligible for protection Basic linguistic rules enabled one to deduce the merely descriptive meaning of “Orthopaedicum”38, namely “an orthopaedic institute with scientific ambitions” – not least due to the large number of terms formed in a similar manner, e.g. Gynäkologicum or Implantologicum. was perceived as a descriptive indication of an institute domiciled in Germany or funded by a German entity, dedicated to the field of “human rights”. 39 7. Names of individuals Registration procedures Names of individuals are distinctive by nature. However, the names of famous historical figures, e.g. Leonardo da Vinci40 are part of general cultural heritage and can thus not be protected as distinguishing marks. The appeals filed in the following cases were successful: “Fürst von Metternich“41: Given the practices applied to create distinguishing marks in the affected branches of industry, the name of the head of the Congress of Vienna was not suitable to be used as a statement of content. The name was only associated with political events and was not related to gastronomic or wine culture, newspapers, or a specific dance, music or clothing style. “Hugo Sinzheimer Institut”42: The legal scholar and social democrat who was considered the father of abour law did not rank among the famous figures of the world’s cultural heritage, the names of which should remain in the public domain in any event. After all, Hugo Sinzheimer was only known to German experts specialised in the field of labour law. Moreover, the designation had not turned into a descriptive specialist term for a certain kind of institutional establishment or method of instruction. Opposition proceedings A likelihood of confusion was denied in the following cases: “Simon Weber” vs. “WEBER”43: It was impossible to characterise the overall impression made by the trade mark in suit with the last name “Weber” alone and it was found that it did not have independently distinctive status because “Weber” was a common name in Germany – especially in the wine sector – which obtained an individual character only if it was combined with a first name. “ROCCO MILES” vs. “MILES”44: An argument against “MILES” being deemed distinctive or capable of causing confusion on its own was that it was not a name that was typical or easy to remember. The first name “Rocco” was insufficient to identify an individual and was not descriptive. Even if the public were to perceive it as a business identifier, it would at least contribute to providing an identifying effect. 37 F ederal Patent Court, ruling dated 22 March 2011 – 27 W (pat) 16/11 inter alia for “advertising; publication and issuance of printed matter for advertising purposes; organisation and hosting of cultural, political and sports events; room and board”. 38 F ederal Patent Court, ruling dated 27 June 2011 – 28 W (pat) 46/10, not eligible for protection for class 16, 35, 41 or 42 goods and services; eligible for protection for class 5, 10, 35, 39 and 41 goods and services. 39 Federal Patent Court, ruling dated 22 July 2011 – 24 W (pat) 43/10 for class 9, 35, 36, 41 and 42 goods and services. 40 Federal Patent Court, MarkenR [Trade Mark Law] 2008, 33. 41 F ederal Patent Court, ruling dated 18 May 2011–29 W (pat) 158/10 inter alia for “books, namely ...; newspapers” and “publication and issuance of books, namely ...; organisation and hosting of cultural events, namely ...”. 42 Federal Patent Court, ruling dated 31 October 2011 – 29 W (pat) 542/11 for class 9, 16, 35, 36, 38, 41, 42 and 45 goods and services. 43 F ederal Patent Court, ruling dated 30 March 2011 – 26 W (pat) 87/10. The trade mark in suit is registered for class 33 goods, whereas the opposing trade mark is registered for “wines”. 44 Federal Patent Court, ruling dated 25 January 2011 – 27 W (pat) 533/10 both registered for class 18 and 25 goods. 132 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2011 8. Word marks/figurative marks Eligible for protection The following appeals were successful for reasons relating to graphic design: : The meaning of “ein Mehr an Fairness” did not make any sense because one was either fair or just or not. Furthermore, other such combinations such as “ein Mehr am Markt” and “Messe und Mehr” did not have a sensible meaning. The image’s elements, namely the arrangement of the word components of varying size and colour and the globe hinted at by the sketch, were customary for advertising purposes in themselves, but created a cohesive, characteristic overall impression. 45 : The international trade mark merely contained a general indication of the fact that an international association tested seed both fairly and uniformly. Despite the habitualness of seal-like representations, the overall figurative representation was based on a sophisticated design, which still conveyed the required minimum degree of distinctiveness as a result of the specific connection of the figurative mark’s means of representation, each of which is customary in the field of advertising. 46 Not eligible for protection The seal47 corresponded to widespread quality, company and association marks as well as official seals in Germany. The inclusion of the term “Deutsches Hy- gienezertifikat” in an Internet address merely indicated the source of information. Given the central importance of hygiene in the field of health care, the Rod of Asclepius known as a symbol of alternative medicine was also a manifest emblem for a certificate of hygiene. : The graphical design of word components of promotional character customary in advertising was neither particularly idiosyncratic nor surprisingly creative and differed above all from the sophisticated and imaginative tattoo marks of Hardy-Life LLC. It was not affixed in a manner in which it served as an indication of origin. 49 48 9. Figurative marks Registration procedures The principles applicable to figurative marks are the same as those applicable to three-dimensional marks.50 Eligible for protection : The clearly discernible graphical representation of a beaver was not directly descriptive of printed matter and drawings in the fields of architecture and construction engineering. It should be disregarded that the applicant’s last name corresponded 51 45 F ederal Patent Court, ruling dated 26 September 2011 – 29 W (pat) 144/10 for class 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 27, 28, 30, 35 and 38 goods and services. 46 Federal Patent Court, ruling dated 29 July 2011 – 28 W (pat) 37/11 for class 16, 31, 42 and 42 goods and services. 47 Federal Patent Court, ruling dated 9 August 2011 – 24 W (pat) 34/09 for class 16, 35, 38, 41, 42, 44 and 45 goods and services. 48 Federal Patent Court, ruling dated 17 May 2011 – 27 W (pat) 144/10 for class 25 goods. 49 See item II. 13 50 See item I. 3. 51 Federal Patent Court, ruling dated 1 March 2011 – 24 W (pat) 18/10 for class 16, 36 and 42 goods and services. 133 BPatG Annual Report 2011 Trade Mark Law phonetically to the image’s motif. The disclaimer “all ... goods ... only for publications in the field of architecture and construction engineering” was admissible because the product category was expressed positively. colour scheme, which was recognised by the public as the colours of the Federal Republic of Germany and thus as a geographical indication of origin. Opposition proceedings The 27th Board found that the six two-dimensional figurative marks claimed for “footwear” 52 were eligible for protection. They did not merely reproduce the ornamental details of shoes. In fact, their graphical embodiment encompassed representational content, namely the roman numerals “XI”, “IX”, “V”, “X”, a combination of “I”, “X” and “I” or the letter “N”, whereby they were assumed to be used as a trade mark.53 Not eligible for protection 54 : The connection of the two purely descriptive symbols for medicine and the law in the present pictogram-like form did not create a new idiosyncratic design through further transmutation, allowing for the two symbols to remain discernible in terms of their significance and preventing them from forming a new imaginative unit. The figure55 was limited to the factual statement according to which the foodstuffs affected were domestic dairy and beef products, which did not apply to cocoa beans or powder, making the mark eligible for protection. The specific representation differed from the natural reproduction only in terms of the striped : Both of the marks included a stylised figure vs. of the head of a bovine, flanked by the two handles of an open claw cutter and two further claw-care tools. The frame was a border in the shape of a coat of arms, making the two marks appear as seals of a guild. 56 10. Geographical indications of origin pursuant to EC Council Directive No. 520/2006 dated 20 March 2006 for the protection of geographical indications and designations of origin for agricultural products and foodstuffs “Bayerischer Obazda, Obazda, Bayerischer Obazter und Obazter” (savoury cheese spread typical of Bavaria)57: The request filed by a manufacturer of obazda from the state of Baden-Württemberg to reject the application for registration filed by a protective association was granted. The designations were not generic designations as defined by Art. 3, Para. 1 of EC Directive No. 510/2006 and instead designated a foodstuff, the 52 F ederal Patent Court, ruling dated 11 January 2011 – 27 W (pat) 278/09 and 279/09 to 283/09, each dated 1 February 2011 for “footwear”. 53 See item II. 13. 54 F ederal Patent Court, ruling dated 24 February 2011 – 30 W (pat) 47/10 inter alia for “presentations, seminars and internships of a coroner or forensic psychiatrist, also relating to medical law, the code of conduct of the medical profession and ethical issues in the field of medicine”. 55 F ederal Patent Court, ruling dated 26 October 2011 – 28 W (pat) 544/10, not eligible for protection for numerous class 29, 30 and 32 goods, but eligible for protection for “cocoa”. 56 Federal Patent Court, ruling dated 3 March 2011 – 30 W (pat) 105/09, inter alia for “animal health and beauty care”. 57 Federal Patent Court, ruling dated 22 September 2011 – 30 W (pat) 9/10, for “cheese preparation”. 134 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2011 reputation of which stemmed from its geographical origin, and which was produced in a delimited geographical area. It had not been proven that substantial amounts of the foodstuff were produced outside Bavaria. The German Patent and Trade Mark Office had to verify, inter alia, whether the ban on preservatives in modern-day common industrial production practices represented an appropriate limitation. The case was thus remitted. “Schwarzwälder Schinken” : The Association for the Protection of the Black Forest Ham Producers had requested that the conditions for using the protected geographical indication be changed so that they require Black Forest ham to be cut and packaged in the Black Forest. A meat processing factory, among others, which cuts and packages the ham it produces in the Black Forest, had lodged an appeal against this. The 30th Board ruled that the authenticity of cut and packaged Black Forest ham was ensured only if the aforementioned processing steps were carried out in the Black Forest and this could be verified on site. 58 11. Violation of public policy or accepted principles of morality (Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act) FICKEN59: In the first half of 2011, the applicant was publicly reprimanded by the Advertising Council, the German advertising industry’s self-monitoring body, for making use of this designation on a bottle of schnapps for advertising purposes. However, the 26th Board allowed this word mark to be entered into the trade mark register. In light of progressive liberalisation, this was not an intolerable contravention of accepted principles of morality. The lewd reference to sexual intercourse was gender-neutral in terms of its meaningfulness and thus not one-sidedly derogatory. The word, which originated from gutter language, was used by various social strata and age groups, e.g. in titles of plays, films and books. Furthermore, in the fashion segment affected, it could be a surname (67 entries in the German telephone directory) which was used as a trade mark in a sewn-in label. The 27th Board was of a different opinion with respect to the sign “READY TO FAAK” 60: Although the word “fuck” had been crossed out, it remained legible, drawing attention to itself for this very reason. The vulgar expression “fuck” designating the conduct of sexual intercourse in connection with “ready to” was indecent. Its frequent use in movies, literature and the media did not take away from that. The use of gutter language had nothing to do with liberalisation because attempts to prevent it were made when raising children. The fact that the colour scheme was based on that of a well-known motorcycle brand did not suffice to make a reference to the biker meeting at Lake Faak. “D A K I N I”61 (Sanskrit for sky dancer) was also found to be in violation of accepted principles of morality. It related to a female (enlightened) angelic or God-like being which was a respected or esteemed transcendental (Buddhist) figure in religious theory and practice. Practicing Buddhists in Germany regarded its commercialisation offensive. The space between the letters would not be perceived. 58 Federal Patent Court, ruling dated 13 October 2011 – 30 W (pat) 33/09, for “meat products”. 59 Federal Patent Court, ruling dated 3 August 2011 – 26 W (pat) 116/10 for class 25, 32 and 33 goods. 60 F ederal Patent Court, ruling dated 20 September 2011 – 27 W (pat) 138/10 for class 25 and 41 goods and services. The following allowed appeal on legal points for ensuring uniform jurisdiction regarding sexually explicit words was lodged: case number I ZB 89/11. 61 Federal Patent Court, ruling dated 10 May 2011 – 27 W (pat) 50/10, liable to be cancelled for the “administration of aroma massages”. 135 BPatG Annual Report 2011 Trade Mark Law 12. Ban on the abuse of public national emblems for commercial purposes (Sec. 8, Para. 2, Nos. 6 and 8 of the German Trade Mark Act) There is a ban on signs exclusively consisting of national emblems and containing national emblems as well as on heraldic imitations and the use of parts thereof and of the stylised representation. However, the use or imitation of national emblems of international organisations is only permissible if the trade mark is capable of creating the unfounded impression of a connection to them (Sec. 8, Para. 4, Sentence 4 of the German Trade Mark Act). Eligible for protection 62 : Since the contour of the image element representing the borders of Georgia was largely unfamiliar in expert consumer circles, the idiosyncratic overall graphical impression made the sign eligible for protection. Furthermore, given the fading red colour, it was not a national emblem, i.e. not the Georgian flag. Not eligible for protection 63 : included the core elements of the heraldic description of the flag of the European Council (“a wreath of 12 five-point stars, the points of which do not touch each other, against a blue backdrop”) and referred – as an unauthorised heraldic imitation (Sec. 8, Para. 2, No. 8 and Para. 4 of the German Trade Mark Act) – to a European deposit system or a European foodstuff transportation assignment and thus to a connection to the EU. 13. Eligibility for protection based on possible options for use as a trade mark A mark’s eligibility for protection partially depends on whether there are practically important and obvious ways of affixing or making use of it, allowing the sign to be perceived as a commercial origin identifier64, which pure statements of content are incapable of (e.g. a label bearing the inscription “cotton” on a T-shirt made of said material). The assessment depends on the marking habits of the sector in question. a) Registration procedures Eligible for protection “Feierbiest” [word-for-word translation of “party animal”]65: The term coined by Louis van Gaal, the former coach of the German first division soccer club Bayern München, for someone who likes to party extensively was already used in many contexts, but was composed in an unusual linguistic manner and thus not descriptive. Furthermore, it could not be ruled out that the mark be understood as a trade mark due to its placement on the claimed goods (e.g. on labels or patches). : The figurative mark intended for goods made of metal – in particular sheet metal signs and postcards – was not liable for cancellation simply because it depicted the little lamp man of the old East German crossing signal which had lost its legal significance as a traffic sign upon German reunification. In addition, usage options based on which the mark would solely be perceived as an indication of origin were both conceivable and obvious. 66 62 Federal Patent Court, ruling dated 29 June 2011 – 26 W (pat) 551/10 for class 39 services. 63 F ederal Patent Court, ruling dated 11 August 2011 – 26 W (pat) 62/10, liable for cancellation inter alia for “containers not made of metal, in particular for the storage and transportation of food; the cleaning, maintenance and repair of containers; the transportation sector ...; packaging and storage of goods, in particular food and leftovers in containers”. 64 F ederal Patent Court: 27 W (pat) 250/09 – In Kölle jebore; Federal Court of Justice GRUR 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II; GRUR 2010, 1100 – TOOOR!. 65 Federal Patent Court, ruling dated 18 August 2011 – 27 W (pat) 512/11 for class 24 and 25 goods. 66 Federal Patent Court, ruling dated 4 August 2011 – 28 W (pat) 29/11. 136 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2011 Not eligible for protection “Querdenker”67: A person who thinks outside the box was someone who was capable of solving problems with innovative, unorthodox and cross-disciplinary concepts far removed from established thinking patterns. Since the trade mark was solely a factual statement of the contents of the printed matter and of the type of advertising and consulting services, obvious ways of using it as a trade mark could not make it eligible for protection. : If the goods were made of jute fibre, it was a statement concerning the material, which was descriptive for all uses. However, this did not apply to packaging made of leather or to umbrellas. 68 b) Opposition proceedings vs. “SCORPIONS”69: In cases in which the name of the band was affixed to the chest or back area of outerwear merchandising apparel in the music industry, e.g. T-shirts, it was perceived as an indication of the origin of the goods and thus as a trade mark. The 33rd Board found that there was a likelihood of confusion as the word elements “BUDO’S FINEST” were a descriptive reference to an Asian martial arts discipline and the goods’ good quality and were visually subordinated. The figurative representation of a scorpion merely illustrated the term. III. Cancellation Proceedings 1. Due to bad faith pursuant to Sec. 50, Para. 1 in conjunction with Sec. 8, Para. 2, No. 10 of the German Trade Mark Act Affirmation of bad faith A designation holder is deemed to be acting in bad faith if it takes advantage of the legal position it has formally without the will to use a mark while abusing its rights in order to prevent third parties from competing. This can be done by applying for what are known as blocking marks in order to block usage to third parties, by applying for what are known as ambush and speculative marks in order to claim money from third parties, by unjustifiably intruding on a domestic prior user’s known vested rights that are eligible for protection or by fraudulently obtaining a trade mark. The 28th Board was of the opinion that the proprietor of the figurative mark70 for which an application was filed inter alia for meat and sausage products in 2006 and was registered since 2007 acted in bad faith because it had known about its use by its Austrian domestic competitors for a salami since 2004. Since it was a specific segment of the market with a relatively small number of suppliers, one could also assume that the proprietor had knowledge of the scope of said use. It was also found that it was not promoting its position on the market in a way that would have justified intruding on the vested rights of its competitors which were eligible for protection, because it had failed to furnish evidence of the use of its trade mark and had started taking action against its competitors immediately after having obtained pro- 67 F ederal Patent Court, ruling dated 9 February 2011 – 29 W (pat) 208/10, liable for cancellation for “printed matter; advertisements, business consulting, marketing consulting; seminars, basic and advanced training consulting”. 68 F ederal Patent Court, ruling dated 19 September 2011 – 27 W (pat) 534/10, not eligible for protection for “bags, namely briefcases, beach bags ... made of textile material, including jute fibre; clothing; headgear, shoes, including those made of paper, ..., jute and other natural products”, eligible for protection for “packaging material, packaging wrappers and packaging bags made of leather, umbrellas and sunshades”. 69 Federal Patent Court, ruling dated 23 August 2011 – 33 W (pat) 526/10. The two trade marks are registered inter alia for class 25 goods. 70 F ederal Patent Court, ruling dated 3 August 2011 – 28 W (pat) 40/10. The designation, which was written in Cyrillic letters, equates to “berjozka” in Latin notation, which means “birch” in Russian. 137 BPatG Annual Report 2011 Trade Mark Law tection for the trade mark by launching an authorisation inquiry and warning its competitors. The decision of the German Patent and Trade Mark Office to cancel the mark was thus confirmed. Denial of bad faith In agreement with the German Patent and Trade Mark Office, the 28th Board found that the application filed for the word mark “Simca”71 registered inter alia for motor vehicles was not an act of bad faith if the trade mark “SIMCA” registered for the applicant internationally and in France had stopped being used long before the application was filed for the mark in dispute both in France and abroad. The “resuscitation” of a designation used in the past could not be deemed an abuse of legal rights because trade mark law did not require independent creative activity. 2. Absolute obstacles to protection according to Art. 50 para. 1, 2 in conjunction with Art. 8 para. 2 No. 1 – 9, 54 Trade Mark Act Cancellations “Kaleido:”72 was merely understood to be an abbreviated description of the product “kaleidoscope” belonging to the registered generic product term “toy”. Based on linguistic findings in the field of associative and prototype theory, gaps in words were filled in a generally understandable manner. “EXPAT”73, the abbreviation for “expatriate” had become a technical term used in Germany for employees on foreign assignment, which meant that the trade mark merely indicated the designation and suitability of the services, even if only a small part of the overall consumer circle was familiar with the term. Non-cancellations “BEAUTY WALKER”74: It was impossible to establish with the degree of certainty required for a cancellation that a “walker” was understood to be a “shoe” when it was registered in May 2000, resulting in the product itself being perceived as an “elegant shoe for hikers”. “BULLI”75 had not become the customary manufacturer-independent designation for “motor-powered wheeled vehicles” (Sec. 8, Para. 2, No. 3 of the German Trade Mark Act). Only the pickup trucks of the trade mark proprietor VW AG, which were manufactured by a certain company, were called “BULLI”. IV. Opposition Proceedings 1. Genuine use The genuine use of a Community trade mark is not absolutely essential throughout the EU, but it is debatable whether it occurs in just one member state. Pursuant to a judgement dated 30 November 201076, the Dutch Court of Justice in the Hague, which tends to take an affirmative stance on the issue, referred it to the European Court of Justice to obtain a preliminary ruling.77 Having regard to the request for a preliminary ruling, the 30th Board, which also found that the use of a Community trade mark in just one member state 71 Federal Patent Court, ruling dated 12 April 2011 – 28 W (pat) 13/10. 72 F ederal Patent Court, ruling dated 21 September 2011 – 29 W (pat) 40/09. The following allowed appeal on points of law concerning the fundamental question of whether linguistic findings could be considered in determining subject matter was filed: I ZB 72/11. 73 F ederal Patent Court, ruling dated 8 February 2011 – 33 W (pat) 42/09, liable to be cancelled for “insurance, finance, legal and tax consulting”. 74 Federal Patent Court, ruling dated 5 July 2011 – 27 W (pat) 67/10, for “footwear”. 75 Federal Patent Court, ruling dated 22 September 2011 – 28 W (pat) 28/11. 76 LJN [Law Journal Newsletters]: BO6451, BeckRS [Beck Case Law] 2011, 18778 – “Lenco Merken vs. Hagelkruis Beher”. 77 The action is pending before the European Court of Justice as legal case C-149/11. 138 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2011 (Germany) was sufficient in the °TolTec”vs. “TOMTEC”78 case, allowed for an appeal on points of law to be filed which, however, was not lodged. The likelihood of confusion due to phonetic similarities was affirmed because the difference in consonants (L/M) in the middle of the word was too small.79 2. Direct likelihood of confusion Affirmation of a likelihood of confusion “TEFLEXAN” vs. “TEFLON”80: Although the two trade marks differed significantly in terms of both phonetics and typeface owing to the middle syllable “(F)LEX” of the younger trade mark, with this difference being amplified due to the semantic similarity of the middle syllable to “flexible” and the extension of the younger trade mark associated with this, the younger trade mark approximated the older one especially given the characteristic beginning of the two words “TEFL”, which accounted for two thirds of the opposing trade mark. The letter sequences “TEF” and “TEFL” were not technical abbreviations for “tetrafluoroethylene”. vs. “SOFTLAN” 81: The designations “SOFTLINE” and “SOFTLAN” were of great phonetic similarity despite the emphasis placed on each of them. Unlike the older trade mark, a word element of little distinguishing character or even lacking eligibility for protection of the younger trade mark could be accorded a formative position especially if said component (“SOFT LINE” in this case) was highlighted in a distinguishing manner by the design of the trade mark as a whole. Denial of a likelihood of confusion “Panprazol” vs. “PANTOZOL”82: There was no likelihood of confusion because the scope of protection conferred on the opposing trade mark “PANTOZOL” was limited in view of the discernible approximation of the statement of the relevant active ingredient designation “Pantoprazol” and because the younger trade mark “Panprazol” was also an approximation of this active ingredient designation. In deviation from the case law of the Federal Court of Justice regarding HEITEC83, the limited scope of protection was neither modified nor extended through the mutual approximation of a factual statement.84 vs. “POST”85: Proof of the acquired distinctiveness of the word mark “POST” for conveyance and delivery services, which has attained legal validity86, did not substantiate an enlarged scope of protection for the opposing trade mark since this would equate to a double reward. The word component “POST” formed a generic term when combined with “CITI”. 3. Indirect likelihood of confusion Affirmation of a likelihood of confusion 87 vs. : Even if the depiction of a temple in the trade mark in suit could be accorded 78 F ederal Patent Court, ruling dated 14 April 2011 – 30 W (pat) 1/10. The trade mark in dispute is registered inter alia for “micrograph measurement devices”, whereas the opposing trade mark is registered for “software programmes stored on data carriers”. 79 Federal Patent Court, ruling dated 20 October 2011 – 30 W (pat) 4/10 – Epican vs. EPIGRAN. 80 Federal Patent Court, ruling dated 8 February 2011 – 33 W (pat) 45/09, both registered for class 1 goods. 81 F ederal Patent Court, ruling dated 22 March 2011 – 24 W (pat) 47/10. The international trade mark is seeking protection for class 3 in Germany, whereas the opposing trade mark is registered inter alia for “detergents”. 82 F ederal Patent Court, ruling dated 17 March 2011 – 25 W (pat) 516/10. The trade mark in dispute is registered for “prescription drugs for treating gastrointestinal diseases with the active ingredient Pantoprazole”, whereas the opposing trade mark is registered for “gastrointestinal therapies for human medical purposes”. 83 GRUR 2008, 803, Margin No. 22 – HEITEC. 84 The appeal on points of law, which was allowable due to the deviation from the case law of the Federal Court of Justice, was not lodged. 85 Federal Patent Court, ruling dated 18 April 2011 – 26 W (pat) 30/07 in both cases for class 39 services. 86 Federal Court of Justice, ruling dated 19 October 2011 – I ZB 90/10, BeckRS [Beck Case Law] 2012, 05511 and – I ZB 91/10, BeckRS 2012, 05512. 87 Federal Patent Court, ruling dated 22 February 2011 – 27 W (pat) 254/09, both registered for class 41 and 44 services. 139 BPatG Annual Report 2011 Trade Mark Law distinguishing or independently characterising status, the two temples differed from each other significantly (4 instead of 5 columns, the middle column shifted to the back instead of being side by side, the orange-coloured sheen over the roof and the square vs. rectangular impression). Since it was a popular motif, it was not associated with a specific supplier. vs. “Mc DONALDS”88: Since a consumer survey revealed that two thirds of the population automatically completed the letter sequence “Mc” to form “McDonald’s”, the shared beginning of the word had a pronounced signalling effect and the opponent was the proprietor of further trade marks including this root word component (McRIB, McCafé, etc.), an association would be made with the trade marks being compared. Denial of a likelihood of confusion ./. und the ankle also contributed to the characterising effect. Even if the opposing trade mark had a significant distinguishing effect, the graphical differences were sufficient to deny a likelihood of confusion. Furthermore, the striped representation of the two opposing trade marks featured lines with a soft rearward orientation, whereas the stripes of the younger trade mark were more angular and looked like the mirror image of an “F”. The trade mark in suit did not fit in the opponent’s series of trade marks due to these F-shaped stripes. “Märchenwein” vs. ROTKÄPPCHEN90: There was no similarity in the formation of the two trade marks. Whereas the opposing trade mark merely consisted of the name of a fairytale, the younger trade mark linked the generic term “fairytale” with the product designation “wine” to form a coherent term. For further examples of the case law of the Federal Patent Court established in 2011, reference is made to the May edition of the GRUR journal. Ingrid Kopacek* and Regina Kortge** : The F-shaped stripe on the shoe did not characterise the overall impression of the younger trade mark as other elements, e.g. the lacing and the cut-out for 89 88 F ederal Patent Court, ruling dated 7 December 2011 – 28 W (pat) 25/10, both inter alia for “fish, guest catering (in self-service restaurants)”. 89 F ederal Patent Court, ruling dated 8 November 2011 – 27 W (pat) 68/10. The two trade marks being compared are registered for “footwear”. 90 Federal Patent Court, ruling dated 28 September 2011 – 26 W (pat) 553/10, for “alcoholic an non-alcoholic beverages”. * Chapters II and IV are edited by Judge at the Federal Patent Court Ingrid Kopacek ** Chapters I, III and V are edited by Judge at the Federal Patent Court Regina Kortge 140 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2011 Business Report 2011 141 BPatG Annual Report 2011 Business Report Business Development I. Overview A total of 2,464 new sets of proceedings were received by the Federal Patent Court in 2011 (2010: 3,019), comprising 1,937 main sets of proceedings (2010: 2,440) and 527 sets of ancillary proceedings e.g. file access requests and reminders (2010: 579). In the year under review, 2,858 sets of proceedings were adjudicated (2010: 3,190). The duration of the main proceedings before the Trade Mark Boards was on par with the previous year’s level of about 14 months. In contrast, the processing time posted by the Technical Appeal Boards was 54 months as opposed to 50. However, this is due to the fact that the boards still have to process appeals, which increased in number substantially between 2002 and 2004 due to changes in legislation. Overall, the number of main proceedings pending was almost halved again (from 486 at the end of 2010 to 233 at the end of 2011). The number of entries recorded by the six Nullity Boards (1st to 5th and 10th Boards) rose to 297 main proceedings in 2011 (2010: 255). By the end of the year 142 under review, 276 cases (2010: 242) had been closed and 423 cases (2010: 402) were still pending. Out of 19 appeals received by the Juridical Board of Appeal (10th Board) (2010: 58), 40 cases were processed (2010: 30), leaving 91 cases pending at the end of 2011 (2010: 112). The number of new entries recorded by the 13 Technical Boards (6th to 9th, 11th, 12th, 14th, 15th, 17th, 19th to 21st and 23rd Boards) totalled 287 main proceedings (2010: 606), of which 261 were filed in the first half of 2011, prior to the introduction of the electronic IP file at the German Patent and Trade Mark Office. At the end of 2011, there were 2,181 cases pending (2010: 2,684). In 2011, 1,303 complaints were received for the eight Trade Mark Boards (24th to 30th and 33rd Boards) (2010: 1,465). At the end of the year, there were still 1,591 cases pending (2010: 1,421). The number of new entries dropped to 31 main proceedings (2010: 55) as regards the Board of Appeal for Utility Models (35th board), and there were 92 cases pending at the end of the year under review (2010: 55). Business Report BPatG Annual Report 2011 II. Statistics Business Development in 2011 in the Field of Main Proceedings Cases in hand: 1 Jan 2011 New cases Prosecuted cases Cases in hand: 31 Dec 2011 Nullity Boards 402 297 276 423 Juridical Board of Appeal 112 19 40 91 Technical Boards of Appeal total 2,684 287 790 2.181 of which 2,198 287 537 1.948 486 0 253 233 Boards of Appeal for Trade Marks 1,421 1,303 1,133 1,591 Board of Appeal for Utility Models 119 31 58 92 1 0 0 1 4,739 1,937 2,297 4,379 appeal proceedings opposition proceedings (including appeal proceedings pursuant to Art. 165, Paras. 4 and 5 of the Trade Mark Act) Board of Appeal in Plant Variety Cases Total 143 BPatG Annual Report 2011 Business Report Overall Statistics on the Activities of the Federal Patent Court in 2007 – 2011 Nullity, Appeal and Opposition Proceedings – Main Proceedings Nullity Boards 1 Juridical Board of Appeal 2 Technical Boards of Appeal Boards of Appeal for Trade Marks Board of Appeal for Utility Models Board of Total sets of Appeal for proceedings Plant Variety Cases (Columns 1-7) Appeal proceedings Opposition proceedings 3 4 5 6 7 8 2007 Received Closed Still pending 234 235 350 48 54 77 588 563 1,978 6 435 1,740 1,044 1,704 1,784 87 79 99 - 2,007 3,070 6,028 275 237 388 47 44 80 750 610 2,118 1 452 1,289 961 1,471 1,274 113 85 127 - 2,147 2,899 5,276 228 227 389 61 57 84 683 549 2,252 9 464 834 1,068 1,190 1,152 141 83 185 - 2,190 2,570 4,896 297 276 423 58 30 112 598 652 2,198 8 356 486 1,465 1,196 1,421 55 121 119 1 0 1 2,440 2,597 4,739 297 276 423 19 40 91 287 537 1,948 0 253 233 1,303 1,133 1,591 31 58 92 0 0 1 1,937 2,297 4,379 2008 Received Closed Still pending 2009 Received Closed Still pending 2010 Received Closed Still pending 2011 Received Closed Still pending 144 Business Report BPatG Annual Report 2011 Nullity, Appeal and Opposition Proceedings – Proceedings Outside Main Proceedings (ZA (pat) Proceedings) Nullity Boards 1 Juridical Board of Appeal 2 Technical Boards of Appeal Boards of Appeal for Trade Marks Appeal proceedings Opposition proceedings 3 4 Board of Appeal for Utility Models Board of Total sets of Appeal for proceedings Plant Variety Cases (Columns 1-7) 5 6 7 8 2007 Received Closed Still pending 308 314 44 9 9 0 140 138 6 217 221 2 46 50 2 21 20 3 - 741 752 57 354 344 54 9 7 2 140 136 10 135 135 2 36 36 2 44 45 2 - 718 703 72 412 362 104 1 3 0 175 182 3 109 110 1 30 30 2 40 40 2 - 767 727 112 290 309 85 8 4 4 160 162 1 49 50 0 34 35 1 38 33 7 - 579 593 98 311 347 49 0 4 0 127 122 6 41 41 0 25 22 4 23 25 5 - 527 561 64 2008 Received Closed Still pending 2009 Received Closed Still pending 2010 Received Closed Still pending 2011 Received Closed Still pending 145 BPatG Annual Report 2011 Business Report Overall Statistics of Duration of Proceedings 2007 – 2011 in Months 49.65 38.50 40.4 13.75 24.23 24.19 21.91 14.08 17.86 21.77 25.61 19.01 16.65 21.26 22.91 12.81 10 21.35 21.51 24.87 16.17 20 21.7 30 18.15 35.2 40 46.09 50 54.42 60 0 2007 2008 2009 2010 2011 Nullity Boards Technical Boards Utility Models Trade Marks Juridical Board 2007 2008 2009 2010 2011 Nullity Boards 21.70 21.51 21.26 21.77 24.19 Technical Boards of Appeal 35.20 40.40 46.09 49.65 54.42 Board of Appeal for Utility Models 16.17 12.81 16.65 17.86 24.23 Boards of Appeal for Trade Marks 24.87 21.53 19.01 14.08 13.75 Juridical Board of Appeal 18.15 22.91 25.61 21.91 38.50 146 Business Report BPatG Annual Report 2011 III. Appeals against Rulings of the Federal Patent Court Patent Nullity Proceedings An appeal was lodged against 78 of the 115 judgements issued by the Federal Patent Court in 2011 (2010: 85 of 112 cases). Of the 92 appeals pending before the Federal Court of Justice, 39 were concluded by judgement, in 23 cases of which the first-instance rulings of the Federal Patent Court were upheld. In 16 cases, the impugned decision was modified or set aside. The remaining 53 proceedings ended otherwise (for instance through a settlement or a withdrawal of the appeal). Relative to the total number of completions, 17 % of the appeals resulted in the Federal Court of Justice amending or overturning the first-instance judgment of the Federal Court of Justice (2010: 26 %). Further Appeal Proceedings to the Federal Court of Justice In 2011, the Federal Patent Court allowed appeals to the Federal Court of Justice in 18 cases, broken down as follows: three proceedings before the Technical Boards of Appeal, 12 proceedings before the Boards of Appeal for Trade Marks, one utility model appeal proceedings and two proceedings before the Juridical Board of Appeal. The parties to the proceedings lodged appeals in eight proceedings (of which one was before the Technical Board of Appeal, five were before the Boards of Appeal for Trade Marks, one was before the Board of Appeal for Utility Models and one was before the Juridical Board of Appeal). An appeal not requiring admission was lodged in 11 cases (in two proceedings before a Technical Board of Appeal and in nine proceedings before the Board of Appeal for Trade Marks). Decisions of the Federal Court of Justice on admitted Appeals and Appeals not requiring Admission in 2011 In the year under review, the Federal Court of Justice ruled on a total of ten admitted appeals of the Federal Patent Court, in one case of which the appeal was granted, whereas in six cases, it was rejected. In the three remaining proceedings, the appeal was concluded in another manner. The Federal Court of Justice adjudicated 18 appeals not requiring admission, which were successful in four cases and were rejected in six proceedings. The eight remaining proceedings were concluded in another manner. 147 BPatG Annual Report 2011 Business Report Staffing As of 31 December 2011, the Federal Patent Court had a total of 112 judges as defined by Sec. 65, Para. 2 of the German Patent Act (2010: 110). They included 30 female and 82 male judges (2010: 26 female and 84 male judges), 65 and 47 of whom were technically and legally qualified members, respectively (2010: 61 technically and 49 legally qualified members). Eleven positions were vacant due to ongoing staffing processes. In the year being reviewed, the three chairmanship positions of the 11th, 12th and 35th/36th Boards were restaffed. The Chairman of the 15th Board acted as Interim Chairman of the 14th Board until the latter position was re-staffed. Of the 112 female and male judges of the court, one female judge was seconded to the Munich I Regional Court (in exchange for a male judge from that court) another female judge was seconded to the Federal Court of Justice, and a male judge was seconded to the Federal Ministry of Justice. One technically qualified female judge and two technically qualified male judges were seconded to the German Patent and Trade Mark Office. One female judge is on leave to perform tasks at the Office for Harmonization in the Internal Market, and four additional legally qualified members – including the former President of the Federal Patent Court – are on leave to perform tasks at the European Patent Office. A female judge presiding over the Potsdam Regional Court (aiming to be transferred) and a judge from the Zweibrücken Higher Regional Court (20%) were seconded to the Federal Patent Court. As of 31 December 2011, the Federal Patent Court had 126 non-judicial staff members, (2010: 128), three of whom were on leave, of which one female employee was on parental leave. Non-judicial personnel consisted of 90 women and 36 men. In 2011, the Federal Patent Court trained a total of six young adults, four women of whom to become office clerks and two to become media and information services professionals. By virtue of these traineeships, the Federal Patent Court complied with the government’s training campaign, which envisages a trainee ratio of 7 % relative to all employees subject to social security contributions. Training of Candidate Patent Attorneys Candidate patent attorneys are assigned to the Federal Patent Court for a six-months training period. Overall responsibility for this training lies with the German Patent and Trade Mark Office. Before 2001, between 90 and 110 candidate patent attorneys were trained at the Federal Patent Court every year. From 2003 to 2009, this figure averaged just under 150 candidates per annum. Following a sudden rise in assigned candidates in 2011 (238) this figure dropped to 181 in 2011. 148 In view of the current number of candidates, a group of approximately 50 to 60 candidates will be assigned to the Federal Patent Court every four months. They will be placed in small groups and allocated to the various boards. Furthermore, judges at the Federal Patent Court provide each candidate group with instruction in numerous study groups. Of the 196 exam participants (2010: 168) 189 candidates, or 96.4 %, passed the patent attorney exam in the year being reviewed (2010: 99.4 %). Business Report BPatG Annual Report 2011 Documentation and the Library I. Documentation All of the final rulings handed down by the Federal Patent Court in the year being reviewed were published in the “Judgements” section of the court’s website (www. bpatg.de) where they were freely accessible. This section includes all of the rulings handed down by the Trade Mark Boards, the Patent Nullity Boards, the Utility Model Board and the Juridical Appeal Board from 2,000 onwards. This service can be used free of charge for all non-commercial purposes. The juris database includes the rulings handed down by the boards intended for it as well as access to all of the rulings against which an appeal on points of law has been admitted or lodged and have been cited in the annual reports since 1995 as well as to all of the rulings handed down by the Federal Patent Court, which were published in more than 600 print media evaluated by juris over the course of the year. These rulings are made more reader-friendly by being indexed, among other things. In 2011, the Archive Department included 801 rulings handed down by the boards in the juris database in this manner, accounting for about 30 % of all rulings. In addition, 388 passages in the court’s rulings in relevant periodicals were supplemented. II. The library The court library allows all court staff to conduct research. The library’s stock of books grew to some 20,000 titles last year. To supplement the information offering, 101 regular collections (loose-leaf collections, annuals, etc.) and 190 periodicals are kept, some of them in several copies. The special collection of product catalogues which has been compiled for several years currently comprises approximately 5,600 catalogues and product lists of all kinds. the judges as well as the court administration staff access to the “Beck online” legal database. “Beck online” is one of the largest professional legal databases in Germany, which includes rulings as well as commentary and magazines published by Beck. All of the published rulings of the Federal Patent Court are also constantly added to this database. The library issues a monthly in-court press review, which is a collection and presentation of news from the fields of intellectual property, patents, trade marks, marketing and advertising published in dailies and online services. The library posts monthly overviews of all new additions to the library’s stock in the intranet, including a full list of new monographs and a selection of magazines. In the year being reviewed, the information offered by the library was improved considerably by granting 149 BPatG Annual Report 2011 Business Report Electronic Legal Transactions Electronic legal transactions/eJustice “Electronic legal transactions” is the term used to designate the secure legally binding electronic communication between parties to proceedings and the courts and covers electronic file management, the court’s internal electronic processing (workflow management), as well as electronic archiving. The requirements necessary to effect electronic legal transactions are the possibility of the legally secure exchange of documents (e.g. motions, complaints and court decisions) as well as the clarity, integrity, completeness and consistency of files maintained electronically. The objective is to speed up correspondence significantly and to enable files to be processed without a discontinuity in media within the Federal Patent Court as well. The time-consuming and costly creation of paper documents and their delivery, as well as incoming mail processing and distribution are being replaced by the immediate exchange of documents between the IT systems of the parties involved. The “Festschrift 50 Jahre Bundespatentgericht” [Ceremonial Publication on 50 Years of the German Patent Court] (cf. Carl Heymanns Verlag 2011, Dr Norbert Mayer, Thomas Kleinschmidt “Elektronischer Rechtsverkehr beim Bundespatentgericht”– 1. Teil: Rechtliche Rahmenbedingungen [Electronic Legal Transactions at the Federal Patent Court – Part 1: Legal Framework Conditions], p. 1001 to 1013) provides an overview of the legal framework conditions applicable to the Federal Patent Court. Details on this IT solution have also been summarised in the ceremonial publication entitled “50 Jahre Bundespatentgericht” [50 Years of the German Patent Court] (Carl Heymanns Verlag 2011, Dr Norbert Mayer “Elektronischer Rechtsverkehr beim Bundespatentgericht”– 2. Teil: Entwicklung der Informationstechnik [Electronic Legal Transactions at the Federal Patent Court – Part 2: IT Developments], p. 1015 to 1026). Electronic courtroom Oral hearings are the core element of every court proceedings. A direct consequence of electronic legal transactions and eJustice is thus the need for all electronic file contents – including those of the court of lower instance – namely the electronic case file (EISA) of the German Patent and Trade Mark Office to be available in hearings. However, the availability of the electronic file and on-screen searches may not interfere with the oral proceedings. Experience has shown that for this purpose, it is not sufficient to set up notebooks or monitors in the courtroom, behind which the judges appear to be “hidden”. IT New information technologies open the door to innovative ways of distributing information at oral hearings that have not been made use of thus far (cf. Dr Norbert Mayer: “Innovative Informations- und Kommunikationstechnik im Gerichtssaal des Bundespatentgerichts”, Mitteilungen der deutschen Patentanwälte, [“Innovative Information and Communication Technology in the Courtroom of the Federal Patent Court”, Notifications of German Patent Attorneys] Issue 7-8/2011, p. 349 to 355). Plans are in place to equip further courtrooms with innovative IT infrastructure. In 2009, the Federal Patent Court switched its administration to electronic file management using the VISkompakt workflow management system as a precursor to managing electronic court files, enabling the processing of administrative transactions without media discontinuity and across all departments. The “Electronic Courtroom” project is a pilot of the German court landscape that has already drawn huge attention. Informational video clips making the technology employed clearer to and easier to use by parties to proceedings can be accessed on the Federal Patent Court’s website (www.bpatg.de). 150 Business Report BPatG Annual Report 2011 Public Relations Work and International Affairs 20 January 2011 Some 200 guests accepted the invitation of Vice President Dr Klaus Strößner to the traditional New Year Reception hosted in the foyer in front of the courtrooms of the Federal Patent Court. 11 to 15 April 2011 Once again, the Federal Patent Court joined forces with the European Patent Office to organise a joint seminar in Munich for judges from other European countries. This year, the countries represented were Albania, Serbia and Macedonia. 14 April 2011 The Federal Patent Court has been participating in the nationwide “Girl‘s Day” every year since 2007. As in the preceding years, the programme‘s focus in the Federal Patent Court in 2011 was the profession of the technically qualified female judge: ten high school girls aged 14 to 16 spent a day informing themselves about the Federal Patent Court, experiencing an oral hearing as visitors and gaining a lot of valuable insight into this diverse profession first hand, namely from the court‘s technically qualified female judges. ent Court Mr Raimund Lutz and inaugurated the new President of the Federal Patent Court Ms Beate Schmidt. 30 June 2011 The Federal Patent Court hosted its third international symposium at the Munich Residence. The topical issue in 2011 was “National Patent Jurisdiction in Europe”. Some 250 participants attended from throughout Europe, all of whom are concerned with this issue, be it as judges, lawyers, representatives of industry, commerce and the sciences or officials of the governments of EU member states and the EU Commission, taking advantage of the symposium to share information and opinions. Following the symposium, the Bavarian Minister of Justice and Consumer Protection Dr Beate Merk invited the attendees on behalf of the Bavarian state government to a reception in the Emperor‘s Room of the Munich Residence. More detailed information on this event as well as the conference proceedings entitled “2011 Symposium” can be downloaded from the court‘s homepage (www. bpatg.de). 3 May 2011 1 July 2011 At a ceremonial event, the German Minister of Justice Ms Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bade farewell to the former President of the Federal Pat- The Federal Patent Court commemorated the 50th anniversary of its establishment with a celebratory event held in the Allerheiligen-Hofkirche [All Saints Court 151 BPatG Annual Report 2011 Business Report Church]. The former President of the Federal Republic of Germany Christian Wulff and the Federal Minister of Justice Sabine Leutheusser-Schnarrenberger held speeches in honour of the Federal Patent Court. The testimonial speech was given by the former President of the Federal Constitutional Court Prof Hans-Jürgen Papier. The full collection of speeches including numerous pictures can be found on the court‘s homepage (www.bpatg.de). of Understanding” as well as an ongoing work programme for future cooperation of the two institutions. As already for previous visits, the host institution had prepared a wide social and cultural programme and attended the delegation of DPMA and BPatG attentively and generously. 17 November 2011 Occasioned by the anniversary, a commemorative book entitled “50 Jahre Bundespatentgericht” [50 Years of the Federal Patent Court], a collaborative effort of more than 100 authors from Germany and abroad, was published by Carl Heymanns Verlag. Chaired by President Beate Schmidt, the 11th session of the European Patent Jurisdiction Task Force was held at the Federal Patent Court. The topics addressed were unresolved matters relating to the European Patent Court and the developments during the Polish council presidency. 8 – 15 October 2011 18 November 2011 On the occasion of the long–lasting 30 years cooperation between the German Patent and Trade Mark Office and the State Intellectual Property Office of the People’s Republic of China (SIPO), famous representatives from authorities and institutions, science and industry were invited to two symposia held in Peking and Shanghai. On the part of the Federal Patent Court, President Ms Beate Schmidt, and Judge at the Federal Patent Court, Mr. Günter Hubert, took part in the very interesting events which took place from 8 – 15 October 2012. A special highlight was inter alia the presentation of the electronic facilities of the High People’s Court, a really ultra-modern court. The President of SIPO and the President of the DPMA signed a “Memorandum A small ceremony way held to present two new courtrooms to the audience of experts, including numerous representatives of the lawyer’s profession, industry and commerce. 152 Visits from Abroad In 2011, the Federal Patent Court again received numerous delegations from abroad, namely from China, Vietnam, Japan, South Korea, France, Sweden, Turkey, Serbia, Moldavia, Uzbekistan, Georgia and Saudi Arabia. As before, the regional points of focus of cooperation with intellectual property establishments abroad are Russia and Asia. Bundespatentgericht Federal Patent Court Cincinnatistraße 64 D - 81549 München bundespatentgericht@bpatg.bund.de www.bpatg.de