indiana jones - Sonnige Sendung
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indiana jones - Sonnige Sendung
HAPPY BIRTHDAY INDY! VOR 20 JAHREN KAM DAS ERSTE „INDIANA JONES“ ABENTEUER, JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES, IN DIE KINOS. MOVIEMANIA! GRATULIERT MIT EINEM SPECIAL, DAS BEKANNTE UND WENIGER BEKANNTE ANEKDOTEN RUND UM DIE ENTSTEHUNG DES FILMS REVUE PASSIEREN LÄSST. FÜR ALLE INDY FANS – UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN... Von MARC RYBICKI In meiner Kindheit hatte ich viele Helden. Der eine trug ein Laserschwert, der andere Maske und Degen, mit dem er sein Zeichen – das Z – in unterlegene Gegner einzuritzen pflegte. Ein Dritter wollte immer nur nach Hause telefonieren, ein Vierter trat punkt 12 UHR MITTAGS auf die Straße, um vier Halunken totzuschießen – und ein Fünfter jagte nach verlorenen Schätzen. Dieser Mann nannte sich INDIANA JONES (ich sollte an dieser Stelle auch den größten aller Helden erwähnen, meinen Vater, der mich bereits die tollsten Filme anschauen ließ, als mancher meiner Freunde noch mit Sandförmchen spielte...). Dieser Indiana Jones, „Indy“ für seine Freunde, ist dem bereits erwähnten Zorro oder Batman (noch so ein Kinderzimmerheld) nicht unähnlich. Teilt er mit ihnen doch einen Hang zur Schizophrenie, den jeder nachvollziehen kann, der Spaß am Verkleiden hat. Im alltäglichen Leben kann man in Dr. Jones, Professor der Archäologie, wenig von einem Helden erkennen. Mit Nickelbrille und grauem Biedermannsanzug langweilt er Studenten mit unendlichen Vorträgen über antike Das filmische Äquivalent zu einer Fahrt mit der Geisterbahn: JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES Grabkammern. Dann, ganz plötzlich, wenn es darum geht, auf irgendeinem Kontinent dieser Welt nach Artefakten zu stöbern, verwandelt sich der brave Dr. Jekyll in einen abenteuerlustigen Mr. Hyde. Das Sakko weicht Schlapphut und Lederjacke, die Brille der Bullenpeitsche. Aus Dr. Jones wird Indiana Jones – eine Mischung aus James Bond, John Wayne und Tarzan. Als die US-Regierung im Jahre 1936 spitzkriegt, daß die Nazis nach der verlorenen Bundeslade suchen, weil sich Adolf Hitler vom Besitz der Truhe, in der Moses die zehn Gebote aufbewahrte, Unbesiegbarkeit verspricht, muß Indy Jones ran. In Nepal sucht Indy seine alte Flamme Marion Ravenwood (Karen Allen) auf, die ein kostbares Amulett besitzt, das den Weg zum Aufbewahrungsort der Lade weist. Doch auch die Nazis, angeführt von Jones’ Indy Jones (Harrison Ford) – Okkultismus Experte und „Beschaffer“ seltener Antiquitäten französischem Erzrivalen René Belloq (Paul Freeman) und dem eiskalten SS-Mann Toth (Ronald Lacey), haben ihre Methoden, um ans Ziel zu gelangen. Bei Kairo buddeln die Nazis unter Belloqs Anleitung fieberhaft im Wüstensand. Doch es ist Indiana Jones, der die Bundeslade findet – und sie gleich wieder los wird. Dafür landet er mit Marion in einer reichlich mit Schlangen angefüllten Gruft. Schlimm für Indy – die züngelnden Kriecher sind ihm ein Gräuel. Trotzdem kommen er und Marion frei. In Marions Bar fliegen die Fetzen... Unermüdlich jagt Indiana dem Nazi-Konvoi mit der Lade hinterher. Indy und sein Freund Sallah (John Rhys-Davies) entdecken die Lade Der etwas andere Wissenschaftler gibt alles, verhackstückt einen deutschen Kraftmeier, kämpft auf, über und unter einem LKW, hängt sich an ein U-Boot wie Kapitän Ahab an den weißen Wal, kann aber nicht verhindern, daß Belloq die Lade schließlich öffnet. Und in diesem Augenblick erwartet den ohnehin nach Luft ringenden Zuschauer eine weitere Überraschung, ein weiterer Höhepunkt dieses tempo- und spannungsreichen, aktionsgeladenen Füllhorns an Kurzweil und guter Laune, dieses ersten Indiana Jones Abenteuers betitelt JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES (RAIDERS OF THE LOST ARK). Man sagt, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES war und ist ein wunderschön verpacktes Präsent an alle Fantasten und Hau den Lukas: Indy im Clinch mit einem schwergewichtigen Nazi Eskapisten, Träumer und ewige Kinder, die von Cowboy- und Indianerspielen, naiven „Gut verhaut Böse“ Stories, nie genug kriegen können. JÄGER DES VELORENEN SCHATZES hat mir deshalb nicht bloß Freundschaft, sondern Liebe eingeimpft zum großen HollywoodKino mit all seiner Magie, seinen phantastischen Tricks, seiner Überlebensgröße, seiner formvollendeten Möglichkeit, einer oftmals harschen Realität für zwei Stunden vollends zu entfliehen. „Dieser Film rechtfertigt die Existenz von Hollywood“, schrieb Robin Wood über Howard Hawks’ Western-Klassiker RIO BRAVO. Das gleiche gilt für DER WEISSE HAI, KRIEG DER STERNE, E.T. und JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES. An all diesen Sternstunden beteiligt: zwei der kreativsten Köpfe der Traumfabrik. Regiewunderkind Steven Spielberg und Erfindungsgeist George Lucas. Ein neuer Held schlüpft aus dem Ei: Dr. Indiana Jones „ JOCK WIRF DEN MOTOR AN“ (Konzeption, Drehbuch, Vorproduktion) Der Legende nach bauten Lucas und Spielberg Sandburgen am Strand von Hawaii, als der KRIEG DER STERNE Schöpfer zu seinem Kumpel sagte: „Steve, ich hab’ da eine tolle Filmidee über einen Archäologen namens Indiana Jones, der nach verlorenen Schätzen jagt“. Und Steve antwortete: „Toll, den dreh’ ich als nächstes“. Ganz so hat es sich natürlich nicht abgespielt. Aber fast. Tatsächlich schleppte George Lucas das „Indiana Jones“ Konzept schon eine ganze Weile mit sich herum. Er entwickelte es an einem Ort, an dem man sich aus Langeweile viele hübsche Gedanken macht, der Schule. Von Anfang an war „Indiana Jones“ als Hommage an Serienfilme der 30er und 40er Jahre gedacht. „Ich bin mit Serials großgeworden. Jeden Samstag hockte ich im Kino und sah TAILSPIN TOMMY, MASKED MARVEL, SPY SMASHER, DON WINSLOW OF THE NAVY, COMMANDER CODY u.a. Ich habe mich immer gefragt, warum Hollywood überhaupt nichts unternommen hat, dieses Genre neu zu beleben – jene Abenteuerfilme, wo der Held ständig in Todesgefahr schwebt und immer im letzten Moment gerettet wird“. Lucas’ Heroe sollte ein lakonischer Glücksritter sein, der allerdings „nur für Museen jagt, was ihm einen Hauch von Legitimation verleiht“. Ein anderer Lucas Freund, Philip Kaufman (Regisseur von bedeutenden Werken wie DIE UNERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DES SEINS, HENRY & JUNE, QUILLS etc.), skizzierte ein paar Jahre später den Plot zu JÄGER, der um die Wiederbeschaffung der seit 980 v. Chr. verschollenen Bundeslade kreiste. Als Kind hatte Kaufman von seinem alten Arzt in Chicago viele spannende Geschichten über die legendäre Truhe (englisch: Ark of the Covenant) gehört. Das blieb haften und vermischte sich mit dem historisch einigermaßen belegten Fakt, daß Adolf Hitler nach religiösen Relikten buddeln ließ, die ihn unbesiegbar machen sollten. Lucas hätte es gern gesehen, wenn Kaufman auch die Regie des Films übernommen hätte, doch der drehte lieber für Clint Eastwood. Lucas legte Indy daraufhin ad acta, kümmerte sich um die düstere Zukunftsvision THX-1138 (1971), das Teenager-Drama AMERICAN GRAFFITI (1973) und das Weltraummärchen KRIEG DER STERNE (1977), das sich zum heiligen Gral einer ganzen Generation von Kinogängern entwickelte. Im Mai 1977 ahnte George Lucas freilich noch nichts davon. Geplagt von Selbstzweifeln, ob KRIEG DER STERNE bei den „Kids“ auch ankommen würde, floh er auf seine liebste Urlaubsinsel Hawaii. Im Gepäck: „Indiana Jones“ und Steven Spielberg, der sich von den nicht enden wollenden Dreharbeiten zum Ufo-Spektakel UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART (1979) erholen wollte. Eingerahmt von Hula-Girls, Schirmchendrinks und Meeresrauschen, kam es dann zu jenem denkwürdigen Dialog, an den sich Spielberg folgendermaßen erinnert: „Als man ihm telefonisch mitteilte, daß KRIEG DER STERNE im ganzen Land ausverkauft war, flippte George förmlich aus. Euphorisch fragte er mich, was ich als nächstes vor hätte. Ich wollte eigentlich den neuen Bond-Film drehen, aber United Artists lehnte das ab (inoffizielle Begründung: nur Briten dürfen bei 007 Regie führen, Anm.d.Red.). Dann sagte George, er habe einen Film in Planung, der viel aufregender sei als James Bond. Der Titel: JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES. Als er erklärte, daß er stilistisch den alten Serienabenteuern ähneln und der Typ Hut und Peitsche tragen sollte, hing ich am Haken. George fragte: Bist du interessiert? Ich sagte: Ich will ihn drehen. Darauf George: Er gehört dir“. „Mein Name ist Jones... Indiana Jones“ Anfang 1978 begann JÄGER konkrete Gestalt anzunehmen. Spielberg engagierte Lawrence Kasdan - später Regisseur von BODY HEAT, SILVERADO, WYATT EARP u.a. - als Drehbuchautoren. „Als ich an Bord kam, wußten Steven und George genau, was sie wollten“, erklärt Kasdan. „Der Held sollte nach Georges Hund, Indiana, genannt werden. Außerdem sollte er in seiner äußeren Erscheinung an Humphrey Bogart in DER SCHATZ DER SIERRA MADRE (1948) erinnern“. „Unrasiert und fern der Heimat, immer mißtrauisch und bärbeißig“, ergänzt Spielberg. Ursprünglich war Indy als Playboy konzipiert, mit einem sehr exklusiven Lebensstil in Manhattan, doch „Steven und Harrison Ford lehnten die Idee ab“ (Lucas). Eine Nachtclub-Szene, die Indiana als Casanova in Frack und Zylinder zeigt, der vor chinesischen Gangstern Reißaus nehmen muß, landete daher im Papierkorb – bis man sie für den zweiten „Indiana Jones“ Film wieder herausfischte. Die Indy Planung zog sich hin – allein vier Monate gingen für Storyboard-Zeichnungen der Action-Sequenzen drauf. Spielberg nutzte die Zeit und drehte 1941 – WO BITTE GEHT’S NACH HOLLYWOOD? (1979), eine Kriegsfilm-Klamotte über eine japanische Invasion in Amerika, mit Stars gespickt, sauteuer – und für Spielberg Verhältnisse mehr schlecht als recht. Die Kritiker maulten, das Publikum blieb weg. Der 1941 Flop bedrohte plötzlich auch JÄGER, weil sich die Studios aus Angst vor einem neuerlichen Spielberg Fiasko weigerten, den aufwendigen Fantasy-Trip zu finanzieren. Der damalige Paramount-Chef Michael Eisner meinte, schon die ersten 20 Drehbuchseiten würden das Budget komplett verschlingen. Eisner: „Wir bauten in den Vertrag enorme Konventionalstrafen für den Fall ein, daß sie das Budget überziehen würden, und sie erklärten sich sofort einverstanden. Ich hatte nur zwei Erklärungen dafür: Entweder war ihnen das völlig egal oder sie hatten tatsächlich ihre Sache genau durchkalkuliert“. „Lucasberger“, wie die beiden Filmemacher mittlerweile im Branchenjargon genannt wurden, bekamen grünes Licht und verabschiedeten sich von Eisner mit einer kühnen Prophezeiung: „Dieser Film wird Profite von nie dagewesenen Ausmaßen abwerfen“. „SIE WOLLEN, DASS DU DIE LADE FINDEST“ (Casting) Hut sucht Held – die Annonce hätten Spielberg und Lucas aufgeben können, als der Deal mit ihrem Wunschkandidat platzte. Der hieß Tom Selleck und stand kurz davor, eine neue Krimiserie namens MAGNUM zu drehen. „Lucasberger“ baten die CBS-Verantwortlichen, den Start der TV-Reihe zu verschieben – umsonst. Tom Selleck mußte Indys Hut gegen Thomas Magnums Hawaii-Hemd eintauschen. „Als mir JÄGER ohne eigenes Verschulden durch die Lappen ging, dachte ich: Jetzt kannst du den Film vergessen, in Zukunft bist du eben nur TV-Schauspieler. Dabei hatte ich doch Tom Selleck als Indiana Jones – so hätt’s aussehen können einen gewissen Anspruch auf JÄGER! Deshalb erzählte ich den Leuten immer wieder: Wissen sie, eigentlich ist das ja meine Rolle. Aber nachdem ich den Film gesehen habe, kann ich mir keine idealere Besetzung als Harrison Ford mehr vorstellen. Er war einfach...phantastisch“. Auf Harrison Ford, der heute in den Köpfen aller Fans untrennbar mit „Indiana Jones“ verwoben ist, stieß Spielberg mehr oder weniger durch Zufall. „Ich ging ins Kino und sah mir DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980) an, und dabei erkannte ich, daß Harrison Ford die absolut richtige Besetzung für Indiana Jones war. Harrison kann Schurke und Romantiker zugleich sein. Am nächsten Tag nahm ich Kontakt mit ihm auf“. Ford: „Ich las also das Skript und dann hatte ich ein Treffen mit Steven. Willard, mein jüngster Sohn, und meine Frau Melissa waren auch dabei. Die einzige Frage, die mich beschäftigte, war die, ob Han Solo und Indiana Jones sich nicht zu sehr ähnelten, denn Larry Kasdan hatte ja beide Drehbücher geschrieben, sowohl IMPERIUM als auch JÄGER. Oder besser gesagt, die Dialoge – ob die nicht zu ähnlich ausfallen könnten. Steven war auch der Meinung, man müßte die beiden klar voneinander trennen. Han Solo ist weniger kompliziert. Indiana hat ICH HASSE SCHLANGEN: Beim Dreh war Harrison Ford durch eine Glasscheibe von der Viper getrennt einige andere Züge, ist ein Draufgängertyp, dem aber menschliche Schwächen, Ängste und Geldprobleme nicht fremd sind. Er unterrichtet, aber ich würde ihn nicht als Intellektuellen bezeichnen. Er vollbringt Bravourstücke, aber einen Helden würde ich ihn nicht nennen. Seine Peitsche schwingt er nur, um sich die Welt vom Leibe zu halten“. Dazu gehören auch die Frauen, bzw. eine Frau: Marion Ravenwood, ein couragiertes, trinkfestes Vollblutweib. Indy verführte Marion, als sie noch ein unschuldiges Mädchen war und ließ sie danach ungeniert sitzen. Nun ist Marion erwachsen und macht dem Mann mit dem Hut das Leben ganz schön schwer. Sie küßten und sie schlugen sich – der Spruch paßt zu diesem seltsamen Paar wie Marions Faust auf Indys Auge. Die Rolle der Marion übernahm Karen Allen, die im Al Pacino Krimi CRUISING (1980) auffiel, später neben Jeff Bridges in John Carpenters erwachsener E.T. Variante STARMAN (1984) groß raus kam. Ergänzt wurde das Ensemble durch eine Reihe gestandener Charakterdarsteller, vornehmlich bekannt aus dem britischen Fernsehen wie Paul Freeman, Wolf Kahler, Denholm Elliot und John Rhys-Davies (den breiten Waliser dürfen wir demnächst in HERR DER RINGE bewundern). „WARUM AUSGERECHNET MÜSSEN ES SCHLANGEN SEIN?“ (Produktion) JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES legt ein Mordstempo vor. Auch die Dreharbeiten verliefen in Rekordzeit. Am 23. Juni 1980 fiel die erste Klappe, drei Monate später war der Film im Kasten. Spielberg dazu: „Für meinen Debütfilm SUGARLAND EXPRESS brauchte ich 55 Tage. JÄGER mit all den aufwendigen Produktionsbedingungen, mit Außenaufnahmen in London, Paris, Tunesien, der Sahara und Hawaii machten wir in 73 Tagen. Paramount hatte 87 Tage kalkuliert, aber ich richtete mich nach meinem geheimen Terminplan von 73 Tagen“. Entsprechend niedrig war das Budget: die „Lucasberger“ Crew verbrauchte gerade mal 18 Mio. Dollar! Zum Vergleich: JAMES BOND - IN TÖDLICHER MISSION (1981) kostete satte 30 Mio. Dollar. Zeit ist Geld, lautete das Credo am Set. „Es war wie beim Stummfilm – dreh nur, was du unbedingt brauchst. Keine Verschwendung“, so der für einen Regisseur Steven Spielberg in Aktion Oscar nominierte Regisseur. „Pro Tag schafften wir durchschnittlich 35 Kameraeinstellungen bei Außenaufnahmen in mörderischer Hitze; und im Studio, unter schwierigen Beleuchtungsbedingungen, 15 pro Tag. Es war die tollste Erfahrung, die ich je beim Film gemacht habe. Außer fürs Fernsehen habe ich nie wieder so schnell gedreht“. Um die Kosten weiter zu drücken, mietete man Szenen und Requisiten aus anderen Filmen. Das U-Boot stammte aus Wolfgang Petersens DAS BOOT (1981), die DC-3, mit der Indy durch den Himalaja zu Marions Bar fliegt, war in DER VERLORENE HORIZONT (1973) zu sehen, eine Straßenszene der 30er Jahre lieh man aus DIE HINDENBURG (1975). Für die Ausgrabung der Stadt Tanis filmte Spielberg Modellstatisten auf einem dreidimensionalen Storyboard, montierte Live- und Modellaufnahmen zusammen und erreichte, daß 600 Komparsen wie 2000 arabische Grabschürfer wirkten. Harrison Ford sparte der Crew zwei ganze Drehtage, weil er an höllischem Dünnpfiff litt und großmütig auf ein ausgefeiltes Duell mit einem schwertschwingenden Araber verzichtete. „Ich schleppte mich schon fünf Wochen mit der Ruhr herum. Eines Morgens fuhr ich um 5.30 Uhr zum Drehort und stürzte mich sofort auf Steven, um ihm meine tolle Idee zu verkünden. Auf diese Weise könnten wir vier Tage einsparen und um so schneller aus diesem Dreckloch entkommen (gemeint ist die Stadt Nefta in Tunesien, Anm.d.Red.). Außerdem paßte diese Wendung genau in den Gang der Handlung. Schließlich hat Indy in diesem Moment nur einen einzigen Gedanken: Er muß Marion finden! Da hat er natürlich keine Zeit, sich erst noch nach allen Regeln der Kunst zu duellieren. Also, mein Vorschlag: Wir knallen das Schwein einfach ab! Aber Steven hatte an Die Eröffnung: Indy klaut eine güldene Gottheit & setzt eine Kettenreaktion aus tödlichen Fallen in Gang. Die Szene entstand nach Carl Barks’ „Onkel Dagobert“ Comic THE PRIZE OF PIZARRO (1959). eben jenem Morgen mal wieder genau denselben Einfall gehabt - wenigstens behauptete er das“. Spielberg, der einer Magenverstimmung entging, weil er das einheimische Essen mied und nur eigenhändig aus London importierte Konserven zu sich nahm, sieht’s so: „Ich war am Ende meiner Kräfte, wir konnten alle nicht mehr, und das Ende der Dreharbeiten war abzusehen. Ich sagte: Kommt, Leute, wir werden jetzt alle die Stuntman Terry Leonard entert den Nazi-Konvoi großen Helden spielen. Erschieß den Kerl und rette das Girl!“. Die Szene gehört zu den lustigsten des ganzen Films und verdankt ihre Entstehung ebenso einer zufälligen Improvisation wie Indys Flucht unter einen dahinbrausenden Nazi-LKW. Spielberg: „Nach meinen Storyboards sollte Indiana eigentlich nur vorne am Wagen hängen. Aber bevor er von der Monstermaschine überrollt wird, schafft er es gerade noch, sich mit seiner Peitsche wieder auf das Fahrzeug zu ziehen – das war als Anspielung auf den Yakima-Canutt-Stunt für John Wayne in RINGO (1939) gedacht. Stunt-Koordinator Glenn Randall hatte jedoch eine viel bessere Idee, nämlich daß er auf dem Boden langrobbt, während die Maschine über ihn wegrast. Und das ist vermutlich einer der besten Knüller im Film“. In der Regel wurde Ford von Terry Leonard und dem „James Bond“ erprobten Stuntman Martin Grace gedoubelt. Doch es gab auch Momente, da Ford höchstselbst ein paar Schweißperlen vergießen mußte. So zum Beispiel beim Dreh des spektakulären Harrison Ford, Karen Allen und 4000 Schlangen in den Londoner Elstree Studios, die zuvor DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK und SHINING beherbergten Openings, in dem Indy vor einer riesigen „Felskugel“ aus Fiberglas, Holz und Gips davonläuft, immerhin 136 Kilo schwer. Spielberg bedauert im Nachhinein, daß er seinen Star einer solchen Gefahr aussetzte. „Harrison mußte insgesamt zehnmal mit dem Felsblock um die Wette rennen. Er hatte Glück und gewann zehnmal. Er war sehr zufrieden, aber ich war ein Idiot, daß ich ihm das überhaupt erlaubt hatte. Vor allem wenn man bedenkt, daß die Produktion erst in der zweiten Entspannte Mienen bei 45 Grad im Schatten: Karen Allen, George Lucas, Steven Spielberg, Harrison Ford (von links) Drehwoche steckte!“. Nur Karen Allen traf’s noch ärger. Wie Tippi Hedren, die Alfred Hitchcock anno 1963 bei DIE VÖGEL stundenlang mit Federvieh-Attrappen bewarf, ließ Allen einen Regen aus schleimigen Schlangen auf sich herniedergehen. Man sagt, daß ein paar der 4500 aus Dänemark importierten Nattern noch immer ihr Unwesen in den Londoner Elstree Studios treiben... „MARION, SIEH NICHT HIN“ (Effekte) Wesentlich zeitraubender als der eigentliche Dreh, war die Kreation der überwältigenden visuellen Effekte. Besonders das gruselige Finale forderte vom Team des SF/X Spezialisten Richard Edlund Konzentration und Geduld. Belloq öffnet die Bundeslade und entfacht den Zorn Gottes, der die Nazi-Schergen Augen zu und durch: Marion, Indy & „Gottes Zorn“ buchstäblich in ein Häufchen Elend verwandelt. „Wir mußten ein Miniatur-Set bauen, und es mit Feuer überziehen“, erklärte Edlund in einem Interview mit der Zeitschrift „Starlog“. „Außerdem brauchten wir für die Sequenz eine Reihe von Matte Paintings (gemalte Hintergrundbilder, Anm.d.Red.), die Michael Pangrazio anfertigte. Damit nicht genug, brauchten wir auch noch Ein Mitarbeiter der Trickfirma ILM bringt einem Gespenst das Fliegen bei Spezial-Make-up für Tohts schmelzenden Kopf, Belloqs explodierenden Kopf und Dietrichs schrumpfenden Kopf. Nicht zu vergessen, die vielen Geister, die zwischen den Nazis schweben. Für die Geister benutzen wir Blue Screen Effekte und Modelle, die durch einen großen Wassertank gezogen wurden. Steve Gawley, unser Modellexperte, ließ die Geister im Wasser tanzen, während ich sie mit einer computergesteuerten Kamera fotografierte. Für eine Szene hängten wir auch ein kleines Mädchen an einem Drahtgestell auf und ließen sie vor einer Blue Screen Wand hin und her fliegen. Von allen Bösewichtern gefällt mir Tohts Abgang am besten, wenn gefallen hier das richtige Wort ist. Make-Up Künstler Chris Walas baute einen lebensechten Kopf aus Gelatine, den wir unter großer Hitze zum Schmelzen brachten. In Zeitraffer gefilmt sieht es so aus, als ob Tohts Gesicht sich wirklich auflöst. Mehr Arbeit bereitete nur Dietrichs SchrumpfMake-up Künstler bauen eine Replik des deutschen Offiziers Dietrich (Wolf Kahler) kopf – dafür benutzen wir einen Staubsauger und andere exotische Materialien. Es brauchte acht oder neun Leute, um den Effekt zu kontrollieren. Glücklicherweise stand uns George Lucas bei den ganzen Aufnahmen Der langsame Tod von Ernst Toht (Ronald Lacey) mit Rat und Tat zur Seite. Er überwachte auch den Endschnitt der Prozedur. George sorgte dafür, daß unsere Arbeit hinterher auch gut aussah“. Steven Spielberg stimmt zu: „Ich werde JÄGER immer als meinen Film betrachten, weil ich der Regisseur war. Aber des Schöpfer dieses Films ist George Lucas“. „DIE WISSEN GAR NICHT, WAS SIE DA HABEN“ (Resonanz) JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES kam in den USA am 12. Juni 1981 in die Kinos, in Deutschland am 29. Oktober 1981. Während die amerikanische Kritik „ein perfektes Gleichgewicht zwischen eskapistischem Vergnügen und knallharter Action“ (Variety) beklatschte, entlarvten sich viele deutsche Schreiberlinge mal wieder als spaßfeindliche Wichtigtuer. „Der allerletzte Hollywoodfilm, der jeden Zuschauer als Idioten hinstellt, weil er sich diesen Blödsinn anschaut“, schrieb „Unsere Zeit“. „Filmecho“ legte nach: „Ein eiskaltes Spekulationsobjekt, das Hollywoods Traditionen plündert, ohne neue Maßstäbe zu setzen“. Nun denn. Ich bekenne hiermit offen, ein „Idiot“ mit einer Vorliebe für „eiskalte Spekulationsobjekte“ zu sein. Zum Glück steh’ ich damit nicht allein. 242 Mio. Dollar spielte JÄGER allein in den USA ein, 141 Mio. im Ausland, und gehört damit zu den Top 20 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Der zum selben Zeitpunkt Box-Office Champ Indy plättete die gesamte Konkurrenz des Jahres ’81 gestartete Bond Nr. 12, IN TÖDLICHER MISSION, hatte gegen Indy an der Kasse keine Chance – eine spezielle Genugtuung für den verschmähten 007-Regisseur Spielberg. In einem Pariser Kino an der Champs Elysées lief JÄGER gar 89 Wochen am Stück! JÄGER gewann zahlreiche Preise, darunter vier Oscars in den Kategorien Schnitt, Spezialeffekte, Ausstattung und Ton und ein Grammy für John Williams’ schmissiges Leitmotiv (di, di, di, di – da, da, da). Zwei ebenfalls (umsatz)starke Fortsetzungen folgten (INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES, 1984, INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG, 1989) sowie eine TV-Serie (YOUNG INDIANA JONES). Jetzt ist Indiana Jones 20. Im Vergleich zum 59jährigen Harrison Ford also noch ein blutjunger Hüpfer. Deshalb wird’s Zeit, daß Spielberg und Lucas endlich in die Gänge kommen, und Teil 4, 5 und 6 der Serie auf den Weg bringen. Sonst taugt der gute Ford nur noch als JÄGER DER VELORENEN RHEUMADECKE. Und sollte es an guten Ideen mangeln, muß das Duo bloß einmal nach Weimar telefonieren – das ist die Geburtsstadt eines deutschen Fantasy-Autors namens Wolfgang Hohlbein... JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES IN ZAHLEN: Länge des Films: 115 Minuten Stuntleute: 14 Lucas’ Alter bei der Entwicklung des Skripts: 34 Fords Alter bei Beginn der Dreharbeiten: 38 Spielbergs Alter bei der Premiere: 33 Heil Hitler Grüße: 2 Leichen: 38 (ca.) Indy verliert seinen Hut: einmal Acht Oscarnominierungen, aber die Trophäe für den besten Film ging unverdient an das Sportdrama DIE STUNDE DES SIEGERS Anspielungen auf KRIEG DER STERNE: 3. Die Registrierung von Jocks Flugzeug lautet OB-CPO (für ObiWan Kenobi und C-3PO), R2D2 und C-3PO sind als Hieroglyphen in der Quelle der Seelen abgebildet, R2D2 wurde im gleichen tunesischen Canyon von den Jawas entführt, in dem Indiana Jones die Bundeslade in die Luft sprengen will. Indy wechselt die Klamotten: neunmal (da lästere noch einer, Frauen können sich nicht für eine Garderobe entscheiden...) Marion küßt Indy: zweimal Premiere des 4. Indy Films, für den M. Night Shyamalan (Regisseur von THE SIXTH SENSE) das Drehbuch schreibt: vielleicht 2004 Erscheinungstermin der deutschen JÄGER DVD: voraussichtl. November/Dezember 2001 Fotos: Lucasfilm, Paramount