Dr. Jens Weidmann
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www.vbw-bayern.de Magazin 6,– Euro 01 Interview: Dr. Jens Weidmann 2015 Herausgeber Autor Autor apier Hardcover P Papier Workflow Fotosos Foto Tageszeitung T a ageszeitung e g Kl Klamm erhef h ftung Druck Farbe Schriftmuster Cellophanierung Verlag V e erlag Urheberrecht Akquise Broschüre Magazine Lektor ANZEIGE Bildband d Donau-Wald-Presse GmbH Medienstraße 5, 94036 Passau, Tel. 0851/802-594, www.pnp.de 2 EDITORIAL d ie Euro-Schulden-Krise ist längst nicht überstanden. Sie ist nur ein wenig in den Hintergrund getreten. Die Situation ist aber unverändert angespannt. Niedriger Ölpreis und schwacher Euro entschärfen wirtschaftlich die Lage ein wenig. Aber das wird womöglich nicht so bleiben. Diese Zeit gilt es folglich zu nutzen, durch Klugheit und Fleiß die Weichen richtig zu stellen. Es lohnt, das Interview mit Bundesbankpräsident Jens Weidmann (Seite 12) aufmerksam zu lesen. Eine von mehreren notwendigen Weichenstellungen wäre, endlich die energetische Gebäudesanierung anzugehen und sie dabei als das zu verstehen, was sie in Wirklichkeit ist: ein 3 politisches Megaprojekt. Sie dient dem Klimaschutz, sie macht uns unabhängiger von fossilen Energien und sie wäre ein Konjunkturprogramm erster Güte, wie unser Beitrag (Seite 18) zeigt. Doch die Politik reagiert zaghaft. Das ist unverständlich. BERTRAM BROSSARDT, Herausgeber INHALT 6 12 18 EINBLICKE INTERVIEW UMWELT Drohnenhype Stabilität als Markenzeichen Energieverschwendung Unbemannte Flugobjekte sind das Spielzeug der Zukunft. Ihre Kameras liefern faszinierende Perspektiven für Fotos und Videos – und zudem neue Möglichkeiten in vielen Bereichen. Die Krise hat die Schwächen der Währungsunion offenbart. Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmann verweist im Gespräch mit dem vbw Unternehmermagazin dennoch auf die Erfolge des Euros. Zwei Drittel aller Häuser in Deutschland müssten dringend saniert werden. Doch energetische Sanierungen werden bisher noch unzureichend gefördert. INHALT MACHTRAUM 10 LIFESTYLE 32 STANDPUNKT 23 EINE FRAGE NOCH ... 38 IMPRESSUM vbw Unternehmermagazin 01/2015 Herausgeber vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. VR 15888 Amtsgericht München Hauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt Max-Joseph-Str. 5, 80333 München 24 28 ARBEITSMARKT PORTRÄT Win-win-Projekt Qualität gegen Kopie Bayerische Unternehmen bieten jungen Menschen aus Spanien, Bulgarien und Rumänien einen Ausbildungsplatz. Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft kümmert sich um eine Willkommenskultur für die Einwanderer. Die fränkische Möbelmanufaktur Koinor stemmt sich gegen die Billigkonkurrenz aus Asien. Büro des Herausgebers: Konstanze Lueg E-Mail: unternehmermagazin@vbw-bayern.de Herausgeberbeirat Bertram Brossardt Markus Droth Klaus Lindner Thomas Schmid Anna Engel-Köhler Holger Busch Dr. Peter J. Thelen Walter Vogg Gesamtkoordination Dr. Peter J. Thelen Tel.: 089-551 78-333, E-Mail: peter.thelen@vbw-bayern.de Chefredakteur Alexander Kain (V.i.S.d.P.) Redaktion: Sandra Hatz Autoren: Alexander Kain, Sandra Hatz, Regina Ehm-Klier, Simone Sälzer Grafik: Alexandra Steiner Korrespondentenbüros D – 10117 Berlin, Charlottenstraße 35/36, Dr. Peter J. Thelen B – 1000 Brüssel, Rue du Commerce 31, York Tetzlaff USA – 10020 New York, Suite 720, 10 Rockefeller Plaza, Dagmar A. Cassan MBA Verlag vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft Projektgesellschaft mbH HRB 106556 Amtsgericht München Geschäftsführer: Peter Bockhardt Kooperationspartner · Gesamtabwicklung · Anzeigen Reiner Fürst, Donau-Wald-Presse-GmbH Medienstraße 5, 94036 Passau Tel.: 0851-802-237, Fax: 0851-802-772 Anzeigentechnik E-Mail: josef.feucht@vgp.de Titelfoto: Thomas Jäger Druck PASSAVIA Druckservice GmbH & Co. KG Medienstraße 5b 94036 Passau Tel.: 0851-966 180-0 Das vbw Unternehmermagazin erscheint sechsmal im Jahr mit einer Auflage von über 60.000 Stück. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. ISSN 1866-4989 Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für die Zusendung unverlangter Manuskripte oder Bilder wird keine Gewähr übernommen. www.vbw-bayern.de Foto: Tyler Olson – Fotolia.com Für den Umgang mit Drohnen gibt es klare Regeln, was Datenschutz und Haftung betrifft. Gewerbliche Nutzer benötigen zudem eine Lizenz. EINBLICKE Drohnen gibt es in vielen Variationen wie Rolling Spider von Parrot. Mehr als Spielzeug Mit Kameras ausgestattete Multicopter bieten faszinierende Perspektiven – und in vielen Bereichen neue Möglichkeiten V erglichen mit einer Stubenfliege liefert die Drohne eine plumpe Vorstellung. Weniger wendig, weniger flink, weniger reaktionsschnell, kaum Ausdauer. Aber der Mensch ist dran: Er lernt von den Insekten. Die von ihm entwickelten Flugroboter werden immer besser. Die Drohnen kommen. Bedrohen sie den Luftraum, unsere Privatsphäre, unsere Sicherheit? Pessimisten sagen bereits ein Horrorszenario voraus. Als Amazon verkündete, man wolle Pakete von kleinen unbemannten Flugobjekten zustellen lassen, war die Aufregung perfekt. Schwirren uns bald überall Pakete um die Köpfe? Die Meldung des Internet-Riesen entpuppte sich als Marketing-Gag. Doch viel Phantasie braucht es für diese Fiktion nicht. Für die Postzustellung auf kleine Inseln oder den unkomplizierten Medikamententransport etwa gibt es bereits Tests. Im Katastrophenschutz, bei der Optimierung von Verkehrs- und Infrastruktursystemen, in der Landwirtschaft oder bei Gebäudesanierungen könnten die wendigen Flieger wertvolle Daten liefern. Im privaten Bereich sind die meisten Menschen einfach nur fasziniert von Bildern aus ganz neuer Perspektive, von dem Spaß, die kleinen Modelle über das Smartphone bedienen zu 7 können. Drohnen beziehungsweise Quadrocopter sind offenbar das Spielzeug der Zukunft. Vom Minimodell bis zur leistungsfähigen Kamera reicht die Palette. Die unbemannten Flugobjekte können übrigens nicht einfach drauflosfliegen. Privatleute benötigen für Geräte, die über fünf Kilo wiegen, eine Erlaubnis. Und für alles, was kleiner ist, sind klare Spielregeln vorgegeben. Kommerziell genutzte Drohnen unterliegen der Luftverkehrsordnung und benötigen in jedem Falle eine Genehmigung. Auch dann dürfen sie nur bis 100 Meter steigen. „Erstes Gebot sollte immer das Unterlassen des Fliegens über Menschenansammlungen, Unfällen und Foto: picture alliance / dpa, Jens Kalaene EINBLICKE Mit einem iPod touch ist der Quadrocopter Parrot AR.Drone (um die 300 Euro) zu steuern. Foto: DreamQii, Michael Barker re. Fotos von Menschen, die zu erkensonstigen Aufläufen sein“, empfiehlt kaufen. Die Lizenz vergeben die Lännen sind, dürfen nicht ohne deren ErDaniel Wolf vom Ratgeber-Magazin der. laubnis gemacht oder veröffentlicht In der Broschüre des Ministeriums RC Quadrocopter. Die Gefahr eines werden. Was sich von außen nicht foheißt es auch, dass mit dem „unbeAbsturzes sei immer gegeben und altografieren lässt, darf auch die Drohmannten Luftfahrtsystem“ nicht in lein die Propeller schon gefährlich. nenkamera nicht festhalten. Der Blick Auch in Wäldern und Naturschutzge- den Bereich der privaten Lebensgestaltung Dritter eingedrungen werden über den Sichtschutzzaun und der bieten ist Modellfliegen meist verbodarf. Zu beachten ist also das Recht Einblick ins Schlafzimmer sind also ten. Zum nächsten Flugplatz ist ein am eigenen Bild und die Privatsphätabu. Sicherheitsabstand von 1,5 KilomeQuadrocopter werden nach tern einzuhalten und die Drohdem Smartphone die Technik ne muss in Sichtweite des Pilosein, die uns in den nächsten ten bleiben. Als Faustregel Jahren begleitet. Weltweit argelten laut Wolf 300 Meter beiten Forscher an fliegenden weit und 100 Meter hoch. Das Mini-Robotern. NaturwissenBundesministerium für Verschaftler haben dabei Insekten kehr und digitale Infrastruktur im Blick. Sie wollen das Nerschreibt zudem einen „ausreivensystem der Insekten nachchenden Versicherungsschutz“ bilden, untersuchten dazu etwa vor. die räumliche Orientierung der Fotografen oder Kameraleute, Wüstenameise. Was steckt hindie die Aufnahmen verkaufen, ter der Fähigkeit der Stubenalso gewerblich nutzen, müssen Die Plexidrone steckt noch in der Entwicklungsphase. Sie soll sich für 250 Euro eine speziel- besonders leicht in einem Rucksack zu transportieren sein oder fliege, immer wieder zu entihrem Besitzer fliegend folgen. kommen? 왗 le Erlaubnis für zwei Jahre 8 EINBLICKE Der Hexacopter Reely X 6 wiegt 59 Gramm und hat einen Durchmesser von 13 Zentimetern. Inklusive Kamera kostet die Drohne rund 120 Euro. Der WiFi-Quadcopter X-Spy von Revell beherbergt eine Kamera, die das Livevideo aus der Luft direkt aufs eigene Smartphone streamt. Fotos: Matthias Ott – Fotolia.com, Parrot, Revell, Conrad Die DJI Inspire 1 ist eine der angesagten Kameradrohnen mit GPS-Funktion. Inklusive Kamera gibt es sie für knapp 3.000 Euro beim Technikspezialisten Conrad. Nicht viel größer als ein Fünf-Euro-Stück: Die NanoQuad von Revell (etwa 40 Euro) misst gerade einmal 45 Millimeter. Das Modell Hexatron von Revell (etwa 130 Euro) misst acht mal acht Zentimeter und fliegt ob seiner Größe ganz ruhig. Vier Geschwindigkeitsstufen und eine Loopingfunktion sorgen für Flug-Action. 9 Fotos: Schmidhuber Vier Pilotenkoffer, gefüllt mit Akten, sind die ständigen Begleiter des Staatskanzleiministers. Ministerpräsident Horst Seehofer selbst liest sich nur ungern durch die Unmengen an Vermerken. Aber einer muss es halt tun. Ewig kann Marcel Huber über das Bild des Künstlers Alexander von Wagner reden. Es zeigt ungarische Graurinder, robuste Steppenrinder, die in der Puszta leben – und deren Ansiedelung heute wieder betrieben wird. Das Gemälde ist eine Leihgabe der Bayerischen Staatsgalerie – ein Privileg der Mitglieder der Staatsregierung, sich für die dienstlichen Büros aus deren Fundus bedienen zu dürfen. Es begleitet Huber seit seiner Zeit als Umweltstaatssekretär. Das goldene Schwein hat besondere Symbolkraft: Seit zwölf Jahren macht der studierte Veterinär Politik, davor kümmerte er sich 22 Jahre unter anderem beim Tiergesundheitsdienst Bayern um Nutztiere, vor allem als Fachtierarzt für Schweine. 10 „Da bin ich dahoam“ – der Marktplatz Ampfing in einer Darstellung des Künstlers Hans Prähofer. Der Ranger-Hut von Marcel Huber: Er ist Ehren-Ranger im Nationalpark Bayerischer Wald. Das Modell-Feuerwehrauto ist ein Geschenk seiner Mitarbeiter: Huber war in Ampfing lange Jahre Feuerwehrkommandant. Noch als Mitglied der Staatsregierung rückte er bisweilen zu nächtlichen Einsätzen aus. DER KOMMENTAR MACHTRAUM M ARCEL HUBER durfte sich kürzlich ein gewaltiges Lob von Ministerpräsident Horst Seehofer abholen: Huber sei „der Krisenmanager des Freistaats“ – wann immer es irgendwo Probleme gebe, sei der Staatskanzleiminister für ihn, Seehofer, „unverzichtbar“. Manche bezeichnen den studierten Tierarzt aus dem oberbayerischen Ampfing als „graue Eminenz“ – der Mann, der zwischen Staatskanzlei und Ministerien, zwischen Bayern und dem Bund die weiß-blauen Fäden zieht. Immer im Sinne Seehofers, der sich wiederum, so ist zu hören, stets auf das Urteil von „Marzl“ (so spricht Seehofer Hubers Vornamen aus) verlässt. Als im vergangenen Jahr Christine Haderthauer als Staatskanzleiministerin zurücktrat, holte Seehofer Huber zurück in die Staatskanzlei. 2007 hatte ihn der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein zum Staatssekretär im Umweltministerium gemacht, Seehofer hat ihn nach der Regierungsübernahme 2008 als Staatssekretär ins Kultusministerium umgesetzt und dann im März 2011 schon einmal zum Staatskanzleiminister ernannt. Im November 2011 wurde Huber Umweltminister – wo er sich bereits als Krisenmanager bewährte, als er das Jahrtausendhochwasser 2013 und seine Folgen zu bewältigen hatte. Grund genug für Seehofer, ihn 2014 in die Staatskanzlei zurückzuholen. Nicht nur Seehofer und seine eigene Partei, auch die Opposition schätzt den ruhigen, verbindlichen, aber effizienten Huber. Mag sein, dass Huber die Fähigkeit, in Krisen- und Stresssituationen besonnen zu reagieren, als langjähriger Feuerwehrkommandant in seiner Heimatregion entwickelt hat. Seinen persönlichen Ausgleich findet er, ganz unspektakulär, beim Kripperlbauen. Sogar im UNESCO-Krippenmuseum in Bethlehem steht eines seiner Werke. Ehrensache ist für ihn der Vorsitz des Katholischen Männervereins Tuntenhausen. 왗 von ALFRED GAFFAL 2015: Schwieriges konjunkturelles Umfeld für die bayerischen Unternehmen Große konjunkturelle Unsicherheiten haben das Jahr 2014 geprägt. Auch 2015 wird es an Dynamik fehlen. Für Deutschland erwarten wir ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 Prozent. Bayern wird sich mit einem Zuwachs von 1,6 Prozent etwas dynamischer entwickeln, da die weltwirtschaftlichen Wachstumstreiber USA und China für Bayern ein größeres Gewicht haben als im Bund. Insgesamt spielt die Musik für die bayerischen Unternehmen weiterhin im Ausland. Wir gehen für 2015 von einem Anstieg der Exporte aus, denn die ökonomische Lage in vielen Abnehmerländern wird sich etwas verbessern. Positive Impulse kommen vor allem von unserem größten Absatzmarkt, den USA. Der Trend zur Re-Industrialisierung der US-Wirtschaft zeigt Wirkung, das dortige BIP wird 2015 um rund 3,5 Prozent wachsen, nach gut zwei Prozent 2014. Die geopolitischen Krisen – insbesondere die Konflikte im arabischen Raum und die Russlandkrise – sind für die bayerische Wirtschaft eine große Herausforderung. 6.000 deutsche und 1.500 bayerische Unternehmen sind in Russland aktiv. Die Sanktionen zeigen ihre Wirkung – leider aber auf beiden Seiten! Die Russen orientieren sich notgedrungen in Richtung Türkei und China. Die bayerischen Unternehmen klagen über Einbußen im Russland-Geschäft von bis zu 30 Prozent, Tendenz steigend. Angesichts der unsicheren weltpolitischen Lage sind wettbewerbsfähige und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen umso wichtiger. 11 Ein gutes Jahr ist die Große Koalition in Berlin im Amt. Wir haben viel Sozialpolitik erlebt, aber wenig Wirtschaftspolitik. Das Rentenpaket macht die Erfolge vergangener Rentenreformen zunichte und führt zu dauerhaft hohen Kosten. Auch der gesetzliche Mindestlohn ist falsch. Im laufenden Jahr fallen zwischen 3,7 und 4,5 Millionen Arbeitsplätze unter die Mindestlohnregelung. Die Folge: Arbeitsplätze werden wegfallen. Denn überall dort, wo Kunden nicht bereit sind, für eine Dienstleistung oder ein hergestelltes Produkt mehr zu bezahlen, wird der Arbeitsplatz verschwinden. Das betrifft gerade die einfachere Arbeit, die wir im Land brauchen. Angesichts der hohen Zahl an Langzeitarbeitslosen und der steigenden Migrantenzahlen, die in den Arbeitsmarkt integriert werden müssen, ist das ein völlig falsches Signal. Wir brauchen beim Mindestlohn schnellstmögliche Nachbesserungen, vor allem hinsichtlich der Aufzeichnungspflichten und Nachunternehmerhaftung. Durch solche Maßnahmen wird trotz aller Zusicherungen zum Bürokratieabbau mehr Bürokratie aufgebaut und die Wirtschaft stärker belastet. Die Bundesregierung muss 2015 einen Kurswechsel vollziehen. Darum brauchen wir Rahmenbedingungen, die nicht nur sozial Sinn machen, sondern die zugleich auch den Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit im Auge behalten. Alfred Gaffal ist Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. 왗 INTERVIEW „Wer entscheidet, muss auch haften“ Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmann will Bankkredite an Staaten weniger attraktiv machen Herr Weidmann, ist man als Bundesbankpräsident ein Rockstar – oder besser ein langweiliger Typ? Der ehemalige Präsident der Bank of England, Mervyn King, hat mit Blick auf Notenbanker einmal gesagt: „Boring is best.“ Auf Deutsch heißt das „langweilig ist am besten“. Es ist nicht gut, wenn überzogene Erwartungen an die Geldpolitik gerichtet werden. Notenbanken besitzen ein klar umrissenes Mandat: Ihre Aufgabe ist es, für Geldwertstabilität zu sorgen. Sie können nicht alle wirtschaftlichen Probleme der Gegenwart lösen und sollten nicht überfordert werden – nur so können sie ihren Blick klar auf Geldwertstabilität richten. Sie sind das Gesicht der Deutschen Mark in Zeiten des Euros. Was hat die Deutsche Mark ausgemacht, dass sie heute noch so viele Fans hat? Als Präsident der Deutschen Bundesbank vertrete ich eine Institution, die sich stets konsequent für Preisstabilität eingesetzt hat. Der von politischen Weisungen unabhängigen Bundesbank ist es über mehr als vier Jahrzehnte besser als vielen anderen Notenbanken gelungen, den Geldwert stabil zu halten. Gerade diese Stabilität war ein Markenzeichen der Deutschen Mark. Diese konsequente Stabilitätsorientierung haben wir in unsere gemeinsame europäische Währung, den Euro, eingebracht. Nun setze ich mich dafür ein, den Euro als stabile Währung zu bewahren. „LANGWEILIG IST AM BESTEN“ Wie viele Deutsche Mark sind denn noch in Umlauf? Und warum gibt es überhaupt noch immer so hohe D-Mark-Bestände? Ende November 2014 waren noch 12,9 Milliarden D-Mark im Umlauf, davon 6,1 Milliarden D-Mark in Banknoten und 6,8 Milliarden D-Mark in Münzen. Von den ursprünglich umlaufenden D-MarkBanknoten sind bislang nur vier Prozent nicht in Euro umgetauscht worden. Bei den Münzen beträgt dieser Anteil allerdings noch mehr als die Hälfte. Warum diese D-Mark-Bestän- 13 de noch nicht umgetauscht wurden, darüber kann ich nur spekulieren. Größere Mengen an D-Mark-Bargeld befinden sich vermutlich im Ausland. Im ehemaligen Jugoslawien wie auch in anderen Teilen Osteuropas wurde die D-Mark als Zweitwährung verwendet. Aber auch in anderen Regionen der Welt wurde sie als Transaktionsund Wertaufbewahrungsmittel genutzt. Sicherlich spielen auch das Sammlermotiv oder das schlichte Vergessen und der Verlust eine große Rolle. Und letztlich können sich die Bürgerinnen und Bürger ja auch darauf verlassen, dass die Bundesbank ihre D-Mark-Bestände auch heute noch jederzeit in Euro umtauscht. Sind Sie persönlich ein Fan der Mark oder ein Fan des Euros? Ich bin ein Verfechter stabiler Währungen. Unser gemeinsames Geld in Europa ist der Euro. Deshalb tue ich alles, damit der Euro stets eine stabile Währung ist. Hier kann der Euro beträchtliche Erfolge vorweisen. Seit der Euro-Einführung betrug die Inflationsrate hierzulande im Schnitt nur eineinhalb Prozent pro Jahr. Das ist weniger als zu D-Mark-Zeiten – auch wenn solche langfristigen Vergleiche immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich Wohlstand und auch soziale Gerechtigkeit am besten bewahren lassen, wenn die Notenbank Geldwertstabilität garantiert. Dieses Bewusstsein sollte für uns Richtschnur sein bei allen geldpolitischen Entscheidungen, die wir treffen. Wie würden Sie den aktuellen Zustand des Euros beschreiben? Der Euro ist eine stabile Währung. Die sehr niedrige Inflation, die wir derzeit sehen, ist vor allem Folge des geringen Ölpreises, aber auch der wirtschaftlichen Anpassungsprozesse in manchen Euro-Ländern. Für die Verbraucher hat die niedrige Inflation durchaus Vorteile, denn ihre Kaufkraft wird gestärkt. Nach unseren Prognosen wird mittelfristig die Inflationsrate übrigens wieder zunehmen, wenn auch nur allmählich. Wie real ist die Gefahr einer Deflation? Wie würde sie sich ankündigen – und was könnten Sie dagegen tun? Sie müssen unterscheiden zwischen niedrigen oder auch zeitweise negativen Inflationsraten einerseits und einer gefährlichen Deflation andererseits. Eine gefährliche Deflation wäre gekennzeichnet durch eine Abwärts- „DEFLATION IST NICHT SEHR WAHRSCHEINLICH“ spirale aus sinkenden Preisen, fallenden Löhnen, Kaufzurückhaltung der Konsumenten und immer weniger Investitionen der Unternehmen. Eine solche Entwicklung beobachten wir derzeit nicht, und sie ist auch für die Zukunft nicht sehr wahrscheinlich. Denn im Gegenteil: Die Kauflaune der Konsumenten verbessert sich durch die fallenden Kosten für Hei- 14 zen, Autofahren und selbst für den Strom. Der Energiepreisrückgang entspricht einem kleinen Konjunkturpaket, das ebenfalls dazu beiträgt, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten langsam aufhellen. Aber auch eine lange Zeit sehr niedriger Inflationsraten deutlich unterhalb dessen, was der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) mittelfristig anstrebt, kann die Geldpolitik vor Probleme stellen. Deshalb wird im EZB-Rat derzeit intensiv diskutiert. Halten Sie die Versprechen, die den Deutschen bei der Einführung des Euros gemacht wurden, noch immer für erfüllt? Oder gilt: Versprochen – gebrochen? Auf die bisherige Stabilität des Euros habe ich bereits hingewiesen. Aber richtig ist natürlich auch, dass die Krise im Euro-Raum Schwächen der Währungsunion offenbart hat, die es der EZB langfristig schwer machen könnten, Preisstabilität zu gewährleisten. Bei den Defiziten in den Staats- INTERVIEW haushalten und beim Schuldenstand verfehlen viele Mitgliedsländer zum Beispiel noch immer die vereinbarten Ziele. Deshalb ist es wichtig, dass die Sanierung der öffentlichen Haushalte nicht aufgeschoben wird. Zugleich müssen Regierungen und Parlamente auch mit strukturellen Reformen vorankommen, damit alle Mitgliedsländer die für die Währungsunion erforderliche wirtschaftliche Stärke wiedergewinnen. Sie vertreten als Bundesbankpräsident Deutschland im Euro-Gremium bei der EZB. Wie viel Politik wird dort gemacht? Oder sind es tatsächlich immer nur sachliche Erwägungen, die dort zu Entscheidungen führen? Der Rat der EZB hat die Aufgabe, die geldpolitischen Entscheidungen zu treffen, die notwendig sind, um Preisstabilität im Euro-Raum zu gewährleisten. Die Mitglieder des EZB-Rats sind dabei ausdrücklich nicht die Vertreter „ihres“ Heimat- landes, sondern dem Interesse des gesamten Währungsraums verpflichtet. Und deshalb besitzen die EZB und die nationalen Zentralbanken des Euro-Raums, also das sogenannte Eurosystem, ein hohes Maß an Unabhängigkeit, das die Geldpolitik vor politischer Einflussnahme schützen soll. Natürlich werden die Mitglieder „DEM GESAMTEN WÄHRUNGSRAUM VERPFLICHTET“ des EZB-Rats trotzdem mit vielfältigen politischen Wünschen und Forderungen konfrontiert. Auch seitens der sogenannten „Märkte“ gibt es oft überzogene Erwartungen. Entscheidend ist aber, dass wir diese Erwartungen zwar zur Kenntnis nehmen, uns bei unseren Entscheidungen aber davon nicht leiten lassen. 15 Zwischen Ihnen und EZB-Präsident Mario Draghi soll es immer wieder Streit um das Thema Stabilität geben. Ein falsches Bild? Oder Tatsache? Wir fühlen uns beide der Geldwertstabilität verpflichtet – über dieses grundlegende Ziel gibt es zwischen uns keinen Dissens. Allerdings diskutieren wir einzelne Entscheidungen auf dem Weg, Preisstabilität zu gewährleisten, eben auch schon einmal kontrovers. Angesichts der schwierigen Lage im Euro-Raum können die Bürgerinnen und Bürger aber auch von uns erwarten, dass alle Argumente sorgfältig abgewogen werden. Oft führt diese Diskussion zu einer gemeinsamen Sicht der Dinge, manchmal bleiben jedoch Unterschiede. Kein EU-Land sollte die Schulden anderer Länder übernehmen müssen, wurde im Rahmen der EuroEinführung vereinbart – die sogenannte No-Bail-Out-Regel. Sehen Fotos: Jäger Sie die vollumfänglich erfüllt? Oder ist durch die EZB-Politik der vergangenen drei, vier Jahre eine Haftungsgemeinschaft über die Notenbankbilanz eingeführt worden? In den Jahren 2010 bis 2012 hat das Eurosystem im Rahmen des sogenannten Sondermaßnahmen-Programms Staatsanleihen einzelner Euro-Länder gekauft, die an den Finanzmärkten unter Druck geraten waren. Dieses Programm habe ich kritisch gesehen. Das galt auch für das sogenannte OMT-Programm, das dann im Sommer 2012 angekündigt wurde. Mir ist es wichtig, sehr genau darauf zu achten, dass die Grenzen der Geldpolitik im gemeinsamen Währungsraum respektiert werden. Das ist wichtig für unsere Unabhängigkeit, aber auch dafür, dass der auf fiskalpolitischer Eigenverantwortung der Mitgliedsländer basierende Ordnungsrahmen funktioniert. Wer entscheidet, muss auch haften. Wenn also weiterhin national über die Haushaltspolitik entschieden wird, darf die Haftung dafür nicht vergemeinschaftet werden. Welche Folgen und Auswirkungen hat der Anleihenkauf der EZB? Und haben Sie es nicht verhindern können? „PREISDYNAMIK BEI IMMOBILIEN WIEDER ETWAS ABGESCHWÄCHT“ Meine Kollegen im EZB-Rat waren mehrheitlich der Auffassung, dieses sehr außergewöhnliche Instrument jetzt einsetzen zu wollen, um die Inflationsrate im Euro-Raum wieder schneller nach oben zu treiben. Ich hielt das nicht für notwendig, weil die 16 sehr niedrigen Inflationsraten vor allem Folge des starken Ölpreisrückgangs sind. Der aber führt auch zu mehr Kaufkraft und zu stärkerem Wirtschaftswachstum. Deshalb sehe ich im jüngsten Rückgang der Inflationsrate auch einen temporären Effekt. Hinzu kommt, dass Staatsanleihenkäufe aus meiner Sicht kein normales geldpolitisches Instrument sind, denn mit ihnen sind viele Risiken und Nebenwirkungen verbunden, die die Vorteile aus jetziger Sicht überwiegen. So wie das Programm jetzt ausgestaltet ist, wird die Bundesbank aber in ihrer Bilanz nur die Risiken aus deutschen Staatsanleihen tragen, so dass die Schuldenvergemeinschaftung über die Notenbankbilanz auf die Käufe der EZB begrenzt bleibt, die nur einen geringen Teil ausmachen. Außerdem wurden Obergrenzen für den Kauf einzelner Papiere festgelegt, so dass die Staaten weiterhin private Käufer ihrer Papiere finden müssen. Das soll die disziplinierende Wirkung der Kapitalmärkte sichern. Das Programm als solches aber konnte ich nicht verhindern, Mehrheit ist Mehrheit. Ist der Rubikon überschritten? Mit dem Programm wird die Geldpolitik immer weiter mit den 19 nationalen Wirtschafts- und Finanzpolitiken der Mitgliedstaaten verwoben. Wir werden schließlich zum größten Gläubiger der Mitgliedstaaten. Eine zunehmende Verflechtung von Geldund Fiskalpolitik erhöht die Gefahr, dass wir bei unseren geldpolitischen Entscheidungen eines Tages Rücksicht auf die Fiskalpolitik nehmen – und zwar zu Lasten der Preisstabilität. Aber auch heute müssen wir uns bereits fragen, ob wir nicht falsche Anreize setzen. Auch Mario Draghi hat sehr vehement betont, dass die Notenbank tiefgreifende wachstumsfördernde Strukturreformen nicht ersetzen kann. Ich kann ihm da nur zustim- INTERVIEW men. Aber wird unser Ruf jetzt noch Gehör finden? Die Deutschen sind traditionell ein Land der Sparer. Sind sie deshalb die Gelackmeierten der Niedrigzinspolitik? Ich verstehe die Sorgen deutscher Sparer angesichts niedriger Zinsen auf risikoarme Anlagen. Aber gleichzeitig ist die Inflationsrate außergewöhnlich niedrig. Es gab in der Vergangenheit – auch zu D-Mark-Zeiten – immer wieder Phasen, in denen die reale Verzinsung von Spareinlagen negativ war. Und außerdem sind die Deutschen nicht nur Sparer. Wer jetzt ein Haus oder eine Wohnung finanzieren möchte oder eine größere Anschaffung, der freut sich über die niedrigen Zinsen. Auch unsere Unternehmen können sich günstig Gelder beschaffen, und das hilft zum Beispiel, um Arbeitsplätze zu sichern. Eine Auswirkung der Niedrigzinspolitik ist, dass nach alternativen Anlagemöglichkeiten gesucht wird. Die sind dann bisweilen nicht die klügsten. Wie groß ist die Gefahr von Blasenbildungen, etwa auf dem Immobilienmarkt? Wir beobachten die Lage an den Vermögensmärkten sehr genau. In einzelnen Ballungsräumen haben sich die Immobilienpreise von dem entfernt, was sich mit den langfristigen Einflussfaktoren des Immobilienmarktes erklären lässt. Erfreulicherweise hat sich die Preisdynamik zuletzt aber etwas abgeschwächt. Jedem, der gegenwärtig den Kauf einer Immobilie plant, sollte jedoch klar sein, dass seine finanzielle Belastung auch dann noch tragbar sein muss, wenn die Zinsen wieder steigen. Wie lauten Ihre Prognosen für den Euro und das Zinsniveau? Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich weder eine Wechselkurs- noch eine Zinsprognose abgeben kann. Was ich angesichts des auf längere Zeit gedämpften Preisdrucks im EuroRaum aber sagen kann, ist, dass die Zinsen des Eurosystems auf absehbare Zeit sehr niedrig bleiben werden. Wichtig ist mir, dass wir vor Zinserhöhungen nicht zurückschrecken, wenn sie geldpolitisch geboten sind, um Preisstabilität zu gewährleisten. Aber wann das sein wird, ist heute noch nicht absehbar. Bekommt Europa die Probleme in den Griff? Oder droht die nächste Finanzkrise? Wenn alle Länder entschlossen daran arbeiten, ihre private und öffentliche Verschuldung zu reduzieren und wettbewerbsfähige Wirtschaftsstrukturen zu schaffen, dann können wir die Krise im Euro-Raum überwinden. Einen „ZINSERHÖHUNGEN NOCH NICHT ABSEHBAR“ wichtigen Beitrag zur Stabilität der Währungsunion leistet auch die verschärfte Regulierung des Finanzsektors. Denken Sie nur an die wesentlich strengeren Eigenkapitalanforderungen für die Banken und die neue gemeinsame Bankenaufsicht durch die EZB. Aber wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass sich Finanzkrisen für die Zukunft gänzlich ausschließen lassen. Wichtig ist deshalb, die enge wirtschaftliche Verbindung zwischen den Euro-Mitgliedsländern und den heimischen Banken zu lockern. Diese Verbindung hat sich in der Euro-Krise als besondere Belastung erwiesen, als wankende Staaten und taumelnde Banken sich gegenseitig nach unten zogen. Auch heute werden im Euro-Raum Bankkredite an Staaten regulatorisch gesehen noch immer besser behandelt als 17 Kredite an Private. Ausgehend von der Annahme, dass Kredite an Staaten nicht ausfallen können, müssen die Banken für solche Ausleihungen nämlich kein Eigenkapital vorhalten. Dieser Anreiz für die Banken, sich im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld mit vergleichsweise attraktiv verzinsten Krediten an finanziell hoch verschuldete Staaten vollzusaugen, muss dringend beseitigt werden. Das würde dann die Widerstandskraft im Finanzsystem weiter erhöhen. Am Ende der Tage – und am Ende des Interviews – kommt die Masterfrage: Wird der deutsche Steuerzahler die Zeche für die europäische Finanz- und Haushaltspolitik der vergangenen Jahre zahlen müssen? Bei Gründung der Währungsunion wurde vertraglich vereinbart, dass die Fiskalpolitik in nationaler Hoheit verbleibt. Jedes Mitgliedsland entscheidet also eigenverantwortlich über seine Staatsfinanzen. Insofern muss es konsequenterweise auch für Folgen seiner Entscheidungen selbst haften. Hilfsprogramme können in diesem Ordnungsrahmen immer nur vorübergehenden Charakter haben. Im Fall von Irland, Portugal und Spanien sehen wir, dass Länder, denen geholfen wurde, durchaus willens sind, sich ihrer Eigenverantwortung zu stellen. Und auch Griechenland hat umfangreiche Anpassungsmaßnahmen vorgenommen, die erste Erfolge zeigen. Aber klar ist auch, dass in diesem Fall noch ein Gutteil der Wegstrecke zu gehen ist. Hier hoffe ich auf die Einsicht, dass dem Land langfristig nur ein konsequenter Reformprozess hilft. Der Volkswirt Dr. Jens Weidmann ist seit 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank. Er sitzt im Vorstand der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. 왗 Foto: Kara – Fotolia.com Jede Menge Energie könnte in Deutschland gespart werden: Zwei Drittel aller Wohngebäude sind aus energetischer Sicht renovierungsbedürftig. UMWELT Heiß. Kälter. Ganz kalt! Deutschland verschwendet Unmengen an Energie, weil Gebäude unzureichend gedämmt und Heizanlagen ineffizient sind. Notwendig wäre eine energetische Sanierung in großem Stil. Doch die Politik kommt nicht in die Gänge F ünfzehn Zentimeter Beton. Außen Putz, innen Putz, etwas Farbe. So baute man vor allem in den 1960er bis in die 1970er Jahre. Wohnungen, Einfamilienhäuser, Bürogebäude. Eine nennenswerte Wärmedämmung? Fehlanzeige. Warum auch: 7,5 Cent kostete der Liter Heizöl 1970 – ein Preis, der auch im knackigsten Winter wohlige Wärme für die Massen erschwinglich machte. Und selbst nach dem Ölpreisschock 1973/1974, als sich der Preis für Heizöl schlagartig auf 15 Cent je Liter verdoppelte und in der Folge weiter anstieg, saß kaum jemand plötzlich im Kalten. Wärmedämmung, das Wortspiel sei erlaubt, ließ die Menschen lange kalt. Heute wird das Thema anders gesehen, in vielerlei Hinsicht. Die Stichworte lauten: Preis, Nachhaltigkeit und Bewusstsein. Der Preis: 2012 erreichte der Heizölpreis mit fast 97 Cent je Liter einen Rekordwert, bundesweit stöhnten Mieter über immense Nachzahlungen, bei manchem Eigenheimbesitzer machte sich nach dem nötigen Füllen der Öltanks ein Anflug von finanzieller Panik breit. Immerhin: Seitdem entspannen sich die Preise wieder etwas, am letzten Tag des vergangenen 19 Jahres lag der Heizölpreis bei 58 Cent. Alleine: Dass dieses Preisniveau auch in den künftigen Dekaden Bestand hat, erwartet niemand ernsthaft. Und auch wenn zunehmend Gasheizungen die vor allem in den Nachkriegsjahren in Mode gekommenen Ölheizungen ablösen: Die Gaspreise sind weitgehend an die Heizölpreise gekoppelt und die Versorgung ist – siehe Russland – nicht wirklich frei von politischen Krisen. Womit wir bei der Nachhaltigkeit wären: Schon Anfang der 70er Jahre schockte der Club of Rome mit einer Studie über die Zukunft des Wirtschaftswachstums, die unter anderem UMWELT 51 Prozent 24 Prozent Prozent 78 2 /3 1/6 D 27 Prozent Jeder zweite Prozent Z sen: „Eine umfassende energetische Modernisierung kann den Energieverbrauch um bis zu drei Viertel senWohngebäude und ken.“ Gleichwohl: Die einschlägigen Magazine sind zwar voll mit Beiträgen rund Büros, Geschäfte und Verwaltungsum das Thema „Energetische Saniegebäude gibt es in Deutschland. rung“. Doch trotz aller Diskussionen um Energiepreise, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit: Wirklich der Wohnfläche in Bayern werden voran geht es nicht. Im Zeitraum 2005 mit Heizöl geheizt, bis 2008 wurden von den vor dem mit Jahr 1978 errichteten Gebäuden – daGas. mals trat die erste Wärmeschutzverder Heizanlagen ordnung in Kraft – gerade mal 0,8 Prozent energetisch saniert, insgesamt gelten unter sind es derzeit etwa ein Prozent der Experten als Gebäude, die jährlich energetisch „nicht effizient aufgemöbelt werden. Bleibt es bei betrieben“. dem Tempo, wären erst in knapp hunaller Wohngebäude sind dert Jahren alle Gebäude durch. aus energetischer Sicht och woran liegt das? „Die modernisierungsbedürftig. wesentlichen Hemmnisse bei der Umsetzung von der Wohngebäude in Bayern, also rund energetischen Sanie500.000, stammen rungsmaßnahmen stellen aus der Zeit vor 1950. fehlende finanzielle Mittel und/oder Im Freistaat ist der Anteil von vor 1990 mangelndes Interesse seitens der Gegebauten Wohngebäuden in Niederbay- bäudeeigentümer dar“, heißt es in eiern (69,5 Prozent) am niedrigsten, am ner Studie der Technischen Univerhöchsten in Oberfranken (78,2 Prozent). sität (TU) München. deutsche Mieter Dabei drängt die Zeit: Gerade bei den ist bereit, für „energetisch zumeist sehr ungünstihöhere Energiegen Wohngebäuden der 1960er und standards zu 1970er Jahre“, so die TU-Studie, zahlen. stünden derzeit wegen Eigentümerder Deutschen wechsel und Verschleißerscheinungen finden, dass ihre bauliche Sanierungsmaßnahmen an, Wohnung ausund: „Werden die damit einhergehenreichend geden Potenziale dieser Sanierungsfälle dämmt ist. nicht genutzt, werden wichtige Möghalten eine lichkeiten zur Erzielung von Energiezusätzliche Dämmung einsparungen nicht wahrgenommen.“ für ungesund. Heißt im Klartext: Private nehmen 80 €/m² betragen die durchschnittlichen zwar Milliarden in die Hand, um alte Sanierungskosten, um eine bessere Ener- Gebäude baulich zu sanieren und umgieeffizienz zu erzielen als unbedingt notwendig, hat die Deutsche Energieagentur zubauen, aber energetische Sanierung (dena) errechnet. Auf 200 Euro pro Qua- findet nur so weit statt, wie es sich dratmeter durchschnittliche Kosten für rechnet. Das Erreichen abstrakter eine energetische Sanierung kommt der Klimaziele spielt bei den AuftragsgeDeutsche Mieterbund. sprächen sozusagen nicht die aller- 18 Millionen 1,5 Millionen Neun auch die Endlichkeit der Rohstoffreserven berücksichtigte – und so erstmals weiten Bevölkerungskreisen ins Bewusstsein rief. Auch wenn die Experten mit ihren seinerzeitigen Prognosen weitgehend danebenlagen: Die Tatsache, dass fossile Energien über kurz oder lang zur Neige gehen, bezweifelt heute niemand mehr. Kaum ein junger Bauherr, der sich heute nicht die Frage stellt, wie er wohl im Alter seine vier Wände warm bekommen wird. umal – und hier kommt schließlich auch das Bewusstsein ins Spiel – das Verbrennen fossiler Energien Einfluss auf das weltweite Klima hat. Dabei sei dahingestellt, ob schwankende Sonnenaktivitäten oder das Kohlendioxid den größeren Einfluss auf die globale Erwärmung haben. Fakt ist: Klimaerwärmung findet statt – und hat enorme Auswirkungen auf unsere Umwelt. Immerhin: Das Thema ist in der Politik angekommen. Bis zum Jahr 2020 sollen die Kohlendioxid-Emissionen um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken, um 80 Prozent bis zum Jahr 2050. Doch Ziele sind das eine. Das andere ist die Frage, was die Politik tut, das Ziel zu erreichen. Mit den bisherigen Maßnahmen ließen sich statt der 40 Prozent im Jahr 2020 bestenfalls zwischen 33 und 35 Prozent weniger Emissionen erreichen, schätzen Experten. Dass Gebäudesanierung einen maßgeblichen Anteil trägt, ist unter Experten und in der Politik mittlerweile unumstritten: „Fast 40 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland gehen auf das Konto des Gebäudesektors. In Privathaushalten benötigen allein Heizung und Warmwasseraufbereitung 85 Prozent der Energie“, weiß man im Bundesumweltministerium. Und die Landesbausparkasse (LBS) hat in einem Gutachten nachgewie- 20 Florian Pronold, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. erste Rolle, Neues wie enorme Pufferspeicher gelten vielen als technologisch komplex und sind zudem meist sündhaft teuer – entsprechend werden Investitionen hier gescheut. Trotz des historisch niedrigen Zinsniveaus (was womöglich auch an der Schlagkraft weiterer Kreditprogramme des Bundes, etwa durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), zweifeln lässt). Doch wie die Menschen in Deutschland dazu bewegen, mehr zu tun? Zwei Möglichkeiten stehen der Politik offen: Zwang und Anreiz. Immerhin: Der Zwang soll sich in Grenzen halten, ein „Verzicht auf Zwangssanierungen“ ist im schwarz-roten Koalitionsvertrag von 2013 ausdrücklich ausgeschlossen. Bleiben die Anreize. Die hören sich im Koalitionsvertrag erstmal recht proper an: „Wir werden das energieeffiziente Bauen und Sanieren als entscheidenden Beitrag zur Energiewende weiter fördern“, heißt es dort. och was liefert die Politik? Derzeit diskutieren Bund und Länder ein Modell, das, verteilt auf zehn Jahre, einen Abzug von zehn Prozent der Investitionskosten von der Steuerschuld gestattet. Klingt gut? Nun, nachgerechnet dürfte es anders aussehen: Wer beispielsweise 20.000 Euro in die energetische D Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Handwerkskammerpräsident Georg Schlagbauer. Sanierung eines Wohngebäudes investiert, bekommt zehn Jahre lang eine Steuererleichterung von 200 Euro im Jahr. Macht unter dem Strich also 2000 Euro, die der Staat übernimmt. Ob das die Begeisterung bei den Immobilienbesitzern weckt? Eher nicht, sagen Experten, und befürchten, dass nur diejenigen das Programm in Anspruch nehmen, die ohnehin eine energetische Sanierung vorhaben. Das wäre dann ein klassischer Mitnahmeeffekt. Wenn es richtig ist, was manche Politiker behaupten, dass nämlich das Steuersparen die Triebfeder der Deutschen ist, müsste die Politik hier deutlich nachlegen – zumal es hier auch noch das Dilemma gibt, dass, im Falle älterer Immobilien und älterer Immobilienbesitzer, durch eine energetische Sanierung der Verkehrswert einer Immobilie steigt und damit womöglich anfallende Erbschaftssteuern. Auch der Freistaat Bayern ist skeptisch: Die Energieeinsparpotenziale würden derzeit nicht im notwendigen Umfang genutzt, um einen nachhaltigen Beitrag zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele zu leisten, heißt es in einem weiß-blauen Bundesratsantrag, der im vergangenen Dezember eingebracht wurde. „Hierzu müsste die Modernisierungs- 21 Foto: vbw Foto: Ilja C. Hendel Foto: Michael Schuhmann Foto: Bundesregierung/Sandra Steins UMWELT Alfred Gaffal, vbw Präsident. quote von derzeit einem Prozent auf zwei Prozent des Gebäudebestandes pro Jahr verdoppelt werden.“ Welches Modell dem Freistaat konkret vorschwebt, geht aus dem Antrag nicht hervor – stattdessen soll die Bundesregierung einen Vorschlag vorlegen. Der Antrag wurde in die Ausschüsse verwiesen. xperten indes halten selbst das im BundesratsVorschlag formulierte Ziel von zwei Prozent nicht für ausreichend. Um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen, sei eine Sanierungsquote von drei Prozent nötig. Dafür wiederum sei ein deutlich höherer steuerlicher Anreiz notwendig, findet man bei der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und fordert „volle Absetzbarkeit der Kosten für energetische Modernisierungsinvestitionen mit jährlich zehn Prozent über zehn Jahre“. „Oder als Alternative ein Abzug von der Steuerschuld in Höhe von 50 Prozent der Investitionskosten, verteilt auf zehn Jahre“, so vbw Präsident Alfred Gaffal. Bei einer Investition von 20.000 Euro wären das dann immerhin 1.000 Euro im Jahr, mit denen sich der Staat beteiligen würde. Wolfgang Schäuble (CDU) dürfte über diese Vorschläge indes wenig be- E UMWELT geistert sein. Weil sich der Bundesfinanzminister ohnehin dauernd finanziell klamm fühlt, wird in Berlin derzeit erwogen, als Gegenfinanzierung für das Bund-Länder-Modell (200 Euro weniger Steuerschuld im Jahr bei Investitionskosten von 20.000 Euro) die steuerliche Absetzbarkeit von kleinen Handwerkerrechnungen zu streichen. eorg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), ist wenig begeistert: „Der Steuerbonus auf Handwerkerleistungen ist für die Bekämpfung der Schwarzarbeit äußerst wichtig und hat sich über Jahre bewährt. Er ist einfach anzuwenden und sozialverträglich, da neben Hausbesitzern auch Mieter profitieren.“ Bei G einer Kürzung, macht Schlagbauer klar, „droht mehr Schwarzarbeit“. Zudem würden bei der steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung „vollkommen andere Ziele verfolgt, nämlich, die Klimaziele zu erreichen und die Energiewende voranzubringen“, so der Handwerkspräsident. „Eine Aufrechnung mit dem Steuerbonus verbietet sich daher. Außerdem finanziert sich die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung durch verstärkte Investitionen und daraus resultierende Steuereinnahmen quasi von selbst.“ Entsprechendes Unbehagen gibt es dazu auch bei der vbw. „Das hätte die Wirkung einer Steuererhöhung“, findet vbw Präsident Alfred Gaffal. Zudem sei nach seiner Einschätzung eine Gegenfinanzierung für die ener- getische Gebäudesanierung gar nicht erforderlich – schließlich sei sie ein regelrechtes Konjunkturprogramm, das wiederum für höhere Steuereinnahmen sorge. arum tut sich die Politik so schwer, ein gewichtiges Programm aufzulegen? Florian Pronold, Chef der Bayern-SPD und als Staatssekretär im Bundesumweltministerium zuständig für Bau und Stadtentwicklung, macht deutlich, Berlin müsse „auch darauf achten, dass die Kosten für die gesamte Öffentlichkeit nicht ins Maßlose gehen“. Er findet: „Mit rund einer Milliarde Euro pro Jahr für die nächsten fünf Jahre haben wir hier einen großzügigen Rahmen gesetzt.“ 왗 W Anzeige www.passavia.de Foto: Martin Waldbauer Photography Ein Unternehmen der Die Druckerei aus Passau grüßt die bayerische Wirtschaft! Seit diesem Jahr produziert PASSAVIA aus Passau dieses Magazin für Sie. PASSAVIA ist die Qualitätsadresse internationaler Verlage und Photographen für Kunst- und Fotodruck. PASSAVIA ist aktueller Gewinner der Druck&Medien Awards 2013 und 2014 in der Kategorie „Kunstdrucker des Jahres“. Unser Verständnis für Beratung, Optimierung und Flexibilität setzen wir seit Jahrzehnten auch für die großen und kleinen Unternehmen der bayerischen Wirtschaft ein. Bei Bedarf auch innerhalb eines der größten Druckerei-Netzwerke in Europa – der EDS Group aus Passau. Wir freuen uns auf Sie! PASSAVIA DRUCKSERVICE GMBH & CO. KG | Medienstraße 5b | D-94036 Passau | T +49 851 966 180 - 0 | info@passavia.de SEIT 1888 STANDPUNKT Foto: Henkel AG E s ist unbestritten, dass Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft noch unterrepräsentiert sind. Hier sind wir lange nicht da, wo wir sein sollten und könnten. Doch es ist ein Umdenken spürbar und sichtbar. Ob in mittelständischen Unternehmen oder in Konzernen – die Geschäftsführungen, Vorstände und Aufsichtsräte sind gemischter als noch vor wenigen Jahren. Eine positive Entwicklung, die sich aber noch verstärken muss und wird. Nicht erst seit Politik und Öffentlichkeit so intensiv über die Frauenquote debattieren, beschäftigen wir uns bei Henkel mit der Förderung von Frauen in Managementpositionen. Diversity, also die Förderung von Vielfalt innerhalb der Belegschaft, ist fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. 2007 haben wir dafür einen eigenen Bereich Diversity & Inclusion etabliert, der das Thema strategisch vorantreibt. So ist es uns gelungen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen von rund 26 Prozent im Jahr 2008 auf rund 32 Prozent zu steigern. Unser Ziel ist es, den Anteil weiblicher Führungskräfte stetig weiter zu erhöhen – allerdings nicht über eine bindende Quote. Entscheidend dafür ist, dass wir die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, die es unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen, ihre Karriere mit ihrer privaten Lebensplanung zu vereinbaren. Dazu gehören flexible Arbeitsbedingungen. In Zeiten von JobSharing-Modellen, Teilzeitarbeitsmöglichkeiten, Heimarbeit und der Nutzung mobiler Kommunikation wird unser Arbeiten immer flexibler und unabhängiger von Zeit und Ort. Wir Qualität vor Quote Geschlecht darf nicht als Qualifikation gelten, findet SIMONE BAGEL-TRAH. Der oder die Beste muss den Job bekommen wollen weg von einer veralteten Präsenzkultur hin zu einer ergebnisorientierten Leistungskultur. Als globales Unternehmen können wir es uns nicht leisten, auf das Potenzial hoch qualifizierter Mitarbeiter zu verzichten. Das gilt für Frauen wie für Männer. Denn wir sind davon überzeugt, dass die Einbindung von Menschen mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen, Ideen und Nationalitäten entscheidend für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit eines globalen Unternehmens ist. Die jeweilige Qualifikation ist für uns dabei das einzige Kriterium – es gibt bei der Stellenbesetzung den Ausschlag. Fachliche und persönliche Kompetenz stehen an oberster Stelle, Leistung muss an objektiv messbaren Parametern festgemacht werden können. Wenn wir heute eine Stelle be- 23 setzen, haben wir dennoch eine klare Vorgabe: Eine Person unter den letzten drei zur Auswahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten muss die Vielfalt-Kriterien im Hinblick auf Geschlecht, Alter oder Nationalität erfüllen. Doch den Job bekommt immer der oder die Beste. Denn: Geschlecht darf nicht als Qualifikation gelten. Keine Frau will eine Quotenfrau sein. Für mich geht es nicht darum, dass Frauen sich gegen Männer durchsetzen. Das Ziel ist, dass Frauen ihre Chancen erhalten und diese annehmen, um beruflich voranzukommen. Dazu gehört auch, sich seiner Fähigkeiten und seiner Wünsche bewusst zu sein und Karrierechancen selbstbewusst zu ergreifen. Simone Bagel-Trah ist die erste Frau an der Spitze des Aufsichtsrats eines DAX-Unternehmens. Die promovierte Biologin ist Ururenkelin des Firmengründers Fritz Henkel. 왗 Foto: Scherdel „Es war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben, nach Deutschland zu gehen“, findet Joaquín Franch Porcar. ARBEITSMARKT Gekommen, um zu bleiben Die Projekte career (BY) und career(me) ermöglichen jungen Spaniern, Bulgaren und Rumänen eine Ausbildung in Deutschland S ie sind jung, gut qualifiziert, motiviert, engagiert – und oft arbeitslos. Während in Bayern der Fachkräftemangel beklagt wird, finden junge Menschen in anderen Ländern Europas keinen Job. Bayerns Unternehmen heuern deshalb zunehmend Lehrlinge aus Bulgarien, Rumänien oder Spanien an. In den Ausbildungsprojekten career (BY) und career(me) der bayme vbm – der bayerischen Metall- und ElektroArbeitgeber sowie der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft betreut das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft die Zuwanderer. Junge Erwachsene aus Spanien etwa starteten eine Ausbildung in verschiedenen Unternehmen. Einer von ihnen ist Joaquín Franch Porcar. Der junge Mann aus Ibiza packte vor ein paar Monaten seine Koffer, floh vor der Wirtschaftskrise in seinem Land und wanderte nach Marktredwitz aus. „Ich habe Arbeit gesucht und das Angebot in einem Internet-Portal gefunden“, erzählt er. „Dann habe ich gedacht: Das ist eine neue Chance in meinem Leben, ich muss das probieren.“ Seit September absolviert er nun eine Ausbildung als Industriemechaniker bei der Scherdel GmbH in Marktredwitz. Im Sommer davor hat er bereits in einem zweimonatigen Praktikum alles kennengelernt. „Deutschland hat die beste Technologie in Europa, die Scherdel GmbH ist ein führendes Unternehmen in der Branche“, sagt der 30-Jährige. Er möchte erst Industriemechaniker und Deutsch lernen. Wenn er die Ausbildung abgeschlossen hat, strebt er eine Weiterbildung als Elektroni- 25 ker an. „Das ist mein großes Ziel, denn das sind einfach meine beiden Leidenschaften“, schwärmt er. Sein Betreuer Sandro Hertwig ist sehr zufrieden mit ihm, auch wenn Sprache und Berufsschule bisweilen eine große Herausforderung sind. „Die Betreuung ist aufwändiger, wir nehmen ihn manchmal an die Hand und erklären Dinge auch separat“, sagt er. Dennoch: Das Unternehmen habe bisher nur Positives erlebt. Mit im Gepäck hat der junge Spanier nämlich eine Menge Erfahrung. Er hat in seinem Heimatland zwar noch keine Ausbildung gemacht, aber er hat viele Jahre in Betrieben als Elektroniker gearbeitet, dort Maschinen, Computer und Fernseher repariert. Die neue Chance ermöglicht haben Joaquín Franch Porcar die Ausbildungsprojekte career (BY) und Foto: Sälzer ARBEITSMARKT Zu Hause haben sie keine Perspektive – bayerische Unternehmen bieten ihnen Ausbildungsplätze. Junge Spanier und Unternehmensvertreter trafen sich zum Informationsaustausch im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München. career(me) für junge Erwachsene aus Spanien. Die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm und die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sind im September gemeinsam mit den Landkreisen Cham, Nürnberger Land und Traunstein in die zweite Staffel des Projekts gestartet. „Eine Win-winSituation für beide Seiten“, findet der Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm und der vbw, Bertram Brossardt, beim Erfahrungsaustausch im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München. Der Fachkräftemangel in Bayern steige, die Fachkräftesicherung sei eine der großen Herausforderungen für Politik und Wirtschaft. Man brauche eine an den Bedürfnissen des heimischen Arbeitsmarktes orientierte Zuwanderung und ein besseres Zusammenspiel der europäischen Arbeitsmärkte. „Bayern ist ein Zuwanderungsland. Wir bieten den jungen Menschen ein Stück Zukunft, zugleich werden die Unternehmen dabei unterstützt, den Fachkräftebedarf zu decken. Damit die Zuwan- derung gelingt, müssen wir die Kultur an die spanischen Auszubildenden herantragen und Barrieren so früh wie möglich abbauen.“ Die dritte Staffel sei bereits in Planung. Ein Novum sollen dabei Bewerber aus Rumänien und Bulgarien sein. ie Krise in ihrem Land hat Olga Aragòn Preil und Jesus Gutierrez ins oberbayerische Traunreut verschlagen. Dort machen die beiden eine Ausbildung im Altenheim Pur Vital. „Es war eine sehr gute Entscheidung, nach Deutschland zu gehen“, sagt Jesus Gutierrez. In seinem Land sei die Arbeitssituation im Moment äußerst schwierig. Der 27-Jährige aus Santander hat nach dem Abitur als Bodyguard in Spanien gearbeitet. Seit September betreut er nun alte Menschen. „Die Arbeit gefällt mir sehr gut. Ich habe viel Kontakt zu Menschen und lerne so auch schnell Deutsch.“ Die Leute seien sehr nett. Auch wenn er sich an die bayerische Sprache und Mentalität noch gewöhnen müsse. Es sei aber sehr schön, eine andere Per- D 26 spektive kennenzulernen. Für ihn steht jetzt schon fest: „Ich möchte auch nach meiner Ausbildung hier in Deutschland bleiben.“ Ob sie sich in Bayern oder in einem anderen Land eine Zukunft aufbaut, das weiß Olga Aragòn Preil noch nicht so genau. Doch zu Deutschland hat sie schon wegen ihres Großvaters eine besondere Beziehung. „Mein Opa ist in Leipzig geboren“, erzählt sie. „Deshalb haben wir zu Hause immer viel über Deutschland gesprochen.“ In Spanien hat die 26-Jährige bereits als Altenpflegerin gearbeitet, doch wegen der Krise keine Zukunft gesehen. Eine Freundin hat ihr dann von dem Projekt berichtet. „Ich habe gedacht, warum nicht? Deutschland ist ein wichtiges Land, es gibt so viel Arbeit und ich kann die Sprache lernen.“ Seit sieben Monaten ist sie nun hier, seit vier in Traunreut. Die Arbeit findet die junge Frau aus Malaga super. „Alle sind so nett hier und die Umgebung ist sehr schön.“ Und wenn sie eine Frage oder ein Problem habe, sei immer jemand für sie da. Sogenannte Projektkümmerer helfen ARBEITSMARKT N werden, sondern müssten die höchste Anerkennung in der Gesellschaft finden. Bereits seit vier Jahren holt der Landkreis Deggendorf Bulgaren zur Ausbildung in Unternehmen der Region. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat nach diesem Vorbild ein Förderprogramm entwickelt, das das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft inzwischen umsetzt. Deggendorfs Unternehmen beteiligen sich inzwischen auch am Projekt career (BY). Die Entscheidung, einen neuen Weg in Deutschland zu gehen, hat Joaquín Franch Porcar in Marktredwitz keine Sekunde bereut. Die Arbeit gefällt ihm sehr gut. Seine Kollegen, sein Chef seien sehr nett und würden ihm jederzeit helfend zur Seite stehen. „Die Krisensituation hat mich motiviert, die Ausbildung ist für mich eine große Chance, ein anderes Land, eine neue Sprache gut für meine Zukunft.“ D er junge Mann lebt mit seiner Freundin hier. Er vermisst zwar seine Familie, die spanische Sonne, frischen Fisch und das späte Abendessen, aber er liebt die bayerische Kultur, Würste sowie Bier und macht oft Städtereisen. „Meine Familie hat mich immer in allem unterstützt“, sagt er. Sie findet es gut, dass er sich in Deutschland eine neue Zukunft aufbauen will. Halten will ihn hier aber auch die Scherdel GmbH. „Unser Ziel ist es, die Auszubildenden nach Ende der Ausbildung in die Firma zu übernehmen“, sagt Sandro Hertwig. „Die Integration läuft dabei fast wie von selbst.“ Joaquín Franch Porcar will die ihm gebotene Chance wahrnehmen: „Ich möchte mein Maximum geben. Deutschland ist ein schönes Land, um hier zu leben. Spanien zwar auch – aber ich weiß nicht, was die Zukunft bringt.“ 왗 Foto: Gina Sanders – Fotolia.com den jungen Spaniern in allen privaten und beruflichen Fragen. „Wir wollen alles so gestalten, dass sich die Auszubildenden von Anfang an wohlfühlen“, sagt Projektkoordinatorin Janine Mayr. Schon vor Beginn der Ausbildung lernen die jungen Leute Deutsch in ihrem Heimatland, später auch projektbegleitend. Das bestätigt Frank Richartz, Bereichsleiter für Wirtschaftsförderung im Landkreis Nürnberg. „Das Projekt ist kein Weg, billige Arbeitskräfte zu bekommen. Die Unternehmen müssen sich über die Zusatzleistungen klar sein.“ Bisher seien die Beteiligten sehr zufrieden. Und auch die Integration in der Bevölkerung funktioniere sehr gut. Bei einem Aufruf in der Presse nach Fahrrädern für die spanischen Auszubildenden seien doppelt so viele als nötig gespendet worden. icht nur bei den Auszubildenden, sondern auch bei den Politikern der beteiligten Landkreise kommt das Projekt äußerst positiv an. Die Menschen auf beiden Seiten fühlten sich sehr wohl, sagt Armin Kroder, Landrat des Landkreises Nürnberger Land. „Wir wollen die jungen Menschen aber nicht ohne Herz und Verstand herlocken, sondern sie gut darauf vorbereiten. Wir müssen eine Willkommenskultur etablieren.“ Auch die stellvertretende Landrätin des Landkreises Traunstein, Resi Schmidhuber, sieht das Projekt als große Bereicherung. „Wir spüren die gefühlte Mitte Europas und den Strukturwandel“, sagt der Chamer Landrat Frank Löffler. Die Arbeitsplatzzahlen seien rasant gestiegen, der Fachkräftebedarf ein nie gekanntes Thema der Zukunft. Man müsse die Zuwanderung auf breite Füße stellen. „Wenn wir Europa leben wollen, dürfen wir nicht daran vorbeischauen.“ Die Migranten sollten aber keinesfalls als Lückenbüßer gesehen In vielen Branchen fehlen Fachkräfte. Ein Projekt des Bildungswerks unterstützt junge Arbeitssuchende, unter anderem aus Spanien. 27 Fotos: Koinor Ganz klein anfangen: Designerin Tamara Härty baut jedes Modell, das sie entwirft, zunächst als Miniatur. Es ist die Vorlage für den Prototyp. Dabei achtet die Designerin auch darauf, dass die Technik, die für Bequemlichkeit sorgt, fast unsichtbar integriert wird. Kommt das Modell bei den großen Messen an, geht es schließlich in Serie. Die Koinor-Spitze: Gerd Bissinger (l.) und Michael Schulz. PORTRÄT Spitzen-Plätze aus Franken Der Sofa-Hersteller Koinor behauptet sich im schwierigen Markt M ichelau, ein Stadtteil von Lichtenfels in Oberfranken. Auf dem Weg dorthin ist immer noch unübersehbar, dass hier einmal die westliche Welt zu Ende war – zumindest für 40 Jahre. Aber was ist das im Vergleich zu einer 800 Jahre alten Tradition? Im nördlichen Oberfranken blühte einst das Handwerk der Flechter, wovon das Korbmachermuseum gleich am Ortseingang von Michelau stolz zeugt. Aus dieser Handwerkertradition im Dreieck zwischen Bamberg, Coburg und Bayreuth entwickelte sich die Polstermöbelindustrie. „Oberfranken ist das Mekka für Polstermöbel“, schwärmt Christian Dahm, Geschäftsführer des Verbands der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern-Thüringen, des Verbands, in dem 170 Möbelhersteller – von Büro- über Küchen- bis hin zu Wohn- bzw. Polstermöbel – beider Bundesländer organisiert sind, und fasst das in Zahlen: 22.000 Menschen arbeiten in der gesamten Branche, die jährlich nahezu vier Milliarden Euro erwirtschaftet. Noch 20 PolstermöbelHersteller gibt es in Bayern, mit einer Ausnahme (Himolla in Taufkirchen bei München) sind alle anderen in Oberfranken ansässig. Um die 300 Polstereien gab es noch vor wenigen Jahrzehnten im nördlichen Bayern. Und unbestritten ist, dass auch die jetzt noch existenten Hersteller nicht alle das Überlebensrezept gefunden haben. Einen Spitzenplatz hat sich jedoch Koinor erarbeitet. Die Edel-Sitzmöbel aus dem oberfränkischen Michelau („Sofa for friends“) finden sich oft als Vorbilder in Wohnzeitschriften, das frech-gelbe Ledersofa aus der aktuellen Kollektion ist der Werbeträger der Saison. Das Unternehmen hat nicht nur den berühmten Diamanten „Koh-i-Noor“ aus der Krone der Queen als Namenspaten, es gehört zu den Top-Marken, wie Christian Dahm vom Verband bestätigt: „Firmen wie diese machen richtig Spaß.“ 29 Aber Qualität, die ein hochwertiges Möbelstück auszeichnet, hat ihren Preis, was mancher Kunde gern übersieht und denkt, Couch ist Couch und Leder ist Leder. Weit gefehlt, wie man spätestens nach einem Rundgang durch den 3.000 Quadratmeter großen Showroom von Koinor am Heimatstandort Michelau weiß, wo man dicke, man möchte fast sagen fette, Ledergarnituren gestreichelt und getestet hat. Dennoch: „Gerade im Preiseinstieg tun wir uns schwer“, erklärt Kristina Kroße, Marketingleiterin bei Koinor, die beim Rundgang die Finessen der Sofas erklärt. Sie beschreibt den Aufwand der perfekten Naht, lässt „ungeteiltes“, also richtig dickes Leder fühlen und erzählt, dass Nähen nicht nur exaktes, sondern auch körperliches Arbeiten bedeutet. Aber alles ist „Made in Germany“, betont sie nicht ohne Stolz. Nur: „Der Handel betont allzu oft allein den Preis“, bedauert sie, so dass die Möbelhäuser selbst nicht unschuldig am gnadenlosen Preiskampf seien, weil oftmals eben auf billig, also auf Masse PORTRÄT gesetzt wird. Dabei lohnt es sich, angesichts einer durchschnittlichen Lebensdauer für eine Couch von acht bis zwölf Jahren, beim Kauf genauer hinzuschauen. „Made in Bavaria, Germany“, wirbt Koinor für seine Produkte. „Oberfranken ist ein guter Standort“, betont Kristina Kroße. Drei weitere KoinorWerke befinden sich im engeren Umkreis des Stammsitzes Michelau. 390 Mitarbeiter sorgen dafür, dass täglich 600 Sofas oder Sessel in aller Herren Länder versandt werden können. Manche Familien arbeiten schon in dritter Generation beim Unternehmen. Ebenso seien viele Zulieferer in der Region ansässig. „Da kennt man die Qualität“, nennt Kristina Kroße einen Grund, warum eine Verlagerung in Billiglohnländer nicht in Frage kam und stattdessen 2001 neu am Standort investiert wurde. Ein weiterer sind die kurzen Wege, die Raum für Flexibilität geben. Wer in Asien fertigen lässt, muss den Kunden schon mal Monate auf die neue Einrichtung warten lassen, „wir schaffen’s in wenigen Wochen“, verspricht Kristina Kroße stolz, und dabei könne man sämtliche Kundenwünsche erfüllen, selbst ausgefallene. Die Franken können nicht nur schnell und flexibel, sie können auch schön, wovon diverse Preise zeugen. Gerade erst wurden zwei Produkte der aktuellen Kollektion wieder für den Design-Award 2015 nominiert. Gegründet wurde Koinor Anfang der 50er Jahre von Horst Müller. Für Furore sorgte schon früh der Cocktail- sessel, es folgte in den 60ern Deutschlands erster Fernsehsessel, der – wie die Sofas – seit Mitte der 70er vornehmlich in Leder gekleidet ist. Alles Innovationen von Koinor, wo heute jährlich 600.000 Quadratmeter Leder verarbeitet werden, dazu 200.000 laufende Meter Stoffe und Mikrofaser. Rund 55 Millionen Euro Umsatz macht Koinor jährlich. Gründer Müller ist seit 2001 als Namensgeber der Firmenstiftung verewigt, die sich vornehmlich regional karitativen Zwecken zuwendet. Als er sich zur Ruhe setzte, entschied er sich, seinen Diamanten Koinor nicht zu versilbern, sondern verkaufte das Unternehmen 1992 als „Managementbuy-out“-Modell an leitende Mitarbeiter. Michael Schulz und Gerd Bissinger verantworten noch heute die Geschäfte, weshalb Koinor weiterhin zu den „inhabergeführten Unternehmen“ zählt. Und die Chefs halten das Ohr am Kunden. An diesem Tag ist einer von ihnen, geschäftsführender Gesellschafter Gerd Bissinger, gerade unterwegs auf der Brüsseler Möbelmesse. Die kleinere Fachmesse richtet sich insbesondere an Handelskunden aus Benelux, Frankreich und Großbritannien. Wichtig ist die internationale Möbelmesse in Köln. Hier gehört der 1.100-Quadratmeter-Stand der Franken zu den größten Einzelpräsentationen. Schließlich ist das der Treffpunkt für Einkäufer aus der ganzen Welt. Im September und Oktober war Oberfranken hingegen Reiseziel für Trendscouts und Einkäufer großer Einrichter aus dem In- und Ausland. „Ein wichtiger Gradmesser für die Saison“, wie Verbands-Geschäftsführer Christian Dahm die traditionellen Hausmessetage beschreibt, die er „durchwegs positiv“ bewertet. Alle Unternehmen präsentierten in ihren Showrooms ihre neuen Kreationen. 30 Nach den Hausmessetagen ist man bei Koinor noch vorsichtig mit Prognosen. „Obwohl wir mit der Hausmesse zufrieden sind, war 2014 wieder ein eher durchwachsenes Möbeljahr“, konstatiert Kristina Kroße. Zuletzt sei man 2006 und 2007 überdurchschnittlich gewachsen, maßgeblich bedingt durch das neue Segment der „Dinner Sofas“, auch das eine Koinor-Erfindung. Warum 2014 eher verhalten verlief? Verbandsvertreter Christian Dahm schiebt’s aufs schöne Wetter, „da werden keine Sofas gekauft“; und wegen der Fußball-Weltmeisterschaft sei eher ein neuer Fernseher als eine neue Couch auf der Prioritätenliste ganz oben gestanden. Dennoch, die Polstermöbelindustrie in Oberfranken sei auf einem guten Weg, meinen sowohl Koinor-Geschäftsführer Bissinger als auch Verbandsvertreter Dahm. Besonders die gelungene Kombination aus Tradition und Innovation sei unschlagbar. Immerhin hat die bayerische Möbelindustrie im ersten Halbjahr ein Plus von 2,9 Prozent Wachstum eingefahren. „Nach dem schlechten Vorjahr ist das besser als nichts“, zeigt sich Dahm optimistisch nach einem VierProzent-Minus 2013. Die deutsche Möbellandschaft habe sich in den letzten Jahren so schnell und gravierend verändert wie noch nie in ihrer Geschichte, berichtet Kristina Kroße. Die Kunden sparen, Märkte und Absatzkanäle wandeln sich – das Internet gewinnt auch in der Einrichtungsbranche an Bedeutung. Darauf gelte es sich einzustellen, heißt es bei Koinor. „Nur wer in der Lage ist, sich anzupassen, wird auf Dauer bestehen können.“ So gehört nach Aussagen von Gerd Bissinger, einem der beiden Firmenchefs, unter anderem die Erschließung neuer Märkte zu den langfristigen Zielen des Unternehmens. Dazu braucht es innovative Produkte. Aber was macht eine Couch innova- 600.000 Quadratmeter Leder verarbeitet Koinor im Jahr. Zwischen vier und zwölf Kilogramm wiegt eine einzelne Lederhaut, die gesichtet, geschichtet und verarbeitet wird. tiv? „Natürlich“, lacht Kristina Kroße von Koinor, „in erster Linie ist ein Sofa zum Sitzen da.“ Doch Formen, Funktionen, Details und Bezüge, aber auch Elemente, die nach Lust und Laune zusammengestellt werden können, unterliegen der Mode. Diese Trends müssen rechtzeitig erkannt und interpretiert werden. Nicht zu vergessen das Innenleben: Das bestimmt nicht nur den Sitzkomfort, sondern besteht häufig auch aus raffinierter Technik, die im Idealfall nicht zu sehen ist, aber echte Mehrwerte schafft. „Auf dem Sofa von heute wird gelebt“, kennt Kristina Kroße die Ansprüche der Kunden: Lesen, am Laptop E-Mails checken, fernsehen, schlafen – vieles lässt sich auf weichen Polstern, die sich jeder Lebenslage anpassen, besser erledigen. Die Marketingleiterin lässt sich in ein lindgrünes Sofa fallen und demonstriert, wie lässig Bequemlichkeit geworden ist: Im Seitenteil versteckt sind die Knöpfe, die man drückt und der gesamte Sitz bewegt sich lautlos in die Horizontale – ein Fußteil fährt aus dem bodenfreien Sitzteil unter die Beine und der Rücken macht es dem „Besitzer“ in lese- oder fernsehfreundlicher Position bequem. Auf den ersten Blick ist die Technik unsichtbar, ganz im Gegensatz zu konventionellen Polstermöbeln, bei denen die Funktionssteuerung bis heute an einem unübersehbar hässlichen und unübersehbaren Spiralkabel hängt. Am Anfang eines jeden Kunststücks steht eine Idee, die zunächst gezeichnet und dann von Designerin Tamara Härty eigenhändig als Miniatur gebaut wird. Nach dieser Vorlage fertigen die Fachleute im Musterbau den Prototyp, ein Einzelstück also. Dennoch entstehen bereits in diesem Stadium die Schablonen für die Teile und die Schnitte für die Bezüge; es wird getestet, ob sich die Technik integrieren lässt, welches Gestell erforderlich ist, welche Füllung und wel- Das Material wird per Hand angezeichnet. Die Schablonen werden zuvor aufgelegt und bestmöglich in der Haut verteilt, wobei vor allem die Naturmerkmale des Leders beachtet werden müssen. Mit einer „pneumatischen Handschere“, so der Fachausdruck, wird das Leder geschnitten. 31 Für die perfekte Naht sorgen spezielle Industrienähmaschinen. Für Zier- oder Montagenaht verwenden die Näherinnen unterschiedliche Material- und Nähgarnstärken. che Naht. Und dann kommt es darauf an, ob die Idee ankommt. Das stellt sich bei den Messen heraus, bei denen jeder Prototyp auf seine Markttauglichkeit getestet wird. Erst wenn sich diese bestätigt, erfolgt die Freigabe für die Serienproduktion. Kundschaft aus Asien und Russland liebt Produkte aus Oberfranken, weitere Hauptabnehmerländer sind die Schweiz, Österreich, Holland und natürlich Deutschland. Andererseits sind es die asiatischen Länder, die dem deutschen Hersteller das Leben schwer machen. Oft dauert es nur wenige Monate, bis nach einer Vorstellung bei einer Messe schon der Nachbau aus China auf den Markt kommt. Es ist wie in der Mode, wo sich die Billigkonkurrenz Entwurf, Schnitt und Design spart. „Aber komplexe Funktionen lassen sich eben nicht so leicht kopieren“, freut sich Koinor-Marketingleiterin Kroße, „ebenso wenig wie die Qualität der Materialien, handwerkliche Verarbeitungsdetails und hochwertige Bezüge“, wie sie anfügt. Und was sowieso unkopierbar ist, ist das Markenzeichen, „Made in Bavaria, Germany“. 왗 LIFESTYLE n U Fo to :r gv c e h r t d s i e c i h no s d t ein aufsehenerregendes latte erleb Come p l l a h back c S b e m s e o d n d n e o e r v e n Klang en . m Di r ä w h a c u s f r V inyl ne . Ken ch Gemeinschaft von Musikfans legt zudem Wert auf die Haptik, also das edle Material, die Verpackung, das Cover. Auf die digitale – und mobile – Form des Albums muss der Hörer deshalb nicht verzichten. Der LP sind zumeist CD und MP3-Download der jeweiligen Titel beigelegt. Ende der 1980er Jahre schien die Zeit der Schallplatte abgelaufen. Ganz totzukriegen war sie nie. Noch immer werden rare Scheiben zu Höchstpreisen versteigert. Das moderne Klangerlebnis auf Vinyl ist mit der Urform in punkto Tonqualität nicht mehr vergleichbar. Und eine größer werdende –F ot oli a. co m Brandneu: Die LP-Box von Led Zeppelin „Physical Graffiti“ enthält laut Warner Music „High-Definition Audio Download-Card“ sowie ein „Limited Edition Super Deluxe Box-Set“. Alte Klassiker werden neu aufgelegt. Der einzigartige Klang macht die Schallplatte so beliebt. Alle Titel bei rareblackgold.de oder jpc.de. 32 LIFESTYLE Einer der bekanntesten Schallplattenhersteller sitzt in Erlangen: Clearaudio (clearaudio.de) verweist auf eine jahrzehntelange Tradition und kontinuierliche Weiterentwicklung. Ebenfalls „Made in Bavaria“ ist der Schallplattenspieler „Bauer Audio dps 2“, den der Münchner Spezialist Willibald Bauer (bauer-audio.de) herstellt. Einsteiger investieren je nach Anspruch gut 1.000 Euro in einen guten Schallplattenspieler – ohne Verstärker und Lautsprecher – wie etwa „Concept“ von Clearaudio. Das luxuriöse Laufwerk „Statement“ von Clearaudio (rechts) allerdings kostet über 100.000 Euro. Fotos: Warner Music, Clearaudio Elektonik, Willibald Bauer, Pallas Bereits stillgelegte Presswerke werden reaktiviert. Ein führender Hersteller von Vinyl-Schallplatten ist die Pallas Group in Diepholz. Schallplatten-Liebhaber fragen gezielt nach Produkten dieses Herstellers. 33 2 SZENE 1 Motivierte Lehrer – bessere Bildung 4 3 Engagierte Lehrer sind der Motor für ein leistungsstarkes Bildungssystem und der Garant für eine hohe Bildungsqualität. Über Möglichkeiten der Gesundheitsförderung und Prävention psychischer Erkrankungen diskutierte die vbw beim Termin „Burn-out im Bildungssystem – eine Zwischenbilanz“. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde ein Monitoring-Bericht vorgestellt, der die Maßnahmen der Länder zur Gesundheitsförderung im Bildungsbereich zusammenfasst. 1 Erziehungswissenschaftlerin Professor Dr. Bettina Hannover. 2 Professor Dr. Dieter Kleiber (v. r.), Universitätsprofessor für Public Health: Prävention und psychosoziale Gesundheitsforschung, Georg Eisenreich, Staatssekretär Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Josef Kraus, Präsident Deutscher Lehrerverband, Moderator Sven Astheimer, Bertram Brossardt, Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdB, Sprecher AG Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Anke Pielsticker, Psychotherapeutin, Institut für Gesundheit in Pädagogischen Berufen (IGP) des BLLV, München. 3 Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer. 4 Professor Dr. Dieter Lenzen, Vorsitzender Aktionsrat Bildung, Präsident Universität Hamburg. 1 3 2 Blick in die Zukunft Wie sieht Bayerns Wirtschaft 2040 aus? Welche Weichen müssen heute gestellt werden, um im globalen Markt weiterhin gut zu bestehen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die vbw und diskutierte das Thema beim Kongress „Vorsprung Bayern“ im Dezember mit Politikern. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt begrüßte die geladenen Gäste in der Metropolregion Nürnberg, einem „der wirtschaftlichen Powerzentren unseres Freistaats“. 1 Die Talkrunde. 2 Dr. Harald Schwartz (CSU), Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Medien, Infrastruktur, Bau und Verkehr, Energie und Technologie. 3 Arif Tasdelen, integrationspolitischer Sprecher der SPD im Bayerischen Landtag. 4 Dr. Michael Böhmer, Chefökonom der Prognos AG. 5 Thomas Mütze, finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. 4 5 2 SZENE 1 3 vbw trifft CSU Zu einem Informationsaustausch traf sich das Präsidium der vbw mit der CSU-Landesgruppe in Berlin. Die Unternehmer nutzten die Gelegenheit, aus Sicht der bayerischen Wirtschaft Bilanz zur bisherigen Arbeit der Großen Koalition zu ziehen. 4 Fotos: vbw 1 Alfred Gaffal, vbw Präsident (v. l.), Gerda Hasselfeldt MdB, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Alexander Dobrindt, MdB, Bundesverkehrsminister, und Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer. 2 Angelique Renkhoff-Mücke, Vorstandsvorsitzende WAREMA Renkhoff SE, und Gerda Hasselfeldt. 3 Bertram Brossardt, Alfred Gaffal und Andreas Scheuer, MdB, CSUGeneralsekretär. 4 Dr. Markus Rieß, Vorsitzender des Vorstands Allianz Deutschland AG, und Alexander Dobrindt, Bundesverkehrsminister. 1 Für ein tragfähiges Energiekonzept Die vbw fordert ein tragfähiges Gesamtkonzept für die Energiewende. Bei der Vorstellung des dritten Monitorings zur Energiewende waren sich Arbeitgeber und Experten einig, dass die Energiewende nach wie vor lahmt. Um die Versorgungssicherheit weiterhin zu gewährleisten, müssen notwendige Voraussetzungen geschaffen werden. 1 Dr. Eberhard von Kuenheim, vbw Ehrenpräsident. 2 Dr. Michael Schlesinger, Prognos AG. 3 Michael Kühne (v. l.), Geschäftsführer, Betonwerk Kühne GmbH & Co. KG, und Paul-Alexander Wacker, Geschäftsführender Gesellschafter, Wacker Innovation GmbH. 2 3 Fotos: Klinikum LMU Mehr als 6.000 junge Patienten behandelt das Dr. von Haunersche Kinderspital jedes Jahr stationär. BENEFIZ Der Gesundheit verpflichtet e tadress nterne I r e d nter Infos u auner.com. eh dasneu NKONTO E uner D SPEN Das neue Ha n he g Stiftun rkasse Münc a p s Stadt 8 88 00 800 IBAN: 15 0000 00 70 DE44 EMM SKMD S BIC: Eine große Spendenkampagne soll das neue Hauner als zeitgemäße und kindgerechte Universitäts-Kinderklinik ermöglichen – Sogar die Regierung des Sultanats Oman hat Millionen für den Neubau gespendet – Nun fehlt noch Geld für zusätzliche Forschungsflächen Wie viele Patienten behandelt die Haunersche Kinderklinik? Wir behandeln stationär über 6.000 Kinder und Jugendliche im Jahr im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Dazu kommen auch noch die ambulanten Fälle, das sind jährlich ca. 50.000 Patienten. Wie groß ist das Einzugsgebiet? Viele unserer Patienten kommen aus dem Großraum München zu uns. Aber wir behandeln auch Kinder und Jugendliche aus ganz Bayern, Deutschland und dem weltweiten Ausland. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir international einen guten Ruf in der Kinderheilkunde haben. Das ist für uns gleichermaßen Verpflichtung und Ansporn. Worin ist das Krankenhaus besonders stark? Wir sind die größte Münchner Universitätskinderklinik. Das bedeutet, dass wir auch darauf vorbereitet sind, sehr diffizile oder seltene Fälle erfolgreich zu behandeln. Dafür ist natürlich eine höchst anspruchsvolle Medizintechnik ebenso notwendig wie hervorragende Ärzte. Glücklicherweise sind alle Fachbereiche der Kindermedizin im Haunerschen durch ausgewiesene Experten vertreten. Wir sind daher auf alles vorbereitet. Professor Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor des Klinikums der Universität München. Warum brauchen wir das neue Hauner? Das Dr. von Haunersche Kinderspital ist seiner Tradition verpflichtet: Wir bieten eine umfassende Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Das denkmalgeschützte Klinikgebäude wird den Anforderungen moderner Kindermedizin aber nicht mehr gerecht. Daher ist das neue Hauner unbedingt notwendig, um auch in Zukunft medizinische Versorgung, aber auch Wissenschaft und Forschung auf höchstem internationalem Niveau zu ermöglichen. Daneben ermöglicht das neue Hauner eine noch engere Zusammenarbeit mit den Spezialisten der anderen Fächer gerade bei Innovationen zum Beispiel in Neurologie/Neurochirurgie, Herzchirurgie etc. Um wie viel Geld geht es? Der Neubau ist dank einer großzügigen Spende der Regierung des Sultanats Oman gesichert. Nun stehen wir vor der nächsten großen Herausforderung: Wir müssen die dringend 37 notwendigen zusätzlichen Forschungsflächen im neuen Hauner verwirklichen. Nur so können wir weiter dazu beitragen, Fortschritte in der Diagnose und Behandlung von chronischen und akuten Erkrankungen zu entwickeln. Wie viel fehlt noch? Bisher konzentrierte sich unsere Spendenkampagne nur auf den eigentlichen Neubau des neuen Hauner. Erst durch die gesicherte Baufinanzierung seit Ende 2014 wurde der Weg frei für den nächsten wichtigen Schritt. Die Verwirklichung der neuen Forschungsflächen kostet rund 16 Millionen Euro. Dafür benötigen wir weiterhin jede Unterstützung, die wir bekommen können. Wer sind Ihre Unterstützer? Unsere Unterstützer kommen aus ganz verschiedenen Bereichen. Zum einen haben wir viele Privatleute, die mit Spenden einen wichtigen Beitrag für unser Projekt leisten. Aber natürlich sind auch Unternehmen ein besonders wichtiger Pfeiler unserer Spendenaktion. Zudem arbeiten wir auch eng mit einigen sehr engagierten Vereinen und Stiftungen zusammen. All den Menschen, die uns bei unserem Projekt unterstützen, sind wir zu großem Dank verpflichtet. 왗 LETZTE SEITE Eine Frage noch ... Foto: ZDF ... JOHANNES B. KERNER, worauf kommt es beim Smalltalk an? „ S malltalk hat den etwas negativen Ruf eines kurzen, oberflächlichen Gesprächs. Aber was ist eigentlich ein Smalltalk? Man hat nicht viel Zeit, möchte knapp Informationen austauschen und im besten Falle etwas Ergebnisbringendes mit aus dem Gespräch nehmen. Es gibt für einen Smalltalk nur ein Rezept, wie er gelingen kann. Und das heißt: Zuhören. Nicht weghören, nicht abschweifen, sondern die volle Aufmerksamkeit schenken. Nur ein guter Zuhörer ist auch ein guter Gesprächspartner. Nur wer gut zuhört, wird auch gern gehört. So gelingt nicht nur ein Smalltalk – sondern auch ein Talk. Als ich noch mehrfach wöchentlich Gesprächssen- 38 dungen geleitet habe, war meine Berufsbezeichnung Talkmaster. Eigentlich ein Irrsinn. Listen-Master wäre korrekt gewesen. Denn Reden ist nicht die eigentliche Kunst. Sondern Zuhören. “ Johannes Baptist Kerner ist deutscher Fernsehmoderator und Talkmaster. 왗 ANZEIGE 39 Einfach aufklappen Training and Development 2015 Weiterbildung muss sitzen, damit sie individuell zu Ihnen passt: zu Ihrem Beruf, Ihrer Position, Ihrer Persönlichkeit. Sie erweitern Ihren Horizont und verbessern Ihre berufliche Position. Und vielleicht das Wichtigste: Unsere Seminare machen Spaß! Spaß am Neuen, am Austausch mit Gleichgesinnten, an frischen Ideen. Alle Seminare, Lehrgänge und Veranstaltungen werden von anerkannten Experten und erfahrenen Praktikern mit langjährigen Unternehmens- und Branchenkenntnissen durchgeführt. Weiterbilden. Weiterkommen. 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