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DIE WIRTSCHAFT Lübeck und Schleswig-Holstein DIENSTAG, 24. SEPTEMBER 2013 Sparkasse zu Lübeck ImmobilienCenter EINZELVERKAUF: 1,90 ß AUSGABE 02/13 A Auslandsbeziehungen A Generation Y A Sepa A Wein als Geldanlage Wenn es um den Handel mit fernen Ländern geht, liegen die USA, Russland, China und Indien vorn. Wir geben Einblick in die Bedingungen für geschäftliche Beziehungen mit diesen Staaten, beschreiben die Perspektiven für einzelne Branchen und lassen Unternehmen aus der Region ihSeiten 4 bis 6 re Erfahrungen schildern. Leben, um zu arbeiten – das war einmal. Die „Generation Y“ hat andere Vorstellungen vom Berufsleben als alle anderen Generationen zuvor. Sie interessiert sich weniger fürs üppige Gehalt oder den großen Dienstwagen. Stattdessen prägt sie Begriffe wie „Work-LifeBalance“ und fordert die Digitalisierung der Bewerbungsprozesse ein. Damit stellt sie nicht nur die Personalabteilungen unserer Unternehmen vor völlig neue HerausSeiten 9 forderungen. Im kommenden Februar wird das neuen Sepa-Zahlverfahren Pflicht – und zwar für jeden Kontoinhaber. Die Umstellung hat bereits begonnen. Wir erklären, was dabei Seite 15 wichtig ist. Manche kennen ihn nur als Getränk. Doch immer mehr Menschen entdecken jetzt, dass Wein auch ein vorzügliches Renditeobjekt ist. Aber auch dabei kann man sich gründlich verspekulieren.Wer auf edle Tropfen setzt, muss vor allem die Abläufe verstehen, mit denen ihr Preis festgelegt wird und sich über die Jahre entwickelt. Und natürlich einen guten Lagerort haben. Wie der Lübecker Weinkenner Carl Johann TesSeite 18 dorpf. Globale Geschäfte Der internationale Handel hat Lübeck erfasst. Wie unsere Wirtschaft weltweit verflochten ist. viele Unternehmen aus Lübeck und Schleswig-Holstein ins Ausland zieht, gibt es umgekehrt auch viele ausländische Investoren, die sich für unsere Region interessieren. Und dahinter stecke eine alte Geschichte, befindet Jan Herzberg, Projektleiter Unternehmensansiedlung bei der Wirtschaftsförderung Lübeck: „Die hanseatische Tradition macht Lübeck auch im 21. Jahrhundert zu einem Investitionsstandort erster Güte in Nordeuropa. In unmittelbarer Nähe zu Hamburg und Skandinavien laufen Logistikströme auf Straße, Schiene und Wasser zusammen, große Absatzmärkte in Nord- und Mitteleuropa können schnell erreicht werden.“ Aber unabhängig davon, in welcher Richtung gehandelt wird: Zoll- und Kontingentvorschriften, kulturelle Barrieren und die schiere Distanz hemmen bis heute vielfach den globalen Handel. Die Dynamik der über die EU-Grenzen hinausgehenden internationalen Kooperationen zeigt jedoch vor allem eines: Die Entwicklung sicherer und verbindlicher weltweiter Geschäftsverbindungen ist ein unumkehrbarer Prozess, der sich in der Zukunft verstärkt fortsetzen A wird. USA, Russland, China – die Handelsverbindungen der Unternehmen in unserer Region gehen weit über die Europäische Union hinaus. Und die ausländischen Investoren im Großraum Lübeck kommen längst nicht mehr nur aus Skandinavien oder Großbritannien. Von Oliver Schulz Lübeck global. Von der Hansestadt und den umliegenden Regionen aus werden im neuen Jahrtausend erfolgreich weltweit Geschäft gemacht. sächlich einmal knapp unter hohen Prognosewerten liegt. Dabei lassen sie sich auch nicht von Widrigkeiten entmutigen, die Teil eines jeden schnellen Aufholprozesses in Schwellenländern sind.“ Aber auch die USA würden wieder entdeckt: „Neben den bekannten international agierenden Konzernen aus der Medizintechnik oder dem Maschinenbau wagen heute erfreulich viele kleine und mittelgroße Unternehmen den Schritt auf Drittlandsmärkte“, so Friederike C. Kühn. In den USA sind heute besonders Hersteller von Lebensmitteln oder von Maschinen für die Ernährungsindustrie aus unserer Region stark vertreten. In Russland sind neben den Maschinenbauern Betriebe aus sehr verschiedenen Branchen aktiv – wie etwa Automotive, Energie, Nahrungsmittel und Gebäudetechnik. In Indien dominieren dagegen Werkzeughersteller, Produzenten von chemischen Erzeugnissen, die Medizintechnik und ebenfalls der Maschinenbau. Doch ob das Logistikunternehmen, das sich in Russland ansiedeln will, oder der Lebensmittelhersteller, der die USA ins Visier nimmt, ob schlechte Verkehrsinfrastruktur in Indien oder die Copy- right-Probleme in China: Die Unsicherheiten und Fragen, wenn es um ferne Investitionsziele geht, sind zahlreich. Der Beratungsbedarf ist erheblich. Deshalb unterstützt die IHK zu Lübeck die internationalen Anstrengungen ihrer Mitgliedsbetriebe durch Einzelberatungen und Fachseminare zu Fragen der Umsatzsteuerproblematik, der Exportkontrolle bis hin zu Vertragsangelegenheiten und Finanzierungsherausforderungen im Außenhandel. Auch bei der eigentlichen Erschließung von Auslandsmärkten ist die IHK Partner ihrer Mitgliedsunternehmen wenn es darum geht, einen geeigneten Markteinstieg oder den optimalen Vertriebsaufbau zu erörtern. „Enge Kontakte zu unseren Mitgliedsunternehmen ermöglichen auch die Produktion fundierter Expertisen und Stellungnahmen“, erklärt Werner Koopmann, Geschäftsbereichsleiter International der IHK zu Lübeck: „So schreiben wir gerade im Verbund mit anderen IHKs an einer Empfehlung zu Details des zu schließenden Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA.“ Wichtiger Partner der IHK, wenn es um das Geschäft mit dem nicht zur Europäischen Union gehörenden Ausland geht, sind das Netz der 80 deutschen Auslandshandelskammern (AHK) sowie die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH). Sie helfen kleinen und mittelständischen Unternehmen beim Einstieg und loten gemeinsam die spezifischen Optionen aus. Worauf diese Institutionen weniger vorbereiten, sind indes die kulturellen Besonderheiten in den jeweiligen Zielländern. Besonders in asiatischen Ländern geben die Umgangsformen vielen Neuinvestoren richtiggehende Rätsel auf. Gleichzeitig ist aber auch beobachten, dass sich Sitten und Etikette weltweit immer mehr angleichen. Zumindest in den Großstädten entwickelt sich eine internationalen Geschäftsatmosphäre. „Zum Glück gibt es mittlerweile viele Chinesen, die im Ausland studiert haben, berichtet Business Development Managerin Kathrin Kessler von der Firma Rako im südstormarnschen Witzhave. „Das erleichtert natürlich die Kommunikation innerhalb des Unternehmens und zwischen den Standorten.“ Auslandsgeschäfte sind aber nie eine Sackgasse. Genauso wie es 419850 3701909 20039 Das Einkaufen neu erleben! Entdecken Sie den perfekten Mix aus Einkaufen, Service, Gastronomie und Unterhaltung. www.citti-park.de Die Hanse hat es vorgemacht. Vor mehr als sieben Jahrhunderten brachen niederdeutsche Kaufleute auf, um von Lübeck und anderen Städten aus Handel mit den Ländern des europäischen Nordens zu führen. Aus dem Zusammenschluss von Handeltreibenden, der vor allem der Sicherung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen im Ausland diente, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine internationale Vereinigung von Städten. Heute scheint die Welt kleiner geworden zu sein. Globalisierung ist ein Begriff, der seit Jahrzehnten auf zahlreiche Lebensbereiche angewendet wird – nicht nur auf ökonomische Beziehungen. Und deshalb ist es auch für die Lübecker Wirtschaft schlicht gewöhnlich, nicht nur in den europäischen Nachbarländern aktiv zu sein. Sondern weltweit. So stehen Hunderte Unternehmen aus der Region in direkten Handelsbeziehungen mit Ländern wie Russland und den USA, China, Indien und den Länden das Nahen Ostens. Zahlreiche Firmen haben Niederlassungen oder Vertretungen in diesen Staaten. Und – ganz ähnlich wie zu Zeiten der Hanse – liegt auch heute auf Russland ein starker Fokus der Lübecker Wirtschaft. Besonders der Handel schleswig-holsteinischer Unternehmen mit Nordamerika, dem Nahen und dem Mittleren Osten sowie den Staaten der ehemaligen Sowjetunion hat sich nach Angaben des Statistischen Amtes in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt. Die Wirtschaft aus dem Großraum Lübeck hat daran maßgeblich Anteil. „Die Unternehmen im IHK-Bezirk Lübeck haben sich in den vergangenen Jahren von einer rein europäischen Ausrichtung weitgehend gelöst“, sagt Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck. „Sie sind dort präsent, wo nachhaltig überdurchschnittliches Wachstum nur noch dann eine Schlagzeile wert ist, wenn es tat- sse Die Top-Adre n in Sache style d Mo e & Life Mo. - Sa. bis 20 Uhr I 2.200 kostenlose Parkplätze DIE WIRTSCHAFT – Das neue Informationsblatt für Entscheider und Mitdenker in Unternehmen der Region Lübeck und Schleswig-Holstein. 2 Dienstag, 24. September 2013 INTERNATIONALER HANDEL STANDPUNKT „Unser Außenhandel ist ein Erfolgsfaktor“ Von Reimer Böge Mitglied des Europäischen Parlaments. Reimer Böge, Europaabgeordneter für Schleswig-Holstein (CDU). A IMPRESSUM DIE WIRTSCHAFT Verlag und Druck: Lübecker Nachrichten GmbH Herrenholz 10-12, 23556 Lübeck Tel. 0451/144-0 E-Mail: info@die-wirtschaft.info Redaktion: Tessa Maiborg (v.i.S.d.P.) Tel. 0451/144-1790 Christian Risch Oliver Schulz Autoren und Fotografen: Jürgen Adamek, Philipp Aissen, Christina Düvell-Veen, Anne Fidelak, Tim Jelonnek, Nathalie Klüver, Natalia Sadowskaya, Olaf Malzahn, Holger Marohn, Ulf-Kersten Neelsen, Carola Pieper, Heiko Pump E-Mail: redaktion@die-wirtschaft.info Anzeigen: Rüdiger Kruppa (v.i.S.d.P.) Christian Rogge Tel. 0451/144-1201 E-Mail: media@die-wirtschaft.info Foto: Christina Düvell-Veen ziell der Ostseeraum haben das Potential, sich als zukünftige HauptWachstumsachse in Europa zu etablieren und Schleswig-Holstein kann an dieser Entwicklung teilhaben. Dafür müssen aber die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden, zu denen in erster Linie auch eine zukunfts- und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur gehört. Insofern fordere ich die Landesregierung auf, die 2008 in der „Ahrensburger Liste“ durch die norddeutschen Bundesländer beschlossenen Verkehrsprojekte so schnell wie möglich zur Baureife zu führen. Nur auf dieser Grundlage können diese Projekte bei freiwerdenden Mitteln im Bundeshaushalt sofort umgesetzt, EU-Mittel eingeworben und eine Entlastung der vorhandenen Verkehrswege herbeigeführt werden. Darüber hinaus müssen die norddeutschen Bundesländer gemeinsam mit den nordeuropäischen Nachbarn einen „Masterplan Nordeuropäische Infrastruktur“ erarbeiten. Zur Durchführung der notwendigen Sanierungs- und Baumaßnahmen ist es erforderlich, alle in Frage kommenden Finanzierungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Öffentlich Private Partnerschaften oder die Anpassung der Gebühren für Schwertransporte vorbehaltlos zu prüfen. Darüber hinaus ist es dringend notwendig, den anstehenden Finanzbedarf für Infrastrukturprojekte zu ermitteln und zeitnah sinnvolle, neue Möglichkeiten der Finanzierung umzusetzen. Außerdem bedarf es schnellerer Planungs- und Vergabeverfahren. Nur wenn Nordeuropa mobil bleibt, können wir in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts nachhaltigen Wohlstand für Schleswig-Holstein, Deutschland und Europa sichern. Die Landesregierung muss ihrer Verantwortung für den Ruf und das Ansehen des Wirtschaftsstandortes Schleswig-Holstein gerecht werden! FINANZEN & MARKETING 24 Lübeck regional Investitionen und Einweihungen: Wichtige UnternehmensAktivitäten der vergangenen Monate. INHALT SCHWERPUNKT INTERNATIONALER HANDEL Seiten 1 bis 8 3 Lübeck international Ernährungswirtschaft und Logistik: In welchen Branchen sich ausländische Unternehmen im Großraum Lübeck engagieren. 4 bis 6 Auslandsaktivitäten USA und Russland, China und Indien: In welchen Nicht-EULändern sind Unternehmen aus unserer Region besonders aktiv? Welche Wirtschaftszweige bieten die besten Chancen? Welche Herausforderungen und Perspektiven gibt es? 8 Der Russland-Experte Interview mit Lutz Jürgensen, der seit 1989 als „Türöffner“ für deutsche Unternehmen in Russland arbeitet: „Die unübersichtlichen und extrem schwierigen Zeiten sind vorbei.“ Seiten 15 bis 22 15 Sepa kommt Im kommenden Jahr treten neue Regeln für Banküberweisungen in Kraft – mit Kontonummern, die 22 Stellen haben. ARBEITSWELT Seiten 9 bis 14 16 Strategien und Stichtage Richtig investieren: Steuern zu sparen heißt nicht automatisch, dass sich der Gewinn nach Steuern nachhaltig erhöht. 9 Generation Y Wie eine neue Generation von jungen Menschen die Arbeitswelt prägt. 10 Moin España Mit welchen Angeboten Unternehmen und Institutionen ausländische Fachkräfte in die Hansestadt locken. Vertrieb: Rüdiger Kruppa (v.i.S.d.P.) Die Verteilung erfolgt direkt und personalisiert an 10 000 ausgewählte Adressen von Unternehmen und Führungskräften der Region Lübeck und Schleswig-Holstein. Tel. 0451/144-1620 E-Mail: info@die-wirtschaft.info Erscheinungsweise: 4 x jährlich Nächster Erscheinungstermin: November 2013 Der Außenhandel Schleswig-Holsteins hat sich zu einem wichtigen Erfolgsfaktor für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze entwickelt. Die Bedeutung lässt sich auch anhand der Exportzahlen belegen. Im vergangenen Jahr sind aus Schleswig-Holstein Waren im Wert von 18,8 Milliarden Euro exportiert worden, was eine Steigerung von 2,9 Prozent im Vergleich zu 2011 bedeutet. Seit dem Jahr 2000 stieg der Warenwert im Export ständig, abgesehen von einem Einbruch im Jahr 2009 (14,8 Milliarden Euro). Vor 13 Jahren lag der Wert noch bei 10,7 Milliarden Euro und stieg bis heute um 74 Prozent. Gerade dem Handel mit Dänemark kommt eine überragende Bedeutung zu. Dorthin wurden Waren im Wert von 1,5 Milliarden Euro abgesetzt. Danach folgen die Vereinigten Staaten (1,32 Milliarden Euro), die Niederlande (1,29 Milliarden Euro) und das Vereinigte Königreich (1,25 Milliarden Euro). Die bedeutendsten Märkte für Schleswig-Holstein sind die europäischen Länder, die alle zusammen im vergangenen Jahr Waren im Wert von 12,7 Milliarden Euro (68 Prozent der gesamten Auslandslieferungen) aus Schleswig-Holstein bezogen. Dass der Handel eine wichtige Bedeutung für Schleswig-Holstein hat, erklärt sich ebenfalls aus seiner geografischen Brückenfunktion für die gesamte Bundesrepublik. Schleswig-Holstein ist das deutsche Tor zu den skandinavischen Ländern und gleichzeitig für unsere nördlichen Nachbarn der Zugang zu Mittel- und Westeuro- pa. Dadurch wird ein Großteil des deutschen Außenhandels über die Häfen in Schleswig-Holstein, aber natürlich auch in Hamburg abgewickelt und so ein wichtiger Anteil am gesamtdeutschen Bundesinlandsprodukt erwirtschaftet. Experten prognostizieren auch in den kommenden Jahren einen weiteren Aufschwung des Handels in Schleswig-Holstein, auch getrieben durch die Ostseeregion, die der dynamischste Wirtschaftsraum in Europa ist. Die Länder im Ostseeraum glänzen durch Wachstum und Innovation. Durch die europäische Brille betrachtet ist die Ostsee seit der Erweiterung 2004 nahezu ein „Binnenmeer“ geworden. Trotz zahlreicher Unterschiede in wirtschaftlicher, ökologischer und kultureller Hinsicht bilden die Ostseeanrainer einen „Binnenraum“ und sind in vielfältiger Weise eng miteinander verbunden. Eine Erfolgsgeschichte, die stark an jene der Hanse erinnert. Aufgrund der „EU-Strategie für den Ostseeraum“ – übrigens der ersten spezifischen Regionalstrategie – erfährt die Ostseeregion in letzter Zeit zusätzliche politische Impulse und eine erhöhte Aufmerksamkeit. Ziel der Strategie ist es, die Anstrengungen verschiedener Akteure auf unterschiedlichen Ebenen aufeinander abzustimmen. Schwerpunkte zur Zusammenarbeit sind dabei: Bemühungen zur Steigerung des Wohlstands, bessere Infrastruktur, Förderung der Sicherheit und eine nachhaltige Umwelt. Auch im Hinblick auf die nächste Förderperiode der EUStrukturpolitik ab 2014 gilt es, diesen Umstand zu nutzen. So werden verstärkt Initiativen und Projekte förderfähig sein, die Themenbereiche der EU-Strategie EUROPA 2020 aufgreifen. Straßen, Brücken, Schienen und Wasserwege in Schleswig-Holstein sind die Lebensadern ganz Nordeuropas. Nordeuropa und spe- 11 Eine Kita gründen Dabei gibt es genaue Vorschriften zu beachten. Manchmal sind Alternativen sinnvoller. Fotos: Klüver/Adamek/fotolia 3 Lübeck international Der Hafen ist ein wichtiger Standortvorteil. 11 Eine Kita gründen Bestimmungen und Gesetze: Was bei der Gründung einer Kindertagesstätte im Unternehmen zu beachten ist. Und wie man dafür Unterstützung bekommt. 17 Geld für den Mittelstand Mit welchen Finanzierungsprogrammen kleine und mittlere Unternehmen „flüssig“ bleiben können. 25 Termine Messen und Veranstaltungen in der Region 26 Selbstorganisation Coach Kristine Qualen erklärt, wie man zwischen E-Mails, Präsentationen und Terminen im Berufsalltag einen ruhigen Kopf bewahrt. 27 Mit dem Fischer unterwegs Quoten, Maschengrößen und die Frage der Nachhaltigkeit: Ein Morgen auf Dorschfang mit einem langjährigen Fischer in der Lübecker Bucht. 18 und 19 Köstliche Rendite Kenner setzen auf Wein. Nicht um ihn zu trinken – sondern zu lagern. Und damit beträchtliche Gewinne zu erzielen. 12 und 13 Fremde Sitten Die Traditionen und die Mentalität in fremden Ländern zu verstehen, ist unerlässlich, um dort Geschäfte zu machen. Was in verschiedenen Kulturkreisen zur Etikette gehört. Und welche Fettnäpfchen drohen. 20 und 21 Online-Kaufglück Internet-Shops werden immer beliebter. Was beim Aufbau des elektronischen Geschäftes zu beachten ist. 14 Survival-Training Frei sein und stark sein – wie Survival-Training gestressten Büromenschen hilft, wieder zu sich selbst zu finden. Eine Reportage über 30 Stunden Überlebensübungen in einem Wald bei Bad Malente. Seiten 23 bis 28 PANORAMA 23 Hansebelt Die Region Hansebelt will im Verbund mit Hamburg und dem Öresund Wissensregion Nummer eins in Europa werden. 20 und 21 Online-Kaufglück Unternehmen müssen auf digitalisiertes Konsumverhalten reagieren. DIE WIRTSCHAFT – Das neue Informationsblatt für Entscheider und Mitdenker in Unternehmen der Region Lübeck und Schleswig-Holstein. Dienstag, 24. September 2013 3 INTERNATIONALER HANDEL Hafen und Gewerbegebiete, Straßenverbindungen und Naherholungsgebiete machen Lübeck interessant für ausländisches Kapital. Foto: Jürgen Adamek AUSLÄNDISCHE UNTERNEHMEN IN LÜBECK Investitionen in hanseatische Tradition Im Zentrum europäischer Verkehrsströme und mit starkem Fokus auf die Ernährungswirtschaft lockt die Region ausländische Investoren. Mehr als 200 000 Einwohner in der Stadt selbst, ein Einzugsgebiet von 6,5 Millionen Menschen, hervorragende Bildungs-, Kultur- und Freizeitmöglichkeiten: Lübeck ist eine attraktive Region für ausländisches Investment. Von Oliver Schulz Vor allem die Verkehrsinfrastruktur ist ideal: Die Hansestadt ist gleichzeitig Europas südwestlichster Ostseehafen und verfügt über eine kurze Anbindung an die Region Hamburg. Als ein zentraler Knotenpunkt liegt Lübeck an der Autobahn 1, die Westeuropa auf einer geraden Linie mit Skandinavien verbindet. Die Ostseeautobahn A20 dagegen öffnet Lübeck auch auf dem Landwege den baltischen Raum. Zudem lockt Lübeck internationale Investoren mit einer großen Zahl von hoch qualifizierten und spezialisierten Arbeitskräften. So studieren rund 8000 Menschen an den Lübecker Hoch- und Fachhochschulen. Als „weicher“ Faktor kommt die hohe Lebensqualität hinzu: Welche Stadt bietet sonst eine solche Verbindung von Natur direkt vor der Haustür und einer kulturellen Tradition, die ihresgleichen sucht? Bekannte ausländischen Unternehmen, die die Vorteile der Region erkannt haben, sind zum Beispiel die Firmen Campbells und B/E Aerospace, Honeywell und SPX aus den USA sowie Bluestar Silicons, die in den USA, China und Frankreich aktiv sind. Die meisten Investoren kommen laut Jan Herzberg, Projektleiter Unternehmensansiedlung bei der Wirtschaftsförderung Lübeck, aus den USA, dem Vereinigten Königreich, Schweden und Finnland. „Die technologische Kompetenz von Einzelunternehmen führte dazu, dass ausländische Firmen Interesse bekamen und die Unternehmen aufkauften oder als Partner einstiegen. In Lübeck ansässige Spezialmaschinenbauer wie Gerstenberg Schröder oder spezialisierte B2B-Zulieferbetriebe wie G. C. Hahn sind gute Beispiele für das Interesse aus dem angloamerikanischen Raum.“ Gerstenberg Schröder wurde jüngst von SPX übernommen, der Lebensmittel- Über 35x in Deutschland und 1x in Lübeck! 23554 Lübeck · Fackenburger Allee 56 Tel. 0451/4 99 86 56 technologieanbieter G. C. Hahn von dem britischen Unternehmen Tate & Lyle. Schwerpunkte der ausländischen Aktivitäten im Großraum Lübeck sind Spezialmaschinenbau, Flugzeugteile, Chemie, Ernährung, Logistik und Medizintechnik. Ein besonderer Fokus liegt auf der in unserer Region starken Ernährungswissenschaft. Mit etwa 100 Unternehmen stellt sie im Großraum Lübeck nicht nur den größte Produktions-Cluster sondern auch den drittgrößten Export-Cluster dar. Die Wirtschaftsförderung Lübeck beziffert den Branchenumsatz auf jährlich etwa 550 Millionen Euro. Für ausländische Investoren besonders interessant ist die exzellente Infrastruktur für diese Branche, mit einer großen Anzahl von Serviceanbietern und einer starken Zulieferindustrie. Landwirtschaft und Fischerei, Verpackungsindustrie und Anlagenbau, der starke Logistiksektor, ein breit aufgestellter Medien- und IT-Sektor sowie Labore und Forschungseinrichtungen bilden ein hochentwickeltes Netzwerk – und somit eine breite Basis für die Nahrungsmittelindustrie in der Region. Für Schlagzeilen sorgte vor drei Jahren die Übernahme des Maschi- nenbauunternehmens Gerstenberg Schröder durch die amerikanische SPX. Das traditionsreiche Lübecker Unternehmen stellt Maschinen für die Herstellung von Margarine, Butter und andere Produkte her. Infolge der Übernahme wurden Teile der Produktion aus Lübeck nach Polen verlegt und Mitarbeiter entlassen, Beobachter gehen davon aus, dass der Standort Lübeck mittelfristig aufgelöst wird. Dennoch ist SPX ein gutes Beispiel für das Interesse eines ausländischen Unternehmens im Großraum Lübeck. „Die Region hat eine lange Geschichte im Lebensmittelbereich, zudem gibt es für diesen Bereich spezielle Bildungsangebote“, sagt Derek Read, General Manager von SPX Flow Technology in Lübeck. Entgegen den Annahmen, der Standort Lübeck könnte geschlossen werden, betont er dessen Bedeutung: „Unsere Niederlassung in Lübeck ist das Zentrum für den Verkauf, Projektmanagement, Konstruktion und Nachrüstung für einen internationalen Kundenstamm. Sie ist nahe an Hamburg gelegen, was Reisen zu Kunden ermöglicht. Unsere Exporte gehen entweder über den Hamburger Flughafen oder den dortigen Hafen.“ Die günstige Verkehrslage be- dingt auch die Stärke der Logistikindustrie in der Region. Laut Wirtschaftsförderung Lübeck sind mehr als 5000 Beschäftigte in 140 Unternehmen der Lübecker Logistikwirtschaft tätig, davon arbeitet ein Großteil direkt mit dem Lübecker Hafen oder den regionalen Verladebetrieben zusammen. Rund 200 000 Neufahrzeuge werden per annum aus in den gesamten Ostseeraum verschifft, 3,5 Millionen Tonnen Papier- und Forstprodukte werden jedes Jahr umgeschlagen. Entsprechend stark ist auch in dieser Branche das internationale Engagement. Ein bekanntes Beispiel ist die B/E Aerospace. Das Unternehmen war bis 2003 Teil der Dräger GmbH. Heute bietet B/E Aerospace Lübeck eine große Bandbreite von Sauerstoffgeräten an, etwa für den Airbus oder den Eurofighter. Knapp 300 Angestellte und Zulieferer arbeiten nach Angaben des Unternehmens in Lübeck. Die meisten kommen demnach aus Lübeck und aus Mecklenburg Vorpommern. Dede Potter, Sprecher von B/E Aerospace, betont die Bedeutung des Standorts innerhalb des Konzerns: „In Lübeck geht derzeit die Entwicklung des Sauerstoffsystems und des Passenger-ServiceUnit-Systems für den Airbus A350 XWB in die Endphase. Da die Zahl der Auslieferungen des A350 in den kommenden Jahren ansteigen werden, wird dies das Wachstum der Niederlassung beschleunigen.“ Zahlreiche weitere Programme seien in der Entwicklung. „Die Niederlassung in Lübeck bleibt zudem Weltführer bei der Entwicklung und Produktion von chemischen Sauerstoff-Generatoren für Flugzeuge und wird diese Expertise ebenso weiter ausbauen wie die Reparaturkapazitäten für Boeing in Europa und dem Mittleren Osten.“ Trotz des Interesses ausländischer Investoren und des günstigen Umfeldes bemängelt Jan Herzberg von der Wirtschaftsförderung Lübeck, dass die Voraussetzungen für ausländische Investitionen schlechter würden: „Genehmigungsprozesse für Bauvorhaben werden komplexer, da die Anforderungen von Seiten der Unternehmen sowie Verwaltung und Verbänden steigen.“ In der Zukunft würden auch Kaufverträge noch komplexer, um alle Eventualitäten abzubilden. „Investitionen werden damit nicht leichter.“ Gleichzeitig geht er aber davon aus, dass die Gründungsneigung im Bereich der Hochschulen steigen werden: „In diesem Bereich besitzt Lübeck viel A Potenzial.“ Wir habens … … über 15 Hersteller über 1000 Farben! 22081 Barmbek-Süd · Dehnhaide 1 Tel. 040/20 97 66 80 Wir könnens … 20354 Innenstadt · Esplanade 41 Tel. 040/30 30 96 71 … Aufmaß, Beratung und Montage! 22529 Lokstedt · Siemersplatz 4 Tel. 040/55 77 99 77 Außendienst Service: r Ort! 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Gut 20 Unternehmen aus dem Bezirk der IHK zu Lübeck lassen sich in Russland vertreten, weitere fünf sind mit Niederlassungen präsent, 200 stehen von Schleswig-Holstein aus in direkten Geschäftsbeziehungen mit russischen Unternehmen. Darunter sind zunehmend auch Dienstleister wie etwa Ingenieurbüros. Von Fabian Joeres Der Kreis der Unternehmen aus dem Bezirk der IHK zu Lübeck spiegele die Streuung des Unternehmensbesatzes wider, sagt Werner Koopmann, Geschäftsbereichsleiter International bei der IHK zu Lübeck. „Wir finden also Maschinenbauer unterschiedlicher Spezialisierung wie beispielsweise Automotive oder Energie sowie Nahrungsmittel, aber auch Gebäudetechnik.“ Russland werde es in den nächsten Jahren nicht gelingen, endogene Wachstumsschübe freizusetzen, so dass die Abhängigkeit von externen Impulsen hoch bleibt: „Also nimmt der Druck auf Mittelständler zu, nicht nur Handel mit Russland zu treiben, sondern sich vor Ort niederzulassen. Nach wie vor fehlen in Russland Strukturen und Institutionen, die ein Engagement vor Ort erleichtern würden. Die nicht müde werdende Hoffnung auf dauerhaftes Wachstum und ein liberales Wirtschaftsregime und nicht zuletzt die enorm steigende Kaufkraft im Land bleiben auch für unsere Unternehmen hochattraktiv. Das bestätigt Mirco Nowak, stellvertretender Vorsitzender der Russisch-Deutschen Handelsgilde in Hamburg: „Russland ist ein dynamischer Markt mit hervorragendem Entwicklungspotenzial.“ Und es ist ein hungriger Markt, der von expansionswilligen Unternehmen der EU, insbesondere aus Deutschland, bedient werden will. Um bestehende Handelsbeziehungen zu festigen und Unsicherheiten zu beseitigen, trat Russland im vergangenen Jahres als 156. Mitgliedstaat der WTO bei. Mit Erfolg, glaubt man dem Handelsexperten. „Grundsätzlich besteht in Russland heute eine wesentlich höhere Rechtssicherheit bei Transport, Zoll und Abgaben, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war“, so Nowak. Auch sei man im „Besonderen bestrebt, ausländische Investoren zu begleiten und gegen Behördenwillkür zu schützen“. Wirtschaftsexperten, wie auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, hatten nicht zuletzt aus diesen Sicherheitsgründen den Beitritt begrüßt. Schließlich sei mit dem Land auch „die letzte große Volkswirtschaft der Organisation beigetreten“. Die Hoffnungen, den russischen Markt künftig noch besser bedienen zu können, waren groß; trug doch allein die deutsche Wirtschaft im Jahr 2012, vertreten durch 6 300 Firmen, die in Russland aktiv sind, rund 35 Prozent der EU-Exporte nach Russland. Deutschland ist zweitgrößter Handelspartner Russlands nach China. Als Initialzündung für den Ausbau der Beziehungen sollten gleich nach dem offiziellen Anschluss die Vereinfachung der Marktzugangsbedingungen ausländischer Firmen in zahlreichen Dienstleistungssektoren sorgen, ebenso wie die Anpassung russischer Außenhandelsprozedere an WTO-Standards. Auch Senkungen der allgemeinen Importzölle von ehemals zehn Prozent auf 7,8 Prozent sollten den Handel beleben. Industriegüter wurden nur noch mit 7,3, statt der ehemals 9,5 Prozent versteuert, Agrarprodukte nur noch mit 10,8, statt der ehemaligen 13,2 Prozent. Insbesondere die deutsche Automobil- und Investitionsgüterindustrie rechnete sich damals massive Exportchancen aus; für deutsche Firmen allein sollten sich jährlich insgesamt rund eine Milliarde Euro an Zolleinsparungen ergeben. So weit die Theorie. Doch wie gestaltet sich der Handel mit Russland in der Praxis, wie bewerten Experten die Handelsbeziehungen mit Russland aus heutiger Sicht? Annette Moritz, Außenwirtschaftsberaterin von der Agentur Wirtschaftsförderung und Technologietransfer in Schleswig-Holstein (WTSH), hat sich die Pflege der Handelsbeziehungen Schleswig-Holsteiner Unternehmen mit Russland, aber auch die Erstberatung für an einer Expansion interessierte Firmen nach Russland zur Aufgabe gemacht. Die Außenhandelsexpertin erklärt den Ursprung der guten Handelsbeziehungen beider Länder bereits mit den frühen Aktivitäten der Hanse, der Anschluss des Landes an die WTO hätte diese Beziehungen nur noch weiter intensiviert. Insbesondere die Ostseehäfen beider Länder, wie die russische Exklave Kaliningrad und die schleswig-holsteinischen Hafenstädte Kiel und Lübeck, hätten schon immer Zeugnis für einen intensiven Austausch beider Länder abgelegt. Der Handel wächst stetig Heut wachse der Handel beider Länder miteinander stetig. Insbesondere Produkte und Leistungen aus Schleswig-Holstein, wie Güter der maritimen Wirtschaft, Transport-Logistik, der Ernährungwirtschaft, Medizintechnik und Umwelttechnik, werden in Russland besonders nachgefragt, so Moritz. Daher suchten russische Firmen heute stärker aktiv nach Kontakten zu deutschen Unternehmen, als noch vor fünf bis sechs Jahren. Sei es über das Internet, oder aber die klassische Fachmesse. Moritz erklärt dies mit einer stärkeren internationalen Ausrichtung rus- sischer Firmen. Auch dies sei dem Internet geschuldet – Kontakte ließen sich leichter aufbauen und pflegen, Suchmaschinen erleichterten die Akquise. Ein Unternehmen, das sich bereits erfolgreich am russischen Markt etablieren konnte, ist die Firma dls. Die Logistikexperten mit Firmensitz in Siek erwirtschaften in Russland im Jahr 2012 bereits 14 Millionen Euro Umsatz – Tendenz steigend. Die Zahlen der Firma spiegeln wider, was sich Wirtschaftsexperten vom Betritt der Föderation an die WTO erhofft hatten, nämlich einen Ausbau der Geschäftsbeziehungen: „Für uns ist Russland der Hauptwachstumsmarkt schlechthin“, sagt May-Britt Schrader, Leiterin der Abteilung Seehafen, Stückgut und Vertrieb der Firma dls. „Da wir die gesamte Logistikkette anbieten, von Transport, über Verzollung bis hin zur Lagerung, haben wir einen starken Kundenzulauf von deutschen und russischen Unternehmen.“ Aufgrund der großen Nachfrage habe das Unternehmen die Manpower in Russland erst kürzlich stark ausgebaut. Ein Selbstgänger sind diese Aktivitäten allerdings nicht, betont Annette Moritz vom WTSH. „Wirtschaftliches Engagement in Russland kann nur dann erfolgreich sein, wenn man einige Punkte beherzigt“, so die Außenhandelsexpertin. „Man muss präsent sein und das bestehende Netzwerk pflegen.“ Außerdem müsse man sich bedingungslos auf das Land und die Mentalität seiner Bewohner einlassen können. Dies ließe sich jedoch fast ausschließlich mit russisch-sprachigen Mitarbeitern erreichen, wenn diese auch mit den Gepflogenheiten vor Ort vertraut seien. Die Beobachtung teilt auch May-Britt Schrader von der Firma dls: „Da die Ansprüche in den Regionen sehr unterschiedlich sind, pflegen unsere Kontakte zu russischen Unternehmen ausschließlich Mitarbeiter aus dem jeweiligen Kulturkreis“. Neben den kulturellen Unter- schieden als Hemmnis gibt es laut Moritz für einige Produkte zudem noch immer Bestimmungen, die den Handel erschweren. Als Produktgruppen nennt die Wirtschaftsexpertin insbesondere Medizintechnik und Güter der Ernährungswirtschaft, die teilweise komplizierte und aufwendige Zertifizierungen und Registrierungen erfordern. „Sind diese Bestimmungen jedoch erfüllt“, so Moritz weiter, „stellen sich schnell positive Erfahrungen ein“. Für interessierte Firmen bieten die IHK, die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer, das WTSH mit seiner Dependance SchleswigHolstein Business Center (SHBC) Russland und die deutsch-russische Handelsgilde zahlreiche Möglichkeiten, potentielle Handelsbeziehungen zu analysieren. Die Dienstleister stellen Know-how zur Verfügung, um Kontakte herzustellen, Geschäftsreisen zu organisieren oder bei Korrespondenzen zu helfen. A Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Haus der Deutschen Wirtschaft Breite Straße 29 10178 Berlin Tel: +49 30 2028-1452 www.ost-ausschuss.de Industrie- und Handelskammer zu Lübeck Fackenburger Allee 2, 23554 Lübeck Werner Koopmann Geschäftsbereichsleiter International E-Mail: koopmann@ihk-luebeck.de Tel.: 0451 / 60 06 240 Johanna Schubring Referentin International E-Mail: schubring@ihk-luebeck.de Tel.: 0451 / 60 06 243 DIE WIRTSCHAFT – Zunehmende Internationalisierung in Russland, Verhandlungen über Transatlantische Union mit USA, wiedererstarkende Konjunktur in China: Dienstag, 24. September 2013 ALER HANDEL 5 USA Der lange Weg zur Wiederbelebung Der transatlantische Handel soll frischen Wind bekommen. Noch hangeln sich deutsche Firmen durch Zölle und Kontingentvorschriften. Kommt die Transatlantische Handelsunion? Die USA sind ein beliebtes Ziel für Expansionen. Doch der Handel wird durch ein Konvolut von Vorschriften gehemmt. Von Fabian Joeres Die Binnenmärkte der USA und Europas haben eine Gemeinsamkeit – beide schwächeln seit der Krise vor fünf Jahren. Nun sucht man gemeinsam nach Möglichkeiten, die Märkte wiederzubeleben. Eine Möglichkeit, die zurzeit in Betracht gezogen wird, ist die Transatlantische Handelsunion. Die Verhandlungen darüber werden wahrscheinlich Jahre dauern, der Ausgang ist ungewiss. Und dennoch: Es gilt, dem wirtschaftlich aufstrebenden asiatischen Kontinent, in erster Linie China und Russland, Paroli zu bieten und das niedrige Wachstum der eigenen Binnenmärkte anzukurbeln. Deshalb haben sich Spitzenvertreter der EU und der USA im Juli entschlossen, intensiv über das Abkommen zu verhandeln. Man will Handelshemmnisse wie Zölle oder Import-Kontingente abschaffen, um die wirtschaftliche Integration beider Staatenverbunde zu fördern. So führen ständig wechselnde Einfuhrvorschriften, umfangreiche Dokumentationspflichten und spezielle Zertifizierungsanforderungen oft zu Problemen. Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Daher fordern deutsche Unternehmen die Vertreter der Europäische Kommission und die Bundesregierung auf, diese Hemmnisse auf politischer Ebene anzusprechen auf Erleichterungen zu drängen. Trotz dieser Schwierigkeiten standen die USA 2012 für gut ein Drittel des Exportwachstums SchleswigHolsteins. Rund 30 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Lübeck sind mit Auslandsvertretungen und etwa 15 mit einer Niederlassung in den USA präsent, darunter Hersteller von Lebensmitteln oder von Maschinen für die Ernährungsindustrie. Insgesamt ist der Maschinenbau stark vertreten. „Darüber hinaus zählen wir insgesamt gut 150 Unterneh- men, die über Handelsbeziehungen, Lizenzen und so weiter mit den USA verbunden sind“, sagt Johanna Schubring, Referentin des Geschäftsbereichs International der IHK zu Lübeck: „Treibende Faktoren für den Handel mit den USA sind die Entwicklung auf den Energiemärkten und eine damit einhergehende ganz grundsätzliche Wiederbelebung der US-Industrie. Auch der IT-Industrie in den USA mit ihren Giganten von Apple bis Google werden wesentliche, von hoher Innovationskraft getragene Wachstumsschübe vorhergesagt, die auch andere Wirtschaftszweige revolutionieren könnten.“ Ein Unternehmen aus unserer Region, das in den Vereinigten Staaten aktiv ist, ist die Firma hela aus Ahrensburg. Der Hersteller des bekannten Gewürzketchups hat den US-Markt in den Fokus genommen, da US-Kunden mit entsprechenden Konsumgewohnheiten, also mit Interesse an den Produkten der Firma, aufwarteten. Noch steckt die Unternehmung in den Kinderschuhen. Stefan Schult Geschäftsführer der Hela Gewürzwerk Hermann Laue GmbH ist dennoch optimistisch: „Der amerikanische Handel ist sehr anspruchsvoll und selektiert sein Produktportfolio genau. Als deutscher Hersteller genießen wir aber einen Vertrauens- und Markenbonus, da deutsche Produkte einen guten Ruf haben.“ Bis ein Produkt aber erfolgreich am amerikanischen Markt etabliert ist, sind einige Hürden zu überwin- den. Im Fall Helas liegen diese besonders hoch. „Um Lebensmittel in den USA zu verkaufen, ist die Registrierung der Produkte bei der FDA (U.S. Food and Drug Administration) unerlässlich. Dabei sind spezifische, von der FDA festgelegte Kriterien zu erfüllen, die mittels Fragebogen oder auch durch Besuch eines Inspekteurs abgeprüft werden“, sagt Schult. Der Geschäftsführer empfiehlt an der Expansion interessierten Firmen den direkten Weg zu Konsulaten oder zu Organisationen wie der „Food Made in Germany“. Die haben sich darauf spezialisiert, deutsche Lebensmittelhersteller bei dem Aufbau eines Exportgeschäfts unter anderem in die USA zu unterstützen. Und diese Unterstützung ist für unerfahrene Firmen durchaus hilfreich, denn die Unterschiede sind vielfältig und beginnen schon bei den Geschäftsformen von US-Firmen. Da sich diese teilweise sogar von Bundesstaat zu Bundesstaat unterscheiden, sind kompetente Ansprechpartner vor Ort durchaus sinnvoll, um ein böses Erwachen zu verA meiden. ANSPRECHPARTNER Experten für Amerika Industrie- und Handelskammer zu Lübeck Fackenburger Allee 2, 23554 Lübeck Werner Koopmann Geschäftsbereichsleiter International E-Mail: koopmann@ihk-luebeck.de Tel.: 0451 / 60 06 240 Johanna Schubring Referentin International E-Mail: schubring@ihk-luebeck.de Tel.: 0451 / 60 06 243 German American Chamber of Commerce, Inc. 75 Broad Street, 21st Floor New York, NY 10004 Tel.: +1 (212) 974 -88 30 E-Mail: info@gaccny.com www.gaccny.com Mitarbeiter richten ein Etikett an einer Druckmaschine der Firma Rako in Hangzhou im Osten Chinas Landes ein. CHINA Auf Erholungskurs Die chinesische Wirtschaft scheint aus der Talsohle hinaus zu kommen. Und bietet gute Aussichten für Investoren. Hatte das chinesische Wirtschaftswachstum sich zuletzt abgeschwächt, so werden jetzt wieder positive Daten gemeldet. Wer in der Volksrepublik aktiv ist, darf sich unter anderem über einen riesigen Absatzmarkt freuen. Und über mangelndes Copyright ärgern. Von Oliver Schulz Nach einer langen Flaute ist endlich wieder Licht am chinesischen Konjunkturhimmel zu sehen: Die Außenhandelsbilanz für den Juli verzeichnete einen Zuwachs der Exporte um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch die Importe stiegen um 10,9 Prozent. Im Juni waren die Exporte im Jahresvergleich um 3,1 Prozent gesunken. Die „weichen“ Stimmungsindikatoren hellten sich ebenfalls auf. So ist nach Angaben der Großbank HSBC der von ihr ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Industrie von Juli auf August um 2,4 Punkte auf 50,1 Zähler gewachsen – der höchste Wert seit vier Monaten. Das dürfte sich auch auf den Handel zwischen Schleswig-Holstein und der Volksrepublik auswirken. Importe aus China in unser Bundesland hatten nach Angaben des Statistischen Amtes im Jahr 2005 einen Umfang von 2,8 Milliarden Euro, 2011 betrug das Volumen rund drei Milliarden Euro. Der Umfang der Exporte zog im selben Zeitraum dagegen deutlicher an: Beliefen sie sich nach Angaben des Statistischen Amtes im Jahr 2005 noch auf rund 471 Millionen Euro, so lagen sie im Jahr 2011 bereits bei knapp einer Milliarde Euro. Zu den wichtigsten im vergangenen Jahr aus der zweitgrößten Volkswirtschaft nach Schleswig- Holstein eingeführten Waren gehörten der Statistik zufolge Büromaschinen, Möbel, Rundfunk- und Fernsehgeräte, Uhren, Schuhe, Bekleidung aus Seide sowie Textilerzeugnisse. Zu den wichtigsten nach China exportierten Erzeugnissen gehörten Fahrgestelle und Motoren, Kunststoffe medizinische Geräte, chemische Enderzeugnisse und Maschinen. Die schlechten Wirtschaftsdaten der vergangenen Monate scheinen indes kaum auf die Erwartungen deutscher Investoren in China durchgeschlagen zu haben. Einer aktuellen Umfrage der German Industry & Commerce Greater China zufolge erwarten immerhin 40,5 Prozent der befragten Unternehmen, dass ihr Geschäft sich dort im laufenden Jahr verbessern werde. 38,3 Prozent bewerteten die Aussichten als unverändert im Vergleich zum Vorjahr. Zentrum der deutschen Aktivitäten in der Volksrepublik ist der Befragung zufolge Shanghai. 43,2 Prozent aller Unternehmen gaben an, dort aktiv zu sein. Die Hauptmotive der Aktivitäten sind der Absatzmarkt (72 Prozent), Nähe zu Großkunden (58 Prozent) und geringe Produktionskosten (28 Prozent). Als größte aktuelle Herausforderungen wurden in der Befragung die gestiegenen Arbeitskosten (81 Prozent) sowie qualifizierte Mitarbeiter zu finden (78 Prozent) oder zu halten (69 Prozent) angegeben. Niedrige Rohstoffpreise Gleichwohl sind geringere Arbeitskosten bis heute für Unternehmen aus unserer Region einer der wichtigsten Gründe für ihr ChinaEngagement. Ein Beispiel ist CTS Composite Technologie Systeme GmbH, die ihr Geschäft dort im Jahr 1990 begannen. In vier Werken lässt das Unternehmen heute in China Halbzeug und Bauteile aus Faserverbundwerkstoffen produzieren. „Die Personal-, Lohnneben- und Sozialkosten sind erheblich günstiger als in Deutschland. Die Rohstoffe sind um 20 bis 30 Prozent günstiger als in Europa“, sagt CTS–Geschäftsführer Joachim Wilczek. „Die Aktivitäten haben sich stark entwickelt – von der abgeschwächten Konjunktur spüren wir nichts.“ Wovon das Unternehmen aber deutlich etwas spüre sei, dass Urheberrechte im Land nach wie vor nicht viel gelten. „Um erfolgreich in China produzieren zu können, müs- sen wir sämtliche Rezepturen und technisches Know-how weitergeben, um ein wettbewerbsfähiges Produkt herstellen zu lassen. Diese Informationen nutzen die Chinesen gerne, um unsere Ideen zu kopieren und direkt in Europa zu vermarkten.“ Dennoch plane das Unternehmen weitere Investitionen: „Ich beabsichtige, mich mehrheitlich an zwei chinesischen Unternehmen zu beteiligen, um mehr Einfluss auf die Geschäftspolitik und Qualität nehmen zu können.“ Auch die Firma Rako aus Witzhave ist bereits vor längerer Zeit in das China-Geschäft eingestiegen. 2008 wurde dort die Rako Printing (Hangzhou) gegründet. Sie druckt Haftetiketten für unterschiedliche Branchen (Lebensmittel-, Automobil-, Kosmetik-, Ölindustrie), mehrheitlich aber für den Kosmetikbereich. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der deutschen Muttergesellschaft. Die Ansiedlung eines international aktiven Abnehmers war der Grund, weshalb Rako in der Volksrepublik aktiv wurde. „Einer unserer europäischen Kunden eröffnete dort ein Werk und wollte sicherstellen, dass er Etiketten gleicher Qualität in Asien beziehen kann“, erklärt Business Development Managerin Kathrin Kessler. Auch Rako habe die Folgen einer sich abschwächenden Konjunktur nicht gespürt: „2012 steigerte Rako Printing in Hangzhou den Umsatz um etwa 30 Prozent, 2014 sind 40 Prozent Umsatzwachstum geplant.“ Auf ein ähnliches Geschäftsmodell wie Rako setzt auch Nord Drivesystems aus Bargteheide. Das Unternehmen gründete 2001 ein Montagewerk in Peking, dieses zog im Oktober 2012 ins benachbarte Tianjin. Ein zweites Werk wurde 2004 in Suzhou errichtet. Zudem unterhält das Unternehmen in China zwölf Vertriebsbüros . Auch für Nord Drivesystems war Kundennähe ein ausschlaggebender Grund für die Ansiedlung in China. Das Engagement habe sich gelohnt, sagt Jörg Niermann, Bereichsleiter Marketing – und prognostiziert für China nur gute Perspektiven: „Der nationale Markt ist nach wie vor sehr stark – und wächst weiter mit jährlich zweiA stelligen Zuwachsraten.“ ANSPRECHPARTNER Fachleute für die Volksrepublik German Industry and Commerce Greater China Deutschlandbüro Bismarckstraße 45d 76133 Karlsruhe Tel.: 0721 / 1614 284 E-Mail: info@gic-deutschland.com http://china.ahk.de/de Schleswig-Holstein Business Center (Hangzhou Office) Rm. 316, Jiahua International Business Center, 15 Hangda Rd. 310007 Hangzhou, P.R. China Tel.: +86 (0)571 / 56 83 80 75 E-Mail: gyzhou@wtsh.cn http://china.ahk.de/de : So verschieden die Märkte, so aktiv sind die Unternehmen aus unserer Region im Osten Europas, jenseits des Atlantik und in Asien. OAV German Asia-Pacific Business Association Bleichenbrücke 9 20354 Hamburg Tel.: 040 / 357 55 90 E-Mail: oav@oav.de www.oav.de 6 Dienstag, 24. September 2013 INTERNATIONALER HANDEL INDIEN Abgeflautes Wirtschaftswunder Die Wachstumsraten in Indien waren einmal besser. Einzelne Unternehmen steigen aus – viele warten ab. Art von Investitionen eine sehr solide Basis. Eine Abschwächung der Konjunktur ist in einem Land wie Indien sehr relativ. Sechs Prozent und mehr Wachstum – und dies im Durchschnitt – sind ja nicht gerade Sinnbild von einer schwächelnden Konjunktur. Wir werden nicht mehr in Indien produzieren. Wir sehen allerdings, ähnlich wie in China, einen sehr interessanten Absatzmarkt dort und werden diesen A bedienen.“ Indien galt lange als eine der kommenden Wirtschaftsmächte. Doch nach den ökonomischen Liberalisierungen seit den 1990er Jahren ist die Luft raus. Das indische „Wirtschaftswunder“ hat an Fahrt verloren. Ausländische Investoren werden vorsichtiger. Von Oliver Schulz Das rasante Wachstum des indischen Marktes seit der wirtschaftlichen Öffnung in den 1990er Jahren hat viele Investoren auf den Plan gerufen. Bereits in den Jahren 1995 bis 2005 beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum auf 6,4 Prozent im Jahresdurchschnitt. In den vergangenen beiden Fiskaljahren erreichte es jedoch nur noch 6,2 Prozent. Heute ist die Wirtschaft gebremst. So prognostiziert die Reserve Bank of India ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 5,7 Prozent für die Jahre 2013 bis 2014. Die Asian Development Bank und der International Monetary Fund erwarten für denselben Zeitraum ein Wachstum von 6,0 beziehungsweise ebenfalls 5,7 Prozent. Das spiegelt sich auch im achtjährigen Rückblick auf den Handel zwischen Schleswig-Holstein und Indien wider. Nach Angaben des Statistischen Amtes sind die Einfuhren aus Indien von 116 Millionen im Jahr 2005 graduell auf rund 172 Millionen im Jahr 2011 gewachsen. Das Ausfuhrvolumen dagegen ist in diesem Zeitraum förmlich explodiert: Betrug es vor acht Jahren noch bescheidene 66 Millionen, so wird es nun auf 254 Millionen Euro beziffert. Zu den wichtigsten Importgütern aus Indien nach SchleswigHolstein zählten im vergangenen Jahr Chemische Vorerzeugnisse, Textilerzeugnisse und pharmazeutisch Grundstoffe. Bei den Ausfuhren dominierten im vergangenen Jahr Aluminium und Aluminium-Legierungen, Kupfer und Kupferlegierungen sowie chemische Vorerzeugnisse. Unter den rund 20 Unternehmen des Bezirks der IHK zu Lübeck mit einer Auslandsvertretung und der Handvoll Firmen mit Niederlassungen in dem südasiatischen Land finden sich Hersteller von Werkzeu- gen, von chemischen Erzeugnissen, dem Maschinenbau und der Medizintechnik. „100 weitere Unternehmen sind im Geschäft mit Indien involviert, sagt Werner Koopmann, Geschäftsbereichsleiter International bei der IHK zu Lübeck. Aber Indien verliere nach einer Zeit der Euphorie derzeit an Zuspruch: „Die Gefahr des Kapitalabzugs nach einer in Aussicht stehenden langsamen Normalisierung des Zinsniveaus in den USA oder Europa schwächt den Kurs der Rupie enorm. Die terms of trade für schleswig-holsteinische Exporteure werden schwächer.“ Gleichzeitig sei aber vielen Beobachtern klar, dass es vielleicht nur weniger Drehungen an bestimmten Stellschrauben bedarf, um das Land auf einen breiten und nachhaltigen Wachstumskurs zu bringen. „Vor 15 Jahren, bei unserem Start in Indien, war Indien die zukunftsträchtigste Entwicklungsnation überhaupt“, sagt Rudolf Weiler, dessen Unternehmen Digisound aus Norderstedt dort eine eigenständige Fabrik hatte, diese aber in der Zwischenzeit verkauft hat. „Die größte Demokratie der Welt, das extrem niedrige Durchschnittsalter der Bevölkerung und der technische Vorsprung durch den IT- Bereich versprachen gesunde Entwicklung, besonders gegenüber China. Leider ist im Rückblick die breite Industrialisierung und der Ausbau von Großfertigungen im Serienbereich ausgeblieben – wieder im Gegensatz zu China.“ Dennoch sind deutsche Investoren laut dem aktuellen „IGCC - Survey“ der Deutsch-Indischen Handelskammer „vorsichtig optimistisch“. Der Studie zufolge passen die Unternehmen derzeit ihre Strategien angesichts der deutlich gesunkenen Wachstumserwartungen einer veränderten ökonomischen Landschaft an. Ein großer Teil der befragten Mit- ANSPRECHPARTNER Indien-Experten Deutsch-Indische Handelskammer Citadellstraße 12 40213 Düsseldorf Tel.: 0211 360597 http://indien.ahk.de Indo German Chamber of Commerce German House, 2, Nyaya Marg, Chanakyapuri New Delhi 110 021 Tel.: +91 (0)11 / 47 16 88 88 delhi@indo-german.com http://indien.ahk.de Freizeitvergnügen in der Metropole Hyderabad: Der Mittelstand ist schwächer gewachsen als erwartet. glieder der Deutsch-Indischen Handelskammer erklärte in der Studie aber auch, zurückhaltender zu sein, was Einstellungen, Investitionen und Lohnsteigerungen betrifft. Gleichwohl sehen viele Unternehmen aus unserer Region in Indien noch immer große Chancen. Die Firma Tipper Tie aus Glinde ist seit vier Jahren auf dem Subkontinent aktiv. Das Unternehmen hat eine Vertretung in Gurgaon im Großraum Delhi. Das Maschinenbauunternehmen will dort ein Geschäft etablieren, das sich hauptsächlich auf die Fleischverarbeitung konzentriert. Zwar ist das Wirtschaftswachstum dort in den letzten Jahren etwas ins Stocken geraten, aber mit 1,25 Milliarden Einwohnern hat Indien ein großes Potential“, sagt Dejan Trajkovi, Area Sales Manager bei Tipper Tie. „Das Land ist noch sehr unterentwickelt in Bezug auf die Konsumgesellschaft, das heißt es gibt kaum Supermarktketten, wie wir sie kennen.“ Dem Unternehmen gehe es aber nicht nur um das schnelle Geschäft: „Der Wohlstand nimmt zu, und damit auch das Bedürfnis an verarbeiteten Lebensmitteln.“ Ein besonders großes Problem im Geschäft mit Indien sei indes die Logistik. „So verderben etwa 50 Prozent der Früchte und Gemüse auf dem Transport aufgrund fehlender Kühlung. Somit wird es für Fleischprodukte nicht einfacher sein. Die Infrastruktur muss erst noch erschlossen werden“ Die Nord Drivesystems aus Bargteheide hat seit 2005 in Indien ein Vertriebsbüro. In der westindischen Stadt Pune wurde im November 2007 zudem ein Montagewerk mit 4000 Quadratmetern Produktionsfläche eröffnet. Die indische Nord Drivesystems Pvt. Ltd. ist eine hundertprozentige Tochter mit etwa 100 indischen Mitarbeitern. Foto: Schulz Kundennähe und der Ausbau der Marktanteile auf den lokalen Märkten und in der Region seien der Grund für die Aktivitäten in Indien gewesen, sagt Jörg Niermann, Bereichsleiter Marketing. „Der Markt wächst sehr schnell und bietet ein riesiges Potenzial. Produkte made in Germany sind in der Industrie gefragt.“ Auch er sieht die Infrastruktur als einen der großen Hemmschuhe für die Aktivitäten in Indien. Die schwächelnde Konjunktur bewertet Niermann dagegen weniger kritisch: „Indien hat wie China auch gute Wachstumsraten vorzuweisen.“ Rudolf Weiler von Digisound hat mit der Aufgabe der Produktion in Indien dagegen drastische Konsequenzen gezogen: „Indien hat nicht die erwarteten Ziele erreicht. Das jährliche Wachstum und das Wachsen der Konsumfreudigkeit und eines gewissen Mittelstandes ergeben aber für eine bestimmte German-Indian Round Table Hamburg c/o TU Hamburg-Harburg Institut für Technologie- und Innovationsmanagement Schwarzenbergstraße 95 21073 Hamburg Telefon: 040 / 428 78 37 76 E-Mail: rajnish.tiwari@tuhh.de www.girt.de/girt/hamburg OAV – German Asia-Pacific Business Association Bleichenbrücke 9 20354 Hamburg Telefon: 040 / 357 55 90 www.oav.de Industrie- und Handelskammer zu Lübeck Fackenburger Allee 2, 23554 Lübeck Werner Koopmann Geschäftsbereichsleiter International E-Mail: koopmann@ihk-luebeck.de Tel.: 0451 / 60 06 240 Johanna Schubring Referentin International E-Mail: schubring@ihk-luebeck.de Tel.: 0451 / 60 06 243 UNTERNEHMEN Anzeige inlingua Falsch. Richtig ! Bei uns sind Sie richtig Bei uns gibt es keine unliebsamen Überraschungen, Abenteuerreisen und Ungewissheiten. 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Die Teilnehmer lernen die Kommunikation mit internationalen Geschäftspartnern im persönlichen Gespräch, über Telefon und E-Mail. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der mündlichen Ausdrucksweise und dem freien Sprechen. Die Kurse starten im November und laufen über acht Monate bis Ende Juni 2014, mit Pausen während der Berufsschulferien. Es werden mehrere Kurse auf unterschiedlichen Niveaustufen und zu verschiedenen Terminen angeboten. Alternativ kann das Training auch direkt im Unternehmen und ausschließlich für die Azubis eines Betriebes oder einer Branche durchgeführt werden. „Wir arbeiten hier schon seit letztem Jahr erfolgreich mit inlingua zusammen“, bestätigt Alice Klever, verantwortlich für die Personalentwicklung bei Oldendorff Carriers in Lübeck. „Es ist für uns die ideale Ergänzung zur Berufsschule, denn durch die gezielte Vermittlung spezifischer Inhalte aus der Schifffahrt werden unsere Azubis optimal auf ihren Berufsalltag vor- bereitet.“ Besonders schätzt sie am inlingua- Training die „individuelle Förderung“ jedes einzelnen Teilnehmers und die damit einhergehende Stärkung des Selbstvertrauens, Englisch im Job auch wirklich aktiv anzuwenden. A inlingua Sprachcenter Lübeck Dr. Astrid Bednarski Heiligen-Geist-Kamp 4a, 23568 Lübeck Tel.: 0451 / 400 76 10 www.inlingua-luebeck.de info@inlingua-luebeck.de Individuelle Förderung steht bei den Kursen im Fokus. DIE WIRTSCHAFT – Indien macht eine Pause. Die Wachstumsraten sind eingeknickt, die Prognosen verhalten. Foto: inlingua 8 INTERNATIONALER HANDEL Dienstag, 24. September 2013 MARKTEINSTIEG IN RUSSLAND „Die Mentalität zu verstehen, ist der Schlüssel zum Erfolg“ Foto: Natalia Sadowskaya Wer als Unternehmer aus Deutschland auf den russischen Markt will, muss wichtige Spielregeln beachten. Lutz Jürgensen (68) arbeitet seit 1989 in Russland und war bereits „Türöffner“ für zahlreiche Firmen. Herr Jürgensen, Sie sind seit langem für deutsche Firmen in St. Petersburg tätig. Wie viele Unternehmen haben Sie bereits betreut? Etwa 450 Firmen habe ich in den vergangenen 25 Jahren hinsichtlich eines Einstiegs in das Russland-Exportgeschäft beraten. Wie viele davon sind dauerhaft im russischen Markt erfolgreich? Etwa 120 Firmen unterschiedlicher Branchen, zum Teil mit Fertigung vor Ort, manche Unternehmen als reine Vertriebsorganisationen mit Distributionspartnern in verschiedenen Regionen Russlands. Was tun Sie konkret, wenn sich ein Unternehmen an Sie wendet? Welche Dienstleistung bieten Sie an? Wenn ich das Gefühl habe, dass ein ernsthaftes Interesse am Einstieg in den russischen Markt vorliegt, spreche ich mit dem Management über die konkreten Ziele des Unternehmens. Ich vergleiche dann aufgrund meiner Erfahrung die Vision der Manager mit der heute existierenden Lage vor Ort und zeige dann die verschiedenen Schritte auf, die notwendig sind, um reale Ergebnisse erzielen zu können. Haben Sie Tipps für Anfänger? Mein ständiger Rat an die Unternehmer: In Russland nur in kleinen, transparenten Schritten vorgehen und Investitionen in einem Rahmen tätigen, der sich mit dem tatsächlichen Wachstum vereinbaren lässt. Handelt es sich um ein Unternehmen der Konsumgüterbranche, lasse ich mir einige Muster geben, die ich in Russland präsentiere, um konkrete Chancen für eine schnelle Aufnahme in die Sortimente zu prüfen. Ist dieser Test positiv verlaufen und die Bereitschaft zum Import dieser Produkte vorhanden, verabrede ich ein Treffen mit dem deutschen Geschäftsführer und dem Einkaufsvorstand in Russland, bei dem dann die Details einer Zusammenarbeit festgelegt werden. Wie würden Sie den russischen Markt heute einschätzen: Ist es schwierig, dort Fuß zu fassen? Es ist wie in jedem anderen Land, man muss sich nur auf den Weg machen. Die Zeit, wo es extrem schwierig und unübersichtlich war, ist längst Vergangenheit. Über sehr erfolgreiche deutsche Unternehmen wird leider so gut wie gar nicht berichtet. Beispiel Otto Versand oder Tchibo. Mein Rat: Nicht gleich ein Unternehmen in Russland gründen, sondern erst einmal mit einer Vertriebsorganisation mit russischen Partnern beginnen und eigene Erfahrungen sammeln, assistiert von Sachkundigen. Was müssen Unternehmen beachten, was sollten sie tun, was nicht? Nicht die russischen Unternehmer unterschätzen! Die Universitäten bieten eine erstklassige Ausbildung, welche den Vergleich mit europäischen Unis nicht zu scheuen braucht. Aber bei der Auswahl von Führungskräften sehr vorsichtig sein und auf keinen Fall den Personalberatungen in Russland diese wichtige Arbeit überlassen. „Dauerhafter Erfolg lässt sich nur erreichen, wenn man mit seinen russischen Partnern auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Sie wollen Gegenüber, die an strategischer Kooperation interessiert sind.“ Wie finden Sie Mitarbeiter? Wenn ich eine Führungskraft suche, spreche ich mit einem Universitätsprofessor in St. Petersburg und diskutiere mit ihm die speziellen Anforderungen an eine zukünftige Führungskraft. Nach einigen Tagen stellt er mir dann Studenten im letzten Semester vor, mit denen wir dann gemeinsam sprechen. Sollten wir das Gefühl haben, eine oder mehrere Personen könnten die richtigen sein, bitte ich die deutschen Manager um ein Treffen vor Ort, um ein Auswahlverfahren zu starten. Dieses System hat sich in der Praxis bewährt, ist günstiger als alle anderen, allerdings auch etwas zeitaufwendiger. Was ist wichtig, um dauerhaft Erfolg zu haben? Dauerhafter Erfolg lässt sich nur erreichen, wenn man mit seinen russischen Partnern auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Die heutigen erfolgreichen Unternehmen in Russland wollen Geschäftspartner, die an einer strategischen Zusammenarbeit interessiert sind. Erforderlich ist auch ein Manager auf der deutschen Seite, der den Willen und die Zeit hat, gemeinsam mit den russischen Partnern eine Vision zu erarbeiten, die beiden gerecht wird. Dazu gehört ein Training für die russischen Partner in Deutschland, um die Firmenphilosophie kennenzulernen, sowie für die deutschen Manager eine Visite in Regionen Russlands, um ein Gefühl für das Land zu bekommen. Sind russische Sprachkenntnisse unerlässlich oder kom- men Unternehmer mit Englisch gut zurecht? Man kann mit Englisch in manchen Branchen die ersten Schritte machen, da viele Führungskräfte natürlich heute Englisch sprechen. Man sollte aber auf jeden Fall jemanden dabei haben, der Russisch versteht, um auch die Zwischentöne bei Meetings mit russischen Firmen aufzunehmen. Ein Blick zurück auf die Anfänge: Welche Bedingungen fanden Sie vor? In den ersten Jahren meiner Tätigkeit haben sehr viele Russen sich als Unternehmer versucht, um dann mit Hilfe ausländischer Partner (und auf deren Kosten) eine Zukunft aufzubauen. Es gab Barrieren, die unglaublich hoch waren, es seien nur die Stichworte Zoll, Administration, Steuerrecht, Lizenzen, Bauvorschriften erwähnt. Heute ist die Praxis transparenter und berechenbar geworden. Natürlich gibt es immer noch zuviel Korruption, man kann jedoch täglich in den Nachrichten sehen, dass dagegen angekämpft wird. Probleme mit öffentlichen Stellen kann man heute schneller lösen, in Städten wie St. Petersburg geht es fast wie in Großstädten in Westeuropa zu. Wie haben sich diese Bedingungen bis jetzt entwickelt? In vielen Behörden sitzen heute junge, erstklassig ausgebildete Leiter. Für Newcomer in Russland ist es die erste Pflicht, auf der Behördenseite die notwendigen Kontakte zu knüpfen, um ein Netzwerk für die tägliche Arbeit aufzubauen. Da deutsche Unternehmen immer noch Wunschpartner Nr. 1 sind, wird es den meisten sehr leicht gemacht, Zugang zu finden. Wie wichtig ist es, die Mentalität der Geschäftspartner zu kennen? Das ist natürlich der Schlüssel zum Erfolg! Die Einstellung auf die russische Mentalität ist sehr wichtig. Die Russen sind grundsätzlich sehr offen, erwarten aber auch von ihrem Gegenüber, dass er etwas von sich preisgibt. Je mehr man sich nicht nur auf das Geschäftliche beschränkt, sondern auch die private Nähe zulässt, wird der Zugang zur russischen Community einfacher. Welche großen Zentren außer St. Petersburg und Moskau sind wichtig für deutsche Unternehmer? Die Regionen sind heute sehr viel interessanter hinsichtlich Wachstum als die beiden großen Städte. Es gibt in Russland zehn Städte mit über einer Million Einwohner, dorthin muss man sich unbedingt aufmachen, nachdem man in Petersburg oder Moskau die ersten Schritte gemacht hat. Hier sind nicht so viele Mitbewerber und hier gibt es eine Vielzahl von jungen Firmen, die sich liebend gerne mit einem deutschen Partner eine Zukunft aufbauen möchten. C. Risch DIE WIRTSCHAFT – Die schwierigen Zeiten in Russland sind lange vorbei, sagt Lutz Jürgensen, der Unternehmen beim Markteinstieg unterstützt. ARBEITSWELT 9 Y Das ist die Generation Y Im Allgemeinen wird die Generation der zwischen 1980 und 1994 geborenen als Generation Y bezeichnet, also die jungen Menschen, die entweder kurz vor dem Eintritt in die Arbeitswelt stehen oder seit einigen Jahren angefangen haben, zu arbeiten. Man nennt sie auch DiA gital Natives oder Millenials. Das erwartet die Generation Y Viele junge Absolventen sind gefragt – und können sich ihren künftigen Arbeitgeber aussuchen. Die Generation Y überlegt sich, bei welchem Unternehmen sie arbeiten möchte, informiert sich im Foto: Tim Jelonnek Internet, in sozialen Netzwerken oder durch persönlichen Kontakt, zum Beispiel auf Jobmessen. Nur wer als Arbeitgeber sympathisch ist, hat Chancen auf die besten Kräfte. GENERATION Y Hart arbeiten? Gern, aber nicht nur! Eine neue Generation von Arbeitskräften bringt gestandene Personalchefs aus der Fassung. Mit einem üppigen Gehalt, Dienstwagen und der Option, am guten Unternehmensergebnis beteiligt zu werden, lassen sich viele Nachwuchskräfte nicht mehr locken. Sie legen Wert auf die Work-Life-Balance und noch ein bisschen mehr. Von Nathalie Klüver Eine 60-Stunden-Woche, viel Geld, keine Freizeit? Dafür den Dienstwagen und den englischen Titel auf der Visitenkarte? Aber was ist mit der Work-Life-Balance, mit der Möglichkeit, mal früher Feierabend zu machen? Die Karriere wollen die jüngsten Nachwuchskräfte nicht über alles stellen. Lieber etwas Sinnvolles tun. Bei einem Unternehmen, das sich für Soziales einsetzt. Oder etwas Nachhaltiges produziert. In einer Arbeitsumgebung, die nicht nur aus Schuhschachtelbüros besteht, sondern in der man in Gruppen Projekte bearbeitet, mal schnell bei Facebook postet und auf einem Sofa statt auf einem harten Konferenzstuhl Platz nimmt. Hierarchien sind übrigens auch nicht ihr Ding. Und dann ist da noch die Weltreise: Die soll nicht erst in der Rente stattfinden, sondern in einem Sabbatical in nicht allzu ferner Zukunft. Achja, die Elternzeit nicht zu vergessen, da sollen doch bitte auch keine Steine in den Weg gelegt werden. Das sind die Anforderungen, mit denen die Generation Y auf Jobsuche geht – und die bei Bewerbungsgesprächen immer häufiger gefordert werden. Generation Y, englisch ausgesprochen „why“: Diese Generation stellt alles in Frage, was die Vorgängergeneration X aufgebaut hat. Generation Y, zwischen 1980 und 1994 geboren, diejenigen, die kurz davor sind, sich ins Berufsleben zu stürzen oder seit einigen Jahren dabei sind. Man nennt sie auch Millenials (weil die Jahrtausendwende ein Einschnitt im Leben markiert) oder Digital Natives (weil sie mit der digitalen Technik aufwuchsen). Sie sind global orientiert, bestens vernetzt, haben Praxiserfahrungen in Praktika und im Ausland gesammelt. Und sie trauen sich, in Bewerbungsgesprächen Dinge zu fordern, mit denen man sich früher ins sichere Abseits geschossen hätte. Work-Life-Balance? „Bitte, was? Die sollen für ihr Geld arbeiten!“, so hieß es früher aus den Personalerbüros. Doch die Zeiten haben sich geändert. In einer Umfrage des Berliner Beratungsinstitutes Trendence haben 2011 die Hälfte aller Wirtschafts- und Wirtschaftsingenieursstudenten gesagt, dass die Work-Life-Balance für sie ein wichtiger Faktor bei der Arbeitgeberwahl ist. Wichtiger als Karriere und Geld. Das soll keine strikte Trennung von Privatem und Beruf sein, vielmehr ein fließender Übergang: Privates während der Arbeit erledigen – dafür auch Berufliches mal am Feierabend. „Ich will arbeiten und leben!“ Sagte die Generation X noch „Ich lebe, um zu arbeiten“, heißt es nun „Ich will arbeiten und leben“. Dabei geht es um Abwechslung im Job – das ist die junge Generation von jeher gewohnt: Projektarbeiten, Praktika, immer etwas Neues stand auf den Lehrplänen an der Hochschule. An zweiter Stelle steht für die jungen Arbeitskräfte Selbstverwirklichung, erst an dritter Stelle kommt die Karriere. Dabei geht es nicht darum, sich vor der Arbeit zu drücken. Der Personalberater Rudolf Kast hat beobachtet, dass die jungen Menschen gewillt sind, hart und viel zu arbeiten: Aber sie erwarten dafür eine andere Kompensation als nur ein entsprechendes Gehalt. Wieso nicht morgen ein freier Nachmittag, wenn ich dafür heute eine Spätschicht einlege und die Präsentati- on zu Ende bastle? Wieso nicht einfach früher Feierabend machen – die Sonne scheint grad so schön – und dafür am Wochenende ein paar Stunden am Schreibtisch sitzen? Ja, wieso eigentlich nicht? Es geht ja ums Ergebnis und nicht ums Stunden-Abreißen. Doch so mancher Arbeitgeber muss bei so vielen selbstbewussten Forderungen erst einmal schlucken. Sie treten selbstbewusst auf, sie fordern und sie erwarten Vieles – sind sie doch diejenigen, die behütet aufgewachsen sind, mit den „Helikopter-Eltern“ an ihrer Seite, die ihnen (fast) alle Wünsche erfüllt haben, sie gefördert haben, von der Musikstunde zum Leichtathletik gebracht haben. Sie sind gewohnt, das zu bekommen, was sie wollen, und auch für vierte Plätze Lob einzuheimsen. „Diese Generation ist behütet aufgewachsen. Aufmerksamkeit, Förderung und Lob der Eltern spielen eine große Rolle, später dann Diskussionen mit Lehrern und Profs“, sagt auch Audi-Personalvorstand Thomas Sigi in einem Spiegel-Online Interview. Die Millenials sind es gewohnt, mit Autoritäten auf Augenhöhe zu sprechen. Für sie spricht der demografische Wandel: Bald wird die Generation Y weltweit jeden zweiten Arbeitnehmer stellen. Der Schwede Anders Parment, der ein Buch über die Ypsiloner geschrieben hat, prophezeit, dass sie die Arbeitskultur radikal umkrempeln werden. Viele sagen, sie haben es bereits getan. Ein bisschen Skepsis ist angebracht. Klar können sich Ingenieure Stellen aussuchen. Aber was ist mit den Geisteswissenschaftlern, die oft prekäre Arbeitsverhältnisse akzeptieren müssen? Dennoch: Die Einflüsse der Generation Y sind nicht zu verleugnen. Sie hat die Arbeitswelt verändert. In Zeiten immer knapper werdender Fachkräfte kann man die Forderungen der neuen Generation nicht mehr einfach als Luxus abtun – wer gute Fachkräfte möchte, muss ihnen einiges bieten, betont auch die Lübecker Head Hunterin Andrea Gensel. Rund die Hälfte aller Personaler gab in einer Studie über die Gene- ration Y des Staufenbiel Instituts an, dass sie sich mittlerweile bei den jungen Absolventen bewerben müssen und nicht umgekehrt. Zwei Drittel der Personaler findet, dass die Bewerber deutlich selbstbewusster auftreten als früher. Manchmal schlage dieses Selbstbewusstsein auch in Arroganz um, kritisieren hingegen einige. Die Neuen möchten gehätschelt werden Doch nicht nur die Work-Life-Balance steht im Mittelpunkt der Forderungen der Generation Y. Sie erwarten auch eine Feedback-Kultur, besagen die Statistiken des Staufenbiel-Instituts. Das Motto „Nicht geschimpft ist genug gelobt“ kommt bei ihnen gar nicht an. Seit Kleinauf sind sie es gewohnt, dass man ihnen Rückmeldungen gibt, sie lobt und belohnt. So erwarten sie regelmäßige Mitarbeitergespräche, in denen weit mehr als nur Formulare abgearbeitet werden. Doch bei allem Wunsch nach Feedback: Gleichzeitig kritisieren 13 Prozent der Personaler, dass die junge Generation zwar kein Blatt vor den Mund nimmt, aber selbst mit Kritik nicht besonders gut umgehen kann, so das Staufenbiel-Institut. Jeder zehnte Befragte bemängelt gar fehlenden Respekt gegenüber älteren Kollegen. Dennoch reagieren die Unternehmen. Mehr als 40 Prozent bieten bereits eine bessere Einarbeitung und mehr Fortbildungen an, 37 Prozent auch den Einsatz von Mentoren, ein Drittel hat die Arbeitszeiten flexibilisiert. Wer die Generation Y für sich begeistern will, der muss jedoch schon bei der Suche nach ihnen beginnen. Denn sie erwarten selbstverständlich, dass die Stellen online ausgeschrieben sind, genauso wie sie vorab im Internet Einblicke in den Unternehmensalltag erhalten wollen. Ein Unternehmen, das sich nicht bei Facebook und Xing präsentiert? Kommt gar nicht gut an. Man will sich vorher einen genauen Überblick über den zukünftigen Arbeitgeber verschaffen – da- bei verlangen die Millenials Glaubwürdigkeit. Doch immer noch erwarten 40 Prozent aller Unternehmen laut Bitkom-Umfrage eine schriftliche Bewerbungsmappe. Vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen setzen noch auf das althergebrachte Bewerbungsverfahren: Nur ein Drittel von ihnen verlangt eine elektronische Bewerbung. Und ganze 18 Prozent nutzen immer noch keinerlei soziale Netzwerke. Die Ansprüche der Generation Y verändern die Arbeitswelt: Home Office, flexible Arbeitszeiten, Betriebskindergärten, Führungsjobs, die mittels Jobsharing besetzt werden oder Mentoren halten Einzug in den Unternehmen. Von diesen Veränderungen profitieren aber nicht nur die Digital Natives – auch für ältere Arbeitnehmer rückt die Work-Life-Balance angesichts der größer werdenden Arbeitsbelastung immer stärker in den MittelA punkt. Y Flexible Arbeitszeiten Y Home Office Y Gelockerte Anwesenheitskultur Y Videokonferenzen statt ständiger Geschäftsreisen Y Feedbackkultur auf Augenhöhe Y Ausgeglichene Work-LifeBalance Y Glaubwürdige OnlinePräsenz der Unternehmen Y Vorab Einblicke in die Unternehmenskultur Y Projektarbeit in Gruppen Y Flache Hierarchien Y Bewertung nach Können statt nach Betriebszugehörigkeit Y Selbstverwirklichung Y Soziales Engagement des Arbeitgebers Y Ein individuelles Fort- und Weiterbildungsangebot So sucht die Generation Y Jobs In einer Umfrage des Studiengangs Personal der Hochschule Pforzheim unter Studenten gaben 82 Prozent an, dass sie Unternehmenswebseiten als zentralen Rekrutierungskanal sehen, zwei Drittel nutzt Jobportale im Internet. Immer wichtiger für die junge Generation sind Hochschul- und Jobmessen, bei denen man potentielle zukünftige Arbeitgeber eher ungezwungen unter die Lupe nehmen A kann. Mehr als nur sauber Solaranlagenreinigung · Grundreinigung · Unterhaltsreinigung · Sanitär-Hygiene · Bauabschluss · Teppich, Polster und Gardinen · Glasreinigung · Sport- und Schwimmhallen · Krankenhaus · Küchen-Hygiene · Kantinenservice · Außenflächen · Industrieflächen · Maschinenreinigung · Spezialreinigung Gebäudereinigung FACKLAMM GMBH Fierthstr. 32 · 23684 Gleschendorf Tel. 0 45 24 - 87 57 www.facklamm-gmbh.de DIE WIRTSCHAFT – Leben für den Beruf? Was für frühere Generationen der Normalfall war – steht für die „Generation Y“ überhaupt nicht zur Debatte. 10 Dienstag, 24. September 2013 ARBEITSWELT AUSLÄNDISCHE ARBEITNEHMER Moin España! Wie deutsche Institutionen und Unternehmen Willkommenskultur praktizieren. beim ersten Arbeitstag“, sagt Personalchefin Barbara Lentwojt. Um also die Kommunikation zu erleichtern, entwickelt Bockholdt in Kooperation mit der Lübecker Industrie und Handelskammer (IHK) und der Fachhochschule Lübeck (FH) ein Schulungsprogramm für Tabletcomputer in verschiedenen Sprachen. „Diese elektronischen Helfer zeigen zum Beispiel, welche Schritte für eine Sanitärreinigung notwendig sind und welche Arbeitsschutzmaßnahmen einzuhalten sind“, so Lentwojt. Von der neuen Technik profitieren die zumeist im Außendienst eingesetzten Reinigungskräfte vermutlich ab nächstem Jahr. Wachstumspotenziale jenseits der deutschen Grenzen erschließt die auf Gebäudetechnik spezialisierte R+S solutions Holding AG durch die Akquise von Arbeitnehmern aus Osteuropa. Um diesen Menschen, die ihr Heimatland und damit ihr familiäres Umfeld verlassen haben, einen perfekten Start für eine gelungene Karriere zu bieten, wurde die R + S-Akademie in Fulda gegründet. Dort wurden seit Januar neun rumänische Ingenieure und Monteure für zwei bis sechs Monate – je nach Vorkenntnissen – für die Arbeit im Betrieb fit ge- Die Hansestadt Lübeck ist in einigen Branchen schon heute auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Um die Hürden des deutschen Alltags- und Berufslebens zu meistern, benötigen diese oft spezielle Hilfestellungen – vom Sprachkurs bis zur Patenschaft. Von Philipp Aissen Weil im Handwerk immer mehr Lehrstellen unbesetzt bleiben, hat die Lübecker Handwerkskammer (HWK) gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern das Projekt „Moin España“ ins Leben gerufen. Die im Juni angelaufene Initiative soll 22 jungen Spaniern aus der Region Murcia eine berufliche Perspektive geben. Sie werden nach Sprachkurs und erfolgreichem Praktikum ab September eine Ausbildung in einem Lübecker Handwerksbetrieb beginnen. „Damit sich die Spanier ganz auf die Ausbildung konzentrieren können, müssen sie sich wohlfühlen. Dazu gehört, dass wir sie bei Familien unterbringen, sie in das kulturelle Leben einbinden und ihnen betriebliche Paten zur Seite stellen“, erklärt die Moin-España-Projektkoordinatorin Berit Harms. Kammerpräsident Horst Kruse sieht die 22 Spanier als „Vorhut“ der 5000 jungen Menschen aus Spanien an, denen Deutschland in den nächsten vier Jahren eine Ausbildung oder Beschäftigung bieten will. Die Erfahrungen der am Projekt beteiligten angehenden Azubis und Betriebe sollen laut Kruse genutzt werden, um eine sogenannte Willkommenskultur aufzubauen. Ein entscheidender Bestandteil dieser Willkommenskultur ist der Abbau von Sprachbarrieren. Das hat auch die Firma Bockholdt erkannt. Das Dienstleistungsunternehmen für Gebäude- und Industriedienste mit Hauptsitz in Lübeck beschäftigt deutschlandweit etwa 7000 Arbeitnehmer – davon stammt mehr als jeder siebte aus dem Ausland, der Großteil aus Ghana, Polen und der Türkei. „Die Verständigung ist mitunter ein Problem. Häufig begleitet der deutschsprechende Ehemann seine Frau beim Vorstellungsgespräch oder macht. Die Osteuropäer erhielten in der Akademie Deutschkurse, machten Probearbeiten und lernten nicht nur etwas über deutsche Normen, Richtlinien und Standards sondern auch über Kultur und regionale Gepflogenheiten. Außerdem wurden sie bei der Wohnungssuche unterstützt. Projektleiter Herbert Schneider hat die Akademie entwickelt. Er erklärt: „Wir sind uns sehr bewusst, dass die Integration der kritische, aber auch der wichtigste Teil des Programms ist und haben dafür die Position des Integrationsbeauftragten im Akademieteam geschaffen.“ Die Spezialisten werden in absehbarer Zeit in ganz Deutschland – auch in Lübeck – eingesetzt. So kann sich Torsten Krumpas, technischer Geschäftsleiter Gebäudetechnik bei der Lübecker Tochtergesellschaft R+S Stolze GmbH, auf gut ausgebildete Fachkräfte freuen. „Die Herkunft spielt keine Rolle. Hauptsache die Leistung stimmt.“ Für die Leistungsträger von morgen hat die Fachhochschule Lübeck (FH) den deutsch-chinesischen Studienaustausch mit der Partneruniversität ECUST (Shanghai) initiiert. „Wir haben regelmä- Vesna Krasteska braucht kein Tablet mehr, um die Abläufe im Job zu verstehen. Sprachdefizite konnte sie bei der Firma Bockholdt und der VHS schnell abbauen. Als Vorarbeiterin wird die Mazedonierin nun ihre Kollegen mit weniger guten Sprachkenntnissen anleiten. Fotos: Tessa Maiborg, Jérôme Rommé / Fotolia ßig etwa 80 chinesische Studenten aus den Bereichen Informationsund Umwelttechnik auf unserem Campus. Um ihnen ein freundliches Gesicht in der Fremde zu zeigen und sie in der Eingewöhnungsphase zu unterstützen, wurde das Projekt Chinabuddies ins Leben gerufen“, sagt Frank Mindt, Pressesprecher der FH. Sogenannte Study buddies – zu deutsch: Studienkumpel – zeigen den Neuankömmlingen den Campus sowie Einkaufsmöglichkeiten, stellen ihnen den Hochschulsport vor oder nehmen sie mit auf Partys oder einen Stadtbummel. Außerdem werden an der FH interkulturelle Trainees angeboten. In Zusammenarbeit mit der WTSH (Wirtschaftsförderung und Technologietransfer in Schleswig -Holstein) bereitet die Sinologie-Expertin Nicole Graessner die Studenten aus Fernost auf das Praktikum in einem deutschen Betrieb vor, in dem sie auch ihre Abschlussarbeit schreiben. In den Trainingseinheiten erfahren die angehenden Fachkräfte etwas über die Gepflogenheiten der deutschen Geschäftswelt, aber auch Betriebe können lernen, auf welche kulturellen Eigenarten sie sich einzustellen haben. Ein Lübecker Unternehmen, das vom deutsch-chinesischen Studienmodell profitiert, ist Euroimmun. Die Medizinische Labordiagnostik AG ist bereits seit 1995 in China ak- tiv. Geschäftsführer Dr. Winfried Stöcker erklärt: „Wir streben an, mehr und mehr der weltweiten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in unsere Niederlassungen in Peking und Hangzhou zu verlagern. Wir unterstützen das deutsch-chinesische Studienmodell, weil jede Kooperation zwischen beiden Ländern nützlich ist, außerdem rechnen wir damit, dass dadurch qualifizierte chinesische Ingenieure auf unser Unternehmen aufmerksam werden und sich bei uns bewerben.“ Einen Beitrag zur hanseatischen Willkommenskultur wollte auch die IHK leisten und regte im vergangenen Jahr den Bau einer internationalen Schule an. Diese Pläne sind vom Tisch, im Gespräch ist laut Dr. Ulrich Hoffmeister, Geschäftsbereichsleiter der IHK, allenfalls die Gründung einer bilingualen Schule. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass Integration in Lübeck zumeist keine institutionalisierten oder zentralisierten Formen kennt. Häufig läuft sie unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung ab. Mitunter drückt sich die vielbeschworene Willkommenskultur auch einfach im persönlichen Engagement der Bevölkerung aus. So unterstützte etwa die Tochter von Björn Jacobsen, Prokurist der Wirtschaftsförderung Lübeck, einen der Moin-España-Teilnehmer, indem sie ihm ihr Fahrrad für die tägliche Fahrt zur Praktikumsstelle zur Verfügung stellte. Auch die Firma Brüggen rührte nicht groß die Werbetrommel bei der Einstellung der Kolumbianerin Diana Beatriz Schüler. Das kolumbianische Studium der Lebensmitteltechnikerin wurde in Deutschland zunächst nicht anerkannt. Also nahm der Leiter der Produktentwicklung Arne Jensen Kontakt zu Behörden sowie deutschen Hochschulen auf, kümmerte sich um die Formalitäten und sorgte so für die Anerkennung. Nach einem Praktikum im Jahre 2009 entwickelt die zweifache Mutter, die nach der gescheiterten Studienanerkennung zunächst als Sprachlehrerin arbeitete, heute erfolgreich Müsliriegel für Brüggen. Ausländische Arbeitnehmer haben in vielen Betrieben längst keinen Sonderstatus mehr. Genau wie deutsche Mitarbeiter haben sie einfach einen gewissen Schulungsbedarf. Spezielle „Ausländerprogramme“ sucht man daher oft vergebens. Bei Dräger nimmt jeder Mitarbeiter – egal welcher Herkunft – an einer Integrationswoche teil. Die interkulturelle Kompetenz fördert dort das allen Beschäftigten zugängliche Luna-Freizeitprogramm durch Sprachkurse und weitere Angebote. Euroimmun stellt jedem Neuankömmling einen Paten für die ersten Wochen und Monate zur Verfügung. Björn Jacobsen, erklärt: „Die Integration ausländischer Arbeitnehmer gehört heute einfach zum Tagesgeschäft. Zukunftsorientierte Unternehmen machen darum A kein großes Aufheben. “ UNTERNEHMEN Anzeige PlUSS Lübeck Spanische Fachkräfte für deutsche Pflegeeinrichtungen Als Spezialist für Personallösungen in Medizin und Pflege will die seit 1984 bestehende PLUSS Personal Leasing und System Service GmbH mit dem Fachbereich Care People ihren Teil zur Linderung des Fachkräftemangels beisteuern und weiterhin mit ausreichend Potenzial als zuverlässiger Partner bei einem Mitarbeiterausfall oder -engpass zur Verfügung stehen. Das Unternehmen setzt dabei zum einen auf ein hausinternes Kompetenzzentrum mit Angeboten für Qualifizierung, Beratung und Entwicklung von Pflegekräften und zum anderen auf ein Paket von Konditionen und Rahmenbedingungen, das den Pflegeberuf sowie die tägliche Arbeit für Berufstätige unter anderem durch flexible Beschäftigungsmodelle und Arbeitszeiten attraktiv gestaltet. Durch nachhaltiges Personalmarketing werden sowohl vorhandene Ressourcen für das Unternehmen gewonnen und gleichzeitig neue Potenziale für eine Tätigkeit in der Pflege interessiert und qualifiziert. Weiterhin steht die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung eigener Mitarbeiter im Fokus. Neue Wege beschreitet PLUSS Care People seit Anfang des Jahres mit einem Modellprojekt zur Rekrutierung spanischer Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt und setzt sich damit parallel zur verstärkten Qualifizierung der eigenen Zeitarbeitnehmer für die Integration ausländischer Fachkräfte ein. In Gesprächen wurden im Februar in Murcia sechs Kandidaten mit fachlicher und persönlicher Eignung ausgewählt. Bis heute wurden sie gemeinsam mit Kooperati- onspartnern begleitet, um Sprache inklusive Fachvokabular zu erlernen, in Deutschland „anzukommen“ und die kulturellen wie gesetzlichen Hürden zu überwinden. „Dieses Projekt ist sehr erfolgreich angelaufen und hat sicherlich Vorbildfunktion für die künftige Personalgewinnung“, beurteilt Jörg-Peter Otto, Geschäftsführer der Lübecker PLUSS Niederlassung, die gesammelten Erfahrungen. Das Unternehmen sucht dauerhaft Pflegekräfte aller Fachrichtungen zur Festanstellung. A PLUSS Lübeck Personal Leasing und System Service GmbH Kreuzweg 7 23558 Lübeck Telefon 0451 / 70 22 2-13 www.care-people.com Die zukünftigen Mitarbeiter aus Murcia in Spanien freuen sich auf den Einsatz in Deutschland. DIE WIRTSCHAFT – Gastarbeiter waren gestern. Heute wirbt die Wirtschaft in der Region aktiv um Personal aus dem Ausland. Foto: Pluss Dienstag, 24. September 2013 11 ARBEITSWELT TIPPS FÜR GRÜNDER KITA-GRÜNDUNG Zehn Schritte zur Kita Kinderbetriebsglück Das Bundesfamilienministerium rät zu folgenden zehn Schritten, um eine Kita zu gründen: Wie Unternehmen einen Kindergarten einrichten können. Immer mehr Unternehmen setzen darauf, die Kinder ihrer Mitarbeiter vor Ort zu betreuen. Bei der Gründung einer Kita gibt es genaue Vorschriften zu beachten. Manchmal bieten sich auch Alternativen an. Von Nathalie Klüver Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Thema, das viele junge Eltern beschäftigt. Wo bringe ich mein Kind unter, wenn ich wieder arbeiten gehe? Finde ich überhaupt einen Krippenplatz? Am besten einen Platz ganz in der Nähe von der Arbeit, so dass man kei- ne Umwege fahren muss. Mit Betreuungszeiten, die optimal an die Arbeitszeiten angepasst sind und einem Umfeld, in dem man sein Kind gerne lässt. Doch oft genug müssen Kompromisse eingegangen werden, die manchmal dazu führen, dass man trotz der angepeilten 30 Stunden nur 20 Stunden arbeiten kann. Will man als Unternehmer seine Arbeitnehmer an sich binden oder neue Arbeitnehmer für sich begeistern, sind Betriebskindergärten ein immer stärkeres Argument. Sie helfen auch, Arbeitnehmerinnen schneller aus der Elternpause in den Beruf zurückzuholen, oft auch zu mehr als nur 20 Stunden. So können die Potenziale besser genutzt werden. Und wer sein Kind gut und ortsnah betreut weiß,der kann sich natürlich auch besser auf seinen Job konzentrieren. Wer nicht gleich einen ganzen Kindergarten gründen möchte, der kann beispielsweise Plätze in nahegelegenen Kindertageseinrichtungen exklusiv für die Mitarbeiter reservieren oder sich mit anderen Unternehmen zusammenschließen und eine gemeinsame Kita gründen. Möglichkeiten gibt es viele. Zu beachten gibt es aber auch so einiges. Laut Statistischen Bundesamt gibt es rund 600 privatwirtschaftliche Kitas in Deutschland – mit gut 9400 Plätzen. Das entspricht 2,6 Prozent aller Kleinkinder in diesen Einrichtungen. Doch die Tendenz ist steigend. Auch wenn die Hürden hoch sind und eine Kita nicht von heute auf morgen eröffnet werden kann, sondern einiger Planung bedarf. Das Bundesfamilienministerium hat einen Ratgeber für die KitaGründung herausgegeben und rät zu folgender Vorgehensweise: Zunächst muss die Frage geklärt werden, wie groß eigentlich der Betreuungsbedarf ist: Wie viele Mitarbeiter mit Kindern gibt es? Besteht ein regelmäßiger Betreuungsbedarf oder nur ein punktueller? Soll es eine betriebseigene Einrichtung sein oder wird die Zusammenarbeit mit mehreren Firmen angestrebt? Will man einen Dienstleister beauftragen oder lieber alles selbst in die Hand nehmen? Gesetzliche Vorschriften für eine Kindertageseinrichtung finden sich im Sozialgesetzbuch VIII, unter anderem in den Paragraphen 22 ff. und 45. Weitere Einzelheiten werden in den jeweiligen Kindertagesstätten-Gesetzen der Bundesländer geregelt. Eine Möglichkeit kann auch sein, beschäftigte Eltern bei der Gründung einer Elterninitiative zu unter- stützen: durch Sachmittel, Spenden, Spielmaterialien, Renovierungsarbeiten von firmeneigenen Handwerkern oder eine Kantinenmitnutzung. Auch die Zusammenarbeit mit Tagespflegepersonen kann eine kleine, flexible Kinderbetreuung sicherstellen, die besonders für kleine Unternehmen interessant sein kann. Dabei kann der Betrieb beispielsweise die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Wie die Räume auszusehen haben, wird genau durch Landesgesetze geregelt, besonders ist an die Fluchtwege im Brandfall und an eine kindsichere Umgebung zu denken, aber bei einer U-3-Betreuung auch über Schlafmöglichkeiten, schließlich halten die lieben Kleinen auch ihren Mittagsschlaf in der Krippe. Nicht nur innen sollte es ausreichend Platz zum Toben geben, auch an ein geeignetes Außengelände sollte gedacht werden, ebenso wie an eine abgetrennte Kochecke und eine Garderobe sowie an kindgerechte Toiletten und Wickelplätze. Ganz am Anfang der Planungen sollte, so raten Familienministerium und Jugendämter, die Finanzierung stehen. Zwar gibt es die Möglichkeit von Anschubfinanzierungen durch Förderprogramme, aber Ziel sollte es immer sein, kostendeckend zu arbeiten, um die Betreuung auf Dauer sicherzustellen, rät beispielsweise die ARAG. Eine unbürokratische Möglichkeit, Kinder zu betreuen, können auch Spielgruppen sein, die zum Beispiel nachmittags eine Alternative sein können, wenn die normalen Kindergärten bereits ihre Türen schließen. Spielgruppen gelten als Nachbarschaftshilfe und brauchen keine besondere Erlaubnis. Um die Eltern in Notfällen zu unterstützen, wenn Kindergärten oder Tagesmütter Urlaub haben oder wegen Krankheit geschlossen sind, können auch ein Spielzimmer oder eine Wickelecke mit Spielmöglichkeiten für die Eltern eine große Erleichterung sein. A STAATLICHE HILFE MITARBEITERBINDUNG Möglichkeiten der Förderung Lübecker Unternehmen blickt auf mehr als ein Jahrzehnt Kita-Erfahrung zurück Kinder im Betriebskindergarten von Euroimmun. Foto: Nathalie Klüver Bereits vor elf Jahren gründete das Lübecker Unternehmen Euroimmun einen Betriebskindergarten, von Anfang an auch mit einer U-3Betreuung. Mittlerweile bietet der Betriebskindergarten mit Krippe, Kita und Hort auf dem Firmengelände 80 Plätze für die Kinder der Mitarbeiter. „Bei uns arbeiten viele Frauen, denn der Laborberuf wird vor allem von Frauen gewählt“, erklärt Susanne Aleksandrowicz, Mitglied des Vorstandes und zuständig für Personal. Wenn diese Frauen dann drei Jahre in Elternzeit gingen, tat sich viel in der Laborwelt und der Wiedereinstieg gestaltete sich entsprechend schwer. „Wir wollten einfach nicht mehr auf diese qualifizierten, gut eingearbeiteten Frauen verzichten“, so Aleksandrowicz. Und so wurde der Betriebskindergarten gegründet, der von Anfang an „rege angenommen“ wurde. Er ist direkt auf dem Firmengelände angesiedelt, so dass die Wege zum Arbeitsplatz kurz sind und man auch mal schnell da sein kann, sollte etwas sein: „Das gibt den Müttern zusätzlich ein beruhigendes Gefühl.“ Der Kindergarten ist nur für Mitarbeiterkinder gedacht. Ein weiterer Vorteil: Er ist durch die firmeneigene Förderung nicht nur günstiger als ein Platz in einer städtischen oder kirchlichen Einrichtung, die Öffnungszeiten sind auch noch an die Arbeitszeiten angepasst. „Und niemand muss mit Zeitdruck im Nacken arbeiten, weil er das Kind auf die Minute genau abholen muss“, so Aleksandrowicz. Im Schnitt betrage die Elternzeit heute ein Jahr, doch wolle man mit der Kita nicht nur Eltern früher wieder in den Beruf zurückholen, es gehe auch darum, eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen: „Wir stehen voll hinter dieser Sache.“ Fördermöglichkeiten bietet das Unternehmensprogramm „Betriebliche Kinderbetreuung“ des Bundesfamilienministeriums, das die Einrichtung neuer Betreuungsgruppen für Mitarbeiterkinder bis zum dritten Lebensjahr unterstützt. Stiftungen, Vereine, Berufsverbände oder Hochschulen und Behörden an dem Progamm teilnehmen Die Anschubfinanzierung erfolgt für die ersten zwei Jahre. Weitere Informationen und eine Broschüre mit Hilfestellungen und Checklisten: www.bmfsfs.de. Weitere Tipps und Checklisten insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen gibt es auf www.mittelstand-und-familie.de. BRANCHEN & MÄRKTE Anzeige Mit „Mobiler Website“ fit für Smartphone & Co Mit zunehmender Verbreitung von Smartphones ändert sich gleichzeitig das Nutzungsverhalten für das Internet. Fakt ist: Der mobile Zugriff wird immer wichtiger. Ob im Bahnhof, an der Bushaltestelle, am Arbeitsplatz, beim Einkaufen, im Auto, beim Spazierengehen, in Restaurants, Bars oder beim Sport – egal, wo Smartphone-Besitzer sich aufhalten, sie nutzen das Internet. Selbst zuhause greifen 92 Prozent* von ihnen zu diesem Zweck zum Smartphone. Mobile Besucher wollen sich schnell informieren, eine schlanke Optik, unkompliziert anfragen, reservieren oder bestellen. Sie suchen nach Geschäften, Veranstaltungen, Restaurants, Bars, Ärzten, Apotheken, Hotels, Handwerkern und weiteren Dienstleistungen. Obgleich sich das mobile Internet als wichtiger Kanal für Online-Konsumenten etabliert hat, tragen viele Unternehmen dieser Entwicklung noch keine Rechnung. Mit ihrer bestehenden DesktopWebsite werden sie der mobilen Internet-Nutzung in der Regel nicht gerecht. Die mobile Nutzung hat eigene, schnelle Regeln und redu- zierte Anforderungen, um die Bedürfnisse der Online-Besucher zu erfüllen. Mobile Websites sind eine Präsenz im Internet, die speziell für die Nutzung mobiler Endgeräte optimiert sind. Sozusagen reduzierte Versionen der eigentlichen Websites als mobile Ergänzung zur Homepage. Eine Web-App ist flexibel, schnell produzierbar und günstig. Als neues Marketing-Instrument wird sie den veränderten Marktanforderungen gerecht und fördert die Kontakte mit Kunden und neuen Kundenkreisen. Beispielseite Die Lübecker Nachrichten tragen dieser Entwicklung Rechnung und haben jüngst ihr Produkt-Portfolio um die Erstellung von „Mobilen Websites“ erweitert. Die neue Media-Leistung ist ein wichtiger Schritt in die mobile Zukunft. Wir machen jeden Internet-Auftritt fit für Smartphones, Tablets und Laptops. A Mobile Websites Ansprechpartnerin bei den LN: Katja Wendt katja.wendt@LN-Luebeck.de Telefon 04 51 / 144 - 22 05 * Quelle: TNS Infratest Mobile Club – März 2013 DIE WIRTSCHAFT – Kitas werden gefordert. Und gefördert. Wer einen Betriebskindergarten gründen möchte, kann staatliche Mittel nutzen. 12 Dienstag, 24. September 2013 ARBEITSWELT Vorsicht Fettnäpfchen! Im US-Business gehören Schlagfertigkeit und Humor zur Tagesordnung. Doch bei aller Lockerheit sind die Gepflogenheiten dort strenger, als man denkt. Wer in den USA Geschäfte machen will, sollte wissen, dass es bei der Etikette große Unterschiede im Vergleich zum eigenen Land gibt. „Oft sind es die Ahnungslosigkeit und der Irrglaube an kulturelle Ähnlichkeiten, die deutschen Geschäftsleuten im US- Business zum Verhängnis werden können“, sagt Dr. rer. pol. Marc-Andreas Prill, Professor an der FH Lübeck mit dem Schwerpunkt „International Management and Business“. In Deutschland ist der geschäftliche Umgang sehr direkt. Probleme werden unumwunden angesprochen. Das ameri- kanische Geschäftsleben hingegen wirkt nicht nur unkompliziert, sondern vor allem locker. Schnell entwickelt sich ein scheinbar freundschaftliches Verhältnis und man spricht sich mit dem Vornamen an. Die Hierarchien sind relativ flach und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Deutschen Geschäftspartnern fällt es in den USA oft schwer zu entscheiden, wie sie sich verhalten sollen. Denn so umgänglich Amerikaner wirken, wollen sie doch den nötigen Abstand wahren. Auch körperlich: Zu Geschäftspartnern sollte mindestens eine Armlänge Abstand gehalten werden. Direkte Berührungen beeinträchtigen schnell ihre Distanzzone. „Wenn man gefragt wird, ob man nicht mal zum Essen vorbeikommen möchte, heißt das noch lange nicht, dass man auch willkommen ist“, erzählt Prill. Erwidert man die Einladung mit Wohlwollen und konkreten Terminvorschlägen, fühlen sich die Amerikaner eher überrumpelt. Auch die Floskel „How are you“ stellt nichts weiter als eine höfliche Nachfrage dar und sollte mit einem kurzen „Fine, thanks, and you?“ beantwortet werden. Wer sich also im Smalltalk übt, mit Superlativen wie „great“, „wonderful“ oder „outstanding“ großzügig umgeht und unverbindliche Zusagen trifft, kann gewisse Unannehmlichkeiten vermeiden, auch wenn er sich grundsätzlich ge- gen Oberflächlichkeit sträubt. Politische Themen, Gespräche über Religion, Sexualität oder Krankheit sind dabei absolut tabu und sollten tunlichst vermieden werden. Ebenso unangebracht sind anzügliche Komplimente gegenüber Kollegen des anderen Geschlechts oder diese allein beispielsweise zum Essen einzuladen. Bezüglich der Pünktlichkeit sind die Amerikaner ebenso streng und akkurat wie die Menschen hierzulande. So sollte auch zum Erscheinen bei einem Geschäftsessen stets die verabredete Uhrzeit eingehalten werden. Darüber hinaus sollten einige Regeln beachtet werden. Beim Betreten des Restaurants wird der Besucher vom Gastronomiepersonal begrüßt und zum Platz geleitet. Während des Essens ist es für Amerikaner üblich, das bestellte Fleisch zunächst in einzelne Teile zu schneiden und danach das Messer zur Seite zu legen. Die nicht benötigte Hand wird auf dem Schoß abgelegt. Wer jedoch so tafelt, wie es zu Hause gebräuchlich ist, begeht damit keinen sittenwidrigen Fehler. Wenn die Amerikaner Europäern auch nicht in jeder Hinsicht als locker erscheinen – so gelten umgekehrt Deutsche in den USA als Pedanten und Bremser. Wobei die Korrektheit vielfach auch positiv gesehen wird. Wer diese Eigenschaft mit einer großen Portion Humor verbindet, kann bei den Amerikanern richtig auftrumpfen. Denn Schlagfertigkeit und Witz sind im US-Business auch rhetorischer Hebel. Und es empfiehlt sich, seine persönlichen Eigenheiten nicht zu verschleiern, sondern diese gelegentlich selbstironisch auf die Schippe zu nehmen. Denn Individualität ist in den USA ein hohes Gut: „Im Gegensatz zu anderen Ländern leben die USAmerikaner den Individualismus dem Sprichwort zufolge, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist“, erläutert Prill. Arbeit und Privatleben sind strikt voneinander getrennt. Der Amerikaner definiert sich nicht über seinen Beruf, der lediglich finanzielle Sicherheit gewährleistet. Auf welche Weise die individuelle Karriereleiter erklommen wird, spielt keine Rolle. So erweist sich auch Teamarbeit nur dann interessant, wenn jeder einzelne davon profitiert. Im Allgemeinen ist die persönliche Beziehung zum Geschäftspartner in den USA deshalb von geringer Bedeutung. Im Vordergrund steht meist das Erreichen der Verhandlungsziele. Und während in Deutschland ein Geschäft von A bis Z konzipiert wird, sind Amerikaner eher Macher. Entstehen im Laufe der Umsetzung Probleme, wird erst dann nach Lösungen gesucht. „ Zeit ist Geld und schnelle Resultate sind wichtiger als Langfristigkeit von Geschäftsbeziehungen“, so Prill. Wer Geschäfte im Ausland tätigen möchte, sollte sich mit den dortigen Sitten vertraut machen, denn häufig fangen Missverständnisse schon bei der Begrüßung an. Foto: Minerva Studio / Fotolia, Grafiken: Anne Fidelak, leestat / Fotolia BUSINESSETIKETTE Fremde Länder, fremde Sitten Wer international Geschäfte macht, sollte die Sitten in seinem Zielland kennen. Von Anne Fidelak Verborgene Strenge in den USA, komplizierte Kulturen in Indien, Gesichtswahrung in China – die Globalisierung hat die Umgangsformen in fernen Ländern kaum angeglichen. Und stellt Geschäftsleute vor Herausforderungen. Das Ausland bietet attraktive Wachstumsmärkte, Möglichkeiten für Outsourcing und Einkauf. Und „Made in Germany“ ist bis heute ein international geachtetes Gütesiegel. Doch ein ausgeklügeltes Geschäftsmodell, qualifizierte Mitarbeiter und ein langer Atem reichen längst nicht aus, um in fernen Lädern erfolgreich zu sein. Denn was in Deutschland üblich ist – sogar manch unbefangene Geste – mag anderswo als Affront gelten. Das Wissen über kulturelle Unterschiede ist deshalb eine entscheidende Basis, um in der Ferne Fuß zu fassen. Verständnis für fremde Sitten und eine andere Kommuninkationsweise sind unerlässlich, um in fremden Kulturkreisen Geschäfte zu machen. Und um Fettnäpchen zu umgehen. Deshalb sollte jeder sich im Vorwege über Traditionen und Etikette in seinem Zielland informieren. Die wichtigsten Tipps und Tricks für einige Regionen haben wir A hier zusammengestellt. Alles im Einklang In China sehen sich die Menschen weniger als Individuum, sondern als Teil einer Gemeinschaft. Harmonie, Gleichgewicht, Tradition und das Wahren des Gesichts haben oberste Priorität. Bereist man das „Land des Lächelns“ lautet das oberste Kriterium, einen Chinesen nie dazu zu bringen, sein Gesicht zu verlieren – etwa durch die direkte Äußerung von Kritik. Oder durch das Übergehen der Hierarchie. Denn im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten ist die Akzeptanz von Macht- und Hierarchieunterschieden in China ziemlich hoch. Schon beim Betreten eines Meeting-Raumes lässt sich die Rangordnung chinesischer Geschäftspartner ablesen. In der chinesischen Kultur ist Alter mit Erfahrung und Entscheidungsbefugnis gleichgesetzt und der Ranghöchste einer Gruppe, der meistens auch der Älteste ist, wird zuerst begrüßt. Dieses extrem ausgeprägte Hierarchie- und Klassenbewusstsein spiegelt sich auch in den Lehren des chinesischen Philosophen Konfuzius wider, die bis heute großen politischen und kulturellen Einfluss auf China ausüben. Auf seinen Lebensweisheiten basiert auch das Streben der chinesischen Bevölkerung nach Einklang und Balance. Ein Zitat von Konfuzius besagt: „Der Edle strebt nach Harmonie, nicht nach Gleichheit. Der Gemeine strebt nach Gleichheit, nicht nach Harmonie.“ Zusammengefasst vom holländischen Kulturwissenschaftler Geert Hofstede „basiert die Stabilität der chinesischen Gesellschaft auf ungleichen Beziehungen zwischen Menschen.“ Die Chinesen sehen sich als Teil eines oder mehrerer Kollektive und definieren sich beispielsweise über Familie oder die Unternehmenszugehörigkeit. Dem Individualismus wird keine große Bedeutung beigemessen. Vielmehr nimmt das Wohlergehen des Kollektivs mit all seinen Werten und Normen die höchste Priorität ein. Kommt es durch irgendwelche Umstände dazu, dass ein Chinese sein Gesicht verliert, so leidet die ganze Gruppe darunter. In einer Studie im naheliegenden Südkorea befragte man südkoreanische Schüler, ob sie bei Schuldfragen lieber einen „Blauen Brief“ oder eher die direkte Bestrafung bevorzugen würden. Die Mehrheit sprach sich für die direkte Bestrafung aus, da durch einen „Blauen Brief“ die Schuld auch auf die Familien zurückführt. „Ich bin mir sicher, dass eine derartige Umfrage in China zu ähnlichen Resultaten führen würde,“ versichert Dr. rer. pol. Marc-Andreas Prill, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, der „International Management and Business“ im Fachbereich Maschinenbau und Wirtschaft an der Fachhochschule Lübeck unterrichtet. Aufgrund der bedeutsamen Rolle der Familie hat auch der Nachname in China eine wichtigere Bedeutung als der Vorname – und wird, anders als in Deutschland, zuerst genannt. Auch die Begrüßung unter einander folgt anderen Regeln. Mittlerweile hat sich der Handschlag durchgesetzt, der jedoch viel weicher und sanfter ist. Berührungen am Kopf sollten vermieden wer- den, denn dieser beherbergt nach traditioneller chinesischer Vorstellung die Seele und den Geist. Werden Gäste mit einem Applaus willkommen geheißen, sollten sie diesen erwidern. Generell legen die Chinesen ein ausgeprägtes indirektes Verhalten an den Tag und beziehen sich sehr stark auf ihre Körpersprache. Deshalb fällt es ausländischen Gästen sehr schwer, die Mimik und Gestik zu deuten sowie Aussagen zwischen den Zeilen zu erkennen. Bei Verhandlungen empfiehlt es sich grundsätzlich, einen Übersetzer miteinzubeziehen und wichtige Aussagen durch wiederholtes Nachfragen abzuklären. Dadurch werden die Verhandlungsposition gestärkt und Missverständnisse verhindert. Chinesen feilschen gerne. Als Europäer sollte man wissen, dass es sich dabei als besonders wichtig erweist, Emotionen zu vermeiden. Zudem setzen Chinesen Schweigen gelegentlich als Verhandlungsstrategie ein und erwarten vom Gegenüber Geduld und Ausdauer. Wer sich dieser Langatmigkeit und Zeitlosigkeit nicht beugen kann, hat schlechte Karten auf einen Nenner zu kommen. Desweiteren steht vor jedem Geschäftsabschluss die persönliche Beziehung. „Das berufliche und private Leben ist in China sehr ineinander verwoben“, betont Prill. Nicht selten bezieht sich ein Kundenstamm direkt auf einzelne Mitarbeiter als auf das Unternehmen an sich. Wechselt ein Angestellter also das Unternehmen, verliert der ehemalige Arbeitgeber oftmals einzelne Geschäftspartner. Um diese persönliche Bindung untereinander zu festigen, werden Einladungen ausgesprochen, die auf keinen Fall abgelehnt werden dürfen. „Nein“ sagen gilt als respektlos und ist verpönt. Besuche sollten zudem mit Pünktlichkeit und einem Gastgeschenk einhergehen. Doch auch dabei ist die Gefahr, in Fettnäpfchen zu treten relativ groß. Das Präsent muss in jedem Fall Wertigkeit besitzen. Messer und scharfe Dinge mit Klinge symbolisieren Trennung und sind daher tabu. Auch Blumen sollten nicht verschenkt werden. Zudem darf es nichts Weißes sein, da diese Farbe für Trauer und Tod steht. Ein Beispiel für diese Problematik ist der klassische MarlboroCowboy. „Der wirkte für die Chinesen wie ein armer Schlucker, der verschwitzt schmutziger Arbeit nachgeht. Die Zigarettenmarke fühlte sich genötigt, ihren Cowboy für den asiatischen Markt zu verjüngen. Zudem setzten sie ihn in einen Truck, da er auf einem schwarzen Pferd ritt, welches für Chinesen Unglück bedeutet. Denn im chinesischen Kulturkreis gilt Schwarz un- ter anderem als Symbol für Dunkelheit, Ehre und Winter. Also nicht zwingend negativ, aber in der Gesamtkomposition der Marlboro-Werbung doch so empfunden,“ erzählt Prill. „Auch sollte die Zahl Vier in jeglicher Form vermieden werden. Diese heisst auf chinesisch „si“ und wird wie das chinesische Wort für „Tod“ ausgesprochen. Ein Stockwerk oder Hotelzimmer mit der Zahl Vier gibt es daher eher selten“, fügt Prill hinzu. Wird man in China zum Essen eingeladen, so werden den Gästen unzählige Speisen gereicht, die es mindestens zu probieren gilt. Wer satt ist, muss etwas übrig lassen. Wird der Teller leer gegessen, symbolisiert dies den Wunsch nach ei- ner Zugabe. Gerne testen die Chinesen auch die Trinkfestigkeit von Ausländern. „So klischeehaft es auch klingen mag, bei einem Geschäftsessen wird oft ordentlich gebechert und wer trinkfest ist, hat einen gewissen Vorteil“, fügt Prill hinzu. Alkohol und Zigaretten gehören allen: Die Schachtel wird dabei offen auf den Tisch gelegt und somit allen Gästen zugänglich gemacht. Gesprächsthemen wie die Familie, das Wetter oder Hobbys kommen immer gut an. Aktuelle Geschehnisse dagegen bergen Fettnäpfchen. Wertediskussionen oder politische Themen gelten ebenfalls als Tabu-Themen. Ansehen, Werte und Rituale spiegeln sich auch im Austausch von Visitenkarten wider, sind von großer Bedeutung und daher ebenfalls mit einer gewissen Etikette verknüpft. Überreicht sowie entgegengenommen werden die Karten mit beiden Händen und der chinesischen Schrift nach oben. Als optimal gilt, wenn eine Seite in englischer und die andere in chinesischer Sprache bedruckt ist. Nach der Übergabe gehört es sich, diese genau zu studieren und ausreichend zu würdigen, denn auch das zeugt von großer Wertschätzung und Respekt seines Gegenübers. DIE WIRTSCHAFT – Die umgänglichen Amerikaner wollen eigentlich Abstand bewahren. Die Chinesen sehen sich als Teil des Kollektivs. Dienstag, 24. September 2013 Zwischen Tradition und Moderne Das starke Traditionsbewusstsein der Inder prägt auch das Geschäftsleben. „Wie das Land, so die Kleider“, lautet ein Sprichwort auf Hindi. Und entspricht damit unserer Wendung „Fremde Länder, fremde Sitten“ fast exakt. Zumal Kultur und Tradition in dem südasiatischen Land mit seinen vielen Völkern und Religionen eine sehr hohe Bedeutung haben. Wer Indien besucht, ist deshalb gut beraten, dafür viel Wertschätzung aufzubringen. So sollte vor allem vermieden werden, zu belächeln, was Indern heilig ist. „Es ist zum Beispiel völlig normal, dass Kühe mitten auf der Straße spazieren gehen oder sich einfach hinlegen und dem hektischen Treiben der Großstadt zuschauen“, sagt Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. Oliver Rentzsch, Professor für Marketing an der Fachhochschule Lübeck. Als Mitverantwortlicher eines Austauschprojektes für indische und deutsche Studenten, das vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) gefördert wird, weiß er, dass die Kuh eine besondere Stellung in der Tradition der Hindus hat. Spöttische Bemerkungen sind deshalb fehl am Platz. Zur Tradition gehören auch hierarchische Strukturen. Entscheidungen werden nur auf oberster Ebene getroffen und es kommt nicht selten vor, dass Abmachungen im Sande verlaufen, weil Geschäftspartner mit niedrig gestellten Kollegen verhandeln. Eine weitere kulturelle Besonderheit ist, dass Inder vermeiden „Nein“ zu sagen.„Wird einem nach einer Verhandlung die Wendung ,No Problem’ entgegengebracht, kann man sich darauf einstellen, dass bei einer Kooperation Schwierigkeiten zu erwarten sind“, betont Professor Karen Cabos vom Fachbereich Maschinenbau und Wirtschaft an der Fachhochschule Lübeck. Kritik wird nur indirekt geäußert. Wer unzufrieden ist, fragt eher nach einem Alternativvorschlag. Essen ist ein Teil der indischen Kultur, der als besonders wichtig gilt. Bei Geschäftsessen sollte man deshalb nach Möglichkeit keine angebotenen Speisen verwehren. Dies gilt auch für Kleinigkeiten, die nebenbei gereicht werden. Das Essen sollte vielmehr als Aushängeschild der Gastfreundlichkeit gewürdigt werden. „Inder erwarten von ihren Gästen auch, dass sie sich lobend über die Speisen äußern. Das ist ihnen sehr wichtig“, so Karen Cabos. Traditionell werden viele Gerich- te in Indien bis heute mit den Fingern verzehrt. In der Regel wird Westlern jedoch Besteck angeboten. Wird allerdings auf Messer und Gabel verzichtet, sollte ausschließlich mit der rechten Hand gegessen werden, da die linke als unrein gilt. Die Begrüßung entspricht dagegen heute der im Westen: Der Handschlag ist die gängige Form. Ist der Gegenpart jedoch weiblich, sollte abgewartet werden, bis die Frau ihre Hand von sich aus reicht, da es eigentlich tabu ist, Frauen in der Öffentlichkeit zu berühren. Gegenüber ausländischen Gästen verhalten sich Inder sehr weltoffen und interessiert. Jedes Geschäft beginnt auch in Indien üblicherweise mit einem eher oberflächlichen Smalltalk, beispielsweise über die Anreise oder Erfahrungen in Indien, um zu schauen, ob die Chemie zwischen den Kooperationspartnern stimmt. Themen, mit 13 ARBEITSWELT denen man im weiteren Gesprächsverlauf auf jeden Fall bei Indern punkten kann, sind etwa Sport oder persönliche Angelegenheiten wie Familie und Hobbys. Besonders schwer zu verstehen sind für westliche Geschäftsparner oft die Mimik und Gestikder Inder. So bedeutet ein Kopfwackeln nach rechts und links, das eher einer europäischen Verneinung ähnelt, Zustimmung – und kann somit schnell zu Missverständnissen führen. Aufgrund unterschiedlichen Körpersprache ist es ratsam, auf eine ausgeprägte Gestik zu verzichten. Ein weitere wichtige Besonderheit, mit der ausländische Geschäftspartner in Indien rechnen sollten, ist, dass es oft zu Verspätungen kommt. Besonders viel Geduld verlangt westlichen Geschäftspartnern aber in Indien die Bürokratie ab – ob auf Postämtern, bei einer Visumverlängerung, im Krankenhaus oder in Geldinstituten: Wer kein Durchhaltevermögen aufbringt und sich hitzig zeigt, wird weitestgehend ignoriert. Neben den offiziellen Strukturen gibt es auch ein stark ausgeprägtes informelles Netzwerk. Wer geschäftlich in Indien Fuß fassen möchte, sollte sich in dieses soziale Geflecht integrieren. Ausreichende Kontakte und das Wissen über personelle Zuständigkeiten erleichtern nicht nur behördliche Prozesse, sondern sorgen für die nötige Unterstützung, um persönliche Ziele zu erreichen, wie zum Beispiel ein Gespräch mit einem Entscheidungsbefugten. „Es sollte jedoch klar sein, dass für einen Gefallen auch immer eine Gegenleistung erwartet wird“, erläutert Rentzsch. In einer Hinsicht ist Indien aber speziell – seine kulturelle Vielfalt ist unüberschaubar: „So gut Unternehmer, die in Indien Geschäfte tätigen wollen, sich mit den jeweiligen kulturellen Konveetionen vertraut gemacht haben – Ein Patentrezept für den Umgang mit indischen Kooperationspartnern gibt es nicht“, betont Karen Cabos. 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Das wirkt sich auf das Geschäftsgebaren aus. „In politischer und wirtschaftlicher Hinsicht werden Entscheidungen auf oberster Ebene getroffen: Und Kompetenzen werden in der Regel nicht nach unten delegiert. Befindet sich etwa der Chef im Urlaub, werden auch keine Entscheidungen gefällt,“erklärt Wladimir Nikitenko, stellvertretender Leiter der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer. Darin ähnelt Russland Ländern wie Indien. Nicht ganz untypisch für das russische Geschäftsleben ist bis heute die Korruption. Manche Entscheidungen und Verhandlungen gehen immer noch mit monetärer Einflussnahme einher. Es ist zwar kein Geheimnis, dass Bestechung vielfach dazu gehört – doch jeder verschweigt, wenn er in korrupte Machenschaften verstrickt ist. Wer in Russland Geschäfte macht, sollte auch wissen, dass viele Dinge nicht zum gewünschten Zeitpunkt erledigt werden. „Zawtra“ ist dort eines der meist genutzten Wörter und kann mit „morgen“ übersetzt werden. Ebenso werden Termine oft nicht eingehalten und Verspätungen nicht so eng gesehen. Eine weitere Besonderheit – sowohl im russischen Alltag, als auch im Geschäftsleben – ist die Bedeutung von persönlichen Beziehungen. Russen gelten als kontakt- freudig und offen. Bevor sie ein Geschäft abschließen, möchten sie ihr Gegenüber erst einmal kennenlernen. Die formelle Anrede Frau oder Herr wird dabei selten benutzt. Doch Vorsicht vor einer Fehleinschätzung: Zwar werden Menschen in Russland nur mit ihrem Vor- und Vaternamen angesprochen, jedoch überwiegend in Verbindung mit der Anrede „Sie“– ganz gleich, ob die Kooperationspartner schon lange miteinander befreundet sind oder sich erst kennenlernen. Am Anfang von Geschäften steht in Russland immer der Smalltalk. Russen gelten als sehr belesen und kulturell bewandert. Wer bei den enstprechenden Themen mitreden kann, erntet großen Respekt. Direkte Kritik und pauschale Behauptungen sollten aber unterlassen werden. Es empfiehlt sich, lieber einen Gegenvorschlag zu äußern, als Beanstandungen kundzugeben. Zu den Tabuthemen gehören Kriminalität, Staatshaushalt, Kommunismus oder Unglücke wie etwa der Untergang des Atom-U-Bootes Kursk. Auch das Wort „Toilette“ sollte tunlichst vermieden werden. Besser ist es, nach einem Ort zum Händewaschen zu fragen. Wer sich am Tisch die Nase schnäuzt, begeht ebenfalls einen Fauxpas. Russen sind auch sehr abergläubisch. Um Unglück zu vermeiden, ist desweiteren zu beachten, dass beim Betreten des Hauses die Schuhe auszuziehen sind und im Türrahmen nie die Hände geschüttelt werden dürfen. Außerdem gilt für Russland, dass man einer Frau nur dann die Hand geben darf, wenn die Initiative von ihr ausgeht. Ansonsten wird sich auf eine verbale Begrüßung oder ein Kopfnicken beschränkt. Der Beschluss einer geschäftlichen Kooperation wird ordentlich mit Wodka begossen – ein Klischee, das sich hält. Man muss zwar nicht raue Mengen Alkohlol trinken, aber wenn ein Wodka gereicht wird, sollte er nicht ausgeschlagen – und auf jeden Fall in einem Zug geleert werden. Übrigens heißt der russische Trinkspruch „Sa sdorowje“ und bedeutet „auf die Gesundheit!“ € FORD TRANSIT CUSTOM BASIS FORD FOCUS TURNIER TREND NEU: Bis zu 3 Europaletten Lade kapazität – auch bei kurzem Radstand, Trennwand mit Durchladefähigkeit, auf Wunsch mit integriertem Dachgepäckträger, verlängerte Inspektionsintervalle (50.000km oder 2 Jahre). Inkl. Klimaanlage, Audiosystem CD mit USB-Schnittstelle und Audio-Fernbedienung. Für Komfort und Sicherheit sorgen der höhenverstellbare Fahrersitz mit einstellbarer Lendenwirbelstütze, Bordcomputer, Ford Easy Fuel und Torque Vectoring Control. Günstig mit der monatlichen Finanzierungsrate von Günstig mit der monatlichen Finanzierungsrate von 199,– 2,3,5 Unser Kaufpreis 6 Laufzeit Jährliche Laufleistung Bearbeitungsgebühr Sollzinssatz p. a. 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GmbH LÜBECK Am Spargelhof 10 (0451) 88 900 0 BAD SEGEBERG Esmarchstraße 13-15 (04551) 88 11 0 OLDENBURG Am Voßberg 7 (04361) 90 96 0 Hauptsitz: Hugo Pfohe GmbH, Alsterkrugchaussee 355, 22335 Hamburg www.hugopfohe.de 1 Gilt bei Kauf eines Ford Pkw oder eines Ford Nutzfahrzeuges (ausgenommen Ford Ka, Ford Fiesta, Ford Kuga, Ford EcoSport, Ford Focus Electric, neuer Ford Transit Connect, neuer Ford Tourneo Connect) vom 01.10.2013 bis 31.10.2013 für Gewerbetreibende, bei allen teilnehmenden Ford Partnern. 2Ein Finanzierungsangebot der Ford Bank, Niederlassung der FCE Bank plc, Köln, erhältlich als Klassische Finanzierung, Systemfinanzierung und Ford Auswahl-Finanzierung. Angebot gilt bei Vertragsabschluss vom 01.10.2013 bis 31.10.2013 und nur für Gewerbetreibende. 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Leben und Überleben im Wald – was für den einen pure Abenteuerlust bedeutet, ist für den anderen Mittel zum Zweck: um den Zwängen des Berufslebens zu entfliehen und das eigene Leben neu zu sortieren. Von Anne Fidelak Mit Leibeskräften stemmt sich der Mann gegen die hohe Lärche. Er verzieht das Gesicht, stöhnt und drückt, dann ein letzter Ruck – der Stamm bricht kurz über der Wurzel ab und fällt zu Boden. Mit Schweißperlen auf der Stirn, aber einem Lächeln im Gesicht, nimmt er die Komplimente der Gruppe entgegen. Das Feuerholz für die Nacht ist gesichert. Doch einen Baum zu fällen, ist nicht die einzige Herausforderung, die es hier zu meistern gilt. Im Wald zu übernachten ohne zu wissen, wann es das nächste Mal etwas zu essen gibt und auch ohne sanitäre Anlagen zur Verfügung zu haben, bringt Menschen an ihre Grenzen. Und das ist ein wichtiger Teil des Programms von Detlef Kamerau. In einem ausgedehnten Waldstück in Bad Malente, im Herzen der Holsteinischen Schweiz, führt der Survivaltrainer in Überlebensstrategien in der Wildnis ein. Die Zivilisation ist zwar in den Wäldern der Holsteinischen Schweiz durchaus nah, aber Kamerau führt die Gruppe in Gebiete, wo man vergisst, dass die nächste Straße kaum einen Kilometer entfernt vorbeiführt. Sie könnten ebensogut auch am Ende der Welt liegen. Die sechs teilnehmenden Männer und zwei Frauen werden hier auf keinen einzigen Spaziergänger treffen – dafür aber auf jede Menge Tierspuren, Wildwechsel und Pflanzen, von deren Nutzen die meisten Teilnehmer bislang keinen Schimmer hatten. Es gibt viele Gründe, zwei anstrengende und außergewöhnliche Tage in der „Wildnis“ zu buchen. Führungskräfte und Wirtschaftsmanager lernen sich und ihre Fähigkeiten völlig losgelöst vom hektischen beruflichen Alltag in vertrauter Umgebung kennen. Das Trainings-Camp bietet aber auch angehenden Aussteigern, Selbstversorgern oder Adventure-Touristen wichtige Grundlagen, ohne Hilfsmittel zu überleben. „Oft genug ist das Survival-Camp der Auslöser für einen persönlichen Neubeginn,“ erzählt Kamerau. Genau diesen Erfahrungswert sucht auch Nils Tiedemann bauen. Der 34-Jährige ist Projektkoordinator in einem Handwerksbetrieb für erneuerbare Energien. Die Auftragslage und damit der zeitliche Aufwand hätten von Jahr zu Jahr zugenommen, erzählt Tiedemann: „Deshalb verbrachte ich immer mehr Zeit in der Firma. Und selbst wenn ich zu Hause bei Frau und Kind war, kreisten meine Gedanken stets um die Arbeit im Betrieb.“ Als sein Chef krank wurde und Tiedemann quasi zwei Jobs zu verrichten hatte, steuerte er auf einen Burnout zu, unter dem auch seine Familie leidet. Im SurvivalCamp will er runterfahren. Menschen wie Nils Tiedemann nehmen besonders oft an unserem Trainings-Camp teil“, sagt Kamerau. Im Einklang mit der Natur, dem Rauschen der Bäume, dem Plätschern der Bäche und dem Einatmen der frischen Luft finden sie nach langer Zeit ihre innere Ruhe wieder. Ohne mobile Endgeräte, Wer beim Überlebenstraining teilnimmt, muss sich einigen Herrausforderungen stellen. Hier überprüft Nils Tiedemann, ob das selbstgebaute Nachtlager der nächtlichen Witterung Stand halten kann. Fotos: Anne Fidelak Für Marc Riemer ist das Überlebenstraining ein großes Abenteuer. Mit Wildkräutern oder Tannennadeln lassen sich leckere Tees zubereiten. Kleintierfallen können in einer Notsituation Menschenleben retten. Im Survivalcamp Malente dienen sie aber mehr der Gruppendynamik. Hoch konzentriert: Nils Tiedemann und Marc Riemer beim Wasserholen. ohne selbstdefinierende Accessoires, Termine und Konsum besinnen sie sich dabei auf alles, was der Mensch eigentlich zum Leben braucht. Etwa Wärme, Nahrung, Schutz und Licht. Doch Kamerau bezieht sein Angebot auch gern auf berufliche Sichtweisen: „Aus der Ingenieursperspektive betrachtet, geht es hier darum, möglichst lange, mit möglichst wenig energetischen Aufwand zu überleben: Im Mittelpunkt steht das eigene Leben und das der Teammitglieder – nicht mehr und nicht weniger“, sagt Kamerau. So geht es im Survivalcamp auch darum voneinander zu profitieren, sich gegenseitig zu helfen, zu stützen und gemeinsam einen Lösungsweg zu entwickeln. Die Gruppe rund um Niels Tiedemann muss nun unter der Anleitung von Detlef Kamerau eine schützende Übernachtungsmöglichkeit errichten. Eine alte Plane, ein paar Schnüre und jede Menge Geäst sollen als Material für die Schlafbehausung dienen, der Rest ist Teamwork. Einzeln oder als Team machen sich die Teilnehmer auf, um passende Äste und Baumstämme zu suchen. Sie bilden das Skelett des Unterschlupfes. Aus dünneren Zweigen und der Plane wird eine Wand als Windschutz errichtet. Letztlich besteht das Nachtlager nur aus einem einseitigen Schrägdach. Ohne Schlafsäcke oder Matten zur Verfügung zu haben, wird nur der Boden mit Gras, Laub und Moos gepolstert. Doch die Begeisterung ist groß, als das Werk mit gemeinsamer Kraft und nach einigen Änderungen der Konstruktionspläne geschafft ist. Nils Tiedemann und sein Freund Marc Riemer widmen sich erstmal dem Probeliegen. Seit Stunden denkt keiner von beiden mehr an seinen Alltagsstress. Doch um sich auszuruhen, bleibt keine Zeit. Zunächst müssen aus kleinen Zweigen mit viel Geschick und noch mehr Geduld Fallen gebaut werden, um Kleintiere fangen zu können. Kamerau verzichtet allerdings darauf, die Tauglichkeit der Geräte tatsächlich auszuprobieren, denn auf Mäuse und Ratten hat in dieser Gruppe ohnehin niemand wirklich Appetit. Und ein echter Notfall sieht auch anders aus: An diesem Abend können die Teilnehmer auf die Nahrungssuche verzichten. Denn Kamerau hat rohes, ungewürztes Hähnchenfleisch in seinem Rucksack mitgebracht. „Wir brauchen auch sauberes Wasser“, mahnt er jetzt. Und die Gruppe läuft zu einem See in der Nähe. Wieder ist gegenseitige Unterstützung gefragt. Tiedemann und Riemer zeigen sich als eingespieltes Team und füllen nicht nur die eigene Vorratsflasche, sondern auch die der anderen. Durch ein sauberes Tuch gefiltert und abgekocht, soll daraus Trinkwasser werden, mit Tannennadeln sogar ein schmackhafter Tee. Zwischendurch erläutert Kamerau die verschiedenen Pflanzen im Wald, die das Abendessen ergänzen. Zum Beispiel Raus aus der Sackgasse, das Neue suchen, das sei eine Erfahrung, die viele im Leben machen, sagt Kamerau. „Wenn nichts mehr geht, muss man gehen“, ermuntert er. Schließlich stoßen die Überlebenskünstler etwa drei Kilometer weiter auf eine bestens geeignete Wasserstelle. Zurück im Lager, muss das Wasser abgekocht werden, um bakterielle Infektionen auszuschließen. Doch dabei gibt es das nächste Problem: Wie kann ein Feuer entfacht werden, wenn keine Streichhölzer oder Feuerzeuge vorhanden sind? Wie war das noch mit dem Zweig, der auf einem anderen Holz stehend schnell zwischen den Händen gerieben wird und sich dadurch entfachen soll? Tiedemann, Riemer und die anderen Campteilnehmer probieren eine Methode aus, die allgemein bekannt ist – aber nicht zum Erfolg zum Erfolg führt: Sie schlagen Steine aneinander. Doch peinlich ist das niemandem. Alle wirken, als wären die Angst, Fehler zu begehen, und Tendenzen zur Selbstdarstellung schon zu Beginn der Tour zurückgelassen worden. Es erweist sich sogar als förderlich, Unwissenheit zu bekennen. Schließlich zieht Kamerau einen Feuerstein aus der „Hier im SurvivalCamp möchte ich mich und meinen Körper nullen – und mich in den Reset-Zustand versetzen.“ Nils Tiedemann, Projektkoordinator Knoblauchrauke und Spitzwegerich. Außerdem erfahren die Teilnehmer auf dem Weg zum See, wie man aus einer Birke Wasser gewinnt, wie man ihre Äste zur Zahnbürste umfunktioniert, wo man ein natürliches Kaugummi findet und wie man in einem Baumpilz mehrere Stunden lang Glut speichert. Doch am See kommt erst mal Frust auf: Es stellt sich heraus, dass Strömung und Wind das Wasser so verunreinigt haben, dass es nicht trinkbar ist. Die Gruppe muss weiter ziehen, eine Stelle mit weniger Algen und Partikeln im Wasser suchen. Tasche. Das hebt die Laune bei angekündigten sechs Grad Temperatur für die Nacht enorm. Die Camp-Teilnehmer kochen nun Tee mit Tannen-, Brennesseloder Löwenzahnaroma. Weder der Schmutz noch herumkrabbelnde Insekten stören jetzt noch. Nils Tiedemann schaut zu, wie sein Wasser langsam zu kochen beginnt und blickt nachdenklich ins Feuer. „Das Survivaltraining fördert nicht nur die geistige Flexibilität, sondern ebenso die Kreativität. Der freiwillige Verzicht auf Komfort und Sicherheit trägt dazu bei, persönliche Lebensweisen und Alltäglichkeiten neu zu bewerten und gegebenenfalls zu verändern“, erklärt Kamerau. „Bei den CampTeilnehmern beobachte ich häufig, dass diese hier völlig aufgeregt und angespannt auftauchen und am Ende der zwei Tage fast tiefenentspannt nach Hause fahren. Manche beschließen, auch weiterhin am Wochenende ihr Mobiltelefon auszuschalten. Einige stellen überrascht fest, welche Leistungsfähigkeit sie tatsächlich aufbringen können, um ein Ziel zu erreichen, andere kämpfen in den inszenierten Notsituationen erfolgreich gegen ihren eigenen Schweinehund und sind danach überglücklich.“ Als die eiskalte Nacht überstanden ist, bleibt bei der Zubereitung der Morgenmalzeit keine Zeit zum Klagen – frohen Mutes und voller Energie packen wieder alle mit an. Zwei holen frisches Wasser, zwei andere zermahlen Körner, um daraus kleine Fladen zu backen, und auch die aufgestellten Kleintierfallen werden kontrolliert. Andere kümmern sich um das Instandhalten des Feuers. Etwa zwei Stunden dauert es, ehe endlich gefrühstückt werden kann. In mittlerweile vertrauter Runde sprechen die Camp-Teilnehmer über die gemeinsam verbrachte, bitterkalte Nacht, über die ungewohnte Dunkelheit, die Geräusche des Waldes. Nach dem Essen wartet eine neue Aufgabe auf die Gruppe. Kamerau gibt eine Einweisung in die Jagd. In Deutschland ist es verboten, wild zu jagen. Deshalb besteht Kameraus Wild aus Styropor. Die Campteilnehmer bauen sich aus dem Material, das der Wald hergibt, Waffen. Sportlichkeit und Geschick ist für den Jagderfolg notwendig. Die Freude über jeden Treffer ist groß – über jeden eigenen und über den eines anderen. Denn: Im Fall des Falles würde das erlegte Tier ja schließlich eine Mahlzeit für alle bedeuten. Etwas müde, etwas dreckig und ein wenig zerzaust, aber mit ganz neuen Erkenntnissen über sich und andere verlassen die CampTeilnehmer den Malenter Wald. Ein Selbsterfahrungstripp über knapp 30 Stunden liegt hinter ihnen – Stunden, die ihr Leben verändern könnten. Das gilt auch für Nils Tiedemann: „Ich habe Momente erlebt, in denen ich wirklich über nichts nachdachte. Dann wiederum habe ich meine Lebenssituation genau vor mir gesehen“, sagt er. „Aber ich betrachte meinen Alltag jetzt mit anderen Augen. Ich werde auf jeden Fall viel mitnehmen.“ SURVIVAL-SCHULE MALENTE Die Wildnis-Experten Detlef Kamerau ist hauptberuflich Survival-Trainer. Detlef Kamerau war 15 Jahre Vorarbeiter in einem Garten- und Landschaftsbauunternehmen, und dort für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter im Handwerk zuständig. Nach seiner Zeit als Bundeswehrsoldat trainierte er junge Streit- kräfte, um sie für ihren Dienst und ihre Einsätze zu spezialisieren. Nicole Adler ist Berufssoldatin und Rettungssanitäterin. Durch zahlreiche Expeditions- und Abenteuerreisen konnten sowohl sie als auch Detlef Kamerau ihr Knowhow für eine Survival-Spezialisierung stets erweitern und geben diese Kompetenzen gern an andere Menschen weiter. Gemeinsam führen sie die Survivalschule in Bad Malente. Survival-Schule Malente Detlef Kamerau, Nicole Adler Haferkamp 3a, 23714 Bad Malente/Kreuzfeld Tel.: 0 45 23 / 20 71 50 www.survival-malente.de DIE WIRTSCHAFT – Elementare Erlebnisse: Survival stärkt das Empfinden für das Wesentliche. Und lässt berufliche Herausforderungen neu erleben. FINANZEN & MARKETING 15 EINHEITLICHER EUROPÄISCHER ZAHLUNGSVERKEHR Sepa: Firmen müssen dringend handeln In vier Monaten werden Überweisungen auf das neue System umgestellt. Viele kleinere Unternehmen sind noch nicht vorbereitet. Ein harmlos klingendes Kürzel sorgt bei vielen Menschen zurzeit für Kopfzerbrechen: „Sepa“ steht für „Single Euro Payments Area“, zu Deutsch: „einheitlicher europäischer Zahlungsraum“. Schon zum 1. Februar 2014 tritt das neue System in Kraft. Auch für Privatleute, die nur eine überschaubare Anzahl von Überweisungen tätigen, ist die Umstellung schon enorm: Sie müssen statt Kontonummer und Bankleitzahl dann den 22-stelligen Iban-Code auf die Vordrucke schreiben. Gerade kleinere Firmen stehen aber vor einem viel größeren Problem: Sie müssen ihre komplette Buchhaltung für Sepa fit machen. Die Zeit drängt. Von Christian Risch Die Wirtschaft in Europa wächst immer stärker zusammen. Das EuroBargeld gehört seit mehr als zehn Jahren zu unserem Alltag, aber wie Überweisungen und Lastschriften genau auszusehen haben, ist bisher innerhalb der Europäischen Union sehr unterschiedlich geregelt. Auf dem Weg zu einer noch stärkeren Vernetzung in Europa ist das Sepa-System ein weiterer, sinnvoller Schritt. Doch je näher das Datum rückt, desto lauter werden die warnenden Stimmen: Es gibt insbesondere bei kleineren Firmen großen Nachholbedarf, um am Stichtag für den einheitlichen Zahlungsverkehr gerüstet zu sein. Denn ab 1. Februar 2014 dürfen Kreditinstitute Überweisungen und Lastschriften nur noch im Sepa-Format annehmen. Das gilt nicht nur für Zahlungsverkehr mit dem Ausland, sondern auch für alle Zahlungen innerhalb Deutschlands. Der Start dürfte holprig werden. „Knapp ein halbes Jahr vor Inkrafttreten des einheitlichen europäischen Zahlungsraums läuft noch ein Drittel der europäischen Unternehmen Gefahr, die Umstellung nicht bis zum Stichtag 1. Februar 2014 zu schaffen“, erklärte vor kurzem die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Bundesbank: Bisher ist wenig passiert Auch die Deutsche Bundesbank betrachtet die zögerliche Umstellung mit Sorge. „Der Countdown läuft. Es sind nur noch etwas mehr als 200 Tage, bis Sepa gilt. Doch bisher ist wenig passiert“, schrieb sie in einer Presseerklärung. Wie viel Nachholbedarf bestehe, zeige ein Zahlenvergleich: Es gibt über vier Millionen Unternehmen und Vereine in Deutschland, aber bis Mitte des Jahres habe die Bundesbank nur rund 542 000 Gläubiger-Identifikationsnummern vergeben. Und genau diese Nummer benötigen alle, die ab 1. Februar 2014 weiterhin am Sepa-Lastschriftverfahren teilnehmen wollen. „Deshalb müssen die Firmen das Thema schnellstens angehen, um in vier Monaten kein böses Erwachen zu erleben“, schreibt die Bundesbank. Die Gläubiger-Identifikationsnummer muss elektronisch bei der Bundesbank beantragt werden. Auch die Banken und Sparkassen investieren im Moment viel Zeit darauf, ihre Privat- und Firmenkunden auf die neue Zeitrechnung vorzubereiten – mit Beratungsund Informationsveranstaltungen. „Die Zeit drängt, was die Vorbereitung der Unternehmen angeht“, sagt Jörg Otten, Firmenkundenbetreuer und Sepa-Experte der Deutschen Bank in Lübeck. Am 1. Februar 2014 verlören nationale Lastschriften und Überweisungen ihre Gültigkeit. „Um zahlungsfähig zu bleiben, müssen Firmen ihren Zah- lungsverkehr rechtzeitig umstellen. Ansonsten besteht das Risiko, dass zum Beispiel Gehaltszahlungen nicht mehr überwiesen werden können. Oder Rechnungen lassen sich nicht mehr über das Lastschriftverfahren begleichen. Im schlechtesten Fall bedeutet dies Zahlungsstillstand“, warnt Otten. Es gebe spürbare Unterscheide. Große Unternehmen seien in der Regel bereits gut vorbereitet, viele kleinere hätten allerdings Nachholbedarf. „Das Enddatum der SepaUmstellung wurde relativ spät fixiert. Ohne diese rote Linie hatte Sepa in vielen Unternehmen bislang keine hohe Priorität. Momentan sehen wir allerdings, dass sich die meisten Firmen mit Hochdruck vorbereiten“, erklärt Experte. Um den Aufwand der Umstellung zu ermitteln, empfehle die Deutsche Bank Lübeck den Unternehmen drei grundlegende Schritte: „Zunächst sind alle Konten in Deutschland und anderen SepaLändern zu ermitteln. Dann wird analysiert, welche Zahlverfahren mit welchem Volumen auf den betreffenden Konten genutzt werden. Im Anschluss gilt es, die genutzten Buchhaltungs- und Zahlungsverkehrssysteme auf SepaFähigkeit zu überprüfen“, sagt Otten. Diese Bestandsaufnahme gebe einen allgemeinen Überblick darüber, in welchem Maß ein Unternehmen von Sepa betroffen ist. Gerade die Umstellung der IT-Systeme dürfe nicht unterschätzt werden. Wer jetzt die Einführung organisiere, sollte die Erfahrungen der Unternehmen nutzen, die schon länger damit befasst sind. Auch die rund 576 500 Handwerksunternehmen in Deutsch- „Firmen müssen ihren Zahlungsverkehr rechtzeitig umstellen. Sonst besteht zum Beispiel das Risiko, dass Gehalt nicht mehr überwiesen werden kann. Im schlechtesten Fall gibt es Zahlungsstillstand.“ Jörg Otten Deutsche Bank Lübeck Die Zeit der herkömmlichen Überweisungen und Lastschriften in Deutschland ist in wenigen Monaten vorbei. Dann gilt Sepa, das neue einheitliche europäiFoto: Fotolia sche Zahlungssystem. Vor allem Firmen müssen sich gründlich auf das Datum vorbereiten. land sind hier gefordert. Denn unabhängig davon, ob ein kleines Handwerksunternehmen nur wenige Lastschriften einzieht – Gehaltszahlungen, Einkäufe und damit Überweisungen werden auf jeden Fall getätigt und empfangen. Deshalb ist in jedem Fall die Umstellung auf Sepa notwendig. Handwerkskammer bietet Informationen „Wir appellieren an die Handwerksbetriebe, nicht bis zur letzten Minute zu warten mit den nötigen Umstellungen“, sagt Ulf Grünke, Sprecher der Handwerkskammer Lübeck, „aber leider stellen wir fest, dass viele Betriebe immer noch zögern.“ Deshalb biete die Handwerkskammer in der ersten Novemberhälfte sechs Informationsveranstaltungen zum Thema Sepa an – in Lübeck, Eutin, Kiel, Neumünster, Bad Oldesloe und Elmshorn. An allen Orten arbeitet die Handwerkskammer mit regionalen Kreditinstituten und den Kreishandwerkerschaften zusammen. „Wir haben die Sorge, dass es zu Liquiditätsengpässen kommen könnte, wenn Betriebe sich nicht rechtzeitig vorbereiten. Wir können in vielen Bereichen helfen, aber abarbeiten müssen die Betriebe die Checkliste schon selbst“, sagt Grünke. Mit der Sepa-Umstellung müsse zum Beispiel auch das Firmen-Briefpapier auf Iban-Nummern umgestellt werden. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck bedauert, dass viele Unternehmen die Tragweite der Umstellung auf das europaweit einheitliche Zahlungsverfahren „leider noch nicht erkannt“ haben. „Der Vorbereitungs- und Umstellungsaufwand in den Betrieben ist nicht zu unterschätzen. Die Buchhaltungen müssen die Kontodaten und die Formate der Finanzdatensätze ändern. Alle Kunden müssen angeschrieben werden und die Einzugsermächtigung auf Sepa-Mandate umstellen“, sagt der amtierende IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning. Versiegten Finanzströme, drohen Liquiditätsengpässe, warnt er. „Die Zeit bis zum 1. Februar 2014 ist knapp – es ist quasi zehn vor zwölf. Wir fordern unsere Mitglieder auf, rechtzeitig mit der Sepa-Umstellung zu beginnen“, sagt Schöning. Parallel dazu baue die IHK ihre Beratungsangebote hier weiter aus. Sepa sollte nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen werden, sagt die Deutsche Bundesbank. „Für Firmen gibt es durch das neue System viele Vorzüge und Möglichkeiten. So wird die technische Standardisierung zu mehr Wettbewerb bei den Anbietern von Zahlungsdiensten führen und die Konditionen für Unternehmen europaweit verbessern“, schreibt die Bundesbank. International tätige Unternehmen – und davon gebe es im Exportland Deutschland auch im Mittelstand einige Tausende – könnten dann ihren Zahlungsverkehr europaweit ausschreiben. „Es wird nicht mehr nötig sein, im Euroraum in den einzelnen Ländern eigenständige Kontoverbindungen zu unterhalten und verschiedene Verfahren und Standards zu nutzen. Mittelfristig dürften sich effizientere Zahlungsverfahren herausbilden, die mit geringeren Prozesskosten für die Nutzer verbunden sind“, sagen die Währungshüter in Frankfurt am Main voraus. Damit biete Sepa auch die Gelegenheit, „das unternehmenseigene CashManagement-System zu optimieren“. Vorausgehen müsse allerdings der Anpassungsprozess auf das neue Zahlverfahren. „Und hier sollten Firmen und Betriebe, nicht bis zur letzten Minute zu warten. Denn je nach Größe und Vernetzungsgrad des jeweiligen Unternehmens kann der Umstellungsaufwand gewaltig sein“, mahnen die Experten der Bundesbank. Nicht nur Software müsse neu ausgerichtet werden, bei Lastschriften müssen Unternehmen die Zahlungspflichtigen kontaktieren, um sie über die Verfahrensumstellungen zu informieren. „All das kostet Zeit, und davon steht nicht mehr viel zur Verfügung.“ Innerhalb der Europäischen Union ist Deutschland das größte Land nach Einwohnerzahl, Bruttoinlandsprodukt – und auch in Bezug auf den Zahlungsverkehr. Pro Ar- beitstag werden nach Angaben der Bundesbank hierzulande 24 Millionen Überweisungen und 35 Millionen Lastschriften abgewickelt, das entspricht einem Viertel aller Überweisungen und rund 40 Prozent der Lastschriften in der Europäischen Union. Das zeigt, wie wichtig es für die Einführung des einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrs ist, dass Sepa in Deutschland gelingt. Doch obwohl die Infrastruktur bei den Banken schon seit Jahren steht, waren im ersten Quartal 2013 nur knapp neun Prozent der Überweisungen und ernüchternde 0,14 Prozent der Lastschriften Sepa-fähig. In den kommenden Monaten stehe „ eine Beschleunigung von fast null auf hundert an“, resümiert die Bundesbank und appelliert an die Betriebe: „Starten Sie jetzt!“ Th. Meyne GmbH Ratzeburger Str. 43 • 23879 Mölln Telefon 04542 / 80020 www.meyne-automobile.de DIE WIRTSCHAFT – Zeit zum Umdenken: Ab 1. Februar 2014 dürfen Kreditinstitute Überweisungen und Lastschriften nur noch im Sepa-Format annehmen. 16 FINANZEN & MARKETING Dienstag, 24. September 2013 FORMFRAGE INVESTITIONEN Welche Steuern gelten bei welcher Gesellschaftsform? Strategien, Stichtage und Steuervorteile Wer Anschaffungen plant, sollte überlegen, welchen Mehrwert sie bringen. Und dann erst Steuerersparnisse erwägen. Jetzt noch schnell eine neue Maschine oder ein Auto anschaffen, um im nächsten Jahr Steuern zu sparen oder aktuelle Steuervergünstigungen zu nutzen? Das ist der falsche Ansatz, sagen Experten. Von Nathalie Klüver „Die Entscheidung für eine Investition sollte erst einmal strategisch und operativ Sinn machen“, betont Professor Nils Balke von der FH Lübeck. Eine eventuelle Steuerersparnis hingegen sollte erst im weiteren Entscheidungsprozess eine Rolle spielen. Der Professor für Controlling, Investitionen und Finanzierung im Fachbereich Maschinenbau und Wirtschaft weist daraufhin, dass die zentrale Frage einer Investition immer sein sollte, ob sie insgesamt betriebswirtschaftlich Sinn macht, also einen Mehrwert liefert. Dabei stehen zunächst strategische Fragen im Mittelpunkt wie: Ist der Absatzmarkt vorhanden, wenn wir mit einer neuen Maschine ein neues Produkt produzieren? Kann man mit der Maschine in konkurrenzfähiger Qualität und zu Marktpreisen produzieren? Passt das neue oder veränderte Produkt zu meinem Unternehmensprofil oder zu meiner Strategie? Welcher Know-how-Erwerb ist mit der Investition verbunden? Handelt es sich um eine Ersatzinvestition, geht es meistens eher um operative Fragen:Welche Vorteile bringt eine Ersatzinvestition wie ein neueres Modell einer alten Maschine mit sich? Steigt die Qualität, die Flexibilisierung, die Umweltfreundlichkeit oder die Produktionsgeschwindigkeit? Erst wenn diese Kriterien analysiert sind, geht es in die finanzielle Bewertung, bei der man Steuerrechtliches nicht außer Acht lassen kann – genauso wenig wie den richtigen Zeitpunkt für die Investition. „In alle Berechnungen und Planungen fließen die Steuern mit ein“, sagt Investitionsbewertungsexperte Balke. Neben der Besteuerung der mit der Investition erzielten Gewinne, können das Steuern sein, die beim Erwerb anfallen – wie die Grunderwerbsteuer, die in der Regel beim Man sollte nie übereilt investieren. Denn Steuern zu sparen heißt nicht automatisch, dass sich der Gewinn nach Foto: Tobif82 / Fotolia Steuern nachhaltig erhöht. Kauf von Grundstücken und Immobilien anfällt. Zudem sind bestimmte Zulagen oder Investitionszuschüsse zu berücksichtigen, die meistens auch steuerlich eine Rolle spielen, etwa wenn sie gesondert absetzbar sind. Auch die Art der Finanzierung beeinflusst die steuerliche Analyse, so Balke. Erfolgt die Finanzierung mittels Fremdkapital, zum Beispiel einem Bankkredit, so sind die Zinsen innerhalb gewisser Grenzen (die sogenannte Zinsschranke) vom Ergebnis abzugsfähig und mindern damit die Steuerzahlungen. Bei Finanzierung mittels Eigenkapital ist diese Abzugsfähigkeit nicht gegeben. Bei Wahl einer sogenannten mezzaninen Finanzierung (stille Beteiligung, Genussrechte) ist zu prüfen, ob sie steuerlich als Eigen- oder Fremdkapital angesehen wird, um die steuerli- chen Auswirkungen zu beurteilen. Ein weiterer steuerrelevanter Effekt sind bei dem Erwerb von Sachanlagen die Abschreibungen, welche in den kommenden Jahren, je nach Abschreibungsart und -dauer, das Jahresergebnis mindern und damit auch die Steuerzahlungen reduzieren. Bei der Ermittlung der durch eine Investition verursachten Steuerzahlungen ist die Gesamtertragssi- tuation zu berücksichtigen. So wirken zum Beispiel nur bei ausreichend hohem Gewinnniveau Abschreibungen und Zinsen unmittelbar steuermindernd. Gibt es für bestimmte Fördermaßnahmen Termine, die einzuhalten sind, laufen Zulagen zu einem Stichtag aus, dann sollte man natürlich die Investition bis zu diesem Stichtag tätigen, rät Balke. Er warnt aber davor, Fördermaßnahmen als dauerhaft in die Kalkulation mit einzubeziehen: „Hier sollte man immer überprüfen, ob die Förderung einen Bestandsschutz hat oder nicht doch durch einen Regierungswechsel plötzlich wegfallen kann.“ Das sollte dann als Risikoabschlag bei den Zahlungen in der Investitionsbewertung berücksichtigt werden. Wer in Schleswig-Holstein ohnehin vorhat, ein Grundstück oder eine Immobilie zu erwerben und sich schon für ein Angebot entschieden hat, sollte den Kauf möglichst auch vor dem Jahreswechsel über die Bühne bringen, da ab Januar voraussichtlich ein höherer Grunderwerbsteuersatz fällig wird. Aber ansonsten rät Balke dazu, nicht übereilt zu investieren. Steuern sparen heiße schließlich nicht automatisch, dass sich der Gewinn nach Steuern nachhaltig erhöht. Für eine größere Investition sollte eine vollständige Zahlungsplanung für die Laufzeit der Investition erstellt werden, in der die mit ihr verbundenen operativen Ein- und Auszahlungen, Finanzierungszahlungen und die sich ergebenden Steuerzahlungen berücksichtigt sind. Diese Bewertung zeigt, ob die Investition einen Mehrwert für das Unternehmen schafft. Nicht zu vergessen ist, dass sich Steuergesetze häufig einmal ändern können. Soll die Investition im Ausland erfolgen, wird es noch komplizierter: Denn jetzt geht es nicht mehr nur darum, welche Steuern in Deutschland anfallen. Was ist in dem anderen Land fällig? Gibt es Doppelbesteuerungsabkommen? Nun muss man sich auch mit den Steuergesetzen eines anderen Landes auseinandersetzen – und kann die deutschen Gesetze dennoch nicht außer Acht lassen. Wer investieren will, kommt also um das Thema Steuern nicht herum, sagt Balke. Aber die oft gehörte Aussage: „Ich investiere mal, um Steuervorteile zu nutzen“ greife zu kurz: „Steuern spielen immer eine Rolle – aber steuerliche Vorteile sollten nicht der ausschlaggebenA de Investitionsgrund sein.“ Je nach Gesellschaftsform des Unternehmens fallen unterschiedliche Steuern an. Alle Unternehmensformen sind von der Grunderwerbsteuer, der Umsatzsteuer (die aber nur einen durchlaufenden Posten darstellt), der Grundsteuer, der Gewerbesteuer (ausgenommen bestimmte Freiberufler) und dem Solidaritätszuschlag betroffen. Personengesellschaften müssen eine Einkommenssteuer zahlen, Kapitalgesellschaften die Körperschaftssteuer. Bei der Ausschüttung der Gewinne einer Kapitalgesellschaft an die Anteilseigner erfolgt zusätzlich eine Besteuerung mittels Kapitalertragssteuer beziehungsweise gemäß dem Teileinkünfteverfahren. PERSPEKTIVFRAGE Was bedeuten Steuerobjekt und Steuersubjekt? Bei den Begriffen Steuerobjekt und Steuersubjekt kann man leicht durcheinander kommen. Das Steuersubjekt ist die Rechtsperson, der ein Steuerobjekt und damit die verbundene Steuerschuld zugerechnet wird, das kann eine Person oder Kapitalgesellschaft (GmbH, AG) sein. Es geht hier also darum, wer der Steuerschuldner ist. Das Steuerobjekt ist der Gegenstand, der zur Steuer herangezogen wird – also das, was besteuerbar ist. Das kann zum Beispiel das Einkommen sein (Einkommenssteuer), aber auch das Halten eines Autos (Kraftfahrzeugsteuer). Professor Nils Balke ist Professor für Controlling, Investitionen und Finanzierung an der FH Lübeck. Der promovierte Wirtschaftsingenieur verstärkt seit 2008 den Fachbereich Maschinenbau und Wirtschaft. UNTERNEHMEN Anzeige BTR SUMUS Individuelle Beratung für jedes Format Die Partner der BTR SUMUS: Hans-Christian Guse, Frank Marquardt, Jörn Schröder, Lutz von Majewsky (v. l.). Foto: pp „Menschen sind unterschiedlich und wollen in ihrer Individualität anerkannt werden. Genau das ist unser Grundprinzip“, sagt Lutz von Majewsky, Steuerberater und einer der vier Partner der BTR SUMUS Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. „Wir gehen auf jeden einzelnen Kunden ein, auf seine Einzigartigkeit, auf seine individuellen Unternehmensideen.“ Das ist die Zielsetzung für die Beratungen und die Services des Teams der BTR SUMUS an den Standorten in Lübeck und Stralsund mit mehr als 30 Mitarbeitern. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung berät die Kanzlei erfolgreich in allen steuerlichen, betriebswirtschaftlichen und handelsrechtlichen Aufgabenstellungen. Die vier Partner sind jeder für sich Berater in verschiedenen Bereichen des Steuerrechts und der Betriebswirt- schaftslehre. Durch ihr optimales Zusammenspiel verfügen sie über ein breites Kompetenzspektrum. Zum Vorteil für die Kunden der BTR SUMUS. „Nicht jeder kann alles, aber wir ergänzen uns im Team“, sagt Hans-Christian Guse, der seine Kollegen etwa in Fragen zum KfZ-Gewerbe gerne unterstützt. Hilfreiche Infos, Online Lohnbuchhaltung sowie Onlinerechner auf der Homepage des Unternehmens sind ebenso selbstverständlich wie der elektronische Abruf der Kontoauszüge, die digitale Belegerfassung, bei der viele Belege revisionssicher gescannt werden oder der in Kürze nach Unternehmesangaben jederzeit sichere Zugriff der Kunden auf einen Kundenserver, um standortunabhängig Buchungen vorzunehmen oder Auswertungen anzuschauen. „Wir sind hier immer up-to-date“, sagt Frank Marquardt, „die Sicherheit der Mandantendaten ist dabei unser oberstes Ziel.“ „Die intensive Schulung der Mitarbeiter auch in handelsrechtlichen Fragen wird durch die Wirtschaftsprüfung stark unterstützt", erläutert der Wirtschaftsprüfer Jörn Schröder. Das Optimum für jeden einzelnen Kunden herauszuholen, sei Ansporn für das Team. Auch international arbeitet die BTR SUMUS auf hohem Niveau. Als Partner von NEXIA INTERNATIONAL, einemgroßen weltweiten Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Netzwerk, sind Mandanten auch bei Fragen zum ausländischen Steuerrecht gut betreut. A BTR SUMUS Schützenhof 4, 23558 Lübeck Tel.: 0451 / 48 00 20 www.btrsumus.de DIE WIRTSCHAFT – Der steuerlich günstige Zeitpunkt ist relevant für Investitionen. Entscheiden sollte aber der zu erwartende Mehrwert. Dienstag, 24. September 2013 17 FINANZEN & MARKETING GELD UND FINANZEN Frisches Geld für den Mittelstand Verschiedene Finanzierungsprogramme sorgen für Liquidität – mitunter auch ohne Einbeziehung der Hausbank. Ansprechpartner Der Zugang zu frischem Geld ermöglicht Wachstum und Investitionen. Die Ablehnung eines Kreditantrags stellt deshalb kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen. Mit zum Teil unbürokratischen Finanzierungsprogrammen bleiben Betriebe dennoch flüssig. IHK zu Lübeck Service-Center Fackenburger Allee 2 23554 Lübeck Tel.: 0451/ 6006-0 service@ihk-luebeck.de www.ihk-schleswig-holstein.de Handwerkskammer Stefan Seestädt Leiter Betriebsberatung Breite Str. 10-12 23552 Lübeck Tel.: 0451 / 1506-230 sseestaedt@hwk-luebeck.de www.hwk-luebeck.de Von Philipp Aissen Basel III heißt das Schreckgespenst, das als Reaktion auf die Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2007 beschlossen wurde. Das Reformpaket der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schreibt seit Anfang des Jahres höhere Eigenkapitalrücklagen für das Kreditgeschäft der Banken vor. Ein knapperer Kreditspielraum und schlechtere Konditionen für Firmenkunden sind vielfach die Folgen. Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck (IHK), warnt jedoch vor Panikmache: „Eine Kreditklemme war und ist in der Region kein Thema. Zwar zeigt die IHKKonjunkturumfrage für das erste Quartal 2013 einen verhaltenen Start, die Gesamtlage der Schleswig-Holsteinischen Kreditwirtschaft ist aber ganz überwiegend zufriedenstellend. Die Kreditvergabe an Unternehmen für Investitionen konnte im Vergleich zum vorigen Quartal sogar gesteigert werden.“ Laut Schöning hätten sich die Banken in Bezug auf Basel III bereits angepasst und gut vorbereitet. Das bestätigt auch Thomas Timm, Abteilungsdirektor für das Firmenkundengeschäft bei der Lübecker Sparkasse: „Wir sind seit jeher gut ausgestattet mit Eigenkapital. Daher sehen wir den neuen Basler Richtlinien gelassen entgegen. Die Sparkasse Lübeck ist – der Krise zum Trotz – bereits seit zehn Jahren auf Wachstumskurs. Eine Verknappung des Kreditangebots ist für uns nicht erkennbar.“ Auf absehbare Zeit bleibt die Hausbank gerade für kleinere Unternehmen der zentrale Geldgeber für Finanzierungsvorhaben. Über die Hausbank läuft auch die Antragsstellung für den klassischen UNTERNEHMERKREDIT der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dieser ermöglicht eine mittel- und langfristige Fremdkapitalfinanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln mit bis zu 25 Millionen Euro Kreditsumme. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) profitieren dabei von zusätzlich vergünstigten Konditionen und einem effektiven Jahreszins ab einem Prozent. Bei der Aufnahme von Krediten trägt das durchleitende Kreditinstitut oft ein hohes Risiko. Um Banken beziehungsweise Sparkassen zu motivieren, dieses Förderprogramm im Auftrag ihrer Kunden in Anspruch zu nehmen, teilt die KfW das Risiko und gewährt eine 50-prozentige Haftungsfreistellung für Kredite an Unternehmen und Freiberufler, die seit mindestens zwei Jahren am Markt tätig sind. Ob mit oder ohne eine partielle Haftungsfreistellung – Kreditanträge werden von der Hausbank häufig abgelehnt. „Die Ausschlusskriterien sind vielfältig. Ein schlechter Schufa-Score, mangelnde Rücklagen oder ein aufgrund von Forderungsausfällen und Zahlungsverzögerungen kurzfristig überzogenes Geschäftskonto kann die Bonität empfindlich einschränken und insbesondere kleine Betriebe in Bedrängnis bringen“, sagt Stefan Seestädt, Leiter Betriebsberatung bei der Handwerkskammer Lübeck (HWK). Mikrokredit Mikrokredit Schleswig-Holstein GmbH Philipp Eitel Ndl. Lübeck / Ostholstein Schönböckener Str. 102 23556 Lübeck Tel.: 0451 / 58 59 222 info@mikrokredit-sh.de www.mikrokredit-sh.de Investitionsbank Schleswig-Holstein Christian Hank, Susann Henning, Ulrike Kiehne, Katharina Preusse Fleethörn 29-31 24103 Kiel Tel.: 0431 / 9905-3365 foerderlotse@ib-sh.de www.ib-sh.de Jens Hornemann nahm jetzt bereits zum zweiten Mal einen Mikrokredit in Anspruch – und sicherte damit seine gute Auftragslage. Foto: Tessa Maiborg Schnell und unkompliziert: 20 000 Euro zur Auftragssicherung Jens Hornemann ist einer von über 500 Unternehmern im Lübecker Raum, die in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen Mikrokredit in Anspruch genommen haben. Mit seinem Kranunternehmen KranProfi muss er auf kurzfristige Aufträge reagieren. Für größere Arbeiten benötigt er Geldmittel außer der Reihe, um zusätzlich zu seinen eigenen drei Kranfahrzeugen weitere Krane Um die Bonität zu erhöhen, können Unternehmen auch AUSFALLBÜRGSCHAFTEN nutzen. Die Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein (BüBa) haftet mit ihren Programmen für bis zu 80 Prozent und bis maximal eine Million Euro Kreditsumme. In besonders eiligen Fällen wird über eine Bürgschaft bis zu einer Kreditsumme von 150 000 Euro innerhalb von nur 24 Stunden, bei Existenzgründern innerhalb von 14 Tagen, entschieden. Für Darlehen und Kredite in wirtschaftspolitisch relevanten Fällen stehen Bürgschaften des Landes bereit. Eine andere Möglichkeit, flüssig zu bleiben, sind STILLE BETEILIGUNGEN der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH (MBG). „Unser Programm ,Kapital für das Handwerk / Handel und Gewerbe’ stärkt das Eigenkapital, erfordert keine Sicherheiten und erleichtert so den Zugang zu einer Krediterweiterung. Es eignet sich für Unternehmen, die seit mindestens zwei Jahren bestehen und eine positive wirtschaftliche Aussicht haben“, erklärt Brigitta Lubomierski, Kundenbetreuerin bei der MBG, und betont die schlanken Antragsformalitäten. „Ein Business-Plan ist nicht notwendig. Nach dem Ausfüllen eines fünfseitigen Formulars wird innerhalb von zwei Wochen über den Antrag entschieden.“ Lars Derlin ist Nutznießer dieses Programms. Für seine in Travenbrück ansässige Firma Derlin Haustechnik nahm er eine Beteiligung in Höhe von 50 000 Euro – die Hälfte des Höchstsatzes – in Anspruch. „Wir machen Winterdienst bei den BMW-Autohäusern in Hamburg. Durch Investitionen in unseren und Fahrer anmieten zu können. „Da kommen schnell Beträge von 3000 bis 4000 Euro pro Tag und Kran zusammen“, sagt der Stockelsdorfer. Um die guten Geschäftsbeziehungen zu den befreundeten Kranunternehmen nicht zu gefährden, zahle er seine Rechnungen pünktlich, obwohl er auf das Geld seiner Kunden noch warten müsse. Um die Zeit bis zur Rechnungsbe- IHK-Sprechtag Finanzierung Für Jungunternehmer aber auch erfahrene Geschäftsleute, die sich im Finanzierungsdschungel zurechtfinden möchten, veranstaltet die IHK zu Lübeck zusammen mit der IB.SH an jedem ersten Dienstag im Monat einen kostenlosen Finanzierungssprechtag. In Einzelterminen wird über Themen wie den Aufbau von Konzepten und Businessplänen, öffentliche Finanzierungsund Fördermöglichkeiten sowie die Notwendigkeit der offenen Kommunikation mit der Bank gesprochen. Diesen Service gibt es auch in den Geschäftsstellen in Ahrensburg und Norderstedt. „Insgesamt haben wir in diesem Jahr weit über 2000 Beratungen zu Finanzierungs- und Förderfragen durchgeführt“, sagt IHK Geschäftsführer Lars Schöning. Fuhrpark waren wir nicht mehr ausreichend flüssig“, sagt der Geschäftsführer. Die Beteiligungsdauer beträgt dabei zehn Jahre, die Tilgung läuft ab dem sechsten Jahr. Die Zinsen sind bonitätsabhängig und reichen von acht bis zehn Prozent. Größere Investitionsvorhaben deckt der MITTELSTANDSFONDS SCHLESWIG-HOLSTEIN (MSH) ab. Er unterstützt mittelständische Unternehmen, die in Schleswig-Holstein etabliert sind oder im Land investieren wollen und über einen Jahresumsatz von zehn bis 100 Millionen Euro gleichung durch seine Kunden zu überbrücken, reicht sein unternehmerischer „Dispo“ bei der Hausbank nicht aus. „Zur Erhöhung der Kreditlinie wäre bei meiner Hausbank ein hoher bürokratischer Aufwand notwendig. Da gehen Wochen ins Land“, erklärt Hornemann. Mit dem Mikrokredit sei er flexibler. 2011 hat er ihn zum ersten Mal in Höhe von 20 000 Euro in Anspruch genommen und innerhalb eines Jahres zurückgezahlt. Ebenso läuft auch der zweite Mikrokredit, den er im März dieses Jahres aufgenommen hat. „Innerhalb einer Woche hatte ich die Zusage und das Geld“, erzählt der Unternehmer. Die Mikrokredit S-H habe lediglich eine Selbstauskunft und die Betriebswirtschaftliche Auswertung, die sein Steuerberater ohnehin regelmäßig erstelle, benötigt. TM verfügen mit stillen Beteiligungen zwischen 0,75 und zwei Millionen Euro. Diese können zur Finanzierung von Investitionen, Umsatzwachstum, Eigenkapitalstärkung, Management-Buy-Out oder -Buy -In bereitgestellt werden. Alle Institutsgruppen der Kreditwirtschaft stellen neben dem Land Schleswig-Holstein, der KfW sowie der IB.SH als dem zentralen Förderinstitut des Landes von 2008 bis Ende 2013 insgesamt 30 Millionen Euro bereit. In Lübeck profitierten bereits die Firmen Gabler und Euroimmun vom Mittelstandsfonds. Ansprechpartner sind die Geschäftsführer des MSH – Uwe Thomsen, Prokurist der MBG, und Holger Zervas, Firmenkundenleiter bei der IB.SH. Passen Kredite aus unterschiedlichen Gründen nicht ins Portfolio der Hausbank oder will diese nicht das alleinige Risiko tragen, sorgt das IB.SH WACHSTUMSDARLEHEN dafür, dass die Finanzierung zustande kommt. Seit dem 1. Juni dieses Jahres können Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten, die etwa ihren Maschinenpark erneuern wollen oder Betriebsmittel benötigen, direkt bei der IB.SH Darlehen zwischen 25 000 und 100 000 Euro erhalten. Anträge können über die Hausbank, über Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Unternehmensberater bei der IB.SH gestellt werden. Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten können Darlehen bis 200 000 Euro bekommen, die die IB.SH konsortial mit der Hausbank – welche auch den Antrag entgegen nimmt – vergibt. Der jährliche Zinssatz liegt bonitätsabhängig zwischen 3,95 und 7,95 Prozent. In kleineren Größenordnungen – das sagt schon der Name – bewegt sich der MIKROKREDIT. In Asien, Afrika und Südamerika als Instrument der Entwicklungspolitik längst etabliert, wird der unbürokratisch vergebene Kredit auch in Deutschland zunehmend beliebter. „Die Kredite werden seit 2010 aus einem bundesweiten Mikrokreditfonds gespeist. KO-Kriterien gibt es hierbei nicht. Vieles hängt vom persönlichen Gespräch ab“, erklärt Stefan Seestädt von der HWK. Für die Vergabe der Kredite zuständig sind Mikrofinanzinstitute, die vom Deutschen Mikrofinanz Institut (DMI) akkreditiert sind. Führender Anbieter in Norddeutschland ist die Mikrokredit Schleswig-Holstein GmbH. Geschäftsführer Philipp Eitel sagt: „Wir haben seit Anfang 2011 über 500 Darlehen von 1000 bis zu 20 000 Euro für Existenzgründer und kleinere Investitionen von Bestandsunternehmen vergeben.“ Für Farben und Lacke erhielt etwa der Lackierer Kai Miethling 6000 Euro. Für seine Hausbank hätte sich der Kredit alleine schon wegen des kostspieligen Kredit-Prüfungsverfahrens nicht gerechnet. Der vergleichsweise hohe Zinssatz von 8,9 Prozent spiegelt dabei auch das Risiko des Mikrofinanzinstituts wider. Mikrokredite gewährt auch die IB.SH. Neben diesen eher konventionellen Programmen beobachtet die IHK auch zunehmend alternative Finanzierungsformen. „Das sogenannte Crowdfunding, die Schwarmfinanzierung, oder die Vergabe von Venture-Capital können für den einen oder anderen Existenzgründer oder Unternehmer durchaus interessant sein“, so A Lars Schöning. IB.SH Wachstumsdarlehen Investitionsbank Schleswig-Holstein Christian Hank, Susann Henning, Ulrike Kiehne, Katharina Preusse Fleethörn 29-31 24103 Kiel Tel.: 0431 / 9905-3365 foerderlotse@ib-sh.de www.ib-sh.de Bürgschaften Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein GmbH Jürgen Wilkniß Lorentzendamm 22, 24103 Kiel Tel.: 0431 / 5938-133 juergen.wilkniss@bb-sh.de www.bb-sh.de Kapital für das Handwerk, Handel und Gewerbe Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH Brigitta Lubomierski Lorentzendamm 21 24103 Kiel Tel.: 0431 / 66701 3597 brigitta.lubomierski@mbg-sh.de www.mbg-sh.de Sparkasse zu Lübeck Thomas Timm Leiter FirmenkundenCenter Breite Straße 18 - 28 23552 Lübeck Tel. 0451 147-125 firmen@sparkasse-luebeck.de www.spk-luebeck.de Mittelstandsfonds Mittelstandsfonds SchleswigHolstein GmbH Lorentzendamm 21 24103 Kiel Geschäftsführer: Uwe Thomsen Tel.: 0431/667 01 35 85 uwe.thomsen@mbg-sh.de Holger Zervas Tel.: 0431/ 99 05 30 38 holger.zervas@ib-sh.de KfW-Unternehmerkredit KfW Mittelstandsbank Palmengartenstraße 5-9 60325 Frankfurt am Main Tel.: 069/7431-0 www.kfw.de Antrag und Vergabe in der Regel über die niedergelassenen Banken und Sparkassen oder KfW-Partnerinstitute vor Ort DIE WIRTSCHAFT – Kredite, Bürgschaften, Beteiligungen: Der Mittelstand ist auf Liquidität angewiesen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. 18 Dienstag, 24. September 2013 FINANZEN & M GELDANLAGE WEIN Köstl Anleger entdecken den Wein. Wer sich verkalkulier Paris hat jüngst seine erlesensten Tropfen veräußert, um die Staatskasse zu füllen. Carl Johann Tesdorpf vom gleichnamigen Lübecker Weinhaus sammelt die geistigen Getränke wohltemperiert im Keller. Vor allem Bordeaux gilt als Wein mit hohem Auktionspotenzial. Aber wer in das Geschäft einsteigen will, muss nicht nur lernen, wie man die Flaschen richtig lagert, welche Sorten und Jahrgänge aussichtsreich sind. Sondern vor allem den Handel mit einem speziellen Produkt verstehen. Von Nathalie Klüver Traditionelles Ambiente: Carl Johann Tesdorpf lagert – auch für seine Kunden – ausgesuchte Weine. Man soll sein Geld streuen, raten Anlageberater. Und mit diesem Hinweis sind längst nicht mehr nur verschiedene Festgeldkonten und Fonds gemeint. Antiquitäten, Kunst und Schmuck sind die traditionellen alternativen Geldanlagen. Oldtimer, Rennpferde, Whisky oder gar Bonsais und Kois laufen ihnen vielleicht bald den Rang ab. Doch spätestens seit im Mai die französische Regierung mit dem Verkauf von teuren Weinen aus dem Staatsweinkeller Schlagzeilen machte, ist es kein Geheimtipp mehr: Mit alten Weinen kann man richtig Geld machen. Paris trennte sich im Frühjahr von 1200 Flaschen und nahm dafür stattliche 718 000 Euro ein. Das Geld soll die Staatsfinanzen aufbessern. Außerdem sollte Platz im staatlichen Weinkeller geschaffen werden: In Zukunft will die Regierung auf günstigere Weine setzen, der Sparzwang erreicht selbst Frankreichs Wein-Gourmets. Lohnt sich es sich also, mal den eigenen Weinkeller auszumisten und ein paar alte, verstaubte Flaschen an den Mann zu bringen? Ganz so einfach ist es in den meisten Fällen nicht. Aber wenn man einiges beachtet und vor allem einen langen Atem hat – dann eignen sich Weine durchaus als alternative Geldanlage zu Aktien oder Sparkonten. Die Nachfrage nach Weinen als Geldanlage steigt, hat Carl Johann Tesdorpf vom gleichnamigen Lübecker Weinhaus beobachtet. Da immer mehr Kunden auch nach einer optimalen Umgebung zum Lagern fragten, hat er eigens einen „Weintresor“ eingerichtet, in dem die Kunden ihre teuren Getränke lagern lassen können. Unter optimalen Bedingungen, geschützt und zu Marktpreisen versichert. Denn so muss der Wein nicht unnötig transportiert werden, Bewegungen der Flaschen und Temperaturschwankungen werden vermieden. Dinge, die Einfluss auf die Qualität des Weines haben. Falsch gelagerter Wein kann im schlimmsten Fall ungenießbar sein – wer will das schon? Nicht jeden Wein kann man zum Geldvermehren benutzen. Denn nur einige Sorten sind so gefragt, dass ihr Wertzuwachs nennenswert ist. Doch sie erzielen bei Weinauktionen hohe Preise. Das sind vor allem Bordeaux-Weine, die lange lagerbar sind: „450 namhafte Gewächse gibt es, aber nur etwa 60 davon zählen zur Crème de la Crème“, so Tesdorpf. Und selbst von diesen 60 haben nur wenige Châteaux extrem hohe Wertzuwächse, darunter die ChâteauxLaFite Rothschild, Montrose, Haut Brion, Margaux, Latour, Palmer, Cheval Blanc, Petrus und Cos d’Estournel. Der Handel mit diesen Weinen ähnelt dem an der Börse: Zuerst bieten die Châteaux eine erste Tranche zum Verkauf an. Das ist schon sechs Monate nach der Ernte, im April, wenn der Wein noch im Fass liegt. Subskription nennt man diesen Einkauf, bei dem man den Wein etwa 18 Monate später erhält. Das hat für den Winzer den Vorteil, dass er das Geld schon früh erhält – und nicht erst nach der Flaschenabfüllung. „Von dieser ersten Tranche gibt es nur eine begrenzte Menge, entsprechend groß ist der Run auf sie“, erklärt Tesdorpf, der für seine Kunden auch bei diesen ersten Tranchen mitbietet. Wenn ein schneller Abverkauf erfolgt, Große Auswahl: Von Anbaugebieten und Jahrgängen hängt ab, ob ein Wein ein Renner im finanziellen Sinne wird. UNTERNEHMEN Anzeige Colibri Einblick in die Arbeitswelt „Ein Praktikum in der Schulzeit ist ein wesentliches Instrument für die Berufsfindung“, sagt Walter Hermann von Colibri. „Weil Praktika also ein wichtiger Bestandteil der Schnittstelle zwischen Bildung und Beruf sind, gehört das Angebot von Praktikumsplätzen schon seit Jahren zu unserer Philosophie als mittelständisches Unternehmen.“ Ein Praktikum bei Lübecks erfolgreichem Optiker soll jungen Menschen praktische Kenntnisse und Erfahrungen sowie die damit verbundenen Anwendungskompetenzen vermitteln. „Und zwar dort, wo die Arbeit anfällt, wo reale Ergebnisse sichtbar werden und in betrieblicher Zusammenarbeit entstehen.“ In der Klassenstufe 9 oder 12 hat ein Praktikum Qualifizierungs- und Orientierungsfunktion: Die jungen Teilnehmer erfahren in dieser Phase, ob sie in die Branche oder zum Team passen. Und ob es ihnen überhaupt liegt, Brillen und Kontaktlin- sen anzubieten und anzufertigen. Zudem lernen sie dabei, wie ein mittelständisches Unternehmen funktioniert. „Uns sind unsere Praktikanten so wichtig, dass wir sie speziell betreuen, anleiten und ihnen einen grundsätzlich festgelegten Praktikumsablauf anbieten“, sagt Walter Hermann. „Das machen wir seit Jahren so.“ Mitarbeiter, auch Auszubildende, führen sie durch verschiedene Funktionen, Arbeitsbereiche und Prozessschritte, so dass sie nicht nur das Berufsfeld kennenlernen, sondern zudem das Unternehmen und ihre Mitwirkung in einem solchen Betrieb einordnen können. Die Schüler verbringen etwa zehn Tage bei Colibri in der Wahmstraße und demnächst auch in einer eigens dafür eingerichteten Lehrwerkstatt bei Rheingans Brillen in der Hüxstraße. „Ein gut organisiertes Praktikum bringt sowohl den jungen Menschen als auch uns einen Nutzen“, weiß Walter Hermann aus Erfahrung. „Wir erleben Unterstützung im operativen Tagesgeschäft, aber auch bei begleitenden Recherchetätigkeiten und umfangreicheren Datenanalysen, bei Tätigkeiten also, für die sonst meist keine Ressourcen vorhanden sind. Auf dieser Grundlage können wir neue Pläne und Strategien entwickeln.“ Ein Praktikum bei Colibri dient zugleich dafür, den Fachkräftebedarf des Lübecker Unternehmens zu sichern. „Geeignete Nachwuchskräfte können frühzeitig erkannt und an das Unternehmen gebunden werden“, so Hermann. „Auf diese Weise werden nicht nur die Kosten für Personalsuche verringert, sondern auch das Risiko, die falsche Bewerberin oder den falschen Bewerber einzustellen.“ A Colibri Contactlinse und Brille GmbH Wahmstrasse 29 ’23552 Lübeck Tel.: 0451 / 77 6 55 www.colibri.de Praktikantin Lena-Sophie Küster und Walter Hermann. Foto: cp DIE WIRTSCHAFT – Man kann in alte Autos investieren oder in Antiquitäten. Besonders angesagt ist derzeit aber, sein Geld in feine Weine zu investieren. Besonder Dienstag, 24. September 2013 MARKETING 19 liche Rendite rt, hat einen Vorteil – er kann sein Investitionsobjekt einfach wegschlürfen. dann wird einige Monate später die zweite Tranche zum Verkauf angeboten, die schon zu höheren Preisen verkauft wird. Erst dann wird der Hauptwein auf den Markt gebracht. Ob es ein guter Jahrgang wird, lässt sich meistens schon bei der Ernte im Oktober absehen: Die durchschnittliche Sonnenscheindauer, der Niederschlag und auch die Temperaturschwankungen nehmen Einfluss auf die Qualität des Jahrgangs. „Nach sechs Monaten kann man dann deutlich sehen, wo der Wein hingeht“, so Tesdorpf. Die Preise für die Tranchen bestimmen Weinjournalisten, die die ersten Weine verköstigen und bewerten, allen voran der Amerikaner Robert Parker, der das Weinmagazin „WineAdvocat“ herausbringt und eine eigene Skala zur Weinbewertung herausgebracht hat. Weine mit 99 oder 100 von 100 Parker-Punkten gelten als äußerst risikoarme Investition. Über den Abgabepreis entscheiden also mehrere Faktoren: der Jahrgang, die Klassifizierung des Weingutes, die verfügbare Menge – und die Parker-Punkte. Nach diesen Punkten richtet sich auch Carl Johann Tesdorpf bei den Weinkäu- fen: „Sie haben eine ungeheure Aussagekraft für den Markt.“ Die Preise für diese Weine liegen für die erste Tranche bei bis zu 450 bis 650 Euro pro Flasche, bei der zweiten Tranche steigen sie schnell auf 1000 Euro. Bei Weinauktionen werden die Weine dann einige Jahre später angeboten, immer häufiger auch in Deutschland, nicht mehr nur bei Sotheby’s und Christie’s. Erst nach sieben bis zehn Jahren gewinnen die Flaschen wirklich an Wert. Die Preissteigerungen können dann immens sein. So wurden für einen 1989er Châteaux Haut Brion etwa 50 Euro bei der Subskription bezahlt – der heutige Verkaufspreis liegt bei 1000 Euro – die Flasche. Wer also damals eine Kiste mit zwölf Flaschen gekauft hat, lagert demnach 12 000 Euro im Weinkeller! Vorausgesetzt, die Flaschen wurden noch nicht geleert. Weitere Beispiel für die oft rasante Preisentwicklung sind der 1982er Châteaux Lafite Rothschild, der bei der Subskription 80 Mark pro Flasche kostete – und heute einen Verkaufspreis von etwa 2100 Euro hat. Oder auch der entsprechende 1986er Jahrgang, der bei der Subskription noch 85 Mark kostete und heute für 2200 Euro pro Flasche gehandelt wird. Für einen 1990er Châteaux Montrose bezahlte man bei der Subskription nur 42 Mark. Heute kann man sie für etwa 450 Euro veräußern. Vor allem die Asiaten treiben zurzeit die Preise hoch und haben die Weinspekulation für sich entdeckt.Mittlerweile gibt es auch Weinfonds, in die man investieren kann „Man muss den Wein liegen lassen können“, sagt Tesdorpf. Geduld sei wichtig – wie bei den meisten Geldanlagen. Handelt es sich um einen guten Jahrgang, dann werde er immer teurer – denn mit den Jahren gebe es schließlich immer weniger Flaschen davon auf dem Markt. Schließlich werden Weine nicht nur als Geld zur Seite gelegt, sondern nach wie vor genussvoll getrunken. Bis zu 60 Jahre kann so ein Wein lagern, wenn er denn richtig lagert: „Die Weine werden immer besser, da etwa die Gerbstoffe geringer werden“, sagt Weinexperte Tesdorpf. Das Kratzige verflüchtige sich. Man kann diese Geldanlage also nicht nur als Geldwert betrachten – sondern vor allem auch genießen. „Denn das Schöne ist: Selbst wenn der Wert nicht so steigt wie erwartet, hat man immer noch den Wein, den man trinken kann“, so Tesdorpf. Nicht wie bei einer Aktie, wo das Geld und der Gegenwert sich bei einem Kursverlust einfach A in Luft auflösen. Die richtge Lagerung entscheidet. Falsch gelagerter Wein kann im schlimmsten Fall ungenießbar sein. Schlecht für den Geldbeutel – oder den Gaumen. Französische Geldquelle: Vor allem die Weine aus Bordeaux gelten als ausFotos: Olaf Malzahn sichtsreiche Spekulationsobjekte. UNTERNEHMEN LindMarq „Relocation“ leicht gemacht Anzeigen Cavier & Sohn Experten für Dachflächen In Zeiten der Globalisierung und Internationalisierung hat sich „Relocation“ zum Begriff für die allumfassende Organisation eines Ortswechsels etabliert. Viele Firmen – nicht nur internationale Konzerne – haben längst die Bedeutung erfolgreicher Mitarbeiterintegration erkannt, und nutzen die professionelle Unterstützung von Unternehmen wie LindMarq Relocation Service. Die Firma LindMarq Relocation Service aus Lübeck bietet Firmen ebenso wie Privatpersonen einen umfassenden Service der bürokratische Hürden aus dem Weg räumt und sich flexibel an Bedürfnissen und Lebenslagen ausländischer Mitarbeiter orientiert. Starkregen nimmt in unseren Breitengraden immer größere Ausmaße an. Dadurch steigt das Risiko bei der Entwässerung großer Dachflächen. Doch Regenrinnen und Gullys müssen einwandfrei funktionieren, um die steigenden Wassermassen bewältigen zu können. Die DIN 1986-100 schreibt mittlerweile Notüberläufe als „Frühwarnsystem“ vor. Ähnliches gilt für Schnee. Diese Risiken lassen sich am besten mit einem Wartungsvertrag eindämmen. Sicherungsmaßnahmen wie Wartungswege oder Anschlagpunkten sorgen für nachhaltige, schadensfreie Erreichbarkeit. Cavier & Sohn Bedachungen steht dabei als Fachmann zur Verfügung. A LindMarq Relocation Service Rosenstr. 29, 23552 Lübeck Tel.: 0451 / 140 34 26 www.lindmarq.com A Cavier & Sohn Bedachungen Zeißstraße 2, 23560 Lübeck Tel.: 0451 / 580 530 E-Mail: info@cavier.de rs lecker ist das auch. Das AgenturHaus GmbH Weihnachtsfeiern mit Pfiff Kaum ist der Sommer vorbei, steht ganz unvermittelt und überraschend die Weihnachtszeit vor der Tür. . . Plötzlich sind originelle Ideen für die alljährliche Weihnachtsfeier gefragt. Da kommen die Eventspezialisten der Lübecker AgenturHaus GmbH genau richtig. Sie entführen in eine zauberhafte Winterlandschaft mit den attraktivsten Teamevents zwischen Kiel und Wismar, zwischen Küste und Binnenland. Dabei immer im Focus: das Team, das durch die gemeinsamen Erlebnisse noch besser und inspirierter zusammenarbeitet. Schluss mit Kegeln und Co. Ob 30 oder 300 Personen, die Palette der Angebote ist ausgesucht und wird auf die Bedürfnisse und Wünsche jedes Unternehmens zugeschnitten. Nach draußen entführt die „GPS-Weihnachtsrallye“, bei der mit technischer Unterstützung und viel Grips alle an einem Strang ziehen müssen, um des Rätsels Lösung zu ertüfteln. „A Tännschen please“ bringt den Weihnachtsbaumwald direkt aufs Firmengelände, samt knisterndem Lagerfeuer und Grillstationen. Und bei der „Winterwanderung“ kann man sich inmitten von Feldern und Wiesen an den Raststationen mit verschiedenen Glühweinkreationen und rustikalen Leckerbissen verwöhnen lassen. Wer es lieber kuschelig warm hat, genießt bei der „Karibischen Nacht“ tropische Schlemmereien und fruchtige Cocktails. Die Möglichkeiten sind groß, doch eines haben alle Erlebnisse gemeinsam – sie kommen richtig gut an und machen einen Riesenspaß. So kann das neue Jahr kommen. . . A Das AgenturHaus GmbH Spenglerstraße 43 23556 Lübeck Tel.: 0451 / 899 06 -493 events@das-agenturhaus.de www.das-agenturhaus.de Die Zeit naht, um die Weihnachtsfeier zu planen. Foto: Fotolia / DasAgenturHaus 20 Dienstag, 24. September 2013 FINANZEN & MARKETING Die Welt ist digital geworden. Das Einkaufen auch. Für das laufende Jahr wird im deutschen Online-Handel ein Umsatz von mehr als 33 Milliarden Euro prognostiziert. Foto: Grafvision/ Fotolia, Do Ra / Fotolia E-COMMERCE Kaufglück per Mausklick – die neue Dimension des Handels Der Internethandel boomt, die Zahl der Online-Shops wächst stetig. Doch wer sich in dem Geschäft behaupten will, muss sich auf mächtige Konkurrenz einstellen. Shoppen am Feierabend, stöbern am Wochenende: Mit dem Internet-Boom hat Einkaufen eine elektronische Dimension bekommen, die kein Unternehmen ignorieren kann. Und Experten sehen immer noch einige Nischen, die bis heute unbesetzt sind. Nathalie Klüver Mal schnell ein paar neue Schuhe bestellen und den Bestseller-Roman, den man schon immer lesen wollte? Ein paar Mausklicks genügen, und am nächsten Tag bringt der Postbote das Paket vorbei – auf Wunsch sogar als Geschenk verpackt: Online shoppen wird immer einfacher und alltäglicher. Der Online-Handel boomt. Laut Handelsverband Deutschland HDE stieg der E-Commerce-Umsatz in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Waren es vor zehn Jahren noch 11 Milliarden Euro Umsatz, lag der Umsatz im vergangenen Jahr schon bei 29,5 Milliarden Euro. Für 2013 prognostiziert der HDE einen Umsatz von 33,1 Milliarden Euro. Marktführer der Branche ist Amazon.de mit 3,43 Milliarden Euro in 2011. Nummer zwei in Deutschland ist Otto mit in 2011 erwirtschafteten 1,5 Milliarden Euro. Unter den deutschen Top 20 finden sich außerdem Textilketten wie Bon Prix oder Esprit, die Versandapotheke Sanicare, Apple und Tchibo. Der Online-Handel bietet nicht nur den Vorteil, dass man auch nach Feierabend shoppen kann, nicht extra für ein neues Buch in die Stadt fahren muss und Dinge findet, die man in der heimischen Fußgängerzone nicht unbedingt antrifft. Ein großer Vorteil sind auch die guten Vergleichsmöglichkeiten im Netz, sagt Holger Schneider, Professor für E-Commerce. Der Leiter des Studiengangs „E-Commerce an der FH Wedel in Hamburg nennt Elektronikprodukte als Beispiel, bei denen man mit wenigen Mausklicks herausfinden kann, welcher Händler welches Produkt am günstigsten anbietet. Ein großer Vorteil für den Kunden, aber nicht unbedingt für den Händler. Der zieht aber andere Vorteile aus dem Online-Geschäft. Schließlich erreicht er Kunden, die er geografisch sonst nicht erreichen würde. Er kann Geschäfte auch außerhalb der üblichen Ladenöffnungs- und Arbeitszeiten generieren. Und: Er lernt seine Kunden bestens kennen. Denn beim Stöbern in den Online-Shops hinterlassen sie ihre Spuren. Mit jedem Mausklick. Denn der Shop ist nicht nur das, was die Kunden auf dem Computerbildschirm sehen. Es steckt ein ganzes System dahinter. Ein sehr komplexes. Auf welcher Seite steigen Kunden ein? Haben sie über einen Werbebanner, einen Newsletter-Link oder Suchmaschinensuche zu mir gefunden? Nach welchen Suchbe- griffen wird gesucht? Welche Produkte sind besonders gefragt, welche weniger? Welche werden gerne zusammen bestellt, auf welchen Seiten brechen die Besucher ihre Sitzung ab? Es sind unzählige Daten, die gesammelt werden können. Freilich dürfen nicht alle ohne Einverständnis des Users gesammelt und ausgewertet werden, aber dennoch: Es kommen viele interessante Informationen zusammen. „Die Kunst ist es, die Daten richtig zu messen und nutzbringend auszuwerten“, sagt Holger Schneider. Das sei es, was die erfolgreichen Unternehmen ihrer Konkurrenz voraushaben. Die Webseiten müssen ständig aktualisiert und den Auswertungen angepasst werden, so dass der Benutzer auch das findet, was er sucht: Und zwar schnell und selbstverständlich ohne technische Probleme. Denn was nützt es, wenn der Kunde zwar brav den Warenkorb einpackt, aber dann am Ende den Kaufvorgang abbricht, weil die Bezahlseite nicht aufgebaut wird? „Das Ziel sollte sein, dass die Analyse der Daten im ganzen Unternehmen genutzt wird“, sagt E-Commerce-Experte Schneider. Die Erkenntnisse sollten in die gesamten internen Prozesse einbezogen werden, so sollte beispielsweise die Abteilung, die das Sortiment plant, unkomplizierten Zugriff auf die Besuchszahlen aller Produktseiten haben. Viele Firmen seien der Ansicht, dass es reiche, ein Tracking zu haben, hat Schneider beobachtet. „Aber man muss sich auch die daraus resultierenden Fragen stellen: Was bedeutet eine Abbruchrate von X Prozent an einer bestimmten Stelle im Kaufprozess?“ Doch um diese Fragen zu stellen – und natürlich zu beantworten, brauchen Unternehmen Know– how und Mitarbeiter, die sich mit diesen Auswertungen befassen. Eine saubere Datenbasis helfe aber auch, gezielt Filter zu setzen und die Suche für Kunden zu erleichtern. „Eine gute Datenbasis ist momentan ein großer Wettbewerbsvorteil“, hebt Schneider hervor. Die Qualität der Online-Shops habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, hat Schneider beobachtet. Umfragen haben gezeigt, dass die Zufriedenheit der Kunden gestiegen sei. Ein Problem sei aber immer noch, dass insbesondere neue Anbieter die Funktion der Suche unterschätzen und mehr auf Navigation in Kategorien setzen, in der Hoffnung, dass die Kunden „sich auf der Seite treiben lassen“ und beim Stöbern noch mehr Produkte einkaufen, als sie ursprünglich wollten. Dabei sucht die Hälfte der Kunden gezielt über Stichwörter, denn sie wissen genau, was sie wollen – nur 50 Prozent suchen in Kategorien. Im Kommen sei die Personalisierung: „Kunden, die dieses Produkt kauften, interessierten sich auch für dieses und jenes“. Das sei eine Entwicklung, die sich bei immer mehr großen Anbietern beobachten lässt, genauso wie die stetige Verbesserung der Lieferkonditionen. In einigen großen Städten ist bereits eine „Same-Day-Delivery“ möglich: eine Lieferung am selben Tag gegen einen Aufpreis. Ein Thema, das in der Welt des E-Commerce immer spannender werde, sei das Internationale Einkaufen, das durch weltweite Logistiknetzwerke kein Problem mehr sei. Bei Ebay etwas bestellen und es schnell und versandkostenfrei aus China geschickt zu bekommen, wird immer selbstverständlicher. „Die Welt wächst noch ein Stück weiter zusammen. Hier wird sich noch einiges tun“, so Holger Schneider. Doch für kleinere Händler wachse so natürlich die Konkurrenz und es werde immer schwieriger, sich in diesem Umfeld zu behaupten. Die Zahl der Online-Shops wächst dennoch stetig. Doch auch wenn es mittlerweile Baukastensysteme gebe, mit denen sich Online-Shops samt Bezahlsystemen und ansprechenden Layouts einfach aufbauen lassen, warnt Schneider davor, den Aufwand zu unterschätzen. Nötig seien ansprechende Bilder der Produkte, passende Beschreibungen, schlüssige Kategorien, Suchfunktionen und Filter, sichere Bezahlvorgänge – und nicht zu vergessen, das Konfektionieren und Versenden der Waren: „Das ist ein großer Aufwand und nicht mal so eben nebenher zu betreiben.“ Informationen müssen ehrlich und umfassend sein, die Produkte optimal dargestellt – gerne auch von allen Seiten, denn böse Überraschungen, weil die Schuhe eine grüne Sohle haben, mit der man nicht gerechnet hat, möchte kein Käufer erleben. Auch was Preise und den Service wie Retouren und Versandzeit betrifft, sei es schwer, mit großen Händlern mitzuhalten. Das sei bei Nischenprodukten oder Eigenmarken vielleicht etwas anders, aber beispielsweise bei Elektronikartikeln oder Büchern sei die Konkurrenz stark und professionell aufge- stellt. Vor allem die Neukundengewinnung sei sehr aufwändig. Eine Möglichkeit sei es aber, statt eines eigenen Online-Shops zunächst über Marktplätze wie bei Amazon oder Dawanda zu vertreiben. Und eines sollte keiner vergessen: Wer online Produkte vertreibt, kann sich keine schlechte Leistung erlauben. „Die Leistungen sind transparent“, sagt Schneider. Allgemein sieht Schneider im OnlineGeschäft noch Luft nach oben. Noch unterrepräsentiert im E-Commerce seien Möbel und Autos, wobei es bei Möbeln die ersten Versuche gebe. „Aber man kann schon sagen: Online-Shops sind ein Einkaufskanal wie jeder andere auch.“ STUDIUM Meister des elektronischen Handels Den Bachelor- und darauf aufbauenden Masterstudiengang E-Commerce gibt es seit Oktober 2011 an der FH Wedel. Im Bachelor sind vor allem Informatik- und wirtschaftliche Aspekte Schwerpunkt des Studiums, im Master strategische Aspekte. Der Studiengang wurde auf Initiative der Otto Group eingerichtet, die einen wachsenden Bedarf an E-Commerce-Experten und einen Mangel an qualifizierenden Ausbildungen dafür sah. Professor Dr. Holger Schneider war zuvor Leiter des Business Development New Media der Otto Group. Das Studium ist auch als dualer Studiengang möglich, hier bietet die FH Wedel ein eigenes Modell an. DIE WIRTSCHAFT – Der elektronische Handel wächst rapide. Und stellt vor allem kleine und mittlere Unternehmen vor neue Aufgaben. Dienstag, 24. September 2013 21 FINANZEN & MARKETING ONLINE-SHOPS Der richtige Start in den elektronischen Handel Wer einen Online-Shop gründen will, der braucht ein ansprechendes und übersichtliches Layout. Und natürlich sollte die Seite technisch einwandfrei funktionieren. Doch auch rechtlich gibt es einiges zu beachten. So kann Werbung in Form eines Newsletters nicht einfach jedem Kunden zugeschickt werden, sondern erst, wenn dieser eingewilligt hat. Unzulässig ist, den Kunden ein vorgesetztes Häkchen entfernen zu lassen, wenn er keine E-Mails wünscht. Empfehlenswert ist dafür das sogenannte Double-OptIn-Verfahren: Nach der Anmeldung oder dem Setzen eines Häkchens erhält der Kunde eine E–Mail, in der er einen Bestätigungslink anklicken muss. Auf der Webseite darf ein Impressum nicht fehlen: Es muss leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und ständig verfügbar sein. Auch beim Umgang mit den Kundendaten ist Vorsicht geboten. Wenn ein Artikel verkauft wird, dürfen alle personenbezogenen Daten gespeichert werden, die für die Abwicklung des Kaufs benötigt werden. Die Daten dürfen jedoch nur für diesen konkreten Kauf verwendet werden und müssen danach gelöscht werden – es sei denn der Benutzer willigt ein, am besten ebenfalls im DoubleOpt-In-Verfahren. Eine Datenschutzerklärung, die am besten neben dem Impressum platziert wird, muss offenlegen, wie die Daten verwendet werden. Diese darf nicht einfach in den AGB untergebracht sein. Bei der Bebilderung des Shops ist natürlich auf Bildrechte zu achten. Preise müssen gegenüber dem Endverbraucher Bruttopreis inklusive Mehrwertsteuer sein. Sie müssen zudem eindeutig erkennbar sein, ebenso wie die Versandkosten. Sie müssen EINSTEIGER I transparent erkennbar sein und sich in unmittelbarer Nähe zum Preis befinden. Ebenfalls eine Pflichtangabe: Lieferzeiten. Dem Verbraucher muss, bevor er den Bestellbutton drückt, noch einmal folgende Informationen hervorgehoben werden: Produktbeschreibung, Laufzeit des Vertrags, Gesamtpreis, Versand- und Zusatzkosten. Außerdem muss der Kunde vor der Bestellung auf sein 14-tägiges Widerrufsrecht hingewiesen werden, ein weiterer Hinweis auf das Widerrufsrecht muss in der Bestätigungsemail oder Rechnung stehen. Hierbei kann auf Musterwiderrufsbelehrungen zurückgegriffen werden. EINSTEIGER II Selbstgenähtes aus dem Netz Nach ihrer zweiten Schwangerschaft entschied sich Stella Wagner, die ersten drei Jahre Elternzeit zuhause zu verbringen. Und so begann sie das Nähen. Aus dem Hobby entwickelte sich eine Geschäftsidee: Die selbstgenähten Kleider und Accessoires für ihre Tochter stießen auf so großes Interesse, dass die 42-Jährige 2009 begann, selbstgenähte Unikate auf dem Online-Marktplatz Dawanda einzustellen, ein Marktplatz für Selbstgemachtes. „Zum Einsteigen ist so ein Online-Marktplatz der beste Weg“, sagt Stella Wagner. Schließlich übernimmt der Marktplatz die gesamte Verwaltung, der Shopbetreibende selbst muss nur die Ware fotografieren, beschreiben und einstellen – und versenden, sobald eine E-Mail-Benachrichtigung von Dawanda und der Geldeingang des Kunden kommen. Wie viel und was man einstellt, bleibt einem selbst überlassen. Die Nachfrage wurde immer größer und die Resonanz war gut. Als ihre Tochter in den Kindergarten kam, entschloss sich die Lübeckerin, einen eigenen Laden in der Lübecker Altstadt aufzumachen. Ihr Ladenatelier in der Schlumacherstraße in Lübeck öffnete im vergangenen Juli. Dort fertigt und verkauft sie ihre Ware, liebevoll selbstgenähte Kinder- und Babykleidung und Accessoires wie Wimpelketten, Aufbewahrungstaschen, Kuscheltiere, Kissen oder Umhängetaschen. „Der Online-Shop und der Laden ergänzen sich perfekt“, sagt Stella Wagner. Mit dem Laden erreiche sie die Menschen aus der Umgebung, die die Ware anfassen wollen, die Stoffe und Farben nicht nur auf dem Foto sehen wollen. Aber sie gibt auch zu bedenken, dass man den Aufwand der Onlineverkäufe nicht unterschätzen dürfe – das Fotografieren, das Einstellen der Ware, das Versenden und auch das Anfertigen auf Bestellung. Nun will sie ein neues Angebot des Online-Marktplatzes nutzen: eine eigene Webseite, die sie selbst gestaltet und in die sie den Dawanda-Shop integriert. Das ist ein Mittelding zwischen eigenem Shop und Marktplatz, denn die komplette Verkaufsabwicklung übernimmt immer noch der zwischengeschaltete Marktplatz. A karlotto Kronsforder Allee 33c 23560 Lübeck www.karlottos-laden.de NETWORKING Boomende Online-Collection Als Wiebke Becker-Ritterspach mit ihrer Glockengiesser Collection um die Jahrtausendwende online ging, war sie mit unter den Ersten im E-Commerce. Es war die Zeit, als das Internet zu boomen begann und die ersten Online-Shops öffneten. Der Online-Shop der Glockengiesser Collection ersetzte nach und nach die Kataloge, die das Lübecker Unternehmen vorher versendet hatte. Die Geschichte des Ladens in der Glockengießerstraße beginnt aber bereits 1980, als Wiebke Becker-Ritterspach gemeinsam mit zwei anderen Frauen das „Glockengießer Fenster“ eröffnete, einen Laden an derselben Stelle in der Lübecker Altstadt. Mit selbst produzierten Artikeln fing es an: Zinnleuchter, Batik, Blumenkränze. Das Geschäft wuchs, die Vorstellungen der drei Gründerinnen gingen auseinander, die Wege trennten sich und 1994 eröffnete Wiebke Becker-Ritterspach mit eigenen Ideen die Glockengiesser Collection – zusammen mit dem Entwurf ihrer ersten eigenen Textil-Kollektion. Da sie und ihr Mann lange im Ausland, unter anderem in Nepal, lebten, hatten sie viele Kontakte in den asiatischen Raum, so dass sie Produzenten in Indien fanden, die die farbenprächtigen Kollektionen umsetzen – Designs für Kissen, Gardinen, Tischwäsche und andere Wohnaccessoires, die immer noch einen Hauch Asiens spüren lassen haben. Seit 2004 entwirft die Lübeckerin auch Designs für ihre Kinderkollektion und hat Kinderbettwäsche und hat Kinderkissen in ihr Sortiment aufgenommen. Zwischen 1998 und 2006 war das Unternehmen auch auf Messen in Frankfurt und Paris vertreten, gewann Designpreise und vertrieb die Ware nicht nur an Privatkunden, sondern auch an den Einzelhandel in Deutschland und insbesondere in Südeuropa. „Der Online-Shop ist dabei eine wichtige Ergänzung gewesen“, so Wiebke Becker-Ritterspach. Heute ist es ein wenig ruhiger um das Lübecker Unternehmen geworden, aus Altersgründen hat sich die 67-Jährige ein wenig vom Geschäft zurückgezogen. Was jedoch nicht Ruhestand bedeutet: Einmal im Jahr entwirft sie noch neue Kollektionen, die es in dem Ladengeschäft in der Altstadt und natürlich im Online-Shop zu erwerben gibt. A Glockengiesser Collection Glockengießerstraße 36 23552 Lübeck www.glockengiessercollection.de DAS PROGRAMM „Die Kraft des Marketings“ Das neunte Marketing-Forum am 29. Oktober in Lübeck. VORTRÄGE: 14 bis 14.45 Uhr Dr. Stefan Goes, communicare Mit Ruhe und Kraft durch die nächste Verhandlung Dr. Walter Hollender & Stefan Stengel, MZZ &glocalconsult Matrix reloaded? Bei einer der größten Marketing-Veranstaltungen Schleswig-Holsteins dreht sich dieses Jahr alles um Frage nach dem „Wie“: Wie viel und welche Kraft braucht gutes Marketing überhaupt? Finanzkraft, Arbeitskraft, Schubkraft oder Innovationskraft? Oder von allem etwas? Namhafte Referenten werden am Dienstag, 29. Oktober, in den media docks Lübeck Vorträge halten und Workshops leiten. Höhepunkt ist die Verleihung des MarketingAwards. Um 14 Uhr starten spannende Vorträge wie „Matrix reloaded – wie verändert die digitale Revolution unser Leben“ oder „ImageCheck – der gute Ruf auf dem Prüfstand“ Bei der Verleihung des Marketing-Awards (17 bis 18 Uhr) wird die stärkste Marketing-Idee des vergangenen Jahres gekürt. Der Preis ist mit einer Medialleistung in Höhe von 25 000 Euro vom Medienhaus der Lübecker Nachrichten ausgeschrieben. Von 18 bis etwa 19.30 Uhr spricht der Top-Referent des Abends, Dr. Hans-Georg Häusel. „Wir sind sehr glücklich, mit ihm einen einen sehr hochkarätigen Sprecher gewonnen zu haben“, sagt Rüdiger Bachorski Vorstand des Marketing-Forums. In seinem Vortrag „Brain Power – Wie Hirnforschung die Kraft des Marketings verstärken kann. . .“ stellt Professor Häusel die neues- Kundendaten, Impressum, Preisbezeichnung: Im Internet-Handel gibt es viele Bestimmungen, die Gründer beachten müssen. Foto: IckeT / Fotolia, Nathalie Klüver GerritHardkop, LDB Mica Research GmbH ImageCheck – Ein guter Ruf zahlt sich aus 15.30 bis 16.15 Uhr Prof. Dr. Thomas Gey Nordakademie – Hochschule der Wirtschaft Brand ist (k)eine Kopfsache Alexander Hahn, Deutsche Post Augenkamera – Blickverlauf in der Werbung Ihre Steuerberatung vor Ort! Erfahrung, die sich für Sie auszahlt. Steuerberatung für Oldenburg und Umgebung Wir beraten Mandanten aller Branchen und Rechtsformen in steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten. Die individuelle und persönliche Betreuung durch unsere Steuerberatungskanzlei vor Ort und das breite Leistungsspektrum einer überregionalen Steuerberatungsorganisation – das sind die Stärken der SHBB. Nutzen auch Sie diese Vorteile für Ihren Erfolg! Klaus Kröger 6WHXHUEHUDWHUłSteffen Schott Steuerberater SHBB Beratungsstelle Oldenburg Sebenter Weg 2 23758 Oldenburg Tel. 04361/5166-0 info@oldenburg.shbb.de Sven Hemprich, Inton Erfolgsfaktor Stimme im Marketing 18 bis 19.30 Uhr Dr. Hans-Georg Häusel „Brain Power – Wie Hirnforschung die Kraft des Marketings verstärken kann. . .“ WORKSHOPS: Dr. Hans-Georg Häusel referiert am 29. Oktober in den media docks über Hirnforschung als Basis für ein effektives Marketing. Foto: Häusel ten Erkenntnisse der Hirnforschung für Marketing und Verkauf vor. Anhand vieler Fallbeispiele können die Teilnehmer in den media docks erfahren, was zu beachten ist, wenn man einen Logenplatz im Gehirn des Kunden besetzen will. Diplom-Psychologe Dr. HansGeorg Häusel zählt zu den führenden Experten in der Marketing-, Verkaufs- und Management-Hirnforschung. Durch seinen faszinierenden Ansatz und seinen unterhaltsamen Vortragsstil ist er auf vielen nationalen wie internationalen Veranstaltungen ein gefragter Keynote-Speaker. Ab 19.30 Uhr stehen dann Essen und Chill-Out auf dem Programm. A www.mc-hl.de 14 bis 15.30 Uhr Sönke Petersson, EXEO GmbH Bringen Sie Farbe in Ihr Unternehmen! Manja Förster, arentz.förster. Agentur für Marketing und Werbung Die Kraft der Präsentation 17 bis 18 Uhr Award-Verleihung Ab 19.30 Uhr Essen und Chill-Out Bernd Marcks · Diplom-Volkswirt Rechtsanwalt · Fachanwalt für Steuerrecht Berit Niedenhoff · Steuerberaterin · Lohnbuchführung · Finanzbuchhaltung · · Jahresabschlüsse · · Steuererklärungen aller Art · Steuerstrafsachen · Barkhorster Straße 12 I 23847 Lasbek Telefon 0 45 34/20 30 - 0 I Telefax 0 45 34/20 30 50 E-Mail: info@bbs-steuer.com DIE WIRTSCHAFT – Namhafte Referenten informieren am 29. Oktober beim neunten Marketing-Forum in den media docks. 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Die Region Hansebelt will im Verbund mit Hamburg und dem Öresund Wissensregion Nummer eins in Europa werden. Nathalie Klüver Innovative Unternehmen und Hochschulen sind ein Wachstumsfaktor für eine Region. Die Wirtschaft braucht die Wissenschaft für neue Ideen und Produkte, gerade kleinere und mittelständische Unternehmen, die keine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung haben. Ideeninput von außen statt hausgemacht. Doch die Region um Lübeck hat starke Konkurrenz: von Hamburg auf der einen Seite genauso wie von der Metropolregion um Kopenhagen. „Um die Position unserer Region im Wettbewerb der Standorte zu festigen, müssen wir Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ausbauen und dabei die Potenziale der ansässigen kleinen und mittelständischen Firmen nutzen “, sagt Eva Lankau, Geschäftsführerin von Optomedical Technologies, die zusammen mit Brüggen-Geschäftsführer Jochen Brüggen die Patenschaft für drei Hansebelt-Projekte in diesem Bereich übernommen hat. Die Hansebelt-Region zwischen den Metropolregionen Hamburg und Kopenhagen solle eine „gute Adresse für Forschung und Entwicklung“ werden, so Brüggen. Um das zu erreichen, hat die IHK zu Lübeck drei Projekte im Bereich „Wirtschaft und Wissenschaft“ initiiert. Das Projekt „Unternehmensgründungen aus Hochschulen“ soll das Gründungsmanagement auf dem Lübecker BioMedTec-Wissenschaftscampus etablieren und fester Bestandteil der akademischen Ausbil- dung werden. Das „Kommunikatilaufstelle für Gründer auf dem onsnetzwerk für die TechnologiereCampus. gion Hansebelt“ will Wirtschaft Unterstützung soll auch ein Menund Wissenschaft besser vernettorenprogramm bieten, das erfahrezen. ne Gründer an die Seite von Doch die Forschung soll nicht „Frischlingen“ stellt. Die IHK entnur in der Region gestärkt werden, wickelt einen Praxisleitfaden „Aussondern auch grenzüberschreigründungen aus Lübecker Hochtend: Mit dem Projekt „TransTechschulen“, der auch online erhältTrans im Fehmarnbelt-Örelich sein soll. sund-Korridor“, einer länderüberDas „Kommunikationsnetzwerk greifende Initiative, die den Techfür die Technologieregion Hansenologietransfer über Fachkräfte vobelt“ soll die Region als attraktive ranbringen soll. Damit soll, so die Technologieregion für WissenIHK Lübeck, der Hansebelt im Verschaftler, Unternehmer und Fachbund mit Hamburg und dem Örekräfte etablieren. Ein abgestimmsund Wissensregion Nummer eins tes Marketing bewirbt den Standin Europa werden. Ende Juni gab ort als erste Adresse für praxisnahe es den offiziellen Startschuss zu dieZusammenarbeit von Hochschusem Projekt. len und Wirtschaft. Im Fokus steht Ziel des deutsch-dänisch-schwedabei vor allem die schnelle Umdischen Projektes: eine finanzielle setzung von ForschungsergebnisUnterstützung grenzüberschreitensen. der Forschungs- und EntwicklungsHierfür soll zunächst ein Kommuprojekte zwischen Unternehmen nikationskonzept erstellt werden, und Forschungseinrichtungen. Eiin dem die Stärken und Schwäne Jury aus Projektpartnern und chen der Region im Vergleich zu Foto: Fotolia / Collage: Fotolia / af Kooperationsmitgliedern entschei- Grenzüberschreitend werden in der Region Forschung und Wissenschaft gefördert. anderen Orten analysiert werden. det, wer finanziell gefördert wird. Im folgenden Schritt werden die „Mit dieser neuen Initiative ver- rium für Forschung, Innovation tiative durch Mitglieder in der Jury „Unternehmensgründungen aus passenden Kommunikationskanäeinfachen wir den grenzüberschrei- und Weiterführende Bildung, der und als nationale Kontaktstelle für Hochschulen“ soll auf dem Cam- le und eine Strategie erstellt. Das tenden Technologietransfer zwi- Rat der südschwedischen Region Bewerber in Schweden, Dänemark pus Lübeck die Themen Grün- von der IHK initiierte Projekt soll schen Schweden, Dänemark und Skåne sowie das Ministerium für und Deutschland. dungsförderung und –kultur veran- Wirtschaft und Wissenschaft stärDeutschland erheblich“, betonte Wirtschaft, Arbeit, Transport und Ein weiteres Projekt soll das kern: Hierfür soll eine Stiftungspro- ker vernetzen und durch eine direkFriederike C. Kühn, Präses der IHK Technologie des Landes Schles- Gründungsklima in der Region ver- fessur „Entrepreneurship Educati- te Ansprache und Praxisbeispiele zu Lübeck, bei der Auftaktveran- wig-Holstein das Projekt. Die däni- bessern und den Unternehmer- on“, an der sich die IHK Lübeck be- auch für kleinere Unternehmen staltung. Ausgangspunkt des Ko- schen Organisationen Biopeople geist an Hochschulen fördern. Das teiligt, und ein Gründungsinstitut aufzeigen, wie der Technologieoperationsprojekts ist die geplante und Netmatch, Medicon Village in Ziel sind mehr technologieorien- eingerichtet werden. transfer funktioniert. Eine Plattfeste Fehmarnbelt-Querung. „Sie Schweden und Life Science Nord tierte und wissensbasierte UnterSeit 2012 berät die IHK Lübeck form für Wirtschaft und Wissenwird das neue, starke Band zwi- in Deutschland unterstützen die Ini- nehmensgründungen. Das Projekt im „GründCube“, eine zentrale An- schaft soll so geschaffen werden. A schen Norddeutschland und dem südlichen Skandinavien sein, das nicht nur Güter, sondern auch Ideen und damit vielversprechende Forschungs- und Entwicklungsprojekte zwischen den Ländern befördert.“ Eine Art Reisestipendium soll es sein, ein Austausch von F&E-Mitarbeitern über drei Grenzen hinweg. Davon erhoffen sich die Projektpartner neue Ideen für gemeinsame Projekte, eine gegenseitige Befruchtung, aber auch die Identifizierung von neuen Finanzierungsquellen. Ein transnationaler Fonds unterstützt durch drei Sponsoren, die sich mit je 15 000 Euro beteiligen, hen starten ihre soll neun bis 22 F&E-Experten bei Firmen mit Köpfc ihrem Austausch fördern. In der einjährigen Pilotphase ist der Fonds für die Lebenswissenschaften geöffnet. Dabei werden Forg. h die Ausstellun rc du schungsmitarbeiter jeweils für einig n ru h Fü mit einer ge Wochen in eine Partnerorganisae, t-weihnachten.d ei w tel tion entsendet, um dort Arbeitsumw er nt u Infos gebung, Labore und Kollegen bes22 41 34 und Tel. 0451/1 de k. ec ser kennenzulernen. eb lu q@ m Neben der IHK zu Lübeck unterstützen auch das dänische Ministe- St. Annen-Museum R E I E F S T H C A N H WEI STRATEGIE 2030 DER VEREIN Eine starke Region Gemeinsam gestalten „Schleswig-Holstein wird Zuzugsland“: Das ist das Ziel der Strategie 2030, die die IHK Schleswig-Holstein auf den Weg gebracht hat, um das nördlichste Bundesland im regionalen und internationalen Wettbewerb an die Spitze zu bringen. Aus der Strategie 2030 hat die IHK zu Lübeck ergänzende Maßnahmen abgeleitet, die insbesondere für die Hansebelt-Region zwischen Öresund und Hamburg eine wichtige Bedeutung haben. Neun Projekte aus den Themenfeldern „Fachkräfte und Lebensqualität“, „Mobilität und Energie“ sowie „Wirtschaft und Wissenschaft“ sollen die Region für die Zukunft stark machen. In den folgenden Ausgaben wird „Die Wirtschaft“ die Projektfelder detailliert vorstellen. Im Verein HanseBelt engagieren sich Vertreter führender Unternehmen in der Region zwischen der Hansestadt Hamburg und dem Fehmarnbelt sich für eine pulsierende Region, die sich mit der geplanten Fehmarnbeltquerung in einer nachhaltigen Umbruchsituation befindet. Um diese Entwicklung aktiv mitzugestalten, haben sich die Unternehmen auf Impuls der IHK zu Lübeck zu einem Initiativkreis zusammengeschlossen. Seit 2010 ist aus der HanseBelt Initiative ein Verein geworden. Der Fokus liegt auf der wirtschaftlichen Entwicklung. Ziel ist es, das Zukunftspotenzial des Wirtschaftsraums zu nutzen. ab 10.11.13 in Lübeck WAS MACHT DAS ZEBRA AN DER KRIPPE? www.welt-weit-weihnachten.de www.hansebelt.de Xmas-Zebra-HL-az-Wirtschaft-210x216-v3.indd 1 DIE WIRTSCHAFT – Die Wirtschaft braucht die Wissenschaft. Die IHK bringt beide Bereiche in der Region Hansebelt zusammen. 30.08.13 10:45 24 HANDWERK Übergaben, Neubauten, Jubiläen Günther Wulf übergibt den Betrieb – Nach 30 Jahren hat Günther Wulf seinen Betrieb in Göhl im Kreis Ostholstein an Holger Wildelau (48) und Simon Behnk (27) übergeben. Die beiden, die bislang zu den Mitarbeitern gehörten, firmieren künftig unter Timm Bedachungs- und Installationstechnik GmbH. Am 1. Juli 1983 kauften die Brüder Andreas und Günter Wulf den Betrieb von Elektromeister Claus Timm, der wiederum die Firma 1952 von Willi Dürbrook übernommen hatte. Nach zwei Jahren schied Andreas Wulf aus, Bruder Günter blieb Geschäftsführer. Tätig ist der Fachbetrieb im Raum Ostholstein und Lübeck. Zu den Arbeitsbereichen des Unternehmes gehören Elektro-Installationen, Elektrogeräte, Starkstromanlagen, Heißwassergeräte, Leuchten, Antennen, Bauklempnerei, Pumpen, Öl-, Gas- und Elektroheizungen sowie Fassadenbekleidungen und Bedachungen. Dachdeckerei baut neue Halle – Dachdeckermeister Thomas Eissing aus Wesenberg im Kreis Stormarn hat im Juli eine neue Lagerund Ausstellungshalle im Reinfelder Gewerbegebiet, Heiweg, eröffnet. 50 Jahre Birkhahn Bau – Das Familienunternehmen Birkhahn Bau GmbH aus Lübeck, das Diplom Ingenieur Carsten Birkhahn in dritter Generation führt, feiert in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum. Ihm stehen 25 hochqualifizierte Mitarbeiter zur Seite. Einer der Hauptauftraggeber ist die Hansestadt Lübeck. 25 Jahre Fliesenleger Jörg Priebe – Mit neun Mitarbeitern und dem Fliesenlegermeister Frank Lübke, der vor 13 Jahren ins Unternehmen in der Gutenbergstraße 5 in Bad Schwartau kam, baut der Handwerksbetrieb auf ein kompetentes Team. Der Fliesenleger arbeitet auch in Kooperation mit der Hand-in-Hand-Werker GmbH. ECC – EVENT & CONGRESS-CARREE LÜBECK 35 Millionen für Eventzentrum Architekt Heinz Besser baute seinen Hanseatischen Hof in Lübeck prunkvoll aus. 2300 Quadratmeter Veranstaltungsfläche, eine ausgefeilte Licht- und Akustiktechnik, Restaurants, Bar, Lounge und Hotelzimmer – der Hanseatische Hof in Lübeck avanciert zur neuen Adresse für anspruchsvolle Kongresse. Der Architekt und Kaufmann Heinz Besser investierte in der Lübecker Wisbystraße ganz in der Nähe des Hauptbahnhofes rund 35 Millionen Euro in den Um- und Ausbau des Hanseatischen Hofes zum 2300 Quadratmeter großen Eventzentrum. Highlight des neuen ECC ist der große Festsaal, in dem bis zu 1200 Personen Platz finden. Auf drei Etagen befinden sich weitere vier Veranstaltungsräume. Hinzu kommen die elf Tagungs- und Gruppenräume im verbundenen Hotel Hanseatischer Hof. Demnächst soll die Skybar mit Panoramablick über Lübeck eröffnet werden. Der Hotelbereich wurde um 85 Zimmer auf 205 Zimmer erweitert. Zur Entspannung steht Hotelund den Tagesgästen der Beautyund Spa-Bereich zur Verfügung. IMMOBILIEN I IMMOBILIEN II HKL in der Lohgerberstraße Neugründung: Im Norden Die Namen sind in der Immobilienund Finanzbranche bekannt: Eberhard Rupprecht, Martin Ohm und Peter Rave firmieren seit Jahresanfang gemeinsam unter „Im Norden Immobilien GmbH“ in Eutin. Das Büro ist in der Plöner Straße 50. Dort geht es um Immobilien und deren Finanzierung sowie Wertgutachten. www.im-norden-immobilien.de weit über seine Karriere hinaus bodenständig und bescheiden gilt. Diese Grundhaltung soll trotz der Modernisierung in der Sportschule nicht aufgegeben werden. „Wir sind künftig ein Haus der Kategorie Drei-Sterne-Plus“, sagt Björn Silz, Kaufmännischer Leiter der Anlage. Der vielbeschworene „Geist von Malente“ soll nicht mehr nur der Fußball-National- mannschaft vorbehalten bleiben. Die Starkicker residieren ohnehin nur noch in Luxushotels, der gesamte Tross der Mannschaft ist zu umfangreich für die Fußballschule geworden. Im Uwe Seeler Fußball Park schwört man dagegen auf den verbindenden Charakter des Zusammenlebens. „Das wird für Firmen, Familien und Vereine wieder wichtiger“, schätzt Silz. Citti-Markt für Großkunden Der Citti-Markt in Lübeck Herrenholz hat im Juni das neue Großverbraucher-Zentrum nach knapp einjähriger Bauzeit eingeweiht. Die umfangreichen Um- und Neubauten haben nach Auskunft von Oliver David, Geschäftsführer der Citti-Unternehmensgruppe, einen siebenstelligen Betrag beansprucht. Entstanden ist ein großzügiger Bereich für die Großkunden mit separater Zufahrt. Auch ein eigenes Parkhaus mit 40 Plätzen und weitere 100 Parkplätze stehen für Großkunden zur Verfügung. Zufahrt gewährt ihnen die Großverbraucher-Kundenkarte, mit der sie die Schranke passieren können. Im Großverbraucherzentrum stehen Hallenleiter Olaf Haut sowie die Großkundenbetreuer Julian Schulte und Dennis Hartmann montags bis sonnabends jeweils von 7 bis 18 Uhr ihren Kunden mit Rat und Tat zur Seite. Parallel dazu wurde auch der Bereich für den Bestellservice Citti24.de umgestaltet. LMK Einkaufswelt wird 200 Ein außergewöhnliches Jubiläum begeht LMK Einkaufswelt aus Eutin in diesem Jahr. Vor 200 Jahren, im Jahre 1813, gründeten die Familien Löffler, Menke und Koch das heute größte Kaufhaus in Eutin und gaben ihm ihre Initialen als Name. Das Geschäft präsentiert sich in der Eutiner Peterstraße auf rund 10 000 Quadratmetern, davon 7000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Bis heute ist die Familie Menke, genauer gesagt Thomas und Karl-Wilhelm Menke, Inhaber des Unternehmens. Andreas Booke und Ralf Splettstößer-Preuß leiten die Geschäfte. Das Haus beschäftigt 180 Mitarbeiter, darunter auch 20 bis 30 Auszubildende. JUBILÄUM 50 Jahre Steffen Tierzuchtgeräte Die Fußballschule Malente heißt jetzt „Uwe Seeler Fußball Park“. Neben Foto: Neelsen Sport sind dort auch Feiern und Seminare möglich. Lübecks „arme“ Stadtteile sollen für Bewohner attraktiver werden Wieder wird ein lübscher Stadtteil schöner: Diesmal ist St. Lorenz Süd an der Reihe. Dort investiert die städtische Grundstücksgesellschaft „Trave“ 17,6 Millionen Euro. An zwei Standorten, die jahrelang brachlagen, an der Stettiner und an der Märkischen Straße. Dort errichtet die „Trave“ jetzt Wohnungen für 250 Lübecker. Es wird ein Mix aus Sozialwohnungen, Mittelschicht-Apartments Foto: Archiv HANDEL Neuer Fußball-Park Malente eingeweiht Seit März befindet sich HKL, der Marktführer für Miet-Baumaschinen, am neuen Standort in der Lohgerberstraße in Lübeck. Das ehemalige Gelände am Citti-Park in Lübeck wurde aufgegeben. HKL hat dort etwa 10 000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Zu dem Unternehmen, das rund 1100 Mitarbeiter beschäftigt, gehören 130 Niederlassung, davon zehn in Schleswig-Holstein. SERVICE Für Kongresse und Veranstaltungen im Großraum Lübeck gibt es mit dem ECC eine feine, neue Location. SPORT UND VERANSTALTUNG Fußball ist längst ein Multimillionen-Spiel geworden, oft weit entfernt von der klassischen „ElfFreunde-Theorie“ mit dem Ball im Mittelpunkt. Dem Trend hat sich auch die berühmte Fußballschule Malente nicht verweigern können. Für mehrere Millionen Euro ist die Fußballschule mit Jugendherbergscharakter umgebaut und umbenannt worden. „Uwe Seeler Fußball Park“ heißt die Anlage nun, in der künftig „Fußball, Feiern und Fortbildungen“ gepflegt werden. Kern der Erweiterung ist ein moderner Bettentrakt, in dem außerdem Seminar- und Wellness-Räume untergebracht sind. Neben den Aufgaben der klassischen Sportschule als Ort für Trainingslager, Übungsleiter-Fortbildungen und Spielstätte für Auswahlmannschaften sind im „Fußball Park“ nun auch Feiern von Firmen, Familien und Gesellschaften ebenso möglich wie kurzzeitige Seminare und Besprechungen. Sporthalle und -plätze können zusätzlich genutzt werden, von Malente aus können außerdem Wald-, Küsten- und Seenlandschaften in Schleswig-Holstein bequem erreicht werden. Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband als Betreiber der Sportschule hat sich gezielt den Ehrenspielführer Uwe Seeler als Namenspaten ausgesucht, der als 100 Jahre Druckhaus Engel – Die Unternehmerfamilie Engel aus Bad Schwartau schrieb im Juni 2013 einhundert Jahre Firmengeschichte. Gegründet wurde die Firma 1913 von Wilhelm Engel in der Lübecker Straße Nummer 6. Seit 1974 produziert das Unternehmen mit rund 45 Mitarbeitern im Gewerbegebiet „Auf der Wasch“, heute unter der gemeinsamen Regie der Brüder Karl-Wilhelm und Ulrich Engel als Geschäftsführende Gesellschafter. Dienstag, 24. September 2013 PANORAMA und Senioren-Unterkünften. Starten soll es in diesem Jahr, Ende 2014 können die ersten Mieter einziehen. Auch Moisling steht oben auf der „to do“-Liste der „Trave“. 1900 Wohnungen hat die „Trave“ dort – 1800 stammen noch aus den frühen 60er Jahren. Sie sollen allesamt runderneuert werden. 150 Millionen Euro beträgt das Investitionsvolumen bis 2030. Davon werden knapp 60 Millionen Euro bis 2016 verbaut. Bis dahin sollen 600 „Trave“-Apartments auf Vordermann gebracht worden sein. 8500 Wohnungen in Lübeck gehören der städtischen Grundstücksgesellschaft „Trave“, 1900 in Moisling, 1600 in St. Lorenz Nord, 1300 in St. Gertrud und je 1000 in Kücknitz und Buntekuh. 900 sind in St. Lorenz Süd, der Rest verteilt sich im Stadtgebiet. Die Erfolgsgeschichte der Firma Steffen beginnt im Jahr 1963. Damals übernahm der Melkmaschinen-Verkäufer Hans-Hermann Steffen von Emil Elwert das Fachgeschäft für Tierzuchtgeräte. Aus dem Einzelunternehmen wurde Hans-Herman Steffen und Sohn GbR und schließlich die heutige Firma Hans-Jürgen Steffen, die rund ein Dutzend Mitarbeiter beschäftigt. Seit dem Jahr 2000 befindet sich der Firmensitz in der Taschenmacherstraße in Lübeck, im Gewerbegebiet Roggenhorst an der A1. TOURISMUS Bungsberg wird Freizeitzentrum Touristisch ist die höchste Erhebung in Schleswig-Holstein ein Magnet. Nun wird der Bungsberg noch attraktiver. Kürzlich erfolgte dort das Richtfest für ein Bildungsspaßgebäude und eine Waldschänke, die zum Jahresende den Betrieb aufnehmen sollen. Das Projekt „Bildungsspaß Ostholstein“ soll Grundschulen und Kindergärten einmal im Jahr einen außerschulischen Lernort kosten- DIE WIRTSCHAFT –Eventzentrum, Fußball-Park, Wohnungsbau: Wichtige Investitionen in der Region in den vergangenen Monaten. frei ermöglichen. Aber auch für Erwachsenen-Seminare sind die neuen Veranstaltungsräume vorgesehen. Die nahe „Waldschänke“ bietet Touristen ein Ausflugsziel. Das Projekt kostet 4,4 Millionen Euro. Kooperationspartner sind die Sparkassen-Stiftung Ostholstein und der Zweckverband Bungsberg mit Hilfe der Sparkassen-Kulturstiftung, Landesforsten und Aktiv-Region Holsteinische Schweiz. Dienstag, 24. September 2013 25 PANORAMA MESSEKALENDER 27. bis 29. September 2013 Rostock ROBAU 23. Landesbauausstellung Mecklenburg-Vorpommern HanseMesse Rostock Zur HanseMesse 1-2 18106 Rostock 6. Oktober 2013 Hannover BIO NORD Die große Messe für den Biofachhandel Deutsche Messe Hannover Messegelände 8. bis 10. Oktober 2013 Hamburg Intermodal Europe Logistik-Fachmesse Hamburg Messe und Congress Messeplatz 1 20357 Hamburg 11. bis 13. Oktober 2013 Schwerin 14. Bauen & Sanieren – Eigenheim Schwerin 21. Mecklenburger Handwerksmesse „Handwerk 2013“ 10 – 18 Uhr, Fr 13 – 18 Uhr, Sport- und Kongresshalle Wittenburgerstraße 19059 Schwerin 26. Oktober bis 3. November 2013 Hamburg HANSEBOOT Internationale Bootsmesse 10 – 18 Uhr, Mi. 10 – 20 Uhr Hamburg Messe und Congress Messeplatz 1 20357 Hamburg 2. und 3. November 2013 Heiligenhafen NEU: WARDERMESSE Handwerk und Gewerbe aus Heiligenhafen Aktiv-Hus Heiligenhafen Heiligenhafener Verkehrsbetriebe GmbH & Co. KG LN-AKADEMIE Am Yachthafen 4a 23774 Heiligenhafen 1. bis 2. November 2013 Husum NORDLICHTER Event-Ausstellung rund ums Thema Licht 16 – 24 Uhr Messe Husum & Congress NordseeCongressCentrum Am Messeplatz 12 - 18 25813 Husum 8. bis 10. November 2013 Bremen CARAVAN Bremen 2013 Fachausstellung für Caravans, Reisemobile und Zubehör SlowFisch ReiseLust 10 bis 18 Uhr Messe Bremen, Halle 5 – 7 Findorffstraße 101 28215 Bremen 10. bis 13. November 2013 Rostock GASTRO Fach- und Erlebnisausstellung für Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel HanseMesse Rostock Zur HanseMesse 1-2 18106 Rostock 26.bis 27 November 2013 Kiel jobmesse kiel Messe für Ausbildung, Weiterbildung, Studium und Beruf Mercedes-Benz-Niederlassung Kiel 6. bis 7. November 2013 Kiel Gebäude & Energie Schleswig-Holstein Cruise Terminal Ostseekai Düsternbrooker Weg 24105 Kiel 5. bis 8. Dezember 2013 Hannover UNTERNEHMEN Anzeige Für Manager und Verkäufer PFERD & JAGD Europas größte Ausstellung für Reiten, Jagen, Angeln Deutsche Messe Hannover Messegelände 10. bis 11. Februar 2014 Husum NordGastro & Hotel Fachmesse für Hotellerie und Gastronomie Messe Husum & Congress NordseeCongressCentrum Am Messeplatz 12-18 25813 Husum 8. bis 9. März 2014 Lübeck jobmesse lübeck Messe für Beruf, Ausbildung, Trainee und Praktika Mercedes-Benz Niederlassung Fackenburger Allee 66 23554 Lübeck 12. bis 13. März 2014 Neumünster wirtschaftNORDGATE Dialog – Business – Kontakte – Business to Business-Messe Messegelände Holstenhallen 12. März, 10 bis 19 Uhr, 13. März, 10 bis 17 Uhr Justus-von-Liebig-Straße 2-4 24537 Neumünster In der MuK in Lübeck steht unter anderem die Fachmesse für Ausbildung Foto: Ulf-Kersten Neelsen und Studium auf dem Programm. VERANSTALTUNGEN 26. September 2013, Lübeck Innovatives Management 10.30 Uhr bis 17 Uhr, anschließend Buffet. Erfahrungsaustausch für Führungskräfte aus der öffentlichen Verwaltung media docks Willy-Brandt-Allee 31 23554 Lübeck 20. bis 23. März 2014 Husum New Energy Husum internationale Messe für erneuerbare Energien Messe Husum & Congress NordseeCongressCentrum Am Messeplatz 12-18 25813 Husum 3. bis 4. Juni 2014 Lübeck nordjob Lübeck Fachmesse für Ausbildung und Studium Musik- und Kongresshalle Lübeck Willy-Brandt-Allee 10 23554 Lübeck 26. September 2013, Lübeck Mit Mehrwert-Argumentation mehr verkaufen 18 bis 20 Uhr, Kosten: 10 Euro inkl. Snack und Getränke Finder’s Haus, An der Untertrave 96 23552 Lübeck 10. Oktober 2013, Lübeck Willkommen zum Aufstieg! 10 bis 14 Uhr Kostenlose Veranstaltungsreihe zum Start in die Selbständigkeit IHK zu Lübeck Fackenburger Allee 2 23554 Lübeck 24. Oktober 2013, Lübeck Jung im Kopf – Wie denkt, lernt und lenkt unser Gehirn in der Zukunft“ Vortrag von Prof. Dr. Martin Korte media docks Willy-Brandt-Allee 31 23554 Lübeck Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19.30 Uhr Eintritt: 69,90 Euro, mit LN-Card 5 % Rabatt. Info: LN-Akademie.de 7. November 2013, Lübeck Vertrieb geht heute anders Vortrag von Andreas Buhr media docks Willy-Brandt-Allee 31 23554 Lübeck Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19.30 Uhr Eintritt: 69,90 Euro, mit LN-Card 5 % Rabatt. Info: LN-Akademie.de Die LN-Akademie bietet im Oktober gleich zwei Seminare an, die sich mit der Rolle als Führungskraft und der Kommunikation beschäftigen – die Seminare ergänzen sich hervorragend, können aber auch einzeln gebucht werden. Am Dienstag, 22. Oktober, geht es im persolog-Persönlichkeitsmodell (DISG) um die eigenen Stärken als Führungskraft. Die Teilnehmer lernen, die Verhaltensstile und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zu erkennen und so in ihrer Rolle als Führungskraft noch besser auf ihre Mitarbeiter einzugehen. Im zweiten Seminar geht es am am 23. und 24. Oktober mit dem Leader Effectiveness Training um ein Kommunikationsmodell, das die Gestaltung eines wertschöpfenden Miteinanders am Arbeitsplatz, die Förderung der Mitarbeiterzufriedenheit und die effiziente Lösung von Konflikten im Fokus hat. Projektabläufe, die Leitung von Führungsgremien oder auch die Beilegung eines Konflikts werden erfolgreich erarbeitet An Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verkauf – insbesondere an Berufsanfänger – richtet sich dagegen das Seminar Erfolgreich verkaufen – durch persönliche Kundenbeziehung am Dienstag, 29. Oktober. Für den Verkaufserfolg ist nicht nur ein gutes Produkt, sondern auch die Leistung der Mitarbeiter als Verkäufer gefragt. Mit diesem praxisorientierten Training gewinnen die Teilnehmer Kunden und steigern ihren Erfolg im Verkauf. Alle Veranstaltungen finden im Verlagsgebäude der Lübecker Nachrichten, Herrenholz 10-12, 23556 Lübeck, statt. www.ln-akademie.de LEBENSMITTELBRANCHE Neue Räumlichkeiten – neue Namen Viel Bewegung gab es in den vergangenen Monaten im regionalen Einzelhandel. Nico Wieczorek (l.) und Jens Gradtke bieten seit zehn Jahren Service rund um Lack und Karosserie bis hin zur Fahrzeugaufbereitung. Foto: pa Die Konkurrenz im Lebensmittelbereich im Großraum Lübeck wächst. Neue Anbieter kommen hinzu – die alteingesessenen bauen unterdessen aus oder bekommen neue Namen. tauer Fleischermeister Ralf Cordts Ende August seinen Fleischereibetrieb im neuen und modernen Design vor. Das neue Raumkonzept umfasst hochwertige Designfußböden und neue Akustikdecken mit LED-Lichttechnik. Durch eine neue Struktur und Raumteiler sind neben Schnellplätzen für eilige Gäste auch Ruhezonen entstan- den. In der Lounge gibt es schöne Rückzugsmöglichkeiten vom hektischen Alltag. Aus Plaza wurde unterdessen Sky. Warenhausleiterin Gaby Rugullies und Warenhausleiter Detlef Zappe präsentieren seit August ihre Lübecker SB-Warenhäuser in der Kantstraße auf Marli und in der Ziegelstraße in Buntekuh unter ei- nem neuen Namen. Aus Plaza wurde jetzt sky-XXL. „Aber bis auf den Namen ist in unseren Warenhäusern für die Kunden alles beim Alten geblieben“, betont Detlef Zappe, der den Markt in der Ziegelstraße leitet. Eine Anzahl neuer Produkte – unter anderem Fleisch aus der Region – ist gleichwohl dazu geA kommen. Gradtke & Wieczorek Fahrzeuglackierung und Unfallinstandsetzung Seit nun bereits zehn Jahren bieten Jens Gradtke und Nico Wieczorek kompetenten Service in den Bereichen Fahrzeuglackierung und Unfallreparatur. Mit der Erweiterung der Werkstattfläche in der Revalstraße konnten sich die beiden Lackierermeister in diesem Jahr zusätzliche Kapazitäten erschließen. „Wir haben uns flächenmäßig auf fast 1000 Quadratmeter verdoppelt und auch personell verstärkt. Unsere Kunden profitieren nun von einem vergrößerten Leistungsspektrum“, sagt Jens Gradtke. Unterstützt wird sein Team seit Kurzem von Karosseriebauern und Mechanikern, so dass neben den üblichen Lackiererarbeiten auch der Austausch von Scheiben und anderen Ersatzteilen angeboten wird. Zu den Hauptkunden der Fahrzeuglackierung GmbH gehören Autohäuser und gewerbliche Auftraggeber. „Wir betreuen eine Vielzahl namhafter Kunden, beheben Unfallschäden und bereiten Leasingrückläufer fachgerecht auf. Dazu gehört die Innen- und Außenreinigung sowie gegebenenfalls Dellenbeseitigung und Spot Repair bei Kleinstschäden,“ erklärt Nico Wieczorek. Bevor ein Fahrzeug an den Kunden ausgeliefert wird, findet eine Endkontrolle durch einen der Handwerksmeister statt. Die beiden Geschäftsführer, die sich auf der Meisterschule kennengelernt haben, sind täglich in der Werkstatt anzutreffen. Sie arbeiten Hand in Hand mit ihrem zwölfköpfigen Team, inklusive zweier Auszubildender, zusammen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. A Gradtke & Wieczorek Fahrzeuglackierung GmbH Revalstraße 2, 23560 Lübeck Tel.: 0451 / 290 37 32 gw-cardesign@web.de www.gw-cardesign.de Im Herzen der Stadt Oldenburg gibt es seit Juli wieder einen Edeka-Markt. Inhaber des 1800 Quadratmeter großen Markts ist Nils Weinberg. Zuvor hat der 23-Jährige eine Ausbildung bei Edeka gemacht und das Geschäft seines Vaters in Grube geleitet. Rund um den Edeka-Markt sollen weitere Geschäfte im Stadtmarktzentrum entstehen. Die 1988 gegegründete Erzeuger- und Verbrauchergenossenschaft (EVG) Landwege in Lübeck wächst weiter. Im März eröffnete Landwege in Bad Schwartau ihren ersten Markt außerhalb Lübecks. Im Herbst wird an der Ziegelstraße nähe Fackenburger Allee in Lübeck in einem markanten Jugendstil-Gebäude dann bereits der fünfte Markt eröffnet. Alle Landwege Bio-Märkte bieten ein umfangreiches Bio-Vollsortiment und täglich frische Produkte von den rund 30 Landwege-Mitgliedshöfen aus der Lübecker Umgebung. Die EVG Landwege wurde mehrfach für ihre Produkte und für ihr Konzept ausgezeichnet. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten stellte der Schwar- Oldenburg hat wieder einen Edeka-Markt in der Innenstadt. Inhaber ist Nils Weinberg. Rund um den Markt sollen weitere Geschäfte entstehen. Foto: Holger Marohn DIE WIRTSCHAFT – Messen und Termine: Wo Unternehmer in den kommenden Monaten die besten Informationen bekommen. 26 Dienstag, 24. September 2013 PANORAMA ZEITFRESSER SELBSTORGANISATION Die Bürotür einfach mal zumachen Die Kunst, den richtigen Takt zu finden Sortieren, planen – und auch mal „Nein“ sagen: Um effektiv zu arbeiten, muss man wissen, welche Aufgaben Vorrang haben. Aber auch, was einem selbst wichtig ist. Immer schön der Reihe nach: Wer im Job Wichtiges und Unwichtiges verwechselt, der gerät schnell mit seinen Aufgaben ins Hintertreffen. Eine Psychologin gibt Tipps, wie man im Beruf die Eigenregie übernimmt. Nathalie Klüver Der Schreibtisch ist voll und müsste eigentlich auch mal aufgeräumt werden. Die Kollegen stehen ständig in der Tür mit neuen Bitten, die E-Mails laufen im Minutentakt auf und der Chef will morgen unbedingt die Präsentation sehen, die natürlich wieder auf dem letzten Drücker entsteht. Und der normale Berufsalltag? Der zieht sich wieder mal bis spät abends hin, so dass von dem guten Vorsatz, die neuen Joggingschuhe auch mal zum Laufen auszuführen wieder nichts über bleibt. Wie schafft man es aber, dem alltäglichen Chaos Herr oder Frau zu werden? Strukturiert zu arbeiten, alles pünktlich abzuliefern, den nörgelnden Kollegen auch mal ein charmantes „Nein“ entgegenzuwerfen und dabei sich selbst und die eigenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren? Nur mit To-DoListen und noch mehr Fleiß ist es nicht getan. Zu einem funktionierenden Selbstmanagement gehört da schon mehr. Und es geht auch über die Selbstorganisation am Arbeitsplatz hinaus. Die Hamburger Psychologin Kristine Qualen berät Arbeitnehmer, Führungskräfte und Selbständige, wie man sich selbst und seine Arbeit besser organisiert. Mehr als die Hälfte ihrer Coachings befassen sich mit Stress- und Zeitmanagement und dem Umgang mit hohen Anforderungen. Beruftstätige praktizieren oft jahrzehntelang gewohnte Strategien für die Arbeitsorganisation, ohne dabei den eigenen Leistungsaufwand zu hinterfragen: „Viele stellen fest, dass die eigenen Ziele und Bedürfnisse keinen Platz mehr im Arbeitsalltag finden.“ Einer der häufigsten Fehler, die man mache, sei es, zu stark ad hoc zu arbeiten und sich dabei von anderen steuern zu lassen, meint die Dozentin der Universität Hamburg: „Es wird oft einfach abgearbeitet, was auf dem Schreibtisch oder im E-Mailpostfach landet.“ Ohne zu strukturieren oder eigene Akzente zu setzen. Das Phänomen sei seit Einführung der E-Mail noch stärker geworden. Die elektronische Post vermittle den Eindruck von Dringlichkeit, von einer Erwartung, man müsse schnell antworten – eine Erwartung, die oftmals gar nicht stimmt, aber nicht überprüft wird. Ist ja auch eigentlich nicht so schlimm, mal eben ein paar Zeilen tippen, nach den zwei Minuten kann man doch einfach weiterarbeiten? Die Konzentration und der Arbeitsfluss sind unterbrochen, die gute Idee, die man gerade hatte, hat sich in Luft aufgelöst. Ebenso verhält es sich mit Kollegenanfragen. „Wir lassen uns oft zu sehr von außen steuern“, so Kristine Qualen. Ein weiteres Problem sei eine übermäßige Perfektion. Anstatt zu überprüfen, was als Ergebnis erwartet wird, setzten sich viele mit überhöhten eigenen Ansprüchen an die Aufgaben. Da werde oft im ersten Anlauf zu viel Zeit und Energie reingesteckt, so Qualen. Wenn dann an der Arbeit noch etwas geändert wird, die Präsentation überarbeitet, der Text noch einmal von einem Kollegen ergänzt, dann entstehe oft das Gefühl, die eigene Arbeit werde nicht genügend wertgeschätzt. Das ist eine zusätzliche Belastung, die Motivation rauben kann. „Wichtig ist, vorher zu klären, was erwartet wird und wer noch an der Aufgabe beteiligt ist“, rät Kristine Qualen. Oft gewinne man dann die Erkenntnis, dass mit 20 Prozent des Aufwands 80 Prozent Ergebnisqualität zu leisten sind – und meistens reichen eben diese 80 Prozent. Ein weiterer typischer Fehler sei es, sich zu viel auf einmal vorzunehmen, den eigenen Terminkalender zu eng zu takten. „Man braucht Pufferzeiten“, mahnt die Unternehmensberaterin. Kein Tag verläuft wie geplant. Ein Meeting dauert länger als die angesetzte Stunde. Kommt schnell mal vor. Ein unvorhergesehenes Telefonat, weil ein Kollege mal schnell eine Zahl braucht. Je mehr Unplanbares von außen kommen kann, umso mehr Pufferzeiten sollte man ansetzen. Nicht zuletzt brauche man auch Phasen, in denen man den Kopf mal frei bekommen kann, sich mit Kollegen austauschen kann – umso Kraft zu tanken oder auf neue Ideen zu kommen. „Oft werden aber auch die Prioritäten falsch gesetzt. Dringlichkeit und Wichtigkeit werden häufig verwechselt“, nennt Kristine Qualen einen weiteren Irrtum. Dringende Themen seien termingebunden – aber könnten auch manchmal banale Dinge sein. Wichtig seien Dinge, die einen näher ans Ziel heranbringen. Aber: Je länger man etwas vor sich herschiebt, umso dringlicher wird es. Dann kann auch eine eigentlich banale Sache die Arbeit aufhalten – und in Stress ausarten lassen. Deshalb sollten Deadlines immer rückwärts organisiert werden – nicht ohne die Pufferzeiten zu vergessen. Zwischenschritte sollten geplant und ausreichend Zeit dafür gelassen werden, die einzelnen Schritte zwischendrin noch einmal zu überarbeiten. „Wenn man im- Wenn überall die Uhren ticken, ist es nicht leicht, das eigene Tempo zu halten. mer alles auf den letzten Drücker erledigt, dann sollte man sich fragen, woran es liegt“, sagt Kristine Qualen. Viele sagen, sie könnten erst unter Zeitdruck effektiv arbeiten – aber oft verbirgt sich dahinter eine Entschuldigung. Wobei man mit der „Aufschieberitis“ nicht alleine dasteht: Schon Hemingway sagte auf die Frage, wie man einen Roman schreibt „Zu- „Oft werden Prioritäten falsch gesetzt. Dringlichkeit und Wichtigkeit werden verwechselt. Entscheidend ist, im eigenen Leben wieder die Regieposition einzunehmen.“ Kristine Qualen, Psychologin nächst taut man den Kühlschrank ab.“ Psychologen schätzen, dass weltweit etwa jeder Fünfte unter chronischer Prokrastination, so der Fachausdruck, leidet. Auch die Eigenschaft, nicht „nein“ sagen zu können, kann einem den Arbeitsalltag schwer machen. Oft ist es eine Art Mechanismus. Man fühlt sich geschmeichelt, dass die eigene Hilfe gebraucht wird. Man will natürlich auch nicht unhöflich sein. „Aber wenn es gar nicht passt, dann ist es besser, jemanden auf eine spätere Stunde zu vertrösten und es dann in Ruhe zu erklären“, so Qualen. Kristine Qualen rät dazu, regelmäßig zu fragen: „Was brauche ich, um mich bei der Arbeit wohlzufühlen?“ Aufwand und Ergebnis der Arbeit sollten immer im vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Doch viele stellten sich diese Frage erst, wenn der Leidensdruck zu groß ist, hat Qualen beobachtet. „Die eigenen Bedürfnisse muss man ernst nehmen.“ Dazu gehört, sich ein eigenes Bild zu machen: Wie möchte ich arbeiten? Welche Stimmung möchte ich bei der Arbeit haben? Was möchte ich nach Feierabend noch machen? Welche Rolle soll das Privatleben spielen? „Malen Sie sich ein Idealbild aus und stellen Sie es sich vor Ihrem inneren Auge vor“, ist der Tipp der Psychologin. Das Privatleben sei dabei nicht zu vernachlässigen: „Stärkendes und Schönes darf man nicht aus den Augen verlieren.“ Aus diesem Idealbild lassen sich dann die eigenen Ziele ableiten. Ziele, die Privates und Berufliches betreffen, vereinen. Diese sollte man in kleine Teilziele aufteilen, die man erst einmal erfüllt auf dem Weg zum großen Ziel. So hat man Erfolgserlebnisse, die einen bei der Stange halten. Anstatt gleich den Halbmarathon anzustreben, sollte also vielleicht erst einmal wöchentlich eine kleine Joggingrunde auf dem Plan stehen. Und diese Termine gehören in den Kalender. So schaffe man eine innere Verpflichtung, so Qualen. Foto: Fotolia, privat, Grafik: Fotolia / af Dabei gelte es natürlich, die Ziele so zu formulieren, dass sie im eigenen Handlungsbereich liegen. Sich als Ziel zu setzen, am Ende des Jahres Lottomillionär zu sein, ist schön und gut – nur leider kann man da selbst außer dem Ankreuzen der sechs Zahlen nicht viel zu beitragen. Cristine Qualen spricht dabei von drei Phasen der Zielfindung: Zunächst sollte man mit der Brille des Optimisten die Träume ausmalen. Dann durch die Brille des Pessimisten überprüfen, was schiefgehen könnte. Dann kann man mit dem Blick des Realisten das Ziel noch einmal anvisieren: Was kann getan werden, damit die pessimistischen Befürchtungen nicht eintreten? „Es geht darum, im eigenen Leben wieder die Regieposition einzunehmen“, so Kristine Qualen. Bei ihren Coachings hat sie oft festgestellt, dass die Besinnung auf eigene Ziele und die Stärken und Schwächen zu einer beruflichen Umorientierung führte. Ruhigere Phasen im Jahr sollte man immer wieder für eine Bestandsaufnahme nutzen. Was ist gut gelaufen? Was hat mich beim Erreichen der Ziele gehindert? Wie kann ich das in Zukunft verhindern? „Diese Zwischenbilanztermine sollte man sich fest vornehmen“, sagt Coach Qualen. Am besten eigne sich dafür eine Art Erfolgsjournal, in dem man seine Gedanken schriftlich festhält – denn so bleibt A es besser im Gedächtnis. Kristine Qualen COACHING PROKRASTINATION Organisation ist lernbar Erst mal die Stifte anspitzen. . . Das kennt wohl jeder: Wichtige Aufgaben werden einfach immer wieder aufgeschoben. Erst mal den Geschirrspüler ausräumen statt die Steuererklärung zu machen. Erst mal die Stifte anspitzen, anstatt sich an die Präsentation zu setzen. Deutsche und amerikanische Psychologen wollen herausgefunden haben, dass weltweit fast jeder Fünfte an einer chronischen Form Die Psychologin Kristine Qualen rät im Umgang mit Zeitfressern über einige Tage einige Tage zu dokumentieren: Was oder auch wer sind die Zeitfresser? Oft wird man dann entdecken, dass eine Unternehmenspolitik „der offenen Tür“ einer der Zeiträuber ist. „Jeder ist jederzeit ansprechbar“ ist schön und gut – aber reißt auch jederzeit aus dem Arbeitsfluss. „Wenn man sein Leistungshoch hat oder gerade an einer kniffligen Aufgabe sitzt, dann kann man auch mal die Bürotür schließen“, so Qualen. Und so signalisieren: Ich konzentriere mich gerade, bitte jetzt nicht stören. Dann stehen die Kollegen nicht plötzlich vor dem Schreibtisch, sondern stecken nur den Kopf durch die Tür – da fällt es leichter, auf später zu vertrösten. Sind geschlossene Türen nicht erwünscht, kann man auch für bestimmte Tätigkeiten ein entfernt liegendes Büro aufsuchen. Oder Tagesrandzeiten nutzen: früher kommen, später gehen oder die Mittagspause verschieben. Laut Studie des Software-Anbieters officetime.net sind das die schlimmsten Zeiträuber: der „Aufschieberitis“ leidet. Prokrastination nennt man diese Problematik, das Wort kommt aus dem Lateinischen: Procastinatio heißt Vertagung. Zur Prokrastination neigen laut deutschen Forschungen etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der US-Psychiater Ned Hallowel sagt, dass es daran liege, dass die Menschen heute viel zu viel zu tun haben. Oft werden unangenehme oder langweilige Arbeiten vor sich hergeschoben. Die Harvard-Professorin Teresa Amabile sieht in der Angst vor der Schwierigkeit einer bestimmten Aufgabe den Grund für Prokrastination. Hier und da einmal eine Aufgabe aufzuschieben – das macht wohl jeder mal. Aber wenn sich zu viele unerledigte Aufgaben kurz vor knapp auf dem Schreibtisch türmen, kann das sogar zu gesundheitlichen Probleme führen. Gegen das Aufschieben lästiger Aufgaben kann die Drei-Minuten-Regel helfen: Aufgaben, die nur wenig Zeit und Energie kosten, schnell erledigen. Außerdem sollten Dinge auf eine To-do-Liste – das ist verbindlicher, als sich nur im Kopf etwas vorzunehmen. Kleine Etappen, nach denen man sich belohnt, etwa mit einer Tasse Kaffee oder einem Stück Kuchen, helfen außerdem, eine große Aufgabe zeitig zu bewältigen. Und wer glaubt, er könne nur unter Druck gut arbeiten, der sollte es einmal anders versuchen: Vielleicht klappt es ohne Druck ja genauso gut? Oder sogar besser? DIE WIRTSCHAFT – E-Mails, Deadlines, To-do-Listen. Wie man die Anforderungen des Büroalltag übersichtlich strukturiert. Kristine Qualen hat Psychologie mit Schwerpunkt Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie in Kiel studiert und ist als Unternehmensberaterin und Coach in Hamburg tätig, außerdem ist sie Lehrbeauftragte an der Uni Hamburg. Neben Beratungen zu Umstrukturierungen und Neuorganisationen in Unternehmen bietet sie Coachings und Seminare an. Dienstag, 24. September 2013 27 PANORAMA FISCHEREIWIRTSCHAFT: Bescheidene Fänge Drei Netze und knapp zwanzig Dorsche: Auf Fahrt mit einem langjährigen Fischer in der Lübecker Bucht. Quotenregelung, gestiegene Betriebskosten: Die Fischer in der Region haben es schwer. Der Autor war an einem Morgen mit einem erfahrenen Fischer aus Niendorf unterwegs. Von Oliver Schulz Um kurz vor fünf herrscht gedämpfte Geschäftigkeit im Niendorfer Hafen. Zwei große Fischkutter laufen aus, ein Mann fährt mit einem Gabelstapler zwischen Verkaufsbuden und Kai herum. Möwen schreien, Seile klackern im leichten Wind gegen Masten, Boote quietschen in den Tauen. Um kurz nach fünf rollt Reinhard Rahn auf dem Moped ein. „Vorher darf ich damit nicht fahren“, sagt er. „Das hat die Gemeinde verboten.“ Rahn trägt einen Blaumann mit hochgeschlagenen Beinen, ein rot-kariertes Hemd und eine Schiffermütze. Mit Ohrring und grauem Bart wirkt der 72-jährige wie der Prototyp des deutschen Fischers. Und es ist vermutlich auch nicht untypisch, dass Verbote und Regelungen noch öfter sein Thema werden an diesem Tag. Denn seit der Einführung eines Quotensystems in den 1980er Jahren klagen die Fischer in der Lübecker Bucht wie in ganz Deutschland über das wachsende Ausmaß der Bürokratie. Gleichzeitig sinkt ihre Zahl beständig. Gab es bundesweit 1970 noch 7003 Beschäftigte in der Branche, so waren es 2011 nur noch 2685. „Je mehr tote Fischer, desto mehr Fisch“, sagt Rahn harsch, als die „Hauke“ aus dem Niendorfer Hafen läuft. „Das scheint für viele, die das Sagen haben, das Motto zu sein.“ Und er schimpft auf jene, die Nachhaltigkeit propagieren: auf die Grünen und den World Wildlife Fund. Auf Minister, die ihr Handwerk nicht verstünden. „Warum“, fragt er, „muss jemand, der für Landwirtschaft zuständig ist, eigentlich nicht Agrarwirtschaft studiert haben?“ Vor allem die komplizierten Bestimmungen machten den Fischern heute das Leben schwer: „Früher hat man hat sich einfach ein Boot gekauft und ist raus gefahren.“ Heute gebe es Quoten und Management-Pläne, Regularien und komplizierte Gesetze: „Aal darf nur bis eine Meile vom Land ab gefangen werden, und Dorsch nur noch fünf Tonnen im Jahr.“ Dennoch geht es heute genau um diesen Fisch. „Das Meer ist glatt“, sagt Rahn, während er die „Hauke“ der Sonne entgegen, die zwischen zwei Bänken dunkler Wolken aufsteigt, aufs offene Meer hinaussteuert. „Es ist dunkel und es hat geregnet. Es könnte ein guter Tag werden.“ Ein guter Tag, erklärt Rahn, das wären 25 bis 30 Kilo. Auch das sei einmal anders gewesen. Drei Netze hat der Mann, der aus einer Fischerfamilie in Ostpreußen stammt, ausgelegt. 110 Millimeter sind die Maschen groß, mit denen er die Knochenfische aus der Tiefe holen wird: „Früher hat im Sommer keiner Dorsch gefischt. Heute will niemand was anderes.“ Denn der Fisch sei leicht zu essen: „Gabel rein und gut.“ Er selbst fängt deshalb kaum mehr Plattfisch. Und Aal ohnehin schon lange nicht mehr. Die Sonne hebt sich über den Horizont und Rahn hievt den ersten „Helfer“, wie er die mit Fahnen besetzten Schwimmer nennt, die die Stellnetze markieren, an Bord. Er setzt die Maschine in Gang, die das 15 mal 50 Meter große Netz zwischen zwei Rollen an einer Eisenkette an Bord zieht. Und ist enttäuscht: Seetang hängt darin, Muscheln und selten etwas Beifang. So vergehen einige Minuten, bis Blick von der kleinen Brücke: Reinhard Rahn ist früher mit einem Kollegen fischen gefahren. Heute macht er seinen Job in der Lübecker Bucht allein. Fotos: Oliver Schulz nat. & int. Kurier- und Expressfahrten Ehlerstorf 3 23758 Wangels/OT Ehlerstorf Mobil +49(01)1 74 - 1 61 80 12 www.mh-kurierdienst.de Zurück in den Niendorfer Hafen: Die „Hauke“ nimmt Kurs auf die Anlegestelle, wo Rahn den bereits ausgenommenen Fisch für den Verkauf filetiert. der erste Dorsch zum Vorschein kommt, den er mit ein paar gekonnten Griffen aus dem Netz befreit und in eine Kiste wirft. Immer wieder muss er zwischendurch das Boot gegen die starke Strömung drehen. „In einer Generation weiß keiner mehr, was eine Scholle ist.“ Reinhard Rahn, Fischer Er wirft das Netz neu aus, steigt in das kleine Führerhäuschen und manövriert die „Hauke“ weiter durch die nur leicht wogende Ostsee. An der Wand hinter ihm stecken Blinker und schwarzweiß-Foto von seiner Mutter an einem Pinboard, Seile und eine Angel hängen an der Wand, aufgerollte Seekarten klemmen in einer Luke. Mit etwa einem halben Jahrhundert Berufserfahrung spiegelt Reinhard Rahns Karriere die Entwicklung einer Branche wider, die sich grundlegend verändert hat. 1958 hat er begonnen zu fischen. Ein paar Jahre fuhr er als Matrose zur See, bevor er sich 1966 mit einem eigenen Boot als Fischer selbständig machte. Zwei weitere Boote hat er seither gekauft – die „Hauke“ 1981 im Rahmen eines EU-Förderprogramms. „Die wollten damals von der Schleppfischerei zur Netzfischerei kommen und haben das unterstützt.“ Vor allem der Absatz der Fische hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Bis in die 1980er-Jahre verkaufte der Niendorfer Fischer an eine Erzeugergemeinschaft. „60 Pfennig gab es damals pro Kilo Dorsch. Der Fisch ging in die Industrie.“ Doch mittlerweile haben fast alle Verarbeitungsbetriebe in Deutschland ihr Geschäft eingestellt. Die Vermarktungsstrukturen haben sich verändert. Wurde vor 20 bis 30 Jahren vor allem auf regionalen Märkten verkauft, so wird der Fisch heute größtenteils auf Handelsplattformen in Holland und Dänemark abgesetzt. Derzeit würde Rahn pro Kilo etwa 1,50 Euro bekommen. Nicht viel angesichts der Quotenregelung. Deshalb verkauft er die Ware lieber für fünf Euro an der Bude im Hafen. Aber heute fährt er nicht viel ein. Das zweite Netz ist das beste an diesem Tag, immerhin ein knappes Dutzend kräftige Dorsche hängen darin. Im dritten sind es nur sieben Stück. „Irgendwas war nicht ganz richtig heute Nacht“, sagt er. „Als wären die alle runtergegangen.“ Für ihn sei es kein großes Problem, wenn er mal weniger fange. Dicker Fang – doch an diesem Tag gehen nur wenige Dorsche ins Netz. „Ich arbeite ja nur halbtags, um meine Rente aufzustocken.“ Für die Kollegen sehe das ganz anders aus, sagt er. Die Preise für Treibstoff und alle weiteren Betriebsmittel sind gestiegen. Er zeigt hinaus zu einem weiteren Fischerboot, auf dem ein Mann ein Netz einholt. „Die Anderen haben ihre Sozialabgaben, die haben Kredite laufen.“ Und dann erzählt von dem Eiswinter, in dem sein Boot an die Kette genommen wurde, weil er seinen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte. „Für 200 000 Mark hatte ich das Boot gekauft. Für 25 000 wollten sie es versteigern.“ Sein Steuerberater habe die Wogen im letzten Moment geglättet. Zum Glück, sagt er, sei diese Zeit für ihn vorbei. Weil er „nur“ seine Rente mit der Arbeit aufstocken muss, ist es erst 8.30 Uhr, als Reinhard Rahn fast mit seiner Arbeit fertig ist. Vor der Rückkehr setzt er vor dem Brodtener Ufer ein Schollennetz. Noch gebe es dafür ja wenigstens einige Kunden, meint er, als die „Hauke“ wieder Kurs auf den Niendorfer Hafen nimmt. „Aber in einer Generation weiß wahrscheinlich keiner mehr, was eine Scholle ist.“ Doch als er den Korb mit den Dorschen von Bord hievt, gibt er indirekt zu, dass die wirtschaftliche Situation auch noch schlimmer sein könnte: „Aber ein Fischer muss immer meckern“, sagt er zum AbA schied. Und grinst. Hüxterdamm 2b · Lübeck · Parkhaus gegenüber 04 51 / 7 45 40 · www.sitzen-und-mehr.de Di – Fr 10 – 18.30, Sa 10 – 14 u. nach Vereinb. DIE WIRTSCHAFT – Fischerei im Wandel: Keiner will mehr Plattfisch essen. Und verkauft wird die Ware nach Dänemark – oder direkt im Hafen. g i t s n ü g d n Schnell u Nordbrief – Ihr zuverlässiger Briefdienst vor Ort Nordbrief befördert täglich tausende Sendungen – und das zu einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis. Schenken auch Sie uns Ihr Vertrauen und werden Sie Kunde von Nordbrief. Alles aus einer Hand. 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