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Die berufsbildende Zeitschrift des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen April 2013 Schule 4 Tec2Screen® Mit dem neuen Lernbegleiter in die Dimension des Connected Learning: Besser lernen, schneller verstehen, länger behalten. www.Tec2Screen.de Inhalt Die berufsbildende Schule Zeitschrift des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen ** ** ** LEITARTIKEL Berthold Gehlert Kompetenzorientierung – Leitidee, nicht Stressprogramm ** 24. Deutscher Berufsschultag Heft 4 UNTERRICHT 125 BLBS-NACHRICHTEN BLBS und vlbs-NRW – Repräsentanten für berufliche Bildung auf der didacta 2013 in Köln 131 106 – Programm des 24. Deutschen Berufsschultages und der Vertreterversammlung 107 Garanten für den Ausbildungserfolg 131 – Arbeitskreise 107 Dienst-, Tarif- und Versorgungsrecht: Länderexperten des BLBS trafen sich in Berlin 132 – Schulstruktur im Bundesland Brandenburg 108 MINT-Lehrer-Spitzengespräch in Berlin 133 – Beispiel eines Oberstufenzentrums in Brandenburg: Eduard-MaurerOberstufenzentrum Henningdorf 108 ** NACHRICHTEN AUS DEN LÄNDERN 134 Der BLBS zum Gespräch beim DIHK 109 ** NACHRICHTEN135 ** LITERATUR136 Pressemitteilung des BLBS vom 18.02.2013: Die beruflichen Schulen mit einbeziehen ** April 2013 Tobias Greiner, Markus Emmerling Handys an Berufsschulen – wegdrücken oder annehmen? 105 BLBS-AKTUELL – Anfahrtsplan zu den Tagungsorten 65. Jahrgang 109 THEMEN Fritz Többe Organisationskultur und Schulentwicklung – Zur Problematik des Anerkennungsbegriffs 110 24. Deutscher Berufsschultag Harald Strating, Josef Thöle Konzept und Erfahrungen mit dem Studiengang Quereinstiegsmaster LBS Elektro- und Metalltechnik an der Universität Osnabrück 115 Manfred Bönsch Guter Unterricht braucht gute Lerner – Die Pädagogik einer guten Schule 119 Alexandra Eder, Klaus Rütters Erprobung kooperativer Fortbildungen von Lehrkräften und Ausbilder/-innen im Ausbildungsberuf Mechatroniker/-in Berufliche Schulen sichern Zukunft 25. bis 27. April 2013 in Potsdam Anmeldung und Information: BLBS-Bundesgeschäftsstelle Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin E-Mail: verband@blbs.de Internet: www.blbs.de 122 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 103 Impressum Die berufsbildende Schule Zeitschrift des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen Schriftleitung: Aufsätze (Themen, Unterricht), Diskussion, Literatur – Geschäftsführung: Professor Dr. Andreas Schelten Lehrstuhl für Pädagogik, Technische Universität München, Lothstraße 17, D-80335 München Telefon (0 89) 28 92 42 77, Fax (0 89) 28 92 43 13 E-Mail: schelten@tum.de http://www.paed.edu.tum.de Berichte, Nachrichten, Recht, Veranstaltungen, Persönliches: Oberstudiendirektor Heiko Pohlmann Kapellenstraße 82, D-82239 Alling Telefon (0 81 41) 81 85 24, Fax (0 81 41) 5 37 24 05 E-Mail: pohlmann.heiko@t-online.de Autoren/Autorinnen dieses Heftes: Többe, Fritz, Dr. phil., OStR a. D., Schützenstraße 16, 48529 Nordhorn, E-Mail: dr.fritztoebbe@t-online.de Strating, Harald, Dr. Ing., M. A., Lehrbeauftragter Universität Osnabrück, Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, BBS Bersenbrück, Ravensbergstraße 15, 49593 Bersenbrück, E-Mail: h.strating@web.de Thöle, Josef, Leitender Regierungsschuldirektor, Universität Osnabrück, Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Katharinenstraße 24, 49078 Osnabrück, E-Mail: jthoele@uos.de Bönsch, Manfred, Dr., Prof., In der Bebie 54, 30539 Hannover, E-Mail: Boenschhannover@aol.com Eder, Alexandra, Dr., Leibniz Universität Hannover, Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung, Schloßwender Straße 1, 30159 Hannover, E-Mail: alexandra.eder@ifbe.uni-hannover.de ütters, Klaus, Dr., Prof., Leibniz Universität Hannover, Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung, SchloßR wender Straße 1, 30159 Hannover, E-Mail: klaus.ruetters@ifbe.uni-hannover.de Greiner, Tobias, StR, Dipl.-Berufspäd. Univ., Staatlicher Schulpsychologe für berufliche Schulen, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Technische Universität München, TUM School of Education, Lehrstuhl für Pädagogik, Lothstraße 17, 80335 München, E-Mail: greiner@tum.de Emmerling, Markus, Studienreferendar an der Städtischen Berufsschule für Informationstechnik, Riesstraße 34, 80992 München Kleinschmidt, Gottfried, Dr., Prof., Einsteinstraße 21, 71229 Leonberg-Ramtel Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers oder der Schriftleitung wieder. Offizielle Äußerungen des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen werden als solche gekennzeichnet. Herausgeber:Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS), Geschäftsstelle: Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, Telefon (0 30) 40 81-66 50, Fax (0 30) 40 81-66 51, Internet: www.blbs.de, E-Mail: verband@blbs.de Vorsitzender: Oberstudiendirektor Berthold Gehlert, E-Mail: Berthold.Gehlert@t-online.de Verlag:dbb verlag GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, Telefon (0 30) 7 26 19 17-0, Sparkasse Köln/Bonn, Konto 21 006 903, Commerzbank Berlin, Konto 073 399 800. Versandort: Geldern. Auflieferort: Duisburg. Herstellung und: dbb verlag GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, Internet: www.dbbverlag.de, E-Mail: kontakt@dbbverlag.de. Anzeigenverwaltung Anzeigen: dbb verlag gmbh, Mediacenter, Dechenstr. 15 A, 40878 Ratingen. Telefon (0 21 02) 7 40 23-0, Fax (0 21 02) 7 40 23-99, E-Mail: mediacenter@dbbverlag.de. Anzeigenleitung: Petra Optiz-Hannen, Telefon (0 21 02) 7 40 23-7 15. Anzeigendisposition: Jutta Hammacher, Telefon (0 21 02) 7 40 23-7 10. Druckauflage: 20.000 Exemplare. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 50, gültig ab 1. 10. 2012. ISSN 0005-951X. ErscheinungsweiseDie Zeitschrift erscheint 10-mal jährlich. Bezugspreis jährlich 34,90 Euro, Einzelheft 3,90 Euro, jeweils zuzüglich Porto. und Bezug:Bestellungen bei Buchhandlungen oder dbb verlag GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin. Für Mitglieder des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Abonnementskündigungen müssen bis zum 10. Dezember beim dbb verlag GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, eingegangen sein, sonst muss der Bezugspreis für das nächste Jahr bezahlt werden. Einsendungen:Manuskripte und Leserzuschriften zu den Rubriken der Zeitschrift sind an den jeweiligen Schriftleiter zu senden. Unaufgefordert eingesandte Bücher werden nicht zurückgeschickt. Zum Titelbild: Siehe BLBS-aktuell (Tagungsorte), S. 106 ff. (Gestaltung des Titelbildes: Jutta Köhler, nach Vorlage Oberstufenzentrum I – Technik Potsdam) 104 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Leitartikel Berthold Gehlert Kompetenzorientierung – Leitidee, nicht Stressprogramm Kompetenzorientierung ist nicht neu, aber sie wird allerorten zum bildungspolitischen Hype hochstilisiert. Einige Beiträge auf der eben zu Ende gegangenen didacta in Köln erweckten den Eindruck, dass im neuen Schuljahr aufgrund kompetenzorientierter Lehrpläne alles ganz anders werden würde. Die Rhetorik schaltete dabei gerne auch mal in den StressModus. Da war und ist die Rede vom Paradigmenwechsel, vom Einschwören der Lehrerschaft auf neue Ideen und von neuen Unterrichtschoreografien. Der Kern der Botschaft lautet, dass es in der Schule, wie auch in der betrieblichen Ausbildung, nicht nur um Wissen, auch nicht nur um Können geht, sondern letztlich (und das ist der Kick) um die Bereitschaft und Fähigkeit diese in konkreten Situationen auch anzuwenden. Der Kompetenzbegriff, so wie er heute verstanden wird, versucht berufliche Qualifizierung und (Persönlichkeits-)Bildung zu einem konsistenten Ansatz zusammenzufassen. Das Kompetenzmodell des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) drückt dies mit den beiden übergeordneten Kompetenzbereichen Fachkompetenz und Personale Kompetenz auch so aus. Kompetenz bezeichnet im DQR „die Fähigkeit und Bereitschaft des Einzelnen, Kenntnisse und Fertigkeiten sowie persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten zu nutzen und sich durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten. Kompetenz wird in diesem Sinne als umfassende Handlungskompetenz verstanden“. Nun gilt es aber auch zu unterscheiden zwischen dem, worüber ein Individuum als Kompetenz im Sinne einer Disposition verfügt und was davon in einer konkreten beruflichen oder alltagsweltlichen Situation als „Performanz“ sichtbar wird. Die Kompetenzen selbst lassen sich nicht direkt beobachten. Das macht es offenbar auch so leicht (Papier ist geduldig), dass Zielvorstellungen zu immer umfangreicheren KompetenzCollagen zusammengeführt werden. Hat sich die KMK 1996 noch auf Fach-, Personal- und Sozialkompetenz geeinigt, hat sie aktuell nachgelegt und die Humankompetenz (später im Sinne des DQR als Selbstständigkeit betitelt), Lernkompetenz und kommunikative Kompetenz aufgenommen. Was, so darf man fragen, ist mit Umweltschutz-Kompetenz, Gender-Kompetenz und Inklusions-Kompetenz? Solche Rückfragen an den großzügigen Gebrauch des Kompetenzbegriffes durch Bildungsverantwortliche sollen aber nicht dazu führen, die Kompetenzorientierung als Leitbegriff für den Unterricht in Misskredit zu bringen. Im Gegenteil. Der Verzicht auf Überhöhungen und Überdehnungen wird dazu führen, dass Lehrerinnen und Lehrer sich für das berechtigte und wichtige Anliegen öffnen und die damit verbundenen Denkbahnen und Assoziationsräume für die Gestaltung ihres Unterrichts nutzen. Sicherlich, die Lehrkräfte an beruflichen Schulen haben durch ihre berufliche Prägung und ihrer Theorie-Praxis-Verzahnung und dem selbstverständlichen Arbeiten in Fachräumen, Labors und Werkstätten wenig Probleme mit Ziel und Absicht der Kompetenzorientierung in den Lehrplänen. Aber die didaktische Ausrichtung, Lernen als Prozess der Selbstorganisation zu verstehen, ist in der praktischen Unterrichtsarbeit dann doch nicht so einfach umzusetzen. Das hat ein- mal damit zu tun, dass verinnerlichte, da einst erwartete und trainierte Unterrichtsstrategien nicht auf Knopfdruck über Bord geworfen werden können. Unseren Lehrerinnen und Lehrern fehlt es nicht an Flexibilität oder Engagement, sie haben aber erfahren, dass sie immer wieder mit Lehrmeinungen konfrontiert wurden, die gerade in der Einführungsphase häufig mit zu viel Euphorie beworben wurden. Da war einst die Wissenschaftsorientierung bzw. Wissenschaftspropädeutik, dann die bis zum Exzess betriebene Operationalisierung der (Fein-)Lernziele, schließlich die konsequente Handlungsorientierung und die Auflösung der an den Fachwissenschaften orientierten Fächerstruktur zugunsten von Lernfeldern. Alle diese didaktischen Denkschulen wurden nur in ihrer Verabsolutierung obsolet, tatsächlich leben sie nach dem Motto „das Beste aus verschiedenen Welten“ weiter. Natürlich sind Aussagen auch heute noch auf ihre „wissenschaftliche“ Korrektheit zu prüfen, etwa in dem Sinne, dass sie stets widerspruchsfrei erweiterbar sein müssen. Natürlich hat auch heute noch der Ahnherr der Lernzieloperationalisierung, Mager, mit seinem mahnenden Hinweis recht „Wer nicht genau weiß, wohin er will, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ganz woanders ankommt!“, auch wenn selbst entdeckendes Lernen sicherlich spannend und wertvoll ist. Natürlich ist es richtig, auch alle schulischen Lernergebnisse sich in der handelnden Anwendung bewähren zu lassen. Deshalb wird es angemessen sein, an berufsbildenden Schulen die Kompetenzorientierung nicht mit einer verordneten Aufwallung als dramatischen Paradigmenwechsel zu „verkaufen“, sondern in überzeugender Weise von einer Weiterentwicklung der berufspädagogischen Perspektive zu sprechen und zur Implementation der damit verbunden methodisch-didaktischen Lernarrangements auch Unterstützungssysteme und die Sach- und Personalressourcen zur Verfügung zu stellen. Es muss auch erlaubt sein, sich nicht nur mit den Konsequenzen der Kompetenzorientierung auf der Ebene der Einzelschule auseinanderzusetzen, sondern auch danach zu fragen, in welcher Weise das Bildungssystem als Ganzes damit gesteuert werden soll. Aus dieser Perspektive folgt die Kompetenzorientierung ja ganz anderen Überlegungen. Jedenfalls ist sie nicht nur ein Kind berufspädagogischer Überlegungen in den ministeriellen Amtsstuben. Kompetenzorientierung hat als Steuerungsperspektive etwas mit internationalen Vergleichsstudien (PISA war ein beachtlicher Kata- Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 105 BLBS-aktuell lysator) und mit den europäischen Bildungsimpulsen zu tun. Erst im Gefolge der Vorlage eines Europäischen Qualifikationsrahmens hat sich Deutschland der Entwicklung eines Nationalen Qualifikationsrahmens zugewandt. Der Kompetenzbegriff mit seiner bereits eingangs geschilderten Ausprägung wurde zum inhaltlichen Dreh- und Angelpunkt. Wie bekannt, ist es trotz des ursprünglichen Anspruchs, einen bildungsbereichsübergreifenden Qualifikationsrahmen zu schaffen nicht gelungen, bei den ersten wegweisenden Einordnungen auch die allgemeinbildenden Qualifikationen bereits jetzt einvernehmlich den DQR-Niveaustufen zuzuordnen. Dieser Fehlstart wurde mit dem Vorsatz kaschiert, auf der Grundlage kompetenzorientierter Ausbildungsordnungen und kompetenzorientierter Bildungsstandards alle Zuordnungen in wenigen Jahren neu zu diskutieren und hoffentlich zu entscheiden. Auch von daher kommt ein enormer Druck auf die Kultusministerien zu. Mit der Kompetenzorientierung hängt zudem die „Europakompatibilität“ mit der Zertifizierung von Lerneinheiten (ECVET) und dem „Sichtbarmachen“ von non-formalen und informell erworbenen Kompetenzen zusammen. > Berufsbildende Schulen können selbstbewusst ihre Rolle in dieser Gemengelage spielen. Berufspädagogische Konzepte nehmen sie gerne auf, ihre Konstante sind berufliche Handlungsfähigkeit und wertegebundene Bildungsziele. Die Steigerung von kompetenzorientierten Lehrplänen ist kompetenter und kompetenzfördernder Unterricht. Und hier sind die berufsbildendenden Schulen ganz stark. Deshalb lautet das Motto des 24. Deutschen Berufsschultages am 26. April 2013 in Potsdam auch zu Recht: Berufliche Schule sichern Zukunft! Persönliche Anmerkung: Als scheidender BLBS-Bundesvorsitzender habe ich bewusst aus einem größeren Zeithorizont heraus aktuelle Bemühungen eingeordnet und dabei auch einige Pointierungen zugelassen. Damit plädiere ich nicht für passive Strategien. Es geht mir aber um ruhige, rationale Überzeugungsarbeit. Ebenso liegt mir daran, dass jede einzelne Lehrkraft sich immer auch die Frage stellt, in welchen bildungspolitischen Zusammenhang die aktuellen berufspädagogischen Intentionen einzuordnen sind. BLBS-aktuell 24. Deutscher Berufsschultag in Potsdam Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Schirmherrschaft für den 24. Deutschen Berufsschultag übernommen. Er findet vom 25. bis 27. April 2013 in Potsdam statt und ist geprägt durch die Neuwahlen des Bundesvorstands, die öffentlichkeitswirksame Hauptveranstaltung, elf Arbeitskreise und eine umfangreiche Lehr- und Lernmittelausstellung. Dazu lädt der Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) alle, die an der beruflichen Bildung interessiert sind, herzlich ein und würde sich sehr über Ihre Anwesenheit freuen. Beide Tagungsorte, das Oberstufenzentrum I – Technik (OSZ I) und das Dorint Sanssouci Berlin/Potsdam, befinden sich in Potsdam in der Jägerallee (siehe Titelseite). Der folgende Anfahrtsplan soll helfen, diese zu finden. Anfahrtsplan zu den Tagungsorten – zum Oberstufenzentrum I – Technik (OSZ I) 14469 Potsdam, Jägerallee 23 a, Tel. 0331.2897101 – zum Hotel Dorint Sanssouci Berlin/Potsdam 14469 Potsdam, Jägerallee 20, Tel. 0331.2740 Mit dem Flugzeug Einstieg am Flughafen Berlin-Tegel in den Bus „TXL“ (Richtung S- und U-Bahnhof Alexanderplatz), Fahrkarte für die Regionen A, B, und C nötig, Ausstieg am Washingtonplatz/ Hauptbahnhof Berlin; Einstieg am Hauptbahnhof Berlin in den Regionalzug (RE 1 Richtung Magdeburg) nach Potsdam, Ausstieg am Hauptbahnhof Potsdam; Einstieg am Hauptbahnhof Potsdam in den Bus Nummer 695 (Richtung Potsdam/Pirschheide Bahnhof), Ausstieg an der Station Reiterweg/Jägerallee. Das Dorint-Hotel liegt 50 Meter von der Bushaltestelle entfernt. 106 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Mit der DB Einstieg am Hauptbahnhof Berlin in den Regionalzug (RE 1 Richtung Magdeburg) nach Potsdam, Ausstieg am Hauptbahnhof Potsdam; Einstieg am Hauptbahnhof Potsdam in den Bus Nummer 695 (Richtung Potsdam/Pirschheide Bahnhof), Ausstieg an der Station Reiterweg/Jägerallee. Das Dorint-Hotel liegt 50 Meter von der Bushaltestelle entfernt. Mit dem Auto Von Westen aus Richtung Hannover/Magdeburg (A 2): Weiter über den Berliner Ring (A 10) Richtung Berlin/Hamburg, Abfahrt Potsdam-Nord, weiter in Richtung Potsdam, in Potsdam-Bornstedt links in die Pappelallee, Richtung Cecilienhof. Am Ende der Pappelallee steht das Hotel auf der rechten Seite. Von Norden aus Richtung Hamburg/Rostock (A 24): Am Dreieck Havelland auf den Berliner Ring (A 10) Richtung Leipzig/Potsdam, Abfahrt Potsdam-Nord, weiter in Richtung Potsdam, in Potsdam-Bornstedt links in die Pappelallee, Richtung Cecilienhof. Am Ende der Pappelallee steht das Hotel auf der rechten Seite. (Fortsetzung auf S. 108) BLBS-aktuell Programm 24. Deutscher Berufsschultag und Vertreterversammlung vom 25. bis 27. April 2013 in Potsdam Donnerstag, 25.04.2013 13:30 – 16:00 Uhr 16:00 – 16:30 Uhr 16:30 – 18:00 Uhr 19:00 – 20:00 Uhr 20:00 – 23:00 Uhr Bundesvertreterversammlung, Teil 1a Kaffeepause Bundesvertreterversammlung, Teil 1b Bürgermeisterempfang gemeinsames Abendessen OSZ I – Technik, Lehrerzimmer OSZ I – Technik, Foyer OSZ I – Technik, Lehrerzimmer Rathaus OSZ Johanna Just Lehr- und Lernmittelausstellung Schau Brandenburg Pressekonferenz Hauptveranstaltung Mittagessen 11 Arbeitskreise Begleitprogramm Festabend OSZ I – Technik OSZ I – Technik, Innenhof Dorint-Hotel Dorint-Hotel OSZ I – Technik, Turnhalle OSZ I – Technik Potsdam Dorint-Hotel Bundesvertreterversammlung, Teil 2a Kaffeepause Bundesvertreterversammlung, Teil 2b OSZ I – Technik, Lehrerzimmer OSZ I – Technik, Foyer OSZ I – Technik, Lehrerzimmer Freitag, 26.04.2013 09:30 – 17:00 Uhr 09:30 – 16:00 Uhr 10:00 – 10:30 Uhr 11:00 – 13:30 Uhr 13:30 – 15:00 Uhr 15:00 – 18:00 Uhr 15:00 – 18:00 Uhr 20:00 – 24:00 Uhr Samstag, 27.04.2013 09:00 – 10:30 Uhr 10:30 – 11:00 Uhr 11:00 – 12:30 Uhr Arbeitskreise Freitag, 26. April 2013 im OSZ I – Technik, 15 Uhr bis 18 Uhr Thema 1 Die Eingruppierungsproblematik von tarifbeschäftigten und beamteten Lehrern 2 Innovative Elemente im Referendariat und in der Berufseintrittsphase, Programme, Entwicklungen, Erfahrungen 3 Urheberrecht im Schulbereich 4 Anforderungen an und Erfahrungen mit der Gestaltung von Prüfungen am Beispiel der Altenpfleger und der medizinischen Fachangestellten 5 Internationale Netzwerke aufbauen und weiterentwickeln 6 Von der Praxis der Theorie und der Theorie der Praxis 7 Leiter Referent Raum Roland Hiepe Matthias Hohle Jens Hoffmann HG 0.42 Prof. Dr. Günter Pätzold Wolfgang Förmer Cerstin Henning Hartmut Müller HG 0.31 Wolfgang Lambl Dr. Stefan Haupt HG 0.33 Elke Martin Hildegard Bierstedt Harald Bielitz Michael Schubert EG 1.11 Knut R. Kraft HG 0.04 Reinhard Stritter Henning Wilke Gerd Baumer Prof. Dr. Andreas Schelten HG 0.10 Tools für die ersten 100 Tage im Lehrerberuf Kyra Koschinat Kathleen Dilg Elke König HG 0.17 8 Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung der Beihilfe und Versorgung Günter Besenfelder Manfred Till HG 0.22 9 Körpersprache im Unterricht – soziale Beziehungskompetenz ist erlernbar Hans Lehmann Prof. Dr. Rudi Heidemann HG 0.01 10 Lehrergesundheit – gesunde Schule Sabine Mesech Prof. Dr. Klaus Scheuch HG 0.15 11 Inklusion an beruflichen Schulen Wolfgang Herbst German Denneborg HG 0.14 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 107 BLBS-aktuell Von Süden aus Richtung Leipzig (A 9): Weiter auf dem Berliner Ring (A 10) Richtung Berlin, anschließend weiter auf der A 115, Abfahrt Potsdam-Babelsberg, in Potsdam den grünen Hinweisschildern der „Hotelroute“ zum „DORINT Hotel“ folgen. Von Osten aus Richtung Frankfurt/Oder (A 12): Weiter auf dem Berliner Ring (A 10) Richtung Berlin, anschließend weiter auf der A 115, Abfahrt Potsdam-Babelsberg, in Potsdam den grünen Hinweisschildern der „Hotelroute“ zum „DORINT Hotel“ folgen. Schulstruktur im Bundesland Brandenburg Da Potsdam im Bundesland Brandenburg liegt, soll im Folgenden die Schulstruktur der beruflichen Schulen in Brandenburg, für die das Brandenburgische Schulgesetz die Grundlage bildet, kurz vorgestellt werden. Berufliche Schulen an Oberstufenzentren (OSZ): Als berufliche Schule in öffentlicher Trägerschaft fasst das Oberstufenzentrum in der Sekundarstufe II die Bildungsgänge der Berufsschule, der Berufsfachschule, der Fachoberschule und der Fachschule zusammen. (...) An beruflichen Schulen des Landes Brandenburg kann außerdem das berufliche Gymnasium vorhanden sein. Berufliches Gymnasium an Oberstufenzentren (OSZ): Das berufliche Gymnasium setzt die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Sekundarstufe I fort, vertieft und erweitert sie. Individuelle Schwerpunktsetzung und vertiefte allgemeine Bildung führen zur allgemeinen Studierfähigkeit und bereiten auf die Berufs- und Arbeitswelt vor. Mit erfolgreichem Abschluss des beruflichen Gymnasiums wird die allgemeine Hochschulreife erworben. Lehrkräfte (Stand 2012/2013): An den 25 Oberstufenzentren Brandenburgs unterrichten 1.924 Lehrkräfte, davon 719 Männer und 1.205 Frauen. Somit beträgt der Frauenanteil 62,6 Prozent. Hinzu kommen noch 582 Lehrkräfte an beruflichen Schulen in freier Trägerschaft. Quelle: www.statistik-berlin-brandenburg.de Beispiel eines Oberstufenzentrums: Eduard-Maurer-Oberstufenzentrum Hennigsdorf in Brandenburg Altersgemischtes Lernen, Inklusion, Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung, Gemeinschaftsschule – eine Schule für alle, lebenslanges Lernen, Berufsorientierung, Europäisierung – das alles sind die Schlagwörter und Oberstufenzentrum Henningsdorf 108 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Trends der derzeitigen Bildungspolitik in allen Bundesländern. Dabei wird nicht gesehen, dass es bereits jetzt Bildungshäuser gibt, die alle diese, durchaus wertvollen Errungenschaften, in den letzten Jahren ohne direkte Unterstützung und zusätzliche Förderung realisieren, unsere Oberstufenzentren. Das Eduard-Maurer-Oberstufenzentrum EMOSZ befindet sich in Hennigsdorf vor den Toren Berlins, dem bedeutendsten Industriestandort des Landkreises Oberhavel. Unser Oberstufenzentrum wurde im Jahre 1991 gegründet und ist heute eine Ausbildungsstätte, an der jährlich ca. 2.000 Schülerinnen und Schüler eine berufliche Erstausbildung erhalten, das Abitur ablegen oder in der Fachoberschule die Berechtigung zum Besuch der Fachhochschule erlangen. Seit der Fertigstellung des letzten Bauabschnitts in der Berliner Straße 78 im November 2005 stehen dem OSZ Fachkabinette für die KFZ-Mechatronik, computergestützte Fertigung, Robotik, Metalltechnik, Heizung/Lüftung/Sanitär, Elektrotechnik/Elektronik, Bautechnik, Holztechnik, Farbtechnik und Raumgestaltung, Vermessungstechnik, Mechatronik sowie einfache und vernetzte IT-Systeme zur Verfügung. Außerdem verfügt das Oberstufenzentrum über eine der modernsten Sportstätten, die neben dem Unterrichtssport auch Hennigsdorfer Sportvereinen ein Zuhause ist. Die Schülerschaft unserer Schule wohnt wegen der langen Anfahrtswege teilweise in unserem Wohnheim, das über 116 Betten, vorwiegend in Einzelzimmern, sowie acht Gemeinschaftsräume mit dazugehöriger Küche verfügt. Die Betreuung erfolgt 24 Stunden von Sonntag bis Freitag. Folgende Ausbildungsmöglichkeiten bestehen am EMOSZ: – Berufsvorbereitung und Berufsgrundbildung – zum Nachholen von Abschlüssen der Sek I (Berufsschulreife und erweiterte Berufsschulreife) – Fachoberschule – mit und ohne Vorliegen eines Berufsabschlusses – FHR – Berufsfachschule (Assistenten nach Landesrecht) –B erufsschule (Theoretischer Teil der dualen Ausbildung) – F achschule in Teil- und Vollzeit – Technikerausbildung – Berufsausbildung § 48 SGB – Werkerausbildung – Berufsorientierung in Kooperation mit regionalen Oberschulen Klasse 7 und 8. Aktuell ist dadurch der jüngste Besucher unseres OSZ 12 und der älteste Schüler 46 Jahre. Aus diesem Grund lautet unser Leitspruch: Man entscheidet sich nicht für einen Bildungsgang, wenn man zu uns kommt, man entscheidet sich für eine Schule – an der die Zukunft gestaltet wird. Um die Schülerinnen und Schüler auf die zunehmende Globalisierung vorzubereiten, haben wir ein Partnerschaftsnetzwerk mit NL, DK, PL, FR, SP, CZ, IT, (RUS) aufgebaut. Allein im letzten Jahr waren ca. 150 Schülerinnen und Schüler in den verschiedensten Ländern. Im Gegenzug organisiert das EMOSZ auch Praktikumsplätze für seine Partnerschulen bis zu einer Länge von drei Monaten. Neben all diesen Aufgaben sind wir zeitgleich noch Ausbildungsschule für Referendare und Studenten, die bei uns ihre schulpraktischen Studien absolvieren. Am Oberstufenzentrum unterrichten aktuell 75 Lehrkräfte. Wir verfügen über eine relativ flache Hierarchie, da es in unserem Land außer für die Schulleitung und Schulaufsicht keinerlei Beförderungsstellen gibt. Schulleiter, stellvertretender Schulleiter und drei Abteilungsleiter/-innen sind für den ordnungsgemäßen Schulbetrieb verantwortlich. Ein Sozialarbeiter, das Sekretariat und die Hausmeister unterstützen unsere Arbeit. Die Leitung von Klassen, übergreifende Konferenzen und Fachkonferenzen, die Betreuung von Maschinen, IT-Ausrüstung etc. übernehmen Lehrerinnen und Lehrer aus unserem Hause. Die Fachaufsicht über die Oberstufenzentren haben die Staatlichen Schulämter, die wiederum dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport unterstehen. Die Oberstufenzentren sind mit dem Abschluss des MoSeS-Projektes (Modellvorhaben „Stärkung der Selbstständigkeit von Schulen“) mit erweiterten Aufgaben betraut worden, die der Leitung einen größeren Verantwortungsbereich als an allgemeinbildenden Schulen zulassen. Dieses Instrument muss zwingend weiterentwickelt werden. Natürlich unter Bereitstellung der entsprechenden Ressourcen. Mit einem Dank an alle Kolleginnen und Kollegen möchten wir die Vorstellung unseres Oberstufenzentrums, das stellvertretend für alle OSZ in Brandenburg steht, abrunden. Ohne sie, ohne den täglichen Einsatz aller, wäre eine solide Ausbildung unserer Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildenden nicht möglich. Peter Mohr, Schulleiter; Thomas Pehle, stellv. Schulleiter Der BLBS zum Gespräch beim DIHK Ende Februar fand im Rahmen der verbandlichen Kontaktpflege zwischen dem BLBS und dem Deutschen Industrieund Handelskammertag (DIHK) in Berlin ein Gespräch mit Dr. Esther Hartwich, Bereichsleiterin für die Ausbildung, und der Leiterin des Referats Schulpolitik, Berit Heintz, statt. Vom BLBS nahmen daran der Bundesvorsitzende Berthold Gehlert und sein designierter Nachfolger, Eugen Straubinger, Schulleiter aus Balingen in Baden-Württemberg, teil. Schwerpunkt des Gedankenaustauschs war der Übergangsbereich für Jugendliche, die die Ausbildungsreife erlangen wollen, speziell Maßnahmen und Ergebnisse der Einstiegsqualifikation. Dazu stellte Dr. Hartwich das Modell aus Sachsen-Anhalt mit dem Titel „Einstiegsqualifizierung Plus“ vor, das aus Sicht des DIHK ein schulischer Weg zur begleitenden Qualifizierung von jungen Menschen sein kann. Die beiden Vertreter des BLBS wiesen auf die deprimierende Praxis der oft fehlenden Anrechnungen der Einstiegsqualifikation auf eine nachfolgende Berufsausbildung hin und betonten, dass die beruflichen Schulen als Partner der dualen Ausbildung auch eine verantwortliche Rolle bei der Einstiegsqualifikation wahrnehmen würden. Sie wiesen zudem darauf hin, dass es praktisch in allen Bundesländern schulische Maßnahmen (BVJ, BEJ, VAB ...) gibt, die ebenfalls erfolgreich auf eine duale Ausbildung vorbereiten. Knapp angesprochen wurden auch Fragen zur Kammerprüfung. Auf Nachfrage von Berthold Gehlert wurde vom DIHK bestätigt, dass die Möglichkeit des § 39, Abs. 2 BBiG zur Einbeziehung Die Gesprächsteilnehmer: Eugen Straubinger, Dr. Esther Hartwich und Berthold Gehlert (von links) gutachterlicher Stellungnahmen durch die Prüfungsausschüsse genutzt wird. Allerdings nicht, wie im Gesetz empfohlen, durch den vorzugsweisen Rückgriff auf berufliche Schulen, sondern zur Beteiligung betrieblicher Praktiker in speziellen Ausbildungsberufen. Hier sieht der BLBS noch erheblichen Gesprächsbedarf. Grundsätzlich wurde von beiden Seiten Kooperationsbereitschaft signalisiert und großes Interesse geäußert, das begonnene Gespräch weiterzuführen. BLBS Pressemitteilung des BLBS vom 18.02.2013 Die beruflichen Schulen mit einbeziehen Der Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) begrüßt die gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Arbeit „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“, um damit jungen Erwachsenen eine Chance auf Ausbildung einzuräumen. Der BLBS warnt jedoch davor, auf eine „zerpflückte“, auf verschiedenen Ausbildungsbausteinen aufbauende Ausbildungsstruktur zu setzen. Verschiedenartigste Modelle außerschulischer Bildungsträger haben in den letzten Jahren gezeigt, dass es bei angelernten jungen Erwachsenen theoretisch hervorragend funktioniert, die in der Praxis erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten auf anerkannte Ausbildungsberufe anzurechnen. In der Umsetzung war dies jedoch bisher nur in Ausnahmefällen realisierbar. Den Angelernten fällt es in der Regel nicht schwer, sich die fehlenden Praxisinhalte „ihres ausgeübten angelernten Berufes“ anzueignen. Große Schwierigkeiten gab es jedoch, wenn es um die dazugehörenden Theorieanteile ging. Deshalb fordert der BLBS die beiden Aktionsbeteiligten auf, sich vor Beginn der Kampagne „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“ mit der zuständigen Berufsschule ins Benehmen zu setzen. Es muss vorher geklärt werden, in welcher Weise der für einen Ausbildungsberuf unabdingbare Theorieanteil erlernt werden kann, damit eine Berufsabschlussprüfung erfolgreich werden kann. Deswegen reicht es aus Sicht des BLBS nicht, die „jungen Leute zu motivieren, ihre Fähigkeiten zu nutzen und sie auszubauen, ihnen ein Angebot zu machen und auf die Partner in der Wirtschaft zu setzen“, wie die Bundesagentur das in ihrer Pressemitteilung vom 7. Februar 2013 formuliert hat. Wichtig ist es aus Sicht des BLBS vielmehr, auch die Berufsschulen in das „AngebotsKalkül“ mit einzubeziehen. Aus unserer Sicht ist es unabdingbar, dass die mit im Boot sitzen, die diese Inhalte vermitteln, denn der Anteil an theoretischen Lerninhalten wird bei allen Ausbildungsberufen immer größer. Heiko Pohlmann Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 109 Organisationskultur und Schulentwicklung > Themen Fritz Többe Organisationskultur und Schulentwicklung – Zur Problematik des Anerkennungsbegriffs Seit mehr als einem Jahrzehnt steht die teilautonome und eigenverantwortliche Schule im Fokus von Theorie und Praxis eines mehr oder minder systematischen Entwicklungsprozesses. Der schulische Wandel, der durch die Metapher von der „lernenden“ Schule charakterisiert ist, verlangt insbesondere von den Lehrenden, den Hauptakteuren, eine veränderte Professionalität. Grundsätzlich ist das „Weg“ von der verwalteten, staatlich regulierten Schule zur dezentralisierten, mit neuen „Freiheiten“ ausgestatteten Schule der zu favorisierende Weg. Zu fragen ist allerdings, inwieweit der schwerfällige Tanker „Schule“ in der Praxis strukturelle Kursänderungen erlaubt. Der hierfür verantwortliche Kapitän (sprich Schulleiter) ist auf eine rudernde Crew (sprich Lehrkräfte) angewiesen, die – jenseits des altbekannten „Dienstes nach Vorschrift“ – in kraftvoll-kreativer Anstrengung die Neuorientierung realisiert. Dabei soll eine noch näher zu beschreibende Anerkennung als ein mögliches „Trimmruder“1 angesehen werden, um Kursänderungen angemessen bewältigen zu können. 1 Gesellschaftliche Ausgangssituation Moderne Kulturen weisen in triadischer Konstellation die Strukturmerkmale der Reflexivität, der Profanität und der Pluralität auf. Hier interessiert primär die Reflexivität. Ihr prozessuales Pendant findet sie im „reflexiven Zweifel“2, personal in einem derartig inspirierten Zweifler, der sinngemäß nach Kant den Mut hat, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Auf diesem Fundament der Aufklärung gilt es, personal, organisational und gesellschaftlich normative Identitäten3 zu entwickeln. Zweckrationale, effizienzspezifische Kriterien haben schon seit mehr als einer Dekade in Wirtschaftsorganisationen auf der institutionell-organisatorischen Ebene zur Etablierung eines reflexiven bzw. normativen Managements geführt, welches charakterisiert ist durch flache Hierarchien, hohe Eigenverantwortung, Selbstabstimmungen der teamorientierten Leistungsträger, permanente horizontale und vertikale Kommunikations- und Informationspflicht.4 2 Die schulische Adaption An dieser Stelle soll nicht die Problematik der potenziellen Vereinnahmung von schulischen Bildungsprozessen durch „eine Verbetriebswirtschaftlichung des Bildungssystems“5 thematisiert werden. Offenkundig ist, dass eine Bildung, die sich nicht nur unter Nützlichkeitserwägungen definiert, mit Effizienzkriterien der Betriebswirtschaft nicht messbar ist.6 Davon abstrahierend ist erst einmal der relativ autonome Rang der Schule und die damit verbundenen organisationalen „Freiheiten“ grundsätzlich zu begrüßen. Sie führen zu einem veränderten und erweiterten Aufgabenprofil des einzelnen Lehrers. Dazu gehören die teamorientierte Planung und Durchführung von Unterricht, die zahlreichen außerunterrichtlichen Tätigkeiten, welche letztlich das Ziel haben, Aktivitäten systematisierend zu implementieren, zu dokumentieren, zu evaluieren. Ebenfalls sind curriculare Transparenzen herzustellen, um Vergleichsmöglichkeiten zu gewährleisten. Gleichwohl ist durch die Teilautonomie die 110 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 zentrale Entscheidungsbefugnis durch bundeslandspezifische Regelungen nicht aufgehoben. Erlasse und Anweisungen setzen den Rahmen für zu erfüllende Aufgaben. Insbesondere führen schulformspezifische Reformen und Neuerungen, auch bedingt durch wechselnde politische Mehrheiten in der föderal strukturierten Bildungslandschaft, zu erheblichen Mehrbelastungen für den schulischen Lehrkörper. 3 Anerkennung im schulischen Raum Als Folge lässt sich für den „normalen“ Lehrer aus diesem sich selbstreferentiell beschleunigenden Belastungsprofil eine gewisse Verschleißwirkung konstatieren, die bestenfalls „nur“ zur „inneren Emigration“ führt, im schlimmsten Fall zum oft zitierten Burnout. Jedenfalls zählen Lehrer signifikant zu einer der anscheinend höchst belasteten Berufsgruppen: „Bis zu 95 % gehen vorzeitig in Pension, die meisten wegen psychischer oder psychosomatischer Beschwerden“.7 Mag über die Validität einer derartigen Prozentzahl und darüber, ob die Grenze der Belastbarkeit der Lehrer erreicht ist, gestritten werden, so sind eine „Müdigkeit“8 und der Tenor, der den Sinn des Ganzen infrage stellt, nicht von der Hand zu weisen. Aussagen wie „Es reicht!“, „Was soll das Ganze?“, „Es bleibt keine Zeit mehr für die Vorbereitung des Unterrichts!“ sind gängiges sprachliches Repertoire bei der Gemütsbeschreibung.9 Einerseits lässt sich bei der Analyse von derartigen emotionalen Befindlichkeiten „biologistisch“ und damit im Sinne von unabänderlicher Naturgesetzlichkeit argumentieren, indem die Entwicklungsverläufe von Lehrerbiografien betrachtet werden. Danach sind die ersten Phasen des Lehrerdaseins modellhaft durch entdeckende Experimentierfreudigkeit und zielgerichtete Aktivitäten zu charakterisieren. Später, in der zweiten Hälfte der Schullaufbahn, kommt es bei einer großen Anzahl von Lehrern zu zynischen Einstellungen, die mit Reformfeindlichkeiten zu tun haben und in einem Desengagement, schlimmstenfalls in Bitterkeit enden. Folglich kann es sein, dass jüngeren Kollegen unterrichtsübergreifende Aufgaben überlassen werden.10 Themen An dieser Stelle soll die These vertreten werden, dass nicht primär das individuelle Alter das entscheidende Merkmal für die Intensität des Arbeitseinsatzes darstellt, sondern dass altersunabhängig eine mehr psychologische Kategorie ursächlich für hohe oder mangelnde Leistungsbereitschaft verantwortlich ist. Dabei gerät die Begrifflichkeit der Anerkennung in den Fokus der Betrachtung. Unbestreitbar ist, dass Reformen – unabhängig von ihrer objektiven Notwendigkeit – nur dann erfolgreich sein können, wenn sie nicht nur die formale, sondern auch die emotionale Akzeptanz der sie tragenden Akteure erfahren. Ansonsten bleiben die Reformen oberflächlich und sie erreichen keine strukturprägende Durchschlagskraft. Durch welche Anerkennungsstruktur lässt sich die Situation innerhalb einer Lehrerlaufbahn charakterisieren? Zunächst ist bei der Beantwortung dieser Frage zu berücksichtigen, dass das Meinungsbild zum Lehrerberuf in der Öffentlichkeit ambivalent ist. Einerseits wird der Lehrerberuf als Halbtagsjob bezeichnet, in dem der Urlaubs anteil ein hoher ist und die Unterrichtsgestaltung aus der „Schublade“ erfolgt. Andererseits wird aber durchaus anerkannt, dass das Lehrerdasein physisch und psychisch sehr belastend sein kann.11 Die Entlohnungssituation wird, trotz gravierender Einschnitte in den letzten Jahren, von den meisten Lehrern als befriedigend angesehen.12 Hier muss die Frage offen bleiben, inwieweit im berufsbildenden Schulbereich die unterschiedliche Entlohnung von akademisch ausgebildeten Theorielehrern und nicht akademisch ausgebildeten Lehrern für Fachpraxis von den letzteren als ungerecht empfunden wird und damit eine hochwertige Anerkennungsbrisanz beinhalten kann. Wohl oder übel haben sich in der Schule bestimmte Anerkennungen ritualisierend etabliert. Im Normalfall wird kein Lehrer nicht in „den wohl verdienten Ruhestand“ verabschiedet, selbst wenn der so Gewürdigte keine hohe Wertschätzung innerhalb der Lehrerschaft besaß. Gleiches gilt für Dienstjubiläen, in denen jedem Lehrer „gewissenhafte Pflichterfüllung“ zum „Wohl der Allgemeinheit“ anerkennend attestiert wird. Insofern lässt sich oberflächlich betrachtet sagen, dass der Lehrer an weiterer Anerkennung nicht zu arbeiten braucht, da bereits der Beamtenstatus einen weitgehend sicheren Arbeitsplatz garantiert und der geleistete „Treueschwur“ Anerkennung automatisch mitliefert. Zu betonen ist, dass derartige Anerkennungen durch den Arbeitgeber wichtig, für ein zufrieden stellendes Lehrerdasein aber nicht ausreichend sind. Die Anerkennung für die unterrichtliche Arbeit durch den Schüler ist ein erheblich bedeutsamerer Faktor für die physische und psychische Stabilität des Lehrers. Diese Anerkennung zu bekommen hängt einerseits von vielen komplexen Faktoren ab und speist sich aus subjektiven Gemengelagen, die nicht immer zu angemessenen Bewertungen durch die Schüler führen. Andererseits ist realistisch zu konstatieren, dass Schüler den schulischen Unterricht eher als lästige Pflicht ansehen, weniger als willkommene Kür. Zudem ist nach einer Allensbach-Studie jeder zweite Lehrer der Meinung, dass der Umgang mit Schülern heute schwieriger als früher sei.13 Insofern gilt: In seiner Haupttätigkeit, der unterrichtlichen Auseinandersetzung mit dem Schüler, erfährt der Lehrer nicht unbedingt eine ihn durchgängig erfüllende Anerkennung.14 Im Rahmen der Organisationsstruktur einer Schule ergeben sich Anerkennungen durch den Tatbestand, dass der Lehrer sich Aufmerksamkeit und Ansehen bei der Schulleitung und den Kollegen verschafft, indem er bestimmte Aufgaben wahrnimmt. Oftmals hat der Schulleiter dabei den aktiven Part. Er delegiert Aufgaben an Personen seines Vertrauens, an Personen, die durch hohen Arbeitseinsatz auf sich aufmerksam gemacht haben. Zu gegebener Zeit können damit Beförderungen verbunden sein. Eine Minderheit von Lehrern legt aus unterschiedlichsten Motivlagen auf Beförderungen keinen Wert. Sie argumentieren, dass sie Anerkennung in ausreichendem Maß im unterrichtlichen Rahmen durch die Wertschätzung der Schüler erfahren. Konkret können das Lehrer mit einem hohen pä dagogischen Ethos und einem entsprechenden Eros sein. Denkbar ist allerdings auch, dass ein derartiger Lehrertyp mit organisatorischen Aufgaben überfordert ist bzw. sie aus Gründen der Mehrbelastung ablehnt. Gleichwohl kann es auch sein, dass ein Lehrer sich über einen langen Zeitraum um eine Beförderung bemüht und diese nicht erhalten hat und dass ein Kollege mit erheblich weniger Dienstjahren bei der Vergabe einer Funktionsstelle vorgezogen worden ist. Das befördert Frustration und führt möglicherweise zu einer desinteressierten Arbeitshaltung. Es sind nur wenige, aber ein Lehrertypus, der schon zu Beginn seiner schulischen Laufbahn, ohne jeglichen Leistungsnachweis, nachdrücklich und explizit seine Beförderungswünsche artikuliert und seine strategische Planung nur nach derartigen Überlegungen ausrichtet, kann dem Schulklima und der Organisationskultur nicht förderlich sein. Eine derartige „Besessenheit“ auf einen Karrieresprung führt dazu, dass ein derartiger Typus jede Aufgabe annimmt, um in Bewerbungsgesprächen mit einem breit gelagerten Portfolio glänzen zu können. Dabei geraten zwangsläufig konkrete Aufgabenbewältigungen in den Hintergrund, mit denen man sich schon aus zeitlichen Gründen nur oberflächlich beschäftigen kann, dominant ist der Anerkennung verschaffende Aufstieg, vorrangig in das Schulleitungsteam. Ausdrücklich muss betont werden, dass das individuelle Streben nach Anerkennung durch Beförderungen grundsätzlich legitim und als Motivationsanreiz für das Gelingen von Schule durchaus nützlich sein kann. Dass Beförderungen als Mittel der schulischen Anerkennung nur begrenzt tauglich sind, zeigt sich daran, dass diese nur für wenige möglich sind und dass oftmals das Procedere im Vorfeld durch seine geringe Transparenz und durch die erwähnten überzogenen Ambitionen bei den „Nicht-Beförderten“ zu Misstrauen, „Frust“ und anderen kontraproduktiven Verhaltensweisen führen, also für viele dann diametral zur Anerkennung steht. Gefühlsverletzt sind in der Regel nicht die Beförderten, sondern die, die den Sprung in eine Funktionsstelle mit höherer Dotierung nicht geschafft haben, obwohl sie nach ihrem eigenen Verständnis ansprechende Leistungen erbracht haben. Es dürfte deutlich geworden sein, dass sich eine schulische Anerkennung, die sich auf Beförderungen und ritualisierte Danksagungen für langjährige Dienste beschränkt, lediglich Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 111 Organisationskultur und Schulentwicklung eine reduzierte begriffliche Bandbreite abdeckt. Damit kann sie nur einen geringen Beitrag zu einer normativen Identitätsbildung im Rahmen der schulischen Organisationskultur leisten; diese ist für einen nachhaltigen Schulentwicklungsprozess unverzichtbar. Folglich ergibt sich die Frage nach der Form und Substanz einer Anerkennungsgröße, die gerade im Zeichen einer verordneten systematischen Schulentwicklung zu dieser Nachhaltigkeit einen organisationskulturellen Beitrag erbringen kann. 4Zur Genese und erweiterten Struktur der Anerkennung Das revolutionäre Subjekt der industriekapitalistischen Gesellschaft war idealtypisch die Arbeiterklasse. Ihre produktions- und alltagsspezifische Situation spiegelte sich in den betrieblichen und sozialen Beziehungen wider, die als nüchtern-kalkulatorisch, instrumentell, berechnend-willfährig zu charakterisieren waren.15 Dahinter stand das „große Elend“ des Proletariats. Dieses „soziale Leiden“ in seinen prozessualen Verdinglichungen führte zu einer Verdinglichung des Denkens, womit eine „Denkgewohnheit, eine habituell erstarrte Perspektive gemeint (ist), durch deren Übernahme das Subjekt … die Fähigkeit zur interessierten Anteilnahme verliert“.16 Dieser traditionelle sozialphilosophische Ansatz wurde von einer modernen Sozialphilosophie dergestalt abgelöst, wonach nicht mehr das unpersönliche „soziale Leiden“ im wissenschaftlichen Fokus steht, sondern das individuelle „persönliche Leiden“. Von diesem „kleinen positionsbedingten Elend“ sind mehr oder minder alle Subjekte betroffen.17 Insofern wurden soziologische Fragestellungen auf die subjektiven Bedingungen der gesellschaftlichen Akteure ausgedehnt. Hierbei wurde in bewusster Abgrenzung zum negativen Pol des Leidens als Gegenpol der Terminus „Anerkennung“ deklariert.18 Dabei ist eine anerkennende Haltung „Ausdruck der Würdigung der qualitativen Bedeutung, die andere Personen oder Dinge für unseren Daseinsvollzug besitzen“.19 Ein derartiges Anerkennungsverständnis sprengt die Landläufigkeit des Bisherigen, wonach ausschließlich eine „positivistische“ Begriffsbesetzung, eine fundamentale Pro-Einstellung dem anderen gegenüber stattfindet. Insofern sind nicht nur Lob, Auszeichnungen und Danksagungen Anerkennungsgrößen, sondern selbstredend ist auch u. a. die Empathie als die Fähigkeit zur einfühlsamen, verständnisvollen und dialogischen Beachtung des anderen, wozu auch „konstruktive Kritik“ gehören kann, unverzichtbar. Eine derartig verstandene Anerkennung soll Kriterien für ein gelungenes Leben liefern. Anerkennung bleibt oberflächlich, wenn sie „inflationär“ instrumentalisiert wird, indem sie als Alibi dafür benutzt wird, dass das Gegenüber bestimmte Erwartungen erfüllt. In der Regel durchschaut der Angesprochene die potentielle „Falschheit“ der Anerkennung und wird negativ reagieren. Insofern ist eine authentische Anerkennung das Nonplusul tra, durchbricht sie doch den Dunstkreis einer Vereinnahmung, sei sie nun praktischer oder ideologischer Natur. Auf dieser Ebene der Authentizität lässt sich Anerkennung begrifflich zweiteilen: Zum einen in die intersubjektive Anerkennung, die nur dann optimal funktioniert, wenn zum anderen eine Selbstanerkennung im Sinne einer Selbstachtung gege- 112 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 ben ist. Gleichwohl gibt es hier interdependente Bezugsnahmen: Die Anerkennung durch und für den anderen, die Fremdanerkennung, kann zu einer gesteigerten Selbstachtung führen, selbstredend kann eine ausgeprägte Selbstanerkennung, ohne narzisstische Überhöhung, dem intersubjektiven Anerkennungsprozess förderlich sein. 5 Nutzbarmachen der Anerkennung Inhärenter und dominierender Bestandteil einer Organisationskultur ist die Anerkennung. Die qualitative Beschaffenheit der Organisationskultur einer Schule bemisst sich d aran, welche meist verschriftlichten Werte- und Normenkonstellationen den Schulalltag zu prägen versuchen und in welcher Form die Mitglieder des Schulkörpers diese „Auflagen“ praktizieren.20 Es gibt die bekannte Metapher vom „organisatorischen Eisberg“, wonach in einer Organisation die Sachebene der sichtbare Teil des Eisbergs ist und der viel größere unsichtbare Teil die Beziehungsebene im schulischen Leben darstellt.21 Beide Ebenen, sachspezifisch und beziehungsspezifisch strukturiert, stehen in einem interdependenten Spannungsgefüge. Dabei müssen systemische Gesetzmäßigkeiten in ihrem interaktionalen Geflecht berücksichtigt werden, um zu synthetischen, also konstruktiv-produktiven Lösungen kommen zu können. Diese Systemgesetzlichkeiten im Verständnis eines „Naturgesetzes“ durchziehen jede Interaktion, ob sie nun auf der Sach- oder Beziehungsebene angesiedelt sind. Es gilt, ihre latente Signifikanz zu manifestieren. Hierfür hat der Kommunikationstrainer Dieter Bischop eine instruktive Handreichung für Institutionen schlechthin verfasst. Charakterisiert werden zehn Systemgesetze, die nach der Relevanz für Gefühlsverletzungen priorisiert sind. Dabei spielt in jedem systemgesetzlichen Kontext die Anerkennung eine mehr oder minder zentrale Rolle.22 Bevor auf die intersubjektive Anerkennungsproblematik in ihren systemischen Facetten einzugehen ist, soll vorweg die Selbstanerkennung thematisiert werden, stellt sie doch, zumindest theoretisch, die conditio sine qua non dar. Selbstanerkennung konturiert sich personal im eingangs erwähnten reflexiven Zweifler, der aus dem Zweifeln auch seine reflexive Individualität gewinnt. Grundsätzlich ist das nur möglich, weil ein Wesensmerkmal des Menschen seine „exzentrische Positionalität“ ist. Danach ist der Mensch – im Gegensatz zum Tier, welches zentrisch positioniert ist – so zu charakterisieren, dass er sich auf seine Mitte beziehen kann, ohne sich selbst zu verlassen. Insofern kann der Mensch sich von außen betrachten und seinen eigenen Zustand reflektieren.23 Selbstredend bedeutet diese genetische Disposition nicht, dass die reflexive Individualität im Sinne der Selbstanerkennung und des Selbstbewusstseins bereits eine stabile Ausprägung hat. Wenn Lehrer z. B. von Schülern bzw. von Kollegen Anerkennung, in welcher Form auch immer, nicht bekommen, kann das ein Grund für ein defizitäres berufliches Selbstwertgefühl sein und den Aufbau einer positiven reflexiven Beziehung zu sich selber beeinträchtigen. Die auch für die Fremdanerkennung entscheidende Frage ist, durch welche Maßnahmen sich idealerweise präventiv bzw. kriseninterventionistisch Einfluss auf die Qualität der Aner- Themen kennung nehmen lässt. Dabei geht es um eine permanente adäquate Berufsbegleitung der Lehrkräfte (im besten „Neudeutsch“: Coaching), die sich im Rahmen dieser Einlassung nur auf das außerunterrichtliche Handlungsfeld der potentiell defizitären Organisationskultur bezieht. Sie erfordert „supervisionären“ Sachverstand, der vorrangig durch externe Mediatoren und Betreuer zu leisten ist. Der Grundgedanke der Supervision ist die Vermittlung der Einsicht in die eigene Persönlichkeit im Kontext mit der Berufstätigkeit. Nach einer allgemeine Definition von Supervision „ist (sie) eine spezifische Beratungsmethode, die dazu eingesetzt wird, Berufspraktiker dabei zu unterstützen, ihre Arbeit kompetenter zu gestalten. Ihr Einsatz ist vor allem dort angezeigt, wo die Berufsausübung ein tieferes Verständnis bei der Rollenausübung und den rollengebundenen Interaktionen verlangt“.24 Insofern wird deutlich, dass sich Supervision auch als Entlastungsinstanz bei beruflichem Leidensdruck verstehen lässt. Sicherlich weist eine derartige berufliche Praxisbegleitung problematische Implikationen auf, greift sie doch auch in die hoch sensible Binnenstruktur der psychischen Verfasstheit des Einzelnen ein. Aktuell fristet die Supervision, bezogen auf die Schule, ein Schattendasein. Flächendeckende Angebote gibt es im pädagogischen Alltag nicht, obwohl bereits in den 1990er-Jahren die Sinnträchtigkeit von Supervision in Schulen begründet worden ist.25 Gleichwohl ist zu beachten, dass sich eine verpflichtende Teilnahme an einer Supervision nur auf einen kognitiven Ansatz beziehen kann, in dem die Wesensmerkmale dieses Instruments an fiktiven Beispielen thematisiert und problematisiert werden. Dadurch sinkt die Hemmschwelle und steigt die innere Bereitschaft zur Teilnahme an derartigen Fortbildungen. Jedenfalls kann durch einen angemessenen Kenntnisstand die präventive emotionale Sensibilität im anerkennungsspezifischen Umgang mit dem eigenen Ich und mit den anderen gesteigert werden. Darüber hinaus ist der supervisionäre Ansatz als Wahlangebot für die Lehrkräfte vorzuhalten, die kriseninterventionistisch darauf freiwillig zurückgreifen wollen. Diese zweigleisige Ausrichtung der Supervision ist also als allgemeine und unspezifische Pflichtveranstaltung für alle und als konkret-spezifische fakultative Veranstaltung für Nachfragende gedacht. Sie erkennt die divergierenden Bedeutungswertigkeiten der Supervision für die mentalen Befindlichkeiten der Akteure an. Die Supervision als Methode der reflexiven Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeitsstruktur im Rahmen der beruflichen Situation soll in der Finalität primär einen Beitrag zur angemessenen Selbstanerkennung liefern. Selbstredend ist davon auch die Fremdanerkennung tangiert. Zurück zu den bereits erwähnten Systemgesetzlichkeiten, die der Sach- und Beziehungsebene unterlegt sind. An dieser Stelle sollen sie für den organisationskulturellen Bereich der Schulentwicklung fruchtbar gemacht werden. Der systemgesetzliche Imperativ „Neues System hat Vorrang vor altem System“ soll für die Schule dahingehend konkretisiert werden, dass das neue System der eigenständigen teilautonomen Schule das alte System der staatlich regulierten Schule abgelöst hat. Dieses Systemgesetz ist hinsichtlich seiner Bedeutungsrelevanz für Gefühlsverletzungen auf Platz sieben verortet worden.26 Demnach sind andere Systemge- setze diesem Gesetz vorgeschaltet. Insofern sichert nur das Wissen und das entsprechende Handeln um die potentiellen Implikationen dieser vorgeschalteten sechs Gesetze, dass die Teilautonomie der Schule von den Hauptakteuren, den Lehrern, substantiell anerkannt wird und damit Erfolge zeitigen kann. Aktiv ist hierbei das schulische Führungspersonal gefragt. An erster Stelle steht das Systemgesetz „Recht auf Zugehörigkeit“. Danach ist der gefühlte Ausschluss aus dem System „Schule“ oder eines Subsystems „Fachbereich/Fachgruppe“ hinsichtlich der Folgen gravierend. Der betroffene Lehrer wird keine positive Einstellung, geschweige denn eine Identifikation mit „seiner“ Schule erreichen.27 An zweiter Stelle steht als eigenes Systemgesetz das „Recht auf Anerkennung“, wobei zu betonen ist, dass die Anerkennung sich als bedingungslose Größe in jedem Systemgesetz wiederfindet und insofern eine konkurrenzlose Kategorie darstellt. Folglich erhält sie auch im Systemgesetz 9 den medialen Status eines „Problemlöseschlüssels“. Ihre Widerspiegelung zeigt sich in Bezugnahme auf den anderen durch Respekt, Wertschätzung, Würdigung, Dankbarkeit, Lob, Empathie, sich Zeit nehmen zum Zuhören und zum Dialog, sich interessieren (aus der Sicht der Schulleitung) für die Arbeit der Lehrkraft und ihre Eigeninitiativen wohlwollend kritischkonstruktiv, auch durch materielle Hilfe, also generell unterstützend. In der Rangskala hinsichtlich der Bedeutsamkeit von Gefühlsverletzungen steht an dritter Stelle das Systemgesetz „Recht auf Gleichgewicht von Geben und Nehmen“. Eine Parität von Geben und Nehmen herzustellen ist äußerst schwierig, da sich der potenziell ausgeglichene Waagezustand aus der subjektiven Gefühlslage der einzelnen Lehrkraft ergeben kann. Sicher ist nur, dass es ohne Befriedung aus den vorangegangenen Systemgesetzen der Zugehörigkeit und der Anerkennung keinen tragfähigen Ausgleich und damit kein Gleichgewicht geben kann. Die Systemgesetze 4, 5 und 6 bilden einen zusammenhängenden Komplex. Bei einer denkbaren Umkehrung ihrer Ordnung sind zur Problemlösung die Systemgesetze 9 und 10 relevant. Das vierte Systemgesetz lautet „Früher hat Vorrang vor später“. Im Regelfall heißt es, dass z. B. bei einer anstehenden Beförderung ein dienstälterer Kollege dem dienstjüngeren Kollegen vorgezogen wird. Das hat der Letztere anzuerkennen. In der Wertigkeit darunter liegt das Systemgesetz 5, wonach „höhere Verantwortung und höherer Einsatz Vorrang haben“. Auch in schulischen Arbeitsgruppen mit flachen Hierarchien ist es notwendig, dass eine Lehrkraft Verantwortung übernimmt („Primus inter pares“), zwangsläufig ist damit mehr Aufwand verbunden. Wird diese Rolle seriös angenommen, so hat sie den Respekt und die Anerkennung der anderen Teammitglieder verdient. Sollte die Verantwortungsübernahme zu einem späteren Zeitpunkt zu einer fachbereichsspezifischen Beförderung führen, so wäre es unter dem Blickwinkel des vierten Systemgesetzes unter Loyalitätsaspekten fatal, wenn der beförderte Kollege versuchen sollte, vorhandene Strukturen zu verändern, ohne die Meinungen und Erfahrungen von dienstälteren Kollegen zu berücksichtigen. Nachgeordnet ist das Systemgesetz 6 „Höhere Kompetenz/höheres Wissen hat Vorrang“. Demnach haben z. B. Lehrkräfte, die ohne eine spezielle Lehrbefähigung – bedingt durch Lehrermangel – ein bestimmtes Fach Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 113 Organisationskultur und Schulentwicklung zu unterrichten haben, bei potentiellen Veränderungen die Kompetenz der lehrbefähigten Kollegen dergestalt anzuerkennen, dass sie diese entsprechend konsultieren. Gleichwohl haben die formal kompetenteren Kollegen im Einzelfall die Höherwertigkeit der skizzierten Systemgesetze 5 und 4 reflektierend zu würdigen und dadurch auch anzuerkennen. Z. B. ist es nicht angebracht, dass ein neuer Kollege seine fachspezifischen Ideen durchsetzen will, ohne auf die Befindlichkeiten von dienstälteren Kollegen zu achten. Insgesamt dürfte es einleuchtend sein, dass systemische „Verletzungen“ nur durch Dialog und daraus sich ergebende Handlungen zu einer Anerkennungsrelevanz führen und damit konfliktentschärfend wirken. Das gilt insbesondere dann, wenn die Systemgesetze 4, 5 und 6 hinsichtlich ihrer Wertigkeit diametral gewendet werden.28 Zur Konfliktlösung können die Systemgesetze 9 und 10 beitragen, wonach zum einen „auszusprechen und anzuerkennen ist, was ist“ und zum anderen „Ausgleich geschaffen“ wird. Wird z. B. eine jüngere Lehrkraft einer älteren Lehrkraft bei einer Beförderung vorgezogen, so müssen die Argumente der Schulleitung durch die nicht beförderte Person authentische Anerkennung finden. Sollte das möglich sein, so gilt es – in welcher Form auch immer – einen Ausgleich zu schaffen. Es wird deutlich, dass die Systemgesetze 9 und 10 als Medien der Verhinderung oder Entschärfung von Gefühlsverletzungen eine permanente Bedeutung für alle anderen Systemgesetze aufweisen: Die Anerkennung ist in ihren zahlreichen Facetten und dialogischen Ausformungen die zentrale Begrifflichkeit und findet ihre kohärente materiale Ergänzung im Ausgleich.29 Wenn dieses im Schulalltag zu durchdachten und angemessenen Interaktionen führt – nicht nur im Verhältnis von Schulleitung zur „gemeinen“ Lehrkraft, sondern auch im Verhältnis der Lehrkräfte untereinander –, dann ist das ein wichtiger Beitrag zu einer Organisationskultur, die diesen Namen verdient. Und dieser Beitrag ist für den Abbau von Leidensdruck und damit für das Wohlbefinden des lehrenden Schulkörpers unverzichtbar, ist er doch Bedingung für eine Schulentwicklung mit einem hohen Wirkungsgrad. Um eine derartige „Interaktionskultur“ zu implementieren und zu etablieren, bedarf es – neben den bereits erwähnten „supervisionären“ Maßnahmen zur Selbstanerkennung – periodisch wiederkehrender schulinterner Fortbildungen, die sich mit der Beziehungsebene unter besonderer Berücksichtigung der Fremdanerkennung in systemischen Verortungen beschäftigen. Hierbei ist gerade das systemische oder auch vernetzte Denken die entscheidende Stellschraube, um der „überragenden“ Schlüsselqualifikation einer Komplexitätskompetenz30 näherzukommen. Diese Fähigkeit konkretisiert sich inhaltlich und praktisch im Kontext der Entwicklung einer schulischen Organisationskultur durch die Beschäftigung mit der hier beschriebenen, systemisch orientierten Anerkennungsproblematik. Darauf aufbauend kann sich eine Komplexitätstoleranz entwickeln. Sie ist eine Fähigkeit, um „verschachtelten“ Problemen mit einer souveränen Gelassenheit begegnen zu können. Insgesamt soll damit eine rational-emotional fundierte Sensibilisierung für die Anerkennungsproblematik erreicht werden, durch die potenzielle 114 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 interpersonale Konflikte im Vorfeld bereits verhindert oder zumindest entschärft werden können. Folglich benötigt jede Schule psychologisch geschultes und „komplexitätstaugliches“ Zusatzpersonal. Optimal wäre es, wenn diese Personen nicht als externe, sondern als festangestellte Fortbildner, Berater und Mediatoren tätig sein könnten.31 6Schlussbemerkung Wahrlich ist eine anerkennungsspezifisch ausgerichtete Organisationskultur kein Alleinstellungsmerkmal für eine gelungene Schulentwicklung. Gleichwohl sollte ihr Bedingungscharakter deutlich geworden sein, wonach das Kreativitäts- und Innovationspotential der lehrenden Akteure nur dann zum Tragen kommen kann, wenn sie um die „Trimmruderwirkung“ der Anerkennung wissen und dementsprechend diese psychologisch bedeutsame Kategorie zur Motivationsbasis in der beschriebenen systemisch komplexen Form nicht nur ihrer außerunterrichtlichen schulischen Arbeit machen können. Ansonsten bleibt es bei einer „Dienst-nach-Vorschrift-Mentalität“ und in der Folge bei einer weit unter ihren Möglichkeiten bleibenden Schulentwicklung. Anmerkungen 1 Gerade weil eine systematische Schulentwicklung ein komplexes Verständnis vom Wandel erfordert, stellt sich die Frage nach den sensiblen Druckpunkten im System „Schule“, die unter Umständen schwer zu erkennen sind, jedoch mit relativ geringem Aufwand große Hebelwirkungen bedeuten können. Eine „herrliche Metapher für den Effekt der Hebelwirkung“ ist das kleine unscheinbare Trimmruder. Siehe: Senge, P. 1998: Die fünfte Disziplin, Stuttgart, 6. Auflage, S. 83 f. 2 Unterschieden werden der reflexive und der lineare Zweifel. Während ersterer sich im Rahmen einer diskursiven Modernisierung von Gesellschaft permanent zur Disposition stellt, strebt letzterer zu einer eindeutigen, sicheren Erkenntnis und zur endgültigen Wahrheitsfindung, hat unerschütterlichen Fortschrittsglauben. Siehe: Geißler, H. 2000: Organisationspädagogik, München, S. 83. 3 An dieser Stelle interessiert primär – bezogen auf den schulischen Lehrkörper – die kollektive Identitätsbildung. Das verschriftlichte schulische Leitbild ist idealtypisch die wertespezifische Widerspiegelung der kollektiven Identität, die ein „Wir-Gefühl“ beinhaltet. In Ablehnung eines Kulturrelativismus ist diese kollektive Identität einer universellen Vernunft verpflichtet, die ihre Werte aus der aufklärerischen Tradition gewinnt. Die normativen Spezifizierungen werden durch die schulischen Akteure in diskursiver Auseinandersetzung und letztlich konsensualer Übereinkunft gewonnen. Weil eine derartige Identitätsbildung mehr ist als die Summe individueller Identitäten, kann sie als nie abgeschlossen gelten und hat insofern einen permanent fragilen Vorläufigkeitscharakter. Der Lackmustest hinsichtlich der „Alltagstauglichkeit“ des Leitbildes, das der kollektiven Identität zugrunde liegt, zeigt sich insbesondere darin, inwieweit die einzelnen Akteure „Anerkennung“ im weitesten Sinn des Wortes erfahren. Diese ist die Grundlage für jedwede Identifikation mit dem System „Schule“. 4 Der pyramidale Aufbau von Wirtschaftsorganisationen (lineares Management) mit strengen Hierarchien und zentralen Abstimmungen gehört zumindest erkenntnistheoretisch der Vergangenheit an, verhindert er doch Effizienz und damit einhergehend Produktivität. Siehe: Ebd., S. 80. 5 Borst, E. 2012: Bildung unter den Bedingungen der Beschleunigung. In: Angermüller, J. u. a. (Redaktion): Solidarische Bildung, Crossover: Experimente selbstorganisierter Wissensproduktion, Hamburg, S. 83 ff. 6Siehe: Krautz, J. 2007: Ware Bildung. Schule und Universität unter dem Diktat der Ökonomie, München, S. 98 ff. 7 Schwarze-Reiter, K. 2008: Schon im Studium krank, FOCUS Online, 10.01.2008. Konträr zu diesen Befunden steht eine Studie der TU Dresden, wonach nur ein kleiner Teil der Lehrer Burn-out-Symptome aufweist. Siehe: Schultz, T. 2008: Gesund und munter, Süddeutsche Zeitung Online, 16.06.2008. Themen 8 Seinen lesenswerten Essay titelt Byung-Chul Han mit „Müdigkeitsgesellschaft“. Er konstatiert, dass die Disziplinargesellschaft gekennzeichnet ist durch Verbote, durch das Nicht-Dürfen. Sie ist abgelöst worden von der Leistungsgesellschaft, die auf die Positivität des Könnens setzt, indem durch Projektarbeit, mehr Eigeninitiative die Arbeit produktiver und damit effizienter wird. Hierbei ist das Krankmachende für den Autor „nicht das Übermaß an Verantwortung und Initiative, sondern der Imperativ der Leistung als neues Gebot der spätmodernen Arbeitsgesellschaft.“ Damit ist für den Autor Ermüdung, Erschöpfung, Ausgebranntsein vorprogrammiert. Han, B.-C. 2011: Müdigkeitsgesellschaft, Berlin, S. 22 f. als Ideologie. In: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung, Heft 1, Frankfurt a. M., S. 51 ff. 19 Honneth, A. 2005, a. a. O., S. 41. 20 Im pädagogischen Kontext kann es keine Werte- und Normenabstinenz geben. 21Siehe: Philipp, E. 1994 (2. A.): Gute Schule verwirklichen, Weinheim und Basel, S. 25 f. 22Siehe: Bischop, D. 2010: Coachen und Führen mit System, Kiel, S. 20 ff. 9Siehe: Rosenbusch, H. 2005: Organisationspädagogik der Schule, München, S. 121 f. 23Siehe: Plessner, H. 1975: Die Stufen des Organischen und der Mensch. Einleitung in die philosophische Anthropologie, Berlin, S. 309 ff. 10Siehe: Terhart, E. 1998: Lehrerberuf: Arbeitsplatz, Biographie, Profession. In: Altrichter, H. u. a. (Hrsg.): Handbuch zur Schulentwicklung, Innsbruck, S. 572 ff. 24 Pallasch, W. 1993 (2. A.): Supervision. Neue Formen beruflicher Praxisbegleitung in pädagogischen Arbeitsfeldern, Weinheim, S. 30. 11 Nach einer repräsentativen Allensbach-Studie zum Prestige der Lehrer haben 38 % der Bevölkerung vor diesem Beruf die höchste Achtung. Siehe: Frankfurter Rundschau vom 25.04.2012, S. 23. 12 Nur 9 % der Lehrer meinen nach der besagten Studie, dass ihr Gehalt zu niedrig sei. Siehe: Frankfurter Rundschau vom 25.04.2012, S. 1. Auf die Problematik der finanziellen Ungleichheitbehandlung von verbeamteten zu angestellten Lehrern kann an dieser Stelle nur hingewiesen werden. Ein weiteres Problem ist, dass u. a. im Stadtstaat Berlin Berufsanfänger nicht mehr verbeamtet werden. 13 Siehe: Frankfurter Rundschau vom 25.04.2012, S. 23. 14 Eine andere, an dieser Stelle nicht thematisierte Frage ist es, inwieweit der Schüler Anerkennung durch den Lehrer im Unterricht erfährt. Auch für diesen Interaktionsbereich wird die „Entwicklung einer Anerkennungskultur“ dergestalt gefordert, in der der Lehrer als „Anerkennungspädagoge“ auftritt. Siehe: Hafeneger, B. 2012: Interview, Frankfurter Rundschau vom 17.07.2012, S. 23. 15Siehe: Honneth, A. 2005: Verdinglichung, Frankfurt, S. 11. 16 Ebd., S. 39. 17Siehe: Ehrenberg, A. 2011: Das Unbehagen in der Gesellschaft, Berlin, S. 387. 18 Der Philosoph und Soziologe Axel Honneth hat in Fortführung der kritischen Theorie der Frankfurter Schule im gesellschaftspolitischen Kontext den Begriff der Anerkennung geprägt. Siehe: Honneth, A. 2004: Anerkennung 25 Ebd., S. 13 ff. Siehe: Irle, K. 2012: Auch Lehrer brauchen einen Coach, Frankfurter Rundschau vom 09.03.2012, S. 22 f. 26Siehe: Bischop, D., a. a. O., S. 23 ff. 27 Die Mechanismen, die zu einem gefühlten Ausschluss führen, weisen wie die Konfliktlösungsstrategien viele Facetten auf. In zahlreichen Publikationen sind sie ausführlich dargelegt. Siehe: ebd., S. 23 ff. 28 Der Vollständigkeit halber wird das Systemgesetz 8 erwähnt, wonach „das Gesamtsystem Vorrang vor Einzelpersonen oder Untersystemen“ hat. In einer Schule ist ein autonomes Agieren eines Fachbereichs einerseits selbstverständlich und notwendig, soweit es keine Verstöße gegen die normativen Orientierungen der Schule gibt. Gegebenenfalls müssen der Schulleiter oder Mitglieder des Schulleitungsteams intervenieren. 29 Insofern lassen sich die Systemgesetze 9 und 10 aus meiner Sicht nicht priorisieren und sind kohärente Bestandteile der anderen 8 Systemgesetze. Ergänzend ist zu erwähnen, dass sich viele Konflikte schon dadurch entschärfen lassen, indem es „einfach“ zum Dialog kommt – ohne, dass in systemischen Zusammenhängen gedacht werden muss. 30 Das Gegenstück zur Komplexitätskompetenz ist das regressive Verbleiben in eindimensionalem, nur logisch rationalem Denken. Die mehrdimensionale Komplexitätskompetenz wird auch in Schulen implizit durch die Formulierungen von „komplexen Problemen“ angesprochen, ohne sie allerdings explizit zu postulieren. 31 Im universitären Bereich sind anerkennungstheoretische Fragestellungen zum curricularen Bestandteil der Lehramtsausbildung zu machen. Harald Strating, Josef Thöle Konzept und Erfahrungen mit dem Studiengang Quereinstiegsmaster LBS Elektro- und Metalltechnik an der Universität Osnabrück Mit dem Studienangebot „Master Lehramt an berufsbildenden Schulen“ in den Fachrichtungen Metall- und Elektrotechnik reagiert die Universität Osnabrück auf den zunehmenden Bedarf an Lehrkräften in diesen Fächern. Das Konzept des Studiengangs ist geprägt von einem engen Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis sowie einer persönlichen Betreuung der Studierenden. Die Leitbilder der Lehrveranstaltungen sind „Forschendes Lernen“, „Professionalisierung“ und „Handlungsorientierung“. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass das Osnabrücker Angebot eine positive Resonanz bei Studierenden und bei den berufsbildenden Schulen erfährt und besonders regional einen effektiven Beitrag zur Deckung des Lehrkräftebedarfs leistet. 1Einleitung Über den aktuellen und künftigen Einstellungsbedarf von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen, insbesondere in den Mangelfächern Metall- und Elektrotechnik, ist in den ein- schlägigen Fachzeitschriften und Publikationen, so auch an dieser Stelle, immer wieder berichtet worden. Einer hohen Zahl an Pensionierungen standen und stehen auch zukünftig deutlich niedrigere Studierendenzahlen in den LBS-Studiengängen gegenüber. Die Kultusministerkonferenz erwartet Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 115 Studiengang Quereinstiegsmaster LBS Elektro- und Metalltechnik für den gesamten berufsbildenden Bereich im Mittel in den Jahren 2010 bis 2020 einen Lehrereinstellungsbedarf von 3.400 Lehrkräften, dem kalkulierte 2.600 Neubewerber gegenüberstehen (KMK 2011). Für die gewerblichen Fachrichtungen Metall- und Elektrotechnik fällt aller Erfahrung nach die Unterdeckung noch deutlich größer aus. Die benötigten ca. 60 Absolventen in diesen Fächern pro Jahr (vgl. Korte 2010) können durch Studierende in den bestehenden Studienangeboten für Berufsschullehrer in Niedersachsen bei Weitem nicht abgedeckt werden. Die Studierendenzahlen sind in den gegenstandsorientierten Fachrichtungen eher rückläufig, bestenfalls stagnierend (vgl. Seidel, Wemme 2011). Zur Gewinnung von Absolventen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge, aber auch berufserfahrener Ingenieurinnen und Ingenieure, wurden in der Vergangenheit verschiedenste Maßnahmen und Möglichkeiten umgesetzt, mit denen ein Seiteneinstieg in den Lehrerberuf ermöglicht und attraktiv gestaltet werden sollte. Dass sich bisher eher wenige Ingenieurinnen und Ingenieure für diesen Seiteneinstieg interessiert haben, liegt zweifellos an dem derzeit überaus attraktiven Arbeitsmarkt für diese Berufsgruppe. Ein weiteres wesentliches Argument gegen die Ausweitung der Möglichkeiten zum Seiteneinstieg in den Lehrerberuf war bzw. ist allerdings die fehlende wissenschaftlich fundierte Ausbildung der angehenden Lehrkräfte, deren Bedeutung und Notwendigkeit immer wieder in den Vordergrund gerückt wird. „Eine zeitgemäße Lehrerbildung“, so bekräftigte unlängst der BLBS, „ist nur mit universitären Standards zu gewährleisten“ (BLBS 2009). 2Studiengang Quereinstiegsmaster LBS Elektro- und Metalltechnik an der Universität Osnabrück Hier setzt nun seit einigen Jahren die Universität Osnabrück Akzente mit nachhaltiger Wirkung, indem sie zum Wintersemester 2005 den sogenannten „Quermasterstudiengang“ zum Lehramt an berufsbildenden Schulen für die Fachrichtungen Metall- und Elektrotechnik einführte und erfolgreich durchführt. Zielgruppen/Studienvoraussetzungen Der Studiengang richtet sich an Absolventinnen und Absolventen eines ingenieurwissenschaftlichen Studiengangs in den Fachrichtungen Maschinenbau oder Elektrotechnik mit dem Studienabschluss Bachelor of Science oder Diplom. Auch Ingenieurinnen und Ingenieure mit mehrjähriger Berufserfahrung sind potenzielle Kandidaten. Ob ein/e Interessent/-in für dieses Aufbaustudium bzw. den Beruf des Lehrers geeignet ist, wird in Osnabrück individuell in einem persönlichen Auswahlgespräch mit hochqualifizierten Experten geklärt. So wird vermieden, dass falsche Berufsvorstellungen bzw. Missverständnisse oder gar fehlende Qualifikationen im persönlichen Bereich zu Fehlentscheidungen führen. Master Lehramt an berufsbildenden Schulen FR Elektro-/Metalltechnik (Master of Education) (nicht akkreditiert) Studienplan Berufs- und Wirtschaftspädagogik inkl. Didaktik der beruflichen Fachrichtungen Zwei Veranstaltungen zu ausgewählten Problembereichen in berufspädagogischen Handlungsfeldern Modul 6: Projektstudien zu ausgewählten Handlungs- und Forschungsfeldern der BWP Projektstudien zu ausgewählten Handlungs- und Forschungsfeldern der BWP (Seminar und empirische Untersuchung) Modul 5: Didaktik der beruflichen Fachrichtungen Grundlagen der Didaktik der Fachrichtung Elektrotechnik oder Metalltechnik (Seminar, M 5.1) Ausgewählte fachrichtungsbezogene Lehr-/ Lernarrangements (Seminar, M 5.2) Modul 4: Schulpraktische Studien an berufsbildenden Schulen Vorbereitung auf das Schulpraktikum (Seminar, M 4.1) Schulpraktikum (fünfwöchig) Nachbereitung des Schulpraktikums (Seminar, M 4.2) Modul 3: Interdisziplinäre Grundlagen der Analyse beruflichen Lehrens und Lernens Psychologische und soziologische Grundlagen des beruflichen Lehrens und Lernens (Seminar, M 3.1) Methoden beruflicher Lehr-/Lernforschung (Vorlesung, M 3.2) Modul 2: Didaktik beruflicher Lehr-/ Lernprozesse Ausgewählte Komponenten des didaktischen Handlungsfeldes (Seminar, M 2.2) Theorien und Modelle der Didaktik beruflichen Lehrens und Lernens (Vorlesung, M 2.1) Modul 1: Forschungsfelder der BWP Einführung in die Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Vorlesung, M 1.1) Strukturen und Funktionen beruflicher Aus- und Weiterbildung (Seminar, M 1.2) 1. Sem. (WS) 2. Sem. (SS) Masterarbeit und Abschlusskolloquium Lehrveranstaltungen zu ausgewählten Handlungsfeldern (zwei Wahlveranstaltungen) 3. Sem. (WS) 4. Sem. (SS) Abb. 1: Studienplan Berufs- und Wirtschaftspädagogik inkl. Didaktik der beruflichen Fachrichtungen (weitere Informationen: www.bwp.uni-osnabrueck.de) 116 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Themen Aufbau des Studienganges Das viersemestrige Aufbaustudium gliedert sich in die Bestandteile Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Fachdidaktik sowie das gewählte allgemeinbildende Unterrichtsfach. Der Gesamtumfang beinhaltet ebenfalls ein zehnwöchiges Schulpraktikum sowie die abschließende Masterarbeit. Als allgemeinbildendes Unterrichtsfach können die Studierenden wählen zwischen Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Informatik, Katholische Religion, Mathematik, Physik oder Sport. Das Studium der Berufs- und Wirtschaftspädagogik (BWP) inkl. der Didaktik der beruflichen Fachrichtung wird in sechs Modulen angeboten. Einführungen in die Forschungsfelder der BWP (Modul 1), die Didaktik beruflicher Lehr- und Lernprozesse (Modul 2) sowie interdisziplinäre Grundlagen der Analyse beruflichen Lehrens und Lernens (Modul 3) bilden das Fundament des Lehramtsstudiengangs. Im Modul 4 werden die Schulpraktischen Studien vorbereitet, begleitet und nachbereitet. Die Grundlagen der Fachdidaktik in den Fachrichtungen Metall- und Elektrotechnik sind Gegenstand des Moduls 5, die zur Gestaltung ausgewählter fachrichtungsbezogener Lehr-/Lernarrangements führen. Zur Einübung in die eigenständige Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen dienen Projektstudien zu ausgewählten Handlungs- und Forschungsfeldern der Berufsund Wirtschaftspädagogik (Modul 6). Die Auswahl von zwei weiteren Wahlveranstaltungen komplettieren die Anforderungen, die in drei Semestern absolviert werden, um schließlich im vierten Semester das Studium mit der Masterarbeit und einem Abschlusskolloquium beenden zu können. Damit beträgt der Umfang des Studiums inklusive allgemeinbildendem Unterrichtsfach und Masterarbeit 120 LP. 3 Konzept des Studiengangs Seit seiner Einführung erfährt der Studiengang ein großes Interesse bei (potenziellen) Studierenden, aber auch großen Zuspruch besonders aus den regionalen berufsbildenden Schulen, die den Absolventinnen und Absolventen gerne einen Referendariatsplatz anbieten bzw. sie nach dem Ende des Referendariats einstellen. Der große Erfolg des Studiengangs erklärt sich auch aus dem an der Universität Osnabrück umgesetzten Konzept, das im Wesentlichen auf fünf Säulen beruht. Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis Ein Merkmal des Studiengangs ist die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis. So werden die Lehrveranstaltungen in einer für die Studierenden sehr fruchtbaren Mischung aus Professorinnen und Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität und erfahrenen Lehrkräften aus der Landesschulbehörde, aus berufsbildenden Schulen und aus dem Studienseminar Osnabrück durchgeführt. Neben der unerlässlichen wissenschaftlichen Grundlegung können so die Anforderungen in der 2. Phase der Lehrerbildung durch die Kooperation mit dem Studienseminar und auch eigene und übermittelte Erfahrungen auf den praktischen Schulalltag durch die Integration von Lehrkräften theoretisch reflektiert und wissenschaftlich vertieft werden (vgl. Pohlmann 2011). Professionalisierung Das Leitbild Professionalisierung wird in besonderem Maße in der Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der Schulpraktischen Studien verfolgt. Zunächst einmal erlangen die Studierenden einen Überblick über das Praxisfeld Schule. Sie erstellen Unterrichtsentwürfe und führen wissenschaftliche Unterrichtsbeobachtungen durch. Die Studierenden sammeln erste Unterrichtserfahrungen und gewinnen Einblicke in die Schulorganisation und Schulentwicklung. Dabei setzen sie sich kriteriengeleitet und reflektiert mit den Tätigkeiten eines Lehrenden auseinander und überprüfen so auch ihre eigene Studienwahlentscheidung. Im Rahmen der Nachbereitung des Schulpraktikums arbeiten die Studierenden systematisch die eigenen Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Schulpraktikum auf und bewerten diese vor dem Hintergrund des bisher erworbenen Wissens neu. Sie erhalten Anregungen, setzen sich mit speziellen Problemen des Berufsfeldes „Lehramt“ auseinander und bearbeiten vertieft didaktische Einzelprobleme. Die Studierenden erhalten somit im Rahmen des Hochschulstudiums zur Lehrerbildung die Gelegenheit, sowohl methodische, als auch inhaltliche und curriculare Aspekte zu reflektieren und in Bezug auf wissenschaftliche Theoriebildung zu hinterfragen (vgl. Schütte 2012). Handlungsorientierung Abb. 2: Merkmale des Studiengang-Konzeptes an der Universität Osnabrück In den fachdidaktischen Lehrveranstaltungen steht die Handlungsorientierung als didaktisches Leitbild im Zentrum der Lehrveranstaltungen. Auf der Grundlage fundierter theoretischer Kenntnisse fachrichtungsbezogener Didaktik ansätze und fachdidaktischer Aspekte des Lehrens und Lernens sowie über praxisnahe Lehrplan- und Curriculumentwicklung entwickeln und gestalten die Studierenden handlungsorientierte Lehr-/Lernarrangements. Unter Rückgriff auf Ergebnisse der Unterrichtsforschung sind sie in der Lage, komplexe Lehr-/Lernarrangements kriteriengeleitet zu reflektieren und zu evaluieren. Sie berücksichtigen dabei auch emotionale, motivationale und kognitive Bedingungen Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 117 Studiengang Quereinstiegsmaster LBS Elektro- und Metalltechnik des Lernens und Lehrens (z. B. Sozialverhalten, Lehrerverhalten usw.). Die Studierenden reflektieren aktuelle fachdidaktische Diskurse und gestalten und beurteilen Lehr-/Lernarrangements im Hinblick auf einen Ausgleich fachsystematischer und prozeduraler Wissensbestandteile (vgl. Jenewein 2010). dagogik. Angefangen mit dem Auswahlgespräch vor Aufnahme des Studiums bis hin zu einer Art persönlichem „Coaching“ wird die Betreuung während des gesamten Studiums durch einen kompetenten, hochqualifizierten Ansprechpartner und Betreuer für die künftigen Lehrkräfte gewährleistet. Forschendes Lernen 4Bisherige Studierendenzahlen und Erfahrungen Ein anderes didaktisches Leitbild im Studium ist das „Forschende Lernen“, das in den Projektstudien zu ausgewählten Handlungsfeldern besonders verdeutlicht wird. Vorbereitet durch eine Vorlesung zu Methoden beruflicher Lehr- und Lernforschung bearbeiten die Studierenden selbst ausgewählte Fragestellungen in den Projektstudien. Zielsetzung des Forschenden Lernens ist die Entwicklung pädagogischer Professionalität durch die Erarbeitung und Anwendung von theoretischem Reflexionswissen, praktischem Handlungswissen und selbstreflexivem Wissen (vgl. Weyland 2011). Der Ablauf der Projektstudien orientiert sich daher am idealtypischen Ablauf des Forschungsprozesses. Die Studierenden sollen im Rahmen der Projektstudien eine eigene empirische Untersuchung in pädagogischen Praxisfeldern planen, durchführen, auswerten, interpretieren und präsentieren. Die Bearbeitung beinhaltet das Literaturstudium zum gewählten Forschungsthema (z. B. zur Unterrichtsentwicklung, Schulentwicklung); die Nutzung von Methoden der Projektplanung sowie der Methoden empirischer Sozialforschung; die Konzeption einer Untersuchung einschl. des Erhebungsinstruments und schließlich die Planung, Durchführung, Auswertung und Reflexion der empirischen Untersuchung. Die von den Studierenden ausgewählten Fragestellungen beziehen sich dabei anders als in überwiegend fachdidaktischen Projekten (vgl. Weiner 2006) nicht auf selbstentwickelte und zu erprobende Lehr-/Lernarrangements, sondern sind wählbar aus dem gesamten Handlungsfeld der Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Ansatzpunkte können dabei einzelne didaktische Elemente sein (z. B. Einsatz neuer Medien im Unterricht) oder auch Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Unterrichtsfach (z. B. Sinnperspektiven im Sportunterricht). Bei nicht wenigen Studierenden werden die Projektstudien im Rahmen der Masterarbeit weiterentwickelt. Intensive persönliche Betreuung Eine Besonderheit dieses Studiengangs an der Universität Osnabrück ist die intensive persönliche Betreuung eines jeden Studierenden am Fachgebiet Berufs- und Wirtschaftspä1. Formulierung und Präzisierung der Forschungsfrage 2. Literaturrecherche, Aufarbeitung und Darstellung des theoretischen Hintergrunds 3. Planung und Vorbereitung der Erhebung – Entwicklung des Forschungsdesigns – Konstruktion der Erhebungsinstrumente – Pretest 4. Datenerhebung (z. B. Interview, Beobachtung, Fragebogen, ...) 5. Auswertung der Befragungsergebnisse 6. Berichterstattung und Präsentation Abb. 3: Arbeitsphasen der Projektstudien 118 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Von Beginn an war das Interesse am neuen Quermasterstudiengang in Osnabrück groß. Im Wintersemester 2005/06 nahmen 18 Studierende das Studium mit der Fachrichtung Metalltechnik auf sowie zwölf Studierende mit der Fachrichtung Elektrotechnik. Zurzeit (SS 2012) gibt es in beiden Fachrichtungen 47 eingeschriebene Studierende. Seit dem Ende des ersten Studiendurchgangs in 2007 haben ca. 100 Studierende den Abschluss „Master of Education“ erreicht. Die Entwicklung des Studienangebotes zeigt, dass ein Bedarf für Quereinsteiger in das Berufsschullehramt am Standort Osnabrück zweifellos besteht. Ebenso lässt sich festhalten, dass ein fundiertes Studienangebot die Nachfrage nach dem Quereinstieg in das Berufsschullehramt trotz des derzeit guten Arbeitsmarktes für Ingenieure deutlich erhöht. Natürlich kann die Deckungslücke beim Einstellungsbedarf für Lehrkräfte der Fachrichtungen Metall- und Elektrotechnik nicht vollständig geschlossen werden. Der hier beschriebene Quermasterstudiengang war von Anfang an zeitlich befristet und wird voraussichtlich planmäßig im Jahr 2015 auslaufen. Es besteht aber Hoffnung, dass das Angebot mit gleicher Qualität am Standort Osnabrück bei teilweiser personeller Kontinuität aufrechterhalten werden kann. Bereits seit 2008 wird in einer Kooperation der Universität Osnabrück mit der Hochschule Osnabrück ein grundständiger Studiengang angeboten (nähere Informationen dazu unter www.hsosnabrueck.de). Ab 2013 kann bereits mit ersten Absolventinnen und Absolventen aus diesem Studiengang gerechnet werden. Literatur BLBS 2009: Zeitgemäße Lehrerbildung: Nur mit universitären Standards. In: Die berufsbildende Schule 61(2009)1, S. 5–8. Jenewein, K. 2010: Handlungsorientiertes Lernen in der Berufsbildung. In: lernen & lehren 25(2010)98, S. 53–55. KMK 2011: Lehrereinstellungsbedarf und Lehrereinstellungsangebot in der Bundesrepublik Deutschland Modellrechnung 2010–2020. Juni 2011. Korte, J. 2010: Lehramt an berufsbildenden Schulen in der Technik – eine anspruchsvolle Alternative zum Ingenieurstudium. In: Berufsbildung im Fokus (2010) Juni, S. 6. Pohlmann, H. 2011: Lehrerbildung zwischen Wissenschaftsorientierung und Praxisbezug. In: Die berufsbildende Schule 63(2011)7/8, S. 318–320. Schütte, F. 2012: Professionalisierung von Berufsschullehrern/-innen (1896–2004) – vier Diskurse. In: Die berufsbildende Schule 64(2012)1, S. 6–10. Seidel, A./Wemme, T. 2011: Nachwuchssorgen im Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen. In: Die berufsbildende Schule 63(2011)7/8, S. 220–226. Weiner, A. 2006: Projektorientierte Ausbildung von Lehrern für berufliche Schulen. In: Schlattmann, J. (Hrsg.) 2006: Die Bedeutung der Ingenieurpädagogik. Hamburg. Weyland, U. 2011: Forschendes Lernen als Leitdimension in Schulpraktischen Studien. Vortrag FH Bielefeld 07.02.2011. http://www.uni-osnabrueck.de/ ZLBDokumente/Vortrag_-_Forschendes_Lernen_in_Schulpraktischen_Studien_ -_Mentorentreffen_2011.pdf. Themen Manfred Bönsch Guter Unterricht braucht gute Lerner – Die Pädagogik einer guten Schule Der Beitrag befasst sich mit der Frage, ob die Verhältnisse die Pädagogik bestimmen oder die Pädagogik sich ihre eigenen Verhältnisse schafft. 1Ausgang Die Klagen über Verhaltensdefizite und damit störenden Verhaltens von Schülern und Schülerinnen werden eher stärker als weniger. Die Frage ist, ob das an den Kindern und Jugendlichen, ihren Lebensverhältnissen und ihrer Erziehung im Elternhaus liegt oder ob die Schule selbst Verursacher von Verhaltensirregularitäten, gar Verhaltensstörungen ist. Jedenfalls sind die Unsicherheiten in Bezug auf Erziehungsmaximen und Erziehungsregeln bei Eltern und bei Lehrern nicht unbeträchtlich. Erziehungsratgeber haben Konjunktur, beheben die Probleme aber nicht ohne Weiteres. Die Pluralisierung hat auch in dem hier zu besprechenden Bereich Platz gegriffen, die Lebensverhältnisse gestalten sich immer wieder schwierig und institutionelle Verstörungen kommen erschwerend hinzu. Damit sind Alltagsphänomene wie eine unbarmherzige Ablauforganisation (sechs bis acht Stunden im 45-Minuten-Rhythmus, ständig wechselnde Fächer und Lehrer), ständige Disziplinierungen (viel still sitzen, das Lernen in größeren Gruppen, Aktivwerden nur nach Aufforderung, viele Leistungskontrollen), die Formalisierung und Entpersönlichung der Interaktionen (man spielt die oder jene Rolle und lässt sein Ich zu Hause!) gemeint. Die Institution bestimmt die Rahmenbedingungen und zwingt beide Seiten (Lehrer wie Schüler) in Verhaltenskorsetts, die eher einengen als befreien, eher funktionalisierend als persönlichkeitsfördernd wirken. So kann auch bei besten Absichten die Institution „Schule“ Beziehungen entfremden oder gar Störungen provozieren. Non-konventionelles Verhalten ist dann der letzte Ausweg (der Rest von Selbstbehauptung!), Lehrer reduzieren ihre Angebote auf die Vermittlung von Unterrichtsinhalten in sowieso ewig zu knapper Zeit. Man gibt nicht zuviel von sich selbst (Selbstschutz!). Der Fall der doppelten Beziehungsreduktion ist gegeben. Die Folgen sind wachsende Distanz und individualisierte Strategien der Spannungsbewältigung, die dann paradoxerweise als Störungen wahrgenommen werden (Die meint es ja gar nicht ernst mit uns oder: Da komme ich nur mit rigiden Verhaltensanforderungen durch!). Der hier zu verfolgende interessante Gedanke ist, ob fehlende Vorstellungen für eine tragfähige Beziehungsarbeit diese Lage negativ potenziert oder ob ein von einem Kollegium gemeinsam verfolgtes Erziehungskonzept die „Verhältnisse“ fundamental ändern könnte, sodass beide Seiten gern zur Schule kommen. Die Abbildung 1 strukturiert die folgenden Ausführungen in übersichtlicher Form. Drei Prüfpunkte werden angesprochen: Gute Vermittlung, Förderung von Selbstständigkeiten, die Pflege der Beziehungsdimension. Abb. 1: Die gute Schule und der gute Unterricht (3 Curricula) 2 Die gute Vermittlung In den letzten 10 bis 25 Jahren fehlte in der Schulpädagogik eine größere Aufmerksamkeit gegenüber den Basisqualitäten der guten Vermittlung, die ja dann doch das dominierende tägliche Unterrichtsgeschäft ist: Wie mache ich die Vektorrechnung so verständlich und einleuchtend, dass sie von Schülern positiv aufgenommen wird? Wie bemesse ich den Informationsumfang und -gehalt einer neuen Lektion? Wie kann ich Grammatikregeln so vermitteln, dass sie im System „Sprache“ Sinn machen, mindestens plausibel sind? Kann ich die Vermittlung so variabel gestalten, dass sie den unterschiedlichen Rezeptionsmodi und Speicherkapazitäten der so verschiedenen Lerner einigermaßen entsprechen und Lernen damit erfolgreicher werden kann? Das sind einige der Grundfragen, die dringend konstruktiver Antworten bedürfen. Ein gutes Vermittlungskonzept bedarf der produktiven Realisierung der Merkmale Struktur/Ordnung und Klarheit/Verständlichkeit. Es muss zielorientiert wirken (Was soll zum Schluss gelernt sein?) und Transparenz schaffen (Wir gehen diesen Weg, weil ...) und damit Sinn vermitteln. Immer geht es um Aufschlüsselungen der Welt und ihrer Objektivationen. Und wenn ein Lehrer durch sein Interesse zu seinen Fächern Infizierungen (Ansteckungen) schafft, wäre dies sicher die Krönung einer guten Vermittlung. 3 Die Förderung selbstständigen Lernens Da das Lernen von Schülern und Schülerinnen nicht in der direkten Verfügung von Lehrenden ist, kommt alles darauf Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 119 Guter Unterricht braucht gute Lerner immer wieder besiegbar. Während dies alles Rückbesinnung auf pädagogische Grundanliegen ist, ist die didaktische Diskussion in Bezug auf die „Lernausrüstung“ weiter. Das Curriculum der Lernstrategien, Lern- und Arbeitstechniken liegt an sich gut ausgearbeitet vor. Entscheidend sind dann die vom Unterricht/ von der Schule angebotenen Lerngelegenheiten, die Stück für Stück eine Ausweitung selbstverantworteten Lernens erlauben. Auch hier liegen Subkonzepte vor, die nutzbar sind, kurz dargestellt in der Abbildung 2. 4Der Lehrer/die Lehrerin und seine/ihre Pädagogik Abb. 2: Lernkompetenzen und Konzepte selbstständigen und kooperativen Lernens an, selbstständiges Lernen zu befördern. Unterricht kann geradezu als eine Veranstaltung definiert werden, die Lernen initiieren und begleiten will. Nun „bricht“ sich dieses Anliegen schnell an den institutionellen Rahmenbedingungen. Wenn die Zeit schon nicht für die Vermittlung der vorgegebenen Inhalte reicht, wenn kaum eine Entschleunigung möglich ist, wird es schwierig. Trotzdem liegt hier ein zentraler Entwicklungsbereich, der genuin pädagogische mit didaktisch-methodischen Aspekten verbindet. Der zentrale Begriff ist der der Selbstkompetenz. Ein Individuum muss lernen, „Verfügung“ über sich und sein Leben zu gewinnen. Man kann heute drei Subkompetenzen benennen: Selbstverantwortung zu realisieren meint, eine Übereinstimmung von Zielen und Bedürfnissen immer wieder anzustreben, aus der Lageorientierung (das kann ich sowieso nicht!) in eine Handlungsorientierung (das müsste ich doch irgendwie schaffen können!) zu gelangen. Sinn zu finden für die Plackereien des Alltags ist wichtig (da muss ich durch, weil ...), dabei aber auch eine Art Etappenstrategie zu entwickeln (ich nehme mir erst einmal das vor, dann sehe ich weiter), um sich und den eigenen Möglichkeiten gerecht zu werden, ist hilfreich. Dies kann – individuell gesehen – ein großes Programm sein! Selbstorganisation meint: den Tag zu organisieren, sich selbst Ziele zu setzen, ein Zeitmanagement zu entwickeln (wann mache ich was), Aufgaben richtig einzuschätzen und Hilfsmittel-Systeme zu kennen und zu nutzen. Und wenn dann Selbststeuerung hinzukommt im Sinne von den Umgang mit sich selbst zu lernen, Selbstdisziplin zu üben, Planungsfähigkeit zu gewinnen, Verabredungen mit anderen eingehen zu können, wäre ein Drittes gewonnen. Das Chaos des Alltags (das ist mir alles zuviel!) wäre 120 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Entscheidend sind zum Schluss aber immer die Qualität und das Maß an personaler Pädagogik, die praktiziert werden können. Alle Verselbstständigungsriten, -posen und -bekundungen in Gestalt von Gleichgültigkeit, Regelverletzung, Widerständigkeit, gar Fluchtbewegungen können nur zeitweise verdecken, dass ein Jugendlicher oder junger Erwachsener Bindung sucht, Achtung und Anerkennung erhofft, Aufmerksamkeit erwartet. Er möchte sich an Menschen orientieren, die etwas von dem repräsentieren, was man selbst sein möchte. Das mag zeitweise oder auch auf Dauer kaum zu erkennen sein, ist aber die heimliche oder auch offen gezeigte „Sehnsucht“ junger Menschen. Man kann das Bindungssuche oder die Suche nach einem Vorbild nennen, es ist und bleibt der fundamentale Anknüpfungspunkt jeder Pädagogik. Wenn der mitunter harte Panzer von Distanzverhalten und Gleichgültigkeit durchstoßen ist, merkt man, dass da ein Suchender ist, der sich selbst noch nicht gefunden hat und auf den Anker hofft, der Halt und Orientierung geben kann. Ohne in eine idealisierende Betulichkeit abzurutschen, kann man sagen, dass der Pädagoge als Person in allen Sozialisationsinstanzen (Familie, Schule, Jugendarbeit, Lehrer, Studium) wichtiger denn je ist. In der Spannung von akzeptierbarer Autorität und Autonomie gewähren liegt die zentrale Herausforderung. Die häufig unterschätzte pädagogische Kompetenz lässt sich in zwei Grundkategorien beschreiben und bedarf dann der sog. „Transportmittel“, um Wirkungseffekte im Sinne der Persönlichkeitsförderung zu erzielen. 4.1Das ganz persönliche Angebot eines Lehrers/ einer Lehrerin Zunächst ist in Erinnerung zu bringen, dass die Vorbildfunktion entgegen aller (vergangenen) Zeitströmungen nach wie vor eine große Rolle spielt. Das Bild, das vor einem steht, dem man nacheifern möchte oder das nach Modifizierungen verlangt, ist als Orientierungshilfe für den, der noch auf der Suche nach sich selbst ist, ungemein wichtig. Die Art der Lebensbemeisterung, der Umgang mit Siegen wie mit Niederlagen, die Kommunikationsmodi, die Stellungnahmen zu den Problemen der Welt und des Alltags, gesellschaftlich-politi- Themen sches Engagement, der Umgang mit dem Andersartigen, das möchte ein junger Mensch schon beispielhaft erleben können. Authentizität statt fremdelnder Rollenausübung, Vertrauensangebote, Verantwortung und Wertschätzung sind wichtige Qualitäten für die Personenwahrnehmung. Wenn man sich dieser als pädagogisch zu bezeichnenden Aufgabe der Persönlichkeitsentwicklung stellt, wird deutlich, wie komplex und herausfordernd der Lehrerberuf ist. 4.2 Die Axiome pädagogischen Handelns In der Abbildung 3 ist im linken unteren Bereich die Rede von den sog. Transportmitteln. Gemeint sind damit die Gestaltungs- und Handlungsmittel, die allein oder besser mit anderen (Parallelkollegen, Jahrgangsteams, Stufenkollegium, Gesamtkollegium) die tägliche Lernwelt gestalten helfen. Während von den person-orientierten Handlungselementen schon die Rede war – hier sind sie mit den Begriffen pädagogischer Takt, sozialintegrativer Führungsstil und respektvolle Überforderung benannt –, sind die Verlaufsstrukturen, Handlungsgerüste und kommunikativen Kontexte die weiteren wichtigen Gestaltungselemente. Interessanter Unterricht – hier mit den zwei Merkmalen Aufschlüsselung zunächst fremder Lernbereiche, Infizierung im Sinne des persönlich Interessant-Machens belegt – ist das „Graubrot“ des Alltages. Die Axiome pädagogischen Handelns sind mit den sieben „As“ zu fixieren: Achtung, Aufmerksamkeit, Anerkennung, Anspruch, Annahme, Angebote und Autonomie. Sie markieren die Grundqualitäten des pädagogischen Umgangs. Trotz aller institutionellen Einengungen sollten sie die tägliche Kommunikation bestimmen. Das Gegenüber – immer verstanden als einzigartiges Subjekt – erfährt die für seine Entwicklung wichtigen Perspektivangebote, die sein Sensorium für Interaktionen entwickeln helfen, schließlich auch sein Verhalten. 4.3Persönlichkeitsförderung Für das eigene berufliche Selbstkonzept sind über die fachliche Kompetenz hinaus fünf Bereiche wichtig, die die Zielmargen pädagogischen Handelns ausmachen. Der erste Zielbereich ist die vielfach und gut begründet beschriebene Trias von Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz. Davon war schon die Rede. Weniger im Blick ist häufig der anzustrebende intellektuelle Habitus. Gemeint ist damit eine Haltung des prinzipiellen Fragens, des kategorischen Denkens und der distanzierten Reflexion, also eine gut entwickelte Metakognition. Der dritte Zielbereich ist die gut auszubalancierende Spannung von Autonomie und Regelorientierung. Jeder braucht sein Maß an Selbstbestimmung, aber eben auch den ausgeprägten Willen zur Regelorientierung, um in befriedigenden und befreienden sozialen Verhältnissen leben zu können. Die heute vielfach zu beobachtenden Tendenzen zu Egoismus, Narzissmus, gar Ansätze eines Autismus (man kreiselt nur noch um sich selbst!) machen diesen Ansatz besonders wichtig. Und jeder braucht die Austarierung von Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Engagement, um Anforderungen zu bewältigen und dabei auch noch Eigenkapital einbringen zu können, um nicht früh in die Nähe des Burnout und der Apathie zu geraten. Schließlich ist ein tragfähiges und handleitendes Werte- und Normengerüst gewissermaßen als reflektiertes Über-Ich zu gewinnen. 4.4 Die „Transportmittel“ Da man sich als Lerner auf Dauer nicht nur als Gast in der Schule empfinden kann, ist der Viererakkord von Regeln, Ritualen, Routinen und Revieren wichtig. Er kann die täglichen Gewissheiten, Sicherheiten und Verfügbarkeiten geben. Regeln und Routinen bestimmen das Miteinander. Rituale sind die herausgehobenen Ereignisse, die dem Alltag einen Charakter geben (Ankommen, Begrüßung, Gesprächskreis, Sinnkonferenzen, auch Bewegungs- und Entspannungsübungen, Tagesschlusskreise usw.). Mit dem Begriff des Reviers sind die räumlichen Gegebenheiten/Gestaltungen gemeint, die Verlässlichkeit schaffen und ein bisschen Heimischsein vermitteln (der eigene Arbeitsplatz, die Lernecken, die Pausenräume, die Bibliothek, die Mediothek, Aufenthaltsmöglichkeiten, Interneträume usw.). Das Atmosphärische drückt sich am ehesten in verlässlichen Beziehungen aus. Es bestehen klare Verabredungen, gar (Lern-)Verträge. Personelle Verdichtungen im Sinne individueller Zuwendung, Kleingruppenarbeit, Doppelbetreuung durch Tandemlehrer wären für viele Schüler wichtig, um Schwierigkeiten beim Lernen oder in den Kontakten zu überwinden. Das Verharren in der Anonymität, die eine Klasse mit 30 Schülern schafft, ist per se demotivierend und eher lernhemmend. Die Bedeutung der von mir sogenannten personellen Verdichtungen kann man nicht hoch genug einschätzen, weil sie aus Isolierung und aktuellen Verständnisschwierigkeiten herausführen können. 5Schlussbetrachtung Abb. 3: Pädagogik für Jugendliche/junge Erwachsene – Akzeptierbare Autorität und Persönlichkeitsförderung Das insgesamt entwickelte Programm wird plausibel sein. Die „Abers“ werden aber längst virulent sein. Die Institution „Schule“ mit den ihr eigenen Gesetzlichkeiten erlaubt scheinbar nur eine eingeschränktere und rigidere Pädagogik. Damit ist die entscheidende Frage gegeben: Bestimmen die Verhältnisse die Pädagogik oder schafft die Pädagogik sich ihre eigenen Verhältnisse? Im Interesse der Lernenden ist die Antwort eindeutig: Das Sein darf nicht das Bewusstsein bestimmen. Der Marx’sche Satz ist umzudrehen: Bewusste Pädagogik verändert die Verhältnisse! Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 121 Erprobung kooperativer Fortbildungen Alexandra Eder, Klaus Rütters Erprobung kooperativer Fortbildungen von Lehrkräften und Ausbilder/-innen im Ausbildungsberuf Mechatroniker/-in Die Planung, Umsetzung und Evaluation eines kooperativen Fortbildungskonzeptes in der Region Hannover und die Erfahrungen der beteiligten Akteure stehen im Zentrum des Projektes „Lernortkooperative Fortbildungen von Lehrern/-innen sowie Ausbildern/-innen in der dualen Ausbildung von Mechatronikern/-innen“ (LeKoMech), der im Zeitraum von Oktober 2009 bis Oktober 2012 durchgeführt wurde. Dabei stellte sich heraus, dass die Umsetzung solcher Konzepte sich nicht als „toter oder überhöhter Anspruch der Bildungspolitik“1 darstellt, sondern praktikabel und zielführend ist, solange die speziellen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der im Ausbildungsberuf Tätigen berücksichtigt werden und die planende und koordinierende Arbeit – die zur Umsetzung solcher Konzepte unabdingbar ist – nicht von den Ausbildern und Lehrkräften alleine geleistet werden muss, sondern durch ein „Schnittstellenmanagement“ unterstützt wird. 1Einleitung Lernortkooperation ist Leitprinzip und systemimmanenter Bestandteil der dualen beruflichen Erstausbildung in Deutschland.2 Sie ist strukturell angelegt, wird im Berufsbildungsgesetz von 2005 dezidiert gefordert und in neueren Rahmenlehrplänen der KMK durch Zuordnung der Lernfelder zu den Ausbildungspositionen vorgedacht.3 Die beobachteten Erscheinungsformen der Lernortkooperation reichen von wechselseitiger Information, über die Abstimmung von Ausbildungsinhalten/-maßnahmen bis hin zur Umsetzung gemeinsamer Ausbildungs-/Fortbildungsprojekte. Wesentliches Ziel dabei ist, dass Berufsschulen und Betriebe gemeinsam dafür sorgen, dass die Auszubildenden die notwendigen beruflichen Handlungskompetenzen des jeweiligen Ausbildungsberufs erlangen (vgl. Beicht [u. a.] 2009, S. 4 f.). Weitere Ziele wurden mannigfaltig formuliert, z. B. effektive Nutzung von Ressourcen, Erhöhung der Ausbildungsqualität, Anpassung der Ausbildung am regionalen Bedarf, Professionalisierung des Ausbildungspersonals u. a. (vgl. Euler 2004, S. 134–200). Häufig werden, wenn über Lernortkooperation diskutiert wird, Ausbildungsprojekte thematisiert, die von Ausbildern/ -innen und Lehrkräften gemeinsam geplant, durchgeführt und evaluiert werden. Kooperative Fortbildungen sind weniger im Fokus der berufspädagogischen Diskussion, obwohl eine gemeinsam geplante und aufeinander a bgestimmte fachliche und pädagogische Kompetenzverbesserung der Lehrkräfte und Ausbilder/-innen im Dualen System sehr gut dazu geeignet ist, im Rahmen eines aktuell im Trend liegenden dezentralen Fortbildungsmanagements (vgl. NiLS 2005, S. 1) umgesetzt zu werden und damit „schulscharfe“, respektive „bildungsgangscharfe“ Fortbildung des Ausbildungspersonals zu realisieren. In dem im Folgenden dargestellten Projekt „Lernortkooperative Fortbildungen von Lehrern/-innen sowie Ausbildern/-innen in der dualen Ausbildung von Mechatronikern/-innen“ (LeKoMech) wurde die Umsetzung lernortkooperativer Fortbildungen im Ausbildungsberuf „Mechatroniker“ von November 2009 bis Oktober 2012 in der Region Hannover erprobt. Die besonderen Ausgangs- 122 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 punkte, das Konzept, erste Erfahrungen und ein Ausblick werden im Folgenden dargestellt. 2Besondere Ausgangspunkte des Projektes „LeKoMech“ Die besondere Motivation, das Projekt LeKoMech durchzuführen, erwuchs u. a. aus dem Bestreben, die im Ausbildungsberuf „Mechatroniker/-in“erforderlichen Kompetenzen in den Fachgebieten Mechanik, Elektrotechnik und Informationstechnik in der Schule und im Betrieb möglichst integrativ zu vermitteln. Für den Bereich Mechatronik gibt es bisher aber kaum speziell ausgebildete Lehrkräfte und Ausbilder/-innen, weshalb die Ausbildung in der Regel von Personen durchgeführt werden muss, die Spezialisten in einem der drei Fachgebiete sind. Die Auszubildenden müssen die vermittelten Kompetenzen bei der Bearbeitung mechatronischer Aufgaben und Projekte aber integriert anwenden können (vgl. Eder, Rütters 2012, S. 264), was eine entsprechende Unterstützung durch Lehrkräfte und Ausbilder/ -innen erfordert. Das Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung der Leibniz Universität Hannover, die Firma Continental, die IHK Hannover und die Berufsbildenden Schulen Neustadt am Rübenberge – in der zum Projektbeginn 274 Auszubildende im Beruf Mechatroniker/-in ausgebildet wurden – haben deshalb das Projekt „LeKoMech“ initiiert, um fehlende Kompetenzen bei Lehrkräften und Ausbildern/-innen zu vermitteln bzw. zu fördern. Das wesentliche Ziel dieses Projektes besteht also darin, Ausbilder/ -innen und Lehrkräfte gemeinsam fortzubilden, sodass sie das komplexe Fachgebiet Mechatronik auf hohem Niveau fachlich und didaktisch integrativ unterrichten bzw. ausbilden können (vgl. Eder, Rütters, Schlegel 2012, S. 16). Darüber hinaus soll durch die lernortübergreifenden Fortbildungen die Zusammenarbeit der Lernorte weiter gestärkt werden. Für das Projekt wurden neben der Continental AG noch neun weitere Betriebe (DB-Training, Henniges Automotive GmbH & Co. KG, Kraft-Wärme-Kopplung GmbH, LPKF Laser & Electronics AG, Miele, Tröster GmbH & Co. KG, üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe AG, VW Coaching GmbH, WABCO Fahrzeugsysteme GmbH) gewonnen, sodass zurzeit 15 Themen Ausbilder/-innen aus 9 Betrieben und 11 Lehrkräfte der Berufsschule aktiv im Projekt mitwirken. 3Konzept und Vorgehen bei der Durchführung lernortkooperativer Fortbildungen Die Organisation der lernortkooperativen Fortbildungsveranstaltungen (vgl. Sailmann, Schulz 2004) gestaltete sich folgendermaßen: In einem ersten Schritt wurde eine Projektplanungsgruppe (PPG) – bestehend aus Lehrkräften der BBS Neustadt am Rübenberge, ausgewählten Ausbildern/-innen der beteiligten Firmen, Vertretern/-innen der IHK Hannover und Vertretern/-innen des Instituts für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung – eingerichtet, die als Entscheidungsund Schnittstellengremium für die geplanten und umgesetzten Projektaktivitäten fungierte (vgl. Abb. 1). Die notwendigen operativen Organisations- und Umsetzungsarbeiten wurden im Wesentlichen von einem für das Projekt an der Universität eingestellten Wissenschaftlichen Mitarbeiters geleistet, der damit die Funktion eines „Schnittstellenmanagers“ übernahm. In einem zweiten Schritt wurde der Fortbildungsbedarf aller am Projekt beteiligten Ausbilder/ -innen und Lehrkräfte schriftlich ermittelt. Dazu sollten die Befragten zunächst ihre eigenen Kompetenzen im Hinblick auf vorgegebene Themen aus den Bereichen Automatisierungstechnik, Informationstechnik und Metalltechnik einschätzen, die Relevanz dieser Themen für den Ausbildungsberuf bestimmen und mögliche Schwerpunkte für Fortbildungsveranstaltungen benennen: z. B. Vermittlung grundlegender fachlicher Kenntnisse, Anwendung in betriebspraktischen Situationen und didaktische Umsetzung in der betrieblichen und schulischen Ausbildung. Während der Projektlaufzeit wurden in zwei solcher Befragungen (online/offline) die Themen: „Hydraulik“ und „SPS“ (Speicherprogrammierbare Steuerung), „Sicherheitstechnik/Robotertechnik“ sowie „Instandhaltung mechatronischer Systeme“ als besonders relevant eingestuft. 4 Erfahrungen und Fazit Im Laufe des Projektes haben sich die lernortkooperativen Fortbildungen zu einem festen Bestandteil der Kooperation in der dualen Ausbildung zum/zur Mechatroniker/-in etabliert. Sowohl die beteiligten Lehrkräfte als auch Ausbilder/-innen befürworten das Fortbildungskonzept, nahmen mit großem Interesse an den Fortbildungen teil und sprechen sich durchgehend für ihre Weiterführung über die Projektlaufzeit hinaus aus. Die vermittelten fachlichen Inhalte entsprachen bei nahezu allen Beteiligten (n = 13) „überwiegend bis völlig“ ihren Erwartungen und Bedürfnissen und auch die Qualität der erarbeiteten Konzepte zur didaktischen Umsetzung der Themen in Schule und Betrieb wurde positiv bewertet. Im Hinblick auf das integrative Ziel des Modellversuchs, die Lernortkooperation zu verbessern, gaben die Lehrkräfte und Ausbilder in persönlichen Gesprächen, Workshops und ersten Evaluationsbefragungen an, dass sie die gemeinsamen Fortbildungen als (überwiegend) geeignet ansehen, den Ausbildungspartner besser zu verstehen (n = 13). Darüber hinaus haben sie neue Impulse für ihre Tätigkeiten erhalten (n = 10). Da jede Fortbildungsveranstaltung in einem anderen Ausbildungsbetrieb oder in der Berufsschule durchgeführt wurde, hatten sowohl die Lehrkräfte als auch die betriebsfremden Ausbilder Gelegenheit, verschiedene Ausbildungsbetriebe bzw. die Schule intensiver kennenzulernen, was die Befragten als interessant eingestuft und als Abwechslung in ihrem beruflichen Alltag erlebt haben. In der Projektlaufzeit entwickelte sich ein Gefühl der Gruppenzugehörigkeit und eine offene angenehme Gesprächsatmosphäre. Die Lehrkräfte profitierten insbesondere von dem verbesserten Zugang zu betrieblichen Realitäten und dem Arbeitsprozesswissen der Ausbilder/-innen. Insgesamt kamen die Beteiligten zu dem Fazit, dass die bisher schon zufriedenstellende Lernortkooperation, die durch die Umsetzung gemeinsamer Projekte, die Arbeit in Prüfungsausschüssen und regelmäßige Kontakttage entstanden ist, noch intensiviert und auf einen größeren Personenkreis ausgeweitet wurde. Auf Basis der Befragungsergebnisse wurde in einem dritten Schritt nach geeigneten Fortbildungsanbietern gesucht. Aufgrund des großen mechatronischen Kompetenzspektrums der Projektpartner konnten diese geeignete Fortbildungsveranstaltungen selbst anbieten. So führte die BBS Neustadt am Rübenberge Fortbildungen zum Themenbereich „SPS“, die Firma Continental AG zur „Hydraulik“, VW-Coaching GmbH zur „Sicherheitstechnik/Robotertechnik“ und die Firma Tröster zur „Instandhaltung mechatronischer Systeme“ durch (vgl. Abb. 2). Alle Fortbildungen waren in zwei thematische Abschnitte gegliedert (vgl. Abb. 1). An zwei Tagen wurden die fachlichen Schwerpunkte der Themen erarbeitet und an einem daran anschließenden Tag ihre didaktisch-methodische Umsetzung im Unterricht bzw. in der Ausbildung. Abb. 1: Konzept zur Durchführung lernortkooperativer Fortbildungen Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 123 Erprobung kooperativer Fortbildungen Abb. 2: Mechatronikerausbilder beteiligen sich an der SPS-Schulung an der BBS Neustadt am Rübenberge. Der didaktische Transfer der bearbeiteten technisch fachlichen Themen in die Ausbildung in Schule und Betrieb sollte noch intensiviert werden. Kern könnten dabei betrieblich relevante Lern- und Arbeitssituationen sein, die vor allem im schulischen Unterricht noch stärker berücksichtigt werden sollten. Die Ausbilder könnten so die Rolle der betrieblichen Experten, die die schulische Arbeit der Lehrkräfte unterstützten, übernehmen. Zur Verbesserung des didaktischen Transfers wurde aber auch vorgeschlagen, Strategien zur Übernahme der Fortbildungsinhalte in die betriebliche Ausbildung zu erarbeiten. Angedacht sind dazu die Entwicklung von Erkundungsaufträgen, lernortübergreifenden Lern- und Arbeitsaufgaben, gemeinsamen Projekten oder gemeinsamen Lernträgern. Vergleichende Auseinandersetzungen mit betrieblichen und schulischen Unterrichts- und Ausbildungsmethoden würden ebenfalls einer Verstetigung der Projekt idee entsprechen. Insgesamt zeigte sich, dass das realisierte Fortbildungskonzept in hohem Maße geeignet ist, die angestrebte bildungsgangscharfe Fortbildung von Lehrkräften und Ausbildern zu realisieren. Darüber hinaus wurden bestehende Kontakte von Lehrkräften und Ausbildern im Bildungsgang gestärkt und neue Kooperationsmöglichkeiten gefunden. Weiterführende Ergebnisse des Projekts sollen durch eine quantitative Auswertung der durchgeführten schriftlichen Befragung der Auszubildenden und der Auswertung qualitativer Interviews mit Ausbildern/-innen und Lehrkräften gewonnen werden. Wenn die Projektidee nach Projektende im Oktober 2012 fortgeführt werden soll, stellt sich die Frage, wie die Aufgaben des Schnittstellenmanagements zwischen Schule und Betrieb wahrgenommen werden können. Insbesondere die Organisation gemeinsamer Fortbildungen erfordert eine Koordinierungsstelle. Dazu wurden auch bereits Überlegungen angestellt, eine Arbeitsgruppe an der BBS Neustadt am Rübenberge, dem Innovations- und Zukunftszentrum für Mechatronik in der Region Hannover, einzurichten. Eine Säule der Lehrerfortbildung in Niedersachsen stellt seit 2012 die universitäre Lehrerfortbildung dar. Damit stellt sich die Frage, ob diese nicht auch dazu genutzt werden kann, die von Weiterbildungsexperten häufig als defizitär eingestufte pädagogische Professionalisierung des betrieblichen Ausbildungspersonals4 mit einzubeziehen und eine gemeinsame 124 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 pädagogische Fortbildung von Lehrkräften und Ausbildern an den Universitäten einzurichten. Anmerkungen 1 Vgl. Pätzold, Drees, Thiele 1998, S. 67. 2 Vgl. Schmidt 2004, S. 41 ff. 3 Vgl. KMK 2011; S. 22 ff. 4 Vgl. Meyer (2010), S. 13 ff. Literatur Beicht, U./Krewerth, A./Eberhard, V./Granato, M. 2009: Viel Licht – aber auch Schatten. Qualität dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden. BiBB-Report. Heft 9, Bonn. Eder, A./Rütters, K. 2012: Lernortkooperative Fortbildungen von Lehrern/Lehrerinnen und Ausbildern/Ausbilderinnen in der dualen Ausbildung zum Mechatroniker/zur Mechatronikerin. In: Niedermair, G. (Hrsg.) 2012: Kompetenzen entwickeln, messen und bewerten. Linz. S. 257–280. Eder, A./Rütters, K./Schlegel T. 2012: Mechatroniker-Ausbildung – Gemeinsames Lernen. In: Niedersächsische Wirtschaft, Oktober 2012, IHK Hannover, S. 16, Online: http://www.hannover.ihk.de/fileadmin/data/nw/catalog_771452/ index.html#/16, Zugriff am: 09.10.2012. Euler, D. (Hrsg.) 2004: Handbuch der Lernortkooperation. Band 1: theoretische Fundierung. Gütersloh. S. 41–59. KMK 2011: Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Augenoptiker/Augenoptikerin, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 25.03.2011. Online: http:// www.kmk.org/bildung-schule/berufliche-bildung/rahmenlehrplaene-zuausbildungsberufen-nach-bbighwo/liste.html, Zugriff am: 06.05.2011. Meyer, R. 2010: Professionalisierung und Professionalität für Tätigkeiten in der Berufsbildung. In: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online. Online: http:// www.erzwissonline.de, Zugriff am: 09.09.2012, S. 1–9. NiLS 2005: „Maßnahmen in der Lehrerbildung bei der Umstrukturierung der berufsbildenden Schulen – Strukturen zur Verzahnung der 2. und 3. Phase“ – Niedersächsisches Programmelement: „Einrichtung eines systematischen Fortbildungsmanagements für/an Regionalen Kompetenzzentren“. Juli 2005, Niedersächsisches Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung (NiLS). Online: http://www.ubs-modellversuch.de, Zugriff am: 20.07.2010. Pätzold, G./Drees, G./Thiele H. (Hrsg.) 1998: Kooperation in der beruflichen Bildung. Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung, Band 14. Hohengehren. Schmidt, H. 2004: Kooperation in der Berufsbildung – ein deutsches Spezifikum? In: Euler, D. (Hrsg.) 2004: Handbuch der Lernortkooperation. Band 1: theoretische Fundierung. Gütersloh. S. 41–59. Sailmann, G./Schulz, R. (u. a.) 2004: Zeitnah qualifizieren – Kooperative Fortbildungskonzepte als Antwort auf neue Qualifizierungsbedarfe bei beruflichem Ausbildungspersonal. Gütersloh. Unterricht > Unterricht Tobias Greiner, Markus Emmerling Handys an Berufsschulen – wegdrücken oder annehmen? Die Diskussion begann im Jahre 2006 in Bayern, nachdem an einer Hauptschule in Immenstadt im Allgäu Videos mit ex tremen Gewaltszenen auf Schülerhandys gefunden wurden. Der Fall sorgte seinerzeit bundesweit für Schlagzeilen. Die Polizei beschlagnahmte daraufhin an dieser Schule 200 Mobiltelefone. Dabei wurden auf 15 der Telefone pornografische und gewaltverherrlichende – also strafbare – Inhalte gefunden. Als Konsequenz aus diesem und weiteren vergleichbaren Ereignissen erließ das bayerische Landeskabinett im August 2008 in der aktualisierten Schulordnung für die Berufsschulen in Bayern (BSO) ein absolutes Handyverbot für alle Landesschulen. Der Beitrag nimmt eine Bestandsaufnahme vor, bezüglich des Umgangs mit Mobilfunkgeräten am Beispiel einer Münchner Berufsschule. Er beleuchtet die Auswirkungen des Mobilfunkverbotes an bayerischen Schulen aus verschiedenen Blickwinkeln. 1Einleitung Die Schülerinnen und Schüler werden von ihrem Klassenlehrer aufgefordert, ihre Smartphones hervorzuholen und die eben zusammengestellte Präsentation aus dem klasseneigenen virtuellen Speicher, der Cloud, auf ihre Geräte herunterzuladen, damit sie später zu Hause nochmals die Möglichkeit haben, die an diesem Tag erarbeiteten Unterrichtsinhalte zu wiederholen. Der Lehrer kann dank der Administratorrechte überprüfen, ob jeder Schüler sich die Inhalte auch heruntergeladen hat. Zudem nutzt die Lehrkraft über die integrierte Chat-Funktion in der App1, welche eine Ver- bindung zu dem klasseneigenen Onlinespeicher herstellt, Hausaufgaben und Bearbeitungsaufträge in Form von Nachrichten an die Schülerinnen und Schüler zu verschicken. So, oder so ähnlich, könnten in Zukunft Mobilfunkgeräte für den Berufsschulunterricht genutzt werden. Doch gegenwärtig ist die Stimmung an den meisten bayerischen Berufsschulen eine ganz andere: Handys stören das Unterrichtsgeschehen und lenken die Schülerinnen und Schüler ab. Die Folge sind Konflikte wegen unerlaubter Nutzung von Mobilfunkgeräten im Schulgebäude zwischen Lehrkräften und ihren Schülern und ein anschließendes Tauziehen um etwaige Sanktionen. Abb. 1: Welche Medien besitzen Jugendliche selbst? (MPFS: JIM-Studie 2012) Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 125 Handys an Berufsschulen 2 Mediennutzung – die Jugend von heute Die JIM-Studien2 der vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Trend: Die Nutzung von Handy und Internet ist den Heranwachsenden zusehends wichtiger. Laut aktueller JimStudie besitzen inzwischen 96 % der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren ein eigenes Handy, wobei die neueren Geräte meist über einen mobilen Internetzugang verfügen und die Besitzer diesen jederzeit nutzen können. Diese Tatsache führt dazu, dass Studien zum Mobilfunkverhalten stets auch den Aspekt einer möglichen Internetnutzung mit berücksichtigen müssen. Im Jahr 2012 stieg im Vergleich zum Vorjahr die Ausstattungsrate bei den Befragten mit Smartphones3 innerhalb eines Jahres von 25 % auf 47 %. Die zunehmende Vollversorgung mit mobilen internetfähigen Geräten führt zu einer erhöhten Online-Nutzungsfrequenz und zeigt die hohe Alltagsrelevanz im Leben der 12- bis 19-Jährigen. Laut Befragung schätzen die Jugendlichen ihre gesamte durchschnittliche Nutzungsdauer (Mo.–Fr.) des Internets auf 131 Minuten am Tag. Die Abbildung 1 veranschaulicht, welche Medien Jugendliche heutzutage besitzen. Es überrascht nicht, dass im Jahre 1998 (laut damaliger JIMStudie) das Internet für die Jugendlichen noch eine untergeordnete Rolle spielte. So gaben gerade einmal 18 % aller Befragten (N = 803) an, überhaupt im Internet zu surfen oder Online-Dienste zu besuchen. Die damalige Internet-Nutzungsdauer klingt aus heutiger Sicht geradezu belustigend: Als so genannte „Heavy User“ wurden diejenigen Jugendlichen beschrieben, die sich an einem durchschnittlichen Wochentag zwei oder mehr Stunden online bewegten. Der Anteil der intensiven Internetnutzer lag damals mit 17 von 803 Personen bei einer verschwindend geringen Zahl. Obgleich die neueren Mobilfunkgeräte und insbesondere die Smartphones eine Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten bieten und eine nicht zu unterschätzende soziale Funktion haben, dürfen mögliche Gefahren und Probleme, welche die neue Technik für die Heranwachsenden in sich birgt, nicht außer Acht gelassen werden. Denn ein vermehrter Gerätebesitz und die zunehmende Nutzungsdauer bedeuten nicht automatisch einen verantwortungsvolleren und kompetenteren Umgang mit den selbigen. Was das Untersuchungsfeld Handy- und Internet-Nutzung in Schulen betrifft, so ist bis dato nur eine sehr schmale punktuelle empirische Befundlage vorzufinden. Dadurch, dass es sich hier um eine sehr eingrenzende Fragestellung handelt und sich die Brisanz erst in den letzten Jahren herauskristallisiert hat, liegen zu diesem Thema bislang kaum Studien vor. 3Gesetzliche Bestimmungen zur Regelung der Mobilfunknutzung an bayerischen Schulen Ausgangslage für die bayerische Staatsregierung im Jahre 2008, einen Beschluss zur Mobilfunknutzung an den Schulen im Freistaat zu fassen, war neben dem Aspekt der Unterrichtsstörung, die Schülerinnen und Schüler wenigstens während der Schulzeit vor möglichen Gefahren einer intensiven Nutzung zu schützen. Die folgenden Problemfelder waren mitunter ursächlich für das schulische Mobilfunkgeräteverbot. 126 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Verbreitung von Gewalt und Pornografie – Laut JIM-Studie 2012 nutzen immer mehr Jugendliche die Foto- und Videofunktion ihrer Handys. In Zusammenhang mit der Nutzung des mobilen Internets können so Videomitschnitte oder Filme, beispielsweise mit gewaltdarstellenden und pornografischen Inhalten, besser in den Umlauf gebracht und wesentlich schneller verbreitet werden. Zu den modernen Formen medialer Gewalt gehören beispielsweise sogenannte „SnuffVideos“4, „Happy-Slapping“5, „Bumfights“6, „Felony Fights“7 oder auch „Mobile/Cyber Bullying“8. Wie groß der tatsächliche Einfluss von Gewaltdarstellungen auf die Entwicklung von Heranwachsenden ist, wird dabei sehr kontrovers diskutiert. Diese Diskussion in ihrer gesamten Breite darzulegen, würde an dieser Stelle zu weit führen. Einigkeit besteht darin, dass das Erleben von Gewalt in den Medien im Zusammenspiel mit anderen ungünstigen Faktoren9 zumindest kurzfristig gewaltfördernd wirkt. Rassismus und politischer Extremismus – Gerade mit wachsender Bedeutung des Internets als Informations- und Kommunikationsplattform haben auch politisch extreme Gruppierungen ihr Gedankengut online verbreitet. Besorgnis erregend ist für Aktivisten im Jugendschutz die Tatsache, dass sich Verfassungsfeinde immer mehr auch in „Social Communities“10 bewegen und ihre Seiten jugendaffin gestalten. Unsichere und noch nicht urteilsfähige Heranwachsende können ungewollt auf die einschlägigen Webseiten stoßen und durch extremistische Propaganda leicht beeinflusst werden. Fanatismus – Das Internet ist ein Verbreitungsmedium, das leider auch vielen Fanatikern Raum für ihre gefährlichen Weltanschauungen bietet. So werden vor allem Internetforen häufig missbraucht, um fanatische Ideen zu verbreiten. Die Fanatiker suchen bewusst den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen, da diese in ihrer Identität noch nicht gefestigt sind und sich leichter manipulieren lassen. Extreme Gruppierungen gibt es mittlerweile auf nahezu jedem Gebiet, z. B. zum Thema „Essstörungen“. Mediensucht – Die Mediensucht gehört zur Kategorie der „Nicht-Stoffgebundenen Süchte“, wobei Computer, Internet und Handy ein erhebliches Suchtpotenzial haben. Aus einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2012 geht hervor, dass über 40.000 Jugendliche in der Schweiz ernsthafte Suchterscheinungen nach ihrem Mobiltelefon haben – ungefähr jeder Zwanzigste zeigte laut Studie ein Suchtverhalten11 (vgl. ZHAW 2012). In Deutschland dürfte dementsprechend die Zahl der suchtgefährdeten Heranwachsenden bei mehreren 10.000 liegen. Werbung und Kostenfalle – Werbung und MerchandisingProdukte sind allgegenwärtig. Für die Hersteller von Konsumgütern spielen Jugendliche eine immer wichtigere Rolle als Zielgruppe, da sie über eine steigende Kaufkraft verfügen und über die mobilen internetfähigen Geräte leicht erreichbar sind. Problem ist, dass insbesondere die Jüngeren oft nicht in der Lage sind, Werbung als solche zu erkennen und die Absicht von Werbung zu verstehen. Sie werden zum Kauf (teils unbewusst) verleitet und geraten in die Kostenfalle. Unterricht Datenschutz und Datensicherheit – Im „world wide web“ kann man schnell und bequem Kontakte aufnehmen, Meinungen austauschen, Nachrichten schreiben oder einkaufen. Oft werden dabei umfangreiche persönliche Daten abgefragt, welche unbedarfte Jugendliche bereitwillig preisgeben. Nicht selten werden die Daten zu Werbezwecken weiterverkauft bzw. zu anderen Zwecken missbräuchlich verwendet. Urheberrechtsverletzung – Prinzipiell stehen im Internet alle Inhalte (Texte, Fotos, Bilder) als kopierbare Inhalte oder als Dateien zum Herunterladen zur Verfügung. Viele Schülerinnen und Schüler verletzen ungewollt durch Handlungen, wie z. B. Kopieren von Lösungen, Reproduzieren von Referaten und Hausarbeiten oder Vervielfältigen und Verbreiten von Bildern, das Urheberrecht. Wird gegen das Urheberrecht verstoßen, hat der Urheber grundsätzlich das Recht auf Schadensersatz. Ein kostenintensiver Prozess kann auf betroffene Personen zukommen. Abgesehen von den oben aufgezeigten Problemen, die eine unvorsichtige Nutzung von Handy und Internet mit sich bringen, wären eine ständige Lärmbelästigung durch das Handyklingeln (in allen Variationen) und die damit einhergehende Ablenkung vom Unterrichtsgeschehen einem effektiven Lernen an Schulen nicht gerade zuträglich. Zudem fürchten Lehrer Handys in der Schule, da sie den Unterschleif bei Klassenarbeiten erleichtern. Ferner könnten Videoaufnahmen aus dem Unterrichtssetting den geschützten Rahmen des Klassenzimmers verlassen. Diese Bedenken seitens der Lehrer sind nicht unberechtigt. Die aktuelle Schulordnung für die Berufsschulen in Bayern (kurz BSO) vom 30. August 200812 trägt insbesondere den neueren Entwicklungen der Mediennutzung von Schülerinnen und Schülern Rechnung. Sie wurde aus mehreren Teilen des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen abgeleitet. Die Neufassung eben dieses Gesetzes veranlasste die zuständigen Stellen, diese Schulordnung für Bayern neu zu verfassen. An Berufsschulen gibt es seitdem eine klare Regelung, was den Gebrauch von Mobilfunkgeräten betrifft. Die Schulordnung für die Berufsschulen in Bayern, geändert durch die Verordnung vom 30. Juni 2011, hat dies fixiert. Folgende Artikel regeln den Umgang mit Mobilfunkgeräten an bayerischen Schulen: So steht unter dem Art. 35 Abs. 2 BSO: „(2) 1 Das Mitbringen und Mitführen von gefährlichen Gegenständen ist den Schülerinnen und Schülern untersagt. 2 Die Schule hat solche Gegenstände wegzunehmen und sicherzustellen. 3 In gleicher Weise kann die Schule bei sonstigen Gegenständen verfahren, die den Unterricht oder die Ordnung der Schule stören können oder stören. 4 Über die Rückgabe derartiger Gegenstände entscheidet die Schulleiterin oder der Schulleiter; in den Fällen des Satzes 2 darf die Rückgabe, soweit dieser nicht anderweitige Bestimmungen entgegenstehen, bei minderjährigen Schülerinnen und Schülern nur an die Erziehungsberechtigten erfolgen. 5 Für Mobilfunktelefone und sonstige digitale Speichermedien gilt die spezielle Regelung in Art. 56 Abs. 5 BayEUG“ (Art. 35, Abs. 2, BSO). Die Schule hat folglich das Recht, jegliche Gegenstände zu konfiszieren, die den Unterricht stören. Bei Mobilfunktelefonen wird auf die spezielle Regelung in Art. 56 Abs. 5 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen verwiesen: „(5) 1 Im Schulgebäude und auf dem Schulgelände sind Mobilfunktelefone und sonstige digitale Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet werden, auszuschalten. 2 Die unterrichtende oder die außerhalb des Unterrichts Aufsicht führende Lehrkraft kann Ausnahmen gestatten. 3 Bei Zuwiderhandlung kann ein Mobilfunktelefon oder ein sonstiges digitales Speichermedium vorübergehend einbehalten werden“ (Art. 56, Abs. 5, BayEUG). Dementsprechend ist es untersagt, Mobilfunkgeräte auf dem Schulgelände einzuschalten, das heißt, es ist weder erlaubt Nachrichten wie SMS, E-Mails, Facebook-Nachrichten o. Ä. zu verschicken, oder gar zu telefonieren. Die Benutzung kann, wie oben beschrieben, in Ausnahmefällen von der jeweiligen Lehrkraft gestattet werden. Dies wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn der Schüler einen dringenden Anruf des Ausbildungsbetriebes erwartet oder ein Notfall in der Familie vorliegt. Das Mobilfunkgerät darf im Einverständnis mit der zuständigen Lehrkraft auch zu Unterrichtszwecken genutzt werden. Ebenfalls ausdrücklich im BayEUG festgehalten ist, dass bei Zuwiderhandlungen den Schülern das Gerät vorübergehend abgenommen werden darf. Doch die Begrifflichkeit „vorübergehend“ ist hier nicht eindeutig definiert. Ob bis zum Unterrichtsende, bis zum Ende des Schultages oder gar bis Ende der Blockwoche, liegt im pädagogischen Ermessensspielraum der Lehrkraft. Faktoren wie die Schwere des Vergehens oder die Wiederholungstat sollten bei der Einbehaltungsdauer eine Rolle spielen. 4 Nutzungsverhalten der Berufsschüler Das Mobilfunkverbot an bayerischen Schulen und der Umgang mit dahingehenden Verstößen seitens der Schülerschaft haben sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem zentralen Diskussionspunkt in beinahe jeder Lehrerkonferenz entwickelt. Doch was spielt sich tatsächlich unter den Schulbänken ab, sobald sich die Schülerinnen und Schüler unbeobachtet fühlen, wenn die Lehrkraft ihren Blick zur Tafel abwendet? Halten sich die Schüler an das Mobilfunkverbot? Und gehen die Lehrkräfte entschieden bei Zuwiderhandlungen vor oder sehen sie eher darüber hinweg? Die vorliegende Untersuchung spürt diesen Fragen nach und macht gleichzeitig exemplarisch an einer mittelgroßen Berufsschule13 eine Bestandsaufnahme zur Mobilfunkgerätenutzung von Berufsschülern außerhalb und vor allem während der Schulzeit. Die Datenerhebung fand 2012 an einer mittelgroßen Münchner Berufsschule statt, wobei 501 Schülerinnen14 und Schüler aus 23 Klassen technischer Ausbildungsberufe15 zu ihrem Nutzungsverhalten in Bezug auf Mobilfunkgeräte befragt wurden. Die Altersspanne der Befragungsteilnehmer reicht von 16 bis 38 Jahren, wobei das Durchschnittsalter bei 18,21 Jahren liegt. Ein Großteil der Befragten, beinahe zwei Drittel (N = 318), können einen mittleren Bildungsabschluss vorweisen, 31 Schülerinnen und Schüler das Fach- oder All- Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 127 Handys an Berufsschulen gemeinabitur. Mittels einer bereichsspezifischen Häufigkeitsanalyse konnten mehrere Fragen zur Handynutzung, insbesondere mit dem Fokus auf die Unterrichtszeit, eruiert werden. Folgende aufschlussreiche Befunde brachte die Schülerumfrage hervor: –– 75,6 % der Schülerinnen und Schüler besitzen ein Smartphone und nutzen darüber auch das Internet. –– 40,5 % der befragten Jugendlichen behalten ihr Mobilfunkgerät länger als zwei Jahre. –– Die durchschnittlichen monatlichen Handykosten belaufen sich auf knapp 30 Euro. –– Die Befragten verschicken durchschnittlich pro Tag 58 Nachrichten, sei es per SMS, E-Mail, whatsapp oder über soziale Netzwerke. Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler, etwa 80 %, verschicken auch während des Unterrichts Nachrichten – im Schnitt sind das 16 Nachrichten während der Unterrichtszeit pro Schultag, das entspricht (bei einem Berufsschultag von acht Unterrichtsstunden) zwei versendeten Nachrichten pro Unterrichtsstunde. –– Lediglich 6,8 % geben an, dass ihr Mobilfunkgerät während der Unterrichtszeit tatsächlich ausgeschaltet ist. Von den Probanden, die ihr Handy stets angeschaltet lassen, kontrollieren über zwei Drittel aller Schülerinnen und Schüler auch während der Stunde ihr Mobilfunkgerät. Ca. 30 % tun dies mindestens drei- bis viermal pro Unterrichtseinheit, ein Viertel sogar mindestens fünfmal oder häufiger. –– Ca. 90 % der Befragten platzieren ihr Handy am Körper (z. B. in der Hosentasche) oder auf dem Schultisch, nur etwa jede(r) Zehnte legt sein Mobilfunkgerät in der Schultasche ab. –– Die meisten Schülerinnen und Schüler (85,8 %) wissen, dass Regeln zur Handynutzung an Schulen existieren, allerdings nicht, wie diese lauten. So gehen beispielsweise 15 % der Befragten davon aus, dass das Handy nur während des Unterrichts ausgeschaltet sein muss. Etwa 35 % wissen um ein allgemeines Handyverbot im Schulgebäude. –– Knapp die Hälfte der Befragten wissen zudem nicht, welche Sanktionen das unerlaubte Nutzen des Handys während der Schulzeit nach sich ziehen könnte. –– Das Gros (zwei Drittel) der Schülerinnen und Schüler ist für eine uneingeschränkte Nutzung ihrer Handys auch während der Unterrichtszeit, und das, obwohl sie im Lernen gestört und abgelenkt werden könnten. Der ständigen Erreichbarkeit wird da wesentlich mehr Bedeutung beigemessen. Außerdem sehen die Schülerinnen und Schüler in den technischen Möglichkeiten der neuesten Handygeneration eine Chance, diese für schulische Zwecke, wie z. B. zur Recherche, als Taschenrechner, Wörterbuch oder Notizzettel, nutzbar zu machen. Aus den Angaben der Schülerinnen und Schüler wird deutlich, welch hohen Stellenwert das Handy – vor allem seit der Option der Internetfähigkeit – mittlerweile im Leben der Heranwachsenden einnimmt. Abbildung 2 zeigt, dass die Befragten auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 „gar nicht wichtig“ und 10 „äußerst wichtig“ bedeutet, einen Durchschnittswert von 7,26 haben. Ein weiterer Teil der Untersuchung ging der Frage nach, wie die Lehrkräfte das Nutzungsverhalten ihrer Schülerinnen 128 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Abb. 2: Stellenwert/Wichtigkeit des Handys bzw. Smartphones (Emmerling 2012, S. 69). 1 gar nicht wichtig/10 äußerst wichtig und Schüler einschätzen und inwieweit sie selbst die rechtlichen Bestimmungen der Handynutzung an ihrer Schule kennen und auslegen. Als Erhebungsinstrument diente ein kurzer Lehrerfragebogen, welchen 30 der 58 beschäftigten Lehrkräfte bearbeiten. Der Altersdurchschnitt der befragten Pädagogen liegt bei knapp 48 Jahren. 93 % besitzen ein Handy, wovon knapp ein Drittel im Besitz der neuesten Generation von Mobilfunkgeräten ist, eines Smartphones. Die Auswertung des Lehrerfragebogens ergab u. a. folgende Ergebnisse: –– 95 % der befragten Lehrkräfte sind sich darüber bewusst bzw. vermuten, dass ihre Schüler mindestens zwei- bis viermal pro Unterrichtsstunde auf ihr Handy schauen. –– Dabei geht nahezu die Hälfte davon aus, dass die Schüler ihr Handy dabei nicht für schulische Zwecke nutzen, sondern um z. B. über Facebook oder whatsapp ihre sozialen Kontakte zu pflegen. –– 50 % des Kollegiums weiß nicht, dass es ein offizielles Handyverbot an bayerischen Schulen gibt. Diese Kollegen meinen, dass es eher (inoffiziell) unerwünscht sei oder die Nutzung der Geräte nur zu schulischen Zwecken geduldet wird. –– Umso überraschender ist die Tatsache, dass 90 % von ihnen den Schülerinnen oder Schülern ihr Mobilfunkgerät schon einmal abgenommen haben. Einige haben dies sogar schon 20-mal und häufiger innerhalb eines Schuljahres getan. Die Mehrzahl (67 %) behalten das Handy dann bis zum Unterrichtsende ein. –– Die Sanktionsmaßnahmen bei unerlaubter Handynutzung während des Unterrichts werden sehr unterschiedlich praktiziert. Die gängigste Strafe ist, wie oben beschrieben, die Abnahme des Gerätes. Ansonsten reicht das Spektrum der Maßnahmen von Besinnungsaufsatz über Verweis bis zur körperlichen Ertüchtigung (Liegestütz). Die meisten belassen es jedoch bei einer Ermahnung. –– Auf die Frage nach einer möglichen Verwendbarkeit der Mobilfunkgeräte im Unterricht antworteten 77 % der Unterricht Lehrkräfte, dass sich die Geräte gut für Recherchearbeiten nutzen lassen. Weitere Ideen für die Nutzung haben die Lehrer jedoch nicht. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Lehrkräfte das Handy-Nutzungsverhalten ihrer Schülerinnen und Schüler relativ gut einschätzen können. Ihre Antworten decken sich weitestgehend mit den Aussagen der Schülerbefragung. 5 Interpretation der Ergebnisse Es bleibt festzuhalten, dass sich beide Parteien – die Schüler wie die Lehrer – nicht gänzlich sicher sind, was die Auslegung des Mobilfunkverbotes und die damit verbundenen Handlungsweisungen an bayerischen Schulen betrifft. Darf das Handy im Schulgebäude angeschaltet sein? Oder gilt die Regelung nur fürs Klassenzimmer? Besteht diese Regel für die ganze Schulzeit? Nur in den Unterrichtsstunden oder auch in den Pausen? Und überhaupt: Was bedeutet „Ausgeschaltet sein“? Ist „lautlos“ auch schon „aus“? Viele Fragen, die scheinbar zu noch viel mehr Verunsicherung führen, wenngleich die Regelungen laut BSO eindeutig sind. Da nur ein marginaler Teil der Schülerschaft (6,8 %) das Handy für die Zeit des Unterrichts ausschaltet, könnte man den Schluss ziehen, dass die restlichen 93,2 % entweder nicht um das Verbot wissen oder sie dieses bewusst missachten. 85,8 % geben jedoch an, dass bestimmte Regeln existieren, können diese aber nicht genau benennen – schon gar nicht, welche Konsequenzen ein Verstoß nach sich ziehen würde. Hier wäre dringend Aufklärungsarbeit vonnöten, denn wenn ein Verhalten einerseits nicht erlaubt ist, eine Missachtung aber nur vereinzelt negative Konsequenzen für den Jugendlichen hat, wird die Regelung als wertlos erachtet. Die Hauptsanktionsmaßnahme, das Konfiszieren des Handys bis Stundenschluss, scheint darüber hinaus eine wenig abschreckende Wirkung zu haben. Auch die Lehrkräfte wissen größtenteils nicht, wie die konkrete Umsetzung der BSO bezüglichen Mobilfunknutzung an Schulen auszusehen hat. Hinzu kommt, dass es keine einheitliche Linie bezüglich der Sanktionsmaßnahmen gibt. Während die meisten Lehrkräfte über das „Vergehen“ hinwegsehen oder maximal eine Ermahnung aussprechen, gibt es vereinzelt „Hardliner“, die sich in der Pflicht sehen, den Erziehungsauftrag gegebenenfalls auch mit relativ harten Strafen durchzusetzen. Die Inkonsistenz in der Umsetzung innerhalb des Kollegiums erschwert die Arbeit für die gewissenhaften Lehrerinnen und Lehrer ungemein. Unter der Schülerschaft findet sich deshalb auch nur wenig Akzeptanz und Zustimmung in Bezug auf die schulische Handy-Regelung. Denn wenn das gleiche Missverhalten eines Schülers einmal eine Bestrafung nach sich zieht und ein zweites Mal gar keine Beachtung findet, werden Regeln ad absurdum geführt. Während ein Großteil der befragten Schülerinnen und Schüler die neuen Möglichkeiten der Technik gern in den Unterricht integrieren wollen, stehen die Lehrkräfte einer Handynutzung zu schulischen Zwecken eher skeptisch gegenüber. Dies liegt primär in ihrer Vermutung, dass die Schüler zu sehr von unterrichtsfernen Dingen, z. B. im Internet surfen, Nach- richten schreiben oder spielen, abgelenkt werden könnten und sich dann mit fachfremden Themen beschäftigen würden. Die Skepsis ist nicht unberechtigt, da selbst seitens der Schüler angegeben wird, dass sie mit ihrem Mobilfunkgerät auch während der Stunde gehäuft private Kontakte pflegen, beispielsweise in Form von Nachrichten schreiben. Auch die Angst vor Filmmitschnitten oder Fotos aus dem Unterrichtsgeschehen lassen die Lehrkräfte in ihrer Entscheidung für ein bedingungsloses Nutzen der Mobilfunkgeräte an Schulen eher zurückhaltend agieren. Bislang, das ergab die Untersuchung, haben sich die Lehrkräfte nur bedingt damit auseinandergesetzt, wie Handys im und für den Berufsschulunterricht nutzbar gemacht werden könnten. So sehen zwar 77 % der befragten Personen eine Verwendung der Geräte für den Unterricht; die Ideen für etwaige Einsatzmöglichkeiten bieten jedoch kein großes Spektrum. Selbst die Schülerinnen und Schüler, die einen häufigeren Einsatz des Mediums fordern, sind wenig kreativ. Neben Recherche und Informationsbeschaffung war das Abfotografieren des Tafelbildes die häufigste Antwort. Die Frage, warum bislang nur die Hälfte der Lehrer aktiv zur Nutzung im Unterricht auffordern, lässt sich nur schwer beantworten. Zum einen könnte es daran liegen, dass sie selbst nur bedingt um die Funktionen des Mediums wissen und sich folglich auch nicht trauen, es im Unterricht einzusetzen. Zum anderen überwiegt die Angst vor der missbräuchlichen Handhabung der Handys im Gegensatz zu dem Mehr an Möglichkeiten, welches das Medium für den Unterricht bieten könnte. Keine der befragten Lehrkräfte gibt in der Befragung die gleichen Gründe an, welche von der bayerischen Staatsregierung Anstoß für die Mobilfunkdebatte und Anlass für das Verbot an den Schulen waren, nämlich primär der Schutz des Schülers vor gewaltverherrlichenden oder pornografischen Inhalten. 6Schlussfolgerungen für einen praktikablen Umgang mit Mobilfunkgeräten an bayerischen Schulen Im Grunde genommen sind alle Diskussionen, die sich um das Verbot von Mobilfunkgeräten an bayerischen Schulen drehen, sinnlos. Denn die Rechtslage ist eindeutig: Die Geräte sind auf dem gesamten Schulgelände verboten. Und dennoch halten sich die Schüler, wie die vorliegende Stichprobe zeigt, nicht daran. Außerdem nutzen die Schülerinnen und Schüler ihre Mobilfunkgeräte nur selten für schulische und überwiegend für unterrichtsfremde Zwecke. Auch die Lehrer sind in der Umsetzung ihres Erziehungsauftrages bezogen auf das Mobilfunkverbot erschreckend inkonsequent. Fakt ist und bleibt jedoch: Handys sind ein wesentlicher Störfaktor im Unterrichtsgeschehen – für Lehrer und Schüler. Welche Lösungsmöglichkeiten – unter der Voraussetzung, dass das Mobilfunkverbot an bayerischen Schulen weiterhin bestehen bleibt – gibt es nun für die zukünftige Unterrichts praxis? Technische Lösungen für das Problem sind bislang kaum praktikabel. So würde beispielsweise das Einrichten von Stör-, Peilsendern oder Detektoren ein- und ausgehende Mobilfunk- Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 129 Handys an Berufsschulen verbindungen verhindern, allerdings auch die Notruffunktionen der Mobilfunkgeräte unterbinden und bei Feuerwehr-/Polizeieinsätzen den Funkverkehr der Einsatzkräfte behindern. Eine Alternative wäre, spezielle Störsender einzubauen, die lediglich die Internetfunktion der Mobilfunkgeräte blockieren. Hierdurch könnte das Problem der ausfallenden Notruffunktion umgangen werden, jedoch würden die Schülerinnen und Schüler sämtliche andere Funktionen weiterhin nutzen können. Außerdem wäre eine Internetrecherche für den Unterricht mit Hilfe des Handys dann nicht mehr möglich. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein sieht zudem durch die Verwendung von Detektoren einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und sorgt sich um den Datenschutz der Schüler (vgl. sueddeutsche.de 2013). Sofern eine Schule an einem strikten Verbot festhält, bestünde die Möglichkeit, die Regeln erneut für alle Personen der Schulfamilie transparent zu machen und eindringlich um das Einhalten dieser zu appellieren – gegebenenfalls könnte das auch durch Verhaltensverträge schriftlich fixiert werden. Nur wenn die Schülerinnen und Schüler wissen, was erlaubt ist und was nicht, können sie sich daran halten. Gleichzeitig beweist das gesamte Kollegium im Schulterschluss Einigkeit bei Verstoß, die vorgegebenen Ordnungsmaßnahmen zu ergreifen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob ein erneuter Appell an die beteiligten Personen zur Einhaltung und konsequenten Umsetzung der Regeln die Zustände an den Schulen tatsächlich verbessern würde. Der andere Weg bestünde darin, die bisherige Regelung, wie sie in Art. 56 Abs. 5 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen beschrieben ist, etwas moderater auszulegen. Hier heißt es, wie bereits beschrieben: „[…] Die unterrichtende oder die außerhalb des Unterrichts Aufsicht führende Lehrkraft kann Ausnahmen gestatten“. Die gesetzliche Maßnahme der bayerischen Staatsregierung aus dem Jahre 2008 war ein Vorstoß in konsequenter Absicht, nur hat sie – so zeigen die Ergebnisse der Studie – den Unterrichtsstörfaktor Handy nicht wirklich eingegrenzt. Auch die täglichen Kontrollen in den Schulen haben sich als nicht praktikabel herausgestellt und durch das permanente Tauziehen mit den Schülern um deren Handys und zwecklose Diskussionen geht viel an effektiver Lernzeit verloren. Zudem kommen die Jugendlichen nach wie vor mit jugendfeindlichen Inhalten in Kontakt. „Ein Handy-Verbot ist unsinnig, weil es das Problem nur vor die Schultür verlagert“ (Chip Online 2009), sagte die Leiterin des GEW-Vorstandsbereiches Schule, Marianne Demmer, seinerzeit gegenüber der „Berliner Zeitung“ und sprach sich gegen ein Verbot von Mobilfunkgeräten an Schulen aus. Wird man dem Erziehungsund Schutzauftrag gerecht, wenn man versucht, die Jugendlichen für die Zeit in der Schule konsequent vor den schlechten Einflüssen der Medien abzuschirmen und zu bewahren? Vielmehr ist von den Schulen eine noch intensivere Präventivarbeit gefragt, welche die Gefahren der neuen Medien im Unterricht immer wieder aufs Neue thematisiert und an den Erfahrungsstand der Schülerinnen und Schüler anknüpft. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass Lehrkräfte intern oder extern geschult werden, damit sie überhaupt wissen, welche Möglichkeiten die neuesten Mobilfunkgerä- 130 Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 te bieten, aber auch welche Gefahren sich vor allem für die Jugendlichen daraus ergeben. Erst wenn sich die Lehrkräfte die vielfältigen Funktionen für den Unterricht nutzbar machen können und eine Arbeitserleichterung darin feststellen, wird das „umstrittene Medium“ zukünftig in die Unterrichtsplanung Einzug halten. In den neuen Techniken stecken weitaus mehr Möglichkeiten als von den beiden Parteien in der Befragung genannt wurden, und diese lernfördernden Potenziale entfalten sich nicht von selbst (vgl. Aufenanger 1999, S. 65). Ein gangbarer Weg wäre beispielsweise, dass die Lehrkräfte eine Handynutzung außerhalb der Unterrichtszeit, d. h. in den Pausen und beim Stundenwechsel, dulden und eine Mobilfunknutzung während der Stunden kompromisslos Sanktionen nach sich ziehen würden. Die Mobilfunkgeräte müssen während des Unterrichts ausgeschaltet und durchgängig in den Taschen der Schülerinnen und Schüler sein. Ausnahme wäre, wenn die zuständige Lehrkraft ausdrücklich die Nutzung der Handys während des Unterrichts für die Schülerinnen und Schüler erlauben würde. Das Zugeständnis der Mobilfunknutzung außerhalb des Unterrichts würde sicherlich die Akzeptanz für das Verbot während des Unterrichtsgeschehens seitens der Schülerinnen und Schüler erhöhen. Für die Lehrer wäre dieser Kompromiss eine große Erleichterung, denn die ständigen Unterbrechungen bei Zuwiderhandlungen und die Ermahnungen kosten sie ebenso viel Zeit wie Nerven. „Eine Erziehung im Bereich der Medien sollte hierbei immer an den Erlebnissen junger Mediennutzer orientiert sein – das heißt an die aktuelle Lebenssituation, die Bedürfnis- und Gefühlslage, den Erfahrungsstand sowie das Entwicklungsniveau der Heranwachsenden anknüpfen“ (Greiner 2010, S. 279). Die Frage ist, ob hier ein rigoroses Mobilfunkverbot an Schulen den Jugendlichen einen angemessenen Umgang mit denselben wirklich lehrt oder ob nicht eine durch Lehrkräfte begleitete Nutzung die Schülerinnen und Schüler eher zu einem kritischeren Mediennutzungsverhalten führt. Anmerkungen 1 Mobile App (Kurzform von Applikation) wird die Anwendungssoftware für Mobilgeräte bzw. mobile Betriebssysteme bezeichnet. 2 Die JIM-Basisstudie (Jugend, Information, [Multi-]Media-Basisstudie) zum Umgang von 12- bis 19-Jährigen mit Medien und Information wird im jährlichen Turnus seit 1998 durchgeführt. Neben einer aktuellen Standortbestimmung sollen die gewonnen Daten unter anderem mögliche Ansatzpunkte für neue Konzepte in der Bildung geben. 3 Mit der Einführung von Apple’s iPhone im Jahre 2007 begann eine neue Zeitrechnung, was Bedienungsmöglichkeiten von Mobilfunkgeräten betraf – diese Generation von Mobilfunkgeräten wurde „Smartphone“ getauft. 4 Engl.: jemanden auslöschen. Bei diesen Filmen werden Morde filmisch aufgezeichnet. 5 Engl.: fröhliches Draufschlagen. Ein selbst gedrehtes Video einer Körperverletzung, die v. a. nur wegen des Filmes begangen wird, wird verbreitet. 6 Gezeigt werden meist Drogensüchtige, Obdachlose, Prostituierte und andere Menschen, die durch das soziale Netz gefallen sind. Sie fügen sich für wenig Geld vor laufender Kamera schwere Verletzungen zu oder stellen sich bloß. 7 Sie werden zu den Real-Life-Filmen gezählt. Hier werden brutalste Amateurkämpfe gefilmt und ins Netz gestellt. 8 Hierbei werden Personen mithilfe elektronischer Kommunikationsmittel drangsaliert und bloßgestellt. BLBS-Nachrichten 9 Als nicht förderliche Bedingungen bzw. Risikofaktoren gelten u. a. anhaltende eigene Gewalterfahrungen, ein niedriger Bildungsstandard, Alkohol- und Drogenmissbrauch. 10 Es handelt sich um lose Verbindungen von Menschen, bei denen die Benutzer online gemeinsame Inhalte erstellen und teilen. Das weltweit größte soziale Netzwerk ist Facebook. Bayerische Staatsregierung 2008: Schulordnung für die Berufsschulen in Bayern (BSO) vom 30. August 2008, München. Emmerling, M. 2012: Mobilfunkgeräte an bayerischen Berufsschulen – wegdrücken oder annehmen? Diplomarbeit am Lehrstuhl für Pädagogik (Betreuer T. Greiner), Technische Universität München. 11 Hierzu gehören u. a. Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, physiolog. Entzugserscheinungen. Greiner, T. 2010: Medien und Medienerziehung – „Mit TV, PC und Internet lernen“. In: Sprungbrett Soziales. Kinderpflege, Sozialpädagogische Assistenz. Schülerbuch, Berlin, S. 267–281. 12 Mit Ablauf des 31. August 2008 wurde die Schulordnung für die Berufsschulen in Bayern vom 19. Juli 1983 außer Kraft gesetzt. Internetquellen 13 Insgesamt besuchten im Schuljahr 12/13 ca. 1.900 Schülerinnen und Schüler die Berufsschule. 14 Bei der Gesamtzahl Befragter (N = 501) waren 43 weibliche Probandinnen, also 8,6 %. 15 Feinwerkmechaniker, Fertigungstechniker, Industriemechaniker, Mecha troniker, Technischer Produktdesigner, Werkzeugmechaniker und Zerspannungsmechaniker. Literatur Aufenanger, S. 1999: Lernen mit den neuen Medien – Perspektiven für die Erziehung und Unterricht. In: Medien-Generation. Beiträge zum 16. Kongress der Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Opladen, S. 61–76. Bayerische Staatsregierung 2000: Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 31. Mai 2000, München. > CHIP ONLINE (08.03.2009): Handy-Verbot an Schulen: Sinn oder Unsinn? Verfügbar unter: http://www.chip.de/artikel/Handy-Schule-Helfen-Verbote-ge gen-Gewalt-und-Mobbing-4_35330854.html (abgerufen am 8. Februar 2013). MPFS (MEDIENPÄDAGOGISCHER FORSCHUNGSVERBUND SÜDWEST) (1998 & 2012): JIM-Studie 1998 und JIM-Studie 2012. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Verfügbar unter: http://www.mpfs.de/index.php?id=276 (abgerufen am 8. Februar 2013). SÜDDEUTSCHE.DE (24.01.2013): Detektoren gegen Handy-Schummelei. Verfügbar unter: www.sueddeutsche.de/bildung/schule-in-schleswig-holsteindetektoren-gegen-handy-schummelei-1.1581796 (Abgerufen am 14. Februar 2013). ZHAW (Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) (30.04.2012): Studie belegt: Handy-Sucht weitverbreitet. Verfügbar unter: http://www.pc tipp.ch/news/kommunikation/61865/studie_belegt_handy_sucht_ weitverbreitet.html (Abgerufen am 11. Februar 2013). BLBS-Nachrichten didacta 2013 BLBS und vlbs-NRW – Repräsentanten für berufliche Bildung auf der didacta 2013 in Köln Als Experten des BLBS konnten auf der bedeutendsten Bildungsmesse in Deutschland Wolfgang Lambl über das Dienst- und Besoldungsrecht, Knut Kraft über internationale Aspekte der Berufsbildung und Hans Lehmann und Eugen Straubinger über die Hochschulzugänge informieren. Sie haben auf dem gemeinsamen Stand des BLBS und vlbs die beiden Verbände ausgezeichnet repräsentiert und haben Kolleginnen und Kollegen mit Rat und Tat zur Verfügung gestanden. Zum ersten Mal konnte sich der Arbeitskreis junger Kollegen/-innen im vlbs auf einem gesonderten Stand des Verbandes Bildungsmedien präsentieren. Die Begeisterung für den eigenen Beruf wurde unterstützt durch einen Vortrag des vlbs-Vorsitzenden Wilhelm Schröder mit dem Titel: „Lehrer/-in am Berufskolleg/beruflichen Schulen: Ein toller Beruf!“ Auch in diesem Jahr wurde deutlich, wie vielfältig die Angebote der berufsbildenden Schulen für Ju- gendliche, junge Erwachsene und Umschüler/-innen sind. Alle haben die Möglichkeit, sich sowohl im Bereich des Erwerbs von allgemeinbildenden Abschlüssen als auch von Berufsabschlüssen zu qualifizieren. Auch die Weiterbildung ist eine wichtige Aufgabe. Marktplatz Beruf ist Zukunft Lehrerinnen und Lehrer an diesen Schulen sind Experten für berufliche Bildung, die sich permanent weiterqualifizieren müssen. Die Unterrichtsmaterialien und Fachbücher, die Ausstattungen in Werkstätten und Laboren sind kontinuierlich den technischen Anforderungen anzupassen. Dass es sich hierbei um einen Wachstumsmarkt handelt, haben nun auch die Verlage und Produzenten der Bildungsmedien entdeckt. So wurden die Vorträge der Experten des BLBS und vlbs auf dem „Marktplatz Beruf ist Zukunft“ anschließend von Mitgliedern des Verbandes Bildungsmedien genutzt, um Gespräche über die zukünftige Entwicklung zu führen. Darüber hinaus möchte der didacta-Verband die berufliche Bildung verstärkt in den Blick nehmen und Foren zur Kommunikation anbieten. Die Vertreter des BLBS und vlbs haben die Kooperationsangebote bei gleicher Interessenslage gerne angenommen. Hierzu gehören die Formulierung von Anforderungen an die Fachliteratur für die unterschiedlichen Bildungsgänge an beruflichen Schulen, die Schulungen in spezifischen Fachgebieten, die sachgerechte Ausstattung von Schulen und deren Werkstätten, die gegenseitige Berichterstattung in den verbands- und verlagseigenen Medien sowie die Unterstützung in der Sicherung des Lehrernachwuchses. Spätestens bei der nächsten didacta in Stuttgart wird sich zeigen, welche Entwicklungen möglich waren. Thea Kuhs Deutsches Handwerksblatt Garanten für den Ausbildungserfolg ZUSAMMENARBEIT: Berufsschule und Betrieb sollten an einem Strang ziehen und regelmäßig miteinander sprechen von Bernhard Lorenz Heiko Pohlmann kann es gar nicht oft genug wiederholen: „Der Ausbildungserfolg hängt sehr stark davon ab, wie Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 131 BLBS-Nachrichten gut der Betrieb und die Berufsschule zusammenarbeiten“, sagt der Pressesprecher des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen (BLBS). Kommunikation ist alles. Den perfekten Zeitpunkt für ein Gespräch gäbe es allerdings nicht. Hauptsache, beide Seiten sprächen überhaupt miteinander. In der Regel ist der erste Ansprechpartner an der Berufsschule der jeweilige Fachlehrer. „Wer das genau ist, sollten die Ausbilder zunächst ihren Lehrling fragen.“ Es steht aber auch im Stundenplan, den die Betriebe von der Schule anfordern, in manchen Fällen sogar im Internetauftritt finden und von dort herunterladen können. Wem das zu kompliziert ist, der lässt sich telefonisch über das Sekretariat mit dem Fachlehrer verbinden. Pohlmann: „Sollte der Kollege gerade unterrichten, ruft er zurück.“ Eines betont der BLBS-Pressesprecher: „Jeder Lehrer ist froh, wenn der Ausbildungsbetrieb auf ihn zukommt.“ Die Betriebe können auch außerhalb der Reihe die Noten ihrer Auszubildenden abfragen. „Ihnen gegenüber sind die Berufsschulen auskunftspflichtig, nicht aber den Eltern gegenüber, wenn die Schüler älter als 18 Jahre sind“, erklärt Heiko Pohlmann. Gehen die Leistungen in den Keller, könnten die Betriebe anordnen, dass ihre Auszubildenden Nachhilfe nehmen. Diese dürfe allerdings nicht der jeweilige Fachlehrer geben. Wenn alle Stricke reißen, kann der Lehrling das Schuljahr auch noch einmal wiederholen. Dazu müsse der Betrieb dann aber auch den Ausbildungsvertrag verlängern. Bei allen Problemen gilt aus Pohlmanns Sicht: „Die Auszubildenden müssen merken, dass Schule und Betrieb gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Seit einigen Jahren ist die berufliche Ausbildung stärker handlungsorientiert ausgerichtet und in den Lehrplänen der Berufsschulen in fächerübergreifende Lernfelder unterteilt. Dass mehr Wert auf die Praxis gelegt wird, sieht Pohlmann als Chance für die Betriebe. Die Klassen könnten sich im Unterricht mit konkreten Kundenaufträgen oder Schwierigkeiten bei laufenden Projekten beschäftigen. „Diesen Input brauchen wir“, meint der Verbands- 132 sprecher. Schließlich wollen beide Seiten, dass die angehenden Fachkräfte berufliche Handlungskompetenz erlangen. „Das geht am besten, wenn Betrieb und die Berufsschule zusammenarbeiten.“ Als Manko empfindet er es, dass Berufsschule und Innung am Ende der Ausbildung jeweils eigene Abschlusszeugnisse austeilen. Das hält Pohlmann in Zeiten des Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmens für nicht mehr zeitgemäß. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft habe dazu ein entsprechendes Positionspapier vorgelegt, in dem sie das gemeinsame Abschlusszeugnis fordert. „Wir als Lehrer an beruflichen Schulen kämpfen mit allen Mitteln darum, dass es künftig ein gemeinsames Zeugnis gibt“, so Pohlmann. Das würde die Partnerschaft von Schule und Wirtschaft auch optisch unterstreichen. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hält dagegen: „Partnerschaft ist sinnvoll. Aber Betrieb und Berufsschule sind zwei unterschiedliche Lernorte, die jeweils eigenständig ihre Lernergebnisse ausweisen. Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, das zu ändern“, so ZDH-Pressesprecher Alexander Legowski. Quelle: Deutsches Handwerksblatt Nr. 3, 7. Februar 2013, S. 9 Dienst,- Tarif- und Versorgungsrecht Länderexperten des BLBS trafen sich in Berlin Es ist bereits zu einer guten Tradition geworden, dass sich die Experten für Dienst-, Tarif- und Versorgungsrecht des BLBS einmal jährlich zum Erfahrungsaustausch treffen. Vom 25. bis 27. Februar fand das diesjährige Treffen als Seminar der dbb Akademie in Berlin statt. Themen waren unter anderem der gewerkschaftliche Rechtsschutz, die Beamtenpolitik des dbb nach dem Gewerkschaftstag im November 2012, die aktuellen Tarifverhandlungen und die Eingruppierungsproblematik tarifbeschäftigter Lehrkräfte, die Lehrergesundheit und die Seniorenarbeit. Als Gesprächspartner standen den 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Wolfgang Lambl (links) dankt Andreas Krause (dbb) für seinen Vortrag zum gewerkschaftlichen Rechtsschutz. sehr kompetente Referenten wie An dreas Krause, Leiter der dbb Dienstleistungszentren, Hans-Ulrich Benra, Stellvertreter des dbb Vorsitzenden und Fachvorstand Beamtenpolitik, Jens Weichelt, Vorstandsmitglied der Bundestarifkommission, Willi Russ, Stellvertreter des dbb Vorsitzenden und Fachvorstand Tarifpolitik und Prof. Dr. Klaus Scheuch aus Dresden zur Verfügung. In einer sehr angeregten und konstruktiven Diskussion verständigte man sich zu aktuellen Fragen der Beamten-, Tarif- und Seniorenpolitik, tauschte einschlägige Erfahrungen aus und suchte nach Antworten auf Fragen, die in den Landesverbänden zu beantworten sind. Wolfgang Lambl, Rudolf Keil, Peter Bar und Roland Hiepe unterstützten das Seminar mit eigenen Beiträgen. Unser besonderer Dank gilt Wolfgang Lambl, Experte für Dienstrecht im BLBS, der in altbewährter Weise das Seminar sehr gut vorbereitet und durchgeführt hat. Bei den derzeit stattfindenden Tarifverhandlungen ist die Tarifierung der Eingruppierung der Lehrkräfte ein wichtiger Verhandlungsbestandteil. Nach ausführlicher Diskussion zu dieser Problematik formulierten die Teilnehmer ein Positions- und Forderungspapier an den BLBS-Bundeshauptvorstand, das dieser bei seiner letzten Sitzung Anfang März in Fulda angenommen hat. Roland Hiepe, der den BLBS in der Verhandlungskommission vertritt, wird diese Positionen in der Bundestarifkommission erläutern. BLBS-Nachrichten bisher übersehene Talentreservoire auch ausgeschöpft werden. BLBS-Expertengruppe „Tarifrecht“ Positions- und Forderungspapier zu den Tarifverhandlungen an den Bundesvorstand des BLBS von den Länderexperten für Dienst-, Tarif- und Versorgungsrecht Problematik: Eingruppierung und Vergütung von tarifbeschäftigten Lehrkräften an staatlichen berufsbildenden Schulen in den Ländern der Bundesrepublik Die Teilnehmer des Seminars vom 25. bis 27.02.2013 in Berlin sind einheitlich der Auffassung, dass die derzeitige Eingruppierungs- und Vergütungspraxis von tarifbeschäftigten Lehrkräften an berufsbildenden Schulen weder zeitgemäß noch anforderungsgerecht ist. Die Vergütung der tarifbeschäftigten Lehrkräfte muss dauerhaft der Besoldung vergleichbarer beamteter Lehrer entsprechen (einschließlich der Aufstiegsmöglichkeiten). Deshalb empfehlen wir dem Bundesvorstand, sich zu folgenden Punkten in den dafür zuständigen Gremien einzusetzen, dass: 1. die Vergütung von „Erfüllern“ der vergleichbarer beamteter Lehrer entspricht (z. B. E 10 entspricht A 10); 2. die Vergütung von Lehrkräften als „Nichterfüller“ nicht mehr als eine Entgeltgruppe unter den „Erfüllern“ liegt und dass diese Lehrkräfte unmittelbar nach Einstellung in den staatlichen Schuldienst die Möglichkeit zur Nachqualifizierung und damit zur Erlangung der Laufbahnvoraussetzungen bekommen. Unmittelbar nach erfolgreichem Abschluss der Nachqualifizierung werden sie wie „Erfüller“ vergütet; 3. diese Forderungen statt durch die bisher einseitig von den Arbeitgebern erlassenen TdL-Richtlinie künftig durch einen zwischen Arbeitgebern und den Gewerkschaften ausgehandelten Tarifvertrag Rechtskraft erlangen. Berlin, 27. Februar 2013 Einer Einladung des Berliner Landesverbandes folgend besuchten wir am Nachmittag das Berliner Abgeordnetenhaus. Für die gute Organisation und das nette Beisammensein bedanken wir uns bei der Landesvorsitzenden Margit Jopp und ihrer Schatzmeisterin Evelin Miethke. Roland Hiepe MINT-Lehrer-Spitzengespräch in Berlin Der Einladung des Vorstandsvorsitzenden von „MINT Zukunft schaffen“, Thomas Sattelberger, zum „MINTLehrer-Spitzengespräch“ nach Berlin folgten die zusammengeschlossenen Organisationen des Deutschen Lehrerverbandes. Für den BLBS nahm der stellvertretende Bundesvorsitzende Wolfgang Herbst an der Veranstaltung teil. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Auszüge aus der Pressemitteilung vom 15.02.2013: „Unter der Prämisse ,Nur eine gute MINT-Ausbildung ermöglicht Deutschland eine erfolgreiche Zukunft‘ einigten sich die Teilnehmer auf ein gemeinsames Ziel, dem sie jetzt Gehör verschaffen werden: Eine starke bundesweite, das Thema treibende Lehrerallianz für mehr exzellente MINT-Bildung und -Ausbildung. Ihre klaren Forderungen sind: –– Mit mehr attraktiven Bedingungen für Frauen und Männer dem MINTFachlehrermangel begegnen, da die Wirtschaft durch intensive Werbung für ihre Berufe kaum MINT-Absolventen für das Lehramt übrig lässt. –– Mit mehr Diversität insbesondere für Lehrer mit Migrationshintergrund den Lehrberuf attraktiv machen – eine Gewinnsituation für Lehrer, Schüler und Eltern. So können –– Lehrerstellen, die durch die demografsche Entwicklung frei werden, im System belassen und so Einstellungskorridore mit integrierter Lehrerreserve zur Talentförderung entwickeln. –– An der Wertschätzung für den Lehrerberuf muss gearbeitet werden. –– Bestehende MINT-Initiativen müssen noch viel intensiver mit den Schulen verknüpft werden, um den respektablen Mitteleinsatz noch wirkungsvoller zu machen. Wichtigstes Ergebnis des mehrstündigen Expertengesprächs: Um allen Potenzialen die richtigen Entwicklungschancen zu ermöglichen, braucht das Bildungssystem in Deutschland (allgemeinbildende und berufliche Schulen sowie Hochschulen) Brücken, Übergänge und offene Türen, die vertikale Durchlässigkeit und Anschlüsse für jeden Abschluss gewährleisten. … Mehr Querdenken und höhere Anstrengungen für die MINT-Fächer fordert Wolfgang Herbst vom Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) und merkt an: ‚Berufsbildende Schulen fühlen sich ohnehin schon immer als MINTSchulen – natürlich leistungsorientiert, denn ohne Leistung geht nichts.‘ Einig sind sich die Bildungsexpertinnen und -experten darin, dass sich im Spätherbst eine nationale MINT-Lehrerkonferenz darum kümmern wird, wie ihre Forderungen Realität werden können. ‚Wir wollen der starken Koalitionsfähigkeit der Lehrerverbände mit dieser Konferenz eine wirksame Plattform geben‘, argumentieren die Vertreter des Deutschen Lehrerverbandes und Thomas Sattelberger von ,MINT Zukunft schaffen‘. Besonderes Augenmerk wird dieser Kongress auch auf die MINT-Lehre im internationalen Vergleich legen, um letztlich die vorhandenen Potenziale in Deutschland effektiv zu nutzen.“ Weitere Informationen unter: www. mintzukunft.de Andrea Kunwald, „MINT Zukunft schaffen“/BLBS Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 133 Nachrichten aus den Ländern > Nachrichten aus den Ländern Bayern FOS und BOS garantieren die Durchlässigkeit des bayerischen Schulwesens Als „zweiten gleichwertigen Weg zum Abitur neben dem Gymnasium“ würdigte Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle den Besuch der Fachoberschule (FOS) und Berufsoberschule (BOS) in Bayern bei einer Tagung des Verbandes der Lehrer an Beruflichen Schulen in Bayern in Fürstenfeldbruck. Er unterstrich: Gerade die Fach- und Berufsoberschulen garantierten die Durchlässigkeit von Bayerns Schulwesen. 43 Prozent aller Hochschulzugangsberechtigungen würden in Bayern über den Weg der beruflichen Bildung erworben, über 80 Prozent davon an Fach- und Berufsoberschulen, betonte der Minister. Viele von den Absolventen durchlaufen ein Studium oder eine qualitätsvolle Ausbildung im MINT-Bereich und gerade diese werden in besonderer Weise gebraucht. Aufgrund des Wandels der Gesellschaft und neuer Herausforderungen durch Globalisierung, Wirtschaft und Technologie will der Minister die Berufliche Oberschule, unter deren Dach die Berufsober- und Fachoberschule angesiedelt sind, weiterentwickeln. Den Weg über die Berufliche Oberschule zur Hochschulreife gehen immer mehr Absolventen der Mittel-, Wirtschafts- und Realschulen in Bayern mit mittlerem Bildungsabschluss: Gegenwärtig besuchen rund 55.000 Jugendliche und junge Erwachsene die bestehenden Fach- und Berufsoberschulen. Auf dem Weg zur Hochschulreife werde den Schülerinnen und Schülern nichts geschenkt, argumentierte der Minister mit Blick auf das Anforderungsprofil. Ebenso wie die Abiturienten an Gymnasien müssten sich die Schülerinnen und Schüler an Fachober- und Berufsoberschulen zentralen schriftlichen Abschlussprüfungen stellen, und zwar in Deutsch, Englisch, Mathematik, ferner in einem Profilfach. Auch das Angebot an Ausbildungsrichtungen soll erweitert werden. Derzeit bestehen fünf Ausbildungsrichtungen: 134 Technik, Wirtschaft und Verwaltung, Sozialwesen, Gestaltung sowie Agrar-, Bio- und Umwelttechnologie. Zum Schuljahr 2013/2014 startet ein Schulversuch mit zwei weiteren Ausbildungsrichtungen: Gesundheit sowie Internationale Wirtschaft. StMUK Nordrhein-Westfalen Berufsschulen in Not! Wie wir den Mangel an Berufsschullehrern beheben können Auf die Berufsschulen der Bundesrepublik Deutschland kommt in den nächsten Jahren ein erheblicher fachspezifischer Lehrermangel zu. Dieser Lehrermangel wird insbesondere in gewerblich-technischen Fachrichtungen auftreten. Das Land NRW kann als das Bundesland mit den meisten Schülern/ -innen im berufsbildenden Schulsystem als exemplarisch für die gesamte Bundesrepublik betrachtet werden. Nach Einschätzung des NRW-Schulministeriums geht die Schülerzahl an den 250 öffentlichen Berufskollegs des Landes aufgrund des demografischen Wandels von 600.000 Schülerinnen und Schülern im Schuljahr 2011/12 um 14 % auf 514.000 im Jahre 2020/21 zurück. Der prognostizierte Schüler-Rückgang von 14 % wird jedoch vom Fachlehrerrückgang in einigen Bereichen um das 2½- bis dreifache übertroffen. Bis 2020 werden mindestens 42 % Fachlehrkräfte für Elektrotechnik, 41 % für KFZ-Technik und 36 % für Metalltechnik ausscheiden. An gewerblichtechnischen Berufsschulen (Berufskollegs) wird es bis zum Jahr 2020 in einigen Fachrichtungen eine gewaltige Versorgungslücke geben, wenn die Politik in den Ländern nicht schleunigst nachsteuert. In den nächsten acht Jahren werden jährlich mindestens 79 Lehrkräfte mit der Fachrichtung Elektrotechnik und 98 mit der Fachrichtung Metalltechnik pensioniert. Allein in diesen beiden Fachrichtungen stand damit zum Schuljahr 2012/13 177 Pensionierungen ein Angebot von lediglich neun ausgebildeten Lehrkräften gegenüber. Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 Zehn-Punkte-Programm des vlbs-NRW gegen den Lehrermangel an Berufskollegs 1. Die Politik ist in der Pflicht, Artikel 15 der Landesverfassung NRW umzusetzen. 2. Bessere Bedingungen an den Universitäten für Berufskolleg-Studierende 3. Übergangs- und Anerkennungsbedingungen für alle Bachelor-Absolventen 4. Aufbaustudiengang für das Lehramt an Berufskollegs 5. Es muss eine zentrale Beratungsund Servicestelle für Fragen der Lehrerausbildung auf Landesebene und in jeder Universität eingerichtet werden. 6. Berufsbegleitendes universitäres Aufbau-Studium für Fachhochschul-Absolventen und Berufsbegleitender Seiteneinstieg als Instrument der kurz- und mittelfristigen Lehrerbedarfsdeckung sowie Zertifikatskurse 7. Attraktivitätssteigerung für das Lehramt an Berufskollegs 8. Image und Werbekampagne für das Lehramt an Berufskollegs 9. Das Land NRW muss umgehend Maßnahmen zur Bedarfssicherung ergreifen. 10. Master-Abschluss und Erste Staatsprüfung schließen sich nicht gegenseitig aus. Deshalb schlägt der vlbs vor, dass neben dem MasterAbschluss auch eine neue Erste Staatsprüfung eingeführt wird. Um den zentralen Stellenwert der beruflichen Bildung und der Berufskollegs für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen deutlich zu machen, empfiehlt der vlbs die Einrichtung einer Enquete-Kommission zur Rolle und Zukunft der beruflichen Bildung und der Berufskollegs in NRW. Wilhelm Schröder, Landesvorsitzender vlbs-NRW Nachrichten > Nachrichten Leistung lohnt sich – Unterstützung dazu gibt es Seit 30 Jahren geben Expertinnen und Experten des Senior Experten Service (SES) ehrenamtliche Hilfe zur Selbsthilfe. Weltweit unterstützen sie kleine und mittlere Unternehmen, staatliche und nicht staatliche Institutionen und Einrichtungen der Schul- und Berufsbildung. In Deutschland setzt sich der SES seit 2006 insbesondere für Schüler und Auszubildende ein. 2008 hat der SES – eine der größten deutschen Ehrenamtsorganisationen für Fach- und Führungskräfte im Ruhestand – zusammen mit den Spitzenverbänden der deutschen Industrie, des Handwerks und der freien Berufe die Initiative VerA aufgelegt. VerA steht für Verhinderung von Abbrüchen und Stärkung von Jugendlichen in der Berufsausbildung durch SES-Ausbildungsbegleiter. VerA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Bildungsketten gefördert. VerA ist ein Angebot für alle, die in der Ausbildung auf Schwierigkeiten stoßen und mit dem Gedanken spielen, ihre Lehre abzubrechen. Nach dem Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aus dem Jahre 2012 lösen etwa 22 Prozent aller Jugendlichen ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig, besonders in den ersten zwölf Monaten nach Vertragsbeginn. Ferner verlässt jeder fünfte die Schule, ohne ausreichende Fähigkeiten im Rechnen, Schreiben und Lesen zu besitzen. Auch diese Jugendlichen aber werden bei dem bestehenden und weiter ansteigenden Fachkräftemangel dringend gebraucht. Hier helfen der SES und seine Initiative VerA. SES-Expertinnen und -Experten werden auf eine VerA-Ausbildungsbegleitung gezielt vorbereitet. Sie beantworten fachliche Fragen, begleiten Übungen für die Berufspraxis, unterstützen die Vorbereitung auf Prüfungen, kümmern sich um den Ausgleich sprachlicher Defizite, fördern die soziale Kompetenz und Lernmotivation und stärken das Vertrauensverhältnis zwischen Auszubildenden und Ausbildern. In den 30 Jahren seit seiner Gründung hat der SES über 25.000 Einsätze durchgeführt – über 2.800 davon im Jahre 2012. Die Zahl der registrierten Expertinnen und Experten, Spezialisten, die das aktive Berufsleben beendet haben, beläuft sich auf weit über 10.000. Bislang haben etwa 2.000 von ihnen eine VerA-Schulung durchlaufen. Der SES nimmt Anfragen nach Ausbildungsbegleitungen von Berufsschulen, den Eltern der Auszubildenden, von Ausbildungsbetrieben oder Kammern entgegen. Eine VerA-Begleitung findet auch dann statt, wenn das Ausbildungsverhältnis schon gekündigt worden ist und eine neue Stelle gesucht werden muss. Seinen Expertinnen und Experten und auch den Schulen, Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden entstehen keine Kosten. Weitere Informationen: Senior Experten Service (SES), Ausbildungsinitiative VerA, Buschstraße 2, 53113 Bonn, vera@ses-bonn.de, www.vera.sesbonn.de. SES/BLBS Duale Berufsausbildung hat ein positives Image! Obwohl immer mehr junge Leute nach Beendigung der allgemeinbildenden Schule an die Universitäten und Fachhochschulen drängten und Betriebe zunehmend Schwierigkeiten hätten, die von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen, genieße die duale Berufsausbildung in Deutschland einen guten Ruf. So kommentiert der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Friedrich Hubert Esser, die Ergebnisse einer Umfrage, die das BIBB im Herbst 2012 unter mehr als 1.200 Berufsbildungsfachleuten durchgeführt hat. Danach halten knapp 70 % der befragten Expertinnen und Experten das Image der dualen Berufsausbildung für überwiegend positiv; weitere rund 23 % schätzen es sogar als sehr positiv ein. Auch wenn die Befragten der dualen Berufsausbildung insgesamt ein positives Image bescheinigen, heiße das nicht, die Hände in den Schoß zu legen, betont Esser. Attraktivitätssteigernde Maßnahmen seien auch in Zukunft erforderlich, um Jugendliche für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen. Unter möglichen strukturellen Maßnahmen erachten die Fachleute insbesondere den weiteren Ausbau der Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen für besonders erfolgversprechend. Rund 86 % erwarten hiervon einen positiven Einfluss auf das Image, das Jugendliche von der dualen Berufsausbildung haben. Positive Effekte werden auch von einer Erhöhung des Praxisanteils in der Ausbildung erwartet. Den vollständigen Text der Studie erhalten Sie im Internetangebot des BIBB unter www.expertenmonitor.de. BIBB Deutschland und Italien verstärken Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung Die deutsch-italienische Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung nimmt konkrete Formen an. In den Bereichen Mechatronik, erneuerbare Energien sowie Transport und Logistik werden insgesamt fünf Projekte gemeinsam entwickelt und durchgeführt. Dies beschloss eine bilaterale Arbeitsgruppe auf ihrem konstituierenden Treffen in Bologna. Der Arbeitsgruppe gehören neben dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Vertreter der beteiligten Ministerien, der Sozialpartner sowie von Bildungsanbietern aus Deutschland und Italien an. Die Projekte zielen darauf ab, die Mobilität von Schülern und Auszubildenden zu fördern, die Zusammenarbeit zwischen Betrieben und Schulen zu verbessern sowie lernergebnisorientierte Curricula unter Beteiligung der Sozialpartner zu entwickeln. Grundlage für die deutsch-italienische Zusammenarbeit ist die auf der Konferenz „Gemeinsam für die Beschäftigung junger Menschen arbeiten“ am 12. November 2012 in Neapel getroffene Absichtserklärung zwischen dem Bundes- Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 135 Nachrichten/Literatur bildungs- und Bundesarbeitsministerium sowie den italienischen Ministerien für Unterricht (MUIR) und Arbeit (LPS). Die Vereinbarung sieht eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen berufliche Bildung und Arbeitsmarkt vor. Weitere Informationen im Internetangebot des BIBB unter www.bibb.de/ zusammenarbeit_deutschland-italien. BIBB dbb Innovationspreis 2013 Der dbb beamtenbund und tarifunion, Spitzenorganisation der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und der privatisierten Bereiche mit über 1,26 Millionen Mitgliedern, lobt diesen Award, der mit 50.000 Euro zu den höchstdotierten Preisen in der Bundesrepublik Deutschland zählt, zum nunmehr dritten Mal aus, um Innovationen aus dem öffentlichen Dienst zu würdigen – in dem Wissen und der > Überzeugung, dass es insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, die gute Ideen für alle haben und umsetzen. ternet unter http://www.dbb.de/ innovationspreis.html. dbb Der dbb Innovationspreis wird im Rahmen des Kongresses „neueVerwaltung“ am 5. Juni 2013 in Leipzig verliehen. Der Kongress steht unter dem Motto „Digitale Gesellschaft und Verwaltung.“ Er beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die die moderne Informationstechnik für die Verwaltung bedeutet, die zugleich den demografischen Wandel, finanzielle Einschränkungen und wachsende Aufgaben in Einklang bringen muss. Als preiswürdige Innovation kommen daher Vorschläge in Betracht, die das Motto „Digitale Gesellschaft und Verwaltung“ in allen Verwaltungsebenen des Bundes, der Länder und Kommunen berücksichtigen. Beim 9. Bundes-Berufsbildungs-Kongress am 24. und 25. Mai 2013 in Bad Wildungen stehen abwechslungsreiche Themen auf dem Programm – von der Neuordnung des Berufes „Kfz-Mechatroniker“ bis hin zu Azubi-Marketing und Social Media. Die zweitägige Veranstaltung wendet sich an Ausbildungsexperten aus dem technischen und kaufmännischen Kfz-Bereich sowie Berufsschullehrer, die an Vorträgen, Interviews und Diskussionsrunden teilnehmen. Der Kongress, der die Ausbildung und das spätere Berufsleben fokussiert, richtet sich auch an Auszubildende der Branche. Sie können an der Veranstaltung kostenlos teilnehmen. Anmeldeunterlagen und Programm sind im Internet unter www.autoberufe.de verfügbar. ZDK Detaillierte Informationen zum dbb Innovationspreis 2013 finden Sie im In- Literatur Der neue Fischer Weltalmanach 2013 – Zahlen, Daten, Fakten – Schwerpunkt Wasser – mit CD-ROM. S. Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt, Band 72913, 736 Seiten br. ISBN 978-3-596-72013-2, 29,00 Euro Der neue Fischer Weltalmanach (2013) enthält auf mehr als siebenhundert Seiten über eine Viertelmillion aktuelle Daten und stellt das lebenswichtige Thema „Wasser“ in das Zentrum. Der Weltalmanach ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk zum Zeitgeschehen und liefert mit einer großen Fülle an sorgfältig recherchierten und gut abgesicherten Zahlen aus vielen internationalen Quellen einen objektiven Rückblick auf das vergangene Jahr (Zeitabschnitt Juli 2011 bis Juli 2012). Einen weiteren Schwerpunkt bilden die von vierzehn Expertinnen und Experten erarbeiteten Chroniken der Staaten dieser Erde. Einleitend stellt das Autorenteam fest, dass die Nachrichtenwelt 2011/2012 von verschiedenen Meldungen aus dem Finanzwesen geprägt war. Begriffe wie Eurokrise, Bankenrettung, Staatsverschuldung und Abkürzungen wie EFSF und ESM sind immer noch bestimmend. Dazu kommen noch anschauliche Begriffe wie „Rettungsschirm“ und „Sparpaket“. Es wird immer schwieriger, in diesem terminologischen Chaos den Durchblick zu behalten! Das Thema „alternative Energien“ ist ebenso wichtig wie das Thema „Wasser“. Es ist hellblau unterlegt und wird in Verbindung mit den Länderberichten immer wieder abgehandelt. Zentrale Fragen sind: Wie verteilt sich Wasser weltweit? 136 Effektiv um Nachwuchs werben Die berufsbildende Schule (BbSch) 65 (2013) 4 In welchen Regionen der Erde besteht eine bedrohliche Wasserknappheit? Wo wird den Menschen der Zugang zu sauberem Trinkwasser verwehrt? Wie ist es um die Wasserqualität der Ozeane bestellt? Welche Staaten nutzen das Wasser als Energiequelle? Zwar hat die UN bereits 2010 Wasser zum Menschenrecht erklärt, dennoch ist die Wasserkrise heute evidenter denn je! Fischers Weltalmanach hat inzwischen eine über fünfzigjährige Tradition und ist eine nahezu unentbehrliche, sehr wertvolle und detaillierte Informationsquelle für Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe I und II sowie für Kolleginnen und Kollegen im beruflichen Schulwesen. Die klaren und prägnanten Formulierungen mit korrespondierenden quantitativen Aussagen erhöhen und verbessern die schulpraktische Verwendbarkeit des Weltalmanachs (2013). Überzeugend und bestechend sind die quantitativen Informationen und Fakten, die mit hoher Zuverlässigkeit und besonderer Präzision wiedergegeben werden. Markant und besonders hervorzuheben sind die wissenswerten Daten und Fakten zu insgesamt 195 Staaten der Erde unter besonderer Berücksichtigung der Politik, Wirtschaft und Umwelt und zu den Schwerpunktthemen Wasser, Tiefsee, Hunger, Internet und Raumfahrt. Das ausführliche Register ist nicht nur eine wertvolle Suchhilfe, sondern kann auch zur Verknüpfung der Themen beitragen. Gottfried Kleinschmidt M e h r w i s s e n a l s a n d e r e . B e s t e l l e n s i e j e t z t . Erfolgreich Immobilien ersteigern Der Inhalt im Überblick: • aktuelle Beispiele und Fälle aus der Versteigerungs praxis • SiebenPunktePlan für erfolgreiches Bieten • ausführliches Glossar und Stichwortverzeichnis • Checklisten und Arbeitsblätter Was Sie davon haben: Das Ersteigern eines Hauses oder einer Wohnung – die preisgünstige Alternative zum Bauen oder Kaufen! Wie das geht und was ein Bietinteressent wissen muss, zeigt dieses Buch. Wer sich gewissenhaft an den vorgeschlagenen SiebenPunktePlan hält, ist seinen Bietkonkurrenten eine Nasenlänge voraus. So bestellen Sie ganz einfach: Sie können mit untenstehendem Bestellcoupon per Post oder Fax bestellen. Oder Sie teilen uns Ihren Wunsch per EMail oder über Internet mit. 186 Seiten W 14,90* ISBN: 978-3-87999-055-9 * zuzügl. 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