Peterchens Mondfahrt
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Peterchens Mondfahrt
Ausgabe 4 Jahrgang 7 Winter 2004 „Hat je ein Journalist Ella Fitzgerald gefragt, warum sie nicht ihre eigenen Songs schreibt?“ Linda Ronstadt – das Porträt: Seite 9 world’s best-sounding newspaper Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de Intro Classics Details Call & Response Porträt Planet Jazz Feedback X-Mix Jetzt neu Wieder da Darf’s ein Detail mehr sein? Nach Paris, der Mucke wegen Even Cowgirls Get The Jazz Schmutziger Tango Verfeindete Vogelspinnen Merry X-Mix! Auch diesmal ab Seite 2: die interessantesten Neuveröffentlichungen, unter anderem von Trygve Seim, Jamie Cullum, Stephan Micus und dem Vienna Art Orchestra. Nur einmal im Jahr gibt es den JazzEcho-Jahresrückblick, den Sie ab Seite 2 am unteren Seitenrand finden und der alle wichtigen CDs des Jahres noch einmal vorstellt. Ab Seite 4 verwöhnen wir Sie diesmal gleich auf zwei Seiten mit den interessantesten Wiederveröffentlichungen. Dazu gehören die kompletten Jam-Sessions von Verve-Gründer Norman Granz, 15 CD-Veröffentlichungen der legendären LP-Serie „Free America“, fünf echte Sternstunden des Jazz auf SACD und einiges mehr. Diesmal auf zwei Seiten ab Seite 6: ein beliebter JazzEcho-Standard für Verleger von Jazz-Enzyklopädien und alle anderen, für die auch kleine Informationen große Bedeutung haben; alle Musiker, alle Tracks und vieles weitere Lesenswerte über alle Titel, die im Heft vorgestellt werden, und einige mehr, für die keine Zeit oder kein Platz mehr war. Die einstige Country- und Westerndiva Linda Ronstadt hat sich – nach einem dreijährigen Flirt in den frühen 80er Jahren – nun ernsthaft in den Jazz verguckt. Auf Seite 9 erzählt sie im JazzEcho-Porträt, warum sie sich im Jazz genauso zu Hause fühlt wie am Broadway, beim Squaredance oder im Kreise einer Mariachi-Band. Wie groß das Spektrum dessen ist, was man noch Jazz nennen darf oder noch Jazz nennen muss, zeigen die neuen Veröffentlichungen auf zwei Seiten ab Seite 10. Der afrikanische AfrobeatGeneralerbe Femi Kuti trifft hier auf die New Yorker Brazilian Girls, der Brasilianer Chico Buarque auf den Amerikaner Joe Sample – und das ist noch längst nicht alles. Aus herstellungstechnischen Gründen diesmal auf Seite 12: die große Presseschau im JazzEcho. Toprezensenten nationaler Toptitel besprechen Topveröffentlichungen internationaler Toptalente. Diesmal mit von der Partie sind Jan Garbarek, Khaled, ExUndergroundstar und NeuPianosolist Gonzales und MPS Jazz ReWorks. Neben Lesestoff diesmal mit großem Adventskalender. Einfach die letzte Seite aufschlagen, ins Internet gehen und jeden Tag eine CD gewinnen. Madeleine Peyroux Diesmal im JazzEcho-Interview: Terry Callier und Madeleine Peyroux, zwei Amerikaner mit großer Liebe zur Stadt der Liebe, auf Seite 8. Peterchens Mondfahrt Auf dem Mond ist die Welt noch in Ordnung. Mit „On The Moon“ präsentiert sich der singende Pianist PETER CINCOTTI als insgeheimer Agent zwischen Jazz und Pop. E s ist schon seltsam, hier zu sitzen und darüber zu reden, wie sich mein Leben verändert hat“, sinniert Peter Cincotti an einem warmen Herbsttag in Berlin. „Seit eineinhalb Jahren bin ich immer unterwegs, jeden Tag in einer anderen Stadt. Aber man gewöhnt sich dran: aufstehen, reisen, Soundcheck, vielleicht ein kurzes Nickerchen, duschen, zum Gig oder Interview und ab ins Bett. Und am nächsten Tag von neuem. Dabei kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, als es mir knapp vorkam, wenn ich nur drei Wochen Zeit hatte, mich neben dem Studium auf einen Auftritt vorzubereiten.“ Er lacht in Richtung Fenster, aber doch in sich hinein. Und anscheinend weniger über den Lauf der Dinge als über sein persönliches Glück. Mit einer nervösen Geste schiebt er sich die Hemdsärmel zum Ellenbogen und fährt sich dann mit der rechten Hand durch die Haare. „Jetzt kann ich das alles im Schlaf“, sagt er und sieht sein Gegenüber zum ersten Mal richtig an. „Und genau darum geht es ja: Dass man immer wieder etwas findet, das dem Publikum und einem selbst den Auftritt interessant macht. Das klappt immer noch: Ich langweile mich bei meinen eigenen Shows nie.“ Den letzten Satz könnte man dem 21-jährigen Pianisten und Sänger mit ein wenig weniger Ironie in der Stimme als komplimentfischende Untertreibung auslegen. Wer ihn live erlebt hat, schreibt Beifall. „Sensationell“ fand ihn etwa die „Daily News“, „The real deal“ urteilte der „Boston Globe“ und „Vanity Fair“ betitelte ihn gar als „Jazz Wunderkind“. Kollegen von Harry Connick Jr., der ihn schon mit sieben für ein Gastfeature zu sich auf die Bühne holte, über seinen langjährigen Lehrer Ellis Marsalis bis zu seinem Produzenten Phil Ramone, loben seine musikalische Ernsthaftigkeit, seine technische Reife und swingende Spielfreude. Auch hierzulande sorgte der smarte Jüngling schon im Zusammenhang mit seinem ersten Album für einigen Wirbel. Nach einigen goldenen Schallplatten in den USA, wo man ihn als Hoffnungsträger des neuen „Rat Pack“ feiert, und vor allem in Frankreich, wo er als männliches Reinhören leicht gemacht JazzLink heißt unser neuer Service für alle, die kurz in ein neues Album reinhören wollen. Einfach den JazzLink unter dem entsprechenden Artikel merken und auf unserer Website in das Formular eintippen. Den Real-Player vorausgesetzt, startet die Hörprobe ganz von allein. www.jazzecho.de Pendant zu Norah Jones gilt, erscheint jetzt sein neues Studioalbum „On The Moon“. „Beim ersten Album sind wir ins Studio gegangen und wussten, dass wir ein straightes Jazzalbum aufnehmen wollen. Nach drei Tagen waren wir fertig“, erzählt er. „Diesmal haben wir uns drei Monate Zeit gelassen. Da war Platz für alle möglichen Experimente. Ich wusste schon, dass meine eigenen Songs im Mittelpunkt dieses Albums stehen sollten. Deshalb wollte ich Standards wie „St. Louis Blues“ oder „Bali Ha’i“ so spielen, als hätte ich sie selbst geschrieben. Oder zumindest so, als würde ich die Originalversionen nicht kennen. Ich wollte die Geschichte dieser Songs ausradieren.“ Auch diesen letzten Satz könnte man ihm anlasten, hätte er ihn nicht ohne jegliche Ironie in der Stimme gesagt. „Es sind wirklich sehr unterschiedliche Songs und Arrangements und Instrumentationen auf diesem Album“, meint er. „‚Cherokee‘ ist ein ziemlich straightes Jazzinstrumental, beim ‚St. Louis Blues‘ ist sogar Hip-Hop im Groove, der Song ‚On The Moon‘ ist eine Popballade. Es sind verschiedene Genres, aber ich sehe die Verbindung.“ Und überhaupt. „Es war eines der großen Missverständnisse im Zusammenhang mit meinem ersten Album, dass ich ein straighter Jazztyp bin. Kaum jemand merkte der Musik auf diesem Album an, mit was für unterschiedlichen Einflüssen ich aufgewachsen bin. Ich bin in Manhattan geboren und aufgewachsen! Ich bin zu Rockkonzerten im Madison Square Garden gegangen und dann zu Broadwayshows, in Blues- und Jazzclubs. Es war immer eine Mischung. Obwohl ich natürlich auch ziemlich eindeutige Phasen hatte. Im Moment steht in meiner Plattensammlung Eminem neben Miles Davis und Joni Mitchell. Es ist wie ein geschmacklicher Zickzacklauf.“ Wieder lacht er einmal laut in Richtung Fenster, lehnt sich dann breitbeinig und zufrieden zurück und sucht Augenkontakt. „Obwohl ich es selbst nicht mehr so sehe“, führt er seinen Gedanken fort. „Vor fünf Jahren dachte ich manchmal: Wie komme ich eigentlich dazu, diese unterschiedlichen Sachen zu mögen? Lebenslinie PETER CINCOTTI 1983 1987 1990 1999 2003 Am 11. Juli kommt Peter Nachdem er sein Spielzeug- Nach etlichen Stunden, un- Peter beginnt zu sin- Sein Debütalbum „Peter 2004 Aber je mehr Musik ich höre, umso mehr fallen mir die Verbindungen zwischen all diesen Leuten auf, die ich früher nicht im selben Atemzug genannt hätte. Ich höre Phrasierungen bei Eminem, die mir auch im Jazz auffallen. Je mehr man weiß, umso mehr verschwimmen die Grenzen.“ Wie fast jeder Musiker, dem man erst ein Etikett zuteilt, um sich dann zu beschweren, dass er diesem nicht gerecht werden würde, hält Peter Cincotti nichts von musikalischer Kategorisierung. Immer wieder erwähnt er Eminem oder dieses sehr spannende Queen-Album, das er jetzt gerade hört, dazu Maroon 5 oder Sting und natürlich Miles. „Was ist aus der Musik geworden?“, fragt er irgendwann allen Ernstes. „Stand sie nicht mal für das, was man mit Worten allein nicht ausdrücken konnte? Wenn Leute mich fragen, wie ich meinen Sound beschreiben würde, habe ich ein Problem. Ich habe ein neues Album gemacht, mit einigen sehr persönlichen, eigenen Stücken und sehr persönlich arrangierten Standards. Hört es euch an und findet heraus, ob es euch gefällt oder nicht. Wozu braucht man da ein Etikett?“ Am liebsten wäre es Peter Cincotti natürlich, auch wenn er es nicht wortwörtlich so ausspricht, wenn er eines Tages als einer dieser genreübergreifenden Künstler gelten würde, die, wie seine Idole Ray Charles oder Stevie Wonder, mit ihrem eigenen Namen für ihre eigene Musik stehen. Bis es so weit ist, lotet er neben all seinen musikalischen Ambitionen auch noch seine schauspielerischen Möglichkeiten aus. Nach einem kurzen Auftritt in „Spiderman 2“ stand er neulich in Berlin in einer Hauptrolle für Kevin Spaceys Filmbiografie von Sänger Bobby Darin vor der Kamera. „Ich war fast drei Monate lang immer wieder in Babelsberg. Und habe dabei das komplette Gegenteil von meinem Musikerdasein kennen gelernt“, gesteht er lachend. „Beim Film sitzt man hauptsächlich herum und wartet, bis das nächste Set eingerichtet und ausgeleuchtet ist. Obwohl ich es damals manchmal ganz schön langweilig fand, und es kaum abwarten konnte, endlich wieder auf Tour zu sein, würde ich mir diese Ruhe in meinem eigenen Wohnwagen jetzt manchmal wünschen. Aber man kann eben nicht alles haben.“ Er legt die Stirn in Falten und ergänzt, schwer zu sagen, ob ernsthaft oder ironisch: „Oder doch?“ JazzLink: cincotti „On The Moon“ erscheint; Cincotti in New York, im klavier, ein Geschenk seiner ter anderen bei Wyntons gen und geht mit Harry Cincotti“, produziert von Park-Avenue-Appartement Oma, ein Jahr lang intensiv Vater Ellis Marsalis, be- Connick jr. auf Tournee. Phil Ramone, erreicht Charmeur spielt außerdem seiner Eltern, zur Welt. bearbeitet hat, bekommt geistert Peter auf seinem schon wenige Wochen nach eine tragende Rolle in Ke- er seinen ersten Unterricht ersten Live-Auftritt das Veröffentlichung in Frank- vin Spaceys Film „Beyond an einem richtigen Klavier. Publikum bei einem Harry- reich, Japan und den USA The Sea“ über den Sänger Connick-jr.-Konzert. Goldstatus. Bobby Darin, der 2005 in PETER CINCOTTI On The Moon unsere Kinos kommt. 06024 9824924 Soundcheck Improvisationstalent Improvisieren, zu Deutsch: etwas aus dem Stegreif machen, kann einen bekanntlich oft weiter bringen als starr an Plänen festzuhalten. Heute mehr denn je und in der Jazzwelt allemal, einer Welt, die, seien wir ehrlich, irgendwie paradox ist: Während das Gros der Jazzalben immer noch aus Leidenschaft veröffentlicht wird und nur an Fans verkauft, hält das Wort Jazz immer erfolgreicher als Marketingbegriff für andere Musikgenres (und Autos) her. In Krisenzeiten der Musikindustrie verkauft Jazz dann aber von Jahr zu Jahr mehr Tonträger, bis in den Multiplatinbereich. Jazz wurde seit dem Siegeszug der Popmusik in den 60er Jahren immer wieder totgesagt und ist als Musikform heute bestimmt trotzdem vitaler als so manche Senioren-Rockshow. Die Vokaljazz-Renaissance, die ausgerechnet die ausgewiesene Rockdiva Linda Ronstadt mit einläutete, als sie Anfang der 80er Jahre mit mehreren beachtlichen Jazzalben überraschte, ist heute auf ihrem Höhepunkt. Mit jungen Künstlern wie Madeleine Peyroux aus den USA oder Jamie Cullum aus Großbritannien haben sich Jazz und Popmusik wieder so angenähert wie zur kommerziellen Glanzzeit des Jazz in den 50er Jahren. Vielleicht spiegeln alle diese Überraschungen im Jazz das wider, was ihn eigentlich spieltechnisch ausmacht und am Leben erhält: Improvisation. Da, wo andere Genres früher oder später ins Stocken geraten sind, konnte Jazz immer aus dem unerschöpflichen Potenzial der „instant composition“ schöpfen. Der der vielseitig begabte legendäre Verve-Gründer Norman Granz war in den 40er Jahren vom künstlerischen Freiheitsdrang der Jam-Sessions geradezu besessen. Wie ein wahnsinniger Schachspieler stellte er verschiedenste Kombinationen von Musikern im Studio auf. ECM-Künstler Stephan Micus reist vor jedem seiner Alben um die Welt, gräbt verschollene Instrumente aus, sucht deren letzte Virtuosen auf und nimmt bei ihnen Unterricht. Die Brazilian Girls haben auf Verve-Forecast eine eklektische Elektronikplatte veröffentlicht, die für Puristen nicht auf einem Jazzlabel erscheinen dürfte. Aber der Aufschrei des Antijazz schallte ja bereits durch die Ära von Bird und Diz, bezeichnenderweise immer genau dann, wenn sich eine neue Generation Musiker von den ausgetretenen Pfaden entfernte und wieder anfing zu improvisieren. Heute ist Jazz mehr ein Kulminationspunkt aktueller Musikentwicklungen als ein klar definierter Stil. Die Musik des unfertigen Menschen im 21. Jahrhundert. Das Leben ist eine Baustelle, und Jazz ist Improvisation. Felix Fast Universal Jazz Seite 2 Ausgabe 4 • Jahrgang 7 Intro Der letzte nordische Schrei Wie alle skandinavischen Saxophonisten wird auch TRYGVE SEIM mit Jan Garbarek verglichen. Nicht ganz zu Unrecht, aber auch nicht ganz zu Recht. Geschichten vom faulen Dynamo Zeitloses Entertainment an historischem Ort: Die DVD „JAMIE CULLUM – Live At Blenheim Palace“ dokumentiert die einzigartige Live-Show des singenden Piano-Superstars. D Das schwierige zweite Album gemeistert: TRYGVE SEIM T rygve Seims Solodebüt „Different Rivers“ war eines der herausragenden Newcomer-Jazzalben der letzten Jahre. Die internationale Presse jubelte, die deutsche ehrte ihn mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Heute könnte den 33-Jährigen Norweger die Kehrseite des Ruhmes einholen: die hohen Ansprüche von Fans, Medien und vom Künstler selbst an das „schwierige zweite Album“. Seim wurde vor drei Jahren von den Medien als Star des jungen norwegischen Jazz ausgerufen. „Der ECM-Sound ist meine Ästhetik“, schreibt er selbstbewusst im Presseheft zu „Sangam“, das ihn zur zentralen Figur der „zweiten Generation norwegischer Musiker“ erklärt. Die zweite Generation der „leisen musikalischen Revolution“, die ECM in den 70ern und 80ern unternahm. Und diese Revolution frisst nicht ihre Kinder. Auch wenn Seim nach seinem überraschenden Erfolg mit dem Klischee des Jan-Garbarek-Nachfolgers zu kämpfen hatte. Auf „Sangam“ erinnern nun weite Strecken mehr an zeitgenössische Musik von Görecki und Pärt als an Garbareks ECM-Jazz der frühen 80er Jahre. Der „nordische Schrei“ ist ein Teil von Seims Repertoire, mehr aber auch nicht. Stilerweiternd hat sich auf seiner zweiten CD die Besetzung Frode Haltlis am Akkordeon ausgewirkt, eines Improvisators zwischen Jazz, Avantgarde und der Folktradition Norwegens. Ebenso ein GenreGrenzgänger ist der Cellist Morten Hannisdal, Mitglied des Cikada Quartetts (mit dem Trygve Seim und seine Band The Source vor einigen Jahren ein Album produzierten). Starker Solist des Albums mit einigen überwältigenden Momenten ist der Trompeter Arve Henriksen. Seims Arrangements heben jedoch immer wieder die Trennung zwischen Solisten und Begleitung auf, sein Ineinanderblenden der verschiedenen Stimmen des Ensembles Große Leader, große Worte Mathias Rüegg und sein VIENNA ART ORCHESTRA zitieren im wörtlichen Sinne die amerikanischen Bigbandleader. P araphrasierungen und Zitate gehörten ja schon immer zu den üblichen Mitteln des Komponierens. Was aber entsteht, wenn der Bigbandleader Mathias Rüegg sprachliche Zitate berühmter amerikanischer Bigbandleader zu musikalischen Instrumentalstücken umschreibt? Metasemantische Synergien? Oder einfach interessante Das VIENNA ART ORCHESTRA beim Zitat Bigbandmusik, inspiriert diesmal durch die Lebensphilosophie von Männern, deren Hipness durch zusätzliche elektronische Elemente kein Lebensstil, sondern eine „Tatsache jenseits jeglicher Hall-of-Fame-Nostalgie. des Lebens“ war, wie es Cannonball AdEr achtete darauf, dass sein „Flaggschiff derley einmal ausdrückte – wieder ein des europäischen Jazz“, offizieller KulZitat. Man könnte hier all diese großen turbotschafter Österreichs, noch genug markanten Sätze von Don Ellis, Sun Ra, avantgardistisches Wiener Blut verströmt. Quincy Jones, Gil Evans, Thad Jones, LioGast auf dem neuen Album ist der nel Hampton oder Stan Kenton anführen, brasilianische Gitarrist und Perkussionaber das wäre so gemein, wie jemandem ist Alegre Corrêa, der dem mittlerweile das Ende eines Films zu erzählen, bevor schon klassischen Sound des Vienna er ihn gesehen hat. Und spannend sind Art Orchestra neue Farben verleiht, die die zwölf neuen Titel auf dem Album „Big hochkarätigen Solisten auf poetische Band Poesie“ des Vienna Art Orchestras Weise dazu auffordert, andere Wege zu allemal. Rüeggs Kompositionen leben beschreiten. „Big Band Poesie“, erschie- lässt Vergleiche mit der Arbeit von Gil Evans aus den 50er Jahren zu. Unterstützt wird Trygve Seim dabei auch von einem Streicherensemble, das von Christian Eggen geleitet wird. Mit dem Albumtitel, Sanskrit für „Zusammenfließen“, artikuliert Trygve Seim, dass er sich auch von außermusikalischen Ideen hat inspirieren lassen. So atmosphärisch und eingängig es auch ist, erschließt doch jedes wiederholte Anhören von „Sangam“ ungeahnte, bewegende Tiefen seines neuen Nordens. Herausragend wie auf seinem Debüt, ist Trygve Seim zwar kein unbeschriebenes Blatt mehr, aber er hat noch lange nicht sein Blatt verspielt. JazzLink: seim TRYGVE SEIM Sangam 00440 0381222 nen im 28. Jahr der Gründung des Vienna Art Orchestra, wurde im Herbst auf einer großen Europa- und Südamerika-Tournee präsentiert. Wer die Chance hatte, Rüegg kürzlich mit seinem Ensemble im Berliner Tipi oder der Essener Philharmonie zu erleben, wird empfunden haben, wie individuell die neuen Titel auf die Solisten zugeschnitten worden sind. Herausragend und verblüffend auf der CD ist die Interpretation des Zitats: „Unsicherheit ist das Geheimnis ewiger Jugend“, die bei Rüegg zu einer elegischen Bestandsaufnahme der heutigen konsumistischen Welt ausholt, einer Welt, die sich sarkastisch zur Gewalt bekennt. Das lyrische Ich dieses Songs, gesungen von Anna Lauvergnac, ist ein quer denkender Charakter, der diese Welt nicht für ein Auto oder schönes Outfit hinnehmen will. Rüegg gibt einem genug Anstöße, sich in den Inhalt einzelner Sätze beim Anhören der Titel seines Albums zu vertiefen. Sie erzählen dem Hörer aus diesen Sätzen ganze Geschichten. Am Ende sind das keine Zitate mehr, sondern eigene Geschichten, und das ist vielleicht das Faszinierendste an dieser CD. JazzLink: vao VIENNA ART ORCHESTRA Big Band Poesie er Palast von Blenheim steht im britischen Woodstock, etwa acht Meilen von Oxford entfernt. Es ist ein riesenhafter, turmreicher Bau, der einzige in England, der als „Weltkulturerbe“ gilt. Man hat von dort einen herrlichen Blick über eine weite, grüne Hügel- und Seenlandschaft. Etwas mit Namen Blenheim ist allerdings nicht in Sicht. John Churchill, daraufhin erster „Duke of Marlborough“, bekam den Landstrich und einen dort zu errichtenden Palast dereinst von seiner dankbaren Königin Anne geschenkt, weil er ihr am 13. August 1704 die Schlacht bei Höchstädt gegen die Franzosen gewonnen hatte. Und zwar in der Nähe eines bayrischen Donaudörfchens namens Blindheim. Was tatsächlich im Angelsächsischen ein wenig wie „Blenheim“ klingt und im Palastnamen sowieso besser als vielleicht „Palace of Höchstädt“. Oder etwa „Blindheim Palace“. Historiker kennen das Marlborough’sche Gemäuer – übrigens fertiggestellt aus der eigenen Schatulle des Duke, nachdem der bei der Königin in Ungnade gefallen war – auch als Geburtsort von Winston Churchill. Britische Musikliebhaber feiern den Palasthof seit kurzem als einen der schönsten und beeindruckendsten Open-Air-Konzertplätze des vereinigten Königreichs. Zur Eröffnung der Reihe „Live At Blenheim Palace“, die in diesem Jahr überhaupt zum ersten Mal veranstaltet wurde, gab Jamie Cullum dort, wie er selbst meint, „vielleicht das denkwürdigste Konzert meines Lebens“. Glücklicherweise wurde der gesamte Abend für eine jetzt erscheinende DVD mitgeschnitten. Jamie Cullum betritt die Bühne mit einem Glas Rotwein in der Hand. Lachen mischt sich unter den Applaus, als er den Tausenden von Fans zuprostet. Im nächsten Moment tauscht er das Glas gegen ein Mikrophon und beginnt zu singen. Das Intro zu „I Get A Kick Out Of You“. A cappella, natürlich. Das Publikum harrt in erwartungsvoller Spannung aus, um in Begeisterung auszubrechen, als auch der Rest der Band einsetzt. Die Stimmung ist gut, sehr gut sogar. Kaum zu steigern, denkt man. Von wegen. Langsam, aber sicher, gekonnt und kontinuierlich, baut der „Zirkuszwerg“ (Jamie über Jamie) an diesem Abend die Stimmung auf. Er macht „Frontin‘“, sein gern gehörtes Cover des Hip-Hop-Hits der Neptunes, zum ausgiebigen Jazz-Jam. Er zeigt auf einen kleinen Orientteppich, der direkt vor seinem Gesangsmikro liegt. „Britney Spears hat in ihrer Liveshow Schlangen und Lesben“, sagt er. „Ich habe nur diesen alten Teppich von meiner Oma.“ Er singt „God Only Knows“ von den Beach Boys in einem Eleanor-Rigbyartigen Arrangement für Streichquartett. Jamie, der selbst angeblich nichts so gut kann, wie faul zu sein, stellt seine neue „Hymne der Faulen“ vor, „Why Do Today What You Can Do Tomorrow?“, einen schönen Singer/Songwriter-Song zur eigenen Gitarrenbegleitung. Ein Mädchen aus dem Publikum ruft: „I love you.“ Er entgegnet: „I love you too, Mum!“ Natürlich spielt er bei „Next Year Baby“ ein perfektes PerkussionSolo auf seinem Flügel und geht später zu „Singing In The Rain“ durchs Publikum. Fast zwei Stunden lang gibt der Wuschelkopf im Bulldoggen-T-Shirt wirklich alles. Unterstützt von seiner Band mit Geoff Gascoyne, den Jamie auch als Arrangeur und Organisator lobt, am Bass und Sebastiaan de Kromm am Schlagzeug. Dazu kommen Barnaby Dickinson an der Posaune, der Trompeter John Hoare, Saxophonist Ben Castle, Gitarrist Malcolm MacFarlane, und das British Session Orchestra. In bester Tonqualität aufgezeichnet und mit acht Kameras gefilmt, die sich erstaunlicherweise nie in die Quere kommen. Zwischen den Konzertsequenzen dieser DVD finden sich sechs filmische Features, von „A Love Supreme“ bis „Plymouth Concert“, die den kleinen Mann hinter dieser großartigen Musik beleuchten. In Interviews und Backstage-Reportagen erfährt man alles Mögliche und Unmögliche. Einmal bezeichnet er sich als „Jazz-Prostituierte“ und erklärt: „Meine Musik ist kein purer Jazz. Sie kommt aus einer Pop-Perspektive. Es ist populäre Musik. Und Jazz hat seinen Platz in der populären Musik.“ Später begründet er seine Liebe zum Jazz mit seiner eigenen Experimentierfreudigkeit, und erzählt immer wieder, wie er mit seiner Version von „Smells Like Teen Spirit“ Mädchen verführt hat. Es gibt Berichte über seine US-Tour und seinen ersten Auftritt beim Glastonbury Festival im Jahre 2000. Außerdem gesteht Jamie Cullum seine Faszination mit der „Beat Generation“, besonders Jack Kerouac und dessen Roman „Unterwegs“, und unterzeichnet freudig erregt die T-Shirts seiner weiblichen Fans, besonders eines mit der „It Ain’t Necessarily So“zitierenden Aufschrift: „Jamie is small … but oh my!“. Es macht Spaß, dem mittlerweile weltweit erfolgreichen Entertainer zuzusehen. Er ist sympathisch und wirkt absolut ehrlich und echt, egal ob hinter oder auf der Bühne. „Ich habe immer nur um der Musik willen Musik gemacht und mich dabei nie um eine mögliche Karriere gekümmert“, sagt er irgendwann auf dieser DVD. „Das war wahrscheinlich die beste Art, mich auf meine Karriere vorzubereiten.“ JazzLink: cullum JAMIE CULLUM Live At Blenheim Palace 986 7534 06024 9867710 Warum heute tun, was man auf morgen verschieben kann? JAMIE CULLUM WAS WAR LOS IM JAHR 2004? DER JAZZECHOJAHRESRÜCKBLICK VERRÄT’S, MONAT FÜR MONAT: 2004 JANUAR 2004 FEBRUAR Nach fünf Jahren Pause meldete sich PACO DE LUCÍA mit einem Album zurück, das nicht wenige Kritiker für sein bestes halten. Pianist FRANK CHASTENIER zeigte auf „For You“, wie man sich auch mit leisen Tönen sehr viel Gehör verschaffen kann. Sein letztes Album „Luzia“ hatte der in Mexiko lebende andalusische Gitarrenvirtuose Paco de Lucía 1999 kurz nach dem Tod seiner Mutter Luzia fertig gestellt und dieser gewidmet. Danach zog sich der Künstler, der von jeher ein sehr enges Verhältnis zu seiner Mutter hatte, fünf Jahre lang zurück, um den Schmerz zu verarbeiten und über das Leben zu reflektieren. Erst Anfang 2004 ließ er wieder von sich hören: „Cositas Buenas“, für das er kürzlich einen Latin Grammy erhielt, präsentierte den gereiften Paco – wie Detlev Bork in „Stereoplay“ schrieb – „weicher, lyrischer“ und „orientiert sich dabei stärker am traditionellen Fla- Mit einem späten, aber dafür umso begeisterter gefeierten Debütalbum sorgte der 36-jährige Pianist Frank Chastenier in der deutschen Jazzszene für Schlagzeilen. „For You“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie man sich mit leisen, unaufdringlichen Tönen sehr viel Gehör verschaffen kann. „Dass der langgediente Musiker der WDR-Bigband erst jetzt mit einem eigenen Album an die Öffentlichkeit tritt, erstaunt allerdings schon ein wenig“, formulierte es die „Syker Zeitung“. „Hat man dann aber die ersten Stücke von ‚For You‘ gehört, kann man sich über die Geduld des Pianisten nur freuen. Solch mutig unspektakuläre Intimität braucht Zeit und Reife. Der menco als zuletzt“. Alexander Schmitz bezeichnete es im „JazzPodium“ gar als „ein Wunder, ein großes Wunder“ und schrieb: „Fünf Jahre schöpferische Stille, dann die Eruption eines Vulkans. Dies ist ein Naturschauspiel und höchste Kunst zugleich, intellektuell auf eine Ebene geschoben, die jedem anderen Flamencisten, ob orthodox oder nicht, ein Buch mit sieben Siegeln bleiben muss: Paco de Lucía (56), inzwischen vollbärtig, ist wieder da, und wirklich: Er kommt wie ein Sturm. Sein ‚neuer‘ Flamenco […] ist von oft nahezu unerträglicher Intensität, komplex wie nie, suggestiv wie nie, aber auch – kein Widerspruch – so dicht an der andalusischen Seele wie nie.“ PACO DE LUCÍA Musiker wirft seine ganze Erfahrung in die Waagschale, um jegliche Oberflächlichkeit und effektreiche Inszenierung zu vermeiden.“ – „Romatik pur. Mit diesen zwei Worten ist (fast) alles gesagt zu Frank Chasteniers Liebeserklärung ‚For You‘“, meinte „Audio“. „Begleitet von Bass und Drums, gibt sich der Pianist der WDR-Bigband den Melodien hin – und dies fernab vom Kitsch: etwa in seinen auch klanglich raffiniert ausbalancierten Variationen von Grönemeyers ‚Mensch‘ oder Hildegard Knefs ‚Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen‘.“ Die „Jazzthetik“ nannte „For You“ sogar „das vielleicht wichtigste deutsche Jazzalbum seit zehn Jahren“. FRANK CHASTENIER Seite Ausgabe 4 • Jahrgang 7 3 Intro Vergessene Saiten I m japanischen Zen-Buddhismus gibt es unzählige Koans, rätselhafte Sätze, über die ein ganzes Leben lang meditiert wird: „Wie sahst du vor der Geburt deiner Eltern aus?“ oder „Wie klingt das Klatschen einer einzelnen Hand?“ Koans stellen dem rationalen Denken Fallen, und vielleicht sind sie von manchen Westlern gerade deswegen so begeistert aufgenommen worden. 1977, als der Buddhismus im Westen noch sehr viel unbekannter war als heute, veröffentlichte der Komponist, Multiinstrumentalist und Klangsucher Stephan Micus ein viel beachtetes Album mit dem Titel „Koan“. Dem unerschöpflichen Rätsel des Lebens ist er nun auf seiner neusten CD „Life“, einer Komposition aus 10 Teilen, erneut musikalisch nachgegangen. „Die Herausforderung war, in einer Komposition ein Rätsel aufzugeben“, erklärt Micus sein Album, ohne es damit rational erklären zu wollen. Ein „symmetrisches“ Rätsel, dessen „Antwort am Anfang und Ende der Komposition gleich ist. Um es zu lösen, entwickelt sich die Komposition vom Komplexen zum Einfachen. Der erste längere Teil, ‚Narration One And The Master’s Question‘, ist komplexer als alles andere, das ich bisher geschrieben habe“, schildert Micus. „Das finale Stück ‚The Master’s Answer‘ besteht nur noch aus Solostimme. Diese Entwicklung zur Einfachheit bedeutet eine Art von Evolution für mich, wie sie sich auch in den Lebenserfahrungen vieler Menschen widerspiegelt, die sich auf spirituelle Pfade begeben. Daher habe ich das Album ‚Life‘ genannt.“ Stephan Micus ist ein musikalischer Marco Polo und ein musikologischer Bernhard Grzimek. Wie die Kenner seiner bisherigen 15 CDs auf ECM erraten, hat ihn auch hier seine sprichwörtliche Wanderlust gepackt, vor allem in den Orient: nach Indien, Tibet, Burma, Thailand und Japan. Zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Album „Towards The Wind“ folgt Micus mit seiner Adaption von fremden Klangschalen, Mundorgeln oder Blechflöten jener musikalischen Sinnsuche, die ihn so eigen- und einzigartig gemacht hat, und die hier mit der Zither seiner Heimat Bayern nach Hause findet. Gäbe es Orden für die Rettung bedrohter Instrumente, Micus hätte schon etliche. Auf „Life“ macht er dem Hörer zwei gerade von ihm neu entdeckte Instrumente zugänglich: Die „Maung“, ein Set von 40 gestimmten Bronze-Gongs aus Burma, und die „Bagana“, eine altertümliche Auf seinem neuen Album „Life“gibt STEPHAN MICUS nicht nur Rätsel auf, sondern entdeckt auch fast ausgestorbene Instrumente neu. Mann mit Bagana: STEPHAN MICUS äthiopische Leier, die traditionell von den Sängern der äthiopischen orthodoxen Kirche, einer urchristlichen Sekte, gespielt wurde, um Gebet und Meditation zu begleiten, und von daher nie besonders an die Öffentlichkeit drang. Mythologisch die „Harfe Davids“, kam die Bagana vor Jahrtausenden von Israel nach Äthiopien. Heute ist sie vom Aussterben bedroht. „Im Januar 2000 fuhr ich nach Addis Abeba, um dort die Bagana beim Meistermusiker Alemu Aga zu lernen“, erzählt Micus. „Die Bagana hat zehn Saiten, aber es werden nur fünf davon benutzt, was ich sehr merkwürdig fand. Als ich meinen Lehrer nach den anderen fünf Saiten fragte, sagte er achselzuckend, dass man vergessen hatte, wie diese zu stimmen wären. Also modifizierte ich das Instrument ZUM TOD VON HANS GEORG BRUNNER-SCHWER Am 14.10.2004 kam der legendäre MPS-Gründer, Toningenieur und Produzent Hans Georg Brunner-Schwer ums Leben Innerhalb von nur vier Jahren hat die deutsche Jazzszene ihre beiden wohl bedeutendsten Impresarios verloren: Nach Joachim Ernst Berendts Unfalltod im Februar 2000 starb Hans Georg Brunner-Schwer in seiner Heimatstadt Villingen an den Folgen eines Autounfalls. Wie Berendt wurde auch Brunner-Schwer 77 Jahre alt. Die deutsche und internationale Jazzgeschichte prägte der Industriellen- und Musikersohn vor allem von 1958 bis 1983, als er auf den beiden Plattenlabels SABA und MPS neben etlichen anderen Musikeinspielungen der verschiedensten Gattungen auch über 500 Alben mit hochkarätiger und richtungsweisender Jazz- und Weltmusik veröffentlichte. Selbst nachdem er sich offiziell aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, stand Brunner-Schwer Universal Jazz bei den liebevollen MPS-Wiederveröffentlichungen auf CD mit Rat, Tat und ansteckendem Enthusiasmus zur Verfügung. Zwar hatte Brunner-Schwer das Startkapital für seine Unternehmungen im Jazz geerbt (weshalb er scherzhaft auch „Millionen-Schwer“ genannt wurde), seine überragenden Fähigkeiten als Tontechniker und Musikproduzent musste er sich aber wie jeder andere hart erarbeiten. Unter Jazzmusikern genoss Brunner-Schwer, der die englische Sprache nur leidlich beherrschte, auch in Amerika einen hervorragenden Ruf: Sie schätzten ihn nicht nur als Produktionspartner, sondern auch als großzügigen Gastgeber und vorurteilslosen Freund. Die Redaktion trauert mit Jazzfans und -musikern in aller Welt um eine große Persönlichkeit und einen echten Pioniergeist. und benutzte alle zehn Saiten in einer neuen Stimmung.“ Mit 16 unternahm er seine erste Reise in den Orient. Micus’ aktuelle Komposition, aufgenommen zwischen 2001 und 2004 auf Mallorca, verfolgt die Rundreise eines Mönchs, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Mönch kommt am Ende genau dort an, wo er aufbrach und erkennt, dass die Antwort auf sein Rätsel die ganze Zeit über da war. Bereichert hat ihn die Reise allemal. JazzLink: micus STEPHAN MICUS Life 06024 9818811 Katalog? Die sechs Stücke der „Strength EP“ sind bisher unveröffentlichte Aufnahmen der „Hard Groove“-Sessions von Roy Hargroves THE RH FACTOR. Und eine gute Dreiviertelstunde zukunftsweisender Partymusik. J azz is the teacher, funk is the preacher“, wie es James „Blood“ Ulmer formulierte. Kaum ein Jazzer der modernen Schule, von Dizzy Gillespie, über Herbie Hancock bis Miles Davis, der seine Lehre nicht auch mal mit einer Lektion in Funk gepredigt hätte. Roy Hargrove, vielleicht der innovativste und charismatischste Musiker der neuen Jazzgeneration, hat diesem Kanon mit seinem im Sommer letzten Jahres erschienenen Album „Hard Groove“ ein eindrucksvolles Exempel hinzugefügt. Gemeinsam mit Freunden wie D’Angelo und Erykah Badu, denen er oft genug die Hornparts eingeblasen hatte, und Kollegen von Q-Tip und Common, über Karl Denson, Cornell Dupree und Steve Coleman bis zu den „Soulaquarians“ James Poyser und Pino Palladino entstand ein Meilenstein des modernen Funk. Ein groovendes Wunderwerk und unfehlbares Partyprogramm mit allerlei funkverwandten Ingredienzen von Afrobeat, über Hip-Hop bis Soul. Oder, wie es der Aufkleber auf der CD stolz verkündete, „eine organische musikalische Straßenparty an der Ecke von Hip-Hop und Bop“. Doch von den 25 dafür aufgenommenen Songs – eigentlich war das Album als Doppel-CD geplant – erschienen schließlich nur 14. Was, so fragten sich bald schon über 100.000 „Hard Groove“Käufer, würde mit den übrigen elf geschehen? Die Antwort gibt jetzt, während Roy Hargrove und sein Kollektiv noch immer auf Tour sind und trotzdem schon an den Tracks zum nächsten Album arbeiten, diese „Strength EP“. Darauf gibt es immerhin einige der „übrig gebliebenen“ Aufnahmen zu hören. Das afrobeatende „Rich Man’s Welfare“, schon im Titel ein Tribut an Fela Kuti. Den Jamband-Jazzfunk von „Bop Drop“, ein kraftstrotzendes Improvisationsfeuerwerk mit besten Live-Qualitäten. Den entspannt spannenden Souljazz von „Strength“. Sowie ein grandioses Cover des Eddie-HarrisKlassikers „Listen Here“. Dazu kommen zwei Produktionen des „Soulfeast“-Teams von Brian Bacchus und Joe Claussell: der treibende Groove von „For Fun“, eigentlich ein Remix des „Common Free Style“, unter anderem mit Vocals des britischen Soulstars Omar, und das zehnminütige Discofunkjuwel „Universe“, irgendwo in der Schnittmenge von Roy Ayers Ubiquity und „Oneness Of Juju“, mit Leadvocals von Roy Hargrove selbst. Die Stärke von „Strength“ liegt sicher darin, wie eigenständig diese sechs Stücke für sich stehen und wie nahtlos sie an die Musik von „Hard Groove“ anknüpfen. Was dem einen Fortsetzung ist, macht dem anderen vielleicht erst Appetit auf Roy Hargrove und seinen RH Factor. JazzLink: factor THE RH FACTOR Strength EP 06024 9863348 Klänge ferner Länder Schier endlose Melodien säuselt das Cello, das Klavier setzt exotische Akkorde wie Erinnerungen an die Klänge ferner Länder: Keine zwei Sekunden hört man „Chants, Hymns and Dances“, und schon fühlt man sich wie im fernen Orient. Das liegt natürlich an der Musik von George Ivanovitch Gurdjieff, der um 1900 jahrelang durch Asien und den Orient reiste auf der Suche nach den ewigen Wurzeln der Musik. Was er gefunden und in den eigenen Stücken verarbeitet hat, klingt mal nach byzantinischen Chorälen, mal nach den Tänzen seiner kaukasischen Heimat – aber immer nimmt es einen sofort ge- fangen. Nach Gurdjieffs Tod geriet seine Musik in Vergessenheit, bis Keith Jarrett sie mit seinem Album „Sacred Hymns of G. I. Gurdjieff“ einem größeren Publikum vorstellte. Nun widmen sich Anja Lechner und Vassilis Tsabropoulos mit viel Engagement Gurdjieffs Andenken. Die deutsche Cellistin und der griechische Pianist und Komponist betonen die offenen Komponenten der Musik. Improvisation ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Einspielung, die nahezu ohne Tonschnitte auskommt. Gerahmt von den „Chants From A Holy Book“ interpretieren die beiden elf Miniaturen des Meisters und fünf Ergänzungen Als besonderen Service für alle JazzEcho-Leser haben wir einen begrenzten Vorrat des Universal-Jazzkatalogs 2004/2005 ergattern können. Er enthält alle zurzeit verfügbaren Titel aller Universal-Jazz-Label. Um Ihr Exemplar zu erhalten, schicken Sie bitte 2,20 Euro in losen Briefmarken (ohne Umschlag) mit Ihrer Adresse an folgende Anschrift. Der Versand erfolgt in der Reihenfolge der Bestellungen. Bitte schreiben Sie an: UNIVERSAL JAZZ „JAZZKATALOG“ STRALAUER ALLEE 1 10245 BERLIN Auf Gurdjieffs Spuren: ANJA LECHNER und VASSILIS TSABROPOULOS 2004 MÄRZ 1A EP von RH Hat Kraft: ROY HARGROVE aus Tsabropoulos’ Feder als Zyklus feinsinniger Klanggestalten, die die innere Kraft der Lieder zu erforschen suchen. Und das gelingt ihnen, denn sie konzentrieren sich ganz auf die Musik, ohne den philosophischen Anhang extensiv mit einzubeziehen. Ein stilvolles Widmungsalbum an einen fast vergessenen Sonderling der europäischen Kulturgeschichte. George Ivanovitch Gurdjieff (ca. 1877–1949) stammte aus Alexandropol im südlichen Transkaukasus. Sein Vater war Grieche, die Mutter Armenierin, der Junge vielseitig begabt. Also wurde er in die orthodoxe Kirche geschickt, wo er auf eine Priesterschaft und ein Leben als Arzt vorbereitet wurde. Auf eigene Faust führte Gurdjieff spirituelle Studien durch, die 1922 in Fontainebleau zur Gründung seines „Instituts für die harmonische Entwicklung des Menschen“ führten, das sich aufgrund seiner unkonventionellen Lehrmethoden als Anziehungspunkt für unterschiedlichste europäische Intellektuelle entwickelte. Zu Gurdjieffs Lehrinhalten gehörten vor allem drei Dinge: die Ideen (mündliche wie niedergeschriebene), Bewegung und Musik. Letztere entwickelte er oft spontan aus dem Moment heraus. Vor allem in dem Komponisten Thomas de Hartmann und dessen Frau Olga, die sich von 1917 bis 1930 als seine Schüler betrachteten, fand er tatkräftige Unterstützung. JazzLink: lechner ANJA LECHNER, VASSILIS TSABROPOULUS Chants, Hymns And Dances 06024 9819613 2004 APRIL Die hohe Kunst des Duospiels führten CHARLES LLOYD & BILLY HIGGINS auf dem Doppelalbum „Which Way Is East“ vor. Mit seinem peppigen Album „Twentysomething“ entzückte der britische Shootingstar JAMIE CULLUM selbst eingefleischte Jazzkritiker. Der 2001 verstorbene Schlagzeuger Billy Higgins hat in über 50 Karrierejahren nie das Scheinwerferlicht gesucht, sondern stets im Hintergrund agiert. Deshalb erschienen unter seinem Namen nur wenige Aufnahmen. Die letzte machte er kurz vor seinem Tod im Duo mit dem Saxophonisten Charles Lloyd, und sie entpuppte sich als ein ganz besonderes musikalisches Vermächtnis. „Zwei alte Kämpen des Jazz, die sich völlig freispielen, ohne jemals Free Jazz zu zelebrieren“, brachte es die „Jazzthetik“ in einem zweiseitigen Artikel auf den Punkt: „Charles Lloyd und Billy Higgins haben auf zwei CDs ein Opus geschaffen, das so schwer zu bewerten ist, Die Entdeckung des Jahres war zweifellos der britische Pianist und Sänger Jamie Cullum, der mit seinem dritten Album „Twentysomething“ alte wie junge und weibliche wie männliche Jazzfans und -kritiker bezauberte. „Spötter werden den Engländer vielleicht vorschnell als Milchbubi abtun – und damit einen heißen Newcomer verpassen“, meinte „Audio“. „Wenn der zarte Twen die Stimme erhebt, traut man seinen Ohren kaum: Sonor, souverän, charmant und teils lasziv interpretiert Jamie Cullum Bar-Songs, strahlt rotzfrech relaxten Jazz-Appeal aus. Er singt auch mal markanten Crossover-Pop oder covert Kultgrößen wie Jeff Buckley. weil es nichts Vergleichbares gibt. Lloyd ist längst nicht nur Holzbläser, sondern spielt auch Bass, Klavier und Perkussion. Higgins ist längst nicht nur Trommler und Perkussionist, sondern bedient ein ganzes Arsenal an herkömmlichen und exotischen Saiteninstrumenten. Beide singen. Ihre Musik ist tief und seicht zugleich. Oft merkt man als Hörer selbst nicht, ob man in der abgrundtiefen Spiritualität ertrinkt oder sich von der Oberflächenspannung tragen lässt. Sie inszenieren ein Theater der Klänge und Rhythmen, ähnlich den frühen Aufnahmen des Art Ensemble of Chicago, nur ungleich entspannter. Ihr einziges Programm sind sie selbst.“ CHARLES LLOYD Und der Klang verwöhnt mit Luftigkeit, Atmosphäre, Akkuratesse.“ Auch Willi Andresen war in „HiFi & Records“ voll des Lobes: „Cullum verfügt auch über ein großes Potential an musikalischen Ideen und handwerklichen Fähigkeiten. Seine Kenntnisse von historischem Jazz und modernem Rock sind bemerkenswert und bilden die kreative Klammer seines live in den Londoner Mayfair Studios produzierten Albums ‚Twentysomething‘. […] Hier swingt und rockt es gleichermaßen. Jamie Cullum ist zum Glück nicht der ‚junge Typ mit den alten Songs‘, sondern der junge Typ, der es drauf hat, Klassiker neu zu beleben und eigenes Material klasse zu spielen.“ JAMIE CULLUM Seite 4 Ausgabe 4 • Jahrgang 7 Classics Der Granz vergangener Tage Verve Mistress D Edition Legenden ranken sich zahlreich um Verve-Gründer NORMAN GRANZ. Einige der schönsten gibt es jetzt endlich auf CD: Die legendären Jam-Sessions. as Innere seines Kopfes ist eine riesige Jam-Session“, sagte der Pianist Jimmy Rowles einmal über Norman Granz. Lange bevor Granz sein bahnbrechendes Label Verve gründete, hatte er bereits sein Faible für die rohe Essenz des Jazz entwickelt. Bereits als Student der UCLA war Granz vom Jazz „hinter den Kulissen“ fasziniert. Er liebte Jam-Sessions und Gigs, die nicht für das reguläre Nachtclub-Publikum gedacht waren, wo Improvisation und Virtuosität zählten, das, was Duke Ellington einmal mit einem „Ritterturnier“ verglich. Diese Ritterturniere waren „oft komisch und eine Möglichkeit, großartige Musik zu hören“, kommentierte Granz ein halbes Jahrhundert später. Aber sie sollten schon damals seine Haltung zur Musik und seine Meinung über Musiker für immer bestimmen. Im afroamerikanischen Blatt „The Crisis“ schrieb er 1947: „Wie in einer echten Demokratie zählt [in der Jam-Session] einzig und allein das Können. Jazz ist wahrhaft die Musik des demokratischen Amerika.“ Bald schon nahm er einen aktiven Posten in dieser Demokratie ein. Mit Hilfe des lokalen Jazz-Entrepreneurs Billy Berg organisierte Granz im Juni 1942, an einem Sonntagnachmittag, seine erste Jam-Session mit Lester Young, dessen Bruder Lee und dem Nat Cole Trio. Als kurz darauf die Musikergewerkschaft von Los Angeles die Nachtclubbesitzer der Stadt dazu zwang, einen Tag in der Woche zu schließen, entstand für Granz eine Lücke, in der er seine Jam-Sessions systematisch vorantreiben konnte. In halb privatem Rahmen organisierte er seine in kurzer Zeit populären Events. Den Clubbesitzern legte er Tanzverbot während der Veranstaltungen auf und zwang sie ebenfalls dazu, die Rassentrennung in ihren Clubs aufzuheben – und zwar generell und nicht nur an den Jam-Abenden. Ansonsten arbeitete er nicht mit ihnen. „Es gibt niemand in der Geschichte des Jazz“, erklärte Clark Terry, „der Jazzmusikern mehr Respekt entgegenbringt als Norman Granz“, dessen furchtloses Auftreten im damaligen Jim-Crow-Amerika in die Mythensammlung des Jazz eingegan- gen ist. Aus seinen Sessions im 331 Club oder im Trouville entstand das Konzept von Granz’ berühmten „Jazz At The Philharmonic“-Abenden. Die nun erstmals auf fünf CDs versammelten „Complete Norman Granz Jam Sessions“ stehen mit JATP in enger Verbindung, denn Granz produzierte diese Jam-Sessions zu Beginn oder Ende der JATP-Tourneen im Studio. Das Programm bestand in der Regel aus Blues und Standards, später auch einem Balladen-Medley. Granz verstand es, Bebop- und Swingmusiker auf spannende Weise miteinander zu kombinieren. Manchmal ergänzten sie sich harmonisch (etwa auf der „Count Basie Jam Session“), auf anderen Dates traten sie regelrecht gegeneinander an (wie auf der „Lionel Hampton Jam Session“). Granz segnete in der Regel den ersten Take ab, er glaubte, die „besten Musiker der Welt sollten es auf Anhieb richtig hinkriegen“, wie Bassist Ray Brown belustigt wiedergab. Norman Granz war in vielerlei Hinsicht ein Erneuerer: Er popularisierte nicht nur die Jam-Session, sondern auch die LiveAufnahme. Noch 1946, als sich in den etablierten Plattenfirmen niemand mit so etwas die Finger verbrennen wollte, verbündete er sich mit dem später bekannten Produzenten Moses Asch und setzte mit seiner Hilfe 150.000 LPs der Volume 1 von „Jazz At The Philharmonic“ ab. Gleichzeitig hatte er oft auch Glück: Die Erfindung der 12"-LP befriedigte sein Bedürfnis nach ungekürzten Fassungen. Granz erfand die Jam-Session nicht neu, aber er verhalf ihr zu einem weltweiten Publikum. Die vorliegenden, in einer liebevoll verpackten 5-CD-Box erstmals komplett kompilierten historischen Studioaufnahmen bieten die seltene Gelegenheit, die größten Namen im Jazz Seite an Seite zu erleben, in Rittertournieren inspirierter Verbundenheit. JazzLink: granz VARIOUS ARTISTS Complete Norman Granz Jam Sessions 5 CDs 06024 9863460 Zwei neue Veröffentlichungen der Serie „Verve Master Edition“ präsentieren zwei Heroinnen des Jazzgesangs: PEGGY LEE und ANITA O’DAY. P eggy Lee und Anita O’Day sind gewissermaßen Schneeweißchen und Rosenrot des gesungenen Jazz der 50er: Peggy Lee, das liebe Mädchen Norma Egström aus der Kleinstadt in Dakota, das nach Hollywood ging, um Karriere zu machen, später Gedichte und Drehbücher schrieb und 1955 für einen Oscar nominiert wurde. Anita O’Day dagegen die flamboyante Femme fatale aus Chicago, wahnsinnig talentiert, aber Freundin harter Drogen, die jeden Bebop-Schlagzeuger an die Wand scatten konnte. O’Days Stärke waren Uptempo-Songs, und mit ihren Gesangsmuskeln schaffte sie sich Respekt auch in der Fraktion der Hard-Bop-Hardliner. Lee war dafür eine Meisterin der dahingehauchten Ballade und der dramatischen Pause. Joni Mitchell liebte Lees frühes Album „Black Coffee“, das allgemein zu den besten Vokaljazz-LPs aller Zeiten gerechnet wird und so zeitlos schön konzipiert ist wie Jim Jarmuschs aktueller Film „Coffee and Cigarettes“. Vor 1953 galt Peggy Lee als Popsängerin und Star in der Band von Benny Goodman, aber ihrem ersten Album wollte sie eine intime, jazzige Atmosphäre verleihen. Unterstützt wurde sie darin von Deccas Hausproduzent Milt Gabler, der bereits verschiedene Platten mit klassischen Songs und kleinen Bands gemacht hatte, etwa mit Lee Wiley und Billie Holiday. „Black Coffee“ wurde 1953 in New York aufgenommen, erschien erstmals auf 10"-LP mit acht Songs und war derart erfolgreich, dass Decca Peggy Lee drei Jahre darauf darum bat, das Album auf das neue 12"-LP-Format zu erweitern. 1956 nahm Lee also eine Aktivist und Verve-Gründer: NORMAN GRANZ zusätzliche Session auf, diesmal in Los Angeles und mit einer anderen Band. Ihr Hauptbegleiter auf der New-York-Session ist Pete Candoli an der Trompete; in Los Angeles war es Stella Castellucci an der Harfe. Die nunmehr zwölf Titel des späteren Albums klingen jedoch aus einem Guss, auch Lees Gesang schwingt im selben Timbre. In der Zeit, in der Anita O’Day ihr zweites Album mit Billy May aufnahm, war sie eine Trendsetterin im Vokaljazz geworden und verkaufte so viele Platten wie Frank Sinatra und Ella Fitzgerald. Anita O’Day und Billy May hatten bereits ein erfolgreiches Album mit Cole-Porter-Songs veröffentlicht. Die „Jezebel des Jazz“ und der korpulente dauergrinsende Produzent aus Pittsburgh begeisterten 1960 dann die Jazzwelt mit Bop-Bearbeitungen von Rodgers und Hart. Sie sind erfrischend unsentimental, voller Witz und Chuzpe. Billy May konnte Anitas Überholspur-Gesang adäquat arrangieren, seine Streicher rissen sich bei ihr zusammen. Zwei epochale Wiederveröffentlichungen der Verve Master Edition; so unterschiedlich sie auch klingen, man braucht einfach beide. ANITA O’DAY Swings Rodgers And Hart 06024 9862103 PEGGY LEE Black Coffee 06024 9863193 Jazztett komplett Free (Jazz) America „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Art Farmer denke“, sagt der 75jährige Saxophonist Dr. Benny Golson. „Er war nicht nur einer meiner besten Freunde. Er war auch der Meister der Ballade. Niemand kam an ihn heran, weder Miles noch Clifford oder Dizzy! Wenn man etwas über die Ballade lernen will, sollte man sich Art Farmer anhören.“ Alles, was Art Farmer und Benny Golson mit ihrem Jazztet und als Leader eigener Ensembles in den Jahren 1960–62 für die Labels Argo, Mercury und Cadet eingespielt haben, erscheint jetzt in einer Box bei Mosaic Records. Auf 95 Tracks lässt sich die Evolution des zwar kurzlebigen, aber dennoch enorm einflussreichen Jazztet und seiner Musiker verfolgen. Von der ersten Besetzung im Februar 1960 auf dem Album „Meet The Jazztet“, über fünf Alben und zwei komplette Besetzungswechsel bis zur wunderbaren letzten Session „Another Git Together“ von 1962 sind alle Ori- Im Oktober wurde in New York das House of Swing eröffnet. Die von Wynton Marsalis geleitete Jazz-Institution soll den Eingang des Jazz in die amerikanische Hochkultur markieren. Marsalis, der für den Neubau fast 130 Millionen Dollar Spendengelder eingesammelt hat, ließ jedoch unmissverständlich durchblicken, dass bei Free Jazz und Avantgarde der Spaß für ihn aufhöre. Schon in den 90er Jahren geriet der Trompeter-Kurator in die Kritik, weil er sich trotzig weigerte, Künstler wie Cecil Taylor für seine Konzerte im New Yorker Lincoln Center zu buchen. Doch Marsalis ist nicht allein. Auch der Filmemacher Ken Burns lässt Avantgarde und Free Jazz in seiner viel beachteten 19-stündigen Fernsehdokumentation „Jazz“ ausdrücklich weg. Sie scheinen den neuen Gralshütern der plötzlich entdeckten amerikanischen Hochkultur auch heute noch nicht so recht ins Konzept zu passen. Die kompromisslose, revolutionäre Haltung jener Musiker nach John Coltrane und Ornette Coleman hielt ginalaufnahmen enthalten. Zusätzlich gibt es je drei Albumsessions der Leader Golson und Farmer aus derselben Zeit zu hören. Der Jazzhistoriker Michael Cuscuna, der maßgeblich für die Veröffentlichungen von Mosaic verantwortlich ist, meint in seinem Begleittext, man könne die „Kreuzung des Jazztet“ im Sinne der Navigation dazu nutzen, den Jazz der frühen 60er Jahre zu lokalisieren. „Die Co-Leader [gemeint ist neben Art und Benny auch deren zeitweiliger Partner Curtis Fuller, d. Red.] haben davon profitiert, die frühesten Bebopper persönlich gehört und gekannt zu haben. Sie gaben ihrer großen Liebe zum Blues eine Stimme. Wurden immer wieder von den Hard-Boppern in New York engagiert. Es gab tatsächlich nichts, was sie verpasst hätten. Zusätzlich dazu, dass sie im Zentrum einer Organisation standen, die die wichtigsten Themen und sich entwickelnden Traditionen des Jazz zu etwas völlig Neuem und Originellem zusammenbrachte, hatten Trompeter Farmer und Saxophonist Golson in ihrer kleinen Band auch eine einzigartige Plattform für Golsons inspirierte Kompositionen.“ Auf den sieben CDs der neuen Box finden sich natürlich auch Klassiker wie „Along Came Betty“, „Blues March“, „I Remember Clifford“, „Whisper Not“ und „Killer Joe“, Letzterer mit einer gesprochenen Einleitung des Komponisten. Dabei ist Golson seine Klassiker ein wenig leid, vor allem, weil er noch immer genötigt wird, sie zu spielen oder aufzunehmen. („Killer Joe“ findet sich auch auf Golsons aktuellem Album.) Sie könnten einen auch vergessen lassen, dass Golson nach wie vor arrangiert, produziert und komponiert. Was ihn antreibt? „Ein kreativer Mensch ist nie zufrieden.“ ART FARMER/ BENNY GOLSON The Complete Argo/ Mercury Jazztet Sessions 06024 9863826 2004 MAI den gesellschaftlichen Bedingungen im Amerika der 60er Jahre einen Spiegel vor. Free Jazz, das New Thing, New Jazz oder Avantgarde waren künstlerisches Echo der Politik von Black Panthers, Freedom Riders und desillusionierten Vietnamveteranen. Die Schreie aus dem Saxophon Archie Shepps gaben der Frustration derjenigen eine Stimme, denen Folksongs auf die Dauer zu zahm klangen. Die modernistischen Performances und Happenings des Art Ensemble of Chicago brachten den Jazz zurück zu seinen eigentlichen Wurzeln: Europa und Afrika. Anthony Braxton spannte den Bogen zwischen Zufallskompositionen, serieller Musik und Multimedia. Free Jazz drang in die Tiefen von Klang als solchem vor, erforschte Klang um seiner selbst willen. Viele Musiker dieser Bewegung entflohen den für sie unerträglichen Bedingungen daheim ins europäische Exil. Der Geist von Hoffnung und Träumen, der Aufbruch zu neuen Ufern musikalischen Genies, ist nun auf 15 wiederveröffent- lichten LPs der „Free America“-Serie nachzuhören. LPs, die noch nie auf CD erschienen sind; einige von ihnen waren so vergriffen, dass sie in den Diskografien des All Music Guides im Internet vollständig fehlen. 15 Spuren eines essenziellen Moments in der afroamerikanischen Musik. Musik, die Grafikdesigner, bildende Künstler und Filmemacher unseres Jahrhunderts in ihren Arbeiten reflektieren. Musik zum Anhören, zum Erkennen und Meditieren. Vielleicht ist sie tatsächlich zu frei für einen Tempel der Hochkultur oder eine TV-Doku. Um es mit Gil ScottHeron zu sagen: „The revolution will not be televised.“ Aber sie ist anzuhören, auf 15 Wiederveröffentlichungen in aufwändigen, künstlerisch designten Digipaks. ART ENSEMBLE OF CHICAGO Certain Blacks 00440 0678482 (3) 2004 JUNI Eine der größten Überraschungen des Jahres gelang DIANA KRALL mit ihrem Album „The Girl In The Other Room“. Die 26-jährige TORUN ERIKSEN ist die neueste Stimmentdeckung, die es aus Norwegen zu vermelden gibt. Von einigen Jazzjournalisten schon längst in der übergroßen und doch überquellenden Schublade mit der Aufschrift „Gediegene Interpretin altbekannter Jazzstandards“ abgelegt, vollzog Diana Krall auf ihrem neuen Album „The Girl In The Other Room“ einen Imagewechsel, der sogar etliche ihrer vormals heftigen Kritiker zu regelrechten Begeisterungsausbrüchen über die frisch gebackene Ehefrau des musikalischen Multitalents Elvis Costello hinriss. „Diana Krall kann sich nun nach mehreren Alben mit Schmuse-Swing aus fremder Feder auf das Wesentliche konzentrieren und selbst Songs schreiben“, bilanzierte Wie „Stereoplay“ richtig erkannte, setzt sich Torun Eriksen „mit Gospel- und Soul-Facetten, betont durch delikatsparsame Arrangements, selbstbewusst von etablierten norwegischen Kolleginnen wie Silje Nergaard und Rebekka Bakken ab“. Das „WOM-Journal“ nannte „Glittercard“ „ein wirkliches brillantes Debüt“ und schrieb: „Langsam löst sich Bugge Wesseltofts Label vom dominierenden Elektro-Jazz. Nach Sidsel Endresen präsentiert der Norweger mit der zauberhaften 26-jährigen Torun Eriksen eine weitere tolle Stimme. Im Fall Torun Eriksen ist das Etikett Jazz eher eine Beschränkung, schließlich ist sie ebenso souverän im Soul und R’n’B. etwa Ralf Dombrowski in der Zeitschrift „Stereoplay“. „Krall hat es nicht mehr nötig zu säuseln, sie kann ihre Stimme wirken lassen und führt sie von brüchig bluesigem Empfinden bis zu raffiniert phrasiertem Erzählen. Sie hat pianistisch einiges dazugelernt und klingt stellenweise wie eine Schülerin von Mose Allison. Die überwiegend eigenen Lieder sind raffiniert gestaltete Reflexionen der Lebensumstände eines Menschen um die vierzig, musikalisch in eine anspruchsvolle, zugleich ansprechende Jazz-Pop-Form verpackt. Und ein paar Coverversionen – wie Joni Mitchells ‚Black Crow‘ – zeugen von stilsicherer Interpretationskunst.“ DIANA KRALL Immer intensiv, mit Verneigungen vor Aretha Franklin und Nina Simone, singt die Osloerin – ausschließlich von akustischen Instrumenten begleitet – weich und enorm emotional.“ Und in „Ars!“ stand zu lesen: „Musik zwischen Jazz, Soul und 70er-Pop-Discostyle – eine ungewöhnliche Mischung, das steht schon fest. Die Atmosphäre ist getragen, um nicht zu sagen, reserviert. Die traditionellen Grooves wurden traditionell aufgenommen, alles passt perfekt zusammen. Auch die verrückte Stilvielfalt ist in sich ganz und gar harmonisch. Mainstream und skandinavische Jazzelemente, Rhythm & Blues, ein wenig Folk, ein bisschen Schlager, Funkmomente.“ TORUN ERIKSEN Ausgabe 4 • Jahrgang 7 Seite 5 Classics Fünfmal Super Zum fünften Geburtstag der SACD im Oktober 2004 waren weltweit bereits 2410 Titel in diesem verbesserten Klangverfahren veröffentlicht. Hier kommen fünf Jazzklassiker dazu. Ihr Audio war natürlich schon immer super: SHIRLEY HORN D er Name ist selbsterklärend: die Super Audio CD ist eine Compact Disc mit besserem Klang. Bei der Kodierung wird DSD (Direct Stream Digital) verwendet, was im Vergleich mit der bei CDs eingesetzten PCM-Methode nicht nur eine höhere Samplingfrequenz und eine größere Frequenzbandbreite bedeutet, sondern auch einen deutlich erweiterten Dynamikumfang von über 120 dB. Auf einer SACD können dabei bis zu 109 Minuten Zweikanalton oder bis zu 80 Minuten Mehrkanalton aufgezeichnet werden. Als Chet Baker 1965 „Baker’s Holiday“ bei Limelight aufnahm, waren Tributalben noch nicht üblich. Dabei ist die Umsetzung hier so ungewöhnlich, wie die Lebensläufe von Chet und Lady Day ähnlich sind. Mit Richard Davis am Bass, Connie Kay am Schlagzeug, Hank Jones am Piano, Everett Barksdale an der Gitarre und einer fünfköpfigen Hornsection, unter anderen mit Seldon Powell am Saxophon, spielt und singt Chet Baker zehn Standards aus dem Repertoire von Billie in sanft swingenden oder einfach nur sanften Arrangements. Das Impulse-Album „John Coltrane And Johnny Hartman“ von 1963 muss auf jeder einsamen Insel zu finden sein, so oft kommt es auf den entsprechenden Listen vor. Sicherlich gibt es kaum ein Jazzalbum, kaum eine Balladenplatte überhaupt, die dermaßen seelen- und anspruchsvoll Liebe, Lust und Leidenschaft preist. Das legendäre Coltrane Quartet mit McCoy Tyner, Jimmy Garrison und Elvin Jones ist hier zum ersten und einzigen Mal mit einem Sänger zu hören. Und zwar mit Coltranes absoluter Lieblingsstimme, dem Bariton Johnny Hartman. Als Joe Henderson 1992 „Lush Life“, sein Album mit Kompositionen von Duke Ellingtons rechter Hand Billy Strayhorn, veröffentlichte, wurde das als „Comeback“ gefeiert. Dabei hatte der damals 55-jährige Saxophonist seit den frühen 60er Jahren kontinuierlich gearbeitet. Nur eben nicht mit Sidemen wie diesen: Wynton Marsalis, Stephen Scott, Christian McBride und Gregory Hutchinson beflügelten den Althelden auf Titeln wie „Isfahan“, „Blood Count“ oder „Johnny Come Lately“ zu improvisatorischen Höhenflügen. Mit „Here’s To Life“ erfüllte sich Shirley Horn 1992 ihren lang gehegten Traum, einmal ein Album „with strings“ mit dem Komponisten und Arrangeur Johnny Mandel aufzunehmen. Die in jeder Hinsicht zeitlose Sängerin und Pianistin nahm die elf eleganten Songs mit ihrem Trio mit Charles Ables am Bass und Steve Williams am Schlagzeug, 43 Streichern, zwei Harfenistinnen, jeder Menge Blasinstrumenten, Perkussion, Vibraphon und zwei Gastauftritten von Wynton Marsalis an der Trompete auf. Erst auf SACD lässt sich dieses Meisterwerk in der überwältigenden Klangvielfalt genießen. „Das Werk eines Genies des 20. Jahrhunderts – von einem anderen neu erfunden. Innovativ, mutig und schön.“ So lobte 1998 ein Aufkleber Herbie Hancocks Album „Gershwin’s World“. Mit Gästen wie der Sopranistin Kathleen Battle und den Popstars Stevie Wonder und Joni Mitchell, dazu Jazzlegenden von Chick Corea, über Wayne Shorter bis Eddie Henderson und Junglöwen wie Kenny Garrett und James Carter, dazu einigen afrikanischen Perkussionisten und dem Orpheus Chamber Orchestra machte sich Hancock über neun Gershwin-Standards und einige einflussreiche Werke von W.C. Handy bis Maurice Ravel her. Die Interpretationen haben Bestand, vor allem im nie da gewesenen Super Audio. Alle Details zu diesen SACDs auf www.jazzecho.de JOE HENDERSON Lush Life Surround Sound SACD 06024 9861007 CHET BAKER Baker’s Holiday SHIRLEY HORN Here’s To Life Stereo-SACD 06024 9863506 Surround Sound SACD 06024 9862158 JOHN COLTRANE, JOHNNY HARTMAN John Coltrane And Johnny Hartman HERBIE HANCOCK Gershwin’s World Stereo-SACD 06024 9860778 Surround Sound SACD 06024 9861006 Seite 6 Ausgabe 4 • Jahrgang 7 Details Neuveröffentlichungen Boxen & Reissues PETER CINCOTTI On The Moon LINDA RONSTADT Hummin’ To Myself VIENNA ART ORCHESTRA Big Band Poesie ANDRÉS SEGOVIA The Great Master EmArcy/Concord 06024 9824924 Verve 06024 9860521 EmArcy 06024 9867710 MUSIKER: Peter Cincotti: vocals, piano & arrangements, Scott Kreitzer: tenor sax, Brad Leali: alto & tenor saxes, Gary Smulyan: baritone sax, Barry Danielian: trumpet, Wycliffe Gordon: trombone, Sam Yahel: Hammond B3 organ, Jeff Mironov: guitars, William Galison: harmonica, Barak Mori: basses, Mark McLean: drums, percussion & arrangements, Kenny Washington: drums, Bashiri Johnson: percussion, Rob Mathes & Rob Mounsey: string & horn arrangements & conduction, Elena Barere: concert master MUSIKER: Linda Ronstadt: vocals, Jim Horn, David „Fathead“ Newman & Bob Sheppard: tenor saxes, Dan Block: clarinet, Steve Bernstein, Jon-Erik Kellso & Bob Summers: trumpets, Roy Hargrove & Mike Haynes: flugelhorn, Warren Bernhardt, Alan Broadbent: piano, Larry Koonse & Bob Mann: guitars, Trey Henry & Christian McBride: basses, Peter Erskine & Lewis Nash: drums, Armen Arnassian & Eugene Drucker: violins, John Catchings, Roberta Cooper & Alexander Zhiroff: cellos, Alan Broadbent: arrangements MUSIKER: Anna Lauvergnac: voice, Thorsten Benkenstein, Matthieu Michel, Thomas Gansch & Jörg Engels: trumpets, Adrian Mears: trombone & didgeridoo, Robert Bachner & Christian Muthspiel: trombones, Ed Partyka: bass trombone & tuba, Klaus Dickbauer: alto sax, clarinets & flute, Florian Bramböck: alto sax & bass clarinet, Harry Sokal: tenor & soprano saxes, Andy Scherrer: tenor sax, Herwig Gradischnig: baritone sax & bass clarinet, Alegre Corrêa: guitar & percussion, Martin Koller: guitar & electronics, Georg Breinschmid: bass, Mario Gonzi: drums, Mathias Rüegg: conduction, all compositions & arrangements Deutsche Grammophon 474 961-2 (2 CDs) SONGS: St. Louis Blues / Some Kind Of Wonderful / I Love Paris / On The Moon / Bali Ha’i / He’s Watching / Raise The Roof / The Girl For Me Tonight / You Don’t Know Me / I’d Rather Be With You / Up On The Roof / Cherokee SONGS: Never Will I Marry / Miss Otis Regrets / I Fall In Love Too Easily / I’ve Never Been In Love Before / Tell Him I Said Hello / Get Out Of Town / Hummin‘ To Myself / Blue Prelude / I’ll Be Seeing You / Cry Me A River / Day Dream Mehr zu dieser CD auf Seite 9. Mehr zu dieser CD auf Seite 1. SONGS: We Take Pride In Being Able To Play The Shit Out / Everything Has Its Own Time / Music Is Music, That’s It / The Music Is Like A Journey / Writing For Big Bands Is Like Going Home / Insecurity Is The Secret Of Eternal Youth / Music Is A Very Personal Thing, Strictly Individual / If The Blues Was Whiskey, I Would Stay Drunk All The Time / We Get Our Kicks From Playing / There Is Nothing To Me. It’s Just The Band / I Sincerely Believe In Jazz / I Helped To Kill The Dance Business Mehr zu dieser CD auf Seite 2. BRAZILIAN GIRLS Brazilian Girls NYLON Die Mixe ROY HARGROVE & THE RH FACTOR Strength EP Verve Forecast 06024 9863413 Boutique 06024 9868563 1 (Maxi-Vinyl) Verve 06024 9863348 (EP) MUSIKER: Sabina Sciubba: vocals, Didi Gutman: keyboards & programming, Jesse Murphy: bass, Aaron Johnston: drums & percussion u.a. MUSIKER UND SONGS: Im 80. Stockwerk – perlonisiert von Morane / Feuerzeug – Static Remix, Remix and additional production by Hanno Leichtmann / Im 80. Stockwerk – Elektro Lassi Remix by Illvibe and Dirk Berger, gemischt von Stefan Rogall MUSIKER: Roy Hargrove: trumpet, flugelhorn, arrangements & background vocals, Omar: vocals, Keith Anderson alias DNK & Jacques „Brother Jacques“ Szwarcbart: saxes, James Poyser, Bobby Sparks & Bernard Wright: keyboards, „Spanky“ Chalmers Alford: guitars, Pino Palladino & Reggie Washington: basses, Willie Jones III & Jason „JT“ Thomas: drums SONGS: Homme / Don‘t Stop / Lazy Lover / Sirènes de la fête / Corner Stone (Drunkenstone) / Long / Pussy / Die Gedanken sind frei / All We Have / Dance Till The Morning / Me gustas quando callas / Ships In The Night Mehr zu dieser Maxi auf Seite 10. SONGS: Rich Man’s Welfare / Bob Drop / Strength / Listen Here / For Fun / Universe Veröffentlichung: 10.01.2005 Mehr zu dieser CD auf Seite 10. Mehr zu dieser CD auf Seite 3. MUSIKER: Andrés Segovia: classical guitar, Riccardo Brengola & Mario Benvenuti: violins, Giovanni Leone: viola, Lino Filippini: cello, Mario Castelnuovo-Tedesco, Heitor Villa-Lobos, Federico Moreno Torroba, Oscar Esplá, Antonio Lauro, Manuel Ponce, Alessandro Scarlatti, Luis de Milan, Robert de Visée, Luis de Narváez, John Dowland, Domenico Scarlatti, Silvius Leopold Weiss, Georg Friedrich Händel & Alexander Tansman: compositions SONGS: Platero And I, Op. 190: Platero – Melancolia – Angelus – Golondrinas – La arrulladora / Quintet For Guitar And Strings, Op. 143 / Etudes (12) For Guitar, W 235: No. 8 In C Sharp Minor – Etude In E Minor / Characteristic Pieces (6) For Guitar: No. 5, Albada / Sonatina For Guitar In A Major /Levantinas: No 1 / Levantinas: No. 2 / Valses (4) Venezolanos For Guitar: No. 3, Natalia / Criolla / Canción popular gallega / Sonatina Meridional: Allegretto „Canción y paisage“ / Preambulo And Allegro Vivo For Keyboard / Libro de musica de vihuela de mano intitulado „El maestro“: Pavana No. 6 In D Major – Pavana No. 5 / Suite For Guitar No. 9 In D Minor: Passacaille / Mille regretz „La canción del emperador“ / Diferencias sobre „Guardame las vacas“ / Lachrimae Or Seaven Teares: Captaine Piper His Galiard / Allemande / Preambulo And Allegro Vivo / Suite For Guitar In A Minor: Gavotte / Sonata For Harpsichord In A Major, K 391 / Fantasia For Lute In C Major / Prelude For Guitar In B Minor / Balletto For Guitar / Gigue For Guitar / Suite For Keyboard In G Minor, HWV453: 2nd Movement, Entree / Gavotte For Harpsichord In G Major, HWV 491 / Minuet In G Major, HWV 530 / Suite In Modo Polonico / Preludes (6) For Guitar / Piezas (4) For Guitar: Valse Es gibt kaum einen Musiker, der sein Instrument so geprägt hat, wie Andrés Segovia, der allgemein als Erfinder der klassischen Gitarre gilt. 1893 im südspanischen Linares geboren, machte er es sich zur Lebensaufgabe, das einstige Bauerninstrument in jeden Konzertsaal und jede Musikschule der Welt zu bringen. Segovias Technik, die nicht nur die Fingerspitzen, sondern die gesamte rechte Hand einsetzte, lernten in seinen Gitarrenkursen und -schulen Generationen von Musikern, darunter Alirio Diaz, Oscar Ghiglia und John Williams. Als Segovia im Juni 1987 starb, hatte er weit über 75 Jahre Bühnenerfahrung und dutzende Schallplatten aufgenommen. Umso erstaunlicher ist es, dass einige seiner besten Aufnahmen nie auf CD zu bekommen waren oder gar nicht erst erschienen sind. Die Doppel-CD „The Great Master“ schließt große Lücken. Das gesamte Repertoire der Veröffentlichung erscheint zum ersten Mal bei der Deutschen Grammophon. Wo einzelne Titel früher schon von Segovia eingespielt zu haben waren, wurden für diese CD andere Aufnahmen ausgewählt. Insgesamt über eine Stunde Material erscheint überhaupt zum ersten Mal auf CD. Auch die Materialauswahl wird diesem großen Gitarristen gerecht: Mit vielen der Komponisten war Segovia befreundet und einige der Kompositionen gehen auf seine Anregungen zurück. VARIOUS ARTISTS The Complete Norman Granz Jam Sessions Verve 06024 9863460 (5 CDs) MUSIKER: Harry Edison, Roy Eldridge, Dizzy Gillespie & Charlie Shavers: trumpet, Bill Harris: trombone, Benny Carter, Johnny Hodges, Charlie Parker & Willie Smith: alto saxes, Stan Getz, Wardell Gray, Illinois Jacquet, Flip Phillips & Ben Webster: tenor saxes, Buddy DeFranco: clarinet, Count Basie: piano & organ, Oscar Peterson & Arnold Ross: pianos, Lionel Hampton: vibraphone, Herb Ellis, Freddie Green & Barney Kessel: guitars, Ray Brown & John Simmons: basses, Louie Bellson, J.C. Heard & Buddy Rich: drums SONGS: Jam Blues / Ballad Medley: All The Things You Are – Dearly Beloved – The Nearness Of You – I’ll Get By – Everything Happens To Me – The Man I Love – What’s New? – Someone To Watch Over Me – Isn’t It Romantic? / What Is This Thing Called Love? / Funky Blues / Apple Jam / Ballad Medley: Indian Summer – Willow Weep For Me – If I Had You – (I Don’t Stand) A Ghost Of A Chance With You – Love Walked In – Body And Soul – Nancy (With The Laughing Face) – I Hadn’t Anyone Till You / Oh, Lady, Be Good! / Blues For The Count / Jamming For Clef / Rose Room / Stompin’ At The Savoy (Part 1) / Stompin’ At The Savoy (Part 2) / Blue Lou / Just You, Just Me / Jam Blues / Ballad Medley: Tenderly – I’ve Got The World On A String – What’s New? – I Got It Bad And That Ain’t Good – Don’t Blame Me – Imagination – Someone To Watch Over Me – Body And Soul – She’s Funny That Way / Funky Blues / Lullaby In Rhythm Aufnahmedatum: 1952 bis 1954 Mehr zu dieser Box auf Seite 4. ANITA O’DAY Swings Rodgers And Hart Verve Master Edition 06024 9862103 MUSIKER: Anita O’Day: vocals, Pete Candoli, Conrad Gozzo & Uan Ransey: trumpets, Murray McEachern, Ed Kusby, Tommy Pederson, Bill Schaeffer & Tommy Shepard: trombones, Ted Nash & Wilbur Schwartz: alto saxes, Justin Gordon & Fred Fallensby: tenor saxes, Chuck Gentry: baritone sax, Joe Castro: piano, Al Hendrickson: guitar, Ralph Pena: bass guitar, Stan Levey & Irv Cottler: drums, Billy May: arrangements & conduction, unknown strings SONGS: Johnny One Note / Little Girl Blue / Falling In Love With Love / Bewitched, Bothered, And Bewildered / I Could Write A Book / Have You Met Miss Jones? / Lover / It Never Entered My Mind / Ten Cents A Dance / I’ve Got Five Dollars / To Keep My Love Alive / Spring Is Here Aufnahmedatum: 1960 Mehr zu dieser CD auf Seite 4. JAMIE CULLUM Live At Blenheim Palace FEMI KUTI Best Of Femi Kuti VARIOUS ARTISTS The Motorcycle Diaries OST JOE SAMPLE Soul Shadows PEGGY LEE Black Coffee Universal 986 7534 (DVD) Barclay 06024 9822324 Deutsche Grammophon 00289 4775019 GRP 06024 9862775 Verve Master Edition 06024 9863193 MUSIKER: Jamie Cullum: piano, vocals, Geoff Gascoyne: double bass, Sebastian De Kromm: drums, Malcolm Macfarlane: guitars, John Hoare: trumpet, Ben Castle: saxophone, Barnaby Dickinson: trombone, London Session Orchestra featuring Gavyn Wright, Jacky Shave, Bruce White, Dave Daniels: strings MUSIKER: Femi Anikulapo-Kuti: alto saxophone, vocals, Shade Alalade, Olusoladegbin Anikulapo-Kuti, Yeni Anikulapo-Kuti, Funke Anikulapo-Kuti: vocals, Adeyinka Osindeinde, Oluwagbemiga Oyetegbe: tenor saxophone, Oluwaseyi Clegg: baritone saxophone, Olufemi Fadipe: guitar, Gbenga Laleye: trumpet, Tiwalade Ogunlowo: trombone, Olayinka Oluwole: keyboards, Muyiwa Oke, Tosin Aribisala, Samuel Aina: drums, Gbenga Obisesan, Olusegun Damisa, Samson Olawale: percussion, Oluwaseyi Clegg: flute MUSIKER: Gustavo Santaolalla: guitars, guitarron, ronroco, charango, caja, pipes, percussion, vibes, flutes, bass, Don Markese: flutes, Braulio Barrera: cajón, Javier Casalla: violin, Anibal Kerpel: vibes MUSIKER: Joe Sample: piano solo MUSIKER: Peggy Lee: vocals, Pete Candoli: trumpet, Jimmy Rowles & Lou Levy: pianos, Bill Pitman: guitar, Larry Bunker: vibraphone, drums & percussion, Stella Castellucci: harp, Max Wayne: acoustic bass guitar, Buddy Clark: bass guitar, Ed Shaughnessy: drums SONGS: I Get A Kick Out Of You / Frontin / Twentysomething / All At Sea / Old Devil Moon / God Only Knows / What A Difference A Day Made / Why Do Today What You Can Do Tomorrow / Next Year Baby / Wind Cries Mary / Lover You Should Have Come Over / High And Dry – Singin In The Rain / These Are The Days / I Could Have Danced All Night / But For Now Extras: Busking In San Francisco / Live UK Festival Footage / I Wanna Be A Popstar / All At Sea Video / These Are The Days Video / Wind Cries Mary Video / Making The Wind Cries Mary Video Mehr zu dieser DVD auf Seite 2. SONGS: Truth Don Die / Beng Beng Beng / What Will Tomorrow Bring / Sorry Sorry / Scatta Head / Do Your Best / Walk On The Right Side / Traitors Of Africa / ’97 / Fight To Win / Missing Link / Stop AIDS Mehr zu dieser CD auf Seite 10. SONGS: Apertura / Lago frías / Chipi chipi / Montana / Sendero / Procesión / Jardín / La partida / La muerte de la poderosa / Lima / La salida de lima / Zambita / Qué rico el mambo / Circulo en el río / Amazonas / Cabalgando / Leyendo en el hospital / El cruce /Partida del leprosario / De usuahia a la quiaca / Revolución caliente / Al otro lado del río: Jorge Drexler: guitar, programming, vocals, Jeff Eckels: bass, Carina Voly: cello, John Vriesacker: violin, Ana Laan: background vocals, Ben Sidran: piano, Leo Sidran: percussion, programming, piano Mehr zu dieser CD auf Seite 11. SONGS: How You Gonna Keep ‘Em Down On The Farm? / Ain’t Misbehavin’ / Avalon / Soul Shadows / I Got Rhythm / I Got It Bad And That Ain’t Good / Spellbound / It’s A Sin To Tell A Lie / The Entertainer / Shreveport Stomp / Embraceable You / Jitterbug Waltz Mehr zu dieser CD auf Seite 11. SONGS: Black Coffee / I’ve Got You Under My Skin / Easy Living / My Heart Belongs To Daddy / It Ain’t Necessarily So / Gee, Baby Ain‘t I Good To You? / A Woman Alone With The Blues / I Didn’t Know What Time It Was / When The World Was Young (Ah, The Apple Trees) / Love Me Or Leave Me / You’re My Thrill / There’s A Small Hotel Aufnahmedatum: 1953 Mehr zu dieser CD auf Seite 4. ART FARMER/BENNY GOLSON JAZZTET The Complete Argo/ Mercury Jazztet Sessions Argo/Mercury 06024 9863826 (7 CDs) MUSIKER: Art Farmer: trumpet & flugelhorn, Ray Copeland, Rolf Ericson, Bernie Glow, Freddie Hubbard, Ernie Royal, Paul Serrano, Clark Terry, Nick Travis & Snooky Young: trumpets, Jimmy Cleveland, Bill Elton, Curtis Fuller, Urbie Green, Tom McIntosh, Tommy Mitchell & Grachan Moncur III: trombones, Paul Faulise & Tony Studd: bass trombones, Ray Alonge, Jimmy Buffington, Bob Northern & Willie Ruff: French horns, Benny Golson & Hal McKusick: tenor saxes, Sol Schlinger & Sahib Shihab: baritone saxes, Danny Bank, Ray Beckenstein, Phil Bodner, Walt Levinsky, Romeo Penque, Stan Webb & Phil Woods: reeds, Tommy Flanagan, Wynton Kelly, Harold Mabern, McCoy Tyner & Cedar Walton: pianos, Barry Galbraith & Jim Hall: guitars, Ron Carter, Paul Chambers, George Duvivier, Addison Farmer, Herbie Lewis & Tommy Williams: basses, Jimmy Cobb, Albert „Tootie“ Heath, Lex Humphries, Roy McCurdy, Charlie Persip & Arthur Taylor: drums, Ray Barretto & Willie Rodriguez: percussion, Oliver Nelson: arrangements & conduction, John Lewis: arrangements SONGS: Serenata / It Ain’t Necessarily So / Avalon / I Remember Clifford / Blues March / It’s All Right With Me / Park Avenue Petite / Mox Nix / Easy Living / Killer Joe / The Cool One/ Blues On Down / HiFly / My Funny Valentine / Wonder Why / Con Alma / Lament / Bean Bag / Five Spot After Dark / Bel / Milano / Django / New York 19 / 2 Degrees East, 3 Degrees West / Odds Against Tomorrow / Junction / Farmer’s Market / Darn That Dream / Shutterbug / ’Round Midnight / A November Afternoon / Tonk / Rue Prevail / Richie’s Dilemma / Whisper Not / Tonk (45 Take) / Just In Time / Ruby My Dear / In Love In Vain / Sonny’s Back / Sonny’s Back (45 Take) / Space Station / Domino / Another Git Together / Along Came Betty / This Nearly Was Mine / Reggie / Another Git Together (45 Take) / So Beats My Heart For You / Goodbye Old Girl / Who Cares? / Out Of The Past / Younger Than Springtime / The Best Thing For You Is Me / I’m A Fool To Want You / That Old Devil Called Love / Punsu / The Day After / Lullaby Of The Leaves / Kayin’ / Tonk / Blue Room / Change Partners / Nobody’s Heart / How Am I To Know? / The Masquerade Is Over / Dear Kathy / Three Little Words / Turning Point / Stella By Starlight / Alone Together / Sock Cha / Mad About The Boy / Just By Myself / Shades Of Stein / My Romance / Just In Time / You’re My Thrill / My Heart Belongs To Daddy / The Best Thing For You Is Me / Impromtune / Little Karin / Swing It / I Fall In Love Too Easily / Out Of This World / The Touch / Time / Street Of Dreams / Rain Check / Rue Prevail / The Sweetest Sounds / My Romance / Fly Me To The Moon / Naima / Ruby Aufnahmedatum: 1960 bis 1962 Mehr zu dieser Box auf Seite 4. Seite Ausgabe 4 • Jahrgang 7 7 Details Rune Grammofon ARVE HENRIKSEN Chiaroscuro ECM SUSANNA AND THE MAGICAL ORCHESTRA List Of Lights And Buoys Rune Grammofon 06024 9823761 MUSIKER: Arve Henriksen: trumpet, vocal & electronics, Jan Bang: live sampling & samples, Audun Kleive: drums & percussion SONGS: Opening Image / Bird’s-Eye-View / Chiaro / Holography / Blue Silk / Parallel Action / Circled Take / Scuro / Time Lapse / Ending Image Für die Realisierung seines zweiten Soloalbums „Chiaroscuro“ tat sich der norwegische Trompeter Arve Henriksen mit Schlagzeuger Audun Kleive und dem Klangkünstler Jan Bang zusammen. Kleive kennt man nicht nur durch seine eigenen Aufnahmen für Bugge Wesseltofts Label Jazzland Recordings, sondern auch durch seine ECM-Einspielungen mit Terje Rypdal, während Bang vor allem durch die Kooperation mit Nils Petter Molvær, Bugge Wesseltoft und Ketil Bjørnstad ins Rampenlicht rückte. Das Trio erschafft musikalische Soundscapes, in denen die Klänge der Trompete den natürlichen Mittelpunkt bilden. Aber es gibt auch Platz für die wortlosen Vokalisen, mit denen Henriksen schon auf einigen SupersilentAufnahmen verblüffte. „Chiaroscuro“ dürfte Fans von Ambient Music genauso ansprechen wie eingefleischte Jazzhörer oder Freunde so genannter Weltmusik. TRYGVE SEIM Sangam ECM 00440 0381222 Rune Grammofon 06024 9823775 MUSIKER: Trygve Seim: tenor & soprano saxes, Håvard Lund: clarinet & bass clarinet, Nils Jansen: bass sax & contra-bass clarinet, Arve Henriksen: trumpet, Øyvind Brække & Helge Sunde: trombones, Tone Reichelt: French horn, Lars Andreas Haug: tuba, Frode Haltli: accordion, Morten Hannisdal: cello, Per Odd-var Johansen: drums, string ensemble conducted by Christian Eggen MUSIKER: Susanna Karolina Wallumrød: vocals, Morten Qvenild: harmonium & autoharp, Andreas Mjøs: vibraphone, guitar, timpani, programming & additional electronics SONGS: Who Am I? / Jolene / Turn The Pages / Friend / Hello / Believer / Sweet Devil / Baby / Time / Distance Blues And Theory / Go Hinter Susanna And The Magical Orchestra stecken die 24-jährige Sängerin Susanna Wallumrød, die jüngere Schwester des ECMPianisten Christian Wallumrød, und der 25jährige Keyboarder Morten Qvenild, der bis vor kurzem Mitglied der hippen Jazz-RockBand Jaga Jazzist war. Unterstützt wurden die Sängerin und ihr magisches Ein-MannOrchester bei der Einspielung ihres Debütalbums von dem Multiinstrumentalisten und Produzenten Andreas Mjøs, der mit Qvenild schon bei Jaga Jazzist zusammenspielte. Ihre Musik ist äußerst introvertiert, spartanisch und melancholisch und wurde in Rezensionen schon des Öfteren mit der von Björk, Tom Waits und Sidsel Endresen verglichen. Neben gelungenen Coverversionen von Leonard Bernsteins „Who Am I?“ und Dolly Partons „Jolene“ präsentieren Susanna und Morten neun eigene Kompositionen, die allesamt unterstreichen, dass sie eine für ihr Alter ungewöhnliche Reife als Songwriter besitzen. Mehr zu dieser CD auf Seite 2. Mehr zu dieser CD auf Seite 3. EmArcy/Universal France 00440 0678482 3 EmArcy/Universal France 00440 0678612 4 Seit es ihn gibt, war Jazz der Pulsschlag der Pariser Kulturszene. Vier prächtige Boxen im LP-Format mit je drei CDs und einem schweren Booklet zeichnen die Geschichte der Stadt und ihrer Musik nach. Veröffentlichung: 06.12.2004 ROSWELL RUDD Featuring John Tchicai ART ENSEMBLE OF CHICAGO Art Ensemble Of Chicago With Fontella Bass EmArcy/Universal France 00440 0678682 7 EmArcy/Universal France 00440 0678652 0 ARCHIE SHEPP & CHICAGO BEAU Black Gipsy ART ENSEMBLE OF CHICAGO Phase One EmArcy/Universal France 00440 0678492 2 EmArcy/Universal France 00440 0678662 9 STEPHAN MICUS Life ECM 06024 9818811 MUSIKER: Stephan Micus: bagana, Balinese & Burmese gongs, Bavarian zither, bowed bagana, dilruba, dondon, kyeezee, maung, nay, sho, Thai singing bowls, Tibetan chimes & cymbals, tin whistle & voice SONGS: Narration One And The Master’s Question / The Temple / Narration Two / The Monk’s Answer / Narration Three / The Master’s Anger / Narration Four / The Monk’s Question / The Sky / The Master’s Answer Mehr zu dieser CD auf Seite 3. Brasil Jazz In Paris STEVE LACY QUINTET The Gap MUSIKER: Anja Lechner: cello & arrangements, Vassilis Tsabropoulos: piano & arrangements SONGS: Sangam / Dansante / Beginning An Ending / Himmelrand i tidevand, Part I / Himmelrand i tidevand, Part II / Himmelrand i tidevand, Part III / Himmelrand i tidevand, Part IV / Trio / Prayer EmArcy 06024 9824811 9 ART ENSEMBLE OF CHICAGO Certain Blacks ECM 06024 9819613 SONGS: Chant From A Holy Book / Bayaty / Prayer / Duduki / Interlude I: Trois morceaux après des hymnes byzantins / I / II / III / Dance / Chant / Interlude II / Assyrian Women Mourners / Armenian Song / (No. 11) / Woman’s Prayer / Chant From A Holy Book, Variation 1 NARA LEÃO Muse Of Bossa Nova – The Very Best Of Nara Leão Free America ANJA LECHNER & VASSILIS TSABROPOULOS Chants, Hymns And Dances / Music By George Ivanovich Gurdjieff & Thomas de Hartmann SONGS: Além do horizonte / Telefone / Odara / Desafinado / A banda / Opinião / Águas de março / Corcovado / O barquinho / 14 anos / Noite dos mascarados / Debaixo dos caracóis dos seus cabelos / Acender as velas / Lindonéia / Promessas de você / Consolação / João e Maria / Wave / Olê, olá / Sabe você / Insensatez / Minha namorada / Penas do tiê / Marcha da quarta-feira de cinzas / Nana Aufnahmedatum: 1962 bis 1985 VARIOUS ARTISTS Jazz In Paris – VOL. I CHAMPS-ÉLYSÉES 1917–1949 Mehr zu dieser CD auf Seite 10. 981 255-3 (3 CDs) Weihnachts-CDs VARIOUS ARTISTS Jazz In Paris – VOL. II MONTMARTRE 1924–1939 CHICO BUARQUE Sixty Years On – Favourites SÉRGIO MENDES The Swinger From Rio – Favourites EmArcy 06024 9824349 7 EmArcy 06024 9824791 4 SONGS: A banda / Roda viva / Apesar de você / Madalena foi pro mar / Almanaque / Feijoada completa / Trocando em miudos / Samba de Orly / Sonho de um carnaval / Noite dos mascarados / Sem fantasia / Tatuagem / Tanto mar / Bye, Bye Brasil / Atrás da porta / Você não entende nada / Cotadiano / Filosofia / Bárbara / Bastidores / Olê, olá / João e Maria / Vai passar / Pedro pedreiro SONGS: Chove chuva / Mas, que nada / País tropical / Wave / One Note Samba – Spanish Flea / Night And Day / The Fool On The Hill / The Look Of Love / Ela é carioca / Desafinado / Pretty World / Watch What Happens / Look Around / Like A Lover / Só tinha de ser com você / Puzzle Of Hearts / Never Gonna Let You Go / Outra vez / Trilhos urbanos / Promessa de pescador / The Frog / Tristeza de nós dois / Bim bom / Só danço samba Aufnahmedatum: 1966 bis 1984 Mehr zu dieser CD auf Seite 10. Aufnahmedatum: 1962 bis 1996 Mehr zu dieser CD auf Seite 10. 981 255-7 (3 CDs) ALAN SHORTER Tes Esat PAUL BLEY Improvisie VARIOUS ARTISTS Jazz In Paris – VOL. III SAINT-GERMAIN-DES-PRÉS 1946–1956 EmArcy/Universal France 00440 0678642 1 EmArcy/Universal France 06024 9806916 5 ANTHONY BRAXTON Saxophone Improvisations, Series F EmArcy/Universal France 00440 0678582 0 (2 CDs) CLIFFORD THORNTON The Panther And The Lash 981 256-5 (3 CDs) WILL DOWNING Christmas, Love And You RAMSEY LEWIS Sounds Of Christmas LAURA FYGI The Very Best Time Of The Year EmArcy/Universal France 00440 0678692 6 VARIOUS ARTISTS Jazz In Paris – VOL. IIII RIVE GAUCHE, RIVE DROITE 1956–1959 GRP 06024 9862666 Verve (LPR) 06024 9862778 06024 9868590 MUSIKER: Will Downing: vocals, Gerald Albright & David Sanborn: alto saxes, Kirk Whalum: tenor sax, Najee: flute, Jabba: vocals, Chris „Big Dog“ Davis, Rex Rideout & Joe Sample: keyboards, Ira Siegel: guitars, Tollak Ollestad: harmonica, Carl Carter, Melvin Davis, Ronnie Garrett, Anthony Jackson & Dwayne „Smitty“ Smith: basses, Charley Drayton, Mike White & Buddy Williams: drums, Bashiri Johnson: percussion, u.v.a. MUSIKER: Ramsey Lewis: piano, Eldee Young: bass guitar, Redd Holt: drums, Sol Bobrou, David Chausow, Leonard Chausow, Oscar Chausow, Karl Fruh, Irving Kaplan, Harold Kupper, Abe Meltzer, Emil Podsada & Theodore Silavin: strings Musiker: Laura Fygi: vocals / Rob Pronk: arrangements MAL WALDRON With Steve Lacy Quintet ANTHONY BRAXTON Donna Lee 981 256-1 (3 CDs) EmArcy/Universal France 00440 0678622 3 EmArcy/Universal France 00440 0678632 2 Mehr zu dieser Serie auf www.jazzecho.de FRANK WRIGHT QUARTET Uhuru Na Umoja DAVE BURRELL After Love EmArcy/Universal France 00440 0679402 0 EmArcy/Universal France 00440 0678672 8 Mehr zu dieser Serie auf www.jazzecho.de EMERGENCY Homage To Peace EmArcy/Universal France 06024 9806917 2 SONGS: The Little Drummer Boy / Christmas, Love And You / The First Noël / Christmas Time Is Here / White Christmas / All I Want For Christmas Is You / Love On Christmas Morning / Have Yourself A Little Christmas / Christmas Time After Time / The Christmas Song SONGS: Merry Christmas Baby / Winter Wonderland / Santa Claus Is Coming To Town / Christmas Blues / Here Comes Santa Claus / The Sound Of Christmas / The Christmas Song / God Rest Ye Merry Gentlemen / Sleigh Ride / What Are You Doing New Year’s Eve? Aufnahmedatum: 1961 Songs: Have Yourself A Merry Little Christmas / The Christmas Waltz / What Are You Doing New Year‘s Eve? / Sleigh Ride / The Very Best Time Of Year / Winter Wonderland / Christmas Morning / Once A Year Miracle / A Song For Christmas / Merry Christmas, Darling / Christmas Time Is Here / The Christmas Song / Noël a Paris Mehr zu dieser CD auf Seite 13. Mehr zu dieser CD auf Seite 13. Mehr zu dieser CD auf Seite 13. Besser als das JazzEcho ist nur das Ja, im Gratis-Abo. ich möchte das JazzEcho gratis frei Haus! Vorname, Name _______________________________________________________ Straße, Nr. _____________________________________________________________ PLZ, Ort _______________________________________________________________ E-Mail ____________________________________________ Geburtsjahr ______ Lieblingskünstler ______________________________________________________ Ich höre gern: ECM Progressive/Modern Jazz Jazz Weltmusik Soul, Dance, Pop/Jazz (Zutreffendes bitte ankreuzen.) JazzEcho A-Nr.: 5285 Postfach 90 06 41 06058 Halle Bestellen Sie jetzt Ihr JazzEcho-Abo, und Sie bekommen nicht nur die neuesten Nachrichten, sondern auch exklusive Vorabinfos, interessante Aktionen und limitierte Sondereditionen viermal im Jahr gratis ins Haus. Einfach den Coupon einsenden oder im Internet Ihre Adresse unter www.jazzecho.de in der Rubrik „Newsabo“ eintragen. Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands. U: NE ABO PER SMS! Einfach eine SMS mit dem Keyword „JE“, gefolgt von einem Leerzeichen, Ihrem Namen und Ihrer postalischen Anschrift, an 72477 schicken. Seite 8 Ausgabe 4 • Jahrgang 7 Call & Response Nach Paris, der Mucke wegen MADELEINE PEYROUX und TERRY CALLIER: Zwei Amerikaner mit französischen Namen, die beide Paris-Fans sind, entdecken weitere überraschende Gemeinsamkeiten. Terry Callier: Wir haben echt Glück, dass wir überhaupt miteinander sprechen. Noch vor einer halben Stunde war die gesamte Telefonanlage hier im Hotel in London kaputt. Und von den drei Telefonen in diesem Zimmer funktioniert auch jetzt erst nur eines. Madeleine Peyroux: Und doch klingt es bei mir hier im Hotel in Vancouver, als wärst du nebenan. Wunder der Technik! Callier: Ich sage es dir. Das ist auch etwas, was mir an deiner CD gefällt. Dass da viele akustische Instrumente im Spiel sind. Wenn man einstöpselt und verkabelt und anzapft, hat man immer ein Problem, wenn der Strom ausfällt. Ich sage meinen Musikern immer, man muss sich so frei wie möglich von der Technik machen. Und wenn es irgend möglich ist, versuche ich mit allen Musikern gleichzeitig aufzunehmen. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als ich das Glück hatte, mit Charles Stepney für Chess in Chicago zu arbeiten. Er glaubte fest an dieses Prinzip. Wenn er mit einem Streichorchester und einer Bigband und Perkussionisten und Sängern und all dem aufnahm, dann wollte er all diese Musiker zur selben Zeit im Studio haben. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich zum ersten Mal vor so einem Ensemble im Studio stand und anfing zu singen. Es war unglaublich. Peyroux: Mich würde interessieren, was du denkst, was sich musikalisch in den letzten Jahren besonders verändert hat. Als ich in Brooklyn aufwuchs, waren zwar Madonna und Michael Jackson in den Charts, aber zu Hause hörten wir nur Sachen aus den 30ern und 40ern. Für mich zählten wohl immer weniger die Hits als die Leute, die diese Musik zu dem machen, was sie ist. Callier: Stimmt. Und Menschen sind „Folk“ und deshalb ist alle Musik „Folk Music“. (beide lachen) Ich versuche inzwischen so weit zurückzuhören, wie es Aufnahmen gibt. Anfang des Jahres habe ich einige Aufnahmen von Louis Armstrongs Hot Five und Hot Seven bekommen. Da sind Sachen dabei, die er damals gespielt hat, die noch heute keiner so spielen kann. Man kommt einfach nicht gegen diese Gefühle an. Und wenn solche unglaublichen Gefühle im Spiel sind, wird die Musik dazu nie veraltet sein. Ich hatte eine Chance, mir deine CD anzuhören. Es gab mal eine Band in Frankreich, Hot Club de France, mit diesem Gitarristen Django Reinhardt, und daran erinnert sie mich sehr. Obwohl sie absolut nicht „retro“ ist. Außerdem gibt es da eine Erinnerung an Billie Holiday in deiner Stimme. Ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist und wie viel du von ihr gehört hast. Aber es gibt ganz bestimmt eine spirituelle Verbindung zwischen euch. Ich selbst habe auf einigen Stücken meiner neuen CD versucht, wie Billie Holiday zu klingen. Besonders auf „Blues For Billie Holiday“ habe ich versucht, Phrasen so zu formen, wie es Billie getan hat. Sie war eine Phrasenformerin erster Klasse. Viele Sänger können bestimmte Noten an einem besonderen Ort platzieren, aber ihr gelang das mit kompletten Phrasen. Und das macht den Unterschied. Peyroux: Billie wird oft unterschätzt, denke ich. Ich habe gerade mit jemandem über Frank Sinatra gesprochen, der ja selbst meinte, er hätte alles davon gelernt, dass er immer wieder Billie Holiday gehört hat. Frank habe ich nicht so viel gehört, aber Billie natürlich sehr viel. Auch schon damals, als ich noch in Paris lebte und Straßenmusik gemacht habe. Wir haben auch viel Django gehört und sogar einen Song gespielt, mit dem er einen Hit hatte: „Back In Nagasaki“. Ach ja, Paris. Das ist irgendwie immer noch eine Art neutraler Boden, besonders für Intellektuelle und Künstler aus aller Welt. Callier: Ich wünschte mir manchmal, dass ich das gesamte Frühjahr in Paris verbringen könnte. Von Februar bis Mai. Ich denke, das würde mir sehr gut tun und mir auch dabei helfen, einige der Dinge zu Papier zu bringen, die mir auf der Seele liegen. Paris hat diese besondere kreative Atmosphäre, besonders im Frühjahr. Peyroux: Hast du als Songwriter angefangen oder immer schon selbst gesungen? Callier: Ich habe eigentlich immer schon beides gemacht. Von 1970 bis 1976 habe ich mit einer Gruppe gearbeitet, die sich Chicago Songwriters Workshop nannte und vom R’n’B-Sänger Jerry Butler gesponsort wurde. Wir haben damals MADELEINE PEYROUX 1974 Madeleine Peyroux kommt in Athens, Georgia, zur Welt. 1988 Mit der mittlerweile geschiedenen Mutter zieht sie nach Paris. 1990 Mit der Straßenmusikkapelle The Lost Wandering Blues & Jazz Band geht sie auf Tour durch europäische Fußgängerzonen und Marktplätze. 1995 Mit eben 21 bekommt sie einen Plattenvertrag bei Atlantic. Das Album „Dreamland“, unter anderem mit James Carter und Cyrus Chestnut, wird im Jahr darauf ein enormer Erfolg. 1996 Nach 200.000 verkauften „Dreamland“-CDs und Auftritten im Vorprogramm von Cesária Évora, Sarah McLachlan und Nina Simone, wird sie aufgrund von Umstrukturierungen bei Atlantic aus ihrem Vertrag entlassen. 2004 Mit „Careless Love“, ihrem wunderschönen Album mit außerordentlich eigenartigen Versionen selten gehörter Swing-, Bluesund Countrysongs, meldet sie sich zurück. hundert Dollar die Woche verdient und meine Miete waren damals hundert Dollar im Monat. Da habe ich aber auch schon selbst gesungen und Platten aufgenommen. Aber der Workshop gab mir eine enorme Freiheit. Zum Beispiel, Auftritte abzulehnen, die zu schlecht bezahlt waren. Abgesehen davon glaube ich, dass jeder Mensch Erfahrungen macht, über die er schreiben will. Besonders Sänger. Je mehr man schreibt, umso leichter wird es. Nein, das nehme ich zurück: Je mehr man schreibt, umso mehr kann man schreiben. Man nennt sie „die Stimme der gebrochenen Herzen“ und vergleicht sie mit Billie Holiday und Bessie Smith. Mit ihrem Debütalbum „Dreamland“ eroberte die ehemalige Straßenmusikerin Madeleine Peyroux 1996 auf Anhieb die Herzen der Fans. Jetzt, einige vergebliche Aufnahmeversuche, jede Menge erfolgreicher Auftritte, etwa beim „Montreux Jazz Festival“ oder dem „Lilith Fair“, und acht Jahre ohne Plattenvertrag später, überrascht sie mit ihrem großartigen Zweitling „Careless Love“. Natürlich klingt ihre Stimme darauf immer noch tieftraurig verrucht und hochgradig verletzt. Die zwölf Songs, die sie mit Produzent Larry Klein, Gitarrist Dean Parks, Organist Larry Goldings, Trompeter Lee Thornburg in Los Angeles aufgenommen hat, stammen allerdings nicht nur von Althelden wie Hank Williams oder W.C. Handy, sondern auch von Leonard Cohen und Bob Dylan. Ein Stück, ihr (Anti-)Motto „Don’t Wait Too Long“, hat sie sogar selbst, zusammen mit Norah Jones’ Hitschreiber Jesse Harris, komponiert. MADELEINE PEYROUX Careless Love 06024 9823583 Verträumt, verliebt: MADELEINE PEYROUX TERRY CALLIER 1946 Terrence Orlando Callier kommt in Chicago, Illinois, zur Welt. 1962 Der Freund von Jerry Butler, Curtis Mayfield und Ramsey Lewis unterschreibt seinen ersten Vertrag bei Chess, geht aber auf Drängen seiner Mutter nicht auf Tour, sondern zur Schule. 1965 Sein Debütalbum „The New Folk Sound Of Terry Callier“ erscheint mit drei Jahren Verzögerung, weil der Produzent mit den Masterbändern durchgebrannt war. 1971 Als Mitglied des Chicago Songwriters Workshop schreibt er unter anderem für das Hitalbum „Freedom Means“ der Dells und nimmt auch unter eigenem Namen auf Cadet auf. 1997 Nach einer Pause, in der er als Programmierer arbeitet, feiert der in der britischen Acid-JazzSzene legendäre Musiker mit dem Album „Time Peace“ ein grandioses Comeback. 2004 Mit „Lookin’ Out“ meldet sich Callier, nach zwei Alben bei Mr. Bongo und Gastauftritten, unter anderem bei 4hero und JJ Milteau, bei Universal zurück. Erst verschollen, jetzt endlich wieder bei Verve: TERRY CALLIER Terry Callier ist der beliebteste Singer/ Songwriter der jazzbewussten Soulfreunde. Der „All Music Guide“ nennt ihn einen „folk-jazz mystic“, dessen „kathartische, tief spirituelle Musik sich jeder Genrezuordnung entzieht“. Mit „Ordinary Joe“, „Occasional Rain“ oder „What Color Is Love?“ aus den 70ern, aber auch mit seinen diversen Alben der letzten sieben Jahre hat er sich in alle Herzen gesungen. Seine schönen Melodien und sanften Gesänge inspirierten nicht nur 4hero, Paul Weller oder Galliano, sondern jeden, der sie hört. 1997 verschaffte ihm Gilles Peterson den Plattenvertrag für sein grandioses Comeback „Time Peace“. Danach nahm er noch ein weiteres Album bei Verve und zwei bei Mr. Bongo auf, sang auf Alben von Beth Orton, Koop, 4hero und JJ Milteau. Seine drei Alben auf Cadet aus den frühen und die beiden auf Elektra aus den späten 70ern sind, ebenso wie etliche bisher unveröffentlichte Live-Sessions, mittlerweile auch auf CD erhältlich. Sein neues Album „Lookin’ Out“ hat der Chicagoer in England und den USA aufgenommen. TERRY CALLIER Lookin’ Out 06024 98234402 Es ist nie leicht. Aber so ist das Leben. Ich habe Anfang der 80er einen Job als Computerprogrammierer angenommen, um meine Tochter ernähren zu können. Damals dachte ich noch, dass ich das wohl ein paar Jahrzehnte machen würde, dann eine goldene Armbanduhr und eine nette Rente bekäme und damit ein wenig um die Welt reisen würde. Naja, um die Welt reise ich jetzt schon… Peyroux: Aber ohne Rente! Du hast wirklich absichtlich mit der Musik aufgehört? Callier: Ja, und zwar mehr als einmal. Aber das war die längste Zeit. Meine Tochter kam ja nach Chicago, um bei mir zu sein. Wenn ich weiter mein Geld in der Musikwelt hätte verdienen wollen, hätte ich viel reisen müssen – und wäre viel zu selten zu Hause bei ihr gewesen. Ich hatte einen Teilzeitjob als Computeroperator und meine Mutter, die damals noch lebte, ließ uns bei sich wohnen. Ich fing dann an, mich als Programmierer ausbilden zu lassen und so hielten wir alles zusammen. JazzEcho: Sie haben den Job aber auch noch ziemlich lange behalten, oder? Callier: Stimmt. Sogar nach meinem Comeback. Ich war bei Verve unter Vertrag und behielt meinen Tagesjob. Es ist wirklich komisch, allerdings überhaupt nicht lustig, dass in dem Moment, als wir an dem zweiten Album für Verve arbeiteten, mein Vertrag aufgelöst wurde. Im selben Jahr kam es zu einigen Kürzungen im Computerdepartment der Universität von Chicago, wo ich arbeitete, und meine ganze Abteilung wurde entlassen. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Man hört immer wieder diese Geschichten von Leuten, die nur ein paar Gehaltsschecks von der Obdachlosigkeit entfernt sind. Und genau so ging es mir damals. Dann erlaubte der Schöpfer, dass die Musik wieder in mein Leben kam, und jetzt bin ich sogar wieder bei Universal unter Vertrag. Es ist schon ein sehr interessanter Prozess. Ich sehe mir das immer wieder von allen möglichen Seiten an, um herauszufinden, was da los war. Peyroux: Was hältst du von der Musik heutzutage? Callier: Als ich 1995 oder 1996 zum ersten Mal bei Verve unter Vertrag war, stand es noch im Raum, ob ich vielleicht meine alten Songs neu aufnehmen sollte. Oder ein paar alte und ein paar neue. Am Ende überzeugte ich sie, dass es eher neue Sachen sein sollten. Dann meinten sie: „Es hat sich viel verändert, seit du 1983 zum letzten Mal im Studio warst.“ Das hat mich echt verunsichert. Kann ich das noch? Als ich im Studio ankam, merkte ich schnell, dass das Einzige, was sich wirklich geändert hatte, war, dass da mehr Computer herumstanden. Peyroux: Und die hattest du ja nun ausgiebig studiert! Callier: Stimmt. Aber die Basiselemente waren immer noch dieselben: Man musste immer noch einen Song singen und die Musik spielen. Man musste immer noch einen Weg finden, wie man sich als Performer durch das Mikrofon auf das Medium brachte, egal ob es jetzt ein Acetat oder Protools war. Wann hast du denn angefangen aufzunehmen, Madeleine? Peyroux: Das war wohl so 1996. Ich war vorher Straßenmusikerin, in Paris und überall in Europa. Irgendwann bekam ich dann einen Plattenvertrag. Und hatte viel Spaß mit der ersten Platte, die ja eher unerwartet sehr erfolgreich war, und auch auf Tour. Bis ich nach etwa einem Jahr völlig ausgebrannt war. Beim zweiten Album, das nie zustande kam, hatten wir mehr Geld, aber weniger Ideen. Und auf einmal konnte ich dann im Studio nicht mehr richtig singen. Es hat ein paar Jahre gedauert und einen Produzenten wie Larry Klein gebraucht, dass ich mich wieder mit dem Gedanken anfreunden konnte, ins Studio zu gehen. Callier: Auf deinem neuen Album ist ein für mich persönlich sehr interessanter Song, „J’ai deux amours“. Als ich den das erste Mal gehört habe, muss ich 6 oder 7 gewesen sein. Eine Frau namens Josephine Baker hat ihn damals gesungen. Sie trat in Chicago auf und meine Mutter bestand darauf, dass wir zusammen hingehen. Ich hatte ja keine Wahl: „Komm T., zieh dich an. Wir gehen aus!“ Mich hat das echt umgehauen, den Song jetzt wieder zu hören, weil ich ihn seit damals nicht gehört habe. Peyroux: Ich kann es nicht glauben! Callier: Madeleine, danke für dieses Gespräch, obwohl wir uns immer noch nicht persönlich kennen. Ich bin froh, dass die Leute hier im Hotel die Telefone rechtzeitig repariert haben. Peyroux: Es hat funktioniert. Against all odds, trotz der widrigen Umstände. Callier: (singt die Phil-Collins-Filmmelodie: „Against All Odds“) Jetzt im Nachhinein machen sich alle über Phil Collins lustig. Natürlich ist er ein sehr einfacher Songwriter und es gibt da nicht besonders viele Wortspiele in seinen Texten. Aber die Songs, wie eben „Against All Odds“, die er gut geschrieben hat, und die, die er gut gesungen hat, wie „Separate Lives“, gehören mit zum Besten, was es gibt. Besser geht es nicht. Peyroux: Ja, stimmt. Man behält seine Melodien im Ohr. Manchmal habe ich ihn nicht so zu schätzen gewusst, vielleicht hat mir die Tiefe gefehlt. Callier: Vieles war „Earcandy“. Aber diese beiden Songs waren echt gut. Ich habe ihn in Paris live gesehen und damit hat er das Publikum wirklich restlos begeistert. Peyroux: Vielen Dank, Terry! Es war wirklich eine großartige Gelegenheit. Es gibt wirklich eine Menge, was ich jetzt erst einmal verdauen muss. Wir sehen uns dann, spätestens im Frühjahr in Paris. Seite Ausgabe 4 • Jahrgang 7 9 Porträt 15. Juli 1946 Linda Ronstadt kommt in der Nähe von Tucson in Arizona zur Welt. 1964 Auf der Arizona State University trifft Ronstadt den Gitarristen Bob Kimmel, mit dem sie nach Los Angeles zieht und die Band The Stone Poneys gründet, die zur führende Attraktion der kalifornischen Folkbewegung wird. 1971 Ihr drittes Album „Linda Ronstadt“ nimmt sie mit Musikern der späteren Eagles auf. Linda singt dort Songs von Jackson Browne und Neil Young. 1974 Ronstadts fünftes Album „Heart Like A Wheel“ erreicht die Spitze der „Billboard“-Charts, verkauft sich über zwei Millionen Mal und macht sie zum Superstar. 1982 Ronstadt tritt in der BroadwayProduktion „The Pirates of Penzance“ von Gilbert & Sullivan auf. 1983–86 Gemeinsam mit dem überragenden Arrangeur Nelson Riddle, den sie aus dem Ruhestand holt, leitet Linda Ronstadt auf drei LPs die Renaissance des Vokaljazz in der Popmusik ein. 1987 Ronstadt nimmt mit dem „Trio“Album an der Seite von Dolly Parton und Emmylou Harris erneut eine Country-LP auf. 2004 Ihre CD „Hummin‘ To Myself“ erscheint bei Verve. LINDA RONSTADT, Ex-Country-Ikone Even Cowgirls Get The Jazz Die ehemalige Country-Ikone LINDA RONSTADT hat nach fast 20 Jahren wieder ein Jazzalbum veröffentlicht – und das ist auch gut für uns. W er hätte so ein amerikanisches Drama besser inszenieren können als Linda Ronstadt in Las Vegas? Im Juli trat die Sängerin dort im Luxushotel Aladdin vor 4500 Zuschauern auf. Als sie den Song „Desperado“, ihre erste Zugabe, US-Filmemacher Michael Moore widmete, ihn einen „großen amerikanischen Patrioten“ nannte und das Publikum aufforderte, Moores Film „Fahrenheit 9/11“ zu sehen, brach ein Chaos im Saal aus. Es gab Buhrufe, Zuschauer stürmten zum Ausgang, andere rissen Konzertplakate ab oder warfen Cocktails in die Luft. Dabei war Linda Ronstadts Verhalten, das gesamte Dilemma voraussehbar gewesen. Schon eine Woche vor ihrem spektakulären Auftritt gab Ronstadt der „Las Vegas Review“ ein Interview, in dem sie bekundete, die Stadt zu hassen und seit einiger Zeit den Song „Desperado“ auf ihren Konzerten Michael Moore zu widmen. Schon in den späten 70er Jahren war Ronstadts Verhältnis mit dem kalifornischen Demokraten (und Arnie-Antagonisten) Jerry Brown kein Geheimnis. Warum also die Aufregung? Möglicherweise, weil das amerikanische Publikum in Linda Ronstadt „nur“ eine Entertainerin sieht, und ein Entertainer soll gefälligst unterhalten und nicht seine Meinung kundtun. Dann besteht mindestens die Hälfte der Zuhörer von Linda Ronstadt aus Country-Rock-Fans, die im Laufe ihres Lebens sicherlich mehrere Exemplare von Ronstadts Multiplatinalbum „Heart Like A Wheel“(1974) durchgespielt haben. Auch dieses Klischee wollte die mittlerweile 58-Jährige nicht mehr bedienen, als sie mit dem Baltimore Symphony Orchestra antrat und ihr Repertoire aus Sinatra-Standards vortrug, das sie in den 80er Jahren mit dem sagenumwobenen Arrangeur Nelson Riddle auf drei LPs veröffentlichte. Darüber hinaus scheint ihre Rückkehr zum Rock mit Ronstadts gerade erschienener Verve-CD „Hummin’ To Myself“ nicht so absehbar. Ein Team der Superlative Viele Jazzfans werden seit jenen drei LPs, die sie zwischen 1983 und 1986 mit Nelson Riddle aufnahm, Linda Ronstadt für sich entdeckt haben. Es war ein Team der Superlative: Eine der umsatzstärksten Rockdiven aller Zeiten (50 Millionen Alben, sieben Grammys) interpretierte Arrangements des verehrtesten und vielseitigsten Komponisten und Arrangeurs der Nachkriegszeit, dessen bekannteste Phase sicherlich seine Zusammenarbeit mit Frank Sinatra auf dem Capitol-Label war. Die Zusammenarbeit Ronstadt/ Riddle darf als Präzedenzfall aller späteren Neo-Jazzvokalisten betrachtet werden, die eigentlich aus dem Pop kamen: von Natalie Cole und Harry Connick jr. über Rod Stewart bis hin zu Robbie Williams und Sheryl Crow. „Nelson Riddle gefiel die Tatsache, dass seine Musik ein Comeback durch eine Rocksängerin erlebte“, vertraute Linda Ronstadt 1998 der australischen Journalistin Debbie Krüger an. „In den 60er Jahren hatte Rock die Musik von Frank Sinatra und Nelson Riddle auf geradezu brutale Weise verdrängt. Es war eine Genugtuung für ihn, dass sie ausgerechnet durch mich aus den Fahrstühlen gerettet wurde.“ Unlängst unterschrieb Linda Ronstadt einen Vertrag über zwei Alben mit dem führenden amerikanischen Jazzlabel Verve Records. Gerade ist ihre neue CD „Hummin’ To Myself“ erschienen. Produziert wurde sie von John Boylan und Lindas langjährigem Freund und Mentor George Massenburg. Ein neues Jazzalbum von Linda Ronstadt, das sich aber von den LPs mit Nelson Riddle in der Instrumentierung abhebt, nicht so orchestral wie diese ist. Die elf Titel von „Hummin’ To Myself“ sind mit vergleichbar kleinen Ensembles aus vier bis acht Musikern eingespielt worden, unter anderen von Alan Broadbent, Christian McBride, Peter Erskine, Lewis Nash und Roy Hargrove. Ihren Hang zum Broadway-Material der 30er und 40er hat Linda Ronstadt jedoch auch auf diesem Album ausgelebt. Der Titelsong, geschrieben von Monty Siegel, gehörte zum Repertoire von Connee Boswell, einer der bedeutendsten Jazzsängerinnen der 30er. „Blue Prelude“ kennt man in der Version von Bing Crosby, und Duke Ellington schrieb „Day Dream“. „Never Will I Marry“ und „I’ve Never Been In Love Before“ schrieb in den 30er Jahren der Broadway-Komponist Frank Loesser. „I Fall In Love Too Easily“ ist heute vielleicht in der Version von Chet Baker am bekanntesten. Mit „Tell Him I Said Hello“ debütierte die junge Betty Carter. Sie habe „eine große Affinität für alles, das in den ersten 30 Jahren dieses (des 20., d. Red.) Jahrhunderts geschrieben wurde“, gab Frau Ronstadt zu Protokoll. „Manchmal habe ich die Sängerinnen beneidet, die das Glück hatten, als Erste diese Songs zu singen, gleich nachdem sie aus der Feder des Komponisten geflossen waren. Ich ging immer wieder über die Charts und mir kommen noch heute diese Songs so ausgefeilt vor. Man kann ihnen einfach nichts hinzufügen, und man kann sie einfach nicht ignorieren.“ Als Linda im Juli 1985 (motiviert vom Erfolg der ersten beiden Riddle-LPs) auf dem Cover von „Down Beat“ landete, beschrieb sie Steve Bloom dort nicht unironisch als eine Lady, die oft Worte wie „Gee!“ und „Gosh!“ in ihre Sätze einflocht. Immerhin war Linda Ronstadt in den frühen 70ern das Pin-up-Girl der kalifornischen Rockmafia gewesen und hatte das „American Songbook“ als Musik für Spießer abgetan, so ganz schien dies der Jazzjournalist nicht vergessen zu haben. Ronstadt ihrerseits ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie sich in keinster Weise als Jazzsängerin verstünde, sondern als Balladensängerin. Dass sie es liebte, „ein Bad in den Noten zu nehmen“. Für diese Ehrlichkeit hat sie Anerkennung verdient, ebenso für ihren Ausspruch: „Man muss nicht originell sein, es reicht, authentisch zu sein.“ Authentisch ist Linda Ronstadt in ihrer gesamten einzigartigen Karriere geblieben, egal ob mit Folk, Country, Rock, Broadway, Jazz, New Wave oder mexikanischer Musik. Kaum eine andere Sängerin wird nach ihr noch gleichzeitig Grammys in den Kategorien Rock, Pop, Country und Latin gewinnen. Geboren 1946, wuchs Linda Ronstadt auf einer Ranch in Arizona auf. In ihren Adern fließt mexikanisches, englisches, deutsches und holländisches Blut. Während Lindas Mutter eine Vorliebe für Oper, Broadway und Jazz hatte, stand ihr Vater, ein Mexikaner, für Cumbia, Mariachi und Ranchero. (Später widmete Linda die Nelson-Riddle-Trilogie ihrer Mutter und nahm für ihren Vater drei hispanische LPs, insbesondere „Canciones de mi Padre“, auf.) Und natürlich lief Country im Radio, mehr Frequenzen als die Stationen XWEF und KOMA bekam man in Arizona nicht rein. Zu Beginn ihrer Karriere erzählte Linda dem „Rolling Stone“, wie elementar die Musik in ihrer Jugend im amerikanischen Südwesten war: „Sie half dir beim Abwaschen, brachte dich durch die einsamen Abende in der ländlichen Abgeschiedenheit, durch das Begräbnis der Großmutter, oder wenn sich mal wieder jemand selbst den Arm mit einem Gewehr abgeschossen hatte.“ Bürgerliches Leben? Keine Chance Einige der Interviews, die Ronstadt in den späten 60ern, frühen 70ern gab, sind komisch und erstaunlich. Solche Interviews würden heute Prankster-Popstars wie Peaches und Gonzales geben: Mit zwei Jahren hätte sie sich entschieden, Sängerin zu werden. Sie würde ihre eigene Musik zwar nicht besonders mögen, hätte aber keine Wahl, weil sie eine „unreguläre Person“ sei und keine Chance hätte, ein bürgerliches Leben zu führen. Ronstadt beendete weder High School noch College. Wenn sie nicht hätte singen können, wäre sie Putzfrau geworden, sagte sie. Eines war die junge Linda sicherlich auch – bildschön. Als 18-Jährige folgte sie ihrer Bestimmung nach Los Angeles und trat dort in eine Folkgruppe namens The Stone Poneys ein, mit der sie bis 1968, als sie ihre Solokarriere startete, ein, zwei kleine Hits hatte. Ihr Solodebüt „Hand Sown … Home Grown“ mit der Single „You’re No Good“ brachte Linda dann für den Rest der Dekade ins Rampenlicht einer frühen Alternative-Country-Szene, die Gegenpol der bombastischen Psychedelic-Rock-Bewegung jener Zeit war. Aber auch wenn sie neben Jackson Browne, den Eagles und Neil Young zu den Stars der kalifornischen Rockszene der 70er zählte, gab sie 25 Jahre später zu, im Herzen nie zu so ganz zu dieser Kultur gehört zu haben. „Rock’n’Roll war nicht ich, Rock’n’Roll war die Kultur, in der ich lebte, in die ich hineingeboren wurde.“ Später sang sie deswegen in den Broadwaystücken „Pirates of Penzance“ und „La bohème“, sprang ins kalte Wasser des Jazz, nahm Musik mit Philipp Glass, Aaron Neville und Randy Newmans „Faust“-LP auf, produzierte ein Album mit einem Glas-Harmonium und eine Song-Sammlung für ihre Kinder. Sie konnte das alles, weil sie das Talent und den Stimmumfang dazu hatte und weil sie sich ausschließlich immer als Interpretin verstanden hat. „Seit den 70er Jahren gibt es diesen Anspruch, ein Singer/Songwriter sein zu müssen, aber das war nicht immer so“, erklärte sie. „Nehmen wir die 50er, Ella Fitzgerald. Hat sie jemals ein Journalist gefragt, warum sie nicht eigene Songs schreibt?“ An Ella hat Linda immer bewundert, dass sie in ihren Interpretationen an der Melodie bleibt, ohne daran zu kleben. „Sie etabliert immer zunächst, was der Komponist wollte, bevor sie davon abhebt, sie respektiert die Songs, und das ist schön, weil diese Songs einfach sehr, sehr gut geschrieben sind.“ Durch ihre gesamte Karriere hindurch hat sich Ronstadt „in ein traditionelles Genre versetzt und versucht, so vollständig wie nur möglich zu erfüllen, was dieses Genre fordert“. Auch mit ihrem neuen Album möchte sie den Jazz der 30er und 40er so interpretieren, wie er eigentlich geschrieben wurde. „‚Sing the ink‘, wie man so schön sagt.“ JazzLink: ronstadt LINDA RONSTADT Hummin’ To Myself 06024 9860521 Seite 10 Ausgabe 4 • Jahrgang 7 Planet Jazz Schmutziger Tango Die Band BRAZILIAN GIRLS kommt nicht aus Brasilien und hat Mädchen nur im Singular. Surreal und abgründig ist denn auch die Musik. S ind die aus Rio?“, fragt der ältere Mann vor dem Ticketschalter, und der Ticketverkäufer vom Nublu-Club in Downtown New York rollt an diesem Abend mal wieder mit den Augen: Die Brazilian Girls sind nicht aus Rio, und sind nicht mal Girls – bis auf die Sängerin Sabina Sciubba, deren laszive Nonchalance sie sofort als (Wahl-) New Yorkerin entlarvt – ist sie die „neue Grace Jones“? Lange war aus der Stadt am Hudson nichts ähnlich Innovatives gekommen. Brazilian Girls verbänden die elegante Verführung mit der Unaufhaltsamkeit des Dance Beats, schrieb unlängst die „Vogue“ über das Quartett, das Anfang 2005 sein titelloses Debüt auf dem Verve-Sublabel Forecast veröffentlicht. Ihr absurder Name kontrastiert mit dem interessanten und grundsoliden Background der vier New Yorker Musiker: Sängerin Sciubba ist auf den Soloalben des Bassisten Matthew Garrison zu hören. 2002 veröffentlichte sie gemeinsam mit dem italienischen Gitarristen Antonio Forcione, der als der „Jimi Hendrix der Akustikgitarre“ bezeichnet wird, das jazzig-folkige Duoalbum „Meet Me In London“, das glänzende Kritiken erhielt. Verblüffend ist, wie Sabina Sciubba ihre stimmliche Persönlichkeit zu ändern versteht: von mädchenhaft kokett, über kühl und abgeklärt bis hin zum Vamp. Der aus Buenos Aires stammende Keyboarder Didi Gutman ist musikalischer Leiter von Bebel Gilbertos Band, hat aber auch schon mit Roy Ayers, Lil’ Louie Vega und Latin-Popstar Paulina Rubio zusammengearbeitet und am bahnbrechenden Tango-Nuevo-Album „Bajofondo Tango Club“ mitproduziert. Bassist Jesse Murphy ist in Jazzkreisen vor allem durch die „Überjam“-Sessions mit John Scofield bekannt. Schlagzeuger Aaron Johnston wiederum spielte bereits mit dem New-Age-Musiker Mike Marshall, aber auch mit Bluegrass-Star Tony Furtado, Omar Sosa, Pete Escovedo und Harry Belafonte. Die Brazilian Girls begegneten einander vergangenes Jahr in jenem New Yorker Nublu-Club, der heute das sein könnte, was Minton’s Playhouse für das New York der 40er oder das CBGB in den 70ern war: die Brutstätte der Avantgarde. „Ein Kollektiv“, rühmt Didi die Homebase der Brazilian Girls, „eine Kommune, in der Musiker, DJs, Poeten, Maler und andere Lebenskünstler Ideen austauschen. Im Nublu waren wir in der Lage, ohne Einschränkungen und Erwartungen zu experimentieren.“ Wären die Brazilian Girls ein Gemälde, wäre es von Dalí, wären sie ein Film – Scorsese. Surrealistisch und abgründig ist zum Beispiel ihre schmutzige Tangoversion des mittel- alterlichen Bauernliedes „Die Gedanken sind frei“. Sciubba singt auf dem Album auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch – nein, nicht auf Portugiesisch. Ihre Single „Homme“ erschien letztes Jahr auf der CD „Waxpoetic/Nublu Sessions“. Ein anderer Track der Brazilian Girls, „Lazy Lover“, wurde von Matthew Herbert zur Club-Single remixed. Angesichts der unterschiedlichen Lebensläufe und musikalischen Backgrounds der Bandmitglieder ist der postmoderne Eklektizismus der Brazilian Girls nicht weiter verwunderlich. Überraschend ist allerdings, dass ihr Debütalbum unglaublich homogen klingt und ungeachtet der mitunter recht avantgardistischen Untertöne (bis hin zur Atonalität) zweifellos Popmusik ist. Popmusik, die gleichzeitig so intelligent und eingängig klingt wie etwa die von Talking Heads oder Moloko. „Alle lieben die Brazilian Girls“, sagt der Ticketverkäufer vom Nublu, und der muss es wissen. JazzLink: girls Femi, vidi, vici! 1981 stieg Femi in Felas Band Egypt 80 ein. Drei Jahre später wurde Kuti senior kurz vor Antritt einer US-Tournee in Lagos verhaftet, und der 22-jährige Femi musste ohne den Vater ins Flugzeug steigen, unvorbereitet die Rolle des Bandleaders und Afrobeat-Gottes ausfüllen. Etwas abgeschreckt von der „larger than life“-Persönlichkeit Felas gründete Femi nach dieser Tournee seine eigene Band, Positive Force, die den Sound seines Vaters adaptierte, jedoch verkürzte, vereinfachte und modernisierte. Da, wo Fela afrikanische Rhythmen mit dem Funk von James Brown und Sly Stone auf 45-minütigen Tracks verschmilzt, sind die Referenzpunkte in Femis Musik traditionelle nigerianische Genres wie Apala und Sakara, verbunden mit den US-Helden der 90er: den Neptunes und Roots. Mit diesem persönlichen musikalischen Stil wurde Femi Kuti auf den vier LPs, die von ihm zwischen 1995 und 2002 erschienen, dennoch den politischen Erwartungen gerecht, die Panafrikanisten an ihn, den Erben des Afrobeat-Throns, nach dem Tod Felas 1997 richteten. „Afrobeat ist kein Entertainment“, hatte Fela einmal postuliert. „Afrobeat ist eine Waffe“, setzte Femi noch einen drauf und FEMI KUTI, Sohn der Afrobeat-Legende Fela Kuti, zeigt mit seinem neuen Sampler, dass er mit dem schweren Erbe sinnvoll umgeht. S FEMI KUTI, Generalerbe The Boy From Niterói „Wer denn nicht?“, antwortete Sérgio Mendes einmal auf die Frage, welcher Jazzmusiker wohl von der Musik seiner brasilianischen Heimat beeinflusst wurde. Er wusste, wovon er sprach. Schließlich gehörte der klassische Pianist aus der Stadt Niterói an der Guanabarabucht, direkt gegenüber von Rio de Janeiro, zur ersten Welle brasilianischer Musiker, die die Bossa Nova nach Nordamerika schwappen ohn einer Legende zu sein, ist schwer. Vor allem, wenn man auch noch in deren Fußstapfen tritt. Neben Ravi Coltrane oder John Carter Cash wird auch Femi Kuti hin und wieder den Segen seines Übervaters als Fluch empfunden haben. „Eine große Herausforderung, an der ich mich messen muss“, benannte dies der nigerianische Sänger und Saxophonist noch zu Lebzeiten Fela Kutis. ließen. Schon im Dezember 1962 nahm er mit seinem Bossa Rio Sextet ein Album mit Cannonball Adderley in New York auf, spielte bald mit Dizzy Gillespie, Stan Getz, Charlie Byrd und Herbie Mann. Mitte der 60er, inzwischen hatte er seine Familie nach Kalifornien geholt, war er oft an der Seite von Art Farmer, Phil Woods und Hubert Laws zu hören. Hauptsächlich aber brasilianisierte er zu dieser Zeit mit seinen verschiedenen Hitbands, vor allem auf Herb Alperts Independentlabel A&M Records, zeitgenössischen Pop. Das Debütalbum von Sérgio Mendes & Brasil ’66, einer neu besetzten Version der we- BRAZILIAN GIRLS Brazilian Girls 06024 9863413 Veröffentlichung: 10.01.05 SÉRGIO MENDES: Der Swinger 2004 JULI New York reicht bis nach Rio: BRAZILIAN GIRLS wetterte in Kuti’scher Konsequenz gegen Militärdiktatur, Global-Kolonialismus und Aids-Doppelmoral. Mit erfrischender Ironie und lebensfrohen Anzüglichkeiten ähnlich derer Felas. Auf unzähligen Konzerten in Afrika (vor allem Felas Shrine-Club in Lagos), den USA und Europa und in seinen Kollaborationen mit Mos Def und Common hat er den Afrobeat in unser Jahrhundert geführt. Die auf der gerade erschienenen „Best Of Femi Kuti“ versammelten zwölf Titel sind ein Querschnitt seiner 1999 und 2002 auf Barclay veröffentlichten CDs „Shoki Shoki“ und „Fight To Win“: Siebzig mitreißende, afrodisierende Minuten seines Jazz, HipHop, Funk, Salsa, Samba und House. Femi, vidi, vici! Für Afrobeat-Nostalgiker wird der heute 42-Jährige wahrscheinlich immer zunächst der Sohn von Fela Kuti bleiben. Für die meisten leuchtet Felas Stern nicht zuletzt dank Femi weiterhin strahlend am Himmel. FEMI KUTI Best Of Femi Kuti 06024 9822324 niger erfolgreichen Brasil ’65, stieg, auch dank der Single „Mas que nada“, gleich auf Platz 5 der Popcharts ein. „Equinox“, das zweite Album, enthielt gleich drei Hits: „Night And Day“, „Chove chuva“ und „For Me“. Mit ihrem dritten Album „Look Around“ schafften sie es sogar in die Top 5 der US-Albumcharts. Vor allem Mendes’ Versionen des Beatles-Hits „Fool On The Hill“ und des soeben von Simon & Garfunkel erfolgreich verpoppten Folksongs „Scarborough Fair“, im sanft orchestrierten Samba-Gewand und mit mehr als einem Hauch Bacharach und Mancini im Arrangement, sorgten für den Durch- Nylon auf Vinyl NYLON schafft Konsens An der Band Nylon scheiden sich die Geister. Angeblich. Erst neulich wieder gestand ein Rezensent der Hamburger „Szene“: „Manchmal, wenn die Luft rein ist, lege ich heimlich die CD von Nylon aus Berlin ein.“ Aha. Damit jetzt auch diejenigen, die angeblich nie in irgendwelchen Trendcafés oder Kaufhausumkleiden zu finden sind, aber trotzdem genau wissen, dass Nylon dort rauf und runter läuft, ganz offen und unheimlich in den Genuss dieser charmanten Elektroversionen Krug’schen, Knef’schen und sonst wie schlagernden Kulturgutes kommen, gibt es aktuell diese Remix-Maxi. „Im 80. Stockwerk“, ein Hit von Hildegard, findet sich darauf gleich zweimal: eigenartig und fusion-discotaug- lich „perlonisiert von Morane“ und entspannt mit einigen Störgeräuschen und einem säuselnden „Sweetheart“ versampelt im „Elektro Lassi Remix by Illvibe and Dirk Berger“. Spätestens beim clickigen „Static Remix“ von Feuerzeug, einem coolen Culture Clash von 80s-Keyboardsounds mit der süffisant-sinnlichen Stimme von Niku Sebastian, kommen dann alle Kollegen zum Konsens. bruch. Die Euphorie dauerte bis Anfang der 70er und kippte dann in so komplette Ablehnung um, dass sich Mendes 1977 erst einmal ganz aus dem Rampenlicht hinter die Kulissen verzog. 1983 feierte er mit der LP „Sérgio Mendes“ ein Comeback: Das Album hielt sich beachtlich lang in den amerikanischen Top 40, die Single „Never Gonna Let You Go“ erreichte mit Platz 3 die höchste aller bisherigen Mendes-Platzierungen. Sérgio Mendes sah sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, er habe die brasilianische Musik für das amerikanische Publikum verwässert. Aber egal, ob man seine Musik nun, wie seine meist japanischen oder europäischen Fans, für Kultpop oder, wie viele harsche Kulturbewahrer, für Fahrstuhlmusik hält, den Erfolg kann man ihr nicht absprechen. Und wenn einen mal einer fragen sollte, wer denn wohl die Musik von Sérgio Mendes möge, antwortet man am besten: „Wer denn nicht?“ NYLON Die Mixe 06024 98685631 SÉRGIO MENDES The Swinger From Rio – Favourites 06024 9824791 4 2004 AUGUST Einen nachhaltigen Beweis dafür, dass der aufregendste und beste Jazz immer noch live dargeboten wird, liefert JOHN SCOFIELDs Album „EnRoute“. Einen ungewöhnlichen Seitensprung riskierte der Brasilianer CAETANO VELOSO mit „A Foreign Sound“, seinem ersten Album in englischer Sprache. John Scofield gilt als das Chamäleon unter den Jazzgitarristen. Nach den funky groovenden Alben der letzten Jahre, mit denen er reihenweise jüngere Musikhörer eroberte, widmete er sich auf seinem Live-Album „EnRoute“ wieder einmal ganz dem lupenreinen Jazz. „Die Frage nach einem Jazzmusiker mit drei Buchstaben, der nicht nur Gitarristenherzen höher schlagen lässt, ist schnell beantwortet: Sco.“, meinte Angela Ballhorn in der österreichischen „Jazzzeit“. „Hauptsächlich auf der ‚Überjam‘-Grooveschiene unterwegs, lebt er doch alle zwei, drei Alben seine Jazzseele aus. ‚EnRoute‘ dokumentiert ein grandioses Konzert eines grandio- Seit den späten 60er Jahren schon wollte Caetano Veloso ein Album mit englischsprachigen Songs aufnehmen. Jetzt ist „A Foreign Sound“ endlich Wirklichkeit geworden. „Caetano Veloso, ein Weltklasse-Musiker hat sich also auf ein knappes Doppel-Dutzend Standards und Klassiker der Pop- und Jazzmusik gestürzt“, schrieb www.sound.de. „Bei vielen geht so etwas peinlich schnell ins Auge, bei Caetano jedoch wird auch jede noch so abgedroschene Schmonzette zu einer würdevollen und erstaunlich gut konsumierbaren Kostbarkeit. […] Aber Veloso wäre nicht Veloso, wenn er nicht hier und da einige Kuckuckseier bereithielte. Das dickste der Güteklas- sen Trios im Blue Note NY. Der Gitarrist hatte sich langjährige Weggefährten eingeladen, den E-Bassisten Steve Swallow und den Drummer Bill Stewart. Die drei spielen sich durch modernisierte schnelle Bebop-Tunes, interaktionsreiche Vamps über einen Akkord oder mal durch Passagen mit höllisch vielen Harmonien. ‚EnRoute‘ besticht durch die Musikalität der drei Ausnahmemusiker, die mit weit offenen Ohren spielen und ihre Mitmusiker zu Höchstleistungen anspornen. Zudem kann man Sco mit unverwechselbarem Sound und Spiel ohne viel Effektkram erleben. Und sein musikalischer Witz – egal bei welchen Projekten – ist sowieso unschlagbar.“ JOHN SCOFIELD (M.) TRIO se A ist sicher ‚Come As You Are‘. Gut verpackt zwischen Ellington und Morris Albert gerät der Nirvana-Kulter zu einem wohltemperierten, aber durchaus im Curt’schen Sinne gehaltenen dramaturgischen Aufhorcher. Und auch eine eher muffelige Bob-Dylan-Nummer erfreut sich dank einer mit kleinen BreakbeatEinschüben und Scratchings gespickten Überarbeitung bester Gesundheit. Es ist schon eigentümlich: Caetano Veloso kann anpacken, was er will. Unter seinen Fingern verwandelt sich scheinbar alles zu Gold. Seiner milden Zunge wird man niemals überdrüssig und seinem Einfallsreichtum und Einfühlungsvermögen sind scheinbar keine Grenzen gesetzt.“ CAETANO VELOSO Seite Ausgabe 4 • Jahrgang 7 11 Planet Jazz Es war einmal in Südamerika Für die Verfilmung von Ernesto „Che“ Guevaras „MOTORCYCLE DIARIES“ hat Gustavo Santaolalla einen schönen Soundtrack aus alter und neuer lateinamerikanischer Musik zusammengestellt. L ass dich von der Welt verändern und du wirst die Welt verändern“, schrieb der 23-jährige Medizinstudent Ernesto Guevara de la Serna 1952 in sein Reisetagebuch. Damals, während der achtmonatigen Motorradreise mit seinem Freund Alberto Granado über achttausend Kilometer, quer durch Lateinamerika, konnte er kaum ahnen, dass dieser Eintrag irgendwann internationales Interesse erregen würde. Doch aufgrund seiner „späteren Karriere als politisches Idol, revolutionärer Märtyrer und T-Shirt-Ikone“ („New York Times“) widmet man mittlerweile allem, was Che war, besondere Aufmerksamkeit. Vor über zehn Jahren schon wurden die in einem alten Rucksack entdeckten „Motorcycle Diaries“ postum zum Bestseller. Jetzt hat sie der brasilianische Regisseur Walter Salles verfilmt, mit dem mexikanischen Herzensbrecher Gael García Bernal als Ernesto und dem Argentinier Rodrigo de la Serna als Alberto. Sensibel, aber nicht gefühlsduselig, so dass der Film beim diesjährigen Sundance Festival Standing Ovations bekam. Den Soundtrack zu dieser filmischen Liebeserklärung an Lateinamerika hat Gustavo Santaolalla, einst argentinischer Rockstar mit seiner Blues-Funk-Latin-Grooveband Arco Iris, später Labelchef und mittlerweile berühmt durch Filmmusik zu „Amores Perros“ und „21 Gramm“, geschrieben und zusammengestellt. Sein abwechslungsreicher und interessanter Score zu „Motorcycle Diaries“ ist eine Mischung aus akustischen Gitarren und elektrischen Rockriffs, aus Andenflöten, Cabron und vollem Orchester. Dass es dabei nicht zu klischeehaften Motiven, sondern zu einer Art panlateinamerikanischer Musik kommt, ist sicherlich einer der Verdienste des einstigen Rockers. Immer wieder lockert die CD zum Film die Instrumentalthemen mit allerhand populären Souvenirs auf. „Chip chipi“ etwa, ein lateinamerikanischer Pophit der 50er, wird von der Sängerin Maria Esther Zamora und ihrer Band auf angenehm authentische Art und Weise interpretiert. „¡Qué rico el mambo!“ ist sogar in einer sehr schön aufbereiteten Originalversion von Perez Prado zu hören. Der schönste Song dieses Albums ist allerdings auch sein Ausklang. „Al oltro lado del río“ heißt dieser heimliche Hit von Singer/Songwriter Jorge Drexler. Dem Filmthema vom prärevolutionären Medizinstudenten Guevara entsprechend klingt dieser Soundtrack weniger revolutionär, dafür hoffnungsvoll und abenteuerlustig. VARIOUS ARTISTS Motorcycle Diaries Original Motion Picture Soundtrack 00289 4775019 Zurück zu den Wurzeln NARA LEÃOs Verdienst um die Bossa Nova wird heute erst richtig klar Die Muse spielt In Brasilien galt NARA LEÃO als Muse der Bossa Nova. Als Musikerin fasziniert sie noch heute, 15 Jahre nach ihrem überraschenden Tod. Z u Lebzeiten fand Nara Leão weitaus mehr Anerkennung in Brasilien als in den USA und Europa. Heute gilt sie neben Elis Regina und Maria Bethânia auch bei uns als eine der herausragenden Sängerinnnen Brasiliens der 60er und 70er. Leãos Aufnahmen erschlossen sich mit der Renaissance brasilianischer Popmusik in den 90ern auch einem größeren Publikum in Europa. Postum wurde ihrer Schlüsselrolle nicht nur innerhalb der Bossa Nova, sondern auch in der darauf folgenden Tropicália-Bewegung zunehmende Aufmerksamkeit gewidmet. Als Kind lebte Nara Leão in Rio, an der Avenida Nossa Senhora direkt an der Copacabana. Ihr Nachbar Roberto Menescal, mit dem sie sich schon damals anfreundete, erinnert sich, dass Nara immer ziemlich weit für ihr Alter war. „Bei ihr in der Wohnung liefen Platten von Stan Kenton. Ich nahm Nara mit in die Musicals, die im MetroKino auf der Avenida Copacabana liefen. Einmal, als wir gerade ‚Singing In The Rain‘ gesehen hatten, regnete es draußen wirklich, und wir spielten die Szene auf der Straße nach.“ Die höhere Tochter, die in der Schule Spitznamen wie Schnecke, Zwerg oder Greta Garbo über sich ergehen lassen musste, gründete in der Wohnung ihrer großzügigen Eltern eine Art Salon für die Bossa-Musiker. Die Journalistin (Leão schrieb für die Tageszeitung „Última Hora“ aus Rio de Janeiro) avancierte so in den 50er Jahren zur „Muse der Bossa Nova“. Nicht wenige brasilianische Nachwuchskünstler verdankten Nara Leão ihre frühen Erfolge – zu den heute bekanntesten zählen Chico Buarque, Edu Lobo, Martinho da Vila, Paulinho da Viola, Fagner und Zé Keti. Als Sängerin und Gitarristin war sie stilprägend, für viele markiert ihr Debütalbum „Nara“ die Geburt der Musica popular brasileira. Für Carlos Lyra war sie eher eine Kameradin der Bossa Nova, und auch Ronaldo Bôscoli scherzte, dass sie „die Gitarre wie ein Mann spielen konnte“. Zwischen 1964 und 1989, als sie mit nur 47 Jahren überraschend starb, hat Nara Leão über 15 Soloalben veröffentlicht und auf etlichen LPs von João Gilberto, Luiz Eça, Ronaldo Bôscoli und Carlos Lyra mitgewirkt. Am meisten bestechen an ihren Aufnahmen die Authentizität und das Understatement, mit denen sie die Essenz des Genres perfekt verkörperte. An die Muse, Protestsängerin und integrale Figur erinnert nun die CD „Muse Of Bossa Nova – The Very Best Of Nara Leão“. Sie enthält 25 von Nara Leão interpretierte Klassiker, die von ihren damaligen Schützlingen, aber auch von Meistern wie Tom Jobim, Caetano Veloso, Gilberto Gil, Roberto und Erasmo Carlos geschrieben wurden. NARA LEÃO Muse Of Bossa Nova – The Very Best Of Nara Leão 06024 9824811 9 SEPTEMBER Seit über 40 Jahren zählt der Pianist und Komponist Joe Sample nicht nur zu den Innovatoren, sondern auch zu den Bestsellern des Jazz. Auf „Soul Shadows“, dem ersten reinen Piano-Soloalbum seiner gesamten Karriere, zollt er den großen amerikanischen Songschreibern des frühen 20. Jahrhunderts Tribut. Ihre Meisterwerke haben Sample nachhaltig in seiner eigenen musikalischen Entwicklung beeinflusst und sind ihm bis heute eine nie versiegende Quelle der Inspiration. Als Gründungsmitglied der einflussreichen Jazz-Funk-Band The Crusaders (die sich anfangs noch The Jazz Crusaders nannte) und Pionier des zeitgenössischen Jazzpianos kehrt Sample auf „Soul Shadows“ zu den Wurzeln von Jazz und Soul zurück, um – neben zwei älteren ei- JOE SAMPLE: die Seele des Pianisten Popstar und Menschenfresser Zu CHICO BUARQUES 60. Geburtstag erscheinen jetzt einige der schönsten Aufnahmen des singenden Poeten auf dem Best-of-Sampler „Sixty Years On“ CHICO BUARQUE: Revoluzzer aus gutem Hause 2004 MOTORCYCLE DIARIES: Mit Che Guevara durch Lateinamerika genen Stücken – auf sehr persönliche Weise frühe Jazzsongs von Scott Joplin, Jelly Roll Morton, George Gershwin, Al Jolson, Duke Ellington und Fats Waller neu zu interpretieren. Es sind Klassiker des „Great American Songbook“: Joplins „The Entertainer“, Ellingtons „I Got It Bad And That Ain’t Good“, Gershwins „Embraceable You“ und „I Got Rhythm“, Wallers „Ain’t Misbehavin’“ und „Jitterbug Waltz“, Mortons „Shreveport Stomp“ sowie Jolsons „Avalon“. Aber Sample will mehr als eine simple Wiederbelebung und Neuinterpretierung der musikalischen Geschichte: er möchte, aus dem Blickwinkel eines Insiders, die Rolle des Pianisten in der amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts beleuchten und uns einen Einblick in dessen Seele gewähren. Das Herzstück dieser Songsammlung ist für ihn der von Walter Donaldson, Sam Lewis und Joe Young geschriebene Opener „How You Gonna Keep ’Em Down On The Farm?“. Samples Vater hatte im C hico Buarque de Hollanda, 1944 in Rio geborener und später in São Paulo und Italien aufgewachsener Architekturstudent aus gutem Hause, begeisterte schon mit Anfang 20 die Fans der Musica popular brasileira. Seine außergewöhnlich guten Texte und schönen Melodien, dazu diese warme, nasale Stimme und der elegante Gesang, ganz zu schweigen von seinem knabenhaftknackigen Äußeren, komplett mit Unschuldsblick und Schmollmund, machten ihn sofort zum Popstar. Doch er wollte mehr, vor allem ernst genommen und als „artista“ respektiert werden. Als ihn Ende der 60er Jahre Kollegen wie Gilberto Gil und Caetano Veloso anfeindeten, die hinter seinen vergleichbar traditionellen Sambaklängen eine entsprechend reaktionäre politische Haltung vermuteten, schrieb er 1968 das Theaterstück „Roda Viva“, dessen Popstar-Protagonist von obsessiven Fans zerfleischt und verspeist wird. Besonders die Szene, in der die Schauspieler dem Publikum Happen des Kollegen anboten, auch wenn es sich aus praktischen Gründen tatsächlich nur um Hühnerfleisch handelte, brachte die Militärdiktatur auf den Plan. Soldaten zerstörten die Bühne, schlugen die Schauspieler und nahmen den unruhestiftenden Urheber fest. Nach einem Exiljahr in Italien kehrte Buarque in seine immer noch militärisch diktierte Heimat zurück. Nur um festzustellen, dass sich die meisten seiner OKTOBER Ersten Weltkrieg gekämpft und erzählte seinem Sohn immer wieder Geschichten aus dieser Zeit. Besonders lebhaft erinnerte er sich an dieses Lied, das damals ein großer Hit für den heute wenig bekannten James Reese Europe war. Europe war der erste wirkliche Jazz-Bigband-Leader. Als er 1919 von einem seiner Musiker auf der Bühne umgebracht wurde, titelten die Zeitungen am nächsten Tag: „The Jazz King Is Dead.“ Der Pianist Eubie Blake nannte ihn sehr viel später den „Martin Luther King der Musik“. Joe Sample widmet diesem lange Zeit in Vergessenheit geratenen Jazzidol nun sein Album „Soul Shadows“. Es ist, wie Sample meint, eine längst überfällige Hommage. JOE SAMPLE Soul Shadows 06024 9862775 Kollegen noch immer im Ausland befanden und er kein einziges Wort singen durfte, das nicht im Vorwege sorgfältig zensiert worden war. Zwei Drittel seiner Songs fielen dieser Kontrolle in den 70er Jahren zum Opfer. Was übrig blieb, etwa auf dem Album „Construçao“, klang deutlich düsterer als seine jugendlichen Sambas und Bossa Novas. Doch Buarque ließ sich von den ständigen Repressalien eher anstacheln als unterkriegen. Mitte der 70er nahm er sogar Platten mit seinen neuen Freunden Gilberto Gil und Caetano Veloso auf, begann bald, auch Soundtracks zu komponieren und einige, inzwischen nicht nur in der portugiesischsprachigen Welt berühmte, Theaterstücke und Romane zu verfassen. Die 24 Stücke aus seinen fast 20 Schaffensjahren für Philips und die brasilianische PolyGram (1966–84), die jetzt zu seinem 60. Geburtstag auf der Compilation „Sixty Years On“ erscheinen, zeigen auch die musikalische Evolution dieses Popstars wider Willen. Chico Buarque hat seine hoch gesteckten künstlerischen Ziele letztendlich erreicht. Nur wenige Musiker seiner Generation sind so lange schon so beliebt, erfolgreich und angesehen wie er. CHICO BUARQUE Sixty Years On – Favourites 06024 9824349 7 2004 Mit „Accentuate The Positive“ löste AL JARREAU endlich sein vor einigen Jahren gegebenes Versprechen ein, wieder mal ein deutlich jazzigeres Album aufzunehmen. Mit seinen traumhaften Versionen mexikanischer Balladen befindet sich CHARLIE HADEN auf bestem Wege zu seinem zweiten Latin-Jazz-Grammy. Auch wenn der Jazz auf den Alben des 64-jährigen Sängers in der einen oder anderen Form stets präsent war, es überwogen in den letzten 25 Jahren doch oft die Elemente des Rhythm’n’Blues, Pop oder Funk. Dass in seiner Brust jedoch nach wie vor die Seele eines richtigen Jazzers schlägt, beweist Al Jarreau auf seinem neuen Album. Die „Financial Times Deutschland“ meinte: „Besser kann man Haltung und Gesangsstil von Al Jarreau kaum zusammenfassen. Es scheint positiv auszugehen. Mit der Freude des Wiederentdeckers wiegt er sich in den alten Songs, schmiegt seine Stimme in die Melodien, lässt sie die Töne mal schmeicheln, um dann ihren Während der Lateinamerikaner Caetano Veloso auf seinem Album „A Foreign Sound“ nordamerikanische Jazzstandards interpretierte, ging der Nordamerikaner Charlie Haden den umgekehrten Weg und spielte für „Land Of The Sun“ lateinamerikanische Klassiker ein. Besonders erfreulich ist, dass Haden dafür nicht noch einmal den ohnehin schon überstrapazierten Kanon der brasilianischen Bossa Nova plünderte, sondern sich Werke dreier hierzulande relativ unbekannter mexikanischer Komponisten auswählte. „Die lateinamerikanische Musik, die man in den USA hören kann, ist fast immer uptempo“, sagte Haden und sah sich nach anderen Stilrichtun- Klang wieder zuzuspitzen und mit voller Schärfe durch den Beat seiner Band zu schneiden. Der Mann hat Spaß und die Ausdrucksfreude der Musiker erschöpft sich nicht im Spielen von Jingles für Margarinereklame. Mit dem Organisten Larry Goldings, dem Gitarristen Anthony Wilson oder dem Rhythmusgespann Christian McBride und Peter Erskine kann nichts schiefgehen.“ Im „Doppelpunkt“ meinte Jürgen Parr: „Eine unglaubliche Stimme, die in jeder Stimmung – ob midtempo oder balladesk – durch ihre vielseitige Virtuosität besticht, subtil und einfühlsam, seine Scat-Ausflüge sind unvergleichlich. […] Der zeitlose Klassiker einer großen Jazzstimme.“ AL JARREAU gen um. „Für die Boleros auf der CD ‚Nocturne‘ gab’s 2001 den Latin-JazzGrammy. Jetzt spielt Charlie Haden Balladen des mexikanischen Komponisten José Sabre Marroquín (sowie jeweils ein Stück von Agustín Lara Aguirre del Pino und Armando Manzanero, d. Red.)“, berichtete Sven Thielmann in der Zeitschrift „Stereoplay“. „Dabei webt er diskrete Bass-Muster in die luftigleichten Piano-Percussion-Teppiche von Gonzalo Rubalcaba und Ignácio Berroa. Für Farben sorgen neben Tenorsax-Ass Joe Lovano junge Gäste mit Trompete, Flöte, Altsax und Gitarre. Diese Klänge sind zum Heulen schön und doch so prickelnd wie guter Champagner.“ CHARLIE HADEN Seite 12 Ausgabe 4 • Jahrgang 7 Feedback Weiterträumen Mit seiner altbekannten Gruppe ist JAN GARBAREK derzeit ausgiebig auf Tour. Auf dem aktuellen Album dagegen lässt er sich in neuem Kontext hören: mit der Bratschistin Kim Kashkashian und dem Drummer Manu Katché. D er Opener klingt noch so, als wolle Garbarek die vielen Fans seiner Group auf vertrautem Terrain abholen, um sie sacht in andere Klanggefilde zu entführen. „Natürlich wäre es interessant gewesen“, räumt er ein, „mal wieder ein Album mit meinem Quartett zu machen. Das vorige liegt ja ein paar Jahre zurück. Für dieses Projekt habe ich mir aber etwas anderes vorgestellt: wenig Bass – zumindest nicht in solistischer Form, wie bei Eberhard Weber, sondern bloß als Basis. Vom Schlagzeug wollte ich Patterns hören statt des offenen Spiels von Marilyn Mazur. Und ich wollte nicht das freie Piano, das Rainer Brüninghaus spielt. Auf dem ganzen Album kommt kaum ein Klavier vor, und wenn doch, dann spiele ich selbst Keyboards mit akustischem Klaviersound. Für solch kleine, simple Sachen brauchte ich keinen Pianisten. Tasteninstrumente wollte ich nur zur Farbgebung einsetzen.“ Elektronisch erzeugte Klänge und Rhythmen, endlos wiederholte Patterns und Akkordfolgen, versonnen gedrückte Klaviertöne – mit Keyboards, Sampler und Percussion, immer selbst gespielt, schafft Garbarek ein Fundament, über dem seine weiten Tenor- und So- Spielt auch Keyboard: JAN GARBAREK Nobelpreis für Weltmusik Mit seinem neuen Album „Ya-Rayi“ kehrt KHALED zu seinen algerischen Ursprüngen zurück. M it der arabischen Musik verhält es sich wie mit der arabischen Literatur: Aufgrund der historischen Bindung an Frankreich finden die großen Namen aus dem Maghreb leichter Gehör als ihre Kollegen aus dem Nahen Osten, der doch eigentlich als kultureller Nabel der arabischen Welt gilt. Der Größte von allen ist sicherlich Khaled, der „König des Raï“, wie der algerische Pop genannt wird. Mit Hits wie „Aicha“ brachte er den nordafrikanischen Regionalstil auf weltweiten Expansionskurs und avancierte damit zu einem der größten Dritte-Welt-Stars nach Bob Marley. Zuletzt aber schien es, als habe er sich in seinen Weltumarmungsplänen verzettelt: Sein gleichzeitiges Liebäugeln mit House, Schlager-Schmalz und ägyptischen Streichorchestern wirkte am Schluss nur noch beliebig. Auf „Ya-Rayi“, seinem ersten Lebenszeichen nach vier Jahren, sieht man ihn nun vor einer altmodisch-floralen Mustertapete vom Cover lächeln: Monsieur Khaled und die Blumen von Oran. Der Retro-Look ist bewusst gewählt, denn das Album markiert eine Rückkehr zu den Ursprüngen: zu dem Sound aus den Ca- fés, Casinos und Cabarets der algerischen Hafenstadt, in der auch der junge Khaled Hadj-Brahim einst seine Karriere begann, bevor er Ende der achtziger Jahre nach Frankreich und von dort aus zu neuen Ufern aufbrach. Die leichtfüßig hingetupfte Pianomelodie, mit der das Album beginnt, setzt den Ton für das nostalgische Flair, welches das gesamte Werk umweht. Sie stammt vom jüdischen Pianisten Maurice El-Medioni, der in den Kaffeehäusern von Oran bereits in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf seinem Klavier arabisch-andalusische Töne mit frisch importierten Rumba- und Boogie-Rhythmen der amerikanischen Befreier zu einer neuen Melange kombinierte. Doch „Ya-Rayi“ ist mehr als nur eine Reise in die Vergangenheit. Vielmehr versucht Khaled sich hier an der Formulierung einer Quintessenz seiner Karriere. Souverän wechselt er zwischen mediterranen Chansons, traditionellen, schwer orientalischen Grooves und jenem bläsergestützten Disco-Funk, mit dem er in den neunziger Jahren reüssierte und für den hier wieder einmal der RollingStones-Produzent Don Was verantwortlich zeichnet. Unterstützt wird er dabei nicht nur von einer hochkarätigen Garde aus Raï-Veteranen und Studio-Routiniers. Erstmals legt der Sänger auch selbst Hand an und greift auf einigen Stücken zum Akkordeon oder der Bauchtanztrommel Darbuka. Gäbe es einen Nobelpreis für Weltmusik, so wie er für die Weltliteratur existiert – Khaled hätte ihn verdient. Daniel Bax, Die Zeit, 14.10.04 JazzLink: khaled KHALED Ya-Rayi Weltmeister KHALED 06024 9822938 NOVEMBER 2004 Auch nach über 20 Jahren und 16 Alben setzen KEITH JARRETT und sein Standards-Trio noch neue Maßstäbe. Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette bilden wohl das einzige Trio in der Welt, das ein ganzes Konzert mit immer neuen Interpretationen ein und desselben Songs bestreiten könnte. Mit „The Out-Of-Towners“, der Live-Aufnahme eines Münchener Konzerts, übertraf das Trio einmal mehr sich selbst. Martin Lau schrieb in in „Jazzthing“: „Dieses Konzert liegt mit dem passenden Titel ‚The Out-Of-Towners‘ nun als Live-CD vor. Und einmal mehr zeigt der divenhafte Pianist mit seinem sogenannten Standards-Trio, auf was für einem hohen Niveau klassischer Piano-Trio-Jazz heutzutage gespielt werden kann. Obwohl das in München gezeigte Repertoire mit seinem Mix aus Stücken aus dem Great American Songbook und kompositorisch daran angelehnten Originals nichts Neues bietet, ist das selbstsichere und intellektuell anregende, emotional aber überzeugende Zusammenspiel, wie es sich Jarrett, Peacock und DeJohnette im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte erarbeitet haben, auch heute noch einmalig und einzigartig auf dem Jazz-Circuit.“ Unmittelbar nach dem Konzert war Michael Naura schon in der „Zeit“ ins Schwärmen geraten: „Das Auditorium spürt die Einzigartigkeit dieser Nacht. Alle haben sich erhoben und applaudieren frenetisch und rufen, schreien in Richtung Bühne.“ KEITH JARRETT pranlinien sich emporschwingen wie hymnischer Gesang. Von jeher hat sein Saxophonton, insbesondere auf dem Tenor, einen Hang zum Feierlichen. Hier bestätigt der Titel des Albums diesen Eindruck: „In Praise Of Dreams“ – ein Lobgesang auf das Reich der Träume. Doch diesmal sucht sich „Hymnensänger“ Garbarek mit Kim Kashkashians Viola einen „singenden“ Gegenpol. „Darin sehe ich den gemeinsamen Nenner zwischen ihrem und meinem Spiel. Ich interessiere mich eh mehr für Musiker, bei denen ich eine solche sangliche Qualität höre, als für blendende Virtuosen. Das gilt auch für Manu Katché. Dynamik und Aufbau seines Spiels fügen sich wunderbar in unseres ein. Auf seine Art singt auch er – auf dem Schlagzeug.“ Während Katché – in sechs von elf Stücken – die gesampelten oder geloopten Rhythmen federnd ausdifferenziert, treten Garbarek und Kashkashian in einen Dialog aus sangbaren Linien. Zu den komponierten und vorproduzierten Bratschenparts improvisiert Garbarek im Playback. Die beiden „Stimmen“ antworten, kommentieren, ergänzen einander, überlagern sich oder spinnen Ideen der jeweils anderen fort. „Mit zwei so unterschiedlich klingenden, aber ähnlich eingesetzten Melodieinstrumenten wollte ich nicht ständig unisono spielen, sondern Möglichkeiten des Zusammenspiels nutzen, bei denen die Stimmen mehr ineinander greifen.“ Das kann, je nach vorproduziertem Hintergrund, kammermusikalische Züge annehmen („Without Visible Sign“) oder an Tango erinnern („Scene From Afar“). Beim Titelstück, das über eine simple Akkordfolge läuft, übt Garbarek sich in Zellteilung: Aus eins mach drei! So wird ein nicht verwendetes Aufnahmefragment zur A-cappella-Miniatur für Sopran („If You Go Far Enough“), die bloße Akkordfolge ohne Melodie zur Schlussnummer („A Tale Begun“), das Titelstück selbst zum Leitmotiv. Und das ausgeblendete „open ending“ des Albums kann nur bedeuten: Die Träume gehen weiter. Berthold Klostermann Stereo 10/04 JAN GARBAREK In Praise Of Dreams 06024 9811068 Verfeindete Vogelspinnen Mit „Solo Piano“ mausert sich der Star des Berliner Underground GONZALES zum Entertainer alter Schule. W er Gonzales schon immer mal nackt erleben wollte, sollte bei „Solo Piano“ zugreifen. Unmissverständlicher formuliert: Wer Gonzales’ vorlautes PranksterGetue, sein Brusthaar-Posing, sein Gefasel vom dritten Ei im Schritt und die JoggingVerkleidung, diese ganze Inszenierung also, diese billige Karikatur von HipHop, Nackt: GONZALES schon immer eher als verzichtbar betrachtete, dem wird „Solo Piano“ gefallen. Es ist ja nicht so, dass man bei Gonzales’ bisherigen Shows nicht bemerkt hätte, dass da ein begnadeter Pianist und Komponist auf der Bühne steht – nur gab es eben, nun ja, noch so viel anderes zu beachten. Vorbei, diese Zeiten. Paris hat den Mann zu Demut bekehrt, frei von alter Trash-Koketterie widmet er sich nun seiner größten Liebe: dem Piano und dessen Tastatur. Nicht mehr als Schwarz und Weiß und doch pure Magie. Bei den „Solo Piano“-Shows projiziert eine über der Tastatur installierte Kamera das Agieren von Gonzales’ Händen auf eine Leinwand: „Piano Vision“. Eine Inszenierung ist das natürlich ebenfalls, nur fungiert diesmal eben nicht Gonzales’ Ego als Hauptakteur, sondern lediglich seine Pranken. Sie streicheln die Tasten, stolpern über sie, kitzeln, drücken und peitschen sie, erinnern auf der Leinwand mal an das eiskalte Händchen aus der „Addams Family“, mal an junge Kolibris, mal an verfeindete Vogelspinnen. Die so zu Gehör gebrachten Kompositionen klingen wie eine Kreuzung aus Bar-Jazz und Stummfilm-Untermalung, wie ein gemeinsames Kind von Erik Satie und Richard Clayderman (Letzterer minus Dauergrinsen), sie sind mal leicht und beschwingt, dann wieder melancholisch und zu Tode betrübt, im Grunde genommen aber immer: wunderbar. Klar ist: Ohne die „King Of Berlin Underground“-Vorgeschichte, ohne den abgelegten „Über alles“-Habitus, sprich: ohne die Mär des Geläutert-Seins, der Rückbesinnung auf pures Handwerk, würde man Gonzales dieses Album wahrscheinlich nicht so begeistert abkaufen. Aber weil es eben nicht Künstler xy, sondern er, der große Gonzo ist, der da plötzlich schweigt, hört man auf „Solo Piano“ keine dudelige Fahrstuhl-Muzak, sondern kriecht mit den Ohren neugierig zwischen die Klaviertasten, ergötzt sich an dem Klackern der Fingernägel auf ihrem Elfenbein und an ihrem leichten Schaben aneinander. Mit etwas Fantasie vernimmt man sogar noch das Schnauben einer großen Nase und das zarte Zerplatzen kleiner Schweißperlen auf den Tasten. Intime Momente. Wie gesagt: So nackt war Gonzales noch nie. Und dabei – das sollte man noch dazu sagen – auch noch nie so verführerisch. Jan Kedves, Intro 09/04 JazzLink: gonzales GONZALES Solo Piano 06024 9820795 Frischzellenkur im Schwarzwald Die DJs von heute sind frecher und wagen sich auch an bisher Unantastbares heran – wie die Schätze aus den Archiven von MPS. W as andere können, kann MPS auch. Wenn renommierte amerikanische Jazzlabels ihren Katalog von angesagten Producern, DJs und Remixern durchforsten lassen und ihnen die Perlen daraus zur zeitgemäßen Überarbeitung überlassen, brauchen die Rechtsnachfolger der einstigen „Musik Produktion Schwarzwald“ nicht zurückzustehen. Immerhin baute MPS-Chef Hans Georg BrunnerSchwer in den 60er und 70er Jahren den stilistisch wohl vielseitigsten Jazzkatalog in Europa auf. Dass in den MPS-Archiven ein Schatz an hippen Grooves schlummert, zeigte Acid-Jazz-Papst Gilles Peterson schon vor gut zehn Jahren im Rahmen seiner legendären Serie „Talkin’ Jazz“, für die er allerhand groovige Nummern ausgrub, die Musik selbst aber unangetastet ließ. Das war damals. Heute greift eine frechere Generation von DJs und Stu- dio-Cracks schnipselnd, samplend und mixend in die Originale ein. Das Resultat nennt sich „MPS Jazz Reworks“. Die Frischzellenkur geht schon mal so weit, dass die Vorlagen nicht mehr wiederzuerkennen sind, etwa wenn die Acappella-Version des Lennon/McCartneyKlassikers „Michelle“, gesungen von den Singers Unlimited, unter den Händen des französischen Duos Chateau Flight zu einem tanztauglichen Techno-Instrumental mutiert. Dagegen lässt Matthew Herbert von einer Brasil-Nummer der Clarke-Boland Big Band deutlich mehr übrig. Schließlich ist er selbst Chef einer Big Band und geht daher wohl respektvoller mit Europas einstmals bestem Jazzorchester um. Ein internationales Remixer-Aufgebot nimmt sich so unterschiedliche Künstler wie Horst Jankowski oder George Duke, Peter Herbolzheimers RC&B oder das MPS gibt seine Schätze frei Dave Pike Set vor. Wie dicht sie an den Vorlagen bleiben, lässt sich dann anhand der gleichzeitig erscheinenden Compilation „MPS Jazzworks“ ermessen. Sie versammelt die Originale und gibt zugleich einen feinen Überblick über die Arbeit einer Plattenfirma aus dem Schwarzwald, die mal internationale Maßstäbe setzte. B. Klostermann, Stereo 10/04 JazzLink: reworks VARIOUS ARTISTS MPS Jazz Reworks 06024 9817441 ten nach rem h i e iche W i unse Fröhl Glück be nspiel! l in ie und v ents-Gew Adv Seite Ausgabe 4 • Jahrgang 7 13 X-Mix Will will dich zu Weihnachten! Soulsänger WILL DOWNING und seine instrumentalen Freunde von David Sanborn, über Jonathan Butler bis Joe Sample wollen nur drei Dinge: „Christmas, Love And You“. E s war einmal in Brooklyn, New York. So oder ähnlich könnte die kleine, feine Geschichte des neuen Weihnachtsalbums „Christmas, Love And You“ von Will Downing beginnen. Schon als kleiner Junge sang er nämlich so inbrünstig wie ausgiebig Weihnachtslieder. „So lange ich mich erinnern kann, wurde bei uns an Weihnachten immer wieder der ‚Christmas Song‘ von Nat King Cole aufgelegt“, blickt Downing zurück. „Und ich habe immer wieder mitgesungen. Eigentlich ist das nicht nur eine meiner ersten, sondern vielleicht auch meine emotionalste Erinnerung an Weihnachten.“ Um diese Gefühle und Songs zu aktualisieren und sicherlich auch, um seiner Familie und seinen zahlreichen Fans ein zeitiges Festgeschenk zu bereiten, ging der Bariton-Crooner jetzt mit ein paar seiner besten Freunde ins Studio. Unter der Ägide von Rex Rideout und mit Gästen wie den Saxophonisten David Sanborn, Kirk Whalum und Gerald Albright, dem CrusadersPianisten Joe Sample, Gitarrist Jonathan Butler und Najee an der Flöte nahm er zehn zarte Zelebrationen auf. Natürlich auch eine gelungen aufgefrischte Version des „Christmas Song“ sowie vom „First Noël“, der sich auch schon auf Coles Albumklassiker von 1963 fand. „Little Drummer Boy“, der „Parampapampam“-Song, findet sich in einer – je nach Geschmack – komplett ruinierten oder perfekt modernisierten Version mit leicht karibischem Hip-Hop-Beat und einem Chorus von Ragga-Toaster Jabba. „‚Little Drummer Boy‘ war der letzte Song, den wir für dieses Projekt aufnahmen“, erzählt Will Downing. „Der Text sprach nicht nur mich, sondern auch alle beteiligten Musiker extrem an. Wir unterhielten uns lange darüber, wie wir uns Jahr für Jahr fast umbringen, um die größten, besten und teuersten Geschenke zu finden. Und dann hört man sich diesen Song an, in dem sich ein kleiner Junge mit nichts als Liebe im Herzen und einer kleinen Trommel vor das Jesuskind kniet und sagt: ‚Ich habe zwar kein Geschenk. Aber darf ich dir etwas vorspielen?‘ Das lässt einen dieses ganze Weihnachtsding in einem völlig neuen Licht sehen.“ In eben diesem Licht machen auch die drei Originale dieses Albums, die Will Downing mit Mitgliedern seiner Band geschrieben hat, noch mehr Sinn. Vor allem die beiden thematisch verwandten Romanzen „All I Want For Christmas Is You“ und „Christmas, Love And You“: „Ich fragte mich, was in Weihnachtsliedern bisher eher unterrepräsentiert war. Und versuche deshalb mit diesen Songs etwas mehr Romantik in das Fest der Liebe zu bringen“, gesteht der Sänger. Um sich bei den Aufnahmen mitten im Sommer in Weihnachtsstimmung zu bringen, half ihm ein Studio ohne Außenfenster. „Ich musste nur die Augen schließen und an früher denken: Wir hatten eine wirklich sehr kleine Wohnung, aber die war besonders an Weihnachten immer voll mit Freunden und Familie. Und wir hatten immer eine wunderbare Zeit!“ JazzLink: downing WILL DOWNING Christmas, Love And You 06024 9862666 Have Yourself A Ramsey Little Christmas Das Cover von „Sound Of Christmas“ ist natürlich purer Sixties-Kitsch: ein goldenes Weihnachtsglöckchen mit einem Türkis im Griff auf einem grünen Samtkissen. Die Musik ist allerdings so unkitschig, wie sie zum Fest der Liebe nur sein kann. Zumindest auf der ersten LP-Seite. Der studierte Konzertpianist Ramsey Emmanuel Lewis jr. nahm mit seinem Trio dieses erste Weihnachtsalbum schon im Oktober 1961, also fünf Jahre nach dem Debütalbum für Cadet und vier vor dem Welthit „The In-Crowd“, auf. Natürlich in den legendären Ter Mar Recording Studios in ihrer Heimat Chicago und mit der Mischung aus straighten Grooves, gefühlvollen, aber nicht überkandidelten Arrangements und klaren Melodien, die damals schon besonders in afroamerikanischen Hochburgen wie der Chicagoer South Side oder natürlich dem New Yorker Stadtteil Harlem populär waren. Schon beim Opener, einer grandios getragenen Version von Charles Browns Blueshit „Merry Christmas Baby“, wissen Ramsey und seine Mannen geschmackvoll zu begeistern. Eldee Young am Bass und Redd Holt am Schlagzeug halten Ramsey rhythmisch den Rücken frei, damit der sich auf seine schnörkellosen, ebenso souligen wie gospeligen Pianolinien konzentrieren kann. Soloexzesse haben da, wie immer bei Ramsey Lewis, keinen Platz, denn: „Niemand kann Art Tatum schlagen. Warum es versuchen?“ Auch durch das „Winter Wonderland“ swingen sich die drei gänzlich frostfrei, wobei sie in etwas über zwei Minuten mehr Spannung aufbauen als manch unbedarfter Entertainer in zwei Stunden. „Santa Claus Is Coming To Town“ reduzieren sie anschließend auf ein entspanntes Balladentempo. Auch Ramsey Lewis’ Eigenkomposition „Christmas Blues“, wieder zum ansteckenden Tanztempo angezogen, verzaubert dieses versierte Trio in Hochform zu unsentimentaler Weihnachtsstimmung. Zu guter Letzt swingen sie auch noch den alten Ladenhüter „Here Comes Santa Claus“ so gekonnt, dass man darüber fast seine indiskutable Melodie vergisst. Auf Seite 2, auf der CD also ab Track 6, kommt dann ein von Riley Hampton arrangiertes Streichorchester hinzu. Das erhöht, besonders auf „The Sound Of Christmas“, einem weiteren Lewis-Original, und den Klassikern „The Christmas Song“ und „Sleigh Ride“, durchaus den thematischen Bezug zum Coverkitsch. Die Ballade „What Are You Doing New Year’s Eve?“ ist dagegen nahezu dezent bestrichen. Und Lewis’ fantastisches Arrangement von „God Rest Ye Merry Gentlemen“ lässt mit seiner grandiosen Bassline und den dramatisch eingesetz- ten Streichern sogar spätere Hits wie „Wade In The Water“ oder „Sun Godess“ erahnen. Wenn die Ramsey-Lewis-Fans allüberall auf dieser weiten Welt auch im kommenden Jahr immer schön artig sind, gibt es zum nächsten Weihnachtsfest dann vielleicht auch noch den Nachfolger „More Sounds Of Christmas“ von 1964 auf LPR-CD. Dessen Cover, mit den scheinheiligen drei Groovekönigen in Weihnachtsmannzipfelmützen hinter weißen Tannenzweigen, hat sogar noch größeren Kultcharakter. Ganz zu schweigen von der Musik. JazzLink: ramsey RAMSEY LEWIS The Sound Of Christmas 06024 9862778 Laura Is Coming To Town Die holländische Jazzsängerin LAURA FYGI vereint auf „The Very Best Time Of Year“ ihre Vorliebe für brasilianische Rhythmen und weihnachtliche Melodien. B ei unseren niederländischen Nachbarn ist die Welt noch in Ordnung. Auch wegen der Rauschfreiheit und der Unmengen an Käse, Fahrrädern und universitären Jazzprogrammen. Besonders aber wegen der dortigen Weihnachtstraditionen. Dort bekommen die Kinder ihre Geschenke nämlich schon am 5. Dezember von einem sehr dünnen Weihnachtsmann, der im Vorleben türkischer Bischof war und jetzt den Sommer in Spanien verlebt, und seiner Entourage, sechs bis acht schwarzen Männern. Vor diesem Hintergrund kann auch die Tatsache, dass Laura Fygi, einst Sängerin einer niederländischen Girlgroup und Ausziehhase im „Playboy“, die Weihnachtslieder ihres Albums „The Very Best Time Of The Year“ mit brasilianischen Rhythmen schmückt, nur wenig verwundern. Dabei ist die Sache mit ihrer Frühkarriere und den Fotos für das Männermagazin so irreführend wie die Nikolausereien bei David Sedaris. Schon 1993, auf ihrem Album „Bewitched“, sang Frau Fygi in Begleitung von Kollegen wie Philip Catherine, Toots Thielemans, Johnny Griffin und Clark Terry ein bezauberndes Dutzend Jazzstandards. Im Jahr darauf gesellte sich auf ihrem entspannt brasilianischen Album „The Lady Wants To Know“ auch noch der Singer/Songwriter Michael Franks dazu. Die CD „The Very Best Time Of The Year“ wird endlich auch hierzulande Fygi-Fans gewinnen. Die Mischung aus altbekannten amerikanischen Christmas- Bringt die Weihnachtswelt in Ordnung: LAURA FYGI Carols und eher unsaisonal temperierten Bossa-Nova-Rhythmen funktioniert bestens. „Es gibt so viele Weihnachtsalben, dass ich auf jeden Fall etwas ganz anderes machen wollte“, meint Laura Fygi. Arrangiert von Rob Pronk, bekannt als Chef des Metropole Orchestra, und produziert von Ruud Jacobs, der auch schon „Bewitched“ und „The Lady Wants To Know“ produziert hatte, singt Laura Fygi auf diesem Album nicht nur „Winter Wonderland“ oder „Have Yourself A Merry Little Christmas“, sondern auch weniger bekannte Weihnachtslieder. „Für mich ist es das Wichtigste, dass mich ein Song persönlich anspricht“, erklärt sie. Einer ihrer Favoriten ist Mel Tormés „Christmas Song“, dessen Eingangsvers „Chestnuts roasting on an open fire“ auch dort, wo man sonst keine Kastanien über dem offenen Feuer röstet, zum kulturellen Allgemeingut gehört. „Ich habe diesen Song das erste Mal von Julie London gesungen gehört, nur mit Bass, Gitarre und ihrer Stimme“, erinnert sie sich. „Das klang so intim! Fast so, als würde sie einem die Worte direkt in die Ohren flüstern.“ Klingt, als könnte „The Very Best Time Of The Year“ zumindest die Weihnachtswelt wieder in Ordnung bringen. JazzLink: fygi LAURA FYGI The Very Best Time Of The Year 06024 9868590 Seite 14 Ausgabe 4 • Jahrgang 7 X-Mix Adventsswingen und gewinnen! Der JazzEcho-Adventskalender: Statt Schokolade auf die Hüften gibt‘s hier guten Jazz auf die Ohren! Jeden Tag, vom 1. bis 24. Dezember, wartet unter www.jazzecho.de/adventskalender ein hörenswertes Album auf Sie, mal eine brandneue Veröffentlichung, mal ein Highlight des vergangenen Jahres. Ein voll ausgespielter Track als Real-Audio-Stream gibt einen Vorgeschmack auf die CD, die wir jeweils dreimal verlosen. ck: Tra min’ m “ „Hu yself M o T 1 Rocklady Ronstadt entdeckte schon in den 80ern die Songbooks für sich. Jetzt folgt die jazzverliebte Fortsetzung: Auf „Hummin’ To Myself“ singt sie neue Standards, unter anderem mit Christian McBride und Roy Hargrove. Hier entscheidet wirklich das Los! Sie müssen keine Fragen beantworten und keine Verpflichtungen eingehen. Schauen Sie einfach einmal am Tag vorbei, senden Sie uns Ihre Adresse und schon nehmen Sie an der Verlosung teil. Teilnehmen können Sie den ganzen Tag, von 0:00 bis 24:00 Uhr. Die zu verlosende CD wechselt täglich. Die Gewinner werden innerhalb der nächsten drei Tage per E-Mail informiert und erhalten die CD postalisch zugestellt. ck: Tra nio’s to „An ong“ S Wir wünschen viel Glück … und natürlich ein frohes Fest! Der JazzEcho-Konzertführer Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags unter www.jazzecho.de FRANK CHASTENIER & WDR BIG BAND 10.12.04 Köln, Philharmonie 11.12.04 Bad Ems LINDA RONSTADT Hummin’ To Myself 5 TILL BRÖNNER That Summer Till Brönner weiß, was Frauen lieben. Wenn Sie noch kein Geschenk für eine bald bessere Freundin haben und die Auserwählte diese CD noch nicht kennt, heißt die Losung: „‚That Summer‘, bitte!“ in ck: Tra PRIDE lay p ke o e ta le t „W ng ab it out“ bei he sh t 2 VIENNA ART ORCHESTRA Big Band Poesie Alle Jahre wieder veröffentlicht das VAO ein neues Album. Zum 28-jährigen Bandjubiläum dichten sie sogar den Dutzendband „Big Band Poesie“. Darauf kann sich jeder Jazzfan einen Reim machen. GONZALES 04.12.04 Hamburg, Schauspielhaus 15.12.04 Heidelberg, Karlstorbahnhof 16.12.04 Berlin, Apollosaal 17.12.04 Köln, Stadtgarten 18.12.04 Frankfurt, Mousonturm JULIETTE GRECO 23.11.04 Dortmund, Konzerthaus 24.11.04 Frankfurt, Alte Oper AL JARREAU 25.11.04 Saarbrücken, Garage 27.11.04 Halle/Westf., Gerry-Weber-Center 29.11.04 Freiburg, Konzerthaus 30.11.04 Friedrichshafen, Graf-Zeppelin-Haus KHALED 22.11.04 24.11.04 25.11.04 26.11.04 27.11.04 CARLA BLEY 21.11.04 Gütersloh, Stadthalle, Kleiner Saal 23.11.04 Essen, Philharmonie 25.11.04 Basel (CH) 26.11.04 Dübendorf (CH) TILL BRÖNNER SUPPORT: JOE SAMPLE 29.11.04 Berlin, Konzerthaus 30.11.04 Potsdam, Nikolaisaal 01.12.04 Nürnberg, Kultur-Café 02.12.04 Düsseldorf, Tonhalle 03.12.04 Dresden, Schlachthof 04.12.04 Erfurt, HsD (ehem. Gewerkschaftshaus) 06.12.04 Bielefeld, Ringlokschuppen 07.12.04 Darmstadt, Centralstation 08.12.04 Aachen, Aula Carolina 09.12.04 Hamburg, Schauspielhaus 10.12.04 Bremen, Glocke 11.12.04 Kiel, Halle 400 13.12.04 Halle/S., Oper Stuttgart, Theaterhaus Genf (CH), Grand Casino Zürich (CH), Volkshaus Zürich Frankfurt, Alte Oper Köln, Philharmonie DIANA KRALL 23.11.04 Wien (A), Konzerthaus 24.11.04 Wien (A), Konzerthaus 25.11.04 Salzburg (A), Salzburg Arena 02.12.04 München, Philharmonie 03.12.04 Frankfurt, Jahrhunderthalle 04.12.04 Essen, Grugahalle 05.12.04 Hamburg, CCH Saal 1 MADELEINE PEYROUX 09.12.04 Berlin, Quasimodo Nach Redaktionsschluss +++ „Es wird Zeit für Badewanne, Rotwein und die himmlische CD, auf der Gonzales Klavier spielt“, schrieb der „Stern“. Wenn die Haut dann durchgeweicht ist, kann man sich abtrocknen und den kanadischen Pianisten im Dezember live erleben (siehe Feedback und Tourdaten) +++ Gut nachgemacht ist besser als schlecht ausgedacht. Die Vier von DePhazz nennen ihr neues Werk „Natural Fake“. Ob tatsächlich mit Fälschungen gearbeitet wurde, ist im März 2005 zu erfahren +++ Zimmer mit Aussicht bei ECM: Das Album „I Have A Room Above Her“ von Paul Motian, Bill Frisell und Joe Lovano steht ins Haus +++ Den Boden für seine neue CD „The Ground“ bereitete Pianist Tord Gustavson bereits im vergangenen Januar, als er mit Harald Johnsen (Bass) und Jarle Vespestad (Drums), seinen Kollegen aus Silje Nergaards Band, ins Studio ging. +++ Wayne Shorter feilt mit Brian Blade, Herbie Hancock und Dave Holland an einem neuen Longplayer, der im März erscheinen soll +++ Den kalten Winter wird die neue CD der in Wien lebenden norwegischen Gesangssirene Rebekka Bakken ausklingen lassen +++ Obwohl der Hamburger Mojo Club seine Pforten nur noch sporadisch öffnet, ist der Mojo-Spirit lebendig wie eh und je. Im Frühjahr erfreut ein neuer „Mojo Dancefloor Jazz“-Sampler das Herz aller Tanzwütigen +++ Ganz neues Terrain betritt im Februar Jazz-Lady Dee Dee Bridgewater, zumindest sprachlich, denn die Wahl-Französin singt auf ihrem Josephine-Baker-Tributalbum „J‘ai deux amours“ erstmals auf Französisch +++ ck: Tra My d zz „Ja m An h t Rhy Blues“ 9 TERRY CALLIER Lookin’ Out Terry Callier kann einem die Tränen in die Augen treiben, während einem warm ums Herz wird. „Lookin’ Out“ enthält brandneue Songs des FolkjazzGroßmeisters, von „Africa Now“ bis „Jazz My Rhythm And Blues“. ck: Tra ise Of Pra s“ „In ream D 13 JAN GARBAREK In Praise Of Dreams Dreaming of a white christmas? Dann sind Sie bei Jan Garbarek genau richtig. „In Praise Of Dreams“ nennt der norwegische Saxophonstar sein Album mit der Bratschistin Kim Kashkashian und Drummer Manu Katché. ck: Tra lgia“ sta „No 17 CHARLIE HADEN Land Of The Sun Auf „Land Of The Sun“ macht Charlie Haden erneut gemeinsame Sache mit dem Pianisten Gonzalo Rubalcaba. Mit zehn mexikanischen Balladen begeben sie sich auf die Spuren ihrer Grammygekrönten „Nocturnes“ von 2001. 3 6 THE RH FACTOR Strength EP „Strength“ ist das Bonuspaket zu RH Factors Soul-Funk-Hitalbum „Hard Groove“. Starker Stoff, mit einer Coverversion von Eddie Harris’ „Listen Here“ und fünf universellen Originalen. ck: Tra ano“ eg „Or 7 10 Mit „The Girl In The Other Room“ verwandelte sich Diana Krall von der versierten Interpretin zur aufsehenerregenden Singer/Songwriterin. Die 40-Jährige klingt so sentimental und persönlich wie nie. ck: Tra sting erla „Ev Love“ 14 JAMIE CULLUM Twentysomething – Special Version Dieser Klavierzwerg ist ein EntertainmentGigant! Jetzt kredenzt er uns seine erste Live-DVD, einen Song zum zweiten Bridget-Jones-Abenteuer und eine „Special Version“ des Superalbums „Twentysomething“. ck: Tra nie’s n „Ro mba“ Sa 18 MATT BIANCO Matt’s Mood „Matt’s Mood“ ist das stimmungsvolle Comeback des Jazz-Pop-Trios Matt Bianco. Modern, aber voll schöner Erinnerungen an „Half A Minute“Zeiten – schon wegen Sängerin Basia. GONZALES Solo Piano Süßer die Tasten nie klingen als unter Gonzales flinken Fingern. Der Universalmusiker hat für „Solo Piano“ sechzehn süffisante, sanfte und subtile Klavier-stücke geschrieben und eingespielt. “ ck: Tra tation p m „Te DIANA KRALL The Girl In The Other Room PETER CINCOTTI On The Moon Vom Himmel hoch, da kommt Peter Cincotti her. Auf „On The Moon“ zeigt der 21-jährige Pianist und Sänger, dass er genau so gut „Cherokee“ swingt, wie er seine eigenen Popsongs singt. ck: Tra gth“ ren „St SIDSEL ENDRESEN 03.12.04 Köln GÖTZ ALSMANN 23.11.04 Mannheim 24.11.04 Darmstadt, Centralstation 25.11.04 Darmstadt, Centralstation 26.11.04 Wiesloch 27.11.04 Merzig, Stadthalle 29.11.04 Essen, Colosseum 02.12.04 Warendorf 09.12.04 Düsseldorf, Savoy Theater 10.12.04 Düsseldorf, Savoy Theater 11.12.04 Delbrück, Stadthalle 12.12.04 Nordhorn 14.12.04 Passau, Redoutensaal 15.12.04 Regensburg, Kulturspeicher 16.12.04 München, Lustspielhaus 17.12.04 Detmold, Stadthalle ck: Tra ouis .L „St lues“ B ck: Tra sch“ en „M 11 FRANK CHASTENIER For You Frank Chastenier spricht uns mit dem Klavier aus der Seele. Mal im Trio, dann mit Streichorchester, tastet er sich „For You“ durch acht Songs, die schon immer Standards waren oder ab sofort solche setzen. ck: Tra ymn“ H The „ 15 ALICE COLTRANE Translinear Light Von Sohn Ravi produziert und mit Freunden wie Charlie Haden und Jack DeJohnette in beseelter Eintracht eingespielt, passt das neue Album von Alice Coltrane perfekt zum Geist des Friedensfestes. ck: Tra har“ at „M 19 VARIOUS ARTISTS MPS Jazz Reworks Legendäre Trackleger und Frequenzbastler bieten angemessene Erneuerungen lieb gewonnener Großartigkeiten von MPS. Die Stereo MCs, King Britt oder Herbert mischen George Duke oder Dave Pike auf. ck: Tra ck a „Bl fee“ o C f 4 PEGGY LEE Black Coffee Statt Punsch und Glühwein gibt es in diesem Jahr schwarzen Kaffee. Warum? Weil Verve uns eine „Master Edition“ von Peggy Lees Meisterwerk „Black Coffee“ aus dem Jahre 1953 unter den Christbaum legt. ais : „M da“ k c Tra ue Na Q 8 SÉRGIO MENDES The Swinger From Rio – Favourites „The Swinger From Rio“ präsentiert einige der schönsten Erfolge des Pianisten, Arrangeurs und Bandleaders Sérgio Mendes (auch mit Brasil ’66) aus den Jahren 1962 bis 1996. Feliz Natal! “ ck: Tra t du ja is ab „D 12 NYLON Die Liebe kommt Die Berliner von Nylon kommen aus dem Umfeld des „Sonarkollektivs“. Weshalb ihre Versionen deutscher Chansons ebenso zeitlos wie elektronisch zeitgemäß klingen. „Die Liebe kommt“ und bleibt im Ohr. ck: Tra ayi“ -R „Ya 16 KHALED Ya-Rayi Der „König des Raï“ und geistige Vater des Hits „Aicha“ bringt dem Christkind in diesem Jahr sein lang ersehntes neues Album „Ya-Rayi“. Hier trifft Raï auf Funk und traditionelle arabische Musiken. ck: Tra some ne „Lo Road“ 20 MADELEINE PEYROUX Careless Love Geteiltes Leid ist halbes Leid. Weshalb Madeleine Peyroux, „die Stimme der gebrochenen Herzen“ und Vokalerbin von Billie Holiday und Bessie Smith, besonders den Melancholikern Spaß bereiten dürfte. IMPRESSUM Herausgeber UNIVERSAL JAZZ, Berlin Konzept und Gestaltung G9 Werbeagentur GmbH, Hamburg Litho RAWA, Hamburg Fotos Claude Gassian, Bruce Weber, Falk Weiß, Gabriela Conseco, Simon Fowler, Rocky Schenck, Jerome Albertini, Perry Hagopian u.a. Druck Axel Springer AG, Ahrensburg Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers: Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: webteam@jazzecho.de. Anzeigen: Runze & Casper Verlagsservice OHG, Linienstraße 214, 10119 Berlin, Tel.: (030) 28018-0, Fax: (030) 28018-400, E-Mail: verlagsservice@runze-casper.de Ihre Adresse hat sich geändert? Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und unter der Angabe Ihrer Kundennummer (die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: JazzEcho, A-Nr. 5285, Postfach 90 06 41, 06058 Halle. UNIVERSAL JAZZ, STRALAUER ALLEE 1, 10245 BERLIN ck: Tra ite h „W tmas“ is Chr 21 WILL DOWNING Christmas, Love And You Have yourself a soulful Christmas! Sänger Will Downing und Freunde wie David Sanborn und Joe Sample nehmen mit frisch klingenden Weihnachtsklassikern und neuen Songs das Fest der Liebe beim Wort. Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de ck: Tra Ride“ h leig „S 22 LAURA FYGI The Very Best Time Of Year Die holländische Jazzdiva Laura Fygi hat ein fabelhaftes Weihnachtsalbum mit brasilianischen Arrangements aufgenommen. So schön und sambaesk klang „The Very Best Time Of Year“ bisher selten. ck: Tra ter “ in „W erland d n Wo 23 THE RAMSEY LEWIS TRIO The Sound Of Christmas 1961 nahmen Pianist Ramsey Lewis und sein Trio für „The Sound Of Christmas“ allerhand neue und alte X-Mas-Klassiker auf. Wer „Wade In The Water“ mag, wird hierzu freudigst durch den Schnee stapfen. 24 ck: Tra ple „Ap “ Jam VARIOUS ARTISTS The Complete Norman Granz Jam Sessions Alle Jamsessions, die Granz zwischen 1952 und 1954 produzierte, finden sich auf diesen 5 CDs. Mit Stars von Count Basie, über Charlie Parker bis Stan Getz. Ein herrliches Geschenk, nicht nur zu Weihnachten.