Peterchens Mondfahrt

Transcription

Peterchens Mondfahrt
Ausgabe 4
Jahrgang 7
Winter 2004
„Hat je ein Journalist Ella Fitzgerald
gefragt, warum sie nicht ihre eigenen
Songs schreibt?“
Linda Ronstadt – das Porträt: Seite 9
world’s best-sounding newspaper
Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen
jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de
Intro
Classics
Details
Call & Response
Porträt
Planet Jazz
Feedback
X-Mix
Jetzt
neu
Wieder
da
Darf’s ein Detail
mehr sein?
Nach Paris, der
Mucke wegen
Even Cowgirls Get
The Jazz
Schmutziger
Tango
Verfeindete
Vogelspinnen
Merry
X-Mix!
Auch diesmal ab Seite 2: die interessantesten Neuveröffentlichungen, unter anderem von Trygve Seim, Jamie Cullum, Stephan Micus und dem Vienna Art
Orchestra.
Nur einmal im Jahr gibt es den
JazzEcho-Jahresrückblick, den Sie
ab Seite 2 am unteren Seitenrand
finden und der alle wichtigen CDs
des Jahres noch einmal vorstellt.
Ab Seite 4 verwöhnen wir Sie
diesmal gleich auf zwei Seiten mit
den interessantesten Wiederveröffentlichungen. Dazu gehören
die kompletten Jam-Sessions
von Verve-Gründer Norman
Granz, 15 CD-Veröffentlichungen
der legendären LP-Serie „Free
America“, fünf echte Sternstunden
des Jazz auf SACD und einiges
mehr.
Diesmal auf zwei Seiten ab Seite
6: ein beliebter JazzEcho-Standard
für Verleger von Jazz-Enzyklopädien
und alle anderen, für die auch
kleine Informationen große
Bedeutung haben; alle Musiker,
alle Tracks und vieles weitere
Lesenswerte über alle Titel, die im
Heft vorgestellt werden, und einige
mehr, für die keine Zeit oder kein
Platz mehr war.
Die einstige Country- und
Westerndiva Linda Ronstadt hat
sich – nach einem dreijährigen
Flirt in den frühen 80er Jahren
– nun ernsthaft in den Jazz verguckt. Auf Seite 9 erzählt sie im
JazzEcho-Porträt, warum sie
sich im Jazz genauso zu Hause
fühlt wie am Broadway, beim
Squaredance oder im Kreise einer
Mariachi-Band.
Wie groß das Spektrum dessen
ist, was man noch Jazz nennen
darf oder noch Jazz nennen
muss, zeigen die neuen Veröffentlichungen auf zwei Seiten ab Seite
10. Der afrikanische AfrobeatGeneralerbe Femi Kuti trifft hier
auf die New Yorker Brazilian Girls,
der Brasilianer Chico Buarque auf
den Amerikaner Joe Sample – und
das ist noch längst nicht alles.
Aus herstellungstechnischen Gründen diesmal auf Seite 12: die
große Presseschau im JazzEcho.
Toprezensenten nationaler Toptitel
besprechen Topveröffentlichungen
internationaler Toptalente. Diesmal mit von der Partie sind
Jan Garbarek, Khaled, ExUndergroundstar und NeuPianosolist Gonzales und MPS Jazz
ReWorks.
Neben Lesestoff diesmal mit großem Adventskalender. Einfach die
letzte Seite aufschlagen, ins Internet gehen und jeden Tag eine CD
gewinnen.
Madeleine Peyroux
Diesmal im
JazzEcho-Interview: Terry
Callier und
Madeleine
Peyroux, zwei
Amerikaner
mit großer Liebe zur Stadt
der Liebe, auf
Seite 8.
Peterchens Mondfahrt
Auf dem Mond ist die Welt noch in Ordnung. Mit „On The Moon“ präsentiert sich der singende
Pianist PETER CINCOTTI als insgeheimer Agent zwischen Jazz und Pop.
E
s ist schon seltsam, hier zu sitzen
und darüber zu reden, wie sich
mein Leben verändert hat“, sinniert
Peter Cincotti an einem warmen Herbsttag in Berlin. „Seit eineinhalb Jahren bin
ich immer unterwegs, jeden Tag in einer
anderen Stadt. Aber man gewöhnt sich
dran: aufstehen, reisen, Soundcheck,
vielleicht ein kurzes Nickerchen, duschen,
zum Gig oder Interview und ab ins Bett.
Und am nächsten Tag von neuem. Dabei
kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, als es mir knapp vorkam, wenn ich
nur drei Wochen Zeit hatte, mich neben
dem Studium auf einen Auftritt vorzubereiten.“ Er lacht in Richtung Fenster, aber
doch in sich hinein. Und anscheinend
weniger über den Lauf der Dinge als über
sein persönliches Glück. Mit einer nervösen Geste schiebt er sich die Hemdsärmel
zum Ellenbogen und fährt sich dann mit
der rechten Hand durch die Haare. „Jetzt
kann ich das alles im Schlaf“, sagt er und
sieht sein Gegenüber zum ersten Mal
richtig an. „Und genau darum geht es
ja: Dass man immer wieder etwas findet,
das dem Publikum und einem selbst den
Auftritt interessant macht. Das klappt immer noch: Ich langweile mich bei meinen
eigenen Shows nie.“ Den letzten Satz
könnte man dem 21-jährigen Pianisten
und Sänger mit ein wenig weniger Ironie
in der Stimme als komplimentfischende
Untertreibung auslegen. Wer ihn live
erlebt hat, schreibt Beifall. „Sensationell“
fand ihn etwa die „Daily News“, „The
real deal“ urteilte der „Boston Globe“
und „Vanity Fair“ betitelte ihn gar als
„Jazz Wunderkind“. Kollegen von Harry
Connick Jr., der ihn schon mit sieben für
ein Gastfeature zu sich auf die Bühne holte, über seinen langjährigen Lehrer Ellis
Marsalis bis zu seinem Produzenten Phil
Ramone, loben seine musikalische Ernsthaftigkeit, seine technische Reife und
swingende Spielfreude. Auch hierzulande
sorgte der smarte Jüngling schon im Zusammenhang mit seinem ersten Album
für einigen Wirbel.
Nach einigen goldenen Schallplatten in
den USA, wo man ihn als Hoffnungsträger des neuen „Rat Pack“ feiert, und vor
allem in Frankreich, wo er als männliches
Reinhören leicht gemacht
JazzLink heißt unser neuer Service für alle, die kurz
in ein neues Album reinhören wollen. Einfach den
JazzLink unter dem entsprechenden Artikel merken
und auf unserer Website in das Formular eintippen.
Den Real-Player vorausgesetzt, startet die Hörprobe
ganz von allein.
www.jazzecho.de
Pendant zu Norah Jones gilt, erscheint
jetzt sein neues Studioalbum „On The
Moon“. „Beim ersten Album sind wir ins
Studio gegangen und wussten, dass wir
ein straightes Jazzalbum aufnehmen wollen. Nach drei Tagen waren wir fertig“,
erzählt er. „Diesmal haben wir uns drei
Monate Zeit gelassen. Da war Platz für
alle möglichen Experimente. Ich wusste
schon, dass meine eigenen Songs im
Mittelpunkt dieses Albums stehen sollten.
Deshalb wollte ich Standards wie „St.
Louis Blues“ oder „Bali Ha’i“ so spielen,
als hätte ich sie selbst geschrieben. Oder
zumindest so, als würde ich die Originalversionen nicht kennen. Ich wollte die
Geschichte dieser Songs ausradieren.“
Auch diesen letzten Satz könnte man ihm
anlasten, hätte er ihn nicht ohne jegliche
Ironie in der Stimme gesagt. „Es sind
wirklich sehr unterschiedliche Songs und
Arrangements und Instrumentationen auf
diesem Album“, meint er. „‚Cherokee‘ ist
ein ziemlich straightes Jazzinstrumental,
beim ‚St. Louis Blues‘ ist sogar Hip-Hop
im Groove, der Song ‚On The Moon‘ ist
eine Popballade. Es sind verschiedene
Genres, aber ich sehe die Verbindung.“
Und überhaupt. „Es war eines der großen
Missverständnisse im Zusammenhang
mit meinem ersten Album, dass ich ein
straighter Jazztyp bin. Kaum jemand
merkte der Musik auf diesem Album
an, mit was für unterschiedlichen Einflüssen ich aufgewachsen bin. Ich bin in
Manhattan geboren und aufgewachsen!
Ich bin zu Rockkonzerten im Madison
Square Garden gegangen und dann zu
Broadwayshows, in Blues- und Jazzclubs.
Es war immer eine Mischung. Obwohl
ich natürlich auch ziemlich eindeutige
Phasen hatte. Im Moment steht in meiner Plattensammlung Eminem neben
Miles Davis und Joni Mitchell. Es ist
wie ein geschmacklicher Zickzacklauf.“
Wieder lacht er einmal laut in Richtung
Fenster, lehnt sich dann breitbeinig und
zufrieden zurück und sucht Augenkontakt. „Obwohl ich es selbst nicht mehr
so sehe“, führt er seinen Gedanken fort.
„Vor fünf Jahren dachte ich manchmal:
Wie komme ich eigentlich dazu, diese
unterschiedlichen Sachen zu mögen?
Lebenslinie PETER CINCOTTI
1983
1987
1990
1999
2003
Am 11. Juli kommt Peter
Nachdem er sein Spielzeug-
Nach etlichen Stunden, un-
Peter beginnt zu sin-
Sein Debütalbum „Peter
2004
Aber je mehr Musik ich höre, umso mehr
fallen mir die Verbindungen zwischen all
diesen Leuten auf, die ich früher nicht
im selben Atemzug genannt hätte. Ich
höre Phrasierungen bei Eminem, die mir
auch im Jazz auffallen. Je mehr man weiß,
umso mehr verschwimmen die Grenzen.“
Wie fast jeder Musiker, dem man erst ein
Etikett zuteilt, um sich dann zu beschweren, dass er diesem nicht gerecht werden
würde, hält Peter Cincotti nichts von musikalischer Kategorisierung. Immer wieder
erwähnt er Eminem oder dieses sehr
spannende Queen-Album, das er jetzt
gerade hört, dazu Maroon 5 oder Sting
und natürlich Miles. „Was ist aus der
Musik geworden?“, fragt er irgendwann
allen Ernstes. „Stand sie nicht mal für das,
was man mit Worten allein nicht ausdrücken konnte? Wenn Leute mich fragen,
wie ich meinen Sound beschreiben würde, habe ich ein Problem. Ich habe ein
neues Album gemacht, mit einigen sehr
persönlichen, eigenen Stücken und sehr
persönlich arrangierten Standards. Hört
es euch an und findet heraus, ob es euch
gefällt oder nicht. Wozu braucht man da
ein Etikett?“
Am liebsten wäre es Peter Cincotti natürlich, auch wenn er es nicht wortwörtlich so ausspricht, wenn er eines Tages als
einer dieser genreübergreifenden Künstler gelten würde, die, wie seine Idole Ray
Charles oder Stevie Wonder, mit ihrem
eigenen Namen für ihre eigene Musik
stehen. Bis es so weit ist, lotet er neben
all seinen musikalischen Ambitionen auch
noch seine schauspielerischen Möglichkeiten aus. Nach einem kurzen Auftritt in
„Spiderman 2“ stand er neulich in Berlin
in einer Hauptrolle für Kevin Spaceys
Filmbiografie von Sänger Bobby Darin
vor der Kamera. „Ich war fast drei Monate lang immer wieder in Babelsberg. Und
habe dabei das komplette Gegenteil von
meinem Musikerdasein kennen gelernt“,
gesteht er lachend. „Beim Film sitzt man
hauptsächlich herum und wartet, bis das
nächste Set eingerichtet und ausgeleuchtet ist. Obwohl ich es damals manchmal
ganz schön langweilig fand, und es kaum
abwarten konnte, endlich wieder auf
Tour zu sein, würde ich mir diese Ruhe
in meinem eigenen Wohnwagen jetzt
manchmal wünschen. Aber man kann
eben nicht alles haben.“ Er legt die Stirn
in Falten und ergänzt, schwer zu sagen,
ob ernsthaft oder ironisch: „Oder doch?“
JazzLink: cincotti
„On The Moon“ erscheint;
Cincotti in New York, im
klavier, ein Geschenk seiner
ter anderen bei Wyntons
gen und geht mit Harry
Cincotti“, produziert von
Park-Avenue-Appartement
Oma, ein Jahr lang intensiv
Vater Ellis Marsalis, be-
Connick jr. auf Tournee.
Phil Ramone, erreicht
Charmeur spielt außerdem
seiner Eltern, zur Welt.
bearbeitet hat, bekommt
geistert Peter auf seinem
schon wenige Wochen nach
eine tragende Rolle in Ke-
er seinen ersten Unterricht
ersten Live-Auftritt das
Veröffentlichung in Frank-
vin Spaceys Film „Beyond
an einem richtigen Klavier.
Publikum bei einem Harry-
reich, Japan und den USA
The Sea“ über den Sänger
Connick-jr.-Konzert.
Goldstatus.
Bobby Darin, der 2005 in
PETER CINCOTTI
On The Moon
unsere Kinos kommt.
06024 9824924
Soundcheck
Improvisationstalent
Improvisieren, zu Deutsch: etwas aus
dem Stegreif machen, kann einen bekanntlich oft weiter bringen als starr an
Plänen festzuhalten. Heute mehr denn
je und in der Jazzwelt allemal, einer
Welt, die, seien wir ehrlich, irgendwie
paradox ist: Während das Gros der
Jazzalben immer noch aus Leidenschaft
veröffentlicht wird und nur an Fans verkauft, hält das Wort Jazz immer erfolgreicher als Marketingbegriff für andere
Musikgenres (und Autos) her. In Krisenzeiten der Musikindustrie verkauft Jazz
dann aber von Jahr zu Jahr mehr Tonträger, bis in den Multiplatinbereich.
Jazz wurde seit dem Siegeszug der
Popmusik in den 60er Jahren immer
wieder totgesagt und ist als Musikform
heute bestimmt trotzdem vitaler als so
manche Senioren-Rockshow. Die Vokaljazz-Renaissance, die ausgerechnet die
ausgewiesene Rockdiva Linda Ronstadt
mit einläutete, als sie Anfang der 80er
Jahre mit mehreren beachtlichen Jazzalben überraschte, ist heute auf ihrem
Höhepunkt. Mit jungen Künstlern wie
Madeleine Peyroux aus den USA oder
Jamie Cullum aus Großbritannien haben
sich Jazz und Popmusik wieder so angenähert wie zur kommerziellen Glanzzeit
des Jazz in den 50er Jahren.
Vielleicht spiegeln alle diese Überraschungen im Jazz das wider, was ihn
eigentlich spieltechnisch ausmacht und
am Leben erhält: Improvisation. Da, wo
andere Genres früher oder später ins
Stocken geraten sind, konnte Jazz immer
aus dem unerschöpflichen Potenzial der
„instant composition“ schöpfen. Der
der vielseitig begabte
legendäre Verve-Gründer Norman Granz
war in den 40er Jahren vom künstlerischen Freiheitsdrang der Jam-Sessions
geradezu besessen. Wie ein wahnsinniger
Schachspieler stellte er verschiedenste
Kombinationen von Musikern im Studio
auf. ECM-Künstler Stephan Micus reist
vor jedem seiner Alben um die Welt,
gräbt verschollene Instrumente aus, sucht
deren letzte Virtuosen auf und nimmt
bei ihnen Unterricht. Die Brazilian Girls
haben auf Verve-Forecast eine eklektische Elektronikplatte veröffentlicht, die
für Puristen nicht auf einem Jazzlabel
erscheinen dürfte. Aber der Aufschrei des
Antijazz schallte ja bereits durch die Ära
von Bird und Diz, bezeichnenderweise
immer genau dann, wenn sich eine neue
Generation Musiker von den ausgetretenen Pfaden entfernte und wieder anfing
zu improvisieren. Heute ist Jazz mehr ein
Kulminationspunkt aktueller Musikentwicklungen als ein klar definierter Stil. Die
Musik des unfertigen Menschen im 21.
Jahrhundert. Das Leben ist eine Baustelle,
und Jazz ist Improvisation.
Felix Fast
Universal Jazz
Seite
2
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
Intro
Der letzte
nordische
Schrei
Wie alle skandinavischen
Saxophonisten wird auch
TRYGVE SEIM mit Jan
Garbarek verglichen.
Nicht ganz zu
Unrecht, aber auch
nicht ganz zu Recht.
Geschichten vom
faulen Dynamo
Zeitloses Entertainment an historischem Ort: Die DVD „JAMIE CULLUM – Live At Blenheim
Palace“ dokumentiert die einzigartige Live-Show des singenden Piano-Superstars.
D
Das schwierige zweite Album gemeistert: TRYGVE SEIM
T
rygve Seims Solodebüt „Different
Rivers“ war eines der herausragenden Newcomer-Jazzalben der
letzten Jahre. Die internationale Presse
jubelte, die deutsche ehrte ihn mit dem
Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Heute könnte den 33-Jährigen
Norweger die Kehrseite des Ruhmes
einholen: die hohen Ansprüche von Fans,
Medien und vom Künstler selbst an das
„schwierige zweite Album“. Seim wurde
vor drei Jahren von den Medien als Star
des jungen norwegischen Jazz ausgerufen. „Der ECM-Sound ist meine Ästhetik“,
schreibt er selbstbewusst im Presseheft zu
„Sangam“, das ihn zur zentralen Figur
der „zweiten Generation norwegischer
Musiker“ erklärt. Die zweite Generation
der „leisen musikalischen Revolution“,
die ECM in den 70ern und 80ern unternahm. Und diese Revolution frisst nicht
ihre Kinder. Auch wenn Seim nach seinem
überraschenden Erfolg mit dem Klischee
des Jan-Garbarek-Nachfolgers zu kämpfen
hatte. Auf „Sangam“ erinnern nun weite
Strecken mehr an zeitgenössische Musik
von Görecki und Pärt als an Garbareks
ECM-Jazz der frühen 80er Jahre.
Der „nordische Schrei“ ist ein Teil von
Seims Repertoire, mehr aber auch nicht.
Stilerweiternd hat sich auf seiner zweiten
CD die Besetzung Frode Haltlis am Akkordeon ausgewirkt, eines Improvisators
zwischen Jazz, Avantgarde und der Folktradition Norwegens. Ebenso ein GenreGrenzgänger ist der Cellist Morten Hannisdal, Mitglied des Cikada Quartetts (mit
dem Trygve Seim und seine Band The
Source vor einigen Jahren ein Album produzierten). Starker Solist des Albums mit
einigen überwältigenden Momenten ist
der Trompeter Arve Henriksen. Seims Arrangements heben jedoch immer wieder
die Trennung zwischen Solisten und Begleitung auf, sein Ineinanderblenden der
verschiedenen Stimmen des Ensembles
Große Leader, große Worte
Mathias Rüegg und sein VIENNA ART ORCHESTRA zitieren im wörtlichen Sinne die amerikanischen Bigbandleader.
P
araphrasierungen
und
Zitate gehörten ja schon
immer zu den üblichen
Mitteln des Komponierens.
Was aber entsteht, wenn der
Bigbandleader Mathias Rüegg
sprachliche Zitate berühmter
amerikanischer Bigbandleader
zu musikalischen Instrumentalstücken umschreibt? Metasemantische
Synergien?
Oder einfach interessante
Das VIENNA ART ORCHESTRA beim Zitat
Bigbandmusik,
inspiriert
diesmal durch die Lebensphilosophie von Männern, deren Hipness
durch zusätzliche elektronische Elemente
kein Lebensstil, sondern eine „Tatsache
jenseits jeglicher Hall-of-Fame-Nostalgie.
des Lebens“ war, wie es Cannonball AdEr achtete darauf, dass sein „Flaggschiff
derley einmal ausdrückte – wieder ein
des europäischen Jazz“, offizieller KulZitat. Man könnte hier all diese großen
turbotschafter Österreichs, noch genug
markanten Sätze von Don Ellis, Sun Ra,
avantgardistisches Wiener Blut verströmt.
Quincy Jones, Gil Evans, Thad Jones, LioGast auf dem neuen Album ist der
nel Hampton oder Stan Kenton anführen,
brasilianische Gitarrist und Perkussionaber das wäre so gemein, wie jemandem
ist Alegre Corrêa, der dem mittlerweile
das Ende eines Films zu erzählen, bevor
schon klassischen Sound des Vienna
er ihn gesehen hat. Und spannend sind
Art Orchestra neue Farben verleiht, die
die zwölf neuen Titel auf dem Album „Big
hochkarätigen Solisten auf poetische
Band Poesie“ des Vienna Art Orchestras
Weise dazu auffordert, andere Wege zu
allemal. Rüeggs Kompositionen leben
beschreiten. „Big Band Poesie“, erschie-
lässt Vergleiche mit der Arbeit von Gil
Evans aus den 50er Jahren zu. Unterstützt
wird Trygve Seim dabei auch von einem
Streicherensemble, das von Christian
Eggen geleitet wird. Mit dem Albumtitel,
Sanskrit für „Zusammenfließen“, artikuliert Trygve Seim, dass er sich auch von
außermusikalischen Ideen hat inspirieren
lassen. So atmosphärisch und eingängig
es auch ist, erschließt doch jedes wiederholte Anhören von „Sangam“ ungeahnte,
bewegende Tiefen seines neuen Nordens.
Herausragend wie auf seinem Debüt, ist
Trygve Seim zwar kein unbeschriebenes
Blatt mehr, aber er hat noch lange nicht
sein Blatt verspielt.
JazzLink: seim
TRYGVE SEIM
Sangam
00440 0381222
nen im 28. Jahr der Gründung des Vienna
Art Orchestra, wurde im Herbst auf einer
großen Europa- und Südamerika-Tournee
präsentiert. Wer die Chance hatte, Rüegg
kürzlich mit seinem Ensemble im Berliner
Tipi oder der Essener Philharmonie zu erleben, wird empfunden haben, wie individuell die neuen Titel auf die Solisten zugeschnitten worden sind. Herausragend
und verblüffend auf der CD ist die Interpretation des Zitats: „Unsicherheit ist das
Geheimnis ewiger Jugend“, die bei Rüegg
zu einer elegischen Bestandsaufnahme
der heutigen konsumistischen Welt ausholt, einer Welt, die sich sarkastisch zur
Gewalt bekennt. Das lyrische Ich dieses
Songs, gesungen von Anna Lauvergnac,
ist ein quer denkender Charakter, der diese Welt nicht für ein Auto oder schönes
Outfit hinnehmen will. Rüegg gibt einem
genug Anstöße, sich in den Inhalt einzelner Sätze beim Anhören der Titel seines
Albums zu vertiefen. Sie erzählen dem
Hörer aus diesen Sätzen ganze Geschichten. Am Ende sind das keine Zitate mehr,
sondern eigene Geschichten, und das ist
vielleicht das Faszinierendste an dieser
CD.
JazzLink: vao
VIENNA ART
ORCHESTRA
Big Band Poesie
er Palast von Blenheim steht
im britischen Woodstock, etwa acht Meilen von Oxford
entfernt. Es ist ein riesenhafter,
turmreicher Bau, der einzige in England,
der als „Weltkulturerbe“ gilt. Man hat
von dort einen herrlichen Blick über eine
weite, grüne Hügel- und Seenlandschaft.
Etwas mit Namen Blenheim ist allerdings
nicht in Sicht. John Churchill, daraufhin
erster „Duke of Marlborough“, bekam
den Landstrich und einen dort zu errichtenden Palast dereinst von seiner dankbaren Königin Anne geschenkt, weil er
ihr am 13. August 1704 die Schlacht bei
Höchstädt gegen die Franzosen gewonnen hatte. Und zwar in der Nähe eines
bayrischen Donaudörfchens namens
Blindheim. Was tatsächlich im Angelsächsischen ein wenig wie „Blenheim“ klingt
und im Palastnamen sowieso besser als
vielleicht „Palace of Höchstädt“. Oder
etwa „Blindheim Palace“. Historiker
kennen das Marlborough’sche Gemäuer
– übrigens fertiggestellt aus der eigenen
Schatulle des Duke, nachdem der bei der
Königin in Ungnade gefallen war – auch
als Geburtsort von Winston Churchill. Britische Musikliebhaber feiern den Palasthof
seit kurzem als einen der schönsten und
beeindruckendsten
Open-Air-Konzertplätze des vereinigten Königreichs. Zur
Eröffnung der Reihe „Live At Blenheim
Palace“, die in diesem Jahr überhaupt
zum ersten Mal veranstaltet wurde, gab
Jamie Cullum dort, wie er selbst meint,
„vielleicht das denkwürdigste Konzert
meines Lebens“. Glücklicherweise wurde
der gesamte Abend für eine jetzt erscheinende DVD mitgeschnitten.
Jamie Cullum betritt die Bühne mit
einem Glas Rotwein in der Hand. Lachen
mischt sich unter den Applaus, als er den
Tausenden von Fans zuprostet. Im nächsten Moment tauscht er das Glas gegen
ein Mikrophon und
beginnt zu singen.
Das Intro zu „I
Get A Kick Out
Of You“. A
cappella, natürlich. Das
Publikum harrt in erwartungsvoller Spannung aus, um in Begeisterung auszubrechen, als auch der Rest der Band einsetzt.
Die Stimmung ist gut, sehr gut sogar.
Kaum zu steigern, denkt man. Von wegen. Langsam, aber sicher, gekonnt und
kontinuierlich, baut der „Zirkuszwerg“
(Jamie über Jamie) an diesem Abend die
Stimmung auf. Er macht „Frontin‘“, sein
gern gehörtes Cover des Hip-Hop-Hits
der Neptunes, zum ausgiebigen Jazz-Jam.
Er zeigt auf einen kleinen Orientteppich,
der direkt vor seinem Gesangsmikro liegt.
„Britney Spears hat in ihrer Liveshow
Schlangen und Lesben“, sagt er. „Ich habe nur diesen alten Teppich von meiner
Oma.“ Er singt „God Only Knows“ von
den Beach Boys in einem Eleanor-Rigbyartigen Arrangement für Streichquartett.
Jamie, der selbst angeblich nichts so gut
kann, wie faul zu sein, stellt seine neue
„Hymne der Faulen“ vor, „Why Do Today
What You Can Do Tomorrow?“, einen
schönen Singer/Songwriter-Song zur eigenen Gitarrenbegleitung. Ein Mädchen
aus dem Publikum ruft: „I love you.“ Er
entgegnet: „I love you too, Mum!“
Natürlich spielt er bei „Next Year
Baby“ ein perfektes PerkussionSolo auf seinem Flügel und
geht später zu „Singing In The
Rain“ durchs Publikum. Fast
zwei Stunden lang gibt der
Wuschelkopf im Bulldoggen-T-Shirt wirklich alles.
Unterstützt von
seiner Band mit
Geoff Gascoyne,
den Jamie auch
als Arrangeur
und Organisator
lobt,
am
Bass und Sebastiaan de Kromm am
Schlagzeug. Dazu kommen Barnaby Dickinson an der Posaune, der Trompeter
John Hoare, Saxophonist Ben Castle,
Gitarrist Malcolm MacFarlane, und das
British Session Orchestra. In bester Tonqualität aufgezeichnet und mit acht Kameras gefilmt, die sich erstaunlicherweise
nie in die Quere kommen.
Zwischen den Konzertsequenzen dieser
DVD finden sich sechs filmische Features,
von „A Love Supreme“ bis „Plymouth
Concert“, die den kleinen Mann hinter
dieser großartigen Musik beleuchten. In
Interviews und Backstage-Reportagen
erfährt man alles Mögliche und Unmögliche. Einmal bezeichnet er sich als
„Jazz-Prostituierte“ und erklärt: „Meine
Musik ist kein purer Jazz. Sie kommt aus
einer Pop-Perspektive. Es ist populäre
Musik. Und Jazz hat seinen Platz in der
populären Musik.“ Später begründet er
seine Liebe zum Jazz mit seiner eigenen
Experimentierfreudigkeit, und erzählt immer wieder, wie er mit seiner Version von „Smells Like Teen Spirit“
Mädchen verführt hat. Es gibt
Berichte über seine US-Tour und
seinen ersten Auftritt beim Glastonbury
Festival im Jahre 2000. Außerdem gesteht
Jamie Cullum seine Faszination mit der
„Beat Generation“, besonders Jack Kerouac und dessen Roman „Unterwegs“, und
unterzeichnet freudig erregt die T-Shirts
seiner weiblichen Fans, besonders eines
mit der „It Ain’t Necessarily So“zitierenden Aufschrift: „Jamie is
small … but oh my!“. Es macht
Spaß, dem mittlerweile weltweit erfolgreichen Entertainer
zuzusehen. Er ist sympathisch
und wirkt absolut ehrlich und
echt, egal ob hinter oder auf der
Bühne. „Ich habe immer nur um
der Musik willen Musik gemacht
und mich dabei nie um eine
mögliche Karriere gekümmert“,
sagt er irgendwann auf dieser
DVD. „Das war wahrscheinlich
die beste Art, mich auf meine Karriere vorzubereiten.“
JazzLink: cullum
JAMIE CULLUM
Live At Blenheim
Palace
986 7534
06024 9867710
Warum heute tun, was man auf morgen verschieben kann? JAMIE CULLUM
WAS WAR LOS IM JAHR 2004? DER JAZZECHOJAHRESRÜCKBLICK VERRÄT’S, MONAT FÜR MONAT:
2004
JANUAR
2004
FEBRUAR
Nach fünf Jahren Pause meldete sich PACO DE LUCÍA mit einem Album zurück,
das nicht wenige Kritiker für sein bestes halten.
Pianist FRANK CHASTENIER zeigte auf „For You“, wie man sich auch mit
leisen Tönen sehr viel Gehör verschaffen kann.
Sein letztes Album „Luzia“ hatte der
in Mexiko lebende andalusische Gitarrenvirtuose Paco de Lucía 1999 kurz
nach dem Tod seiner Mutter Luzia
fertig gestellt und dieser gewidmet.
Danach zog sich der Künstler, der von
jeher ein sehr enges Verhältnis zu seiner
Mutter hatte, fünf Jahre lang zurück,
um den Schmerz zu verarbeiten und
über das Leben zu reflektieren. Erst
Anfang 2004 ließ er wieder von sich
hören: „Cositas Buenas“, für das er
kürzlich einen Latin Grammy erhielt,
präsentierte den gereiften Paco – wie
Detlev Bork in „Stereoplay“ schrieb
– „weicher, lyrischer“ und „orientiert
sich dabei stärker am traditionellen Fla-
Mit einem späten, aber dafür umso begeisterter gefeierten Debütalbum sorgte
der 36-jährige Pianist Frank Chastenier
in der deutschen Jazzszene für Schlagzeilen. „For You“ ist ein Paradebeispiel
dafür, wie man sich mit leisen, unaufdringlichen Tönen sehr viel Gehör verschaffen kann. „Dass der langgediente
Musiker der WDR-Bigband erst jetzt mit
einem eigenen Album an die Öffentlichkeit tritt, erstaunt allerdings schon
ein wenig“, formulierte es die „Syker
Zeitung“. „Hat man dann aber die ersten Stücke von ‚For You‘ gehört, kann
man sich über die Geduld des Pianisten
nur freuen. Solch mutig unspektakuläre
Intimität braucht Zeit und Reife. Der
menco als zuletzt“. Alexander Schmitz
bezeichnete es im „JazzPodium“ gar als
„ein Wunder, ein großes Wunder“ und
schrieb: „Fünf Jahre schöpferische Stille,
dann die Eruption eines Vulkans. Dies ist
ein Naturschauspiel und höchste Kunst
zugleich, intellektuell auf eine Ebene geschoben, die jedem anderen Flamencisten, ob orthodox oder nicht, ein Buch
mit sieben Siegeln bleiben muss: Paco
de Lucía (56), inzwischen vollbärtig, ist
wieder da, und wirklich: Er kommt wie
ein Sturm. Sein ‚neuer‘ Flamenco […] ist
von oft nahezu unerträglicher Intensität, komplex wie nie, suggestiv wie nie,
aber auch – kein Widerspruch – so dicht
an der andalusischen Seele wie nie.“
PACO DE LUCÍA
Musiker wirft seine ganze Erfahrung in
die Waagschale, um jegliche Oberflächlichkeit und effektreiche Inszenierung zu
vermeiden.“ – „Romatik pur. Mit diesen
zwei Worten ist (fast) alles gesagt zu
Frank Chasteniers Liebeserklärung ‚For
You‘“, meinte „Audio“. „Begleitet von
Bass und Drums, gibt sich der Pianist
der WDR-Bigband den Melodien hin
– und dies fernab vom Kitsch: etwa in
seinen auch klanglich raffiniert ausbalancierten Variationen von Grönemeyers
‚Mensch‘ oder Hildegard Knefs ‚Berlin,
dein Gesicht hat Sommersprossen‘.“
Die „Jazzthetik“ nannte „For You“ sogar „das vielleicht wichtigste deutsche
Jazzalbum seit zehn Jahren“.
FRANK CHASTENIER
Seite
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
3
Intro
Vergessene Saiten
I
m japanischen Zen-Buddhismus gibt
es unzählige Koans, rätselhafte Sätze,
über die ein ganzes Leben lang meditiert wird: „Wie sahst du vor der Geburt
deiner Eltern aus?“ oder „Wie klingt das
Klatschen einer einzelnen Hand?“ Koans
stellen dem rationalen Denken Fallen,
und vielleicht sind sie von manchen
Westlern gerade deswegen so begeistert
aufgenommen worden. 1977, als der
Buddhismus im Westen noch sehr viel
unbekannter war als heute, veröffentlichte der Komponist, Multiinstrumentalist
und Klangsucher Stephan Micus ein viel
beachtetes Album mit dem Titel „Koan“.
Dem unerschöpflichen Rätsel des Lebens
ist er nun auf seiner neusten CD „Life“,
einer Komposition aus 10 Teilen, erneut
musikalisch nachgegangen. „Die Herausforderung war, in einer Komposition ein
Rätsel aufzugeben“, erklärt Micus sein
Album, ohne es damit rational erklären
zu wollen. Ein „symmetrisches“ Rätsel,
dessen „Antwort am Anfang und Ende
der Komposition gleich ist. Um es zu
lösen, entwickelt sich die Komposition
vom Komplexen zum Einfachen. Der
erste längere Teil, ‚Narration One And
The Master’s Question‘, ist komplexer
als alles andere, das ich bisher geschrieben habe“, schildert Micus. „Das finale
Stück ‚The Master’s Answer‘ besteht nur
noch aus Solostimme. Diese Entwicklung
zur Einfachheit bedeutet eine Art von
Evolution für mich, wie sie sich auch in
den Lebenserfahrungen vieler Menschen
widerspiegelt, die sich auf spirituelle Pfade begeben. Daher habe ich das Album
‚Life‘ genannt.“ Stephan Micus ist ein
musikalischer Marco Polo und ein musikologischer Bernhard Grzimek. Wie die
Kenner seiner bisherigen 15 CDs auf ECM
erraten, hat ihn auch hier seine sprichwörtliche Wanderlust gepackt, vor allem
in den Orient: nach Indien, Tibet, Burma,
Thailand und Japan. Zweieinhalb Jahre
nach seinem letzten Album „Towards The
Wind“ folgt Micus mit seiner Adaption
von fremden Klangschalen, Mundorgeln
oder Blechflöten jener musikalischen Sinnsuche, die ihn so eigen- und einzigartig
gemacht hat, und die hier mit der Zither
seiner Heimat Bayern nach Hause findet.
Gäbe es Orden für die Rettung bedrohter
Instrumente, Micus hätte schon etliche.
Auf „Life“ macht er dem Hörer zwei gerade von ihm neu entdeckte Instrumente
zugänglich: Die „Maung“, ein Set von 40
gestimmten Bronze-Gongs aus Burma,
und die „Bagana“, eine altertümliche
Auf seinem neuen
Album „Life“gibt
STEPHAN MICUS
nicht nur Rätsel auf,
sondern entdeckt auch
fast ausgestorbene
Instrumente neu.
Mann mit Bagana: STEPHAN MICUS
äthiopische Leier, die traditionell von den
Sängern der äthiopischen orthodoxen
Kirche, einer urchristlichen Sekte, gespielt
wurde, um Gebet und Meditation zu
begleiten, und von daher nie besonders
an die Öffentlichkeit drang. Mythologisch
die „Harfe Davids“, kam die Bagana vor
Jahrtausenden von Israel nach Äthiopien.
Heute ist sie vom Aussterben bedroht.
„Im Januar 2000 fuhr ich nach Addis
Abeba, um dort die Bagana beim Meistermusiker Alemu Aga zu lernen“, erzählt
Micus. „Die Bagana hat zehn Saiten, aber
es werden nur fünf davon benutzt, was
ich sehr merkwürdig fand. Als ich meinen
Lehrer nach den anderen fünf Saiten fragte, sagte er achselzuckend, dass man vergessen hatte, wie diese zu stimmen wären. Also modifizierte ich das Instrument
ZUM TOD VON HANS GEORG BRUNNER-SCHWER
Am 14.10.2004 kam der legendäre MPS-Gründer, Toningenieur
und Produzent Hans Georg Brunner-Schwer ums Leben
Innerhalb von nur vier Jahren hat die deutsche Jazzszene ihre beiden wohl bedeutendsten Impresarios verloren: Nach Joachim Ernst Berendts Unfalltod im Februar 2000 starb
Hans Georg Brunner-Schwer in seiner Heimatstadt Villingen an den Folgen eines Autounfalls. Wie Berendt wurde auch Brunner-Schwer 77 Jahre alt. Die deutsche und internationale Jazzgeschichte prägte der Industriellen- und Musikersohn vor allem von 1958
bis 1983, als er auf den beiden Plattenlabels SABA und MPS neben etlichen anderen
Musikeinspielungen der verschiedensten Gattungen auch über 500 Alben mit hochkarätiger und richtungsweisender Jazz- und Weltmusik veröffentlichte. Selbst nachdem er
sich offiziell aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, stand Brunner-Schwer Universal
Jazz bei den liebevollen MPS-Wiederveröffentlichungen auf CD mit Rat, Tat und ansteckendem Enthusiasmus zur Verfügung.
Zwar hatte Brunner-Schwer das Startkapital für seine Unternehmungen im Jazz geerbt
(weshalb er scherzhaft auch „Millionen-Schwer“ genannt wurde), seine überragenden
Fähigkeiten als Tontechniker und Musikproduzent musste er sich aber wie jeder andere
hart erarbeiten. Unter Jazzmusikern genoss Brunner-Schwer, der die englische Sprache
nur leidlich beherrschte, auch in Amerika einen hervorragenden Ruf: Sie schätzten ihn
nicht nur als Produktionspartner, sondern auch als großzügigen Gastgeber und vorurteilslosen Freund. Die Redaktion trauert mit Jazzfans und -musikern in aller Welt um
eine große Persönlichkeit und einen echten Pioniergeist.
und benutzte alle zehn Saiten in einer
neuen Stimmung.“ Mit 16 unternahm
er seine erste Reise in den Orient. Micus’
aktuelle Komposition, aufgenommen
zwischen 2001 und 2004 auf Mallorca,
verfolgt die Rundreise eines Mönchs, auf
der Suche nach dem Sinn des Lebens.
Der Mönch kommt am Ende genau dort
an, wo er aufbrach und erkennt, dass die
Antwort auf sein Rätsel die ganze Zeit
über da war. Bereichert hat ihn die Reise
allemal.
JazzLink: micus
STEPHAN MICUS
Life
06024 9818811
Katalog?
Die sechs Stücke der „Strength EP“ sind bisher unveröffentlichte Aufnahmen der „Hard Groove“-Sessions von Roy
Hargroves THE RH FACTOR. Und eine gute Dreiviertelstunde zukunftsweisender Partymusik.
J
azz is the teacher, funk is the
preacher“, wie es James „Blood“ Ulmer
formulierte. Kaum ein Jazzer der modernen Schule, von Dizzy Gillespie, über
Herbie Hancock bis Miles Davis, der seine
Lehre nicht auch mal mit einer Lektion
in Funk gepredigt hätte. Roy Hargrove,
vielleicht der innovativste und charismatischste Musiker der neuen Jazzgeneration, hat diesem Kanon mit seinem
im Sommer letzten Jahres erschienenen
Album „Hard Groove“ ein eindrucksvolles
Exempel hinzugefügt.
Gemeinsam
mit
Freunden
wie
D’Angelo und Erykah Badu, denen er oft
genug die Hornparts eingeblasen hatte,
und Kollegen von Q-Tip und Common,
über Karl Denson, Cornell Dupree und
Steve Coleman bis zu den „Soulaquarians“ James Poyser und Pino Palladino
entstand ein Meilenstein des modernen
Funk. Ein groovendes Wunderwerk und
unfehlbares Partyprogramm mit allerlei
funkverwandten Ingredienzen von Afrobeat, über Hip-Hop bis Soul. Oder, wie
es der Aufkleber auf der CD stolz verkündete, „eine organische musikalische Straßenparty an der Ecke von Hip-Hop und
Bop“. Doch von den 25 dafür aufgenommenen Songs – eigentlich war das Album
als Doppel-CD geplant – erschienen
schließlich nur 14. Was, so fragten sich
bald schon über 100.000 „Hard Groove“Käufer, würde mit den übrigen elf geschehen? Die Antwort gibt jetzt, während
Roy Hargrove und sein Kollektiv noch
immer auf Tour sind und trotzdem schon
an den Tracks zum nächsten Album arbeiten, diese „Strength EP“. Darauf gibt es
immerhin einige der „übrig gebliebenen“
Aufnahmen zu hören. Das afrobeatende
„Rich Man’s Welfare“, schon im Titel ein
Tribut an Fela Kuti. Den Jamband-Jazzfunk von „Bop Drop“, ein kraftstrotzendes Improvisationsfeuerwerk mit besten
Live-Qualitäten. Den entspannt spannenden Souljazz von „Strength“. Sowie
ein grandioses Cover des Eddie-HarrisKlassikers „Listen Here“. Dazu kommen
zwei Produktionen des „Soulfeast“-Teams
von Brian Bacchus und Joe Claussell: der
treibende Groove von „For Fun“, eigentlich ein Remix des „Common Free Style“,
unter anderem mit Vocals des britischen
Soulstars Omar, und das zehnminütige
Discofunkjuwel „Universe“, irgendwo in
der Schnittmenge von Roy Ayers Ubiquity
und „Oneness Of Juju“, mit Leadvocals
von Roy Hargrove selbst. Die Stärke von
„Strength“ liegt sicher darin, wie eigenständig diese sechs Stücke für sich stehen
und wie nahtlos sie an die Musik von
„Hard Groove“ anknüpfen. Was dem einen Fortsetzung ist, macht dem anderen
vielleicht erst Appetit auf Roy Hargrove
und seinen RH Factor. JazzLink: factor
THE RH FACTOR
Strength EP
06024 9863348
Klänge ferner Länder
Schier endlose Melodien säuselt das
Cello, das Klavier setzt exotische Akkorde
wie Erinnerungen an die Klänge ferner
Länder: Keine zwei Sekunden hört man
„Chants, Hymns and Dances“, und schon
fühlt man sich wie im fernen Orient. Das
liegt natürlich an der Musik von George
Ivanovitch Gurdjieff, der um 1900 jahrelang durch Asien und den Orient reiste auf
der Suche nach den ewigen Wurzeln der
Musik. Was er gefunden und in den eigenen Stücken verarbeitet hat, klingt mal
nach byzantinischen Chorälen, mal nach
den Tänzen seiner kaukasischen Heimat
– aber immer nimmt es einen sofort ge-
fangen. Nach Gurdjieffs Tod geriet seine
Musik in Vergessenheit, bis Keith Jarrett
sie mit seinem Album „Sacred Hymns of
G. I. Gurdjieff“ einem größeren Publikum
vorstellte. Nun widmen sich Anja Lechner
und Vassilis Tsabropoulos mit viel Engagement Gurdjieffs Andenken. Die deutsche
Cellistin und der griechische Pianist und
Komponist betonen die offenen Komponenten der Musik. Improvisation ist ein
wichtiger Bestandteil ihrer Einspielung,
die nahezu ohne Tonschnitte auskommt.
Gerahmt von den „Chants From A Holy
Book“ interpretieren die beiden elf Miniaturen des Meisters und fünf Ergänzungen
Als besonderen Service für alle
JazzEcho-Leser haben wir einen
begrenzten Vorrat des Universal-Jazzkatalogs 2004/2005 ergattern können. Er enthält alle
zurzeit verfügbaren Titel aller
Universal-Jazz-Label. Um Ihr
Exemplar zu erhalten, schicken
Sie bitte 2,20 Euro in losen
Briefmarken (ohne Umschlag)
mit Ihrer Adresse an folgende
Anschrift. Der Versand erfolgt
in der Reihenfolge der Bestellungen.
Bitte schreiben Sie an:
UNIVERSAL JAZZ
„JAZZKATALOG“
STRALAUER ALLEE 1
10245 BERLIN
Auf Gurdjieffs Spuren: ANJA LECHNER und VASSILIS TSABROPOULOS
2004
MÄRZ
1A EP von RH
Hat Kraft: ROY HARGROVE
aus Tsabropoulos’ Feder als Zyklus feinsinniger Klanggestalten, die die innere Kraft
der Lieder zu erforschen suchen. Und das
gelingt ihnen, denn sie konzentrieren sich
ganz auf die Musik, ohne den philosophischen Anhang extensiv mit einzubeziehen. Ein stilvolles Widmungsalbum an
einen fast vergessenen Sonderling der
europäischen Kulturgeschichte.
George Ivanovitch Gurdjieff (ca.
1877–1949) stammte aus Alexandropol
im südlichen Transkaukasus. Sein Vater
war Grieche, die Mutter Armenierin, der
Junge vielseitig begabt. Also wurde er
in die orthodoxe Kirche geschickt, wo er
auf eine Priesterschaft und ein Leben als
Arzt vorbereitet wurde. Auf eigene Faust
führte Gurdjieff spirituelle Studien durch,
die 1922 in Fontainebleau zur Gründung
seines „Instituts für die harmonische
Entwicklung des Menschen“ führten, das
sich aufgrund seiner unkonventionellen
Lehrmethoden als Anziehungspunkt für
unterschiedlichste europäische Intellektuelle entwickelte. Zu Gurdjieffs Lehrinhalten
gehörten vor allem drei Dinge: die Ideen
(mündliche wie niedergeschriebene), Bewegung und Musik. Letztere entwickelte
er oft spontan aus dem Moment heraus.
Vor allem in dem Komponisten Thomas
de Hartmann und dessen Frau Olga, die
sich von 1917 bis 1930 als seine Schüler
betrachteten, fand er tatkräftige Unterstützung.
JazzLink: lechner
ANJA LECHNER,
VASSILIS
TSABROPOULUS
Chants, Hymns And
Dances
06024 9819613
2004
APRIL
Die hohe Kunst des Duospiels führten CHARLES LLOYD & BILLY HIGGINS
auf dem Doppelalbum „Which Way Is East“ vor.
Mit seinem peppigen Album „Twentysomething“ entzückte der britische Shootingstar
JAMIE CULLUM selbst eingefleischte Jazzkritiker.
Der 2001 verstorbene Schlagzeuger
Billy Higgins hat in über 50 Karrierejahren nie das Scheinwerferlicht gesucht,
sondern stets im Hintergrund agiert.
Deshalb erschienen unter seinem Namen nur wenige Aufnahmen. Die letzte
machte er kurz vor seinem Tod im Duo
mit dem Saxophonisten Charles Lloyd,
und sie entpuppte sich als ein ganz
besonderes musikalisches Vermächtnis.
„Zwei alte Kämpen des Jazz, die sich
völlig freispielen, ohne jemals Free Jazz
zu zelebrieren“, brachte es die „Jazzthetik“ in einem zweiseitigen Artikel auf
den Punkt: „Charles Lloyd und Billy Higgins haben auf zwei CDs ein Opus geschaffen, das so schwer zu bewerten ist,
Die Entdeckung des Jahres war zweifellos der britische Pianist und Sänger
Jamie Cullum, der mit seinem dritten
Album „Twentysomething“ alte wie
junge und weibliche wie männliche
Jazzfans und -kritiker bezauberte. „Spötter werden den Engländer vielleicht
vorschnell als Milchbubi abtun – und
damit einen heißen Newcomer verpassen“, meinte „Audio“. „Wenn der zarte
Twen die Stimme erhebt, traut man
seinen Ohren kaum: Sonor, souverän,
charmant und teils lasziv interpretiert
Jamie Cullum Bar-Songs, strahlt rotzfrech relaxten Jazz-Appeal aus. Er singt
auch mal markanten Crossover-Pop
oder covert Kultgrößen wie Jeff Buckley.
weil es nichts Vergleichbares gibt. Lloyd
ist längst nicht nur Holzbläser, sondern
spielt auch Bass, Klavier und Perkussion.
Higgins ist längst nicht nur Trommler
und Perkussionist, sondern bedient ein
ganzes Arsenal an herkömmlichen und
exotischen Saiteninstrumenten. Beide
singen. Ihre Musik ist tief und seicht
zugleich. Oft merkt man als Hörer selbst
nicht, ob man in der abgrundtiefen
Spiritualität ertrinkt oder sich von der
Oberflächenspannung tragen lässt. Sie
inszenieren ein Theater der Klänge und
Rhythmen, ähnlich den frühen Aufnahmen des Art Ensemble of Chicago, nur
ungleich entspannter. Ihr einziges Programm sind sie selbst.“
CHARLES LLOYD
Und der Klang verwöhnt mit Luftigkeit,
Atmosphäre, Akkuratesse.“ Auch Willi
Andresen war in „HiFi & Records“ voll
des Lobes: „Cullum verfügt auch über
ein großes Potential an musikalischen
Ideen und handwerklichen Fähigkeiten.
Seine Kenntnisse von historischem Jazz
und modernem Rock sind bemerkenswert und bilden die kreative Klammer
seines live in den Londoner Mayfair
Studios produzierten Albums ‚Twentysomething‘. […] Hier swingt und rockt
es gleichermaßen. Jamie Cullum ist zum
Glück nicht der ‚junge Typ mit den alten Songs‘, sondern der junge Typ, der
es drauf hat, Klassiker neu zu beleben
und eigenes Material klasse zu spielen.“
JAMIE CULLUM
Seite
4
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
Classics
Der Granz vergangener Tage Verve
Mistress
D
Edition
Legenden ranken sich zahlreich um Verve-Gründer NORMAN GRANZ. Einige der schönsten gibt es jetzt endlich auf CD:
Die legendären Jam-Sessions.
as Innere seines Kopfes ist eine
riesige Jam-Session“, sagte der
Pianist Jimmy Rowles einmal über
Norman Granz. Lange bevor Granz sein
bahnbrechendes Label Verve gründete,
hatte er bereits sein Faible für die rohe
Essenz des Jazz entwickelt. Bereits als
Student der UCLA war Granz vom Jazz
„hinter den Kulissen“ fasziniert. Er liebte
Jam-Sessions und Gigs, die nicht für das
reguläre Nachtclub-Publikum gedacht
waren, wo Improvisation und Virtuosität
zählten, das, was Duke Ellington einmal
mit einem „Ritterturnier“ verglich. Diese
Ritterturniere waren „oft komisch und
eine Möglichkeit, großartige Musik zu
hören“, kommentierte Granz ein halbes
Jahrhundert später. Aber sie sollten schon
damals seine Haltung zur Musik und seine
Meinung über Musiker für immer bestimmen. Im afroamerikanischen Blatt „The
Crisis“ schrieb er 1947: „Wie in einer echten Demokratie zählt [in der Jam-Session]
einzig und allein das Können. Jazz ist
wahrhaft die Musik des demokratischen
Amerika.“ Bald schon nahm er einen aktiven Posten in dieser Demokratie ein. Mit
Hilfe des lokalen Jazz-Entrepreneurs Billy
Berg organisierte Granz im Juni 1942, an
einem Sonntagnachmittag, seine erste
Jam-Session mit Lester Young, dessen
Bruder Lee und dem Nat Cole Trio. Als
kurz darauf die Musikergewerkschaft
von Los Angeles die Nachtclubbesitzer
der Stadt dazu zwang, einen Tag in der
Woche zu schließen, entstand für Granz
eine Lücke, in der er seine Jam-Sessions
systematisch vorantreiben konnte. In halb
privatem Rahmen organisierte er seine in
kurzer Zeit populären Events. Den Clubbesitzern legte er Tanzverbot während
der Veranstaltungen auf und zwang sie
ebenfalls dazu, die Rassentrennung in
ihren Clubs aufzuheben – und zwar generell und nicht nur an den Jam-Abenden.
Ansonsten arbeitete er nicht mit ihnen.
„Es gibt niemand in der Geschichte des
Jazz“, erklärte Clark Terry, „der Jazzmusikern mehr Respekt entgegenbringt als
Norman Granz“, dessen furchtloses Auftreten im damaligen Jim-Crow-Amerika in
die Mythensammlung des Jazz eingegan-
gen ist. Aus seinen Sessions im 331 Club
oder im Trouville entstand das Konzept
von Granz’ berühmten „Jazz At The Philharmonic“-Abenden. Die nun erstmals
auf fünf CDs versammelten „Complete
Norman Granz Jam Sessions“ stehen mit
JATP in enger Verbindung, denn Granz
produzierte diese Jam-Sessions zu Beginn
oder Ende der JATP-Tourneen im Studio.
Das Programm bestand in der Regel aus
Blues und Standards, später auch einem
Balladen-Medley. Granz verstand es,
Bebop- und Swingmusiker auf spannende Weise miteinander zu kombinieren.
Manchmal ergänzten sie sich harmonisch
(etwa auf der „Count Basie Jam Session“),
auf anderen Dates traten sie regelrecht
gegeneinander an (wie auf der „Lionel
Hampton Jam Session“). Granz segnete
in der Regel den ersten Take ab, er glaubte, die „besten Musiker der Welt sollten
es auf Anhieb richtig hinkriegen“, wie
Bassist Ray Brown belustigt wiedergab.
Norman Granz war in vielerlei Hinsicht
ein Erneuerer: Er popularisierte nicht nur
die Jam-Session, sondern auch die LiveAufnahme. Noch 1946, als sich in den
etablierten Plattenfirmen niemand mit
so etwas die Finger verbrennen wollte,
verbündete er sich mit dem später bekannten Produzenten Moses Asch und
setzte mit seiner Hilfe 150.000 LPs der
Volume 1 von „Jazz At The Philharmonic“
ab. Gleichzeitig hatte er oft auch Glück:
Die Erfindung der 12"-LP befriedigte sein
Bedürfnis nach ungekürzten Fassungen.
Granz erfand die Jam-Session nicht neu,
aber er verhalf ihr zu einem weltweiten
Publikum. Die vorliegenden, in einer
liebevoll verpackten 5-CD-Box erstmals
komplett kompilierten historischen Studioaufnahmen bieten die seltene Gelegenheit, die größten Namen im Jazz Seite an
Seite zu erleben, in Rittertournieren inspirierter Verbundenheit. JazzLink: granz
VARIOUS ARTISTS
Complete Norman
Granz Jam Sessions
5 CDs 06024 9863460
Zwei neue Veröffentlichungen der Serie „Verve Master
Edition“ präsentieren zwei Heroinnen des Jazzgesangs:
PEGGY LEE und ANITA O’DAY.
P
eggy Lee und Anita O’Day sind gewissermaßen Schneeweißchen und
Rosenrot des gesungenen Jazz der
50er: Peggy Lee, das liebe Mädchen Norma Egström aus der Kleinstadt in Dakota,
das nach Hollywood ging, um Karriere zu
machen, später Gedichte und Drehbücher schrieb und 1955 für einen Oscar
nominiert wurde. Anita O’Day dagegen
die flamboyante Femme fatale aus Chicago, wahnsinnig talentiert, aber Freundin
harter Drogen, die jeden Bebop-Schlagzeuger an die Wand scatten konnte.
O’Days Stärke waren Uptempo-Songs,
und mit ihren Gesangsmuskeln schaffte
sie sich Respekt auch in der Fraktion der
Hard-Bop-Hardliner. Lee war dafür eine
Meisterin der dahingehauchten Ballade
und der dramatischen Pause. Joni Mitchell liebte Lees frühes Album „Black
Coffee“, das allgemein zu den besten
Vokaljazz-LPs aller Zeiten gerechnet wird
und so zeitlos schön konzipiert ist wie
Jim Jarmuschs aktueller Film „Coffee and
Cigarettes“.
Vor 1953 galt Peggy Lee als Popsängerin und Star in der Band von Benny
Goodman, aber ihrem ersten Album
wollte sie eine intime, jazzige Atmosphäre verleihen. Unterstützt wurde sie
darin von Deccas Hausproduzent Milt
Gabler, der bereits verschiedene Platten
mit klassischen Songs und kleinen Bands
gemacht hatte, etwa mit Lee Wiley und
Billie Holiday. „Black Coffee“ wurde 1953
in New York aufgenommen, erschien
erstmals auf 10"-LP mit acht Songs
und war derart erfolgreich, dass Decca
Peggy Lee drei Jahre darauf darum bat,
das Album auf das neue 12"-LP-Format
zu erweitern. 1956 nahm Lee also eine
Aktivist und Verve-Gründer: NORMAN GRANZ
zusätzliche Session auf, diesmal in Los
Angeles und mit einer anderen Band. Ihr
Hauptbegleiter auf der New-York-Session
ist Pete Candoli an der Trompete; in Los
Angeles war es Stella Castellucci an der
Harfe. Die nunmehr zwölf Titel des späteren Albums klingen jedoch aus einem
Guss, auch Lees Gesang schwingt im
selben Timbre. In der Zeit, in der Anita
O’Day ihr zweites Album mit Billy May
aufnahm, war sie eine Trendsetterin im
Vokaljazz geworden und verkaufte so
viele Platten wie Frank Sinatra und Ella
Fitzgerald. Anita O’Day und Billy May
hatten bereits ein erfolgreiches Album
mit Cole-Porter-Songs veröffentlicht. Die
„Jezebel des Jazz“ und der korpulente
dauergrinsende Produzent aus Pittsburgh
begeisterten 1960 dann die Jazzwelt mit
Bop-Bearbeitungen von Rodgers und
Hart. Sie sind erfrischend unsentimental,
voller Witz und Chuzpe. Billy May konnte
Anitas Überholspur-Gesang adäquat arrangieren, seine Streicher rissen sich bei
ihr zusammen. Zwei epochale Wiederveröffentlichungen der Verve Master Edition;
so unterschiedlich sie auch klingen, man
braucht einfach beide.
ANITA O’DAY
Swings Rodgers And
Hart
06024 9862103
PEGGY LEE
Black Coffee
06024 9863193
Jazztett komplett
Free (Jazz) America
„Es vergeht kein Tag, an dem ich
nicht an Art Farmer denke“, sagt der 75jährige Saxophonist Dr. Benny Golson.
„Er war nicht nur einer meiner besten
Freunde. Er war auch der Meister der
Ballade. Niemand kam an ihn heran,
weder Miles noch Clifford oder Dizzy!
Wenn man etwas über die Ballade lernen
will, sollte man sich Art Farmer anhören.“
Alles, was Art Farmer und Benny
Golson mit ihrem Jazztet und als Leader eigener Ensembles in den Jahren
1960–62 für die Labels Argo, Mercury
und Cadet eingespielt haben, erscheint
jetzt in einer Box bei Mosaic Records.
Auf 95 Tracks lässt sich die Evolution des
zwar kurzlebigen, aber dennoch enorm
einflussreichen Jazztet und seiner Musiker verfolgen. Von der ersten Besetzung
im Februar 1960 auf dem Album „Meet
The Jazztet“, über fünf Alben und zwei
komplette Besetzungswechsel bis zur
wunderbaren letzten Session „Another
Git Together“ von 1962 sind alle Ori-
Im Oktober wurde in New York das
House of Swing eröffnet. Die von Wynton
Marsalis geleitete Jazz-Institution soll den
Eingang des Jazz in die amerikanische
Hochkultur markieren. Marsalis, der für
den Neubau fast 130 Millionen Dollar
Spendengelder eingesammelt hat, ließ
jedoch unmissverständlich durchblicken,
dass bei Free Jazz und Avantgarde der
Spaß für ihn aufhöre. Schon in den 90er
Jahren geriet der Trompeter-Kurator in die
Kritik, weil er sich trotzig weigerte, Künstler wie Cecil Taylor für seine Konzerte im
New Yorker Lincoln Center zu buchen.
Doch Marsalis ist nicht allein. Auch der
Filmemacher Ken Burns lässt Avantgarde
und Free Jazz in seiner viel beachteten
19-stündigen
Fernsehdokumentation
„Jazz“ ausdrücklich weg. Sie scheinen
den neuen Gralshütern der plötzlich
entdeckten amerikanischen Hochkultur auch heute noch nicht so recht ins
Konzept zu passen. Die kompromisslose,
revolutionäre Haltung jener Musiker nach
John Coltrane und Ornette Coleman hielt
ginalaufnahmen enthalten. Zusätzlich
gibt es je drei Albumsessions der Leader
Golson und Farmer aus derselben Zeit zu
hören. Der Jazzhistoriker Michael Cuscuna, der maßgeblich für die Veröffentlichungen von Mosaic verantwortlich ist,
meint in seinem Begleittext, man könne
die „Kreuzung des Jazztet“ im Sinne der
Navigation dazu nutzen, den Jazz der
frühen 60er Jahre zu lokalisieren. „Die
Co-Leader [gemeint ist neben Art und
Benny auch deren zeitweiliger Partner
Curtis Fuller, d. Red.] haben davon profitiert, die frühesten Bebopper persönlich
gehört und gekannt zu haben. Sie gaben ihrer großen Liebe zum Blues eine
Stimme. Wurden immer wieder von den
Hard-Boppern in New York engagiert. Es
gab tatsächlich nichts, was sie verpasst
hätten. Zusätzlich dazu, dass sie im
Zentrum einer Organisation standen, die
die wichtigsten Themen und sich entwickelnden Traditionen des Jazz zu etwas
völlig Neuem und Originellem zusammenbrachte, hatten Trompeter Farmer
und Saxophonist Golson in ihrer kleinen
Band auch eine einzigartige Plattform für
Golsons inspirierte Kompositionen.“ Auf
den sieben CDs der neuen Box finden
sich natürlich auch Klassiker wie „Along
Came Betty“, „Blues March“, „I Remember Clifford“, „Whisper Not“ und „Killer
Joe“, Letzterer mit einer gesprochenen
Einleitung des Komponisten. Dabei ist
Golson seine Klassiker ein wenig leid,
vor allem, weil er noch immer genötigt
wird, sie zu spielen oder aufzunehmen.
(„Killer Joe“ findet sich auch auf Golsons
aktuellem Album.) Sie könnten einen
auch vergessen lassen, dass Golson nach
wie vor arrangiert, produziert und komponiert. Was ihn antreibt? „Ein kreativer
Mensch ist nie zufrieden.“
ART FARMER/
BENNY GOLSON
The Complete Argo/
Mercury Jazztet
Sessions
06024 9863826
2004
MAI
den gesellschaftlichen Bedingungen im
Amerika der 60er Jahre einen Spiegel
vor. Free Jazz, das New Thing, New Jazz
oder Avantgarde waren künstlerisches
Echo der Politik von Black Panthers,
Freedom Riders und desillusionierten
Vietnamveteranen. Die Schreie aus dem
Saxophon Archie Shepps gaben der Frustration derjenigen eine Stimme, denen
Folksongs auf die Dauer zu zahm klangen. Die modernistischen Performances
und Happenings des Art Ensemble of Chicago brachten den Jazz zurück zu seinen
eigentlichen Wurzeln: Europa und Afrika.
Anthony Braxton spannte den Bogen
zwischen Zufallskompositionen, serieller
Musik und Multimedia. Free Jazz drang
in die Tiefen von Klang als solchem vor,
erforschte Klang um seiner selbst willen.
Viele Musiker dieser Bewegung entflohen
den für sie unerträglichen Bedingungen daheim ins europäische Exil. Der
Geist von Hoffnung und Träumen, der
Aufbruch zu neuen Ufern musikalischen
Genies, ist nun auf 15 wiederveröffent-
lichten LPs der „Free America“-Serie
nachzuhören. LPs, die noch nie auf CD
erschienen sind; einige von ihnen waren
so vergriffen, dass sie in den Diskografien
des All Music Guides im Internet vollständig fehlen. 15 Spuren eines essenziellen
Moments in der afroamerikanischen Musik. Musik, die Grafikdesigner, bildende
Künstler und Filmemacher unseres Jahrhunderts in ihren Arbeiten reflektieren.
Musik zum Anhören, zum Erkennen und
Meditieren. Vielleicht ist sie tatsächlich
zu frei für einen Tempel der Hochkultur
oder eine TV-Doku. Um es mit Gil ScottHeron zu sagen: „The revolution will not
be televised.“ Aber sie ist anzuhören, auf
15 Wiederveröffentlichungen in aufwändigen, künstlerisch designten Digipaks.
ART ENSEMBLE OF
CHICAGO
Certain Blacks
00440 0678482 (3)
2004
JUNI
Eine der größten Überraschungen des Jahres gelang DIANA KRALL
mit ihrem Album „The Girl In The Other Room“.
Die 26-jährige TORUN ERIKSEN ist die neueste Stimmentdeckung, die es aus
Norwegen zu vermelden gibt.
Von einigen Jazzjournalisten schon
längst in der übergroßen und doch
überquellenden Schublade mit der
Aufschrift „Gediegene Interpretin altbekannter Jazzstandards“ abgelegt,
vollzog Diana Krall auf ihrem neuen
Album „The Girl In The Other Room“
einen Imagewechsel, der sogar etliche
ihrer vormals heftigen Kritiker zu regelrechten Begeisterungsausbrüchen
über die frisch gebackene Ehefrau
des musikalischen Multitalents Elvis
Costello hinriss. „Diana Krall kann
sich nun nach mehreren Alben mit
Schmuse-Swing aus fremder Feder auf
das Wesentliche konzentrieren und
selbst Songs schreiben“, bilanzierte
Wie „Stereoplay“ richtig erkannte, setzt
sich Torun Eriksen „mit Gospel- und
Soul-Facetten, betont durch delikatsparsame Arrangements, selbstbewusst
von etablierten norwegischen Kolleginnen wie Silje Nergaard und Rebekka Bakken ab“. Das „WOM-Journal“
nannte „Glittercard“ „ein wirkliches
brillantes Debüt“ und schrieb: „Langsam löst sich Bugge Wesseltofts Label
vom dominierenden Elektro-Jazz. Nach
Sidsel Endresen präsentiert der Norweger mit der zauberhaften 26-jährigen
Torun Eriksen eine weitere tolle Stimme.
Im Fall Torun Eriksen ist das Etikett Jazz
eher eine Beschränkung, schließlich ist
sie ebenso souverän im Soul und R’n’B.
etwa Ralf Dombrowski in der Zeitschrift
„Stereoplay“. „Krall hat es nicht mehr
nötig zu säuseln, sie kann ihre Stimme wirken lassen und führt sie von
brüchig bluesigem Empfinden bis zu
raffiniert phrasiertem Erzählen. Sie hat
pianistisch einiges dazugelernt und
klingt stellenweise wie eine Schülerin
von Mose Allison. Die überwiegend
eigenen Lieder sind raffiniert gestaltete
Reflexionen der Lebensumstände eines
Menschen um die vierzig, musikalisch
in eine anspruchsvolle, zugleich ansprechende Jazz-Pop-Form verpackt.
Und ein paar Coverversionen – wie Joni
Mitchells ‚Black Crow‘ – zeugen von
stilsicherer Interpretationskunst.“
DIANA KRALL
Immer intensiv, mit Verneigungen vor
Aretha Franklin und Nina Simone, singt
die Osloerin – ausschließlich von akustischen Instrumenten begleitet – weich
und enorm emotional.“ Und in „Ars!“
stand zu lesen: „Musik zwischen Jazz,
Soul und 70er-Pop-Discostyle – eine
ungewöhnliche Mischung, das steht
schon fest. Die Atmosphäre ist getragen, um nicht zu sagen, reserviert. Die
traditionellen Grooves wurden traditionell aufgenommen, alles passt perfekt
zusammen. Auch die verrückte Stilvielfalt ist in sich ganz und gar harmonisch.
Mainstream und skandinavische Jazzelemente, Rhythm & Blues, ein wenig Folk,
ein bisschen Schlager, Funkmomente.“
TORUN ERIKSEN
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
Seite
5
Classics
Fünfmal Super
Zum fünften Geburtstag der SACD im Oktober
2004 waren weltweit bereits 2410 Titel in
diesem verbesserten Klangverfahren
veröffentlicht. Hier kommen fünf
Jazzklassiker dazu.
Ihr Audio war natürlich schon immer super: SHIRLEY HORN
D
er Name ist selbsterklärend: die
Super Audio CD ist eine Compact Disc mit besserem Klang.
Bei der Kodierung wird DSD
(Direct Stream Digital) verwendet, was
im Vergleich mit der bei CDs eingesetzten PCM-Methode nicht nur eine höhere
Samplingfrequenz und eine größere
Frequenzbandbreite bedeutet, sondern
auch einen deutlich erweiterten Dynamikumfang von über 120 dB. Auf einer
SACD können dabei bis zu 109 Minuten
Zweikanalton oder bis zu 80 Minuten
Mehrkanalton aufgezeichnet werden.
Als Chet Baker 1965 „Baker’s Holiday“
bei Limelight aufnahm, waren Tributalben noch nicht üblich. Dabei ist die
Umsetzung hier so ungewöhnlich, wie
die Lebensläufe von Chet und Lady Day
ähnlich sind. Mit Richard Davis am Bass,
Connie Kay am Schlagzeug, Hank Jones
am Piano, Everett Barksdale an der Gitarre und einer fünfköpfigen Hornsection,
unter anderen mit Seldon Powell am
Saxophon, spielt und singt Chet Baker
zehn Standards aus dem Repertoire von
Billie in sanft swingenden oder einfach
nur sanften Arrangements.
Das Impulse-Album „John Coltrane
And Johnny Hartman“ von 1963 muss
auf jeder einsamen Insel zu finden sein,
so oft kommt es auf den entsprechenden Listen vor. Sicherlich gibt es kaum
ein Jazzalbum, kaum eine Balladenplatte
überhaupt, die dermaßen seelen- und anspruchsvoll Liebe, Lust und Leidenschaft
preist. Das legendäre Coltrane Quartet
mit McCoy Tyner, Jimmy Garrison und
Elvin Jones ist hier zum ersten und einzigen Mal mit einem Sänger zu hören. Und
zwar mit Coltranes absoluter Lieblingsstimme, dem Bariton Johnny Hartman.
Als Joe Henderson 1992 „Lush Life“,
sein Album mit Kompositionen von Duke
Ellingtons rechter Hand Billy Strayhorn,
veröffentlichte, wurde das als „Comeback“ gefeiert. Dabei hatte der damals
55-jährige Saxophonist seit den frühen
60er Jahren kontinuierlich gearbeitet.
Nur eben nicht mit Sidemen wie diesen:
Wynton Marsalis, Stephen Scott, Christian McBride und Gregory Hutchinson
beflügelten den Althelden auf Titeln wie
„Isfahan“, „Blood Count“ oder „Johnny
Come Lately“ zu improvisatorischen Höhenflügen.
Mit „Here’s To Life“ erfüllte sich
Shirley Horn 1992 ihren lang gehegten
Traum, einmal ein Album „with strings“
mit dem Komponisten und Arrangeur
Johnny Mandel aufzunehmen. Die in
jeder Hinsicht zeitlose Sängerin und Pianistin nahm die elf eleganten Songs mit
ihrem Trio mit Charles Ables am Bass und
Steve Williams am Schlagzeug, 43 Streichern, zwei Harfenistinnen, jeder Menge
Blasinstrumenten, Perkussion, Vibraphon
und zwei Gastauftritten von Wynton Marsalis an der Trompete auf. Erst auf SACD
lässt sich dieses Meisterwerk in der überwältigenden Klangvielfalt genießen.
„Das Werk eines Genies des 20.
Jahrhunderts – von einem anderen neu
erfunden. Innovativ, mutig und schön.“
So lobte 1998 ein Aufkleber Herbie
Hancocks Album „Gershwin’s World“.
Mit Gästen wie der Sopranistin Kathleen
Battle und den Popstars Stevie Wonder
und Joni Mitchell, dazu Jazzlegenden von
Chick Corea, über Wayne Shorter bis Eddie Henderson und Junglöwen wie Kenny
Garrett und James Carter, dazu einigen
afrikanischen Perkussionisten und dem
Orpheus Chamber Orchestra machte sich
Hancock über neun Gershwin-Standards
und einige einflussreiche Werke von W.C.
Handy bis Maurice Ravel her. Die Interpretationen haben Bestand, vor allem im
nie da gewesenen Super Audio.
Alle Details zu diesen SACDs auf
www.jazzecho.de
JOE HENDERSON
Lush Life
Surround Sound SACD
06024 9861007
CHET BAKER
Baker’s Holiday
SHIRLEY HORN
Here’s To Life
Stereo-SACD
06024 9863506
Surround Sound SACD
06024 9862158
JOHN COLTRANE,
JOHNNY HARTMAN
John Coltrane And
Johnny Hartman
HERBIE HANCOCK
Gershwin’s World
Stereo-SACD
06024 9860778
Surround Sound SACD
06024 9861006
Seite
6
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
Details
Neuveröffentlichungen
Boxen & Reissues
PETER CINCOTTI
On The Moon
LINDA RONSTADT
Hummin’ To Myself
VIENNA ART ORCHESTRA
Big Band Poesie
ANDRÉS SEGOVIA
The Great Master
EmArcy/Concord 06024 9824924
Verve 06024 9860521
EmArcy 06024 9867710
MUSIKER: Peter Cincotti: vocals, piano &
arrangements, Scott Kreitzer: tenor sax,
Brad Leali: alto & tenor saxes, Gary
Smulyan: baritone sax, Barry Danielian:
trumpet, Wycliffe Gordon: trombone,
Sam Yahel: Hammond B3 organ, Jeff
Mironov: guitars, William Galison:
harmonica, Barak Mori: basses, Mark
McLean: drums, percussion &
arrangements, Kenny Washington:
drums, Bashiri Johnson: percussion, Rob
Mathes & Rob Mounsey: string & horn
arrangements & conduction, Elena
Barere: concert master
MUSIKER: Linda Ronstadt: vocals, Jim Horn,
David „Fathead“ Newman & Bob Sheppard:
tenor saxes, Dan Block: clarinet, Steve
Bernstein, Jon-Erik Kellso & Bob Summers:
trumpets, Roy Hargrove & Mike Haynes:
flugelhorn, Warren Bernhardt, Alan
Broadbent: piano, Larry Koonse & Bob Mann:
guitars, Trey Henry & Christian McBride:
basses, Peter Erskine & Lewis Nash: drums,
Armen Arnassian & Eugene Drucker: violins,
John Catchings, Roberta Cooper & Alexander
Zhiroff: cellos, Alan Broadbent: arrangements
MUSIKER: Anna Lauvergnac: voice, Thorsten
Benkenstein, Matthieu Michel, Thomas
Gansch & Jörg Engels: trumpets, Adrian
Mears: trombone & didgeridoo, Robert
Bachner & Christian Muthspiel: trombones,
Ed Partyka: bass trombone & tuba, Klaus
Dickbauer: alto sax, clarinets & flute, Florian
Bramböck: alto sax & bass clarinet, Harry
Sokal: tenor & soprano saxes, Andy Scherrer:
tenor sax, Herwig Gradischnig: baritone sax
& bass clarinet, Alegre Corrêa: guitar &
percussion, Martin Koller: guitar &
electronics, Georg Breinschmid: bass, Mario
Gonzi: drums, Mathias Rüegg: conduction,
all compositions & arrangements
Deutsche Grammophon 474 961-2
(2 CDs)
SONGS: St. Louis Blues / Some Kind Of
Wonderful / I Love Paris / On The Moon /
Bali Ha’i / He’s Watching / Raise The Roof
/ The Girl For Me Tonight / You Don’t
Know Me / I’d Rather Be With You / Up
On The Roof / Cherokee
SONGS: Never Will I Marry / Miss Otis
Regrets / I Fall In Love Too Easily / I’ve Never
Been In Love Before / Tell Him I Said Hello /
Get Out Of Town / Hummin‘ To Myself / Blue
Prelude / I’ll Be Seeing You / Cry Me A River /
Day Dream
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SONGS: We Take Pride In Being Able To Play
The Shit Out / Everything Has Its Own Time /
Music Is Music, That’s It / The Music Is Like A
Journey / Writing For Big Bands Is Like Going
Home / Insecurity Is The Secret Of Eternal
Youth / Music Is A Very Personal Thing,
Strictly Individual / If The Blues Was Whiskey,
I Would Stay Drunk All The Time / We Get
Our Kicks From Playing / There Is Nothing To
Me. It’s Just The Band / I Sincerely Believe In
Jazz / I Helped To Kill The Dance Business
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BRAZILIAN GIRLS
Brazilian Girls
NYLON
Die Mixe
ROY HARGROVE & THE RH FACTOR
Strength EP
Verve Forecast 06024 9863413
Boutique 06024 9868563 1 (Maxi-Vinyl)
Verve 06024 9863348 (EP)
MUSIKER: Sabina Sciubba: vocals, Didi
Gutman: keyboards & programming,
Jesse Murphy: bass, Aaron Johnston:
drums & percussion u.a.
MUSIKER UND SONGS: Im 80. Stockwerk –
perlonisiert von Morane / Feuerzeug – Static
Remix, Remix and additional production by
Hanno Leichtmann / Im 80. Stockwerk –
Elektro Lassi Remix by Illvibe and Dirk Berger,
gemischt von Stefan Rogall
MUSIKER: Roy Hargrove: trumpet, flugelhorn,
arrangements & background vocals, Omar:
vocals, Keith Anderson alias DNK & Jacques
„Brother Jacques“ Szwarcbart: saxes, James
Poyser, Bobby Sparks & Bernard Wright:
keyboards, „Spanky“ Chalmers Alford:
guitars, Pino Palladino & Reggie Washington:
basses, Willie Jones III & Jason „JT“ Thomas:
drums
SONGS: Homme / Don‘t Stop / Lazy
Lover / Sirènes de la fête / Corner
Stone (Drunkenstone) / Long / Pussy
/ Die Gedanken sind frei / All We Have
/ Dance Till The Morning / Me gustas
quando callas / Ships In The Night
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SONGS: Rich Man’s Welfare / Bob Drop /
Strength / Listen Here / For Fun / Universe
Veröffentlichung: 10.01.2005
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MUSIKER: Andrés Segovia: classical
guitar, Riccardo Brengola & Mario Benvenuti: violins, Giovanni Leone: viola, Lino
Filippini: cello, Mario Castelnuovo-Tedesco, Heitor Villa-Lobos, Federico Moreno
Torroba, Oscar Esplá, Antonio Lauro,
Manuel Ponce, Alessandro Scarlatti, Luis
de Milan, Robert de Visée, Luis de Narváez, John Dowland, Domenico Scarlatti,
Silvius Leopold Weiss, Georg Friedrich
Händel & Alexander Tansman: compositions
SONGS: Platero And I, Op. 190: Platero –
Melancolia – Angelus – Golondrinas – La
arrulladora / Quintet For Guitar And
Strings, Op. 143 / Etudes (12) For Guitar,
W 235: No. 8 In C Sharp Minor – Etude In
E Minor / Characteristic Pieces (6) For
Guitar: No. 5, Albada / Sonatina For Guitar In A Major /Levantinas: No 1 / Levantinas: No. 2 / Valses (4) Venezolanos For
Guitar: No. 3, Natalia / Criolla / Canción
popular gallega / Sonatina Meridional:
Allegretto „Canción y paisage“ / Preambulo And Allegro Vivo For Keyboard / Libro de musica de vihuela de mano intitulado „El maestro“: Pavana No. 6 In D Major
– Pavana No. 5 / Suite For Guitar No. 9 In
D Minor: Passacaille / Mille regretz „La
canción del emperador“ / Diferencias
sobre „Guardame las vacas“ / Lachrimae
Or Seaven Teares: Captaine Piper His
Galiard / Allemande / Preambulo And
Allegro Vivo / Suite For Guitar In A Minor:
Gavotte / Sonata For Harpsichord In A
Major, K 391 / Fantasia For Lute In C
Major / Prelude For Guitar In B Minor /
Balletto For Guitar / Gigue For Guitar /
Suite For Keyboard In G Minor, HWV453:
2nd Movement, Entree / Gavotte For
Harpsichord In G Major, HWV 491 /
Minuet In G Major, HWV 530 / Suite In
Modo Polonico / Preludes (6) For Guitar /
Piezas (4) For Guitar: Valse
Es gibt kaum einen Musiker, der sein
Instrument so geprägt hat, wie Andrés
Segovia, der allgemein als Erfinder der
klassischen Gitarre gilt. 1893 im südspanischen Linares geboren, machte er es
sich zur Lebensaufgabe, das einstige Bauerninstrument in jeden Konzertsaal und
jede Musikschule der Welt zu bringen.
Segovias Technik, die nicht nur die Fingerspitzen, sondern die gesamte rechte
Hand einsetzte, lernten in seinen Gitarrenkursen und -schulen Generationen
von Musikern, darunter Alirio Diaz, Oscar
Ghiglia und John Williams.
Als Segovia im Juni 1987 starb, hatte er
weit über 75 Jahre Bühnenerfahrung und
dutzende Schallplatten aufgenommen.
Umso erstaunlicher ist es, dass einige seiner besten Aufnahmen nie auf CD zu
bekommen waren oder gar nicht erst
erschienen sind. Die Doppel-CD „The
Great Master“ schließt große Lücken. Das
gesamte Repertoire der Veröffentlichung
erscheint zum ersten Mal bei der Deutschen Grammophon. Wo einzelne Titel
früher schon von Segovia eingespielt zu
haben waren, wurden für diese CD andere Aufnahmen ausgewählt. Insgesamt
über eine Stunde Material erscheint überhaupt zum ersten Mal auf CD.
Auch die Materialauswahl wird diesem
großen Gitarristen gerecht: Mit vielen
der Komponisten war Segovia befreundet
und einige der Kompositionen gehen auf
seine Anregungen zurück.
VARIOUS ARTISTS
The Complete Norman Granz
Jam Sessions
Verve 06024 9863460
(5 CDs)
MUSIKER: Harry Edison, Roy Eldridge, Dizzy
Gillespie & Charlie Shavers: trumpet, Bill
Harris: trombone, Benny Carter, Johnny
Hodges, Charlie Parker & Willie Smith: alto
saxes, Stan Getz, Wardell Gray, Illinois
Jacquet, Flip Phillips & Ben Webster: tenor
saxes, Buddy DeFranco: clarinet, Count Basie:
piano & organ, Oscar Peterson & Arnold
Ross: pianos, Lionel Hampton: vibraphone,
Herb Ellis, Freddie Green & Barney Kessel:
guitars, Ray Brown & John Simmons: basses,
Louie Bellson, J.C. Heard & Buddy Rich:
drums
SONGS: Jam Blues / Ballad Medley: All The
Things You Are – Dearly Beloved – The
Nearness Of You – I’ll Get By – Everything
Happens To Me – The Man I Love – What’s
New? – Someone To Watch Over Me – Isn’t It
Romantic? / What Is This Thing Called Love? /
Funky Blues / Apple Jam / Ballad Medley:
Indian Summer – Willow Weep For Me – If I
Had You – (I Don’t Stand) A Ghost Of A
Chance With You – Love Walked In – Body
And Soul – Nancy (With The Laughing Face)
– I Hadn’t Anyone Till You / Oh, Lady, Be
Good! / Blues For The Count / Jamming For
Clef / Rose Room / Stompin’ At The Savoy
(Part 1) / Stompin’ At The Savoy (Part 2) /
Blue Lou / Just You, Just Me / Jam Blues /
Ballad Medley: Tenderly – I’ve Got The World
On A String – What’s New? – I Got It Bad And
That Ain’t Good – Don’t Blame Me –
Imagination – Someone To Watch Over Me –
Body And Soul – She’s Funny That Way /
Funky Blues / Lullaby In Rhythm
Aufnahmedatum: 1952 bis 1954
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ANITA O’DAY
Swings Rodgers And Hart
Verve Master Edition 06024 9862103
MUSIKER: Anita O’Day: vocals, Pete Candoli,
Conrad Gozzo & Uan Ransey: trumpets,
Murray McEachern, Ed Kusby, Tommy
Pederson, Bill Schaeffer & Tommy Shepard:
trombones, Ted Nash & Wilbur Schwartz:
alto saxes, Justin Gordon & Fred Fallensby:
tenor saxes, Chuck Gentry: baritone sax, Joe
Castro: piano, Al Hendrickson: guitar, Ralph
Pena: bass guitar, Stan Levey & Irv Cottler:
drums, Billy May: arrangements &
conduction, unknown strings
SONGS: Johnny One Note / Little Girl Blue /
Falling In Love With Love / Bewitched,
Bothered, And Bewildered / I Could Write A
Book / Have You Met Miss Jones? / Lover / It
Never Entered My Mind / Ten Cents A Dance
/ I’ve Got Five Dollars / To Keep My Love Alive
/ Spring Is Here
Aufnahmedatum: 1960
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JAMIE CULLUM
Live At Blenheim Palace
FEMI KUTI
Best Of Femi Kuti
VARIOUS ARTISTS
The Motorcycle Diaries OST
JOE SAMPLE
Soul Shadows
PEGGY LEE
Black Coffee
Universal 986 7534 (DVD)
Barclay 06024 9822324
Deutsche Grammophon 00289 4775019
GRP 06024 9862775
Verve Master Edition 06024 9863193
MUSIKER: Jamie Cullum: piano, vocals,
Geoff Gascoyne: double bass, Sebastian
De Kromm: drums, Malcolm Macfarlane:
guitars, John Hoare: trumpet, Ben Castle:
saxophone, Barnaby Dickinson: trombone, London Session Orchestra featuring Gavyn Wright, Jacky Shave, Bruce
White, Dave Daniels: strings
MUSIKER: Femi Anikulapo-Kuti: alto
saxophone, vocals, Shade Alalade,
Olusoladegbin Anikulapo-Kuti, Yeni
Anikulapo-Kuti, Funke Anikulapo-Kuti: vocals,
Adeyinka Osindeinde, Oluwagbemiga
Oyetegbe: tenor saxophone, Oluwaseyi
Clegg: baritone saxophone, Olufemi Fadipe:
guitar, Gbenga Laleye: trumpet, Tiwalade
Ogunlowo: trombone, Olayinka Oluwole:
keyboards, Muyiwa Oke, Tosin Aribisala,
Samuel Aina: drums, Gbenga Obisesan,
Olusegun Damisa, Samson Olawale:
percussion, Oluwaseyi Clegg: flute
MUSIKER: Gustavo Santaolalla: guitars,
guitarron, ronroco, charango, caja, pipes,
percussion, vibes, flutes, bass, Don Markese:
flutes, Braulio Barrera: cajón, Javier Casalla:
violin, Anibal Kerpel: vibes
MUSIKER: Joe Sample: piano solo
MUSIKER: Peggy Lee: vocals, Pete Candoli:
trumpet, Jimmy Rowles & Lou Levy: pianos,
Bill Pitman: guitar, Larry Bunker: vibraphone,
drums & percussion, Stella Castellucci: harp,
Max Wayne: acoustic bass guitar, Buddy
Clark: bass guitar, Ed Shaughnessy: drums
SONGS: I Get A Kick Out Of You / Frontin
/ Twentysomething / All At Sea / Old
Devil Moon / God Only Knows / What A
Difference A Day Made / Why Do Today
What You Can Do Tomorrow / Next Year
Baby / Wind Cries Mary / Lover You
Should Have Come Over / High And Dry
– Singin In The Rain / These Are The Days
/ I Could Have Danced All Night / But For
Now
Extras: Busking In San Francisco / Live UK
Festival Footage / I Wanna Be A Popstar /
All At Sea Video / These Are The Days
Video / Wind Cries Mary Video / Making
The Wind Cries Mary Video
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SONGS: Truth Don Die / Beng Beng Beng /
What Will Tomorrow Bring / Sorry Sorry /
Scatta Head / Do Your Best / Walk On The
Right Side / Traitors Of Africa / ’97 / Fight To
Win / Missing Link / Stop AIDS
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SONGS: Apertura / Lago frías / Chipi chipi /
Montana / Sendero / Procesión / Jardín / La
partida / La muerte de la poderosa / Lima /
La salida de lima / Zambita / Qué rico el
mambo / Circulo en el río / Amazonas /
Cabalgando / Leyendo en el hospital / El
cruce /Partida del leprosario / De usuahia a la
quiaca / Revolución caliente / Al otro lado del
río: Jorge Drexler: guitar, programming,
vocals, Jeff Eckels: bass, Carina Voly: cello,
John Vriesacker: violin, Ana Laan: background
vocals, Ben Sidran: piano, Leo Sidran:
percussion, programming, piano
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SONGS: How You Gonna Keep ‘Em Down
On The Farm? / Ain’t Misbehavin’ / Avalon
/ Soul Shadows / I Got Rhythm / I Got It
Bad And That Ain’t Good / Spellbound /
It’s A Sin To Tell A Lie / The Entertainer /
Shreveport Stomp / Embraceable You /
Jitterbug Waltz
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SONGS: Black Coffee / I’ve Got You Under
My Skin / Easy Living / My Heart Belongs To
Daddy / It Ain’t Necessarily So / Gee, Baby
Ain‘t I Good To You? / A Woman Alone With
The Blues / I Didn’t Know What Time It Was /
When The World Was Young (Ah, The Apple
Trees) / Love Me Or Leave Me / You’re My
Thrill / There’s A Small Hotel
Aufnahmedatum: 1953
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ART FARMER/BENNY GOLSON
JAZZTET
The Complete Argo/
Mercury Jazztet Sessions
Argo/Mercury 06024 9863826
(7 CDs)
MUSIKER: Art Farmer: trumpet &
flugelhorn, Ray Copeland, Rolf Ericson,
Bernie Glow, Freddie Hubbard, Ernie
Royal, Paul Serrano, Clark Terry, Nick
Travis & Snooky Young: trumpets, Jimmy
Cleveland, Bill Elton, Curtis Fuller, Urbie
Green, Tom McIntosh, Tommy Mitchell &
Grachan Moncur III: trombones, Paul
Faulise & Tony Studd: bass trombones,
Ray Alonge, Jimmy Buffington, Bob
Northern & Willie Ruff: French horns,
Benny Golson & Hal McKusick: tenor
saxes, Sol Schlinger & Sahib Shihab:
baritone saxes, Danny Bank, Ray
Beckenstein, Phil Bodner, Walt Levinsky,
Romeo Penque, Stan Webb & Phil
Woods: reeds, Tommy Flanagan, Wynton
Kelly, Harold Mabern, McCoy Tyner &
Cedar Walton: pianos, Barry Galbraith &
Jim Hall: guitars, Ron Carter, Paul
Chambers, George Duvivier, Addison
Farmer, Herbie Lewis & Tommy Williams:
basses, Jimmy Cobb, Albert „Tootie“
Heath, Lex Humphries, Roy McCurdy,
Charlie Persip & Arthur Taylor: drums,
Ray Barretto & Willie Rodriguez:
percussion, Oliver Nelson: arrangements
& conduction, John Lewis: arrangements
SONGS: Serenata / It Ain’t Necessarily So
/ Avalon / I Remember Clifford / Blues
March / It’s All Right With Me / Park Avenue Petite / Mox Nix / Easy Living / Killer
Joe / The Cool One/ Blues On Down / HiFly / My Funny Valentine / Wonder Why /
Con Alma / Lament / Bean Bag / Five
Spot After Dark / Bel / Milano / Django /
New York 19 / 2 Degrees East, 3 Degrees
West / Odds Against Tomorrow / Junction / Farmer’s Market / Darn That Dream
/ Shutterbug / ’Round Midnight / A
November Afternoon / Tonk / Rue Prevail
/ Richie’s Dilemma / Whisper Not / Tonk
(45 Take) / Just In Time / Ruby My Dear /
In Love In Vain / Sonny’s Back / Sonny’s
Back (45 Take) / Space Station / Domino /
Another Git Together / Along Came Betty
/ This Nearly Was Mine / Reggie / Another Git Together (45 Take) / So Beats My
Heart For You / Goodbye Old Girl / Who
Cares? / Out Of The Past / Younger Than
Springtime / The Best Thing For You Is
Me / I’m A Fool To Want You / That Old
Devil Called Love / Punsu / The Day After
/ Lullaby Of The Leaves / Kayin’ / Tonk /
Blue Room / Change Partners / Nobody’s
Heart / How Am I To Know? / The Masquerade Is Over / Dear Kathy / Three Little Words / Turning Point / Stella By Starlight / Alone Together / Sock Cha / Mad
About The Boy / Just By Myself / Shades
Of Stein / My Romance / Just In Time /
You’re My Thrill / My Heart Belongs To
Daddy / The Best Thing For You Is Me /
Impromtune / Little Karin / Swing It / I
Fall In Love Too Easily / Out Of This
World / The Touch / Time / Street Of
Dreams / Rain Check / Rue Prevail / The
Sweetest Sounds / My Romance / Fly Me
To The Moon / Naima / Ruby
Aufnahmedatum: 1960 bis 1962
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Seite
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
7
Details
Rune Grammofon
ARVE HENRIKSEN
Chiaroscuro
ECM
SUSANNA AND THE
MAGICAL ORCHESTRA
List Of Lights And Buoys
Rune Grammofon 06024 9823761
MUSIKER: Arve Henriksen: trumpet, vocal &
electronics, Jan Bang: live sampling &
samples, Audun Kleive: drums & percussion
SONGS: Opening Image / Bird’s-Eye-View /
Chiaro / Holography / Blue Silk / Parallel
Action / Circled Take / Scuro / Time Lapse /
Ending Image
Für die Realisierung seines zweiten
Soloalbums „Chiaroscuro“ tat sich der
norwegische Trompeter Arve Henriksen mit
Schlagzeuger Audun Kleive und dem
Klangkünstler Jan Bang zusammen. Kleive
kennt man nicht nur durch seine eigenen
Aufnahmen für Bugge Wesseltofts Label
Jazzland Recordings, sondern auch durch
seine ECM-Einspielungen mit Terje Rypdal,
während Bang vor allem durch die
Kooperation mit Nils Petter Molvær, Bugge
Wesseltoft und Ketil Bjørnstad ins
Rampenlicht rückte. Das Trio erschafft
musikalische Soundscapes, in denen die
Klänge der Trompete den natürlichen
Mittelpunkt bilden. Aber es gibt auch Platz
für die wortlosen Vokalisen, mit denen
Henriksen schon auf einigen SupersilentAufnahmen verblüffte. „Chiaroscuro“ dürfte
Fans von Ambient Music genauso ansprechen
wie eingefleischte Jazzhörer oder Freunde so
genannter Weltmusik.
TRYGVE SEIM
Sangam
ECM 00440 0381222
Rune Grammofon 06024 9823775
MUSIKER: Trygve Seim: tenor & soprano
saxes, Håvard Lund: clarinet & bass clarinet,
Nils Jansen: bass sax & contra-bass clarinet,
Arve Henriksen: trumpet, Øyvind Brække &
Helge Sunde: trombones, Tone Reichelt:
French horn, Lars Andreas Haug: tuba, Frode
Haltli: accordion, Morten Hannisdal: cello,
Per Odd-var Johansen: drums, string
ensemble conducted by Christian Eggen
MUSIKER: Susanna Karolina Wallumrød:
vocals, Morten Qvenild: harmonium &
autoharp, Andreas Mjøs: vibraphone, guitar,
timpani, programming & additional
electronics
SONGS: Who Am I? / Jolene / Turn The Pages
/ Friend / Hello / Believer / Sweet Devil / Baby
/ Time / Distance Blues And Theory / Go
Hinter Susanna And The Magical Orchestra
stecken die 24-jährige Sängerin Susanna
Wallumrød, die jüngere Schwester des ECMPianisten Christian Wallumrød, und der 25jährige Keyboarder Morten Qvenild, der bis
vor kurzem Mitglied der hippen Jazz-RockBand Jaga Jazzist war. Unterstützt wurden die
Sängerin und ihr magisches Ein-MannOrchester bei der Einspielung ihres Debütalbums von dem Multiinstrumentalisten und
Produzenten Andreas Mjøs, der mit Qvenild
schon bei Jaga Jazzist zusammenspielte. Ihre
Musik ist äußerst introvertiert, spartanisch
und melancholisch und wurde in Rezensionen
schon des Öfteren mit der von Björk, Tom
Waits und Sidsel Endresen verglichen. Neben
gelungenen Coverversionen von Leonard
Bernsteins „Who Am I?“ und Dolly Partons
„Jolene“ präsentieren Susanna und Morten
neun eigene Kompositionen, die allesamt
unterstreichen, dass sie eine für ihr Alter
ungewöhnliche Reife als Songwriter besitzen.
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EmArcy/Universal France
00440 0678482 3
EmArcy/Universal France
00440 0678612 4
Seit es ihn gibt, war Jazz der Pulsschlag
der Pariser Kulturszene. Vier prächtige
Boxen im LP-Format mit je drei CDs und
einem schweren Booklet zeichnen die
Geschichte der Stadt und ihrer Musik
nach. Veröffentlichung: 06.12.2004
ROSWELL RUDD
Featuring John Tchicai
ART ENSEMBLE OF CHICAGO
Art Ensemble Of Chicago
With Fontella Bass
EmArcy/Universal France
00440 0678682 7
EmArcy/Universal France
00440 0678652 0
ARCHIE SHEPP & CHICAGO BEAU
Black Gipsy
ART ENSEMBLE OF CHICAGO
Phase One
EmArcy/Universal France
00440 0678492 2
EmArcy/Universal France
00440 0678662 9
STEPHAN MICUS
Life
ECM 06024 9818811
MUSIKER: Stephan Micus: bagana,
Balinese & Burmese gongs, Bavarian
zither, bowed bagana, dilruba, dondon,
kyeezee, maung, nay, sho, Thai singing
bowls, Tibetan chimes & cymbals, tin
whistle & voice
SONGS: Narration One And The Master’s
Question / The Temple / Narration Two /
The Monk’s Answer / Narration Three /
The Master’s Anger / Narration Four /
The Monk’s Question / The Sky / The
Master’s Answer
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Brasil
Jazz In Paris
STEVE LACY QUINTET
The Gap
MUSIKER: Anja Lechner: cello &
arrangements, Vassilis Tsabropoulos: piano &
arrangements
SONGS: Sangam / Dansante / Beginning An
Ending / Himmelrand i tidevand, Part I /
Himmelrand i tidevand, Part II / Himmelrand
i tidevand, Part III / Himmelrand i tidevand,
Part IV / Trio / Prayer
EmArcy 06024 9824811 9
ART ENSEMBLE OF CHICAGO
Certain Blacks
ECM 06024 9819613
SONGS: Chant From A Holy Book / Bayaty /
Prayer / Duduki / Interlude I: Trois morceaux
après des hymnes byzantins / I / II / III /
Dance / Chant / Interlude II / Assyrian
Women Mourners / Armenian Song / (No.
11) / Woman’s Prayer / Chant From A Holy
Book, Variation 1
NARA LEÃO
Muse Of Bossa Nova – The Very Best Of
Nara Leão
Free America
ANJA LECHNER & VASSILIS
TSABROPOULOS
Chants, Hymns And Dances /
Music By George Ivanovich Gurdjieff
& Thomas de Hartmann
SONGS: Além do horizonte / Telefone /
Odara / Desafinado / A banda / Opinião /
Águas de março / Corcovado / O barquinho /
14 anos / Noite dos mascarados / Debaixo
dos caracóis dos seus cabelos / Acender as
velas / Lindonéia / Promessas de você /
Consolação / João e Maria / Wave / Olê, olá /
Sabe você / Insensatez / Minha namorada /
Penas do tiê / Marcha da quarta-feira de
cinzas / Nana
Aufnahmedatum: 1962 bis 1985
VARIOUS ARTISTS
Jazz In Paris – VOL. I
CHAMPS-ÉLYSÉES 1917–1949
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981 255-3 (3 CDs)
Weihnachts-CDs
VARIOUS ARTISTS
Jazz In Paris – VOL. II
MONTMARTRE 1924–1939
CHICO BUARQUE
Sixty Years On – Favourites
SÉRGIO MENDES
The Swinger From Rio – Favourites
EmArcy 06024 9824349 7
EmArcy 06024 9824791 4
SONGS: A banda / Roda viva / Apesar de
você / Madalena foi pro mar / Almanaque /
Feijoada completa / Trocando em miudos /
Samba de Orly / Sonho de um carnaval /
Noite dos mascarados / Sem fantasia /
Tatuagem / Tanto mar / Bye, Bye Brasil / Atrás
da porta / Você não entende nada /
Cotadiano / Filosofia / Bárbara / Bastidores /
Olê, olá / João e Maria / Vai passar / Pedro
pedreiro
SONGS: Chove chuva / Mas, que nada /
País tropical / Wave / One Note Samba –
Spanish Flea / Night And Day / The Fool
On The Hill / The Look Of Love / Ela é
carioca / Desafinado / Pretty World /
Watch What Happens / Look Around /
Like A Lover / Só tinha de ser com você /
Puzzle Of Hearts / Never Gonna Let You
Go / Outra vez / Trilhos urbanos / Promessa de pescador / The Frog / Tristeza
de nós dois / Bim bom / Só danço samba
Aufnahmedatum: 1966 bis 1984
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Aufnahmedatum: 1962 bis 1996
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981 255-7 (3 CDs)
ALAN SHORTER
Tes Esat
PAUL BLEY
Improvisie
VARIOUS ARTISTS
Jazz In Paris – VOL. III
SAINT-GERMAIN-DES-PRÉS
1946–1956
EmArcy/Universal France
00440 0678642 1
EmArcy/Universal France
06024 9806916 5
ANTHONY BRAXTON
Saxophone Improvisations, Series F
EmArcy/Universal France
00440 0678582 0
(2 CDs)
CLIFFORD THORNTON
The Panther And The Lash
981 256-5 (3 CDs)
WILL DOWNING
Christmas, Love And You
RAMSEY LEWIS
Sounds Of Christmas
LAURA FYGI
The Very Best Time Of The Year
EmArcy/Universal France
00440 0678692 6
VARIOUS ARTISTS
Jazz In Paris – VOL. IIII
RIVE GAUCHE, RIVE DROITE
1956–1959
GRP 06024 9862666
Verve (LPR) 06024 9862778
06024 9868590
MUSIKER: Will Downing: vocals, Gerald
Albright & David Sanborn: alto saxes, Kirk
Whalum: tenor sax, Najee: flute, Jabba:
vocals, Chris „Big Dog“ Davis, Rex Rideout &
Joe Sample: keyboards, Ira Siegel: guitars,
Tollak Ollestad: harmonica, Carl Carter,
Melvin Davis, Ronnie Garrett, Anthony
Jackson & Dwayne „Smitty“ Smith: basses,
Charley Drayton, Mike White & Buddy
Williams: drums, Bashiri Johnson: percussion,
u.v.a.
MUSIKER: Ramsey Lewis: piano, Eldee Young:
bass guitar, Redd Holt: drums, Sol Bobrou,
David Chausow, Leonard Chausow, Oscar
Chausow, Karl Fruh, Irving Kaplan, Harold
Kupper, Abe Meltzer, Emil Podsada &
Theodore Silavin: strings
Musiker: Laura Fygi: vocals /
Rob Pronk: arrangements
MAL WALDRON
With Steve Lacy Quintet
ANTHONY BRAXTON
Donna Lee
981 256-1 (3 CDs)
EmArcy/Universal France
00440 0678622 3
EmArcy/Universal France
00440 0678632 2
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FRANK WRIGHT QUARTET
Uhuru Na Umoja
DAVE BURRELL
After Love
EmArcy/Universal France
00440 0679402 0
EmArcy/Universal France
00440 0678672 8
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EMERGENCY
Homage To Peace
EmArcy/Universal France
06024 9806917 2
SONGS: The Little Drummer Boy / Christmas,
Love And You / The First Noël / Christmas
Time Is Here / White Christmas / All I Want
For Christmas Is You / Love On Christmas
Morning / Have Yourself A Little Christmas /
Christmas Time After Time / The Christmas
Song
SONGS: Merry Christmas Baby / Winter
Wonderland / Santa Claus Is Coming To Town
/ Christmas Blues / Here Comes Santa Claus /
The Sound Of Christmas / The Christmas
Song / God Rest Ye Merry Gentlemen / Sleigh
Ride / What Are You Doing New Year’s Eve?
Aufnahmedatum: 1961
Songs: Have Yourself A Merry Little
Christmas / The Christmas Waltz /
What Are You Doing New Year‘s Eve? /
Sleigh Ride / The Very Best Time Of
Year / Winter Wonderland / Christmas
Morning / Once A Year Miracle / A
Song For Christmas / Merry Christmas,
Darling / Christmas Time Is Here / The
Christmas Song / Noël a Paris
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Seite
8
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
Call & Response
Nach Paris, der Mucke wegen
MADELEINE PEYROUX und TERRY CALLIER: Zwei Amerikaner mit französischen Namen, die beide Paris-Fans sind, entdecken weitere überraschende Gemeinsamkeiten.
Terry Callier: Wir haben echt Glück, dass
wir überhaupt miteinander sprechen.
Noch vor einer halben Stunde war die
gesamte Telefonanlage hier im Hotel in
London kaputt. Und von den drei Telefonen in diesem Zimmer funktioniert auch
jetzt erst nur eines.
Madeleine Peyroux: Und doch klingt es
bei mir hier im Hotel in Vancouver, als
wärst du nebenan. Wunder der Technik!
Callier: Ich sage es dir. Das ist auch etwas,
was mir an deiner CD gefällt. Dass da
viele akustische Instrumente im Spiel sind.
Wenn man einstöpselt und verkabelt und
anzapft, hat man immer ein Problem,
wenn der Strom ausfällt. Ich sage meinen
Musikern immer, man muss sich so frei
wie möglich von der Technik machen.
Und wenn es irgend möglich ist, versuche
ich mit allen Musikern gleichzeitig
aufzunehmen. Ich kann mich noch an die
Zeit erinnern, als ich das Glück hatte, mit
Charles Stepney für Chess in Chicago zu
arbeiten. Er glaubte fest an dieses Prinzip.
Wenn er mit einem Streichorchester und
einer Bigband und Perkussionisten und
Sängern und all dem aufnahm, dann
wollte er all diese Musiker zur selben Zeit
im Studio haben. Ich kann mich noch
daran erinnern, als ich zum ersten Mal vor
so einem Ensemble im Studio stand und
anfing zu singen. Es war unglaublich.
Peyroux: Mich würde interessieren, was du
denkst, was sich musikalisch in den letzten
Jahren besonders verändert hat. Als ich in
Brooklyn aufwuchs, waren zwar Madonna
und Michael Jackson in den Charts, aber
zu Hause hörten wir nur Sachen aus den
30ern und 40ern. Für mich zählten wohl
immer weniger die Hits als die Leute, die
diese Musik zu dem machen, was sie ist.
Callier: Stimmt. Und Menschen sind
„Folk“ und deshalb ist alle Musik „Folk
Music“. (beide lachen) Ich versuche
inzwischen so weit zurückzuhören,
wie es Aufnahmen gibt. Anfang des
Jahres habe ich einige Aufnahmen von
Louis Armstrongs Hot Five und Hot Seven
bekommen. Da sind Sachen dabei, die er
damals gespielt hat, die noch heute keiner
so spielen kann. Man kommt einfach nicht
gegen diese Gefühle an. Und wenn solche
unglaublichen Gefühle im Spiel sind, wird
die Musik dazu nie veraltet sein. Ich hatte
eine Chance, mir deine CD anzuhören. Es
gab mal eine Band in Frankreich, Hot Club
de France, mit diesem Gitarristen Django
Reinhardt, und daran erinnert sie mich
sehr. Obwohl sie absolut nicht „retro“ ist.
Außerdem gibt es da eine Erinnerung an
Billie Holiday in deiner Stimme. Ich weiß
nicht, ob dir das bewusst ist und wie viel
du von ihr gehört hast. Aber es gibt ganz
bestimmt eine spirituelle Verbindung
zwischen euch. Ich selbst habe auf einigen
Stücken meiner neuen CD versucht,
wie Billie Holiday zu klingen. Besonders
auf „Blues For Billie Holiday“ habe ich
versucht, Phrasen so zu formen, wie es
Billie getan hat. Sie war eine Phrasenformerin erster Klasse. Viele Sänger können
bestimmte Noten an einem besonderen
Ort platzieren, aber ihr gelang das mit
kompletten Phrasen. Und das macht den
Unterschied.
Peyroux: Billie wird oft unterschätzt,
denke ich. Ich habe gerade mit jemandem
über Frank Sinatra gesprochen, der ja
selbst meinte, er hätte alles davon gelernt,
dass er immer wieder Billie Holiday gehört
hat. Frank habe ich nicht so viel gehört,
aber Billie natürlich sehr viel. Auch schon
damals, als ich noch in Paris lebte und
Straßenmusik gemacht habe. Wir haben
auch viel Django gehört und sogar einen
Song gespielt, mit dem er einen Hit hatte:
„Back In Nagasaki“. Ach ja, Paris. Das ist
irgendwie immer noch eine Art neutraler
Boden, besonders für Intellektuelle und
Künstler aus aller Welt.
Callier: Ich wünschte mir manchmal,
dass ich das gesamte Frühjahr in Paris
verbringen könnte. Von Februar bis Mai.
Ich denke, das würde mir sehr gut tun und
mir auch dabei helfen, einige der Dinge zu
Papier zu bringen, die mir auf der Seele
liegen. Paris hat diese besondere kreative
Atmosphäre, besonders im Frühjahr.
Peyroux: Hast du als Songwriter angefangen oder immer schon selbst gesungen?
Callier: Ich habe eigentlich immer schon
beides gemacht. Von 1970 bis 1976
habe ich mit einer Gruppe gearbeitet,
die sich Chicago Songwriters Workshop
nannte und vom R’n’B-Sänger Jerry Butler
gesponsort wurde. Wir haben damals
MADELEINE PEYROUX
1974 Madeleine Peyroux kommt in
Athens, Georgia, zur Welt.
1988 Mit der mittlerweile geschiedenen Mutter zieht sie nach Paris.
1990 Mit der Straßenmusikkapelle
The Lost Wandering Blues & Jazz
Band geht sie auf Tour durch
europäische Fußgängerzonen
und Marktplätze.
1995 Mit eben 21 bekommt sie einen
Plattenvertrag bei Atlantic. Das
Album „Dreamland“, unter
anderem mit James Carter und
Cyrus Chestnut, wird im Jahr
darauf ein enormer Erfolg.
1996 Nach 200.000 verkauften
„Dreamland“-CDs und Auftritten im Vorprogramm von
Cesária Évora, Sarah McLachlan
und Nina Simone, wird sie aufgrund von Umstrukturierungen
bei Atlantic aus ihrem Vertrag
entlassen.
2004 Mit „Careless Love“, ihrem wunderschönen Album mit außerordentlich eigenartigen Versionen
selten gehörter Swing-, Bluesund Countrysongs, meldet sie
sich zurück.
hundert Dollar die Woche verdient und
meine Miete waren damals hundert Dollar
im Monat. Da habe ich aber auch schon
selbst gesungen und Platten aufgenommen. Aber der Workshop gab mir eine
enorme Freiheit. Zum Beispiel, Auftritte
abzulehnen, die zu schlecht bezahlt waren. Abgesehen davon glaube ich, dass
jeder Mensch Erfahrungen macht, über
die er schreiben will. Besonders Sänger. Je
mehr man schreibt, umso leichter wird es.
Nein, das nehme ich zurück: Je mehr man
schreibt, umso mehr kann man schreiben.
Man nennt sie „die Stimme der gebrochenen Herzen“ und vergleicht sie
mit Billie Holiday und Bessie Smith.
Mit ihrem Debütalbum „Dreamland“
eroberte die ehemalige Straßenmusikerin Madeleine Peyroux 1996
auf Anhieb die Herzen der Fans. Jetzt,
einige vergebliche Aufnahmeversuche,
jede Menge erfolgreicher Auftritte, etwa
beim „Montreux Jazz Festival“ oder
dem „Lilith Fair“, und acht Jahre ohne
Plattenvertrag später, überrascht sie mit
ihrem großartigen Zweitling „Careless
Love“. Natürlich klingt ihre Stimme
darauf immer noch tieftraurig verrucht
und hochgradig verletzt. Die zwölf
Songs, die sie mit Produzent Larry Klein,
Gitarrist Dean Parks, Organist Larry
Goldings, Trompeter Lee Thornburg in
Los Angeles aufgenommen hat, stammen allerdings nicht nur von Althelden
wie Hank Williams oder W.C. Handy,
sondern auch von Leonard Cohen und
Bob Dylan. Ein Stück, ihr (Anti-)Motto
„Don’t Wait Too Long“, hat sie sogar
selbst, zusammen mit Norah Jones’
Hitschreiber Jesse Harris, komponiert.
MADELEINE
PEYROUX
Careless Love
06024 9823583
Verträumt, verliebt: MADELEINE PEYROUX
TERRY CALLIER
1946 Terrence Orlando Callier kommt
in Chicago, Illinois, zur Welt.
1962 Der Freund von Jerry Butler,
Curtis Mayfield und Ramsey
Lewis unterschreibt seinen ersten
Vertrag bei Chess, geht aber
auf Drängen seiner Mutter nicht
auf Tour, sondern zur Schule.
1965 Sein Debütalbum „The New Folk
Sound Of Terry Callier“ erscheint
mit drei Jahren Verzögerung, weil
der Produzent mit den Masterbändern durchgebrannt war.
1971 Als Mitglied des Chicago Songwriters Workshop schreibt er
unter anderem für das Hitalbum
„Freedom Means“ der Dells und
nimmt auch unter eigenem
Namen auf Cadet auf.
1997 Nach einer Pause, in der er als
Programmierer arbeitet, feiert
der in der britischen Acid-JazzSzene legendäre Musiker mit
dem Album „Time Peace“ ein
grandioses Comeback.
2004 Mit „Lookin’ Out“ meldet sich
Callier, nach zwei Alben bei Mr.
Bongo und Gastauftritten, unter
anderem bei 4hero und JJ Milteau, bei Universal zurück.
Erst verschollen, jetzt endlich wieder bei Verve: TERRY CALLIER
Terry Callier ist der beliebteste Singer/
Songwriter der jazzbewussten Soulfreunde. Der „All Music Guide“ nennt
ihn einen „folk-jazz mystic“, dessen
„kathartische, tief spirituelle Musik sich
jeder Genrezuordnung entzieht“. Mit
„Ordinary Joe“, „Occasional Rain“ oder
„What Color Is Love?“ aus den 70ern,
aber auch mit seinen diversen Alben der
letzten sieben Jahre hat er sich in alle
Herzen gesungen. Seine schönen Melodien und sanften Gesänge inspirierten
nicht nur 4hero, Paul Weller oder Galliano, sondern jeden, der sie hört. 1997
verschaffte ihm Gilles Peterson den Plattenvertrag für sein grandioses Comeback „Time Peace“. Danach nahm er
noch ein weiteres Album bei Verve und
zwei bei Mr. Bongo auf, sang auf Alben
von Beth Orton, Koop, 4hero und JJ
Milteau. Seine drei Alben auf Cadet aus
den frühen und die beiden auf Elektra aus den späten 70ern sind, ebenso
wie etliche bisher unveröffentlichte
Live-Sessions, mittlerweile auch auf CD
erhältlich. Sein neues Album „Lookin’
Out“ hat der Chicagoer in England und
den USA aufgenommen.
TERRY CALLIER
Lookin’ Out
06024 98234402
Es ist nie leicht. Aber so ist das Leben.
Ich habe Anfang der 80er einen Job als
Computerprogrammierer angenommen,
um meine Tochter ernähren zu können.
Damals dachte ich noch, dass ich das wohl
ein paar Jahrzehnte machen würde, dann
eine goldene Armbanduhr und eine nette
Rente bekäme und damit ein wenig um
die Welt reisen würde. Naja, um die Welt
reise ich jetzt schon…
Peyroux: Aber ohne Rente! Du hast wirklich absichtlich mit der Musik aufgehört?
Callier: Ja, und zwar mehr als einmal. Aber
das war die längste Zeit. Meine Tochter
kam ja nach Chicago, um bei mir zu
sein. Wenn ich weiter mein Geld in der
Musikwelt hätte verdienen wollen, hätte
ich viel reisen müssen – und wäre viel zu
selten zu Hause bei ihr gewesen. Ich hatte
einen Teilzeitjob als Computeroperator
und meine Mutter, die damals noch lebte,
ließ uns bei sich wohnen. Ich fing dann
an, mich als Programmierer ausbilden zu
lassen und so hielten wir alles zusammen.
JazzEcho: Sie haben den Job aber auch
noch ziemlich lange behalten, oder?
Callier: Stimmt. Sogar nach meinem
Comeback. Ich war bei Verve unter
Vertrag und behielt meinen Tagesjob. Es
ist wirklich komisch, allerdings überhaupt
nicht lustig, dass in dem Moment, als wir
an dem zweiten Album für Verve arbeiteten, mein Vertrag aufgelöst wurde. Im
selben Jahr kam es zu einigen Kürzungen
im Computerdepartment der Universität
von Chicago, wo ich arbeitete, und
meine ganze Abteilung wurde entlassen.
Ich hatte keine Ahnung, was ich machen
sollte. Man hört immer wieder diese
Geschichten von Leuten, die nur ein paar
Gehaltsschecks von der Obdachlosigkeit
entfernt sind. Und genau so ging es mir
damals. Dann erlaubte der Schöpfer, dass
die Musik wieder in mein Leben kam, und
jetzt bin ich sogar wieder bei Universal
unter Vertrag. Es ist schon ein sehr interessanter Prozess. Ich sehe mir das immer
wieder von allen möglichen Seiten an, um
herauszufinden, was da los war.
Peyroux: Was hältst du von der Musik
heutzutage?
Callier: Als ich 1995 oder 1996 zum
ersten Mal bei Verve unter Vertrag war,
stand es noch im Raum, ob ich vielleicht
meine alten Songs neu aufnehmen sollte.
Oder ein paar alte und ein paar neue. Am
Ende überzeugte ich sie, dass es eher neue
Sachen sein sollten. Dann meinten sie:
„Es hat sich viel verändert, seit du 1983
zum letzten Mal im Studio warst.“ Das
hat mich echt verunsichert. Kann ich das
noch? Als ich im Studio ankam, merkte
ich schnell, dass das Einzige, was sich
wirklich geändert hatte, war, dass da mehr
Computer herumstanden.
Peyroux: Und die hattest du ja nun
ausgiebig studiert!
Callier: Stimmt. Aber die Basiselemente
waren immer noch dieselben: Man musste
immer noch einen Song singen und
die Musik spielen. Man musste immer
noch einen Weg finden, wie man sich als
Performer durch das Mikrofon auf das Medium brachte, egal ob es jetzt ein Acetat
oder Protools war. Wann hast du denn
angefangen aufzunehmen, Madeleine?
Peyroux: Das war wohl so 1996. Ich war
vorher Straßenmusikerin, in Paris und
überall in Europa. Irgendwann bekam
ich dann einen Plattenvertrag. Und hatte
viel Spaß mit der ersten Platte, die ja eher
unerwartet sehr erfolgreich war, und auch
auf Tour. Bis ich nach etwa einem Jahr
völlig ausgebrannt war. Beim zweiten
Album, das nie zustande kam, hatten wir
mehr Geld, aber weniger Ideen. Und auf
einmal konnte ich dann im Studio nicht
mehr richtig singen. Es hat ein paar Jahre
gedauert und einen Produzenten wie Larry
Klein gebraucht, dass ich mich wieder mit
dem Gedanken anfreunden konnte, ins
Studio zu gehen.
Callier: Auf deinem neuen Album ist ein
für mich persönlich sehr interessanter
Song, „J’ai deux amours“. Als ich den das
erste Mal gehört habe, muss ich 6 oder 7
gewesen sein. Eine Frau namens Josephine
Baker hat ihn damals gesungen. Sie trat in
Chicago auf und meine Mutter bestand
darauf, dass wir zusammen hingehen. Ich
hatte ja keine Wahl: „Komm T., zieh dich
an. Wir gehen aus!“ Mich hat das echt
umgehauen, den Song jetzt wieder zu
hören, weil ich ihn seit damals nicht gehört
habe.
Peyroux: Ich kann es nicht glauben!
Callier: Madeleine, danke für dieses Gespräch, obwohl wir uns immer noch nicht
persönlich kennen. Ich bin froh, dass die
Leute hier im Hotel die Telefone rechtzeitig
repariert haben.
Peyroux: Es hat funktioniert. Against all
odds, trotz der widrigen Umstände.
Callier: (singt die Phil-Collins-Filmmelodie:
„Against All Odds“) Jetzt im Nachhinein
machen sich alle über Phil Collins
lustig. Natürlich ist er ein sehr einfacher
Songwriter und es gibt da nicht besonders
viele Wortspiele in seinen Texten. Aber die
Songs, wie eben „Against All Odds“, die
er gut geschrieben hat, und die, die er
gut gesungen hat, wie „Separate Lives“,
gehören mit zum Besten, was es gibt.
Besser geht es nicht.
Peyroux: Ja, stimmt. Man behält seine
Melodien im Ohr. Manchmal habe ich ihn
nicht so zu schätzen gewusst, vielleicht
hat mir die Tiefe gefehlt.
Callier: Vieles war „Earcandy“. Aber diese
beiden Songs waren echt gut. Ich habe
ihn in Paris live gesehen und damit hat er
das Publikum wirklich restlos begeistert.
Peyroux: Vielen Dank, Terry! Es war
wirklich eine großartige Gelegenheit. Es
gibt wirklich eine Menge, was ich jetzt
erst einmal verdauen muss. Wir sehen uns
dann, spätestens im Frühjahr in Paris.
Seite
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
9
Porträt
15. Juli 1946
Linda Ronstadt kommt in der Nähe
von Tucson in Arizona zur Welt.
1964
Auf der Arizona State University
trifft Ronstadt den Gitarristen Bob
Kimmel, mit dem sie nach Los
Angeles zieht und die Band The
Stone Poneys gründet, die zur führende Attraktion der kalifornischen
Folkbewegung wird.
1971
Ihr drittes Album „Linda Ronstadt“
nimmt sie mit Musikern der späteren
Eagles auf. Linda singt dort Songs
von Jackson Browne und Neil Young.
1974
Ronstadts fünftes Album „Heart
Like A Wheel“ erreicht die Spitze
der „Billboard“-Charts, verkauft sich
über zwei Millionen Mal und macht
sie zum Superstar.
1982
Ronstadt tritt in der BroadwayProduktion „The Pirates of
Penzance“ von Gilbert & Sullivan
auf.
1983–86
Gemeinsam mit dem überragenden
Arrangeur Nelson Riddle, den sie
aus dem Ruhestand holt, leitet Linda
Ronstadt auf drei LPs die Renaissance des Vokaljazz in der Popmusik
ein.
1987
Ronstadt nimmt mit dem „Trio“Album an der Seite von Dolly Parton
und Emmylou Harris erneut eine
Country-LP auf.
2004
Ihre CD „Hummin‘ To Myself“
erscheint bei Verve.
LINDA RONSTADT, Ex-Country-Ikone
Even Cowgirls Get The Jazz
Die ehemalige Country-Ikone LINDA RONSTADT hat nach fast 20 Jahren wieder ein Jazzalbum veröffentlicht – und das ist auch gut für uns.
W
er hätte so ein amerikanisches Drama besser inszenieren können als Linda
Ronstadt in Las Vegas? Im
Juli trat die Sängerin dort im Luxushotel
Aladdin vor 4500 Zuschauern auf. Als sie
den Song „Desperado“, ihre erste Zugabe, US-Filmemacher Michael Moore widmete, ihn einen „großen amerikanischen
Patrioten“ nannte und das Publikum aufforderte, Moores Film „Fahrenheit 9/11“
zu sehen, brach ein Chaos im Saal aus.
Es gab Buhrufe, Zuschauer stürmten zum
Ausgang, andere rissen Konzertplakate ab
oder warfen Cocktails in die Luft. Dabei
war Linda Ronstadts Verhalten, das gesamte Dilemma voraussehbar gewesen.
Schon eine Woche vor ihrem spektakulären Auftritt gab Ronstadt der „Las Vegas
Review“ ein Interview, in dem sie bekundete, die Stadt zu hassen und seit einiger
Zeit den Song „Desperado“ auf ihren
Konzerten Michael Moore zu widmen.
Schon in den späten 70er Jahren war
Ronstadts Verhältnis mit dem kalifornischen Demokraten (und Arnie-Antagonisten) Jerry Brown kein Geheimnis. Warum
also die Aufregung?
Möglicherweise, weil das amerikanische Publikum in Linda Ronstadt „nur“ eine Entertainerin sieht, und ein Entertainer
soll gefälligst unterhalten und nicht seine
Meinung kundtun. Dann besteht mindestens die Hälfte der Zuhörer von Linda
Ronstadt aus Country-Rock-Fans, die im
Laufe ihres Lebens sicherlich mehrere Exemplare von Ronstadts Multiplatinalbum
„Heart Like A Wheel“(1974) durchgespielt
haben. Auch dieses Klischee wollte die
mittlerweile 58-Jährige nicht mehr bedienen, als sie mit dem Baltimore Symphony
Orchestra antrat und ihr Repertoire aus
Sinatra-Standards vortrug, das sie in den
80er Jahren mit dem sagenumwobenen
Arrangeur Nelson Riddle auf drei LPs veröffentlichte. Darüber hinaus scheint ihre
Rückkehr zum Rock mit Ronstadts gerade
erschienener Verve-CD „Hummin’ To Myself“ nicht so absehbar.
Ein Team der Superlative
Viele Jazzfans werden seit jenen drei LPs,
die sie zwischen 1983 und 1986 mit
Nelson Riddle aufnahm, Linda Ronstadt
für sich entdeckt haben. Es war ein Team
der Superlative: Eine der umsatzstärksten
Rockdiven aller Zeiten (50 Millionen
Alben, sieben Grammys) interpretierte
Arrangements des verehrtesten und vielseitigsten Komponisten und Arrangeurs
der Nachkriegszeit, dessen bekannteste
Phase sicherlich seine Zusammenarbeit
mit Frank Sinatra auf dem Capitol-Label
war. Die Zusammenarbeit Ronstadt/
Riddle darf als Präzedenzfall aller späteren
Neo-Jazzvokalisten betrachtet werden,
die eigentlich aus dem Pop kamen: von
Natalie Cole und Harry Connick jr. über
Rod Stewart bis hin zu Robbie Williams
und Sheryl Crow. „Nelson Riddle gefiel
die Tatsache, dass seine Musik ein Comeback durch eine Rocksängerin erlebte“,
vertraute Linda Ronstadt 1998 der australischen Journalistin Debbie Krüger an.
„In den 60er Jahren hatte Rock die Musik
von Frank Sinatra und Nelson Riddle auf
geradezu brutale Weise verdrängt. Es war
eine Genugtuung für ihn, dass sie ausgerechnet durch mich aus den Fahrstühlen
gerettet wurde.“
Unlängst unterschrieb Linda Ronstadt
einen Vertrag über zwei Alben mit dem
führenden amerikanischen Jazzlabel Verve
Records. Gerade ist ihre neue CD „Hummin’ To Myself“ erschienen. Produziert
wurde sie von John Boylan und Lindas
langjährigem Freund und Mentor George
Massenburg. Ein neues Jazzalbum von
Linda Ronstadt, das sich aber von den LPs
mit Nelson Riddle in der Instrumentierung abhebt, nicht so orchestral wie diese
ist. Die elf Titel von „Hummin’ To Myself“
sind mit vergleichbar kleinen Ensembles
aus vier bis acht Musikern eingespielt
worden, unter anderen von Alan Broadbent, Christian McBride, Peter Erskine, Lewis Nash und Roy Hargrove. Ihren Hang
zum Broadway-Material der 30er und
40er hat Linda Ronstadt jedoch auch auf
diesem Album ausgelebt. Der Titelsong,
geschrieben von Monty Siegel, gehörte
zum Repertoire von Connee Boswell,
einer der bedeutendsten Jazzsängerinnen
der 30er. „Blue Prelude“ kennt man in
der Version von Bing Crosby, und Duke
Ellington schrieb „Day Dream“. „Never
Will I Marry“ und „I’ve Never Been In
Love Before“ schrieb in den 30er Jahren
der Broadway-Komponist Frank Loesser.
„I Fall In Love Too Easily“ ist heute vielleicht in der Version von Chet Baker am
bekanntesten. Mit „Tell Him I Said Hello“
debütierte die junge Betty Carter.
Sie habe „eine große Affinität für alles,
das in den ersten 30 Jahren dieses (des
20., d. Red.) Jahrhunderts geschrieben
wurde“, gab Frau Ronstadt zu Protokoll.
„Manchmal habe ich die Sängerinnen
beneidet, die das Glück hatten, als Erste
diese Songs zu singen, gleich nachdem
sie aus der Feder des Komponisten geflossen waren. Ich ging immer wieder über
die Charts und mir kommen noch heute
diese Songs so ausgefeilt vor. Man kann
ihnen einfach nichts hinzufügen, und
man kann sie einfach nicht ignorieren.“
Als Linda im Juli 1985 (motiviert vom
Erfolg der ersten beiden Riddle-LPs) auf
dem Cover von „Down Beat“ landete,
beschrieb sie Steve Bloom dort nicht
unironisch als eine Lady, die oft Worte
wie „Gee!“ und „Gosh!“ in ihre Sätze einflocht. Immerhin war Linda Ronstadt in
den frühen 70ern das Pin-up-Girl der kalifornischen Rockmafia gewesen und hatte
das „American Songbook“ als Musik für
Spießer abgetan, so ganz schien dies der
Jazzjournalist nicht vergessen zu haben.
Ronstadt ihrerseits ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie sich in keinster
Weise als Jazzsängerin verstünde, sondern
als Balladensängerin. Dass sie es liebte,
„ein Bad in den Noten zu nehmen“. Für
diese Ehrlichkeit hat sie Anerkennung
verdient, ebenso für ihren Ausspruch:
„Man muss nicht originell sein, es reicht,
authentisch zu sein.“ Authentisch ist
Linda Ronstadt in ihrer gesamten einzigartigen Karriere geblieben, egal ob mit
Folk, Country, Rock, Broadway, Jazz, New
Wave oder mexikanischer Musik. Kaum
eine andere Sängerin wird nach ihr noch
gleichzeitig Grammys in den Kategorien
Rock, Pop, Country und Latin gewinnen.
Geboren 1946, wuchs Linda Ronstadt auf
einer Ranch in Arizona auf. In ihren Adern
fließt mexikanisches, englisches, deutsches und holländisches Blut. Während
Lindas Mutter eine Vorliebe für Oper,
Broadway und Jazz hatte, stand ihr Vater,
ein Mexikaner, für Cumbia, Mariachi und
Ranchero. (Später widmete Linda die
Nelson-Riddle-Trilogie ihrer Mutter und
nahm für ihren Vater drei hispanische LPs,
insbesondere „Canciones de mi Padre“,
auf.) Und natürlich lief Country im Radio, mehr Frequenzen als die Stationen
XWEF und KOMA bekam man in Arizona nicht rein. Zu Beginn ihrer Karriere
erzählte Linda dem „Rolling Stone“, wie
elementar die Musik in ihrer Jugend im
amerikanischen Südwesten war: „Sie half
dir beim Abwaschen, brachte dich durch
die einsamen Abende in der ländlichen
Abgeschiedenheit, durch das Begräbnis
der Großmutter, oder wenn sich mal
wieder jemand selbst den Arm mit einem
Gewehr abgeschossen hatte.“
Bürgerliches Leben? Keine Chance
Einige der Interviews, die Ronstadt in den
späten 60ern, frühen 70ern gab, sind komisch und erstaunlich. Solche Interviews
würden heute Prankster-Popstars wie
Peaches und Gonzales geben: Mit zwei
Jahren hätte sie sich entschieden, Sängerin zu werden. Sie würde ihre eigene Musik zwar nicht besonders mögen, hätte
aber keine Wahl, weil sie eine „unreguläre
Person“ sei und keine Chance hätte, ein
bürgerliches Leben zu führen. Ronstadt
beendete weder High School noch College. Wenn sie nicht hätte singen können, wäre sie Putzfrau geworden, sagte
sie. Eines war die junge Linda sicherlich
auch – bildschön. Als 18-Jährige folgte sie
ihrer Bestimmung nach Los Angeles und
trat dort in eine Folkgruppe namens The
Stone Poneys ein, mit der sie bis 1968,
als sie ihre Solokarriere startete, ein, zwei
kleine Hits hatte. Ihr Solodebüt „Hand
Sown … Home Grown“ mit der Single
„You’re No Good“ brachte Linda dann
für den Rest der Dekade ins Rampenlicht
einer frühen Alternative-Country-Szene,
die Gegenpol der bombastischen Psychedelic-Rock-Bewegung jener Zeit war.
Aber auch wenn sie neben Jackson Browne, den Eagles und Neil Young zu den
Stars der kalifornischen Rockszene der
70er zählte, gab sie 25 Jahre später zu,
im Herzen nie zu so ganz zu dieser Kultur
gehört zu haben. „Rock’n’Roll war nicht
ich, Rock’n’Roll war die Kultur, in der ich
lebte, in die ich hineingeboren wurde.“
Später sang sie deswegen in den Broadwaystücken „Pirates of Penzance“ und
„La bohème“, sprang ins kalte Wasser des
Jazz, nahm Musik mit Philipp Glass, Aaron
Neville und Randy Newmans „Faust“-LP
auf, produzierte ein Album mit einem
Glas-Harmonium und eine Song-Sammlung für ihre Kinder. Sie konnte das alles,
weil sie das Talent und den Stimmumfang
dazu hatte und weil sie sich ausschließlich
immer als Interpretin verstanden hat.
„Seit den 70er Jahren gibt es diesen
Anspruch, ein Singer/Songwriter sein zu
müssen, aber das war nicht immer so“,
erklärte sie. „Nehmen wir die 50er, Ella
Fitzgerald. Hat sie jemals ein Journalist
gefragt, warum sie nicht eigene Songs
schreibt?“ An Ella hat Linda immer bewundert, dass sie in ihren Interpretationen an der Melodie bleibt, ohne daran
zu kleben. „Sie etabliert immer zunächst,
was der Komponist wollte, bevor sie
davon abhebt, sie respektiert die Songs,
und das ist schön, weil diese Songs einfach sehr, sehr gut geschrieben sind.“
Durch ihre gesamte Karriere hindurch hat
sich Ronstadt „in ein traditionelles Genre
versetzt und versucht, so vollständig wie
nur möglich zu erfüllen, was dieses Genre
fordert“. Auch mit ihrem neuen Album
möchte sie den Jazz der 30er und 40er so
interpretieren, wie er eigentlich geschrieben wurde. „‚Sing the ink‘, wie man so
schön sagt.“
JazzLink: ronstadt
LINDA RONSTADT
Hummin’ To Myself
06024 9860521
Seite
10
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
Planet Jazz
Schmutziger Tango
Die Band BRAZILIAN GIRLS kommt nicht aus Brasilien und hat Mädchen nur im Singular.
Surreal und abgründig ist denn auch die Musik.
S
ind die aus Rio?“, fragt der ältere
Mann vor dem Ticketschalter, und
der Ticketverkäufer vom Nublu-Club
in Downtown New York rollt an diesem
Abend mal wieder mit den Augen: Die
Brazilian Girls sind nicht aus Rio, und
sind nicht mal Girls – bis auf die Sängerin
Sabina Sciubba, deren laszive Nonchalance sie sofort als (Wahl-) New Yorkerin
entlarvt – ist sie die „neue Grace Jones“?
Lange war aus der Stadt am Hudson
nichts ähnlich Innovatives gekommen.
Brazilian Girls verbänden die elegante
Verführung mit der Unaufhaltsamkeit
des Dance Beats, schrieb unlängst die
„Vogue“ über das Quartett, das Anfang
2005 sein titelloses Debüt auf dem Verve-Sublabel Forecast veröffentlicht. Ihr
absurder Name kontrastiert mit dem interessanten und grundsoliden Background
der vier New Yorker Musiker: Sängerin
Sciubba ist auf den Soloalben des Bassisten Matthew Garrison zu hören. 2002
veröffentlichte sie gemeinsam mit dem
italienischen Gitarristen Antonio Forcione,
der als der „Jimi Hendrix der Akustikgitarre“ bezeichnet wird, das jazzig-folkige
Duoalbum „Meet Me In London“, das
glänzende Kritiken erhielt. Verblüffend ist,
wie Sabina Sciubba ihre stimmliche Persönlichkeit zu ändern versteht: von mädchenhaft kokett, über kühl und abgeklärt
bis hin zum Vamp. Der aus Buenos Aires
stammende Keyboarder Didi Gutman ist
musikalischer Leiter von Bebel Gilbertos
Band, hat aber auch schon mit Roy Ayers,
Lil’ Louie Vega und Latin-Popstar Paulina Rubio zusammengearbeitet und am
bahnbrechenden
Tango-Nuevo-Album
„Bajofondo Tango Club“ mitproduziert.
Bassist Jesse Murphy ist in Jazzkreisen
vor allem durch die „Überjam“-Sessions
mit John Scofield bekannt. Schlagzeuger
Aaron Johnston wiederum spielte bereits
mit dem New-Age-Musiker Mike Marshall, aber auch mit Bluegrass-Star Tony
Furtado, Omar Sosa, Pete Escovedo und
Harry Belafonte. Die Brazilian Girls begegneten einander vergangenes Jahr in
jenem New Yorker Nublu-Club, der heute
das sein könnte, was Minton’s Playhouse
für das New York der 40er oder das CBGB
in den 70ern war: die Brutstätte der
Avantgarde. „Ein Kollektiv“, rühmt Didi
die Homebase der Brazilian Girls, „eine
Kommune, in der Musiker, DJs, Poeten,
Maler und andere Lebenskünstler Ideen
austauschen. Im Nublu waren wir in der
Lage, ohne Einschränkungen und Erwartungen zu experimentieren.“ Wären die
Brazilian Girls ein Gemälde, wäre es von
Dalí, wären sie ein Film – Scorsese. Surrealistisch und abgründig ist zum Beispiel
ihre schmutzige Tangoversion des mittel-
alterlichen Bauernliedes „Die Gedanken
sind frei“. Sciubba singt auf dem Album
auf Deutsch, Französisch, Italienisch,
Spanisch und Englisch – nein, nicht auf
Portugiesisch. Ihre Single „Homme“
erschien letztes Jahr auf der CD
„Waxpoetic/Nublu Sessions“. Ein anderer Track der Brazilian Girls, „Lazy
Lover“, wurde von Matthew Herbert
zur Club-Single remixed. Angesichts
der unterschiedlichen Lebensläufe
und musikalischen Backgrounds der
Bandmitglieder ist der postmoderne Eklektizismus der Brazilian Girls nicht weiter
verwunderlich. Überraschend ist allerdings, dass ihr Debütalbum unglaublich
homogen klingt und ungeachtet der mitunter recht avantgardistischen Untertöne
(bis hin zur Atonalität) zweifellos Popmusik ist. Popmusik, die gleichzeitig so
intelligent und eingängig klingt wie etwa
die von Talking Heads oder Moloko. „Alle
lieben die Brazilian Girls“, sagt der Ticketverkäufer vom Nublu, und der muss es
wissen.
JazzLink: girls
Femi,
vidi, vici!
1981 stieg Femi in Felas Band Egypt 80
ein. Drei Jahre später wurde Kuti senior
kurz vor Antritt einer US-Tournee in Lagos verhaftet, und der 22-jährige Femi
musste ohne den Vater ins Flugzeug
steigen, unvorbereitet die Rolle des
Bandleaders und Afrobeat-Gottes ausfüllen. Etwas abgeschreckt von der „larger
than life“-Persönlichkeit Felas gründete
Femi nach dieser Tournee seine eigene
Band, Positive Force, die den Sound seines Vaters adaptierte, jedoch verkürzte,
vereinfachte und modernisierte. Da, wo
Fela afrikanische Rhythmen mit dem
Funk von James Brown und Sly Stone
auf 45-minütigen Tracks verschmilzt, sind
die Referenzpunkte in Femis Musik traditionelle nigerianische Genres wie Apala
und Sakara, verbunden mit den US-Helden der 90er: den Neptunes und Roots.
Mit diesem persönlichen musikalischen
Stil wurde Femi Kuti auf den vier LPs,
die von ihm zwischen 1995 und 2002
erschienen, dennoch den politischen
Erwartungen gerecht, die Panafrikanisten
an ihn, den Erben des Afrobeat-Throns,
nach dem Tod Felas 1997 richteten.
„Afrobeat ist kein Entertainment“, hatte
Fela einmal postuliert. „Afrobeat ist eine
Waffe“, setzte Femi noch einen drauf und
FEMI KUTI, Sohn der
Afrobeat-Legende Fela
Kuti, zeigt mit seinem
neuen Sampler, dass er
mit dem schweren Erbe
sinnvoll umgeht.
S
FEMI KUTI, Generalerbe
The Boy
From Niterói
„Wer denn nicht?“, antwortete Sérgio
Mendes einmal auf die Frage, welcher
Jazzmusiker wohl von der Musik seiner
brasilianischen Heimat beeinflusst wurde.
Er wusste, wovon er sprach. Schließlich
gehörte der klassische Pianist aus der Stadt
Niterói an der Guanabarabucht, direkt
gegenüber von Rio de Janeiro, zur ersten
Welle brasilianischer Musiker, die die Bossa Nova nach Nordamerika schwappen
ohn einer Legende zu
sein, ist schwer. Vor
allem, wenn man auch
noch in deren Fußstapfen tritt.
Neben Ravi Coltrane oder John
Carter Cash wird auch Femi Kuti
hin und wieder den Segen seines
Übervaters als Fluch empfunden
haben. „Eine große Herausforderung, an der ich mich messen
muss“, benannte dies der
nigerianische Sänger und Saxophonist noch zu Lebzeiten Fela Kutis.
ließen. Schon im Dezember 1962 nahm
er mit seinem Bossa Rio Sextet ein Album
mit Cannonball Adderley in New York
auf, spielte bald mit Dizzy Gillespie, Stan
Getz, Charlie Byrd und Herbie Mann.
Mitte der 60er, inzwischen hatte er seine
Familie nach Kalifornien geholt, war er oft
an der Seite von Art Farmer, Phil Woods
und Hubert Laws zu hören. Hauptsächlich aber brasilianisierte er zu dieser Zeit
mit seinen verschiedenen Hitbands, vor
allem auf Herb Alperts Independentlabel
A&M Records, zeitgenössischen Pop. Das
Debütalbum von Sérgio Mendes & Brasil
’66, einer neu besetzten Version der we-
BRAZILIAN GIRLS
Brazilian Girls
06024 9863413
Veröffentlichung: 10.01.05
SÉRGIO MENDES: Der Swinger
2004
JULI
New York reicht bis nach Rio: BRAZILIAN GIRLS
wetterte in Kuti’scher Konsequenz gegen
Militärdiktatur, Global-Kolonialismus und
Aids-Doppelmoral. Mit erfrischender
Ironie und lebensfrohen Anzüglichkeiten ähnlich derer Felas. Auf unzähligen
Konzerten in Afrika (vor allem Felas Shrine-Club in Lagos), den USA und Europa
und in seinen Kollaborationen mit Mos
Def und Common hat er den Afrobeat
in unser Jahrhundert geführt. Die auf der
gerade erschienenen „Best Of Femi Kuti“
versammelten zwölf Titel sind ein Querschnitt seiner 1999 und 2002 auf Barclay
veröffentlichten CDs „Shoki Shoki“ und
„Fight To Win“: Siebzig mitreißende,
afrodisierende Minuten seines Jazz, HipHop, Funk, Salsa, Samba und House.
Femi, vidi, vici! Für Afrobeat-Nostalgiker
wird der heute 42-Jährige wahrscheinlich
immer zunächst der Sohn von Fela Kuti
bleiben. Für die meisten leuchtet Felas
Stern nicht zuletzt dank Femi weiterhin
strahlend am Himmel.
FEMI KUTI
Best Of Femi Kuti
06024 9822324
niger erfolgreichen Brasil ’65, stieg, auch
dank der Single „Mas que nada“, gleich
auf Platz 5 der Popcharts ein. „Equinox“,
das zweite Album, enthielt gleich drei Hits:
„Night And Day“, „Chove chuva“ und
„For Me“. Mit ihrem dritten Album „Look
Around“ schafften sie es sogar in die Top
5 der US-Albumcharts. Vor allem Mendes’
Versionen des Beatles-Hits „Fool On The
Hill“ und des soeben von Simon & Garfunkel erfolgreich verpoppten Folksongs
„Scarborough Fair“, im sanft orchestrierten Samba-Gewand und mit mehr als
einem Hauch Bacharach und Mancini
im Arrangement, sorgten für den Durch-
Nylon auf Vinyl
NYLON schafft Konsens
An der Band Nylon scheiden sich die
Geister. Angeblich. Erst neulich wieder gestand ein Rezensent der Hamburger „Szene“: „Manchmal, wenn die Luft rein ist,
lege ich heimlich die CD von Nylon aus
Berlin ein.“ Aha. Damit jetzt auch diejenigen, die angeblich nie in irgendwelchen
Trendcafés oder Kaufhausumkleiden zu
finden sind, aber trotzdem genau wissen,
dass Nylon dort rauf und runter läuft, ganz
offen und unheimlich in den Genuss dieser
charmanten Elektroversionen Krug’schen,
Knef’schen und sonst wie schlagernden
Kulturgutes kommen, gibt es aktuell diese
Remix-Maxi. „Im 80. Stockwerk“, ein Hit
von Hildegard, findet sich darauf gleich
zweimal: eigenartig und fusion-discotaug-
lich „perlonisiert von Morane“ und entspannt mit einigen Störgeräuschen und einem säuselnden „Sweetheart“ versampelt
im „Elektro Lassi Remix by Illvibe and Dirk
Berger“. Spätestens beim clickigen „Static
Remix“ von Feuerzeug, einem coolen Culture Clash von 80s-Keyboardsounds mit
der süffisant-sinnlichen Stimme von Niku
Sebastian, kommen dann alle Kollegen
zum Konsens.
bruch. Die Euphorie dauerte bis Anfang
der 70er und kippte dann in so komplette
Ablehnung um, dass sich Mendes 1977
erst einmal ganz aus dem Rampenlicht
hinter die Kulissen verzog. 1983 feierte
er mit der LP „Sérgio Mendes“ ein Comeback: Das Album hielt sich beachtlich lang
in den amerikanischen Top 40, die Single
„Never Gonna Let You Go“ erreichte mit
Platz 3 die höchste aller bisherigen Mendes-Platzierungen.
Sérgio Mendes sah sich immer wieder
dem Vorwurf ausgesetzt, er habe die
brasilianische Musik für das amerikanische
Publikum verwässert. Aber egal, ob man
seine Musik nun, wie seine meist japanischen oder europäischen Fans, für Kultpop
oder, wie viele harsche Kulturbewahrer, für
Fahrstuhlmusik hält, den Erfolg kann man
ihr nicht absprechen. Und wenn einen mal
einer fragen sollte, wer denn wohl die Musik von Sérgio Mendes möge, antwortet
man am besten: „Wer denn nicht?“
NYLON
Die Mixe
06024 98685631
SÉRGIO MENDES
The Swinger From Rio
– Favourites
06024 9824791 4
2004
AUGUST
Einen nachhaltigen Beweis dafür, dass der aufregendste und beste Jazz immer noch live
dargeboten wird, liefert JOHN SCOFIELDs Album „EnRoute“.
Einen ungewöhnlichen Seitensprung riskierte der Brasilianer CAETANO VELOSO
mit „A Foreign Sound“, seinem ersten Album in englischer Sprache.
John Scofield gilt als das Chamäleon
unter den Jazzgitarristen. Nach den
funky groovenden Alben der letzten
Jahre, mit denen er reihenweise jüngere Musikhörer eroberte, widmete er
sich auf seinem Live-Album „EnRoute“
wieder einmal ganz dem lupenreinen
Jazz. „Die Frage nach einem Jazzmusiker mit drei Buchstaben, der nicht nur
Gitarristenherzen höher schlagen lässt,
ist schnell beantwortet: Sco.“, meinte
Angela Ballhorn in der österreichischen
„Jazzzeit“. „Hauptsächlich auf der
‚Überjam‘-Grooveschiene
unterwegs,
lebt er doch alle zwei, drei Alben seine
Jazzseele aus. ‚EnRoute‘ dokumentiert
ein grandioses Konzert eines grandio-
Seit den späten 60er Jahren schon
wollte Caetano Veloso ein Album mit
englischsprachigen Songs aufnehmen.
Jetzt ist „A Foreign Sound“ endlich Wirklichkeit geworden. „Caetano Veloso, ein
Weltklasse-Musiker hat sich also auf ein
knappes Doppel-Dutzend Standards
und Klassiker der Pop- und Jazzmusik
gestürzt“, schrieb www.sound.de. „Bei
vielen geht so etwas peinlich schnell ins
Auge, bei Caetano jedoch wird auch jede noch so abgedroschene Schmonzette
zu einer würdevollen und erstaunlich
gut konsumierbaren Kostbarkeit. […]
Aber Veloso wäre nicht Veloso, wenn er
nicht hier und da einige Kuckuckseier
bereithielte. Das dickste der Güteklas-
sen Trios im Blue Note NY. Der Gitarrist
hatte sich langjährige Weggefährten
eingeladen, den E-Bassisten Steve Swallow und den Drummer Bill Stewart. Die
drei spielen sich durch modernisierte
schnelle Bebop-Tunes, interaktionsreiche Vamps über einen Akkord oder mal
durch Passagen mit höllisch vielen Harmonien. ‚EnRoute‘ besticht durch die
Musikalität der drei Ausnahmemusiker,
die mit weit offenen Ohren spielen und
ihre Mitmusiker zu Höchstleistungen
anspornen. Zudem kann man Sco mit
unverwechselbarem Sound und Spiel
ohne viel Effektkram erleben. Und sein
musikalischer Witz – egal bei welchen
Projekten – ist sowieso unschlagbar.“
JOHN SCOFIELD (M.) TRIO
se A ist sicher ‚Come As You Are‘. Gut
verpackt zwischen Ellington und Morris
Albert gerät der Nirvana-Kulter zu einem
wohltemperierten, aber durchaus im
Curt’schen Sinne gehaltenen dramaturgischen Aufhorcher. Und auch eine eher
muffelige Bob-Dylan-Nummer erfreut
sich dank einer mit kleinen BreakbeatEinschüben und Scratchings gespickten
Überarbeitung bester Gesundheit. Es
ist schon eigentümlich: Caetano Veloso
kann anpacken, was er will. Unter seinen
Fingern verwandelt sich scheinbar alles
zu Gold. Seiner milden Zunge wird man
niemals überdrüssig und seinem Einfallsreichtum und Einfühlungsvermögen sind
scheinbar keine Grenzen gesetzt.“
CAETANO VELOSO
Seite
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
11
Planet Jazz
Es war einmal in
Südamerika
Für die Verfilmung von Ernesto „Che“ Guevaras „MOTORCYCLE DIARIES“
hat Gustavo Santaolalla einen schönen Soundtrack aus alter und neuer lateinamerikanischer
Musik zusammengestellt.
L
ass dich von der Welt verändern und
du wirst die Welt verändern“, schrieb
der 23-jährige Medizinstudent Ernesto Guevara de la Serna 1952 in sein Reisetagebuch. Damals, während der achtmonatigen Motorradreise mit seinem Freund
Alberto Granado über achttausend Kilometer, quer durch Lateinamerika, konnte
er kaum ahnen, dass dieser Eintrag irgendwann internationales Interesse erregen
würde. Doch aufgrund seiner „späteren
Karriere als politisches Idol, revolutionärer
Märtyrer und T-Shirt-Ikone“ („New York
Times“) widmet man mittlerweile allem,
was Che war, besondere Aufmerksamkeit.
Vor über zehn Jahren schon wurden die in
einem alten Rucksack entdeckten „Motorcycle Diaries“ postum zum Bestseller. Jetzt
hat sie der brasilianische Regisseur Walter
Salles verfilmt, mit dem mexikanischen
Herzensbrecher Gael García Bernal als Ernesto und dem Argentinier Rodrigo de la
Serna als Alberto. Sensibel, aber nicht gefühlsduselig, so dass der Film beim diesjährigen Sundance Festival Standing Ovations bekam. Den Soundtrack zu dieser
filmischen Liebeserklärung an Lateinamerika hat Gustavo Santaolalla, einst argentinischer Rockstar mit seiner Blues-Funk-Latin-Grooveband Arco Iris, später Labelchef
und mittlerweile berühmt durch Filmmusik zu „Amores Perros“ und „21 Gramm“,
geschrieben und zusammengestellt. Sein
abwechslungsreicher und interessanter
Score zu „Motorcycle Diaries“ ist eine Mischung aus akustischen Gitarren und elektrischen Rockriffs, aus Andenflöten, Cabron und vollem Orchester. Dass es dabei
nicht zu klischeehaften Motiven, sondern
zu einer Art panlateinamerikanischer Musik kommt, ist sicherlich einer der Verdienste des einstigen Rockers. Immer wieder lockert die CD zum Film die Instrumentalthemen mit allerhand populären
Souvenirs auf. „Chip chipi“ etwa, ein lateinamerikanischer Pophit der 50er, wird
von der Sängerin Maria Esther Zamora
und ihrer Band auf angenehm authentische Art und Weise interpretiert. „¡Qué
rico el mambo!“ ist sogar in einer sehr
schön aufbereiteten Originalversion von
Perez Prado zu hören. Der schönste Song
dieses Albums ist allerdings auch sein Ausklang. „Al oltro lado del río“ heißt dieser
heimliche Hit von Singer/Songwriter Jorge Drexler. Dem Filmthema vom prärevolutionären Medizinstudenten Guevara entsprechend klingt dieser Soundtrack
weniger revolutionär, dafür hoffnungsvoll
und abenteuerlustig.
VARIOUS ARTISTS
Motorcycle Diaries
Original Motion Picture
Soundtrack
00289 4775019
Zurück zu
den Wurzeln
NARA LEÃOs Verdienst um die Bossa Nova wird heute erst richtig klar
Die Muse spielt
In Brasilien galt NARA LEÃO als Muse der Bossa Nova.
Als Musikerin fasziniert sie noch heute, 15 Jahre nach ihrem
überraschenden Tod.
Z
u Lebzeiten fand Nara Leão weitaus
mehr Anerkennung in Brasilien als in
den USA und Europa. Heute gilt sie neben
Elis Regina und Maria Bethânia auch bei
uns als eine der herausragenden Sängerinnnen Brasiliens der 60er und 70er.
Leãos Aufnahmen erschlossen sich mit
der Renaissance brasilianischer Popmusik in den 90ern auch einem größeren
Publikum in Europa. Postum wurde ihrer
Schlüsselrolle nicht nur innerhalb der
Bossa Nova, sondern auch in der darauf
folgenden Tropicália-Bewegung zunehmende Aufmerksamkeit gewidmet. Als Kind
lebte Nara Leão in Rio, an der Avenida
Nossa Senhora direkt an der Copacabana.
Ihr Nachbar Roberto Menescal, mit dem
sie sich schon damals anfreundete, erinnert sich, dass Nara immer ziemlich weit
für ihr Alter war. „Bei ihr in der Wohnung
liefen Platten von Stan Kenton. Ich nahm
Nara mit in die Musicals, die im MetroKino auf der Avenida Copacabana liefen.
Einmal, als wir gerade ‚Singing In The
Rain‘ gesehen hatten, regnete es draußen
wirklich, und wir spielten die Szene auf
der Straße nach.“ Die höhere Tochter,
die in der Schule Spitznamen wie Schnecke, Zwerg oder Greta Garbo über sich
ergehen lassen musste, gründete in der
Wohnung ihrer großzügigen Eltern eine
Art Salon für die Bossa-Musiker. Die Journalistin (Leão schrieb für die Tageszeitung
„Última Hora“ aus Rio de Janeiro) avancierte so in den 50er Jahren zur „Muse der
Bossa Nova“. Nicht wenige brasilianische
Nachwuchskünstler verdankten Nara
Leão ihre frühen Erfolge – zu den heute
bekanntesten zählen Chico Buarque,
Edu Lobo, Martinho da Vila, Paulinho da
Viola, Fagner und Zé Keti. Als Sängerin
und Gitarristin war sie stilprägend, für
viele markiert ihr Debütalbum „Nara“ die
Geburt der Musica popular brasileira. Für
Carlos Lyra war sie eher eine Kameradin
der Bossa Nova, und auch Ronaldo Bôscoli scherzte, dass sie „die Gitarre wie ein
Mann spielen konnte“. Zwischen 1964
und 1989, als sie mit nur 47 Jahren überraschend starb, hat Nara Leão über 15
Soloalben veröffentlicht und auf etlichen
LPs von João Gilberto, Luiz Eça, Ronaldo
Bôscoli und Carlos Lyra mitgewirkt. Am
meisten bestechen an ihren Aufnahmen
die Authentizität und das Understatement, mit denen sie die Essenz des Genres
perfekt verkörperte. An die Muse, Protestsängerin und integrale Figur erinnert nun
die CD „Muse Of Bossa Nova – The Very
Best Of Nara Leão“. Sie enthält 25 von
Nara Leão interpretierte Klassiker, die von
ihren damaligen Schützlingen, aber auch
von Meistern wie Tom Jobim, Caetano
Veloso, Gilberto Gil, Roberto und Erasmo
Carlos geschrieben wurden.
NARA LEÃO
Muse Of Bossa Nova –
The Very Best Of Nara
Leão
06024 9824811 9
SEPTEMBER
Seit über 40 Jahren zählt der Pianist
und Komponist Joe Sample nicht nur zu
den Innovatoren, sondern auch zu den
Bestsellern des Jazz. Auf „Soul Shadows“,
dem ersten reinen Piano-Soloalbum seiner gesamten Karriere, zollt er den großen amerikanischen Songschreibern des
frühen 20. Jahrhunderts Tribut. Ihre Meisterwerke haben Sample nachhaltig in seiner eigenen musikalischen Entwicklung
beeinflusst und sind ihm bis heute eine
nie versiegende Quelle der Inspiration.
Als Gründungsmitglied der einflussreichen Jazz-Funk-Band The Crusaders
(die sich anfangs noch The Jazz Crusaders nannte) und Pionier des zeitgenössischen Jazzpianos kehrt Sample auf „Soul
Shadows“ zu den Wurzeln von Jazz und
Soul zurück, um – neben zwei älteren ei-
JOE SAMPLE: die Seele des Pianisten
Popstar und
Menschenfresser
Zu CHICO BUARQUES 60. Geburtstag erscheinen jetzt
einige der schönsten Aufnahmen des singenden Poeten auf
dem Best-of-Sampler „Sixty Years On“
CHICO BUARQUE: Revoluzzer aus gutem Hause
2004
MOTORCYCLE DIARIES: Mit Che Guevara durch Lateinamerika
genen Stücken – auf sehr persönliche Weise frühe Jazzsongs von Scott Joplin, Jelly
Roll Morton, George Gershwin, Al Jolson,
Duke Ellington und Fats Waller neu zu interpretieren. Es sind Klassiker des „Great
American Songbook“: Joplins „The Entertainer“, Ellingtons „I Got It Bad And That
Ain’t Good“, Gershwins „Embraceable
You“ und „I Got Rhythm“, Wallers „Ain’t
Misbehavin’“ und „Jitterbug Waltz“, Mortons „Shreveport Stomp“ sowie Jolsons
„Avalon“. Aber Sample will mehr als eine simple Wiederbelebung und Neuinterpretierung der musikalischen Geschichte:
er möchte, aus dem Blickwinkel eines Insiders, die Rolle des Pianisten in der amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts
beleuchten und uns einen Einblick in dessen Seele gewähren.
Das Herzstück dieser Songsammlung
ist für ihn der von Walter Donaldson, Sam
Lewis und Joe Young geschriebene Opener „How You Gonna Keep ’Em Down
On The Farm?“. Samples Vater hatte im
C
hico Buarque de Hollanda, 1944
in Rio geborener und später in São
Paulo und Italien aufgewachsener
Architekturstudent aus gutem Hause,
begeisterte schon mit Anfang 20 die
Fans der Musica popular brasileira. Seine
außergewöhnlich guten Texte und schönen Melodien, dazu diese warme, nasale
Stimme und der elegante Gesang, ganz
zu schweigen von seinem knabenhaftknackigen Äußeren, komplett mit Unschuldsblick und Schmollmund, machten
ihn sofort zum Popstar. Doch er wollte
mehr, vor allem ernst genommen und
als „artista“ respektiert werden. Als ihn
Ende der 60er Jahre Kollegen wie Gilberto
Gil und Caetano Veloso anfeindeten, die
hinter seinen vergleichbar traditionellen
Sambaklängen eine entsprechend reaktionäre politische Haltung vermuteten,
schrieb er 1968 das Theaterstück „Roda
Viva“, dessen Popstar-Protagonist von
obsessiven Fans zerfleischt und verspeist
wird. Besonders die Szene, in der die
Schauspieler dem Publikum Happen des
Kollegen anboten, auch wenn es sich aus
praktischen Gründen tatsächlich nur um
Hühnerfleisch handelte, brachte die Militärdiktatur auf den Plan. Soldaten zerstörten die Bühne, schlugen die Schauspieler
und nahmen den unruhestiftenden Urheber fest. Nach einem Exiljahr in Italien
kehrte Buarque in seine immer noch militärisch diktierte Heimat zurück. Nur um
festzustellen, dass sich die meisten seiner
OKTOBER
Ersten Weltkrieg gekämpft und erzählte seinem Sohn immer wieder Geschichten aus dieser Zeit. Besonders lebhaft erinnerte er sich an dieses Lied, das damals
ein großer Hit für den heute wenig bekannten James Reese Europe war. Europe
war der erste wirkliche Jazz-Bigband-Leader. Als er 1919 von einem seiner Musiker
auf der Bühne umgebracht wurde, titelten die Zeitungen am nächsten Tag: „The
Jazz King Is Dead.“ Der Pianist Eubie Blake
nannte ihn sehr viel später den „Martin
Luther King der Musik“. Joe Sample widmet diesem lange Zeit in Vergessenheit
geratenen Jazzidol nun sein Album „Soul
Shadows“. Es ist, wie Sample meint, eine
längst überfällige Hommage.
JOE SAMPLE
Soul Shadows
06024 9862775
Kollegen noch immer im Ausland befanden und er kein einziges Wort singen
durfte, das nicht im Vorwege sorgfältig
zensiert worden war. Zwei Drittel seiner
Songs fielen dieser Kontrolle in den 70er
Jahren zum Opfer. Was übrig blieb, etwa
auf dem Album „Construçao“, klang
deutlich düsterer als seine jugendlichen
Sambas und Bossa Novas. Doch Buarque
ließ sich von den ständigen Repressalien
eher anstacheln als unterkriegen. Mitte der
70er nahm er sogar Platten mit seinen neuen Freunden Gilberto Gil und Caetano Veloso auf, begann bald, auch Soundtracks zu
komponieren und einige, inzwischen nicht
nur in der portugiesischsprachigen Welt
berühmte, Theaterstücke und Romane zu
verfassen. Die 24 Stücke aus seinen fast 20
Schaffensjahren für Philips und die brasilianische PolyGram (1966–84), die jetzt zu
seinem 60. Geburtstag auf der Compilation
„Sixty Years On“ erscheinen, zeigen auch
die musikalische Evolution dieses Popstars
wider Willen. Chico Buarque hat seine hoch
gesteckten künstlerischen Ziele letztendlich
erreicht. Nur wenige Musiker seiner Generation sind so lange schon so beliebt,
erfolgreich und angesehen wie er.
CHICO BUARQUE
Sixty Years On –
Favourites
06024 9824349 7
2004
Mit „Accentuate The Positive“ löste AL JARREAU endlich sein vor einigen Jahren
gegebenes Versprechen ein, wieder mal ein deutlich jazzigeres Album aufzunehmen.
Mit seinen traumhaften Versionen mexikanischer Balladen befindet sich
CHARLIE HADEN auf bestem Wege zu seinem zweiten Latin-Jazz-Grammy.
Auch wenn der Jazz auf den Alben des
64-jährigen Sängers in der einen oder
anderen Form stets präsent war, es überwogen in den letzten 25 Jahren doch oft
die Elemente des Rhythm’n’Blues, Pop
oder Funk. Dass in seiner Brust jedoch
nach wie vor die Seele eines richtigen
Jazzers schlägt, beweist Al Jarreau auf
seinem neuen Album. Die „Financial
Times Deutschland“ meinte: „Besser
kann man Haltung und Gesangsstil
von Al Jarreau kaum zusammenfassen.
Es scheint positiv auszugehen. Mit der
Freude des Wiederentdeckers wiegt er
sich in den alten Songs, schmiegt seine
Stimme in die Melodien, lässt sie die
Töne mal schmeicheln, um dann ihren
Während der Lateinamerikaner Caetano
Veloso auf seinem Album „A Foreign
Sound“ nordamerikanische Jazzstandards interpretierte, ging der Nordamerikaner Charlie Haden den umgekehrten
Weg und spielte für „Land Of The Sun“
lateinamerikanische Klassiker ein. Besonders erfreulich ist, dass Haden dafür
nicht noch einmal den ohnehin schon
überstrapazierten Kanon der brasilianischen Bossa Nova plünderte, sondern
sich Werke dreier hierzulande relativ
unbekannter mexikanischer Komponisten auswählte. „Die lateinamerikanische
Musik, die man in den USA hören kann,
ist fast immer uptempo“, sagte Haden
und sah sich nach anderen Stilrichtun-
Klang wieder zuzuspitzen und mit voller
Schärfe durch den Beat seiner Band zu
schneiden. Der Mann hat Spaß und die
Ausdrucksfreude der Musiker erschöpft
sich nicht im Spielen von Jingles für
Margarinereklame. Mit dem Organisten
Larry Goldings, dem Gitarristen Anthony
Wilson oder dem Rhythmusgespann
Christian McBride und Peter Erskine kann
nichts schiefgehen.“ Im „Doppelpunkt“
meinte Jürgen Parr: „Eine unglaubliche
Stimme, die in jeder Stimmung – ob
midtempo oder balladesk – durch ihre
vielseitige Virtuosität besticht, subtil und
einfühlsam, seine Scat-Ausflüge sind unvergleichlich. […] Der zeitlose Klassiker
einer großen Jazzstimme.“
AL JARREAU
gen um. „Für die Boleros auf der CD
‚Nocturne‘ gab’s 2001 den Latin-JazzGrammy. Jetzt spielt Charlie Haden Balladen des mexikanischen Komponisten
José Sabre Marroquín (sowie jeweils ein
Stück von Agustín Lara Aguirre del Pino
und Armando Manzanero, d. Red.)“,
berichtete Sven Thielmann in der
Zeitschrift „Stereoplay“. „Dabei webt
er diskrete Bass-Muster in die luftigleichten Piano-Percussion-Teppiche von
Gonzalo Rubalcaba und Ignácio Berroa.
Für Farben sorgen neben Tenorsax-Ass
Joe Lovano junge Gäste mit Trompete,
Flöte, Altsax und Gitarre. Diese Klänge
sind zum Heulen schön und doch so
prickelnd wie guter Champagner.“
CHARLIE HADEN
Seite
12
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
Feedback
Weiterträumen
Mit seiner altbekannten Gruppe ist JAN GARBAREK derzeit ausgiebig auf Tour. Auf dem
aktuellen Album dagegen lässt er sich in neuem Kontext hören: mit der Bratschistin Kim
Kashkashian und dem Drummer Manu Katché.
D
er Opener klingt noch so, als
wolle Garbarek die vielen Fans
seiner Group auf vertrautem
Terrain abholen, um sie sacht
in andere Klanggefilde zu entführen.
„Natürlich wäre es interessant gewesen“, räumt er ein, „mal wieder ein
Album mit meinem Quartett zu machen.
Das vorige liegt ja ein paar Jahre zurück.
Für dieses Projekt habe ich mir aber
etwas anderes vorgestellt: wenig Bass
– zumindest nicht in solistischer Form,
wie bei Eberhard Weber, sondern bloß
als Basis. Vom Schlagzeug wollte ich
Patterns hören statt des offenen Spiels
von Marilyn Mazur. Und ich wollte nicht
das freie Piano, das Rainer Brüninghaus
spielt. Auf dem ganzen Album kommt
kaum ein Klavier vor, und wenn doch,
dann spiele ich selbst Keyboards mit
akustischem Klaviersound. Für solch
kleine, simple Sachen brauchte ich keinen Pianisten. Tasteninstrumente wollte
ich nur zur Farbgebung einsetzen.“
Elektronisch erzeugte Klänge und
Rhythmen, endlos wiederholte Patterns
und Akkordfolgen, versonnen gedrückte
Klaviertöne – mit Keyboards, Sampler
und Percussion, immer selbst gespielt,
schafft Garbarek ein Fundament,
über dem seine weiten Tenor- und So-
Spielt auch Keyboard: JAN GARBAREK
Nobelpreis
für Weltmusik
Mit seinem neuen Album „Ya-Rayi“ kehrt KHALED zu seinen
algerischen Ursprüngen zurück.
M
it der arabischen Musik verhält es
sich wie mit der arabischen Literatur: Aufgrund der historischen Bindung
an Frankreich finden die großen Namen
aus dem Maghreb leichter Gehör als ihre Kollegen aus dem Nahen Osten, der
doch eigentlich als kultureller Nabel der
arabischen Welt gilt. Der Größte von allen
ist sicherlich Khaled, der „König des Raï“,
wie der algerische Pop genannt wird. Mit
Hits wie „Aicha“ brachte er den nordafrikanischen Regionalstil auf weltweiten
Expansionskurs und avancierte damit zu
einem der größten Dritte-Welt-Stars nach
Bob Marley. Zuletzt aber schien es, als
habe er sich in seinen Weltumarmungsplänen verzettelt: Sein gleichzeitiges
Liebäugeln mit House, Schlager-Schmalz
und ägyptischen Streichorchestern wirkte
am Schluss nur noch beliebig.
Auf „Ya-Rayi“, seinem ersten Lebenszeichen nach vier Jahren, sieht man ihn
nun vor einer altmodisch-floralen Mustertapete vom Cover lächeln: Monsieur
Khaled und die Blumen von Oran. Der
Retro-Look ist bewusst gewählt, denn
das Album markiert eine Rückkehr zu den
Ursprüngen: zu dem Sound aus den Ca-
fés, Casinos und Cabarets der algerischen
Hafenstadt, in der auch der junge Khaled
Hadj-Brahim einst seine Karriere begann,
bevor er Ende der achtziger Jahre nach
Frankreich und von dort aus zu neuen
Ufern aufbrach.
Die leichtfüßig hingetupfte Pianomelodie, mit der das Album beginnt,
setzt den Ton für das nostalgische Flair,
welches das gesamte Werk umweht. Sie
stammt vom jüdischen Pianisten Maurice
El-Medioni, der in den Kaffeehäusern
von Oran bereits in den vierziger Jahren
des vergangenen Jahrhunderts auf seinem Klavier arabisch-andalusische Töne
mit frisch importierten Rumba- und
Boogie-Rhythmen der amerikanischen
Befreier zu einer neuen Melange kombinierte.
Doch „Ya-Rayi“ ist mehr als nur eine
Reise in die Vergangenheit. Vielmehr
versucht Khaled sich hier an der
Formulierung einer Quintessenz seiner
Karriere. Souverän wechselt er zwischen
mediterranen Chansons, traditionellen,
schwer orientalischen Grooves und jenem
bläsergestützten Disco-Funk, mit dem er
in den neunziger Jahren reüssierte und
für den hier wieder einmal der RollingStones-Produzent Don Was verantwortlich zeichnet. Unterstützt wird er dabei
nicht nur von einer hochkarätigen Garde
aus Raï-Veteranen und Studio-Routiniers.
Erstmals legt der Sänger auch selbst Hand
an und greift auf einigen Stücken zum
Akkordeon oder der Bauchtanztrommel
Darbuka. Gäbe es einen Nobelpreis für
Weltmusik, so wie er für die Weltliteratur existiert – Khaled hätte ihn verdient.
Daniel Bax, Die Zeit, 14.10.04
JazzLink: khaled
KHALED
Ya-Rayi
Weltmeister KHALED
06024 9822938
NOVEMBER
2004
Auch nach über 20 Jahren und 16 Alben setzen KEITH JARRETT und sein
Standards-Trio noch neue Maßstäbe.
Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack
DeJohnette bilden wohl das einzige Trio
in der Welt, das ein ganzes Konzert mit
immer neuen Interpretationen ein und
desselben Songs bestreiten könnte. Mit
„The Out-Of-Towners“, der Live-Aufnahme eines Münchener Konzerts, übertraf
das Trio einmal mehr sich selbst. Martin
Lau schrieb in in „Jazzthing“: „Dieses
Konzert liegt mit dem passenden Titel
‚The Out-Of-Towners‘ nun als Live-CD
vor. Und einmal mehr zeigt der divenhafte Pianist mit seinem sogenannten
Standards-Trio, auf was für einem hohen
Niveau klassischer Piano-Trio-Jazz heutzutage gespielt werden kann. Obwohl
das in München gezeigte Repertoire mit
seinem Mix aus Stücken aus dem Great
American Songbook und kompositorisch daran angelehnten Originals nichts
Neues bietet, ist das selbstsichere und
intellektuell anregende, emotional aber
überzeugende Zusammenspiel, wie es
sich Jarrett, Peacock und DeJohnette im
Laufe der letzten zwei Jahrzehnte erarbeitet haben, auch heute noch einmalig
und einzigartig auf dem Jazz-Circuit.“
Unmittelbar nach dem Konzert war
Michael Naura schon in der „Zeit“ ins
Schwärmen geraten: „Das Auditorium
spürt die Einzigartigkeit dieser Nacht.
Alle haben sich erhoben und applaudieren frenetisch und rufen, schreien in
Richtung Bühne.“
KEITH JARRETT
pranlinien sich emporschwingen wie
hymnischer Gesang. Von jeher hat sein
Saxophonton, insbesondere auf dem
Tenor, einen Hang zum Feierlichen. Hier
bestätigt der Titel des Albums diesen
Eindruck: „In Praise Of Dreams“ – ein
Lobgesang auf das Reich der Träume.
Doch diesmal sucht sich „Hymnensänger“ Garbarek mit Kim Kashkashians
Viola einen „singenden“ Gegenpol.
„Darin sehe ich den gemeinsamen
Nenner zwischen ihrem und meinem
Spiel. Ich interessiere mich eh mehr für
Musiker, bei denen ich eine solche sangliche Qualität höre, als für blendende
Virtuosen. Das gilt auch für Manu Katché. Dynamik und Aufbau seines Spiels
fügen sich wunderbar in unseres ein.
Auf seine Art singt auch er – auf dem
Schlagzeug.“
Während Katché – in sechs von elf
Stücken – die gesampelten oder geloopten Rhythmen federnd ausdifferenziert,
treten Garbarek und Kashkashian in
einen Dialog aus sangbaren Linien. Zu
den komponierten und vorproduzierten
Bratschenparts improvisiert Garbarek im
Playback. Die beiden „Stimmen“ antworten, kommentieren, ergänzen einander, überlagern sich oder spinnen Ideen
der jeweils anderen fort. „Mit zwei so
unterschiedlich klingenden, aber ähnlich eingesetzten Melodieinstrumenten
wollte ich nicht ständig unisono spielen,
sondern Möglichkeiten des Zusammenspiels nutzen, bei denen die Stimmen
mehr ineinander greifen.“
Das kann, je nach vorproduziertem
Hintergrund, kammermusikalische Züge annehmen („Without Visible Sign“)
oder an Tango erinnern („Scene From
Afar“). Beim Titelstück, das über eine
simple Akkordfolge läuft, übt Garbarek
sich in Zellteilung: Aus eins mach drei!
So wird ein nicht verwendetes Aufnahmefragment zur A-cappella-Miniatur
für Sopran („If You Go Far Enough“),
die bloße Akkordfolge ohne Melodie
zur Schlussnummer („A Tale Begun“),
das Titelstück selbst zum Leitmotiv. Und
das ausgeblendete „open ending“ des
Albums kann nur bedeuten: Die Träume
gehen weiter.
Berthold Klostermann
Stereo 10/04
JAN GARBAREK
In Praise Of Dreams
06024 9811068
Verfeindete Vogelspinnen
Mit „Solo Piano“ mausert sich der Star des Berliner
Underground GONZALES zum Entertainer alter Schule.
W
er Gonzales schon immer mal nackt
erleben wollte, sollte bei „Solo Piano“ zugreifen. Unmissverständlicher formuliert: Wer Gonzales’ vorlautes PranksterGetue, sein Brusthaar-Posing, sein Gefasel
vom dritten Ei im Schritt und die JoggingVerkleidung, diese ganze Inszenierung
also, diese billige Karikatur von HipHop,
Nackt: GONZALES
schon immer eher als verzichtbar betrachtete, dem wird „Solo Piano“ gefallen. Es ist
ja nicht so, dass man bei Gonzales’ bisherigen Shows nicht bemerkt hätte, dass da
ein begnadeter Pianist und Komponist auf
der Bühne steht – nur gab es eben, nun ja,
noch so viel anderes zu beachten. Vorbei,
diese Zeiten. Paris hat den Mann zu Demut
bekehrt, frei von alter Trash-Koketterie widmet er sich nun seiner größten Liebe: dem
Piano und dessen Tastatur. Nicht mehr als
Schwarz und Weiß und doch pure Magie.
Bei den „Solo Piano“-Shows projiziert eine
über der Tastatur installierte Kamera das
Agieren von Gonzales’ Händen auf eine
Leinwand: „Piano Vision“. Eine Inszenierung ist das natürlich ebenfalls, nur fungiert diesmal eben nicht Gonzales’ Ego als
Hauptakteur, sondern lediglich seine Pranken. Sie streicheln die Tasten, stolpern über
sie, kitzeln, drücken und peitschen sie,
erinnern auf der Leinwand mal an das eiskalte Händchen aus der „Addams Family“,
mal an junge Kolibris, mal an verfeindete
Vogelspinnen. Die so zu Gehör gebrachten
Kompositionen klingen wie eine Kreuzung
aus Bar-Jazz und Stummfilm-Untermalung,
wie ein gemeinsames Kind von Erik Satie
und Richard Clayderman (Letzterer minus
Dauergrinsen), sie sind mal leicht und beschwingt, dann wieder melancholisch und
zu Tode betrübt, im Grunde genommen
aber immer: wunderbar. Klar ist: Ohne
die „King Of Berlin Underground“-Vorgeschichte, ohne den abgelegten „Über alles“-Habitus, sprich: ohne die Mär des Geläutert-Seins, der Rückbesinnung auf pures
Handwerk, würde man Gonzales dieses
Album wahrscheinlich nicht so begeistert
abkaufen. Aber weil es eben nicht Künstler
xy, sondern er, der große Gonzo ist, der
da plötzlich schweigt, hört man auf „Solo
Piano“ keine dudelige Fahrstuhl-Muzak,
sondern kriecht mit den Ohren neugierig
zwischen die Klaviertasten, ergötzt sich an
dem Klackern der Fingernägel auf ihrem
Elfenbein und an ihrem leichten Schaben
aneinander. Mit etwas Fantasie vernimmt
man sogar noch das Schnauben einer großen Nase und das zarte Zerplatzen kleiner
Schweißperlen auf den Tasten. Intime Momente. Wie gesagt: So nackt war Gonzales
noch nie. Und dabei – das sollte man
noch dazu sagen – auch noch nie so verführerisch.
Jan Kedves, Intro 09/04
JazzLink: gonzales
GONZALES
Solo Piano
06024 9820795
Frischzellenkur im
Schwarzwald
Die DJs von heute sind frecher und wagen sich auch
an bisher Unantastbares heran – wie die Schätze aus den
Archiven von MPS.
W
as andere können, kann MPS auch.
Wenn renommierte amerikanische
Jazzlabels ihren Katalog von angesagten
Producern, DJs und Remixern durchforsten lassen und ihnen die Perlen daraus
zur zeitgemäßen Überarbeitung überlassen, brauchen die Rechtsnachfolger der
einstigen „Musik Produktion Schwarzwald“ nicht zurückzustehen. Immerhin
baute MPS-Chef Hans Georg BrunnerSchwer in den 60er und 70er Jahren den
stilistisch wohl vielseitigsten Jazzkatalog
in Europa auf.
Dass in den MPS-Archiven ein Schatz
an hippen Grooves schlummert, zeigte
Acid-Jazz-Papst Gilles Peterson schon
vor gut zehn Jahren im Rahmen seiner
legendären Serie „Talkin’ Jazz“, für die
er allerhand groovige Nummern ausgrub, die Musik selbst aber unangetastet
ließ. Das war damals. Heute greift eine
frechere Generation von DJs und Stu-
dio-Cracks schnipselnd, samplend und
mixend in die Originale ein. Das Resultat
nennt sich „MPS Jazz Reworks“.
Die Frischzellenkur geht schon mal so
weit, dass die Vorlagen nicht mehr wiederzuerkennen sind, etwa wenn die Acappella-Version des Lennon/McCartneyKlassikers „Michelle“, gesungen von den
Singers Unlimited, unter den Händen
des französischen Duos Chateau Flight
zu einem tanztauglichen Techno-Instrumental mutiert. Dagegen lässt Matthew
Herbert von einer Brasil-Nummer der
Clarke-Boland Big Band deutlich mehr
übrig. Schließlich ist er selbst Chef einer
Big Band und geht daher wohl respektvoller mit Europas einstmals bestem
Jazzorchester um.
Ein internationales Remixer-Aufgebot
nimmt sich so unterschiedliche Künstler
wie Horst Jankowski oder George Duke,
Peter Herbolzheimers RC&B oder das
MPS gibt seine Schätze frei
Dave Pike Set vor. Wie dicht sie an den
Vorlagen bleiben, lässt sich dann anhand
der gleichzeitig erscheinenden Compilation „MPS Jazzworks“ ermessen. Sie versammelt die Originale und gibt zugleich
einen feinen Überblick über die Arbeit einer Plattenfirma aus dem Schwarzwald,
die mal internationale Maßstäbe setzte.
B. Klostermann, Stereo 10/04
JazzLink: reworks
VARIOUS ARTISTS
MPS Jazz Reworks
06024 9817441
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Ausgabe 4 • Jahrgang 7
13
X-Mix
Will will dich zu Weihnachten!
Soulsänger WILL DOWNING und seine instrumentalen Freunde von David Sanborn, über
Jonathan Butler bis Joe Sample wollen nur drei Dinge: „Christmas, Love And You“.
E
s war einmal in Brooklyn, New York.
So oder ähnlich könnte die kleine,
feine Geschichte des neuen Weihnachtsalbums „Christmas, Love And You“
von Will Downing beginnen. Schon als
kleiner Junge sang er nämlich so inbrünstig wie ausgiebig Weihnachtslieder. „So
lange ich mich erinnern kann, wurde bei
uns an Weihnachten immer wieder der
‚Christmas Song‘ von Nat King Cole aufgelegt“, blickt Downing zurück. „Und ich
habe immer wieder mitgesungen. Eigentlich ist das nicht nur eine meiner ersten,
sondern vielleicht auch meine emotionalste Erinnerung an Weihnachten.“ Um
diese Gefühle und Songs zu aktualisieren
und sicherlich auch, um seiner Familie
und seinen zahlreichen Fans ein zeitiges
Festgeschenk zu bereiten, ging der Bariton-Crooner jetzt mit ein paar seiner besten Freunde ins Studio. Unter der Ägide
von Rex Rideout und mit Gästen wie den
Saxophonisten David Sanborn, Kirk Whalum und Gerald Albright, dem CrusadersPianisten Joe Sample, Gitarrist Jonathan
Butler und Najee an der Flöte nahm er
zehn zarte Zelebrationen auf. Natürlich
auch eine gelungen aufgefrischte Version
des „Christmas Song“ sowie vom „First
Noël“, der sich auch schon auf Coles
Albumklassiker von 1963 fand. „Little
Drummer Boy“, der „Parampapampam“-Song, findet sich in einer – je nach
Geschmack – komplett ruinierten oder
perfekt modernisierten Version mit leicht
karibischem Hip-Hop-Beat und einem
Chorus von Ragga-Toaster Jabba. „‚Little
Drummer Boy‘ war der letzte Song, den
wir für dieses Projekt aufnahmen“, erzählt
Will Downing. „Der Text sprach nicht
nur mich, sondern auch alle beteiligten
Musiker extrem an. Wir unterhielten uns
lange darüber, wie wir uns Jahr für Jahr
fast umbringen, um die größten, besten
und teuersten Geschenke zu finden. Und
dann hört man sich diesen Song an, in
dem sich ein kleiner Junge mit nichts als
Liebe im Herzen und einer kleinen Trommel vor das Jesuskind kniet und sagt: ‚Ich
habe zwar kein Geschenk. Aber darf ich
dir etwas vorspielen?‘ Das lässt einen dieses ganze Weihnachtsding in einem völlig
neuen Licht sehen.“ In eben diesem Licht
machen auch die drei Originale dieses
Albums, die Will Downing mit Mitgliedern seiner Band geschrieben hat, noch
mehr Sinn. Vor allem die beiden thematisch verwandten Romanzen „All I Want
For Christmas Is You“ und „Christmas,
Love And You“: „Ich fragte mich, was in
Weihnachtsliedern bisher eher unterrepräsentiert war. Und versuche deshalb
mit diesen Songs etwas mehr Romantik
in das Fest der Liebe zu bringen“, gesteht
der Sänger. Um sich bei den Aufnahmen
mitten im Sommer in Weihnachtsstimmung zu bringen, half ihm ein Studio
ohne Außenfenster. „Ich musste nur
die Augen schließen und an früher
denken: Wir hatten eine wirklich
sehr kleine Wohnung, aber die
war besonders an Weihnachten
immer voll mit Freunden und
Familie. Und wir hatten immer
eine wunderbare Zeit!“
JazzLink: downing
WILL DOWNING
Christmas, Love
And You
06024 9862666
Have Yourself A Ramsey Little Christmas
Das Cover von „Sound Of Christmas“
ist natürlich purer Sixties-Kitsch: ein goldenes Weihnachtsglöckchen mit einem
Türkis im Griff auf einem grünen Samtkissen. Die Musik ist allerdings so unkitschig, wie sie zum Fest der Liebe nur sein
kann. Zumindest auf der ersten LP-Seite.
Der studierte Konzertpianist Ramsey Emmanuel Lewis jr. nahm mit seinem Trio
dieses erste Weihnachtsalbum schon im
Oktober 1961, also fünf Jahre nach dem
Debütalbum für Cadet und vier vor dem
Welthit „The In-Crowd“, auf. Natürlich
in den legendären Ter Mar Recording
Studios in ihrer Heimat Chicago und mit
der Mischung aus straighten Grooves,
gefühlvollen, aber nicht überkandidelten
Arrangements und klaren Melodien, die
damals schon besonders in afroamerikanischen Hochburgen wie der Chicagoer
South Side oder natürlich dem New
Yorker Stadtteil Harlem populär waren.
Schon beim Opener, einer grandios
getragenen Version von Charles Browns
Blueshit „Merry Christmas Baby“, wissen
Ramsey und seine Mannen geschmackvoll zu begeistern. Eldee Young am Bass
und Redd Holt am Schlagzeug halten
Ramsey rhythmisch den Rücken frei,
damit der sich auf seine schnörkellosen,
ebenso souligen wie gospeligen Pianolinien konzentrieren kann. Soloexzesse
haben da, wie immer bei Ramsey Lewis,
keinen Platz, denn: „Niemand kann Art
Tatum schlagen. Warum es versuchen?“
Auch durch das „Winter Wonderland“
swingen sich die drei gänzlich frostfrei,
wobei sie in etwas über zwei Minuten
mehr Spannung aufbauen als manch
unbedarfter Entertainer in zwei Stunden.
„Santa Claus Is Coming To Town“ reduzieren sie anschließend auf ein entspanntes Balladentempo. Auch Ramsey Lewis’
Eigenkomposition „Christmas Blues“,
wieder zum ansteckenden Tanztempo angezogen, verzaubert dieses versierte Trio
in Hochform zu unsentimentaler Weihnachtsstimmung. Zu guter Letzt swingen
sie auch noch den alten Ladenhüter
„Here Comes Santa Claus“ so gekonnt,
dass man darüber fast seine indiskutable
Melodie vergisst.
Auf Seite 2, auf der CD also ab Track
6, kommt dann ein von Riley Hampton
arrangiertes Streichorchester hinzu. Das
erhöht, besonders auf „The Sound Of
Christmas“, einem weiteren Lewis-Original, und den Klassikern „The Christmas
Song“ und „Sleigh Ride“, durchaus den
thematischen Bezug zum Coverkitsch.
Die Ballade „What Are You Doing New
Year’s Eve?“ ist dagegen nahezu dezent
bestrichen. Und Lewis’ fantastisches
Arrangement von „God Rest Ye Merry
Gentlemen“ lässt mit seiner grandiosen
Bassline und den dramatisch eingesetz-
ten Streichern sogar spätere Hits wie
„Wade In The Water“ oder „Sun Godess“
erahnen. Wenn die Ramsey-Lewis-Fans
allüberall auf dieser weiten Welt auch im
kommenden Jahr immer schön artig sind,
gibt es zum nächsten Weihnachtsfest
dann vielleicht auch noch den Nachfolger „More Sounds Of Christmas“ von
1964 auf LPR-CD. Dessen Cover, mit
den scheinheiligen drei Groovekönigen
in Weihnachtsmannzipfelmützen hinter
weißen Tannenzweigen, hat sogar noch
größeren Kultcharakter. Ganz zu schweigen von der Musik.
JazzLink: ramsey
RAMSEY LEWIS
The Sound Of
Christmas
06024 9862778
Laura Is Coming
To Town
Die holländische Jazzsängerin LAURA FYGI vereint auf
„The Very Best Time Of Year“ ihre Vorliebe für brasilianische
Rhythmen und weihnachtliche Melodien.
B
ei unseren niederländischen Nachbarn ist die Welt noch in Ordnung.
Auch wegen der Rauschfreiheit und
der Unmengen an Käse, Fahrrädern und
universitären Jazzprogrammen. Besonders
aber wegen der dortigen Weihnachtstraditionen. Dort bekommen die Kinder ihre
Geschenke nämlich schon am 5. Dezember von einem sehr dünnen Weihnachtsmann, der im Vorleben türkischer Bischof
war und jetzt den Sommer in Spanien
verlebt, und seiner Entourage, sechs bis
acht schwarzen Männern.
Vor diesem Hintergrund kann auch die
Tatsache, dass Laura Fygi, einst Sängerin
einer niederländischen Girlgroup und
Ausziehhase im „Playboy“, die Weihnachtslieder ihres Albums „The Very Best
Time Of The Year“ mit brasilianischen
Rhythmen schmückt, nur wenig verwundern. Dabei ist die Sache mit ihrer
Frühkarriere und den Fotos für das Männermagazin so irreführend wie die Nikolausereien bei David Sedaris. Schon 1993,
auf ihrem Album „Bewitched“, sang Frau
Fygi in Begleitung von Kollegen wie Philip Catherine, Toots Thielemans, Johnny
Griffin und Clark Terry ein bezauberndes
Dutzend Jazzstandards. Im Jahr darauf gesellte sich auf ihrem entspannt brasilianischen Album „The Lady Wants To Know“
auch noch der Singer/Songwriter Michael
Franks dazu.
Die CD „The Very Best Time Of The
Year“ wird endlich auch hierzulande
Fygi-Fans gewinnen. Die Mischung aus
altbekannten amerikanischen Christmas-
Bringt die Weihnachtswelt in Ordnung: LAURA FYGI
Carols und eher unsaisonal temperierten
Bossa-Nova-Rhythmen funktioniert bestens. „Es gibt so viele Weihnachtsalben,
dass ich auf jeden Fall etwas ganz anderes
machen wollte“, meint Laura Fygi. Arrangiert von Rob Pronk, bekannt als Chef des
Metropole Orchestra, und produziert von
Ruud Jacobs, der auch schon „Bewitched“
und „The Lady Wants To Know“ produziert hatte, singt Laura Fygi auf diesem
Album nicht nur „Winter Wonderland“
oder „Have Yourself A Merry Little Christmas“, sondern auch weniger bekannte
Weihnachtslieder. „Für mich ist es das
Wichtigste, dass mich ein Song persönlich
anspricht“, erklärt sie. Einer ihrer Favoriten
ist Mel Tormés „Christmas Song“, dessen
Eingangsvers „Chestnuts roasting on an
open fire“ auch dort, wo man sonst keine
Kastanien über dem offenen Feuer röstet,
zum kulturellen Allgemeingut gehört.
„Ich habe diesen Song das erste Mal von
Julie London gesungen gehört, nur mit
Bass, Gitarre und ihrer Stimme“, erinnert
sie sich. „Das klang so intim! Fast so, als
würde sie einem die Worte direkt in die
Ohren flüstern.“ Klingt, als könnte „The
Very Best Time Of The Year“ zumindest
die Weihnachtswelt wieder in Ordnung
bringen.
JazzLink: fygi
LAURA FYGI
The Very Best Time Of
The Year
06024 9868590
Seite
14
Ausgabe 4 • Jahrgang 7
X-Mix
Adventsswingen und
gewinnen!
Der JazzEcho-Adventskalender: Statt Schokolade auf die Hüften gibt‘s hier
guten Jazz auf die Ohren! Jeden Tag, vom 1. bis 24. Dezember, wartet unter
www.jazzecho.de/adventskalender ein hörenswertes Album auf Sie, mal
eine brandneue Veröffentlichung, mal ein Highlight des vergangenen Jahres.
Ein voll ausgespielter Track als Real-Audio-Stream gibt einen Vorgeschmack auf
die CD, die wir jeweils dreimal verlosen.
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Tra min’
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„Hu yself
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T
1
Rocklady Ronstadt entdeckte schon in
den 80ern die Songbooks für sich. Jetzt
folgt die jazzverliebte Fortsetzung: Auf
„Hummin’ To Myself“ singt sie neue
Standards, unter anderem mit Christian
McBride und Roy Hargrove.
Hier entscheidet wirklich das Los! Sie müssen keine Fragen beantworten und
keine Verpflichtungen eingehen. Schauen Sie einfach einmal am Tag vorbei,
senden Sie uns Ihre Adresse und schon nehmen Sie an der Verlosung teil. Teilnehmen können Sie den ganzen Tag, von 0:00 bis 24:00 Uhr. Die zu verlosende
CD wechselt täglich. Die Gewinner werden innerhalb der nächsten drei Tage
per E-Mail informiert und erhalten die CD postalisch zugestellt.
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„An ong“
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Wir wünschen viel Glück
… und natürlich ein frohes Fest!
Der JazzEcho-Konzertführer
Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags
unter www.jazzecho.de
FRANK CHASTENIER & WDR BIG BAND
10.12.04 Köln, Philharmonie
11.12.04 Bad Ems
LINDA
RONSTADT
Hummin’ To Myself
5
TILL BRÖNNER
That Summer
Till Brönner weiß, was Frauen lieben.
Wenn Sie noch kein Geschenk für eine
bald bessere Freundin haben und die
Auserwählte diese CD noch nicht kennt,
heißt die Losung: „‚That Summer‘, bitte!“
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VIENNA ART
ORCHESTRA
Big Band Poesie
Alle Jahre wieder veröffentlicht das VAO
ein neues Album. Zum 28-jährigen
Bandjubiläum dichten sie sogar den
Dutzendband „Big Band Poesie“. Darauf
kann sich jeder Jazzfan einen Reim
machen.
GONZALES
04.12.04 Hamburg, Schauspielhaus
15.12.04 Heidelberg, Karlstorbahnhof
16.12.04 Berlin, Apollosaal
17.12.04 Köln, Stadtgarten
18.12.04 Frankfurt, Mousonturm
JULIETTE GRECO
23.11.04 Dortmund, Konzerthaus
24.11.04 Frankfurt, Alte Oper
AL JARREAU
25.11.04 Saarbrücken, Garage
27.11.04 Halle/Westf., Gerry-Weber-Center
29.11.04 Freiburg, Konzerthaus
30.11.04 Friedrichshafen, Graf-Zeppelin-Haus
KHALED
22.11.04
24.11.04
25.11.04
26.11.04
27.11.04
CARLA BLEY
21.11.04 Gütersloh, Stadthalle, Kleiner Saal
23.11.04 Essen, Philharmonie
25.11.04 Basel (CH)
26.11.04 Dübendorf (CH)
TILL BRÖNNER
SUPPORT: JOE SAMPLE
29.11.04 Berlin, Konzerthaus
30.11.04 Potsdam, Nikolaisaal
01.12.04 Nürnberg, Kultur-Café
02.12.04 Düsseldorf, Tonhalle
03.12.04 Dresden, Schlachthof
04.12.04 Erfurt, HsD (ehem. Gewerkschaftshaus)
06.12.04 Bielefeld, Ringlokschuppen
07.12.04 Darmstadt, Centralstation
08.12.04 Aachen, Aula Carolina
09.12.04 Hamburg, Schauspielhaus
10.12.04 Bremen, Glocke
11.12.04 Kiel, Halle 400
13.12.04 Halle/S., Oper
Stuttgart, Theaterhaus
Genf (CH), Grand Casino
Zürich (CH), Volkshaus Zürich
Frankfurt, Alte Oper
Köln, Philharmonie
DIANA KRALL
23.11.04 Wien (A), Konzerthaus
24.11.04 Wien (A), Konzerthaus
25.11.04 Salzburg (A), Salzburg Arena
02.12.04 München, Philharmonie
03.12.04 Frankfurt, Jahrhunderthalle
04.12.04 Essen, Grugahalle
05.12.04 Hamburg, CCH Saal 1
MADELEINE PEYROUX
09.12.04 Berlin, Quasimodo
Nach Redaktionsschluss
+++ „Es wird Zeit für Badewanne, Rotwein und die himmlische CD, auf der
Gonzales Klavier spielt“, schrieb der
„Stern“. Wenn die Haut dann durchgeweicht ist, kann man sich abtrocknen und
den kanadischen Pianisten im Dezember
live erleben (siehe Feedback und Tourdaten) +++ Gut nachgemacht ist besser als
schlecht ausgedacht. Die Vier von DePhazz nennen ihr neues Werk „Natural
Fake“. Ob tatsächlich mit Fälschungen
gearbeitet wurde, ist im März 2005 zu
erfahren +++ Zimmer mit Aussicht bei
ECM: Das Album „I Have A Room Above Her“ von Paul Motian, Bill Frisell
und Joe Lovano steht ins Haus +++ Den
Boden für seine neue CD „The Ground“
bereitete Pianist Tord Gustavson
bereits im vergangenen Januar, als er
mit Harald Johnsen (Bass) und Jarle
Vespestad (Drums), seinen Kollegen aus
Silje Nergaards Band, ins Studio ging.
+++ Wayne Shorter feilt mit Brian
Blade, Herbie Hancock und Dave
Holland an einem neuen Longplayer,
der im März erscheinen soll +++ Den
kalten Winter wird die neue CD der in
Wien lebenden norwegischen Gesangssirene Rebekka Bakken ausklingen
lassen +++ Obwohl der Hamburger Mojo
Club seine Pforten nur noch sporadisch
öffnet, ist der Mojo-Spirit lebendig wie
eh und je. Im Frühjahr erfreut ein neuer
„Mojo Dancefloor Jazz“-Sampler das Herz
aller Tanzwütigen +++ Ganz neues Terrain
betritt im Februar Jazz-Lady Dee Dee
Bridgewater, zumindest sprachlich,
denn die Wahl-Französin singt auf ihrem
Josephine-Baker-Tributalbum „J‘ai deux
amours“ erstmals auf Französisch +++
ck:
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„Ja m An
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Rhy Blues“
9
TERRY CALLIER
Lookin’ Out
Terry Callier kann einem die Tränen in die
Augen treiben, während einem warm
ums Herz wird. „Lookin’ Out“ enthält
brandneue Songs des FolkjazzGroßmeisters, von „Africa Now“ bis „Jazz
My Rhythm And Blues“.
ck:
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„In ream
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13
JAN GARBAREK
In Praise Of
Dreams
Dreaming of a white christmas? Dann
sind Sie bei Jan Garbarek genau richtig.
„In Praise Of Dreams“ nennt der norwegische Saxophonstar sein Album mit
der Bratschistin Kim Kashkashian und
Drummer Manu Katché.
ck:
Tra lgia“
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17
CHARLIE HADEN
Land Of The Sun
Auf „Land Of The Sun“ macht Charlie
Haden erneut gemeinsame Sache mit
dem Pianisten Gonzalo Rubalcaba. Mit
zehn mexikanischen Balladen begeben
sie sich auf die Spuren ihrer Grammygekrönten „Nocturnes“ von 2001.
3
6
THE RH FACTOR
Strength EP
„Strength“ ist das Bonuspaket zu RH
Factors Soul-Funk-Hitalbum „Hard
Groove“. Starker Stoff, mit einer
Coverversion von Eddie Harris’ „Listen
Here“ und fünf universellen Originalen.
ck:
Tra ano“
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„Or
7
10
Mit „The Girl In The Other Room“
verwandelte sich Diana Krall von der
versierten Interpretin zur aufsehenerregenden Singer/Songwriterin. Die
40-Jährige klingt so sentimental und
persönlich wie nie.
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„Ev Love“
14
JAMIE CULLUM
Twentysomething
– Special Version
Dieser Klavierzwerg ist ein EntertainmentGigant! Jetzt kredenzt er uns seine erste
Live-DVD, einen Song zum zweiten
Bridget-Jones-Abenteuer und eine
„Special Version“ des Superalbums
„Twentysomething“.
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MATT BIANCO
Matt’s Mood
„Matt’s Mood“ ist das stimmungsvolle
Comeback des Jazz-Pop-Trios Matt
Bianco. Modern, aber voll schöner
Erinnerungen an „Half A Minute“Zeiten – schon wegen Sängerin Basia.
GONZALES
Solo Piano
Süßer die Tasten nie klingen als unter
Gonzales flinken Fingern. Der
Universalmusiker hat für „Solo Piano“
sechzehn süffisante, sanfte und subtile
Klavier-stücke geschrieben und
eingespielt.
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DIANA KRALL
The Girl In The
Other Room
PETER CINCOTTI
On The Moon
Vom Himmel hoch, da kommt Peter
Cincotti her. Auf „On The Moon“ zeigt
der 21-jährige Pianist und Sänger, dass er
genau so gut „Cherokee“ swingt, wie er
seine eigenen Popsongs singt.
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SIDSEL ENDRESEN
03.12.04 Köln
GÖTZ ALSMANN
23.11.04 Mannheim
24.11.04 Darmstadt, Centralstation
25.11.04 Darmstadt, Centralstation
26.11.04 Wiesloch
27.11.04 Merzig, Stadthalle
29.11.04 Essen, Colosseum
02.12.04 Warendorf
09.12.04 Düsseldorf, Savoy Theater
10.12.04 Düsseldorf, Savoy Theater
11.12.04 Delbrück, Stadthalle
12.12.04 Nordhorn
14.12.04 Passau, Redoutensaal
15.12.04 Regensburg, Kulturspeicher
16.12.04 München, Lustspielhaus
17.12.04 Detmold, Stadthalle
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11
FRANK
CHASTENIER
For You
Frank Chastenier spricht uns mit dem
Klavier aus der Seele. Mal im Trio, dann
mit Streichorchester, tastet er sich „For
You“ durch acht Songs, die schon immer
Standards waren oder ab sofort solche
setzen.
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15
ALICE COLTRANE
Translinear Light
Von Sohn Ravi produziert und mit
Freunden wie Charlie Haden und Jack
DeJohnette in beseelter Eintracht
eingespielt, passt das neue Album von
Alice Coltrane perfekt zum Geist des
Friedensfestes.
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19
VARIOUS
ARTISTS
MPS Jazz Reworks
Legendäre Trackleger und Frequenzbastler bieten angemessene Erneuerungen lieb gewonnener Großartigkeiten
von MPS. Die Stereo MCs, King Britt
oder Herbert mischen George Duke
oder Dave Pike auf.
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4
PEGGY LEE
Black Coffee
Statt Punsch und Glühwein gibt es in
diesem Jahr schwarzen Kaffee. Warum?
Weil Verve uns eine „Master Edition“ von
Peggy Lees Meisterwerk „Black Coffee“
aus dem Jahre 1953 unter den
Christbaum legt.
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8
SÉRGIO MENDES
The Swinger From
Rio – Favourites
„The Swinger From Rio“ präsentiert
einige der schönsten Erfolge des
Pianisten, Arrangeurs und Bandleaders
Sérgio Mendes (auch mit Brasil ’66) aus
den Jahren 1962 bis 1996. Feliz Natal!
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NYLON
Die Liebe kommt
Die Berliner von Nylon kommen aus
dem Umfeld des „Sonarkollektivs“.
Weshalb ihre Versionen deutscher
Chansons ebenso zeitlos wie elektronisch zeitgemäß klingen. „Die Liebe
kommt“ und bleibt im Ohr.
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16
KHALED
Ya-Rayi
Der „König des Raï“ und geistige Vater
des Hits „Aicha“ bringt dem Christkind in
diesem Jahr sein lang ersehntes neues
Album „Ya-Rayi“. Hier trifft Raï auf Funk
und traditionelle arabische Musiken.
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„Lo Road“
20
MADELEINE
PEYROUX
Careless Love
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Weshalb
Madeleine Peyroux, „die Stimme der
gebrochenen Herzen“ und Vokalerbin
von Billie Holiday und Bessie Smith,
besonders den Melancholikern Spaß
bereiten dürfte.
IMPRESSUM
Herausgeber
UNIVERSAL JAZZ, Berlin
Konzept und Gestaltung
G9 Werbeagentur GmbH, Hamburg
Litho
RAWA, Hamburg
Fotos
Claude Gassian, Bruce Weber, Falk Weiß,
Gabriela Conseco, Simon Fowler, Rocky
Schenck, Jerome Albertini, Perry Hagopian u.a.
Druck
Axel Springer AG, Ahrensburg
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers:
Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: webteam@jazzecho.de. Anzeigen: Runze & Casper Verlagsservice OHG,
Linienstraße 214, 10119 Berlin, Tel.: (030) 28018-0, Fax: (030) 28018-400, E-Mail: verlagsservice@runze-casper.de
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Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und unter der Angabe Ihrer Kundennummer
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UNIVERSAL JAZZ, STRALAUER ALLEE 1, 10245 BERLIN
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WILL DOWNING
Christmas, Love
And You
Have yourself a soulful Christmas! Sänger
Will Downing und Freunde wie David
Sanborn und Joe Sample nehmen mit
frisch klingenden Weihnachtsklassikern
und neuen Songs das Fest der Liebe beim
Wort.
Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de
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LAURA FYGI
The Very Best
Time Of Year
Die holländische Jazzdiva Laura Fygi hat
ein fabelhaftes Weihnachtsalbum mit
brasilianischen Arrangements
aufgenommen. So schön und sambaesk
klang „The Very Best Time Of Year“
bisher selten.
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THE RAMSEY
LEWIS TRIO
The Sound
Of Christmas
1961 nahmen Pianist Ramsey Lewis und
sein Trio für „The Sound Of Christmas“
allerhand neue und alte X-Mas-Klassiker
auf. Wer „Wade In The Water“ mag, wird
hierzu freudigst durch den Schnee
stapfen.
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Jam
VARIOUS ARTISTS
The Complete Norman Granz
Jam Sessions
Alle Jamsessions, die Granz zwischen
1952 und 1954 produzierte, finden sich
auf diesen 5 CDs. Mit Stars von Count
Basie, über Charlie Parker bis Stan Getz.
Ein herrliches Geschenk, nicht nur zu
Weihnachten.