TRAUMHOTELS
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Tr aumhoTels in Bayer n Originale entdecken und geniessen Dies ist eine Leseprobe Alle Rechte vorbehalten. Kontaktieren Sie uns, falls Sie das PDF weiter verwenden möchten: info@callwey.de Ralf Eibl 6 Vorwort 82 NIEDERBAYERN 86 Schloss Mariakirchen, Arnstorf 8 92 UNTERFRANKEN Zum Erasmus, Kelheim 12 Berghotel Maibrunn, Sankt Englmar 96 Hotel Meintzinger, Frickenhausen 16 Hotel am Main, Veitshöchheim 20 Vinotel Augustin, Sulzfeld am Main 100 OBErBAYERN 24 104 Dorint Resort & Spa Bad Brückenau, Bad Brückenau Chalet am Kiental, Herrsching am Ammersee 32 110 Schlosshotel Steinburg, Würzburg Abtei Sankt Walburg, Eichstätt 114 Fuchsbräu, Beilngries 40 118 OBERFRANKEN Am Eichholz, Murnau am Staffelsee 44 Bachmair Weissach, WeiSSach (Rottach-Egern) 122 schloss Burgellern, ScheSSlitz 130 48 Alpenhotel Wittelsbach, Ruhpolding Burg Rabenstein, Ahorntal 136 54 SCHWABEN 58 Romantik hotel Landhaus Freiberg, Oberstdorf MITTELFRANKEN 140 Hezelhof, Dinkelsbühl 144 62 Geldernhaus, Oberstdorf Hotel Victoria, Nürnberg 148 66 Hotel Hirsch, Füssen Hotel Eisenhut, Rothenburg ob der Tauber 70 Burghotel Rothenburg, Rothenburg ob der Tauber 154 Adressen und Geheimtipps 74 OBERPFALZ 78 Burg Wernberg, Wernberg-Köblitz 160 IMPRESSUM und Bildnachweis D ieses Hotel kann von Haus aus auf eine respektable Anzahl an Stammgästen zählen. Es sind die so genannten „Schloss-Kinder“, die immer wieder auf Burgellern vorbeischauen. Dort, wo heute das Hotel ist, war während des Zweiten Weltkrieges eine Außenstation der Staatlichen Frauenklinik Bamberg untergebracht, um die Neugeborenen vor Luftangriffen zu schützen. Mehr als 1500 Bamberger erblickten hier allein in den letzten beiden Kriegsjahren das Licht der Welt. „Wir haben die meisten davon angeschrieben“, sagt Hotelier Joachim Kastner und hat so einen besonderen Zirkel gegründet, der zum Teil von weit her immer wieder gern anreist. Aber am Rande eines kleinen Dorfes mit vielen Fachwerkhäusern gelegen – inmitten eines sieben Hektar großen Parks, ist dies längst nicht der einzige weitverzweigte Stammbaum, auf den die stolzen Fassaden zurückblicken können. Das von den Fürstbischöfen aus Bamberg um circa 1720 erbaute Schloss Burgellern war bereits im frühen 19. Jahrhundert ein gefälliger Treffpunkt des bayerischen Hochadels. Ein junger Prinz namens Ludwig spielte 1853 unter den Kastanien des Schlossparks, lange bevor der „Kini“ als „der Zweite“ den Freistaat schlössertechnisch aufmischte. Die glanzvolle Geschichte des fast 300-jährigen Hauses erreichte ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert unter Carl Theodor und Friedrich Carl von Buseck. Im Anschluss an ihre Orientreise ließen die beiden Brüder üppige Decken- und Wandgemälde anbringen. Nach der Inflation von 1923 ging das Schloss in das Eigentum des Bayerischen Staates über und wechselte danach an zahlreiche Pächter und durch Nutzungen. Seit Mitte der Neunziger stand das Anwesen lange leer und verfiel schandvoll. Als die Familie Kastner aus Bayreuth es 2005 erwerben konnte, war der Park in seiner ursprünglich englischen Version nur noch mit ausgeprägter Fantasie zu erkennen. Die neuen Inhaber hatten eine lange Wegstrecke vor sich, um aus der Ruine Schloss Burgellern ein Hotel mit vier Sternen zu machen. Fast zum Abschluss der Bauarbeiten wurde noch ein Die neuen Inhaber hatten einen langen Weg vor sich, um aus einer Ruine ein Schlosshotel zu machen. Warme Farben do minieren in den Fluren und auf den 23 Zimmern, darunter fünf Suiten. Sie sind allesamt mit italie nischen Stilmöbeln aus dem Hause Selva ausgestattet. Linke Seite: die Auffahrt zu Schloss Burgellern. Schloss Burgeller n Ursprünglich war dieses fürstliche Haus ein gefälliger Treffpunkt des bayerischen Hochadels, heute bietet es modernen Handlungsreisenden alle Annehmlichkeiten. 44 | oberfranken 45 | oberfranken Im Natur-Schwimmteich darf Gast sich wie eine Kaulquappe fühlen. Geheimnisvoll schimmert das dunkle Wasser. besonderer Schatz unter einem geklebten Teppich im Treppenhaus entdeckt: Wo gestern noch ein olivgrüner Belag aus den 1980er Jahren seine Dienste tat, zieren heute rankende Blumen und orientalische Mäander aus Nussbaum- und Ahornholz den Boden. Das klassizistisch geprägte Stiegenhaus von Schloss Burgellern zeigt nach der Restaurierung durch ein Expertenteam wieder den Stil des 19. Jahrhunderts. Ähnlich wie die Ausmalung von 1839 bis 1846 scheint auch dieser Boden unter den Gebrüdern Buseck entstanden und von Künstlern aus München oder Norditalien gearbeitet worden zu sein. Die mit italienischen Möbeln und Antiquitäten eingerichteten 23 Zimmer befinden sich zum größten Teil im Schlossgebäude. Der Wellnessbereich sowie sechs Hotelzimmer sind im gegenüber liegenden Vogteigebäude untergebracht. Das Schloss Burgellern verfügt darüber hinaus im Zentrum des Parks über einen wunderbaren Natur-Schwimmteich. Hier darf der Gast sich wie eine Kaulquappe fühlen. Geheimnisvoll schimmert das dunkle, unbehandelte Wasser, samtig legt es sich über Kopf und Glieder, die gar nicht mehr ans Ufer wollen, nachdem sie sich einmal an die Frische gewöhnt haben. Zum Abend hin ordern wir uns dann ein Schenkerla Rauchbier und erfreuen uns an der süffigen Spezialität der Bamberger Bierkultur. Dazu kredenzt uns der Küchenchef einen „Verrückten Salat“ mit sautierter Leber, Scampi, Birnenspalten und Gorgonzola. Noch ein Seidla, dann ziehen wir uns befriedigt zurück. Ich träumte unter Bäumen ... Ent spannung ist garan tiert – ob in einer der Suiten, im Wellnessbereich oder am Schwimmteich (linke Seite): Es ist eine Wohltat, das Wasser auf der Haut zu spüren. 46 | oberfranken 47 | oberfranken Hardrocker Ritchie Blackmore von Deep Purple drehte auf der Burgterrasse das Video zu „The Village Lantern“. E s ist wieder ein Mord passiert auf Burg Rabenstein. Auf dem Felssporn, hoch oben über dem Ailsbachtal, kommt das durchaus öfters vor. Bis jetzt sind aber die meisten Gäste wieder runtergekommen. Lebendig. Es ist wohl dieses Restgruseln, das die Attraktion eines Murder Mystery Dinners ausmacht, bei dem auf der Menüfolge neben vier Gängen, fünf Schauspielern auch ein Totschlag steht. Man speist in netter Gesellschaft, wer sich aber zu sehr auf das Dinieren konzentriert, wird den Fall nicht lösen. Also, immer schön nüchtern wie konzentriert bleiben. Das Mordstheater im zweihundert Quadratmeter großen Renaissance-Saal der Burg ist nur einer von vielen Events, wie Wildschwein-Grillbuffets, Mittelaltermärkte oder diverse Burgkonzerte, die hier regelmäßig stattfinden. All das ist wunderbar, braucht es aber aus touristischen Gesichtspunkten gar nicht. Denn Rabenstein erfüllt die Idealvorstellung einer Raubritterburg mit neunundneunzig von einhundert Punkten. Schon allein die Lage: Wer die Anlage von der gegenüberliegenden Talseite aus thronen sieht, denkt sich: uneinnehmbar. Fehlgedacht: Rabenstein wurde in seiner wechselvollen Geschichte mehrmals eingenommen. So ging die Burg zum Beispiel im Dreißigjährigen Krieg zugrunde. Hans Christoph von Rabenstein hatte damals mit den Schweden paktiert. Nach dem Abzug dieser Schutzmacht fiel das erbitterte katholische Landvolk um Waischenfeld, das vorher schwer zu leiden hatte, über die Burg her und brannte sie nieder. Sukzessive, Stein für Stein, wurde sie wieder aufgebaut. Im Innern kommt die Anlage heute weit weniger rau, sondern fast schon schlossartig daher. Mehrere golden glitzernde Barock- und Renaissancesäle stehen zum Empfang der Gäste zur Verfügung. Von einer sehr exponiert liegenden, hundert Quadratmeter großen Burgterrasse schaut man über die Kronen der umliegenden Bäume. Rustikaler geht es in den verschiedenen Rittersälen der Burg zu. Die mächtigen Kreuzgewölbe des Jagdzimmers strahlen Solidität und Kraft aus, der großzügig lichtdurchflutete Markgrafensaal mit seinen langen Tafeln und dem offenen Grillkamin eignet sich prima für zünftige Diners mit einem Wildschwein vom Spieß. Ein weiteres Schmankerl ist der achtzig Quadratmeter große Waffensaal mit allerlei Rüstungen und Hellebarden. Hier kann Im Renaissance-Saal finden auch die beliebten Murder Mystery- wie Gruseldinner und die „Wilden Abende“ statt. Linke Seite: Burg Rabenstein thront auf einem Felssporn. burg R abenstein Im Ritterparadies dieser Burg fühlen sich Streitaxt schwingende Jungs genauso wohl wie Burgfräuleins. Nur aufgepasst: Manchmal passiert en passant auch ein Mord. 48 | oberfranken 49 | oberfranken E s ist immer wieder erstaunlich, wie rasant sich der Alltag ausblendet, sobald man eine Zugbrücke überquert hat. Auf Burg Wernberg muss man sich den Zutritt nicht mehr erkämpfen, um in den romantischen Innenhof vorgelassen zu werden. Wer einmal drin ist, spürt sofort, dass – eingebettet in die Oberpfälzer Hügellandschaft – hier ein modernes Hotelmärchen erzählt wird. In historischem Ambiente zwar, aber mit einem Stil, der die kleine Flucht aus dem Alltag zulässt. Bereits die letzten paar hundert Meter vom Parkplatz zur Burg wurden auf den bequemen Lederkissen eines Golf-Elektrowagens absolviert. Umsichtige Burggeister machten dies möglich und überbrückten auf diese charmante Weise gleich galant jede anfängliche Distanz zwischen Gast und Personal. Den Mitarbeitern ist es wichtig, eine persönliche Bindung aufzubauen, um Gästewünsche wahr werden zu lassen. Ganz egal, ob es sich dabei um Individualreisende handelt oder eine ganze Gesell- schaft. 27 Zimmer und Suiten warten darauf, von temporären Burgherren bezogen zu werden – tiefe Schlummerträume inklusive. Dass es dabei an nichts fehlt, dafür sorgen wieder diese fleißigen Burggeister: Dienstleistung wird also großgeschrieben, nur Kulisse zu bieten reicht ihnen im Relais & Châteaux Hotel Burg Wernberg nicht. Es wurde viel investiert, um diese Burg ins 21. Jahrhundert zu bringen: Früher einmal lag sie im Herrschaftsgebiet der Landgrafen von Leuchtenberg und wurde im Jahr 1280 erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem Aussterben der Leuchtenberger übernahm Kurfürst Maximilian von Bayern 1646 das Anwesen. Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Räumlichkeiten unterschiedlich genutzt, ab 1803 dann als Haftanstalt. 1873 drohte der erste Abbruch. Am 18. Mai 1920 wechselte Wernberg in den Besitz der Grafen Schall-Riaucour, die das Gebäude mehrfach und nicht immer zu seinem Wohle vermieteten. Die Burg hätte kein Es wurde viel investiert, um diese burg ins 21. Jahrhundert zu bringen. Hinter der Zugbrücke geht es entspannt zu. Im Gourmet-Restaurant Kastell verzaubert Thomas Kellermann seine Gäste. Linke Seite: Burg Wernberg aus dem 13. Jahrhundert, eingebettet in die Hügel des Naturparks. burg wer nberg Märchenhaft modern präsentiert sich diese Traumkulisse im Oberpfälzer Wald. Hinter trutzigen Mauern erwarten sie kleine Fluchten aus dem Alltag. 7 8 | o b e r p fa l z 7 9 | o b e r p fa l z Der Sternekoch zaubert jedes mal auf den Gast abgestimmt ein neues menü. märchenhaftes Ende genommen, wenn sich nicht der Electronic-Unternehmer Klaus Conrad und seine Frau in die Anlage verliebt hätten. 1992 ging das Anwesen an die Marktgemeinde Wernberg über und wurde von der Firma Conrad Electronic auf 99 Jahre gepachtet und gemeinsam renoviert. Seit zwanzig Jahren ist seine Firma jetzt schon „Burgherr“, was Burg wie Herr genauso genützt hat. Der Mailänder Design-Großmeister Michele de Lucchi entwarf das 1999 neu hinzugekommene „Gedankengebäude“, eine lichtdurchflutete Glas-Holz-Konstruktion, in der sich Konferenzen von zwanzig bis zweihundert Teilnehmern durchführen lassen. Mit seiner Gattin besuchte Klaus Conrad unzählige Antiquitätenmessen, um passendes und individuelles Mobiliar für die Ritter-, Vogt- und Landgrafenzimmer zu finden. Die Suiten überraschen zum Beispiel mit einem Sternenhimmel über dem Bett oder Engelszenen über dem Wohnbereich. Die Decken und Wandmalereien stammen von Günther Wasmeier, dem Vater von Deutschlands Ski-Wasi. Seit 2008 kocht Thomas Kellermann auf der Burg Wernberg dort fantastische Gerichte und hat sich in die Riege der Zwei-SterneDestinationen Deutschlands eingereiht. Fragt man den 1970 in Weilheim geborenen Kellermann nach seinem Stil, dann antwortet dieser nicht arrogant, sondern einfach ehrlich: „Ich koche meine Küche.“ Das kann eine Langostino sein, die in einem Gulaschsaft liegt und zusammen mit Süßkartoffeln für ekstatische Zuckungen auf den Geschmacksnerven sorgt. Es gibt auf Burg Wernberg viele Möglichkeiten, um in Kellermanns Kosmos vorzustoßen. So kann man mit dem Küchenchef ein Blind Date buchen. Die Produkte sind dabei vorgegeben, aber der Sternekoch zaubert jedes Mal auf den Gast abgestimmt ein neues Menü. Oder es gibt die Möglichkeit, in der neuen Burgschenke einen „Chef table“ zu reservieren. Dann trennen Koch und Gourmet nur noch einen halben Meter. Auch hier entsteht wieder die bereits eingangs erwähnte Nähe. Und eigentlich könnten die Burgherren die Zugbrücke auch gleich ganz schließen, denn von dieser Burg will man so schnell nicht wieder weg. Die Gewölbe-Sauna ist ein Rückzugsort für ganzheitliche Entspannung. Linke Seite: Der Wohnbereich in einer der Suiten mit einem Deckengemälde von Günther Wasmeier, dem Vater des Skistars. 8 0 | o b e r p fa l z 8 1 | o b e r p fa l z S chwester Theresa strahlt fast so süß wie ihre selbstge machte Quittenmarmelade schmeckt. Vollmundig, mit kräftiger Rötung auf beiden Backen, begrüßt sie mich: „Schön, dass Sie doch noch zu uns gefunden haben.“ Die Nacht und der Nebel haben sich an diesem Wintertag bereits über den Nordwesthang von Eichstätt gelegt, an dem sich Kirche und Kloster von Sankt Walburg, einer Gottesburg gleich, erheben. Die Abtei wurde im Jahr 1035 vom Eichstätter Bischof Heribert mit Hilfe des Grafen Leodegar am Grab der heiligen Walburga gegründet. Letztere (710–779) stammte ursprünglich aus dem Süden Englands und wirkte segensreich als Nonne, Äbtissin und Missionarin. Ihr Grab in der Krypta der Pfarrkirche ist auch heu te noch eine vielbesuchte Wallfahrtsstätte und die Anlage erfreut sich seitdem einer ununterbrochenen Tradition klösterlichen Lebens. Wobei: Fast wären die Benediktinerinnen einmal von hier vertrieben worden, wenn sich König Ludwig I. nicht für sie stark gemacht hätte. Deswegen darf der „Kini“ als Porträt gegenüber dem allgegenwärtigen Kruzifix auch im Speisesaal hängen, erklärt Theresa, die als Hausschwester über die 19 Zimmer mit ihren 32 Betten wacht. Wie auch über die wunderbar sämige Quitten marmelade. „Wollen Sie noch was von unserem selbstgemachten Brot?“, wird sie am nächsten Morgen außerdem fragen. Einen eigenen Edelbach-Likör der Klosterfrauen hätte sie auch noch im Programm. Die Nacht haben wir wunderbar schnarchend hinter wuch tigen Klostermauern verbracht. Die Benediktinerinnenabtei ga rantiert gerade ihren sonst so gestressten Gästen Erholung, weil es auf den Zimmern weder Fernseher noch WLAN gibt und so we nigstens für die Verweildauer in Sankt Walburg die Kommunika tion mit dem eigenen Ich intensiviert wird. Das Interieur, eine Das Gästehaus garantiert allen Gestressten Erholung, weil es auf den Zimmern weder Fernseher noch WLAN gibt. Die Benedikterinnenabtei prägt das Bild der Altstadt von Eichstätt. Linke Seite: Die Kombination aus alten Stilmöbeln sowie selbstgemalten Kunstwerken der Schwestern sorgt für eine angenehme ästhetische Balance. Abtei Sankt Walburg Wer die innere Mitte wieder finden möchte, ist bei den Benediktinerinnen gut aufgehoben. Und jeder, der einmal von der besten Quittenmarmelade der Welt kosten will. 1 1 0 | o b e r bay e r n 1 1 1 | o b e r bay e r n Genießen darf dieses Refugium im Prinzip jeder, denn im Kloster dürfen Gäste nie fehlen, besagt die alte Benediktusregel. Links: Meditative Momentaufnahmen aus den Gästezimmern. Linke Seite: einer der Hausflure. „Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden.“ wunderbare Kombination aus alten Stilmöbeln und reduziertem modernen Design sowie einigen selbstgemalten Kunstwerken der Schwestern sorgt zusätzlich für eine angenehme ästhetische Ba lance. Genießen darf dieses Refugium im Prinzip jeder, denn im Kloster sollen Gäste nie fehlen, besagt bereits die alte Benediktus regel: „Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus, denn er wird sagen: ,Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.‘“ Wir wollten natürlich wissen, ob man auch ohne Trauschein eines der Doppelzimmer beziehen dürfe. Haus schwester Theresa, seit dem 19. Lebensjahr im Kloster und heuer im 44. Jahr ihren Gott suchend wie dienend, gibt sich da ganz pragmatisch: „Wer will heute so etwas noch kontrollieren“, und strahlt wieder dieses herrliche Quittenlächeln. Früher hat sie ihren klösterlichen Dienst im Garten verrich tet, sehr gerne sei sie dort gewesen, dann wurde sie für das Ma 1 1 2 | o b e r bay e r n nagement der Herberge eingeteilt. Der Herr wird schon w issen warum, auf beiden Feldern macht sie einen prima Job. Die Radler, Pilger und Professoren, die gerne hier rasten, wissen nicht nur das kräftige Frühstück zu schätzen. Neben den geistlichen Angeboten, wie die gemeinsame Vesper (nur für Frauen) oder den Gottes diensten in der Pfarrkirche, bieten viele der schlichten Zimmer einen erhebenden Blick über die Altstadt. Und in einem Innenhof des Klosters wartet noch eine weitere Attraktion: An einer impo santen zerklüfteten Felswand donnert im Winter der Edelbach als Wasserfall hinunter. Hinter dem feuchten Schleier verbirgt sich eine riesige Höhle. Und wenn die Temperaturen noch weiter fal len, erstarrt der Quell irgendwann zu einem riesigen Eisgemälde. Spätestens dann ist die Zeit gekommen, um mit Hausschwester Theresa den letzten Edelbach-Jahrgang zu verkosten. Aber bis es soweit ist, rasten wir noch in bedächtiger Meditation. 1 1 3 | o b e r bay e r n D ie Beilngrieser scheinen ziemlich bodenständige wie praktisch veranlagte Menschen zu sein. Darauf lässt zumindest die Mythenbildung des oberbayerischen Städtchens schließen. Zum Beispiel wie es zu ihrem wundersamen Ortsnamen kam: Flick und Flack, zwei Brüder aus der Familie des Grafen von Hirschberg, sollten eine neue Stadt gründen. Die Legende besagt: Jeder wollte diese an einem anderen Ort errichten. Schließlich hatte Flick eine Idee: Zum Schlichten ihres Streites solle jeder sein Beil von der Burg auf dem Hirschberg ins Tal hinunterschmeißen. Schon bald sausten die „Streitäxte“ durch die Luft. Dort, wo sie im Grund stecken bleiben würden, wollten sie ihre Stadt erbauen. Die Beile blieben im Schwemmgeröll der Flüsse Sulz und Altmühl im „Gries“ liegen. Genau an diesem Flecken wurde die Stadt errichtet. Weil jedoch das Beil im Gries gelandet war, nannten die Brüder die Stadt Beilngries. Unweit des geografischen Mittelpunkts Bayerns gelegen. Eines der ersten Häuser am Platze ist seit über fünf Generationen das Fuchsbräu mit seinen 72 Zimmern mitten im Stadt- zentrum. Neben der Pfarrkirche Sankt Walburga mit ihren äußerst auffälligen buntglasierten Dachziegeln und Turmhelmen bietet das Haus eine ebenso interessante Fassade. 1872 firmierte die Brauerei mit angekoppelter Wirtschaft erstmals unter „Fuchsbräu“. Ab 1967 bauten Martha und Richard Zrenner den Fuchsbräu zu einem Hotelbetrieb um. 1973 wurde die Brauerei trockengelegt. Fortan entstand in mehreren Etappen das Tagungshotel Fuchsbräu. Und die Töchter Denise Amrhein und Nicole Zrenner führen nun den Betrieb und erweiterten die Hotelanlage unlängst um das benachbarte Kaiserbeck-Anwesen. Seniorchef Richard Zrenner, der bereits im Alter von nur 22 Jahren die Leitung des Familienbetriebes übernehmen musste, weil Mutter wie Stiefvater viel zu früh verstorben waren, bewies strategischen Weitblick. Das Stammhaus wurde um zwei Stockwerke aufgestockt. Das Gartenhotel mit Schwimmbad neu gebaut, wie auch ein neues Seminarhaus, um für Tagungen attraktiv zu sein. Insgesamt 13 Tagungsräume und ein Lerngarten sind es geworden. Anfang der 70er schuf der damalige Bieretikettenlieferant Die Beilngrieser sind praktische Menschen. Die Wahl des Ortsnamens wurde mit zwei Streitäxten ausgeworfen. Der Fuchs ist ein ständiger Begleiter. Links ein Zimmerschlüssel und ein Beispiel aus der Speisekarte. Linke Seite: Zum Fuchsbräu gehört das „Kaiserbeck“. Das Gebäude dominiert Fuchsbr äu aufgrund seines Treppengiebels. Hier war ein schlauer Meister Reineke am Werk: Das Fuchsbräu hat den Wechsel von einer Brauereigaststätte zum GenieSSer- und Tagungshotel einwandfrei hinbekommen. 1 1 4 | o b e r bay e r n 1 1 5 | o b e r bay e r n Mit dem „Kaiserbeck“ wurde ein Anwesen aus dem 16. Jahrhundert in die Moderne überführt und integriert. ein Fuchs-Signet, das auch nach mehreren Jahrzehnten die Basis für eine wunderbare Corporate Identity hergibt, ohne dass man in der Zwischenzeit gestalterisch daran etwas hätte ändern müssen. Seine Töchter Nicole Zrenner und Denise Amrhein sorgten in den letzten Jahren für eine notwendige Stiloffensive. Image- und Tagungsbroschüren, Zimmermappen und Visitenkarten wurden aufgefrischt. Der Fuchs ziert sie allesamt. Zusammen mit der Innenarchitektin Pia Ziegler wurden auch die Hotelzimmer erneuert. Das vorherrschende Beige und Braun wurde beseitigt. Ein frischer Landhausstil bezog im Fuchsbräu Quartier: Sonnengelb, Wiesengrün und Himmelblau für die Wände. Florale Muster, Karos und Streifen für Vorhänge und Bettrücken. Dies erschien einigen Urwohnern anfangs viel zu radikal, mittlerweile hat man sich daran gewöhnt. Auch der Spa-Bereich wurde modernisiert. Und mit dem „Kaiserbeck“ wurde ein Anwesen aus dem 16. Jahrhundert in die Moderne überführt. Das an das Fuchsbräu angrenzende Gebäude zählt mit seinem Treppengiebel und den Blendarkaden zu den markantesten Häusern im historischen Stadtzentrum. Jetzt gibt es dort eine moderne Lounge, in der Weißbier genauso serviert wird wie zünftige Cocktails. Fleischburger ebenso wie asiatisches Fingerfood. Mehrere Veranstaltungsräume und neue Suiten ergänzen das Angebot des Kaiserbeck. So gesehen haben zwei ausgefuchste Junior-Chefinnen ihren Fuchsbau ziemlich genial erweitert. Die Jungfüchsinnen Nicole Zrenner und Denise Amrhein sorgten in den vergangenen Jahren mit der Innenarchitektin Pia Ziegler für eine notwendige Stiloffensive. Links: Ein- und Ausblicke in den Zimmern und Suiten. 1 1 6 | o b e r bay e r n 1 1 7 | o b e r bay e r n A m höchsten Punkt Murnaus befindet sich das Galerie- und Arthotel „Am Eichholz“. Hier oben auf dem Grundstück der Gründerzeitvilla versteht man sofort, warum das klare Blau der umliegenden Badeseen, die beschwingte Architektur der Landhäuser und die im aufbrechenden Morgennebel hindurchschimmernden Alpengipfel so viele Maler anzogen wie Licht die Motten. Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc, Alexej Jawlensky oder Marianne von Werefkin ließen sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Murnau und seinen Stimmungen verführen und abstrahierten die Alpenlandschaft zu immer kühneren Kompositionen. „Besonders bei Föhn standen die Berge als kräftiger Abschluss im Bilde, schwarzblau. Dies war die Farbe, die ich am meisten liebte“, schrieb Gabriele Münter im Herbst 1908. Wahrscheinlich könnte man hier auch nur Zeltschlafplätze verkaufen, die Gäste würden trotzdem kommen. Aber die Malerin Gina Feder hatte nie allein die Profitmaximierung im Sinn und dementsprechend kuratiert sie ihr kleines Hotel. Es sind gerade einmal vier Zimmer, die mehrheitlich bewusst über keine Fernseher verfügen, dafür blickt man gebannt auf die Kunst von Feder und anderen Malerkollegen. Unten im Ort verfügt das Eichholz über ein Galeriehaus mit Ferienwohnung. Dort wurden während unseres Besuches gerade die nomadische Kunst des Weltenwanderers Ransome Stanley sowie skulpturale Papier arbeiten von Carlos Manrique und Gemälde von Vladimir Baranov gezeigt. „Drei Künstler, drei Kontinente“ heißt die Schau. Wo ausdrucksstarke Farben sind, gibt es immer auch Schatten. Das Eichholz ist eine sehr deutsche Erhebung, man spürt das bereits im Garten, dessen Planung auf den Potsdamer Gartenpapst Karl Foerster zurückgeht. Auftraggeber war ein gewisser Gottfried Feder, der zu den braunen Flecken gehört, die Murnau Auf dem Grundstück der Villa versteht man, warum die beschwingte Alpenlandschaft Murnaus so viele Maler anzog. Die Planung dieser traumhaften Oase geht auf den Potsdamer Gartenpapst Karl Foerster zurück. Linke Seite: Das Süderkerzimmer mit Gartenund Gebirgsblick und einem Gemälde der Hausherrin, der Malerin Gina Feder. Am Eichholz Auf diesem Hügel möchte man sein. Das Galerie & Art-Hotel hat nur vier Zimmer, aber jedes verspricht maximale Entschleunigung. Bis zum letzten Abendsonnenschein. 1 1 8 | o b e r bay e r n 1 1 9 | o b e r bay e r n Ein exklusiver Bildband über die schönsten Hotels Bayerns GroSSzügige Bildstrecken zeigen unvergessliche REiseziele in einem der beliebtesten Bundesländer Deutschlands Mit spannenden Geschichten und Geheimtipps der Hoteliers Dieses Buch präsentiert einzigartige Hotels in Bayern, darunter Schlösser, Ritterburgen, Land- und Patrizierhäuser. Alle Herbergen gehören zu den „Sightsleeping Hotels“, einem Zusammenschluss von ausgewählten Hoteliers. „Schlafen für Augenmenschen“ heißt ihr Motto. Und so empfehlen sich die Häuser aufgrund ihrer einmaligen Lage, ihrem Stil oder ihrem individuellen Charme. Der Reisejournalist Ralf Eibl war für uns direkt vor Ort. Seine kenntnisreichen und humorvollen Texte legen den Charakter von jedem Haus frei und stellen eines klar: Ob für einen kurzen Wochenendausflug oder eine weitläufige Kulturreise – in diesen Hotels wird jeder Aufenthalt unvergesslich. In Kooperation mit Bayern Tourismus Marketing ist ein Hotelführer der besonderen Art entstanden, der zugleich ein unverzichtbarer Lesegenuss für Ihre Tour durch den Freistaat ist. Ralf Eibl ist Journalist und Autor. Der Axel-Springer-Preisträger war u. a. jahrelang Features Director bei AD Architectural Digest, Reporter bei Max und Politikredakteur bei die Welt. Nach vielen Jahren in Potsdam lebt er mit seiner Familie wieder in München.Wenn er nicht für Magazine und Bücher schreibt, jagt er durch die Lande, um seine Sammlung dekorativer Kunst zu erweitern. Für dieses Buch unternahm er eine kleine Rundreise durch Bayern, seine alte wie neue Heimat. ISBN 978-3-7667-2022-1 www.callwey.de ,!7ID7G6-hcaccb!