Broschüre "Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler
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Broschüre "Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler
Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler Oberflächen Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler Oberflächen Status und Perspektiven Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler Oberflächen Status und Perspektiven Durchgeführt von Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA Die Untersuchung wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Rahmenkonzeptes »Forschung für die Produktion von morgen« (Förderkennzeichen 02PU1050) gefördert und vom Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt der Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Braunschweig, Februar 2008 Inhalt Vorwort ............................................................................................................ 5 1 Zusammenfassung des Forschungs- und Handlungsbedarfs . ............................. 9 2 Einleitung ....................................................................................................... 13 3 Stand der Technik ........................................................................................... 19 4 Ermittlung des Forschungs- und Handlungsbedarfs ......................................... 27 5Handlungsfeld »Energie- und Ressourceneffizienz in Prozess und Produkt« . ................................................................................ 35 5.1Energie- und Ressourceneffizienz in der Herstellung funktionaler Oberflächen ................................................................................ 37 5.2 Energie- und Ressourceneffizienz in der Nutzung der Produkte ......................... 41 6Handlungsfeld »Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen« .............................................................................. 47 6.1 Beschichtungsverfahren .................................................................................. 49 6.2 Strukturierung ................................................................................................ 54 6.3 Kombinationsverfahren ................................................................................... 59 7 7.1 7.2 7.3 Handlungsfeld »Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen« ............ 65 Fertigungsflexibilität und Prozessintegration .................................................... 65 Modellierung, Simulation ................................................................................ 71 Prozesskontrolle und Charakterisierung . ......................................................... 78 A Anhang: Ergebnisse der Befragung ................................................................. 83 Impressum ............................................................................................................. 110 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Vorwort »Made in Germany« – das gilt auch heute noch als Qualitätsmerkmal eines Produktes. Doch die Konkurrenz wächst und damit Produkte aus Deutschland sich auch in der Zukunft auf dem Weltmarkt durchsetzen können, muss das Preis-Leistungsverhältnis stimmen: Eine kostengünstige Produktionstechnik muss mit hohem Kundennutzen, hoher Qualität und mit innovativen Produkten einhergehen. Oberflächen sind ein wichtiger Schlüssel zu solchen innovativen Lösungen, denn sie bestimmen oft maßgeblich die Gebrauchseigenschaften. Jeder kennt Antireflexbeschichtungen für Brillen oder Monitore, Kratzschutzschichten auf Kunststoffen, Verschleißschutzschichten im Motor oder Bohrer mit Hartstoffschichten, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Das Potenzial funktionaler Oberflächen ist aber noch längst nicht ausgeschöpft. Bei einer der wesentlichen Herausforderungen dieses Jahrhunderts, der Steigerung der Energie- und Ressourcen effizienz, liefern funktionale Oberflächen wichtige Lösungs ansätze. Ein Beispiel sind Schichten für Solarzellen. Weiter kann durch Oberflächentechnik eine nachhaltige und umweltfreundliche Produktion realisiert werden, indem beispielsweise Schmiermittel reduziert werden. Neue Oberflächen können die Basis für ganz neue Produkte sein. Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass das Potenzial der Oberflächentechnik in der Produktion genutzt werden kann, ist neben dem Einsatz von Hochleistungsprozessen die erfolgreiche Integration in die industrielle Fertigung. Nur so werden funktionale Oberflächen zum Motor für die Volkswirtschaft. Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen und auch langfristig weitere Marktanteile zu gewinnen, muss sichergestellt werden, dass es bei der Produktion von morgen nicht nur »Made in Germany«, sondern »Made AND INVENTED in Germany« heißt. Einen Beitrag dazu kann die Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler Oberflächen leisten. Hier den Forschungs- und Handlungsbedarf zu ermitteln, war die Aufgabe von drei Fraunhofer-Instituten, dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS und dem Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST. Um den aktuellen Stand Fraunhofer-Gesellschaft 2008 der Produktionstechnik für funktionale Oberflächen, ihre Zukunftsperspektiven und den Forschungsbedarf festzustellen, wurden ein Expertenworkshop und zahlreiche Experteninterviews mit Vertretern aus Industrie, Hochschulen und Verbänden durchgeführt. Die Analyse eines umfangreichen Fragebogens lieferte eine wichtige Datenbasis, um die Ergebnisse aus den Experten interviews zu stützen und zu ergänzen. Im Oktober 2007 wurde die Untersuchung im Rahmen eines öffentlichen Diskurses am Fraunhofer IST in Braunschweig vorgestellt und mit den Teil nehmern während und nach der Veranstaltung intensiv diskutiert. Dadurch flossen weitere wichtige Aspekte in den vor liegenden Bericht ein. Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Isabella Wieczorek vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie Herrn Stefan Scherr vom Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe (PTKA) für die intensive Betreuung des Projekts. Weiter danke ich allen Experten aus Industrie und Forschung sowie den Verbänden DFO, DGO, EFDS, Kompetenznetz INPLAS, CC-Nano-UFS und VDMA für ihr Engagement und ihre Unterstützung. Mit ihrem Expertenwissen und ihren Zukunftsvisionen haben sie wertvolle Beiträge für den vorliegenden Bericht geleistet. Nicht zuletzt danke ich auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Fraunhofer-Institute für ihren außerordentlichen Einsatz und die hervorragende Zusammenarbeit bei der Durchführung des Projekts. Dipl.-Ing. Wolfgang Diehl Stellvertretender Institutsleiter Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST Braunschweig, Februar 2008 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Bild 1: Funktionale Oberflächen für die Automobilindustrie: Lager, Kurbelwelle, Zahnräder, Nockenwelle, Tassenstößel, Kolben. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 1 Z usammenfassung des Forschungs- und Handlungsbedarfs Funktionale Oberflächen sind der Schlüssel zu innovativen Produkten. Schon heute bestimmen sie im industriellen und auch im Endverbraucherbereich zunehmend Gebrauchseigenschaften, Lebensdauer und Preis der meisten Güter, ganz allgemein also den Wert für den Kunden. Technologische Fortschritte in der Oberflächentechnik durch Beschichtung sowie durch Mikro- und Nanostrukturierung können künftig den Nutzen für Anwender und Verbraucher noch weiter steigern und dadurch die Wertschöpfung der Produkte erhöhen. Leistungsfähige Oberflächenverfahren für die Produktion bilden damit die Grundlage für langfristiges Wachstum und die Sicherung der Wettbewerbs fähigkeit Deutschlands auch auf internationalen Märkten. Die Thematik der Energie- und Ressourceneffizienz gewinnt sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen Gesichtspunkten eine immer größere Bedeutung für die Zukunft. Kon sequentes Handeln und zielgerichtete Entwicklungen in der Produktionstechnik sind notwendig, um unter den Randbe dingungen knapper werdender Rohstoff- und Energievorräte auch weiterhin erfolgreich am Markt zu agieren. Dabei besteht ein Ansatz darin, die Produktionsprozesse für funktionale Ober flächen selbst möglichst energie- und ressourceneffizient zu gestalten. Ein zweiter Ansatz sind funktionale Oberflächen, die helfen, Energie und Ressourcen bei den jeweiligen Produkten und Anwendungen einzusparen. Das zentrale Thema der vorliegenden Untersuchung ist die Erzeugung lokal funktionalisierter Oberflächen, wobei hier unter einer lokalen Funktionalisierung das Zusammenspiel von lokaler Beschichtung, Modifikation und Aktivierung sowie Mikro- und Nanostrukturierung verstanden wird. Für die Erzeugung funktionaler Oberflächen sind neue Verfahren und Technologien erforderlich, die durch das Verschieben von Prozessgrenzen und die Intensivierung von Prozessen Möglichkeiten für neue Werkstoffe und Einsatzfelder eröffnen. Die Kombination von Verfahren erlaubt die kostengünstige Herstellung von technisch anspruchsvollen Schichten und Strukturen. Um das Innovationspotenzial neuer Oberflächen zu nutzen, müssen die entsprechenden Verfahren in die industrielle Fertigung transferiert werden. Hierzu ist eine produktorientierte industrielle Prozessentwicklung erforderlich, bei der Simulation und Experiment Hand in Hand gehen. Für die effiziente Herstellung funktionaler Oberflächen in der Pro- Fraunhofer-Gesellschaft 2008 duktion von morgen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschungseinrichtungen sowie zwischen Produktionstechnik und Naturwissenschaften erforderlich. Dieser Brückenschlag wird durch das Programm »Forschung für die Produktion von morgen« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) realisiert. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden folgende Themen für eine wirtschaftliche Produktion der Zukunft als vorrangig eingestuft: Energie- und ressourceneffiziente industrietaugliche Prozesse zur Herstellung von Produkten mit neuen oder verbesserten Oberflächenfunktionalitäten Hierzu ist eine Reduktion der eingesetzten Materialmengen in der Produktion in Kombination mit der Entwicklung energieeffizienterer Prozesse erforderlich. Für die Optimierung des Energieeinsatzes ist die Gesamtbetrachtung der Fertigungskette notwendig (Kap 5.1, 6, 7.1). 10 Energie- und Ressourceneffizienz bei der Nutzung von Produkten mit funktionalen Oberflächen Schon bei der Produktentwicklung ist es wichtig, die vielfältigen Möglichkeiten der Oberflächentechnik einzubeziehen. Hierdurch kann über die gesamte Nutzungsdauer der Produkte ein wichtiger Beitrag zur Ressourcenschonung geleistet werden (Kap. 5.2). Bereitstellung und Integration von Verfahren zur lokalen strukturierten Beschichtung mit zunehmend geringeren Strukturbreiten Besonderes Potenzial bietet hier die Kombination aus Beschichtung und Strukturierung zur kostengünstigen und gleichmäßigen Erzeugung funktionaler Oberflächen insbesondere auf dreidimensionalen Bauteilen (Kap. 6.1, 6.2). Erschließung neuartiger Einsatzfelder für funktionale Oberflächen durch Kombination von Prozesstechnologien Die Kombination von heute vorwiegend einzeln genutzten Prozesstechnologien bietet eine Fülle von interessanten Möglichkeiten zur Herstellung von Oberflächen mit vielen Funktionen (Kap. 6.3). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Zusammenfassung des Forschungs- und Handlungsbedarfs Flexible Fertigung durch effektive Integration von Beschichtungsund Strukturierungsverfahren in industrielle Prozesse Für die Fertigung kleiner Losgrößen mit hoher technischer Qualität und ökonomischer Effizienz ist die Entwicklung von Anlagenkonzepten notwendig, die eine schnelle und einfache Anpassung an spezifische Bauteile erlauben (Kap. 6, 7.1). Integrierte Produktion funktionaler Oberflächen Hierzu ist es notwendig, unempfindliche, emissionsfreie und kompakte Produktionsanlagen für die Erzeugung funktionaler Oberflächen zu entwickeln, die sich einfach in bestehende Fertigungsumgebungen integrieren lassen (Kap. 7.1). Multiskalensimulation Eine Simulation und theoretische Beschreibung von Produktionsprozessen durch die Kopplung von Werkstoff- und Prozessmodellen ist erforderlich, um Abhängigkeiten zwischen Prozessparametern und späteren Gebrauchseigenschaften der Oberflächen darstellen zu können. Für ein Gesamtverständnis der Prozesse müssen Einzelschritte von atomarer Ebene bis zur Bauteilgröße betrachtet werden (Kap. 7.2). Information der Unternehmen über verfügbare Fertigungs technologien und Werkzeuge zur Prozesssimulation Speziell im Bereich der Simulation ist auf Grund der Komplexität der einzelnen Prozesse die Erfahrung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Kompetenzträger und Dienstleister in der Beratung und Problemlösung unverzichtbar (Kap. 7.2). Messverfahren für die integrierte Prozessüberwachung und Qualitätskontrolle im industriellen Maßstab Es besteht ein großer Bedarf an Messverfahren, die nicht nur im Labor, sondern auch in der industriellen Fertigung mit geringen Investitions- und Betriebskosten verbunden sind. Zur Verbesserung der Prozesskontrolle ist eine detaillierte Voraussage der Produktqualität anhand einfach und kostengünstig zu erfassender Parameter erforderlich (Kap 7.3). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 11 12 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 2 Einleitung Funktionale Oberflächen als Schlüssel für Innovationen Funktionale Oberflächen erweitern die Eigenschaften und damit die Anwendungsmöglichkeiten verfügbarer Materialien. Korro sionsschutzbeschichtungen für Metalle, Antireflexschichten auf Glas oder Kunststoff, Hartstoffschichten sowie dekorative Oberflächen sind nur einige Beispiele, die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Eine lokale Funktionalisierung kann durch Beschichtung, gezielte Modifikation und Aktivierung sowie durch Strukturierung der Bauteiloberflächen erreicht werden. Diese Techniken können sowohl einzeln als auch in Kombination eingesetzt werden, um die lokalen Oberflächeneigenschaften von Bauteilen den gestellten Anforderungen, auch hinsichtlich Energie- und Ressourceneffizienz, anzupassen. Zunehmend bilden funktionale Oberflächen die Basis für die Funktionsfähigkeit von Produkten; ein prominentes Beispiel sind diamantähnliche Kohlenstoffschichten auf der Dieseleinspritzpumpe. Die hier nur kurz angerissenen Beispiele deuten es an: Die Oberflächentechnik ist eine Schlüssel- und Querschnittstechnologie. Sie spielt in praktisch allen Branchen eine Rolle: im Maschinenbau, der Fahrzeugtechnik, der Luft- und Raumfahrt ebenso wie in der Optischen Industrie, der Energie- und Medizintechnik. Die Kombination von Beschichtung und Mikro- oder Nanostrukturierung erweitert das Potenzial funktionaler Beschichtungen noch, und zwar sowohl im Hinblick auf die Innovationshöhe wie auch vor dem Hintergrund der Energie- und Ressourceneffizienz. Funktionale Oberflächen als Motor für die Volkswirtschaft Aus volkswirtschaftlicher Perspektive sind verschiedene Aspekte der Oberflächentechnik bzw. von funktionalen Oberflächen von Bedeutung. Ein zentrales Thema ist die Sicherung des Produktions standorts Deutschland, und damit auch die Sicherung von Arbeitsplätzen, Wohlstand und Wachstum. In der »Forschungs agenda Oberfläche« ermittelte die Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V. (DFO) einen Wert schöpfungsbeitrag der Oberflächentechnik an den Produktkosten Fraunhofer-Gesellschaft 2008 13 von ca. 3 bis 7 Prozent. Eine Steigerung dieses Wertschöpfungsanteils um nur 5 Prozent könnte einen Kostenvorteil von bis zu 20 Prozent in Billiglohnländern kompensieren. Deutschland ist Technologiemotor in Europa und Weltmeister beim Export von Technologiegütern. Produktverbesserungen und -innovationen durch funktionale Oberflächen, z. B. in oberflächenintegrierten Dünnschichtsensoren zur Kraftmessung, sind Ansätze, um Deutschlands Position im globalen Wettbewerb zu sichern und auszubauen. Nur die ständige Weiterentwicklung technik- und wissensintensiver Produktionstechnologien bietet langfristig die Chance, neue Marktanteile zu gewinnen und neue Marktsegmente durch neue Produkte zu erschließen. Darüber hinaus gewinnt vor dem Hintergrund der Produktpiraterie das Thema »Markenschutz« zunehmend an Bedeutung. Funktionale Oberflächen bilden ein zentrales Element bei vielen technischen Lösungen, wie z. B. bei Hologrammen und anderen Sicherheitsmerkmalen. Ein ganz anderer Aspekt von volkswirtschaftlicher Bedeutung ist der Einsatz von funktionalen Oberflächen zur Vermeidung von Schäden, die z. B. durch Korrosion oder Reibung entstehen. In den USA wurden für 2001, die direkten durch Korrosion verur sachten Kosten auf ca. 276 Milliarden US$ geschätzt, das sind etwa drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Berücksichtigt man auch die Folgekosten, die durch Produktions- oder Leistungs ausfälle verursacht werden, ist der gesamtwirtschaftliche Schaden mindestens doppelt so hoch anzusetzen. Übertragen auf Deutschland, kann man davon ausgehen, dass auch hier durch Korrosion und ihre Folgeschäden jährlich Kosten im Bereich von 100 Milliarden Euro verursacht werden, wobei nahezu sämtliche Industriezweige und Wirtschaftsbereiche betroffen sind. DFO Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V. (Hrsg.), Forschungsagenda Oberfläche, Neuss, 2007 [erschienen 2006]. Koch, G. H. et al.: Corrosion Cost and Preventive Strategies in the United States, 2001; www.corrosioncost.com/downloads/pdf/index.htm; Stand: 21.12.2007. 14 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Einleitung Funktionale Oberflächen für Energie- und Ressourceneffizienz Energie und Rohstoffe sind knappe Güter. Durch ihre effiziente Nutzung lassen sich nicht nur Kosten einsparen, sondern gleichzeitig wird auch die Umwelt geschont. Hier liegt ein großes Potenzial der Oberflächentechnik, und zwar einerseits bei der Herstellung der Beschichtungen selbst und andererseits durch den Einsatz von Beschichtungen, auch in Kombination mit Mikround Nanostrukturierung. Eine wichtige Zielsetzung für die Weiterentwicklung der Produktionstechnik für funktionale Oberflächen ist es, Prozessketten effektiver zu gestalten, indem beispielsweise Oberflächen als konstruktive Elemente in der Produktentwicklung frühzeitig berücksichtigt werden. Umweltfreundlichere Herstellungsverfahren, eine verbesserte Ressourcenausnutzung und die Entwicklung von Produktions verfahren mit einer höheren Energieeffizienz sind weitere Trends in Richtung Ressourceneffizienz. Noch größere Einspareffekte lassen sich durch den Einsatz funktionaler Oberflächen erzielen, denn sie tragen oft maßgeblich zur Verbesserung der Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus der beschichteten Produkte bei. So erhöhen z. B. verschleiß- und korrosionshemmende Beschichtungen die Lebensdauer der Produkte. Spezielle verschleißbeständige Anti haftbeschichtungen ermöglichen den Verzicht auf Trennmittel, reibungsmindernde Schichtsysteme reduzieren den Schmiermittel- und Treibstoffverbrauch. Darüber hinaus werden Oberflä chenbeschichtungen bei der photovoltaischen Stromerzeugung genutzt und tragen über Innovationen in der Architekturglas beschichtung zur weiteren Senkung des Energieverbrauchs bei der Raumklimatisierung bei. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 15 Produktionstechnik für funktionale Oberflächen Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb ist, das Innovationspotenzial der Oberflächentechnik auch in der Produktion zu nutzen. Die breite Umsetzung der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse bei den produzierenden Unternehmen fordert eine enge Verzahnung von Marktkenntnis, Anwenderwissen und technologischem Verständnis des gesamten Prozesses, denn nur so können wirtschaftliche und technische Risiken rechtzeitig erkannt und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Marktposition geschaffen werden. Die vorliegende Untersuchung zeigt Trends und Ansätze für neue Konzepte in der Produktionstechnik auf, damit es auch morgen noch heißt: »Made AND INVENTED in Germany«. 16 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Einleitung Fraunhofer-Gesellschaft 2008 17 18 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 3 Stand der Technik Funktionale Oberflächen bestimmen schon heute bei den meisten Produkten maßgeblich Gebrauchseigenschaften, Lebensdauer und Preis, und damit den Wert für den Kunden. Eine wesentliche Grundlage für eine weitere Steigerung der Wertschöpfung und des Kundennutzens bilden daher technologische Fortschritte in der Oberflächentechnik, und zwar sowohl bei der Beschichtung als auch der Mikro- und Nanostrukturierung. Speziell das Zusammenspiel beider Verfahren, d. h. von Beschichtungen mit Mikro- und Nanostrukturierung, eröffnet ein breites Feld für neue technische Systeme, neue Freiheitsgrade bei der Kombination von Eigenschaften und damit für innovative Produkte. Bild 2: Anwendungsfelder ausgewählter Oberflächentechnologien. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden vor allem drei Technologiefamilien betrachtet: Plasmaprozesse einschließlich chemisch reaktiver Vakuum prozesse Nasschemische Prozesse Laserbasierte Oberflächenbearbeitungsprozesse Fraunhofer-Gesellschaft 2008 19 Diese Technologien weisen eine Reihe von spezifischen Vorteilen auf: 20 Alle Arten von Beschichtung, Aktivierung / Modifizierung sowie Strukturierung können mit den genannten Techno logien hergestellt werden. Die Galvanotechnik bietet zusätzlich die Möglichkeit, strukturierte Bauteile auch mit komplexen Geometrien in einem Schritt direkt, d. h. generisch durch Galvanoformung zu erzeugen. Bei allen drei Technologiefamilien kann mit unterschiedlichen Prozessen entweder eine lokal begrenzte oder eine großvolumige Abscheidung erzeugt werden. Die einzelnen Technologien können auch im industriellen Maßstab miteinander kombiniert werden. Für eine Reihe von Kombinationen liegen bereits Erfahrungen vor. Alle Technologien haben jeweils ein sehr breites Spektrum herstellbarer Werkstoffe, Legierungen und Dispersionen, wobei sich die zugänglichen Werkstoffbereiche ergänzen. Die erzeugten Schichten können metallisch, keramisch oder organisch sein, wobei jede Werkstoffklasse ganz spezifische Anforderungen an die Prozesstechnik stellt. Mit diesen Technologien können je nach Prozess Schicht dicken über einen weiten Bereich von wenigen Nanometern bis zu mehreren Millimetern erzeugt werden. Bei allen Technologien gibt es trotz teilweise schon jahrzehnte langer industrieller Nutzung auch heute immer noch eine Vielzahl neuer Entwicklungen bei Prozessen und darstellbaren Werkstoffen. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Stand der Technik Tabelle 1: S chematische Darstellung des Potenzials verschiedener Verfahren zur Erzeugung funktionaler Oberflächen. Nasschemische Verfahren Plasma-/ Vakuumverfahren Strahlverfahren Beschichtung Schichtdicke 500 nm bis einige mm 1 nm bis 1 mm 100 nm bis einige mm Substrate Metalle, Polymere Metalle, Polymere, Keramik Metalle, Polymere, Keramik Schichtmaterial Viele Metalle, Legierungen, Dispersionen Viele Metalle, Legierungen, Dispersionen, Keramiken Fast alle Metalle, deren Verbindungen und Legierungen, Keramiken, Polymere Nur chemische Ätzverfahren Komplett und selektiv möglich Hauptsächlich selektiver Einsatz Aktivierung / Modifikation Strukturierung abtragend Nur elektrochemisches Fräsen Plasmaätzen Laserablation, lokal mit Strahl oder Maske auftragend Strukturbildende Abscheidung, selektive lokale Abscheidung, Maskenverfahren, Galvanoformung Strukturbildende Abscheidung, Maskenverfahren Direktstrukturierung durch lokale Abscheidung Das zentrale Thema der vorliegenden Untersuchung ist die Erzeugung lokal funktionalisierter Oberflächen, wobei hier unter einer lokalen Funktionalisierung das Zusammenspiel folgender Komponenten verstanden wird: Lokale Beschichtung Modifikation und Aktivierung sowie Mikro- und Nanostrukturierung Fraunhofer-Gesellschaft 2008 21 Lokale Beschichtung Mit Hilfe von lokalen Beschichtungen können Bauteile genau dort mit zusätzlichen Funktionen ausgerüstet werden, wo dies ihre Eigenschaften verbessert. Das können beispielsweise abriebfeste Kanten von Werkzeugen sein, integrierte Dünnschicht sensoren oder innenbeschichtete Lagerringe. Alle drei oben genannten Technologiefamilien bieten Prozesse und Verfahren für die lokale Beschichtung. Die Selektivität wird entweder durch das Abdecken der nicht zu beschichtenden Bereiche des Bauteils erreicht oder indem solche Prozesse genutzt werden, bei denen die Abscheidung prinzipbedingt lokal begrenzt erfolgt. In der Galvano- oder Plasmatechnik wird dies beispielsweise über lokale Elektroden erreicht. Laserverfahren sind ohnehin ortsselektiv, wenn sie mit einem fokussierten Strahl arbeiten. Fast alle Grundmaterialien lassen sich mit einem oder mehreren Verfahren aus den Technologiefamilien beschichten, spezifische Einschränkungen existieren jedoch. In den erreichbaren Schichtdicken gibt es wenig prinzipielle Einschränkungen, möglich sind wenige Nanometer bis zu mehreren Millimetern. Die Abscheideraten und damit auch die Produktivitäten der Verfahren unterscheiden sich jedoch erheblich, sie reichen von wenigen Nanometern bis zu mehreren Mikrometern pro Minute. Je nach Verfahren sind auch die zu bearbeitenden Flächen unterschiedlich groß. Eine Herausforderung in der Produktion stellt heute noch die Realisierung von selektiv beschichtenden Durchlaufverfahren dar. Modifikation und Aktivierung Bei der Modifikation einer Oberfläche wird die Struktur oder die chemische Zusammensetzung des Grundwerkstoffes verändert, ohne eine Schicht aufzubauen oder Material in größerem Maßstab abzutragen. Das bekannteste Beispiel ist die Oxidation oder Reduktion in Plasmen, die Sauerstoff oder Wasserstoff enthalten. Ein anderes Beispiel ist die Aminierung: Durch ein stickstoffhaltiges Plasma wird die Oberfläche eines Polymers mit Aminogruppen angereichert. Dies erleichtert beispielsweise nachfolgende Druckprozesse oder die Bekeimung mit Palladium für die galvanische Beschichtung. Auch durch chemische Ätzprozesse oder durch Laserstrahlung lassen sich Oberflächen aktivieren. 22 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Stand der Technik Eine selektive Modifikation lässt sich einfach mit Strahlverfahren oder mit atmosphärischen Plasmaverfahren realisieren. Die lokale Wirkung wird beim Laser durch den begrenzten Strahlquerschnitt und beim Atmosphärendruckplasma durch die Begrenzung auf die Fläche der Elektrode, die nahezu beliebig geformt werden kann, erzielt. Die chemische Aktivierung und die Plasmaaktivierung im Vakuum wirken dagegen auf die gesamte Bauteiloberfläche, für selektive Modifikationen benötigen diese Verfahren Masken. Eine weitere Möglichkeit zur Modifikation besteht in der Implantation von Ionen in die oberste Grundmaterialschicht. Dadurch ändert sich die Struktur der Grenzschicht des Werkstoffes und es können interessante Eigenschaften eingestellt werden. Die Ionenimplantation wird heute für spezielle Anwendungen genutzt, für den breiten Einsatz ist sie aber noch zu aufwändig und teuer. Mikro- und Nanostrukturierung Für die Strukturierung der Bauteiloberflächen gibt es verschiedene Alternativen, die sich grundsätzlich in abtragende, auf tragende und prägende Verfahren unterteilen lassen. Die Strukturierung durch Materialabtrag kann entweder direkt auf dem Grundwerkstoff oder auf einer vorher abgeschiedenen Schicht erfolgen. Auch hier können entweder Masken- oder direkt wirkende Verfahren eingesetzt werden. Der Abtrag kann durch Verdampfen des Werkstoffes, beispielsweise durch energiereiche Strahlung oder durch Ätzen im Plasma oder in der Flüssigkeit erfolgen. Die Auswahl des geeigneten Verfahrens hängt unter anderem von Grundmaterial, Strukturgröße, Stückzahl und Produktivitätsanforderungen ab. Zur Strukturierung können auch Verfahren eingesetzt werden, die Beschichtung und Strukturbildung in einem Prozess vereinen. Schütze, M.: Nutzung des Halogeneffektes bei Titanaluminiden, Otto-vonGuericke-Preis 2004; www.aif.de/default.php?fnum=113982617359; Stand: 15.1.2008. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 23 Das Wachstum der Strukturelemente wird durch spezifische Prozessbedingungen gestartet und kann auch gesteuert werden. Die Kontrolle der Selbstorganisation sowie der elementaren Abscheidevorgänge einzelner Teilchen sind hier wichtig, vielfach aber noch nicht wirklich verstanden. Die Verfahren der strukturierten Abscheidung senken durch Kombination zweier Schritte in einem Prozess effektiv Kosten in der Produktion. Solche Abscheidungen sind mit galvanischen Prozessen, Strahl- und Drucktechniken, CVD-Prozessen und deren Kombinationen möglich. Durch die Kombination von Masken und homogenen Abscheideprozessen lassen sich ebenfalls strukturierte Schichten herstellen, wobei die Strukturen meist regelmäßig sind. Die Masken können dauerhaft sein, beispielsweise aus Blech, oder aber temporär. Hier wird oft Photoresist-Lack verwendet. Ergänzend sei hier noch die Möglichkeit der prägenden Verfahren zur Strukturierung erwähnt, z. B. Nano-Imprint oder HotEmbossing. Diese werden entweder zum Prägen eines relativ weichen Grundmaterials, beispielsweise eines Polymers, oder zur Formung eines anschließend auszuhärtenden Werkstoffes verwendet. In der Produktionstechnik gibt es aktuell verschiedene wichtige Themen und Aufgabestellungen für künftige Entwicklungen. Insbesondere in Verbindung mit der Bearbeitung und Gestaltung technischer Oberflächen sind unter anderem die folgenden Aspekte wichtig: , Verstärkte und verbesserte Integration von Prozessen Entwicklung kompakter Anlagen Virtualisierung der Produktionsplanung und der Produktion, d. h. Nutzung computergestützter Werkzeuge für Planung, Auslegung und Optimierung von Prozessen und Anlagen, sowie Nutzung von Simulation für alle Bereiche der Produktion Nyhuis, P.: Wandlungsfähige Produktionssysteme, Werkzeugmaschinen symposium Karlsruhe, Oktober 2007. Widemann, R.; Schmidt, K.; Brecher, C.; Niehaus, F.; Koerfer, F.: MICROSTRUCT – Kleinste Strukturen großflächig herstellen, Werkzeugmaschinensymposium Karlsruhe, Oktober 2007. 24 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Stand der Technik Drastische Reduzierung von Rüst- und Nebenzeiten Prozessregelung auf Basis der detaillierten Kenntnis der Prozessmechanismen Optimierung von Schnittstellen, insbesondere hinsichtlich Handhabung und Logistik Minimierung von Werkstoff- und Energieeinsatz (Ressourcenschonung) Taktzeitverkürzung, Verbesserung der Prozessstabilität, Kostenreduktion bei der Bearbeitung Alle hier betrachteten Technologiefamilien zur Oberflächen bearbeitung haben ebenso wie die übrigen Verfahren noch Entwicklungsbedarf bei einem oder mehreren dieser Themen. Auch verbreitete Verfahren der Oberflächentechnik lassen sich bisher oft nicht in Fertigungsketten integrieren. Beschichtung und Strukturierung erfolgen heute meist in großen Anlagen, die nur von Lohnbeschichtern oder bei Herstellung großer Stückzahlen wirtschaftlich betrieben werden können. Neue Prozesse werden dagegen in der Regel im Labor entwickelt, ohne von Beginn an konsequent auf die Erfordernisse der modernen Produktion ausgerichtet zu werden. Daher müssen sie häufig erst bis hin zur Produktionstauglichkeit und zur notwendigen Prozessstabilität weiterentwickelt werden. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 25 26 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 4 E rmittlung des Forschungs- und Handlungsbedarfs In den vorausgehenden Kapiteln wurde die Bedeutung funktionaler Oberflächen und der Produktionstechnik zu ihrer Herstellung ausführlich dargestellt. Auf den besonderen Forschungs bedarf in diesem Themenfeld, und hier insbesondere bei der »lokalen Funktionalisierung« und »kostengünstigen Erzeugung mikro- und nanostrukturierter Oberflächen«, weisen auch Professor Kleiner und sein Team in ihrer Untersuchung zur Aktualisierung der Forschungsfelder für das Rahmenkonzept »Forschung für die Produktion von morgen« hin. Um den konkreten Forschungs- und Handlungsbedarf im Bereich der Herstellung funktionaler Oberflächen zu ermitteln, bündelten drei FraunhoferInstitute, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST und das Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS ihre Kompetenzen und ihr Expertenwissen auf dem Gebiet der Oberflächentechnik und nutzten ihre vielfältigen Kontakte zu Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden und Wissenschaft. Die Thesen und Handlungsempfehlungen dieses Berichts sind die Ergebnisse intensiver Recherchen, Befragungen und Diskussionen: Im Rahmen eines Expertenworkshops mit insgesamt fünf Industrievertretern und zwei Vertretern aus der Wissenschaft wurde der Bedarf für Oberflächenfunktionalitäten in Produkten und für verschiedene Branchen sowie der aktuelle Entwicklungsbedarf aus Anwendersicht diskutiert und priorisiert. Weitere Ergebnisse lieferte die Auswertung von insgesamt 78 Rücksendungen aus einer umfangreichen Fragebogen aktion (siehe Anhang). Insgesamt wurden mehr als 350 Frage bögen an Unternehmen und Forschungseinrichtungen versandt, darüber hinaus war der Fragebogen im Internet verfügbar. Kleiner, M.: Untersuchung zur Aktualisierung der Forschungsfelder für das Rahmenkonzept »Forschung für die Produktion von morgen«, Dortmund, 2007; www.produktionsforschung.de/fzk/idcplg?IdcService=PFT&node=230 1&document=ID_057793; Stand: 20.12.2007. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 27 Basierend auf den Ergebnissen des Expertenworkshops und dem Fragebogen erfolgten mehr als 40 intensive Einzelgespräche mit ausgewiesenen Experten aus der Industrie, u. a. der Automobilbranche, der Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Galvanotechnik, Vakuumtechnik und der Lasertechnik. Die Ergebnisse der Auswertung der Fragebögen und der Expertengespräche wurden am 8.10.2007 im Rahmen eines öffentlichen Diskurses am Fraunhofer IST in Braunschweig über 60 Teilnehmern aus Industrie und Forschung vorgestellt und mit ihnen diskutiert. Um die Ergebnisse weiter abzusichern und auf eine breite Basis zu stellen, wurden die Thesen und Handlungsempfehlungen dieses Berichts mit Vertreten aus relevanten Verbänden diskutiert. Im Verlauf der Untersuchung wurden drei wesentliche Felder identifiziert, in denen ein konkreter Forschungs- und Handlungsbedarf besteht. Eine ausführliche Diskussion und Konkretisierung der Thesen zu den Handlungsfeldern sowie des konkreten Handlungsbedarfs ist in den folgenden drei Kapiteln dargestellt. Hier sei nur ein kurzer Überblick über die Handlungsfelder und die zentralen Thesen gegeben. 28 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ermittlung des Forschungs- und Handlungsbedarfs Handlungsfeld »Energie- und Ressourcen effizienz in Prozess und Produkt« Im Zuge der Verknappung von Rohstoffen und Ressourcen gewinnt aus wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten das Thema Energie- und Ressourceneffizienz eine immer größere Bedeutung. Konsequentes Handeln und zielgerichtete Entwicklungen in der Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler Oberflächen sind notwendig, um unter den Randbedingungen knapper werdender Rohstoff- und Energievorräte auch weiterhin erfolgreich am Markt zu agieren. Dabei besteht ein Ansatz darin, auch die Produktionsprozesse für funktionale Oberflächen selbst möglichst energie- und ressourceneffizient zu gestalten. Ein zweiter Ansatz sind funktionale Oberflächen, die helfen, Energie und Ressourcen bei den jeweiligen Anwendungen einzusparen. Zur Sicherung und Stärkung der internationalen Markt position Deutschlands ist eine Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktionstechnik notwendig. Um die Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten auszubauen, muss das gesamte Potenzial funktionaler Oberflächen bei ihrer Herstellung und Anwendung genutzt werden. These 1 Durch die Verwendung von Produkten mit funktionalen Oberflächen lassen sich Ressourcen über die gesamte Lebensdauer einsparen. Dies gelingt am Besten bei frühzeitiger und ganzheitlicher Berücksichtigung ihrer Möglichkeiten und Charakteristika in der Produktentwicklung. These 2 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 29 Handlungsfeld »Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen« Eine wichtige Voraussetzung für den Ausbau des technologischen Vorsprungs in Deutschland ist der Einsatz neuartiger Prozesse zur Erzeugung funktionaler Oberflächen. Speziell im Wettbewerb mit Niedriglohnländern kann der Einsatz von Hochtechnologien Kostennachteile gegenüber manueller Fertigung kompensieren. Eine Erweiterung der Eigenschaften funktionaler Oberflächen kann durch Innovationen in der Prozesstechnologie, der Prozessführung und durch die Kombination verschiedener Verfahren realisiert werden. These 3 Hochintegrierte Prozesse sind die Voraussetzung für die nahtlose Einbindung von Oberflächenfunktionalisierung in Fertigungsabläufe. Durch das Verschieben von Prozessgrenzen und die deutliche Prozessintensivierung ergeben sich Möglichkeiten für neue Werkstoffe und Einsatzfelder. These 4 Optimaler Energie- und Ressourceneinsatz bei gleichzeitig technisch anspruchsvollen Schichten oder Strukturen lässt sich oft ideal durch die Kombination von Verfahren erzielen. Insbesondere ungewöhnliche Kombinationen bieten völlig neue Möglichkeiten. 30 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ermittlung des Forschungs- und Handlungsbedarfs Handlungsfeld »Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen« Eine flexible Fertigung und die Integration neuer Technologien in bestehende Prozessketten stellen auf Grund der Komplexität vieler Produktionsprozesse eine besondere Herausforderung dar. Bereits während der Entwicklung neuer Technologien muss daher eine mögliche spätere Prozessintegration berücksichtigt werden. Simulationen bieten vielversprechende Möglichkeiten, um bestehende Prozessketten zu optimieren bzw. neue Prozesse effizienter vorzubereiten. Eine verbesserte Qualitätskontrolle und eine Steigerung der Zuverlässigkeit können nur durch eine angepasste Messtechnik, und zwar in situ zur Prozesskontrolle und ex situ zur Qualitätskontrolle und Dokumentation, erfolgen. Nur durch den Transfer neuartiger Beschichtungs- und Strukturierungsverfahren in die industrielle Serienfertigung lässt sich das Innovationspotenzial funktionaler Oberflächen nutzen. These 5 Bild 3: Industrielle Fertigung von Diamantelektroden. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 31 These 6 Substanzielle Verbesserungen bei der Werkstoffentwicklung, Anlagenoptimierung und Produktion werden durch die Kombination verschiedener bisher separater Simulationsmodelle erreicht. Speziell die Verknüpfung von Werkstoff- und Prozessmodellen auf verschiedenen Größenskalen erlaubt die Optimierung komplexer Produktionsprozesse. These 7 Optimale Regelung komplexer Prozesse ist nur durch Kopplung von Modellen, Simulation und Messtechnik möglich. Für eine präzise Überwachung von Hochleistungsprozessen werden kostengünstige, industrietaugliche und onlinefähige Messsysteme benötigt. Parallel zu der Untersuchung »Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler Oberflächen (PROFOB)« wurden zwei weitere Untersuchungen im Bereich der Produktionstechnik durchgeführt. Unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Chemnitz erfolgte eine Untersuchung zum Thema »Energieeffizienz in der Produktion (EffPro)«. Auf dem öffentlichen Diskurs am 21.1.2008 wurde der Handlungsbedarf vorgestellt. Insbesondere die Themen Energieeffizienz in Fertigungsprozessen, geschlossene Energiekreisläufe, Nullfehlerproduktion/-prozesse sowie Methodenentwicklung für eine nachhaltige Energie- und Materialwirtschaft werden auch in der vorliegenden Untersuchung »PROFOB« behandelt. Unter Leitung des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen wurde eine Untersuchung zum Thema »Fertigungs bedingte Produkteigenschaften (FEPRO)« durchgeführt. Hier wurden in erster Linie Verfahren zur Bearbeitung von Grundwerkstoffen untersucht, mit denen unter Ausnutzung der Öffentlicher Diskurs »Untersuchung zur Energieeffizienz in der Produktion«, VDMA, Frankfurt am Main, 21.1.2008. 32 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ermittlung des Forschungs- und Handlungsbedarfs Materialeigenschaften des betreffenden Werkstoffs zusätzliche Oberflächenfunktionalitäten und damit Produkteigenschaften erzeugt werden können. Im Vordergrund stehen klassische Verfahren wie Drehen, Fräsen, Schleifen oder Polieren. Ergänzend werden Dickschichttechniken wie z. B. Auftragsschweißen oder thermisches Spritzen betrachtet, mit denen die Oberfläche durch einen zusätzlichen Materialauftrag beeinflusst wird. Im Gegensatz dazu befasst sich »PROFOB« mit der gezielten Erzeugung funktionaler Oberflächen durch die Modifikation von Oberflächen über Aktivierung oder Beschichtung. Speziell durch die Kombination von Beschichtung und Modifikation / Strukturierung können gezielt lokale Funktionalitäten erzeugt werden, die über die Möglichkeiten bzw. das Potenzial des Grundwerkstoffs deutlich hinausgehen. Die Funktionalisierung durch sensorische und aktorische Systeme sowie optisch aktive oder elektrisch funktionale Schichten z. B. zur Energieerzeugung sind nur einige Beispiele für Oberflächenfunktionalisierungen, die mit den klassischen Technologien der Untersuchung »FEPRO« nicht realisiert werden können. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 33 34 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 5 H andlungsfeld »Energie- und Ressourceneffizienz in Prozess und Produkt« Bild 4: Nachhaltigkeit über die Produktlebensdauer. Nach dem Kyoto-Protokoll hat sich im März 2007 die Europäische Union auf ehrgeizige Klimaschutzziele verständigt. Die Reduktion des CO2-Ausstoßes ist in einem Atemzug mit der Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz zu nennen. Die Antwort auf diese weltweite Herausforderung liegt in großen Teilen in Innovationen und technologischen Entwicklungen, die gleichzeitig die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Zeiten des Klimawandels sichern und stärken. Ein wichtiger Baustein für die Realisierung der Ziele in Deutschland ist die Produktionstechnik. Es gilt, einerseits durch neuartige Prozessketten und Produkte den Energieverbrauch zu minimieren, andererseits durch die Einsparung von Ressourcen die Umwelt zu schonen. In dem Programm COORETEC sucht das Bundesminis terium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) nach Lösungen, den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Energiegewinnung aus fossilen Energieträgern zu reduzieren.10 Im Rahmen der Produktionstechnik muss daher der Fokus der Forschung und Entwicklung auf Energie- und Ressourceneffizienz in Prozess und Produkt Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.): Die HightechStrategie für Deutschland – Erster Fortschrittsbericht, Bonn, Berlin, 2007. Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (Hrsg.): Effiziente Energienutzung in der Galvanikindustrie, Augsburg, 2003; www.lfu.bayern.de/luft/fachinformationen/co2_minderung/doc/leitfaden_galvanik.pdf; Stand: 31.1.2008. 10Projektträger Jülich; www.cooretec.de; Stand 31.1.2008. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 35 gelegt werden. Die Oberflächentechnik ist in diesem Zusammenhang ein besonders wichtiges Handlungsfeld. Energie- und Ressourceneffizienz durch den Einsatz funktionaler Oberflächen in ganz unterschiedlichen Produkten ist ebenso ein Thema wie die Energie- und Ressourceneffizienz bei der Produktion der funktionalen Oberflächen selbst. Auf Grund des Querschnittscharakters der Oberflächentechnik und der weiten Verbreitung der Verfahren besteht hier ein wesentliches Potenzial zur Schonung von Ressourcen in nahezu allen Branchen der Wirtschaft. Zur Sicherung und Stärkung der internationalen Marktposition Deutschlands ist eine Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktionstechnik unumgänglich. Um die Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten auszubauen, muss das gesamte Potenzial funktionaler Oberflächen bei ihrer Herstellung und Anwendung genutzt werden. These 1 Auch die im Rahmen dieser Untersuchung befragten Unternehmen sehen vielfältige Möglichkeiten, zukünftig mit funktionalen Oberflächen Ressourcen einzusparen. Große Vorteile werden durch die Verfügbarkeit selbstreinigender Oberflächen gesehen. Aber auch katalytisch wirksame Oberflächen, die Reduktion von Schmierstoffen und die Erhöhung der Produktlebensdauer werden als vielversprechende Einsparpotenziale genannt. Wichtige Einsatzfelder für funktionale Schichten sehen die Befragten in der Instandhaltung, der Reinigung, bei Anwendungen in der Biotechnologie und in der Photovoltaik (A-28). 36 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Energie- und Ressourceneffizienz 5.1 Energie- und Ressourceneffizienz in der Herstellung funktionaler Oberflächen Moderne Beschichtungsverfahren sowie der Einsatz lokaler Funktionalisierung ermöglichen minimalen Materialverbrauch für eine nachhaltige Produktion.11 Mit Blick auf ökologische Ziele und Notwendigkeiten müssen neue Technologien entwickelt werden, die den Medien- und Energieverbrauch minimieren. Die Erzeugung und der Einsatz toxischer Stoffe sollte weitgehend vermieden werden. Produktionsprozesse sollten die energieeffiziente Rückführung von Werkstoffen erlauben, um auf diese Weise Stoffkreisläufe zu etablieren. Wichtig bei der Planung von Prozessketten und der Herstellung von Produkten ist der Blick auf die Gesamtkosten in Produktion und Nutzung (Total Cost of Ownership). Automatisierte Prozesse erlauben vor allem eine genaue Planung des Energie- und Stoff einsatzes und tragen damit maßgeblich zu Kosteneinsparungen bei.12 Für eine energieeffiziente Produktion funktionaler Ober flächen gilt es, die bestehenden Technologien weiterzuent wickeln, so dass eine Effizienzsteigerung bei Einzelprozessen und Gesamtverfahren erreicht wird. Speziell in Deutschland werden viele Produkte gefertigt, die den mittleren bzw. oberen Preissektor bedienen. In Konkurrenz zu Niedriglohn-Ländern kann eine manuelle Fertigung nicht bestehen. Durch den Einsatz von Hochtechnologien kann der Produktionsstandort Deutschland aber gestärkt werden. Die Dünnschichttechnik ist auf Grund der geringen umgesetzten Materialmenge vergleichsweise ressourcenschonend. Beispielsweise benötigt man zur Beschichtung einer Fläche von einem 11Szyszka, B.; Pflug, A.; Berg, S.; Nyberg, T.; Simons, C.; Weigert, M.; Kiriakidis, G.; Christoulakis, S.: Sputter Yield Amplification - a promising route towards more efficient coating technology. In: Thin film materials (Heraeus) 9 (2006), pp. 10–11. 12DLR (Hrsg.): Neue Beschichtungsanlage für Turbinenschaufeln in Betrieb – ein wichtiger Beitrag zu emissions- und verbrauchsarmen Triebwerken der Zukunft (06/2007); www.dlr.de/wf/desktopdefault.aspx/tabid-1676/2301_read9157/; Stand: 31.1.2008. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 37 Bild 5: Beschichtungskopf für Atmosphärendruck-PlasmaCVD-Beschichtung. Quadratmeter mit einer Schicht von 100 Nanometern Dicke nur 0,1 cm3 Material. Je nach Prozess sind aber im Vergleich zu anderen Verfahren große Energiemengen notwendig, beispielsweise zur Vakuumerzeugung. Großes Potenzial bietet daher die selektive Beschichtung, wobei bezüglich der Ressourceneffizienz zwischen tatsächlich selektiver Beschichtung und maskierter Beschichtung bzw. Beschichtung mit nachträglicher Strukturierung unterschieden werden muss. Den Vorteilen stehen allerdings aus ökologischer Sicht eine Reihe von Problemen entgegen, die heute noch nicht gelöst sind: 38 Prozesse der chemischen Gasphasenabscheidung (CVD) verwenden häufig giftige Ausgangsstoffe, so genannte Precursoren, deren Handhabung und Entsorgung aufwändig ist. So wird beispielsweise zur Abscheidung von Si3N4 das gefährliche Silan eingesetzt. Auswege bieten der Ersatz derartiger Prozesse durch PVD-Verfahren sowie ein Übergang auf umweltfreundlichere Precursoren. Allerdings existieren für viele Anwendungsfälle bislang keine Lösungen. PVD-Prozesse sind unter ökologischen Gesichtspunkten relativ unkritisch, da bis auf Ausnahmen mit reinen, ungiftigen Ausgangsmaterialien gearbeitet wird und faktisch keine Abfälle entstehen. Erhebliche Verbesserungen können jedoch erreicht werden, indem z. B. Verluste durch Streubeschichtung minimiert werden. Während dies für 2-D-Beschichtungen konstruktiv gut lösbar ist, existieren für 3-D-Beschichtungen bisher kaum Ansätze. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Energie- und Ressourceneffizienz CVD- und PVD-Prozesse finden häufig im Vakuum statt, dessen Erzeugung Energie und Zeit erfordert. Durch neue Prozesse, die reduzierte Vakuumanforderungen stellen, können Energie- und Zeitaufwand in der Produktion reduziert und so Kosten eingespart werden (Bild 5). Galvanikprozesse haben den Vorteil, dass sie mit einfacher Anlagentechnik zu betreiben sind. Auch hier werden, wie bei den CVD-Prozessen, zum Teil hochgiftige Substanzen als Ausgangsmaterialien verwendet. Neue Anlagenkonzepte erlauben jedoch eine Reduzierung der Chemikalienmengen einerseits und der Emissionen aus den Prozessen andererseits. Der Ersatz der Galvanik durch Gasphasenprozesse ist bei bestimmten Anwendungen möglich, eine vollständige Substitution ist aber mittelfristig schon aus Kostengründen nicht zu erwarten. Deshalb sollten weiterhin neue Elektrolytsysteme mit geringerem Gefährdungspotenzial entwickelt werden. Bild 6: Reinigungsanlage zur wässrigen Substratreinigung mit Ultraschallunterstützung. Reinigungsprozesse sind im Zusammenhang mit Beschichtungsprozessen häufig notwendig. Auch hier wird mit zum Teil bedenklichen Chemikalien gearbeitet. Der Ersatz der lösemittelbasierten Reinigung durch wässrige Reinigungsmethoden hat in den letzten Jahren bereits zu großen Fortschritten bezüglich der Umweltverträglichkeit geführt (Bild 6). Zusätzliches Potenzial bieten darüber hinaus logistische Ansätze zur Vermeidung von Kontaminationen und damit zur Vereinfachung der Reinigung. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 39 Die Weiterentwicklung der Simulation unter Berücksichtigung ganzer Prozessketten13 ermöglicht eine kostengünstige Abschätzung der Marktfähigkeit neuer Produkte ohne den Aufbau kompletter Fertigungslinien. Im Bereich der Galvanotechnik bietet das Unternehmen Elsyca14 Simulationslösungen an, die optimale Prozesskonfigurationen für die kundenspezifischen Anforderungen aufzeigen. Im Projekt »Simulation komplexer ober flächentechnischer Produktionsprozesse (SIMKOPP)«15 wurden Werkzeuge zur Nutzung einer virtuellen Beschichtungsanlage entwickelt. Durch Simulation industrieller Beschichtungsprozesse lassen sich kundenspezifische Lösungen anbieten (Kap. 7.2). So werden zeit- und kostenintensive Versuchsreihen in der Produktion vermieden. Handlungsbedarf bezüglich der Energie- und Ressourcen effizienz in der Herstellung funktionaler Oberflächen besteht in der Reduktion der eingesetzten Materialmengen. Handlungsbedarf besteht in der verbesserten Rückführung und Rückgewinnung von Schichtwerkstoffen sowie der Etablierung von Stoffkreisläufen. Handlungsbedarf besteht ferner bei der Entwicklung von energieeffizienteren Prozessen für die Produktion. Weiterer Handlungsbedarf besteht in einer Optimierung des Energieeinsatzes bei der Produktion durch eine Gesamtbetrachtung der Fertigungskette. Handlungsbedarf besteht auch in der Weiterentwicklung von Simulationswerkzeugen zur Optimierung der Energieund Ressourceneffizienz. 13Gontermann, D.: Drehzahlregelung reduziert Energiekosten und steigert die Betriebssicherheit. In: MaschinenMarkt 48/2007, S. 20, Würzburg, 2007. 14Elsyca electronical intelligence; www.elsyca.com; Stand: 31.1.2008. 15Lepski, D.; Mollath, G.; Szyszka, B.; Völlmar, S.: Simulation komplexer oberflächentechnischer Produktionsprozesse. In: JOT + Oberfläche, Journal für Oberflächentechnik 42 (2002), Nr. 1, S. IV-VIII. 40 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Energie- und Ressourceneffizienz 5.2 Energie- und Ressourceneffizienz in der Nutzung der Produkte Durch die Verwendung von Produkten mit funktionalen Oberflächen lassen sich Ressourcen über die gesamte Lebensdauer einsparen. Dies gelingt am Besten bei frühzeitiger und ganzheitlicher Berücksichtigung ihrer Möglichkeiten und Charakteristika in der Produktentwicklung. These 2 Lokal funktionalisierte Oberflächen erhöhen die Wirkungsgrade in der Energie- und Kraftfahrzeugtechnik und tragen somit erheblich dazu bei, Kraftstoffe zu sparen und die CO2-Emissionen zu senken. Ungefähr 20 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes werden im Bereich Verkehr produziert. Davon entfallen 84 Prozent auf die Straße, 12 Prozent auf den Luftverkehr und lediglich 4 Prozent auf die Schiene.16 Effizienzsteigerungen bei der Stromerzeugung und bei Antriebstechniken von Straßenfahrzeugen und Flugzeugen können z. B. durch eine enorme thermomechanische Langzeitstabilität der Materialien in korrosiver Umgebung oder durch besondere Reibungsarmut bewegter Teile erreicht werden. Bild 7: Reibungsminimierung im Motor durch beschichtete Tassenstößel-Oberflächen. 16Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.): Klimaschutz durch Werkstoffinnovationen im Automobilbau, Bonn, Berlin, 2007. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 41 Diese neuen Funktionen werden im Wesentlichen durch Oberflächenfunktionalisierungen, d. h. Beschichtung und Strukturierung, möglich. Bild 7 zeigt beschichtete Tassenstößel zur Reibungsminimierung im Motor. Durch ihren Einsatz lassen sich im Bereich von einem Prozent Kraftstoff einsparen. Die höhere Energieeffizienz technischer Systeme ist mit einer höheren Produktattraktivität für den Kunden verbunden. Sie verstärkt gleichzeitig den Absatz von kraftstoffsparenden Technologien und verbessert die Marktposition deutscher Unter nehmen im internationalen Wettbewerb. Innovative Werkstoffe bzw. funktionale Oberflächen erlauben nicht nur höhere Wirkungsgrade in Kraftwerken, Motoren und Turbinen. Sie eröffnen auch neue technologische Horizonte, etwa bei der organischen Photovoltaik oder bei der Entwicklung neuer leistungsstarker Energiespeichertechnologien. Bild 8: Einsatz von Antihaftschichten. Links: Formwerkzeug zur Abformung von Kfz-Reifen. Rechts: Tablettenstempel. Im Formen- und Maschinenbau kann durch den Einsatz von lokal funktionalisierten Oberflächen, beispielsweise in Form verschleißfester Antihaftschichten, der Einsatz von Trenn- und Schmier mitteln reduziert bzw. vermieden werden. Gleichzeitig lässt sich die Lebensdauer durch die Beschichtungen erhöhen (Bild 8). Einen weiteren Beitrag zur Energieeinsparung durch die Nutzung von Produkten mit funktionalen Oberflächen leisten optische Beschichtungen. So lässt sich beispielsweise durch Verwendung von IR-reflektierenden Schichten der Wärmeverlust von Gebäuden durch Abstrahlung wesentlich senken (Bild 9). Im Automobil bau werden derartige Wärmeschutzschichten eingesetzt, um die 42 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Energie- und Ressourceneffizienz Low-E-Glas IR-Reflektor Gasfüllung Innenraum Außenseite des Gebäudes Bild 9: Architekturglas mit Wärme- und Sonnenschutzfunktion. Aufheizung des Fahrzeuginnenraums durch Sonneneinstrahlung zu verringern und so den Energieaufwand für Klimatisierung zu senken. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Senkung des Kraftstoffverbrauches und der CO2- Emission. Dünne Schichten für spanende Werkzeuge sind weit verbreitet. Die zu erzielenden Effekte reichen dabei von einer längeren Lebensdauer bis zu wesentlich erhöhten Schnittgeschwindigkeiten in Kombination mit z. B. reduziertem Einsatz von Kühlschmiermitteln. Damit können Ressourcen geschont und die Umwelt geschützt werden. Insbesondere Einsparungsmöglichkeiten bei Schmierstoffen und Kühlschmiermitteln bieten auf Grund ihrer weiten Verbreitung und ihrer Bedeutung in indus triellen Bearbeitungsprozessen eine große Hebelwirkung. Durch Sensorik im Motorbereich werden derzeit Kraftstoff einsparungen von bis zu 30 Prozent realisiert.17 Ein Potenzial für 17Grütering, U.: 12. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik. In: MTZ 2/2004, Jahrgang 65, S. 2-6, Wiesbaden, 2004. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 43 Bild 10: Sensorische Wendeschneidplatte zur Verschleiß- und Temperaturmessung. weitere Minimierung und eine Funktionsintegration bieten hier oberflächenintegrierte Dünnschichtsensoren, die direkt auf die Bauteiloberfläche aufgebracht werden können und einen zusätzlichen Mehrwert schaffen. Durch den Einsatz von Stapeln aus dünnen Schichten lassen sich bestehende Oberflächen um sensorische Funktionen wie Verschleiß- oder Temperaturmessung unter Beibehaltung der Toleranzen erweitern (Bild 10).18 Handlungsbedarf besteht bei der Entwicklung und Herstellung von Produkten mit funktionalen tribologischen Oberflächen, bei denen Reibung minimiert und Kraftstoff eingespart wird. Weiterer Handlungsbedarf besteht darin, den Einsatz konventioneller Schmierstoffe weiter zu verringern, zu vermeiden oder mit neuen Oberflächen die Voraussetzungen für den Einsatz alternativer, umweltfreundlicher Schmierstoffe zu schaffen. Handlungsbedarf besteht ferner in der Produktion funktionaler Oberflächen für Anwendungen zur Energieeinsparung oder Energiegewinnung. Handlungsbedarf besteht in der Erhöhung der Produkt funktionalität durch oberflächenintegrierte Sensorik und Aktorik. 18Lüthje, H.; Nordmann, K.; Schmitz, R.: Intelligenter Drehmeißel – IDEE, Ab schlussbericht, Braunschweig, 2003. 44 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Energie- und Ressourceneffizienz Handlungsbedarf besteht darin, bereits bei der Produkt gestaltung die Möglichkeiten funktionaler Oberflächen einzubeziehen, um über die gesamte Produktlebensdauer Energie und Ressourcen zu sparen. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 45 46 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 6 H andlungsfeld »Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen« Bild 11: Die Integration weiterer Funktionen in Bauteile erfordert Produktionsprozesse für Oberflächen, die in vorhandene Fertigungsabläufe eingepasst sind. Der Einsatz neuartiger Prozesse in der industriellen Fertigung ist eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt des technologischen Vorsprungs Deutschlands. Gemeinsam mit einer kosten- und ressourcensparenden Beschichtungs- und Strukturierungstechnik trägt dies zur Sicherung der internationalen Position bei. Eine Auflistung der wichtigsten Kosteneinsparungspotenziale ist im Anhang A-27 zu finden. Innovationen in der Prozessführung und die Kombination verschiedener Verfahren führen zu erweiterten Eigenschaften funktionaler Oberflächen. Im Anhang ist in A-19 die Bewertung verschiedener Oberflächenfunktionen hinsichtlich ihrer techno logischen Reife und ihres Entwicklungspotenzials dargestellt. Unter A-7 sind zudem die wesentlichen Defizite in der Werkstoffentwicklung aus Sicht der befragten Unternehmen aufgelistet. Einen wichtigen Beitrag zur Beseitigung dieser Defizite können innovative Prozesstechniken und neue Verfahrenskombinationen leisten. Die Bewertung der verschiedenen Technologien ist in A-5 zusammengefasst. Das technologische Potenzial der nachfolgend beschriebenen Technologien wird von befragten Unternehmen und Forschungseinrichtungen als hoch eingeschätzt. Tabelle A-5 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 47 enthält ebenso den abgeschätzten weiteren Entwicklungsbedarf dieser Technologien. Ergänzend sind in A-6 Technologien aufgeführt, die für die Zukunft als besonders relevant eingestuft wurden. Bei der Weiterentwicklung der Produktionstechnologien ist eine Kompatibilität zu bestehenden Verfahren besonders wichtig, damit neue Hochleistungstechnologien einen schnellen Einzug in die industrielle Fertigung finden können. Rund 70 Prozent der befragten Unternehmen schätzen die Fertigungsintegration der verschiedenen Herstellungsverfahren von funktionalen Oberflächen als wichtig bis sehr wichtig ein (A-22). These 3 48 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Hochintegrierte Prozesse sind die Voraussetzung für die nahtlose Einbindung von Oberflächenfunktionalisierung in Fertigungsabläufe. Durch das Verschieben von Prozessgrenzen und die deutliche Prozessintensivierung ergeben sich Möglichkeiten für neue Werkstoffe und Einsatzfelder. Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen 6.1 Beschichtungsverfahren Für die Erzeugung funktionaler Oberflächen sind Beschichtungsverfahren unabdingbar. Neben den etablierten Verfahren sollen hier neue technologische Varianten vorgestellt werden, die sich durch eine besondere Energie- und Ressourceneffizienz auszeichnen. Wichtige Entwicklungsziele sind Einsparungen in der Anlagentechnik für Prozesse bei Atmosphärendruck und im Grob vakuum, die Effizienzsteigerung von Beschichtungen durch Hoch rateprozesse und die Weiterentwicklung von Niederdruckverfahren. Atmosphärendruck-Verfahren Neben den bekanntesten Atmosphärendruck-Verfahren, den nasschemischen Beschichtungsverfahren, gibt es unter anderem auch Plasmaverfahren, die bei Atmosphärendruck arbeiten und dadurch deutlich kostengünstiger als Vakuumverfahren sind. Durch einfachere Anlagen und den Verzicht auf die Vakuum erzeugung sinken die Investitions- und Betriebskosten. Drei besonders interessante Beispiele werden an dieser Stelle kurz vorgestellt: Der Plasma-Jet ist ein Plasma-Hochrate-Verfahren zur lokalen Oberflächenbeschichtung bei Atmosphärendruck. Es können selektive Beschichtungen mit verschiedenen, beispielsweise siliziumbasierten oder plasmapolymerisierten Werkstoffen durchgeführt werden. Durch die einfache Beweglichkeit der Plasmaquelle ist die Beschichtung sowohl flacher als auch strukturierter und dreidimensionaler Bauteile möglich. Mit der dielektrischen Barriereentladung lassen sich Flächen effektiv funktionalisieren und Schichten mit einer Dicke im Nanometerbereich auftragen. Die Verwendung geformter und strukturierter Elektroden erlaubt selektive Abscheidungen und der Einsatz von Precursoren ermöglicht den Aufbau komplexer Schichten. Dieses Verfahren ist ebenfalls in Kombination mit der chemischen und galvanischen Verstärkung sehr interessant (Kapitel 6.3). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 49 Beim Jet-Plating wird ein Elektrolytstrahl, in dem sich die Anode für den Abscheideprozess befindet, auf das zu beschichtende, leitfähige Grundmaterial gerichtet. Der Strom fließt dann entlang dieses Strahls zum Substrat und bewirkt dort die Abscheidung von Metall. Auf diese Weise kann eine lokale Beschichtung realisiert werden. Diese Prozesstechnik wird heute vorwiegend in Sonderanwendungen eingesetzt. Für die Fertigung von kleinen Bauteilen, wie sie in der Mikrosystemtechnik verwendet werden, ist die Miniaturisierung des Jet-Plating-Prinzips ein viel versprechender Ansatz, mit dem sich feine Strukturen mit Breiten von einigen Mikrometern herstellen lassen. Gasfluss-Sputtern Ein weiteres Plasma-Hochrate-Verfahren, das sich auch für die Beschichtung großer Flächen aufskalieren lässt, ist das GasflussSputtern.19 Durch die Verwendung einer Hohlkatodenentladung lassen sich hohe Ionisierungsgrade in der Quelle und damit hohe Abscheideraten von mehreren zehn bis hundert Mikrometern pro Stunde realisieren. Da dieses Verfahren unter Grobvakuum arbeitet, verringern sich sowohl Investitions- und Betriebskosten als auch Pumpzeiten gegenüber den klassischen Niederdruck verfahren. Neben der Erzeugung von Wärmedämmschichten lassen sich auch magnetische und piezoelektrische Schichten effizient abscheiden. 19Ortner, K.; Birkholz, M.; Jung, T.: Neue Entwicklungen beim HohlkatodenGasflusssputtern, Vakuum in Forschung und Praxis, 15 (2003) 5, pp. 236239. 50 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen Bild 12: Plasma einer GasflussSputterquelle. Gepulste Verfahren Im Bereich der Niederdruckplasmen sind Verfahren der physikalischen und chemischen Gasphasenabscheidung seit Langem etabliert. In den letzten Jahren wurden mit gepulsten Modifika tionen dieser Verfahren verbesserte Schichteigenschaften erzielt. Speziell für die Abscheidung dichter Schichten bzw. zur Modifikation der Schichteigenschaften wird das Arc-Verdampfen genutzt, welches ein vollständig ionisiertes Beschichtungsplasma liefert. Mit einem gepulsten Entladungsstrom kann eine deutliche Verbesserung der Schichtqualität (Dichte, Defektarmut) im Vergleich zu herkömmlichen Arc-Verdampfern erreicht werden. Beim LaserArc-Verfahren20 beispielsweise wird das Beschichtungsplasma durch eine stromstarke, gepulste elektrische Bogenentladung produziert. Die Zündung der Entladungspulse erfolgt dabei durch einen Laser. Durch Ergänzung mit neuartigen Filtertechniken können Partikel aus dem Plasma eliminiert werden, wodurch Schichten für höchste Ansprüche vom Nano- bis in den Mikrometerbereich hergestellt werden können. Eine modulare Bauweise ermöglicht eine wirtschaftliche Integration in indus trielle Anlagentechnik. 20Scheibe, H.-J.; Schultrich, B.: DLC-film deposition by Laser-Arc and properties study. In: Thin solid films, 246 (1994) pp. 92-102. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 51 Bild 13: Ti3SiC2-Dünnschichten: Rechts: Die reine DCSputter-Abscheidung erzeugt eine säulenartige Schichtstruktur. Links: Durch das Hochleistungs-PulsMagnetronsputtern wird bei sonst vergleichbaren Bedingungen eine glasartige Schichtstruktur erzielt. 500 nm 500 nm Eine neuartige Entwicklung bei den Niederdruckverfahren ist das Hochleistungs-Puls-Magnetronsputtern (HPPMS, HIPIMS).21 Für die Realisierung der HPPMS-Prozesse kann eine vorhandene PVD-Anlage durch den Einbau einer entsprechenden Pulseinheit kostengünstig erweitert werden. Mit Hilfe der gepulsten Entladung kann der Target-Ionenanteil im Plasma auf weit über 70 Prozent erhöht werden. Dadurch lassen sich die Schichteigenschaften modifizieren, d. h. beispielsweise Härte, Dichte, Verschleißfestigkeit oder Brechungsindex, erhöhen. In Bild 13 veranschaulichen Bruchkantenbilder die Schichtmodifikation. In diesem Fall zeigt die mit dem herkömmlichen Sputter-Prozess abgeschiedene Schicht eine säulenartige Struktur und die Schicht, die mit dem HPPMS-Prozess hergestellt wurde, eine glasartige Struktur. Ein weiteres Beschichtungsverfahren im Niederdruckbereich ist das PLD-Verfahren (Pulsed Laser Deposition), bei dem mit einem gepulsten Laserstrahl Material von einem Target abgetragen wird. Gepulste Verfahren gibt es auch in der Galvanik, hier wird z. B. das »Pulse Plating« zur gezielten Beeinflussung der Schichteigenschaften eingesetzt.22, 23 21Kouznetsov, V.: A novel pulsed magnetron sputter technique utilizing very high target power densities. In: Surface and coatings technology, 122 (1999), pp. 290-293. 22Tang, P. T.: Pulse reversal plating of nickel alloys. Transactions of the Institute of Metal Finishing, 85 (2007) 1, pp. 51-56. 23Yueli, L.; Lei, L.; Jinchai, L.; Chunxu-Pan: From copper nanocrystalline to CuO nanoneedle array: synthesis, growth mechanism, and properties. Journal of physical chemistry C, 111 (2007) 13, pp. 5050-5056. 52 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen Handlungsbedarf besteht bei der Entwicklung industrietauglicher Pulsprozesse zur Verbesserung von Oberflächenfunktionalitäten. Weiterer Handlungsbedarf besteht in der Entwicklung von Hochrateprozessen zur Reduktion der Prozesszeiten. Weiterer Handlungsbedarf besteht in der Bereitstellung von Atmosphärendruck-Prozessen. Hierdurch ist eine Kosten- und Energieeinsparung durch Verzicht auf aufwändige Anlagentechnik, insbesondere zur Vakuumerzeugung, möglich. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 53 6.2 Strukturierung Strukturen mit Abmessungen von wenigen Mikro- oder Nanometern zeigen ein anderes Oberflächenverhalten als makroskopische Flächen. Beispielhaft sei hier die Benetzbarkeit von flüssigkeitstragenden und flüssigkeitstransportierenden Bauteilen genannt. Zur genauen Einstellung der Transporteigenschaften sind sehr feine Mikro- und Nanostrukturen erforderlich, die heute zum Großteil noch nicht industriell hergestellt werden können. Die von den Experten im Workshop der Untersuchung und in den Interviews als relevant eingeschätzten Technologien zur Mikro- und Nanostrukturierung wurden in der Befragung von Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen bewertet. Das technologische Potenzial der Strukturierungsverfahren wurde durchgängig als hoch eingeschätzt. Die Daten hierzu sind in A-10 dargestellt. Die Tabelle enthält ebenfalls den Entwicklungsbedarf aus Sicht der befragten Unternehmen. Ergänzend sind unter A-11 weitere zukünftig besonders relevante Strukturierungsverfahren aufgelistet. Grundsätzlich unterscheidet man bei den Strukturierungstechnologien abtragende und auftragende Verfahren. Für abtragende Verfahren werden sowohl chemische als auch elektrochemische oder mechanische Prozesse verwendet. Der Laser lässt sich sowohl abtragend als auch auftragend für Strukturierungen verwenden. Andere Strahlquellen, wie Elektronen- und Ionenstrahl können ebenfalls für auftragende Verfahren eingesetzt werden. Dabei kann die Strukturierung entweder direkt oder mit Hilfe von Masken erfolgen. Diese hier beschriebenen Verfahren besitzen ein großes technisches Potenzial für neue und verbesserte Prozesse zur Funktionalisierung, wurden bisher aber nicht konsequent in diese Richtung weiterentwickelt. Daher sind hier noch erhebliche Innovationen zu erwarten. 54 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen Laserstrukturierung Laserstrahlquellen werden seit Langem in der Industrie für abtragende Strukturierungsverfahren eingesetzt. Innovativ ist ihr Einsatz im Bereich der Mikro strukturierung. Hier sehen auch die befragten Unternehmen und Forschungsinstitute ein besonders hohes technologisches Potenzial. Ein Beispiel ist die Strukturierung von Cr2O3Keramik. Die Tendenz in der Druckindustrie zeigt, dass für immer höhere Auflösungen immer kleinere Strukturen dringend notwendig sind. Heute werden bei den Applikationen im Druckbereich Strukturbreiten von einigen zehn Mikrometern realisiert. Diese könnten aus Sicht von Druckmaschinenherstellern noch kleiner sein. Bild 14 zeigt die Oberflächenstruktur einer Rasterwalze, die zur Aufnahme der Druckfarbe für den Druckvorgang dient. Entscheidend ist eine möglichst deutlich höhere Stand festigkeit der Strukturen im späteren Einsatz. Bild 14: Mit Laser erzeugte Mikrostrukturen auf Cr2O3. Mikro- und Nanostrukturen mit spezifischen Oberflächeneigenschaften wie z. B. Hydrophobie, Hydrophilie, Oleophobie, Oleophilie, Härte oder Verschleißfestigkeit lassen sich durch Beschichtungs- oder Strukturierungsverfahren allein unzureichend realisieren. Eine Kombination von Beschichtungs- und Strukturierungstechnologie erlaubt ein ortsselektives Abtragen von beschichtbaren Substraten, wie Bild 15 für eine dekorative Anwendung zeigt. Bild 15: Laser-ArcBeschichtungsverfahren/ Laserstrukturierungstechnologie für dekorative Anwendungen. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 55 Direktstrukturierung simultan zur Abscheidung Mit galvanischen Verfahren ist es möglich, durch die Steuerung der Abscheideparameter während der Erzeugung einer Schicht auch eine Struktur wachsen zu lassen. Das wurde für verschiedene Metalle und Geometrieelemente bereits gezeigt (Bild 16). Anwendung finden die abgebildeten Chromschichten beispielsweise beim Flüssigkeitstransport in Druckmaschinen. Vorteilhaft ist, dass eine Basisschicht und eine darüberliegende Strukturschicht aus demselben Werkstoff in einem Schritt aufgebracht werden können. Ähnliche Topographien lassen sich auch bei der Herstellung von DLC-Schichten im Niederdruckverfahren erzeugen.24 Bild 16: Direkt strukturierte galvanische Oberflächen. Links: Chrom. Rechts: Kupfer. 20 μm 10 μm Galvanoformung im Rolle-zu-Rolle-Prozess Für sehr große Flächen oder die Strukturierung von Rollenware ist die Kombination eines konventionellen Abscheideprozesses mit dem Funktionsprinzip der Galvanoformung eine interessante Möglichkeit.25, 26 Bei der Galvanoformung werden auf Modell- 24www.vdivde-it.de/innonet/projekte/in_pp127_dlc.pdf; Stand: 11.1.2008. 25Slafer, D.: Systems and methods for roll-to-roll patterning. WO/2007/001977; www.wipo.int/pctdb/en/wo.jsp?wo=2007001977&IA=WO2007001977&DIS PLAY= STATUS; Stand: 8.1.2008. 26Warlimout, H.: New light weight battery grids by electroforming. In: 16th Annual Battery Conference on Applications and Advances. Proceedings of the Conference, Long Beach, CA, USA, 9-12 Jan. 2001 Piscataway, NJ, USA: IEEE, 2001, pp. 195-198. 56 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen körpern dreidimensionale Strukturen durch elektrochemische Abscheidung hergestellt. Diese Körper können aus Kunststoff bestehen oder beispielsweise als strukturierter Photoresist-Lack auf einer Fläche aufgebracht sein. Im ersten Fall lässt sich eine selbsttragende Struktur generisch erzeugen, sie muss nach der Abscheidung vom Modell getrennt werden. Im zweiten Fall entsteht die Negativstruktur zum Photoresist, der nach der Abscheidung entfernt wird; die abgeschiedenen Strukturelemente sitzen nun auf dem Substrat. Durch die Kombination einer separaten Maske mit einem Durchlaufprozess kann die Strukturierung von Metallbändern oder beschichteten Folien weiterentwickelt werden. Dadurch würden hohe Produktionskapazitäten mit einer kostengünstigen Prozesstechnik vereint werden. Nano-Imprint Nano-Imprint ist eine junge Technologie zur Herstellung nano skaliger Strukturen im Bereich der Nanoelektronik, Photonik und Biotechnologie.27 Die befragten Unternehmen schätzen das technologische Potenzial der Nano-Imprint-Technologie als hoch ein, jedoch sehen die Teilnehmer der Befragung bei dieser Technologie noch Entwicklungsbedarf hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Prozesses. Die Nano-Imprint-Technologie konkurriert mit der Lithographie und ermöglicht eine sehr hohe Auflösung bei wesentlich geringeren Kosten. Basis dieser Technologie ist die Replikation von Strukturen, welche in ein Template, einen Stempel, geätzt oder mit Elektronenstrahl geschrieben wurden. Die Strukturerzeugung erfolgt durch das Eindrücken dieses Templates in einen UV-aushärtbaren Resist-Lack mit geringer Viskosität. Nach dem Auffüllen aller Hohlräume des Templates mit dem Lack wird die Lackschicht mittels UV-Licht oder thermisch ausgehärtet. Bild 17 zeigt eine mit Hilfe der Nano-Imprint-Lithographie erzeugte Nanostrukturierung in einem dünnen Polymerfilm. 27Deutsches Patent: DE 102 17 151 A1. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 57 Bild 17: Nanostrukturierter Polymerfilm, hergestellt mit Hilfe der Nano-Imprint-Lithographie. Das Laser-Assisted-Direct-Imprint (LADI)-Verfahren, eine neue Variante der Nano-Imprint-Technologie, erlaubt die Herstellung 2,5-dimensionaler Strukturen im Nanometerbereich.28 Die Struktur wird dabei durch eine Kombination von Aufheizen und gleichzeitiger Prägung der Oberfläche erzeugt. Mit dem LADIVerfahren können zukünftig optische Bauelemente wie z. B. Filter- und Monochromatorgitter mit einer gegenüber aktuellen Verfahren deutlich verbesserten Auflösung hergestellt werden. Realisierbar sind Perioden von 100 Nanometern und weniger.29 In der Umfrage geben 35 der befragten Unternehmen an, dass das Thema »Mikro- und Nanostrukturierung« für ihr Unternehmen relevant ist (A-8). 28 Unternehmen sehen einen Bedarf an neuen Strukturierungsverfahren (A-9). Die Frage an die Experten, ob Mikro- und Nanostrukturierungen heute schon auf großen Flächen homogen und reproduzierbar herstellbar sind (A-12), wurde von 34 Prozent der Befragten mit »Ja« und von 39 Prozent der Befragten mit »Nein« beantwortet. Hier zeigt sich, dass in diesem Bereich noch ein erheblicher Entwicklungsbedarf besteht. In welchen Bereichen der Strukturierung von Forschung und Industrie aktuell Defizite gesehen werden, ist im Anhang 28Chou, S. Y.; Keimel, C.; Gu, J.: Ultrafast and direct imprint of nanostructures in silicon. In: Nature, 417 (2002), pp. 835-837. 29EU-Projekt »The Emerging Nanopatterning Methods (NaPa)«; www.phantomsnet.net/NAPA/index.php?project=3; Stand: 11.1.2007. 58 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen unter A-14 aufgeführt. Aus den dort genannten Themen und der Diskussion mit verschiedenen Experten ergibt sich der Handlungsbedarf für die Zukunft: Handlungsbedarf besteht bei der Weiterentwicklung der Genauigkeit der Strukturabbildung mit guter Reproduzierbarkeit auf großen Flächen. Gleichzeitig ist es erforderlich, die Strukturgrößen weiter zu reduzieren. Handlungsbedarf besteht bei der Bereitstellung von Simulationen von Werkstoffeigenschaften in Abhängigkeit von der Oberflächenstruktur. Weiterer Handlungsbedarf besteht bei der Bereitstellung kostengünstiger Produktionsanlagen für die Großserien fertigung. Erforderlich aus Sicht der Industrie sind einfache, schnelle und kontinuierliche Strukturierungsprozesse mit geringen Betriebskosten. Handlungsbedarf besteht zudem in der Steigerung von Haftfestigkeit und Langzeitstabilität der hergestellten Strukturen. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 59 6.3 Kombinationsverfahren Die Integration der einzelnen Verfahren zur Beschichtung, Strukturierung und Modifikation von Oberflächen in die Prozesskette bietet vielfältige Möglichkeiten zur Herstellung funktionaler Oberflächen. Durch die prozesstechnische Kombination von Beschichtungs- und Strukturierungstechnologien zu einer gemeinsamen Hybridtechnologie werden neue Wege zur Erzeugung von innovativen Oberflächeneigenschaften zugänglich. Optimaler Energie- und Ressourceneinsatz bei gleichzeitig technisch anspruchsvollen Schichten oder Strukturen lässt sich oft ideal durch die Kombination von Verfahren erzielen. Insbesondere ungewöhnliche Kombinationen bieten völlig neue Möglichkeiten. These 4 Galvanik und Lasertechnik In der Galvanotechnik gibt es viel versprechende Ansätze für die Herstellung von strukturierten oder lokal funktionalisierten Schichten. Für die Bearbeitung von Flächen bis zur Größe von einigen 10 Quadratdezimetern kommt die Kombination eines konventionellen Prozesses mit einer zweiten, steuerbaren Energiequelle wie beispielsweise einem Laser in Frage. Solche Prozesse sind in der Literatur an verschiedenen Stellen beschrieben, jedoch noch nicht in die Praxis übertragen worden.30, 31, 32 Die Herstellung von Strukturen mit einer Auflösung von einigen 10 bis einigen 100 Mikrometern ist möglich. Bei Einsatz eines Lasers 30Kordas, K.; Remes, J.; Leppavuori, S.; Nanai, L.: Laser assisted selective deposition of nickel patterns on porous silicon substrates. In: Applied surface science, 178, (2001), 1-4, pp. 93-97. 31Zahavi, J.; Halliwell, M.: Laser beam inducing selective plating processes on gas semiconductor substrates. In: Proceedings – INTERFINISH 84, 11th World Congress on Metal Finishing, Jerusalem, Isr, 1984, pp. 173-177. 32Zahavi, J.; Tamir, S.; Halliwell, M.: Laser induced direct metal deposition on semiconductor and polymeric substrates from electroplating solutions. In: 72nd AES Annual Technical Conference Proceedings, Detroit, USA, 1985, o. 2p. 60 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen Bild 18: Mikroplasma zur Erzeugung einer Interdigitalstruktur mit einer Linienbreite von 200 µm. Bild 19: Prinzip des PlasmaPrinting mittels dielektrischer Bariereentladung (DBD) bei Atmosphärendruck. ist durch die flexible Ansteuermöglichkeit gleichzeitig eine hohe Flexibilität des Prozesses gegeben. Plasma-Printing bei Atmosphärendruck und galvanotechnische Metallisierung Eine neuartige, derzeit im Labormaßstab befindliche Technologie zur Herstellung flexibler Leiterplatten beruht auf der Kombination aus einer strukturierten Aktivierung durch Plasma-Printing mit anschließender außenstromloser Metallisierung und galvanischer Nachverstärkung. Unter Plasma-Printing versteht man in diesem Zusammenhang die lokale Oberflächenmodifizierung von Polymeren mittels dielektrischer Barriereentladung (DBD) bei Atmosphärendruck. Durch Verwendung geeigneter Prozessgase, z. B. Stickstoff oder Formiergas, die eine Aminofunktionalisierung der Polymeroberflächen bewirken, können haftfeste Metallisierungen hergestellt werden. Erzielte Schälhaftfestigkeiten von Kupferschichten auf Polyimid liegen bei über 0,8 N/mm und erreichen damit die nach DIN 53494 für flexible Schaltungsträger geforderten Werte. Durch die Eingrenzung der Entladungsräume können in diesen Fraunhofer-Gesellschaft 2008 61 Kavitäten Mikroplasmen erzeugt werden, mit denen derzeit minimale Strukturbreiten und Strukturabstände von 100 Mikrometern möglich sind. Die Kombination des sehr energieeffi zienten und umweltfreundlichen Plasmaprozesses und der darauf angepassten ressourcenschonenden Elektrochemie zeigt das zukünftige Potenzial dieser Technologie. Die nächsten Ziele sind daher eine weitere Verringerung der Strukturbreiten und -abstände auf unter 50 Mikrometer sowie die Umsetzung in ein Rolle-zu-Rolle-Verfahren.33 Laser-CVD-Verfahren Eine Möglichkeit zur ortselektiven Beschichtung von Fasern bietet das Laser-CVD-Verfahren.34 Grundprinzip des Laser-CVD-Verfahrens ist, dass ein CVD-Beschichtungsprozess nur dort auf Bild 20: Kontinuierliche LaserCVD-Beschichtung von Fasern. 33Möbius, A.; Elbick, D.; Borris, J.; Thomas, M.; Zänker, A.; Klages, C.-P.; Weidlich, E.-R.; Feldmann, K.; Schüßler, F.: Plasma-printing and galvanic metallization hand in hand – a new technology for the cost-efficient manufacture of flexible printed circuits. In: Proceedings zur Konferenz »Euro Interfinish 2007«, Athen, 2007. 34Hopfe, V.: Laser CVD-Status und industrielles Potenzial der Faserbeschichtung. In: Vakuum in Forschung und Praxis, 14 (2002) Nr. 4, S. 206-212. 62 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen einer Oberfläche erfolgt, wo eine Bestrahlung mit einem Laser stattfindet. Hierfür müssen die Faserbündel vor dem Eintritt in die Beschichtungszone aufgespreizt werden, damit der Precursor die Einzelfaser ringsherum umspülen kann. Anschließend läuft die Faser in die Bestrahlungszone und wird kurzzeitig geheizt und dabei beschichtet (Bild 20). Auch eine strukturierte Abscheidung ist denkbar, wenn der Laser »schreibend« eingesetzt wird. Handlungsbedarf besteht in der technologieübergreifenden Bewertung von Verfahrenskombinationen für relevante Anwendungsfelder. Handlungsbedarf besteht bei der anwendungsorientierten Entwicklung und Bereitstellung von Verfahrenskombina tionen zur Erzeugung funktionaler Oberflächen. Wesentliche Gesichtspunkte bei der Auswahl der Einzelprozesse sollten Kosten, Energie- und Ressourceneffizienz sowie die Komplexität des Gesamtprozesses sein. Weiterer Handlungsbedarf besteht bei der produktionstauglichen Integration der Einzelprozesse, bei der Entwicklung kompakter Anlagen, abgestimmter Übergabestellen sowie einer ganzheitlichen Verfahrenssteuerung. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 63 64 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 7 7.1 H andlungsfeld »Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen« Fertigungsflexibilität und Prozessintegration Bild 21: Voraussetzungen und Komponenten für moderne Produktions anlagen zur Herstellung funktionaler Oberflächen. Nur durch den Transfer neuartiger Beschichtungs- und Strukturierungsverfahren in die industrielle Serienfertigung lässt sich das Innovationspotenzial funktionaler Oberflächen nutzen. These 5 Die Herstellung funktionaler Schichten erfolgt heute in vielen Fällen durch externe Beschichtungsdienstleister. Diese müssen aus wirtschaftlichen Gründen ihre Anlagen so gestalten, dass sie für ein breites Bauteilspektrum geeignet sind. Dadurch können sie in vielen Fällen die Beschichtungsprozesse nicht angepasst und für das jeweilige Bauteil optimiert betreiben. Dies führt zu höheren Fehlerraten oder Beschichtungen außerhalb der Spezifikation. Die Anpassung von Beschichtungsanlagen an spezifische Bauteile erfordert spezielle Konzepte und ist mit höheren Kosten verbunden. Außerdem ist die Auswahl der idealen Anlagen konfiguration schnell und sicher meist nur mit Hilfe von Simula- Fraunhofer-Gesellschaft 2008 65 tionswerkzeugen möglich. Beispielsweise kann in der Galvanotechnik durch die Nutzung von Simulation beim Einsatz von Form-Anoden eine anforderungsgemäße Schichtverteilung auch auf komplexen Bauteilen in nur wenigen Tagen erreicht werden.35 Konventionell wird eine geeignete Konfiguration durch Versuche bestimmt, die sich je nach Bauteil über Wochen oder sogar Monate hinziehen können. Bei CVD-Prozessen ist die Beschickung der Beschichtungskammern für unterschiedliche Teilegeometrien und Füllungsgrade ein qualitätsbestimmender Faktor. Strategien zur Planung des Prozesses, die auch bei starker Variation der Bauteile die reproduzierbare Herstellung hoher Qualität erlauben, sind heute noch nicht verfügbar. Das führt vor allem bei kleinen Serien oft zu erheblichen Problemen bei der Einhaltung der geforderten Qualität. Bestätigt wurde dies in der Befragung (A-5). Bei vielen der aufgeführten Prozesstechnologien sehen über 40 Prozent der Befragten noch Entwicklungsbedarf bei der Zuverlässigkeit. Dies gilt auch für etablierte Technologien wie die Galvanotechnik, das Sputtern oder die Lackiertechnik. Um die skizzierten Probleme zu lösen, sind grundlegende Entwicklungen bei der Anlagentechnik notwendig. Die meist mittelständischen Beschichtungsfirmen haben normalerweise unzureichende Ressourcen, um solche langfristigen Projekte umzusetzen. Sie stehen unter hohem Kostendruck ihrer Kunden und können nur solche Entwicklungen durchführen, die zu kurzfristigen Kostenvorteilen führen. Dies bestätigen auch die Gespräche mit großen Firmen, die Dienstleistungen im Bereich Oberflächen bearbeitung extern einkaufen. Nur wenn die potenziellen Einsparungen sehr hoch eingeschätzt werden, besteht die Bereitschaft zur Entwicklung innovativer und damit risikoreicher Lösungen. Die Entwicklung hochflexibler, einfach umzurüstender Beschichtungsanlagen zum Preis konventioneller Anlagen würde zukünftig auch kleinen und mittleren Firmen den Zugang zu optimierten 35Elsyca electronical intelligence; www.elsyca.com; Stand: 31.1.2008. 66 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen Prozessen ermöglichen. Damit könnten sie Spitzenprodukte zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten und ihre Stellung im Markt auch gegen internationale Konkurrenz sichern. Neben dem Maschinenkonzept muss allerdings auch ein Bediensystem bereitgestellt werden, welches die Möglichkeiten der Anlagentechnik auch für geringer qualifizierte Bediener nutzbar macht. Fertigungsflexibilität In der modernen Produktion sind die Reduzierung von Rüst- und Nebenzeiten sowie der Einsatz hochflexibler Werkzeuge für bestimmte Fertigungsaufgaben zentrale Herausforderungen. Insbesondere für die Strukturierung oder selektive Funktionalisierung stehen verschiedene Fertigungsverfahren zur Verfügung. Gerade in der variantenreichen Produktion sind kurze Konfigurationszeiten und die sichere Überwachung verschiedener Prozessvarianten sehr wichtig. Daneben sind Sensoren für die Über wachung heute noch nicht erfassbarer Bauteil- oder Schichteigenschaften und die Rückführung solcher Informationen in die Prozesssteuerung ein wichtiger Baustein für eine schlanke und konkurrenzfähige Fertigung.36 Für die Varianten fertigung kommen auch neue Anlagenkonzepte mit einer universellen Plattform, welche die notwendige Prozessinfrastruktur enthält, und bauteilspezifischen Erweiterungen in Frage. Den Potenzialen einer solchen Fertigungstechnik stehen allerdings einige Risiken entgegen. Da die Vorteile solcher neuen Konzepte meist nicht a priori bezifferbar sind, scheitert ihre Evaluierung an der notwendig kurzfristigen Strategie der meisten Unternehmen. Eine Vereinfachung und Verkürzung der Fertigungsketten durch hochintegrierte Prozesse reduziert die effektiven Produktions kosten. Durch den Einsatz von Industrierobotern lässt sich beispielsweise eine hochflexible nasschemische Oberflächen beschichtung realisieren. Der Verzicht auf die klassische 36Manufuture Platform Strategic Research Agenda; www.manufuture.org/ SRA/2005-12-06%20Manufuture%20SRA%20%20SUMMARY1.pdf; Stand: 8.1.2008. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 67 Anlagentechnologie kann das erforderliche Investitionsvolumen für kleine, modular aufgebaute Anlagen auf 10 bis 20 Prozent der üblichen Kosten reduzieren. Durch die kompakte Bauweise lässt sich die benötigte Infrastruktur minimieren, die Prozesse sind hochflexibel und lassen sich individuell gestalten. Somit ist auch eine flexible Umstellung der Fertigung bzw. des Produktions spektrums ohne geometrische Einschränkung im Rahmen des verfügbaren Prozessvolumens möglich. Darüber hinaus kann das Volumen der Prozessmedien drastisch reduziert werden: statt 80 000 l Chemikalien werden beispielsweise nur noch 800 l benötigt. Heute sind solche Anlagen für die Beschichtung, nicht aber für die selektive Funktionalisierung oder die Strukturierung verfügbar. 37 Die homogene und reproduzierbare Herstellung von Schichten und Strukturen ist heute immer noch eine sehr große Heraus forderung in der Produktion, vor allem bei kleinen Losgrößen. Dies verdeutlicht die Einschätzung der befragten Firmen zur homogenen und reproduzierbaren Herstellbarkeit von Mikround Nanostrukturen. Nur 34 Prozent der Befragten halten diese heute schon für möglich (A-12). Die wichtigsten Anforderungen an lokale Beschichtungs- und Strukturierungsprozesse aus einer individualisierten Produktion sind nach Ansicht der Experten und den befragten Unternehmen (A-21) die definierte Beschichtung oder Strukturierung nach Spezifikation, ein individueller Schichtaufbau, individuelle Schichtdickengradienten mit höchster Schicht dickenpräzision, sowohl für Einzelstücke als auch in der Kleinserie, die Wirtschaftlichkeit der Prozesse auch bei kleinen Los größen, Prozessfähigkeit sowie eine große Bandbreite bei Geometrien und Werkstoffen. Besonders interessant ist eine hohe Flexibilität auch für die Beschichtung oder Strukturierung im Durchlauf oder von Rolle 37Carat robotic innovation GmbH; www.gavaro.de; Stand 31.1.2008. 68 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen zu Rolle. Durchlaufprozesse besitzen meist eine sehr hohe Produktivität und können auch aufwändige Bearbeitungen für Massenprodukte interessant machen. Daher sollten zukünftig verstärkt auch solche Fertigungsverfahren entwickelt werden, in denen die Strukturierung und Funktionalisierung im Durchlauf geschieht. Mögliche Prozesse sind hier Prägen und Drucken, Abtrag mit Strahltechniken, elektrochemische Verfahren sowie Plasmaverfahren im Grobvakuum oder bei Atmosphärendruck. Eines der interessantesten Anwendungsfelder ist zur Zeit die Photovoltaikfertigung,38, 39 aber auch im Bereich der Displays40 oder Elektronikkomponenten41 sind mikro- und nanostrukturierte funktionale Oberflächen wichtig. Prozessintegration und Kompatibilität Nicht immer ist die Integration eines Beschichtungsprozesses direkt in eine Fertigungslinie die bestmögliche Lösung. Allerdings gibt es auch bei der Offline-Kopplung von Fertigungsschritten vor allem an den Schnittstellen zur Beschichtung häufig Effizienz verluste. Ursachen können unterschiedliche Prozesstypen (kontinuierliche vs. Batchprozesse), verschiedene Taktzeiten oder inkompatible Handhabungs- und Transportkonzepte sein. Allein durch die Synchronisierung dieser Aspekte zwischen Beschichtungs-/Strukturierungsprozessen und den vor- und nachgelager- 38IDTechEx Ltd: Reel to Reel Production of CIGS Photovoltaics; www.idtechex. com/printedelectronicsworld/articles/reel_to_reel_production_of_cigs_photovoltaics_00000676.asp; Stand: 8.1.2008. 39ZSW Baden-Württemberg, Jahresbericht 2006; http://jahresbericht.zswbw.de/jb2006/pdf/mat.pdf; Stand: 8.1.2008. 40Novel Roll-to-Roll Metal Patterning on Flexible Substrates for Thin Organic Field Effect Transistor Technology; www.mrs.org/s_mrs/sec_subscribe.asp?CI D=2628&DID=116613&action=detail; Stand: 8.1.2008. 41Fahlbusch, T.; Herschmann, R.; Camp, M.; Meier, D.; Hüske, M.; Overmeyer, L.: Verfahren zur Produktion von UHF-Labels auf laserstrukturierten Substraten; www.smartdevices.de/sds_german/publikation45.pdf; Stand: 8.1.2008. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 69 ten Bearbeitungsschritten lassen sich Aufwand und Kosten in der Fertigung senken. Besondere Effizienzgewinne sind zu erwarten, wenn solche Betrachtungen und Optimierungen auch über Firmengrenzen hinweg, beispielsweise zwischen einem Komponentenhersteller und einem Beschichtungsdienstleister, durchgeführt werden. Die Bedeutung von Fertigungsintegration unterstreicht die Tat sache, dass in der Befragung jeweils über 62 Prozent der Firmen dieses Thema als wichtig oder sehr wichtig für Beschichtung, Modifikation und Strukturierung einschätzen (A-22). Bisher sind allerdings noch keine Beispiele für konsequente Effizienzoptimierungen entlang kompletter Fertigungsketten mit Oberflächen prozessen für funktionale Oberflächen bekannt. Diese sind aber ein wichtiger Faktor für den Standort Deutschland, wie die befragten Firmen bestätigten. Fast 88 Prozent der Befragten halten die Entwicklung neuer Verfahren mit lokaler Beschichtung für wichtig oder sehr wichtig für die Sicherung heimischer Produktions standorte. Bei lokaler Oberflächenmodifikation sind es 89 Prozent und bei Mikro- und Nanostrukturierung 84 Prozent (A-31). 70 Handlungsbedarf besteht bei der Entwicklung von Anlagen konzepten, die eine schnelle und einfache Anpassung an spezifische Bauteile erlauben, um auch kleine Losgrößen mit hoher Qualität und wirtschaftlich effizient zu fertigen. Weiterer Handlungsbedarf besteht in der Entwicklung von robusten, emissionsfreien und kompakten Produktionsanlagen für die Erzeugung funktionaler Oberflächen, die sich einfach in bestehende Fertigungsumgebungen integrieren lassen. Daneben besteht Handlungsbedarf bei der Analyse der Schnittstellen zwischen verschiedenartigen konventionellen und Schichtprozessen und der Entwicklung von Integrationsmethoden. Äußerst wichtig ist es, Methoden und technische Lösungen an konkreten Beispielen zu demonstrieren und die Optimierungspotenziale detailliert darzustellen und zu kommunizieren. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen 7.2 Modellierung, Simulation Substanzielle Verbesserungen bei der Werkstoffentwicklung, Anlagenoptimierung und Produktion werden durch die Kombination verschiedener bisher separater Simulationsmodelle erreicht. Speziell die Verknüpfung von Werkstoff- und Prozessmodellen auf verschiedenen Größenskalen führt zur Optimierung komplexer Produktionsprozesse. These 6 Die steigenden Anforderungen an die Funktionalität und Leistungsfähigkeit beschichteter Werkstoffe erfordern zunehmend den Betrieb der Beschichtungsprozesse in Grenzbereichen. Beispielsweise steigen bei silberbasierten, wärmedämmenden Schichten für Architekturglas durch neue Wärmeschutzverordnungen und den Konkurrenzdruck die Ansprüche an die Defektfreiheit und Reproduzierbarkeit des Schichtwachstums. Nur durch ständige Verbesserung der Abscheidung können die Hersteller die erforderlichen Produkteigenschaften erzielen und ihre Marktposition behaupten. An großflächig abgeschiedene Interferenzsysteme, z. B. Farbfilter für Displays, werden extrem hohe Anforderungen hinsichtlich der Schichthomogenität gestellt. Die Erweiterung der Betriebsbereiche der Prozesse erfordert einerseits eine detaillierte Kontrolle der Wachstumsbedingungen am Substrat in Abhängigkeit der Maschinenstellgrößen, andererseits ist bei Vakuum-Depositionsverfahren wie dem MagnetronSputtern ein kontinuierliches Langzeit-Prozessdriftverhalten typisch, welches ein Nachregeln von Maschinenstellgrößen erfordert. Für sensible Beschichtungen wie beispielsweise hochleit fähige, dünne Silberschichten lässt sich der komplexe Prozess auf rein empirischer Basis nur noch unzureichend kontrollieren. Das Einfahren solcher Hochleistungsprozesse erfordert bisher das Einstellen jeder einzelnen Teilschicht im Rahmen von aufwändigen Experimenten für jede einzelne Anlage. Schon im Vorfeld der Produktion gibt es eine Vielzahl von Optimie rungsmöglichkeiten in der Gestaltung der Anlagenkomponenten, Fraunhofer-Gesellschaft 2008 71 die jedoch bei den komplexen Abhängigkeiten nicht empirisch erarbeitet werden können. Ohne Simulation ist eine wirklich kunden- oder produktspezifische Auslegung oder die wirtschaftliche Optimierung nur eingeschränkt möglich. Um aber die auf dem Weltmarkt steigenden Ansprüche auch an Energie- und Ressourceneffizienz bedienen zu können, benötigen die Anlagenhersteller Unterstützung durch Simulationswerkzeuge. Die detailgetreue Simulation eines Beschichtungsprozesses hinsichtlich der Materialentstehung, angefangen von der Leistungseinkopplung, Precursorenaufbereitung über den Materialtransport bis hin zur Strukturbildung während des Schichtwachstums, berührt viele regelungstechnische, physikalische und chemische Problemstellungen, die in Bild 22 nach ihrer jeweiligen Größenskala geordnet dargestellt sind. Der Rechenaufwand steigt dabei mit jeder Verkleinerung der betrachteten Elemente stark an. Die exakte Berechnung von Bindungszuständen und Elektronendichte-Verteilungen (»ab initio«) auf subatomarer Ebene ist selbst mit Hochleistungsrechner-Clustern derzeit nur für Modellsysteme von maximal ca. 100 Atomen realisierbar. Mit diesen Ab-initioMethoden lassen sich jedoch vereinfachende, parametrisierbare Modelle für die Wechselwirkungspotenziale finden, die in der empirischen Molekulardynamik in Systemen mit bis zu 106 Atomen verwendet werden können. Diese Modelle wiederum erlauben Untersuchungen, die für die Morphologie-Bildung beim Schichtwachstum relevant sind. Neben der Materialmodellierung spielt die Transportsimulation der Precursoren eine wichtige Rolle. Diese teilt sich je nach Materialsystem in Kontinuumsmodelle (Galvanik, viskose Gas strömung) und Partikelmodelle (Niederdruck-Gasströmungen, insbesondere beim Magnetron-Sputtern) ein. Da die Teilchen wechselwirkung hier nur noch schwach ausgeprägt ist, lassen sich mit moderatem Aufwand bereits Volumina beschreiben, die in der Größenordnung typischer Anlagendimensionen liegen. Für die Produktentwicklung wird die Simulation von den befragten Firmen als ein wichtiges und hilfreiches Werkzeug gesehen. Allerdings gibt es noch Vorbehalte hinsichtlich der Relevanz heutiger Simulationsmethoden für die Probleme in der 72 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen industriellen Praxis. Simulation zur Gestaltung eines Schicht systems kombiniert mit Versuchen zur Verifizierung ist für viele der Befragten der ideale Weg in der Entwicklung (A-17). Prozessmodelle sind einerseits für die Gestaltung von Beschichtungsanlagen und ihren Komponenten und andererseits für die Bereitstellung von Werkzeugen zur möglichst genauen Prozessregelung in der Produktion notwendig. Eine modellgestützte Prozessregelung und ein schnelles Einfahren von Anlagen erfordert Optimierungen durch Parametervariation. Mit detaillierten Tranportsimulationen auf Partikel- oder FEM-Basis ist dies nicht sinnvoll durchführbar, so dass hierfür schnelle, vereinfachte, heuristische Prozessmodelle zum Einsatz kommen, die auch externe Einflussgrößen erfassen und auf bestimmte Beschichtungs anlagen hin kalibriert sein müssen. Bei der Auslegung neuer Beschichtungsanlagen sind auch numerisch aufwändigere Verfahren interessant, mit denen die aus der Quellengeometrie und den jeweiligen Randbedingungen resultierenden Wachstumsbedingungen am Substrat mit hohem Detailgrad beschrieben und somit Rückschlüsse für die Konstruktion der Beschichtungsquelle gezogen werden können. a k Bild 22: Überblick über die unterschiedlichen Größenskalen für verschiedene Aspekte eines Beschichtungsprozesses von der Prozessregelung über die Precursorenaufbereitung bis hin zur Strukturbildung während des Schichtwachstums. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 73 Die skizzierten Bausteine für eine durchgängig mit Modellen unterstützte Entwicklung und Produktion funktionaler Ober flächen sind bisher erst teilweise verfügbar. Die entwickelten Werkzeuge unterscheiden sich zudem stark in Bezug auf ihre Praxisnähe und den Aufwand beim Einsatz. So dienen Ab-initound molekulardynamische Verfahren der Modellierung der Strukturbildung. Die Transportsimulation bietet Ansätze zur Berechnung der lateralen Verteilung schichtbildender Spezies. Im Bereich plasmagestützter Vakuumbeschichtungsverfahren ist die Vorhersage von Plasmadichten und Energieeinträgen möglich, und heuristische Modelle von Beschichtungsverfahren eignen sich schon heute für eine schnelle modellgestützte Prozessregelung. Es fehlt jedoch noch die wichtige Verknüpfung der einzelnen Modelle. In einigen Fällen ist die Anknüpfung der heuris tischen Modelle an die Transportsimulationen schon vorbereitet, aber noch nicht industriell umgesetzt. Bei der Optimierung von Beschichtungsprozessen halten 70 Prozent der befragten Unternehmen die Simulation für wichtig oder sehr wichtig (A-18) und 73 Prozent erwarten durch den Einsatz von Simulationsverfahren eine Reduktion der Entwicklungszeit von Beschichtungen oder Schichtsystemen. Für Schichten existieren zahlreiche Simulationsverfahren für die Bestimmung beispielsweise der optischen und mechanischen Eigenschaften in Abhängigkeit der Abfolge der Einzelschichten. Eingesetzt werden sie unter anderem für die Berechnung optischer Filter mittels Multilagen-Algorithmus, für die mechanische Modellierung der Schichthärte oder von Schichtversagenskriterien oder für die Simulation der Performance von Solarzellen. Diese theoretische Vorab-Analyse der funktionalen Eigenschaften von Beschichtungen mit Hilfe entsprechender Modelle halten 64 Prozent der befragten Unternehmen für wichtig oder sehr wichtig (A-18). Gelänge es, diese Modelle mit den heuristischen Modellen für die Schichtbildung zu koppeln, ergäbe sich hieraus ein hohes Potenzial in Richtung computerunterstützter, maßgeschneiderter Fertigung. Im SIMKOPP-Projekt42 42Lepski, D.; Mollath, G.; Szyszka, B.; Völlmar, S.: Simulation komplexer oberflächentechnischer Produktionsprozesse. In: JOT + Oberfläche, Journal für Oberflächentechnik 42 (2002), Nr. 1, S. IV-VIII. 74 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen entstandene Softwareumgebungen wie RIG-VM® sind für diesen Schritt bereits ausgelegt. Erste Ansätze einer industriellen Umsetzung dieser Verknüpfung befinden sich im Planungsstadium. Beispiel: Modellierung der Target-Erosion beim Magnetron-Sputtern Bei der Konstruktion von Magnetron-Sputtertargets sind die aus der Geometrie und dem Magnetfeld-Design resultierende Beschichtungshomogenität und Materialausnutzung wichtig. Der wesentliche Materialabtrag erfolgt im ringförmigen Erosions graben, der durch die Form des Magnetfelds vorgegeben ist. Für planare Targets ist ein Materialausnutzungsgrad von 25 Prozent typisch. Die in Bild 23 gezeigte Simulation der auf die Target oberfläche projizierte Ar+-Ionendichte in Abhängigkeit des Magnetfelds zeigt, dass aus einem nicht-optimalen MagnetfeldDesign eine inhomogene Ar+-Ionendichte resultieren kann, deren Maxima jeweils kurz hinter den Wendepunkten an den TargetEnden lokalisiert sind. So würde an diesen Stellen eine stärkere Erosion eintreten, wodurch der Materialausnutzungsgrad noch weiter reduziert wäre. Mit Hilfe der Simulation kann das Magnetfeld so gestaltet werden, dass keine lokal erhöhte Erosion auftritt.43 Der komplette Abtrag eines Sputtertargets lässt sich in mehreren Teilschritten Bild 23: Modellierung der Sputterstromdichte auf Planartargets in Abhängigkeit vom Magnetfelddesign. 43Siemers, M.; Pflug, A.; Szyska B.: Three dimensional model for Anomalous target erosion in magnetron Sputtering. Society of Vacuum Coaters (SVC): Technical Conference Proceedings 1991-2007, Albuquerque, 2007, pp. 160162. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 75 simulieren, daraus kann der Materialausnutzungsgrad bestimmt werden. Dies war bisher nur experimentell möglich, indem eine Sputterquelle teilweise über mehrere Wochen im Dauerbetrieb brannte. Damit wird deutlich, dass die hohe Kosteneinsparung der Simulation gegenüber dem Experiment auch aufwändige Simulations projekte rechtfertigt. Solche Projekte werden heute von Firmen häufig an Forschungseinrichtungen vergeben, da oft nur dort die Expertise für eine schnelle und richtige Nutzung der Simulationswerkzeuge vorhanden ist. Beim Einsatz von Simulation steht für die Beschichtungsindustrie weniger der Softwareaspekt als der Werkzeugcharakter der Simulation im Vordergrund. Die Unternehmen sind an Lösungen zu konkreten technischen Problemstellungen interessiert. Zur Entwicklung von Lösungsansätzen werden in den meisten Fällen Simulationsaufträge extern ver geben. Derzeit betreiben nur wenige große Unternehmen eigene Simulationsabteilungen. Allerdings verfügen vor allem mittelständische Firmen häufig nur über unzureichende Informationen über die heutigen Möglichkeiten von Simulation und über Wege zu ihrer Nutzung. Mittelfristig ist zu erwarten, dass sich aus den Forschungseinrichtungen kleine und flexible Unternehmen ausgründen werden, die spezielles Wissen für Simulationsprojekte anbieten und zusammen mit Instituten und Prozessbetreibern die Werkzeuge weiterentwickeln. Dadurch könnten vorhandene Werkzeuge um geeignete Bedienoberflächen und Wissensdatenbanken erweitert und dadurch die Verbreitung der Simulation unterstützt werden. Erst eine deutlich vereinfachte Bedienung der Simulations werkzeuge wird den breiten Einsatz auch in kleineren Unternehmen ermöglichen. Neben wirtschaftlichen Vorteilen führt ein breiterer Einsatz von Simulation vor allem bei Kopplung mit schneller Messtechnik zu Einsparungen von Energie und Ressourcen. Dies resultiert zum einen aus effizienteren Prozessen mit besserer Materialaus nutzung und zum anderen aus Einsparungen bei Versuchen und reduzierter Nacharbeit in der Produktion auf Grund genauer Vorgaben und vorhersehbarer Beschichtungsergebnisse. 76 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen Handlungsbedarf im Bereich der Simulation besteht somit in der Information der Unternehmen über verfügbare Werkzeuge zur Prozesssimulation und deren Einsatzgebiete. Auf Grund der Komplexität der Problemstellungen sollten Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Kompetenzträger ihre Erfahrung als Dienstleistung zur Verfügung stellen. Handlungsbedarf besteht ferner in der Kopplung von Werkstoff- und Prozessmodellen zur Herleitung von Prozess parametern für gewünschte Änderungen von Werkstoff eigenschaften oder für die Untersuchung der resultierenden Werkstoffänderungen für bestimmte Parametervariationen. Handlungsbedarf besteht auch in der Kopplung von Modellen für verschiedene Bereiche der Größenskala (Multiskalensimulation). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 77 7.3 Prozesskontrolle und Charakterisierung Optimale Regelung komplexer Prozesse ist nur durch Kopplung von Modellen, Simulation und Messtechnik möglich. Für eine präzise Überwachung von Hochleistungsprozessen werden kostengünstige, industrietaugliche und onlinefähige Messsysteme benötigt. These 7 Für eine zuverlässige Fertigung neuartiger Produkte mit mikround nanostrukturierten Oberflächen ist eine automatisierte Inline-Prozessüberwachung und -regelung wichtig. Diese Einschätzung ergibt sich auch aus der Befragung der Unternehmen im Rahmen dieser Untersuchung. Für lokale Beschichtungsprozesse halten 83 Prozent eine Inline-Prozessüberwachung für wichtig oder sehr wichtig, bei der lokalen Modifikation sind es 76 Prozent und bei der Mikro- und Nanostrukturierung 75 Prozent (A-24). Durch die direkte Kontrolle kann bei Störungen schneller in den Fertigungsablauf eingegriffen werden, dadurch lassen sich Ausfallzeiten und Ausschuss minimieren. Ziel ist ein zeitlich stabiler und zuverlässiger Prozess, der innerhalb der zulässigen Toleranzen liegt. Heute sind die Anforderungen an die Qualität und Wieder holbarkeit der Prozesse sowie an die Ausbeute sehr hoch. Die tatsächlich erreichten Prozessfähigkeiten oder Gesamtaus bringungen von Verfahren bleiben aber hinter den Erwartungen zurück. Wie in der Halbleiterindustrie lässt sich hier nur durch eine umfangreiche Datenerfassung und -auswertung, verbunden mit einer Rückführung der Messdaten in die Prozessregelung, ein deutlicher Fortschritt erzielen. Nur mit einer durchgängig detaillierten Prozessüberwachung und der Regelung funktions relevanter Parametergruppen ist letztlich eine kontinuierliche Optimierung und Weiterentwicklung der Funktionsschichten technisch und zu wirtschaftlichen Konditionen möglich. Durch die Weiterentwicklung funktionaler Oberflächen werden neue Messmethoden für Bereiche erforderlich, in denen es bisher 78 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen keine etablierten Prüfungen gibt. Die hier betrachteten lokalen funktionalen Beschichtungen sowie die Mikro- und Nanostrukturierungen bieten auch selbst die technische Basis zur Entwicklung neuer Analyse- und Charakterisierungsverfahren. Ein Beispiel sind die zuvor bereits erwähnten oberflächenintegrierten Dünnschichtsensoren, die durch ihren geringen Raumbedarf dem Trend zur Miniaturisierung Rechnung tragen. Für die Überwachung komplexer Produktionsschritte ist es wichtig, dass bereits bei der Entwicklung der Schichten und Verfahren Charakterisierungsmethoden eingesetzt werden, die sich für eine Integration in die industrielle Fertigung eignen. Grundsätzlich hat die Industrie einen ständigen Bedarf an schnellen, kostengünstigen und robusten Messverfahren. Je nach Anwendung müssen hierfür Laborverfahren in produktionstaugliche OnlineCharakterisierungs-Verfahren überführt werden. Interessant sind flexible Methoden, bei denen z. B. durch eine modulare technologische Plattform die Analyseverfahren an die Produktionsan forderungen angepasst und je nach Bedarf erweitert werden können. Das Ziel ist eine Erhöhung der Zuverlässigkeit durch integrierte Überwachung sowie die Bereitstellung einer neu artigen Sensorik zur Gewährleistung der Qualität der erzeugten Schichten und Strukturen im Prozess. Letztendlich soll Qualität produziert werden. Der Prozess soll also derart zuverlässig sein, dass eine nachlaufende Qualitätskontrolle nicht mehr zur Prozess kontrolle eingesetzt wird, sondern lediglich der Dokumentation der Einhaltung von Standards dient. Aus Sicht der Industrie ist die schnelle Prozessüberwachung und -steuerung wichtig, wie auch 90 Prozent der befragten Unternehmen bestätigen. Die Qualitätsprüfung ist jedoch immer noch für 87 Prozent der Firmen wichtig oder sehr wichtig, während die Dokumentation dies nur für 68 Prozent ist (A-25). Für die Realisierung einer InlineProzessüberwachung sehen 49 Prozent der Unternehmen Defizite bei der Messtechnik, 41 Prozent halten die verfügbaren Prozessmodelle und 42 Prozent die verfügbare Prozesssteuerung für nicht ausreichend (A-26). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 79 Bild 24: Großflächige periodische Netzstrukturen im Mikrometermaßstab, die sowohl die Kombination unterschiedlicher Metalle als auch definierte Höhenskalen im Nanometerbereich erlauben.44 Ein Beispiel ist die Prozesskontrolle bei der Herstellung von Mehrschichtsystemen. Hohe Anforderungen an Homogenität in Schichtdicke, Zusammensetzung und Leitfähigkeit, aber auch an störstellenfreie Isolationseigenschaften und Strukturierung machen es notwendig, jeden einzelnen Prozessschritt zu kontrollieren. Dies ist insbesondere dann eine große Herausforderung, wenn die Prozessabfolge im Vakuum oder unter reaktiven Umgebungsbedingungen stattfindet. Außerdem sollten die Messtechniken berührungslos funktionieren und eine Probenahme vermeiden. Die für die Zukunft sehr interessante Rolle-zuRolle-Beschichtung stellt zusätzliche Anforderungen an die Prozesskontrolle, hier müssen sehr schnelle Mess- und Auswertetechniken eingesetzt werden. Vor allem die kurzen Messzeiten erfordern teilweise ganz neue Messwertaufnehmer und Datenvorverarbeitung. Bild 25 (links): Abscheidung im Rolle-zu-RolleVerfahren: Gedruckte Sensoren auf Polymerfolie. Bild 26 (rechts): Katalytische Nickelstruktur für Spezialelektroden zur Wasserstofferzeugung. 44Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe / Universität des Saarlandes, »WernerKöster-Preis« der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde, 7 / 2007. 80 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen Ein weiteres Beispiel, bei dem viele Unternehmen noch einen Entwicklungsbedarf sehen, ist die Prozesskontrolle bei groß flächigen Mikro- und Nanostrukturierungen. Die anspruchsvolle Aufgabe besteht darin, Messsysteme mit ausreichender Auf lösung bei gleichzeitig sehr kurzen Messzeiten aufzubauen, um industrietaugliche Taktzeiten mit der erforderlichen Zuverlässigkeit zu kombinieren (A-15). Handlungsbedarf zur Verbesserung der Prozesskontrolle besteht bei der systematischen Analyse der Prozesse hinsichtlich einfach zu bestimmender Führungsgrößen. Einfach und kostengünstig zu erfassende Parameter sollen mit Hilfe entsprechender Modelle zur detaillierten Voraussage der Produktqualität genutzt werden. Weiterer Handlungsbedarf besteht bei der Schaffung der Voraussetzungen für den industriellen Einsatz von Messverfahren, die heute vorwiegend im Labor eingesetzt werden. Zusätzlich besteht Handlungsbedarf bei der Entwicklung von modular aufgebauten Messtechnikplattformen, die flexibel verschiedenen Varianten einer Messaufgabe angepasst werden können. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 81 82 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 A Anhang: Ergebnisse der Befragung Eine wichtige Basis für die in der vorliegenden Untersuchung dargestellten Handlungsfelder, Thesen und Handlungsempfehlungen waren neben einem Expertenworkshop und zahlreichen Experteninterviews die Ergebnisse einer Fragebogenaktion. Die Erhebung wurde von Juli bis Oktober 2007 durchgeführt. Insgesamt wurden ca. 350 Fragebögen an Unternehmen aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Automobil- und Fahrzeugtechnik, Oberflächentechnik, Lasertechnik, Optik, Medizinund Informationstechnik sowie an Forschungseinrichtungen versandt. Darüber hinaus war der Fragebogen im Internet verfügbar. Nach Ende des Erhebungszeitraums lagen 78 auswertbare Fragebögen vor. Die Ergebnisse der Befragung wurden am 8. Oktober 2007 im Rahmen eines öffentlichen Diskurses am Fraunhofer IST in Braunschweig vorgestellt und mit den Teilnehmern aus Forschung und Industrie diskutiert. Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse der Befragung dargestellt, die die bisherigen Ausführungen ergänzen sollen. Die Datenbasis »n« gibt jeweils die Anzahl der Unternehmen an, die die jeweiligen Fragen beantwortet haben. Angaben zu den befragten Unternehmen 1 - 20 Mitarbeitern 20 - 100 Mitarbeitern 100 - 500 Mitarbeitern A-1: Anzahl der Mitarbeiter der befragten Unternehmen (Datenbasis n=76). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 83 Bezüglich der Branchen war die Erhebung wie oben bereits erwähnt, sehr breit angelegt. Schwerpunkte des Rücklaufs lagen in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Automobilindus trie und Zulieferer, Lohnbeschichter, Lasertechnik sowie Medizintechnik. Bei den befragten Unternehmen handelt es sich in der Mehrzahl um kleine und mittlere Unternehmen. 61 Prozent haben weniger als 500 Mitarbeiter (A-1). Doch auch für große Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist die Oberflächentechnik von zentraler Bedeutung. 20 Prozent der Unternehmen haben einen Jahresumsatz von über 500 Mio 1 angegeben (A-2). 40 35 30 Anteil [%] 25 20 36,6 % 15 21,1 % 10 5 9,9 % 19,7 % 12,7 % 0 <1 1-5 5-20 20-500 >500 Mio € A-2: Jahresumsatz der befragten Unternehmen (n=71). Die FuE-Aufwendungen der befragten Unternehmen liegen in der Regel unter 20 Mio 1. Ausnahmen bilden hier Forschungseinrichtungen und Großunternehmen (A-3). 84 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung 35 30 Anteil [%] 25 20 33 % 15 29 % 10 15 % 11 % 5 4% 4% 4% 300 > 1500 k. A. 0 <1 11–20 1–10 21–100 Mio € A-3: FuE-Aufwendungen in Mio 7 pro Jahr (Datenbasis n=52). In Produktion und FuE sind bei den befragten Unternehmen in der Regel jeweils bis zu zehn Personen tätig, die sich mit den Themen »Lokale Modifikation« und / oder »Mikro- und Nanostrukturierung« befassen. Große Forschungs- und Industrie unternehmen beschäftigen zum Teil deutlich mehr Mitarbeiter in diesen Bereichen. 60 1 3 3 Anzahl der Unternehmen 50 40 4 30 4 1 2 6 20 5 45 1 32 27 10 >50 Mitarbeiter 21-50 Mitarbeiter 11-20 Mitarbeiter 0,5-10 Mitarbeiter 18 1 17 12 0 Produktion (n=33) FuE (n=52) Lokale Beschichtung Produktion (n=18) FuE (n=30) Lokale Modifikation Produktion (n=13) FuE (n=36) Mikro- und Nanostrukturierung A-4: Mitarbeiterstruktur der befragten Unternehmen in Produktion und FuE. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 85 Technologien zur lokalen Beschichtung und Modifikation Das Spektrum an Technologien, die zur Erzeugung funktionaler Oberflächen durch lokale Beschichtung oder Modifikation eingesetzt werden können, ist sehr groß. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden im Wesentlichen drei Technologiefamilien betrachtet, auf die sich auch die folgenden Ergebnisse und Ausführungen beziehen (Kapitel 3). Tabelle A-5 gibt einen Überblick über die Relevanz der jeweiligen Technologien für die befragten Unternehmen sowie deren Einschätzung im Hinblick auf Reifegrad, technologisches Potenzial und Entwicklungsbedarf. Die Ergebnisse der Befragung spiegeln die Tatsache wider, dass die Galvanotechnik unter den genannten Technologien die am weitesten ausgereifte ist, hier aber dennoch ein großes Entwicklungspotenzial gesehen wird. Obwohl die Galvanotechnik bereits seit über 100 Jahren industrielle Anwendung findet, besteht ein großer Bedarf für neue technologisch interessante Lösungen, verbunden mit einer Verbesserung der Prozesszuverlässigkeit und einer weiteren Senkung der Kosten. Das höchste technologische Potenzial wird in der Umfrage bei vakuumbasierten Technologien und Atmosphärendruck-Plasmaverfahren gesehen. Senkung der Prozesskosten, Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz sowie Verbesserung und Optimierung der Prozesse und ihrer Zuverlässigkeit sind wichtige Themen, für die hier ein Entwicklungsbedarf gesehen wird. 86 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung A-5: Überblick über Einsatz und Einschätzung verfügbarer Technologien zur lokalen Beschichtung und Modifikation. Die jeweilige Datenbasis ist in Klammern angegeben. Die Top2 geben jeweils die Anzahl der Unternehmen an, für die die genannte Technologie wichtig oder sehr wichtig ist. Die Bewertung des Reifegrads erfolgte mittels der Skala 1=unreif, 2=großer Entwicklungsbedarf, 3=geringer Entwicklungsbedarf, 4=ausgereift und ?=weiß nicht, die Bewertung des technologischen Potenzials mittels der Skala 1=gering, 2=eher gering, 3=eher hoch, 4=sehr hoch, ?=weiß nicht. Entwicklungsbedarf (% von relevanten Top2) Technologie Relevanz für eigenes Technologisches Unternehmen Reifegrad Potenzial - Kosten-senkung Top2 Mittelwert Mittelwert % absolut Galvanotechnik (n=59) 50,8 30 2,9 2,6 63,3 56,7 42,9 Zuverlässigkeit des Prozesses Vakuumgestützte Verfahren PVD Pulsed Laser Deposition (n=39) 17,9 7 1,9 2,7 71,4 Elektrodenstrahlbedampfung (n=43) 34,4 15 2,5 2,9 26,7 53,3 Sputtern (n=50) 66,0 33 3,0 3,6 45,5 42,4 29,4 Bedampfung (n=44) 38,6 17 3,0 3,0 35,3 Arc-Beschichtung (n=43) 25,6 11 2,4 2,8 63,6 27,3 Ionenstrahlgestütze Sputtern (n=42) 23,8 10 2,4 3,2 60,0 50,0 Gepulste Verfahren (n=41) 39,0 16 2,2 3,2 43,8 31,3 CVD Thermisches CVD (n=47) 19,1 9 2,5 2,7 33,3 44,4 Plasma-CVD (n=48) 39,6 19 2,5 3,4 36,8 52,6 Atmosphärendruck-Plasmaverfahren Atmosphärendruck-Plasmaspritzen (n=37) 16,2 6 2,0 3,0 66,7 50,0 Atmosphärendruck-CVD (n=36) 19,4 7 1,7 3,0 57,1 42,9 Flammspritzen (n=40) 10,0 4 2,0 2,7 100,0 50,0 Lackierung (n=55) 38,2 21 2,6 2,8 42,9 42,9 Sol-Gel (n=47) 29,8 14 2,0 2,8 50,0 57,1 Drucktechnik (n=47) 23,4 11 2,3 2,5 45,5 36,4 30,8 16 2,7 2,8 56,3 31,3 4,1 2 2,0 2,3 100,0 50,0 Flüssigphasenbeschichtung Weitere Technologien Wärmebehandlungsverfahren (n=52) Inchromieren (n=49) Neben den in Tabelle A-5 genannten Technologien besitzen aus Sicht der befragten Unternehmen die unter A-6 genannten Beschichtungstechnologien eine besondere Relevanz für die Zukunft. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 87 A-6: Weitere zukünftig relevante Beschichtungstechnologien aus Sicht der befragten Unternehmen. Pulstechniken (gepulstes Sputtern, gepulster Arc, Hochleistungs-Puls-Magnetronsputtern HPPMS) Verfahren mit zusätzlicher Plasmaanregung Kombinationsverfahren (Hybrid- und Duplexverfahren), z. B. Galvanotechnik kombiniert mit Lacksystemen Beschichtungstechnologie für biologische Materialien (selbstorganisierende Schichten, Ankopplung biologisch aktiver Substanzen) Alle relevanten Technologien zur Herstellung einer verschleißbeständigen, selbstschmierenden Oberfläche auf Stahl und Keramik sowie auf Kunststoffen Ortsselektive Abscheidung von Nanopartikeln Atomic Layer Deposition ALD Abscheidung von Self Assembled Monolayern (SAM) Plasma-Jet-Beschichtungen Neben den Verfahren zur Beschichtung spielen auch die Werkstoffe selbst bei der Entwicklung eine wichtige Rolle. Aus Sicht der Unternehmen gibt es eine Reihe von Defiziten in der Werkstoffentwicklung (A-7). A-7: Defizite in der Werkstoffentwicklung aus Sicht der befragten Unternehmen. 88 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Benetzbare Oberflächen Passive Oberflächen Unvollständige Materialkennwerte für Simulationen Kostengünstige und umweltfreundliche Werkstoffe als Ersatz für Cr, Ni, Cu Elektrisch leitende Schichten Haftfestigkeit der Metallisierungen auf thermoplastischen Substraten Lichtoptische Absorbermaterialien Mechanische und chemische Beständigkeit optischer Schichten Umformbare und tiefziehfähige Lackschichten Ergebnisse der Befragung Technologien zur Mikro- und Nanostrukturierung Das Thema »Mikro- und Nanostrukturierung« ist für 35 Unternehmen relevant (A-8). 28 Unternehmen sehen einen Bedarf an neuen Strukturierungsverfahren. 1 (1 %) ? 33 (48 %) Nein 35 (51 %) Ja 26 (45 %) ? 28 (48 %) Ja 4 (7 %) Nein A-8: Einsatz von Mikro- und Nanostrukturierung in den Unternehmen (Datenbasis n=69). A-9: Bedarf an neuen Strukturierungsverfahren (Datenbasis n=58). Eine Auswahl von Technologien zur Mikro- und Nanostrukturierung sowie deren Bewertung hinsichtlich Reifegrad, technologischem Potenzial und Entwicklungsbedarf ist in Tabelle A-10 zusammengestellt. Alle genannten Technologien bieten noch ein deutliches Entwicklungspotenzial. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 89 A-10: Technologien zur Mikro- und Nanostrukturierung. Die jeweilige Datenbasis ist in Klammern angegeben. Die Top2 geben jeweils die Anzahl der Unternehmen an, für die die genannte Technologie wichtig oder sehr wichtig ist. Die Bewertung des Reifegrads erfolgte mittels der Skala 1=unreif, 2=großer Entwicklungsbedarf, 3=geringer Entwicklungsbedarf, 4=ausgereift und ?=weiß nicht, die Bewertung des technologischen Potenzials mittels der Skala 1=gering, 2=eher gering, 3=eher hoch, 4=sehr hoch, ?=weiß nicht. Entwicklungsbedarf (% von relevanten Top2) Relevanz für eigenes Unternehmen Top2 Technologie Reifegrad Mittelwert Technologisches Potenzial - Mittelwert Kosten- senkung Zuverlässigkeit des Prozesses 60,9 % absolut 48,9 23 2,5 3,4 39,1 7,9 3 2,2 3,0 0,0 0,0 Ätztechnik (n=48) 43,8 21 3,0 3,2 28,6 47,6 Lithographie (n=42) 50,0 Abtragende Verfahren Lasertechnik (n=47) Elektronenstrahltechnik (n=38) 23,8 10 2,7 3,5 50,0 Elektroerodierung (n=42) 7,1 3 2,4 2,3 66,7 33,3 Ionenstrahltechnik (n=39) 17,9 7 2,3 3,0 42,9 57,1 46,5 20 2,9 2,9 35,0 50,0 Auftragende Verfahren Galvanotechnik (n=43) Vakuumgestützte Verfahren PVD (n=40) 55,0 22 2,8 3,6 36,4 50,0 CVD (n=34) 28,9 11 2,3 3,6 45,5 45,5 Atmosphärendruck-Plasmaverfahren (n=34) 23,5 8 1,8 3,0 50,0 62,5 Lasertechnik (n=35) 45,7 16 2,4 3,2 50,0 43,8 Elektronenstrahltechnik (n=33) 15,1 5 2,0 3,5 20,0 0,0 Drucktechnik (n=34) 17,6 6 2,6 2,8 50,0 16,7 Nano-Imprint (n=38) 15,8 6 1,6 3,1 50,0 100,0 Hot-Embossing (n=41) 22,0 9 2,0 3,3 44,4 55,6 Prägende Verfahren Neben den in Tabelle A-10 genannten Technologien besitzen aus Sicht der befragten Unternehmen die unter A-11 genannten Beschichtungstechnologien eine besondere Relevanz für die Zukunft. 90 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung A-11: Zukünftig besonders relevante Strukturierungsverfahren aus Sicht der befragten Unternehmen. Alle Technologien, die zu einer Optimierung tribologischer Funktionen führen Inline-Verfahren für Rolle-zu-Rolle-Produktion Technologie zur Erzeugung langlebiger Strukturen auf Kunststoffen Lithographie mit Elektronenstrahl bzw. Röntgen, XUV Verfahren zur Selbstorganisation Verfahren zur ortsselektiven Abscheidung von Nanopartikeln 3-D-Lasersintern Etwa die Hälfte der befragten Unternehmen schätzt die Bedeutung mikro- und nanostrukturierter Werkstoffe hoch ein. Etwa ein Drittel hält es bereits heute für möglich, Mikro- und Nanostrukturen homogen auf großen Flächen reproduzierbar herzustellen. Hier ist jedoch der Anteil derjenigen, die keine Aussage machen können, mit 27 Prozent relativ hoch, was ein Indiz für ein Informationsdefizit in diesem Bereich ist. Zwei Drittel der Befragten sehen die Notwendigkeit einer in den Herstellungs prozess integrierten Überwachung der erzeugten Strukturen, um die Zuverlässigkeit des Prozesses zu gewährleisten. Interessant ist auch der Entwicklungsbedarf im Strukturierungsbereich aus Sicht von Forschung und Industrie. Die homogene und reproduzierbare Herstellung von Schichten und Strukturen ist heute immer noch eine sehr große Herausforderung in der Produktion, vor allem bei kleinen Losgrößen. Dies verdeutlicht die Einschätzung der befragten Firmen zur homogenen und reproduzierbaren Herstellbarkeit von Mikro- und Nanostrukturen. Nur 34 Prozent der Befragten halten diese heute schon für möglich (vgl. A-12). Die Bedeutung mikro- und nanostrukturierter Werkstoffe wird künftig weiter wachsen. Über 90 Prozent der befragten Unternehmen halten mikro- und nanostrukturierte Werkstoffe für wichtig oder sehr wichtig (A-13). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 91 19 (34 %) Ja 15 (27 %) ? 22 (39 %) Nein A-12: Einschätzung der Möglichkeit, bereits heute Mikro- und Nanostrukturen homogen und reproduzierbar herzustellen (ja = Herstellung möglich, nein = Herstellung nicht möglich, ? = keine Einschätzung). 100 90 12 80 70 46 22 Anteil [%] 60 sehr wichtig wichtig eher unwichtig unwichtig weiß nicht 50 40 30 22 20 10 14 2 5 5 heute (n=63) zukünftig (n=65) 0 A-13: Einschätzung der Bedeutung mikro- und nanostrukturierter Werkstoffe heute und zukünftig. 92 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung Die folgende Liste A-14 fasst den Entwicklungsbedarf für die Mikro- und Nanostrukturierung zusammen. A-14: Wichtiger Entwicklungsbedarf für die Mikro- und Nanostrukturierung. Erhöhung der Genauigkeit der Strukturabbildung Reduktion der Strukturgrößen Verbesserung der Reproduzierbarkeit der Strukturen auch auf großen Flächen Simulation der Werkstoffeigenschaften in Abhängigkeit von der Struktur Entwicklung kontinuierlicher Produktionsprozesse mit hoher Prozesssicherheit Verbesserung der Verfügbarkeit großserientauglicher Anlagen (schnell, einfach, billig) Senkung der Kosten von Material und Prozess Erhöhung der Haftfestigkeit und Langzeitstabilität Weiterentwicklung atmosphärischer Prozesse Für die Produktion ist eine integrierte Überwachung der erzeugten Strukturen notwendig, wie 66 Prozent der befragten Unternehmen angeben (A-15). 9 (17 %) ? 9 (17 %) Nein 35 (66 %) Ja A-15: Notwendigkeit einer in den Herstellprozess integrierten Überwachung der erzeugten Strukturen (Datenbasis n=53). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 93 Simulation Das Thema »Simulation« ist bei den Unternehmen nach wie vor von großer Bedeutung. 70 Prozent sehen in der Simulation ein wichtiges Mittel zur Optimierung von Beschichtungsprozessen. Fast drei Viertel der Befragten erwarten durch den Einsatz von Simulationsverfahren eine Reduktion der Entwicklungszeit von Beschichtungen/Beschichtungssystemen (A-16). Für die Produktentwicklung wird die Simulation von den befragten Firmen als ein wichtiges und hilfreiches Werkzeug gesehen. Allerdings gibt es noch Vorbehalte hinsichtlich der Relevanz heutiger Simulationsmethoden für die Probleme der industriellen Praxis. Simulation zur Gestaltung eines Schicht systems in Verbindung mit Versuchen zur Verifizierung ist für viele der Befragten der ideale Weg in der Entwicklung. 6 (9 %) ? 11 (17 %) Nein 48 (74 %) Ja A-16: Einschätzung einer Reduktion der Entwicklungszeit von Beschichtungen / Beschichtungssystemen durch den Einsatz von Simulationsverfahren (Datenbasis n=65). Die in A-17 aufgelisteten Stellungnahmen der befragten Unternehmen und Forschungseinrichtungen zum Thema »Simulation und Experiment« dokumentieren den unterschiedlichen Wissens stand und die damit verbundenen unterschiedlichen Einschätzungen der Möglichkeiten von Simulationen. 94 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung A-17: Einschätzung der Bedeutung ganzheitlicher Ansätze zur Erzeugung funktionaler Oberflächen (Simulation und Experiment). »Sowohl Simulation als auch Experiment ist wichtig.« »Einem gelungenen Experiment vertraut man mehr als einem PC-Modell.« »Simulation kann eine wichtige Rolle spielen, wenn sie kostengünstig ist und die Realität gut abbildet.« »Simulationen erweitern das Verständnis von Experimenten.« »Simulation dient nur als Basisinformation, Experimente sind hingegen wichtig zur modellhaften Erprobung von Eigenschaften und Machbarkeit.« »Simulation als unterstützende Funktion bei der Optimierung / Festlegung von Prozessparametern.« »Simulationen sind die Basis für schnelle Überführung von FuE-Ergebnissen in Produkte und ermöglichen eine verkürzte Entwicklungszeit und somit Kostenreduktion.« »Wichtig für die Eigenschaftsvorhersage: Kopplung von Struktur (oder anderen Eigenschaften) und Prozessgrößen.« Bei der Optimierung von Beschichtungsprozessen halten 70 Prozent der befragten Unternehmen die Simulation für wichtig oder sehr wichtig, 73 Prozent erwarten durch den Einsatz von Simulationsverfahren eine Reduktion der Entwicklungszeit von Beschichtungen oder Schichtsystemen. Die theoretische Vorab-Analyse der funktionalen Eigenschaften von Beschichtungen mit Hilfe entsprechender Modelle halten 64 Prozent der Befragten für wichtig oder sehr wichtig. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 95 Bedeutung von Simulation für Mikro- und Nanostrukturierung für die Anwendung bzw. die Produktentwicklung (n=58) 19 12 Bedeutung der theoretischen Vorabanalyse der funktionalen Eigenschaften von Beschichtungen mit Hilfe einer entsprechenden Modellierung (n=62) 21 Bedeutung der Simulation zur Optimierung von Beschichtungsprozessen (n=63) 7 19 26 0 10 4 20 13 18 30 40 16 50 11 60 70 80 4 5 2 6 90 sehr wichtig wichtig eher unwichtig unwichtig weiß nicht 100 Anteil [%] A-18: Einschätzung der Bedeutung der Simulation zu Test und Qualifizierung, Optimierung von Beschichtungsprozessen, Vorab-Analyse theoretischer Eigenschaften aus Sicht der Unternehmen. Produkteigenschaften und Funktionalitäten Das Spektrum an Funktionalitäten verschiedener Oberflächen ist sehr breit, das Innovationspotenzial für Produkte mit funktionalen Oberflächen hoch. Tabelle A-19 gibt einen Überblick über die Einschätzung der allgemeinen Relevanz verschiedener Funktionalitäten sowie über Reifegrad und Entwicklungsbedarf bei den Schichtsystemen. 96 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung A-19: Produkteigenschaften und Funktionalitäten. Die jeweilige Datenbasis ist in Klammern angegeben. Die Top2 geben jeweils die Anzahl der Unternehmen an, für die die genannte Technologie wichtig oder sehr wichtig ist. Die Bewertung des Reifegrads erfolgte mittels der Skala 1=unreif, 2=großer Entwicklungsbedarf, 3=geringer Entwicklungsbedarf, 4=ausgereift und ?=weiß nicht. Entwicklungsbedarf (% von relevanten Top2) Produkt Allgemeine Reifegrad Relevanz Top2 Mittelwert Kostensenkung Verbesserung der Funktion Zuverlässigkeit der Funktion % absolut Verschleißfestigkeit (n=61) 96,7 59 2,8 54,7 66,0 58,5 Reibungsarmut (n=59) 96,6 57 2,6 54,8 71,4 57,1 Strömungsoptimierung (n=52) 63,5 33 2,1 35,7 50,0 50,0 Tribologische Schichten Korrosionsschutz-Schichten Korrosionsfestigkeit (n=63) 88,9 56 2,7 62,0 58,0 56,0 Selbstheilung (n=53) 58,5 31 1,9 51,9 63,0 48,2 Transparenter Kratzschutz (n=62) 62,9 39 2,4 43,8 53,1 53,1 Entspiegelung (n=52) 65,4 34 3,0 46,4 32,1 21,4 Dekoration (n=48) 54,2 26 2,9 47,4 15,8 10,5 Leuchtend / Fluoreszenz (n=43) 32,6 14 2,1 37,5 50,0 37,5 Sensorische Schichten (n=42) 66,7 28 2,1 40,0 66,7 40,0 Temperatursensorik (n=33) 63,6 21 2,4 33,3 41,7 25,0 Schaltbare Schichten (n=27) 48,1 13 1,9 20,0 40,0 30,0 Elektrochemie (n=25) 44,0 11 2,0 57,1 57,1 28,6 Optische Schichten Sensorische Schichten Schaltbare Schichten Elektrische Schichten Elektrische Schichten (n=25) 80,0 20 2,4 50,0 50,0 35,7 Leitfähigkeit / Isolation (n=44) 68,2 30 2,7 52,9 44,1 41,2 Heizbarkeit (n=38) 42,1 16 2,5 50,0 30,0 20,0 Informationsspeicherung (n=32) 68,7 22 2,8 16,7 50,0 0,0 Stromerzeugung (DS-Photovoltaik) (n=39) 82,1 32 2,0 81,3 62,5 56,3 Easy-to-clean (n=49) 83,7 41 2,1 32,3 51,6 58,1 Hydrophilie (n=42) 64,3 27 2,2 36,0 60,0 60,0 Hydrophobie (n=42) 89,0 29 2,3 30,8 46,2 57,7 Adhäsion (n=43) 72,1 31 2,4 25,0 43,8 37,5 Haptik (n=37) 45,9 17 2,4 20,0 40,0 20,0 Keimhemmung (n=43) 53,5 23 2,0 15,8 52,6 26,3 Biokompabilität (n=44) 67,1 29 2,5 33,3 33,3 33,3 Barriereschichten (n=43) 69,8 30 2,3 35,7 46,4 50,0 Katalytische Schichten (n=38) 63,2 24 2,2 35,7 78,6 57,1 Weitere Schichtfunktionen Fraunhofer-Gesellschaft 2008 97 Individualisierung der Produkte Die zunehmende Individualisierung von Produkten in allen Bereichen der Wirtschaft führt zu kleineren Losgrößen in der Produktion und bedingt eine hohe Flexibilität sowohl der einzelnen Prozesse als auch der gesamten Produktion. Entwicklungen der virtuellen Produktion oder der maximalen Konfigurierbarkeit von ganzen Fertigungsstätten sind Versuche, den Anforderungen der immer kürzeren Produktzyklen und der fortschreitenden Individualisierung in der Praxis zu begegnen. Der Anteil der Befragten, die lokale Beschichtung, Modifikation oder Strukturierung für bedeutsam in der Entwicklung individualisierter Produkte halten, ist in allen drei Kategorien jeweils etwa gleich groß (zwischen 59 und 64 Prozent). Jeweils mehr als die Hälfte der Unternehmen halten diese Techniken für wichtig, das korrespondiert mit der Einschätzung der zukünftigen Bedeutung mikro- und nanostrukturierter Werkstoffe (A-13) und mit der Einschätzung der Bedeutung der genannten Technologien für die Standortsicherung in Deutschland (A-31). 100 90 80 19 24 25 70 sehr wichtig Anteil [%] 60 50 22 18 wichtig 14 eher unwichtig unwichtig 40 weiß nicht 10 30 9 8 20 7 5 9 10 11 Lokale Beschichtung (n=67) Lokale Modifikation (n=64) Mikro- und Nanostrukturierung (n=66) 10 6 0 A-20: Einschätzung der Bedeutung lokaler Beschichtung, Modifikation sowie Mikro- und Nanostrukturierung für die Entwicklung individuali sierter Produkte aus Sicht der Unternehmen. 98 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung Etwa 60 Prozent der befragten Unternehmen schätzen Beschichtung, Modifikation sowie Mikro- und Nanostrukturierung als wichtig oder sehr wichtig für die Erzeugung individualisierter Produkte und für den Plagiatschutz ein (A-20). Die Aufzählung A-21 fasst die Anforderungen an die Prozesse zur Herstellung individualisierter Produkte zusammen. In diesem Zusammenhang ist auch der hohe Stellenwert zu beachten, den die Befragten der Flexibiltät in der Produktion zuweisen (A-23). A-21: Anforderungen an Prozesse zur individualisierten Produktion. Kostengünstig, automatisierbar, flexibel Prozesssicherheit, Prüfbarkeit, Genauigkeit, Reproduzierbarkeit Optimierte Haftung Wirtschaftliche kleine Losgrößen Prozessfähigkeit Große Bandbreite bei Geometrie und Größe, Werkstoff Kosteneinsparung durch Ressourceneinsparung Homogene Abscheidung, definierte Gradienten Kostengünstig und einfach in der Handhabung, dabei aber schwer kopierbar Zusätzliche Funktionalitäten Definierte Strukturierung nach Anforderungen Fraunhofer-Gesellschaft 2008 99 Produktion Um das Innovationspotenzial funktionaler Oberflächen nutzen zu können, ist eine erfolgreiche Fertigungsintegration dringend erforderlich, dies bestätigt jeweils die Mehrzahl der befragten Unternehmen, wie A-22 zeigt. 100 90 80 21 29 27 70 sehr wichtig Anteil [%] 60 wichtig 50 40 23 eher unwichtig 17 20 unwichtig weiß nicht 30 20 10 6 1 6 1 9 2 10 11 10 Lokale Beschichtungsverfahren (n=66) Lokale Modifikation (n=62) Mikro- und Nanostrukturierungsverfahren (n=65) 0 A-22: Fertigungsintegration für lokale Beschichtungsverfahren, lokale Modifikationen sowie Mikro- und Nanostrukturierungsverfahren. Individualisierte Produkte und schnelle Produktionszyklen erfordern in immer mehr Märkten hochflexible Produktionsmethoden und -ausrüstungen, die sich schnell an neue Anforderungen anpassen lassen. Dies zeigt auch die Einschätzung der Bedeutung flexibler Fertigungsketten durch die Befragten. Fast drei Viertel von ihnen halten die Flexibilität für wichtig oder sehr wichtig (A-23). 100 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung Einschätzung sehr hoch hoch 29 17 8 4 5 eher gering gering weiß nicht 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil [%] A-23: Bedeutung der Flexibilität von Fertigungsketten (n=63). Für eine zuverlässige Fertigung neuartiger Produkte mit mikround nanostrukturierten Oberflächen ist eine automatisierte Inline-Prozessüberwachung und -regelung wichtig. Diese Einschätzung ergibt sich auch aus der Befragung der Unternehmen im Rahmen dieser Untersuchung. Für lokale Beschichtungs prozesse halten 83 Prozent eine Inline-Prozessüberwachung für wichtig oder sehr wichtig, bei der lokalen Modifikation sind es 76 Prozent und bei der Mikro- und Nanostrukturierung 75 Prozent (A-24). Die Inline-Prozessüberwachung ist eine Voraussetzung für eine optimale Prozesssteuerung sowie ein wichtiges Hilfsmittel bei der Qualitätsprüfung und Prozessdokumentation. Sie bietet ein großes Potenzial zur Einsparung von Kosten sowie zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz. Dementsprechend stufen mehr als 75 Prozent der Befragten die Inline-Prozessüberwachung als wichtig oder sehr wichtig ein. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 101 100 90 80 32 28 24 70 sehr wichtig Anteil [%] 60 wichtig 50 eher unwichtig 23 40 30 19 10 weiß nicht 23 20 4 1 6 unwichtig 6 6 9 10 Lokale Modifikationsprozesse (n=62) Mikro- und Nanostrukturierungsverfahren (n=63) 0 Lokale Beschichtungsverfahren (n=66) A-24: Bedeutung von Inline-Prozessüberwachung für lokale Beschichtungs verfahren, lokale Modifikationen und Mikro- und Nanostrukturierungsverfahren. Aus Sicht der Industrie ist die schnelle Prozessüberwachung und -steuerung wichtig, denn 90 Prozent der Befragten halten dies für eine wichtige oder sehr wichtige Aufgabe. Die Qualitäts prüfung ist immer noch für 87 Prozent der Firmen wichtig oder sehr wichtig, die Dokumentation für 68 Prozent (A-25). 102 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung 100 90 23 80 70 34 36 Anteil [%] 60 sehr wichtig wichtig 50 18 eher unwichtig unwichtig 40 weiß nicht 30 19 18 20 10 0 14 2 4 4 4 Schnelle Prozessüberwachung/ -steuerung (n=59) Qualitätsprüfung (n=62) 5 Dokumentation (n=60) A-25: Bewertung der Aufgaben einer Inline-Prozessüberwachung. Für die Realisierung einer Inline-Prozessüberwachung sehen 49 Prozent der Befragten Defizite bei der Messtechnik, 41 Prozent halten die verfügbaren Prozessmodelle und 42 Prozent die verfügbare Prozesssteuerung für nicht ausreichend (A-26). Fraunhofer-Gesellschaft 2008 103 100 80 23 24 38 Anteil [%] 60 Ja Nein ? 9 40 24 35 24 20 9 0 5 Messtechnik (n=78) Prozessmodelle (n=56) Ausreichend feine Prozesssteuerung (n=57) A-26: Einschätzung bestehender Defizite, die eine Realisierung von InlineProzessüberwachung / -regelung erschweren / verhindern. Wirtschaftliche Faktoren in der Produktion – Kosten-, Energie- und Ressourceneffizienz Für die Umsetzung und Weiterentwicklung funktionaler Oberflächen und eine wirtschaftliche industrielle Fertigung ist eine Kosteneinsparung notwendig. Einsparpotenziale, die von den befragten Unternehmen benannt wurden, sind exemplarisch in der Liste A-27 zusammengestellt. A-27: Potenziale zur Kosteneinsparung. 104 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Verkürzung der Entwicklungszeit Ersatz von Batch-Prozessen durch kontinuierliche Prozesse Steigerung der Produktivität durch höhere Beschichtungsraten, kürzere Zykluszeiten und Reduzierung des Wartungsaufwands Reduzierung der Materialkosten durch Schichtdickenreduzierung, durch Einsatz kostengünstigerer Materialien, durch die Etablierung von Stoffkreisläufen und Reduzierung des Chemi kalieneinsatzes Erhöhung der Prozessstabilität durch weitgehende Automatisierung, Optimierung der Prozesssteuerung und Qualitätskontrolle Ergebnisse der Befragung Wechsel zu technologisch einfacheren Herstellungsverfahren Energiereduzierte Verfahren Reduzierung und Ersatz von Schmierstoffen Verminderungen von Fehlereinflüssen und Nacharbeit Durch die Anwendung lokaler Beschichtungs-, Modifikationssowie Mikro- und Nanostrukturierungstechniken ergeben sich zahlreiche ökologische Vorteile. Hervorzuheben sind hier die Einsparung von Energie und Material bzw. Werkstoffen, die Erhöhung der Lebensdauer, des Wirkungsgrads und der Nutzleis tung der Produkte sowie die Vermeidung gesundheits- und umweltschädlicher Stoffe, insbesondere auch mineralölhaltiger Schmierstoffe. Besondere Bedeutung haben in diesem Zusam menhang tribologische Systeme, optische Funktionsschichten sowie Oberflächen mit definierten Adhäsionseigenschaften. Die Möglichkeiten zur Ressourcenschonung durch den Einsatz von Beschichtung, lokaler Modifikation oder Strukturierung sind vielfältig. Tabelle A-28 fasst die wichtigsten Nennungen der befragten Unternehmen zusammen. Einsparungen sind sowohl durch geringere Kosten (Beispiel: Erhöhung der Produktlebensdauer), durch Senkung des Energieund Ressourcenaufwandes in Produktion und Nutzung (Beispiel: Reduktion von Schmierstoffen) sowie durch neue oder verbesserte technische Funktionen (Beispiel: katalytisch aktive Oberflächen) möglich. Wichtige Anwendungsfelder, bei denen funktionale Schichten ein Schlüssel zur Einsparung von Ressourcen sind, sehen die Befragten bei der Instandhaltung, der Reinigung, in der Biotechnologie, der Medizintechnik und Photovoltaik. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 105 A-28: Zukünftige Möglichkeiten zur Ressourcenschonung funktionale Oberflächen aus Sicht der Unternehmen. Einsatzgebiet Einsparpotenzial Kostenreduktion Energieeffizienz durch Ressourcenschonung Antihaftende Oberflächen / Lotuseffekt Verzicht auf Trennmittel X X Erhöhung der Materialausbeute X X Energieeinsparung X Reduktion / Vermeidung von Schmierstoffen X X Lebensdauererhöhung X X X X Reibungsminderung Verschleißschutz X Selbstreinigende Oberflächen Wartungsfreundlich Lebensdauererhöhung X (Fassaden / Dächer) Katalytische Oberflächen Energieeinsparung X Bioanwendungen (z. B. Lab on Chip, Mikroreaktionstechnik), Medizintechnik Energieeinsparung X Materialeinsparung X Zeiteinsparung (Reaktionszeit) X Haftungsverbesserung (z. B. von Farben) X Materialeinsparung X X Textiltechnik X X X Photovoltaik Energieerzeugung Wärmedämmung / Sonnenschutz 106 Effizienzsteigerung X Energieeinsparung X Fraunhofer-Gesellschaft 2008 X X X X Ergebnisse der Befragung Verwertungsmöglichkeiten für Produkte mit funktionalen Oberflächen sehen jeweils über 80 Prozent der befragten Unternehmen in erster Linie in Deutschland und in der EU (A-29, A-30). Gerade große Märkte mit hohem Innovationsdruck wie die USA oder Asien sind für deutlich weniger Unternehmen potenzielle Absatzmärkte für High-Tech-Lösungen mit Oberflächen. Insgesamt wird international den Industrieländern ein höheres Potenzial für die Vermarktung funktionaler Oberflächen zugeschrieben als allen Märkten zusammengenommen. Dies deutet darauf hin, dass die genauen Potenziale der verschiedenen Klassen funktionaler Oberflächen von der Industrie noch weiter analysiert und in neue Produktkonzepte integriert werden müssen, um die vielfältigen Chancen zu nutzen. 100 5 15 80 14 13 11 Anteil [%] 20 10 60 9 9 14 10 18 40 13 9 sehr gute eher gute eher schlechte keine weiß nicht 1 9 4 1 20 4 14 3 9 4 5 D (n=41) EU (n=41) 10 9 0 USA (n=41) Fernost (n=41) Int.-Ind. (n=39) Int.-ww. (n=40) A-29: Märkte für technologische Lösungen mit Mikro- und Nanostrukturierung. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 107 100 5 90 11 80 18 20 Anteil [%] 70 16 14 27 60 50 8 sehr gute eher gute eher schlechte keine weiß nicht 18 11 40 12 18 30 20 10 0 9 12 9 3 1 1 1 1 2 2 3 D (n=43) EU (n=42) 7 USA (n=42) 5 7 8 Fernost (n=42) Int.-Ind. (n=40) Int.-ww. (n=40) A-30: Märkte für technologische Lösungen mit lokaler Beschichtung. Verfahren zur Erzeugung funktionaler Oberflächen sind ein wichtiger Faktor für die Sicherung des Standorts Deutschland, wie die befragten Firmen bestätigen. Fast 88 Prozent der Befragten halten die Entwicklung neuer Verfahren mit lokaler Beschichtung für wichtig oder sehr wichtig für die Sicherung heimischer Produktionsstandorte. Bei lokaler Oberflächenmodifikation sind es 89 Prozent und bei Mikro- und Nanostrukturierung 84 Prozent (A-31). 108 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Ergebnisse der Befragung 100 90 80 31 70 38 39 Anteil [%] 60 sehr wichtig wichtig eher unwichtig unwichtig weiß nicht 50 40 30 24 19 14 20 10 5 0 2 Lokale Beschichtung (n=65) 2 1 5 Lokale Oberflächenmodifikation (n=62) 6 3 1 Mikro- und Nanostrukturierung (n=63) A-31: Beitrag zur Standortsicherung durch die Entwicklung neuer Verfahren zur Erzeugung funktionaler Oberflächen aus Sicht der befragten Unternehmen. Fraunhofer-Gesellschaft 2008 109 Impressum Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler Oberflächen Status und Perspektiven Beteiligte Institute Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST Bienroder Weg 54 E 38108 Braunschweig Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS Winterbergstraße 28 01277 Dresden Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA Nobelstr. 12 70569 Stuttgart Ansprechpartner Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST Dipl.-Ing. Wolfgang Diehl Stellvertretender Institutsleiter Telefon +49 (0) 531/2155-515 Fax +49 (0) 531/2155-900 wolfgang.diehl@ist.fraunhofer.de Autoren Dr. Ralf Bandorf (Projektleitung) Dipl.-Ing. Wolfgang Diehl Dipl.-Phys. Ulrike Heckmann Dipl.-Ing. Harald Holeczek Dr. Udo Klotzbach Dr. Simone Kondruweit-Reinema Dr. Andreas Leson Dr. Martin Metzner Dr. Andreas Pflug Dr. Otmar Zimmer 110 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 Redaktion, Satz und Gestaltung Dr. Simone Kondruweit-Reinema Dipl.-Dok. Simone Peist M.A. Anika Heddergott Dipl.-Des. Brigitte Jorns Manuela Lingnau Gesamtherstellung Arnold & Domnick, Leipzig Verlagsproduktion – alle Medien Bildernachweis Fraunhofer IPA: Bild 16, 26 Fraunhofer IST: Bild 2, 4, 6, 7, 8, 10, 11, 12, 13, 18,19, 21, 22, 23 Fraunhofer IST / Fotograf Meier, R., Wittmar: Bild 1, 3 Bild S. 4, 8, 12, 18, 26, 34, 46, 64 Fraunhofer IWS: Bild 5, 9, 14, 15, 20 Fraunhofer IZM-M: Bild 25 micro resist technology GmbH: Bild 17 Universität des Saarlandes, Mücklich, F.: Bild 24 ISBN 978-3-00-024076-8 Fraunhofer-Gesellschaft 2008 111