BWB-Intern
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DIE WERKSTATT FÜR ARBEIT UND BILDUNG Neuer Schwung für die BWB-Südwest S.3 Neue Betriebsleitung der BWB-Südwest. Ein Interview mit Wilfried Focke. Rückblick auf das Sportjahr 2012 Ziel: Ein Job auf dem ersten Arbeitsmarkt S.5 Erfolgreich aufgestellt. Berliner Meister und Deutscher Vizemeister im Fußball. Vincent Grüneberg resümiert das Sportjahr 2012. S.6 Viele Gäste,viel Ansporn Ein Tag der offenen Tür in der BWBSüdwest. Einblick in einen Arbeitstag in der Goerzallee 299. S.10 Vielfältiger Kunststoff Die BWB-Nord hat eine der größten Berliner Kunststoffspritzereien. Neuer Rahmenplan für die Qualifizierung zum Kunststoffbearbeiter/in. S.12 Schöner Süden, schöne Zusammenarbeit Die BWB im Netzwerk „Neukölln Südring“. Weltmeister trotz Wirbelsturm S.15 Peter Pätsch ist Weltmeister. Alles erreicht und doch noch Pläne. weiter auf Seite 7 01/13 Intern 2 Editorial Neuer Schwung in der BWB-Südwest D er Diplom-Ingenieur Wilfried Focke leitet seit dem 1. Mai 2012 die BWB-Südwest. Herr Focke, wie sind Sie zur BWB gekommen? Ganz klassisch, über eine Stellenausschreibung in der Presse. Ich komme ursprünglich aus dem Harz und war dort jahrelang im Maschinenund Anlagenbau deutschlandweit tätig. In mein vielfältiges Aufgabengebiet fiel auch die Betreuung und berufliche Förderung von Jugendlichen mit Lernbehinderung sowie von psychisch kranken Menschen. Vor ein paar Jahren wechselte ich dann in die Bildungseinrichtung der Akademie Osnabrück. Dort habe ich in einem Projekt zur Förderung von Jugendlichen mit körperlichen und seelischen Problemen eine neue Betriebsstelle mit Produktion, Logistik, Buchhaltung usw. mit aufgebaut. Unsere Hauptaufgabe lag darin, die Jugendlichen zu unterstützen sich im Leben zurechtzufinden, ihren Tagesablauf mit zu strukturieren, ihre Lese- und Rechtschreibfähigkeiten zu verbessern und ihnen handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln. Editorial Arbeitsabläufe und Strukturen einarbeiten. Das stellte jedoch kein besonderes Problem dar, da ich in der BWB-Südwest ein fachlichund sozialkompetentes, eingespieltes Team übernehmen durfte. Besonders beeindruckt hat mich im Sommer 2012 die 50-Jahrfeier der BWB im Tempelhofer Hangar. Hut ab, vor der Organisation und Durchführung dieses besonderen Tages. Liebe Leserinnen und Leser, Welche neuen Akzente haben Sie gesetzt? Wir wollen den Standort Südwest erfolgreich weiterentwickeln. Dazu gehört z.B., dass wir den Kunden noch bessere Dienstleistungen im Garten-Landschaftsbau anbieten. Des Weiteren unterstützen wir unsere Mitarbeiter dabei, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei ist für uns die gute und innovative Zusammenarbeit mit der Fa. ASSA ABLOY enorm wichtig. Hier haben wir ein Projekt etabliert, bei dem 22 unserer Mitarbeiter zusammen mit Mitarbeitern der ASSA ABLOY in einer neu erbauten Produktions-halle in der Schlossmontage und -verpackung tätig sind. Was hat das für Vorteile? Wie ist es Ihnen seit dem 1. Mai 2012 in der BWB ergangen? Wie bei jeden neuen Arbeitsplatz musste auch ich mich in die in der BWB gängigen 3 Die Informations- und Transportwege sind jetzt kürzer. Die Werkstücke mussten bis dato zu uns in die vierte Etage und wieder zurück transportiert werden. Das spart ein wirklich spannendes Jahr 2012 liegt hinter uns und ich kann sagen, dass es mit Erfolg für die BWB beendet wurde. Dank Ihres Vertrauens, haben wir die Geschichte der BWB in das 51. Jahr führen können. Die Arbeitsidentität eines Jeden entwickelt immer häufiger Konturen, die sich bis in unser soziales Leben bemerkbar machen. Die Anforderungen an uns, seine Leistungen für den Arbeitsmarkt flexibel zu halten, erfordert einen Anspruch an Bildung, dem wir mit stätiger Anpassung unserer Angebote gerecht werden. Das aktuelle Berufsfeld „Kunststoff“ oder die Qualifizierung zum Sportlehrerassistenten, sind zwei erfolgreiche Beispiele, die dieser Flexibilisierung entsprechen. Auch unsere Mitgliedschaften in Unternehmernetzwerken, wie der im Netzwerk Neukölln-Südring, lassen uns durch regelmäßige Unternehmerkontakte den Blick für die Belange unserer Industriekunden schärfen. Der Wandel, sich diesen Aufgaben zu stellen bringt eine positive Eigenschaft mit, die ich persönlich sehr schätzen gelernt habe - es gibt weniger Zeit für Ausgrenzung aber mehr Platz für individuelle Lösungen; Inklusion bekommt hier erste Konturen, die die Wirkung dieser Bewegung nicht bremst. Auch für 2013 lade ich Sie herzlich ein, das Profil der BWB mitzugestalten und zu leben. Ihre Manuela Sperwien 4 Sport Kosten. Im Sommer 2012 haben wir einen Teil der Produktion für ASSA ABLOY aus der Wupperstraße zurück in die Goerzallee geholt. Auch dadurch haben wir Wege verkürzt und Kosten einsparen können. In der vierten Etage befinden sich weiterhin die Sonderarbeits-gruppen, der Arbeitsbereich und die Arbeitsplätze für Menschen mit erworbenen Hirnschäden. Was haben Sie sich für 2013 vorgenommen? Die Werkstatt mit den Anforderungen in ihrer Rolle als Sozialunternehmen als auch ihrer Rolle als Wirtschaftsunternehmen in eine zukunftsfähige Balance zu bringen und weiterzuentwickeln. Mit der Herstellung von Produktwerten in ihren ökonomischen Vorgaben muss die Persönlichkeitsentwicklung der Mitarbeiter eine permanente Kernaufgabe der Werkstatt sein. Wir wollen unsere Mitarbeiter noch besser fördern und gleichzeitig gute Kontakte zu den Förderschulen in der Umgebung weiter ausbauen und festigen. Herr Focke ich bedanke mich für das Gespräch. Blindtext Stadtplan Mitte.pdf 1 13.02.2013 12:23:14 Vincent Grüneberg denkt gern an das Sportjahr 2012 zurück V incent Grüneberg denkt gern an das Sportjahr 2012 zurück. „Wenn man die Deutsche Meisterschaft abzieht, haben wir alle Titel gewonnen“, resümiert der 25-jährige Fußballer. Bei dem Wettkampf der Werkstattmannschaften am 13. September in Kamen-Kaiserau erreichte die Mannschaft der BWB immerhin den zweiten Platz. Das ist auch dem Einsatz von Vincent Grüneberg zu verdanken. „Wie auch Samet Ayar ist er eine tragende Säule der Mannschaft“, sagt der Sportlehrer Frank Drenkow. „Vincent ist freundlich und höflich und hat keinerlei Star-Allüren.“ Vincent Grüneberg ist Sportler mit Leib und Seele, nicht nur in seiner Freizeit. Seit dem 1. Juni 2012 lässt er sich zum Sportlehrerassistenten bilden. Das dauert zwei Jahre. Wenn er damit fertig ist, kann er etwa auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz bei Sportvereinen oder im Reha-Sport tätig werden. Es gibt viele Möglichkeiten. Grüneberg hat schon einen Erste-Hilfe-Kurs besucht und die C-Lizenz als Fitnesstrainer erworben. Die Urkunde hängt in der Sporthalle der BWBSüd, neben all den anderen Urkunden, die die Athleten der BWB in den vergangenen Jahren gewannen. Der Fußballer fängt seinen Tag für gewöhnlich mit einem Training in der Sporthalle der BWBSüd an. Er beginnt auf dem Laufband, dann will er zum Beinstrecker. „Ich muss selbst regelmäßig trainieren, damit ich weiß, wie die Übungen ausgeführt werden und damit ich sie anderen erklären kann“, sagt Grüneberg. Sein regelmäßiges Programm dauert 75 Minuten. Im Mai 2012 war er bei den Special Olympics in München. Rund 60 Sportler der BWB nahmen an diesem Wettkampf teil – Fußballer, Tischtennis-Spieler, Kraftdreikämpfer, Leichtathleten. Jeder von ihnen kämpfte und erreichte eine Leistung, über die er sich freuen kann. Besonders begeisterte die Unified Mannschaft mit ihren Fußballspielen. Sie gewann den ersten Platz. Unified bedeutet, dass behinderte und nicht-behinderte Menschen in einem Team sind. Zur Mannschaft gehören sieben Spieler und zwei Einwechselspieler. Für die BWB traten neben Vincent Grüneberg auch Samet Ayar, Mohammad Hammoudeh, Pascal Ninnemann, Mustafa Altundag, Cenk Koyuncuoglu, Guido Meyer, Michael Kürten und ein Sportler aus einer anderen Werkstatt an. „Wir waren in der Breite gut aufgestellt“, sagt Sportlehrer Frank Drenkow, der die Mannschaft trainierte und sich an ein „spannendes Endspiel“ erinnert: „Wir konnten auch mit guten Einwechselspielern auftrumpfen.“ Die Unified-Mannschaft – das ist für Frank Drenkow „Inklusion pur“. Die Fußballerinnen der BWB freuten sich über einen zweiten Platz. Ferner gab es in der Kategorie C einen ersten Platz. Vincent Grüneberg freut sich schon auf die Wettkämpfe im Jahr 2013. Auch beruflich hält er sich fit. „Ich kann mir nichts Besseres vorstellen als mit den Leuten hier zu arbeiten“, sagt er. „Das ist genau mein Ding.“ „Ich kann mir nichts Besseres vorstellen als mit den Leuten hier zu arbeiten.“ C M Y CM MY CY Flexibel. Flexibler. FlexVorsorge Vario. CMY K VERSICHERUNGEN SEIT 1718 Sie suchen eine Altersvorsorge, die sich nach Ihnen richtet, und nicht umgekehrt? FlexVorsorge Vario können Sie noch flexibler an Ihre Lebensumstände anpassen. Einzahlen, Zahlung stoppen oder Kapital entnehmen – ganz wie Sie wollen. Wir beraten Sie gerne persönlich. Generalagentur Ralph Kircks e. Kfm. Lichterfelder Ring 220 · 12209 Berlin Telefon (0 30) 7 11 10 63 Telefax (0 30) 7 11 03 96 ralph.kircks@feuersozietaet.de Montag - Freitag 10-13 Uhr Kernzeit 5 6 Aus den Werkstätten Titelthema Viele Gäste, viel Ansporn F Frederic Rödiger zeigt seinem Vater seinen Arbeitsplatz bei der BWB rederic Rödiger zeigt seiner Freundin Jenny seinen Arbeitsplatz bei der BWB-Südwest. Am Tag der Offenen Tür, dem 8. November 2012, ist sie extra in die Goerzallee gekommen. Sie will sich anschauen, was der 23-Jährige den ganzen Tag lang macht. Auch sein Vater ist mit dabei. Frederic Rödiger ist in einer Sonderarbeitsgruppe der Gruppenleiter Nicole Neumann und Sebastian Lembke tätig. Zehn Mitarbeiter kleben und falten Verpackungen. Für den blinden jungen Mann ist der Arbeitsplatz so hergerichtet worden, dass die Werkstücke nicht hin und her rutschen können. Pufferpapier aus Wellpappe begrenzt die Arbeitsfläche. So findet er alles, was er braucht. Frederic Rödiger freut sich, dass Jenny und sein Vater sich seinen Arbeitsplatz angucken. „Meinem Sohn gefällt es hier“, sagt Klaus Rödiger. Jede Menge Gäste schauen Frederic Rödiger an diesem Vormittag über die Schulter. Es sind Berliner Förderschüler und ihre Lehrer, die sich über die BWB informieren möchten. Auch andere behinderte Menschen, interessierte Eltern und Betreuer sowie Partner aus Wirtschaft und Verwaltung sind gekommen. Sie haben viele Fragen an die Stammmitarbeiter. Wie läuft ein Arbeitstag ab? Welche Konzepte stehen hinter der beruflichen Bildung und der Rahmenpläne? „Die Eltern wollen wissen, welche berufliche Perspek- tive ihre Söhne und Töchter bei uns haben. Kann die Werkstatt auf seine oder ihre Besonderheiten eingehen?“, sagt der Psychologe Thomas Snider. Er führt ein Elternpaar und dessen 35-jährigen Sohn herum. Die Drei lassen sich ausführlich beraten. Dennoch wird es noch einen weiteren Termin für ein Gespräch geben. Die BWB bietet dem jungen Mann ein zweiwöchiges Praktikum an, während dem sich beide Seiten noch besser kennen lernen können. Thomas Snider erläutert den Besuchern die Fakten: Bei der BWB-Südwest sind 120 Mitarbeiter tätig, weitere 40 bei der BWB in der Wupperstraße und weitere 33 in einer Außenarbeitsgruppe bei der Firma TE Connectivity (ADC Krone). Die meisten BWB-Mitarbeiter in der Goerzallee sitzen an Aufträgen des Sicherheitsunternehmens Assa Abloy. Darüber hinaus gibt es in der Goerzallee Arbeitsplätze für Menschen mit erworbenen Hirnschäden (MeH). Christian Rahm gehört zu diesem Arbeitsbereich Bürokommunikation. Er scannt innerbetriebliche Aufträge der BWB ein. Ein anderer Mitarbeiter, Tim Tapp, hat eher ein künstlerisches Talent. Er beugt sich über ein Blatt mit Figuren, die er gemalt hat. Er lernt, mit den Folgen eines Schlaganfalls zu leben. Dass nun so viele Besucher seine Figuren bewundern, findet Herr Tapp prima. Ziel: Ein Job auf dem ersten Arbeitsmarkt D as Integrationsmanagement der BWB zieht in die Friedrichstraße 231 in Kreuzberg um. Zum März sollen die Büro- und Schulungsräume voraussichtlich in Betrieb genommen werden. Es wurden die 244 Quadratmeter so umgebaut, dass diese barrierefrei nutzbar sind. Ferner wurden eine barrierefreie Toilette eingerichtet und eine Rampe für Rollstuhlfahrer montiert. Die Stammmitarbeiter hatten ihr Büro bislang in der BWB-Nord, wo ihnen nur wenige Quadratmeter zur Verfügung standen. „Die neuen Räume sind von allen Bezirken aus gut zu erreichen“, sagt Guido Handschug, der Leiter des Integrationsmanagements. Er und seine Kollegen freuen sich auf die Arbeit in dem weitläufigen Büro. Sie hoffen, dass die BWB mit diesem Aushängeschild in Berlins Zentrum potenzielle Mitarbeiter und Kunden noch besser erreichen kann: Behinderte Menschen, ihre Angehörigen, Betreuer und Lehrer sowie die Vertreter der Arbeitsagentur und des Integrationsamtes können sich in dem Büro über die Angebote der BWB informieren. Die Arbeitsagentur ist nur ein paar Meter entfernt auf der anderen Seite der Friedrichstraße. Auch Arbeitgeber sind willkommen. „Vielleicht schaut der eine oder andere bei uns vorbei, wenn er in der Gegend unterwegs ist“, sagt der Jobcoach Ismail Tekin. Neben solchen spontanen Begeg- nungen pflegt das Integrationsmanagement wie gehabt langfristige Kontakte zu Unternehmen. Ferner soll die neue Adresse für Schulungen genutzt werden. Ein separater Raum mit großen Fenstern ist im hinteren Teil eingerichtet, so dass die Lernenden ungestört sind. Hier sollen u.a. Bewerbungstrainings für behinderte Menschen stattfinden, die einen ausgelagerten Arbeitsplatz oder eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt anstreben. Von ihrer Wohnung oder von einem Betriebsteil der BWB in die Friedrichstraße zu fahren, ist die erste Bewährungsprobe, ob sie das schaffen können. „Wir prüfen gleich ihre Wegefähigkeit“, sagt Ismail Tekin. „Finden sie den Weg? Sind sie pünktlich? Sind sie zuverlässig?“ Neben Ismail Tekin und Guido Handschug werden ab März die Bildungskoordinatorin Johanna Heilemann, der Jobcoach Jens Jannasch und eine weitere Kollegin in der Friedrichstraße tätig. Tageweise werden dort auch ein Psychologe und eine Sozialarbeiterin eingesetzt. Unterstützt werden soll das Team von zwei Mitarbeitern auf ausgelagerten Arbeitsplätzen. „Sie arbeiten am Empfang und im Service“, sagt Guido Handschug. Dazu gehört, Gäste zu begrüßen, Telefonate entgegenzunehmen und leichte Tätigkeiten am Computer auszuüben. Schon jetzt gibt es vier Interessenten für diese Aufgaben. „Alle werden erst einmal ein Praktikum bei uns DIE KLASSISCHE GROSSFAMILIE AUS GUTEM HAUSE. Seit 1909 entwickeln wir Schuh- und Lederpflegeprodukte auf höchstem Niveau. Mit Erfahrung, Kompetenz und innovativen Ideen sind wir zu Deutschlands führender Handelsmarke geworden und genießen das Vertrauen von Millionen Kunden weltweit. Collonil – Qualität mit Tradition. Christian Rahm an seinem Platz im Arbeitsbereich Bürokommunikation Tim Tapp freute sich über die vielen Besucher Salzenbrodt GmbH & Co. KG Hermsdorfer Str. 70 · D-13437 Berlin Tel. +49 (0) 30 - 414 04 -512 Donau Business Center Handelskai 388 / Top 862 · A-1020 Wien Tel. +43 (0) 1- 203 15 26 www.collonil.com 7 8 Titelthema Auch Baumärkte sind potenzielle Arbeitgeber für Mitarbeiter des IMBs. Titelthema machen“, sagt Ismail Tekin. Das Integrationsmanagement berät, begleitet und fördert Mitarbeiter, die auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz tätig werden oder eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt haben möchten. Viele behinderte Menschen wünschen sich spannende Aufgaben, an denen sie weiter wachsen können. Sie wollen in ein Team aus behinderten und nicht-behinderten Kollegen integriert werden und den Respekt ihrer Kollegen spüren. Die BWB hat deswegen über viele Jahre hinweg erfolgreich Kontakte in die Berliner Wirtschaft geknüpft. „Die Erfahrung zeigt, dass unsere Mitarbeiter hoch motiviert sind und gute Qualität erbringen“, sagt Jens Jannasch. „Das bestätigen uns auch die Arbeitgeber.“ Tekin, Jannasch und Handschug berichten von Mitarbeitern: Ein Mann ist im Lager eines aufstrebenden Online-Kinderkleidungsvertriebs tätig. Ein anderer nimmt in einem Möbelgeschäft zurückgebrachte Ware entgegen und speist die Daten in das Computersystem des Marktes ein. Weitere Personen arbeiten in Büro`s von Dienstleistern. Eine Dame kümmert sich in der Landesbibliothek um bestellte Medien, eine andere Person scannt im Landesarchiv Dokumente ein. Servicehelfer füllen im „DB-Store“ der Deutschen Bahn die Regale auf. Ferner gibt es Großbäckereihelfer, Kindergartenhelferinnen, Menschen, die in der Buchhaltung eines Reiseveranstalters und auf einem Reiterhof beschäftigt sind. In einem Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin sitzt eine Person am Empfang. Gibt es einen Trend zu einer bestimmten Branche? „Die Mitarbeiter interessieren sich für ganz verschiedene Tätigkeiten“, meint Guido Handschug. Er überlegt kurz, dann sagt er: „Viele junge Frauen möchten gern in einer Kindertagesstätte anfangen.“ Das Integrationsmanagement bemüht sich um langfristige Beziehungen zu den Arbeitgebern. Denn es zeigt sich, dass viele gern mehr behinderte Menschen beschäftigen möchten, wenn sie einmal gute Erfahrungen mit der BWB gemacht haben. Andererseits wissen Guido Handschug und seine Stammmitarbeiter, dass es auch wichtig ist, die Menschen auf die Arbeit außerhalb der Werkstatt vorzubereiten: Was erwartet sie da? Wie sind sie darauf vorbereitet? Stimmen ihre Wünsche mit dem Berufsbild überein, das sie erwartet? Um das zu klären, sind lange Gespräche nötig. „Es reicht nicht, dem Mitarbeiter eine Liste mit den Jobangeboten auszuhändigen“, sagt Jobcoach Ismail Tekin. Er kam 2006 zur BWB, arbeitete als Gruppenleiter und machte dann mehrere Fortbildungen, u.a. in der Kundenakquise. Johanna Heilemann, Jens Jannasch, Ismail Tekin und Guido Handschug können viele Erfolgsgeschichten erzählen. Eine davon handelt von Katja Häfke. Die 28-Jährige ist seit dem 1. Mai 2012 Servicehelferin in einer Seniorenpflegeeinrichtung der FSE Pflegeeinrichtung TreptowJohannisthal. Sie hat mit der Pflegeeinrichtung Treptow-Johannisthal einen Arbeitsvertrag un- terzeichnet und wird nach dem Haustarif bezahlt. Auf einer Etage in der Seniorenpflegeeinrichtung sind 26 Zimmer. Katja Häfke teilt Mahlzeiten aus, kümmert sich um die Wäsche und erledigt weitere leichte Tätigkeiten. Vor allem hört sie den Bewohnern zu, unterhält sich mit ihnen. In ihrem weißen Kittel ist sie von den Profi-Pflegern nicht zu unterscheiden. Auf einem Schild am Kittel stehen ihr Name und das Wort „Etagenservice“. Dass sie sich Zeit nimmt für Gespräche „trägt dazu bei, dass sich die Bewohner im Heim wohlfühlen“, sagt Gudio Handschug. Katja Häfke ist mit ihrem Job zufrieden. „Ich wohne in Spindlersfeld und habe es nicht mehr so weit zur Arbeit“, erklärt sie einen weiteren Vorteil. Früher fuhr sie zur BWB Nord. Ihre Erfolgsgeschichte begann 2003. In diesem Jahr fing die junge Frau bei der BWB mit ihrer beruflichen Bildung an. Sie lernte verschiedene Abteilungen kennen, sie war in der Montage und Verpackung. Doch sie wollte „etwas mit Menschen machen“, wie sie sagt: Als ihre Großeltern noch am Leben waren, hatte sie die älteren Herrschaften regelmäßig versorgt, hatte ihnen Mahlzeiten zubereitet. Das machte ihr Spaß. Katja Häfke äußerte ihren Wunsch, sich beruflich zu verändern, in einem Reha-Gespräch. Er wurde in der Zielvereinbarung festgehalten. Das ist nun zweieinhalb Jahre her. Es folgten ein Praktikum und viele, viele Gespräche mit Angestellten der Pflegeeinrichtung Treptow-Johannisthal und mit Ismail Tekin, der sie als Jobcoach betreut. Zwei Mal zwölf Monate war Katja Häfke bei der Pflegeeinrichtung Treptow-Johannisthal auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz tätig. Reichlich Zeit, um die neue Tätigkeit kennen zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Häfke und Tekin beschlossen, dass sie drei, vier Monate lang regelmäßig aufschreibt, welche Tätigkeiten sie ausführt – und redeten dann darüber, wie sie damit klarkommt. Tekin riet Katja Häfke, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern. Früher war sie oft verschlossen, jetzt geht sie auch mal aus sich heraus. Sie wirkt freundlich und höflich. Sich zu verändern, dabei halfen ihr auch die Kurse des Innovativen Bildungs-Systems (IBS) der BWB. Sie stehen nicht nur den Beschäftigten in der Werkstatt offen, sondern auch den Menschen, die auf den ausgelagerten Arbeitsplätzen tätig sind. Erst nachdem beide Seiten gesehen hatten, dass die Zusammenarbeit gut klappt, unterschrieb Katja Häfke ihren Arbeitsvertrag mit der Pflegeeinrichtung Treptow-Johannisthal. Auch nach der ofiziellen Begleitung von Frau Häfke sieht Ismail Tekin sie durch die Betreuung ihrer Kolleginnen und Kollegen, die noch 9 keinen Arbeitsvertrag unterzeichnet haben. Er beantwortet Fragen, ermuntert sie, macht sie auf interessante Veranstaltungen aufmerksam. Die Kooperation mit der Pflegeeinrichtung TreptowJohannisthal klappt reibungslos – nicht nur im Fall von Katja Häfke. Innerhalb von drei Jahren ist sie die fünfte BWB-Mitarbeiterin, die einen Vertrag unterzeichnet hat. Das Integrationsmanagement kümmert sich auch um Mitarbeiter, denen es erst einmal nicht gelingt, außerhalb der Werkstatt Fuß zu fassen. Das kann verschiedene Gründe haben. Guido Handschug berichtet von einem Unternehmen, das pleite ging. Ein anderer Arbeitgeber verlegte seinen Standort in die Stadt Brandenburg. Dem Mann, der bei dem Unternehmen arbeitete, war der Weg zu lang. Er bekam schnell und unbürokratisch Hilfe, als die Beschäftigung endete. Alle Mitarbeiter, die außerhalb der Werkstatt tätig werden möchten, besuchen bei der BWB erst einmal den Kurs „Berufliche Entwicklung“. Er hilft ihnen unter anderem dabei, ihre persönlichen Kompetenzen weiterzuentwickeln: Sind sie kritikfähig? Teamfähig? Wer auf dem ersten Arbeitsmarkt anfangen will, sollte beispielsweise in der Lage sein, einen Dienstplan mit seinen Kollegen zu besprechen und Kompromisse auszuhandeln. Der Kurs findet einmal pro Woche statt. Das Interesse ist groß. „Zur Zeit beschulen wir 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Guido Handschug. Die Stammmitarbeiter des Integrationsmanagements sind regelmäßig in den verschiedenen Betriebsteilen der BWB unterwegs, suchen auch die Arbeitgeber auf. Das behalten sie bei – auch wenn das Büro in der Friedrichstraße eröffnet. Ismail Tekin sagt: „Für behinderte Menschen ist die Normalität wichtig. Sie wollen mit ihren Kollegen auf Augenhöhe sein.“ Katja Haefke wurde übernommen. Sie arbeitet im Team des Servicepersonals der Pflegeeinrichtung Treptow-Johannisthal. 10 Aus den Werkstätten Aus den Werkstätten Vielfältiger Kunststoff Ein Rahmenplan für ein spannendes Berufsfeld liegt vor R Rosalia de Michaeli wird im Berufsfeld Kunststoff qualifiziert osalia de Michaeli beugt sich über ein Werkstück aus Kunststoff, das sie feilt. Es ist ein Namensschild, das einmal akkurate Maße und eine gleichmäßige Oberfläche bekommen soll. Wenn es schließlich soweit ist, kann am Computer ein Namenszug entworfen und anschließend auf das Schild gelasert werden. Doch bis dahin ist noch viel zu tun. Die Seiten sind nicht noch nicht gerade, die Oberfläche fühlt sich rau an. Rosalia de Michaeli seufzt. Ihr fällt die Arbeit mit dem Kunststoff oft nicht leicht: Sie ist eine Herausforderung für die dunkelhaarige 17-Jährige, die ihre berufliche Bildung bei der BWB-Nord erfährt. Sie zeichnet gern, auch am Computer. Doch Mathematik treibt ihr den Schweiß auf die Stirn, und bei vielen Arbeitsschritten benötigt sie Unterstützung. Sie freut sich, als Gruppenleiter Michael Bredow sie lobt. Frau de Michaeli ist eine von sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die derzeit in der Westhafenstraße im Berufsfeld Kunststoff qualifiziert werden. Dieses Material, das uns in unserem Alltag immerzu in die Hände kommt, hat bei der BWB viele Fans. „Wenn Schüler zu uns kommen, um die BWB kennen zu lernen, bleiben sie häufig vor der Vitrine stehen, in der Gegenstände aus Kunststoff liegen“, sagt Michael Bredow. Die Augen vieler Schüler glänzen, sie würden am liebsten sofort bei ihm anfangen wollen. In der Vitrine sind u.a. eine Ablage für Stifte, Kerzenständer, eine Schraubenzwinge und die Vorspeisenbox ausgestellt, die Gäste der Jubiläumsfeier erhielten. Die hölzerne Box hat einen Deckel aus Kunststoff mit dem Schriftzug „50 Jahre BWB“. „Die Optik ist toll“, sagt Michael Bredow über die Gegenstände in der Vitrine. Schon deshalb würden sich viele Schüler und Mitarbeiter für die Arbeit mit dem Kunststoff interessieren. Doch sie verlange Geduld, Ausdauer und Präzision. „Das wollen wir den Mitarbeitern vermitteln“, sagt Michael Bredow. Damit die BWB den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Mitarbeiter noch besser gerecht werden kann, haben Michael Bredow und die Sonderpädagogin Antonia Hasler für das Berufsfeld Kunststoff einen 37-seitigen Rahmenplan entwickelt. Seit dem Sommer 2012 liegt er der Bundesagentur für Arbeit vor. Anhand des Rahmenplans lassen sich die Kompetenzen der Mitarbeiter beschreiben, die im Berufsfeld Kunststoff tätig sind. „Der Plan ist unter anderem hilfreich für den Arbeitsbereich“, erklärt Michael Bredow. „Der Gruppenleiter dort kann anhand des Plans einschätzen, welche Tätigkeiten der Mitarbeiter ausführen kann.“ Auch Arbeitgeber könnten anhand des Plans nachvollziehen, was der Mitarbeiter kann, in welchen Situationen er Unterstützung benötigt. „Der Rahmenplan trägt also dazu bei, die Anschlussfähigkeit des Mitarbeiters zu verbessern“, sagt Antonia Hasler: Ein wichtiges Ziel der BWB ist es ja, Mitarbeiter für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen. Als oberstes Kriterium nennt Antonia Hasler die Frage: „Auf welcher Komplexitätsstufe beherrscht der Mitarbeiter eine Tätigkeit im Berufsfeld Kunststoff?“ Der Plan sieht vier Qualifizierungsstufen vor: tätigkeitsorientiert, arbeitsplatzorientiert, berufsfeldorientiert und berufsbildorientiert. Der Plan beschreibt die Kompetenzen der Mitarbeiter anhand von praktischen Lehrbeispielen: Wie gut kennt er einzelne Werkzeuge und Werkstoffarten? Wieviel Unterstützung einer Fachkraft braucht er für die einzelnen Arbeitsschritte? Was weiß der Mitarbeiter über die Eigenschaften von Acrylglas, von Klebstoffen und Lösungsmitteln? Und vieles mehr. Der Plan beschreibt im weiteren Sinne auch soziale Kompetenzen: Wie selbständig ist der Mitarbeiter? Braucht er Arbeitshilfen? Überblickt er den Arbeitsprozess? Kann er das Gelernte von einer Aufgabe zur nächsten übertragen? Kann er das Ergebnis seiner Arbeit eigenständig beurteilen? Der Gruppenleiter ist nun dabei, Qualifizierungsbausteine zu entwickeln, die auf den Rahmenplan aufbauen. Die Kurse können dann passgerecht zu den Fähigkeiten und Vorkenntnissen der Mitarbeiter angeboten werden. Die BWB möchte erreichen, dass im Berufsfeld Kunststoff jeder Mitarbeiter jeden Arbeitsschritt ausführen kann: Vielfalt für alle. „Dieses Angebot der BWB ist einzigartig“, sagt Michael Bredow. „Für jeden ist etwas dabei, das er erlernen kann; und wer einmal unsere Kunststoffspritzerei in der Produktion gesehen hat, erkennt ein Berufsbild mit Zukunft“. Antonia Hasler und Michael Bredow haben einen Rahmenplan für das Berufsfeld Kunststoff entwickelt 11 12 Unternehmensnetzwerk Unternehmensnetzwerk Schöner Süden, schöne Zusammenarbeit – Die BWB engagiert sich schon seit dem Jahr 2009 im Unternehmensnetzwerk Neukölln-Südring I Christian Mehner von regioconsult, fungiert als Assistent des Netzwerkvorstands. m Süden Berlins fährt die Ringbahn durch Neukölln. Entlang der S-Bahnstrecke, am Wirtschaftsstandort Neukölln-Südring, siedelten sich schon vor hundert Jahren Unternehmen an. Heute sind auf 302 Hektar rund 550 Unternehmen mit 12.000 Beschäftigten tätig. Das Besondere: Im Unterschied etwa zu den Bezirken Mitte oder Pankow, wo die Medien- und die Dienstleistungsbranche stark sind, liegt der Schwerpunkt am Neuköllner Südring auf der industriellen Produktion. Die BWB eröffnete 2008 in der Lahnstraße die Werkstatt am Hafen. 75 psychisch erkrankte Menschen sind heute dort beschäftigt. Viele stellen sogenannte KiWaBos her, Boxen, in denen Kinderwägen untergestellt werden können. Andere arbeiten in der Bürogruppe, die im Auftrag von Unternehmen Büroarbeiten erledigen. Seit 2009 engagiert sich die BWB im Unternehmensnetzwerk Neukölln-Südring. Dieses war am 14. Juli 2008 gegründet worden, um den Wirtschaftsstandort voranzubringen. Zu den elf Gründungsmitgliedern gehören u.a. das Traditionsunternehmen Karl F. Opitz, das Industrieverpackungen herstellt, die Dalhoff Straßenbau GmbH, die Fernheizwerk Neukölln AG und das Hotel Estrel Berlin. Ihre Kooperation wurde zunächst über das Programm „Stadtumbau West“ gefördert. Dieses sollte dazu beitragen, die Folgen der politischen Teilung Berlins und des demografischen Wandels zu bewältigen. Die Gründung des Netzwerks begleitete das regionalwirtschaftliche Beratungsunternehmen regioconsult . „Die Gründungsmitglieder des Netzwerkes kamen schon in der Anfangszeit gern in die öffentliche Kantine der Werkstatt am Hafen“, erzählt Christian Schuster. „So entstanden die ersten Kontakte zur BWB“. Schuster, der die BWB-Süd leitet, und andere Entscheider bei der BWB waren schnell vom Nutzen des Netzwerkes überzeugt. „Zunächst waren wir als Gast mit dabei“, sagt Christian Schuster. Doch schon im September 2009 stellte sich die Werkstatt am Hafen bei einem der Unternehmertreffen vor. Die Mitglieder des Netzwerkes schauten sich in der Lahnstraße um, informierten sich über das Profil der Werkstatt und ihre Mitarbeiter. „Einige der Leute, die damals an dem Treffen teilnahmen, erinnern sich noch heute daran, dass sie mal auf einem unserer Traktoren gesessen haben“, sagt Christian Schuster. Der Termin fand im „Jahr der Schönheit“ statt. Die Kampagne mit diesem provokanten Titel sollte der Standortpflege dienen – um die versteckte Schönheit des Wirtschaftsstandorts zu entdecken. Mittlerweile haben sich mehr als 30 Unternehmen dem Netzwerk angeschlossen. Zu ihnen gehören Grundstücksinhaber, Betriebe aus der Nahrungs- und Genussmittelbranche, Internethändler sowie Experten für die Wasser- und kreislaufwirtschaft. Zu den Unternehmertreffen, die etwa jeden zweiten Monat stattfinden, erscheinen jeweils 50 bis 100 Personen. Da präsentiert sich jeweils ein anderer Betrieb, man tauscht sich aus und spricht über neue Ideen für den Wirtschaftsstandort Neukölln-Südring. Für Christian Schuster sind die Treffen ideale Gelegenheiten, um die Nachbarn der Werkstatt am Hafen persönlich kennen zu lernen. Er erzählt von Aufträgen, welche die BWB akquirieren konnte, und von Aufträgen, die sie selbst vergab. So erledigt das Unternehmen UNIVERSAL, das im Netzwerk mitwirkt, den Winterdienst für die BWB-Süd. „Für mich ist außerdem interessant, zu hören, wie andere Unternehmen bestimmte Dinge organisiert haben, etwa den Arbeitsschutz“, sagt Christian Schuster. Der Geograph Christian Mehner spricht von den Synergieeffekten und davon, dass das Image von Neukölln langfristig verbessert wird. Er ist für das Beratungsunternehmen regioconsult tätig, außerdem arbeitet er für das Unternehmensnetzwerk als Assistent des Vorstands. Der wird übrigens von Dr. Armin Seitz geleitet, dem Geschäftsführer der Moll Marzipan GmbH. Christian Mehner sagt: „Die Mitglieder des Netzwerks verständigen sich auch über Themen, die in Neukölln gerade aktuell sind.“ So könnten sie ihre Interessen gemeinsam vertreten. Dazu gehört die Autobahn A 100, die in den kommenden Jahren in Neukölln erweitert wird. Zum letzten Unternehmertreffen, das am 31. Januar 2013 die Wohnungsbaugesellschaft degewo AG ausgerichtet hatte, war auch ein Vertreter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt eingeladen worden. „Er berichtete aus erster Hand, welche Folgen die Erweiterung der A 100 für den Neuköllner Südring hat“, sagt Christian Mehner. So können sich die Unternehmen langfristig auf die Folgen der Bauarbeiten einstellen, Transportwege planen und anderes mehr. „Ich finde es wichtig, dass die BWB in diesem Netzwerk vertreten ist“, sagt Christian Schuster. Dass es weiter wachsen wird, davon ist er überzeugt. 13 „Ich finde es wichtig, dass die BWB in diesem Netzwerk vertreten ist.“ Herr Christian Schuster an einem Probearbeitsplatz der Lebensmittelverpackung. 14 Im Gespräch Sport … und wie viel Entgelt wurde in den letzten 50 Jahren ausgezahlt? M Manuela Sperwien und Detlef Hellingrath im Gespräch Einblick Ausgabe 04/12 Seite 35 it dieser Frage endete Herr Hellingraths Beitrag des letzten Einblicks (Ausgabe 04/12, Seite 35). Das ist eine interessante Frage, dachte sich Frau Sperwien und nahm es zum Anlass Herrn Hellingrath bei der BWB-Ost zu einem Gespräch aufzusuchen. Herr Hellingrath arbeitet beim Pförtnerdienst der BWB-Ost. Er führt Telefonlisten, mailt Essensbestellungen des Förderbereiches an die Verwaltung, erstellt übersichtliche Urlaubspläne für die eigenen Kollegen und wer einmal zum Tag der offen Tür in der BWB-Ost vorbeigeschaut hat, wurde garantiert von ihm freundlich begrüßt. Seit nunmehr über zwanzig Jahren ist er Mitarbeiter der BWB. Herr Hellingrath interessierte sich schon immer für die Belange der BWB und verfolgte auch die Arbeit der ehemaligen Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen. Umso mehr war ein Wiedersehen mit Herrn Junge auf der Jubiläumsfeier, die Erinnerung an eine Zeit, bei der er schon öfter Kontakt zur Geschäftsleitung halten konnte. Ein bisschen aufgeregt ist er schon, es sei ja auch nicht selbstverständlich, dass Frau Sperwien ihren Arbeitstag für seine Belange unterbricht. 14 Uhr, Frau Sperwien begrüßte Herrn Hellingrath und die Aufregung war verflogen. Sie hatte die Verwaltung der BWB damit bemüht eine möglichst genaue Entgelthöhe der letzten 50 Jahre zu ermitteln. Dadurch, dass die BWB erst seit 1982 den Werkstattstatus beantragt hatte, sind die Zahlen zwischen 1962-1976 kaum noch zu eruieren aber dennoch kamen zwischen 1976 bis 2012 knapp 68 Millionen Euro zur Auszahlung an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die BWB zahlt heute noch im Durchschnitt eines der höchsten Entgelte aus. Herr Hellingrath ist begeistert und er bestätigt, dass auch früher schon so war und freut sich, dass es immer noch so ist. Für die Regelungen der Entgelte gibt es eine Vorgabe die besagt, dass mindestens 70% zur Ausschüttung an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen und 30% in die Rücklage des Unternehmens gehen können. Die BWB zahlte immer über 90% an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Das ist eine interne Vorgabe und Einigung der Geschäftsleitung mit dem Aufsichtsrat. Herr Hellingrath folgt interessiert den Ausführungen Sperwiens und erklärt, dass er auch die Auftragslage der BWB, zwar nur gefühlt aber dennoch, sehr gut einschätzen kann; ob es für die BWB ein gutes Jahr wird oder eher das Weihnachtsgeld gefährdet ist. Sie gab ihm Recht, doch auch in schwächeren Zeiten geht die BWB sogar an die Rücklage, um die Entgelte zu halten. Natürlich sollte die BWB das perspektivisch nicht allzu oft machen. Das Weihnachtsgeld werde, wie beim Stammpersonal zum Teil, über eine Betriebsvereinbarung mit dem Werkstattrat geregelt. Da steht es am Anfang fest, was am Ende des Jahres gezahlt werden muss. Die aktuelle Petition für Mindestlöhne in Werkstätten für behinderte Menschen, nahmen beide zum Anlass die finanzielle Situation von Werkstattmitarbeitern zu besprechen. Höhere Kosten für Energie und Lebensmittel würden Menschen mit Behinderungen die Aufwendungen für ihren Alltag unangemessen steigern. Herr Hellingrath fragte daher zu Recht, ob in der nächsten Zeit eine Erhöhung des Preises für ein Mittagessen zu erwarten ist. Frau Sperwien verneinte, denn die Pauschale, die die BWB vom Kostenträger erhält, um eine gesunde und warme Mittagsmahlzeit anzubieten, ist vorgegeben. Hier will und kann die BWB keine Preise erhöhen. BWB-Küchenchef Michael Wilke muss genau mit dem auskommen, was der Kostenträger für angemessen hält. Herr Hellingrath meint, dass für ihn, durch das Mehrfachangebot, immer eine schmackhafte Mahlzeit dabei sei. Frau Sperwien bedankte sich für das konstruktive Gespräch und schlug vor, im regelmäßigen Austausch zu bleiben. Herr Hellingrath willigte ein und verabschiedete die Geschäftsführerin mit den Worten: “Ich wünsche mir, dass Sie uns sehr lange erhalten bleiben!“ Weltmeister trotz Wirbelsturm: Kraftdreikämpfer Peter Pätsch M ittwochnachmittag: Unter der Obhut von Sportlehrer Mario Vieweger trainieren Mitarbeiter der BWB in den Räumen des Sportvereins SV Berlin 2000 in der Wolfener Straße. Eine Frau geht auf dem Laufband, eine andere müht sich auf dem Hometrainer ab. Beiden läuft der Schweiß über die Stirn. Mehrere Männer und Frauen absolvieren ein Krafttraining an den Geräten. Auch Peter Pätsch hält hier seine Muskeln in Schwung. Ihm scheint die Anstrengung jedoch kaum etwas auszumachen, denn er treibt fast jeden Tag Sport. Pätsch ist 47 Jahre alt und stämmig. Er trägt das Haar milimeterkurz. Wer den bescheiden wirkenden Mann trifft, glaubt erst einmal nicht, dass er einen Weltmeister vor sich hat. Doch Pätsch hat gerade wieder einmal eine Goldmedaille abgeräumt. Bei den Weltmeisterschaften im Kraftdreikampf gewann er Ende Oktober den ersten Platz in der Kategorie Halbschwergewicht. Zum Kraftdreikampf, Englisch: Powerlifting, gehören die drei Disziplinen Kniebeuge, Bankdrücken und Kreuzheben. Der 31-jährige Sergej Ebert, ebenfalls Mitarbeiter der BWB, belegte den fünften Platz in der Kategorie Schwergewicht. Ebert trainiert an diesem Tag jedoch nicht in der Wolfener Straße. „Er macht gerade ein Praktikum als Hausmeistergehilfe“, sagt Mario Vieweger. Peter Pätsch hat sein Training für ein paar Minuten unterbrochen. Er holt die Medaille hervor. „Ich habe schon 30 bis 40 Medaillen zu Hause“, sagt er – seine sportlichen Erfolge aus den vergangenen Jahren. Die neue Auszeichnung ist eine besondere: Der Wettkampf fand in Puerto Rico statt. Zwölf Stunden dauerte es, bis das Flugzeug mit Peter Pätsch, Sergej Ebert und einem Athleten von der LWB Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH den amerikanischen Inselstaat erreicht hatte. Begleitet wurden die Drei von Jürgen Günsel. Er setzt sich für die Verbreitung des Kraftdreisports ein, ist aber inzwischen pensioniert. In Aguadilla war es Sommer und brütend heiß, die Sporthalle stand direkt am Meer. Trotz des engen Terminkalenders fanden die Vier aus Berlin Zeit zum Baden. Pätsch und Ebert konkurrierten mit Athleten aus Russland, der Türkei und anderen Ländern. Nach ihrem Wettkampf schauten sie bei den Ausscheiden der nichtbehinderten Sportler zu. Und dann ließ „Sandy“ die Wellen höher schlagen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. „Sie liefen bis auf die Straße vor der Sporthalle“, sagt Peter Pätsch. „Dort lagen auch Steine und Sand herum.“ Wegen des Wirbelsturms mussten die Berliner zehn Stunden auf ihren Rückflug warten. „Erst hieß es sogar, dass wir erst sieben Tage später zurückfliegen können“, meint Pätsch. Er und Sergej Ebert hatten im Mai auch bei den Special Olympics in München gepunktet. In Berlin wartete sein ausgelagerter Arbeitsplatz auf Peter Pätsch. Er ist in den Räumen des Sportvereins SV Berlin 2000 tätig, wo er auch trainiert. Am Tresen nimmt er die Sportler in Empfang, checkt sie ein und aus und schenkt ihnen Getränke ein. Sein Wunsch für 2013? „Noch eine Goldmedaille“, sagt Peter Pätsch. EIn ganz besonderes Souvenir aus Puerto Rico: Die Goldmedaille von Halbschwergewicht-Weltmeister im Kraftdreikampf Peter Pätsch Auch Trainer Mario Vieweger ist stolz auf Peter Pätsch 15 16 Dieser Newsletter ist durch die Unterstützung unserer Partner entstanden: Feuersozietät Generalagentur Ralph Kircks e. Kfm. ralph.kircks@feuersozietaet.de Hasse & Wrede GmbH www.hassewrede.de GEYER GRUPPE Industrieholding GmbH www.geyer-gruppe.de Collonil - Salzenbrodt GmbH & Co. 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