Titel - beim Neukirchener Erziehungsverein

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Titel - beim Neukirchener Erziehungsverein
Neukirchener
Jahrgang 12 / 1 · März 2012
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Informationen und Berichte
aus dem Neukirchener
Erziehungsverein und
dem Paul Gerhardt Werk
„Wie in einer
großen Familie“
Expertin
fürs Wohlfühlen
Ein Reich
aus fünf Etagen
Gutes
für die Seele
Wenn Menschen
ihre Zeit schenken
Im heim
eine heimat geben
Warum menschen
in der altenpflege arbeiten
Editorial
2
Nachgedacht
3
Liebe Freundinnen
und Freunde
des Neukirchener
Erziehungsvereins,
Titel
• „Hier kann man viel fürs Leben lernen“
Warum junge Menschen
in der Altenpflege arbeiten
4
• „Wie in einer
großen Familie“
Angela Prietz leitet
das Dreikönigenhaus
6
• Sicherheit geben
Mehr als nur Verwaltungskraft:
­Heike Peraglie
8
• Expertin fürs Wohlfühlen
Hauswirtschaftsleiterin
Heike Tacken-Dahmen
9
• Ein Reich aus fünf Etagen
Hausmeister Klaus Heilen
10
• Gutes für die Seele
Soziale Dienste:
Diakonin Anne Mosel
11
• Wenn Menschen
ihre Zeit schenken
Ehrenamtliche Arbeit
in der Altenpflege
12
Nachrichten
14
17
• Ferien am Meer
Urlaub für die Bewohner
des Dreikönigenhauses
19
Die Neukirchener Mitteilungen
­informieren vierteljährlich über
die Arbeit des Neukirchener
­Erziehungsvereins und des
Paul Gerhardt Werkes.
Herausgeber:
Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein
Redaktion: Ulrich Schäfer (us),
Robert van Beek (rvb)
Bildnachweis: Robert van Beek,
Ulrich Schäfer, Andreas Riebe-Beier
Gestaltung: Ute Glessner,
zero.kommunikation, Moers
• Damit es schön warm bleibt
Fußsäcke für Rollstuhlfahrer
Sponsorenrallye 2012
Radeln für einen neuen Spielplatz
Praxis eines diakonischen Unternehmens bedeutet. Wir stellen Ihnen Menschen vor, die hauptberuflich oder ehrenamtlich in unseren drei Altenpflegeheimen in Neukirchen-Vluyn und Krefeld arbeiten. Warum haben sie sich für
einen Beruf entschieden, der nicht gerade zu den angesehensten in unserer
Gesellschaft gehört? Was treibt sie an,
was leisten sie Tag für Tag in der Betreuung alter und kranker Menschen?
Diese und andere Fragen haben wir unseren Kolleginnen und Kollegen in den
drei Einrichtungen gestellt. Ihre Antworten sind ebenso überraschend wie
aufschlussreich.
Ich wünsche Ihnen
eine anregende ­Lektüre.
Ihr
Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein
Direktor des Neukirchener
­Erziehungsvereins
Impressum
Spenden und Helfen
Die letzte Seite
Sie werden sich vielleicht gewundert haben, dass diese Ausgabe der Neukirchener Mitteilungen anders als sonst üblich
in Ihrem Briefkasten lag: ohne Umschlag,
ohne gesondertes Anschreiben. Keine
Angst, es ist nichts verloren gegangen!
Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil wir den Papierverbrauch
für das Magazin mit Beginn des neuen
Jahres reduzieren wollten. Das schont
die Umwelt und spart Kosten. Und noch
etwas ist neu: Wenn Sie den Neukirchener Erziehungsverein mit einer Spende
unterstützen wollen, finden Sie die
Überweisungsträger jetzt nicht mehr
als Einhefter in der Mitte der Ausgabe,
sondern auf den hinteren Seiten; dort,
wo auch unsere beiden Spendenprojekte beschrieben sind. Das ist aber auch
schon alles an Änderungen. Wie gewohnt, informieren wir Sie ausführlich
über Schwerpunkte unserer Arbeit.
Die EU hat das Jahr 2012 zum „Euro­
päischen Jahr für aktives Altern und
Solidarität zwischen den Generationen“
erklärt. Vor diesem Hintergrund haben
wir uns gefragt, was dies heute in der
Druck: Set Point Medien, Kamp-Lintfort
Neukirchener Erziehungsverein
Andreas-Bräm-Straße 18/20
47506 Neukirchen-Vluyn
Fon:
Fax:
E-Mail:
Internet:
0 28 45 / 3 92 - 0
0 28 45 / 39 23 92
info@neukirchener.de
www.neukirchener.de
· KD-Bank eG (BLZ 350 601 90)
Konto 101 020 9010
BIC GENODED1DKD
IBAN DE71 3506 0190 1010 2090 10
· Sparkasse am Niederrhein
(BLZ 354 500 00)
Konto 142 020 0378
· Volksbank Niederrhein eG
(BLZ 354 611 06) Konto 141 011
20
Der Neukirchener Erziehungsverein
ist Mitglied im Diakonischen Werk.
· Postbank Essen
(BLZ 360 100 43) Konto 165 18-439
Titelbild: Herzliche Zuwendung – Pflegeschülerin Agnes Stolarsky
mit Bewohnerin Gerda Kampmann (94) aus dem
Matthias-Jorissen-Hauses in Neukirchen-Vluyn.
neukirchener.de
Inhalt
2
www.
Nachgedacht
3
unvorstellbar!
Die Medizinerin und Psychoanalytikerin Dr. Margarete Mitscherlich (92)
gibt in ihrem Buch „Die Radikalität
des Alters“ ein Gespräch mit der Feministin Alice Schwarzer wie folgt
wieder: „Ich habe mir niemals mich
als alt vorgestellt. So wie diese armen Menschen, die sich nicht mehr
selber helfen können und so eine
peinliche Karre vor sich herschieben
müssen beim Gehen. ( … ) Natürlich
wusste ich mit dem Verstand, dass
ich eines Tages alt werden würde.
Aber es war trotzdem nicht vorstellbar für mich. Die Alten, das war eine
andere Sorte Mensch als ich. Alles
was man nicht selber erlebt hat, ist
in Wahrheit gefühlsmäßig nicht vorstellbar.“
Ein Viertel der Menschen, die im
Matthias-Jorissen-Haus in Neukirchen-Vluyn leben, sind 90 Jahre alt
und älter. In dieser Phase der Hochaltrigkeit sprechen wir von „vielfältigen Verlusterfahrungen“, die das
Leben schwer machen. Vielfältige
Körperfunktionen, wie z. B. das Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und
Schmecken lassen nach oder gehen
verloren. Langjährige Lieblingsspeisen können nicht mehr so genossen
werden. Oder der Geschmacksinn
ändert sich so sehr, dass süße Speisen stark bevorzugt werden. Die
Funktion der Thermoregulation wird
sehr eingeschränkt. Immer ist es irgendwie zu kalt oder es zieht aus
einer Ecke. Das Ausscheiden wird zu
einem großen Problem.
Die Welt wird kleiner. Die Bewegung
fällt schwer. Geliebte Orte, Geschäfte, Parkanlagen sind nicht mehr erreichbar. Auch Freunde und Nachbarn leben einfach zu weit weg –
oder sind bereits verstorben. Der Tod
anderer Menschen wird ein ständiger Begleiter. Sogar vor dem eige-
nen Ehepartner oder vor dem eigenen Kind, das auch schon in die
Jahre gekommen ist, macht er nicht
halt.
Die eigene Endlichkeit gerät immer
mehr in den Blick. Die Angst vor
Krankheit und Sterben wird stärker
und stärker. Und sie kann nicht mit
einem lieben Menschen geteilt werden. Ist das nicht eine hoffnungslose
Situation? Hier kann es doch keine
Hoffnung mehr geben! – Unvorstellbar!
In unserem Haus erlebe ich viele
Menschen mit Hoffnung. Diese Hoffnung orientiert sich nicht an dem,
was alles verloren gegangen ist. Sie
konzentriert sich nicht auf die noch
verbliebenen Möglichkeiten. Sondern Hoffnung richtet sich aus auf
etwas außerhalb des irdischen Lebens: auf Gott, auf seine Hilfe und
seinen Beistand.
In Hebräer 11,1 heißt es in der Übersetzung der Basisbibel: Der Glaube
ist die Gestalt dessen, worauf man
hofft. Er liefert den Beweis für eine
Wirklichkeit, die nicht sichtbar ist.
Der gemeinsame Glaube an diese
nicht sichtbare Wirklichkeit macht
Mut und gibt Hoffnung. Diese Hoffnung betrifft die existentiellen Sorgen, Nöte und Qualen. Und sie richtet sich aus auf das, was nach dem
irdischen Leben kommt. Sie nährt
sich in dem gemeinsamen Glauben
an unseren gnädigen Gott und an
seinen Sohn, der auferstanden ist
und so den Tod überwunden hat.
Die Menschen, die sich im Glauben
an diese nicht sichtbare Wirklichkeit
getragen wissen, geben die Hoffnung nicht auf. Trotz aller Widrigkeiten, Nöte und Beschwernisse. –
Unvorstellbar!
In dem im Februar erschienen Buch
„Wie ausgewechselt – Verblassende
GeDaCht
naCh
Diakon thomas ulbrich,
Leiter des Seniorenzentrums MatthiasJorissen-Haus in Neukirchen-Vluyn
Erinnerungen an mein Leben“ setzt
sich Rudi Assauer (67), langjähriger
Manager des Bundesligaclubs FC
Schalke 04, mit seinem Leben und
seiner dementiellen Erkrankung
auseinander. Er schließt seine Ausführungen mit folgenden Zeilen:
„Ich habe nie gebetet, habe nie an
Gott geglaubt. Aber ich glaube
schon, dass da oben irgendetwas ist,
dass es irgendjemanden gibt, der die
Geschicke der Menschen lenkt. Es
geht alles seinen Weg, so wie es
vorherbestimmt ist. Auch mein Leben, auch meine Krankheit.“
Wenn ich sein Buch richtig verstanden habe, kann ich sagen: Rudi Assauer ist ohne Hoffnung. Spürbar
wird dies in der Art und Weise, wie
er auf sein Leben und sein Wirken
zurückblickt. Ich entdecke vor allem
Verbitterung, Enttäuschung und
Trauer. Hier gibt es keinen Glauben.
Der Glaube an das kommende Reich
Gottes als eine nicht sichtbare Wirklichkeit wirkt sich auf die glaubenden Menschen aus. Ganz besonders
auf die Menschen, die in ihrer Hochaltrigkeit in besonderem Maße mit
ihrer Endlichkeit konfrontiert sind.
Ich spüre ihre Hoffnung und ihr Getragensein. Ich spüre ihren gemeinsamen Glauben, der sich im Leben in
unserem Haus in vielen Situationen
äußert. Manchmal erkenne ich ihre
leise Freude an den verbliebenen
Möglichkeiten und an dem Schatz
ihrer Erinnerungen. – Unvorstellbar!
Und das macht mir Hoffnung.
•
4
Titel
Von menschen,
die sich
um andere
kümmern
Im Alter pflegebedürftig werden vorrangig andere Menschen – nicht
ich selbst. Diese innere Überzeugung von einem Lebensstil, der weder
durch Krankheit noch durch Alterung ungebrochen bis zum letzten
Atemzug geführt werden kann, ist weit verbreitet. Und vielleicht ist
sie auch eine der Ursachen für die mangelhafte Wertschätzung all der
Menschen, die sich professionell um die „anderen Menschen“ kümmern; um die, die krank und pflegebedürftig geworden sind und ihre
letzte Lebensphase in einem Heim verbringen.
In dieser Ausgabe werden wir nicht den Versuch unternehmen, die
inneren Überzeugungen von lebenslanger Unversehrtheit zu widerlegen. Wir wollen auch keine Ängste schüren. Wir wollen genau das
Gegenteil: nämlich den „anderen Menschen“, die infolge schwerer
Krankheit und fortgeschrittenen Alters auf die Unterstützung durch
fremde Menschen angewiesen sind, davon berichten, wer denn die
Menschen sind, die sich um sie kümmern.
Was leisten diese Menschen eigentlich während des ganzen Arbeitstages? Warum haben sich diese jungen und älteren Mitarbeitenden
dafür entschieden, ihre helfende Arbeit erwerbsmäßig zu erbringen?
Was bedeutet ihnen das Miteinander mit den älteren Damen und
Herren und ihren Angehörigen? Und wie schaffen sie es, diese Arbeit
über teilweise sehr lange Jahre mit immer wieder frischer Begeisterung zu leisten?
Wenn die Antworten einen anderen, vielleicht sogar neuen Blick auf
das Leben und auf das Arbeiten in einem Heim für ältere Menschen
erschließen helfen, war die Vorarbeit an diesem Heft erfolgreich.
andreas riebe-Beier
Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe des Neukirchener Erziehungsvereins
Warum junge menschen in der altenpflege arbeiten
„hier kann man viel
fürs leben lernen
Die Zahlen sprechen für sich: In
Deutschland wird sich der Fachkräftemangel in der Altenpflege nach einer
Studie des Instituts der deutschen
Wirtschaft (IW) in den kommenden
Jahrzehnten massiv verschärfen. Bereits heute fehlen nach den Berechnungen des IW aus dem vergangenen
Jahr rund 30.000 Fachkräfte, bis 2020
werden es 220.000 sein. Die Zahl der
Pflegebedürftigen wird nach der IWStudie von zurzeit 2,5 Millionen bis
zum Jahr 2050 auf rund vier Millionen
steigen. Ein Drittel von ihnen, so die
Prognose, wird in stationären Altenpflegeeinrichtungen betreut. Wer sich
also heute für einen Beruf in der Altenpflege entscheidet, liegt damit
nicht falsch. Und der Trend geht auch
nach oben: Rund 24.000 Schülerinnen
“
und Schüler in der Altenpflege haben
nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes im Schuljahr 2010 / 2011 ihr
erstes Ausbildungsjahr abgeschlossen,
20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Ob diese positive Entwicklung ausreicht, dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wird
sich freilich erst in einigen Jahren zeigen. Der Neukirchener Erziehungsverein jedenfalls setzt schon seit geraumer Zeit gezielt auf den Nachwuchs in
der Pflege. 25 junge Männer und Frauen absolvieren derzeit den praktischen
Teil ihrer Ausbildung in den drei Altenheimen in Neukirchen-Vluyn und Krefeld sowie in der Diakoniestation in
Neukirchen-Vluyn. Eine von ihnen ist
Agnes Stolarski. Die 30jährige Mutter
von zwei Kindern hat sich erst und
über den Umweg einer aus familiären
Gründen abgebrochenen Ausbildung
zur Zahnarzthelferin für den Beruf der
Altenpflegerin entschieden. Die Doppelbelastung als Mutter von kleinen
Kindern war ihr damals noch zu groß.
Mit Hilfe ihrer Eltern stemmt sie jetzt
ihre Aufgaben als Mutter und Altenpflegeschülerin. Seit Oktober vergangenen Jahres besucht Agnes Stolarski das
Fachseminar für Altenpflege des Kreises
Wesel in Kamp-Lintfort. An der staatlich
anerkannten Altenpflegeschule werden
seit 1974 kontinuierlich Altenpflegerinnen und Altenpfleger ausgebildet. Die
nötige Praxis erwirbt sie beim Neukirchener Erziehungsverein; im MatthiasJorissen-Haus, einem Altenpflegeheim
in Neukirchen-Vluyn – benannt nach
einem reformierten Pfarrer und Kirchenliederdichter aus Wesel – sowie unter anderem in der ambulanten Pflege
in der Diakoniestation Vluyn.
Zukunftssicher
Im Herbst 2013 wird Agnes Stolarski
ihre dreijährige Ausbildung beenden,
Titel
und sie freut sich schon jetzt darauf, in
der Altenpflege zu arbeiten. „Der Umgang mit den alten Menschen macht
mir einfach sehr viel Spaß“, sagt sie
unumwunden und weicht davon auch
auf Nachfrage nicht ab. „Ja, ich habe
überhaupt keine Probleme im Umgang
mit den Bewohnern, auch wenn sie
zum Beispiel unter Demenz leiden.“ Es
gebe eben jeden Tag neue Herausforderungen, und auch die körperlich Belastung mache ihr nichts aus. So klar
wie ihre jetzige Einstellung zu dem Beruf ist, so eindeutig sind auch ihre Vorstellungen für die nächsten Jahre. Agnes Stolarski möchte sich nach ihrem
Examen als Altenpflegerin gerne spezialisieren und zur Wundexpertin ausbilden lassen, eine Qualifikation, die in
der Altenpflege sehr gefragt ist. „Es ist
eben insgesamt ein zukunftssicherer
Beruf“, sagt sie zufrieden.
Wenn Tobias Plonka in seinem Freundeskreis über seinen Beruf spricht, bekommt er immer wieder das Gleiche zu
hören: „Alle sagen, sie könnten das
nicht. Jeden Tag mit alten und kranken
Menschen zu verbringen, sie zu pflegen, sie zu versorgen.“ Der 27-Jährige
hat Verständnis für diese Haltung. „Sie
wissen eben viel zu wenig über die Altenpflege. Vielleicht liegt die Abneigung auch an dem schlechten Image
der Altenpflege in der Bevölkerung.“
5
Tobias Plonka jedenfalls kann sich keinen anderen Beruf vorstellen. Im vergangenen Jahr hat er seine Ausbildung
am Fachseminar für Altenpflege in
Kamp-Lintfort beendet und ist heilfroh, sich so entschieden zu haben. In
seiner Zeit als Zivildienstleistender
hatte er erste Erfahrungen in einem
sozialen Arbeitsfeld gemacht, in einem
Krankenhaus seiner Heimatstadt Duisburg. „Aber Krankenpfleger wollte ich
nicht werden. Die Verweildauer der Patienten in den Krankenhäusern ist heute so kurz, dass man keine wirklichen
Beziehungen zu den Menschen aufbauen kann.“
In der Altenpflege ist das anders. Das
hat Tobias Plonka schon nach den ersten Monaten im Matthias-Jorissen-Haus
gespürt. „In der Begegnung mit den alten Menschen kann ich viel fürs Leben
lernen“, sagt er. Die Gespräche mit den
Bewohnern bringen Abwechslung in
seinen anstrengenden Arbeitstag. „Sie
haben ja so viel Lebenserfahrung, das ist
einfach interessant, und ich höre gerne
zu.“ So habe er durch persönliche Schilderungen zum Beispiel mehr über die
Zeit des Nationalsozialismus erfahren
als in der Schule. Und unter den 55 alten Menschen im Wohnbereich 1, für
die er mit sieben weiteren Pflegekräften
zuständig ist, gibt es sogar einige Fans
des Fußballvereins MSV Duisburg. „Da
Gemütliche Runde:
Altenpfleger Tobias Plonka singt gerne
Volkslieder mit den Bewohnern
Neu im Beruf und voller Pläne:
Agnes Stolarski im Gespräch mit Bewohnerin Gerda
Kampmann (94) des Matthias-Jorissen-Hauses.
können wir gemeinsam von alten, besseren Zeiten schwärmen.“
„Den menschen
gerecht werden“
An den Zeitdruck, den viele Pflegekräfte beklagen, hat sich Tobias Plonka
mittlerweile gewöhnt. „Das Problem ist
nicht die eigentliche Arbeit“, sagt er.
„Aber ich möchte den Menschen gerecht werden, mir mehr Zeit für Gespräche nehmen. Und das klappt leider
nicht immer.“ Die hohe physische Belastung in der Pflege, das häufige Tragen, Heben und Umbetten der alten
Menschen, kann der Freizeitsportler
gut bewältigen. Er spielt Fußball in einer Hobbymannschaft und geht regelmäßig in ein Fitness-Studio. Trotz aller
Belastung bleibt auch Zeit für gemeinsame, fast gemütliche Runden mit den
Bewohnern. Dann holt Tobias Plonka
seine Gitarre raus und singt mit den alten Menschen. „Natürlich Volkslieder,
die musste ich zum großen Teil aber
erst lernen.“
Sein weiteres Berufsleben kann sich Tobias Plonka nur in der Altenhilfe vorstellen. Er möchte noch mehr wissen,
sich weiterbilden. Sein Ziel ist eine Ausbildung zur gerontopsychiatrischen
Fachkraft. „Ich habe gemerkt, dass ich
gerade mit psychisch wesensveränderten und altersverwirrten Menschen
ganz gut umgehen kann“, sagt er selbstbewusst. Um seine berufliche Zukunft
braucht er sich angesichts der steigenden Zahl von Pflegebedürftigen wohl
keine Sorgen zu machen.
• us
6
Titel
angela prietz leitet das
traditionsreiche Dreikönigenhaus in Krefeld
„Wie in einer
großen Familie“
Im Büro von Angela
Prietz treffen sich die
Bereichsleitungen zu
ihrer morgendlichen
Besprechung. Was
bringt der Tag, welche Termine stehen
an? Gibt es besondere gesundheitliche Probleme bei den
angela prietz (43)
Bewohnern? Welche
neuen Mitarbeiter müssen eingearbeitet werden? Wie sieht das Wochenprogramm aus, welche Veranstaltungen
sind geplant? Alltag im Dreikönigenhaus, einem Altenheim mitten in Krefeld, nur einen Steinwurf
vom Ostwall entfernt, der
großen, belebten Geschäftsstraße.
Jäh unterbrochen wird die
morgendliche Routine durch
die Nachricht, dass eine Bewohnerin im Speisesaal ganz
plötzlich einen Kreislaufkollaps erlitten hat. Noch
bevor der sofort alarmierte
Notarzt eintrifft, sind Pflegekräfte vor Ort. Die Frau
bekommt Erste Hilfe, jemand
kümmert sich zeitgleich um
die übrigen Bewohner, die
das Geschehen miterlebt
haben.
pflege ist
ganz einfach?
Von wegen!
Angela Prietz weiß, dass sie
sich in solchen Fällen auf ihr
Personal verlassen kann. „Ich
habe gar nicht gewusst, dass
man in Ihrem Beruf so viel
wissen muss“, hat ihr mal ein
Angehöriger eines Bewohners in einer ähnlichen Situation gesagt. „Ja, das wissen
die wenigsten. Viele meinen, dass
Pflege ganz einfach ist und im Grunde
von jedem beherrscht werden kann“,
sagt die 43-jährige gelernte Krankenschwester und Diplom-Pflegewissenschaftlerin, die das Dreikönigenhaus
seit 2009 leitet. „Aber das ist nicht so.
Denn zum Alltag in einem Altenheim
gehört eben auch die Beurteilung von
mitunter hochkomplizierten medizinischen Vorgängen.“
Das spätere Lob des Notarztes für den
professionellen Umgang mit der Situation nahm Angela Prietz denn auch
gerne an. „Es zeigt, dass wir für solche
Fälle gut vorbereitet sind.“
76 alte Menschen leben im Dreikönigenhaus, das vielen Krefeldern ein Begriff ist. Das große gelbe Gebäude gehört der örtlichen Alt-Katholischen
Kirchengemeinde, der Neukirchener
Erziehungsverein betreibt das Altenheim in eigener Regie. Altenhilfe als
diakonische Tat hat an diesem Ort
Tradition. Die Alt-Katholische Pfarrei
sorgte einst dafür, dass hier die erste
Seniorentagesstätte in Deutschland
entstand. Auch die Geburtsstunde von
„Essen auf Rädern“ schlug in Krefeld.
Offiziell eröffnet wurde das Dreikönigenhaus im Jahre 1957. Im großen
Festsaal, der auch heute noch existiert,
spielte damals noch das Ensemble des
Stadttheaters. Bis 1995 wurde das
Haus vom Sozialwerk der Alt-Katholischen Kirchengemeinde geleitetet. Anschließend mietete der Neukirchener
Erziehungsverein das Gebäude an und
ist seitdem für die fachliche Leitung
zuständig.
Das Altenheim mitten im Kiez ist beliebt. „Belegungsprobleme haben wir
nicht“, sagt Angela Prietz nicht ohne
Stolz. Die 45 Einzelzimmer und 16
Doppelzimmer können sich die Bewohner nach ihrem persönlichen Geschmack einrichten. Lieb gewonnene Möbel
und Wohnaccessoires aus
der häuslichen Umgebung
werden mitgebracht und
sorgen für ein wohnliches
Zuhause. Snoezelraum, Internetcafé, Frisiersalon und
Bücherei und weitere Aufenthaltsmöglichkeiten werden gerne genutzt.
treffpunkt im Viertel
Für demente Bewohner gibt
es ein ausgeklügeltes Orientierungssystem. Jeder Wohnbereich auf den vier Etagen
ist farblich und dekorativ
unterschiedlich gekennzeichnet. Anhand von Farben, Dekorationsgegenständen und
Symbolen wie antiken Möbeln, Sonnenblumen- und
Rosenbildern oder Brunnen
können sich auch verwirrte
Lebensort Altenheim:
Angela Prietz mit Bewohner
Lothar Hilvercus (65).
Titel
Menschen zurechtfinden. Der Festsaal
ist nicht nur für die Bewohner des Hauses ein zentraler Begegnungsort, auch
Menschen aus der Nachbarschaft kommen gerne dorthin, zum Beispiel zur
Kaffee-Stube an jedem Dienstag und
Donnerstag, zur Weihnachtsfeier oder
zum beliebten Krippenspiel der Leitungskräfte. Das Haus erfüllt also durchaus auch eine soziale Funktion in einem
Viertel, das nicht gerade zu den wohlhabenden in Krefeld gehört. Viele Bewohner des Dreikönigenhauses kommen
aus der Innenstadt und bleiben so in ihrer vertrauten Umgebung. 90 Prozent
der Hausbewohner sind Sozialhilfeempfänger.
66 Mitarbeiter hat das Haus, ein Drittel
davon sind Männer, hinzu kommen
Praktikanten und junge Menschen, die
ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. „Altenpflege ist in erster Linie
immer noch ein Frauenberuf“, bedauert Angela Prietz. Seit einigen Jahren
aber steige die Zahl der männlichen
Beschäftigten. Als Leitung schaut sie
auch genau hin, wie es den Mitarbeitenden bei all den körperlichen und
emotionalen Belastungen und dem
manchmal hohen Arbeitsdruck geht.
„Sie stehen ja mit einem Bein in der
Einrichtung, mit dem anderen Bein in
der Familie. Das muss natürlich mit den
Dienstplänen des Haues irgendwie in
Einklang gebracht werden.“
Vor allem für Frauen ist das eine Doppelbelastung. Da sind Kinder, da sind
vielleicht pflegebedürftige Eltern, die
betreut werden müssen. Typische Probleme einer Sandwich-Generation, zu
der das Gros der Mitarbeiterschaft gehört. „Als Arbeitgeber sehen wir uns
dabei in der Pflicht“, betont Angela
Prietz und weist darauf hin, dass auch
einige Angehörige von Mitarbeitern im
Dreikönigenhaus leben. Unter dem
Stichwort „Familienfreundliches Unternehmen“ leistet der Erziehungsverein seit März dieses Jahres darüber hinaus konkrete Hilfen für seine Beschäftigten, zum Beispiel bei der Vermittlung von Tagesmüttern oder bei
der Suche nach Anbietern von häuslicher Pflege.
Auch die schwierigen Situationen, die
der Tagesablauf in einem Altenheim
mit sich bringt, beschäftigten die Leiterin. Sterben und Tod gehören dazu.
„Unser Altenheim ist eben oftmals der
Altenhilfe hat hier Tradition:
das Dreikönigenhaus im Zentrum
von Krefeld.
letzte Lebensort der Bewohner. Und
wenn ein Mensch stirbt, ist das nicht
nur für die Angehörigen, sondern auch
für die Mitarbeiter nicht leicht. Das
bleibt nicht in den Kleidern, auch nach
vielen Jahren Berufserfahrung nicht“,
erzählt Angela Prietz. Sie ist dann
für ihre Mitarbeiter da, nimmt sich
Zeit für ein Gespräch, hört einfach zu.
„Da muss man viel aushalten, und das
geht nur, wenn man sich gegenseitig
unterstützt.“ Sehr oft brauchen auch
die Angehörigen Trost. „Wenn ein
Sohn seine Mutter lange nicht gesehen
hat, weil sie sich auseinandergelebt
hatten, und er jetzt miterleben muss,
wie sie stirbt, geht das auch unseren
Mitarbeitern sehr nahe.“ Im Gebet und
in Andachten wird gemeinsam Abschied von dem Verstorbenen genommen. Nicht selten kommt es vor, dass
der Kontakt zu den Angehörigen auch
über den Tod des Bewohners hinaus
weiter besteht.
Wunsch nach
mehr anerkennung
„Manchmal ist es schon wie in einer
großen Familie“, sagt Angela Prietz.
Natürlich ist sie als Leiterin für die
wirtschaftliche Situation des Hauses
verantwortlich, verhandelt mit den
Krankenkassen die Pflegesätze und
kümmert sich mit Pflegedienstleiter
Marek Kalitka um die Qualität der
Pflege. Die ist im übrigen anerkannt
gut. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) gab dem Dreikönigenhaus bei der letzten Prüfung im
vergangenen Jahr die Note 1,1, die
erneut über dem Landesdurchschnitt
von 1,3 lag. Das freut Angela Prietz
und ihre Mitarbeiter natürlich. Aber
auch das Gesamtgefüge des Hauses
muss stimmen, und dazu gehört, dass
sich Bewohner und Mitarbeiter gleichermaßen wohl fühlen. Was Angela
Prietz manchmal ärgert und unzufrieden macht, ist die geringe Wertschätzung, die unsere Gesellschaft der
Altenpflege entgegenbringt. „Viele
erkennen unsere professionelle Leistung erst an, wenn sie selbst betroffen
sind oder ein Angehöriger unsere Pflege in Anspruch nimmt, weil er nicht
mehr zu Hause oder in der Familie leben kann.“
• us
KOntaKt
angela prietz · Dreikönigenhaus
evangelisches altenhilfe- und
pflegezentrum des neukirchener
erziehungsvereins
Dreikönigenstraße 48 - 54
47799 Krefeld
Fon: 0 21 51 / 62 77 -12
Fax: 0 21 51 / 62 77 -77
angela.prietz@neukirchener.de
7
8
Titel
mehr als nur Verwaltungskraft:
heike peraglie
sicherheit geben
Das Büro von Heike Peraglie ist so
etwas wie der Dreh- und Angelpunkt
des Matthias-Jorissen-Hauses in Neukirchen-Vluyn. Seit 2007 arbeitet die
45-Jährige in dem Seniorenzentrum
am Stadtrand, das seinen Namen dem
in Wesel geborenen evangelischen
Liederdichter Matthias Jorissen, einem
Vetter Gerhard Tersteegens, verdankt.
Mit „Verwaltung“ ist ihr Aufgabengebiet nur unzureichend beschrieben.
Postboten, Lieferanten, Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter geben sich
bei ihr ein Stelldichein. Die gelernte
Bürokauffrau ist froh, es in ihrem Beruf
nicht nur mit Zahlen, sondern mit
Menschen zu tun zu haben und versteht sich vor allem als Bindeglied zu
den Angehörigen der Hausbewohner.
„Wenn ein alter Mensch ins Heim
zieht, gibt es immer viel zu regeln“,
sagt Heike Peraglie. Sie berät die Angehörigen bei der Korrespondenz mit
Behörden, kümmert sich um die Vertragsgestaltung und die Finanzierung
und natürlich um all die Kleinigkeiten
bis hin zu den richtigen Etiketten auf
der Wäsche.
lebensberatung
Aber es sind nicht nur diese Formalien,
die Heike Peraglies Tagesablauf im
Matthias-Jorissen-Haus ausfüllen. „Bewohner und Angehörige befinden sich
ja in einer Lebenssituation, die sie vorher nicht gekannt haben. Deshalb
kommt es darauf an, ihnen alles in Ruhe zu erklären und ihnen Sicherheit zu
geben“, sagt sie eher bescheiden. Was
die erfahrene Verwaltungsfrau und
Mutter von zwei Kindern aber in Wirklichkeit an ihrem Arbeitsplatz leistet,
ist auch ein Stück Lebensberatung. Es
kommt immer wieder vor, dass die
Rente der alten Menschen nicht ausreicht, um den Aufenthalt in einem Altenpflegeheim zu bezahlen. Da kann
Heike Peraglie die richtigen Wege zeigen, um beim Sozialamt an die nötige
Unterstützung zu kommen. Mancher
Sohn oder manche Tochter ist aber
auch überrascht, den Vater oder die
Mutter ganz anders zu erleben als in
der vertrauten häuslichen Umgebung,
in der sie noch bis vor kurzem gelebt
haben. „Sie lernen sie plötzlich von einer ganz anderen Seite kennen. Das ist
ganz normal.“ Auch darüber spricht
Heike Peraglie mit allen Beteiligten
und versucht, gegenseitiges Verständnis zu wecken.
Eine wichtige Dienstleistung für die
Bewohner ist die Auszahlung eines
monatlichen Barbetrages. Heike Peraglie verwaltet das Geld der alten Menschen, damit sie es nicht auf ihren
Zimmern aufbewahren müssen. Bargeldlos hingegen werden die Rechnungen der Apotheke oder des Frisiersalons
im Haus abgewickelt. Auch darum
kümmert sich die 45-Jährige, die aufmerksam registriert, dass der Wunsch,
über eigenes Geld zu verfügen, bei den
Bewohnern sehr ausgeprägt ist, ob-
„Wenn ein alter Mensch ins Heim zieht, gibt es
immer viel zu regeln.“ Heike Peraglie weiß, wo
Hilfe nötig ist.
wohl sie ja aufgrund der guten Versorgung im Haus wenig Gelegenheit haben, etwas auszugeben. Vielleicht liegt
es daran, dass die Frauen und Männer
aus der Kriegs- und Kriegskindergeneration stammen, die manche Entbehrungen erlebt und noch gelernt hat, mit
jedem Pfennig zu rechnen.
„Gut aufgehoben sein“
„Gut aufgehoben sein“ lautet das Motto im Matthias-Jorissen-Haus, das
2010 sein 25-jähriges Jubiläum feierte.
Diesen Wahlspruch mit Leben zu füllen, hat sich Heike Peraglie zur Aufgabe gemacht. Bei aller Hektik, die der
Tagesablauf in einem Haus mit 96 Betten in der Dauerpflege und vier Plätzen in der Kurzzeitpflege so mit sich
bringt, lobt sie den wertschätzenden
Umgang von Bewohnern und Mitarbeitern. „Ich bekomme auch viel zurück und lerne viel für mich selbst“,
sagt sie. In enger Zusammenarbeit mit
Einrichtungsleiter Thomas Ulbrich ist
sie nicht nur bei den Vorbereitungen
der Pflegesatzverhandlungen mit den
Krankenkassen dabei, sondern kümmert sich als Ansprechpartnerin auch
um die Mieter der 15 Einzelappartements und 13 Wohnungen im Betreuten Wohnen. Da geht es unter anderem
um Telefon- und Internetverträge, um
die Wäscheversorgung und andere
Leistungen des Hauses, die die Mieter
in Anspruch nehmen können. „Die
Mischung macht‘s“, sagt Heike Peraglie
auf die Frage, was sie an ihrer Arbeit
so schätzt.
• us
KOntaKt
seniorenzentrum
matthias-Jorissen-haus
An der Bleiche 7
47506 Neukirchen-Vluyn
Fon: 0 28 45 / 3 92 - 7 18
Fax: 0 28 45 / 3 92 - 7 68
info.mjh@neukirchener.de
Titel
hauswirtschaftsleiterin heike tacken-Dahmen
expertin fürs
Wohlfühlen
Schätzt die Teamarbeit:
Heike Tacken-Dahmen.
Es gibt Tage, da hat Heike Tacken-Dahmen ihr Büro im Matthias-JorissenHaus in Neukirchen-Vluyn noch nicht
betreten, und schon gibt es eine Hand
voll Aufträge für den Tag. Sie bekommt
sie auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz,
von Bewohnern, von Kolleginnen und
Kollegen. Die Distanz zwischen Eingangstür und Bürotür misst dabei nicht
mal 20 Meter. Es macht ihr nichts aus,
gleich mit neuer Arbeit begrüßt zu
werden. Die 47-Jährige strahlt das aus,
was die Menschen, mit denen sie täglich umgeht, so sehr an ihr schätzen:
Nähe. Die Mutter von drei erwachsenen Kindern ist staatlich geprüfte Ökotrophologin. Eine gute Voraussetzung,
um ihren Job zu machen: Sie ist Hauswirtschaftsleiterin der Altenhilfeeinrichtung, die für 130 alte und pflegebedürftige Menschen Heimat ist.
Heike Tacken-Dahmen wollte eigentlich Lehrerin für Hauswirtschaft werden. Doch dann entschied sie sich für
einen anderen Beruf, bei dem sie auch
viel mit Menschen zu tun hat. Ihr
Lebensweg führte sie zurück an den
Niederrhein. Hier lebt sie mit ihrer
Familie, und jeden Tag, und das seit
fast neun Jahren, ist sie spätestens um
9 Uhr morgens im Matthias–Jorissen-
Was gibt‘s zu tun? Die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner sind Richtschnur für die Arbeit.
Haus anzutreffen. Ihre ständigen Begleiter sind ein großer Schlüsselbund
und ihr Mobiltelefon.
Jeder ist willkommen
Kein Tag wie der andere – das ist es,
was ihr immer noch große Freude an
ihrer Arbeit macht. Sie schätzt den
Kontakt zu den Bewohnern, die zum
großen Teil ihre Auftraggeber sind.
Gibt es einen Geburtstag zu feiern, organisiert sie Kaffee und Kuchen, einen
schön hergerichteten Raum, die Einladung der Gäste und der Familie. Ist ein
Zimmer oder Appartement frei geworden, beauftragt sie die Handwerker
und überwacht die Renovierungs- oder
Baumaßnahmen. Der Hausmeister gehört ebenso zu ihrem Team wie die
Damen der Küche, Service, Wäscherei
und des Reinigungsbereiches.
Auch bei Todesfällen im Haus ist sie
Ansprechpartnerin und behilflich bei
der Gestaltung der Nachfeiern.
Eine offene Bürotür signalisiert dem
Besucher, dem Kollegen oder dem Bewohner das Willkommensein. Heike
Tacken-Dahmen nimmt sich Zeit für
Angehörige, plant den Einsatz der 22
ihr anvertrauten Mitarbeiter und ist im
Sorgen fürs leibliche Wohl: Heike TackenDahmen im Gespräch mit Küchenchefin
Monika Steininger.
nächsten Moment schon wieder im
Haus unterwegs. Auch die Ausbildung
der zwei Hauswirtschafterinnen, die
zur Zeit im Matthias-Jorissen-Haus ihren Beruf erlernen, liegt in ihrer Verantwortung.
Eine Ecke ihres kleinen Büros gleicht
eher dem Atelier eines Raumausstatters. Kataloge, Farbmuster, Einrichtungsbücher stapeln sich dort. Heike
Tacken-Dahmen möchte ein wohnliches Haus. Lange kalte Flure und gekachelte Wände sucht man daher vergebens. Individuelle Gestaltung, immer in
Zusammenarbeit mit den Bewohnern,
geben den Zimmern eine angenehme
Atmosphäre. Es soll ja die Heimat der
Bewohner sein und keine vorübergehende Bleibe. Gleiches gilt für den
Speisesaal und die Gemeinschaftsräume. Auch hier sollen sich die Bewohner
wohlfühlen. Heike Tacken-Dahmen
liebt diese Möglichkeit, kreativ zu sein
und eigene Ideen zu verwirklichen.
Sie betont allerdings, dass sie das nicht
alles alleine schaffen kann. „Als Hauswirtschaftsleitung trägt man eine große Verantwortung für die Atmosphäre
des Hauses und den Service. Die schönsten Momente sind die Erfolge, die wir
als Team erleben.“ Das können gelungene Veranstaltungen und Projekte
sein, die Erfüllung besonderer Bewohnerwünsche oder Erfolge der Auszubildenden. „Ich bin dabei nur eine von
vielen, ein Rädchen im Getriebe.“ Heike
Tacken-Dahmen ist stolz darauf, dass
sich im Laufe der Jahre eine gute Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und
Kollegen der unterschiedlichsten Professionen ergeben hat. „Wir verstehen
uns manchmal schon wortlos. Das erleichtert natürlich die Arbeit, macht sie
für mich zum Gewinn“, sagt sie. Hilfreich sei dabei auch die gemeinsame
Basis eines christlich geprägten Hauses
und die intensive Fortbildung, immer
am „Puls der der Zeit“.
• rvb
9
10 Titel
funktionieren, holt er sich externe Hilfe durch Sanitär- oder Elektrofirmen.
ein offenes Ohr
Klaus Heilen sorgt
dafür, dass es bei den
Bewohnern und Mitarbeitern richtig tickt,
nicht nur bei der kleinen Uhrensammlung
in einem Wohnbereich.
Klaus heilen ist hausmeister
im Dreikönigenhaus
ein reich
aus fünf etagen
Wenn Klaus Heilen abends nach Hause
kommt, sieht seine Frau manchmal sofort, welche Aufgaben er tagsüber zu
erledigen hatte. Gelbe Farbspritzer in
den Haaren sind zum Beispiel ein eindeutiges Zeichen für Renovierungsarbeiten. Andere Jobs des 48-Jährigen
hinterlassen keine so deutlichen Spuren.
Seit 2004 ist Klaus Heilen Hausmeister
im Krefelder Dreikönigenhaus. Bevor er
nach Krefeld kam, arbeitete er fast 20
Jahre als Bergmechaniker unter Tage in
der Zeche Niederberg in NeukirchenVluyn. Als die Zeche im Jahre 2001 stillgelegt wurde, fand er in der Versandabteilung der Neukirchener Verlagsgesellschaft eine neue Stelle, die er nach drei
Jahren gegen den Hausmeisterjob im
Dreikönigenhaus tauschte. Seitdem ist
er der Mann im Hintergrund, ohne den
nichts gehen würde.
Die Frage nach seinen Aufgaben beantwortet Klaus Heilen gerne mit dem
Ausschlussprinzip: Alles außer Verwaltung und Pflege. Und das kann in einem Haus, in dem 76 alte und pflegebedürftige Menschen leben und 64
Kolleginnen und Kollegen arbeiten,
Lange bleibt eine defekte Lampe nicht dunkel: Im großen Sortiment findet Klaus Heilen schnell Ersatz.
schon einiges sein. Sein Reich erstreckt
sich über fünf Etagen, im Keller hat er
sich seine Zentrale eingerichtet. Farbtöpfe, Schraubenschlüssel, Leuchtmittel, Hobelbank, Akku-Schrauber und
dazwischen ein knallroter Kaugummiautomat aus der Eingangshalle, der vor
einigen Tagen den Dienst quittiert hat.
Klaus Heilen vermutet eine klemmende
Münze, hat schon den Deckel abgeschraubt und sucht den Fehler. Kein
Problem für ihn. Wenn seine Versuche,
selbst eine Lösung zu finden, nicht
Im Haus steht bald ein Umbau an. Darauf ist er sehr gespannt, es wird eine
turbulente Zeit, neue Aufgaben werden auf ihn zukommen. Seit es keine
Zivildienstleistenden mehr gibt, hat
Klaus Heilen bedeutend mehr zu tun.
Früher standen ihm zwei Zivis zur Seite, die Fahrdienste übernahmen oder
bei Renovierungsarbeiten halfen. Das
ist jetzt nicht mehr so, und Klaus Heilen sitzt täglich zwei Stunden für Kurierfahrten im Auto. Das Mittagessen
holt er aus dem benachbarten Gerhard-Tersteegen-Haus, in dem auch die
Wäsche gewaschen wird. Seit Jahresbeginn steht ihm ein Hausmeistergehilfe zur Seite, der zunächst noch eingearbeitet werden muss. Eigentlich ist
Klaus Heilen aber lieber für sich. Viel
reden mag er nicht, er packt an, wo es
etwas zu tun gibt.
Die letzte richtig schwere Aufgabe ist
ihm noch gut in Erinnerung. Im vergangenen Jahr bekam das Dreikönigenhaus ein Klavier geschenkt. Aber auch
solch ein Schwertransport stellte Klaus
Heilen nicht vor unlösbare Probleme. Er
schätzt in seinem Job die Freiheiten,
die ihm die Hausleitung einräumt. Kann
es da eigentlich etwas geben, was diesen Mann aus der Ruhe bringt? Nicht
viel, sagt er, aber wenn Menschen, egal
ob Bewohner oder Mitarbeiter, unachtsam mit der Einrichtung umgehen,
wurmt ihn das schon, nicht nur, weil er
es wieder reparieren muss. „Es ist die
Gedankenlosigkeit und die fehlende
Wertschätzung gegenüber den Dingen,
die mich ärgern.“
Immer ein offenes Ohr für die Bewohner zu haben, für ihre kleinen Sorgen
und Nöte, ist für Klaus Heilen selbstverständlich. Schnell hat er dann mal
ein Bild umgehängt oder einen Sessel
in die andere Zimmerecke geschoben.
Die Bewohner schätzen sein hilfsbereites Wesen, seine freundliche Art und
seine Verbindlichkeit. Schnell ist er
zur Stelle, wenn der Fernseher wieder
den Lieblingskanal eines Bewohners
nicht wiedergeben kann. Und wenn er
abends den Pinsel aus der Hand gelegt
und den Werkzeugkasten in den Keller
gebracht hat, geht Klaus Heilen zufrieden nach Hause. Morgen geht’s weiter
im Dreikönigenhaus – mit Verwaltung,
Pflege und seinen Aufgaben.
• rvb
Titel
anne mosel leitet den sozialen Dienst
im Gerhard-tersteegen-haus
Gutes
für die seele
Diakonin Anne Mosel
Wenn jemand kommt, ist sie da. Und
wenn jemand geht, ebenfalls. Anne
Mosel ist aber nicht Pförtnerin im Krefelder Gerhard-Tersteegen-Haus, sie ist
Diakonin. Das Diakonenamt in der
evangelischen Kirche ist eine Art
Schnittstelle zwischen Verkündigung
und Sozialarbeit. Und so begreift die
53-Jährige ihr Arbeitsfeld auch. Sie ist
eine der ersten, auf die ein alter oder
pflegebedürftiger Mensch trifft, wenn
er sich für einen Heimplatz interessiert.
Die Belegungsplanung, ganz nüchtern
gesagt, ist Teil der Aufgaben, die sie
seit 13 Jahren als Leiterin des Sozialen
Dienstes in dem Altenheim wahrnimmt.
Sie führt die ersten Gespräche und beginnt mit der Biographiearbeit. Sie will
wissen, mit wem sie es zu tun hat und
berät die Interessierten in allen Fragen
rund um den Einzug: Wie finanziert
man einen Heimplatz, was muss vorab
getan werden, wo ist welcher Antrag
zu stellen, welche Unterlagen sind
noch zu beschaffen? In diesen Gesprächen wird für sie ihr Auftrag klar, die
Betreuung des künftigen Bewohners
bekommt Konturen. Der Medizinische
Dienst der Krankenkassen fordert dies
ein, doch in ihrem diakonischen Auftrag ist diese „Dienstleistung“ für Anne
Mosel selbstverständlich. Sie prüft die
sozialen Beziehungen und stellt schnell
für und bei jedem Bewohner fest, was
für ihn wichtig ist.
Bereits im Alter von zwölf Jahren hatte
Anne Mosel an Wochenenden in einem
Krankenhaus gejobbt, im Labor Reagenzgläser gespült und auf einer Station geholfen. Mit 16 Jahren war sie
sich über ihren Berufswunsch klar und
verließ das Essener Elternhaus in Richtung Martineum in Witten an der Ruhr,
einer Ausbildungsstätte für Diakoninnen und Diakone. Ein Gemeindepraktikum festigte ihren Berufsweg. In einer
Essener Kirchengemeinde baute sie in
einem sozialen Brennpunkt die Jugendarbeit auf und predigte im Sonntagsgottesdienst. Es folgten sieben
Jahre als Leiterin der Essener Bahnhofsmission und acht Jahre im Fliednerwerk in Mülheim, wo sie ebenfalls
für den Sozialen Dienst in Altenhilfeeinrichtungen verantwortlich war.
„Beim singen tanke ich auf“
recht, indem sie berufsbegleitend eine
Ausbildung zur Musikgeragogin absolviert. In der noch relativ neuen Fachdisziplin Musikgeragogik geht es um musikalische Bildung im Alter – für Anne
Mosel ein Schlüssel für die Seele alter
Menschen. Ob im Alltag als Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes oder auch als
Seelsorgerin, die Musik ermöglicht ihr
in vielen Situationen den Zugang zu
den Menschen. Singen ist dabei ihre
liebste Beschäftigung: „Beim Singen
tanke ich innerlich auf, und häufig denke ich, dass Singen für mich die schönste Form der Verkündigung ist.“
Anne Mosel ist zuständig für alle seelsorgerischen Dienste im Haus. Sie hält
Andachten und Gottesdienste, feiert
mit den Bewohnern Jubiläen und Jahrestage – und begleitet sie im Sterben.
Die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner sind dabei ihre Richtschnur. Ob
Christ, Jude oder Muslim, alle sind willkommen. Der Gottesdienst ist in ihrem
Verständnis der Ort, an dem Menschen
zusammenkommen und Gott begegnen. Sie wählt eine einfache, bildreiche
Sprache, angelehnt an die Lebenswirklichkeit der Menschen im Gerhard-Tersteegen-Haus. Manchmal, wenn sie viel
Zeit für die Vorbereitung hat, sucht sie
besondere Bibelstellen oder Psalmen
aus. Bei Psalm 23, dem Hirtenpsalm, hat
sie einmal Tische mit Ölfläschchen und
Wasserschalen aufgestellt, an denen die
Bewohner Platz nehmen und die Geschichte der Bibel miterleben konnten.
So wurde der Text auch für demente
Bewohner lebendig.
Anne Mosel ist Tag für Tag nah bei den
Bewohnern und ihren Kollegen. Sie
nimmt sich Zeit für ihren diakonischen
Auftrag, ob am Schreibtisch, am Altar,
in den Zimmern und Fluren oder am
Kranken- oder Sterbebett.
• rvb
11
Als Leiterin des Sozialen Dienstes ist
sie verantwortlich für drei Mitarbeiterinnen und vier Alltagsbegleiter. Ihr
kleines Team betreut 120 Bewohner der
Senioreneinrichtung im Krefelder Süden und organisiert sämtliche Veranstaltungen im Haus.
Vor zehn Jahren
noch standen Ausflüge ganz oben auf
der Wunschliste. Da
aber der Zeitpunkt
für den Einzug in
eine Alten- oder
Pflegeeinrichtung
von den Menschen
immer weiter hinausgezögert wird,
verringert sich die
Mobilität der Bewohner stetig. Diesem Umstand wird
In der Kapelle des Gerhard-Tersteegen-Hauses feiert Anne Mosel Andachten
und Gottesdienste mit Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern.
Anne Mosel ge-
12 Titel
Haustechniker
im Ehrenamt:
Manfred Drehmann.
ehrenamtliche arbeit in der altenpflege
Wenn
menschen
ihre Zeit schenken
ausgefüllt sind. „Ich wollte einfach über
den Tellerrand meiner Familie schauen,
und es macht mir richtig Freude mit den
alten Menschen“, sagt die gelernte Bibliothekarin Eva-Maria Thomas über ihre
Motivation, ehrenamtlich in einem Altenheim zu arbeiten.
lange tradition
Thomas Gottschalk kennen natürlich
alle. Und die neuesten Nachrichten
über den nicht so glänzenden Start
seiner neuen Talkshow im Fernsehen
haben die fünf Bewohnerinnen des
Matthias-Jorissen-Hauses in Neukirchen-Vluyn auch verfolgt. Es ist Dienstagvormittag im Wohnbereich 2 im
zweiten Stock des Seniorenzentrums:
Aufmerksam hören die fünf alten
Damen ihrem Gast Eva-Maria Thomas
zu. Die 58-Jährige liest Nachrichten
aus der Tageszeitung vor und spricht
darüber mit den Seniorinnen. Zu jeder
Meldung gibt es eine kurze Diskussion,
werden Meinungen und Sichtweisen
ausgetauscht. Ob zur Arbeit der Rettungstaucher am Wrack des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ vor der
italienischen Insel Giglio, ob zum ÖlEmbargo der EU gegen den Iran oder
zu einer Nachricht aus dem Lokalteil
über einen Raubüberfall auf einen Supermarkt.
Einmal in der Woche geht Eva-Maria
Thomas ins Matthias-Jorissen-Haus und
sorgt mit ihrem kleinen Gesprächskreis
für Abwechslung bei den Bewohnerinnen und Bewohnern. Wenn die Zeitungslektüre beendet ist, löst sie Kreuzworträtsel mit den Senioren, die darin
erstaunliche Fähigkeiten entwickelt haben. So dauert es in der Regel auch
nicht lange, bis alle Kästchen des Rätsels
Franz Dohmen (70), Gymnasiallehrer im
Ruhestand, ist ehrenamtlich im Naturschutz tätig. Jetzt ist auch er gerne bei
den alten Menschen im Matthias-Jorissen-Haus, spricht mit ihnen über Reisen, die die Heimbewohner gemacht
haben, über besondere Erlebnisse, aber
auch über die Lebensgeschichte der
Bewohnerinnen und Bewohner. Der
87-jährigen Johanna Sikorski hat er
heute eine Reihe von farbigen Zeichnungen der deutschen Botanik-Malerin
Anna Maria Sibylla Merian (1647-1717)
mitgebracht. Franz Dohmen erläutert
die Bilder und erzählt nebenbei den in-
Gespräch über Malerei:
Franz Dohmen
mit Bewohnerin
Johanna Sikorski (87).
teressanten Lebenslauf der Malerin.
Wie Eva-Maria Thomas gehört auch er
zu Grünen Damen und Herren, deren
ehrenamtliche Arbeit eine lange Tradition im Matthias-Jorissen-Haus hat:
Die Anfänge sind verbunden mit dem
Namen Brigitte Werkle. Die gebürtige
Moerserin, Ehefrau des 1982 verstorbenen Duisburger Pfarrers Helmut Werkle
und Mutter von sieben Töchtern, hatte
1974 am Johanniter-Krankenhaus in
Duisburg die bundesweit erste Ökumenische Krankenhaushilfe gegründet.
Später leitete sie auch im Matthias-Jorissen-Haus zehn Jahre lang den Kreis
der Grünen Damen, zu denen nach und
nach auch Herren kamen. Brigitte Werkle, die 2010 im Alter von 88 Jahren starb,
gehörte dem Bundesvorstand der Ökumenischen Krankenhaushilfe an und
war mit der Gründerin der Evangelischen Krankenhaushilfe, Brigitte Schröder, Gattin des früheren Bundesministers Gerhard Schröder, befreundet.
Titel
Heute zählt die Gruppe um Eva-Maria
Thomas und Franz Dohmen 32 ehrenamtliche Damen und Herren. Sie arbeiten eng mit den Mitarbeiterinnen
des Sozialen Dienstes und der Pflege im
Haus zusammen, mit denen regelmäßige Treffen vereinbart werden. „Es
herrscht eine sehr offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Einrichtung“, sagt Eva-Maria Thomas. Etliche tragen einen grünen Kittel oder
ein grün-gemustertes Tuch als Zeichen
der Zugehörigkeit zur Evangelischökumenischen Krankenhaushilfe (EKH).
Das persönliche Gespräch steht immer
im Vordergrund, wenn die Grünen Damen und Herren und Ehrenamtlichen
ins Haus kommen. Aber auch kleine
Hilfestellungen wie Blumen gießen,
Wäsche sortieren, verlorene Gegenstände suchen oder Einkäufe sind
ebenso Teil der Arbeit wie Hilfe bei
den Frühstücksgruppen in den Wohnbereichen, beim Besuch auf dem Wochenmarkt oder in der Singgruppe.
Auch der Kiosk im Haus wird zeitweise
von Ehrenamtlichen betreut. Immer
wieder begleiten sie die Bewohnerinnen und Bewohner auch bei ihren
Arztbesuchen. „Und manchmal halten
wir einfach still eine Hand oder sitzen
am Bett eines Bewohners“, sagt EvaMaria Thomas. „Wir geben etwas und
schenken unsere Zeit, aber wir bekommen auch viel von den Bewohnerinnen und Bewohnern zurück.“ Das ist
Motivation genug für den Kreis, der
sich gerne vergrößern möchte und
weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter sucht.
Keine lückenbüßer
Auch in den beiden Krefelder Altenheimen des Neukirchener Erziehungsvereins, im Dreikönigenhaus und im
Gerhard-Tersteegen-Haus, sind Tag für
Tag viele Ehrenamtliche aktiv. Mehr
als 80 sind es insgesamt. „Alle bringen
ihre ganz persönlichen Fähigkeiten,
Gaben und Wünsche mit, die dann mit
den Interessen der Bewohner und der
Einrichtung in Einklang gebracht werden“, erläutert Andreas Riebe-Beier,
Geschäftsbereichsleiter der Altenhilfe
beim Erziehungsverein. Das ist Aufgabe
der Ehrenamtskoordinatoren, die es in
allen drei Häusern gibt. Dabei gehe
es aber nicht darum, die Lücken zu
schließen, die die fehlenden Zivildienstleistenden hinterlassen haben,
Bei der Zeitungslektüre:
Eva-Maria Thomas und ihre Gruppe
aus dem Matthias-Jorissen-Haus.
erläutert Riebe-Beier. Das sei eine Aufgabe des hauptamtlichen Personals. In
der Arbeit der Ehrenamtlichen sieht er
eher eine charmante Form der sozialen
Kontrolle. Seine Überzeugung: „Je
mehr Ehrenamtliche in einem Altenheim arbeiten, desto größer ist das
Maß an Normalität.“
Einer, der diese Normalität im GerhardTersteegen-Haus schon seit einigen
Jahren verkörpert, ist Manfred Drehmann. Der 68-Jährige, dessen Mutter
von 2000 bis zu ihrem Tod im Jahre
2004 in dem Krefelder Altenheim lebte, ist ehrenamtlicher Haustechniker.
Von Beruf Reparaturschlosser, arbeitete er bis zu seinem Vorruhestand
in einem Chemieunternehmen. Als seine Mutter noch lebte, kam er täglich
ein bis zwei Stunden ins Haus und
schaute, was zu tun war. Hausmeister
Wilfried Hambloch erkannte schnell
seine Fähigkeiten.
Heute ist Manfred Drehmann, der nach
der Trennung von seiner Frau inzwischen alleine lebt, jeden Tag im Haus
und hält sich an feste Arbeitzeiten.
Von 8 bis 16 Uhr kümmert er sich um
defekte Toilettenspülungen, Heizkörper und Wasserleitungen – alles, was in
dem großen Haus mit Kurzzeit- und
Tagespflege und der Station für Wachkoma-Patienten, die zum Haus gehört,
zu reparieren ist.
Frühstück und Mittagessen bekommt
Manfred Drehmann im Haus, ansonsten werden nur seine Fahrtkosten er-
setzt, wenn er mit seinem Auto
Einkäufe erledigt. Aber auf das Geld
kommt es ihm auch gar nicht an.
„Wenn ich morgens ins Haus komme
und die Bewohner mich beim Frühstück begrüßen, ist das einfach das
Schönste auf der Welt“, sagt er und
strahlt dabei. Es ist seine freundliche
Art, die ihn auch bei den Bewohnern
im Laufe der Jahre so beliebt gemacht
hat. Ab und zu stecken sie ihm auch
schon eine Flasche Bier oder ein Stück
Obst als kleines Dankeschön zu. Und
wenn Manfred Drehmann einmal ein
paar Tage Urlaub hatte, kann er es
kaum erwarten, wieder seinen Dienst
zu versehen. „Ich freue mich dann richtig auf meine Leute.“
• us
KOntaKt
Grüne Damen und herren
und ehrenamtliche
im matthias-Jorissen-haus
c / o eva-maria thomas
Brahmsweg 1
47506 Neukirchen-Vluyn
Fon: 0 28 45 / 94 44 40
eva-maria.thomas@gmx.de
oder
neukirchener erziehungsverein
Geschäftsbereich altenhilfe
andreas riebe-Beier
Andreas-Bräm-Straße 18 / 20
47506 Neukirchen-Vluyn
Fon: 0 28 45 / 3 92 - 3 71
andreas.riebe-beier@neukirchener.de
13
14 Nachrichten
Abschlussfeier im Neukirchener Berufs­kolleg mit den Absolventen
der Zusatzqualifikation ­„Erziehungshilfe“.
Zehn Absolventen
mit Zusatzqualifikation
„Erziehungshilfe“
Nach anderthalb Jahren und mehr als 540
Studienstunden haben im Januar zehn Absolventen der Zusatzqualifikation „Erziehungshilfe“ ihre Zertifikate am Berufskolleg des Neukirchener Erziehungsvereins erhalten. Der als schulischer Modellversuch
gestartete Bildungsgang fand somit einen
würdigen Abschluss. Die Absolventen, allesamt mit einer sozialfachlichen Erstausbildung in den erzieherischen Hilfen verschiedener Träger am Niederrhein und im Rheinland tätig, blicken nun stolz auf das berufsbegleitend erworbene Zertifikat. Über
eineinhalb Jahre haben sie ihre Freizeit
für den Erwerb fundierter und vertiefter
Kenntnisse im beruflichen Handlungsfeld
der erzieherischen Hilfen geopfert und mit
einer eigenständigen Projektarbeit sowie
dem abschließenden Kolloquium ihren
Kompetenzgewinn dokumentiert. Damit
wurde der erste und bundesweit einmalige
Bildungsgang erfolgreich abgeschlossen.
Im September 2012 beginnt der zweite
Durchgang der Zusatzqualifikation „Erziehungshilfe“. Interessenten können sich direkt an das Berufskolleg wenden: Telefon
0 28 45 / 3 92 - 4 76 oder berufskolleg@
neukirchener.de. Informationen gibt es auch
im Internet unter www.neukirchener.de.
Jetzt auch in
Geldern: Frühe
Hilfen mit Opstapje
Nach Wesel, Duisburg und Moers bietet der
Neukirchener Erziehungsverein das präventive Frühförderprogramm Opstapje seit Februar auch in Geldern am Niederrhein an.
20 Kleinkinder ab 18 Monaten und ihre
­Familien werden anderthalb Jahre lang
von Hausbesucherinnen betreut. Opstapje
(„Schritt für Schritt“) stammt ursprünglich
aus den Niederlanden und wird unter der
Regie des Erziehungsvereins seit 2005 im
Rheinland umgesetzt. Mehr als 150 Kinder
Opstapje-Start in Geldern:
Bürgermeister Ulrich Janssen mit Koordi­
natorin Henrike Elsweiler sowie den Hausbesucherinnen Marllin Harputluoglu,
­Gabriela Flora und Bianca Leffers vom
­Neukirchener Erziehungsverein (v.l.).
und ihre Familien werden in den vier Städten betreut. In Geldern machen sich drei
geschulte Hausbesucherinnen auf den Weg
in die Familien. Einmal in der Woche spie-
len die Hausbesucherinnen mit den Kindern, lesen ihnen vor und geben den Eltern
Anregungen zur Erziehung. Bei Familien
mit Migrationshintergrund spielt zudem
die Sprachbildung eine große Rolle. „Ziel
des Programms ist es, die frühkindliche
­Bildung und Entwicklung anzuregen und
die Eltern im Rahmen von Modelllernen zu
unterstützen“, so Ursula Wolf vom Neu­
kirchener Erziehungsverein. „Das Programm
überzeugt von sich aus“, sagte Gelderns
Bürgermeister Ulrich Janssen vor dem Opstapje-Start. Mit der frühkindlichen präventiven Förderung könne die Stadt einen
Beitrag dazu leisten, dass die Kinder später
in der Schule keine Nachteile hätten.
Als Teil der Hilfen zur Erziehung wird Opstapje in Geldern aus dem städtischen
Haushalt bezahlt. In den anderen Städten
finanziert der Neukirchener Erziehungs­
verein das Programm zum Teil mit Hilfe von
Spenden.
10.000 Euro
für einen Pool:
Ein Traum wird wahr
Aus den Erträgen des Gewinnsparvereins
der PSD-Bank Rhein-Ruhr hat Marketingleiter Jürgen Keusemann im Januar
10.000 Euro an Mona Laakmann, Leiterin
von Haus Pelikan des Neukirchener Erziehungsvereins, übergeben. Durch die großzügige Spende wird nun ein Traum der jungen Bewohner und der Pädagogen in Erfüllung gehen: Im Garten des Hauses wird im
Sommer ein großer Pool aufgestellt. Mona
Laakmann erhofft sich von dieser Anschaffung auch therapeutische Wirkungen auf
ihre Jungen: „Durch das Gefühl von Schwerelosigkeit im Wasser können die Kinder
ganz neue körperliche Erfahrungen machen. Dies unterstützt ihre Selbstwahrnehmung und schult ihre motorischen Fähigkeiten“. In Haus Pelikan, das zum benachbarten Andreas-Bräm-Haus gehört, werden
sechs Jungen heilpädagogisch und therapeutisch betreut.
Vorfreude auf den
eigenen Pool:
Jürgen Keusemann
von der PSD-Bank
(rechts) mit Mona
Laakmann, Leiterin
von Haus Pelikan
(2. v. re.), Christoph
­Thomé (Leiter An­
dreas-Bräm-Haus,
2. v. li.) und den jungen Bewohnern von
Haus Pelikan.
Nachrichten
Dr. Berndt Busz
im Alter von
76 Jahren gestorben
Im Alter von 76 Jahren ist am 3. Januar dieses Jahres Dr. Berndt Busz aus Moers gestorben. Notar Dr. Busz war in der Zeit von
1998 bis 2009 Mitglied unseres Aufsichtsrates. Außerdem gehörte er von 2002 bis zu
seinem Tod dem Stiftungsrat der Stiftung
Neukirchener Kinder- und Jugendhilfe an.
Mit seiner außerordentlichen Berufs- und
Lebenserfahrung habe Dr. Busz die Arbeit
des Erziehungsvereins bei wichtigen Entscheidungen unterstützt, hieß es in einem
Nachruf von Präses Siegmund Ehrmann und
Direktor Hans-Wilhelm Fricke-Hein. Weit
über die Gremienarbeit hinaus
sei er dem Werk
in vielfältiger
Weise verbunden gewesen. In
einer Trauerfeier
in der Dorfkirche
in Neukirchen
Dr. Bernd Busz verstarb am 3. Januar.
nahm eine große
Trauergemeinde
Abschied von Dr. Busz. Die Traueransprache
hielt Direktor Fricke-Hein. In persönlichen
Worten würdigten Siegmund Ehrmann und
Dr. Thomas Voshaar, ein Freund der Familie,
den Verstorbenen. Dr. Berndt Busz wurde im
engsten Familienkreis in Bonn beigesetzt.
Delegation der
United Church of Christ
beim Erziehungsverein
25 Jahre lang besteht die Partnerschaft
zwischen der United Church of Christ (UCC)
aus den USA und dem evangelischen Kirchenkreis Moers. Zum Jubiläum reiste Ende
vergangenen Jahres eine UCC-Delegation
an den Niederrhein und besuchte unter anderem den Neukirchener Erziehungsverein.
In Haus Elim informierte Dagmar Friehl,
Geschäftsbereichsleiterin der Jugendhilfe,
über die breit gefächerte Arbeit des Erziehungsvereins. Anschließend schauten sich
die Gäste eine Reitstunde mit Reittherapeutin Reinhild Biada an. Zum Abschluss
empfing Heimleiter Thomas Ulbrich die
Gäste in der Kapelle des Matthias-Jorissen-Hauses und erläuterte ihnen die Arbeit
der Altenhilfe.
Fachtagung:
Frühe Hilfe
verhindert Krisen
Mit einer Veranstaltung zum 30-jährigen
Bestehen der Heilpädagogisch-Therapeutischen Tagesgruppen in Neukirchen-Vluyn
ist Ende November die Reihe der Fachtage
des Erziehungsvereins im Jahr 2011 zu Ende
gegangen. Das Thema „Just do it – Was
traumatisierte Familien zur Entwicklung
brauchen“ zog rund 170 Teilnehmer an. In
mehreren Vorträgen gingen die Referenten
unter anderem der Frage nach, wie sich
traumatisierte junge Menschen gut entwickeln können, welchen Beitrag Pädagogen
dazu leisten können und wer das Kindeswohl sichert, wenn Zuhause kaum noch etwas zu gehen scheint. Direktor Hans-Wilhelm Fricke-Hein erinnerte zu Beginn anhand der Jahreslosung „Lass dich nicht vom
Bösen überwinden …“ daran, dass in der
­Arbeit mit traumatisierten Eltern der Phantasie des Guten keine Grenzen gesetzt seien. Diplom-Psychologe Karl-Heinz Pleyer
warnte unter anderem davor, die Eltern immer als Verursacher der Störungen bei Kindern zu sehen. Schuldzuweisungen seien
schädlich für das Selbstbewusstsein der
Kinder. Es gehe darum, Vertrauen herzustellen, Sicherheit zu geben und Stressfaktoren zu mindern. Aus der Praxis berichtete
Olaf Pütz, Leiter des Sozialraumteams Nord
beim Jugendamt Moers. Mehr als 70 Prozent aller Fälle in der Jugendhilfe, so Pütz,
hätten mit Traumatisierungserfahrungen
zu tun. Hier komme es vor allem auf frühe
Hilfen an. „Je eher wir helfen können, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass
Olaf Pütz, Leiter des Sozialraumteams
Nord beim Jugendamt Moers, gehörte zu
den ­Referenten der Fachtagung in Neu­
kirchen-Vluyn.
wir Krisen vermeiden.“ Die Schulen hätten
hier eine besondere Verantwortung. Jugendhilfe durch das Jugendamt sei immer
„Verwaltungshandeln“ und müsse als solches überprüfbar und nachvollziehbar sein.
Allerdings gelinge das nicht in allen Fällen.
„Wir können nicht immer für das Wohl des
Kindes garantieren.“ Eine Inobhutnahme
sei stets die ultima ratio.
Erziehungsverein
ist Mitglied im
Deutschen Spendenrat
Der Neukirchener Erziehungsverein und die
Stiftung Neukirchener Kinder- und Jugendhilfe sind im Februar als Mitglieder in den
Deutschen Spendenrat e.V. aufgenommen
worden. Dem Dachverband Spenden sammelnder gemeinnütziger Organisationen
gehören private und kirchliche Träger an,
die sich für humanitäre Hilfe, Tier-, Artenund Naturschutz engagieren. Die Mitgliedschaften sind vorläufig und noch nicht mit
einem Stimmrecht verbunden. Über die
endgültige Aufnahme entscheidet die Mitgliederversammlung im Mai. Alle Mitglieder
des Deutschen Spendenrates e.V. verpflichten sich zu Transparenz, zur Vermeidung
von Werbung, die gegen die guten Sitten
Die Gäste aus den USA besuchten unter
­anderem Haus Elim. Dagmar Friehl (links)
zeigte ihnen die Krea-Werkstatt.
15
16 Nachrichten
verstößt und gegen den Verkauf von Spenderadressen. Ferner ist festgelegt, dass ein
standardisierter Jahresbericht vorzu­legen
ist. Bis zum vergangenen Jahr hatte der
Neukirchener Erziehungsverein noch das
jährlich verliehene Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen
(DZI) getragen, das ähnlich strenge Kriterien verlangt. Einen erneuten Antrag für das
Spendensiegel stellte der Erziehungsverein
nicht, weil das DZI die jährlichen Gebühren
für das Siegel drastisch erhöht hatte. Mehr
über die Ziele und die Mitglieder des Deutschen Spendenrates gibt es auf der Website
www.spendenrat.de.
Erzieherinnen
lernten Marte
Meo kennen
16 Erzieherinnen aus evangelischen Kindertagesstätten im Kirchenkreis Moers haben
beim Neukirchener Erziehungsverein einen
mehrwöchigen Basiskurs in Marte Meo absolviert. Mit der videogestützten Methode
zur Entwicklungsförderung von Kindern,
übersetzt „aus eigener Kraft“, werden alltägliche Situationen zwischen Erziehenden
und Kind aufgezeichnet und anschließend
gemeinsam besprochen. Vor allem die Stärken sollen dabei erkannt und hervorgehoben werden, so dass Erziehungsprobleme
gelöst werden können. Susanne Wunderlich, Kita-Fachberaterin des Kirchenkreises
Moers, hatte den aus Kollekten finanzierten
Kurs organisiert. Christine Drawert, Marte
Meo-Supervisorin des Neukirchener Erziehungsvereins, war für den fachlichen Teil
zuständig. Die Teilnehmerinnen brachten
auch eigene Videoaufzeichnungen aus ihrer
Arbeit mit, die dann gemeinsam analysiert
wurden. Daraus ergaben sich sehr konkrete
Hilfen, auch für Kinder mit ganz speziellen
Bedürfnissen. Wer sich für eine Marte Meo-
Ausbildung beim Neukirchener Erziehungsverein interessiert, findet ausführliche Informationen unter www.neukirchener.de.
Familie und
Beruf besser
vereinbaren
Für die rund 1600 Beschäftigten von Erziehungsverein und Paul Gerhardt Werk gibt
es seit März dieses Jahres ein neues Angebot: Die Dortmunder Firma B.u.K (Beratung,
Unterstützung, Kompetenzerweiterung) ist
von Vorstand und Geschäftsführung beauftragt worden, alle Mitarbeitenden kostenlos
in Fragen der Kinderbetreuung zu beraten
und geeignete Plätze in Kinder­tagesstätten
zu vermitteln. Angeboten wird zudem eine
Beratung bei hilfs- und pflegebedürftigen
Angehörigen. In mehreren Mitarbeiterversammlungen waren die neuen Beratungsangebote zur besseren Vereinbarkeit von
Familie und Beruf im Vorfeld vorgestellt
und eingehend erläutert worden. Die
Schritte auf dem Weg zu einem familien-
freundlichen Unternehmen setzen bei der
Bewältigung alltäglicher Fragen vieler Beschäftigter an: Wer vermittelt Tagesmütter,
Kinderfrauen oder Au-Pair-Kräfte, wer kann
bei Krankheit und Urlaub im Haushalt aushelfen? Welche Ansprechpartner gibt es,
wenn ein Angehöriger zum Pflegefall wird,
welche stationären und ambulanten Angebote existieren in der Nähe.
Neukirchener
Kalender jetzt
auch als App
2013 wird der Neukirchener Kalender 125
Jahre alt. Der bekannteste Andachtskalender
im deutschen Sprachraum gehört mit jährlich rund 300.000 verkauften Exemplaren
zu den Marktführern in seinem Segment.
Seit Gründung des Kalenders hat sich vieles
verändert. Und das ist so geblieben, der
Neukirchener Kalender geht nach wie vor
mit der Zeit: Auf Wunsch vieler Leserinnen
und Leser gibt es den Kalender seit Anfang
dieses Jahres auch als App für die AppleGeräte iPhone, iPad und iPod touch.
Die modernste und mediengerecht gestaltete Form des Kalenders ist für 3,99 Euro
im Apple Store erhältlich.
Weitere Informationen gibt es unter www.
neukirchener-verlage.de. Nach wie vor freut
sich die Kalender-Redaktion übrigens über
Ihre ganz persönliche Geschichte mit dem
Neukirchener Kalender. Gesucht werden
Anekdoten oder kleine Erinnerungen für ein
Buch, das zum Jubiläum erscheinen soll.
So erreichen Sie uns:
kalender@neukirchener.de oder Neukirchener Kalenderverlag, Andreas-Bräm-Str.
18-20, 47506 Neukirchen-Vluyn, Fon
02845 / 392-207.
Erzieherinnen aus evangelischen Kindertagesstätten im Kirchenkreis
Moers absolvierten
einen MarteMeo-Basiskurs beim Neukirchener
Erziehungsverein.
Neukirchener Erziehungsverein
Andreas-Bräm-Straße 18 / 20
47506 Neukirchen-Vluyn
Telefon (0 28 45) 39 20
Der Erziehungsverein
(Steuer-Nr. 119 / 5701 / 0084)
ist lt. Bescheid des Finanzamtes
Moers vom 04.02.2011 als
gemeinnützigen und mildtätigen
Zwecken dienend anerkannt.
Wir bestätigen, dass wir Ihre Spende
nur für satzungsgemäße Zwecke
verwenden.
 Bitte informieren Sie mich über die Produktpalette der
Kalender aus Neukirchen.
 Ich interessiere mich für die sozialberuflichen Ausbildungsmöglichkeiten des Neukirchener Erziehungsvereins.
 Bitte informieren Sie mich unverbindlich über Möglichkeiten
einer Jubiläums- oder Anlassspende zugunsten des Neukirchener Erziehungsvereins.
 Bitte informieren Sie mich unverbindlich über Möglichkeiten
eines Vermächtnisses zugunsten
des Neukirchener Erziehungsvereins.
 Bitte senden Sie mir Informationen über die Stiftung
Neukirchener Kinder- und Jugendhilfe zu.
Wir freuen uns, dass Sie sich mit unserer wichtigen diakonischen Arbeit an Kindern und Jugendlichen, behinderten und alten Menschen
verbunden fühlen.
Diese Arbeit können wir vielfach in ihrem
großen Spektrum nur gewährleisten, weil Menschen wie Sie uns regelmäßig durch Spenden
und Zuwendungen unterstützen.
Für Ihre Spende verwenden Sie bitte den
nachstehenden, vorbereiteten Überweisungsträger. Oder aber – und dies ist ein zuverlässiger, sicherer und kostengünstiger Weg – Sie
erteilen uns eine Einzugsermächtigung, deren
Umfang Sie in Höhe, Dauer und Zeitpunkt der
Ausführung selber bestimmen.
spendenbescheinigung
Dieser von Ihrem Kreditinstitut
bestätigte Zahlungsbeleg gilt bis
200,– EURO als Spendenbescheinigung.
Der Neukirchener Erziehungsverein erstellt standardmäßig Jahreszuwendungsbestätigungen.
neukirchener erziehungsverein
Andreas-Bräm-Straße 18/20
47506 Neukirchen-Vluyn
Sie erreichen uns auch per Fax: 0 28 45 / 3 92 - 3 92
Oder Sie schicken eine E-Mail an: info@neukirchener.de
Bitte senden Sie dieses Formular in einem Fensterumschlag
an uns zurück.
Liebe Freundinnen und Freunde des Erziehungsvereins!
17
Bitte nennen Sie uns ein Projekt oder einen Bereich unserer Arbeit, den Sie mit Ihrer Spende
unterstützen wollen. In allen Fällen garantieren
wir Ihnen, dass wir Ihrem Wunsch selbstverständlich entsprechen. Sie erhalten von uns eine Jahresspendenbescheinigung, wenn Sie uns
keinen anderen Wunsch mitteilen.
Was können wir sonst für Sie tun? Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie Informationen benötigen, ein besonderes Projekt aussuchen
wollen, über Jubiläumsspenden nachdenken
oder eine Spendenbescheinigung benötigen.
Robert van Beek ist Ihr persönlicher Ansprechpartner für alle Belange des Spendenwesens.
Neukirchener
Erziehungsverein
18 Spenden und Helfen
Stimmt Ihre Adresse noch?
Leider kommen Briefe mit Spendenbescheinigungen manchmal zurück,
weil sie nicht zustellbar waren. Bitte helfen Sie uns, Porto zu sparen
und teilen Sie uns mit, wenn Sie eine neue Anschrift haben.
Herzlichen Dank!
Fundraising & Spendenbetreuung
Robert van Beek
Fon: 0 28 45 / 3 92 - 3 80
Fax: 0 28 45 / 3 92 - 19 - 3 80
Neukirchener
Erziehungsverein
spende@neukirchener.de
www.neukirchener.de
Andreas-Bräm-Straße 18 / 20
47506 Neukirchen-Vluyn
Einzugsermächtigung
 Ich ändere eine bereits erteilte Einzugsermächtigung!
Ich möchte Sie regelmäßig unterstützen und erteile Ihnen hiermit bis auf Widerruf, der jederzeit und ohne Nennung eines Grundes
durch mich erfolgen kann, eine Einzugsermächtigung für Spenden:
 halbjährlich
 jährlich
Betrag: Euro, Cent
Bankleitzahl
3 5 0 6 0 1 9 0
KD-Bank
19
EUR
(Bei Ba­rein­zah­lung Emp­fangs­be­stä­ti­gung
des an­neh­men­den Kre­di­tin­sti­tuts)
Konto-Nr. des Auftraggebers
Auftraggeber/Einzahler
Spende
KD-Bank eG – die Bank
für Kirche und Diakonie
Konto-Nr., bei
Neukirchener Erziehungsverein
Empfänger
Spendenbescheinigung
Bis EURO 200,– gilt der abgestempelte Beleg als
Abbuchung jeweils am 15. eines Monats, beginnend ab _________________________________
Vorname
 vierteljährlich
Euro: ______________________
 monatlich
Name
Ort
Geb.-Dat.
Name des Kreditinstituts
PLZ
Telefon
BLZ
Straße
Konto-Nr.
Benutzen Sie bitte diesen Vordruck
für die Überweisung des Betrages von
Ihrem Konto oder zur Bar­einzahlung.
Den Vordruck bitte nicht beschädigen,
knicken, bestempeln oder beschmutzen.
Datum, Unterschrift
Bankleitzahl
Überweisung/Zahlschein
Name und Sitz des beauftragten Kreditinstituts
Begünstigter: (max. 27 Stellen)
EUR
Neukirchener Erziehungsverein, 47506 Neukirchen-Vluyn
Spenden sind steuerlich
ab­­­­­setz­bar. Für Ihre Spende
erhalten Sie von uns un­
aufgefordert eine Zu­wen­
dungs­bestätigung.
Konto-Nr. des Begünstigten
Verwendungszweck
Straße und PLZ des Spenders
Kontoinhaber / Einzahler: Name, Vorname, Ort
Konto-Nr. des Kontoinhabers
Danke für
Ihre Spende!
Datum, Unterschrift
SPENDE
Spenden und Helfen
19
Der Neukirchener Erziehungsverein wurde 1845 gegründet und ge­hört heute
zu den größten deutschen Kin­derhilfswerken. In zehn Bundes­län­dern be­treuen
wir zu­sammen mit unserer Tochtergesell­schaft, dem Paul Gerhardt Werk, etwa
2.500 Kin­der und Jugend­liche – in sta­tionären ­Einrichtungen, mit ambulanten
Hilfe­angeboten, in Schulen für Erzie­hungs­hilfe und mit vielen weiteren Maß­
nahmen. Auch in den Be­reichen Alten- und Behinderten­hilfe sind wir in den
vergangenen zwei Jahrzehn­ten verstärkt tätig geworden.
Mehr als 1.600 Mitarbeiterin­nen und Mit­arbeiter ­arbeiten heute in den verschie­
denen diakonischen Berei­chen. Mit dem Neu­kirche­ner Berufskolleg, der Neu­­kir­
chener Fort­bildungs­aka­demie und dem Neu­­­kirche­ner Jugend­hilfeinsti­tut wurde
der Rahmen für die notwendige Aus-, Fort- und Weiter­bildung sowie ­eine praxisnahe For­schung geschaffen. Seine Be­kannt­­­heit verdankt der Erzie­hungs­
verein auch der umfangreichen Ver­lags­tätig­keit, vor allem je­doch dem Neu­kir­
che­ner Kalender, dem wohl bekann­testen christli­chen An­dachts- und Medi­ta­­
tions­kalender im deutschen Sprachraum.
Ferien am Meer
Urlaub für die Bewohner des Dreikönigenhauses
„Pack die Badehose ein“, sang einst
Conny Froboess. Der Schlager liegt immer noch vielen auf den Lippen, wenn
sie die Koffer für den lang ersehnten
Sommerurlaub packen. Urlaub ist etwas Selbstverständliches in unserer
Gesellschaft. Für jeden? Auch für Bewohner eines Altenheims? Können
Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, Urlaub machen, vielleicht
sogar in fernen Ländern? Fragt man
Mike Kakoschky, Altenpfleger und gerontopsychiatrische Fachkraft im Krefelder Dreikönigenhaus, zuckt er nur
mit den Schultern und stellt die Gegenfrage: „Warum denn nicht?“
Seit über zehn Jahren plant Mike Kakoschky solche Urlaube, sucht Sponsoren, engagierte Kolleginnen und Kollegen und fährt mit den Bewohnern im
Sommer oder Spätsommer ans Meer.
Mal ist es die deutsche Ostsee, mal die
Türkei oder Spanien. Acht bis zehn Bewohner und bis zu sieben Betreuer
verreisen dann für eine Woche. Für die
Bewohner ist es der Höhepunkt eines
Jahres, wenn sie Sand unter den Füßen
spüren und die Wellen ihre Beine umspülen. Momente voller Freude und Lebensglück für Menschen, die zum Teil
noch nie einen solchen Urlaub gemacht haben. Mike Kakoschky erlebt
die Bewohner dann völlig anders. Sie
sind zufriedener, glücklicher, tanken
auf, stärken sich und kehren froh und
ausgeglichen zurück.
Von ihrem monatlichen Taschengeld in
Höhe von 80 Euro, das die Pflegekasse
ihnen zugesteht, ist solch ein Urlaub
natürlich nicht möglich. Daher suchen
wir Menschen, die unseren Bewohnern
diese besonderen Erlebnisse ermögli-
Damit es schön warm bleibt
Fußsäcke für Rollstuhlfahrer
Wenn die Bewohner des Matthias-­
Jorissen-Hauses in Neukirchen-Vluyn
sich im Winter auf den Weg ins Dorf
machen, um Einkäufe auf dem Markt
zu erledigen, pfeift ihnen der kalte
Wind um die Beine. Besonders bei
Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, ist das sehr unangenehm.
Bei den Minustemperaturen Anfang
Februar trauten sie sich schon gar
nicht mehr nach draußen, obwohl ihnen sehr viel an Ausflügen liegt.
Häufig behelfen sie sich mit Decken,
die ihnen die Pfleger um die Beine legen. Doch die Wolldecken rutschen bei
Fahrten über Kopfsteinpflaster herun-
ter und die Fransen verfangen sich in
den Speichen der Rollstühle.
Abhilfe könnte hier ein besonders gefertigter Fußsack leisten, der am Rollstuhl befestigt wird, innen mit weichem, warmen Lammfell ausgeschlagen
ist und auch leichten Regen abhält. Ein
solcher Fußsack kostet etwa 150 Euro.
Viele Bewohner können sich das aber
nicht leisten. Gerne würde das Mat­
thias-Jorissen-Haus noch einige Exemplare anschaffen und seinen Bewohnern zur Verfügung stellen.
Möchten Sie sich daran beteiligen?
Dann spenden Sie bitte unter dem
Stichwort „Fußsack MJH“. Vielen Dank
für Ihr Engagement!
• rvb
chen wollen. Ein siebentägiger Aufenthalt für zehn Bewohner in einem ­Hotel,
das den Anforderungen von pflegebedürftigen Menschen entspricht, kostet
rund 5.000 Euro. Wenn Sie sich betei­
ligen möchten, vermerken Sie bei Ihrer
Spende bitte das Stichwort „DKH-­
Urlaub“. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
• rvb
Neukirchener Erziehungsverein
30. Juni 2012
radeln
für einen guten Zweck
ein neuer spielplatz
für das mutter-Kind-haus
in neukirchen-Vluyn
Infos unter: sponsi.neukirchener.de