richard wagner-verbandes wien
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MITTEILUNGSBLATT DES RICHARD WAGNER-VERBANDES WIEN vormals akademischer Wagner Verein gegr. 1872 Postanschrift: c/o Prof. Dr. Heinrich Tettinek, Praterstraße 50, 1020 Wien e-mail: kontakt@richardwagnerverband.at, internet: www.richardwagnerverband.at Anmeldungen und Auskünfte bei Frau Dkfm. Liane Bermann Telefon und Fax: 470 25 08 Montag und Mittwoch von 8 bis 13 Uhr Mai/Juni 2010 Sehr verehrte Mitglieder! Das vorliegende Heft ist dem Gedenken an Wolfgang Wagner gewidmet. Patriarch des Richard Wagner–Clans, zweiundvierzig Jahre lang Leiter des ältesten Festspielunternehmens der Welt, Regisseur von insgesamt zwölf Neuinszenierungen der Bayreuther Festspiele, gefragter Gastregisseur zwischen Dresden, Rom und Tokyo – kaum jemals noch hat das Wort vom „erfüllten Leben“ größere Berechtigung gehabt als hier. Wir bringen nach einem kurzen Überblick über Leben und Wirken Wolfgang Wagners zwei persönlich gefärbte Beiträge: Erinnerungen unseres Präsidenten Prof. Dr. Heinrich Tettinek und – vielleicht ein wenig überraschend – eine posthume Liebeserklärung von Christoph Schlingensief, die dem „Enfant terrible“ von Bayreuth in dieser Form nicht jedermann zugetraut hätte. Lückenlos schließt sich daran der Bericht über die Bayreuther Gedenkfeier für Wolfgang Wagner, gefolgt von der Rezension über die „Götterdämmerung“ bei den Salzburger Osterfestspielen. Danach finden Sie die gewohnten Rubriken wie Veranstaltungsrückblicke, Hinweise auf eigene und fremde Veranstaltungen, Reisen und Pendelfahrten sowie wie immer auch die arbeitsreiche Auflistung von „Wagner International“. Spannende Lektüre wünscht Ihnen der Vorstand ghjk IN MEMORIAM Wolfgang Wagner Anfeindungen, durch alle Klippen gesteuert und damit ihre ungebrochene Lebensfähigkeit bewiesen hat. Dazu gehört auch die Überführung des Festspielhauses und des Hauses Wahnfried, die bis dahin Familieneigentum waren, in die 1973 gegründete Richard–Wagner–Stiftung Bayreuth. Er selbst war von 1986 bis 2008 Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH., und zwar seit 1987 mit einem Vertrag auf Lebenszeit. Obwohl die wesentlichen Stationen des Lebens von Wolfgang Wagner den meisten von Ihnen (zumindest in Umrissen) bekannt sein dürften, seien sie doch noch einmal kurz skizziert. Wolfgang Manfred Martin Wagner wurde am 30. August 1919 als Enkel von Richard Wagner und Urenkel von Franz Liszt in Bayreuth geboren. Seine Eltern waren Siegfried (1869 – 1930) und Winifred Wagner geb. Williams (1897 – 1980). 1939 im Polenfeldzug verwundet, war er in den nächsten Jahren mit privatem Musikstudium sowie der Tätigkeit als Regieassistent beschäftigt. 1944 inszenierte er erstmals selbständig an der Berliner Staatsoper, und zwar ein Werk seines Vaters Siegfried, „Andreasnacht“ („Bruder Lustig“). 1950 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Wieland die Leitung der Bayreuther Festspiele, die im Jahr darauf wieder aufgenommen wurden. 1963 konnte er mit dem „Lohengrin“ seine erste Bayreuth–Regie vorlegen. 1966 übernahm er nach dem frühen Tod seines Bruders Wieland die alleinige Leitung der Festspiele, die er bis zum Jahre 2008 innehaben sollte. In der Folge inszenierte er dort auch alle weiteren Opern und Musikdramen Richard Wagners: „Der fliegende Holländer“ (1955), „Tristan und Isolde“ (1957), „Der Ring des Nibelungen“ (1960 und 1970), abermals „Lohengrin“ (1967), „Parsifal“ (1975 und 1989) sowie „Tannhäuser“ (1985). Nicht weniger als dreimal, 1968, 1981 und 1996 (seine letzte Bayreuther Inszenierung) führte Wolfgang Wagner am Grünen Hügel bei den „Meistersingern von Nürnberg“ Regie. Daneben betreute er wiederholt Gastinszenierungen an verschiedenen Bühnen Deutschlands, Italiens sowie in Japan. Im künstlerischen Bereich betraute er, getreu seinem Diktum von der „Werkstatt Bayreuth“ und konträr zu seinem Image als „Konservativer“, die jeweils fortschrittlichsten Regisseure mit Neudeutungen von Wagners Oeuvre, was zwar nicht durchwegs für Zustimmung, aber stets für lebhafte Diskussionen sorgte und Bayreuth als spannendes Thema im Blickpunkt der Öffentlichkeit bewahren half. Hervorgehoben seien hier nur Götz Friedrichs „Tannhäuser“ (1972), der so genannte „Jahrhundertring“ in der Inszenierung von Patrice Chéreau (1976), „Der fliegende Holländer“ von Harry Kupfer (1978), „Tristan und Isolde“ in der Regie von Heiner Müller (1983) oder zuletzt Christoph Schlingensiefs „Parsifal“ (2004). Aus der nicht immer ganz gleichwertigen Dirigentenriege stachen insbesondere Pierre Boulez, Carlos Kleiber, Daniel Barenboim oder jüngst Christian Thielemann hervor. Viel Stoff für Erregung bot den Medien auch das turbulente Nachfolge–Wolfgang–Spiel am Grünen Hügel. Schon 2001 hatte der Stiftungsrat mit großer Mehrheit Eva Wagner–Pasquier, Wolfgang Wagners Tochter aus erster Ehe, als künftige Festspielleiterin nominiert. Dies wurde von ihrem Vater, der seine zweite Gattin Gudrun bzw. deren beider Tochter Katharina favorisierte, unter Hinweis auf seinen Vertrag auf Lebenszeit verhindert. Nach dem überraschenden Tod Gudrun Wagners zu Ende 2007 erklärte sich Wolfgang mit einer Doppeldirektion seiner beiden Töchter einverstanden; seit 1. September 2008 leiten somit Eva Wagner–Pasquier und Katharina Wagner gemeinsam die Festspiele. ghjk Als Regisseur galt Wolfgang Wagner, verglichen mit den einst als revolutionär empfundenen Arbeiten seines Bruders Wieland, als „konservativ“. Seine größte Leistung aber besteht darin, dass und wie er die Festspiele durch volle 42 Jahre, unbeirrt durch oftmals böswillige 2 Reflexionen zum Tod Wolfgang Wagners Aber abseits von diesen medial nutzbaren Besonderheiten war WW ein anderer, den ich dann oft privat kennen lernen durfte: Ein unbedingter Diener an der Sache der Festspiele, ein gevifter Kaufmann und Manager, der letzte Impressario, der – erst noch für die Privateigentümerin der Festspiele, Mutter Winifred, dann für die Stiftung Bayreuth, ein ökonomisches und künstlerisches Wunder vollbrachte, wie es keiner im 20.Jahrhundert für möglich hielt, mit Bravour die Klippe des früh verstorbenen Genies Wieland meisterte, mit dem Jahrhundertring neue Maßstäbe setzte und sein ganzes Leben, ja auch jede Freizeit, dieser Aufgabe widmete. Nie ein Schicki–Micki–High–Society–Member, die er verachtete. Stark unterstützt durch seine ihm vorangegangene, aber viel jüngere 2. Gattin Gudrun war er omnipräsent und omnikompetent. Mit einem Minimum an Stab nahm er noch selbst die letzte Putzfrau auf, verhandelte mit der deutschen Bühnengewerkschaft einen Kollektivvertrag aus, der erst die Festspiele ermöglichte und in ganz Deutschland so nicht möglich gewesen wäre. Dann empfing er Staatspräsidenten, steinreiche Sponsoren und Politiker. Er kämpfte für sein Haus, in dem 10 Jahre Wartezeit auf Karten normal waren, gegen die Agioteure, hielt bewusst die Preise – im Verhältnis zu andern Festspielen – nieder, um sie jedermann leistbar zu machen, gewährte für junge Musiker jährlich in 3 – 4 Aufführungen 250 Stipendienkarten und nahm sich um diese persönlich an, war auf allen Proben und pflegte mit allen Mitwirkenden, vom Stardirigenten bis zum Hilfspersonal, persönlichen Kontakt. Vieles ist von Vielen schon zum Tode des ehemaligen Festspielleiters Bayreuth und Enkel Richard Wagners geschrieben worden und wird in dieser Nummer abgehandelt. Es ist daher nicht die Zeit, Eulen nach Athen zu tragen. Aber doch vielleicht, tief betroffen, einige Gedanken und Erinnerungen zusammenzufassen. Wolfgang Wagner habe ich erstmalig persönlich vor 40 Jahren in Bayreuth aus ehrfurchtsvoller Distanz gesehen, als der Hügel noch nicht zugebaut war; in den Pausen die Sänger ums Haus promenierten und während der Akte externe Zuhörer mit Klavierauszug am – heute geschlossenen – kantinenseitigen Bühnentürl saßen, wo der Wart die Aufführung über laut gedrehte Hauslautsprecher simultan dem Publikum zugänglich machte. WW war – wie fast bis zuletzt – omnipräsent, eilte ums Haus, von seiner nahe gelegenen Wohnung in die Festspielleitung, machte Ansagen vor dem Vorhang in breitem Fränkisch und zeigte das trügerische Temperament des glücklichen Hans Dampf in allen Gassen. Dass er ärger als Jupiter zürnen und brüllen konnte, lernte ich erst später kennen, wenn etwa bei Stipendiatentreffen ein hochintellektuell motivierter deutscher Jungstipendiat an ihn die Frage stellte, warum am Hügel denn lauter so schlechte Sänger sängen. Später lernte ich auch, dass dieser Zorn und die Ablehnung des Opfers ewig wirkte: So hatte René Kollo für die Tannhäuser–Premiere die Partie nicht nur bis zu den Hauptproben noch immer nicht intus; er sagte – angeblich aus Krankheitsgründen – die Premiere auch noch am Vormittag der Aufführung ab. Nichts nützte es mehr, dass Kollo in den Folgejahren um den Hügel strich, es war sein letztes Engagement in Bayreuth gewesen. Aber auch nur eine schlechte Kritik des treu ergebenen örtlichen Kulturredakteurs Rappel über ein Inszenierung WWs führte zu einem fernmündlichen Gewitter mit Hausverbot. À propos Hausverbot: Das regnete es am Hügel. Eva, Tochter aus 1. Ehe und Direktionsassistentin bis zu WWs 2.Ehe, erhielt es ebenso wie mit eingeschriebenem Brief sein Sohn Gottfried aus 1. Ehe bei seinen Versuchen, sich als Entnazifizierer des Hügels zu prostituieren, und wie später dessen Cousin Wolf Siegfried. Seine Mutter Winifred erhielt – aus gutem Grund – Sprechverbot in der Öffentlichkeit, und die älteste Schwester Friedelind versuchte erst todgeweiht in Kenntnis ihrer Reputation bei WW Bayreuth, den Ort ihrer Kindheit, wieder aufzusuchen. Nur die allgütig jüngste Schwester – Verena, verheiratete Lafferentz – erfreute sich ewiger Anerkennung. Kontakt! Ja, das war er besonders: kontaktfreudig und gar nicht stolz. Versuchen Sie mal in Wien bloß den Direktor des Theaters an der Wien, der Staats– oder Volksoper zu sprechen: Sie werden entweder nicht verbunden oder er dreht sich befremdet ab. WW war für alle da, ein gütiger Vater den Jungen, ein Kumpel den Gleichaltrigen. Seine Werkkenntnis war stupend. Mit Recht hat Thielemann in seiner Ansprache für die Künstler am Trauertag erwähnt, er kenne keinen, der so mit dem Werk verbunden war, und eine kurze Bemerkung von WW hätte künstlerisch oft mehr geholfen als langwierige Partiturstudien – gar nicht zu reden von den singulären akustischen Bedingungen des Festspielhauses, die fachlich nur er bis ins Letzte kannte. Kannte? Er kannte Gott und die Welt, von Sponsoren und Politikern bis zum kleinen Festspielgast, und ging ohne Scheu und Dünkel auf sie zu. Zu Unrecht war er als Regisseur gering geachtet: Er wusste, was die Zeit geschlagen hatte, und ermöglichte nicht nur den Durchbruch Chéreaus und Götz Friedrichs mit neuen Sichtweisen auf Wagners Werk, er berief alle Regiegrößen der Welt an den Hügel, nachdem er mit dem verstorbenen Bruder Wieland „die Bühnen entrümpelt“ und Richard „entnazifiziert“ hatte. Ja auch das: Wer hätte gedacht, dass es nach 1945 weiter gehen werde? Hasstiraden aus den USA, Philosophen wie Wie medienwirksam dies auch klingen mag, so halte ich dies für ein Familienerbstück von Großmutter Cosima, die für jede Intrige zu haben war. Denn Streitbereitschaft kann der ganzen Familie nicht abgesprochen werden: Wäre nicht rechtzeitig die Katastrophe von Katyn eingetreten, die Absage der ganzen Familie aus dem Zweig Wieland und WWs 1. Sohnes zur Totenfeier aus an den Haaren herbeigezogenem Grund wäre zum üblichen Bayreuth–Skandal gediehen. 3 Wiesengrund – Adorno, die Richard quasi als geheimen Gründer des Nationalsozialismuses deklarierten, Querschüsse von den Schweizer Beidlers, die die USA am Rückzug als neue Chefs Bayreuths bestimmt hatten. Aber Wolfgang, im Krieg so schwer an der Hand verwundet, dass er zeitlebens nicht mehr musizieren konnte, war nach 1945 mit dem linken Freund Gottfried von Einem erst in Salzburg Regieassistent, und es gelang ihm und Wieland trickreich, durch einen Vertrag, in dem die Festspiel–Eigentümerin Winifred ins Privatleben zurückging und den Kindern volle Vollmacht erteilte, die Festspiele zu retten. Für 1950 geplant, hob sich 1951 wieder der Vorhang in Bayreuth – ohne Geld: Die damalige Brünnhilde Martha Mödl berichtete, ihr Kostüm sei aus einem gewendeten Kartoffelsack gefertigt worden – die Entrümpelung der Bühne im Sinne Appias war leicht, wo für Dekorationen kein Geld war. Bis 1960 gab es Abendkassa im Festspielhaus. Und die Überwindung all dieser kommerziellen, politischen und künstlerischen Klippen war eine der Hauptverdienste WWs. Bescheiden schien er, als sei dies hauptsächlich dem ewigen Widerspruchsgeist Wieland zu danken, der sich scheinbar der extremen Linken in Deutschland anschloss. Erst nach dessen Tod wurde bekannt, dass er Leiter der Außenstelle des Konzentrationslagers Flossenbrügg in Bayreuth war – offenbar ein Trick „Onkel Wolfs“, den gelobten jungen Maler–Künstler von der Front fernzuhalten. Kontakt: Angeblich – sagte Gudrun – war er im Bad gestürzt, konnte nur schwer – aber ohne Stock – gehen, und ich musste ihn praktisch über die Außenstiegen der Oper heruntertragen. Kurz darauf übernahm Gudrun mit Unterstützung Katharinas, von der Öffentlichkeit unbemerkt, die Aufgaben WWs, der krankheitsbedingt nur mehr durchs Haus schlürfen konnte, bis ihn seine Todeskrankheit im Herbst 2009 endgültig aufs Bett warf, treu gepflegt von Tochter Katharina und dem Leibarzt und langjährigen Freund Dr. Thiery, Dekan der MedUni Leipzig. Sicher beschleunigt durch den unerwarteten Verlust seiner Gattin Gudrun und der Abgabe der Leitung an seine beiden Töchter Eva und Katharina. Keine letzten Worte, wie Goethes „Mehr Licht!“, nur ein kleines Lächeln, als er mit schon geschlossenen Augen den letzten Kuss seiner geliebten Tochter Katharina spürte. Ein letztes Genie des Theaters war zu seinem Großvater gegangen. Er muss wohl stolz auf seinen Enkel sein. Heinrich Tettinek Christoph Schlingensief „Wolfgang war ein Schlitzohr“ Privat lernte ich WW erstmals kennen, als ich beauftragt wurde, die internationalen Wagnerkongresse mit dem 1986 in Wien geplanten Kongress zu erfinden. Ich lud ihn ein und ersuchte ihn, der immer beste Kontakte zum Ostblock hatte, um Intervention nach Budapest für die Nachkongressreise, die dann zu Sonderkonzerten in der Liszt–Akademie und einer Meistersingerpremiere in der Staatsoper führten. Und immer wieder bei den fünf von mir zu verantwortenden Kongressen war ich von ihm in den Bayreuther Pausen eingeladen in das auch von Schlingensief erwähnte Sitzungszimmer der Direktion – diesfalls zu Lachsbrötchen. Als es in Wien zu einem Agiotageskandal mit einem Reisebüro kam, ersucht er mich um eine Rechtsexpertise, und darauf entwickelten wir die Unübertragbarkeit der Bayreuth–Karten (Holender will sie in Wien bei seinem Galaabend imitieren). Wenn ich Fragen an ihn hatte, wurde ich durchverbunden, wenn ich Rat brauchte, hatte er ihn parat. Das letzte Mal sah ich Wolfgang Wagner bei der Trauerfeier von Gudrun Wagner. Das war sehr traurig und sehr anrührend wie er da saß… das letzte Mal gesehen und auch gesprochen habe ich ihn im letzten Jahr von Parsifal kurz vor Eröffnung der Festspiele 2007. Es gab da damals diesen kleinen Konferenzsaal, in dem die Königsfamilie Wagner in den Pausen gerne einige Auserwählte zu einem kleinen Plausch einlud. Und in diesem Raum fanden auch die Sitzungen für neue, aber auch laufende Produktionen statt. Da müssen also alle mal gesessen haben. Jedenfalls in den letzten 20 Jahren. Zu Beginn der Besprechungen zum Parsifal bekamen wir großartige Schnittchen mit Lachs, Leberwurst vom Feinsten, hervorragende Fleischwaren, Getränke rund um den Globus und sogar zum Kaffee noch hervorragende Pralinen oder Kuchenstücke, die ihres gleichen suchten. Im Verlaufe der Produktion stürzten wir aber ab und saßen bereits im zweiten Jahr nur noch mit einer von jenen Keksdosen am Konferenztisch, die man normalerweise von schlecht sehenden Großtanten kennt. Irgendwelche zerbrochenen, ausgetrockneten Plätzchen mit leicht grauer Schokoladenfüllung oder merkwürdigem Käsegeschmack. Als wir zufällig im gleichen ICE nach Dresden saßen, der auf der „Schiefen Ebene“ sonntags zusammenbrach und unsere Walküren–Premiere in der Semperoper unmöglich erreichbar schien, rief er telefonisch den Dienstwagen aus Bayreuth, schickte den Schofför in seinen Urlaub zurück und fuhr mit dem ihm aktiv unbekannten Wagen in einem Höllentempo über die noch rumpelige DDR–Autobahn, teils ohne Sicht wegen beschlagener Scheibe – nachdem er mich selbstredend eingeladen hatte, mitzufahren, um auch mir die Premiere zu ermöglichen. Dass wir noch vor der planmäßigen Ankunftszeit des ICE in Dresden vor dem Taschenbergpalais hielten, beendete meine Todesangst und war für ihn symptomatisch. Zuletzt hatte ich beim Leipziger Kongress länger Diese Reduzierung aufs Mindeste hatte nicht nur mit der finanziellen Situation zu tun, die auch bewirkte, dass mir jedes Jahr schriftlich mitgeteilt wurde, dass nur 1000 Euro für Kostüm– oder Bühnenänderungen zur Verfügung stünden, sondern vor allem mit der dadurch sinnfällig werdenden Tatsache, dass man in der Gunst von Gudrun extrem abgestürzt war. Aber auch das war egal, weil es ja um die Arbeit ging und nicht um irgendwel4 che Schnittchen. Und um genau diese Arbeit ging es, und das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich noch einmal wiederholen, weil es noch immer irgendwelche Hofschranzen gibt, die behaupten, ich wäre undankbar und wolle Bayreuth nur noch schlecht reden, weil sie damit ihre Chance wittern, irgendwann zum inneren Zirkel des großen Wagnerkuchens zu gehören, die überhaupt nicht verstanden haben, bzw. eben immer nur Informationen aus zweiter Hand haben; denn die Arbeit in Bayreuth war, egal wie groß der Stress und die Gehässigkeiten, die Verachtung und der Widerwille an diesem Ort geschürt wurden, für mich die größte Freude, die man mir jemals bereitet hat. Die Momente, über die so viele Gerüchte kursieren, einmal live erlebt zu haben, ist eine Belohnung, die ich nicht missen möchte. Was war das für eine helle Freude, wenn Wolfgang Wagner selbst gegen den Willen seiner Frau mit mir Kontakt aufnahm, um dann ganz großartige Geschichten über die Wollunterhose von Winnie zu berichten oder über Furtwängler, der fast vom Mähdrescher auf der Judenwiese bei dem Versuch, ein weiteres Blumenmädchen zu verführen, überrollt worden wäre. Da lachte Wolfgang, da blitzten seine Augen. Oder wenn er erzählte, wie er es schaffte, Gelder vom Marshallplan so umzuleiten, dass sie in der Bayreuther Scheune landeten. Der Mann war ein Schlitzohr und das genoss er jede Stunde! Und das Tollste war Wolfgang, der zwar im dritten Jahr stark vernachlässigt mit Löchern in der Hose durchs Haus stolperte, bis sich dann Katharina für ihren Vater einsetzte und dafür sorgte, dass er nicht jeden zweiten Tag die Treppe herunterfiel, wenn er immer wieder durch „sein Haus“ und somit „sein Werk“ schritt! Ja, so muss ich es sagen. Bei allen Alterserscheinungen fand er immer wieder Kraft in seiner Scheune, in seinen Probenräumen, den Konferenzen, den kleinen und großen Kriegen. Wolfgang war wirklich Bayreuth! Und über Gudrun muss ich ja nichts schreiben. Aber Wolfgang hat mich sehr beeindruckt, und nach vier Jahren, als dann auch der eine Sänger nicht mehr mit am Tisch essen durfte und unser Parsifal mittlerweile mehr als positiv denn als negativ für die Entwicklung Bayreuths eingestuft wurde, (worüber nicht nur ich mich gefreut habe, sondern auch Wolfgang und Katharina), da war der Laden schon wieder ein bisschen weicher geworden. Da war es teilweise sogar richtig angenehm. Und da endet dann auch meine kleine Geschichte über die Parsifalzeit in Bayreuth. Wir saßen wieder in diesem verwanzten Konferenzzimmer… und diesmal wurden wir mit Tramezzinis der allerbesten Art überschüttet. Wolfgang und ich saßen uns gegenüber. Gudrun links, mein Team rechts und links an meiner Seite. Und Wolfgang und ich haben vor lauter Glück, dass kein männlicher Intrigant mehr am Tisch saß, sondern plötzlich so ein kleiner Frieden eintrat, unzählige dieser Toastdinger in uns reingestopft. Es brach sozusagen ein großer gemeinsamer Hunger aus. Ein Hochgenuss sozusagen, bis Gudrun dann irgendwann sagte: „Wolfgang, du bist mal wieder dein bester Gast!“, und da hörte Wolfgang Wagner auf zu essen, wischte sich den Mund ab, stand auf, deutete mir an, dass er mich vorne an der Türe sehen wollte,… ich folgte ihm und dort, bei geöffneter Türe wohlgemerkt, sagte er zu mir: „Gell, das war schon toll! Das war eine tolle Sache mit uns. Wir waren doch immer Freunde, nicht wahr?“… und da habe ich „Ja, Herr Wagner gemurmelt“ und musste fast heulen. Wir haben uns sogar kurz in den Arm genommen. Kurz, aber herzlich, und ich bin dann wie benommen davongegangen. Immer wieder tauchte er auf – nicht nur bei mir – und sagte: „Machen Sie doch was Sie wollen. Sie haben künstlerische Freiheit! Das interessiert mich nicht mehr!“ Ich weiß noch, wie er vor der ersten Probe im zweiten Jahr auf die Probebühne kam und schrie: „Was soll das? Ist jetzt schon schlechter als im letzten Jahr!“ Da hörte man ihn in seinem tiefsten Inneren regelrecht grölen. Denn er liebte seine Kommentare, seine Geschichten, seine Auf– und Abtritte. Wenn er dann die große Bühne „endgültig“ verließ und schrie, dass es auch der Letzte in der letzten Reihe hören konnte: „Machen Sie doch was Sie wollen. Das interessiert mich nicht mehr!“, so saß er schon zwei Minuten später wieder auf seinem eigenen Inspizientenstuhl auf der linken Seite (vom Zuschauerraum aus gesehen) oder er marschierte gleich zu Gudrun, die in ihrem Zimmer sämtliche Überwachungskameras oder Abhörmikrophone bedienen konnte. Ob die anderen noch weiter gegessen haben, weiß ich nicht mehr… und ich rufe dem alten Herren zu: AUF WIEDERSEHEN! Das ist für alle Menschen die schönste Drohung, die man so aussprechen kann. Und in diesem Falle wäre es sogar eine sehr schöne Drohung, auch wenn die Hofschranzen daraus wieder etwas Böses lesen wollen... Ich mag Bayreuth und ich bin sehr gespannt, was daraus werden wird. Auch wenn die Zeichen momentan eher auf Keksdose stehen! Christoph Schlingensief Es war wirklich viel los in diesem kleinen Königshaus, was nicht mit Geld zu bezahlen ist. Und wenn ich dann lese, ich würde die Hand meines Arbeitgebers schlagen oder so was... dann lache ich noch lauter als Wolfgang, denn zum einen lebe und arbeite ich mittlerweile woanders und zum anderen war die Zeit mit Wolfgang so ziemlich das Tollste, was ich überhaupt je auf einer Bühne erlebt habe. Alleine in den ersten zwei Jahren Pierre Boulez erleben und von ihm lernen zu dürfen, dann zu sehen was passiert, wenn der neue Parsifalsänger plötzlich anfängt zu leben, ein wirklicher Mensch zu sein, oder im dritten Jahr zu lernen, wie einige Sänger nicht mehr über eine Verlängerung informiert wurden, weil sie sich kritisch über das Haus geäußert hatten und deshalb plötzlich umbesetzt wurden… das waren Sternstunden der Musikausbildung! 5 ZITIERT das Werk seines Großvaters erhalten und gepflegt. Wenngleich uns Wolfgang Wagner durch den Tod entrissen wurde, werde das Lebenswerk Bayreuth dieser „facettenreichen und eindrucksvollen Persönlichkeit“ weiterleben. „Es dachte Christoph Schlingensief, dass der Tenor beim Singen schlief“. Aus Bayreuth (anonym) Der Dirigent Christian Thielemann drückte seine Bewunderung für den Verstorbenen aus, der das Werk Richard Wagners besser als jeder andere kannte und ein untrügliches Gespür für die Struktur seiner Musik hatte. Die wohl persönlichste Rede hielt Professor Joachim Thiery, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, den Wagner vor vielen Jahren kennen– und schätzen gelernt hatte und ihn selbst als Trauerredner bestimmte. Außerdem war er seit 2008 gemeinsam mit den Bayreuther Hausärzten mit der Behandlung Wolfgang Wagners betraut. Er schilderte Wolfgang Wagner als fürsorglichen Festspielleiter, der alles andere als ein „Gralshüter“ war, sondern die kritische Auseinandersetzung mit dem Werk seines Großvaters in der Gegenwart und weit darüber hinaus suchte. Schließlich zollte Thiery Wagners jüngster Tochter Katharina große Anerkennung für die Hingabe, mit der sie sich bis zuletzt um den kranken Vater gekümmert hatte. AKTUELLE BERICHTE Die Gedenkfeier für Wolfgang Wagner am 11.04.2010 um 16 Uhr im Festspielhaus Bayreuth Die letzte Ehre für einen großen Theaterprinzipal fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit, nur für geladene Gäste statt. Nach dem „Sitzordnungsstreit“ blieben die 4 Kinder Wieland Wagners (Nike, Iris, Wolf Siegfried und Daphne waren nicht mit ihrer Platzierung in der Mittelloge einverstanden), sowie der Sohn Wolfgang Wagners aus seiner ersten Ehe, Gottfried, der erst gar nicht eingeladen war, den Feierlichkeiten fern. Um die Bayreuther einzubinden, wurde die Trauerfeier live in den Außenbereich des Festspielhauses übertragen, ins Haus durfte nur, wer eine Einladungskarte vorweisen konnte. Allerdings waren aufgrund von Kälte und Regen von den 2000 geladenen Gästen rund ein Drittel nicht erschienen. Die Gästeliste liest sich trotzdem wie das „Who is Who“: Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Joachim Sauer, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer mit Frau, Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags, Staatsminister Wolfgang Heubisch, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Hans–Dietrich Genscher und Frau, Edmund Stoiber und Frau, Klaus von Dohnanyi mit Ulla Hahn, Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, Ioan Holender, Direktor der Wiener Staatsoper, Kirsten Harms, Intendantin Deutsche Oper Berlin, Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, Dr. Michael Hohl, Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth mit Frau, Rosalie, Tilo Steffens, Bühnenbildner, Waltraud Meier, Siegfried Jerusalem, Hans Sotin, John Tomlinson, Theo Adam, Gabriele Schnaut, Robert Dean Smith, Manfred Jung, Wolfgang Schmidt, Katarina Ligendza, Gwyneth Jones, Tankred Dorst, Dieter Dorn, Stefan Herheim. Umrahmt wurde die Trauerfeier vom Vorspiel zu „Lohengrin“, „Siegfrieds Rheinfahrt“ aus „Götterdämmerung“ und dem Vorspiel zu den „Meistersingern von Nürnberg“ mit Choral sowie der Motette von Felix Mendelssohn Bartholdy „Denn er hat seinen Engeln befohlen“. Unter Christian Thielemann spielten und sangen Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele mitreißend schön. Liane Bermann Wagners „Götterdämmerung“ bei den Salzburger Osterfestspielen 2010 Äußerlich unberührt von den Querelen rund um unterschlagene Gelder, einen fristlos entlassenen Geschäftsführer und die daraus resultierende Umstrukturierung gingen die Salzburger Osterfestspiele 2010 in Szene. Zwar blieben auch heuer wieder, als untrügliches Zeichen gesunkener Attraktivität, so manche Plätze leer; aber wie stets gaben sich auch hier die sprichwörtlich „Reichen und Schönen“ ihr österliches Stelldichein, übertrafen Schmuck und Toiletten der Damen alles Vorangegangene. Die Redner: Dr. Michael Hohl, Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, würdigte die epochale Lebensleistung des Bayreuther Ehrenbürgers Wolfgang Wagner, dem es – mit seinem Bruder – gelungen war, aus den stark belasteten Festspielen eine international anerkannte Kulturinstitution und den Mythos Neu–Bayreuth zu schaffen. Zu seinen künstlerischen Verdiensten zählte er seine Entschlossenheit, schon früh auch externe Regisseure und Bühnenbildner einzubinden und so den Festspielen zu Weltgeltung zu verhelfen. Mit Richard Wagners „Götterdämmerung“ endete heuer Sir Simon Rattles ehrgeiziges „Ring“–Projekt. Wie schon die Jahre zuvor wurde die Produktion 2009 beim Festival von Aix–en–Provence erarbeitet und sodann an die Salzach transferiert; zum ständigen Kummer derjenigen, die Salzburg partout das „jus primae noctis“ gewahrt wissen wollen. Aber wer könnte es verantworten, eine „Götterdämmerung“ für lediglich zwei Abende auf die Bühne zu wuchten? Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nannte Wolfgang Wagner einen „außergewöhnlichen Menschen“ und „großen Theatermann“. Wolfgang Wagner habe mit dem Geschick eines Handwerkers, der Weitsicht eines Kaufmanns und der Leidenschaft eines Künstlers Es wäre zu provokant, in Zusammenhang mit Sir Simons Dirigat vom „learning by doing“ zu sprechen. Aber es schien doch, als seien in seine Arbeit die Erfahrungen 6 GENERALVERSAMMLUNG der Vorjahre zumindest teilweise eingeflossen. Zwar steht für ihn nach wie vor die detailgenaue Durcharbeitung der symphonischen Struktur im Vordergrund; aber besser als früher gelang es ihm jetzt, dies mit dem Spannen der vielzitierten „großen Bögen“ in Einklang zu bringen. Wie aus einem Guss gelang so etwa die riesenhafte Architektur des ersten Aktes; allerdings verfiel der Dirigent später – so in der Waltrauten–Szene, dem Trauermarsch oder Brünnhildens Schlussgesang – in allzu ausführliches Zelebrieren. Bei den einsatzfreudig aufspielenden Berliner Philharmonikern dominierten auch heuer wieder die wunderbar klangsatten Bläser, die allzu grobe Basstuba vielleicht ausgenommen. Und leider duldete es der Dirigent, dass die Pauke mit knallharten Schlägen den Trauermarsch förmlich in Stücke schlug . . . Unsere diesjährige Generalversammlung fand am 28. April 2010 um 19 Uhr im Clubraum des Café Imperial, statt. Nach dem kurzen Situationsbericht unseres Präsidenten Prof. Dr. Heinrich Tettinek folgten der Bericht des Schatzmeisters, der Bericht der Rechnungsprüfer und die Entlastung des Vorstandes nach Feststellung der ordnungsgemäßen Mittelgestionierung. Der Mitgliedsbeitrag wird mit Euro 35,– per Jahr gleich bleiben. Einer der Hauptpunkte der diesjährigen Generalversammlung war die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Hofrat Dr. Theophil Hallavanya (posthum) sowie an em. Univ. Prof. Dr. Rudolf Welser. Akzeptabel, wenngleich nicht durchwegs von Weltklasse die Besetzung. Als Siegfried ersetzte den auch heuer wieder erkrankten (?) Ben Heppner der junge deutsche Tenor Stefan Vinke mit bewundernswertem Durchhaltevermögen, sicherer Technik und einem lupenrein gestandenen hohen C. Die Brünnhilde von Katarina Dalayman gefiel mit ihrer warmen Kantabilität der Mittellage; die Spitzentöne eroberte sie sich nicht ohne Mühe. Gerd Grochowski stellte einen wackeren Gunter dar; neben ihm überraschte der Hagen von Mikhail Petrenko durch vorwiegend lyrisches Parlando anstelle des gewohnten urweltlichen Dröhnens, während sich Dale Duesing (Alberich) fast durchwegs auf eine Art Sprechgesang zurückziehen musste. Bei durchschlagkräftigerem Volumen hätte Anne Sofie von Otter (Waltraute) als Luxusbesetzung gelten können; unauffällig die Gutrune von Emma Vetter. Zufrieden stellend die Nornen, nicht sehr homogen die Rheintöchter. Der seinerzeitige Vizepräsident Prof. Dr. Welser erwarb sich große Verdienste bei der Etablierung des neuen Vorstandes in den achtziger Jahren und vor allem in der qualitativen Ausrichtung des ersten Internationalen Richard Wagner Kongresses in Wien; so öffnete er die Universität für die Festveranstaltungen und die Diskussionen. Des weiteren bemühte er sich um die Qualifikationserhöhung der traditionellen Bayreuther Richard Wagner Stipendien. Die Verdienste von HR Dr. Hallavanya wurden anlässlich seines Ablebens gewürdigt. Wie schon im Vorjahr wurden auch heuer im Rahmen der Generalversammlung unsere Bayreuth–Stipendiaten vorgestellt: Katharina Blassnig, geb. 12.06.1979, studiert derzeit Komposition und Musiktheorie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie Konzertharfe am Landeskonservatorium Klagenfurt. 2003 schloss sie ihr IGP– (Instrumental– und Gesangspädagogik–) Studium am Landeskonservatorium Innsbruck erfolgreich ab. Bei Regie und Bühnenbild von Stephane Braunschweig schlug gewollte (oder erzwungene) Askese allzu oft in Hilflosigkeit oder gar unfreiwillige Komik um; so wenn die Nornen die bereits von den Vorjahren her bekannten Barockstühlchen eigenhändig von der Bühne schleppen mussten. Verschenkt hatte der Regisseur auch das Schlussbild mit seinen ärmlichen Projektionen über einer Freitreppe, auf der ein schäbiger Wotan herumirrte. Und nur wenig versöhnten damit einige psychologisch gut erfasste Szenen. Der Buhorkan am Premierenabend war ihm sicher, während der musikalische Bereich ausdauernd umjubelt wurde. Gerhard Kramer Christiane Marie Riedl, geb. 24.04.1983, absolvierte 2009 als Mag. art. (Musikpädagogik) an der Musikuniversität Wien. Seit 2008 studiert sie Konzertfach Gesang bei Prof. Klietmann an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. 2004 gewann sie den 1. und 2. Preis beim österreichischen Wettbewerb „Prima la musica“, 2009 den ersten Preis beim Klassikmania–Wettbewerb Wien. Christiane Zaunmair, geb. 27.11.1985, studiert seit 2009 Musiktheaterregie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, seit 2005 außerdem Theater–, Film– und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Derzeit arbeitet sie an einer Diplomarbeit unter dem Arbeitstitel „Szenische Umsetzung von Oratorien auf der Opernbühne“. Überdies hat sie Violin–, Orgel–, Klavier– und Tanzunterricht genossen; seit 2007 ist sie Mitglied des TU–Orchesters Wien. VERANSTALTUNGSRÜCKBLICK Am 26.03.2010 war die hinreißende Staatsopernsängerin Elisabeth Kulman, die seit ihrem Wechsel vom Sopran– zum Mezzo– bzw. Altfach im Begriff ist, eine fulminante Karriere zu machen, bei uns zu Gast. Die aparte und sehr sympathische Sängerin gab Einblicke in ihre Karriereplanung, die Erarbeitung von neuen Rollen und in den Umgang mit Kollegen und Regisseuren. Wir wünschen Frau Kulman weiterhin viel Erfolg! Michael Zehetner, geb. 07.10.1980, steht als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung am Landestheater Detmold bereits im Beruf. 2007 hatte er das Konservatori7 HINWEISE AUF GEPLANTE REISEN um Wien Privatuniversität mit den Fächern Dirigieren und Chorleitung mit Auszeichnung absolviert. Er dirigierte bereits Opern wie „Hoffmanns Erzählungen“, „Die Entführung aus dem Serail“, „Der Barbier von Sevilla“ und andere mehr; auch leitete er Orchester in Deutschland, Ungarn und der Slowakei. Im Sommer 2010 wird er in Bad Ischl den „Fidelen Bauer“ leiten. Reisen des Richard Wagner–Verbandes Wien Ihre Anmeldung ist verbindlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir keine Stornierungen vornehmen können. Eine Rückerstattung der Kosten ist ausgeschlossen. Prüfen Sie daher Ihre Termine genau, bevor Sie eine Buchung vornehmen. Sollten Sie aus dringenden Gründen an der Reise nicht teilnehmen können, geben wir Ihnen gerne Adressen (bei Vorhandensein einer Warteliste) noch interessierter Mitglieder bekannt. VERANSTALTUNGSHINWEISE Zu allen unseren Veranstaltungen laden wir besonders herzlich auch unsere Stipendiaten ein! Der Internationale Richard Wagner–Kongress 2010 findet vom 13. – 18.05.2010 in Stralsund/Greifwald statt. Jour–fixe neu für kommunikative Mitglieder jeden letzten Dienstag im Monat ab 16 Uhr Budapester Wagner–Tage 2010 Termine: 25.05.2010 und 29.06.2010. „Tristan und Isolde“ unter dem Dirigat von Adam Fischer. Ort: Café Mozart Clubraum, 1010 Wien, Albertina Platz 12, Tel.: 01/241 00. Termin: 01. – 02.06.2010. zum Plaudern über Gott, Richard Wagner und die Welt. Bahnreise unter Leitung von Prof. Dr. Tettinek, Unterbringung wie bisher im Hotel Ramada, Budapest. Vortrag Diese Reise ist ausgebucht. Unser Präsident, Prof. Dr. Heinrich Tettinek, macht sich Gedanken zur bevorstehenden Premiere von „Tannhäuser“. Reise zum ROF Rossini Opera Festival Pesaro Termin: 21.05.2010, 18 Uhr 30; Einlass ab 18 Uhr. Diese Reise ist ausgebucht. Termin: 16. – 20.08.2010. Ort: Clubraum des Café Imperial, 1010 Wien, Kärntner Ring 16, Tel.: 501 10 389. „Der Ring des Nibelungen“ im Zyklus am Theater Freiburg Vortrag Termin: 21.– 27.09.2010. Dr. Michael Jahn spricht über die im Sommer 2010 in Pesaro zur Aufführung gelangenden Rossini–Opern „Sigismondo“, „Cenerentola“ und der ersten Oper Rossinis „Demetrio e Polibio“, mit Musikbeispielen. Bahnreise (oder individuell: Flug bis Basel oder Straßburg) unter Leitung von Prof. Dr. H. Tettinek, Stadtführungen, Ausflugsmanagement, Unterbringung im Intercity–Hotel Freiburg (ca. Euro 300,– im DZ mit Frühstück für 6 Nächte). Da es sich bei „Sigismondo“ und „Demetrio e Polibio“ um musikalische Raritäten handelt, ist dieser Vortrag auch für nicht nach Pesaro Reisende sehr interessant. Diese Reise ist ausgebucht. Termin: 17.06.2010, 18 Uhr 30; Einlass ab 18 Uhr. 100–Jahrfeier des RWV – Frankfurt Ort: Clubraum des Café Imperial, 1010 Wien, Kärntner Ring 16, Tel.: 501 10 389. Der RWV–Frankfurt feiert seinen 100–jährigen Bestand mit einem Benefizkonzert, Gesprächen und Musik zum Ring in der Oper Frankfurt, einem Gesellschaftsabend und einer Festaufführung von „Die Walküre“. Gleichzeitig Besichtigungsmöglichkeit der internationalen Handelsstadt und historischen Krönungsstadt der Deutschen Kaiser (letzte Krönung: Franz II. von Habsburg–Lothringen). Unser Abschlussheuriger Wir laden auch heuer wieder zum Abschlussheurigen ein: Termin: Mittwoch, 23.06.2010 ab 17 Uhr. Termin: 05. – 08.11.2010. Ort: Heurigen Obermann, 1190 Wien, Cobenzlgasse 102; Tel. 328 43 41 (Linie 38 A bis Feuerwache und dann ein kleines Stückchen zu Fuß hinauf). Bahnreise unter Leitung von Prof. Dr. H. Tettinek. Anmeldeschluss: 31.07.2010. 8 Pendelfahrten Solisten: Clemens Bieber, Marion Ammann, Yumi Koyama, Gerd Grochowski. Termin: 20.05.2010 nach Bratislava zu einer Aufführung von Modest P. Musorgskis „Boris Godunow“ im Neuen Gebäude (Beginn 18 Uhr). Auskünfte bzw. Karten unter: 07242 239 111, Fax: 07242 239 915, e–mail: info@wagner–festival–wels.com. Abfahrt: 14 Uhr ab Hotel Hilton – Landstraße – Hauptstraße schräg vis–à–vis der Haltestelle der U 4 Preis: Euro 60,–. Vortrag Aus Anlass des 200. Geburtstages von Otto Nicolai, der nicht nur als Begründer der Philharmonischen Konzerte gelten darf, sondern auch als großartiger Kapellmeister (u.a. an der Wiener Hofoper) und Komponist („Die lustigen Weiber von Windsor“) in die Geschichte einging, sprechen Prof. Clemens Höslinger, Vizepräsident des rism–österreich, und Prof. Clemens Hellsberg, Ehrenpräsident des rism–österreich, über den in moderner Zeit leider zu wenig gewürdigten Künstler. ANDERE VERANSTALTER Ausstellung Vom 13.04. – 05.07.2010 findet in den Räumen der Gesellschaft für Musiktheater, 1090 Wien, Türkenstraße 19, eine Ausstellung von Bühnenbildentwürfen des bekannten Bühnen– und Kostümbildners sowie Regisseurs Gottfried Pilz statt. Pilz hat unter anderem an der Wiener Staatsoper Halèvys „Die Jüdin“ und George Enescus „Oedipe“ ausgestattet, darüber hinaus aber auch an nahezu allen wichtigen Opernhäusern Europas und der USA gearbeitet. Entwürfe für Opern von Richard Wagner nehmen dabei einen wichtigen Platz ein. Öffnungszeiten: Mo. und Mi. von 11 – 13 Uhr, Do. 16 – 17 Uhr (ausgenommen an Feiertagen) sowie für Veranstaltungsbesucher vor Beginn und in den Pausen der Konzerte und Vorträge. Termin: 10.06.2010, 18 Uhr. Ort: Österreichische Gesellschaft für Musik, 1010 Wien, Hanuschgasse 3. „Der Ring des Nibelungen“ am Shanghai Grand Theatre Ein Projekt der Oper Köln im Zusammenhang mit der EXPO 2010 in Shanghai. Musikalische Leitung: Markus Stenz. Inszenierung: Robert Carsen. Gürzenich–Orchester Köln. Richard Wagner–Festival Wels Besetzung: Stig Andersen, Lance Ryan, Kurt Rydl u.a. Termin: 30.05. und 03.06.2010. „Dieser ‚Ring des Nibelungen’ zeigt eindrucksvoll bild– und wortgewaltig, dass der Mensch, der die Gesetze der Natur verletzt, seine eigene Existenzgrundlage zerstört. Wenn auch der ‚Ring’ mit der Götterdämmerung endet, bleibt die Hoffnung, dass die Menschheit jenseits der alten Götter einen Weg in die Zukunft findet“ (Oper Köln). Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“. Dirigent: Ralf Weikert. Inszenierung: Herbert Adler. Solisten: John Charles Pierce, Iréne Theorin, Hans Sotin, Wolfgang Brendel, Hermine May. Termine: 16. – 19.09.2010 (Erster Zyklus.). 21. – 24.09.2010 (Zweiter Zyklus). Termin: 01. und 05.06.2010. Wiederaufnahme von „Lohengrin“. Dirigent: Ralf Weikert. Anreise: China Holydays, Tel. 0049–40–32 33 22 27, www.chinaholydays.de. Inszenierung: Herbert Adler. Informationen und Reservierungen: www.ringatexpo.de. 9 WAGNER INTENATIONAL Detmold Kassel Zürich BerlinB Detmold Frankfurt Leipzig Meiningen Rheingold Meistersinger Meistersinger Götterdämmerung Walküre Rheingold Rheingold Tannhäuser MAI 2010 Wächter/Metzger Ringborg/Fioroni Gatti/Lehnhoff Runnicles/Friedrich Wächter/Metzger Weigle/Nemirova Schirmer Urbanek Detmold Stralsund/Greifswald Detmold Gera Kaiserslautern Meiningen Dessau Essen Hildesheim Kiel Mailand Scala Siegfried Holländer Götterdämmerung Tannhäuser Holländer Tannhäuser Lohengrin Walküre Meistersinger Meistersinger Rheingold Wächter/Metzger Prokopetz/Nekovar Wächter/Metzger Gruber/Kochheim Hass/Tilch Urbanek/Haag Hermus/Moses Soltesz/Hilsdorf Seitzer/Lehmann Fritzsch/Hovenbitzer Barenboim/Cassiers Mannheim Chemnitz Dortmund Freiburg Prag Essen Hamburg Hannover Budapest Müpa Düsseldorf / Duisburg Wels Wien Paris B Meistersinger Tannhäuser Lohengrin Götterdämmerung Tristan Siegfried Lohengrin Walküre Tristan Tristan Tristan Lohengrin Walküre Layer/Herzog Beermann/Heinicke vav Stehen/Mielitz Bollon/Hilbrich König/Lombardero Soltesz/Weber Kamensek/Konwitschny Bozic/Kosky Budapest Müpa Köln Prag Wels Köln Düsseldorf / Duisburg Tristan Rheingold Tristan Lohengrin Walküre Tristan Stenz/Carsen König/Lombardero Weikert/Adler Stenz/Carsen Kober/Guth Frankfurt Freiburg Wels Wien Hannover Köln Paris B Rheingold Götterdämmerung Tristan Lohengrin Rheingold Siegfried Walküre Weigle/Nemirova Bollon/Hilbrich Weikert/Adler Segerstam/Kosky Bozic/Kosky Stenz/Carsen Jordan/Krämer Hamburg Köln Budapest Müpa Essen Budapest Müpa Budapest Müpa Lohengrin Götterdämmerung Rheingold Rheingold Walküre Siegfried Kamensek/Konwitschny Stenz/Carsen Fischer/Schörghofer Soltesz/Knabe Fischer/Schörghofer Fischer/Schörghofer Guth Weikert/Adler Segerstam/Kosky Jordan/Krämer - 1. - Gastspiel in Velbert - 1. - 23. - 1. - 8. - 2. - 2. - Gastspiel in Velbert Première: - 2. - 7. - 15. - 22. - 2. - konzertant - 4. - 15. - 30. Konzertant auf der Wartburg - 7. - Gastspiel in Velbert - 8. - 9. - Gastspiel in Velbert - 9. - 9. - 15. - 9. - 20. - 23. - 13. - 13. - 16. - 13. - 13. - 29. Première: - 13. - 16. - 19. - 22. - 26. - 29. - 13. - 30. - 14. - 16. Première: - 16. - 24. Première: - 20. - 23. - Do 27. - 23. - 23. Première: - 23. - 30. Première: - 29. - 29. - Produktion mit Zürich Première: - 30. - 30. Première: - 31. - JUNI 2010 10 - 1. - 16. - 1. - 8. - 1. - 17. - 1. - 5. - 2. - 9. - 3. - 20. - 26. Produktion mit Zürich - 3. - 6. - 12. - 3. - 12. - 27. - 3. - 3. - 6. - 4. - 9. - 4. - 11. - 5. - 9. - 13. - 16. - 20. - 23. - 26. - 29. - 6. - 6. - 13. - 10. - 10. - 11. - 12. - Budapest Müpa Meiningen Götterdämmerung Tannhäuser Fischer/Schörghofer Urbanek Wien Hannover Chemnitz Krefeld/Mönchengladb. Welsh National Opera Kiel Gera Wien Tannhäuser Walküre Tannhäuser Rheingold Meistersinger Meistersinger Tannhäuser Parsifal Welser-Möst/Guth Bozic/Kosky Beermann/Heinicke Jackson/Tombeil Koenig/Jones Fritzsch/Hovenbitzer Gruber/Kochheim Welser-Möst/Mielitz - 13. - 13. Konzertant auf der Wartburg Première: - 16. - 20. - 24. - 27. - 18. - 24. - 19. Première: - 19. - 23. Première: - 19. - 23. - 26. - 29. - 27. - 30. - 30. - ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR Richard Wagners Werke Mai 2010: in der Wiener Staatsoper „Tannhäuser“ Matinée: Sonntag, 13.06.2010, Premiere: Mittwoch, 16.06.2010. „Lohengin“ Aufführung: Sonntag, 30.05.2010. Dirigent: Segerstam. Aufführungen: Sonntag, 20.06.. Donnerstag, 24.06. und Sonntag, 27.06.2010. Besetzung: Isokoski, Meier; Anger, Seiffert, W. Koch. Dirigent: Welser-Möst. Juni 2010: Besetzung: Kampe, Schuster; Anger, Botha, Gerhaher. „Lohengrin“ September 2010: Aufführungen: Donnerstag, 03.06. und Sonntag, 06.06.2010. „Tannhäuser“ Dirigent: Segerstam. Aufführungen: Sonntag, 05.09., Mittwoch, 08.09., Samstag, 11.09. und Mittwoch, 15.09.2010. Besetzung: Isokoski, Meier; Anger, Seiffert, W. Koch. Dirigent: Welser-Möst. Besetzung: Kampe, Schuster; Anger, Botha, Goerne. Gratulation Wir gratulieren unserem Mitglied Frau Ricarda Merbeth zu ihrer Ernennung zur „Kammersängerin“ der Wiener Staatsoper. 11 Impressum: Richard Wagner-Verband, c/o Prof. Dr. Heinrich Tettinek, Praterstraße 50, 1020 Wien, ZVR-Zahl 518949282 Satz und Druck: Druckservice Langfelder, Franz Graßler-Gasse 8-10/E, 1230 Wien 12