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Das Klassik & Jazz Magazin 2/2013 Anna Prohaska Verhextes Barock Julia Lezhneva Kirchliches Kehlwunder Ian Bostdrige Bloß keine Tenöre! A r c a d i Vo l o d o s Jetzt einfach vollendet Immer samstags aktuell www.rondomagazin.de Bei Gefallen: Geld zurück ! Das Klassik & Jazz Magazin 6/2012 Das Klassik & Jazz Magazin 5/2012 Christian Gerhaher Gerne auf Distanz Alisa Weilerstein Barenboims Cellistin Rudolf Buchbinder Debüt mit Mozart MARtin GeCk Wagner weiterdenken Gabetta und Grimaud Liebe Leserinnen und Leser, Das Klassik & Jazz Magazin 1/2013 Das Labsal-Duo Das Klassik & Jazz Magazin 2/2013 Kastraten vs. Countertenöre Who-is-who der hohenAlexander Töne Krichel Liederfrühling statt Funktionslehre Joyce DiDonato Rigide Regentinnen Carlo Gesualdo Anna Prohaska Mörderische Verhextes Barock Madrigale Hille Julia Lezhneva PTale &rGroethuysen l Kirchliches KehlVierhändiger wunder Holländer Krisensicheres J o n A s K Au f m A n n Silber Mein lieber Schwan A r c A d I Vo L o d o s Jetzt einfach vollendet Ian Bostdrige Immer samstags aktuell www.rondomagazin.de Bloß keine Tenöre! 1 Immer samstags aktuell www.rondomagazin.de 1 Immer samstags aktuell www.rondomagazin.de Immer samstags aktuell www.rondomagazin.de mit der vorliegenden Ausgabe halten Sie zum vierten Mal das neue RONDO in Händen. Viele Zuschriften haben uns dazu erreicht, aus denen wir ersehen, dass Sie mit dem neuen Layout zufrieden sind. Auch wir finden: RONDO ist übersichtlicher, lesefreundlicher und ansprechender geworden. Das kann in unseren Augen niemand besser vermitteln als Sie. Und das zahlt sich jetzt aus: Wenn Ihnen das neue RONDO gefällt, erzählen Sie doch Ihren Bekannten und Freunden davon. Für jeden Abonnenten, den Sie dazugewinnen, erhalten Sie von RONDO die halbe Jahresgebühr zurück.* Für drei Abonnenten beispielsweise beziehen Sie also RONDO drei Jahre lang zum halben Preis. Auf der Anmeldung sollte Ihr Neu-Abonnent Ihren Namen und Ihre Anschrift ergänzen unter dem Stichwort „empfohlen von“. Dann erhalten Sie noch für dieses Jahr den halben Abo-Beitrag rückwirkend erstattet. Und Ihr Bekannter kann sich sechs Mal über das neue RONDO freuen, druckfrisch nach Hause geliefert. Mit dabei: die RONDO-CD mit vielen Tracks aus den Neuheiten aller großen Labels. Abo-Jahresbeitrag ab 21. März: € 28 für sechs Magazine mit Rondo-CD Bestellungen schicken Sie bitte postalisch an: RONDO, Johannisplatz 3a, 81667 München oder s.lanzinger@rondomagazin.de * Die Prämie erhalten alle leserwerbenden Abonnenten (mit laufendem Abo zum Stand 21.3.). Auch Neu-Abonnenten können wieder werben, die Prämie wird dann ab dem Folgejahr angerechnet. Die Aktion läuft bis Stichtag 19. Mai 2013 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 2 Themen Pasticcio: Meldungen und Meinungen aus der Musikwelt4 So war’s in Venedig5 Arcadi Volodos: Jetzt einfach vollendet6 Anna Prohaska: Lolita, nicht Lulu8 Jan Vogler: Regelrechter Luxus10 Blind gehört: Manfred Honeck12 Julia Lezhneva: Vokales Feuerwerk14 Digital Concert Hall: APPetizer16 Ian Bostridge: „Ich mag keine Tenöre“18 Musik im Riesen: Feine Klunker35 Da Capo: Gezischtes Doppel der RONDO-Opernkritik36 Intonations: „Nächstes Jahr: Jerusalem!“37 Leserreise Zermatt38 Musik-Krimi39 CDs, Bücher & Sammlerboxen RONDO-CD: Abonnenten kriegen was auf die Ohren40 Klassik-CDs mit der „CD des Monats“41 Vokal total: Neuerscheinungen São Paulo: Zukunftsland der Klassik21 Klavierklassiker: Pergolesi: Kreuzglücklich24 Comics: So oder ähnlich – Musikgeschichte in Bildern25 Stephen Wright: Der Schallplattenjäger26 für Stimmfachleute42 Kulturanschlag auf die Anschlagskultur46 Premieren-Abo: Stimmen in HD-Qualität47 Jazz-CDs mit dem „Meilenstein“51 Jazz-DVDs: Jazz auf dem Schirm54 Magazin: Schätze Testklang: Klein, aber Premium27 für den Plattenschrank55 Hörtest: Schumann „Waldszenen“28 für Leseratten56 jazzwerkstatt: Die Planschmiede30 John Medeski: Nackt am Klavier31 Oper, Festival, Konzerte Bücher: Musik Boulevard: Bunte Klassik57 8 Termine: Opernpremieren58 Termine: Konzerte Klassik60 Termine: Konzerte Jazz64 Musikstadt Aldeburgh32 Impressum66 Fanfare: Proben, Pleiten und Premieren aus Oper und Konzert34 Zugabe: Nettigkeiten von den Hinterbühnen dieser Welt67 28. Juni – 28. Juli 2013 Anna Prohaska: Lolita, nicht Lulu 20 Jan Lisiecki: In der Zeit gefrorene Musik 22 Julia Fischer: Musik als Muttersprache Termine Lust auf Klassik? www.reservix.de Arcadi Volodos: Jetzt einfach vollendet Doktor Stradivari: Jan Lisiecki: In der Zeit gefrorene Musik20 Julia Fischer: Musik als Muttersprache22 6 Dein Ticketportal. 31 John Medeski: Nackt am Klavier Sabine Meyer & kammerorchesterbasel 28.07.13 Passau Vesselina Kasarova & Hansjörg Albrecht (Pianoforte) 26.07.13 Fürstenzell Münchner Philharmoniker 30.06.13 Passau Alle Veranstaltungen der Festspiele Europäische Wochen Passau und weitere 30.000 unter: www.reservix.de Meldungen und Meinungen der Musikwelt Dunkle Wolken über dem Goldenen Musikverein Aufatmen: Die Wiener Philharmoniker haben ihre Vergangenheit aufgearbeitet Dass die Wiener Philharmoniker ihre Geschichte im Nationalsozialismus nie richtig aufgearbeitet haben, konnte man schon 2010 in dem Büchlein „Treffpunkt der Moderne“ nachlesen. So wurden noch Jahrzehnte nach Kriegsende in den Konzertprogrammheften tatsächlich Texte abgedruckt, die ein Ex-Mitarbeiter des „Völkischen Beobachters“ über den ‚Juden‘ Mahler geschrieben hatte. Nun scheint aber endlich ein Ruck durch das Traditionsorchester gegangen zu sein – auch wenn der Anstoß dafür erst von der Öffentlichkeit kommen musste. Ein dreiköpfiges Historikerteam hat nach umfassenden Recherchen auch im Orchester-Archiv ihre ersten Ergebnisse vorgelegt und u. a. auf der Internetseite der Philharmoniker veröffentlicht (www.wienerphilharmoniker. at). So besaß die Hälfte der Orchestermitglieder ein NSDAP-Parteibuch (bei den Berliner Philharmonikern waren es lediglich 20 von rund 110 Musikern). Und während von den entlassenen jüdischen Musikern fünf im KZ ums Leben kamen oder ermordet wurden, kehrte u. a. das einstige SS-Mitglied Ernst Wobisch als Solo-Trompeter zurück. Bis 1968 war er sogar Geschäftsführer des Orchesters. gf Kolumbianer wird Wahl-Hesse Wunschkandidat: Andrés OrozcoEstrada Überall, wo Andrés Orozco-Estrada dirigiert, sorgt der gebürtige Kolumbianer mittlerweile für Jubelstürme. Etwa bei den Wiener oder den Münchner Philharmonikern. Kein Wunder, dass der 35-Jährige überall dort ein heißgehandelter Kandidat war, wo demnächst ein Chefposten frei wird. Auch das Kölner Gürzenich-Orchester war an ihm dran. Um ihn als Nachfolger von GMD Markus Stenz zu gewinnen. Im Januar gab Orozco-Estrada den Kölnern aber einen Korb – und sagte zwei Monate später beim hr-Sinfonieorchester Frankfurt zu! Ab August 2014 wird er damit Chef von einem der besten deutschen Radio-Orchester. Orozco-Estrada stand erstmals mit 15 Jahren am Pult eines Orchesters. 1997 ging er für ein Dirigierstudium nach Wien und schaffte dort 2004 den Durchbruch. Als er im Musikverein beim Tonkünstler-Orchester Niederösterreich einsprang, wurde er prompt als „Wunder von Wien“ gefeiert. „Das hr-Sinfonieorchester ist in hervorragender Verfassung“, stellte Orozco-Estrada nun bei seiner öffentlichen Präsentation fest. Ein größeres Lob konnte er damit seinem Vorgänger Paavo Järvi nicht machen. rl Scheidung abgewendet! Aufatmen II: Duisburg und Düsseldorf bleiben ein Opernverbund 4 „Dies ist ein Befreiungsschlag und ein wichtiges Signal für die Kulturlandschaft beider Städte. Wir freuen uns, dass diese seit Jahrzehnten erfolgreiche Kooperation fortgeführt wird.“ Mit diesen Worten haben die Oberbürgermeister von Düsseldorf und Duisburg gerade Entwarnung geben können. Denn die Opern-Ehe zwischen den beiden Städten wird vorerst doch nicht geschieden. Im Gegensatz zu der finanziell gut aufgestellten Landeshauptstadt sah sich das stark verschuldete Duisburg nicht mehr in der Lage, den Spielbetrieb der Deutschen Oper / Rhein aufrecht zu erhalten. Nun hat man aber einen rettenden Deal ausgehandelt. Der Duisburger Anteil wird um eine Million auf 9,5 Millionen gekürzt. Düsseldorf übernimmt die Differenz sowie nahezu komplett den Großteil der Tarifsteigerungen. Zudem werden im Ruhrpott die Opernaufführungen von 100 auf 70 bis 80 pro Spielzeit runtergefahren. Ob diese Kompromisse jedoch von langer Dauer sein werden, steht schon jetzt in den Sternen. Schon 2017 will man sich erneut an einen Tisch setzen. gf Leserbriefe Zu Rondo 1/2013 – Interview Jonas Kaufmann Deplazierte Feststellung „Abgesehen davon, daß man nichts verallgemeinern sollte, finde ich die von Jonas Kaufmann aufgeworfene Frage und Feststellung „Wer liest denn heute noch Bücher?“ reichlich deplaciert! Da möchte ich ihn hingegen fragen, in welchen stupiden, geistlosen Kreisen denn er sich orientiert hat? Die gesamte Literatur erhebt doch unbedingten Anspruch auf Respekt und positive Resonanz; das darf man nicht mit der seichten, vulgären Prosa von heute vergleichen!“ Florian Fontane, Baden Baden Zu Rondo 01/2013 – Musik-Krimi Nr. 1 Im Krimifieber „Großes Lob für den neuen Musik-Krimi im letzten Heft! Ich finde es eine schöne Idee für alle Klassikfreunde-im Krimifieber. Nun kann man sich mit einem Detektiv in musikalischem Detailwissen messen. Leider habe ich nicht gewonnen, aber so schnell gebe ich auch nicht auf.“ Therese Brittwang, Erfurt Zu Rondo 01/2013 – Rezension einer Korngold-Biografie Korngold im Aufwind „ […] Ihre sehr wohlmeinende Rezension las ich mit großem Interesse. - Die Beschränkung auf sein Violinkonzert und die Soundtracks bedarf einer Korrektur.[…] DIE TOTE STADT wurde seit 2000 an 43 Theatern aufgeführt; noch in dieser Saison in Innsbruck, Hof und Lübeck. Die steigende Anzahl der Kammermusik-Aufführungen in den letzten Jahren führte auch zu einer Anzahl von insgesamt mehr als 200 Korngold-CDs. Ging das an Ihnen vorbei?“ Bernd Rachold, Hamburg Foto: Richard Schuster Pasticcio Rodion Shchedrin Die Dokumentation von WOLF SEESEMANN über den preisgekrönten russischen Komponisten RODION SHCHEDRIN. Archivmaterial, Live-Mitschnitte und zahlreiche Interviews mit Musikern wie Martha Agerich, Valery Gergiev, oder Lorin Maazel bieten einen faszinierenden Einblick in das Leben und die Arbeit des Mitglieds der Berliner Akademie der Künste und international gefeierten Musikers Shchedrin. 101663 RODION SHCHEDRIN Leserreise Venedig Acqua alta Dunkelrot leuchtet die Warnung: Hochwasser bis 1,50m. Ob die RONDO-Leserreise nach Venedig in’s Wasser der Lagune fällt? Von C a r s t e n H i n r ich s N a das kann ja heiter werden: Kurz vor dem Start der Reise checken wir nochmal die amtliche Hochwasserwarnung. Alarmstufe rot! Dazu sagt der Wetterdienst heftige Schneefälle voraus. Doch Glück im Unglück. Die Flut hat ihre Aktivität auf 01:00 Uhr nachts gelegt. Als die Teilnehmer der Leserreise nach und nach in Venedig eintreffen, sind zwar noch Schäden von den ungewöhnlichen Schneemassen zu beseitigen, ansonsten fallen aber Masken und Konfetti in den Straßen auf. Der Karneval hat seinen letzten Tag. Vom berüchtigten Acqua alta selbst ist nichts zu sehen. Fast nichts. Eine Pfütze im Frühstücksraum zeigt, wie souverän und routiniert die Venezianer mit diesem typischen Winterphänomen umgehen – ein Wischmopp ist ihre stärkste Waffe, die Wände sind bis in Kniehöhe unverputzt. Dann steht aber endlich die Musik im Mittelpunkt: Ein Rundgang durch das ehrwürdige Barockpalästchen bereitet uns auf das Konzert mit Klavierwerken Wagners und Liszts vor. Der Palazzetto Bru Zane gibt der leidenschaftlichen, nur beim Applaus seltsam schüchternen Pianistin den intimen und stimmungsvollen Rahmen. Wenn nur die verflixten Calle ein wenig rechtwinkliger angelegt wären – der Rückweg in’s Hotel wird zum Triumph der Ariadne. Warum die Flut hier nicht durch die Türen, sondern immer von unten kommt, erfahren wir am nächsten Tag bei der Stadtführung. Anschaulich erläutert uns die Dame das komplizierte System der halb hölzernen, halb steinernen Stützpfeiler, die sich auf die tragenden Mauern konzentrieren. Mit der übrigen Fläche hängen die Paläste sozusagen frei über dem Wasser. Auch der Markusdom, die nächste Station unseres Rundganges. Dank Ortskenntnis der Führerin sind wir genau im richtigen Moment zu gegen. Mit einem Mal erstrahlen die 2t Blattgold, die den Kirchenraum als Mosaiken schmücken, im Licht der Scheinwerfer. Und das gibt es jeden Tag nur für eine halbe Stunde. Die verantwortliche Dame des Wagner-Museums hat sich trotz Grippe extra auf den Weg gemacht. So stehen wir genau am 130. Todestag in den originalen Räumen des Palazzo Vendramin-Calergi und atmen die kultische Verehrung aus hundert staubigen Reliquien. Da wirkt die quirlige abendlichen „Bohème“-Inszenierung im satt-rotgoldenen Opernhaus La Fenice wie eine Frischluftkur! Neugierig geworden? Die nächste Leserreise startet Anfang September. Nähere Infos auf S. 38 Ebenfalls erhältlich: 101477: RODION SHCHEDRIN DIE MÖWE - BALLETT IN ZWEI AKTEN Arcadi Volodos bei seinem Recital im Wiener Musikverein 2009 Arcadi Volodos Einfach in Vollendung Paris, adieu! Arcadi Volodos genießt lieber die Ausblicke an der Costa Blanca. Mit Kompo sitionen Mompous huldigt er nun auch musikalisch der Stille. Von M at t h i a s Kor n e m a n n Mir scheint, Ihre Aufnahme möchte ein repräsentatives Panorama aller Schaffensphasen Mompous bieten? Arcadi Volodos: Exakt. Natürlich hätte ich einfach die komplette Musica callada aufnehmen können, sein ganzes Leben strebt diesem magischen Punkt entgegen. Ich wollte aber auch den langen Weg zu diesem letzten Gipfel nacherzählen, Ideen aus seiner Jugendzeit zeigen, in der auch jene spanische Atmosphäre 6 aufscheint, die später völlig aus seiner Musik verschwindet. Wer Ihr bisheriges Repertoire kennt, ist einigermaßen überrascht über diese CD. Wie haben Sie Mompou eigentlich entdeckt? Das ist schon Jahre her. Im Haus eines Freundes hörten wir eine Schallplatte. Mein erster Eindruck: hübsche Musik, farbig, etwas nostalgisch, sehr gewählte Harmonien – sie gefiel mir, aber mehr auch nicht. Es hat Jahre ge- dauert, zu verstehen, was die Musica callada überhaupt bedeutet. Das kann man beim ersten Hören einfach nicht wahrnehmen. Viele tun diese Musik nach dem „ersten Hören“ etwas verächtlich ab, weil sie so quer zur Fortschrittsideologie der Musikgeschichtsschreibung steht. In der Geschichte der Musik steht Mompou abseits; schon seine völlig zurückgezogene Art zu leben war „anders“. Die Komponisten der Moderne verkomplizierten Harmonie und Rhythmus immer weiter – Mompou aber ging genau in die andere Richtung. Er schrieb immer minimalistischer bis zur absoluten Einfachheit seiner letzten Werke. Das war in seiner Epoche etwas absolut ungewöhnliches, wo es immer schwieriger und komplizierter sein musste. Jeder Komponist geht seinen Weg – Beethoven den großartigen späten Quartetten entgegen, Skrjabin dem Mysterium, das er dann nicht mehr schreiben konnte. Mompou aber vollendet sich in der absoluten Einfachheit und Abstraktion der Musica callada. Foto: Ali Schafler keinen der Kandidaten eliminiert?“ – „Das Sie haben sich mit dieser CD nicht nur wird das Leben schon machen“, war die einem Meister des Rückzugs in die Stille gelakonische Antwort. widmet, Sie machen sich selbst auch auf Wenn man ihn als großen Komponisten den Konzertpodien etwas rarer. lobte, sagte er immer, ich bin kein Komponist, Ja das stimmt, ich mag die Hektik des Reisens nur Musiker, und ich komponiere nicht, ich nicht besonders und spiele deutlich weniger löse auf [Anm.: im spanischen ein Wortpaar: Konzerte. Ich habe auch meinen Pariser componer – descomponer]. Wohnsitz aufgegeben und wohne jetzt hauptsächlich an der Costa Blanca und genieße die Hinter dieser Zurücknahme seiner Person Weite der Landschaft nah am Meer. Ich verversteckte sich aber doch ein geradezu bringe mehr Zeit in der Stille, der Natur oder philosophisches künstlerisches Konzept. mit meinen Freunden. Ja, ein philosophischer Dualismus zog sich Vor allem gibt es im spanischen Leben ein durch sein ganzes Leben. Er suchte die Grenze anderes Zeitgefühl, alles geht sehr langsam, zwischen Musik und Schweigen niederzues gibt nicht diese Aggressivität, diese ewige reißen. Für ihn waren das keine Gegensätze, Eile, die ich in Paris oder Berlin so unerträglich sondern sich durchdringende Sphären. finde. Mich interessiert dieses vermutlich aus der östlichen Philosophie stammende Phänomen sehr, wie der Zeitbegriff in der Musik zum Verschwinden gebracht wird. In der Musica callada gibt es diese Momente, in denen die Schmal, erlesen und nicht von Zeit plötzlich stillsteht. dieser Welt ist das Werk des KataHaben Sie eigentlich auch lanen Frederic Mompou (1893– die Aufnahme angehört, die 1987). Allzu oft als „SoundMompou selbst von seiner track“ melancholischer Abende Musica callada gemacht oder als gehobene Cocktailbarhat? Beschallung missverstanden, Es ist sehr interessant, den stehen die magischen KlavierKompo nisten selbst spielen zu miniaturen des Einsiedlers aus hören und man ahnt eine Menge Barcelona in ihrer kunstvollen Kunstseiner Ideen, aber er war schon sehr losigkeit jenseits aller Stilbegriffe. Es ist, als rufe der alt und konnte nicht mehr alles Komponist einzelne Klänge und Figuren aus einem realisieren, was er wollte – er hätte Raum des Schweigens hervor, in den sie sich, kaum das früher aufnehmen sollen. Die Klang geworden, wieder verlieren. Der Spieler gleicht Aufnahmequalität ist auch miserabel, einem reglosen Medium, durch das Mompou die bedie Mikrofone sind viel zu nah schwörenden Monologe seiner späten Musica callada am Flügel, der auch noch schlecht spricht, kristalline Bildungen von der Konzentration intoniert ist. Das ist sehr schade, eines symbolistischen Gedichtes. ist diese Musik doch eigentlich so immateriell, sie liegt jenseits der In dieser Welt eines derart aggressiv beTastatur. schleunigten Zeitempfindens ist es unheimWie würden Sie denn Ihren pianistischen lich schwierig, die Musik Mompous zu hören. Zugriff auf diese Miniaturenkunst beDarum musste ich diese CD einfach machen, schreiben? und ich hoffe, dazu beitragen zu können, dass Ich würde hier nicht von einer pianistischen viele Musiker diese geniale Musik entdecken Aufgabe sprechen wollen. Das ist eigentlich Musik, an der es nicht viel zu „interpretieren“ und spielen werden, die Partituren kaufen, gerade hier in Deutschland, wo Mompou nicht gibt, sie spricht eher aus sich selbst, Farben sonderlich bekannt ist. Das ist mein Plan. sollten wie auf natürlichem Wege entstehen. Aber das sagt sich so leicht. Das Aufnehmen fiel mir hier unendlich schwerer als bei allen Erscheint am 19. April: Frederic Mompou: meinen vorhergehenden CDs. Viel schwerer Klavierwerke, Sony als beim Liszt zuletzt. Bei Mompou gibt es Abonnenten-CD: Track 13 nicht diese leicht fasslichen Kontraste. Hat man, wie bei Liszt, solche starken Gegensätze, Die nächsten Konzerte: 21./22./23.03.München, Philharmonie ist der weitere interpretatorische Weg einfach. 24.03.Nürnberg, MeistersingerAber hier gibt es nicht die großen Kontraste, halle sondern Millionen Mikro-Kontraste, eine 05.05.Freiburg, Konzerthaus 06.05.Frankfurt, Alte Oper ganze kleinteilig-subtile Welt … 07.05.Berlin, Philharmonie … und auch keine eindeutige emotionale 14.05. Wien (A), Konzerthaus Botschaft … 16.05.Düsseldorf, Tonhalle … es gibt so viele Botschaften darin. Es ist geradezu metaphysisch. Keine Bar-Beschallung Das Werk ist ja schon seinem Titel nach schwer zugänglich und rätselhaft. In der Tat, der Titel „Musica callada“ ist nicht übersetzbar. Es wäre allzu primitiv, „stille Musik“ zu sagen. Man muss es umschreiben, also eher „tönende Einsamkeit“ oder „tönendes Licht“ oder „Ewigkeit“ – es gibt kaum mehr etwas Materielles in dieser Musik. Man hat beim Hören den Eindruck, dass sie kaum mehr komponiert ist, fast als habe sie vor unserer Zeit existiert. Sie will auch gar nicht verstanden sein. Darin gleicht sie doch dem Wesen ihres Schöpfers … Ja, Mompou war ja eine ungeheuer schüch terne und bescheidene Gestalt, allerdings mit einem ziemlich trockenen Humor. Er saß einmal in der Jury eines sehr renommierten Kompositionswettbewerbes. Die Jury musste bewerten, und die übrigen Mitglieder gaben für die neu gehörten Werke immer schlechte Noten. Mompou aber immer die Spitzenwertung. „Maestro, warum haben Sie denn 7 Anna Prohaska Lolita, nicht Lulu Anna Prohaska begeistert mit ihrem neuen Album „Enchanted Forest“. Und ist jüngster Spross einer illustren Musikerdynastie. Von Robe rt F r au n hol z e r A ngenommen, Sie wachsen in einem Haus auf, wo der eigene Name in Goldlettern an der Fassade prangt. Angenommen, im Salon ihrer Urgroßmutter gingen zuvor Brahms und Alban Berg ein und aus. Und schließlich hat Johann Strauß (Sohn) in denselben Räumen, wo Sie mit Ihrem Brüderchen herumtollen, die „Fledermaus“ komponiert. Wenn das so wäre – zumal als Sängerin in Wien –, so wären Sie reif für eine Psychoanalyse. Seien Sie also froh, dass das nicht Ihnen passiert ist. Sondern Anna Prohaska. Sie lacht laut darüber und hat das Ganze in folgende Formel super verpackt: „Goldene Kindheit“. Tatsächlich war ihr als Mädchen, wie sie zugibt, „die Jahreskarte für den Wiener Zoo“ (direkt vis-à-vis) viel wichtiger als die Ahnengalerie! Das bewusste Haus liegt direkt neben Schloss und Tiergarten Schönbrunn und ist bis heute in Familienbesitz. Anna Prohaska (29) ist die Urenkelin des Komponisten Carl und Enkelin des Dirigenten Felix Prohaska. Ihr Vater Andreas Prohaska inszenierte die Uraufführung von Wolfgang Rihms „Hamletmaschine“. Bruder Daniel ist als Operetten-Buffo am Münchner Gärtnerplatz engagiert. Kurz: Keiner in der Familie hat sich von den Vorfahren abschrecken lassen. Seit sieben Jahren ist Anna Prohaska der beste Neuzugang in Daniel Barenboims Berliner Staatsopern-Ensemble. „Meine Homebase“, sagt sie, obwohl sie nur kurz fest am Haus war. Mit Claudio Abbado debütierte sie bei den Berliner Philharmonikern. Mit Pierre Boulez erscheint dieser Tage Mahlers „Klagendes Lied“. Und mit Harnoncourt probte sie kürzlich in dessen Haus am Attersee die „Fidelio“-Marzelline für Wien. Ihre Solo-CD „Sirène“ vor zwei Jahren war schließlich eines der erfreulichsten Debüts bei der Deutschen Grammophon seit langem. Anna Prohaska hat eine vorzügliche Schallplattenstimme. Auch deswegen, weil die Stimme nicht so riesig dimensioniert ist, dass einem vom Zuhören die Ohren abfallen. Eher kleinere Stimmen – das weiß man seit Fritz Wunderlich – sind fürs Schallplattenstudio meist das Beste. „Ich hatte als Kind niemals so eine typische, behauchte M ä d c h e n s t i m m e “, hätten ihr die Eltern oft erzählt. „Ich war unglücklich, weil ich nicht in einen Knabenchor gehen durfte“, so Prohaska. Nach dem Studium an der Berliner „Eisler“Hoch schule debütierte sie in einer Ho senrolle, dem Yniold in Debussys „Pelléas et Mélisande“. Die vollfruchtige Höhe, ein ironisches Blinzeln und ein leichter LolitaTypus schickten sie indes mit einem One-wayTicket in die höchsten Sopranhöhen, wo sie mit Rollen wie Zerlina, Papagena oder Anne Trulove (in Strawinskys „Rake’s Progress“) für Aufsehen sorgte. Denn Anna Prohaska zwitschert nicht nur, sondern gab diesen Rollen Charakterfestigkeit, Jugendsinn und ein entscheidendes Quäntchen Unberechenbarkeit. Sie verströmte Freiheit. Das ist in einer auf Notentreue und Dienstbarkeit geeichten Klassik etwas ganz 8 Foto: Harald Hoffmann „Und anschließend gehe ich dann meinen Freunden auf die Nerven!“ CATHERINE MANOUKIAN EDWARD ELGAR: VIOLINKONZERT Staatskapelle Weimar · Stefan Solyom Der kanadischen Geigerin gelingt mit ihrem Live-Mitschnitt, dieses großformatige Konzert wie in einem Atemzug zu präsentieren. Daphne im Zauberwald 1 CD · 0300523BC Auf der CD „Enchanted Forest“ („Zauberwald“) verirrt sich Anna Prohaska lustvoll im Tannen-Labyrinth aller möglichen barocken Vivaldi-Nymphen, Händel-Zauberinnen und Purcell-Feen. Bis zurück zu Monteverdis „Lamento della Ninfa“ und Cavallis „Calisto“ reicht dieses gut durchdachte Kaleidoskop weiblicher Porträts rund um den DaphneMythos. Um sich vor Gott Apollos Avancen ein für allemal in Sicherheit zu bringen, verwandelt Bernini: sich die Bergnymphe Daphne Apollo in einen Lorbeerbaum. Die und Arien werden begleitet vom Dafne englischen Ensemble Arcangelo. Und enthalten etliche Hits aus Händels „Rinaldo“, „Alcina“, Purcells „Fairy Queen“ und Vivaldis „La fida ninfa“. Superb! „Ich schaff ’s, die Lulu erst in frühesten acht Jahren auf der Bühne zu singen“, meint sie stolz. Und in derlei professioneller Vorsicht zeigt sich das wahre Künstler-Blut. Die familiäre Prägung. Für Recherche und Zusammenstellung Ihrer zweiten Solo-CD hat Prohaska wiederum großen Aufwand betrieben. „Kein Problem“, relativiert sie. Im Internet könne man heute die Noten direkt ansehen. „Und anschließend gehe ich dann meinen Freunden auf die Nerven! ‚Fällt dir noch etwas ein?’, frage ich überall.“ Das beschert uns nun ein überaus vielseitiges, zwischen England und Italien brillant oszillierendes Album. Glänzend 1 CD · 0300429BC aufgelegt, strahlfreudig von Lachlust bis Todtraurigkeit pendelt Prohaska exquisit hin und her. Fällt auch alles nicht vom Himmel. „Ideal ist es, wenn ich mir zehn Tage Auszeit vor einer Aufnahme nehmen kann“, sagt sie. Weiß also klüglich abzubremsen. „Als ich aus Los Angeles zurück kam, brauchte ich neun Tage – genauso viele wie die Stunden bei der Zeitumstellung –, um mit der Stimme wieder ganz anzukommen.“ Tatsächlich reisten Sänger früherer Generationen, wenn sie in den USA STELLA DOUFEXIS NUITS D’ÉTÉ Berlioz · Chausson · Ravel Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz · Karl-Heinz Steffens Mit ihrem warmen Mezzo malt die Sängerin Traumbilder, die uns in die Dunkelheit ahnungsvoller Sommernächte entführen. singen wollten, so viele Tage vorher an, wie die Zeitdifferenz zwischen Europa und dort betrug. Gern wird sie als „unbrav“ und „unkonventionell“ beschrieben. „Das stimmt vor allem insofern, als ich übertriebenen Beschreibungen ungern widerspreche“, scherzt sie. Dass in Anna Prohaska, in Neu-Ulm geboren und in Berlin wohnend, noch immer ein goldenes Wiener-Herz schlägt, zeigt sich spätestens in ihren Menü-Präferenzen. Sie schwört auf paniertes Wiener Schnitzel. „Und zwar im Gmoakeller oder im Café Engländer in Wien“, empfiehlt sie. 2 CD · 0300531BC Seltenes. So ist Prohaska heute eine der wichtigsten Sängerinnen des SoubrettenFachs. Aber keine Soubrette! „Danke für das Kompliment“, lacht sie. Denn unterhalb des glockigen Unschuldstons, den sie für Despina, Blondchen oder Sophie hat, hört man bei ihr eine dunklere, lockende Flamme glimmen. „Immer sagen mir alle, ich solle doch Bergs ‚Lulu’ singen“, erklärt sie. Doch für die kindliche Männerverschlingerin – „wahnsinnig reizvoll“, wie sie zugibt – bräuchte man etwas wie einen dramatischen Koloratursopran. 1 CD · 0300429BC NEUHEITEN BEI BERLIN CLASSICS ANNEGRET SIEDEL BIBER: ROSENKRANZ-SONATEN Bell‘arte Salzburg Neu erschienen: „Enchanted Forest“ (Arien von Vivaldi, Händel, Purcell, Cavalli; mit Jonathan Cohen, Ensemble Arcangelo), Universal/Archiv Abonnenten-CD: Track 6 9 Auf neun verschiedenen historischen Geigen legt Annegret Siedel eine virtuose wie berührende Interpretation der RosenkranzSonaten vor. Jetzt im Handel sowie als Download erhältlich. Weitere Informationen und den Katalog erhalten Sie bei: Edel Germany GmbH, Hamburg · Telefon (040) 89 08 53 13 www.edelclassics.de Jan Vogler Regelrechter Luxus Für seine Bach-Cellosuiten hat sich Vogler strenge Regeln auferlegt. Denn nur so kann er die Musik im richtigen Moment mit Casals-Grandeur aufleuchten lassen. Von C a r s t e n N i e m a n n W erlegte er sich anfangs auf: Streng eingebunden“ nach New York ohl jeder Cellist von nach dem Manuskript von Bachs schickte, bekam die AuseinanderBedeutung wird Frau Anna Magdalena wollte er setzung eine neue Dynamik – zudie Versuchung spüren, die be- sich den Stücken nähern, un- sätzlich befeuert von der Möglichbeeinflusst von den dicken keit, auf einem Stradivari-Cello rühmten sechs Solosuiten von Johann Sebastian Bach ein- Schichten von Herausgeberzu (dem Ex-Castelbarco von 1707) sät zen, die sich inzwischen auf zu musizieren. Mit seinem zuspielen. Doch wann ist der den Noten abgelagert haben. sprechenden Klang, seinem richtige Zeitpunkt? Für Jan Die zweite Regel: Alle Tanzsätze großen Ton und seinem „aristoVogler war es ein experimenteller wollte er in einem durchgängigen kratischen Anspruch an sich und radikaler Neuanfang, der selbst“ war das Instrument für zu seinem öffentlichen inter- Tempo gestalten. Und als Drittes Vogler sowohl Ansporn, als auch pretatorischen „Bekenntnis“ ge- beschloss er, das Vibrato, das in Bachs Umfeld als Verzierung ge- Hilfe bei der neuen Auseinanderführt habe: „Mein Vater hatte golten habe, komplett aus dem setzung mit Bach. eine wahnsinnige Sammlung an Zu dieser Arbeit gehörte auch, Schallplatten“, erinnert sich der Vortrag zu bannen. Als ihm Reinhard Goebel zu den Charakter der einzelnen 1964 geborene Musikersohn, „und Weihnachten 2011 seine Ein- Suiten zu definieren. Für Vogler die Aufnahme, die am häufigsten richtung der Sonaten „schön gliedert sich der Zyklus klar in lief, war die Aufnahme mit Pablo zwei Folgen zu je drei Casals.“ Den denkbar Suiten, wobei der größten Kontrast zu dieser Schlüssel die erste Interpretation lernte Vogler Suite sei, in der Bach kennen, als sein Vater in die Gattung praktisch den 70er Jahren die Einerfinde. Dieses „Erspielung der Suiten mit finden“ müsse auch dem Alte-Musik-Pionier hörbar sein: „Die 1. Anner Bylsma erwarb. Während Bachs Suiten und Partiten für Solovioline und die 4. müssen „Das kannte damals in der schon im 19. Jahrhundert vereinzelt im Konzertdie Folge eröffnen DDR kein Mensch“, sagt saal zu hören und schon 1903 teilweise eingespielt – dürfen aber noch Vogler: „Wir waren einige wurden, kam der Durchbruch für die Cellosuiten nicht alles sagen.“ der Ersten, die das gehört deutlich später. Wesentlich zu ihrem heutigen KultPhilosophisch emp haben.“ Wobei sie Bylsmas status trug Pablo Casals respektvoller Umgang mit findet er im Kontrast Leistung auch wertdem zuvor oft nur als Studiendazu die Mittelschätzen konnten: material angesehenen Zyklus suiten. „Und jede der „Da war, jemand, der bei: Er lernte die Suiten zwar Endsuiten ist als Feier ein völliges Reset geschon 1890 als 13-Jähriger gemeint!“ schafft hat“, erinnert kennen, doch erst mit 26 Als Vogler im er sich bewundernd. Jahren wagte er sich an die Frühjahr 2012 sei Ein „völliges Re erste öffentliche Aufführung nen Namen auf den set“ – das beschloss des gesamten Zyklus. Noch Plakaten zu einer auch Vogler zu wagen, länger dauerte es zu seiner ersten Aufführungsum sich im besten ersten Gesamtaufnahme – die serie sah, war ihm Virtuosenalter den folgte trotz des anhaltenden noch nicht nach Suiten erneut zuzuPublikumserfolges mit diesen Feiern zu Mute: „Ich wenden. Drei Regeln Werken erst 1939. 10 dachte: Oh, da spiele ich jetzt ganz allein für all diese Leute – kann ich die unterhalten für diese lange Zeit?“ Erst die spürbare „Sogwirkung“ der Aufführung überzeugte ihn, auf dem richtigen Weg zu sein und sich auch ein wenig von der Strenge der selbstauferlegten Regeln lösen zu dürfen: „Ich hatte eine Freiheit für mich gewonnen und dachte, wenn jetzt ein bisschen was aus meiner Kindheit wieder reinspielt – warum nicht?“ Auf der einen Seite verbiete ihm seine aufgeklärte Haltung zur historischen Auf- Foto: Jim Rakete Schöne Stiefschwester Jan Vogler R I CHA R D W A G N E R AUS DER METROPOLITAN OPERA MIT BRYN TERFEL & JONAS KAUFMANN führungspraxis, die Suiten mit der romantisierenden Naivität mancher geschätzter Vorbilder anzugehen. Andererseits sei sein Stradivari-Cello mit Stahlsaiten bespannt und befände sich durchaus nicht im barocken Urzustand. Vor allem aber stecke auch in älteren Auffassungen historisch Plausibles. Die Idee, dass Bach in der letzten Suite eines jeden Dreiersets auch die Dreieinigkeit feiere, habe jedenfalls schon ein Casals intuitiv gespürt: Die Suiten Nr. 3 und 6 dürften daher „auch etwas von dieser Casals-Grandeur haben“, findet Vogler. Die eigene Fantasie ersetze historisches Wissen ohnehin nicht: „Wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat, ist bei Bach immer die Frage: Ist man in der Lage, ihm mit der eigenen Fantasie Paroli zu bieten? Denn Bach hat sicher einkalkuliert, dass der Spieler mit seiner eigenen Fantasie darangeht – und das ist überhaupt die größte Herausforderung.“ Neu erschienen: Johann Sebastian Bach: Die Suiten für Violoncello solo, Sony Abonnenten-CD: Track 3 11 Grammy 2013 Beste Opernaufnahm e „WUNDERBARE OPERNVERFILMUNG” (Das Opernglas) Auf DVD & Blu-ray als Box und einzeln erhältlich www.wagner-200.com bringen. Und sie sind verdammt schwer zu spielen – gerade wenn es so leicht und durchsichtig klingen soll wie hier … Die acht Jahre als Bratscher bei den Wiener Philharmonikern haben mir sehr geholfen, ein Bewusstsein fürs Dirigieren zu bekommen. Ich habe die berühmtesten Diri genten kennenlernen dürfen und habe gesehen, wie ein Orchester funktioniert. Man versteht einfach die Musikerherzen besser. Strauss „Ach, du bist wieder da“, aus: Der Rosenkavalier Manfred Honeck Blind gehört Manfred Honeck Als Bratscher hat Honeck viel gelernt über Musikerherzen. Der Dirigent Honeck ist inzwischen in New York und Berlin angekommen. Von A r n t C obbe r s Lange Zeit galt er als Geheimtipp, der ehemalige Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters in Stockholm und GMD der Staatsoper Stuttgart. Mit seinen Debüts bei den Philharmonikern von New York und Berlin ist Manfred Honeck nun endgültig in der Dirigenten-Topliga angekommen. Im August und September geht der Österreicher mit seinem Pittsburgh Symphony Orchestra auf Europa-Tournee. Zum „Blind gehört“ am Tag nach seinem erfolgreichen Debüt in Berlin stand leider nur ein Laptop zur Verfügung und ließ akustische Feinheiten nur ahnen. 12 Strauß „Freuet euch des Lebens“ Walzer Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado, 1.1.1988, Universal/ Deutsche Grammophon Bei dieser Musik stellt sich immer die Frage: Ist es wie nerisch angelegt? Und ist es natürlich? Mir gefällt diese Interpretation sehr gut, es hat den Wiener Rhythmus mit der vorgezogenen Zwei, die Übergänge sind sehr logisch, es ist spritzig und hat Charme und geht im richtigen Moment vorwärts. Die Wiederholungen sind etwas leiser angelegt, wie wir es in Wien gewohnt sind. Es würde mich nicht wundern, wenn das die Wiener Philharmoniker wären, vielleicht habe ich da sogar mitgespielt. Das muss ein Dirigent sein, der eine Verbindung zu Wien hat, ich finde es sehr gut gespürt und geführt … Johann Strauß ist für mich eine Art LeibKomponist, seine Werke eignen sich wunderbar, eine beglückende Stimmung in den Konzertsaal zu Ach, der schöne Rosenkavalier! Die Stim men sind sehr schön rund, sie schleifen ein bissel und nehmen die Töne nicht immer so klassisch gerade, wie wir es heute gewohnt sind. Das ist auf jeden Fall eine ältere Aufnahme. Es muss ein Dirigent sein, der mit der Sprache sehr gut umgehen kann. Es ist sehr deutlich, ausdrucksstark, im Charakter sehr gut. Ich habe den Rosenkavalier unter Karajan gespielt, er versuchte immer, einen schönen Legato-Bogen und sehr ruhige Phrasierungen zu machen, das kommt hier in diesem Sprechgesang nicht so zum Tragen. Aber es gibt ein paar Stellen, die mich daran erinnern. Es gefällt mir sehr gut! … Für die Oper bleibt mir im Moment einfach keine Zeit, obwohl ich sie genauso liebe wie das Konzert. Das Pittsburgh Sym phony Orchestra will intensiv gepflegt werden, und außerdem ist es mir wichtig, mehr in die Werke einzutauchen, tiefer und tiefer zu gehen, und auch dafür braucht man Zeit. Es ist ja nicht damit getan, dass man einen Komponisten aufführt. Man muss ihn auch verstehen. Foto: Felix Broede Elisabeth Schwarzkopf, Christa Ludwig, Philharmonia Orchestra, Herbert von Karajan, 1956, EMI Classics Pettersson Braunfels Bruckner Violinkonzert Nr. 2 Fantastische Erscheinungen eines Themas von Hector Berlioz, op. 25 Sinfonie Nr. 7 Isabelle van Keulen, Schwedisches RundfunkSinfonieorchester, Thomas Dausgaard, 1999, cpo Das kenne ich nicht. Das ist mein altes Orchester? Dann ist es Pettersson? Das Stück sollte ich damals in Göteborg dirigieren, aber ich habe mich geweigert. Weil es im Konzertsaal unmöglich transparent zu bekommen ist. Es ist so dick instrumentiert, dass die Geige, die ja 45 Minuten lang permanent spielt, untergeht. Da hätte ich viel retuschieren und proben müssen. Dabei ist es eigentlich ein tolles Werk. Als Chefdirigent in Stockholm muss man Pettersson dirigieren, er ist einer der wichtigsten schwe dischen Komponisten. Ich bin mit großem Vergnügen an die zwölfte Sinfonie herangegangen, aber auch da musste ich große Retuschen machen. Pettersson hat die Eigenart, sehr viel in seine Werke hineinzuwerfen. Und man versteht irgendwann nicht mehr, was eigentlich wichtig ist. Wenn es von der ersten bis zur letzten Minute im Fortissimo durchgeht, verliert man das Interesse. 10. – 13. 4. 2013 Spirit of music musikmesse.com WDR Sinfonieorchester Köln, Günter Wand, 1953, Naxos/Profil Edition Günter Hänssler Naja, ich mache es ein bisschen schnel ler. Ich bin ein großer Fan von Braunfels. Meinen Debütabend bei der New York Philharmonic im Januar habe ich mit der Suite dieses Werkes eröffnet. Mir war es wichtig, mit einem unbekannten Werk zu eröffnen, weil ich denke, wir haben die Aufgabe, immer wieder Neues zu präsentieren und das Pub likum für solche Werke zu begeistern. Braunfels war sehr beliebt in den 20ern. Als die Nazis kamen, wurde er verbannt, und nach dem Krieg galt seine Musik als altmodisch. Dieses Schicksal berührt mich einfach. Er hat so schöne Musik geschrieben. Die Hohe Messe, die wir in Stuttgart aufgenommen haben und die hoffentlich bald auf CD erscheint, ist ein grandioses Werk! Man hört, dass Braunfels in seiner Zeit gelebt hat, und doch hat er eine eigene Tonsprache entwickelt, eine Klangwelt, eigene Har mo nien, die unverwechselbar sind. Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons, 2007, Naxos/BR Klassik Schön weich eingesetzt! Bei Bruckner ist es mir wichtig, dass diese langen Phrasen von Anfang bis Ende durchgehört werden können, dass es keine Unterbrechungen gibt. In meiner anfänglichen Dirigentenzeit habe ich diese spezielle Interpretationsweise nicht beachtet, aber inzwischen ist mir das sehr wichtig geworden. Bruckners Welt muss man sich erarbeiten, die ist sehr vielschichtig. Er hat ja sogar Volksmusik eingebaut, das wird heute ganz übersehen. Hören Sie mal hier: Das ist ein Csárdás! Wenn man das als Csárdás spielt, erschrickt man zunächst einmal. Hier fehlen mir die Synkopen. Bruckner hat ja als Bratschist in einer Wirtshaus-Band gespielt, um Geld zu verdienen. Man sollte ihn nicht auf sakrale Musik beschränken. Genauso wenig wie man Mahler auf die österreichische Volksmusik beschränken kann. Ich arbeite allerdings sehr daran, die verschiedenen Charaktere dieser Volksmusik herauszuarbeiten. Ich hatte das Glück, dass ich in meiner Kindheit Zither gespielt habe. Mein Lehrer war Auto- didakt, der konnte nicht einmal richtig Noten lesen. Ich sagte zu ihm: „So, wie Sie es von mir verlangen, steht es doch hier gar nicht geschrieben.“ „Das mag sein, aber bei uns spielt man es so“, sagte er. Ich habe damals schon an der Hochschule Geige studiert und dachte, von ihm kann ich nichts lernen, ich hatte wenig Respekt. Erst später, bei der Beschäftigung mit Mahler, habe ich gemerkt: Er hat mir genau das beigebracht, was Mahler so interessant macht. Mahler kommt aus dieser Tradition, wo man nur das spielt, was zwischen den Zeilen zu finden ist. (2. Satz) Ich interpretiere es anders. Aber es klingt fast wie die Wiener Streicher, ein sehr warmer Ton. Das ist Mariss? Den kenne ich gut aus Oslo, wo ich Erster Gastdirigent war. Ich habe Bruckner nie mit ihm gehört. Er ist ein fantastischer Dirigent. Er liebt die Musik und die Musiker und gibt in jedes Stück seine ganze Seele hinein. Hier diese Streicher-Stelle: Das ist typisch Mariss, diese Wärme, diese Leidenschaft. Manfred Honeck auf EuropaTournee mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra, u. a. in: 31.08.Berlin, Festwochen 07.09.Düsseldorf 08.09.Frankfurt 12./13.09.Bonn Musik e iv L r ü f Mehr Zeit heck! c n e t n e m u str und den In szeiten für g n u n f f Ö e Neu Musikfans: 18 Uhr is b 4 1 : g a Freit is 18 Uhr b 9 : g a t s Sam Julia Lezhneva Vokales Feuerwerk A m Anfang stand Mozarts Motette „Exsultate, Jubilate“, ein Werk, das Julia Lezhneva seit Beginn ihrer Sängerlaufbahn immer wieder begleitet hat. So unter anderem auch bei ihrem umjubelten Debüt 2010 bei den Salzburger Festspielen. Und so war es relativ schnell klar, dass dieses Werk die Keimzelle ihrer ersten SoloCD für Decca sein würde. Ebenso klar war jedoch, dass es kein reines Mozart-Programm werden sollte. Stattdessen entschied sich die sympathische junge Russin dafür, hier die Gattung Motette ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und deren stilistische Entwicklung von Vivaldi bis hin zu Mozarts Meisterwerk nachzuzeichnen. Und das selbstverständlich keineswegs als trockene musikwissenschaftliche Vorlesung, sondern als vokales Feuerwerk. „Mit dem Aufkommen der Solo-Motetten trat zum ersten Mal die menschliche Stimme bei Konzerten in den Vordergrund. Zuvor gab es nur Opern, aber von da an konnte man als Sänger auch im Konzert seine Virtuosität zeigen. Nachdem Mozart und Vivaldi für unser Projekt feststanden, haben wir 14 lange darüber diskutiert, womit man diese beiden Komponisten kombinieren könnte und wir waren uns einig, dass wir eine Brücke zwischen den Stücken bauen wollen. Um das richtige Bindeglied zu finden, haben wir uns verschiedene Dinge angesehen und sind schließlich bei Nicola Porpora gelandet, der zahlreiche Motetten verfasst hat, von denen die meisten heute leider komplett vergessen sind.“ So handelt es sich bei Julia Lezhnevas Interpretation von „In caelo stelle clare fulgescant” nun auch um eine veritable Weltersteinspielung, bei der sie dem Werk gemeinsam mit Dirigent Giovanni Antonini neues Leben einhaucht. „Schon als wir die Noten zum ersten Mal gemeinsam durchgegangen sind, haben wir uns beide in diese Musik verliebt und waren uns einig, dass es die perfekte Ergänzung für Vivaldi, Händel und Mozart ist. Jede der vier Motetten hat dabei ihren ganz eigenen Charakter, jeder Komponist seinen eigenen Stil, der sich zwar in ähnlichen Bahnen bewegt, aber doch klar voneinander unterscheidet.“ Mit Originalklangspezialist Giovanni Antonini hatte Julia Lezhneva zuvor bereits bei einer Aufführung von Vivaldis Foto: Decca/Uli Weber Mit der Debüt-CD bei ihrem neuem Label schlägt Sopranistin Julia Lezhneva eine Brücke von Vivaldi zu Mozart. Inklusive einer PorporaErsteinspielung. Von T obi a s H e l l wichtig, als Team zu arbeiten und während den Aufnahmen hatte ich wirklich das Gefühl, dass wir einander verstehen, fast wie eine große Familie.“ Ein anderer wichtiger Förderer war Mark Minkowski, der durch einen YouTube-Clip auf sie aufmerksam wurde und sie für eine Reihe von Konzerten verpflichtete. „Ich hatte sehr viel Der KastratenPate EINE WELT-ERSTEINSPIELUNG EIN UNBEKANNTES MEISTERWERK VON Pergolesi Neben seiner kompositorischen Arbeit war der 1686 in Neapel geborene Nicolo Antonio Porpora ebenfalls ein angesehener Gesangslehrer, aus dessen Schule eine Reihe berühmter Kastraten hervorgingen: Caffarelli, Farinelli und Antonio Uberti, der sich zu Ehren seines Lehrers „Porporino“ nannte. Besonders die erfolgreichen Auftritte Farinellis sorgten für einen enormen Popularitätsschub Porporas, der daraufhin sogar sein Amt am Konservatorium von Neapel niederlegte, um sich fast drei Jahre lang ganz der Förderung seines virtuosen Meisterschülers zu widmen. RENÉ JACOBS Glück mit meinen Lehrern, die mich immer unterstützt haben und mich nie in die falsche Richtung gedrängt haben. Genau wie die Dirigenten, mit denen ich arbeiten durfte. Man muss vor allem seinem eigenen Instinkt vertrauen. Ich singe im Moment einfach das, was sich für meine Stimme gut anfühlt. Und im Barockrepertoire gibt es noch so viel zu entdecken. Für einen selbst und auch für das Publikum. Viele Stücke werden sehr selten aufgeführt oder sind lange Zeit überhaupt nicht gespielt worden. Das gibt einem als Musiker eine große Freiheit, seinen eigenen Zugang und seine eigene Interpretation zu finden.“ Neu erschienen: Alleluia (mit Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico), Decca/Universal Abonnenten-CD: Track 1 15 DIE AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK IM KONZERT WERKE VON MOZART, HAYDN, GLUCK u. a. Bejun Mehta (Countertenor), René Jacobs 4. 4. Wien (Musikverein) „BERLIN UM 1800“ Christine Schornsheim (Hammerklavier), Marcus Creed 14. 4. Berlin (Konzerthaus) 19. 4. München (Prinzregententheater) CD HMC 902155 bindung zueinander und das ist gut, weil es beim gemeinsamen Musizieren vor allem um gegenseitiges Vertrauen geht. Und das hört man meiner Meinung nach auch auf dieser Aufnahme.“ Voll des Lobes ist die Sängerin auch, wenn das Gespräch auf die Musikerinnen und Musiker des Giardino Armonico kommt. „Dieses Orchester geht so leidenschaftlich an die Musik heran und hat eine sehr genaue Vorstellung, welche spe ziellen Klangfarben bei bestimmten Stücken eine Rolle spielen. Das war jetzt bei den Motetten sehr spannend zu beobachten. Auch welchen hohen An spruch sie bei sich selbst anlegen. Gerade bei einem Projekt wie diesem ist es SOPHIE KARTHÄUSER CHRISTOPHE DUMAUX JULIEN BEHR KONSTANTIN WOLFF © Marco Borggreve „Ottone“ zusammengearbeitet und in ihm einen Partner auf gleicher Wellenlänge gefunden. „Die Arbeit mit ihm war einfach wundervoll, weil er mir Impulse gegeben hat, Dinge zu tun, die ich zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Seitdem habe ich immer davon geträumt, wieder mit ihm arbeiten zu können. Wir haben eine sehr enge künstlerische Ver- HÄNDEL: AGRIPPINA Penda, Mehta, Im u. a., René Jacobs 2., 5., 9. 5. Berlin (Staatsoper) Septem verba a Christo in cruce moriente prolata Sieben Worte Christi am Kreuz Auf Grundlage der jüngsten Forschung werden die Sieben Worte Christi am Kreuz inzwischen wirklich Pergolesi zugeschrieben. Bereits Hermann Scherchen hatte sie als „eines der innigsten Kunstwerke, voll von Sanftmut, tiefstem Empfinden und alles überstrahlendem Schönheitsgefühl“ beschrieben. Dieses Hauptwerk des neapolitanischen Barock (1736) erlebte seine Konzertpremiere im Juli 2012 beim Festival in Beaune, wenige Tage, bevor diese Aufnahme entstand. harmoniamundi.com Auch auf Ihrem Smart- und iPhone Digital Concert Hall APPetizer Die Berliner Philharmoniker kann man in die Tasche stecken. Apps für Handy und Tablet machen’s möglich. Von C a r s t e n H i n r ich s 16 Konzerte werden inzwischen überall auf der Welt gestreamt, aber eine eigene, fortlaufend mit Konzerten versorgte Online-Plattform ist nach wie vor einzigartig. „Natürlich bekommen wir viele Anfragen von anderen Orchestern, die sich für unsere Erfahrungen interessieren. Unser erster Rat: Sucht euch einen Sponsor!“. Aha, von welcher Größenordnung reden wir hier? Nun, man spricht grundsätzlich nicht über die Budgets der Stiftung, aber zumindest mit einer Zahl beflügelt Möller die Fantasie: Die Erstausstattung der Aufnahmetechnik kostete bereits rund 1 Million Euro. Im laufenden Betrieb kommen dazu Möllers zwölf Kollegen im Büro und sechs komplette Aufnahmeteams, die in Rotation die Übertragungen betreuen. Soeben erst wurde die Kameratechnik von Partner Sony auf den neuesten Stand gebracht – zu schnell veralten die Geräte, die sowohl ohne Störung des Publikums und der Musiker, als auch beim unveränderten (dunklen) Saallicht überzeugende Bilder liefern sollen. Eine Partnerschaft, die sich über Jahrzehnte entwickeln konnte, noch aus Zeiten von Herbert von Karajans Technik-Faible und seiner Freundschaft mit dem damaligen Sony-Chef Norio Ohga. Ist das teure Filmmaterial aber erst einmal produziert, erlaubt es vielfältige Verwertung. Nicht nur die Website der Philharmoniker wertet sich dadurch auf, auch die SocialMedia-Kanäle werden mit Trailern anschau- Foto: Peter Adamik/Berlin Phil Media A Die Digital Concert Hall (DCH) ist noch uf den Schirm“, möchte man rufen, wenn man diese Kommando- immer ein Leuchtturmprojekt, obwohl schon im fünften Jahr. „Unser Gründungsmythos ist zentrale betritt. Kein Captain Kirk, das Konzert in Taipeh, das zugleich von 20.000 aber ebensolch hochkonzentrierte Zuschauern in einer Übertragung vor dem Betriebsamkeit. Vier Monitore in Reihe, Konzertsaal gesehen wurde“, erinnert sich darüber noch ein extra großer, dazu Pulte mit Tobias Möller, zuständig unter anderem für die Reglern und jeder Menge beleuchteter Tasten. Der Unterschied: Hier dröhnt keine Sphären- Kommunikation der Berlin Phil Media, die als Tochter der Stiftung Berliner Philharmoniker harmonie aus dem Orbit herein, der Raum ist die DCH produziert. „Als Simon Rattle und die erfüllt von den filigranen Klängen von Mozarts Musiker ins Freie traten, wurden sie wie PopSinfonie Nr. 33. stars gefeiert. Da dachten wir zum ersten Mal: Im Großen Saal der Berliner Philharmonie Für dieses Publikum müssen wir uns etwas probt gerade Andris Nelsons für die nächste Dauerhaftes ausdenken.“ Nun sind die PhilKonzertserie am Wochenende, und das ist harmoniker sicher kein reisefaules Orchester, zugleich Stoßzeit für die Arbeit der Digital aber die Live-Übertragung von Konzerten Concert Hall, dem Online-Konzertsaal der aus Berlin, also das Streamen per Internet Philharmoniker. Neun Kameras werden hier dirigiert, dazu diesmal auch wieder Ein- und ein jederzeit verfügbares Online-Archiv stellungen für die gleichzeitig stattfindende Kinoübertragung eingerichtet. Auf je einem Extrapult wird der gesondert aufgenommene Ton hinzu gemischt und das Farbspektrum überwacht und angepasst. Der Regisseur wirkt ganz entspannt, seine Einrichtung hat er in den Tagen Digital Concert Hall – so brillant kommen zuvor erarbeitet. Deutlich mehr die Berliner-Philzu tun haben nun der Kameraharmoniker dann mann und dessen Assistentin, zuhause auf den die die nächste Einstellung in Bildschirm kryptischen Codeworten ausruft: „Jetzt die vier: A7, dann die acht: B3!“ Auf einem erklangen 2009 noch eindeutig nach Zukunftshöhten Bildschirm sieht man Andris Nelsons im Halbprofil dirigieren, ganz auf die Mozart- musik. Dafür vollbringen im Nebenraum, dem ehemaligen Leer-Studio für FremdaufSinfonie konzentriert. Ihm gegenüber sitzt im nahmesitzungen, drei graue Serverkästen Studio ein Doppelgänger: Die junge Frau hat ein weiteres technisches Zauberkunststück. Partitur und Kopfhörer, dirigiert ebenfalls und Gekühlt auf 18°C, wie ein guter alter Rotzählt dabei Countdowns herunter. „Noch zwölf, wein, läuft hier die Sofortkomprimierung der noch elf, noch zehn …“ – dann folgt der nächste Filmdaten auf eine Datenrate, die die LiveBuchstabe in der Partitur. Sie leiht der Regie ihren Überblick über das musikalische Ge- Übertragung in HD-Qualität erst möglich macht. schehen. und Laune durch die derzeit 188 Konzerte des Archivs, die Education-Filme und MusikerBiografien wie durch ein Kartendeck. Fragt sich nur, ob die interaktive Aufbereitung den eigentlichen Inhalt nicht alt aussehen lässt: Den multimedialen Reizen zum Trotz verlangt Bruckners Sinfonie Nr. 6 einmal gestartet mehr als eine Stunde Konzentration – oder den Tap auf die Pausentaste. Gut, Klassik-Liebhaber wird das nicht stören, und in welchem Konzertsaal kann man sich die Höhepunkte des Abends vorab anspielen lassen, um zu entscheiden, ob man bleiben möchte? Zumindest weckt das Medium Internet im Gegensatz zum formalen Rahmen eines Konzertbesuchs keine Berührungsängste. Und wenn es um die Liebe zur Musik geht: Die kann man ja auch mal bei einem Glas Rotwein und im Pyjama ausleben: „Auf den Schirm!“ lich und attraktiv. Herzstück bleibt aber die Digital Concert Hall. Und die hat nun mit einer eigenen App für iPhone, iPod und iPad neue Nutzungsmöglichkeiten bekommen, auch eine Version für Android ist in Vorbereitung. Denn anders als im Internet kann man hier Konzerte auch ohne Netzzugang verfügbar machen für unterwegs. Und die Bedienung ist wie für Tablets kennzeichnend haptisch und ansprechend: Man wischt sich nach Lust www.digitalconcerthall.com Viele Features der Website, wie sämtliche Education-Videos, Künstler-Interviews und Trailer, können kostenfrei genutzt werden. Auch die Apps stehen kostenfrei zum Download zur Verfügung. Die Freischaltung zahlungspflichtiger Inhalte erfordert ein 7-Tage-, Monats- oder Jahresticket oder das DCH-Abo (€ 14,90/Monat). Anzeige Rondo_193x132_Anzeige Rondo 01.03.13 17:14 Seite 1 N RBU G E BEW OM V AR ANU J . 15 BIS 013 AI 2 M . 31 Akademie Musiktheater heute Stipendium 2013 – 2015 für junge Bühnenbildner, Dirigenten, Dramaturgen, Komponisten, Kulturmanager und Regisseure Fotograf: Hans Jörg Michel www.deutsche-bank-stiftung.de 17 Ian Bostridge Ian Bostridge „Ich mag keine Tenöre“ Anna Netrebko ist ein Fan von ihm – und von Britten. Tenor Ian Bostridge (48) über den Erfolg seines Landsmannes Benjamin Britten. Von Robe rt F r au n hol z e r 18 Foto: Ben Ealovega H err Bostridge, das Opernpublikum in Deutschland ist nicht unbedingt verrückt nach Britten. Aber wer den Weg in eine Vorstellung findet, ist meist begeistert. In Groß britannien ebenso? Ian Bostridge: Ja, der Unterschied liegt nur in den Chorwerken. Als ich zur Schule ging, war „Ceremony Of Carols“ noch sehr populär und auch das „War Requiem“. Aber auch bei uns gibt es eine gewisse Zurückhaltung. Britten ist weder traditionell noch progressiv genug, um allen zu gefallen. Die Komponisten finden ihn alle schwierig und sogar verdächtig. Das ist die Eifersucht der Kom ponisten!? Ganz gewiss. Britten war der letzte, der dem musikalischen Establishment angehörte und trotzdem eine kritische Haltung einnahm. Er war zu erfolgreich, um nicht den Argwohn seiner Nachfolger zu wecken. Hat Britten den Publikums erfolg bewusst angestrebt? Ja, er war besessen von dem Wunsch, Erfolg zu haben. Und schreckte doch immer wieder davor zurück. Regelmäßig hat er sich so in Schwierigkeiten gebracht. Als er für eine Gala der Queen etwas komponieren sollte, entschied er sich für „Gloriana“ – über die Liebe Königin Elizabeths I. zu Roberto Devereux. Nur war das eine Oper über eine verbitterte, alte und befremdende Monarchin! Alle waren peinlich berührt. Der Erfolg des „War Requiems“ hat ihn gefreut, und gleich darauf hat er einen Rückzieher gemacht und nie wieder etwas so Großformatiges komponiert. Mit dem Erfolg, den er wollte, konnte er im Grunde genommen nicht umgehen. Wie sah Ihre erste Berührung mit Britten aus? In einer Schulaufführung von „Noahs Flut“ spielte ich eine Ratte. Mein ganzer Stolz war, als ich eines Tage bei „The Golden Vanity“, das Britten für die Wiener Sängerknaben komponiert hat, den Kapitän spielen durfte. Mann, war das toll! Leider wird an britischen Schulen heute nicht mehr so viel gesungen wie früher. Peter Pears, der ultimative Britten-Tenor, hatte nicht un bedingt eine schöne Stimme. Was haben Sie von ihm gelernt? Wie man sich auf den Text einlässt. Er war einer der beiden Sänger, die den größten Einfluss auf mich hatten: Dietrich FischerDieskau und eben Peter Pears. Seine Stimme klang eher fragil. Trotzdem war seine Bedeutung für mich so groß, dass es sogar schwierig wurde, mich wieder von ihm zu lösen. Britten war einer der ersten offen homosexuell lebenden Komponisten. Hatte er dadurch Nachteile zu gewärtigen? Heute sind eingetragene Partnerschaften in Europa Standard, daher können wir uns eine Situation wie damals nicht mehr vorstellen. 1953 aber war der Wenn die Umstände stimmen, vielleicht. „The Rape Of Lucretia“ haben wir live beim BrittenFestival in Aldeburgh aufgenom men. Jetzt kommt für mich aber erst einmal „Curlew River“ im Londoner Barbican. Darauf habe ich mich 15 Jahre lang gefreut. Sie werden oft als intellektueller Sänger beschrieben. Gefällt Ihnen das? Nein, denn es wäre unmöglich, als intellektueller Sänger überhaupt Erfolg zu haben. Um zu singen, muss man die tierische Seite an sich entdecken. Den Unterleib! Mein Problem war immer, dass ich eigentlich keine Tenöre mag. Bariton ist mir lieber! Als Tenor muss man wahnsinnig athletisch singen. Das ist nicht mein Ding. Und man muss furchtbar vor- „ES KANN NUR EINEN GEBEN“ WELT AM SONNTAG Der Chef am Klavier Kennt kein Mensch! Das ist das Großartige daran. Denn Brittens „Hölderlin-Fragmente“ und seine „Songs From The Chinese“ sind außer durch Peter Pears kaum je über England hinausgekommen. Lediglich seine „Winter Words“ und natürlich die „Michelangelo Sonnette“ sind beliebtes Tenor-Futter. Dass Ian Bostridge zur Begleitung am Klavier sogar den Dirigenten Antonio Pappano überreden konnte, gleicht einer Sensation. Für keinen anderen männlichen Sänger hat der Chef des Londoner Covent Garden bisher diese Ausnahme gemacht. „Gib doch das Dirigieren auf!“, musste er sich dafür von Bostridge sagen lassen. Ein Glücksfall! (rfr) sichtig sein. Für Tamino, den ich gerne gesungen hätte, ist es inzwischen auch zu spät. Meine Tochter ist sechs Jahre alt und mein Sohn elf … Aber Britten kann ich singen, bis ich wirklich das Alter von Gustav von Aschenbach im „Tod in Venedig“ habe. „ … SINGT IN EINER KLASSE, VON DER ANDERE WAGNER-TENÖRE NUR TRÄUMEN KÖNNEN.“ STEREOPLAY © Felix Broede / Decca Schauspieler John Gielgud nach dem Besuch einer öffentlichen Toilette, in der Männer mit Männern Sex hatten, verhaftet und anschließend verurteilt worden. Britten war gewarnt. Seine Situation blieb immer heikel und etwas ambivalent. Wichtig war, dass er gemeinsam mit Pears von der Königlichen Familie empfangen wurde. Als Britten starb, erhielt Pears ein Kondolenz-Schreiben der Queen. Sie haben in „Billy Budd“, „Death In Venice“, „Turn Of The Scew“ und im „Midsummer Night’s Dream“ gesungen – und jetzt in „Rape Of Lucretia“? Kommt bald „Peter Grimes“? JONAS KAUFMANN Erscheint am 19. April: Britten: Songs (mit Antonio Pappano, Xuefei Yang), EMI/Virgin Classics Bereits erschienen: Britten: The Rape Of Lucretia (mit Kirchschlager, Gritton, Purves u. a., Ltg: Oliver Knussen), EMI/Virgin Classics 19 AB SOFORT ALS CD & DOWNLOAD! www.jonas-kaufmann.net Jan Lisiecki In der Zeit gefrorene Musik Mit 17 Jahren ist Lisiecki ein weltweit konzertierender Pianist. Nun hat sich der Kanadier mit polnischen Wurzeln Chopin vorgenommen. Von M at t h i a s Kor n e m a n n 20 „Weitgesteckte Interessen“ sind ein gutes Stichwort! Mit Siebzehn erweitert man natürlich sein Wissen. Ich studiere auch englische Literatur als Teil meiner Universitätslaufbahn. Ich liebe Hemingway, Tolstoi, Kafka und Shakespeare. Im Sommer genieße ich es, beim Musikfest in Stratford (Kanada) aufzutreten, das ein Teil des Stratford Shakespeare Festival ist. Ist es in Ihrem Alter nicht etwas belastend, seine musikalischen Ideen einer CD anzuvertrauen? Eine CD ist so etwas wie in der Zeit gefrorene Musik. Sie zeugt von dem Besten, was Du in diesem einen Moment zu geben hattest. Trotzdem ist Musik eine lebendige Kunst, und ich habe schon bemerkt, dass meine Interpretationen ständig in Bewegung sind, sogar während einer Aufnahmesitzung. Ihr Debüt war ausgesprochen seriös. Wie passt diese im besten Sinne elitäre Attitüde zu den üblichen Strategien, junge Künstler zu vermarkten? Ich lehne die Vorstellung ab, dass klassische Musik elitär ist. Ich mag es, sie für alle zugänglich zu machen, jung und alt, in großen und kleinen Städten. Auf der anderen Seite gefällt es mir überhaupt nicht, wenn Leute klassische Musik simplifizieren, um sie zugänglich zu machen. Wenn sie auf dem höchsten Niveau präsentiert wird, spricht Kunst für sich selbst, in einer reinen, traditionellen und „klassischen“ Art. Und was ist Ihnen wichtig neben dem Klavier? Ich liebe das Reisen. Das kommt für mich gleich nach dem Auftreten. Klar, dass eine Bühnenkarriere sehr gut zu mir passt. Neu erschienen: Chopin: Études op. 10, u. a., Universal/ Deutsche Grammophon Abonnenten-CD: Track 10 Jan Lisiecki auf Tournee: 17.04.Essen, Philharmonie Saalbau 18.04.Aachen, Eurogress 19.04.Mannheim, Rosengarten 23.04.Regensburg, Auditorium Maximum 24.04.Stuttgart, Liederhalle Beethovensaal 14.05.München, Herkulessaal 14.05.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 17.05.Münster, Hörsaal H1 der Universität 25.05.Elmau, Schloss Elmau Foto: Ben Wolf/DG A uch wenn die Frage nicht gerade taufrisch ist, interessiert es uns doch, wie es bei Ihnen anfing mit dem Klavierspielen … Jan Lisiecki: Ich komme nicht aus einer Familie, in der klassische Musik sonderlich gepflegt wurde, meine Eltern sind beide Gartenbauer. Ich habe mit fünf angefangen, auf eine sehr natürliche Weise, als wäre es ein neues Hobby. Da war, glaube ich, auch kein besonderer Moment, an dem irgendjemand meine Begabung bemerkt hätte. Wir alle wussten, ich liebte das Klavierspiel und würde weitermachen damit. Aber CDs und künstlerische Idole hatten Sie bestimmt? Aber natürlich! Es ist sehr wichtig, sich von anderen Künstlern inspirieren zu lassen. Es ist unglaublich zu hören, wie jemand sich ein völlig anderes Bild von einem Werk machen kann. Allerdings nutze ich niemals Aufnahmen anderer Pianisten, um interpretatorische Ideen zu übernehmen. Zu meinen Lieblingspianisten zählen Rubinstein, Zimerman, Argerich und Perahia, und natürlich Glenn Gould, jeder aus anderem Grund. Ich habe eine ganze Menge gelernt, von ihrer Bescheidenheit ebenso wie von ihren weitgesteckten Interessen. Chefin in São Paulo: Marin Alsop. São Paulo Zukunftsland der Klassik Nur sehr wenige Dirigentinnen haben es wie Marin Alsop bislang in Spitzenpositionen bei internationalen Orchestern gebracht. Genau das hat sie abgehärtet. Und umso schlagfertiger gemacht. Zum Beispiel für São Paulo. Der Konzertsaal des São Paulo Symphony Orchestra, das Marin Alsop im letzten Jahr übernahm, liegt in einem der gefährlichsten pluhar_rondo_pluhar_rondo 14.02.13 10:46 Seite 1 Stadtviertel der brasilianischen Metropole. „Ich geh’ da nicht raus“, so Alsop über eine von Drogen, Diebstahl und Straßen-Kriminalität geprägte Atmosphäre. „Alles, was man hier tut, fühlt sich riskant an“, so die 56-Jährige, die zuvor in Bournemouth und Baltimore für Erfolg sorgte. „Es ist ein ziemliches Chaos, aber die Menschen im Publikum sind klassikbegeistert wie überall auf der Welt.“ Das Bruttosozialprodukt Brasiliens ist größer als das von Großbritannien, so erzählt tags darauf Ex-Präsident Fernando Henrique Cardozo, der die Stiftung des Orchesters leitet. Trotz 195 Millionen Einwohnern zählt man nur rund 25 Millionen Steuerzahler. Ein erstaunlicher Stamm von 11.000 Abonnenten macht verständlich, warum man von einer „Musik-Supermacht Brasilien“ spricht. Für den Konzertsaal des OSESP hat man 1999 einen gründerzeitlichen Bahnhof aufwendig umgerüstet. Die ehemalige Wartehalle wurde mit 15 verstellbaren Decken-Hubpodien akustisch flott gemacht. Der Saal entspricht in Größe und Anmutung in etwa der Tonhalle Zürich. Und klingt mindestens so gut. „Es gibt hier keine große Orchester-Tradition, auf die man zurückfallen könnte“, so Alsop. „Dafür wird dem Orchester eine Education-Funktion zuerkannt, von der man sich in Europa eine Scheibe abschneiden kann.“ Dank ihrem ungemein energetischen Dirigierstil hat die Bernstein-Schülerin mit Beginn ihrer auf mindestens zehn Jahre angelegten Ära einen CD-Auftrag für sämtliche Prokofjew-Sinfonien mitgebracht (Naxos). Die Konzerte werden via Internet übertragen. Aufführungs-Marathons, Open Airs, Akademien und Internetprojekte zeigen, dass die Brasilianer kein Mittel auslassen, um moderner zu erscheinen als europäische und amerikanische Traditionsorchester. Wer in São Paulo Konzerte besucht, kann mit Händen greifen, warum Südamerika vielen als Zukunftsland der Klassik gilt. Robert Fraunholzer Neu erschienen: Villa-Lobos: Sinfonien Nr. 3 & 4 (Isaac Karabtchevsky, São Paulo Symphony Orchestra) – Naxos Das São Paulo Symphony Orchestra auf Tournee: 09.10.Köln 15.10.Wien, Konzerthaus (A) 21.10.Berlin, Philharmonie 16./17./18.10. Salzburg (A) 20.10. Linz (A) 21.10.Berlin, Philharmonie MEDITERRANEO L’Arpeggiata Christina Pluhar Fotos: Pluhar © Marco Borggreve / Virgin Classics / Mísia © C B Aragão / Rial © Mercè Rial Das Meer trennt die Kulturen nicht, sondern verbindet sie. Das Motto, das Christina Pluhar diesem Projekt voller Melancholie und überschäumendem Temperament voranstellt, wird in der Fülle verschiedenster mediterraner Musikstile wie Fado, Fandango oder Tarantella lebendig. mit Mísia, Nuria Rial, Raquel Andueza, Vincenzo Capezzuto, Katerina Papadopoulou Deluxe Edition & download www.christina-pluhar.de Julia Fischer Musik als Muttersprache Für Julia Fischer und David Zinman ist Musizieren das Natürlichste auf der Welt, was sie nun gemeinsam bei Bruch und Dvořák demonstrieren. Von T obi a s H e l l E ine sehr schlüssige Kombination.“ So beschreibt Julia Fischer selbst das Programm ihrer neuesten CD, auf der sie zusätzlich zum populären ersten Violinkonzert von Max Bruch ebenfalls ihre Sicht auf jenes Konzert präsentiert, das Antonín Dvořák der Geige zugedacht hat. Wobei es neben formalen Parallelen vor allem zu letzterem Werk auch eine nicht unwesentliche emotionale Komponente gibt. „Meine Mutter stammt aus der Tsche choslowakei und so bin ich mit Dvořáks Musik quasi aufgewachsen. Vom Violinkonzert hat ten wir eine Aufnahme von Josef Suk, die ich als Kind oft gehört habe. Umso mehr hat mich dann gewundert, als ich gemerkt habe, dass man das gar nicht so oft spielt, sondern eher das Cellokonzert aufs Programm setzt. Für mich stehen diese Werke nämlich absolut gleichberechtigt nebeneinander.“ Nach den speziellen Qualitäten des Werks befragt, liegen die Argumente für Julia Fischer klar auf der Hand. „Der erste Satz ist allein vom Konzept her fast schon eine Revolution. Am Anfang gleich die Kadenz zu schreiben und dann den ersten und zweiten Satz wie einen einzigen ohne Pause zusammenzufügen. Mendelssohn war der Erste, der versucht hat, die klassische Form aufzubrechen. Was dann auch Dvořák und Bruch in ihren Konzerten getan haben. Vor allem Dvořák konnte dabei mit dem Orchester un- 22 glaublich gut umgehen. Das sieht man schon darin, wie die Themen in den Bläsern eingesetzt werden. Oder auch bei den Momenten, in denen Foto: Decca/Felix Broede „Man hat ja Bruch gern als so eine Art KitschKomponist abge speichert.“ die Geige in den Hintergrund tritt und lediglich eine begleitende Funktion übernimmt.“ Dass der legen däre Geiger Geiger unter sich Julia Fischer LEGENDÄRE ORIGINALE VAN CLIBURN THE COMPLETE ALBUM COLLECTION und Wid mungsträger Joseph Joachim einst dem Komponisten gegenüber Bedenken äu ßerte, kann Fischer trotzdem zum Teil nachvollziehen. „In der Balance ist das Werk schon schwierig, weil man als Geiger leicht untergehen kann. Das Orchester ist sehr dicht, da muss der Dirigent schon aufpassen.“ Hier jedoch ist mit David Zinman am Pult des TonhalleOrchesters Zürich ein Partner aufgeboten, bei dem man sich in dieser Hinsicht kaum sorgen muss. „Die Arbeit mit ihm ist immer ein Traum, weil Musik für ihn eine absolute Muttersprache ist. Wir spielen inzwischen seit zehn Jahren miteinander und haben viele Stücke gemeinsam gemacht, einige davon sogar zusammen neu gelernt. Er hat ja auch als Geiger begonnen und hat allein deshalb schon einen ganz besonderen Zugang zu diesem Repertoire.“ Das war bereits bei den gemeinsamen Live-Auftritten zu spüren, die der Einspielung vorausgingen, und ermöglichte es auch beim zweiten Werk der CD, neue Facetten freizulegen. „Bruch habe ich als Kind gelernt und in Konzerten rauf und runter gespielt. Dann aber kam eine Pause von knapp zehn Jahren, weil ich einfach permanent neues Repertoire gelernt habe. Das hat mir sehr gut getan.“ Denn bei der erneuten Begegnung im Erwachsenenalter richtet sich ihr Blick inzwischen mehr auf die Gesamtarchitektur. „Man hat ja Bruch gern als so eine Art KitschKomponist abgespeichert. Aber ich glaube schon, dass in diesem Werk bei näherem Hinsehen wesentlich mehr Tiefe steckt, als man ihm gemeinhin zutraut.“ Neu erschienen: Dvořák, Bruch: Violinkonzerte, Decca/Universal Abonnenten-CD: Track 12 23 Die hochwertige 28-CD-Edition vereint erstmals alle Studiound Liveaufnahmen des berühmten, erst kürzlich verstorbenen Pianisten für das Label RCA. Neben Klavierkonzerten und Sonaten von Beethoven, Chopin, Rachmaninoff u.a. ist auch die legendäre Aufnahme des 1. Klavierkonzerts von Tschaikowsky enthalten. Mit Hardcover-Begleitbuch über Cliburns Leben und vielen Fotos, CD-Sleeves im Design der originalen LP-Cover sowie einer facettenreichen Dokumentation auf Bonus-DVD. BYRON JANIS THE COMPLETE RCA ALBUM COLLECTION Mit der Byron Janis Collection ehrt Sony Classical einen der bedeutendsten Pianisten der Vereinigten Staaten zu seinem 85. Geburtstag. Die 11 CDs in Originaloptik der früheren LPs enthalten alle seine Einspielungen für das Label RCA (von Originalbändern remastert), darunter 7 Erstveröffentlichungen auf CD, sowie bislang unveröffentlichte Aufnahmen von Mussorgskys berühmtem „Bilder einer Ausstellung“und einem Werk von Liszt. www.sonymusicclassical.de Brachte die Partitur zum Klingen: René Jacobs Pergolesi Kreuzglücklich Neun von zehn Werken mit Pergolesis Namen gelten als Fälschungen. Doch jetzt hat ein Musikwissenschaftler das große Los gezogen. Von C a r s t e n N i e m a n n W er ein Mal lügt, dem glaubt man nicht“, heißt es bekanntlich. Im Falle des Komponisten Giovanni Battista Pergolesi haben Verleger und Musikalienhändler in der Vergangenheit so oft gelogen, dass die meisten Fachleute nur müde den Kopf schütteln, wenn es heißt, ein unbekanntes Werk des ebenso populären wie häufig plagiierten 24 Neapolitaners sei aufgetaucht. Skepsis ist erst recht angebracht, wenn es sich bei dem Werk um eine oratorische Meditation über die sieben letzten Worte Christi am Kreuz handelt – denn eine derartig schöne Ergänzung zu Pergolesis legendärem Stabat Mater wäre fast zu interessant um wahr zu sein. Wahrscheinlich würden die Stimmen zu den „Septem verba a Christo“ mit der Auf- schrift „Pergolese“ noch immer unaufgeführt in ihrem jahrhundertelangen Archivschlaf dahindämmern, hätte nicht der Dortmunder Musikwissenschaftler Reinhard Fehling im Pergolesi-Jubiläumsjahr nach einem thematisch passenden Stück für seinen Unichor gesucht. Er stieß auf die „Septem verba“, deren Abschrift bereits 1882 katalogisiert und 1936 in einer inzwischen veralteten stilkritischen Analyse für echt befunden wurden. Fehling nahm sich des Werkes an – und forschte weiter. Eine Suchanfrage bei Google führte ihn auf eine heiße Spur: Er fand nämlich eine zweite historische Abschrift des Stücks im Stift Kremsmünster – und die ließ die Wahrscheinlichkeit für eine Autorschaft Pergolesis sprunghaft steigen, da die Musiker dieses Stifts nachweislich intensiven Kontakt mit dem Musikerkreis um Pergolesi hatten. Fehling nahm die Musik nun auch analytisch neu unter die Lupe und fand erneut starke Hinweise darauf, dass der legendäre Meister tatsächlich der Autor war. „Bei den Übereinstimmungen handelte es sich nämlich nicht um Kopien von Effekten“, erläutert Fehling, denn die wären bei Pergolesi leicht herzustellen. Vielmehr waren es kompositorische Entscheidungen im Hintergrund, „Dinge, die gar nicht so auffallen“, an denen er den Fingerabdruck des Komponisten zu erkennen glaubte – wobei die Übereinstimmungen zu dem erst 1990 wiederentdeckten Pergolesi-Oratorium „La morte di San Giuseppe“ besonders deutlich waren. Herauszufinden, worin der besondere Reiz von Pergolesis Musik liege, sei für die traditionelle Musikwissenschaft nicht leicht, erklärt Fehling, denn die Art und Weise, wie Pergolesi – gleichsam „im Baukastensystem“ – verschiedene Stimmungen aneinanderreihe, gleiche eher der Konstruktion eines Popsongs als der einer Bach‘schen Komposition. Was die Qualität der Musik nicht mindere: Ganz begeistert ist Fehling schon allein davon, wie es dem opernerfahrenen Pergolesi gelinge, eine Sprache, und dazu noch das tote Latein, „zum Klingen zu bringen“. Es dauerte nicht lange, bis der Dirigent René Jacobs, der sich in den letzten Jahren besonders eindringlich um die Entdeckung unbekannter Barockoratorien bemüht hat, von der Sensation erfuhr – und sich noch vor der Drucklegung durch den renommierten Bärenreiter-Verlag die Weltersteinspielung sicherte. Unabhängig von Diskussionen um die Autorschaft dürfte mit dieser jetzt wenigstens eines klar sein: Das Werk ist schon echt gut. Neu erschienen: Pergolesi: „Septem verba a Christo“ (mit Karthäuser, Dumaux, Behr, Wolff; Jacobs, Akademie für Alte Musik Berlin), harmonia mundi Abonnenten-CD: Track 5 Gro s se Momente der Mu si k ge s ch ichte (3 5 ) Morton Feldman , geboren 1926, war der Sohn russisch-jüdischer Einwanderer und wuchs in Brooklyn auf. Mit 12 erhielt er Klavierunterricht, 1941 begann er, Komposition zu studieren. 1950 begegnete er John Cage. Die Reduktion der klanglichen und kompositorischen Mittel und das Vermeiden jeglicher Expression sind die Kernpunkte seiner Komposition. Von Beckett, den er 1976 in Berlin traf (der obige Dialog entspricht den Erinnerungen Feldmans) wollte er ein Opernlibretto, das dieser ihm später auch tatsächlich, auf einer Postkarte, zusandte. Feldman schrieb dazu Musik von einer Stunde für Orchester und eine Sopranistin, was als NEITHER 1977 an der Oper Rom aufgeführt wurde. Das Werk gilt als eine der interessantesten Opern des 20. Jahrhunderts. Über die Enigmatik seiner Werke äußerte sich Feldman: „Ob wir uns nun im Schatten des Verstehens oder des Nichtverstehens befinden – letztlich stehen wir im Schatten. Wir werden nichts verstehen. Wir stehen da mit nichts weiter in der Hand als dieser heißen Kartoffel, die wir das Leben nennen.“ 25 Leonard Bernstein, hier am Pult der Wiener Philharmoniker Stephen Wright Der Schallplattenjäger Klar: Die Zahl historischer Aufnahmen wächst jeden Tag. Stephen Wright sucht Tondokumente und entreißt sie dem Vergessen. Von M ich a e l W e r s i n F reilich sind nicht alle Aufnahmen von bleibendem Wert: Was 1960 oder 1980 modern und aufregend war, kann im Jahre 2013 überholt und langweilig klingen. Oder aber noch faszinierender, noch mitreißender als zu seiner Entstehungszeit. Ein großer Interpret vergangener Tage, vielleicht schon lang gestorben, hat dann eine nachschöpferische Leistung vollbracht, die als Interpretation in ähnlicher Weise Geschichte geschrieben hat wie das dargebotene Werk. Dann ist es wünschenswert, dass sich ein Mann wie Stephen Wright, gleichzeitig Liebhaber und Profi, eines solchen Tondokuments annimmt. Der 66-jährige Engländer ist in Sachen klassisches Musikbusiness mit allen Wassern gewaschen: Nach seiner Ausbildung in Cambridge widmete er sich dem Künstler-Management. Bald stieg er bei der renommierten Agentur Harold Holt Ltd. (heute Askonas Holt) ein, wurde dort Managing Director. 1991 wechselte er zu IMG, deren europäische Sektion er aufbaute. Mit ICA – „International Classic Artists“ – hat er heute 26 eine eigene Agentur, die u. a. Yuri Bashmet, Kent Nagano oder das Borodin Quartet betreut. Aber ICA betätigt sich nicht nur im Management. Gleichzeitig ediert Stephen Wright auch Tonträger mit historischen Aufnahmen, etwa 20 CDs und 20 DVDs pro Jahr. Erfahrungen dafür sammelte er unter anderem als Schöpfer der Reihe „BBC Legends“, die er nun schon vor längerer Zeit wieder aus der Hand gegeben hat. Das Label ICA Classics hat ein besonderes Profil, durch das es sich von anderen Labels, die historisches Material verwerten, bewusst absetzt: Selbstverständlich, das betont Wright im Gespräch besonders, gibt er niemals Raubmitschnitte oder sonstige illegal erworbene Dokumente heraus. Auch mit Aufnahmen der Major-Labels, deren Rechte abgelaufen sind, beschäftigt er sich nicht – für viele andere Historic-Labels ein Hauptbestandteil ihrer Tätigkeit. Stephen Wright nimmt ausschließlich bisher unveröffentlichte Konzertmitschnitte in sein Programm auf, die ausnahmslos direkt von den Master Tapes abgenommen sind. Er kooperiert zu diesem Zweck vor allem mit der BBC, aber auch mit dem WDR und dem SWR, ferner mit einzelnen Klangkörpern wie dem Boston Symphony Orchestra. Nur Live-Mitschnitte außergewöhnlicher Konzertereignisse: Hier wird KlassikLiebhabern tatsächlich Einzigartiges ins Wohnzimmer gebracht. Unter den jüngeren DVD-Mitschnitten: ein großartiger Sacre du printemps, gespielt vom LSO 1966 in Croydon. Es dirigiert – auswendig – ein ungeheuer souveräner Leonard Bernstein, der das Stück in seinem Dirigat wirklich zu leben scheint, zugleich aber die vollständige Kontrolle über das komplexe Geschehen behält. Oder, auf CD, Rachmaninows zweite Sinfonie e-Moll mit dem Philharmonia Orchestra unter Evgeny Svetlanov – erst 1993 in der Londoner Royal Festival Hall mitgeschnitten und dennoch schon jetzt ein Klassiker in puncto klangliche Reizfülle und konzentrierte Durchdringung der Partitur. Oder, wiederum auf DVD, eine höchst fesselnde Version von Brahms’ „Erster“, mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Leitung des (ebenfalls ohne Partitur dirigierenden) stählern-energischen Georg Solti, eine Aufnahme vom Edinburgh International Festival 1971. Stephen Wrights ICA-Tonträger haben eine magische Anziehungskraft, mit der sie das Publikum daheim im Nacherleben an vergangenen Jahrzehnten teilhaben lassen können – Jahrzehnte, in denen freilich nicht einfach alles besser war. Aber was Wright auswählt und präsentiert, ist ohne Zweifel besser als so Manches, was wir heute konzertant dargeboten oder auf den Plattenteller serviert bekommen. Neu erschienen: Artur Rubinstein: Beethoven: Klaviersonate op. 2/3, Ravel: Valses, Chopin: Nocturnes, u. a., Naxos/ICA Sir John Barbirolli, WDR SO Köln: Schubert: Sinfonie Nr. 4, Britten: Serenade, Sibelius: Sinfonie Nr. 2, Naxos/ICA Auf DVD: Leonard Bernstein, LSO: Strawinsky: Sacre du printemps, Sibelius: Sinfonie Nr. 5, Naxos/ICA Die Pianisten der Welt beflügeln Europas neue Metropole: Klavier-Festival Ruhr Seit 25 Jahren: Hören, was Freude macht! 4. Mai - 19. Juli 2013 Info | Ticket: 01805-500 80 3* www.klavierfestival.de *(0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz; Mobil max. 0,42 €/Min.) Feldmans Schülerin: Bunita Marcus Testklang Foto: testklang Klein, aber Premium Diese Premiere zählt doppelt. Das Berliner Label Testklang feiert sein Debüt mit der ersten CD-Veröffentlichung einer US-amerikanischen Komponistin, die den meisten nur bekannt war als Schülerin von Morton Feldman und als Widmungsträgerin seines berühmten Klavierwerks „For Bunita Marcus“. Der Ruf, selbst eine exzellente Komponistin zu sein, eilte Marcus seit drei Jahrzehnten voraus – jetzt kann er endlich verifiziert werden. Und ja, es stimmt. Bunita Marcus bietet uns eine handgemachte Musik, die sich nicht auf die Automatik von Systemen verlässt, sondern den Sinnen traut. Auf dem Papier schauen diese Werke dürftig aus: wenige Töne, viele Wiederholungen. Alles liegt auf der Oberfläche. Gerade das aber ist das Faszinierende. Denn auf der fast völlig planen Oberfläche ihrer Musik kann Marcus das Gewicht der Klänge und das Maß ihrer Veränderung peinlich genau abwägen. Klänge sind für sie Klänge, keine Metaphern. Wie sie aufeinander folgen und zueinander stehen, entscheidet Marcus von Fall zu Fall. Subjektiv würde man das nennen, würde das Ergebnis nicht so zwingend und richtig klingen. Einen besseren Start hätte Testklang sich und seinen Hörern kaum spendieren können. Bewusst will man gegen den Strom schwimmen. Der Ansicht, dass die Zukunft der Klassischen Musik ein großer Download sei und ein einziges Streaming, setzt Testklang selbstbewusst den Sexappeal des Objekts entgegen. Die zweite Veröffentlichung bestätigt den Ehrgeiz: Wiederum in einer schicken großen Klappbox findet man neben einer audiophilen CD und einem umfangreichen Booklet eine DVD mit Doku-Material im Stile von „The Making Of“, sowie einen sehr intensiven Kurzfilm des Regisseurs Aron Kitzig. Im Mittelpunkt die jeweilige Hauptfigur der Box: hier Bunita Marcus, die tat- sächlich selbst auftritt, dort „Pierrot lunaire“. Denn um ihn dreht sich Testklang Nummer 2. Schönbergs wegweisendem Liederzyklus stellen die Testklängler zwei Versionen des formal offen konzipierten „Tracking Pierrot“ von Earle Brown gegenüber, außerdem fünf Pierrot-Lieder vom Schönberg-Schüler Hanns Eisler und die Erstaufnahme eines „Pierrot lunaire“ des längst vergessenen Max Kowalski, in einer starken kompositorischen Bearbeitung von Johannes Schöllhorn. Mag man den Schönberg in der Aufnahme durch das Ensemble 29,46o S, 62,7o O auch tontechnisch überdesigned finden und Sopranistin Sarah Maria Sun wenig textverständlich, so überwiegt doch Respekt und Begeisterung für den Mut des jungen Labels. Organisiert als Genossenschaft, traut der Branchenzwerg Testklang sich und seinen Hörern eine Qualität und Originalität zu, vor der die meisten Großen erschrocken das Handtuch werfen. Raoul Mörchen Pierre-Laurent Aimard | Martha Argerich | Kit Armstrong & Adrian Brendel | Emanuel Ax & Frank Peter Zimmermann | Elena Bashkirova | Boris Bloch | Alfred Brendel (Vortrag) | Khatia Buniatishvili | Till Brönner & Quintett | Michel Camilo | Chick Corea & „The Vigil” | Leon Fleisher | Hélène Grimaud | Marc-André Hamelin | Evgeny Kissin | Michael Korstick | Katia & Marielle Labèque | Igor Levit | Paul Lewis | Oleg Maisenberg, Gidon Kremer & Giedre Dirvanauskaite | Gabriela Montero | Murray Perahia | Maria João Pires | Olga Scheps | András Schiff | Grigory Sokolov | Andreas Staier | Yaara Tal & Andreas Groethuysen | Nikolai Tokarev | Daniil Trifonov | Yundi | Krystian Zimerman u.v.a. Neu erschienen: Bunita Marcus: Sugar Cubes (Ensemble Adapter, CD + DVD), Testklang Schönberg, Eisler u. a.: Tracking Pierrot (Sun, Nawri, Ensemble 29,46o S, 62,7o O, CD + DVD), Testklang Bezug ausschließlich über: www.testklang.net Das kulturelle Leitprojekt des 27 Kulturpartner Medienpartner Kommunikationspartner Medienpartner Hörtest Robert Schumanns „Waldszenen“ Mit dem Klavierzyklus feierte Schumann 1850 einen späten Erfolg – populär verpackte Idylle. Dahinter verbergen sich: Bach-Studien. Von C a r s t e n H i n r ich s Kopfkino Zunächst arbeitet Schumann an seinem Handwerkszeug, mit ausführlichen Studien 28 am 6. Januar ist alles fertig. Als Stationen eines Waldspazierganges lesen sich die Überschriften. Vom „Eintritt“ bis zum wehmütigen „Abschied“ ziehen die gängigen Motive der Waldromantik am Betrachter vorbei: Freundliches wie Jagdlieder, Blumen und eine Herberge, aber auch spukhafte Momente, wie ein eindringlich mahnender Vogel und eine stille, verrufene Lichtung im Waldesdunkel. Hektische Betriebsamkeit: Schumanns Vorstellung von Carl Wilhelm musikalischer Poetik lässt platte Arldt, Dresden Tonmalerei nicht zu. Selbst da, um 1850 wo Hörnerquinten aufscheinen, wie beim „Eintritt“, handelt es sich mehr um ein künstlerisch anverwandeltes Echo als eine Illustration. Seine Szenen halten die Stimmungen fest, wie sie vom Wanderer auf seinem Gang Besitz ergreifen können, keine konkreten Bilder. Die später ausgewählten Verse romantischer Waldlyrik, die er den Stücken als Assoziationen voranstellen wollte, streicht er beim Druck wieder bis auf einen. moderne Fugen. Dann, langsam, erwacht auch die Schaffenskraft wieder, und Schumann Waldeinsamkeit wagt sich 1848 an größer dimensionierte Werke wie die Tondichtung „Manfred“ und mit Woher diese Begeisterung für das uralte Grün? „Genoveva“ sogar an eine Oper. Der Wald war den Deutschen erstmals 1800 Im Winter 1848, am Heiligabend, beginnt so richtig zu Bewusstsein gekommen, als er die Komposition der „Waldszenen“, bereits nach tausendjähriger Rodung Holzknappin Kontrapunktik. Die Präludien und Fugen Johann Sebastian Bachs, die er in seiner Lesart für ihre Fülle an Charakteren und ihre Erfindungskraft bewundert, sind in dieser Zeit seine „tägliche Bibel“. Über drei Jahre entstehen zunächst mehrere Studien und Fotos: Jens K. Müller M it dem Umzug wird alles anders: Der Entschluss, Leipzig 1844 zu verlassen und nach Dresden zu ziehen, soll Robert Schumann nach Strapazen, Kränkungen und nervlichen Reizzuständen eigentlich einen Neuanfang ermöglichen, hier will er wieder zu sich kommen. Manche Biografen sagen, es war sein folgenschwerster Fehler. Durch Niederlegung der arbeitsaufwändigen Redaktion der von ihm gegründeten „Neuen musikalischen Zeitung“ verliert Schumann nicht nur sein Sprachrohr, auch die finanzielle Situation der wachsenden Familie verschärft sich. In der Messestadt Leipzig war er Teil und wichtiger Motor eines international beachteten Musiklebens. In der selbstverliebten Residenzstadt Dresden gibt es hingegen nur die vom Hof protegierte Oper, in deren Musikerkreise er mangels Kontakten keinen Zugang findet. Was ihm bleibt, ist die Konzentration auf das Komponieren. heit zu Teuerung und der allgemein diskutierten Sorge führte, bald auf einem verkarsteten Heideland zu sitzen. Das konnte die eilig eingeführte Forstwirtschaft zwar verhindern, aber mit den „schrecklichen (Ur-) Wäldern“, mit denen schon Tacitus Germanien charakterisiert hatte, war es zu Schumanns Zeiten längst vorbei, die Fichten standen nutzungsfreundlich in Reih und Glied. Dennoch vereinnahmten auch die Patrioten des Vormärz, deren Barrikadenkämpfe zur Zeit der Komposition durch Deutschland hallten (und 1849 auch Schumanns Dresden erreichen sollten), den Wald als Urbild „ihrer“ Volksseele für sich. Wären Schumanns „Waldszenen“ also ein chiffrierter Bilderbogen der Revolution? Soweit muss man gar nicht gehen. Natürlich beflügelt wie so oft die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren (nationalen) oder Vergangenen (ursprünglichen) die Poesie der romantischen Avantgarde. Doch ein Zwielichtiges, Doppeldeutiges wohnt dem Wald nicht nur in Eichendorffs Gedichten inne. Zur selben Zeit wuchert er auch in den bürgerlichen Wohnstuben in den Märchen der Gebrüder Grimm, dunkel und geheimnisvoll, aber symbolisch. Die Helden müssen sich darin verlaufen, um zu sich selbst zu finden. Ob Schumann eine innere Gegenwelt suchte zum betriebsamen, von Pflichten belasteten Alltag, einen seelischen Gesundbrunnen? Das würde zur Angegriffenheit der Dresdener Jahre durchaus passen. Urlaub vom ich Vielleicht kann man Schumanns Waldspaziergang aber auch als Erholungsurlaub zwischen den (Baum-)Riesen der musikalischen Vergangenheit lesen. Dann wundert es nicht mehr, warum diese populär verpackten Stimmungsbilder unter der Oberfläche mit Bachscher Fugentechnik verdrahtet sind wie dichtes Unterholz. Die „Einsamen Blumen“ wiegen sich im Quartkanon, der „Vogel“ trällert seine Prophezeiung in makelloser Engführung und durch die „Verrufene Stelle“ schlurft’s im Rhythmus einer barocken französischen Ouvertüre wie mit löcheriger Brokatschleppe. Rückbesinnung, Rückversicherung: Das war es wohl, was Schumann der Hausmusik in unsicheren Zeiten mit seinen „Waldszenen“ empfahl. Der Vogel pfeift es aus dem Blätterdach: BACH. Bleiben wir gleich bei der Rückbesinnung: Von den drei frühen Aufnahmen hinterlässt Wilhelm Kempff, der Lyriker, den mäßigsten Eindruck. Manche der Stücke geht er so steif an, als ob seine Waldszenen Bilder in einem Museum wären, andere mit wunderlichen Temporückungen. Dagegen überzeugt die rumänische Pianistin Clara Haskil in ihrer Mono-Aufnahme mit Gestaltungsvielfalt: Einerseits viril selbstverliebt im „Jagdlied“, gelingt ihr der scheue „Vogel“ märchenhaft verschleiert. Leider trübt starkes Rauschen die Freude an diesem wichtigen, erstveröffentlichten Dokument. Nicht so bei Sviatoslav Richter, der den Szenen ebenfalls eine enorme Bandbreite an Stimmungen ablauscht und mit klarer Melodieführung selbst in Mono klangliche Panoramablicke öffnet. Nun ja, Vladimir Ashkenazys Interpretation klingt dagegen eher wie ein von der Kurverwaltung vorgeschlagener Rundweg: hübsch, aber ohne Risiko. Das aber braucht der Zyklus, um nicht in’s Gefällige abzugleiten. Hier verwelken die „Einsamen Blumen“ zum harmlosen Albumblatt, in den Jagdmomenten verfällt er sogar unschön ins Dreschen. Wohltemperiert geht es auch bei Cyprien Katsaris zu. Trotz nicht abzusprechendem Sinn für die Lyrik verschmieren ihm wichtige Details im allzu selbstverliebt-lässigen Spiel. Kurz: zwei Salonlöwen im Trachtenjankerl. Mehr Wagnis geht Maria João Pires ein. Sie absolviert die Wanderung nicht nur mit den Fingern. Mit bedrohlicher Attacke springt ihr Jäger aus der Lauer, und ihrer „Verrufenen Stelle“ traut man lieber nicht über den Weg. Aber vor lauter Angriffslust versäumt sie die poetischen Ruhepole des Zyklus und eilt an den „Blumen“ und dem „Vogel“ zu schnell vorbei. Eine eigene Route haben zwei Pianisten gewählt, die sich mit historischen Érard-Flügeln dem Schumann-Klangbild annähern. Seine exakten Tempoangaben klingen für heutige Ohren teils irrwitzig rasant, so dass ihm die Wissenschaft schon ein kaputtes Metronom anhängen wollte. Viele Interpreten korrigieren das nonchalant nach ihrem Gefühl. Nicht so Tobias Koch, der in seinem interessanten Konzeptalbum zu Schumanns Dresdner Jahren die schnellste Einspielung vorlegt und Schumann beim Wort, pardon: bei der Zahl nimmt. Die Waldluft riecht bei ihm klar, antiromantisch kantig und spielfreudig, mit teilweise surrealistischem Nonlegato. Seinem Londoner Érard entlockt er in den Höhen obertonreich silbrige, in den Tiefen auch standuhrenartig glockige Klangfarben – eine Differenzierung, die kein moderner Flügel aufweist. Nur ein wenig ruhiger lässt es Andreas Staier auf dem etwas älteren Instrument derselben Firma angehen, aber leider ist die Aufnahme unangenehm hallig, was das Flügelsilber im Waldweben ersaufen lässt. Martin Stadtfeld legte seine Aufnahme ausgerechnet im selben Jahr vor wie Andras Schiff. So ein Pech: Sein matter und ideenloser Zugang wirkt wie eine Etüde neben Schiffs selbstbewusstem und durchdachtem Spiel. Dabei ist auch Schiff keinesfalls erste Wahl: Er hämmert, als wolle er eine Lichtung freihauen. Der Ehrenkranz aus Tannengrün gebührt drei anderen Aufnahmen: Schlicht raffiniert und duftig ist, was Arcadi Volodos 2009 live im Wiener Musikvereinssaal auf die Tasten gezaubert hat. Hier stimmt einfach alles: die Anschlagskultur, die Phrasierung im Detail, die dynamische Spannweite und nicht zuletzt die Balance der Stimmungen zwischen den Szenen. Für so eine Sternstunde überhört man gerne auch mal die Raumgeräusche. Wer das nicht möchte, greift zur Aufnahme mit dem kroatischen Wunderknaben Dejan Lasić. Die romantischen Temposchwankungen sind etwas manieriert, bleiben aber im vertretbaren Rahmen. Ansonsten gibt es hier viel an Gestaltung und Spielkultur zu bestaunen. Einen weniger aufgeladenen Weg geht Eric Le Sage mit seinem entschlackten Klangideal und seiner unaufdringlichen Virtuosität. Kein unablässiges Zähnefletschen, noch desavouiert er die stillen Blumen zum gefälligen Genrekitsch. Dadurch empfindet man bei ihm auch aufrichtige Wehmut im „Abschied“. Eine unaufgeregte, aber sehr geschmackvolle Lesart, leider vom Tontechniker nicht so brillant eingefangen wie Lasić. Baumgrenze: Arcadi Volodos, 2009, Sony Dejan Lasić, 2007, New Arts/CCSSA Tobias Koch, 2008 (Érard, 1852), New Arts/ Genuin Eric Le Sage, 2008, Note 1/alpha Waldlichtung: Clara Haskil, 1947 (Mono), Universal/Decca Sviatoslav Richter, 1957 (Mono), Universal/DG Maria João Pires, 1994, Universal/DG Andreas Staier, 2007 (Érard 1837), HMC András Schiff, 2010, Universal/ECM Rheinfall: Wilhelm Kempff, 1974, Universal/DG Cyprien Katsaris, 1986, Warner/Teldec Vladimir Ashkenazy, 1988, Universal/Decca Martin Stadtfeld, 2010, Sony 29 jazzwerkstatt Die Planschmiede Ulli Blobel ist der Mann hinter der rührigen Jazzinitiative der Bundeshauptstadt: ein Hausbesuch. Von Thom a s F i t t e r l i ng M it weit über 200 CDs in sechs Jahren prägt das gleichnami ge Label des Fördervereins jazzwerkstatt Berlin Brandenburg e. V. das Bild vom sogenannten Hauptstadtjazz. Der Verein heißt nach der le gendären Jazzwerkstatt Peitz. Sein Gestalter, Ulli Blobel (62), war als deren Mitbegründer von 1973 bis 1982 an der Entwicklung der Free Jazz Szene in der DDR nachhaltig beteiligt. Mit seinem Freund Jimi Metag holte er den Jazz in die brandenburgische Provinz, bis das inzwischen internationale Projekt 1982 verboten wurde. Blobel durfte nach Wuppertal ausreisen, erwirtschaftete mit einer Vertriebsgesellschaft ein erhebliches Rücklagenpolster; dem Jazz aber war er jahrzehntelang abhanden gekommen. Im Jahr 2005 bittet ihn Rainer Bratfisch um einen Artikel für ein Buch über den Jazz in der DDR; Blobel willigt ein, trifft bei der Buchvorstellung auf alte Mitstreiter und hört vom desolaten Zustand der Berliner Szene. „Da hatte mich der Jazzbazillus wieder. Ich wollte mich unbedingt wieder mit dem Jazz in Berlin beschäftigen“, erinnert er sich. Mit seiner Frau zieht er in die Hauptstadt. Ein Jahr später gibt es den Förderverein. „Mit unserer Musik ist man auf Fördergelder angewiesen, also muss man als gemeinnütziger Verein organisiert sein – und natürlich den Gremien kreative Projektvorschläge machen. Natürlich ist es gut, wenn man viele Leute kennt, berufliche Erfahrung und das Alter sind da ein Bonus.“ Blobel erweist sich als begnadeter Netzwerker. Fördergelder fließen, es besteht eine enge Kooperation mit dem rbb; im Konzertsaal des Institut Français werden zwei bis drei Konzerte im Monat veranstaltet, man ist in Potsdam präsent und baut nun eine jazzwerkstatt-Reihe in Hamburg auf. Das Festival in Peitz wurde wiederbelebt, viele CDs, aber auch DVDs und Bücher wurden roduziert. Blobel betont: „Schon immer habe ich alle Musiker zu meinen Konzerten eingeladen, damit man sich sieht, trifft und Pläne schmieden kann. Und so ist es mir gelungen, alle Berliner Musiker – zumindest die der avantgardistischen Art – unter der Fahne der jazzwerkstatt zu vereinen.“ Sein Credo als Platten-Macher lautet: „Die Musik auf meinem Label entsteht in der Verantwortung des Bandleaders nach vorausgehenden Grobabsprachen, sie ist absichtlich nicht produziert etwa im Sinne von ECM.“ Den rückläufigen CD-Verkaufszahlen begegnet Blobel mit einer vermehrten Buchproduktion und der Veröffentlichung von LPs. „Es gibt eine Riesennachfrage nach Vinyl in Übersee. Bei LPs mit Klappcovern kann ich großformatig tun, was ich liebe: Musik mit bildender Kunst und gestaltetem Wort zusammenfügen.“ Und mit Stolz verweist er noch auf Phil.harmonie, sein Label, das nach dem Vorbild der jazzwerkstatt mit Kammermusikern der Berliner Philharmoniker entstanden ist. Neu erschienen: Lester Bowie, The Great Pretender, jazzwerkstatt/Naxos Julie Sassoon, Land Of Shadows, jazzwerkstatt/Naxos Schumann, Myrtenlieder (Stegner, Takahashi), Phil.harmonie/Naxos Ulli Blobel (Hrsg.): Woodstock am Karpfenteich – Die Jazzwerkstatt Peitz (Buch mit CD), Berlin 2011 Festival: jazzwerkstatt Peitz Nr. 50 (7.–9. Juni 2013) Christoph Prégardien & Michael Gees neue Winterreise in Ton und Bild FRANZ SCHUBERT Winterreise Christoph Prégardien, Tenor Michael Gees, Klavier 1 DVD-video CC72596 1 Blu-ray + 1 Audio-CD CC72588 1 SACD In einem hochwertigen Buch CC72595 Christoph Prégardien und Michael Gees erkunden mit ihrer neuen Aufnahme von Schuberts Winterreise einen sogenannten “dritten Weg”. Erhältlich als Audio-SACD sowie als DVD-Video und Blu-ray Video (incl. einer 20-minütigen Dokumentation!) ab 28. März 2013. Vertrieb für den deutschen Fachhandel: New Arts International - a Codaex & Challenge partnership Tel.: 0821-660 144 64 / Fax 0821-660 144 65 www.challengerecords.com Social media: facebook.com/ChallengeRecordsInt twitter.com/challengerec - youtube.com/ChallengeRecords 16.03.–20.04.13 internationales musikfestival Umstieg auf’s Pianoforte: John Medeski John Medeski Nackt am Klavier Der Orgel-Derwisch John Medeski zeigt sich auf seiner ersten Solo-Einspielung von einer ganz neuen Seite. Von Jo s e f E nge l s Foto: Michael_Bloom A lle, die John Medeski als furiosen Tastendrücker des Orgel-Trios Medeski, Martin & Wood kennen, werden ziemlich überrascht sein: Auf der ersten Solo-Einspielung seiner Karriere erweist sich der 47-Jährige als ausgesprochen sensibler Minimalist, der mit einfachsten Melodien und viel Raum zwischen den Noten operiert. „Dieses Album zeigt eine Seite von mir, die ich sehr selten mit anderen teile“, sagt der Pianist, „das ist Musik, die ich für gewöhnlich zuhause spiele für die Menschen, die mir nahe stehen. Ich sage es mal so: Es ist alles sehr nackt.“ Man hört förmlich, dass die Stücke (darunter ein Willie-Nelson-Song, ein Spiritual und eine Komposition, die Medeski mit 15 Jahren schrieb) mitten in der Nacht eingespielt wurden, so intim, verletzlich und somnambul sind sie. Und obwohl sie so gar nichts mit dem psychedelischen Klanggewitter-Funkjazz gemein haben, für den Medeski berühmt ist – ein starkes verbindendes Element zum bisherigen Schaffen des Amerikaners gibt es doch: die Arbeit mit dem Klang eines ganz speziellen Tasteninstruments. Nur ist es diesmal eben nicht Hammond-Orgel, Mellotron, Wurlitzer oder Moog. Auf „A Different Time“ spielt Medeski ausschließlich auf einer Sammler-Rarität, einem prämodernen Flügel des französischen Klavierbauers Gaveau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. „Das Instrument klingt ganz anders als ein normaler Flügel, es hat etwas von einem Cembalo. Man muss wirklich hart daran arbeiten, es unter Kontrolle zu bringen. Da ist nichts, hinter dem man sich verstecken kann“, bemerkt Medeski. Die Aufnahme erscheint als erste Veröffentlichung auf dem von Sony wiederbelebten Label „OKeh“, das einst die Platten von Fats Waller, Jelly Roll Morton oder Louis Armstrong herausbrachte. Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf: Ist John Medeskis kammermusikalischer Solo-Ausflug überhaupt noch Jazz? Der Pianist lacht: „Ich bin mir sicher, dass meine Platte viele Jazztypen in Rage bringen wird. Aber das ist mein Job. War es schon immer.“ Neu erschienen: John Medeski: A Different Time, OKeh/Sony 31 NDR Sinfonieorchester Elı̄na Garanča Daniel Hope Igor Levit Jörg Widmann Thomas Hampson Jonathan Nott John Neumeiers Bundesjugendballett Maxim Biller Cameron Carpenter Pera Ensemble Matthias Pintscher Martin Grubinger Joshua Bell Academy of St. Martin in the Fields Fauré Quartett Fazıl Say Thomas Quasthoff Annette Dasch Jan Vogler Grigory Sokolov HipHop Academy Hamburg Ingolf Wunder Kit Armstrong Christian Gerhaher Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Sir Roger Norrington u.v.m. perspektiven Bestellen Sie kostenlos unser Programm unter Tel 06221 – 584 00 12 oder www.heidelberger-fruehling.de Gründungspartner: Musikstadt Aldeburgh Das englische Küstenstädtchen war die Heimat von Benjamin Britten und erbte sein Festival. Ein Rundgang im Vorgriff auf Brittens 100. Geburtstag. Von M at t h i a s S i e h l e r B ritten lebt hier.“ So steht es im Prospekt. Aber wie kann das sein? „The British Orpheus“, der erste seit Henry Purcell, der die Engländer schmerzlich daran erinnerte, dass sie eben kein Land klassischer Komponisten, noch viel weniger eines der Oper sind, er starb doch schon vor 37 Jahren. Vor 100 Jahren wurde er geboren, in Lowestoft, Suffolk, dem östlichsten Punkt der Insel. Daran erinnern wir uns. Gestorben ist er nicht weit davon, in Aldeburgh, ebenfalls an der melancholisch grauen Küste Suffolks, 140 Kilometer von London entfernt gelegen. Dort ist er auch begraben. Sein Stein ist so grau wie die Kieselsteine am Strand. Neben ihm liegt sein lebenslanger Partner und kongenialer Interpret, der Tenor Peter Pears (1910– 86). Und nicht weit weg findet sich das Grab von Imogene Holst, Brittens engster muskalischer Mitarbeiterin und Leiterin des Aldeburgh Festivals von 1956 bis 1977. In der Peter and Paul Church leuchtet zudem bunt und intensiv ein Glasfenster zu Brittens Erinnerung, der schließlich auch einige geist- Der musikalische Nachwuchs beim Sonnenbad: Akademieteilnehmer vor der Mälzerei in Snape 32 liche Kirchenspiele komponiert hat. Geboren in Lowestoft, lange in London zu Hause. Aldeburgh ist es aber, das Benjamin Britten die Unsterblichkeit schenkte – und umgekehrt. Deshalb lebte der Komponist hier und er „lebt“ musikalisch als Gründerfigur des 1948 ins Leben gerufenen Festivals weiter, deshalb der doppeldeutige Ankündigungstitel zum Jubiläumsfest. Denn der Komponist ließ sich immer wieder vom rauen, rustikalen Charme des Örtchens am Fluss Alde mit seinen heute knapp 3000 Bewohnern einfangen und inspirieren. Am stärksten natürlich von seinem Meerblick, wo sich der oft stahlgraue Himmel mit den gleichfarbigen Wellen im Unendlichen verschmilzt. Meist liegt die See ruhig wie ein flacher Spiegel, aber sie kann auch stürmen und winden, peitschen und röhren. Fotos: Malcolm Watson, Aldeburgh Festival/Mykel Nicolaou So wie es Britten in seinen großartigen Naturporträts der „Sea Interludes“ vertonte. Hier spielt, auch wenn es nie genannt wird, die Geschichte seiner ersten und berühmtesten, 1945 uraufgeführten Oper „Peter Grimes“, die wiederum auf einem von 24 Briefen des Langgedichts „The Borough“ beruht, die der frühe Realist George Crabbe (1754–1832) im Jahr 1812 veröffentlicht hatte. Dieses „Dorf“ macht als biblisch atavistische Gemeinschaft den Fischer und Außenseiter Peter Grimes zu einem Ausgestoßenen. Dieser büßt für seine unzweifelhafte Schuld, indem er sich auf dem Wasser versenkt. Auch die Lehrerin Ellen Orford kann ihn nicht retten. Und die „Sea Interludes“, die die einzelnen Bilder der Oper gliedern, erzählen weiter vom Werden und Vergehen der Natur als unendlichem Kreislauf. „Die meiste Zeit meines Lebens verbrachte ich in engem Kontakt mit dem Meer“, so erzählte es Benjamin Britten. „Das Haus meiner Eltern in Lowestoft blickte direkt auf die See, und zu den Erlebnissen meiner Kindheit gehörten die wilden Stürme, die oftmals Schiffe an unsere Küste warfen und ganze Strecken der benachbarten Klippen wegrissen. Als ich ‚Peter Grimes‘ schrieb, ging es mir darum, meinem Wissen um den ewigen Kampf der Männer und Frauen, die ihr Leben, ihren Lebensunterhalt dem Meer abtrotzten, Ausdruck zu verleihen – trotz aller Problematik, ein derart universelles Thema dramatisch darzustellen.“ Tatsächlich ist das Wetter hier aber meist freundlich. Deshalb kommen viele Touristen im Sommer, die die Einwohnerzahl von Aldeburgh leicht auf ein Vielfaches anschwellen lassen. Sie wohnen in Ferienhäusern und in den paar Hotels, die sich schick aufgehübscht am Strand präsentieren. Hier liegen auch die beiden populären Fish & ChipsShops, einer soll gar der beste von ganz England sein. Mitten durch das Städtchen führt die High Street. In weiß gerahmten Schaufenstern locken edle Stoffe, Vasen und allerhand Schnickschnack. In Fischerhütten wird direkt der zum Teil noch lebende Fang aus den Booten verkauft, ein alter Wachturm erinnert an die napoleonischen Kriegszeiten. Man kann hier herrlich durch die Dünen laufen. Mitten im Ort am Strand steht auch die alte Townhall aus Fachwerk, die 400 Jahre lang der Versammlungsort und sozialer Mittelpunkt des Dorfes war. Heute gibt es die modernere Jubilee Hall, in House im nahen Aldeburgh. Hier konnte Britten auf die See sehen und seine Spaziergänge machen, auf denen er oft seine Werke im Kopf entwickelte. Als er dann freilich immer berühmter und selbst zu Hause wie in einem Goldfischglas bestaunt wurde, wechselte er ins Red House, das heute Museum und Britten-Forschungsstätte ist. Modernistisch nüchtern ist es dort, dank eines Anbaus mit viel Glas. Hier empfing man Freude, auch so berühmte wie Dichterlesungen, Literatur- und Theaterveranstaltungen, Vorträge und Kunstausstellungen erweitert. Mit der Zeit wuchsen die Dimensionen des Festivals und weitere Spielorte wie die Kirche Saint Peter and Saint Paul sowie die nahegelegenen Orte Orford, Blythburgh und Framlingham kamen hinzu. In den Sechzigerjahren wurde The Maltings zur großen Konzerthalle mit 832 Plätzen umgebaut und durch Königin Elizabeth II. am 2. Juni 1967 anlässlich der Eröffnung des 20. Aldeburgh Festivals eingeweiht. Wie schon von seinen Gründern intendiert, sind bis Das 66. Aldeburgh Festival findet vom 7. bis 23. Juni statt. Doch heute Uraufführungen Neuer auch jenseits der eigentlichen Saison gibt es ständig AktiviMusik, die Präsentation neuer täten, so die Neuinterpretation der „Canticles“ durch den Tenor Interpretationen und die WiederIan Bostridge, den Regisseur Neil Bartlett und den Klangkünstler entdeckung vergessener Musik Chris Watson im Mai. Im November kommt der hier 1973 urSchwerpunkte des Festivalaufgeführte „Death In Venice“ neu heraus. Höhepunkte der programms. Seit Beginn widmet eigentlichen Saison sind eine Freiluftaufführung von „Peter sich das Festival der Pflege junger Grimes“ (Regie: Tim Albery) direkt am Strand, sowie szenische Talente, indem junge Künstler Vorstellungen der drei für die Oxford Church komponierten mit etablierten Stars zusammen„Church Parables“. Außerdem wurden neue Werke bei Harrison gebracht werden. 2009 wurden Birtwistle, Wolfgang Rihm, Judith Weir, Magnus Lindberg, Poul neue Gebäude, so das Hoffmann Ruders und dem unlängst verstorbenen Richard Rodney Bennett Building, das Britten-Studio in Auftrag gegeben. mit 340 Sitzen und das Jerwood Kiln Studio mit 75 Sitzen erder 1960 die Britten-Oper „A richtet. Und stets waren die Leiter Dmitri Schostakowitsch, Mstislaw Midsummer Night’s Dream“ ur- Rostropowitsch oder Dietrich des Festivals selbst Künstler. aufgeführt wurde, und die heute Nach dem hoffnungsvollen Fischer-Dieskau, die regelmäßig noch vom Aldeburgh Festival be- in das noch heute wegen seiner Komponisten Thomas Adès ist spielt wird. das seit 2009 der französische exzellenten Akustik berühmte Das freilich hat – trotz Pianist Pierre-Laurent Aimard. The Maltings kamen. seines Namens Noch immer – seinen Hauptist es als eine sitz im sieben der Keimzellen Kilometer entder englischen fernten, malerisch Musik ein sehr beam sumpfigen, sonderer Ort. In von Schilf umdem hölzernen In standenen Flussnenraum scheint ufer liegenden der Klang wie Boot am The Maltings in in einem Schoß Strand von Aldeburgh dem Dörfchen zu ruhen. Man Snape. Das ist kann in den Kon die alte Mälzerei zertpausen in der ehemaligen der hinten ange Brauerei, in der bauten Bar stehen heute das Festival und auf das im stattfindet. 1938 Sonnenuntergang war Britten hierhergezogen. War der ursprüngliche An- so friedliche Marschland des Während des Krieges hielt er sich Flusses blicken. Und man könnte lass des von Britten, Pears und freilich in Kanada und in den USA meinen, Britten käme gleich um dem Librettisten Eric Crozier auf. Und als er wieder mit Peter die Ecke. Denn ja, irgendwie lebt ins Leben gerufen Festivals der Pears zurückkehrte, zogen die er noch hier. Wunsch, eine Spielstätte für ihre beiden Männer – Künstler, schwul gemeinsame Operntruppe, die und pazifistisch – 1947 mit English Opera Group zu finden, www.aldeburgh.co.uk Dachshund Clytie lieber ins Crag so wurde die Idee bald auf Das Festival 33 Proben, Pleiten und Premieren: Höhepunkte in Oper und Konzert Von Rol a n d M ack e s Karlsruhe Vestalin: Barbara Dobrzanska (Julia), Katharine Tier (Grande Vestale), Andrea Shin (Licinius), Badischer Staatsopernchor Ja, es gibt sie, die mutigen Opernhäuser, die im Wagnerjahr nicht nur Wagner spielen, sondern die zeigen, wo der sich einst operninspirieren ließ. Da gibt es dann römische Liebesakte, Alpendinosaurier, vergiftete In derinnen und, ja, sogar einen original Wagner im Feenreich zu bestaunen – auf nach Karlsruhe, Amsterdam, Chemnitz! Gaspare Spontinis „La Vestale“ ist eine zwischen Glucks Reformbemühen und den effektvollen Standbildern der späteren Grand Opéra 1807 in Paris uraufgeführte Hochfeier des Klassizismus. Wagner liebte die schlichte Beispielhaftigkeit der Geschichte, einer verliebten Vesta-Priesterin, die während eines Rendezvous mit ihrem geliebten General Li cinius das heilige Feuer ausgehen lässt. In Karlsruhe trägt Barbara Dobrzanska or dent lich große Vorgängerinnen-Sandalen. Was auch für Andrea Shin als Licinius gilt. So mangelt Aron Stiehls bewusst einfach gehaltener, in Frank Philipp Schlössmanns klaustrophobisch blauer Kiste angesiedelter Inszenierung ein wenig die Mitte. Den Polizeistaat markiert ein steinerner Lorbeerkranz mit gekreuzten Maschinengewehren, Obervestalin und Hohepriester vergnügen sich mit Alkohol und Sex. Doppelmoral der absolutistischen Nomenklatura. Johannes Willig dirigiert die Badische Staatskapelle mit kraftvoller Direktheit. Ungleich mehr Aufwand verlangt Gioacchino Rossinis Pariser Opernabschied „Guillaume Tell“ von 1829. Der Ruf nach Freiheit, Natursehnsucht und Kantilene gehen da eine monumental sich schichtende Musiktheater- 34 Noch vor dem ersten Bayreuther „Ring“-Zyklus und den späten Verdi-Operngeburten war die posthume Uraufführung von Giacomo Meyerbeers „Afrikanerin“ am 28. April 1865 in Paris das am meisten beachtete Musiktheater-Ereignis des 19. Jahrhunderts. Meyerbeer selbst war es noch, der die zunächst konturenarme Dreiecksgeschichte laviert, auf den EntdeckerSeehelden Vasco da Gama zuspitzte. Das neue drame lyrique und der schwüle Exotismus werden hier vorweggenommen. Doch die posthumen Bearbeiter negierten dies. Was dazu führte, dass es in „Vasco de Gama“, wie das hinreißende Stück jetzt endlich korrekt heißt, viele Ungereimtheiten und Brüche gab. Denn es fehlte, je nach Strichfassung, bis hin zur Hälfte der originalen Musik. Die wurde jetzt erstmals komplett an der mutigen Ope r Chemnitz vorgestellt. In einem heroischen Kraftakt, der an Grenzen des Singens, Spielen, Sehens und Hörens ging, aber glücklicherweise niemanden überforderte, fünf Stunden und zehn Minuten gloriosen Musiktheaters zu erleben. Verdi und Wagner klauten und borgten da, imitierten, bis sich die Notenblätter bogen. Und Frank Beermann dirigiert das mit farbenreicher Finesse. Amsterdam Guillaume Tell: Marina Rebeka (Mathilde), John Osborn (Arnold Melcthal) Vasco da Gama am Theater Chemnitz Fotos: Jürgen Frahm, Ruth Walz, Dieter Wuschanski/Theater Chemnitz Fanfare mischung ein. Die Nederlandse Opera hat das heftige Helvetia-Opus jetzt gestemmt. Schon der erste Celloton der gewitterstürmenden Ouvertüre gibt Paolo Carignanis vorzügliche Dirigierhaltung als gekonnter Mischung aus flexibler Schlankheit und satter Tonpracht vor. Der diebische Wagner fand das klasse, diskutierte noch 1860 beim berühmten Pariser Besuchsdialog mit Rossini Note für Note und hätte ohne den „Tell“ so nie „Rienzi“ oder „Tannhäuser“ schreiben können. Anders als sonst bei Rossini, zählt selten der brillante Arienaugenblick, sondern das große Ganze. Umso schöner aber, wenn dem in jeder Hinsicht voluminösen Tell Nicola Alaimos die konzentrierte Kantilene gelingt. Umso beglückender, wenn der hinreißende John Osborn (als Arnold für Liebe in jeder Spielart zuständig) die absurd hohen Noten leicht nimmt. Und umso feinsinniger, wenn Marina Rebeka als hinzuaddierte amouröse Zielfigur aus den Reihen der gegnerischen Habsburger im Sissi-Reitkostüm mit makellosem Sopranschmelz aufwartet. Pierre Audis zurückhaltende Regie weitet das tönende Eidgenossen-Monument konsequent ins Symbolhafte. Das sich wie im Vierwaldstättersee spiegelnde Alpenpanorama samt Sturm und Boot/Brücke, Brandschatzung und erzwungener Ballettheiterkeit bleiben auf George Tsypins offener Bühne Zeichen, sinken nie auf Naturalismus-Niveau herab und lassen dem Werk seine hehre Künstlichkeit. Ein wenig mehr Mut zur Rustikalparodie wäre allerdings möglich gewesen. Musik im Riesen Feine Klunker Mein Bekenntnis für heute: Ich liebe Museen mit Fake-Faktor! Die Wohnung des fiktiven Sherlock Holmes in der Londoner BakerStreet (das Einlasspersonal trägt Häubchen): wundervoll! Dass ein Museum voll falscher Edelsteine, Swarovskis „Kristallwelten“ in Wattens, die am zweithäufigsten besuchte Sehenswürdigkeit in Österreich ist (700 000 Besucher pro Jahr; mehr hat nur Schönbrunn!) – das ist eine Tatsache von köstlich ironischer Erhabenheit. Verständlich auch. Hier ließ schon Maria Callas für ihre Bühnenauftritte arbeiten. Von hier kommen die DebütantinnenKrönchen beim Wiener Opernball. Jessye Norman singt in der Ausstellung live. Untendrunter, gleich unter dem Verkaufsshop, tobt alljährlich ein blitzsauberes, stargespicktes Kammermusikfestival, dessen Mitwirkende nicht wegen der feinen Klunker kommen. In diesem Jahr z.B. Christian Tetzlaff, Isabelle Faust und Patricia Kopatchinskaja. Schon zum zehnten Mal betreut Komponist Thomas Larcher die „Musik im Riesen“, wie das Festival in Anlehnung an die Eingangsskulptur des grasbewachsenen Museumsbaus heißt. „Meine Heimat“, sagt Larcher und erzählt, wie ein reger Musik-Sponsor irgendwann beschlossen habe, die Mittel in ein eigenes, kleines Festival fließen zu lassen. Vorbildlich! Und landschaftlich hinreißend mit umliegendem Bergpanorama und der mittelalterlichen Salzstadt Hall nebenan. Die Bühne ist intim, die Akustik erstaunlich gut. Der Familienbetrieb (in 5. Generation) lässt einige Konzerte sogar im Hochsicherheitstrakt des Werks- geländes zu. So streng geheim die Herstellungsformel der falschen Brillis sein mag, so erfolgreich hat sich die Firma stets davor geschützt, campy zu werden. Man nützt die Klassik als Qualitäts-Gütesiegel. Nichts dagegen. Denn: Falsches echt erscheinen zu lassen, das ist die hohe Schule der Zauberei. Sogar die Kristall-Lüster der New Yorker Metro politan Opera kommen folgerichtig von hier. Aus Tirol. rfr „Musik im Riesen“: Wattens, 6.–11. Mai Musik in der Frauenkirche 2013 Stiftung Frauenkirche Dresden Ticketservice Georg-Treu-Platz 3 | Besucherzentrum Frauenkirche Weiße Gasse 8/Ecke Wilsdruffer Straße Telefon 0351.65606-701 | www.frauenkirche-dresden.de Christian Tetzlaff Da Capo Der Mehltau der Zeitlosigkeit Madrid, Teatro Real Mozart: “Così fan tutte” Eine italienische Villa, halb alt, halb neu. Ein Maskenball, bei dem sich nur die Hälfte der Gäste à la Watteau verkleidet hat. Michael Haneke, Europas gegenwärtig berühmtester Filmregisseur, hat an Gerard Mortiers Teatro Real in Madrid seine zweite Mozart-Oper inszeniert. Und wieder gibt er sich realistisch, lässt aber Rätsel offen. Sind die Personen in den altertümlichen Roben wirklich Charaktere des 20. Jahrhunderts, oder sind sie einfach nur zu den vier jungen Leuten hereingeweht worden, die sich hier auf ein Liebesexperiment einlassen, von dem offenbar alle wissen? Haneke lässt die Umstände bewusst im Ungefähren, will aber wissen, was aus der fatalen Wette entsteht. Don Alfonso ist hier mit Despina zusammen. Sie beide manipulieren die anderen – und wirbeln dabei in der längst erkalteten Asche die vom Feuer ihrer Beziehung übrigblieb. Kaltes Licht gleißt aus der vielfach benutzten Hausbar. Amor hat leichtes Spiel: Die Jungen müssen sich Mut zutrinken, die Alten ihren Ekel betäuben. Während Alfonso (herrisch-harsch: William Shimell) im ersten Akt noch die Fäden zieht, übernimmt dann die illusionsresistente Despina (Kerstin Avemo). Die Männer, Andreas Wolf und Juan Francisco Gatell, meinen, sie seien die Aktiven. Doch 36 gehen die Frauen in Führung, dann scheinen auch sie sich im Netz der Gefühlsschlingen zu verlieren. Das aber dominant. Paola Gardina, die mezzosatte Dorabella, ist die erste, die sich hingibt. Fiordiligi will beide Kerle, hat am Ende niemanden. Deren Gewissensnot spielt Anett Frisch mit ihrem durchdringend instrumentalen Sopran souverän aus. Auch die instrumentale Seite macht sich Mastermind Haneke untertan. Darf es Sylvain Cambreling in der Ouvertüre noch schäumen lassen, legt sich bald Mehltau über die Musik. Bedeutungsschwerer werden die Pausen, das Mutwillige, der komödiantische Witzblitz dieser Buffa verdüstert sich. Mozart, der Erdenschwere, so will es der nicht für seinen Humor bekannte Michael Haneke. Matthias Siehler Christians Feuerprobe Dresden, Semperoper Puccini: „Manon Lescaut“ Versteht Christian Thielemann so wenig von italienischen Stimmen? „Krawatteltenor“ verspottet die österreichische Dame den tonlos knödelnden Des Grieux (Thiago Arancam). Norma Fantini, eine primadonnige Manon, klingt für die Rolle der minderjährigen Nymphe zu altbacken und zu schrill. Die Besetzung an der Semperoper für die prominenteste Premiere der Saison – ist eine Katastrophe. Dagegen kann der wackere Manon Lescaut in Dresden: Thiago Arancam (Renato Des Grieux), Norma Fantini (Manon Lescaut) Christoph Pohl als Lescaut nicht viel ausrichten. Und Christian Thielemann auch nicht. Dabei dirigiert Thielemann mit der streichelnd edelholzfarbenen Staatskapelle Dresden einen schön untypischen Puccini. Sinfonisch schmissig, doch ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Farblich ausdifferenziert, aber nicht ernüchtert. Dass er das berühmte Intermezzo an den Anfang vorzieht, zeigt, wie sehr ihn die auf ihm lastenden Erwartungen drücken. Zu oft schon war sein Schritt ins italienische Fach angekündigt, aber dann wieder verschoben worden. Die italienische ‚Feuerprobe’ besteht er umso souveräner, als er ein gewisses Fremdeln keine Sekunde leugnet. Dagegen hat Regisseur Stefan Herheim diesmal nicht viel zu erzählen. Die Parallelisierung von Des Grieux mit dem Schöpfer der amerikanischen Freiheitsstatue (welche aus Frankreich kam) behält einen Knick in der Optik, da Herheim zugleich Rokoko-Kostüme verwendet. Hektisch werden Chor-Massen über die Bühne gejagt. Unablässig kurbelt jemand an der Drehbühne. Sogar Puccini persönlich tritt auf. Ein Verlegenheitskonzept, das nicht wirklich aufgeht. Die Kritiker-Kollegen, welche die Produktion in Graz bejubelten, waren zu großzügig. Nur drei Aufführungen dirigiert Thielemann, bevor er für „Parsifal“ schon wieder nach Salzburg muss. Man verlässt Dresden in dem Gefühl, dass auch ein so schönes Haus wie die Semperoper – intendantenlos, wie diese zurzeit dasteht – keine sichere Bank ist. Trotz Thielemann. Robert Fraunholzer Foto: Matthias Creutzinger Gezischtes Doppel: Premierennotizen der RONDO-Opernkritik 26.06 – 28.07 Intonations: Elena Bashkirova Intonations: Foto: Intonations/Monika Rittershaus „Nächstes Jahr: Jerusalem!“ Gewissermaßen eine „Reise nach Jerusalem“ verheißt seit letztem Jahr das Festival „intonations“ im Berliner Jüdischen Museum. Pianistin Elena Bashkirova, nicht nur bekannt als Ehefrau von Daniel Barenboim, betreut seit 1998 das „Jerusalem Chamber Music Festival“ in Israel. Im gediegenen YMCA-Saal gegenüber vom King David Hotel geht es alljährlich darum, Musik nicht nur in Tel Aviv, sondern eben auch im historischen Zentrum von Israel stattfinden zu lassen. In dem es sonst allzu wenig davon gibt. Weil das dortige Festival ein so großer Erfolg ist – und man ohnehin gern tourt –, konzipiert Bashkirova jetzt zum zweiten Mal einen selbstständigen FestivalAbleger für Berlin. Im gläsernen Klanghof des Jüdischen Museums (Altbau) kommt es zu einem Getreuen-Meeting, bei dem längst Züge eines Familientreffens erkennbar sind. Neben Barenboim (Vater) und Barenboim (Sohn) – Michael hat erfolgreich eine Violin-Solokarriere gestartet – sind es diesmal Ex-Ehemann Gidon Kremer, daneben Isabelle van Keulen, Emmanuel Pahud und René Pape. Der berühmte 2013 Vater der Festival-Leiterin, Dmitri Bashkirov, gibt erstmalig hier einen Meisterkurs. (Er war Lehrer von Arcadi Volodos, Kirill Gerstein und Nikolai Demidenko.) Es geht diesmal um verfolgte, verdrängte und unterschlagene Komponisten wie Gideon Klein, Hans Krasa, Erwin Schulhoff und Mieczysław Weinberg. Heute müssen einige von ihnen oft die verdoppelte Diskriminierung ertragen, unter „KZ-Musik“ subsumiert und gesondert aufgeführt zu werden. Damit dies nicht so ist, werden Werke wie das Bläserquintett op. 10 von Pavel Haas (21.4.) oder Lieder von Viktor Ullmann (mit Roman Trekel, 23.4.) mit Meisterwerken von Schubert bis Strawinsky und Schnittke kombiniert. Ghetto-Bildung: ausgeschlossen. Vorbildlich ist das – und schön. So dass Besucher sich in dem ernsten Vorsatz voneinander verabschieden werden: „nächstes Jahr in Jerusalem! Aber wirklich.“ Robert Fraunholzer »intonations – das Jerusalem International Chamber Music Festival«: Jüdisches Museum Berlin (20. bis 25. April) 37 Alle Informationen über die Audi Sommerkonzerte 2013 unter: www.sommerkonzerte.de Audi ArtExperience Das Matterhorn, Blick von der Gornergratbahn Mendelssohn vorm Matterhorn: Das Zermatt-Festival ist der vielleicht stilvollste Ausklang eines klangsatten Festspielsommers. R aue Gipfel, grüne Matten und die so cha rakteristisch mit durch Steine beschwerten Holzschindeln gedeckten Häuser – das Wallis ist einer der schönsten Kantone der Schweiz, und am schönsten vielleicht gerade im Spätsom mer, wenn das Zermatt-Festival Besucher aus ganz Europa anzieht. Der Gegensatz zwi schen der hochalpinen Landschaft und Meisterwerken der klassischen Musik, aber auch die entspannte, fami liäre Atmosphäre bei Musikern und Publikum machen Zermatt zu einem würdigen Abschluss der sommerlichen Festspielsaison. Schon etwas oberhalb der Stadt führen Serpentinen schnell abseits vom touristischen Treiben, 38 das auch vor dem autofreien Zermatt nicht gänzlich halt gemacht hat: Doch hier oben duftet noch das Heu vor uralten Schobern und öffnet sich nach jeder Biegung ein Scharoun Ensemble atemberaubender Panoramablick auf die gletscherweißen Spitzen. Im Zentrum der Leserreise, zu der Sie RONDO-Chefredakteur Carsten Hinrichs begleitet, stehen natürlich Konzerte des ZermattFestivals. Den Auftakt machen das Bläseroktett von Ludwig van matt. Das Matterhorn, den charakteristischsten Gipfel der Schweiz haben die Teilnehmer direkt im Blick beim Käsefondue auf dem Restaurant Riffelberg, in 2.585 m Höhe. Schon Mark Twain übernachtete hier und machte den (damals noch sehr strapaziösen) Aufstieg und den atemberaubenden Ausblick auf die Gipfel des Wallis in seiner launigen Reiseerzählung weltbe rühmt. Die RONDO-Leser kön nen das Panorama hingegen nach einer Fahrt mit der Gornergratbahn ganz entspannt genießen. Eine Weinprobe bei Brot und Käse in der St. Jodern Kellerei rundet die kulinarische Seite des Besuchs ab. Die Reise im Überblick: Donnerstag, 5.9. Anreise nach Zermatt, Begrüßung, Abendessen Freitag, 6.9. Dorfrundgang, Besuch der Musikerakademie, Konzert in St. Mauritius (Salieri, Beethoven, Brahms/ Scharoun Ensemble) Samstag 7.9. Weinprobe, Konzert in St. Mauritius (Mendelssohn, Beethoven/ Braunstein, Zermatt Festivalorchester) Sonntag, 8.9. Konzert in der Riffelalp-Kapelle (Dvořák, Britten, Farrenc/ Braunstein, Fassbender, Kelly, Scharoun Ensemble), anschließend Käsefondue auf dem Riffelberg Montag, 9.9. Heimreise oder Verlängerung Wenn Sie sich für die RONDO-Leserreise interessieren, fordern Sie unverbindlich die Reiseunterlagen an unter fernweh@rondomagazin.de oder postalisch am Johannisplatz 3, 81667 München. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt, unser Reisebüro „Cadenza Tours“ ist Ihnen auf Wunsch bei der Organisation der Anreise oder einer Verlängerung behilflich. Foto: Marc Kronig, Champer Leserreise Zermatt Beet hoven und die Serenade Nr. 2 von Johannes Brahms, in ter pretiert von Musikern des Scharoun Ensembles. Das Kam mermusikensemble, das sich aus Mitgliedern der Berliner Philhar moniker zusammensetzt, hat beim 2005 gegründeten und von den Musikern künstlerisch ge stalteten Zermatt-Festival seine Spätsommerresidenz genommen. Als Solist für das Violinkon zert von Beethoven haben die Mu siker ihren Berliner Kollegen Guy Braunstein eingeladen. Den Ersten Konzertmeister der Phil harmoniker erleben die Reisenden am Samstagabend. Natürlich erkunden wir auch die Region rund um das wild-romantisch gelegene Zer- Doktor Stradivari: Musik-Krimi Folge 2: Die geheimnisvolle Händel-Handschrift Von Ol i v e r Bu s l au G uten Abend, Herr Doktor“, sagte der Butler, der die Tür der Villa geöffnet hatte. „Sie werden erwartet.“ Baron von Hochstetten kam Doktor Stradivari auf der geschwungenen Treppe entgegen. Er war erst Mitte zwanzig. Vor einem Jahr hatte er so viel Geld geerbt, dass es ihm kaum gelang, es auszugeben. Seine Leidenschaft war das Sammeln: Oldtimer, Gemälde, Antiquitäten, Musikinstrumente und vieles mehr. Doktor Stradivari beriet ihn gelegentlich dabei. Der Baron war in vielem schrecklich naiv. „Schauen Sie sich an, was mir angeboten wurde“, rief der Baron enthusiastisch. In seinem Arbeitszimmer bediente er eine Taste seines Laptops, das auf dem mit Intarsien verzierten Barockschreibtisch leicht deplatziert wirkte. Eine eingescannte handgeschriebene Partiturseite erschien. Stradivari erkannte Georg Friedrich Händels Handschrift. Oben stand in schwungvollen Buchstaben „Rinaldo“. Stradivari kannte die Oper natürlich. Zu sehen waren die ersten Takte der Ouvertüre. „Es ist ein bisher unbekanntes Manuskript von Händels erster Londoner Oper“, erklärte Monaten entdeckt“, sagte der Baron. „Drei Millionen soll die Partitur kosten.“ Stradivari betrachtete die Noten. Was da stand, war der getragene Beginn der Ouvertüre, kein Zweifel. Er sah sich noch einmal alle Details an und schüttelte den Kopf. „Lassen Sie die Finger davon, Baron.“ „Was? Aber wieso?“ „Man will Sie reinlegen. Der amerikanische Gutachter versteht von Händel nichts. Vielleicht steckt er sogar mit dem Verkäufer unter einer Decke. Die Handschrift nachzumachen müsste mit dem Computer möglich sein.“ Er sah von Hochstetten an. „Ihre Leidenschaft für Ankäufe wertvoller Dinge hat sich wohl bis in die USA herumgesprochen und Betrüger auf den Plan gerufen. Das hier dürfte eine Fälschung sein.“ der Baron. „Der Verkäufer sitzt in den USA. Er hat mir vertraulich zur Ansicht die erste Seite geschickt. Dazu das Gutachten eines amerikanischen Experten.“ Er strahlte. „Na, ist www.oliverbuslau.de das eine Sensation?“ „Allerdings“, sagte Stradivari. Oben rechts neben dem Titel hatte der Komponist seinen Namen hinterlassen. Die Signatur sah echt aus. Was war Stradivari aufgefallen? Wenn Sie’s wissen, schreiben Sie Darunter stand ein Ortsdie Lösung an stradivari@rondomagazin.de oder postalisch an name und eine JahresRONDO, Johannisplatz 3a, 81667 München – Ihre Kontaktdaten zahl, die ebenfalls der nicht vergessen! Unter allen Zuschriften verlost Rondo in KoKomponist vermerkt operation mit Deutsche Grammophon hatte: Venedig, 1711. 5 Exemplare der neuen CD von Anna Stradivari überlegte. Prohaska, „Enchanted Forest“. Händel hatte in jungen Einsendeschluss ist der 26. April. Jahren Erfolge in Italien gefeiert und dort Ideen für viele spätere Werke niedergeschrieben. Auflösung aus Nach einem kurzen Zwischenspiel als KapellMagazin 01/2013: meister in Hannover war er dann nach London Der von Herrn Vollrath beschriebene gegangen. Und hatte dort seinen „Rinaldo“ auf Sonatenanfang passt vielleicht zur die Bühne gebracht. „Mondscheinsonate“, auf keinen Fall „Das Manuskript wurde erst vor zwei jedoch zu Sonate op. 10/I. Doktor Stradivari ermittelt – und Sie können gewinnen! MyTos & MysterIuM Die beiden Seiten der Barockmusik AnnA JulIA ProhAskA lezhnevA Enchanted Forest Arcangelo Jonathan Cohen www.anna-prohaska.de Alleluia Il Giardino Armonico Giovanni Antonini www.julia-lezhneva.net Ab sofort als CD & Download! Klass i k Das Klassik & Jazz Magazin 2/2013 #56 . ed y. rv nl se o re n s tio ht o . ig m le l r ro sa Al r p for Fo ot N 1 6 s eel | T 9, ns 00 , io 1 s ss V cob Pa BW Ja ble r of u 5 sem rto D e C- 7 En ce Ag 3 4:1 n, Con 130 e h: V n: e Nr. o Th lo -Tri Coh ac BW opi 2 so ace a, O | B te Ch tera | 1 ello Viv ask FB ant cki in , h r, K ie „W 26 6:2 nc . “ lo rzo Pro ibe er Lis er op. d tis Vio he re d s ll er an ür Sc 6 Sch aus 10 au Mo eid am e f 65, :34 tz, n“ 0 er“ t g- hn iert 5 l e :4 is er Sc pir is it . s : rd Su op m“ Go bin o 4 we onz r u t g k 14 (in nal co : l t h e c n o ol iu e er e us Ba M em n d Ch nu r W oli 1 ro iti De ler | d- , gr vo er Me „De : Vi 2:3 lleg rad zig d , : h “ A T ip e tt r , ar og te te ns st /V rt uc es : a | Le „C V uar , Pa eja Für 18 ube | Br flor ach iat R e“ B gg D on ra 3 l-Q m üll o p. ch an s po 6 e uu M ss, r o | S m s le . a | rpe , M „G or :4 pp t a u s in é u ’A vi g: s | P t 3 Do „In 7 „L -D ee , Z m L är bi au A o y G : , o ic en hr: si: 5 ch tt n, rich n ed ar J Hel e“ on em o le 1:4 Ba rte ie ü tu n uh 17 t | nc m ai Sp rgo o“ . | ua rd r Z de Ken , Pl 1 tet Da Ar , G a. | | Pe ald u. a hq éga ste nt a :4 r e 3 . ic r e u 5 si 2 ua an n no :D u lin Ri le re P ch m 1 Mí al) Q Cr e g di 43 y er „ h St 11 eor „Da 2 :1 6 tu ré Th 7 ar V sk B us Be : l Gi TW gor sik li“ a 8 ven 7 hal ou: “ 3 1 Por au i: „ 3:0 o :3 n p le 7 ( F d k“ ti u i Il ur Pia M rrib 8 eeth n“ 2 , To om yze 4:1 to“ r, nau oo , e te :3 B o r M e 3) ei e Ei tb ni -D ni D tz, lt e o 5 t | ti he s | „R 0 P st | gh to . 1 ife r A uri agi tet olu isc do ig: 10 eu che ich „Ni An Nr He fü : „F Ad uar Rev F olo irt WV M eor ev D , or ie el r, Q l „ 12 V Geb 2 B No ni va tu 4 m nd 63 n ol | . fo 18 ne ua 9 de Hä 10 ge c-M :00 13 yer Nr gra Sin a 4 4 a a e - 3 zh Q :1 ka | V Le nn: e 3 , A elo W H . 12 911 4:2 Pr nat N dio 3:2 g B 9 r o sa a a u , m Gig olff can ur 8 e N e“ D gio nn n S Ro R W Ar -D :4 tud eis da a vo „ D 3 É r A m #5 d le n Cd - C tu e l o aus ak ndspiele RoHörbei -CD Hörbeispiele aus aktuellen CDs 1 Julia Lezhneva, Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico Alleluja (Universal/ Decca), Porpora: „Care Deus cordis amantis“ aus der Motette „In caelo stelle clare“ – 6:21 2 The Age of Passions Telemann: Pariser Quartette 1–3 (Sony/dhm), Quatuor Nr. 1 D-Dur TWV 43:D3, Gaiement – 3:46 3 Jan Vogler 4 Bach: Cellosuiten (Sony), Suite für Violoncello solo Nr. 3 C-Dur BWV 1009, Gigue – 3:19 Jascha Heifetz, Gregor Piatigorsky u. a. The Heifetz Piatigorsky Concerts (Sony/ RCA), Spohr: Doppel-Quartett d-Moll op. 65, Scherzo. VivaceTrio – 4:17 40 5 René Jacobs, Akademie für Alte Musik Berlin, Konstantin Wolff Pergolesi: Septem verba a Christo (harmonia mundi), „In tuum, Pater, gremium“ – 5:34 6 Anna Prohaska, Jonathan Cohen, Ensemble Arcangelo Enchanted Forest (Universal/DG), Händel: „Furie terribili“ aus „Rinaldo“ – 1:45 7 Petra Müllejans, Gottfried von der Goltz, Anne Katharina Schreiber, Freiburger Barockorchester Bach: Violinkonzerte (harmonia mundi), Concerto für drei Violinen D-Dur BWV 1063r, Adagio – 5:38 8 Daniel Behle, Collegium Musicum der Göppinger Kantorei u. a. Bach (Sony), „Lass, o Fürst der Cherubinen“ aus der Kantate BWV 130 – 3:48 plus Die RONDO-CD ist die ideale Ergänzung zur Heftlektüre. Wenn Sie diese CD mit Hörproben auch gerne regelmäßig erhalten möchten, bestellen Sie einfach ein Abonnement unter www.rondomagazin.de 9 Hagen Quartett Beethoven: Streichquartette op. 18/III & V, op. 135 (harmonia mundi/myrios), Quartett A-Dur op. 18/V, Menuetto – 4:40 10 2:37 Jan Lisiecki Chopin: Études (Universal/DG), Étude Nr. 12 c-Moll „Revolution“ aus 12 Études op. 10 – 14 15 Nigel Kennedy, Rolf Bussalb u. a. Recital (Sony), Bach: Allegro (inspiriert von Sonata Nr. 2 BWV 1003) – 4:17 16 11 Christoph Prégardien, Michael Gees Schubert: „Winterreise“ D 911 (New Arts/ Challenge Classics), „Der Wegweiser“ – 4:00 12 Julia Fischer, Tonhalle orchester Zürich, David Zinman Dvořák, Bruch: Violinkonzerte (Universal/Decca), Bruch: Violinkonzert g-Moll op. 26, Adagio – 4:24 13 Mísia, Christina Pluhar, L’Arpeggiata Mediterraneo (EMI), Traditional: „Rosa Negra No Meu Peito“ (Portugal) – 2:41 17 Kristjan Järvi, MDR Leipzig Radio-Sinfonieorchester, Fauré Quartett Pocket Symphonies (Universal/DG), Helbig: „Gone“ – 3:23 18 Arcadi Volodos Mompou (Sony), „Damunt de tu només les flores“ – 2:31 Helene Schneiderman, Götz Payer Makh tsu di Eygelekh: Yiddish Songs (Note 1/ Carus), Gebirtig: „Reyzele“ – 3:12 3:07 Hanna Devich Night Book (New Arts/Challenge Classics), Einaudi: „The Crane Dance“ aus „Nightbook“ – K KLASSI K Ludwig van Beethoven Die Violinsonaten ●●●○○ Leonidas Kavakos, Enrico Pace Decca/Universal (3 CDs, 237 Min., 8/2011, 2 & 4/2012) Im Booklet bezeichnet Leonidas Kavakos in einem kleinen Vorwort die zehn Violinsonaten Beethovens als „Parthenon“. Und einige Zitate daraus hat er gar als Motto für jede der drei CDs gewählt. Die ersten drei Sonaten sowie die „Frühlingssonate“ empfindet er als „Schrein des Wissens und der Weisheit“. Mit „Leben als Mission“ ist die Nr. 2 mit u. a. der „KreutzerSonate“ betitelt. Und gerade Beethovens letzte Sonate steht für Kavakos als eine „Weiterentwicklung als kompromisslose Bedingung für den Eintritt in eine neue Ära“. Wer sich dementsprechend auch ein wenig ehrfürchtig so seine Gedanken gemacht hat über das Sonaten-Konvolut, der baut zwangsläufig Erwartungshaltungen beim Hörer auf. Kann er all das wirklich deutlich machen? Von seinen bisherigen Einspielungen weiß man, dass Kavakos über das nötige manuelle und geistige Rüstzeug verfügt, um musikalische Wesenszüge zum Sprechen zu bringen. Doch den Worten sind jetzt kaum Taten gefolgt. Von Kavakos hat man zwar keine expressiv-romantische Deutung erwartet. Dass der stattdessen klassizistisch eingeschlagene Weg jedoch oftmals geradezu handzahm, zurückhaltend im Gestalterischen und damit spannungslos ausfällt, ist schon eine Überraschung. Das gilt nicht nur für das Dreierpaket op. 12, sondern be- sonders für die „Frühlingssonate“ mit ihrem gediegenen (Mozart-) Charme. Der Fortschrittler Beethoven dagegen darf sich schon wegen des fehlenden nervösen Duktus nicht zu erkennen geben. Zusammen mit Pianist Enrico Pace bildet Kavakos ein Duo, das sich durchaus blendend versteht. Und auch die farbliche Variabilität und rhythmische Sorgfalt gehört zu den unbedingten Pluspunkten ihres Spiels. Nur endgültig ausgereizt haben sie diese allzu selten. Und wenn sie es doch wagen, bleibt es nur episodenhaft. In den ersten Takten der Solo-Violine im einleitenden Adagio sostenuto der „Kreutzer-Sonate“ arbeitet Kavakos in aller Schärfe die Nähe zu Bach heraus und zeigt sich auch im dramatischen Bewegungscharakter des Presto fulminant. Und warum Schubert den langsamen Satz der 10. Sonate so ungemein geschätzt hat, wissen Kavakos und Pace mit großem Leben und Atem zu bestätigen. Nur sind solche Glanzpunkte lediglich an einer Hand abzuzählen. Guido Fischer Nigel Kennedy Klassik-CD des Monats Nigel Kennedy Recital ●●●●● Nigel Kennedy, Rolf Bussalb, Yaron Stevi, Barbara Dziewiecka, Krzysztof Dziedzic, Sony, 88765447272, (59 Min., 12/2012) Luigi Boccherini Stabat Mater et al. ●●●●○ Amaryllis Dieltiens, Capriola di Gioia Aeolus/Note 1 (SACD, 68 Min., 8/2011) Endlich wieder einmal eine Neueinspielung des herzzerreißend schönen „Stabat Mater“ von Luigi Boccherini, genauer gesagt der ersten Fassung dieses Kleinods in der Minimalbesetzung von einem Sopran plus Streichquintett. Und, wie erfreulich, es ist sogar eine ganz besonders gelungene Interpretation: Die belgische Sopranistin Amaryllis Dieltiens geht weitaus lockerer und souveräner mit dieser eigentlich ja ungeheuer dankbaren, aber aufgrund der teils unbequemen Lage doch auch fordernden Partie um als vor zehn Jahren Roberta Invernizzi. Letztere knödelte sich bei ihrer Einspielung mit „L’Archibudelli“ (Sony) teilweise recht mühsam durch die Partitur. < Eine Zeit lang sah es so aus, als wäre „Kennedy“, wie sich der Violinvirtuose eine Zeit lang nennen ließ, auf dem Weg zum Geigenclown, der mit seinem Image vom äußerlich ach so unkonventionellen, doch im Herzen schwiegersohnbraven Punker nur noch ein provinzielles Publikum vom Hocker reißen würde. Inzwischen heißt Kennedy wieder Nigel – und mit seinem neuen Album „Recital“ scheint er auch sonst endlich bei sich selbst angekommen zu sein. „Recital“ will eine Hommage an Vorbilder seiner Jugend sein: allen voran die Interpreten Stéphane Grappelli und Yehudin Menuhin sowie die Komponisten Fats Waller und Johann Sebastian Bach. Vergleicht man die Sessions mit den flachen Arrangements eines David Garrett, dann wirkt der Qualitätsunterschied geradezu pyramidal. Sowohl im Spiel als im Arrangement zeichnet sich Kennedy durch den weitaus größeren Reichtum an Fantasie, Emotion und Klangfarben aus: Ohne das Instrument zu vergewaltigen, kann er seine klangschöne Guarneri genauso authentisch nach einer schreienden Elektrogitarre wie nach einer irischen Folkgeige klingen lassen. Dabei handelt es sich aber keinesfalls um aufgesetzte Effekte. Wenn er etwa David Brubecks „Take Five“ mit fernöstlichen Klängen einleitet, dann setzt er den Fünfviertaltakt auf intelligente Weise in Beziehung zu außereuropäischen Rhythmustraditionen. Auch bei seinen Improvisationen über Bach-Standards lässt er sich nie zu bloßer Happy-Music hinreißen, sondern leistet sich längere Passagen, in denen er allein mit dem Schlagzeug die perkussiven Qualitäten dieser Musik auslotet – und so Kopf und Herz von Fans wie Skeptikern erreicht. Carsten Niemann Abonnenten-CD: Track 15 41 Klass i k Vokal total von Michael Blümke Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich eines der großen Labels für Julia Lezhneva interessieren würde. Und so kam es nicht überraschend, als die Decca die junge Russin unter Vertrag nahm und sie im vergangenen Jahr zum Einstand gleich in einer prominenten Neuaufnahme von Händels „Alessandro“ (siehe „Vokal total“ 5/2012) an der Seite von Max Emanuel Cencic einsetzte. Nun präsentiert die 23-Jährige, begleitet von Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini, mit „Alleluia“ ihr erstes Recital für das neue Label. Mit vier Solomotetten von Vivaldi, Händel, Porpora und Mozart hat sie genau den musikalischen Stoff ausgewählt, aus dem die Träume von Stimmenliebhabern sind. Lezhnevas persönlich timbrierter, lustvoll strahlender Sopran weist ein sinnliches Flirren auf, verfügt mit seiner etwas dunkleren Färbung bei aller virtuosen Leichtgängigkeit über genügend Kern, um auch in diesem auf Effekte ausgerichteten Programm nicht zum Zwitschervögelchen zu werden. (Decca/Universal) Obwohl Sylvia Schwartz schon seit einigen Jahren die großen Partien ihres Fachs an den ersten Häusern singt, ist ihr Name vielen Vokalfans nicht wirklich geläufig. Was zum Teil wohl auch daran liegt, dass sie bisher noch nicht zu CD-Ehren gekommen ist, sieht man einmal von ihrer Mitwirkung bei einer Produktion von Lehárs „Friederike“ ab. Höchste Zeit also für ein Solo-Debüt, für das die Spanierin gut zwei Dutzend Lieder ihrer Heimat zusammengestellt hat. Die „Tonadillas“ von Enrique Granados dürfen selbstverständlich nicht fehlen, mit ihren vielfältigen Stimmungen von ironisch bis leidenschaftlich und verzweifelt, bieten sie die gern genutzte Gelegenheit zu zeigen, was man gestalterisch draufhat – Sylvia Schwartz punktet hier mit einer breiten Palette. Doch auch stimmlich überzeugt sie vollends. Ihr Sopran wirkt wie aus einem Guss, die Höhe klingt nicht, als wäre sie oben angedockt, sondern entfaltet sich organisch aus der Mittellage, schließt sich übergangslos an. Auch die Piano-Qualitäten sind bemerkenswert: keine Substanzeinbuße, kein Hauchen, nur perfekt fokussierter Klang. Es war wirklich höchste Zeit für dieses Solo-Debüt. (Hyperion/New Arts) Mit zwei Aufnahmen zeitgleich bei ein und demselben Label herauszukommen, ist schon eine besondere Auszeichnung für einen Künstler. Noch ungewöhnlicher aber ist, dass Stella Doufexis auf beiden CDs mit französischer Musik des 19. Jahrhunderts zu hören ist: einmal mit Orchester, einmal mit Klavier. Es ist nicht schwer zu erraten, wie sich das Orchesterprogramm (mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Karl-Heinz Steffens am Pult) zusammensetzt. Natürlich „Nuits d’été“, natürlich „Shéhérazade“, dazu Chaussons „Poème de l’amour et de la mer“. Es ist eindeutig das schwächere, wenn man so will, das entbehrlichere Programm. Bei den 18 Debussy-Liedern auf „Poèmes“ wirkt Doufexis ungleich freier, viel gelöster und entspannter, das klingt duftig und delikat, das atmet und schwebt. Zudem führt die Deutsch-Griechin ihren eher helltimbrierten lyrischen Mezzosopran sehr ausgeglichen und geschmackvoll. Und sie zeigt ein gutes Händchen bei der Wahl des Pianisten, dessen Können bei Debussy bekanntlich noch entscheidender zum Gelingen beiträgt als bei anderen Komponisten. Daniel Heide erweist sich in dieser Hinsicht als echter Glücksfall. (Berlin Classics/Edel) 42 Ganz anders Frau Dieltiens: Wo es expressiv in die Höhe geht, schwingt ihre Stimme so frei aus wie diejenige eines Vögelchens im Frühling, und wo Tiefe gefordert ist, setzt sie beherzt ihr Brustregister ein, ohne hernach im allzu körperhaften Klang steckenzubleiben. Berückend ist zudem die Intimität der Darbietung: Boccherinis Kantilenen offenbaren sich als Medium einer tief empfundenen Hingabe an den Gegenstand (die Meditation der Schmerzen Marias unter dem Kreuz ihres Sohnes) mit Verzückungspotential. Das Streichquintett „Capriola di Gioia“ schafft dafür nicht nur einen wohltönenden Hintergrund, sondern erkundet sensibel die latente Polyphonie von Boccherinis eindrucksvoller Komposition. Ein wirklich mitreißendes musikalisches Erlebnis ist also dem Hörer dieser CD gewiss. Michael Wersin Johannes Brahms, Clara Schumann Violinkonzert, Drei Romanzen ●●●○○ Lisa Batiashvili, Alice Sara Ott, Christian Thielemann, Staatskapelle Dresden DG/Universal (48 Min., 6 & 10/2012) Das nennt man wohl ein „Joseph Joachim“-Komplettpaket. Lisa Batiashvili hat mit dem Violinkonzert von Johannes Brahms und den Drei Violinromanzen von Clara Schumann nicht nur Werke ausgewählt, die dem Violinisten des 19. Jahrhunderts in die Finger komponiert wurden. Für die Aufnahmen hat sich Batiashvili gleich noch eine Stradivari ausgeliehen, die Joachim einst gespielt hat. Soweit der Background. Und warum die Georgierin aktuell zu den ersten Fachkräften an der Violine zählt, unterstreicht sie hier wie da. Schlank, aber nicht seelenlos ist ihr Spiel. Sie beherrscht das Sportliche, ohne dabei zu überdrehen. Und sie weiß dank ihres wohldosierten Vibratos genau zwischen echtem Sentiment und falscher Sentimentalität zu unterscheiden. Für sich genommen, macht Batiashvili im Brahms-Konzert somit mehr als nur eine Bella Figura. Schade nur, dass ihr nicht die nötigen adäquaten Partner zur Seite standen. Obwohl das Violinkonzert in seiner „sinfonischen“ Anlage nun das genaue Gegenteil eines konfektionierten Virtuosenkonzerts ist, hat sich Christian Thielemann nicht nur der Dienerrolle verschrieben. Endgültig verweigert er sich einem zündenden Dialog, wenn er die Staatskapelle Dresden auf einen allzu pastosen Klang einschwört, der gefährlich nah ans mulmig Matte heranreicht. Ein wenig fühlt man sich in dieser Live-Aufnahme an das auch schon lange zurückliegende Brahms-Missverständnis zwischen Gidon Kremer und Herbert von Karajan erinnert. Wie zwei Musikerherzen im Gleichklang schlagen können, beweisen Lisa Batiashvili und Pianistin Alice Sara Ott in den innigen Romanzen, mit denen Clara Schumann ihren Freund Joachim beschenkte. Spieltechnisch mögen sie Leichtgewichte sein. Mit welchem Einfühlungsvermögen aber Batiashvili und Ott aufeinander und auf die Musik eingehen, erweist sich als romantische Ausdrucksmusik mit Wonne-Garantie.Guido Fischer William Cornysh, Orlando Gibbons, Thomas Tallis, John Taverner u. a. Passion & Resurrection ●●●●● Stile Antico harmonia mundi (71 Min., 2/2012) Mit ihrer weichen und doch so klar zeichnenden Stimmgebung begeistern einmal mehr die brillanten Sänger des britischen Ensembles „Stile Antico“. Sie präsentieren hier geistliche Vokalmusik für die Passions- und die Osterzeit, vorwiegend aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Dazwischen er- klingt ein Werk des 1939 geborenen Komponisten John McCabe. Es mischt sich mit seiner modernen Klanglichkeit zwischen scharfer Dissonanzreibung und angereicherter Dreiklangsharmonik erstaunlich gut unter die Motetten von William Cornysh, John Taverner, Orlando Gibbons und anderen, welche durch die Klarheit ihrer Harmonik begeistern; diese ist freilich immer ein „Nebenprodukt“ dichter polyphoner Prozesse, die von den Sängern sorgfältig herausgearbeitet werden. Erhabener Klang paart sich so mit deklamatorischer Präzision, denn die „Soggetti“, die musikalischen Motive jener vokalpolyphonen Musik sind stets eng verbunden mit den Sprachstrukturen des Textabschnittes, den sie jeweils tragen. Eine wundervolle CD voller herrlicher Musik in vorbildlicher Interpretation. Michael Wersin Giovanni Battista Buonamente, Giovanni Battista Fontana Venetian Art 1600 ●●●●○ William Dongois, Le Concert Brisé Accent/Note 1 (76 Min., 7/2011) Auf den Zinkenisten und Ensembleleiter William Dongois ist stets Verlass, wenn es um die Zusammenstellung eines interessanten Programms unter Beteiligung der klanglich ebenso reizvollen wie prägnanten Zinken geht. Und auch die interpretatorische Qualität stimmt eigentlich immer. Für beides ist die vorliegende neue CD ein weiterer Beleg. Dieses Mal geht es um frühe venezianische Instrumentalmusik, aus jener Zeit stammend, als sich die Instrumente von den Gesangsstimmen (die sie ansonsten begleiteten oder colla parte unterstützten) zu lösen begannen und eine eige- ne Tonsprache entwickelten – der Beginn des rein instrumentalen Musizierens, die einer ungeheuren Bereicherung des Repertoires den Anstoß geben sollte. Ein Kaleidoskop continuobegleiteter Virtuosität tut sich vor den Ohren des Hörers auf. Über kraftvollen Akkordwechseln wird hochexpressiv auf Violine oder Zink musiziert, von der Basslage her beteiligt sich gelegentlich auch ein Dulzian am melodischen Geschehen. Die oftmals eher gerüsthaft notierten Melodielinien werden nach allen Regeln der Kunst „diminuiert“, d. h. durch Auffüllen mit vielen schnellen Noten in Bewegung und auch intensiv zum Sprechen gebracht. Was sich in dieser Zeit entwickelte, kann in seiner Tragweite und als keimhaftes Potential für Zukünftiges gar nicht überschätzt werden. Dongois und seine Musiker präsentieren die Geburt des Neuen kompetent auf mitreißende Weise. Eine schöne CD, wieder einmal. Michael Wersin Ferdinand David Musik für Violine und Klavier ●●●●○ Stephan Schardt, Philipp Vogler MDG/Codaex (76 Min., 4/2012) Schon allein, dass Mendelssohn sein berühmtes Violinkonzert für ihn schrieb, sichert seinem Jugendfreund Ferdinand David (1810–1873) einen Ehrenplatz in der Musikgeschichte. Vor allem muss es neugierig machen auf Davids eigenes Violinschaffen. Nachdem er zunächst vor allem mit Konzerten hervorgetreten war, widmete David sich ab 1840 vor allem der Kammermusik – und diesem Teil seines Œuvres hat Stephan Schardt eine ganze CD gewidmet. Die Titel der Werke führen etwas in die Irre, denn das „SalonDuett“, die „12 Salon-Stücke“ und die „Impromptus en forme de < ABENTEURER ENTDECKER VISIONÄR: JOHN ELIOT GARDINER ZUM 70. GEBURTSTAG 30 CD-BOX (LIMITED EDITION) VON MONTEVERDI BIS STRAWINSKI AUSGEWÄHLT VON JOHN ELIOT GARDINER ORIGINALE COVER EXKLUSIVES INTERVIEW IM BOOKLET W W W.KL ASSIK AK ZENTE.DE Klass i k valse“ sind mehr als bloße Unterhaltungsmusik zu klappernden Teetassen. Der Wahl-Leipziger David, der in seiner Violintechnik die Errungenschaften Paganinis mit dem klassizistischen und barocken Erbe zu versöhnen suchte, tut dies auch in seinen Kompositionen: Ein Walzer ist bei ihm nicht nur zum Tanzen da, sondern wird improvisatorisch entwickelt und kontrapunktisch durchgeführt; Präludien und Kanons finden ihren Platz neben Balladen und Märschen. Umgekehrt erstarrt David auch nicht in Ehrfurcht, wenn er die von Bach inspirierte Gigue seiner Suite für Violine solo mutwillig mit einer modernen virtuosen Geste ausklingen lässt. Dem Interpreten verlangt dieses Balancieren sowohl technisch als auch musikalisch viel stilistisches Feingefühl für Zwischentöne ab. Stephan Schardt, der sich sowohl als Konzertmeister der Musica Antiqua Köln wie moderner Sinfonieorchester einen Namen gemacht hat und von Philipp Vogler einfühlsam auf dem modernen Flügel begleitet wird, trifft den klaren, fein schattierten Ton der „klassizistischen Romantik“ auf das Überzeugendste und begeistert zudem mit einer makellosen Technik. Und wenn er sich in dem Bestreben, Ferdinand David nach Gebühr aufzuwerten, alle Anklänge an gefühlige Salonseligkeit etwas zu streng versagt, dann kann man ihm dies auch verzeihen. Carsten Niemann Jacques Duphly Pièces de clavecin ●●●●○ Christophe Rousset Aparté/harmonia mundi (2CDs, 128 Min., 10/2011) Der französische Alte Musik-Spezialist Christophe Rousset hat in den letzten Jahren als Cembalist einen musikalischen Imagewandel vollzogen. Lange pflegte er die Rolle als Klassizist, der für seine notengetreue Rhetorik auf historische Instrumente zurückgriff, Im Vergleich Antoine Dauvergne Hercule mourant ●●●●○ Christophe Rousset, Les Talens Lyriques, Les Chantres du Centre de musique baroque de Versailles, Andrew Foster-Williams, Véronique Gens, Emiliano Gonzalez Toro u. a. Aparté/harmonia mundi (2 CDs, 133 Min, 11/2011) Antoine Dauvergne La vénitienne ●●●●○ Guy Van Waas, Les Agrémens, Chœur de Chambre de Namur, Katia Velletaz, Chantal Santon, Mathias Vidal u. a. Ricercar/Note 1 (2 CDs, 116 Min, 11/2011) 44 die eher auf den asketisch abgemagerten Klang abonniert waren. Doch spätestens mit seinen Einspielungen, auf denen Suiten und Pièces de clavecin von Louis Couperin und Joseph-Nicolas-Pancrace Royer zu hören waren, hat sich Rousset mit den entsprechenden Cembali doch als OriginalklangKulinariker geoutet. Auch für seine aktuelle Aufnahme von ausgewählten Stücken des Franzosen Jacques Duphly (1715–1789) hat Rousset ein wahres Prachtinstrument ausgewählt. Das von dem Deutschen Christian Kroll 1776 in Frankreich gebaute, zweimanualige Cembalo besitzt genau das ideale Klangvolumen und –kolorit, um dem Facettenreichtum dieser herrlichen Musik gerecht zu werden. Von motorischer Attacke über majestätischen Stolz bis hin zu aparter Nachdenklichkeit und zarter Schwärmerei reicht die Ausdruckswelt von Duphly und seinen vier, zwischen 1744 und 1768 veröffentlichten Cembalo-Büchern. Natürlich hatte Rousset bei der Auswahl die Qual der Wahl. Doch jedes der insgesamt 27 Pièces de clavecin ent- Als Antoine Dauvergne 1713 und damit vor genau 300 Jahren geboren wurde, sollte noch zwei Jahre lang Louis XIV. das Zepter führen. Als Dauvergne schließlich im stolzen Alter von 84 Jahren 1797 verstarb, war nicht nur über das Ancien Régime die Revolution hinweggefegt, auch musikalisch waren die Umwälzungen so vehement, dass er im letzten Lebensabschnitt sein Dasein auf dem Abstellgleis fristen musste. Dabei hatte er sich zunächst zu einer festen Größe in Paris und auch in Versailles entwickelt. Als gefeierter Violinist gestartet, bekleidete Dauvergne bald gewichtige Direktorenposten, so an der Académie Royal, für die er einige seiner insgesamt 13 Opern komponierte. Zudem erwies er sich als Förderer von Erneuerern wie Gluck, Cherubini und Méhul. Dass aber auch der neue musikalische, vom legendären Buffonisten-Streit ausgelöste Zeitgeist nicht spurlos an Dauvergne vorbeiging, bewies er mit „Les troqueurs“, einer auf Leichtfüßigkeit und Eingängigkeit geeichten Opéra bouffon. Und auch die 1768 bei der Uraufführung mit Pauken und Trompeten durchgefallene Comédie-lyrique „La vénitienne“ besitzt oftmals den charmanten Goût français des Rokokos. Aber selbst in dieser in Venedig spielenden Allerweltsstory um Liebe, Eifersucht und Vergebung kann Dauvergne den Einfluss sei- puppt sich unter seinen Händen als Volltreffer! Guido Fischer Edward Elgar Violinkonzert h-Moll, Salut d’amour, Offertoire ●●●○○ Catherine Manoukian, Stefan Solyom, Staatskapelle Weimar Berlin Classics/Edel (57 Min., 6/2011) Es ist leicht, mit einer Aufnahme von Edward Elgars Violinkonzert in h-Moll nicht zufrieden zu sein: Mit seiner gut 50-minütigen Dauer, dem motivischen Reichtum seines Orchesterparts und nicht zuletzt mit dem Dauerfeuer an technischen wie emotionalen Herausforderungen für den Solisten lässt es auch herausragende Interpretationen nie als alternativlos erscheinen. Dies ist auch bei der vorliegenden Einspielung der Fall. nes Lehrers Jean-Philippe Rameau nicht überspielen. Da herrscht Edelmaß im Ariosen. Das Orchester betört mit wunderbar ausgekosteten Klangfarben. Und manche Chorszenen sind in ihrem strahlenden und zugleich wiegenden Ton einfach große Post-Barock-Kunst. Dass man Dauvergne so neu zu schätzen lernt, liegt natürlich auch am formidablen Spiel und Gesang im Live-Mitschnitt von „La vénitienne“. Und wie es der Zufall wollte, hatte sich in Lüttich das belgische Team um Dirigent Guy Van Waas für diese Trouvaille just nahezu zeitgleich eingesetzt, als in Versailles Dauvergnes Tragédie lyrique „Hercule mourant“ ihre moderne Welterstaufführung erlebte. Sieben Jahre vor „La vénitienne“ entstand dieser Fünfakter. Und selbst Rameau hätte dieses auf Ovids Metamorphosen zurückgehende, schicksalhafte Eifersuchtsdrama wohl nicht effekt- und schmerzvoller vertonen können. In der mitgeschnittenen, konzertanten Aufführung bestätigt Christophe Rousset nun einmal mehr seinen Ruf nicht nur als glänzende Spürnase. Von feinausgeleuchteter Grazie bis zu sattem Drive zieht er mit seinen Talens Lyriques alle Register, um das von Andrew Foster Williams (Herkules) und Véronique Gens (Deianira) angeführte Sängerensemble zu Höchstleistungen zu animieren. Guido Fischer Théodore Gouvy Klaviertrios Nr. 2–4 ●●●○○ Voces Intimae Codaex/Challenge (2 SACDs, 90 Min., 6/2012) Gnadenlos verdammt der Geist der Fortschrittsideologie jene Klei- neren, deren Inspiration nicht ausreichte, aus den Bahnen der Tradition auszubrechen. Gestürzt nicht nur in Vergessenheit, sondern auch in musikologische Verachtung. Das mag den Liebhaber des abseitigen Repertoires zum reflexartigen Widerspruch reizen, aber wer könnte leugnen, dass Théodore Gouvy (1819–1898) sich derart tief in den Spuren von Mendelssohns Klaviertrios – oder besser gesagt den kompositorischen Konventionen, die sie beherrschen – bewegt, dass er kaum einmal mit einer eigenen Wendung herausfinden könnte? Die Ahnung, was in den nächsten Takten kommen wird, eilt unserem Hören mit geradezu absurder Spürsicherheit voraus (angesichts der limitierten harmonischen Reichweite dieser anmutigen Hausmusik ist es aber doch nicht so mirakulös …). Wer für den Charme des geistvoll Mittelmäßigen, für die ganze Melancholie der Vergeblichkeit empfänglich ist, wird auch dank der musikalischen und aufnahmetechnischen Qualität dieser Produktion mit dem italienischen Trio „Voces Intimae“ einige Freude haben. Der schöne Pleyelfügel von 1848 ist dermaßen perfekt eingefangen, als stünde er im Zimmer. Mitten im Adagio des dritten Trios (1855) aber beginnt das antizipierende Bewusstsein einmal über Unerwartetes zu stolpern. Da nimmt die Musik eine derart überraschende Wendung, als erblicke man glitzernde Adern in einem tumben Gestein. Erst allmählich dämmert einem, das hier ein exakter Nachbau der harmonischen Sequenz eingeschlossen ist, die Wagners Tannhäuser-Vorspiel beherrscht. Ein früher Blick in eine Sphäre, die wichtig werden sollte für die französische Musik. Die Sünde des Théodore Gouvy mag sein Schwanken zwischen den Fronten gewesen sein – den Franzosen war der in Leipzig Ausgebildete zu „deutsch“, den Deutschen wohl nicht deutsch genug. Und doch waren es solche janushaften Vermittlergestalten, die ihren Nachfolgern in Frankreich Wege zeigten, sich das dunkelmonumentale Wesen Wagners anzuverwandeln und in einen gallischen Tonfall umzuschmelzen. Matthias Kornemann Georg Friedrich Händel Bad Guys (Arien) ●●●●● Xavier Sabata, Riccardo Minasi, Il Pomo d’Oro Aparté/harmonia mundi (53 Min., 8 & 9/2012) Da wird einem ja angst und bange, bei diesem Coverboy. Und im Booklet gibt sich Xavier Sabata auch nicht vertrauenswürdiger, mit seinem stechenden Blick und der geballten Faust, um die gleich noch ein Lederriemen gewickelt ist. Wer in die Rolle von Bösewichten schlüpft, der macht es eben mit Haut und Haaren (wenngleich letztere bei Sabata eher Mangelware sind). Doch was der spanische Countertenor im Laufe seines Händel-Albums dann aus den Arien der Opern-Schurken und -Falschspieler zaubert, ist weniger furchterregend als vielmehr Barockgesang nahe an der Vollendung. Sabata taucht mit seiner leicht dunkel eingefärbten Stimme mühelos in die Seelenuntiefen jener gewaltbereiten und intriganten Adelsmänner ab, die über beide Ohren eifersüchtig sind. Das gilt für den Thraker-Prinzen Dardano in „Amadigi di Gaula“ genauso wie für den Fürsten Polinesso („Ariodante“), aber auch für Cleopatras Bruder Tolomeo in „Giulio Cesare“. So unterschiedlich die Figuren sind, die Sabata für sein Debüt-Album „Bad Guys“ ausgewählt hat, so versucht er aber glücklicherweise nicht, die einzelnen Charaktere stimmschauspielerisch auszureizen. Sieht man einmal vom tenoralen Heulen in der Tolomeo-Arie „Domerò la tua fierezza“ ab, tastet er vielmehr mit seinem freischwebenden Timbre, seiner makellos leuchtenden Strahlkraft und berückenden Schönheit im Bittersüßen das Innerste der Liebeskranken ab. Auf Tonträger durfte Xavier Sabata bislang nur als Teamplayer auf sich aufmerksam machen, an der Seite von immerhin Cecilia Bartoli und Kollege Philippe Jaroussky. Jetzt endlich liegt sein erstes SoloAlbum vor. Und auch wenn das Cover etwas anderes suggeriert – als Countertenor ist Sabata ein Good Guy. Guido Fischer < Eiinscher komogel V Strauss und der Humor www.richard-strauss-festival.de Catherine Manoukian und Stefan Solyom haben den LiveMitschnitt einer Studioproduktion vorgezogen, weil der große Atem und der ununterbrochene Energiefluss, den Elgars Konzert erfordere, im Studio nicht in gleicher Weise herzustellen seien. Die Applausexplosion am Ende gibt ihnen durchaus recht: Die Spannung, die Catherine Manoukian erzeugt, hält in der Tat über die drei gewaltigen Sätze. Allerdings tut sie das bei anderen wichtigen Aufnahmen auch – so bei der legendären Aufführung des jungen Gidon Kremer beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb oder in der Erstaufnahme mit Yehudi Menuhin unter der Stabführung des Komponisten. Manoukian, die besonders in ihrer melancholischen Sicht des „Nobilmente“-Hauptthemas dem Duo Elgar/Menuhin näher steht als dem hochdramatischen Kremer, gibt dem Konzert eine gewisse Leichtigkeit zurück: Bisweilen hört es sich an, als sei Elgar von Mendelssohn stärker beeinflusst als von Brahms. Einen leichten Kontrast zu Manoukians schlankem Ton bieten ihre häufigen Glissandi, die allerdings nie soßig wirken, sondern mit Geschmack und Überlegung eingesetzt werden. Was aber die Durchsichtigkeit sowie den Farbreichtum und die Poesie des Orchesterparts betrifft, kann es Solyom nicht mit den zahlreichen Altmeistern aufnehmen, die das Konzert ebenfalls dirigiert haben – beispielsweise im Andante, dessen Choralanklänge zu sehr im Streicherklang verschwinden. Für diesen Part wäre ein Besuch im Studio vielleicht doch eine Alternative gewesen. Carsten Niemann Künstlerische Leitung: Ks. Brigitte Fassbaender Hauptsponsor: Gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie vom Bezirk Oberbayern Veranstalter: Markt Garmisch-Partenkirchen 45 Klass i k Klavierklassiker von M at thia s Korne m ann Mag Claudio Arrau auch ein Gott der Beethoven-Interpretation gewesen sein, mit dem beengten Klangbild seiner berühmten Philips-Einspielung ging auch eine gewisse krampfige Angestrengtheit einher, alles mit letzter, gewichtiger Gültigkeit sagen zu wollen. Im Konzert konnte er diese bleierne Last gelegentlich abschütteln und das „Staatstragende“ mit dem impulsiven, spontanen Musizieren in Einklang bringen. So ist die „Appassionata“ von 1973, die man, von einem italienischen Sammler-Enthusiasten mitgeschnitten und von den Erben autorisiert, hier erstmals hören kann, gewaltig und zupackend, aber eben nicht hysterisch dahinjagend wie bei Richter. Arrau gelang es in seinen besten Jahren, Beethovens mittleren, hochklassischen Stil bis zum Grad einer fast aufgeblähten, überhitzten Größe zu treiben, die ein Zerfallen erahnen, sich aber nicht ereignen ließ. Ein paar Jahre später neigte sich Arraus Spiel dann schon spät-elegischer Finesse zu; man mag das Prestissimo des op. 109 etwas betulich finden, aber was im großen Variationssatz passiert, ist in ein paar Worten kaum zu fassen. Allein wie Arrau die soghafte Beschleunigung der letzten Variation eigentümlich bremst, als wolle er einfach nicht einfahren in die Katarakte dieser Trillerextase und sich an jedem herausgekneteten Akzent festhält, das verrät eine künstlerische Klasse, die einen „verdirbt“ für die nächsten Konzertabende mit all den juvenilen Langweilern. Gut so! (Beethoven, Klaviersonaten Nr. 7, 13, 23, 30, 32 u. a., 3 CDs – Music&arts/note1) Rudolf Serkin ist wirklich ein Vergessener. Schön, dass die Sony endlich seinen gesammelten Studio-Beethoven, hauptsächlich aus den späten 60ern und frühen 70ern vorlegt – das war seit Jahren eine teure Rarität. Die Sonaten spielte Serkin nie vollständig, den „Feld-Wald-Wiesen-Beethoven (z. B. op. 28, die „Pastorale“) ließ er beiseite, und wer sich mit dieser spröden Klavierkunst einlässt, begreift auch bald, warum das so war. Wie ein bohrender Sonateninquisitor dringt er unter die tönenden Oberflächen, um die Gesetze thematischer Entwicklung freizulegen, alles lyrische, anmutige Wesen unwirsch beiseite kippend. Oder mit den maliziösen Worten des sonst so mild-kollegialen Ivan Moravec: „His sound is sick“. Serkins Kunst sollte nicht gefallen, bezaubern, glänzen, sondern kompositorische Wahrheit offenbaren. Und das überzeugt vor allem dort, wo man allzu oft nur parfümierten Klang hört und nicht begreift, was darunter liegt, etwa in der Trauermarsch-Sonate, die hier beunruhigend fahl und ausgeglüht wirkt. Es mag etwas paradox klingen, dass die eigenartige Qualität dieses unerbittlichen Klavierspiels jenseits des Hörbaren zu liegen scheint und sich nur im Geistigen zu vollenden scheint. Sind Serkins eigenartig spröde Interpretationen verklungen, bleibt immer ein umrissenes Bild im Bewusstsein hängen. (Beethoven: Klaviersonaten, Klavierkonzerte u. a., mit Eugene Ormandy, Philadelphia Orchestra, 11 CDs – Sony) Eine Zugabe – schon ein paar Monate auf dem Markt, aber ich will diese Erstveröffentlichung nicht übergehen, es geht ja so viel unter in der CD-Flut. Das vierte Beethovenkonzert spielte Serkin live mit Mitropoulos (1950). Eine explosive Kombination, die die Ormandy-Studiofassung doch weit hinter sich lässt. Soviel furiosem, geradezu anti-lyrischem Vorwärtsdrang begegnet man im Kopfsatz wahrlich selten – das Publikum kann sich dann auch gar nicht halten und applaudiert unvermittelt … (Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 u. a., mit Dimitri Mitropoulos, New York Philharmonic – Tahra/Klassik Center) 46 Orlando di Lasso Hymnen ●●●●● Die Singphoniker Cpo (63 Min., 10/2011) Unter Hymnen im engeren – geistlichen – Sinn versteht man strophische Gesänge mit einfachen, aber prägnanten Melodien, zu denen sich der Text meist syllabisch, also mit einer Silbe je Ton, gesellt. Der Hymnus als Gattung geht zurück auf Ambrosius von Mailand, der im 4. Jahrhundert mit Werken wie „Veni, redemptor gentium“ die Form wohl textlich und musikalisch erfunden und im Frühstadium geprägt hat. Nur wenige der zahllosen, bis weit ins Mittelalter hinein geschaffenen Hymnen sind ins breiter bekannte Gesangsrepertoire der Kirche übergegangen, denn die Hymnen gehören liturgisch in die Haupthoren des Stundengebets (Laudes, Vesper, Komplet), und diese Feiern werden ja bis heute vorwiegend in Klöstern gepflegt. Klingt nicht gerade umwerfend interessant, soweit. Allerdings haben die Komponisten der Renaissance die Hymnen (wie auch praktisch alle anderen Gattungen liturgischer Gesänge) mehrstimmig bearbeitet, und zwar in der Regel „alternatim“: Einstimmig vorgetragene Strophen wechseln sich ab mit kunstvoll auskomponierten mehrstimmigen. Das Spannungsfeld zwischen melodischer Schlichtheit der gregorianischen Vorlage und überbordender Reichhaltigkeit der theologischen Bilderwelt des Textes inspirierte einen Komponisten wie etwa Orlando di Lasso zu einer besonders dichten polyphon-imitatorischen Kompositionsweise, die streckenweise viel konzentrierter erscheint als die oftmals lockerer gefügte Tonsprache seiner Messen. Solche Strukturen vermögen auf den Hörer geradezu soghaft zu wirken – vor allem dann, wenn sie mit einer so unübertrefflichen Klarheit, Intonationsreinheit, Ausgewogenheit und Klangschönheit vorgetragen werden wie auf dieser CD. Die „Singphoniker“ haben sich eine Auswahl von Orlando di Lassos Hymnen so vollständig zu eigen gemacht, dass man sich als Hörer wie auf Flügeln des Wohlklangs geradewegs ins musikalisch so ungeheuer reiche 16. Jahrhundert zurückgetragen fühlt – in die Gottesdienste der Münchner Frauenkirche oder der Hofkapelle. Wo soll man mit dem Lob beginnen? Die obertonreiche, gerade geführte und doch von innen her fein bewegte Stimme des Countertenors Markus Geitner ist wirklich von außerordentlicher Qualität. Sie ist das Glanzlicht des Ensembleklangs, der sich auf einer sicheren Basis im Bass-/Baritonbereich entfalten kann: Die Unterstimmen liefern mit ihren blitzsauber „einrastenden“ Quinten und Oktaven ein klangräumlich weites Fundament. Dazwischen bahnen sich die im Timbre perfekt auf den „Rahmen“ abgestimmten Tenorstimmen ihren Weg – ein Ensembleklang von so hohem Niveau, dass man eigentlich nur die „King’s Singers“ zum Vergleich heranziehen kann. Michael Wersin Felix Mendelssohn Bartholdy Elijah ●●●●○ Rosemary Joshua, Sarah Conolly, Robert Murray, Simon Keenlyside, Paul McCreesh, Wrocław Philharmonic Choir, Gabrieli Young Singers Scheme, Gabrieli Consort & Players Signum records/Note 1 (135 Min., 9/2011 & 2/2012) Historisierend zu musizieren bedeutend beileibe nicht zwangsläufig, Besetzungen zu verkleinern: Das demonstrierte schon in den 1980er Jahren Christopher Hogwood mit monumental besetzten „Messiah“- oder „Schöpfungs“Aufführungen auf Basis originaler Besetzungslisten. In diesem Sinne wagte sich Paul McCreesh an die Rekonstruktion des Original-Settings von Mendelssohns „Elias“, der 1846 in Birmingham in eng- lischer Sprache uraufgeführt wurde. Die 300 Mitwirkenden, die damals mit einem Sonderzug aus London herangekarrt wurden, waren noch bei weitem nicht alle Musiker: Bei Mendelssohn standen wohl deutlich über vierhundert Personen auf der Bühne, und so ist es auch hier bei McCreesh. Kein Zweifel: Besonders die chorischen Effekte sind überwältigend. Schon der allererste Einsatz („Help, Lord!“), oder etwa die BaalAnrufungsszene heben auch den Hörer am heimischen CD-Spieler aus dem Sessel – woran auch die hervorragende Aufnahmetechnik dieser Live-Produktion ihren Anteil hat. Man versteht, warum Mendelssohn selbst von „dicken, schweren Chören“ sprach. In diesem Punkt war er eben gar nicht „bachisch“ – jedenfalls nicht so, wie wir Bach heute verstehen. Mit dem Chor dröhnen in dieser Produktion auch Orchester und Orgel mit wahrhaft umwerfender Wucht – ein echter Genuss. Im Solo-Bereich bleibt die Freude dagegen manchmal verhaltener: Warum vibrieren die vier Solisten so ausgiebig, warum bleiben sie sprachlich oft so wenig prägnant? McCreesh jedenfalls überdeckt sie mit seinem Riesenorchester niemals, sondern trägt sie umsichtig wie auf Händen durch ihre Arien und Szenen. Schade, dass sie nicht immer die Chance nutzen, um ihre Partien Aussage-gerecht mit feinerem Pinsel zu gestalten. Michael Wersin Bernhard Molique Violinkonzerte Nr. 3 & 6 ●●●●○ Anton Steck, Christoph Spering, L’arpa festante Accent/Note 1 (65 Min., 3/2011) Wenn sich im 19. Jahrhundert Violinvirtuosen gleich noch zum Komponisten berufen fühlten, kamen wie bei den doppelbegabten Klavier-Kollegen nicht unbedingt immer Werke für die Ewigkeit heraus. Schließlich musste man die fehlende Fantasie mit reichlich manuellen Blendraketen überspielen. Nun liegen in einer Weltersteinspielung zwei Violinkonzerte von einem Violinisten vor, der zu Lebzeiten eine durchaus anerkannte Größe war. Doch den gebürtigen Nürnberger Bernhard Molique (1802–1869) haben bis heute selbst fleißigste Repertoire-Perlentaucher übersehen. Und dass der ehemalige Schüler von Louis Spohr keiner dieser romantischen Kleinmeister und -geister war, unterstreicht die Eröffnung des 3. Violinkonzerts. Mit zwei Schlägen zieht sie sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sich: Das kennt man doch? Tatsächlich scheint Molique hier jenen Oktavsprung im Hinterkopf gehabt zu haben, mit dem Beethoven das Tor zum 2. Satz seiner 9. Sinfonie aufgestoßen hatte. Nach dieser pointierten Beethoven-Reverenz ist man aber zunächst ausführlich mitten im romantisch aufwühlenden und fein durchgearbeiteten Orchester-Geschehen, das sich vor Schumann und Weber nicht verstecken muss. Und selbst die anspruchsvolle Solo-Stimme ergeht sich hier – wie auch in dem 6. Violinkonzert – nicht in Glitzer, sondern spannt den Bogen von kostbarem Melos über innige Schwanengesänge bis hin zu tänzerischer Luftigkeit. All das hat Molique mit enormem Geschick aufs Notenpapier gebracht. Und dass keine Sekunde Langeweile aufkommt, garantieren zudem die Interpreten. Obwohl Solist Anton Steck und das von Christoph Spering geleitete Ensemble L’arpa festante Spezialisten für den historischen Originalklang sind, ist das alles mit tonlicher Intensität und delikatem Sentiment einfach nur vorbildlich ausmusiziert. Bernhard Molique – diesen Namen sollte man sich nicht merken. Man muss sich ihn merken. Guido Fischer < Die neuen Besprechungen jeden Samstag aktuell auf www.rondomagazin.de Premierenabo von Michael Blümke Es war DER Renner der vergangenen Spielzeit: ein Barock-Pasticcio, ganz so wie es im 18. Jahrhundert in Mode war, garniert mit einer Handvoll Sängerstars. Die Karten für „The Enchanted Island“ waren so begehrt, dass die Metropolitan Opera das Stück etliche Wochen en suite hätte spielen können. Jetzt kann man dieses herrliche Spektakel mit Musik hauptsächlich von Händel, Vivaldi und Rameau zumindest auf DVD nacherleben. Mit einer Mischung aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ und seinem „Sturm“ bietet die Handlung ausreichend Gelegenheit für Augenzwinkerndes, Erheiterndes und Effektvolles. Für Plácido Domingos ersten Auftritt als Neptun würde jede Primadonna töten, meint Deborah Voigt im Pauseninterview mit dem Tenor, doch auch seine Kollegen können sich nicht beklagen, dürfen sich unterhaltsam in Szene setzen. Da gibt es nach vielen Jahren ein Wiedersehen mit David Daniels, Luca Pisaroni steuert schlanke, gelenkige Basstöne bei, und Joyce DiDonato räumt – fast möchte man sagen: natürlich – wieder einmal restlos ab. Dass Danielle de Niese immer noch nicht gelernt hat, saubere Koloraturen zu singen, fällt da nicht weiter ins Gewicht. Zumal William Christie es auch noch schafft, das MET-Orchester zu einem recht ordentlichen Barockensemble zu trimmen. (Virgin Classics/EMI) Nicht gerade amüsant, dafür aber sehr fesselnd und künstlerisch extrem hochwertig präsentiert sich Benjamin Brittens „The Turn Of The screw“ in der Glyndebourne-Produktion aus dem Jahr 2011. Regisseur Jonathan Kent verlegt die Handlung aus der viktorianischen Ära in die 1950er Jahre, also die Entstehungszeit des Werkes. Seine durchdachte Arbeit mit den Sängern – man merkt, dass er vom Schauspiel kommt – sorgt für Intensität und lässt die Akteure auch in Großaufnahme überzeugen. Für dieses konzentrierte psychologische Kammerspiel steuert Paul Brown ein raffiniert einfaches Bühnenbild bei, wichtigstes Requisit ist dabei ein großes Glasfenster, das durch beständiges Drehen vom Wohnzimmer zum Unterrichtsraum, vom Gewächshaus zum See wird. Doch punktet der Abend nicht nur szenisch und interpretatorisch, sondern auch musikalisch. Jakub Hrůša sorgt mit dem guten Dutzend Mitgliedern des London Philharmonic Orchestra für mal feinziselierte, mal substanzreiche, stets aber hochdifferenzierte Klangraffinesse. Und singen kann man diese Oper ohnehin kaum besser, als es Susan Bickley (Mrs Grose), Toby Spence (Peter Quint) und die alle(s) überragende Miah Persson als Gouvernante hier tun. (Fra Musica/harmonia mundi) Wer Dokumentarfilme für sachlich und trocken hält, wird von Michael Wendes „Der Taktstock“ eines Besseren belehrt. Kurzweiliger und launiger lässt sich eine Diplom-Abschlussarbeit – denn genau das ist dieser Film – wohl nicht denken. „Wozu braucht man eigentlich einen Dirigenten?“ fragt der animierte (und von Herbert Feuerstein unnachahmlich gesprochene) Taktstockbauer, der mit seinen ebenso witzigen wie provokanten, manchmal geradezu ketzerischen Äußerungen und Behauptungen den Rahmen des Films bildet. Auf den Grund gegangen wird der Frage beim Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb 2010 in Bamberg, den Wende über die gesamte Dauer, von der Vorstellung der Kandidaten bis zum Abschlusskonzert des Siegers, backstage verfolgt. Was der junge Regisseur allerdings aus diesem Material macht, zeugt von großer Kreativität und Liebe zur Materie. Unbedingt sehenswert, nicht nur für eingefleischte Klassikfans. (BelAir/harmonia mundi) 47 Klass i k Hubert Parry, Charles Villiers Stanford Bestenliste 1/2013 I Was Glad ●●●●○ DVD Tasteninstrumente „Knowledge Is The Beginning“ (1999) & „The Ramallah Concert“ (2005), Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra. Ein Film von Paul Smaczny. (Naxos) Franz Liszt: „Funérailles“, „Études d’exécution transcendante“ Nr. 10 und 11, „Tre Sonetti del Petrarca“; Maurice Ravel: „Gaspard de la nuit“; Camille Saint-Saëns: „Danse macabre“ mit Yevgeny Sudbin. (Klassik Center) Orchestermusik Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 60, mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra und Andris Nelsons. (Orfeo) Ermanno WolfFerrari: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 26, Orchestermusik aus den Opern „Il campiello“, „Le donne curiose“, „L’amore medico“ und „I quattro rusteghi“ mit Benjamin Schmid, der Oviedo Filarmonia und Friedrich Haider. (Farao classics) Oper Leonardo Vinci: „Artaserse“ mit Philippe Jaroussky, Franco Fagioli, Max Emanuel Cencic, Valer Barna-Sabadus, Concerto Köln und Diego Fasolis. (EMI) Jacques Offenbach: „Un mari à la porte“ & „Les fables de la Fontaine“ mit Anaik Morel, Gabrielle Philiponet, Stéphane Malbec-Garcia u. a., dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und Vasily Petrenko. (Naxos) Kammermusik August Klughardt: Streichquartett F-Dur op.42, Klavierquintett g-Moll op.43 mit dem Pleyel Quartett Köln und Tobias Koch. (harmonia mundi) 48 Johann Sebastian Bach: Sämtliche Orgelwerke, gespielt auf Silbermann-Orgeln mit Ewald Kooiman, Ute Gremmel-Geuchen, Gerhard Gnann und Bernhard Klapprott. (Note 1) Alte Musik Arcangelo Corelli: Triosonaten op. 4, Nr. 1–12, Rom 1694 mit dem Ensemble Aurora und Enrico Gatti. (Note 1) Klassisches Lied & Vokalrecital Richard Wagner, Franz Schuber t , Robert Schumann, Otto Nicolai und Carl Maria von Weber: Romantische Arien mit Christian Gerhaher, Maximilian Schmitt, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Daniel Harding. (Sony) Zeitgenössische Musik Yann Robin: „Vulcano“, „Art Of Metal I, III“ mit Alain Billard, dem Ensemble intercontemporain und Susanna Mälkki. (harmonia mundi) Jazz Grant Stewar t , Tardo Hammer, David Wong, Phil Stewart: „Live At Smalls“. (New Arts International) Heinz Sauer, Michael Wollny: „Don’t Explain“. (Edel) Filmmusik Danny Elfman, „Frankenweenie“. (EMI) Carolyn Sampson, David WilsonJohnson, Robert King, Choir of the King’s Consort, The King’s Consort Vivat/Klassik Center (67 Min., 9/2012) Robert King ist wieder da. Und sein kaum verwechselbarer Sound ebenfalls: Weich und samtig klingen Chor und Orchester, voll im Klang und doch differenziert, absolut homogen. King widmet sich auf dieser CD der geistlichen Musik von Charles Villiers Stanford und Hubert Parry mit exakt derselben Kompetenz und Souveränität wie einstmals auch der barocken Musik. Eine wundervolle CD – und doch können wir uns nicht einfach nur darüber freuen: Robert King verschwand 2007 urplötzlich von der Bildfläche, weil er des Kindesmissbrauchs bezichtigt wurde. Er hinterließ ein ratloses Ensemble, bestehend aus Musikern, die ihrem Chef nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich eng verbunden waren. King wurde tatsächlich verurteilt und ging ins Gefängnis, sein früherer Adlatus führte Chor und Orchester weiter – mit mäßigem Erfolg. Dann kam King zurück und begann erneut zu arbeiten. Und siehe da: Die Besetzungslisten weisen eine Menge Musiker aus, die auch vor seinem Fall mit ihm gearbeitet haben; recht bekannte Namen sind darunter, und auch die Solobesetzung dieser Produktion spricht ja für sich. King veröffentlicht nun beim eigenen Label. Er hat, soviel der Autor weiß, seine Taten vor Gericht nicht zugegeben und sich vor Wiederaufnahme seiner Arbeit auch nicht öffentlich erklärt. All das sollte man wohl wissen, wenn man zu dieser CD greift. Die musikalischen Leistungen darauf sind nicht nur tadellos, sondern schlichtweg großartig und mitreißend. King bewegt sich mit schlafwandlerischer Sicherheit in einer Tradition englischer Kathe- dralmusik. Er war als Kind selbst Knabenchorsänger in Cambridge, und es ist evident, dass er seine klanglich-interpretatorischen Visionen schon früh beim eigenen Tun entwickelt haben muss. Ein bedeutender Musiker, daran kann kein Zweifel bestehen. Michael Wersin Franz Schubert Sinfonien Nr. 5 & 6 ●●●●○ Antonello Manacorda, Kammerakademie Potsdam Sony Classical 88765426962 (60 Min., 8/2012) Ist die 5. Sinfonie von Franz Schubert wirklich nur ein „schwacher Abguss von Mozart“, wie es einmal Eduard Hanslick spöttisch formulierte? Wenn es nach der Kammerakademie Potsdam geht, hat sich Schubert auf dem Weg der sinfonischen Selbstfindung eher gekonnt an Haydn gehalten. Sanglich heiter, zügig schwungvoll und mit dem entsprechenden Gespür fürs Gefällige ziehen die Musiker unter ihrem Chefdirigenten Antonello Manacorda da ihre Bahnen. Und selbst wenn Schubert sich die kompositorischen Finessen und das sorglose Dialogisieren einzelner Stimmgruppen von Haydn abgeschaut haben mag – bei den Potsdamern kommt das eben nicht rückwärtsgewandt oder im schlimmsten Fall altväterlich rüber, sondern jugendlich, glanzvoll und zielstrebig souverän. Dass man dabei selbst im Taghellen so manchen Schubertschen Schmerzenston übersieht (3. Satz), sei daher verziehen. Auch bei der ein Jahr später entstandenen 6. Sinfonie hat das Orchester schnell Schuberts Leitstern ausgemacht. Es ist natürlich Beethoven, der gleich zu Beginn der langsamen Einleitung das Zepter erheben darf. Doch selbst wo die Blechbläser samt Pauken mit mächtigem Furor auftrumpfen, weiß Manacorda umsichtig die gefährlichen Fliehkräfte zu bändigen. Und wenn man im Finalsatz dann über den Mittelsmann Schubert sogar ein Treffen zwischen Beethoven und dem Witzbold Haydn arrangiert, ist das nur eine von vielen Überraschungen in dieser wirklich tollen Aufnahme. Guido Fischer To Touch – To Kiss – To Die Englische Lieder von John Dowland, Henry Purcell & Nicola Matteis ●●●●○ Valer BarnaSabadus, Olga Watts, Axel Wolf, Pavel Serbin Oehms Classics/Naxos (67 Min., 9/2012) Gerade hat er mit dem „Serse“ in Düsseldorf einen großen Erfolg verbuchen können, im März wird er als Nerone („Agrippina“) in einer weiteren Händel-Oper in Gießen auf der Bühne zu erleben sein, und im Sommer steht in Aix-en-Provence eine Cavalli-Ausgrabung auf dem Programm. Viel Oper also für Valer Barna-Sabadus, den rumänischen Countertenor, der im vergangenen Jahr mit seinem Hasse-Programm für allgemeines Aufhorchen sorgte und auch gleich den Preis der deutschen Schallplattenkritik dafür verbuchen durfte. Als Kontrast zu all den virtuosen Bühnenwerken bringt er jetzt ein Album mit englischen Lautenliedern heraus, Dowland natürlich, auch Purcell, und als Ersteinspielung ein halbes Dutzend Lieder des aus Neapel stammenden WahlLondoners Nicola Matteis. Der liegt mit seiner stärker verzierten, vokal ‚saftigeren’ Kompositionsweise Valer-Sabadus eindeutig am besten. Die gerade für Dowland so typische Melancholie will sich nämlich bei ihm nicht so recht einstellen, dafür entfaltet die Stimme – je höher, desto stärker – einfach zu viel Leuchtkraft, klingt zu jung und vital. „Man muss kein Prophet sein, um dem jungen Mann eine große Karriere vorherzusagen“ habe ich vor einem Jahr in „Vokal total“ geschrieben, wie man hört, bemühen sich momentan beide noch verbliebenen Majors um den jungen Sänger. [Anm. der Red.: Das Rennen hat inzwischen Sony Classical für sich entschieden.] Wir werden also auch in Zukunft ausreichend Gelegenheit haben, diese herrliche Stimme auf CD zu genießen. Michael Blümke Richard Wagner Szenen aus „Rienzi“, „Tannhäuser“, „Lohen grin“, „Die Meistersinger“, „Die Walküre“, „Siegfried“, Wesendonck-Lieder ●●●●○ Jonas Kaufmann, Donald Runnicles, Orchester der Deutschen Oper Berlin Decca/Universal (74 Min., 9/2012) Auf ein Wagner-Album von Jonas Kaufmann haben zum Jubiläumsjahr wohl viele gehofft. Immer häufiger steht er als Lohengrin oder Siegmund auf der Bühne, die natürlich auch hier in Auszügen vertreten sind. Gleichzeitig aber gönnt uns der Tenor einen Ausblick auf künftige Partien wie Tannhäuser und Siegfried. Und weckt damit beim Hörer sofort Begehrlichkeiten. Schon wegen seiner dunklen Klangfarbe ist er für den Tannhäuser geradezu prädestiniert. Eben diese Klangfarbe ist es allerdings auch, die ihn für Lohengrin oder Stolzing nur zweite Wahl sein lässt. Klaus Florian Vogt, der mit seiner schlankeren, geschmeidigeren Stimme ohne Kaufmanns hörbaren Kraftaufwand auskommt, hat in diesen lyrischeren Rollen zweifellos die Nase vorn. Als Siegmund – seine derzeitige Idealpartie – aber verschaffen ihm diese satteren Töne einen deutlichen Vorsprung gegenüber Vogt. Nur seine Kopie von Lauritz Melchiors ewig gehaltenen Wälse-Rufen hätte er < DER TRIUMPH DER ALTEN MUSIK Ein Feuerwerk künstlerischer Perfektion von dem Label,, das Alte Musik zum Begriff g g gemacht hat. Die limitierte 55 CD-Box inklusive Erstveröffentlichungen. Ein Kapitel Schallplattengeschichte wird lebendig: Von Walcha & Wenzinger über Goebel & Gardiner bis Harnoncourt & Minkowski. Erhältlich ab 19.04.2013 www.klassikakzente.de Klass i k sich sparen sollen: Melchior konnte sie live auf der Bühne abliefern, diese Show-Einlage im Studio nachzumachen, ist einfach nur albern. Ansonsten aber bietet diese CD Wellen wahrer Wagner-Wonnen. Ein besonderes Highlight sind die von den Sopranen entliehenen Wesendonck-Lieder, die Kaufmann herrlich singt und gestaltet. Die Frage, ob man sich nun Vogts oder Kaufmanns WagnerProgramm zulegen sollte, stellt sich nicht. Man braucht beide, denn so unübertrefflich der Holsteiner in den ‚leichteren’ Partien ist, so mitreißend präsentiert sich der Münchner mit den schwereren Helden. Freuen wir uns, zwei so wunderbare Wagner-Stimmen genießen zu können. Michael Blümke Antonio Vivaldi Concerti per violino Vol. V „Per Pisendel“ (RV 177, 212a, 246, 370, 242, 379, 328) auch noch als Countertenor auftritt. Neben der perfekten Technik fasziniert besonders die Ideenfülle, mit der Sinkovsky auch vermeintliche Vivaldi-Floskeln individualisiert. In Lautstärke wie Klangfarbe setzt er dabei auf starke, aber immer vom Notentext motivierte Kontrastwirkungen: Mal folgt auf ein sonores Tutti ein Gespinst von fahlen kontrapunktischen Linien, mal lässt er sein Instrument in größter Höhe flötensüß singen, um wenig später mit peitschendem Springbogen die Grenzen von Klang und Geräusch auszutesten. Zwar liegt in diesem hoch energetischen Ansatz auch die Gefahr zur Manier: Die Tiefe seiner Seufzerfiguren grenzt bisweilen ans Konvulsivische und fast keinen Satz lässt er ohne hörbares Luftholen durch die geblähten Nüstern beginnen. Akzeptiert man aber, dass bei Vivaldi Komposition und Interpret gleichberechtigt sind, dann wird man Sinkovsky die Achtung nicht versagen können. Carsten Niemann ●●●●○ Il Pomo d’Oro, Dmitry Sinkovsky Naïve/Indigo (78 Min., 3/2012) In der 52. Folge ist die Edition des Turiner Nachlasses von Vivaldi schon angekommen. Dass man sich trotzdem noch immer nicht langweilt, hat mit der merkwürdigen Eigenschaft von Vivaldis Musik zu tun, sich den Persönlichkeiten der unterschiedlichsten Interpreten anzupassen. Und weil die Produzenten bei der Auswahl der Musiker ein glückliches Händchen bewiesen haben, ist die Reihe zu einem Kompendium der Interpretationsansätze in der aktuellen Alte-Musik-Szene geworden. Volume 5 der Violinkonzerte ist besonders anspruchsvoll, da es jene Konzerte enthält, die Vivaldi für seinen Freund und Meisterschüler, den berühmten Dresdner Konzertmeister Johann Georg Pisendel schrieb. In dessen Rolle durfte nun der junge Violinvirtuose Dmitry Sinkovsky schlüpfen, der zugleich – wie einst Pisendel auch – Ensembleleiter ist und übrigens 50 Richard Wagner Die Walküre ●●●●● Nina Stemme, Anja Kampe, Ekaterina Gubanova, Jonas Kaufmann, René Pape, Mikhail Petrenko, Valery Gergiev, Mariinsky Orchestra Mariinsky/Note 1 (4 SACDs, 237 Min., 6/2011 4/2012) So macht Wagner Spaß! Seit mindestens 15 Jahren gab es keine seiner Opern mehr in solcher Qualität auf CD zu genießen. Valery Gergiev geht mit seinem Mariinsky Orchester den „Ring des Nibelungen“ an und legt gleich mit dem ersten Streich die Latte richtig hoch. Diese „Walküre“ weckt sofort die Begierde nach den übrigen Teilen (der Vorabend erscheint als zweite Folge im Herbst). Das ist gut, so soll es sein. Das steigert aber auch die Erwartungshaltung an diese Produktion. Wenn dieses Niveau allerdings gehalten wird, hätten wir damit endlich einmal wieder einen rundum großartigen „Ring“. Und einen, der zudem noch mit exzellenter Klangqualität punktet. Gergiev, der sonst gerne den Hansdampf gibt, zaubert eine „Walküre“ von geradezu kammermusikalischer Durchhörbarkeit und farbintensiver Delikatesse, die gleichzeitig von einer enormen Vitalität und dramatischen Kraft geprägt ist. Bei den prachtvollen Solisten gibt es nur kleinere Einwände. Am ehesten noch bei Anja Kampe, die als Sieglinde immer wieder mal an ihre Grenzen stößt, alle problematischen Stellen aber stets geschmackvoll löst. René Pape stattet Wotan mit Autorität und Machtbewusstsein aus, schade nur, dass seine bekannte Überakzentuierung der Vokale einer stärker Legato-orientierten Phrasierung entgegensteht. Die stimmliche Seite ist dafür wirklich beeindruckend, zumal kein echter Bass – und ein solcher ist Pape – den Göttervater mit seinen reichlich geforderten Baritonhöhen je so souverän gemeistert hat. Jonas Kaufmann hat mit dem Siegmund seine Idealpartie gefunden. Und Nina Stemme begeistert mit einer zugleich lyrischen und durchschlagskräftigen, schlank fokussierten Brünnhilde. Ein Sängerfest, wie man es bei Wagner viel zu selten präsentiert bekommt. Michael Blümke Richard Wagner et al. Idyll ●●●○○ Vestard Shimkus Ars Produktion/ Note 1 ARS 38 123 (SACD, 67 Min., 5/2012) Dieses Wagner-Rezital des lettischen Pianisten Vestard Shimkus ist auf eine so spezielle Weise interessant, dass der Hörer mit einem geeigneteren Beihefttext als dem hier mitgelieferten deutlich mehr Chancen hätte, die Aufnahme mit Gewinn zu hören. Der Autor hat hier einfach einen Text recycelt, den er im Sommer 2012 für ein ganz anderes Wagner-Konzert beim „styriarte“-Festival geschrieben hat. So bleibt denn eine der wenigen neuen Passagen in der „aktualisierten“ Version, in der es heißt, Shimkus habe ein Programm zusammengestellt, „das dem Frauenbild Wagners und seinen persönlichen Beziehungen musikalisch nachspürt“, aus verständlichen Gründen ein wenig in der Luft hängen. Gut, dass Shimkus selbst wenigstens ein paar Zeilen zu seinem Programm verfasst hat. Von ihm erfahren wir, dass er die Klavierbearbeitung von „Isoldes Liebestod“ eigens für diese CD angefertigt hat. Verglichen mit anderen bekannten Transkriptionen (etwa derjenigen von Franz Liszt oder auch denen, die Pianisten für den Eigengebrauch angefertigt haben), ist sie weniger gefällig, weist mehr Ecken und Kanten auf. Ganz offensichtlich ist es nicht Shimkus’ Ziel, die Schokoladenseiten des Klaviervirtuosentums mithilfe eines Wagner-Schmachtfetzens zu präsentieren. Seine Bemerkung, dass der „Liebestod“ „an Skrjabin oder Schönberg erinnert“, weist in die richtige Richtung und hilft, diese ambitionierte Bearbeitung zu verstehen. Die Gegenüberstellung von Shimkus’ „Liebestod“-Klavierversion und Franz Liszts Bearbeitung des „Spinnerliedes“ aus dem „Fliegenden Holländer“ präzisiert das oben Angedeutete: Bei Liszt finden wir über weite Strecken ebenjene Konzentration auf das gefällig-virtuose Klavierspiel, die Shimkus als Bearbeiter mutig meidet. Shimkus’ gestalterische Fähigkeiten und seine profunde technische Kompetenz kommen noch einmal voll zum Tragen in seiner Wiedergabe von Glenn Goulds Bearbeitung des „Siegfried-Idylls“: Es gelingt ihm, über 24 Minuten und 7 Sekunden hinweg, einen großen Spannungsbogen zu halten und dabei die verschiedenen Ebenen des Satzes mit den klanglichen und artikulatorischen Mitteln, die das Klavier bietet, überzeugend voneinander abzusetzen – eine gelungene Adaption von Goulds Wagner. Michael Wersin J Ja z z feine, wunderbar ineinander greifende Bewegungen als Symptom für ADHD ausgelegt werden. Werner Stiefele Jill Barber Mischievous Moon ●●●●○ Ferryhouse/ Warner (48 Min., 2013) ADHD ADHD 3 – ADHD 4 ●●●●○ Contemplate/Edel (2CDs, 85 Min., VÖ 2013) Langsam tropfen die Töne aus den Instrumenten – die vier Isländer benennen ihre Band zwar nach dem englischen Kürzel für das Zappelphilipp-Syndrom ADHD, haben aber die Ruhe weg. Bedächtig erschaffen sie mit Keyboards, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Saxofon Klanglandschaften, in denen Bäche fließen, Halme schwingen, Blüten leuchten oder auch der Morgentau glitzert. Geschickt setzen sie Dunkles gegen Helles, streuen rasche Bewegungen ins Gemächliche: Das bindet Aufmerksamkeit und überfordert sie andererseits auch nicht, zumal viele der Wendungen vertraut wirken und die Melodien leicht ins Ohr gehen. Der entspannte NuJazz hinterlässt in den vierzehn Stücken deutlich wahrnehmbare Spuren, aber auch Minimal-Pop und der zeitweilig modische Trend zur Entschleunigung prägen das rund 85 Minuten lange Doppelalbum. Mal stellen sich Assoziationen an Rockbands wie Deep Purple ein, mal ans Easy-Listening der 1950er Jahre – aber all dies geschieht mit heutigen Instrumenten und Sounds. Dabei folgt das Doppelalbum seiner eigenen Dramaturgie: Gegen Ende der zweiten Scheibe werden die Stücke etwas schneller; außerdem kommen nun auch Elemente von Grunge, Noise, Techno und Trance ins Geschehen. Auf Island gibt es monatelange Nächte. Kein Wunder, dass schon kleine, Deutschland hat seinen Max Raabe. Und Kanada? Dort bedient Jill Barber die Retro-Schiene – allerdings knüpft sie an den Schlager der 1950er an und nicht – wie Raabe – an den 1920ern. Und natürlich mimt sie nicht den blasierten Entertainer, sondern die verführerische Lady. Die 1950er, das war die Zeit, als Hawaii-Gitarren zirpten, coole Vibrafonklänge das Klirren der Eiswürfel im Cocktail begleiteten und himmlische Träume von samtigen Geigen und Hu-Hu-Gesang untermalt wurden. Das war die Zeit der Petticoats, der Lederjacken, von DooWop, Bossa Nova, als eine unruhige Rockerjugend gegen die spießige Moral ihrer Eltern anging und sie doch nicht überwand. Damals genügte ein vom Luftstrom aus dem U-Bahn-Schacht hochgewehter Rock, um erotische Fantasien auszulösen. Das Frauenbild wiederum wandelte sich: Sie war zwar immer noch – getreu der Bibel – dem Manne untertan und artikulierte ihre Interessen folglich – scheinbar – unterwürfig. An genau diese Haltung knüpft Jill Barber augenzwinkernd an. Sie verspricht in „Never Quit Loving You“ ewige Liebe, so lange er sie nur umarme und küsse, und in „Took Me By Surprise“ gesteht sie, dass sie die Liebe einfach überrumpelt habe. Sie schmachtet von der „Old Flame“ und legt einen Wunsch unters Kopfkissen – ein zauberhafter Rückgriff auf eine Zeit, die ihre Prüderie als Romantik verkaufte, wobei ihre Stimme sanft vibriert und sich oft tiefe, sonore Untertöne mit mädchenhaft gehauchten Worten vermischen. In der Retro-Entertainerin Jill < 51 nnen Der Vorverkauf hat bego ue Programm. erleben Sie jetzt das ne Chamber Music & Academy with Scharoun Ensemble of the Berliner Philharmoniker Christian Zacharias, Orchestra della Svizzera italiana, Mojca Erdmann, Nicolas Altstaedt, Guy Braunstein, Jonathan Kelly & more August – September zermattfestival.com Ja z z Barber haben Blossom Dearie und Eartha Kitt eine würdige Nachfolgerin gefunden.Werner Stiefele Beckerhoff Berger Ulrich Cinema ●●●●○ Berthold Records/ harmonia mundi (49 Min., 2011) Wenn man sich das Foto der drei finsteren Gestalten Uli Beckerhoff, Michael Berger und Stefan Ulrich auf der CD-Hülle anschaut, fragt man sich ja schon: Welcher Film erwartet einen hier? Thriller? Mafia-Drama? Geldeintreiber-Komödie? Antwort: nichts von alledem. Denn in allererster Linie handelt es sich bei dem Album „Cinema“ um eine gewitzte Zeitreise – vordringlich zurück in die 80er Jahre. Nicht selten fühlt man sich bei der Kombination aus Beckerhoffs enorm vielschichtigem Trompetenspiel, Bergers hübsch absurden Synthie-Retro-Sounds und Ulrichs Elektrodrum-Grooves an Jan Hammers „Miami Vice“-Soundtrack oder Miles Davis’ „Tutu“ erinnert – wenn da nicht dieses Faible für unverkitschte Weltmusik wäre, das das Trio in seinen Melodiewendungen zu erkennen gibt. Da wäre beispielsweise die ohrwurmhafte, zwischen AfroPop und Calypso changierende Klavier-Akkordfolge, die sich beim Eröffnungsstück „Ouagadougou“ plötzlich aus dem Synthetik-Nebel herausschält. Oder das kryptoindische Gelache, Geseufze, Geplappere, das aus Beckerhoffs Trompete in „Mumbai Girl Talk“ zu vernehmen ist. Was aber gleichzeitig auch irgendwie an „Sketches Of Spain“ erinnert. So oder so sollte man nicht den Fehler machen, die akustische Kinovorstellung auf „Cinema“ aufgrund ihres mutwillig gestrigen Klanggewands als Wiederaufnahme eines verstaubten Klassikers zu betrachten. Wie auch immer die drei Ganoven Beckerhoff, Berger und Ulrich das auch hinbekommen mögen – es gelingt ihnen, auf eigentümliche Art total hip zu sein. Vielleicht haben ja doch dunkle Mächte ihre Finger im Spiel. Josef Engels Daniel Humair Sweet & Sour ●●●●○ Laborie/edel Kultur (55 Min., kein Aufnahmedatum) Mit 74 ist der Schlagzeuger Daniel Humair immer noch ein lustvoll Suchender. „Will man den Jazz am Leben erhalten, muss man bereit sein, die eingefahrene Routine zu verlassen und das Risiko einzu- Meilenstein Clifford Brown / Max Roach Complete Studio Recordings Essential/ in-akustik (307 Min., 08/1954–03/1956) Es gibt in der Jazzentwicklung immer wieder Working Bands, in denen sich epocha- 52 gehen, auf Abwege zu geraten, die dann zu neuen, verfeinerten Aussagen führen können“ schreibt er im Covertext zu diesem Album. Dass dies für Humair nicht blinde Bilderstürmerei bedeutet, hat er in einer beispiellosen Karriere bewiesen. In Genf geboren und im Alter von 20 nach Paris übergesiedelt, hat er quasi mit allen zusammengearbeitet, die im Jazz Rang und Namen haben. Mit seinem äußerst geschmackvollen, pulsierenden und ungemein klanglich nuancierten Spiel war er der erste europäische Schlagzeuger, der einen Downbeat Poll gewann. Auf dem vorliegenden Album sind seine Mitspieler halb so alt wie er selber. Statt eines Klaviers ertönt das Akkordeon von Vincent Peirani, Saxofon spielt der neue Star Emile Parisien und am Kontrabass ist Jérôme Regard. Es gilt das Prinzip des kollektiven Komponierens beim Spielen, das immer wieder durch halsbrecherische UnisonoPassagen Impulse erhält. Parisien bevorzugt – ähnlich wie François Jeanneau – das Sopraninstrument, was der Musik eine gewisse Spröde verleiht. Das nahezu omnipräsente Akkordeon konterkariert sie mit einer mitunter abgedrehten süßlich lasziven Wollust, und das Schlagzeug reagiert punktgenau, sendet kommentierend Impulse und erleuchtet Wege und fruchtbare Abwege mit virtuosem klangmelodischem- und harmonischem Feuerwerk – und kein Funke dabei ist reiner Selbstzweck. Thomas Fitterling le Tendenzen zu ästhetisch zwingenden Ergebnissen verdichten. Doch während sich andere lebendige Meilensteine in organischer E ntwicklung auflösen, fand das Clifford Brown/Max Roach Quintet, eine der vollendetsten Bands des modernen Jazz, ein jähes Ende. Der 25-jährige Trompeter Clifford Brown und der Pianist Richie Powell starben bei einem Autounfall im Juni 1956. Das Quintett, das mit ungeheurem Feuer und intellektueller Disziplin erst in Los Angeles, dann New York dem schwarzen Bebop-Erbe die Führung gegenüber dem Cool und West Coast Jazz zurückerobert hatte, war nicht mehr. Die anderen prominenten Bandmitglieder, Schlagzeuger Max Roach und Tenorist Sonny Rollins, stürzten in jahrelange tiefe Depressionen. Miriam Klein By Myself ●●●●● Enja/Soulfood (41 Min., 7/1978) Schon vor dem VocalistinnenBoom gab es im deutschsprachigen Raum Sängerinnen von Format. Die Deutsch-Schweizerin Miriam Klein gehört dazu. Mag sein, dass sie nie so sehr auf der Szene präsent war wie etwa ihre ältere Kollegin Inge Brandenburg und oft nur als Frau ihres Mannes, des Swingmusikers Oscar Klein, wahrgenommen wurde. Doch hat sie – vor allem in den siebziger Jahren – mit schwarzamerikanischen Musikern höchst anerkannte Aufnahmen gemacht, und mit einem authentischen Timbre war ihr überzeugend die Integration der Stilistik einer Billie Holiday in den modernen Mainstream gelungen. Bisher waren die Einspielungen auf CD nicht verfügbar. Jetzt hat Enja „By Myself“ dem Vergessen entrissen. Miriam Klein musiziert hier im Duo mit dem tschechisch-amerikanischen Bassisten George Mraz und dem Afroamerikaner Sir Roland Hanna am Klavier. Als Rückgrat der legendären Thad Jones/Mel Lewis Big Band bildeten sie ein Traum-Team und tragen auch hier die Sängerin auf Händen. Hanna, der Meister perfekt auf melodisch-harmonische Eine jetzt vorliegende Box versammelt die gesamten Studioaufnahmen des Quintetts auf 4 CDs. Von Anfang an bestimmt die Achse zwischen dem gestochen scharf artikulierenden Trompeter mit dem grenzenlosen Einfallsreichtum und dem präzise ordnenden, Musterbeispiele klangmelodisch strukturierter Soli trommelnden Schlagzeuger die originelle Musik. Hier entwickelt sich eine bereits überragende Band zu Höchstniveau. Ihr gelingt einfach alles; eindrucksvoll dabei auch der ursprüngliche Tenorist Harold Land sowie Bud Powells jüngerer Bruder am Klavier. Als dann der junge Tenorgigant Sonny Rollins für Harold Land einspringt, ist das Quintett wahrlich vollkommen. Rollins’ legendäres Prestige-Album Plus Four mit dem Quintett gibt es quasi als Bonus. Thomas Fitterling Logik reduzierter Single Lines, begleitet großartig sensibel, und Mraz überrascht mit virtuoser Unterfütterung con arco. Der Qualität der Begleitung entspricht die des Gesangs. In der Tradition von Lady Day ereignet sich das Wesentliche in der spannend stimmigen Phrasierung der Songs aus dem Great American Songbook. Zwei Ellington- und ein Strayhorn-Titel sind darunter – und das sonst so keck swingende „Bei mir bist du schön“ wird zu einer ergreifend melancholischen Liebeserklärung. Kurz: „By Myself “ ist große Klasse. Thomas Fitterling Rudresh Mahanthappa Gamak ●●●●● ACT/Edel (58 Min., 4/2012) Deutlicher als je zuvor lässt sich der amerikanische Altsaxofonist Rudresh Mahanthappa von den verschlungenen Melodien seiner indischen Vorfahren inspirieren. Kraftvoll und schneidend ist sein Ton, und Unisoni mit dem Elektrogitarristen David Fiucynski verleihen ihm oft noch zusätzliche Schärfe. Allerdings geht es Mahanthappa überhaupt nicht darum, eine Fusion aus Jazz und indischer Musik zu synthetisieren. Sein Spektrum ist weiter, im Grunde genommen wesentlich weltmusikalischer als alle Zweioder Dreikomponenten-Fusionen aus dem vergangenen Jahrhundert. Mahanthappa, Fiucynski, der Kontrabassist François Moutin und der Schlagzeuger Dan Weiss bringen ziemlich viel zusammen, unter anderem Elemente aus Country, Free Jazz, ShuffleRhythmen, Funk, Metall, Swing, Pop, Hard Bop, Soul Jazz, Trance. Das alles fügt sich so selbstverständlich zusammen, dass man genau hinhören muss, um die Herkunft einzelner Elemente zu erkennen. Manchmal erinnern die explosiven Altsaxofon-Stakkati des 1971 geborenen Mahanthappa an die Soli des Altsaxofonisten Steve Coleman, der als Mastermind des losen Musikerzusammenschlusses der „M-Base“ in den 1980ern die New Yorker Jazzszene mit komplexen Rhythmen aufmischte – mit einem Unterschied: Coleman bezog sich stärker auf afrikanische Rhythmen als der fünfzehn Jahre jüngere Mahanthappa, der sich tief in die Musik des Subkontinents eingearbeitet und deren rhythmische Komplexität und verschlungene Melodik studiert und für seine weltmusikalisch geprägte Jazzvariante fruchtbar gemacht hat. Dabei scheint er zwischendurch auf dieselben Quellen zurückzugreifen wie die Pioniere der Indo-Jazz-Fusion John McLaughlin und Charlie Mariano. So schimmern in der Schlusspassage von „We’ll Make More“ Erinnerungen an John McLaughlins Mahavishnu Orchestra durch, und die Melodie von „Abhogi“ ist mir der von „South Indian Line“ verwandt. Zufall? Oder eine klammheimliche Referenz an Geistesverwandte? Eigentlich ist dies gleichgültig. Entscheidend ist, dass Mahanthappas Quartett mit „Gamak“ aus einem gigantischen Wissensschatz über ethnische Musiken, Jazz und Rock etwas höchst Eigenes, Intensives und Packendes geschaffen hat, das ihn weit von anderen Jazzsaxofonisten abhebt. Diese Form des Ethno-Jazz weist weit in die Zukunft. Werner Stie fele die Vitalität und erstaunliche Vielfalt des jungen französischen Jazz unter Beweis stellt. Paceo ist nicht nur eine wunderbare Schlagwerkerin, sondern überdies eine Komponistin von einigem Geschick. In ihren Stücken mischen sich die westafrikanischen Grooves der Elfenbeinküste, wo die Drummerin ihre ersten Lebensjahre verbrachte, mit poppigen Changes und kantablen Melodielinien, die von Paceo zuweilen mitgesungen werden. Dass die Musik oft an die Tongedichte eines anderen Schlagzeugers erinnert – und zwar an Brian Blade – liegt an der Besetzung. Hier wie da gehen Saiteninstrumente und Bläser eine höchst produktive Verbindung ein. In Anne Paceos Quintett teilen sich Pierre Perchaud an der Gitarre und Antonin-Tri Hoang an Altsaxofon und Bassklarinette diese Aufgabe. Und diese beiden haben schon in jungen Jahren (beide sind wie ihre Bandleaderin noch unter 30) bereits zu einer unverwechselbaren Klangsprache gefunden. Vor allem Hoang bläst mit kaum zu bändigender Leidenschaft und exotischen Skalen oftmals das Blaue von der französischen Nationalflagge. Allez les Bleus! Josef Engels Rusconi Revolution Anne Paceo Yôkaï ●●●●○ Bee Jazz/Edel (47 Min., 2011) ●●●●○ Laborie/Edel (56 Min., ohne Aufnahmedatum) Die französische Improvisatoren sze ne gehört traditionell zu den stärksten Jazzlandschaften Euro pas. Obwohl sich die Musiker in letzter Zeit über Budget-Kürzungen bei Festivals und man gelnde Beachtung seitens der heimischen Presse beklagen mussten, wird sich daran glücklicherweise so schnell nichts ändern. Dafür sorgen Talente wie die Schlagzeugerin Anne Paceo, die mit ihrer dritten Einspielung Rusconi – das ist das definitiv etwas andere Jazz-Klaviertrio. Mochte man die drei Schweizer noch vor ein paar Jahren in eine Reihe mit e.s.t. oder The Bad Plus stellen, so beschreiten Pianist Stefan Rusconi, Kontrabassist Fabian Gisler und Schlagzeuger Claudio Strüby mittlerweile ganz eigene Wege. Das umfasst nicht nur die Musik, die sich vom Jazz-Mainstream deutlich Richtung IndieExperimentalpop und Noise absetzt, sondern auch die Sparten Produktion und virale Verbreitung. Es dürfte derzeit wohl keine Jazzformation geben, die mit derart tollen Videos – im Stile von Michel Gondry – aufwarten kann. Auf seinem mittlerweile fünften Album macht das Trio viele ungewöhnliche Sachen. Mal hört man die drei Musiker mit Falsettoder Kehlkopfstimmen im Hintergrund summen, mal klingt die in hübsche Sound-Irritationen vernarrte Band so, als habe man sie mit einem Kassettenrekorder in einer schimmligen Besenkammer aufgenommen. Es gibt auch einen Gaststar auf „Revolution“. Dass der ausgerechnet ein E-Gitarrist ist, überrascht zunächst. Schließlich tritt Rusconi mit Stücken wie „Massage The History Again“ oder seinem heimlichen Hit „Tempelhof“ den Beweis an, dass sich Rock-Ekstase auch prima mit einem Klavier und einem verzerrten Kontrabass herstellen lässt. Allerdings handelt es sich bei Fred Frith, der bei der Nummer „Alice In The Sky“ seine grimmigen Saiten-Kommentare zu dem von Piano und Schlagwerk vorgetragenen Glockenmotiv abgibt, wahrlich nicht um einen 08/15-Gitarristen. Rechtfertigt das alles den vollmundigen Albumtitel „Revolution“? Nun, der bezieht sich eigentlich auf eine ganz andere Sache: Als Antwort auf die digitale Revolution haben sich die Schweizer in einem Manifest dazu entschlossen, ihre Musik kostenlos zum Download zur Verfügung zu stellen. „Liebevoll hergestellte“ CDs werde es weiterhin zum Verkauf geben – wie auch Konzerte. Dass sich der Eintrittspreis dafür lohnt, beweisen die beiden LiveMitschnitte am Ende von „Revolution“ eindrucksvoll. Josef Engels Heinz Sauer, Michael Wollny Don’t Explain ●●●●● Act/edel:kultur (51 Min., 11/2012) Vor gut zehn Jahren wagten Heinz Sauer, der unbeugsame Individualist des Tenorsaxofons, und 53 Ja z z Michael Wollny, der strahlende Jungstar des Klaviers, einen weitgehend frei improvisierten DuoAuftritt. Inzwischen sind sie mit mehreren preisüberhäuften Alben das Traumteam des deutschen Jazz. Kurz vor Sauers achtzigstem Geburtstag entstand dieses erste live-Dokument des Duos. Es schließt sich so ein Kreis: Am Anfang stand das intuitive Musizieren vor Publikum, eine Dekade später sind die beiden mit „Don’t Explain“ nun auch auf CD im Konzert zu erleben. Heinz Sauer ist ein unerschütterlich suchender Meister des expressiven Diskurses, dessen zwingende Wirkung dem Komplementärverhältnis zur planenden Logik eines Albert Mangelsdorffs, Sauers einstigem Bandleader, viel verdankt. Jetzt mischen sich in Sauers Spiel immer wieder auch heitere Züge, dahinter steckt Altersweisheit, vor allem aber die musikalische Empathie in dieser besonderen Paarkonstellation. Wollnys Spiel seinerseits hat an selbstbewusster Tiefendimension dazugewonnen, die wunderbar mit der Musik seines Partners korreliert. In ihrem Konzert interpretierten sie fünf Originals und fünf Fremdkompositionen, dabei beschränkten sie sich weitgehend auf Andeutungen der thematischen Eckpunkte des Ausgangsmaterials und jonglierten intuitiv mit improvisatorischen Einfällen. Die wechselseitige Konzentration der Musiker vermittelt sich auch auf CD begeisternd, und die Geschichten selbst, die die beiden Balladeninterpreten erzählen, gehen tief unter die Haut. Das Titelstück allein schon ist ein Meisterwerk. Thomas Fitterling Wayne Shorter Quartet Without A Net ●●●●● oder Salti schlagen. Wayne Shorter, zum Zeitpunkt der Aufnahme 78 Jahre alt, ist weit davon entfernt, sich aufs bequeme Altenteil zurückzuziehen. Im Gegenteil. Er sucht das Risiko mit einer Band, die wunderbar assoziativ mit dem Material umgeht, ohne ins Zerfaserte, Beliebige abzurutschen. Wagemutig werfen sich Shorter, der Pianist Danilo Perez, der Bassist John Patitucci und der Schlagzeuger Brian Blade knappe Figuren zu, sie verharren, balancieren, öffnen Räume, trippeln: Da muss jede Faser gespannt sein. Das geht weit über alles hinaus, was im akustischen Jazz üblich ist, zumal die vier keine Scheu haben, die Chorus-Strukturen aufzureißen, sofern es der Verlauf verlangt. Sie drehen und wenden die Themen, ballen ihre Improvisationen zu dichten Clustern und lösen diese oft völlig überraschend wieder auf. Selbst die älteren ShorterKompositionen „Orbits“, „Plaza Real“ und „Myrrh“ oder die Filmmelodie „Flying Down To Rio“ wirken dadurch so frisch wie die Neuschöpfungen des Albums. Acht Stücke mit drei bis zwölf Minuten Dauer wurden 2011 während der Europa-Tournee des Quartetts aufgezeichnet. Das dazwischen platzierte, 23minütige „Pegasus“ stammt hingegen aus einem Konzert in der Disney Hall von Los Angeles. Hier ergänzen die „Imani Winds“ das Quartett bei einer exzellenten Kreuzung aus Kammermusik und Jazz mit exakt komponierten Passagen und von kraftvollen Rhythmusstrukturen getragenen Improvisationen. So frei, souverän und aufmerksam, wie diese drei miteinander kommunizieren und konsequent die gängigen Bebop- und Free-Floskeln meiden, haben sie jene neue Qualität der Jazzentwicklung erreicht, von der in den 1960ern einige wenige Jazz-Innovatoren – unter ihnen auch Wayne Shorter – träumten. Werner Stiefele Blue Note/EMI (78 Min., 2011) Sie sind Hochseilartisten. Und sie stürzen auch nicht ab, wenn sie auf dem dünnen Draht einer Kompositionsskizze Pyramiden bilden 54 Die neuen Besprechungen jeden Samstag aktuell auf www.rondomagazin.de Jazz-DVDs von Thom a s Fit terling Zwei DVDs des Gitarristen Pat Metheny passen besonders gut zu diesem Frühling. Sehnsucht nach Licht und trunkene Schönheit atmet seine Musik. Bei The Orchestrion Project lässt er sich mit einem gewaltigen, rein mechanischen Orchester auf ein fast irrwitziges Abenteuer ein. Doch mitunter droht sich die musikalische Substanz in der Demonstration der raffinierten Automaten zu verlieren. Methenys lebendigen Band-Kosmos dagegen offeriert We Live Here, Live In Japan, eingespielt 1995 von seinem Septett mit den Multiinstrumentalisten und Sängern David Blamire und Mark Ledford (beide DVDs eagle vision/edel). Sommernächte suggeriert der Flamenco der Paco de Lucía & Group. Im Jahr 1996 war der Gitarrist mit einem Oktett bei den Germeringer Jazztagen zu Gast. Ein Flötist und ein brasilianischer Perkussionist verliehen der Musik einen Hauch von Jazz und Samba. Tonaufnahme und Bildführung sind ebenso vorbildlich wie die Erläuterungen von RONDO-Mitarbeiter Marcus A. Woelfle im Booklet (Arthaus Musik). Sommerzeit ist Zeit der Festivals. Eines der renommiertesten ist das von San Sebastian. Der Bassist Ron Carter wurde dort 2010 geehrt und bedankte sich elegant mit einem relaxt swingenden Auftritt seines Trios im klassischen Klavier-Gitarren-Bass-Format. Jetzt gibt es davon – gedoppelt – eine DVD mit CD. Schade, dass die Stimmung des Steinways in San Sebastian etwas schwächelte (In + Out/in-akustik). Komplementär ist die CD/DVD-Kopplung von Miles Davis, Live In Europe 1969, The Bootleg Series II. Sie vereinigt die von der französischen ORTF im Juli in Antibes und die vom schwedischen Rundfunk in Stockholm im November gemachten Aufnahmen auf CD; der Auftritt bei den Berliner Jazztagen ist auf der DVD festgehalten. Das Material ist von jazzgeschichtlicher Bedeutung, gibt es doch von dieser Band des Übergangs zur elektrischen Rockorientierung kein Studiomaterial. Zwischen Juli- und Herbsttour lag die Einspielung des bahnbrechenden Bitches Brew-Albums. Wayne Shorter ist noch im Quintett, Chick Corea spielt Fender Rhodes – in Stockholm wegen technischer Probleme schließlich den Flügel, Dave Holland ist am Kontrabass und Jack DeJohnette bedient das Schlagzeug. Musiziert wird mit feuriger Wucht und das meist – statt mit durchgehendem Metrum – mit energetischem Puls. Bei der DVD sind Bild, Sound und Musik auf gleicher Höhe (Sony Music/Legacy). Die Sängerin und Pianistin Nina Simone mag nicht durchgängig als Jazzmusikerin wahrgenommen werden. Ihre frühen Aufnahmen aber sind Jazz reinsten Wassers, und ihre späteren engagierten Politsongs sind ohne die Quellen der afroamerikanischen Musik nicht denkbar. Zu Recht ist diese Diva mit der tiefen Altstimme eine Ikone der Black Music. Nachzuhören ist das auf der ausführlich kommentierten 3 CD-Box, To Be Free: The Nina Simone Story. Sie enthält dazu einen eigenwilligen Dokumentarfilm von 1970 auf DVD (Sony Music/ RCM Legacy). M M ag a zin Der General und sein Admiral In Terry Kings Biographie über Gregor Piatigorsky gibt es einen etwas anderen Schnappschuss einer prominenten Männerfreundschaft: Im legeren Sommer-Outfit amü sieren sich da der große Cellist Piatigorsky und der um einen Kopf kleinere Jahrhundertgeiger Jascha Heifetz am Strand von Malibu köstlich. 50 Jahre waren diese beiden Musiker ein Herz und Seele. Privat und selbstverständlich künstlerisch, wie die gemeinsamen, jetzt erstmals komplett veröffentlichten Aufnahmen zeigen. Der Titel der CD-Box „The Heifetz-Piatigorsky Concerts“ ist dabei leicht irreführend. Denn bevor die beiden Musiker erst ab 1961 damit auch die gleichnamige Schallplattenreihe einläuteten, hatten sie sich schon 1949 mit Artur Rubinstein zum berühmten „One Dollar-Trio“ zusammengetan. Ihre gemeinsamen Trio-Aufnahmen von Ravel, Mendelssohn und Tschaikowsky fehlen nun genauso wenig wie das Aufeinandertreffen von Heifetz und Piatigorsky etwa im Doppelkonzert von Brahms (1960). Als festes „666.666-Dollar-Duo“ gab man sodann ein Jahr später sein „Heifetz-Piatigorsky Concert“Debüt und baute sich bis 1972 auch mit Partnern wie Bratscher William Primrose ein riesiges Repertoire auf. Unter den 30 Kompositionen, die man zwischen 1961 und 1968 in erlesenster Form einspielte, finden sich neben Beethoven, Schubert und Brahms zahlreiche Duo-Raritäten sowie sogar Spohrs Doppelstreichquartett. Piatigorsky hat seinen besten Freund einmal als General und Heifetz ihn im Gegenzug als Admiral bezeichnet. Dabei waren sie als Musiker doch stets vollkommen gleichrangig. Guido Fischer The Heifetz Piatigorsky Concerts (21 CDs): RCA/Sony Abonnenten-CD: Track 4 Gerat British Hero! Gerade mal 36 Jahre alte wurde Henry Purcell, als er in der Nacht zum 21. November 1695 verstarb. Todesursache war wahrscheinlich: die Tuberkulose. Doch wie etwa im Fall der gleichermaßen allzu früh verstorbenen Kollegen Mozart und Schubert hinterließ Purcell ein umfangreiches Werk, für das so manch anderer zwei Leben benötigt hätte. Stolze 860 Kompositionen führt das vom amerikanischen Musikwissenschaftler Franklin B. Zimmermann angelegte PurcellVerzeichnis. Und was hat der als „Orpheus Britannicus“ gefeierte Purcell nicht alles an Meisterwerken komponiert. Seine Semi-Operas „The Fairy Queen“ und „King Arthur“ zählen zu den absoluten Evergreens des barocken Musiktheaters wie seine einzige, vollwertige Oper „Dido and Aeneas“. Aus der Feder Purcells stammen 60 prachtvolle Fest- und Prunk-Musiken. Und nicht nur Songs wie „O Solitude“ umschmeicheln unvergleichlich die Seele, sondern selbst seine kontrapunktisch durchgeformten GambenFantasien. Henry Purcell – ein Gigant der Musikgeschichte. Dank verlässlicher Fahrensmänner der Alte MusikSzene herrscht natürlich kein Mangel an einzelnen SpitzenEinspielungen. Nun kommt die „Purcell Collection“ mit auf 16 CDs gebündelten Aufnahmen von 1991 bis 2007 daher. Und von seinen drei Musiktheater-Coups über die gesamte Kammermusik bis zu handverlesenen Songs offenbart diese Low-Budget-Box den ganzen Reichtum Purcells. Aber hier sind mit Trevor Pinnock und Countertenor Michael Chance, der Accademia Bizantina und Pieter-Jan Belder (Cembalo, Orgel) ja ausschließlich nur eingefleischte Purcell-Fans am Werk. Guido Fischer Purcell-Collection (16 CDs): Brilliant Classics/Edel Aus der Not eine Tugend Planwirtschaftliche Kunstproduktion: VEB Deutsche Schallplatten Berlin hieß der Tonträgerproduzent der DDR, der sechs Labels unter seinem Dach vereinte, hübsch säuberlich nach E- und U-Musik getrennt. Die beliebten Rock- und Schlagerplatten des Labels Amiga zu 16,10 Mark subventionierten das anspruchsvolle Klassiklabel. Eterna, das – ursprünglich von Schauspieler Ernst Busch gegründet – 1954 vom VEB Schallplatten geschluckt worden war. 37 Jahre lang presste man Schallplatten in PotsdamBabelsberg, streng konform mit der staatlichen Kulturpolitik. Doch dank hochkarätiger Interpreten im Stall wie Otmar Suitner oder Kurt Masur befinden sich im Archiv Meilensteine der Aufnahmegeschichte. Der Langspielplatte blieb man bei Eterna übrigens bis zur Wende treu, die Umrüstung auf CD-Pressung wäre zu teuer gewesen. Aus dieser Not hat man in Potsdam-Babelsberg aber eine Tugend gemacht. Einer der Archiv-Eigentümer nach dem Verkauf 1991, die edel Music, setzt dem Kunstwillen des DDR-Labels unter dem Titel „AAA – Eterna Cuts“ ein Denkmal. Fünf der besten Aufnahmen (darunter Beethovens „Missa solemnis“ unter Masur, Mozarts „Entführung“ unter Suitner und die Matthäus-Passion unter den Mauersberger-Brüdern) wandern dafür direkt vom Originalband auf 180 g-Vinyl – ohne Klangbearbeitung. Die jeweils auf bis zu 1000 Exemplaren limitierten LP-Boxen, in Ausstattung exakt dem Original nachproduziert, sind von Hand nummeriert. Carsten Hinrichs AAA – Eterna Cuts: Beethoven: Missa solemnis (mit Tomowa-Sintow, Burmeister, Schreier, Polster; GHO Leipzig, Masur) Mozart: Die Entführung aus dem Serail (mit Kiessler, Vulpius, Rönisch u. a.; Staatskapelle Dresden, Suitner) Bach: Matthäus-Passion (mit Schreier, Adam u. a.; Kreuz- & Thomanerchor, GHO Leipzig, Mauersberger) u. a. 55 B Bücher Helmuth Rilling Ein Leben mit Bach Als das Jahr 2000 ganz im Zeichen des 250. Todestages von Johann Sebastian Bach stand, gedachte Helmuth Rilling gleich zweifach. Zum einen erschien die Gesamtaufnahme von Bachs Ensemblemusik. Zudem initiierte er das Projekt „PASSION 2000“ und lud dafür zeitgenössische Komponisten wie Wolfgang Rihm ein, die Passionsgeschichte neu zu vertonen. Auch mit solchen ungewöhnlichen Neubelichtungen des Bachschen Erbes bewies Rilling einmal mehr, dass für ihn Musikgeschichte nie etwas Abgeschlossenes gewesen ist, sondern unaufhörlich in die Gegenwart hineinstrahlt. Dieses Credo findet sich aber eben in Rillings, auf Schallplatte und CD so umfangreich dokumentierter Bach-Beschäftigung wider. Statt scheinbar historisch korrekt sein Stuttgarter Bach-Collegium musizieren lassen, ging es ihm ab Mitte der 1960er Jahre immer nur darum, „die Sinndeutung des Werkes für den Hörer von heute deutlich werden zu lassen.“ Dass er damit mehr als nur eine Alternative zu den Bach-Bildern der Harnoncourts & Co. bieten sollte, verdeutlicht die weltweite, seit Jahrzehnten anhaltende Bewunderung für ihn. Im Mai feiert Helmuth Rilling seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass zieht er zusammen mit seinem Gesprächspartner Hanspeter Krellmann eine Bilanz seines so anregenden Denkens und fruchtbaren Musikerlebens – und in dem neben Bach auch ein gewisser Leonard Bernstein eine gewichtige Rolle gespielt hat. Guido Fischer Opernführer kompakt Das Jahr 2013 ist noch jung. Doch die erste Bücher-Welle an (wenig erbaulichen) Biographien über die diesjährigen Top-Jubilare liegt bereits hinter uns. Eine Wohltat sind daher gleich drei Titel, da sie sich einfach mit jeweils einer Oper von Verdi und Wagner beschäftigen. Natürlich füllen „La Traviata“, „Tristan und Isolde“ und nicht zuletzt „Der Ring des Nibelungen“ ganze Bibliotheken. Aber den drei Autoren ist es nicht nur gelungen, Rondo Wagner_Layout 1 08.03.2013 12:08 Seite 1 das Wissenswerteste daraus zu destillieren. Von der Wirkungsund Aufführungsgeschichte über die klassische Inhaltsangabe bis hin zu den Biographien machen sie der Reihe „Opernführer kompakt“ alle Ehre. Die eigentlichen Stärken liegen aber sowohl im Detail wie in der Beschreibung der Musik. Um sich der oftmals komplizierten Dramaturgie zurechtzufinden (Stichwort. „Ring“), helfen immer wieder kleine, aber erhellende Steckbriefe der Hauptpersonen. Und sogar auf die Frage, woraus der „Liebestrank“ in „Tristan“ besteht, liefert man mit Thomas Mann eine Antwort. Ein ausführliches Glossar, wertvolle CD-Tipps sowie Szenenfotos von jüngeren Inszenierungen runden diese durchweg empfehlenswerten Opernführer ab. Guido Fischer Bärenreiter/Henschel: „La Traviata“, 133 S., € 14,95; „Tristan und Isolde“, 135 S., € 14,95; „Der Ring des Nibelungen“, 215 S., € 19,95 Bärenreiter/Henschel, 216 S., € 24,95 Tobias Robert Klein (Hg.) Klang und Musik bei Walter Benjamin te. Dass sich dennoch ungemein viele Spuren in Benjamins Werk entdecken lassen, die seine Beschäftigung etwa mit Wagner und Offenbach widerspiegeln, zeigten 2010 in Berlin Musik- und Kulturwissenschaftler auf dem Symposium „Klang und Musik bei Walter Benjamin“. Darüber hinaus wird anhand der Gattung „Oper“ die grundlegende Diskussion zwischen ihm und Adorno skizziert, ob sich das Politische eines Kunstwerks bereits in der Form des Werks zeigt oder erst in der Auseinandersetzung mit ihm. Dass Benjamin dabei die Oper als bürgerliches „Verfallsprodukt“ bezeichnete, unterstreicht nur seine Haltung gegenüber Kunstwerken, die für ihn lediglich der Zerstreuung dienten. Zur Sprache kommt daher auch sein Wirken auf die zeitgenössische Musik und da speziell auf Komponisten wie Brian Ferneyhough, die das Ohr mit hochartifiziellen Materialkonstellationen herausfordern. Abgerundet wird diese anspruchsvolle Benjamin-Annäherung von zwei CDs mit Aufnahmen von neuen Werken, die parallel zum Symposium beim „DenkKlänge“-Projekt zu hören waren. Guido Fischer Fink, 225 S. + 2 CDs, € 29,90 Von Walter Benjamin sind keinerlei hausmusikalische Ambitionen dokumentiert. Und selbst in seinem medientheoretischen Klassiker „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ beschäftigt er sich nur marginal etwa mit der Schallplat- GÖTTERDÄMMERUNG Premiere 30.3.2013 | Vorstellungen 6. + 28.4.2013 DAS RHEINGOLD konzertante Aufführung 24. + 26.5.2013 moderierte Aufführung für Kinder ab 6 Jahre 9.6.2013 WAGNER 2013 www.staatstheater-cottbus.de | 0355 7824 2424 56 Boulevard Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik Vorgestellt von Ol i v e r Bu s l au Kennedys ganz persönliches „Recital“ Was haben Yehudi Menuhin und Stéphane Grappelli gemeinsam? Sie spielten beide Violine und sind nach wie vor die größten Vorbilder für ihren jüngeren Kollegen Nigel Kennedy, der sich in seinem neuen Album als kreativer Grenzüberschreiter zeigt: Bach und Brubeck, Fats Waller, Barock in Jazzversionen und Eigenkompositionen des charismatischen Engländers verbinden sich zu einem seiner persönlichsten Alben. Nigel Kennedy: Recital, Sony Abonnenten-CD: Track 15 Nigel Kennedy Die Traditionen der jiddischen Lieder Fotos: Marco Borggreve/Virgin Classics, Marc Mitchell/Sony Malte Arkona liest „Na warte, sagte Schwarte“ Schwartes glückliche S chweinewelt Am Anfang stand das berühmte Bilderbuch „Na warte, sagte Schwarte“ – längst ein Klassiker von Helme Heine. Hinzu kamen Ideen des Komponisten Andreas N. Tarkmann – einem bekennenden Schweinefan, der eine Fülle von Schweinchenfiguren im heimischen Regal gesammelt hat. Das Ergebnis ist eine wunderschön von Malte Arkona erzählte und mit lustiger, illustrativer Musik versehene Geschichte um Schwartes Schweinehochzeit – ergänzt um die Erzählung „Die verlorene Melodie“, die einfühlsam, nachvollziehbar und spannend die Welt des klassischen Orchesters erklärt. Tarkmann: Na warte, sagte Schwarte (Konzertstücke nach Helme Heine und Eberhard Streul), Coviello Classics/Note 1 Kleine Sinfonien ganz groß Im frühen 18. Jahrhundert war eine Sinfonie ja noch eine untergeordnete Einleitung – zum Beispiel für eine Oper oder ein Oratorium. Bis zur Romantik wuchs die Gattung dann ins Bombastische. Nun zieht ein Komponist aus Dresden wieder die Bremse – aber nur, was die Dauer betrifft: Sven Helbigs „Pocket Symphonies“ zeichnen drei- bis fünfminütige Szenen wie kleine Filmmusiksequenzen und voller brodelnder Emotionen. Sven Helbig: Pocket Symphonies, Deutsche Grammophon/Universal Abonnenten-CD: Track 17 Sie singt Opern von Monteverdi bis Richard Strauss, Liedrepertoire von der Klassik bis zur Moderne. Doch für diese CD hat die Mezzosopranistin Helene Schneiderman ein Repertoire ausgesucht, das eng mit ihrer jüdischen Familie verbunden ist. Schon als Kind wurde sie von ihrer Mutter Judith Schneiderman mit jiddischen Liedern in den Schlaf gesungen. Als sie 1982 die USA verließ, um in Deutschland Gesang zu studieren, ging ein von den Eltern besungenes Tonband als Anti-Heimweh-Mittel mit auf die Reise. Neben dem Programm, das Helene Schneiderman hier mit dem Pianisten Götz Payer vorstellt, sind auch vier Titel von diesem Band zu hören. Es sind berührende Zeitdokumente: Judith Schneiderman hatte diese Lieder im Konzentrationslager singen müssen. Makh tsu di Eygelekh: Helene Schneiderman, Götz Payer, Carus /Note 1 Abonnenten-CD: Track 14 Christina Pluhar im Rausch des Mittelmeers Die Zeiten, in denen man Barockmusik vor allem mit Schlössern und Kirchen in Verbindung brachte, sind seit Christina Pluhar vorbei. Mit farbigen Improvisationen und mitreißenden Rhythmen beschwört die Lautenistin und Leiterin des Ensembles L’ Arpeggiata Bilder von atemberaubenden Landschaften herauf. „Mediterraneo“ führt durch die Länder des Mittelmeers – Portugal, Katalonien, Spanien, Italien und Griechenland. Mit dabei sind illustre Stimmen, die man sofort mit dem Flair dieser Länder verbindet – etwa Nuría Rial oder die Fado-Sängerin Mísia. Mediterraneo: Christina Pluhar, L’ Arpeggiata, Virgin Classics/EMI Abonnenten-CD: Track 16 Christina Pluhar 57 T er m i n e Oper oper Soli Deo Gloria – Braunschweig Festival: Mit Peter Brooks legendärer Inszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ eröffnet das Soli Deo Gloria – Braunschweig Festival sein diesjähriges Programm (31. Mai – 18. Juni). Nicht weniger hochkarätig sind die Konzerte u. a. mit Grigory Sokolov und John Eliot Gardiner besetzt, mit denen man das Braunschweiger Land bespielt. Und beim WagnerSonderkonzert am 3.9. gibt sich gar Christian Thielemann die Ehre. www.soli-deo-gloria.info Tickets: (0 180) 55 44 888 bzw. (0 531) 1 66 06 Kissinger Sommer: Der Klassik-Festival „Kissinger Sommer“ hat mit dem Regentenbau einen der schönsten Konzertsäle, dessen 100. Geburtstag man in einem Festkonzert mit den Münchner Philharmonikern und David Fray begeht. Nach diesem Festivaleröffnungstusch gastieren vom 9. Juni – 14. Juli weitere Weltstars wie Cecilia Bartoli und Mischa Maisky. Und am 30. Juni sind an einem Abend gleich fünf Top-Pianisten zu hören – u. a. Igor Levit, Kit Armstrong und Herbert Schuch. www.kissingersommer.de Tickets: (09 71) 807-1110 Aachen Theate r (02 41) 4 78 42 44 Verdi Simon Boccanegra (07.04.2013), ML: Kazem Abdullah, R: Nadja Loschky Rossini Der Barbier von Sevilla (09.06.2013), ML: Volker Hiemeyer, R: Joan Anton Rechi Deut s che Ope r (0 30) 3 43 84 01 Verdi Rigoletto (21.04.2013), ML: Pablo Heras-Casado/Moritz Gnann, R: Jan Bosse Donizetti Lucrezia Borgia (konzertant) (27.04.2013), ML: Andriy Yurkevych Amsterdam Staat s o per im S chillertheate r (0 30) 20 35 45 55 Wagner Der fliegende Holländer (28.04.2013), ML: Daniel Harding, R: Philipp Stölzl Martin Le vin herbé (25.05.2013), ML: Franck Ollu, R: Katie Mitchell Purcell/Oehring The Fairy Queen (16.06.2013), ML: Michael Boder/Benjamin Bayl, R: Claus Guth Aperghis Récitations (20.06.2013), R: Elisabeth Stöppler Hosokawa Hanjo (22.06.2013), ML: Günther Albers, R: Calixto Bieito Ne d e rlan ds e Ope ra 00 31 (0) 2 06 25 54 55 Wagner Die Walküre (20.04.2013), ML: Hartmut Haenchen, R: Pierre Audi Verdi La traviata (06.05.2013), ML: Giuliano Carella, R: Willy Decker Van der Aa Sunken Garden (03.06.2013), ML: André de Ridder, R: Michel van der Aa Wagner Die Meistersinger von Nürnberg (04.06.2013), ML: Marc Albrecht, R: David Alden Britten Death In Venice (03.07.2013), ML: Edward Gardner, R: Deborah Warner Augsburg Mozartfest Würzburg: „Herr Mozart tanzt“ – unter diesem Motto steht das Mozartfest Würzburg (24. Mai–30. Juni). In den Sinfoniekonzerten, die im Kaisersaal der Würzburger Residenz stattfinden, macht internationale Klassik-Prominenz wie das Orchestre des Champs-Elysées (Philippe Herreweghe) Mozart Beine. Und bei „Breakin’ Mozart“ werden die Breakdancer der „Dancefloor Destruction Crew“ zeigen, dass Headspin und Menuett näher beieinander liegen als man denkt. www.mozartfest-wuerzburg.de Tickets: (0 931) 37 23 36 58 Theate r (08 21) 3 24 49 00 Korngold Der Ring des Polykrates (01.05.2013), ML: Rune Bergmann, R: Markus Trabusch Korngold Violanta (31.05.2013), ML: Rune Bergmann, R: Markus Trabusch Berlin Komis che Ope r (0 30) 47 99 74 00 Humperdinck Hänsel und Gretel (24.03.2013), Bern Stadttheater 00 41 (0) 3 13 29 52 52 Feldman Neither (19.04.2013), ML: Stefan Schreiber, R: Matthias Rebstock Händel Il trionfo del tempo e del disinganno (26.05.2013), ML: Sébastien Rouland, R: Calixto Bieito Bonn Ope r (02 28) 77 80 08 Wagner Tristan und Isolde (28.04.2013), ML: Stefan Blunier, R: Vera Nemirova Bremen Theate r (04 21) 36 53 33 33 Weber Der Freischütz (23.03.2013), ML: Markus Poschner, R: Sebastian Baumgarten Mozart Così fan tutte (05.05.2013), ML: Clemens Heil, R: Laurent Chétouane DüsseldorfDuisburg Deut s che Ope r am Rhein (02 11) 8 90 82 11 Wagner Tannhäuser (04.05.2013), ML: Axel Kober, R: Burkhard C Kosminski Zemlinsky Eine florentinische Tragödie (15.06.2013), ML: Jonathan Darlington, R: Barbara Klimo Dresden Säch s i s che Staat s o per (03 51) 4 91 17 05 Halévy La juive (12.05.2013), ML: Tomáš Netopil, R: Jossi Wieler, Sergio Morabito Wagner Der fliegende Holländer (15.06.2013), ML: Constantin Trinks, R: Florentine Klepper Erfurt Theate r (03 61) 2 23 31 55 Bock Anatevka (20.04.2013), ML: Francesco Bottigliero, R: Michael Heinicke Verdi Simon Boccanegra (28.04.2013), ML: Samuel Bächli, R: Christiane Küppers Frankfurt/ Main Ope r (0 69) 1 34 04 00 Goebbels Landschaft mit entfernten Verwandten (01.05.2013), ML: Franck Ollu, R: Heiner Goebbels Puccini La fanciulla del west (12.05.2013), ML: Sebastian Weigle, R: Christof Loy Wagner Rienzi, der Letzte der Tribunen (konzertant) (17.05.2013), ML Sebastian Weigle Händel Teseo (30.05.2013), ML: Felice Venanzoni, R: Tilmann Köhler Verdi Die sizilianische Vesper (16.06.2013), ML: Pablo Heras-Casado, R: Jens-Daniel Herzog Cavalieri Rappresentazione di anima e di corpo (29.06.2013), ML: Michael Form, R: Hendrik Müller Freiburg Theater (07 61) 2 01 28 53 Wagner Parsifal (21.04.2013), ML: Fabrice Bollon, R: Frank Hilbrich Weill Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (08.06.2013), ML: Johannes Knapp, R: Tom Ryser Genf Grand Thé âtre 00 41 (0) 22 418 31 30 Verdi Madama Butterfly (20.04.2013), ML: Alexander Joel, R: Michael Grandage Graz Oper 00 43 (0) 3 16 80 00 Weill Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (16.05.2013), ML: Johannes Fritzsch, R: Calixto Bieito Hamburg H ambu rgische Staatso pe r (0 40) 35 68 68 Britten Gloriana (24.03.2013), ML: S imone Young, R: Richard Jones Fotos: James Cheadle, Tanja Niemann O ML: Kristiina Poska, R: Reinhard von der Thannen Glanert Solaris (19.05.2013), ML: Markus Stenz, R: Moshe Leiser & Patrice Caurier Abraham Ball im Savoy (09.06.2013), ML: Adam Benzwi, R: Barrie Kosky Hannover Staat soper (05 11) 99 99 11 11 Tschaikowsky Eugen Onegin (14.04.2013), ML: Ivan Repušić, R: Ingo Kerkhof Wagner Die Meistersinger von Nürnberg (08.06.2013), ML: Karen Kamensek, R: Benedikt von Peter Kassel Staat stheate r (05 61) 1 09 43 33 Wagner Tannhäuser (27.04.2013), ML: Patrik Ringborg, R: Lorenzo Fioroni Britten The Turn Of The Screw (15.06.2013), ML: N.N., R: Paul Esterhazy Köln Opernhau s (02 21) 22 12 84 00 Wagner Parsifal (29.03.2013), ML: Markus Stenz, R: Uwe Eric Laufenberg Schreker Die Gezeichneten (20.04.2013), ML: Markus Stenz, R: Patrick Kinmonth Puccini Il trittico (09.05.2013), ML: Dirk Kaftan, R: Sabine Hartmannshenn, Eva-Maria Höckmayr, Gabriele Rech Offenbach Orpheus in der Unterwelt (13.06.2013), ML: Raimund Laufen, R: Elena Tzavara Verdi Attila (konzertant) (21.06.2013), ML Claude Schnitzler Fotos: Basta, Jörg Lantelmé, Kiel Oper (04 31) 90 19 01 Halffter Schachnovelle (18.05.2013), ML: Georg Fritzsch, R: Daniel Karasek Leipzig Opernhau s (03 41) 1 26 12 61 Wagner Das Rheingold (04.05.2013), ML: Ulf Schirmer, R: Rosamund Gilmore Linz Verdi Il trovatore (27.06.2013), ML: Paolo Carignani, R: Olivier Py Lan d e stheater 00 43 (0) 73 27 61 11 00 Glass Spuren der Verirrten (12.04.2013), ML: Dennis Russell Davies, R: David Pountney Strauss Der Rosenkavalier (15.04.2013), ML: Dennis Russell Davies, R: Anthony Pilavachi Androsch Opernmaschine (12.05.2013), ML Dennis Russell Davies Nürnberg Luzern Staatstheate r (04 41) 2 22 51 11 Strawinsky The Rake`s Progress (31.05.2013), ML: Thomas Dorsch, R: Markus Bothe Theate r +41 (0) 4 12 10 66 18 Monteverdi Il ritorno d`Ulisse in patria (19.04.2013), ML: Howard Arman, R: Dominique Mentha Mainz Staat stheater (0 61 31) 2 85 12 22 Tschaikowsky Eugen Onegin (23.03.2013), ML: Florian Csizmadia, R: Johannes Erath Pallavicino Gerusalemme liberata (17.05.2013), ML: Wolfgang Katschner, R: Sandra Leupold Verdi Macbeth (09.06.2013), ML: Hermann Bäumer, R: Tatjana Gürbaca München Baye r i sche Staatsope r (0 89) 21 85 19 20 Humperdinck Hänsel und Gretel (24.03.2013), ML: Tomáš Hanus, R: Richard Jones Auerbach/Schnittke Helden (21.04.2013), ML: Myron Romanul, R: Terence Kohler Verdi Simon Boccanegra (03.06.2013), ML: Bertrand de Billy, R: Dmitri Tcherniakov Staatstheate r (01 80) 5 23 16 00 Giordano Andrea Chenier (30.03.2013), ML: Philipp Pointner, R: Guy Montavon Dvořák Rusalka (12.05.2013), ML: Marcus Bosch, R: Dieter Kaegi Rameau Platée (08.06.2013), ML: Hervé Niquet, R: Mariame Clément Oldenburg Rostock Volkstheate r (03 81) 3 81 47 00 Verdi Nabucco (28.04.2013), ML: Florian Krumpöck, R: Babette Bartz Saarbrücken Saar l än d i s che s Staatstheate r (06 81) 3 22 04 Verdi Rigoletto (27.04.2013), ML: Toshiyuki Kamioka, R: Dagmar Schlingmann Britten The Turn Of The Screw (08.06.2013), ML: Thomas Peuschel, R: Beate Baron Salzburg L an d e stheate r 00 43 (0) 6 62 87 15 12 21 Händel Ariodante (26.04.2013), ML: Christian Curnyn, R: Johannes Schütz Turnage Greek (26.05.2013), ML: Leo Hussain, R: Andreas Gergen Wagner Tristan und Isolde (31.10.2013), ML: Leo Hussain, R: Eike Gramss St. Gallen Theate r +41 (0) 7 12 42 05 05 Mitterer Faust - Ein Requiem (01.06.2013), ML: Wolfgang Mitterer, R: Stephan Müller Stuttgart Staat stheate r (07 11) 20 20 90 Strauss Ariadne auf Naxos (20.05.2013), ML: Michael Schønwandt/Uwe Sandner, R: Jossi Wieler, Sergio Morabito Rossini La cenerentola (30.06.2013), ML: Josè Luis GomezRios, R: Andrea Moses Bodenseefestival: Wie der Titel „Tastenspiele“ verrät, dreht sich beim Bodenseefestival fast alles um die schwarzen und weißen Tasten (27. April – 31. Mai). Meisterpianist Rudolf Buchbinder ist als „Artist in Residence“ in Orchester- und Solokonzerten zu hören. Am Cembalo darf man Léon Berben und am Akkordeon Teodoro Anzellotti bewundern. Doch auch abseits der Tastenfraktion geht’s mit Anne-Sophie Mutter und dem Quatuor Ebène mehr als hörenswert zu. www.bodenseefestival.de Tickets: (0 75 41) 203 33 00 Wien Theate r an d e r Wien (00 43) (01) 5 88 85 Verdi Attila (07.07.2013), ML: Riccardo Frizza, R: Peter Konwitschny Staat s o per (00 43) 15 14 44 22 50 Wagner Tristan und Isolde (13.06.2013), ML: Franz Welser-Möst, R: David McVicar Vo lk s o per (00 43) 15 14 44 36 70 Lortzing Der Wildschütz (20.04.2013), ML: Alfred Eschwé, R: Dietrich Hilsdorf Lincke Frau Luna (06.06.2013), ML: N.N., R: Peter Lund Kultursommer Nordhessen: Jahr für Jahr schlägt der Kultursommer Nordhessen einen programmatisch weiten Bogen. Große Sinfonik und Kabarett, A-cappella-Konzerte und Lesungen werden vom 8. Juni bis 18. August an schmucken Orten geboten. In den alten Gemäuern, Schlössern, Klöstern, Scheunen und Parks sind dann Christoph Eschenbach, Joshua Bell und Simone Kermes zu hören. Und auch die HR-Bigband huldigt wie viele Veranstaltungen den Brüdern Grimm. www.kultursommer-nordhessen.de Tickets: (0 561) 988 393-99 Zürich Ope r nhau s (00 41) 12 68 66 66 Schostakowitsch Lady Macbeth von Mzensk (07.04.2013), ML: Teodor Currentzis, R: Andreas Homoki Telemann Der geduldige Sokrates (25.04.2013), ML: Christopher Moulds, R: Claudia Blersch Bellini La straniera (23.06.2013), ML: Fabio Luisi, R: Christof Loy Klavier-Festival Ruhr: Natürlich feiert das Klavier-Festival Ruhr seinen 25. Geburtstag mit absoluten Spitzenkräften wie Martha Argerich, Murray Perahia und Krystian Zimerman (4. Mai – 19. Juli). Aber selbstverständlich gratuliert man mit etwa Nikolai Tokarev und Gabriela Montero auch den Jubilaren Richard Wagner und Giuseppe Verdi anhand von Opern-Transkriptionen und -Paraphrasen. Zur Uraufführung kommen zudem Werke von Philip Glass und Marc-André Hamelin. www.klavierfestival.de Tickets: (0 1805) 500 80 3 59 T er m in e K l a ssik K l a ssik Internationales Musikfestival Olden burger Promenade: Das Internationale Musikfestival Oldenburger Promenade (1.–9. Juni) bietet ein außergewöhnliches Konzept. Unter dem Leitthema „Ost/ West“ kann man mit einer Eintrittskarte an einem Abend drei Konzerte in drei verschiedenen Spielstätten erleben. Neben Klassik kann das Jazz, Weltmusik, Oper oder musikalische Rezitation sein – mit Top-Interpreten wie dem Geiger József Lendvay oder dem Alliage Quintett. www.oldenburger-promenade.de Tickets: (0 441) 36 11 88 11 Heidelberger Frühling: Zwei Termine sollte man sich beim Heidelberger Frühling 2013 (16. März – 20. April) besonders dick anstreichen. Am 10. April gastiert mit dem diesjährigen „Artist in Residence“, Igor Levit, einer der fulminantesten Pianisten mit u. a. Sonaten von Beethoven und Prokofjew. Am 19. April dann ist Bariton Christian Gerhaher zusammen mit Gerold Huber zu erleben – mit Schumann sowie der DE von Heinz Holligers Liederzyklus „Lunea“. www.heidelberger-fruehling.de Tickets: (0 6221) 584 00 44 Intonations: Seit 1998 veranstaltet die Pianistin Elena Bashkirova mit ihrem „Jerusalem Chamber Music Festival“ eines der herausragendsten Kammermusikfestivals. Im letzten Jahr hat das Festival unter dem Titel „Intonations“ im Jüdischen Museum Berlin seine zweite Heimat gefunden. Und auch in diesem Jahr (20. – 25. April) hat Bashkirova nicht nur enge Musikerfreunde wie Gidon Kremer und Emmanuel Pahud eingeladen, sondern auch ihren Gatten Daniel Barenboim. www.jmberlin.de Tickets: (0 18 05) 57 00 70 60 Pierre-Laurent Aimard 23.03.Elmau, Schloss 26.04.München, Herkulessaal 29.06.Graz (A), Stefaniensaal 01.07. Graz (A), Stefaniensaal 04.07. Graz (A), Helmut ListHalle 25.07. Salzburg (A), Mozarteum Nicolas Altstaedt 10.04.Hamburg, Laeiszhalle, kleiner Saal 12.04.Bruchsal, Schloss 14.04.Münster, Friedenskapelle 11.05.Homburg, Kulturzentrum Saalbau 28.05.Salzburg (A), Mozarteum 29.05.Vervey (CH), Théâtre de Vevey Piotr Anderszewski 15.04. Graz (A), Congress 16.04. Wien (A), Konzerthaus 21.04.Essen, Philharmonie Lera Auerbach 04.03.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus 05.03.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus 24.04.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus Valer BarnaSabadus 13.04.Regensburg, Tage Alter Musik 16.06.Bad Kissingen, Jakobus kirche Daniel Behle 26.05.Hamburg, Laeiszhalle Ian Bostridge 14.04.Frankfurt, Alte Oper 15.04.Hamburg, Laeiszhalle 26.04.Hamburg, Laeiszhalle 28.04.Hamburg, Laeiszhalle 30.04.Hamburg, Laeiszhalle 15.08. Salzburg (A), Residenzhof 18.08.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 27.08.Schwarzenberg (A), KaufmannSaal Joseph Calleja 13.04. Wien (A), Konzerthaus 17.04. Wien (A), Konzerthaus 18.05.Frankfurt, Alte Oper 26.05.Frankfurt, Alte Oper 30.05.Dortmund, Westfalenpark 01.06.Frankfurt, Alte Oper 05.06.Berlin, Deutsche Oper 21.06.Frankfurt, Oper 23.06.Frankfurt, Oper 26.06.Bad Kissingen, Regentenbau 01.07.München, Philharmonie im Gasteig 04.07.München, Philharmonie im Gasteig 17.07.München, Bayerische Staatsoper 20.07.München, Bayerische Staatsoper 24.07.München, Bayerische Staatsoper Cuarteto Casals 20.04.Brüssel (BE), Salle de Conservatoire 01.05.Hohenems (A), MarkusSittikus-Saal 08.05.Wattens (A), BBB Swarovski Foyer 31.05.Berlin, Konzerthaus Gustavo Dudamel 07.06.Köln, Philharmonie 23.06.Berlin, Schillertheater 24.07. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 30.07. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 01.08.Salzburg (A), St. Peter 02.08.Salzburg (A), St. Peter 03.08.Salzburg (A), Großes Festspielhaus Quatuor Ebène 10.05.Münsterlin gen (CH), Klosterkirche 11.05.Lindau, Stadttheater 12.05. Boswil (CH), Stiftung Künstlerhaus 18.05.Kempen, Paterskirche Benjamin Engeli 15.04. Zürich (CH) 01.06.Thun (CH) 02.06.Thun (CH) 07.06.Sent (CH) 09.06.Zürich (CH) 22.06.Rheinfelden (CH) 23.06.Hertenstein (CH) Isabelle Faust 14.04. Neu Hardenberg 17.04.Sylt/Keitum, Kirchengemeinde St. Severin 19.04. Luzern (CH), Kultur- und Kongresszentrum 21.04.Ravensburg, Konzerthaus 24.04.Dornbirn (A), Kulturhaus 25.04.München, Prinzregententheater 26.04.Ludwigsburg, Theater am Forum 27.04.Dresden, Frauenkirche 11.05.Wattens (A), BBB Swarovski Foyer 15.05. Zürich (CH), Tonhalle 16.05. Zürich (CH), Tonhalle 17.05. Zürich (CH), Tonhalle 18.05.Schwet zingen, Schloss 19.05.Schwet zingen, Schloss 21.05. Vevey (CH), Théâtre de Vevey Till Fellner 15.05.Mannheim, Mozartsaal 16.05.Mainz, Rheingoldhalle 17.05.Freiburg 29.05.Winterthur (CH), Musikkollegium 30.05.Winterthur (CH), Musikkollegium 31.05. Chur (CH) Julia Fischer 03.05.Wien (A), Theater an der Wien 06.05.Wien (A), Musikverein 15.05.Frankfurt, Alte Oper 25.05.Berlin, Konzerthaus 26.05.Berlin, Konzerthaus 04.06.Berlin, Konzerthaus 05.06.Berlin, Konzerthaus 09.06.München, Prinzregententheater 07.07.Bad Kissingen, Regentenbau 12.07.Weilburg, Schloss Renée Fleming 20.06.Wien (A), Staatsoper 24.06.Wien (A), Staatsoper 27.06. Wien (A), Staatsoper David Fray 21.03.Stuttgart, Liederhalle 13.04.Erfurt, Theater 29.04.Hohenems (A), MarkusSittikus-Saal Kirill Gerstein 21.04.Bochum, Schauspielhaus 26.04.Merkkleeberg, Lindensaal Vadim Gluzman 12.04.Mayen, ArtArena Lokhallen Fotos: Jim Rakete/sonyclassical, Monika Rittershaus K Kolja Blacher 09.04.Detmold, Musikhochschule 30.04.Schweinfurt, Theater 03.05.Berlin, Philharmonie, Kammermusiksaal 05.05.Bonn, La Redoute 24.05.Mainz, Staatstheater 25.05.Mainz, Staatstheater 13.04. Bad Ems, Marmorsaal des Staatsbades 14.04.Koblenz, Görreshaus 14.05.Krefeld, Seidenweberhaus 15.05.Mönchengladbach, Theater 16.05.Mönchengladbach, Kaiser-Friedrich-Halle 17.05.Krefeld, Seidenweberhaus 19.05.Aflenz-Kurort (A), Pfarrkirche St. Peter 24.05.Wien (A), Musikverein 25.05.Grafenegg (A), Schloss 26.05.Wien (A), Musikverein 27.05. St. Pölten (A), Festspielhaus Nelson Goerner 24.05.Berlin, Philharmonie, Kammermusiksaal Anna Gourari 25.04.Düsseldorf, Tonhalle 26.05.Augsburg, Parktheater René Jacobs 04.04.Wien (A), Musikverein 02.05.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 05.05.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 09.05.Berlin, Staatsoper im Schillertheater Hilary Hahn 21.03.Hannover, Kuppelsaal Janine Jansen 18.04.Frankfurt, Alte Oper 19.04.Frankfurt, Alte Oper 08.05.München, Philharmonie 09.05.München, Philharmonie 11.05.München, Philharmonie 12.05.München, Philharmonie 15.05. Wien (A), Musikverein 01.06.Weilburg, Schloss 02.06.Dortmund, Konzerthaus 03.06.Aschaffenburg, Stadthalle 23.06.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 31.07. Verbier (CH), Festival Manfred Honeck 15.06. Wien (A), Musikverein 16.06. Wien (A), Musikverein 29.06.Wolfegg, Wolfegger Konzerte 30.06.Wolfegg, Wolfegger Konzerte 11.07. Ossiach (A), Carinthischer Sommer Sharon Kam 16.04.Polling, Bibliothekssaal 17.04.München, Herkulessaal 27.04.Hohenems (A), MarkusSittikus-Saal 30.04.La Chaux de Fonds (CH), Salle de Musique de L‘heure bleue Tal & Groethuysen 17.04.Bremen, Die Glocke 20.04.Freiburg Martin Grubinger 07.04.Gütersloh, Theater 09.04.Stuttgart, Liederhalle 27.05.Essen, Philharmonie 02.06.Frankfurt, Alte Oper 03.06.Regensburg, Auditorium Maximum 04.06.Berlin, Philharmonie Foto: Klaus Rudolph Daniel Hope 20.04.Dresden, Frauenkirche 21.04.Braunschweig, Stadthalle 22.04.Köln, Philharmonie 24.04.Hamburg, Laeiszhalle 25.04.Kiel, Schloss 27.04.Viersen, Festhalle 30.04.Düsseldorf 02.06.Fürth, Stadttheater 13.06.Fürth, Stadttheater 28.06.Bleckede, Schloss 29.06.Dargun, Klosterruine 07.05.Düsseldorf, Tonhalle 16.05.Helmstedt, Sankt Marienberg 26.05.Aachen, Eurogress 27.05.Aachen, Eurogress Kim Kashkashian 24.04.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus Amir Katz 06.04.Leipzig, Gewandhaus 20.04.München, AllerheiligenHofkirche 01.06.Hamburg, Laeiszhalle 08.06.Berlin, Konzerthaus Jonas Kaufmann 28.03.Wien (A), Staatsoper 31.03. Wien (A), Staatsoper 04.04.Wien (A), Staatsoper 06.04.Wien (A), Konzerthaus 21.05.Dresden, Semperoper 27.06.München, Bayerische Staatsoper 01.07.München, Bayerische Staatsoper 05.07.München, Bayerische Staatsoper 08.07.München, Bayerische Staatsoper Nigel Kennedy 04.04.München, Philharmonie 06.04.Zürich (CH), Tonhalle 07.04. Bern (CH), Kulturcasino 14.04.Düsseldorf, Tonhalle 16.04.Essen, Philharmonie 18.04.Berlin, Konzerthaus 19.04.Leipzig, Gewandhaus 21.04.Hamburg, Laeiszhalle 22.04.Hoyerswerda, Lausitzhalle 21.06. Linz (A), Neues Musiktheater Simone Kermes 09.05.Hamburg, Laeiszhalle 10.05.Dortmund, Konzerthaus 12.05.München, Herkulessaal Magdalena Kožená 23.03.Baden-Baden, Festspielhaus 24.03.Baden-Baden, Festspielhaus 26.03.Baden-Baden, Festspielhaus 29.03.Baden-Baden, Festspielhaus 31.03.Baden-Baden, Festspielhaus 01.04.Baden-Baden, Festspielhaus 05.04.Berlin, Philharmonie 07.04.Berlin, Philharmonie 12.04.Berlin, Philharmonie 14.06.Berlin, Schillertheater 04.07.Kiedrich, Rheingau Musik Festival 05.07.Bad Kissingen, Kissinger Sommer 07.07.Ulrichshusen, Festspielscheune Alexander Krichel 03.04.Elmau, Schloss 12.04.Siegburg, Stadtmuseum 14.04. Bad Mergentheim 20.04.Bonnhof, Schloss 26.04.Düsseldorf, Tonhalle 27.04.Münster, Rathausfestsaal 29.04.Bielefeld, RudolfOetker-Halle 30.04.Berlin, Konzerthaus 05.05.Hamburg, Laeiszhalle 11.06.Freiburg, Historisches Kaufhaus 14.06.Meerbusch Musik in der Dresdner Frauenkirche: Mit rund 130 Konzerten und musikalischen Veranstaltungen knüpft die Frauenkirche Dresden 2013 an ihre Musiktradition an. Und selbstverständlich pflegt auch Kantor Matthias Grünert das Bach-Erbe. Darüber hinaus gastieren etwa Daniel Hope und AnneSophie Mutter. Und während Andris Nelsons Brittens „War Requiem“ dirigiert, präsentiert die Dresdner Philharmonie gar eine WagnerBearbeitung von Palestrinas „Stabat mater“! www.frauenkirche-dresden.de Tickets: (0 351) 656 06 701 Audi Sommerkonzerte: Mit den Audi Sommerkonzerten 2013 veranstaltet der Ingolstädter Automobilhersteller bereits zum 24. Mal ein Klassik-Festival. Vom 26. Juni bis 28. Juli finden 17 exquisite Konzerte statt, die mit einem Gastspiel von Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt zusammen mit der Staatsphilharmonie Nürnberg eingeläutet werden. Wagner zum Schmunzeln gibt es hingegen mit dem Blechblasensemble Mnozil Brass und seinem Programm „Hojotoho – eine Wagner-Blech-Comedy“. www.audi.de Tickets: (0 18 05) 97 90 70 Lang Lang 09.04.Basel (CH), Stadtcasino 17.04.Mannheim, Rosengarten Lautten Compagney 23.03.Berlin, Berliner Ensemble 24.03.Berlin, Konzerthaus 29.03.Berlin, Gethsemanekirche 30.03.Neuruppin, Kulturkirche 31.03.Neuruppin, Siechenhauskapelle 01.04.Molchow, Neumühle Allgäu Festivals – MusikHochGenuss: Voralpine Hügellandschaften und romantisch gelegene Seen und Schlösser – so eine Traumkulisse wünscht sich jedes Festival. Gleich mehrere Festivals bespielen unter dem Titel „MusikHochGenuss“ das gesamte Allgäu. Beim Füssener Festival „Vielsaitig“ gastiert etwa der sensationelle Organist Cameron Carpenter. Und das „Festival der Nationen“ lockt mit Angelika Kirchschlager, Sol Gabetta und Senta Berger. www.allgaeu.info bzw. www.allgaeufestivals.info Tickets: (0 800) 25 73 678 61 T er m in e K l a ssik Istanbul Music Festival: Über drei Millionen Besucher kamen bisher zu den rund 3000 Konzerten des „Istanbul Music Festivals“. Und auch bei der 41. Ausgabe (4.–29. Juni) wird die Resonanz groß sein – angesichts solcher Gäste wie Magdalena Kožená, Jordi Savall und Sol Gabetta. Doch auch die zeitgenössische Musik mit etwa dem türkischen Komponisten Kamran Ince wird gepflegt. Und den Preis für sein Lebenswerk erhält der Pole Krzysztof Penderecki. www.muzik.iksv.org/en Tickets: (00 90+ (0)216) 556 98 00 Internationale Maifestspiele Wiesbaden: Vom 27. April bis 31. Mai verwandeln die Maifestspiele die Stadt Wiesbaden in eine einzige Spitzen-Bühne. Startenor Klaus Florian Vogt übernimmt die Titelpartie im „Lohengrin“ und Countertenor Max Emanuel Cencic in Händels „Alessandro“. Im Tanz feiern fünf Choreografien ihre Deutschlandpremiere. Und zu den Schauspielgastspielen gehört Andrea Breths Wiener Burgtheater-Inszenierung von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“. www.maifestspiele.de Tickets: (0 611) 13 23 25 Richard-Strauss-Festival: Bei dem in Garmisch-Partenkirchen stattfindenden Richard-Strauss-Festival (8.–14. Juni) dreht sich vieles um die humorvolle Seite des Bajuwaren. Unter dem Motto „Ein komischer Vogel“ dirigiert Essens GMD Stefan Soltesz den „Don Quixote“. Die Wiener Staatsoper gastiert mit „Ariadne auf Naxos“. Außerdem hat Festivalleiterin Brigitte Fassbaender Strauss-Expertinnen wie Anna Tomowa-Sintow und Gwyneth Jones gewinnen können. www.richard-strauss-festival.de Tickets: (0 88 21) 730 19 95 62 Julia Lezhneva 11.04. Valencia (E), Palau de la musica 15.04. Brüssel (BE), Théâtre Royal de la Monnaie Jan Lisiecki 17.04.Essen, Philharmonie 18.04.Aachen, Eurogress 19.04.Mannheim, Rosengarten 23.04.Regensburg, Aula der Universität 24.04.Stuttgart, Liederhalle 14.05.München, Herkulessaal 15.05.Berlin, Philharmonie 17.05.Münster, Universität Luis Lortie 30.04.Vevey (CH), Théâtre de Vevey 17.05.Wiesloch, Hotel- und Kongresszentrum Palatin 22.05.Dresden, Staatsschauspiel Nino Machaidze 21.06. Wien (A), Staatsoper 25.06.Wien (A), Staatsoper 28.06.Wien (A), Staatsoper Mischa Maisky 22.04.München, Prinzregententheater 23.04.Stuttgart, Liederhalle 24.04.Berlin, Philharmonie 25.04.Köln, Philharmonie 27.04.Essen, Philharmonie 13.06.Bergisch Gladbach, Bürgerhaus 15.06.Papendorf, Villa Papendorf Albrecht Mayer 10.04.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus 11.04.Bremen, Die Glocke 12.04.Bremen, Die Glocke Daniel MüllerSchott 26.04.Coesfeld 27.04.Gauting 28.04.Zürich (CH), Tonhalle 05.05.Mainz, Rheingoldhalle 06.05.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus 07.05.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus Alexander Melnikov 25.04.Freiburg, EWERK 28.04.Wolfratshausen, Loisachhalle 12.05. Bad Kreuznach, RudiMüller-Saal 22.05.Luzern (CH), Hotel Schweizerhof 23.05. Luzern (CH), Stattkino 24.05.Luzern (CH), St. Charles Hall 25.05.Luzern (CH), St. Charles Hall Anne-Sophie Mutter 10.04.Köln, Philharmonie 11.04.Frankfurt, Alte Oper 12.04.Dortmund, Konzerthaus 14.04.Baden-Baden, Festspielhaus 15.04.München, Philharmonie 18.04.Hamburg, Laeiszhalle 19.04.Hannover, Kuppelsaal 20.04.Düsseldorf, Tonhalle 02.05.Dresden, Frauenkirche 03.05.Berlin, Philharmonie 07.05.Essen, Philharmonie 08.05.Düsseldorf, Tonhalle 09.05.Köln, Philharmonie 10.05.Nürnberg, Meistersingerhalle 12.05.München, Philharmonie 13.05.Regensburg, Auditorium Maximum 14.05.Stuttgart, Liederhalle 15.05.Friedrichshafen, Graf Zeppelin Haus 16.05.Mannheim, Rosengarten Anna Netrebko 12.04. Wien (A), Staatsoper 15.04. Wien (A), Staatsoper 18.04. Wien (A), Staatsoper 22.04.Wien (A), Staatsoper 17.05.Baden-Baden, Festspielhaus 20.05.Baden-Baden, Festspielhaus 23.05.Baden-Baden, Festspielhaus 26.05.Baden-Baden, Festspielhaus 25.07. Verbier (CH), Festival 06.08.S alzburg (A), Felsenreitschule 10.08.Salzburg (A), Felsenreitschule 13.08. Salzburg (A), Felsenreitschule 18.08.Salzburg (A), Großes Festspielhaus Lena Neudauer 22.03.Berlin, Philharmonie Alice Sara Ott 04.05.Berlin, Philharmonie 30.06.Bonn, Beethoven Halle Sophie Pacini 24.03.Dresden, Schauspielhaus 06.04.Sondershausen, Schloss 03.05.Hof, Freiheitshalle 10.05. Salzburg (A), Festspiele 14.06.Weilburg, Schlosskonzerte 15.06.Weilburg, Schlosskonzerte 29.06.München, Nymphenburger Sommer René Pape 23.03.Berlin, Schillertheater 24.03.Berlin, Schillertheater 30.03.Berlin, Philharmonie 01.04.Berlin, Philharmonie 04.04.Berlin, Schillertheater 05.04.Berlin, Schillertheater 13.04.Berlin, Schillertheater 14.04.Berlin, Schillertheater 12.05.Dresden, Kreuzkirche 20.05.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 06.07.Dresden, Albertinum 07.07.Dresden, Albertinum 11.07.München, Bayerische Staatsoper 25.07.München, Bayerische Staatsoper 27.07.München, Bayerische Staatsoper Antonio Pappano 07.04. Wien (A), Musikverein 08.04.Wien (A), Musikverein 10.04. Basel (CH), Stadtcasino 11.04. Genf (CH), Victoria Hall 12.04. Bern (CH), Kultur-Casino 13.04. Zürich (CH), Tonhalle 14.04.Frankfurt, Alte Oper 15.04.Hamburg, Laeiszhalle 13.08. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 16.08.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 18.08.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 19.08.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 22.08.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 25.08.Salzburg (A), Großes Festspielhaus Patricia Petibon 21.03.München, Prinzregen tentheater 24.04.Graz (A), Stefaniensaal 29.04.Wien (A), Konzerthaus 05.05.Wien (A), Musikverein 17.07.München, Bayerische Staatsoper 19.08.Salzburg (A), Felsenreitschule Maurizio Pollini 25.03.Berlin, Schil lertheater 29.03.Berlin, Schil lertheater Fotos: Bennu Gerede, Maarten Evenhuis, Elmar Harb 23.04.Berlin, Berliner Ensemble 11.06. Wien (A), Konzerthaus Christoph Prégardien 13.04.München, Prinzregententheater 15.04. Limburg an der Lahn, Dom 24.04.Frankfurt am Main, Hochschule 29.04.Zürich (CH), Tonhalle 01.05.Hohenems (A), MarkusSittikus-Saal 12.05.Erlangen, HeinrichLades-Halle Jerusalem Quartet 15.04.Bad Kissingen, Regentenbau 21.04.Antwerpen (BE), De Singel 22.04.Groningen (NL), De Oosterpoort 23.04.Den Haag (NL), Theater Diligentia 24.04.Maastricht (NL), Sint Janskerk 25.04.Gent (BE), Sedelijke Concertzaal De Bijloke 19.05.Neuwied, Schloss Engers 24.05.Bonn, BeethovenHaus 26.05.Zürich (CH), Tonhalle Pacifica Quartet 22.05.Innsbruck (A), Tiroler Landeskon servatorium 24.05.Wien (A), Musikverein Artemis Quartett 01.05.Schwet zingen, Schloss 02.05.Frankfurt, Alte Oper 06.05.Wien (A), Konzerthaus 07.05. Wien (A), Konzerthaus 17.05.Hamburg, 3/5/13 Laeiszhalle 10:41 AM 29.05.Bremen, Die Glocke 30.05.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal Hagen Quartett 18.04. Brüssel (BE), Palais des Beaux-Arts 20.04.Salzburg (A), St. Peter 23.04.Wien (A), Konzerthaus 24.04.Wetzikon (CH), Kantonsschule Kuss Quartett 14.04.Ahrensburg, Eduard Söring-Saal 19.04.München, Kammerspiele 26.04.Mannheim, Kunsthalle 06.05.Berlin, Philharmonie, Kammermusiksaal Mandelring Quartett 11.04.Donaueschingen, Donauhallen 12.04.Mannheim, ReissEngelhornMuseen 17.04.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 18.04.Kaiserslautern, Fruchthalle 25.04.Graz (A), Stephanie saal 13.05.Kempten, Stadttheater Minetti Quartett 19.05.Berlin, Philharmonie 26.05.Berlin, Philharmonie Minguet Quartett 14.04.Göttingen 19.04.Weinheim 20.04.Limburg 06.06.Kassel 07.06.Bad Münder 08.06.Herrenchiemsee 16.06.Leipzig 23.06.Bad Kissingen Notos Quartett 11.04.Ettlingen, Schloss 13.04.Bamberg, Sinfonie an der Regnitz Andreas Scholl 10.05.Düsseldorf 21.05. Linz (A), Brucknerhaus 25.05.Halle/Saale, MartinLuther-Universität 08.06.Wien (A), Musikverein 09.06.Wien (A), Musikverein 13.06.Dortmund, Sankt Reinoldi Antoine Tamestit 21.03.Ingolstadt 22.03.Berlin, Konzerthaus Erwin Schrott 01.06.Düsseldorf, Tonhalle 04.06.Berlin, Admiralspalast 07.06.München, Herkulessaal 10.06.Stuttgart, Liederhalle Vielklang: Das in Tübingen stattfindende vielklang-Festival geht in die dritte Runde. Und bevor im Sommer auch Meisterkonzerte auf dem Programm stehen, begrüßt man musikalisch zwischen 26. April und 12. Mai den (Früh-)Sommer. Im Eröffnungskonzert mit der Capella Vocalis und dem vielklang-Ensemble gibt es Sakrales von der Bach-Familie. Es folgen romantische Lieder, Kammermusik von Beethoven und Schumann sowie mit Cantus de Tempore Chorwerke von Brahms bis Cage. www.vielklang.org Tickets: 0 70 71/ 91 36-0 Leitheimer Schlosskonzerte: Ende des 17. Jahrhunderts legten Zisterzienser den Grundstein für das zwischen Nürnberg und Augsburg gelegene Schloss Leitheim. Und seit 1959 werden im Rokokosaal die Leitheimer Schlosskonzerte veranstaltet (22. Juni – 28. Juli). Dabei setzt man nicht nur auf prominente Klassik-Interpreten wie das Minguet Quartett. Das Thomas Gabriel Trio verjazzt Bach. Und mit Harfenistin Lilo Kraus geht es musikalisch in Richtung Südamerika. www.tucher-leitheim.de Tickets: (090 97) 10 16 Fotos: Anna Prohaska 21.03. Wien (A), Theater an der Wien 24.03.Wien (A), Theater an der Wien 26.03.Wien (A), Theater an der Wien 28.03.Wien (A), Theater an der Wien 11.04.München, Herkulessaal 12.04.München, Herkulessaal 25.05.Berlin, Schil lertheater 29.05.Berlin, Schil lertheater 01.06.Berlin, Schil lertheater 07.06.Berlin, Schil lertheater 09.06.Berlin, Schil rondo_220x100.pdf lertheater 1 Belcea Quartett 23.05. Schwetzin gen, Schloss 63 T er m in e K l a a sik / Ja z z RheinVokal: Das RheinVokal-Festival schlägt den musikalischen Bogen über eine der faszinierendsten Landschaften: das Mittelrheintal und seine Seitentäler. In diesem Jahr bauen Stars wie Ute Lemper oder Max Mutzke, Newcomer wie Raquel Andueza sowie namhafte Chöre und A-cappella-Ensembles gemäß dem Motto „Eurovisionen“ zudem Brücken über Grenzen (22. Juni – 27. Juli). Und so reist man etwa mit Christina Pluhars Ensemble „L’Arpeggiata“ in den mediterranen Klangraum. www.rheinvokal.de Tickets: (0 26 22) 9 26 42 50 Steingraeber-Konzerte Bayreuth: Kaum war Richard Wagner 1872 nach Bayreuth gezogen, baute die Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne ein Festspielklavier für ihn. Kein Wunder ist es daher, dass 2013 in der Steingraeber-Konzertreihe der Jubilar Wagner einen Schwerpunkt bildet. Fazıl Say präsentiert ein neues „Tristan“-Werk. Und beim Festival „Zeit für neue Musik“ (20. – 30 Juni) spielt das Ensemble MUSIC VIVA live zu Filmklassikern wie „Siegfrieds Tod“ von Fritz Lang. www.steingraeber.de Tickets: (0 921) 64 0 49 61. Festspiele Europäische Wochen Passau: Mit dem Motto „Zwischen den Horizonten“ widmen sich die Festspiele Europäische Wochen Passau den musikalischen Strömungen entlang der Donau. Klassik, Klezmer, Zigeuner-Jazz und Ethno-Pop – dies und noch viel mehr ist vom 28. Juni bis 28. Juli zu erleben. Und zum Who’s Who der Künstler zählen Vesselina Kasarova und Klaus Maria Brandauer, Georgette Dee und Weltklasse-Geigerin Midori. www.reservix.de & www.ew-passau.de Tickets: (0 1805) 70 07 33 bzw. (0 851) 49 08 31-0 64 Christian Thielemann 23.03. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 25.03. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 26.03.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 28.03.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 29.03.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 30.03.Salzburg (A), Großes Festspielhaus 01.04. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 07.04.Dresden, Semperoper 08.04.Dresden, Semperoper 09.04.Dresden, Semperoper ATOS Trio 19.04.Kiel, Stephanus kirche 21.04.Filderstadt, FILharmonie 26.04.Berlin, Heimathafen Neukölln 26.05.Meersburg, Neues Schloss Rolando Villazón 21.03. Wien (A), Musikverein 26.03.Berlin, Philharmonie 01.04.Berlin, Philharmonie 08.04.Berlin, Konzerthaus 09.04.Berlin, Philharmonie 19.04.Hamburg, Laeiszhalle 25.04.Frankfurt, Alte Oper 05.05.Berlin, Philharmonie 12.05. Wien (A), Konzerthaus 15.06.Stuttgart, Liederhalle 18.06.Nürnberg, Meistersingerhalle Jan Vogler 28.03.Dresden, Hochschule für Musik 11.04.Heidelberg, Heidelberger Frühling 17.04.Bonn, Beethoven Haus 13.05.Dresden, Semperoper 24.05.Dresden, Semperoper 21.06.Stuttgart 07.07.Baden-Baden, Festspielhaus 26.07.Ingolstadt, Audi-Som merkonzerte Klaus-Florian Vogt 21.03.Berlin, Deutsche Oper 14.04.München, Bayerische Staatsoper 17.04.München, Bayerische Staatsoper 20.04.München, Bayerische Staatsoper 23.04.München, Bayerische Staatsoper Arcadi Volodos 21.03.München 22.03.München 23.03.München 24.03.Nürnberg 05.05.Freiburg 06.05.Frankfurt 07.05.Berlin 14.05. Wien (A) 16.05.Düsseldorf Yuja Wang 27.04.Dortmund, Konzerthaus 28.04.Wiesbaden, Kurhaus 30.04.Mannheim, Rosengarten 13.05.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 29.05.Wien (A), Konzerthaus Ingolf Wunder 21.03. Basel (CH), Stadtcasino 23.03. Basel (CH), Stadtcasino 07.04.Fürth, Stadttheater 09.04.Wien (A), Musikverein 11.04.Mönchengladbach, Kaiser-Friedrich-Halle 13.04.Dresden, Frauenkirche Zaz 05.05.Hamburg, Fliegende Bauten 06.05.Berlin, Heimathafen 09.05.Köln, Gloria 12.05.München, Freiheiz J Ja z z Pete Alderton 12.04.Dörenhagen, Burgerhalle 20.04.Büren, Niedermühle 28.04.Bad Karlshafen, Künstlerfest 30.04.Bielefeld, Extra Blues Bar 04.05.Nordhorn, Hotel am Stadtring 11.05. Bad Karlshafen 29.05.Paderborn, Kulturwerkstatt 30.06.Paderborn, Lenz Götz Alsmann 18.04.Bremen, Die Glocke 19.04.Oldenburg, Weser-EmsHalle 20.04.Norderney, Kurtheater 21.04.Stade, Stadeum 22.04.Elmshorn, Stadttheater 26.04.Gerolstein, LokSchuppen 27.04.Düsseldorf, Savoy 28.04.Gronau, Jazzfest 03.05.Berlin, Theater am Kurfürstendamm 04.05.Berlin, Theater am Kurfürstendamm 05.05.Berlin, Theater am Kurfürstendamm 06.05.Weimar, Spiegelzelt 10.05.Möchen gladbach, Das rote Krokodil Adam Baldych 11.04. Cully (CH), Jazzfestival 14.04.Dinslaken, Ledigenheim 26.04.St. Johann i. T. (A), Alte Gerberei 27.04. Dornbirn (A), Spielboden 28.04.Bern (CH) 29.04.Basel (CH), Gare du Nord 21.06.Leipzig, Bachfest 22.06.Leipzig, Bachfest Danilo Rea & Flavio Boltro 24.03.Bad Hofgastein (A), SnowJazz Festival 01.05. Basel (CH), Jazzfest 04.05.Neuburg, Birdland 05.05.Esslingen, Dieselstraße Céline Bonacina 04.05.Winterthur (CH) In The Country 17.04.München, Jazzclub Unterfahrt 19.04.Innsbruck, Treibhaus 26.04.Stuttgart, Bix Lily Dahab 06.04.Minden, Jazzclub 11.04.Köln, Stadtgarten 12.04.Heidenheim 13.04.Kassel, Theaterstübchen 16.04.Oldenburg, Laboratorium 19.04.München, Unterfahrt 20.04.Innsbruck (A), Treibhaus 23.04.Karlsruhe, JUBEZ 26.04.Lübeck, CVJM 28.04.Kiel, Kulturforum 29.04.Bremen, Sendesaal 21.05.Ettersburg, Festival 22.06.Pforzheim, Kulturhaus Osterfeld Three Fall 05.04.Worms, Chateau Schembs 06.04.Offenburg, 361grad Konzerte Bryan Ferry 09.04.Niedernhausen, Rhein-MainTheater Yaron Herman 25.03.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal Dieter Ilg 13.04.Waldshut, Sedus Werk Fotos: Steingräber Piano, Timothy Greenfield-Sanders Bryn Terfel 03.07. Zürich (CH), Opernhaus 05.07. Zürich (CH), Opernhaus 14.07.München, Bayerische Staatsoper 18.04.Offenburg, Salmen 19.04.Merzhausen, Forum 22.05.Ludwigsburg, Schlossfestspiele 15.06.Wolfsburg, Festival 16.06. Zürich (CH), Moods 04.10.Gütersloh, Theater 05.10.Göppingen, Odeon 08.10.Biberach, Stadthalle 16.10.Hamm, Jazzforum 02.11.Lörrach, Burghof 03.11.Langenau, Pflegehof 09.11.Weimar, Meloslogos Nguyên Lê 20.04.Halberstadt, Festival 03.05.Basel (CH), Kaserne 23.06.Duisburg, Traumzeitfestival 10.07.Klagenfurt (A), Festival 02.09.Hamm 02.10.Hamm, Kurhaus 13.10.Murnau, Festival Grenzenlos Jacob Karlzon 19.04.Norderstedt, Kulturwerk 28.04.Kühlungsborn, Kunsthalle 14.05.Pullach, Bürgerhaus 15.05.Fürstenfeldbruck, Kulturforum 16.05.Gauting, Bosco 17.05.Karlsruhe, Tempel 20.05.Schwerin, Museum 15.06.Wolfsburg, Jazz in Motion Festival Christian Muthspiel 03.06.Wien (A), Porgy & Bess 05.06.München, Jazzclub Unterfahrt 06.06.Innsbruck (A), Treibhaus 07.06.Salzburg (A), Jazzit 13.06.Karlsruhe, Jazzclub 14.06.Wuppertal, Skulpturenpark 11.09. Graz (A), Minoritensaal 13.09. Chur (CH), Jazzclub 14.09. Dornbirn (A), Spielboden 18.09.Fürstenfeldbruck, Veranstaltungsforum 19.09.Schaffhausen, Kammgarn Joachim Kühn 25.03.Berlin, Philharmonie, Kammermusiksaal 30.04.Krefeld, Burg Linn 15.06.Wolfsburg, Zirkuszelt im Schlosspark 19.07.Rottenburg 30.08.Marienthal, Festspiele 12.10.Murnau, Festival Grenzenlos 19.10.Esslingen, Dieselstraße 15.11.Dornbirn, Spielboden 16.11.Offenburg, Reithalle Nils Landgren 01.05.Herford, Museum MARTa 02.05.Basel (CH), Offbeat Jazz Festival 03.05.Herdecke, W.Richard Saal 05.05.Jena, Volkshaus 06.05.Krefeld, KuFa 06.07.Baden Baden, Festspielhaus Rudresh Mahanthappa 22.03. Salzburg (A), JazzIt 23.03.Winterthur (CH), Alte Kaserne Youn Sun Nah 03.04.Zürich (CH), ewzUnterwerk Slenau 08.04.Frankfurt, Women of the World Festival Carlos Núñez 04.04.Reutlingen, Franz.K 05.04.Bäumenheim, Schmutterhalle 06.04.St. Gallen (CH), Tonhalle 07.04.München, Prinzregententheater 08.04.Waldkraiburg, Haus der Kultur 09.04.Augsburg, Parktheater Göggingen 10.04.Schaffhausen (CH), Kammgarn 11.04. Zürich (CH), Volkshaus 12.04.Ludwigsburg, Scala 13.04.Offenburg, Reithalle 14.04.Karlsruhe, Tollhaus 16.04.Darmstadt, Centralstation 17.04.Mannheim, Alte Feuerwache 18.04.Merzig, Stadthalle 19.04.Hilchenbach, Ev. Kirche Marius Neset 08.05.Wien (A), Porgy & Bess 10.05.München, Unterfahrt 22.05.Stuttgart, Bix 24.05.Hamburg, Elbjazz Verneri Pohjola 12.04.Essen, Philharmonie Cécile Verny Quartet 03.04.Neustadt, Schloss Landestrost 04.04.Kiel, Kulturforum 05.04.Bremerhaven, TIF 06.04.Hamburg, Birdland 13.04.Fürth, Kulturforum 18.04.Freiburg 26.04.Kaiserslautern, Jazzfestival 27.04.Achim, Kasch 02.05.Stuttgart, Bix 07.06.Hildesheim, Bischoffs mühle 08.06.Agathenburg, Schloss 15.06.Wolfsburg, Jazz in Motion 16.06.Duderstadt, Stadtpark Iiro Rantala 11.04. Cully (CH), Jazzfestival 14.04.Dinslaken, Ledigenheim 26.04.St. Johann i. T. (A), Alte Gerberei 27.04. Dornbirn (A), Spielboden 28.04.Bern (CH) 29.04.Basel (CH), Gare du Nord 16.06.Wolfsburg, Jazz in Motion Festival 21.06.Leipzig, Bachfest 22.06.Leipzig, Bachfest 62. Internationale Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra 21. – 30. Juni 2013 www.ion-musica-sacra.de Gnade thematisch performativ bildlich vielfältig Folkert Uhde, neuer Künstlerischer Leiter des traditionsreichen Nürnberger Festivals, setzt für die nächsten vier Jahre vor allem auf die Versinnlichung von Konzerten jenseits stilistischer Grenzen: Thematische Vertiefung, Format- und Repertoirevielfalt sowie Kooperationen auf lokaler und internationaler Ebene prägen das umfangreiche Programm seiner ersten Spielzeit. Drei der zahlreichen Highlights: Freitag, 21. Juni, 21 Uhr, Kirche St. Lorenz Eintritt 19,- bis 39,- € Den „Vier Liedern, um die Schwelle zu überschreiten” von Gerard Grisey, gesungen von Dorothee Mields, steht im Eröffnungskonzert der 62. ION Musik aus der Zeit des 30-jährigen Kriegs gegenüber: Reflexionen über das Thema „Gnade” im Angesicht totaler Zerstörung. Montag / Dienstag, 24. / 25. Juni, jeweils 20 Uhr, Aufseßsaal (GNM) • Eintritt: 20,- € „Inside Partita” ist ein mehrdimensionaler Klangraum für Violine, Tanz und Elektronik – ein Projekt, das den Zuhörer auf eine Reise zu sich selbst führt. Die Barockgeigerin Midori Seiler spielt Johann Sebastian Bachs Partiten in einer zehnkanaligen Klanginstallation von Fabian Russ, mitunter in vollständiger Dunkelheit: Ein außergewöhnlicher Musiktheaterabend! Samstag, 29. Juni, 21 Uhr, Kirche St. Lorenz Eintritt 15,- bis 40,- € Palestrinas berühmte „Missa Papae Marcelli” korrespondiert mit Musik von der Gregorianik über Bach und Reger bis Scelsi und Rihm: der RIAS Kammerchor singt eine „Missa Nova”, die in einem eigens für dieses Konzert entwickelten Lichtkonzept neue Wahrnehmungsräume öffnet. Kartenservice unter Telefon 01801/ 21 444 88 zum Ortstarif Günstig übernachten in Nürnberg schon ab 53,- € Pauschalangebot mit Übernachtung, Frühstücksbuffet und vielen weiteren attraktiven Leistungen • Information / Prospekte: Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg, Postfach 4248, 90022 Nürnberg • Tel. 0911 2336-0 • Fax 2336-166 • E-Mail: tourismus@nuernberg.de • www.tourismus.nuernberg.de Aktuelle Angebote unter www.pauschalen-nuernberg.de ION_2013_94x266_4c 1 65 11.03.13 14:17 T er m i n e Ja z z Eric Schaefer 26.04.Bremen, Jazzahead 07.05.Freiburg, Jazzhaus 09.05.Wien (A), Porgy & Bess 10.05.Regensburg, Leerer Beutel 11.05.Rottweil, Jazzfest 12.05.Trier, St. Maximin Kirche 14.05. Innsbruck (A), Treibhaus 15.05.Hagenberg (A), AMSEC Impuls 17.05.Leipheim, Zehntstadel 18.05.Schwäbisch Hall, Hospitalkirche 15.06.Wolfsburg, Jazzfestival 09.07.Stuttgart, Jazzopen 21.07.Keitum, Teekontor 03.08.Hochheim, Rheingau Musik Festival Matthias Schriefl 15.05.Ludwigsburg, Schlossfestspiele 18.05.Diersbach (A), Inntöne Festival 01.06.Hilden, Jazztage 13.07.Betzigau, Gasthaus Mittelallgäu 23.10.Konstanz, Jazzherbst Jens Thomas 29.04.Kempten, Jazzfrühling Viktoria Tolstoy 19.04.Norderstedt, Kulturwerk 15.06.Wolfsburg, Jazz in Motion Walter Trout 06.05.Wiehl, Jazztage 15.05.Esslingen, Dieselstraße 16.05.Aschaffenburg, Colos Saal 17.05. Imst (A), Festival 18.05.Fürth, Festival 21.05.Bremen, Meisenfrei 22.05.Torgau, Club Bastion Klaus Paier & Asja Valcic 15.06.Völkermarkt (A), Step 08.11. Graz (A), Stockwerk Caroll Vanwelden 06.04.München, Unterfahrt 08.04.Mannheim, National Seite 1 Theater Oldenburger Promenade www. janssen-wiegand.de Tinvall Trio 30.04.Zürich (CH), Moods 02.05.Bonn, Zodiak Trio Harmonie 26.04.Bremen, 03.05.Weimar, Köstjazzahead! ritzer Spiegel21.05.Berlin, B-Flat zelt 22.05.Bremen, 06.05.Koblenz, Café Hahn AZ_OLP_2013_93x130_Layout 1Wesertrassen 01.02.13 15:39 24.05.Velbert, Theater Fischereihafen 01.06.Heilbronn, Cave 61 08.06.Duisburg, Die Säule 1. – 9. Juni 2013 17. Internationales Musikfestival Oldenburger Promenade Intendanz: Elena Nogaeva Infos und Karten: Tel.: (0441) 36 11 88 11 • Mo. – Fr. 9.00 – 13.00 www.oldenburger-promenade.de Veranstalter: Gemeinschaft der Freunde der Kammermusik in Oldenburg e. V. Mit freundlicher Unterstützung von: Kulturpartner: Bergitta Victor 11.04.Stuttgart, LKA Longhorn 12.04. Frankfurt am Main, Palais 13.04.Berlin, Heimathafen 14.04.Köln, Gloria 15.04.Hamburg, Mojo Club Radio String Quartet Vienna 21.03.Amstetten (A), Pölzhalle 22.03. Raab (A), KKRaab 23.03.Waidhofen/ Thaya (A), Igel 13.04.Ilmenau, St. Jacobuskirche Ulf Wakenius 15.06.Wolfsburg, Jazz in Motion Festival Julian & Roman Wasserfuhr 19.04.Köln, Altes Pfandhaus 23.05.Dresden, Jazzclub Tonne 31.05.Wuppertal, Bandfabrik 01.06.Frankfurt, Romanfabrik 14.06.Singen, Kulturzentrum 16.06.Wolfsburg, Jazz in Motion 20.09.Jüchen, Schloss Dyck Nils Wülker 17.04.Hannover, Jazzclub 18.04. Frankfurt am Main, Brotfabrik 19.04.Hameln, Hefehof 20.04.Kassel, Theaterstübchen 25.05.Hamburg, Elbjazz Michael Wollny 21.03.Köln, Philharmonie 22.03.SchwäbischHall, Jazzfestival 23.03. Bad Salzhausen, Staatsbad 25.04.Singen, Kulturzentrum 16.06.Wolfsburg, Jazz in Motion Festival 06.07.Baden Baden, Festspielhaus 10.08.Worms, Jazz & Joy Verlag: Kunst- und Kulturpublikationen RONDO GmbH, Johannisplatz 3a, 81667 München, Telefon: 089/614 658 53 Fax: 089/614 658 57, E-Mail: post@rondomagazin.de NEU - Büro Berlin: Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin Tel.: 030/414 781 761, Fax: 030/414 781 713 Internet: www.rondomagazin.de Herausgeberin: Verena von der Goltz Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch) Redaktionsassistentin: Anna Vogt Autoren dieser Ausgabe: Michael Blümke (mb), Arnt Cobbers (ac), Oliver Buslau, Josef Engels (joe), Guido Fischer (gf), Thomas Fitterling (tf), Robert Fraunholzer (rfr), Tobias Hell, Matthias Kornemann (mk), Reinhard Lemelle (rl), Roland Mackes, Carsten Niemann (cn), Matthias Siehler, Werner Stiefele (ws), Michael Wersin (mw), Marcus A. Woelfle Hinweise Oper, Festival, Konzert: Guido Fischer Comic: Helga Utz (Idee und Text), Thomas Thiesen (Zeichnung) Bildredaktion: Oliver Tenhoven Termine: Anna Vogt Art Director: Arndt Knieper Produktion: Rüdiger Kern Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger (Tel.: 089/614 658 80), s.lanzinger@rondomagazin.de Anzeigen Tonträger: Marike Hasler (Tel. 08137/ 63 28 722), m.hasler@rondomagazin.de Anzeigen Veranstalter: - für Hamburg, Bremen und die Vorwahlbereiche 03-, 08- und 09Ulrike Oertel (Tel. 030/ 79 74 39 51 / Fax 030/ 79 74 01 53 / mobil 0160/ 73 74 624), u.oertel@rondomagazin.de - für die Vorwahlbereiche 02- und 04- bis 07Anna Metternich und Martin Dietz (Tel. 0 22 54 / 60 13 311, mobil 0171 - 52 73 321), info@webbasis.de Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- u. Verlagshaus GmbH RONDO erscheint sechsmal jährlich. Abonnement für ein Jahr: Inland 28 €, usland 56 € – Bitte bei Bestellung Bank A verbindung für Lastschrifteinzug angeben. Das nächste RONDO erscheint am Donnerstag, 23. Mai 2013. 66 Zugabe Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne Von Robe rt F r au n hol z e r Fotos: Harald Hoffmann/Decca, Simon Fowler/EMI Classics Alles außer Elgar: Alisa Weilerstein Mag keine Opern: Komponist Steve Reich Alisa Weilerstein (30), Cello-Entdeckung von Daniel Barenboim und Solistin des Elgar-Cellokonzertes auf der neuesten CD Barenboims, hat in einem Interview eingeräumt: „Das Elgar-Konzert war das eine Stück, das ich nicht mit Barenboim aufnehmen wollte.“ Warum? Die klassische Aufnahme des Werkes stammt von Barenboims Ex-Ehefrau, der 1987 verstorbenen Jacqueline du Pré. Genützt hat es nichts. Gemeinsam mit Barenboim wählt Weilerstein zwar einen hörbar anderen Weg durch das Werk. Mithalten kann sie aber doch nicht. Komponist Steve Reich (76) hat zwar mehrere Werke fürs Musiktheater geschrieben. Gibt aber trotzdem zu: „Ich mag keine Opern!“ Das sagte er in seiner Wohnung in New York. Belcanto-Gesang klinge für ihn so, wie wenn jemand mit Kreide auf einer Tafel quietscht. Die einzigen Opern, die er ertragen könne, seien Strawinskys „Rake’s Progress“ und Weills „Dreigroschenoper“. Die Mailänder Scala gilt nicht nur für Sänger und Dirigenten als eines der riskantesten Häuser der Welt – wegen noto rischer Buh-Orkane seitens des Publikums. Jetzt richtet sich erstmals der Hass des Hauses gegen den Kritiker einer prominenten Zeitung. Paolo Isotta, der Rezensent des „Corriere della sera“, wurde vom Intendanten der Scala, Stéphane Lissner, von der „Zugangsliste des Hauses“ gestrichen. Ein durchaus unerhörter Vorgang. Isotta hatte Daniel Harding in einer Kritik vorgehalten, dessen Dirigat von Verdis „Falstaff“ sei allzu „schwerfällig und pedantisch“ ausgefallen. Hardings Leitung von „Tristan und Isolde“ dagegen sei so sanft gewesen, als wolle er die Theorie stützen, Wagner sei homosexuell gewesen. Aufgrund der letzteren Feststellung könnte man fast dem Urteil zuneigen, das Hausverbot sei zu Recht ausgesprochen worden. Wer behauptet, dass Homosexuelle „sanft“ seien, hat gewiss den Zug verpasst! – Allerdings sind auch zur Bestrafung von Fehlurteilen der Kritiker immer noch nicht die Theater zuständig. Sondern höchstens das Publikum. Infolge eines länger andauernden Kran kenhausaufenthaltes hat Colin Davis (85) sämtliche Konzertauftritte bis Ende der Saison abgesagt (darunter auch ein Sinfoniekonzert der Staatskapelle Dresden, deren Ehrendirigent er ist). Auch Pierre Boulez (87) muss im Anschluss an seine Glaukom-Operation (sog. „Grüner Star“) weitere Konzertverpflichtungen annullieren. Dagegen will der 77-jährige Seiji Ozawa nach erfolgreicher Behandlung seiner Krebs-Erkrankung spätestens im August wieder aufs Podium zurückkehren – bei seinem Festival im japanischen Matsumoto. Auf die Frage, warum es derzeit einen weltweiten Aufschwung des Chor-Gesangs auch im Laien-Bereich gibt, sagte Simon Halsey (55), Chef des Berliner Rundfunkchors, dem Berliner Stadt-Magazin „Tip“: „Wir alle suchen Kontakt, und dafür sind Sport und Musik besonders geeignet.“ Im Chor könne man singen, ohne vorher viel Unterricht nehmen zu müssen. Er selber werde inzwischen überall auf der Welt zur Leitung von Mitsing-Konzerten mit oft Tausenden Mitwirkenden eingeladen. Das sei keineswegs wider die Musik. Schließlich habe schon Händel in England Groß-Chöre mit an die 1000 Sängern dirigiert. „Auch Haydn hat Aufführungen mit 900 Chor-Sängern erlebt und daraufhin seine ‚Schöpfung‘ und ‚Die Jahreszeiten‘ komponiert.“ Es gebe auch einen physiologischen Grund für die Beliebtheit des Chor-Singens: „Wer gut singt, atmet gut.“ Konfiszierte Instrumente, Einreise-Schika nen (so wie kürzlich bei Gustavo Dudamel in Tel Aviv) und rüder Umgang mit Instrumenten: Raue Sitten an internationalen Flughäfen führen immer häufiger zu symptomatischem MusikerÄrger. Jetzt wurde dem Cellisten Alban Gerhardt in den USA ein wertvoller und seltener CelloBogen des berühmten Bogenmachers Heinrich Knopf (18391875) zerstört. Gerhardt wirft dem Flughafenpersonal einen „Akt der Brutalität und des sorglosen Umgangs“ mit seinem Eigentum vor. Ein Mitarbeiter der Transportation Security Administration hatte Gerhardts Cello-Kasten im Anschluss an eine Untersuchung gewaltsam schließen wollen und den Bogen dabei an der Cello-Brücke entzwei gebrochen. Zarter Tristan an der Scala: Daniel Harding Bogen überspannt: Der Cellist Alban Gerhardt ist sauer 67 AKTUELLE NEUHEITEN VON SONY CLASSICAL ARCADI VOLODOS PLAYS MOMPOU Auf seiner lange erwarteten neuen CD präsentiert Volodos farbenreiche impressionistische Klavierwerke des spanischen Komponisten Frederic Mompou. Unter seinen Händen entfalten diese Werke einen ganz eigenen, magischen Klangzauber. „...tiefe Sensibilität für beseelte Nuancenkunst“. Süddeutsche Zeitung. www.volodos.com SIMONE DINNERSTEIN & TIFT MERRITT NIGHT Das einzigartige Klassik- und Folk-Projekt der Pianistin Simone Dinnerstein und der amerikanischen Singer-Songwriterin Tift Merritt: mit neuen Liedern von Brad Mehldau und Patty Griffin, eigenen Songs von Tift Merritt, einer Auswahl klassischer Stücke und der Weltersteinspielung einer Variation über Leonard Cohens Suzanne. www.simonedinnerstein.com DANIEL BEHLE BACH Der bekannte deutsche Tenor singt Arien aus Bach-Kantaten, u. a. Ermuntere Dich, Ich habe genug, Geduld, wenn mich falsche Zungen stechen, Frohe Hirten, So schnell ein rauschend Wasser schießt, Lass o Fürst der Cherubinen. Mit AnneCathérine Heinzmann (Flöte) und Mitgliedern der Göttinger Stadtkantorei. GROSSE CHORMUSIK VIVARTE KOLLEKTION Das vielfach ausgezeichnete Label Vivarte ist weltbekannt für die herausragende Qualität seiner Einspielungen auf historischen Instrumenten. Diese limitierte CD-Edition enthält 60 Vivarte-CDs mit großartigen Künstlern wie Anner Bylsma, Bruno Weil, Tafelmusik, Huelgas Ensemble u. v. a. zum absoluten Sonderpreis. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Chorverband erscheint diese hochwertige 30 CD-Edition mit den bedeutendsten Chorwerken in herausragenden Referenzaufnahmen. Alle Aufnahmen wurden von hochkarätigen Chören und berühmten Chorleitern wie dem Arnold Schoenberg Chor, Nikolaus Harnoncourt, dem Balthasar-Neumann-Chor, Thomas Hengelbrock, dem Windsbacher Knabenchor, Karl-Friedrich Beringer, dem Tölzer Knabenchor, Kurt Weil, Frieder Bernius, dem Chor des Bayerischen Rundfunks, Sir Colin Davis u. v. m. eingespielt. www.sonymusicclassical.de