Liebe Leserin, lieber Leser!
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Liebe Leserin, lieber Leser!
Jahre des Terrors Editorial Im August dieses Jahres sind in Berlin einige Durchgangsstraßen gesperrt worden. Der Grund: Dreharbeiten für einen Film über die wohl größte Bewährungsprobe, die die Bundesrepublik in ihrer bisherigen Geschichte zu bestehen hatte. Es geht um den Terror der Roten Armee Fraktion, gipfelnd in der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer im Deutschen Herbst 1977. Dreißig Jahre sind seitdem vergangen. Doch noch bis in die neunziger Jahre hinein sahen sich der bundesdeutsche Staat und seine Exponenten einer permanenten Bedrohung ausgesetzt. 1998 schließlich löste sich die RAF auf, aufgerieben und innerlich zerrissen zwischen abstraktem Befreiungspathos und extremer Selbstbezogenheit, wie unser Autor Gerd Koenen in seinem Essay eindrücklich beschreibt. Dann folgte Schweigen. Knapp zehn Jahre später setzen sich die Deutschen erneut mit dieser Zeit auseinander. Mit unserem Magazin wollen wir diese Begegnung des Landes mit seiner eigenen Geschichte begleiten: durch die Schilderung dessen, was war – aber auch durch die neuerliche Annäherung an Menschen, von denen wir glauben, dass ihre Stimme das Gespräch über die Jahre des Terrors bereichern kann. Dabei werden unterschiedliche Perspektiven wahrnehmbar: wenn die Mutter des RAF-Terroristen Johannes Thimme über den Verlust ihres Sohnes spricht. Oder wenn unser Reporter Christoph Dieckmann die frühere Terroristin Inge Viett besucht, aber auch Thorwald Proll trifft, dem der Ausstieg aus der Szene eben noch gelang. Begegnungen wie diese bezeugen: Man kann auch ehemaligen Tätern zuhören, ohne das Leid der Opfer aus dem Blick zu verlieren. Gute Orientierung wünscht Ihnen Moritz Müller-Wirth Chefredakteur Seite Fotos [Ausschnitt]: Rinah Lang für DIE ZEIT Geschichte, Micha Bojanowski/VG Bild-Kunst, picture-alliance/dpa (3), Bundesarchiv Berlin, Jürgen Christ/action press Liebe Leserin, lieber Leser! DIE ZEITGeschichte 04_05 Editorial_Inhalt_DVD_600334 4 16.08.2007 15:59:13 Uhr Inhalt Orte und Taten Die Toten Auszüge aus dem Bilderzyklus von Hans-Peter Feldmann Alles oder nichts Autistisch, anmaßend, wahnhaft: Der mörderische Kampf der RAF Von Gerd Koenen Wo es geschah Wie die Tatorte der RAF-Geschichte heute aussehen. Fotos von Micha Bojanowski »Das Unfassbare verstehen« Ulrike Thimme über den Weg ihres Sohnes Johannes in den Terror Ursachen und Folgen Zeugnisse Kein Zurück Der Vorläufer ins Reihenhaus Juni 1972: Ein Porträt der ehemaligen »konkret«-Journalistin Ulrike Meinhof Von Karl-Heinz Janssen Die Geschichte des Bandenführers Karl Plättner und seiner »Roten Armee« Von Volker Ullrich Grenzenloser Terror Nicht nur in Deutschland entstand in den siebziger Jahren eine militante Stadtguerilla Frisch gewagt – erst halb gewonnen Oktober 1977: Die Befreiung der entführten Lufthansa-Maschine »Landshut« Von Theo Sommer Von Rudolf Walther Feindbild Israel Wie der Nahostkonflikt zum ideologischen Nährboden des RAF-Terrors wurde Von Gisela Dachs Von Moral nichts kapiert April 1998: Helmut Schmidt über den Deutschen Herbst und das Ende der RAF Im Innern der Festung Die RAF-Prozesse – ein trübes Kapitel der bundesdeutschen Rechtsgeschichte An der Basis Christian Klar und seine Weggefährten aus dem badischen Ettlingen. Eine Spurensuche Von Karin Ceballos Betancur Von Uwe Wesel Rubriken Fundstück Die Letzten Die Täter der dritten RAF-Generation waren Perfektionisten des Terrors Von Christoph Seils Panorama Menschen, Daten, Bücher Chronik Lebensläufe Bibliografie Jahre des Terrors Hier spricht der Pädagoge »Aufständische werden nicht gewählt« Mein Bild von der RAF Zwei Lebenswege: Eine Begegnung mit Thorwald Proll und Inge Viett Von Harald Martenstein Von Christoph Dieckmann Ankündigung i Impressum Weitere Texte im Internet: www.zeit.de/zeit-geschichte/index Titelseite Ulrike Meinhof, Fahndungsfoto von 1972 DIE ZEITGeschichte 04_05 Editorial_Inhalt_DVD_600335 5 Seite 16.08.2007 16:00:07 Uhr