Demenz spielt auf der Tanzfläche keine Rolle
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Demenz spielt auf der Tanzfläche keine Rolle
1 . 2015 I 1. Jahrgang I www.aktivieren.net Altenpflege Das Magazin für die Soziale Betreuung Mehr Betreuungskräfte Biografiearbeit Ideen für die Praxis So gelingt die Organisation Mit Fantasie zurück zum Glück Holen Sie den Frühling ins Haus Endlich wieder tanzen! Digitale Arbeitshilfen für die Soziale Betreuung – in nur einem Paket! Eine Vielzahl an Aktivierungshilfen, ohne umfangreiche Vorbereitung und individuell auf den Bewohner oder Patienten zugeschnitten. Das bietet Ihnen memo care ! Mit memo care erhalten Sie ein umfangreiches Betreuungsangebot in nur einem Paket, das Ihnen eine qualitativ hochwertige Aktivierung ermöglicht. Fertige Inhalte zum sofortigen Einsatz für die Soziale Betreuung. Jederzeit und von überall online abrufbar. Ob in der Gruppenaktivierung am Großbildschirm oder direkt am Pflegebett in der Einzelbetreuung über Tablets. Biografie-Arbeit ganz leicht Therapeutisches Spielen Aktivieren mit Bildern, Musik, Rätseln … Überzeugen Sie sich von der Vielseitigkeit, die Ihnen memo care bietet und vereinbaren Sie noch heute einen Beratungstermin mit unserem Kundenberater unter +49 511 9910-163! Vincentz Network | T +49 511 9910-163 | memocare@vincentz.net | www.memocare.net Editorial Monika Gaier, Chefredakteurin Krankenschwester, M. A. monika.gaier@vincentz.net Tel. +49 511 9910-110 Liebe Leserin, lieber Leser, vor Ihnen liegt die erste Ausgabe der neuen Zeitschrift . Für das Redaktionsteam ist sie das Ergebnis einer tollen Zeit! Monatelang haben wir getüftelt, entworfen, geplant – immer wieder gemeinsam mit Ihnen, den Leitungen in der Sozialen Betreuung. Sie haben uns kostbare Zeit geschenkt, uns Einblicke gegeben in Ihre Arbeit. Und uns begeistert mit Ihrer Kreativität und Ihrem Know-how. Die Soziale Betreuung in Pflegeeinrichtungen wird immer wichtiger. Sie selbst wissen am besten, dass es dabei mit Kreativität nicht getan ist: Jobs wie Planung und Organisation stehen auch in Ihrem Alltag ganz oben. Nur wenn Sie alles gleichermaßen im Blick haben, wird die Soziale Betreuung zum Aushängeschild für die Einrichtung. Die Zeitschrift unterstützt Sie von nun an bei all diesen Aufgaben. Jeden 2. Monat. Manche Tipps können Sie ganz einfach nachmachen. So wie die auf Seite 18 und 20. Mit ihnen holen Sie schnell ein bisschen Frühling ins Haus. Aber auch größere Projekte stellen wir vor – wie das zum Tanzen ab Seite 12. Und ganz besonders freuen wir uns auf die Ideen, die Sie uns zusenden. Ideen – es gibt sie zuhauf! Davon konnten wir uns überzeugen. Manch eine hat es verdient, ein bisschen mehr im Rampenlicht zu stehen. Auch dafür ist nun gesorgt: in Ihrer Zeitschrift ! Die Software für Soziale Dienstleister In diesem Sinne beste Grüße Sinfonie GmbH & Co.KG Ihre Diskutieren Sie mit uns auch unter www.facebook.com/ aktivieren.net 1.2015 www. aktivieren.net 3 Neuendorfstraße 23 b 16761 Hennigsdorf Telefon: Telefax: +49 (0) 33 02 4 98 99 - 0 +49 (0) 33 02 4 98 99 - 99 E-Mail: info@sinfonie.de Internet: www.sinfonie.de 1.2015 Inhalt 6 tanzen wieder lachen Messe erleben 9 28 sich erinnern Dies & Das Schwerpunkt Tanz Ideen & Impulse 6 Nachrichten 7 Zahlen & Fakten 8 Expertentipp: Materialien effektvoll einsetzen von Bettina Jasper 9 Messe-Highlights 12 Endlich wieder tanzen von Anke Franke 16 Der Rollator als Tanzpartner von Monika Volaric 18 Oster- und Frühlingsdeko zum Nachbasteln 20 Tolle Spieltipps mit Blumentöpfen 1.2015 www. aktivieren.net 4 basteln zu Ostern 12 Planen & Organisieren 22 Soziale Betreuung neu organisieren von Heike Jurgschat-Geer 26 Nachgehakt: Was bedeutet ein vergrößertes Betreuungsteam für Sie? organisieren Demenz & Kommunikation 28 Auf Fantasiereise gehen: Biografiearbeit spielerisch gestalten von Maria Metzger 22 Standards 3 Editorial 32 Service: Produkte, Medien, Tipps 35 Vorschau 35 Impressum Titelcover: Jo Titze 1.2015 www. aktivieren.net 5 Fotos: Werner Krüper (2); fotolia.com: Matka Wariatka, itsmejust, picsfive, Jo Titze, Thomas Geiger 20 Frühling genießen 18 Dies & Das Kodex für Clowns Foto: Werner Krüper Humor mit Qualitätssiegel Der Dachverband Clowns in Medizin und Pflege Deutschland hat sein Qualitätssiegel vorgestellt. Mitgliedsvereine, die die notwendigen Qualitätskriterien des Dachverbandes nachgewiesenermaßen erfüllen, dürfen das Siegel ab sofort führen. Diese Kriterien umfassen eine strukturierte professionelle Arbeit der Clowns in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Dazu gehören regelmäßige, mit dem jeweiligen Einrichtungspersonal koordinierte und honorierte Einsätze. Diese müssen insbesondere ethische Leitlinien einhalten, die den respektvollen Umgang mit Kranken, Pflegebedürftigen, Angehörigen und Personal gewährleisten. Zudem richten sich auch Geschäftsführung, Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit der Klinikclowns-Vereine, die das Siegel tragen, nach einem ethischen Kodex. www.dachverband-clowns.de Familiäre Form von alzheimer Oscar für Demenzfilm Für die beste weibliche Hauptrolle im Film „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ hat Julianne Moore Ende Februar den Oscar erhalten. Seit dem 5. März läuft der Film auch in deutschen Kinos und gibt Einblicke in die frühe familiäre Form von Alzheimer. Bei Alzheimer wird zwischen der sporadischen und der familiären Form unterschieden. Nur etwa ein Prozent aller Alzheimer-Fälle geht auf die erblich bedingte, familiäre Form zurück. Hier führen Mutationen in einem von drei unterschiedlichen Genen dazu, dass Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung in jedem Fall erkranken werden. Diese Form tritt meist zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf. Bereits wenn nur ein Gen mutiert ist, kommt es zur Erkrankung. Trailer und mehr Infos zum Film und zur frühen Form von Alzheimer: http://vinc.li/still_alice www.alzheimer-forschung.de finden Sie auch im Netz: auf der Website zur Zeitschrift unter www.aktivieren.net und auf Facebook unter www.facebook.com/aktivieren.net Schreiben Sie uns dort oder per E-Mail, wie Ihnen die neue Zeitschrift gefällt, welche Ideen und Anregungen zu Aktivierungstipps Sie mit anderen Lesern teilen möchten, was Sie bewegt oder auch mal ärgert. In der Rubrik Dies & Das lassen wir Sie künftig auf diesen Seiten in der „Leserzeit“ zu Wort kommen! Kontakt zur Redaktion: aktivieren@vincentz.net 1.2015 www. aktivieren.net 6 Demenz und Technik Bei der Evangelischen Heimstiftung (EHS) testen aktuell 24 Häuser der EHS einen Tablet-PC, der speziell für die Betreuung von Menschen mit Demenz entwickelt wurde. Nach erfolgreichem Testlauf sollen die Kleincomputer flächendeckend eingeführt werden. Ein Software-Unternehmen aus München entwickelte einen auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten demenzerkrankter Menschen abgestimmten Tablet-PC, der neben der Bereitstellung von Filmen, Spielen, Büchern und Musik, eine besonders einfache Bedienung ermöglicht. Die übersichtliche Benutzeroberfläche wird beim Einschalten automatisch angezeigt. Über große Kacheln können einzelne Medien einfach und schnell genutzt werden. Per TV-Adapter kann das Tablet auch an einen Fernseher an- geschlossen werden. Der Inhalt der Filme, Spiele, Bücher oder auch der Musik kann auf den einzelnen Demenzkranken abgestimmt werden, um auf frühere Hobbys, Lieblingslieder oder -filme einzugehen. Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung: „Das Konzept überzeugt nicht nur aufgrund der technisch ausgereiften Entwicklung. Die bedarfsorientierte Bedienung und insbesondere die individuell gestaltbaren Inhalte haben uns begeistert.“ Mitte 2015 werde die EHS eine erste Evaluation durchführen. Bei vermutlich positiven Testergebnissen und Erfahrungsberichten will die Evangelische Heimstiftung in weiteren Häusern die Tablet-PCs in der Demenzbetreuung einsetzen. 45 .000 Betreuungskräfte soll es bald in stationären Pflegeeinrichtungen geben – statt bisher 25.000. Der Betreuungsschlüssel für alle Bewohner wurde im Januar mit dem Pflegestärkungsgesetz auf 1:20 erhöht. Bisher lautete er 1:24 für Bewohner mit eingeschränkter Alltagskompetenz. www.mediadementia.de Sozial-Holding Mönchengladbach Musiktherapeutische Singgruppen im Aufbau Seit Januar 2015 wird das Musikangebot der SozialHolding Mönchengladbach um einen musiktherapeutischen Baustein nach dem Konzept des „Heilsamen Singens“ erweitert. Die Sopranistin, Musikwissenschaftlerin und Pädagogin Isabelle Razawi, die sich intensiv mit den gesundheitsfördernden Aspekten des Singens beschäftigt hat, baut in den Heimen der SozialHolding jetzt Singgruppen auf. Sie treffen sich sich alle 14 Tage für jeweils 60 Minuten. Möglich wird dieses Angebot durch die Förderung der Procuratio – Gesellschaft für Dienstleistungen im Sozialwesen. Wie bereits die Konzertreihe „Musik im Quartier“, wer- 1.2015 Foto: Sozial-Holding Mönchengladbach Foto: DRK Sallfeld/Fleischhauer Heimstiftung setzt auf Tablet-PCs Helmut Wallrafen-Dreisow (Mitte), Geschäftsführer der Sozial-Holding Mönchengladbach, mit seinem Team. den auch die Singgruppen von der Sozial-Holding zusammen mit der Kommu- www. aktivieren.net 7 nalen Musikförderung der Stadt Mönchengladbach organisiert. Dies & Das Expertentipp Begreifen! Mit Anschauungsmaterial Akzente setzen Gut gewähltes Material ist ein wichtiger Faktor für das Gelingen einer Aktivierungseinheit. Unabhängig von Zielgruppe, Dauer, Thema oder Art der Aktivität unterstützt es die Gestaltung derselben. Das gilt für alles, was direkt für die Beschäftigung nötig ist, wie Spielutensilien, Werkstoffe und ähnliches und ebenso für Anschauungsmaterial. Gegenstände Setzen bedeuten Sicherheit, sind Sie Reize, die Reserve, wenn verschiedene Sinne Sie als Beansprechen: Sehen, Hötreuungskraft einmal nicht ren, Tasten, Riechen, weiter wissen. Schmecken. Teilnehmende erhalten durch gut gewähltes Material ganz von allein Impulse. Ansprechend präsentiert – etwa in einem Korb, auf einer Decke, in einem Glas – dient das Anschauungsmaterial gleichzeitig als Dekoration. Derart hergerichtet, sorgt es für eine angenehme Atmosphäre und lädt ein, sich mit Material und Thema zu beschäftigen. Ihnen bei welcher Gelegenheit sinnvoll erscheint. Anschauungsmaterial weckt Interesse. Offen lädt es zur Besichtigung und zum Begreifen ein und lockt Bewohner in den Aktivierungsraum. Verborgen unter einem Tuch, wecken Sie mit dem Material die Neugier der Bewohner. Je nach Auswahl setzen Sie gezielt Reize für unterschiedliche Wahrnehmungssysteme – etwas zum Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken oder für die Körperwahrnehmung. Bieten Sie Ihren Bewohnern aus jedem Bereich etwas an. Impulse für Kreativität geben Anschauungsmaterialien geben Menschen mit Demenz die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen, auch wenn sie sich sprachlich nicht immer verständigen können. Bei beginnenden kognitiven Einschränkungen helfen die Dinge, das Thema im Blick zu behalten. Für fitte, orientierte Menschen sind Anschauungsmaterialien Impulse für die Kreativität. Zusätzlich können sie für das Gehirntraining Bettina M. Jasper, Dipl. Sozialpädagogin, Bettina.Jasper@ denk-werkstatt.com, www.denk-werkstatt.com genutzt werden. Bei den Gegenständen auf dem Foto geht es um das Thema Märchen. Unter der Frage „Welche Märchen kennen Sie?“ kann beispielsweise jedes Teil für ein oder mehrere Märchen stehen: • Rose J Dornröschen •Spiegel, Apfel J Schneewittchen •Gürtel J Das tapfere Schneiderlein • Wattekugeln J Frau Holle • Strumpfzopf J Rapunzel • Korb J Rotkäppchen •Streichhölzer J Das Mädchen mit den Schwefelhölzern • Gans J Hans im Glück • Gelbe Kugel J Froschkönig •Nackte Gliederpuppe J Des Kaisers neue Kleider … Ideal ist, wenn die Teilnehmenden geeignete Gegenstände aus ihrem Besitz mitbringen. Diese funktionieren als Eisbrecher und sorgen sofort für Gesprächsstoff. Schließlich weiß jeder etwas über das eigene Stück zu erzählen. Wie viele Gegenstände Sie einsetzen, hängt vom Zeitrahmen ebenso ab wie von den kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmenden. Meist trifft die Redewendung „weniger ist mehr“ zu. Es ist auch entscheidend, ob Sie alles auf einmal zeigen oder ein Teil nach dem anderen in die Aktivität einbringen, jeweils passend zum Gesprächsverlauf. Für beide Formen gibt es gute Argumente. Probieren Sie aus, was Foto: Bettina Jasper Material dosiert einbringen Gans, Rose und Co. stehen jeweils stellvertretend für ein Märchen. 1.2015 www. aktivieren.net 8 24.-26. März Fotos: Klang & Leben tolle Aktionen beim Marktplatz Aktivierung Aussteller zeigen Angebote zum Ausprobieren Die ALTENPFLEGE 2015 setzt mit zukunftsweisenden Themen Akzente auch für die professionelle Betreuung. Ein Highlight: Auf einem Marktplatz Aktivierung wird sich alles rund um dieses Schlüsselthema drehen. Denn mit mehr Geld und Personal für die Betreuung durch 87b-Kräfte im stationären Bereich hat der Gesetzgeber noch einmal ordentlich Schub in die Alltagsbegleitung gebracht. „Die Politik hat der Branche den Ball zugespielt – wir nehmen ihn auf und präsentieren zur Messe attraktive Angebote“, sagt Carolin Pauly vom Messeveranstalter Vincentz Network. Auf dem Marktplatz Aktivierung in Halle 2 können Betreuungsprofis ein großes Sortiment an Aktivierungs-Angeboten der Aussteller ausprobieren sowie Tipps und Wissen rund um die Soziale Betreuung mit in ihre Häuser nehmen. Dabei sind Angebote aus den Bereichen Musik, Bewegung und Spiel. Der Fachverband SpieleGilde wird zum Beispiel neue Seniorenspiele vorstellen. Pauly: „Ein Höhepunkt werden die Auftritte der Formation Klang & Leben sein – unter anderem mit Musikern der Band Fury in the Slaughterhouse.“ Bühnenprogr amm am Vincentz-stand Barbara Kerkhoff vor. Sie zeigt, wie Sie für jeden Bewohner etwas Bleibendes schaffen und persönliche Sternstunden festhalten. Foto: Archiv Tauchen Sie ein in die Welt der Aktivierung Am Stand des Messeveranstalters Vincentz Network erleben Sie die bunte Welt der Aktivierung. In Live-Vorträgen und Vorführungen stellen Ihnen unsere Autoren ihre neuesten Buch- und Spielideen vor. Sie erfahren, wie Sie und Ihr Team diese gemeinsam mit Ihren Bewohnern in der Praxis einsetzen. Freuen Sie sich auf Fachinformation und Tipps, genauso wie auf unterhaltsame und bewegende Momente. Und verpassen Sie nicht die Interviews mit den Akteuren unseres Programms live auf der Bühne in Halle3, Stand C28. Diese ThemenHighlights und Referenten erwarten Sie täglich: Treffen Sie unsere Buchund Spieleautoren Bettina M. Jasper, Andrea Friese, Barbara Kerkhoff und Petra Fiedler sind zu Gast auf unserer Vincentz-Bühne in Halle 3, Stand C 28. Lassen Sie sich von ihren Aktivierungsideen verzaubern, und tauschen Sie sich fachlich mit den Expertinnen aus! Fit mit Bewegung auch bei Demenz Aktivierung in all ihren Facetten Erzählen, Basteln, Lachen: Wie Sie mit Fachkompetenz Bewohner aktivieren und welche Hilfsmittel Sie verwenden können, erfahren Sie von den renommierten Autorinnen Bettina M. Jasper, Andrea Friese und Petra Fiedlder. Biografiearbeit Eine individuelle und sehr persönliche Möglichkeit, die Biografie und Gedanken Ihrer Bewohner festzuhalten, stellt Alte Menschen mit Hilfe von Bewegung fit halten – sowohl körperlich als auch geistig? Wie das geht, zeigt Ihnen Bettina M. Jasper anhand von Übungsbeispielen zur sofortigen Umsetzung. Bei Bewohnern zuhause Andrea Friese zeigt, wie Sie mit individueller Lebensraumgestaltung mehr Informationen über die Bewohner-Biografie erhalten und dabei spielerisch aktivieren. Das komplette Programm auf der Vincentz-Bühne: http://vinc.li/Bühnenprogramm 1.2015 www. aktivieren.net 9 Dies & Das 24.-26. März Workshop Alltagsbegleiter Die Neuen in der Altenpflege Foto: Bürgerheim Biberach Im Workshop „Personalanforderungen in Hausgemeinschaften“ im Rahmen des ALTENPFLEGE Kongresses 2015 am 25.03.2015 in Nürnberg stellt Martina Feulner die Alltagsbegleitung in den Mittelpunkt. Die neue Profession ist dabei, sich erfolgreich zwischen Hauswirtschaft, Pflege und Sozialer Be- Martina Feulner, H wie Hauswirtschaft, Freiburg 810 Vortragsminuten plus treuung zu platzieren. Der Workshop zeigt, wie in der Alltagsbegleitung fördernde und aktivierende Begleitung und Haushaltsmanagement sinnvoll zusammenkommen. Teilnehmer erfahren, wie Grundlinien für das Handeln in der Alltagsbegleitung klar formuliert werden. Denn Handlungskompetenzen brauchen einen klaren, transparenten Unterbau. sechs Workshops warten www.altenpflege-messe.de/ themenwelten/kongresse Herz! auf Sie in Nürnberg beim ALTENPFLEGE Kongress in insgesamt 18 Fachvorträgen. Den Vortragsblock Demenz am 2. Messetag ab 13.30 Uhr legen wir Ihnen besonders ans Pflege-Kongress 2015 Fortbildung auf hohem Niveau Foto: Werner Krüper Der Pflege-Kongress im Rahmen der ALTENPFLEGE 2015 wartet mit spannenden Themen und interessanten Vortragenden auf – natürlich auch zum Thema Soziale Betreuung. Fach-, Führungs- und auch Leitungskräfte aus Pflege une Betreuung können sich zeitlich wie örtlich kompakt aktuellen Themen widmen und ihre Fachkompetenz stärken. An den drei Tagen vom 24. bis zum 26. März gibt es im Messezentrum Nürnberg 18 jeweils 45-minütige Vorträge mit hohem Praxisnutzen zu Themen von Demenz bis Personalarbeit. Und dazu insgesamt sechs Workshops, die in jeweils zweieinhalb Stunden in die Tiefe gehen und dem begrenzten Teilnehmerkreis Gelegenheit zum intensiven Gedankenaustausch und zu Diskussionen ermöglichen. wie kann Soziale Betreuung so organisiert werden, dass möglichst viele Bewohner davon profitieren? Claudia Heim, Beraterin für professionelles Pflege- und Qualitätsmanagement aus Oy-Mittelberg, beantwortet in ihrem Vortrag am ersten Messetag diese und weitere Fragen zur Organisation der Sozialen Betreuung und gibt viele praktische Anregungen für den Arbeitsalltag. Soziale Betreuung organisieren Know-how für die Personalführung Unter dem Stichwort Pflegemanagement geht es nicht zuletzt um das Pflegestärkungsgesetz. Dies hat die Soziale Betreuung aufgewertet und die Voraussetzungen für eine Aufstockung des Personals geschaffen. Doch 1.2015 In den Vorträgen des zweiten Tages geht es vor allem um Mitarbeiterführung, um Teamentwicklung sowie um die Pflege und Begleitung von Menschen mit www. aktivieren.net 10 GuTe Betreuung: Ihr Stein zählt Machen Sie mit bei der Aktion „Was braucht gute Pflege?“ Was braucht es, um die Situation in Pflege und Betreuung zu verbessern? Was braucht individuelle Betreuung? Diese Frage beantworten Sie selbst: In einer Aktion, in der Ihre Position ganz groß rauskommt. Gemeinsam setzen Pflegende und Betreuer am 24. März 2015 ein deutliches Zeichen – ein Gesamtwerk bestehend aus vielen einzelnen Bausteinen. Auf jedem steht eine Forderung. Sie schreiben auf IHREN Baustein, was für gute Pflege und Betreuung notwendig ist. Das Ergebnis wird danach in den Messehallen stehen, von den Messebesuchern weitergebaut, und wird größer und größer. Mit dabei sind prominente Vertreter wie Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerates. Neben Live-Musik von der Formation Klang & Leben gibt es Snacks und Getränke. Sind Sie dabei? Dann sollten Sie sich den Termin vormerken: Datum: 24.03.2015 Uhrzeit: 12.30-13.30 (Mittagspause Pflegekongress) Ort: Kongressbereich NCC Mitte Weitere Infos zu dieser Aktion finden Sie unter: Kongress auf den Punkt Der ALTENPFLEGE Kongress findet vom 24.-26.03.2015 im neu gestalteten Nürnberg Convention Center (NCC) Mitte statt. Als Kongressteilnehmer können Sie sich Ihr persönliches Programm zusammenstellen. Alle Vortragsblöcke und Workshops sind einzeln buchbar. Die Teilnahmegebühr pro Vortragsblock oder Workshop ist 69 Euro. Mit Ihrem Kongressticket haben Sie am gleichen Tag freien Eintritt zur ALTENPFLEGE 2015. www.altenpflege-messe.de/ themenwelten/kongresse Anzeige Emotionale ROBOTIK Robotik BEI bei DEMENZ Demenz EMOTIONALE Demenz. Den Vortragsblock zum Personalmanagement am Vormittag eröffnet die Essener Beraterin Karla Kämmer zum Thema „Stärken stärken“. Hier lernen Sie Methoden kennen, die es Ihnen erlauben, die Stärken Ihrer Mitarbeiter herauszufinden. Und Sie erfahren, wie Sie diese Stärken fördern und gezielt einsetzen können. Der Nachmittag widmet sich dann dem Thema Demenz. Vertiefende Workshops zum Thema Aktivieren Wer sich einem Thema inhaltlich und zeitlich intensiver widmen und es nicht beim Besuch eines Vortrags bewenden lassen möchte, für den hält der PflegeKongress in Nürnberg täglich zwei Workshops bereit. Für die Soziale Betreuung besonders interessant: Am ersten Tag (24. März 2015) geht es um die Themen Selbstbestimmung und Aktivierung. Die Interessenten können dort in kleiner Runde (die Teilnehmerzahl ist begrenzt) einen ganzen Vor- beziehungsweise Nachmittag lang Meinungen austauschen oder Lösungsansätze für spezielle Probleme entwickeln. 1.2015 Interaktive Katze JustoCat® für die aktivierende Erinnerung standteile zu konzentrieren. Gleichzeitig musste sie den hygienischen und alltäglichen Anforderungen der Pflege gerecht werden. Die 2,5Kg schwere JustoCat® ist ein robustes Medizinprodukt. Die Akkulaufzeit reicht für mehrere Tage und die einfache Handhabung stellt sicher, dass sie von Pflegekräften aber auch Angehörigen problemlos bedient und unkompliziert gereinigt werden kann. Das Fell ist leicht abzunehmen und in der Maschine waschbar. Die interaktive Katze JustoCat® erinnert an eine echte Katze und wurde von einer Gesundheitswissenschaftlerin und einem Robotikexperten aus Schweden entwickelt und mit Pflegefachkräften im Einsatz getestet und evaluiert. Sie simuliert spürbar das Atmen, schnurrt und miaut in unterschiedlich einstellbaren Intensitäten. Über Sensoren spürt die JustoCat®, wenn Sie JustoCat® wird in Deutschland gestreichelt wird. Die Entwickler durch Tobias Bachhausen von achteten darauf, die der Beziehungen Zielgruppe der Menpflegen GmbH verschen mit fortgetrieben – bereits schrittener Demenz bekannt durch den nicht mit überflüssiRobbenroboter. Erlegen Funktionalitäten ben und testen Sie zu überfordern, JustoCat® auf der sondern auf die für Altenpflege-Messe in die Reminiszenz und Halle 1 (aveneo – Vermittlung von Stand). Ruhe und Sicherheit Fotos: Alice Öberg www.justocat.de notwendigen Be- www. aktivieren.net 11 Endlich wieder tanzen Das Maria-Martha-Stift veranstaltet einen monatlichen Tanznachmittag in der benachbarten Tanzschule – und begeistert damit nicht nur eigene Bewohner, sondern auch zahlreiche externe Gäste. Text: Anke Franke 1.2015 www. aktivieren.net 12 Schwerpunkt M it „Endlich wieder tanzen!“ feiert unser Haus, das Maria-Martha-Stift in Lindau am Bodensee, erstaunliche Erfolge, indem wir dem verstaubten Tanzkränzchen den Kampf angesagt und anstatt biederer Beschaulichkeit lieber auf flotte Rhythmen setzen. Und auf den natürlichen Bewegungsdrang von alten Menschen, die dafür ihren Rollator stehen lassen oder ihre Demenz vergessen. Wir haben das Angebot für unsere Bewohner 2011 genauer unter die Lupe genommen, haben es kritisch hinterfragt und sind trotz hoher Akzeptanz und reichlicher Abwechslung zu dem Schluss gekommen, dass es da noch mehr geben muss. Etwas Anderes, etwas Lebendigeres, etwas Leidenschaftlicheres, das über die verhaltene Schüchternheit unserer Kaffeekränzchen hinausgeht. Etwas Ausgelasseneres, das unsere Musik- und Tanznachmittage auffrischt – und mit ihnen unsere Bewohner. Was wir vermisst haben, erkannten wir aber erst, als wir es gefunden hatten. Den ersten Impuls dafür, welche vielfältigen Kräfte der Tanz entfalten kann, erhielten wir 2011 durch den Workshop „Wir tanzen wieder!“ der Alexianer GmbH aus Köln unter der Leitung von Stefan Kleinstück. Wir haben uns sofort selbst mit dem Tanzvirus infiziert und rasch eine Vorstellung entwickelt, wie dieses bewegungsbetonte Programm bei unseren Bewohnern ankommen würde. Die befreiende Wirkung des Projekts, die wir im Rahmen des Workshops bei uns selbst spürten, wollten wir den Menschen in unserem Haus nicht vorenthalten. Und so holten wir es voll gespannter Erwartung zunächst im Rahmen des 100. Geburtstags unserer Einrichtung nach Lindau. kein Kuchen, kein Tee – nur Wasser, denn das können die Teilnehmer während und nach der schweißtreibenden Veranstaltung gut gebrauchen. Und es bedarf einer guten Mischung aus Betreuungskräften – egal ob Pflegende, Betreuer, Angehörige oder Ehrenamtliche. Damit ist sichergestellt, dass niemand isoliert bleibt oder gar auf einem Stuhl versauert. Die eingespielte Musik, die keinesfalls zu ruhig sein sollte, erledigt dann den Rest. Die Teilnehmer kommen sofort in Schwung. Der Tanznachmittag dauert jeweils etwa zwei Stunden. In unserem Fall bedienen wir uns stets einer musikalischen Weltreise, die immer mit einem Walzer in Wien beginnt und mit dem Lied „Die Fischerin vom Bodensee“ endet, weil der See vor unserer Haustür liegt. Das entspricht einem Ritual, dessen Signale Beginn und Ende des Tanznachmittags markieren, die selbst an Demenz Erkrankte nachvollziehen. In den kurzen Pausen zwischen den Liedern kommt es immer wieder zu Umarmungen, die im Alltag zu selten sind. Auch das Spüren und die Nähe anderer Menschen sind sehr starke Erfolgsfaktoren. Ein Partner außerhalb der Heimsphäre ist wichtig Als die Einführungsveranstaltung in unserem Haus sofort für große Begeisterung sorgte, haben wir mit den Erfindern des Konzepts überlegt, wie wir in Lindau langfristig von der euphorisierenden Wirkung profitieren können. zum Thema Ein zentraler Punkt Eine tabellarische Anleitung, wie Sie selbst ist die Partnereinen Tanzmittag organisieren, finden Sie im schaft mit einer Downloadbereich auf www.aktivieren.net Tanzschule ~ außerhalb der Auf der Projektseite www.wir-tanzen-wieder.de, Einrichtung. der ersten Initiative dieser Art der Alexianer in Köln Denn auch die (S.15), finden Sie unter anderem zertifizierte SchuTatsache, dass lungsangebote für Tanzschulen und Ehrenamtliche, die Veranstaleine Bildergalerie und eine Reportage des WDR. tung einmal im Monat mit~ Das Maria-Martha-Stift tanzt in Radio und TV: ten in der Stadt http://vinc.li/tanzen_im_zdf und über die Bühne http://vinc.li/ geht, ist entscheitanzen_im_Deutschlandfunk dend. Das macht es zu einem besonderen Ereignis außerhalb der Routine. Wir haben in der Tanzschule Schnell den idealen Partner gefunden. Die Schule ist in fußläufiger Nähe, sodass sie auch ohne Fahrdienst für uns erreichbar ist. Martin Schnell und das Team seiner Tanzschule haben die Idee von Anfang an unterstützt – der Inhaber der Tanzschule stellt seine Energie und sogar die Getränke kostenlos in den Dienst des Projekts. So können wir den Tanzmit- Mehr Fotos: Anke Franke, radkol/Depositphotos.com, Dieter Schütz/pixelio.de Wie „Endlich wieder tanzen!“ funktioniert Was ist das Besondere an dieser durch Musik beförderten Bewegung, die sich explizit auch an Senioren wendet, die nicht mehr so gut zu Fuß oder sogar demenzkrank sind? Die Initiatoren des Konzepts „Wir tanzen wieder!“, das bei uns „Endlich wieder tanzen!“ heißt, haben erkannt: „Der Körper vergisst nicht, was der Geist schon längst aufgegeben hat.“ Gerade Menschen, deren mentale Fähigkeiten sich erheblich abgebaut haben, werden durch die Stimuli von Musik und Bewegung wieder erreicht. Wenn beides in der Vergangenheit für sie eine Rolle gespielt hat, zünden diese Elemente umso mehr und bauen über den Körper eine Brücke zu Geist und Erinnerung. Die Lust am Tanz kommt dadurch von allein. Mit Staunen konnten wir bei der Einführung des Konzepts im Maria-Martha-Stift bestimmte Bewohner so kennenlernen, wie wir es gar nicht für möglich gehalten hätten. Wichtig für das Entstehen dieser besonderen Momente mit Ausgelassenheit und Gelöstheit ist die Konzentration auf das Wesentliche. Der betreffende Raum darf nicht mit einer einladenden Kaffeetafel eingedeckt sein. Kein Kaffee, 1.2015 www. aktivieren.net 13 Planen und Organisieren Alte Menschen flirten plötzlich wieder Konkrete Umsetzung Um ein solches Konzept nachhaltig zu etablieren, bedarf es der hohen Akzeptanz vor allem auch bei den Mitarbeitern. Wir tragen daher Sorge, dass jedes Mal eine andere Pflegekraft mitkommt, um ein unmittelbares Bild der Veranstaltung zu bekommen. Sie kann dann künftig auch besser abschätzen, ob zum Beispiel die Tagesform eines Bewohners den Tanznachmittag auch zulässt. Zudem erleben Mitarbeiter ihre zu Pflegenden auf diese Weise in tag kostenlos anbieten, aber auch eine Gebühr von drei bis fünf Euro würde niemanden abhalten. Eine Idee zieht Kreise Heute, gut zweieinhalb Jahre nach der Einführung, ist „Endlich wieder tanzen!“ zu einer Art Aushängeschild unserer Einrichtung geworden. Regelmäßig nehmen etwa 40 Senioren teil, die inzwischen auch aus anderen Einrichtungen kommen oder die noch in den eigenen vier Wänden leben. Der hohe Zuspruch hat seinen Ursprung in kontinuierlichen Bemühungen auf verschiedenen Ebenen. Ein wichtiger Faktor ist der Informationsfluss zu den lokalen Medien. Und ganz nebenbei bleibt durch die wiederkehrenden Einladungen zum Tanznachmittag unser Haus positiv im Bewusstsein der Stadtgesellschaft. Sogar ZDF und RTL haben eigene Beiträge über uns und unsere Projekte gedreht. Von Anfang an war uns klar, dass „Endlich wieder tanzen!“ viel zu schade ist, um es allein für uns zu behalten. Daher haben wir alle Pflegeeinrichtungen in unserem Einzugsbereich dazu eingeladen, ebenfalls teilzunehmen. Gleiches gilt für Seniorentreffs und alle relevanten Einrichtungen, die sich um alte Menschen bemühen. Die breite Streuung hat letztendlich dazu geführt, dass unser heutiges Publikum bei den Tanznachmittagen eine Mischung aus ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten ist, die wiederum auf unterschiedlichem körperlichen und geistigen Niveau zusammenkommen – und sich gegenseitig stützen. 1.2015 So organisieren Sie einen tollen Tanznachmittag ählen Sie einen externen Veranstaltungsort, denn • W er steht für das Besondere außerhalb der Routine: Partnerschaft mit externer Tanzschule onzentrieren Sie sich auf das Wesentliche: • K kein Kaffee, kein Tee, nur Wasser pielen Sie flotte Musik – feste Musikstücke markie• S ren als Ritual Anfang und Ende des Tanznachmittags und geben Orientierung – auch bei Demenz chaffen Sie einen passenden Zeitrahmen: einmal pro • S Monat zwei Stunden mit einer 15-minütigen Pause • L aden Sie andere Einrichtungen, Demenzgruppen sowie zu Hause lebende Senioren ein Detaillierte Organisationstipps finden Sie im Downloadbereich auf www.aktivieren.net www. aktivieren.net 14 Fotos: Anke Franke, Maria-Martha-Stift einem völlig anderen Umfeld und entdecken Eigenschaften an ihnen, die sonst im Alltag verborgen bleiben. Überaus wichtig ist die Begleitung der Bewohner durch Angehörige und Ehrenamtliche. Es hat eine Weile gebraucht, bis wir einen Stamm von Menschen zusammen hatten, der bereits auf dem Weg zur Tanzschule an unserer Seite steht. Mit „Endlich wieder tanzen!“ kommt der Kreislauf in einer Weise in Schwung, die sonst übliche Bewegungsprogramme für alte Menschen nicht leisten können. Tatsächlich versetzt das Projekt die Teilnehmer in einen Zustand starker körperlicher Beanspruchung – allerdings wird diese nicht als solche empfunden, weil Tanz und Musik zu allererst nicht als Anstrengung sondern als Freude wahrgenommen werden. Wir kündigen „Endlich wieder tanzen!“ schon im Voraus an. Von da an unterhalten sich unsere Bewohner angeregt über das bevorstehende Ereignis. Rückt der Tag in greifbare Nähe, beginnen sich die Teilnehmer gemeinsam mit Pflegekräften Gedanken über die passende Garderobe zu machen. Es wird geplant, es wird anprobiert – wieder verworfen, und noch mal von vorne angefangen. Es gibt einige Bewohnerinnen, die vor dem Tanznachmittag zum Frisör Anke Franke leitet das Maria-Martha-Stift in Lindau www.maria-martha-stift.de gehen. Die Teilnehmer fühlen sich wieder stärker als Frau, wenn sie sich in ihr schönstes Kleid werfen. Oder als Mann, wenn Schlips und Kragen angelegt werden. Wenn sich so unterschiedliche Menschen treffen, entstehen Bekanntschaften und neue Bindungen. Und bisweilen auch Beziehungen zwischen Frauen und Männern, die tiefer gehen. Die Senioren flirten jedenfalls nach Leibeskräften. Tanz und Musik befördern dieses Klima der Annäherung. „Endlich wieder tanzen!“ schafft aber auch Raum dafür, dass Angehörige der Mutter oder dem Vater – gerade wenn diese an Demenz erkrankt sind – auf neue Art begegnen. Jenseits vom pflegerischen Alltag, der oft mühsam ist und meist nur wenig Erfreuliches zu bieten hat, tut es gut, auf dem Tanzboden eine gemeinsame Zeit zu verbringen, die eine Schneise in die nicht selten problembelastete Routine schlägt. Das Lachen zu sehen, gemeinsames Glück zu empl finden, ist unbezahlbar. Interview „Demenz spielt auf der Tanzfläche keine Rolle“ Herr Kleinstück, was war für Sie der entscheidende Impuls für „Wir tanzen wieder!“? Stefan Kleinstück: Ich habe mein Hobby mit dem Thema Demenz verbunden und mit meinem Tanzlehrer Georg Stallnig zum WeltAlzheimertag 2007 die Tanzschule geöffnet. 2008 beim Kongress der Aktion Demenz und von Demenz Support Stuttgart haben wir 300 Kongressteilnehmer zum Tanzen gebracht. Seitdem laden wir einmal im Monat zum Tanznachmittag. Angefangen hat es in Köln, zunächst nur für Menschen mit Demenz. Inzwischen gibt es „Wir tanzen wieder!“ an zehn Standorten bundesweit im Franchise-System: Wir führen eine Tagesschulung durch und geben unsere Erfahrungen und WerbeMaterialien an die Partner weiter. Tanzen und Demenz oder eigeschränkte Mobilität – wie geht das zusammen? S. K.: Ob jemand dement ist oder nicht, spielt auf der Tanzfläche keine Rolle. Es geht nicht um Tanzunterricht. Wir docken bei dem an, was die Menschen mitbringen. Wer zu uns kommt, muss geh- und stehfähig sein, denn wir machen keinen Sitztanz, sondern Paar- und Kreistänze. Ein Rollator oder Gehstock sind kein Problem, dann fungiert der Tanzpartner als Gehhilfe. Stefan Kleinstück info@wir-tanzen-wieder.de geht darum, Freude zu vermitteln. Sie brauchen eine Betreuungskraft die sagt: „Ja, das ist mein Ding.“ Es macht keinen Sinn, jemanden per Dienstplanorder zum Tanzen zu verpflichten. Als männlicher Betreuer kommt man bei den Damen natürlich besser an. Betreuungsteams könnten vor dem Aufwand zurückschrecken… S. K.: Einrichtungen haben es zwar oft lieber, wenn der Tanzlehrer ins Haus kommt. Aber Normalität findet außerhalb der institutionalisierten Altenhilfe statt. Die Menschen müsWas ist das Wichtigste, damit das sen sich auf den Weg machen. Wir Tanzen mit Bewohnern gelingt? veranstalten Bälle mit Anzug und S. K.: Es kommt auf das Animieren an. Ich gehe auf jemanden zu, neh- Abendkleid. Dann ist die Fantasie me ihn in den Arm und mit ihm eine der Betreuer gefragt, etwa Kontakt Tanzhaltung ein. Dafür ist eine ein- zur Kleiderbörse aufzunehmen. Das ladende Körperhaltung wichtig. Es ist Arbeit, aber es ist machbar. 1.2015 www. aktivieren.net 15 Schwerpunkt Wer sich zum Tanzen zu wacklig auf den Beinen fühlt, hat mit dem Rollator einen sicheren Tanzpartner an der Seite. Das Haus auf dem Wimberg lädt wöchentlich zum Rollator-Tanz – und stärkt Körper, Geist und Wohlbefinden der Teilnehmer. Text: Monika Volaric Der Rollator als Tanzpartner Fotos: Monika Volaric, Porträtfoto: Haus auf dem Wimberg M tor-Tänzer immer donnerstags von 10 bis 11 Uhr. Eifrige Bewohner sind schon eine halbe Stunde vor Beginn auf ihrem Platz. Wir beginnen mit einer leichten Übung im Sitzen, zum Beispiel Armbewegungen. Danach kommen die einzelnen Tänze an die Reihe. Ein ausgebildeter Tanzlehrer einer ortsansässigen Tanzschule gibt den Takt vor. Er hat eine Seniorentanz-Weiterbildung absolviert, wie sie zum Beispiel vom Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband angeboten wird. Eine unserer Mitarbeiterinnen hat ebenfalls einen solchen Kurs besucht, sodass das Tanztraining auch in Urlaubs- oder Krankheitszeiten stattfinden kann. Ein spezielles Abspielgerät sorgt dafür, dass die einzelnen Rhythmen in verschiedenen Geschwindigkeiten aus dem Lautsprecher ertönen. So können neue Schrittkombinationen langsam eingeübt werden und nach und nach in höherer Geschwindigkeit abgespielt werden. Viele alte Schlager laden zum Mitsingen ein. Je nach Lust und Laune tönen die Teilnehmer kräftig mit. Viele Übungen werden insgesamt achtmal wiederholt. Wer einen Schritt vergessen hat, schaut beim Nachbarn ab. Das Tanzen und Bewegen zu altbekannten Musikstücken motiviert die Teilnehmer und lässt sie in eine frühere Zeit eintauchen. usik wirkt manchmal Wunder. Selbst bei körperlichen und geistigen Einschränkungen wippen ältere Menschen mit dem Fuß im Takt oder versuchen zu klatschen. Die Bereitschaft, körperlich aktiv zu werden, ist besonders groß, wenn die Biografie und die Lebensgewohnheiten eines Bewohners sowie sein aktueller Gesundheitszustand berücksichtigt werden. Das Tanzen hat in der Biografie der jetzigen Heimbewohner oft einen festen Platz. Viele haben in ihrer Jugend einen Tanzkurs besucht und ihren Herzallerliebsten beim Tanzkränzchen kennengelernt. Die Tanzschulen von damals vermittelten auch Umgangsformen: Der Herr fordert die Dame zum Tanz auf, begleitet sie auf die Tanzfläche und bringt sie auch an ihren Platz zurück. Eine Einladung zum Tanz ermöglicht den Senioren, etwas Neues für sich zu entdecken – aber auch selbst zu entscheiden, „hier mache ich mit“ oder zu sagen „dies fange ich auf meine alten Tage nicht mehr an“. Viele Bewohner haben das Tanzen aufgrund des Verlusts des Ehepartners oder wegen der Abhängigkeit von einem Rollator aufgegeben. Oft hört man: „Ich habe so gerne getanzt, aber es wird mir so schnell schwindelig.“ Viele haben Angst, der Tanzpartner könne sie nicht halten. Mit dem Rollator fühlen sie sich jedoch sicher auf den Beinen. Monika Volaric, Pflegewirtin (FH), ist Hausdirektorin im Haus auf dem Wimberg in Calw, www.haus-aufdem-wimberg.ev-heimstiftung.de Darf ich bitten? In unserer Einrichtung der Evangelischen Heimstiftung, dem Haus auf dem Wimberg in Calw, treffen sich die Rolla1.2015 www. aktivieren.net 16 Das Rollator-Tanzen bringt neben dem Spaß und der Freude für die Bewohner auch eine Kräftigung der Muskultur und Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems mit sich. Ein regelmäßiges Training verhindert den Abbau der Muskelmasse. Diese positiven Effekte konnten auch bei über 90-Jährigen nachgewiesen werden. Die körperliche Bewegung wirkt nicht nur auf die Organe, sondern beeinflusst auch die kognitiven Fähigkeiten des Gehirns positiv: Senioren, die täglich aktiv sind, haben ein geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Auch die seelische Gesundheit lässt sich durch regelmäßige körperliche Bewegung fördern. Durch die gemeinsame sportliche Aktivität entstehen soziale Kontakte oder werden gefördert. So gestalten Sie den Rahmen für die Tanzstunde Akzeptanz des Rollators steigt • regelmäßige Trainingseinheiten von circa 60 Minuten Die regelmäßigen Trainingseinheiten geben den Teilnehmern Sicherheit im Umgang mit dem Rollator und fördern dessen Akzeptanz. Oft hören wir Bewohner sagen: „So alt bin ich noch nicht. Ich brauche keinen Rollator.“ Wird das Hilfsmittel dann zu spät eingesetzt, kann der Bewohner den sicheren Umgang damit nicht mehr erlernen, und der Rollator stellt dann eher eine Gefahr dar. Folglich nutzt jeder Teilnehmer, auch der Tanzlehrer, zum Tanzen einen Rollator. Dies steigert zuMehr zum Thema sätzlich die Akzeptanz des Hilfsmittels Informationen zum Tanz bei den Teilnehmern. mit Senioren und RollaDas Rollator-Tanzen kommt bei den toren: www.tanzsport. Bewohnern gut an und verknüpft de (Deutscher Tanzsportkörperliche Aktivität mit Freude bund), www.adtv.de an der Bewegung. Nebenbei werden (Allgemeiner Deutscher die kognitiven Fähigkeiten trainiert. Tanzlehrerverband), Das Bewegen auf Musik, die Schrittwww.seniorentanz.de kombination und die Abfolge von unterschiedlichen Rhythmen sind eine hohe kognitive Anforderung. Die körperliche Bewegung knüpft an bestehende Ressourcen an, die durch das Trainieren zunehmend gefestigt werden. Das Gefühl, zu etwas fähig zu sein, steigert das psychische Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit. In der Gruppe zu üben fördert die sozialen Kontakte. Gerade Senioren mit Demenz sind in der Tanzrunde ein integriertes Gruppenmitglied. Dies steigert ihr Selbstwertgefühl. Und das Bewegen zur Musik motiviert sie mitzumachen, da für sie nicht die Sturzprävention oder die Fitness im Vordergrund steht. Durch den Einsatz des Rollators erlangen die Bewohner Steh- und Gangsicherheit und üben das sichere Aufstehen und Hinsetzen. Durch die Regelmäßigkeit der Tanzstunde bauen sie Kraft auf, die letztlich Stürze reduzieren kann. Weil jeder Bewohner selbst entscheidet, ob er an der Tanzstunde teilnimmt, werden die Selbstbestimmung und das subjektive Wohlbefinden gesteigert. l • ortansässiger Tanzlehrer (oder Mitarbeiter aus der Sozialen Betreuung mit spezieller Weiterbildung): ADTV-Rollator-Tanz-Basisseminar • überschaubare Gruppe: maximal zwölf Teilnehmer • eine zusätzliche Betreuungskraft (für Notfälle) • großer Raum, der Platz lässt zum Tanzen, sowie ein Stuhl pro Teilnehmer und Getränke für die Pause • Rollatoren bereitstellen (Sanitätshaus fragen) So bauen Sie eine Rollator-Tanzstunde auf • Beginn: gleichbleibende Erkennungsmelodie zum Aufwärmen (etwa 5 Minuten), dann Eintanzen mit einem langsamen Walzer oder Foxtrott (etwa 20 Minuten) • Pause (etwa 10 Minuten): gemeinsam etwas trinken und sich austauschen • einen neuen Tanzschritt einführen, wie zum Beispiel Tango (etwa 20 Mituten) • Verabschiedung: gleichbleibende Melodie zum Ausklang (etwa 5 Minuten) Je nach Tanz können Sie kleine Präsente oder Utensilien ins Tanzen einbauen: Jedem Tänzer schenken Sie eine rote Rose zum Tango oder Sie setzen farbige Tücher ein. Die zwölf Damen und Herren zwischen 82 und 100 Jahren treten regelmäßig bei Veranstaltungen, wie beim Sommerfest oder an Begegnungstagen auf. Im Vordergrund stehen der Spaß und die gemeinsame körperliche Aktivität. Hier können Menschen mit kognitiven Einschränkungen ebenso mitmachen wie ältere, kognitiv fitte Bewohner. 1.2015 www. aktivieren.net 17 I deen & Impulse Österliche Deko- und Bastelideen Holen Sie den Frühling ins Haus Eierschalen, Teelichter und ein paar Frühlingsblumen sind einfache Mittel, mit denen Sie dennoch große Wirkung erzielen – und das mit Materialien, die in fast jeder Wohnbereichsküche zu finden sind. Jetzt fehlen nur noch die Bewohner und jede Menge gute Laune, die unsere geselligen Tipps mit sich bringen. Text: Andrea Friese, Anne Halbach Material Teelichtform, halbe Eierschalen, etwas Knete oder Kleber I st das Material beschafft, und sind die Bewohner zum Basteln bereit, kann es losgehen: Für kleine Vasen auf dem österlich geschmückten Tisch schlagen Sie gemeinsam die Eier so auf, dass mehr als die Hälfte der Eierschale heil bleibt. Wenn der Rand gezackt ist, sieht es besonders hübsch aus. Damit das Ei standfest wird, setzen Sie es in die Metallhülle eines Teelichtes, woraus Sie gegebenenfalls den Docht mit dem Metallplättchen vorher entfernt haben. Zur Befestigung der Eierhälfte im runden Metallteil können Sie mit etwas Knete oder Klebstoff nachhelfen. Nun geben Sie Wasser in das Ei und füllen es mit Blumen: Gänseblümchen, Schneeglöckchen oder kleine Osterblumen passen sehr gut. bekannt, dass sie schon nach drei bis fünf Tagen wächst, aber auch andere Samen wie Soja, Bockshornklee oder Alfalfa-Sprossen sprießen nach sechs Tagen. • Auch geeignet sind Senf, Rettich, Leinsamen oder Sonnenblumenkerne. Sie werden im Salat oder auf Brot gegessen. • Interessant ist es auch, den Getreidekörnern beim Wachsen zuzusehen. Weizen, Roggen, Gerste und Hafer sind als Sprossen eine gesunde Mahlzeit mit viel Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen. Geselliges für Ihre Bastelrunde Eine Bastelrunde ist immer auch gesellig. Damit in Ihrer Runde der Gesprächsstoff nicht ausgeht, haben wir Anregungen für Gespräche bei der Bastelarbeit für Sie zusammengestellt. Tipp Erzählen und Arbeiten • Wenn die Teilnehmer am Erwachen der Natur sehr interessiert sind, können Sie die Eierschale mit Erde füllen und damit Samen zum Sprießen bringen. Kresse ist dafür 1.2015 Geben Sie Fragen zum Überlegen, Entscheiden und Diskutieren in die Runde. www. aktivieren.net 18 Fotos: Matka Wariatka/fotolia.com ; M. Großmann/pixelio.de Füllen Sie die Eierschalen mit Erde und ziehen darin Sprossen aus Samen. Frage: Haben Sie sich im Frühjahr auch immer auf die friAntwort: In der Regel sind es folgende Feiertage: Karfreischen Sachen gefreut? tag, Ostersonntag, Ostermontag, 1. Mai (Tag der Arbeit), Frage: Was gab es früher als erstes Gemüse? Christi Himmelfahrt (Vatertag), Muttertag (2. Sonntag im Antwort: Spinat, Mangold Mai), Pfingsten, Fronleichnam. Frage: Haben Sie auch im Haus Pflanzen für den Garten Frage: Welche Jahreszeit beginnt im März in Australien? vorgezogen? Antwort: Der Herbst Antwort: Petersilie gesät, Schnittlauch ausgegraben und im Frage: Was ist eine Frühlingsrolle? Haus treiben lassen Antwort: Eine chinesische Vorspeise, und zwar Gemüse in Frage: Welche Blume ist früher draußen zu sehen: LöwenTeig gewickelt und frittiert. zahn oder Huflattich? Frage: Wie heißt der poetische Name für Frühling? Antwort: Huflattich Antwort: Lenz Frage: Nutzen Sie die ersten WildFrage: Was sind die Anzeichen für pflanzen für Salate? Frühjahrsmüdigkeit? Antwort: zum Beispiel Sauerampfer, Antwort: Wer morgens schwer aus Gänseblümchen ... Gedicht dem Bett kommt, wenig Energie hat, schlapp und abgespannt ist und viel Veranstalten Sie ein Frühling lässt sein blaues Band Schlaf braucht, leidet unter der FrühQuiz während oder nach der wieder flattern durch die Lüfte; jahrsmüdigkeit. Bastelrunde süße, wohlbekannte Düfte Lassen Sie die Runde mit einem streifen ahnungsvoll das Land. Frage: Was ist der Unterschied zwiGedicht ausklingen. Fragen Sie die Veilchen träumen schon, schen kalendarischem und meteoroloTeilnehmer zum Beispiel, wie das wollen balde kommen. gischem Frühlingsanfang? nebenstehende Gedicht von Eduard Horch, von fern ein leiser Antwort: Für die Meteorologen beMörike weitergeht. l Harfenton! ginnt das Frühjahr am 1. März. Laut Kalender ist der Frühlingsanfang Diese Ideen und mehr finden Sie in Gemeinsam zu ergänzende Verse: der 20. März. „Das Bastelbuch, Kreatives Gestalten Frühling, ja du bist’s! Frage: Welche Feiertage fallen in den im Jahresverlauf “, Andrea Friese, Anne Dich hab ich vernommen. Frühling? Halbach, Vincentz Network, Hannover, 2011, 120 Seiten, 34 Euro 1.2015 www. aktivieren.net 19 Ideen & Impulse Spiele, die an den Frühling erinnern Mit einem Blumentopf gewinnen Mit Topfpflanzen holen Sie sich nicht nur den Frühling ins Haus. Die Töpfe eignen sich wunderbar, um die Fantasie Ihrer Bewohner anzuregen und Schwung in Gruppenrunden zu bringen – mit dem Topf als Hut, Hockey-Puck oder Trommel. Text: Marianne Eisenburger, Elisabeth Gstöttner, Thesi Zak E Material Pflanze in Töpfchen, Blumentöpfe (Durchmesser 12-14 cm) für jeden Teilnehmer, Bambusstangen, Gartenhandgeräte (zum Beispiel kleine Schaufel, Handrechen), Blumenzwiebel, Luftballon in Topfpflänzchen wird durch den Kreis gereicht: Die Teilnehmer schauen, spüren und riechen, begleitet von einem Gespräch über die Pflanze, die Erde, die Beschaffenheit der Blätter und Ähnliches. Erinnerung an Lieblingspflanzen, Pflanzennamen werden erzählt. Frage: Was brauchen wir, wenn wir Pflanzen in die Erde setzen wollen? Aktion: Imaginäres Herrichten von Umpflanz- beziehungsweise Gartenutensilien, in pantomimischenHandlungen bepflanzen wir ein Beet. Frage: Was bleibt uns nun über? (Antwort: die leeren Töpfchen). Jeder nimmt von einem Töpfchenturm, mit dem die Gruppenleitung von Teilnehmer zu Teilnehmer geht, einen Topf herunter und experimentiert mit diesem. Fragen: Wie können Sie den Topf bewegen? Wie können Sie sich mit dem Topf bewegen? Eine Topfpflanze wird von Teilnehmer zu Teilnehmer gereicht und inspiriert zu Gesprächen und Bewegungen. Gymnastik mit dem Topf Musik Heinz Rühmann, „Das Regenwurmlied“, instrumentale Landmusik, Entspannungsmusik Verwenden Sie den Topf als Hut: Bei einer Verbeugung fällt er herab und muss gefangen werden. Der Topf wandert im hohen Bogen von einer Hand zur anderen und zurück. Die Teilnehmer greifen den Topf nur mit Fingerspitzen gegriffen und reichen ihn von einer Hand zur anderen. Der Topf wird auf den Schoß gestellt und vorsichtig durch die Bewegung der Beine bewegt. Der Topf wird ein Schuhspitzenschoner und mit den Füßen bewegt. Wurf- und Fangspiele: Die Gruppenleitung steht in der Mitte des Kreises und spielt mit jedem Teilnehmer drei- bis achtmal (je nach körperlicher Verfassung) mit dem fliegenden Topf. 1.2015 www. aktivieren.net 20 Fotos: Werner Krüper, Jo Titze, picsfive/fotolia.com Tanzende Töpfchen Topf am Stock: Jeder stellt seinen Topf vor sich auf den Boden. Die Gruppenleitung verteilt Bambusstöcke, die mit einem Ende in die Töpfe ragen. Zu instrumentaler, nicht allzu flotter Landmusik tanzt der Topf am Stock. Topfhockey: Die Töpfe werden mit Schwung kreuz und quer im Kreis bewegt. Wer einen erwischt, schubst ihn gleich mithilfe der Stange weiter. Aktion: Die Teilnehmer erproben ihre Ideen. Zum Regenwurmlied setzen wir den Topf als Trommel ein. Aktion: Der Topf wird als Boxhandschuh über die Hand gestülpt. Die Gruppenleitung geht im Kreis als Kampfpart herum. So wird daraus eine Partnerkraftübung. Jeder nimmt den Topf als Ballonwurfmaschine: Ein Ballon soll nun seine Runden drehen und nur mit dem Topf berührt werden. Töpfe auf Wanderschaft: Die Töpfe werden, sofern sie unten Löcher haben, im Kreis auf eine Schnur gefädelt und wandern so eine Runde im Kreis. Variante: Richtungswechsel. Begleitet von einer Entspannungsmusik wird das Töpfchen zum Massagegerät; entweder zum Abklopfen der Beine und Arme oder zum Abrollen. l Musik und Bewegung Geschicklichkeitstraining: Die Teilnehmer geben Blumenzwiebel, Gießkännchen, Schaufel, Rechen von Topf zu Topf rundherum im Kreis weiter. Topf als Rhythmusinstrument – Frage: Können Sie sich vorstellen, den Topf als Musikinstrument zu verwenden? So ein Regenwurm hat‘s gut Refrain: So ein Regenwurm hat's gut, so ein Regenwurm hat's fein ach könnt ich doch ein Regenwurm, ein Regenwürmchen sein! gut Erste Strophe: So ein Würmchen hat kein Blut, So ein Würmchen hat kein Herz Drum fühlt ja so ein Regenwurm auch keinen Liebesschmerz. 1.2015 www. aktivieren.net 21 Den vollständigen Liedtext finden Sie unter http://vinc. li/regenwurmlied oder zum Anhören unter http://vinc. li/regenwurmlied_youtube Diese Ideen und mehr finden Sie „In Bewegungsrunden aktivieren“, Marianne Eisenburger, Elisabeth Gstöttner, Thesi Zak, Vincentz Network, Hannover, 2013, 128 Seiten, 24,80 Euro Soziale Betreuung neu organisieren Das im Januar in Kraft getretene erste Pflegestärkungsgesetz (PSG) stärkt Ihr Betreuungsteam und damit auch die Angebote, die Sie Ihren Bewohnern machen können. Lesen Sie, wie Sie die Änderungen konkret anpacken. Text: Heike Jurgschat-Geer 1.2015 www. aktivieren.net 22 Planen & Organisieren D ie zusätzliche Betreuung steht nun allen gesetzlich und privat versicherten Bewohnern zu. Durch einen höheren Personalschlüssel von einer Betreuungskraft in Vollzeit (VK) auf zwanzig Bewohner soll zudem die Lebensqualität verbessert werden. Dafür sind jährlich zusätzlich rund 510 Millionen Euro von den Pflegekassen zu zahlen. Im Gegenzug erwartet der Gesetzgeber einen positiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt, denn nach Berechnungen sollen etwa 20 000 zusätzliche Betreuungskräfte eingestellt werden. Diese zahlen Versicherungsbeiträge und Steuern, so dass die Sozialsysteme wieder entlastet werden. Umsetzung der Änderungen in § 87b SGB XI Die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben wird auf Landesebene von den Verbänden und Pflegekassen gesteuert. Der Ablauf ist ähnlich wie in 2008 bei Einführung des § 87b SGB XI. Angebote Foto: Werner Krüper Ausweitung auf alle Bewohner sollten nun auch Die Bewohner, die in der Vergangenheit keinen Anspruch hatten auf die Bedürfnisse und erstmalig seit Januar 2015 körperlich eingeberechtigt sind, werden in einer Antragsliste aufgeführt. Dabei schränkter Bewohist für jede Pf legekasse ein Forner eingehen. mular auszufüllen und an diese zu versenden. Auf den Formularen muss festgehalten werden, ab wann die zusätzliche Betreuungsleistung erbracht werden soll. Einige Pf legekassen, wie die AOK, stellen Vordrucke zur Verfügung. Vergütungszuschläge Für den neuen Personalschlüssel von 1:20 werden neue Vergütungsvereinbarungen zwischen der Einrichtung und den Pflegekassen abgeschlossen. Für die Verhandlung sind die Personalkosten der zusätzlichen Betreuungskräfte nachzuweisen. Konkrete Auswirkungen für die Soziale Betreuung Heike Jurgschat-Geer, Beraterin im Gesundheitsweisen, Dipl.-Kauffrau, Krankenschwester, QualitätsAssessor, Mönchengladbach, www.jurgschatgeer.de, beratung@jurgschat-geer.de Die Änderungen des § 87b wirken sich einerseits auf Personalfragen und andererseits auf die Inhalte der Leistungsangebote aus. Zunächst sollen einige Aspekte aus personaltechnischer Sicht betrachtet werden. Qualifikation Die Anforderungen an die Qualifikation von zusätzlichen Betreuungskräften sind in der Betreuungskräfte-Richtlinie in der Fassung vom 29.12.2014 formuliert. Diese Fassung unterscheidet sich nur unwesentlich von der bis dato gültigen Vorgängerversion. In den Schulungsinhalten wurden 1.2015 www. aktivieren.net 23 Planen & Organisieren Die Ausweitung der Zielgruppe macht Führung, Einsatzplanung, Schnittstellenmanagement und Angebotsgestaltung für die Leitung Sozialer Dienste komplexer als bisher. neben den kognitiven/psychischen Beeinträchtigungen nun auch die körperlichen Beeinträchtigungen aufgenommen (vgl. auch Kasten unten links). Es gelten Übergangsregelungen bis zum 30. September 2015, in denen Mitarbeiter eingesetzt werden können, die noch nicht die Anforderungen der Richtlinien vollständig erfüllen (Kasten unten rechts). Examinierte Pflegefachkräfte erfüllen grundsätzlich die fachlichen Anforderungen, die persönliche Eignung bleibt individuell zu prüfen. Es gibt Einrichtungen, die seit längerem Pflegefachkräfte als zusätzliche Betreuungskräfte einsetzen. Sie benötigen nicht die grundständige Weiterbildung nach den Richtlinien, wohl aber regelmäßige Fortbildungen. Die Entscheidung für den Einsatz einer Pflegefachkraft ist in manchen Fällen aufgrund individueller Krankheitsverläufe erfolgt, die einen weiteren Einsatz in der Pflege unmöglich machten. Während zuvor die Grenzen durch die extrem hohen Anforderungen der Demenzbetreuung an die psychischen Ressourcen und Kompetenzen gesetzt waren, erweitert die neue Regelung den Spielraum. So können auch Fachkräfte nach einem Burn-out in der zusätzlichen Betreuungsarbeit einen Platz finden. Wichtig ist, dass in den nun individuell zu verhandelnden Vergütungsvereinbarungen die unterschiedlichen Lohnkosten abgebildet werden können. Damit ist eine volle Refinanzierung der Fachkraft grundsätzlich möglich. Die Richtlinie benennt ausdrücklich examinierte Pflegefachkräfte. Andere Berufsgruppen wie Heilerziehungspfleger sind daher weiterhin verpflichtet, die Weiterbildung zu absolvieren. 1.2015 Dienst- und Einsatzplanung Die ermittelten VK-Stellen können auf mehrere sozialversicherungspflichtige Teilzeitkräfte verteilt werden. Sie müssen fortan die zusätzliche Betreuung aller Bewohner sicherstellen. Diese kann in Gruppen- und in Einzelangeboten erfolgen. Bei der Einsatzplanung ist zu berücksichtigen, dass auch Urlaubs-, Fortbildungs- und Krankheitszeiten (Ausfallzeiten) abzudecken sind. Die Ausfallquote kann Ihnen Ihre Personalabteilung oder Einrichtungsleitung sagen. Häufig wird mit einer Ausfallquote von 20 Prozent gerechnet, das heißt, bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 39 Stunden, steht der Mitarbeiter tatsächlich nur rund Anforderungen an die Betreuungskräfte • Persönliche Eignung • O rientierungspraktikum: 40 Stunden in einer stationären oder teilstationären Einrichtung - 100 Stunden Basiskurs - 2 Wochen Betreuungspraktikum - 60 Stunden Aufbaukurs • F ortbildung: 16 Stunden pro Jahr zur Aktualisierung und Reflexion www. aktivieren.net 24 Foto: Werner Krüper • Weiterbildung Planen & Organisieren war, sind nun auch orientierte Bewohner mit körperlichen Beschwerden zusätzlich zu betreuen. Das Spektrum der inhaltlichen Angebote ist also zu erweitern. Hierbei ist insbesondere an Mobilitätsbedarfe wie Spaziergänge und Einkäufe einerseits sowie Kommunikationsbedarfe bei Seh- und Hörbeeinträchtigungen anderseits zu denken. Angebote könnten auch auf die speziellen Bedarfe bei Blind- oder Taubheit, Gehbeeinträchtigung oder Aktivitätsintoleranz zugeschnitten werden sowie auf Suchtkranke oder junge Pflegebedürftige eingehen. Auch die Gestaltung der Gruppenangebote und die Zusammensetzung der Gruppen Mehr zum Thema sind zu bedenken, um Vortrag „Soziale Betreuung wirklich eine zuorganisieren“, Claudia Heim, beim sätzliche AktivieMesse-Kongress auf der ALTENPFLEGE rung und eine 2015, 24.03.2015, Nürnberg, Verbesserung www.altenpflege-messe.de der individuellen LebensDownloadmaterial auf www.aktivieren.net: qualität der • Betreuungskräfte-Richtlinie Anspruchs• Bericht IGES Institut zu zusätzlichen Betreuungsberechtigten kräften: Evaluation Betreuungskräfte-Richtlinie zu bewirken. gem. § 87b Abs. 3 SGB XI Nehmen wir • Wortlaut §87b SGB XI alt/neu im Vergleich an, Sie hätten in • Rechenbeispiel erweiterter der VergangenBetreuungsschlüssel heit ein zusätzliches • Muster LeistungsbeanBetreuungsangebot tragung „Sprichwörter ergänzen“ in der Wohnküche angeboten, so kann dieses Angebot nicht unverändert bleiben, wenn neben demenziell veränderten Menschen nun auch orientierte Menschen teilnehmen sollen. Sie könnten zwei Angebote mit unterschiedlichem Schweregrad anbieten oder die Methoden und Sozialform des Angebots verändern. So könnte selbstständige Textarbeit in Kleingruppen für orientierte Bewohner eingestreut werden, oder orientierte Bewohner übernehmen Teile der Moderation. Zu beachten ist, dass auch weiterhin zusätzliche Betreuungskräfte nicht regelmäßig in grundpflegerische sowie hauswirtschaftliche Tätigkeiten eingebunden werden dürfen. 31 Stunden mit seiner Arbeitsleistung zur Verfügung. (Rechenweg: 20 Prozent von 39 Stunden = 7,8 Stunden. 39 minus 7,8 = 31,2 Stunden) Neben der Abwesenheit müssen die Dokumentations- und Besprechungszeiten berücksichtigt werden, in denen die Betreuungskraft zwar im Dienst ist, dem Bewohner aber nicht zur Verfügung steht. Je nach Personal-, Bewohner- und Hausstruktur sind unterschiedliche Herangehensweisen zur Planung denkbar, um die individuellen Betreuungswünsche und -bedarfe der Bewohner mit dem Personaleinsatz in Einklang zu bringen. So könnten die Betreuungskräfte Wohngemeinschaften beziehungsweise Etagen als Präsenzkräfte fest zugeordnet oder hausübergreifend angebotsbezogen eingeteilt werden. Beispiele: • Sie haben eine kleine Etage, auf der zwölf gerontopsychiatrisch erkrankte Bewohner leben. Sie planen eine zusätzliche Betreuung als Präsenz an sieben Tagen für zwei Stunden von 15 bis 17 Uhr ein. Für dieses Angebot müssen Sie 0,45 VK einplanen (bei 20 Prozent Ausfallquote). • Sie haben sechs Bewohner, bei denen eine Zehn-Minuten-Aktivierung oder eine basale Stimulation angezeigt ist. Ein tägliches Angebot erfordert 0,22 VK. • Sie haben drei Bewohner, die sich einmal wöchentlich einen Spaziergang wünschen. Pro Spaziergang ist ein Zeitfenster von 1,5 Stunden realistisch. Sie planen 0,15 VK. • Sie haben eine Reihe von Bewohnern, die starke Sehbeeinträchtigungen haben und die Zeitung nicht mehr lesen können. Sie bieten daher werktäglich ein Gruppenangebot „Zeitung vorlesen“ als zusätzliche Betreuung an und planen dafür 0,16 VK ein. Inhalte der Angebote Während bislang die zusätzliche Betreuung auf Bewohner mit eingeschränkter Alltagskompetenz ausgerichtet Anforderungen: Übergangsregelung 2015 • P ersonen mit Erfahrung: FSJ/ BFD/ Zivi, Ehrenamt, sonstige Tätigkeit Koordination Die allgemeine Betreuung bleibt weiter ein Bestandteil der regulären Versorgung und wird nicht durch die zusätzliche Betreuung ersetzt. Vielmehr ergänzt und verstärkt die zusätzliche Betreuung die allgemeine Betreuung und Pflege. Unverändert ist die Erfordernis, die zusätzliche Betreuung eng mit der Pflege zu koordinieren. Die BetreuungskräfteRichtlinie sieht in § 1 auch die fachliche Absprache mit den Pflegekräften und den Pflegeteams vor. Da nun alle • F ortbildungsnachweis: 30 Stunden Kommunikation und Interaktion • A nleitung und Begleitung durch Pflegefachkraft • W eiterbildung 160 Stunden: Abschluss bis 30.9.2015 1.2015 www. aktivieren.net 25 Planen & Organisieren Bewohner betroffen sind, stellt sich die Frage, wie die fachliche Absprache und Koordination effizient organisiert werden soll. In diesem Kontext wären die Stichworte Übergaben, Teambesprechungen und Fallbesprechungen zu erwähnen. Beispielsweise könnte einmal wöchentlich eine Art „große Übergabe“ zusammen mit den zusätzlichen Betreuungsassistenten implementiert werden. Grundsätzlich steht einer täglichen Teilnahme an der Übergabe nichts im Weg, sofern dies mit den Arbeitszeitvolumina und -modellen in Ihrer Einrichtung zu realisieren ist. Werden Fallbesprechungen regelhaft durchgeführt, so ist es sinnvoll, wenn der Soziale Dienst daran mitwirkt. Auch die Integration in die Tagesstruktur des Wohnbereichs wird deutlich komplexer. Medizinisch-therapeutische, pflegerische, allgemeine psycho-soziale und zusätzlich aktivierende Maßnahmen sind bei allen Bewohnern in Einklang zu bringen. Nachgehakt: Was bedeutet ein vergrößertes Betreuungsteam für Sie? Nicole Stahl, Leiterin Begleitender Dienst, DSG Pflegewohnstift Davenstedt, nicole.stahl@dessg.de „Neue Maßnahmen müssen geplant, evaluiert und angepasst werden“ Bis zum Ende des letzten Jahres wurde das Team des Begleitenden Dienstes, das aus vier Kolleginnen mit jeweils 30 Wochenstunden besteht, von vier Alltagsbegleitern in Teilzeit unterstützt. Seit Januar 2015 beschäftigen wir nun vier weitere Alltagsbegleiter mit jeweils 30 Wochenstunden. Damit erfüllen wir den verbesserten Betreuungsschlüssel von 1:20 für alle rund 125 Bewohner, von denen etwa die Hälfte von Demenz betroffen ist. Vorteile bringt der neue Betreuungsschlüssel jedoch für alle Bewohner. Wir haben im Rahmen der personellen Aufstockung die komplette soziale Betreuung umstrukturiert: die Alltagsbegleiter werden nun wohnbereichsbezo- Dokumentation An den Anforderungen hat sich inhaltlich nichts verändert, sie erstrecken sich nun auf alle Bewohner. Die zusätzliche Betreuung ist in den Versorgungsprozess zu integrieren, und es bleibt nachzuweisen, dass sie erbracht wurde, da nur dann der Vergütungszuschlag berechnet werden darf (vgl. § 87b Absatz 1 Nr. 4). Zusammenfassend gilt: Der Gesetzgeber hat im Vorgriff auf den neuBis Ende en Pflegebedürftigkeitsbegriff September gelten mit dem Pflegestärkungsgesetz 1 allen versicherten Übergangsregelungen, soHilfebedürftigen einen dass die Qualifikation neuer Anspruch auf zusätzliche Betreuer den Anforderungen Betreuung zugesprochen. Damit die Maßnahmen zu der Richtlinien noch nicht einer spürbaren Verbessevollständig entsprechen rung der Lebensqualität und des Pflegealltags führen, wurde muss. der Personalschlüssel erhöht. Die Anforderungen an die Qualifikation und die Dokumentation der zusätzlichen Betreuung sind im Wesentlichen unverändert geblieben. Auch das Verfahren zur Umsetzung verläuft vergleichbar mit den Vorgehensweisen 2008 bei Einführung des § 87b SGB XI. Im Rahmen der Vergütungszuschläge wird jedoch keine Pauschalregelung mehr gewährt (beispielsweise in NordrheinWestfalen), sondern ein einrichtungsbezogener Kostennachweis gefordert, der die Grundlage der Verhandlung über eine individuelle Vergütungsvereinbarung § 87b ist. Die Ausweitung der Zielgruppe bedeutet für die Pflegeeinrichtung im Allgemeinen und die Soziale Betreuung im Besonderen eine Steigerung der Komplexität in Führung, Einsatzplanung, Schnittstellenmanagement und Angebotsgestaltung. l 1.2015 Gabriele Lämmerhirt-Seibert, Leiterin Betreuender Dienst, Casa-Reha Sozialkonzept Katharinenhof, HannoverWülfel, g.seibert@casa-reha.de „Toll, dass wir jetzt stärker in kleinen Gruppen arbeiten können“ Seit Januar beschäftigen wir für unsere rund 170 Bewohner (davon ca. 100 mit Demenz) zusätzlich zu bisher sieben Alltagsbegleitern noch zwei weitere – jeweils mit 25 Wochenstunden. Der Betreuende Dienst besteht damit aus vier Ergotherapeutinnen – eine in Vollzeit, drei auf Teilzeit-Basis – und ich als Altenheimseelsorgerin und Teamleitung. Alltagsbegleiter bewerben sich bei mir meist initiativ. Dann schaue ich mir jeden an. Wir haben viele Bewerbungen bekommen und konnten noch drei weitere Alltagsbegleiter einstellen. Durch unseren guten Draht zum TÜV, der eine viermonatige Ausbildung zum Alltagsbegleiter anbietet, beschäftigen wir aus den aktuellen Ausbildungsgängen oft Praktikanten, die später bei uns einsteigen. Mit dem vergrößerten Team erreiche ich nun mein Ziel, in jedem Wohnbereich zwei Alltagsbegleiter plus www. aktivieren.net 26 gen im Früh- und Spätdienst eingesetzt, so dass auf jedem Wohnbereich fast über den ganzen Tag verteilt zusätzliche Betreuungsangebote sowie Betreuungsangebote des Begleitenden Dienstes durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang ist es uns jetzt möglich, auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Bewohner noch besser eingehen zu können, zum Beispiel mit mehr Einzelbetreuungen, kleineren Gesprächskreisen oder anderen homogen zusammengesetzten Kleingruppen. Die Verwaltungstätigkeiten von der Pflege- und Angebotsplanung über die Dienstplangestaltung bis hin zur Planung von Festen haben auch vorher schon einen Großteil meiner Arbeitszeit in Anspruch genommen. Derzeit liegt dieser Anteil noch höher: Alle Pflegeplanungen in AEDL müssen angepasst werden, neue und zusätzliche Maßnahmen geplant, evaluiert und wiederum angepasst werden. Vermutlich wird sich der erhöhte Zeitaufwand nach einiger Zeit wieder einpendeln. Auch räumlich müssen wir gut koordinieren. Die Aufenthaltsbereiche in den Wohnbereichen werden durch die Kleingruppen nun stärker ausgelastet. Darüber hinaus nutzen wir für größerer Gruppen unseren Therapieraum sowie auch die Cafeteria. l 1.2015 „Mehr Betreuung pro Bewohner und Tag“ Das Landhaus Vorholz ist ein privates Heim mit 38 Plätzen. Fast 24 unserer Bewohner sind demenziell verändert. Für die soziale Betreuung bin ich mit 90 Stunden im Monat gemeinsam mit einer Kollegin, die rund 80 Stunden im Monat arbeitet, verantwortlich: Wir arbeiten im Wechsel an drei beziehungsweise zwei Wochentagen. Jeder von uns hat unterschiedliche Schwerpunkte: Meine sind zum Beispiel Sturzprophylaxe, Chor und Konzerte oder Kegeln und ihre Basteln und kirchliche Aktivitäten. Meine Chefin, die für das Personal verantwortliche Heimleitung, wird aufgrund des verbesserten Betreuungsschlüssels seit Januar noch eine Alltagsbegleiterin einstellen. Mit mehr Personalressourcen für die Betreuung entspannt sich dadurch die Situation. Wir können dann zum Beispiel in Früh- und Spätschicht arbeiten, um dadurch jedem Bewohner pro Tag mehr Betreuung zukommen zu lassen. Ich gehe davon aus, dass auch mehr Schreibarbeit auf mich zukommt. Bisher benötigen wir für die Dokumentation rund 40 Minuten täglich, das wird sicher mehr. l www. aktivieren.net 27 Fotos: privat, Theodor Oberheitmann (oben) Springer vorzuhalten. Deshalb arbeiten wir gern mit mehreren Köpfen in Teilzeit. Durch unsere Ergotherapeutinnen, die auch ohne Rezept besonders in der Kurzzeitpflege tätig werden (eine volle und eine halbe Stelle), haben wir schon ein großes Bewegungsangebot. Toll ist, dass wir mit mehr Kollegen nun auch mit mehr kleinen Gruppen arbeiten können, um so auch sehr selbstständige Bewohner für die Aktivierung zu begeistern – etwa mit Kniffel- oder Handarbeitsrunden und unserer Männer-Skatrunde. Auch fitte Bewohner brauchen unsere Animation. Weil wir nun mehr in die Einzelbetreuung gehen können, stellen wir besser fest, wer menschlich zu wem passt und welche Angebote interessant sein könnten. Wir können die Leute jetzt besser locken. Dafür fehlte vorher die Zeit. Bis auf Gottesdienste, eine Frühstücksrunde und meine Seelsorgetätigkeit war ich auch vor Januar schon hauptsächlich mit Dienstplanung, Aufteilung von Bewohnern auf Mitarbeiter und Kontrollaufgaben befasst. Diesbezüglich ändert sich mein Aufgabenumfang kaum. Darüber hinaus kümmere ich mich – zusammen mit der Heimleitung – um Öffentlichkeitsarbeit sowie Interessenten- und Aufnahmegespräche. l Ulrike Mücke (56), Soziale Betreuung, Landhaus Vorholz, Holle, www.landhaus-vorholz.de, ulrikemuecke@googlemail.com Mit Fantasiereisen Erinnerungen wecken Erinnerungen aus längst vergangener Zeit wieder aufleben lassen – das gelingt besonders gut mit Fan Aktivierungsmethode: Sie regt spielerisch alle Sinne an, und Teilnehmer erinnern sich an beson ders Text: Maria Metzger D 1993 ausdrückte, liegt nicht nur daran, dass sie auf eine lange Lebenszeit zurückblicken, sondern auch daran, dass die Zukunft nicht mehr unendlich erscheint. Wenn die Zukunft schwindet, kann die Vergangenheit als etwas erscheinen, womit es sich zu beschäftigen lohnt – es beginnt oft eine Art intensiver Lebensrückschau. Alte Menschen leben häufig von der Erinnerung. ie Aktivierung mit Fantasiereisen ist ein wesentlicher Bestandteil der persönlichen Biografiearbeit. Denn Erinnerungen reichen weit in die Vergangenheit zurück und machen Geschichten subjektiv erlebbar – etwa ein Ausflug zur KirMehr zum Thema: mes oder eine MaiwanErleben Sie die Autorin derung. im Messe-Kongress auf der Dass bei vielen älteALTENPLFEGE 2015 in Nürnberg. Am ren Menschen „im 24.03.2015 leitet Sie dort den WorkAlter die Kindheit shop Aktivierung „Mit Fantasie zur Biograaufwacht“, wie es fie – spielerisch aktivieren und ErinnerunHans Georg Gagen wecken“. damer, ein deutwww.altenpflege-messe.de Außerdem stellt sie auf der Messe ihr neues Spiel, einen Sprichwortwürfel (S. 34), vor. Erinnerungsfähigkeit spielerisch trainieren Erfahrungsberichte aus Gesprächskreisen, die biografisches Arbeiten in den Vordergrund gestellt haben, zeigen oft einen weitaus positiveren Verlauf der von Demenz betroffenen Teilnehmer. Durch die geistige Übung kann die Demenz zwar nicht verhindert, doch organisch bedingte Ausfälle können länger kompensiert werden. Im Unterschied scher Philosoph 1.2015 www. aktivieren.net 28 Demenz & Kommunikation Fotos: itsmejust/fotolia.com, Maria Metzger ßen. In diesem Fall schildert der Zuhörer seine eigenen Erinnerungen im Anschluss an das Gehörte. Eine andere Möglichkeit ist, die Aktivierung vor die Geschichte zu stellen. Die eigenen Erlebnisse werden in diesem Fall durch die lebhafte Hinführung zum Thema aktiviert, Erinnerungen werden geweckt und die Spannung auf die Geschichte gesteigert. Sie entscheiden selbst, welche Art der Durchführung zu Ihrer Gruppe passt. Wichtig: Sie führen die Stunde stets nach demselben Schema durch. Die Wiederholung vermittelt den Teilnehmern Sicherheit und schafft Vertrauen, um sich besser öffnen zu können. Eine Stunde Fantasiereise gestalten Thematisch passendes Anschauungsmaterial, das meist mittig zwischen den Teilnehmern platziert wird, ermöglicht einen leichteren Einstieg. Denn es weckt bereits beim Betrachten Assoziationen, die das Thema der Stunde erahnen lassen. Diese lebt von den Erlebnissen und Begebenheiten der Zuhörer. Auch für Sie als Betreuer sind diese offenen Gespräche und Diskussionen oft interessant und lehrreich. Die behutsame Hinführung zum Thema mit einer gezielten Fragestellung, wie „Was fällt Ihnen zum Thema Maiwanderung ein?“ oder „Was hatten Sie bei einer Maiwanderung immer dabei?“ fordert die Teilnehmer unbewusst auf, von sich zu erzählen und somit ihren Erlebnis- und Erfahrungsschatz weiterzugeben. Dies stärkt ihr Selbstbewusstsein und ermöglicht, Kontakte innerhalb der Gruppe zu knüpfen. Teilnehmer, die sich nicht am Gespräch beteiligen möchten, dürfen zu keiner Antwort gedrängt werden. Oftmals brauchen zurückhaltende Bewohner etwas mehr Zeit, sich zu öffnen, bevor sie sich trauen, vor einer Gruppe zu sprechen. In späteren Gruppen- oder Einzelgesprächen kommt dann oft zum Vorschein, dass sich diese Bewohner im Anschluss selbst sehr lebhaft mit dem Thema auseinandergesetzt und viel Freude dabei empfunden haben. Leichte Lockerungsübungen von Fingern, Händen, Nacken, Schultern, Rücken, Beinen und Füßen, nach Möglichkeit mit instrumentaler Musik unterlegt, ermöglichen jedem, aktiv teilzunehmen, unabhängig davon, ob er im Rollstuhl sitzt, demenziell verändert oder geistig noch sehr rege ist. Gerade bei Menschen mit Demenz ist zu erkennen, dass sie zuerst die Bewegungen der anderen Teilnehmer genau beobachten, um dann, etwas verlangsamt, in die Übung einzusteigen. L Wussten Sie, dass die Biografiearbeit im Unterschied zur Therapie die Erinnerungsfähigkeit voraussetzt – also die Motivation, sich zu erinnern? Diese Erinnerungsfähigkeit wird bei Fantasiereisen spielerisch trainiert. mit Fantasiereisen. Das Geheimnis dieser son ders schöne Momente ihrer Vergangenheit. zur Therapie setzt die Biografiearbeit die Erinnerungsfähigkeit voraus – also die Motivation, sich zu erinnern. Diese Erinnerungsfähigkeit wird spielerisch trainiert. Oft schwinden Erinnerungen im Laufe der Jahre, wenn sie nicht fortwährend aktiviert werden. So haben Menschen, die gerne erzählen, deshalb auch ein besseres Gedächtnis. Das Erzählen von Lebensgeschichten vergegenwärtigt das Erlebte. Die Zuhörer von Fantasiegeschichten erzählen auf spielerische Art von Situationen aus ihrem Leben. Häufig steigt dabei das subjektive Wohlfühlen und die Lebenszufriedenheit. Auf diesen Erkenntnissen sind Fantasiereisen entstanden, die stark auf das Thema Biografiearbeit ausgerichtet sind. Eine Möglichkeit ist, das Gedächtnistraining immer in ähnlicher Form an die vorgelesene Geschichte anzuschlie1.2015 Maria Metzger, Aalen, Autorin von Fachbüchern und freiberuflich als Dozentin bei verschiedenen Trägern tätig. Sie unterrichtet an Altenpflegeschulen zur Aktivierung, leitet Seminare und hält Fachvorträge. www. aktivieren.net 29 Demenz & Kommunikation Feedback ermöglicht intensive Biografiearbeit L Durch diese kurze körperliche Mobilisation werden die Teilnehmer spielerisch zur leichten Bewegung animiert. Gleichzeitig werden Spannungen abgebaut. Die Teilnehmer können sich anschließend deutlich besser auf die Fantasiereise einlassen und die Ruhe und Entspannung genießen. Beim anschließenden Vorlesen der Fantasiereise achten Sie darauf, mit ruhiger, weicher Stimme vorzulesen, aber trotzdem die Stimmlagen passend zum Text zu variieren. Dabei ist es wichtig, langsam und deutlich zu lesen, damit das Gehörte bei den Zuhörern auch gedanklich umgesetzt werden kann. Nehmen Sie behutsam Blickkontakt zu den Teilnehmern auf, um deren Aufmerksamkeit nicht zu verlieren. Die Geschichte wird immer mit einer kurzen Zusammenfassung beendet. Danach erfolgt nochmals eine leichte Kreislaufmobilisation (Finger, Hände, Schultern, Beine und Füße), allerdings nur kurz und ohne Musik. An jede Fantasiereise sollte sich ein Feedback-Gespräch anschließen, um den Beteiligten die Möglichkeit zu geben, sich zu dem Gehörten und ihren eigenen Assoziationen äußern zu können. Dieser Teil der Aktivierung ist ein wesentlicher Bestandteil der Stunde: Dort beginnt die oft sehr intensive Biografiearbeit. Die Zuhörer werden an Situationen aus ihrem Leben erinnert und sprechen sehr gerne darüber. Häufig handelt es sich um eine persönliche Lebensrückschau. Durch gezielte Fragen wie: „Was hat Sie denn am meisten angesprochen?“ oder „Haben Sie vielleicht ähnliche Situationen schon einmal erlebt?“, erleichtern Sie den Gesprächseinstieg. Für stark demenziell veränderte Zuhörer in der Runde ist es ratsam, eine Frage zu wählen, die keiner konkreten Antwort bedarf, etwa „Frau M., Ihnen hat die Geschich- Die Maiwanderung – eine Geschichte zum Vorlesen Stellen Sie sich einen wunderschönen Tag im Wonnemonat Mai vor. Pünktlich zum 1. Mai strahlt die Sonne vom wolkenlos, tiefblauen Himmel und die Luft ist angenehm warm. Sie haben sich schon lange auf diesen Tag gefreut, denn für heute ist eine Maiwanderung geplant. Die Köstlichkeiten, die Sie zur Wanderung mitnehmen, haben Sie schon in der Küche bereitgelegt. Das wird ein schöner Tag. Da klingelt es auch schon an Ihrer Haustüre, und Sie werden von gu- ten Freunden abgeholt. Wie schön, ein mit Birkenästen verzierter Leiterwagen steht vor Ihrem Haus. Sie packen Ihre Köstlichkeiten mit auf den Wagen, legen noch eine bequeme Decke dazu, und schon kann es losgehen. Sie alle sind etwa im gleichen Alter und wandern ganz gemütlich. Einige tragen bequeme Wanderschuhe, und einige haben einen Wanderstock dabei. Die Gruppe ist froh gelaunt und sehr heiter. Die Sonne scheint angenehm auf Ihren ganzen Körper und Sie fühlen 1.2015 www. aktivieren.net 30 sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Alles an Ihnen ist entspannt, völlig entspannt. Kaum haben Sie die letzten Häuser des Dorfes hinter sich gelassen, stimmt auch schon jemand ein Wanderlied an. Wie gut das doch tut, in dieser wunderschönen Landschaft durch die freie Natur zu wandern und dabei aus voller Brust zu singen: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“ Dieses Lied hat Ihnen schon immer gut gefallen, doch Tipp Sollten Sie die Fantasiereise als Einschlafhilfe durchführen, dann verzichten Sie auf die Kreislaufmobilisation und auf das Feedback-Gespräch. Wenn Sie am Ende der Stunde dankbare, begeisterte Bewohner verabschieden können, dann freuen Sie sich über diesen ganz besonderen Moment. In dem Buch „Fantasiereisen, Geschichten zum Entspannen und Erinnern“ von Maria Metzger schließt sich das Gedächtnistraining immer an die vorgelesene Geschichte an. Hier schildert der Zuhörer im Anschluss an das Gehörte seine eigenen Erinnerungen. Im Buch „Fantasiereisen II, Entspannung, Aktivierung, Gedächtnistraining“ wird die Aktivierung vor die Geschichte gestellt. Die eigenen Erlebnisse werden durch die lebhafte Hinführung zum Thema aktiviert, Erinnerungen geweckt und die Spannung auf die Geschichte gesteigert. Jede Geschichte mit dem darauf abgestimmten Aktivierungsprogramm ist abgeschlossen und basiert auf einem Grundkonzept. Sie ist dem jahreszeitlichen Wechsel angepasst. Individuelles Gestalten ist möglich, indem Sie zum Beispiel bekannte Tiernamen oder Personen in die Geschichte einbringen, die in einem Bezug zur Gruppe stehen. http://vinc.li/Fantasiereisen te sicherlich auch gut gefallen?“ oder „Bei Ihnen, Frau M., war es früher sicherlich auch immer so?“ Gedächtnistraining zum Abschluss Schließen Sie an die Gesprächsrunde noch eine Fragerunde an. Hierbei handelt es sich um einfach zu beantwortende Fragen passend zum Thema, zum Beispiel: „Welchen Käfer findet man nur im Mai?“ oder „Kennen Sie ein Maienlied?“ Sollten überwiegend demenziell sehr veränderte Bewohner an dieser Aktivierung teilnehmen, bevorzugen Sie statt der zum Thema abgestimmten Fragen ein Favoritenthema wie Redewendungen und Sprichwörter oder Lieder raten. Denn diese sind im Langzeitgedächtnis gespeichert und häufig auch dann noch abruf bereit, wenn die Demenz schon weit fortgeschritten ist. So gehen Sie mit den Bewohnern auf Maiwanderung • Stimmiger Raum: hell, gut gelüftet und angenehm temperiert, optimal ist ein geschlossener Raum, groß genug, um einen Stuhlkreis zu bilden • Passende Akustik: Bringen Sie ein Türschild „Bitte nicht stören. Aktivierung von 10:30 bis 11:30 Uhr" außen an der Tür an. Beschaffen Sie einen CDPlayer, und wählen Sie passende Musik aus (nicht zu schnell, nicht zu langsam) – am besten Instrumentalmusik, zum Beispiel von James Last heute singen Sie es mit besonderer Freude, denn die Natur ist wieder erwacht. Sie wandern durch die saftigen Wiesen, die heute nicht nur grün, sondern über und über mit gelb blühendem Löwenzahn überzogen sind. Es ist ein unvorstellbar schönes Bild, gelb und grün, soweit das Auge reicht. Die vielen bunten Schmetterlinge flattern von einer Blüte zur anderen. So zahlreiche Schmetterlinge haben Sie schon lange nicht mehr gesehen. • Gestaltung der Mitte: Wählen Sie thematisch passende Utensilien aus, die Sie in die Mitte des Stuhlkreises legen, zum Beispiel bunte Tücher, Wanderschuhe, Wanderstock, eine Henkelflasche Bier, Butterbrot und Apfel, eine Decke, einen Rucksack 1.2015 www. aktivieren.net 31 Fotos: Maria Metzger • Platzieren der Teilnehmer: Setzen Sie Teilnehmer, die leicht einschlafen, auf einen Stuhl mit Armlehnen. Platzieren Sie Bewohner so, dass sie nicht abgelenkt werden können, zum Beispiel mit Blick zum Eingang. Platzieren Sie Rollstühle nicht separat, sondern zwischen die anderen Stühle Service Tipp Rezension 10-Minuten-Aktivierung Nonverbal kommunizieren fürs Web Gerade zeigte eine Untersuchung, dass Bewegung für die Schmerztherapie oft wichtiger ist als eine medikamentöse Behandlung. Eine Tatsache, die in der Pflegeplanung für Menschen mit Demenz eine Binsenweisheit darstellt. Nicht nur kann der Bewegungsdrang in sinnvolle Bahnen gelenkt werden. Wichtiger erscheint, dass der Betroffene sein Körpergefühl als eigenes erfahren kann und damit Lebensqualität zurück erhält. Im Buch bieten die Autorinnen einen großen Fundus an Ideen und Übungsbeispielen, wie das Leben der Demenzbe10-Minuten-Aktivierung als Methode troffenen sinnvoll bewegt werden kann. In den Überlegungen, die den Praxiskapiteln vorangestellt sind, werden die Auswirkungen von Bewegungsabläufen auf das Gehirn untersucht. Es wird die Frage beantwortet, wie Bewegung für Menschen mit Demenz angeboten 10-Minuten Aktivierung werden muss, damit deren Erlebniswelt erreicht werden kann. als Methode - Ergänzt um die Körpersprache Die Praxisbeispiele sind klar nachder Dementen; Ute vollziehbar, im Detail beschrieben Schmidt-Hackenberg, und gehen über das Übliche weit Vincentz Network hinaus. Dies und die sorgsame IlHannover, 2013, lustrierung dank zahlreicher Fotos 148 Seiten, 29,80 Euro, aus der Praxis machen das Buch http://vinc.li/ 10-Minuten-Aktivierung für den Praxisalltag wertvoll. Heute schon geklickt? www.aktivieren.net oder www.facebook.com/aktivieren.net Ute Schmidt-Hackenberg Oder schreiben Sie, was Sie bewegt, an die Redaktion aktivieren@vincentz.net Ergänzt um die Körpersprache der Dementen R ate- und Bewegungsspiel Altenpflege Vorsprung durch Wissen In Gruppen raten, reden und reimen Ohne Vorbereitung und mit viel Spaß bringen Sie mit dem Rate- und Bewegungsspiel Volltreffer neuen Schwung in Gruppen und Einzelbetreuung. Volltreffer. Das Rate- und Bewegungsspiel. Karton im Format 36 x 26 x 3,8 cm, Spielbrett, Wurfsäckchen, 8 Farbtafeln, 60 Aufgabenkarten, 1 Bewegungskarte, 100 Farbchips, Spielanleitung, Vincentz Network, Hannover, 62 Euro, http://vinc.li/ volltreffer_spiel Das Spiel eignet sich für demenzbetroffene wie auch für fitte Menschen und ist ideal für gemischte Gruppen von drei bis acht Teilnehmern. Mit dem Wurf eines Sandsäckchens auf Farbtafeln bestimmen die Spieler das Spielthema. Hinter jedem Volltreffer finden sich Rateaufgaben oder Gesprächsimpulse zu Blumen, Tieren, Gedächtnisübungen, in denen Redewendungen oder Liedtexte zu ergänzen sind, Übungen zum Ertasten von Gegenständen sowie Bewegungsübungen zu Reimen. Mit Hinweisen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade lassen sich schnell die passenden Aufgaben auswählen – je nach Teilnehmerkreis und gewünschter Spieldauer. 1.2015 Eckhard Wittulski Kommunizieren Demenz-Poster Eine der größten Herausforderungen beim Begleiten von Menschen mit Demenz ist, den Kontakt zu halten, mit ihnen zu kommunizieren und so eine neue gemeinsame Beziehungsebene zu finden. Das Poster „Demenz: wertschätzend verstehen, begleiten, kommunizieren“ bietet auf einen Blick 22 Tipps für eine gelingende Kommunikation mit Menschen mit Demenz. www.kda.de www. aktivieren.net 32 Demenz: Schleswig-Holsteinischer Altenpflegepreis Das Kompetenzzentrum Demenz hat für seine Arbeitshilfe zu Gottesdiensten für Menschen mit Demenz den zweiten Platz beim Schleswig-Holsteinischen Altenpflegepreis 2014 erzielt. Sozialministerin Kristin Alheit hat den Preis im Dezember dem Kompetenzzentrum Demenz überreicht. Die Broschüre gibt Hilfen für die Planung und Durchführung von Gottesdiensten gemeinsam gefeiert mit Menschen mit Demenz. Sie fasst Ergebnisse eines Arbeitskreises aus norddeutschen Pastoren, Diakonen, Kirchenmusikern, Pädagogen und Therapeuten zusammen. Der interdisziplinäre Arbeitskreis hatte im Mai 2013 auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg einen beispielhaften Gottesdienst mit vertiefenden Arbeitsgruppen zu den Aspekten Vorbereitung und Organisation, Ablauf und Liturgie, Sinneselemente, Salbung und Abendmahl, Sprache und Symbole sowie Musik angeboten. So stehen nun bei konkreten Fragen oder Fortbildungswünschen Foto: Anabell Werfelmann Arbeitshilfe zu Gottesdiensten ausgezeichnet Pastorin Heide Brunow (l.) und Cornelia Prepernau vom Kompetenzzentrum Demenz bei der Vergabe des Schleswig-Holsteinischen Altenpflegepreises. auch 14 erfahrene Ansprechpartner mit ihren Kontaktadressen im Heft zur Verfügung. Die Handreichung „Gott hält uns alle in seiner Hand“, Arbeitshilfe zu Gottesdiensten gemeinsam gefeiert mit Menschen mit Demenz“, ist für 2,50 Euro plus Porto beim Kompetenzzentrum Demenz der Alzheimer Gesellschaft S-H e.V. / Selbsthilfe Demenz, Norderstedt erhältlich: E-Mail: info@demenz-sh.de Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Tipps! Ihr Kontakt zur Redaktion: aktivieren@ vincentz.net Therapiemittel .n es te lde ck en .de Nesteldecken zum Tasten und Entdecken Fotos : www Die Nesteldecke ist eine spezielle Fühl-Decke mit sensorischen Reizen für Demenzbetroffene. Sie ist durch ihre Vielfalt ein unterstützendes Therapiemittel. Im Vordergrund steht die Beruhigung des Menschen mit Demenz, der das Zupfen an seiner Kleidung oder an sich selbst auf die Nesteldecke überträgt. aufgrund ihrer unterschiedlichen Oberflächenstruktur zum Einsatz. Als Nestel- und Aktivierungskomponenten werden Reißverschlüsse, eingenähte Gegenstände, aufgesetzte Hemdsärmel und Taschen, Applikationen, Kordeln, Karabinerhaken und viele andere Elemente eingearbeitet. www.nesteldecken.de Die Fühl-Decke wird aber auch zur gezielten Aktivierung der Demenzpatienten eingesetzt. Die farbenfrohe Decke erweckt bei den Erkrankten Aufmerksamkeit und Interesse. 20 unterschiedliche Stoff-Felder sind mit verschiedenen Elementen besetzt. Stoffarten wie Baumwolle, Cord, Leder, Fell, Pelz und Flanell kommen 1.2015 www. aktivieren.net 33 Service Variables Einzel- oder Gruppenspiel Demenz-App gratis Sprichworte, die Schwung bringen Sprichwörter sind häufig im Langzeitgedächtnis gespeichert. Auch hochaltrige und demenziell erkrankte Menschen sind sie deshalb vertraut. Genau hier setzt das Aktivierungsangebot Sprichwortwürfel an. Das gemeinsame Ergänzen von über 400 Sprichwortkarten macht Spaß und garantiert Erfolgserlebnisse. Fünfzehn verschiedene Themengebiete – von Die Demenz-App ist laut Anbieter die erste kostenlose deutschsprachige Anwendung zum Thema Demenz in den App-Stores von Apple und Android. Sie hilft Betreuern, Pflegenden und Angehörigen und den Betroffenen selbst, die Lebensqualität durch nützliche Hinweise und Anregungen zu steigern. Die App ist erhältlich in iTunes und GooglePlay, weitere Infos unter www.malteser-demenzkompetenz.de Die Sprichwortwürfel, Raten, Bewegen, Erzählen, 2014, Vincentz Network, Hannover, 59 Euro, http://vinc.li/ sprichwortwürfel Fahrzeugen über Körperteile bis zu Musik und Liebe – regen den Austausch über die Bedeutung der Redewendungen an. Schwung und Bewegung bringt der aufblasbare Sprichwortwürfel in die Stuhlkreisrunde. Alternativ lässt sich mit Holzwürfeln am Tisch das jeweilige Sprichwortthema erwürfeln und die Feinmotorik trainieren. Ob als Wettspiel oder gemeinsames Würfelspiel, in der Einzelaktivierung oder als Gruppenspiel mit mehreren gegnerischen Parteien: die verschiedensten Spielvarianten lassen sich individuell auf die Fähigkeiten der Mitspieler abstimmen. http://vinc.li/sprichwortwürfelvideo CD Mit Musik Erinnerungen wecken Biografische Bewegungslieder regen mit heiteren Melodien zur Bewegung an und lassen Erinnerungen aufleben. Beim Lied „Frühjahrsputz“ werden mit schwungvoller Musik Matratzen ausgeklopft, und Bohnerwachs bringt das Haus zum Glänzen. Die Lieder erinnern an früher, etwa an das Einwecken, eine Fahrt mit der Bimmelbahn, einen Garteneinsatz oder an die flotten 50er mit einem Twist. Die Biografischen Bewegungslieder sind laut Musikpädagogin und Autorin Silvia Stelzer auch als Sitztänze geeignet und können zur basalen Stimulierung verwendet werden. Sie bieten viele Einsatzmöglichkeiten, wie für jahreszeitliche Themen – im Sommer setzen wir die Kiepe auf und pflücken Obst – oder erinnern mit einem WäscheWochenende an Hausarbeit. www.wortprojekte.de 1.2015 www. aktivieren.net 34 MIT MUSIK in die Erinnerung BIOGRAFISCHE BEWEGUNGSLIEDER Zur CD, erhältlich für 19,45 Euro, gehört ein 38-seitiges Begleitheft (A4) mit den Liedern (Noten und Texte) und mit umfangreichen Handreichungen, das Käufer der CD per Download kostenfrei erhalten. in der nächsten Ausgabe... Impressum Aktivieren Das Magazin für die Soziale Betreuung www.aktivieren.net Fax Redaktion: F +49 511 9910-119 Chefredaktion: Monika Gaier (gai) T +49 511 9910-110, monika.gaier@vincentz.net Redaktion: Thordis Gooßes (tgo) T +49 511 9910-114, thordis.goosses@vincentz.net Verlagsleitung: Miriam von Bardeleben (mvb), T +49 511 9910-101 miriam.v.bardeleben@vincentz.net Grafik und Design: Birgit Seesing (bs) Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages gestattet. Beiträge, die mit vollem Namen oder auch mit Kurzzeichen des Autors gezeichnet sind, stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt auch die der Redaktion dar. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in dieser Zeitschrift berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen. Unverlangte Zusendungen redaktioneller Beiträge auf eigene Gefahr und ohne Gewähr für Rücksendung. Die Einholung des Abdruckrechtes für dem Verlag eingesandte Fotos obliegt dem Einsender. Die Rechte für Abbildungen ohne Quellenhinweis liegen beim Autor oder der Redaktion. Überarbeitungen und Kürzungen liegen im Ermessen der Redaktion. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Verlag: Vincentz Network, Postfach 6247, 30062 Hannover USt-ID-Nr. DE115699823 surfen Das nächste Heft erscheint am 15. Mai Eine neue Studie zeigt: Das Internet mit Tablets und Notebooks unterstützt bei der biografischen Spurensuche und hebt Erinnerungen, die sonst verborgen geblieben wären. Erfahren Sie, was bereits wissenschaftlich wie praktisch erprobt ist, und machen Sie es nach! Anzeigen Leitung: Ralf Tilleke T +49 511 9910-150, ralf.tilleke@vincentz.net Beratung Geschäftsanzeigen: Henning Geitmann, T +49 511 9910-158, henning.geitmann@vincentz.net Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr.1 vom 1.1.2015. Fotos: Fotolia.com: Tyler Olson, Jan Jansen Vertrieb Leitung: Dirk Gödeke T +49 511 9910-025, F +49 511 9910-029 zeitschriftendienst@vincentz.net Die jeden zweiten Monat erscheinende Zeitschrift kostet bei Vorauszahlung im Jahresvorzugspreis seit 1.1.2015 inklusive Versand, zzgl. MwSt. im Inland € 89,00 und im Ausland € 95,00. Bei vorzeitiger Abbestellung besteht Anspruch auf den anteiligen Restbetrag. Schüler und Studenten erhalten gegen jährliche Vorlage eines Studiennachweises 20 % Nachlass auf das Abo-Brutto. Setzen Sie mit Ihrem Team § 87b-Leistungen richtig um – von der Dienstplanung bis zur Dokumentation. organisieren Bei höherer Gewalt keine Lieferungspflicht. Gerichtsstand und Erfüllungsort: Hannover Druck: BWH GmbH, Hannover, www.bw-h.de. Auf chlorfrei gebleichtem Papier © Vincentz Network GmbH & Co. KG ISSN 2364-303X Manchmal stoßen wir auf Themen, die uns noch mehr begeistern und planen um. Dann kann es sein, dass Sie in der nächsten Ausgabe andere Themen finden als angekündigt. 1.2015 www. aktivieren.net 35 Altenpflege Vorsprung durch Wissen Querbeet Die beliebtesten Aktivierungsideen für Ihre Seniorenrunde Sie wünschen sich abwechslungsreiche Spielideen, die Senioren aus ihrer Jugendzeit vertraut sind? Dann starten Sie am besten gleich „ab ins Gartenbeet“. Und von dort aus mit viel Spaß kreuz und quer durch die beliebtesten Aktivierungsideen. Bringen Sie mit verschiedensten Frage- und Aufgabenkarten Schwung in kleine oder große Seniorenrunden. Spielen Sie in der Gruppenstunde. Oder zwischendurch am Kaffeetisch. Aktivieren Sie Menschen mit und ohne Demenz. Mit Reimaufgaben, Wortspielen, Stadt-LandFluss-Aktionen, Luftwörtern, die es zu erraten und Kuddelmuddelbegriffen, die es zu berichtigen gilt. Neben dem Gedächtnistraining sorgen kleine Fitmacher-Aufgaben für körperliche Auflockerung. Wunschkarten fürs gemeinsame Singen bereiten zusätzlich Vergnügen. Petra Fiedler Querbeet Das bunte Ratevergnügen 2015, Karton, Kurzspielanleitung, 170 Spielkarten, 20 Fitmacherkarten, 9 Bildkarten, 1 Würfel 52,– €, Best.-Nr. 796 www.altenpflege-online.net/shop Vincentz Network · T +49 511 9910-033 · F +49 511 9910-029 · buecherdienst@vincentz.net