Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der

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Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der
Medienmitteilung
Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der
Malerei
4. Oktober 2015 – 10. Januar 2016
Mit „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ feiert die Fondation
Beyeler einen der denkwürdigen Momente für die Entwicklung der Gegenwartskunst. Die Ausstellung
„0,10“ fand im Jahr 1915 in Petrograd (in das der deutschklingende Name der russischen Hauptstadt
– Sankt Petersburg – kurz nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges geändert wurde) statt und sollte
sich als eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts erweisen. Sankt Petersburg wurde zur Wiege der
Russischen Avantgarde: Mit „0,10“ setzt die Fondation Beyeler nach „Venedig“, „Wien 1900“,
„Surrealismus in Paris“ ihre Ausstellungsserie über Städte fort, die für die Entwicklung der modernen
Kunst ausschlaggebend waren.
„0,10“ markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der modernen Kunst und beschreibt jenen
historischen Moment, als Kasimir Malewitsch seine ersten nicht-gegenständlichen Gemälde schuf und
Wladimir Tatlin mit seinen revolutionären Konter-Reliefs an die Öffentlichkeit trat. Die meisten anderen
Künstler, die an der ursprünglichen Ausstellung beteiligt waren, werden ebenfalls in der kritisch
rekonstruierten Version der Fondation Beyeler vertreten sein: Natan Altman, Wassili Kamenski, Iwan
Kljun, Michail Menkow, Vera Pestel, Ljubow Popowa, Iwan Puni, Olga Rosanowa, Nadeschda Udalzowa
und Marie Vassilieff.
Zugleich ehrt „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ das
ikonische Werk von Kasimir Malewitsch „Das schwarze Quadrat“ und zelebriert dessen 100jähriges
Jubiläum. Das monochrome Gemälde war pure Provokation, denn es zeigte nichts als eine leicht
verzerrte, schwarze Fläche, die weiss umrandet war. Zudem hing es innerhalb der Präsentation im
sogenannten Gotteswinkel, wo sonst Ikonen das Haus schmückten. Kompromisslos und enigmatisch,
sorgten die Werke des Suprematismus für einen schlagartigen Paradigmenwechsel in der Kunstszene.
Die Werke werden äusserst selten geliehen: zum ersten Mal wird eine derart reich bestückte
Präsentation suprematistischer Werke in der Schweiz präsentiert. Jahrelange Recherchen und ein lange
gepflegter, kunstwissenschaftlicher Austausch mit namhaften russischen Museen gingen dieser
Zusammenarbeit im Jubiläumsjahr des Schwarzen Quadrats voraus. Z.B. fanden bereits ab 2008 mit
ersten Einzelausstellungen zu Alberto Giacometti und Paul Klee (2013) in Russland, letztere als
Kooperation der Fondation Beyeler und des Zentrums Paul Klee, hochkarätige Kooperationen statt.
Die ausgestellten Werke und Dokumente wurden aus Museen, Archiven und privaten Sammlungen
zusammen getragen. Neben der Tretjakow-Galerie in Moskau und dem Russischen Museum in Sankt
Petersburg tragen 14 regionale russische Museen sowie führende internationale Institutionen wie das
Centre Georges Pompidou in Paris, das Stedelijk Museum in Amsterdam, das Museum Ludwig in Köln,
die Sammlung George Costakis aus Thessaloniki, das Art Institute of Chicago, das MoMA in New York
mit raren und wertvollen Leihgaben zur Ausstellung bei.
Zum ersten Mal in der russischen und westlichen Ausstellungspraxis werden die wertvollen Leihgaben
in der Ausstellung der Fondation Beyeler vereint und mit Werken derselben Künstlerinnen und Künstler
aus demselben Zeitraum ergänzt, um die einzigartige, energiegeladene Atmosphäre des künstlerischen
Aufschwungs im Russland des frühen 20. Jahrhunderts aufleben zu lassen.
Gastkurator ist Matthew Drutt, der bereits für die grossen Malewitsch-Retrospektiven im Guggenheim
Museum, New York, und in der Menil Collection, Houston, verantwortlich war.
Parallel dazu ist in der Fondation Beyeler auch die Ausstellung „Black Sun“ zu sehen. Sie präsentiert
Werke von insgesamt 36 Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts in unterschiedlichen Medien wie
Malerei, Skulptur, Installation und Film sowie Kunst im öffentlichen Raum. Entstanden als Hommage
an Malewitsch und Tatlin, beschäftigt sich „Black Sun“ aus heutiger Perspektive mit dem enormen
Einfluss der zwei Vertreter der russischen Avantgarde auf die künstlerische Produktion bis in die
Gegenwart. Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit einigen der ausgestellten Künstlern
realisiert.
*
Die ursprüngliche Ausstellung „0,10“, die das Künstlerpaar Iwan Puni und Xenia Boguslawskaja
organisierte, wurde am 19. Dezember 1915 in Petrograd mit mehr als 150 Werken von rund 14
Künstlern der russischen Avantgarde eröffnet, von denen die meisten entweder Parteigänger
Malewitschs oder Tatlins waren. Von den rund 150 im Winter 1915-1916 in Petrograd ausgestellten
Werken ist heute nur ein Drittel erhalten geblieben. Als Ausstellungsort diente die Galerie von
Nadeschda Dobytschina. Sie gilt als erste Galeristin Russlands. Bereits seit 1911 nutzte sie einige
Räume ihrer grosszügig dimensionierten Wohnung als Ausstellungsfläche und war innerhalb der
Kunstszene wohl bekannt.
Der Titel „0,10“ (null-zehn) ist keine mathematische Formel, sondern ein Kode, der auf die Idee von
Malewitsch zurückgeführt wird: Die Null sollte die Zerstörung der alten Welt – auch der Welt der Kunst
– und zugleich den Neubeginn symbolisieren. Die Zahl 10 geht auf die ursprünglich geplante Zahl der
teilnehmenden Künstler zurück. Auch die Worte „letzte futuristische“ sind als Kodierung zu verstehen:
Damit wollte man zeigen, dass man sich vom Einfluss des italienischen Futurismus nun distanzieren, ja
befreien wollte. Es wird klar, in welch rasantem Tempo Stilrichtigen damals einander ablösten: War
man Anfang 1915 vom Futurismus noch begeistert, forderte man Ende des Jahres eine Loslösung
davon. Das Umfeld der Ausstellung begleiteten leidenschaftliche Stellungnahmen und stürmische
Auseinandersetzungen unter den Teilnehmern. Bei der Planung wurden noch in letzter Minute
Änderungen vorgenommen, so wich die finale Teilnehmerzahl doch noch vom Titel ab, da manch einer
kurzfristig absprang, wobei andere überraschend hinzukamen. Insgesamt stellten 14 Künstler ihre
Arbeiten aus: 7 weibliche und 7 männliche, denn die Ausstellungsmacher bestanden auf Parität der
Geschlechter.
Zwei der Ausstellungsteilnehmer ragten mit ihren Arbeiten als Vorboten absolut neuer, radikaler Wege
für die Weiterentwicklung der Kunst heraus. Zum einen war es Kasimir Malewitsch, der im Rahmen der
Letzten Futuristischen Ausstellung der Malerei 0,10 mit seinen völlig abstrakten, aus geometrischen
Figuren bestehenden Gemälden eine bis dahin nicht gekannte Dimension der bildenden Kunst
erschloss. Für seine Arbeiten kreierte er den Namen „Suprematismus“ (vom lat. supremus=das
Höchste), was seine Ansprüche auf die führende Rolle in der Kunst offen legte. Zum anderen war es
Wladimir Tatlin, der mit seinen ebenfalls abstrakten, aus kunstfremden Materialen geschaffenen
Skulpturen, neue Lösungen für eine vom klassischen Sockel befreite Skulptur anbot. Auch wenn die
ursprüngliche Ausstellung in ihrem Charakter alles andere als einheitlich war – es gab eine grosse
Vielfalt an künstlerischen Stilen und ästhetischen Programmen –, so wirkte sie doch wie ein Weckruf,
der das Ende des Kubo-Futurismus als vorherrschendem Trend in der russischen Malerei besiegelte
und völlig neue Wege des Experimentierens eröffnete. Nach jener Schau avancierten Malewitsch und
Tatlin sofort zu den Anführern der europäischen Avantgarde.
*
Natürlich kann das Projekt der Fondation Beyeler nicht den Anspruch erheben, die Ausstellung von
1915 originalgetreu rekonstruieren zu wollen – viele der damaligen Exponate sind verschollen oder
zerstört –, dennoch wird es zahlreiche Originalwerke der ursprünglichen Ausstellung präsentieren,
ergänzt um andere zeitgenössische Meisterwerke derselben Künstler, und damit den Besuchern einen
ganz konkreten Eindruck von der künstlerischen Energie verschaffen, die im Russland des frühen 20.
Jahrhunderts so überreich vorhanden war.
Welchen Einfluss „0,10“ noch heute auf Künstlerinnen und Künstler ausübt, macht eine zweite
Ausstellung deutlich: „Black Sun“ wird mit Werken zeitgenössischer Künstler den Weg zur Abstraktion
und der geheimnisvollen Nichtfarbe Schwarz nachzeichnen.
„Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ und „Black Sun“ werden
vom 4. Oktober 2015 bis zum 10. Januar 2016 in der Fondation Beyeler zu sehen sein.
Die Ausstellung „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ wurde
unterstützt durch:
Presenting Partners
AVC Charity Foundation
Cahiers d’Art
Partner
Phillips ist eine führende globale Plattform für den Kauf- und Verkauf von Kunstwerken und
Designobjekten des 20. und 21. Jahrhunderts.
Pressebilder: sind erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch
Weitere Auskünfte:
Elena DelCarlo, M.A.
Head of PR / Media Relations
Tel. + 41 (0)61 645 97 21, presse@fondationbeyeler.ch, www.fondationbeyeler.ch
Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
Medienmitteilung
Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der
Malerei
4. Oktober 2015 – 10. Januar 2016
„Erst, wenn wir die Gewohnheit des Bewusstseins abgelegt haben werden, in einem Bild die Abbildung
eines Stücks Natur, von Madonnen und schamloser Veneris zu sehen, werden wir ein rein malerisches
Werk sehen können“ (Kasimir Malewitsch)
„Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei 0,10“ (Null-Zehn) wurde vor einhundert Jahren, am
19. Dezember 1915, im »Chudoshestwennoje bjuro« (Kunst-Büro) von Nadeschda Dobytschina
eröffnet. Es befand sich im ersten Stock eines charakteristisch gelben Petrograder Wohnhauses in
zentraler Lage an der Moika und gegenüber dem Marsfeld, einem Exerzierplatz für Truppenparaden,
nicht weit vom reich verzierten Winterpalais der russischen Zarenfamilie. Kunsthistorisch gesehen gilt
die Ausstellung als ein Meilenstein – nicht nur in der Kunst der russischen Avantgarde, sondern
überhaupt in der Geschichte der gesamten westlichen Kunst seit der Wende zum 20. Jahrhundert.
„0,10“ wurde vor allem als Kraftprobe zwischen zwei Kontrahenten betrachtet: einerseits Kasimir
Malewitsch, der seine nicht-gegenständlichen Gemälde hier erstmals unter dem Banner des
Suprematismus präsentierte, andererseits Wladimir Tatlin, dessen malerische Wandreliefs aus
Alltagsmaterialien, die er in den anderthalb Jahren zuvor geschaffen hatte, sich zu spannungsreichen
Werken neokonstruktivistischer Art entwickelten, die er als Konterreliefs nobilitierte, da sie die
traditionelle Idee eines auf einen Rahmen beschränkten oder an einer ebenen Fläche befestigten
Objekts radikal in Frage stellten.
Und auch wenn es in „0,10“ sicherlich eine Konfrontation zwischen diesen beiden Titanen der
Moderne gab, so war die Ausstellung doch sehr viel mehr als nur das. Die Hälfte der an der Ausstellung
beteiligten vierzehn Künstler waren Frauen, von denen vier zu den hervorragendsten Malerinnen der
russischen Moderne, wenn nicht sogar der modernen Kunst überhaupt gehörten: Vera Pestel, Ljubow
Popowa, Olga Rosanowa und Nadeschda Udalzowa. Welche andere Ausstellung oder Bewegung in der
Geschichte der Vorkriegskunst kann mit einer so starken Präsenz von Künstlerinnen aufwarten, die
ihren männlichen Kollegen den Rang streitig machen? Die Ausstellung markierte ausserdem eher den
Beginn als das Ende einer bestimmten Entwicklung. Kubo-futuristische Bilder wurden auch noch nach
Ende der Ausstellung im Januar 1916 gemalt; auch blieb sie keinesfalls auf die Idee der Malerei
beschränkt, wie ihr Titel implizierte, denn es gab zahlreiche Exponate, die mit Relief und Skulptur
experimentierten, darunter einige wenige, die sich erheblich von Tatlins kurzlebigen Versuchen mit
Objektkunst unterschieden.
Moskowiter gegen Petrograder (eine traditionelle Rivalität, die selbst heute noch existiert), Tatlins
Parteigänger (Pestel, Popowa und Udalzowa) gegen diejenigen, die mit Malewitsch befreundet waren
oder sogar schon zu seinen Anhängern zählten, und diejenigen, die keiner Fraktion angehörten, aber zur
Teilnahme eingeladen worden waren, weil sie als beachtenswert und exemplarisch galten (Natan
Altman, Marie Vassilieff, Wassili Kamenski und Anna Kirillowa). Es waren Beziehungen, bei denen
persönliche und professionelle Interessen, Liebesaffären und ideologische Konflikte aufs Engste
ineinander spielten. „0,10“ ist auch die Geschichte des Künstlerehepaars Iwan Puni und Xenia
Boguslawskaja, die 1914 nach Paris emigriert waren, um den endlosen hitzigen Debatten zwischen den
Splittergruppen innerhalb der russischen Avantgarde zu entkommen. Diese Flucht währte allerdings nur
kurze Zeit: Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs mussten sie gleich wieder nach Petrograd zurückkehren,
wo beide – relativ wohlhabend und aufgrund ihres Auslandsaufenthalts auch etwas idealistisch – ein
ganzes Jahr lang alles unternahmen, um die zersplitterte russische Kunstszene zu vereinen. Ihren
Höhepunkt fanden diese Bemühungen in „0,10“.
Eine umfassende, definitive Rekonstruktion von „0,10“ wird unmöglich gemacht durch die Tatsache,
dass viele Werke nicht betitelt sind oder Titel nachträglich von den Künstlern selbst oder von den
Institutionen oder Privatpersonen, in deren Besitz die Werke sich befanden oder befinden, geändert
wurden, durch das Fehlen von Abbildungen im Katalog und schliesslich durch den heute unbekannten
Verbleib vieler der ursprünglichen Exponate.
Zu diesen Problemen gesellt sich das noch grössere Hindernis, das sich aus der Arbeit mit der
russischen Moderne ergibt. Der Erste Weltkrieg, die Oktoberrevolution von 1917, die staatlich
geförderte Übertragung von Kunstwerken in den 1920er-Jahren von Moskau und dem damaligen
Leningrad auf Institutionen in den sogenannten Provinzen zwecks Hebung des Bewusstseins einer
„weniger kultivierten“ Bevölkerung und schliesslich die staatlicherseits angeordnete Verbannung
moderner Werke aus Museen, die in den 1930er-Jahren begann, als diese Kunst als dekadent und
künstlerisch wertlos betrachtet wurde – all das hat das Aufspüren spezifischer Objekte zu einer Reise
gemacht, die oft ins Nichts führt, da Dokumente oder die Werke selbst verschollen sind oder an
unbekanntem Ort versteckt bleiben. Schon unmittelbar nach der Oktoberrevolution setzte eine
Gepflogenheit ein, die bis in die 1980er-Jahre hinein anhielt: Institutionen entfernten – oft mit
staatlicher Zustimmung – Werke aus ihren Beständen, um Geldmittel freizusetzen, die in einer
schwächelnden Volkswirtschaft dringend benötigt wurden.
Die Ausstellungssaison in Petrograd von 1915 wurde im März des Jahres mit „Die erste futuristische
Ausstellung der Malerei Tramwaj W“ eröffnet, an der sich zehn Künstler beteiligten, die auch in „0,10“
ausstellen sollten, plus Alexandra Exter und Alexej Morgunow. Am 3. März 1915, Minuten vor der
Ankunft des Grossfürsten Nikolaj, eines Onkels des Zaren, der sich in einem benachbarten Saal eine
äusserst exklusive Ausstellung ansehen wollte, wurde ein riesiges Transparent mit der mysteriösen
Aufschrift „Tramwaj W“ entrollt. Tramwaj W? In ganz Petrograd gab es keine einzige Trambahn dieses
Namens. Offensichtlich war dies wieder einmal eine jener unverständlichen Provokationen der
Futuristen. Über 2000 Besucher strömten in die Ausstellung, und der Skandal war komplett.
Diese Art von künstlerischer Anarchie sorgte für öffentliche Empörung und bereitete den Boden für den
sogar noch grösseren Skandal, den „0,10“ am Ende des Jahres hervorrufen sollte. Man kann über die
Anordnung der ursprünglichen Ausstellung eigentlich nur spekulieren. Was definitiv bekannt, ist, dass
die plus/minus 154 Exponate in fünf oder sechs der insgesamt zehn Räume untergebracht waren, die
die Familie Dobytschin in dem Gebäude bewohnte. Manche Wissenschaftler nehmen sogar nur drei
Räume an, aber das ist unrealistisch. Das heisst, viele der an „0,10“ beteiligten Künstler müssen ihre
Bilder – so wie in der berühmten Fotografie der Malewitsch-Installation – im Salon-Stil, also dicht
gedrängt präsentiert haben, was ohnehin der damaligen Mode entsprach. Beim Aufbau der aktuellen
Ausstellung wurde ein Konzept gewählt, das mehr oder weniger von den „fraktionslosen“ Künstlern zu
den erklärten Suprematisten führt, Tatlin und Malewitsch einander gegenüberstellt und schliesslich bei
den sogenannten Professionellen Malern endet; keine Wand wurde flächendeckend mit Gemälden
bestückt. Im Ergebnis ist die Ausstellung nur etwa halb so umfangreich wie das Original, was sowohl
der Notwendigkeit als auch den Umständen geschuldet ist.
Angeblich spiegelt die Null Malewitschs Wunsch wider, alles in der Kunst auf ein Nichts zu reduzieren,
ehe etwas Neues geschaffen werden kann, so wie ja auch die italienischen Futuristen meinten, nur
durch die Zerstörung der Vergangenheit könne eine neue Grundlage für die Gegenwart entstehen. Aber
die Futuristen plädierten tatsächlich für die physische Zerstörung, während Malewitsch seine
Formulierung eher in einem philosophischen und metaphysischen Sinne verstanden wissen wollte. Er
schrieb: „[…] angesichts der Tatsache, dass wir alles auf Null zu reduzieren beabsichtigen, haben wir
beschlossen, [die Zeitschrift] auch so zu benennen, Null, und später werden wir über Null
hinausgehen“. Die 10 nach dem Komma bezieht sich auf die zehn Künstler, die sich zuvor an
„Tramwaj W“ beteiligt hatten und dann auch in „0,10“ vertreten waren, obwohl die Zahl der
„0,10“-Teilnehmer später auf 14 erhöht wurde. Eine an „0,10“ teilnehmende Künstlerin (Rosanowa)
beklagte zwar das geringe Publikumsinteresse, doch für eine gängige Ausstellung des Jahres 1915 –
noch dazu für eine, die seitens der Presse und der Öffentlichkeit so viel Spott und Sarkasmus hervorrief
– waren die 6‘000 Besucher ziemlich beeindruckend.
Abgesehen von allen nebensächlichen und allen professionellen Kontroversen bleibt festzuhalten, dass
ein Kernstück der Ausstellung der Raum mit den Gemälden Malewitschs war. Der Annahme zufolge
enthielt er 39 Exponate (laut Katalog), von denen neun mit spezifischen Titeln verzeichnet sind, zwölf
unter der Kategorie Malerische Massen in Bewegung und achtzehn kollektiv als Malerische Massen in
der zweiten Dimension im Ruhezustand zusammengefasst sind. Von diesen 39 wurden 27 Werke als
potenzielle Kandidaten für die Ausstellung in der Fondation Beyeler in Betracht gezogen und
schliesslich 20 Werke gewählt, um die anderen Künstler nicht zu erdrücken. Es war die mit Abstand
grösste Zahl von Exponaten eines einzelnen Künstlers in der Ausstellung von 1915, und sie wurden
entweder diffamiert, gefeiert oder in aufschlussreicher Weise gewürdigt, nicht nur von seinen
Zeitgenossen, sondern auch von nachfolgenden Generationen von Kritikern, Künstlern, Kunsthistorikern
und Auftraggebern, von denen viele ursprünglich nur die berüchtigte Fotografie kannten, die seinerzeit
in beschnittener Form in der Presse und später in unterschiedlichen Ausschnitten in nahezu jedem
Buch über die russische Avantgarde erschien.
Schwarzes Quadrat (1915) hing oben in einer Ecke des Raums an jener Stelle, die in einem russischorthodoxen Haushalt traditionell der Ikone vorbehalten ist, umgeben von vielen anderen Werken in
dicht gedrängter „Salon“-Hängung an den mit Leinwand oder Tuch bespannten Wänden und dem auf
ein Stück Papier gekritzelten Wort „Suprematismus“ unter den Gemälden an der linken Wand, weitere
Erklärungen rechts darüber, während auf der angrenzenden Wand weitere Zettel und Proklamationen zu
sehen sind. Diese Fotografie war und ist die historische Ikonografie, die sich mit „0,10“ verbindet.
Vermutlich waren die beiden anderen Wände, von denen es nie eine Abbildung gab, auf ähnliche Weise
arrangiert. Im „0,10“-Katalog stellte Malewitsch fest: „Obwohl ich einige Bilder mit Titeln versehen
habe, möchte ich gleichwohl nicht andeuten, dass in ihnen bestimmte Formen zu suchen seien,
sondern möchte zeigen, dass die realen Formen von mir als Anhäufungen formloser malerischer Massen
betrachtet wurden, aus denen ein Gemälde geschaffen wurde, das mit der Natur nichts gemein hat.“
Verschiedenen Anekdoten zufolge tauchte Malewitsch bei Frau Dobytschina mit vielen Gemälden auf,
deren Farbe noch feucht war, was das extreme Craquelé in Gemälden wie Schwarzes Quadrat, dem
Werk aus der Fondation Beyeler, dem Bild aus dem Kölner Museum Ludwig und anderen erklärt. Dies
spricht für einen Farbauftrag auf anderen Farbschichten, die nicht genügend Zeit zum Trocknen hatten,
und da die Unterschicht im Laufe der Zeit trocknet, bilden sich an der Oberfläche Risse. Warum ist das
bedeutsam? Weil Malewitsch bekanntlich Änderungen an seinen Kompositionen vornahm, während er
an ihnen arbeitete. Diese Korrekturen werden oft sichtbar, wenn man das Bild im Streiflicht betrachtet.
Unter der Oberfläche von Schwarzes Quadrat gibt es eine faszinierende Vielfalt von Farben, die der
Palette entsprechen, wie man sie in den in „0,10“ gezeigten Werken des dynamischen Suprematismus
findet. Es war das Ende von etwas und der Anfang von etwas in einem einzigen Objekt, es war Null und
Unendlichkeit zugleich. Zur Seite gedehnt wird es eine Verlängerte Ebene; nach oben und unten
gedehnt wird es ein Kreuz; rot angemalt und um ein weiteres schwarzes Quadrat verdoppelt ruft es ein
Gefühl hervor, das sich in der in abstrakten Begriffen wiedergegebenen Welt einstellt. Und so weiter.
Vera Pestel erinnerte sich später: „Aber dann gibt es diesen Künstler Malewitsch, der ein einfaches
Quadrat zeichnete und es ganz in Rosa malte, und ein anderes malte er in Schwarz und dann
noch viele weitere Quadrate und Dreiecke in vielfältigsten Farben. Sein Raum war elegant, voller
Farben, und es war angenehm, den Blick von einer Farbe zur anderen schweifen zu lassen
[unleserliches Wort] – alle in verschiedenen geometrischen Formen. Es war so beruhigend, die
verschiedenen Quadrate anzuschauen, ohne an irgendetwas zu denken, völlig wunschlos“.
Bei seinem Übergang von der abstrakten zur nicht-gegenständlichen Kunst liess Malewitsch
bekanntermassen Vorsicht walten; so soll er die Fenster seines Ateliers mit Zeitungen abgedeckt haben,
damit niemand von der Strasse aus hineinsehen konnte.
Die Erstveröffentlichung von Malewitschs Manifest, die schliesslich im Januar 1916 erschien, trug den
Titel Vom Futurismus zum Suprematismus. Der neue malerische Realismus. Die erste Ausgabe ist
gewissermassen die Rohfassung, so wie seine neuen Gemälde noch feucht von Farbe waren: Diese
Fassung allerdings bestätigt den Verdacht seiner Kollegen, dass er die Absicht hat, ein für alle Mal mit
dem Futurismus aufzuräumen: „Ich aber verwandelte mich in die Nullform und kam jenseits heraus: 0–
1. Meines Erachtens hat der Kubo-Futurismus seine Aufgabe erfüllt, so gehe ich zum Suprematismus
über, zum neuen malerischen Realismus, zum gegenstandslosen Schaffen“.
Zunächst begrüssten die Bolschewisten nach der Oktoberrevolution die Abstraktion als Mittel des
universellen Ausdrucks und nutzten sie als Propagandawerkzeug gegen bourgeoise oder kapitalistische
Überzeugungen in der Agitationspropaganda (Agitprop). Nachdem der stalinistische Sozialistische
Realismus in den späten 1920er- und 1930er-Jahren die Abstraktion in die Papierkörbe und
Ablageschränke verbannt hatte, erlebte sie später ihre Wiederauferstehung und wurde, besonders am
Beispiel Malewitsch, ein strahlender Leuchtturm der russischen Leistungen und der Führungsrolle in
künstlerischer Erfindungskraft.
Die Ausstellung „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ wurde
unterstützt durch:
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Phillips ist eine führende globale Plattform für den Kauf- und Verkauf von Kunstwerken und
Designobjekten des 20. und 21. Jahrhunderts.
Pressebilder: sind erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch
Weitere Auskünfte:
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Tel. + 41 (0)61 645 97 21, presse@fondationbeyeler.ch, www.fondationbeyeler.ch
Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen
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4. Oktober 2015 – 10. Januar 2016
01 Kasimir Malewitsch
Schwarzes Quadrat, 1929 (3. Fassung des Schwarzen Quadrats von 1915)
Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm
Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau
03 Kasimir Malewitsch
Suprematismus: Gegenstandslose Komposition, 1915
Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm
Kunstmuseum, Jekaterinburg, mit Unterstützung des
Staatlichen Museums- und Ausstellungszentrums ROSIZO
02 «0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei» in Petrograd im Winter 1915/16
Der Raum von Malewitsch mit Schwarzem Quadrat und weiteren suprematistischen Gemälden
Russisches Staatsarchiv für Literatur und Kunst, Moskau
04 Kasimir Malewitsch
Suprematistische Komposition (mit acht roten
Rechtecken), 1915
Öl auf Leinwand, 58 x 48,5 cm
Stedelijk Museum, Amsterdam, Eigentum nach
Übereinkunft mit den Malewitsch-Erben 2008
05 Wladimir Tatlin
Eck-Konterrelief, 1914
Blech, Kupfer, Holz, Seil und Befestigungselemente, 71 x 118 cm
Staatliches Russisches Museum, Sankt Petersburg
© 2015, State Russian Museum, St. Petersburg
Pressebilder http://pressimages.fondationbeyeler.ch
Das Bildmaterial darf nur zu Pressezwecken im Rahmen der aktuellen Berichterstattung verwendet werden. Die Reproduktion ist nur im
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FONDATION BEYELER
4. Oktober 2015 – 10. Januar 2016
06 Kasimir Malewitsch
Ebene in Rotation, genannt Schwarzer Kreis, 1915
Öl auf Leinwand, 79 x 79 cm
Privatsammlung
Foto: Courtesy of Alex Jamison
07 Kasimir Malewitsch
Suprematistische Komposition, 1915
Öl auf Leinwand, 80,4 x 80,6 cm
Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler
Foto: Robert Bayer, Basel
08 Kasimir Malewitsch
Malerischer Realismus eines Fussballspielers – Farbige Massen in
der vierten Dimension, 1915
Öl auf Leinwand, 70,2 x 44,1 cm
The Art Institute of Chicago, mittels vorausgehender Schenkungen von
Charles H. und Mary F. S. Worcester Collection; Mrs. Albert D. Lasker
im Gedenken an ihren Ehemann Albert D. Lasker; und Mr. und Mrs.
Lewis Larned Coburn Memorial Collection
Foto: © The Art Institute of Chicago
09 Kasimir Malewitsch
Suprematismus, 1915
Öl auf Leinwand, 87,5 x 72 cm
Staatliches Russisches Museum, Sankt Petersburg
© 2015, State Russian Museum, St. Petersburg
10 Ljubow Popowa
Reisende, 1915
Öl auf Leinwand, 158,5 x 123 cm
Staatliches Museum für zeitgenössische Kunst,
Thessaloniki, Costakis Collection
11 Wladimir Tatlin
Malerisches Relief, 1914–1916
Holz, Metall, Leder, 62 x 53 cm
Staatlische Tretjakow-Galerie, Moskau,
Schenkung George Costakis, 1977
12 Olga Rosanowa
Nähkästchen, 1915
Öl und Collage auf Leinwand, 58 x 34 cm
Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau
13 Iwan Kljun
Ozonator, 1914
Öl und Collage auf Leinwand, 75 x 66 cm
Staatliches Russisches Museum,
Sankt Petersburg
© 2015, State Russian Museum, St. Petersburg
14 Michail Menkow
Zeitung, 1915
Öl auf Leinwand, 71 x 71 cm
Regionales Kunstmuseum, Uljanowsk, mit
Unterstützung des Staatlichen Museums- und
Ausstellungszentrums ROSIZO
15 Plakat zur Ausstellung «0,10 – Die
letzte futuristische Ausstellung der
Malerei», Petrograd, 1915
Russisches Staatsarchiv für Literatur und
Kunst, Moskau
FONDATION BEYELER
Künstlerbiografien
Natan Issajewitsch Altman
1889 in Winnyzja (heute Ukraine) – 1970 in Leningrad
Altman studierte von 1901 bis 1907 Malerei und Bildhauerei an der Kunstschule von Odessa. Er setzte
sein Kunststudium in den Jahren 1910 bis 1911 in Paris in einem privat geführten Studio sowie bei
Maria Vassilieff fort, wo er bei Wladimir Baranow-Rossiné lernte. In dieser Zeit kam er verstärkt mit
verschiedenen Strömungen der westeuropäischen Kunst in Berührung und wurde besonders vom
Kubismus beeinflusst. 1912 zog er nach Sankt Petersburg, wo er bis 1921 lebte. Er nahm aktiv am
Ausstellungsleben von Sankt Petersburg bzw. Petrograd und Moskau teil. Auf der Ausstellung 0,10
stellte er nur ein Werk mit dem Titel Nature morte (Faktur, Raum, Volumen) aus. Die Arbeit ist nicht
erhalten geblieben. Nach der Oktoberrevolution war er aktiv in kulturpolitischen Ämtern des neuen
Regimes tätig, er war Mitglied des künstlerischen Kollegiums des ISO Narkompros (Abteilung für
bildende Künste des Volkskommissariats für Bildung) und unterrichtete am Inchuk (Institut für
künstlerische Kultur). Von 1921 bis 1928 lebte er in Moskau und war als Bühnenbildner sowie als
Buchillustrator tätig. 1922 schickte er seine Werke zur Ersten russischen Kunstausstellung in der
Galerie van Diemen nach Berlin. Er erhielt 1925 eine Goldmedaille auf der Exposition internationale
des arts décoratifs et industriels modernes in Paris. Während einer Gastspielreise des Staatlichen
Jüdischen Theaters 1928 blieb er in Paris, kehrte aber 1935 in die Sowjetunion zurück. Wegen der
stalinistischen Doktrin vom Sozialistischen Realismus in der Kunst sah er sich gezwungen, sich von der
Malerei abzuwenden und beschäftigte sich als Bühnenbildner sowie Buchillustrator und Bildhauer.
Xenia Leonidowna Boguslawskaja
1892 in Nowgorod – 1971 in Paris
Boguslawskaja studierte um 1910 Malerei in Sankt Petersburg und von 1911 bis 1913 in Paris bei
Maria Vassilieff. In ihrer Pariser Zeit entwarf sie Stoffe für Paul Poiret. Nach ihrer Rückkehr nach Sankt
Petersburg 1913 heiratete sie Iwan Puni. Die gemeinsame Wohnung wurde bis 1915 zum Treffpunkt
für avantgardistische und futuristische Künstler und Dichter. Das Ehepaar unterstützte und finanzierte
verschiedene Ausstellungsprojekte und Publikationen, obwohl sie 1914 eine Auszeit in Paris nahmen.
Boguslawskaja nahm an Ausstellungen in Moskau und Petrograd teil. Zusammen mit ihrem Mann war
sie aktiv an der Organisation von 0,10 beteiligt und stellte selbst sieben Arbeiten aus, die nicht mehr
existieren. Zusammen mit Puni verfasste sie ein Flugblatt zur Ausstellung, in dem sie die „Freiheit des
Gegenstandes vom Sinn“ forderte. 1919 floh sie mit Puni vor dem bolschewistischen Regime über
Finnland nach Berlin. Sie gestaltete Buchumschläge für deutsche und russische Publikationen und war
als Bühnenbildnerin tätig. 1922 nahm sie an der Ersten russischen Kunstausstellung in der Galerie van
Diemen in Berlin teil. Sie zog 1924 nach Paris, wo sie zusammen mit Puni ihre Arbeiten in Galerien
ausstellte und Kleider und Stoffe für verschiedene Unternehmen entwarf. Nach dem Tod von Puni
1956 organisierte sie Ausstellungen seiner Arbeiten. Mehr als sechzig seiner Werke schenkte sie dem
Musée national d’art moderne im Centre Georges Pompidou in Paris.
Wassili Wassiljewitsch Kamenski
1884 bei Perm (Ural) – 1961 in Moskau
Kamenski zog 1906 nach Moskau, wo er ein Studium der Agrarwissenschaften begann. 1908 wurde er
stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift Wesna (Frühling), eine der ersten russischen
Publikationen, in der Futuristen ihre Gedichte veröffentlichten. Ende des Jahres begann er Malerei
unter Nikolaj Kulbin zu studieren. Nach seiner Aufnahme in den Kreis der futuristischen Dichter und
Maler, bei denen er weiteren Malunterricht erhielt, betätigte sich weiterhin als Dichter und Kritiker und
war ab 1909 an Ausstellungen beteiligt. Er begann sich verstärkt für die Luftfahrt zu interessieren und
unternahm 1911 eine Reise nach Berlin, Paris, London, Wien und Warschau, um Fliegen zu lernen.
Einem seiner Fluglehrer widmete er das Gedicht Tango mit Kühen. 1913 schloss er sich den Moskauer
kubo-futuristischen Dichtern an, darunter Wladimir Majakowski und David Burljuk, bereiste mit ihnen
im Rahmen von Vorträgen und Lesungen verschiedene russische Städte. Er avancierte schnell zu einer
der führenden Persönlichkeiten der russischen literarischen Szene. An der Ausstellung 0,10 beteiligte
er sich mit zwei Arbeiten, eine davon vermutlich ein Porträt von Nikolaj Jewreinow, eines russischfranzösischen Theaterregisseurs, Künstlers und Musikers. 1915 veröffentlichte er seinen ersten Roman
Stenka Rasin. Wie viele seiner Künstlerfreunde nahm er die Oktoberrevolution begeistert auf. Er schloss
sich der Gruppe LEF (Linke Front der Kunst) an, deren gleichnamige Zeitschrift zum Sprachrohr des
linken Flügels der sowjetischen Avantgarde wurde. In der Roten Armee leistete er Aufklärungsarbeit.
1930 verfasste er seine Autobiografie, die erst 1968 veröffentlicht wurde. Aufgrund einer
Thrombophlebitis verlor er 1930 beide Beine. Nach einem Schlaganfall 1948 blieb er bis an sein
Lebensende gelähmt.
Anna Michailowna Kirillowa
1886 in Sankt Petersburg – 1967 in Leningrad
Kirillowa wuchs in Sankt Petersburg in einer adeligen Familie auf. Nach Abschluss des
Mädchengymnasiums von Maria Nikolajewna Stojunina, einer der fortschrittlichsten Lehreinrichtungen
der Stadt, wurde sie 1906 in die Kunsthochschule der Kaiserlichen Akademie der Künste
aufgenommen, jedoch nach einem halben Jahr wegen mangelnden Erfolgs ausgeschlossen. Sie
besuchte vermutlich Kurse in privaten Ateliers der Stadt. Nach einigen Versuchen, eine Prüfung als
Kunstlehrerin an der Akademie abzulegen, erhielt sie 1915 die Berechtigung an den „niederen“
Kunsthochschulen zu unterrichten. 1913 debütierte sie mit siebzehn Werken auf der Ausstellung der
Unabhängigen Künstlergesellschaft in Sankt Petersburg. Sie stellte regelmässig in der Galerie von
Nadeschda Dobytschina aus. Zur Teilnahme an der 0,10-Ausstellung wurde sie von Malewitsch
eingeladen. In einem Brief an den Avantgardemusiker und –maler Matjuschin vom 24. Oktober 1915
berichtet er von seinem Wunsch, diese junge Künstlerin für seine Ausstellung zu gewinnen. Es ist
anzunehmen, dass Puni und Boguslawskaja, die ebenfalls mit der Dobytschina-Galerie eng verbunden
waren, Malewitsch darin unterstützt haben. Keines der vier in der Ausstellung 0,10 präsentierten
Stillleben ist erhalten geblieben. Nach der Oktoberrevolution war sie Mitglied verschiedener
Künstlervereinigungen und nahm an Ausstellungsprojekten teil. Sie verbrachte den Zweiten Weltkrieg in
der Evakuierung im Altaj. 1946 kehrte sie nach Leningrad zurück, stellte aber nicht mehr aus. Sie
arbeitete als Choristin am Theater für musikalische Komödie. Das Schicksal des Nachlasses ist nicht
bekannt. Das einzige erhalten gebliebene Werk ist das Aquarell Ball des Spielzeugs von 1921, das in
der Russischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird.
Iwan Wassiljewitsch Kljun (eigentlich Kljunkow)
1873 Bolschije Gorki (Gouvernement Wladimir) – 1943 in Moskau
Noch während Kljun als Buchhalter arbeitete, nahm er ein Studium der Malerei auf. 1898 zog er nach
Moskau um, wo er private Malschulen besuchte und Malewitsch kennenlernte, der ihn in den Kreis der
russischen Avantgardekünstler einführte. Ab 1913 nahm er an Ausstellungen in Moskau und Sankt
Petersburg bzw. Petrograd teil, wobei sein Werk dieser Zeit – Bilder wie Skulpturen bzw. Reliefs – stark
vom Kubo-Futurismus beeinflusst war. Für die Signatur seiner Gemälde kürzte er seinen Nachnamen
um drei Buchstaben auf Kljun. In der Ausstellung 0,10 zeigte er achtzehn Werke, mehrheitlich
Skulpturen bzw. Reliefs, von denen vermutlich noch fünf Arbeiten existieren, und trat als Mitverfasser
eines Manifestes zum Suprematismus auf. Nach der Ausstellung 0,10 und bis in die Mitte der 1920er
Jahre war seine Malerei durch Gegenstandslosigkeit gekennzeichnet. Er schloss sich 1916 der von
Malewitsch gegründeten Künstlergruppe Supremus an. Nach der Oktoberrevolution war er Mitglied des
ISO Narkompros (Abteilung für bildende Künste des Volkskommissariats für Bildung), von 1918 bis
1921 Professor an den Swomas (Freie staatliche künstlerische Werkstätten, später Wchutemas, Höhere
künstlerisch-technische Werkstätten) in Moskau, ab 1920 Mitarbeiter des Inchuk (Institut für
künstlerische Kultur). Ab Mitte der 1920er-Jahre interessierte er sich verstärkt für französische Kunst,
vor allem Pablo Picasso, Georges Braque, Juan Gris und besonders für Amédée Ozenfant. Es
entstanden Werke im Stil des Purismus. Ab den 1930er-Jahren sah er sich im Zuge des Stalinismus
gezwungen, sich dem Realismus zuzuwenden und fertigte realistische Landschaften und Stillleben an,
die ihm keinen Erfolg brachten. Er sicherte seinen Lebensunterhalt durch eine Vielzahl von kleinen
unbedeutenden Aufträgen.
Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch
1878 in Kiew – 1935 in Leningrad
Malewitsch war das älteste von vierzehn Kindern, seine Eltern stammten aus Polen. Wegen der
beengten finanziellen Verhältnisse erhielt er nur eine rudimentäre Schulausbildung. 1895/96 erhielt er
Unterricht an der Kiewer Zeichenschule von Nikolaj Iwanowitsch Muraschko. 1896 zog die Familie
nach Kursk in Zentralrussland, wo er als technischer Zeichner bei der Eisenbahngesellschaft Kursk–
Moskau arbeitete. In seiner Freizeit malte er nach der Natur und organisierte einen Künstlerzirkel für
Gleichgesinnte. 1904 ging er nach Moskau, um dort Malerei zu studieren. Seine Versuche, zur
Moskauer Schule für Malerei, Bildhauerei und Architektur zugelassen zu werden, scheiterten. Er lebte
in einer Künstlerkommune und nahm 1906 das Studium der Malerei im Privatatelier von Fjodor
Rerberg auf. Ab 1907 beteiligte er sich an Ausstellungen in Moskau und Sankt Petersburg, wobei sein
Werk abwechselnd von Paul Cézanne, dem Primitivismus und dem Futurismus beeinflusst war. Er
entwarf 1913 Bühnenbilder und Kostüme zur futuristischen Oper Sieg über die Sonne, in denen die
ersten suprematistischen Elemente erscheinen. Die meisten zwischen 1913 und 1915 entstandenen
Werke sind jedoch dem kubo-futuristischen und dem alogischen Stil verpflichtet. 1914 schickte er drei
Werke zum Salon des Indépendants nach Paris. Er illustrierte mehrere futuristische Bücher. Während
Filippo Tommaso Marinettis Aufenthalt in Moskau traf Malewitsch sich mit ihm und veranstaltete mit
seinem Freund Alexej Morgunow eine futuristische Aktion. Im Laufe des Jahres 1915 entwickelte er die
ersten suprematistischen Gemälde, die er auf der Ausstellung 0,10 präsentierte. Einundzwanzig von
den insgesamt neununddreissig ausgestellten Bildern sieht man auf dem historischen Foto, zwölf davon
sind erhalten geblieben. Das berühmte Schwarze Quadrat wurde im Katalog als Nr. 39 unter dem Titel
Viereck aufgeführt. Er trat als Verfasser eines Manifests zum Suprematismus auf, das auch Kljun und
Menkow unterschrieben. Zur Ausstellung veröffentlichte er die Broschüre Vom Kubismus zum
Suprematismus. Der neue malerische Realismus. 1916 gründete er die Künstlergruppe Supremus, der
sich viele Künstler anschlossen. Nach der Oktoberrevolution wurde er zum Kommissar für Fragen des
Erhaltens von Denkmälern und Bauten der Vergangenheit, 1918 zum Mitglied des künstlerischen
Kollegiums des ISO Narkompros (Abteilung für bildende Künste des Volkskommissariats für Bildung)
und leitete an den Moskauer Swomas (Freie staatliche künstlerische Werkstätten) die Werkstätten zum
Studium der neuen Kunst des Suprematismus. Im Dezember 1919 erhielt er in Moskau die
Einzelausstellung Kasimir Malewitsch. Sein Weg vom Impressionismus zum Suprematismus. Im selben
Jahr folgte er der Einladung nach Witebsk (Weissrussland), um an der dortigen Kunsthochschule zu
lehren, die von Marc Chagall geleitet wurde. Gründete 1920 die Gruppe UNOWIS (Errichter einer
neuen Kunst). 1922 zog er mit einigen Schülern und Mitgliedern der UNOWIS nach Petrograd; er
arbeitete dort am Museum für künstlerische Kultur. Auf die Erste russische Kunstausstellung in der
Galerie van Diemen nach Berlin schickte er einige Werke. 1923 erhielt er die zweite Einzelausstellung
in Moskau. Er schuf das suprematistische Triptychon, bestehend aus neuen Versionen von Schwarzes
Quadrat, Schwarzes Kreuz und Schwarzer Kreis, das er 1924 zur Biennale nach Venedig schickte.
Malewitsch wurde 1923 zum Direktor des Museums für künstlerische Kultur ernannt, aus dem 1924
das Ginchuk gegründet wurde, das bis 1926 bestand. Er wurde seines Postens enthoben. Die
druckfertigen Institutionsbeiträge blieben unveröffentlicht. Im Frühling 1927 unternahm er eine Reise
nach Warschau, wo ihm eine Einzelausstellung ausgerichtet wurde. Anschliessend reiste er nach Berlin,
wo er in der Großen Berliner Kunstausstellung einen Saal für die Präsentation seiner Werke erhielt. Er
besuchte das Bauhaus in Dessau, wo er Walter Gropius und László Moholy-Nagy kennenlernte. MoholyNagy gab unter dem Titel Die gegenstandslose Welt die übersetzten theoretischen Schriften von
Malewitsch heraus. Auf Drängen der sowjetischen Regierung sah sich Malewitsch gezwungen, seine
Reise abzubrechen und nach Russland zurückzukehren, wobei er seine in Berlin ausgestellten Werke in
Deutschland liess. 1928 arbeitete er am Staatlichen Institut für Kunstgeschichte in Leningrad. Die
Staatliche Tretjakow-Galerie Moskau, widmete ihm 1929 eine Einzelausstellung. Für diese Ausstellung
schuf Malewitsch die dritte Variante des Schwarzen Quadrats, da sich die erste Version von 1915
schon damals in einem schlechten Zustand befand. Einige seiner Werke wurden auf der Zürcher
Ausstellung Abstrakte und surrealistische Malerei und Plastik sowie 1930 auf den Ausstellungen
sowjetischer Kunst in Berlin und Wien gezeigt. 1929 wurde Malewitsch aus dem Staatlichen Institut
für Kunstgeschichte als „parteilos“ (da er nicht der kommunistischen Partei angehörte) entlassen, man
erlaubte ihm aber zwei Wochen im Monat am Kiewer Kunstinstitut zu unterrichten. 1930 wurde er als
„deutscher Spion“ verhaftet und mehr als zwei Monate lang festgehalten. Ein Teil seines Archivs wurde
von seinen Freunden als Vorsichtsmassnahme vernichtet. Ab 1931 durfte Malewitsch wieder arbeiten:
Er entwarf die Ausstattung für das Rote Theater in Leningrad und leitete das Forschungslabor im
Russischen Museum. Er erkrankte 1933 an Krebs und starb im Alter von 57 Jahren.
Michail Iwanowitsch Menkow
1885 in Wilna (heute Vilnius, Litauen) – 1926 in Jalta
Menkow studierte von 1912 bis 1914 Bildhauerei und Architektur an der Moskauer Hochschule für
Malerei, Bildhauerei und Architektur. 1914 zog er zu seiner Familie in das Gouvernement Wolhynien
im Südwesten Russlands, wo er nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges in eine Militärakademie
aufgenommen wurde, die er bis 1915 besuchte. Er beteiligte sich ab 1915 an fast allen Projekten von
Malewitsch, betätigte sich aber auch als Fotograf. Auf der Ausstellung 0,10 debütierte er mit vier
Werken, die alle als Malerei in vierter Dimension betitelt waren. Um welche Werke es sich dabei
handelte, kann nur vermutet werden. Seine vierzeilige Deklaration ist Teil des Manifestes zum
Suprematismus, das er mit Malewitsch und Kljun veröffentlichte. Er schloss sich der von Malewitsch
gegründeten Künstlergruppe Supremus an. Nach der Oktoberrevolution war er für Narkompros
(Volkskommissariat für Bildung) sowie an den Swomas (Freie staatliche künstlerische Werkstätten)
tätig. Wegen fortschreitender Tuberkulose zog er 1921 nach Jalta um, wo er im Alter von 41 Jahren
starb.
Vera Jefremowna Pestel
1887 in Moskau – 1952 in Moskau
Pestel besuchte von 1904 bis 1906 die Sonntagsmalklassen der Kaiserlichen KünstlerischTechnischen Zentralen Stroganow-Lehranstalt, einer der wichtigsten russischen Kunsthochschulen. Von
1906 bis 1911 erhielt sie Privatunterricht in verschiedenen Künstlerateliers, darunter bei Konstantin
Juon und Iwan Dudin sowie Tatlin. Sie war eng mit Tatlin, Popowa und Udalzowa befreundet. Sie
beteiligte sich ab 1910 an Ausstellungen in Moskau und Sankt Petersburg bzw. Petrograd. 1912
unternahm sie eine Reise nach Paris, wo sie an der Académie de la Palette bei Henri Le Fauconnier
und Jean Metzinger studierte. Auf der Ausstellung 0,10 war sie mit vier Bildern im kubo-futuristischen
Stil vertreten, von denen heute nur ein Werk bekannt beziehungsweise erhalten geblieben ist. Nach
1916 wandte sie sich für kurze Zeit dem Suprematismus zu und war Mitglied der von Malewitsch
gegründeten Künstlergruppe Supremus. Ab 1918 war sie als Bühnenbildnerin und Kostümdesignerin
tätig. 1922 nahm sie an der Ersten russischen Kunstausstellung in der Galerie van Diemen in Berlin
teil. Ab Mitte der 1920er Jahren beschäftigte sie sich verstärkt mit der Kunsterziehung von Kindern
und gab die Malerei Anfang der 1930er Jahre endgültig auf.
Ljubow Sergejewna Popowa
1889 in Iwanowskoje bei Moskau – 1924 in Moskau
Popowa erhielt ersten Malunterricht schon während der Schulzeit. Von 1908 bis 1909 nahm sie
Unterricht im Atelier von Konstantin Juon und Iwan Dudin in Moskau. Sie ging 1910 und 1911 auf
Reisen nach Italien und in mittelalterliche russische Städte und war besonders von Giotto und alten
russischen Ikonen beeindruckt. Von 1912 bis 1913 hielt sie sich in Paris auf und besuchte Malkurse
an der Académie de la Palette bei Henri Le Fauconnier und Jean Metzinger. Nach ihrer Rückkehr nach
Moskau 1913 arbeitete sie eng mit Tatlin und Udalzowa zusammen. 1914 folgten weitere Reisen nach
Frankreich und Italien, wo sie in Berührung mit dem italienischen Futurismus kam. Ab 1914 trafen
sich in ihrer Moskauer Wohnung regelmässig junge Künstler und Schriftsteller. Sie nahm an
Ausstellungen teil; ihre Werke dieser Zeit sind dem kubo-futuristischen Stil verpflichtet. An der
Ausstellung 0,10 beteiligte sie sich mit zehn Bildern und zwei Reliefs, von denen die meisten Arbeiten
identifiziert werden konnten und bis heute erhalten geblieben sind. Im Anschluss an 0,10 entstanden
vorwiegend abstrakte Gemälde, von der Künstlerin als Malerische Architektonik bezeichnet. Nach der
Oktoberrevolution unterrichtete sie an den Swomas (Freie staatliche künstlerische Werkstätten, später
Wchutemas, Höhere künstlerisch-technische Werkstätten) in Moskau, später auf Einladung des
Theaterregisseurs Wsewolod Meyerhold an der Staatlichen Höheren Theater-Werkstätten. Sie löste sich
fast vollständig von der Malerei und wandte sich der Gestaltung von Büchern sowie dem
Industriedesign, besonders Porzellan und Textilien, zu. Zwischen 1920 und 1923 entwarf sie Kostüme
und Bühnenbilder v.a. für Inszenierungen von Meyerhold. 1922 beteiligte sie sich an der Ersten
russischen Kunstausstellung in der Galerie van Diemen in Berlin. Sie starb im Alter von 35 Jahren an
Scharlach.
Iwan Albertowitsch Puni (Jean Pougny)
1892 in Kuokkala (heute Repino bei Sankt Petersburg) – 1956 in Paris
Als Spross einer aus Italien stammenden Musikerfamilie erhielt er seinen ersten Malunterricht bei Ilja
Repin, dem bedeutendsten Vertreter des russischen Realismus. Dem Wunsch des Vaters entsprechend,
der für seinen Sohn eine Militärkarriere erhoffte, studierte er von 1900 bis 1908 an einer
Militärakademie in Sankt Petersburg. Von 1910 bis 1912 lebte er in Paris, wo er an der Académie
Julian Malunterricht nahm. Nach seiner Rückkehr nach Sankt Petersburg lernte er Malewitsch sowie
die futuristischen Dichter Wladimir Majakowski, David Burljuk und Welimir Chlebnikow kennen und
heiratete die Künstlerin Xenia Boguslawskaja. Er lebte 1914 wieder in Paris und nahm dort am Salon
des Indépendants mit kubistischen Arbeiten teil. Im selben Jahr kehrte er nach Sankt Petersburg
zurück, wo er mit seiner Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung bis 1915 einen Salon für
avantgardistische und futuristische Künstler und Dichter unterhielt. Er organisierte und finanzierte
einige Ausstellungen, an denen er auch mit eigenen Werken teilnahm, darunter 0,10. Dort stellte er
dreiundzwanzig Gemälde und Reliefs aus, vom Künstler als Malerische Skulpturen bezeichnet – die
grösste Anzahl an Werken nach Malewitsch. Er gab mit Boguslawskaja ein Flugblatt zum
Suprematismus heraus. Nach der Oktoberrevolution trug er zur Agitprop-Dekoration von Strassen und
öffentlichen Plätzen in Petrograd bei. 1918 lehrte er als Professor an den Petrograder Swomas (Freie
staatliche künstlerische Werkstätten) und 1919 an der von Marc Chagall geleiteten Kunsthochschule in
Witebsk. 1919 emigrierte er über Finnland nach Berlin und nahm dort an avantgardistischen
Ausstellungen teil – so erhielt er 1921 eine Einzelausstellung in Herwarth Waldens Galerie Der Sturm
und beteiligte sich 1922 an der Ersten russischen Kunstausstellung in der Galerie van Diemen in
Berlin. 1923 veröffentlichte er die Publikation Sowremennaja shiwopis’ (Zeitgenössische Malerei), in
der er sich vom Suprematismus distanzierte. 1924 zog er zusammen mit seiner Frau nach Paris und
änderte seinen Namen in Jean Pougny. Er kehrte zur figurativen Malerei zurück. 1946 erhielt er die
französische Staatsbürgerschaft; Auszeichnungen als Chevalier de la légion d’honneur, 1947, und
Officier de la légion d’honneur, 1952, folgten.
Olga Wladimirowna Rosanowa
1886 in Melenki (Gouvernement Wladimir) – 1918 in Moskau
Rosanowa zog nach dem Abschluss des Mädchengymnasiums 1904 nach Moskau, wo sie bis 1910 im
Atelier von Konstantin Juon und Iwan Dudin Malereiunterricht erhielt. 1910 ging sie nach Sankt
Petersburg und nahm dort an einer weiteren privaten Kunstschule Unterricht. 1912 lernte sie Alexej
Krutschonych kennen. Der futuristische Dichter und Erfinder der transrationalen Sprache, der das
Libretto zur futuristischen Oper Sieg über die Sonne (1913) verfasste, und Rosanowa waren viele Jahre
ein Paar. Ihre Illustrationen unter anderem seiner Texte gelten als einzigartiger Beitrag zur
Buchgestaltung im 20. Jahrhundert. 1914 lernte sie in Sankt Petersburg Filippo Tommaso Marinetti,
den Begründer des italienischen Futurismus, kennen und beteiligte sich an der Esposizione libera
futurista internazionale in Rom. Sie nahm von 1911 bis 1918 an Ausstellungen in Moskau und Sankt
Petersburg bzw. Petrograd teil. Auf der Ausstellung 0,10 war sie mit elf Werken vertreten, darunter zwei
Reliefs, die zerstört wurden. Von den ausgestellten Gemälden sind sechs erhalten geblieben. Sie
schloss sich 1916 der von Malewitsch gegründeten Künstlergruppe Supremus an; der kubofuturistische Stil ihrer frühen Arbeiten wich der vollständigen Abstraktion. Sie verfasste Gedichte in
transrationaler Sprache. Nach der Oktoberrevolution leitete sie zusammen mit Alexander Rodtschenko
die Unterabteilung für Kunst und Industriedesign des ISO Narkompros (Abteilung für bildende Künste
des Volkskommissariats für Bildung). Sie half bei der Agitprop-Dekoration von Strassen und
öffentlichen Plätzen in Moskau und beteiligte sich beim Aufbau der Swomas (Freie staatliche
künstlerische Werkstätten) in verschiedenen Städten. Ausserdem publizierte sie in der Zeitung
Anarchie. Sie starb an Diphtherie.
Wladimir Jewgrafowitsch Tatlin
1885 in Moskau – 1953 in Moskau
Tatlin riss mit 14 Jahren von zu Hause aus und war als Schiffsjunge und später als Matrosenlehrling
auf See. 1901 kehrte er in seine Geburtsstadt Moskau zurück. Er wurde 1902 an der Moskauer
Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur aufgenommen, jedoch nach zwei Jahren wegen
„Unfähigkeit“ – so Tatlins eigene Auskunft – ausgeschlossen. 1904 diente er als Matrose auf einem
Schulsegelschiff und reiste um die Welt. Die maritime Thematik seiner Kunstwerke verdankt sich
diesen Jahren der Seefahrt. Von 1905 bis 1910 studierte er Malerei in Pensa, der ca. 600 km
südöstlich von Moskau gelegenen Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements, unterhielt in dieser
Zeit aber stete Kontakte zu Moskau und Sankt Petersburg und begann 1909 an Ausstellungen
teilzunehmen. 1911 kehrte er erneut nach Moskau zurück und richtete 1912 sein Atelier ein, das zu
einem Treffpunkt junger Künstler wurde; häufige Gäste waren auch Popowa und Udalzowa. Er fühlte
sich den futuristischen Dichtern eng verbunden. 1914 unternahm er eine Reise nach Berlin und Paris,
wo er u. a. Pablo Picasso besuchte. Im Mai 1914 veranstaltete er in seinem Atelier die erste
Ausstellung von abstrakten Reliefkombinationen. Er beteiligte sich an der Ausstellung 0,10 mit
mehreren Arbeiten: Den dreizehn Katalognummern dürfte eine grössere Anzahl von Werken
entsprechen. Er publizierte begleitend zur Ausstellung eine vierseitige Broschüre mit kurzer Biografie
und Fotos von den heute nicht mehr erhaltenen Reliefs. 1918 wurde er als Professor an die Petrograder
Swomas (Freie staatliche künstlerische Werkstätten) berufen und leitete dort bis 1920 das Atelier für
Raum, Konstruktion und Farbe. Russische Museen, darunter die Tretjakow-Galerie, erwarben einige
seiner Arbeiten. 1919 bis 1920 entwarf er ein Modell für das Denkmal der dritten Internationale. Er
organisierte 1922 am Petrograder Museum für künstlerische Kultur (später Ginchuk) die Abteilung für
Materialkultur. 1922 schickte er einige Werke zur Ersten russischen Kunstausstellung in der Galerie
van Diemen nach Berlin und 1924 auf die Biennale nach Venedig. Er nahm 1925 an der Exposition
internoationale des artes décoratifs et industriels modernes in ParisI mit dem zweiten Modell des
Denkmals der dritten Internationale teil und wurde von der Jury mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Von 1925 bis 1927 lehrte er als Professor am Kiewer Kunstinstituts, danach an der Moskauer
Wchutein (Höheres künstlerisch-technisches Institut). 1931 wurde er zum „Verdienten Künstler der
RSFSR“ ernannt. 1932 präsentierte er Letatlin, einen durch Muskelkraft betriebenen Flugapparat. Er
arbeitete als Bühnenbildner und Kostümdesigner für Theater in Moskau und Leningrad. Nach der
Einleitung der stalinistischen Kampagne gegen den Formalismus in der Kunst 1936 verteidigte er als
einer der wenigen Künstler öffentlich seine künstlerischen Ansichten. Er arbeitete in den 1940er und
1950er Jahren weiterhin für das Theater und als Buchillustrator.
Nadeschda Andrejewna Udalzowa
1886 in Orjol – 1961 in Moskau
Udalzowa studierte von 1905 bis 1908 im Atelier von Konstantin Juon und Iwan Dudin in Moskau
Malerei. Sie unternahm Studienreisen nach Deutschland und erhielt Malunterricht in verschiedenen
Privatateliers. 1912 und 1913 hielt sie sich in Paris auf, wo sie zusammen mit Popowa Malkurse an
der Académie de la Palette bei Henri Le Fauconnier und Jean Metzinger besuchte. Nach ihrer Rückkehr
nach Moskau arbeitet sie eng mit Tatlin zusammen und nahm ab 1914 an Ausstellungen teil. Ihre
Malerei dieser Zeit war stark durch den französischen Kubismus beeinflusst. Sie stellte auf der
Ausstellung 0,10 zehn Bilder aus, die grösstenteils identifiziert werden konnten und erhalten geblieben
sind. 1916 schloss sie sich der von Malewitsch gegründeten Künstlergruppe Supremus an. Nach der
Oktoberrevolution wurde sie Mitglied des ISO Narkompros (Abteilung für bildende Künste des
Volkskommissariats für Bildung) und lehrte von 1918 bis 1920 als Professorin an den Moskauer
Swomas (Freie staatliche künstlerische Werkstätten). 1920 und 1921 war sie Mitglied des Inchuk
(Institut für künstlerische Kultur). Sie beteiligte sich 1922 an der Ersten russischen Kunstausstellung
in der Galerie van Diemen in Berlin. Bis 1930 lehrte sie als Professorin Textildesign zunächst an der
Wchutemas (Höhere künstlerisch-technische Werkstätten, später Wchutein) und später am Moskauer
Textilinstitut. Im Rahmen der stalinistischen Kampagne gegen den Formalismus in der Kunst wurde sie
scharf kritisiert. 1938 wurde ihr Mann, der Künstler Alexander Drewin, im Zuge stalinistischer
„Säuberungen“ hingerichtet. Sie begann mit naturalistischen Landschaften und erhielt in den 1940erund 1950er-Jahren einige Einzelausstellungen.
Marie Vassilieff (Maria Iwanowna Wassiljewa)
1884 in Smolensk – 1957 in Nogent-sur-Marne, Frankreich
Vassilieff studierte Malerei an der Kaiserlichen Akademie der Künste in Sankt Petersburg. Sie erhielt
1905 ein Stipendium und zog nach Paris, wo sie an der von Henri Le Fauconnier und Jean Metzinger
geleiteten Académie de la Palette sowie bei Henri Matisse studierte. Ab November 1910 steht sie der
Freien Schule vor, die inoffiziell als Académie Vassilieff bezeichnet wurde, und war eine der
Gründerinnen des Nachfolgeinstituts, der Académie russe, aus der sie aber schon bald wieder
ausschied. Ab 1912 führte sie in ihrem Atelier eine eigene Schule, die sie nunmehr offiziell Académie
Vassilieff nannte. Altman und Boguslawskaja zählten zu ihren Studenten. Sie stand im engen Kontakt
zu in Paris lebenden Künstlern wie Pablo Picasso, Georges Braque, Fernand Léger oder Amedeo
Modigliani und stellte regelmässig im Salon d’Automne und im Salon des Indépendants aus. Daneben
unterhielt sie enge Beziehungen zur russischen Avantgarde und nahm an Ausstellungen in Russland
teil. Im Ersten Weltkrieg war sie aktiv für das französische Rote Kreuz tätig. Sie gründete und unterhielt
zwischen 1915 und 1918 eine günstige Cantine des artistes in ihrem Atelier. An 0,10 beteiligte sie
sich mit sechs Bildern, eines davon unter dem Titel Spanische Landschaft. Da Vassilieff im Laufe der
Zeit eine ganze Reihe von Bildern mit diesem Titel anfertigte, kann man nicht mit Sicherheit sagen, um
welches Bild es sich dabei handelte. Ab 1916 gestaltete sie groteske Puppen für das Puppentheater
von Géza Blattner in Paris und war als Bühnenbildnerin tätig. Sie zog 1938 in den Süden Frankreichs
und kehrte 1946 nach Paris zurück.
Chronik 1905–1936
1905–1907
Erste russische Revolution: Nach der Niederlage im Krieg gegen Japan sowie nach den Ereignissen des
»Blutigen Sonntags«, als am 9. Januar 1905 eine friedliche Demonstration auf Erlass des Zaren
niedergeschossen wird, finden zahlreiche Massenproteste sowie Aufstände in der Armee und Marine
statt. Die Atmosphäre politischer Unruhe wirkt sich fruchtbar auf Künstler aus. Die Jahre bis zur
Oktoberrevolution 1917 werden die entscheidenden Jahre der russischen Avantgarde.
1909
Im Pariser Le Figaro wird das Futuristische Manifest von Filippo Tommaso Marinetti, dem Begründer
des italienischen Futurismus, veröffentlicht.
1912
Albert Gleizes und Jean Metzinger veröffentlichen ihre programmatische Schrift Du »Cubisme«, die den
Begriff Kubismus verfestigt.
In Moskau erscheint das futuristische Manifest russischer Dichter Eine Ohrfeige dem öffentlichen
Geschmack.
1912/1913
In Russland wird der französische Kubismus eng mit den Elementen des italienischen Futurismus
verflochten. Der Terminus Kubo-Futurismus wird 1913 vom Dichter Kornej Tschukowski geprägt.
1913
Aufführung der futuristischen Oper Sieg über die Sonne, ein Gemeinschaftswerk des Komponisten
Michail Matjuschin, der Dichter Alexej Krutschonych und Welemir Chlebnikow sowie des bildenden
Künstlers Kasimir Malewitsch, im Sankt Petersburger Luna-Park. Mit zahlreichen Innovationen auf den
Gebieten der Musik, der Dichtung und des Bühnen- und Kostümentwurfs verkörpert sie den Geist und
die künstlerische Energie ihrer Zeit.
1914
Anfang des Jahres kommt Filippo Tommaso Marinetti nach Russland.
Das 1910 erschienene Technische Manifest der futuristischen Malerei von Umberto Boccioni wird in
Russland veröffentlicht.
Am 19. Juli tritt Russland in den Ersten Weltkrieg ein. Die russische Hauptstadt Sankt Petersburg wird
wegen des deutsch klingenden Namens in Petrograd umbenannt.
1915
Im Frühjahr wird in Petrograd die Erste futuristische Ausstellung der Malerei Tramwaj W eröffnet,
organisiert und finanziert durch Iwan Puni und Xenia Boguslawskaja. Neben den beiden Veranstaltern
nehmen auch Alexandra Exter, Iwan Kljun, Kasimir Malewitsch, Alexej Morgunow, Ljubow Popowa, Olga
Rosanowa, Wladimir Tatlin und Nadeschda Udalzowa teil. Acht von ihnen werden an der Letzten
Futuristischen Ausstellung 0,10 teilnehmen. Dem Publikum wird die ganze Bandbreite der
futuristischen und kubo-futuristischen Malerei präsentiert.
1915/1916
In der Petrograder Galerie von Nadeschda J. Dobytschina läuft vom 19. Dezember 1915 bis 19. Januar
1916 Die letzte Futuristische Ausstellung der Malerei 0,10 mit 154 Werken von insgesamt 14
Künstlern. Malewitsch ruft mit dem von ihm geprägten Titel zur Abwendung von den westeuropäischen
Einflüssen auf die russische Kunst auf und fordert die Erschaffung neuer künstlerischer Stile.
Malewitsch gründet die Künstlergruppe Supremus, der sich unter anderen Boguslawskaja, Kljun,
Michail Menkow, Vera Pestel, Popowa, Puni, Rosanowa und Udalzowa anschliessen. Die geplante
Zeitschrift Supremus wird nicht veröffentlicht.
1916
Im Frühling findet die von Tatlin in Moskau organisierte Futuristische Ausstellung Magasin statt. Von
den 0,10-Ausstellern nehmen neben Tatlin, Kljun, Popowa, Udalzowa und Pestel teil. Während Tatlin
seine abstrakten Reliefkonstruktionen präsentiert, zeigen andere Künstler kubofuturistische Werke.
Malewitsch, dem von Tatlin nicht erlaubt wird, seine suprematistischen Arbeiten zu zeigen, stellt nichts
aus, läuft aber durch die Ausstellung mit dem auf der Stirn aufgemalten »0,10«-Zeichen.
1917
27. Februar: Februarrevolution. Infolge der Ergebnisse dankt Zar Nikolaus II. ab, eine provisorischen
Regierung übernimmt die Macht. Eine Gewerkschaft für alle Kunstschaffenden wird gegründet; sie ruft
alle Künstler auf, ihre Arbeit in den Dienst der Revolution zu stellen.
Am 25. und 26. Oktober wird die provisorische Regierung im Zuge eines Militärputsches durch die
Bolschewiken – die linksextreme Fraktion der Sozialdemokratischen Partei – gestürzt. Die »Diktatur des
Proletariats« beginnt.
Narkompros – Volkskommissariat für Bildung wird gegründet.
1918
Im Februar wird der bis dahin geltende julianische Kalender durch den westeuropäischen
(gregorianischen) Kalender abgelöst.
März: Moskau wird von den Bolschewiken zur Hauptstadt des Landes ernannt.
Im Narkompros wird die Unterabteilung ISO (Abteilung für bildende Künste) gegründet, wo viele
Künstler leitende Posten erhalten.
Am 17. Juli wird die Zarenfamilie in Jekaterinburg im Ural erschossen.
Landesweit werden Kunsthochschulen reorganisiert und in Swomas (Freie staatliche künstlerische
Werkstätten) umbenannt. 1920 wird die Moskauer Swomas in Wchutemas (Höhere künstlerischtechnische Werkstätte) und 1927 in Wchutein (Höheres künstlerisch-technisches Institut) umbenannt.
Viele der Künstler werden an verschiedene Swomas als Professoren berufen.
Im nachrevolutionären Petrograd wird das Museum für künstlerische Kultur zur wichtigsten Kunst- und
Kulturinstitution. 1924 wird es in Ginchuk (Staatliches Institut für künstlerische Kultur) umgenannt.
Das Ginchuk, wo Malewitsch und andere Künstler aktiv tätig waren, besteht bis Ende 1926.
1922
Das Volkskommissariat für Bildung tritt als Veranstalter für die Erste russische Kunstausstellung, die
von Oktober bis Dezember in der Galerie van Diemen in Berlin stattfindet. Mehrere hundert Werke
russischer Künstler werden nach Deutschland geschickt. Während der zehnwöchigen Dauer zieht die
Ausstellung an die 15.000 Besucher an.
1923
Von April bis Mai wird die Erste russische Kunstausstellung im Stedelijk Museum in Amsterdam
gezeigt.
1924
Nach Lenins Tod wird Petrograd in Leningrad umbenannt. Die Macht wird von Josef Stalin, Lew
Kamenew und Grigori Zinowjew übernommen.
1927
Stalin ist alleiniger Herrscher des Landes, die totalitäre Diktatur beginnt.
1932
Alle bestehenden literarischen und künstlerischen Vereinigungen werden nach dem Beschluss des
Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in der »Union der Künstler der UdSSR« zusammengefügt
und ab sofort vom System vollständig kontrolliert.
1936
Die Regierung leitet die offizielle »Kampagne gegen den Formalismus« in der Kunst ein. Stalinistische
»Säuberungen« werden verstärkt auch gegen die Künstler gerichtet. Alle Kunststile, die der Doktrin des
Sozialistischen Realismus nicht entsprechen, werden offiziell verboten.
Veranstaltungen zur Ausstellung
Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der
Malerei
4. Oktober 2015 – 10. Januar 2016
Familientag
Sonntag, 25. Oktober 2015, 10.00 bis 18.00 Uhr
Kurzführungen in den Ausstellungen „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung
der Malerei“ und „Black Sun“ für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien in verschiedenen
Sprachen. Ein Museumsspiel und Workshops laden zum Experimentieren ein.
Preis: Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre gratis. Erwachsene: Regulärer Museumseintritt.
Klavier-Rezital mit Aleksandr Shaikin
Mittwoch, 28. Oktober 2015, 19 Uhr
Der russische Pianist und Géza Anda-Preisträger Aleksandr Shaikin begeistert sein Publikum mit einem
Prokofiew-Rezital.
Preis: CHF 30.- / ART CLUB, FREUNDE CHF 5.Museumseintritt im Preis inbegriffen.
Klavierabend mit dem Pianisten Mikhail Rudy
Mittwoch, 18. November 2015, 19.00 Uhr
Der französische Pianist Mikhail Rudy begeistert ein internationales Publikum durch seine Virtuosität und
poetische Phantasie. Anlässlich der Ausstellung „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische
Ausstellung der Malerei“ spielt er Werke von Prokofiew, Strawinsky und Skrjabin.
Preis: CHF 40.- / ART CLUB, FREUNDE CHF 20.Museumseintritt ist im Preis inbegriffen.
100 Jahr-Feier
Samstag, 19. Dezember 2015, 10.00 bis 18.00 Uhr
Die Ausstellungseröffnung von „Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei 0,10“ fand am 19.
Dezember 1915 in Petrograd (dem heutigen Sankt Petersburg) statt. Anlässlich des 100-jährigen
Jubiläums veranstaltet das Museum besondere Führungen, Workshops, Performances und Lesungen
von futuristischen Gedichten.
Weitere Details zum Programm finden Sie auf www.fondationbeyeler.ch.
Veranstaltung im Museumseintritt inbegriffen.
Vortrag mit Kurator Matthew Drutt: „From Paris to Petrograd: Russian Modernism before the October
Revolution“
Samstag, 19. Dezember 2015, 18.00 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der
Malerei 0,10“ findet ein Vortrag des amerikanischen Kurators der Ausstellung statt. Der Vortrag ist in
englischer Sprache.
Veranstaltung im Museumseintritt inbegriffen.
Das vollständige Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm finden Sie als Leporello in Ihrem
Pressedossier.
Kunstvermittlung
Öffentliche Führungen und Veranstaltungen
Tägliches Programm auf www.fondationbeyeler.ch/informationen/agenda
Private Führungen für Gruppen
Information und Anmeldung: Tel. +41 (0)61 645 97 20, fuehrungen@fondationbeyeler.ch
Angebot für Schulen
Information und Anmeldung auf www.fondationbeyeler.ch/Ausstellungen/Kunstvermittlung/Schulen
Online–Ticketing für Eintritte und Veranstaltungen unter www.fondationbeyeler.ch
Oder Vorverkauf direkt an der Museumskasse
Service
Öffnungszeiten:
Täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
Im Juni 2015: täglich 9.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
Während Art Basel: täglich 9.00–19.00 Uhr (13. bis 21. Juni 2015)
Eintrittspreise Ausstellung:
Erwachsene CHF 25.Gruppen ab 20 Personen (mit Voranmeldung) und IV mit Ausweis CHF 20.Studenten bis 30 Jahre CHF 12.Familienpass (2 Erwachsene mit mind. 1 Kind bis 19 Jahre) CHF 50.Jugendliche 11 bis 19 Jahre CHF 6.Kinder bis 10 Jahre, ART CLUB Mitglieder freier Eintritt
Weitere Auskünfte:
Elena DelCarlo, M.A.
Head of PR / Media Relations
Telefon + 41 (0)61 645 97 21, presse@fondationbeyeler.ch, www.fondationbeyeler.ch
Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
AUF DER SUCHE NACH 0,10
DIE LETZTE FUTURISTISCHE
AUSSTELLUNG DER MALEREI
Hrsg. Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Texte von Matthew Drutt,
Sam Keller, Anatolij Strigalev, Anna Szech, Maria Tsantsanoglou,
Gestaltung von Miko McGinty
Deutsch
2015. 280 Seiten, ca. 200 Abb.
24,50 x 30,50 cm
Leinen
ISBN 978-3-7757-4032-6
Es war ein historischer Augenblick der Kunstmoderne, als
Kasimir Malewitsch unter dem Banner des Suprematismus seine
gegenstandslosen Bilder der Öffentlichkeit vorstellte und Wladimir
Tatlin gleichzeitig seine revolutionären Konterreliefs präsentierte. Die
erbitterten Rivalen standen einander künstlerisch diametral
gegenüber. Die Plattform, die ihre jüngsten Arbeiten zeigte,
0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei, vom Künstlerkollegen Ivan Puni 1915 in Petrograd (heute St. Petersburg) organisiert,
war den 12 anderen dort vertretenen Künstlern Anlass, sich einem der
Lager zuzuschlagen. Das Ergebnis war eine stilistisch vielfältige
Ausstellung, in der selbst vom Kubismus inspirierte Arbeiten zu sehen
waren. In der Fondation Beyeler wird zum ersten Mal wieder eine
große Zahl dieser Werke in einem Ausstellungszusammenhang
gezeigt. Der Katalog bietet Essays von Matthew Drutt und anderen
Fachautoren sowie historische Dokumente, die teils noch nie
übersetzt veröffentlicht wurden.
Die vorgestellten Künstler (Auswahl): Natan Altman, Xenia
Boguslawskaja, Wassili Kamenski, Anna Kirillowa, Iwan Kljun,
Kasimir Malewitsch, Michail Menkow, Vera Pestel, Ljubow
Popowa, Iwan Puni, Olga Rosanowa, Wladimir Tatlin, Nadeschda
Udalzowa, Marie Vassilieff
Verkauf: Evelin Georgi
sales@hatjecantz.de
Presse / Press : Jozo Juric
0049 30 34 64 67 808
presse@hatjecantz.de
Weitere Informationen unter www.hatjecantz.de
Medienmitteilung
Black Sun
4. Oktober 2015–10. Januar 2016
Zum 100. Geburtstag von Kasimir Malewitschs Schwarzem Quadrat, eine Ikone der modernen Kunst,
widmet die Fondation Beyeler dem bedeutenden Einfluss Malewitschs eine Ausstellung, die von 4.
Oktober 2015 bis 10. Januar 2016 zu sehen ist. Gezeigt wird Malerei, Skulptur, Installation und Film
sowie Kunst im öffentlichen Raum von Josef Albers, Carl Andre, Alexander Calder, Olafur Eliasson, Dan
Flavin, Lucio Fontana, Günther Förg, Felix Gonzalez-Torres, Wade Guyton, Damien Hirst, Jenny Holzer,
Donald Judd, Ilya und Emilia Kabakov, Wassily Kandinsky, On Kawara, Ellsworth Kelly, Yves Klein, Sol
LeWitt, Agnes Martin, Piet Mondrian, Jonathan Monk, Barnett Newman, Palermo, Philippe Parreno,
Sigmar Polke, Ad Reinhardt, Gerhard Richter, Mark Rothko, Robert Ryman, Richard Serra, Santiago
Sierra, Tony Smith, Jean Tinguely, Rosemarie Trockel, Andy Warhol und Lawrence Weiner.
Mit der Ausstellung Black Sun wird Malewitsch eine Hommage gewidmet. Darin wird auf
Zusammenhänge und Spannungsverhältnisse zwischen bedeutenden Künstlern und Malewitsch
hingewiesen. Als Ausgangspunkt dient das Schwarze Quadrat und somit die Farbe Schwarz, die
Auseinandersetzung mit der Gegenstandslosigkeit sowie das Streben nach dem Sublimen. Malewitsch
schrieb über die erstmalige Präsentation seines Schwarzen Quadrats von 1915: „Es war dies kein
‚leeres Quadrat‘, was ich ausgestellt hatte, sondern die Empfindung der Gegenstandslosigkeit“.
Obschon er damals mit diesem Werk viel Kritik und Unverständnis hervorrief, wurde er damit zu einem
wesentlichen Pionier der abstrakten Kunst.
Unterschiedliche Aspekte der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts sollen in Bezug auf Malewitsch
beleuchtet werden. Mit Werken von Wassily Kandinsky (1866–1944) und Piet Mondrian (1872–1944),
die zwischen 1910 und 1938 entstanden sind, werden bedeutende Etappen in der Entwicklung der
gegenstandslosen Malerei gezeigt. Die Suche nach Immaterialität führte Yves Klein (1928–1962) zur
Monochromie, der Reduktion von Malerei auf den Ausdruck reiner Farbe. Gleichzeitig entsprang in
Amerika mit Mark Rothko (1903–1970) und Barnett Newman (1905–1970) aus dem Abstrakten
Expressionismus die Farbfeldmalerei. Der Minimal Art, die Anfang der Sechzigerjahre in Erscheinung
trat und in der Ausstellung Black Sun mit mehreren bedeutenden Vertretern präsentiert wird, lag,
ähnlich wie bei Malewitschs Schwarzem Quadrat, die Bedeutungsverweigerung zugrunde. Die Werke,
die daraus entsprangen, wurden aus reduzierten, geometrischen Formen geschaffen, die auf den
industriellen, rationalisierenden Herstellungsprozess zurückzuführen zu sind. Ebenfalls in den
Sechzigerjahren entwickelt sich die Konzeptkunst, für die das wichtigste Element der Kunst die Idee
ist. Für Sol LeWitt (1928–2007), einer der frühen Theoretiker der Konzeptkunst, ist es Ziel des
Konzeptkünstlers, seine Werke „in geistiger Hinsicht für den Betrachter interessant zu machen, und
deshalb möchte er normalerweise, dass sie in emotionaler Sicht nüchtern, trocken wirk[en]“.
Zwei Gemälde von Ellsworth Kelly (*1923), die 1953 entstanden sind, weisen direkt auf Malewitschs
Schwarzes Quadrat hin und tragen auch die Titel Black Square und White Square. Im Gegensatz zu
Malewitsch allerdings ist Kelly in seinem künstlerischen Schaffen weniger an gegenstandsloser Malerei
interessiert, sondern viel mehr daran, Details des Alltags festzuhalten, sie in simple Formen zu bringen
und diese durch farbige Leuchtkraft zu unterstreichen. Mit Black Square und White Square hat Kelly
die Proportionen eines Fensters, die ihm perfekt zu sein schienen, in Malerei übertragen und somit
zwei Werke geschaffen, die sich zwar formal an das Schwarze Quadrat von 1915 annähern, sich jedoch
von Malewitschs Gegenstandslosigkeit unterscheiden.
Richard Serra (*1939) realisiert minimalistische Stahlskulpturen, die aus ihrer reinen Materialität,
ihren Dimensionen und ihrer starken räumlichen Präsenz wirken, die nichts darstellen und auf nichts
verweisen sollen. Der Betrachter wird unmittelbar in das Werk einbezogen und erfährt so eine direkte
Beziehung zu Skulptur und Raum. Auch Serras Zeichnungen dienen nicht der Darstellung von
Gegenständen und auch hier spielt die Materialität der Fläche eine wesentliche Rolle. Seit Ende der
Achtzigerjahre verwendet der Künstler schwarze sogenannte Paintsticks, wachshaltige Ölkreide mit
Kohlenstoffpigmenten. Die Formen werden innerhalb der Grenzen des Papiers eingepasst, so etwa im
Werk Cheever (2009), in dem ein Quadrat einen Kreis umfasst.
Die deutschen Künstler Gerhard Richter (*1932), Sigmar Polke (1941–2010) und Palermo (1943–
1977) lernten sich Anfang der Sechzigerjahre an der Kunstakademie Düsseldorf kennen und wurden zu
engsten Künstlerfreunden. Auch sie werden in der Ausstellung Black Sun präsentiert. Richter wird ein
ganzer Saal gewidmet. Darin wird die Gruppe Doppelgrau, monochrome graue Flächen, die durch
Spiegelreflexionen die umgebende Architektur neu erfahrbar machen, mit den vier neuen,
grossformatigen Abstrakten Bildern, die im vergangenen Jahr entstanden sind, gezeigt. In einem
weiteren Saal sind Werke von Polke und Palermo einander gegenübergestellt und werden im Dialog mit
einem Strickbild, das Rosemarie Trockel (*1952) als Hommage an Malewitsch realisiert hat,
ausgestellt.
Lawrence Weiner (*1942) gilt als einer der Begründer und Hauptvertreter der Konzeptkunst. Besonders
berühmt ist er für seinen Umgang mit Sprache als Material, aus denen er seine Werke realisiert, die er
als Skulpturen bezeichnet. Es handelt sich dabei um von ihm geschriebene Texte, die bildlich und
poetisch wirken und deren Träger Wände, Böden oder Gebäude sind. Klang und Rhythmus der Sprache
spielen dabei eine ebenso bedeutende Rolle wie Typografie und Einsatz von Farben und Symbolen. Es
sind nicht Darstellungen historischer oder gesellschaftlicher Situationen, die Weiner interessieren,
sondern Darstellungen dessen, was ihnen zugrunde liegt. Kunst ist für ihn „eine Repräsentation eines
empirisch existierenden Faktes der Beziehungen von Menschen zu Gegenständen und Gegenständen zu
Gegenständen in Beziehung zu Menschen“.
Auch Jenny Holzers (*1950) Kunst basiert auf Sprache. Sowohl politische oder gesellschaftliche
Fragen als auch Architektur oder Technik werden von der Künstlerin mit häufig entwaffnenden
Textinhalten thematisiert, die beispielsweise in Installationen mittels LED-Anzeigen oder Projektionen
auftreten. Seit 2004 verwendet sie freigegebene Geheimakten der US-Regierung als Basis für Gemälde,
in denen sie die schwarzen Blöcke der zensierten Textstellen durch Farbe ersetzt. Diese Werke erinnern
an suprematistische Kompositionen.
Im Souterrain der Fondation Beyeler wird mit Installationen von Olafur Eliasson (*1967), Wade Guyton
(*1972) und Jonathan Monk (*1969) eine jüngere Generation von Künstlern präsentiert, die durch ihr
Formenvokabular an Malewitsch anknüpfen. Geometrische Formen, die vom Suprematismus abgeleitet
sein könnten, scheinen sich in Eliassons Lichtinstallation Remagine (Large Version) langsam in
Bewegung zu setzen. Guyton druckt mit Tintenstrahldruckern schwarze Formen und Buchstaben auf
Leinwände. Monk verwendet in seiner Filminstallation From A to B and Back Again (2003) mit dem
roten Quadrat und dem schwarzen Kreis ein Bildvokabular, das Malewitsch in die moderne Kkunst
eingeführt hat.
Die Ausstellung setzt sich im öffentlichen Raum fort. Im Park der Fondation Beyeler sind die
Sammlungswerke von Alexander Calder und Ellsworth Kelly sowie die Skulpturengruppe Ten Elements
von Tony Smith (1912–1980) zu sehen, die aus grossen Variationen geometrischer Formen besteht. In
Basel werden schwarz bedruckte Poster von Santiago Sierra (*1966) auf kommerzielle Plakatwände
und andere urbane Flächen plakatiert. Sierras Werkserie der Black Posters wurde seit 2008 in Städten
wie Berlin, Istanbul und London realisiert. Der bekennende Malewitsch-Verehrer befasst sich in seinem
Schaffen mit sozialen und politischen Themen, indem er Missstände aufweist und dabei auf eine
minimalistische Ästhetik zurückgreift.
Die gezeigten Werke wurden der Fondation Beyeler von den Künstlern, ihren Nachlässen und folgenden
öffentlichen und privaten Sammlungen zur Verfügung gestellt: John Cheim; Daimler Art Collection,
Stuttgart/Berlin; Daros Collection, Schweiz; Emanuel Hoffmann-Stiftung; Fondation Hubert Looser,
Zürich; Kunstmuseum Basel; Kunstmuseum Bonn; Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz; The Margherita
Stein Collection; The Museum of Modern Art, New York; Museum Tinguely, Basel; Raussmüller
Collection, Basel; Sammlung Froehlich, Stuttgart; Sammlung Hoffmann, Berlin; Staatliche Kunsthalle
Karlsruhe; Van Abbemuseum, Eindhoven. Ausserdem sind zahlreiche Werke aus der Sammlung der
Fondation Beyeler und aus der Collection Renard mit Bezug zum Ausstellungsthema zu sehen.
Die Ausstellung Black Sun ist dank der unterschiedlich intensiven Zusammenarbeit mit folgenden
Künstlern zustande gekommen: Olafur Eliasson, Wade Guyton, Damien Hirst, Jenny Holzer, Ilya und
Emilia Kabakov, Ellsworth Kelly, Gerhard Richter, Richard Serra, Santiago Sierra, Rosemarie Trockel
und Lawrence Weiner. Das gesamte Museum steht somit im Zeichen Malewitschs, denn parallel zu
Black Sun findet die Ausstellung Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte Futuristische Ausstellung der
Malerei statt, die der legendären 0,10-Ausstellung von 1915 gewidmet ist, an der Malewitsch sein
Schwarzes Quadrat der Öffentlichkeit präsentierte.
Die Ausstellung Black Sun wurde unterstützt durch:
Sammlung Ringier
Pressebilder: sind erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch
Weitere Auskünfte:
Elena DelCarlo, M.A.
Head of PR / Media Relations
Tel. + 41 (0)61 645 97 21, presse@fondationbeyeler.ch, www.fondationbeyeler.ch
Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
Partner 2015
Öffentliche Förderer
Hauptpartner
Partner
Stiftungen
ARTEPHILA STIFTUNG
AVC CHARITY FOUNDATION
AVINA STIFTUNG
ERNST GÖHNER STIFTUNG
L. + TH. LA ROCHE STIFTUNG
LUMA FOUNDATION
MAX KOHLER STIFTUNG
MONDRIAAN FUND
STAVROS NIARCHOS FOUNDATION
TARBACA INDIGO FOUNDATION
WALTER HAEFNER STIFTUNG