BEGEGNUNG 1/2015

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BEGEGNUNG 1/2015
ISSN: 0940-3132
BEGEGNUNG
DEUTSCHE SCHULISCHE ARBEIT IM AUSLAND
1-2015 36. Jahrgang
1-2015 36. Jahrgang
Inklusion
Inklusion
Fokus: Inklusion
16 Bundesländer,
16 Konzepte
Interview mit Ulla Schmidt
zur Inklusion an Deutschen
Auslandsschulen
Praxisbeispiel EuropaSchule Kairo
Inland
Ausland
Fokus: Inklusion
DSD: Ukrainische Schulleiter
zu Gast in Berlin
Mit Sylvia Löhrmann auf
Gedenkreise in Belgien
16 Bundesländer,
16 Konzepte
Pro und Kontra
Länderdossier
Abitur: Inflation der Bildung?
Deutsch in Rumänien
Interview mit Ulla Schmidt
zur Inklusion an Deutschen
Auslandsschulen
Praxisbeispiel EuropaSchule Kairo
BONN
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EDITORIAL
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Inklusion
Inklusion
Inklusion ist spätestens seit der Unterzeichnung der UN-Konvention über die
Rechte von Menschen in Deutschland 2009 ein wichtiges Thema im deutschsprachigen Bildungswesen. Wie schwierig die Umsetzung ist, zeigt ein Blick auf die vielfältigen Ansätze in den einzelnen Bundesländern in unserem Fokus ab Seite 14. Im
anschließenden Interview äußert sich Sönke Asmussen, Berichterstatter der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK), über die Abschaffung von Sonderschulen und
die Zukunft des Lehramts Sonderpädagogik. Kritisch mit dem Thema Inklusion setzt
sich unsere Expertenserie ab Seite 24 auseinander. Prof. Dr. Bernd Ahrbeck, Lehrbeauftragter für Verhaltensgestörtenpädagogik an der Humboldt-Universität Berlin,
hält nur eine gemäßigte Inklusion für realistisch.
Wie wichtig der Austausch gerade in schwierigen Zeiten ist, zeigte sich auf der Schulleiterkonferenz von Sprachdiplomschulen aus der Ukraine. Im Rahmen der Konferenz wurden Themen wie Demokratieverständnis, die Arbeit mit der deutschen
Sprache und die Probleme, die das Land derzeit bei der Ausführung seines Bildungsauftrags zu spüren bekommt, erörtert. Mehr dazu finden Sie ab Seite 6.
Projekte der Erinnerungskultur sind in dieser Ausgabe gleich mehrfach zu finden.
Im November reiste Sylvia Löhrmann, Präsidentin der KMK, ins belgische Ypern, um
begleitet von deutschen und belgischen Schülern der Opfer des Ersten Weltkriegs
zu gedenken. Mehr dazu ab Seite 10. Auch das slowenische Ptuj war im Herbst ein
Ort der Begegnung: Hier trafen sich Schüler aus insgesamt acht Balkanstaaten, um
an einem Erinnerungsprojekt anlässlich des Ersten Weltkriegs teilzunehmen. Unter
dem Motto „Frieden braucht Erinnerung und Zukunft“ lernten die Deutschschüler
ihre geografischen Nachbarn kennen, mit denen sie eine gemeinsame konfliktreiche
Vergangenheit und Gegenwart teilen. Welche Auswirkungen dieses Projekt auf die
Mehr Service. Mehr Hintergrund.
Mehr BEGEGNUNG.
Jugendlichen hatte, lesen Sie ab Seite 54.
Den Austausch hat die BEGEGNUNG selbst in diesem Heft gleich mehrfach gesucht:
In einer Umfrage im Herbst 2014 haben wir unsere Leser gefragt, wie sie das Magazin
finden und welche Themen sie sich in Zukunft wünschen. Nähere Informationen auf
Seite 9. Zum ersten Mal sind auch Schüler direkt an der ­BEGEGNUNG beteiligt. Sie
finden ihre Beiträge ab sofort in der Kolumne auf Seite 66.
Lesen Sie die BEGEGNUNG jetzt auch als digitales Magazin mit vielen
zusätzlichen Features auf Ihrem Tablet, Smartphone oder E-Reader.
Das Magazin gibt es ab dieser Ausgabe auch als digitales Magazin. Unter www.­
auslandsschulwesen.de/e-begegnung können Sie sich die kostenlose Kiosk-App
­herunterladen und von den weiterführenden Inhalten profitieren.
Laden Sie einfach unsere App herunter und seien Sie noch näher dran
an der Welt der Auslandsschulen und des Bildungswesens.
Egal ob elektronisch oder klassisch auf Papier – wir wünschen Ihnen beim Lesen der
vorliegenden BEGEGNUNG viel Spaß.
Mehr Informationen unter www.auslandsschulwesen.de/e-begegnung
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Tel.: 02 28 99 / 358 - 86 53, E-Mail: ZfA@bva.bund.de
Boris MenrathStefany Krath
BEGEGNUNG 1-2015
3
INHALT
Inhalt
INHALT
Inhalt
FOKUS: INKLUSION
FOKUS: INKLUSION
Inklusion an Deutschen
Auslandsschulen 16 Länder, 16 Konzepte
Die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention stellt Politik und Praxis vor
große Herausforderungen: der Status
quo in den Bundesländern
14
Sag es einfacher
Wie „Leichte Sprache“
Kommunikation vereinfacht
DSD in der Ukraine 19
Inklusion im Auslandsschulwesen
Bundestagsvizepräsidentin
Ulla Schmidt im Interview
20
Fördern statt fortschicken
Inklusion an der Europa-Schule Kairo 22
INLAND
Deutschunterricht in Krisenzeiten
Ukrainische Schulleitertagung
in Berlin
6
Während im Osten des Landes ein bewaffneter Konflikt schwelt, geht der
Unterricht an den 25 Sprachdiplomschulen der Ukraine weiter. Ihre Leiter
reisten im September zu einer Konferenz nach Berlin, um sich mit ihren
deutschen Partnern auszutauschen.
Ihre Sorgen und Herausforderungen
schilderten sie auch Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier.
24
Meilensteine des deutschen
Auslandsschulwesens
Interview mit Hildegard Jacob, Län­der­vorsitzende des BLASchA a.D. 37
Inflation der Bildung?
Qualität und Vergleichbarkeit
des Abiturs 48
Pro & Kontra
Ralf Treptow (BDK) und Andreas
Schleicher (OECD) über die Qualität
51
des Abiturs
Neues von PASCH-net 4
Inflation der Noten? DSD GOLD 32
Nachdem China, die Slowakei und
Belarus den Anfang gemacht haben,
geht die Blended-Learning-Fortbildung DSD GOLD in die nächste Runde.
In Belgrad trafen sich Teilnehmer
aus acht südosteuropäischen Ländern
zu einer Tutorenschulung. Im Mittelpunkt stand die Moodle-basierte
PASCH-Lernplattform.
Deutsch in Rumänien 40
Über 26.000 Deutschlerner zählen allein die Sprachdiplomschulen des Landes. In der Hauptstadt wächst derweil
die erste Deutsche Auslandsschule Rumäniens heran. Deutschlerner sind im
Land gefragt und umworben – ebenso
wie Schulen mit ent­sprechendem Unterrichtsangebot. Nur der Mangel an
Deutschlehrkräften gefährdet die Erfolgsgeschichte der Sprache.
48
Abiturnoten verbessern sich in Deutschland kontinuierlich. Doch: Werden
Schüler leistungsstärker oder sinken die
Ansprüche? Und welche Rolle spielt
das Verhältnis zwischen Vergleichbarkeit und Qualität in dieser Bildungsdiskussion? In Pro und Kontra antworten
zwei Experten.
61
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
Brücke zwischen den Kulturen
6. Panamerikanischer Kindergartenkongress in Kassel
58
AUSLAND
Erinnern gegen das Vergessen
Sylvia Löhrmann auf Gedenkreise in
Belgien 10
Schülergedenken an Deutschen
Auslandsschulen
100 Jahre Erster Weltkrieg 12
Ein Streit, der verbindet
Jugend debattiert international
28
DSD – im Schneeballeffekt
Blended Learning in Belgrad
32
Länderprojekt Serbien
Verleihung der ersten DSD-Diplome 47
54
80 Sprachdiplomschüler aus acht Balkanstaaten reisten im Herbst nach Slowenien. Mittels Tanz, Schauspiel,
Gesang und Interviews befassten sie
sich mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs – und knüpften Freundschaften
untereinander, die in ihren Herkunftsländern nicht alltäglich sind. Das Motto
des ZfA-Projekts: Frieden braucht Erinnerung und Zukunft.
9
Im Herbst haben wir unsere Leser gefragt, wie sie die BEGEGNUNG finden.
Wie werden die Rubriken bewertet?
Welche Themen sollen wir in Zukunft
stärker aufgreifen? Und sollte das Magazin neben dem Printformat auch als
E-Magazin verfügbar sein? Die Ergebnisse finden Sie in diesem Heft.
10
Am Jahrestag des Waffenstillstands
reiste die Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2014 Sylvia Löhrmann
nach Belgien, um sich gemeinsam mit
Schülern das Ende des Ersten Weltkriegs zu vergegenwärtigen. Ihr Ziel:
Ypern, ein Ort historischer Tragik und
gegenwärtiger Versöhnung.
Erinnern in Slowenien Leser gefragt 6
Leserumfrage9
Expertenserie
Professor Bernd Ahrbeck über die
Grenzen der Inklusion 20
Ulla Schmidt sitzt nicht nur im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, sie ist auch Schirmherrin
des Inklusionswettbewerbs 2015 des
Auswärtigen Amts. Im Interview spricht
sie über wichtige Voraussetzungen für
Inklusion im deutschen Auslandsschulwesen. Sie betont: „Den Schulen lediglich den Auftrag mitzugeben, sie bei der
Umsetzung jedoch alleinzulassen, kann
nicht unser Ansatz sein.“
„Lehrer sind keine Kompetenzpakete“
Interview mit Sönke Asmussen,
Berichterstatter der KMK, über die
Abschaffung der Sonderschulen und
die Zukunft des Lehramts Sonder­
pädagogik16
Gedenkreise Acht Länder – viele Gemeinsamkeiten
Ein Begegnungsprojekt in
Slowenien54
LÄNDERDOSSIER
Rumänien
Gesucht, gewollt, umworben
40
ORTSTERMIN
Koomt gaud an!
Deutsch in Südbrasilien
34
KOLUMNE
Was heißt normal?
Der Gewinner des Kolumnen­
wettbewerbs zu Inklusion 66
Schreibtischwechsel 65
Impressum 64
EDITORIAL
INHALT
MELDUNGEN
3
4, 5
13, 31, 36, 52, 53,
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INLAND
BERLIN
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BERLIN
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Ukraine
Deutschunterricht in Krisenzeiten
Rund 800 ukrainische Schüler absolvierten 2013 die
obwohl laut den Schulleitern längst nicht im ganzen Land
Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom (DSD).
Auswirkungen der gewaltsamen Auseinandersetzungen zu
Ihre Schulleiter reisten im Herbst zu einer Konferenz nach Berlin, um sich mit ihren deutschen Partnern auszutauschen.
Deutschunterricht in Krisenzeiten
spüren sind. Kovalenko ergreift als erster Schulleiter das Wort
mit „einer Bitte aller DSD-Schulen im Land: Wir brauchen
deutsche Landesprogrammlehrkräfte für den Deutschunterricht.“ Elke Kiesewalter, Fachberaterin der Zentralstelle für das
Auslandsschulwesen (ZfA) in Kiew, kann den Schulleitern zu-
von ANNA PETERSEN
Es waren überwiegend besorgniserregende Schlagzeilen, die
mindest von „einem Hoffnungszeichen“ berichten: 2014 sind
zwei neue Lehrkräfte in die Ukraine entsendet worden. „Ich
hoffe, dass das ein Signal an die Kollegen ausstrahlt. Denn die
2014 die öffentliche Wahrnehmung über die Ukraine prägten –
deutsche Grammatik können die ukrainischen Lehrer selber
spätestens seit sich im Februar der bewaffnete Konflikt im
unterrichten, aber für die Konversation und auch für das DSD
Land ausweitete. Doch der Konflikt ist nur ein Teil der Rea-
brauchen wir deutsche Lehrer.“
lität im größten Staat innerhalb der europäischen Grenzen.
Das wurde auch beim Treffen der ukrainischen Schulleiter
Unsicherheit im Schulalltag
deutlich: Obwohl einige der 24 DSD-Schulen ebenfalls von
Olena Zaplotinska von der Schule Nr. 149 in Kiew spricht
der Krise betroffen sind, betonten die Teilnehmer, dass es in
im Europasaal schließlich auch von den Ermüdungserschei-
weiten Teilen des über 600.000 Quadratkilometer großen Lan-
nungen ihrer Gesellschaft. Der Konflikt in der Ostukraine
des friedlich geblieben sei. Sie wünschten sich daher vor al-
beeinflusse den Schulalltag in vielerlei Hinsicht: „Wie wird
lem eines: wieder mehr aus der Bundesrepublik entsendete
das Schuljahr ablaufen?“ Gerade jetzt seien bikulturelle Aus-
nicht weit entfernt von ihrem ehemaligen Schulleiter und be-
Deutschlehrkräfte an ihren Schulen.
tauschprojekte wichtig, betont Larysa Pankevych aus Dro-
richtet vom Schüleraustausch nach Bayern, von ihrem Stu-
Alltag an ihren Schulen erkundigte, speziell in der umkämpf-
hobych nahe Lemberg: „Mein Wunsch wäre, dass sich mehr
dium in Berlin und ihren beruflichen Plänen: „Ich möchte in
ten Region. Der Schulleiter aus Oleksandria nutzte die Gele-
Schüler aus der Ostukraine an solchen Projekten beteiligen
der deutsch-ukrainischen Zusammenarbeit tätig werden.“
genheit, Steinmeier für die von ihm gegründete PASCH-Ini-
Empfang im Auswärtigen Amt: Dr. Frank-Walter Steinmeier
tauschte sich mit den ukrainischen Schulleitern über die Situation
ihrer Schulen aus.
Unsere jungen Menschen sind Botschafter ukrainischer
könnten, doch gerade in dieser Region haben die jungen Men-
und demokratischer Werte. Für ihre Zukunft arbeiten wir.
schen kaum Möglichkeiten, Deutschland einmal mit eigenen
Kein Erfolg ohne Austausch
Schulleiter Sergii Kovalenko aus Oleksandria
Augen zu sehen.“ Auch der Schulalltag in der Ostukraine lei-
„Unsere Arbeit wäre vergebens, wenn wir den Kontakt zu Ih-
den jungen Menschen auf der Krim und in der Ostukraine.“
det unter dem bewaffneten Konflikt: Einige Plätze weiter sitzt
nen nicht hätten“, betont Dr. Andreas Görgen vom Auswärti-
Anschließend folgten für die ukrainischen Schulleiter Besu-
eine Schulleiterin aus Donezk, deren Schulgebäude während
gen Amt und spricht den Schulleitern, Lehrern und Schülern
che im Schloss Bellevue, im Bundestag sowie im Bundesrat.
Schulleiter Sergii Kovalenko ist an diesem Septembermorgen
der Auseinandersetzungen der letzten Monate teilweise zer-
an den ukrainischen Sprachdiplomschulen seinen Respekt
„In der aktuellen Situation war es uns wichtig, dass die uk-
mit seinen Kollegen aus verschiedenen Regionen der Ukraine
stört wurde.
aus. Auch in Zukunft, so der Leiter der Abteilung für Kultur
rainischen Schulleiter, die die Verantwortung für die nächste
und Kommunikation, müsse man die Bundestagsmitglieder
Generation tragen, erfahren, wie in Deutschland Demokratie
über die ukrainischen DSD-Schulen informieren und ver-
praktiziert und gelebt wird“, erklärt ZfA-Fachberaterin Kie-
zu der fünftägigen Konferenz nach Berlin gekommen. Heute
tiative zu danken, zu deren Netzwerk die 24 DSD-Schulen der
Ukraine gehören: „Mit dieser Unterstützung helfen Sie auch
haben sie vor verschiedenen Vertretern des Auswärtigen Amts
Beliebte Sprache
die Gelegenheit, von der Situation in ihrem Land zu berichten,
Das Deutsche Sprachdiplom wird in der Ukraine seit 1996 an-
deutlichen, „wie notwendig diese Graswurzelarbeit ist“. Oli-
sewalter. Ihre Kollegin Dr. Andrea Meyer aus Odessa ergänzt:
von der Bildungsarbeit in Krisenzeiten und der zunehmen-
geboten und hat in den letzten Jahren an Attraktivität gewon-
ver Schramm, Leiter des Referats für Auslandsschulen, PASCH
„Die Schulleiter können als Mediatoren die ukrainische Zivil-
den Bedeutung des Deutschen Sprachdiploms der Kultusmi-
nen. „Deutsch ist heute die zweitwichtigste Fremdsprache“,
und Sport im Auswärtigen Amt, hat ebenfalls viele Fragen an
gesellschaft stärken. Viele von ihnen sind Abgeordnete ihrer
nisterkonferenz. Auch der Geschäftsträger der ukrainischen
betont Oxana Kovalenko aus dem ukrainischen Bildungsmi-
die ukrainische Delegation: „Was machen Ihre Schüler, nach-
Stadtparlamente und nehmen die hier vermittelten demokra-
Botschaft in Berlin und eine Vertreterin des ukrainischen Bil-
nisterium. Die Partnerschulinitiative PASCH und das Erler-
dem sie das DSD absolviert haben? Welches Deutschlandbild
tischen Inhalte und Werte mit zurück in ihr Land.“
dungsministeriums haben an den langen Konferenztischen
nen der deutschen Sprache hätten „das Bewusstsein unserer
hat man in der Ukraine? Wo brauchen Sie Unterstützung an
im Europasaal Platz genommen.
jungen Menschen verändert“. Mit dem DSD Stufe II erwerben
Ihren Schulen?“
Wunsch nach deutschen Lehrern
die Schüler eine Hochschulzugangsberechtigung für deutsche
Die alle zwei Jahre tagende DSD-Schulleiterkonferenz hätte
2014 eigentlich im ukrainischen Charkiv stattfinden sollen,
Universitäten – ein Ziel, das auch Oleksandra Petrova einst
Deutsche Demokratie erfahren
Noch im Schuljahr 2010/2011 gab es über 15 aus Deutsch-
motivierte, eine der ersten Sprachdiplomschulen der Ukraine
Am Vortag sind Kovalenko und seine Landsleute vom deut-
berater. So entstand für Dr. Meyer nicht nur die Idee für den
land entsendete Lehrer im Land, 2013 waren es nur noch drei ,
in Kiew zu absolvieren. An diesem Tag sitzt die DSD-Alumna
schen Außenminister empfangen worden, der sich nach dem
Tagungsort Deutschland: „Wir haben auch den inhaltlichen
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BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
doch die politische Lage erschwerte die Planung für die Fach-
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INLAND
BERLIN
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BONN
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INLAND
Umfrage 2014
Was sich unsere Leser wünschen
Was sich unsere Leser wünschen
Wie finden die Leser das Magazin BEGEGNUNG? Die im Oktober und
lesen, zunächst geplant für die Dauer
November 2014 durchgeführte Umfrage brachte viele Anregungen.
von zwei Jahren. Immerhin wollen
bereits jetzt 16 Prozent der Leser die
Ganz oben auf der Wunschliste: noch mehr Einblicke in die Welt der
Zeitschrift nur elektronisch lesen, ein
Auslandsschulen.
Rund
Drittel gerne zusätzlich. Dennoch genügt der Mehrheit bislang die bisherige
250 Personen haben teilge-
(64 Prozent) und „Inklusion“ (46 Pro-
Printausgabe. Auf die weitere Entwick-
nommen: Bei einer Gesamtauflage von
zent) – obwohl dies Themen sind, die
lung sind wir gespannt.
15.500 Exemplaren sind das nur knapp
das Auslandsschulwesen zukünftig
2 Prozent Rückläufe. Fast 40 Prozent
stärker beschäftigen werden.
Was sich unsere Leser wünschen?
der Teilnehmer gehören Deutschen
Oxana Kovalenko (M.) vom ukrainischen Bildungsministerium:
„Deutsch ist heute die zweitwichtigste Fremdsprache.“
Noch mehr schulische Themen, mehr
Auslandsschulen oder Sprachdiplom-
Gut die Hälfte der Leser bewertete die
kritische Stimmen, mehr Praxisbe-
schulen an, nahezu ein Viertel stammt
BEGEGNUNG für ihre Arbeit mit der
zug, eine differenziertere Darstellung.
von Schulen in Deutschland. Die Ziel-
Note „gut“. Mehr als ein Drittel gaben
Das wird in der Redaktion und im Re-
gruppe Lehrkräfte steht damit klar im
dem Informationsgehalt die Note „sehr
daktionellen Beirat der BEGEGNUNG
Fokus. Auch wenn über die Hälfte der
gut“. Insgesamt sind 40 Prozent mit der
diskutiert werden. Und bis zur nächs-
Leser das Magazin am Arbeitsplatz er-
Zeitschrift „sehr zufrieden“, 54 Pro-
ten Leserumfrage gilt: Anmerkungen,
halten, bestellen sich immerhin über
zent „zufrieden“, 5 Prozent „weniger
Kritik und Kommentare nimmt die
Schwerpunkt stärker gesamtpolitischen Dimensionen ge-
soll vor allem die Ortslehrkräfte an den rund 1.100 geförder-
ein Viertel die BEGEGNUNG privat,
zufrieden“ und 1 Prozent „gar nicht
Redaktion gerne unter begegnung@
widmet statt rein bildungspolitischen Fragen.“ Im Rathaus
ten DSD-Schulen weiterqualifizieren und so die steigende
was für ein echtes Interesse an den In-
zufrieden“.
die-­journalisten.de entgegen.
Köpenick lernten die ukrainischen Schulleiter am ersten Tag
Nachfrage nach dem DSD befriedigen. „Circa 20 Lehrer wer-
halten spricht. Fast die Hälfte geben die
das Kinder- und Jugendparlament kennen, und an einer preis-
den in der Ukraine nach dem ersten Kurs in der Lage sein, bei
Zeitschrift zudem im Kollegium weiter
Kritik und Wünsche
gekrönten Reformschule informierten sie sich über Struk-
DSD-I-Prüfungen den Prüfungsvorsitz zu übernehmen. Die-
und ein Viertel im privaten Umfeld,
Ab dieser Ausgabe können Sie die
turen verstärkter Schülermitbestimmung. Am Vorabend im
sen Vertrauensbeweis haben sich die Schulen verdient“, findet
sodass viele Exem­plare durch mehrere
BEGEGNUNG auch als E-Magazin
­
Bundespräsidialamt galt ihr Interesse der Rolle des Bundes-
Fachberaterin Kiesewalter. Ihr bleibt an diesem Tag noch eine
Hände gehen.
präsidenten: Ist er eine Art Korrektiv der Regierung? Wie posi-
besonders schöne Aufgabe: In Berlin wird ein 25. Mitglied in
tioniert sich Joachim Gauck im Ukraine-Konflikt? Und wann
das ukrainische DSD-Netzwerk aufgenommen. Schulleiter
besucht er das nächste Mal unser Land? Immer wieder sind es
Melnychenko Volodymyr freut sich sichtlich, als er die Fach-
Mehr Schulentwicklung, weniger
Wirtschaft
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34. Jahr
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„Ausland/Auslandsschulen“ finden
Verantwortung durch Vertrauen
63 Prozent der Teilnehmenden sogar
Im Auswärtigen Amt steht an diesem Vormittag das DSD
im Mittelpunkt: ein Bildungsangebot mit steigender Nach-
D EU
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vielfach mit „gut“ bewertet, das Thema
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sen Standpunkt, die die Schulleiterdelegation umtreiben.
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Die meisten großen Rubriken werden
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beraterin umarmt und verspricht: „Wir werden Sie nicht ent-
2 -2013
13
1 -20
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Fragen nach der Solidarität des deutschen Partners und des-
BETTINA MEYER-ENGLING
„sehr gut“. Jedoch möchten fast 90 Prozent mehr Informationen zum Thema
frage in der Ukraine. Oxana Kovalenko aus dem ukrainischen
INFO
Bildungsministerium wünscht sich deshalb, dass ihr Land
Deutschland hat 2013 35 PASCH-Fortbildungen und Hos-
Bereiche „Schulprojekte“ (87 Prozent),
langfristig „das Recht erwirbt, die DSD-I-Prüfungen eigen-
pitationspraktika, einen Jahresaufenthalt in Deutschland,
„Bildungspolitik“ (84 Prozent) und
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„Schulentwicklung“ erhalten. Auch die
verantwortlich durchzuführen und Lehrer entsprechend fort-
sechs Preisträgerstipendien, fünf DAAD-Vollstipendien,
„ZfA“ (81 Prozent) werden stärker als
zubilden“. Dieses Ziel treiben beide ZfA-Fachberaterinnen in
technische Geräte, Lern- und Lehrwerke im Rahmen
bisher nachgefragt. Themen rund um
der Ukraine bereits in konkreten Schritten voran. 2014 startete
des ukrainischen DSD-Schulnetzwerks finanziert. Hinzu
die „Wirtschaft“ möchten 66 Prozent
die ZfA mit der Einführung des Fortbildungsinstruments DSD
kommen jährlich Projekte wie „Jugend debattiert inter-
hingegen weniger häufig lesen als bis-
GOLD – Globales Online-Lernen Deutsch als Fremdsprache
national“ und DSD-Sommersprachcamps.
her, gefolgt von weniger „Kindergarten“
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Ieper. „Rein fachlich gesehen ist das Lernziel, die Geschichte
Gemeinsam mit den Schülern und der stellvertretenden
des Ersten Weltkriegs vor Ort zu erleben. Aber das ist nicht al-
KMK-Generalsekretärin Heidi Weidenbach-Mattar besuchte
les. Die Schüler können über den eigenen Tellerrand hinaus-
Löhrmann die französischen und britischen Soldatenfried-
schauen und erfahren, wie die Jugendlichen in einem europäi-
höfe in Ypern und Zonnebeke sowie den deutschen Soldaten-
schen Nachbarland leben“, erläutert PPRG-Geschichtslehrerin
friedhof in Poelkapelle. Dort liegt auch der Sohn der Künst-
Cristina Kothe, die den Austausch betreut.
lerin Käthe Kollwitz begraben. Zu seinem Gedenken schuf sie
das Mahnmal „Die trauernden Eltern“, das am Eingang des
Neben dem Besuch historischer Stätten stand deshalb auch
Friedhofs steht.
die kulturelle Begegnung im Vordergrund. Untergebracht in
Gastfamilien, hatten die 18 Siegener Schüler ausreichend Ge-
Zum Abschluss der Reise nahm die Delegation um Löhrmann
legenheit, sich mit Land und Leuten vertraut zu machen.
auf Einladung der deutschen Botschaft an der Zeremonie am
Menen-Tor teil. Das Tor trägt die Namen von 54.896 vermiss-
Wie reagieren junge Menschen, die mit dem Grauen der Ge-
ten Soldaten – ein Ort des Erinnerns gegen das Vergessen.
schichte konfrontiert werden? „Das ist Geschichte zum Anfassen und eben ganz anders, als wenn man einen nüchternen
Text in einem Geschichtsbuch liest“, berichtet die Projektleiterin. „Wenn wir in einem der restaurierten Schützengräben
stehen, können die Schüler ganz anders nachvollziehen, was
dies bedeutet und in welcher Angst die Soldaten gelebt haben.“
Erinnern gegen das Vergessen
Orte des Erinnerns
Für Sylvia Löhrmann war die flandrische Stadt bereits bekanntes Terrain, denn die KMK-Präsidentin besuchte zum
zweiten Mal mit Schülern die Erinnerungsorte des Ersten
Erinnern gegen das Vergessen
Weltkriegs. „Eine lebendige Demokratie braucht die reflektierten Erfahrungen der Vergangenheit, um die Gegenwart zu
gestalten und sich für die Zukunft zu öffnen. Darum ist historisch-politische Bildung in Form des Erinnerns so wichtig“, so
die Ministerin.
11. November 2014. Am Menen-Tor, dem britischen Kriegerdenkmal in Ypern, blasen Trompeten und Dudelsack
den „Last Post“, den Totengruß. Auf einem nahe liegenden Soldatenfriedhof erklingt die Melodie von „Sag mir,
wo die Blumen sind“. Gemeinsam mit Sylvia Löhrmann, Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2014, sind
deutsche und belgische Schüler an diesen Ort gekommen, um der Opfer des Ersten Weltkriegs zu gedenken.
Links: Besuch der Schützengräben „Dodengang“ („Totengang“) in
Diksmuide. Rechts: Gemeinsame Kranzniederlegung am Menen-Tor:
die ehemalige KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann (r.) und die stellvertretende KMK-Generalsekretärin Heidi Weidenbach-Mattar (l.) mit
Schülern des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums
von STEFANY KRATH
Die Schrecken des Ersten Weltkriegs bekommen in Ypern
Schützengräben und im Niemandsland rund um Ypern fielen
in der Nähe der belgischen Nordseeküste ein Gesicht, denn
zwischen 1914 und 1918 ungefähr eine halbe Million Men-
Flandern war einer der blutigsten Kriegsschauplätze des Ers-
schen. Unter ihnen nicht nur Deutsche, Franzosen, Briten und
ten Weltkriegs, die Stadt selbst wurde fast vollständig zerstört.
Belgier, sondern auch Marokkaner, Algerier, Tunesier, Senega-
„Wer die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten
Gegenwart der Jugendlichen anzuknüpfen, gilt es, neue For-
Am Jahrestag des Waffenstillstands reiste die Präsidentin der
lesen, Kanadier, Australier, Neuseeländer, Südafrikaner, Chine-
will, muss die Vergangenheit kennen und wissen, auf wel-
men des Erinnerns zu finden, gerade auch mit Blick auf den
Kultusministerkonferenz (KMK) Sylvia Löhrmann für zwei
sen, Inder, Jamaikaner und noch viele andere Nationalitäten.
chen Werten und historischen Fundamenten unsere Ge-
steigenden Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Zu-
sellschaft beruht. Die Auseinandersetzung mit den zeitge-
wanderungsgeschichte. Dies kann insbesondere dann gelin-
Tage nach Belgien, um sich gemeinsam mit Schülern des Sie-
Statement Sylvia Löhrmann, Präsidentin der KMK 2014
gener Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums (PPRG) das Ende des
Studienfahrt mit Geschichte
schichtlichen Ereignissen des 20. Jahrhunderts stärkt die
gen, wenn Schulen mit außerschulischen Partnern wie Ge-
Ersten Weltkriegs zu vergegenwärtigen. „Orte des Erinnerns
Heute ist Ypern auch ein Ort der Versöhnung. Seit über 40 Jah-
Persönlichkeitsentwicklung und die Identität der Schüle-
denkstätten und Museen kooperieren.
führen uns vor Augen, dass Freiheit, Demokratie und Selbst-
ren besteht eine Städtepartnerschaft zwischen der flämischen
rinnen und Schüler. Gleichzeitig schärft sie ihr historisches
bestimmung keine Naturgesetze sind, sondern immer wie-
Stadt und Siegen. Seit fast 25 Jahren besuchen sich Schüler
und politisches Bewusstsein und das Verständnis für gesell-
Die Kultusministerkonferenz hat sich wiederholt diesem
der erarbeitet und manchmal auch verteidigt werden müs-
beider Städte gegenseitig, initiiert von einem belgischen Sol-
schaftliche Prozesse.
Thema gewidmet und am 11. Dezember 2014 eine Empfeh-
sen“, so Löhrmann. „Die zahlreichen Kriegsgräberstätten und
daten, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Siegen stationiert
Denkmäler in Belgien bergen die fatale Geschichte des Ersten
war und danach als Lehrer am PPRG arbeitete. Das Austausch-
Dabei muss sich jede Schülergeneration den Zugang
Weltkriegs in sich – wo, wenn nicht hier, kann die Geschichte
programm fand zunächst mit einem Yperner Mädchengym-
zur deutschen Geschichte selbst erarbeiten. Um an die
des Ersten Weltkriegs bewusst und erfahrbar werden?“ In den
nasium statt, dann seit 1994 mit dem Koninklijk Atheneum
10
BEGEGNUNG 1-2015
lung zur Erinnerungskultur verabschiedet.“
BEGEGNUNG 1-2015
11
MELDUNGEN
AUSLAND
Schülergedenken –
Schülergedenken – 100 Jahre
100 Jahre
Erster Weltkrieg
Erster Weltkrieg
Meldungen
Meldungen
2. Europaspiele der Deutschen Auslandsschulen
Brüssel. Vom 19. bis 21. September
empfing die fünf Teams aus Deutschen
messen. Mit einem Fußballturnier am
fanden an der Internationalen Deut-
Schulen in Den Haag, Dublin, Genf,
Freitag konnte der Wettkampf begin-
In zahlreichen Schulprojekten beschäftigten sich
schen Schule Brüssel (iDSB) die 2. Eu-
Toulouse und Moskau in der europäi-
nen. Der Samstag stand ganz im Zei-
2014 weltweit Schüler mit der Geschichte des Ersten
ropaspiele der Deutschen Auslands-
schen Hauptstadt, um sich in verschie-
chen der Leichtathletik. Hier wurden
schulen statt. Die Gastgeberin iDSB
denen Disziplinen gemeinschaftlich zu
Sprint, Weitsprung und die Zwei-Ki-
Weltkriegs – und entdeckten das gemeinsame Ge-
lometer-Langstrecke von einem be-
denken als Quelle der Freundschaft.
geisterten Publikum begleitet. Den
Abschluss bildete ein Volleyballturnier
am Sonntag. In einem spannenden Finale gegen Moskau setzten sich die
Dublin
Szenen von der Westfront
Dublin
das Kriegsgeschehen dar.
Szenen von der Westfront
Gastgeber aus Brüssel knapp gegen ihre
russischen Partner durch. Zuvor er-
Singapur
langte das belgische Team bereits den
Turniersieg im Fußball. Zur festlichen
Preisverleihung kam der Deutsche Botschafter Belgiens, Dr. Eckart Cuntz, um
Szenisch stellten die Schüler
Ein behelmter Soldat, der vom Kampf im Schützengraben
berichtet, das Gesicht noch schlammverschmiert. Eine Krankenschwester, die ihre Erlebnisse im Lazarett schildert. Lebendige Szenen von der Westfront erwarteten die Besucher
den Teilnehmern gemeinsam mit dem
Schulleiter Jürgen Langlet persönlich
Straßennamen als Zeugen
zu gratulieren und ihnen die Preise zu
verleihen.
In Gruppen diskutierten Schüler der
GESS und des LFS Themen wie zum
Beispiel Kriegsgefangenschaft.
[JS]
Singapur
Straßennamen als Zeugen
der temporären Pop-up-Ausstellung auf dem Dubliner Eu-
Wettbewerbe zu Inklusion und Berufsbildung
rocampus. Über mehrere Monate hatten die jungen Darstel-
Woher kommt der Name „Trenchcoat“ für einen Mantel?
ler der St. Kilian’s Deutsche Schule Dublin und des Lycée
Wieso verbinden wir den Ausdruck „dicke Luft“ mit drohen-
Français d’Irlande Kriegsszenen geprobt, Gedichte einstudiert
der Gefahr? Ehemaligen Kriegsvokabeln wie diesen gingen die
gewählt, eine Jury entschied dann über
den Schulen eingesetzt. Betreut w
­ urden
und Ausstellungswände gestaltet, die das Kriegsgeschehen aus
Schüler der German European School Singapore (GESS) und
die drei Gewinner. Bundestagsvizeprä-
die Wettbewerbe von der Zentralstelle
den Perspektiven der Angehörigen unterschiedlicher Natio-
des Lycée Français de Singapour (LFS) bei ihrem Projekttag
sidentin Ulla Schmidt hat im Januar
für das Auslandsschulwesen, die mehr
nen – Irland, Frankreich und Deutschland – nachzeichneten.
am 11. November 2014 in gemischten Arbeitsgruppen auf den
als Schirmherrin die Preise überreicht.
als 140 Deutsche Auslandsschulen und
Am 11. November 2014, dem Jahrestag des Waffenstillstands
Grund. Einige setzten sich mit dem Leben der Kriegsgefange-
Ebenfalls ausgezeichnet wurden drei
rund 1.100 Sprachdiplomschulen fi-
von 1918, präsentierten sie das Ergebnis ihrer Arbeit in drei
nen in Singapur auseinander und entdeckten, dass dort Stra-
Projekte zur Berufsorientierung im
nanziell, personell sowie pädagogisch
Sprachen. Unter den Gästen waren die Botschafter Deutsch-
ßennamen noch heute an Schlachtfelder und Militärführer
deutschen Auslandsschulwesen. Der
betreut. Die BEGEGNUNG berichtet
lands, Frankreichs, Österreichs, Belgiens und ein Vertreter
erinnern. Wie unterschiedlich die Geschichte des Ersten Welt-
Wettbewerb „Schule macht Beruf“
über die Preisverleihung in der Aus-
der US-amerikanischen Botschaft. Neben den Live-Darstel-
kriegs im deutschen und im französischen Lehrplan vermittelt
richtete sich sowohl an Deutsche Aus-
gabe 2-2015.
lungen beschäftigte sich eine Wandausstellung mit Themen
wird, verglich eine andere Gruppe. Der Film „Merry Christmas“
Berlin. Das Auswärtige Amt hat zwei
landsschulen als auch an Sprachdip-
wie Waffenstillstand und Propaganda. „Wir glauben, dass
über den Weihnachtsfrieden von 1914 in den Schützengräben
Wettbewerbe initiiert, deren Gewin-
lomschulen weltweit. Insgesamt haben
der Eurocampus eine zentrale Rolle im Gedenken an den
lieferte weiteren Diskussionsstoff. Ausgangspunkt des Tages
ner im Rahmen einer Preisverleihung
38 geförderte Schulen Projekte einge-
Ersten Weltkrieg einnimmt, weil Schüler aus unterschiedli-
bildeten Reden des deutschen und des französischen Bot-
am 6. Januar 2015 in Berlin vorgestellt
reicht. Auch hier hat eine Fachkom-
chen Ländern – insbesondere aus den Nationen, die einander
schafters. „Im Rahmen dieses Projekttags wurden viele gute
wurden. Zum Thema Inklusion an
mission die Vorauswahl getroffen. Am
1914 noch bekämpft haben – heute unsere Schulen besuchen
Gespräche geführt“, resümierte Astrid Struve, Geschichtsleh-
Deutschen Auslandsschulen wurden
6. Januar hat Staatsministerin im Aus-
und in Frieden miteinander lernen“, so die Schulleiterin der
rerin an der GESS. „Die Schüler und Schülerinnen des LFS
bis Mitte Oktober 2014 19 Schulpro-
wärtigen Amt Prof. Dr. Maria Böhmer
St. ­Kilian’s, Alice Lynch. Als Vorbild trügen Schulen wie ihre
und der GESS erlebten die deutsch-französische Freundschaft
jekte für „DAS – gemeinsam lernen
die Preisgelder an die Siegerschulen
„ein Stück zur Zukunft Europas“ bei.
hautnah.“
und leben“ eingereicht. Eine Fachkom-
überreicht. Die insgesamt 17.500 Euro
JOHANNA BÖTTGES
mission hat die zehn besten Projekte
werden für Berufsbildungsprojekte an
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
12
[SG]
13
FOKUS: INKLUSION
FOKUS: INKLUSION
Inklusion:
16 Bundesländer, 16 Konzepte
mehr ausschließlich getrennt unterrichtet werden, sondern
solche Parallelstruktur wird immer dazu
bei Bedarf gemeinsam mit anderen Kindern lernen können.
führen, dass Lehrer, Eltern und Kinder
Zahlreiche Initiativen weltweit mündeten 1994 in die Erklä-
sagen: Der ist in einer anderen Schule
rung von Salamanca, in der sich 92 UNESCO-Staaten und
besser aufgehoben.“
zahlreiche internationale Organisationen – zunächst ohne
Rechtsbindung – zum Aufbau eines integrativen Bildungswe-
Elternwahlrecht
sens bekannten. Im gleichen Jahr gab die Kultusministerkon-
Fast überall dürfen Eltern jetzt laut
ferenz der Länder (KMK) erstmals Empfehlungen zur sonder-
Schulgesetz wählen, ob ihr Kind auf eine
pädagogischen Förderung heraus, die diese als gemeinsame
Regel- oder eine Förderschule geht. Einige
Aufgabe aller Schulen definierten. 2011 erweiterte die KMK
Bundesländer, darunter Bayern, Branden-
ihre Empfehlungen – als Reaktion auf die UN-Konvention
burg und Mecklenburg-Vorpommern, behalten
über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die in
sich jedoch vor, in bestimmten Fällen einzugreifen:
Deutschland 2009 in Kraft trat.
etwa wenn an der Wunschschule die Bedingungen für eine
angemessene Förderung des Kindes nicht gegeben sind. Eine
Mit der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet sich
Ausnahme ist Thüringen, wo das Schulamt über den Lernort
Deutschland, ein inklusives Bildungssystem bereitzustellen.
entscheidet. Faktisch eingeschränkt wird die Wahl dort, wo
Was das für die Praxis bedeutet, ist umstritten. „Der Deutsche
ein Teil der Förderschulen ausläuft. Das ist in Bremen, Ham-
Bundestag hat den Begriff ‚Inklusion‘ so verstanden, dass nur
burg und Schleswig-Holstein der Fall. Dort werden künftig
noch der gemeinsame Unterricht in Frage kommt“, sagt Otto
Kinder mit bestimmten Förderbedarfen – meist Lernen, Spra-
Speck, emeritierter Professor für Sonderpädagogik an der
che oder emotional-soziale Entwicklung – je nach Klassen-
Ludwig-Maximilians-Universität München. „Das steht aber
stufe überwiegend oder ausschließlich inklusiv beschult. Stu-
nicht in der UN-Konvention.“ Der deutschen Übersetzung
dien, zum Beispiel vom Institut zur Qualitätsentwicklung im
zufolge verpflichten sich die Vertragsstaaten, dass Menschen
Bildungswesen, zeigen, dass diese Kinder besonders vom Ge-
mit Behinderungen nicht „vom allgemeinen Bildungssystem
meinsamen Unterricht profitieren. Sie bilden neben Kindern
ausgeschlossen“ werden dürfen. Doch in Deutschland umfasse
mit Störungen in der geistigen Entwicklung, beim Hören, Se-
das allgemeine Bildungssystem auch die Förderschulen, so
hen sowie längerfristigen Erkrankungen die größte Gruppe
Speck. „Somit kann das deutsche Schulsystem formal bereits
der Förderschüler. Die übrigen Länder setzen auf eine allmäh-
als inklusiv betrachtet werden.“ Der Sonderpädagoge wider-
liche Vermehrung inklusiver Angebote, häufig mittels inklu-
spricht damit einem Inklusionsbegriff, der sich bundesweit
siver Schwerpunktschulen. Alle Förderschulen abzuschaffen,
durchgesetzt hat: Demnach ist inklusive Beschulung gleichbe-
plant derzeit kein Bundesland.
deutend mit gemeinsamer Beschulung von Kindern mit und
ohne Förderbedarf.
Sonderschule = Exklusion?
Überforderte Lehrer
Für Lehrer an Regelschulen ändert sich angesichts steigender
Inklusionsquoten vieles: Sie müssen sich auf Schüler mit ver-
Mit der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich
Das hatten die Vorreiter der Bewegung noch anders gesehen.
schiedensten Bedürfnissen einstellen. Speck warnt: „Die Er-
Deutschland unter anderem zu schulischer Inklu-
Otto Speck wirkte in den 70er Jahren an den Empfehlungen
schöpfungsrate der Lehrer ist ungefähr so hoch wie die von
des Deutschen Bildungsrats für die Integration behinderter
Polizisten. Wenn jetzt noch eine Aufgabe dazukommt und die
Kinder in das Schulsystem mit. Ziel war es, ein Angebot zu
Lehrer alleingelassen werden, sind sie glatt überfordert.“ Um
schaffen für so viel Gemeinsamkeit wie möglich und so wenig
die Qualität Gemeinsamen Unterrichts nicht dem Zufall zu
gesonderte Beschulung wie nötig. Speck begrüßt, dass mit dem
überlassen, sei in der Aus- und Fortbildung von Lehrern ein
Begriff Inklusion aus dem Angebot ein Rechtsanspruch auf
erheblicher Aufwand nötig. Das hat auch die KMK erkannt
gemeinsamen Unterricht geworden ist. Dass Sonderschulen
und 2014 die Standards für die Lehrerbildung überarbeitet, die
sion verpflichtet. Das wirft viele Fragen auf. Denn
wie Inklusion umgesetzt wird, entscheidet jedes
Bundesland für sich.
von JOHANNA BÖTTGES und STEFANY KRATH
Der Begriff Inklusion ist in den letzten Jahren zunehmend
mit und ohne Beeinträchtigungen frei von Diskriminierung
neuerdings vielen als Orte des gesellschaftlichen Ausschlus-
die Grundlage für alle Lehramtsstudiengänge bilden. Neben
zum Reizwort geworden. Politiker und Wissenschaftler, Jour-
und Berührungsängsten entfalten können.
ses gelten, betrachtet er jedoch mit Sorge. „Nach Auffassung
förderdiagnostischen Kompetenzen sollen angehende Lehrer
einer Mehrzahl der Eltern fühlen sich Kinder in Förderschu-
künftig lernen, mit Heterogenität umzugehen, in multiprofes-
len in ihrer Besonderheit eher angenommen und werden eher
sionellen Teams zu arbeiten und „Lehr- und Lernprozesse in-
verstanden.“ Dieter Katzenbach, Professor für Erziehungswis-
dividuell zu gestalten“, so KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann.
nalisten und Lehrer, Erzieher und Eltern streiten darüber, was
an Gemeinsamem Unterricht behinderter und nichtbehinder-
Gemeinsames Lernen in Deutschland –
eine lange Geschichte
ter Kinder? Um eine Schule für alle als einzige Möglichkeit?
Schon seit Jahrzehnten verfolgt man in Deutschland dieses
senschaft mit Schwerpunkt Lern- und Geistigbehindertenpä-
Oder bildet die Inklusion im Bildungswesen die Speerspitze
Ziel. Nachdem bereits in den 1880er Jahren separate soge-
dagogik an der Universität Frankfurt, hält ein Nebeneinander
Streitpunkt Lehrerausbildung
eines umfassenden Wertewandels der Gesellschaft, die sich
nannte Hilfsschulen für behinderte Kinder gegründet worden
von Sonder- und Regelschulen dennoch für einen Fehler. „Wir
In der Streitfrage, ob es weiterhin ein eigenständiges Lehr-
vom Leistungsdenken ab- und einem Ideal der Vielfalt zuwen-
waren, entwickelte sich in der Nachkriegszeit ein differenzier-
haben ein mäßiges bis schlechtes inklusives Angebot und sehr
amt Sonderpädagogik geben soll, sind die Länder uneins. Das
den soll? Die Debatte scheint oft unversöhnlich, dabei wün-
tes Sonderschulsystem. In den 70er Jahren kamen erste inte-
gut ausgebaute Förderschulen. Da ist es keine Überraschung,
zeigen die aktuellen Länderberichte zur Umsetzung der in-
schen sich Vertreter beider Seiten dasselbe: dass sich Kinder
grative Ansätze auf: Kinder mit Behinderungen sollten nicht
dass die Eltern sich für die Förderschulen entscheiden. Eine
klusiven Bildung, die der KMK vorliegen. Als Alternative
schulische Inklusion eigentlich bedeutet. Geht es um ein Mehr
14
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
15
FOKUS: INKLUSION
FOKUS: INKLUSION
„Lehrer sind keine
Kompetenzpakete“
Interview
Interview
mit Sönke Asmussen
mit Sönke Asmussen
gilt die Einbindung sonderpädagogischer Module in die üb-
aufgenommen. Daneben stellen sie Fort- und Weiterbildungs-
rigen Lehramtsstudiengänge. Berlin hat dies bereits Anfang
maßnahmen in unterschiedlichem Umfang bereit.
2014 umgesetzt. Speck hält nichts von einer Auflösung des
Sonderpädagogik-Lehramts. „Dabei kommen die speziellen
Zu wenig Ressourcen
Erfordernisse bestimmter Behinderungen zu kurz. Geistige
Laut Speck ist ein qualitativ hochwertiger Ausbau des gemein-
Behinderung zum Beispiel kann man nicht in einem zwei-
samen Lernens bislang nicht ausreichend finanziell abgesi-
stündigen Seminar abhandeln.“ Notwendig sei ein Doppel-
chert. „Es ist eine Milchmädchenrechnung, mit dem Schließen
system: „Man wird nach wie vor speziell ausgebildete Lehrer
der Sonderschulen und den Ressourcen, die dadurch frei wer-
brauchen. Daneben müssen selbstverständlich auch Lehrer an
den, den Gemeinsamen Unterricht auszubauen. Der Gemein-
allgemeinen Schulen eine Einführung in sonderpädagogische
same Unterricht kostet doppelt so viel wie das System der
Problemstellungen erhalten.“
Förderschulen.“ Der Pädagoge beruft sich auf eine Studie des
Wie gehen die Bundesländer an
Wahlrecht auf Dauer besteht, wird vom
ich nicht beurteilen, welche Konse-
das Projekt Inklusion heran? Fünf
Verhalten der Eltern abhängen. Wenn
quenzen das für die fachlichen Kom-
irgendwann in bestimmten Förderbe-
petenzen der Lehrer hat. Ein Gegen-
Bislang halten die meisten Bundesländer am dualen Sys-
mie von 2009. Auf 660 Millionen Euro schätzte 2012 die Ber-
reichen die Nachfrage an spezifischen
beispiel ist Baden-Württemberg: Dort
tem fest. Doch die Grenzen zwischen den Lehrämtern
telsmann Stiftung die Zusatzausgaben.
Bildungsangeboten nicht länger gege-
wird die Ausbildung um ein Semester
werden durchlässiger: So können in Rheinland-Pfalz bei-
konferenz der Länder (KMK) für
ben sein sollte, ist die öffentliche Hand
verlängert, von neun auf zehn Semes-
spielsweise angehende Sonder- und Grundschulpädagogen
Doch wer übernimmt die Kosten für Qualifikations- und
Fragen der sonderpä­dagogischen
gefordert, Strukturüberlegungen anzu-
ter Sonderpädagogik. Zusammen mit
Veranstaltungen des jeweils anderen Studiengangs belegen.
Umbaumaßnahmen, Hilfsmittel und Personal? Hierauf gibt
stellen. Sie können ein solches System
dem Vorbereitungsdienst ist das eine
In die Ausbildung der allgemeinen Lehrämter wurden bereits
es keine einfache Antwort. Je nach Land ist eine Vielzahl un-
nicht von heute auf morgen umstellen.
Ausbildung von sechseinhalb Jahren.
in allen Ländern inklusionspädagogische Grundkompetenzen
terschiedlicher Leistungs- und Kostenträger in die Förderung
Für Kinder, Eltern, Lehrkräfte und Kos-
Das ist ein hochspezifischer Lehrerbe-
eingebunden – von Schulträgern über Jugend- und Sozialäm-
tenträger gilt gleichermaßen: Lernen
ruf. Den Sonderpädagogen stehen als
ter bis zu Krankenkassen. Die Diskussion, wie der Mehrauf-
am Erfolg.
„Sparringspartner“ die Lehrkräfte der
wand unter all diesen Akteuren aufzuteilen ist, berührt so-
Fragen an Sönke Asmussen, Berichterstatter der Kultusminister-
Förderung für Kinder mit Behinderungen.
Herr Asmussen, wie inklusiv ist das deutsche Schulsystem?
Berliner Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökono-
gar das Föderalismusprinzip. So fordern Lehrerverbände, der
allgemeinen Schulen gegenüber, die
Verteilung der Schüler mit sonderpädagogischem
Förderbedarf in Deutschland auf die einzelnen
Förderschwerpunkte – Schuljahr 2012/2013
Bund müsse sich über das bestehende Kooperations­verbot
Durch die Einführung der Schulpflicht
Die KMK hat 2014 die Standards der
sich durch das sonderpädagogische
und die Gründung von Sonderschulen
Lehrerbildung aktualisiert. Wie positio-
Zusatzmodul wesentliche Kernkompe-
hat Deutschland früh das Bildungs-
niert sie sich zu der Frage, ob ein eigen-
tenzen aneignen: Sie erwerben zuneh-
recht für alle Kinder verwirklicht, un-
ständiges Lehramt Sonderpädagogik
mend Systemwissen, Kooperations-
abhängig von Art und Schwere der
weiterhin bestehen bleiben soll?
kompetenz, diagnostische Kompetenz
Behinderung. Insofern ist der Zugang
Wir stehen in der Lehrerbildung vor
sowie Kenntnisse zu Fragen des Indi-
Förderschulen an Regelschulen setzt, schafft Nordrhein-West-
zu Bildung für alle gesichert. Mit der
zwei großen Herausforderungen: Leh-
vidualisierens und Differenzierens. Mit
falen zusätzliche Stellen.
Behindertenrechtskonvention lautet
rer sollen in ihrem Unterrichtsfach und
diesem Modell bereitet Deutschland
aber die Frage nicht mehr: Gehen alle
in der Inklusion besser sein. Aber Leh-
sich gut auf die neue Aufgabe vor.
Kinder zur Schule? Sondern: Gehen alle
rer sind keine Kompetenzpakete, de-
Kinder in ein und dieselbe Schule? Das
nen man immer noch eine zusätzliche
Ist der Ausbau des Gemeinsamen Unter-
sorgung der Schulen zu erreichen, verteilen einige Länder
stellt ein System wie das deutsche mit
Kompetenz hinzufügen kann. Wenn
richts finanziell ausreichend abgesichert?
sonder­pädagogische Arbeitszeit unabhängig von der Anzahl
seinem sehr ausdifferenzierten Son-
Lehrkräfte über eine zusätzliche Kom-
Wie viele zusätzliche Ressourcen ein
förderbedürftiger Schüler. So erhalten Bremer Grundschulen
derschulwesen vor besondere fachliche
petenz verfügen sollen, muss man in
Kind in der Inklusion braucht, ist stark
pauschal für sechs Prozent aller Schüler drei Wochenstunden
und strukturelle Herausforderungen.
der Regel gleichzeitig entscheiden, über
vom Einzelfall abhängig. Es hängt auch
extra. Für langjährige Inklusionsschulen kann das eine Ver-
welche anderen Kompetenzen sie dann
davon ab, welche Organisationsformen
schlechterung bedeuten, denn sie haben häufig mehr Kinder
Kritiker sagen, eine Abschaffung aller
nicht mehr verfügen. Vor diesem Hin-
gewählt werden und wie groß das Er-
mit Förderbedarf.
Sonderschulen gehe zu weit. Was ist die
tergrund hat sich die KMK entschieden,
fahrungswissen der jeweiligen allge-
Zielperspektive der Länder?
ein spezifisches sonderpädagogisches
meinen Schule ist. Bedarfsprognosen
Für Kinder, die wir gestern noch als för-
Lehramt beizubehalten. Gleichzeitig
fallen darum schwer. Fest steht: Alle
der- oder sonderschulbedürftig bezie-
hat sie die Entscheidung getroffen, dass
Länder unternehmen enorme Anstren-
hungsweise förder- oder sonderschul-
alle Lehrämter sich mit Fragen der In-
gungen, denn zu den Ausbauplänen ge-
pflichtig bezeichnet haben, müssen wir
klusion beschäftigen müssen.
hören gewaltige Summen.
Bildungsangebot in allgemeinen Schu-
Nicht alle Länder halten sich daran.
len sichern. Die meisten Länder ver-
In Berlin wurde bereits Anfang 2014
Die aktuelle Übersicht zur Umsetzung
binden das in der Übergangszeit mit
das
der inklusiven Bildung in den Ländern
einer Wahlmöglichkeit für die Eltern.
abgeschafft.
(Stand: 18. November 2014) stellt die
Andere Länder gestalten bestimmte
Da ich die dortigen Ausbildungs- und
KMK auf Nachfrage zur Verfügung.
Sonderschultypen auslaufend. Ob ein
Prüfungsordnungen nicht kenne, kann
16
Lehramt
ebene verbietet. Die Länder investieren indessen in unterschiedlichem Maße in den Umbau. Während Sachsen auf eine
reine Umverteilung der vorhandenen Sonderpädagogen von
Uneinigkeit herrscht auch darüber, wie vorhandene Stellen umverteilt werden sollen. Um eine personelle Grundver-
morgen ein qualitativ vergleichbares
sonderpädagogische
Angaben in Prozent (Abweichung zu 100 Prozent ergibt sich durch
Rundungseffekte)
hinwegsetzen, das ihm Bildungsinvestitionen auf Länder­
BEGEGNUNG 1-2015
Zahl der Kinder an Förderschulen sinkt nicht
Förderschwerpunkte
39,9% Lernen
16,1% Geistige Entwicklung
14,3% Emotionale und soziale Entwicklung
11,0% Sprache
6,8% Körperliche/motorische Entwicklung
3,5% Hören
2,7% Übergreifend bzw. ohne Zuordnung
2,3% Kranke
1,9% Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung
(LSE)
1,5% Sehen
Auf den ersten Blick zeichnet sich eine positive Entwicklung
Quelle: Bertelsmann Stiftung
Während immer mehr Schüler mit Förderbedarf inklusiv
BEGEGNUNG 1-2015
ab. Bundesweit ist der Inklusionsanteil, also der Prozentsatz
inklusiv beschulter Kinder an allen Schülern mit Förderbedarf, in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Gut jeder
vierte der knapp eine halbe Million Förderschüler besuchte
im Schuljahr 2012/2013 eine Regelschule. Je nach Land allerdings rangiert der Anteil zwischen 15 und 63 Prozent. Grund
dafür sind die jeweiligen historisch gewachsenen Schulformen und Unterrichtspraktiken, aber auch unterschiedliche
Diagnoseverfahren und Förderquoten. Auffällig ist außerdem:
17
FOKUS: INKLUSION
INFO
FOKUS: INKLUSION
die Unterzeichner eines Positionspapiers, das beim 15. Göttinger Kongress für Erziehung und Bildung im Oktober 2014
Der 2003 entwickelte Index für Inklusion gibt Hin-
veröffentlicht wurde. Die Pädagogen fordern, „auf allen gesell-
weise zur Schulentwicklung und Selbstevaluation auf
schaftlichen Ebenen grundsätzlich umzudenken“. Annedore
www.montag-stiftungen.de unter „Projekte – Inklusion“.
Prengel, Begründerin der sogenannten Pädagogik der Vielfalt,
bekräftigte die Bedeutung des Bildungswesens in diesem Pro-
Das Ergebnis des Wettbewerbs „DAS – gemeinsam ler-
zess. „Kitas und Schulen sind der einzige Ort, der von den An-
nen und leben. Inklusion an Deutschen Auslands-
gehörigen aller Schichten besucht wird.“
schulen“ können Sie in der kommenden Ausgabe der
­BEGEGNUNG nachlesen.
Sag es
einfacher
Potenzial der Auslandsschulen
Auch für Deutsche Auslandsschulen ist die UN-Konvention
verbindlich. Für Anfang 2015 plant der Bund-Länder-Ausschuss für schulische Arbeit im Ausland (BLASchA), Hinweise
Sag es
einfacher
unterrichtet werden, bleibt die Zahl der Kinder an Förderschu-
zur Inklusion an Deutschen Auslandsschulen zu veröffentli-
len nahezu gleich. „Man erzeugt höhere Inklusionsquoten, in-
chen. Hiermit sollen die Anforderungen des Profilmerkmals
Leichte Sprache will nicht die Errungenschaften der deutschen Sprache in Frage stellen, sondern Kommunika-
dem man mehr Kindern sonderpädagogischen Förderbedarf
„Inklusives Arbeiten“ der Bund-Länder-Inspektion konkreter
tionshürden beseitigen.
anhängt“, ist Katzenbach überzeugt. Auch für Speck sind diese
beschrieben werden, zu dessen Kriterien ein inklusives Leit-
Zahlen kein Resultat von mehr Gemeinsamkeit: „Da stecken
bild, eine barrierefreie Infrastruktur, Qualifizierungsmaß-
viele Kinder drin, die früher nie eine Sonderschule hätten be-
nahmen für Lehrkräfte und Möglichkeiten individueller
„Teilhabe beginnt mit der Kommunikation“, ist Brigitte Sei-
übersetzen. „Es besteht immer die Gefahr, dass Inhalte ver-
suchen müssen. Die Lehrer melden eine steigende Zahl von
Leistungsbewertung gehören. Auch konkrete Hilfestellungen
del überzeugt. Doch die deutsche Sprache mit ihrem Hang
loren gehen“, sagt Seidel. „Komplexe Zusammenhänge kön-
Kindern als Risikokinder, weil sie Hilfe brauchen und sich zu-
werden angeboten.
zu komplizierten Sätzen, langen Silbenkombinationen und
nen mit Leichter Sprache oft nicht transportiert werden.“ Sie
Fremdwörtern birgt für einige Menschen kaum überwindbare
bleibe somit ein Hilfsmittel.
sätzliche Ressourcen erhoffen.“
Das Thema Inklusion sei bei den Schulleiterversammlungen
Hindernisse. Seidel übersetzt darum deutsche Texte in ein ver-
Dass Veränderungen im Bildungssystem maßgeblich zu ei-
präsent, werde aber auch durch den vom Auswärtigen Amt
ständlicheres Deutsch – in die sogenannte Leichte Sprache.
nem Wandel gesellschaftlicher Werte beitragen könnten, hält
2014 ausgelobten Inklusionswettbewerb ins Bewusstsein ge-
Speck für eine Illusion. „Es ist richtig, dass die Erziehung eine
rufen, so Rolf Bennung, Ländervertreter für Schleswig-Hol-
ganze Menge bewirken kann. Aber die Erziehung kann nicht
stein im BLASchA. „Im Laufe der Zeit wird sich die Kultur
eine gesamte Gesellschaft ändern.“ Dazu äußerten sich auch
Schritt für Schritt verändern. Zwar werden inklusiv beschulte
Die Nachfrage steigt
Leichte Sprache bezieht sich nicht nur auf das geschriebene
Kinder Einzelfälle bleiben, aber sie werden häufiger vorkom-
„Viele Menschen verstehen schwere Sprache nicht.
Darum gibt es Leichte Sprache.
Leichte Sprache verstehen alle besser.“
men.“ Aus Erfahrung weiß der ehemalige Auslandslehrer: Bei
Netzwerk Leichte Sprache
Wort. „Die verbale Kommunikation wird oft unterschlagen,
dabei ist sie ganz wichtig“, sagt Seidel. Als Leiterin des Klartext-Büros der Lebenshilfe Offenburg schult sie Mitarbeiter
von Behörden, sozialen Einrichtungen und Unternehmen, die
Leichte Sprache anwenden wollen – vom kommunalen Jobcenter bis zum Mobilfunkanbieter. Hinter der erhöhten Nach-
der Umsetzung von Inklusion haben es Auslandsschulen in
frage steckten nicht nur soziale Motive, erklärt Seidel. „Behör-
mancher Hinsicht schwerer als Schulen im Inland. „Meistens
steht kein sonderpädagogisches Know-how zur Verfügung.“
Kurze Sätze, eine vereinfachte Grammatik, wenige Fachbe-
den melden sich verstärkt, weil sie gemerkt haben, dass ihre
Das sei zum einen eine finanzielle Frage, aber auch eine Frage
griffe und klar strukturierte Informationen sind die wichtigs-
Rechnungen nicht bezahlt werden, weil die Leute sie einfach
des Standorts. Unterstützende Strukturen wie Förderzentren
ten Regeln, die das 2006 gegründete Netzwerk Leichte Sprache
nicht verstehen. Aber auch Unternehmen entdecken Leichte
fehlten im Ausland oft.
nennt. Erste Initiativen für eine vereinfachte Sprache gab es
Sprache zunehmend für sich, weil sie viele Kunden sonst nicht
bereits Jahrzehnte zuvor. Heute findet sich Leichte Sprache
erreichen.“
„Starke Gemeinschaften“
unter anderem in den USA, Großbritannien, Skandinavien
Von Vorteil sei aber die Multiprofessionalität der Schulen,
und im Baltikum.
die oft Sozialpädagogen und Psychologen beschäftigen. Auch
könnten sie aufgrund ihres selbstverwalteten Haushalts fle-
„Leichte Sprache ist für einen breiten Bevölkerungsteil von
xibler auf Anforderungen reagieren. Für wichtig erachtet der
Vorteil“, sagt Seidel. Nicht nur wer kognitiv eingeschränkt,
Leiter einer inklusiven Lübecker Schule intensive Teamarbeit –
sondern auch wer wenig gebildet sei oder nicht gut Deutsch
aus seiner Sicht eines der besonderen Potenziale der Schulen:
spreche, profitiere von Leichter Sprache. Auch Menschen mit
INFO
„Auslandsschulen sind starke Gemeinschaften. Die Erfahrung
Sehproblemen, häufig Älteren, erleichtere sie das Lesen.
2014 erschien das Themenheft „Leichte und Einfache
Sprache“ der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“
zeigt, dass viel mehr möglich ist, als man glaubt, wenn man als
Gemeinschaft zusammenhält.“
Laut der Level-One-Studie der Universität Hamburg zu Anal-
der Bundeszentrale für politische Bildung unter
phabetismus haben rund 7,5 Millionen Menschen in Deutsch-
www.bpb.de
land Schwierigkeiten, zusammenhängende Texte oder Sätze
Gleichberechtigte Teilhabe an Bildung auch für Kinder mit
Behinderung – bei diesem Ziel sind sich alle Seiten einig.
zu verstehen – jeder siebte Erwachsene. Ein Viertel der Deut-
Tipps gibt der Ratgeber „Leichte Sprache“ des Bundes-
schen liest und schreibt zudem fehlerhaft. Leichte Sprache
ministeriums für Arbeit und Soziales auf www.bmas.de
hilft ihnen, komplexe Gesetzestexte, Verträge und Websites
­unter „Service – Publikationen“.
besser zu verstehen. Doch nicht alles lässt sich eins zu eins
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BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
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FOKUS: INKLUSION
FOKUS: INKLUSION
„Wir dürfen die Auslandsschulen nicht
mit den Herausforderungen,
die inklusiver Unterricht mit sich bringt,
alleinlassen“
Interview mit Ulla Schmidt
Interview mit Ulla Schmidt
Seit Jahren engagiert sich Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt (SPD) für die Integration und Teilhabe be-
Menschen mit Behinderung nach Mög-
Es gibt bereits viele positive Beispiele,
keine Möglichkeit, diese zusätzlichen
hinderter Menschen. Stefany Krath sprach mit der Sonderpädagogin über die Umsetzung von Inklusion im
lichkeit eine Regelschule besuchen
wo Binnendifferenzierung gelingt, wo
Kosten durch Einsparungen an anderen
sollen. Mehr als ein Viertel der Kinder
die Kolleginnen und Kollegen es schaf-
Stellen zu kompensieren. Wie kann die
und Jugendlichen mit besonderem För-
fen, allen Schülern gerecht zu werden.
Bundesrepublik helfen, ohne bestehende
deutschen Auslandsschulwesen.
derbedarf besucht inzwischen eine Re-
Diese Erfahrungen müssen wir uns zu-
Standards zu gefährden?
Frau Schmidt, Sie haben sich sofort be-
mehr gefördert und gefordert werden
ebenfalls die Möglichkeit zu geben,
gelschule. Gleichzeitig geht jedoch der
nutze machen und sie in die Fort- und
Die Verwaltungsvorschriften zum Aus-
reit erklärt, beim Inklusionswettbewerb
muss. Ich würde mir wünschen, dass
eine Deutsche Schule im Ausland zu
Anteil der Kinder, die in Sonderschulen
Weiterbildung von Lehrkräften auf-
landsschulgesetz sehen vor, dass für in-
des Auswärtigen Amts die Schirmherr-
die Deutschen Schulen im Ausland ihr
besuchen. Nicht nur sie, auch ihre
unterrichtet werden, nicht zurück, weil
nehmen. Ich wüsste keinen Grund, wa-
klusiven Unterricht pauschal weitere
schaft zu übernehmen. Was hat Sie dazu
Angebot an inklusiver Beschulung mit-
Mitschülerinnen und Mitschüler wür-
die Zahl der Schülerinnen und Schüler
rum wir es uns nicht zum Ziel setzen
0,5 Prozent der anrechenbaren Wo-
bewogen?
telfristig deutlich ausbauen. Im besten
den von einem größeren Miteinander
mit besonderem Förderbedarf steigt.
sollten, auch unsere Auslandsschulen
chenstunden addiert werden. Es wird
Als mich die Anfrage erreichte, die
Fall kann so auch ein Austausch über
profitieren.
zu Schulen für alle zu machen: Schulen,
sich zeigen müssen, ob diese Regelung
Schirmherrschaft für den Inklusions-
die Frage der inklusiven Beschulung
Um diesen Schülerinnen und Schülern
in denen jedes Kind die Unterstützung
ausreichend ist oder ob hier gegebe-
wettbewerb zu übernehmen, habe ich
mit den Schulen des jeweiligen Landes
Laut UNESCO-Kommission wird In-
genauso wie allen anderen – dem Kind
bekommt, die es braucht, in denen die
nenfalls nachgesteuert werden muss.
ohne Zögern zugesagt, weil ich mich
entstehen.
klusion als ein Prozess verstanden, bei
mit Migrationshintergrund ebenso wie
Kinder und Jugendlichen gemeinsam
Ich bin sehr dafür, insbesondere diesen
dem auf die verschiedenen Bedürfnisse
dem Kind mit einer Hochbegabung –
lernen und auch voneinander lernen.
Bereich des Auslandsschulgesetzes bei-
über die Initiative sehr gefreut habe
und sie als sehr sinnvoll erachte. Mit
Natürlich muss aber klar sein: Den
von allen Kindern, Jugendlichen und
gerecht zu werden, brauchen wir die
dem Ziel, den Unterricht an den Deut-
Schulen lediglich den Auftrag mitzu-
Erwachsenen eingegangen wird. Dies
entsprechenden Voraussetzungen. Das
Schulische Inklusion gibt es nicht kos-
– zu reagieren. In jedem Fall muss klar
schen Schulen im Ausland künftig in-
geben, sie bei der Umsetzung jedoch
bezieht sich nicht nur auf Kinder mit
sind unter anderem kleine Klassen und
tenfrei. Die privaten Schulträger im
sein, dass wir die Schulen vor Ort nicht
klusiver zu gestalten, stellen wir die
alleinzulassen, kann nicht unser An-
Behinderungen bzw. sonderpädagogi-
genügend gut ausgebildete Lehrkräfte.
Auslandsschulwesen haben im Regelfall
mit den steigenden Aufgaben und He-
Kolleginnen und Kollegen vor Ort ge-
satz sein. Auch deshalb begrüße ich
schem Förderbedarf, sondern beispiels-
rausforderungen, die inklusiver Un-
wiss vor zusätzliche Herausforderun-
die Initiative des Auswärtigen Amts
weise auch auf Kinder aus Armutsla-
terricht mit sich bringt, alleinlassen
gen. Dies wird umso deutlicher, wenn
sehr, einen Inklusionswettbewerb ins
gen, aus sprachlichen und ethnischen
dürfen. Andernfalls würden wir Gefahr
man die aktuellen Diskussionen über
Leben zu rufen. Ich erhoffe mir hier-
Minderheiten. Inklusiver Unterricht
laufen, die Unterstützung der Lehr-
die inklusive Beschulung im Inland
von einen besseren Überblick über
bedeutet: jedem Kind die individuell
kräfte oder der Eltern zu verlieren. Wir
verfolgt. Vor diesem Hintergrund sind
eventuelle Problemlagen und nach
passende Förderung zu bieten, die es
können die Ziele nur erreichen, wenn
umso mehr kreative Ansätze und neue
Möglichkeit natürlich auch geeignete
benötigt. Das sollte immer und überall
alle an einem Strang ziehen!
Ideen gefragt, wie man inklusiven Un-
Lösungsansätze.
unser Anspruch sein – auch und erst
terricht unter den besonderen Bedin-
recht an unseren Auslandsschulen.
gungen einer Auslandsschule bestmög-
Bislang verstand man unter „Begeg-
lich gewährleisten kann.
nungsschule“ einen Ort für die Begeg-
In Deutschland gibt es ein diversifizier-
nung zweier oder gar mehrerer Sprachen
tes Angebot an Schulen, die mit unter-
Das Auslandsschulgesetz nimmt aus-
und Kulturen. Jetzt kommt das Thema
schiedlichen Profilen Förderbedarf spe-
drücklich die Inklusion als Zielsetzung
Inklusion hinzu. Lässt sich das alles pä-
zifisch abdecken können. Glauben Sie,
auf. Damit erhalten die Schulen einen
dagogisch leisten?
dass dies an Auslandsschulen umgesetzt
konkreten Auftrag. Welche Absicht hat
Die Deutschen Schulen im Ausland ste-
werden kann?
der Bundestag damit verfolgt?
hen schon heute für Vielfalt auf jeder
Ich bin der Meinung, dass das unser
Ich bin der Meinung, dass die Inklusion
Ebene und im besten Sinne! Vor die-
Ziel sein sollte! Natürlich geht nichts
in unseren Auslandsschulen, die auch
sem Hintergrund sollte es für uns eine
von heute auf morgen – bei unseren
ein Aushängeschild unseres Bildungs-
Selbstverständlichkeit sein, Kindern
Schulen im Inland setzt sich gerade
systems in der Welt darstellen, künftig
und Jugendlichen mit Behinderung
mehr und mehr durch, dass junge
20
zeiten zu evaluieren und – wenn nötig
BEGEGNUNG 1-2015
„Laut UNESCO-Kommission wird Inklusion
als ein Prozess verstanden, bei dem auf
die verschiedenen Bedürfnisse von allen
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
eingegangen wird.“
BEGEGNUNG 1-2015
21
FOKUS: INKLUSION
FOKUS: INKLUSION
Auf Einzelne eingehen
inklusiv
Zielsetzung der Lehrer an der ESK ist es, flexibel auf
gingen die Lehrer zu-
einzelne Kinder einzugehen. So erhält beispielsweise
nächst nach dem Prinzip
eine Fünftklässlerin zusätzlichen Deutschunterricht, wäh-
Fördern statt fortschicken
auszurichten,
„Probieren und verwerfen“ vor,
rend ihre Klassenkameraden Erdkunde lernen. Sie wird dafür
so Schulleiterin Weber. Eine son-
von der Erdkunde-Benotung ausgenommen. Ein Junge mit
derpädagogische Fachkraft einzustellen
Konzentrationsschwäche bekommt für seine Aufgaben zu-
sei für die Schule ein wichtiger Schritt gewesen. „Wir haben
sätzliche Schreibzeit und extragroße Arbeitsblätter. Eine an-
gesehen: Mit unseren Kompetenzen kommen wir nicht wei-
dere Schülerin ist aufgrund verschiedener Lernstörungen von
ter. Entweder wenden wir knallhart unsere Versetzungskrite-
der Notengebung befreit. Maßnahmen wie diese, die Nach-
rien an und arbeiten nur mit den Schülern weiter, die in die
teile einzelner Schüler ausgleichen sollen, muss Schulleiterin
nächste Klassenstufe versetzt wurden – oder wir überlegen,
Weber für jeden Einzelfall von den deutschen Behörden ge-
welche anderen Möglichkeiten es gibt.“ Eine Sonderpädagogin
nehmigen lassen. Sie wünscht sich klarere Regelungen aus
zu finden ist jedoch nicht einfach. Hartwein war eine von we-
Deutschland, die vorgeben, welche Maßnahmen erlaubt sind.
nigen Bewerbern mit dieser Qualifikation.
„Ideen zu bündeln und den Informationsfluss zu stärken, das
wäre hilfreich.“
Kollegen einbeziehen
Auch die Kollegen mussten in puncto Inklusion zunächst mit
Fällt einer Lehrkraft auf, dass ein Kind Schwierigkeiten beim
ins Boot geholt werden. So freut sich Sonderpädagogin Hart-
Lernen hat, besucht Hartwein zunächst dessen Unterricht, um
wein, dass sich der Grundsatz, möglichst keinen Schüler weg-
sich ein Bild zu machen. Wie verhält sich das Kind? Tut es sich
zuschicken, mittlerweile als gemeinsames Ziel fest etabliert
mit einem bestimmten Fach schwer? Fehlt ihm der deutsche
habe. „Einige Lehrer mussten allerdings erst ein Verständnis
Wortschatz? Herauszufinden, wo genau der Bedarf liegt, sei oft
dafür entwickeln, dass der Nachteilsausgleich für Einzelne
gar nicht so einfach, sagt die Sonderschullehrerin. In Gesprä-
nicht ungerecht gegenüber anderen Kindern ist“, so Hartwein.
chen mit den betroffenen Schülern und ihren Eltern forscht
In regelmäßigen Treffen bespricht das Kollegium Probleme
sie nach möglichen Ursachen und überlegt, was dem Kind
und Fortschritte der Kinder.
helfen könnte. Um einen Förderbedarf zu diagnostizieren,
nutzt sie deutsche Testverfahren.
Inklusion in der Praxis – wie geht das? Einige
Deutsche Auslandsschulen stellen sich bereits
der Herausforderung, wie zum Beispiel die
Dennoch bleibt noch viel zu tun, finden die beiden Lehrerinnen. „Wir sind auf dem Weg, aber uns fehlen noch Hilfs-
Inklusion in der Praxis – wie geht das? Einige
Oft fehlt das Verständnis
Deutsche Auslandsschulen stellen sich bereits
Die Zusammenarbeit mit den Eltern funktioniere mal mehr,
Hartwein. „Bisher können wir das nur manchen Schülern an-
der Herausforderung, wie zum Beispiel die
mal weniger gut, berichtet Hartwein. Oft fehle grundsätzlich
bieten.“ Schulleiterin Weber wünscht sich dafür zusätzliche
Europa-Schule Kairo.
das Verständnis für das Thema Behinderung oder Andersar-
Unterstützung aus Deutschland: „Der erforderliche personelle
tigkeit. „Eltern sehen die Probleme meistens nicht, jedenfalls
Aufwand übersteigt unsere Möglichkeiten, auch als Privat-
nicht bei ihrem Kind.“ Aber es gebe auch Eltern, die sehr dank-
schule.“
Europa-Schule Kairo.
und Lehrkräfte, um flächendeckend fördern zu können“, sagt
bar für ihre Hilfe seien. Die Europa-Schule informiert sie regelmäßig über die Entwicklung ihres Kindes. „Wir versuchen
von JOHANNA BÖTTGES
vor allem, den Druck von zu Hause rauszunehmen. Die Kinder
sind oft angespannt oder haben Blackouts.“
Wer in Ägypten zur Schule geht und eine Behinderung oder
diesen Schulen Probleme hätten, fehlt die Perspektive für eine
Die meisten Probleme bestehen laut Hartwein im Zusammen-
Lernschwäche hat, kann meist nicht auf besondere Förderung
angemessene und optimierte Bildung. Um diese Schüler küm-
hang mit der deutschen Sprache, die für die meisten Kinder
hoffen. Zwar kann im ägyptischen Schulsystem niemand sit-
mern wir uns – oder versuchen es zumindest.“
eine Fremdsprache ist. Mehr als 90 Prozent der ESK-Schüler
zenbleiben, aber für viele förderbedürftige Kinder bedeutet
sind Ägypter. In betreuten Kleingruppen üben Kinder mit be-
das, nach neun Pflichtjahren die Schule zu verlassen – oft
Um diesen Anspruch verwirklichen zu können, hat Weber im
sonderem Unterstützungsbedarf zum Beispiel Lesen oder Ge-
ohne Abschluss und Perspektive. Deutsche Auslandsschulen
Schuljahr 2013/2014 neben dem bereits vorhandenen Sozial-
schichtenschreiben. Zudem hat die Schule einen Förderraum
wie die Europa-Schule Kairo (ESK) stellt das vor Probleme:
pädagogen eine Sonderschullehrerin eingestellt. Wibke Hart-
eingerichtet, in dem Kinder unter Aufsicht ungestört arbeiten
Kommen Kinder in ihrem Unterricht nicht zurecht, mangelt
wein erarbeitet derzeit ein Inklusionskonzept für die Schule
können. Doch nicht immer findet die Förderung getrennt von
es an Alternativen. „Die Probleme eines Kindes lösen sich
und kümmert sich zugleich um die praktische Umsetzung.
der Klasse statt. Speziell geschulte Mitarbeiter kommen auch
nicht, wenn es auf eine andere Schule wechselt“, ist sich Schul-
Zusätzlich unterstützen Assistenzkräfte das Inklusionsteam.
stundenweise in den Unterricht, um Kinder zu unterstützen
leiterin Dagmar Weber bewusst. Ihr Ziel ist es darum, Schüler
Etwa 30 der rund 700 Schüler der ESK haben einen diagnos-
und Lehrkräfte zu entlasten.
so lange wie möglich an der ESK zu behalten und zu fördern.
tizierten Förderbedarf. Die meisten von ihnen sind verhal-
„Leistungsschwachen Schülern empfehlen wir gerne auch al-
tensauffällig oder lernschwach, seit Kurzem lernt auch ein
Nicht ohne Fachkompetenz
ternative Schulmodelle in Kairo. Aber Kindern, die auch an
Mädchen mit Körperbehinderung an der Europa-Schule.
Als das Kollegium im Schuljahr 2011/2012 anfing, sich stärker
22
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
Um Kindern mit Behinderungen den Schulalltag zu erleichtern, genügen
den Lehrkräften der ESK teilweise einfache Mittel wie Markierungen auf
der Tischplatte.
23
Serie Bildungsforschung
INLAND
INLAND
„Ich glaube nicht, dass ein
System für alle Problemlagen
das Beste ist“
Inklusion ist der richtige Weg, aber sie hat auch Grenzen. Dieser Meinung ist Prof. Dr. Bernd Ahrbeck, der Rehabilitationswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrt. Im Gespräch mit Johanna Böttges tritt
er für ein Ende ideologischer Debatten und für eine gemäßigte Inklusion ein, die das Wohl der Kinder in den
Mittelpunkt stellt.
Herr Prof. Dr. Ahrbeck, Sie haben den
erkennt und entsprechend benennt?
die Konvention Auskunft über die Art
Lehrstuhl für „Verhaltensgestörtenpäda­
Aber es gibt innerhalb des Inklusions-
beziehungsweise die Gliederung des
gogik“ inne. Verträgt sich die Inklusion
diskurses Bemühungen von radikaler
Schulsystems? Darüber streiten sich
mit einer solchen Bezeichnung?
Seite, die diese Kategorien und letzt-
die Experten. Die KMK hat geschrie-
„Verhaltensstörung“ ist eine klinische
lich auch den Behinderungsbegriff ab-
ben, Aussagen über die Gliederung des
Kategorie, die der internationalen
schaffen wollen.
Schulsystems fänden sich in der Kon-
Klassifikation für seelische Erkran-
vention nicht. Das ist richtig: Darin
kungen folgt. Im sonderpädagogischen
Gäbe es Ihren Lehrstuhl dann überhaupt
steht nur, dass die Kinder Zugang zu
Sprachgebrauch heißt es „Förderung
noch?
einem unentgeltlichen, allgemeinen –
der emotional-sozialen Entwicklung“.
Man könnte theoretisch denken, dass es
und dann kommt das Wort – inklusi-
Ich würde sagen: Selbstverständlich
dann nur noch Lehrstühle für Inklusion
ven Unterricht haben müssen. Was das
verträgt sich das. Wie kann man Kinder
gäbe. Allerdings ist völlig klar: Ohne
ist, ist Definitionssache.
fördern, wenn man nicht ihre schwie-
sonderpädagogische Spezialisierung
rige innere und äußere Situation
wird Inklusion nicht funktionieren,
weil sie auf gut ausgebildete Fach-
Im Bemühen um mehr schulische
nicht beschult werden. In Deutschland
allgemein verbindliche Leistungs-
Kinder spezielle Einrichtungen brau-
kräfte angewiesen ist. Aber was eine
Gemeinsamkeit hat Deutschland
dagegen hat jedes behinderte Kind be-
standards durch eine individuelle
chen, weil sie dort besser gefördert
Fachkraft ist, das wird unterschied-
eine privilegierte Ausgangs­-
reits das Recht auf Bildung und Schule.
Leistungsbeurteilung ersetzen. An-
werden? Wenn zum Beispiel gehörlose
lich verstanden. Eine Auflösung der
situation.
In dem Bemühen um mehr schulische
statt vergleichbare Mess- und Lern-
Kinder mit Gebärdensprache unterein-
Gemeinsamkeit, das ich sehr unter-
werte anzulegen, wollen sie nur den
ander kommunizieren wollen, müssen
Förderkategorien müsste die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK)
Prof. Dr. Bernd Ahrbeck warnt vor den
Folgen einer radikalen Inklusion.
24
stütze, hat Deutschland also im inter-
individuellen Entwicklungsverlauf
sie unter sich sein, sonst können sie
beschließen, und die tut das sicherlich
Finden Sie es richtig, dass die unterzeich­
nationalen Vergleich eine sehr privile-
kennzeichnen. Das halte ich für hoch-
ihre Gebärdensprache nicht einsetzen
nicht – die praktischen Folgen wären
nenden Staaten jeweils selbst entschei­
gierte Ausgangssituation.
problematisch.
oder brauchen ständig einen Dolmet-
verheerend.
den, wie sie eine inklusive Beschulung
scher. Diese Kinder brauchen einen
umsetzen?
Sie warnen vor einer radikalen Inklusion.
Worin besteht die Problematik?
Ort, an dem sie frei kommunizieren
Woran liegt es, dass sich heute weder die
Das muss auf nationaler Ebene disku-
Was verstehen Sie darunter?
Die UN-Konvention soll dazu füh-
können, weil sie im lautsprachlichen
Experten noch die politischen Entschei­
tiert werden. Weltweit werden Millio-
Befürworter einer radikalen Inklusion
ren, dass das Bildungsrecht von Men-
System verloren sind. Oder Kinder mit
der beim Thema Inklusion einig sind?
nen behinderte Kinder nicht beschult,
möchten letztlich alle speziellen Ein-
schen mit Behinderung gestärkt wird.
Das liegt an der Komplexität des
sie haben kein Bildungsrecht. Selbst in
richtungen zur Beschulung abschaf-
Eines der Ziele ist mehr Partizipation,
Phänomens. In Gang gekommen ist
Europa gibt es Länder wie Rumänien
fen. Ihre Forderung ist die Schule für
also mehr Teilhabe am alltäglichen
Wie ernst nimmt man den
die Inklusionsdiskussion durch die
und Bulgarien, in denen nur eine Min-
alle, die sämtliche Kinder mit Behin-
Leben. Man könnte auch sagen: mehr
Elternwillen?
UN-Konvention über die Rechte von
derheit der als behindert eingestuften
derung aufnimmt. Häufig fordern sie
Teilhabe an der allgemeinen Schule.
Menschen mit Behinderung, die auch
Kinder in die Schule geht. Dort wer-
auch eine Dekategorisierung, das heißt
Gleichzeitig steht ausdrücklich in der
Deutschland unterschrieben hat. Die
den noch nicht einmal alle nichtbe-
die Abschaffung der einschlägigen Be-
Konvention: Keine Maßnahme darf als
besonderen psychischen oder psycho-
Interpretationen dieser Konvention
hinderten Kinder beschult. Auch in
hinderungsbegriffe, weil diese als dis-
diskriminierend angesehen werden,
sozialen Belastungen: Sie brauchen
sind jedoch unterschiedlich bis kon­
Frankreich gibt es erstaunlicherweise
kriminierend gelten. Zudem möchten
die der Weiterentwicklung hilft. Die
häufig kleine, überschaubare und spe-
trovers. Es geht um die Frage: Gibt
20.000 Kinder mit Behinderung, die
viele radikale Inklusionsbefürworter
Frage ist jetzt: Was ist, wenn manche
zielle Settings. Man muss sich auch
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
25
INLAND
INLAND
fragen: Wie ernst nimmt man den El-
erhalten hat, hat sicher auch mit po-
an einer allgemeinen Schule bleiben
völlig absurd. Beiden Seiten geht es um
gegenseitig kennen- und akzeptieren
Tennis spielen oder in die Oper gehen,
ternwillen? Soll es eine Wahlfreiheit
litischen Verwertungszusammenhän-
muss. Und es gibt eine weitere Grenze:
die Frage, wie man mehr Gemeinsam-
lernen. Aber das Grundfundament der
was früher unmöglich war. Aber es
für Eltern geben, oder tut man nur so
gen zu tun.
Die Inklusion soll ja allen Schülern
keit und bessere Förderung erreichen
Gesellschaft, nämlich das Leistungs-
gibt immer auch Bereiche, aus denen
dienen, auch den leistungsstarken. In
kann – und das lässt sich mit weltan-
prinzip – das heißt letztlich Kapitalis-
Menschen ausgeschlossen sind. Das
und baut das System so um, dass die
Eltern letztlich ihrer Wahlfreiheit be-
Welche Rolle spielen in der Debatte El­
einigen Fällen gibt es auch ein Schutz-
schaulichen Bekenntnissen nicht lö-
mus und Marktwirtschaft – werden
hat aber auch einen großen Wert, weil
raubt werden?
tern, die sich mit den behinderungsbe­
bedürfnis für die Mehrheit der an-
sen. Wir Deutschen haben viel Talent
wir nicht dadurch aufheben, dass zum
Menschen sich dadurch emanzipieren
dingten Defiziten ihres Kindes in unserer
deren Kinder, wenn zum Beispiel ein
zur Radikalisierung und Ideologisie-
Beispiel in der Grundschule die Noten
können, indem sie sich abgrenzen und
Laut einer Studie des Instituts zur Quali­
leistungsorientierten Gesellschaft nicht
einzelnes Kind mit einer erheblichen
rung, in Ländern wie Skandinavien ist
abgeschafft werden. Es ist ein Grund-
anderen Teilsegmenten anschließen.
tätsentwicklung im Bildungswesen (IQB)
abfinden wollen?
Verhaltensstörung den gesamten Un-
man gelassener.
faktor unserer Kultur, dass wir Leis-
Eine totale Inklusion würde ja heißen:
werden viele Kinder an Sonderschulen
Eltern müssen anerkennen, dass ihr
terricht massiv stört.
nicht gefördert, sondern unterfordert.
Kind diese Beeinträchtigung hat, und
Spricht das nicht für eine Abschaffung
gleichzeitig eine freundliche, liebende
von Sonderschulen?
tung schätzen und unterschiedlich be-
Jeder muss überall dazugehören – ein
Sie wehren sich gegen die Vorstellung,
werten, was für Menschen, die weniger
schreckliches Bild.
Wie kann Inklusion erfolgreich umge­
die Schule könne die Gesellschaft grund­
leistungsstark sind, nicht immer ein-
Grundhaltung zu diesem Menschen
setzt werden?
legend verändern. Aber ist sie nicht eine
fach ist. Aber das ist die Realität.
Das Ergebnis der IQB-Studie bezieht
wahren. Manche Eltern kommen da-
Ich würde für einen langsamen, wis-
der wichtigsten Instanzen zur mora­
sich vor allem auf Kinder mit Lernbe-
mit besser zurecht als andere. Es kann
senschaftlich begleiteten Abbau spe-
lischen und sozialen Erziehung nach­
Bleibt somit eine inklusive Gesellschaft
diesem Thema einen bemerkenswer-
einträchtigung, also etwa 44 Prozent
sein, dass bei einem Teil der Eltern das
zieller Einrichtungen gerade im Lern-
wachsender Generationen?
eine Illusion?
ten Aufsatz geschrieben: „Warum In-
aller Schüler mit sonderpädagogi-
Inklusionsbegehren so radikal auf-
behindertenbereich, aber auch in
Natürlich prägt die Schule neben der
Ja. Wir haben ein hoch differenzier-
klusion unmöglich ist“. Er sagt, dass
schem Förderbedarf. Ihre Erkenntnis
geheizt ist, weil sie denken: Wenn die
anderen Bereichen plädieren. Dabei
Erziehung der Eltern entscheidend den
tes Gesellschaftssystem mit einer Un-
sich das „inklusive“ Konzept von Leben
Mathias Brodkorb, Kultusminister in
Mecklenburg-Vorpommern, hat zu
und Liebe, das wir in der Familie haben,
mit der Lebensrealität draußen nicht
decken kann. Die Schule vermittelt
demnach zwischen der primären Liebe
im Elternhaus, die inklusiv ist, und
der Gesellschaft draußen, die exklusiv
ist. Das ist ein kluger Gedanke, der das
Spannungsfeld der Schule bezeichnet:
Sie soll jedes Kind anerkennen und
bestmöglich fördern, muss aber auch
Differenzen zwischen den Menschen
schaffen. Begabungen können sich nur
ist nicht neu: Eine ganze Reihe von
Behinderungskategorien weitestmög-
sollte man Schritt für Schritt vorgehen,
sozialen Umgang und die emotionale
menge von Teilinklusion in einzelnen
dort entfalten, wo anerkannt wird, dass
Studien weist in die Richtung, dass
lich abgeschafft werden, ist unser Kind
immer auf der Ebene einzelner Bun-
Befindlichkeit der Einzelnen. Gerade
Lebensbereichen, aber auch Teilex-
nicht jeder Mensch das Gleiche leistet.
diese Kinder in der allgemeinen Schule
auch nicht mehr behindert, weil der ei-
desländer, mit der Möglichkeit, wie-
unterprivilegierten Kindern bietet sie
klusion in anderen. Je mehr sich die
Sonst wären besondere Leistungen ja
besser lernen, weil das Anregungsni-
gentliche Behinderungsfaktor die ge-
der umzukehren oder auszudifferen-
eine riesige Chance, sich kognitiv und
Gesellschaft differenziert, desto mehr
nichts Besonderes.
veau höher ist. Der Unterricht ist an-
sellschaftlichen Barrieren sind. Doch
zieren, wenn sich dieser Weg als nicht
sozial weiterzuentwickeln. Insofern
unterschiedliche Teilsegmente gibt
spruchsvoller, und die Kinder können
das stimmt nur teilweise. Behinderung
erfolgreich erweist. Einige der neuen
ist es nur begrüßenswert, wenn be-
es, denen man angehören kann oder
mehr von anderen lernen. Die Ten-
ist nicht nur sozial konstruiert. Ein
Bundesländer – vor allem Sachsen –
hinderte und nichtbehinderte Kinder
nicht. Zwar hat sich die Gesellschaft
denz, Kindern nichts abzuverlangen,
blinder Mensch kann nicht sehen. In-
die in der Bildung ziemlich erfolgreich
zusammen die Schule besuchen, sich
geöffnet: Der Arbeiter kann heute
weil sie – salopp gesagt – sowieso doof
sofern kann es sein, dass bei manchen
sind, gehen eher einen langsamen
sind, ist ein großer Nachteil der Lern-
Eltern gerade der radikale Inklusions-
Weg. Bundesländer, die wie Bremen
behinderten-Schulen. Tendenziell
gedanke zur Verleugnung von Behin-
oder Hamburg am schnellsten diese
spricht das für inklusive Beschulung
derung führt.
Einrichtungen auflösen, werden immense Probleme bekommen und dann
Die UN-Konvention über die
In der Reihe „Brennpunkt Schule“ ist
es immer eine Gruppe von Kindern ge-
Wo liegen die Grenzen der Inklusion?
doch wieder spezielle Einrichtungen
Rechte von Menschen mit Be-
von Bernd Ahrbeck 2014 das Buch
ben, für die das gerade nicht gut ist. Es
Grenzen entstehen dann, wenn Kin-
einführen.
hinderung ist in Deutschland
„Inklusion. Eine Kritik“ im Verlag W.
gibt Befunde, die zeigen, dass Kinder
der im allgemeinen System nicht mehr
2009 in Kraft getreten. Ihre Be-
Kohlhammer erschienen.
mit Förderbedarf sozial oft am Rand
vernünftig gefördert werden oder dort
stimmungen umfassen unter
der Klasse stehen. Da muss man abwä-
psychisch oder sozial in Randlagen
Diese aufgeheizte Diskussion ist
anderem den Bereich Bildung
Der Text „Warum Inklusion unmög-
gen. Ich glaube nicht, dass ein System
kommen, die ihnen unerträglich sind.
völlig absurd.
und sind nachzulesen auf www.­
lich ist“ von Mathias Brodkorb er-
für alle Problemlagen das Beste ist. Da-
Zum Beispiel Kinder, die aufgrund ih-
behindertenbeauftragte.de unter
schien 2012 in der Publikation „Das
rum bin ich zwar für weniger Sonder-
rer Behinderung gemobbt, abgelehnt
„Koordinierungsstelle“.
Menschenbild der Inklusion“, zu fin-
schulen, aber nicht für deren vollstän-
oder gequält werden. Da wird man
Die aufgeheizte Diskussion, in der sich
den auf www.bildung-mv.de unter
dige Abschaffung. Dass die IQB-Studie
nicht ernsthaft raten können, dass
angebliche Inklusionsfeinde und In-
„Frühkindliche Bildung – Inklusion“.
so viel öffentliche Aufmerksamkeit
das Kind aus ideologischen Gründen
klusionsfreunde gegenüberstehen, ist
bei Lernbehinderten. Trotzdem kann
26
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
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AUSLAND
WARSCHAU
52° 13' N
21° 2' E
AUSLAND
Jugend debattiert international:
„Ziel ist es, junge Menschen
für ihre Bürgerrolle auszubilden“
Ein Streit, der verbindet
Ein Streit, der verbindet
Interview mit Ansgar Kemmann
Interview mit Ansgar Kemmann
Seit neun Jahren besteht der Wettbewerb „Jugend debattiert internatio­
teilzunehmen, richten wir uns an die-
nal“. Über 10.000 Schüler haben bereits daran teilgenommen. Stefany
jenigen, die Deutsch als Fremdsprache
Krath sprach mit Ansgar Kemmann, Leiter „Jugend debattiert“ bei der
Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, über Ziele, Meilensteine und Impulse.
lernen.
Welche Bedeutung hat der internatio­
nale Kontext?
Herr Kemmann, wie kam es zu dieser
Osteuropa zum Internationalen Finale
Das ist ein weiterer Unterschied: Bei
Initiative?
von „Jugend debattiert international“.
„Jugend debattiert international“ geht
Voraussetzung war das Entstehen des
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth
(2. v. l.) gratulierte den Finalisten.
es naturgemäß darum, auch interna-
Wettbewerbs in Deutschland: „Jugend
Welche Ziele verfolgen Sie bei dem
tional Erfahrungen zu sammeln und
debattiert“ hat im Schuljahr 2002/2003
Wettbewerb?
Kontakte zu knüpfen. Die Teilnehmer
auf Initiative des damaligen Bundes-
„Jugend debattiert“ und „Jugend de-
erleben Deutsch als Brückensprache.
präsidenten Johannes Rau zum ersten
battiert international“ haben gemein-
Sowohl von der Sprache als auch von
Mal bundesweit stattgefunden. 2004
same und unterschiedliche Ziele. Beide
der Debatte erhalten sie das Rüstzeug,
Vier Schüler, eine Streitfrage,
geschichtsträchtigen „Museum der
zwei Pro-Meinungen, zwei Kon­
Geschichte der polnischen Juden“ mit-
lud unser damaliger Geschäftsführer,
Wettbewerbe fördern sprachliche
um sich im internationalen, bisweilen
ten im ehemaligen Warschauer Ghetto
Dr. Roland Kaehlbrandt, das Goe­the-
und politische Bildung, Meinungs-
sogar im globalen Kontext – wenn wir
eine ganz besondere Brisanz erhielt.
Institut und die Stiftung „Erinnerung,
und Persönlichkeitsbildung. Ziel ist
an China oder Brasilien denken – be-
tra-Positionen, 24 Minuten Dauer:
Der Wettbewerb „Jugend debat-
Die vier besten jungen Debattierta-
Das schule nicht nur das Demokratie-
Verantwortung und Zukunft“ (EVZ)
es, junge Menschen für ihre Bürger-
wegen zu können. Es ist kein Zufall,
tiert international“ will Jugend-
lente Mittel- und Osteuropas lieferten
verständnis, sondern diene den Schü-
zum Bundesfinale ein, um zu begut-
rolle auszubilden. Sie sollen sowohl
wenn beispielsweise Sieger von „Ju-
liche dazu anregen, sich mit ak-
sich zu diesem Thema eine spannende
lern als hervorragende Vorbereitung
achten, ob man „Jugend debattiert"
das sprachliche als auch das politische
gend debattiert in China“ zum Stu-
Debatte, aus der Anastasija schließlich
für das Deutsche Sprachdiplom der
auch ins Ausland bringen könnte. Der
Handwerkszeug erhalten, um sich ak-
dium nach Deutschland kommen. Wer
als Gewinnerin hervorging. „Ich hätte
Kultusministerkonferenz, so Krüse-
erste Kontakt zur ZfA kam Ende 2004
tiv am öffentlichen Leben zu beteili-
sich auf so einem hohen Niveau in der
nie gedacht, dass ich heute den Sieg
mann, der das Projekt seit Beginn im
zustande, als Heike Toledo, damals
gen. Die Fähigkeit zu debattieren ist
deutschen Sprache bewegen kann, der
davontrage, da ich nur für jemanden
Auftrag der ZfA betreut. Jdi ist der ein-
ZfA-Koordinatorin für Polen, unsere
hierfür eine Schlüsselkompetenz.
will im Zweifel auch hier studieren.
eingesprungen bin und eigentlich gar
zige Wettbewerb, der als Unterrichts-
erste Lehrerfortbildung in Konstancin
nicht teilnehmen sollte“, freute sich die
einheit der 9. Klassen auf der Iberi-
in der Nähe von Warschau eröffnete.
Worin bestehen die Unterschiede?
Aus dem inländischen hat sich der aus­
Sprachdiplomschülerin.
schen Halbinsel offizieller Bestandteil
Sehr schnell war klar, dass wir die ZfA
Die Unterschiede resultieren aus
ländische Wettbewerb entwickelt. Gibt es
des Curriculums ist.
an Bord haben müssen, weil sie deut-
den verschiedenen Zielgruppen. In
auch Impulse, die vom Ausland ins In­
sche Lehrer ins Ausland entsendet und
Deutschland geht es um alle Schüler,
land strahlen?
tuellen gesellschaftspolitischen
Themen kritisch, fair und sachlich auseinanderzusetzen.
16
Schüler – die jeweils besten
­Debattierer aus den Teilnehmerländern – waren im Oktober 2014 nach
Debatte auf Deutsch
Warschau gereist, um am Finale des
Jdi ist ein Projekt der Gemeinnützigen
Auch Bundestagsvizepräsidentin Clau-
den Kontakt zu den Schulen hat. Seit
die Deutsch als Muttersprache oder
Wir haben sehr viel für Deutschland
neunten Wettbewerbs „Jugend debat-
Hertie-Stiftung, der Stiftung „Erinne-
dia Roth (Bündnis 90/Die Grünen)
Anfang 2006 veranstalten wir das Pro-
Zweitsprache lernen. Im Ausland hin-
gelernt. Was wir pädagogisch an Erfah-
tiert international“ (Jdi) teilzunehmen.
rung, Verantwortung und Zukunft“,
zeigte sich beeindruckt. „Dieser Wett-
jekt im Quartett.
gegen wendet sich das Projekt dezidiert
rung im Bereich Deutsch als Fremd-
„Ich mache mit, weil ich neue Heraus-
der Zen­
tralstelle für das Auslands-
bewerb der Ideen und Argumente,
an diejenigen, die Deutsch als Fremd-
sprache gesammelt haben, konnten
forderungen mag und immer versuche,
schulwesen (ZfA) und des Goethe-Ins-
dieser produktive Streit macht für
Welche Aufgaben haben die einzelnen
sprache lernen. Das schließt nicht aus,
wir für Deutsch als Zweitsprache in
etwas außerhalb meiner Bequemlich-
tituts. Seit 2005 findet der Wettbewerb
mich den Kern einer demokratischen
Partner?
dass an Deutschen Auslandsschulen,
Deutschland nutzen. Dadurch haben
keitszone auszuprobieren“, meinte die
jährlich statt, mittlerweile nehmen
Willensbildung und Lösungsfindung
Die Schulebene, die Regionalebene
wie beispielsweise der DS Warschau
wir entdeckt, wie das Debattieren als
17-jährige Anastasija aus Tallinn noch
Schüler aus acht Ländern Mittel- und
aus und ist genau das Faszinosum, das
und die Lehrerfortbildung werden von
oder Prag, „Jugend debattiert“ als Un-
Methode der Sprachförderung die-
vor dem Beginn des Wettbewerbs.
Osteuropas daran teil. „Die Schüler
eine Demokratie anzubieten hat, um
der ZfA betreut. Das Goethe-Institut
terrichtsreihe auch für Muttersprach-
nen kann. Die Debatte ist ein Gespräch,
setzen sich mit aktuellen politischen
die Menschen zu begeistern und zu
übernimmt den Landeswettbewerb,
ler angeboten wird und schulintern
das nach Regeln stattfindet, und zwar
„Sollen extremistische Parteien ver-
und gesellschaftlichen Themen ausei-
überzeugen“, würdigte die Politikerin
die Landeskoordination und die Ko-
ein Wettbewerb stattfindet. Aber im
nach Regeln, die ausdrücklich for-
boten werden?“ Eine Frage, die
nander und debattieren in deutscher
das Projekt in ihrem Grußwort beim
ordination auf internationaler Ebene,
internationalen Wettbewerb, wo man
muliert sind und für eine faire Ausei-
nicht nur viele Länder Europas be-
Sprache“, erläutert Wilhelm Krüse-
­Finale.
denn jedes Jahr treffen sich die Länder-
die Möglichkeit hat, Landessieger zu
nandersetzung sorgen sollen. Genau
schäftigt, sondern beim Finale im
mann, Jdi-Koordinator in der ZfA.
sieger des Wettbewerbs in Mittel- und
werden und am internationalen Finale
­dieser geregelte Charakter hilft dem
28
STEFANY KRATH
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
29
MELDUNGEN
AUSLAND
Anastasija Minitš aus Estland gewann
das Finale in Warschau.
Meldungen Meldungen
Bereich des Lehrens und Lernens von
Auswärtiges Amt verleiht Preis für interkulturelle Arbeit
Sprachen aus. In Deutschland wurde
in der Vernetzung jenseits nationaler
„Jugend debattiert“ 2009 in die Liste
Preisverleihung im November: Der AA-Preis
richtet sich an öffentliche und private Ein­
richtungen innerhalb und außerhalb der
Hochschule.
der von der Kultusministerkonferenz
empfohlenen Wettbewerbe aufgenommen, was ja für die Auslandsschulen
Grenzen erbracht. Auch ein hohes ehrenamtliches Engagement über die
universitären Einrichtungen hinaus
sei ausschlaggebend für die Auszeich-
von Bedeutung ist. Hinzu kam 2011 die
Verankerung von „Jugend debattiert“
die International Student Association
nung gewesen. Die Interkulturelle Be-
im Thüringer Lehrplan, der für die ZfA
Cologne (ISAC) und die Interkultu-
ratungsstelle in München wiederum
für die Nordhalbkugel maßgeblich ist.
relle Beratungsstelle für internationale
bildet Studenten als interkulturelle
2011/2012 gelang der Sprung nach
Studierende der Universität München.
Trainer aus. Das Angebot der Bera-
Übersee: nach Brasilien und, mit be-
Die Initiativen wurden vom Deut-
tungsstelle umfasst zudem Workshops
sonderer Unterstützung der Stiftung
schen Akademischen Austauschdienst
und Stammtische, die Vorurteilsbil-
Mercator, in die Volksrepublik China.
(DAAD) mit 10.000 Euro für ihr Engage-
dung und Ausgrenzungen entgegen-
Bonn. Am 12. November 2014 wur-
ment bei der Integration von auslän-
wirken sollen. Der AA-Preis wird seit
1998 einmal jährlich verliehen.
Sprachenlerner ungeheuer, weil er ne-
Die Debatte ist nämlich immer ein
ben den grammatischen auch prag-
Gespräch. Insofern kommt es bei der
matische Regeln bekommt, in denen
„Gesprächsfähigkeit“ darauf an, gut zu-
Wo sehen Sie den Wettbewerb in fünf
den zwei Hochschulinitiativen mit
dischen Studenten ausgezeichnet. Der
sich das sprachliche Geschehen orga-
zuhören und aufeinander einzugehen,
Jahren?
dem Preis des Auswärtigen Amts für
DAAD lobte unter anderem, der ISAC
nisiert. Es geht darum, Sprachprozesse
miteinander ins Gespräch zu kommen,
2020 wird die internationale und glo-
exzellente Betreuung ausländischer
habe als Dachverband aller internatio­
Weitere Informationen hierzu unter:
in ihrem Kontext zu erfassen und nicht
im Gespräch zu bleiben, aber auch, das
bale Dimension sicher noch eine grö-
Studierender (AA-Preis) ausgezeichnet.
naler Hochschulgruppen an der Köl-
www.daad.de/hochschulen/
nur an einzelnen sprachlichen Er-
Gespräch so strukturiert zu führen,
ßere Rolle spielen. Im Augenblick ist
Der Preis ging zu gleichen Teilen an
ner Universität besondere Leistungen
betreuung/preise
scheinungen zu arbeiten. Der Grad der
dass es tatsächlich einen Klärungsef-
es so, dass die Länderprojekte Inseln
Sprachbeherrschung ist übrigens kein
fekt erzielen kann, denn dazu debat-
bilden. Aber die Nachfrage steigt. Uns
Kriterium der Bewertung, weder in
tiert man.
haben zum Beispiel bereits Anfragen
Deutschland noch international. Wer
Solupideliqui sunt alis eatis es enti dollaci
iusa quia volent volestis doluptatus velicip­
sum il et occullaborro blaboruptae si blaccae.
aus Argentinien, Chile und Paraguay
einen grammatischen Fehler macht,
Bei der „Überzeugungskraft“ wiede-
erreicht, den Wettbewerb auch dort
der nicht sinnentstellend wirkt, kann
rum geht es nicht um Dominanz oder
aufzubauen. So können wir Deutsch
trotzdem den Wettbewerb gewinnen,
Bühnenpräsenz. Letztere ist natürlich
als Brückensprache in weiteren Gebie-
weil es letztlich auf die Denk- und
von Nutzen, aber entscheidend ist, dass
ten der Welt fördern und damit auch
Kommunikationsleistung ankommt.
man seine Position begründet vorträgt
die Vernetzung der Auslandsschulen
und tatsächlich argumentiert. Nicht
untereinander.
Sie bewerten nach Sachkenntnis, Aus­
nur abstrakt, sondern dass sich der Ju-
drucksvermögen, Gesprächsfähigkeit,
gendliche wirklich an den Gegebenhei-
Überzeugungskraft. Können Sie die vier
ten ausrichtet, die für das Gegenüber
Kriterien näher erläutern?
und einen selbst gelten. Das Argument
Jugend debattiert international
Bei der „Sachkenntnis“ geht es darum,
muss sowohl zu den Hörern und deren
2005 fanden die ersten Wettbewerbe
nicht über allerlei Bescheid zu wissen,
Situation passen als auch zur Rolle, die
in Polen und Tschechien statt. 2006
son­dern zu erfassen, was zur Streitsache
man als Sprecher einnimmt.
kamen die drei baltischen Republiken
gehört. Was ist der Streitgegenstand?
und die Ukraine dazu. 2008 gab es eine
Wie gut weiß der Redner, wovon er
Welche Meilensteine gab es bei der Ent­
Erweiterung um Russland, zwei Jahre
spricht?
wicklung des Wettbewerbs?
später kam Ungarn dazu. 2011 starte-
Bildungsgipfel im Flachland
24. – 28. Februar 2015
Hannover ▪ Germany
didacta.de
Ein Meilenstein war sicherlich die
ten die Länderprojekte „Jugend debat-
Kindertagesstätten
Das Kriterium „Ausdrucksvermögen“
Einführung des internationalen Fi-
tiert in deutscher Sprache an Schulen
bezieht sich auf den Ausdruck in al-
nales für die Länderwettbewerbe in
in …“ China und in Brasilien. 2012/2013
Schule/Hochschule
len Dimensionen der Sprachlichkeit,
Mittel- und Osteuropa. Das erste fand
kam die Region Iberien mit Spanien
Neue Technologien
also einschließlich Stimme und Ges-
2007 in Prag statt. Ein weiterer ist die
und Portugal dazu. Die Länderpro-
Berufliche Bildung/Qualifizierung
tik. Hier lautet die Frage: Wie gut sagt
Auszeichnung mit dem „Europäischen
jekte werden von der ZfA in Zusam-
der Redner, was er meint? Auch hier
Sprachensiegel“, ebenfalls 2007. Da-
menarbeit mit der Gemeinnützigen
geht es darum, sich angemessen auf
mit zeichnet die Europäische Kom-
Hertie-Stiftung und weiteren Partnern
die Gesprächssituation zu beziehen.
mission innovative Projekte aus dem
durchgeführt.
30
BEGEGNUNG 1-2015
[JS]
Ministerien/Institutionen/Organisationen
BEGEGNUNG 1-2015
31
AUSLAND
BELGRAD
44° 49' N
20° 27' E
DSD – im Schneeballeffekt
24 Lehrer, Dutzende Laptops und ein Referentenduo: Im September kamen Teilnehmer aus acht Ländern
Südosteuropas zu einer Tutorenschulung für die Blended-Learning-Fortbildung DSD GOLD nach Belgrad.
Zurück in ihren Ländern, können sie als frischgebackene Tutoren Deutschlehrkräfte an Sprachdiplomschulen zu Multiplikatoren des Deutschen Sprachdiploms (DSD) weiterbilden.
BELGRAD
44° 49' N
20° 27' E
AUSLAND
ich meinen Kurs im Detail planen und
bilden, vielleicht nicht nur aus dem
könne man anknüpfen, meint zum
könnte sogar gleich die erste Einla-
Kosovo und Montenegro, sondern
Beispiel Benjamin Hedžić vom Obala-
dung an die Teilnehmer schreiben.“
auch aus Mazedonien.“
Gymnasium in Sarajewo: „Jeder Schü-
Die Fachschaftsberaterin in Kroatien
ler in Bosnien und Herzegowina lernt
barer Zukunft brauche ich bei den
Benutzerfreundlich, flexibel,
nachhaltig
Prüfungen Unterstützung.“ Nach Bel-
Die Moodle-basierte PASCH-Lern­
Jahre mit vielen Deutschstunden, die
grad ist Rehner-Braisch daher mit ei-
plattform und das der Fortbildung
man für die DSD-I-Prüfung nutzen
ner kroatischen Kollegin angereist, die
zugrunde liegende Blended-Lear-
könnte.“
mithilfe von DSD GOLD „am liebsten
ning-Konzept gefallen den zukünftigen
schätzt das DSD sehr, aber: „In abseh-
Deutsch als zweite Fremdsprache von
der 6. bis zur 9. Klasse. Das sind drei
von ANNA PETERSEN
D eutschlehrkräfte
aus Südosteu-
24 Lehrer, Dutzende Laptops und ein Referentenduo: Im September ka-
ropa sitzen neben Fachberatern, Bun-
men Teilnehmer aus acht Ländern Südosteuropas zu einer Tutorenschu-
desprogrammlehrer gegenüber von
Fachschaftsberatern, und jeder kann
lung für die Blended-Learning-Fortbildung DSD GOLD nach Belgrad.
an seinem Laptop direkt nachvoll-
Zurück in ihren Ländern, können sie als frischgebackene Tutoren
ziehen, wie sich Referentin Franziska
Deutschlehrkräfte an Sprachdiplomschulen zu Multiplikatoren des
Schäfer durch den virtuellen Kurs-
Deutschen Sprachdiploms (DSD) weiterbilden.
raum der PASCH-Lernplattform auf
www.pasch-net.de klickt. In der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen
(ZfA) ist sie als Online-Redakteurin
gemeinsam mit Projektleiterin Ka­
tharina Forth für das Blended-Learning-Projekt DSD GOLD zuständig.
Das Fortbildungsangebot richtet sich
insbesondere an die Deutschlehrkräfte
Nach einer Online-Phase rund um die
Instrumente der PASCH-Lernplattform
beschäftigten sich die zukünftigen Tutoren
in Belgrad mit konkreten Aufgaben und
der Planung für ihre Region.
der rund 1.100 geförderten Sprachdiplomschulen weltweit. Sie schult
die Teilnehmenden in der Bewertung
mündlicher und schriftlicher Schü-
leider gibt es keinen entsprechenden
tifikat besitzen. Dafür werden auch die
schon 2015“ als Prüfungsvorsitzende
Tutoren bei der Veranstaltung in Bel-
lerleistungen und unterstützt sie bei
Zuwachs qualifizierter Deutschlehrer“,
24 Teilnehmer aus Belgrad sorgen, die
an ihrer Schule arbeiten würde.
grad besonders. „DSD GOLD bedeu-
Bei der Blended-Learning-Fort-
der Umsetzung eines kompetenzori-
erklärt Forth. „Deshalb wollen wir die
per Blended Learning, also einer Mi-
bildung DSD GOLD der ZfA nut-
entierten Deutsch-als-Fremdsprache-
Deutschlehrkräfte in unseren Part-
schung aus Online- und Präsenzpha-
DSD nachhaltig etablieren
tet für uns Teilnehmer Mobilität und
eigenes Zeitmanagement in den On-
zen Teilnehmer und Referenten
Unterrichts. Die Lehrkräfte lernen Un-
nerländern stärken und ihnen mehr
sen, auf ihre neue Rolle vorbereitet
Rehner-Braisch und ihre zukünftigen
line-Phasen, aber auch Erfahrungsaus-
die PASCH-Lernplattform. Sie ist
terrichtsbeispiele zur Verbesserung der
Verantwortung übertragen, um die
wurden. „In ihren Einsatzländern wer-
Tutorenkollegen aus Südosteuropa
tausch in den Präsenzphasen“, findet
Teil der Website www.pasch-net.de,
Schülererfolge in allen Kompetenz-
Prüfung gemeinsam mit vermittel-
den die Tutoren eigene DSD-GOLD-
haben zunächst in einer zweiwöchi-
nicht nur die serbische Lehrerin Tünde
die 2008 im Rahmen der Initiative
bereichen kennen und entwickeln ge-
ten Lehrkräften durchführen zu kön-
Kurse für Lehrkräfte im DSD-Pro-
gen Online-Phase die Instrumente
Kadar. „Ich unterrichte schon seit ei-
„Schulen: Partner der Zukunft“ des
meinsam Unterrichtsideen. Viele der
nen.“ Auf diesem Weg sollen auch die
gramm auf der PASCH-Lernplattform
der PASCH-Lernplattform kennenge-
nigen Jahren nach dem Blended-Lear-
Auswärtigen Amts ins Leben geru-
angereisten Lehrer, ob aus Albanien,
ZfA-Fachberater entlastet werden, die
ausrichten können“, erklärt Forth.
lernt. In Serbien beschäftigen sie sich
ning-Konzept. Mithilfe der Plattform
fen wurde und Schülern wie Lehrern
Mazedonien oder Kroatien, begeistert
in verschiedenen Regionen der Welt
bin ich nicht nur Lehrerin, sondern
weltweit verschiedene Deutschlern­
zudem eine neue Qualifikation: Die
für die Fortbildung von Deutschlehr-
Berichten aus der ersten DSD-GOLD-
fast eine Managerin, die alles koordi-
angebote und einen geschützten
bestandene ZfA-Fortbildung berech-
kräften und die Durchführung des DSD
Hilfreiches Material, konkrete
Anleitung
nun mit konkreten Tutorenaufgaben,
Runde und der spezifischen Planung
niert“, so Sabine Konc aus Slowenien.
Bereich für die Vernetzung und den
tigt Lehrkräfte zum Prüfungsvorsitz
zuständig sind: immerhin rund 59.000
Auch wenn digitale Medien im Unter-
für ihre Region. Bald werden die ersten
Ebenso wie einige der anderen zukünf-
gegenseitigen Austausch bietet. Wei-
bei der Mündlichen Kommunikation
Prüfungen jährlich. Nachdem China,
richt immer wichtiger werden, Gertrud
Dominosteine kippen: „Nach diesem
tigen Tutoren glaubt sie, dass ein Plus
tere Informationen zur Blended-
des DSD Stufe I.
die Slowakei und Belarus den Anfang
Rehner-Braisch findet das Arbeiten am
Seminar können wir das DSD lang-
an prüfungsberechtigten und qualifi-
Learning-Fortbildung DSD GOLD
gemacht haben, geht DSD GOLD nun
Computer eher anstrengend. Deshalb
fristig an unserer Schule weiterfüh-
zierten Deutschlehrern in ihrem Land
finden sich in verschiedenen Bei­
in Südosteuropa in die nächste Runde
freut sie sich, wie hilfreich die Mate-
ren“, freut sich Neki Jahaj, Lehrkraft am
langfristig auch mehr DSD-Schüler
trägen unter
– gleichsam im Dominoeffekt. Denn
rialien sind, die die ZfA im Kursraum
Loyola-Gymnasium im Kosovo. „Wir
bedeuten könnte. In Sarajewo hätten
www.auslandsschulwesen.de.
„Weltweit möchten immer mehr junge
an jeder Sprachdiplomschule soll zu-
auf der PASCH-Lernplattform zur Ver-
wollen möglichst schnell eine DSD-
schon früher zwei Grundschulen das
Menschen die DSD-Prüfung ablegen,
künftig eine Lehrkraft das Prüferzer-
fügung stellt. „Mit den Vorlagen kann
GOLD-Gruppe von Ortslehrkräften
DSD I angeboten, an diese Erfahrung
24 Teilnehmer, etliche weitere
Multiplikatoren
32
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
33
POMERODE
ORTSTERMIN
26° 43' S
49° 10' W
Koomt gaud an –
Herzlich
willkommen
in Pomerode
Herzlich
willkommen
in Pomerode
POMERODE
26° 43' S
49° 10' W
ORTSTERMIN
sich in Pomerode sprachliche Besonderheiten heraus-
deutsche Sprache einen hohen Wert. Sie ist Verbindung
gebildet: „Krüger wird bei uns wie Kriger ausgesprochen.
zu ihren Vorfahren und dient dem Gemeinschaftssinn.
Und aus dem portugiesischen Verb für ziehen – puxar –
Dass auch die jungen Generationen den Kontakt zu
wurde puschen.“
Deutsch nicht verlieren, dafür sorgen zwei bilinguale
Schützenverein und Trachten
Schulen in Pomerode: Vormittags wird auf Portugiesisch
unterrichtet, nachmittags auf Deutsch. An der Sprachdi-
Die deutsche Kultur zeigt sich auch in Schützenverei-
plomschule Doutor Blumenau begleitet die Fachberate-
nen und bei Volksfesten – auf Pommersch „Dansstuw“
rin der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen Gabriele
genannt. „Das Festa Pomerana gilt dabei als das deut-
Metz-Klein intensiv die Vorbereitung auf die A2/B1- und
scheste in Brasilien“, sagt Kreidel stolz. An langen Bier-
B2/C1-Prüfungen des Deutschen Sprachdiploms. Sieben
tischen wird deftiges deutsches Essen serviert und Bier
weitere kommunale Schulen bieten Deutsch als Fremd-
vom Fass getrunken. Tanzgruppen in Trachten führen
sprache an und werden ebenfalls durch die Fachberate-
traditionelle Tänze vor, begleitet von lokaler Volksmusik.
rin unterstützt. „Für die jungen Pomeranos ist Deutsch
Deutsche Traditionen unter Palmen. Jedes Jahr kommen
zwar oft nur noch eine Fremdsprache, die allgemeine
Zehntausende Besucher in die Kleinstadt, um das Spek-
Bewusstseinsveränderung in Richtung Internationali-
takel zu sehen. Allein 2013 reisten rund 450.000 Touris-
sierung hat das Interesse an der Sprache ihrer Vorfahren
ten nach Pomerode.
jedoch wieder gestärkt“, so Metz-Klein.
Dass das deutsche Erbe so offen gelebt werden kann,
In Brasilien zu Hause, mit Deutschland verbunden
war nicht immer selbstverständlich. In den 40er Jahren
Deutschland haben dabei die wenigsten Pomeranos
wurde der Gebrauch der deutschen Sprache von Präsi-
schon einmal besucht. „Viele Nachfahren träumen aber
dent Getúlio Vargas verboten – er duldete keine ethni-
davon, das Land ihrer Ahnen kennenzulernen“, berichtet
schen Minderheiten. Nach dem Ende seiner Regierungs-
Kreidel. Immerhin herrsche reger Kontakt mit den bei-
nische Klischees einfügt, ist deutschen Einwanderern
zeit Mitte der 50er Jahre normalisierte sich der Umgang
den Partnerstädten Greifswald und Torgelow in Meck-
zuzuschreiben, die sich vor mehr als 150 Jahren hier
mit ausländischen Einflüssen wieder, und die Pomera-
lenburg-Vorpommern. Mit der Kleinstadt Torgelow be-
niederließen. Schon das Stadtbild Pomerodes im Bun-
nos konnten erneut ungehindert ihre Muttersprache
steht sogar ein Austauschprogramm für Fachleute aus
desstaat Santa Catarina verrät den Ursprung ihrer Grün-
sprechen. Seit 2010 ist Deutsch neben Portugiesisch so-
dem technischen Bereich.
der: Neben deutschen Straßen und Plätzen ist auch das
gar offizielle Sprache in Pomerode. Gerade für den Teil
Stadttor im Norden Pomerodes deutscher Architektur
der Einwohner, der sich als ausschließlich deutsch be-
„Die Pomeranos identifizieren sich sehr stark mit
zeichnet, war dieser Schritt von großer Bedeutung.
Deutschland“, so Kreidel. „Fragt man sie allerdings, ob
Brasilien: Land der weißen Sandstrände und des
Sambas? Nicht in Pomerode. Die Kleinstadt im Süden des Landes prägen Fachwerkhäuser, Volksfeste
und deutsches Bier vom Fass.
von SANDRA GEORG
Dass sich Pomerode nicht ohne Weiteres in brasilia-
nachempfunden. Nach Vorbild des Stettiner Hafentors
Die Siedler trugen zur Vielfalt der brasilianischen Land-
erbaut, heißt es Besucher willkommen. „Es gibt in unse-
wirtschaft bei, indem sie Weizenanbau und Schweine-
rer Stadt 250 Fachwerkhäuser“, weiß der deutschstäm-
zucht einführten. Im Laufe der Jahrzehnte wurden auch
Deutsch in der Schule
mige Ronald Kreidel, Direktor des Fremdenverkehrsamts
Urbanisierung und Industrialisierung Südbrasiliens von
Doch auch für die Mehrheit der Pomeranos, die sich
silien – aber an zweiter Stelle ganz sicher für Deutsch-
in Pomerode, der auch die Sauberkeit der Stadt als „ty-
ihnen beeinflusst. Wirtschaftliche Kontakte, die zwi-
als Brasilianer mit deutschen Wurzeln versteht, hat die
land.‘“
pisch deutsch“ bezeichnet.
schen Deutschbrasilianern und dem Heimatland ge-
Aus Urwald wurden Nutzflächen
sind deutsche Niederlassungen der Bosch-Rexroth AG
und der Netzsch-Gruppe heute die größten Arbeitgeber
in der südbrasilianischen Region. Die Mehrheit stammte
und tragen zum Wohlstand der Stadt bei.
lands bis über den Nordwesten Polens erstreckt. Wäh-
Deutscheste Stadt Brasiliens
rend die Menschen in Pommern keine Arbeit fanden
Von den knapp 28.000 Einwohnern, den sogenannten Po-
und Hunger litten, suchte die brasilianische Regierung
meranos, sind 92 Prozent deutschstämmig – mehr als in
händeringend nach Menschen, die den Süden des Lan-
jeder anderen brasilianischen Stadt. Eine weitere Beson-
des besiedelten. Anders als in São Paulo, wo vor allem Ar-
derheit Pomerodes ist der Gebrauch des Pommerschen
beitskräfte für Kaffeeplantagen benötigt wurden, wollte
Platts. Viele Einwohner können sich auf Pommersch
man im Gebiet der Bundesstaaten Santa Catarina und
unterhalten. Den Dialekt der Pomeranos brachten die
Rio Grande do Sul landwirtschaftliche Kleinbetriebe an-
ersten Siedler mit. In Deutschland wird Pommersch in
siedeln. Als die Deutschen ankamen, fanden sie jedoch
dieser Form heute allerdings nicht mehr gesprochen. „Ik
keine Nutzflächen vor: Bevor die agrarwirtschaftliche
bin tau Hus in Pomerode“, heißt es in einem Pomero-
Arbeit aufgenommen werden konnte, musste dichter
der Volkslied, das die Verbundenheit der Pomeranos mit
Urwald gerodet werden. Aus der ersten Aktion der pom-
Deutschland und Brasilien ausdrückt. „Für mehr als die
merschen Einwanderer in ihrer neuen Heimat ergab sich
Hälfte der Einwohner ist Hochdeutsch Alltagssprache“,
letztlich auch der Name der Stadt.
erklärt Ronald Kreidel. Aber im Laufe der Zeit haben
34
Deutschland jubeln, lautet die Antwort meist: ‚Für Bra-
pflegt wurden, haben bis heute Bestand: In Pomerode
Etwa ab dem Jahr 1870 siedelten deutsche Einwanderer
aus Pommern, das sich heute vom Nordosten Deutsch-
sie bei der Fußballweltmeisterschaft für Brasilien oder
BEGEGNUNG 1-2015
Beim alljährlichen „Festa Pomerana“
werden deutsche Traditionen gepflegt.
BEGEGNUNG 1-2015
35
MELDUNGEN
DÜSSELDORF
Meldungen
Meldungen
51° 14' N
INLAND
6° 47' E
Interview mit Hildegard Jacob
„Die Arbeit mit den Deutschen
Auslandsschulen hat mir gezeigt, wie
wichtig es ist, die eigenen Maßstäbe zu
überdenken“
UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
Bonn. Vom 29. bis 30. September 2014
fand in Bonn die nationale Konferenz
zum Abschluss der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
(BNE) statt. Seit 2002 verfolgte die globale Bildungskampagne das Ziel, mittels eines nationalen Aktionsplans das
Thema nachhaltige Entwicklung in
der deutschen Bildungslandschaft zu
verankern. Knapp 2.000 Projekte, wie
Ende Januar wurde Hildegard
zum Beispiel Umwelt-AGs an Schulen und Infomobile zum Thema Fairer
Jacob, Ländervorsitzende des
Handel, wurden während der Dekade
Bund-Länder-Ausschusses
ausgezeichnet. Zum Ende der Dekade
für die schulische Arbeit im
fanden sich im September rund 500
Interview mit Hildegard Jacob
Ausland (BLASchA), in den
Fachleute und Akteure zusammen,
Ruhestand versetzt. Stefany
um die „Bonner Erklärung 2014“ zu
verabschieden. Eine weitere Zusam-
auch Ausgangspunkt für die weitere
Mitspracherechte in nationalen Gre-
menarbeit wurde bis 2019 zugesichert.
Arbeit von BNE sein müsse. Unter an-
mien eingeräumt werden.
Entsprechend betonte Bundesministe-
derem soll ein Fokus auf die Qualifizie-
rin Johanna Wanka, dass die Konferenz
rung pädagogischer Fachkräfte gelegt,
Weitere Informationen zur Bonner Er-
trotz des abschließenden Moments
Kindern und Jugendlichen sollen mehr
klärung: www.bnekonferenz.de
[JS]
Krath sprach mit der nordrhein-westfälischen Ministerialrätin über Meilensteine
im deut schen Ausl andsschulwesen.
Ende Januar wurde Hildegard Jacob, Ländervorsitzende
Germanistenkongress in Lateinamerika
des Bund-Länder-Ausschusses für die schulische Arbeit
im Ausland (BLASchA), in den Ruhestand versetzt. Ste-
Curitiba. Im September fand in Bra-
wachsenden Schülerzahlen nieder-
silien der 15. Kongress des Lateiname-
schlagen. Der Vorsitzende des Beirats
Frau Jacob, welche Änderungen im Aus-
rikanischen Germanistenverbands
der Zentralstelle für das Auslands-
landsschulwesen sind in Ihrer Zeit als
(ALEG) statt. Schwerpunkte der Tagung
schulwesen Prof. Dr. Hermann Funk
Ländervorsitzende des BLASchA erfolgt?
bildeten Forschungs- und Praxisfel-
vom Institut für Auslandsgermanistik
Das wichtigste Ereignis war sicherlich
der der deutschen Literatur, Sprache
der Friedrich-Schiller-Universität Jena
die Verabschiedung des Auslandsschul-
und Kultur im lateinamerikanischen
lobte die thematische Vielfalt und die
gesetzes und der dazugehörigen Bund-
Kontext. Unter dem Motto „Germa-
Teilnehmerzahl des Kongresses, der
Länder-­Verwaltungsvereinbarung. Die
nistik und Romanistik im Gespräch
sich „hinter keinem Germanistenkon-
intensive Arbeit an beidem hat mir
wir in den mehr als elf Jahren, in denen
Phase geht, sowie das Regionalabitur.
– Deutsch für Lateinamerika“ trafen
gress im deutschsprachigen Raum
besonders viel Spaß gemacht, da sie
ich mit dem Auslandsschulwesen be-
Dem Regionalabitur musste die Erar-
sich Germanisten unterschiedlicher
verstecken“ müsse. Anlässlich des 50.
nicht nur fachliche Expertise erfor-
fasst war, eine Reihe von Neuerungen
beitung eines sogenannten Kerncur-
Disziplinen fünf Tage lang, um ge-
Jubiläums von ALEG wurde ein zusätz-
derte, sondern auch die – nicht immer
auf den Weg gebracht haben, die das
riculums vorausgehen. Erstmalig hat
meinsam über den internationalen
liches Kulturprogramm aus Literatur-,
ganz einfache – Abstimmung zwischen
Auslandsschulwesen nachhaltig prä-
die Kultusministerkonferenz (KMK)
Stellenwert des Fachs und dessen per-
Musik- und Filmaufführungen für die
den unterschiedlichen Akteuren im
gen werden.
der Länder nach fachlicher Vorar-
spektivische Ausrichtung zu diskutie-
Öffentlichkeit Curitibas angeboten.
­BLASchA und in länderübergreifenden
ren. Laut ALEG-Präsident Paulo Soe-
[SK]
sowie politischen Gremien.
the ist die deutsche Sprache in vielen
fany Krath sprach mit der nordrhein-westfälischen Ministerialrätin über Meilensteine im deutschen Auslandsschulwesen.
beit im BLASchA und in Abstimmung
Welche Erfolge sehen Sie?
mit den zuständigen Ministerien der
Aus meiner Sicht sind insbesondere
Länder für sieben Fächer weltweit
Regionen Lateinamerikas relevant, das
Nähere Informationen zum Kongress:
Ich würde allerdings gern meine Tä-
die Bund-Länder-Inspektion zu nen-
ein einheitliches Curriculum für die
werde sich in den nächsten Jahren in
www.aleg2014curitiba.ufpr.br
tigkeit im BLASchA insgesamt in den
nen, die mittlerweile an allen Deut-
Qualifikationsphase der gymnasialen
Blick nehmen wollen: Ich denke, dass
schen Auslandsschulen in die zweite
Oberstufe erlassen. Damit wurde
36
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
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INLAND
DÜSSELDORF
51° 14' N
6° 47' E
DÜSSELDORF
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INLAND
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Bundesland gegenüber verantwortlich,
Federführung bei der Erstellung eines
Nordrhein-Westfalen für die Deut-
sondern auch dem Auswärtigen Amt, der
Handbuchs übernommen, das Ver-
schen Auslandsschulen habe ich die
Zentralstelle für das Auslandsschulwe-
fahren im Zusammenhang mit den
Arbeit dieser Schulen schätzen gelernt.
sen, der KMK und den Schulen. Was war
Abschlussprüfungen an Deutschen
Das Auslandsschulwesen genießt ei-
das Besondere in der Zusammenarbeit?
Auslandsschulen beschreibt. Dieser
nen hervorragenden Ruf. Ich würde
In meiner Arbeit in der Schule, im Mi-
Leitfaden trägt zu einem einheitlichen
mir wünschen, dass die Wertschätzung
nisterium und auch im BLASchA war
Handeln aller Prüfungsbeteiligten und
anhält oder sich sogar vergrößert und
es für mich immer besonders wichtig,
zu einheitlichen Standards bei.
dass sie oder er mit dazu beiträgt.
gen vieler Gehör finden konnten. Dazu
Was hinterlassen Sie Ihrem Nachfolger?
Was nehmen Sie für sich persönlich mit?
zählt, dass man sich mit denen berät,
Das Regionalabitur muss evaluiert
In meiner Erinnerung haben die per-
die die Regelungen umsetzen müssen.
werden; es ist zu prüfen, ob Änderun-
sönlichen Begegnungen im Laufe mei-
Hier ist der Direktorenbeirat ein wich-
gen erforderlich sind oder der einge-
nes Berufslebens die meisten Spuren
tiges Gremium. Selbstverständlich
schlagene Weg weiter beschritten wer-
hinterlassen. Auf einer meiner ersten
muss man sich genügend Zeit neh-
den kann.
Prüfungsreisen lernte ich in Kolum-
dass die unterschiedlichen Meinun-
bien die Familie eines Jungen kennen,
men, um Dinge zunächst bilateral zu
klären und gemeinsam einen Konsens
Wir haben uns außerdem verpflichtet,
der an der Deutschen Schule Bogotá
zu finden. In meinen Augen ist das die
die vielen unterschiedlichen Prüfungs-
das beste Abitur seines Jahrgangs ab-
wichtigste Voraussetzung dafür, dass
ordnungen für das Abitur zusammen-
gelegt hatte und in Aachen ein Inge-
Absprachen verlässlich sind und einge-
zuführen, um auch hier ein höheres
nieursstudium aufnehmen wollte. Die
halten werden.
Maß an Einheitlichkeit und Transpa-
Eltern, die keinerlei familiäre Verbin-
renz zu schaffen. Diese Arbeit konnte
dungen nach Deutschland hatten und
Auch mit anderen Interessenvertre-
unter meinem Vorsitz nur begonnen
als einziges deutsches Wort „Maschi-
tungen im Auslandsschulwesen, wie
werden.
nenbau“ kannten, waren sehr dankbar
für die Bildung, die ihr Sohn erhalten
dem Weltverband Deutscher Auslands-
Bund und Länder engagieren sich gemeinsam im deutschen Auslandsschulwesen.
die Grundlage für ein höheres Maß an
Die Zentralisierung von Prüfungen be-
einschließt, und verantwortet den
Vergleichbarkeit bezüglich Unterricht
trifft aber nicht nur das Abitur.
Prüfungsablauf.
und Abschlüssen an den Schulstand-
Eine Veränderung der Prüfungen hat
orten im Ausland geschaffen, ohne
auch in der Sekundarstufe I stattge-
regionale Besonderheiten vor Ort zu
funden. Dezentrale Prüfungen gehö-
vernachlässigen. Die Einführung des
schulen, dem Verband Deutscher Leh-
Im übergeordneten Bereich gibt es ne-
hatte. Diese Wertschätzung deutscher
rer im Ausland und der Arbeitsgruppe
ben den sogenannten „Einheitlichen
Bildung trotz aller PISA-Debatten habe
Auslandslehrerinnen und -lehrer der
Prüfungsanforderungen in der Abitur-
ich immer wieder angetroffen. Das hat
GEW, habe ich immer eine vertrauens-
prüfung“ für einzelne Fächer inzwi-
meine Arbeit an der Qualität der Deut-
volle Zusammenarbeit angestrebt.
schen Bildungsstandards für die All-
schen Auslandsschulen beflügelt.
gemeine Hochschulreife. Vor diesem
Haben Sie ein besonderes Rezept für
Hintergrund erarbeiten wir im Kern-
Ihr Fazit?
Eine weitere Erfolgsgeschichte ist das
einen Konsens bei unterschiedlichen
curriculum für die Deutschen Aus-
Es war immer wieder etwas ganz Be-
Deutsche Sprachdiplom (DSD) der
Interessen?
landsschulen zurzeit die Fachcurricula
sonderes zu erleben, wie Schülerin-
ren am Ende der Sekundarstufe I bzw.
KMK. Hier hat sich die Zahl der Teil-
Sich Zeit nehmen und miteinander
für die Fächer Deutsch, Mathematik
nen und Schüler vor dem Hintergrund
Kerncurriculums ist an den Deutschen
beim Übergang in die Qualifikations-
nehmerinnen und Teilnehmer sowie
sprechen. Oft ergeben sich wichtige
und Englisch.
der Kultur ihres Heimatlands und des
Auslandsschulen durch Implementie-
phase der gymnasialen Oberstufe nun
der Diplome in den letzten Jahren er-
Anliegen zwischendurch. Allerdings
rungsveranstaltungen flankiert wor-
der Vergangenheit an. Anfänglich wa-
freulich entwickelt. Aus meiner Sicht
treffe ich Entscheidungen in der Regel
Außerdem ist die Vorlage der neuen
gene Ideen und überraschende Ansätze
den, die von Bundesseite finanziert
ren die Länder Hessen und Thürin-
ist es zudem besonders erfreulich, dass
nicht zwischen Tür und Angel. Lieber
schulinternen Curricula noch nicht für
entwickelt haben.
wurden und für die von Länderseite
gen mit der Erstellung der zentralen
das DSD Stufe I nicht mehr nur im
wäge ich sie mit meinen Kolleginnen
alle Jahrgangsstufen abgeschlossen. Ich
Expertinnen und Experten freigestellt
Aufgaben für die schriftlichen Prü-
Ausland abgenommen wird. Rund die
und Kollegen intensiv ab oder über-
könnte die Liste beliebig verlängern,
Die Arbeit mit den Deutschen Aus-
wurden. Anschließend sind in inten-
fungen betraut. Mittlerweile betreut
Hälfte der Länder in der Bundesrepu-
denke sie eine Nacht. Damit bin ich in
aber ich denke, die genannten Aspekte
landsschulen hat mir gezeigt, wie
siver Abstimmung der Schulen einer
eine eigene Koordinationsstelle im Se-
blik Deutschland sieht diese Prüfung
meinen über 40 Arbeitsjahren immer
zeigen, welche Herausforderungen
wichtig es ist, die eigenen Maßstäbe
Prüfungsregion schulinterne Curricula
kretariat der KMK die Erstellung der
mittlerweile zur sprachlichen Erstinte-
sehr gut gefahren.
auf meine Nachfolgerin oder meinen
zu überdenken. Nur so kann es uns ge-
entstanden. Mittlerweile hat an fast
einheitlichen Prüfungsaufgaben zum
gration für jugendliche Migrantinnen
Nachfolger warten.
lingen, die Eigenheiten und Besonder-
allen Schulen das Regionalabitur zum
Erwerb des Haupt- und Realschulab-
und Migranten vor.
ersten Mal stattgefunden. Erste Rück-
schlusses bzw. der Berechtigung zum
meldungen zeigen, dass wir auf dem
Übergang in die Qualifikationsphase,
richtigen Weg sind.
die den mittleren Schulabschluss
38
deutschen Bildungssystems kreativ ei-
heiten anderer Kulturen schätzen zu
Außerdem ist es mir wichtig, getroffene Absprachen verbindlich zu ma-
Welche Botschaften geben Sie ihm mit?
lernen: nicht nur in der Welt, sondern
Als Ländervorsitzende im BLASchA
chen. Ich habe zum Beispiel schon vor
In meiner langjährigen Tätigkeit
auch in Deutschland.
waren Sie nicht nur Ihrem eigenen
meiner Zeit als Ländervorsitzende die
als KMK-Beauftragte des Landes
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
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HERMANNSTADT
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Besucher ein anderes Bild. In Kinder-
an rumänischen Schulen weit verbrei-
Schule im Aufbau
garten und Grundschule sitzen grö-
tet, wird häufig sogar als erste Fremd-
Seit Sommer 2014 wird die Schule
ßere Gruppen in den Räumen. Oft
sprache oder an den traditionellen
erstmals von einem aus Deutsch-
zählt man mehr als zehn Köpfe, über-
Schulen der deutschen Minderheit als
land vermittelten Schulleiter geführt.
füllte Großklassen findet man hier
Muttersprache gelehrt. Im Wettbewerb
Hans Könnecke Costa hat bereits in
aber nicht. Die individuelle Betreuung
mit den lokalen Schulen will die DSBU
den ersten Tagen seiner Amtszeit
ist ein Markenzeichen der Schule; dass
mit einer hohen sprachlichen Qualität
eine Steuergruppe mit verschiedenen
sie in vier umfunktionierten Wohn-
punkten. „Wir bemühen uns, wirklich
Kompetenzteams gebildet, ob zum Me-
häusern untergebracht ist, trägt zu-
Muttersprachler als Deutschlehrkräfte
thodencurriculum oder zu Konzepten
sätzlich zur familiären Atmosphäre bei.
zu beschäftigen, auch wenn der Ar-
für Inklusion und Deutsch-als-Fremd-
Rund 150 Kinder verteilen sich der-
beitsmarkt schwierig ist“, betont The-
sprache (DaF). Gemeinsam mit dem
zeit auf Krippe, Kindergarten und die
len, dessen Schule über Aushänge und
Vorstand will der Pädagoge Strukturen
Schulklassen 1 bis 9. Annas Vater, Ste-
Mundpropaganda häufig Lehramtsab-
aufbauen und festigen. In seinen ers-
phan Thelen, ist Vorstandsvorsitzender
solventen aus Deutschland, Österreich
ten zwei Monaten als Schulleiter ka-
und Mitbegründer der DSBU. Obwohl
und der Schweiz für einen Aufenthalt
men bereits 15 Quereinsteiger an die
einige Bukarester Schulen Deutschun-
in Bukarest interessieren kann.
Schule. „Wie an den meisten
terricht anbieten, beschloss er 2007, gemeinsam mit anderen Eltern eine neue
Schule zu gründen: „Wir wollten vor
Rumänien
allem eine kompatible Schule für Expat-Kinder als nahtlosen Anschluss an
Die 13-jährige Anna (o.) und Klassenkamerad Philip bilden die 8. Klasse.
Vier umfunktionierte Stadtvillen (u.) dienen der Deutschen Schule Bukarest
als Schulgebäude.
das deutsche Schulsystem. Aber auch
Länderdossier
rumänische Eltern waren interessiert.“
Ein Dutzend Kinder fanden sich für die
1. Klasse – bis jedoch alle Formalitäten
Rumänien
erledigt waren und der Unterricht beginnen konnte, waren nur noch zwei
Schüler für den Schulstart angemeldet.
In den Folgejahren wuchs die Deutsche Schule jedoch schnell. Kindergarten und Krippe kamen hinzu, sieben
Länderdossier
Mal musste die DSBU in sieben Jahren
Gesucht, gewollt, umworben
Deutsch ist gefragt in Rumänien. Mehr als 26.000 Deutschlerner zählen allein die Sprachdiplomschulen im
Land, und im Norden Bukarests wächst erfolgreich eine Deutsche Auslandsschule heran. Eltern und Schüler
verbinden mit der Sprache die Hoffnung auf Wohlstand und Karriere. Nur eines gefährdet die deutschsprachigen Bildungsangebote in dem osteuropäischen Staat: der heimische Lehrermangel.
umziehen. Annas Schullaufbahn begann in einer 80-Quadratmeter-Villa,
heute stehen der Achtklässlerin und
ihren Mitschülern rund 2.000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.
Pluspunkt: Sprachliche Qualität
Ein wichtiger Meilenstein für die
Schule war ihre Anerkennung als
Deutsche Auslandsschule 2012 durch
das Auswärtige Amt und die Zent-
von ANNA PETERSEN
ralstelle für das Auslandsschulwesen
(ZfA). „Gerade rumänische Eltern hat-
Ein gemütliches Wohnhaus im Nor-
Thelen Unterrichtsalltag an der Deut-
einzeln erklären“, meint Anna, ihr ge-
ten vorher die Befürchtung, dass es die
den Bukarests: In einem Mansarden-
schen Schule Bukarest (DSBU). Die
fällt die intensive Beschulung, die sie
DSBU in fünf oder zehn Jahren nicht
zimmer mit hölzerner Dachschräge
13-Jährige und ihr Klassenkamerad
seit der 1. Klasse gewöhnt ist. Denn
mehr geben könnte“, berichtet Thelen.
beugen sich zwei Jugendliche über
Philip bilden gemeinsam die 8. Klasse
2007, als die DSBU gegründet wurde,
„Die Anerkennung hat zu einer höhe-
ein Arbeitsblatt. Vor ihnen erläutert
der Schule. Unterrichtet werden sie
war Anna ihre erste Schülerin.
ren Glaubwürdigkeit geführt.“ Inter-
eine Lehrerin in deutscher Sprache
zu zweit oder jahrgangsübergreifend
ein mathematisches Problem. Was
mit den zwei Neuntklässlerinnen der
Individuell, familiär, deutsch
auf den ersten Blick wie Privat- oder
Schule. „Wenn man etwas nicht ver-
Nebenan, in den drei weiteren Villen
bestand bei vielen rumänischen Fami-
Nachhilfe­unterricht wirkt, ist für Anna
steht, kann der Lehrer es dir in Ruhe
der Deutschen Schule, bietet sich dem
lien ohnehin. Die deutsche Sprache ist
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BEGEGNUNG 1-2015
esse an einem deutschsprachigen Angebot und dem deutschen Schulsystem
BEGEGNUNG 1-2015
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LÄNDERDOSSIER
BUKAREST
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Auslandsschulen ist die Fluktuation
Türkei ohne familiären Deutschland-
und die ganze Schulgemeinschaft ist
der Schülerschaft eine Herausforde-
bezug für die Schule interessieren, liegt
viel offener.“ Ihrer Schülerin Anna ge-
rung, aber die Zahlen haben sich sta-
unter anderem an der individuellen
fällt dabei der Kontakt mit den Klei-
bilisiert“, sagt Könnecke Costa. „Die
Betreuung. „Unser koreanisches Kind
neren: „Es ist schön, wenn die einem
Klientel beginnt, uns zu registrieren.“
hatte Schwierigkeiten mit der deut-
zugucken und du Vorbild für sie bist.“
Und die Schule entwickelt sich: Mit ei-
schen Sprache, deshalb hat es zusätz-
In einem Jahr wird Anna voraussicht-
nem Recycling-Tag warb die DSBU im
lich Intensivunterricht bekommen.
lich die erste Schülerin sein, die an der
Herbst um das Interesse der Bukarester
Gleichzeitig war der Junge in Mathe
DSBU die mittlere Reife ablegt. Schul-
Öffentlichkeit, die Unterrichtsräume
sehr stark, sodass wir ihn in dem Fach
leiter Könnecke Costa freut sich darauf
werden zurzeit mit Laptops ausgestat-
in einer höheren Klasse unterrichtet
und denkt auch schon an das Abitur.
tet, wichtige Materialien, Noten und
haben.“
Für die Zukunft plant er aber zunächst
Termine können Schüler wie Eltern
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abrufen. Neben einem Sozialpädagogen und einer Psychologin hospitiert
Für die Lehrkräfte der DSBU, wie die
Rumänische Traditionsschulen
eine deutsche Logopädin wöchentlich
Österreicherin Elisabeth Lenz, stellt
Auch wenn es bis vor acht Jahren keine
in den Kindergartengruppen, prüft die
das jahrgangsübergreifende Arbei-
Deutsche Auslandsschule in Buka-
LÄNDERDOSSIER
Ukraine
Moldavien
Ungarn
Rumänien
Ukraine
Temeswar
„eine solide Einzügigkeit mit etwa 200
Eine Unterrichtsstunde, zwei
Klassen
dann tagesaktuell vom Schulserver
HERMANNSTADT
Hermannstadt
Schülern“.
Bukarest
Serbien
Schwarzes
Meer
Sprechfähigkeit neuer Schüler und ar-
ten auch eine Herausforderung dar.
rest gab, das deutsche Abitur konnten
beitet bei Bedarf eng mit dem betrof-
Binnendifferenzierung ist gefragt, oft
Schüler in der Hauptstadt schon zuvor
fenen Kind, den Eltern und Lehrern
muss sie eine Unterrichtsstunde dop-
erwerben. Etwa sechs Kilometer von
zusammen.
pelt vorbereiten – die kleinen Klassen
der DSBU entfernt liegt das ehrwür-
machen das überhaupt erst möglich.
dige Goethe-Kolleg von 1751: Mehr als
„Schüler und Lehrer können ein richtig
1.000 Kinder verteilen sich über Kin-
Etwa die Hälfte der Kindergartenkin-
gutes Verhältnis zueinander aufbauen.
dergarten, Vorschule, Gymnasium und
deutsche Sprache bleibt für sie ohne-
die mündliche Prüfung begonnen. Je-
Jahr wird die DSD-Abteilung des Goe-
der kommt aus rumänischen Familien,
Und den Kindern fällt es leichter, Fra-
das anschließende Lyzeum. Bis zum
hin omnipräsent. Während die Spezial-
der Schüler musste für sein ausgewähl-
the-Kollegs von Jarosch als vermittelte
rund 30 Prozent aus Mischehen, alle
gen zu stellen, weil nicht 23 andere
Ende der 8. Klasse ist die Schule fünf-
abteilung zum deutschen Abitur führt
tes Thema Material sammeln und eine
Lehrkraft unterstützt. Für ihre Arbeit
anderen stammen aus deutschsprachi-
murren oder unaufmerksam sind“, be-
zügig, dann werden per Prüfung die
und von der ZfA mit vier vermittel-
Fragestellung formulieren: „Welchen
ist Schulleiterin Popa dankbar, die
gen Ländern oder Drittländern. In der
richtet die Mathelehrerin. Als sie 2014
besten Schüler ermittelt und auf vier
ten Auslandsdienstlehrkräften unter-
Einfluss hat Mode auf den modernen
deutsche Lehrerin trage zum Ansehen
Schule liegt der Anteil an deutschen
an die Schule kam, fiel ihr positiv auf,
neue Klassen verteilt. Das Goethe-Kol-
stützt wird, führt die DSD-Abteilung
Menschen?“ „Kann nur Fußball als
des Sprachdiploms an der Schule bei.
Schülern und Kindern aus gemisch-
dass die Kinder nicht nach Jahrgängen
leg ist eine der historischen Minder-
zum Deutschen Sprachdiplom (DSD)
Leistungssport den Lebensunterhalt
ten Ehen etwas höher. Dass sich auch
differenzieren: „Diese Barriere gibt es
heitenschulen Rumäniens, die Deutsch
Stufe II der Kultusministerkonferenz
sichern?“ Dass sie über ihre „eigenen
Die Suche nach geeigneten Lehrern,
Expats aus Bulgarien, Korea oder der
nicht, die 7. spielen mit den 5. Klassen,
als Muttersprache (DaM) unterrichten.
der Länder und dem einheimischen
Interessen statt vorgegebener Fragen“
speziell für den deutschsprachigen
Als sich die Siebenbürger Sachsen im
Baccalaureat. Der Weg zum Studium
diskutieren dürfen, gefällt den Goe-
Fachunterricht, gestaltet sich für das
12. Jahrhundert im Land niederließen,
in Deutschland steht anschließend
the-Schülern. Und wer plant mit dem
Goethe-Kolleg und die anderen Sprach-
gehörten Schulen zu ihren ersten Ein-
beiden Schülergruppen offen – laut
DSD II später in Deutschland zu stu-
diplomschulen im Land zunehmend
richtungen. Die Bildungstraditionen
Schulleiterin Prof. Dr. Cristina Popa
dieren? Elf Hände fliegen in die Luft.
schwierig. Der Lehrerberuf ist schlecht
der deutschen Minderheit galten bald
eines der wichtigsten Kriterien für El-
in ganz Rumänien als beispielhaft –
tern und Schüler bei der Schulwahl.
„Poetisches Vokabular“
bis heute. Entsprechend beliebt sind
Jährlich bilden sich am Goethe-Kolleg
Kathrin Jarosch, Landesprogramm-
figer in die heimische Wirtschaft, die
die Traditionsschulen auch in rumä-
eine Abitur- und drei DSD-Klassen.
lehrkraft aus Deutschland, unterrich-
ihre Sprachkompetenzen auch hö-
tet in der DSD-Abteilung der Schule.
her vergütet. Im Idealfall würden am
Gemischte Klientel
Im vergangenen Schuljahr legten rund 140 Schüler des GoetheKollegs das DSD I ab, das 2013/2014 das erste Mal im Land
durch­geführt wurde. Das DSD II erwarben 870 Schüler.
Bulgarien
nischen Familien, und die Nachfrage
kenntnissen zieht es stattdessen häu-
wächst beständig weiter. Dabei sind
Eine 24-köpfige DSD-Klasse, Jahr-
Ihr gefällt, dass die Vorbereitung auf
Goethe-Kolleg alle Fächer außer Ru-
nur noch etwa zehn Prozent der Schü-
gangsstufe 11, sitzt an diesem Morgen
das Sprachdiplom ganz nebenbei zu
mänisch auf Deutsch unterrichtet wer-
ler von Haus aus deutschsprachig, seit
in ihrem Klassenzimmer und bereitet
einem aktiveren Unterricht führt. „Bei
den, doch personell ist das unmöglich.
in den 90er Jahren, mit Öffnung des
sich auf die Schriftliche Kommunika-
der Mündlichen Kommunikation müs-
„Für 2015 suche ich eine Finanzierung,
Eisernen Vorhangs, ein Großteil der
tion in der Prüfung vor. Es geht um
sen die Schüler in der Lage sein, ein
um Deutschkurse für Fachlehrer anzu-
deutschen Minderheit das Land verlas-
Überleitungssätze, Redensarten und
Thema kontrovers zu diskutieren.“ Als
bieten, die dann in ein paar Jahren in
sen hat.
Erörterungen. „Diskutieren Sie das Pro
Jarosch 2013 an die Schule kam, legte
deutscher Sprache bei uns unterrich-
und Kontra eines Lebens ohne Mobil-
nur wenige Monate später ein Doppel-
ten können“, berichtet Popa. Die stei-
Zum Studieren nach Deutschland
42
bezahlt, Absolventen mit Deutsch-
telefon“, liest ein Jugendlicher in fast
jahrgang das DSD II an der Schule ab:
genden Schülerzahlen verschärfen die
Am Goethe-Kolleg können sich die
akzentfreiem Deutsch vor, seine Mit-
140 Kandidaten. „Vom Sprachniveau
Situation noch. „Wir möchten nume-
Schüler je nach Leistung ab der 9. Klasse
schüler bieten verschiedene Einstiegs-
war ich schon sehr überrascht. Die
risch nicht mehr wachsen, nur quali-
für die DSD-Abteilung oder die deut-
sätze an. In den Sommerferien hat die
Schüler haben ein großes, fast schon
tativ.“ Als staatliche Schule bekommt
sche Spezialabteilung entscheiden; die
Klasse bereits mit der Vorbereitung auf
poetisches Vokabular.“ Seit über einem
das Goethe-Kolleg seine Schüler
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
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allerdings vom Ministerium zugeteilt,
statt der von Popa gewünschten drei
„Ein Motor für
das Unterrichtswesen“
Vorschulklassen starteten 2013 sechs.
Bukarester Wiederentdeckung
Dass das Goethe-Kolleg in Bukarest
den hohen Bedarf an einem hochwertigen Deutschunterricht und dem DSD
Interview mit Dr. Alexandru Szepesi und Sorin Giurumescu Interview mit Dr. Alexandru Szepesi und Sorin Giurumescu
nicht alleine decken kann, hat auch
ZfA-Fachberater Dieter Jaeschke erkannt. Schon seine Vorgängerin hatte
Kontakt zum rumänischen Vlahutsa-
Jährlich bringt das rumänische Schulsystem rund 700 Abiturienten her-
Sprachdiplom sie zu modernen Schu-
Welche Bedeutung hat die deut-
Lyzeum aufgenommen, seit dem Früh-
vor, die Deutsch-als-Muttersprache (DaM) gelernt haben. Ganze 12.500
len macht und nicht nur die Vorberei-
sche Sprache für den rumänischen
jahr 2014 bietet die Schule das DSD I
tung auf eine Sprachprüfung bedeutet.
Arbeitsmarkt?
an. Das ebenfalls traditionsreiche Bu-
Giurumescu: Deutsch hat einen
karester Lyzeum, 1885 von König Ka-
Absolventen punkten mit Deutsch-als-Fremdsprache-Kenntnissen
(DaF). Anna Petersen sprach im Bukarester Bildungsministerium mit Dr.
Giurumescu: Für mich sind die Aus-
hohen Status, weil man in Rumä-
rol I. erbaut, hat für ihn „das Potenzial,
Alexandru Szepesi, zuständig für den DaM-Bereich, und Sorin Giuru­
wirkungen klar, denn ich arbeite bei
nien als Berufsanfänger mit diesen
eine Alternative zum Goethe-Kolleg zu
mes­cu, Generalinspektor für DaF.
Seminaren mit Lehrern aus dem gan-
Sprachkenntnissen viel mehr ver-
bieten“. Das Deutsche Sprachdiplom
zen Land: Lehrer aus Sprachdiplom-
dient. Bewerber können dasselbe
Stufe I ist seit 2013 als Sprachzertifi-
schulen können zum Beispiel viel
Studium beenden – wenn einer
kat und damit als Teil des rumänischen
sinnvoller mit Projektarbeit umgehen.
von beiden Deutsch kann, verdient
Abiturs anerkannt. Schüler können
er unter Umständen bei derselben
mit dem Diplom die vorgeschaltete,
Firma 40 Prozent mehr.
obligatorische Sprachprüfung erset-
Wiederentdeckung in der Bukarester
Schullandschaft: Carmen Toma, ­
Leiterin des Vlahutsa-Lyzeums, bietet
seit Anfang 2014 das DSD I an.
Wie beliebt ist die deutsche Sprache in
Fortbildungen deutscher Institutionen
Rumänien?
eine echte Weiterqualifizierung be-
Szepesi: In den letzten Jahren ist die
kommen. Ohne die Unterstützung der
Die deutschsprachigen Schulen werden
Nachfrage angestiegen. Wir möchten
ZfA wären wir nicht auf dem heutigen
auch wegen ihrer siebenbürgersächsi-
aber vor allem die traditionsreichen
Niveau.
schen Kultur von den Eltern ausgewählt.
Wie wirkt sich die gestiegene Präsenz
hutsa seinen mehr als 1.000 Schülern
Rumänien gut verankert und nachge-
Was macht dieses Schulwesen aus?
deutscher Unternehmen aus?
sogar das DSD II anbieten. Erfahrung
fragt, auch durch die vielen Minderhei-
Schulen erhalten. Das Interesse ist
zen. Und bald schon könnte das Vla-
groß, und wir versuchen, die Lehrer
Szepesi: Durch das Lehrerentsende-
Szepesi: Diese Schulen haben eine alte
Giurumescu: Seit 2013 gibt es lokale
mit dem Prüfungsformat ist bereits
tenschulen. 43 Sprachdiplomschulen
dafür zu finden. Das wird in der Zu-
programm ist zudem die Attraktivität
Tradition, einige führen sogar auf das
Bemühungen der deutschen Wirt-
vorhanden, denn das Lyzeum ist eine
zählt Rumänien, darunter bietet neben
kunft ein Problem. Ab der 5. Klasse,
der Schulen gestiegen, auch weil die
14. Jahrhundert zurück. Hier wurde
schaft, zum Beispiel in Kronstadt,
ehemalige DSD-II-Schule. Erst als die
dem Goethe-Kolleg auch das Lenau-
wenn verschiedene Fächer auf Deutsch
deutschen Lehrer mit neuen Metho-
und wird nicht nur Bildung, sondern
Berufsschulen nach dem dualen
Wirtschaftskrise 2009 auch Rumänien
Lyzeum in Temeswar eine deutsche
unterrichtet werden, gibt es immer
den unterrichten oder neue Initiativen
auch Werteerziehung geboten. Die Sie-
Modell Deutschlands aufzubauen.
traf, musste die Schule das DSD-II-Pro-
Spezialabteilung an. Circa 80 Schüler
größere Schwierigkeiten, ausgebildete
mit sich bringen. Das ist wie ein Motor
benbürger Sachsen haben ihre Schulen
Sie könnten irgendwann ein Modell
gramm einstellen. Doch nun, berichtet
absolvieren hier jährlich das deutsche
Lehrer zu finden, besonders in Physik,
für das Unterrichtswesen vieler Schu-
immer dezentralisiert verwaltet, jedes
für alle Berufsschulen in Rumänien
Schulleiterin Carmen Toma, sei der Be-
Abitur. Im vergangenen Schuljahr leg-
Chemie oder Biologie.
len Rumäniens – ebenso die beiden
Dorf hatte eine Schule. Der Lehrerbe-
sein.
darf wieder gestiegen, Eltern fragten
ten zudem rund 140 Schüler das DSD I
Spezialabteilungen in Bukarest und
ruf war sehr angesehen, der wichtigste
explizit nach dem DSD II. Für Jaeschke
ab, das 2013/2014 das erste Mal im
Giurumescu: Es gab immer eine Bil-
Temeswar. Das Konzept Projektwoche
neben dem Pfarrer. Sie vermittelten
ist das Lyzeum „die Wiederentdeckung
Land durchgeführt wurde.
dungsschicht in Rumänien, die sich an
wurde inzwischen für das ganze rumä-
ein Gemeinschaftsgefühl und arbei-
des Jahres in der Bukarester Schulland-
westlichen Werten orientierte und ihre
nische Schulwesen übernommen.
teten mit modernen Unterrichtsme-
schaft“. Mit lokaler Öffentlichkeitsar-
Das DSD II erwarben in Rumänien
thoden. Ich komme selbst aus einer
beit und einem neu aus Deutschland
870 Schüler und damit den Sprach-
Kinder in die deutschsprachigen Schulen schickte. Gerade ist Deutsch be-
Inwiefern verändert auch das DSD die
solchen Schule und erinnere mich
vermittelten Fachschaftsberater ar-
nachweis, um eine Hochschule in
sonders „in“. In Bukarest könnte man
Bildungsarbeit der Schulen?
gerne an die angewandten Methoden
beitet er daran, die Schule wieder als
Deutschland zu besuchen. Viele Müt-
sofort ein paar neue deutsche Schulen
Szepesi: Die Unis bestätigen, dass sie
in Naturkunde. Wir mussten Pflanzen
„Deutschschule“ bei den Bukarester El-
ter und Väter verknüpfen auch deshalb
eröffnen. Die Kundschaft gibt es, das
merken, wenn ihre Studenten DSD-
pressen, Schmetterlinge kennen; es
tern zu etablieren.
mit der deutschen Sprache die Hoff-
Problem sind die Lehrer.
Schulen absolviert haben. Sie haben
wurden viele Ausflüge in die Natur ge-
nung auf Wohlstand und Erfolg für
eine spezielle Schulung durch Pro-
macht. Selbst in der kommunistischen
Wachsendes Interesse
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit
jektarbeit und zielorientiertes Lernen
Zeit gab es Religionsunterricht, das war
In den letzten Jahren gebe es in Buka-
würden sich rumänische Eltern sogar
mit Deutschland?
erfahren und andere Kompetenzen
etwas Besonderes. Die Sachsen sind ein
rest geradezu einen „Run“ auf die deut-
zur deutschen Minderheit bekennen,
Giurumescu: Sie hilft, die Deutsch-
erworben. Das selbstständige Arbei-
Volk der Schule. Das waren Stätten der
sche Sprache und die entsprechenden
nur um für ihr Kind einen Platz an ei-
lehrer zu motivieren und die Qualität
ten und kritische Denken bereitet die
Kultur, ganz besondere Einrichtungen.
Schulangebote, berichtet Jaeschke. Da-
ner der attraktiven Minderheitenschu-
zu verbessern. Unsere Deutschlehrer
Schüler wirklich auf ein Studium vor.
Diese Traditionen versucht man, in
mit verstärkt sich in der Hauptstadt ein
len zu erhalten, weiß Jaeschke. Den
sind im Vergleich zu anderen Lehrern
Deshalb können auch die DSD-Schu-
den deutschsprachigen Schulen zu er-
Interesse, das generell seit mehreren
hohen rumänischen Schüleranteil an
besser ausgebildet, weil sie durch die
len damit werben, dass das Deutsche
halten und zu pflegen.
Jahren im ganzen Land vorherrscht:
den traditionellen Deutsch-Mutter-
Das Deutsche Sprachdiplom ist in
sprachler-Schulen vergleicht der
44
BEGEGNUNG 1-2015
Als staatliche Schule bekommt das
Goethe-Kolleg seine Schüler vom
­Ministerium zugeteilt. 2013 starteten
sechs neue Vorschulklassen.
BEGEGNUNG 1-2015
ihren Nachwuchs. In manchen Fällen
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AUSLAND
Länderprojekt Serbien:
Verleihung der ersten Deutschen Sprachdiplome
Feierliche Auszeichnung: Nach gut einem Jahr Vorlaufzeit nahmen die Leiter der teilnehmenden Schulen in Serbien die ersten Deutschen Sprachdiplome für ihre Schüler in Empfang. Außerdem erhielten die Schulleiter, deren Schulen an der Partnerschulinitiative (PASCH) des Auswärtigen Amts
teilnehmen, die offizielle Plakette.
Samuel-von-BrukenthalGymnasium: Der Besuch
der Schule ist wie „ein
gelingendes Rezept“.
Feierliche Auszeichnung: Nach
Mit Freude nahmen die Schulleiter ihre
PASCH-Plaketten entgegen.
gut einem Jahr Vorlaufzeit nahmen die Leiter der teilnehmen-
Erst im Dezember 2012 hatten der
den Schulen in Serbien die ers-
deutsche Botschafter in Serbien
Heinz Wilhelm und der serbische Bil-
DSD öffnet Türen
ZfA-Fachberater mit der Schülerschaft
Lehrkräften für Deutsch und deutsch-
siebenbürgisch-sächsischen Schulwe-
an vielen Deutschen Auslandsschulen
sprachigen Fachunterricht. Der Man-
sens, ihre Volkstanzgruppen erhalten
in Lateinamerika. „Zwar wurden sie
gel wird in den folgenden Jahren noch
Ende des 19. Jahrhunderts von Deut-
viel gravierender werden, weil etliche
schen gegründet, inzwischen aber
Lehrkräfte in Pension gehen“, erzählt
werden sie zu 90 Prozent von einhei-
sie. Auch das Auswärtige Amt attestiert
Laut Schulleiter Gerold Hermann ist
mischen Kindern besucht – so entste-
Rumänien in seinen Länderinforma-
der Besuch seiner Schule für viele El-
hen Begegnungsschulen, und das ist
tionen einen „großen Reformbedarf
tern wie „ein gelingendes Rezept“, das
des Auswärtigen Amts teilneh-
schön“, findet Jaeschke, dessen zwei
bei Qualifizierung und Weiterbildung
über das in Rumänien dichte Netzwerk
men, die offizielle Plakette.
Fachberaterkolleginnen in Temeswar
des Lehrpersonals“. Nicht nur für die
aus Familie und Nachbarn weitergege-
und Hermannstadt tätig sind.
Sprachdiplomschulen im Land sind die
ben werde: „Es ist bekannt: Wer diese
Lehrer Dreh- und Angelpunkt der heu-
Schule besucht hat, macht irgendwie
D ie
tigen wie zukünftigen Bildungsarbeit.
Karriere. Ich kenne keinen einzigen
September 2014 in der Residenz des
Hohe Absolventenzahl
Die meisten DSD-Diplomanden kom-
Entsprechend willkommen sind die
arbeitslosen Absolventen.“ Auch der
Botschafters der Bundesrepublik
„Die Zeitspanne von der Unterzeich-
PASCH-Gemeinde
men aus Siebenbürgen, Heimat der
aus Deutschland regelmäßig vermit-
amtierende Bürgermeister Hermann-
Deutschland statt. In seiner Anspra-
nung der Absichtserklärung bis zur
Hinzu kommen sechs Gymnasien, die
Siebenbürger Sachsen und damit vieler
telten Lehrer: Mehr als 40 Lehrkräfte,
stadts, Klaus Johannis, war früher
che erläuterte der serbische Minister
ersten Prüfung im März 2014 war sehr
die Voraussetzungen für eine erfolgrei-
DaM-Schulen. Birgit van der L
­ eeden
vom Landesprogrammlehrer bis zur
Schüler und sogar Lehrer des Gymna-
für Erziehung, Wissenschaft und tech-
kurz“, erläutert Dr. Boris Menrath, Lei-
che Einführung des DSD II erfüllen.
betreut die Region als Fachberate-
Fachschaftsberaterin, lehren aktuell an
siums. Offiziell ist er seit den 14 Jahren
nische Entwicklung Srđan Verbić die
ter des Regio­nalbüros Südosteuropa
rin der ZfA in Hermannstadt. Für den
DSD-Schulen in Rumänien.
seiner Amtszeit vom Lehrdienst beur-
Stellung der deutschen Sprache in der
und Fachberater in Serbien der Zent-
Die offizielle Verleihung der PASCH-
laubt, doch spätestens seit er 2014 zum
Welt und den daraus resultierenden
ralstelle für das Auslandsschulwesen
Plaketten für die Schulen wurde mit
rumänischen Präsidenten gewählt
Wunsch von Eltern und Schülern nach
(ZfA). „Dennoch fand die Hälfte der 14
der Überreichung der Sprachdi­plome
Hohe Nachfrage, fehlende Lehrer
nächsten Prüfungstermin verzeichnet
ten Deutschen Sprachdiplome
dungsminister Žarko Obradović ein
Das DSD als anerkannter schulischer
auch von den rumänischen Schülern
für ihre Schüler in Empfang.
­„Memorandum of Understanding“ un-
Abschluss in Deutsch als Fremdsprache
regen Zulauf.
Außerdem erhielten die Schul-
terzeichnet, in dem die Durchführung
eröffnet in Serbien neue Möglichkei-
leiter, deren Schulen an der
des DSD I in serbischer Verantwortung
ten der kulturellen Zusammenarbeit
geregelt wird. Vorbild dieser Verein-
zwischen beiden Ländern. „Im Zuge
barung sind die DSD-Länderprojekte
der Implementierung haben wir zahl-
in Frankreich und Ungarn, bei denen
reiche Grundschulen mit Deutsch als
die Durchführung und Bewertung der
erster Fremdsprache entdeckt“, so der
Prüfung bereits den Gastländern über-
ZfA-Fachberater. Alle diese Schulen
tragen wurde.
hätten das Potenzial, das DSD I anzu-
Partnerschulinitiative (PASCH)
feierliche Übergabe fand im
streben. Insgesamt werden 13 Grundschulen als Partnerschulen in die
aufgenommen.
sie bereits 750 Anmeldungen für das
Erfolgsrezept
DSD II, ihre 19 Sprachdiplomschulen
Einige der deutschsprachigen Sprach-
wurde, erwartet man den vormaligen
einem größeren Angebot an Deutsch­
zugelassenen Schulen den Mut, sich
zusammengelegt, „um den engen Zu-
in der Region werden bald durch eine
diplomschulen profitieren bei der
Physiklehrer an seinem Heimatgym-
unterricht. „Sie haben erkannt, was sie
den DSD-Herausforderungen unmit-
sammenhang von DSD und PASCH
20. ergänzt. Auch van der Leeden kann
Lehreranwerbung zudem von ihrem
nasium nicht allzu bald zurück. Die
benötigen, und an uns liegt es, dies zu
telbar zu stellen.“
zu verdeutlichen“, erklärte Stefan
von sehr guten Bestehensquoten und
Renommee, unter ihnen das Samuel-
Hauptzutaten des Brukenthal-Rezepts
ermöglichen.“ 204 Schüler erhielten
einer hohen Nachfrage an den Schulen
von-Brukenthal-Gymnasium in Her-
sind dabei kein Geheimnis: fordern
ihr Deutsches Sprachdiplom (DSD) der
Die ersten drei Gymnasien wurden
Schule Belgrad, der ersten und ältes-
berichten, aber auch hier herrscht Leh-
mannstadt. 1380 erstmals urkundlich
und fördern, siebenbürgisch-sächsi-
Kultusministerkonferenz (KMK). Der
seitens des Zentralen Ausschusses für
ten PASCH-Schule in Serbien. Er über-
rermangel. „In Grundschulen eben­so
erwähnt, übersteigt die Nachfrage
sche Bildungstraditionen, die Vermitt-
Minister überreichte den Leitern der
das DSD bereits als DSD-II-Schulen
reichte den Schulleitern die Plaketten.
wie in weiterführenden Schulen, den
an der DaM-Schule das Angebot an
lung von Sozialkompetenzen – und
sieben Schulen, die an der ersten DSD-
anerkannt. „Eine Reihe weiterer Schu-
Gymnasien und Lyzeen, besteht ein
Plätzen deutlich. Die Schule versteht
nicht zuletzt die deutsche Sprache.
Prüfung teilgenommen hatten, per-
len bereitet ihre Anträge auf Zulassung
immer größer werdender Bedarf an
sich auch als Traditionsträger des
sönlich die Diplome.
vor“, äußert sich Menrath zufrieden.
46
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
Wiedenhofer, Leiter der Deutschen
STEFANY KRATH
47
INLAND
INLAND
Schulabbrecher in den vergangenen
grammatikalischen Korrektheit. Im
zehn Jahren um 3,9 Prozentpunkte
Fach Deutsch sei das Verfassen von
Abhilfe soll ein gemeinsamer Auf-
­gesunken ist. Laut Schmoll hätte der
Informationstexten relevanter gewor-
gaben‑Pool schaffen. Die Aufgaben
Anteil an Risikoschülern demnach
den. „Dabei darf man die Vermittlung
werden durch das IQB unter Berück-
gleichermaßen sinken müssen: die An-
von Wissen natürlich nicht zu weit he-
sichtigung der KMK-Anforderungen
zahl derjenigen also, die Gefahr laufen,
runterfahren“, mahnt Stanat. „Bei dem
erstellt und stehen allen Bundeslän-
die Schule ohne Abschluss zu verlassen
ein oder anderen Lehrplan wurde die
dern ab dem Schuljahr 2016/2017 für
– ist er aber nicht.
Kompetenzorientierung vielleicht et-
den möglichen Einsatz im Abitur zur
was weit getrieben.“
Verfügung. Nichtsdestotrotz kön-
Eigenleistung adé?
nen lediglich bis zu 25 Prozent der
schlüsse mehren sich die Zweifel auf-
Allgemeine Kompetenzen im
Zentralabitur
grund steigender Absolventenzahlen.
Die Konzentration auf sogenannte all-
Kursnoten der Oberstufe, mündliche
Bildungsforscher Rainer Bölling geht
gemeine Kompetenzen wie Lesefähig-
Prüfungen sowie mögliche zusätzliche
von einer Absenkung der geforderten
keit und Sprachverstehen soll der Ver-
Prüfungen in einem fünften Abitur-
Abiturleistungen aus und führt exem-
gleichbarkeit des Abiturs dienen. Als
fach – und werden dezentral bewertet.
plarisch die Bewertung in Geschichts-
Instrument für ein vergleichbares Leis-
klausuren an: „Wenn heute eine
tungsniveau wurde das Zentralabitur
Nicht alle sind vom Konzept Zentral-
­Karikatur analysiert werden soll, reicht
geschaffen. Im Gegensatz zur dezentral
abitur überzeugt: Für Rainer Bölling
es zum Bestehen bereits aus, diese in
organisierten Hochschulreife werden
ist das Instrument zur Vergleichbar-
korrektem Deutsch zu beschreiben,
die Prüfungen dabei nicht durch ein-
keit der Leistung sogar Ursache für
das Erscheinungsjahr und den Urhe-
zelne Lehrer, sondern durch das jewei-
das vermeintlich abgesunkene Niveau.
ber zu nennen – Dinge also, die von
lige Kultusministerium des Bundes-
Er ist davon überzeugt, dass die zen­
der ­Karikatur selbst abzulesen sind.“
landes gestellt. Bis heute haben 15 der
tralen Prüfungen „standardisierte An-
Eigen­leistung sei zum Bestehen einer
16 Bundesländer das Zentralabitur ein-
forderungen auf mittlerem Niveau
Abiturprüfung nicht mehr gefragt.
geführt. Lediglich in Rheinland-Pfalz
begünstigen“. Weil zwischen vielen
wird weiterhin dezentral geprüft. Ein
Akteuren ein Kompromiss gefunden
Prof. Dr. Petra Stanat, Direktorin des
bundesweit einheitliches Zentralabitur
werden musste, sei der Bewertungs-
Instituts für Qualitätsentwicklung im
werde in Deutschland aber nicht ein-
rahmen der Leistung mit Einführung
Bildungswesen (IQB), kommt zu einem
geführt, so Sylvia Löhrmann in einem
des zentralen Abiturs sehr vage gewor-
anderen Schluss. Ihr Institut über-
Artikel des „Bonner Generalanzeigers“.
den, erklärt er weiter. Lehrer hätten
prüft Niveau sowie Kompetenzen in
Voraussetzung wäre, dass zeitgleich in
die Möglichkeit, Klausuren als bestan-
den einzelnen Bundesländern. Als Lei-
allen Bundesländern die Abiturklau-
den zu bewerten, ohne dass Fachwis-
terin des IQB ist sie für die Standards
suren in einem Fach geschrieben wür-
sen eingebracht wurde – ein gewisses
im deutschen Bildungswesen verant-
den, so die NRW-Bildungsministerin
Maß an Aufmerksamkeit und Lesefä-
wortlich. In „FAZ“- und „Tagesspiegel“-
und ehemalige KMK-Präsidentin, die
higkeit genüge. Wenn Lehrer auf diese
Artikeln erklärt Stanat, dass „Schü-
sich mehr Bildungsgerechtigkeit zum
Möglichkeit zurückgreifen, kann Böl-
ler heute bloß anders lernen als frü-
Ziel gesetzt hat. Dazu müsse man die
ling das sogar nachvollziehen: Wegen
her“. In der Oberstufe würden ihnen
Ferienzeiten vereinheitlichen, und das
eines schlechteren Notenschnitts wolle
praktische Kompetenzen vermittelt,
werde in Deutschland „nicht ernsthaft
niemand hinter anderen Schulen oder
die auch im Abitur verlangt würden.
in Erwägung gezogen“.
Bundesländern zurückbleiben. Sehen
Auch beim höchsten aller Schulab-
Abitur:
auch ohne einheitliche Prüfungstage.
Abitur­note zentral ermittelt werden.
Die übrigen Anteile entfallen auf die
Inflation der Bildung?
2013 verließen 3,8 Prozent mehr Jugendliche mit einer Hochschulreife die Schule als ein Jahr zuvor – auch die
Abiturnoten verbessern sich kontinuierlich. Sind deutsche Schüler leistungsstärker geworden oder sinken die
Anforderungen?
von SANDRA GEORG
Erreichten im Jahr 2002 17 Abituri-
Doch die Realität sieht nach Meinung
Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), dass „von
Laut der Bildungswissenschaftlerin
enten in Berlin die Bestnote 1,0, waren
vieler Bildungsforscher anders aus. An-
einem Quantensprung der Leistun-
wird beispielsweise bei Prüfungen in
Vergleichbarkeit der Noten
es 2014 schon 224 Schüler. Ein Grund
hand des Bildungsberichts 2014 belegt
gen oder einer Begabtenschwemme
Fremdsprachen mehr Gewicht auf
Eine Vergleichbarkeit der Leistun-
kurrenz um verbliebene Schüler sogar
zur Freude – schließlich wäre ein An-
die Journalistin und Bildungskritike-
nicht die Rede sein kann“. Der Bericht
das Sprachverstehen gelegt – früher
gen und damit eine Gleichwertigkeit
dazu gezwungen, bessere Noten zu
stieg des Bildungsniveaus zu begrüßen.
rin Heike Schmoll in der „Frankfurter
zeigt beispielsweise, dass die Zahl der
galt das Augenmerk vor allem der
des Abiturs erhofft sich Löhrmann
geben? Einen Mittelweg zwischen
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BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
Lehrer sich vielleicht angesichts des
demografischen Wandels und der Kon-
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INLAND
INLAND
sind sie der gängigste Grund für ein
vorzeitiges Studienende. Trotz dieser
Wird das Abitur durch zu gute Noten entwertet?
Tendenz warnt Heike Schmoll davor,
das Niveau der Universitäten abzusenken. Die Hochschulen müssten sich
„davor hüten, die Inflation der Noten
selbst zu betreiben und sich an der
Zertifizierung von Inkompetenz zu be-
PRO
PRO
KONTRA
KONTRA
teiligen, wenn sie ihre Zertifikate nicht
selbst entwerten wollen“.
Die ehemalige KMK-Präsidentin Sylvia
­Löhrmann erhofft sich durch einheitliche
­Abituraufgaben mehr Bildungsgerechtigkeit.
Bildungsforscher Rainer Bölling
kritisiert vermeintlich abgeschwächte
Bewertungskriterien in Abiturprüfungen.
Ralf Treptow ist Vorsitzender der Vereinigung der
Andreas Schleicher ist Leiter der Abteilung für Indi-
Oberstudiendirektoren des Landes Berlin und Stell-
katoren und Analysen im Direktorat für Bildung der
„Seit Jahren gibt es die Vorstellung,
vertretender Vorsitzender der Bundesdirektorenkon-
OECD.
dass man mehr Abiturienten und Aka-
ferenz Gymnasien (BDK).
Höhere Quote = niedrigere
Leistungsstärke?
demiker braucht“, so Rainer Bölling.
„Die Abiturnote ergibt sich aus maximal 600 Punkten wäh- „Einige schließen aus einer steigenden Zahl von Abiturienten
den scheint demnach die zukünftige
Leistungsprobleme an der
Universität
nisation of Economic Co-Operation
rend der vier Oberstufensemester und maximal 300 Punkten
und dem wachsenden Anteil guter Noten auf eine verbesserte
Herausforderung der Bildungspolitik
Den befürchteten L
­ eistungsrückgang
and Development (OECD). Die von der
in der Abiturprüfung. Um ihre systematische Entwertung zu
Qualität von Schule und Unterricht. Für andere bedeutet dies
zu sein.
indiziert möglicherweise auch die
OECD erhobenen PISA-Studien be-
stoppen, sind eine hohe Korrelation zwischen Semester- und
nichts weiter als eine Inflation der Leistungsbewertungen.
Entwicklung an Universitäten: Im-
scheinigen jedoch nicht immer eine
Prüfungsnoten bei jedem Abiturienten und anspruchsvolle
Dahinter steht der Glaube, dass schulische Leistungen maß-
mer mehr Studienanfänger benöti-
positive Korrelation zwischen Abi-
Aufgaben, insbesondere in den drei schriftlichen Abiturklau-
geblich durch Begabungen bedingt sind und sich deshalb
gen sogenannte Brückenkurse, in de-
turquote und Leistungsstärke: „Die
suren, deren Ergebnisse immerhin 20 Prozent der Abiturnote
nicht unbegrenzt verbessern lassen.
nen grundlegendes Wissen vermittelt
Schweiz, die aus der Studie als eines
ausmachen, notwendig. Dabei ist die immer stärker werdende
wird, um in den Regelkursen ihres
der leistungsstärksten Länder her-
Kompetenzorientierung der Aufgabenstellungen hinderlich.
Dabei widersprechen empirische Befunde Letzterem klar. Die
Studiengangs mithalten zu können.
vorgeht, hat mit 33 Prozent eine der
Außerdem muss es gelingen, wieder eine Vereinheitlichung
OECD misst die kognitiven Leistungen von Schülern fortlau-
Für Univer­sitäten bedeutet das einen
niedrigsten Abiturientenquoten“, er-
der Anzahl der Prüfungskomponenten, der Oberstufensys-
fend durch internationale Tests wie PISA, die unabhängig von
enormen personellen Aufwand, der
­
klärt der Bildungsexperte. Frankreich
teme und der angewandten Bewertungsmaßstäbe in allen
nationalen Bewertungsmaßstäben sind. Testresultate 15-jäh-
nicht flächendeckend erbracht wer-
und Italien hingegen, mit einer Quote
Bundesländern zu erreichen. Es sind also gleichermaßen die
riger Schüler in den Bereichen Mathematik, Naturwissen-
den kann. Die Folge: Nach Angaben des
von rund 74 Prozent, schnitten bei den
Kollegien aller Schulen mit Abitur, alle Kultusministerien
schaften und Leseverständnis im PISA-Vergleich haben sich
Bundesamts für Statistik gaben im Jahr
PISA‑Tests deutlich schlechter ab.
und die KMK gefordert. Doch es kommen Zweifel auf, ob sich
dabei in Deutschland seit 2000 fortlaufend verbessert, sowohl
alle Beteiligten dieser Verantwortung bewusst sind. In der
absolut als auch relativ zu den meisten OECD-Staaten. Es
Vergleichbarkeit und Qualität zu fin-
Dies entspricht der Vorgabe der Orga-
2000 12 Prozent der Studienabbrecher
50
Leistungsprobleme als Hauptgrund für
Deutschland lässt sich allerdings nicht
KMK wird seit rund zehn Jahren jedes Vorhaben der Bun-
überrascht also nicht, dass sich auch die Abiturnoten entspre-
das vorzeitige Studienende an. 2008 lag
so leicht ins Raster einordnen. Mit ei-
desländer abgesegnet und die Einheitlichkeit im Abitur im-
chend verbessert haben.
der Wert schon bei 20 Prozent – damit
ner aktuellen Abiturientenquote von
mer mehr gefährdet. Man kann sich weder einigen, ob eine
rund 51 Prozent liegt es zwischen den
Abiturprüfung aus vier oder fünf Komponenten bestehen
Es gibt keinerlei Anzeichen, dass der dynamische globale Aus-
Extremen – und die PISA‑Ergebnisse
soll, ob ein erhöhtes Niveau in vierstündigem Unterricht
bau der Bildungssysteme zu einer „Qualifikationsinflation“
deutscher Schüler werden seit Einfüh-
– organisiert wie in der Sekundarstufe I – oder in fünfstün-
führt. Ganz im Gegenteil: Insbesondere die Staaten mit dem
rung des Tests kontinuierlich besser:
digen Leistungskursen erreicht werden soll. Ein Vergleich
größten Qualifikationszuwachs – darunter Australien, Däne-
2012 lagen sie erstmalig deutlich über
des Niveaus der Abituraufgaben zwischen den Bundeslän-
mark, Irland und Japan – haben sinkende Arbeitslosenquoten
dem OECD-Durchschnitt.
dern findet kaum mehr statt – wer ihn vornimmt, dem wird
sowie steigende Einkommensvorteile bei Abiturienten und
schwindlig. Der angestrebte zentrale Aufgaben-Pool wird
Hochschulabsolventen verzeichnet. Auch in Deutschland
die nächste Schummelei bezüglich des eigentlichen Ziels. In
stieg der über das Lebensalter zu erwartende Einkommens-
den Kollegien wird auf die zahlreich veröffentlichten Ergeb-
vorteil einer universitären Ausbildung in den letzten zehn
nisse der einzelnen Schulen geschielt, statt das Niveau der ei-
Jahren von 130 Prozent auf 153 Prozent gegenüber dem Ein-
Der Bildungsbericht wird jährlich
genen Schule im Blick zu behalten. Einige Kollegien wissen
kommen von Personen mit Abitur oder dualer Berufsausbil-
vom Ministerium für Bildung und
gar nicht, dass sie im Vergleich zu den Abiturergebnissen der
dung an.
Forschung, der Kultusminister-
eigenen Schülerschaft signifikant bessere Semesternoten er-
konferenz und dem Bertelsmann
teilen. Andere machen das gar mit Absicht. Doch da sich die
Natürlich kann die Politik noch einiges dafür tun, damit der
Verlag herausgegeben und nimmt
Gesellschaft vorgaukelt, dass sie mehr als 50 Prozent eines
Wert des Abiturs regional und zeitlich besser vergleichbar ist.
eine alle Bereiche umfassende
Jahrgangs mit einem Abitur benötigt und da die KMK sich
Insbesondere ein Zentralabitur kann einen besseren Maß-
aktuelle Bestandsaufnahme des
weiter vormachen wird, sie würde die Einheitlichkeit der
stab für den Erfolg von Bildungsanstrengungen, Transparenz
deutschen Bildungswesens vor.
Lebensverhältnisse im Schulwesen sichern, ist bezüglich des
und Vergleichbarkeit sowohl für den Schüler als auch für die
Abiturs kaum Besserung in Sicht.
Hochschulen schaffen.
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
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MELDUNGEN
MELDUNGEN
Meldungen
Meldungen
OECDBildungs­bericht:
Mobilität sinkt
DJI-Datenbank zu Apps für Kinder
München. Das Deutsche Jugendins-
deutschsprachige Apps für Klein-,
titut (DJI) bietet Eltern und Pädagogen
Kindergarten- und Vorschulkin-
die Möglichkeit, sich in der Datenbank
der; Anwendungen für ältere Kinder
Paris. In Deutschland und anderen
„Apps für Kinder“ über die Qualität von
sind erfasst, wenn sie außer­schulisch
Industrieländern ist die Bildungsmo-
Kinder-Apps zu informieren. Mit der
verwendet werden. Die Suche kann
bilität gesunken. Zu diesem Ergebnis
neuen Datenbank will das DJI eine Ori-
ebenso über festgelegte Kategorien wie
kommen Experten der Organisation
entierungshilfe für das unübersicht-
über Volltext benutzt werden. „Apps
of Economic Co-Operation and De-
liche Software-Angebot für Kinder
für Kinder“ soll nicht nur empfehlens-
velopment (OECD) im Rahmen des
auf Tablets und Smartphones bieten.
werte Apps auflisten, sondern auch vor
Bildungsberichts 2014. Ebenso wie
Anhand von Bewertungskriterien wie
pädagogisch bedenklichen Angeboten
in Israel und den USA erlangen in
Altersgerechtigkeit, Bedienerfreund-
warnen; beliebte wie riskante Apps
Deutschland immer weniger junge
lichkeit oder Datenschutz wurden
wurden gleichermaßen berücksichtigt.
Menschen ein höheres Bildungsni-
bislang über 250 Kinder-Apps unter-
veau als ihre Eltern. In der Gruppe der
sucht und bewertet, wobei die Quali-
55- bis 64-Jährigen erreichten noch 42
tätsskala von „sehr empfehlenswert“
Weitere Informationen unter:
Prozent einen besseren Abschluss als
bis „nicht empfehlenswert“ reicht. Im
www.datenbank-apps-fuer-kinder.de
die vorige Generation, während ledig-
jedoch bei der Quantität der Berufs-
Weitere Informationen unter:
lich 32 Prozent der Personen im Alter
abschlüsse: In der Gruppe der 25- bis
www.bildungsbericht.de
zwischen 25 und 34 Jahren einen hö-
64-Jährigen verzeichnet Deutschland
heren Bildungsgrad aufweisen können.
die vierthöchste Anzahl innerhalb der
Eine positive Entwicklung zeigt sich
OECD-Staaten.
Welche Apps eignen sich für Kinder? Antwort
gibt die Datenbank.
[MP]
Vordergrund der Datenbank stehen
Ungleiche Bildungschancen
[SG]
Datenschutz kinderleicht
Gütersloh. Der aktuelle „Chancen-
Weitere Ergebnisse des Chancenspie-
Nähere Informationen unter:
spiegel“ belegt, dass Bildungserfolg in
gels beziehen sich auf den Ausbau von
www.chancen-spiegel.de
Deutschland noch immer stark von
Ganztagsschulen und Entwicklungen
Region und sozialer Herkunft abhängig
in der inklusiven Beschulung.
Düsseldorf. Ein gemeinsames On-
auf spielerische Art zu vermitteln, was
Datenschutz. „Gerade junge Internet-
ist. Der Bericht wird jährlich gemein-
line-Themenspecial des Internet-ABC
man bei sozialen Netzwerken, Mes-
nutzer müssen daher lernen, die Kon-
sam von der Bertelsmann Stiftung,
e.V. und der Stiftung Datenschutz wid-
sengern und Internetforen beachten
sequenzen ihres offenen Umgangs mit
der TU Dortmund und der Friedrich-
met sich dem Thema private Daten im
sollte. „Wie bei Erwachsenen ­werden
privaten Daten abzuschätzen.“ Auf der
Schiller-Universität Jena herausgege-
Internet. Das interaktive Portal „Da-
auch die Daten von Kindern aus-
Internetseite des gemeinnützigen Ver-
ben. Auf der Basis empirischer Statisti-
tenschutz für Kinder“ wurde konzi-
gewertet und verarbeitet“, sagt Fre-
eins Internet-ABC e.V. finden sich viele
ken werden Bildungsgerechtigkeit und
piert, um Kindern und Jugendlichen
derick Richter, Präsident der Stiftung
Tipps für einen sicheren Einstieg in das
Leistungsstärke in den verschiedenen
Medium Internet. Rätsel, Comics und
Bundesländern analysiert. Der aktuelle
ein Lexikon vermitteln kindgerecht die
Report zeigt, dass Schüler aus höhe-
Bedeutung von Datenschutz. Auch eine
ren sozialen Schichten in Mathematik
eigene Seite für Eltern und Pädagogen
bis zu zwei Jahre Vorsprung gegenüber
ist auf der Plattform zu finden, die seit
Mitschülern aus bildungsferneren Fa-
2005 unter der Schirmherrschaft der
milien haben. Überdies tritt die Chan-
Deutschen UNESCO-Kommission e.V.
cenungleichheit in Deutschland nicht
steht. Dem Verein Internet-ABC gehö-
nur zwischen den Bundesländern auf;
ren auch die 14 deutschen Landesme-
auch innerhalb der einzelnen Län-
dienanstalten an.
[JS]
[JS]
der herrscht ein regionales Ungleichgewicht. Bundesweit werden stetige,
52
Das Special „Datenschutz für Kinder“
wenn auch langsame Fortschritte in
finden Sie unter: www.internet-abc.de
der Chancengerechtigkeit verzeichnet.
BEGEGNUNG 1-2015
BEGEGNUNG 1-2015
53
AUSLAND
PTUJ
46° 25' N
15° 52' E
PTUJ
46° 25‘ N
AUSLAND
15° 52‘ E
Acht Länder – viele Gemeinsamkeiten
Ein Begegnungsprojekt in Slowenien
An den Tanzstil, der eher durch schau-
Die Schülerschauspieler um Regisseur
spielerische Bewegungen als durch
Johannes Rietmann proben eine Va-
klassische Schrittabfolgen gekenn-
riation des Stücks „Ichduersiees“ des
zeichnet ist, mussten sich die Jugend-
Schweizer Schriftstellers Franz Hohler.
lichen erst einmal gewöhnen – viele
hatten sich auf Hip-Hop oder Jazztanz
Acht Länder – viele Gemeinsamkeiten
eingestellt. „Aber schon nach kurzer
Ich habe vorher nie mit Mazedo-
Zeit haben sie ihre Berührungsängste
niern oder Bosniern gesprochen,
abgelegt und sich drauf eingelassen“,
obwohl es meine Nachbarn sind –
berichtet Färber, beeindruckt von der
jetzt sind wir Freunde.
Energie der Schüler: „Sie arbeiten von
Schülerin Annea, Kosovo
8 bis 17 Uhr sehr intensiv.“ Das sei
Ein Begegnungsprojekt in Slowenien
selbst für professionelle Tänzer anstrengend. Die Choreografie erarbeiten
Auch hier geht es um die Frage, was
die 16- bis 18-Jährigen in der Gruppe.
Aggression und Krieg aus Menschen
Färber hat lediglich ein grobes Konzept
machen. Doch trotz der ernsten The-
vorgegeben und gibt Impulse. Im Laufe
matik merkt man den Jugendlichen
der Projekttage wird aus spielerischem
den Spaß am Spiel an. „Unabhängig da-
Tanz eine Choreografie, die Krieg und
von, dass ihre Heimatländer teilweise
damit einhergehende Ängste und Ge-
noch immer einen komplizierten Um-
fühle thematisiert.
gang miteinander pflegen, erleben sie
Ichduersiees – alle fühlen gleich
Sie tanzten, sangen, spielten Theater und führten Interviews. Sie lernten die Kurrentschrift, diskutierten und lasen alte Feldpostbriefe. Im
die Möglichkeiten eines freundlichen
Umgangs“, so Rietmann. Die Jugendli-
„Mein liebes gutes Lieschen, einen
chen gingen unvoreingenommen und
schöneren Sonntag habe ich im Krieg
mit einer selbstverständlichen Offen-
noch nie erlebt“, klingt es derweil aus
heit aufeinander zu. „Man wird wie
Oktober 2014 förderte ein Begegnungsprojekt in Slowenien Kreativität
der Schulbibliothek. Die Gruppe Quel-
eine große Familie“, findet sogar eine
und Teamgeist südosteuropäischer Schüler. Im Gegenzug erhielten sie
lenforschung liest unter Leitung von
Schülerin aus dem Kosovo. Das Mäd-
Eva Grund Feldpost aus dem Ersten
chen hatte im Kosovokrieg ihren Vater
Weltkrieg. Zum dritten Mal ist die
durch serbische Soldaten verloren – in
Fachschaftsberaterin aus Belgrad bei
ihrer Theatergruppe kommt sie zum
Sie tanzten, sangen, spielten Theater und führten Interviews. Sie lern-
einem Begegnungsprojekt dabei: „Es ist
ersten Mal in ihrem Leben mit gleich-
ten die Kurrentschrift, diskutierten und lasen alte Feldpostbriefe. Im
fantastisch, wie interessiert die Schüler
altrigen Jugendlichen aus Serbien zu-
sind, wie gut sie miteinander arbeiten
sammen. Trotz anhaltender Konflikte
und sich gegenseitig helfen.“ Die jun-
zwischen den beiden Ländern hätten
gen Erwachsenen recherchieren Briefe
sich die Jugendlichen gegenseitig in
von deutschen Soldaten und beziehen
den Arm genommen und gesagt: „Wir
auch französische, englische und ame-
sind jetzt Freunde!“, berichtet Riet-
rikanische Feldpost ein. Dabei zeigt
mann von der ersten Begegnung.
weit mehr als nur eine Reise an die westliche Grenze des Balkans.
Oktober 2014 förderte ein Begegnungsprojekt in Slowenien Kreativität
und Teamgeist südosteuropäischer Schüler. Im Gegenzug erhielten sie
weit mehr als nur eine Reise an die westliche Grenze des Balkans.
von SANDRA GEORG
Teilnehmer des Projekts singen
mit dem lokalen Schulchor die
Europahymne – auf Deutsch
und Slowenisch.
sich zunehmend, wie unwichtig es ist,
welcher Nationalität der Soldat ange-
Slowenische Gastfreundschaft
80 Schüler aus acht Balkanstaaten
dokumentarisch arbeiten, um am letz-
persönliche Austausch mit den Nach-
hört: Ängste, Wünsche und Hoffnun-
Initiiert und vorbereitet wurde das
sind in diesen Herbsttagen in die slo-
ten Tag eine gemeinsame Aufführung
barn ist hier keine Selbstverständlich-
gen sind die gleichen. Um die Briefe
Projekt vom Regionalbüro der Zen­
wenische Stadt Ptuj gekommen, um
auf die Bühne zu bringen. Projektspra-
keit: Politische und gesellschaftliche
lesen und bearbeiten zu können, ler-
tralstelle für das Auslandsschulwesen
unter dem Motto „Frieden braucht Er-
che: Deutsch. Beteiligt sind Schüler
Spannungen zwischen den einzelnen
nen die Schüler die Kurrentschrift. Bei
(ZfA) in Südosteuropa und Fachbera-
innerung und Zukunft“ des Beginns
von Sprachdiplomschulen aus Slowe-
Ländern prägen ihre Vergangenheit
der Aufführung am Abschlussabend
tern der Region in Kooperation mit der
des Ersten Weltkriegs zu gedenken.
nien, Kroatien, Serbien, Albanien, dem
wie Gegenwart.
möchten sie sequenzartig Teile der
Leiterin des Gymnasiums in Ptuj Me-
Der Fokus des Projekts liegt aller-
Kosovo, Montenegro, Mazedonien
lani Cendrih. In der modernen Schule
dings nicht darauf, das Geschehene
sowie Bosnien und Herzegowina, die
Berührungsängste ablegen
Briefe vortragen.
Tanzszenen. Turnmatten und Sitz-
aufzuarbeiten – im Vordergrund steht
Deutsche Schule Belgrad, die Französi-
In der Sporthalle des Gymnasiums
bänke bilden den Rahmen einer im-
Im Übungsraum der Theatergruppe
Organisatoren auf beste Voraussetzun-
eine gemeinsame friedliche Zukunft.
sche Schule Belgrad sowie die Ungari-
herrscht reges Treiben. Im grellen
provisierten Bühne, auf der die Schüler
liegt ein Schüler am Boden. Ein Mäd-
gen für das Begegnungsprojekt.
Vier Tage werden die Jugendlichen
sche Schule Subotica. Ein Begegnungs-
Licht der Scheinwerfer und unter An-
marschieren wie Soldaten und damit
chen deutet in Gesten an, ihn wieder-
in international zusammengesetz-
projekt mit Jugendlichen aus diesen
leitung der Choreografin Cäcilia Fär-
Gleichschaltung und Bedeutungslosig-
holt zu treten. Er fleht um Hilfe, doch
Damit sich die Schüler in Slowe-
ten Gruppen künstlerisch kreativ und
Staaten ist etwas Besonderes, denn der
ber probt eine Gruppe zeitgenössische
keit des Individuums demonstrieren.
niemand fühlt sich verantwortlich.
nien zu Hause fühlen, sind sie in
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BEGEGNUNG 1-2015
in Sloweniens ältester Stadt trafen die
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PTUJ
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AUSLAND
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Gastfamilien untergebracht. 69 Fami-
aus Theater, Musik, Tanz, Lesung und
lien erklärten sich bereit, Jugendliche
Vortrag die Arbeit der vergangenen
aufzunehmen, sie zur Schule zu brin-
Projekttage. Theaterszenen werden
gen und abends wieder abzuholen.
musikalisch durch den Chor begleitet, Tänzer halten in akrobatischen
Positionen inne, um Stimmen zu lau-
Mit diesem Projekt zeigen wir, dass
schen, die Feldpost vorlesen. Die ein-
wir miteinander arbeiten und Spaß
zelnen Sequenzen der verschiedenen
haben können, obwohl wir aus ver-
Gruppen fügen sich zu einem Ganzen
schiedenen Ländern kommen und
zusammen. Dass die komplette Auf-
andere Sprachen sprechen.
führung lediglich einmal in der Ge-
Schülerin Amina, Bosnien und
neralprobe geübt wurde, ist nicht zu
Herzegowina
spüren. Zum Abschluss singt die Chorgruppe gemeinsam mit dem lokalen
Schulchor die Europahymne in deut-
Viele Gasteltern unternehmen mit den
scher und slowenischer Sprache. „Es ist
Besuchern Ausflüge zu regionalen Se-
einfach überwältigend, was die Schü-
henswürdigkeiten. „Die Slowenen sind
sehr gastfreundlich“, so Ulrike Becken-
Zusammen mit einer Lehrerin bereiten Schüler eine Ausstellung über den
Ersten Weltkrieg vor, die am letzten Abend gezeigt wird.
ler innerhalb von vier Tagen auf die
Beine gestellt haben“, so der Tenor der
kamp. Die Landesprogrammlehrkraft
Extrablatt aus Ptuj
Zweck besuchen sie alle Gruppen, füh-
Lehrer. Zuschauer und die Delegation
unterrichtet Deutsch am Gymnasium
Amina aus Bosnien und Herzegowina
ren Interviews und machen Fotos von
der Deutschen Botschaft aus Ljubl-
Ptuj und ist mit Dr. Reinhard Zühlke,
bestätigt, dass sie während der Projekt­
den Aktivitäten. Eine Online-Ausgabe
das Individuum in den Vordergrund
musikalischer Kreativität ist wichtig“,
jana sind sichtlich beeindruckt von der
ZfA-Fachberater in Ljubljana, für die
arbeit neue Freunde gewonnen hat.
der Zeitung wird später auf PASCH-
rücken soll.
erklärt Alfred Baar. Der Landespro-
Aufführung.
Organisation vor Ort verantwortlich.
Die 18-Jährige hat bereits an einem Be-
net veröffentlicht. Einige Teilnehmer
Viel Arbeit sei es gewesen, die Anreise
gegnungsprojekt in ihrer Heimatstadt
der Dokumentationsgruppe arbeiten
Musik als verbindendes Element
aus sieben Ländern zu koordinieren,
Sarajevo teilgenommen und sich aus
zusätzlich an einer Ausstellung zum
„aber es hat sich gelohnt“, so Zühlke, für
gutem Grund für die Dokumentations-
Thema Erster Weltkrieg in der Region
den der Erfolg des Projekts vor allem
gruppe entschieden: „In dieser Gruppe
darin besteht, „dass die Jugendlichen
grammlehrer aus Bayern unterrichtet
zurzeit in Serbien und ist begeistert
Auf Wiedersehen
Einzelne Menschen in den Mittelpunkt
von der Freude und Spontaneität der
Nach der Abendveranstaltung naht der
zu stellen ist auch Aufgabe der Video-
Schüler, „die trotz verschiedener Na-
Abschied. Bevor die Jugendlichen sich
Ptuj, die am Abschlussabend im Fo-
gruppe des Begegnungsprojekts. Acht
tionalitäten über das Medium Musik
auf den Rückweg in ihre Heimatlän-
bekommt man einen Überblick über
yer der Schule gezeigt werden soll. Es
Schüler aus sechs Ländern halten das
zueinander finden und Freundschaften
das gesamte Projekt“, erklärt sie. Mit-
sei wichtig, sich mit der Geschichte zu
Projekt filmisch fest. „Wir interviewen
schließen.“ Beckenkamp begeistert die
hilfe von Dr. Gerald Hühner, Bundes-
beschäftigen, „damit sie sich nicht wie-
Teilnehmer und machen Aufnahmen
Die Teilnahme an einem Begeg-
letzte gemeinsame Fotos gemacht.
natürliche Affinität der Jugendlichen
programmlehrkraft in Zagreb, e­ rstellen
derholt“, meint Amina, die sich eben-
aller Gruppenarbeiten“, erklärt Annea
nungsprojekt ist eine Erfahrung,
Die Schüler haben das Zusammensein
zueinander: „Es ist schön zu sehen, wie
Amina und die anderen Teilnehmer
falls für die Ausstellung engagiert.
aus dem Kosovo. Damit die Filme pro-
die jeder Mensch machen sollte.
genossen und sind sich nahegekom-
fessionell werden, hilft Ludvik Rogan,
Schüler Željko, Serbien
men: Sie liegen sich in den Armen, bei
neugierig sie aufeinander sind.“
täglich eine Projektzeitung. Zu diesem
Jeder Einzelne zählt
56
und Facebook-Kontakte ausgetauscht,
der eine Video-AG am Gymnasium
einigen fließen Tränen. „Müssen wir
In einer weiteren Gruppe diskutieren
der slowenischen Stadt Ljutomer lei-
Jugendliche mit Fachschaftsberater
tet. Mit seiner Unterstützung schnei-
zusammenfinden“. Zwei Teilnehmer
Schüler aus Mazedonien. Eine Erinne-
Armin Schurr aus Montenegro Texte
den und vertonen die Jugendlichen die
des Kurses erweisen sich als besonders
rung zumindest bleibt: Die in Grup-
zum Thema „Krieg – warum tun wir
Filme, um sie auf PASCH-net zu veröf-
spontan. Sie komponieren kurzerhand
penarbeit erstellten Zeitungen und Vi-
uns das an?“. Das Gemeinschaftser-
fentlichen. Bereits am dritten Projekt-
ein Lied für das Begegnungsprojekt.
deos können auf PASCH-net jederzeit
lebnis steht auch in dieser Gruppe im
tag können sie den anderen Schülern
Vordergrund. Texte von Albert Einstein
einen 14-minütigen Film in der Aula
Als Gemeinschaft auseinandergehen
und andere reflexive Arbeiten wer-
der Schule vorführen. Alle sind von der
Mit diesem Lied wird schließlich die
den gelesen und detailliert analysiert.
Professionalität des Videos fasziniert
Abschlussveranstaltung des Projekts
INFO
„Das Sprachniveau der Gruppe ist sehr
und begeistert, sich in einzelnen Sze-
eröffnet: Ein Junge spielt Gitarre, ein
Der Blog zu diesem und anderen
hoch“, so Schurr. Bei der Aufführung
nen oder als Interviewpartner auf der
Mädchen singt – die beiden stehen
Projekten findet sich unter
am letzten Abend werden die Teilneh-
großen Leinwand zu sehen.
im Lichtkegel eines Scheinwerfers,
blog.pasch-net.de/jugendcamps
fahren? Es ist so schön hier“, fragt ein
angeschaut werden.
der Rest der Aula liegt im Dunkeln.
mer einzelne Sätze auf die Bühne pro-
Oben: Zwei Schüler präsentieren ein selbst komponiertes Lied.
Unten: Während der Projekttage sind die Schüler zu einer Gemeinschaft geworden.
der machen, werden Skype-Adressen
jizieren. „Wenn ein Franzose, ein Russe
Auch der Chor geht nach der Filmvor-
Der Liedtext erinnert an vergangene
In
oder ein Deutscher stirbt, dann stirbt
führung zurück in seinen Proberaum.
Kriegsgeschehen, aber vor allem an die
PASCH-­net können sich Schüler von
nicht ein Franzose, ein Russe oder ein
Es sollen noch einzelne Strophen und
Verantwortung der jungen Generation,
PASCH-Schulen selbst mit dem Ers-
Deutscher – sondern jemand“, wird ei-
rhythmische Sprechgesänge einstu-
den heutigen Frieden zu wahren. Im
ten Weltkrieg beschäftigen:
ner dieser Sätze sein, der dem Natio-
diert werden. „Hier muss niemand
Anschluss präsentieren alle Gruppen
www.pasch-net.de/ersterweltkrieg
nalismus seine Bedeutung nimmt und
ein Stimmwunder sein, aber Spaß an
in einem einzigartigen Zusammenspiel
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BEGEGNUNG 1-2015
einer
Mitmischaktion
auf
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KASSEL
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Brücke
zwischen
den
Kulturen
KASSEL
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9° 30' E
Eine andere Pädagogik
Dass das Organisationsteam für 2014 Kassel als Standort
Der Pestalozzi-Schüler Friedrich Fröbel entwickelte zu Be-
wählte, liegt auch daran, dass den Leiterinnen die Verbindung
ginn des 19. Jahrhunderts eine Frühkindpädagogik nach
zu Deutschland wichtig ist. „Die Pädagogik ist eine ganz an-
humanistischen Prinzipien. 1840 gründete er in Blanken-
dere“, sagt Kruth. „In Nicaragua lernt man im Kindergarten
burg den ersten Kindergarten.
oft schon Lesen und Schreiben. Statt aber die Schule vorwegzunehmen, versuchen wir, den Kindern die Kompetenzen
mitzugeben, die sie für eine erfolgreiche Schullaufbahn brauchen.“ Dazu gehörten auch künstlerische Erziehung, Musik
pädagogischen Freiheit beschränkt. Eine weitere Schwierig-
und Sport. Ganzheitliche Ansätze wie die Fröbel-Pädagogik
keit kommt hinzu: Die Erzieher bewegen sich im Spagat zwi-
sind den Erzieherinnen zufolge im verschulten Erziehungs-
schen den Erwartungen einheimischer Eltern und Kollegen
system vieler lateinamerikanischer Länder kaum verbreitet.
sowie ihrem eigenen, von der deutschen Kultur geprägten
Qualität im Fokus
Pädagogikverständnis. „Die politischen und kulturellen Verhältnisse in den jeweiligen Ländern prägen das Bildungssys-
Pädagogische Qualitätssicherung war eines der zentralen
tem“, sagt auch Hagenlocher. „Was wir in Deutschland haben
Themen des Kongresses. Anlass boten der Qualitätsrah-
– das demokratische Prinzip, die Partizipation, das Freispiel – ,
men und die dazugehörigen Handreichungen für Kinder-
sind Elemente, die uns sehr wichtig sind, die aber oft nicht
garten und Vorschule an Deutschen Schulen im Ausland,
so implementiert werden können wie an einem staatlichen
die die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) un-
Kindergarten in Deutschland. Wir müssen diese Themen
ter Beteiligung des Goethe-Instituts und der Pädagogischen
ganz sacht und sensibel angehen und versuchen, das langsam
­Hochschule Freiburg entwickelt und 2013 vorgelegt hat. Auch
zu ändern.“ Dazu müsse man Schritt für Schritt Mitarbeiter,
Erzieher eine tägliche Herausforderung. Beim
Kindergartenleitungen wurden in den Prozess einbezogen.
Eltern und Kinder mit ins Boot holen. Bei der Elternarbeit
6. Panamerikanischen Kindergartenkongress im
Der Qualitätsrahmen beschreibt Ziele und Inhalte der Bil-
spiele nicht zuletzt das veraltete Deutschlandbild vieler Mütter
Vorschulische Bildung spielt für das deutsche Auslandsschulwesen eine wichtige Rolle – und ist für
dungsarbeit im Elementarbereich und soll Erziehern helfen,
Oktober 2014 in Kassel diskutierten sie über päda-
ihre Arbeit zu reflektieren und Entwicklungspotenziale zu er-
gogische Qualität, Inklusion und den sensiblen
kennen. „Wir wollen mehr für die Kindergärten tun“, erklärt
Umgang mit kulturellen Unterschieden.
Wilfried Janßen, der bei der ZfA den Fachbereich Pädagogisches Qualitätsmanagement und Fortbildung leitet. „Die Kindergärten sind Quellen für Deutsche Auslandsschulen. Dort
von JOHANNA BÖTTGES
wird der Grundstein für die deutsche Sprache und eine positive Haltung zur deutschen Kultur gelegt.“
Der Grundstein für eine erfolgreiche Bildungskarriere wird
Beim Kongress erhielten die Teilnehmerinnen erstmals
früh gelegt. Das gilt auch für Schüler Deutscher Auslands-
Handreichungen, die das Verständnis des Qualitätsrahmens
schulen: Wer nicht bereits einen deutschen Kindergarten
erleichtern und Anregungen für die praktische Umsetzung
­besucht hat, hat es als Nicht-Muttersprachler oft schwer, im
geben sollen. „Der Qualitätsrahmen soll eine Hilfestellung
Unterricht zurechtzukommen. „Der Kindergarten hat eine
sein, an der man sich messen kann“, sagt Mitautorin Anne-
sehr große Bedeutung für unsere Schule, weil wir die Kin-
gret Schulte, die die Handreichungen zusammen mit Sandra
der auf den Schulanfang vorbereiten“, sagt Ute Hagenlocher,
Luthe von der ZfA vorstellte. Schulte betont, dass der Quali-
Kindergartenleiterin an der Humboldt-Schule im costa-rica-
tätsrahmen nicht die Arbeit der Erzieher in Frage stelle, dass
nischen San José. Ihre Einrichtung betreut rund 190 Kinder,
sich Pädagogen aber kontinuierlich weiterentwickeln müss-
die meisten von ihnen ohne Vorkenntnisse der deutschen
ten. „Leiterinnen müssen Kolleginnen vermitteln, dass ihre
Sprache und Kultur. Nicht anders sieht es im Kindergarten
der Deutschen Schule Managua in Nicaragua aus, den Erdme
Kruth leitet. Ihr Kindergarten soll künftig nach Möglichkeit
Ein positives Verhältnis zur deutschen Sprache und Kultur
wird früh geformt: Kindergartenkinder der DS Guatemala
auf einer fiktiven Deutschlandreise
sämtliche Erstklässler stellen.
Arbeit gut ist, aber trotzdem verbessert werden kann.“ Um die
Einführung vor Ort zu unterstützen, plant die ZfA, Kindergartenleitungen 2015 zu einer Fachveranstaltung nach Deutschland einzuladen. Anschließend könnten die Fachkräfte in
Was gehört in den Koffer, der mit nach Deutschland fliegt?
Der Kindergartenalltag an Deutschen Auslandsschulen ist
oft weniger verschult als der Alltag in lateinamerikanischen
Einrichtungen.
­ihrer Region als Multiplikatoren wirken.
Um das Bewusstsein für die Bedeutung der Kindergärten zu
Schritt für Schritt
stärken und sich besser mit ihren Kollegen zu vernetzen, hat
Hagenlocher 2004 den Nord-, Mittel- und Südamerikani-
Motto „Fröbel: Ganzheitliche Kindheitspädagogik und Qua-
Die Teilnehmerinnen begrüßten in Kassel vor allem, dass
und Väter eine Rolle, so Kruth. „Vielen Eltern geht es immer
schen Kindergartenleiterinnenkongress ins Leben gerufen,
lität“ fortzubilden. „Mit diesen Treffen entstehen viele Ideen
der Qualitätsrahmen Struktur und Verbindlichkeit schafft
noch um deutsche Ordnung, Disziplin und Pünktlichkeit. Das
der alle zwei Jahre an einem anderen Ort stattfindet. Beim
und Impulse, die dann jeder für sich selbst umsetzen kann“,
und damit zugleich die Relevanz der Vorschularbeit unter-
sind nicht die einzigen Werte, die wir vermitteln, aber es sind
6. Kongress im Oktober 2014 kamen rund 30 Pädagoginnen
sagt Hagenlocher. Zuvor tagte der Kongress unter anderem in
streicht. Allerdings stoße die Umsetzung auch an Grenzen,
manchmal die Kriterien, nach denen die Eltern unsere Schule
in Kassel zusammen, um sich eine Woche lang unter dem
Guatemala, Mexiko und Brasilien.
denn viele Kindergärten seien durch Landesgesetze in ihrer
aussuchen.“
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INLAND
Neues
von PASCH-net
PASCH-Lernplattform:
Lernen in virtuellen Kursräumen
Wie kann Inklusion schon im Kindergarten umgesetzt
werden? Diese und andere Fragen diskutierten die rund
30 Teilnehmerinnen des Kongresses in Kassel.
Kindergarten und Schule gerade, ein gemeinsames Inklusionskonzept zu erarbeiten. Das Team in Managua sollen dem-
Dringender Fortbildungsbedarf
Die PAS CH-Lern plat tfor m basi
ert auf der Software Moodle, die virtuelle Kurs
räume zur Verfügung
stellt. Lehrkräften und anderen
Personen, die für die
PASCH-Initiative tätig sind, biete
t sich damit die Möglichkeit, mit Schülern oder Kollegen
gemeinsam online
zu lernen. Mehr zum Einsatz der
Lernplattform erfahren Interessierte auf PASCH-net. Erst
e praktische Erfahrungen können in der tutorierten
Online-Fortbildung
„Moodle-Führerschein“ gesammelt
werden.
www.pasch-net.de/lernplattform
nächst zwei Erzieher mit einer Zusatzqualifikation in Heilpävon Elterngeldern einen Fonds einrichten, der Extrakosten
ist, zeigte auch das große Interesse der Teilnehmerinnen am
auffängt.
Neues
von
PASCH-net
Neues
von PASCH-net
Meldungen:
Aktuelles aus der PASCH-Welt
„Jugend debattiert“ in China, ein Vorlesewettbewerb
in Bolivien, die DaF-Olympiade in Rumänien oder ein
­Poetry-Slam-Projekt in der Ukraine: Die aktuellen Meldungen auf PASCH-net zeigen, was sich an PASCH-Schulen weltweit bewegt.
www.pasch-net.de/aktuell
dagogik verstärken. Ein weiterer Kindergarten will mit Hilfe
Dass Qualitätsmanagement ein Anliegen der Kindergärten
www.pasch-net.de – die Website der
Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“
Peer-Review-Verfahren. Dabei lädt eine Einrichtung externe
Beobachter ein, die als sogenannte kritische Freunde Rück-
Doch nicht alle Kindergärten halten die Zeit bereits für reif.
meldung zu ihren Eindrücken geben. „Was uns oftmals fehlt,
„Ich bin absoluter Inklusions-Fan, aber in meinem Kindergar-
um ein Qualitätsmanagement langfristig wachsen zu lassen,
ten sehe ich das im Moment nicht“, bekennt eine Kongress­
sind differenzierte Fortbildungsmöglichkeiten“, sagt Gretel
teilnehmerin und gibt zu bedenken, dass etwa in Ländern,
Lossau, Kindergartenleiterin an der DS Guatemala. Häufig
in denen ein Teil der Kinder auf der Straße lebe, zunächst
seien diese an Angebote für die Primarstufe gekoppelt. „Na-
ganz andere Themen bewältigt werden müssten. Wichtig sei
türlich kann man bei manchen Themen zusammenarbeiten.
auch, Kindern mit erhöhtem Förderbedarf einen erfolgrei-
Aber wir haben auch spezifische Bedürfnisse, die den Alters-
chen Grundschulbesuch zu ermöglichen, so Lossau. Aus Er-
stufen zwischen drei und sechs Jahren entsprechen.“ Kollegen
fahrung weiß sie: „Viele dieser Kinder verlassen sonst früher
in der Region mehr Fortbildung zu ermöglichen ist auch ei-
oder später die Schule, weil sie nicht mitkommen.“ Generell
nes der Hauptanliegen von Kongressgründerin Hagenlocher.
betonen Kruth, Lossau und Hagenlocher die gute Zusam-
Bereits jetzt bieten deshalb die Regionalen Fortbildungszen-
menarbeit mit ihrer jeweiligen Schulleitung. Doch was auf
tren der ZfA auch Seminare für Erzieher an. Die Kindergär-
Schulebene bereits etabliert ist, wünschen sie sich auch im
ten würden zudem verstärkt in Schulentwicklungsprozesse
größeren gesellschaftlichen Kontext: mehr Anerkennung für
einbezogen, so Janßen von der ZfA. „Unseren 16 regionalen
die ­Vorschulpädagogik.
Prozessbegleitern haben wir aufgetragen, zusammen mit den
die dem Bedarf und den aktuellen Entwicklungsständen der
den Fortbildungsangeboten niederschlagen.“
Inklusion noch in den Kinderschuhen
Für Martín Briones aus Argentinien, der seit dem Kindergarten Deutsch lernt, war der Schüleraustausch in
Deutschland die beste Erfahrung seines Lebens. Heute
studiert er in Regensburg. Imam Rahmansyah aus Indonesien hat gerade ein Studium in Berlin begonnen.
Für ihn ist Deutschland inzwischen seine zweite Heimat
geworden. Auf PASCH-net geben ehemalige PASCH-­
Schüler Einblicke in ihr Leben nach dem Schul­abschluss.
„kulturweit“ auf PASCH-net:
Informationen für Freiwillige
Deutsch-AGs, Mitarbeit im Deutschunterricht oder
an Online-Schülerzeitungen, Projekte mit Schülern –
Aufgaben wie diese erwarten „kulturweit“-Freiwillige an
PASCH-Schulen. Auf PASCH-net können sich „kultur-
www.pasch-net.de/alumni
weit“-Freiwillige über ihre zukünftige Schule informieren und Anregungen bekommen, wie sie die Website für
Projekte mit Schülern nutzen können.
Schulleitern systematisch mehrphasige Seminare anzubieten,
Kindergärten entsprechen. Das wird sich sicherlich 2015 in
PASCH-Alumni:
Ehemalige PASCH-Schüler im Porträt
INFO
Im Rahmen des Kongresses wurde 2014 der Panamerikanische Kindergartenverband der Deutschen Schulen im
Auf Interesse stieß überdies das Thema Inklusion. Angebote
Ausland gegründet. Er soll die Zusammenarbeit der Kin-
für Kinder mit besonderem Förderbedarf zu schaffen ist vie-
dergärten stärken und die Qualität der pädagogischen
len Kindergartenleitern ein Anliegen. Dennoch steckt die
Arbeit verbessern.
Freiwillige
www.pasch-net.de/
kulturweit
Entwicklung zu mehr Inklusion vielerorts noch in den Kinderschuhen. Oft fehlt es den Leiterinnen zufolge an Personal
Der Qualitätsrahmen und die Handreichungen sind ab-
und Sachverstand, die Kosten für Zusatzkräfte müssten die
rufbar auf www.bva.bund.de unter „Auslandsschularbeit
Eltern häufig selbst tragen. Trotzdem haben sich einige Kin-
– Regionale Fortbildung“.
dergärten bereits auf den Weg gemacht. In San José beginnen
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BEGEGNUNG 1-2015
www.pasch-net.de – die Website der
Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“
BEGEGNUNG 1-2015
www.pasch-net.de – die Website der
Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“
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MELDUNGEN
MELDUNGEN
Meldungen
Meldungen
GEW-Fachtagung:
Die Relevanz guter
Kommunikation
Umfrage sieht Förderschule im Vorteil
Bevölkerung bezweifeln, dass die Schulen ausreichend auf eine gemeinsame
Marburg. Die Mehrheit der Bevöl-
Auffassung, dass Menschen mit geis-
Beschulung vorbereitet sind. „Solange
kerung ist überzeugt: Der Besuch ei-
tiger Behinderung nur eingeschränkt
die Rahmenbedingungen wie zusätz-
ner Förderschule ist für Kinder mit
am gesellschaftlichen Leben teilneh-
liche Lehrer und eine Ausbildung der
Mariaspring. „Leiden an Leitung“, so
geistiger Behinderung besser als der
men könnten. Immerhin 19 Prozent
Pädagogik auf heterogene Gruppen
lautete der Titel der diesjährigen Ver-
Besuch einer allgemeinen Schule.
halten eine uneingeschränkte Teilhabe
noch nicht stimmen, sollte das Förder-
anstaltung der Gewerkschaft für Erzie-
Das ergab eine repräsentative Allens-
bei der Freizeitgestaltung für möglich,
schulsystem erhalten bleiben“, meint
hung und Wissenschaft (GEW) zur Kul-
bach-Umfrage im Auftrag der Bun-
in den Bereichen Schulbesuch, Woh-
Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der
tur- und Bildungsarbeit im Ausland.
desvereinigung Lebenshilfe im August
nen, Arbeiten und Urlaub sind es nur
Lebenshilfe und Bundestagsvizeprä-
Die Teilnehmer sprachen über recht-
2014. Die Befragten sind zudem der
vier bis neun Prozent. 66 Prozent der
sidentin. Mittelfristig befürworte die
liche Grundlagen für das Handeln von
Schulleitern sowie Missverständnisse
innerhalb des Lehrerkollegiums und
erarbeiteten Parameter für eine gute
Lebenshilfe aber eine Abschaffung des
Parallelsystems.
GEW-Vorsitzende Marlis Tepe, WDA-Geschäftsführer Thilo Klingebiel, Tagungsleiter Franz Dwertmann, ZfA-Referent Dr. Ulrich Dronske, AA-Referats­leiter Oliver Schramm und Referatsleiterin in
der KMK Maja Oelschlaegel (v. l.) diskutierten über Schulleiterkompetenzen.
[JB]
Das Ergebnis der Umfrage ist abrufbar
auf www.lebenshilfe.de unter „Über
Zusammenarbeit. Konsens bestand
zwischen Teilnehmern und Gästen aus
Auslöser für Streitigkeiten zwischen
unterstüt­zen sei deswegen maßgeb-
der Bildungspolitik in der Überzeu-
Schulleitern Deutscher Auslands-
lich. „Auch die ZfA versteht dies als
gung, dass kommunikative Fähigkei-
schulen und ADLK, so der Tenor der
Teil ihrer Aufgabe“, so ZfA-Referent Dr.
ten von Lehrern und Schulleitern eine
Tagungsteilnehmer. Die Schulleiter
­Ulrich Dronske.
entscheidende Rolle spielen. Häufig sei
beim Balanceakt zwischen Lehrer-
mangelnde Kommunikationsfähigkeit
kollegium, Eltern und Schulträger zu
[SG]
uns“ und „Presse“.
Kostenlose Office-Programme für Lehrer
Unterschleißheim. Seit Dezember
können Lehrkräfte und Mitarbeiter
KMK-Empfehlungen zur Erinnerungskultur
von Bildungseinrichtungen kostenlos
das Urteilsvermögen und die Hand-
das Softwarepaket „Office 365 ProPlus“
lungskompetenz der Schüler fördern.
von Microsoft nutzen. Im Paket inbe-
Berlin. Die Kultusministerkonferenz
an Schulen sei ein Beitrag dazu, jun-
„Für unsere Demokratie und für die
griffen sind Programme zur Doku-
der Länder (KMK) hat im Dezember
gen Menschen historisches Bewusst-
politische Kultur unseres Landes ist es
mentenverwaltung wie Word, Excel
2014 erstmals Empfehlungen zur Er-
sein, Wissen und Empathie zu ver-
unerlässlich, dass die Erinnerungskul-
und PowerPoint. Das Angebot unter
innerungskultur als Gegenstand histo-
mitteln, so die KMK. Zudem solle die
tur in unseren Schulen fest verankert
dem Titel „Teacher Benefit“ versteht
risch-politischer Bildung in der Schule
Beschäftigung mit der Geschichte
ist und bleibt“, sagte die KMK-Präsi-
sich als Erweiterung zu den bereits
beschlossen. Eine Erinnerungskultur
eine demokratische Grundhaltung,
dentin und nordrhein-westfälische
kostenfreien Angeboten für Studie-
Schulministerin Sylvia Löhrmann. Die
rende und Schüler. Mitarbeiter aus
Empfehlungen richten sich sowohl an
dem Bildungswesen können die Soft-
Lehrkräfte als auch an Verantwortliche
ware auf bis zu fünf Computern so-
in Bildungsverwaltungen, Aus- und
wie fünf weiteren mobilen Geräten
Fortbildung sowie außerschulischen
verwenden. Die Lizenzen werden über
Bildungsinstitutionen.
[JB]
den jeweiligen Bildungsträger erworben. Zusätzlich besteht die Möglich-
Die Empfehlungen sind abrufbar unter:
keit, die Office-Programme in einem
www.kmk.org/fileadmin/pdf/Presse
Self-Service-Portal direkt zu beziehen.
UndAktuelles/2014/2014-12-11-
Notwendig für die Registrierung ist die
Erinnern_fuer_die_Zukunft.pdf
E-Mail-Adresse der Bildungseinrichtung.
Deutsche und belgische Schüler mit Sylvia
Löhrmann am Kriegerdenkmal in Ypern
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BEGEGNUNG 1-2015
[JS]
Nähere Informationen unter:
www.edu365.de
BEGEGNUNG 1-2015
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MELDUNGEN
PERSONALIA
Meldungen
Meldungen
Schreibtischwechsel
Impressum
Brasilien
Steigende Toleranz unter Kindern
Berlin. Innerhalb der letzten fünf
PROSOZ-Instituts für Sozialforschung
regionales Gefälle zu spüren: In Ham-
Jahre hat sich die Anzahl multikul-
mit 11.000 Teilnehmern. Waren 2009
burg, Baden-Württemberg, Berlin und
tureller Freundschaften von 9- bis
erst 38 Prozent der befragten Kin-
Bremen treten internationale Freund-
14-jährigen Kindern fast verdop-
der mit Menschen anderer nationa-
schaften am häufigsten auf. Je älter die
pelt. Zu diesem Ergebnis kommt das
ler Abstammung befreundet, sind es
Kinder sind, desto toleranter sind sie
„Kinderbarometer“, eine Studie des
heute schon 60 Prozent. Dabei ist ein
zudem. Ein deutlicher Aufwärtstrend
Seit September ist Birgitta Astrid
Lindhorst als neue Prozessbegleiterin am Fortbildungszentrum der
Deutschen Schule Porto Seguro,
Morumbi in São Paulo tätig. Zuletzt
war sie als Schulleiterin in Hamburg
mit der Einführung von Ganztagsschule und Inklusion beschäftigt.
Zusätzliche Qualifikationen erlangte sie als Schulformexpertin
der Schulinspektion und durch ein
Schulmanagementstudium. Ihre
Auslandserfahrungen sammelte
Birgitta Astrid Lindhorst neun Jahre
als Auslandsdienstlehrkraft an der
Europäischen Schule Brüssel.
ist auch bei der Inklusion zu erkennen:
Knapp ein Viertel ist mit behinderten Kindern befreundet, 2009 waren
es nur 11 Prozent. Toleranz spiegelt
sich auch in anderen Ergebnissen der
Ecuador
Am 1. Februar wird Sandra Schellhorn ihren Dienst als Prozessbegleiterin für Deutsche Auslandsschulen
in Ecuador, Kolumbien und Venezuela antreten. Ihr Einsatzort ist die
ecuadorianische Hauptstadt Quito.
Die Lehrerin mit Abschluss eines
internationalen Zusatzstudiums in
Schulentwicklung war zuletzt Fachberaterin für Schulentwicklung im
Regierungspräsidium Freiburg.
Studie wider: Rund drei Viertel empfinden ein Anderssein als normal,
wobei Mädchen dieser Aussage häufiger zustimmten als Jungen.
Brasilien
[JS]
Informationen zum Kinderbarometer:
www.lbs.de/unternehmen
Italien
Impressum
Impressum
Herausgeber
Dr. Boris Menrath (v.i.S.d.P.) im Auftrag des Auswärtigen Amts, Berlin, und des Bundesverwaltungsamts, Köln – Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA)
E-Mail: belgrad@auslandsschulwesen.de
www.auslandsschulwesen.de
www.facebook.com/auslandsschulwesen
Koordination
Bettina Meyer-Engling (ZfA)
Redaktionelles Konzept
die-journalisten.de GmbH
Lichtstr. 43c, 50825 Köln
E-Mail: redaktion@die-journalisten.de
www.die-journalisten.de
Chefredakteurin
Stefany Krath [SK]
Redaktion
Anna Petersen [AP], Johanna Böttges [JB], Sandra
Georg [SG], Jana Saure [JS], Moritz Pohl [MP]
Gastautoren dieser Ausgabe
Bettina Meyer-Engling, Ralf Treptow, Andreas
Schleicher
Redaktioneller Beirat
Yvonne Büscher, Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder, Referat Auslandsschulen;
Christine Buchheit, Auswärtiges Amt, Referat 605,
Deutsche Auslandsschulen, PASCH, Sport; Dr. Boris
Menrath, Leiter des Regionalbüros Südosteuropa
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Wissenschaftlicher Beirat der ZfA
Vorsitzender: Prof. Dr. Hermann Funk
E-Mail: hermann.funk@uni-jena.de
Gestalterisches Konzept, Layout & Satz
coplanar design GmbH
Lichtstr. 43G, 50825 Köln
E-Mail: kontakt@coplanar.eu
www.coplanar.eu
Art Direction, Layout
Christiane G. Schmidt, Susanne Freischheim
Korrektorat
Diethelm Kaminski, Kirsten Skacel
Bildnachweis
Titelbild photocase@sajola; S. 7 Auswärtiges Amt;
S. 8, 32–33, 40–42, 45 u., 46, 54/55, 56 o., 57, 60, 62
o. die-journalisten.de GmbH; S. 9 ZfA; S. 10–11,
62 u. NRW-Schulministerium/Sepp Spiegl; S. 12 l.
Barry Dillon; S. 12 r. Lycée Français de Singapour;
S. 13 o. Lilo Schulz; S. 14 istock@timsa; S. 16 Dennis
Heidrich; S. 17 Bertelsmann Stiftung; S. 18 istock@
Alina555; S. 20 Stella von Saldern; S. 21 ­istock@
EVAfotografie; S. 22 Europa-Schule Kairo/Wibke
Hartwein; S. 23 Europa-Schule Kairo/Werner Wie­
gert-Weber; S. 24–27 Illustration l. und r. istock@
alexpixel; S. 24, 37, 44, 50 r., 51 l., 65 o., 66 privat;
S. 25 o. istock@CEFutcher; S. 26-27 M. i­stock@
Bastun; S. 27 u. Kohlhammer Verlag; S. 28, 30 Robert Wróblewski; S. 29 Dieter Roosen/Frankfurt
am Main; S. 31 DAAD/David Ausserhofer; S. 34 Silvio Klotz; S. 35 Rogério Edgar Maas; S. 36 o. DUK/
Jo Hempel; S. 36 u. Rafael de Paula; S. 38 BME; S. 45
o. Mihai Lazarescu; S. 47 Sara Delinger/Deutscher
Verein Gerhard, Sombor; S. 48 istock@VLADGRIN;
S. 50 l. Ministerium für Schule und Weiterbildung
des Landes NRW; S. 51 r. OECD; S. 52 o. statista.com;
S. 53 o. Ch. Gießler; S. 53 u. www.chancen-spiegel.
de; S. 56 u. Špela Horvat; S. 58, 59 DS Guatemala; S. 61 o. l., u. r. PASCH-net; S. 61 u. l. istock@­
FulopZsolt; S. 63 u. www.edu365.de; S. 64 LBS; S. 65
u. Collage istock@northlightimages und istock@
YummySuperStar.
Ulrike Luthardt trat im September
ihre neue Aufgabe als Prozessbegleiterin und Regionale Fortbildungskoordinatorin in Rom an. Zu
ihren Aufgabengebieten gehören
die Länder Italien, Griechenland
und Skandinavien. Die ausgebildete
Supervisorin arbeitete zuletzt als
Fachberaterin für Schulentwicklung
am Regierungspräsidium Freiburg.
In Johannesburg sammelte sie zudem von 2008 bis 2012 Auslands­
praxis als Prozessbegleiterin für
Subsahara-Afrika.
Gesamtherstellung und Druck
Bonifatius GmbH
Karl-Schurz-Str. 26, 33100 Paderborn
E-Mail: Dominik.Siebel@bonifatius.de
Schreibtischwechsel
Malaysia
Südafrika
Prozessbegleiterin für das Pädagogische Qualitätsmanagement in der
Region Südostasien ist seit November Heidi Wolf-Pfeifer. Seitdem
befindet sich der Arbeitsplatz der
Englisch- und Politiklehrerin mit
Zusatzqualifikationen als Fremd­
evaluatorin, Systemischer Coach
und Business-Coach in Kuala Lumpur. Zuletzt war sie als Prozessbegleiterin in der Region Subsahara
tätig. Auslandspraxis kann Heidi
Wolf-Pfeifer bereits durch Lehreinsätze in Zimbabwe, Bulgarien, China
und Südafrika vorweisen.
Paraguay
Neuer Prozessbegleiter für das
Pädagogische Qualitätsmanagement und die Regionale Fortbildung für die Region Subsahara
ist seit November Stefan Marien.
Sein Dienstsitz ist Kapstadt. Seinen
letzten Posten als Leiter der ElinorOstrom-Schule in Berlin verantwortete der studierte Schulmanager mit
der Fächerkombination Betriebsund Volkwirtschaftslehre acht
Jahre. Stefan Marien verfügt über
mehrere Jahre Auslandserfahrung,
unter anderem in der Jugendarbeit
in Santiago de Chile.
Türkei
Neuer Leiter der Deutschen Schule
Asunción ist seit November Winfried Abt. Der Akademische Oberrat
für Deutsch, Biologie und Sport war
zuletzt Leiter des Akademischen
Auslandsamts der Pädagogischen
Hochschule Weingarten. Von 1990
bis 1993 war er bereits als Auslandsdienstlehrkraft an der DS
Asunción tätig.
Seit September ist Janine Regel-­
Zachmann neue Prozessbegleiterin
für das Pädagogische Qualitätsmanagement und die Regionale
Fortbildung Deutscher Schulen im
Ausland in der Region Türkei und
Nahost ohne Palästina. Zuletzt war
die Lehrerin mit einem Master in
Schulmanagement als Schulinspektorin in Baden-Württemberg
tätig. Bis 2012 unterrichtete sie als
Deutschlehrerin am Lycée Français
in Kuala Lumpur, Malaysia.
Peru
Dr. Christofer Seyd ist seit September Prozessbegleiter für das Päda­
gogische Qualitätsmanagement
und die Regionale Fortbildung
Deutscher Schulen im Ausland.
Seine Region umfasst Bolivien,
Peru, Costa Rica, Nicaragua, Guatemala und El Salvador. Dr. Seyds
Dienstsitz ist Lima. Der Musik- und
Mathematiklehrer mit Zusatzqualifikationen in der Lehrerausbildung
war zuletzt Direktor der Staatlichen
Jugendmusikschule in Hamburg.
Von 2003 bis 2008 sammelte Chris­
tofer Seyd bereits Auslandserfahrungen als Lehrer und Grundschulleiter an der Deutschen Schule
Shanghai.
Ungarn
Kerstin Lenz ist seit Mitte September Prozessbegleiterin für das Pädagogische Qualitätsmanagement
und die Regionale Fortbildung an
deutschsprachigen Abteilungen
staatlicher Gymnasien in der Region Mittel-Ost-Europa. Die Mathematik- und Kunstlehrerin ist in
Budapest eingesetzt. Zuletzt war
sie Ganztagsschulreferentin bei der
Senatorin für Bildung und Wissenschaft in Bremen. Auslandserfahrung sammelte die Schulmanagerin
mit Masterabschluss unter anderem
2008, als Kerstin Lenz in Begleitung
des ZDF einen sechswöchigen Einsatz als Deutschlehrerin in Kuopio,
Finnland, absolvierte.
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Vorschau
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Die BEGEGNUNG 2-2015 mit dem Schwerpunktthema
Im Magazin BEGEGNUNG wird die männliche
Form stets generisch gebraucht und bezieht folglich
die weibliche Form mit ein.
BEGEGNUNG 1-2015
„Berufliche Bildung“ erscheint im April 2015.
BEGEGNUNG 1-2015
65
KOLUMNE
Der Gewinner der Schülerkolumne Inklusion
Was heißt
„normal“?
Was heißt
„normal“?
Seit 1997 ist Flavio Karaj ein Bürger des Planeten Erde, der in Albanien geboren
Seit 1997 ist Flavio Karaj ein Bür-
wurde. Er glaubt an die Kraft der Kunst. Er glaubt nämlich daran, dass uns Kunst in
ger des Planeten Erde, der in Alba-
allen Formen – anders als Mathematik – die Freiheit gibt, eine parallele Realität zu
nien geboren wurde. Er glaubt an die
gründen, die man einfach nicht abgrenzen kann. Was er besonders daran findet, ist
Kraft der Kunst. Er glaubt nämlich
die Tatsache, dass die „Kunstrealität“ immer versucht, unsere Welt zu verbessern.
daran, dass uns Kunst in allen For-
Deshalb bemüht er sich, manchmal selbst zu schreiben.
men – anders als Mathematik – die
Unterrichten im Ausland
Freiheit gibt, eine parallele Realität
zu gründen, die man einfach nicht
Wer ist „normal“? Kann jemand eine
mir zu helfen, und fragten: „Sind Sie
abgrenzen kann. Was er besonders
Erklärung für dieses Wort geben? Im
okay?“ „Ja, danke“, antwortete ich. Es ist
daran findet, ist die Tatsache, dass
Wörterbuch wird es folgendermaßen
schwierig, eine Situation zu verstehen,
die „Kunstrealität“ immer versucht,
definiert: „so beschaffen, wie es sich die
wenn man nichts sieht, aber ich hörte
unsere Welt zu verbessern. Deshalb
allgemeine Meinung als das Übliche,
etwas wie: „Oh, der Arme.“
bemüht er sich, manchmal selbst zu
Richtige vorstellt.“ Allgemeine Mei-
schreiben.
nung? Das heißt, es wird von der Mehr-
Mit diesem Satz beginnt die Differen-
heit bestimmt, ob etwas normal oder
zierung. Man wird sofort differenziert
anormal ist. Soll man also unbedingt
gesehen, wenn man Probleme hat,
heute werden Menschen mit Behinde-
wie die anderen sein, um als normal
wenn man anders als die meisten ist!
rungen akzeptiert, aber sie werden im-
bezeichnet zu werden? Obwohl diese
Menschen haben die Fähigkeit, sich
mer mit anderen Augen gesehen: auch
Frage klischeehaft und kindisch klin-
die Umgebung sozial anzueignen, aber
vom Gesetz, das ab dem dritten Le-
gen mag – ich musste an folgendes Er-
gleichzeitig übernehmen sie die Denk-
bensjahr einen abgesonderten Platz für
lebnis denken:
weise ihrer Umgebung. So erhält man
sie hat, den Sonderkindergarten.
das Konzept, was als „normal“ gilt.
Es war das erste Mal, dass ich in dieses
Wenn aber theoretisch alles in einer
Inklusion liefert der Gesellschaft eine
Restaurant ging. Alles war schwarz, des-
demokratischen Gesellschaft akzep-
Bedeutung für das Wort „normal“ und
halb konnte ich mich nicht orientieren.
tiert wird, warum soll es dann im Kopf
gleichzeitig eine Antwort auf meine
Aber ich fühlte mich sicher, denn die
jedes Individuums ein Konzept für das
Frage: Es ist normal, anders zu sein! Das
Kellner halfen mir. Meine Speise war
„Normale“ geben? Obwohl „normal“
klingt vielleicht utopisch. Aber es kann
vorbereitet, und ich fing an zu essen.
oder „nicht normal“ nicht unbedingt
Wirklichkeit werden, wenn ein Sechs-
Nichts, was vor mir lag, konnte ich se-
gut oder schlecht bedeutet, bringt die-
jähriger jeden Tag mit seinem behin-
hen. Trotzdem versuchte ich zu essen.
ses Konzept unabsichtlich gesellschaft-
derten Freund in die Schule geht und
Für einen Moment vergaß ich, wo mein
liche Abgrenzung mit sich.
alle zusammen spielen.
ich es zu Boden. Zwei Menschen – ich
Eine Stunde war vergangen, und ich
Inklusion ist eine Art Kultur, die
denke, die Kellner – kamen sofort, um
hatte sehr wenig gegessen. Ich ging
schon in der Kindheit kultiviert wer-
schließlich – mithilfe der blinden Kell-
den sollte: meiner Meinung nach das
ner, ohne die es für mich unmöglich
höchste Niveau von Kultur in einer
gewesen wäre, in einem Dark-Restau-
Gesellschaft.
Wasserglas stand, ohne Absicht warf
Auch für das Heft 3-2015 freuen wir
rant zu essen.
uns auf die Einsendung von Schüler-
Lehrerin / Lehrer
Dann brauchen wir Sie als
für einen
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FLAVIO KARAJ
kolumnen zum Thema Eltern. Ein-
Genau in diesem Moment konnte ich
12. KLASSE, DEUTSCH-ALBANISCHE
sendeschluss ist der 15. Mai 2015.
verstehen, dass Integration nicht genug
ABTEILUNG GYMNASIUM SAMI
ist für eine gerechte Gesellschaft. Bis
­FRASHERI TIRANA, ALBANIEN
66
Sie haben das 1. und 2. Staatsexamen, die Lehrbefähigung für die
Sekundarstufe II, sind aufgeschlossen und engagiert? Sie suchen
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