ver.di News 17/2015 - Verdi

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ver.di News 17/2015 - Verdi
14. Jahrgang · Nummer 17
4. Dezember 2015
www.verdi-news.de
ver.di vereinte
dienstleistungsgewerkschaft
informationen für aktive
A 58247
Es wird kalt
fa i r u n d g e r e ch t. . .
arbeitslosengeld ii – Gesetzentwurf sieht Pauschale für Heizkosten vor
Anfang kommenden Jahres steigen
die Regelsätze für das Arbeitslosengeld II. Allerdings ist die Erhöhung
kaum spürbar. Alleinstehende bekommen dann ganze fünf Euro mehr
im Monat, also 404 statt bislang
399 Euro. Paare erhalten pro Person
364 statt 360 Euro. Basis für die Berechnung des neuen Regelbedarfs
ist eine mittlerweile sieben Jahre
alte Einkommens- und Verbraucherstichprobe aus dem Jahr 2008.
Der ver.di-Bundeserwerbslosenausschuss kritisiert diese Berechnungsbasis. Denn als das Kabinett
Ende September über die Anhebung
entschieden hat, hatte das Statistische Bundesamt bereits die Einkommens- und Verbraucherstichprobe für das Jahr 2013 veröffentlicht.
„Die Bundesregierung hat nach dem
Gesetz die Pflicht, neu zu ermitteln,
welcher Geldbetrag notwendig ist,
um das Existenzminimum von
Grundsicherungsberechtigtenzugewährleisten“, heißt es in einer Erklärung des Ausschusses. Auch der
Bundesrat hätte vor seiner Zustimmung im Oktober noch eingreifen
und die Berücksichtigung der neuen
Stichprobe fordern können.
Zudem sei ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Juli
2014 bei der Neufestsetzung nicht
berücksichtigt worden. Danach soll
die Entwicklung der Strompreise
zeitnah abgebildet werden. Außerdem hatte das Gericht vorgegeben,
den Regelsatz für größere Anschaffung flexibler zu gestalten. Doch
geschehen ist bislang nichts.
Außerdem sieht der Entwurf, der
noch in diesem Jahr beraten werden
soll, vor, dass eine sogenannte Gesamtangemessenheitsgrenze eingeführt werden soll, die die Kosten für
Miete, Betriebskosten und Heizung
deckelt. Der Bundeserwerbslosenausschussbefürchtet,dasssteigende
Heiz- und hohe Mietkosten dazu
führen, dass immer mehr Langzeiterwerbslose in Zukunft höhere Zuzahlungen leisten müssen.
Unterstützung bekommen sie unter anderem durch den Berliner
Sozialrichter Udo Geiger. „Es gibt
keinen Weg, einen abstrakten Angemessenheitswert für das Heizen,
unabhängig vom konkreten Zustand
der Wohnung und der Heizanlage
zu bestimmen“, schreibt er in einem
Handbuch zu den Kosten der Unterkunft. Hinzu komme, so die ver.diErwerbslosen, dass Haushalte, in
denen kleine Kinder, Kranke oder
alte Menschen leben, oft größere
Wärmebedürfnisse haben, die mit
einer Pauschale nicht mehr abgedeckt werden. „Eine Reform zu
Gunsten der betroffenen Leistungsbezieher/innen sieht anders aus“,
heißt es in der Erklärung.
Heike Langenberg
verteilung
Polarisierung
bleibt
Spreizung der
Einkommen
hat wieder zugenommen
seite 2
gute arbeit
Es geht auch
um Respekt
DGB-Index zu
Belastungen
am Arbeitsplatz
seite 4
huk-coburg
Es ist Ihnen
gleichgültig
LAG verweigert Zustimmung zur
Kündigung
seite 6
mindestlohn
Ausnahmen
diskriminieren
Arbeitgeber
fordern geringere Stundenlöhne
seite 3
Vielmehr gibt es einen Referentenentwurf für weitere Änderungen im
Sozialgesetzbuch II, also für den Bereich der Grundsicherung. Doch statt
der von Bundessozialministerin Andrea Nahles, SPD, versprochenen
Entschärfung von Sanktionen sind
diese teilweise verschärft worden.
Die Ministerin sei „gegenüber ihrem
Koalitionspartner eingeknickt“, kritisieren die Erwerbslosen in ver.di.
höhere zuzahlungen
telekom
Mut zur
Neugier
Innovative
Arbeit des Gesamtbetriebsrats
seite 5
werbung
Ohne ver.dianer geht
nichts
Erfahrungen
aus Lübbenau
seite 7
... soll es zugehen auf
Europas Transportwegen.
Elf Millionen Beschäftigte arbeiten in der EU in
den verschiedenen Bereichen des Transportsektors. Doch unterschiedliche Arbeitsbedingungen sowie verschiedene
Regelungen bei Fahrund Ruhezeiten führen
zu Sozialdumping. Die
Beschäftigten werden
gegeneinander ausgespielt. Deswegen wollen
die Gewerkschaften
europäische Standards
schaffen und unfaire Bedingungen beenden. Die
Europäische Transportarbeiter-Föderation, der
auch ver.di angehört,
hat jetzt eine Europäische Bürgerinitiative angestoßen. Kommen mindestens eine Million
Unterschriften in sieben
EU-Ländern zusammen,
muss sich die Europäische Kommission mit
dem Thema beschäftigen.
In Deutschland sind rund
250 000 Unterschriften
nötig. Zeit dazu ist bis
September 2016. hla
www.fairtransporteu
rope.de
Teuer
„Die teuersten
Flüchtlinge in
Deutschland sind die
Steuerflüchtlinge.“
Dieter Bartsch, Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Linken, in
der Haushaltsdebatte
2
p o l i t i s c h e s p a r k e t t
ver.di news 17 · 4. Dezember 2015 ····················································································································································
l e s e t i p p
Der Lohnklau
(GL) Gut die Hälfte der
Arbeitnehmer/innen in
Deutschland ist mit dem
eigenen Arbeitseinkommen unzufrieden. Über
die Ursachen und ihre
Wirkungszusammenhänge hat der Wirtschaftskorrespondent der Wochenzeitung „Die Zeit“,
Mark Schieritz, ein beachtenswertes Buch publiziert. Anders als die
meisten Wirtschaftsjournalist/innen geht er
davon aus, dass
Deutschlands Arbeitnehmer/innen zu wenig verdienen. Er begründet das
faktenreich und gut verständlich mit Hinweisen
auf mehrere Politikfelder.
Er weist nach, dass die
Einkommensverteilung
sich nachhaltig zulasten
der Arbeitseinkommen
entwickelt hat und zwar
weltweit: „Für Wissenschaftler wie den ehemaligen Volkswirt des
Internationalen Währungsfonds, Raghuram
Rajan, ist die Lohnflaute
einer der wesentlichsten
Gründe für den Ausbruch
einer der größten Finanzkrisen der Neuzeit.“ So
macht er unter anderem
deutlich, dass das Etikett
„Exportweltmeister“
durchaus etwas mit zu
niedrigem Lohnniveau zu
tun hat und dies nachteilig auf die südeuropäischen Länder wirkt.
Schieritz‘ Fazit: „Politische Entscheidungen haben die Löhne unter
Druck gesetzt, und durch
politische Entscheidungen kann dieser Prozess
wieder umgekehrt werden.“ Die Tarifarbeit der
Gewerkschaften kommt
etwas zu kurz.
mark schieritz:
der lohnklau,
knaur verlag, münchen,
144 seiten, 12,99 euro,
isbn 978-3426787816
Polarisierung bleibt
verteilungsbericht – Spreizung der Einkommen in Deutschland hat wieder zugenommen
(pm)DerwirtschaftlicheAufschwung
seit der Finanzmarktkrise ist bislang
nur bei einem Teil der Menschen in
Deutschland angekommen. Seine
Wirkungen sind ungleich verteilt
und haben die wirtschaftliche Polarisierung der 2000er Jahre längst
noch nicht ausgeglichen. Zu diesem
Schluss kommt das Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftliche Institut der
Hans-Böckler-Stiftunginseinemneuesten Verteilungsbericht.
Entwicklung der mittleren
Einkommen 1991 bis 2012
(Verfügbares Jahreseinkommen in Euro)
1991
1995
2000
2005
2010
2012
18.238
18.168
19.441
19.026
20.042
19.760
QUELLE: SOZIALÖKONOMISCHES PANEL,
BERECHNUNGEN DES WIRTSCHAFTS- UND SOZIALWISSENSCHAFTLICHES INSTITUT DER HANS-BÖCKLERSTIFTUNG IM WSI-VERTEILUNGSBERICHT 2015
d i e
Problematisch sei, dass die Aufstiegschancen ärmerer Haushalte
über die vergangenen drei Jahrzehnte gesunken sind. Für die Mittelschicht ist in dieser Zeit das Risiko
gewachsen, finanziell abzusteigen.
Mittlerweile habe die Spreizung der
Einkommen wieder zugenommen.
Sie war während der Finanzkrise sogar leicht zurückgegangen. In dem
Bericht sind die Auswirkungen des
allgemeinen, gesetzlichen Mindestlohns allerdings noch nicht berücksichtigt. Die Lohnuntergrenze von
8,50 Euro pro Stunde gilt erst seit
Anfang 2015. Ihn bezeichnet Dorothee Spannagel, die Autorin des Berichts, als ersten wichtigen Schritt
gegendiewirtschaftlicheundsoziale
Polarisierung.
Daher sei es wichtig, seiner „Aushöhlung“ durch weitere Ausnahmen
vorzubeugen. Einen weiteren wesentlichen Schlüssel zur Begrenzung
der Ungleichheit sieht die Wissenschaftlerin in einer angemesseneren,
WSI-Verteilungsbericht
Dorothee Spannagel: Trotz Aufschwung:
Einkommensungleichheit geht nicht weiter zurück. WSI-Verteilungsbericht 2015.
WSI-Report Nr. 26, November 2015. Der
Bericht kann heruntergeladen werden
unter www.boeckler.de/pdf/p_wsi_re
port_26_2015.pdf
höheren Besteuerung insbesondere
„superreicher“ Haushalte, beispielsweise durch die Abschaffung der
pauschalen Abgeltungssteuer und
Reformen bei der Erbschaftsteuer.
Wenn die Politik nicht weiter gegenlenke, könne sich eine „bedenkliche Entkoppelungstendenz“ verstärken, warnt Spannagel: „Die sehr
Reichen schweben regelrecht über
den konjunkturellen Krisen, während viele Arme auch von einem
länger andauernden wirtschaftlichen Aufschwung kaum profitieren.“
p r e s s e - s h o w ···························································································
„Rien ne va plus“ – „nichts geht
mehr“, das ist schon lange nicht
mehr nur die Ansage des Croupiers
beim Roulette. Wenn sich alle paar
Jahre die Welt auf dem Klimagipfel
dreht, heißt es am Ende auch immer:
Nichts geht mehr. Oder auch: Mehr
geht nicht. Bei der letzten Klimakonferenz vor sechs Jahren in Kopenhagen kam nicht einmal mehr
einKlimaschutzabkommenzustande.
Da ging sozusagen gar nichts mehr.
muss nur noch kurz
die welt retten
Was nun zwei Wochen lang beim
Klimagipfel in Paris drin sein wird,
darüber spekulieren dieser Tage die
Medien wieder einmal so, als ginge
es ums Ganze. Verlieren ist dabei
natürlich ausgeschlossen. So
schreibt „die tageszeitung“: „Klimawandel, das sind wir, die Oberschicht des Planeten. Einfach nur
auf Shell, die Lufthansa, VW oder
wen auch immer zu schimpfen, ist
billig.“ Mal eben die Welt zu retten,
ist nämlich teuer. Die „Süddeutsche
Zeitung“ ist deshalb am letzten No-
vemberwochenende auch gleich
noch mal an die Orte gereist, wo
die Welt schon untergeht, vermeintliche Paradiese wie die Marshallinseln, wo den Menschen das Wasser
aber buchstäblich schon bis zum
Halse steht.
arbeit haben oder nicht
Die Inseln sind seit ihrer Entdeckung
schon durch viele Hände gegangen.
1885 zählten sie zu „deutschem
Schutzgebiet“, dann kamen die JapanerundschließlichdieAmerikaner,
die mit ihren Atombombentests zwischen 1946 bis 1958 viele Inseln bis
heute verstrahlt haben. Ein Zustand,
den auch die Unabhängigkeit seit
1991 nicht bereinigen konnte. In der
Folge blieben Investoren aus, und
viele Insulaner verloren ihre Arbeit.
Und jetzt schlägt auch noch das
Salzwasser ins Kontor: Das Grundwasser versalzt, und die Böden, wo
noch angebaut werden kann, veröden. Falls sie nicht zuvor schon
eine weitere Überschwemmung geholt hat. Die „SZ“ fragt daher zu
Recht:„WervermagschondieGrenze
zu ziehen zwischen Wirtschafts- und
Klimaflucht?“
Vordergründig wird es auf dem
Pariser Klimagipfel um das sogenannte 2-Grad-Ziel gehen. Schaffen
wir es, die Erderwärmung auf 2
Grad zu begrenzen, oder werden es
am Ende doch 4 oder 5 Grad? Aber
auch das wird Inseln wie die Marshallinseln nicht mehr retten. Und
auch auf den Kontinenten werden
sich Wüsten und Savannen ausbreiten, immer mehr Menschen flüchten
müssen, weil sie Arbeit suchen, um
zu überleben.
mit einem zug statt mit dem
taxi nach paris
„die tageszeitung“ schreibt: „Immerhin wissen alle, um was es geht.“
Und die „Berliner Zeitung“ lobt, dass
die Bundesumweltministerin klimaschonend mit dem Zug nach Paris
reist. Alle Insulaner, die abzusaufen
drohen, dürfen gespannt sein, was
zu lesen sein wird, wenn auch in
Paris am Ende nichts mehr ging. Vermutlich, dass das Boot voll ist.
Petra Welzel
p o l i t i s c h e s p a r k e t t
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Ausnahmen diskriminieren
3
mindestlohn – Arbeitgeber fordern geringere Stundenlöhne für Geflüchtete
(hla) Vom gesetzlichen Mindestlohn
sind bislang nur wenige Ausnahmen
möglich. Sie gelten unter anderem
für Langzeitarbeitslose, für junge
Beschäftigte, für Praktikant/innen
und Zeitungszusteller/innen. In den
Augen der Gewerkschaften ist jede
Ausnahme eine zu viel, denn schließlich sollen alle von der Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde
profitieren–ohneAusnahmen.Nach
Ansicht der Arbeitgeber sollte es ruhig mehr Möglichkeiten geben, den
Mindestlohn zu umgehen.
Neueste Forderung: Der Präsident
des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Eric Schweizer,
will Geflüchtete mit Langzeitarbeitslosen gleichsetzen. Sie sollten
vom Mindestlohn ausgenommen
werden, zumindest für sechsmonatige „Praktika“.
Lutz Göhner, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände, geht
sogar noch einen Schritt weiter. Er
schlägt sogar bis zu zwölfmonatige
„Praktika” vor, bei denen der Stundenlohn gerne auch unter 8,50 Euro
pro Stunde liegen könne. Zuvor
hatten sich auch schon mehrere
Wissenschaftler/innen dafür ausgesprochen, bei Geflüchteten noch
weitere Ausnahmen vom Mindestlohn zuzulassen.
Der DGB lehnt weitere Ausnahmen
vom Mindestlohn ab. Sie „diskriminieren und sorgen für einen ZweiKlassen-Arbeitsmarkt“, heißt es in
einer DGB-Mitteilung. Weitere Aus-
nahmen würden als „Einfallstor zur
Aushebelung des Mindestlohns“ genutzt.
aktuelle umfrage
heike langenberg ist
die verantwortliche
redakteurin der
„ver.di news“
Nach einer neuen Ifo-Umfrage in
deutschen Unternehmen sehen deren Vertreter/innen die Geflüchteten k o m m e n t a r
meist nur als Hilfskräfte. Nur 41 Prozent räumen ihnen allenfalls ChanIntegration
cen als ungelernte Hilfskräfte ein,
59 Prozent sehen auch dafür in ihren
kann gelingen
Unternehmen nur geringe Chancen.
Nur geringe Chancen
78 Prozent der Firmen können sich
räumen viele Arbeitgenicht vorstellen, sie als Facharbeiter/
ber den Geflüchteten auf
innen einzustellen. Als größte Prodem deutschen Arbeitsbleme gelten mangende Sprachmarkt ein. Allenfalls als
kenntnisse und das angeblich zu
Hilfskräfte würden sie
geringe Qualifikationsniveau.
taugen. Doch wer sich
schon jetzt zu dieser
Prognose hinreißen lässt,
taugt auch nicht viel.
Unbestritten
sind bei
angela merkel – Gustav Horn zieht gemischte Bilanz nach zehn Jahren Amtszeit
vielen Sprachprobleme,
(pm) Gemischt fällt die wirtschafts- partnern zum Höhepunkt der Wirt- Diese Mischung führe zu ekladoch hier muss Abhilfe
politische Bilanz aus, die der wis- schafts- und Finanzkrise getroffen tanten Widersprüchen. „In Deutschgeschaffen werden mit
senschaftliche Direktor des Instituts habe.
land sucht Frau Merkel die ZusamSprachkursen, denn das
für Makroökonomie und KonjunkAuf der Negativseite sieht Horn menarbeit mit den Gewerkschaften,
Beherrschen der Landesturforschung (IMK) der Hans Hans- vor allem das Management der und sie erkennt das Tarifsystem
sprache ist zur IntegraBöckler-Stiftung, Gustav Horn, aus Krise im Euroraum. „Die deutsche und die Mitbestimmung der Arbeittion im Allgemeinen unAnlass der zehnjährigen Amtszeit Regierung hat einige gefährliche nehmer völlig zu Recht als Faktoren
abdingbar. Doch für
von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Zuspitzungen eher forciert als ent- an, die zur Stärke unserer Wirtschaft
alles andere muss man
CDU, zieht. Zum Positiven zählt er schärft und oft erst im allerletzten beitragen. Doch gleichzeitig unterden nach Deutschland
„einigeunerwartetflexibleLösungen Moment die Kurve gekriegt“, kriti- miniert die von der deutschen ReGeflüchteten doch erst
für schwierige Probleme“. Als Bei- siert der Wissenschaftler. Es habe gierung vehement unterstützte
mal die Chance geben,
spiel nennt Horn „mutige Entschei- viel mit der Berliner Politik zu tun europäische Politik in den KrisenFähigkeiten zu präsentiedungen zur Stabilisierung von Kon- gehabt, dass der Euro in den zu- ländern diese Institutionen“, ist
ren und Talente zu förjunktur und Beschäftigung“, die rückliegenden Jahren mehrfach am Horns Fazit der zehnjährigen Amtsdern. So wie es bei jeMerkel mit Koalitions- und Sozial- seidenen Faden gehangen habe.
zeit der Bundeskanzlerin.
dem Arbeitsuchenden in
Deutschland sein sollte.
Auch für sie muss ein
Umdenken stattfinden,
denn gerade Langzeitarbeitslose
vermissen oft
callcenter – Länder fordern vom Bund einheitliche Regelung der Sonntagsarbeit
ein Konzept für eine
(pm) Die Arbeits- und Sozialminister Bundesverfassungsgerichts von Center mache keinen Sinn.In Callnachhaltige Qualifizierung. Doch wer Geflüchder Länder haben bei einer Tagung 2009 und vor allem des Bundesver- centern seien zudem überwiegend
tete gleich mit HilfskräfMitte November den Bund aufge- waltungsgerichts am 26. November Frauen beschäftigt.
ten gleichsetzt, trägt
fordert, die Sonn- und Feiertagsar- 2014 haben das Verbot der Sonn„Der Beschluss verstärkt die Mehrdazu bei, dass die Intebeit in Callcentern einheitlich zu re- und Feiertagsarbeit gestärkt. Für fachbelastungen von Frauen und
gration schwierig wird.
geln, was auf einen Erhalt der das Bundesland Hessen ist Sonn- geht zu Lasten von Familie und GeSonntagsarbeit abzielt. Die berech- tagsarbeit gerade in Callcentern sundheit“, sagte Kittel. Der arbeitstigten Interessen der Beschäftigten verboten“, stellte Kittel klar.
freie Sonntag sei eine soziale Ersowie der Schutz von Familien würver.di bleibe bei ihrer Auffassung, rungenschaft und als Tag der Ruhe
den offenbar außer Acht gelassen, dass die bisherigen Regelungen des und Erholung unverzichtbar. „Sonnkritisierte ver.di-Bundesvorstands- Arbeitszeitgesetzes und die gelten- und Feiertage müssen durch die Bemitglied Ute Kittel.
den Ausnahmeregelungen ausrei- schäftigten selbstbestimmt bleiben.
Sie ist von dem Beschluss über- chendsind.EineAusnahmeregelung Wirtschaftliche Interessen haben
rascht: „Die Entscheidungen des nur für Call-, Service- und Kontakt- hier zurückzutreten“, betonte Kittel.
Eklatante Widersprüche
Wirtschaftliche Interessen müssen zurücktreten
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t a r i f & b e t r i e b
ver.di news 17 · 4. Dezember 2015 ····················································································································································
i n s o l v e n z
Kino Babylon
(sil) Nachdem das Arbeitsgericht Mitte November zwei Anträge
auf Erlass von einstweiligen Verfügungen des
Betreibers des Berliner
Kinos Babylon Timothy
Grossmann gegen
streikende Beschäftigte
abgelehnt hat (siehe
„ver.di news“ 16/2015),
zog er die dritte Klage
zurück. Er hatte seine
Beschäftigten vor Gericht gezerrt, weil ihm
der Inhalt von ver.diFlugblättern nicht gefiel.
Dass nicht die Streikenden, sondern ver.di-Landesfachbereichsleiter
Andreas Köhn für den
Inhalt verantwortlich
zeichnete – wie auf den
Flugblättern auch angegeben – interessierte
ihn nicht.
Nun beschäftigt der
zweite Geschäftsführer
Tobias Hackel die Gerichte: Er stellte Insolvenzantrag für das Kino
beim Amtsgericht Charlottenburg, nach Medienberichten ohne Wissen von Grossmann.
Letzterer will das Kino
erhalten, laut „Berliner
Morgenpost“ hält er die
finanziellen Mittel für
ausreichend, den Insolvenzantrag für unzulässig. Mittlerweile soll
Hackel von einer Gesellschafterversammlung
als Geschäftsführer abberufen worden sein. Er
hält 49 Prozent der Anteile, Grossmann 51.
Der Berliner Senat fördert das Kino mit
358 000 Euro und ab
2016 sogar mit 361 500
Euro im Jahr. ver.di fordert für die Beschäftigten ein bis zwei Euro
mehr pro Stunde, bisher
erhalten Servicekräfte
8,50 Euro und Filmvorführer 9,03 Euro.
Es geht auch um Respekt
gute arbeit – Was belastet am Arbeitsplatz? Eine Sonderauswertung des DGB-Index gibt
(ml) Zeitdruck ist der am häufigsten
auftretende Belastungsfaktor im Job.
56,8 Prozent aller Befragten einer
Sonderauswertung des DGB-Index
Gute Arbeit aus den Jahren 2012 bis
2014 gaben an, dass sie sehr häufig
oder oft unter Zeitmangel arbeiten.
Zwei von drei Betroffenen fühlen
sich dadurch stark bis sehr stark beansprucht. Von allen Beschäftigten
sind insgesamt 36,7 Prozent durch
Arbeitshetze stark bis sehr stark beansprucht. Damit ist Zeitdruck die
am stärksten verbreitete Beanspruchung in der Arbeitswelt.
Im Branchenvergleich sind Dienstleistungsberufe vom Zeitdruck mit
am meisten geplagt. Den Spitzenplatz hat das Gesundheits- und Sozialwesen mit 47 Prozent absoluter
Beanspruchung inne, gemessen am
Anteil aller Befragten. Dicht gefolgt
vom Bereich Erziehung und Unterricht mit 45 Prozent. Öffentliche
Verwaltungen liegen mit 36 Prozent
auf Platz vier.
belastungen
Insgesamt wurden 18 Belastungsfaktoren untersucht. Nach dem Zeitdruck folgen auf den vorderen PlätzenUnterbrechungenundStörungen
des Arbeitsprozesses (55,7 Prozent},
Arbeit unter Zeitdruck und
körperlich schwere Arbeit
Gesundheits- und Sozialwesen
47%
27%
Verkehr und Lagerei
37%
23%
Kunst, Unterhaltung und sonstige
Dienstleistungen
37 %
12 %
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung,
Sozialversicherung
36%
6%
Finanz-, Versicherung-, Grundstücks- und
sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen
34%
10%
Handel, KFZ-Instandhaltung und Reparatur
32%
20%
Information und Kommunikation
30 %
1%
Energie- und Wasserversorgung,
Abwasser/Abfallentsorgung
28%
15%
Arbeit unter Zeitdruck
Körperlich schwere Arbeit
ausgewählte Branchen
QUELLE: DGB-INDEX GUTE ARBEIT, SONDERAUSWERTUNG
„ARBEITSBEDINGTE BELASTUNG UND BEANSPRUCHUNG“
das Arbeiten in ungünstiger Körperhaltung (54,4 ), Lärm und laute Umgebungsgeräusche (mit 41,4) und
der Eindruck, in den letzten zwölf
Monaten mehr als bisher in der gleichen Zeit schaffen zu müssen (37, 8).
beanspruchungen
Zusätzlich zur Häufigkeit von Belastungsfaktoren wurde die relative
Beanspruchung untersucht. Hier
zeigen sich bemerkenswerte Abweichungen. Platz eins und drei der intensivsten Beanspruchungen werden durch Faktoren ausgelöst, die
bei der Häufigkeit der Belastung auf
den hinteren Rängen landen. Nur
auf Rang 14 kommt die Belastungssituation, Abstriche bei der Qualität
der Arbeit machen zu müssen, um
das Arbeitspensum zu schaffen. 22,8
der Befragten erleben das. Doch sie
geraten unter hohen psychischen
Druck, 73, 8 Prozent empfinden durch
diese Situation eine starke Beanspruchung.
Ebenfalls sehr hoch ist die Beanspruchungsintensität, wenn Beschäftigte respektlos oder herablassend behandelt werden, sei es
durch Kunden, Vorgesetzte oder
Kollegen. 9,7 Prozent der Beschäftigten betrifft das (Rang 18). Doch
auch das ist stark belastend. 72,2
Prozent sind davon stark oder eher
stark beansprucht.
http://index-gute-arbeit.dgb.de
In Leipzig soll ein Tag Urlaub gestrichen werden
amazon – Beschäigte streiken erneut an verschiedenen Standorten für einen Tarifvertrag
(pm) Ende November ist es an verschiedenen Standorten des OnlineVersandhändlers Amazon wieder zu
Streiks gekommen. Unter anderem
legten die Beschäftigten an den
Standorten Bad Hersfeld, Leipzig,
Koblenz, Rheinberg und Werne die
Arbeit nieder. Damit unterstreichen
sie ihre Forderung nach einem Tarifvertrag. Amazon weigert sich bis
heute, über einen Tarifvertrag auch
nur zu verhandeln und will die Arbeitsbedingungen weiterhin einseitig diktieren. Dass der Tarifvertrag
nötig ist, sieht man daran, dass das
Unternehmen den Beschäftigten in
Leipzig angekündigt hat, ihnen ab
Anfang 2016 einen Urlaubstag zu
streichen.„WennAmazonbehauptet,
man respektiere seine Mitarbeiter,
ist das Heuchelei“, sagt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
http://amazon-verdi.de
t a r i f l i c h e s ······························································································
lufthansa – ver.di hat sich Ende
November mit der Lufthansa auf ein
Tarifergebnis für die rund 33 000 Beschäftigten der Bodendienste sowie
bei Lufthansa-Systems, der Lufthansa-Service GmbH (LSG), der Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo
geeinigt. Danach erhalten alle Beschäftigten für die Monate April bis
Dezember 2015 eine Einmalzahlung
in Höhe von 2250 Euro, Teilzeitbeschäftigte anteilig. Auszubildende
bekommen 600 Euro. Zusätzlich
werden die Vergütungen jeweils
zum 1. Januar 2016 und 1. Januar
2017 um je 2,2 Prozent angehoben.
Die Laufzeit des Tarifvertrags endet
am 31. Dezember 2017. Das bisherige
Niveau der Betriebsrente wurde für
alle Beschäftigten gesichert, ein-
schließlich der ab 1. Januar 2014 neu
eingestellten Mitarbeiter/innen, die
bisher ohne betriebliche Altersversorgung waren. Auch für die ab dem
1. Januar 2016 Eingestellten konnte
eineBetriebsrentevereinbartwerden,
die das bisherige Leistungsniveau
sichert. In den kommenden beiden
Wochen werden die ver.di-Mitglieder zu dem Ergebnis befragt.
t a r i f & b e t r i e b
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Mut zur Neugier
5
betriebsräte-preis – Innovative Arbeit des Gesamtbetriebsrats der Deutschen Telekom AG
(hla) Mut zur Zusammenarbeit hat
der Gesamtbetriebsrat der Deutschen Telekom AG bewiesen. 2013
stellten sich seine Mitglieder die
Frage, wie sie in Zukunft besser mit
den Arbeitgebervertreter/innen zusammenarbeiten können. Erst wurden die Betriebsräte innerhalb des
Unternehmens für diese Idee gewonnen, dann die Arbeitgebervertreter/innen. Bei einer gemeinsamen
Zukunftskonferenz stand das Thema
auf der Agenda, vorbereitet wurde
sie von einer gemeinsamen Projektgruppe, besetzt mit jeweils drei Vertreter/innen von beiden Seiten. Diese
Konferenzen dienen dem Dialog,
aber auch der Besprechung von Planungen und Strategien.
Schon bei Beginn dieser Zukunftskonferenz, die im Herbst 2013 in
Hannover stattgefunden hat, gab
es die erste Überraschung. In bunter
Reihe im gemeinsamen Stuhlkreis
sollte über Erfahrungen der zurückliegenden Zusammenarbeit geredet
werden. Schnell wurde deutlich,
dass es auf beiden Seiten viele festgefahreneRitualegab.Rollenmuster,
die nicht verlassen wurden, die Drohung mit der juristischen Absicherung, die Überzeugung, dass allein
das Handeln der eigenen Seite das
richtige sei.
keit der Rollen akzeptiert, um dennoch gemeinsame Lösungen aus
monika brandl ist
den jeweiligen Eckpunkten und Vordie vorsitzende des
stellungen beider Seiten zu schafgesamtbetriebsrats
fen.
der deutschen telekom
Am Ende der Zukunftswerkstatt
standen diese fünf Sätze in einer
gemeinsamen Erklärung, die die
i n t e r v i e w
rund 60 Teilnehmenden unterschriesagen, was man meint,
ben haben. „Natürlich hatten wir
meinen, was man sagt
Der Geist von
anfangs auch Skeptiker“, sagt die
Doch in den Gesprächen, die erst Gesamtbetriebsratsvorsitzende MoHannover
im kleinen Kreis geführt wurden, nika Brandl. Doch die Zweifel hätten
Zwei Jahre sind seit dem
zeigte sich auch, dass Erfolge oft sich aufgelöst, schon während der
Abschluss der Vereinschneller möglich waren, wenn man Werkstatt, aber auch in der folgenbarung vergangen.
sich gegenseitig mit Vertrauen und den Zusammenarbeit. Mittlerweile
Wie wird sie gelebt?
Mut zur Neugier begegnet ist. Diese gebe es auch viele Anfragen nach
Die Stimmung zwischen
Erkenntnisse mündeten in fünf Leit- dem Konzept, aus anderen UnterArbeitnehmer- und Arsätzen, die alle Teilnehmenden un- nehmensbereichen der Deutschen
beitgebervertreter/innen
terschreiben konnten. Festgehalten TelekomAGebensowievonExternen.
ist viel entspannter und
wurde darin das Versprechen, sich Und der Mut zur Zusammenarbeit
wertschätzender geworregelmäßig auf Augenhöhe auszu- wurde kürzlich auch mit dem Deutden. Unser Schlüsselsatz
tauschen, sich gegenseitig einen schen Betriebsrätepreis in der Kaist „Sie halten sich nicht
Vertrauensvorschuss zu geben, im- tegorie „Innovative Betriebsratsaran den Geist von Hannomer zu meinen, was man sagt, und beit“ belohnt.
ver“. Damit ist die Verauch zu sagen, was man meint. Au- www.deutscherbetriebsraeteeinbarung gemeint, die
ßerdem wurde die Unterschiedlich- preis.de
wir in Hannover unterschrieben haben. Das
nimmt den Druck und
die Emotionen aus den
Gesprächen
heraus. Daauszeichnung - Preis für Betriebsrat der Kliniken Nordoberpfalz AG Erbendorf
durch sind wir in den
(ml) Der Deutsche Betriebsräte-Preis Arbeit wurde zwar immer mehr, doch kollektive Gefährdungsanzeige und
Verhandlungen auch viel
in Bronze ging an den Betriebsrat es wurde kein Personal eingestellt. stellten dem Arbeitgeber ein Ultischneller geworden, weil
der Kliniken Nordoberpfalz AG Re- Zudem sind im Gegensatz zu früher matum. Der gemeinsame Gegenwir sachorientierter argion West, Erbendorf, und zwar immer mehr Patienten körperlich druck,Informationsveranstaltungen
beiten.
dafür, dass er sich erfolgreich gegen und geistig schwer krank und be- in der Belegschaft und Verhandluneine massive Erhöhung der Über- dürfen einer intensiven Pflege.
gen mit dem Arbeitgeber brachten
Gibt es Punkte, wo
stunden gewehrt hat und eine BeTrotz der steigenden Belastungen den Erfolg. „Der Preis gibt uns Rückihr nachjustieren
triebsvereinbarung zur Arbeitszeit wurden die Schichtbesetzungen halt und zeigt uns, dass wir erst
musstet?
Wir hatten im Oktober
abschließen konnte. Die Mitarbei- nicht angepasst. Der Druck steigerte einmal alles richtig gemacht haben“,
dieses Jahres erneut eine
ter/innen der Kliniken litten unter sich ins Unerträgliche. Betriebsrat sagt die Betriebsratsvorsitzende
Arbeitstagung. Da haben
Mehrarbeit und Überstunden, die und Beschäftigte schrieben eine Monika Selch.
wir als Störfaktor ausgemacht, dass die Führungskräfte bei neuen
Projekten eine Art Verschwiegenheitserklärung
personalräte-preis – Würdigung vorbildlicher Arbeit
unterschreiben müssen.
Das stört das Vertrauen
(pm) Der Deutscher Personalräte- münster, der mit einer Dienstverein- Sonderpreise gingen an die JAV des
innerhalb unserer GePreis in Gold geht in diesem Jahr an barung zum Gesundheitsschutz de- Uniklinikums Essen für das Projekt
spräche, auf beiden Seiden Personalrat der Stiftung Euro- tailliert Arbeitszeiten im Wach- und „Gute Ausbildung? Nur mit Dir!“ soten. Wir haben jetzt bepa-Universität Viadrina in Frank- Wechselschichtdienst regelt. Bronze wie an die GJAV der Stadt Wolfsburg,
schlossen, dass beide
furt/Oder. Ausgezeichnet wird er gingandenGesamtpersonalratbeim die eine Kampagne für bezahlbaren
Seiten das jetzt angehen,
damit für eine Dienstvereinbarung Staatlichen Schulamt für den Main- Wohnraum für Azubis auf die Beine
jeder auf seine Weise
zur Gestaltung von Arbeitsverträgen, Kinzig-Kreis, der mit einer Dienst- gestellt hat. Mit dem Preis würdigt
und nach seinen Mögdie sich nachhaltig gegen die zu- vereinbarung zur Kommunikation die Fachzeitschrift „Der Personalrat“
lichkeiten, damit wir danehmende Zahl an Befristung wen- mit elektronischen Medien die Ar- vorbildliche Personalratsarbeit.
für schnell eine Lösung
det. Den Silberpreis erhielt der beitsbelastung der Lehrkräfte redu- www.deutscherpersonalraetefinden.
preis.de
Personalrat der Polizeidirektion Neu- ziert hat.
Bronze für den Kampf gegen Überstunden
Gegen die hohe Zahl an Befristungen
6
r e c h t & r a t
ver.di news 17 · 4. Dezember 2015 ····················································································································································
l e s e t i p p
Pflegezeit und Beruf
(pm) Zu Beginn dieses
Jahres ist das „Gesetz
zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege
und Beruf“ in Kraft getreten. Mit ihm wurde
das Familienpflegezeitgesetz umfassend geändert. Ziel ist es, die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf besser zu ermöglichen, wenn ein
Pflegefall eintritt. Und
da dieser Pflegefall häufig plötzlich eintritt,
sieht das Gesetz verschiedenen Möglichkeiten vor. Diese reichen
vom Pflegeunterstützungsgeld für eine kurze,
zehntägige Auszeit bis
hin zu einer Familienpflegezeit, mit der eine
Reduzierung der Arbeitszeit möglich ist. Autor
Michael Kossens, Ministerialrat in der Niedersächsischen Staatskanzlei, erläutert die
wichtigsten Änderungen
und beantwortet in diesem Kommentar die
wichtigsten arbeits- und
sozialrechtlichen Fragen
zu dem neuen Gesetz.
Dabei geht es auch um
Fragen, wer Angehörige
sind, welche Rechte die
Beschäftigten haben und
welche Ansprüche in
welcher Situation bestehen.
michael kossens:
pflegezeitgesetz und
familienpflegezeitgesetz, basiskommentar,
3. auflage, bund-verlag,
frankfurt/main,
211 seiten, 24,90 euro,
isbn 978-3766364791
Es ist Ihnen gleichgültig
huk-coburg – LAG verweigert Zustimmung zur Kündigung wegen fehlender Tatsachen
(red.) Die Versicherung HUK-Coburg
ist jetzt auch vor dem Landesarbeitsgericht (LAG) Hamburg mit
ihrem Versuch gescheitert, dem
stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden ihrer Hamburger Niederlassung, Maik Studier, zu kündigen.
Eine Beschwerde beim Bundesarbeitsgericht ließ die zuständige
Kammer des Hamburger LAG nicht
zu. Stattdessen forderte die Richterin
die HUK-Coburg auf, wieder zu einer
vertrauensvollen Zusammenarbeit
mit den Betriebsräten zurückzukehren.
viel solidarität für
maik studier
Ende 2014 hatte Maik Studier eine
Verdachtskündigung erhalten. Der
Vorwurf: Arbeitszeitbetrug im Rahmen seiner Betriebsratstätigkeit. Als
der Betriebsrat seine Zustimmung
verweigerte, versuchte die HUK-Coburg, sich diese vom Arbeitsgericht
ersetzen zu lassen. Doch der Arbeitgeber konnte in beiden Instanzen
keine Tatsachen für den Vorwurf des
Arbeitszeitbetrugs vorlegen. Dabei
hatte die Versicherung für das VerfahreneigensdieHamburgerRechtsanwaltskanzlei Ruge & Krömer engagiert, die in dem Ruf steht,
Arbeitgeber bei dem Versuch des
Union Bustings zu unterstützen.
Zu dem Gerichtstermin am 23. November vor dem Hamburger LAG
waren auch mehr als 50 Unterstützer/innen von Maik Studier gekommen. Bereits kurz nach dem Kündigungsversuch hatte ver.di das
Vorgehen des Arbeitgebers öffentlich gemacht, sowohl innerhalb der
HUK-Coburg als auch in der gesamten Versicherungsbranche und darüber hinaus.
So schreibt der Betriebsrat der Familienfürsorge Lebensversicherung
und Pax Familienfürsorge Krankenversicherung, die zur HUK-CoburgGruppe gehört, an den Vorstand:
„EsgehtIhnennichtumdieAhndung
eines Arbeitszeitbetrugs, sondern
um die Bekämpfung und Zermürbung eines demokratisch gewählten
Gremiums der Interessenvertretung
der abhängig Beschäftigten. Aus
ähnlichen Fällen in anderen Unternehmen – mit denen Sie sich jetzt
auf eine Stufe gestellt haben –
dürfte Ihnen bekannt sein, dass die
Zielpersonen in solchen Konflikten
schwere seelische Beschädigungen
davontragen.
konstruktive zusammenarbeit
kann schaden nehmen
Offensichtlich ist es Ihnen gleichgültig, ob die Zielperson Ihres Angriffs, der Kollege Studier, dabei
persönlichen Schaden nehmen wird.
Es ist Ihnen gleichgültig, ob Sie
neben der Betriebsverfassung auch
einen Teil unserer demokratischen
Gesellschaftsverfassung beschädigen. Es ist Ihnen gleichgültig, ob
Sie zukünftig noch konstruktiv mit
den Betriebsratsgremien im HUKKonzern zusammenarbeiten können.
Es ist Ihnen gleichgültig, ob das öffentliche Ansehen der HUK-Coburg
als ‚ausgezeichneter‘ Arbeitgeber
a u c h
d a s
n o c h
Bösartige Unterstellung
Auch beim Bauhaus in Witten hat die Geschäftsleitung vergeblich versucht, einem
Betriebsratsmitglied zu kündigen. Die
Kollegin Bianca Dreier hatte in einem
Personalgespräch zwischen einer Auszubildenden und der Filialleitung mit ansehen müssen, wie die junge Frau im Laufe
des Gesprächs in Tränen ausgebrochen
war. Dass sie daraufhin zu einer Arbeitskollegin gesagt haben soll „Sehen Sie,
dass die Geschäftsleitung nicht immer so
nett ist wie zu Ihnen, sondern das ist das
andere Gesicht“ sah die Geschäftsleitung
laut DGB-Rechtsschutz GmbH als „unhaltbare bösartige Unterstellung“ an. Es
folgte der Versuch einer Kündigung.
Doch auch Bianca Dreier erfuhr große
Solidarität, insbesondere auf einer nach
diesen Vorgängen einberufenen Betriebsversammlung. Daraufhin ruderte der Arbeitgeber bei einem Termin vor dem Arbeitsgericht Bochum Ende November
zurück. Die Kollegin hat ihre Arbeit in der
Wittener Bauhaus-Filiale wieder aufgenommen. Die Filiale ist übrigens eine der
wenigen bundesweit, in der es überhaupt einen Betriebsrat gibt.
Mehr zum Thema Union Busting:
http://tinyurl.com/p6p764g
Schaden nimmt.“ Auch an anderen
Standorten der HUK-Coburg klagen
Betriebsräte seit einiger Zeit darüber,
dass die Geschäftsleitungen versuchen, ihnen ihre Rechte streitig zu
machen.
Az.: 7 TaBV 8/15
Geltender Mindestlohn muss zugesagt werden
vergabe – Für EuGH ist Ausschluss vom Verfahren mit dem Unionsrecht vereinbar
(pm/red.) Unternehmen können von
öffentlichen Vergabeverfahren ausgeschlossen werden, wenn sie sich
vorab nicht verpflichten wollen, den
geltenden Mindestlohn zu zahlen.
Das geht aus einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs hervor.
„Dieses Urteil stärkt die Belange der
Beschäftigten und ist ein klares Votum für ein soziales Europa mit verbrieften Löhnen“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea
Kocsis.
In dem Fall hatte die rheinland-pfälzische Stadt Landau im Jahr 2013
das private Zustell-Unternehmen
RegioPost von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen. In
Rheinland-Pfalz sind Unternehmen
verpflichtet, den Beschäftigten bei
öffentlichen Aufträgen den landeseigenen Mindestlohn von damals
8,70 Euro pro Stunde zu zahlen. RegioPost hatte die Zusage verweigert,
dass sie ihren Beschäftigten in dem
Fall, dass sie den Zuschlag bekommt,
entsprechend bezahlen werden.
Stattdessen zog die Firma vor Gericht.
DasOberlandesgerichtKoblenzhatte
den Europäischen Gerichtshof angerufen, um klären zu lassen, ob ein
entsprechender Ausschluss von der
Vergabe mit dem Unionsrecht vereinbar ist. Die Entscheidung von
Ende November hat ergeben,dass
der Ausschluss durchaus zulässig
ist. Öffentliche Auftraggeber können
einen Mindestlohn verlangen.
Aktenzeichen: C-115/14
i n t e r n e s
·········································································································· ver.di news 17 · 4. Dezember 2015
Ohne ver.dianer geht nichts
7
mitgliederwerbung – Erfahrungen eines Betriebsratsvorsitzenden in Lübbenau
(cvz) René Steinborn gehört zu den
elf erfolgreichsten Werber/innen,
die auf dem ver.di-Bundeskongress
im September geehrt wurden. Mehr
als 26 000 Aktive hatten sich an der
Werbeaktion beteiligt. Für René
Steinborn war es notwendig, unter
seinen Kolleg/innen neue Mitglieder
für ver.di zu werben. Er hatte festgestellt, dass er sie für positive Veränderungen dringend brauchte –
so einfach war das. Denn er wollte
einen Tarifvertrag durchsetzen, um
endlichbessereArbeitsbedingungen
und eine angemessene Bezahlung
zu erreichen. Das würde nur mit
ver.di gehen – und mit vielen ver.diMitgliedern im Betrieb.
2015 stellte er fest: So geht es nicht keiner von den Führungskräften im
mehr weiter! Damals war er noch Haus war.“ Zuerst reagierten viele
ayfer arayici ist freiRettungsdienstleiter, inzwischen hat der Angesprochenen mit Angst.
gestelltes betriebsratser „die Seiten gewechselt“, wie er „Kriegen wir dann vielleicht noch
mitglied bei der deutsagt, „damit die Leute mir vertrauen.“ schlechtere Dienstpläne, wenn wir
schen post ag in der
Er fing an, Mitglieder zu werben. Er was unternehmen? Oder verlieren
niederlassung brief
sprach Einzelne an, Rettungsassis- wir die Arbeit ganz?“, hieß es. Steinwürzburg
tenten ebenso wie Kolleginnen und borns Argument war einfach und
Kollegen in der Altenpflege und in schlüssig: „Wir können nur zusamKinderheimen, im Behindertenfahr- men was verändern. Wenn ihr was i n t e r v i e w
dienst und der Hauskrankenpflege. verändern wollt, müsst ihr auch was
Sie alle waren unzufrieden mit der tun!“
Mit Herzblut
Das Argument zog. Sie wurden
schlechten Bezahlung, mit Arbeitszeiten und Dienstplänen, Urlaubs- mehr, die ver.dianer/innen beim
dabei
planung und der fehlenden Bereit- ASB in Lübbenau und Vetschau. „Als
Was sind deine
schaftszeitregelung. 27 der rund 300 wir 100 waren, hab ich das allen
Werbeargumente?
Beschäftigten beim ASB-Ortsver- offen gesagt“, erinnert sich René
Solidarität ist eines meiband Lübbenau-Vetschau waren Steinborn. Das war zur Betriebsner Hauptargumente.
schon bei ver.di organisiert. 50 Pro- ratswahl im Juli. Inzwischen sind
unter vier augen
Wir müssen einen höhezentwollteRenéSteinborngewinnen. sie 160 Mitglieder – und seit Ende
ren Organisationsgrad
Er begann im Stillen, „wenn es sich September wird über einen TarifSteinborn ist Betriebsratsvorsit- so ergab“, sagt er. „Immer in Vier- vertrag verhandelt. Die ver.di-Vererreichen, um bessere
zender und arbeitet als Lehrret- Augen-Gesprächen, denn sechs handlungskommission fordert, dass
Arbeitsbedingungen für
tungsassistent beim Arbeiter- Augen wären anfangs gefährlich die Verhandlungen im Januar 2016
die Kolleginnen und KolSamariter-Bund (ASB) im branden- gewesen. Gern in den späten Nach- miteinemunterschriftsreifenVertrag
legen durchzuboxen.
burgischen Vetschau. Im Frühjahr mittags- und Abendstunden, wenn abgeschlossen werden sollen.
Wenn die Betreuungsbereiche einen hohen
Organisationsgrad haben,
hat man auch hohe Unterstützung bei Arbeitskämpfen. Ohne Arbeitspersonalratswahlen – Im Frühjahr 2016 werden neue Interessenvertretungen gewählt
kämpfe gäbe es nur
(red.) 2016 stehen Personalratswah- ßerdem gibt es eine CD-Rom mit ei- spiel der Kandidat/innensuche oder
gesetzliche Regelungen.
len an. Der Bereich Mitbestimmung nem elektronischen Wahlkalender für das Urlaubsgeld. Hinweise zu alViele Kolleginnen und
von ver.di hat dazu gemeinsam mit und eine Arbeitshilfe für die Wahl- len Materialien finden ver.di-MitKollegen wissen nicht,
den zuständigen Fachbereichen Ma- vorstände. Hinzu kommen Plakat- glieder im Mitgliedernetz unter dem
dass Tarifverträge befristerialien entwickelt, darunter Flyer, motive für die schwarzen Bretter zu Stichwort „Personalratswahlen 2016”.
tet sind und auslaufen.
Aufkleber und Eindruckbögen. Au- verschiedenen Themen wie zum Bei- https://mitgliedernetz.verdi.de
In den letzten zehn Jahren hat ver.di im Fachbereich 10 Lohnerhöhund a s l o h n t s i c h ······················································································
gen von 30 Prozent
erreicht, das sind stolze
www.besser-unbequem.de – (hla) tragen. Und stellen sie Forderungen aktuelle Urteile, aber auch nützliche
Zahlen. Der Rechtsschutz
Für die Tarifbewegung 2016 hat die auf, nennen die Arbeitgeber die Informationen zu allgemeinen Theund die weiteren Vorteile
ver.di Jugend die Kampagne „besser „dreist“, „gierig“ oder schreien „un- men, die gerade anliegen, aktuell
für Mitglieder sind auch
überzeugende Argumenunbequem“gestartet.Selbstbewusst erhört“. „Wir sagen: es reicht. Wir zum Beispiel rund um Weihnachten.
te.
tritt sie damit für ihre Forderungen stehen auf und fordern, was uns zu- Dabei stellt die DGB-Rechtsschutz
ein, verweist auf den Widerspruch, steht. Wir stehen auf für eine bessere GmbH nicht einfach Urteile ins Netz.
Wie wirbst du?
dass Azubis zwar als Zukunft im Öf- Ausbildung. Wir halten nicht mehr In den Texten werden ausgesuchte
Wir haben 3200 Beschäffentlichen Dienst und in Unterneh- still“, heißt es auf der Website zur Entscheidungenausführlicherläutert
tigte in der Niederlasmen gelten, aber dennoch oft nicht Kampagne. In den anstehenden Ta- und bewertet, häufig gibt es auch
sung. Trotz hohem Orgawertgeschätzt werden. Selbst für rifrunden will die ver.di Jugend jetzt Querverweise zu anderen Urteilen
nisationsgrad gibt es
Dinge, die eigentlich selbstverständ- mit ihren Forderungen noch präsen- und zu ähnlichen Themen. Immer
genug Kolleginnen und
lich sein sollten, müssen sie oft ter sein und sie offensiv vertreten. wieder werden auch allgemeine FraKollegen, die man werkämpfen. Teilweise müssen sie Aus- Als ein Mittel zur Mobilisierung dient gen beantwortet. So geht es zum
ben kann. Und wenn
Beispiel zur Zeit um die Frage, worauf
bildungsmittel selbst bezahlen oder diese Website.
man es mit Herzblut
bei korrekten Betriebsratsbeschlüswerden nach einem vollen Schultag
macht, dann ist man
noch im Betrieb erwartet. Oft wird www.dgbrechtsschutz.de/aktu sen zu achten ist oder um Informaauch erfolgreich. Das
von ihnen Flexibilität gefordert, Um- elles/urteile/ – (hla) Auf dieser tionen zur Werkvertragsarbeit. Alles
spüren die Kolleginnen
züge oder Fahrten an den Ausbil- Unterseite des Webauftritts der DGB- ist verständlich aufbereitet und erund Kollegen.
dungsort müssen sie aber alleine Rechtsschutz GmbH finden sich viele klärt.
Materialien stehen bereit
8
b u n t e w i e s e
ver.di news 17 · 4. Dezember 2015
Fehlender Berufsstolz
b u c h t i p p – Friederike Bahl untersucht Lebensmodelle in der Dienstleistungswelt
friederike bahl:
lebensmodelle in der
dienstleistungsgesellschaft, hamburger edition his verlagsgesellschaft mbh,
hamburg, 371 seiten,
32 euro,
isbn 978-3868542820
ver.di news
erscheint 14-täglich
herausgeber:
vereinte dienstleistungsgewerkschaft ver.di,
frank bsirske, vorsitzender
chefredaktion:
dr. maria kniesburges
redaktion: heike langenberg
(verantwortlich)
layout: helmut mahler
infografik: klaus niesen
cartoon: thomas plassmann
druck: alpha print medien ag,
darmstadt
adresse: redaktion ver.di news,
paula-thiede-ufer 10,
10179 berlin,
tel.: 030 / 69 56 1069,
fax: 030 / 69 56 3012
verdi-news@verdi.de
www.verdi-news.de
hinweis: die ausgabe 18
erscheint am 19. dezember 2015
www.verdi.de
Wut
„Wut schäumt –
Empörung artikuliert
sich. Wut macht
blind – Empörung
öffnet die Augen.
Wut ändert nichts –
Empörung ist die
Voraussetzung für
Veränderung.“
Der Kabarettist Wilfried
Schmickler zum
Unterschied zwischen
Wut und Empörung
An die so genannte Dienstleistungs- Friederike Bahl hat in ihrem vorlie- etwas zu ändern. Hinzu komme,
gesellschaft wurden viele Hoffnun- genden Buch verschiedene Lebens- dass die Beschäftigten in diesem
gen geknüpft. Eine von ihnen war modelle in diesem Bereich unter- Bereich auch häufig allein arbeiten.
die Hoffnung auf Wohlstand und Er- sucht.
Als Beispiele nennt sie Zusteller/infolg, gerade im Wandel von der In„Wer seine Arbeit gut machen will, nen, Reinigungskräfte oder Angedustrie- zur Dienstleistungsgesell- muss immer auch etwas von sich stellte in Discountern. Die Bereitschaft. Doch mittlerweile hat sich selbst hineinlegen“, stellt sie einen schaft zum Widerstand ist häufig
Ernüchterung breit gemacht. Gerade Grundsatz des Arbeitslebens in Frage. gering, was in einer Art von Spirale
im Bereich der sogenannten einfa- DenngeradeimBereichsogenannter dazu führt, dass die Beschäftigten
chen Dienstleistungen ist es zu einer einfacher Dienstleistungen stellt sie in vielen Bereichen auch keine Basis
wahren Abwärtsspirale gekommen, fest, dass die dort Beschäftigten haben, um Verbesserungen durchinsbesondere in Zeiten, in denen die sich häufig selbst von ihrer Arbeit setzen können.
Gewerkschaften noch für einen all- distanzieren. Schlechte Bezahlung
Vorteil des Buches ist, dass es auf
gemeinen,gesetzlichenMindestlohn undfehlendeWertschätzung führten der Basis von vielen Interviews, Bekämpfen mussten.
mit dazu, dass sich kein Berufsstolz obachtungen und Diskussionen entRund elf Prozent der Erwerbstäti- aufbauen könne. Als weitere Folge standen ist, nicht nur zur Arbeitsgen arbeiten in diesem Bereich. Und daraus sei auch der Solidaritätsge- sondern auch zur Lebenswelt. Nachauch mit gesetzlichem Mindestlohn danke unterentwickelt.
teil ist die oft stark verwissenschaftverbleiben sie oft eher am unteren
Das mache es auch für Gewerk- liche Sprache
Ende der Lohnskala. Die Soziologin schaften schwer, an dieser Situation
Heike Langenberg
t e r m i n e ························
u n t e r s t ü t z u n g ···········
n a c h r u f ···················
Noch bis Ende Dezember ist in der
ver.di-Jugendbildungsstätte in Berlin-Konradshöhe eine IMAGE-Foto-Comic-Ausstellung zu sehen.
Sie ist das Ergebnis von drei Seminaren mit Jugendlichen, die neu in
Deutschland angekommen sind. Sie
haben fotografiert, layoutet und getextet. Herausgekommen sind verschiedene Geschichten über Flucht
und Liebe, über Entführungen und
Schulfrust, über Träume für die Zukunft und den Alltag in Deutschland.
Eröffnet wird die Ausstellung am 3.
Dezember um 17.30 Uhr. Mehr Infos:
www.verdi-jbs.de
Mit Impulsen durch Tarifpolitik
für Gute Arbeit beschäftigt sich eine
Konferenz am 14. und 15. Januar in
der ver.di-Bundesverwaltung in Berlin. Im Mittelpunkt stehen Beteiligungsprozesse und Regelungsinhalte bei Tarifverträgen zum
Gesundheitsschutz. Angesprochen
sind Tarifkoordinator/innen, Tarifverhandler/innen und Mitglieder
von Tarifkommissionen. Anmeldungen bei stefanie.liebe@verdi.de
Nermin Al-Scharif ist die Vorsitzende der lybischen Gewerkschaft
derHafenbeschäftigtenundSeeleute,
die ebenso wie ver.di zur Internationalen Transportarbeiter-Föderation gehört. Sie kämpft in der gesamten arabischen Welt für die
Frauenrechte, aber auch für die
Rechte von Hafenarbeiter/innen und
Seeleuten. Davon lässt sie sich auch
durch den Bürgerkrieg in ihrem Land
nicht abhalten. Am 8. November
wurde sie während einer Autofahrt
in der Nähe der Hafenstadt Bengasi
angeschossen. Mittlerweile hat sie
das Krankenhaus verlassen. Dem
Anschlag auf sie vorausgegangen
war der Mord von drei anderen Aktivistinnen in dem nordafrikanischen
Land. LabourStart und die ITF fordern
jetzt mit einer internationalen Kampagne den Ministerpräsidenten der
Übergangsregierung, Abdullah alThinni, auf, Gewerkschafter/innen
und Menschenrechtsaktivist/innen
zu beschützen.
www.labourstartcampaigns.net
/show_campaign.cgi?c=2890
Der Kollege Hans-Joachim Beyer
ist am 21. November im Alter von
60 Jahren gestorben. Er war seit
2009 als Gewerkschaftssekretär im
Fachbereich Medien, Kunst und Industrie in den Bezirken Ostwürttemberg-Ulm und Oberschwaben
tätig. Die Jahrzehnte davor war er
auf Ortsvereins-, Bezirks-, Landesund Bundesebene ehrenamtlich engagiert, insbesondere in den Bereichen Druckindustrie, Papierverarbeitung und Verlage. „Hajo war ein
besonderer Kollege, der hoch engagiert seine Leidenschaft spät zum
Beruf gemacht hat. Hajo war gründlich, fachlich exzellent und bei Mitgliedern, Funktionärinnen und Funktionären außerordentlich beliebt.
Mit seiner unaufdringlichen Art hatte
er eine hohe persönliche Präsenz
und verstand es, mit feinem Humor
den Dingen ihre Schärfe zu nehmen“,
heißt es in einem Nachruf des ver.diLandesbezirks Baden-Württemberg
gemeinsam mit den Bezirken, in denen Hans-Joachim Beyer gearbeitet
hat.