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T h e ma d e s M o n at s Konsumtrends 2008 Ein Blick zurück auf die Hitprodukte des letzten Jahres zeigt, dass vier Faktoren die Konsumgewohnheiten japanischer Verbraucher zunehmend beeinflussen. Für einen gefühlten oder tatsächlichen Mehrwert sind die Konsumenten oft bereit, einen Premiumaufschlag zu zahlen. Von Pascal Gudorf W enige Produkte sind für die Ewigkeit bestimmt. Dies gilt in einem Land wie Japan mit schnelllebigen Konsumtrends und extrem kurzen Produktlebenszyklen ganz besonders. Unter den Tausenden von Neuheiten, die jedes Jahr in die Geschäfte kommen, gibt es nur wenige, die es zu echten Kassenschlagern bringen, geschweige denn die Konsumgewohnheiten japanischer Verbraucher langfristig beeinflussen. Wer erinnert sich heute noch an das virtuelle Küken „Tamagotchi“? Auch der Rummel um den H I T P R südkoreanischen TV-Star Bae Yong-joon, der vor wenigen Jahren einen veritablen Korea-Boom auslöste, hat sich mittlerweile gelegt. Dennoch gibt es immer wieder Produkte und Dienstleistungen, die sich aus der Masse absetzen und in der Gunst der Verbraucher einen festen Platz etablieren können. Für eine erste Orientierung im Konsumlabyrinth sorgen die Übersichten der Hitprodukte des Jahres, die japanische Zeitungen – allen voran das Nikkei Marketing Journal – regelmäßig zum Jah- Wii revolutioniert das Spielen Playstation und Xbox sind out, jetzt kommt Wii! Die interaktive Spielekonsole, die bereits Ende 2006 in die Läden kam, war der Hit des letzten Jahres. 4,99 Millionen Geräte konnte Nintendo auf dem Heimatmarkt verkaufen, viele davon an Frauen und ältere Japaner. Vom Wii-Boom profitieren nicht nur die Gamesoftware-Hersteller, auch Wii Fit hat sich schnell zu einem Renner entwickelt. Mit dem neuen Fitnessprogramm und dem dazugehörigen Balance Wii Board, das einer Haushaltswaage ähnelt, können bisherige Couch Potatoes vor dem Fernseher trainieren. O D U K T E E-Money setzt sich durch Das Angebot an Chipkarten wird immer komplexer. Neben Edy und Suica gibt es seit kurzem Pasmo, Nanaco und Waon. Schon mehr als 70 Millionen Plastikkarten für den bargeldlosen, elektronischen Zahlungsverkehr befinden sich in Japan im Umlauf. Mit der neuen Nanaco-Card können KunJ A PA N M A R K T Februar 2008 resende veröffentlichen. Der eindeutige Gewinner dieser Rangliste war im vergangenen Jahr die interaktive Spielkonsole Wii von Nintendo, die wie ihr tragbares Pendant DS nicht nur männliche Freaks begeisterte, sondern auch junge Frauen in ihren 20ern zum Mitmachen animierte. Auch die zunehmende Verbreitung von elektronischen Zahlungsmitteln als Ersatz für Bargeld gehörte zu den viel beachteten, wenn auch nicht ganz neuen Phänomenen des Jahres. Gesprächsthema Nummer eins unter allen Handynutzern war den bei 12.000 Seven ElevenLäden im ganzen Land rund um die Uhr bargeldlos einkaufen und gleichzeitig Punkte sammeln. Besonders praktisch ist die Pasmo-Karte, mit der man das gesamte Tokyoter Bus- und Bahnnetz befahren kann, ohne in seiner Tasche nach Kleingeld suchen zu müssen. Digitalkameras für jedes Budget Ob Ixy von Canon oder Lumix von Panasonic, mit den Kameras der neuen Generation gelingt jeder Schnappschuss. Eine spezielle Gesichtserkennungssoftware ermöglicht es auch ungeübten Fotografen, in jeder Situation scharfe Bilder zu schießen. Auch digitale Spiegelreflexkameras für Profis oder anspruchsvolle Hobbyfotografen liegen weiter im Trend. Genau wie bei den Standardmodellen hat Canon hier die Nase vorn. Bei digitalen Videokameras lag die Sony HDR-SR7 knapp vier Monate lang auf Platz eins der Verkaufscharts. Video Sharing auf Japanisch YouTube heißt auf Japanisch „Nico Nico Douga“, was so viel bedeutet wie „Bitte lächeln - jetzt kommt ein Video“. Während die amerikanische Videoplattform in Japan monatlich auf zehn Millionen Besucher kommt, holt die japanische Konkurrenz mächtig auf. Anders als bei YouTube muss man sich für Niconico (www.nicovideo.jp) vorher anmelden. Bereits jetzt frequentieren die Seite mehr als drei Millionen registrierte User, gut 85.000 Videofans zahlen für den Premiumzugang. der „White Plan“ von Softbank, der nicht nur die Redefreiheit für die mehr als neun Millionen Abonnenten einführte, sondern das Unternehmen gleichzeitig zum am dynamischsten wachsenden Provider in Japan machte. Einen Hit in Japan landete auch der amerikanische Fitnessguru Billy Blanks, dessen rigides Trainingsprogramm auf DVD in kürzester Zeit hunderttausende fanatische Anhänger fand. Für 2008 erwarten die Chefredakteure führender japanischer Lifestyle-Magazine, die im Dezember vom „Dentsu Center for Consumer Studies“ befragt wurden, dass sich neue digitale Standards durchsetzen und Geräte der nächsten Generation wie der Blu-ray-Rekorder im Olympia-Jahr reißenden Absatz finden werden. Spezielle Premiumprodukte für Kinder und Babys könnten die Nachfrage von jungen Eltern und stolzen Großeltern ankurbeln. Ebenso dürfte sich das Interesse der Verbraucher an umweltfreundlichen und energiesparenden Produkten weiter verstärken. Nicht immer liegen die Trendforscher mit ihren Erwartungen richtig. Bei einem Blick auf die Hitprodukte der letzten Jahre aber fällt schnell auf, dass vier übergreifende Schlagwörter das Einkaufsverhalten japanischer Verbraucher immer stärker bestimmen. Produkte müssen interaktiv, ökologisch, gesund und möglichst sicher sein. Decken sie einen oder mehrere dieser Faktoren ab, dann ist die Chance groß, bei den Konsumenten einen Hit zu landen. Dabei rückt die Frage des Preises nicht selten in den Hintergrund. Vielmehr sind die Kunden oft bereit, für einen gefühlten oder tatsächlichen Mehrwert einen Premiumaufschlag zu zahlen. Außerdem zeigen die Verkaufsschlager des letzten Jahres, dass klassische Marketingmethoden wie die Segmentierung in Altersgruppen und Konzentration der Werbung auf bestimmte Zielgruppen zunehmend aufgeweicht werden. So haben es einige der Unternehmen mit Erfolg verstanden, durch eine leichte Anpassung oder Neuausrichtung ihrer Produkte neue, breitere Kundengruppen Der „White Plan“ geht auf Die Flat Rate hält Einzug in Japans Mobilfunkwelt. Für einen Betrag von 980 Yen pro Monat können Softbank-Nutzer untereinander so lange telefonieren, wie sie wollen. Mit ihrer witzigen Werbekampagne, die Szenen aus der Familie „White“ zeigt, hat sich die Nummer drei unter den japanischen Handyprovidern zur beliebtesten Marke für Neukunden und Vertragswechsler entwickelt. Auch KDDi wirbt mit attraktiven Preisen und neuen Modellen. Marktführer NTT DoCoMo muss aufpassen, dass er nicht noch mehr Stammkunden an die dynamischere Konkurrenz verliert. zu erreichen. Anbieter von deutschen oder Schweizer Konsumgütern, die in Japan erfolgreich sein wollen, sollten dies bei der Vermarktung und Positionierung ihrer Produkte berücksichtigen. Mobil und digital vernetzt Nach DVD-Rekordern im Jahr 2006 und Apples iPod im Jahr davor haben es wiederum digitale Geräte aus der bunten Welt der Unterhaltungselektronik in den Hitlisten ganz nach oben geschafft. Sowohl Nikkei als auch Dentsu krönten gleich zwei Produkte von Nintendo in ihren Rankings zu den Siegern des Jahres. Noch stärker als mit der fernsehgebundenen Konsole Wii traf der Unterhaltungskonzern mit der „DS Portable“ für unterwegs den Nerv einer immer mobiler werdenden Gesellschaft. Die Spielkonsole, die seit gut zwei Jahren im Handel ist, wurde bereits 20 Millionen Mal verkauft. Damit hat Nintendo eine Durchdringung der japanischen Bevölkerung erreicht, von der Japans Handyhersteller nur träu- „Ich bin keine Plastiktüte“ Louis Vuitton-Taschen waren gestern, jetzt sind Jutebeutel angesagt. So genannte „Eco Bags“ müssen allerdings auch in Japan bestimmten Modevorstellungen entsprechen. Benetton hat gleich eine ganze Reihe von bunten Tragetaschen auf den Markt gebracht. Nicht nur bei Umweltaktivisten als besonders trendy gelten Taschen mit der Aufschrift „I‘m not a plastic bag“. Am Tag des Verkaufsstarts bei Andy Hindsmarch auf der Ginza musste die Polizei den Ansturm auf die Boutique bremsen. Kleinwagen statt Sportwagen Das Minisegment (auf Japanisch: „kei“) befindet sich unverändert im Aufwind. Schon im vierten Jahr in Folge war Suzukis Wagon R mit fast 227.000 Fahrzeugen das meistverkaufte Auto in Japan. Hart auf seinen Versen folgt der Daihatsu Move, der 13,8 Prozent auf 210.000 Fahrzeuge zulegen konnte. Erst auf den nächsten Plätzen folgen zwei Toyotas, auf Platz fünf dann der erste Honda. Trotz eines heißen Herbstes mit vielen neuen Modellen schrumpft der japanische Automarkt weiter. Auch die Enthüllung von Nissans Supersportwagen GT-R auf der Tokyo Motor Show konnte an der allgemeinen Zurückhaltung beim Autokauf nichts ändern. Februar 2008 J A PA N M A R K T T h e ma d e s M o n at s men können. Dieser erstaunliche Erfolg war nur dadurch möglich, dass es Nintendo verstanden hat, mit alternativen Anwendungen wie Sportspielen, Gehirntraining und Lernsoftware neue Interessenten und Altersgruppen für seine Produkte zu begeistern, die nicht zur eigentlichen Gamer-Generation gehören. Erst kürzlich kündigte Nintendo-Chef Satoru Iwata in einem Interview mit der Nihon Keizai Shimbun an, er werde die weite Verbreitung der DS-Konsole für neue Services nutzen. Über die integrierte Wi-Fi-Verbindung, mit der man sich in das Internet einwählen kann, sollen die Nutzer nicht nur wie bisher schon online gegen andere Spieler antreten können, sondern auch mit aktuellen Nachrichten wie etwa Wettervorhersagen, Umsteigeverbindungen oder Informationen nahe gelegener Restaurants versorgt werden. Um den Handys ernsthaft Konkurrenz machen zu können, soll die Zahl der Internet-Hotspots an öffentlichen Orten in Tokyo und anderen H I T P R O D U K T E 10 Städten rasch erhöht werden. Galt Japan in Bezug auf WLAN-Verbindungen bisher als rückständig, so ändert sich diese Situation derzeit rasant. Seit wenigen Wochen können sich Besitzer des neuen „iPod Touch“ in 700 Cafés und U-Bahnstationen kostenlos einloggen, neue Musik aus dem iTunes-Portal herunterladen oder YouTube-Videos anschauen. Zugang zu 6.000 Hotspots in ganz Japan verspricht Elektronikhändler Yodobashi Camera. Für eine minimale Zugangsgebühr von 350 Yen im Monat brauchen die Nutzer von DS, iPod, aber auch klassische Notebook-Besitzer in Zukunft nicht mehr „My hashi“ für die Umwelt Der Ökoboom verhilft auch einem anderen Alltagsaccessoire zu neuer Geltung. Um die Ressourcen zu schonen, nehmen immer mehr Japaner beim Gang ins Restaurant ihre eigenen Essstäbchen (hashi) mit. Mit dem Slogan „my hashi, my heart“ wirbt die NPO „My hashi Fund“ für die gute Sache. Jeder Einwohner verbraucht im Durchschnitt 200 Paar Wegwerfstäbchen, das sind 50 Milliarden hölzerner Stäbchen im Jahr. 97 Prozent davon werden importiert, die meisten aus China. Kostbare Haarpracht Immer mehr Japanerinnen greifen zu Premiumprodukten, wenn es um die Pflege ihrer Haare geht. Rund 1000 Yen verlangen Firmen wie Shiseido oder Kao für eine Flasche Edelshampoo oder -spülung. Mit dem Schlagwort „Japanische Frauen sind schön“ und einer milliardenschweren Werbekampagne für sein rotes Tsubaki-Shampoo hatte Shiseido 2006 den von Unilever, Kao und Procter & Gamble dominierten Haarpflegemarkt kräftig aufgemischt. Auch die weißen TsubakiFlaschen entwickelten sich schnell zum Hitprodukt. J A PA N M A R K T Februar 2008 lange nach einer Verbindung ins Netz zu suchen. Japan entwickelt sich damit zu einer Internetgesellschaft, in der jeder ständig online ist. Ökoboom und Klimaschutz Die Ökowelle hat mittlerweile auch die japanischen Inseln erfasst und immer mehr Unternehmen versuchen darauf mitzuschwimmen. Kein Werbeblock vergeht, ohne dass nicht ein halbes dutzend Mal das Wörtchen „eco“ fällt. Automarken (Toyota, Honda) werben damit genauso wie Anbieter von Kühlschranken (Matsushita, Mitsubishi Electric), Reifenhersteller (Bridgestone, Yokohama Tire) oder Betreiber von Kernkraftwerken (Tepco). Zehn Jahre nach der großen Klimakonferenz in Kyoto und der Markteinführung des ersten Hybridautos ist die Frage der Umweltverträglichkeit im täglichen Kampf um mediale Aufmerksamkeit zu einem schlagkräftigen Argument geworden. Laut einer großen Umfrage der Internet-Community „My Voice“ von April 2007 Profitables Trainingscamp Jeden Tag stehen hunderttausende vor dem eigenen Fernseher auf der Matte, um im Takt zu Billy Blanks militärischen Anweisungen Po, Bauch und andere Problemzonen zu bearbeiten. Immerhin rund 15.000 Yen (knapp 100 Euro) ist den Fitnessfans das DVD-Set wert. Von dem WorkoutBoom profitiert nicht nur der offizielle Distributeur Oak Lawn Marketing. Dank Billy’s Boot Camp steuerte auch Freizeithändler Tokyu Hands, der die DVD auf Displays in seinen Läden laufen ließ, 2007 erstmals wieder in die schwarzen Zahlen. unter 17.500 Japanern glaubt ein Drittel der Bevölkerung, dass die Erderwärmung tatsächlich in vollem Gange ist. Weitere 55 Prozent fühlen ein gewisses Unbehagen. Wer bisher dachte, der Einsatz für den Klimaschutz eines japanischen Otto-Normalverbrauchers beschränke sich darauf, im Sommer die Klimaanlage hochzuschrauben und die Krawatte abzulegen, dem vermittelt die Umfrage ein ganz neues Bild. Umweltaspekte spielen demnach für die Verbraucher im Alltag und bei Kaufentscheidungen eine immer größere Rolle. Zwei Drittel aller Befragten gab an, dass sie zuhause Strom und Wasser sparen, knapp die Hälfte der Personen will in Zukunft beim Kauf von Haushaltsgeräten auf energiesparende Modelle zurückgreifen. Neue und unmittelbare Aktualität hat das Thema Energiesparen für viele gewonnen, seitdem die jüngsten Rekordstände des Ölpreises das Autofahren in Japan so teuer gemacht haben wie nie zuvor. Will Japan seine Klimaschutzvor- gaben im Rahmen des Kyoto-Protokolls aus eigener Kraft erfüllen, sind drastische Senkungen der Kohlendioxidemissionen nötig. Im Verkehr und im Bereich der privaten Haushalte liegen die größten Einsparpotenziale. Besonders im Hausbau könnten deutsche und Schweizer Unternehmen mit ihrem Know-how und umweltfreundlichen Image punkten. Allerdings wartet Japan immer noch auf ein großes Renovierungs- und Wärmedämmungsprogramm, wie es etwa Sarkozy für Frankreich beschlossen hat. Fitness oder Mega-Burger Eng verknüpft mit dem steigenden Umweltbewusstsein ist auch ein zunehmendes Interesse an einem gesunden Lebensstil. Immer wieder landen Unternehmen mit gesundheitsfördernden Produkten und Dienstleistungen ganz vorne in den Rankings. Im letzten Jahr waren dies insbesondere kalorienfreie Durstlöscher und proteinreiche Sojabohnenriegel. Auch der Fitnessboom scheint nicht abzubrechen. Nach dem Boom von Yogaund Pilates-Kursen hat es Billy’s Boot Camp 2007 ganz nach oben gebracht. Wer sich dem militärischen Training nicht unterziehen will, der bekämpft das „metabolische Syndrom” mit schwarzem Oolong-Tee oder Essiggetränken, die unverändert die Regale der Convenience Stores füllen. Das Verhältnis der Japaner zu ihrer Gesundheit ist allerdings gespalten. Schaut man sich einige der Lebensmittel an, die es ebenfalls in die Hitlisten schafften, erscheinen die Ernährungsgewohnheiten der Japaner mehr als ambivalent. Die US-amerikanische Kette Krispy Kreme war mit ihren fettigen Donut-Kringeln nicht nur rund um ihren ständig überfüllten Laden in Shinjuku Gesprächsthema. Mega-Burger entwickelten sich bei McDonald’s zum großen Verkaufsschlager des Jahres. Andere Fastfood-Ketten zogen bald nach. Marktforscher haben für die plötzliche Beliebtheit der XXL-Menüs nur eine Erklärung: Die zunehmende Spal- Man nehme eine Prise Salz Neuerdings mögen es viele Japaner gesalzen: Nicht nur Cracker, auch Pudding, Eiskreme und Karamellbonbons kommen seit einiger Zeit mit einer Prise Salz daher. Japans innovative Lebensmitteldesigner bringen fast jede Woche neue süß-salzige Kreationen hervor. Kampf dem Übergewicht Verschiedene Lebensmittelhersteller versuchten 2007 an das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher zu appellieren. Sehr erfolgreich verpackte das Pharmaunternehmen Otsuka, seit Jahrzehnten bekannt für seine Energy Drinks, die Vorzüge der Sojabohne in zehn Zentimeter lange bunte Riegel. Mit durchschnittlich 137 Kalorien soll Soyjoy nicht nur figurbewusste Frauen ansprechen, als Ersatz für eine Mahlzeit verhelfen die proteinreichen Riegel auch dem japanischen Salaryman nach einer durchzechten Nacht zu einem reinen Gewissen. Moschus und Co. Japaner gelten als besonders reinliches Volk, dank dem täglichen heißen Bad im „ofuro“ waren Deodorants bisher in Japan kaum verbreitet. Wer also glaubte, für und Parfums Duftsprays gäbe es in Japan keinen Markt, den hat Unilever jetzt eines besseren belehrt. Der „Axe Effect“ hat seit März 2007 viele Millionen Japaner in seinen Bann gezogen. Die Markteinführung von Axe Body Spray, das bereits in 80 Ländern verkauft wird hatte das Unternehmen drei Jahre lang vorbereitet. „Ohne Zucker bitte“ Auch die Marketingkampagne für „Zero“ zielte auf eine männliche Klientel zwischen 20 und 40. Während Diet Coke eher von Frauen bevorzugt wurde und in Japan ein Schattendasein führte, geriet die erste große Produktneuheit des Limonade-Konzerns in mehr als 20 Jahren zum Erfolg. Um Männer für das Erfrischungsgetränk zu begeistern, verteilten Coca-Cola-Mitarbeiter Zehntausende von Probedosen an Besucher von Pferderennbahnen und Fußballspielen. Februar 2008 J A PA N M A R K T 11 T h e ma d e s M o n at s tung der Gesellschaft in Arm und Reich, die sich auch in den Kochtöpfen und kulinarischen Vorlieben der Japaner widerspiegele. Sicherheit wird groß geschrieben Während sich die „Working Poor“ auf preisgünstige „Value Meals“ stürzen, macht sich der gesundheitsbewusste Teil der Gesellschaft zunehmend Gedanken über die Herkunft der täglichen Kost. Eine Serie von Skandalen, die abgelaufene oder falsch deklarierte Lebensmittel betraf, hat das Vertrauen vieler Verbraucher im letzten Jahr erschüttert. Die Rückverfolgung von Produkten und Inhaltsstoffen wird daher in Zukunft immer wichtiger werden. Schon jetzt informieren LCD-Displays in Supermärkten über die Aufzucht von glücklichen Schweinen aus Kagoshima oder die Anbaubedingungen für Lauch und Auberginen auf Shikoku. Besonders gegenüber Importen aus China sind viele Verbraucher misstrauisch geworden, stattdessen greifen sie immer H I T P R häufiger auf regionale Produkte zurück. Für frische Lebensmittel aus japanischer Herstellung, die mit dem Zusatz „kokusan“ („Hergestellt im eigenen Land“) versehen sind, zahlen die Konsumenten bereitwillig Premiumpreise. Bei Tofu aus japanischen Sojabohnen etwa beträgt dieser im Schnitt mindestens 20 Prozent. Besonders erfolgreich bei der Vermarktung eigener Produkte ist die Präfektur Miyazaki. Innerhalb kürzester Zeit hat es die südjapanische Provinz geschafft, ein eigenes Markenzeichen für Lebensmittel aufzubauen und diese in ganz Japan zu vertreiben. Das Konterfei ihres charismatischen Gouverneurs prangt auf Grapefruits, Reispackungen und Kuchenschachteln. Importe aus Deutschland und der Schweiz sind von dem Vertrauensentzug japanischer Konsumenten bisher nicht betroffen. Wein, Käse und Fleischwaren aus Europa genießen in den Augen der Verbraucher weiterhin ein exzellentes Image als Lifestyle-Produkte. Doch Exporteure müssen auf der Hut sein. Reklamati- Crocs und Jibbitz Für die einen sehen sie aus wie knallbunter Schweizer Käse, für andere sind sie einfach die bequemsten Treter der Welt. Die federleichten Plastikschuhe aus Amerika, die je nach Modell in mehr als 20 verschiedenen Farben geliefert werden, waren auch in Japan der Modeartikel des letzten Sommers. Der letzte Schrei unter den Kids sind „Jibbitz”, kleine Stecker, die in ein jeweiliges Loch der Crocs gesteckt werden können und mit denen sich jedes Paar individuell dekorieren lässt. Mittlerweile gibt es mehr als 400 verschiedene JibbitzMotive. O 1 Regionale Produkte sind gefragt onen von Kunden sind sehr ernst zu nehmen, denn ein einziges Qualitätsproblem kann das geschäftliche Aus bedeuten. Das Vertrauen von Distributionspartnern und Kunden wiederherzustellen, kann Jahre dauern. JM Leute in Europa abschrecken würde, hat in Japan Erlebnischarakter und steht als Beweis guter Qualität. Midtown und Marunouchi Tokyos Skyline gewinnt an Profil. Der neue Turm von Midtown überragt sogar den nahe gelegenen Mori Tower von Roppongi Hills um ein paar Meter. Auch Tokyo Station ist um ein Wahrzeichen reicher. Das Shin-Marunouchi Building direkt gegenüber dem Hauptbahnhof bietet Dutzende edler Restaurants und Boutiquen. Immer mehr Shoppingpaläste buhlen um die Gunst der Kunden. Zu den neuen Einkaufszentren gehört auch Yurakucho Itoica in der Nähe der Ginza. Der 21-stöckige Komplex beherbergt ein neues Marui-Kaufhaus, ein Mulitplexkino und Japans zweite Filiale von Krispy Kreme. D U 2 Stunden warten auf einen Donut Warteschlangen sind in Japan keine Seltenheit. Das Phänomen von Krispy Kreme aber ist ein ganz besonderer Fall. Seit der Eröffnung der ersten Filiale der amerikanischen Donut-Kette in Shinjuku stehen sich die Menschen dort die Beine in den Bauch. Zwei Stunden Wartezeit für einen DonutKringel sind keine Seltenheit. Was die K T E 12 J A PA N M A R K T Februar 2008 Bildnachweis: Apple Japan / Benetton Japan Co., Ltd. / BRAIN NETWORK Inc. / Coca-Cola (Japan) Company, Limited / crocs asia pte. ltd. / DAIHATSU MOTOR CO.,LTD. / LOTTE Co., Ltd. / Nintendo Co., Ltd. / Otsuka Pharmaceutical Co., Ltd. / Shiseido Co., Ltd / Seven & I Holdings Co., Ltd. / Shop Japan / SOFTBANK MOBILE Corp. / Tokyo Midtown Management Co., Ltd. / Unilever Japan KK ©iStockphoto.com/sack / ©iStockphoto.com/samxmeg