Hotel im Wüstensand - Busch

Transcription

Hotel im Wüstensand - Busch
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Hotel im Wüstensand
von RMJM
Werner Aisslinger im Gespräch
Catwalk am Rhein
Seemannsgarn – das
25hours Hotel in Hamburg
01 | 2012
» Editorial
Ab Mitte Oktober auch als App: Das Architekturmagazin puls – Bewegung in der Architektur wird
ab dieser Ausgabe digital als kostenlose App für
iPhone, iPad oder iPod touch im App-Store
abrufbar sein. Mit zusätzlichen Bildergalerien
und Produktinformation.
Die Innenarchitekten Corinna Kretschmar-Joehnk und
Peter Joehnk leiten in Hamburg das Büro JOI-Design
Zur Sache: der Hotelgast von morgen
puls im Gespräch mit JOI-Design
Wenn Sie in einem Hotel übernachten,
Budgethotels. Vermischen sich die traditio-
Doppelzimmer wieder gefragt. Wenn man
worauf achten Sie zuerst?
nellen Klassen im Hotelgewerbe?
aber bedenkt, dass das Ehemodell eher auf
Ich muss gestehen, dass ich erst mal eine klei-
Das ist richtig: Hotels kann man heute meist
dem Rückzug ist und am Wochenende viele
ne Erkundungstour mache. Ich gehe am liebs-
schon nicht mehr anhand der Sterneklassifi-
alleinerziehende Elternteile reisen oder sich
ten zuerst aufs Zimmer, lasse es auf mich wir-
zierung unterscheiden. So wie wir alle heute
Patchwork-Familien treffen, dann muss man
ken und prüfe ein paar Funktionen. Manchmal
beim Discounter einkaufen und morgen dafür
sich auf die Zukunft sicherlich anders einstellen.
drehe ich auch einen Stuhl um, um zu sehen,
einen Businessflug buchen, so ist der Hotelgast
um was für ein Modell es sich handelt. Das
von heute auch unberechenbar geworden: An
Wie werden technische Neuerungen zukünf-
Hotelzimmer ist am nächsten am Gast dran,
einem Tag bucht er smart und schläft im Bud-
tig die Hotelstruktur verändern?
hier bewegt er sich auch nackt, hier tankt er
gethotel, und am nächsten Tag gönnt er sich
Technik sollte in erster Linie für den Men-
auf und schaltet ab – ein ganz wichtiger Bereich!
wieder eine Suite im Luxushotel. Elegante
schen konzipiert sein und nicht um der Tech-
Budgethotels gehen auf diesen Mix ein. Dabei
nik willen. Das iPhone ist hier ein sehr gutes
sind sie aber oft teurer, als man denkt ….
Beispiel: Technik sollte sich nicht in den
Stichwort Individualisierung – ein bloßes Ver-
Vordergrund spielen, sondern geschickt inte-
kaufsargument oder ein bedeutender Trend?
Individualisierung ist heute wichtiger denn
Einige prognostizieren das Ende des klassischen
griert sein, und sie sollte Spaß machen und
je. Die Welt wird immer differenzierter und
Doppelzimmers. Liegen sie damit richtig?
bedienerfreundlich sein! Unser Leben besteht
ob der vielen Reize auch unübersichtlicher.
Im Businesshotel in der Stadt wird die Bele-
schon aus so vielen Updates und neuen
Durch die Digitalisierung erhalten Differen-
gung in der Woche schon zu 80 Prozent von
Gebrauchsanweisungen für immer wieder
zierung und Individualisierung einen stetig
Einzelpersonen ausgemacht – dafür könnte
neue technische „Helferlein“: Da sollte die
wachsenden Stellenwert.
man die Doppelzimmer tatsächlich eliminie-
Technik im Hotel innovativ bleiben, aber ein-
ren. Am Wochenende treten allerdings die
facher, und dabei selbstverständlicher in der
Städtetouristen auf den Plan, und dann sind
Handhabung werden.
Heutzutage gibt es immer häufiger luxuriöse
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puls 01 | 2012
Wie das Hotel sich beständig neu erfindet > S. 4
Schwerelos über dem Arabischen Golf > S. 10
Seemannsgarn in der Hamburger HafenCity > S. 14
Alpines Hotel feiert Comeback > S. 20 Catwalk am
Rhein – das Hyatt Regency > S. 24 Wie übernachten
wir in der Zukunft? > S. 30 Lebenswelten moderner
Nomaden > S. 34 Material Keramik > S. 38
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Titelbild: Hyatt Capital Gate
Bildbearbeitung:
Raphael Pohland / stilradar
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Macro
Die Wiedererfindung des Hotels
Von Dr. Wilhelm Klauser
Micro
Schwerelos über dem Arabischen Golf –
das Hyatt Capital Gate in Abu Dhabi
Praxis I
Seemannsgarn – das 25hours Hotel in der
Hamburger HafenCity
Praxis II
Glanzvolles Comeback –
das Hotel „Les Grandes Alpes“
Praxis III
Catwalk am Rhein –
Das Hyatt Regency in Düsseldorf
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Visionen
Erlebnis Hotel
Zu Besuch
Interview mit dem Designer
Werner Aisslinger, Berlin
Material
Prof. Johannes Kister
über Keramik
Einblicke
Informationen über Produkte aus
dem Hause Busch-Jaeger
Denkanstoß
Die Preisfrage zum aktuellen Thema
Impressum
03
© Pegenaute
» Macro
Dezent aber gekonnt setzt
Mattheo Thun im 2012
eröffneten Hilton Barcelona
Akzente. Die Bar kann flexibel
unterschiedlichen Anlässen
angepasst werden und lässt im
extrem hohen Deckenraum eine
„dynamische Kunstinstallation“
zur Geltung kommen (links).
Das Hotel und seine Neuerfindung
Von Bethlehem zum Ritz: Das Gastgewerbe hat sich immer wieder neu
erfunden, der Trend zu Individualisierung und Übernachtungserlebnissen
scheint ungebremst. Neben neuen Luxusetablissements entstehen auch
immer mehr Budget- und Lifestyle-Hotels, die auf eine veränderte Klientel
reagieren oder erfolgreich Nischen besetzen. Für Designer und Architekten
gibt es neue Betätigungsfelder zuhauf.
Von Dr. Wilhelm Klauser
Eine temporäre Bleibe für unterwegs, dafür gab es immer
schnell über 2.000 Zimmer hatten. Doch damit nicht
den Bedarf. Seit biblischen Zeiten wird gereist, und schon
genug: Das, was in der Stadt funktionierte, wurde übertra-
damals musste der Reisende nicht unbedingt in einem
gen: Davos, St. Moritz, Baden-Baden, Portofino, Miami oder
Stall nächtigen: Die Römer und Griechen, zum Beispiel,
Biarritz, das waren Orte im Abseits, ehe sie – dank exklusi-
errichteten nicht nur Funktionshalte entlang eines ausge-
ver Hotels und ihrer vielfältigen Angebote – Ziele einer
dehnten Straßennetzes, sondern sogar schon Unterkünfte
Reise werden konnten. Luxus wurde dem Gast für einen
in den Thermalbädern. Womöglich also waren das bereits
genau bemessenen Zeitraum gegen Geld zur Verfügung
die Vorfahren der heutigen Kurhotellerie oder des Tou-
gestellt. Ein einfaches Geschäftsmodell, das voraussetzte,
rismus überhaupt? Wohl kaum: Xenodochium hieß das in
dass das notwendige Kleingeld vorhanden war, um sich
Griechenland. Pilgerherberge, Klosterherberge oder Kara-
Exklusives leisten zu können. Schnell entwickelte sich ein
wanserei gab es später, und es existierten natürlich auch
Starkult, denn Hotels zogen die Prominenz an: Ein Hotel,
die Gasthöfe an den alten Poststraßen, in denen die Pferde
das auf sich hielt, wollte mehr sein als ein Bett und eine
der Kutschen gewechselt wurden.
Sanitärinstallation. In einem Hotel residierte man, und
man zeigte sich. Der bauliche Rahmen war theatralisch, die
So wie wir es heute kennen, ist das Hotel aber eine Erfin-
Lobby der Ort der individuellen Inszenierung: Glasdächer,
dung des Industriezeitalters – und damit insbesondere
Auffahrten, Wintergärten. So wie Bahnhof oder Kaufhaus
auch eine Erfindung Amerikas. Eisenbahn, Arbeitsteilung,
war das Hotel dabei ein Ort der Moderne. Aufzug und elek-
Warenhandel und das Entstehen des Bürgertums haben
trisches Licht gab es hier, Telefon, fließend Heiß- und Kalt-
seine große Epoche eingeläutet, denn mit den neuen Ver-
wasser im Badezimmer und den Fernseher. 1877 bereits
mögen, die sich hier bildeten, gab es eine Klientel, aus der
warb Elmond Statler für sein neu eröffnetes Hotel in Buffa-
das Hotel seine Kundschaft rekrutierte. Damals tauchten
lo mit dem Slogan: „A Room and a Bath for a Dollar and a
die Namen auf, die heute noch klingen, wenn vom Hotel
Half!“ Bemerkenswert war die richtungsweisende Anord-
die Rede ist: Ritz, Savoy, Waldorf-Astoria… Häuser, die
nung um einen Flur gespiegelter Zimmer, die hier erstmals
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Fernando Guerra / FG+SG
angewendet wurde, und von je zwei hintereinander ge-
mit dem Stil der Sechziger und Plasmascreens im ganzen
schalteten Bädern zwischen zwei Zimmern. Damit gab es
Gebäude schaffen jede Menge trendigen Wohnraum auch
in den Vereinigten Staaten schon frühzeitig eine „Demo-
außerhalb der Zimmer. Die Zimmer selbst heißen Boxes,
kratisierung“ des hygienischen Komforts, der noch selbst
und die Sportgeräte können im sogenannten Showroom,
im Europa der Nachkriegsjahre an Luxus grenzte, aber es
einem dem Zimmer vorgelagerten Raum mit Glasfront und
gab auch einen Standardgrundriss, der sich bis heute ge-
speziellen Aufhängevorrichtungen, perfekt aufbewahrt
halten hat. Es ist dem Hotel allerdings nicht so recht gelun-
und vor allem ausgestellt werden. Die einzelnen Ebenen
gen, sich von dem Erbe jener Gründerzeit zu befreien und
sind nicht über Treppen und Aufzüge, sondern über Ram-
zu neuen Ufern aufzubrechen. Eingeklemmt zwischen Grand
pen miteinander verbunden, sodass die Sportausrüstung
Hotel und Massentourismus hat das Hotel seinen Nimbus
leicht transportiert werden kann. Die Key-Card für die CUBE-
verloren. Es ist „alltäglich“ geworden. Erst seit einigen Jahren
Box ist zugleich der Liftpass und Identifikationsmedium für
lässt sich beobachten, wie sich die Industrie neu erfindet
die Verleihstation von Mountainbike oder Snowboard.
Das Hotel als Spielfeld für
Designer und Architekten: Für
die neobarocken, detailverliebten Innenwelten des neuen
Luxushotels Kameha Grand
Bonn ist der Designer Marcel
Wanders verantwortlich (re.).
Die Integration der natürlichen
Umgebung beherrscht Isay Winfield beim Hotel Fasano Las
Piedras im uruguayischen Punta del Este meisterlich (oben).
und zum Spielfeld für Designer und Innenarchitekten wird.
Radikaler noch sind die Easy-Hotels, die dem Konzept der
Organisation und preisgünstiger Markenansatz
Billigfluglinie folgen: In der Umgebung gelegene Cafés
Auch wenn der individuelle Hotelier im Verschwinden
und Restaurants übernehmen die Versorgung der Gäste.
begriffen ist – zusehends segmentierte Teilmärkte fordern
Geblieben sind ein von ZMMA Architects sorgfältig ent-
neue Ideen zur organisierten Gastlichkeit. CUBE-Hotels
worfener Raum, das unvermeidliche Orange des Unter-
etwa konzipierte 2007 gemeinsam mit den Architekten
nehmens (Gott sei Dank nicht in den Zimmern!) und die
Baumschlager Eberle eine neue Unterkunft in der Berg-
Radikalität in der Umsetzung eines „einfachen“ und damit
welt, die als Expansionsmodell gedacht wurde und nach
preisgünstigen Markenansatzes. Easy-Hotels haben nicht
wie vor bemerkenswert ist: Ein junges, weltoffenes Publi-
nur erstklassige Standorte in europäischen Metropolen im
kum zwischen 18 und 30 trifft sich, um zu jeder Jahreszeit
Auge, sondern wollen mit Hilfe eines umfassenden Fran-
24 Stunden am Tag die breite Entertainment-Palette von
chiseansatzes seit kurzem auch in schwarzafrikanischen
Trendsport bis Party auszukosten. Große Gemeinschafts-
Ländern Fuß fassen.
räume, leuchtende Säulen, modernste Möblierung gemixt
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puls 01 | 2012
Kameha Grand Bonn
Budget – die Metamorphose des Hostels
de dort, wo die Technik radikal eingesetzt wird, reduziert
Die ersten Hostels entstanden in den Großstädten dort, wo
sich nämlich die Fläche. Wer braucht in Zeiten des Mobilte-
günstige Flächen zu haben waren: Bahnhöfe, ehemalige
lefons noch ein Zimmertelefon, wer braucht einen Fernse-
Rotlichtviertel oder heruntergekommene Straßenzüge
her, wenn er sein iPad dabei hat, wer eine Rezeption, eine
wurden als Standortoption entdeckt. Der Kostenvorteil, den
Lobby? Auf Kleiderschränke oder eine Kofferablage wird
eine günstige Miete oder die Verwendung von Bestandsim-
verzichtet. Vorbild sind die in den dichten Ballungsräumen
mobilien brachten, wurde unmittelbar an die vorwiegend
Japans oder Koreas funktionierenden „Kapselhotels“, die
jungen Kunden weitergegeben: Schlichte Mehrbettzimmer
dem Gast einige Stunden Ruhe mit Fernsehanschluss und
und Badezimmer auf dem Gang gab es – aber es gab eben
W-LAN bieten. Eine ähnliche Strategie verfolgen Simon
auch den Tischfußball oder eine Bar in einem „Wohnzim-
Woodroffe und YOtel, indem sie neue Konzepte für das
mer“, in dem sich die Hostelgäste zum abendlichen Plausch
Budget des Businessreisenden entwickeln: Fensterlose
trafen. Hier wurde die Unterkunft wieder zum sozialen Ort
Kleinsträume mit Bett, Bad und einer maximalen kommu-
– eine Rolle, die das Hotel in den 70er Jahren verloren hat .
nikationstechnischen Ausstattung, die in Bestandsgebäude
Das, was einfach begonnen hatte, wurde vom Metier schnell
implantiert und stundenweise gemietet werden können.
zu einer kultigen Angelegenheit aufgewertet. Die Superbu-
Manser Practice waren die Designberater für die Häuser in
de 2 in Hamburg setzt etwa auf Bierkisten als Hocker oder
Schiphol, Gatwick und Heathrow. Im vergangenen Jahr
Holzpaletten als Tische… der Charme des Altbaus und der
wurde das erste YOtel am Times Square mit über 660 Ein-
tätowierten Rezeptionistin fallen auf treffliche Art und
heiten eröffnet. Die Expansion nach Abu Dhabi ist in Vor-
Weise mit einem neuen zunehmend individualisierten
bereitung. Überhaupt notiert der staunende Beobachter im
Life-Style der Netzgesellschaft zusammen, die sich – Fac-
Jahr 2012 einen gerade in der Hotellerie allgegenwärtigen
book sei Dank – sehr schnell austauschen kann. Überhaupt
Hang zur Vorfabrikation. CitizenM, entwickelt von den
die Technik: Check-in-Automaten übernehmen die Regis-
Designern Rob Wageman und Concrete, setzt auf Contai-
trierung des Gastes, die Kreditkarte öffnet das Zimmer.
ner, die gestapelt werden und dem Gast Luxus zu Budget-
Auch in diesem Fall dominiert das Bemühen der Betreiber,
preisen versprechen. Glaszylinder im Container enthalten
die Kostenvorteile auf einem kompetitiven Markt in einen
die Dusche, ein Waschbecken steht neben dem Bett auf
Preisvorteil umzusetzen, auch in erstklassigen Lagen. Gera-
einem Corian-Sockel. Die holländische Kette setzt auf den
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weltweiten Rollout in den kommenden Jahren. Die ersten
Piloten stehen bereits in Amsterdam, Glasgow und London.
Hintergrund der Präfabrikation im Hotelbau ist aber weniger ein globaler Hang zum Vorgefertigten, sondern vielmehr
die Tatsache, dass sich in einer konsequenten Off-Site-Produktion die Bauzeiten verkürzen und übergreifende Stan-
Mandarin Oriental, Barcelona
dards durchsetzen lassen. Damit werden nicht nur die Mar-
Luxushotel mit Kunst: Für das
Sofitel Wien entwickelte Jean
Nouvel nicht nur ein Farbkonzept, das den Bau in verschiedene Bereiche gliedert, sondern ließ auch die berühmte
Künstlerin Pipilotti Rist eine
Installation für das Café
gestalten (rechts).
ken gestärkt, sondern auch die Zeiträume der Vorfinanzierung für einen Neubau reduziert. Mittelfristig bereits lassen sich Renditeerwartungen verbessern, die von den Seiten
der Geldgeber an die Projektentwickler im Hotelbusiness
gestellt werden, und zentrale Lagen werden erschwinglich.
Personalisierung, Exklusivität und Inszenierung
Gegen diese Tendenzen zur Normierung positionieren sich
Einzelkämpfer und locken mit altösterreichischer Gastronomie, einem original türkischem Barbier, VinylplattenCornern, Polaroid-Ecken oder Puchrädern for Rent. Personalisierung durch Exklusivität ist der letzte Innovationstreiber, der vorwiegend aus der Nische operiert. Wie
schwierig gerade solch ein Trend zur Authentizität durchzuhalten ist, zeigt sich in der immer schneller getakteten
superbude/ 3META/Steve Herud
Halbwertszeit der Hotels. Dem Zwang zur „Eventisierung“
ist nur schwer zu entgehen. Iglus, Unterwasserhotels oder
Baumhäuser sind dabei eher Irrwege, über die gelächelt
werden kann. Aber der Trend zu einer individuellen Bleibe,
eben das „Zurück zur Inszenierung“, sticht dem aufmerksamen Betrachter natürlich ins Auge. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze: Der Designer Nils Holger Moormann
konzipiert mit seinem Indiviualgästehaus „Berge“ einen
Unterkunftstypus für den reduktionsbeflissenen Individualisten, der durchaus Verständnis für den Sexappeal des
Einfachen hat. Das britische Unternehmen „SohoHouse“
Inszenierung ist wieder gefragt: Für das opulente Mandarin Oriental in Barcelona
hat niemand Geringeres als Patricia Urquiola die Gestaltung übernommen (oben).
Die Superbude 2 glänzt dagegen mit dem Charme des Unfertigen und Unperfekten. 3Meta machten in Hamburg Bierkisten zu Hockern oder Holzpaletten zu
Tischen (Mitte). Ein junges, musikaffines Publikum spricht das Themenhotel
nhow an. Die Innengestaltung trägt unverkennbar die Handschrift von Karim
Rashid (unten).
öffnet seinen exklusiven Kunden und Beitragszahlern seine Hotels und Privatclubs in London, New York, Berlin und
Miami, inklusive Kochschule und Personal Trainer – und
ohne störende „Fremde“. Und da gibt es zuletzt den immer
absurderen Hang zu immer größerer Exklusivität, wie er in
den neuen Metropolen der Golfstaaten zelebriert wird. In
allen Fällen wird hier gegen die Austauschbarkeit der
Hotellerie eine hyperindividualistische Note gesetzt. Ob
diese Personalisierung tatsächlich vom Bewusstsein des
Gastes und seinem Selbstverständnis herrührt oder lediglich seinen Geldbeutel im Visier hat – diese Frage kann
letztlich nicht beantwortet werden. In jedem Fall sind bei
Planern, Betreibern und Finanziers Kreativität und Risiko-
Hotel nhow Berlin
freude gefragt – und die unbedingte Bereitschaft der
Gäste, Neues zu entdecken.
Dr. Wilhelm Klauser ist Architekt, Stadtplaner und Architekturkritiker. 2003
gründete er InitialDesign, ein Entwicklungs- und Forschungsbüro, das Konzepte
und Geschäftsmodelle für Architekturen, Infrastrukturen und Kommunen entwirft.
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Roland Halbe / artur images
» Micro
Sunset am Arabischen Golf.
Das in den luftigen Höhen des
Capital Gate Towers gelegene
5-Sterne-Hotel der HyattGruppe hat neben viel Luxus
jede Menge attraktive Aussichten zu bieten.
Schwerelos über dem Arabischen Golf
Durch seinen spektakulären Neigungswinkel macht der Capital Gate Tower
anderen Attraktionen am Arabischen Golf erfolgreich Konkurrenz. In den oberen
Stockwerken des Turms eröffnete vor einem Jahr das 5-Sterne-Hotel Hyatt
Capital Gate, das neben atemberaubenden Aussichten und viel Luxus auch technische
Raffinesse zu bieten hat. Moderne Gebäudeautomatiostechnik garantiert nicht
nur Komfort, sondern auch Energieeinsparungen.
Von Christian Brensing Fotos Hyatt Capital Gate
Superlative haben Inflation am Arabischen Golf – der
Botschaftsviertels auf dem Abu Dhabi Island, einer der vie-
höchste Turm, die größte Shopping Mall, das außerge-
len dem Festland unmittelbar vorgelagerten Inseln eines
wöhnlichste Museum, der spektakulärste Rennparcours.
Archipelago. In circa 20 Minuten gelangt man von dort mit
Architekten und Ingenieure werden nicht müde, im Auf-
dem Auto ins Stadtzentrum von Abu Dhabi, der Hauptstadt
trag der Emirate architektonische Attraktionen, die alles
der Vereinigten Arabischen Emirate. Der Besitzer und Inve-
andere in den Schatten stellen, zu verwirklichen. Mit dem
stor ADNEC (Abu Dhabi National Exhibitions Co.) beauf-
Capital Gate Tower ist nun erstmals ein geneigtes wie
tragte die britischen Architekten und Ingenieure RMJM mit
skulpturales Hochhaus dazu gekommen, das sogar schon
der Realisierung eines Mixed-Use-Bauwerks von 100.000
zur Eröffnung einen Eintrag in das Guiness-Buch der
Quadratmetern Größe mit 35 oberirdischen Geschossen
Rekorde sicher hat: Als weltweit höchster Turm mit der
und einer Höhe von 160 Metern. Die obersten 15 Geschosse,
größten Neigung, nämlich 18 Grad, was mehr als viermal
bis einschließlich des 33., werden von dem 5-Sterne-Hotel
soviel ist wie die des Schiefen Turms von Pisa (3,97 Grad)!
„Hyatt Capital Gate Abu Dhabi“ eingenommen. Mit 189
An seinem höchsten Punkt kragt das Hochhaus 33 m über
Zimmern, einschließlich 22 Suiten, rühmt es sich allen
sein Fundament hinaus. In sich leicht gedreht, gibt das
erdenklichen Luxus, wie z.B. des offenen Schwimmbads
Bauwerk aus unterschiedlichsten Perspektiven ein sich
„Sky Spa“ auf dem vorgelagerten Dach des 19. Stockwerks.
stetig wandelndes Bild ab. Wen wundert es daher, dass der
Außergewöhnlich und einmalig sind ebenfalls die Emp-
Turm auch als „the Leaning Tower of Abu Dhabi“ bekannt
fangshalle in 80 Meter Höhe, die einen spektakulären Aus-
ist? Aber auch in anderer Hinsicht lohnt es sich, das
blick über die Stadt und Inselwelt erlaubt, sowie das Atrium
Capital Gate genauer anzuschauen.
mit direktem Blick zum Himmel. Der absolute Clou aber ist,
dass man beim Ausblick aus den nach Westen orientierten
„Bird’s Eye View“ dank vollverglaster Fassade
Zimmern den Eindruck hat, frei in der Luft zu schweben,
Das Hochhaus befindet sich in direkter Nachbarschaft des
denn durch den hohen Neigungswinkel sieht man die dar-
Abu Dhabi National Exhibition Centre und am Rand des
unter liegenden Geschosse nicht! Die geschossweise vom
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Boden bis zur Decke voll verglaste Fassade tut ihr Übriges
Seit seiner Fertigstellung im Dezember 2011 beschwingt der
dazu , dass man die „Bird's Eye View“ auf den Arabischen
Capital Gate Tower die Skyline von Abu Dhabi mit seinen
Golf genießen kann. Alle unter dem Hyatt Hotel liegenden
organisch gerundeten bzw. geschwungenen Formen. Das
Stockwerke, vom 2. bis 16., sind auf einer Fläche von 15.000
nach Osten und Westen ausgerichtete Hochhaus ist zur
Quadratmetern als hochwertige Büros ausgeführt. Die
baulichen Ikone der Golfstadt geworden. Charakteristisch
Grundrisse und die verfügbaren Flächen ändern sich dabei
für das äußere wie innere Erscheinungsbild ist das Diagrid-
leicht von Geschoss zu Geschoss, was der geschwungenen
System. Bekannt wurde die Konstruktionsweise z.B. durch
organischen Form des Hochhauses geschuldet ist. Zum Bei-
Norman Fosters Londoner Swiss Re Hochhaus oder Rem
spiel umfasst das zweite Stockwerk 994, das 11. dagegen
Koolhaas' CCTV Gebäude in Peking. Im Fall des Capital Gate
1.056 Quadratmeter. Dieser unregelmäßige Grundriss setzt
winden sich zwei Lagen des Diagrid, eine außen, die andere
sich auch bis in die obersten Hoteletagen fort.
innen, um die Fassade und bilden so ein extrem stabiles
Korsett. Der Vorteil von dieser, auch „Exo-Skeleton“
Zentrale Steuerung der Gebäudefunktionen
genannten Bauweise ist, dass nach dem Shell-and-Core-
Im Hotel kommt das bedienungsfreundliche und flexible
Prinzip außer im Kern im Innenraum keine weiteren Stüt-
Steuerungssystem KNX zum Tragen. So erfasst die
zen und Wände benötigt werden. 702 Knotenpunkte im
Gebäudeautomation zum Beispiel, ob ein Hotelzimmer
äußeren und 120 im inneren Diagrid bilden den konstrukti-
belegt ist, schaltet nach dem Auschecken in den Energie-
ven Rahmen. In der Außensicht klar erkennbar sind die
sparmodus und wechselt spätestens mit dem Einchecken
sogenannten „Diamanten“, 720 an der Zahl, die immer über
in die Komforteinstellung zurück. Beleuchtung, Verschat-
zwei Geschosse spannende tragende Struktur des Diagrid-
tung und Klimaanlage können komfortabel und problem-
Systems. 12.500 dreieckige Glasscheiben bilden die Glas-
los von der Rezeption aus gesteuert werden. Durch den
haut dieses sich in den Himmel schlängelnden Turms.
Einsatz dieser Gebäudeautomationstechnik konnten im
Erstaunlich dabei ist, dass trotz einer äußerst herausfor-
Hyatt Capital Gate die Energiekosten um circa 30 Prozent
dernden Statik „nur“ 21.500 Tonnen Stahl verbaut wurden.
gesenkt werden.
Vergleichbare Bauten wie die Petronas Towers in Kuala
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puls 01 | 2012
Durch die besondere Formgebung des Turms gleicht
kein Geschoss dem anderen.
Eine auffällig geschwungene
Dachkonstruktion beginnt im
18. Stockwerk und spendet in
Bodennähe der Haupttribüne
des Abu Dhabi Messe-Zentrums Schatten (links).
Lumpur (36.910 Tonnen) oder das CCTV in Peking (50.000
Centre. In der Nacht erstrahlt der Capital Gate Tower durch
Tonnen) liegen deutlich darüber.
blaue, in der Fassade vollständig integrierte LEDs zu einer funkelnde Landmarke wie aus Tausend und einer Nacht.
Funkelnde Landmarke
Dem subtropischen Klima mit Tagestemperaturen von
über 50 °C trotzen die Londoner Architekten und Ingenieure RMJM mit einem ambitionierten Technikkonzept. So ist
die Vorhangfassade 51 Prozent effizienter als herkömmliche Fassadensysteme, indem sie die Sonneneinwirkung
Projektbeteiligte
reduziert. Dies vermindert den Energieverbrauch der Haustechnik um 15 Prozent. Der Kühlbedarf der Büroetagen ist
so ausgelegt, dass man über das Jahr durchschnittliche
Betreiber
Temperaturen von 23°C und 21°C ±1°C bei einer Luftfeuch-
ADNEC (Abu Dhabi National Exhibitions Company)
tigkeit von 50% ±5% erzielt. Der Luftaustausch mit der
Außenluft erfolgt über Fresh Air Handling Units“ (AHUs)
Architekten
und liegt bei 8 Litern pro Person und 8–12 Luftwechseln pro
Robert Matthew Johnson Marshall (RMJM)
Stunde. Das Kühlwasser (CW) wird durch das TABREED, die
örtliche zentrale Kühlwasserversorgung, sichergestellt.
Größe
Das futuristische Design dieser architektonischen wie städte-
15 Stockwerke, 190 Hotelzimmer
baulichen Ikone am Arabischen Golf wird außerdem durch
eine vom 18. Stockwerk bis hinüber zum Exhibition Centre
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
geschwungene Glasfassade komplettiert. Diese gläserne
KNX-System zur Steuerung von Licht, Lüftung und
Schürze wirkt als weiterer Sonnenschutz und verbindet
Verschattung in allen Zimmern
bzw. überdacht die historischen Tribünen des Exhibition
13
» Praxis
Seemannsgarn
Im neuen Hamburger Überseequartier bietet
das 25hours Hotel ein quirliges Drehbuch aus
Geschichten, Anekdoten und Details, die
allesamt um die Schifffahrt und Hamburgs Lage
am Wasser kreisen. Trotz Seefahrerromantik
muss der Gast keineswegs auf modernen
Komfort verzichten.
Von Lasse Ole Hempel und Cornelia Krause
Fotos 25hours Hotels
Was in der Lobby des 25hours Hotels in der HafenCity als
Erstes ins Auge fällt, ist der rostige, verkratzte, grellgelbe
Überseecontainer, der sich bei genauerer Betrachtung als
Besprechungsraum entpuppt. Dem Besucher wird schnell
klar, was ihn hier erwartet: ein maritimes Hotel, das vor
allem unkonventionell daherkommt und wohl so nur in
eine Hafenstadt wie Hamburg passt.
Die Elbmetropole boomt schon seit Langem – nicht nur,
was die Menge der umgeschlagenen Güter im elbaufwärts
gelegenen Containerhafen angeht: Von 2001 bis 2010 stieg
die Zahl der Übernachtungen um 88 Prozent. Hotels schießen wie Pilze aus dem Boden, und gerade bei Städtetouristen ist das im Werden begriffene neue Stadtviertel HafenCity besonders beliebt, verbindet sich doch hier alles,
wofür Hamburg gerühmt wird: Die Lage am Wasser, das
Bekenntnis zur kaufmännischen Tradition sowie die Weltoffenheit. Vor dem Panorama gemächlich vorbeiziehender
Ozeanriesen und sich ständig in Bewegung befindlicher
Kränen laden großzügige Plätze, wie der rund um den
alten, zur Marina umgestalteten Sandtorhafen, zum Verweilen und Flanieren ein. Unweit davon nimmt das neue
Überseequartier immer mehr Formen an. Auf Sichtweite
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» Praxis
Maritime Note durch Schiffsplanken: Der Gast kann im
25hours Hotel in echten Seefahrerkojen schlafen (links).
Mit Treibholz wurden die
Wände der überaus puristischen Sauna verkleidet, vor
deren Fenster auch mal ein
Ozeandampfer anlegt (rechts).
zum neuen Cruise Center und zwischen Unilever-Headquar-
wechselbar gestaltet, so wie man es sonst nur von größe-
ter und der neuen, im Bau befindlichen Greenpeace-Zen-
ren Segelschiffen kennt. Da wird der Überseekoffer in
trale findet sich das 25hours, das fünfte Hotel der kleinen
einen Arbeitsplatz verwandelt, in dem praktischerweise
Lifestyle-Gruppe. Das Budget Deluxe Hotel will eine weitge-
auch noch die Minibar Platz findet. Im Bad stehen Lenzei-
fasste Klientel ansprechen – vom jungen Kreativen über den
mer für Kosmetikabfälle, und wer die Dusche betritt, wird
anspruchsvollen Touristen bis zum seriösen Geschäftsmann.
mit dem Logo einer in Hamburg beinahe kultisch verehrten Biermarke konfrontiert.
Ein Logbuch voller Anekdoten für jedes Zimmer
Angeregt von Seemannsgarn und Hamburger Anekdoten
Inspiration holten sich die Gestalter vom Schriftsteller
haben das von Innenarchitekt Steven Williams geleitete
Joachim Ringelnatz und seiner Figur des raubeinigen und
Kreativteam für das Hotel in der Überseeallee ein überaus
liebenswerten Seemanns Kuddel Daddeldu. Außerdem hat
quirliges Bühnenbild entworfen, das sich aus Geschichten
sich der kreative Mitarbeiter Marcus Stoll in der Entwick-
von Seeleuten, Kapitänen und Matrosen speist, von Frach-
lungsphase des Hotelkonzepts in einem Hamburger See-
tern, Passagierdampfern, von schwierigen Überfahrten,
mannsclub viele kleine Anekdoten erzählen lassen. 25 von
wilden Stürmen und fernen Zielen erzählt. Die Zimmer im
ihnen wurden in einem Logbuch festgehalten, das in
25hours sind Kojen, mit breiten Holzdielen, maßgefertig-
jedem der 170 Zimmer zum Stöbern bereit liegt. Da geht es
ten Einbauten aus dunklem Holz, wohnlich und unver-
um romantische Begegnungen, Abschied, Sehnsucht und
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abenteuerlichen Seefahrten. Zusätzlich hat ein Illustrator
ter Kabine, geht es zu einem Highlight auf dem Dach: die
die Erzählungen in Motive übersetzt, die es nun für den
Sauna. Wo sonst in Hamburg lässt sich schwitzend ein auf-
Gast an den Wänden zu entdecken gilt. Aus Rücksicht auf
ziehender Regenschauer vor dem grandiosen Panorama
Familien mit Kindern finden sich die einschlägigen Moti-
des Hamburger Hafens genießen? Ermöglicht wird dies
ve nicht in allen Zimmern.
durch ein Fenster in der Saunakabine und eine Aussparung im Dach. Zur Abkühlung reicht ein Schritt nach drau-
Patina ist Teil des Konzepts
ßen, wo dem Gast frische Seeluft um die Nase weht. Die
Die öffentlichen Bereiche in der ersten Etage kommen al-
Wände der „Hafensauna“ sind mit Treibholz verkleidet,
les andere als traditionell und steif daher. Moderne Kom-
was so gar nicht zu den etablierten Vorstellungen eines
munikationstechnik, die vor allem ein junges Publikum
„Wellness-Areals“ passen will und eben auch diese Ein-
verlangt, findet hier genügend Platz: Im Radio Room, groß-
richtung im 25hours Hotel unkonventionell erscheinen
zügig ausgestattet mit Druckern, Computerstationen und
lässt. „Alles hat schon von Anfang an eine Patina“, be-
Skype-Kabinen, kann sowohl der globale Stadttourist
schreibt Steven Williams. „Die Schaltafeln, die im Restau-
Urlaubseindrücke an Freunde und Familie versenden als
rant als Tischplatten dienen, genauso wie der raue Sicht-
auch der Geschäftsmann seinen Account checken. Wer
beton, die Stahlträger oder das grobe Holz." Junge Men-
Urlaub macht, fühlt sich im Club Room wohl. Zwischen
schen fühlen sich hier zu Hause. Die Innenraumausstat-
großen Lederkissen, bequemen Sesseln und Sofas kann er
tung verbreitet Wohngemeinschaftsatmosphäre und nicht
sich unterhalten, Bier trinken oder Schach spielen. Platten-
die Distinguiertheit nobler Hotels. Eine klassische Archi-
spieler und Vinyl-Schallplatten sorgen für Unterhaltung.
tekturbetrachtung greift hier nicht. Die Budgetvorgaben
Im ungewöhnlichen Aufzug, mit zum Schacht hin verglas-
wurden von Williams und seinem Team vor allem mit Ein-
18
Improvisation ist hier Trumpf:
Ein Überseekoffer dient als
Arbeitstisch (oben links). Das
25hours Hotel in der HafenCity
ist Teil einer hybriden Blockrandbebauung, in der sich
Wohnungen und Einzelhandel
mischen (oben rechts).
puls 01 | 2012
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
fallsreichtum erfüllt. Keineswegs verzichten wollte man
auf moderne Gebäudetechnik wie KNX. So lässt sich mit
dem Busch ControlPanel in allen öffentlichen Bereichen
Projektbeteiligte
das Licht differenziert und komfortabel steuern.
Betreiberin
Geschlossener Block mit Frakturen
25hours Hotel Company
Das 25hours Hotel ist Teil des Projekts „Virginia“ und
somit ein Vertreter des durchaus seltenen Bautyps des
Architekten
„Hybrids“. Hotel, Wohnungen und Einzelhandel sind Teil
Böge Lindner 2K Architekten, Hamburg
des Nutzungskonzeptes. Die Hamburger Architekten Böge
Interior Design: Conni Kotte, Räume mit Gesicht,
Lindner K2 modifizierten hierfür den für gewöhnlich
Hamburg; Eventlabs, Hamburg; Markus Stoll,
geschlossenen Block mit Frakturen in den Eckbereichen.
Hamburg; Stephen Williams Associates, Hamburg
Durch diese Öffnungen wird der Innenhof Teil der urbanen Struktur in der HafenCity, ohne seinen Wert als ruhi-
Eröffnung
ger Innenhof zu verlieren. Während der Block außen die
1. Juli 2011
städtebaulichen Fluchten und Linien des Überseequartiers, einschließlich seiner Materialität, übernimmt,
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
scheint der durch die Frakturen gebündelte Energiefluss
KNX-System zur Lichtszenensteuerung, ControlPanel,
die weiß verputzte Hoffassade mit ihrer geschosshohen
Schalterserie future® linear schwarz matt
Verglasung geradezu in Schwingungen zu versetzen.
19
» Praxis
Glanzvolles Comeback
Vor 70 Jahren wurde die Idee des Wintersportgebiets „Les Trois Vallées“ in den
französischen Alpen geboren. Heute gehört es mit 600 zusammenhängenden
Pistenkilometern zu den größten Skiressorts der Welt. Hier, in Courchevel, ist
das traditionsreiche Hotel „Les Grandes Alpes“ beheimatet, das die Architekten
Mouchet komplett renoviert und in ein luxuriöses Apartmenthotel mit individuell
gestalteten Suiten verwandelt haben.
Von Franziska Bettac Fotos Stef Candé
Der Urlaubsort Courchevel ist in fünf Teilorte gegliedert,
Touren durch die unberührte Natur der drei Täler Saint
die mit dem Zusatz ihrer Höhenzahl über dem Meeres-
Bon, Belleville und Allues. So entstanden noch während
spiegel unterschieden werden. Im am höchsten gelege-
des zweiten Weltkriegs Ideen für eine zukünftige Touris-
nen Courchevel 1850 befindet sich das Luxushotel
musregion unter dem Label der „Trois Vallées“. Laurent
„Grandes Alpes“. Bekannt ist der Ort für einen mondänen
Chappis, ein junger Architekt und Stadtplaner, wurde ab
Tourismus sowie exklusives Essen – finden sich doch in
1946 mit dem Bau der ersten französischen Retortenskior-
und um Courchevel acht Restaurants, die mit einem oder
te betraut. Mit dem Megaprojekt der drei Täler, das die
gar zwei Sternen des berühmten Guide Michelin glänzen
Teilorte von Courchevel umschloss, plante man ein Sport-
dürfen. Architektonisch sind die hoch gelegenen Skiorte
und Erholungsgebiet für alle Bevölkerungsschichten.
der französischen Alpen – im Gegensatz zur Schweiz und
Gleichzeitig sollte die Natur respektiert und die Bebauung
Österreich – von futuristischen Bettenburgen geprägt, da
von Vernunft und sozialer Verantwortung geprägt sein.
ein Großteil der Dörfer in den 1940er bis 60er Jahren
Chappis entwickelte für seine Vision der „humanistischen
gänzlich neu entwickelt wurde. Bewusst verzichteten
Berge“ gar einen Katalog zeitgenössischer, alpentauglicher
Architekten und Planer in den Anfangsjahren auf eine
Typologien, vom kleinen Chalet bis zum großen Hotel, die
historisierende Architektur.
traditionelle Elemente und Materialien aufgreifen und
Traditionsreiches Alpen-Hotel
neu interpretiert: Im Wohnzimmer der Ruby-Suite fällt
der Blick auf den grazilen
Kronleuchter, der an eine
Vogelvoliere erinnert und
zeitgenössische Eleganz
vermittelt.
zeitgenössisch weiterentwickeln.
Die „humanistischen Berge“
1925 eröffnet der Bürgermeister des Dorfes Saint Bon ein
Anfangsjahre des französischen Skitourismus
erstes Skihotel, das Hôtel du Lac Bleu. Von hier aus unter-
Bereits im Jahr 1948 wurde die geplante Maximalkapa-
nahmen Skipioniere wie der Engländer Arnold Lunn, der
zität für Courchevel von 5.000 touristischen Betten erst-
später die Regeln des modernen Slalom entwickelte und
mals erweitert – heute kommt Courchevel in der Saison
1931 die ersten Alpinen Skiweltmeisterschaft organisierte,
auf 30.000 temporäre Bewohner. Auch eine Hinwendung
20
puls 01 | 2012
zum Luxusklientel wurde im Laufe der Jahre betrieben. In
sich jedoch, einen neuen Weg zu gehen und an den Glanz
einem unglaublichen Tempo wurde die Erschließung der
vergangener Zeiten anzuknüpfen. Das Hotel wurde im
drei Täler vorangetrieben. Aus dieser Zeit des Aufbruchs
Inneren von den Architekten Jean-Marc und Anne-Sophie
stammt auch das Hotel „Les Grandes Alpes“, das 1950 als
Mouchet generalsaniert, neu organisiert und zu einem
damals größtes Gebäude von Courchevel von den Hote-
exklusiven 5-Sterne-Apartmenthotel umgebaut.
liers Marie-Louise und Charles Devouassoud eröffnet
wurde. Skiverleih, Post, Sitzungszimmer der Gemeinde
Neun Luxusapartments mit Rundum-Service
und Treff der Jetset-Gäste – all dies bot das Hotel in den
Neun individuelle Suiten mit 150 bis 300 Quadratmetern
Anfangsjahren.
Größe passen sich nun in den bestehenden Hotelkomplex
Im Wechselspiel aus rauen
und glatten Oberflächen,
gedeckten Farben, Holz und
Textilen entsteht die heimelige Atmosphäre der Garnetund Topaz-Suite (oben). Die
schlichte Außenansicht des
Grandes Alpes in den 1950er
Jahren – und heute, als verschachtelter Gebäudekomplex
(ganz rechts).
auf vier Etagen ein. Die unterschiedlich gestalteten
Die Neuerfindung des Grandes Alpes
Apartments verfügen über eine Küche, Schlaf- und
Diverse An- und Umbauten veränderten den Charakter
Badezimmer für sechs bis acht Personen sowie einen
des Hauses über die Jahre, das Grandes Alpes wurde zu
24-Stunden-Butlerservice. Große Terrassen ermöglichen
einem gutbürgerlich-traditionellen, aber unspektakulären
einen Blick auf die Hänge oder über das Dorf Courchevel
4-Sterne-Haus für Familien und Pauschaltouristen. Leider
und die Skistation. Im Untergeschoss des Hotels befindet
ließ sich auch in den französischen Alpen der rückwärtige
sich der Spa-Bereich mit Schwimmbecken, Fitnessstudio
Trend zu gedrechselten Balkongeländern und verzierten
und Behandlungsräumen. Selbstverständlich gehört zum
Dachgauben nicht aufhalten. Im Jahr 2011 entschloss man
exklusiven Hotel auch eine Bar; und das Restaurant
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Les Grandes Alpes Private Hotel Courchevel 1850
Denali bietet den Gästen französische Gourmetküche mit
asiatischen Einflüssen.
Projektbeteiligte
Gekonnter Material- und Farbmix
Die liebevolle und aufwendige Gestaltung der Suiten bildet
trotz vielfältiger Materialien, ausdrucksstarker Möbelstücke
Bauherr
und Kunstdrucke eine harmonische Einheit. Hölzerne
Vallat Premium Real Estate
Wandverkleidungen und gedeckte Farben in Bezügen und
Kissen sowie „Wohnlichkeit“ vermittelnde Kamine gehören
Architekt
ebenso dazu wie eine durchdachte Lichtplanung. Das klare
Jean-Marc und Anne-Sophie Mouchet, Drumettaz
Farbkonzept aus Beige-und Brauntönen wird nur von gelegentlichen Akzenten unterbrochen und unterstützt das
Angebot
gelungene Ensemble. Außergewöhnliche Kronleuchter ins-
9 individuell gestaltete Apartments mit
zenieren in jedem der neun Apartments den wichtigen
150 bis 300 Quadratmetern Fläche
Sammlungspunkt am Esstisch und tragen zu einer familiären Stimmung bei, die ohne folklorisiernden „Hüttenzau-
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
ber“ auskommt und dennoch den langen Tag in freier Natur
KNX-Bedienelement Busch-priOn®
mit Behaglichkeit und Entspannung ausklingen lässt.
23
» Praxis
Catwalk am Rhein
Eine Lage, die ohne Übertreibung exklusiv zu nennen ist: Fernab vom Lärm
der Stadt und weit weg von den für Düsseldorf so typischen Staus, hat die
Hyatt-Gruppe im Dezember 2010 ein neues Haus eröffnet. Auf einer Halbinsel im alten Hafen, dort, wo der Rhein einen besonders weiten Bogen
schlägt, ragt das Hotel 19 Stockwerke und 65 Meter hoch in den Himmel.
Von Ralf Johnen Fotos Hyatt Regency
Das Hyatt Regency residiert in einem der voll verglasten
sich im Interieur wider: „Basis unseres Ansatzes war es, die
Zwillingstürme des neuen Komplexes Hafenspitze am Düs-
direkte Umgebung des Hotels mit dem Hafen sowie das
seldorfer Rheinufer. Der 19-geschossige Baukörper des
lebendige Flair der Stadt über das Design auch in das Hotel-
Hyatt Regency orientiert sich Richtung Handelshafen, wäh-
innere zu transportieren“, erläutert Colin Finnegan, der
rend der 17-geschossige Schwesterturm, in dem sich Büros
namens des Amsterdamer Büros „FG Stijl“ federführend für
befinden, nach Nordwesten öffnet. Die Düsseldorfer Archi-
die Innenausstattung verantwortlich zeichnet. Auf knallige
tekten Slapa, Oberholz und Pszczulny (SOP Architekten), die
Farben hat er verzichtet. Dafür spielt der Designer mit der
den Zuschlag für die Entwicklung der gesamten Speditions-
Insellage, der Nachbarschaft zum Fluss und gestattet sich
straße erhalten haben, wollten mit dem unaufgeregten
gelegentliche Reminiszenzen an das nahe urbane Leben.
Ensemble einen Ruhepol im sogenannten Medienhafen
Zusammengefasst nennt er das Konzept „City-Island-Chic“.
Freier Ausblick auf die Uferlandschaften des Rheins: Zu Füßen
des Hyatt Regency und an der
Spitze der Landzunge glänzt
die „Pebble’s Bar“. Eine Etage
darunter, am Rundweg, wartet
das Café D auf Besucher.
Rechts im Bild: der neue
Zollhof von Frank Gehry.
setzen. Der Medienhafen geizt schließlich nicht mit spektakulären Entwürfen und ist wohl auch deshalb zu einem der
Die Uferlandschaft des Rheins lässt grüßen
beliebtesten Orte in der Stadt avanciert. Der geräuschlose
Foyer und Catwalk sind mit schwarzen Schieferplatten aus
gestalterische Ansatz zeigt sich bereits beim Betreten der
Norwegen ausgelegt, an den Wänden hängen matt glän-
Lobby: Auf ein großes Atrium mit einer Rezeption im klassi-
zende Platten aus aufgerautem Aluminium. Wer einen Blick
schen Sinne haben die Baumeister verzichtet. Stattdessen
auf die Teppiche wirft, die in den Konferenzräumen, Restau-
verbirgt sich der Empfang in einem Seitentrakt zur Rechten.
rants oder auch in der Raucherlounge verlegt sind, findet
So kann sich die lange Flucht, die zum hauseigenen Restau-
darin Motive wie Schmetterlinge, Schilf oder Seerosen – die
rant „Dox“ führt, wirkungsvoll entfalten. Dabei ist der Gang
Uferlandschaft des Rheins lässt grüßen. Die an verzweigtes
vom Eingangsportal als „Catwalk“ angelegt – eine Anspie-
Gehölz erinnernden Lampen setzen derweil das Spiel mit
lung an die lebendige Modeszene Düsseldorfs. Die sprich-
den organischen Formen fort. In den Zimmern bilden
wörtliche Eleganz der Stadt und ihrer Bewohner spiegelt
schlammbraune Teppich den Rhein so ab, wie er sich an
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puls 01 | 2012
» Praxis
Ruhepol im Düsseldorfer
Medienhafen: In einem der
beiden 65 Meter hohen Türme
thront das Hyatt Regency
über dem Rheinufer (links).
Die „Gold Box“ dominiert die
Lobby (obere Reihe, links).
Viel Tageslicht, Naturmaterialien und florale Motive prägen
die Innenräume.
weniger sonnigen Tagen gibt. In Tapeten und Sofas sind flo-
Dies alles trägt zur Erfüllung des Anspruches bei, als 5-Sterne-
rale Muster eingearbeitet. Und das eigens angefertigte Kaf-
Haus zur Riege der besten Hotels Deutschlands zu gehören.
fee-Porzellan wird abermals von Schmetterlingen geziert.
Doch anders als Luxushotels vergangener Jahrzehnte ist das
Diese Verspieltheit allerdings lenkt nicht von der eigent-
Hyatt nicht als elitärer Zufluchtsort konzipiert. Vielmehr
lichen Attraktion der mindestens 32 Quadratmeter großen
versteht sich das Haus auch als Treffpunkt für alle Düssel-
Zimmer ab: Vollverglasung von der Decke bis zum Fußbo-
dorfer. Auf besonders spektakuläre Weise wird dies an der
den. Neben einer großzügigen Versorgung mit Tageslicht
Spitze der Landzunge deutlich, wo die Architekten die „Peb-
garantiert dies in der exponierten Lage erfreuliche Ausbli-
ble's Bar“ platziert haben. Zwar ist der Name an das engli-
cke: Im Norden fällt der Blick auf den neuen Zollhof, das
sche Wort für Kieselstein angelehnt, tatsächlich aber
dreigeteilte Gebäudeensemble von Frank O. Gehry, das im
erinnert die Bar eher an ein silbern glänzendes Raumschiff,
Volksmund auch „tanzende Türme“ genannt wird. Im Westen
das öffentlich zugänglich über dem Hafenbecken thront.
fließt der Rhein, im Osten ruht der Blick auf dem Hafenbe-
Wenn hier bei After-Work-Partys DJs auflegen, tummeln
cken samt Holzbrücke als Festlandsverbindung – und wer
sich bis zu 1.000 Besucher auf dem Areal. Das „Café D“ ist
in den höheren Stockwerken bei klarer Sicht gen Süden
eine Etage tiefer entlang des Rundweges angelegt und bie-
blickt, kann mit etwas Glück die Silhouette des Kölner Doms
tet von 10 bis 19 Uhr Speisen und Getränke auf moderaten
erkennen. Kein Wunder also, dass die Eckzimmer besonders
Preisniveau. Auf hohem Niveau wird derweil im „Dox“
begehrt sind. Die mit Konzertflügel ausgestattete Präsiden-
gekocht. Die transparente Show-Küche und die schnee-
tensuite gestattet Ausblicke gleich in drei Richtungen.
weiße, stets von japanischen Köchen besetzte Sushi Bar,
27
» Praxis
Grundriss Erdgeschoss
Längsschnitt
Grundriss Hotelzimmer 1
Grundriss Executive Suite
Im 18. Stock ist der Regency
Club beheimatet. Suite-Gästen
und Bewohnern der „Club-Etagen“ werden hier Frühstück
und rund um die Uhr Snacks
gereicht (links).
sind die bestimmenden optischen Elemente des Restaurants. Der „Chef's Table“, eine lang gestreckte Marmortafel
für bis zu 20 Personen, gestattet größeren Gruppen eine
Projektbeteiligte
individuelle Vorzugsbehandlung. Besonderer architektonischer Clou ist eine geschwungene Freitreppe, die vom Res-
Bauherr
taurant hinauf ins „Pebble's“ führt. Bei aller Exklusivität
Projektgesellschaft Hafenspitze mbH & Co.KG
aber öffnet sich das Restaurant weithin sichtbar zur Stadt –
was gerade an warmen Tagen eine Versuchung für die Lauf-
Architekten
kundschaft darstellt. Wer als Gast nun doch seine Ruhe
SOP Architekten, Düsseldorf
sucht, dem bleibt als Rückzugsort immer noch das Spa.
FG stijl Amsterdam (Innen)
Beim dazugehörigen Empfang haben die Designer aus-
sop (slapa oberholz pszczulny architekten, vormals
nahmsweise auf den Dialog mit der Umgebung verzichtet:
JSK Düsseldorf) haben im Auftrag der JSK Architek-
Die Rückwand besteht – wie auch andere Elemente in den
ten GbR und/oder der JSK International GmbH die
Anwendungsräumen – aus den Schalen einer Kokosnuss.
Leistungsphasen 1–5 nach HOAI erbracht.
Für stilechtes Feiern hingegen eignet sich der Ballsaal, der
sich unter dem Glasdach befindet, das beide Gebäudetrakte
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
miteinander verbindet. Es versteht sich, dass darauf Wasser
Schalterprogramm pur edelstahl
fließt – damit die Gäste auch ja nie die exklusive Umgebung vergessen, in der sie sich befinden.
29
LAVA
Erlebnis Hotel
Bunte Fische, die einem beim Aufwachen begrüßen, oder ein Bett in waghalsiger Höhe – die
Übernachtung wird in Zukunft immer mehr als Event inszeniert werden. Das traditionelle Hotel hat
in diesem Segment eindeutig ausgedient und probiert neue Formen aus.
LAVA: Ice Hotel, Harbin, China
Beeindruckt von dem jährlich stattfindenden „Snow and Ice Sculpture Festival“ im Norden Chinas entwarfen die Architekten von LAVA ihre
Vision eines Hotel- und Kulturzentrums für die Stadt Harbin. In der zehntgrößten Stadt Chinas sollen in dem Ice Hotel die gegensätzlichen Elemente Feuer und Eis aufeinander stoßen: Bei Tag betrachtet wirkt das Gebäude kalt und transparent wie ein Eisberg. Bei Nacht erstrahlen die zehn
Türme – die ein Hotel, eine Konzerthalle, verschiedene Geschäfte und Büros sowie private Wohnungen beherbergen – in bunt schillernden Farben.
Der Komplex – mit einer Gesamtfläche von 530.000 Quadratmetern – besteht aus unterschiedlich hohen Gebäuden, die in Form von Kristallen
ausgebildet sind. Nachdem der Gast den Eingang und die unterkühlte Hotellobby durchschritten hat, wird er vom weiteren Interieur in eine Art
warme Höhle geleitet. Das kristalline Muster der Fassade setzt sich auch im Grundriss weiter fort und bildet auf jedem Stockwerk immer neue
Ausblicke und individuell gestaltete Hotelzimmer. Diese sind in den Materialien Holz, Leder und Textil gestaltet, in denen sich der Gast wohlfühlen soll. Durch die achteckigen Außenform entstehen an den Spitzen der Türme einmalig geometrisch ausgebildete Räume. Von der dort untergebrachten Konzerthalle und der Skybar erhält der Besucher einen unvergesslichen Ausblick über die „Ice City“.
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Urbanplunger: Elevated Night Club Hotel, Hong Kong
Das junge Architektenteam Urbanplunger entgeht der
räumlichen Enge im dicht bebauten Hong Kong, indem es
ein Gebäude entworfen hat, das sich nach oben hin ausbreitet. Dabei schmiegt sich das Hotel mit Nachtclub zwischen
die bereits bestehenden Häuser der Umgebung. Ausleger
des Bauwerks greifen wie Arme über die umliegenden
Gebäude, während die gesamte Konstruktion gleichzeitig
über dem Boden schwebt. Lediglich Aufzüge ermöglichen
die Erschließung ab dem Straßenniveau, die Besucher und
Hotelgäste in die verschiedenen Stockwerke bringen. Dieser
architektonische Parasit nutzt nicht nur die Statik, sondern
auch die Infrastruktur der Nachbargebäude. Gegliedert in
drei Hauptteile, befindet sich im unteren Bereich des Baus
der Nachtclub mit Zutritt für die Öffentlichkeit. In der Mitte
darüber sind ein Restaurant, ein Spa mit großem
Schwimmbecken und die Lobby für das Hotel, das sich in
den oberen Stockwerken anschließt. Diese Bereiche sind
den Übernachtungsgästen vorbehalten, und hier erhält der
Gast von den vorgelagerten Balkonen der Einzel-und Dop-
Suiten eine einzigartige Aussicht über die Dächer der Stadt.
Urbanplunger
pelzimmer und den mit großen Terrassen ausgestatteten
Dr. Margot Krasojevic: Hanging Hotel, Frankreich
Das Projekt Hanging Hotel der britischen 3D-Künstlerin Dr. Margot Krasojevic soll Bergsteigern des Esterel-Gebirges in Frankreich Schutz vor schlechtem
Wetter und eine Übernachtungsmöglichkeit bieten. Der abgehängte Campingplatz besteht aus einzelnen Plattformen, die nicht nur die Schlafkabinen
und die Aussichtsterrasse, sondern von den Gästen auch erklettert werden können. Die Herberge ist dabei mit einem Fundament in dem soliden Bergmassiv verankert, während der Großteil der Konstruktion aus dem Berg hervorragt. Beschichtetes Sperrholz schafft die Verbindungen zwischen den einzelnen Plattformen. Ein karbonfaserverstärkter Kunststoff ummantelt mit flexiblen und dennoch stabilen Eigenschaften die Schale und bildet Raumabtrennungen im Inneren. Eine spezielle Verglasung des transparenten Teils der Hülle schützt den Gast vor blendendem Sonnenlicht. Um einen erholsamen Schlaf für den Reisenden zu ermöglichen, verfälschen die mit einer holographischen Folie überzogenen Gläser sogar den Sonnenstand und lassen
ihn tiefer erscheinen. Zusätzlich wird das Eindringen gefährlicher UVB-Strahlen reduziert, indem weißes Licht prismatisch ausgefiltert wird. Durch diese
Dr Margot Krasojevic
verminderte Blendung erhält der Hotelbesucher einen viel klareren Ausblick in die Landschaft und kann den Aufenthalt damit noch mehr genießen.
Urheber
Context Architects
Context Architects:Turbine City,Stavanger,Norwegen
Mit der so gennanten Guarantees of Origin (GoO) hat sich die Europäische Union dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2020 ihren Energieverbrauch zu 20 Prozent aus erneuerbaren
Ressourcen zu gewinnen. Norwegen wird dank seiner langen windreichen Küsten dieses Ziel übertreffen und sogar zu einem großen Energie-Exporteur werden. Bereits
heute werden Millionen Euro in gigantische Windkraftanlagen investiert. Doch bleibt die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber diesen groß angelegten Windfarmen.
Für ihre reichen Ölvorkommen bekannt ist Stavanger, das als Küstenstadt zudem jedes Jahr viele Touristen anzieht. Dabei liegt die viertgrößte Stadt Norwegens in der Gegend
der stärksten Winde vor der skandinavischen Küste. Der perfekte Ort, um Skeptiker über diese neue Energiegewinnung aufzuklären. Hier soll vor der Küste die sogenannte
Turbine City als Zusammenschluss mehrerer bewohnbarer Turbinen entstehen, die der Bevölkerung die neue Technologie in greifbare Nähe bringt. Auf einer Gesamtfläche
von 31.500 Quadratmetern ist das Windkraftlager für Touristen, Segler, Hochsee-Ölarbeiter und Kreuzfahrtschiffe gleichermaßen attraktiv gestaltet. Die Turbine City besteht
neben den Riesenturbinen auch aus einem Hotel, einem Museum und einer Wellnesseinrichtung. Hier können sich Besucher gleich in einer der neuen Riesenturbinen einquartieren, die acht Megawatt erzeugen können -– während nur ein Megawatt nötig ist, um die gesamte Anlage mit Energie zu versorgen.
GRAFT: Sky Jump, Wangtiane,Provinz Jilin, China
Nahe der nordkoreanischen Grenze soll im Changbai-Gebirge in China in den nächsten Jahren ein Tourismusgebiet
entstehen. Der Dauerfrost der Monate November bis April
macht die dicht bewaldete Landschaft um den Vulkan
Changbai zu einem perfekten Gebiet für ein Wintersportzentrum, das auf drei Standorte verteilt werden und durch
eine schnelle Zugverbindung angeschlossen werden soll.
GRAFT plante für das sechs Millionen Quadratmeter große
Gebiet einen Vergnügungspark, ein Showtheater, einen
Ausstellungsraum, eine Thermenanlage, ein Dorf mit Einkaufsstraßen, Restaurants und Cafés sowie circa 3.000 Zimmer in zahlreichen Hotels und Ferienvillen. Insgesamt sind
drei Skisprungschanzen geplant, die zum Wahrzeichen des
Ortes Wangtiane werden sollen. Diese Schanzen zeichnen
sich durch ihre Multifunktionalität aus: In die seitlichen
Ausleger sollen das Panoramarestaurants und VIP Lounges
GRAFT
untergebracht und in der Auslaufzone ein Hotel integriert
werden. Angrenzende Tribünen sollen im Sommer für
Shows und Konzerte genutzt werden.
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» Visionen
Deep Ocean Technology: The Water Discus Underwater
Hotel, Dubai , Vereinigte Arabische Emirate
Ein absolut außergewöhnliches Übernachtungserlebnis soll
vor der Küste Dubais im Persischen Golf entstehen. Umgeben
von einem Korallenriff bietet dieses Hotel seinen Gästen den
hautnahen Kontakt zum Wasser. Eine sehr transparente Bauweise mit viel Glas erlaubt es Übernachtungsgästen, schon
beim Aufstehen bunte Fische zu bewundern, die sich vor
Panoramafenstern tummeln. Die öffentlichen Bereiche wie
Restaurant, Spa und die Erholungszone befinden sich in einer
Höhe von fünf bis sieben Metern über der Meeresoberfläche.
Das Zentrum des oberen Teils der Hotelanlage bildet die multifunktionale Lobby mit einem riesigen Schwimmbecken.
Erreichbar durch ein Treppenhaus und Aufzüge liegt das
Herzstück der Anlage in einer Meerestiefe von zehn Metern.
Hier sind in einem weiteren diskusförmigen Bau die 21 luxuriös ausgestatteten Hotelzimmer untergebracht. Mit einer
schalldichten Isolierung und der Möglichkeit, den Blick in die
Tiefen des Golfs durch Vorhänge abzuschirmen, bietet es
genug Rückzugsmöglichkeit. Dazu lockt ein breites Angebot
an Wassersportarten: Durch einen direkter Zugang zum Meer
sollen Exkursionen in kleinen Unterwasserbooten starten
können. Komfort und Sicherheit stehen im Vordergrund der
Planung: Sollte trotz der massiven Verankerung am Meeresboden das unter Wasser liegende Bauelement einmal in Not
geraten, so kann es eine gewisse Zeit autark existieren und
Deep Ocean Technology
die Menschen darin mit lebenswichtigen Elementen versorgen.
» Zu Besuch
Storytelling für die Lebenswelt
des modernen Nomaden
Mit dem Loftcube-Konzept wechselte der Berliner Designer Werner Aisslinger
erfolgreich ins Feld der Architektur. Mit frischen Ideen und reichlich Erfolg hat
Aisslinger anschließend die Hotelbranche für sich entdeckt: Das unorthodoxe
Budget-Hotel Michelberger in Berlin sorgte für viel Aufsehen, parallel gestaltete
er für die Meininger Gruppe Häuser in Wien und Berlin. puls hat Werner
Aisslinger zum Gespräch getroffen.
Von Stefan Staehle
Nach dem Studium an der Hochschule der Künste in Berlin
den 60er-Jahren – all diesen Beispielen ist gemein, dass
führte der Weg Werner Aisslingers über die Londoner Büros
Transport, Modularität, Montagezeit, Maßtoleranzen und
Ron Arads und Jasper Morrisons in das Studio de Lucchi
der hohe Detailierungsgrad eher an Produktdesign erin-
nach Mailand, bevor er 1993 in Berlin sein „studio aisslinger“
nern als an klassische Architekturgebilde.
gründete. In seinen Arbeiten verschwinden die Grenzen
zwischen den gestalterischen Disziplinen, und so verbinden
Das Selbstverständnis von Architekten und Designern
sich Design und Architektur zu einem ganzheitlichen
schwankt bisweilen zwischen den beiden Extremen,
Gestaltungsansatz. Beispielhaft zeigt sich diese Herange-
Dienstleister oder Künstler zu sein. Welchen Weg
hensweise im modularen Habitat Loftcube, das gerade im
beschreiten Sie, vor allem im Angesicht strikterer Regeln
Rahmen einer Landesgartenschau im schwäbischen Nagold
innerhalb des architektonischen Entwurfs?
präsentiert wird, der Gestaltung des Hotels Michelberger in
Ich betreibe eine Art am mittelalterlichen Mentorensystem
Berlin und der Innenarchitektur zweier Standorte der
angelehntes Arbeitssystem, in dem freie künstlerische und
Meininger Hotelgruppe in Wien und Berlin.
experimentelle Projekte von kommerziellen subventioniert
Ein Haus für die sogenannte
Easy-Jet-Generation: Im
Berliner Budget Hotel Michelberger scheint das Interieur
genauso improvisiert und
unfertig wie die Stadt (rechts).
werden – allerdings gibt es selten externe Mäzene, d.h. ich
Herr Aisslinger, Sie haben sich als erfolgreicher Designer
balanciere permanent die kommerziellen dienstleisteri-
und Gestalter einen Namen gemacht. Wie kamen Sie zur
schen Auftragsarbeiten mit den progressiven, aber meist
Architektur?
kostspieligen experimentellen Themen aus. Architektoni-
Man hat als Produktdesigner eigentlich keinen Zugang zur
sches Knowhow wird oft durch Kooperationspartner wie
Architektur – bei mir ging das nur über den Weg, eine
meinen Bruder, der als Architekt ein Büro in Hamburg
nomadische Kleinstarchitektur als Produkt zu denken und
betreibt, ins Boot geholt.
zu konstruieren. Orientierungspunkte aus der Architekturgeschichte waren dabei die Dimaxion Units von Fuller, die
Sie interessieren sich für die Lebenswelt des urbanen
Minimaltropenhäuser von Prouve oder das Futurohaus aus
Nomaden. Wie spiegelt sich dies in Ihren Hotelentwürfen?
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puls 01 | 2012
studio aisslinger
Meininger Hotels
Hotelprojekte können sehr progressiv sein wie zum Bei-
Gründer, kommt vom Film und hatte keine Erfahrung in
spiel das Michelberger Hotel in Berlin, bei dem wir etwa
der Hotelbranche, zur Bauzeit gab es permanent Kellerpar-
wenig Stauräume in den Zimmern eingeplant haben, weil
tys, die in der Berliner Subkultur legendär waren. Jeden
die Easy-Jet Nomaden-Generation nur mit Handgepäck
Freitag wurde auf der Baustelle gegrillt, und die Vorgabe
reist, um im Flughafen die Gepäckgebühren zu sparen –
an uns war, ein undesigntes Hotel zu kreieren, das genauso
aber auch wieder konventionell, wenn die Betreiber typi-
improvisiert, unfertig und ambulant daherkommt wie die
sche Standards vom Innenarchitekten erwarten. Eine
Stadt Berlin. Es ging also darum, möglichst keine bekann-
neue Dimension von Hotel entwickeln wir zurzeit mit der
ten Designobjekte im Interieur unterzubringen, sondern
25hours Gruppe für das BIKINI haus, das 2013 in Berlin
viel selbst zu machen, am Flohmarkt zu scouten und vor
eröffnen wird. Hier stehen das Storytelling und Erlebnis
allem simple alltägliche Design-Lösungen zu finden – eine,
des Gastes im Vordergrund und weniger die perfektio-
wenn man so will, archetypische Gestaltung.
In der Peripherie der Metropole:
Das im April 2012 eröffnete
Meininger Hotel Berlin Airport
soll das Beste aus Hostel und
Hotel vereinen. Werner Aisslinger schuf mit Details wie den
großformatigen Tapeten Bezüge
zum Ort und der Stadt (oben).
nierte Architektur. Von uns als Gestaltern werden hier
narrative Fähigkeiten erwartet gepaart mit architekto-
Allgemein gefragt: Insgesamt scheint der Trend im Hotel-
nischem Detailwissen.
bau immer weiter in Richtung Individualisierung zu
gehen. Wie tragen Sie dem selbst Rechnung?
Viel Aufmerksamkeit konnten Sie für die Gestaltung des
Man kann das eigentlich nicht pauschalisieren – ein priva-
Hotels Michelberger in Berlin ernten – eine ungewöhnli-
ter Unternehmer wie Tom Michelberger, der zeitweise in
che Erlebniswelt, die sich durch den Charme des Improvi-
seinem Hotel wohnte und abends mit den Gästen an der
sierten, Unfertigen, Unperfekten von anderen Projekten
Bar sitzt, hat komplett andere Beweggründe, einem Hotel
abhebt. Was leitete Sie bei der Ideenfindung, und wie ent-
einen persönlichen Stempel aufzudrücken als große Ket-
wickelt man Details für diese Wohnlandschaft?
ten, die es – trotz Kaminfeuer in der Lobby – selten schaf-
Der Findungs-und Planungsprozess beim Michelberger war
fen, eine persönliche behagliche Stimmung für die Gäste
natürlich recht außergewöhnlich: Tom Michelberger, der
zu erzeugen. Hotelgruppen, die nicht der Serieneffizienz
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» Zu Besuch
erliegen wollen, und sich auf die Fahnen schreiben, das
Thema Hotel bei jedem Projekt neu erfinden zu wollen,
können dagegen schon mit den Gestaltern ein individuelles Haus entwickeln.
Einige prognostizieren das Ende des klassischen Einzelund Doppelzimmers. Liegen sie dabei richtig?
Ganz und gar nicht – man reist nach wie vor vornehmlich
allein als Businessmensch oder als Paar zu Erholung –
natürlich verlangen neue „Gasttypologien“ wie Patchworkfamilien, die womöglich mit den Großeltern und Enkeln als
Drei-Generationen-Konstrukt unterwegs sind, auch variable Lösungen wie kreativ-kombinierbare Suiten oder
sogenannte Verkettungszimmer.
Inneneinrichtungen unterliegen heute bereits ähnlichen
Trends wie die Mode. Magazine und Blogs zeigen eine
neue Lust an der Ausstattung der eigenen vier Wände.
Kann ein Hotel für einen Designer dadurch Ausstellungsfläche und Galerie werden?
meist auf zwanzig Jahre ausgelegt, d.h. sehr modisches
Design birgt in sich das Problem des schnellen Alterns –
deswegen geht es eigentlich für die Designer oder Architekten doch immer darum, Welten zu entwerfen, die eine
lange ästhetische Halbwertszeit haben.
Meininger Hotels; Häfele, Nagold
Im Prinzip schon, doch sind die Pachtverträge der Hoteliers
Stichwort „Smart Home“ – mit der Vernetzung von Häusern und Wohnungen hält heutzutage Technik in unser
Multifunktionales Wohnen auf dem Wasser: Für die Landesgartenschau im baden-württembergischen Nagold hat der Beschlagherstellers Häfele in diesem Sommer Werner Aisslingers Loftcube
auf einen schwimmenden Ponton gesetzt (ganz oben). Einen authentischen Ort, der zum Verweilen
einlädt, wollte Aisslinger mit dem Meininger Hotel Wien Downtown „Franz“ schaffen. Das Haus im
Herzen der Stadt richtet sich an eine junge Klientel und fügt sich wunderbar in Aisslingers Beschäftigung mit dem modernen Nomaden ein (oben).
Wohnumfeld Einzug, die noch vor ein paar Jahren
undenkbar erschien. Aus welchem Grund setzen Sie in
ihren Entwürfen auch auf solche Lösungen?
Ich denke, hier geht die Entwicklung in die richtige Richtung: Nicht viele verschiedene Fernbedienungen oder
markenspezifische Touchscreens werden die Wohnungen
der Zukunft bevölkern, sondern jeder Schalterhersteller
oder Techniklieferant wird eine App haben, die von einem
allgemeingültigen Endgerät gesteuert wird.
Herr Aisslinger, mit Ihren Innenraumgestaltungen und
dem Loftcube haben Sie gezeigt, dass Sie auch im Feld der
Architektur für Furore sorgen können. Können wir in dieser Richtung noch etwas Neues von Ihnen erwarten?
Der Loftcube war ein selbst initiiertes Projekt und deshalb,
was den Aufwand anbelangt, ein ganz stattliches Projekt
für ein Büro wie meines – also nichts, was man jedes Jahr
aus dem Ärmel schüttelt – andererseits gibt es aktuell
tiertes Smart House für einen chinesischen Elektronikriesen und ein hurricansicheres Modulhaus für den amerikanischen Markt.
studio aisslinger
zwei Anfragen in diese Richtung – ein am Loftcube orien-
Seine größten Erfolge feierte der
1964 geborene Werner Aisslinger
bislang als Produktdesigner. So
wurde der von ihm entwickelte Stuhl
Nic in die Dauerausstellung des
Musem of Modern Art in New York
aufgenommen. Aisslinger zeigt in
seiner Arbeit dazu ein großes Interesse an neuen Technologien und
Materialien. Die Ausflüge in die
Architektur leistet er bislang mit
Bravour, wie das Beispiel der mobilen Wohneinheit Loftcube zeigt, die
Aisslinger in mehreren europäischen Städten realisieren konnte.
37
» Material
Keramik
Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben
Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch
was denken Architekten über „Materialklassiker“
heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.
Antworten von Professor Johannes Kister
Für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Bremen
haben Sie aufwendig bearbeitete Keramikfliesen verwendet. Ist
Keramik ein viel diskutiertes Fassadenmaterial in Ihrem Büro?
Durchaus. Gerade haben wir damit eine Fassade für das FraunhoferInstitut in Bayreuth geplant. Genauso wie für den Bremer Laborbau
war es auch hier unser Anliegen, das, was im Inneren passiert,
außen abzubilden. Für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt stand das Hitzeschutzschild eines Spaceshuttles Pate. Für die
Fraunhofer-Gesellschaft bilden wir mit der traditionellen Glasurtechnik Craquelé die Forschung an Werkstoffen ab, die bei hohen
Temperaturen eingesetzt und hergestellt werden.
Stand Keramik für die Entwicklung Ihrer Fassadenidee an erster
Stelle oder haben Sie für den Spaceshuttle-Effekt noch andere
Materialien ausprobiert?
Die Gestaltungssatzung für den Technologiepark der Uni Bremen von
Gottfried Böhm aus dem Jahr 1988 sieht Ziegel bzw. Klinker als Material vor. Der Bebauungsplan nimmt Bezug darauf. Unsere Keramik ist
auf demselben Weg hergestellt wie ein Klinker. So konnten wir unsere
Entwurfsidee umsetzen und den Bebauungsplan erfüllen.
Wie schätzen Sie die Qualität und den Gestaltungsspielraum
keramischer Fassaden ein?
Bezüglich Qualität und Nachhaltigkeit steht die Keramikfassade
einer Konstruktion mit Ziegeln in nichts nach. Der Gestaltungsspielraum von keramischen Fassaden ist extrem hoch und bietet viele
Möglichkeiten. Hier kann der Architekt auch noch als Produktentwickler tätig werden. Das Material Keramik steht zusammen mit
der Fugenbehandlung für ein gleichzeitig spektakuläres, aber auch
diszipliniertes Erscheinungsbild.
Christian Richters
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Aufladen und Vernetzen –
Komfort und Erreichbarkeit an jedem Ort
Zwei in einem – mit der Kombination aus bewährter
USB-Ladestation-Einsatz können moderne Mobiltelefone,
SCHUKO®-Steckdose und modernem USB-Netzteil stellte
Digitalkameras und ähnliche Geräte, die mit Akku und
Busch-Jaeger bei der Light+Building 2012 erstmals eine
Mikro-USB-Anschluss ausgestattet sind, schnell und kom-
neue patentierte Lösung vor, die das Aufladen noch kom-
fortabel mit dem integrierten Ladekabel an die Stromver-
fortabler macht. Die SCHUKO®-/USB-Steckdose bietet einen
sorgung angeschlossen werden. Die Kennzeichnung ist
festen Platz zum Aufladen für Smartphone, Tablet, Foto-
selbsterklärend, zusätzliches Netzteil oder Kabel sind nicht
apparat oder MP3-Player und macht der Suche nach USB-
notwendig. Sowohl der USB-Ladestation-Einsatz als auch
Ladestationen mit ihren jeweils eigenen Netzteilen und
die SCHUKO®-/USB-Steckdose ermöglichen einheitliches
Elektrokabeln ein Ende. Beim Austausch bleibt der Steck-
Design im Lebensraum. Denn sie sind in allen aktuellen
platz der Steckdose erhalten.
Farben für zahlreiche Busch-Jaeger Schalterprogramme
erhältlich – wie carat®, pur edelstahl, solo®, Busch-axcent®,
Damit die oftmals fieberhafte Suche nach Ladekabeln der
future® linear, Reflex SI und Reflex SI Linear, Busch-Duro
Vergangenheit angehört, hat Busch-Jaeger einen weiteren
2000® SI Linear und Busch-Duro 2000® SI. Der USB-Lade-
festen Ort für Komfort entwickelt. Mit dem neuen
station-Einsatz für die Installation Unterputz bietet sich im
40
puls 01 | 2012
» Einblicke
Zwei in einem: Die SCHUKO®-/USB-Steckdose erleichtert das Aufladen, da sie die Suche nach
USB-Ladestationen mit ihren jeweils eigenen Netzteilen und Elektrokabeln beendet.
Die patentierte Lösung, die Busch-Jaeger erstmals bei der Light+Building 2012 vorstellte, ist für
fast alle Busch-Jaeger Schalterprogramme erhältlich (linke Seite).
Drahtlos ins Internet: Der UP-WLAN Accesspoint von Busch-Jaeger bietet sich für Geräte wie das
Busch-Comfort-Panel®, das Busch-Radio iNet, Tablets, Smartphones und Computer an (oben).
An jedem Platz komfortabel vernetzt: Die neuen Busch-Jaeger UP-WLAN Accesspoints sind in einheitlichem Design für fast alle Busch-Jaeger Schalterprogramme
erhältlich – oben: UP-WLAN Accesspoints für die Schalterserien solo®,
Busch-axcent® und future® linear (von links nach rechts). Komfortables Aufladen:
USB-Ladestation-Einsatz mit integriertem Ladekabel, Schalterserie future® linear
und USB-Netzteil-Einsatz future® linear für größere Geräte (ganz oben).
Neubau, bei der Renovierung oder Nachrüstung an. Zum
mit dem Internet verbinden. Einheitliches Design ist in
Aufladen von größeren Geräten dient der USB-Netzteil-Ein-
jedem Ambiente zu verwirklichen, denn die UP-WLAN
satz. Mit ihm können bis zu zwei Mobiltelefone, Digitalka-
Accesspoints sind für alle Busch-Jaeger Schalterprogram-
meras oder ähnliche Geräte mit Akku geladen werden.
me (außer für Decento®) verfügbar – in allen aktuellen
Farben der jeweiligen Programme. Die Installation ist
Ob mit Computer, Smartphone oder Tablet – der bequeme
denkbar einfach und schnell. Der UP-WLAN Accesspoint
Zugang zum Internet via WLAN schafft Freiräume, die aus
kann beispielsweise gegen eine bereits vorhandene Netz-
unserem modernen Alltag nicht mehr wegzudenken sind.
werkdose ausgetauscht werden. Es wird lediglich ein
Busch-Jaeger bietet mit dem UP-WLAN Accesspoint eine
230-V-Anschluss benötigt.
eigene, auf die Schalterprogramme abgestimmte Lösung
Die Inbetriebnahme beziehungsweise Parametrierung des
an, die es dem Nutzer erlaubt, beim digitalen, vernetzten
UP-WLAN Accesspoint erfolgt über einen Webbrowser.
Arbeiten den Platz im eigenen Haus oder im Hotel frei zu
Dabei können die Webbrowser eines Computers oder
wählen. Dabei lassen sich über dieses Produkt auch das
mobiler Endgeräte – wie Smartphones oder Tablets –
Busch-Comfort-Panel® und das Busch-Radio iNet drahtlos
genutzt werden.
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» Denkanstoß
Um wie viel Prozent wird im
Capital Gate Tower die
Sonneneinwirkung dank des
Fassadensystems reduziert?
Hyatt Capital Gate
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine
Preisfrage. Die Gewinner erhalten eine
Belohnung in Form eines Buchpreises.
Ausfüllen, kopieren und faxen an:
+49 (0)1805-66 99 09
E-Mail an: pulse@de.abb.com
Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig
regelmäßig frei Haus zu.
Vorschau puls 2/2012:
Kulturstätten
Museen, Opernhäuser und Konzertsäle – Kultur ist
Antwort
für viele Städte ein wichtiges internationales Aus-
Die Sonneneinwirkung konnte dank des Fassadensystems um
hängeschild geworden, das Touristen anlockt.
Prozent gesenkt werden.
Name
Monica Gumm
Büro
Straße
PLZ/Ort
Impressum
Telefon
puls
Zeitschrift für Bewegung in der Architektur
Fax
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.busch-jaeger.de
E-Mail
Zu gewinnen:
Unter allen richtigen Einsendungen verlost Busch-Jaeger je ein
Exemplar der Bücher Once in a
Lifetime, Gestalten Verlag, sowie
Taschen’s favourite Hotels.
Einsendeschluss: 31. Oktober 2012.
Der/die Gewinner/in wird in der
nächsten Ausgabe veröffentlicht.
Gewinner des letzten Preisrätsels:
Garvin Bunnenberg aus 44227
Dortmund und Mathias Frank aus
71120 Grafenau.
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.gkt-publishing.de
Redaktionsteam Busch-Jaeger:
Dieter Lautz, Tobias Schlitzer, Wolfgang
Schallenberg, Christiane Schulte, Mirko Simon
Redakteure Gesellschaft für Knowhow-Transfer:
Lasse Ole Hempel, Marina Schiemenz
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
© by Busch-Jaeger
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in
Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch
Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle
veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
Ein einzigartiger Platz.
Für zwei.
SCHUKO®-/USB-Steckdose.
Die Kombination aus bewährter Unterputz SCHUKO®-Steckdose
und USB-Netzteil. Mit Busch-Jaeger Patent. Für Smartphones,
Tablets, Foto apparate oder MP3-Player. Erleben Sie Komfort neu
auf www.BUSCH-JAEGER.de
www.BUSCH-JAEGER.de
Die Zukunft ist da.