Ausgabe 3 2013 - DGUV Kinder, Kinder
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Ausgabe 3 2013 - DGUV Kinder, Kinder
50256 Ausgabe 3/2013 DGUV Die Zeitschrift für Sicherheit und Gesundheit in Kindertageseinrichtungen Kinder,Kinder Kulturelles Miteinander Leserumfrage auf Seite 5 Sicherheit Faszination Feuer Gesundheit Motorik fördern Foto: Dominik Buschardt Inhalt Editorial Infos & Termine 3 kurz und knapp Schwerpunkt Kulturelles Miteinander Kulturen im Blick Zuckerfest und Fastenzeit Liebe Leserin, lieber Leser, Gedankenreise ins „Jenseits“ das neue Kindergartenjahr hat bereits begonnen. Eventuell haben Sie neue Kinder aufgenommen – auch Kinder mit einem anderen kulturellen Hintergrund. Je nach Region weisen viele Kitas – ob konfessionell oder nicht konfessionell – einen Migrationsanteil von 70 oder mehr Prozent auf. Und Sie als Erzieherin oder Erzieher bewegen sich in diesem multikulturellen und interreligiösen Umfeld. Praxis Motorik von Kindern fördern 11 Faszination Feuer Besondere Einrichtung 12 Die Reise eines T-Shirts Ideenbörse Ich wünsche Ihnen beim Lesen viel Spaß und freue mich auf Ihre Rückmeldungen. Vorschau DGUV Kinder, Kinder 4/2013 Diane Zachen Redakteurin DGUV Kinder, Kinder Impressum DGUV Kinder, Kinder erscheint vierteljährlich Herausgeber: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), Mittelstr. 51, 10117 Berlin, www.dguv.de Chefredaktion: Gregor Doepke (verantw.), DGUV Berlin Redaktionsbeirat: Andreas Kosel (Unfallkasse RheinlandPfalz), Dr. Torsten Kunz (Unfallkasse Hessen), Sabine Margraf (Kindertagesstätte Große Lache, Wehrheim/Ts.), Angelika Röhr (Unfallkasse NRW), Jörg Stojke (BGW), Thorsten Vent (Unfallkasse Nord), Kirsten Wasmuth (Unfallkasse Berlin), Dr. Christoph M. Paridon (IAG) Redaktion: Diane Zachen (Stv. Chefredakteurin), René de Ridder Redaktionsassistenz: Andrea Hütten E-Mail: redaktion.kk@universum.de 10 Sicherheit Jeder Mensch wird von Geburt an von seinem kulturellen Umfeld geprägt und eignet sich kulturspezifische Verhaltensweisen und Umgangsformen an. Auch Erzieherinnen und Erzieher prägen Kinder sowie Eltern und anders herum. Für ein wertschätzendes Miteinander zwischen Eltern, Kindern und pädagogischem Fachpersonal ist es wichtig, die kulturellen Unterschiede zu thematisieren – hörbar, sichtbar und erlebbar zu machen. Denn: Begegnung schafft Verständnis. Schauen Sie, welche Traditionen, Bräuche und Feiertage für Ihre Kinder von Bedeutung sind und bauen Sie diese – wenn möglich – in den Kitaalltag ein. In Form von Theater-, Musik- und Malprojekten können die Kinder noch mehr über andere Kulturen und Religionen erfahren. Lassen Sie die Kinder dabei zu Akteuren werden. Und binden Sie auch die Eltern aktiv ein. Vielleicht kochen sie ein traditionelles Essen und bringen es mit in die Kita oder zeigen Fotos. All dies fördert Toleranz und Respekt. Ihre 4 6 8 Recht Sie fragen – wir antworten Versicherungsschutz in der Kita 14 Pädagogik Integration durch Sprachförderung Leserbriefe Unser Projekt: Ich bin ein Künstler, jeder ist ein Künstler 16 18 19 Naturwissenschaften Lavendelparfum – selbst gemacht! 20 2 Impressum (November) Smartphone, Tablet-PC und Co. sind aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Aktuell diskutiert die Gesellschaft sehr kontrovers, wie digitale Medien auf Kinder wirken. Vielfach werden die negativen Folgen beschworen. Wie Erzieherinnen und Erzieher Kita-Kinder an Medien heranführen, sie anleiten und ihnen Orientierung geben, zeigt das kommende Schwerpunktthema. Zudem im Heft: Inklusion – es ist normal verschieden zu sein. Produktion und Vertrieb: Universum Verlag GmbH, Taunusstr. 54, 65183 Wiesbaden, vertretungsberechtigte Geschäftsführer Siegfried Pabst und Frank-Ivo Lube. Die Verlagsanschrift ist zugleich auch ladungsfähige Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten. Tel.: (0611) 9030-0, Fax: (0611) 9030-281 Anzeigen: Anne Prautsch, Tel.: (0611) 9030-246 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 8. Marketing und Verkauf: Susanne Dauber, Tel.: (0611) 9030-121 Internet: www.universum.de, www.dguv-kinderkinder.de Herstellung: Alexandra Koch Grafische Gestaltung: Konzept fünf, Offenbach Druck: CW Niemeyer Druck GmbH, Böcklerstraße 13, 31789 Hameln Titelfoto: Dominik Buschardt ISSN 2191-1525 Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge wird lediglich die allgemeine presserechtliche Verantwortung übernommen. Bestellungen: Annemarie Jung, Tel.: (0611) 90 30-264, Fax: (0611) 9030-277, vertrieb@universum.de Bezugspreise: Einzelpreis € 1,95 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten, Jahresabonnement € 7,80 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten Einem Teil der Auflage liegt eine Beilage einzelner Unfallversicherungsträger bei. 2 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 Infos & Termine … kurz und knapp … Auf Augenhöhe mit Kindern … Broschüre: Außengelände für Krippenkinder … und gleichzeitig was für den Rücken tun? Wir haben ein modulares Stuhlprogramm entwickelt, Die Unfallkassen Rheinland-Pfalz und Hessen informieren Träger sowie Erzieherinnen und Erzieher darüber, wie sie Außengelände für Krippenkinder gesundheitsfördernd gestalten können. Die DIN A5-Broschüre enthält Tipps zu den altersgerechten Anforderungen und zu sicheren Spielgeräten. das exakt auf Ihren Rücken und die Anforderungen der Erziehungsarbeit zugeschnitten ist. Setzen Sie auf einen ergonomisch gestalteten Stuhl: strapazierfähig, Sichere Kinderspielfahrzeuge Liedertexte zum Download Mobilität von Anfang an: Die Aktion „Das sichere Haus“ gibt mit ihrer Broschüre „Mobile Kinder“ Hinweise zu Laufrad, Rutschauto und Co. – ab welchem Alter sie sich eignen, welche Qualität die Schutzausrüstungen haben sollten und wie sie richtig getragen werden. Ökotopia – der Verlag für pädagogische Medien – bietet auf seiner Website Kinderlieder zum kostenlosen Download an. Erzieherinnen und Erzieher haben eine Auswahl von circa 1.500 Liedtexten für Krippen- und Kitakinder. ƪexibel und in vielen Designs und Farben erhältlich! www.oekotopia-verlag.de www.das-sichere-haus.de > „Mobile Kinder“ in die Suchmaske geben Fachtagung zum Thema Inklusion Miteinander statt nebeneinander: Die Unfallkasse Nord organisiert mit der Ländervereinigung für Gesundheitsförderung die 16. Fachtagung „Gesundheitsförderung in der Kita – Gelebte Gemeinschaft – Aspekte zur inklusiven Arbeit“. Die Veranstaltung findet am 5. November in Bad Segeberg statt. Angesprochen sind alle Akteure aus dem Handlungsfeld Kita. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro. Weitere Informationen gibt es unter: www.uk-nord.de oder www.lvgfsh.de. Ansprechpartner Unfallkasse Nord: Michael Taupitz Tel.: 0431/64070 E-Mail: ukn@uk-nord.de „Kindertageseinrichtungen sicher gestalten“ Die Unfallkasse Hessen hat eine Neuauflage ihrer Schriftenreihe 8 mit dem Titel „Kindertageseinrichtungen sicher gestalten“ herausgebracht. Grund der Neuauflage sind die veränderten Rahmenbedingungen. Viele Kitas nehmen immer öfter Kinder unter drei Jahren auf. Die Betreuung von Kleinkindern bedingt andere pädagogische und somit auch andere Sicherheitsaspekte. Das Heft ist ein Leitfaden für Bauherren, Architekten und Planungsämter, gibt aber auch Erzieherinnen und Erziehern gute Tipps. Die Broschüre kann kostenlos im Netz heruntergeladen werden. www.kitaportal-hessen.de > Informationen > Publikationen der UKH Anzeige Foto: panthermedia Das Heft kann kostenlos heruntergeladen werden unter: www.ukrlp.de > Prävention > Kindertagesstätten oder www.kitaportal-hessen.de > Informationen > Publikationen der UKH Erfahren Sie mehr über ergonomisches Sitzen und Stehen: www.werksitz.de Werksitz – ein Stück Lebensqualität Foto: Getty Images Die Kulturen im Blick Kinder eignen sich Verhaltensweisen und Umgangsformen von Personen aus ihrem kulturellen Umfeld an. Neben Freunden und der Familie sind auch Erzieherinnen und Erzieher Vorbilder. Ein vierjähriges Mädchen fragt beim Essen ihre Erzieherin: „Ist das Schweinefleisch?“ Ihre Erzieherin antwortet: „Nein, es ist Rindfleisch.“ Selbstbewusst und stolz erzählt das Mädchen: „Ich esse nämlich kein Schweinefleisch. Ich bin Muslimin.“ Jeder Mensch wird von Klein auf durch sein kulturelles, religiöses und sozialpolitisches Umfeld geprägt. Was er als „normal“ ansieht, wird davon beeinflusst, wo er aufwächst, welcher sozialen Schicht er angehört, welchen Bildungsstand er hat und welche Normen und Werte die Menschen um ihn herum leben. So prägen auch Reisen, Literatur und Musik die eigenen Sicht- und Verhaltensweisen. Unterschiede kennen In einer Kita treffen häufig Eltern, Kinder sowie Erzieherinnen und Erzieher verschiedener kultureller Hintergründe 4 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 aufeinander. Das bedeutet, dass sie mitunter unterschiedliche ethischmoralische Sicht- und Verhaltensweisen mitbringen; und entsprechend andere Rituale, Bräuche und Traditionen. Eltern haben dann meist ganz konkrete Fragen an die Erzieherinnen und Erzieher, zum Beispiel, ob es möglich ist, Schweinefleisch aus dem Mittagsmenü zu nehmen oder ob beim Osterfest nur der Osterhase thematisiert oder auch der christliche Hintergrund vermittelt wird. Für einen wertschätzenden Umgang untereinander ist es wichtig, die kulturellen Unterschiede der Eltern und Kinder zu kennen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dabei sind für alle Beteiligten Offenheit, Respekt, Toleranz, Vertrauen sowie die Fähigkeit zuhören zu können unentbehrlich. Kinder eignen sich Verhaltensweisen und Umgangsformen, zum Beispiel Tischmanieren und Höflichkeitsformen wie „Bitte“ und „Danke“ zu sagen, im Laufe ihrer Entwicklung erst an. Beobachten und nachahmen Krippen- und Kitakinder beobachten Freunde, Eltern, Geschwister, Verwandte und andere Erwachsene ganz genau und ahmen sie nach. So spiegeln sich häufig kulturell geprägte Verhaltensweisen und Umgangsformen im Spiel der Kinder wider. Zum Beispiel malen sie ihre Glaubensorte oder bauen sie mit Holzklötzen nach. Vielleicht spielen sie Mutter-Vater-Kind, wobei die „Mutter“ ein Kopftuch trägt. Wer jüdische Kinder hat, wird eventuell beobachten, dass sie ganz begeistert das Pessachfest nachahmen. Gerade im Alter von drei bis sechs Jahren lieben Kinder Rollenspiele. Kulturelles Miteinander Wer sich selbst reflektiert, hat auch einen anderen Blick auf seine Mitmenschen. Fragen Sie sich: ì Wo bin ich aufgewachsen? ì Wer hat mich in meiner Kindheit begleitet? Wer zum Beispiel hat mit mir gespielt? ì Welche Rituale, Traditionen und Bräuche haben mich als Kind geprägt? ì Welche Umgangsformen habe ich angenommen und welche habe ich abgelehnt? ì Welche Umgangsformen sind mir wichtig? Wie begrüße ich meine Mitmenschen, wie verabschiede ich sie? ì Wie agiere ich zuhause und wie im Kindergarten? Foto: Fotolia /V.R. Murralinath Kinder suchen sich Vorbilder – häufig ältere Kinder, die schon mehr können als sie selbst – und orientieren sich an ihnen. Sie vergleichen und messen sich an ihnen. Erzieherinnen und Erzieher haben ebenfalls eine Vorbildfunktion, wenn auch nicht immer vom Kind selbst gewählt. Sie prägen die Kinder durch die Anreize, die sie ihnen geben und durch ihre eigne Person, aber auch durch Regeln, die sie aufstellen, zum Beispiel dass alle Kinder nach dem Essen ihr Geschirr selbst spülen. Umgekehrt prägen aber auch die Kinder die Erzieherinnen und Erzieher durch Fragen und andere Äußerungen. Zum Beispiel ruft ein vietnamesisches Kind in seiner Muttersprache „Hundert Jahre sollst du leben“ und zeigt seiner Erzieherin einen kleinen Drachen. Seine Familie feiert das vietnamesische Neujahrsfest, das Tet-Fest. Der Drache symbolisiert für die Vietnamesen Glück. Und so erfährt die Erzieherin auf eine besondere – vielleicht auf eine ganz neue Art – Wertschätzung. Balancierende Identität Kinder spüren bereits, dass sie sich in verschiedenen Lebenswelten bewegen. Zuhause gibt es mitunter andere Rituale, Traditionen und Verhaltensregeln als in der Kita. Das zeigt sich bei Kindern aus Familien mit einem anderen kulturellen Hintergrund meist noch deutlicher. Der Soziologe Lothar Krappmann spricht hierbei von der „balancierenden Identität“, der Fähigkeit, sich in die jeweilige Lebenswelt einzufügen und sich kulturell „richtig“ zu verhalten. Damit das Kind die möglichen abweichenden Verhaltensweisen nachvollziehen und annehmen kann, ist es wichtig, wertschätzend mit dem Kind zu kommunizieren und die Familie als primäre Bezugsgruppe von Anfang an einzubeziehen. Ein offener Umgang und ein Miteinander auf „Augenhöhe“ sind Voraussetzung, damit sich alle in der Kita wohlfühlen. Diane Zachen, Redakteurin, Universum Verlag, redaktion.kk@universum.de Leserumfrage: Arbeiten Sie mit einer Vielzahl von Kindern, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben? Machen Sie mit bei unserer Leserumfrage unter www.dguv-kinderkinder.de. Die Ergebnisse präsentieren wir Ihnen in der kommenden Ausgabe. Mit diesem QR-Code können Sie den Link direkt auf Ihrem Smartphone aufrufen. Scannen Sie diesen mithilfe einer geeigneten App. DGUV Kinder, Kinder Service ì +HLGL.HOOHU+UVJInterkulturelle Praxis in der Kita, Herder Verlag 2013, 176 Seiten, 22,95 Euro, ISBN-13: 978-3451326240 ì NOHLQJUR¡+HǷţšşŠŢ*ute Manieren, schlechte Manieren? Umgangskulturen beleuchten und hinterfragen, www.oldenbourg-klick.de/zeitschriften/ kleingross > Heftthemen ì .QXW9ROOPHUFreundlich geht's besser! in kindergarten heute, Heft 3/2008 www.kindergarten-heute.de > Titel und Verfasser des Beitrags in die Suchmaske geben Viele indische Familien beginnen den TTag mit einem Gebet, der Puja. DGUV Kinder,Kinder 3/2013 5 Zuckerfest und Fastenzeit In vielen Kindertagesstätten treffen Personen verschiedener kultureller und religiöser Hintergründe aufeinander. Wer wichtige Traditionen und Feiertage im Kita-Alltag verankert, kann ein gutes und wertschätzendes Miteinander fördern. Wie Menschen handeln, denken und fühlen ist geprägt von kulturellen und auch von religiösen Einflüssen. Bräuche und Traditionen wie etwa Begrüßungs-, Essens- oder Kleidungsrituale prägen die Persönlichkeit. der Universität Tübingen 84 Prozent der befragten pädagogischen Fachkräfte an, in ihrer Gruppe mit Kindern zu arbeiten, die einen Migrationshintergrund haben. In diesem interkulturellen und multireligiösen Umfeld bewegen sich Erzieherinnen und Erzieher. Kulturelles erleben Foto: Fotolia / ioStephy.it Ob Kinder konfessionelle oder kommunale Kindertageseinrichtungen besuchen – fast immer treffen viele verschiedene Kulturen und Religionen aufeinander. So gaben in einer Umfrage 6 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 Welche kulturellen und religiösen Hintergründe die Kinder mitbringen, ist von Region zu Region verschieden. Zum Beispiel besuchen die „Hundertwasserkita“ in Heddernheim/Frankfurt am Main (Migrationsanteil 80 Prozent) neben Kindern aus muslimischen Ländern auch russische, italienische und japanische Kinder. Begegnung schafft Verständnis Doch nicht nur in Ballungsgebieten wie Frankfurt, sondern auch in ländlichen Regionen steigt die Zahl von Migrantenfamilien. Gerade weil in vielen Kitas Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Religionen zusammenkommen, ist es wichtig, die Verschiedenheiten für die Kinder hörbar, sichtbar und erlebbar zu machen. Tipp: Schauen Sie, welche kulturellen und religiösen Hintergründe die Kinder, aber auch Sie, die Erzieherinnen und Erzieher, mitbringen und erstellen Sie einen individuellen Kalender mit den relevanten religiösen und nicht religiösen Bräuchen und Feiertagen. Wer äthiopische Kinder in der Gruppe hat, wird zum Beispiel auch das äthiopische Neujahrsfest am 11. und 12. September in seinen Jahreskalender aufnehmen. In Form von alltäglichen Ritualen bis hin zu größeren Projekten, können sprachliche, kulturelle und religiöse Verschiedenheiten thematisiert werden. Im Morgenkreis zum Beispiel können alle Kinder singend und klatschend in ihrer Sprache begrüßt werden. Wer viele türkische Kinder in seiner Gruppe hat, kann beispielsweise eine kleine Teeecke einrichten. Viele türkische Familien trinken Schwarztee traditionell aus kleinen Gläsern ohne Griff. Der koffeinhaltige Tee kann für die Kinder durch eine andere Teesorte ersetzt werden. Interkulturelle Bildung Neben den alltäglichen Ritualen, können die Kinder durch weitere Projekte verschiedene Kulturen und Religionen noch besser kennenlernen. Durch Spaß und Interaktion lernen sie das Anderssein kennen. So können zum Beispiel kulturelle beziehungsweise „religiöse Ecken“ eingerichtet werden, mit Büchern, Plakaten und Gegenständen, die die jeweilige Kultur und/oder Religion erklären. Ein spannendes Erlebnis für Groß und Klein ist zum Beispiel auch, die Orte des Glaubens der anderen Kinder zu besuchen: eine Synagoge, eine Moschee, eine katholische oder evangelische Kirche. Aber auch Theater-, Musik- und Malprojekte tragen dazu bei, mehr über Kulturen und Religionen zu erfahren. Nicht zu vergessen die verschiedenen Jahresfeste. Neben Weihnachten und Ostern als christliche Feiertage könnten beispielsweise auch Pessach und Ramadan thematisiert werden. Gleichzeitig gehören Ostern und Weihnachten zu den gesetzlichen Feiertagen. Aber auch nicht gesetzlich festgelegte Feier- und Gedenktage wie der Sankt Martinstag am 11. November oder der irische St. Patricks Day am 17. März können im Kindergarten Beachtung finden. Das Teetrinken aus kleinen Gläsern ohne Griff ist Teil der türkischen Kultur. Parallelen entdecken Bei aller Verschiedenheit der Kulturen und Religionen finden sich mitunter auch Prallelen. So gibt es im Christlichen wie im Muslimischen Glauben eine Fastenzeit, der ein großes Fest folgt. Viele Christen fasten 40 Tage bis Ostern. Dieser Zeitraum soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus Christus fastend und betend in der Wüste verbrachte. An Ostern selbst wird der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi gedacht. Ostern ist ein bewegliches Datum und fällt auf den Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond; im Gregorianischen Kalender frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April. Familien beschenken und besuchen sich. Traditionell werden zu Ostern Eier gefärbt. Am Morgen des Ostersonntags dürfen die Kinder die Ostereier suchen. Sie symbolisieren Leben und Fruchtbarkeit. Muslime fasten 30 Tage. Die Fastenzeit endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens und heißt Ramadan. Das Datum richtet sich nach dem islamischen Mondkalender und verlagert sich jährlich um 11 Tage zurück (2013: vom 08. bis 10. August). Das Fasten im Monat Ramadan ist auch bedeutungsvoll, weil es in die Zeit fällt, in der der Koran offenbart wurde. Außerdem ist das Ramadanfest Ausdruck der Freude. Von Sünden gereinigt, geistig gestärkt und körperlich entschlackt begehen Muslime das Fest im Zeichen von Frieden, Freundschaft und Liebe. Familien beschenken und besuchen sich. Die Mädchen färben sich die Hände rot mit Henna; Männer und Jungen gehen zum Festgebet in die Moschee. Die Frauen beten oft zuhause. Das Fest wird auch zum Besuch des Friedhofs genutzt. In den Häusern werden Speisen und nicht alkoholische Getränke gereicht. Weil die Kinder Süßigkeiten bekommen, wird das Fest auch „Zuckerfest“ genannt. Christine Speckner, freie Journalistin Diane Zachen, Redakteurin, Universum Verlag, redaktion.kk@universum.de DGUV Kinder, Kinder Service ì +LHUǴQGHQVLFKZHLWHUH,QIRV]XP3URMHNW Gesundheit „Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten“: www.kita-interreligioes.de/ergebnissepilotprojekt.htm ì $QNH(GHOEURFN$OEHUW%LHVLQJHU)ULHGULFK Schweitzer (Hrsg.): Religiöse Vielfalt, Cornelsen Scriptor 2012, 181 Seiten, ISBN: 978-3589-24666-3, 17,50 Euro ì :HLWHUH,QIRV]XP,VODPJLEWHVEHLP=HQWUDO rat der Muslime: http://zentralrat.de oder http://islam.de. ì ,QWHUNXOWXUHOOHU.DOHQGHUKHUXQWHUODGHQ www.bamf.de > interkultureller Kalender in die Suchmaske geben DGUV Kinder,Kinder 3/2013 7 Foto: Fotolia / ruzgarp344 Kulturelles Miteinander Gedankenreise: Wie stellen sich KitaKinder den Tod und das Jenseits vor? Gedankenreise ins „Jenseits“ Die Erzieherin eines katholischen Kindergartens erkundete, wie sich die Kleinen ein Leben nach dem Tod vorstellen. An der Lerneinheit nahmen Kinder mit unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten teil. Ariane, Dilwen, Blend und die anderen Kinder lagen auf den Sitzbänken, blickten zum Himmel und schlossen ihre Augen. Dann begaben sie sich auf eine Reise, die hinter die grauen Wolken führte. Die Erzieherin fragte: „Wie stellt ihr Euch das Leben im Jenseits vor?“ Religiöse Vielfalt Einige Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder in einer katholischen Einrichtung von den islamischen Werten entfremdet werden könnten, berichtet Chamiran Youkhanna. In solchen Fällen kommt es gut an, dass sie fließend Arabisch spricht. Oder die Schahaada rezitieren kann, ein jedem Moslem bekanntes Glaubensbekenntnis. Die Christin ließ den Ausflug in den Himmel szenisch mit der biblischen Schöpfungsgeschichte beginnen. Die Kinder bauten die Erde mit bunten Tüchern nach und legten im Kindergarten helle und dunkle Stoffbahnen aus, um die Himmelsfarben nachzuempfinden. Doch wie reagieren muslimische Eltern, wenn ihr Nachwuchs mit christlichen Glaubensinhalten konfrontiert wird? Die 29-Jährige möchte einerseits den katholischem Erziehungsauftrag erfüllen, andererseits den Andersgläubigen Respekt zollen. Diese Gratwanderung gelingt oft, aber nicht immer. Ab und zu melden muslimische Eltern ihre Kinder ab, weil die Vorbehalte gegenüber einer christlichen Einrichtung zu groß sind. Bei der ungewöhnlichen Lerneinheit über den Himmel war es daher klug, die Vorstellungskraft der Kinder auf das Bild des Paradiesgartens zu lenken. Diese Vorstellung existiert im Christentum und Islam in ähnlicher Form. Erzieherin Chamiran Youkhanna wuchs in Syrien auf. Foto: Christine Breuer „Kinder interessieren sich sehr für den Tod und das Jenseits, egal, welcher Religion sie angehören“, sagt Chamiran Youkhanna, stellvertretende Leiterin des Kindergartens Sancta Maria. Religiöse Vielfalt ist das Markenzeichen der katholischen Einrichtung im südbadischen Lahr. Nur etwa die Hälfte der Kinder stammt aus christlichen Familien, die anderen haben die muslimische, jezidische, alawitische oder keine Religionszugehörigkeit.Für diesen „Schmelztiegel“ ist die Erzieherin ein Glücksfall. Allein schon aufgrund ihrer Biografie kann sie gut zwischen den Kulturen vermitteln. Chamiran Youkhanna wuchs als Zu viel Nähe zum Christentum? Katholikin in Syrien auf, wanderte 2002 nach Deutschland aus und entschied sich für den Beruf der Erzieherin. 8 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 Kulturelles Miteinander Migration in Lahr Knapp 45.000 Einwohner aus über 100 unterschiedlichen Nationen leben in Lahr (Ortenaukreis), 30 Prozent der Bürger haben einen Migrationshintergrund. Bis in die 1990er Jahre war dort das Hauptquartier der kanadischen NATO-Streitkräfte ansässig. Nach dem Abzug der Soldaten wurden ganze Wohnquartiere frei, die vor allem von russischen Spätaussiedlern bezogen wurden. Zunehmend siedeln sich auch Immigranten aus dem Nahen Osten an. Mit Stoffbahnen wurden Himmel und Erde nachgebaut. noch. „Ein Beispiel dafür, dass Kinder sich die Vorstellung vom Jenseits anhand ihrer Alltagserfahrungen konstruieren“, erklärt Chamiran Youkhanna. Fotos: Kita Sancta Maria Ein Besuch auf dem Friedhof war ein großer Wunsch der Kinder. Nach diesem Besuch fasste sie Vertrauen, nahm häufiger an Kindergarten-Aktionen teil. Das Verhältnis zu der Frau, sagt Chamiran Youkhanna, habe sich sehr positiv entwickelt. Verunsicherung unter Eltern Trauer um verstorbenen Onkel Angesichts der Lerneinheit fragten viele Eltern verunsichert nach: Wie haben unsere Kinder reagiert? Wie sie die Reise in die Vorstellungswelt empfanden, hatten die Kinder mit Buntstiften zu Papier gebracht. Düstere Szenerien fehlten, dafür zeichneten sie saftig grüne Wiesen, bunte Wohnhäuser, eine wärmend strahlende Sonne und himmlische Wesen, die den Verstorbenen Gesellschaft leisten. Bei der Meditation über das Gottesreich traf ein Mädchen jezidischen Glaubens einen verstorbenen Onkel wieder. Die Fünfjährige berichtete den verdutzten anderen Kindern, dass der tote Verwandte im Himmel leider nichts zu essen bekomme. In der kindlichen Fantasie war die Person des Onkels mit der Gestalt ihrer Mutter verschmolzen. Die immer dunkel gekleidete Frau litt sehr unter dem Tod des Bruders, begegnete den Erzieherinnen stets reserviert – und aß vor Kummer kaum Am Ende entschlossen sich alle Familien, die Bilder bei der Sonntagsmesse zu zeigen, was auch viele muslimische Eltern in die Kirche lockte. Damit war es noch nicht vorbei. Die Kinder bestanden auf einem Ausflug zum Friedhof Lahr, wo ein Stein aus weißem Marmor mit Halbmond und morgenländischen Ornamenten steht. Mitgekommen an das Grab ihres Bruders war auch die trauernde Mutter des fünfjährigen Mädchens. René de Ridder, Redakteur, Universum Verlag, redaktion.kk@universum.de Jezidentum, eigenständige monotheistische Religionsgemeinschaft, deren Wurzeln in die Zeit bis 2000 Jahre vor Christus zurückreichen. Die Jeziden siedeln im Verbreitungsgebiet der Kurden. In dieser Religion existiert die Idee der Seelenwanderung. Alawiten, nahöstliche Religion, Teil der schiitischen Gemeinschaft. Die Anhänger leben vor allem in Syrien, aber auch im Libanon und der Türkei. Unklar ist, ob die Alawiten dem Islam zugerechnet werden können. DGUV Kinder,Kinder 3/2013 9 Sicherheit Faszination Feuer Wenn die Tage kürzer werden, wächst die Sehnsucht nach Gemütlichkeit, Wärme und Licht. Jetzt beginnt die Zeit von kleinem Kerzenschein und großen Lagerfeuern. Doch Folgendes gibt es im Umgang mit Feuer zu beachten. Flammen faszinieren schon die Kleinsten. Deshalb ist es wichtig, den richtigen Umgang mit Feuer bereits im Kindergarten zu vermitteln. „Kinder lernen: Feuer ist schön und nützlich, aber auch gefährlich. Und wenn sie sicher damit umgehen können, verlieren einige auch ihre Ängste“, sagt Adelheid Gotthold, Vorsitzende des Vereins Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder e.V. in Norderstedt. Neugier ist Lernmotivator Die natürliche Neugier der Kinder ist eine optimale Lernvoraussetzung. Auf sie baut Kain Karawahn. Der Berliner Künstler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Feuer. Für seine pädagogischen Projekte wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Weiterbildungspreis des Brandenburger Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport. „Feuer machen ist wie Schwimmen lernen. Das geht nicht in fünf Minuten“, sagt Karawahn. Er hat beispielsweise ein Modell entwickelt, in dem eine Gruppe von Fünfjährigen an mehreren aufeinander folgenden Tagen lernt, mit Streichhölzern und dann mit einem Feuerzeug eine Kerze zu entzünden und die Flammen auch wieder zu löschen. „Wichtig ist, dass Feuermachen in der alltäglichen Umgebung erlernt wird. Der Raum sollte also nicht verändert werden. Ohne Sicherheitsmaßnahmen geht es jedoch nicht.“ Geschlossene Fenster und Türen schützen vor unvorhergesehenem Luftzug. Von der Decke dürfen keine Papiergirlanden oder andere brennbare Materialien herunter hängen. Eine gute Unterlage ist ein Blech. Die Kinder müssen anstatt Kleidung aus Kunstfasern solche aus schwer entzündlicher Baumwolle tragen. Die Ärmel werden so fest über die Ellenbogen gerollt, dass sie nicht mehr herunterrutschen. Lange Haare werden mit Gummis zusammengefasst und andere Feuerfänger wie Schmuck und Schals bei Seite gelegt. Ein großes Glas Wasser gehört beim Anzünden von Teelichtern und anderen Übungen mit Streichhölzern und Feuerzeug an jeden Platz. Foto: Panthermedia Ein gemeinsames Lagerfeuer ist für die Kinder ein spannendes Erlebnis. Tipp: Achten Sie darauf, dass Sie nicht direkt unter einem Rauchmelder Kerzen anzünden. Mitunter reagieren die Rauchmelder auf kleinste Rauchentwicklungen. Zusätzlich muss jede Kita mit Rauchmeldern, Fluchtwegen und Feuerlöschern ausgestattet sein. Der bauliche Brandschutz ist Aufgabe des Trägers und liegt in seiner Verantwortung. Er muss sicherstellen, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Sollte ein technischer Defekt auftreten, muss der Träger informiert werden. Feuerwehr als Partner Steht der Umgang mit dem Feuer auf dem Programm, sollten auch die Eltern einbezogen werden. Mitunter gibt es Kinder, die darauf sensibel reagieren. „Ein guter Partner nicht nur für Brandschutzübungen ist die örtliche Feuerwehr“, rät Adelheid Gotthold. Sie biete häufig spezielle spielerische Programme für Kitas an. Kita-Ereignisse wie eine Halloween-Party, ein Lagerfeuer mit Stockbrot, der Martins-Umzug oder Singen am Adventskranz sind gute Gelegenheiten, die neu gewonnenen Kenntnisse rund ums Feuer anzuwenden. Dabei sollten immer ausreichend Helfer anwesend sein. Viele Eltern freuen sich über eine Einladung zum gemütlichen Treffen. „Bei nicht von der Kita organisierten Treffen bleibt die Aufsichtspflicht für das Kind bei den jeweiligen Eltern. Eine Kita-Leitung ist auf der sicheren Seite, wenn sie dies explizit regelt“, erläutert Rechtsanwalt Ihlenfeld. Der soziale Effekt ist nicht zu unterschätzen: Schließlich ist Feuermachen nicht nur eine Lernübung, sondern auch ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis. Eva Neumann, freie Journalistin, Berlin,redaktion.kk@universum.de DGUV Kinder, Kinder Service ì Broschüre: „Faszination Feuer! Kinder lernen den verantwortungsvollen Umgang mit Feuer – ein Spielvorschlag“ (Hrsg: Aktion Das Sichere Haus / Unfallkasse Berlin) kann per Post und im Internet bestellt werden: Aktion Das Sichere Haus, Stichwort „Feuer“, Holsteinischer Kamp 62, 22081 Hamburg. Bitte zwei Briefmarken im Wert von je einem Euro beilegen. ì www.das-sichere-haus.de/broschueren/kinder ì www.mitfeuerspielen.de ì Registerbroschüre: DGUV Kinder, Kinder – Erste Hilfe bei Kindern, Universum Verlag 2011, 2,85 €, www.universum.de > Erste Hilfe bei Kindern in die Suchmaske eingeben 10 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 Gesundheit Motorik fördern Kinder unter drei Jahren erkunden die Umwelt durch Bewegung. Sie üben Bewegungsabläufe, automatisieren und verfeinern sie. Folgende Spiele unterstützen sie in ihrer motorischen Entwicklung. Der Igel hat seine Stacheln verloren Schneiden Sie einen Igelkörper aus einem Karton aus und hängen Sie einen Faden für die Kinder erreichbar auf. Verteilen Sie Wäscheklammern im Raum oder im Gelände. Aufgabe ist es, die Stacheln (die Klammern) des Igels zu finden und am Körper zu befestigen. Geben Sie den Kindern nebenbei kleine Aufgaben, lassen Sie die Kinder zum Beispiel auf einen kleinen Kasten steigen. Legen Sie die Klammer auf eine Rutsche, oder ans Ende eines Balkens. Was zu beachten ist: ì Halten Sie die Hygieneregeln ein: Achten Sie zum Beispiel darauf, dass die Kinder nach dem Kastanienspiel ihre Hände waschen. ì Achten Sie auf Kleinteile. Verwenden Sie Gegenstände, die nicht von Kleinkindern verschluckt werden können. Kreisspiel – Komm mit, in den Garten Ein Kind setzt sich in die Mitte. Es zieht Schuhe an. (pantomimisch) Es sagt oder singt: Wir gehen in den Garten. (auf der Stelle laufen oder im Kreis gehen) Es sagt oder singt: Wer wird da auf uns warten? (Hand an die Stirn legen und suchend schauen) Ah! ... (Name des Kindes) Es sagt oder singt: Komm mit! Und dann fängt das Spiel von vorne an. Kastanienparcours Verteilen Sie Kastanien im Freien. Legen Sie quer dazu Stöcke. Der Abstand sollte nicht zu groß und die Kastanien gut zu sehen sein. Aufgabe ist es, über die Kastanien einen großen Schritt zu machen und über jeden Stock zu springen. DGUV Kinder, Kinder Service ì Inga Bodenburg: Der Entwicklung Raum geben, Cornelsen Verlag 2012, 152 Seiten, 16,95 Euro ì Stefan Köhler-Holle und Heike Weigelt: Klettern und balancieren in der Krippe, Verlag an der Ruhr 2012, 72 Seiten, 18,95 Euro Foto: Fotolia/Barefoot Kinder haben einen natürlichen Drang, sich zu bewegen. Sie wollen sich ausprobieren und stoßen dabei auch auf ihre Grenzen, die sie überwinden wollen. Erzieherinnen und Erzieher haben Einfluss darauf, eine anregende Umgebung zu gestalten, die sich am Entwicklungsstand der Kleinkinder orientiert. Im angeleiteten Spiel erproben Sie ihre Fähigkeiten. Fußabdrücke mit Farbe Das brauchen Sie: eine große Schüssel, Tapetenrollen, eine Plastikplane, Farben, Pinsel, Hocker, Handtücher So geht‘s Breiten Sie die Plastikplane auf dem Boden aus und fixieren Sie sie. Befestigen Sie darauf die Tapetenrolle. Am Anfang der Tapetenrolle steht ein kleiner Hocker, auf den sich die Kinder setzen können. Am Ende steht eine Wanne mit Wasser, und Handtücher liegen bereit. Am Anfang der Bahn sitzen die Kinder auf dem Hocker und bekommen die Fußsohlen angemalt. Ältere Kinder können sich dabei gegenseitig helfen. Mit den angemalten Füßen gehen die Kinder über die Tapetenrolle. Nachfolgende Kinder können neben den schon vorhandenen Spuren oder auf ihnen gehen und schauen, was passiert. Am Ende treten die Kinder in die Schüssel mit Wasser, waschen die Farbe ab und trockenen ihre Füße. Anzeige Selbst sicher werden Stefan Köhler-Holle, Diakon und Erzieher, Bremen, redaktion.kk@universum.de P ikle r Spiel- und Bewegungsgeräte nach Pikler® und Hengstenberg® Basisgemeinde Wulfshagenerhütten eG 24214 Tüttendorf Tel: 04346 /368010 www.basisgemeinde.de Original ® DGUV Kinder,Kinder 3/2013 11 Die Reise eines T-Shirts Seit zwei Monaten beschäftigen sich elf Kinder einer Vorschulgruppe und ihre Erzieherinnen im norddeutschen Stelle intensiv mit dem Thema Kleidung. Wo kommt mein T-Shirt her, wie wurde es hergestellt? Woraus besteht es und was passiert damit, wenn ich es nicht mehr brauche? „Welche Art von Kleidung gibt es“, fragt Erzieherin Christina Böer. „Hochzeitskleidung“, ruft Ryan. Julie meldet sich: „Was die Arbeiter im Klärwerk anhaben.“ „Das nennt man Arbeitskleidung“, erklärt die Erzieherin. „Wie das, was die Feuerwehrleute anhaben“, weiß Nils. Den Kindern der Tigergruppe fallen noch mehr Kategorien ein: „Babykleidung“, „schicke Kleider“, „Faschingskostüme“. Christina Böer und ihre Kollegin Olga Charkowsky unterstützen die Kinder, wo es nötig ist und regen zu eigenständigem Tun an. „Es geht darum, die Welt zu entdecken, Zusammenhänge zu begreifen“, beschreibt Böer. „Wir geben die grobe Richtung vor. Was dann genau daraus wird, entscheiden die Kinder mit ihren Fragen, Interessen und Gedanken.“ Klimaschutz und Nachhaltigkeit Sie sammeln und ordnen ihre Ideen im Sitzkreis und jedes Kind darf sich ein Thema aussuchen. Dann sichten sie stapelweise Kataloge und kleben konzentriert auf ihr Plakat, was sie gefunden haben. Romy sammelt Schlafkleidung, Lara Babykleidung und Ryan Sportsachen. Besonders schwer haben es Julie und Nils, die nach Trachten und Bekleidungen fremder Völker suchen. In Reisekatalogen werden die beiden aber schließlich auch fündig. Welchen Weg hat das T-Shirt zurückgelegt? Der Wollfaden führt zum Produktionsort. 12 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 Angeregt durch eine Fortbildung von Kita21 (siehe Info-Kasten) zur nachhaltigen Bildung hat sich die DRK-Kita in Stelle im Jahr 2012 auf den Weg gemacht, Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Alltag zu verankern. Für ihr gelungenes Engagement wurde sie zertifiziert und hat sich in diesem Jahr erneut um die Auszeichnung beworben. Bisher sind drei Erzieherinnen zum Thema fortgebildet, nun ist eine Weiterbildung für das gesamte Team geplant. „Wir hatten im letzten Jahr Projekte zum Thema Wasser, Ernährung und Müll. Das hat sehr viel ins Rollen gebracht“, erzählt Christina Böer. „Die Kinder trennen zum Beispiel seitdem ihren Müll, reagieren kritisch auf aufwendige Verpackungen. Den gesamten Bioabfall bringen wir jeden Tag zu einem Hausschwein hier in Stelle. Im Außengelände haben wir mithilfe der Eltern einen Gemüsegarten angelegt. Wir pflanzen dort Obstbäume, Kartoffeln, Gemüse und Erdbeeren an und haben eine Kräuterspirale.“ Auch als Multiplikatoren sind die Kinder aktiv: Ideen zum Wassersparen und zur Ernährung sorgen im Elternhaus häufig für Diskussionen und die Kinder tragen ihre Erkenntnisse in die anderen Gruppen der Kita hinein. Zum Thema Kleidung hat die Gruppe bereits in einer Schneiderei für Hochzeitskleider in Lüneburg den Näherinnen über Fotos: Eva Schmidt Besondere Einrichtungen Woher kommen wohl die Anziehsachen und unter welchen Bedingungen werden sie gefertigt? die Schulter geschaut. Anschließend hat jedes Kind einen „Nähmaschinenführerschein“ gemacht und aus Stoffresten eine kleine Eule genäht. In einer Fühlkiste wurden Stoffe ertastet und unterschieden. Alle Infos dazu haben die Kinder auf Plakaten gesammelt und im Projektraum aufgehängt. Dort hängt auch eine Weltkarte, über die kreuz und quer Wollfäden verspannt sind. Fotos der Kinder mit ihren T-Shirts sind um die Weltkarte herum an die Wand gepinnt. Jeweils ein Wollfaden verläuft vom T-Shirt zum Produktionsort. Die weiteste Reise hat dabei Laras T-Shirt zurückgelegt: 11.788 Kilometer – von El Salvador bis nach Deutschland. Die Kinder wundern sich über diese Tatsachen und sprechen über die Gründe. Globales Lernen So führt das Thema Kleidung in ferne Länder, es geht dabei auch um Produktionsbedingungen, Kinderarbeit und Armut. Dazu nutzen die Erzieherinnen Materialien von unicef: Der Wunderbär Tobs ist unterwegs auf der Welt und schaut sich an, wie Kinder in Indien oder Afrika wohnen und essen oder wie die Wasserversorgung dort funktioniert. Auch dass Kinder arbeiten, beobachtet er. Probleme wie vergiftetes Wasser werden angesprochen oder, dass der Arbeiter bei der Baumwollernte eigentlich einen Schutzanzug bräuchte, weil er vom Arbeiten Hautausschläge bekommt. Die Kinder der Tigergruppe faszinieren diese Geschichten von Menschen aus anderen Kulturen. Sie empören sich aber auch über soziale Ungerechtigkeit, arbeitende Kinder und Tierquälerei. Selbst wenn sich Seide noch so zart anfühlt; dass die Raupen für die Herstellung des Stoffes sterben müssen, können sie nicht akzeptieren. Die Kinder der Tigergruppe lernen durch das Projekt Weltoffenheit, Toleranz und Wertschätzung für andere Kulturen. Sie werden sich bewusst, dass das eigene Handeln für sie selbst und für andere von Bedeutung ist und dass es Kindern nicht überall auf der Welt so gut geht wie ihnen. Der wichtigste Aspekt ist dabei die Partizipation, die Fähigkeit, sich einzumischen und mitzubestimmen – denn das brauchen die Kinder, um sich nachhaltig für die Zukunft zu engagieren. Kita 21 KITA21 ist eine Initiative der S.O.F. (Save Our Future)-Umweltstiftung. Sie unterstützt und zertifiziert Bildungseinrichtungen von Krippe bis Hort, die zukunftsbedeutsame Themen wie Klimaschutz oder Ernährung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung umsetzen. Hintergrund der Bildung zur nachhaltigen Entwicklung ist die Agenda 21, ein Aktionsprogramm, das darauf abzielt, die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in der Welt zu verbessern und gleichzeitig Natur und Umwelt zu schützen. Kita 21 gibt es in Hamburg sowie in den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Pinneberg. Bisher wurden mehr als 100 Kitas ausgezeichnet. www.kita21.de Eva Schmidt, freie Journalistin und Redakteurin, Mörfelden-Walldorf, redaktion.kk@universum.de DGUV Kinder,Kinder 3/2013 13 H^Z[gV\ZcÄl^gVcildgiZc KZgh^X]Zgjc\hhX]jio^cYZg@^iV In unserer Kita wird zwei Mal im Jahr ein Kleiderbasar durchgeführt. Veranstaltet wird der Basar von einigen engagierten Eltern. Die Einnahmen kommen unserem Förderverein zugute. Die Kita stellt lediglich die Räumlichkeiten zur Verfügung. Sind die Kinder und Eltern, die sich am Basar beteiligen und die Besucher des Kleiderbasars gesetzlich unfallversichert? Nein! Für Veranstaltungen, bei denen die Einrichtung lediglich die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, sich aber ansonsten nicht an der Organisation oder Durchführung beteiligt, besteht kein Versicherungsschutz. Demnach sind weder die Kinder und Eltern, die den Basar organisieren, noch Besucher gesetzlich unfallversichert. Im Schadensfall ist die Leistungspflicht der jeweiligen Krankenkasse gegeben. ' Wir möchten in der Kita ein Englischangebot von einer amerikanisch sprechenden Mutter im Zeitraum von 14 bis 14.50 Uhr durchführen lassen. Es werden Kinder daran teilnehmen, deren Vertrag nur bis 14 Uhr gültig ist. Wie sind die Kinder dann versichert? Sofern die Kita lediglich Räumlichkeiten für ein privat organisiertes Englischangebot zur Verfügung stellt, sind die daran teilnehmenden Kinder nicht gesetzlich unfallversichert. Bei einem Unfall ist die Leistungspflicht der jeweiligen Krankenversicherung (Krankenkasse der Eltern) gegeben. Anders verhält es sich, wenn diese Veranstaltung als zusätzliches Angebot für die Kinder organisiert und in Verantwortung der Einrichtung durchführt wird. Dann spielt es keine Rolle, ob dieses Angebot während der üblichen Betreuungszeiten stattfindet oder erst danach. Dass das Angebot nicht von Erzieherinnen und Erziehern der Kita, sondern von einer Mutter durchgeführt wird, hat auf den Versicherungsschutz keinen Einfluss. Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung Versicherungsschutz bei Veranstaltungen Die gesetzliche Unfallversicherung übernimmt nach versicherten Unfällen mit der Folge von Verletzungen zum einen die komplette ärztliche Heilbehandlung – bei Bedarf auch in Spezialkliniken. Durch die Steuerung des Heilverfahrens sorgt sie dabei für eine optimale medizinische Behandlung. Zum anderen sorgt sie für eine möglichst gute soziale und berufliche Wiedereingliederung – z.B. durch Umschulungen oder durch behindertengerechte Umbauten. Bleiben nach Unfällen schwere körperliche Einschränkungen zurück, zahlt die gesetzliche Unfallversicherung den Verletzten oder Hinterbliebenen eine Unfallrente. Grundsätzlich gilt: Finden in einer Einrichtung Veranstaltungen externer Anbieter statt – etwa Fremdsprachenkurse, Malunterricht oder musikalische Früherziehung – dann ist die entscheidende Frage, ob diese Veranstaltungen in der organisatorischen Verantwortung der Tageseinrichtung liegen oder ob die Kita lediglich organisatorische Hilfestellung leistet und beispielsweise ihre Räume zur Verfügung stellt. Denn gesetzlicher Unfallversicherungsschutz besteht nur für solche Veranstaltungen, die in der organisatorischen Verantwortung der Einrichtung stattfinden. 14 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 Foto: Fotolia / Bernd Rehorst Foto: stockphoto ( Recht ) Während der Sommerferien veranstalten wir regelmäßig unsere „Ferienspiele“. Unsere Hortkinder bringen manchmal ihre Freunde mit. Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus? Die Hortkinder werden regelmäßig aufgrund des mit den Sorgeberechtigten geschlossenen Betreuungsvertrages beaufsichtigt und betreut. Für diese Kinder besteht Versicherungsschutz auch während der Teilnahme an den Ferienspielen. Dagegen sind die mitgebrachten Freunde nicht versichert. * + Kinder sind beim Besuch einer Kindertagesstätte unfallversichert. Gilt das für alle Einrichtungen? Versichert sind Kinder in Tageseinrichtungen, deren Träger eine so genannte Betriebserlaubnis haben (§ 45 Sozialgesetzbuch VII) oder eine entsprechende andere Erlaubnis auf Grund einer landesrechtlichen Regelung. Einrichtungen, die keine Betriebserlaubnis haben beziehungsweise benötigen, sind nicht durch die gesetzliche Unfallversicherung geschützt. Als Sozialpädagogin biete ich zurzeit über die hiesige Familienbildungsstätte Spiel- und Bewegungsgruppen für Kinder an und überlege, mich künftig selbständig zu machen. Wären die Kinder in einer solchen privaten Spiel- und Bewegungsgruppe gesetzlich unfallversichert? Nein! Für private Spiel- und Bewegungsgruppen besteht kein gesetzlicher Unfallversicherungsschutz. Unter diesen Umständen gelten Unfälle als Privatunfälle, für die die Leistungspflicht der jeweiligen Krankenversicherung gegeben ist. Foto: Fotolia / shootingankauf Eine privat organisierte Bewegungsgruppe ist nicht gesetzlich unfallversichert. Alex Pistauer, Strategische Steuerung, Unfallkasse Hessen, redaktion.kk@universum.de Anzeige ""$ 48),854+,7,-E704+,7.C79,4:4+04+,717066,4/(),4<07,04,04.,78*/:9=9E7,49<0*1,29+0,), 854+,7,#0*/,7/,098;57=E.,),809=9:7*/+0,().,7:4+,9,57385<0,+0,04+,7$E7=(7.,049,.70,79,4 1:.,2.,2(.,79,4C4+,7+7,/980*/+(8$E7)2(99),03A--4,4:4+#*/20,B,4033,704.2,0*/3C B0.,3)89(4+;5433:3+,4'(7.,4860,.,2(+:7*/<07+(:8.,8*/2588,4+(8804+,7),03 &,789,*1860,2/049,7+,7$E70/7,04.,7035--,4,4#6(29()8*/,7,41D44,4:B,7+,3/(),4 <07+,4.,-C/720*/,4:-8*/2(.),7,0*/+,8$E7)2(99,8(:-+0,'(7.,+:7*/,0404+0,(49,049, .70,79,8C36-:4.8675F2>,498*/C7-9?0,049,.70,79,>4(:98*/=54,?;,7704.,79&,72,9=:4.,4 (4 +,7 (:698*/,71(49, :4+ ,),48*/20,B1(49, +,8 $E7)2(99,8 :4+ 8*/549 +0, ,36F4+20*/,4 04+,7F4.,7 8<,7+,4+0,4-57+,7:4.,4+,7,:98*/,4,8,9=20*/,4%4-(22;,780*/,7:4.,7-E229%&#" #@$E7,4 E--4,72:=(7.,43)5! :98*/,4<,. "/,0489,99,4 -54 04-51:,--4,7+, <<<1:,--4,7+, DGUV Kinder,Kinder 3/2012 80% SEKUNDÄR ALUMINIUM 15 Integration durch Sprachförderung In der hessischen Kita St. Markus in Kelsterbach haben 78 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Seit 2007 arbeiten die Erzieherinnen mit der KIKUS-Methode. Sie fördert die Muttersprache der Kinder und Deutsch als Zweitsprache. Eda, Eren und Erzieherin Anna Lübbering verteilen Birnen-, Apfel- und Kirschfiguren auf dem Spielfeld. „Bak“ (türkisch: Schau mal), ruft Eren zu Eda und zeigt ihr seine gelbe Birnenfigur. „Armut“ (türkisch: Birne), antwortet Edda. Sie spielen das Obstgartenspiel. Dabei unterhalten sie sich in ihrer Muttersprache. Beim Aufstellen der Obstfiguren lässt Lübbering die Kinder die Worte auf Deutsch nachsprechen. Die Eltern erreichen Derzeit besuchen 90 Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren in vier alterserweiterten Gruppen die katholische Einrichtung. Seit 2007 wenden die Erzieherinnen der katholischen Kindertageseinrichtung St. Markus die KIKUS-Methode an. 16 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 KIKUS steht für: „Kinder in Kulturen und Sprachen“. Entwickelt wurde diese vom Zentrum für kindliche Mehrsprachigkeit e.V. in München. Hierbei werden Erst- und Zweitsprache spielerisch gefördert. „Wir haben Kinder aus vielen Nationen“, erzählt Giovanna Schneider, Leiterin der Kita. „Die KIKUS-Methode ermöglicht es uns, nicht nur Deutsch als Zweitsprache, sondern auch die Erstsprache zu fördern.“ Durch die KIKUS-Arbeitsblätter kann das Team im Sinne der Erziehungspartnerschaft auch die Eltern in die Sprachförderung einbeziehen. Zum Beispiel nehmen die Kinder diese Arbeitsblätter mit nach Hause, damit die Eltern die Inhalte mit ihren Kindern wiederholen und vertiefen können. Ein Teil der Arbeitsblätter kann von den Kindern eigenständig bearbeitet werden, andere regen die Eltern dazu an, ihre Kinder zu begleiten. Zum Beispiel ist auf Deutsch ein Grundwortschatz vorgegeben, der gemeinsam mit den Eltern in die jeweilige Erstsprache übersetzt wird. Mit Bilder-Karten lernen Neben den Arbeitsblättern arbeiten die elf Erzieherinnen der Einrichtung sehr häufig mit den KIKUS-Bilder-Karten. Diesmal haben sich Aise, Peter und Haki aus der Marienkäfergruppe das Thema Obst und Gemüse vorgenommen. Sie verteilen die Karten auf dem Tisch. Leiterin Giovanna Schneider versteckt Brokkoli, Zwiebel, Orange, Banane und Karotte im „Zaubersäckchen“. Nun geht es los. Ein Kind nach dem anderen greift in das Zaubersäckchen und errät, was es fühlt. Pädagogik Unterstützung von Mentorinnen Giovanna Schneider und ihr Team sind über die Internetseite der Siemensstiftung auf diese Methode aufmerksam geworden. Gemeinsam mit dem Zentrum für kindliche Mehrsprachigkeit e.V. initiierte die Siemensstiftung das Programm „Start-Mentoren“. Denn: Unterstützung erhalten die Erzieherinnen von Josra (18 Jahre), Samia (17 Jahre) und Mariam (15 Jahre) – drei Schülerinnen, die alle zwei Wochen für circa eine Stunde in die Einrichtung kommen. Samia und Mariam kommen gemeinsam. Alle drei unterstützen die Kinder dabei, Deutsch zu lernen. „Zu den jungen Frauen fassen die Kinder schnell Vertrauen. Schön ist, dass hierbei beide Seiten profitieren: Die Kinder erweitern ihre Sprachkompetenz und die Mentorinnen lernen die pädagogische Praxis kennen“, erzählt Fotos: Dominik Buschardt „Eine Orange“, sagt Haki, holt sie aus dem Säckchen heraus und legt sie auf die entsprechende Karte. Peter ertastet eine Zwiebel und beugt sich weit über den Tisch, um sie auf der passenden Karte abzulegen. „Das Ganze kann man auch im Stehen spielen. Dafür verteilen wir die Karten auf dem Boden und die Kinder fassen mit den Händen oder den Füßen auf die Karten. So kommt mehr Bewegung ins Spiel“, erklärt Schneider. Die KIKUSMethode bietet vielfältige Sprechanlässe, nicht nur beim Spielen sondern auch im Alltag, zum Beispiel beim Frühstück oder beim An- und Umziehen. Haki ertastet den Brokkoli, nennt ihn beim Namen und legt ihn auf die passende Bilderkarte. Elina Novajas vom Zentrum für kindliche Mehrsprachigkeit e.V. „Außerdem können sich die Mentorinnen gut in die Kinder hineinversetzen und kennen mitunter das Gefühl, kaum etwas zu verstehen.“ Novajas ist Ansprechpartnerin zum einen für die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas, zum anderen für die Mentorinnen und Mentoren. „Bevor die Schülerinnen und Schüler in die Einrichtungen gehen, werden sie in der KIKUS-Methode geschult“, erläutert Novajas. Derzeit sind 13 Mentoren in sieben Einrichtungen – Kindertagesstätten und Schulen – in Hessen und Nordrhein-Westfalen aktiv. „START-Mentoren für KIKUS-Kinder“ Die Start-Stiftung und die Siemensstiftung haben mit dem Zentrum für kindliche Mehrsprachigkeit (zkm) das MentoringProgramm „START-Mentoren für KIKUSKinder“ ins Leben gerufen: Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ab der 10. Klasse übernehmen dabei Patenschaften für Vorschul- bzw. Hortkinder. In den ausgewählten Einrichtungen lernen die Kinder mithilfe der KIKUS-Methode Deutsch. www.siemens-stiftung.org/sprachfoerderung Diane Zachen, Redakteurin, Universum Verlag, redaktion.kk@universum.de Anzeige Bewegungsförderung, die allen Spaß macht... Bausteine + Bohnensäckchen Qualitätsprodukte zu günstigen Herstellerpreisen! Kissen, Würfel, 4 unterschiedliche Quader, Keile und Matten - alle mit einem Bezug aus sehr strapazierfähiger Baumwolle (bei 40° vollwaschbar) und einem stabilen Schaumstoffkern (Stauchhärte 25 kg/m³). 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Die Kilometersätze orientieren sich an den örtlichen Dienstreiseregelungen – in Hessen z.B. 0,20 € pro Kilometer. Einige Unfallkassen haben Taxigutscheinverfahren: Die Erzieherin kann also auch ein Taxi bestellen und (ggf. zusammen mit dem Kind) kostenfrei mit dem Taxi zum Arzt und zurück fahren. Hierzu sollten Sie bei der für Ihre Einrichtung zuständigen Unfallkasse anfragen, ob diese solch ein System anbietet. 3. Ist die Fahrt im Nachhinein als Dienstreise über den Arbeitgeber zu melden? Diese Frage müssen Sie mit Ihrem Arbeitgeber bzw. Dienstherrn klären. Die Erzieherin oder der Erzieher ist jedenfalls während der Fahrt ebenfalls gesetzlich unfallversichert. Eine Ausnahme bilden Beamte. 2. Muss die Unfallkasse vor Antritt der Fahrt informiert werden, wenn ja wie? Nein! Eine Info vor Fahrtantritt ist nicht erforderlich. Viele Grüße Dr. Torsten Kunz, Leiter Prävention, Unfallkasse Hessen getroffen werden muss. Mir konnte auch der Arzt keine Auskunft geben. Da in Ihrem Fall keine unmittelbare Gefahr für Leib oder Leben des Kindes bestand, musste auch nicht unmittelbar reagiert werden. Der Umstand, dass die Erziehungsberechtigten nicht eher erreichbar waren, unterfällt deren Verantwortung. Die generelle Übertragung der Berechtigung zur Einwilligung in medizinische Eingriffe auf die Einrichtung wäre zwar theoretisch privatrechtlich möglich, jedoch keinesfalls praxisgerecht oder empfehlenswert, da sie die pädagogischen Fachkräfte über Gebühr in die Verantwortung nehmen würde und auch einen erheblichen Verwaltungsaufwand mit sich brächte. Birgit Tietz, Leiterin Kita Krümelkiste, Stadt Doberlug-Kirchhain Sehr geehrte Damen und Herren, ich arbeite als Kinderpflegerin in einem gemeindlichen Kindergarten. Mit großem Interesse habe ich Ihren Bericht über das richtige Transportmittel bei Unfällen gelesen und stellte fest, dass wir es bisher richtig gemacht haben. Nun habe ich noch eine für uns wichtige Frage: Vor kurzem hat sich ein Kind eine kleine Platzwunde am Kopf zugezogen. Ich habe es dann zu Fuß zum Arzt gebracht, da er nur zwei Straßen weiter seine Praxis hat. Das Kind hätte genäht werden müssen. Da ich aber nicht erziehungsberechtigt bin, durfte ich nicht entscheiden. Der Arzt hat zunächst ein Pflaster auf die Wunde geklebt. Doch als die Mutter zwei Stunden später noch einmal beim Arzt war, konnte der Arzt die Platzwunde nicht mehr nähen. Gibt es eine Möglichkeit, eventuell durch ein Schreiben mit Unterschrift der Eltern, solch eine Entscheidung doch treffen zu dürfen, wenn man die Eltern telefonisch nicht erreicht? Was ist, wenn ein Kind sich ernster verletzt und eine Entscheidung 18 DGUV Kinder , Kinder 3/2013 Absender ist der Redaktion bekannt. Als Kinderpflegerin bzw. Erzieherin sind Sie verpflichtet, einem verunfallten Kind Ihrer Einrichtung Erste Hilfe zu leisten. Streng von Erster Hilfe zu unterscheiden sind aber medizinische Maßnahmen, die von den Erziehungsberechtigten veranlasst und von einem Arzt vorgenommen werden müssen. Eine wirkliche Erste-Hilfe-Maßnahme ist beispielsweise die Versorgung einer Wunde mit Wasser, Pflaster oder Verband. Demgegenüber ist die Einrenkung eines Gelenkes, die Schienung eines gebrochenen Knochens oder eben das Nähen einer offenen Wunde eine medizinische Maßnahme, die ausschließlich Ärzte leisten dürfen, die hierfür wiederum der Einwilligung der Erziehungsberechtigten bedürfen, sonst begehen sie eine (strafbare) Körperverletzung. Viele Grüße Tanja von Langen, Rechtsanwältin, München Haben Sie Anmerkungen oder Fragen? Dann schreiben Sie uns: redaktion.kk@universum.de. Ideenbörse „Unser Projekt“ Die Kinder der Kindertagesstätte „Lütke Lüe“ der Lebenshilfe Grafschaft Diepholz haben sich über fünf Monate mit berühmten Künstlern und ihren Werken beschäftigt. Durch die Anfrage des Jugendamtes nach Gemälden für ihre neuen Räumlichkeiten kam das Kunstprojekt zustande, bei dem es Aufgabe der Kinder war, einmal selber Künstler zu sein und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Inspiriert von den großen Malern wie Monet und Picasso experimentierten die Kleinen ein halbes Jahr mit Farben und Pinsel. Jede Kitagruppe beschäftigte sich mit einem Künstler und seinen Werken. Mit diesen Anregungen entwickelten die Kinder eigene Ideen und waren motiviert, sich selbst an einem eigenen Kunstwerk zu Foto: Integrative Kita Lütke Lüe „Ich bin ein Künstler, jeder ist ein Künstler“ Die Kinder erhielten Tipps zu verschiedenen Maltechniken versuchen. Bestärkt wurden sie von einer ortsansässigen Künstlerin. Ihr Besuch war ebenfalls Teil des Projekts. Sie gab den Kleinen hilfreiche Tipps zu verschiedenen Maltechniken. Stolz überreichten wir die Bilder an das Jugendamt. Versteigerung der Kunstwerke Das Projekt hat den Kindern so viel Spaß gemacht, dass wir weitere Werke der Kinder im Tuchmacherhaus in Diepholz ausgestellt haben. Nachdem die Ausstellung dort beendet war, schlossen wir das Projekt mit unserem Sommerfest. Das sogenannte „Fest der Künste“ war nicht nur ein tolles Ereignis für die Kinder, die sich auf dem Gelände austoben und an verschiedenen Mitmach-Aktionen teilnehmen konnten, auch die Eltern waren eingeladen, sich die Kunstwerke ihrer Schützlinge anzusehen. Die Gemälde wurden anschließend sogar versteigert oder verkauft. Alles in allem war das halbjährige Kunstprojekt ein voller Erfolg für die Kinder und uns Erzieherinnen. Martina Luhr, Erzieherin, Integrative Kita „Lütke Lüe" der Grafschaft Diepholz DGUV Anzeige Arbeit & Gesundheit BASICS – Rückengesundheit Weitere Infos: www.universum.de/basics Das lesen Sie in der Broschüre BASICS Rückengesundheit: t So funktioniert Ihr Rücken: Richtig Stehen, Gehen, Sitzen und Liegen t Rückengesund arbeiten: Am Schreibtisch, bei körperlichen Arbeiten, hinter dem Lenkrad t Das hält Ihren Rücken fit: Ausgleichsübungen für zwischendurch, geeignete Sportarten t Rücken und Psyche: Entspannungstechniken gegen stressbedingte Rückenschmerzen Mit dem handlichen Format unserer erfolgreichen BASICS-Reihe haben Sie und Ihre Mitarbeiter schnell und jederzeit alle Informationen zu den wichtigsten Themen rund um Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz parat. Universum Verlag GmbH · Taunusstraße 54 · 65183 Wiesbaden · Telefon 0611 90 30-501 · Fax: 0611 90 30-379 · Internet: www.universum.de E-Mail: vertrieb@universum.de · Registriert beim Amtsgericht Wiesbaden, HRB 2208 · Geschäftsführer: Siegfried Pabst, Frank-Ivo Lube Preise und Bestellung unter: www.universum-shop.de/ basics-rueckengesundheit Sie benötigen eine große Stückzahl, möchten Ihr Logo eindrucken lassen oder Wechselseiten einfügen? Sprechen Sie uns an: basics@universum.de Naturwissenschaftliche Experimente BWl[dZ[bfWh\kcÅ i[bXij][cWY^j Lavendel, ganz natürlich zu einem Duftwasser verarbeitet, betört die Sinne von Groß und Klein. Und so wird's gemacht Materialien: in (wachsen zur Zeit ì Lavendelblüten in rt we eis pr gibt es vielen Gärten und als t gu n ma st kann Drogerien; den Re rwenden) ve el itt nm Antimotte ì 1 Glasschälchen hat: ì 1 Teelöffel (Wer's r mit Pistill) se ör m Ein Küchen ì Leitungswasser ì Kaffeefilter ì Filterpapier gen des Duftstoffs ì 1 Glas zum Auffan en hraubbares Gläsch ì 1 schönes, versc als Parfumbehälter Etwa drei Teelöffel Lavendelblüten in ein Glasschälchen geben und mit dem Teelöffelrand zerkleinern; mit Küchenmörser und Pistill gelingt es etwas einfacher. Schon bald entfaltet sich ein intensiver Lavendelduft. Nun etwa ein Viertel einer Kaffeetasse mit Leitungswasser zufügen und mit den zerkleinerten Lavendelblüten mischen. Das Kaffeefilterpapier in den Kaffeefilter stecken und das Lavendelblütenwasser filtrieren. Tipp: Den Filter nicht auspressen, sonst gelangen Schwebstoffe in das „Parfum“. Das klare Filtrat wird in einem Glas aufgefangen und schließlich in ein kleines verschließbares Glas gefüllt und phantasievoll beschriftet. Die filtrierte Flüssigkeit ist fliederfarben und duftet nach Lavendel. Das Duftwasser hält sich circa 4-5 Tage. Wie kommt der Duft ins Wasser? Damit etwas riecht, muss es an die empfindlichen Sensoren unserer Nase gelangen. Parfums bestehen aus leicht flüchtigen Substanzen, die aus der Flüssigkeit schon bei geringer Temperatur verdunsten, das heißt gasförmig werden. Andere Stoffe riechen dagegen überhaupt nicht: An Salz, Zucker oder Steine kann man seine Nase noch so lange halten – die weißen Kristalle riechen nicht, denn die einzelnen Teilchen sind so fest miteinander verbunden, dass sie bei normalen Temperaturen nicht gasförmig werden können. Pflanzen enthalten viele Substanzen, die leicht flüchtig sind und einen für uns angenehmen Geruch entwickeln. Zusätzlich sind die Stoffe, die den Lavendelgeruch hervorrufen, auch gut in Wasser löslich. Wenn sie mit Wasser in Berührung kommen, werden sie aus den übrigen Bestandteilen der Blüte herausgespült – man sagt auch extrahiert. Auf der Haut verdunstet Lavendelwasser wegen der Körpertemperatur recht schnell. Und die Lavendelteilchen können in unsere Nase gelangen. Text: Gisela Lück: Neue leichte Experimente für Eltern und Kinder, Herder Verlag 2005, S. 70f., Illustration: Ira Hugger DGUV Kinder, Kinder 3/2013