Dokumentation 2011 - Berliner Festspiele
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Dokumentation 2011 - Berliner Festspiele
theatertreffen stückemarkt 2011 Dokumentation tt11 Stückemarkt 2011 Der Stückemarkt des Theatertreffens ist die älteste Förderinitiative für Gegenwartsdramatik im deutschsprachigen Raum. Seit 33 Jahren setzt er sich erfolgreich für eine nachhaltige Förderung noch unbekannter Autoren aus Europa ein. Mit seinen szenische einrichtung David Bösch dramaturgie John von Düffel ausstattung Nora Johanna Gromer es lesen Mirco Kreibich, Jörg Pohl und Michael Schweighöfer szenischen Lesungen und Autorenportraits, der Präsentation des Dramatikerworkshops, dem Hörtheater sowie den Preis- Stückemarkt-Hörtheater verleihungen ist er ein wesentlicher Teil der Talenteplattform ALLES AUSSCHALTEN von Julian van Daal hörspielproduktion Deutschlandradio Kultur und Österreichischer Rundfunk 2011 tt Talente des Theatertreffens. programm So 15. Mai (Maxim Gorki Theater Berlin, Studio) So 08. Mai Stückemarkt-Autorentisch II Eröffnung des Stückemarkts Iris Laufenberg im Gespräch mit Oliver Kluck, Claudia Grehn mit Heinz Dürr, Heinz und Heide Dürr Stiftung, Iris Laufenberg, Leiterin des Theatertreffens, und Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Stückemarkts impulsreferat »Skydiving Blindfolded« von Simon Stephens Im Anschluss expertentisch mit Małgorzata Sikorska-Miszczuk, Peca Ştefan und Simon Stephens moderation Stefan Schmidtke und Wolfram Lotz Stückemarkt I BRACHLAND von Dmitrij Gawrisch szenische einrichtung Stephan Kimmig dramaturgie Sonja Anders ausstattung Kathrin Frosch und Nora Johanna Gromer es lesen Maren Eggert, Christoph Franken und Felix Goeser Stückemarkt II BURMISTRZ – DER BÜRGERMEISTER von Małgorzata Sikorska-Miszczuk Aus dem Polnischen von Benjamin Voelkel szenische einrichtung Nina Gühlstorff dramaturgie Daniel Richter ausstattung Nora Johanna Gromer es lesen Niels Bormann, Jonas Hien, Bernd Moss, Tilo Nest und Jenny Schily Do 19. Mai Präsentation des Dramatikerworkshops Auszüge aus Stücken von Benjamin Lauterbach, Anne Lepper und Rebecca Christine Schnyder leitung und moderation John von Düffel szenische einrichtung Tilmann Köhler ausstattung Nora Johanna Gromer es lesen Meike Droste, Julischka Eichel, Max Simonischek, Ursula Werner und Ronald Zehrfeld Stückemarkt V ALLES GOLD WAS GLÄNZT von Mario Salazar szenische einrichtung Florian Fiedler dramaturgie Bert Zander ausstattung Kathrin Frosch es lesen Margit Bendokat, Christian Grashof, Horst Kotterba, Ole Lagerpusch, Andreas Leupold, Anja Schneider und Aljoscha Stadelmann Preisverleihungen förderpreis für neue dramatik und werkauftrag des tt stückemarkts 2011 theatertext als hörspiel Mi 11. Mai Stückemarkt-Autorentisch I Yvonne Büdenhölzer im Gespräch mit Dmitrij Gawrisch, Stückemarkt Preisträgerstücke Konradin Kunze, Mario Salazar und Juri Sternburg Maxim Gorki Theater Berlin, Studio Stückemarkt III FOREIGN ANGST von Konradin Kunze szenische einrichtung Friederike Heller dramaturgie Marion Hirte ausstattung Kathrin Frosch es lesen Mohamed Achour, Stefan Konarske, Seyneb Saleh und Almut Zilcher Stückemarkt IV DER PENNER IST JETZT SCHON WIEDER WOANDERS von Juri Sternburg Do 12., Di 17. Mai förderpreis für neue dramatik des tt stückemarkts 2009 DAS PRINZIP MEESE von Oliver Kluck regie Antú Romero Nunes mit Annika Baumann, Michael Klammer So 15., Mi 18. Mai förderpreis für neue dramatik des tt stückemarkts 2010 ERNTE von Claudia Grehn regie Dominic Friedel Mit Johann Jürgens, Horst Kotterba, Matti Krause, Robert Kuchenbuch, Anne Müller, Aenne Schwarz, Sabine Waibel THEATERTREFFEN STÜCKEMARKT 2011 DOKUMENTATION 02 — Editorial 04 — Eröffnung Stückemarkt 07 — Pressestimmen allgemein 08 — Szenische Lesungen 14 — Dramatikerworkshop 17 — Stückemarkt-Preise 2011 22 — Preisträger seit 2003 23 — Stückemarkt-Autoren 2011 29 — Aktuelle Uraufführungen 34 — Erfolgsbilanz 37 — Impressum 2 33 Jahre Stückemarkt – Die Autorinnnen und Autoren 1978 Gustav Ernst, Peter Greiner, Elfriede Jelinek, Harald tt11 editorial Autor oder Playwright? In seiner Eröffnungsrede zum diesjährigen Stückemarkt zog der Die Übersetzungen sind in der Online-Theaterbibliothek des britische Dramatiker Simon Stephens aufschlussreiche Verglei- Goethe-Instituts abrufbar und werden dort außerordentlich che zwischen der deutschsprachigen und der britischen Thea- nachgefragt. 33 terkultur (gekürzt nachzulesen auf den folgenden Seiten). So betonte er, dass er die deutsche Bezeichnung »Autor« für sei- Unbedingt erwähnt werden müssen hier die nachhaltigen Er- nen Beruf eigentlich ablehne und das britische »Playwright« – folge der beim Stückemarkt in den letzten Jahren entdeckten Stückemacher – vorziehe. Denn der Begriff Playwright sei auf- Autoren, die nicht nur ihren Platz auf den Spielplänen gefun- geladen mit Konnotationen eines Lebens als Theaterarbeiter. den haben und zu Festivals nach Mühlheim, Berlin, Wiesbaden Ein Autor kann in seinem Zimmer arbeiten, in seinem Büro, eingeladen werden, sondern auch als Hausautoren (also »Play- seiner Dachkammer oder in seinem Pub. Ein Playwright muss wrights«) an deutschsprachigen Theatern reüssieren. So wurde im Theater arbeiten. Und das mache seine Stücke (also die der Wolfram Lotz mit seinem Stück »Einige Nachrichten an das All«, Briten, so Stephens) besser. entstanden als Werkauftrag des Stückemarkts 2010, von Theater heute zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gekürt, gefolgt Stückemacher und gute Stücke zu finden und diesen wieder- von Thomas Arzt (Stückemarkt 2009) auf Platz zwei. Auch die um die Tür zu öffnen in die konkrete, praktische Theaterarbeit, Erfolge der Spielplan-Renner Oliver Kluck, Nis-Momme Stock- sie zusammenzubringen mit Regisseuren, Dramaturgen und mann, Philipp Löhle oder der Autorin/Regisseurin Anne Haber- Schauspielern oder ihnen durch die Patenschaft eines Jurors mehl, die jüngst mit ihrem Regiedebüt zu den Autorentheater- einen längerfristigen Kontakt in die Praxis zu ermöglichen, ist tagen nach Berlin eingeladen war, können sich sehen lassen. das erklärte Ziel des Stückemarkts des Theatertreffens. Und die (Die Stückemarkt-Erfolge finden Sie in Ausschnitten dokumen- Erfolge und die Resonanz auf die hier entdeckten Dramatiker tiert ab S. 29.) stehen für sich. Blickt man auf den Stückemarkt-Jahrgang 2011 lassen sich auch Dass aber der Text eines einzelnen Autors, egal ob er nun an sei- hier die ersten Uraufführungen verzeichnen: Juri Sternburgs nem Schreibtisch sitzt oder im Theater arbeitet, die Grundlage »der penner ist jetzt schon wieder woanders« wird im Januar einer Inszenierung ist, ist längst nicht mehr alleinige Realität 2012 am Maxim Gorki Theater Berlin uraufgeführt, Konradin am deutschsprachigen Theater. Spätestens seit der Nominie- Kunzes »foreign angst« im Frühjahr am Hessischen Staatsthea- rung des Kollektivs Rimini Protokoll für den Mühlheimer Dra- ter Wiesbaden, Anne Leppers Stücke »Seymour« am Schauspiel matikerpreis 2007 wird dieses Faktum diskutiert. Und so greift Hannover und »Käthe Hermann« am Theater Bielefeld und Mario der tt Stückemarkt als erstes Autorenförderungsprogramm die- Salazars »Alles Gold was glänzt« am Theater Heidelberg. se Entwicklung auf, erweitert den Stück- und Autorenbegriff und sucht ab 2012 neben »klassischen« Theatertexten erstmals Ich wünsche den Autorinnen und Autoren für ihre Zukunft als auch nach Projekten, Arbeiten von Theaterkollektiven und Stü- »Theaterarbeiter« viel Erfolg, bin gespannt auf die Veränderun- cken, die nicht den vorab geschriebenen Text als einzige Grund- gen des Stückemarkts ab 2012 und wünsche Ihnen jetzt viel Spaß lage haben. Ich bin überzeugt davon, dass diese Erweiterung, bei der Lektüre der vorliegenden Dokumentation! thematisch und formal, unverzichtbare neue Impulse gibt – für die »klassischen« Theaterautoren genauso wie für die Projektmacher. Zurück zum Stückemarkt 2011: Die Jury – in diesem Jahr Barbara Mundel, Iris Laufenberg, Martin Heckmanns, Jan Klata und Nurkan Erpulat – hat sich für acht herausragende Stücke und Autoren entschieden, die allesamt gesellschaftlich relevante Fragen wie kulturelle Identität, Fremdheit oder politische Aufarbeitung thematisieren und auf deren Umsetzung auf der Bühne yvonne büdenhölzer Leiterin des Stückemarkts p. s. Danken möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich den Partnern und Förderern des Stückemarkts: der Heinz und Heide Dürr Stiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung und Deutschlandradio Kultur sowie unseren beiden Partner-Theatern für 2011, dem Maxim Gorki Theater Berlin und dem Schauspiel Hannover. man gespannt sein darf. Um ihren Weg auch auf die internationale Bühne zu beschleunigen, wurden zum ersten Mal alle beim Stückemarkt präsentierten Texte ins Englische übersetzt. Kuhlmann, Dieter Kühn, Horst Laube, Harald Mueller, Gerhard Roth, Wolf Christian Schröder, Ginka Steinwachs 3 4 1979 Herbert Achternbusch, Thomas Brasch, Ernst Jandl, Bodo Kirchhoff, Jürg Laederach, Franz Mon 1980 Herbert tt11 Eröffnung Stückemarkt Fallschirmsprung mit verbundenen Augen oder Fünf Dinge, die ich von Sebastian Nübling gelernt habe von Simon Stephens (…) Ich habe Iris Laufenberg letzten Monat im Royal Court »Wir haben reichlich schlechte Stücke von britischen Auto- Theatre in London getroffen. In den letzten Jahren hat sie fest- ren, warum also zusätzlich noch welche importieren?« (…) gestellt, dass an deutschen Theatern vor allem neue Stücke Die Erfahrung, in einem Theater zu arbeiten, gibt einem Dra- von deutschen Autoren aufgeführt werden. Oder von einer matiker Energie. Ich habe in den letzten zehn Jahren festge- Handvoll britischer Autoren, die im Schatten einer Tradition stellt, dass es außerdem eine Provokation und Verunsicherung agieren, die man grob gesagt als Bad in frappierend viel Blut ist, wenn man diese Erfahrung innerhalb unterschiedlicher und Sperma umschreiben könnte. Dass aber ein deutsches Theaterkulturen macht, und ich habe das als ausgesprochen Theater zum Beispiel Stücke polnischer Dramatiker, norwegi- inspirierenden Impuls erlebt. Es hat meine Stücke besser ge- scher, spanischer oder tschechischer Dramatiker produziert, macht. (…) kommt eher selten vor, meinte sie. Sie wollte sich mit mir Ich pflege zu mehreren Regisseuren Arbeitsbeziehungen, die im Royal Court treffen, weil sie davon ausging, dass dieses mir viel geben. Und die zu Sebastian Nübling ist eine von denen, Theater in jüngerer Zeit einen gewissen Ehrgeiz an den Tag die unentwegt provozierend und stimulierend ist. (…) Noch nie gelegt hat, Texte aus einem größeren geografischen Umkreis hat ein britischer Dramatiker so oft mit einem deutschen Autor- aufzuführen. In den letzten zehn Jahren wurden Stücke von Regisseur zusammengearbeitet oder für ihn geschrieben. Ich Autoren aus Schweden, Norwegen, Spanien, Quebec, Russ- möchte anhand dieser Beziehung verdeutlichen, wie die Arbeit land, Brasilien, Indien und Mexico am Royal Court produziert, in Deutschland mein Schreiben durchdrungen hat. Ich möchte aber ich glaube, Iris war etwas enttäuscht, als ich sie darauf Ihnen von fünf Dingen erzählen, die ich von Sebastian Nübling hinwies, dass der Internationalismus am Royal Court keines- gelernt habe. wegs in so gutem Zustand ist, wie sie dachte. Die genannten Stücke wurden nämlich meist im engen Rahmen einer fünf- 1. Theater ist ein physisches Medium. wöchigen International Season produziert, die alle zwei Jah- Diese Feststellung mag für das anwesende Publikum selbstver- re im Studiotheater stattfindet. Oft werden dafür diejenigen ständlich klingen, so selbstverständlich, dass sie geradezu lä- Stücke ausgewählt, die sich am besten in das gängige briti- cherlich wirkt – und das ist, wie ich glaube, bezeichnend für die sche Raster des »schmutzigen Realismus« pressen lassen. Man beschränkten und beschränkenden Parameter des britischen könnte also sagen: Anstatt das Theater einem aufregenden, Theaters. Dort drüben wäre sie nämlich durchaus umstritten. aus fünf Kontinenten zusammengetragenen Aufgebot an Äs- 2003 bin ich nach Stuttgart gefahren, um am Staatstheater Se- thetiken und Ansätzen zu öffnen, befand sich das Royal Court bastians Inszenierung meines zweiten abendfüllenden Stücks in den letzten zehn Jahren auf einer Art theaterkolonialistischer »Reiher« zu sehen, eine Koproduktion mit dem Jungen Theater Mission und hat Dramatiker überall mit der Aussicht auf eine Basel. Meine Agentin, mindestens zwei andere Autoren und ein internationale Karriere gelockt, vorausgesetzt, sie schreiben Dramaturg hatten mir als Warnung mit auf den Weg gegeben, Stücke wie ihre britischen Kollegen. Auf der großen Bühne des dass ich es grauenhaft finden würde. Die wickeln sämtliche Royal Court stammten im letzten Jahrzehnt nur ein Stück von Schauspieler in Frischhaltefolie und lassen sie an Fleischer- Lars Norén, eins von Jon Fosse und eins von Roland Schimmel- haken von der Decke baumeln, streichen deinen ganzen Text pfennig nicht von Autoren aus Großbritannien, Irland oder und nehmen einen von Michel Houellebecq, meinten sie. Sie den USA. Alle drei Produktionen gaben den Kritikern Rätsel irrten sich. auf und spalteten ihr äußerst spärliches Publikum. Trotzdem Sebastians Produktion hat mich umgehauen. In London hat- gehört das Royal Court zu den britischen Theatern, in denen te man das Stück als gefühlvoll und zart, als naturalistisch man noch verhältnismäßig international denkt. (…) und detailgenau und eher langsam wahrgenommen. Darauf Wenn man sich damit beschäftigt, wie sonderbar isolationis- beruhten meine Erwartungen. Was ich sah, war vollkommen tisch europäische Theater in einer zunehmend globalisierten anders. Seine Inszenierung war schnell und furios, sexy und Welt mit neuen Stücken umgehen, ist die interessanteste Fra- wütend. Er hatte zwei Randfiguren wieder im Zentrum des ge wahrscheinlich, warum das überhaupt eine Rolle spielt. Stücks angesiedelt. Sie spuckten, fluchten, spielten American Muss es das Publikum in Brüssel oder Kiew oder Manchester Football mit dem Hintern einer weiteren Figur, rannten her- oder Bergen eigentlich kümmern, dass die geografische Identi- um wie die Irren und brüllten die Sprache mit einer Energie tät von Stücken den Einsatz begrenzt, den die Theater für ihre heraus, die so konzentriert wie rasant war. Ich fand es genial. Aufführung zeigen? Oder wie ein Theaterkritiker in Reaktion Mir war gar nicht klar gewesen, dass es in meinen Stücken auf Jon Fosses »Die Nacht singt ihre Lieder« sagte, ich zitiere: latent ein Leben gab, das ich nicht vorgegeben hatte. Achternbusch, Wolfgang Duffner, Gert Heidenreich, Barbara Honigmann, Thomas Hürlimann, Gert Raue, Karl-Heinz 5 Wenn im englischen Theater ein Stück inszeniert wird, in einer wenige Theaterleute in Großbritannien, die diese Vorstellung Theaterkultur, die den Dramatiker ins Zentrum stellt, dann geht nicht reizen würde, wie heimlich auch immer. Es liegen Wel- es während des Probenprozesses vor allem darum, dass man die ten zwischen den Prämissen, die unseren jeweiligen Leitster- ursprüngliche Konzeption des Autors so auf die Beine stellt, wie nen zugrunde liegen. Dass es eine Theaterkultur gibt, zu deren sie im Text steht. Sebastian dagegen hatte mein Stück mit Klar- Stoffwechsel es quasi gehört, das Schwierige, das Expressive, das heit und Intelligenz gelesen und das ganze Ding vollkommen Überhöhte wesentlich mehr zu schätzen als Publikumserfolge, neu imaginiert. (…) und dass es ein Publikum gibt, das seinerseits Gefallen daran findet – das hat mich erstaunt, als ich 2007 zum ersten Mal hier 2. Theater hat viele Autoren. beim Theatertreffen war. Ich habe die Prämissen meiner eige- Dass man als Dramatiker im britischen Theater so sehr im Zen- nen Theaterkultur neu bewertet. trum des Arbeitsprozesses steht, ist schmeichelhaft, lukrativ, inspirierend und stumpft ab. Es geht in der Theaterwelt nie- 4. Sprache ist Rauschen. mandem so gut wie einem britischen Dramatiker, und wahr- Theaterkritiker in Großbritannien sind wortbesessen. Wenn sie scheinlich liegt es auch daran, dass wir so viele sind und oft ein Stück interpretieren, achten sie irgendwie fast ausschließ- Erfolg haben. Wir unterschreiben Verträge, die uns beim Regis- lich auf das, was die Figuren zueinander sagen. Sie ignorieren seur ein Vetorecht geben. Wir haben Mitspracherecht bei der physische Symbolik, sie ignorieren Struktur, sie ignorieren Besetzung und arbeiten mit Bühnenbildnern. Wir werden dafür Genre und Stil von sowohl Sprache als auch Körperlichkeit. Sie bezahlt, dass wir auf Proben gehen und manchmal auch dafür, schreiben Kritiken, in denen ebenso gut von einem geschrie- dass wir nicht hingehen. Das bildet und rüstet uns viel besser benen Text wie von einer Inszenierung die Rede sein könnte. aus, als jedes Studium in Szenischem Schreiben es könnte. Es Die Arbeit mit Sebastian lässt das Gegenteil erkennen. Immer, stärkt uns. wenn er eins meiner Stücke inszenierte, hat er mit mehreren Als ich 2006 mit Sebastian in Hamburg und Hannover an »Por- Sprachen gearbeitet. Vom Schweizerdeutschen in »Reiher« über nographie« arbeitete, ging mir dann allmählich auf, welche das anglogermanische »Pornographie« bis hin zum Sprachge- Grenzen diese Arbeitsweise hat. Elemente von Sebastians In- wirr von »Ubus Prozess« und zu den dreisprachigen Erkundun- szenierung setzten Ideen im Stück um, die ich niemals hätte gen im neuen Stück »Three Kingdoms« – immer hat seine Ver- imaginieren können. Ich hätte nie das sensationelle Bühnen- fahrensweise etwas erkennen lassen, das mich fasziniert. Die bild von Muriel Gerstner imaginiert. Ich hätte nie gesehen, Menschen nehmen Sprachen nämlich nicht nur wörtlich wahr, dass die inzestuöse Beziehung zwischen Bruder und Schwester sondern auch anders und viel komplizierter. Sebastian bringt im Zentrum des Stücks als Beziehung zwischen zwei Brüdern Sprache so auf die Bühne, dass das Unterschwellige und das besser wäre. Ich hätte nie gesehen, dass das Ensemble ein Ge- Chaotische freigesetzt werden, das Spielerische und das Visze- webe bilden, Rollen verdoppeln und verdreifachen kann, ohne rale. Sprache ist in seinen Inszenierungen so unverfroren ges- dafür im emotionalen Inneren der Figuren zu graben. Bei Se- tisch, wie man es in England ganz einfach nicht kennt. (…) Dort bastian ging das, und es war überwältigend. Und diese Ima- achtet man viel zu sehr auf das, was der Autor sagen will, eine gination wurde meinem Stück nicht aufgesetzt, sondern aus Frage, die Sebastian mir nie gestellt hat. Für mich als Drama- seinem Kern heraus entwickelt. Sebastian und seine Schauspie- tiker ist das eine enorme Provokation. Ich muss mich fragen: ler und sein Team lasen mein Stück mit furioser Klarheit und Warum schreibe ich das jetzt auf, damit die Figuren es sagen? imaginierten es neu, und so etwas habe ich in Großbritannien Worte müssen mehr sein als bloß geschriebene Gesten. Das ist nie erlebt. so befreiend wie überwältigend und hat meine Arbeit neu de- Als ich nach Hause fuhr, war mir klar, dass es in der Theaterpra- finiert. xis nicht einfach nur darum geht, die Imagination eines Dramatikers auf die Bühne zu bringen. Es geht um einen von vielen 5. Engländer sind höflich und arrogant. Autoren getragenen Prozess der Zusammenarbeit, des Konflikts, (…) Durch meine Reisen, vor allem, aber nicht ausschließlich des Eingreifens und Erkundens. Dadurch konnte ich neu imagi- im Rahmen meiner Arbeitsbeziehung mit Sebastian, konnte ich nieren, wie ich schreibe. die Prämissen erkennen, auf denen unsere Arbeitsmethoden in Großbritannien beruhen, unser Respekt vor dem Autor, unser 6 3. Theater ist Kunst. Hunger nach Erfolg, unser Bedürfnis, Bedeutung durch Sprache Es ist sicher angebracht, beim Theatertreffen etwas über die zu interpretieren, und unser Misstrauen gegenüber dem Nicht- Leitsterne von Theaterkulturen zu sagen. Ich weiß aus Gesprä- Naturalistischen, das wir für kulturspezifisch, unnatürlich und chen mit Sebastian und anderen, dass im deutschsprachigen schlimmstenfalls sogar für beschränkt und engstirnig halten. Raum viele das Ziel haben, mit einer Inszenierung zu diesem Die höflichen, arroganten Prämissen einer engstirnigen Nation. Festival eingeladen zu werden, die damit dann zu den zehn Wenn ich nicht gereist wäre, wüsste ich das nicht. Am meis- höchsten Manifestationen künstlerischer Qualität gehört. In ten zu diesem Wissen haben jene Erfahrungen beigetragen, Großbritannien ist das anders. In Großbritannien ist der Leit- die ich beim Lesen von Stücken machte, die außerhalb meiner stern die Möglichkeit eines kommerziellen Transfers. Wir strei- Theaterkultur geschrieben wurden, oder besser gesagt, wenn ten das vielleicht ab. Wir denken vielleicht an unsere Authenti- ich Inszenierungen dieser Stücke sah. Meine Prämissen wur- zität. Aber wenn bei uns jemand die Aussicht hätte, ein Stück in den dadurch infrage gestellt, meine Methoden offengelegt. (…) der kommerziellen Welt der West End-Theater auf die Bühne zu Impulsreferat im Rahmen der Eröffnung des Stückemarkts am 8. Mai bringen oder, noch höher gegriffen, damit am Broadway den Ze- 2011 im Haus der Berliner Festspiele (Auszüge). nit des kommerziellen Ruhms zu erreichen – tja, ich kenne sehr Übersetzung Barbara Christ Scherfling, Ester Vilar 1981 Volker Braun, Serge Roon, Friederike Roth, Stefan Schütz 1982 ausgefallen 1983 Thomas tt11 Pressestimmen allgemein Die Gegenwartsdramatik, sie lebe kurz! Fünf Texte werden auf dem Stückemarkt des Theatertreffens in Was ist wahr? Wie ist eine bessere Welt möglich? Erstaunlich szenischen Lesungen vorgestellt, drei weitere in einem Drama- wie fast alle acht Stücke dieselben Fragen stellen und mutig aufs tikerworkshop bearbeitet. Das verleiht dem Festival für einige Grundsätzliche zielen. Tage ein aufgeregtes Wuseln junger Leute in einer Atmosphäre berliner zeitung, Doris Meierhenrich, 14. Mai 2011 zwischen Party und Kolleg. (…) Der Stückemarkt vermittelt das Der Fernseher denkt, die Politik lenkt Gefühl, dass das Theater noch eine Zukunft vor sich hat. taz, Katrin Bettina Müller, 13. Mai 2011 Der Stückemarkt ist der interessanteste Teil des Berliner Theatertreffens: die Kinderstube der Dramatik. Und der Nachwuchs Festivals sind in aller Regel Plattform und Schaufenster für die zeigt, dass er schon viel will und kann. (…) Der Stückemarkt ist Großen, die Etablierten der Branche. Nicht so das Berliner Thea- die älteste deutsche Initiative zur Förderung junger Autoren. In tertreffen. Neben den zehn bemerkenswertesten Inszenierungen diesem Jahr wird er dreiunddreißig Jahre alt. Das nennt man der Regie-Stars findet auch alljährlich ein Stückemarkt statt, für wohl im besten Alter sein, und so ähnlich wirkt auch alles im den sich junge Dramatiker mit eigenen Arbeiten bewerben Haus der Berliner Festspiele im beschaulichen Bezirk Wilmers- können. südkurier, Wolfgang Bager, 19. Mai 2011 dorf: sachdienliche Routine, herzliche Geschäftigkeit und immer noch viel Begeisterung. Das Fachpublikum – Verlagsleute, Intendanten, Literatenkollegen – und die normalen Zuschauer So manche Jahrgänge des Berliner Stückemarktes kreisten wohl- strömen unverdrossen herbei, ob aus echter Neugier auf die formuliert und formvollendet um den eigenen Nabel. Familien-, Nachwuchsdramatiker, ob aus Freude, bekannte Schauspieler Beziehungs- und Pubertätsprobleme drehten da oft rhetorische bei den Lesungen gratis aus der Nähe erleben zu können, oder Schleifen. Das ist in diesem Jahr anders. Nahezu alle Stücke rei- weil fürs Theatertreffen keine Karten mehr erhältlich waren. ben sich an gesellschaftlichen Problemen, geschichtlicher Aufar- Stolze 356 Beiträge aus ganz Europa wurden dieses Jahr ein- beitung oder politischen Missverständnissen. swr 2, Ina Beyer, 12. Mai 2011 gesendet, fünf davon ausgewählt und in szenischen Einrichtungen vorgestellt. Zuvor werden sie, falls nötig, ins Deutsche übersetzt und nun, um sie einer internationalen Klientel leich- THEATER, TOP SECRET… ter zugänglich zu machen, erstmals zudem ins Englische. Ähnlich wie Geheimakten werden die Stücke junger Autoren frankfurter allgemeine zeitung, Irene Bazinger, 18. Mai 2011 beim »Stückemarkt« behandelt: Die Namen der Schreiber werden auf dem Cover geschwärzt, bevor ihre Texte auf den Tischen Große Bühne, kleine Bühne – dazwischen liegt der Stückemarkt der Jurymitglieder landen, die dann ihre Favoriten auswählen. mit fünf szenischen Lesungen. »Szenische Lesung« das klingt Jedes Jahr ist der »Berliner Stückemarkt« showcase und Talent- nach abgelesenen Texten und sterbenslangweilig. Weit gefehlt. schmiede zugleich – für viele Teilnehmer geht es danach schnell Mit viel Einfallsreichtum und sparsamen Mitteln wurden die nach oben und sie sind bald schon kein Geheimtipp mehr. (…) Theatertexte präsentiert. Eine Wohltat nach den perfekten Büh- Es ist eine sehr bunte Mischung aus Stücken, die dieses Jahr in nenapparaten der Theatertreffen-Inszenierungen. den Lesungen präsentiert werden, die Bühnenstücke sind for- deutschlandradio kultur / fazit, Gerd Brendel, 19. Mai 2011 mal, ästhetisch, aber auch inhaltlich sehr unterschiedlich. mitteschön, Martin Stoinmotz, Mai 2011 (1) stückemarkt-jury 2011: Martin Heckmanns, Autor, Dramaturg › Barbara Mundel, Intendantin Theater Freiburg › Jan Klata, Autor und Regisseur › Iris Laufenberg, Leiterin Teatertreffen Berlin › Nurkan Erpulat, Regisseur ( v. l.) Hürlimann, Klaus Pohl, Einar Schleef, Peter Slavik 1984 Sascha Anderson, Thomas Hürlimann, Einar Schleef, Lukas B. 7 tt11 Szenische Lesungen Stückemarkt I und II: »Brachland« und »Der Bürgermeister« Was noch alles fehlt Programmheft nicht lüften würde, das Publikum käme womög- Zu den ulkigsten Phrasen im zeitgenössisch geplusterten Konfe- lich nicht notwendigerweise auf diese Spur. renz-Deutsch gehört die vom »Impulsreferat«; der englische Dra- Im abstrakten Hin und Her des Textes um Bürger und Bürger- matiker Simon Stephens war eingeladen, eines zu halten beim meister, Gäste aus Amerika, einen deutschen Berufsbüßer und Auftakt zum »Stückemarkt«, einer der Institutionen im Gesamt- die Mutter Gottes ist bestenfalls zu ahnen, dass da eine Ebe- programm vom Berliner Theatertreffen, auf die die scheidende ne unterhalb der Oberfläche lauern muss, die der Text mit be- Chefin Iris Laufenberg stets besonderes Augenmerk gerichtet trächtlicher Verrätselung umschreibt. Die Ambition, auch die hat – kein Wunder, denn hier erst wird das Festival zum Festi- szenische, ist beträchtlich, die Sprache müsste aber erst noch val. Für die Inszenierungs-Auswahl selber kann ja immer nur die Form gewinnen; Nina Gühlstorff, die schon in Magdeburg einen Jury was. Im »Stückemarkt« aber (und in vielem anderen drum Text der Autorin in Angriff nahm, kommt diesen »Bürgermeis- herum) erweist sich erst ein Stück der künstlerischen Spürnase ter« noch nicht wirklich nahe. des Leitungsteams. (…) nachtkritik.de, Michael Laages, 8. Mai 2011 Amüsanterweise hat er [Simon Stephens] ausgerechnet vor und für Autorinnen und Autoren ein Plädoyer gegen die Hybris der Auto- Dass vier der fünf auserkorenen Werke plakativ politisch sind, renschaft gehalten: Fast alles, was er persönlich über gutes und ist laut Heckmanns keine Absicht, sondern schlichtweg ein Spie- starkes Schreiben gelernt habe, habe er im Prozess der Inszenie- gel des diesjährigen Jahrgangs. Das Interesse an sprachlicher rung gelernt, also gemeinsam mit dem Regisseur Sebastian Nüb- Durchdringung und Gestaltung scheint ihm derzeit unter den ling, der Ausstatterin Muriel Gerstner und den Ensembles, die Ste- jungen Autoren nicht recht ausgeprägt zu sein. Als Ausnahme phens speziell in Deutschland zu Ruhm und Erfolg geführt haben. mag »Der Bürgermeister« von Małgorzata Sikorska-Miszczuk Daheim in England, diesem Traumland des Theaterkonservatis- (Jahrgang 1964) gelten. In einer sowohl inhaltlich wie formal ge- mus, sei alles ganz anders; dort sei (mitsamt dem Text, wie er lungenen Mischung behandelt die gebürtige Warschauerin die geschrieben steht) weithin noch immer der Autor heilig und un- Frage der polnischen Beteiligung an Verbrechen der Nazis in antastbar. Unendlich viel wichtiger aber als das (sagt Stephens, kleinen ironisch gebrochenen Szenen und mokiert sich gekonnt und er hat damit sicher recht) sei doch die Umsetzung für die über landestypische Klischees. Die Muttergottes höchstpersön- Bühne – Theaterstücke seien vielleicht Literatur: aber immer lich tritt auf, und kaum kündigt sich ein Gewitter mit Blitz und nur »auch«, nie »vor allem«. Material sind sie, für die Herstellung Donner an, fürchten die Polen gleich, dass wieder Krieg samt einer Aufführung auf der Bühne und für ein Publikum – es tut Besatzung drohen. frankfurter allgemeine zeitung, Irene Bazinger, 18. Mai 2011 schon gut, daran immer mal wieder erinnert zu werden. (…) Für »Brachland«, das Stück des 1982 in Kiew geborenen und in der Schweiz aufgewachsenen Dmitrij Gawrisch, kreierte das Die 47-jährige polnische Autorin Małgorzata Sikorska-Miszczuk Team um Stephan Kimmig einen Trick, um die drei Personen eröffnete mit der szenischen Lesung ihres Stücks »Der Bürger- des Stücks von den leidigen Textbüchern in der Hand zu befrei- meister« den Stückemarkt des Theatertreffens. Es geht darin en: Maren Eggert, Felix Goeser und Christoph Franken spielten um ein Thema der polnischen Geschichte, das auch ein deut- (mikrophonisch verstärkt) in Räumen vor und hinter den Glas- sches ist: das Massaker an der jüdischen Bevölkerung der Stadt fronten der Kassenhalle, und hinter dem Publikum lief auf einer Jedwabne im Juli 1941. Mit dem schwierigen Thema und der Art Soufflage-Wand der Text mit. Was allerdings befreiend sein kunstvoll verschachtelten Form ihres Stücks sticht Sikorska- sollte, wirkte eher beengend – der Dauer-Blick auf die Text-Pro- Miszczuk aus dem diesjährigen Textwettbewerb heraus. Nach jektion nahm dem szenischen Versuch eine Menge der mögli- Studien der Politik und Journalistik lernte sie das Drehbuch- chen Konzentration. (…) schreiben an der Hochschule für Film und Fernsehen in Lodz In Małgorzata Sikorska-Miszczuks Stück »Burmistrz/Der Bürger- und betätigt sich seit vier Jahren als Theaterautorin. Seitdem meister« steckt sehr viel mehr: immerhin eine geheimnisvol- wurden mehrere ihrer Stücke in Polen inszeniert, Auftrags- le Parabel über Jedwabne, jenes polnische Dorf, in dem 1941 werke vom Theater Magdeburg und dem Schauspielhaus Wien die polnische Mehrheit die jüdische Minderheit massakrierte. erfolgreich uraufgeführt. »Der Bürgermeister« wird im Juni in Name und Thema sind noch immer eine Art Tabu in Polen – Sopot uraufgeführt. berliner zeitung, Doris Meierhenrich, 14. Mai 2011 aber wenn »Stückemarkt«-Mitjuror Jan Klata das Geheimnis im 8 Suter 1985 ausgefallen 1986 Phillipp Engelmann, Jörg Graser, Gert Jonke, Horst Wolf Müller, Matthias Zschokke 1987 Illustrationen von Johanna von Stülpnagel Brachland Felix Goeser und Christoph Franken BURMISTRZ – Der Bürgermeister Tilo Nest, Jenny Schily und Bernd Moss Horst Wolf Müller, Gerhard Roth, Gaston Salvatore, Michael Zochow, Matthias Zschokke 1988 Friedrich Christian 9 Foreign Angst Seyneb Saleh, Mohamed Achour, Stefan Konarske und Almut Zilcher Der Penner ist jetzt schon wieder woanders Jörg Pohl, Michael Schweighöfer und Mirco Kreibich 10 Delius, Gundi Ellert, Volker Lüdecke, Michael Roes, Stefan Schütz 1989 ausgefallen 1990 Werner Fritsch, Klaus Stückemarkt III und IV: »Foreign Angst« und »Der Penner ist jetzt schon wieder woanders« Das Stück erzählt von einem jungen Mann, der irgendwo in Das ist der Reiz der szenischen Lesungen, das bloß Skizzen- der – so steht es zu vermuten, genau erfährt man es nicht – af- hafte steigert die Momente der Überraschung, der fehlende ghanischen Provinz in einem Hotelzimmer sitzt, um auf eigene Aufwand kommt einer Verdichtung zugute. Plötzlich sitzt ein Faust den mysteriösen Tod zweier Einheimischer – niederge- alter Mann mit strähnigem Haar und dicker Brille zwischen streckt von deutschen Soldaten – aufzuklären. (…) Er gerät da- den beiden und behauptet, Gott zu sein, der vor jedem fünften bei schnell an Grenzen – der Kommunikation (damit spielt der Mord mal eben Rücksprache nimmt, was das Ganze eigentlich Autor, indem er weite Passagen des Stückes in Englisch oder soll. Keinen Moment zweifelt man an seiner Rolle, auch die auch Arabisch verfasst hat), der Kondition (der Protagonist wird beiden jungen Totschläger zweifeln nicht. Jetzt übernimmt schwer krank) sowie der Intervention (die Einheimischen ma- Gott die Deutungshoheit über das Geschehen, trickst sie aus chen ihm schnell klar, dass er nichts zu suchen hat in ihrem wie sie zuvor ihre Opfer, amüsiert sich über die Vorhersehbar- Land). Konradin Kunze zeigt die Hilf- und Ausweglosigkeit sol- keit ihrer Positionen; dass ihm das nicht bekommt, man ahnt cher – ob nun privater oder politischer – Einmischung in ande- es schon. rer Angelegenheiten, streift konzentriert kulturelle Konflikte Dass Juri Sternburgs Stück funktioniert, seine das Ethos stän- oder auch helferische Hybris. Es ist kein Text großer politisch- dig aushebelnde Logik den Sätzen mit Verblüffung folgen lässt, theoretischer Reflexion, es ist ein sehr szenisch gedachtes, le- hat diese Lesung bewiesen. Die Dialoge heizen der Denkma- bendig gestaltetes Gedankenspiel über den Umgang mit dem schine im Kopf ein und den Performern. Was das Stück aber und den Fremden. eigentlich ist, bleibt dennoch schwer zu sagen. Eine Farce voll swr 2, Ina Beyer, 12. Mai 2011 bösem Witz über den hilflosen Umgang mit jugendlichen Gewalttätern? Ein Spaß am unkorrekten Denken? Eine Karikatur Gott übernimmt von Angstfantasien? Eine Steilvorlage für Pädophobe – die, wie Die zwei Jungs sind echt gemein. Sie nehmen dem Sprayer so einer der Jungs erklärt, Angst vor Jugendlichen haben? Ver- gar nicht seine Rolle als Kämpfer gegen das Schweinesystem mutlich macht, dass dies offen bleibt, mit das Potenzial von ab. Na, dann erklär doch mal, was systematisch an dem Sys- Sternburgs Text aus. tem ist, fordern sie ihn heraus, aber da liegt er längst schon taz, Katrin Bettina Müller, 13. Mai 2011 als ein winselndes Häufchen zwischen ihnen. Winselnd nicht nur, weil sie seine Phrasen so geschwind zerfetzen als wären Wo Kunzes Text (…) vom Kontrast Deutsch, Englisch, Dari lebt, sie Klopapier, sondern winselnd auch, weil da schon ein an- ist es bei Sternburg der Zusammenprall von Hochsprache und derer tot in der U - Bahn liegt, zu dem die beiden auch nicht Slang, von dumpfsten Instinkten, Trieben und philosophischen nett waren. Überlegungen (…) wenn das so ironisch luftig gebrochen wird Man sieht das alles vor sich. Nein, man glaubte das alles vor wie in dieser von David Bösch angerichteten szenischen Lesung, sich zu sehen in der szenischen Lesung von Juri Sternburgs fällt das gar nicht weiter auf. In der Kassenhalle des Festspiel- Stück »Der Penner ist jetzt schon wieder woanders«, die David hauses sitzen Jörg Pohl und Mirco Kreibich auf einem Podest Bösch für den Stückemarkt des Theatertreffens eingerichtet und spreizen sich von der ersten Sekunde an umwerfend ko- hat. Tatsächlich sitzen da nur zwei junge Schauspieler, Jörg misch zwischen Lesungsattitüde und entspanntester Coolness, Pohl und Mirco Kreibich, als Igor und Andrej, auf ihren Stüh- zappen virtuos zwischen den Charakteren hin und her und ba- len mit einem Manuskript in der Hand und sprechen die Op- den ebenso hemmungslos in politischen Unkorrektheiten wie fer sowohl wie die Täter. Die Mimik geht mit, aber die ganze der Text. Wenn sich später Michael Schweighöfer in seiner Lei- Gewalt und das Ambiente werden nur von der Sprache evo- besfülle zwischen sie drängt, gütig an ihnen herumtatscht und ziert. Und gerade dadurch wird die Lust am Ungeheuerlichen tatsächlich wie ein abgeklärter, desillusionierter Schöpfergott so plastisch: Die Fantasie von der Übertretung aller Gesetze wirkt, dann funkeln Sternburgs Dialoge. (…). In dieser Beset- und aller Verbote, diese Selbstermächtigung schieben sich die zung, mit diesem Drive möchte man Sternbergs wilde »Linie 1«- Schauspieler mit der Genugtuung derer zu, die dafür ja nicht Aufarbeitung gleich noch einmal sehen. nachtkritik.de, Georg Kasch, 12. Mai 2011 erwischt oder bestraft werden können. Ein inneres Grinsen liegt deshalb über der äußeren Grausamkeit. Rohleder, Stefan Schütz, Georg Seidel, Michael Wildenhain, Michael Zochow 1991 Werner Buhss, Gert Jonke, Martin 11 Stückemarkt V: »Alles Gold was glänzt« Es darf gelacht werden! Wenn das Ganze so irre lustig daherkommt wie in der Komö- Der Fernseher hat sich Gedanken gemacht.«) als Well-Made Play die »Alles Gold was glänzt« des 1980 geborenen Berliners Mario mit einem postrevolutionären, humorvoll ausgemalten Abge- Salazars, dann lässt man sich Mediensatire doch recht gerne sang: »Die Arbeiterklasse hat immer versagt. Das Einzige, was gefallen. Lasst uns spielen: Star Wars oder NVA. Denn das ist die sie konnte war arbeiten.« gute Nachricht: Es gibt wieder junge Dramatiker, die Komödien frankfurter allgemeine zeitung, Irene Bazinger, 18. Mai 2011 schreiben können. Bei Salazar (wie ja auch vor elf Jahren bei David Gieselmann) findet man ein stupendes Dialoggeschick Auch in Salazars Welt stimmt ganz und gar nichts mehr: Auf – die Repliken sitzen pointensicher, die Running Gags sind den Straßen wütet ein Anarchistenaufstand, aber im Wohnzim- wohldosiert über das Stück verteilt, die virtuos geschnittene mer der Familie Neumann starrt man gebannt auf die glitzernd Überlappung von nebeneinander herlaufenden Dialogen sorgt monströse Geld-oder-Leben-Show »Alles Gold was glänzt«. Dabei für zusätzlichen Witz, und zwischendurch erden eingestreute hat Vater Walter längst keine Arbeit mehr (traut sich aber nicht Monologe das Tempo. Salazars drollige Überzeichnung seines es zu sagen), Opa Erich hält die Fahne des Sozialismus hoch, und Typenarsenals tut ein Übriges: Fast stoisch nehmen die drei Ge- Mariannes Freund Achmed hat die Aufforderung zur Ausreise in nerationen der Neumanns ihren fortschreitenden sozialen Ab- der Tasche (könnte dann aber bald auch Geld aus Afghanistan stieg hin, indem sie sich mit ihren diversen sie ruhigstellenden schicken). Und so grotesk das alles ist, so treffend genau, schnei- Steckenpferden ablenken – das kann die Sammlung der NVA- dend witzig und ernst spiegelt diese auseinander driftende Welt Orden sein oder das »Star Wars«-Computerspiel, dem lebendige aus sozialem Krieg und Weltflucht unsere Gegenwart. Allein da- Figuren entsteigen. Die Komödienstruktur des Stücks ist so ro- für hätte der 31-Jährige jeden Preis verdient. bust, dass bei einer Aufführung eigentlich kaum etwas schief- berliner zeitung, Doris Meierhenrich, 14. Mai 2011 gehen kann. Und so vermag auch schon die schnell hininszenierte szenische Einrichtung Florian Fiedlers mit einem famos chargierenden Ensemble (aus dem die ihre Sätze im Margit Bendokat-Sound herausknatternde Margit Bendokat als Mutter Neumann noch einmal herausragt) das Publikum mühelos zu kriegen. nachtkritik.de, Wolfgang Behrens, 19. Mai 2011 Dass sich Stoff und Form auch auf unprätentiöse, gar amüsante, kunstvoll schwebende Weise vereinen lassen zeigte der 1980 in Berlin geborene Mario Salazar mit »Alles Gold was glänzt«. Hier geht es zwar ebenfalls um Aufstände, Arbeitslosigkeit und Afghanistan, aber nach dem geschickt adaptierten Muster einer TV-Serie, von der die dargestellte Familie keine Folge versäumt. Herausgekommen ist eine flott gebaute, bittere Gesellschaftssatire (»Du hast dir keine Gedanken gemacht. 12 Roda-Becher, Michael Roes, Werner Schwab 1992 Jochen Berg, Oliver Bukowski, Oliver Czeslik, Werner Fritsch, Ernst Alles Gold was glänzt Anja Schneider und Aljoscha Stadelmann (stehend), Horst Kotterba, Margit Bendokat, Christian Grashof und Ole Lagerpusch. unten Andreas Leupold Molden, Michael Wildenhain 1993 Wolfgang Maria Bauer, Herbert Berger, Heidi von Plato, Simone Schneider, Ulrich 13 tt11 Dramatikerworkshop Drei junge Autoren suchen ihren Einstieg Acht Autoren treten im Wettbewerb an, ausgewählt aus 350 Be- Wie Benjamin Lauterbach und Anne Lepper ist Rebecca werbern – die drei Dramatiker aus dem Workshop und weitere Schnyder für die Teilnahme am Dramatikerworkshop beim fünf, deren Stücke in szenischer Einrichtung vorgestellt wurden. Stückemarkt des Theatertreffens ausgewählt. Mit verteilten »Die Anderen« oder »das Hauptfeld« nennen Anne, Benjamin und Rollen haben sie die erste Szene gelesen. Nun sind Verbesse- Rebecca sie im Scherz. Es stört sie ein wenig, dass die fünf öf- rungsvorschläge gefragt für den Einstieg in das Stück: Eine fentlich mehr wahrgenommen werden, denn qualitativ sehen Frau kehrt aus der Stadt in die Berge zurück und trifft dort sie kaum Unterschiede. Auch die Auswahljury soll länger über auf ihren Kindheitsfreund. »Es ist schöner, nicht zu viel zu die Zuordnung debattiert haben. Aber letztlich, was ist schon verraten«, regt John von Düffel an. »Sonst lehnen sich die Zu- Erfolg? Vom Schreiben für das Theater kann kaum ein Autor schauer im Sitz zurück, und du hast gar nicht die Kunst des leben, und ob man sich durchsetzt, ist auch dem aktuellen Zuhörens herausgefordert.« Geschmack unterworfen. Anne bleibt gelassen: »Ich schreibe Vier Tage haben sie im Workshop für die gemeinsame Arbeit. Texte, die machen Theater, und es wäre schön, wenn das zu- Am ersten erstellten sie mit dem Regisseur Tilmann Köhler eine sammenpasst.« Strichfassung ihrer zum Stückemarkt eingereichten Texte, für Es passt: Anne Lepper gewinnt den mit 7.000 Euro dotierten die szenische Lesung vor Publikum. An diesem Vormittag dis- Werkauftrag. Rebecca jubelt, und Benjamin freut sich, dass kutieren sie im Garten über noch unfertige Texte, wie den von die Jury das sperrige, mutige Stück »Hund wohin gehen wir« Rebecca. »Ich könnte mir einen unvermittelteren Einstieg vor- ausgezeichnet hat. Anne lässt darin Kinder über ihre Zukunfts- stellen«, sagt Benjamin. Er hat am Deutschen Literaturinstitut chancen räsonieren. In bildstarker Sprache verknüpft sie eine Leipzig studiert und ist damit ausgebildeter Autor, wie Anne, Christusgeschichte im Waisenhaus mit einem surrealen Revo- die das Literaturinstitut in Biel absolvierte. Die zurückhaltende lutionsszenario. Zum Schluss fliegt die Welt in die Luft, »damit 32-Jährige mit der großen schwarzen Brille beschreibt, was ihr das ein Ende hat das Suchen nach einem besseren Ort«. »Ihr an Rebeccas Figurenkonstellation »Bergbauer – Stadtflüchtige« Stück ist mehr als eine Talentprobe und macht Lust, ihre Stücke gut gefällt: »Er ist immer da, das ist für sie beruhigend.« John auf der Bühne zu sehen«, lobt Lars-Ole Walburg, Intendant des von Düffel hört zu, wirft nur gelegentlich etwas ein. Seit 2004 Schauspiel Hannover, an dem das neue Werk 2012 uraufgeführt leitet der Autor – und Dramaturg am Deutschen Theater Berlin wird. Anne Lepper lächelt, sieht zu Boden und geht schnell wie- – den Dramatikerworkshop. Er sieht sich weniger als Lehrer der der von der Bühne. Sie arbeitet lieber hinter den Kulissen, dort, jungen Theaterautoren, denn als erfahrenen Kollegen. »Kopro- wo man schreibt oder über Texte spricht – wie im Dramatiker- duzieren, nicht kritisieren« lautet sein Motto. workshop. Nach einer Stunde Debattieren liegen mehrere Zigarettenstum- Willst du die Zuschauer auf der Kante oder in der Lehne haben? mel auf dem Moos, von Mineralwasser steigen die Autoren auf berliner morgenpost, Elena Philipp, 21. Mai 2011 Kaffee um. Seit fast zwei Wochen sind Anne, Benjamin und Rebecca schon auf dem Festival unterwegs, besuchen die zum The- Dass Mario Salazar nicht das einzige komische Talent unter den atertreffen eingeladenen Inszenierungen, Publikumsgespräche Jungdramatikern ist, hatte sich bereits zwei Stunden zuvor bei oder Veranstaltungen der Nachwuchsplattform Internationales der Präsentation der drei Teilnehmer am (von John von Düffel Forum. Die Zeit schweißt zusammen: »Bermudadreieck« werden geleiteten) Dramatikerworkshop des Stückemarkts gezeigt. In sie von Festivalmitarbeitern genannt, weil sie immer gemeinsam einer Szene aus Benjamin Lauterbachs »Der Chinese« durfte sich unterwegs sind. »Wir wirken vermutlich etwas verschroben«, dort eine andere deutsche Musterfamilie vorstellen, die einem sagt Anne. An diesem Abend gehen sie miteinander essen – statt von der chinesischen Regierung entsandten Kundschafter das noch eine Theaterinszenierung zu sehen. Benjamin wohnt in Erfolgs- und Glücksmodell deutscher Lebenskultur nahebringen Berlin, aber Anne und Rebecca reisen heute wieder ab. soll. Wunderbar absurd ist bereits, wie sich die Familie schon im Das Eintauchen in den Theaterbetrieb finden alle drei so anstren- Vorhinein gutmenschelnd auf den Gast positiv einzuschwingen gend wie lohnend. »Ich habe mich beworben, damit sich was in versucht, gipfelnd in dem euphorischen Satz des Sohnes: »Ich Bewegung setzt«, sagt Rebecca, mit 25 die Jüngste. Mit angezo- habe den Chinesen jetzt schon lieb, obwohl er noch gar nicht genen Beinen sitzt sie auf dem Gartenstuhl, ihr Mund so pink da ist.« wie die Blüten hinter ihr. Wie die beiden anderen wünscht sie, nachtkritik.de, Wolfgang Behrens, 19. Mai 2011 sich mit ihren Texten am Theater zu etablieren. Aufgeführt zu werden. Und natürlich wollen sie einen der Stückemarkt-Preise gewinnen: den Förderpreis, der mit einer Uraufführung im Maxim Gorki Theater verbunden ist, den Werkauftrag für ein neues Stück oder die Umsetzung ihres Textes als Radiohörspiel. 14 Zieger 1994 Gundi Ellert, Werner Fritsch, Thomas Jonigk, Albert Ostermaier, Matthias Zschokke 1995 Einar Schleef, Mangelnden sprachlichen Gestaltungswillen kann man wiede- Für immer zusammengestellt rum Benjamin Lauterbach nicht vorwerfen. Seine Parabel »Der von anne lepper Rebecca Schnyder, Benjamin Lauterbach und ich sind die Teilnehmer des diesjährigen Workshops, Teil des Stückemarkts, der wiederum Teil des Berliner Theatertreffens ist. Das Theatertreffen ist Auslese und Platzanweisung. Im Zentrum stehen die zehn eingeladenen, nach Theatertreffenjuryentscheid besten deutschsprachigen Inszenierungen, ein bisschen näher am Rand der Stückemarkt. Zentrum des Stückemarkts sind fünf szenische Lesungen von Stücken junger Autoren, die aber schon nach Stückemarktjuryentscheid die besten der Bewerberinnen und Bewerber sind, und er ist, obwohl am Rand des Theatertreffens, ein Ereignis, wenn auch nicht sondergleichen. Am Rand des Stückemarkts wiederum, also etwas weiter davon entfernt, selbst ein Ereignis zu sein, steht der Workshop, und wir sind heilfroh, dass wir dabei sein dürfen und danach werden sagen können: Übrigens: Wir sind dabei gewesen, 2011. Chinese« spielt »viele Jahre in der Zukunft”, und das China des Textes bezieht sich nicht auf das reale China, sondern ist eine Chiffre für das heutige Deutschland, das einem zukünftigen, vermeintlich idyllischeren wie eine Fratze vorgehalten wird. Das ist eigenwillig, weil das China, das der Text entwirft, keine Metapher für das Fremde, sondern für das Eigene ist. Das zukünftige Deutschland hingegen, in dem der Text spielt, ist ein dystopisches, einer Art Gesundheitsrepression anheim gefallenes, wo Plastik, Fleisch und Handys geächtet, Sushi und Holz aber hoch im Kurs sind. Und da schleppt doch dieser Chinese, den es zu bewirten gilt, tatsächlich eine Gummipuppe und ein Kleid aus Polypropylen als Gastgeschenk an! Das gibt Stoff für Werte-Diskussionen her. theatertreffen-blog.de, Fadrina Arpagaus, 23. Mai 2011 Jörg Michael Koerbl, Anna Langhoff, Wolfgang Maria Bauer, Angelika Klüssendorf 1996 John von Düffel, Dominik 15 16 Im Vorfeld aber ist mir das alles egal, im Vorfeld habe ich Angst mich doch noch ins Aus, wenn ich ihn nicht so wahrnehmen vor zwei Wochen, in denen ich mich entweder wohl fühlen werde, wie er ist, nämlich super? Muss ich mein Bier doch al- werde oder eben nicht wohlfühlen werde, zwei Wochen, in de- lein trinken, wenn ich sage: John von Düffel? Na ja, Ach, John nen ich entweder drinnen bin, dazugehöre und nett gefunden von Düffel. werde oder eben nicht und mit souveräner Miene allein Bier- Man muss aber auch wissen, dass das Theatertreffen wie jede trinken muss. Ein wenig heller wird das Urteilserwartungsvor- Auslese Sympathieproduktionsapparat ist. Wer dabei ist, muss feld durch die Aussicht, dass man am uns angewiesenen Platz schon irgendwie ein netter und interessanter Mensch sein, zumindest 4 Tage dieser zwei Wochen etwas wird tun können, sonst wäre er ja nicht dabei, und jede Inszenierung muss auch Workshoparbeit eben. Arbeit an unseren Stücken. schon irgendwie nett sein und interessant, sonst wäre sie ja Die Angst aber zerstiebt schon am ersten Tag, denn schon am nicht dabei. Das ist Konsens vor Ort. Und die Sonne scheint ersten Tag sind wir drei der workshop, ein Klub oder eine über allem, die Schmetterlinge tanzen und ich hab Iris Laufen- Gruppe oder eine Bande, wobei wir für eine Bande allesamt berg und Yvonne Büdenhölzer schon lieb, bevor ich mit ihnen zu viele Magenprobleme haben, Wir sind nicht wild, aber zu geredet habe, es wird danach nicht weniger. allem bereit. Mal gehen wir in die Kantine, mal nicht, manch- Trifft der Workshop John von Düffel, freuen wir uns sehr, mal sitzen wir in der Sonne, manchmal im Schatten, und noch denn es gibt in diesen Tagen nichts Schöneres, als mit John in zehn Jahren werde ich »Ich mag sie noch genauso wie am von Düffel im Garten der Berliner Festspiele zu sitzen und ersten Tag« singen können. an Texten zu arbeiten. Denn es stimmt alles, was man über Schnell ist es also so, dass der Workshop entweder geschlos- John von Düffel sagt (und soviel ist es ja gar nicht), wir wer- sen im Aus steht oder geschlossen drinnen, alleine macht kei- den es weitertragen. Wenn wir uns treffen, scheint die Sonne, ner etwas. Nicht aus Not, sondern weil es so sein muss, weil und immer summen die Bienchen und hüpfen die Eichhörn- wir zusammengehören, sonnige Welt, wonnige Welt, hast uns chen fröhlich von Ast zu Ast, das ist der Workshop, und einen für immer zusammengestellt, weil wir uns für einander ent- besseren kanns nicht geben. Dass wir auch arbeiten, dass wir schieden haben oder füreinander entschieden wurden, was ganze Tage sitzen und arbeiten, Stücke kürzen, Stücke verlän- eine gute Sache ist. Und auch bei uns gilt die six block rule: gern, dass wir äußerst produktiv sind und am Ende der Zeit Sind wir weit genug weg vom Ort des Geschehens, können wir werden sagen können: Da haben wir nun mal wirklich was ungestört reden? Darf ich endlich sagen, was ich mag, was ich geleistet, seht her was wir geleistet haben, geschieht von uns hervorragend finde, oder willst du mir nicht mal kurz erzäh- allen unbemerkt, so schön ist es, mit John von Düffel im Gar- len, was alles für dich unter den Begriff »prima« fällt? Darf ich ten zu sitzen und Texte nicht zu kritisieren, sondern kozu- aufzählen, was ich hervorragend finde? Was mich berührt? produzieren und durch Auswahl und Platzanweisung tauglich Wollt ihr wissen, dass ich den »Biberpelz« mag? (…) zu machen. Da wird die so schön vorproduzierte Sympathie Anstrengend sind auch die ersten Tage auf dem Theatertref- gleich wieder zum Produktionsmittel und die Texte immer fen, der Workshop muss lange wach bleiben, viel reden und besser besser besser, in allem. Nun kann sich jeder vorstellen, immer freundlich sein, daran muss er sich erst gewöhnen. wie der Workshop ist. Da er zur Gemütlichkeit neigt, etabliert sich schon am ersten In den ersten anderthalb Wochen machen wir alles mit, schau- Tag eine Taxifahrgemeinschaft, zu der jeder Zutritt hat, wo en alles an, gehen in »Biberpelz«, »Kirschgarten«, »Don Carlos«. fahrt ihr denn hin? – Keine Ahnung, steig doch erstmal ein, Alles wird immer besser, macht immer mehr Freude, wir sind die aber aus einem harten Kern besteht, der inzwischen auch angekommen, wollen mehr mehr mehr, von allem. Der Ze- schon ein bisschen dicker geworden ist. Theatertreffen heißt nit wird nachts im Garten des Festspielhauses überschritten, für den Workshop vor allem wenig Bewegung, und einige von während Benjamin Christian FriedeI sagt, wie wunderbar er uns müssen, sind sie wieder zu Hause, ihre Übungen wieder ihn findet, wie wunderbar der »Don Carlos« gewesen ist und aufnehmen. Es gibt nichts Hässlicheres als Stückemarktspeck dies vor allem ihm zu verdanken, noch während wir Christian heißt es. Es heißt auch, dass John von Düffel super ist, das Friedels Hand schütteln, tauchen Theatertreffenermüdungs- heißt es oft. erscheinungen auf, jedenfalls bei mir: Ich will ins Kino oder Die, die ihn kennen, sagen, John von Düffel ist super, die, die Freibad, weg, und vor allem möchte ich ganz dumm sein dür- ihn nicht kennen, sagen, John von Düffel? Der soll ja super fen und leer und faul, aber Christian Friedel schaut so nett sein, oder sie sagen: Alles, was ich gehört habe, ist dass John und interessant, während er unsere Hände schüttelt, dass ich von Düffel super ist. Und tatsächlich verwenden alle genau mich bemühe, wieder hellwach zu sein, und auch Benjamin dieses eine Wort: John von Düffel ist nicht großartig oder sieht nicht mehr müde aus, und wir rennen fast weg und las- sonst wie toll, er ist nicht heraus- oder hervorragend, er ist sen Christian Friedel allein und fallen ins Taxi, es ist spät, und: super, und das setzte mich vorab unter Druck: Werde ich John Wir sind dabei gewesen, 2011. von Düffel auch super finden können? Oder katapultiere ich die deutsche bühne, Juli 2011 Finkelde, Tim Krohn, Moritz Rinke, Michael Roes, Stefan Schütz 1997 Werner Fritsch, Albert Ostermaier, Moritz Rinke, tt11 Stückemarkt-Preise 2011 Preisträger Preisjury Förderpreis für neue Dramatik des Förderpreis und Werkauftrag tt Stückemarkts 2011 Jens GroSS des. Chefdramaturg am Maxim Gorki Theater Berlin an Juri Sternburg (Foto rechts) Iris Laufenberg Leiterin Theatertreffen für »Der Penner ist jetzt schon wieder woanders« Milena Mushak Bundeszentrale für politische Bildung Lars-Ole Walburg Intendant Schauspiel Hannover Werkauftrag des tt Stückemarkts 2011 an Anne Lepper für »Hund wohin gehen wir« Theatertext als Hörspiel ausgewählt von Stefanie Hoster Leiterin der Abteilung Hörspiel, Theatertext als Hörspiel Deutschlandradio Kultur an Mario Salazar (Foto links) für »Alles Gold was glänzt« Roland Schimmelpfenning, Matthias Zschokke 1998 Wolfgang Maria Bauer, Steffen Kopetzky, Marius von Mayenburg, 17 18 Albert Ostermaier, Detlef Schulze 1999 Thea Dorn, Gerhard Falkner, Werner Fritsch, Wilfried Oschischnig, Albert Ostermaier, Ulrich Zieger 2000 Heiko Buhr, David Gieselmann, Steffen Kopetzky, Albert Ostermaier, Friedrich-Karl 19 Förderpreis für neue Dramatik Werkauftrag des tt Stückemarkts 2011 des tt Stückemarkts 2011 Laudatio von Lars-Ole Walburg (Auszug) laudatio von Jens GroSS (Auszug) Beim Lesen von Anne Leppers Stück »Hund wohin gehen wir« Juri Sternburgs Stück »Der Penner ist jetzt schon wieder woan- fällt zuerst ihre Sprache auf. Äußerst knapp und mit großer ders« überzeugt mit seinen direkten, lebendigen und genauen Kraft schiebt diese ihre in Minikapitel unterteilten Stücke vor- Figurenzeichnungen und den schnellen Dialogen, die das Berli- an. Eine Sprache, die sich auseinandersetzt mit sich selbst und ner U-Bahnleben mit satirischem Scharfsinn in den Blick neh- von einer nüchternen, spröden Schönheit ist. Sie ringt um die men. Dabei ist es fast ebenso philosophisch wie unmoralisch Gegenstände ihrer Beschreibung und ist dabei stets bemüht, und damit eine Herausforderung an das Theater. sich nicht vor das eigentliche Geschehen zu drängen. Bei Anne Der makabere Bruch ist von vornherein anhand drastischer Lepper ist Sprache tatsächlich Kunst. Gewaltschilderungen und plötzlicher irrealer Einschübe einge- Mit dieser Kunst schafft Anne Lepper es, psychologische Situa- schrieben, wenn die beiden Hauptprotagonisten ihre Mitfahrer tionen auf das Genaueste zu beschreiben, ohne dabei jemals ei- brutal ermorden und dabei selbst vor Gott nicht Halt machen. nen Ausstattungsgegenstand benennen zu müssen. Ihre Dialo- Mit feinem Gespür für die Balance zwischen realistischer Fi- ge beklemmen, weil sie das Unausgesprochene zwischen ihren gurenzeichnung und grotesker Überspitzung entspinnt sich so Figuren hörbar machen. Die dabei entstehenden Spannungen eine mörderische Stationengeschichte durch den Berliner Un- sind schon als Leseerlebnis geradezu körperlich fühlbar. tergrund, die Raum zur weiteren Assoziation lässt und damit Hinzu kommt etwas, von dem ich nicht weiß, ob ich einen jun- bohrende Fragen nach unserer sozialen und moralischen Ver- gen Menschen dafür loben soll: die Trost- und Ausweglosigkeit fasstheit stellt. der Grundsituation. Das ergreift vom ersten Moment an. Ich weiß nicht, ob leider oder glücklicherweise – aber auch die Hintergründe dieser Gesamtsituation werden nie ausgesprochen. Man hofft bis zur letzten Seite auf eine Erklärung, auf die Möglichkeit, das Monströse, das Lauernde des Stückes einordnen zu können und wird – natürlich – nicht erlöst. Das ist verstörend, aber sehr spannend. In »Hund wohin gehen wir« sprechen zumeist Unterdrückte, manchmal ihre Unterdrücker. Man fühlt: Es geht um Macht und Gerechtigkeit, ohne dass das jemals verbal thematisiert werden müsste. Ihr Stück ist mehr als eine Talentprobe und macht Lust, ihre Stücke auf der Bühne zu sehen. Ich freue mich sehr auf ihre Arbeit für das Schauspiel Hannover. 20 Praetorius, Moritz Rinke 2001 Dirk Dobbrow, Werner Fritsch, Bernhard Studlar, Tanjana Tsouvelis, Matthias Theatertext als Hörspiel (pressestimmen) Laudatio von Stefanie Hoster (Auszug) Egal, wer am Ende als ersten Preis eine Inszenierung seines Mein Stück ist als Hörspielstoff eine Herausforderung. Aber das Stücks an einem Staatstheater gewinnt: Das Publikum erwar- Personal ist sprachstark und beinhart. So bunt wie hier soll es tet garantiert kein Kasperle-Theater. Zu Lachen wird es in der auch im Radio sein. Dieses Stück hat trockenen Humor und di- Premiere nichts haben, dafür wird es eine Menge über sich und rekte, aber doch seltsam danebenliegende Bemerkungen. Und die Welt, in der wir leben, erfahren. Was kann man mehr von die Nüchternheit, mit der die Figuren alle möglichen Katastro- zeitgenössischem Theater erwarten? phen ertragen, ist bemerkenswert. deutschlandradio kultur / fazit, Gerd Brendel, 19. Mai 2011 Arbeitslos seit einem Jahr? Anarchisten auf der Straße proben Revolution? Post vom Gerichtsvollzieher? Mutter Iris kontert Der Werkauftrag des Stückemarkts aber wurde an Anne Lepper mit einem Masterplan zum Geldverdienen, der banaler und erteilt, und das mit gutem Grund. Mit ihrem (…) Stück »Hund brutaler nicht sein könnte – und doch ist die Atmosphäre dabei wohin gehen wir« war sie die wohl einzige unter den ausgewähl- irgendwie grotesk und eher heiter als dramatisch. ten Autoren, die sich zu so etwas wie einem eigenen Sprachstil Es ist aber nicht nur ein Stück »auf dem Sofa« über das laute Fa- vorwagte. Während sich die Komödianten – wie versiert auch milienleben der trudelnden Neumanns – ganz nebenbei treibt immer – bei einer im Film- und Fernsehrealismus vorgeprägten der Autor ein wirbelndes Spiel mit Versatzstücken politischer Sprache bedienen, hat Anne Lepper ihre um einen Außenseiter Systeme: Sozialismus wird von den Alten verteidigt, Kapitalis- in einem Kinderheim herum gebaute Geschichte mit durchaus mus von der nächsten Generation bejaht und von den Jüngsten artifiziellen Rhythmen versehen, die repetierend einzelne Wor- in den Extremen gelebt. te umkreisen oder sie fremd und mitunter fast archaisch auf- Kein Zweifel: Mein Stück heißt »Alles Gold was glänzt« und ich leuchten lassen. nachtkritik.de, Wolfgang Behrens, 19. Mai 2011 freue mich, es im Radio zu haben. Aber ich wünsche mir auch, dass es seinen Weg auf die Bühne findet! Theater und Radio, wir können ja nebeneinander existieren! Mario Salazar (…) beweist in seiner Familienfarce »Alles Gold was glänzt« schwarzen Humor. Während draußen ein »Aufstand« tobt, trifft sich die kaputte Sippe Neumann vor dem Fernseher. Aber es hat schon seine Berechtigung, dass Salazars Stück mit der Auszeichnung »Theatertext als Hörspiel« bedacht wurde. der tagesspiegel, Patrick Wildermann, 21. Mai 2011 Zschokke 2002 Ulrike Syha, Kurt Drawert, Maxim Biller, John von Düffel, Rebekka Kricheldorf 2003 Maja Das Gupta, 21 tt11 Preisträger seit 2003 Werkauftrag des tt Stückemarkts gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung 2011 Anne Lepper UA am 08.01.2012, Schauspiel Hannover 2010 Wolfram Lotz Förderpreis für neue Dramatik des tt Stückemarkts gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung 2011 Juri Sternburg für »der penner ist jetzt schon wieder woanders« UA im Januar 2012, Maxim Gorki Theater Berlin 2010 Claudia Grehn für »Ernte« UA am 19.12.2010, Maxim Gorki Theater Berlin 2009 Oliver Kluck für »Das Prinzip Meese« UA am 06.02.2010, Maxim Gorki Theater Berlin »Einige Nachrichten an das All« UA am 24.02.2011, Deutsches Nationaltheater Weimar 2009 Nis-Momme Stockmann »Kein Schiff wird kommen« UA am 10.02.2010, Schauspiel Stuttgart 2008 Anne Habermehl »Daddy« UA am 20.06.2009, Bayerisches Staatsschauspiel München 2007 Philipp Löhle »Die Kaperer oder ReiSS nieder das Haus und erbaue ein Schiff« UA am 20.03.2008, Schauspielhaus Wien de am 18.09.2008, Staatstheater Mainz 2008 Klaas Tindemans für »Bulger« UA am 17.12.2008, Maxim Gorki Theater Berlin Theatertext als Hörspiel in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur 2007 Maria Kilpi für 2011 »Harmin Paikka – plus null komma fünf windstill« Mario Salazar für »Alles Gold was glänzt« UA am 20.12.2007, Maxim Gorki Theater Berlin 2010 2006 Julian van Daal für »Alles Ausschalten« Thomas Freyer für »Amoklauf mein Kinderspiel« 2009 2005 Davide Carnevali für Oliver Schmaering für »Seefahrerstück« »Variazioni sul modello di Kraepelin – Variationen über das Kraepelin-Modell« 2004 Laura Sintija Cerniauskaite für »Lucy auf Eis« 2008 2003 »Parikmacherscha – Die Friseuse« Sergej Medwedew für Anja Hilling für »Sterne« und 22 2007 David Lindemann für »Koala Lumpur« Maria Kilpi für (gestiftet von der Dresdner Bank) »Harmin Paikka – plus null komma fünf windstill« Anja Hilling, Ana Lasic, David Lindemann, Jean-Marie Piemme, Ulf Schmidt 2004 Carles Batlle, John Birke, Dorothee tt11 Stückemarkt- Autoren 2011 Dmitrij Gawrisch über zu viele Menschen in der Schweiz, politische Visionen und vorbildliche Opern interview von grete götze (…) In deinem Stück geht es um die zwei Brüder Oleg und Ivan, sondern auch intellektuell, geistig. Die Schweiz war eine der die ohne Papiere in eine Stadt im Westen kommen. In wel- fortschrittlichsten Demokratien. Heute fehlt ihr hingegen eine chem Land sind sie? Vision, wie den meisten europäischen Ländern. Ich habe mir die Schweiz vorgestellt, aber eher als Gedanken- Die EU hat gerade beschlossen, im Schengenraum wieder stütze, nicht als präzise Studie. Mir hat auch schon jemand Grenzkontrollen einzuführen. gesagt, dass Deutschland als Handlungsort viel besser passen Auch die Vision, die zur Gründung der EU geführt hat, hat sich würde, weil hier gerade eine viel größere Migrationsdebatte erschöpft. Nach vielen Jahrhunderten der Kriege beschlossen stattfindet. die Länder nach dem Zweiten Weltkrieg, etwas zusammen zu In die Schweiz passt das Thema Ausländerpolitik aber auch machen, eine Union zu gründen. Mit einheitlicher Bildung, gut. Sie hat zuletzt mit ihren Volksabstimmungen gegen den ähnlichen Gesetzen, der gleichen Währung. Aber diese Vision Bau neuer Minarette und Ausschaffungsinitiativen von sich erfordert eine Selbstlosigkeit, die heute nicht mehr salonfähig reden gemacht. ist, obwohl die Vorteile geblieben sind. In Europa wird eine Ich finde das besorgniserregend. Im Herbst sind Parlaments- Politik gemacht, die Ängste schürt. Die Leute sind skeptischer wahlen, und was gerade an Zusammenhängen hergestellt geworden. wird, ist hirnrissig. Mittlerweile sollen die Zuwanderer so- Ist ihre Angst der Grund, warum sich so viele Autoren des gar daran Schuld sein, dass der Atomausstieg nicht gelingt. Stückemarkts mit dem Fremdsein beschäftigen? Es wird argumentiert, dass wir zu viel Bevölkerung haben, zu Viele Theater machen Themen wie Migration und Fremdheit viel Bevölkerung verbraucht zu viel Strom, und für die Pro- zu ihrem Motto. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis das duktion brauchen wir Atomkraftwerke. (…) Mieten steigen, auch bei den Autoren ankommt. weil es zu wenige Wohnungen für zu viele Leute gibt. (…) Das (…) Sollten die Theater sich mehr darum bemühen, auch Schlimme ist, dass die Debatte inzwischen nicht nur rechts Schauspieler mit Migrationshintergrund zu besetzen? geführt wird, sondern auch links. Die Grünen kamen mit dem An der Oper ist es mittlerweile egal, welches Alter und wel- AKW- Argument. che Nationalität die Sänger haben. Hauptsache, sie singen be- (…) stimmte Tonlagen. Da wird ein 20-jähriges Mädchen auch mal Wie erklärst du dir den Rechtsruck? von einer 60-Jährigen gesungen, und es klappt gut. So sollte Die Schweiz steckt in einer Identitätskrise. In der Tradition es auch bei den Schauspielern sein. In »Brachland« kommen ist die Schweiz neutral. Sie ist offen, tolerant und wohltätig. die Protagonisten aus dem Osten, werden aber von zwei deut- Nebst dieser Tradition hat das Land einen Wohlstand erreicht, schen Schauspielern gespielt. (...) Es wäre aber auch mal inter- der in Europa seinesgleichen sucht. Aber die Schweizer haben essant, wenn Petra, die Westeuropäerin des Stücks, von einer den Eindruck, dass ihr Wohlstand in Gefahr ist. Und dass die türkischen Schauspielerin gespielt würde. (…) bisherige Offenheit und Toleranz daran schuld sind. Findest du es gut, dass derzeit so viele Texte über das Fremd- Ist der Wohlstand in Gefahr? sein entstehen? Ja, aber durch die Politik, die in der Schweiz betrieben wird. Fremdsein ist eine grundsätzliche Erfahrung, die man heute Als studierter Wirtschaftswissenschaftler bin ich überzeugt machen muss. Die Debatte wird hoffentlich ein neues Selbst- davon, dass Abschottung keine Lösung ist. Die Schweiz muss verständnis schaffen. einsehen, dass sie reich ist, aber klein, und eigentlich nichts ausrichten kann. Die Menschen versuchen um jeden Preis, das Alte zu retten, obschon es sich längst überholt hat. Dmitrij Gawrisch schreibt derzeit an zwei neuen Stücken. Eines Was muss passieren? wird im Oktober im Staatstheater Karlsruhe aufgeführt, im ande- Es muss eine Debatte geführt werden: Was sind wir, woran glau- ren geht es um Lebenslügen. ben wir und was wollen wir? Das gilt nicht nur wirtschaftlich, theatertreffen-blog.de, Grete Götze, 8. Mai 2011 Brix, Laura Sintija Cerniauskaite, Johan HeSS, Jan Klata, Kristina Nenninger, Sigrid Behrens, Birgit bockmann, Ulrike 23 konradin Kunze Das »Fremde« als Inspirationsquelle von anke schäfer Konradin Kunze ist ein echtes Multitalent: Als Schauspieler hat Natur, mit fremden Menschen, einer fremden Sprache, das in- er in zahlreichen Produktionen mitgewirkt, er inszeniert selber teressiert mich sehr, da habe ich große Freude dran, aber man Dramen, dreht Kurzfilme und schreibt Drehbücher und Stücke. kommt natürlich auch immer wieder in Situationen, wo es Eines davon, »foreign angst«, ist nun beim Berliner Stückemarkt dann gar nicht freudig ausgeht.« zu sehen. (…) Der Autor liebt schöne Geschichten. Es war das So geschehen in Indien, als ihm und seiner Freundin ein Au- Stück »Die Durstigen« von Wajdi Mouawad, das er kürzlich er- dio-Aufnahmegerät und eine Kamera geklaut wurden. Die bei- folgreich am Bremer Kinder- und Jugendtheater inszenierte. den fanden den Dieb zufällig und mussten dann zugucken, Eine Zeitung attestierte ihm »sensible Erzählqualitäten«. Drei wie er auf der Polizeiwache verprügelt wurde: »Wir wollten Jugendliche sind in dem Stück durstig nach Liebe und authen- einschreiten und waren dann aber nur die dummen Westler, tischem Leben. Sie wollen nicht erwachsen werden, weil sie die nicht wissen, wie das richtig funktioniert und – das sind finden, darin liege etwas Hässliches. dann tolle Erfahrungen im Nachhinein, aber trotzdem denkt Das kann Konradin Kunze nicht bestätigen. Er ist 34 Jahre alt, man – das sind tolle Erfahrungen für uns, für den Menschen, sitzt in seiner aufgeräumten Kreuzberger Altbauwohnung am der da jetzt im Knast sitzt, ganz bestimmt nicht.« Küchentisch und macht nicht den Eindruck, dass ihm irgend- Sich dieser Ambivalenz durchaus bewusst, hat Konradin Kunze etwas fehlte. Er ist Schauspieler – hat an der Hochschule für die Begebenheit in das Stück »foreign angst« einfließen lassen. Musik und Theater in Hannover studiert: »Ich wollte das un- (…) Das Stück endet in der Katastrophe, in einer Hölle. (…) bedingt machen, weil ich auch als Kind schon gespielt hab im Albträume auszuloten – vielleicht reizt Konradin Kunze das Theater und da Blut geleckt hab und gesagt habe, das muss ich eben deshalb, weil es nicht seine sind. Und vielleicht kann er machen, das muss ich ausprobieren.« das so gut, weil ihm seine Familie ein Urvertrauen in die Welt Inzwischen hat er in über 40 Produktionen in Freiburg, Bre- mitgegeben hat. Groß geworden ist er in Freiburg, sein Vater men, Hannover und Hamburg mitgespielt, war festes Ensem- ist Germanistik-Professor, die Mutter Hausfrau, er ist von vier blemitglied an den Jugendtheatern in Bremen und Hamburg. Geschwistern der Jüngste. »Ich habe das Gefühl, mir kann nichts Nebenher inszenierte er, drehte Kurzfilme, schrieb Drehbü- Schlimmes passieren.« (…) Keiner in der Familie ist oder war je cher und Stücke. Dann kam der Moment, in dem er das Leben Schauspieler oder Autor, aber das Interesse an den Geschichten in seiner gesicherten Stellung als festangestellter Schauspieler und am Reisen ist auch eine Erbschaft. (…) Aus Fantasie, Mut leid war: 2009 kündigte er in Hamburg und zog – auch der und Reiselust speisen sich also die Geschichten und das Leben Liebe wegen – nach Berlin. Ein mutiger Schritt. »Die Angst, von Konradin Kunze. Ein junger Mann auf seinem Weg, derzeit dass dann mal nichts kommt als Freischaffender und gerade mit Wohnung in Kreuzberg. Man wird bestimmt noch von ihm in einem Bereich, in dem man erst anfängt, wie Regie oder hören. deutschlandradio kultur, Anke Schäfer, 11. Mai 2011 Schreiben, die ist natürlich da, aber das Bedürfnis, das auszuprobieren und mal zu gucken, was dann passiert – war größer. Und auch das Bedürfnis ins Ausland zu gehen für eine längere Zeit.« (…) Er war zum Beispiel sechs Wochen in der Mongolei. Wenn er jetzt den Blick vom Küchentisch hebt, dann guckt er auf das Bild einer einsamen Jurte in der mongolischen Steppe, das an der Wand hängt. Schräg gegenüber leuchtet neben dem beigen Besenschrank, den Kunze zum Geschirrschrank umfunktioniert hat, ein buntes Plakat mit den Völkern Indiens. Vier Monate hat er gerade in Indien verbracht und dort gemeinsam mit seiner Freundin ein Theaterstück erarbeitet. Das »Fremde« ist seine Inspirationsquelle. »Das ist das, was mich beschäftigt – Konfrontation mit einer fremden 24 freising, Juliane Hahn, Katja Hensel, Susanne Mewe, Tomo Mirko Pavlović, Mathias Schönsee, Christoph Zapatka 2005 Ma gorzata Sikorska-Miszczuk Die leeren Posen der Vergangenheit. Die polnische Dramatikerin über das Juden-Massaker 1941 in Jedwabne. interview von Doris Meierhenrich Frau Sikorska-Miszczuk, gerade sahen Sie Ihr Stück erst- der »Wahrheit« und damit der Vergangenheit verschließen. Sie mals vor Publikum. Was dachten Sie dabei? brauchen ihn als Gegenstück, damit sie ihre eigene Schuld leug- Es war interessant, denn tatsächlich sah ich das Stück in ganz nen können. Und als polnische Autorin denke ich vor allem an neuem Kontext: Inmitten deutscher Zuschauer entstanden das polnische Publikum, dem ich dafür die Augen öffnen will. plötzlich andere Schattierungen. Mir schien, dass die histori- Haben Sie daran gedacht, dass Deutsche das anders verste- schen Details, auf die es rekurriert, hier nicht so klar sind wie hen könnten? in Polen. Denn tatsächlich geht es nicht nur um das Gesche- Natürlich ist es hier anders und ich weiß, dass mein Schreiben hen von 1941, als in Jedwabne Hunderte Juden zusammenge- vielleicht riskant ist. Aber wie die Deutschen darauf reagieren, trieben und lebendig verbrannt wurden. Das Stück spielt 60 beweist ihre Sensibilität. Ich will zeigen, dass die Welt nicht Jahre nach dem Krieg in einer kleinen Stadt … nur schwarz oder weiß ist. Feste Rollen müssen sich irgend- … in die plötzlich »die Wahrheit« einbricht wie ein Mete- wann ändern. Und das, indem die Taten der Vergangenheit orit. einerseits bewusst erkannt werden, aber diese erkannten Rol- Ja, und das basiert auf zwei realen Ereignissen: Einmal, das len, die die Rollen der Vorfahren sind – ob Täter oder Opfer Erscheinen des Buches »Die Nachbarn« des Historikers Jan To- – dürfen nicht als leere Posen nächsten Generationen fixie- masz Gross im Jahr 2000, das nicht die deutschen Besatzer, ren. Man muss unabhängig davon ein eigenes Selbstsein ent- sondern die polnischen Bürger Jedwabnes als Täter des Mas- wickeln. Das ist paradox, aber möglich. sakers belegte und eine große Kontroverse in der polnischen Die verschachtelte Struktur Ihres Stücks reflektiert dieses Öffentlichkeit auslöste. (…) Paradox, das auch den Gegensatz von Gedächtnis und Er- Haben Sie beim Schreiben auch an deutsches Publikum ge- innerung spiegelt. Es ist eben eine widersprüchliche Bewe- dacht? gung zwischen festen Bildern und lebendigem Vergegen- Nein. Ich frage mich, ob es für Deutsche wirklich nachvoll- wärtigen. ziehbar ist. Darin, dass nun Polen in eine Position geraten Ja, genau. In meinem anderen Stück, »Der Koffer«, geht es um sind, die für sie reserviert war. Die Polen wehren sich natür- dasselbe Thema, nur weniger kompliziert. Es geht um einen lich gegen diesen Rollentausch. Mann, der im Shoa-Museum den Koffer seines Vaters wieder- Und die Deutschen? erkennt, der in Auschwitz ermordet wurde. Diese Entdeckung Vielleicht erstaunt Sie das, aber ich frage mich, ob es die Deut- rettet sein Leben. Das heißt: Wahrheit kann heilen. Das will schen der zweiten und dritten Generation auf Dauer nicht selbst auch »Der Bürgermeister«. ermüdend finden, die Rolle des »Buße tuenden Deutschen« ewig Aber der nimmt ein schlechtes Ende. weiter zu spielen. Ich erkenne das zwar an, aber als Schriftstel- Ja, die Bürger der Stadt setzten ein goldenes Denkmal, das ihre lerin bin ich immer alarmiert, wenn ich auf fixe Identitäten eigene unversehrt glänzende Identität symbolisiert, wie einen treffe. Das Leben selbst ist ja nie starr, es ist im Fluss. Riegel auf den Friedhof, um die Wahrheit ihrer Opfer zu ver- (…) Die Rolle des Deutschen in Ihrem Stück, der nur als decken. Der Bürgermeister, der das verhindern will, legt sich »Buße tuender Deutscher« auftritt und Entschuldigungsritu- darunter und stirbt. ale als Selbstbefriedigung vollzieht, erscheint wie eine Kari- (…) katur, die Erlösung sucht. Wollen Sie den Deutschen helfen, Ist Unschuld dann noch möglich? ihre Schuld loszuwerden? Ich weiß es nicht, ich denke ja. berliner zeitung, Doris Meierhenrich, 12. Mai 2011 Nein, absolut nicht. Und eine Karikatur ist die Figur auch nicht. Ich will den Deutschen nicht ihre Schuld abnehmen. Völlig unmöglich. Der »Buße tuende Deutsche« in meinem Stück, der einen Anhänger um den Hals trägt, damit er immer sofort als Schuldiger erkannt wird, dieser Deutsche ist das Produkt gerade jener Bürger der Stadt, die sich dem Einbruch Nicolai Borger, Stefan Finke, Juliane Kann, Nina Mitrović, Sibila Petlevski, Oliver Schmaering, Johannes Schrettle, 25 Juri Sternburg Migranten haben es schwer im deutschen Kulturkreis. Jungautor über die Chancen nicht-deutscher Künstler interview von Liane von Billerbeck In Ihrem Stück geht es um zwei Männer, die in der Berliner eine Schicht, die bestimmte Dinge versteht und die sich nur U-Bahn unterwegs sind, wie es im Pressetext heißt, auf einer noch damit befasst, statt eben mit dieser urbanen Geschichte, düsteren und für alle, die ihnen begegnen, tödlichen Sinn- die es da draußen gibt, auf jeden Fall. suche. Gerade gab es ja solche Fälle von Gewalt auf Berliner Geht das Theater an der urbanen Wirklichkeit vorbei? U-Bahnhöfen, als hätten Sie das Thema vorausgesehen. Nicht prinzipiell, dafür müsste ich ja auch komplett die deut- (…) Also Gewalt von Jugendlichen, unter Jungendlichen, ge- sche Theaterlandschaft beurteilen, was ich nicht kann. Aber rade an Orten wie U-Bahnhöfen, wo man zwangsläufig aufei- ich persönlich habe schon oft das Gefühl, dass es Themen nandertrifft – nachts oder auch tagsüber –, ist natürlich ein sind, mit denen man keine neuen Zuschauer lockt. Thema, was immer wieder da sein wird und was ich bestimmt Sie selbst haben sich auch mit ganz anderen Dingen beschäf- nicht vorausgesehen habe. tigt, nämlich seit Sie 15 sind, haben sie Streetart und Graffiti Lesen Sie ihr eigenes Stück anders, wenn Sie an diese aktu- gemacht. (…) Das ist ja was ganz anderes als Stücke schrei- ellen Meldungen denken? ben! Nein, ich glaube, dass ich persönlich es ja nur so lesen kann, … ist was komplett anderes, natürlich! Es ist vielleicht auch wie ich es gemeint habe, und ich habe es ja nicht so gemeint, was, was man in Verbindung bringen kann mit diesen Gewalt- dass ich die Klischeebilder von zwei gewalttätigen Jugendli- taten auf U-Bahnhöfen, wie so was entsteht. Es war natürlich chen darstellen möchte. (…) Man kommt ziemlich schnell dar- ein Zusammentreffen mit bestimmten Menschen in sehr jun- auf, dass es nicht zwei jugendliche Proleten sind, die mit Gold- gen Jahren. Und diese Menschen haben so was gemacht. Und kette durch die U-Bahn gehen und Leute abstechen, sondern es war natürlich nichts anderes als ein sich selbst finden. es sind zwei Menschen, die konsequent sind, die keine Lügen (…) mehr hören wollen und (…) zu diesen Maßnahmen greifen – Glauben Sie, dass der Begriff »Integration« so eine Art Schlag- die in dem Fall Mord sind. (…) wort ist, eine Art Marketinginstrument, mit dem man ver- Die beiden heißen Igor und Andrej, das klingt nach Migra- sucht, andere Zuschauergruppen ins Theater zu locken? (…) tionshintergrund. Welche Rolle spielt das für deren Verhal- Nein, ich glaube, dass es immer noch ein Fakt ist, dass – nen- ten? nen wir sie jetzt schwarze oder migrantische oder ausländi- (…) Wenn man in Kreuzberg aufwächst, dann ist es was ganz sche Künstler – es schwer haben im deutschen Kulturkreis, Normales, dann ist es was, was man tagtäglich erlebt, und wa- dass es immer noch so ist, dass diese Menschen bis zu einem rum diese beiden so heißen, ist für mich eher ein künstleri- gewissen Punkt geduldet und gerne vorgezeigt werden, solang scher Hintergrund. Man stellt sich ja als Schriftsteller auch sie ihre eigene – ich sage jetzt mal – Folklore vortragen, dass Personen aus seinem näheren Umkreis vor und das sind zwei es immer einen gewissen Punkt gibt, wo irgendwann gesagt Menschen, die ich kenne, und die sind natürlich in keinster wird: Moment mal, bis hierhin und Stopp. Ich glaube nicht, Weise so gepolt. (…) dass es wirklich die gleichen Möglichkeiten gibt für migran- Was schauen Sie sich an, wenn Sie ins Theater gehen? tische oder wie auch immer, nicht-deutsche Schauspieler, Ich schaue mir natürlich genauso die Sachen an, die ich nicht Künstler, Regisseure, wie es für deutsche gibt. (…) deutschlandradio kultur, Liane von Billerbeck, 6. Mai 2011 sehen möchte, nur um zu sehen, was passiert. Aber persönlich habe ich das Gefühl, dass ein Großteil der Texte, die gespielt werden, oder auch ein großer Teil der Inszenierungen nur noch für das bestimmte Publikum produziert werden. (…) (…) Also die gut gebildete Mittelschicht. Ob es jetzt eine Mittelschicht ist – gerade in Berlin hat man ja auch sehr oft gut gebildete Menschen, die sehr wenig Geld haben, weil sie 50 Projekte machen – weiß ich gar nicht, aber für 26 Nuran David Calis, Nina Ender, Matthias Frahm, Simon Froehling, Thomas Lilge, Nikola Richter, Sobo Swobodnik 2006 tt11 Stimmen der Stückemarkt-Autoren Anne Lepper Die Einbindung und Betreuung der Teilnehmer des Stückemarkts war und ist optimal: im Vorfeld, in der Zeit des Theatertreffens und auch jetzt noch, in der Zeit danach. Sehr toll ist auch die Etablierung der Patenschaften, die mit dazu führt, dass ich mich als Teilnehmerin dauerhaft sehr ernst genommen fühle. (…) Der Dramatikerworkshop ist innerhalb des Stückemarkts eine schöne Insel, die bleiben sollte, wie sie ist. Wir haben die vier Tage optimal genutzt und ich habe nie eine konstruktivere Stückbesprechung erlebt als dort im Garten der Berliner Festspiele. (…) Juri Sternburg Ich genoss es, wie gesagt. Und das konnte ich bei der von David Bösch eingerichteten szenischen Lesung des »Penners« in vollen Zügen. Ein nie da gewesenes Gefühl des Stolzes macht sich oberhalb meiner linken Niere breit. (…) Rebecca C. Schnyder Der Workshop mit John von Düffel war das langfristige Highlight des Stückemarkts. (…) Nie zuvor habe ich mich mit meinen Stücken kompetenter, sorgsamer und respektvoller aufgehoben gefühlt. Das Gespräch mit Tilmann Köhler, dem Regisseur unserer Workshop-Präsentation habe ich sehr geschätzt; seine Teilnahme, sein Interesse, wie auch unser Mitspracherecht. (…) Auch war ich froh über die Autorengespräche während der Präsentation, über die Plattform, die uns Autoren vom Workshop damit zugesprochen wurde. (…) Mario Salazar Ich war mit meiner szenischen Lesung vollends zufrieden. Die Zusammenarbeit mit Florian Fiedler, Bert Zander, Katrin Frosch und den Schauspielern war das Gegenteil von »Alles Gold was glänzt«, diese Begegnung war ernst gemeint und freundschaftlich vom ersten Augenblick an. Zweihundert Zuschauer waren begeistert und haben unsere gemeinsame Arbeit mit einem ehrlichen Applaus gewürdigt. Ich war froh, einen Text geschrieben zu haben, der bewegen kann. (…) Anders Duus, Thomas Freyer, Paul Jenkins, Nikolai Khalezin, Thomas Melle, Tomo Mirko Pavlović, Catherine Aigner, 27 Dimitrij Gawrisch Der Stückemarkt war für mich eine lohnende Erfahrung. Er versorgte mich nicht nur mit einer üppigen Portion Theater, von der ich noch lange zehren werde, sondern brachte auch Kollegen – Autoren, Schauspieler, Dramaturgen, Regisseure und andere – zusammen, woraus sich die eine oder andere Freundschaft ergeben hat oder wird. Auch für die Patenschaft mit Martin Heckmanns bin ich dankbar. (…) Małgorzata Sikorska-Miszczuk I think that the most important »profit« of being a part of Stückemarkt is the possibility to have a contact with different culture, different audience and different sensibility. I saw staged readings, tt performances and events and this experience gave me a bigger picture of the German theatre life. There is a big difference to see German productions performed in Poland during some festivals than see them in their natural environment, in front of the German public. (…) I am positively impressed of how the festival was organized, framed and well thought out. All the additional events like – for example – »laptop meeting« or »gender you role« meeting were extremely interesting and I would like to transfer these ideas to Poland – because contacting people is the simplest way of making our (theatre)world better. (…) Summarizing the Theatertreffen as a whole was very important and very positive experience for me. Contact with audience and other writers, conversations and discussions about writing, theatre, European identity was very exciting. Konradin Kunze Ohne den Stückemarkt wäre mein Stück in der Schublade verschwunden. (…) Es war schön und aufregend, dabei gewesen zu sein. (…) Die Betreuung und Organisation durch euch war wunderbar und fürsorglich. Da gibt es nur Lob. Und auch die 28 Auswahl der Regisseure und Schauspieler etc. für die Lesun- Benjamin Lauterbach gen fand ich überzeugend. (…) Die Unterscheidung zwischen Ich wurde um Anregungen und Kritik gebeten, nun werde Stücken, die in der Ein-Stunden-Fassung gelesen werden und ich auch Anregung und Kritik geben. Für Lob kannst du mit denen, die sozusagen in zweiter Reihe im Workshop starten, Yvonne Büdenhölzer Kaffee trinken gehen, mehr noch, du kommt mir noch nicht als die beste Lösung vor. Ich hätte gerne kannst sie als Dankeschön für all das für dich Geleistete und am Darmatikerworkshop teilgenommen. Wäre es nicht mög- Organisierte in ein feines Berliner Lokal einladen und dann lich, mehrere Workshops auf freiwilliger Basis anzubieten, viel- noch einmal sagen, was für eine großartige Veranstaltung der leicht auch länger als drei Tage? Wie im Forum? Und alle Stücke Stückemarkt gewesen ist. (…) Die Kritik: Die Wahrnehmung in der Präsentation gleich zu behandeln? (…) Das würde auch eines zu großen Ungleichgewichts zwischen Workshop- und dem scheinbaren Zwang des Stadttheatermarktes etwas entge- Hauptfeld-Teilnehmern ist nicht nur eine Außenwahrneh- gensetzen, jedes Jahr einen neuen Jungstarautoren servieren zu mung von Presse- wie Theater- oder Verlagsvertretern, son- müssen. (…) dern eine, die auch von innen spürbar war. (…) Dirk Laucke, Sven Lange, Christina Kettering, Jannis Klasing, Simone Kollmorgen 2007 Arna Aley, Müşerref Öztürk tt11 Aktuelle Uraufführungen von Stückemarkt-Autoren Thomas Arzt »Grillenparz« (Stückemarkt-Teilnehmer 2010) Uraufführung 14. April 2011, Schauspielhaus Wien Wenn die Heimat Nerven zeigt In »Grillenparz«, dem ersten größeren Stück von Thomas Arzt, geboren 1983, steht die Heimat auf dem Spiel. Das Stück hat drei Teile – »Edelweiß«, »Almrausch«, »Vergissmeinnicht« – und drei Orte: Wald, Wiese, Gipfel. Es hat sogar ein Genrebezeichnung, »Schauspiel«, aber die versteht sich von selbst. Außerdem gibt es einen Chor aus Grillen, lat. Acheta domesticus, zu deutsch »Heimchen«. Diese Heimat hat also alles, was dazugehört, außer dem entscheidenden Heimat-Effekt: der Verbundenheit. (…) Nora Schlockers Uraufführungs-Inszenierung von »Grillenparz« hält sich mit Feinheiten nicht lange auf. Die Tiroler Jungregisseurin, mit österreichischen Verhältnissen naturgemäß bestens Vincent Glander, Barbara Horvath, Thiemo Strutzenberger und vertraut, setzt auf überlegenen Außenblick und ignoriert die Franziska Hackl › foto Alexi Pelekanos weiteren Herausforderungen des Textes. Es gibt keine Natur, keine Idylle, keinen Grillenparz, nicht Wald, Wiese oder Gipfel. verlässt Ferdl, der »Sohn eines Christdemokraten«, seine frene- Sondern ein Bierzelt, das die Zuschauer in der ersten Hälfte als tische Revolutions - AG und steigt irgendwo in einem Feld aus Fassade bewundern dürfen, um es sich dann von innen auf Bier- dem Zug, weil er mal in Ruhe nachdenken muss. Dort trifft er bänken zu ersitzen (Bühne Jessica Rockstroh). Rosy, »Tochter einer Sozialistin«. Daraus ergibt sich ein ebenso Entsprechend zünftig geht es zu. Die Grillentexte werden von denkwürdiger Durchgang durch alle aktuellen Aporien des po- den Schauspielern gleich zu Beginn als krachendes Alpenka- litischen Engagements. Rosy will sich nicht abfinden mit der barett serviert, was zwar die Stimmung hebt, aber das Perso- »Aussichtslosigkeit der Veränderbarkeit«, während Ferdl vor nal eher provinzdebil verortet. Thiemo Strutzenberger packt allem über »Begriffsruinen« stolpert. Am Ende setzt sich Rosy Stieringer beherzt in einen Lodenjanker, Barbara Horvaths auf dem Höhepunkt ihrer Erkenntnis, Kind und Gefangene ih- Frau Hirsch sucht erfolgsdynamisch nach einem Handynetz, rer vernünftig-pragmatischen Wohlstands-Generation zu sein, und Franziska Hackl präsentiert ausgerechnet die fesche Flora ins Publikum und verschwindet unter ihresgleichen. Während mit allen Anwandlungen einer spröden Literaturdozentin. Die Ferdl die vermutlich einzig ehrliche politische Protestform eigentlich handlungsnotwendigen Masken werden durch lori- wählt und sich selbst in die Luft sprengt. Inzwischen ist Tho- otartige Nasenknubbel ersetzt, was die Vorgänge zwar nicht mas Arzt zunehmend unzufrieden mit seinem Text, was an ansatzweise nachvollziehbar macht, dafür klingt alles sehr der »derzeit gescheiterten Suche nach einer ›politischen Pro- nach Kunst. Das Publikum ist der Aufführung weitgehend ver- testsprache‹« liege, die nicht Phrase, Parodie oder platt wird. ständnislos, aber sichtlich beeindruckt gefolgt. (…) »Irgendwas muss man tun, aber ich weiß nicht was«, meint Im »Protest eines Provinzproleten«, seinem zweiten größeren er. Womit das Problem zwar nicht gelöst, aber treffend dar- Stück, hat er sich ebenfalls an den politischen Verhältnissen gestellt wäre. Was will ein Stückeschreiber eigentlich mehr? seiner Heimat abgearbeitet. Mitten in einem »heißen Herbst« theater heute, Franz Wille, Juni 2011 Çetindoğan, Maria Kilpi, Volker Schmidt, Ali Taylor, Almut Baumgarten, Kai-Ivo Baulitz, Bettina Erasmy, March 29 Wolfram Lotz »Einige Nachrichten an das All« (Werkauftrag des tt Stückemarkts 2010) Uraufführung 24. Februar 2011, Deutsches Nationaltheater Weimar Uraufführung: Weimarer Nachrichten an das All Das Drama, entstanden im Werkauftrag des Berliner Theatertreffen-Stückemarktes ist so, wie es auf dem Papier steht, kaum spielbar; wie spielt man Fußnoten? Im Foyer III des DNT setzt Regisseurin Annette Pullen das Stück klein, streicht und strafft und kommt mit sechs Schauspielern aus. (…) Was bleibt, ist ein tragikomisch absurder Leckerbissen, ein Einstundendrama über Sinn und Sinnlosigkeit des Lebens und den Zweifel an allem. (…) Auftritte erfolgen grundsätzlich via Kühlschrank. Alles wirkt unfertig, verspielt, probenbühnenhaft, das passt gut zu den handelnden Personen, die sich in dem Bewusstsein eingerichtet haben, allenfalls Fußnoten zu sein. Sie haben keinen Plan. Aber Unmengen Teesorten. Markus Fennert › foto Stefan Walzl Lotz’ Nachrichten an das All haben wir alle schon vernommen: in der Medienkritik, auf dem Theater, in Büchern der Philoso- In Lotz’ Weimarer Theaterdebüt erzählen von der Gleichzei- phen. Aber so unterhaltsam wie in dieser Inszenierung klingen tigkeit von Existenziellem und Banalem verlorene Gestalten, sie selten. die sich in einer schrägen Talkshow treffen, um ihre Ein-Wort- thüringer allgemeine zeitung, Frauke Adrians, 26. Februar 2011 Nachrichten ins All zu schicken. Durch einen leeren BeckettRaum, in dem der »Godot«-Baum zu einem Reisighaufen zusam- Die Studiobühnisierung des Alls mengefallen ist, taumeln sie mit ihren traurigen Sehnsüchten Mit »Weltformel und Enzyklopädie« beschreibt Lotz seinen Ver- und trostlosen oder trostreichen Geschichten, die Lotz mit zu such, Fiktion und Wirklichkeit, Metaphysik und Mettbrötchen zu- Herzen gehendem Identifikationspotenzial zu Wort kommen sammenzudenken. Und kein Ort kann für diesen Kunst-Versuch lässt, bevor sie kühl als Bühnenfiguren abserviert werden. (…) besser geeignet sein als das Theater, dieser umgrenzte Kasten, der »Einige Nachrichten an das All« sind genau das, was sie sein so viel reale Gegebenheiten dem großen Denken entgegensetzt, wollen, eine größenwahnsinnige Zumutung zwischen Dada bis »beides seine Fassung verliert in einer heiligen Kollision«. (…) und existenzieller Sinnsuche, wie man sie schon lange nicht Eigentlich sieht der kompromisslose Jungkünstler in seiner bei- mehr las. (…) gen Jacke um den schmalen Körper genau wie der brave Student theater heute, Barbara Burckhardt, April 2011 aus, den seine akademische Musterkarriere suggeriert: 1981 in Hamburg geboren, aufgewachsen im idyllischen Schwarzwaldort Bad Rippoldsau, Bachelor-Studium der Kulturwissenwissenschaften in Konstanz, dortselbst Mitgründer der Literaturzeitschrift Minima, 2005 Literaturpreis der Stadt Steyr für Lyrik, ab 2007 Literaturinstitut Leipzig, 2009 Stadtschreiber in Rottweil, Redakteur der Leipziger Literaturzeitschrift EDIT, 2010 Sieger des Theatertreffen-Stückemarkts, seit neuestem Kleist-Förderpreisträger und Vater eines Sohnes. Was will man mehr? (…) Wolfram Lotz ist den Pubertätsmoment des Schreckens über die Sterblichkeit nie losgeworden. Deswegen will er nicht weniger als alles und alles Einzelne dazu – also: das unmögliche Theater. In Weimar schickt er »Einige Nachrichten an das All« (…) 30 Höld, Philipp Löhle, Daniel Mezger 2008 Paul Brodowsky, Sergej Medwedew, José Manuel Mora, Esteve Soler, Klaas Claudia Grehn »Ernte« (Förderpreis für neue Dramatik des tt Stückemarkts 2010) Uraufführung 19. Dezember 2010, Maxim Gorki Theater Berlin Arbeit ist auch keine Lösung Die Axt gehört auch zu den unterschätzten Requisiten heutigen Theaterschaffens. Insofern gilt es Matti Krause zu huldigen, der jetzt eindrücklich zu belegen vermochte, wie sinnreich der Bühneneinsatz einer Axt sein kann. Mit kräftigen Schwüngen haut er ein Holzlattenkonstrukt entzwei, das er selbst zuvor mit Johann Jürgens gezimmert hatte. (…) Es wird »Ernte« gespielt, das preisgekrönte Stück der jungen, 1982 geborenen Dramatikerin Claudia Grehn. »Ernte« versucht sich an gleich mehreren sozio- und mentalitätspolitischen Globalisierungsthemen. Das Zentrale ist die Frage nach der Arbeit in der Leistungsgesellschaft, nach ihrem Wert, ihrer Stellung, Horst Kotterba und Robert Kuchenbuch › foto Thomas Aurin ihren Formen. (…) So wie es ist, kann es aber nicht bleiben: »Mein Leben läuft schon lange genug ohne mich.« Das ist der Annas westdeutscher Geliebter Peter, die aus der anderen Him- Konsens der Figuren, das ist auch der Konsens der Jüngstdra- melsrichtung kommend genauso damit kämpfen, dass private matik: Es muss sich was ändern, nur was? Und wie? Es weiß Ideale, ökonomische Notwendigkeiten, emotionale Abhängig- ja keiner, was einen, recht überlegt, die Axt- und Wutattacke keiten kompliziert verflochten sind. dieses Abends abermals bestens verstehen lehrt. Ein Stationendrama ist »Ernte«, das durch Reflektionen, Über- Dominic Friedel, der junge, 1980 geborene Uraufführungsregis- legungen und erzählerische Einschübe führt statt durch kon- seur von »Ernte«, setzt diese Szene jedenfalls nicht nur ins Zen- krete Orte. Beim Stückemarkt des Theatertreffens wurde die trum seines Abends, er macht sie auch zum heimlichen Flucht- 28 Jahre alte Autorin mit dem Förderpreis für neue Dramatik punkt. Binnen anderthalb Stunden arrangiert er die Szenen ausgezeichnet. Man lobte den spröden Ernst und die genauen und Dialoge so, dass alle Gesten, Worte und Aktionen ein ge- Dialoge. (…) sellschaftliches Zustandsbild des rasenden Stillstandes entwer- Regisseur Dominic Friedel hat einiges vom Text gestrichen, und fen. Sabine Waibel und Robert Kuchenbuch zum Beispiel wer- erzählt im Studio des Maxim Gorki Theaters eine Stillstandbe- fen einmal als Beziehungskrisenpärchen immer wieder einen schreibung und eine Zerfallsgeschichte zugleich. (…) Die Holz- Klapptisch um – man sieht’s und denkt: Es ist vergebens. Anne schräge, auf der anfangs gespielt wird, entpuppt sich als das Müller und Aenne Schwarz tragen uns wahlweise Verzweifeltes Spitzgiebeldach eines Hause, in dessen Inneren man sich bald oder Verträumtes vor – man hört’s und denkt: Nützt nichts. einfindet. Wenn eine der Frauen ihren Mann verlässt, klappt sie Friedel hat ein Bewusstseins- und Gefühlsgefängnis inszeniert, auch die Hauswand ein, nicht mit großer Geste, sondern dem aus dem es kein Entkommen gibt, obwohl – Wunder des Para- pflichtbewussten Duktus eines Bühnenarbeiters: zu erledigen, doxes! – das Bühnenbild stückchenweise zerlegt wird. Die Ur- was getan werden muss. (…) aufführung ist so genommen wie die Vorlage: »Ernte« zeigt eine nachkritik.de, Simone Kaempf, 19. Dezember 2010 Welt in der Sackgasse. berliner zeitung, Dirk Pilz, 21. Dezember 2010 Kompliziert verflochten Die Reise, die in Claudia Grehns Stück bald durch Wohnungen, über Felder, in Krankenhäuser führt, ist mehr als nur eine zwischen zwei Ländern, zwei Kulturen, zwischen Heimat und Arbeitsplatz. Da sind noch die Soziologiestudentin Lena oder Tindemans, Anne Habermehl, Nicole Kanter, Andreas Liebmann, Laura Naumann, Sabine Wen-Ching Wang 2009 Markus 31 Nis-Momme Stockmann »Kein Schiff wird kommen« (Werkauftrag des tt Stückemarkts 2009) Premiere 19. Oktober 2010, Deutsches Theater Berlin (UA 19. Februar 2010, Schauspiel Stuttgart) Die politische Wende im Kopf, das private Drama vor Augen Innerhalb eines Jahres wurden drei seiner Stücke uraufgeführt und zu den renommiertesten Dramatikerfestivals eingeladen. Nun ist er gar im großen Hauptstadttheater angekommen. (…) Der Regisseur Frank Abt erlaubt sich mit dem Text einige wohltuende Freiheiten, streicht, würfelt Textteile woanders hin – zugunsten eines klar fokussierten Abends, der es ganz auf das Kopfdrama des jungen Autors abgesehen hat. Schon der samtrote Theatervorhang markiert die Bewusstseinsbühne. Auf dieser lässt der Dramatiker, gespielt von dem fabelhaften Paul Schröder, Paul Schröder, Elias Arens und Silke Lange › foto Arno Declair in seiner Produktionsnot verschiedenste Dramentypen abspulen, tritt mit sich selbst oder den ihn heimsuchenden Bezugsperso- Das Gift der Intimität nen (Vater, Verlag, Intendant) in Dialog oder klagt dem Publikum Die Inszenierung gewinnt sehr durch die unterschiedlichen Er- sein Schreiberlings- und Sohnesleid – ein »Mensch mit tausend zählebenen. In langen, teils poetisch anmutenden Monologen Eigenschaften«, »weil sich alles in mir trifft bin ich nichts«. berliner morgenpost, Anne Peter, 20. Oktober 2010 gibt der Sohn eindrucksvoll seine eigenen zwiespältigen Gedanken sowie Streitsituationen mit seinem Vater wieder. Immer wieder taucht im Hintergrund eine Vaterfigur auf, die als Gegen- Still schreiend pol zu seinem Tun fungiert und somit zum Spiegelbild seines In der Box des Deutschen Theaters hat Frank Abt den anspruchs- eigenen inneren Konflikts wird. Verzweiflung und Blockaden vollen, gedankenschweren, monologisch strukturierten Text in- quälen den jungen Autor. »Ich gehe mit hohlen Wangen durch szeniert und ihm erstaunliche Frische verliehen. Es gelingt ihm, eine Welt, in der ich mich fremd fühle«, denkt er. den hohen Anspruch des Autors, in die Tiefen geschichtlicher Über die vom Vater gelesenen Entwürfe des Sohnes erfährt und familiärer Geschehnisse vorzudringen, mit sinnlicher Kraft der Zuschauer, was die beiden persönlich mit der Wende ver- auf die Bühne zu katapultieren. (…) binden. »Ja, so war das«, bestätigt der Vater. Beschäftigt hat sie der tagesspiegel, Christoph Funke, 21. Oktober 2010 die Mutter, die zur Zeit der Wende krank wurde. Das wird das persönliche Thema. Hoffen ist nicht verboten Letztendlich hat also auch Stockmanns Protagonist kein Stück Mit »Kein Schiff wird kommen« wurde Stockmann 2010 zu den über die Wende geschrieben, wie er am Ende stolz verkündet. Mülheimer Theatertagen eingeladen; seit der Stuttgarter Urauf- Denn schließlich gesteht er sich ein: »Ich weiß, im Parkett führung durch Annette Pullen wurde es drei Mal nachgespielt, merkt man jedes konstruierte Gefühl. Daran – an der Reaktion zuletzt Anfang dieser Woche am Deutschen Theater Berlin. – merke ich, was ich bin und was echt ist an mir.« »Das blaue, blaue Meer«, Stockmanns drittes Stück, wurde in- taz, Birte Förster, 20. Oktober 2010 zwischen auch drei Mal gezeigt. Und in Braunschweig erlebte kürzlich Stockmanns Erstlingswerk »Inga und Lutz« seine Uraufführung. Mitte November bringt zudem das Schauspiel Frankfurt sein jüngstes Drama »Die Ängstlichen und Brutalen« heraus. Nis-Momme Stockmann ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Dramatiker um die dreißig. (…) nzz online, Dirk Pilz, 21. Oktober 2010 32 Bauer, Oliver Kluck, Pierre Notte, Sofi Oksanen, Nis-Momme Stockmann, mina Büttner, Davide Carnevali, Ursula Knoll, Oliver Kluck »Das Prinzip Meese« (Förderpreis für neue Dramatik des tt Stückemarkts 2009), Uraufführung 6. Februar 2010, Maxim Gorki Theater Berlin Waffen fürs Theater Seine Texte sind durchdrungen vom Zorn über gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und über das Unvermögen einer ganzen Generation, sich zu widersetzen. Damit hat sich Oliver Kluck zu einem der meistgespielten Jungautoren am deutschen Theater hochgearbeitet. (…) In seinem prämierten Text »Warteraum Zukunft« hat sich Kluck mit dem Wahnsinn der Arbeitswelt Gleichaltriger auseinandergesetzt. Gnadenlos unsentimental beschreibt er den Büroalltag eines Jungingenieurs, der sich abwechselnd streckt und buckelt und letztlich mit einer »Beförderung« nach Rumänien belohnt Anika Baumann und Michael Klammer › foto Thomas Aurin wird. (…) Sein neues Stück »Feuer mit mir« dreht sich nun um einen jungen Mann, der einen Amoklauf überlebt hat und an Podium für Nachwuchsdramatiker die renovierte Schule zurückkehrt. Das schreibt sich leicht da- Der Stückemarkt beim Berliner Theatertreffen bietet unbe- hin, dabei muss man Klucks Texte mindestens zwei Mal lesen, kannten Theaterautoren nicht nur die Möglichkeit, eigene bis man versteht, worum es geht. Er definiert weder Figuren, Stücke einem großen Publikum vorzustellen. Die ausgewähl- noch gibt er vor, wer welche Passage spricht. (…) ten Werke werden hier auch teilweise szenisch dargestellt und Für einen experimentierfreudigen Regisseur sind das beste Vo- lassen so erahnen, welche Wirkung sie auf der Bühne haben. raussetzungen. Klucks Theaterverständnis ist das von einem Gespielt wurden Oliver Klucks „Das Prinzip Meese“. (…) Der Ti- Labor, »wo du es mal richtig krachen lassen kannst«. Und er tel von Klucks Stück ist irreführend. Es geht nicht um die künst- lädt andere ein, mitzumachen: »Gemeinsam könnten wir ein lerischen Hervorbringungen des Künstlerberserkers Jonathan dickes Ding drehen. Was wir gelernt haben in unserer Genera- Meese – eher um sein fast irrationales Unbehagen gegenüber tion, ist, dass man uns aussitzt. Man tut nur so, als höre man der Welt, die er in wortreichen Proklamationen herausschreit. uns zu. Die Uni besetzen, das ist die Sprache der 68er, das (…) Das Stück besteht aus bizarren Textflächen. Auf den ersten interessiert keinen. Aber mit den Mitteln des Theaters und der Blick sind keine konkreten Figuren in konkreten Situationen zu Literatur werden wir den Leuten die geeigneten Waffen an die entdecken. Beim näheren Hinsehen lässt sich ein erzählendes Hand liefern!« Ich, bzw. ein vierfaches erzählendes Ich erkennen. Da schreit Was das bedeutet, wird sich wohl in einem der Kluck-Labore einer seine Wut heraus: auf die Glücksverheißungen und Anlei- zeigen, die ab Oktober am Theater Weimar laufen. Kluck lebt tungen zum Glücklichwerden, die die Gesellschaft den jungen in Berlin, ist dem Haus aber verbunden – gemeinsam hat man Menschen anzubieten hat, über seelenlose Lehrer, Dozenten sich auf den Begriff »Außerhausautor« geeinigt. Das ist seine und Angestellte von Arbeitsämtern, über die Flut von notwen- Reaktion auf die Forderung von Dramatikern, als »Hausautor« digen Antragstellungen, die soziale Ungerechtigkeit und ein fest an ein Theater gebunden zu werden. »Es ist doch ein Rie- immer menschenverachtendes Fernsehprogramm. sengewinn, wenn jemand von außen etwas einbringt und man Der Text aber verliert sich nicht in rebellischem Reden, Selbst- ihn nicht rauswerfen kann.« Für jemanden, der einem Michael ironie wird erkennbar. So wenn sich der Icherzähler über ei- Kohlhaas nahe steht, ist das beileibe sinnvoll. taz, Barbara Behrendt, 16. September 2010 gene illusionäre Lebensentwürfe lustig macht wie in der Geschichte vom Dichter Salem, der nie vor 13 Uhr aufstehen, aber die Segnungen des Promi-Lebens genießen will. deutschlandradio kultur, Volker Trauth, 13. Mai 2009 Stephan Lack, Charlotte Roos 2010 Ekat Cordes, Claudia Grehn, Wolfram Lotz, Peca Ştefan, Julian van Daal, Thomas 33 Erfolgsbilanz aufführungen von Stückemarkt-Stücken seit 2003 ua 15. 02. 2008, schauspiel frankfurt gerhard-hauptmann-theater, zittau, Premiere 27. 11. 2008 staatstheater kassel, Premiere 23. 01. 2009 se 12. 02. 2009, theater st. gallen öe 09. 10. 2009, tiroler landestheater, innsbruck deutsches theater berlin (Übernahme vom thalia theater hamburg), Premiere 08. 01. 2010 Dänische Erstaufführung 22. 01. 2010, team teatret herning landestheater coburg, Premiere 02. 04. 2010 landestheater tübingen, Premiere 30. 04. 2011 (Stückabdruck Theater der Zeit 12 /2006) Almut Baumgarten Tank (tt07) Claudia Grehn Ernte (tt10) ua 12. 12. 2008, pfalztheater kaiserslautern ua 19. 12. 2010, Maxim Gorki Theater Berlin (Stückabdruck Theater der Zeit 06 /2010) Arna Aley 4½ Männer und ich (tt07) ua 15. 12. 2007, berliner ensemble Carles Batlle Versuchung (tt04) dse 12. 12. 2004, burgtheater wien de 03. 12. 2005, landestheater tübingen (Stückabdruck Theater der Zeit 6 /2004) Kai-Ivo Baulitz Transporter (tt07) John Birke Pas de deux (tt04) ua 07. 12. 2004, burgtheater wien weitere Inszenierungen: Werkstattinszenierung münchner kammerspiele, Premiere 14. 01. 2005 schauspiel köln, Premiere 19. 06. 2005 theater konstanz, Premiere 16. 12. 2005 Anne Habermehl Letztes Territorium (tt08) ua 18. 11. 2008, thalia theater hamburg weitere Inszenierungen: stadttheater konstanz, Premiere 13. 03. 2010 theater 89 berlin, Premiere 12. 03. 2011 landestheater tübingen, Premiere 09. 04. 2011 Dorothee Brix Zuhause (tt04) ua 25. 03. 2007, burgtheater wien Anne Habermehl Daddy (tt08) (Werkauftrag des tt Stückemarkts 2008) ua 20. 06. 2009, bayerisches staatsschauspiel münchen Paul Brodowsky Regen in Neukölln (tt08) ua 05. 03. 2011, schaubühne am lehniner platz, berlin Nuran David Calis Café Europa (tt05) ua 16. 09. 2006, schauspiel essen Anja Hilling Sterne (tt03) ua 28. 01. 2006, bühnen der stadt bielefeld weitere Inszenierungen: theater osnabrück im Rahmen des Festivals Spieltriebe 2, Premiere 14. 09. 2007 badische landesbühne bruchsal, Premiere 18. 09. 2010 Bettina Erasmy Mein Bruder Tom (tt07) ua 05. 12. 2008, landestheater tübingen March Höld Träumt (tt07) Ursendung der Hörspielfassung 24. 02. 2010, Maja Das Gupta Zappen (tt03) deutschlandradio kultur ua 26. 05. 2008, zimmertheater tübingen Paul Jenkins Natural Selection (tt06) Thomas Freyer Amoklauf mein Kinderspiel (tt05) ua 28. 05. 2006, deutsches nationaltheater weimar in Koproduktion mit dem theater an der parkaue berlin, Berlin-Premiere 20. 09. 2006 weitere Inszenierungen: Polnische Erstaufführung 26. 05. 2007, teatr nowy, krakau theater ingolstadt, Premiere 27. 05. 2007 theater augsburg, Premiere 27. 09. 2007 theaterhaus jena, Premiere 28. 02. 2008 volkstheater rostock, Premiere 13. 03. 2008 thalia theater hamburg, Premiere 07. 04. 2008 theater vorpommern, Premiere 20. 09. 2008 hans-otto-theater, potsdam, Premiere 25. 10. 2008 34 ua 09. 12. 2006, bayerisches staatsschauspiel münchen Juliane Kann Blutiges Heimat (tt05) ua 06. 04. 2006, maxim gorki theater berlin Maria Kilpi Harmin Paikka – plus null komma fünf windstill (tt07) ua 20. 12. 2007, maxim gorki theater berlin öe 10. 02. 2008, burgtheater wien Ursendung der Hörspielfassung 14. 05. 2008, deutschlandradio kultur weitere Sendung: 24. 12. 2008, schweizer radio drs 2 Arzt, Hannes Becker, Sandra Kellein 2011 Dmitrij Gawrisch, Konradin Kunze, Mario Salazar, Małgorzata Sikorska- Oliver Kluck Das Prinzip Meese (tt09) ua 06. 02. 2010, maxim gorki theater berlin weitere Inszenierungen: se 28. 10. 2010, theater basel theater bielefeld, Premiere 30. 09. 2011 theater chemnitz, Premiere 16. 03. 2012 Konradin Kunze foreign angst (tt11) ua Frühjahr 2012, hessisches staatstheater wiesbaden Dirk Laucke alter ford escort dunkelblau (tt06) ua 27. 01. 2007, theater osnabrück weitere Inszenierungen: thalia theater hamburg, Premiere 13. 01. 2008 theater 89 berlin, Premiere 30. 01. 2009 stadttheater giessen, Premiere 23. 04. 2010 anhaltisches theater dessau, Premiere 28. 01. 2011 deutsches theater göttingen, Premiere 17. 02. 2011 stadttheater bremerhaven, Premiere 26. 02. 2011 bat studiobühne berlin, Premiere 04. 03. 2011 schauspielhaus bochum, Premiere 25. 03. 2011 (Stückabdruck Theater heute 05 /2007) theater lübeck, Premiere 18. 09. 2009 theater ingolstadt, Premiere 16. 04. 2010 staatstheater kassel, Premiere 30. 04. 2010 studiotheater stuttgart, Premiere 24. 06. 2010 theater lüneburg, Premiere 21. 01. 2011 neue bühne nürnberg, Premiere 28. 01. 2011 theater bonn, Premiere 26. 03. 2011 schlossplatztheater berlin, Premiere 15. 04. 2011 internationales studentenfestival brno, Premiere 13. 05. 2011 theater trier, Premiere 19. 05. 2011 hermes theater konstanz, Premiere 11. 12. 2011 theater ravensburg, Premiere 23. 03. 2012, in Koproduktion mit dem zimmertheater rottweil, Premiere 03. 03. 2012 Serbische Erstaufführung 30. 09. 2012 belgrad theatre atelje 212 (Stückabdruck in Theater heute 1 /2008) Philipp Löhle Die Kaperer (tt07) ua 08. 01. 2012, schauspiel hannover (Werkauftrag des tt Stückemarkts 2007) ua 20. 03. 2008, schauspielhaus wien de 18. 09. 2008, staatstheater mainz weitere Inszenierungen: schauspielhaus bochum, Premiere 31. 10. 2008 theater freiburg, Premiere 18. 11. 2008 theater augsburg, Premiere 27. 01. 2009 Argentinische Erstaufführung März 2010, theater espacio, buenos aires Andreas Liebmann Explodiert (tt08) Wolfram Lotz Der groSSe Marsch (tt10) ua 25. 01. 2009, burgtheater wien ua 20. 05. 2011 im Rahmen der ruhrfestspiele recklinghausen, Koproduktion mit dem saarländischen staatstheater saarbrücken weitere Inszenierungen: se 07. 10. 2011 theater basel theater karlsruhe, Premiere 09. 10. 2011 Anne Lepper Seymour (tt11) (Werkauftrag des tt Stückemarkts 2011) David Lindemann Koala Lumpur (tt03) ua 19. 12. 2003, schauspielhaus bochum (Stückabdruck Theater heute 7 /2003) Philipp Löhle Genannt Gospodin (tt07) ua 21. 10. 2007, schauspielhaus bochum weitere Inszenierungen: bayerisches staatsschauspiel münchen, Premiere 06. 11. 2007 deutsches theater göttingen, Lesungen 14. 03. und 25. 06. 2008 theater fact, leipzig, Premiere 28. 03. 2008 staatstheater braunschweig, Premiere 28. 11. 2008 ulmer theater, Premiere 06. 02. 2009 staatstheater darmstadt, Premiere 10. 01. 2009 theater magdeburg, Premiere 12. 12. 2009 deutsches schauspielhaus hamburg, Premiere 10. 01. 2010 se 22. 01. 2009, theater biel solothurn theater aalen, Premiere 17. 05. 2009 theater drachengasse, Wien, Premiere 18. 05. 2009 Wolfram Lotz Einige Nachrichten an das All (tt10) (Werkauftrag des tt Stückemarkts 2010) ua 24. 02. 2011, deutsches nationaltheater weimar Sergej Medwedew Irina – Eine Friseuse (tt08) Dse 11. 06. 2010, landestheater tübingen Thomas Melle Licht frei Haus (tt06) ua 24. 06. 2007, badisches staatstheater karlsruhe weitere Inszenierung: schwebebühne im theater im schokohof – tisch berlin, Premiere 17. 11. 2010 Miszczuk, Juri Sternburg, Benjamin Lauterbach, Anne Lepper, Rebecca Christine Schnyder 35 Nina Mitrović Das Bett ist zu kurz oder nur Volker Schmidt Die Mountainbiker (tt07) Fragmente (tt05) ua 24. 11. 2007, theater heidelberg Werkstattinszenierung 18. 03. 2006, burgtheater wien Esteve Soler Contra el progrés – Gegen den José Manuel Mora Mi alma en otra parte – FortschriTT (tt08) Meine Seele anderswo (tt08) ua 05. 02. 2009, sala beckett i obrador, barcelona dse 20. 05. 2009, bayerisches staatsschauspiel münchen weitere Inszenierungen: se 07. 05. 2010, theater biel solothurn theater aachen, Premiere 14. 01. 2011 consol theater gelsenkirchen, Premiere 19. 03. 2011 ua 04. 09. 2009, theater osnabrück im Rahmen des Festivals Spieltriebe 3 weitere Inszenierung: Spanische Erstauff. 30. 03. 2011 teatro valle-inclán, madrid (Stückabdruck Theater der Zeit 10 /2009) Pierre Notte Zwei kleine neTTe Damen auf dem Weg nach Norden (tt09) dse 23. 12. 2009, badisches staatstheater karlsruhe weitere Inszenierungen: öe 14. 01. 2010, kosmos theater, wien nordharzer städtebund theater quedlinburg, Premiere 01. 10. 2010 Johannes Schrettle Dein Projekt liebt dich (tt05) ua 24. 09. 2006, schauspiel graz Juri Sternburg der penner ist jetzt schon wieder woanders (tt11) ua Januar 2012, maxim gorki theater berlin Nis-Momme Stockmann Der Mann der die Welt aSS Sofi Oksanen Puhdistus – Fegefeuer (tt09) (tt09) Dse 15. 10. 2011, theater osnabrück ua 17. 12. 2009, theater heidelberg weitere Inszenierungen: theater magdeburg, Premiere 13. 02. 2010 se 03. 05. 2010, theater basel residenztheater münchen, Premiere 02. 10. 2010 theater baden-baden, Premiere 25. 02. 2011 theater erlangen, Premiere 19. 03. 2011 theater ingolstadt, Premiere 29. 04. 2011 Tomo Mirko Pavlović Elternzeit (tt04) ua 18. 02. 2010, südthüringisches staatstheater meiningen Tomo Mirko Pavlović Der alte Tänzer und ich haben Liebe gemacht (tt06) ua 28. 11. 2007, staatstheater darmstadt weitere Inszenierung: stadttheater giessen, Premiere 19. 04. 2008 Nis-Momme Stockmann Kein Schiff wird kommen (tt09) Peca Ştefan Wire and Acrobats – Drahtseil- (Werkauftrag des tt Stückemarkts 2009) akrobaten (tt10) Jean-Marie Piemme Um die Wurst (tt03) ua 19. 02. 2010, schauspiel stuttgart weitere Inszenierungen: deutsches theater berlin, Premiere 19. 10. 2010 theater augsburg, Premiere 10. 10. 2010 de 28. 11. 2004, badisches staatstheater karlsruhe weitere Inszenierung: theaterhalle 7 / inkunst e. v. münchen, Premiere 01. 07. 2006 Ali Taylor CoTTon Wool – WaTTe (tt06) ua 18. 01. 2008, staatsschauspiel dresden Charlotte Roos Hühner. Habichte (tt09) Klaas Tindemans Bulger (tt08) ua 13. 01. 2010, theater st. gallen (Stückinsert Theater der Zeit 06 /2009) ua 17. 12. 2008, maxim gorki theater berlin ua 02. 09. 2011, theater osnabrück Sabine Wen-Ching Wang Hund Hund (tt08) Mario Salazar Alles Gold was glänzt (tt11) ua Dezember 2012, theater heidelberg Oliver Schmaering Seefahrerstück (tt05) ua 17. 09. 2005, neues theater halle (in der Jury-Diskussion für das Theatertreffen 2006) 36 ua 04. 10. 2011, schlachthaus theater bern, Koproduktion mit fünfnachbusch und dem theater winkelwiese zürich impressum THEATERTREFFEN 06. BIS 23. MAI 2011 leiterin theatertreffen Iris Laufenberg tt STÜCKEMARKT leiterin stückemarkt Yvonne Büdenhölzer assistentin Lea Jürß praktikant Hendrik Borowski STÜCKEMARKT-JURY 2011 Nurkan Erpulat Regisseur Martin Heckmanns Autor, Dramaturg Jan Klata Autor, Regisseur Iris Laufenberg Leiterin Theatertreffen Berlin Barbara Mundel Intendantin Theater Freiburg VERANSTALTER Berliner Festspiele Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH intendant Prof. Dr. Joachim Sartorius kaufmännische geschäftsführerin Charlotte Sieben Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin Tel. +49 (0)30 254 89-0, info@berlinerfestspiele.de www.berlinerfestspiele.de STÜCKEMARKT-DOKUMENTATION herausgeber Berliner Festspiele redaktion Yvonne Büdenhölzer, Giselind Rinn mitarbeit Lea Jürß, Sabrina Hofer gestaltung formdusche foto titel Stückemarkt V »Alles Gold was glänzt« › foto Piero Chiussi fotos Piero Chiussi (soweit nichts anderes angegeben) Wir danken der Requisite im Maxim Gorki Theater Das Theatertreffen wird gefördert durch die Der Stückemarkt wird gefördert durch die In Kooperation mit 37