OECD-Report über ,,Ausbildung und Praxis im

Transcription

OECD-Report über ,,Ausbildung und Praxis im
lerne'undarbeite!
i .
<-
OECD-Report über ,,Ausbildung und Praxis im
e).
periodischen
Wechsel"
Was da so umständlich unter dcm dcutschen Titel ,,Ausbildung und Praxis i m
periodischen Wechscl" (Recurrent Education) daherkommt, präscnticrt sich als Alternativc f u r mehr oder wcnigcr das gc4:imte Erziehungszystcm. Der Grundgcdankc
klingt interessant: weder will man cs zukunftig dabei bewendet sein l a w n . privilcgierte Schuler 13 oder gar 17 Jahre (odcr
gar noch länger) hauptsächlich in Schulcn
und Hochschulcn lerncn zu lassen Noch
setzt man auf die ganz großc Umw2l7ung,
in deren Folge dann inctitutionalisicrtcz
Lernen schnell Uherfliissig wird. wcil Thcorie und Praxis ineinander aufgchcn. Angepeilt wird vielmchr cin Ichcnslanger ständiger Wechsel zwischen Lern- und Arbeitsphascn.
Ahcr ist diese Idee wirklich so realistisch? Und so neu? Erfordert nicht auch
der bescheidenere Vorschlag .,Recurrent
Education" Veränderungen unscrer gesellschaftlichen Erziehungcwirklichkcit, die
Redaktion:
Wolfgang Geisler
Umschlag: Chlodwig Poth
Fotos: Klaus Rose
eben doch weit über das hinauzgchcn. was
Kapital und Staat zu investicrcn bereit
sind?
Erfullt der OECD-Report viellcicht sogar Feigenblattfunkiion? Man lieit ihn.
lobi ihn und legt ihn als idealistischcs
Gespinst bedauernd zur Seite - i n jcnc
Schublade, in der schon so viele Papicre mit
,,schönen Gedanken" gewandert sind.
Dic OECD (Organisation Ciir wirtwhaftIich c Zusa m me n ;i rhc it und En t w ic k I u n
deren BRD-Landcrcxamen ..Bildiingswcsen. mangelhaft"' vor gut cincm Jahr
cinigcn Stauh nufuirhcltc. Icgt n i i n cincn
,,klärenden Rcport" (cngli\clicr Untcrtitel) vor, aus dem \ich ablcscn IäRt. o b dcr
Gedankc dcr .,Atishildiing und Praxis im
pcriodischcn Wcchscl" mchr ist nls ein
leider utopischer Vorschlag. h : c dohuincnticrt Ausschnitte aus dicscm ßcrichi und
Icgt Kritik nahc.
I Bildungswcsen: rnangclhiilt. BRD-Ri/dungsppolitik irn OECD-Liiiidcrcxömen,
Frankíurt.'M.: Dicstcrwcg 197.3
Z u r Kritik: Holgcr H Liihrig (Hrsg.):
Wirtschaítsricíe - Bildungtziicrg Der
Diskusiionshintcrgrund zum Rildungsgcsamtplan 1973: Analyscn dcí OEC'DRcports. Reinbck: rororo aktucll 1660
1973.
Thema: Lerne und arbeke!
Dalin, Kallen und Bengtsson, die
Autoren des vorliegenden Reports,
stellen an ihre Arbeit den Anspruch,
,,eine echte, vollwertige Alternative
zum gegenwärtigen Biidungssystem zu
sein, die in der Gesellschaft der Zukunft
wirksam sein und den Nachteilen des
derzeitigen Schulsystems ein Ende bereiten wird."
J. R. Grass, Direktor des Zentrums
für Bildungsforschung und -innovation
der O E C D ist daschon vorsichtiger: wie
iiberzeugend ,,die Argumente für die
periodische Ausbildung auch sein mögen - es wäre dennoch naiv, einen
größeren Umschwung zu erwarten. Erziehung ist zu subtil, zu komplex, als daß
man sich von Gewaltkuren Erfolg versprechen könnte: Ausbildung und Praxis im periodischen Wechsel will daher
nicht sofortige, radikale Veränderung
bringen, sondern eher als ein Rahmen
verstanden werden, innerhalb dessen
sich eine größere, schrittweise zu vollziehende bildungspolitische Neuorientierung verwirklichen Iäßt."
Wie alternativ ist die Alternative
,,Ausbildung und Praxis im periodischen Wechsel" wirklich? Oder stellt
der Vorschlag das Ei des Kolumbus dar,
das uns die Radikalität von Kritik und
Veränderung unseres Bildungswesens
erspart?
iusbilduncl und Praxis irn
jeriodischenWechsel
iecurrent Education": Ein Beitrag des Zentrums für Bilingsforschung und -innovation (CERI) der OECD
;e Dalin, Denis Kallen, Jarl Bengtsson
' 3 . ,,Ausbildung und Praxis irn periodiWechsel" ist eine umfasende Biligsstrategie f u r den gesamten Bereich
auf die Pflichtschul- bzw Grundhil.~gsphase folgenden Aushilduiig und
iterbildung. Ihr wesentliches Charakte]hum ist die Streuung der Au5hildung
r die gesamte Lehensdauer des Indiviinis, und zwar im periodischen Wechsel,
, I alternierend mit andercn Formen der
iivitat - hauptsächlich mit Berufsarbeit.
rauch mit Freizeit und Ruhestandg.
' 4 . Diese Definition eines auf dem
L.hsekon Ausbildung und Praxis beruder
:dungssystems enthalt zwei weiliche Elemente:
Sie zeigt eine Alternative zum herhommlichen System, das die gesamte
hchulische, sowie alle Vollzeit-Ausbildung auf die Jugend (das heißt: auf den
I>ebensabschnitt zwischen dem vollenJeten funften, sechsten oder siebenten
i.ebensjahriO und dem Eintritt in das
Ikrufsleben) konzentriert, und sic ht
L.ine Streuung der sich an die Pflichtchulzeit anschließenden weiteren AusIddung über das gesamte Leben des
L-inzelnen vor. Damit akzeptiert sie das
Prinzip lebenslangen Lernens.
1
lie deutsche ubersetzung des Reports
iigte Joachim Rehork an. Sie wurde uns
rndlichcrweise vom Sekretariat der
iidigen Konferenz der Kultusminisfer
Lander in der Bundcsrepublik
titschland zur Veríugung gestellt. Trotz
/;ingrcicher Kurzungen, die durch Aus, irngszeichen
kenntlich gemacht wurI . haben wir die durchgehende Numerie.L: der Absätze aus der Originalfassung
inommen und auch dic ursprunglichc
: I Jerk ungszähl weise beihe ha It en.
b) Sie bietet einen Rahmen an, innerhalb
dessen die Organisation lebenslangen
Lernenr durchfuhrbar ist: Ein Alternieren und eine ständige aktive Wechsclbeziehung zwischen Ausbildung als
strukturierter Lernsituation und anderen sozialen Aktivitäten, bei denen
beilaufige Lernprozesse stattfinden.
25. Wie immer ein solcher Wechsel im
einzelnen stattfinden und beschaffen sein
mag: sein wesentliches Charakteristikum
ist die Kontinuitat des Lernens während
des gesamten Lebens, wobei eine gegenseitige Befruchtung und Bereicherung zwischen der in den Ausbildungsphasen gewonnenen strukturierten Lernerfahrung
u qd der u nst r u k t ur ie r te n Lerner f a h rung
aus anderen Bereichen sozialer Aktivität
stattfindet.
26. Auf der gegenwärtigen Stufe lassen
sich die Merkmale eines Systems periodischer Aus- und Weiterbildung im Wechsel
mit der Praxis noch nicht in allen Einzelheiten umreißen. Hervorgehoben sei jedoch
eins: Dem Vorschlag, ein solches System
einzuführen, liegt keineswegs die Absicht
zugrunde, den fur unser derzeitiges Bildungswesen so bezeichnenden Typ institutionalisierten Schulbetriebs auf Erwachsene zu übertragen. Es wäre absurd, die
Mangel, die das herkömmliche System
aufweist, auf diese Weise in einem anderen
Bereich (bzw. auf einer anderen Ebene) zu
reproduzieren. Vielmehr geht es in der
vorliegenden Grundsatzstudie hauptsachlich darum, die heute jüngeren Menschen teilweise nur bis zum Alter von 14-15
10 Oder auch vom vollendeten dritten
oder vierten Lebensjahr an, wenn Vorschulerziehung zur allgemeinen Praxis
wird und man dabei das Ifauptgewichf
auf deren schulische Funktion legt.
Jahren, im Fall einiger, privilegierter Jugendlicher bis zu 24-25 Jahren - zur
Verfugung stehenden Bildungsmöglichkeiten essentiell fur jeden während seiner
gesamten Lebenszeit zugänglich zu machen. Ganz zwangsläufig setzt dies ein
gewisses Maß und gewisse Formen der
,,Entschulung" voraus und bedingt zugleich neue, auf dem Weg zum angestrehten Ziel geeignetere Lernsituationen als die
institutionalisierte Schule
27. ,,Ausbildung und Praxis im periodischen Wechsel'' bedeutet daher: gesamtes
Bildungsangebot an Erwachsene, und zwar
im Sinne einer Ausbildung nach dem Cenügen der Schulpflicht. Es handelt sich um
eine umfassende Alternativstrategie zu
drei gegenwärtig völlig beziehungslos nebeneinandcr herlaufenden Zweigen der
Weiterbildung:
a) zum herkömmlichen System schulischer Bildung nach Ableistung der
Schulpflicht (es umfaßt die Oberstufe
der Sekundarschulen und das postsekundare Bildungswesen);
b) zur berufsbegleitenden Aus- und Weiterbildung jeder Art und auf allen
Ebenen (zumeist von privater Hand
organisiert); und schließlich
c) zur Erwachsenenbildung im engeren
Sinn all jener zahllosen und vielfältigen
Einrichtungen für Erwachsene, die
hauptsächlich unter Begriffe wie ,,information-culture"" oder ,,allgemeinbildend orientiert" fallen. Prototyp sind
die ,,Volkshochschulen" im deutschen
Sprachgebiet sowie die ,,folkeshbgskole" im skandinavischen Raum, insbesondere die ,,freiwilligen Studicnzirkel"", die oft in enger Beziehung zur
,.folkeshQgskole" arbeiten Traditionelles Hauptziel der betreffenden Einrichtungen war es, weiten Bevölkcrungskreisen - insbesondere denen, die verhältnismäßig fruh die Schule verlassen
mußten - Zugang zur Bildung zu vermitteln und ihnen damit großere Möglichkeiten der Persönlichkeitsentfaltung sowie kultureller Bereicherung zu
erschließen.
28. In zahlreichen OECD-Mitgliedsstaaten sind die beiden letztgenannten Bildu ngszw eige sy st e m at i sch u nd organisa t orisch völlig vom konventionellen Pflichtschulwesen und von der Aushildung nach
der Pflichtschulzeit getrennt. Außerdem
fehlt zwischen allen drei Zweigen jegliche
Koordination, was Bildungspolitik, Herkunft und Verteilung der Mittel, Gestaltung der Unterrichtsprogramme und Benotung angeht. Jeder auf seine eigene Weise,
ergänzen. ja ersetzen sie einander sehr
weitgehend.
1 I Diescr Terminus wurde von H. Janne
gepragi, und zwar in: .,Permanent education, an agent of change" (in: ,,Pt-rmanent Education", Straßburg: Europarar 1970).
12 Vgl A . Dalin: .,Recurrent Education
in Norway", in der Reihe: Recurrent
Education: Policy and Developmcnt in
OECD Counrries, CERI/OECD I Y72
(vervielfältigt es Dok umcnt).
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cruehungNr 3
I Min 1974
3174
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Thema: lerne und arbeite!
29. Hinzugefügt sei. daß zwar unahhangig von den oben erwahnten drei ßilduiigsZweigen, aher in cnger Verhindung mit
ihncn. die Einrichtung eines ,.Zweiten Bildungsweges" für Erwachsene besteht. Auf
i h m lassen sich im Prinzip die glcichcn
Qualifikationen erwerben wie in dem auf
der Pflichischulc aufhauendcn öffentlichcn
Bildungswesen und-dies gilt hesonders f ü r
schulisch weniger entwickelte Gehicte auch im öffentlichen Pflichtschulwesen.
30. Besonders in den skandinavicchen
Ländern sind sowohl die ..Volkshochschulen" als auch ein großer Teil dcr die Schule
ergänzenden Erwachsenenforthildunp Bestandteil des regulären Bildungswesens
oder hefinden sich zumindest im Einflußbereich der öffentlichen Bildungspolitik, zu
deren Aufgaben man in Skandinavien eine
Werner Markert
Mehr Wunsch
als Analyse
Bietet OECD-Report eine
realistische Perspektive?
Abhilfe für die hlängel des regulären
Schulsystems durch entsprechende Erwachsenenbildung rcchnet.
3 1. Eine Strategie für eine Ausbildung
in periodischem Wechsel mit der Praxis
hätte daher in einem einheitlichen bildungspolitischen Gesamtrahmen sämtliche
auf der Pflichtschule aufbauende Systeme
zu erfasscn. Dabei versteht sich von s e h t ,
d a ß auch die Pflichtschulerziehung in dicsen Rahmen einzubeziehen wäre. Allerdings gälte das Prinzip periodischen Alicrnierens noch nicht für sie, sondern erst vom
Abschluß der Pflichtschulzeit an.
32. Irrelevant ist die Frage, o b der eine
oder andere Typ der Erwachsenenbildung
oder der berufsbegleitenden Ausbildung
sich besonders eignet, in ein künftiges
,,System" integriert oder gar von ihm
absorbiert zu werden. Wie bei jeder ande-
oder stellt e r einer der vielen expertokratischen Zukunftsspekulationen dar, die
allenfalls der Selbstbestätigung ihrer Produzenten dienen? - verweist auf drei
Hauptprobleme, die hier in Umrissen
analysiert werden sollen:
1. Darstellung der prognostizierten
gesellschaftlichen
Entwicklungstendenzen;
2. Verständnis des intendierten bildungs- und gesellschaftspolitishen LeitPrinzips. ,Mitbestimmung';
3. Einschätziing bestehender gesellschaftlicher Herrschafts- und Konfliktverhältnisse in ihrer Relevanz für die
Realisierung des Konzepts.
1. Gesellschaftliche Entwicklung
Die Interpretation gesellschaftlicher
Entwicklungstendenzen bleibt weitgehend einer technologischen Ideologie
verhaftet. die technischen Fortschritt und
gesellschaftlichen Wandel in einem linear
fortschreitenden Verhältnis sieht: ,,Dem
Konzept der periodischen Ausbildung
liegt die überlegung zugrunde. daß in
einer Gesellschaft, die rapiden Anderungen unterworfen ist. das ganze Leben
hindurch ein Lernprozeß stattfinden
muß, und zwar nicht nur bei einigen
wenigen Auserlesenen, sondern bei jedem einzelnen".
Dieses Motiv wiederholt sich im Bericht mehrfach. So lautet die Kernthese
zur Charakterisierung der ,,Arbeitswelt":
,,Zunehmend raschere technische Veränderungen und die beständige Wandlung
der Organisationsrnuster im Arbeitsbereich haben unmittelbaren Einfluß auf die
Bedingungen, die der einzelne in seiner
Arkitssituation antrifft und mitgestalWerner Markert (32). Wiss. Mitarbeiter im tet". D a sich ,,unsere Gesellscheft zu
Fachbereich Gese~lschaltswissenschaften einer .Gesellschaft des Wissens' entwikder Universität FranklurtIM.. arbeitet Über kelt, entstehen ,.sich stürmisch ändernde
Bedürfnisse nach qualifizierten ArbeitsTheorie und Praxis der polytechnischen
kraften".
Bildung
Die Konzeption der .,Ausbildung und
Praxis im periodischen Wechsel" (recurrent education), die sich als ,,vollwertige.
Alternative zum gegenwärtigen Bildungssystem" versteht, hätte als realistische Perspektive konkret anzugehen. unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen ,,recurrent education" zu einer .,dauernden Lebensform" werden kann. D a ß
Bildungsreform als isolierte Erscheinung
keine gesellschaftsverändernde Kraft
darstellt, wird erkannt: es bedarf der
,,Koordination der Bildungspolitik und
Politik im sozio-ökonomischen Bereich".
Die zentrale Frage, die sich daraus
ableitet - vermag der Bericht den Anspruch zu erfüllen, im Rahmen einer
Strukturanalyse der sozio-ökonomischen
Arbeits- und lebenshedingungen in
OECD-Ländern die politischen Realisierungschancen adäquat einzuschätzen
18
3/74
ren Politik werden auch im Fall einer
Politik periodischer Aushildung manche
Programme den Hauptzielcn, die man sich
gesteckt hat, nähcr kommcn als andere.
und i n diesem -bereits eingeengten - Sinne
Iäßt sich sagen, d a ß die in Frage kommcnden Programme stärkcr das Prinzip dcr
,,regelmäßigen Wicdcrkehr" vcrwirklichcn
werden als andkre. Miiglich ist ahcr auch,
daß ein bestimmtes Programm. je stärker
es aiif die Hauptziele der ins Auge gefaßten
Politik hin orientiert wird. desto stärkcr
den Charakter der ,.Wiederkehr" im strengen Sinne annimmt -das hcißt den Charakter einer Bildungsperiode oder -stufe, die
mit anderen sozialen Aktivitäten alterniert
und hinsichtlich der Wahl von Ort und
Zeit sowie der Prägung relativ unabhängig
ist. (. . .)
35. Bei der Ausarbeitung der Hauptzü-
Das in der B R D durch Schelsky in den
,,Deutschen Ausschuß für das Erziehungs- und Bildungswesen" eingegangene und den neueren Konzeptionen zur
.,Arbeitslehre" (Blankertz/Groth. Klafki
u. a.) zugrundeliegende lineare TechnikVerständnis beherrscht auch ungehrochen die Prognosen zum gesellschaftlichen Fortschritt des OECD-Berichts ,,recurrent education".
Die seit der KerníSchumann-Studie
empirisch mehrfach aufgezeigte (vgl. SOFI-Vorstudie ,,Produktion und Qualifikation", Göttingen 1973) Entwickiungstendenz von Qualifikationsanforderungen im Bereich der industriellen Arbeit
(Die ,,technische Entwicklung" führt zu
einer Polarisierung der Belegschaften an
den technisch fortgeschrittenen Aggregaten" (Kern/Schumann)] widerlegt die
These einer generellen Höherqualifizierung. Die gegebene Qualifikationsstruktur der Arbeitskräfte stellt für das Einzelkapital in der Regel keine Limitierungsbedingung für Investitionsentscheidungen und technische Veränderungen des
Produktionsprozesses dar. Die veränderten Qualifikationsanforderungen werden
innerbetrieblich durch primär empirischpraktisches Anlernen am neuen Arheiisplatz eingeübt. Für eine Ausbildung
grundlegend neuer Qualifikationen besteht keine Notwendigkeit. Von der Seite
einzelkapitalistischer
Interessen erscheint ,recurrent education" ökonomisch dysfunktional.
2. Leitprinzip Mitbestimmung
Das bildungs- und gesellschaftspolitische Leitprinzip .Mitbestimmung' verweist indessen auf eine Parteinahme für
die Interessen des einzelnen. ,.recurrent
education" soll nicht als ,.berufsbegleitende Forîhildung" für die Industrie verstanden werden, beansprucht als
,.Grundrecht des einzelnen . . .. seine
Thema: Lerne und arbeite!
cc eines Systems periodisch mit der Praxis
.ilternierender Ausbildung sollten - unbe\chadet nationaler Sonderregclungen - die
clcichen Grundprinzipien mal3gehend sein
1:s sind dies:
A ) die letzten Jahre der Pflichtschulzeit
sollten vom Lehrplan her so gcstaltrt
werden, diiß sic jedem Schulcr cine
echte Entscheidung zwischcn wcitcrcrn
Studium und BcrufsLirhcit criiioglichen;
I)) jederzeit nach dem Vcrliisscn dcr
Pflichtschulc sollte der Zugang z u einer
weiterfuhrenden Ausbildung garantiert sein;
c.) das Angebot der Möglichkeiten sollte
5 0 beschaffen sein, d:iß Bildung und
A us h i I d u n g jede m e i nie I ne n o f f e ns t ehen, wo und wann immer er sic bcnotigt;
Lukunft selbst zu bestimmen", in dem er
..an den Entscheidungen über sämtliche
Aspekte des Systems . . . beteiligi ist".
Mitbestimmung könne nur in einem ,,ent\prechenden sozialen und politischen
Kontext" verwirklicht werden.
Doch eine konkrete gesellschaftspoliti\che Zielkonzeption fehlt: vernachlässigt
\chon die ungebrochen optimistische Ein\chätzung der gesellschaftlichen Entwickiungstendenzen eine empirisch und ge\ellschaftstheoretisch fundierte Analyse
des Verhältnisses von technischem Fort\chritt, ökonomischen Interessen und individuellen sowie kollektiven Entfaltungschancen, so versandet der Mit- und
Selbsibesiimmungsappell des Berichts in
der Sozialpartneriàeologie.
3. Herrschaft und Konflikt
r" zweifellos gesellschaftspolitisch
lirisli,iren Intentionen der Konzeption
ciner ,,recurrent education". der einzelne
inusse eine ,,konstruktive, kreative Rolle
bei Planung und Beschlußfassung" über
Inhalte und Ziele des Systems spielen,
dies bedeute Wechsel zwischen Berufsarlicit und ,,Freizeit" ,,freiwillige Arbeitslo\¡ekeit" und fuhre zu einem ,,ständigen
Hotationsprozeß', der letztlich ,,einen
Wandel der gesellschaftlichen Prioritaten" wie ,,eine Anderung der sozio-politi\chen Zielsetzungen" bedinge, verweisen
im Prinzip auf den sozialistischen Gedaiiken der Selbstverwaltung. Wenn danach
als ,,eines der Hauptprobleme . . . die
weitgchende Einbeziehung der Sozialpartner in den Planungsprozeß" bezeichiiet wird, um durch eine ,.moglichst weitgehende übereinkunft zwischen den Sozialpartnern" ,,das Risiko" zu vermciden,
tlaß ,,Ausbildung im Wechsel mit Praxis
. , als ein störendes, ja den Betrieb
chädigendes Element. verschrieen"
wird. enthüllt sich das Leitprinzip ,Mithe\timmung' als praktisch folgenloses, verhales Postulat.
heirilli erzichung Nr 3
I Mari I V 7 4
d) bei den Zulassungsbestimmungen und
der Lehrplangestaltung sollten Arbeitswelt und andere soziale Erfahrungen als Grundelemente betrachtet
werden;
e ) es sollte nicht nur möglich sein,sondern
als ein wesentliches Element des ncucn
Konzeptes angesehen werden, daß jede
Laufhahn hunftig intermitticrend, d.
h.: mit Unterbrechungen, die durch
Wech\el zwischcn Studien und praktischer Arbeit bedingt sind, beschrittcii
werden kaiin;
f ) Untcrrichtspläne, -inhalte und Lehrrncthoden sollten in Zusarnmenarheit
niit den beteiligten Interessengruppen
(Studenten, Lehrer, Verwaltungsfachleute usw.) entwickelt werden und die
Interessen sowic die unterschiedliche
Motivation der vcrschiedenen Alters-
Gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse werden ebenfalls nur als eines von
mehreren Problemen der Realisierungsbedingungen thematisiert: ,,Da Produktion und Anwendung von Wissen meist
von einer Minderheit kontrolliert werden, . . . zieht der Komplex ,Wissen und
Macht' als eines der Grundprobleme der
modernen Industriegesellschaft immer
mehr Aufmerksamkeit auf sich". Das
Phänomen wird konstatiert, die Diskussion politisch-gesellschaftlicher Veränderungsstrategien bleibt ein Tabu.
Resümee
,,Recurrent education" vermittelt zumindest für die Erwachsenenbildung interessante Perspektiven als etwa die Konzeption des Bildungsrates für eine ,,ständige Weiterbildung", bleibt aber der
praktisch folgenlosen Funktion der traditionellen padagogischen Zielorientierung
einer ,,Erziehung zur Mindigkeit" immanent. indem sie die Analyse realer ökonomischer Herrschaftsverhältnisse systematisch ausblendet.
Die aktuellen Diskussionen in der Erwachsenenbildung,
gekennzeichnet
durch die Konzeption einer ,,Synthese
von beruflicher und politischer Bildung"
wie die gewerkschaftlichen Vorstellungen
zum ,.Bildungsurlaub" beanspruchen
zwar nicht eine strukturelle Neuorientierung des gesamten ßiidungssystems, bewegen sich aber in einem weniger gesellschaftsblinden. futurologischen Rahmen.
Dies markiert auch die eigentliche
Relevanz der Studie: ,,recurrent education" verweist auf eine generelle Reform
des Bildungssystems nicht allein isolierter
Bereiche. Doch stellt ,,Ausbildung und
Praxis im periodischen Wechsel" nicht
,,etwas völlig Neues dar". Sollte den
Autoren unbekannt sein, daß bereits
Marx fur die Erziehung der Arbeiter eine
,,Verbindung von produktiver Arbeit und
Unterrichi" postulierte?
stufen und Sozialgruppen berücksichtigen;
g) Grade und Zeugnisse sollten nicht mehr
als ,,Endresultate" eines Bildungsweges, sondern eher als Stufen und Wegweiser zu einem Prozeß lebenslanger
Weiterbildung, lebenslanger bcruflicher und lebenslanger perstinlicher
Entwicklung gewertet werden;
h) schließlich sollte der Gesetzgebcr jedem cinzeliicn nach Ahschliiß der
Pflicht\chiilc &lb Recht einriumen. pcri»di\ch ßildung4iirlaub zu nehmen,
ohne dabei den Verlust seiner Stellung
und damit seiner pcrsönlichen Sicherheit zu riskieren.
36 Dieses Verzcichnis ist keineswegs
erschopfend. Zu betonen ist: a / / eangcfiihrten Prinzipien (und vielleicht noch andere,
die es erst noch auszuarbeiten gilt) musscn
in die Strategie eineh Wechsel4 zwischen
Ausbildung und Berufspraxis integriert
werden. Nur ganz wenige der obigen Punkte treffen hereits auf die zahlreichen Erwachsenenbildungsprogramme zu, dic es z.
2 . gibt. Ihre Schwache liegt darin, diiß \ie
fur ein umfassendes Problem nur Teillosungen anbieten und nur einige Zwange
lindern - obwohl die Problematik die
gesamte Gesellschaftssituation ebenso wie
die Situation deb einzelnen betrifft" (. . )
Ausbildung im
periodischen
Wechsel mit Praxis
und ihrverhättniszu
den angestrebten
Bildungszielen
JI. (. . .) ihrem Wesen nach ist Bildung
ebenso Triebkraft fur Veränderungen, wie
sie Triebkraft fur Konservatisniu\ und Traditionsbindung ist. Einerseits entspricht cs
ebenso ihrer Funktion, sich an gegebenen,
gesellschaftlich relevanten Wertvorstcllungen und Strukturen zu orientieren, wie sie
andererseits gleichfalls von ihrer Funktion
her darauf angelegt ist, Überkommene
Werte und Strukturen auf die Probe zu
stellen und den Grund zugesellschaftlichcn
Veranderungcn zu legen. Allcrding4 ist der
Spiclraiim fur die erncucrnde Kraft der
Bildung begrenzt durch die jeweils vorherrschenden Wertvorstellungcn ciner G c sellschaft. durch die Aufnahmehcrcitschaft
dieser Gesellschaft, begrenzt schließlich
auch durch dic Bcdeutungdcr bestehenden
Bildungseinrichtungcn und sozialen Maunahmen f u r die ßcdurfnisse des einzelnen.
42 Akzeptiert man dieses Prinzip,diesc
doppelte Bedeutung der Erziehung für dic
Gesellschaft, so crgcben \ich diiraus wcitreichrndc Folgerungcn fur die Diskussion
eines periodischen Wechsels zwischen
Ausbildung und Praxis (oder anderen Aktivititen):
3.74
19
lema: Lerne und arbeite!
Periodisches
Altcrnicrcn zwischen
Aushildung, Praxis und andcrcn Tätigkeiten ist ein Konzept cincr bildungspoliticchen Altcrnativstratcgic. dcrcn
Lcitprin~ipdas Grundrecht des ein7,clncn ist. seinc Zukunft seihst zii bcsrimmen. Daraus ergibt sich cinci dcr wcscntlichstcn Merkmale der ncucn Str;itegie: sic bcinhaltct ein Loskommen
von einem st a rrcii. i m t it utionaliiie rt cn
Systcm, das Schiiicrn und Stuciciiten
seine Werivorstcllungcn und Ziclsctzungcn aufcirärtgt, unci \ic hcdcutct
wcitcrhin h t u k k l i i n g cincs Rahrncns,
innerhalb dciceq der cinzclnc an den
Entschcidungcn uher <amtliche A4pckte des Sysicms - cin\clilicßlich der
anzustrebendcn Ziele, aber auch dcr
Mittel und Wcgc. sic zu crrcichcn hctciligt i s t . Doch ohnc entsprcchcndcn sozialen und politwhen Kontrxt
ist cinc Jerarligc Mithcstimmiing bei
Entschlüsscn nichts als Ncbcl um dic
Politik, die genau dai ficgrntcil von
dem bewirkt. wits sie hchaitptsi. Dic
Fähigkeit. eigene Zielwrstcllungcn zu
entwickeln und politische Entcsrheidungcn 7u tällcn, ist ja gerade
erst das Resultat einer Strategic dcr
periodischen Ausbildung, deren Ziel cs
ist. dcr ctnzclncn Pcrxinlichkcit vollen
EntHiicklungrspiclraum zu gchcn und
wirklichc Glcichheit der Bildungschancen zu schaffen. Es bcstcht folglich
auch kein Widerspruch zwischcn dcm
Vorrang dieser SirIr und dem Grundsatz der Selhsthcstimmung: dícsc kann
w i t dann voll wirksam werden, wenn
die heidcn obengenannten Ziele auch
erreicht silid Sic schafft daniit auch die
Voraiiçsetzungcn fiir die Frcihcit, xusätzlichc Zielc an7ustrchen und den
Vorrang der geltenden Ziele in Fragc
zu stellen.
b) Eine Darlegung der Ztelc, von dcncn
man erwartet, daB pcriodisch mit Praxis alternierende Ausbildung sic Erreicht, mu8 unter iolpcndem Aspekt
betrachtet werdcii: Von alternierender
Ausbildung erwartet man cinc wirksamere Strategic - wirksamer im HinF
blick auf das. Erreichen wesentlichcr
Bildungszicle als sie dem traditioncl\en Bitdungswcicn hcstátigt wcrdcn
kann. Dic sthrkste Motivation fur den
Vorschlag cines altcrnicrendcn Systems erwächst aus der Unzufriedenheit mit dem Leistunps\,erm¿?gcn des
derzeitigen Erzichun s- und Rildungswcïens und aus der 8hcrzcugung dnß
dcsscn weitere Expansion die Lagc
nicht verbessern, sondern woniciglich
noch verschlimmcrn würde. (. .)
I
-I
--
Individuelle
Entwicklung
43 Es stcht ZU erwarten, daB periodisch
mit Praxis abwechselndc Ausbildung f u r
20
3174
die volle Entwicklung der Fähigketten d c i
einzelnen (und gleichzeitig damit seiner
Motivationen und Intercssen) bessere
Chancen bietet als das gcgcnwartígc System Diese Fcststcllung grúndct sich auf
zwei Hauptargumente:
a ) Die Interaktion zwischen Erb- und
Milieufaktoren bei der Eniwickliing
menschlichcr Fähigkeitrn, inshcsondere dcr Intelligenz. wie groß auch immer
der Anteil des Angeborenen scin magin jedem sozial relevantcn Sinn ist
Entwicklung dcr Iniclligcnz «der irgcndwclc hcr Fähigkci t cn cinc Fun k tion des Intrrcssesan, bzw. der Motivaiion zu gcwissen Leistungen, cine Motivation, die ihrerscits in hnhcm Mafic
vom natürlichcn odcr sozialen Milicii
abhangt. in dem der einzelne lebt.
Solange ein Mensch lebt, befindet sich
scin Können in einer ständigen Entwicklung. und diese Entwicklung wiederum steht in engem Zusammenhang
mit dcr Stimulation durch Milieu und
Umgebung. Um aber sinnvoll cinietzbar zu sein, bedarf das ,,Rohmaicrial"
bloßer Fähigkeit einer Formung durch
Erziehung und Bildung. dtc allerdings
nicht notwendigerweise in der Schulc
stattfinden muB.
Lxrnmotivation variiert je nach dem
individuellen
Entw¡cklungsmustcr.
Zahlreiche Kinder und Jugendliche aller sozialen Schichten kranken am Phänomen der ,,Schulmudigkeif". Doch
auch hier spielt dcr soziale Hintergrund
cinc entscheidende Rolle: je höhcr dic
gesellschaftiiche Plattform dieses Hintergrunds fúr einen Schüler ist, desto
größer ist auch die Wahrscheinlichkeit,
daß Druck von außen (durch Eltcrn.
Glcichaltrigengruppc oder Lchrcr) dcn
Mangcl an eigener Motivation ausgleicht.
b) Einc zweite sehr wichtige Oiiellc der
Lcrnmotivation ist ,,praktische Lehcmerrahrung". Im hrutigcn Cystcm eincr
keine Unterbrechung duldcndcn, hnchgradig strukturierten und sequcnzhaften Jugenderziehung wird diescr
Faktor erst dann wirksam, wenn ein
Schuler den unwiderruflichcn Schritt
aus der Schule hinaus auf den Arbeitsmarkt getan hat. Weitgehend hcriiht dic
Teilnahme an Erwachsenenbildung+
programmcn auf einem zu spatcn Inncwcrden der Bedeutung, die Bildung fur
die volle Entwicklung der Pcrsönlichkcit und für die Wahrnehmung aller
Chancen hat, die das Lebcn h i c k t
44. Unter dem Gesichtspunkt Iebenslangcr Entwicklung des einzclncn ist ein in
Eigcnvcrantwortung aktivierter und vom
einzelnen selbst kontrollicrtcr Lern- und
Entfaltungsprozeß das Leitprinzip d c i Syatcrns periodisch mit andcrcn Akrivitaten
ahwechsclnder Ausbildung. Wcscntlichc
Vorbedingung dafür ist freilich, daß d i c
1.ernsituatian als relevant fur die intere:sen des Lernenden und als poicnticller
Beitrag zu dessen persönlichcr Entwicklung erkannt wird und daß der Lernwillige
auch befähigt wird, seinen untcrschicdli-
chcn Rollen in der Familic. am Arhciisplatz sowie in sozialer, kuitiircllcr und
politischcr Hinsicht pcrcch! zu wcrdcn.
45. Zum Tcil liegen die Mittel und
Wcgc der pcriodiqchcn Ausbildung. zur
Vcrbesccrung der Moglichhcitcn lcbcnslsngcr Entwicklung und Entfaltung dcc.
eín7.clncn bcizuíragcn, hereit%im W c c h d
zwischcn Auchilclung und Príixis, enthalt
ein wtchcr Wechsel doch stärkcre Lcrnanrcizc als das Erlebniseiner kcinc Untcrhrcchiing duldcndcn Schulbildung Ilni allerdiiigs dicsc Anrebe voll zur Wirhuiig hommen zu lassen, indxwmdcrc nlwr um hemmcnden Eiiiflüsscn entgcgcnzuwirkcn, dic
von ármlichcn Vcrha1tnil;wn. kargen L.uL
trtrcflcn Miiicuc odcr von einer cher ahs t um p f e ndc n 015 st imuI ic rc nde n Ar hci t i q i
tuation ausgehen mhgcn, bedarf cs der
Inform3tion und der Anleirung. die namcntlich Menschen mit gcringcr Writcrhildungsmorivation zuganglicti z u machen
sir1ti
Bleibt dies unhcachtct, so hcstcht die
Gciahr. daB Ausbildung im Wechsel mit
Praxis nur die Kluft vergroBcrt, die zwischen Ciehildetcn und Ifngchililetcn s o u i c
zwischen den Crupprn hestcht. dir - auf
der einen Seite - hochqualifizierte, große
Anforderungen stellende Arhcit leisten
und - auf der anderen Scite - solchen, dic
man niedriger cinstiifi und mit dcrcn Tätigkcit kaum ein Anreiz verbunden ixi.
-
I
-_ _ _
Gleichheit der
Bíldungschancen
46 Die derzeií gefuhrte Diskussion um
da< Problem der ,,Chanccnglcichhelt" wird
von gegensátzlichcn Auffassungen úhcr die
grirndsiitzlichen
Ehschrankungcn bcherrscht. dcncn der EinTluR von Erziehung
und Bildung auf die Gesellschaft unterliegt.
Man hat die Ciriindfragc aulgcïorfen, oh in
einer Gesellschaft ohne Glcichhcit Bildungsgicichheit möglich sci und cibdaruhcr
hinaus Bildung die Aufgahc habe u n ù uber
dic Mi>glichkcitcn wrfugc, ciii hcihcrc:
Ma8 an gesellschaftlicher Gieichhcit ZI
verïiirklichcn.
Eincr dsr wesentlichen Rewcggrundc fi
die Einfuhrung der periodisch mit PraS
und MuBc aiternierenden Wcitcrhildu
ist, daß man sie im Vtrglcich zum hcutif
Bildungswescn fur cinc bessere Stratr
hält, urn Ühcr Glcichhcii dcr Bildungick
ccn zu sozinlcr Glciclibcrechtigi~ng?u
langeii. Pcriodiw h a I tc rnicrr iidc We
hildung bictrt sich nicht iiiir :li<
Stra
dar, urti dicrcs Zicf zu crrcichcn, soi
bcruhn auch das Vcrstandni\ c l i c ~ s
dcr Gleichbercchtigilng. und zwar F
in hildunpmäßiger Hinzicht, als ai
Hinhlick auf die wcitrrgefriBtc.
schafiliche Redeurung des Begriff\
37. Ständigcs Thema cinschlap
kussionen und Unicrsuchungrn
dcr Ictzterr Jahrc war das Llnvcrrni
Erziehung und Bildung, allen Kin)
I
Thema: Lerne und ameite!
zu croffnen. Neuerdings
&-&citen
y
Hura
iIic wichtigsten Forschungscr-
gtbiw kritisch gewürdigt, die sich auf die
Inicrakiion zupischcn Bildungshanccn iind
i cisiungen auf der einen Seite so\\ IC \ O Z U lern Hintergrund auf dcr m d s r t n bi.zi:h:n
Nach Husen honzentriertt \i:h ..die Fiirrchung. . . fast ausschließlich auf die Frage,
N ieviel von einer Begabung auf Vererbung
iind wicvicl demgcgcnubcr auf MilicuciiiIIUW zuruckzufuhren \ci.'. Bildiing\politik
\olIte sich i i i i f die niilicuhcdiiigicii variaMen Großen honzcniricrcn und iiisbcsondere vcrsuchen. sogenannte .,Prozcß-Variiiblcn" (,.procehs variiibles") zu bccinIlusum. Im Zentrum der Bildungspolitik
lidbe das Bemuhcn zu stehen. durch gceigiicte Mahiahmen einen Ausgleich f u r iiiitunstige sozio-ohononiischc Bedingungen
hi gewahrleistcn. Die beidcn schuli\chcn
F u i i k i o n c n Unterricht und Lcistungsbewe
ig scirn vonciii;iiidcr zu trennen
XutpCihcder Schule sci c\. 111 unterrichten,
Liiufhahncn
iiicht ;in der Pforte bcriiili~~litr
Toihuicr zu spielen Die iiistitutionaliw r t e Schule wird als ,,reich an Informatioiicn, aber arm a n Ahtion" bezeichnet; sir
\ollte in ihren Schulcrn die Fähigkeit entwickeln, das aufgenommene Wissen praktisch anzuwenden. den Schwerpunht somit
vom gclchrigcn, abstrakt-vcrbiilcn, auf ein
.ik t i v e s, a m K on k re t en o r ie n t ie rt L' s Ver h a I ten verlagern, dieses ais n e w s Lehr- und
Lernziel betrachten u n d aiif dicsc Weise
hcssere MOglichheiten schiiffen, kulturell
verarmten Schulern zum Anschluß a n den
..Haupt\troni" des Kulturflu\sts zu vcrIiclfcn
38. Daher hat eine Neubestimmung des
Potentials der Schule, grOUerc Chancengleichheit herhcizufbhren, zugleich Auswirkungen auf die Kriterien, durch die
Lcistung definiert und an denen Leistung
i i u c 4 c m c s s c n wird. Die Schule zeigt dic
Te .nz, Leistung nur anhand einer eindimensionalen Skala zu bewerten, auf der die
Kinder in gradliniger Rangordnuiig placiert werden - ein Verfahrcn. das treffend
die Aussortier-Anstalt kennzeichnet, z u
der die Schule bisweilen herabgesunken i s t .
Weitgehend ist anerkannt, daß die Vor\tcllungcn, was Bildung anstreben solltc
lind crrcichcn konnte und welche Kriterien
fur dic Leistungsnieswng al5 lxistungskriterien in Frage kommi.n. der R c v i w n
hedurfen, und zwar aus folgciidcn zwei
Grundcn:
a) Die landlaufigen Leistungskriterien
cnt halte n gegmu be r den vcrschic de nen Sozialgruppen echtc Elemente der
Unglcichhcit. Die Schulen befinden
sich in einem Dilcmnia. Es besteht
darin, daB innerhalh eines Schulsystems, d;is Wissen mittels verbaler und
numcrischcr Symholc uhcrmitteli, und
in einer Gesellschaft, di?, solches Wissen uberbewertet, cine Andcrung der
Leistungskriterien nicht ohne Andcrung des gciarnten Schulsystems durchfuhrbar ist, ja daß sie sogar eine Andcrung im Werthystem dicser Gcscilschaft vora~ssetzt.
k i r i f l i crzichung Nr 3
1 M i n IY73
b) Schulische Leistungen stehen in hcinerI c i Brziehong zu den Aufgaben, vor die
sich der Mensch in seinen unterschiedlichen Funktionen innerhalb der modernen Gesell~chafigestellt sichi: Die
\rbc.ir.r\elI. sein Zuhduyt.. dic. S J c h h.tr-chJtr. die hulturcllc und 5azi.ilc
Szene usw. Abermals erweist sich hier
da5 Dilemma als ein Problem der Wert e und politischen Prioritäten, die sich
niit Schulbildung allein nicht erfasscn
lassen. Jede Anùerung in dieser Hinsicht muß niit Anderungen innerhalb
der Gesellschaft in Zusammenhang
stehen, dies gilt insbesondere fur die
Bedeutung, die man all diesen untcrschiedlichen Wertungen beimißt - vor
allem fur die Wertung von Funktionen
unabhangig von der Arbeit selbst.
49. Eine Abänderung der schulischen
Leistungskriterien in Richtung auf etwas
geringere Einschiitzung der Fähigkeit, mit
Symbolen umzugehen - sei sie durch den
Wunsch geleitet, mehr Chancen zu gewährleisten, oder durch die Bestürzung über die
Bcdeutungslosigkeit
verbal-abstrakten
Konnens im Hinblick auf die unterschicdlichen Funktioncii der heutigen Gesellschaft
-, hat man vor diesem sozio-kulturellen
und politischen Hintergrund zu sehen, und
diibei gilt es. jenc Zwänge zu berücksichtigen, denen vor einem solchen Hintergrund
eine derartige Umschichtung der Werte
und Prioritäten unt,erliegi.
Entsprechende Anderungen der schulischen Curricula sind daher nur langfristig
möglich und auch dann nur in jenem
g r o h e n Zusammenhang, von dem ohcii
die Rede war.
50. Weiterhin spielt zwar Chancen-Ungleichhcit innerhalb ein und derselben G e neration eine zentrale Rolle bei allen Diskussionen, bei denen es urn die Gleichheit
der Bildungschancen ging, doch erst in
allerjungster Zeit hat man im Zusammenhang mit der Erörterung einer neuen Bilduiigsstrategie begonnen, auch dem Bii-
zuiwhcn dcii ~ ~ ~ i i c r ~ r ~
Aufmcrhsanihcit zu schenken. Dieses BiIdungsgefillc (es ist gewiwrniaßcn cin
,.Cìcíitllc i i u h i u s h \ \ a r t ~ " bei
. dcni d i die
iI IT r L' ci r'II c r ;it ioii 3 LI Ii 1c r T .i I \o tilt bc î ii l d:tì r L * \ i i l t i ì r t .Ili* dcr r . i p J : i i t - \ p i i i \ i L l i i
dung@al/c
o f k ~ i i
~ ~ h i i I i * < I\ \ì \~~~~il ì ì h k c ì t ì iI Iì\ ~ \ I i i ~ \ \
t ~L'I~ i
~
gangenheit und ihrcr Nutzung I n s;iiiitlichcn OECD-Mitgliedslandern laßt sich das
Phinomen einer wcitvcrbreitcten Ungleichheit zwihchcn jungcrer und iltcrcr
Generation bcohiichtcn Es laßi sich klar
nach
Schulbesuchs-Durchschnittsjahrcn
quantifizieren und druckt sich in unter-
schiedlichem, nach der Gegenwart hin angehobenem Bildungsniveau aus. Diese
Lucke zwischen den Generationen wird so
lange bestehen, wie die DurchschnitisSchulzeit immer weiter ausgedehnt wird,
und ihre Auswirkungen wird m a n auch
dann noch lange spüren, nachdem dieser
Expansionsprozeß abgeschlossen ist.
Insbcsondcre stellt sich das hier angesprochene Problem für die Altersgruppcn
uber 40 Jahre. So hatten 1965 i n Norwegen
75 7c der Bevölkerung dieser Altersgruppen lediglich sieben oder weniger Jahre die
Grundschule besucht. Noch 1980 wcrdcn
in Schweden fi351 7 5 % der Bevölkerung
Über 40 nur Grundschulbildung haben,
wcnn sich dic gegcnwartigc Vcricilung der
Mittel zwischen Jugend- und Erwitchscnenhildung nicht andcrt.
5 1 Die andere Form der Ungleichheit,
von der oben bereits die Rede war, ist die
bildungsmäßige Unglrichhcii innerhalb c i ncr einzigen Generation. Ihr augcnfalligstes Msrhmal ist die Ungleichheit der
Teilnahme an Bildungsvcranstaliungen
bzw. der Leistungen zwischen untcrschicdlichen Gesellschaftsschichten I n der einen
wie der anderen Hinsicht sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sozialgriippen beträchtlich, und auch dic
massive Bildungsexpansion der jungstcn
Ver Ian rnheit hat daran nicht viel geánder?'. A u f dcr Sckundarschulcbcnc nchmen die Unterschiede hinsichtlich der Par3'74
21
i
Thema: Lerne und arbeite!
tizipation ab und dies ist das Ergchnis dcr
Tatsache, daB sich auf diescr Stufe der iur
allc Jugendlichen vcrpflichtcnde Unicrricht durchzusetzen bcginnt (allcrdings
wcisen dic OECD-Mit~liedsstaaien noch
sehr erhebliche Untcrwhiede hinsichtlich
der Frage auí, welche Strecke noch biszuni
vollen Erreichen dicscs Ziels zuruckzulcgen ¡si). In den Mitglicdsstaatcn allerdings.
die an parallelen Sekundarschultypen fcsthalten. Iäßt sich einc suhtilcrc Art soziölcr
Auslcse feststellen. Sie auBert sich hier in
einer ungleichcn Verteilung ubcr dic verschiedenen parallelen Sckundarzweige
bzw. -ziigc undlodcr -propr;rmme sot+re in
ausgesprochener Bevorzugung gerade der
Curricula, die Zugang zu postsekundarcn
18 Nahere Angaben und Anölyccn in:
..Group Disparifie$ in Educafional Participation arid Achievcmcnf" von
Charles Nam (Teil I . über Pnrtiziparron
/ani Bildungswesenl ir Asa Sohlrnon
(Teil II. Über isisrungen) (= Vol. I V .
Conícrence on Policies kir Educatronal
Crou,rh. Paris. 3 - S Junc 1970.
IOECD-Paris 19711).
Programmen gewährleisten. durch die oberen und mittleren Sozialschichten. In den
wcnigcn Ländern. wo dic Sekundarcrzichung in Gesarntschulcn stattfindct, w u r d e
die soziale Selektion reduziert, doch Restspuren von ihr bestehen auch hier noch
immer - sie zeigen sich in der Fachcrwahl
und in der Verteilung der Schüler über
unrversitätsvorbereitende und andere Curricula.
Auf postsekundarer Ebene ist die untcrschiedliche Partizipation der verschiedcnen Sozialgruppen nicht mehr so erheblich,
doch bestehen noch immcr augenfälligc
Differenzen, und darüber hinaus war der
Zuwachs auf seilen dcr benachteiligten
Schichten erheblich geringer, was, in absoluien GroCen ausgedrückt, wgar zu einer
Vermehrung der Unterschiede führte.
5 2 . Hinter diesem Abwägen der Chancen dafür, daß früher oder später d a i Ziel
der Oberstufenbildung, ja sogar p x t w kundarer Bildung und Ausbildung für die
breite Masse der Bevölkerung erreich1 sein
wird, steht als heutige Realitát das Los
zahlreicher Kinder, die am ßcginn ihrcr
Jugend oder sogar noch im Kindesalter die
mögens ais einer verkäuflichen Ware.
Reproduktion des Lohnarbeiters ist damit eingebannt in die Grenzen, welche
auf der Basis der kapitalistischen Produktion denjenigen gesetzt sind, welche ihr
Einkommen nur durch Verkauf ihrer
Arbeitskraft als Ware erzielen konnen:
sie reproduzieren sich nicht allein physisch und psychisch. d. h . in ihren ,leiblichen und seelischen Funkiioncn'. Sie
reproduzieren sich damit zupleich auch
ökonomisch, und dies bedeutet, sie reproFreerk Huisken
duzieren sich in ihrem Status als Lohnarbeiter. Mag sich das durchschnittlich notwendige Quantum Lebensmittel i. w. S .
auch historisch ändern, mag heute das
Auto, der Fernseher und die Waschmaschine bedeuten, was früher das Fahrrad
oder ein Radio war; es ändert dies nur
etwas am Durchschnitt, nichts am ökonomischen Status. Besitzen zwar alle
Was im OECD-Report
Kapitaleigenturner Autos und Waschmaschinen, so macht doch umgekehrt der
nicht bedacht wird
Besitz eines Auios dasselbe nicht ZU
Kapital und ihren Eigentümer nicht zum
Es ist zunächst eine höchst alltägliche
Kapitalisten.
Erscheinung, da8 die Verausgabung von
All dies, von der kritischen SozialwisArbeitsvermögen im Beruf seine Wiedersenschaft längst in seinen Erscheinungen
herstellung nötig macht. Tagtaglich beakzeptiert, gilt f ü r die Verfasser der
darf es nach der Arbeit der Ersetzung von
Grundsatzstudie über .Recurrent Educaphysischen und psychischen Energien.
tion' (i. f. = RE) mitnichten. Was ihnen
,Freizeit' nennt die bürgerliche Sozialwisirn Hinblick auf die periodische. psysenschaft jenc Zeh. in der die notwendige
chische und physische Reproduktion siReprodiihtion in Gestalt von Essen. Trinchcrlich auch celäuíig ist. gcrit ihnen im
ken. Schl:ifr.n CIC. p x h i c h t . Sc~ii
mdig
Hinhlick auf die periodische qualifikaro¡SI sic f u r Jic hichrzahl aìlcr abhlingig
rische Reproduktion zu einem derartigen
Bcschäftigien weniger f u r die Entfaltung
Obskurum, daß sie in ihrem Versuch
von Individualität. sondern nomendig ist
einer ,grundsätzlichen' Bewältigung diesie für die Reproduktion des Arbeitsverses Phänomens einen Berg produzieren.
Freerli Huislien. Professor für Erzichungs- der - so steht zu erwarten, wenn man sich
Wissenschaften mit dem Schwerpunkt poli- die Differenz zwischen bildunpsparlafische a k o n o m i e des A usbildungsseklors, mentarischer bzw. bildungspnlitischer
Programmatik und Realität im BildungsUniversität Bremen
Mit Flausen
Schule verlassen müssen. ihrer kurzen
Schulzeit verdanken sie kaum eine - allcnfalls einc zuticfst iinzulanglichc - Vorbercitung auf Leben und Bcruf. diifür aber (und
dies ist im Hinblick a u í ihre spätcrc Motivation zu irgcndciner Art \on Weiterbildung erhehlich ernstcr zu nehmcn) einc
Ir us t r ie r e nde Schule r f a hru n g Nach t'o r au\hercchnungcn der Tcilnchrncrzahlcri
von Eildungiveranstaltungc~wcrdcn \agar
1980 noch in einigen Miíglic<lilandcrn
erhebliche Prozentsatze der Jugcndlichen
die Schule vor dem I7 odcr sogar vor dcm
1 h Lebensjahr verlassen h a h ~ n ' ~Aller.
dings vermitteln dic Aiigiihen ühcr das
Schulabgangsalter nur ein sehr verzerrtes
Bild des von den Schulabgangern tahachlich erreichten Bildungsniveaus I n vielen
1 Y Eintchrcrhungcprr,Enoccn dcr OECDLándcr fiir dic 1970 ahgchnltcnc Konícrcnz uhcr Wachttumcpoiiiik auf derri
R i k h n p e k l o r hei, il k';illcn. ..L'&Ilife dczch;rnccstinns le prcniicrcycIcdc
I'cnscigncnient secondnirc", in: Rc-r ut'
fr;tncnÍw d c fcdapogic i 9 (April-MitiJuni 1 Y 72).
wesen erinnert - ein Mäuslein gebären
wird.
Nüchtern betrachtct handelt es sich bei
der RE. dem periodischen Wechscl von
Ausbildung und Berufspraxis. um cinc
Konzeption, mit welcher man einigen
handfesten Problemen zuleibe rücken
will:
1. Obergeordnet is1 das Problcm der
qua lita tiven und quantitativen U nglc ir h gewichte zwischen Angebot und Nachfrage an qualifizierten Arbeitskräften. welche durch Flexibilität des Ausbilducgsseklors und Periodisierung der Ausbildung gebändigt werden sollen.
2. Falls es doch zu Disproportionen
auf dem Arbeitsmarkt kommt. sprich: zu
Arbeitslosigkeit. gilt es durch Rcgulicrungsinsfrumente einer ,,.konservativen‘
Arbeitslosenpolitik" geschmeidigere Lösungsformen gegenüberzustellen, welche
einmal drohende Unzufriedenheit aufzu-',
fangen in der Lage sind und zum anderen
qualifikatorische Defizite beheben k o n nen. Die RE hätte hier Absorptionsfunktion.
3. Schließlich quält die O E C D seit
langem die - nichi ganz unrealistische
Vision - eines aufgeblähten Tertiären
Eildungssektors, der zu ,sozialen Folgeproblemen' in Gestalt eines Akademischen Proletariatsoder-wenn man durch
den Numerus clausus regulierend einzugrcilen \ersucht - ähnliche Vnzufriedenheit infolge von LeFitimatinnrproblemen
mit sich bringen würde. Eine durch R E
beabsichtigte Kanalisierung könnte einen
Teil der Absolventen der Pflichtschulzeit
sofort ins Berufsleben schleusen - für
eine Periode versteht sich
und dem
anderen Teil den Tertiären Sekioröflnen.
(Der OECD geht es hier wie allcn
bürgerlichen Bildungsökonomen und
-.
Thema: Lerne und arbeite!
.indern werden erhebliche Prozentsatze
)ti Schulern aus dcr Schule entlassen.
iiie auch nur die Grundschule erfolgreich
,irchlaufen zu haben. weitere zahlenmii:bedeutende Schulergruppcn verfugen
:ht uher die gcring.itc Oudlifikation f u r
xiideincn Beruf Die Verteilung der
ireffendcn Prozentsatze über die vcrii i ede ne n Sozi i~ 1gr u ppc n ve r LIc u I I ich I
iic erschreckende ßcnachtciligung der
i w e n Schichten
i 3 Sowohl absolut gcschcn, als auch im
iiihlick auf d a b Handikap f u r den Eintritt
die Gesellschaft (inshesondcrc fur das
:ireten des Arbeitsmarktes) i b t die ange.iochene Ungleichheit innerhalb ein und
riclben Generation unterhalb der postkiindaren Ebene, ganz hcsondcrs aher
/I der Ehenc der Grundschule und des
Luiidarhercichs I ein vici dringenderes,
,sicich schwicrigeres Prohlcni als die
- U,.
hierzu: .,Recurrent Education.
Policy and Dcvclopmcnt in OECD
Countries: The Sw~.clrdt View of Kccurrent Education" (CERI O E C D Paris I Y 72).
Ungleichheit im.postsekundare-n Bereich".
Wenn es künftig einnial darum geht, fur
eine Politik periodisch mit Praxis und
Freizeit abwechselnder Aus- und Weiterbildung Prioritaten zu setzen, wird diese
üherlegung schwer in die Waagschale fallen. Konkret bedeutet dics aber: Kurse im
Bereich der Sekundarhildung haben Vorrang vor postwkundaren Rildungsveranhtaltungen, um das Problem dcr Ungleichheit zwi5chcn den Generationen zu Iöscn.
54 Gering sind clic Chancen, d a ß es
dem derzeitigen institutionalisierten Bildungssystrm gelingt. in absehbarer Zuk u n f t Bildungsungleichheiten zwischen
den einzelnen Sozialgruppen zu beseitigen
oder auch n u r nennenswert abzubauen.
Auf hreiter Ebene wird eine GleichheitsPolitik gefordert. die weit systematischer,
als dies heute der Fall ist, auf Ausgleich
abzielenden Strategien hohen Vorrang gewahrt. Doch u n i zu dauerhaften Ergcbnissen zu gelangen, ist wahrscheinlich eine
t ie fe rgrei fende Ern e uerung des Bildungswescns erforderlich -eine Erneuerung, die
sowohl die Art und Weise der Bildungserfahrung erfassen muli als auch die Bezie-
,imern: haben sie zu Beginn der sechzii Jahre den forcierten Ausbau de5
Ildungswesens und insbesondere des
.)chschulsektors empfohlen, so mussen
' nun Gegenstrategien ausknobeln, weil
Entwicklung die Absorptionskraft der
Jifizierte Arbeitskräfte nachfragenII Bereiche erheblich zu iiberstcigen
.)ht. Vgl. a. Hartung/Nuthmann, Staund Rekrutierungsprobleme als FolI I der Expansion des Bildung~systems,
rlin 1973; unveröfftl. Diss. ManuIlPt.)
Die Ungleichgewichte auf dem Aritsmarkt sind Ausdruck von ,,zunehL,nd,duscheren technischen Verändeiige
id einer beständigen Wandlung
i Organisationsmuster im Arbeitsbeich'', heißt es in der Studie erschöpfend.
.'r Wandel selbst und insbesondere die
I uelle Beschleunigung des Wandels
11 Qualifikationsanforderungen scheiI I naturgegebenes Schicksal oder vom
Iiiimel gefallen zu sein. Zumindest aber
iicint es der besonderen Form der
tiduktion als kapitalistischer nicht geiiuldet zu sein: Denn dort wo das
inzip optimaler Verwertung von vorgeiiossenem Kapital sich Üher die Kon.rrenz durchsetzt, sind der periodischen
Produktion der Qualifikation von Aritskräften jene engen Grenzen gezoI I , welche für ihre physische und psyibche Reproduktion angedeuiet wor11 sind. In gängig philanthropischem
ilherständnis der kapitalistischen Probtion versammeln jedochdie Verfasser
IIcr dem Konzept von R E sämtliche
blien bildungspolitischen Vorstellun1 1 , welche in den letzten 150 Jahren in
pitalistischen Ländern immer nur profeiert wurden, nie aber durchgesetzt
Irden sind: Entfaltung der Individuali-
tat (vgl. These 43ff.), Gleichheit der
Bildungschancen (vgl. These 46ff.), soziale Gleichheit (vgl. These 46ff.), etc.
Bei derart emphatischer Dimensionierung des Konzepts der R E gerat fast unter
die Räder, was handfester Ausgangspunkt war: periodische Neuqualifikation
nach Verschleiß der Arbeitskraft, und
zwar unter den durch das Kapital gesetzten Bedingungen der Reproduktion. D.
h: die periodische Neu- oder Weiterqualifizierung reproduziert das Arbeitsvermögen nur in dem Maße, daß es erneut
gegen Lohn ausgetauscht werden kann.
Sind die Grenzen im Bereich der physisch-psychischen Reproduktion prinzipiell ähnlich gesteckt wie bei der qualifikatorischen, so ist doch die Form, in
welcher die Reproduktion der Qualifikation des Arbeitsvermögens vonstatten
geht, anderen Bedingungen unterworfen:
Ernährung, Kleidung, Wohnung wird im
Kapitalismus privai geregelt; Ausbildung
ist über weite Teile hin notwendig Sache
des Staates, welcher für die allgemeinen
Bedingungen der Produktion, die nicht
kapitalistisch produziert werden können,
zuständig wird.
Dies hat Konsequenzen für die Realisierbarkeit von RE: Hinreichende Flexibilität ist in einem Ausbildungssystem
offensichtlich dann nicht zu erreichen,
wenn es unter den genannten Bedingungen in einem einmaligen Akt für das
gesamte Berufsleben qualifizieren soll.
Der mögliche Ausweg, nämlich eine Ausbildung mit einem Grad von Allgemeinheit und Vielseitigkeit, welche den Wechselfällen des Arbeitsmarktes gegenüber
in jedem Fall gewappnet wäre, würde
eine Uberqualifikafion darstellen, die an
die Grenze der im Kapitalismus offensichtlich ,naturgegebenen' Knappheit fi-
k.
.-
dlr enichung Nr 3
I Miri 1974
hungen zwischen Schule und Gesellschaft,
die eine gründliche Revision der Curricula
innerhalb des Pflichtschulhereiclis ebenso
mit sich bringen muß wie eine Neubcwrrtung der Rolle, dic eigene Beobachtungen.
pcrsonlichc Erfahrungen und eine pragmatische, auf die Losuiig von Problemen
bedachte Einstellung \pielen. Daruher hinaus beduríie e s eincr Koordination zwischen Bildungspolitik und der Politik im
sozio-¿)honomi~chcnBereich, was wicdcrum die Schaffung administrativer Voraussetzungen fiir eine solchr Koordination
bedingt. Ließe sich all dics erreichen. dann
allerdings konnten besondere Programme
fur kompensatorische Erziehung - wie sie
heute noch erforderlich sind - fur die
Mehrzahl der Kinder (ahgesehen von eincr
kleinen Gruppe besonders behinderter)
entfallen.
Freilich besteht Anlaß zu einem gewissen Pes>imisnius, was die Wahrscheinlichkeit angehi, daí3 man eine derartige Ausgleichs- und Erneuerungspolitik beschlicßen wird. Um erfolgreich zu sein, hedurlcn
Ausglcichsprogramme anderer Mittel. a h
man sie ihnen bislang zugeteilt ha t . und sie
nanzieller Ressourcen stoßen miißte. Somit bezieht R E seine Rationalität - implizit - aus der Vorstellung, unrentable
Allgemeinheit und Vielseitigkeit in dem
einmaligen Ausbildungsprozeß in rentsblr Perioden beruísorientirrter Ausbildung zu verwandeln. Doch gerade hier
liegt der Pferdefuß: Ist Ausbildung im
Kapitalismus u. a. dadurch ausgezeichnet,
daß sie notwendig allgemeine Ausbildung
sein muß, ehe sie berufsspezifische Besonderung erfahren kann, und ist sie in
ihrer Allgemeinheit gerade auf eine jenseits der Sphäre der besonderen Interessen der Privaten angesiedelte Jnstitution", den Staat, verwiesen, so ist dieser
Prozeß nur um den Preis qualifikatorischer Depravierung wieder zuriickzudrehen. Allgemeinheit und Vielseitigkeit ist
ein (durch die genannten Phänomene
illustrierter) Anspruch kapitalistischer
Produktion an die Qualifikation des Arbeitsvermögens, der als solcher nicht realisiert werden kann, da die Verwendung
der Qualifikation den Interessen privater
Produktion genügen muß; e r kann aber
auch nicht total negiert, d. h. in die
jedesmalige unmittelbare Anpassung an
konkrete nachgefragte Qualifikationen
aufgelöst werden, da das Arbeitsvermögen als nur borniert qualifizierte Schranke der Verwertung von Kapital darstellt.
Diesen - hier nur pauschal dargestellten - Widerspruch bringt das Konzept
von R E leibhaftig zum Ausdruck. Es wird
ihn nicht lösen können, d a cr aus der
Form der kapitalistischen Produktion resultiert. Bleiben wird. entkleidet man
bereits jetzt das Modell aller idealistischer Flausen, ein permanenier Versuch,
welcher die Form der Weiterführung der
gegenwärtigen Flickschusterei im Bildungswesen annehmen muß.
.
Thema: Lerne und arbelte!
miisscn mit Maßnahmen auf sozio-kulturellcm und wirtschaftlichcm Gebiet Hand
in Hand gehen2'.
5 5 . Fur eine Ausbildung in pcriorlischcm Wechsel mit Praxis ergibt sich hieraus eine doppcltc Aufgahc:
a ) Die Aufgahe des ..Bildungrausgleich~",
d. h.: einer Kompcnsation dcr Unglcichhcit im Erziehungs- unil Bildungswcscn, die z 2. hcitchí und auch
in naher (ja rogar in etwas ferncrcr,
,,mittclfrisiiger") Zukunft noch bestchen wird; und
b) ihrc .,eigentliche*'. zeitlich unbegrenzte
Auígahe, íur jedcn cinzclnen Ühcr eine
lange Spanne seiner Lebenireit hinucg
Bildungsmnglichkcitcn hcrcitzustclicn.
56. Im Hinblick auf die .,kompcni;itoriwhe" Rollc, die der pcriodisch mit Praxis
ahwcchsrlndcn Ausbildung hcim Ahtrnu
dcr Unglcichhcii zwiwhcn den Gcncrationen zugedacht is!, hiit man auch dic BcZeichnung ..¡herbruckende Ausbildung"
vorgeschlagen.
In folgt. der rapiden Bi Id u ngsexpa ns io n
in jungster Vergangenheit sieht sich dic
ältere Gencration, die weitgehcnd f u r die
jüngere den Unterhalt aufbringt, nicht
ohne einiges Ressentiment der Erkcnntnk
gegcnubcr, wie rapide sich die Kluft zwischen ihr und dcr 3ugcnd vcrgroßcrt. In
dem Maße, wie man sich der Ungcrechtigkcit immer stárkcr bewußt wird, dic in
dieser Entwickluiig liegt, wie man die
besseren Chancen erkennt. die das Leben
dcn Jugendlichen bictct, wie man die Last
bemerkt, drr dic sleigenden Kosten der
Jugendaushildung fur Stantshaushaltc aber auch ganz konkret für den eigenen
Geldbeutel - bedeuten, wozu in vielen
Fällen noch cinc inimcr großer werdcndc
Diskrepanz zwischcn Ansichten und WertVorstellungen der älteren und dcr jungercn
Generation hinzukommt. durftc sich der
hffentliche Druck, dcr Jugendhildung ZUgel anzulegen und Ctatf dessen dic vorgcsehenen Mittel zugunikn der älteren Gcneration dem Zweiten Rildungsaeg oder
der ,,uberbruckenden" Ausbildung zugute
kommcn zu lassen. vielleicht zu einem
polifischen Faktor entwickcln, dem Politiker Rechnung tragen muisen.
5 7 . Die zweite Funktion der periodisch
mit Praxis alternierenden Ausbildung - dic
Verteilung von Bildungsmöglichkeiten
uher eine Iangere Phasc der menschlichen
Lehenszeit - ist von Dauer und stellt die
eigentliche Aufgabe dicses Biidungziystcms dar. Für Schulcr kann cine Verteilung von Gelegenheiten zur Bildung und
Weiterbildung über cine ganze Lebensspannc ein starker Anreiz sein, in das
Berufsleben cinzutrctcn, sobald sic uber
die hinreichendc bildungsmäCige und herufliche Qualifikation (oder wenigl;icns
uber ein Minimum davon) verfügen. Dics
steht im Gegensatz zur gegenwiirtigen Si2 ì Dies ist eine der Hauptfotgcrungcn aus
der Analyse der Auyleichsprogramrne
in den U S A ; %gL: A . Little und C.
Srnith. ,.Strategie7 of Compensation''
(UECDìCERl i 972).
24
3/71
tuation, die dadurch daß sic cine lange
Schu I zc it durch bcssc re A rhe i t sm a r k tc ha ri -
cen und höhere Positioncn auf dcr Stufenleiter des sozialen Status honoriert. Schiilcr
und Studenten dazu verleitet, i o langc, wie
nur mc5plich. an offcntlichen Biidungwinrichtungen auszuharren. Ein zweitcr starker Beweggrund für ein mi>glichsi lang's
Vcrweilcn innerhalb der öffcntiichcn ßildungs- und Ausbildungswesens ist die Unuliderruflichkeii der durch die Jugendbildung crworbenen Chanccn.
Ohne Zweifcl hcginstigr der zur Zeit
ubliche EntscheidungsprozcR Studcntcn
mit ausgesprochen Iérnmotiviertcni haiislichen Hintergrund. Der Bildungsgrad dcr
Ehcrn scheint die wichtigste . , P J » z c B - V ~ riahle" zu win, die die schulische Laufbahn
dcr Kinder prägt. Somit schafft der ProzeR,
s o wie er heute abzulaufen pflegt. pan7
zwangsläufig Chancrnungleichhcit
Zweitens fällt die Lernmritivalion cines
Schülers nicht stets in dic heute für wine
schulische Betreuungvorgcsehenc Lehensspanne. Móglicherweisc stellt sich dcr Anreiz zum Studium bei ihm erst schr viel
später ein -dies insbesondere dann, wcnii
die Anstoße von der hauslichen Umgebung
oder vom aiìgerneinen Lcbensmilicu fehlen. Arbeitserfahrung mit ihren Anforderungen, das Innewcrden, welch ein Handikap für den Aufbau einer Karriere eine
dürftige Jugendhildung darstellen kann,
der Wunsch, hisher hrachliegendc, neu
entdeckte Fähigkeiten und Interessen ni
entwickeln, zu pflegen, schließlich e i n l x h
Wissensdurst. Neugier, oder das Bcdurfnis
nach einer Z e i t der Besinnung und der
inneren persönlichen Bereicherung - dic.;
alles kann (neben rchr vieleni andcrcn
mehr) einem Erwachsenen Anlaß gchcn,
sich auch noch im fortgeschrittencren"
Alicr weiterzubilden
58. Billigerweise darf man wohl erw:irten, dal3 ein System periodisch mit Praxt%
oder Muße alternierendcr Ausbildiing. da%
als dauernde Lebensform und zugleich
Gestaliungsform des pcrsirnlichen Lchcnsplans gedacht ist, seinen Beitrag zu einer
bes5eren Verteilung der Bifdungcmoglichkciten leistet und damit - insofern Erzichungs-, Lebens- und Berukchancen eng
miteinander gekoppelt sind - auch zur
Verbesserung der ,,Lehens"-Chancen bciträgt,
Die Bezeichnung ,,Politik" verdient cin
solches System allerdings erst dann, wenn
es all die, die sich mit der erforderlichcn
Planung ihrer Bildungund Lauíbahn befassen. mit den nötigen iníorrnationen und
Motivationen versieht. Ist dics nicht dcr
Fall. dann hesteht sehr stark dic Gefahr,
daß etwa der Entschluß, wcitcr die Schule
zu besuchen, oder die Enicchcidung. Eich
auf den Arbeitsmarkt zii hcgchcn. schliefiîich aber auch der Schritt zum Unterricht
innerhalb eines periodischen Systems weiterhin vom sozialen Hintergrund, vom Ritdungsgrad der Eltern und vom Anreiz
durch Lebens- und Arbeilsmilieu hcsiimnit
wird, mit anderen Worten: von Faktoren,
he¡ denen gesellschaftlichc Vorcingenommenheit eine erbebliche Rolle -spielt. Ein
pcriodisch alternierendes Aushildungsund Bildungisystcm wurde 90 zii noch
grrißercr Ungleichheit fuhren, der noch
schwerer cntgcgcnzutrctcn wärc als dcr
Unglcichheit, die das heutige Bildungswesen schaffl". (. . .)
hh. tm cngcrcn Ktintcxr clcr \ich sliirmisch Pntlcrndcn Rcdiirfniiic nach qiiiilifizicrten Arhciishräftcii kbnntc cin S p t c i i i
pcriridisch mit der Praxii altcriiicrcn(1cr
AudAdung die crforricrlichc FlcxihilitA
g;iranticrcn. D;ic ist nicht ii;isielhc wic dic
Eiiifi~hriirlg von Progrnmnirn, ilic nciic
bcruflichc Fahigkciten vcrmittcln oder idchc F;ihigkciten a i i f ncue tcrhiiischr Eiiiwickliingrn :inziiwcridcii Ichrcn. Dic HeZeichnung .,bcrdlichc Fähigkcitrii" i \ l hcclciitungsmiißig 711 cnp und wird insofcrn
nicht dcm Wcscn und der Orirnticrunp
cìncr Politik pcriodisch mit Pr;ixir abwcchsefndcr Auihildung gcrccht: clic bertifliclic
Flcxibilirlt, clic ni;in in eincr tcchniwh
orientierten Ocwllrchitft uiihrcntl zcincr
gcsamtcn herdlichen Laufh;ihn bcnotigt,
erfordcrt chcnio viclc l~rnstcllungcn.
d e r ciehcnsovicl Etnschaiziin~~vcrrní~gcn
gcncn Fähigkeiten. chcnwvicl Fähigkcit
der Laufbahnplanung und nicht zulct7t
ehensovicl F . n t F c h e i r l i i n ~ ~ L c r m ( ~ ~wie
cn
hcruflichcs Wissen und Kónncn im engeren
Sinne
67. Eine wcitcrc Frinkrion, die cinc
Poliiih pcriodiwh mit Pr;\xi\ ahwcchwlndcr Aiisbildtrng inric-rhalh dcr Arhcit%rnarhtpniiîik zu crlullcn h:itic, wiire die
cines R ~ ~ ~ i i l n t i o n s i n s t r i i ~inc Zcitcn
nt~
dcr
Arhcitsl<xighcit, h7w. in Hcrciclirn, in dcncn der Arhcitwiarkt gesättigt ist oder in
dcricn Arhcitslocigkeit droht Pcriodiich
aìtcrnicrcndc Aui- und Weitcrtiidung
kiiriiitc hicr als Altcrnativc ni eincr .,koiiservativen" Arbcitsloscnpolitik cingcsctzt
werden Alle dic. dcrcn hcriiflichc Kcnntniwe mit dcn iechnischcn Verandcriingcn
nicht Schritt gchnltcn habcn ndcr die auc
andcrcn wirtschaftlichcn Gruiidcn auf dcni
Arhcitcmarkt rchlccht i m Kur\ \tchen
hattc man zu ermutigcn ( u n d durch cnt
sprechcndc Sulasiung4heztintmunpcn 2'
bcfahigcn), cich zur Teiln;ihinc an pcr
odisch altcrnicrcnticn Lchrgingcn cil
schrcihen zu h s c n Auf d i c w Wciw wii
dcii sich nrchc nur íUr Jic hctrelfciid
Arbciisloscn pcrsonlich h c w r c Arbe¡
23 D i e Ahnahrnc ctcr Zugingc zu t
/Inivcrsiinicn in Schu 4cc.n irrrd,
Herbst íY72. a i c h in Frarikrcich l i
te man ;ils pcwndcn Sclhxircpi
rungrproicß hctrnchtcn. w n n 3~
A rgumcnrc dicscr Sclrrunlpfirng
grundlagcn ids diic bloßc Furchf.
Absrhluß der Hochschul¿- A c h
scháftìgung zu linden. EI .;ich[i
íiirchren. dnß in der ~ C ~ C R W
Siltration ein solcher Trcrd zun
zirhf auf ein Hochschuktutlru
Prozeß sozialer Sclektion niir fi
~
Thema: Lerne und arbeite!
:ktchancen ergcben, sondern es entide auch cine ArhcitsArdfire\crvc, a i i f
tl i c ve rsc h i e d e ne r i 121ndc r 7 11r Uc kgrc ikiinnrcn. Derartige P r o p m m c pcrii\chcr Weiterbildung hiittcn ahcr ihren
icck verfehlt. wenn ihrc Planung a u \ iiicaiich an unniittclharcn RcdUrfnissen
\
Arhcit\mrirltcs orientiert wire und
:lit in erhtcr l-inic voti ûcii 13ctrc\fIcncn
I I n i riitrchicdcn wurde. Aiilkrdeni w i r d
,111 d;ih~*i
clic tnii jedcr Hil1sni;iDii;ihnic
i
rhiinilcncii btiirkcn s o ~ i l c i i3cLisiiiiigci~
I h t r a c h t ziclicn müswn, dic clic N<ichfr+
I. vcrzerren und es \o unmtiglich machen,
IL' gesircktcii Ziele zu errcichcn. Die
\iireize zur Trilndhme an dcriiriigcn pcril isch a It e r II ¡ere nd e n Fori hi l dung5 pr oi,immen stehen vielleicht in vollkomniein Gegensatz zu dcn tatsachlichen Erfor;riiisscn des einzelnen hinsichtlich seiner
.'ciicrhilùung Dahcr \ei ahcrni'ils hcrvorL,hii'""-\.daß mit einer wlchcn Wciierbil,ling_,.,liti#. eine Politik der Teilnehmercrhung sowie der Anleitung zum sinnvol11 Gebrauch dcs Aus- und Weiterbil~iiig~sngcbots
Hand in Hand gchcn m u 8
\
1
-
--
Bildungund Wissen
h 8 . Mehr und mehr entwickelt sich un. rc
Geicllschaft zu einer .,Gestll~chafides
issens". Drucker" hat gezeigt. h l 3 dic
\Vi~sL.nsindu\trien",die Idccii und Infor,.iti«nen statt Guter und Dicn\tlcistungcn
rvorhrrngen und verbreiten, irn Jahrc
'155 ein Viertel des Brutroicizialprodu~ts
:I
USA ausmachten. Die5 w i r hcrcits
>icimnlsoviel wieder Anteildt.\,,Wisscnshtors" ;im Sozialproduki des Jnhrcb
' N i 0 Doch 1965, genau zehn Jahre spater.
..ihm der Wissenbsektor cin Drittci cines
c.][ +ßeren
Sozialprodukts ein. Ende dcr
IL.hi ;Jahrc wird e r auf die Halfte des
,.,'ramten Sotialprodiikts angewachsen
.in. Jeder zweite Dallar, der im Bereich
anic r i k an ische n Wir t scha I t ve rd ¡i:nt
i
'r
,id wieder awgegehen wird, wird dann mit
,.r Produktion unú Verbreitung von G e ..inken iinù Inlorinatinncn vcrdicnt oder
wgcgehen, weil man sich ideen und Infor(.itionen aneignen möchte. Da\ klassische
'crhälinis ,,Kapital-Arheit" ist im Bcgriîf,
lurch eine neue Formel mit den drei
lriißen ,,Kapital-Wissen-Arbeit~'ersetzt
I I werden, wobei ,,Wissen" eine immer
8L,deutendereRolle spielt.
Allerdings hezeichnet ,.Wissen" in diein Zusammenhang writ mehr als bloBes
i'akienwissen". Vielmehr bezeichnet der
cgriff auch die Fahigkeit, Wissen zu
:brauchen, um Unterschiede machen und
irieilc fällen zu können - und dies erfor, . r t eher ein gewisses Reperioire zwcckicnlichcr Konzepte als hloßc Kenninis
i i w r Reihe von Fakten. Nicht die TatsaIL, daß Faktenwissen mit dcr Entwicklung
ii.ht Schriir hilt und infolgedessen veral\
tet, sondern di? Untähigkeit. einmal erworhcnr Vorstellungen zu rcvidiercn und bei
ihrer Anwendung sinnvoll den veränderten
UinstanJrn anzupassen, hat die ernstesten
Folgcn fur die Fahigkcit eines Menschen, in
den sehr verschiedcncn Lebenssituationrii,
in dic er sich gestellt sicht, den a n ihn
gerichteten Anfordcrungcnzu genügen. Im
Bercich der Arhcitswclt liegt hicrin diis
gro13tc Hindernis f u r cinc Beteiligung v o n
Arhcitcrri ;in der Selhstvcrwaltung.
Ein zwciter wlchiigcr Gesichtspunkt k i
dic W i s ~ e n ~ c r t c i l u ninnerhalb
g
der G e sellschaíi. D a Priiduktion und Anwendung
von Wissen meist von einer Minderhcit
kontrollicrt werden, vermindern sich dir
Chancen, eine Gcselhchaft der Partncrschaft und Mitbestimmung zu verwirklichcn, während das Risiko der Entfremdung
des h l c n c h c n in seinem Arbeits- und
Lebensniilicu zunimmt. Daher zieht der
Komplcx ,,Wissen und Macht" alseines der
Grundprohlcmc der modernen Industriegcsellxchafi immer mehr Aufmerksamkeit
auf
69. Die Fahigkeit des Prinzips der periodisch mit beruflicher Praxis abwechselnden Ausbildung, einen Beitrag zur LQsung
dieses Bündcls von Pruhlemen zu leisten,
hangt davon ah, o b dirscs neue Prinzip in
der Lagc ist. dem einzelnen wirklich Zupang zum Wissen zu vermitteln, und zwar
sowohl zu dessen Erwerh als auch zuseiner
Anwendung. Aus dem oben Angeführten
folgt: E.s geht nicht um die Kenntnis von
Tatsachen oder darum, d a ß solches Fahtenwisscn veraltet, sondern um eine Neustrukturicrung der Interaktion zwischen
d c m Erwerb von Wissen, dem Zugang zum
Wissen, der Anwendung von Wissen und
der Macht Ubcr das Wissen irn Rahmender
individuellen Beziehung jedes einzelncn zu
dcn beireffendcn Aspekten.
Zusammenhang
I
F. Drucker: ..The Knowledge Sockry", in: NCWSociety (24. April IYh9).
i P.
idri
rnichungNr 3
I M a n IY74
71. (. . .) Der Zwiespalt zwischen den
Wertsystemen beginnt nicht erst mit dem
Abgang von der Schule. Vielmehr besteht
schon wahrend der Schulzeit eine Kluft
zwischen den Zielen, den Lebensauffassungen und den Haltungen, f ü r die die
Schule steht, und denen, die das Kind zu
Hause antrifft, in seinem Freundeskreis, in
seiner Nachbarschaft, und diesr Kluft ist
eines der Hauptprobleme der heutigen
B i l d u n g s d i s k ~ s s i o n Einer
~ ~ . der dabei vorgebrachten Hauptbeweggriinde für den
Bruch mit der gegenwärtigen Praxis des
ununterbrochenen Vollzeitunterrichts ist,
daß dieser das Risiko in sich tragt, den
Zwiespalt zu vergrößern. Die heutige Ju26 Vgi. vor allem: M. Young (Herausgcber): .,Knowledge and Control", Lnndon: Routledge and Kegan Paul 1971.
27 Eine A n a l y e dicscs Problems, wie es
sich in Franhreich stcllí, enrhält der
5ericht der loxc- Kommission.
gendbildung reicht Über die Jugend bis in
das Erwachsenmalter hincin. Dic meisten
jungen Menschen hahen, wenn sie der
Schule den Rùckcn kehren, ihrc Persönlichkeit längst voll entwichelt und bereits
wcsentliche Elemente ihrer Ansichten und
Haltungen ausgehildet. Reim Eintritt in da5
,,;ihtivc i.ehen" werden sic daiin o i t mit
viillig aiidttrcn Wcrtsystcmcn konfrontiert
Die Gefahr cincr K»Ilisiiin zwischcndicscn
untcrschicdlichcn Wcrtwdnungcri i\i iiicht
s o gri)I3 H i c die cincrzunchnicndcn Ficllcutuiigslwgkcit der Schulhililuiig f u r die
wirklichen Interessen sowohl der Schuler
wic dcr Erwachsenen. (. . .)
73. I n welchcrn Maße eine weitere Expan sion des t rad ¡ti on c I I e n Bi Idu IIg w e \e n s
erstrììbenswert i ~ t ,das sich ausschlieülich
um die jungcre Generation kümmert. rnuß
in diewm Zusammenhang betrachtet wcrden. Die Argunientc gegen eine derartige
weitere Expansion werden auch von der
Oberzeugung getragcn, daß es Zcii 151, dem
Zweit e n ß ildiingsw cg fur Erwachse ne Vor rang zu gehen.
Die Frage der Mittel, die es aufzuwenden gilt. hat zahtreiche Lander - darunter
solche, wo traditionsgemhß hisher der Zugang zu pustsehundarer Bildung jedcm
offenstand, der das entsprcchende Ahschlußzeugriis einer Sckundarxhuìe vorweisen konnte - dazu veranlaBi, die Zahl
der Hochschulstudenren einzuschránhen.
In anderen Fallen hat die Ungcwißhcii,
nach Ahschluü des Studiums einen hcrullichen Einstieg zu finden, qualifizicrtc Bewerber davor zuruckschrecken l a w n , sich
fur dic postsekundare Ausbildung zu imrnatrikulicrcn.
Eine solche erzwungene oder freiwillige
Beschränkung der Bewerbung Jugendlicher um Studienplátze innerhalb des postsekundaren Rildungswewn~ konnte von
Nutzen sein, wenn sie im Rahmen einer
Politik periodisch mit Praxis alternierender
Ausbildung zweckdienlich angewendet ware ist dies nichi der Fall, konnen sich, h i e
bereits angedeutet, höchst unerwünschte
Auswirkungen auf die Dernokratisicrung
irn postsekundaren Bildungsbcrcich einstellen. Ist sie dagegen Teil einer Politk mbt
Praxis altcrniercndet
Weiicrhildung,
könnte sie ihren Beitrag zu einem besseren
Gleichgewicht zwischen der Teilnahme Jugendlicher und Erwachsener a n den angrhotenen Bildungsveranstaltungen leisten,
denn dann könnie man die freien Platze an
den postsckundaren Bilclunpsinstiiuiionen
mit erneut ,,auf die Schulbank zuruckkrhrendcn", auf das ihncn unterbreitete Bildungsangebot zurückgreifenden Erwachsenen besetzen. Um jedoch eine solche
,,Rückkehr" Erwachsener möglich zu machen, wäre es erforderlich, sowohl die
postsekundaren Programme und Aushildungsmethoden auf die spezifischen Bcdürfnisse der Erwachsenen zutuschneiden.
als auch denen, die ihre Ausbildung ahhrcchen, einc echtc Chance zu gehen, ihr
Siudium später erneut aufzunehmen. Wie
die Dinge liegen, könnten Universitäten
sehr wohl ihrc Tore für Erwachscne dfiicn,
u m ihrc frcien Plätzc zu hcsctzcn, ihrcrn
3/74
25
Thema: Lerne und arbeite!
Hans-Joachim Petzotd
Gleiche Chancen
Der OECD-Report greift zu
kurz
Ist b : e wieder einmal auf das nur
scheinbar Aktuelle hereingefallen?
Recurrent Education ist zwcifelsohnc
en vogue und demnächst als Schlagwort
vielleicht in aller Munde. So dient e i zum
Beispiel der 9. Europäischen Erziehungskonferenz 1975 in Stockholm als Hauptthema.
Nach den Einschätzungen der Autoren
des vorliegenden OECD-Reports bietet
Recurrent Education eine übereinstimmende Lösungfür die Probleme im Erziehungswesen ganz unterschiedlicher Länder. Aber findet sich für so sozial-strukturell unterschiedlich organisierte Länder
wie etwa USA, Spanien und Jugoslawien,
Schweden, Japan und irland wirklich eine
gemeinsame allen gerecht werdende Alternative zum bisherigen System von Ungerechtigkeit und Ungleichheit?
Die Frage deutet schon an, wie abstrakt-idealistisch der Vorschlag des
OECD-Reports sein muß.
Ausgangspunkt der Studie sind die
Kernfragen, o b
a) ein kontinuierlicher Beschulungsprozeß von der Vorschule bis zur Hochschule die beste Methode ist. jeden
einzelnen auf seine künftige Rolle in
der Gesellschaft vorzubereiten. und
ob
b) die in den OECD-Landern in den
letzten zwanzig Jahren kontinuierliche Verlängerung der Schul- und Studienzeit (Expansion des herkiimrnlichen Bildungswesens) der Rolle gerecht wird, die Wissen und Fähigkeiten in der ,,modernen Gesellschaft
spielen".
Auch wenn die Autoren trotz fehlender Sturkturanalyse vorhandene FehlentWicklungen und Ungerechtigkeiten eines
tendenziell anarchisch planenden Bildungssystems beim Namen nennen, ist
doch die ,,grundsätzliche Alternative aller bisherigen Bildungsvorstellungen" lebenslange Bildung und Erziehung jedes
einzelnen irn periodischen Wechsel zwischen Ausbildung und Praxis -prinzipiell
nur aus der gesellschaftlichen Analyse
konkreter Herrschafts- und Konfliktverhältnisse her nachvollziehbar.
Genau dies leistet das Recurrend Education-Modell nicht. Ausgehend von der
Oberlegung, ,,daß in einer Gesellschaft,
~~
~~
Hans-Joachim Petzold (25), Lehrerstudium (PH Freiburg undlörrach), I. Staatsexamen, b:e-Redakteur
26
3/74
die rapiden Änderungen unterworfen ist,
das ganze Leben hindurch ein Lernprozeß bei jedem einzelnen stattfinden soll'',
wird von den Autoren ein lebenslanger
Prozeß der Aneignung von Wissen und
neuen Erfahrungen intendiert, der konscquent das eingeengte Verständnis von
traditionellem Bildungserwerb in Frage
stellt.
,,Lernen". eine menschliche Verhaltensweise in jeder Lebenslage, von konkret Allgemeingültigem zu abstrahieren,
Symbole zu schaffen und sie auf andere
Situationen zu Übertragen und anzuwenden, soll mit ,,Unterricht", organisiertem
strukturiertem Lernen in einer absichtlich
herbeigeführten formalen Lernsituation,
zu einem Jebenslangen Wechselprozeß
irn Dienste einer zunehmenden Fahigkeit
der Menschen, ihr Schicksal in die eigene
Hand zu nehmen" integriert werden.
Chancengleichheit, wie sie in diesen
und anderen Zitaten der Recurrend-Education-Studie postuliert wird, muß jedoch
genau sagen, um wessen Chancen und um
welche Chancen es vorrangig gehen soll.
Ableitbar ist dies nur aus der differenzierten Analyse der Klassen und Schichten
einer Gesellschaft.
Denn betonen doch gerade auch liberale Bildungspolitiker die gesellschaftliche Verflochtenheit und Komplexitat bildungspolitischer Unterprivilegierung von
Individuum, Klasse und Schicht, Klassenschicksal und sozialer Herkunft.
Nun stellt allerdings das Konzept Jebenslangen Lernens" als Alternative zur
schrankenlosen Expansion des derzeitigen Bildungswesens auch nichts unbedingt neues dar.
Die Entschulungsideen Ivan Illichs und
Everett Reimers haben ebenfalls Mängel
des bürokratischen Expansionsbetriebs
Schule dargestellt. Freilich bieten die
Entschulungstheorien wegen der mangelnden Konkretation gesellschaftlicher
Zielprojektionen keine realistische Alternative, den ,,unerfüllten Traum"
Chancengleichheit zu verwirklichen.
Genausowenig ist Schulreform, vorrangig organisatorische Vervollkommnung der Institution Schule, bisher geeignet gewesen, die Bildungschancen von
Schülern unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft wesentlich zu verbessern.
Immer wieder hat sich gezeigt, d a ß Verbesserungen des Bildungssystems eben
doch nicht ohne Veränderung des Verhältnisses von Klassen einer Geselischaft
zueinander erreicht werden können. Davon ist aber im OECD-Bericht - trotzdes
verbalen Hinweises, daß Bildungsreform
und Gesellschaftsreform nur als Einheit
denkbar sind - nicht die Rede.
Chancengleichheit durch Bildung ist
eine Illusion. Talent und lntelligenzquotient sind keine Garantie für beruflichen
Erfolg und hohes Einkommen. Auch für
die Einschätzung der OECD-Studie gill
es sich erneut klartumachen. daß das
Bildungssystem vom Beschäftigungssystem abhängt und nicht umgekehrt.
Mitarbeiicrstab vollc Auilnstung zu sichern und das Niveau der ihnen zuflicßcnden Einnahmcn zu haltcn. Doch da es an
eincrn entsprechenden politischen Konzept
fehlt, haben derartige Notmaßnahrncn erhebliche Nachteile und tragen aahrichcinlich kaum dazu bei, das Wcchsclspicl zwischen Bildung auf der eincn und den
Bcdurfnisscn der Gesellschaft sowie dcn
Erwartungen und Hoffnungen des einzelnen auí der anderen Seite zu verbcssern.
(. . .)
75. Jedcs der angestrebten Ziclc ist von
Natur a u i doppclt orientiert, und zwar
sowohl auf Anpassung als auch auf Emanzipation hin. Es ist ebenso erfordcrlich. sich
in den Dienst der Weitergabc von N ' k e n .
Fähigkeiten und Haltungen zu stellen. wie
ncue Wissensinhalte zu schafícn. n e w Fahigkeiten zu entwickeln und n c u e Haltungen zu fordern. Dem einzelnen soll geholfen werden. sich den Anforderungen anzupassen, die in der Gesellschaft an ihn
herangetragen werden. andererseits soll cr
die Fähigkeiten und das In~triimcntariurn
erhalten, dic Gesellschaft zu vcrändcrn
Dicwr fundamentale Zwiespalt gilt ehenso
für das Glcichheitczicl. Deutlich zcigt sich
das Dilemma weiterhin in der sozio-okonomischen Dimension: Von eincr Ausbildung
in periodischem Wechsel mit Praxis eruartet man eine größcre Konformität zwischcn
den Bildungsinhaltcn und dcn Bcdürfnissen des Arheitsmarkici. andcrerseitc aber
ebenso die Emanzipation d e i Individuums
von sozio-ökonomischen Zwängen
76. Hat man erst einmal eingesehen.
daCi da.; oben skizzierte Dilemma ein
gr u ndl cge ndes hl e r k rn a I a 1le r hi Id un gzpol i tischcn Zielc ist (und eben dcshalb auch
Charakteristikum der Aushildung irn
Wechsel mit Praxis), so dürfte die Frage
angebracht sein. o b eine periodisch mit
Praxis alternierendc Ausbildung in dieser
Hinsicht überhaupí etwas Neues zu bieten
hat.
Charakteristisch fur das uberkommenc
Bildungssystem ist seine wachsende Unfähigkeit. die Erwartungen von Schülern und
Studenten zu erfullen. Es versagt bei dcr
Vorbereitung der Lernenden auf die kreative Rolle, die sie in der Gesellschaft zu
spielen verlangen. I n einer zunehmend
technisierten und bürokratkierten Welt
wäre eine Verlagerung der bildungspolitischcn Grundlinie in Richtung ciner cmanzipatorischen Strategie wic etwa der cincr
Ausbildung in periodischcm Wechsel mit
Praxis von Vorteil sowohl für dcn einzelnen
als auch für die Gesellschaft sclbct.
77. Der Grundgcdankc. auf dcm dic
vorliegende Studie f i i R t . ist, dnR dic hicr
unter dcr Bczcichnung ..Ausbildung in
periodischem Wechsel mit Praxis" vorgcschlagcne Strategie die Kraft in sich hat. i n
jede der oben erörterten Ziclrichtungcn
hin einen solchen Umschwung zu hcwirken
- d. h.: bessere Chancen f u r die Entwicklung des Individuums zu schaffen. mchr
Bildungsgleichhcit und damit auch soziale
Gleichheit herbeizufuhren sowie ein hcsscres Wechselspiel zwischen dem BildungsSektor und anderen sozialen Bereichen zu
mewit Lerne unci arbelte!
odischcn ALI<-unCi Wcitcrhiltliing ist clic
,,vcrtikalc" iind .,hori7.ontalc" Intepration:
,.Vertikal" muß die qtreng h6rnrchischc Folgc hcrmctisch gcschlosccner
Lehr- l i n d Lcrnhlcickc. dic man zu
hcwältigcn hat, einem flcxihlcn Kiirssystem mit der Möglichkeit vcrscliicdcnster Komhinationen Pial7 machen.
dcrcn innerer Zusammcnhiing allcin
aiif ihrcr Beziehung zu tien Prohlemcn
bcruht. mit dcnen dcr Studiercndc zich
auscinandcrsctzt oder die einfach inncrhalh seiner 1ntcrcsscnspharc liegen.
Das kann durchaus hcdcutcn. diiß
,,cinfuhrendc" Themen nehcn solchcn
fur .,Fortgcschrittenc" Bestandteil ein
und dccselhcn Programms sind.
..Horizontal" gcschcn. ist der Bildungssektor wcitgchend immcr noch i n -,Allgcmeinhildung" und ,.Bcrufshildung"
unterteilt. Tatsächlich entspricht dicscr
Aufgliederung auf Sckundarschiilchcne im großcn und ganzen dic Trennung
zwischcn angcschcncn u n d wcnigcr n n gcwhcncn Bildungsangchotcn. Hicrin
liegt cincs der Haupthindcrnissc auf
dcni Wcge zu echtcr Glcichhcit dcr
Bildungschanccn und heswrcr Entfaltung der persónlichen Mbglichkeitcn
jedes cinzcinen". ( . .)
1 1 1 . ÄuRerst komplex ist das Prohlcm dcr
Lehrerschaft. Einerseits fuhrt man an, daB
im Rahmen einer pcriodizch rnit Praxis
alternierenden Aushildung die Monopolstcllung eines diplomierten hzw. staatlich
geprtiftcn Lchrcrstandes ahgeschafft und
durch eine üffnung des Ixhrhcrufs ersetzt
werdcii sollte. Dies wurdc hcdcutcn, daß
- Bcrufstätigc aus allcn Arheitshcreichcn
und im Bcsitzder verschiedensten Qualifikationcn und Erfahrungcn zum Lehren
hcrangczogen würden und daß
- der Lehrberuf nicht notwendigerweise
als Vollzeithcschäftigung oder als Dauerhcruf anzusehen wäre.
Andcrerseits aher durfte dic Lehrcrrolle
kunflig noch weit komplcxcr und anspruchwollcr werden als heute, da auf den
kiinftigcn Lehrer ncuc Aufgaben zukommen: als Bcratcr in sozialen Fragen und
solchen dcr sozialen Sicherheit. als Experte
auf dem Gehiet der Untcrrichtstcchnologie. als Laufbahnbcrater usw. Es f a l l t
cchwcr, sich vorzustellen, wir ein Lehrer
dies alles bcwältigcn soll. wenn dcr l x h r b c ruf nicht wcitcr ..professionalisiert" wird.
In vielen Mitgliedstaaten sind Icbli;iftc
Diskussionen ubcr dic Rollc der Lehrcrschaft und deren eigene ,,periodische Wciterbildung" (Fortbildung) im Gange; dies
14 lm postsekmdaren Bercich zeigt sich
dicser Unterschied wcniger dcutlich.
Vicllcichr wäre es zurrcffcn<ier, die
mcicren Ciirricula dicscr Bildurigss/ufe, dic j a auf eincn heruflichcn AhschluB hzw. auf ein hcruf~qualifiztcrcnd m Diplom vorbcreitcn, zur ..Beruhhildung" zu zählen, $0 d a ß gc-genuber
der Berufsausbildung auf Sckundarscholebene lediglich ein Nivcauunterschied bestünde.
gilt - nach der VcroffcntlichungdcsJanics-
Rcportsi6 - ganz besonders für Großhritannien. (. . . )
Periodische
Aüsbildüng und
Arb-mârkt
~
131. Es leuchtet ein, daß ein Systcm
periodisch mit Praxis abwechselnder Ausbildung erhebliche Auswirkungen auf den
Arbeitsmarkt und insbesondere auf dcn
beruflichen Aufstieg der Arheitnehmcr hiihcn muß. Was den einzelnen angcht. so
dürftc es die Gestaltung seiner beruflichcn
Laufbahn erleichtern, indem es ihm ermoglicht, auf einem be\timrnten Gebiet Stufe
um Stufe die gesamte Laufbahn-Lcitcr zu
crklimmcn. statt sich rnit dcm Errcichcn
einer bestimmten Ebene zu hcgniigcri.
Ehenso konnte es dic Mobilität zwischcn
den einzelnen Berufssparten crlcichtcrn,
da es den Menschen die Möglichkeit giht.
sich fur einen anderen Beruf als den ursprünglich gewählten auszubilden.
Schließlich bietet mit Praxis alterniercnde Ausbildung die Chance. Berufe aufzugehen, die rnit ungewöhnlich hartcn Arheitibedingungen verhundcn sind. dic das
Familienleben nachhaltig hceinträchtigcn,
außergewöhnlich gute körperliche Verfassung voraussetzen (die mit zunehmendem
Alter nachzulassen pflegt) oder aher Gefahren fur die Gesundheit in sich bergenI4.
Das neue Ausbildungssystem sollte die
Voraussetzungen fur Umschulung und Berufswechsel bieten, wenn der einzelnc aus
gesu nd he¡ t lic hen, fam il¡aren oder sonst i gen Gründen dazu gezwungen ist - und
zwar vor dem Einsetzen der schädlichen
Auswirkungen.
132. Ein wesentlicher Beitrag eincr Politik dcs periodischen Wechscls zwischcn
Ausbildung und Praxis ware die Schaffung
hcsserer Voraussetzungcn fur einc Mitbcstimmung im Betrieb sowie dariiher hinaus
auf berufsständischer. regionaler und staatlicher Ebene. Auf Unternehmensehcnc ist
die Schaffung von Bedingungcn, die Arbcitern die Teilnahme an Programmen der
periodischen Ausbildung ermöglichen, cinc notwendige Vorauscctzung für den Erfolg einer auf eine solche Aushildung ahzielenden Politik. Gleichzeitig wcrdcn die
Gewerkschaften eine entscheidende Rolle
zu spielen haben, wenn es darum gehen
16 ,.Teacher education and training". Rcpori by a committee of inquiry appointed by the SecretaryoíStats for Educarinn and Science under thc chairman.+
hip of Lord James of Rusholme. London: HMSO 1972.
24 Es versteht sich von selbst. daß parallel hierzu -Ansrrcngungcn unternonimen werden miisscn, un1 die Bcdingungen zu verbessern, unter dericn
dermaßen anstrengende und/oder gefährliche Arbeiten verrichtet wcrdcn.
_-__
~
,
"...
wird, die Einfuhrung des ncucn, auf dcnWechsel zwischen Arbcit und Aushildunr
hcruhcndcn Systcms zu crmöglichcn unil
A rhci t srna r k t hcdingiingcn.
Laufbahnstruhtiircn unti dic Vcrhaltni\sc a m A r beitsplatz im oben geschilderten Sinn zii
ve rand ern
133. Man wird vicllcicht Berufe entwikkclii müssen; die neue Fertigkeiten und
Fahigkciten voraussctzcn Auf Gruiid der
Kontrolle Uber eincn hohen Anteil der
Invest i t ion e n w ä re n modc r n c Zc n t r a Ivc r waltungcn in dcr Lagc. his zii einem gcwi4scn Grad die Nachfragc (Icm Angchot
anzupiisscn, d h. dic Schaffung von Arheitsstellen in jenen ßcreichcn anziircgcn.
i n denen das Angchot an qiialifi7icrtcn
Kraften danb tlcr mit Berufspraxiraltcrnierenden Ausbildung am gr8Rtcn ist Zunchmend c T w ir t scha f t 1ichc r W o h I \ t a nd und
eine allinahlichc Verlagerung dcr soziciökonomischcn Priorititen Iiisscn dann
wohl cinc dcrartigc Politik iinnchmharcr
und Icichtcr durchfuhrhiir crschcincn. al\
c\ heute auf dcn ersten Blick hin crschcincn
mag. (. . .)
sozioijkonomische
Dimension
163 Eines der Argumentc. die ziigunstcn der periodisch mit anderen Aktivitaten alternierenden Aurhildung vorgchracht werden. ist das berscrc Angchot an
Arbeitskraften. das dieses Ausbildungscystem ermoglicht. In der Tat wäre cinc
rsschcrc Anpassung des Aushildungswcsens a n die Bedurfnicse des Arhcitsmarktes
nach qualifiziertem Personal u n d gróßcrcr
heruflichcr Mohilitat sehr zu hcgriiBcn Die
Erwartungen. die man in dicscr Hinsicht in
einc pcriodisch mit Pr;ixi\ altcrnicrcnde
.
auf dcr AnnahAushildung ~ 1 7 1 beruhcn
me. daB das nciie Aus- und Wcitcrhildungssystern hcsser geeignet sci. dic cntsprechenden Anforderungen zu erfullen.
als dai gegenwärtigc Bildiingswscn und
dic crgsnzcnde inncrhctriehlichc Aushildung. Allcrding5 ist noch ciii wcitcr Wcp
zurückzulegcn. his diese Annahme Zuni
gesicherten Forkchungscrgchnis und 7iir
jcdcrzcit crhiirtharcn Erfahriiny wird. Anhaltspunkte aus d e m Bercich der Erwachsenenbildung tragen viellcieht dazu hci,
einige der offcncn Fragen zu klären. Au+
schlaggehend können jedoch crst Erfahrungen größercn Umfanges iind tinter Umständen gczicltc Vcrsuchc sein.
164. Einer der bcdcutcntistcn wirtschaftlichen Vorteile. dcr mit Fug und
Rccht von tlcr Politik cincr mit Praxis
ahwcchsclndcn Aus- und Wcitcrhiidiing
crwartct wcrdcn kann. ist cinc hcträchtliche Vermehrung dcr Auswcichmiiglichkciten auf Hilfskräfte und Ersntzkraftc ;iller
Art. auf die der Arhcitsmarkt wcitgchend
angewiesen ist. Dies durfte sehr hohl hóhcrc lnvcstition4kosten ausglcichen Eine
.... . - ._ . .
..
.
Thema: Lerne undameke!
i.irung dieser Frage ist von grbßter BcGebiet3' scheinen die These zu hestàtigen,
titling bei der Untersuchung J c b Wcchdiiß die 1-crnmótivation sehr weitgehend
iiwzugc\ zwischen pcriidiwhcr Aushil&von abhangi, welche unniitteibirrc Be,iig und Arbcitsninrkt. Ahcrinal5 bedarf
ziehung der 1,crnsioff zur Arbeiissiiuation
hic r de r A niil y se s . h i i i best e he nd c r
tics einzelnen h3t unci in wclchcm Umfang
,lllungs- und Au\bildungswcgc inncrhiilb
die Arbeiiiichmcr sclbst die Gestaltung
r Industrie und des Dicn\tlci~iuiip!,wh- und den Inhalt der Kurse bestimmen kon14 im Hinhlick auf ihre Aukwirkung auf
ncn ( . .)
I I crsatzwciwn Austausch rwi\chcii Bcty p p p e n
165 Doch auch au:, einem anderen
iiL+.winkcl ist das umfassende Arbeit\.irktprohlcm zu betrachten Einch dcr
Llarten Ziele einer Au\hildung ini Wccht init Praxis ist die Schaffung cincs iieucn
175. (. . .) Eine der entscheidenden
cchselhezuges zwkchen Bildungund Gcübcrlegungen bei der Festlegung dieser
Ilschaít und zwkchcn den vcrw.hicdcncn
Prioritarm wird der Gedanke an das Risiko
,hcnsah\chnittcn des Individuums. Dies
sein. ilaß Vorkchrungcn fur eine mit Praxis
itragi sich nicht mit einer einseitigen
alternierende Ausbildung, wenn sic
wrichiung der Au\hildung auf dic Bcschlccht terminiert und schlechi geplant
,trfnissc. und Erforrfernisc de5 Arbeitssind, Ungleichheiten und Ungleichgewich( . i r k '- Der Anqwuch periodisch mit ant c vielleicht nur vergroßern, anstatt sie
rcn nhtivitatcn dtcriiicrriidcr Ausbilabzubauen Einige allgemein anwendbare
ing, dcm cinzelnen freie Entxhcidung
Prinzipien sollkn daher grundsätzlich beoc'r seinen Lebensweg zu crrnOglichen,
rücksichtigt wcrdcn:
¡dihi ein Iccres Wort, wenn der Anglci- Prioritit gebuhrt vielleicht jenen Er:iungsprozcß zwischen Arhcitsmarlii und
wac hic nen ohnc a bgc schlosse ne Se k uniisbildung nicht zwciwitig wird. (. , )
dar- hzw. Primar\chulbildung, fur die
167 Die Problcmc, vor dic. sich der
eine periodisch mit Praxi!, al\crnierende
,rizclnc gcstclli sieht, der, uni 3ich weiterAusbildung eine echte Chance irn Sinne
.ihildcn, voruhergchcnd 5einc.n Arhciiseines ,.Zweiten Bildungsweges" bedeui.itz iiufgibi, sind in crstcr Linie bcruliiI C I . Akzeptiert man dieses Prinzip, so
iicr Art hlan wiirdc auf Anhicbcrwartcn,
wird ein grnßcr Teil dcr Mittel fur eine
dicsc Prohlcnic sich vcrgrcißcrn, je
periodiwhe Ausbildung innerhalb der
,ii~ilifizìcrterdcr Bcwcrhcr ist: erstens wird
crstcn Entwichlungukkadc auf Grund\ dann schwieriger win, Ersitz fur ihn zu
aushildungshursc gchcn miissen. Doch
,iiclcn. so daß dcr Arbeitgeber chcrzbgcrn
der Umfang. in dem nach und nach
id, ihm Bildungwrlauh zu gcwhhren,
Lehrgange postsekundarer Prägung die
w i t e n s nimmt g m z einfach Jie Zahl J c r
Oberhand gewinnen werden, wird von
.rbeitsplcitze ah. j e hcihcr &I\ bcruflichr
Land zu Land erheblich schwanken.
ivea au ist, Hingegen ninimt die berufiiclie
- Ganz allgcmein wird nian - unter Wahlohilitat erfahrungsgemaß entsprechend
rung der Prioritit des Gleichheitsziels ,L'r erreichten Qualifikationwufc zu und
in allen Landern dem älteren. schlecht
lc.r potentielle Gewinn aus pcrit)disch m i t
ausgebildeten und arbeitslosen Bewer'i axiMbwcchwlndcr Au\- und Wcitcrbilhcr Vorrang geben müssen. Allerding\
I link
;iuf hohen Qu~\lifi~irtions~tiifcn wird es von der wirtschaftlichen Situation
,iaUcr als auf weniger aiiqmxhsvolìcn
und politischen Konstellation jedes Lan>\iifcn. Außerdem weiß man. daU die
des abhangen, in welchem Umfang diese
tiance, Bildungsurlaub zu erlangen, die
Priorit21 Erwägungen in den Schatten
iihigkeit, einen solchen Urlaub a u v u h a n stellt, die vom Arbeitskräfteangebo~und
i c l n und durchzusetzen, bei hbhcrer berufden vorhandenen Mitteln ausgehen.
ichcr Qualifikation nur um \o großer ist.
- Eines der Hauptanlicgen der Politik mit
Praxis alternierender periodischer Aus. .)
bildung wird in allen Ländern das Pro168. Die Einführung der periodisch mit
blcrn der Verfügbarkrit des Aushil'raxib alternierenden Aus- und Wciterhildungsangeboti sein. Wie jedochdas Netz
iing muß von sorgfältig aukgewogcncn
cnt\prechcner Einrichtung auszusehen
l a l h i h m c n auf den Gchictcn der Arbeit\hat und o b die Entwicklung neuer VerLitrhcschaffung, der Arhcit\bcdinyungcn
fahren Iiir die Verbrciiungvon Bildungsi d der sozidlcn Sichcrheii begleitet sein.
inhaltcn Vorrang erhalt, wird sehr weitrundlagc dicwt MJ3nahmcn wcrdcn cingehend von geographischen und demohlagige Untersuchungen uhcr die Folgen
graphishen Gegebenheiten abhangen.
id die Bedeutungdcr Neuerungen fur den
- In zunehmendem MaBe werden Bilnzelnen ebenso wie für Unternehmen
dungs- und Berufschancen für Frauen
id Behordcn sein. Weiterhin müssen k i e
f einer möglichst weitgehenden ühercineines der vorrangigen Ziele jeder Politik
mit Praxis oder Muße abwechselnder
oft zwischen den Swialpattnern beruAus- und Weiterbildung darstellen. Aln. In diesem Zusimmenhang sollte man
lerdings wird die Priorität, die man die:h den gegenwärtigen Bemuhungen der
beitnrhmer nachgehen, einen grbßeren
rfluß auf ihre eigene Arhcitssituation zu
30 Vgl.: Social Science Information 9 (5).
vinnen und prbferi, in welchcm VerhaltStrategy for research and social change
dieser EinlluB zur Lernbcrcitschaft der
in inùustry: Report o n the Industrid
roffenen steht. Experirncntc auf dwwm
Drmocrircy Projecf in .Vnrway.
SchluBbemerkung
If cniehung Nr 3
1 Mon 1974
sem Ziel einräumt, gegen andere, inshcsondcrc sozio-okonornische Ziclsctzungcn und Sachzwange abzuwägen win
- Die Rolle, zu der bcstchcndc po5tscliund a r t Bildungsinstiiutionen i m Rahnien
eines Systems bon Ausbildung und Pr;ixi\
im periodischen Wcchwl aufgcrufcn
sind, wird von Land zu Land differieren.
Gewiß gilt f u r alle Ja\ Imgíri5tigc Zicl
cinc5 vcrcinhcitlichtcn, wriigchcnd
koordinierten Apparatcs von Bildung\cinrichtungen, die auf der Pflichtichule
aufhmcn Doch die Fd?igkciider bereit\
vorhandenen Instiiutioncn, gccignetc
Programme für Erwachsenem bieicn, i,t
v a n Fall zu Fall sehr verschieden In
Norclamcrika beispicl\wsisc hribcn entsprcchcndr Angcbotc herciis eine lange
Tradiiioii, so da5 eine allmahliche Integration von Jugend- und Erwachscncnbildung nach Ahleistung der Schulpflicht
im Bcreich des Mnglichen zu liegen
scheint. In den meisten Landern Europa3
sind demgegenubsr starkere Widerstande zu erwarten und vielleicht bcdcutct cs
hier cinc zusiitzliche Er\chwerni\, daB
der Chance des ,,Zwcircn Bildung\wcgeh" fur schlecht ausgebildete Erwachsene aller Voraussicht nach Vorrang
gebühren wird
176. Nicht zu Unrecht hat man die mit
Berufspraxis unù andercn Aktjvjtatcn alternicrende periodische Aus- und M'citerbilduiig a h ,,politische Metapher" bezcichnet" Sie weist den Weg in cine rnoglichc
ßildungszukunft ohnc einer bestimmten
Bildungspolitik das Wort zu reden. Die
Entwicklung auf diehc Zukunft hin erfordeft die 1)efiniiion und Verwirklichung
neuer politischer Zick und MaBiiahmen unter breiteren als ausschliefilich bildungspolitischen Aspekten -, und es steht zu
erwarten, dal3 diese poiitkchen Bestrebungen sich auf dem Wege zu ihrrm Fernziel
ihrerseits noch entwickeln und verandrrn
Der gröBic Vorzug der periodisch mit
anderen Aktivitäten altcrnierendcn Au\bildung ist. daß sie den zahlreichen Ideen
über die Zukunft des Bildungswesens und
seine Relevanz íür die Bcdurfnisse und
Erwartungen des Menschen cine Art
Brennpunkt sein kann. ferner daß sic einen
weitgespannten Rahmen absteckt. innerhalb desscn sich politische Mittel und Wege
zur Erreichung dieses langfristigen Zieles
entwickeln laswn. Auf dem Wege zu ihrer
Vcrwirklichung ist die Ceíahr groí3, von
der ursprünglichen Zielsetzung iihzuwcichen Es \ich[ zu hoffen, da8 dìc vorliegrnde Grunùsatzstudie dazu heitrhgi, das langfristig angestrcbtc Ziel zu definieren und
Hilfestellung zu leisten, wenn cs daruni
geht. die notwendigen Maßnahmen zu cntwickeln.
31 Vgl. Warren L. Ziegler: .,Recurrent
Education: A Moùcì for ihe Future of
Arioli Education and Learning in the
United States", angefertigt f u r Jir Planunpgruppe der Nationalen Stiftung
íur Postsekundarr Erziehung unter
USOE-Kontra kt-Nr.
I - 7-0709964253.