Golden Burma oder Terra non grata?
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Golden Burma oder Terra non grata?
Golden Burma oder Terra non grata? - eine Auseinandersetzung mit Argumenten gegen und für einen Tourismus nach Burma/Myanmar Christian Baumgartner Daniel Predota Margit Leuthold Wien, März 2003 Impressum: Verantwortlich für den Inhalt: respect – Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung Diefenbachgasse 36, A-1150 Wien, office@respect.at AutorInnen: Christian Baumgartner, Margit Leuthold, Daniel Predota Unter wissenschaftlicher Mitarbeit von: Astrid Winkler. alle: respect – Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung Wien, März 2003 2 1. VORWORT .............................................................................................................................................. 4 2. KONTEXT DER UNTERSUCHUNG................................................................................................... 8 2.1 2.2 BURMA/MYANMAR ALS BEISPIEL FÜR TOURISMUS IN TOTALITÄRE REGIME ............................ 8 METHODEN DER ARBEIT.................................................................................................................. 10 3. BURMA/MYANMAR ........................................................................................................................... 14 4. AUSEINANDERSETZUNG MIT DEN ARGUMENTEN PRO UND CONTRA TOURISMUS IN BURMA/MYANMAR ....................................................................................................................... 17 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 HINTERGRUND: AKTUELLE BOYKOTTKAMPAGNE ...................................................................... 17 POLITISCHE SITUATION ................................................................................................................... 19 MENSCHENRECHTE .......................................................................................................................... 21 TOURISMUSENTWICKLUNG ............................................................................................................. 26 WIRTSCHAFTLICHE SITUATION...................................................................................................... 31 EINKOMMENSFLÜSSE AUS DEM TOURISMUS AN DIE MILITÄRDIKTATUR .................................. 31 ANDERE AUSWIRKUNGEN DER TOURISTISCHEN ENTWICKLUNG ............................................... 33 DIE SICHT DER BEVÖLKERUNG ...................................................................................................... 35 ZIELE EINES BOYKOTTS UND SEINE ERFOLGSCHANCEN IN MYANMAR? EIN VERGLEICH MIT DEM OFT ZITIERTEN ‚FALL SÜDAFRIKA’....................................................................................... 37 4.10 FAZIT.................................................................................................................................................. 39 5. WAS WÄRE WENN? CHANCE FÜR EINE NACHHALTIGE TOURISMUSENTWICKLUNG IN BURMA? ................................................................................... 41 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 ÖKOLOGIE ......................................................................................................................................... 41 ÖKONOMIE ........................................................................................................................................ 42 SOZIO-KULTUR ................................................................................................................................. 43 INSTITUTIONELLE RAHMENBEDINGUNGEN................................................................................... 45 FAZIT.................................................................................................................................................. 46 6. FAZIT UND EMPFEHLUNGEN ........................................................................................................ 47 6.1 6.2 6.3 6.4 EIN PLÄDOYER FÜR DAS LAND UND SEINE MENSCHEN – TOURISMUS GEGEN DIE MILITÄRDIKTATUR .......................................................................................................................... 47 EMPFEHLUNGEN AN DIE REISENDEN.............................................................................................. 50 EMPFEHLUNGEN AN DIE TOURISMUSWIRTSCHAFT ...................................................................... 51 EMPFEHLUNGEN AN ENTWICKLUNGSPOLITISCHE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN .. 51 7. ANHÄNGE.............................................................................................................................................. 53 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 7.7 PROGRAMM DER BURMA/MYANMAR ERHEBUNGEN VOR ORT................................................... 53 PERSÖNLICHE GESPRÄCHSPARTNER IN BURMA/MYANMAR ...................................................... 55 PERSÖNLICHE GESPRÄCHSPARTNER AUßERHALB BURMAS/MYANMARS ................................. 57 WEITERE E-MAIL-KONTAKTE ........................................................................................................ 59 WEBPAGES......................................................................................................................................... 60 AUSWERTUNG DER REISEPROSPEKTE MYANMAR........................................................................ 61 LITERATUR ........................................................................................................................................ 65 3 „The time is not right for tourism.“ Aung San Suu Kyi, 1995 1. Vorwort In Burma/Myanmar werden Menschenrechte systematisch missachtet. Zwangsarbeit, Zwangsumsiedlungen, Kindersoldaten, Verhinderung der freien Meinungsäußerung, u.a. werden von der UNO, der EU und allen Menschenrechtsorganisationen verurteilt. respect schließt sich diesem Urteil vollinhaltlich an. Die Frage, ob die internationale Boykottierung und Isolierung eines Land mit einer Militärdiktatur wie Burma/Myanmar, das System entweder festigt oder zu einer Änderung der Politik und zur Demokratisierung beitragen kann, beschäftigt die internationale Politik und die entwicklungspolitischen NGOs seit mehreren Jahren. Konsequenterweise betrifft diese Frage auch die touristische Entwicklung. Immer wieder wird in der systematischen Auseinandersetzung mit den Bedingungen und den Folgen des Tourismus darauf hingewiesen, dass dem Tourismus aus mehreren Gründen eine Sonderstellung zu anderen Wirtschaftszweigen zugestanden werden muss. Diese Sonderstellung bedingt auch eine gesonderte Betrachtung eines möglichen touristischen Boykotts zu sonstigen politischen Maßnahmen, eine gesonderte Auseinandersetzung mit den Argumenten Pro und Contra eines Tourismus nach Burma/Myanmar. Zum einen bewegt der Tourismus wesentlich mehr Menschen als alle anderen Wirtschaftszweige und schafft somit eine bessere Ausgangslage für verstärkte individuelle und staatlich nicht immer kontrollierte Kommunikationsmöglichkeiten und für einen direkten Austausch zwischen einheimischer Bevölkerung und internationaler Meinung. Zudem kann eine prosperierende Tourismuswirtschaft vielfältigere und diversifiziertere Einkommensmöglichkeiten hinterlassen, als dies bei einer reinen Produktionswirtschaft möglich ist. Als der Verlag Lonely Planet im Jahr 2001 eine Neuauflage des Burma-Reiseführers veröffentlichte, starteten die englischen NGOs Tourism Concern und Burma Campaign eine Boykottkampagne gegen Lonely Planet. Dies aus grundsätzlichen Überlegungen gegenüber einer damit einhergehenden Förderung des Tourismus nach Burma, obwohl der Reiseführer durchaus differenziert auf die soziale und humanitäre Lage in Burma/Myanmar einging und auch Pro- und Contra-Argumente einer Reise gegeneinander abwog. Und als im November 2002 die österreichische Fluglinie Lauda Air den ersten europäischen Linien-Direktflug nach Rangun aufnahm, wurde wiederum zu Boykott-Maßnahmen aufgerufen, diesmal auch in Österreich. In diesem Zusammenhang wurde auch respect - Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung von österreichischen NGOs zur Unterstützung des Boykotts aufgefordert, gleichzeitig aber auch von österreichischen und deutschen MedienvertreterInnen um eine Stellungnahme gebeten. Für uns waren diese Aufforderungen ein Arbeitsauftrag: Denn eine Stellungnahme zu einem derart komplexen Thema spontan und im guten Glauben an die internationale Solidarität mit den BewohnerInnen, jedoch ohne Gespräche mit Betroffenen und den dazu arbeitenden ExpertInnen zu geben, liegt nicht in der Arbeitsweise von respect. Wir entschieden deshalb, einen anderen Weg zu gehen. Im Dezember 2002 nahmen wir Kontakt mit den NGOs auf, die zu Burma arbeiten und suchten auch das Gespräch mit Lauda Air, um diese über unsere Bedenken zu informieren, aber auch um die Argumente der Fluglinie für die Wahl dieser Destination in diese Arbeit aufzunehmen. In einem Gespräch mit den Vorständen von Lauda Air 4 und AUA konnten wir unsere Bedenken vorlegen und stießen auf offene Ohren für eine eingehendere Argumentation. In den folgenden Wochen kam ebenfalls ein Kontakt zum größten österreichischen Burma-Anbieter zustande. Auch hier führten wir Gespräche in denen wir nicht ausschließlich unsere Bedenken äußerten, sondern ebenfalls die Pro-Argumente des Anbieters uns darstellen ließen. Im Februar 2003 hatten wir die Gelegenheit, durch einen einwöchigen Aufenthalt zweier Mitarbeiter von respect in Burma/Myanmar einige unserer Fragen, durch einen Lokalaugenschein, in ein neues Licht zu rücken. Dass dieser Aufenthalt vom österreichischen Reiseveranstalter TaiPan, also demjenigen Reiseveranstalter in Österreich, der derzeit Reisen nach Burma/Myanmar am intensivsten bewirbt, finanziert und begleitet war, mag unter Umständen Kritik und Zweifel an der Objektivität der Ergebnisse laut werden lassen. Wir wissen selbstverständlich, dass der wichtige Besuch vor Ort erst durch die Einladung von TaiPan möglich wurde. Dabei haben wir den Eindruck gewonnen, dass TaiPan an einem kritischen Gespräch interessiert ist und ebenfalls eine Sensibilität für das eigene Angebot entwickelt hat. Wir sind uns der Sensibilität und Exponiertheit unserer Arbeitssituation bewusst. Wie stark wir bei unserer Arbeit auf das Interesse anderer entwicklungspolitisch engagierter Organisationen stoßen, haben wir durch unsere Netzwerke immer wieder festgestellt. Unsere und die Arbeit der KollegInnen in Deutschland und der Schweiz konnten sich dabei gegenseitig unterstützen. Wir haben uns vor unserer Burma/Myanmar Reise in einem größeren Team eingehend vorbereitet, im Vorfeld verschiedene Gespräche mit Reisenden, TouristikerInnen, Burma/Myanmar-ExpertInnen geführt und über Kontakte die Treffen mit unterschiedlichen Gesprächspartnern vor Ort vorbereitet. Während der Reise machten wir die Erfahrung, dass wir eigenständig mit unseren Gesprächspartnern Termine wahrnehmen und die angebotenen Routen kritisch beobachten und diskutieren konnten. Auch hier war uns bewusst, dass wir eine exponierte Stellung innehatten und unser Besuch von offizieller Seite registriert wurde. In einer Woche können nicht alle durch den Myanmar Tourismus angepriesenen Orte besucht werden und vor allem jene Regionen nicht, die offiziell für den Tourismus gesperrt sind, viele davon ‚restricted areas’. Vor Ort wurden neben dem Lokalaugenschein an touristischen Routen zahlreiche Gespräche mit burmesischen und internationalen VertreterInnen von NGOs, Tourismusbetrieben wie Hotels, Agenturen und Reedereien wie auch Gespräche mit engagierten Einzelpersonen, in Klöstern und Kulturschaffenden sowie JournalistInnen geführt. Durch die Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit konnte außerdem ein Treffen mit dem burmesischen Vize-Tourismusminister stattfinden. Auch nach dem Besuch des Landes haben wir in unserem Team immer wieder intensiv über unseren Auftrag, die Fragestellung und unsere Rolle diskutiert. Es wurden umfassende Literatur- und Web-Recherchen durchgeführt, sowie zahlreiche involvierte Personen und NGOs kontaktiert. Einen ersten Entwurf dieses Berichts diskutierten wir mit zunächst mit unseren ExpertInnen des respect-Fachbeirats (zu den Mitgliedern vgl. www.respect.at) Die Rückbindung unserer Arbeit sowohl mit unserem Vorstand als auch mit unserem Fachbeirat war uns notwendiger Bestandteil der Urteilsfindung. Dabei wurde deutlich, dass unsere Arbeit zu Burma/Myanmar in einem weit größeren Kontext von Bedeutung ist: Wie geht externer Tourismus – insbesondere der Tourismus aus europäisch-demokratischen Ländern – mit Diktaturen um? Welche Rolle spielt Tourismus in solchen Ländern? Wie sind in diesem globalen Wirtschaftsbereich – neben den üblichen wirtschaftlichen Faktoren, die einen Tourismus bedingen – Fragen der Menschenrechte und der Partizipation, der Landnutzung, der ökologischen Vielfalt und der regionalen Prosperität zu behandeln? 5 Wir wurden sehr deutlich dazu aufgefordert, uns nicht vorschnellen und einseitigen Bekenntnissen (auch nicht von befreundeten Organisationen) zu unterwerfen, sondern eine besonnene und eigenständige Position zu erarbeiten, die allen Betroffenen helfen kann, die Argumente für und gegen einen Tourismus nach Burma zu bedenken. Durch die Vermittlung unserer Schweizer Partnerorganisation hatten wir die besondere Möglichkeit, während eines Sondertermins im Rahmen der Sitzung der UNMenschenrechtskommission in Genf Anfang April 2003 unseren Bericht und unsere Position mit Mitgliedern internationaler NGOs (der Burma Peace Foundation, Burma Online Library, dem Asian Forum for Human Rights and Development, der Association for the Release of Political Prisoners, dem Shans Women Action Network, dem International Peace Bureau, dem Burma Büro e.V. und dem Info Birmanie) und mit Mitgliedern der burmesischen Exilregierung National Council of the Union of Burma (NCUB) zu besprechen und nochmals deren Expertise einzuholen. Von ihnen haben wir gehört, dass mit dem Tourismus – nach dem Ende der Militärdiktatur – positive Hoffnungen eines empowerments der Bevölkerung verbunden sind: „Tourism can empower the people, it depends on the level of development of a country. The current state is not (yet) in the situation.“ Auch wenn die Mitglieder des NCUB im Moment im Boykott eine politische und moralische Unterstützung für einen demokratischen Wandel in Burma sehen, so haben wir doch erfahren, dass sie sich einer touristischen Entwicklung in Burma öffnen und dafür auch Unterstützung einfordern: „We need lots of advices for future tourism development.“ Die Aufmerksamkeit, die durch die allgemeinen BoykottKampagnen zu Burma/Myanmar (und hier ist der Tourismus nur ein kleines Segment der Kampagnenarbeit) für die Situation im Land geschaffen wurden, haben – so die Überzeugung – bereits zu einigen Lockerungen der Repressionen geführt. Es erscheint deshalb sinnvoll, mit diesem Druckmittel gegenüber der Militärdiktatur weiter zu arbeiten. Wir nehmen aus diesen und vielen anderen Kontakten die Erkenntnis mit, dass Diktaturen keinesfalls glaubwürdige ‚Geschäftspartner’ sein können. Das ökonomische Prinzip, mit einer ‚win-win-Situation’ für beide Partner eine gute Grundlage für Kooperationen anzustreben, ist deshalb mit großer Skepsis zu behandeln: Welchen Gewinn hat ein diktatorisches Regime, Geschäfte mit europäischen Partnern zu machen? Wie kann verhindert werden, dass durch Geschäfte mit europäischen Partnern Gelder gewaschen werden, die aus Drogenhandel, Vertreibungen, Enteignungen oder andere Verbrechen gewonnen wurden und Verbrechen finanziert werden? Wir wissen, dass wir durch einen einwöchigen Lokalaugenschein vor Ort nur einen kleinen Ausschnitt des Landes haben erfassen können und dass wir trotz all unserer Recherchen und Kontakte von einer umfassenden politischen Analyse weit entfernt sind. Uns ist während unserer Arbeit immer wieder aufgefallen, dass neben den vielen Aufgaben und Projekten, die im NGO-Kontext die Arbeitssituation auslasten, oftmals eine Auseinandersetzung mit politischen Kampagnen nicht im gewünschten und benötigten Ausmaß möglich ist. Wir wurden von unseren KollegInnen in Deutschland und in der Schweiz oftmals kritisch hinterfragt, aber immer wieder auch ermutigt, am Thema dran zu bleiben. Wir haben in dieser Zeit auch den Eindruck gewonnen, dass nicht nur die NGOs und die politischen Organisationen Interesse an einer genaueren Auseinandersetzung haben, sondern auch die Wirtschaft. Denn offensichtlich stellt das Engagement in einem politisch sensiblen Rahmen auch diese Fachleute vor neue Aufgaben, die über die üblichen wirtschaftlichen Arbeitsweisen nicht behandelt werden können. Mit welchen Hotels, mit welchen PartnerInnen vor Ort kann man guten Gewissens zusammenarbeiten? Welche Projekte können durch eine Aufnahme in die Reiseroute unterstützt werden, die eine demokratische Entwicklung in Burma stärken, die eine nachhaltige regionale Entwicklung für die Bevölkerung ermöglicht? 6 Unser vorliegender Bericht versucht, einen ersten Schritt in diese – und wie wir meinen, dringend notwendige – Richtung der Auseinandersetzung zu gehen. Viele unserer Fragen bleiben dabei noch offen. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass bei einer entsprechenden Bereitstellung von Ressourcen umfassendere Materialanalysen und detailliertere Informationen über mögliche Alternativangebote etc. unternommen werden kann. Wir möchten deshalb generell dafür plädieren, dass Investoren aus ihrer globalen Verantwortung heraus bei wirtschaftlichen Interessen in politisch kritischen Gebieten auch fachliche Expertisen zum politisch-ökologisch-sozialen Kontext einholen, um ein dementsprechend “gutes und faires Angebot“ zu entwickeln. Wie bereits bei einer oberflächlichen Marktanalyse deutlich geworden ist, bestimmt in diesem sensiblen Bereich nicht der Markt das Angebot, sondern das Angebot den Markt. Der Markt ist hier sicher nicht frei. Burma/Myanmar stellt kein Land dar, in dem es eine freie d.h. neutrale oder gar ‚unschuldige’ Wirtschaft geben kann. Damit tragen die investierenden Unternehmen eine besondere Verantwortung, derer sie sich nicht entziehen dürfen. Trotz aller Kürze der Zeit und Knappheit unserer Ressourcen denken wir, dass dieser Bericht durch die in der kurzen Zeit geleisteten gründlichen und intensiven Arbeit und die aufgenommenen Inputs sowohl seitens der Bevölkerung, der Opposition, als auch seitens der ExpertInnen von NGOs und der Tourismuswirtschaft dazu beitragen kann, die Entscheidung • von Reisenden für oder gegen eine Reise nach Burma/Myanmar zu erleichtern. Zumindest soll der Bericht es TouristInnen ermöglichen, sich nicht von den ‚goldenen Schein’ blenden zu lassen und die Schwierigkeiten in diesem Land zu übersehen, • von Reiseveranstaltern für oder gegen ein wirtschaftliches Engagement in Burma/Myanmar zu ermöglichen. Reiseveranstaltern, die sich für ein wirtschaftliches Engagement entscheiden, wird nahe gelegt, ihre KundInnen für einen „Tourismus mit offenen Augen“ zu sensibilisieren und mit der Auswahl der PartnerInnen vor Ort zur Stärkung demokratischer Strukturen beizutragen. • von entwicklungspolitischen NGOs für oder gegen eine Unterstützung des Boykotts dahingehend zu stärken, dass sie mit ihrer Arbeit informierter und differenzierter Menschen dabei unterstützen können, die Verhältnisse in Burma/Myanmar zu verändern. Wir haben jedenfalls viel durch diese Beschäftigung gelernt und einen differenzierenden Blick auf dieses Land gewonnen, das über 40 Jahre von der internationalen Wahrnehmung und einer menschenwürdigen Entwicklung abgeschnitten war. Wir stellen uns die Frage, ob und wie wir uns zukünftig einmischen können zu Gunsten einer ökologisch, ökonomisch und sozial gerechten Entwicklung. Wir haben uns entschieden, Burma/Myanmar zu einem unserer zukünftigen Arbeitsthemen zu machen. Wir danken all unseren Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern für ihre offenen Ohren für unsere Anfragen und ihr Engagement, uns an ihren Erfahrungen und ihrem Wissen teilhaben zu lassen. Christian Baumgartner, Margit Leuthold 7 2. Kontext der Untersuchung 2.1 Burma/Myanmar als Beispiel für Tourismus in totalitäre Regime Der Tourismus hat in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Entwicklung genommen. Zum größten Wirtschaftsfaktor der Welt aufgestiegen, mobilisiert er Milliarden Menschen jährlich. Tourismus ist aber auch einer der empfindlichsten Wirtschaftszweige: Terroristische Anschläge, Kriege, Katastrophen, Epidemien gefährden „sichere“ Reisedestinationen, die Veränderungen der Bevölkerungsstrukturen in den großen touristischen Quellenländern führen zu fundamentalen Veränderungen. Spezielle Angebotsformen (All-inclusive Reisen, maßgeschneiderte Pakete für spezielle KundInnengruppen) sollen hier aus den Gefährdungen führen, Marktnischen für „besondere“ Angebote gelten als Überlebensfaktor in einer immer globaleren und größeren Marktstruktur. Bei diesen dramatischen und rasanten wirtschaftlichen Entwicklungen und Gefährdungen treten gesellschafts- und tourismuskritische Themen stark in den Hintergrund. Die Frage nach dem ‚common good for all’ eines Tourismus, die allgemeine Übereinkunft, mit der wirtschaftlichen Entwicklung auch die Durchsetzung von universalen Menschenrechten zu sichern, erscheint angesichts der aktuellen GEWALTigen Entwicklungsstrategien nutzlos. Auf der internationalen Bühne der Diplomatie und Politik tauchen spätestens seit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens ‚neue’ Argumente auf, die die Universalität der (europäischen) Menschenrechte in Frage stellen. China ist eine der ersten politischen Großmächte des Südens gewesen, die die universale Geltung bestimmter ‚Werte’, welche aus der europäischen Geschichte und Denktradition heraus entstanden sind, in Frage stellte. Dem stehen westliche Theorien gegenüber, die einen ‚clash of civilizations’ (lt. Samuel Huntington) ausmachen – einen Kampf der Kulturen/Krieg der Zivilisationen - und ihrerseits eine scharfe Trennlinie zwischen westlich-abendländischem (besser US-amerikanischem) Kulturverständnis der ‚Freiheit’ und einem ‚östlich-arabischen Fundamentalismus’ ziehen. Demgegenüber erscheinen Initiativen wie beispielsweise die zu Gunsten eines Weltethos (vgl. das Projekt des Theologen Hans Küng, www.weltethos.org) marginal. Gerade in den gegenwärtigen Konflikten wird deutlich, dass ein gemeinsamer Rahmen für Urteile oder Verurteilungen auf politischer Ebene fehlt – dieses Urteilen wird damit Individuen und im globalen Markt zunehmend auch ökonomischen Interessen überlassen. Politische Kampagnen und punktuelle Mobilisierungen müssen sich vor diesem geänderten Rahmen immer wieder neu die Frage nach dem Ziel, nach den PartnerInnen und nach den Interessen stellen. Für wen, mit wem, mit welchem Zweck werden sie aufgerufen? Haben sie tatsächlich einen reellen Einfluss oder sind sie gegenüber den eigentlichen Kräften mit partikularen Aktivitäten beschäftigt? Für uns bleibt auf globaler politischer Ebene – im Vergleich zu anderen Wertetraditionen – nur eine Legitimation unseres Handelns und unseres Urteilens bestehen, die für unsere Arbeit grundlegend ist: mit der Unterzeichnung des Dokumentes von Rio haben sich 1992 über 150 Nationen zu einer nachhaltigen Entwicklungstrategie verpflichtet: d.h. zu Maßnahmen, die eine ökologische, soziale und ökonomisch gerechte Weltentwicklung fördern. Darin sind unserer Interpretation nach auch fundamentale Menschenrechte auf Leben, Entwicklung, Gerechtigkeit und Partizipation inkludiert. Tourismus entwickelt sich nicht losgelöst vom weltpolitischen Geschehen, ist keine partikulare Angelegenheit im globalen Markt. Und dennoch nimmt er eine Sonderstellung ein. Durch den Tourismus werden wesentlich mehr Menschen als vergleichsweise in allen anderen Wirtschaftszweigen bewegt, nehmen eine Vielzahl von Individuen am Markt teil. Damit wird eine bessere Ausgangslage für individuelle Kommunikationsmöglichkeiten geschaffen, für einen 8 direkten (ökonomischen und sozial-kulturellen) Austausch zwischen einheimischer Bevölkerung und internationalen (Geld- und Meinungs-)TrägerInnen. Tourismuspolitik, staatliche und regionale Institutionen können hier nur Rahmen vorgeben, jedoch nicht jeden Austausch kontrollieren. TouristInnen/Reisende verursachen immer auch ein Risiko – in zweierlei Hinsicht. Zum einen kann Tourismus Landschaften und soziale Zusammenhänge zerstören, zum anderen auch stärken und gegen andere zerstörendende Kräfte stützen (sei es gegen die Landzerstörung im Regenwald oder als ‚pro-poor-tourism’). Totalitären Regimen war Tourismus lange Zeit suspekt: Die Erfahrungen mit Reisen in die damalige DDR und UdSSR oder in Länder des von der UdSSR kontrollierten Warschauer-Pakts können hier vieles über Kontrollen und Begrenzungen berichten. Politische Bildungsreisen, Reisen mit Schwerpunkten auf Jugendund Kulturaustausch haben des öfteren deutlich gemacht, dass die Abschottungsstrategien unterlaufen werden konnten, die Bevölkerung immer an einem Kontakt mit Reisenden interessiert war. In den vergangen Jahren wurde wiederholt deutlich, dass insbesondere die autoritär geführten Staaten den Tourismus in ihren Strategien anpassen: die Aussicht auf rasche wirtschaftliche Erträge, auf schnelles Wachstum und die einfache Verfügbarkeit über natürliche Ressourcen und Attraktionen haben hier zu neuen Angeboten auf dem Tourismusmarkt geführt: Reisen in Naturschutzgebiete, zu den ‚letzten Geheimnissen’ der Erde, in entlegene Wüstengebiete und ‚blaue Lagunen’ werben auf dem freien Markt um KundInnen. Bleiben diese in staatlicher oder semi-staatlicher Kontrolle, so können sie sehr wohl den (vor)herrschenden politischen Strukturen Nutzen bringen. Eine prosperierende Tourismuswirtschaft kann vielfältigere und diversifiziertere Einkommensmöglichkeiten hinterlassen als dies in einer reinen Produktionswirtschaft möglich ist. Das ist selbst in einer staatlich kontrollierten Wirtschaft dann von Interesse, wenn diese nicht mehr zur Systemerhaltung allein beitragen kann. Burma/Myanmar stellt für uns in diesem Zusammenhang ein Exempel für andere totalitäre Regime dar, die sich ebenfalls den Tourismus zu Nutzen machen wollen. Wir denken, dass hier – auf Grund der sensiblen und anfälligen Situation des touristischen Marktes – viel mehr Entscheidungs- und Handlungsspielräume für alle beteiligten Akteure bestehen, die in besonderer Weise Einfluss nehmen können: Für die Bevölkerung: Sie können mit eigenen Strategien staatliche Rahmen interpretieren oder unterlaufen und für sich und die Entwicklung ihrer Region nutzen. Hier kommt es darauf an, dass nicht nur Einzelne profitieren, sondern zugleich Strukturen für einen größeren Nutzen geschaffen werden – wer sind die MitarbeiterInnen eines Hotels, welche ZulieferantInnen werden beauftragt, welche Banken sind eingebunden, wie wird die Qualifizierung und die Qualität des Angebotes in einem internationalen Austausch gefördert? Für die TouristInnen/Reisenden: Sie sind nicht nur KonsumentInnen einer Pauschalreise oder eines all-inclusive Angebotes, sondern auch Akteure – die Art und Weise, wie sie reisen, ihre Aktivitäten und Forderungen prägen das Angebot entscheidend mit! Wenn sie mit Einheimischen in Kontakt kommen wollen, dann werden dafür Möglichkeiten geschaffen werden, wenn sie nach bestimmten Arbeitsbedingungen, nach bestimmten (einheimischen, regionalen) Produkten fragen, werden diese auf den Tisch kommen, wenn sie auf Ungereimtheiten, Unfreiheiten aufmerksam machen, werden sie – zumindest vom Anbieter – registriert. Ob Reisende als globale einzelne/r KonsumentIn angesichts der insgesamten Fülle der Reiseangebote (die ganze Welt konkurriert mit einer Destination) tatsächlich mit einer solchen wirtschaftlichen Macht ausgestattet sind, dass Ihre Entscheidungen, nicht in dieses eine Land zu fahren, den politischen Effekt haben, den sich Boykotte wünschen, bleibt zu bezweifeln. In dem ökonomischen Diskurs haben die InvestorInnen (also die KundInnen) mehr Macht als diejenigen, die am Geschäft vorübergehen bzw. nicht am Geld-Warenfluss teilhaben. Das gilt auch in einer Boykottkampagne. Hier kommt es darauf an, dass durch die Weigerung mit einem bestimmten Partner zu kooperieren, Macht in der Hinsicht eingesetzt wird, dass bestimmt 9 wird, wer an dem ökonomischen Austausch teilnehmen kann Hier kommt es auf das MachtPotential des Boykotteurs/der Boykotteurin an, ob dieses für das „Gesamtgeschäft“ von Relevanz ist. In der Tourismuswirtschaft gelten Reisende als ‚kurzfristige’ Investoren, die damit unvorhersehbare Einbrüche, aber auch ebenso unvorhersehbare ‚Booms’ generieren. Insbesondere im Zusammenhang mit Katastrophen wird immer wieder auf ein erstaunliches ‚Kurzzeitgedächtnis’ des Marktes hingewiesen. Für die Reiseanbieter: Wir meinen, dass die europäischen Reiseunternehmen, die sich zu Angboten in diese politisch sensiblen Regionen entschliessen, vor einer besonderen Verantwortung stehen, die sie aber auch als Vorteil nutzen können. Initiativen einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung gibt es bereits (vgl. Austrian Business Council for Sustainable Development, www.abcsd.at). Die Tourismusindustrie ist in einer besonderen Weise zu einer verantwortlichen Informations- und besonderen Planungsarbeit aufgerufen, damit Reisende nicht durch ihr Urlaubsverhalten zur Ausbeutung oder zur zusätzlichen Gefährdung von Personengruppen beitragen bzw. dass mit den Angebot demokratische Entwicklungen gefördert werden. Wie einige Reiseunternehmen feststellen konnten, können sie als Anbieter auch den Markt mitbestimmen. 2.2 Methoden der Arbeit Der vorliegende Bericht basiert auf unterschiedlichen Einzelarbeiten und mehreren Arbeitsund Analyseschritten, die sowohl von Einzelpersonen als auch in Arbeitsgruppen zu zweit bzw. im Arbeitsteam durchgeführt wurden. Zu den Rahmenbedingungen der Arbeit: Alle MitarbeiterInnen haben an diesem Bericht neben ihren üblichen Arbeitsverpflichtungen gearbeitet, d.h. die Ressourcen für diese Arbeit waren in einem zeitlich und finanziell eng gesteckten Rahmen zu finden. An dieser Stelle sei allen für ihre erhebliche Mehrarbeit (die vor allen an Wochenenden, abends und im Urlaub stattfand) gedankt. Fachlich wurde in das interdisziplinäre Team folgendes Know-how eingebracht: - landschaftsökologisches Wissen und ein breites entwicklungspolitisches und touristisches Know-how - soziologisches Wissen und ein fundiertes Know-how zur internationalen Arbeit im Bereich Verhaltenscodes für Tourismusunternehmen zum Einsatz gegen die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus - wirtschaftswissenschaftliches Wissen und praktisches Know-how aus der touristisch orientierten Entwicklungszusammenarbeit in einem anderen politisch brisanten Land (Simbabwe) - sozialwissenschaftliches (pädagogisches) und theologisches Wissen und entwicklungspolitisches, touristisches Know-how zur Bewertung von Urlaubsangeboten und „Reisebildern“. Nach der Aufforderung zu einer generellen Stellungnahme zum Tourismus in Burma und zur Boykottkampagne im Speziellen seitens österreichischer Medien und NGOs (siehe oben) erhielten zwei Vertreter von respect – Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung im Februar 2003 die Möglichkeit, mit dem Geschäftsführer von TaiPan und einer burmesischen Reisebegleiterin einen 9-tägigen Lokalaugenschein in Burma/Myanmar zu unternehmen. Im Vorfeld dieser Studienreise wurde mit den Vorstandsdirektoren der Lauda Air ein Gespräch geführt, sowie mit zahlreichen internationalen, in Burma und zu Burma tätigen, NGOs Kontakt aufgenommen und mittels einer Internetrecherche ein umfangreiches Dossier über 10 Burma/Myanmar sowie die Boykott-Initiative aufgestellt. Dabei wurden folgende Methoden der Datenrecherche eingesetzt: - Literaturstudium und Webrecherche - Hintergrundgespräche mit Burma-Reisenden, ExpertInnen, MitarbeiterInnen internationaler Organisationen (NGOs, UN-Organisationen), Boykott-TrägerInnen, ReiseveranstalterInnen, ReisejournalistInnen, ReiseanbieterInnen für den Südostasiatischen Raum - Zeitungsanalysen - Dokumentenanalysen (Country-Reports Burma/Myanmar, Menschenrechtsberichte, u.a.) Die Informationen wurden in einem diskursiven Prozess immer wieder auf die bevorstehende Reise ausgewertet und zu einem Dossier zusammengestellt. Grundlagen dieses Dossiers waren u.a. folgende Websites: • ICFTU: www.icftu.org • Amnesty International: Jahresberichte, persönliche Kontakte, www.amnesty.org • Burma Campaign UK: www.burmacampaign.org.uk, • Burma Centre, Netherlands: www.xs4all.nl/%7Ebcn/ • Free Burma Coalition, Washington: www.freeburmacoalition.org; • Exiled Government: National Coalition Government of the Union of Burma (NCGUB): www.ncgub.net; • Statements der NLD (National League of Democracy) bzw. der Friedensnobelpreisträgerin Daw Aung San Suu Kyi: vertreten im Ausland hauptsächlich über die og. Organisationen sowie die Exil-Regierung (NCGUB); • Burma Project: www.burmaproject.org • www.burmalibrary.org • www.shanland.org Darüber hinaus wurden rund 15 Personen in Europa als ExpertInnen zu Burma/Myanmar bzw. zu ihren Erfahrungen als TouristIn in Burma/Myanmar interviewt. Die Vor-Ort Recherche in Burma/Myanmar (11.02.-19.02.2003) wurde durch einen Diskussionsleitfaden vorbereitet und ging nach einem methodischem briefing innerhalb einer Arbeitsgruppe im Vorfeld der Reise vor allem folgenden Fragestellungen nach: • Wer profitiert in welchem Ausmaß vom Tourismus nach Burma? • Wohin fließen die Gelder aus dem Tourismus? • Wie wichtig ist der Tourismus als Arbeitgeber? Wie sehen Löhne, soziale Standards im Vergleich zu anderen Branchen vor Ort aus? • Welche Vor- oder Nachteile erwachsen der Bevölkerung durch die Arbeit bzw. das Engagement im Tourismus (z.B. Kommunikationsmöglichkeiten, Gefahrenpotentiale, etc.)? • Wie ist der Tourismus in Burma organisiert? Welchen Einblick / welches Bild erhalten TouristInnen von Burma/Myanmar? 11 • Was denkt die burmesische Bevölkerung über die Tourismusboykott-Initiative (und weitere Initiativen)? • An welchen Stellen sind im Tourismusbereich Auswirkungen der Menschenrechtsverletzungen in Burma/Myanmar festzustellen (z.B. Erstellung von Infrastruktur durch Zwangsarbeit)? • Wie ‚nachhaltig’ ist der Tourismus in Burma (mit besonderer Beachtung folgender Aspekte: Gender, Kinder, lokale Ökologie, Partizipation, Bildung)? Die Informationen wurden u.a. durch vorbereitete Gespräche mit Einzelpersonen in Burma arbeitender NGOs und TouristikerInnen, in einer Gruppendiskussion mit mehreren NGOs, offiziellen Gesprächen mit dem burmesischen Tourismusministerium und weiteren Kontakten zu JournalistInnen, VertreterInnen des Buddhismus und Kulturschaffenden u.a. erhoben. Alle Gespräche wurden durch strukturierte Memos und Gedächtnisprotokolle festgehalten und nach einem kategoriengenerierenden inhaltsanalytischen Verfahren ausgewertet. Darüber hinaus wurden mithilfe von strukturierten und unstrukturierten Beobachtungsverfahren sowie visueller Daten (Fotos) weitere Informationen erhoben und in Nachfolge der Reise ebenfalls ausgewertet. Die Auswertung folgte dabei einem inhaltsanalytischen, theoriegenerierenden Verfahren. Das heißt, in der Auswertung wurde regelmäßig eine Phase der Reflexion über die eigenen (Vor-)Urteile eingelegt, um so die eigene Betroffenheit selbst zum Gegenstand der Bewertung zu machen. Dabei waren die kontinuierlich stattfindenden Diskussionen in Kleingruppen bzw. im Arbeitsteam von hoher Wichtigkeit, ebenso der Austausch mit anderen Personen aus anderen Organisationen, die diese Arbeit mit hoher Aufmerksamkeit begleiteten (wie z.B. AKTE in der Schweiz, Tourism Watch, Heinrich-Böll-Stiftung und Asien-Haus in Deutschland). Diese Vorgehensweise war insofern hilfreich, als dass die Informationen aus den internationalen Länderdossiers zu Burma/Myanmar und den internationalen Menschenrechtsberichten grundsätzliche Bedenken gegenüber dem gegenwärtigen Militärregime aufwarfen und die heilen Bilder eines ‚goldenen Burma/Myanmar’, die Werbung mit den ‚freundlichsten Menschen Asiens’, die durch die offiziellen burmesischen Tourismusagenturen vermittelt werden, gegenüber der tatsächlichen Wirklichkeit im Land schal werden ließen. Der kritische Blick auf die Arbeit von respect war hierbei hilfreich, um zu den Sachargumenten zurückzukehren und sich auf die touristische Fragestellung zu konzentrieren. Der folgende Bericht stellt jene Informationen und Erkenntnisse zusammen, die das Arbeitsteam von respect im Zeitraum zwischen Dezember 2002 und April 2003 zusammengetragen hat. Er geht zunächst auf die Situation in Burma/Myanmar ein und stellt einige Informationen zur Situation im Land zusammen. Danach werden Argumente gegen und für einen Tourismus nach Burma/Myanmar diskutiert. Wir beginnen mit den Gegenargumenten, weil diese angesichts der politischen Situation und des aktuellen Boykott-Aufrufes im Vordergrund stehen. Wir versuchen dennoch, in einem weiteren Schritt eine Überlegung dahingehend anzustellen, welche Chancen sich durch eine (nachhaltige) Tourismusentwicklung in Burma/Myanmar ergeben könnten. Dieses Bild gleichen wir mit unseren Einblicken in die gegenwärtige Angebotsstrategie ab. Zum Abschluss, der hoffentlich den Beginn einer breiteren Diskussion darstellt, stellen wir einige Empfehlungen vor, von denen wir uns wünschen, dass sie Reisende, TouristikerInnen 12 und MitarbeiterInnen von entwicklungspolitischen NGOs anregen, an ihnen weiter zu denken und an deren Umsetzung zu arbeiten. 13 3. Burma/Myanmar Burma /Myanmar liegt in Südosten des Asiatischen Kontinents mit Grenzen zu Thailand, Laos, Bangladesh, Indien und China, es ist 676.552 qkm groß1 (die off iziellen Angaben belaufen sich auf 676.577 qkm), 2.909 km lang (von Norden nach Süden) und 925 km breit (von Ost nach West). Es ist damit das größte Land Südostasiens. In Burma/Myanmar leben rund 52 Millionen Menschen, davon 135 Ethnien (u.a. Badar, Chin, Kachin, Kayah, Kayin, Mon); 7 % Rakkhine Shan. Offiziell werden hiervon nur 67 verschiedene ethnische Gruppen anerkannt (vgl. EPG Travel 2003/2003). 60 % des Landes ist agrarisch geprägt, rund 24 % der Bevölkerung lebt in Städten. Die größten Städte sind Rangun (mit 4 Millionen EinwohnerInnen) und Mandalay (mit rund 1 Millionen EinwohnerInnen). 88,3 % der EinwohnerInnen praktizieren den Theravada-Buddhismus, darüber hinaus leben im Land Christen (mit den Baptisten rund 7,4 %), Moslems (3,4 %), Hinduisten (0,5 %) und Animisten – sie treten in Form von Stammesreligionen bei den Bergvölkern auf. Der Buddhismus ist in Burma/Myanmar nicht Staatsreligion, viele Klöster und Pagoden werden dessen ungeachtet direkt staatlich unterstützt. Übergriffe auf muslimische Städte und Moscheen werden nicht verhindert (vgl. ALTSEAN report Bruma, January – March 2003, S. 22).2 Die durchschnittliche Lebenserwartung in Burma/Myanmar beträgt rund 60 Jahre (Männer) bzw. 63 Jahre (Frauen). Die Kindersterblichkeitsrate (unter 5 Jahren) ist mit 12 % im internationalen Vergleich hoch, die Analphabetenrate mit 16 % ebenfalls. 50 % der EinwohnerInnen sind jünger als 20 Jahre, lediglich 4 % sind 65 Jahre und älter. Jüngste Geschichte des Landes in einigen Daten 25. Sept. 1943: Gründung des nominell unabhängigen Birma; der Freiheitskampf beginnt (General Aung San). 12. Feb. 1947: Panglong-Abkommen: Unabhängigkeit der Grenzvölker und Shan-Staaten von den Briten und Anschluss an Birma beschlossen. Die Shan-Staaten erhielten das Recht, sich nach zehnjähriger Unabhängigkeit wieder von der „Birmanischen Union“ zu lösen, sollte die Föderation sie nicht zufrieden stellen. 1947, 19. Juli: Ermordung von Aung San kurz vor der Unabhängigkeitserklärung 1 Vgl. zu den Daten Blume, Brigitte: Myanmar. Reise-KnowHow. Verlag Peter Rump. Bielefeld. 8. aktualisierte Auflage 2003, S. 12. 2 ALTSEAN Burma (Alternative Asean Network on Burma): Interim Report Card on Burma. Summarizing Developments during January – March 2003, Prepared for the 59th session of UN Commission of Human Rights, April 2003. Bankok: 2003. 14 Es folgen Jahre der politischen Instabilität: Karen, Karenni und Mon griffen zu den Waffen, die Kommunistische Partei ging in den Untergrund und organisierte Guerilla-Verbände; 1949 Einmarsch der Kuomintang in das Shan-Gebiet. In den Shan-Staaten kommt es zum Bürgerkrieg, nachdem die birmanische Armee versucht, die KMT zurückzudrängen. Nationalistische Bewegung in der Shan-Region; Prinz Sao Kya Seng versucht zu beruhigen. Am 24. April 1959 gaben alle 34 Shan-Prinzen in Taunggyi in einer Zeremonie ihre Macht auf und schlossen sich zu einer Föderation, dem „Shan-Staat“, zusammen. 1961 wieder Unruhen im christlichen Kachin-Gebiet, das sich gegen den Beschluss, den Buddhismus zur Staatsreligion zu machen, wehrte. Militärputsch 1962: General Ne Win errang die Macht; 1962 wird eine Nationalitätenkonferenz einberufen, um die Grenzen neu festzulegen; diese nahm General Ne Win zum Anlass für seinen Staatsstreich, um – wie es hieß – die „Union zu retten“. Danach kam es in den Kachin- und Shan-Staaten immer wieder zu Aufständen und Rebellenarmeen entstanden. 1988: 3000 Demonstranten, die für Demokratie eintraten, wurden ermordet. 1990: freie Parlamentswahlen; die NLD gewinnt 85 % der Sitze; die Parlamentarier werden am Ausübung ihres Amtes gehindert; sie werden z.T. bedroht, angegriffen und immer wieder inhaftiert bzw. unter Hausarrest gestellt, wie etwa Suu Kyi (Bertil Lintner, Vorwort in: Inge Sargent „Mein Leben als Sao Thusandi, Prinzessin der Shan“, 1997. Im Original erschienen 19943). Hintergrund zu den Nationalitäten: Die verschiedenen Bergvölker der zentralbirmanischen Peripherie betrachteten die ‚Birmanen’ immer schon mit Misstrauen bis Feindschaft. Das heutige Burma/Myanmar ist eine britische Schöpfung, voller innerer Widersprüche. Die Briten machten sich die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen politisch zunutze, nach dem Prinzip „Teile und herrsche“. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Nationalitäten mit verschiedenen ethnischen Wurzeln erlebte Nordbirma immer wieder Bürgerkriege und Aufstände. Es wurde von Briten, Japanern und chinesischen Kriegesherrn besetzt, was zu Spaltun3 Die Österreicherin , Inge lernte Sao Kya Seng in Denver, Colorado Anfang der 50er Jahre kennen, wo beide studierten. 1953 Heirat. Am 2.Nov. 1957 wurde Inge offiziell zur „Mahadevi“ von Hsipaw (Shan-Staat) gekrönt. Der Prinz ging vom alten Feudalsystem ab und trat z.B. die der Familie gehörenden Reisfelder an jene Bauern ab, die sie bestellten; er investiert viel Geld in landwirtschaftliche Entwicklung und Technologisierung; der Lebensstandard hob sich enorm. 1962, wenige Tage nach dem Putsch, wurde der Prinz verhaftet. Die Militärdiktatur hat sich offiziell nie dazu bekannt; Interventionen von Amnesty International sowie diversen Regierungen und vor allem seiner Ehefrau und Kinder blieben unbeantwortet. 1964 hat Inge Sargent mit ihren beiden Kindern das Land verlassen; sie leben in die USA. 15 gen und Entstehungen aufständischer Milizen im Hochland führte. Shan-Staaten: 30 Staaten (kleine, voneinander unabhängige und von Prinzen regierte Fürstentümer) bildeten gemeinsam eine halb-autonome Region innerhalb der Birmanischen Union; die Shan genossen im Hochland Birmas im Laufe der Jahrhunderte ein hohes Ansehen und Autonomie. Nach dem Militärputsch von 1962 und der Einführung einer zentralistischen politischen Struktur wurden alle Sonderrechte für die nichtbirmanischen Nationalitäten und die Shan aufgehoben. Die Shan etwa machten bei einer Volkszählung 1931 7 % der Bevölkerung aus; sie sind mit den Thais und Laoten verwandt. Die Briten gestanden den Shan einen Sonderstatus zu, in Form von ‚Protektoraten’ mit eigener Verwaltung und Rechtssprechung, im Gegensatz zur direkt verwalteten, britischen Kolonie ‚Birma’, dem Stammland. Für das Shan-Land bedeutete die britische Kolonialzeit relativen Frieden und Stabilität. Jähes Ende fand diese Zeit 1942 mit der Besatzung durch die Japaner (vgl. Bertil Lintner 1997, a.a.O.) Gerade in Bezug auf die Shan wurden in jüngster Zeit systematische Vergewaltigungen von Frauen durch Soldaten der Militärdiktatur von burmesischen Frauenorganisationen für die internationale Menschenrechtsorganisation zusammengetragen und wiederholt angeprangert (ALTSEAN report 04/2003, S. 20f). 16 4. Auseinandersetzung mit den Argumenten pro und contra Tourismus in Burma/Myanmar 4.1 Hintergrund: Aktuelle Boykottkampagne Ende März 2003 haben folgende Organisationen, im Rahmen eines weitgehenden Boykott Burmas, in einem offiziellen Brief die Vorstände von Austrian Airlines und deren Zweigunternehmen Lauda Air dazu aufgefordert, die Direktflüge von Lauda Air nach Rangun einzustellen: Christian Solidarity Worldwide (UK), Burma Bureau Germany, Assistenzia Birmania (I), Burma Initiative (D), Association Suisse Birmanie (CH), Burma Campaign Austria (burma_campaign_austria@yahoo.com), Burma Centre Netherlands, Actions Birmanie (B), Burma Campaign (UK), Burma Action Irland, Swedish Burma Committee, Infor Burmanie (F), Norwegian Burma Committee, Danish Burma Comittee, Birmanie Libre (E).4 Auf ihrem Treffen in Brüssel beschlossen diese Organisationen, in 13 Europäischen Ländern eine Kampagne (sowohl mit Demonstrationen als auch mit Protestkarten-Aktionen) gegen Lauda Air zu führen, bis diese ihre Flüge nach Rangun einstellt. Die Idee des Wirtschaftsboykottes und des Boykotts jener Firmen, die Geschäfte in Burma machten, wurde von folgenden NGOs eingehend begründet: The Free Burma Coalition (www.thefreeburmacoalition.org), Burma Library (www.burmalibrary.org), Tourism Concern, UK (www.tourismconcern.org), Burma Exiled Government (www.ncgub.net), Burma Projekt (www.burmaprojekt.org), International Confederation of Free Trade Unions (www.icftu.org). Ausnahmslos alle beziehen die Legitimität ihrer Position aus der Haltung dem NCUB (National Council of the Union of Burma), der NLD und ihrer Sprecherin Suu Kyi, die v.a. laut der Burma Campaign bis zum heutigen Tag an ihrem grundsätzlichen Aufruf an TouristInnen, nicht nach Burma zu reisen, solange die Regierung nicht zu ernsthaften Verhandlungen mit den Oppositionsparteien5 bereit ist, festhält. „In accordance of the wishes of Daw Aung San Suu Kyi and the NLD, we call for the immediate and complete withdrawal of all foreign business from Burma“ (The Free Burma Coalition). Die Boykott-Politik wird dabei als ‚politisches Mittel und Strategie’ verstanden, gegen eine Diktatur vorzugehen. Unterstützung etwa kommt von Desmond Tutu, der in mehren Statements Südafrikas Kampf um Freiheit in den 80er Jahren mit der Situation des Burmesischen Freiheitskampfes verglichen hat – ohne das Land vor Ort zu kennen. Zitate dazu finden sich auf der Website der „Free Burma Coalition“, wo er u.a. meint: „Burma is the next South Africa. […] This is the language that must be spoken with tyrants – for, sadly, it is the only language they understand“.6 4 Der Brief vom 29. März 2003 liegt uns vor. 5 Neben der NLD, gibt es noch 10 weitere legitimierte Oppositionsparteien 6 Nach Information von Jennifer Seif, der Koordinatorin der Initiative ‚Fair Trade in Tourism’ der IUCN ( The World Conservation Union) aus Pretoria, stand ein Tourismus-Boykott in der Anti-Apartheid-Kampagne allerdings ausschließlich vor dem Argumentationshintergrund zur Diskussion, dass vielen SüdafrikanerInnen aufgrund der Apartheitsgesetze das freie Reisen im Land verboten gewesen sei. Weiße TouristInnen würden in jene Gebiete und an jene Strände reisen dürfen, die für Schwarze verboten gewesen seien. Der Tourismus-Boykott war damit ein Solidaritätsakt mit der Einschränkung der Reisefreiheit für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. Die Kampagnen zu Südafrika waren immer wieder nach Branchen, individuellen Aktionsmöglichkeiten differenziert und mit einer intensiven Informations- und Aufklärungsarbeit in den Boykottländern verbunden (Beispiele lassen sich u.a. in der kirchlichen Frauenbildungsarbeit – „Kauft keine Früchte aus Südafrika“, der Ju- 17 Die Argumente für einen allgemeinen Boykott lauten dabei: • Boykott stellt ein legitimes Mittel des politischen Kampfes dar– siehe oben; • Das Regime profitiert enorm von Exporten (und Touristen-Importen): USA importiert etwa jährlich Waren im Wert von fast 500 Mio. US $; • Erfolge des Boykotts sind bereits sichtbar: die Freilassung von Gefangenen; die Aufhebung des Hausarrests von Suu Kyi; eine minimale Bereitschaft zur Öffnung und zum Dialog; 50 Konzerne haben sich wegen des Boykotts wieder aus Burma zurückgezogen. Damit wurde auch öffentliches Bewusstsein geschaffen, da die Unternehmen dies auf Pressekonferenzen etc. verkündet und argumentiert haben. Z.B. Pepsi, Accor, Marriot, Heineken, Carlsberg Beer, Phillips etc. • Das State Peace and Development Council (SPDC) kann durch das Abschneiden vom Fluss der Fremdwährung, welcher das Regime wesentlich am Leben erhält, geschwächt werden. • Die Position der demokratischen Kräfte im Land wird durch das Bilden einer internationalen Koalition, die massiv gegen das totalitäre Regime der SPDC auftritt, gestärkt. Die Argumente für einen Boykott des Tourismus stützen sich im Wesentlichen auf die folgenden Punkte: • Tourismus stellt eine ‚Verschleierungstaktik’ der wahren Zustände im Land dar – beispielsweise werden unerwünschte Anblicke ausgeblendet, nicht befriedete Landesteile gesperrt, etc. • Das Regime selbst will den Tourismus im Land, was für eine Diktatur ungewöhnlich und nicht unbedingt ‚logisch’ ist, da Diktaturen aus ‚guten’ Gründen eher die Tendenz zur Abschottung haben (vlg. Tourismus seinerzeit in der UDSSR). Wenn das SPDC Tourismus will, dann muss es wohl Gründe geben, die dem Regime dienlich sind und nicht das Gegenteil. Jedenfalls kann vor dem Hintergrund aller Informationen der Wunsch nach Tourismus keineswegs auch nur im Ansatz als Zeichen von ‚politischer Öffnung’ betrachtet werden. • Zur Errichtung von touristischer Infrastruktur wurde in hohem Maße Zwangsarbeit eingesetzt. So. mussten beispielsweise laut Burma Campaign (Burma Kampagne: BK) 20.000 Menschen vor 19967 den Graben des Mandalay Palace reinigen. Insgesamt sollen 2,3 Mio. Menschen allein in Mandalay für diverse Projekte Zwangsarbeit erlitten haben. Auch für Straßenbau (z.B. Mandalay-Rangun), Flughäfen, Eisenbahnstrecken wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. • Absiedelungen: Zwischen 1990 und 1996 sollen Zehntausende Menschen für die Errichtung von Tourismusinfrastruktur (z.B. für den Bau von Golfanlagen) abgesiedelt worden sein, meist gewaltsam und ohne Entschädigung. • Vertreibungen: Thandwe wurde zur ‚moslemfreien Zone’ erklärt, nachdem sich die Bevölkerung gegen Zwangsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Ausbau des Tourismus gewehrt hatte. gendbildung – „SchülerInnen von Soweto“ und der Eine-Welt-Arbeit mit dem Verkauf von Solidaritäts-Kerzen nennen). 7 1996 wurde vom burmesischen Militärregime zum ‚ Visit Myanmar Year’ ausgerufen. Damit verbunden war ein intensiver Schub an Infrastruktur und Tourismuspromotion. 18 • Neben den o.g. listet die BK zahlreiche Beispiele auf, wo für touristische Projekte aufgrund von Berichten internationaler Organisationen Zwangsarbeit als erwiesen gilt. • BK zitiert den Berichterstatter von UNHCR, 1995, Prof. Yozo Yokata, der feststellte, dass jene Maßnahmen, die die Regierung zur Förderung des Tourismus unternommen hat, Menschrechtsverletzungen darstellen und dass Zwangsarbeit zur Restaurierung von Tourismuszielen und Errichtung von Infrastruktur eingesetzt wurde und wird. UNICEF berichtet von 10-jährigen Kindern, die im Straßenbau eingesetzt werden. Diese Praxis, so BK, ist noch immer in Anwendung. • Tourismus stützt und fördert die Diktatur: Der derzeitige Minister für Tourismus (Maj.Gen. Saw Lwin) bestätigt, dass ca. 12 % der Einnahmen von privaten Tourismusunternehmen direkt der Regierung bzw. der Armee zukommen. Darüber sind Militärs und Regierungsleute direkt und indirekt durch Strohmänner an so genannten privaten Hotels und Fluggesellschaften wie auch Agenturen beteiligt (z.B. Air Mandalay, Rangun Airways). [Quelle: Aussendung BK, 5. März 2003] 4.2 Politische Situation 1996 hat der Ministerrat der Europäischen Union einstimmig einen Gemeinsamen Außenpolitischen Standpunkt (GASP) verabschiedet, der vorsieht, dass Burma/Myanmar keinerlei Wirtschaftshilfe erhalten soll, Hilfe auf humanitäre Aktivitäten beschränkt wird und zudem keine Visa für die Einreise in die EU für höherrangige Militär- und Regierungsangehörige sowie deren Familienmitglieder erteilt werden.8 Dieser GASP wurde seitdem jedes halbe Jahr für weitere sechs Monate verlängert und in den Jahren 1998 und 2000 weiter verschärft, da „keine wesentlichen Fortschritte im Bereich der Menschenrechte“ ersichtlich seien. GASP werden im Einstimmigkeitsverfahren erzielt, daher auch von allen EU-Mitgliedsstaaten wie Österreich vollinhaltlich mitgetragen. Im April 2002 begab sich eine Delegation des Deutschen Bundestages, Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, auf eine Delegationsreise nach Burma/Myanmar. Im offiziellen Delegationsbericht der im April 2002 veröffentlicht wurde, sind folgende Themen und Statements zur Lage in Burma dokumentiert: Mr Lèon de Riedmatten, Center for Humanitarian Dialogue in Rangun: Zweifel, wie weit Regime zum Wandel bereit ist; Wirtschaft am Boden; EU-Sanktionen würden z.T. durch Engagement einiger asiatischer Länder aufgefangen; nachhaltige Verbesserung der Wirtschaft NUR über politische Reformen. Offizielle Vertreter der SPDC betonen, ihr Ziel sei eine demokratische Gesellschaft – die Militärdiktatur wolle nicht ewig an der Macht bleiben; es gebe aber doch noch Probleme „am Weg zur Demokratie (z.B. mit den Minderheiten)“. Wirtschaftslage wird „rosig“ dargestellt, z.B. BIP in den vergangenen 14 Jahren um jährlich 8-10 % gewachsen; mit 17 der 18 Rebellenarmeen seien Waffenstillstände vereinbart worden. Vertreter der Minderheiten: fordern „Dreiparteiendialog“ (mit Regierung und Opposition); Westen solle Sanktionen beibehalten, um Druck auszuüben. Minderheiten wollen 8 Bereits existierende Sanktionen wurden dabei bestätigt: ein Waffenembargo (1990), Einstellung von Verteid igungskooperationen (1991) und Einstellung jedweder bilateraler Hilfe mit Ausnahme humanitärer Hilfeleistungen. Mehr dazu unter: http://europa.eu.int/comm/external_relations/myanmar/intro/ 19 keine Sezession, sondern Autonomie und politische Vertretung (z.B. in einer Kammer des Parlaments); das föderalen System Myanmars solle wieder hergestellt werden (1974 durch die Me-Win-Verfassung zerschlagen). Exekutivkomitee der NLD: Dialog und Fortschritte zu langsam; noch immer 800 NLDMitglieder in Haft, darunter 17 Abgeordnete. Insgesamt ca. 1.400 politische Gefangene. Regierung betreibe großteils nur Propaganda, z.B. in Bezug auf die Wirtschaftsdaten, denn seit Jahren gibt es keine Wirtschaftsstatistiken mehr. Der Westen solle den derzeit ausgeübten Druck aufrecht halten. Frau Daw Aung San Suu Kyi präsentiert sich integer und mit Überzeugungskraft; sie setzt sich für ausländische Unterstützung für das notleidende Gesundheits- und Erziehungssystem ein, doch es müsse durch genaues Monitoring sicher gestellt sein, dass diese Unterstützung wirklich den Bedürftigen zu Gute käme; des weiteren müsse bei allen Aktivitäten gewährleistet sein, dass auch die Opposition beteiligt werde; die internationale Gemeinschaft solle auch als solche vorgehen (Unterstützung des UNSondergesandten Razali) und keine bilateralen Sonderwege akzeptieren. Vertreter der UN (UNICEF, WHO, UNDCP): Internationale Hilfe für Myanmar müsse dringend aufgestockt werden. Ca. 25 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze – eines von drei Kindern ist mangelernährt. Nur 50 % der Kinder schließen die Grundschulbildung ab. Offizielle Entwicklungshilfe für Myanmar: 1,5 US$ pro Kopf und Jahr; Vergleich: Kambodscha 26 US$; Laos 80 US$. Die Sanktionen des Westens träfen die Falschen, nämlich die Bevölkerung. Auch Laos baut enorm viel Opium an, dennoch viel mehr Unterstützung (11 Mio. US$ zum Kampf gegen Drogen; Myanmar: 1,5 Mio. US$). UNICEF bestätigen Kinderarbeit, Kinderprostitution und auch Kindersklaverei, doch genaue Erkenntnisse liegen nicht vor.“ Die Delegation des Deutschen Bundestages zog aus dem Besuch die folgenden Schlussfolgerungen: • „Was Myanmar angeht, so hat die Delegation Tendenzen der Öffnung des Landes in ihren Gesprächen festgestellt. Es sind politische Gefangene entlassen worden, allerdings gibt es noch keine abschließende Entspannung in diesem Bereich.“ • Die Sanktionen des Westens treffen in erster Linie die Bevölkerung. • Etwa 1/4 der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Eines von drei Kindern ist mangelernährt. 70 % des Familieneinkommens müssen durchschnittlich für Ernährung ausgegeben werden. Nur 50 % aller Kinder schließen die Schule mit der Grundschulausbildung ab. Die offizielle EZ für Myanmar beträgt lediglich 1,5 USD pro Kopf und Jahr. Im Vergleich dazu erhalten Kambodscha 26 und Laos 80 USD. • Angesichts dessen sollte erwogen werden, die Sanktionen ernsthaft zu überdenken und internationale Hilfe für Myanmar kurzfristig unterhalb der staatlichen Ebene der EZ auszubauen. • Wichtig sind dabei insbesondere das notleidende Gesundheits- und Erziehungssystem. Es sollte jedoch sichergestellt werden, dass die Hilfe auch den wirklich Bedürftigen zugute kommt. • Aus der Sicht der Opposition in Myanmar ist ein Engagement der deutschen politischen Stiftungen im Kontext einer Stärkung der Demokratisierungsbemühungen willkommen. Dabei ist darauf zu achten, dass neben Regierungsvertretern auch die Opposition beteiligt wird. Dies lag insbesondere der Oppositionsführerin Daw Aung San Suu Kyi am Herzen.“ 20 (vgl. Deutscher Bundestag, Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Ausschuss, Drs 14/120) Am 21. Oktober 2002 wurde der GASP, in seiner Substanz unverändert, bis zum 29. April 2003 verlängert. Besonders hervorgehoben wurde dabei der Aufruf an die Regierung Burmas/Myanmars unverzüglich in einen substanziellen Dialog mit der Opposition einzutreten, mit dem Ziel wieder eine demokratisch gewählte Regierung einzusetzen.9 Der Rat der Außenminister der Europäischen Union hat am 14.4.2003 eine Resolution zu Burma beschlossen, die Sanktionen gegenüber Burma für weitere 12 Monate aufrecht zu erhalten. Zum einen werden in der Erklärung die positiven Entwicklungen in Burma/Myanmar der letzten Monate hervorgehoben, z. B. Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz, Einreisebewilligung AI und ILO etc. zum anderen wird die anhaltend schlechte Situation bei den Menschenrechten betont. Vermerkt werden ebenso positive Effekte der laufenden Sanktionen. Ziel der Europäischen Union bleibt es Burma/Myanmar auf seinen Weg hin zur Demokratisierung zu begleiten. Bemerkenswert in der Erklärung ist, dass sämtliche Sanktionen ausschließlich gegen das Militärregime gerichtet sind (z. B. Visabestimmungen, Einreiseverbote und Sperren der Geldmittel) und NICHT den armen Teil der Bevölkerung treffen sollten: „The European Union shares the view of a number of international partners that the best interest of the people of Burma/Myanmar continue to be served in current circumstances by a balanced approach of carefully calibrated sanctions towards those responsible for obstruction of reform and progress, together with significant humanitarian support to ensure that the ordinary people of Burma/Myanmar suffer as little as possible as a result of the damaging policies of their government.“ 4.3 Menschenrechte Diktatur/Mitspracherechte Die internationale Kritik an dem diktatorischen Militärregime teilen die Gesprächspartner aus der Tourismuswirtschaft (BurmesInnen wie AusländerInnen) in Burma/Myanmar zwar, dennoch hält sich die Unzufriedenheit mit dieser Regierung in Grenzen. Der Eindruck drängt sich auf, dass Staat und Privatunternehmertum sich zum beidseitigen Vorteil arrangiert haben.10 Unabhängige Gesprächspartner11, die zum Teil die herrschende Junta schwer verurteilen, s ehen im Moment keine unmittelbare Unterstützung für freie Wahlen. Den Druck, den die UNO auf Burma/Myanmar ausübt, empfinden viele als sehr positiv für das Land. Entscheidungen werden fast ausschließlich zentral in der Hauptstadt getroffen. Auch wenn die regionalen Regierungsstellen eingeschränkte Kompetenzen besitzen, werden Entscheidungen meist an die obersten Stellen delegiert. Mitsprachemöglichkeiten für die lokale Bevölkerung gibt es praktisch nicht. Vor allem in den ländlichen Bereichen gibt es noch keine unabhängigen Organisationen, welche die Bevölkerung gegenüber der Regierung vertreten könnten. Die Bedeutung von NGOs für die Entwicklung eines Landes wird von der Militärdiktatur bisher 9 Aktuelle Informationen unter: http://europa.eu.int/comm/external_relations/myanmar/intro/ 10 Steuererschulden werden großzügig gestundet, die Reisevorschriften für Touristen werden ständig gelockert etc. 11 Dr. Nay Win Maung (Livingcolour), Dr. Khin Tar Tar (MSI) 21 noch nicht anerkannt.12 Nur wenige internationale NGOs haben bisher versucht, in Bu ma/Myanmar tätig zu werden. Vor allem in den ländlichen Gebieten findet man sie kaum. r- Entwicklung der Menschenrechtssituation Der Jahresbericht 02 von Amnesty International sowie ILO bestätigen „ongoing forced labour“, vor allem im Umfeld von Militärlagern, obwohl das SPDC mit Oktober 2000 sich gegenüber der ILO und der UN verpflichtet hat, Zwangsarbeit zu verbieten und unter verstärkte Bestrafung, sowohl für zivile Personen als auch für das Militär, zu stellen. Die Regierung zeigt unterschiedliche Signale der Umsetzung: Einerseits werden ausländische Organisationen zur Entwicklung von Menschenrechten ins Land geholt (so z.B. Delegationen der Australischen Regierung, die mit der Staatsregierung und den Autoritäten der Provinzen Workshops zur Entwicklung der Menschenrechtssituation durchführen), andererseits lehnt die Regierung konstant eine „long-term ILO-presence“ ab. Zum ersten Mal besuchte Amnesty International Ende Jänner 2003 für 10 Tage Burma/Myanmar; bis zu jenem Zeitpunkt hatte die Militärdiktatur dies verweigert. Der Fokus des Besuches war es, mehr über die Rechtspraxis sowie über Haftbedingungen und Verfahrensabwicklungen zu erfahren. Der Besuch bestätigte, was AI vermutete: Rechtssprechung, Prozessabwicklung und Haftbedingungen widersprechen sehr stark internationalen Standards und zahlreiche Gesetze und Richtlinien kriminalisieren die Ausübung fundamentaler Menschenrechte, wie Meinungs-, Gewissens- und Versammlungsfreiheit. Speziell wurde das Anliegen um Verbesserung der Haftbedingungen für 19 Fälle von politischen Gefangenen der Regierung vorgebracht. AI begrüßt die Bereitschaft der Regierung zur Zusammenarbeit und hofft auf einen weiterführenden Dialog. (Quelle: ww.amnesty.org, AI Index: ASA 16/005/2003 10/02/03, News Service No: 29: Myanmar: Amnesty International’s first visit to Myanmar. Official statement) Es gibt zahlreiche Beispiele, die bestätigen, dass „United Nations resolutions condemning Burma have scarecely any impact on the junta“ (LeMonde Diplomatique, Feb. 2000). Zwangsarbeit (vor allem in den Gebieten der sieben teilautonomen Provinzen mit ethnischen Minderheiten) wird vor allem nach wie vor als gängiges Mittel zur Bestrafung von Aufständischen bzw. Sympathisanten eingesetzt wird, durchaus mit dem Zweck, durch schlechteste Bedingungen den frühzeitigen Tod der ZwangsarbeiterInnen herbei zu führen. Laut Amnesty Report sind unter den Opfern auch immer wieder Alte, Schwangere und Kinder zu finden (als Mittel der ‚Abschreckung’ und der ‚moralischen Zersetzung’). Das SPDC hat die Zahlen des ICRC (International Red Cross) akzeptiert, wonach es derzeit 1.448 politische Gefangene im Land gibt, darunter schwangere Frauen bzw. Mütter von kleinen Kindern. Politische Gefangene sind noch immer zu einem hohen Grad menschenrechtsunwürdiger Behandlung ausgesetzt (Folter; Verweigerung medizinischer Hilfe). Nichts geändert hat sich in der Praxis willkürlicher Verhaftungen, begleitet von Folter und Einschüchterung. Die Einschätzung des Special Rapporteuer of the Commission on Human Rights, Mr. Paulo Sergio Pinheiro: „The release of all political prisoners is one of the criterion by which the seriousness of the process of political transition and national reconciliation will be measured“. (Report on the situation of human rights in Myanmar, 27 Dec 2002, Commission on Human Rights, Fifty-ninth session) Alle Berichte des UNHCR seit 2001, sowie jene der Shan Organisationen (siehe Quellen) berichten von gezielten, ‚strategischen’ Massenvergewaltigungen von Frauen und Mädchen. 12 Dr. Khin Tar Tar (MSI): “Die Regierung versteht nicht, was NGOs sind.“ 22 „The continuing violations of the human rights of women, in particular forced labour, trafficking, sexual violence and exploitation and abuse […] often committed by military personnel and especially directed towards women who are returning refugees, internally displaced or belong to ethnic minorities or the political opposition.“ (Commission on Human Rights resolution 2002/67). Die Praxis, Kinder für militärische Zwecke - erzwungen, gelegentlich auch freiwillig – einzusetzen, ist ebenfalls noch aufrecht und wird sowohl vom Militär als auch von den Rebellenarmeen praktiziert. Einmal mehr werden die schweren Menschenrechtsverletzungen gegen ethnische Minderheiten im Land beklagt und die Praxis des Regimes, dies einfach zu leugnen. Dabei wird die verbrecherische Praxis der Vergewaltigung von Frauen besonders hervorgehoben. „Denial is the worst path for national reconciliation“. Nach wie vor werden die Schuldigen, die Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung begehen nicht oder kaum verfolgt und bestraft. Teilweise erfahren oder erleben im Land tätige internationale NGOs oder UN-Organisationen diese Praxis, erheben aber keine Anklage dagegen, da sie fürchten, dann in der Ausübung ihrer eigenen humanitären Mission behindert zu werden. Zwangsarbeit Zwischen 1996 und 1998 hat die ILO immer wieder Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt und unermessliches Leid, Unterdrückung und Ausbeutung weiter Teile der Bevölkerung festgestellt. Das U.S. Department of Labor spricht von „Millionen von Burmesen“, die von Zwangsarbeit betroffen waren bzw. sind. Zwangsarbeit wird von ALLEN relevanten UN-Behörden, der ILO, NGO’s sowie dem U.S. Department of Labor bestätigt. Regelmäßig wird auch von ZwangsarbeiterInnen berichtet, die auch zur Errichtung touristischer Infrastruktur verwendet werden, hauptsächlich im Bereich des Straßenbaus, im Rahmen der staatlichen Tourismusorganisationen sicherlich auch – zumindest früher – zum Bau von einigen Hotels. Darüber hinaus werden Häftlinge, die zu Zwangsarbeit verurteilt wurden, für öffentliche Arbeiten eingesetzt. In diesem Bereich ist es bereits zu Veränderungen gekommen, wie die Los Angeles Times berichtete: „Durch Interventionen von Tourismustreibenden müssen diese Gefangenen ihre Arbeit nun nicht mehr in Ketten verrichten.“13 Gleichwohl bleibt jedoch die Arbeit als Zwangsarbeit bestehen. Direkte Verbindungen von Menschenrechtsverletzungen zum Tourismus (z.B. Zwangsumsiedelungen in Alt-Bagan und Zwangsarbeit und Zwangsumsiedelungen für den neuen Airport in Mandalay) unterscheiden die Situation in Myanmar von Nachbarländern wie China oder Malaysia. In einem kürzlich ausgestrahlten Film des französischen Senders TV 5 von Claude und Madeleine Schauli (14.2.03, „Mise au point“) wurde anhand eines Fallbeispiels gezeigt, wie ein Dorf gezielt menschenleer gemacht wurde und vor allem Bauern abgesiedelt wurden, nicht nur um Infrastruktur zu errichten, sondern auch um den Kontakt der TouristInnen mit der lokalen Bevölkerung zu vermeiden, wie es in diesem Report hieß. Den betroffenen Menschen wurden in diesem Fall von Seiten des Militärregimes weder Alternativunterkünfte noch finanzielle Entschädigungen angeboten. 13 Carl Duncan: “Natural Wonderland”, 14th October 2001, Los Angeles Times © 2001 23 Gerüchte über aktuelle bzw. noch anstehende Zwangsumsiedelungen gibt es neuerdings auch wieder im Zusammenhang mit dem Ausbau der touristischen Ressorts an den Stränden um den Ngapali-Beach.14 Für EuropäerInnen bzw. Außenstehende ist die Zwangsarbeit manchmal schwer zu erkennen. In Burma/Myanmar existiert – wie in vielen anderen Ländern des Süden – die Tradition der unentgeltlichen ‚Gemeinschaftsarbeit’. In Burma wird diese von den Männern der Dörfer in der Dauer von drei Tagen pro Jahr zur Erledigung von Gemeinschaftsanliegen geleistet. Diesen ‚Gemeinschaftsdienst’ soll es vor allem noch in Gebieten geben, in die der Tourismus noch nicht vorgedrungen ist.15 Gemeinschaftsarbeit kann u.a. auch die Säuberung von Stra ssen oder Feldern sein. Für den Nicht-Informierten Blick kann deshalb tatsächliche ‚Zwangsarbeit’ als Community-work erscheinen. Wir wissen nicht, ob die ArbeiterInnen am Strassenrand einen freiwilligen oder einen erzwungenen Dienst tun. In einem Interview mit Daw Aung San Suu Kyi vom 03. Januar 2003 mit einem französischen Fernsehsenders berichtet diese von Zwangsarbeit im Zusammenhang mit „cleaning up the countryside“ im Pegu Gebiet, Araka State und Irawady Gebiet.16 UNHCR beklagt fundamentale Verletzungen der Rechte der Kinder (Convention on the Rights of the Child): „The continuing violations of the rights of children in Myanmar, in particular through the lack of conformity of the existing legal framework with the Convention on the Rights of the Child, conscription of children into forced labour programmes, sexual exploitation of children and their recruitment and other forms of exploitation by the military, discrimination against children belonging to ethnic and religious minorities, and high rates of infant and maternal mortality and malnutrition.” (Commission on Human Rights resolution 2002/67) Von Kindersoldaten, die im Kampf gegen Rebellen eingesetzt werden und weder Sold noch Verpflegung bekommen, wird von Internationalen Hilfsorganisationen im Süden des Landes, der touristisch nicht zugänglich ist, berichtet. Burma beschäftigt laut Bureau of International Labor Affairs’ (siehe unten) weltweit die größte Zahl an Kindersoldaten. Ein NGO-Vertreter führt den Einsatz von Kindersoldaten auch auf den fehlenden „CNN-Effekt“ zurück17. Sowohl die Situation von Zwangsarbeit als auch die des Kriegseinsatzes von Kindern könnte seiner Meinung nach durch den Druck, den internationale Aufmerksamkeit auslöst, verbessert werden. Aus einem Report des ‚Bureau of International Labor Affairs’ des US Department of Labor zum Thema ‚Child Labor’ geht hervor, dass Kinderarbeit weitest verbreitet ist. Einerseits ist Kinderarbeit aufgrund der Armut ‚kulturell’ verankert, andererseits ignoriert das Regime auch hier sowohl die internationalen UN-Richtlinien als auch die eigenen, das Mindestalter betreffenden, nationalen Gesetze. Kinder sind darüber hinaus in hohem Maße der Zwangsarbeit ausgesetzt. So werden Kinder zwangsweise zu Bauarbeiten, landwirtschaftliche Arbeit (hier 14 Kris Lewa, Asian Forum for Human Rights and Development, im persönlichen Gespräch 2003. 15 Patrick Wieland, Head of Mission: MSF-CH, Dr. Nay Win Maung: Livingcolour 16 Eine Kopie des Interviewstranskriptes liegt vor. 17 Patrick Wieland (MSF-CH): „Es gibt keine internationalen Medien im Land – der CNN-Effekt bleibt aus ... deshalb gibt es auch noch Zwangsarbeit. In allen Regionen ohne Tourismus ... Deshalb gibt es auch noch Kindersoldaten...“ 24 vorwiegend Mädchen) und für militärische Zwecke (als Träger oder Wachposten) eingesetzt; Fast 50 % der Kinder können aus ökonomischen Gründen keinen Schulabschluss machen. Andere Formen von Kinderarbeit (ab 6 J.) sind z. B. in diversen informellen Bereichen in Städten, wie im Haushalt und im Gastgewerbe anzutreffen. Den TouristInnen begegnet Kinderarbeit v.a. in der Form von VerkäuferInnen aller möglicher Kleinprodukte und -dienstleistungen, allerdings in keinem für Entwicklungsländer unüblich hohen Mass. Im Umgang mit den nationalen Minderheiten herrscht in Burma/Myanmar derzeit größtenteils Waffenstillstand. Die verschiedenen Freiheitsbewegungen haben sich in Hinblick auf Tourismuseinnahmen teilweise mit den Militärs arrangiert, um wirtschaftlich profitieren zu können. Dazu zwei Beispiele, die uns von Kennern18 aus der Region im Gespräch mitgeteilt wurden: Mit den meisten nationalen Minderheiten hat das burmesische Militär einen Waffenstillstand geschlossen. Einige profitieren nun auch am Tourismus wie etwa die Pa-O National Organisation (PNO). Sie hatte 1991 einen Waffenstillstand mit den Militärs vereinbart und investiert seit einigen Jahren auch in den Tourismus. Um den Inle-See herum führen sie zwei Hotels, das Golden Island Cottage (GIC) I und II. Das Gebiet südlich von Taunggyi steht unter ihrer Kontrolle und ist seit dem Jahr 2000 für Touristen offen. Die PNO verlangt für den Besuch des Gebietes US-$ 3 Eintritt. Dafür stellt sie einen lokalen Pa-O-Guide, garantiert für die Sicherheit und organisiert den Besuch einiger Märkte und Pa-O-Dörfer sowie der Hauptattraktion des Gebietes, des Pagodenwaldes von Kakku. Einige Personen aus der Volksgruppe der Lashi (Lo Shin Han) – haben u.a. im Zuge des Widerstandes Gelder im Drogengeschäft gemacht, nun wird mit chinesischer Finanzierung Infrastruktur wie beispielsweise Straßen ausgebaut. Es gibt wenig Information über die Sexindustrie in Burma. Es wurden in Rangun aber bereits 12jährige und jüngere Prostituierte gesehen. (U.S. Department of Labor).19 Der Zugang zu Prostituierten ist relativ leicht über Taxifahrer u.a. in der Nähe des Hongkong Clubs möglich. Mehrere große Hotels besitzen ‚Night Clubs’, in denen Prostitution üblich ist und laut mehrerer Berichte von manchen Hotels gefördert wird. Prostitution wird sowohl von Einheimischen wie auch von ExPats in Anspruch genommen, der Prostitutionstourismus ist bei weitem nicht so ausgeprägt wie beispielsweise in Thailand, aber es wird von regelmäßiger Nachfrage seitens der Touristen und auch der Reiseleiter (!) berichtet. Ein großes Problem stellt der organisierte Handel von Frauen und Mädchen in Bordelle nach Thailand dar. Die Frauen und Kinder werden wie Gefangene gehalten, bekommen keinerlei medizinische Versorgung und werden bei Krankheit häufig gezwungen nach Burma zurück zu kehren. Dort werden sie oft bestraft (wegen illegaler Ausreise!) oder von den eigenen Familien verstoßen. 18 u.a. von Martin Petrich, einem ehrenamtlichen Mitarbeiter von AI Deutschland, der bereits mehrere Begegnungsreisen nach Burma/Myanmar durchgeführt hat. 19 Diese Aussage wird lt. Burma Campaign A auch von UNICEF bestätigt bzw. vermutet. Es gibt allerdings wenige konkrete Informationen, da die Prostitution von Kindern ‚sehr versteckt’ geschieht und (bislang) kaum den Tourismus betrifft. 25 Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist in Burma/Myanmar praktisch nicht vorhanden. GesprächspartnerInnen20 berichten von Fällen, in denen 14 Jahre Haft wegen des Protestes gegen eine Zwangsumsiedlung verhängt wurden. Speziell ehemalige politische Gefangene sowie BurmesInnen, die berufsmäßig mit AusländerInnen zu tun haben, müssen mit einer speziellen Überwachung rechnen, die oftmals von Militärs in Zivil durchgeführt wird. Gerade der Hotelbereich gehört wie die Flughäfen zu den sensiblen Zonen. Das Militärregime bedient sich oftmals Informanten, die speziell unter den Security-Angestellten, aber auch unter ExPats zu finden sind. Interviewte BurmesInnen berichten auch über Abhöranlagen. TouristInnen müssen daher damit rechnen, ihre burmesischen GesprächspartnerInnen bei offenen Diskussionen über Politik – auch im vermeintlich sicheren Bereich von Hotellobbys – in unangenehme Situationen zu bringen. 4.4 Tourismusentwicklung Die offiziellen Tourismusstatistiken werden vom Directorate of Hotels & Tourism veröffentlicht. Kritiker bemängeln die Unzulänglichkeit dieses Instruments, da in der Gesamtstatistik auch Geschäftsreisende und Verwandtenbesuche als Tourismusankünfte verbucht werden. Da die Daten nur über die Einreisedokumente erfasst werden, scheinen auch Personen, die am selben Tag wieder ausreisen, in dieser Statistik auf. In den offiziellen Statistiken werden diese Gruppen zum Teil aber extra ausgewiesen. Laut Ankunftsübersicht erstreckt sich die Hauptsaison zwischen November und Februar (über 20.000 Ankünfte pro Monat), mit einer Steigerungsrate zwischen 99 und 122 Prozent zwischen 2001 und 2002. Für das Jahr 2002 beziffert das Directorate of Hotels & Tourism somit die Anzahl der echten Tourismusankünfte (über Rangun) mit insgesamt mit 133.740 (78.723 Gruppenreisende und 55.017 Individualtouristen). Dazu kommen 37.084 Geschäftsreisende, 9.505 Verwandtenbesuche und 32.139 andere Ankünfte. Extra ausgewiesen sind die Ankünfte via Mandalay (4.744) sowie der Grenztourismus (270.278 inklusive Tagesbesuchern). Tabelle: Tourismusankünfte (Rangun) Myanmar (Year 2002), 2002 Directorate of Hotels Monat Tourism Statistics 2001 Veränd. in %& Tourism Jänner 22357 21574 -3,50% Februar 22113 22061 -0,24% März 18991 21720 14,37% April 15682 15164 -3,30% Mai 12181 12610 3,52% Juni 11853 10578 -10,76% Juli 14862 13425 -9,67% August 15466 14966 -3,23% September 11876 12534 5,54% Oktober 15914 19362 21,67% November 20059 24620 22,74% Dezember 21846 23854 9,19% Gesamt 203200 212468 4,56% 20 Bo Kyi im Gespräch mit Christian Baumgartner während des Treffens in Genf 2003. 26 25000 20000 15000 10000 2001 5000 2002 li be be North America N ov em em pt Se No. Country r r Ju M ai 0 2002 % Tabelle: Generating Countries 16953 7,80% 2476 14477 1,14% 6,66% 871 63400 0,40% 29,19% Austria Belgium France Germany Italy Switzerland U.K. Spain Others 3616 2364 14108 12952 7908 4695 8620 3856 5281 1,66% 1,09% 6,50% 5,96% 3,64% 2,16% 3,97% 1,78% 2,43% East Europe 2077 0,96% 556 1521 0,26% 0,70% 430 2022 125547 0,20% 0,93% 57,80% H.K. Japan Malaysia Singapore Thailand China Taiwan Korea Bangladesh India Others 1277 20744 12532 11310 16936 17732 22849 7890 1488 5691 7098 0,59% 9,55% 5,77% 5,21% 7,80% 8,16% 10,52% 3,63% 0,69% 2,62% 3,27% Oceania 5912 2,72% 1 Australia 2 Newzealand 3 Others 5194 710 8 2,39% 0,33% 0,00% 217212 100,00% 1 Canada 2 America Latin America West Europe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 Russia 2 Others Africa Middle East Asia 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Total Myanmar Tourism Statistics (Year 2002), Directorate of Hotels & Tourism 27 Reisende nach den Herkunftsländern der Ankommenden (Reihung der ersten 20 Herkunftsländer) Tabelle: Platz Herkunftsland Kontinent 2002 Prozent Gesamt (217.212) 1 Taiwan Asien 22.849 10,52% 2 Japan Asien 20.744 9,55% 3 China Asien 17.732 8,16% 4 Thailand Asien 16.936 7,8 % 5 USA Nord Amerika 14.477 6,66 % 6 Frankreich Europa 14.108 6,5 % 7 Deutschland Europa 12.952 5,96 % 8 Malaysia Asien 12.532 5,77 % 9 Singapore Asien 11.310 5,21 % 10 U.K. Europa 8.620 3,97 % 11 Korea Asien 7.890 3,36 % 12 Italien Europa 7.908 3,64 % 13 Indien (ohne Bangladesh) Asien 5.691 2,62 % 14 Australien Ozeanien 5.194 2,39 % 15 Schweiz Europa 4.695 2,16 % 16 Spanien Europa 3.856 1,78 % 17 Österreich Europa 3.616 1,66 % 18 Kanada Nord Amerika 2.476 1,14 % 19 Belgien Europa 3.616 1,66 % 20 Bangladesh Asien 1.488 0,68 % Myanmar Tourism Statistics (Year 2002) Die Regierung benützt Tourismus gezielt, um a) ökonomisch zu profitieren und b) um ein „feeling of normalcy in the country“ (Max Edinger) zu erzeugen; dies wird z. T. auch von den politisch-blinden TouristInnen nach Hause mitgenommen (vgl. Werbeveranstaltungen zu Burma/Myanmar: es sei alles ‚so ruhig und schön’; die Menschen seien ‚fröhlich und entspannt’; und: die Militärdiktatur ‚brauche man, damit das Land nicht auseinander fällt’ – so gehört von Jumbo-Touristik – dieses Argument wurde (mit genau dieser Wortwahl) auch von BurmesInnen selbst verwendet21. Tourismus steht also klar in dem Spannungsfeld zwischen Instrumentalisierung durch die Militärjunta zur „Legitimierung, Relativierung und Verschleierung einer militärischen Gewaltherrschaft“ und der Tatsache, das natürlich Einzelne vom Tourismus profitieren. Die Frage, die sich hier stellt, ist die oben aufgeworfene: Man muss genau hinschauen, ob sozusagen eher jene BurmesInnen „ausgewählt“ werden, um am ökonomischen Tourismuskuchen teilzuhaben, die mehr oder weniger als regimekonform bzw. -treu gelten. Dann nämlich 21 Interview mit U Sonny Nyunt Thein und Dr. Nay Win Maung 28 wäre Tourismus – politisch – als ein Schlag in den Rücken der demokratischen Kräfte im Land einzustufen. Da sich aber ausländische Investoren relativ problemlos in die Tourismusentwicklung einbringen können und viele Personen in den höheren Managementpositionen von Tourismusunternehmen ExPats sind, die man zumindest nicht ohne weiteres als regimefreundlich einstufen kann, ist der Einfluss des Militärs auf die Besetzung von Schlüsselrollen für die Tourismusentwicklung des Landes als eher gering einzustufen. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die Unternehmer sehr stark versuchen, sich mit dem Regime zu ‚arrangieren’ bzw. ein eher geringes politisches Profil zu entwickeln. „Das Interesse der Touristiker liegt am Geschäft nicht an der Politik.“ (Vorstand Lauda-Air). Allerdings berichten die Gesprächspartner aus der Tourismusindustrie übereinstimmend auch darüber, dass immer mehr Touristen immer sensibler für die politische und humanitäre Situation im Land werden, was sie vor allem auf die starke, kritische Medienpräsenz in den Herkunftsländern zurückführen22. Diese Einschätzung wird auch von einigen Vertretern internat ionaler NGOs geteilt. Ihrer Einschätzung zufolge interessieren sich Touristen, die in der jetzigen Situation nach Burma/Myanmar reisen, besonders für das Land.23 Sowohl die Guides als auch die Vertreter der Reiseagenturen vor Ort werden von den Reisenden auf die aktuelle Situation im Bezug auf die Einhaltung der Menschrechte und die politischen Rahmenbedingungen angesprochen und auch in intensive Diskussionen verwickelt. Ein Besitzer einer Reiseagentur berichtet sogar von Touristen, die ihn gebeten haben, für sie einen Termin mit Aung San Suu Kyi zu organisieren24. Als einzigartig und ungewöhnlich bezeichnen die Tourismusfachleute vor Ort deshalb auch die Situation, dass Touristen oft mit großen Zweifeln, ob es überhaupt gut ist Burma / Myanmar zu besuchen, ihre Reise antreten. Dennoch geben, entsprechend der internen Umfrage eines Reiseveranstalters25, rund 94 % ihrer Gäste am Ende der Reise an, ihren Freunden und Bekannten einen Urlaub in Burma / Myanmar weiterempfehlen zu wollen. Tourist Income 2001 (US$) 2002 (US$) 90M 99M Average Expenditure (per person/day) 70 80 Average Length of Stay 7,3 7,5 Total Earnings Myanmar Tourism Statistics (Year 2002), Directorate of Hotels & Tourism 22 Laurent Kuenzle (Asian Trails), U Sonny Nyunt Thein (GMT/Delta Queen), Dominic Müller (Hotel Savoy) 23 Patrick Wieland (MSF-CH) 24 U Sonny Nyunt Thein (GMT/Delta Queen): “Manche Touristen wollen sogar Aung San Suu Kyi treffen, wenn sie nach Myanmar kommen!“ 25 Laurent Kuenzle (Asian Trails) 29 Foreign Investment in Hotels & Commercial Complex (up to December 2002) Projects Rooms Investment US$ (M) 26 4439 602 14 3176 633 40 7615 1235 Myanmar Tourism Statistics (Year 2002), Directorate of Hotels & Tourism Remarks Completed Under Construction Zwischen dem Jahr 2000 und 2001 gab es einen sprunghaften Anstieg der Charterflüge (von 3 im Jahr 2000 auf 11 im Jahr 2001), der nochmals im Jahr 2002 um mehr als das Doppelte auf 28 Charterflüge gesteigert wurde. Die Entscheidung von Lauda Air, einen direkten Linienflug nach Rangun anzubieten, hat hier wohl maßgeblich zu dieser Aufwertung beigetragen. Der Flug der Lauda Air von Wien nach Rangun liegt im Vergleich zu den anderen Flugverbindungen an 10. Stelle von 14 Routen, weist jedoch eine Auslastungsrate von über 53 % auf (eine höhere haben nur die Verbindungen von Kungming, Taipei, und Bangkok). (Vgl. Myanmar Tourism Statistics, 2002). Das Reisendenprofil stellt sich nach den offiziellen Daten folgendermaßen dar. Es reisen 63 % männliche und 37 % weibliche TouristInnen nach Burma/Myanmar., Davon sind 59 % zwischen 21 und 50 Jahre alt, 36 % über 51 und 5 % unter 20 Jahre. Gruppenreisende stellen mit 37 % die größte TouristInnengruppe nach Myanmar, gefolgt von 26 % IndividualtouristInnen und 17 % Geschäftsreisenden sowie 20 % „anderen“. Die Reisenden bleiben im Durchschnitt 7,5 Tage in Myanmar und geben rund 80 Dollar/Tag aus. Damit konnten im Jahr 2002 in US-Dollar 99 Millionen US-Dollar über den Tourismus eingenommen werden (9 Millionen mehr als im Jahr zuvor). Derzeit laufen 26 FDI-Projekte im Rahmen der Tourismuswirtschaft (Foreign-DirectInvestment) mit einem Umsatz von 602 Millionen US-Dollar und einem Angebot von 4.439 Zimmern, 14 Projekte sind derzeit noch im Bau. Diese stellen weitere 3.176 Zimmer mit einem Umsatzkapital von 633 Millionen US-Dollars in Aussicht. Ein erster Erfolg einer Burma/Myanmar-Tourismus-Marketing-Kampagne ist bereits zu verzeichnen. Im Jahr 2002 fuhren 3.616 österreichische TouristInnen nach Burma – mit deutlich steigender Tendenz, im Vergleich: 2001 fuhren 2.138 TouristInnen nach Burma. Für die nahe Zukunft ist weiterhin mit Steigerungsraten von über 60 % zu rechnen. Die österreichischen UrlauberInnen stellen durch die intensive Werbetätigkeit von TaiPan in der Saison 2002/03 – in Relation zur Einwohnerzahl – den größten AnteilTouristInnen in Burma/Myanmar. Damit erreicht Burma/Myanmar bereits eine vergleichbare touristische Wichtigkeit für Österreich wie Nepal. (Nepal: 2001: 4.300 österreichische Reisende, Statistik Austria) Was reizt ÖsterreicherInnen also, ungeachtet der politischen Lage, eine Reise nach Burma zu buchen? 30 4.5 Wirtschaftliche Situation Eine genaue Beschreibung der wirtschaftlichen Situation in Burma kann aufgrund zeitlich und personell knapper Ressourcen nicht erfolgen. Die landwirtschaftliche Produktion ist neben Gemüseanbau und Fischfang vor allem auf den Reisanbau ausgerichtet. Von allen Ernten müssen Abgaben an die Militärdiktatur entrichtet werden. Weit wichtigere gesamtwirtschaftliche Einnahmequellen als der Tourismus sind u.a. Teakholzabbau, Edelsteinabbau und Jademinen. Diese befinden sich zur Gänze unter staatlicher Kontrolle. Dazu kommt der – illegale – Drogenhandel, der den UN-Berichten zu Folge nach wie vor eine der wichtigsten Einnahmequellen für die burmesische Regierung bzw. die Regionalregierungen darstellt. 4.6 Einkommensflüsse aus dem Tourismus an die Militärdiktatur Noch vor wenigen Jahren kontrollierte der Staat die Tourismuswirtschaft in Burma/Myanmar komplett. Neben der einzigen (staatlichen) Fluglinie Myanma Airlines brachte Myanma Travel and Tourism (MTT) die wenigen Gäste in staatliche Hotels. Heute gibt es zusätzlich die zwei privaten Fluglinien Air Yangon und Air Mandalay, nicht staatliche Autobus- und Taxiunternehmen sowie zahlreiche private Hotels, die im Besitz von Burmesen, Ausländern oder Beteiligungen mehrerer Partner sind. Die staatliche Airline wird von Touristen kaum mehr gebucht, da sie in punkto Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität nicht mit den Alternativangeboten mithalten kann. Die Passagiere dieser Fluglinie setzen sich vorwiegend aus Beamten oder Angehörigen des Militärs zusammen, die großzügige Rabatte erhalten. Auch die staatliche Reiseagentur wird mittlerweile in Qualität, Angebot und Preis von der privaten Konkurrenz klar übertroffen. Ähnlich verhält es sich bei den staatlichen Hotels, die mittlerweile von Touristen kaum noch nachgefragt werden.26 Die Vertreter des Tourismusministeriums stellen zudem fest, dass private Investitionen, ebenso wie Auslandsinvestitionen, in der Tourismusindustrie und im Transportwesen willkommen sind. Betont wird dabei die Kooperation zwischen Privatunternehmen und dem Staat in der Form eines „Private-Public-Partnership“.27 Die zunehmende Bedeutungslosigkeit des staatlichen Tourismus-Unternehmens MTT und die gleichzeitigen Intensivierung der Privatwirtschaft, fügen sich zu einem Weg, der auch politisch nicht mehr veränderbar scheint. Dadurch haben sich die Wertschöpfungsflüsse in den letzten Jahren weitgehend verändert. Doch es ist nach wie vor nicht so, dass die Regierung nichts aus dem Tourismus verdient. Die Lauda Air verwendet Rangun zur Zwischenlandung ohne Einreise der Crew. Tankfüllung, Reinigung und der Crew-Wechsel geschehen in Phuket (Thailand), zudem argumentiert der Lauda Vorstand, dass in Burma/Myanmar keinerlei Personal angestellt wurde. Von anderer Seite war allerdings zu erfahren, dass hier nicht politische Vorsicht die Ursache war, son- 26 U Sonny Nyunt Thein ( Uniteam/Hotel Savoy), Dominic Müller (Hotel Savoy), Brett Melzer (Balloons over Bagan) 27 Khin Maung Latt (Directorate of Hotels & Tourism), Deputy Minister of Hotels and Tourism 31 dern dass die Visabestimmungen zu kompliziert und Tanken schlicht zu teuer gewesen wären. Übrig bleiben Flughafengebühren für Starts und Landungen, die an die Regierung entrichtet werden. Der Zwangsumtausch von U$ 200,- in die fiktive touristische Währung FEC (Foreign Exchange Currency), der ein wichtiges Deviseneinkommen für die Regierung darstellt28, wurde für Gruppenreisende ausgesetzt.29 Bei der Ein- und Ausreise verbleiben die Visagebühren (U$ 20,-/Person) und die Flughafensteuer (U$ 10,-/Person) bei der Regierung. Wenn auch die direkte Finanzierung staatlicher Unternehmen durch die Privatisierung im Tourismus deutlich gesunken ist, bleiben die nicht einfach zu durchschauende staatlichen Beteiligungen an privaten Unternehmen. Beispielsweise scheint die staatliche Fluglinie Myanma Airlines in der Liste der Shareholder der privaten Fluggesellschaft Air Mandalay auf. Laut Aussage des Geschäftsführers des Hotels Savoy in Rangun ist das Savoy das einzige (?) Hotel, an dem der Staat auf keine Weise mitverdient. Auch die Burma Campaign Austria stellt in ihrer Aussendung vom 5. März 03 fest, dass es durchaus üblich ist, dass Militärs an so genannten ‚privaten’ Tourismuseinrichtungen teilweise direkt, teilweise über ‚Strohleute’ beteiligt sind. Dadurch, dass viele Hotels, inländische Fluglinien und Reiseagenturen, die entweder in staatlichem Besitz stehen oder in denen das Regime Anteile hält, ihr Service nur gegen US-Dollar anbieten, steht dem Militär eine weitere wichtige Einnahmequelle für Devisen zur Verfügung.30 Nach offiziellen Angaben brachte der Tourismus im Jahr 2002 immerhin schon 100 Millionen US-$ in die Tourismuskassen (Frank Brandmaier, dpa/APA,vom 03.04.2003). Wenn jedoch staatliche Hotels und Reiseagenturen gemieden werden – die sich laut Pressebericht durch ‚Wurstelei’ auszeichnen –, so werden höchstens 10 % Steuern in „die Töpfe der Generäle gezahlt“. Ebenfalls lt. Burma-Campaign-Austria bestätigt der Tourismusminister Maj. Gen. Saw Lwin, dass ca. 12 % der Einnahmen aus privaten Tourismusunternehmen an den Staat gehen. Die realen Steuerabgaben aus dem Tourismus an den Staat sind nach Meinung verschiedener Tourismusfachleute und Hoteliers vor Ort noch äußerst gering, da die Unternehmen aufgrund der starken Saisonalität des Tourismus bisher nur sehr geringe Jahresgewinne bilanzieren und das zuständige Ministerium bei der Eintreibung der angelaufenen Steuern nicht sehr hartnäckig vorgeht31 und vielfach Steuerstundungen zugesteht. Für neue Touri smusinvestitionen und Jungunternehmer gewährt das Militärregime meist langjährige Steuerbefreiungen. Viele Tourismus-Agenturen haben außerdem ihre Sitze im Ausland, wodurch die Abgaben, die in Burma/Myanmar zu zahlen sind, weiter entscheidend geschmälert werden.32 28 Bei Ankunft ist ein Minimum von US$ 200,- im Verhältnis 1:1 in Foreign Exchange Certificates (FEC) zu wechseln. Neben der lokalen Währung Kyat sind in Myanmar auch FEC legale Zahlungsmittel, während Einheimische für US$ eine Lizenz benötigen. Immer wieder werden diese Devisen auch als willkommenes Geld zum Reinwaschen von Drogengeldern bezeichnet. Deutlicher werdende Gerüchte sprechen davon, dass der FEC ‚demnächst’ abgeschafft wird. 29 Ob statt dessen von den Incoming-Agenturen entsprechende finanzielle Abgaben verlangt werden, der Gel dfluss also nur für die TouristInnen versteckt läuft, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. 30 Lara Marsh: Tourismus stützt die Diktatur; in: iz3w, April 2001, S. 252 31 Dr. Nay Win Maung (Livingcolour): “Es gibt zwar Steuern, die Eintreibung der Steuern wird von der Regi erung aber nicht wirklich kontrolliert. Es gibt sehr viel Missmanagement und Bestechungen ... Die Beamten, die Steuern eintreiben sollen, verdienen selbst nicht mehr als US$ 10,- pro Monat!“ 32 Dr. Nay Win Maung ( Livingcolour): “Die Regierung kennt das genaue Einkommen der Unternehmen nicht. Viele Unternehmen haben ihren Firmensitz im Ausland.“ 32 Neben den offiziellen Steuern dürfte es ein variables System an inoffiziellen, unsichtbaren Steuern in Form von ‚Geschenken’ geben. Vertreter der NCUB berichten von „Spenden“ der Regierung um – beispielsweise – eine Pagode renovieren zu lassen, wobei die „Spenden“ zuvor von den lokalen Geschäftsleuten eingehoben wurden. Diese unsichtbaren Steuern dürften branchenunabhängig sein und auch nicht in direkter Beziehung zur Höhe des Umsatzes stehen. Die Forderung, dass Unternehmen und Reisende darauf achten sollten, dass die Einkommensflüsse an die Militärdiktatur verhindert, zumindest aber sehr vermindert werden sollte, ist verbunden mit einem Aufruf zur gezielten Information der TouristInnen, darüber, wohin ihr Geld fließen wird bzw. fließen kann. James Mawdsley, ein Kämpfer für Demokratie, der mehrmals in Burma inhaftiert war: “Those who would learn more, those who are sensitive to the suffering, they should definitely come... If they spend their money wisely the junta need not see any of it; it can go directly to the people.” 4.7 Andere Auswirkungen der touristischen Entwicklung Beschäftigung Viele der Schlüsselpositionen in der Tourismusindustrie werden von ExPats besetzt. Häufig konnte jedoch auch festgestellt werden, dass Burmesen durchaus die Möglichkeiten haben über einfache Hilfstätigkeiten in den Tourismusbetrieben ins mittlere und höhere Management aufzusteigen. In Anbetracht der Tatsache, dass es in Myanmar im Moment noch keine spezielle Tourismusausbildung (außer für Tour-Guides) gibt, ist der Einsatz von qualifiziertem Personal aus dem Ausland nicht verwunderlich. Generell ist der Ausbildungsstandard, vor allem von Burmesen, die jünger als 45 Jahre alt sind, äußerst schlecht. Der Tourismus ist zur Zeit die am besten bezahlende Branche in Myanmar33, was natürlich auch einen „ braindrain“ aus den anderen Fachrichtungen in den Tourismus zur Folge hat. Auf der anderen Seite bietet die Tourismusindustrie ihren Angestellten auch vielfältige Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten. Fast alle der befragten Hoteliers gaben an, ihren Mitarbeitern eigene Aus- und Weiterbildungsprogramme anzubieten. Neben der fachlichen Qualifizierung stehen vor allem das Erlernen und die Verbesserung der englischen Sprache im Vordergrund. Viele Hoteliers kooperieren auch mit Hotels im Ausland – vor allem im Bereich Human Resources. Der Austausch von Praktikanten wird allerdings von vielen bürokratischen Hürden im In- und Ausland erschwert. Frauen werden, entsprechend den Aussagen mehrerer Tourismusfachleute, in der Branche grundsätzlich gleich behandelt wie Männer. In der öffentlichen Darstellung und in den Medien nehmen Frauen und ihre Anliegen nur einen sehr geringen Anteil ein. Einzig einige Frauen von Ministern stehen aufgrund der Gründungen mehrerer NGOs häufiger im Zentrum des öffentlichen Interesses.34 33 Kimberly Fielding (Myanmar Times): Ein Lehrer verdient pro Monat rund 4 USD, während ein rund 30 USD pro Monat verdient. 34 Tour-Guide Dr. Khin Tar Tar (MSI): „We call them GONGOS - Government Organized Non Governmental Organizations 33 Kommunikationsmöglichkeiten: E-mail, Internet, Zeitschriften Die Hotels und Tourismusagenturen waren – neben den Computerfirmen – die Ersten, die Zugang zu E-mail-Kommunikation hatten. Die Einführung von E-mail, der nun bevorstehende Schritt der Einführung öffentlicher Internet-Cafes (vorerst nur für E-mails) lässt sich auf den Druck der Tourismuswirtschaft auf die zuständigen Behörden zurückführen. Der gleiche Druck bereitet den Boden für die Einführung eines burmesischen Intranets und in Folge des Zugangs zum, wahrscheinlich anfänglich zensurierten, Internet.35 Die Angestellten in den Hotels und Tourismusagenturen sind folglich diejenigen, die zuerst die Möglichkeit haben, elektronische Kommunikationsformen zu nutzen – und es in den befragten Betrieben auch dürfen. Ebenso ergeben sich im Rahmen der touristischen Aktivitäten direkte und indirekte Kontakte mit der Meinung ‚von außen’: durch Gespräche mit TouristInnen, die zwar (bedingt durch die ständige Überwachung) vorsichtig und oftmals verschlüsselt stattfinden, aber doch passieren. Die internationalen Magazine, die oft in den Hotels aufliegen, ermöglichen nicht nur den Gästen Zugang zur Lektüre von nicht zensurierten Publikationen. Kultur Ausübung Die regimekritischen Auftritte der Moustache-Brothers, die deswegen schon mehrmals im Gefängnis waren und daher Auftrittsverbot haben, wurden durch die Erwähnung im Lonely Planet bei TouristInnen erst richtig bekannt gemacht. Laut der Meinung mehrerer ExpertInnen, u.a. einem Mitarbeiter von Amnesty International Deutschland, der bereits mehrere politische Hintergrundreisen nach Burma/Myanmar durchgeführt hat, sichern gerade die Touristen das Einkommen der Familie. Dies bestätigt auch Lu Maw, einer der Moustache Brothers: „We want tourists to come and spread the word…Take our photograph and put it on the internet. Foreigners are our protection”. Die Gefährdung die das Hinbringen von Touristen zu den Moustache-Brothers u.U. auch für einzelne Taxifahrer bedeuten kann36, kann vermieden werden: Entweder durch das Zu-FußGehen der letzten 100 Meter oder durch das Anheuern einer ganzen Gruppe von RikschaFahrern für eine Touristengruppe. Auch das leitende Ehepaar eines Marionetten-Theaters erzählt dem respect-Team persönlich von der großen Bedeutung des Tourismus für das Ansehen der alten Kunst des MarionettenSpiels. Die junge Generation würde sich, inspiriert durch das Interesse, wieder für die Herstellung der Marionetten und die traditionellen Formen der Auftritte interessieren. An dem Theater hängen die Einkommen von etwa 20 Gruppenmitgliedern und deren Familien. 35 Dass diese Kommunikation trotz Restriktionen und Zensur nicht aufzuhalten ist und durchaus zur Bildung und Demokratisierung beitragen kann, zeigen die Entwicklungen der letzten Jahre in China. Letzten Informationen nach wurden soeben (April 2003) die ersten Internet-Zugänge zum Preis von 1.800,- US $ genehmigt. 36 Ein Taxifahrer erzählte dem respect-Team von seinem ebenfalls taxifahrenden Bruder, der am Tag nach einer Aufführung einen ‚peinlichen Besuch’ der Military Intelligence hatte 34 4.8 Die Position der Opposition und Stellungnahmen einiger burmesischer GesprächspartnerInnen 1. „The time is not right for tourism.“ Aung San Suu Kyi, 1995 Es wäre vermessen zu behaupten, innerhalb drei Monate Recherche die Sicht der Bevölkerung Burmas/Myanmars erheben zu können. In einem Land, in dem ein offenes Gespräch nicht möglich ist, in dem es von großer Wichtigkeit ist, unter welchen Rahmenbedingungen wer mit wem und mit welchem Auftrag spricht, können wir nicht davon ausgehen, dass wir eine eindeutige Stellungnahme ‚der Bevölkerung’ erheben können. Für uns waren jedoch mehrere GesprächspartnerInnen bzw. Personen wichtig, auf die wir uns – im Sinne einer demokratischen Repräsentation beziehen: zum ersten die Verlautbarungen und Informationen jener Personen, die der demokratisch gewählten Opposition bzw. Exilregierung angehören, zum zweiten jene Personen und ExpertInnen, mit denen wir ein direktes und vertrauliches Gespräch haben führen können und drittens schließlich informierte Berichte Dritter über die ‚Stimmung bzw. Einstellungen’ von Teilen der Bevölkerung in Burma/Myanmar. Eines der wichtigsten Argumente der Boykott-Befürworter ist der – im Gegensatz zu anderen Ländern, die ebenso drastische Menschenrechtsverletzungen aufweisen – Bezug auf die offizielle Vertretung der Bevölkerung, die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die dazu auffordert, mit der touristischen Entwicklung noch zu warten, bis sich die politischen Verhältnisse geändert haben. Sie wird von den burmesischen Oppositionspolitikern als ‚Stimme der Bevölkerung’, da sie mit 85 % der Bevölkerung in den einzigen freien Wahlen gewählt wurde.37 Die Führerin der einzigen demokratisch gewählten Partei betont auch nach ihrer Freilassung 2003 aus einem mehrjährigen Hausarrest, dass die Demokratiebewegung ihre Haltung gegenüber Auslandsinvestitionen und Tourismus nicht geändert hat. „Kommen Sie nicht jetzt! Burma wird noch da sein, wenn die Generäle nicht mehr an der Macht sind.“38 Sie wiederholte diese Position auch in einem Fernsehinterview mit einem französischen Team im Januar 2003. 2. „Tourism should not be the main foreign currency earner“ Aung San Suu Kyi, 2002 Unterschiedliche Quellen in Myanmar berichten aber auch von Gesprächen und Diskussionsrunden mit Aung San Suu Kyi, in denen sie – zumindest wohl zeitweise – ihre strikte Ablehnung von Tourismus relativiert habe. „Tourismus soll nur nicht zur wichtigsten Devisenquelle des Landes werden“.39 Dieser Ausspruch wurde uns von mehreren Personen, darunter sowohl TourismusvertreterInnen wie KonsulentInnen internationaler NGOs bestätigt. Ein persönliches Gespräch mit Aun San Suu Kyi war im Rahmen unseres kurzen Aufenthalts nicht möglich. 37 1990 fanden nach über 30 Jahren die ersten freien Wahlen statt. Obwohl die Militärdiktatur einem sicheren Sieg entgegensah, gewann die NLD 392 von 485 Sitzen. Der SLORC (State Law & Order Restauration Council) verhinderte aber die Machtübergabe. 38 The Irrawaddy-Interview with Aung San Suu Kyi, by Tony Broadmoor, 24.5.2002 auf www.irrawaddy.org 39 Brett Melzer (Balloons over Bagan), Captain Jerzy W. Wilk (Uniteam/Hotel Savoy), Renate Schlemmer (The Palm Beach Resort), Sally Baughen (The Strand), U Sonny Nyunt Thein (GMT/Delta Queen), Dr. Nay Win Maung (Livingcolour) 35 Tourismus sollte in einer kontrollierten Art und Weise entwickelt werden, um die traditionelle Lebensweise und Kultur zu schützen. Zudem will sie nicht, dass Burmesen als billige Arbeitskräfte verwendet werden. Vertreter der NCUB werten diese Aussage Aung San Suu Kyis als Hinweis auf den Tourismus nach der Beendigung des Militärregimes,40 oder sind der Auffassung, dass die Auss agen der Oppositionsführerin als politische Meinungsäußerung zu verstehen sind. Tourismus wird also nicht strikt abgelehnt. Das oberste Ziel dabei ist es dabei, sich als Oppositionspartei strikt vom herrschenden Militärregime abzugrenzen. Ob sie mit ihrer offiziell bekundeten Ablehnung von Tourismus zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch die überwiegende ‚Meinung des Volkes’ vertritt, wird von Vertretern der Tourismusindustrie und von NGO-VertreterInnen und JournalistInnen uns gegenüber bezweifelt. Als Gründe dafür wurden einerseits angeführt, dass die meisten BurmesInnen sich noch gar keine Meinung zum Thema Tourismus hätten bilden können und dass viele die Oppositionspartei NLD41 vielleicht nur aus der (seinerzeit herrschenden) Hoffnung auf Veränderungen gewählt hätten. Wir konnten hier für uns keine zufriedenstellende Klärung herbeiführen, ein Vertreter der NCUB schlug vor, dass „Grass-Root-Activisten oder die Bevölkerung die Möglichkeit hätten, Briefe an die Partei oder an Aung San Suu Kyi zu schreiben, wenn sie mit derer AntiTourismus-Linie nicht einverstanden wären“. Vertreter von internationalen NGOs berichten ebenfalls, Aung San Suu Kyi habe im Bezug auf humanitäre Hilfe – in privaten Gesprächen – ihre frühere strikte Ablehnung überdacht und würde diese Art der internationalen Unterstützung nun befürworten. Dabei unterscheide sie jedoch zwischen „guten“ und „bösen“ Organisationen.42 Welche Position sie jedoch gege nüber Tourismusinitiativen (z.B. gegenüber einem ‚pro-poor-tourism’) einnehmen würde, bleibt unklar. Uns wurde von einer engagierten Gesprächspartnerin43 gesagt, dass für sie „ Demokratie b edeutet, die Führer frei wählen zu können, aber nicht mit den gewählten Führern in allem einer Meinung zu sein“. Im weiteren Gespräch erfahren wir, dass laut der – oppositionspolitisch aktiven – Gesprächspartnerin die Bevölkerung die absolute Kompromisslosigkeit Aung San Suu Kyis gerade in der ‚rein politischen Abgrenzung gegenüber der Militärdiktatur’ nie mitgetragen habe. Wir konnten im Laufe der Gespräche mit Vertretern von Wirtschaft, NGOs, der Presse wie auch burmesischen GesprächspartnerInnen, die nicht direkt im touristischen Kontakt stehen, keine Hinweise für eine Unterstützung des gegenwärtigen Tourismusboykotts in der burmesischen Bevölkerung finden. Allerdings sind weiterhin große Teile des Landes praktisch für den Tourismus gesperrt.44 In einigen dieser Gebiete gibt es andauernde, gewalttätige Auseinande rsetzungen zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Da diese Landesteile von internationa- 40 Thaung Htun u.a. im persönlichen Gespräch. 41 National League for Democracy 42 Patrick Wieland (MSF-CH) 43 Ma Thengi im Gespräch mit Christian Baumgartner 44 Khin Maung Latt ( Directorate of H & T): Das Tourismusministerium begründet diese Sperren damit, dass Touristen aus Sicherheitsgründen von bestimmten Gebieten ferngehalten würden. In Kooperation mit dem Waldministerium können vom Tourismusministerium jedoch Sondergenehmigungen vergeben werden. Als zweites Argument führt er an, der Vize-Minister „does not want to spoil those regions“. 36 len NGOs kaum betreut werden und sich die lokalen Journalisten nur sehr selten dort aufhalten, ist eine direkte Beurteilung der Einstellungen dieser Bevölkerungsteile nicht möglich. 4.9 Ziele eines Boykotts und seine Erfolgschancen in Burma/Myanmar? Ein Vergleich mit dem oft zitierten ‚Fall Südafrika’. Die internationalen Boykott-Aufrufe zeigen Erfolge, wenn man auf die Liste der Konzerne blickt, die sich bereits wieder aus Burma/Myanmar zurückgezogen haben (siehe auch Kap. 4.1.). Allerdings dürften nach Aussagen des aktiven Exilburmesen Thaung Htun die Ursachen dafür weniger in den Boykott-Aufrufen zu suchen sein, als in der „Unmöglichkeit, in Burma vernünftig zu wirtschaften“. Geschlossene Verträge und Vereinbarungen verlieren mit neuen Zuständigen von einen Tag auf den anderen sämtliche Verbindlichkeit. Der US-amerikanische Sanktionen-Forscher David Cortright nennt fünf allgemeine Bedingungen für den Erfolg von Sanktionen45: • Die Sanktionen müssen dem Zielland Kosten verursachen, die mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen. • Der wichtigste boykottierende Staat muss wirtschaftlich mindestens um das zehnfache stärker sein als der boykottierte Staat. • Der Zielstaat muss mehr als 25 Prozent seines Außenhandels mit dem oder den Staaten abwickeln, die die Sanktionen verhängen. • Sanktionen müssen schnell, umfassend und mit der vollen Kooperation aller Handelspartner verhängt werden, die eventuell die Boykottmaßnahmen umgehen könnten. • Entstehende Kosten für den oder die sanktionierenden Staaten müssen niedrig sein. Da der politische Boykott nicht von der gesamten Staatengemeinschaft mitgetragen wird (Myanmar ist Mitglied der ASEAN), wird bei einem weiteren westlichen Boykott von vielen eine politische Annäherung Burmas/Myanmars an China befürchtet. Dies könnte zu einer „Achse der Generäle“ führen, die einer Entwaffnung des Militärs sowie einer Demokratisierung des Landes nicht unbedingt hilfreich wäre. Bereits jetzt ist der wirtschaftliche Einfluss Chinas beträchtlich. Mit der internationalen Isolierung Burmas/Myanmars wurden auch die Verhandlungen mit IMF und Weltbank auf Eis gelegt. Die Militärführung ist daher auf Finanzmittel befreundeter Länder angewiesen. Besonders China soll hier, verschiedenen Informationen unserer Gesprächspartner folgend, besonders aktiv sein. Einige sind der Meinung, dass ein strikter westlicher Wirtschaftsboykott in erster Linie China nützen würde, da den chinesischen Kapitalgebern einerseits gute Renditen versprochen und andererseits weitere „Zusagen“ gemacht würden.46 45 Martin H. Petrich: Burmesische Farbenlehre, oder: Wem hilft der Tourismus? In: Südostasien, 1/2002 46 Aung Naing (EPG Travel): “Ein Boykott würde nur China helfen … würde Myanmar dann wirtschaftlich ganz übernehmen“ Dr. Khin Tar Tar (MSI): „Die finanzkräftig Investoren sind im Moment die Chinesen“ Captain Jerzy W. Wilk (Uniteam/Hotel Savoy): „Durch den Boykott ist es auch zu einem Stopp der Mittel von IMF und Weltbank gekommen. Jetzt finanziert sich der Staat eben mit chinesischen Geldern ... zusätzlich zu den Finanzierungsvereinbarungen mit den Chinesen kommt es aber auch zu Vereinbarungen und Abkommen, die eigentlich nicht gewollt sind ... oft sind solche „Zusatzabkommen“ auch nicht schriftlich. 37 Auch der intendierte Tourismusboykott wird nicht weltweit getragen: derzeit investieren vor allem asiatische Hotels in Burma/Myanmar – das sind keine internationalen Ketten, auf die leicht Druck ausgeübt werden kann, vielmehr kurbeln sie den Tourismus im Land indessen an. Da auch das Hauptklientel des burmesischen Tourismus vor allem im asiatischen Raum zu finden ist, verliert ein ausschließlich ‚europäischer Boykott’ seine Effektivität. Ein Wirtschaftsboykott muss ein Land an einer wichtigen Stelle treffen, um erfolgreich zu sein. Tourismus nimmt in Burma/Myanmar einen zu geringen wirtschaftlichen Stellenwert ein, um bei einer Boykottierung empfindliche Schäden an der Volkswirtschaft zu hinterlassen. Das Land hat beträchtliche Rohstoffvorkommen und könnte wirtschaftlich eine Isolation auch auf weitere Jahre hin durchstehen. Die Militärdiktatur erwirtschaftet derzeit ihre hauptsächlichen Einnahmen nicht aus dem Tourismussektor, sondern mit Teak-Holz-Handel, Jade und anderen Edelsteinvorkommen. Hülsenfrüchte, Reis, sowie Erdgas, Shrimps-Züchtungen und Drogenhandel zählen zu den weiteren Einnahmequellen. Von einem Tourismus-Boykott betroffen wären vor allem die im Tourismus Angestellten und derjenige Teil der Bevölkerung, der sekundär von den Ausgaben der Reisenden lebt. Der in zahlreichen Gesprächen entstandene und bestätigte Eindruck der VerfasserInnen ist es, dass in den Jahren 1989/90 eine tatsächliche Aufbruchsstimmung in der Bevölkerung vorhanden war, dass an Reformen und Änderungen geglaubt wurde. Vielleicht wäre es auch mithilfe eines großen und wirksamen internationalen Boykotts zu einer Revolution der Bevölkerung gekommen. Heute ist der Bevölkerung durch die jahrelange Pattsituation der Glaube an (rasche) Veränderung weitestgehend abhanden gekommen. Wie bei jeder militärisch gestützten Diktatur muss davon ausgegangen werden, dass die Hoffnungen auf Veränderungen zermürbt werden, die Arrangements mit dem Bestehenden zunehmen und eine demokratische Veränderung eher durch äußere Initiativen denn durch innere Opposition herbeigeführt werden kann. Die Befriedigung der eigenen primären materiellen Bedürfnisse ist den meisten näher als politischer Fortschritt. Auf einen Boykott würde heute auch nach der Meinung kritischer NGOs und burmesischer Exilpolitiker47 eher mit einer flexiblen Strategieänderung zur Bedürfnisb efriedigung reagiert werden, als mit wachsender Unzufriedenheit, die sich in größeren politischen Druck seitens der Bevölkerung entlädt. Die Bevölkerung leidet andererseits durchaus an Mangel. So konstatiert die deutsche Bundestagsabgeordnete Angelika Köstern-Loßack in einem Interview nach einer offiziellen Burmareise 2002: „Wir waren über die Informationen, die wir von Geschäftsträgern der Vereinten Nationen vor Ort über die Lage der Bevölkerung bekommen haben, sehr bestürzt. Es ist schon klar, dass ein Land, das weitgehend noch auf Subsistenzwirtschaft aufgebaut ist, nicht einer Hungersnot im üblichen Sinne ausgesetzt ist. Es wurden aber doch ein Mangel und eine Fehlernährung konstatiert, die insbesondere die Kleinkinder betrifft.“ [KÖSTER-LOßACK, Angelika (MdB, Bündnis 90/Die Grünen): Das Sanktionsregime hat ausgedient. Interview durch Ulrike Bey, Burma-Initiative Asienhaus. www.asienhaus.org/index-2.htm] Es ist zu sehen, dass mehrere der von David Cortright fomulierten Erfolgsfaktoren für Boykottmaßnahmen im Falle Burmas/Myanmars nicht oder wahrscheinlich nicht vorhanden sind. Ein Boykott würde daher voraussichtlich nicht – oder zumindest nicht rasch – den gewünschten politischen Effekt zeigen, sondern hauptsächlich am Rücken der Bevölkerung aus- 47 Christine Plüss, akte, David Arnott, Burma Library, Thaung Htun im Gespräch mit Christian Baumgartner. 38 getragen werden.48 Köster-Loßack beantwortet die Frage nach dem weiteren Vorgehen wie folgt: „Insgesamt glaube ich, dass, wenn man wirklich für das Land eine Öffnung erreicht in Bezug auf eine größere Zusammenarbeit im Bereich Gesundheitsvorsorge und Bildung, im Bereich Zusammenarbeit mit Stiftungen mit der Zivilgesellschaft dort, soweit sie vorhanden ist, auch der Demokratisierungsprozess simultan bessere Chancen hat, sich zu entwickeln, als das bisher der Fall war. Dieser Stillstand, der jetzt für lange Jahre gegeben war, muss dringend zu Gunsten der Bevölkerung und der nachwachsenden Generation überwunden werden, auch zu Gunsten des Entwicklungspotentials, das das Land hat. [...] Es geht auch um die Gewährleistung von Stipendien z.B. für Studierende. Das A und O ist, dass die jungen Leute eine Ausbildung bekommen. “ [Köster-Loßack, Angelika (MdB, Bündnis 90/Die Grünen): Das Sanktionsregime hat ausgedient. Interview durch Ulrike Bey, Burma-Initiative Asienhaus. www.asienhaus.org/index-2.htm] Im Zusammenhang mit der Boykott-Kampagne wird von den BefürworterInnen wiederholt auf das Beispiel von Südafrika hingewiesen. Hier haben schließlich die internationalen wirtschaftlichen Sanktionen zu einer Isolierung und zu einem Zusammenbruch des ApartheidRegimes geführt. Ein Tourismusboykott in dieser großen Gesamtstrategie wurde immer wieder in Zusammenhang mit einer Solidarisierung mit dem Großteil der Bevölkerung gleichgesetzt: Weiße EuropäerInnen sollten nicht an jene Strände und in jene Hotels fahren, die „white only“ waren. Vielmehr sollten sie über Besuche von Projekten und Solidaritätsgemeinden in den schwarzen Townships die Anti-Apartheit-Bewegungen stützen. Im Falle Südafrikas wurde also auch nicht der gesamte Tourismus boykottiert, sondern Tourismus gezielt als Mittel zur Solidaritätsbekundung eingesetzt. 4.10 Fazit Fassen wir die Argumente pro und contra für eine Tourismus nach Burma/Myanmar zusammen, so können wir folgendes festhalten. Argumente gegen einen Tourismus nach Burma: 1. Burma/Myanmar ist ein Land, das derzeit unter einer Militärdiktatur leidet und das mit einem „Golden Myanmar-Tourismus“ eine Verschleierungstaktik gegenüber den wahren Zustände im Land führt (Zwangsarbeit, Kinderarbeit, systematische Einschüchterung und Vertreibungen, Absiedelungen der Bevölkerung, Frauen- und Mädchenhandel, Unterdrückung, keine freie Meinungsäußerung, kein freier Handel, kein freie Bewegungsmöglichkeit für die Bevölkerung u.a.m.). Ein Tourismus, der diese Situation in seinen Angeboten nicht kritisch reflektiert, fördert ungewollt diese Politik. 2. Da teilweise Tourismusangebote durch Zwangsarbeit vorbereitet wurden (Infrastruktur, Bautätigkeit, Landschaftsreinigung etc.), sind Tourismusangebote auch mit 48 Auch nähere historische Boykott-Maßnahmen wie die gegen Jugoslawien/Serbien und die gegen den Irak mit den aktuellen, tragischen Entwicklungen lassen grundsätzlich die Frage nach den Erfolgschancen von Boykott offen. 39 Zwangsarbeit verknüpft. Ein Tourismus, der das unhinterfragt akzeptiert, heißt diese Wirtschaftsweise für gut. 3. 12 % der Einnahmen aus privaten Tourismusunternehmen gehen direkt an die Militärdiktatur, bei staatlichen Hotels und Einrichtungen sind es 100 %. Die verdeckten Beteiligungen sind derzeit unklar. Es ist nicht ersichtlich, in welchem Ausmaß Mitglieder des Militärs im Tourismusgeschäft involviert sind bzw. in welchem Ausmaß private bzw. Community-Gruppen sich im Tourismus mit der Militärdiktatur ‚arrangieren’. Tourismus finanziert damit zum Teil diese Militärdiktatur. 4. Die politische Opposition in Burma (NLD) und im Exil (NCUB), allen voran die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, plädieren für einen generellen wirtschaftlichen Boykott des Landes, um Druck auf die Militärdiktatur auszuüben. Unterstützt wird diese Linie von diversen europäischen NGOs und NGOs in den USA. Tourismus ist in diesem Boykott inkludiert, ein Tourismus-Boykott wäre eine politisches Zeichen der Unterstützung für eine demokratische Bewegung für Burma/Myanmar. Argumente für einen Tourismus nach Burma/Myanmar: 1. Nicht alle BurmesInnen teilen die Meinung mit Aung San Suu Kyi. Viele wünschen sich mehr TouristInnen in Burma, denn sie profitieren von dieser kleinen Teil-Öffnung des Landes (sei es als Angestellte im Tourismus, als Nutznießer, als Einkommensquelle). Tourismus schafft alternative Einkommensquellen. 2. Die Arbeit in einem Tourismussektor, der mit internationalen PartnerInnen zusammenarbeitet, verschafft - auch für Frauen - Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, sowie Anschluss an einen internationalen Diskurs (Englisch, Internet, Zeitschriften, direkte Kontakte mit Reisenden. Durch Tourismus erhalten auch oppositionelle Kulturschaffende mehr Aufmerksamkeit, der sie schützt und sie finden finanzielle Unterstützung. In diesem Sinne verhilft Tourismus zu Einkommen, Bildung und öffentlicher Aufmerksamkeit. 3. Besonnene und informierte TouristInnen können helfen, dass Ungerechtigkeiten wahrgenommen werden. Auch wenn nicht jedes Unrecht verhindert werden kann, so kann doch über Öffentlichkeit und Nachfrage eine andere Wirtschaftsweise gefördert werden. Fairer Tourismus kann eine Unterstützung für die Demokratisierungsbemühungen in Burma/Myanmar sein. 4. Ein Tourismusboykott, der von den größten Quellländern unterwandert wird, bleibt ohne Effekt. Ein auf Europa zentrierter Boykott ist in Burma/Myanmar politisch wirkungslos und ist in seiner politischen Wirkung auf Europa konzentriert. Kritisch-reflektierter Tourismus kann zu einem Lernfeld für politisch wache Reisende werden. 40 5. Was wäre wenn? Wie stehen die Chancen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung in Burma/Myanmar? Was wäre, wenn es in absehbarer Zeit für Burma/Myanmar reelle Chancen für eine Tourismusentwicklung gäbe, ‚nach dem Ende der Militärdiktatur’, wie es viele wünschen? Was wäre, wenn Tourismusunternehmen und Reiseveranstalter sich für ein nachhaltiges Engagement in Burma/Myanmar entschließen, und über ihr geschäftliches Interesse hinaus zu einer tatsächlichen Öffnung im Land beitragen wollen? Im Rahmen der ebenso kurzen wie kurzfristigen Beschäftigung mit dem Tourismus in Burma ist weder eine umfassende Nachhaltigkeitsevaluation des Tourismus noch eine ausreichende Evaluation der Reiseangebote eines einzelnen Veranstalters möglich. Dazu müsste mindestens eine teilnehmende Beobachtung im Rahmen einer Reisegruppe gegeben sein49. Die nachfolgenden Subkapitel können also höchstens Hinweise auf Verbesserungspotentiale bieten und stellen weder eine Nachhaltigkeitsevaluation noch eine abschließende Bewertung dar. Sie behandeln jedoch diese Aspekte vor dem Hintergrund, dass es Argumente gibt, sich für einen Tourismus nach Burma/Myanmar zu engagieren. Vorausschickend möchten wir feststellen, dass die Art und Weise, wie derzeit Tourismusangebote nach Burma/Myanmar gestaltet sind, in vielen Punkten nicht den Kriterien eines Nachhaltigen Tourismus entsprechen. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es deshalb genug. 5.1 Ökologie Aufgrund des – in Relation zur Größe des Landes – noch nicht sehr großen Tourismusaufkommens, hält sich die durch den Reiseverkehr verursachte Belastung und Zerstörung der ökologischen Umwelt in Grenzen. Die schwerwiegendsten ökologischen Probleme Burmas/Myanmars verursachen im Moment die Entwaldung sowie die Verschmutzungen, vor allem durch den Bergbau. Im Zuge der Diskussionen in Burma/Myanmar konnte festgestellt werden, dass eine Sensibilisierung für die ökologischen Aspekte des Tourismus vor allem in den Bereichen der Politik wie auch in großen Teilen der Tourismuswirtschaft nicht vorhanden ist. Ebenfalls gibt es kaum NGOs, die sich mit Umweltschutz beschäftigen. Vielfach wird der Schutz und die Erhaltung der natürlichen Umwelt mit Ökotourismus gleichgesetzt, ohne dabei über die Bedeutung und Ansprüche eines ökologischen Tourismus Bescheid zu wissen. Im Tourismusministerium will man zwar erkannt haben, dass mit dem Tourismus ökologische Risiken einhergehen. Allerdings erwartet man, außer jetzt schon beim Bus-Tourismus, bei langsamen Tourismuswachstum kaum negative Auswirkungen. Der Vize-Minister spricht davon, dass es im ganzen Land Ökotourismus-Destinationen geben sollte und Ökotourismus sehr wichtig sei50. Grundsätzlich werden aber Begrifflichkeiten wie Ökotourismus, Kulturto urismus und commmunity-based Tourismus austauschbar und ohne inhaltliche Vorstellungen verwendet. 49 Vgl. dazu BAUMGARTNER, Christian, LEUTHOLD, Margit (2003): Reisen mit dem Wüstenschiff. Evalu tion der Nachhaltigkeit von Wüstenreisen am Beispiel des Schweizer Veranstalters Desert Team. 50 a- Zu diesem Thema gab es nach Angaben des Vize-Ministers auch schon Treffen mit UNESCO und UNDP. 41 Unabhängige Fachleute sprechen der Regierung jeglichen Anspruch ab, eine konsequente Tourismusstrategie zu verfolgen. Vor allem rechtliche Steuerungsinstrumente wie beispielsweise Konzepte in Hinblick auf eine Nachhaltige Entwicklung scheinen völlig zu fehlen.51 Dies trifft in gleichem Maße auf die Vertreter der Exilregierung zu, die bislang keinerlei touristische Konzepte für die Zeit nach dem Regierungswechsel erarbeitet haben. In ersten Gesprächen wurde der Notwendigkeit nachhaltiger Tourismuskonzepte v.a. für den zu erwartenden (weiteren) Boom des Tourismus nach dem Ende des Militärregimes Ausdruck verliehen.52 5.2 Ökonomie Die lokale Wertschöpfung ist in hohem Maß gegeben. Viele Hotels beschäftigen eigene Einkäufer, die für den Einkauf auf lokalen Märkten verantwortlich sind. Neben einem Großteil der Lebensmittel werden auch Kunsthandwerk, Einrichtungsgegenstände und Baumaterial überwiegend lokal beschafft. Dass es dadurch zu Preissteigerungen kommt, kann zum Teil mit der gestiegenen Qualität einzelner Produkte und mit der Steigerung der Nachfrage erklärt werden. Einige Produkte, wie Mehl und Milchprodukte, sind nicht ausreichend oder in der erforderlichen Qualität vorhanden und werden importiert. In diesem Punkt sind die Experten der Tourismusindustrie optimistisch, dass mit der steigenden Nachfrage die Anreize im Land steigen, diese Produkte lokal zur Verfügung zu stellen. Bei der Einkaufspolitik mancher Hotels (z.B. dem Kadawgyi Palace in Rangun) wären aber noch deutliche Verbesserungen zu erzielen, wenn verstärkt auf lokale – durchaus verfügbare – Produkte zurückgegriffen würde. Angestellte im Tourismusbereich sind weitestgehend – bis auf das obere Management – lokale Arbeitskräfte. Die Entlohnung und Sozialleistungen für die im Tourismus Angestellten sind meist deutlich höher als in anderen Branchen bzw. als das landesübliche Niveau. In vielen Bereichen profitieren weite Bevölkerungskreise über die direkt Angestellten hinaus. Die Meinungen der GesprächspartnerInnen, in welchem Ausmaß die lokale Bevölkerung direkt vom Tourismus profitiert, gehen sehr stark auseinander. Während ein Großteil den Tourismus als äußerst wichtige Einkommensquelle für die BurmesInnen ansieht53, betrac hten manche den finanziellen Beitrag, den der Tourismus für die lokale Bevölkerung abwirft, eher skeptisch54. Viele betrachten den Tourismus als treibende Kraft für die Ankurbelung der Wir tschaft, eine Belebung der betroffenen Regionen und eine langsame Öffnung des ganzen Landes.55 Sie sprechen dabei von der Verbesserung der Lebensstandards der Menschen in To urismusgebieten, von neuen Ausbildungsmöglichkeiten, von Impulsen für andere Branchen und von langsamen Verbesserungen im Bereich der Medienfreiheit. 51 Kimberly Fielding (Myanmar Times): “Es gibt keine geplante Tourismusentwicklung ... keine Konzepte von Seiten der Regierung ... Haben keine Ahnung was Ökotourismus bedeutet!“ 52 Christian Baumgartner (2003): Gespräche mit Menschenrechtskommissions-Sitzungen in Genf. Than Thun u.a. im Rahmen der UN- 53 Captain Jerzy W. Wilk ( Uniteam/Hotel Savoy), Dr. Khin Tar Tar (MSI), Kimberly Fielding (Myanmar Times), Renate Schlemmer (The Palm Beach Resort), Sally Baughen (The Strand) 54 Patrick Wieland (MSF-CH) 55 Brett Melzer (Balloons over Bagan), Captain Jerzy W. Wilk (Uniteam/Hotel Savoy), Dr. Khin Tar Tar (MSI), Dominic Müller (Hotel Savoy), Patrick Wieland (MSF-CH), U Sonny Nyunt Thein (GMT/Delta Queen), Dr. Nay Win Maung (Livingcolour) 42 5.3 Sozio-Kultur In den Bewerbungen der Destination Burma/Myanmar kommt es in Europa oftmals zur Bedienung von Klischees z. B. durch die Ankündigung von ‚Reisen in die Ursprünglichkeit Asiens’. Das Bild von einem „grün-goldenen Land“ wird differenzierten Informationen über Land und Leute vorgezogen, über die Hintergründe dieses Landes und der internationalen Diskussion zu diesem Land wird wenig mitgeteilt. Eine Abwägung der Vor- und Nachteile des Tourismus nach Burma/Myanmar wird kaum vorgenommen. Reisende können sich in Deutschland und Österreich derzeit (neben den Reiseführern und Informationen aus dem Internet) vor allem über Tourismusbörsen, Diavorträge56 und offizielle Tourismusprospekte zum Land informieren. In Wien bewarben mehrere u.a. von Lauda Air und TaiPan gesponserte Dia-Vorträge von dem steirischen Fotografen Clemes Walzl das Land. Mit „faszinierenden Bildern“ über Religion, Landwirtschaft und Landschaft werden dabei Reisende darauf vorbereitet, in ein Land reisen zu können, in dem „auch durch die Militärdiktatur die Zeit stehen geblieben ist und damit die Ursprünglichkeit Asiens bewahrt blieb“ (so der Fotograf Clemens Walzl während seiner Präsentation am 04. Februar 2003 vor ca. 350 Menschen im AudiMax der Universität Wien). Eine nur annähernd reflektierte Auseinandersetzung mit dem Land findet nicht statt – viel mehr werden scherzhaft Märchen über das Land erzählt: So stamme der Name Burma von den „eigentlichen österreichischen (steirischen) Entdeckern, die feststellten, dass „Buam a“ dort seien. Eine Aufklärung, warum Burma/Myanmar zwei Namen hat, findet ebenso nicht statt wie einige Informationen zur gegenwärtigen politischen Lage im Land. Möglichkeiten wären anhand der Reiseroute und Bilder zur Genüge vorhanden gewesen – die fehlenden Fotos einer Zugreise, die über eine Brücke führte, die vom Militär mit Fotoverbot belegt wurde, wurden mit dem Hinweis auf gestrenge „Aufpasser“ übergangen, der Besuch eines für Tourist -Innen frei gegebenen Einblicks in das Haus einer vertriebenen Familie – unter anderem mit österreichischen Bezügen – wurde als ‚Highlight’ der Reise präsentiert, als ein Einblick, ‚als ob die BewohnerInnen jederzeit wiederkommen könnten’. Eine Reflexion über die Hintergründe der Vertreibung, dass die BewohnerInnen sicher nicht mehr wiederkommen können, findet nicht statt. Die Art der Darstellung kann als Vorbild dafür genommen werden, wie Reisende eine Panoramareise unternehmen können und das Land als Kulisse für schöne Bilder missbraucht werden kann. Das Angebot einer speziellen Fotoshooting-Reise am Ende des Vortrags im Februar war dann auch die logische Konsequenz dieser oberflächlichen Darstellung. Wie wenig hier die Möglichkeiten detaillierter Information ausgeschöpft worden ist, wurde mit einem Blick auf die angebotene Literaturliste deutlich – gerade einmal fünf Literaturhinweise (vor allem auf Bildbände) erfolgten. Ebenso hat der Reiseanbieter in seinen Unterlagen, die alle KundInnen vor der Reise erhalten, darauf verzichtet, Informationen über kritische Reiseführer weiterzugeben – derer gibt es genug. Selbst wenn nicht unbedingt Fach- und Reiseliteratur angegeben werden sollte, so wären auch einige Literaturtipps zur Geschichte des Landes empfehlenswert. Auch Belletristik spricht inzwischen weite Kreise an, und ermöglicht es, sich einem Land auf anderer Ebene anzunähern. Selbst das staatliche „Myanmar Magazin“ (2003, S.31) hatte hier mehr Literaturtipps aufzuweisen. Der Reiseveranstalter TaiPan stellt seinen Wiederverkäufern, den Reisebüros, umfangreiche Hintergrundinformation zu Burma/Myanmar zusammen, damit diese ihre KundInnen informieren können. Fraglich bleibt bei dieser Informationsmöglichkeit ob die Reisebüro56 Alleine in Wien waren im Zeitraum von ma/Myanmar angekündigt. Jänner bis Mai 2003 mehr als 5 verschiedene Diavorträge über Bu r- 43 Angestellten genug zeitliche und persönliche Kapazitäten besitzen, um sich und in Folge ihre KundInnen kompetent, umfangreich UND kritisch über ein einzelnes Land im weiten Spektrum ihres Angebots informieren zu können. Burma wird in diesem Zusammenhang zu einem Präzedenzfall: Wie viel oder wie wenig sollten Reisende vorher über die Verhältnisse in den Destinationen wissen? Ist „Reisen immer o.k.“, auch wenn es in Länder mit Diktaturen, Militärdiktaturen, unsicheren politischen Verhältnissen geht? Können Reisende tatsächlich entwicklungspolitische Interessen wie Armutsbekämpfung, Zugang zu Information, Gleichstellung der Geschlechter, u.a. in diesen Ländern stärken – und, wenn ja, welche Informationen brauchen sie, um nicht mit einem all-inclusiveTourismus das Regime zu stützen oder gar mit ihrem Verhalten die Bevölkerung in Gefahr zu bringen? Zum Auftritt auf der Internationalen Tourismusbörse ITB 2003 in Berlin präsentiert sich die offizielle Botschaft der Union von Myanmar Berlin mit einem deutschsprachigen Reisemagazin „Myanmar Magazin 2003“. In der Präsentation finden sich schon auf den ersten drei Seiten Charakterisierungen des Landes, die sprachlich allesamt der Märchen- und Sagenwelt entnommen sind: „Goldenes Land“, die „Magie der Shwedagon Pagode“, „Amphibische Märchenwelten“, „Die ehemalige Königsresidenz Mandalay glänzt ...“ (Titelseite), „Traumschiff“, „eine Welt, die von der Zeit fast vergessen schein“ (S.2), „Zauber“ eines „geheimnisvollen Flusses“ (S.3), „scheinbar unberührte Gegenden“ (S.2), „sagenumwobene Mount Popa“ (S.2), „Schatzkammer“ (S.3), „in den Bann ziehen“ (S.2), „leuchtende Pagoden“, „goldene Ähren“ (S.3) – diese Liste ließe sich mit jeder Seite verlängern: „die Kunst der Verführung“ (S.4), „im tiefen Bann der Pagode“ (S.5), ... Religion, Kultur, Tradition werden am touristischen Markt feilgeboten, die interessierten Reisenden vor allem auf der Ebene der Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, der Neugierde für das Geheimnisvolle und „Glitzernde“ angesprochen. Es scheint, als würde dem Reisenden von einer „guten Fee“ der Einblick in eine Schatzkammer gewährt. Tatsächlich wird eher wird der touristische Eroberer angesprochen: Burma wird als „die letzte Bastion in Asien“ (S.3) angepriesen, die TouristInnen nun entdecken können: Natürlichkeit von Natur (Ökotourismus) und Menschen („herzliche Gastfreundschaft“) bieten zu „mäßigen Preisen für Essen und Unterkunft“ alles, was des Besuchers Herz begehrt. Nach einer Woche „Kulturreise“ zum Kennenlernen von Volksgruppen, Religion und kulturellen Manifestationen wird zusätzlich eine Woche im thailändischen Phuket am Strand angepriesen. Dies legt den Verdacht nahe, dass über das aktuelle Angebot ein unreflektierter und oberflächlicher Tourismus gefördert wird, in dem Menschen, Religion und Kultur zur Ware und zur Kulisse für Träumereien vermarktet werden. Dass sich aus diesem ökonomischen Interesse heraus das Militärregime kompromissbereit zeigt, ist den Reisetipps zu entnehmen – hier wird zum Thema „Sicherheit“ das eigene Regime gerechtfertigt, nicht ohne auf die fehlende Demokratie hinzuweisen: „Dass es sich bei der Staatsform Myanmars nicht um eine Demokratie westlicher Ausprägung handelt, wird jedem Besucher geläufig sein. Die regierende Militär-Junta hat jedoch Gesprächsbereitschaft signalisiert und den Hausarrest der Friedensnobelpreisträgerin Aung Aan Suu Kyi aufgehoben, so dass es mehrere Anzeichen der Entspannung gibt. Ausländer schätzen Myanmar angesichts der jüngsten, weltpolitischen Entwicklung als ein ausgesprochen sicheres Reiseland.“ (S.31) Bei der hier vorgetragenen Argumentation ist von Interesse, dass sie sich einerseits an die des chinesischen Regimes anlehnt und auf ein anderes Kultur- und damit Politikverständnis verweist (also die Demokratie als eine Staatsform ‚westlicher’ Ausprägung hinstellt). Zum anderen wird die aktuelle Junta als gesprächsbereit vorgestellt (ohne zu benennen, wem gegen44 über). Fast zynisch wirkt der letzte Hinweis – das von dem Militärregime gewalttätig vereinte Myanmar erscheine gegenüber den Geschehen im Rest der Welt als „sicheres Reiseland“. Zur sozialen und kulturellen Situation ist bereits in den Kapiteln vorher einiges gesagt worden – deutlich sichtbar ist jedenfalls die für ein sozialromantisches Auge „schön anzusehende“ Armut der Bevölkerungsmehrheit. Während der Reise konnten zu einigen Gelegenheiten auch Beobachtungen gemacht werden, die darauf hinweisen, dass Tourismus in Burma immer auch von der Geheimpolizei beobachtet wird und unbedachte Reisende durch ihre Wünsche die Bevölkerung (TaxifahrerInnen, Guides, HändlerInnen) in Gefahr bringen können. So kann die Taxifahrt zu einem bekannten oppositionellen Puppentheater für die Reisenden vielleicht zu einem vergnüglichen Abend führen, der Taxifahrer begibt sich dadurch in die Gefahr, von der Geheimpolizei zumindest einem peinlichen Verhör ausgesetzt zu werden. Ein Reiseanbieter hat es sich deshalb zur Gewohnheit gemacht, Gruppen durch Riksha-Fahrer zum gewünschten Ort bringen zu lassen, denn 15 Riksha-Fahrer werden nicht so schnell verhaftet wie ein einzelner Taxifahrer.57 Es fehlen sicherlich Informationen über eine allgemeine Vorbereitung für das Verhalten und die Achtsamkeit, sich in einem, von einer Diktatur beherrschtem Land, zu bewegen – dieses Wissen haben Reisende aus europäischen Staaten nicht: Sie können nur bedingt zwischen den Zeilen hören und lesen, sie werden nicht direkt wahrnehmen, wann sie eventuell ihren freundlichen und zuvorkommenden Guide oder Taxifahrer in Gefahr bringen könnten, sobald sie „frei“ ihre Wünsche äußern und „ohne Rücksicht“ erfüllt haben möchten. Asienreisende berichten immer wieder, dass sie fast nie ein offenes „Nein“ von ihren GastgeberInnen hören. Können EuropäerInnen vor diesem kulturellen Kontext überhaupt die Botschaften verstehen, die auf eine mögliche Gefahr hinweisen? Selbstverständlich laufen TouristInnen kaum in Gefahr verhaftet zu werden. Aber machen sie sich Gedanken, was mit ihren BegleiterInnen geschieht, die im Land bleiben, wenn sie sie vorher durch verbotene Gebiete geführt haben? Die Verantwortung für Informationen über ein ‚schwieriges Reiseland’, die über das rein sachgerechte und unbedingt notwendige Niveau hinausgehen, bleibt beim Reiseveranstalter und seinen (nicht burmesischen!!) ReiseleiterInnen vor Ort und kann weder auf die Reisenden noch die Reisebüros und schon gar nicht auf die burmesischen BegleiterInnen übertragen werden. 5.4 Institutionelle Rahmenbedingungen Über institutionelle Rahmenbedingungen (Strategien, Gesetze, Förderungen, Partizipationsmöglichkeiten, etc.) die einen Nachhaltigen Tourismus in Burma stützen könnten, können wir derzeit keine gesicherten Aussagen machen. Dazu müssten die vorhandenen offiziellen Unterlagen (insbesondere die der privaten Tourismusanbieter und jener, die mit ausländischen Unternehmen kooperieren), nochmals eingehender studiert werden. Wichtige Faktoren für eine institutionelle Absicherung sind dabei: • Achten der regionalen vernetzten Strukturen 57 So erfahren im Gespräch mit dem Asienexperten Martin H. Petrich, der u.a. für Arbeit& Leben München eine Studienreise nach Burma/Myanmar organisiert und durchgeführt hat. 45 • Private Investoren und Kooperationen mit Vertretungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen • Partizipation als grundsätzliches Element der Zusammenarbeit • Sicherung von Aus- und Weiterbildungen der MitarbeiterInnen 5.5 Fazit Burma/Myanmar hätte gute Grundlagen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung. Derzeit ist noch kein Massentourismus etabliert, der negative Auswirkungen auf Ökologie, regionale ökonomische Vermarktungsketten bzw. auf sozio-kulturelle Wertschöpfung hätte. Burma/Myanmar hat jedoch zur gleichen Zeit schlechte Ausgangsbedingungen, die aufgrund der Militärdiktatur geschaffen wurden: Die kommerzielle Ausbeutung von Holz- und Bodenschätzen greift tiefgehend in Landschaft und Landnutzung ein, die Ökonomie findet weder unter freien noch unter gerechten Marktbedingungen statt, die sozialen und kulturellen Besonderheiten von den unterschiedlichen Volksgruppen werden z.T. bewusst zerstört bzw. ausgebeutet. Eine nachhaltige Tourismusentwicklung für Burma/Myanmar braucht deshalb eine unabhängige Tourismusstrategie unter Einbindung der Bevölkerung, einen grundlegenden Aufbau von regionalen Vermarktungsketten in den ökonomischen Kreislauf sowie eine informative Vorbereitung der Reisenden für einen bewussten und interessierten Burma/Myanmar-Tourismus. Wichtige Faktoren für eine institutionelle Absicherung sind dabei: • Achten der regionalen vernetzten Strukturen • Private Investoren und Kooperationen mit Vertretungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen • Partizipation als grundsätzliches Element der Zusammenarbeit • Sicherung von Aus- und Weiterbildungen der MitarbeiterInnen 46 6. Fazit und Empfehlungen „Tourism should not be the main foreign currency earner.“ Aung San Suu Kyi, 2002 6.1 Ein Plädoyer für das Land und seine Menschen – Tourismus gegen die Militärdiktatur? „Einfach so“ nach Burma/Myanmar zu reisen, erscheint angesichts der allgemeinen Rahmenbedingungen als nicht möglich. Burma/Myanmar als ein ‚Gusto-Stückerl’ für eine kombinierte Reise nach Asien (z.B. Thailand–Burma/Myanmar) „mitzunehmen“ erhält nach genauerem Hinsehen einen bitteren Beigeschmack: so schön kann es gar nicht sein, dass es nicht auch nachdenklich stimmen würde, durch ein Land ohne Freiheit zu reisen. Die Frage nach einem Tourismus nach Burma/Myanmar eindeutig mit ‚Ja’ zu beantworten, ist nicht möglich. Es fällt aber auch bei genauerer Beschäftigungen mit den Argumenten für einen Boykott zunehmend schwerer, in einer Kampagne und den daran anschließenden „üblichen“ Formen politischen Protestes die angemessene Hilfe für die vielen Probleme in Burma zu sehen. Die Gefahren und Chancen, die sich durch einen Tourismus in Burma/Myanmar ergeben, sind bereits angeschnitten worden. Argumente gegen einen Tourismus nach Burma: • Burma/Myanmar ist ein Land, das derzeit unter einer Militärdiktatur leidet und das mit einem „Golden Myanmar-Tourismus“ eine Verschleierungstaktik gegenüber den wahren Zustände im Land führt (Zwangsarbeit, Kinderarbeit, systematische Einschüchterung und Vertreibungen, Absiedelungen der Bevölkerung, Frauen- und Mädchenhandel, Unterdrückung, keine freie Meinungsäußerung, kein freier Handel, kein freie Bewegungsmöglichkeit für die Bevölkerung u.a.m.). Ein Tourismus, der hierauf anspricht, fördert diese Politik. • Da teilweise Tourismusangebote durch Zwangsarbeit vorbereitet wurden (Infrastruktur, Bautätigkeit, Landschaftsreinigung etc.), sind Tourismusangebote auch mit Zwangsarbeit verknüpft. Ein Tourismus, der das unhinterfragt akzeptiert, heißt diese Wirtschaftsweise für gut. • 12 % der Einnahmen aus privaten Tourismusunternehmen gehen direkt an die Militärdiktatur, bei staatlichen Hotels und Einrichtungen sind es 100 %. Die verdeckten Beteiligungen sind derzeit unklar. Es ist nicht ersichtlich, in welchem Ausmaß Mitglieder des Militärs im Tourismusgeschäft involviert sind bzw. in welchem Ausmaß private bzw. Community-Gruppen sich im Tourismus mit der Militärdiktatur ‚arrangieren’. Tourismus finanziert damit zum Teil diese Militärdiktatur. • Die politische Opposition in Burma (NLD) und im Exil (NCUB), allen voran die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, plädieren für einen generellen wirtschaftlichen Boykott des Landes, um Druck auf die Militärdiktatur auszuüben. Unterstützt wird diese Linie von diversen europäischen NGOs und NGOs in den USA. Tourismus ist in diesem Boykott inkludiert, ein Tourismus-Boykott wäre eine politisches Zeichen der Unterstützung für eine demokratische Bewegung für Burma/Myanmar. 47 Argumente für einen Tourismus nach Burma/Myanmar: • Nicht alle BurmesInnen teilen die Meinung mit Aung San Suu Kyi, wünschen sich mehr TouristInnen in Burma, denn sie profitieren von dieser kleinen Teil-Öffnung des Landes (sei es als Angestellte im Tourismus, als Nutznießer, als Einkommensquelle). Tourismus schafft alternative Einkommensquellen. • Die Arbeit in einem Tourismussektor, der mit internationalen PartnerInnen zusammenarbeitet, verschafft - auch für Frauen - Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, sowie Anschluss an einen internationalen Diskurs (Englisch, Internet, Zeitschriften, direkte Kontakte mit Reisenden. Durch Tourismus erhalten auch oppositionelle Kulturschaffende mehr Aufmerksamkeit, der sie schützt und sie finden finanzielle Unterstützung. In diesem Sinne hilft Tourismus zu Einkommen, Bildung und öffentlicher Aufmerksamkeit. • Besonnene und informierte TouristInnen können helfen, dass Ungerechtigkeiten wahrgenommen werden. Auch wenn nicht jedes Unrecht verhindert werden kann, so kann doch über Öffentlichkeit und Nachfrage eine andere Wirtschaftsweise gefördert werden. Fairer Tourismus kann eine Unterstützung für Burma/Myanmar sein. • Ein Tourismusboykott, der von den größten Quellländern unterwandert wird, bleibt ohne Effekt. Ein auf Europa zentrierter Boykott ist in Burma/Myanmar politisch wirkungslos und ist in seiner politischen Wirkung auf Europa konzentriert. Kritischreflektierter Tourismus kann zu einem Lernfeld für politisch wache Reisende werden. Wir können einen Boykott des Tourismus nicht befürworten, sehen aber in der gegenwärtigen Form des Tourismusangebots auch die Gefahr einer wenig nachhaltigen Entwicklung. Ein pauschales Tourismusangebot ‚von der Stange’, das nicht auf die besondere Situation Burmas/Myanmars eingeht, greift hier sicherlich zu kurz. Wir sind der Ansicht, dass Reiseveranstalter hier mehr Mut haben sollten, mit ihren vorhandenen Bedenken und vor allem ihrem Insider-Wissen auch offensiv umzugehen und diese für ihre Arbeit produktiv zu nutzen. TouristInnen sind vielleicht aufmerksamer, als manche annehmen. Auch wenn die Regierung versucht, die für TouristInnen zugänglichen Gebiete als völlig ‚normal’ erscheinen zu lassen, bei einem guten Teil der Reisenden bleiben doch mehr Eindrücke als nur die von goldenen Pagoden und netten Menschen hängen. Viele Burma/MyanmarUrlauber, vor allem aber die Individual-Reisenden, berichten von Beobachtungen und Gesprächen, die sie nachdenklich gestimmt haben. Diese TouristInnen erzählen zu Hause nicht nur vom beeindruckenden Kulturerbe und der exotischen Küche, sondern beispielsweise auch von der Angst der Menschen, öffentlich über die politische und wirtschaftliche Situation des Landes zu sprechen. Diese Wachsamkeit sollte für einen ‚Tourismus mit offenen Augen’ genutzt werden und nicht im Sinne des staatlichen burmesischen Tourismus mit Scheinbildern zugekleistert werden. Ein Boykott des Tourismus scheint aus mehreren Gründen kein probates Mittel zur Änderung der politischen Situation zu sein: • politisches Argument: Wie mehrere GesprächspartnerInnen argumentieren, würde ein Tourismusboykott die herrschende Militärjunta kaum unter Druck bringen. Burma/Myanmar ist offizielles Mitglied der ASEAN und kann auf die Unterstützung befreundeter Nachbarländer, allen voran China und Japan, zählen. Ein konsequenter po48 litischer und wirtschaftlicher Boykott scheint derzeit wenig Aussicht auf Erfolg zu haben. Burma/Myanmar ist nur in geringem Maße von Importen abhängig und könnte einen Wirtschaftsboykott über längere Zeit hindurch unbeeindruckt überstehen. Es müsste genauer überlegt werden, wie man tatsächlich ‚politischen’ Druck auf die Militärdiktatur ausüben kann. • wirtschaftliches Argument: Für einige GesprächspartnerInnen ist, auch wenn Tourismus derzeit nur als marginaler volkswirtschaftlicher Faktor zählt, Tourismus ein wichtiger Bestandteil zur Einkommensgenerierung und zur Bildungsmöglichkeit. Zum einen bietet der Tourismus gut bezahlte Arbeitsplätze und die Aussicht auf eine deutliche Verbesserung des Lebensstandards, zum anderen öffnet die Tourismusbranche vor allem den schlecht ausgebildeten jungen Leuten die Chance, von Ausbildungsmaßnahmen zu profitieren. Neben fachspezifischen Schulungen steht hier vor allem Fremdsprachentraining im Vordergrund. • Argument der Geldflüsse: Durch den derzeitigen Trend profitiert zunehmend die Privatwirtschaft vom Tourismus, der Einfluss staatlicher Unternehmen geht sukzessive zurück. Hier sollten die Partner im Land, mit denen Tourismusunternehmen zusammen arbeiten, ganz gezielt ausgesucht werden – nicht alle scheinbaren ‚privaten’ Interessen sind losgelöst von den herrschenden Clans und Cliquen. • Argument der Öffnung: Die Frage, ob es durch Boykott und Isolation eher als durch kritisch-konstruktives Engagement und Dialog zur Öffnung kommt, lässt sich nicht entscheiden. Im Fall Burmas/Myanmars scheint der Tourismus zu einer langsamen Öffnung des Landes beitragen zu können, wie es beispielsweise die schrittweise Freigabe des Internets für uns zeigt. Durch die direkten Anforderungen aus dem Tourismus sollen noch in diesem Jahr Breitband-Datenleitungen zur Verfügung gestellt werden. Des Weiteren soll die Eröffnung von Internet-Cafés geplant sein58. Ob und in welchem Ausmaß die neuen Medien wirklich zur Demokratisierung beitragen kann, wird allerdings auch in politikwissenschaftlichen Kreisen kontrovers diskutiert.59 • Argument der Unterstützung durch die Bevölkerung: Durch unterschiedliche Quellen ist nicht ganz eindeutig erkennbar, wie die Führerin der Oppositionspartei im Moment zur Tourismusentwicklung steht, da neben den offiziellen Erklärungen Aung San Suu Kyis in jüngster Zeit auch viele inoffiziell abgegebene Statements von ihr zitiert werden, die nicht ganz so strikt einen Tourismus ablehnen. Über die Einstellung ‚der Bevölkerung’ konnten wir abschließende keine Erhebungen machen, unsere GesprächspartnerInnen jedoch distanzierten sich von dem Tourismusboykott. Es wäre eine weitere demokratiepolitische Frage, ob hier einer repräsentativen Oppositionsmeinung oder einem (nicht eruierbaren) ‚Bevölkerungswillen’ gefolgt werden sollte. Diese Frage bleibt jedoch angesichts der Umstände in Burma/Myanmar einer europäischen ‚sophisticated debate’ vorbehalten. Aus den genannten Gründen denken wir, dass ein Boykott des Tourismus derzeit vor allem auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen werden und die Politik des Militärregimes nicht verändern würde. Die vorherrschende Situation benötigt aber unserer Einschätzung nach 58 Dominic Müller (Hotel Savoy) 59 Vgl. u.a. edupolis-Konferenz 2002, veranstaltet von DGB Bildungszentrum Hattingen, Hessische Gesellschaft für Demokratie und Ökologie (Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung), Forschungsinstitut Arbeit, Bildung, Partizipation (FIAB) und Hans Böckler Stiftung (virtuelle Konferenz 21.2 - 13.3.2002 / Präsenztagung 3.5.4.2002). 49 vor allem wirtschaftliche und humanitäre Unterstützung der Bevölkerung. Die Menschen gehen vor politischen Strategien: „The people first“. Burma/Myanmar hat gute Grundlagen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung. Derzeit ist noch kein Massentourismus etabliert, der negative Auswirkungen auf Ökologie, regionale ökonomische Vermarktungsketten bzw. auf sozio-kulturelle Wertschöpfung hätte. Burma/Myanmar hat jedoch zur gleichen Zeit schlechte Ausgangsbedingungen, die aufgrund der Militärdiktatur geschaffen wurden: Die kommerzielle Ausbeutung von Holz- und Bodenschätzen greift tiefgehend in Landschaft und Landnutzung ein, die Ökonomie findet weder unter freien noch unter gerechten Marktbedingungen statt, die sozialen und kulturellen Besonderheiten von den unterschiedlichen Volksgruppen werden z.T. bewusst zerstört bzw. ausgebeutet. Eine nachhaltige Tourismusentwicklung für Burma/Myanmar braucht deshalb eine unabhängige Tourismusstrategie unter Einbindung der Bevölkerung, einen grundlegenden Aufbau von regionalen Vermarktungsketten in den ökonomischen Kreislauf sowie eine informative Vorbereitung der Reisenden für einen bewussten und interessierten Burma/Myanmar-Tourismus. Wichtige Faktoren für eine institutionelle Absicherung sind dabei: 6.2 • Achten der regionalen vernetzten Strukturen • Private Investoren und Kooperationen mit Vertretungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen • Partizipation als grundsätzliches Element der Zusammenarbeit • Sicherung von Aus- und Weiterbildungen der MitarbeiterInnen Empfehlungen an die Reisenden Es gibt viele Gründe, sich eine Reise nach Burma/Myanmar vorzunehmen – einer ist sicherlich, dass dieses Land das größte und vor allem noch touristisch wenig erschlossene südostasiatische Land ist. Das verheißt den europäischen Reisenden, die immer auf der Suche nach authentischen Eindrücken sind, ebensolche Erfahrungen. Was aber bedeutet dieser Wunsch nach Authentizität? Hier wäre eine erste selbstkritische Überlegung angebracht, ob der Wunsch nach dem ‚wirklichen, ursprünglichen’ Leben nicht eine Selbsttäuschung ist, wenn die ‚Lebenswirklichkeit’ von den bereisten Menschen ausgeblendet wird. Wer sich für Burma interessiert, sollte sich vorher – wie bei jedem anderen Reiseziel auch, in diesem Fall aber unbedingt – vorher über die Situation in Burma/Myanmar informieren, damit vor allem nicht die Menschen in Burma/Myanmar durch den Tourismus nicht noch mehr gefährdet werden, als sie es jetzt schon sind. Sind Sie im Land, so reisen Sie mit ‚offenen Augen’ – nicht nur für die Sonnenuntergänge, Landschaften und Pagoden, sondern auch für die Menschen hinter den ‚friendly faces’ und die ernste Lage hinter dem herzlichen Lächeln. Seien Sie sich bewusst, dass Sie in einem Land reisen, das durch ein Militärdiktatur beherrscht wird. Freie Meinungsäußerungen, Freiheit in der Bewegung und öffentliche Diskussionen sind für die Bevölkerung mit hohen Gefahren und Risiken verbunden. Es muss ständig davon ausgegangen werden, dass der direkte Kontakt zu den TouristInnen unter Beobachtung steht. Wenn Sie ihre Wirtschaftskraft einsetzen, versuchen Sie so wenig wie möglich in staatliche Agenturen zu investieren, sondern konzentrieren Sie sich auf private und regionale Anbieter. Informieren Sie sich, welchen Firmen sie diesbezüglich ‚trauen’ können. 50 Suchen Sie nach Projekten und lokalen Initiativen der Bevölkerung, beachten Sie die Arbeitsbedingungen. Nicht jede Arbeit, die Sie sehen können, ist ‚freiwillig’ geleistete Arbeit! Sprechen Sie bei Ihrer Buchung Ihren Reiseveranstalter oder Ihr Reisebüro auf Ihre Bedenken und Ihre Bemühungen an. Fragen Sie gezielt nach den Partnern (Hotels, Agenturen) im Land und deren Stellung zum Militärregime. Sie geben damit ein wichtiges Feed-Back, das die Veranstalter in ihren Bemühungen um einen Nachhaltigen Tourismus unterstützt, bzw. diese einfordert. 6.3 Empfehlungen an die Tourismuswirtschaft Wenn Sie sich zu einem Engagement in Burma/Myanmar entschließen sollten, dann nehmen Sie sich Zeit und Ressourcen für eine genaue Vorbereitung und Planung des Angebotes. Unreflektierte Angebote können leicht zur Unterstützung der Militärdiktatur führen. Vielleicht schaden Sie ihrem Unternehmen damit mehr, als dass Sie ihm nutzen. Entwickeln Sie ‚globale Regeln’! Verstöße gegen Menschenrechte, die von Firmen begangen (oder unterstützt) wurden, enden oft in einer juristischen Sackgasse. Unterstützen Sie mit ihrer Firmenpolitik die Wirtschaftspolitik der Europäischen Union. Sie profitieren seit Jahren auch von dieser Union, die in Europa den Frieden und Menschenrechte sichert. Erbringen Sie durch freiwillige Maßnahmen Beweise ihrer sozialen und ökologischen Leistung – ethische Aspekte werden zukünftig das ökonomische Überleben mit bestimmen. Setzen Sie ihren Einfluss ein, zur nachhaltigen, gerechteren Weltentwicklung beizutragen. Gewährleisten Sie, dass in ihrem Unternehmen gut ausgebildete Guides sowie engagierte und informierte ReiseleiterInnen arbeiten, die Informationen zu den einzelnen Orten geben können. Es gibt bereits Angebote für einen informierten Kulturtourismus nach Burma und Tipps, wie ein Reisen mit offenen Augen gefördert werden kann (vgl. Arbeit und Leben Bayern, www.bayern.arbeitundleben.de). Ihre KundInnen brauchen mehr und bessere Information – über Ihren Werbeetat können Sie diese selbst erstellen bzw. durch fachkundige Unterstützung erstellen lassen. Hintergrundinformationen, die einen engagierten Tourismus unterstützen, können auch ansprechend und positiv aufbereitet werden. Dabei sollte beachtet werden, dass Dia(werbe)vorträge nicht zur Fortführung von Klischees und Falschbildern beitragen, sondern zur wirklichen Vorbereitung dienen. Verzichten Sie auf verschleiernde Klischees (‚Golden Burma’, ‚Ursprüngliches Asien’, ‚Zauberland’), wenn Sie wissen, dass im Land, das Sie anbieten, Menschenrechtsverletzungen stattfinden und Menschen in ihren fundamentalen Rechten eingeschränkt sind. Erinnern Sie sich an eine alte (europäische Volks-)Weisheit: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“ 6.4 Empfehlungen an entwicklungspolitische Organisationen und Institutionen • Setzen Sie sich mit uns für eine breite Diskussion und Auseinandersetzung mit Burma/Myanmar ein. • Helfen Sie mit, dass Burma/Myanmar zu einem Thema in der entwicklungspolitischen Arbeit wird. 51 • Suchen Sie das Gespräch mit den Reisenden und mit der Tourismuswirtschaft. Und gerne auch mit uns! Wir danken für alle Rückmeldungen und Kommentare: office@respect.at 52 7. Anhänge 7.1 Programm der Burma/Myanmar Erhebungen vor Ort Datum 12.02.2003 Zeit 05:30-07:30 07:30-09:00 13:45-15:00 17:40-19:40 20:30-22:30 13.02.2003 10:00-10:50 10:00-10:50 11:40-12:35 13:00-13:45 14:00-15:00 14:00-15:00 Aktivität - Interviewpartner Ankunft Rangun/Fahrt zum Kandawgyi Palace Hotel Erste informelle Gespräche: • Jehan Wickremesooriya, General Manager: Kandawgyi Palace Hotel • Aung Naing, Managing Director: EPG Travel • Douglas Graham, Marketing & Sales Director: EPG Travel • Günter Krause, Geschäftsführer: Tai Pan • Jörg Redl, Product Manager: Raiffeisen Reisen • Laurent Kuenzle, Managing Director: Asian Trails • Brett Melzer, General Manager: Balloons over Bagan • Khin Omar Win, Balloons over Bagan • Captain Jerzy W. Wilk, Managing Director: Savoy Hotel/Uniteam • Dr. Khin Tar Tar, Programme Director: Marie Stopes International Einladung zum Abendessen durch Jehan Wickremesooriya (Kandawgyi Palace Hotel) - informelle Gespräche: • Jehan Wickremesooriya, General Manager: Kandawgyi Palace Hotel • Douglas Graham, Marketing & Sales Director: EPG Travel • Günter Krause, Geschäftsführer: Tai Pan • Jörg Redl, Product Manager: Raiffeisen Reisen • Ma Thanegi, ehem. Sekretärin von Aung San Suu Kyi, Journalistin • Nyein Chan, Director (Ecotourism): S.S.T Tourism Ministry of Hotels & Tourism Myanmar • Deputy Minister for Hotels & Tourism • Khin Maung Latt, Director General: Directorate of Hotels & Tourism • Deputy Director General: Directorate of Hotels & Tourism • Htay Aung, Managing Director: Hotels & Tourism Services • Kimberly Fielding, News Reporte: Myanmar Times • Rachael Htwe Htwe Hla, ???: IMS Travel • ???? (Begleiter) • Oliver Soe Thet, General Manager: The Hotel@Tharabar Gate respect cb+dp cb+dp cb+dp cb+dp cb dp cb+dp cb+dp cb dp 53 Renate Schlemmer, General Manager: The Palm Beach Resort • Sally Baughen, General Manager: The Strand • Dominic Müller, General Manager: Savoy Hotel Bagan/Mount Popa: • informelle Gespräche • teilnehmende Beobachtung • Besichtigungen Mandalay/Umgebung • informelle Gespräche • teilnehmende Beobachtung • Besichtigungen • Ashin Kelasa, Mönch: Mahagandhayon Monastery (Amarapura) • Schwester Oberin, Nonnenkloster Rückflug nach Rangun • Patrick G. Wieland, Head of Mission: Médecins sans Frontières - CH • U Sonny Nyunt Thein, Managing Director: GMT/Delta Queen • Dr. Nay Win Maung, Policy Director & CEO: Livingcolor Rückflug nach Wien • 14.-15.2.03 18:30-20:00 ganztägig 16.-17.2.03 ganztägig 16.02.2003 10:00-10:20 17.02.2003 18.02.2003 18.02.2003 15:30-15:50 vormittags 17:00-18:00 18:00-20:00 19.02.2003 morgens cb+dp cb+dp cb+dp dp dp cb - Christian Baumgartner dp - Daniel Predota 54 7.2 Persönliche Gesprächspartner in Burma/Myanmar Aus Sicherheitsgründen wie auf den ausdrücklichen Wunsch mancher GesprächspartnerInnen in Burma/Myanmar haben wir bei manchen Zitaten auf die Nennung des Zitierten verzichtet. Ebenso wird diese Liste der GesprächspartnerInnen anonymisiert. Firma, Organisation Name Funktion, Information TOURISMUS EPG Travel Company LTD. Aung Naing Managing Director, EPG ist der lokale Partner von TaiPan. EPG Travel Company LTD. Douglas Graham Marketing & Sales Director, EPG ist der lokale Partner von TaiPan. EPG Travel Company LTD. Nyi Nyi (Kalya) Khine Reiseleiterin S.S.T Tourism Co., Ltd. Mr. Nyein Chan Director. Kleine Agentur, die sich auf Ecotourism und Regionale Projekte spezialisiert hat Myanmar Bird & Nature Society Mr. Thet Zaw Naing Secretary The Hotel@Tharabar Gate Mr. Oliver Soe Thet General Manager GMT and Delta Queen Mr.U Sonny Nyunt Thein Managing Director Savoy Hotel Dominic Müller General Manager Savoy Hotel / Uniteam Captain Jerzy W. Wilk Managing Director The Strand Sally Baughen General Manager Asian Trails Laurent Kuenzle Managing Director Balloons over Bagan Mr. Brett Melzer Balloons over Bagan Ms. Khin Omar Win The Palm Beach Resort Renate Schlemmer General Manager Kandawgyi Palace Hotel Jehan Wickremesooriya General Manager Mandalay Hill Resort Hotel Richard Mayhew General Manager Popa Mountain Resort (Member of Woodland Group) Mervin Talbot Resident Manager Thazin Garden Hotel Daw Tin Mar Myint Managing Director Thazin Garden Hotel U Tin Maung Maung Assistant Manager MSI - Marie Stopes International Myanmar Dr. Khin Tar Tar Programme Director Médecins Sans Frontières (MSF)-Switzerland Mr. Patrick G. Wieland Head of Mission IMS Travel Mrs. Rachael Htwe Htwe Hla Baut ein community based ecotourism Projekt mit den Karen auf. Kontakte zur Internationalen NGO Community. NGOS 55 Internationalen NGO Community. POLITIK, BEHÖRDEN Ministry of Hotels & Tourism Deputy Minister Ministry of Hotels & Tourism Myanmar Hotels & Tourism Services Mr. Htay Aung Managing Director Ministry of Hotels & Tourism Directorate of Hotels & Tourism Mr. Khin Maung Latt Director General SONSTIGE Ma Thanegi Ex-Sekret. von Suu Kyi, Künstlerin, Autorin, Journalistin Mandalay Marionettes Co., Ltd. Ma Ma Naing Managing Director Mandalay Marionettes Co., Ltd. U Than Nyunt Production Manager & Puppeteer The Myanmar Times Ms. Kimberly Fielding News Reporter Livingcolor - The Advertisement & Buying Guide Business Magazine Dr. Nay Win Maung Policy Director & Chief Executive Officer Mahagandhayon Monastery (Amarapura) Nonnenkloster Ashin Kelasa Mönch Schwester Oberin 56 7.3 Persönliche Gesprächspartner außerhalb Burmas/Myanmars Firma, Organisation Name Funktion, Information TOURISMUS Kai Pardon Geschäftsführer; Vorstandsmitglied Forum Anders Reisen; Hat Reisen nach Burma/Myanmar im Programm. Lauda Air Christian Fitz Vorstand Lauda Air Thomas Suritsch Vorstand Lauda Air Doris Köpf-Szankovitsch Sales TaiPan Günther Krause Geschäftsführer Burma Campaign Austria Gernot Wolfram * * Hr. Wolfram war trotz mehrmaliger Terminanfragen zu keinem persönlichen Gespräch mit den VertreterInnen von respect bereit. Auf das Ersuchen um Zurverfügungstellung von Kontakten in Burma/Myanmar reagierte Hr. Wolfram mit dem Hinweis, dass diese alle im Internet zu finden seien. AI Deutschland Martin Petrich Referent für Burma Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung, Basel, CH Christine Plüss Leiterin Ecumenical Coalition on Third World Tourism, Hongkong Tan Chi Kiong Director Tourism Concern, UK Tricia Barnett Director NGOS MEETING IM RAHMEN DER SITZUNG DER UN-MENSCHENRECHTSKOMMISSION, GENF NCUB, National Council of the Union of Burma Thaung Htun Vertreter der burmesischen Opposition bei der UN-Menschenrechtskommission Burma Peace Foundation, Online Burma Library David Arnott Secretary International Peace Bureau Colin Archer Secretary NCUB, National Council of the Union of Burma Soe Aung Foreign Affairs Committee Association for the Release of Political Prisoners Bo Kyi Präsident Shans Women Action Network Charn Tong Burma Büro e.V. Maung Maung Yan Info Birmanie Aung Ko Schauspieler Mael Raynaud Koordinator Claude Schauli Journalist 57 Asian Forum for Human Rights and Development Kris Lewa SONSTIGE EXPERTINNEN Friedensforschungs Institut Schlaining Gerald Mader Leiter Stefan Loose Verlag Stefan Loose Verleger, übersetzt den Lonely Planet Burma; gibt 2004 einen neuen Burma Reiseführer heraus. Jürgen Hanefeld Journalist; Burma Aufenthalt Nicole Häusler Expertin für Community Based Tourism; mehrjähriger beruflicher Aufenthalt in Thailand; Burmabesuche; Brigitte Bertl Burma Aufenthalt 2002 Andreas Egger Burma Aufenthalt 2002 Franko Petri Burma Aufenthalt 2003 REISENDE Greenpeace Österreich 58 7.4 Weitere E-mail-Kontakte Firma, Organisation Name Funktion, Information NGOS Médecins Sans Frontières (MSF)-France CARE Myanmar Ene-Mai Oks Head of Office SwissAid Glen Hill, Coordinator Swissaid-Myanmar Programme World Vision Roger Walker Head of Office Child Wise Australia Chris Beddow President Dignity International Aye Aye Win YMCA Burma Saw Richard Kaing UNICEF SusuThatun Altsean Burma Burma Border Consortium Burma Issues Mr. Durham INTERNATIONALE ORGANISATIONEN IN BURMA/MYANMAR UNICEF Ms Shan Thatun UNDP Ms. Akiko Suzaki Koordinatorin UN-Interagency Project SONSTIGE EXPERTINNEN Michito ITO Max Edinger Heinrich Böll Stiftung Heike Löschmann 59 7.5 Webpages www.thefreeburmacoalition.org The Free Burma Coalition www.burmalibrary.org Burma Library www.tourismconcern.org Tourism Concern, UK www.ncgub.net Burma Exiled Government www.burmaprojekt.org Burma Projekt www.icftu.org International Confederation of Free Trade Unions www.amnesty.org Amnesty International www.shanland.org Shan Women’s Action Network (SWAN) and the Shan Human Rights Foundation (SHRF) www.unhcr.ch UN Commission on Human Rights www.ilo.org International Labour Organisation www.dol.gov/ilab US DEPARTMENT OF LABOR – BUREAU OF INTERNATIONAL LABOR AFFAIRS www.unodc.org/myanmar/index.html Un Office on Drugs and Crime www.tni.org/ The Transnational Institute 60 7.6 Auswertung der Reiseprospekte Myanmar Überblick über offizielle Myanmar-Tourismus-Angebote (nach Messeauftritt auf der ITB Berlin 06.-12. März 2003), zwei Stände in der Halle 26, ein Stand mit mehreren Anbietern, ein Stand mit einem Anbieter (Myanmar Himalaya Trekking & Culture Co. Ltd.) für Trekking- und Natururlaube in verschiedenen Volksgruppengebieten. Die folgend aufgelisteten Informationen wurden den Publikationen der Anbieter entnommen. Anbieter Adventure Myanmar, Travel & Tours Co Ltd. Kontakt Zar Ni Htwe, Director of Sales Hotels Paramount Inle Resort, Min Kyan Sit River Cruises Win Naing Sales Manager Asia Holidays, Travel & Tours Ltd. Jean-Michel Romon, Managing Director Columbus Travels & Tours Ltd. Min Din, Managing Director Präsentation/ Angebot Highligths Plus, Tours program plus (wildelife, explore elephant camp, hidden beauty, river expedition, virgin archiepelago, exotic putago, naga land, Journeys Nature and Culture Explorations, authorized inbound Tour operator PATA Ausbildung / Informationen über Anbieter Hinweis auf den neu eröffneten Flughafen; Trips in entlegene Gebiete, sonst keine Informationen Über Golden Pyramid (IATA, ATA, PATA, ASTA, ATTA) Sedona Hotel Rangun, Mandalay, Kandawagyi Palace Hotel, Yuzana Garden Hotel, Mandalay Swan, Sandoway Resort, Myanmar Treasure Beach Hotel, Odyseeys, Exotic M., Panoramic M., M.Runveiled, grand M, Discover M., Silk Route M., M. Adventure, Distinctive M., Golfers Dream, Kyaikhtyo, Mawlamyine, Air Mandalay Rangun main office Bagan, Pindaya Trekking House Kyaing TongTrekking House, Mandalay Kalaw Trekking House Inle Myeik (Mergui) Diving Center www.adventur emyanmar.com Rangun Thailand: Golden Pyramid (International Service Co Ltd), Bangkok www.travelmy anmar.com Rangun Hoke Kyi, Operation Manager S.B. Chetry, Managing Director Büro(s) / web www.asia-holidays.net Rangun, IATA, JATA, PATA, ASTA (American Society of Travel Agents) Min Din (Director of Golden Pyramid) Interconnection travels Kooperationen Seit 1990, eine der ersten T.Operators Sib und Vida Cherty, mit partnern in USA, Europa, Asien, Ozeanien www.intercon nectionmm.com Rangun www.journeys myanmar.com 61 Mandalay Swan, Sandoway Resort, Myanmar Treasure Beach Hotel, Emerald land inn, Old Bagan, Thazin Garden Hotel, Golden Island Cottages, Hu Pin, Karaweik M&J Travels & Tours Daw Khin May Myint Nikko Mandalay Hilll Ressort Hotel M. Adventure, Distinctive M., Golfers Dream, Kyaikhtyo, Mawlamyine, Mrauk U, Bahmo, Hkamtik, Special Section, Zugreisen, „off the beaten trek“ Asien, Ozeanien JATA (Japan ass. Of Travel Agents) UMTA Hinter der Isolation versteckt, Menschen mit freundlichen, glücklichen Gesichtern, „magic and mistery“ (2), 135 ethnic groups (alived in amitiy and weal, 2), Geschichte bis 1948 ... Religion genau, „freedom of worship for all religions .. live in harmony and peace“ (4) – viele Bilder mit nichtlachenden Volksgruppen, Hotels sehen einfach aus. 1995 gegr. Handelsmitgliedschaft: UMFCCI (Union of Myanm. Federation Chambers of Commerce and Industrie) MWEA (Myanm. Women Entrepreneur’s Association) Rangun, Pagan, Manadalay, Taunggyi, Kachin State (Myitikyina) Japanisch, Englische sprechende Guides, freie lokale Guides Bank: MFTB MAI (Myanmar Airways International) Myanmar Himalaya Trekking & Culture Co Ltd. SM Tours & Transport Co, Ltd., Wai Wai Lwin, Sales Manager Shoto Kanazawa, Director S’Nyein Lwin, Managing Director Maung Maung Swe, President Rangun Rangun (Parking Hotel, Room 201) UMTA, PATA www.myanma r-explore.com Rangun 62 Ltd., Sri Asia Tourism Service Co Ltd. Htain Tin (Managing Director) SunBirdTours Myanmar Werner Rumpf, Managing Director Tour Mandalay Co Ltd. (Authorized Tour Operator & Travel Agent) Mee Mee Nichols, Director/ Khin Zwa Nichols General Manager Travel and Tours Marketing Twa Win Travel Co Ltd. Jessica Merkel, Marketing Manager - www.smmyan mar.com Rangun Rangun Travel Desk, Trador Hotel (Pansea Rangun, Nikko Hotel, Bagan Hotels, Sedona Hotel Mandalay, Inle Princess Resort, Pindaya Inle Inn, Lake View Ressort, The Stand, Thiripyitsaya Sakura hotel, Novotel Accor, Sandoway Resort, Kandawagyi Palace, Sofitel Accor, Myanmar Treasure Beach Ressort) Classic Journeys (Rangun – Bago & Syriam – Bagan – Mandalay – Klaw – Inle Lake – Kyaikhtiyo – MawlamynieMrauk – Ngapali beach – Pyin u Lwin) Sightseeing & Excursions, Outdoor, PATA Air Mandalay, Rangun Airways (private owned) William Hobdell (prof. Photograph UK), Cruises (Orient-Express Trains & Cruises) AXA (Worldwide Medical Assistance) 1994 gegründet, Privat (Khin Zaw und Myanmar Familie) Direktoren in Japan und Europa ausgebildet Gruppenreisen und Individualreisende, Geschäftsreisen Author. Verkaufsmanager für Irrawaddy Flotilla Company, Air Mandalay, Rangun Airways Mandalay Bagan Nyaung Shwe (Inle Lake) Genaue Angaben (z.B. über Religionen –auch Minderheiten genannt: Christen, Muslims, Hindus) Hinweise für respektvolles Reisen (konserv. Buddhismus) Bayview (the beach resort), Rangun Savoy Hotel Rangun - keine Nennung „acts as intermediary between the concerned airlines, hotels, transport operations .. – die nicht .... streiken oder Krieg führen Australien: (West Pennant Hills, NSW) UK (London) www.sriasia myanmar.com Rangun www.asiatours .net/burma www.myanma r.net/sunbird Rangun keine Website, e-mail tourmanadaly @mptmail.net. mm Deutschland, Hamburg Highlights of Rangun, Craft Cities of Myanmar, Introducing M., 1994 gegr., private, „native professionals“, managed by ‚a bled of old hands and youthful vibrance’ (S.2) www.traveltoursmarketing.de Rangun 63 airlines, hotels, transport operations .. – die nicht .... streiken oder Krieg führen ...?) M., Scenic Tours of M., Specific Tours , Panoramic Tours, Extension Sittwe, Kyaing Tong, Beach, River Cruises, Moyingyi Bird Watching and Resort bled of old hands and youthful vibrance’ (S.2) 1998 Award vom Trade leader’s Club Spanien Guides: E, D, F, I, J, Sp. Hinweis auf andere Religionen (Christ, Muslim, Hindu, Animist) Bank: MICB MFTB: Myanmar Foreign Trade Bank MICB: Myanmar Investment and Commercial Bank 64 7.7 Literatur A MNESTY INTERNATIONAL: News Service No: 29: Myanmar: Amnesty International’s first visit to Myanmar. Official statement BAUMGARTNER Christian: Gespräche mit Than Thun u.a. im Rahmen der UNMenschenrechtskommissions-Sitzungen in Genf. 2003 BLUME, Brigitte: Myanmar – Birma, Burma. Reise Know How, 8. aktualisierte Auflage, 2003 BÖLZNER, Alexia: Tourismus in Myanmar – unter besonderer Berücksichtigung des Ethnotourismus. Diplomarbeit an der Universität Trier, 2002. EUROPÄISCHE UNION, RAT DER A USSENMINISTER: General Affairs and external relations. 2501st Council meeting. External Relations. Luxenburg 14.April 2003. 8220/03 (Presse 105) Provisional Version. HEINEN, Christiane: Ländervorstellung: Myanmar. Pacific News Nr. 13, Dez. 1999. HEINEN, Christiane: Tourismus in Myanmar. Pacific News Nr. 13, Dez. 1999. INTERNATIONAL CONFEDERATION OF F REE T RADE U NIONS (ICFTU) statements from 2002; annual survey of Violations of Trade Unions INTERNATIONAL LABOUR ORGANISATION ILO: Report on the High Level Team on the situation in Burma, GB 282/4, November 2001 INTERNATIONAL LABOUR ORGANISATION ILO: Forced Labor in Myanmar (Burma), Report of the Commission of Inquiry appointed under article 26 of the Constitution of the ILO to examine the observance by Myanmar of the Forced Labor Convention, 1930 (No 29), Geneva 1998 KMB KATHOLISCHE MÄNNERBEWEGUNG: 2003, Reisen. 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