Druckausgabe als PDF - Freilichtmuseum Roscheider Hof
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Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier Jakobusweg von Trier nach Perl (6) Merzkirchen, Gemeinde Merzkirchen, Einordnung: Kategorie: Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Pilgerwege Zeit: 2001 Epoche: 21. Jahrhundert Lage: lon: 6.476989 lat: 49.5787 Qualität der Koordinaten: Genau Flurname: Ortslage Flurnummer: 0 Internet: http://www.vhs-saarburg.de/pagesvhssb/Jakobusmehr.htm Beschreibung: Station Merzkirchen - Martinskirche Der Jakobusweg von Trier nach Perl ist Teil des europaweiten Netzes an Jakobuswegen, das sich ausgehend von Santiago de Compostela im spanischen Nordwesten über Südeuropa, Frankreich und Deutschland bis zu den Britischen Inseln, Skandinavien und Osteuropa erstreckt. Die Verehrung des Apostels Jakobus Der Jakobusweg resultiert aus der Pilgerschaft zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela, die seit dem frühen Mittelalter bis in die heutige Zeit fast ganz Europa erfasst. Die Pilgerschaft basiert auf der Verehrung des Apostels Jakobus des Älteren, der der Legende nach seine letzte Ruhestätte in Santiago gefunden hat. Dieser Legende zufolge habe der Apostel Jakobus in Erfüllung des Missionsauftrags Jesu in Spanien den Glauben verkündet. Später sei er nach Palästina zurückgekehrt, wo er als Märtyrer starb. Seine Jünger hätten den Leichnam auf dem Seeweg nach Spanien gebracht. Dort seien sie in der Nähe der Küstenstadt Iria Flavia gelandet. Im heutigen Santiago de Compostela habe Jakobus seine letzte Ruhe gefunden. Das Grab sei später in Vergessenheit geraten und erst zu Beginn des 9. Jahrhunderts durch den Hinweis eines leuchtenden Sterns wiederentdeckt worden. Schon 844 soll der Heilige Jakobus den christlichen Heeren zum Sieg über die Mauren, die damals die iberische Halbinsel beherrschten, verholfen haben. Die Reliquienverehrung und der Wunderglaube der mittelalterlichen Menschen führten zusammen mit der wachsenden Mobilität der Gesellschaft ab dem 11. Jahrhundert zu einem ungeahnten Anwachsen der Pilgerströme vor allem aus Frankreich, Deutschland und auch England. Gerade Frankreich hat das größte Kontingent der Pilger gestellt, weshalb der spanische Abschnitt des Pilgerwegs den Namen camino frances trägt. Im Hochmittelalter erreicht die Jakobus-Pilgerschaft ihre Blütezeit, so dass Santiago de Compostela ranggleich mit Rom und Jerusalem als bedeutendste Pilgerstätte der Christenheit gilt. Die Pilger Die Pilgerschaft wurde nicht vom Adel oder Klerus getragen, sondern von der großen anonymen Masse der einfachen und unbekannten Leute. In klassischer Pilgerkleidung mit Seite 1/4 Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier Hut, Stab, Tasche und Umhang (die spätere Pelerine) zog der Pilger nach Santiago de Compostela. An der galizischen Grenze bekam er einen Stein, den er zur Kalkgewinnung mit nach Santiago nahm. Nach einem wohl notwendigen Bad kurz vor Santiago verbrachte der Pilger dann die erste Nacht wachend und betend in der Kathedrale. Berühren und Küssen von Kathedrale, Altar und Apostelschrein standen auf dem Programm, ebenso die Übergabe der mitgebrachten Gaben. Vor der Heimreise erhielt der Pilger als Zeichen seiner erfolgten Pilgerfahrt die Jakobsmuschel, die er sich an Hut oder Mantel heftete. Neben den verschiedensten spirituell-religiösen Motiven der Pilgerschaft zu einem Apostelgrab - zum Beispiel um das Seelenheil zu retten, Ablass zu erbitten, von den heiligen Reliquien Linderung von Krankheiten zu erhoffen oder ein Gelübde einzulösen haben sicherlich auch Reiselust und Fernweh sowie der Zug nach dem äußersten Rand der Welt den mittelalterlichen Menschen bewogen, sich auf eine so lange, über Hunderte von Kilometern gehende und gefahrvolle Fahrt zu begeben. Die 4 Hauptrouten in Frankreich Durch die vielen Millionen Menschen aus ganz Europa, die durch die Jahrhunderte den Weg nach Santiago de Compostela fanden, haben sich mit den Jakobuswegen spezielle Routen etabliert. Dieses europaweite Netz an Jakobuswegen vereint sich in Frankreich zu vier großen Hauptwegen. Von Paris, Vézelay, Le Puy und Arles führen diese Hauptstrecken in Richtung Spanien, um bei Roncesvalles oder Somport die Pyrenäen zu überqueren. Bei Puente la Reina vereinigen sie sich zur großen Pilgerstraße, dem camino frances, der dann durch Nordspanien nach Santiago de Compostela führt. Die europäische Dimension Klöster, Stifte und Bruderschaften sorgten für die Infrastruktur des Reisens. Pilgerhospize und Herbergen entstanden, Brücken und neuangelegte Straßen sorgten für eine Bewältigung der Pilgerströme. Pilgerfahrt und Handel förderten sich gegenseitig. Die romanische Kunst hat entlang der Pilgerstraßen bedeutende Basiliken geschaffen. Mit dem mittelalterlichen Pilgerstrom aus allen Regionen Europas ging auch ein reger Austausch von Waren und Gütern, eine Verbreitung von Gedanken und Wissen einher. Über ganz Europa erstreckten sich grenzübergreifende Wegeverbindungen nach Santiago, gesäumt von Kirchen, Bruderschaften und Hospizen. Auf diesen Wegen wurden Ideen, Kunst, Kultur und Handel sowie fremde Sitten und Gebräuche transportiert, die das heutige Europa noch nachhaltig prägen. Santiago und die Jakobuswege wurden auf diese Weise Treffpunkt von Völkern und Sprachen und Ausbreitungsquelle eines ersten gemeinsamen Europabewusstseins. Somit trugen die Jakobuswege entscheidend zum Zusammenwachsen des Abendlandes und zur Integration Europas bei. Schon Goethe behauptet, dass Europa durch die Wallfahrt nach Compostela entstanden sei. In ihrer Bedeutung für das Zusammenwachsen des Abendlandes, die gemeinsame religiöse Ausrichtung, das Aufblühen von Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft können die Jakobuswege und die Pilgerfahrt nach Santiago kaum hoch genug gewertet werden. Die Renaissance in heutiger Zeit Aufgrund der enormen Bedeutung der Jakobuswege für die kulturelle, bauliche, handwerkliche, geistige und wirtschaftliche Entwicklung Europas hat der Europarat 1987 folgerichtig eine Kampagne zum Schutz und zur Wiedereinrichtung der Jakobuswege verabschiedet und die gesamten Jakobuswege nach Santiago de Compostela formell zur ersten europäischen Kulturstraße erklärt. Die Jakobuswege erleben in unseren Tagen eine echte Renaissance. Denn eine wachsende Zahl an Menschen ist aus den verschiedensten Motiven - wegen ihres Glaubens, aus Abenteuerlust oder zur Selbstfindung - auf den Jakobuswegen unterwegs. Jährlich begeben sich wieder mehr und mehr Pilger auf Wanderschaft nach Santiago de Compostela. Oft nehmen sie sich dabei jedes Jahr ein weiteres Teilstück des Jakobusweges vor, bis sie schließlich zu Fuß, mit Rad oder per Pkw in Santiago de Compostela ankommen. Hinzu kommen die vielen Touristen, die den Jakobusweg als qualitativ hochwertige Alternative zum Massentourismus entdecken. Wegen des wachsenden Interesses werden heutzutage in Spanien, Frankreich, der Seite 2/4 Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier Schweiz und in Deutschland vielerorts die Wege der Jakobuspilger wieder aufgewertet. Die Wegeführung in unserem Raum In unserem Raum führen die Jakobuswege - ob von Köln kommend durch die Eifel oder ob vom Mittelrheingebiet kommend entlang der Mosel - nach Trier. In - Trier, das mit der ehrwürdigen Abtei Sankt Matthias das älteste Apostelgrab nördlich der Alpen birgt, bündeln sich die Jakobuswege zu einem Weg. Ab hier verläuft der Jakobusweg moselaufwärts bis nach - Konz, wo einst die spätrömische Villa des Kaisers Valentinian stand. Am Zusammenfluss von Saar und Mosel überquert der Jakobusweg die Saar und steigt sanft dem Saargau entgegen. Am Metzenberg bei - Tawern führt der Jakobusweg zur römischen Tempelanlage. Ab hier verläuft der Jakobusweg parallel zur einstigen Römerstraße von Trier nach Metz auf der Höhe des Saargaus. Bei Kümmern streift er Streuobstwiesen und Felder. Kurz hinter dem Dorf Fisch biegt der Jakobusweg nach Osten ins liebliche Tal des Mannebachs ab zur einsam gelegenen Pfarrkirche - Rehlingen-Littdorf, die dem Heiligen Jakobus geweiht ist. Über den Weiler Maklich führt der Jakobusweg durch - Körrig mit der Filialkirche Sankt Lukas und Sankt Arnold und erreicht unweit der - Pfarrkirche Sankt Martin in Merzkirchen das Teilstück einer weiteren Römerstraße. Von hier bietet sich ein weites Panorama zur Obermosel, ins Saartal und bis nach Lothringen und Luxemburg. Vorbei an imposanten Windrädern verläuft der Jakobusweg auf der Kammlinie des Saargaues oberhalb von Meurich und Kirf auf einer Höhe von 400 Meter über dem Meeresspiegel. Am Friedensdenkmal quert der Jakobusweg die Bundesstraße 406 und führt durchs Kampholz vorbei an Borg, wo mit der Römischen Villenanlage eine weitere Rekonstruktion römischer Architektur und Lebensweise beeindruckt. Von Borg verläuft der Jakobusweg am Pillinger Hof vorbei und führt durch liebliche Weinberge hinab zur Obermosel. Im saarländischen Weinort Perl im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und Luxemburg endet das Teilstück unseres Jakobusweges. Hinter Perl ist der Jakobusweg nicht weiter ausgeschildert. Die historisch belegte Route verläuft von Perl weiter über Metz, Toul, Langres nach Zentralfrankreich. Bei Vézelay (Burgund) oder bei Le Puy-en-Velay (Auvergne) knüpft der Weg dann an die großen Hauptrouten des französischen Jakobusweges an. Von dort verläuft er weiter über die Pyrenäen, durch Nordspanien bis ins galizische Santiago de Compostela im äußersten Nordwesten der iberischen Halbinsel. Das Projekt der Wiederherrichtung und die weitere Inwertsetzung Der Jakobusweg von Trier nach Perl wurde zwischen 1999 und 2001 wiederhergerichtet und ausgewiesen. Das Projekt wurde in Trägerschaft der Verbandsgemeinden Saarburg und Konz vom Bürgerservice GmbH durchgeführt. Dabei wurden arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene in unterschiedlichen Beschäftigungsfeldern qualifiziert, um eine berufliche Orientierung zu ermöglichen und die angestrebte soziale Integration zu fördern. Das Projekt wurde aus Mitteln der Arbeitsverwaltung, aus Mitteln der Dorferneuerung sowie unter Einbezug der Ortsgemeinden am Jakobusweg gefördert. Mit dem Ziel, den Jakobusweg mit Leben zu erfüllen und im Bewusstsein der Menschen unserer Region stärker zu verankern, hat sich auf Initiative der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg ein Arbeitskreis gegründet. Der Arbeitskreis beziehungsweise dessen Mitglieder haben Seite 3/4 Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier mittlerweile mehrere geführte Wanderungen auf dem Jakobusweg durchgeführt und mit Ausstellungen, Vorträgen und Presseartikeln wichtige Informationsarbeit geleistet. Datenquelle: Thomas Wallrich, VG Saarburg Bildquellen: 1 Bild: © Helge Rieder, Konz, 2000 2 Bild: http://www.irsch-saar.de/jakubusweg.htm Stand: 27.08.2002 Seite 4/4