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TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Zentrum Mathematik Mathematik für Physiker 2 (Analysis 1) Prof. Dr. Oliver Matte Max Lein Wintersemester 2010/2011 Lösungsblatt 11 (14.01.2011) Zentralübung 88. Eine glatte Funktion Zeigen Sie, dass die Funktion f : R −→ R, { f (x) = e− x 0 1 x>0 , x≤0 beliebig oft differenzierbar ist. Lösung: Für x ̸= 0 ist f (x) beliebig oft differenzierbar, als Komposition unendlich oft differenzierbarer Funktion. f ist stetig bei x = 0, denn limx→0+ e− x = 0 = f (0) = limx→0− f (x). Weiter ist offenbar ) 1 ( 1 limx→0− f (k) (x) = 0 für alle k ∈ N. Für x > 0 ist f ′ (x) = x12 e− x , f ′′ (x) = − x23 + x14 e− x . 1 Allgemein ist f (k) (x) = pk ( x1 ) e− x mit Polynomen pk vom Grad 2k, denn 1 f (k+1) (x) = d ( (1) −1 ) ( 1 ′ (1) pk x e x = − x2 pk x + dx {z | ) 1 p (x) x2 k } e− x . 1 1 =:pk+1 ( x ) Wegen limx→0+ 1 xn e− x = limx→∞ 1 xn ex = 0, da 0 ≤ xn ex ≤ xn (n+1)! xn+1 → 0 für x → ∞, folgt sofort lim f (k) (x) = 0 x→0+ und damit per Induktion f (k−1) (x) − f (k−1) (0) l’H = lim f (k) (x) = 0. x→0 x→0 x f (k) (0) = lim f ist also beliebig oft (stetig) differenzierbar, mit f (k) (0) = 0 für k ∈ N0 . f HxL 1.0 f HxL 0.030 0.025 0.8 0.020 0.6 0.015 0.4 0.010 0.2 0.005 x -0.05 0.00 0.05 0.10 0.15 0.20 0.25 0.30 1 x 0 2 4 6 8 10 89. Die Landau-Symbole ( ) Seien f, g : R \ {x0 } −→ C. Wir sagen, dass{ f (x) = O g(x) für x} → x0 , falls r, C > 0 existierten ( ) derart, dass |f (x)| ≤ C |g(x)| für alle x ∈ ξ ∈ R | |ξ − x0 | < r erfüllt ist und f (x) = o g(x) , (x)| falls limx→x0 |f |g(x)| = 0. Zeigen Sie: (i) x2 = O(x2 ) für x → ±∞, 0 (iv) x2 = O(x) für x → 0 1 = O(|x|−s ) für x → ±∞, s > 0 (v) √ 2s 1+x ( ) (vi) x = o x ln |x| für x → 0 (ii) x2 ̸= o(x2 ) für x → 0 (iii) x2 = o(x) für x → 0 Lösung: ( ) Anschaulich bedeutet f (x) = o g(x) für ( x → ) x0 “f geht schneller als g gegen 0 oder f wächst langsamer als g gegen ∞” und f (x) = O g(x) für x → x0 “f geht mindestens so schnell gegen 0 wie g oder wächst höchstens so langsam wie g gegen ∞.” Man nennt O und o auch “little o” und “big o;” in der Physik ist O gang und gebe. (i) Offensichtlich gilt für alle x0 ∈ R lim sup x→x0 x2 = lim 1 = 1 x2 x→x0 und somit per Definition x2 = O(x2 ) für x → ±∞ und x → 0. (ii) Nach Teilaufgabe (i) ist lim supx→0 (iii) Aus lim supx→0 x2 x x2 x2 = 1 ̸= 0 und daher auch x2 ̸= o(x2 ) für x → 0. = limx→0 x = 0 folgt per Definition x2 = o(x) für x → 0. 2 x 2 (iv) Da ( lim )supx→0 x = limx→0 x = 0, folgt ( auch ) x = O(x). Ganz allgemein gilt: ist f (x) = o g(x) für x → x0 , gilt auch f (x) = O g(x) für x → x0 . Umgekehrt ist das falsch. (v) Setzen wir die Abschätzung 1 1 1 0≤ √ ≤√ = s 2s 2s |x| 1+x x in den Quotienten der Funktionen ein, erhalten wir 0≤ √ 1 1+x2s 1 |x|s |x|s |x|s =√ ≤ = 1, |x|s 1 + x2s der Quotient ist beschränkt und somit gilt √ 1 1+x2s = O(|x|−s ) für x → ±∞. (vi) Wir bilden den Grenzwert des Quotienten der beiden Funktionen für x → 0, lim x→0 x 1 = lim = 0, x ln |x| x→0 ln |x| ( ) also gilt x = O x ln x . 2 90. Taylor-Polynome und Taylor-Reihen Für eine n Mal stetig differenzierbare Funktion f : R −→ R definieren wir für k ≤ n das TaylorPolynom kter Ordnung um den Entwicklungspunkt a als Tk f (x) := k ∑ f (l) (a) l! l=0 (x − a)l . Falls f beliebig oft differenzierbar ist und die Potenzreihe T f (x) := limk→∞ Tk f (x) für alle |x − a| < ρ, ρ > 0, konvergiert, so heißt T f die Taylor-Reihe von f um den Entwicklungspunkt a. Zeigen Sie: dl T f dxl k l d (l) (a) = f (l) (a) für alle l ≤ k. = Tk−l f (l) sowie dx l Tk f (a) = Tk−l f ( ) (ii) f (x) − Tk f (x) = o (x − a)k für x → a und k ≤ n. (i) Tk f erfüllt (iii) Interpretieren Sie das Ergebnis aus Teilaufgabe (ii) anschaulich. (iv) Deuten Sie T1 f und T2 f , die Taylor-Polynome erster und zweiter Ordnung, anschaulich. √ (v) Entwickeln sie die relativistische kinitesche Energie E(p) = m2 + p2 , m > 0, für kleine Impulse. Geben Sie die ersten drei nichtverschwindenden Terme an. (vi) Geben Sie das Taylor-Polynom nter Ordnung und die Taylor-Reihe zu f aus Aufgabe 88 um x = 0 an und interpretieren Sie das Ergebnis. Lösung: (i) Für k = 0 folgt sofort aus der Definition Tk f (a) = k ∑ f (l) (a) l! l=0 (a − a)l = f (0) (a) = f (a). 0! Für die erste Ableitung der Taylor-Reihe gilt ∑ f (l) (a) ∑ f (l+1) (a) d Tk f (x) = lxl−1 = xl dx l! l! k k−1 l=1 l=0 = Tk−1 f ′ (x). Wir erhalten also rekursiv für k ≤ n sofort dl Tk f (x) = Tk−l f (l) (x) dxl und somit auch dl T f (a) dxl k = Tk−l f (l) (a) = f (l) (a). ) ( (ii) Wir zeigen die Behauptung, f (x) − Tk f (x) = o (x − a)k für x → a, getrennt für k = 0 und 1 ≤ k ≤ n. Für k = 0 folgt sofort ( ) f (x) − T0 f (x) = lim f (x) − f (a) = 0 0 x→a x→a (x − a) ( ) und somit f (x) − T0 f (x) = o (x − a)1 = o(1), da f stetig in a ist. lim Für 1 ≤ k ≤ n benutzen wir folgendes Faktum, welches wir im Anschluß beweisen werden: es existiert ein ξ ∈ (x, a) bzw. ξ ∈ (a, x) derart, dass f (x) − Tk f (x) f (k) (ξ) − f (k) (a) = (x − a)k k! 3 (1) gilt. Da x → a auch ξ → a impliziert (es gilt x < ξ < a oder a < ξ < x) und f n(Mal stetig) differenzierbar ist, geht die rechte Seite gegen 0 und wir haben f (x) − Tk f (x) = o (x − a)k gezeigt. Nun zum Beweis von Gleichung (1) per Induktion: Für k = 1 erhalten wir aus dem Mittelwertsatz und T1 f (a) = f (a) sofort ( ) ( ) ) f (x) − T1 f (x) − f (a) − T1 f (a) f (x) − T1 f (x) d( = = f − T1 f (ξ) 1 (x − a) x−a dx ′ ′ ′ ′ = f (ξ) − T0 f (ξ) = f (ξ) − f (a) für ein ξ ∈ (x, a) bzw. ξ ∈ (a, x) (je nachdem, ob x > a oder x < a ist). Da f ′ per Annahme stetig ist und( x → a) auch ξ → a impliziert, geht die rechte Seite gegen 0 und wie haben f − T1 f = o (x − a) bewiesen. Sei nun ohne Einschränkung x > a (die Argumente für x < a sind analog). Für den Induktionsschritt k → k +1 ≤ n brauchen wir den verallgemeinerten Mittelwertsatz (Satz 9.2.4 aus der Vorlesung): Sind f, g : [a, b] −→ R zwei stetige Funktionen, die auf (a, b) differenzierbar sind. Dann existiert ein ξ ∈ (a, b) mit ( ) ( ) f (b) − f (a) g ′ (ξ) = g(b) − g(a) f ′ (ξ). Falls g(b) − g(a) ̸= 0 und g ′ (ξ) ̸= 0 sind, ist das äquivalent zu f ′ (ξ) f (b) − f (a) = ′ . g(b) − g(a) g (ξ) In diesem Fall identifizieren wir f mit f − Tk f , g mit (x − a)k und b mit x. Nun zum Induktionsschritt k → k + 1: wir benutzen die in Teilaufgabe (i) nachgewiesene d Rekursion dx Tk f = Tk−1 f ′ und setzen sie in den relevanten Quotienten ein: es existiert ein η ∈ (x, a) mit ( ) ( ) ( ) d f (x) − Tk+1 f (x) − f (a) − Tk+1 f (a) f (x) − Tk+1 f (x) dx f − Tk+1 f (η) = = d (x − a)k+1 (x − a)k+1 − (a − a)k+1 (x − a)k+1 dx = 1 k+1 f ′ (η) − Tk+1−1 (η − a)k f ′ (η) = 1 k+1 f ′ (η) f ′ (η) − Tk (η − a)k x=η . Nun können wir iterativ fortfahren, da f ′ eine n − 1 Mal stetig differenzierbare Funktion ist und somit die Bedingungen für die Induktionsvoraussetzung selbst erfüllt. Das heißt, es existiert ein ξ ∈ (a, η) ⊂ (a, x) mit f ′ (η) − Tk f ′ (η) = (η − a)k = dk ′ f (ξ) dxk k d ′ − dx f (k+1) (ξ) − Tk−k f (k+1) (ξ) k Tk f (ξ) = k! k! f (k+1) (ξ) − T0 f (k+1) (ξ) f (k+1) (ξ) − f (k+1) (a) = . k! k! Eingesetzt in die vorherige Gleichung liefert das Gleichung (1) für k + 1. (iii) Das Ergebnis aus Teilaufgabe (ii) besagt, dass der Fehler zwischen f und dem Taylor-Polynom kter Ordnung schneller als (x − a)k gegen 0 strebt, also das Taylor-Polynom lokal (das heißt in einer Umgebung von a) die Funktion f approximiert. (iv) Das Taylor-Polynom erster Ordnung T1 f (x) = f (a) + f ′ (a) (x − a) ist die Tangentengerade zu f am Punkt a. Das Taylor-Polynom zweiter Ordnung T2 f (x) = f (a) + f ′ (a) (x − a) + 1 ′′ 2 2 f (a) (x − a) ist die Anschmiegparabel von f am Punkt a. 4 (v) Da E eine gerade Funktion ist, E(−p) = E(+p), tragen nur gerade Polynome bei. Um also den dritten nichtverschwindenden Term auszurechnen, müssen wir (mindestens) das Taylorpolynom vierter Ordnung ausrechnen! Anstatt √ E vier Mal abzuleiten, kann man sich das Leben erheblich vereinfachen, indem man f (x) = m2 + x um x = 0 Taylor-entwickelt (falls m > 0, ist f glatt) und dann E(p) = f (p2 ) ausnutzt: √ f (x) = m2 + x f (0) = m 1 1 f ′ (x) = √ f ′ (0) = 2m 2 m2 + x 1 1 f ′′ (x) = − f ′′ (0) = − 3 3/2 2 4m 4(m + x) Daher ist T2 f (x) = m + 1 1 1! 2m x 2 − ⇒ T4 E(p) = T2 f (p ) = m 2 1 1 2! 4m3 x 4 1 2 1 + 2m p − 8m 3p . Man schreibt auch E(p) = √ m2 + p2 = m + 1 2 2m p − 1 p4 4m3 + O(p6 ). (vi) Wie wir aus Aufgabe 88 wissen, verschwindet f und alle seine Ableitungen bei x = 0, f (k) (0) = 0 für alle k ∈ N0 . Somit verschwinden für alle n ∈ N0 das Taylor-Polynom Tn f (x) = 0 und die Taylor-Reihe T f (x) = 0. Moral von der Geschicht’: nicht jede unendlich oft differenzierbare Funktion lässt sich durch ihre Taylor-Reihe approximieren! 5 Hausaufgaben 88. Eigenschaften der reellen Logarithmusfunktion [11 Punkte] R+ Sei l : −→ R die Umkehrfunktion der in Aufgabe 80 untersuchten Funktion e : R −→ R+ . Zeigen Sie: (i) l(1) = 0, l(xy) = l(x) + l(y) und l ist streng monoton wachsend und stetig, (ii) l(x) ≤ x − 1 für x, y > 0, (iii) limy→x l(y)−l(x) y−x = 1 x für x > 0. Lösung: (i) Aus e(0) = 1 folgt l(1) = 0 [1]. Seien x, y > 0, dann gibt es u, v ∈ R mit x = e(u), y = e(v) [1]. Somit ist ( ) ( ) l(xy) = l e(u)e(v) = l e(u + v) = u + v = l(x) + l(y). [1] Sei nun x < y. Wir zeigen l ist in x stetig und l(x) < l(y) (strenge Monotonie): Wähle a = u − 1, b = v + 1. Da e : [a, b] → [e(a), e(b)] streng monoton wachsend und stetig ist, ist auch l : [e(a), e(b)] → [a, b] streng monoton wachsend und stetig [1]. Da x, y ∈ [e(a), e(b)], ist l in x stetig und l(x) < l(y) [1]. (ii) Aus e(x) ≥ 1 + x folgt wegen der Monotonie von l, dass x ≥ l(1 + x), falls x > −1 ist [1]. Verschiebung ergibt l(x) ≤ x − 1 für x > 0 [1]. (iii) Sei (yn ) eine Folge in R+ \ {x}, yn → x > 0 [1]. Wir setzen vn = l(yn ), u = l(x) [1]. Wegen der Stetigkeit von l gilt vn → u [1]. Nun ist vn − u 1 1 l(yn ) − l(x) n→∞ = −−−→ = . yn − x e(vn ) − e(u) e(u) x [1] Bemerkung: Die Funktion exp erfüllt die Bedingungen an die Funktion x 7→ e(x) von Aufgabe 80. Somit besitzt die Umkehrfunktion log alle hier für die Funktion x 7→ l(x) gezeigten Eigenschaften. Das exp und log hierdurch schon eindeutig bestimmt sind werden wir in Kürze zeigen können (Mittelwertsatz der Differentialrechnung). 6 89. Die allgemeine Potenz auf R ( Seien x, y ∈ R und a > 0. Wir definieren ax := ex ln a . Zeigen Sie a Lösung: ( x )y [1] x ln ax [1] xy ln a a = e = e = axy 7 ) x y [2 Punkte] = axy . 90. Ableiten von Funktionen auf R [20 Punkte] (i) Berechnen Sie die erste Ableitung von f (x) = ln 1+ √ 1 + x2 √ − 1 + x2 . x 1 (ii) Definiere für n ∈ N die Funktion fn (x) = xn−1 e x , x ̸= 0. Zeigen Sie, dass gilt: 1 dn ex fn (x) = (−1)n n+1 n dx x (iii) Es seien f1 , . . . fn im Punkte x0 differenzierbare Funktionen, die in x0 nicht verschwinden, fj (x0 ) ̸= 0 für alle j = 1, . . . , n. Zeigen Sie, dass für alle n ∈ N gilt: d ∏n n ∑ f (x) j f ′ (x0 ) j=1 dx x=x0 ∏n = f (x0 ) j=1 fj (x0 ) j=1 (iv) Zeigen Sie, dass f (x) = ln(1 + x) x für x > 0 streng monoton fallend ist. Lösung: (i) Wir schreiben zuerst f um als √ √ ( ) f (x) = ln 1 + 1 + x2 − ln x − 1 + x2 . Das vereinfacht die Rechnung beträchtlich! Die Ableitung ist dann gegeben durch 1 [1] 1 (1 + x2 )− /2 2x 1 1 1 √ f ′ (x) = 2 − − 2 (1 + x2 )− /2 2x x 1 + 1 + x2 x x 1 [2] √ = √ . ( )− −√ 2 2 x 1+x 1+ 1+x 1 + x2 (ii) Die Behauptung wird induktiv bewiesen. Leiten wir fn ein Mal nach x ab, erhalten wir ( ) 1 1 d ( n−1 1 ) 1 d fn (x) = x e x = (n − 1) xn−2 e x + xn−1 e x − 2 dx dx x 1 1 = (n − 1) xn−2 e x − xn−3 e x = (n − 1) fn−1 (x) − fn−2 (x). [1] (2) Da die rechte Seite fn−1 und fn−2 enthält, müssen wir für den Induktionsanfang n = 1 und n = 2 beweisen [1]: d ( 0 1) ex ex x e x = − 2 = (−1)1 1+1 dx x x ( ) 1 1 1 d ( 1) ex 1 x ex = ex − x 2 = 1 − ex dx x x (( ) ) ) ) ( ( 2 1 1 d 1 d 1 1 1 1 f2 (x) = 1− ex = + 2 ex + 1 − ex − 2 dx2 dx x x x x 1 d f1 (x) = dx d f2 (x) = dx 1 [1] 1 = (−1)2 ex x2+1 [1] 8 Nun zum Induktionsschritt: wir benutzen Gleichung (2) um die n + 1te Ableitung von fn+1 umzuschreiben als n ) [1] dn dn+1 d dn−1 [1] d ( f (x) = n f (x) − f (x) = n f (x) − fn−1 (x) n+1 n n−1 n dxn+1 dxn dxn dx dxn−1 ( 1 1 ) x x d [1] n e n−1 e = n (−1) n+1 − (−1) x dx xn 1 ( ) 1 1 ex [1] = n (−1)n n+1 + (−1)n −n x−n−1 e x + x−n e x (−x−2 ) x 1 1 x ex [1] n e n+1 = −(−1) n+2 = (−1) . x x(n+1)+1 Damit ist die Behauptung bewiesen. (iii) Die einzige Schwierigkeit besteht darin, die einzelnen Schritte korrekt aufzuschreiben: ∑n ∏n ′ d ∏n j=1 fj (x0 ) n k=1 fk (x0 ) f (x) [2] ∑ fk′ (x0 ) j=1 j j̸=k dx x=x0 [2] ∏n ∏n = = fk (x0 ) j=1 fj (x0 ) j=1 fj (x0 ) k=1 (iv) Die Ableitung von f ist 1 [1] 1 1 [1] x − (1 + x) ln(1 + x) − f ′ (x) = ln(1 + x) = x 1 + x x2 x2 (1 + x) Mit Aufgabe xyz (ii) kann f ′ von oben beschränkt werden durch f ′ (x) ≤ ln(1 + x) − (1 + x) ln(1 + x) [1] −x ln(1 + x) = < 0, x2 (1 + x) x2 (1 + x) die Funktion ist streng monoton fallend [1]. 9 91. Kurvendiskussion [16 Punkte] Diskutieren Sie die Funktion f (x) = x ln |x| . Geben Sie den Definitionsbereich, Grenzwerte an den Lücken, Verhalten bei 0 und ±∞, Extrema und gegebenenfalls die stetige Fortsetzung an. Begründen Sie Ihre Antworten! Skizzieren Sie den Graphen und zeichnen Sie alle relevanten Informationen ein. Lösung: Definitionsbereich: Der Definitionsbereich ist R \ {0} [1], da die Funktion x 7→ ln x nur auf R+ definiert ist. Wir bemerken, dass die Funktion ungerade ist, das heißt f (−x) = −f (x). Ableitungen: Um die Ableitung auszurechnen, schreiben wir f als { −x ln(−x) x < 0 f (x) = x ln x x>0 [1] und leiten für x > 0 und x < 0 getrennt ab. Wir berechnen die erste und zweite Ableitung zu { − ln(−x) − 1 x < 0 f ′ (x) = [1] + ln x + 1 x>0 { − x1 x < 0 ′′ f (x) = [1] + x1 x > 0 und schließen daraus, dass die Funktion für x < 0 konvex und für x > 0 konkav ist [1]. ! Extrema: Setzen wir f (x) = 0, so erhalten wir für x > 0 ln x + 1 = 0 ⇔ ln x = −1 ⇒ xc1 = 1/e [1] und analog für x < 0 den zweiten Kandidaten xc2 = −1/e [1]. Daraus ergibt sich f (1/e) = −1/e = −f (−1/e). Da f ′′ (x) < 0 für x < 0 und f ′′ (x) > 0 für x > 0 ist (1/e, −1/e) ein lokales Minimum [1] und (−1/e, 1/e) ein lokales Maximum [1]. Grenzwert an der Definitionslücke: Da f (−x) = −f (x) gilt ( ) lim f (x) = lim −x ln(−x) = lim x ln x x↗0 x↗0 x↘0 1/x ln x = lim = lim (−x) 1 x↘0 /x x↘0 −1/x2 x↘0 = lim f (x) = lim x↘0 [1] =0 und wir können f in 0 mit f˜(0) = 0 stetig fortsetzen [1]. Die stetige Fortsetzung ist aber in 0 nicht differenzierbar. Asymptotik: Da x 7→ x und x 7→ ln x für x → ∞ auch gegen ∞ streben, erhalten wir mit f (−x) = −f (x) auch lim f (x) = ±∞. [1] x→±∞ 10 Variationstabelle: [2] x f (x) f ′ (x) f ′′ (x) (−∞, −1/e) − − −1/e 1/e 0 − (−1/e, 0) 0 0 (0, 1/e) 1/e − + −1/e 0 + + − (1/e, ∞) − + Graph: [2] 1.5 f (x) = x ln |x| Extrema 1 0.5 0 -0.5 -1 -1.5 -2 -1.5 -1 -0.5 11 0 0.5 1 1.5 2 92. Ableitung von Umkehrfunktionen [10 Punkte] Zeigen Sie folgende Gleichungen: (i) d 1 arctan x = dx 1 + x2 √ ( ) (ii) arcsinh x := sinh−1 x = ln x + 1 + x2 Lösung: Ganz allgemein gilt d −1 1 f (x) = ′ ( −1 ) . dx f f (x) (i) Die Ableitung des Tangens berehcnet sich zu d d sin x 1 1 sin2 x tan x = = cos x · + sin x · (−1) · (− sin x) · = 1 + dx dx cos x cos x cos2 x cos2 x 2 = 1 + tan x. [1] Daher erhalten wir d [1] arctan x = dx d dx 1 1 1 ( )= . ( )= 2 1 + x2 1 + tan arctan x tan arctan x [1] (ii) Zwei stetige Funktionen f, g : D ⊂ R −→ R sind genau dann gleich, wenn an einem Punkt x0 ∈ D gilt f (x0 ) = g(x0 ) sowie auf ganz D auch f ′ = g ′ gilt [1]. Sei beispielsweise x0 = 0. Dann folgt aus ( ) sinh 0 = 12 e0 − e0 = 0 auch arcsinh 0 = 0 [1]. Die rechte Seite gibt auch 0, denn √ ( ) ln 0 + 1 + 0 = ln 1 = 0. [1] Die Ableitung der linken Seite d arcsinh x = dx d dx 1 1 1 [1] ∗ ( )= √ ( ) = ( ) cosh arcsinh x sinh arcsinh x 1 + sinh2 arcsinhx 1 =√ 1 + x2 [1] stimmt mit der Ableitung der rechten Seite √ x √ ) [1] 1 + √1+x2 d ( x + 1 + x2 1 1 √ √ √ ln x + 1 + x2 = = ‘= √ [1] dx x + 1 + x2 x + 1 + x2 1 + x2 1 + x2 √ ( ) überein. Damit ist arcsinh x = ln x + 1 + x2 . Im mit ∗ markierten Schritt ist 1 + sinh2 x = cosh2 x benutzt worden. 12