Charmante Geschenkidee für einen originellen
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Charmante Geschenkidee für einen originellen
Der Pfaffenhofener Ausgabe 11 / KW 47 FREITAG, 23. NOVEMBER 2012 Preis: 30 Min/Monat Model und Fotograf Wolkenland Holledau Nach „Germany‘s Next Topmodel“ wechselte Florian Hofner auf die andere Seite der Kamera Der Künstler und Keramiker Hans Dollinger gestaltet den Besprechungsraum der Volksbank Seite 3 Seite 8 INTEGRATION Hellmuth Inderwies über eine europäische Wertebasis und den Kulturaustausch von Regionen Seite 4 PALMENSTRAND Dies und mehr lockt in die Reisewelt von Bernhard Wallner Seite 5 UNTER TAGE Ein Besuch im Fernmeldebunker entpuppt sich als Reise in den Kalten Krieg Seite 6 MIT STERN Eine deutsch-italienische Kooperation regiert im Ristorante „Da Stella“ Seite 7 DOMINO Das Lokal feiert den gelungenen Start am neuen Standort Seite 7 Charmante Geschenkidee für einen originellen Lieferservice von Lorenz Trapp Keiner weiß etwas Genaues. Und wer nichts weiß, das weiß eine österreichische Weisheit, die sogar in Bayern Gültigkeit hat, der muss eben alles glauben. Selbst der Wichtel kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus – als wäre der Zug bereits abgefahren. Mitnichten! Jetzt geht’s erst richtig los. Die „stade Zeit“ ist da und schleicht sich über das Pflaster des Hauptplatzes an. Hübsche Hütten und das Wichtelhaus verdrängen den Wochenmarkt für ein paar Wochen nach Westen, er darf dem Christkindlmarkt Platz machen. Markt ist Markt; dann muss auch nicht Schluss sein mit marktschreierischem Gehabe. Das Christkindl wurde, fällt mir eben ein, vor mehr als zwei Jahrtausenden im Nahen Osten geboren. Irgendwie scheint mir der Nahe Osten also eine der Wiegen der abendländischen Kultur zu sein, selbst wenn sich dem Ethnologen doch filigrane Unterschiede im Brauchtum offenbaren. Während sich dort Menschen mit kleinen Geschenken in Raketenform beglücken, die – unter völliger Missachtung des Nachhaltigkeitsgebots aus übertriebener Verschwendungssucht oder aus was weiß ich welchen Gründen – beim Überreichen nicht nur sich selbst, sondern auch noch umliegende Gebäude und Menschen zerstören, stiften wir hier in unseren Breiten Freude bei unseren Mitmenschen mit Geschenken in Paketoder Säckchenform. Im schlimmsten Fall – und das wäre wirklich der schlimmste Fall – müssten sie umgetauscht werden. Es besteht zu keiner Zeit eine Explosionsgefahr. Gemeinsam haben wir und der Nahe Osten, dass die Frage ungeklärt bleibt, woher die Pakete und Säckchen respektive Raketen eigentlich kommen. Der Nahe Osten gilt nun nicht als extraordinärer Raketenproduzent; naja, irgendjemand wird sie ihm schon gebracht haben, auf jeden Fall dürfen sie als charmante Geschenkidee mit originellem Lieferservice gelten. Bei uns ist die ganze Sache durchsichtiger: Sollte ich während der nächsten Wochen, morgens, wenn ich traumtrunken die Zeitung aus dem Kasten hole, ein Paket oder ein Säckchen entdecken, dann weiß ich, dass mir ein lieber Mitmensch mit einem originellen Geschenk eine Freude bereiten will – und ich glaube, nein, ich weiß, dass mir diese Aufmerksamkeit von einem charmanten Lieferservice zugestellt worden ist. Der Wichtel ist nämlich wieder da. Sein Häuschen hat er bereits aufgebaut, auf dem Pflaster vor dem Rathaus; fröhlich, mit Zipfelmütze und gelbem Schal herausgeputzt, wartet er, bis der Weihnachtszauber endlich beginnt. Dann nimmt er die Geschenke an, die die Menschen in den Geschäften kaufen dürfen und zu ihm hinbringen. Er verpackt sie ordentlich und hängt sie – charmant, charmant – des Nachts und unerkannt, ohne Absender, an die Haustür des vom Schenkenden gewünschten Empfängers. Auch sonst wird auf dem Christkindlmarkt alles beim Bewährten bleiben: Köstliche Leckereien, kulinarische Schmankerl und kunsthandwerkliche Kleinkunst an den Ständen, und beim staunenden Wandeln durch die Budengasse werden Glühweinduft und Glühweindurst immer mächtiger. So soll es sein, und beim letzten Schluck richten wir noch ein sinnendes Mal den Blick auf die Rathausfassade, illuminiert vom einzigartigen, seit einigen Jahren bekannten Lichtkalender. Seit einigen Jahrtausenden bekannt ist der Maya-Kalender. Obwohl er älter ist als das Christkind und noch viel älter als ein Christkindlmarkt und noch dazu aus Südamerika stammt, glauben viele, dass mit ihm am 21. Dezember 2012 die Welt endet. Für den Nahen Osten befürchte ich, dass einige nicht mal mehr den 21. Dezember erleben werden. Unser Christkindlmarkt endet am 23. Dezember 2012, im Gregorianischen Kalender. Aber, Gott sei Dank: Keiner weiß etwas Genaues. STADTKULTUR Seite 2 | Der Pfaffenhofener Ulrich Holzners Skulpturen im Pflegschloss Leserbrief Zu viel der Ehre war es wohl für den Städtischen Galeriereferenten Peter Feßl, die ihm in der Oktober-Ausgabe des „Pfaffenhofener“ zuteil wurde. Unsere Redakteurin Claudia Erdenreich schrieb in ihrem Artikel „Kunst ist frei, Kunst ist Vielfalt“ über den langen Weg zur „Städtischen Galerie im Haus der Begegnung“. Dass nicht nur er, sondern viele Weggenossen daran mitwirkten, stellt Peter Feßl hier nun klar: Freitag, 23. November 2012 V on einem künstlerisch ambitionierten Ausflug in die Nachbargemeinde Schrobenhausen ist – selbst wenn unserer kleinen Stadt, sogar von überregionalen, jenseits des Weißwurstäquators residierenden Zeitungen, üppigstes Kunstleben bestätigt wird – nicht abzuraten. Auch der Pfaffenhofener Bildhauer Ulrich Holzner sieht das so und präsentiert seine Bronze-Skulpturen vom 30. November 2012 bis 20. Januar 2013 bei „Kunst und mehr“ im Pflegschloss zu Schrobenhausen. Weitere teilnehmende Künstlerinnen und Künstler sind Michael Grassl (Bildhauerei), Johann Brosch (Malerei), Susanne Kindler-Bodammer (Schmuck), Helmut Walter (Zeichnung), Dieter Hammer (Fotografie), Klaus Herbrich (Bildhauerei) und Brigitte Schuster (Glasgestaltung). In einer Sonderausstellung sind parallel Krippen von Rudolph Höfler und aus der Sammlung Josef Golling zu bewundern. Holzners beeindruckende Skulpturen thematisieren vor allem die Bereiche „Tanz“, „Masken“, „Auseinandersetzung“ und „Beziehung“. Die Themen greifen ineinander über, lassen sich nicht scharf von einander trennen und inspirieren sich gegenseitig. Dem Betrachter erschließt sich offensichtlich, dass sich in seinen Plastiken das „tänzerische Thema“ zum Beispiel mit dem Thema „Masken“ in spannender Weise verbindet. Seine neuesten Plastiken, graphische Gruppengestalten, greifen alte Motivskizzen wieder auf: Es handelt sich um eine ganze Gruppe von Skulpturen, deren Körperlichkeit in abstrahierten Grundlinien ausgeführt ist. Am Eröffnungswochenende (ab Frei- tag, 18 Uhr) findet im Schlosspark auch der traditionelle Weihnachtsmarkt statt, auf dem viele Vereine, Schulen, karitative und kirchliche Einrichtungen, gemeinnützige Gruppierungen und Privatpersonen mit einem gut sortierten Angebot von weihnachtlichem Schmuck und Kunsthandwerk aufwarten. Dazu locken leckere Speisen und Getränke in das stilvoll gestaltete Ambiente. Zudem sind alle Museen kostenfrei zugänglich. Weitere Infos: www.verkehrsverein.com Fleisch- und Wurstspezialitäten von Ihrem Metzger, alles garantiert aus Deutschland. Wie tief muss man sinken, dachte ich mir, damit sich in ein paar Jahrzehnten irgendwer an einen erinnert? Seit einigen Jahren denke ich darüber nach, mich zu tätowieren, um meinem Leben noch einmal einen neuen Drall zu geben. Ein statement zu machen. Etwas Exotisches in einer fremden Sprache, eine Art Geheimschrift sollte auf mir stehen, ein Zauberwort. Aber warum eigentlich ein Zauberwort, und warum eigentlich geheim, warum in einer fremden Sprache, und finde mal eines, das wirklich die angemessene Tragweite hat? Es soll ja nicht einfach „Liebe“ oder „Leere“ da stehen, „Glück“, „Erkenntnis“, „Steppweste“ oder „Vergaservereisung am LKW-Hang“, sondern erstens müsste der Zauber darin bestehen, dass das Gemeinte eben nicht dastünde, zweitens ist keiner der genannten Begriffe – be- sonders der letzte nicht – über jeden philosophischen Zweifel derart erhaben, dass er uneingeschränkt als Lebensziel durchgehen kann in dem Sinne: dem würde ich jetzt für alle Zeit mein Dasein weihen, darin hätte ich jetzt endgültig den tiefstmöglichen Sinn des Daseins erblickt. Und so haben Buddha, Jesus und Marc Aurel Dinge gesagt, die mir höchste Bewunderung abringen, aber doch nichts, das unhinterfragbar wäre und nicht auch wieder nach seinem Gegenprinzip riefe. Als ich gerade über den letzten Satz noch einmal drüberlas, las ich: Buddha, Jens und Marc Aurel. Und tatsächlich hat auch Jens immer wieder kluge Sachen gesagt. Die letzten Gedanken der heutigen Kolumne sind dem wichtigen Thema Kaugummi gewidmet. Weil das Leben – wie ich mir dachte – zu kurz ist, um schlechten Kaugummi zu kauen, griff ich gleich zu „Orbit Professional“. Ich dachte mir, wenn dieses Produkt, wie der Name sagt, für Menschen gemacht ist, die professionell kauen, die also ihren Lebensunterhalt mit Kaugummikauen bestreiten – dann wird das Zeug schon etwas aushalten. Es ist wie: Diese Schraubzwinge wird von Profis benutzt. Wie: Das ist ein professioneller Squashschläger, Matratzenschoner, Karamellkeks; dies sind Frotteesocken, Suppenwürfel und Büroklammern, wie sie auch von Profis empfohlen werden. Von Leuten, die existentiell darauf angewiesen sind, sich auf ihr Zeug achthundertprozentig verlassen zu können. Ich sage oft: drunter fange ich nicht an. Du brauchst ein gescheites Gerät, sonst ist alles Murks. Wer nicht sechsunddreißig Euro für so ein halbmondförmiges Edelstahlteil mit Löchern drin zum Nudelabgießen hinlegen will, der sollte es besser ganz lassen. Ohne eine Zahnbürste mit ergonomisch gedämpftem Doppelfedergelenk braucht man eigentlich gar nicht Zähne putzen. Nein, sollte man nicht einmal Zähne putzen, Zahnärzte warnen davor. Weil Sie sich mit herkömmlichen Bürsten eher Schaden zufügen. Und so ist es mit vielen Dingen. Mit Kaugummis ist es auch so. Liebe Claudia Erdenreich, liebe Redaktion! Es hat mich sehr gefreut, dass in Ihrem Artikel zum sechsjährigen Bestehen der Städtischen Galerie im Haus der Begegnung diese Galerie und ich selbst so gut weggekommen sind! In der Tat könnte man sich heute Pfaffenhofen ohne diese Ausstellungsmöglichkeit gar nicht mehr vorstellen. Wir sollten aber all diejenigen nicht vergessen, die im Vorfeld der Gründung ein offenes Ohr für das Anliegen der Gruppe LUNI und anderer Künstler fanden. Zahlreiche Gespräche haben stattgefunden, auch der damalige Kulturreferent Hellmuth Inderwies kämpfte an unserer Seite und unterbreitete auch Ideen für Ausstellungsräume in anderen Häusern unserer Stadt. Doch die Mehrheitsverhältnisse im damaligen Stadtrat gestalteten sich schwierig und so versuchte ich Kontaktpersonen in allen Fraktionen zu finden. Inderwies hatte natürlich die Verbindung zu den Freien Wählern, Reinhard Haiplik knüpfte bei der Öko-Fraktion die wichtigen Fäden, bei der CSU waren Theo Abenstein und Martin Wolf für kulturelle Belange stets ansprechbar, und in meiner eigenen Partei wusste ich, dass Klaus Herber und Ulrich Wieczorek die Galerie auch gut finden würden. Nicht mehrheitsfähig bei den Künstlern war die Gründung eines Vereins, wie der Kulturreferent es sich gewünscht hätte, der lose Zusammenschluss zu einem Kunstgremium fand Zustimmung. Inderwies leitete es in seiner Funktion als Kulturreferent. Vertreter bestehender Gruppen, z.B. aus den Fotofreunden, aus Querformat, aus den Holzschnitzerkreisen usw. arbeiteten bei der Erarbeitung von Satzung, Checkliste und anderer Formalia zuverlässig mit, und als der Stadtrat endlich von unserer „Lebensfähigkeit“ überzeugt war, strichen Gremiumsmitglieder sogar die Wände mit neuer, weißer Farbe. Das alles war wichtig, das alles waren wichtige Meilensteine. Freilich, über einen Meilenstein muss ich natürlich bis heute am meisten schmunzeln: Dass die Widerstände im Stadtrat just an dem Tag zu wackeln begannen, als zwei Protestausstellungen in Pfaffenhofen und Wolnzach nachdenklich machten … Und am Ende wollten sogar diejenigen die Galerie immer schon gehabt haben, die mir das vorher noch nie gesagt hatten. Ja, so geht das halt im Leben – nicht nur in einer Kleinstadt. Mit herzlichen Grüßen! Peter Feßl von Roland Scheerer Letztens wollte ich einmal vom Frühstückstisch aufstehen und stellte fest, dass es nicht geht. Um sich erheben zu können, müsste man erst einmal den Stuhl zurückschieben. Was aber nicht funktioniert, weil man ja noch drauf sitzt. Ein unlösbares Rätsel. Ein Ereignis, das schon eingetreten sein müsste, damit eine notwendige Bedingung für sein Eintreten erfüllt wäre. Dazu bräuchte man eine Zeitmaschine, mit deren Einsatz aber bekanntlich das Kausalgefüge der Welt zusammenbräche. Mit unabsehbaren Folgen. Was ja niemand wollen kann. Wirklich niemand? Für jedes denkbare Ereignis gibt es irgendjemanden, der genau darauf spekuliert. Ich saß länger an diesem Tisch und dachte mir: Es gibt zwei Arten von Individuen oder Interessengruppen, von Schicksalsgemeinschaften. Es gibt zwei Arten von Menschen. Die einen spekulieren auf das Intaktbleiben einer Ordnung. Die anderen auf den Ausbruch des Chaos. Auf welcher Seite stehe eigentlich ich? Ich sollte mal Stellung beziehen. In der Münchner Großmarkthalle erzählte mal jemand von dem Praktikanten, der einen Stapel Rechnungen zur Post bringen sollte. Der Praktikant blickte lange auf eine Rechnung, dann auf den Umschlag, und wieder auf die Rechnung – und sagte am Ende, sehr nachdenklich, den Satz: Eigentlich seltsam, dass so ein großes Blatt in so einen kleinen Umschlag passt. Dieser Praktikant hätte ich sein können. Vielleicht bräuchten wir mehr Menschen wie diesen Praktikanten. Vielleicht bräuchten wir mehr Menschen wie mich. Irgendwie muss ich schließlich doch von diesem Tisch aufgestanden sein. Wahrscheinlich, als ich aufgehört hatte, es zu wollen. Ich begann, in dem Papier zu blättern, mit dem ich im Begriff war, den Kachelofen anzuheizen. Es war der als Gratis-Fernsehzeitschrift getarnte Prospekt einer Einkaufsmarktkette. Hinter Brotaufstrichen, Hundefutter und Partyzubehör fand ich schließlich die Geschichte, die auf der Titelseite angekündigt wurde: Jemand, der vor fünfundzwanzig Jahren ein Fernsehschauspieler gewesen war, saß in einer gelben Hollywoodschaukel und erzählte ganz entspannt, womit er jetzt so seine Zeit verbringe. Vor allem – viel Reisen. Das Patenkind in Südamerika. Und natürlich, der Garten. Garteln hält jung. Das Gesicht dieses Menschen kam mir vage vertraut vor. Auf der nächsten Seite kamen leckere DIE SEITE 3 Freitag, 23. November 2012 A Der Pfaffenhofener | Seite 3 ngefangen hat alles mit Montani kennen. Der bekannte Foto„Germany’s Next Top Model“. graf schoss die Fotos, mit denen die Vor vier Jahren. Damals war die CasAgenturen ihre Models für Castings ting-Show mit „Model-Mama“ Heidi vorschlagen und mit denen die MoKlum noch keine Serie, in der sich dels sich auch selbst bewerben. Er Möchtegern-Models in rauen Menbrachte Florian auf die Idee, auf die gen auf dem Bildschirm tummelten, andere Seite der Linse zu wechseln, damals hatte die Sendung tatsächdas Objektiv auf der Kamera mal lich noch einen Hauch von Exklusiaus einer anderen Perspektive zu bevität und echtem Glamour. Und Flotrachten. Und so sprang er auf die rian Hofner war dabei! andere Seite – und fing an, selbst zu Der junge Pfaffenhofener, der sich fotografieren. „einfach so“ mal beworben hatte, Nebenbei natürlich, denn, wie geFlorian Hofner und der kam unter die vier Sieger, mit dem sagt: „Hartes Pflaster!“ Das gilt auch kreative Weg um den Effekt, dass er im Jahr darauf den für die Modefotografie. „Du hast Jahreskalender der Zeitschrift Mekeine Gewissheit, was morgen ist“, Schreibtisch – vom tropolitan zieren durfte. „Ich“, sagt meint Florian Hofner. Gerade in der Florian Hofner mit einem lächelnden Modebranche müsse der Fotograf Model (links) zum Blick zurück, „war der September“. immer spezieller werden, es reiche Fotografen (rechts) Doch das war nicht alles: Über eine nicht, einfach „gute Fotos“ zu maModel-Agentur in München erhielt er chen: „Du musst die Nische sein, deiZugang zum Geschäft. Zuerst ging’s nen persönlichen Stil entwickeln – von Lorenz Trapp nach Mailand, in die italienische Mound dazu noch ‚das gewisse Etwas‘!“ demetropole, wo er einige Wochen Ein Kampf wie im Fußball, stellt er verbrachte; auf eigene Kosten natürfest: „Das Geld wird eben nur in der lich, immer auf der Bundesliga verJagd nach einem dient – und bei FoLaufsteg-Job, nach tografen eben auch einem Foto-Shoonur in der Topting, nach einem Liga“. Für ihn ist Casting. In Maidas allerdings kein land sind zwar Problem. Er foto„praktisch alle itagrafiert mit Spaß lienischen Firmen“ und Leidenschaft, präsent, aber der freut sich über seiMarkt ist trotzdem ne Bilder – und behart. „Viele junge trachtet das Ganze Menschen“, weiß als wunderschöne Florian Hofner, Nebenbeschäfti„sehen das alles gung. viel zu blauäugig“. Als Abwechslung Vor allem sehen zu den „stehenden sie nur die erfolgBildern“ hat er reichen Models, gerade angefandie ihnen permagen, Filme zu manent in den Medien Florian Hofner: der Fotograf in action – mit Model und Luftballons chen: „Kurzfilme, begegnen: „Doch Modefilme – mal das sind nur die Top-Stars – und das werden. Florian Hofner hat gesehen, schauen, was draus wird“. Seine sind ja nicht mal zehn Prozent!“ dass man in dieser Branche nichts ge- Kreativität möchte eben irgendwie Der Alltag eines Models, das lernte schenkt bekommt, und er hat „Kolle- heraus, und irgendwie aber macht Florian Hofner, sieht ganz anders gen“ kennengelernt, die langsam zu Florian Hofner, trotz seiner Jugendaus, und ganz schwierig wird es, alt wurden, nicht mehr gefragt waren lichkeit, den Eindruck, als würde wenn man davon leben muss. Sei- für diesen Job und eigentlich aufhö- er die Bodenhaftung nicht so leicht ne Mailänder Zeit hieß: Unterbrin- ren wollten, weil sie nach 15 Jahren verlieren. Der Schreibtisch im Vergung nicht gerade im Nobelviertel, Reisen einfach genug hatten – aber messungsamt und viel Sport helfen zu neunt, Afrikaner, Südamerikaner bedauerlicherweise nichts anderes ihm anscheinend dabei. Neben dem und Europäer, in einem kleinen Zim- gelernt hatten. Das sind die Schat- Krafttraining im Fitness-Studio – mer, sechs oder sieben Castings am tenseiten eines Jobs, der in den Me- für Models wohl obligatorisch! – beTag. Das ist knallhartes tägliches dien immer so hell und erstrebens- reitet er sich auf den Marathon-Lauf Brot: „Und da gehörst du noch lange wert dargestellt wird: „Und ich mag vor; beim 10-km-Stadtlauf ist er sonicht zur gut verdienenden Schicht!“ mich nicht mit 38 hinstellen müssen wieso dabei, und nun erfüllt er sich – und auch wenn weiblichen Mo- wie ein 18-Jähriger!“ Außerdem: noch einen lang gehegten Wunsch: dels von der Agentur die Unterkunft „Um den Job hauptberuflich zu ma- „Im Winter mach ich den Schein“, bisweilen kostenlos zur Verfügung chen, musst du raus aus Deutschland erzählt er, und dann geht’s los mit gestellt wird, junge Männer müssen – Deutschland ist nun mal kein Mo- dem Motorrad. da schon für sich selber sorgen. Also deland“. „Ich bin keiner, der rumsitzt, ich geht die Jagd nach Aufträgen weiter. Florian Hofner modelte immer nur bin immer auf Achse, und in meiFlorian Hofner nennt ein Beispiel: „nebenberuflich“; er mag seinen ner Freizeit tob ich mich eben aus“. Wenn Armani eine neue Brillenserie Hauptberuf: „Ich bin ja Beamter im Da helfen ihm seine Kameras, seine entwickelt hat, wird ein Casting or- Vermessungsamt“, erklärt er und lä- Objektive, seine kreative Phantasie. ganisiert. Schließlich braucht man chelt jungenhaft, „und das ist schon „Und solange ich das neben meinem Models, die das neue Produkt ad- ein gewisser Rückhalt“. Nun ist für Bürojob machen kann“, lacht Florian äquat präsentieren können: „Also ihn die Model-Periode abgeschlos- Hofner, „habe ich genau den Spaß, fährst du hin und stellst dich vor – sen, doch die Kontakte in die ganze den ich brauche!“ als einer unter vielen“. Richtig Cash Welt, die er in dieser Zeit knüpfen bekommen nur diejenigen, die dann konnte, nützen ihm auch jetzt. In www.florianhofner.com tatsächlich als Models engagiert Mailand lernte er nämlich Maurizio Pfaffenhofen an der Ilm – Ein Blick zurück. Unter diesem Titel wird Anfang Dezember ein Bildband mit historischen Stadt- und Landkreis-Aufnahmen aus den 1950er-Jahren in den örtlichen Buchhandel kom- Sprung über die Linse Die Stadt in den Fünfzigern men. Die 147 bisher größtenteils unveröffentlichten Bilder stammen aus dem Archiv des 1989 verstorbenen Pfaffenhofener Fotografenmeisters Hanns Wagner. Schon vor einigen Jahren hatte der Sohn Franz Wagner großformatige Bilder aus dem fotografischen Nachlass seines Vaters bei erfolgreichen Ausstellungen gezeigt. Jetzt setzte er seinen lange gehegten Wunsch in die Tat um, ausgewählte Meisterwerke von Hanns Wagner auch in Buchform der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei konzentrierte sich der Herausgeber auf die frühen Fotos seines Vaters, die dieser in den 1950er Jahren auch außerhalb der üblichen Auftragsarbeiten in seinem Atelier bei Exkursionen in Stadt und Landkreis aufgenommen hatte. Für Hanns Wagner war die Fotografie nicht nur der Beruf, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdiente, sondern blieb immer auch persönliche Leidenschaft und künstlerische Herausforderung. So nutzte er neben der Arbeit im Geschäft jede freie Minute, um mit seiner 6 x 6 cm Rolleicord, damals die meist verwendete Kamera der Profifotografen, auf Motivsuche in Pfaffenhofen und Umgebung zu gehen. Oft war er in seinem hellblauen VW-Käfercabrio unterwegs, um die Kleinstadt-Idylle, die Menschen, die regionalen Feste und Bräuche und nicht zuletzt die Hallertauer Landschaft, Baudenkmäler, Kirchen, Kapellen und Feldkreuze mit der Kamera einzufangen. In dem Bildband hat Franz Wagner die typischen Aufnahmen aus dieser Zeit zusammengestellt und kann damit ein sowohl fotografisch wie historisch hochinteressantes Zeitdokument der 1950er Jahre vorlegen. Der Leser begegnet bekannten Pfaffenhofener Persönlichkeiten und Originalen, er wird erinnert an längst verschwundene Bauwerke oder Straßen, Plätze und Landschaften, die ihr Gesicht gänzlich verändert haben. Und die Bilder lassen altes Handwerk, Handel und Gewerbe, sowie örtliche Feste und Bräuche wieder aufleben. Am Dienstag, 4. Dezember, um 20 Uhr lädt Herausgeber Franz Wagner alle Interessenten zur Buchpremiere in den Festsaal des Pfaffenhofener Rathauses ein. Mit einer Power-Point-Präsentation wird er eine Auswahl der besten Fotos aus dem Bildband zeigen, und die ersten Bände der limitierten Auflage signieren. KULTUR Seite 4 | Der Pfaffenhofener Freitag, 23. November 2012 Kulturtermine Farbmomente Am Freitag, 23.11. um 19.30 Uhr findet in der Städtischen Galerie die Vernissage zur Ausstellung „Zwischen-Aufenthalte – Farbmomente im grauen November“ statt. Konzert Schüler der Städtischen Musikschule spielen am 26.11. ab 18 Uhr im Hofbergsaal. Die Klavierklasse spielt dort ab 18.45 Uhr. Christkindlmarkt Wichtelzeit und Weihnachtszauber beginnt am 29.11. auf dem Unteren Hauptplatz. Der Christkindlmarkt dauert in diesem Jahr bis 23.12. Konzert Der Singer-Songwriter Anthony Penea spielt am 30.11. ab 20.30 Uhr auf der intakt-Musikbühne. Basar Am 2.12. findet von 9 bis 17 Uhr der Basar der Adolf-Rebl-Schule in der Städtischen Galerie statt. Verkauft werden Dekorations- und Geschenkartikel. Film Die vhs zeigt am 4.12. um 19.30 Uhr im CineradoPlex den besonderen Film „Die Wand“. Anschließend Filmdiskussion mit Peter Dorn. Buchpremiere Am 4.12. findet um 20 Uhr im Festsaal des Rathauses die Premiere des Bildbandes „Ein Blick zurück“ von Franz Wagner statt. Benefizkonzert Die Städtische Musikschule spielt am 7.12. ab 16.30 Uhr in der Spitalkirche das Singspiel „Der Weihnachtsstern“. vhs-Schnitzer Vom 8. bis 16.12. präsentieren die vhs-Schnitzer ihre Werke und Krippen zur Weihnachtsausstellung in der Städtischen Galerie. Lichter Die katholische Stadtpfarrei lädt am 11.12. ab 19 Uhr zur Nacht der Lichter in die Stadtpfarrkirche und an den Hauptplatz. Tanz Die Company „dance for style“ präsentiert am 15.12. um 20 Uhr im Schyren-Gymnasium die Tanzperformance „a live wire“. IMPRESSUM Verlag/Herausgeber/Herstellung: KASTNER AG – das medienhaus, Schloßhof 2–6, 85283 Wolnzach, Telefon 08442/9253-0 V.i.S.d.P.: Kilian Well E-Mail: der-pfaffenhofener@kastner.de Redaktion: Claudia Erdenreich, Kilian Well, Hellmuth Inderwies, Lorenz Trapp Layout: Monika Lang Anzeigen: Erika Ketterle Telefon: 0171/1243307 Erscheinungsweise: monatlich Der Pfaffenhofener erhalten Sie in der Buchhandlung Pesch, der Buchhandlung Kilgus, bei Schreibwaren Daubmeier, Schreibwaren Prechter, Tabak Bergmeister,Tabak Breitner etc. Nächste Ausgabe voraussichtlich Freitag, 14. 12. 2012 Integration Europas braucht eine Wertebasis Pro Europa Una pflegt den Kulturaustausch von Regionen von Hellmuth Inderwies Haushalts- und Finanzkrisen überdecken in der Europäischen Union mehr und mehr die kulturellen Kräfte, die das eigentliche Fundament der Integration bilden. Wie wenig der Aufbau von politischen Institutionen, einer sozialen und rechtlichen Ordnung – oft in Einheit mit einem bürokratischen Wust vordergründiger Vorschriften – und eines wirtschaftlichen Systems mit einheitlicher Währung als einigendes Band der Völker taugen, entlarvt die Gegenwart mit voller Härte. Die These des französischen Sozialisten Jacques Delor „Einen Binnenmarkt kann man nicht lieben.“ hat sich zur bitteren Wahrheit gewandelt. Umso mutiger und alternativloser erscheint es, wenn in dieser Situation Vereine, die sich der europäischen Einigung widmen, mit herausragenden Veranstaltungen an die eigentlichen Werte des alten Kontinents erinnern und sie vor Augen führen. Pro Europa Una, das bayerisch-italienische Komitee, an dessen Spitze sein Gründer Antonio Cigna steht, und das sich jetzt auch in der baye- rischen Landeshauptstadt mit einer sehr aktiven Gruppe etablierte, hat heuer mit dem 20. Hopfen- und Weintraubenfest ein signifikantes Zeichen dafür gesetzt, wie durch die Zusammenführung von Menschen verschiedenster europäischer Regionen eine wirksame und nachhaltige Integration gelingen kann. Der 1. Vorsitzende dieses Vereins und sein Stellvertreter Andrea Masciavé führten Gruppen verschiedensten Couleurs mit Delegationen wichtiger politischer Persönlichkeiten aus Spanien, Polen, aus Sizilien und der Lombardei sowie aus Bayern in der Kreisstadt zu einem gemeinsamen Kulturfestival europäischer Bürger zusammen. In einer Reihe von Veranstaltungen erinnerte man an gemeinsame Werte der abendländischen Völker, wobei die Weihe von Hopfen und Weintrauben als Symbole ihrer bayerischen und italienischen Landschaften durch Stadtpfarrer Frank Faulhaber bei einem feierlichen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche den Höhepunkt bildete. Gerade dieser Akt verdeutlichte einen kulturgeschichtlichen Synchronismus, der auch bei vielen anderen Regi- onen Europas zu registrieren ist und deren geistige Verwandtschaft zum Ausdruck bringt. Die in der Kirche gezeigte solidarische Gemeinschaft war auch bei dem sich anschließenden Festzug offenkundig. Ob jemand gläubiger Christ ist oder nicht – die christliche Herkunft ethischer Werte, die heute die europäische Charta, die bislang nicht ratifizierte „Verfassung von Europa“ sowie die einzelnen Verfassungen der Staaten, die der Union angehören, enthalten und die das öffentliche Leben bestimmen, ist nicht zu verleugnen. Neben dem Christentum haben die antiken klassischen Zentren „Athen“ und „Rom“ das Fundament für diese Werte gesetzt. Wer sie ignoriert, wird beim Versuch, ein wirklich geeintes Europa zu schaffen, kläglich scheitern. Vielleicht auch schon dann, wenn ihm nur an einem waffenlosen Frieden gelegen ist! Bayerische Kommunen unterhalten derzeit (Stand 31.10.2012) 1243 Partnerschaften im In- und Ausland, die oft schon Jahrzehnte bestehen. Unter den kreisfreien Städten und Landkreisstädten kann Pfaffenhofen a. d. Ilm als „lebenswerteste“ Stadt auf eine weitere Besonderheit verweisen: Sie ist die einzige, die bisher keine derartige Partnerschaft mit einer in- oder ausländischen Kommune eingegangen ist, obwohl in der Vergangenheit einzelne sehr engagierte und ernsthafte Initiativen gestartet worden sind und sich durchaus gute Möglichkeiten geboten hatten. Wer heute die kulturellen Besonderheiten der europäischen Regionen vor Augen führt und sie dem Menschen vertraut machen will, kann auf derartige Partnerschaften ebenso wenig verzichten wie auf die gemeinsamen Feste, die ehrenamtliche Initiatoren mit ihren Vereinen in Szene setzen. Ein gesteigertes Interesse daran scheint freilich die städtische Kulturpolitik derzeit nicht zu besitzen, zumal der Kulturreferent keine einzige Veranstaltung des „Hopfen- und Weintraubenfests“ für wert befunden hat, um an ihr teilzunehmen. Ein Herr Kopetzky muss sich da im Übrigen nicht wundern oder gar echauffieren, wenn das Interesse am Festakt zur Verleihung des Pfaffenhofener Kulturförderpreises nur auf wenig Interesse stößt. STADTKULTUR Freitag, 23. November 2012 D er Kaffee duftet schon. Der Sein Sortiment umfasst sämtliche Blick schwebt gemächlich aus bekannte Reiseveranstalter, und er dem Fenster. Die Blätter der Palmen hat auch die Kleinveranstalter unter rascheln ein leises „Guten Morgen“, Vertrag, die „Otto Normalverbrauund dort, hinter Pool und Dünen, cher“ nicht kennt: „Und das bleibt lehnt sich das majestätische Meer an auch so – selbst wenn wir nur ein Mal den Sandstrand und lockt. Kein Be- im Jahr buchen!“ fehl – es lockt! Aber: keine Eile. Die Bernhard Wallner ist mit Leib und Welt, die Zeit, der Tag – alles gehört Seele dabei. „Der Tourismus“, sagt uns. Es ist Urlaub. er, „ist mir ja praktisch in die Wiege Es war Urlaub. Na gut, alles hat eben gelegt worden“. Seine Eltern betrieein Ende. Und einen Anfang im Rei- ben in der Kellerstraße ein Busunsebüro. Zwei wesentliche Welten, ternehmen mit Reisebüro, und genau Urlaub und Erda, wo er jetzt am innerung an den Schreibtisch sitzt, „Bringen Sie den InternetUrlaub, verbindet um rund um den die „Reisewelt ausdruck Ihrer gewünschten Globus nach schöWallner“, die sich nen Urlaubsorten Reise – wir beraten, im Oktober nach vergleichen und finden den zu suchen, standen kleinem Umbau früher die Garagünstigsten Preis für Sie!“ als Tor zur Welt gen für die Busse. w i e d e r e r ö ff n e t Sein Elternhaus hat. Wiedereröffnet auch deswegen, ist gleich nebenan, und Bernhard weil Bernhard Wallner, der Chef Wallner erinnert sich noch gerne des Reisebüros, ein alter Hase im an die Zeiten, als er selbst noch am Tourismusgeschäft ist und aus der Lenkrad saß: „Da ging’s los, raus auf „Reiseoase Wallner“ nun die „Rei- die Kellerstraße und hinaus in die sewelt“ gemacht hat. Er findet die weite Welt – vom Nordkap bis Sizigünstigsten Schnäppchen, er kennt lien!“ Das Reisebüro ist geblieben. die schönsten Fleckchen – und er ist Seit zwanzig Jahren ist Bernhard völlig unabhängig von Veranstaltern. Wallner nun aktiv im Verkauf, und Unter den Palmen liegt der Strand Wer’s nicht glaubt, besucht Bernhard Wallner in seinem Reisebüro von Lorenz Trapp Reisewelt Wallner Kellerstr. 3 Tel. 0 84 41 / 8 71 32 60 www.reisewelt-wallner.de www.facebook.com/ ReiseweltWallner Der Pfaffenhofener | Seite 5 nach einigen Jahren Tätigkeit für ein veranstaltereigenes Büro eines großen Reiseveranstalters kehrt er nun wieder zurück in die Selbstständigkeit. Und er hat nicht nur die Erfahrung von Schreibtisch und Computer, er hat auch vieles selbst gesehen. Wo also gefällt es dem Mann aus dem Reisebüro am besten? Bernhard Wallner kann ein Lachen nicht verhehlen: „Das kommt natürlich darauf an“, meint der 49-jährige Familienvater, „beim Familienurlaub bin ich in der Türkei oder in Spanien daheim – als Paar oder als Einzelkämpfer wär’s vielleicht eine Rundreise durch die USA, aber“, schränkt er ein, „das bleibt natürlich dem Kunden überlassen!“ Und dem kann Bernhard Wallner das komplette Spektrum für jegliche Reiseträume bieten – von der Pauschalreise bis zur Geschäftsreise mit Linienflügen. Apropos Rundreise: Schiffsreisen seien schwer im Kommen, denn wo sonst, fragt Bernhard Wallner, kannst du sieben Karibik-Inseln in zwei Wochen kennenlernen? Optimal also, so eine Kreuzfahrt, und mittlerweile nicht mehr teurer als eine Pauschalreise in die Türkei. Die Frage, die sich viele Reisewillige stellen – „Ist das Internet billiger als das Reisebüro“ –, beantwortet Bernhard Wallner mit einem klaren „Nein!“ Möglicherweise kann jemand, wenn er sich in mühsamer Recherchearbeit im Netz eine Reise aus vielen Einzelbausteinen von verschiedenen Veranstaltern zusammensetzt, ein bisschen was sparen, doch den Regelfall spiegelt ein Kunde wieder, der zwar eine günstige Reise aus dem Internet mitbrachte, aber nicht bemerkt hatte, dass sein Flug von München auf die Kanarischen Inseln acht Stunden gedauert hätte – mit zweimal Umsteigen: „Warum mach ich mir eigentlich die Arbeit?“ „Wir beraten, wir suchen und wir finden im Internet den gleichen Preis, den Sie – ohne Beratung und mit viel Zeitaufwand – auch bekommen!“ Man darf Bernhard Wallner durchaus beim Wort nehmen. Er und seine Mitarbeiterin Kristin Weser kennen sich aus in der großen, weiten Welt des Reisens, und seit seine Tochter Katrin in der „Reisewelt Wallner“ mithilft, gibt’s den kompetenten Dienst an der Lust am Reisen bereits in der vierten Generation. Dann also nichts wie los! Parken im Zentrum Das neue Parkhaus in der Auenstraße eröffnet von Claudia Erdenreich Der neue Bortenschlager ist fertig. Schon im September eröffnete im Erdgeschoss K&L, die Büroräume in den oberen Stockwerken wurden vor rund einem Monat von der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter bezogen. Jetzt wird auch das Parkhaus fertig gestellt, mit rund 160 Parkplätzen, davon 120 öffentlich zugänglich. Parken in Pfaffenhofen ist ein DauerThema. In einer Kleinstadt möchten die Menschen nun einmal ins Zentrum fahren, sie wollen nahe an den Geschäften und Lokalen parken und sind nicht bereit, lange Wege in Kauf zu nehmen. Gerade der Hauptplatz wurde lange Zeit eher als Durchgangsstraße und Parkfläche genutzt, erst mit seiner Umgestaltung vor wenigen Jahren zeigt er seine ganze Weite und Schönheit. Am angeblich größten Stadtplatz in Oberbayern werden nun auch die leerstehenden, ungenutzten Gebäude neu errichtet, damit kehrt weiter Leben ein. Gleichzeitig fielen Parkplätze weg, weitere werden noch folgen. Die neu eröffneten Geschäfte wie K&L machten Parkplätze zur Voraussetzung für ihre Ansiedelung, auch die Stadt brauchte Parkflächen. Der Individualverkehr wird zudem nicht abnehmen, dazu wird unser Leben Durchgang vom Hauptplatz zum Parkhaus Zentrum immer facettenreicher, der öffentliche Nahverkehr wird auf dem Land nicht beliebig ausgebaut werden, also bleiben die Autos. Selbst wenn wir in Zukunft vermehrt auf Elektroautos umsteigen, brauchen wir Parkplätze. Ein attraktiver Hauptplatz, eine wachsende Stadt lockt immer mehr Kunden aus dem ganzen Landkreis zum Einkaufen, Touristen sollen auch vermehrt kommen, sie alle wollen parken. TREND Immobilien hat nun an der Auenstraße, mit direktem Durchgang zum Hauptplatz rund 160 neue Parkplätze geschaffen. Auf der Rückseite des ehemaligen BortenschlagerAreals, dort wo einst das leere Hotel und verfallene, ungenutzte Gebäude standen, wurde das neue Parkhaus errichtet. Obwohl man von dort in wenigen Schritten den Hauptplatz erreicht, wird der Autoverkehr abgeleitet. Die Autos biegen direkt am Anfang der Auenstraße in das „Parkhaus Zentrum“ ein. Das unterscheidet sich deutlich von anderen, die Fahrwege sind erheblich breiter, ebenso die Parkplätze, die bewusst großzügig gestaltet wurden. Mit rund 1,40 Meter pro Parkplatz ist Ein- und Ausparken kein Problem mehr, auch nicht mit großen Autos. Aussteigen auch mit Kindern ist komfortabel geworden, das Beladen auch mit größeren Einkäufen leicht möglich. Damit hat TREND Immobilien entscheidend dazu beigetragen, die Parkplatzsituation in Pfaffenhofen zu beruhigen und die Innenstadt für Kunden wie für Geschäftsleute noch attraktiver gemacht. Fakten Parkhaus 120 öffentlich zugängliche Parkplätze Öffnungszeiten: 7 Tage Einfahrt: 6 – 22 Uhr, Ausfahrt: 24 Stunden Gebühr: 1. Stunde 1,40 Euro, je weitere 30 Min. 0,70 Euro Tageshöchstsatz 8,00 Euro Eröffnung: 30.11., 8 Uhr Die Einfahrt zum Parkhaus Zentrum liegt in der Auenstraße STADTKULTUR Seite 6 | Der Pfaffenhofener Freitag, 23. November 2012 Reise in den Kalten Krieg Meter unter der Erde im Fernmeldebunker von Claudia Erdenreich Für die heutige Nutzung des ehemaligen Fernmeldebunkers gibt es zahlreiche Ideen, die vom Bunkerhotel über eine Schwammerlzucht bis hin zum Tauchparadies reichen. So lustig und interessant sie teilweise anmuten, nichts davon ist wirklich realisierbar. Schon aus Sicherheitsgründen ist der Bunker nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Lüftung und Fluchtwege entsprechen nicht annähernd heutigen Vorgaben, der Bunker ist zivil so nicht nutzbar, die Folgekosten einer Nutzung sind bei dieser Art Bau nicht vorhersehbar. Die falschen Interessenten will man zudem auch nicht anlocken und so bleibt er eher ein Geheimnis. Nicht viele Pfaffenhofener wissen überhaupt von ihm, noch weniger waren schon unten, im Fernmeldebunker der NATO. Erbaut in den frühen 60er Jahren sollte der Bunker atombombensicher sein, Meter unter der Erde und unter dicken Betonschichten. Die Bautechnik war bald überholt, schon bei Nutzungsbeginn war der Bunker nicht mehr absolut sicher, trotzdem wurde er bis zur Wende genutzt. Bis zu 15 Menschen arbeiteten gleichzeitig unter der Erde und sollten im Ernstfall die Kommunikation aufrechterhalten. Nachrichtenübermittlung nach der Atombombe Der Ernstfall war damals ein atomarer Schlag, die Verantwortlichen rechnete kühl damit. Die Vorkehrungen, die in den 60er bis 80er Jahren getroffen wurden, muten heute naiv an, viele wähnten sich damals aber sicher. Die Nachrichtenübermittlung war der einzige Zweck des rund 1.500 Quadratmeter großen Bunkers, es war nie vorgesehen, dass die Zivilbevölkerung darin Schutz und Zuflucht finden würde. Daher wurden auch nie Waffen im Bunker gelagert. Von oben war der Bunker gut getarnt, heute liegt er zwischen Schrebergärten und Neubaugebiet, der Boden ist immer noch voller Kabel. Schon seit dem Zweiten Weltkrieg liefen hier die Fernmeldekabel von München über Nürnberg nach Berlin durch. Es geht vom Bunkereingang aus tief in die Erde, Engstellen sollten im Fall des Falles nur immer einen Mann durchlassen. Trotz der ausgeleuchteten Gänge ist der Bunker nicht nur für Klaustrophobiker furchteinflößend. 50 mal 30 Meter fühlen sich unter der Erde entschieden größer an. Der Bunker wirkt unübersichtlich, als für Sekunden das Licht gelöscht wird, fühlt sich auch der Mutigste unwohl. Es gab Duschen und Räume zum Kontaminieren nach atomarer Verseuchung, Schlafmöglichkeiten, Lüf- tungs- und Versorgungsschächte, die im Ernstfall von oben durch einen Handgriff mit Sand und Kies gefüllt worden wären. Die massive Druckwelle nach einem Atomschlag sollte mit dem damaligen Stand der Technik aufgefangen werden. Lebensmittel hätten für knapp einen Monat gereicht, die Wasserversorgung war sichergestellt. Die Vorstellung, einen Monat darin auszuharren, ruft augenblicklich Beklemmung hervor. Obwohl der Bunker zum größten Teil leer geräumt, teils auch ausgeschlachtet wurde, macht man noch heute mit wenigen Schritten eine Zeitreise in den Kalten Krieg. Dicke Stahltüren, mit massiven Magneten gesichert, endlose Flure, überall dicke Kabelstränge und Schaltkästen, Dieselmotoren und Wassertanks. Wie beim Fräulein vom Amt wurden auch hier die Verbindungen noch gesteckt, das meterlange Pult dafür steht noch. Heute führt das THW im Bunker Übungen durch, ein perfekter Ort dafür. Manfred Habl verbrachte schon einmal einige Nächte darin, Markus Käser drehte in seiner Zeit bei der Stadtjugendpflege mit Jugendlichen darin einen Film, einen Thriller selbstverständlich. Rund 32 solche Bunker gibt es noch in Deutschland, Relikte einer gar nicht so fernen Zeit, in der sich zwei Supermächte unnachgiebig gegenüberstanden, jederzeit bereit zum Erstoder Zweitschlag. Die wenigsten Bunker sind heute zugänglich, auch wenn sie sich noch Jahrzehnte nach ihrer Nutzung als erstaunlich stabil erweisen. Am Ende der Zeitreise waren alle Besucher, die auf Einladung der Lebendigen Innenstadt den Bunker besichtig hatten, heilfroh wieder an der Oberfläche zu sein. Die Zeiten des Kalten Kriegs waren plötzlich wieder erschreckend nahe. Frieden, so wird nach dem Bunkerbesuch deutlich, ist ein hohes Gut. STADTKULTUR Freitag, 23. November 2012 Der Pfaffenhofener | Seite 7 Ravioli vom anderen Stern Eine deutsch-italienische Kooperation regiert im Ristorante „Da Stella“ von Lorenz Trapp S caloppina Gorgonzola, mit Kartoffeln, davor eine kleine Tomatensuppe, später vielleicht noch eine Insalata capricciosa – klingt das nicht verführerisch, wie vom anderen Stern, vom italienischen Stern, von stella? Alles ganz normal im Ristorante „Da Stella“. Das Lokal in der Raiffeisenstraße ist übrigens einer der ältesten „Italiener“ in der Kreisstadt, und seit 2006, nach einer umfangreichen Renovierung, bieten dort Rita Wiesbeck und Massimo De Seta alles, was man – mittags und abends – von einer italienischen Speisekarte erwartet. Den Namen erhielt das schmucke Lokal allerdings nicht als italienischer Stern am Ristorante-Himmel, sondern in Anlehnung an die Tochter der deutsch-italienischen Lebensgemeinschaft: Stella. Die Spezialität des Hauses sind die Nudeln. Die nämlich sind selbst gemacht, und zwar „wirklich selbstgemacht“. Wie von Zauberhand gelenkt fällt der Blick auf die Kürbisravioli, die verführerisch auf Stella warten – Mittagessen nach der Schule. Doch nicht nur die Nudeln machen Appetit. Die Pizze, sagt Rita Wiesbeck, sind zwar nicht aus dem klassischen Holzofen, doch sie schmecken dennoch, wie eine Pizza schmecken muss – ein leichter Teig, unten knusprig, innen weich, und variantenreich belegt. Antonio Ferro, der Pizzabäcker, der sich nicht zwischen „Toni“ und „Nino“ entscheiden mag – „Schreib einfach Antonio!“ –, wirft am Pizzaofen con cuore seine jahrzehntelange Erfahrung in die Waagschale, nein: auf die hölzerne Pizzaschaufel. Wenn man ihn fragt, was er am liebsten im „Da Stella“ isst, schaut er kurz sehnsüchtig auf seinen Ofen, doch dann kommt ganz klar Antonios „Fisch!“ Kein Wunder für den, der die orata alla grigla, die Dorade, schon mal gekostet hat, oder war nicht der lupo di mare, der Wolfsbarsch, noch einen Tick besser? Wie alle Meeresfrüchte auch beziehen Rita Wiesbeck und Massimo De Seta ihren Fisch von ausgesuchten Lieferanten, ebenso wie die Antipasti, die täglich frisch zubereitet werden – und im „Da Stella“ weggehen „wie warme Semmeln“. Exakt 65 Plätze laden im „Da Stella“ ein, auch zu Familienfeiern und anderen geschlossenen Gesellschaften, und im Sommer locken noch einmal 35 Plätze auf die sonnige Terrasse. Damit die bodenständige Küche mit italienischem Charme richtig zur Geltung kommt, helfen alle im Familienbetrieb zusammen: Rita kümmert sich (nicht nur!) um die Buchhaltung, Service und Küche sind die Domäne von Massimo und seinem Bruder Carmine, und auch der Rest des Personals ist – nach glaubhaftem Selbstbekenntnis – außerordentlich freundlich: „Nur der Pizzabäcker“, setzt Rita Wiesbeck mit einem Zwinkern zu „Tonino“ drauf, „dem vergeht manchmal das Lachen!“ Die Stimmung ist gut im „Da Stella“, die signore und signori verstehen sich, und das sei wichtig, meint Rita Wiesbeck, denn „dann läuft was“. So ist es, und wer jetzt noch köstliche pappardelle mit Steinpilzen probieren will, muss sich beeilen; die Pilzsaison ist gleich vorbei. Doch dann gibt’s bestimmt gamberoni auf tagliatelle, und wer für Silvester noch nichts vor hat: Im „Da Stella“ wird à la carte gespeist – Rita Wiesbeck und Massimo De Seta bitten um Reservierung für einen schönen kulinarischen Jahresausklang. Und was macht Stella? Stella, Tochter und Namensgeberin, feiert gerade ihren zwölften Geburtstag und weiß noch nicht so genau, ob sie Schauspielerin oder Journalistin werden will. Sicher allerdings ist sie sich über ihren späteren Nebenjob: Bedienung im „Da Stella“ – stella da stella sozusagen! Da Stella Ristorante & Pizzeria Raiffeisenstr. 14 Tel. 0 84 41 / 50 49 80 Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. (außer Di.) 11.30 Uhr bis 14 Uhr, 18 Uhr bis 23 Uhr Sa. 18 Uhr bis 23 Uhr So. 11.30 Uhr bis 14 Uhr, 17.30 Uhr bis 22.30 Uhr Neun Augen und eine volle Reihe Mit dem Domino Erfolg von Anfang an von Claudia Erdenreich Jeder kennt das Kinderspiel mit rechteckigen Spielsteinen. Es ist ganz einfach, lange Reihen lassen sich legen und es ist so schwierig und wird von manchen so leidenschaftlich betrieben, dass es längst Weltmeisterschaften gibt. Das interessiert die Inhaber Anita und Horst Walter nicht weiter, ihr kürzlich eröffnetes Domino in der Ingolstädter Straße ist einfach ein Lokal und ganz wie das Spiel eine Leidenschaft. 20 Jahre lang betrieben der gelernte Koch und Konditor und seine Frau ein Lokal in Tegernbach, das langsam einfach zu alt und zu klein wurde. Die technische Ausstattung hielt nicht mehr Schritt, sie wollten nach Pfaffenhofen wechseln. Dann entdeckten sie den ehemaligen Laden nahe dem Hauptplatz. Eine Reinigung war früher darin untergebracht, aber nach Umbauten eignet es sich in Lage und Größe hervorragend als Gastronomie. Für die Sommersaison sind reichlich Außensitzplätze vorhanden. Die beiden griffen zu und verwandelten den ehemaligen Laden in ein modernes, helles Lokal mit kleiner Bar und Plätzen auf der Terrasse für die warme Jahreszeit. Insgesamt gibt es 83 Plätze innen und 60 bis 70 Plätze draußen. Pizza, Frühstück und ein Sprung zum Hauptplatz Horst Walter ist gelernt und routiniert, sein Ruf aus Tegernbach ging weit und er hat sich nicht geändert: „Wir kochen alles frisch“, betont er, „und satt wird auch jeder“. Der Koch macht alles selber, auch Dips und Soßen, Convenience Food gibt es bei ihm grundsätzlich nicht. Das Konzept des Domino ist so einfach wie einladend – es ist ein Lo- kal für alle, für jung und alt, zum Essen, zum Trinken, zum Ratschen, zum Feiern. Selbstverständlich gibt es auch Eis und selbstgemachte Kuchen, Cocktails und Weine. Die Speisekarte ist umfangreich und einladend, hier findet jeder etwas, es gibt viele Salate, die man sich nach Wunsch selber zusammenstellen kann, Nudelgerichte, Pizzen, Pfannengerichte, Steaks und Filets. Auch an die kleinen Gäste haben die Inhaber gedacht, bei ihnen können Kinder nicht nur aus zwei, drei Angeboten auswählen. Da das Lokal in Tegernbach hervorragend lief, hat der erfahrene GastroDomino Ingolstädter Straße 7 85276 Pfaffenhofen Tel. 0 84 41 / 2 78 25 35 Di. – Sa. ab 17.00 Uhr Sonntags ganztags nom ganz einfach nichts verändert, er blieb seinem Konzept und der gewohnten Qualität treu. Die Gäste nahmen das sofort an, von Anfang an waren die Plätze belegt, die rund 18 Mitarbeiter in Küche und Service sind vollauf beschäftigt. Anita und Horst Walter freuen sich über den gelungenen Start, sie mögen Pfaffenhofen, sie schätzen den Standort, und die Gäste schätzen ihn auch. Nur wenige Schritte vom Hauptplatz entfernt ist man mitten drin und wer die Pfaffenhofener kennt, weiß, dass die Gäste sich im Winter im Lokal drängen werden, aber mit den ersten Sonnenstrahlen wird sie nichts mehr von den Plätzen draußen abhalten. Ideale Plätze um zu beobachten und zu genießen. Und vielleicht spielt auch noch der eine oder andere Gast Domino, reiht neun Augen aneinander, geschätzte neun Schritte vom Hauptplatz entfernt. Seite 8 | Der Pfaffenhofener ANSICHTEN Wolkenland Holledau von Claudia Erdenreich „Der Mensch hinterlässt Spuren“, erklärt Hans Dollinger, und für diese Spuren interessiert sich der Rohrbacher Künstler und Keramiker ganz besonders. Er schaut immer ganz genau hin, auf den Boden, auf Reste, die sonst keinem auffallen. Und so nimmt er Traktorspuren vom Boden der Hopfengärten auf und fertigt darauf Reliefs, die wie Kreuze aussehen, er sammelt den Hopfendraht der herumliegt. Die reichhaltige Hallertauer Landschaft fasziniert ihn, der Rhythmus, die Struktur und Strenge. Hans Dollinger hängt an seiner Heimat, er mag nicht länger wegfahren, er ist hier geboren, findet Anregungen für seine Kunst in der unmittelbaren Umgebung. Seit einiger Zeit experimentiert er mit einer alten Hopfensackpresse. „Das ist kein Präzisionsobjekt“, freut sich Hans Dollinger, der eben diese Ungenauigkeit und Unordnung mag. Mit der alten Presse und den Hopfendrahtresten fertigt er Drucke an, einfarbige und mehrfarbige Landschaften entstehen daraus, so wild, kraftvoll und beeindruckend wie die Hallertau. Knäuel, die genauso sind wie der Hopfen. Der Auftrag der Hallertauer Volksbank, ein Kunstwerk für den Besprechungsraum der Vorstände zu schaffen, spornte Hans Dollinger an. Der praktische Nutzen durch Schallschutz ließ sich ideal mit Kunst kombinieren, es entstand eine Collage. Der Künstler setzte verschiedene Drucke zusammen, die teils mit der alten Hopfenpresse, teils einfach mit den Füßen gedruckt worden waren. Dazwischen baute er humorvolle Hilfestellungen für den Betrachter ein, etwa kleine Fotos, sogar eines von der Hopfensackpresse. Die Collage ist wie ein Luftbild der Hallertau, dennoch sieht man auf dem Bild keine Landschaft. Auf dem Bild dominiert die Farbe blau, die Struktur, hinterlassen von den Drähten, schafft Ruhe und Leben zugleich. Die Collage lässt dem Betrachter jede Freiheit, die Freiheit ganz nach dem eigenen Gefühl zu interpretieren oder sie nur ruhig auf sich wirken zu lassen. Die Collage inspiriert, sie wirkt wild und frei und lässt gleichzeitig die Gedanken herrlich schweifen. Das Bild ist keine Landschaftsmalerei und doch ganz eng mit der Landschaft der Hallertau verbunden – so eng wie die Hallertauer Volksbank mit der Region. Wolkenland Holledau nannte Hans Dollinger die 3,10 x 1,30 m große Collage. Hans Dollinger Im Gellert 25 85296 Rohrbach Tel. 0 84 41 / 82 91 www.hans-dollinger.de Freitag, 23. November 2012