Informationen und Neuheiten aus der Kaffeewelt

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Informationen und Neuheiten aus der Kaffeewelt
CoffeeTrend - Spedizione in A.P. - 45%, D.L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n° 46) Art. 1, comma 2/DCB “TS” - Tassa Pagata/Taxe Parçue/Premium/Compatto - Juni 2007
Informationen und Neuheiten aus der Kaffeewelt
n. 15 - Juni 2007
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Leitartikel
U
Und wieder ist es soweit –
auch dieses Jahr haben öffentliche und private Institutionen zwischen März und April
die ersten präzisen Schätzungen zur brasilianischen Ernte
veröffentlicht. Und wie jeden
Frühling hat das gewöhnliche Zahlenballett mit den
unvermeidlichen
Polemiken zwischen Politikern und
Analysten, Vertretern aus der
Welt der Produktion und des
Handels begonnen. Verschärft
wurde all das noch durch die
Tatsache, dass nicht nur die
Privaten sondern auch das
namhafte Brasilianische Institut für Geografie und Statistik,
das zum Ministerium für Planung, Bilanz und Verwaltung
gehört, weit höhere Daten
angegeben haben, als die von
Conab vorgesehenen Zahlen.
Conab, das zum brasilianischen Landwirtschaftsministerium gehört, berechnet die
Ernte 2007/2008 auf 32,065
Millionen Sack, was etwas unter dem Höchstwert der ersten
Schätzung vom Dezember
liegt. Laut werde das Output
von Robusta keine wesentli-
chen Veränderungen erfahren
und im Vergleich zu 2006/2007
um 280.000 Sack anwachsen.
Eine starke Veränderung erwarte man hingegen für die
Arabica-Bohnen, die unter
dem Einfluss des diesjährigen
negativen Zyklus’ auf 22,288
Millionen sinken und somit
einen Rückgang von 32,5%
verzeichnen würden.
Ganz anders die Schätzungen
des Brasilianischen Instituts
für Geografie und Statistik, das
in Anbetracht zusätzlicher Daten im Bezug auf Anbaufläche
und Produktivität im April
eine Ernte von 37,5 Millionen
Sack vorhergesehen hat: gute
5,5 Millionen mehr im Vergleich zu den Conab-Daten.
Diese Zahlen stellten sich auf
dem Gipfel des Nationalrates
für Kaffee als schwerverdaulich
heraus. Der Rat hat daraufhin
Skepsis über die vom Institut
angewandte
Methodologie
gezeigt und Erklärungen zu
den Kriterien und den statistischen Grundlagen verlangt. Es
ist nicht auszuschließen, dass
dieser Druck von Seiten des
Rates dazu geführt hat, dass
im März neue Hochrechnungen vom Brasilianischen Institut erschienen sind, die die
Daten auf rund 900.000 Sack
nach unten korrigiert haben.
Comexim, ein wichtiger Exporteur von Grünkaffee, behauptet, dass die nächste Ernte auf 36,050 Millionen Sack
kommen werde (im Vergleich
zu 46,3 Millionen im Jahr
2006/2007). Wenn man diese
Zahlen mit den Conab-Daten
vergleicht, dann erweist sich
der Rückgang von Arabica als
nicht ganz so stark (-31,14%),
während der Anstieg von Robusta zunimmt (+8,57%).
Zu einem vernünftigen Kompromiss zwischen den oben
genannten Daten kommt
höchstwahrscheinlich der private Analyst Safras&Mercado,
der sich klugerweise in einer großen Spanne, die von
34,25 bis 35,85 Millionen Sack
reicht, bewegt und eine präzisere Bewertung der eben erst
begonnenen Ernte auf einen
späteren Moment verschiebt.
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generico A 1
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
8
9
In dieser Ausgabe
In
dieser
Ausgabe
JUNI 2007
9 LEITARTIKEL
KONSUMLÄNDER
12
Zwischen Geschichte
und Lifestyle
ANALYSE
28
Coffeeshops
erobern Asien
36 ANZEIGENKUNDEindex
BEILAGE
à l’intiérier, un supplement en français
10
11
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
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Zwischen
Geschichte und Lifestyle
Konsumländer
M
12 13
Man braucht sich gar nicht
erst die Mühe machen, im Gesamtwerk von William Shakespeare einen noch so kleinen
Verweis auf den
Kaffee zu suchen. In den
detaillierten
Texten
seiner
Theaterstücke
– wenn auch
noch so reich
an minuziösen
Beschreibungen von Nahrungsmitteln,
Getränken und
Tischsitten
–
wird man keinerlei Spur davon finden. Das braucht allerdings nicht verwundern, da
der Barde von Stratford-onAvon bereits 1616 gestorben
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
ist; zu einer Zeit also, in der
die Qahwa zwar schon im gesamten Islam verbreitet, aber
im Westen doch noch weitestgehend unbekannt war. Dennoch taucht die
exotische Pflanze aus dem Orient zum ersten
Mal in der englischen Literatur
auf den Seiten
des Shakespearezeitgenossen Sir
Francis Bacon
(1561-1626)
auf. In seinen
Kaffeebeschreibungen stützte
er sich auf das, was er darüber
gehört hatte, denn zeitlebens
hatte er nie die Möglichkeit,
die Bohnen zu sehen oder ei-
Die
Veränderung
des britischen
Marktes
am Anfang
des dritten
Jahrtausends
nen Kaffee zu probieren. So
berichtet der große Philosoph
in Historia vitae et mortis
(1623), dass „Die Türken eine
Art Gewürz benutzen, die sie
Caphe nennen“. In Sylva sylvarum (1624) schreibt Bacon
von einem Getränk namens
Coffa, das „aus einer gleichnamigen Bohne gewonnen wird,
schwarz wie Ruß, intensiv im
Geruch, aber nicht aromatisch
ist“ und das in der Türkei in
„unseren Schenken ähnlichen
Kaffeehäusern“
getrunken
wird. Bei der Beschreibung
der Eigenschaften des Kaffees
stellt er fest, dass er „Geist
und Herz belebt und der Verdauung dienlich ist“, da seine
Wirkung der anderer stärkenden Drogen wie Tabak, Opium
und Betel, die sich vom Kaffee
nur in der Art der Einnahme
unterscheiden (man nimmt
sie ein, raucht oder kaut sie),
ähnlich ist.
Erste Belege
Analog zu dem, was im übrigen Europa geschah, erregte
das koffeinhaltige Getränk
auch in England zuerst das Interesse der Ärzte und der Apotheker, die von den pharmakologischen Wirkungen der
arabischen Bohne fasziniert
waren. In der Originalversion
der monumentalen Anatomy
of Melancholy von Robert
Burton (1621) wird der Kaffee noch nicht erwähnt, aber
diese Lücke wird in der neuen
erweiterten Ausgabe von 1832
geschlossen, indem die neue
Droge in einem den Medikamenten gewidmeten Kapitel
behandelt wird. Nicht zufällig
beschreibt die erste in einem
englischen Blatt („Public Adviser“, 1657) gedruckte Werbung dieses exotische Produkt
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
als ein Allheilmittel für tausend Wehwehchen, das „der
Verdauung dient, den Geist
und das Herz belebt und Augenrötung, Husten, Erkältung,
Magerkeit,
Kopfschmerzen,
Hydropisie, Gicht, Skorbut, Skrofel und vieles
andere heilt“.
mehr Furore machen sollte.
In gerade mal zehn Jahren
vermehrten sich die Lokale in
bedeutender Weise und riefen somit Bestürzung bei den
akademischen Leitern hervor.
Der Einzug des
Kaffee ins College
Man muss hingegen zu
den historischen Berichten aus Oxford zurückkehren, um die ersten
Zeugnisse des Kaffeekonsums zu finden.
Nach dem Bericht des
Gelehrten und Berichterstatters John Evelyn
wurde die Sitte des Kaffeekonsums in England von
einem gewissen Nathaniel
Conopius, einem verbannten Kreter, der um 1637 von
Konstantinopel nach Oxford
ins Balliol College kam, eingeführt. Die Eröffnung des
ersten Kaffeesalons in der
Universitätsstadt ist hingegen
einem libanesischen Juden
namens Jakob zu verdanken,
der damit einen Modetrend
setzte, der mit der Zeit immer
Frauen und Kaffee
Aber nicht einmal die Anathemata und offiziellen Verbote
konnten den Triumphzug aufhalten: in Oxford (wie auch in
Cambridge) wurden die neuen Lokale zum beliebten Treffpunkt nicht nur für Schüler,
sondern auch für Dozenten.
So entstanden rund um das
schwarze Elixier informelle
Intellektuellentreffpunkte,
die von den größten Köpfen
der Zeit belebt wurden. Ein
Tab. 1 – Import von nicht entkoffeiniertem Grünkaffee (in Sack zu 60 kg)
Café torréfié
Land
2004
non décaféiné
Vietnam
660.518
Kolumbien
228.319
Indonesien
162.809
Brasilien
400.221
Peru
84.662
Nicaragua
75.934
Kenia
57.121
Honduras
73.916
Äthiopien
29.556
Uganda
17.698
El Salvador
31.412
Guatemala
16.599
Costa Rica
24.218
Indien
17.194
Mexico
6.961
Papua-Neuguinea
4.341
Tansania
5.646
Andere
32.103
Gesamt
1.929.228
Quelle: Coffee Trade Federation Ltd
14 15
Paradebeispiel hierfür ist der
Oxford Coffee Club, der 1655
von einigen jungen Leuten
mit großen Hoffnungen ins
Leben gerufen wurde und so
das erste sichtbare Zeichen der
zukünftigen Royal Society von London darstellte. Unter den Initiatoren
waren Hans Sloane (späterer Gründer des British
Museum), Edmund Halley (der bekannte Astronom und Entdecker des
berühmten
Kometen)
und Isaac Newton (Vater
des universalen Gravitationsgesetzes).
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
2005
468.490
352.723
336.065
222.261
97.848
38.687
37.877
33.207
31.899
25.296
14.666
12.660
12.248
12.220
8.029
5.958
4.983
25.967
1.741.084
Der erste Kaffeesalon in
London öffnete seine Türen 1652 in der St. Michael’s
Alley auf Initiative von Pasqua Rosée, einem jungen Diener (einige Quellen wollen,
dass er aus dem sizilianischen
Ragusa stammt, andere hingegen sagen, er sei aus Griechenland, der Türkei oder aus
Armenien), der in der englischen Hauptstadt den Dienst
bei einem Kaufmann aus
Smirne angetreten hatte. Das
Lokal hatte großen Erfolg und
von da an kam es im Laufe der
Zeit zu zahlreichen Nachahmungen. Nach dem Großen
Brand 1666 und dem damit
einhergehenden Stillstand erholten sich die Kaffeehäuser
langsam wieder und vermehrten sich, wobei sie ein wahrlich kulturelles Phänomen ins
Leben riefen. Denn einige Kaffeehäuser wurden zum beliebten Treffpunkt für Künstler,
Wissenschaftler und Literaten
und Schauplatz leidenschaftlicher Diskussionen, in denen
die vom Koffein erzeugte Erregung dazu beitrug, das pole-
mische Feuer zu schüren und
die Gemüter zu erhitzen. All
das in einer ausschließlichen
Männeratmosphäre, da den
Frauen der Zutritt strengstens
verboten war. Auf Grund der
oft bis spät in die Nacht dauernden und lebhaften Gelage
vernachlässigten viele Männer vermutlich ihre Ehefrauen. Diese ergriffen 1674 wutentbrannt die Initiative und
reichten eine Petition ein, in
der sie „die schweren, ihren
Männern auf Grund des maßlosen Likörkonsums zugefügten Schäden wie Austrocknung
und Schwäche vor der Öffentlichkeit“ anklagten. Schon
bald erschien die Antwort der
Männer in Form einer Gegenpetition, in der sie das neue
Getränk gegen die „unverdienten Anklagen des skandalösen
Pamphletes“ verteidigten. Die
Sache wurde immer ernster,
bis Karl II. am 23. Dezember
1675 aus Angst vor der aufrührerischen Gesinnung der
Zusammenkünfte und wegen konkreter Sicherheitsvorschriften (die Notwendigkeit,
das Feuer immer brennen zu
lassen, vergrößerte das Risiko
eines Brandes) einen Aufruf
erließ, der das Geschäft mit
dem Kaffee in der Hauptstadt
verbot. Doch noch bevor das
Verbot in Kraft treten konnte,
wurde die Maßnahme vielleicht wegen des Drucks von
Seiten der schon bedeutenden
Lobby der Cafetiers, vielleicht
auf Grund der Proteste einiger
Wirtschaftsberater, die den
Herrscher dazu bewogen, das
Steueraufkommen durch die
Kolonialware nicht einfach
in den Wind zu schreiben,
widerrufen. Zur selben Zeit
fasste am Hof die Gewohnheit
Tee zu trinken Fuß. EntscheiCOFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
dend dafür war die Ehefrau
Karl II., Königin Katherina
von Bragança, die an Stelle
von Honig den Gebrauch von
Zucker als Süßungsmittel einführte. Die Mitgift der portugiesischen
Prinzessin bestand auch
aus der Kolonie Bombay, die grundlegend
für die Entwicklung der
Geschäfte mit der bedeutenden Vereinigten
Ostindischen Kompanie
war. Und es war gerade
diese Kompanie (Karl II.
machte daraus einen Organismus mit voller Zivil- und Militärjurisdiktion in Indien), die die
Regierung dazu veranlasste,
den Teezoll wesentlich zu verringern, um den Tee so zum
Nationalgetränk zu machen.
Das goldene Zeitalter
Um die Jahrhundertwende
vom 17. ins 18. Jahrhundert
erlebten die Kaffeehäuser ihren Höhepunkt. Zu diesem
goldenen Zeitalter trug im
Wesentlichen ein neues kulturelles Klima bei, in dem die
Entfernungen kleiner und der
Kontakt zwischen aristokrati-
scher Elite und Bürgertum im
Zeichen eines neuen konvergenten Gefühls für Ästhetik
immer größer wurde.
Das Café – Ort demokratischer Erquickung, in dem sich
Männer aller Schichten miteinander treffen und ihre Meinungen austauschen konnten
– wurde zum Symbol für das,
was der französische Reisende
Fancis Maximilian Mission als
„die universale Redefreiheit
der Engländer“ bezeichnete.
Neben den maßvollen Preisen
für einen Kaffee (nicht zufällig
wurden die Kaffeehäuser auch
„Penny Universities“ genannt)
hatte die Mittelklasse auch die
Tab. 2 – Import von nicht entkoffeiniertem Grünkaffee (in Prozent)
Café torréfié
Land
2004
non décaféiné
Vietnam
34,2
Kolumbien
11,8
Indonesien
8,4
Brasilien
20,7
Peru
4,4
Nicaragua
3,9
Kenia
3,0
Honduras
3,8
Äthiopien
1,5
Uganda
0,9
El Salvador
1,6
Guatemala
0,9
Costa Rica
1,3
Indien
0,9
Mexico
0,4
Papua-Neuguinea
0,2
Tansania
0,3
Andere
1,8
Gesamt
100,0
Quelle: Coffee Trade Federation Ltd
16 17
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
2005
26,9
20,3
19,3
12,8
5,6
2,2
2,2
1,9
1,8
1,5
0,8
0,7
0,7
0,7
0,5
0,3
0,3
1,5
100,0
Gelegenheit, ihre Erziehung
zu vervollständigen und an
den großen Debatten der Zeit
teilzunehmen. „Wenn auch
gänzlich unbewusst,“ –
so Harold Routh – „waren die Cafés beinahe
Bruderschaften mit der
Intention, einen neuen
Humanismus zu verbreiten“. Dieser Schuss an
Pluralismus und Vielstimmigkeit beeinflusste auch den englischen
Romanstil, der dadurch
reicher wurde, an Farbe
gewann und einen neuen dialogischen Atem
bekam.
Unter den Londoner
Kaffeehäusern, die Schauplatz
denkwürdiger Gespräche waren, seien hier das Will’s, das
Bedford’s, das Grecian, das
Child’s und das Don Saltero’s
genannt. In den Cafés sprach
man allerdings nicht nur über
Kunst, Literatur und Politik,
sondern auch über Geschäfte und es wurde sogar Handel getrieben. Das Thomas
Garraway’s fungierte auch als
Auktionshaus; im Jonathan’s
wurden Aktien ge- und verkauft. Seit der Eröffnung des
Cafés 1687 durch Edward
Lloyd war das Lloyd’s ein obligatorischer Treffpunkt für
Reeder, Kaufmänner und Bankiers, die hier die wichtigsten
Informationen über den Seehandel austauschten. Schon
vier Jahre später zog das Café
in die elegante Tower Street in
ein größeres und luxuriöseres
Ambiente um. Der Besucherstrom war zu jeder Tages- und
Nachtzeit so groß, dass das Lokal praktisch nie seine Türen
schloss. Auf große Nachfrage
brachte Lloyd 1696 die Llody’s
List heraus, ein durch Mel-
degänger, die zwischen den
Ufern der Themse hin- und
herfuhren, regelmäßig aktualisiertes Blatt, das die Ankünfte
und Abfahrten der Schiffe und
zugleich verschiedene Nachrichten, die durch ein Korrespondentennetz im In- und
Ausland gesammelt wurden,
veröffentlichte. Im Laufe der
Zeit wurden es immer mehr
Seiten und schließlich kamen
auch die Börsenentwicklung,
Berichte über die Gezeiten, Aktuelles über den Außenhandel
und in Kriegszeiten sogar die
Ergebnisse der Seeschlachten
hinzu. Die Veröffentlichung,
die später den einfachen Namen Lloyd’s erhielt, wurde zu
einem wichtigen Hilfsmittel
für alle Leute der Branche.
Die Lloyd’s
Jeder Kapitän musste, bevor
er einen Auftrag annahm oder
die Anker lichtete, eine Stippvisite bei Llody’s machen, um
in einem kleinen, extra dafür
gestalteten „corner“ in den
aktuellen Nachrichten die Gefährlichkeit der Route nachzuschlagen. Im Lokal wurden
auch Versteigerungen durchgeführt: nach der Vergabe wurden die Transaktionen direkt
am Tisch schwarz auf weiß zu
Papier gebracht. Papier und
Tinte wurden dabei obligatorisch vom Haus spendiert. Das
Café wurde zum Hauptquartier
der
Versicherungskaufmänner des Seehandels oder der
„underwriters“ (wie sie auch
genannt wurden, weil sie mit
ihrem Namen unterschrieben
und somit direkt das Versicherungsrisiko der Ladung oder
eines Schiffes übernahmen,
Anm. d. R.). Hier sammelten
sie alle wichtigen Informationen über die verschiedenen
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
Risiken. 1774 schlossen sich
etwa 80 Stammgäste des Lokals (vor allem Reeder und
„underwriters“) zur „Corporation of Llody’s“ zusammen
und wählten das Gebäude
des Royal Exchange zu ihrem
Hauptsitz. 1871 erkannte das
Parlament von London mit einer eigenen Urkunde die neue
Körperschaft als Korporative Vereinigung von
Marine
Underwriters
an und markierte so die
Geburt der berühmten
Lloyd’s aus London.
denen der Zutritt zu den Cafés
ja untersagt war.
ten Jahren bei 2,2 – 2,3 Kilogramm eingependelt.
Gegensätzliche
Schicksale
Einige Daten
Das 19. Jahrhundert erlebte
die volle Integration beider
Nervengetränke in den Alltag
der durchschnittlichen englischen Familie.
Der Niedergang
Von den exklusiven
Clubs verdrängt, erlebten
die Kaffee- und Schokoladenhäuser ab Mitte des
18. Jahrhunderts einen
schrittweisen
Niedergang. Viele dieser Cafés
wurden wieder zu einfachen Wirtshäusern. Andere
hingegen wurden zu Teesalons
umgestaltet: emblematisch ist
das berühmte Tom’s Coffee
House von Thomas Twining,
der den Namen des Cafés in
Golden Globe umtaufte und es
somit zu einem der modischsten Londoner Lokale machte.
Schon Mitte des 18. Jahrhunderts genossen „tea house“
und „tea garden“ hohes Ansehen. Grund für die zunehmende Gunst dieser neuen
mondänen Institutionen war
zweifellos die Tatsache, dass
auch Frauen zugelassen waren,
Doch die Schicksale der Getränke waren gegensätzlich.
Laut mehrerer Statistiken fiel
in England der Kaffeekonsum
pro Kopf von 1,25 auf 0,75
Pfund. Parallel dazu stieg der
Teeverbrauch von 3,42 (1886)
auf 8,51 Pfund (1921). Diese
historischen Angaben finden
sich auch in der Gegenwart
wieder. Heute werden im Vereinigten Königreich 120 Millionen Tassen Tee am Tag getrunken, während der Kaffee
gerade mal auf 80 Millionen
Tassen kommt. Der Verbrauch
pro Kopf hat sich in den letz-
Tab. 3 – Verteilung auf Sorten (in Prozent)
Café torréfié
Sorte
2003
2004
non décaféiné
Arabica
59
55
Columbian Milds
18
15
Other Milds
20
18
Brazilian Naturals
21
22
Robusta
40
44
Nicht genauer bestimmt
1
1
Quelle: Coffee Trade Federation Ltd
18 19
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
2005
52
47
1
23
14
15
Großbritannien hat in der
letzten Zeit gewöhnlich wesentliche Veränderungen im
Bereich des Volumens und der
Verteilung nach Typen erfahren. Nachdem der Grünkaffeeimport 2002 einen Maximalwert von 1.963.908
Sack erreicht hatte, fiel
er 2003 auf 1.756.410
Sack. 2004 kam es zu
einem neuen Anstieg
auf 1.929.228 Sack, worauf 2005 wiederum ein
Rückfall auf 1.741.084
Sack folgte. Während
der Arabica-Kaffee 2002
70% des Gesamtvolumens ausmachte (auch
Verdienst der sehr guten
Ernte in Brasilien), stellte er im letzten Jahresbericht gerade mal die Hälfte des
gesamten importierten Rohkaffees dar. Die vier Hauptzulieferer haben ihre Führung
ausbauen können und decken
nunmehr 80% des Marktes.
Allerdings sind die Kräfteverhältnisse zwischen den Top
Vier in ständiger Bewegung.
Starke Veränderungen
2005 hat der Vietnam seine
Führung trotz Rückgangs sowohl bei den absoluten als
auch bei den prozentualen
Zahlen (siehe Tab. 1 und Tab.
2, von S. 14, 16) bestätigen
können. So ist der Marktanteil von 34,2% auf 26,9% gesunken. Dies bedeutet einen
Exportrückgang (nach Großbritannien) von fast 200.000
Sack. Mit einem Anstieg von
über 54% belegt Kolumbien
den zweiten Platz. Indonesien hat kräftig aufgeholt und
konnte das Handelsvolumen in Großbritannien von
8,4% auf 19,3% verdoppeln
(+106,4%). Die Schwankungen, die in Brasilien verzeichnet wurden, spiegeln
die starken Veränderungen auf Grund des typischen,
zweijährigen
Produktionszyklus’ des
Landes wider. Nach dem
Spitzenergebnis im Jahr
2002 (703.339 Sack) hat
sich der Export des südamerikanischen Giganten nach Großbritannien im Jahr 2003 beinahe
halbiert (356.773 Sack),
um dann 2004 wieder
auf 400.000 zu steigen
und 2005 schließlich bei etwas
über 220.000 Sack zu landen.
Dies hat dazu geführt, dass
der Gigant auf den vierten
Platz abgerutscht ist. Unter
den anderen Zulieferern seien
noch Peru, das kräftig aufholen konnte, Kenia und Mittelamerika genannt, die dadurch
etwas abgerutscht sind. Das
aufgezeigte Bild spiegelt sich
in der Aufteilung nach Typen
(siehe Tab. 3, von S. 18) wider und man kann den schon
erwähnten Aufschwung von
Robusta-Kaffee und einen generellen Rückgang von Arabica erkennen. Einzige Ausnahme bildet hier nur der
Kolumbianische
Süßkaffee.
Tabelle 4 fasst alle Formen des
Außenhandels zusammen und
macht außerdem eine kräftige
Expansion beim Import von
löslichem Kaffe und von Extrakten (über 30% mehr) und
einen gleichzeitigen Exportrückgang deutlich.
Das britische Unikum
Es ist nicht nur der im Vergleich zum übrigen Westeuropa wesentlich geringere
Pro-Kopf-Verbrauch, der aus
Großbritannien im Vergleich
zum alten Kontinents ein Unikum macht, sondern auch die
Art des Konsums: der lösliche
Kaffee macht trotz leichten
Rückgangs in der letzten Zeit
immer noch 85% des Volumens und 80% des Marktwertes aus.
Die größten Tortenstücke in
diesem Segment holen sich
dabei Nestlé (57%, überwiegend Nescafé) und Kraft (25%,
vor allem mit der Marke Kenco). Weit dahinter kommen
Douwe Egberts und die zahlreichen Markenprodukte der
Giganten des Großvertriebs
Tab. 4 – Im- und Export aller Kaffeearten (in Tonnen)
Café torréfié
Kaffeeart
Import
non décaféiné
2004
2005
2004
Grünkaffee
115.754
104.465
1.732
Entkoffeinierter Grünkaffee 270
244
55
Gerösteter Kaffee
717
841
2.489
Entkoffeinierter gerösteter Kaffee
179
177
306
Löslicher Kaffee/Extrakte
6.695
8.762
21.273
Quelle: Coffee Trade Federation Ltd
Export
2005
1.818
82
2.774
153
17.461
(Tesco, Sainsbury, Safeway,
Asda, Waitrose, Coop, Somerfield und Morrison, etc.). Dabei überwiegt die Massenware; doch auch Qualitäts- und
Spezialprodukte sind im
Aufschwung und kommen mittlerweile auf zirka 20% des Verkaufsvolumens.
Auch das Segment von
geröstetem und gemahlenem Kaffee konnte
einen positiven Trend
verzeichnen (+7% mehr
im Vergleich zu 3% löslichen Kaffees). Der „roast
and ground“ (R&G, wie
der Sektor auch genannt
wird, wird von den Privat Labels des Großvertriebs
GDO (Grande Distribuzione
Organizzata) dominiert und
kommt mit den großen Marken (es seien hier vor allem
Douwe Egberts, www.de.nl,
Lavazza, www.lavazza.it, und
Taylors of Harrogate, www.
taylorsofharrogate.co.uk, erwähnt) auf ein Viertel des
Gesamtvolumens. In der letzten Zeit konnte man einen
starken Anstieg bei den ethischen Produkten feststellen,
deren Verkaufszahlen 2005
ein Wachstum von 40% gegenüber 2004 (schon 2004
wurde ein Anstieg von 50 %
registriert) verzeichnen konnten. Die Schätzungen für 2006
bestätigen den Trend. Der faire und/oder tragbare Handel
stellt mittlerweile ganze 5%
des gesamten Handels dar, im
Premiumbereich sogar bis zu
20%. Dank der immer zahlreicheren Partnerschaften mit
den großen Namen der GDO
(aber auch mit den Marktführern im Mainstream und im
Bereich der öffentlichen Betriebe) gewinnt der fair trade
Fortsetzung auf S. 22
20
21
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
Fortsetzung von S. 20
immer mehr an Sichtbarkeit
und brand identity. Cafédirect (www.cafedirect.co.uk) ist
mittlerweile der vierte nationale Kaffeeröster im R&G-Segment und führt die Riege der
von den britischen Verbrauchern empfohlenen Marken
weit vor Google, Waitrose,
Toyota, Vodafone und Virgin
an (den zehnten Platz belegt
Douwe Egberts).
Die Prodcom-Daten für 20022005 zeigen eine
Situation, die nicht
ganz mit dem hier
präsentierten Bild
übereinstimmen.
So machen sie einen stärkeren Anstieg bei geröstetem
nicht entkoffeiniertem Kaffee deutlich. Wir behalten
uns vor, in einer zukünftigen Ausgabe
eine genauere und
vollständigere Bewertung dieser Daten zu liefern.
Vending
Der Vending-Markt hat in der
letzten Zeit eine große Expansion erleben dürfen (+33%
zwischen 1997 und 2005). Der
Umsatz hat dabei 2005 2,42
Milliarden Pfund erreicht, von
denen über 2 Milliarden auf
die Nahrungs- und Getränkeverteilung zurückzuführen
ist. In diesem letzten Segment
bleibt der Kaffee das wichtigste Produkt und kommt auf
zirka 25% des Verkaufswerts.
40% der Automaten, die auf
über 1,2 Millionen geschätzt
werden, hängt von diesem
Heißgetränk ab. Diese Getränkeautomaten sind vor allem
an Arbeitsplätzen (29%) und
22 23
in Sport- und Erholungszentren (26%) zu finden.
Einige Vereinigungen
Die British Coffee Association
(BCA,
www.britishcoffeeassociation.org) entstand 2001
durch die Fusion der British
Soluble Coffee Manufactures’
Association (BSCMA) und der
Roast and Ground Coffee Association (RGCA), die jeweils
Erzeuger von löslichem und
gemahlenem Kaffee sind.
In das Tätigkeitsfeld der BCA
fällt unter anderem auch die
Informationsarbeit über die
Verarbeitung, den Vertrieb
und den Konsum von Kaffee.
Die Vereinigung dient hierbei
als Forum für Debatten über
die großen Themen des Sektors und liefert Erklärungen
zu den wichtigsten Fragen.
Der Grundstein der Coffee
Trade Federation (www.coffeetradefederation.org.uk) geht
hingegen auf das Jahr 1972
zurück. Der Vereinigung gehören verschiedene Betriebe,
die im Produktions- und Handelsbereich tätig sind, an. Die
interne Organisation der Vereinigung übernehmen ein Rat
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
und verschiedene, mit speziellen Kompetenzen beauftragte Komitees (Internationales
Abkommen, Verträge, Grünkaffeehandel, Verarbeitung,
Transport, Lagerung, Verbandsleben).
London wie Manhatten
Allerdings ist die Anomalie des
britischen Marktes hier noch
nicht zu Ende. Paradoxerweise
ist das Vereinigte Königreich
nicht nur das Land, das den
Begriff „Teatime“ erfunden hat, sondern
auch das mit dem
höchsten Expansionswert von Qualitätscafés im Vergleich zum übrigen
Europa. London hat
mittlerweile mehr
Starbucks (www.starbucks.com) als Manhattan und der Sektor der Coffeeshops
ist der vitalste und
dynamischste
im
Universum der öffentlichen Betriebe
jenseits des Ärmelkanals. Von London Bridge
bis Victoria Street, von Piccadilly bis Notting Hill, in den
Flug- und Bahnhöfen, überall
prangen die Schilder von Starbucks, Costa Coffee (www.costa.co.uk), Caffè Nero (www.
caffenero.com), Ritazza (www.
ritazza.com) und Puccino’s
(www.puccinos.com).
Und
am Beginn des neuen Jahrtausends waren die Statistiken
Zeuge einer epochalen Wende: der Kaffeekonsum hat den
Teekonsum im Out-of-homeSektor überholt. Mal kurz einen Espresso (oder ein anderes
Espressogetränk) zu trinken,
ist für 20% der Engländer
mittlerweile zur täglichen Ge-
wohnheit geworden. Das, was
man früher als Zeichen einer
kurzlebigen und von Übersee
importierten Mode abgetan
hatte, hat sich in eine Gewohnheit verwandelt, deren
Erscheinen heute Gegenstand
vieler soziologischer Studien
und Marktforschungen ist.
Unter den ausgearbeiteten
Studien zu diesem Thema sei
vor allem „The Cappuccino
Conquests“ genannt (www.
cappuccinoconquests.org.uk).
Hierbei handelt es sich um ein
von Professor Jonathan Morris
(University of Hertfordshire)
betreutes Projekt im Bereich
des
Forschungsprogramms
„Culture of Consum“ mit der
Unterstützung des Economic
and Social Research Council (ESRC, www.esrc.ac.uk)
und des Art and Humanities
Research Board (www.ahrc.
ac.uk). Die Abhandlungen
umfassen eine große Themenbreite und wollen in groben
Strichen die „transnationale
Geschichte des italienischen
Kaffees“ schildern. Ein weiteres Projekt, das hier angeführt
werden muss, war „The Cappuccino Community“ (http://
web.ges.gla.ac.uk/~elaurier/
cafesite/index1.html),
das
vom Forscher des Fachbereichs Geografie der Universität von Glasgow Eric Laurier
betreut und ebenso vom ESRC
unterstützt wurde.
Die Eroberungen
des Cappuccinos
Im zweiten Teil von „The Cappuccino Conquests“ werden
die Hauptetappen der Espressoverbreitung in Großbritannien in Erinnerung gerufen.
In einer ausgiebigen Untersuchung, die mit den 50er Jahren beginnt, stellt Professor
24 25
Morris die Entwicklung der
Gewohnheit und der Modeerscheinungen im Laufe der
Jahre dar bis hin zu dem, was
man einen Schlüsselmoment
nennen könnte:
das Aufkommen eines raffinierten und exklusiven Italienbildes, Ergebnis des Erfolgs von made in Italy und
der Tatsache, dass sich Italien
als eines der wichtigsten Urlaubsziele der Engländer behaupten konnte. In diesem
veränderten kulturellen Klima
kommt es dann zum Aufstieg
von Costa Coffee, einer 1971
von Sergio und Bruno Costa
gegründeten Kette. Die wahre Wende jedoch kommt erst
Mitte der 90er Jahre, als die
ersten Cafés im amerikanischen Stil aufkommen. 1994
wird die Seattle Coffee Company gegründet; und ein Jahr
später gründen die angloiranischen Brüder Bobby und Sahar Hashemi Coffee Republic:
Der Weg ist bereitet!
Ein komplexes
Phänomen
Das Phänomen der Coffeeshops ist komplex und spiegelt in einem gewissen Maß
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
den Boom, den Großbritannien in den 90er Jahren erlebt
hat, wider. Einige sehen darin (zumindest anfangs) einen
emblematischen
Ausdruck
der Revolution Blairs und des
Aufstiegs einer neuen Generation an der Spitze des Landes. Andere hingegen wollen
darin den Wunsch sehen, den
durch das Fernsehen verbreiteten Lifestyle-Modellen aus
Übersee nachzueifern (vergleiche den berühmten „Central
Perk“ aus der Sit-com-Serie
„Friends“). Andere wiederum
machen schließlich den von
Ray Oldenburg in seinem Essay „The Great Good Place“
definierten Begriff vom „Dritten Ort“ verantwortlich. Dabei geht es um den Hang der
Konsumenten, in einem öffentlichen Lokal einen Ort zu
suchen, der sich vom gewöhnlichen Wohnzimmer oder Arbeitsplatz unterscheidet und
in dem man sich erholen und/
oder Kontakte knüpfen kann.
Andere wichtige Faktoren sind
der Kosmopolitismus der Cafés, die größere Anziehungskraft für Frauen im Vergleich
zu Pubs und last but not least
das glückliche Zusammenspiel
mit dem Medium, das seit den
90er Jahren unwiderruflich
das Schicksal des global village
bestimmt hat: das World Wide
Web. Man vergesse nicht, dass
das erste Internet-Café 1994
eben in London eröffnet wurde.
Die Competitors
Wenn die erste Entwicklungsphase vor allem mit den unabhängigen Betreibern zusammen hängt, so ändert sich
die Situation mit dem
Erscheinen der großen
Competitors ab 1997/98
radikal. So entsteht Caffè
Nero, das von einem kalifornischen Geschäftsmann namens Gerry
Ford gegründet wurde;
Costa Caffè wird von
Whitbread gekauft, dem
führenden Konzern im
britischen Gastgewerbe,
zu dessen Geschäftsbereich auch Marken wie
Bella Pasta, Pizza Hut
und Premier Travel Inn
gehören, während Starbucks
die Seattle Coffee Company
übernimmt und somit seinen
Feldzug vorbereitet. Nach einem Spitzenwert im Jahre
2001 hält das Wachstum weiterhin an und verbreitet sich
im ganzen Land (mittlerweile
werden 70% der Markencafés
außerhalb der Hauptstadt eröffnet). Der Marktführer ist
Starbucks mit 485 Verkaufsstellen (die Statistiken wurden
von Allegra Strategies ausgearbeitet und im Dezember 2005
aktualisiert, Anm. d. R.), gefolgt von Costa Coffee (415)
und Caffè Nero (250). Mit seinen 132 Lokalen belegt Caffè
Ritazza (Compass Group) den
vierten Platz, vor BB’s Coffee
& Muffins (116), einer 1975 in
26 27
Australien gegründeten Kette,
deren Konzept von 1995 an
nach Großbritannien importiert wurde. Weitere wichtige
Namen sind Puccino’s (der
zu Segafredo Zanetti Espresso
gehört) mit 91 Lokalen, Café
Nescafé mit 79 Lokalen (www.
cafe.nescafe.it/caffe-nescafe)
und Tchibo aus Deutschland
mit 52 Lokalen (www.tchibo.
de). Schwierig ist hingegen die
Situation von Coffee Republic
(www.coffeerepublic.co.uk).
Der Konzern hat in der letzten Zeit mehrere Niederlagen
einstecken müssen, unter anderem auch einen missglückten Übernahmeversuch durch
Caffè Nero im Jahre 2002. Die
letzten internen Umbrüche
hatten den Ausschluss von Peter Hashemi zur Folge. Grund
dafür war eine „Rivolte“ der
Aktionäre, die Peter Breach
zum Präsidenten gemacht
hatte.
Nachdem der Konzern gezwungen war, Teile seines
Betriebs der Konkurrenz zu
überlassen, wurde nun einen
Plan verabschiedet, der den
Konzern wieder lancieren soll
und in nächster Zukunft zahlreiche neue Eröffnungen vorsieht.
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
Die Faszination Tee
Der britische Sektor der Kaffeebars, gestärkt durch einem
Wachstum von mehr als 400%
(in der Zeit von 1999 bis 2007),
ist weiterhin im Aufschwung.
Dies belegt auch der Erfolg von
Caffè Culture (www.caffeculture.com), ein 2006 zum ersten Mal durchgeführtes Specialevent, das in diesem Jahr von
23.-24. Mai nochmals im Rahmen «London Olympia» zum
zweiten Mal gefeiert wird. Mit
dem sprichwörtlichen britischen Fairplay definiert
der Präsident von UK Tea
Council (www.tea.co.uk)
Bill Gorman den Kaffee
als einen «ehrenhaften
Konkurrenten». Doch der
Aufstieg des schwarzen
Elixiers scheint die Träume der Teeindustrie nicht
übermäßig zu stören.
Denn der Tee behält seine
Führung unverändert bei,
da der Kanal der privaten
Haushalte immer noch
klar von ihm dominiert
wird. Und obwohl sich die
Traditionen des Landes mehr
und mehr gegen die Angriffe
der Moderne wehren müssen,
ist die Faszination Tee immer
noch intakt. Die berühmten
Londoner Tearooms haben
ihre antike Attraktivität nicht
verloren und ziehen sowohl
eine große Klientel Engländer
als auch internationaler Gäste
an. Noch heute muss man einen Tisch zum Nachmittagstee
im exklusiven Ritz Tea Room
(www.theritzlondon.com/tea)
schon mehrere Wochen vorher bestellen. Und wer dieser
Laune am Wochenende nachgeben möchte, muss mindestens einige Monate warten.
Michele Cremon
Coffeeshops erobern Asien
A
Auf Grund des starken und
weiterhin anhaltenden Aufschwungs bietet der asiatische
Markt immer größere und
bessere Aussichten im Coffeeshop-Bereich
und belebt auch
die
Expansion
von
Einzelverkauf. Gänzlich
anders ist die
Lage hingegen
in der Produktion, wo unsichere Perspektiven
vorherrschen
und alles von der
zukünftigen Entwicklung der
internationalen Warenkurse
abhängt.
Der Erfolg
der Cafés
kurbelt den
Verbrauch an
Analyse
Viel versprechende
Perspektiven
28 29
während der Olympischen
Spiele in Peking 2008 und anlässlich der Weltausstellung in
Shanghai 2010 in ganz China
und in einem noch größeren
asiatischen Gebiet große Sichtbarkeit gewinnen
wird: das lässt einige Länder nun
aufhorchen.
Als viertgrößter
Verbraucher der
Welt bleibt Japan
bei weitem der
wichtigste Markt
des asiatischen
Kontinents, der weiterhin Tee
bevorzugt, selbst wenn in anderen Ländern wie Südkorea,
Taiwan, die Philippinen, China und Thailand das Segment
der Cafès blüht.
Löslicher Kaffee und Ready-todrink (RTD) verzeichnen auch
weiterhin die größten Erfolge,
aber der wachsende Einfluss
des Lifestyle aus dem Westen
und die städtische Entwicklung beeinflussen die Konsummodelle sowohl in Peking
als auch in Shanghai, Neu Delhi und in anderen Metropolen. Die Pro-Kopf-Daten liegen
immer noch unter dem Weltdurchschnitt und die löslichen
Produkte (vor allem Produkte
auf Robusta-Basis) sind, wie
schon gesagt, die meist verbreitetsten. Der chinesische
Verbrauch zum Beispiel er-
Nachdem sich Asien in den
letzten Jahrzehnten unter den
Haupterzeugern international
als Supermacht behauptet hat,
kann der Kontinent, der mehr
als die Hälfte der Weltpopolation ausmacht, nun auch eine
der höchsten internationalen
Wachstumsraten im Kaffeekonsum verzeichnen. Zusammen mit anderen asiatischen
Aufsteigerregionen werde der
Vietnam in den nächsten Jahren eine führende Rolle im
Konsumanstieg spielen, behaupten einige Quellen des
Marktes. Fachmänner weisen
darauf hin, dass das Getränk
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
reicht jährlich gerade mal 0,01
kg pro Kopf; im Gegensatz
dazu verzeichnen Japan 3,13
kg, Südkorea 1,67 kg, Brasilien
und Costa Rica (unter den Erzeugerländern) sogar 4 kg und
Skandinavien über 10 kg. Die
Zahl der Coffeeshops wächst
in jedem Fall weiterhin an.
Allein in Südkorea sind dieses
Jahr 300 Neueröffnungen vorgesehen: die Akteure sind vor
allem die großen internationalen Ketten, aber doch auch
lokale Competitors.
Rick Peyser von Green Mountain Coffee Roasters, ein Veteran im Sektor, der auch das
Programm „community outreach“ (Kooperationsprojekte für
Erzeugerländer, die schwach
sind und selten von anderen
Hilfsprogrammen profitieren
können, Anm. d. R.) der amerikanischen Kaffeerösterei mit
Sitz in Vermont leitet, hat seiner Verwunderung über das
sowohl qualitative als auch
quantitative Wachstum der
Cafès Ausdruck gegeben, die
in den Metropolen und auch
außerhalb der großen Stadtgebiete immer zahlreicher werden.
„Nicht nur in den großen
Städten wie Shanghai wohnt
man der Vervielfältigung der
Coffeeshops von Starbucks
und anderer Ketten bei“, hat
Rick Peyser jüngst in CoffeeNetwork erklärt, „sondern
auch in kleineren Zentren, wo
neue und einzigartige Lokale
entstehen“.
Neben dem Vietnam verzeichnen auch andere asiatische Erzeugerländer eine
starke Wachstumsrate beim
Verbrauch. In Indonesien
deckt die Inlandsnachfrage bereits 33% der Produktion. Das
bedeutet ein Jahreswachstum
von 5%. Die vietnamesische
Inlandsnachfrage
hingegen
liegt bei 7% der Produktion,
während der Konsum jährlich um 6% zunimmt – eine
Wachstumsate, die weit über
dem Weltdurchschnitt (1,6%)
liegt. In Indien kommt der
Inlandsverbrauch mit einer
Wachstumsrate von 3% auf
25% der Produktion.
In der Zwischenzeit muss die
asiatische Produktion weiterhin damit rechnen, dass Vietnam, Indonesien und Indien auch zukünftig den Markt
beherrschen, während es in
Papua Neu-Guinea nach Einschätzung der Fachleute zu
einem Wachstum der ArabicaErnte kommen könnte.
18.000 Coffeeshops
bis 2010
Laut Euromonitor International wird die Zahl der Coffeeshops in Asien und im Pazifik
von 14.000 Lokalen (für 2007
vorgesehene Zahl) auf zirka
18.000 im Jahre 2010 anwachsen.
Auch wenn der Markt weiterhin hinter dem der Vereinigten Staaten liegt, der im
vergangenen Jahr 21.000 Coffeeshops zählt, muss darauf
hingewiesen werden, dass Asien 1999 nicht mal auf 4.000
Cafès kam (siehe Grafik 1).
Der Erfolg der Coffeeshops
kurbelt den Einzelverkauf
auf dem ganzen Kontinent
wesentlich an. Euromonitor
schätzt die durchschnittliche
Jahreswachstumsrate (CAGR)
für den Zeitraum von 2005 bis
2010 auf 4,2%, im Gegensatz
zu den 2,5% der vorhergegangenen fünf Jahren.
Der Vietnam wird als dritt-
Grafik 1 - 18.000 Coffeeshops bis 2010
18000
16000
Anzahl der Lokale
14000
12000
10000
8000
6000
4000
2000
0
1999
2000
2001
2002
Quelle: Euromonitor/Starbucks
30
31
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
schnellste wachsende asiatische
Wirtschaft
den
bedeutensten Fortschritt verzeichnen: die Wachstumsrate
(CAGR) für den Zeitraum von
2005 bis 2010 liegt nämlich
bei 17,1%, während die von
2000 bis 2005 bei 7,8% lag
(siehe Grafik 2).
Die Schätzungen für China
und Indien sprechen
von einem Jahreswachstum, das im
selben Zeitraum auf
12% bzw. auf 10,7%
kommen soll. Zweistellige Wachstumsraten werden auch
auf den Philippinen
und in Thailand erwartet.
In Japan, wo der
Cafè-Sektor die bedeutendste Entwicklung
verzeichnet,
wird das Wachstum
im gleichen Zeitraum hingegen geringer ausfallen (1,9%).
Industrie dar. In Südkorea sind
zirka 80% des Konsums auf
Automatenverkauf (vending)
zurückzuführen. Die Zahl der
Getränkeautomaten liegt bei
einer halben Million, von der
über 350.000 Kaffeeautomaten sind.
Man schätzt, dass das Konsumwachstum auch mit dem
Anstieg von Auslandsreisen sowohl
geschäftlicher
als
auch privater Art zusammenhängt. Dadurch wurden die
Kontakte zur Kaffeekultur westlicher Art
intensiver, was auch
zu einer wachsenden
Vertrautheit mit einer
großen Spannbreite
von
Kaffeemarken
und
-mischungen
geführt hat.
Die
Verbrauchertrends der Region zeigen dabei eine klare Vorliebe für
süße und cremige Getränke,
während Kaffee als „Modeprodukt“ gesehen wird. In der
letzten Zeit konnte ein wachsendes Interesse für Bohnenkaffee verzeichnet werden.
besser ausgebildete und urbanisiertere Bevölkerung und
die wachsende Offenheit der
Regierungen hinsichlich ausländischer Investitionen seien
die Hauptfaktoren für die Entwicklung im Sektor der Cafès,
wie der Einkaufsleiter der Starbucks Corporation Alain Poncelet kürzlich berichtet hat.
Der
Ready-to-drink-Sektor
bleibt dabei dominierend und
ist in Japan, Taiwan und Südkorea weiterhin die beliebteste
Art, Kaffee zu trinken. Im Land
der aufgehenden Sonne stellt
Ready-to-drink mittlerweile
eine Zehn-Milliarden-Dollar-
Das Lifestyle und die
Erfahrung Starbucks
Die Veränderungen im Lebensstil, das große Angebot an
Geschäftsräumen, eine immer
Grafik 2 – Wert von Kaffee-Einzelverkauf
Indonesien
CAGR 2000-2005
Singapur
4,2 %
7,8 %
Südkorea
CAGR 2005-2010
Taiwan
2,7 %
3,6 %
5,8 %
5,4 %
Philippinen
6,7 %
9,1 %
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
Malaysia
3,4 %
3,3 %
Japan
3,1 %
7,2 %
Indien
1,9 %
1,5 %
0,6 %
Hong Kong,
China
Quelle: Euromonitor/Starbucks
32 33
6,4 %
4,6 %
6,3 %
2,6 %
China
10,0 %
11,2 %
9,6 %
10,7 %
12,1 %
11,3 %
20%
19%
18%
17%
16%
15%
14%
13%
12%
11%
10%
9%
8%
7%
6%
5%
4%
3%
2%
1%
0%
17,1 %
(Compound Annual Growth Rate Comparison)
Thailand
Vietnam
Gesamt
Außerdem muss unterstrichen
werden, dass die Asiaten den
Kaffee bevorzugt im Lokal zu
sich nehmen, im Gegensatz
zu den Amerikanern, die eher
eine Neigung zum Coffee-togo haben. Auch der regelmäßige Kaffeehausbesuch sei stärker verbreitet, so Poncelet, da
die Asiaten seit jehergewöhnlich Teesalons besuchten.
1999 hatte Starbucks noch
200 Lokale in Asien und im
Pazifik. Am Ende des ersten
Trimesters 2007 ist die Zahl
bereits auf 1.831 gestiegen.
Enziel ist es, 10.000 Lokale
auf dem gesamten Kontinent
zu erreichen. Die Länder mit
der größten Starbucks-Präsenz
sind momentan Japan mit
665 Cafès, China (mit Hong
Kong und Macau) mit über
400 Lokalen, Taiwan mit 198
und Südkorea mit 187.
Große Ketten und
konkurrierende Lokale
Nicht nur Starbucks profitiert
vom asiatischen Aufschwung.
Diesen Monat wurde nämlich
in Hanoi das zweite Lokal mit
Franchising von Gloria Jean’s
Coffees (die bedeutendste aus-
tralianische Kette, Anm. d. R.)
eröffnet, nachdem das erste
im Januar in Ho Chin Minh
City die Türen geöffnet hatte. Auch Segafredo Zanetti hat
vor kurzem sein zweites Cafè
in Südkorea aufgemacht, das
sich der Liste der schon zahlreichen, in ganz Asien (selbst
China) vertretenen Kaffeehäuser des Betriebs aus Bologna
anschließt.
Der kalifornische Betrieb Coffee Bean & Tea Leaf arbeitet
gerade an einem aggressiven
Expansionsplan mit der Eröffnung von 100 neuen Verkaufsstellen in diesem Jahr,
während Caffè Pascucci 50
Neueröffnungen plant. Die
Pläne von Starbucks sehen
hingegen 44 neue Lokale bis
Ende 2007 vor.
Dunkin’ Donuts ist in den
letzten Monaten in Taiwan
gelandet und plant bis zum
Ende dieses Jahres zehn Neueröffnungen.
„Taiwan stellt den ersten
Schritt unserer Gesamtstrategie für das erweiterte China
dar“, hat der Vizepräsident der
Gruppe International Asia Pacific der Dunkin’ Brands, An-
thony P. Pavese, erklärt und
hinzugefügt, dass das Unternehmen aktiv nach Partnern
in der Volksrepubblik China
sucht.
In Südkorea ist die Marktgruppe in den letzten Jahren über
30% angestiegen und hat einen aktuellen Wert von 300
Milliarden Won (zirka 237,2
Millionen Euro) erreicht. Der
Markt wird dabei von der
Marke Starbucks mit mehr als
einem Drittel des Gesamtwertes beherrscht.
Im Aufschwung befinden sich
allerdings auch die „brand locals“. Hanwha Gallerie (ein
Modekaufhaus) hat angekündigt, eine Kaffeehauskette
zu kreieren, die von Beans &
Berries geführt werden soll.
Angel-In-Us vom Konzern
Lotteria (erste Fast-Food-Kette
in Südkorea) hat die Eröffnung
von 100 Coffeeshops im Laufe
dieses Jahres bekannt gegeben
und Ediya, eine im coffee-togo spezialisierte Kette, plant
die Eröffnung weiterer 60 Lokale innerhalb dieses Jahres
und wird dann 270 Lokale
zählen.
Marvin Perez
Grafik 3 – Asiatische Produktion 1997-2006 - ICO
(Internationale Kaffee Organisation)
35.000.000
30.000.000
25.000.000
20.000.000
15.000.000
10.000.000
5.000.000
1977
1982
Vietnam
1987
Thailand
Quelle: ICO/Olam International
34 35
COFFEETREND MAGAZINE / JUNI 2007
1992
Sri Lanka
Philippinen
Papua Neu-Guinea
1997
Indonesien
2002
Indien
®
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Inserentenverzeichnis
A
I
ICA XI
ICOPERFEX pag. 9
I.G.V. pag. 19
INDUSTRIA LIGURE CAFFE’ pag. 2
ALESSANDRO GARBIN pag. 37
ASACHIMICI pag. 23
B
J
BRAMBATI pag. 25
C
JUBUS pag. 21
CALINI pag. 4, 5
CAPPELLINI pag. 27
COFFEE NETWORK pag. 39
D
DOC pag. 29
E
ELEKTRA VII
EMILPACK ISCA pag. 31
N
NUOVA RICAMBI V
O
OPEM pag. 35
F
F.A.C. VIII, IX
FIGLI DI PININ PERO pag. 33
FRESH CUP pag. 38
G
L
LA SAN MARCO pag. 40
LE PORCELLANE D’ANCAP pag. 13, 15, 17
P
PETRONCINI pag. 1, 3
PIANETA BIRRA pag. 6
PRO.VE.MA. pag. 8
S
GANDUS pag. 7
H
R
ROAST MAGAZINE XIII
SANREMO XVI
SIGEP XV
T
TME III
HOST pag. 11
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Aut. Trib. di Verona n. 1708 del 04/04/2006
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36 37
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