Im Schönen Leben
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Im Schönen Leben
GARGNANO GARDASEE n e n ö h c S m n e I b e L Einleitung 4 Geschichte, Kunst und Kultur · · · · Die Limonaie Die Italienische Sozialrepublik Die Orte der Geschichte Die Orte des Glaubens · Die Wallfahrtskirchen · Die Kirchen · Berühmte Persönlichkeiten · Giovan Battista Grazioli · David Herbert Lawrence 6 7 9 12 13 21 23 Gemütliches Wandern 24 Die Genüsse von Gargnano 29 Sportliche Aktivitäten 30 ... Es gibt Weinberge und Wälder aus Olivenbäumen und Zitronengärten auf dem rückseitig liegenden Hügel. Dort gibt es einen lieblichen kleinen Platz, auf dem die Italiener schwatzen und ganz nah davon legen die Fischer ihre Boote an. Alles ist zu schön, um in Worten ausgedrückt zu werden, kein bisschen touristisch, ein ganz einfaches italienisches Dorf ... D. H. Lawrence Aus einem Brief an Edward Garrett 16. September 1912 3 EINLEITUNG 4 Beim Bummeln zwischen dem Hafen und den Gassen von Gargnano, beim Eindringen in das Labyrinth der engen Wege zwischen den Mauern der Gewächshäuser der Zitronenbäume, fühlt man die besondere Atmosphäre dieses Ortes, der mit seiner landwirtschaftlichen Vergangenheit verbunden ist und ein Gebiet besitzt, das in all den Jahren beinah intakt erhalten geblieben ist. Die Atmosphäre ist vom Lauf der Zeit unbeeinträchtigt geblieben und ist die Essenz der Schönheit dieses Ortes. Am Westufer des Gardasees gelegen ist er beinah eine Bühne, auf der das Leben seiner Bewohner sich mit dem der vielen Fremden verflechtet und ergänzt, die seit vielen, vielen Jahren diesen Ort für ihren Ferienaufenthalt wählen. Beim Untergang der Sonne dringt eine grandiose Farbenpracht, beinah wie immense Fächer aus Orangetönen und Scharlachrot, in die engen, aus den verwurzelten Steinmauern gehauenen Gassen. Diese Farben folgen dem Verlauf der schmalen Wege bis zu den kleinen Plätzen und Häfen, wo sich die verschiedenen Sprachen der Bewohner vermischen und verbinden, gleichsam Weinkelchen, die die verschiedenen Orte der Welt mit ihrem Duft bereichern. Musaga Formaga Gargnano liegt in zentraler Lage im Naturpark Alto Garda Bresciano und ist die Gemeinde mit der größten Gebietserstreckung: 78,3 km². Der Hauptort Gargnano und die Ortsteile Villa und Bogliaco werden vom Gardasee bespült, während die von Olivenhainen umgebenen Ortsteile Villavetro, Fornico und Zuino sanft den gemäßigten Gebirgskamm ersteigen. Auf ungefähr 500 m Höhe finden sich auf dem Hügel weitere Dörfer: Liano, Formaga, Navazzo, Sasso und Musaga. Weiter entfernt zeigt sich über dem Gardasee liegend Muslone, während Costa mitten im Grünen 18 km vom Hauptort entfernt liegt. Das Hinterland von Gargnano umfasst den Lago di Valvestino, ein echter Fjord, eingekesselt zwischen den Bergen des gleichnamigen Tals, das sich mit seinen dreizehn kleinen Ortschaften über ein einmalig vielfältiges Gebiet erstreckt, in dem sich so unterschiedliche Naturformen wie der See, die Ebene und die Berge untereinander ergänzen. Dies bietet dem Besucher eine breit gefächerte Vielfalt an Natur, gesellschaftlichen Ereignissen, Sportmöglichkeiten und gastronomische Köstlichkeiten an. Fornico - Chiesa di S. Valentino Gargnano 5 KULTUR GESCHICHTE, KUNST UND 6 Obwohl die ersten Ansiedelungen auf die Zeit der Etrusker und Cenomanen zurückgehen, wurde das wirkliche und wahre Dorf Gargnano unter den Römern gegründet. Seine gesellschaftliche, aber vor allem künstlerische und architektonische Entwicklung ist jedoch im Wesentlichen mit zwei historischen Zeiträumen verbunden. Die erste Periode betrifft nach der Überlieferung den Bau eines Franziskanerklosters im 13. Jahrhundert. Dieses Kloster war nicht nur dazu bestimmt, ein Zentrum tiefer Spiritualität zu werden, sondern auch der Ausgangspunkt für die Kultivierung von Zitrusfrüchten. Diese stellten sicher die charakteristischste Anbaukultur am Gardasee dar, die aufgrund des milden Klimas, das durch die Nähe des Sees entsteht, möglich war. Der zweite historische Zeitpunkt setzt ein, als ab 1700, vor allem aber zum Ende des 19. Jahrhunderts, der wohlhabende Adel und das Bürgertum anfingen, herrliche Villen und Herrschaftssitze als Ballungspunkte großer Landbesitze zu erbauen, die zweifellos zur Integrität des Gebiets und somit zur Erhaltung der Landschaft beitrugen. Das Ergebnis dieser Entwicklung findet sich in einer Reihe von Gebäuden und Villen. Einige davon waren später, von 1943 bis 1945, dazu bestimmt, die Ministerien und Sekretariate der Italienischen Sozialrepublik zu beherbergen. DIE LIMONAIE Um was handelt es sich bei diesen hohen, strebenförmigen Pfeiler, alle in einer Reihe, auf drei Seiten von weißen Steinmauern umgeben? Der Gardasee bietet insbesondere entlang des Ufers von Gargnano dem Besucher Beispiele von architektonischen Bauten, die an keinem anderen Ort zu finden sind und ein greifbares Zeugnis einer Epoche und einer Kultur darstellen. Die sog. Limonaie sind Gewächshäuser für den Anbau von Zitronenbäumen, denen sich Gargnano jahrhundertlang widmete und auf denen seine Wirtschaft beruhte. Sie wurden konstruiert, um die (weltweit einzige, so nördlich gelegene) Zitrusfruchtkultur in dieser Höhe zu ermöglichen. 1840 wurde in Gargnano die Società Lago di Garda, die Gesellschaft des Gardasees und erste landwirtschaftliche Genossenschaft Italiens mit dem Zweck gegründet, dieses kostbare Produkt zu ernten, auszulesen und zu vermarkten. Seinen Höhepunkt erreichte die Zitrusfruchtkultur in den Jahren 1850-1855, als sich in Gargnano ungefähr die Hälfte der an der ganzen Gestade vorhandenen Gewächshäuser konzentrierten. Die Degeneration der Pflanzen aufgrund der sog. Gummikrankheit, die Konkurrenz durch die Produkte aus dem Süden nach der Vereinigung des Königreichs Italiens und vor allem die Entdeckung der chemischen Synthese von Zitronensäure, führten nach und nach zur allmählichen Einstellung dieser Landwirtschaft. Im Kapitel Die Zitronengärten seines Buches Italienische Dämmerung erzählt uns D. H. Lawrence, aufmerksamer Beobachter und Erzähler der Bräuche von Gargnano: ... An den Hängen steil überm See leuchten den ganzen Sommer über die Reihen nackter Pfeiler aus dem grünen Laubwerk wie Tempelreste. Weiße, vierkantige Mauerpfeiler, verloren in ihren rechtwinkligen Kolonnaden, verstreut über die Hänge wie die letzten Spuren einer großen Rasse, eines vergessenen Kults. Und auch im Winter sind einige von ihnen zu sehen - weit ab an einsamen Stellen, ausgesetzt der prallen Sonne, graue Säulenreihen, die aus zerbrochenen Mauern aufsteigen, eine hinter der andern, vergessen und nackt untern Himmel... DIE ITALIENISCHE SOZIALREPUBLIK 7 Gargnano Nach Jahren blutigen Vorstoßens und Zurückziehens hatte 1944 der Zweite Weltkrieg ganz Italien erfasst und das Land in zwei Teile gespalten. Im Süden hatte sich die königliche Armee auf die Seite der englisch-amerikanischen Streitkräfte geschlagen, während von Rom an nordwärts die deutsche Armee dem langsamen Vorrücken der Gegner hartnäckig Widerstand leistete. Im Oktober 1943 entstand zwischen Salò und Gargnano die Italienische Sozialrepublik (R.S.I.) als letzter Versuch Benito Mussolinis und Adolf Hitlers einer Neuorganisation des faschistischen Italiens. Die Wahl des Westufers des Gardasees als Sitz der neuen Regierung unterlag nicht dem Zufall. Der Gardasee war ein ruhiger Ort, weit entfernt von den sozialen Spannungen der großen Städte und mit einer geringen Partisanentätigkeit, sowie einem niedrigen Risiko von Luft- oder Kommandoangriffen. Mit dem Anschluss von Trentino Süd Tirol sowie fast des gesamten oberen Abschnitts des Sees an Deutschland verliefen die Grenzen des Reichs in Limone, nur 20 Kilometer von Gargnano entfernt: das Gebiet war also leicht zu erreichen und einfach zu verteidigen. Außerdem gewährten die zahlreichen Hotels, Heilanstalten, eleganten Villen und gemütlichen Privatwohnungen ohne große Probleme ideale Unterbringungen für die Ministerien, die Verwaltungsbüros, die hohen Parteifunktionäre und die italienischen wie deutschen Offiziere. Die offizielle Geburt der Sozialrepublik nennt das Datum des 14. Novembers 1943, gleichzeitig mit der in Verona abgehaltenen Nationalversammlung der faschistischen Partei. Am 1. Dezember 1943 nahm der neue Staat den endgültigen Namen Italienische Sozialrepublik an. Mussolini traf am 10. Oktober 1943 in Gargnano ein, wo er in dem Ortsteil San Faustino die Villa Feltrinelli bewohnte (heute ein Luxushotel). Er lebte dort mit seiner Frau Donna Rachele, seinen Kindern Romano und Annamaria sowie anderen engen Verwandten. Die Villa Feltrinelli wurde von dreißig SS-Leuten der Leibwache von Hitler bewacht (erst später konnte sich eine italienische Abteilung den Deutschen zur Seite stellen), die in den Kellern der Villa kaserniert waren. Eine Fliegerabwehrkanone war auf dem Dach positioniert. 600 Meter von der Villa Feltrinelli entfernt, beherbergte im Zentrum von Gargnano der Palazzo Feltrinelli (heute eine Außenstelle der Universität Mailand) die Sondersekretariate und politischen Sekretariate, die Vittorio Mussolini und Giovanni Dolfin anvertraut waren. An der Staatsstraße befand sich die Kaserne der Alpini Magnolini, die Sitz der Wachen von Mussolini war. Eine Hotel Gardenia al Lago Hotel Du Lac ... Wir sitzen hier in einem Olivenhain am See und es ist der Sonnenuntergang eines herrlichen Tages. Die gegenüberliegenden Berggipfel haben die Farbe Rosa. Im Dämmerschein am unten liegenden See rudern die Fischer, stehend. Einer wirft seine Angelschnur und es gibt Funken aus Silber. Es ist so still.... D.H. Lawrence HOTEL GARDENIA AL LAGO Via Colletta, 53 Tel. +39 0365 71195 Fax +39 0365 72594 www.hotel-gardenia.it info@hotel-gardenia.it HOTEL DU LAC Via Colletta, 21 Tel. +39 0365 71107 Fax +39 0365 71055 www.hotel-dulac.it info@hotel-dulac.it I-25084 VILLA DI GARGNANO (BS) LAGO DI GARDA große Piste für kleine Flugzeuge war auf dem heutigen Gelände des Bogliaco Golf Resort angelegt worden. In Bogliaco war der aus dem 18. Jahrhundert stammende Palazzo Bettoni Sitz des Präsidiums des Ministerrats, dessen Sitzungen vom Untersekretär Barracu einberufen wurden. In den Tunnel zwischen Gargnano und Riva del Garda wurden Fabriken eingerichtet, die auf die Produktion und Reparatur von Kriegwaffen, Auto- und Flugzeugmotoren spezialisiert waren. Da diese Werkstätten die Hälfte der Tunnel beanspruchten, verlief der Kraftfahrzeugverkehr abwechselnd in eine Richtung. Die beiden Italien, das von Badoglio und das der Italienischen Sozialrepublik, schritten vom 8. September 1943 bis zum Tag der Befreiung, dem 25. April 1945, nebeneinander auf ihrem Weg. Benito Mussolini starb am 28. April, nicht am Gardasee, sondern in der Nähe des Comersees. In den darauffolgenden Monaten wurden die Hotels, Villen und Wohnungen, Sitz der Ministerien und der Büros, ihren Eigentümern zurückgegeben. Übersetzung aus: Die Orte der Republik von Salò, herausgegeben von Consorzio Alberghi Riviera del Garda. DIE ORTE DER GESCHICHTE Villa - 1908 9 Bogliaco - Palazzo Bettoni Auf die Villa Bettoni fällt der erste Blick in Bogliaco - wie ein Bild mit spektakulärer Leuchtkraft. Das Gebäude bildet ein Beispiel von außergewöhnlicher architektonischer Härte, Spiegel der gelehrten Aristokratie der Lombardei im 18. Jahrhundert. Die Villa wurde am Anfang diese Jahrhunderts im Auftrag von Giandomenico Bettoni vom Architekten Adriano Cristofori erbaut. Das Zentralgebäude des großen Palastes wird von einer Balustrade mit Figuren aus der Mythologie geschmückt, die von Giovanni Battista Locatelli stammen. In der Mitte des Gebäudes teilt der Salon die Flügel der Villa, die in ihren Innenräumen Fresken von Beniamino und Fabrizio Galliari sowie weiter Werke bewahrt, die eine wahre Pinakothek der Barockmalerei bilden. Gegenstück des Gebäudes ist, jenseits der Straße, der herrliche italienische Garten mit seiner großen Exedra, einem Nymphäum und seinen Beeten. Hinter dem Garten liegen einige Gewächshäuser für Zitronenbäume und der Park. Der Palazzo Comunale (Rathaus) aus dem 16. Jahrhundert blickt auf den kleinen Hafen des Hauptortes. Er wurde von Giovanni Traffegnini entworfen, der sich von dem Stil der Todeschini inspirieren ließ. Das Erdgeschoss besteht aus einem von Säulen getragenen Bogengang. Im ersten Stock wird ein Grenzstein aus Marmor aus dem 15. Jahrhundert mit dem Gemeindewappen aufbewahrt. Palazzo Feltrinelli (1898-1899), der als Privatwohnsitz von Giuseppe Feltrinelli errichtet wurde, beherrscht die Piazza Vittorio Veneto. Sie wurde von Alberico Belgiojoso entworfen, aber einige Quellen schreiben den Bau Francesco Solmi zu, der in Gargnano auch den Friedhof plante, der an den Friedhof Cimitero Monumentale von Mailand erinnert. Das Gebäude des Palazzo Feltrinelli ist als Quader angelegt und von beachtlicher Größe. Eine besondere Wirkung besitzt der Eingang mit seiner an den zentralen Vorhof abgestimmten Architektur, der durch das vom Dach fallende Licht erhellt wird. Das Gebäude hat unter dem Blickwinkel der Geschichte wegen seiner Nutzung während der Epoche der Italienischen Sozialrepublik (1943-1945) Bedeutung erlangt. Ebenso wie andere Gebäude in Gargnano und am Gardasee wurde der Palast von der faschistischen Regierung beschlagnahmt. Er wurde als Generalquartier von Benito Mussolini eingerichtet und von italienischen sowie deutschen Soldaten bewacht. Der Palast ist heute Sitz der Außenstelle der Universität Mailand. Als Kongresszentrum internationalen Niveaus vorgesehen, finden dort im Sommer Italienisch-Sprachkurse für Studenten aus aller Welt statt. Die Villa Feltrinelli liegt wenige hundert Meter nördlich von Gargnano und repräsentiert das Gebäude von Gargnano mit der größten historischen Berühmtheit. Sie wurde zwischen 1892 und 1899 erbaut. Ihr Entwurf wird von einigen Francesco Solmi und von anderen dagegen Alberico Belgiojoso zugeordnet. Eingebettet in einen herrlichen Park umgeben sie andere Gebäuden, die in der Vergangenheit als Wohnungen der Wachen und der Bauern dienten, die die Ställe und Zitronen-Gewächshäuser versorgten. Die dem See zugeneigte Fassade stellt den prachtvollsten Teil der Villa dar, während der auf der Rückseite des Gebäudes liegende Park wertvolle Baumarten besitzt. Vom Oktober 1943 bis April 1945 war Villa Feltrinelli Wohnsitz von Benito Mussolini, der dort mit seiner Familie logierte. Heute ist das Gebäude eine luxuriöses Villenhotel: das Grand Hotel a Villa Feltrinelli. Gargnano - Villa Feltrinelli 11 DIE ORTE DES GLAUBENS Die Wallfahrtskirchen Eremo di S. Valentino (Foto Ghitti) Wenn man die Hügel in Richtung des Ortsteils Fornico hinauffährt, gelangt man zur Santuario del Crocefisso (Wallfahrtskirche Hl. Kreuz). Sie findet sich gegenüber der Kirche San Pier d'Agrino. In der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Kirche Santa Trinità (Kirsche der Hl. Dreifaltigkeit, bekannt als Santuario del Crocefisso) werden 24 Prozessionsstöcke aus dem 18. Jahrhundert aufbewahrt, in deren Holz die Symbole der Passion geschnitzt sind. Alle fünf Jahre zieht eine Prozession zu Ehren des Crocefisso Miracoloso (Wunderkreuzes) durch die Dörfer der Pfarrgemeinde. 12 Gargnano - 1913 Die Eremo di San Valentino - Einsiedelei des hl. Valentin (in 772 m Höhe) blickt von einer privilegierten Position aus auf den Gardasee. Man gelangt zu ihr in 40 Minuten von dem nahe gelegenen Ortsteil Sasso aus oder in 2 Stunden über einen Anstrengendären, von Gargnano beginnenden Weg. Die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Innenwände des kleinen Gebäudes (das ursprünglich wahrscheinlich als Unterschlupf für Menschen und Tiere diente) liegen direkt an den Felsen. Die jetzige Form und Nutzung wird nach der Überlieferung der Mitte des 17. Jahrhunderts zugeschrieben, als einige Bewohner von Gargnano sie als Dank dafür errichtet haben sollen, die Pest des 1630 überlebt zu haben. In der Vergangenheit hat diese einsame Stätte auch einige Eremiten aufgenommen: der letzte war Andrea Paladini, verstorben im Jahr 1865, der als Romit de San Valentì Erinnerung findet. Die Kirchen Kirche San Giacomo di Calino - San Giacomo Die Kirche San Giacomo (Hl. Jakobus) besteht aus einer romanischen Kapelle von bemerkenswertem künstlerischem Interesse mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Auf der südlichen Außenwand ist die Freske des Heiligen Christopherus mit dem Jesuskind auf der Schulter gut sichtbar. Ihre lebensgroße Darstellung hatte einen Sinn, denn der Heilige musste auch von weitem gut zu sehen sein: der Vorübergehende, der seinen Blick auf das Bild des Heiligen warf, war an diesem Tag vor einem plötzlichen Tode geschützt. Der Altar ist dem hl. Jakobus dem Älteren gewidmet, von dem die auf das Jahr 1501 datierte Holzstatue erhalten ist. Die jetzt vorhandene Tür geht auf das 16. Jahrhundert zurück, ebenso wie die beiden kleinen quadratischen Fenster, die der Hl. Karl Borromäus anlässlich seiner Papstbesuch im August 1580 eröffnen ließ. Liano - Chiesa di S. Rocco 13 Villa Die Kirche San Francesco - Gargnano Die Kirche wurde 1289 von Franziskanermönchen errichtet, die auf Wunsch des Bischofs von Brescia nach Gargnano gekommen waren. Außen bewahrt sie ihre, nach Art der Franziskaner interpretierte romanische Prägung, also einfach und arm. Auf der Fassade ist in Form einer Hütte eine Votivfigur (1301) zu erkennen, die den Hl. Antonius von Padua darstellt. Der Kircheninnenraum, in dem sich Bilder von Giovanni Andrea Bertanza und Andrea Celesti finden, war ursprünglich in drei Kirchenschiffe aufgeteilt, die später abgerissen und zu einem Schiff reduziert wurden. Dies erfolgte wahrscheinlich zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert. Auf der rechten Seite des Gebäudes erhebt sich der Kreuzgang des alten Franziskanerklosters. Er wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut und präsentiert sich wie ein kleiner, quadratischer Hof, umgeben von einem Säulengang mit Rundbögen im venezianischen Stil, die auf den Kapitellen der zylindrischen Säulen ruhen. Der Kreuzgang bewahrt auch zwei antike Spuren der Römerzeit auf, die man in Gargnano fand: eine Neptun gewidmete Gedenktafel (entdeckt 1837) sowie ein kleiner Altar zu Ehren Revino, einer örtlichen Gottheit. Noch im Kreuzgang erblickt man mit Staunen eine Marmorwappen aus dem 15. Jahrhundert der Gemeinde Gargnano mit den Initialen C.G.: Communitatis Gargnani. Das Wappen zeigt eine auf den Hinterbeinen stehende Wölfin, die zwischen ihren Läufen eine Lilie hält, die von einer umgekehrten Krone überragt wird. 1879 geht das Kloster in das Eigentum der Società Lago di Garda über, die es als Lager für Zitrusfrüchte einrichtet. Erst im Jahre 1912 erkennt die italienische Regierung die Kirche als Nationaldenkmal an. Neben der Kirche ist der Sarkophag von Argilo da Gargnano (1302) aus roten Porphyr aus Verona aufgestellt. Die einfache Struktur stützt sich auf vier kleine Säulen und wird von dem linken Bruchstück eines Akrosoliums mit der lateinischen Grabinschrift flankiert: Dieses Denkmal stammt von Herrn Argilo von Gargnano und seinen Erben. Die Kirche San Martino - Gargnano Die Pfarrkirche von San Martino (Hl. Martin) geht in seiner jetzigen elliptischen Form und Größe (68,65 m x 23,35 m) auf das Jahr 1837 zurück und ist das Werk des Architekten Rodolfo Vantini aus Brescia. An derselben Stelle erhob sich vielleicht vorher ein älteres heiliges römisches Gebäude, von dem man annimmt, das es aus dem 11. Jahrhundert stammte. Die Fassade ist durch eine Vorhalle mit kräftigen Säulen charakterisiert. Der Kircheninnenraum war ursprünglich dreischiffig und besaß acht Altäre. Heute ist sie nur noch einschiffig mit fünf Altären. Neben dem Letzen Abendmahl, das der Schule des Veronese zugeschrieben wird, beleben andere Bilder von Giovanni Andrea Bertanza, dem Venezianer Andrea Celesti, von Gianbettino Cignaroli sowie Werke aus der lombardischen Schule des 15. Jahrhunderts die Kirche. Aus nur wenigen Jahrzehnten vor Erbauung der Kirche stammt der hohe und elegante, im Jahr 1722 erbaute Glockenturm. Die Orgel (1811) dagegen ist ein Werk von Luigi Montesanti aus Mantua. Sie wurde von Don Cesare Sora von Pontevico im Jahr 1906 restauriert und modernisiert. Villa - Convento di S. Tommaso Villa - Convento di S. Tommaso Die Kirche San Tommaso - Villa Es waren die Glocken von San Tommaso (hl. Thomas), die die Neugierde in Lawrence in dem Augenblick erweckten, in dem er den Besuch der Kirche beschloss. So beschreibt es nämlich der englische Autor: ... Also machte ich mich daran, sie aufzuspüren, ich wollte hingehen. Sie war ja nach. Ich konnte sie vom Platz am See aus sehen. Und das Dörfchen selbst hatte nur ein paar hundert Einwohner. Die Kirche konnte keinen Steinwurf weit entfernt sein ...; ... Nun, ich klomm 15 die brüchige Treppe hinauf und stand unversehens, wie durch ein Wunder, ganz schlicht auf der Plattform meiner San Tommaso Kirche im prallen Sonnenschein ... Der ursprüngliche Bau des Gebäudes, von dem Spuren von Fresken erhalten geblieben sind, geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Seine Restaurierung erfolgte jedoch in jüngere Zeit. Gut erhalten ist das Fresko mit der Darstellung von S. Libera (1535). Im Innenraum stehen drei Altäre: der Hauptaltar ist dem hl. Thomas gewidmet, ein andere dem hl. Andreas Apostel und der dritte der hl. Anna. Das der Kirche angrenzende, 1906 nach dem Willen von Monsignore Pietro Feltrinelli errichtete Kloster beherbergte bis vor einigen Jahren Franziskanermönche. Heute ist es Sitz des Centre Européen de Rencontre et de Ressourcement, das von Pater Bruno Ducoli geleitet wird. 16 Kirche SS. Martiri - Bogliaco Der Staatstraße Gardesana folgend kann man sie in der Vertrautheit des Dorfes Bogliaco erblicken. So wenig wie das Äußere der Kirche von besonderem Interesse ist, um so mehr ist es ihr Inneres. Ganz besonders gilt dies für das vergoldete Altarbild des Hauptaltars, das die Verherrlichung der heiligen christlichen Märtyrer darstellt und als Werk der Schule von Brescia aus dem 17. Jahrhundert angesehen wird. Gut erhalten sind einige Gemälde des Malers Celesti, wie das von Jesus beim Hinauswerfen der Händler aus dem Tempel, das Abendmahl in Emmaus, das Mahl im Haus von Simon Levi und die Auferstehung von Lazarus. Die Kirche San Pier d'Agrino - Bogliaco Wenn man den Hügel in Richtung Fornico hinaufsteigt, kann die Kirche San Pier d'Agrino das Ziel von schönen Spaziergängen werden, die in Bogliaco starten. Wer sie bereits vom See aus entdeckt hat, dem springt die Kirche auch wegen ihres hohen, mit Zinnen versehenen Glocketurms ins Auge. Die Fassade wird durch ein Säulenportal ergänzt, während der dreischiffige Innenraum acht Säulen und sieben Altäre aufweist. Mit einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden Prägung schließt Pier d'Agrino im Jahre 1576 die Restaurierung ab. Die Kirche ist auch heute noch reich an Gemälden, die verschiedenen Malern zugeordnet werden und einigen Bildern von Celesti. Sie hütet darüber hinaus einen Orgelkasten aus dem Jahr 1672 sowie eine Monstranz aus getriebenem und ziseliertem Silber aus dem 17. Jahrhundert und die aus dem 15. Jahrhundert stammende Holzfigur des segnenden Heiligen in sitzender Stellung. Genau gegenüber der Kirche San Pier d'Agrino steht die Kirche Santa Trinità aus dem 18. Jahrhundert, besser bekannt unter dem Beinamen Santuario del Crocefisso. 17 Villa - Chiesa di S. Tommaso Die Kirche San Giovanni Battista - Musaga Zwischen den Dächern einer kleine, mit den Hügeln des Hinterlandes von Gargnano verwachsenen Häusergruppe bewacht in einer beinah märchenhaften Atmosphäre der kleine Ortsteil Musaga eifersüchtig seine Kirche. San Giovanni Battista (Hl. Johannes der Täufer) präsentiert einen schlichten, aber intimen Eingang mit einem kleine Garten davor. Das Kirchlein sticht ebenso wie die Fassade nicht so sehr wegen besonderen Malereien oder einer besonderen Architektur hervor, sondern eher aufgrund seiner Lage: eingefasst zwischen den unwegsamen Gassen und dem antiken Klang des Dorfes, blickt San Giovanni auf einen Balkonausblick, von dem man aus den Monte Baldo bewundern kann, der sich in der Poesie des Sees widerspiegelt. Die Kirche San Antonio Abate - Sasso Ungefähr in fünfhundert Meter Höhe erhebt sich in dem kleinen Dorf Sasso im Hinterland von Gargnano die Dorfkirche. Das heute nur einschiffige Gebäude entstand wahrscheinlich im 17. Jahrhundert auf den Ruinen einer Kapelle aus dem 12. Jahrhundert. Ursprüngliche Kapelle und in Abhängigkeit der Kirche von San Martino stehend, wurde der Hl. Antonius Abt im Jahr 1646 zur Pfarrkirche erhoben. Im Kirchenraum befinden sich drei Altäre: hinter dem Hauptaltar ragt die Statue des heiligen Beschützers Antonius Abt hervor, der zweite Altar ist der Madonna vom Rosenkranz dargebracht und der dritte, dem Letzen Abendmahl gewidmete, wird durch ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert bereichert, das ein Werk des örtlichen Malers Stefano Celesti ist. Einzigartig ist der Blick auf den See, den man bei Spaziergängen auf dem Kirchplatz genießen kann. Die Kirche San Maria Assunta - Navazzo Die Fassade, der ein empfangendes Säulenportal vorsteht, ist auf das Dorf gerichtet, während der das Gebäude umgebende Garten den Blick auf den See freigibt. Die wahrscheinlich im 16. Jahrhundert gegründete Kirche wurde am 15. August 1667 vom Bischof Antonio Boscaioli eingeweiht. Später folgten zwei Restaurierungen: die erste zwischen 1722 und 1724 und die zweit um 1930. Die links vom Hauptaltar stehende Kapelle besitzt einigen vor dem 16. Jahrhundert gemalten Fresken, und bezeugt somit ihre, im Vergleich zur Hauptkirche aus dem 16. Jahrhundert erfolgte frühere Errichtung. Werke von Giovanni Andrea Bertanza sind das Bild des Hauptaltars, das die Himmelfahrt der Jungfrau Maria darstellt sowie das Gemälde des Letzen Abendmahls, das sich links über dem Hauptaltar befindet. 19 Bogliaco Die Kirche San Rocco - Liano Im Frieden des sich im Hinterland liegenden Ortes Liano, umgeben von hundertjährigen Kastanienbäumen, lebt die kleine Kirche San Rocco (Hl. Rochus). Seit ihrer Errichtung, deren genaues Datum nicht bekannt ist, sind viele Herbste ins Land gegangen. Merkwürdig ist die Jahreszahl 1077, das sich auf der Außenfassade und auf einer Fliese in der Mitte des Fußbodens findet: Es muss sich um einen Anachronismus handeln, da die Gründung der Kirche aus einer neueren Zeit zu stammen scheint, zumindest, wenn es sich nicht um einen Wiederaufbau handelt. San Rocco wird von zwei gut erhaltenen Gemälden bereichert: Das Werk von Andrea Bertanza stellt die selige Jungfrau, in einen blauen Mantel und in ein rosa Kleid gehüllt, mit dem Jesuskind auf den Knien dar. Das Werk von Stefano Celesti (wahrscheinlich der Vater von Andrea Celesti) zeigt dagegen eine Gruppe von Heiligen in der Anbetung der Heiligen Jungfrau. Die Gruppe der Kastanienbäumen, die das Kirchlein noch stimmungsvoller gestalten, stehen für eine ruhige Rast mit Kindern zur Verfügung, für die es auch Schaukeln und andere Vergnügungen gibt. Kapelle von Razone - Razone Mitten in der Ruhe des Waldes liegt an der nach Briano führenden Straße die aus dem 17. Jahrhundert stammende Kapelle von Razone (1684). Auf der einen Seite beherrscht sie das Tal, auf der anderen überwacht sie von ihren 1000 Höhenmetern aus den ganzen See. Nach der Überlieferung wählten die Franziskanermönche ab der Hälfte des 13. Jahrhunderts Razone als idealen Ort für die Errichtung eines Klosters mit kleinen Zellen und einer Kapelle. Das Kirchlein von Razone, das heute mit dem im Eigentum der Grafen Bettoni stehenden Palast verbunden ist, ließ der Baron G. Battista della Zuana im Jahr 1705 wiederaufbauen, um sein Gelübde zu erfüllen, das er bei der Besetzung der Stadt Wien durch die Türken abgelegt hatte. Und genau während der Arbeiten an der Kirche wurde eine Kopie der Madonna von Lucas Müller, genannt Cranach, angefertigt, dessen Original sich in der Hauptstadt Wien befindet. Die Kirche San Matteo - Muslone Es erfüllt die Seele mit Frieden und Leichtigkeit, wenn man die Kirche auf den sie umgebenden grünen Wege erreicht. Das Ziel unseres Spaziergangs, die Kirche San Matteo (Hl. Matthäus), erwartet uns in der Vertrautheit des kleine Dorfes Muslone, ein antikes Lehen aus dem Mittelalter. Die auf Wunsch des Grafen von Muslone, Matteo de' Medallis in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaute Kirche wurde im Jahr 1603 zur Pfarrei erhoben und um 1721 restauriert. Das Bild des Hauptaltars ist das Werk von Bertanza und überdeckt Spuren von Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Ein berühmter Bürger von Gargnano war Giovan Battista Ignazio Grazioli (1746 - 1820), geboren am 6. Juli 1746 in Villavetro di Gargnano. Bis zu seinem Umzug nach Venedig, wo er Musik auf professionellem Niveau studieren wollte, gibt es über sein Leben so gut wie keine Berichte. In Venedig wird Grazioli tüchtiger Schüler von Ferdinando Bertoni, dem Organisten der Musikkappelle San Marco (Hl. Markus). Am 2. März 1781 erhält Bertoni einen Urlaub von zwei Jahren und wird von Grazioli vertreten. Am 28. Mai 1782, nach dem Tod des zweiten Organisten Domenico Bettoni, erfolgt die Bestellung Graziolis, der das Amt übernimmt. Grazioli übt diese Beschäftigung bis 1785 aus, bis er durch den Tod von Baldassarre Galoppi zum ersten Organisten wird. Um das Jahr 1780 liegt der Druck der 12 Sonate per cembalo (Sonaten für Cembalo) und der 6 Sonate da cembalo con violino obbligato (Sonaten für Cembalo mit obligater Violine). Neben den Sonaten für Cembalo hinterließ Grazioli ungefähr 400 handschriftliche Kompositionen, die fast alle in Venedig aufbewahrt werden. Es kann mit Sicherheit behauptet werden, dass er die Werke zur Verwendung bei Gottesdiensten in der Kapelle schrieb. Es erscheint in der Tat schwierig, an eine andere Zweckbestimmung seiner Musik zu denken. Natürlich kann er einen Teil seiner Kompositionen im Auftrag geschrieben haben. Grazioli stirbt am 6. Februar 1820 in Venedig an Schwindsucht. In dem Ortsteil Villavetro kann man bis heute das Haus des berühmten Musikers und Komponisten sehen: Via G.B. Grazioli. Es ist auch dank dem Schild leicht zu entdecken, das an seine Geburt erinnert. Übersetzung von Texten von Margherita Tomasi und Alberto Iesuè. Bogliaco - Giardino di Palazzo Bettoni Villa - 1912 BERÜHMTE PERSÖNLICHKEITEN Giovan Battista Grazioli 21 Im August des Jahres 1912 bricht David Herbert Lawrence in Begleitung von Frieda Weekley von Richtofen auf eine lange Reise in den Süden auf. Sie verlassen England, durchqueren Deutschland und Österreich und nach einem kurzen Aufenthalt in Tirol machen sie sich mit dem Rucksack auf den Schultern zu einem zermürbenden Weg zu Fuß über die Alpen auf. Sie kommen an Bozen und Trient vorbei und erreichen dann Riva del Garda. Von Riva verlegen sie sich nach Gargnano, wo sie vom 18. September 1912 bis 30. März 1913 leben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, einen Mythos über die erste Unterkunft von Lawrence in Gargnano zu zerstören. Aus Schriftstücken und Briefen ergibt sich nämlich, dass es nicht wahr ist, dass die Beiden für eine kurze Zeit im Hotel Cervo am Hafen von Gargnano wohnten. Das ehemalige Hotel ist aber gleichermaßen mit dem Gebäude zu identifizieren, in dem heute die Banco di Brescia ihren Sitz hat. Wahr ist jedoch, dass Lawrence und Frieda Weekley Freunde der aus Deutschland stammenden Eigentümerin waren. Der alleinige Wohnsitz von Lawrence und Frieda in Gargnano befand sich im Ortsteil Villa in einem möblierten Appartement im ersten Stock der Villa Igea. Eigentümer des Hauses war Herr Pietro De Paoli (1845-1917) und dessen Ehefrau Silvia Comboni De Paoli (1868-1931), die in Villa in dem Palast wohnten, der heute Sitz der Comunità Montana ist. In Gargnano beendete Lawrence seinen Roman Söhne und Liebhaber, arbeitete an einem Poesieband, der die beiden in Gargnano geschriebenen Gedichte Sonntag Nachmittag in Italien und Ein Frühlingsmorgen enthält. Vor allem aber bereitete er einige, dem Gardasee gewidmete Kapitel seines Reisetagebuchs Italienische Dämmerung vor. Unvergesslich sind in diesen Kapiteln die Beschreibungen unseres, ihn so faszinierenden Gebietes, seiner Bewohner und die tiefe Kenntnis des Lebens, das sich in Gargnano und am Ufer des Gardasees abspielte, sowie dessen antike Rhythmen. Vom 30. März bis 11. April 1913 hielten sich D.H. Lawrence und Frieda in dem oberhalb von Gargnano, an der Straße nach Muslone gelegenen San Gaudenzio bei der Familie Capelli auf. Lawrence fand vielleicht an unserem See die Vorwegnahme des mediterranen Ambientes, das ihn so sehr anzog, und in Gargnano die Zufluchtsstätte vor der von Maschinen und Geld geprägten Zivilisation, die er so sehr verachtete. In den Einheimischen jedoch sah er die Wächter einer archaischen Welt, die insgesamt so gleichmütig war, das nur wenig sie aus der Ruhe brachte und die sich nicht von den Tumulten der Modernen fortreißen ließ. Im Ortsteil Villa kann man auch heute noch die Villa Igea in via Colletta 44 betrachten. Sie ist auch aufgrund des Schildes, das an den Aufenthalt erinnert, leicht zu finden. D.H. Lawrence David Herbert Lawrence 23 WANDERN GEMÜTLICHES 24 Die beste Art und Weise für eine Besichtigung von Gargnano besteht in einem gemütlichen Spaziergang und dem neugierigen Entdecken der Dinge hinter jeder seiner Ecken. Der Blick verliert sich dabei entlang der Fassaden der verschiedenen, mehr oder weniger reichen Palasten und Wohnsitze und wir finden wieder den Geschmack und die Freude am Entdecken, wie ein Etwas, das uns ein immer hektischeres Leben schon beinah vergessen lässt. Zwei einfach zu folgende Spaziergänge, die einige der interessantesten Gebäude des Hauptortes und der Ortsteile Villa und Bogliaco verbinden, beginnen am Piazza Boldini. Für den ersten Weg biegt man in die Via Roma in nördlicher Richtung ein und folgt der für kurz abfallenden Straße, die am Sitz der Società Lago di Garda und der Kirche San Francesco mit dem dazugehörenden Kreuzgang vorbeiführt. So kommt man zum Platz von Gargnano, wo man in den Häusern gegenüber dem Hafen noch die Geschosse der österreichischen Flotte vom Juli 1866 während des Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieges erkennen kann. Am Platz stellt das ehemalige Gemeindegebäude seine Schönheit zur Schau und wenn man sich nur wenige Meter in Richtung Norden bewegt, steht man schon vor dem Palazzo Feltrinelli. Von hier aus erreicht man entlang dem See den öffentlichen Park Fontanella, jenseits dessen sich abgeschieden und von jahrhundertealten Bäumen geschützt das Denkmal Villa Feltrinelli im Ortsteil San Faustino erhebt. Nachdem die Villa Privatresidenz von Benito Mussolini während der Italienischen Sozialrepublik war, beherbergt sie nun ein Hotel auf hohem Niveau. Man geht mit herrlichen Aussichten auf den See und umgeben von den Resten der zahlreichen Zitronengärten weiter. Bevor die Navazzo Beim Informationsbüro gibt es ausführliche Führer für andere Wege, auf denen Sie die verstecktesten Ecken im Hinterland des Gardasees besuchen können. Dazu zählen zum Beispiel: · Die Erzählung des bescheidensten Lebens in Gargnano durch das Zeugnis einer Vergangenheit, die aus harter Arbeit und volkstümlicher Hingabe bestand: Es genügt, die engen Gassen aus Stein des Dorfes zu betreten, die sich auf den ersten Bergschichten emporziehen, um in die Welt der Heiligenstätte, der Bauernhäuser aus Naturstein, der Bogengänge einzutreten, die den Blick jedes Mal entweder zum Berg, aus dessen Grün Gargnano Straße beginnt, steil anzusteigen, biegt man in den Seitenweg ein, der zum romanischen Kirchlein San Giacomo di Calì führt, deren äußerer Bogengang wertvolle Fresken besitzt. Die am Ufer des Sees erbaute Kirche gehört zu den ältesten am Gardasee. Zum Beginn des zweites Spaziergangs biegt man in Richtung Süden in die Via Donatori di Sangue (früher Via Gamberera) ein. Bevor man der Straße hinabfolgt, kann man rechts ein schönes und noch bewirtschaftetes Gewächshaus für Zitronenbäume sehen, das der Familie Gandossi gehört und auf der linken Seite den Kindergarten, den die Familie Feltrinelli nach Plänen von Alberico Barbiano di Belgiojoso erbauen ließ. Hier ist auf die besondere Dachgaube mit gewundenen Linien und bemerkenswerten Firsten hinzuweisen. Der abfallende Straße entlang dem See folgend erreicht man den kleinen Hafen von Villa, das uns mit seinen bunten und über dem kleinen Hafen stehenden Häusern, seinen typischen Straßencafés und Bitterorangen-Pflanzen empfängt. Man geht unter dem Bogen weiter und schon nach wenigen Metern taucht das gelbe Haus auf, in dem D.H. Lawrence wohnte, kurz vor der stattlichen Villa De Paoli, die jetzt Sitz der Comunità Montana ist. Der Weg geht dann weiter bis zu Staatstraße und streift den wunderschönen Palazzo Bettoni-Cazzago mit seinen Gärten und seinen Gewächshäusern für Zitronenbäume. Kurz danach erreichen wir Bogliaco mit seinen alten Häusern und seinem Hafen, der sich in den See erstreckt und uns die Möglichkeit gibt, den Blick nach hinten zu werfen und fast vom See aus die Gefühle noch einmal zu leben, die uns auf unserem kurzen Spaziergang begleitet haben. 25 hohe weiß und grau gestreifte Felsen hervorragen, oder zum See führen, dessen Farben je nach Laune des Lichts und des Windes sich verändern. Das ist die Welt von Via Quarcina, Via dei Mulini und Via Torrione. Und es ist auch die Welt, in der man langsam gehen sollte. Und dies nicht nur, weil oft der Anstieg und steile Abstieg kein schnelles Fortschreiten ermöglichen, sondern vor allem, weil hier Ihre Neugierde mehr als einmal Gelegenheit haben wird, Ecken oder Aussichten zu entdecken, die Eindrücke schenken können, die oft den wirklichen Wert der Ferien darstellen. · Wer dagegen seine Kenntnisse erweitern will, indem er bis zu den ersten Ortsteilen weitergeht, die das Amphitheater von Gargnano und dem See bilden, an dem sie liegen, für den gibt es einen langen Spaziergang, der von Villa nach Fornico führt. Von dort betritt man die Gemeinde Toscolano, wo man die kleine Kirche Madonna di Supina erblickt, um dann in Richtung Golfplatz nach Bogliaco hinabzugehen und dabei kleine Bauernhöfe und Dörfer zu durchqueren, die reich an künstlerischen, religiösen und bäuerlichen Zeugnissen sind. · Und für denjenigen, der das Leben der anderen, hinter dem Hauptort liegenden Ortsteile kennen lernen will, gibt es ein weit ausgedehntes Gebiet aus Panoramalagen auf den See, aus abgeschiedenen und einsamen Tälern, unberührten Wäldern und rauen Gipfeln. Ein Gebiet, das über die zum Valvestino See führenden Straße von Montegargnano zu erreichen ist und das sich mit dem Idrosee verbindet. Bogliaco - 1911 27 Bogliaco - Palazzo Bettoni GARGNANO DIE GENÜSSE VON Bei der Entdeckung der Genüsse von Gargnano kann man nicht anderswo als bei den Zitronen-Gewächshäusern beginnen. Noch heute gibt es in Gargnano, mehr als in den anderen Gemeinden, Gewächshäuser für Zitronenbäume, die traditionell bewirtschaftet werden und wo man einige jahrhundertealte Pflanzen sehen kann, wie zum Beispiel die sog. Limone madernina, die seltene Zeder von Salò und die Limone lunario. Der Produktkorb von Gargnano wird sodann durch edle Seefische bereichert, die jede Nacht von der Familie Dominici, genannt Franz, gefischt und am nächsten Morgen unter dem ehemaligen Rathaus auf einem typischen Fischmarkt verkauft werden. Der Korb füllt sich weiter mit kaltgepresstem Olivenöl von Pressungen einiger klassischen Sorten wie Casaliva und Leccino oder mit der örtlichen und selten Pressung Gargnà. Dazu gesellen sich Kapern, die wild in den Mauern der alten Gewächshäuser wachsen und der Käse von Briano, Costa und Montegargnano. 29 AKTIVITÄTEN SPORTLICHE 30 Die sauber Landschaft von Gargnano ist reich an Olivenhainen, Kastanienbäumen und Weinbergen und ist ein wahres Paradies für Liebhaber der Natur und der Sportarten unter freiem Himmel: Kilometerlange mehr oder weniger anspruchsvolle Wege zum Wandern, Mountainbikern oder Reiten eröffnen denjenigen, die Lust darauf haben, den Charme und den Zauber des Monte Gargnano. Ein weitere tägliche Sportmöglichkeit in Gargnano ist das Bergsteigen: Die Gebirgserhebungen können sowohl auf gemütlichen Panoramawegen als auch über luftige Gebirgskämme, Klettersteige oder klassischen Wanderwegen mit verschiedenen Graden erobert werden. Auch fehlen die Steilhänge nicht, an denen man das Sportklettern am Felsen praktizieren kann sowie eine nagelneue künstliche Kletterhalle, in der man für spätere Klettertouren auf die Berge vom Gardasee trainiert und sich vorbereitet. Val di Vesta konnte dank seiner Isolierung, die in dem Stausees Valvestino begründet liegt, eine außergewöhnliche Naturlandschaft entwickeln und wurde dafür als eines der dreißig, in Italien vorhandenen Area Wilderness anerkannt. Es handelt sich dabei um einen Park im Park, in dem die Eingriffe des Menschen auf ein Minimum reduziert werden und in dem Umweltschutz und Erhaltung der Biodiversität als wissenschaftlichen Grundsätze und moralischen Prioritäten gelten - eine echte Naturkathedrale. Kurz vor den Hügeln von Gargnano liegt das Bogliaco Golf Resort, einer der ältesten italienischen Golfclubs, der 1912 eingeweiht wurde. Der Platz besitzt 18 Löcher Par 67 und liegt mitten in einer Vegetation von Oleander, Lorbeerbäumen, Zypressen, Olivenbäumen und anderen, für die Mittelmeer-Vegetation typischen Pflanzen. In Navazzo di Gargnano kann man sich im Wurftaubenschießen versuchen oder mit Bogen auf Tierattrappen schießen. Der Gardasee ist das ideale Bühnenbild für herrliche Ausflüge an Bord des eigenen oder in einem der zahlreichen Fachzentren gecharterten Motorboots. Gargnano wurde mit den Jahren eines der renommiertesten und wichtigsten Segelzentren in ganz Europa und dies dank der stimmungsvollen und prestigereichen Regatta Centomiglia. Bei ihr fordern sich im September die besten Mannschaften aus der ganzen Welt heraus und färben mit Hunderten von Segeln das Wasser des Gardasees. Cara vecchia Gargnano... Ufficio Tecnico (edilizia privata) Ufficio Tecnico (lavori pubblici, demanio extraportuale) Ufficio Tecnico (settore manutentivo) Ufficio Tributi Ufficio Ragioneria / Commercio Ufficio Servizi Demografici Ufficio Servizi Sociali / Pubblica Istruzione Ufficio Cultura / Personale Biblioteca Comunale Polizia Locale / Demanio Portuale Tel. Tel. Tel. Tel. Tel. Tel. Tel. Tel. Tel. Tel. 0365 7988206 0365 7988219 0365 7988212 0365 7988209 0365 7988210 0365 7988216 0365 7988208 0365 7988207 0365 72625 0365 71237 Comune di Gargnano · Via Roma, 47 - 25084 Gargnano (BS) Tel. 0365 7988 - Fax 0365 71354 www.comune.gargnano.bs.it · info@comune.gargnano.bs.it Comune e Pro Loco di Gargnano Villa Turismo CONSORZIO TURISTICO GARGNANO RELAX 25084 Gargnano (BS) Italy - Piazza Boldini, 2 Tel. +39 0365 791243 - Fax +39 0365 791244 www.gargnanosulgarda.it e-mail: info@gargnanosulgarda.it PROGETTAZIONE E STAMPA: grafichewww.andreis.itmalcesine