Auswirkungsanalyse - GMA Gutachten
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Auswirkungsanalyse - GMA Gutachten
Auswirkungsanalyse zur Ansiedlung von Fachmärkten in BAD URACH Projektleitung: Dipl.-Geogr. Gerhard Beck Ludwigsburg, Oktober 2009 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg | Büros in Erfurt, Köln, München, Salzburg Hohenzollernstraße 14, 71638 Ludwigsburg Geschäftsführer: Dr. Manfred Bauer, Dr. Stefan Holl Telefon: 07141 / 9360-0, Telefax: 07141 / 9360-10 eMail: info@gma.biz, http://www.gma.biz Auswirkungsanalyse Bad Urach Vorbemerkung Im September 2007 erstellte die GMA eine Auswirkungsanalyse zur Ansiedlung eines Fachmarktzentrums auf dem sog. Minimax-Areal in Bad Urach. Aufgrund der Lage des Minimax-Areals deutlich außerhalb der Innenstadt von Bad Urach wurden bei einzelnen Sortimentsbausteinen (innenstadtrelevante Sortimente) z.T. deutliche Auswirkungen auf die Bad Uracher Innenstadt festgestellt. Mittlerweile wurde das Projekt auf dem MinimaxAreal jedoch aufgegeben. Stattdessen werden im Folgenden zwei neue, dieses mal jedoch innerstädtische Standorte untersucht (Seilerweg und Elsach-Center). Die Projekte an den Standorten Seilerweg und Elsach-Center sind bezüglich ihrer Sortimentszusammensetzung und Dimensionierung noch nicht abschließend konkretisiert. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung werden daher aus raumordnerischer Perspektive verträgliche Obergrenzen je Sortiment formuliert. Diese Vorgehensweise wurde im Rahmen des Scoping-Termines am 23.07.2009 in Bad Urach vereinbart. Die vorliegende Untersuchung dient der Entscheidungsvorbereitung und -findung des Auftraggebers sowie der am Genehmigungsverfahren Beteiligten. Eine Vervielfältigung oder Weitergabe des Berichtes bedarf der schriftlichen Zustimmung der GMA bzw. des Auftraggebers. GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg, Oktober 2009 BE wym Auswirkungsanalyse Bad Urach INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorbemerkungen I. Grundlagen 1 1. Aufgabenstellung 1 2. Rechtliche Rahmenbedingungen 2 3. Daten zu den Vorhaben 4 3.1 Definitionen 4 3.2 Projektplanungen in der Innenstadt 6 II. Standort, Einzugsgebiet und Kaufkraft 10 1. Makrostandort Bad Urach 10 2.1 Mikrostandort Seilerweg 13 2.2 Mikrostandort Elsach-Center 13 3. Nachfragepotenzial im Nahbereich 15 4. Kaufkraft im Nahbereich 15 III. Wettbewerbssituation 18 1. Angebotssituation in Bad Urach 18 2. Projektrelevante Wettbewerbssituation (Einzelbetrachtung) 21 3. Wichtige Einzelhandelsstandorte im Nahbereich 23 IV. Empfehlungen 25 1. Methodischer Ansatz 25 2. Entwicklungspotenziale 25 3. Entwicklungskonzept für die innerstädtischen Areale Seilerweg und ElsachCenter 28 4. Städtebauliche und raumordnerische Auswirkungen 30 V. Zusammenfassung 32 Auswirkungsanalyse Bad Urach I. Grundlagen 1. Aufgabenstellung In der Stadt Bad Urach sollen zwei innerstädtische Fachmarktstandorte entwickelt werden: Elsach-Center auf dem ehemaligen Großareal, direkt in der Innenstadt von Bad Urach. Hier können rund 7.000 – 8.000 m² Verkaufsfläche realisiert werden. Seilerweg am östlichen Innenstadtrand mit einer möglichen Verkaufsfläche von ca. 2.500 – 3.000 m². Die Aktivierung dieser langjährigen Brachflächen ermöglicht somit die Realisierung von ca. 10.000 m² Verkaufsfläche. Bereits in der früheren GMA-Untersuchung vom September 2007 konnte nachgewiesen werden, dass die Stadt Bad Urach insbesondere im Vergleich zu den Nachbarstädten Metzingen und Münsingen deutliche Verkaufsflächendefizite hat. Die ursprüngliche Planung, diese Verkaufsflächendefizite durch eine Standortentwicklung auf dem sog. Minimax-Areal zu beheben, wurde nach längeren Verhandlungen endgültig gestoppt. Das Minimax-Areal hätte zwar eine ausreichende Fläche zur Entwicklung eines hochwertigen Fachmarktzentrums geboten, die Standortlage war jedoch deutlich von der Uracher Innenstadt entfernt. Mit dem ehemaligen Großareal und dem Standort Seilerweg stehen demgegenüber jetzt innerstädtische Standorte zur Verfügung. Damit kann insgesamt eine deutliche Stärkung der Verkaufsflächenausstattung in der Innenstadt erreicht werden. Diese positive Bewertung der Standortlagen wurde im Rahmen des Scoping-Termines am 23.07.2009 von allen Beteiligten bestätigt. Allerdings standen zum Scoping-Termin noch keine abschließenden Konzeptionen insbesondere zur Sortimentsstruktur zur Verfügung. Es wurde daher vereinbart, dass im Rahmen der GMA-Untersuchung die aus raumordnerischer Perspektive vertretbaren Verkaufsflächenobergrenzen für einzelne Sortimente ermittelt werden. Vor diesem Hintergrund wird eine Aktualisierung der früheren GMA-Untersuchung durchgeführt. 1 Auswirkungsanalyse Bad Urach In vorliegender Untersuchung werden folgende Aspekte detailliert analysiert und bewertet: Standortbeschreibung und -bewertung Berechnung des projektrelevanten Kaufkraftpotenzials im Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach Darstellung und Bewertung der Wettbewerbssituation in Bad Urach und im Umland Ermittlung verträglicher sortimentsspezifischer Verkaufsflächenobergrenzen. 2. Rechtliche Rahmenbedingungen Zur weiteren Beurteilung sind folgende Vorschriften heranzuziehen: § 11 Abs. 3 BauNVO (Zulässigkeit von Ansiedlungen des großflächigen Einzelhandels, insbesondere unter Beachtung der städtebaulichen Entwicklung und Ordnung) Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg vom 23.07.2002 Verwaltungsvorschrift des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg zur Ansiedlung von Einzelhandelsgroßprojekten – Raumordnung, Bauleitplanung und Genehmigung von Vorhaben – („Einzelhandelserlass“) vom 21.02.2001. Für die nachfolgende Beurteilung der Zulässigkeit des Vorhabens ist als Maßstab u.a. § 11 Abs. 3 BauNVO zu beachten: „1. Einkaufszentren, 2. großflächige Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art, Lage oder Umfang auf die Verwirklichung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur unwesentlich auswirken können, 3. sonstige großflächige Handelsbetriebe, die im Hinblick auf den Verkauf an letzte Verbraucher und auf die Auswirkungen den in Nr. 2 bezeichneten Einzelhandelsbetrieben vergleichbar sind, sind außer in Kerngebieten nur in für sie festgesetzten Sondergebieten zulässig. Auswirkungen im Sinne des Satzes 1 Nr. 2 und 3 sind insbesondere 2 Auswirkungsanalyse Bad Urach schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne des § 3 des Bundesimmissionsschutzgesetzes sowie Auswirkungen auf die infrastrukturelle Ausstattung, auf den Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich der in Satz 1 bezeichneten Betriebe, auf die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden, auf das Orts- und Landschaftsbild und auf den Naturhaushalt. Auswirkungen im Sinne des Satzes 2 sind bei Betrieben nach Satz 1, Nr. 2 und 3 in der Regel anzunehmen, wenn die Geschossfläche 1.200 m² überschreitet. Die Regel des Satzes 3 gilt nicht, wenn Anhaltspunkte dafür bestehen, dass Auswirkungen bereits bei weniger als 1.200 m² Geschossfläche vorliegen oder bei mehr als 1.200 m² nicht vorliegen; dabei sind in Bezug auf die in Satz 2 bezeichneten Auswirkungen insbesondere die Gliederung und Größe der Gemeinde und ihrer Stadtteile, die Sicherung der verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung und das Warenangebot des Betriebs zu berücksichtigen.“ Neben den Instrumentarien der BauNVO ist eine Steuerung der Einzelhandelsentwicklung auch durch landesplanerische Überprüfung von Einzelhandelsgroßprojekten vorgesehen. Der Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg legt in Bezug auf großflächige Einzelhandelsvorhaben als wesentliche Zielsetzungen fest: „Einkaufszentren, großflächige Einzelhandelsbetriebe und sonstige großflächige Handelsbetriebe für Endverbraucher (Einzelhandelsgroßobjekte) sollen sich in das zentralörtliche Versorgungssystem einfügen; sie dürften i.d.R. nur in Ober-, Mittelund Unterzentren ausgewiesen, errichtet oder erweitert werden. Die Verkaufsfläche der Einzelhandelsgroßprojekte soll so bemessen sein, dass deren Einzugsbereich deren zentralörtlichen Verflechtungsbereich nicht wesentlich überschreitet. Die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich und die Funktionsfähigkeit anderer Zentraler Orte dürfen nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Einzelhandelsgroßprojekte dürfen weder durch ihre Lage und Größe, noch durch ihre Folgewirkungen die Funktionsfähigkeit der Stadt und Ortskerne der Standortgemeinde wesentlich beeinträchtigen. Einzelhandelsgroßprojekte sollen vorrangig an städtebaulich integrierten Standorten ausgewiesen, errichtet oder erweitert werden.“ (Plansätze 3.3.7, 3.3.7.1 und 3.3.7.2 des LEP). Der Einzelhandelserlass Baden-Württemberg vom 21. Februar 2001 präzisiert die Regelungen von BauNVO und Raumordnungsrecht und ist ein wesentliches Instrument zur Bewertung der Auswirkungen von Einzelhandelsgroßbetrieben (schädliche Umwelteinwirkungen, Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung, die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche, das Orts- und Landschaftsbild, den Naturhaushalt und den Verkehr). Das Kongruenzgebot, das Beeinträchtigungsverbot und das Integrationsgebot sind zentrale Bestandteile der Beurteilung von Einzelhandelsgroßprojekten: 3 Auswirkungsanalyse Bad Urach Das Kongruenzgebot besagt, dass Einzelhandelsgroßprojekte in der Regel nur in Ober-, Mittel- und Unterzentren errichtet werden dürfen und sich in ihrer Versorgungsfunktion am regionalplanerisch abgegrenzten Ober-, Mittel- bzw. Nahbereich orientieren sollen. Das Kongruenzgebot ist verletzt, wenn mehr als 30 % des Umsatzes eines anzusiedelnden Einzelhandelsgroßbetriebs aus Räumen, die außerhalb des regionalplanerisch definierten Verflechtungsbereiches liegen, erwirtschaftet werden; in diesem Fall ist von einer wesentlichen Überschreitung des zentralörtlichen Verflechtungsbereichs auszugehen. Das Beeinträchtigungsverbot bestimmt, dass das städtebauliche Gefüge und die Funktionsfähigkeit der Stadt- oder Ortskerne bzw. die verbrauchernahe Versorgung im Einzugsbereich des Vorhabens nicht beeinträchtigt werden dürfen. Beeinträchtigungen sind anzunehmen, wenn Umsatzverluste im betreffenden zentralörtlichen Versorgungskern im vorhabensspezifischen Sortimentsbereich die 10 %Schwelle (bei innenstadtrelevanten Sortimenten) bzw. die 20 %-Schwelle (bei nicht innenstadtrelevanten Sortimenten) überschreiten, da ab diesen Größenordnungen mit Geschäftsaufgaben zu rechnen ist. Laut Integrationsgebot sollen großflächige Einzelhandelsbetriebe mit innenstadtrelevanten Sortimenten nur in integrierten Lagen, d.h. in der Innenstadt bzw. im Stadtteilzentrum angesiedelt werden. Durch die Einstufung als Unterzentrum und die innerstädtische Lage der Vorhaben sind in Bad Urach die wesentlichen Vorrausetzungen für die Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben grundsätzlich gegeben. 3. Daten zu den Vorhaben 3.1 Definitionen In Bad Urach sollen Lebensmittelmärkte (zwei Supermärkte, ein Discountmarkt) sowie weitere Fachmärkte (z. B. Schuh-, Textil- und Drogeriefachmärkte) angesiedelt werden. In der Handelswissenschaft werden diese Betriebstypen wie folgt definiert: 4 Auswirkungsanalyse Bad Urach „Der Fachmarkt ist ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb, das ein branchenbestimmtes breites und tiefes Angebot weitestgehend in Selbstbedienung führt, dem Kunden jedoch auch Beratung und Service anbietet. Um ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche erkennbar zu machen, bezeichnen sich die Fachmärkte als Drogeriemarkt, Baumarkt, Tapetenmarkt etc.“ 1 „Ein Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 400 und 2.500 m², das ein Lebensmittelvollsortiment auf Nonfood I-Artikel führt und einen geringen Verkaufsflächenanteil an Nonfood II aufweist“.2 „Ein großer Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 2.500 und 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment sowie Nonfood I und Nonfood II-Artikel führt.“3 „Ein Lebensmitteldiscountmarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer üblichen Verkaufsfläche unter 1.000 m², das ausschließlich in Selbstbedienung ein begrenztes, auf umschlagstarke Artikel konzentriertes Lebensmittelangebot und Nonfood ISortiment sowie ein regelmäßig wechselndes Aktionsangebot im Schwerpunkt Nonfood II führt.“4 Die unterschiedliche Sortimentsstruktur von Lebensmitteldiscountmärkten im Vergleich zu Supermärkten (Vollsortimentern) zeigt sich v. a. in der stark eingeschränkten Artikelzahl. Während ein durchschnittlicher Supermarkt über 10.000 unterschiedliche Artikel führt, gehören bei den beiden Marktführern im Bereich der Lebensmitteldiscountmärkte jeweils nur ca. 800 Artikel (Aldi) bzw. ca. 2.000 Artikel (Lidl) zum Stammsortiment. Hinzu kommen wechselnde Randsortimente, so genannte "Aktionsware", d. h. diese Artikel werden nicht kontinuierlich geführt. Bei der Aktionsware handelt es sich überwiegend um Angebote außerhalb des Lebensmittelbereichs. Hier kommen ganz unterschiedliche Artikel zum Verkauf, wobei ein gewisser Schwerpunkt bei Bekleidung, Haushaltswaren und Elektrowaren liegt. Letztlich ist die Artikelzusammensetzung jedoch äußerst heterogen. 1 Vgl. EHI: Handel aktuell, Köln, 2008. 2 ebenda, Nonfood I = Drogeriewaren, Tiernahrung, Waschmittel usw., Nonfood II = sonstige Nonfood-Artikel, Aktionswaren. 3 ebenda 4 ebenda 5 Auswirkungsanalyse Bad Urach 3.2 Projektplanungen in der Innenstadt An den Standorten „Seilerweg“ und „Elsach-Center“ sollen verschiedene Einzelhandelsnutzungen angesiedelt werden. Gemäß der aktuellen Entwürfe kann eine maximale Gesamtverkaufsfläche von ca. 10.000 – 11.000 m² realisiert werden. Diese gliedert sich wie folgt auf die dargestellten Standorte auf: Seilerweg: ca. 2.500 – 3.000 m² Fachmarktstandort Elsach-Center: ca. 7.000 – 8.000 m². An beiden Standorten ist mindestens ein Lebensmittelmarkt vorgesehen. Der Standort Seilerweg ermöglicht bezüglich der Grundstücksgröße nur einen weiteren Fachmarkt, das Elsach-Center hingegen ermöglicht zahlreiche weitere Nutzungsoptionen. 6 Auswirkungsanalyse Bad Urach_____________________________________________________________________________ Karte 1: Nutzungskonzept für den Bereich „Elsach- Center“ in Bad Urach Bekleidungs-/ Schuhfachmarkt Bekleidungs-/ Schuhfachmarkt Bekleidungsfachmarkt Lebensmitteldiscounter Supermarkt Apotheke Drogeriefachmarkt Bekleidungsfachmarkt Quelle: Activ-Immobilien GmbH, GMA Darstellung 2009 7 Auswirkungsanalyse Bad Urach_____________________________________________________________________________ Karte 2: Nutzungskonzept für den Bereich „Seilerweg“, Erdgeschoss in Bad Urach Quelle: Activ-Immobilien GmbH 8 Auswirkungsanalyse Bad Urach_____________________________________________________________________________ Karte 3: Nutzungskonzept für den Bereich „Seilerweg“, Obergeschoss in Bad Urach Quelle: Activ-Immobilien GmbH 9 Auswirkungsanalyse Bad Urach II. Standort, Einzugsgebiet und Kaufkraft 1. Makrostandort Bad Urach Die Stadt Bad Urach liegt im Regierungsbezirk Tübingen und gehört dem Landkreis Reutlingen an. Während die Kernstadt in den Tälern von Erms und Elsach liegt, befinden sich die übrigen Stadtteile Hengen, Seeburg, Sirchingen und Wittlingen auf der Albhochfläche. Die Stadt Bad Urach zählte im Jahr 2008 ca. 12.400 Einwohner.1 Im Zeitraum von 1998 bis 2008 nahm die Einwohnerzahl nicht zu. Damit lag die Bevölkerungsentwicklung in Bad Urach unter dem Durchschnitt des Landkreises Reutlingen (ca. + 2,3 %) und der meisten umliegenden Kommunen (z. B. Dettingen: ca. + 2,6 %, Grabenstetten: ca. + 5,0 %).2 Der Regionalplan Neckar-Alb weist der Stadt Bad Urach die Funktion eines Unterzentrums zu. In Unterzentren sollen solche Einrichtungen erhalten, ausgebaut oder neu angesiedelt werden, deren Tragfähigkeit auf den Verflechtungsbereich des jeweiligen Unterzentrums ausgerichtet ist. Zum Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach zählen neben der Stadt Bad Urach die Gemeinden Dettingen an der Erms, Grabenstetten, Hülben und Römerstein. Die Siedlungsstruktur der Stadt Bad Urach wird geprägt durch den relativ kompakten Siedlungskörper der Kernstadt Bad Urach. Hier leben ca. 74 % der Gesamtbevölkerung. Die übrigen Stadtteile liegen weiter von der Kernstadt entfernt. Die verkehrliche Anbindung der Stadt Bad Urach wird im wesentlichen über die Bundesstraßen B 28 (Reutlingen-Ulm) sowie die B 465 aus Richtung Eningen geleistet. Diese Hauptverkehrslinien sind den topographischen Gegebenheiten angepasst und verlaufen entlang des Tales von Ost nach West. 1 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand 31.03.2009. 2 GMA-Berechnungen 2009 nach Angaben des Statischtischen Landesamt BadenWürttemberg. 10 Auswirkungsanalyse Bad Urach Aufgrund des Prädikates „Staatlich anerkannter Luftkurort und Heilbad“ sowie aufgrund zahlreicher tourismusbezogener Vorraussetzungen und Angebote verfügt die Stadt Bad Urach über eine größere touristische Bedeutung. Nach Angaben der Kurverwaltung und Touristikinformation der Kurbetriebe Bad Urach GmbH liegt die Zahl der Übernachtungsgäste bei ca. 350.000. Hinzu kommen ca. 750.000 Tagesgäste. Im Rahmen der Gutachtenerstellung ist vorrangig die Einzelhandelsstruktur in Bad Urach zu untersuchen. Diese wird vor allem durch folgende Einzelhandelsstandorte geprägt: - Innerstädtischer Hauptgeschäftsbereich: Der innerstädtische Hauptgeschäftsbereich umfasst im Wesentlichen den Marktplatz und die vom Marktplatz sternförmig ausgehenden Straßen und Gassen. Hierzu zählen insbesondere Die Wilhelmstraße, Neue Straße, Beim Bad, Kirchstraße, Lange Straße sowie Pfählerstraße. Die Bereiche Marktplatz, Kirchstraße und Beim Bad sind als Fußgängerzone innerhalb des Hauptgeschäftsbereiches ausgewiesen. Die Innenstadt Bad Urach stellt ein historisches und weitgehend erhalten gebliebenes städtebauliches Ensemble dar und wird durch ein engmaschiges Netz aus Straßen und Gassen sowie einer meist zwei- bis dreigeschossigen Straßenrandbebauung vorwiegend in Fachwerkbauweise geprägt. Der Einzelhandelsbesatz in der Innenstadt wird hauptsächlich durch Betriebe des Fachhandels präsentiert und ist ausschließlich klein- bis mittelflächig strukturiert. Gastronomiebetriebe und konsumnahe Dienstleister wie Frisöre, Reinigung, Reisebüros, Änderungsschneidereien ergänzen das Einzelhandelsangebot. - Im Unterwässer: Im Standortbereich Im Unterwässer befindet sich eine Reihe von Fabrikverkäufen sowie ein in jüngerer Zeit angesiedelter Aldi Lebensmitteldiscountmarkt und ein Rossmann Drogeriefachmarkt. Der Standortbereich befindet sich westlich der Innenstadt mit räumlicher Zuordnung zur Stuttgarter Straße. Die Standortlage kann aufgrund der sich überwiegend nördlich, westlich und östlich anschließenden Wohngebiete als städtebaulich teilintegriert angesehen werden. Weiterer Einzelhandel ist dispers im Stadtgebiet verteilt. Die oben genannten Einkaufslagen sind als Versorgungsschwerpunkte der Stadt Bad Urach anzusehen. 11 Auswirkungsanalyse Bad Urach Karte 4: Lage der Stadt Bad Urach und die zentralörtliche Struktur der Region Boll W aldenbuch M B Nürtingen A8 Nürtingen W eilh eim an der Teck Detten hausen Deggingen MB Kirchheim Neckartenzlingen Pliezh ausen W iesensteig Neuffen Lenningen Metzingen Dettin g en an der Erms A8 Kusterdingen Rö merstein Reutlingen MB Metzingen Bad Urach En in g en un ter Achalm MB Reutlingen Laichingen St. Johann Pfullingen MB Blaubeuren/ Laichingen Lich tenstein En gstingen Go madingen So n nenbühl Kartengrundlage: Generalkarte Deutschland, GMA-Bearbeitung 2007 Sch elklingen Münsingen 12 Auswirkungsanalyse Bad Urach 2.1 Mikrostandort Seilerweg Der Standort am Seilerweg befindet sich südlich der Altstadt. Er liegt direkt am Einmündungsbereich der Ulmer Straße in die B 28 bzw. B 465. Im Norden wird das Gelände durch den Seilerweg und die Erms begrenzt. In östlicher Richtung schließt sich ein Lidldiscounter sowie ein Bau- und Gartenfachmarkt (BayWa) an. Für den Lebensmittelmarkt sind etwa 105 Stellplätze vorgesehen. Die verkehrliche Erreichbarkeit des Mikrostandortes kann als sehr gut bezeichnet werden. Die B 28 aus Richtung Metzingen kommend sowie die B 465 aus Münsingen, treffen direkt am Standort aufeinander. Durch die Lage direkt am Einmündungsbereich sind die Sichtbeziehungen ebenfalls als sehr gut einzustufen. Städtebaulich schließt der Standort Seilerweg unmittelbar an die Innenstadt an. Auch der neue Regionalplan (Entwurf) kennzeichnet die Fläche als zentralen Versorgungsbereich, d.h. als integrierte Lage. Zusammenfassend lassen sich die Standortfaktoren wie folgt gliedern: sehr gute Pkw-Erreichbarkeit unproblematische Anlieferung fußläufige Anbindung an die Altstadt sehr gute Sichtbeziehungen städtebaulich und regionalplanerisch integrierte Lage. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die speziellen Grundstückseigenschaften als sehr positiv zu bewerten sind. 2.2 Mikrostandort Elsach-Center Bei dem Standort Elsach-Center handelt es sich um ein zentrales Gelände in der Altstadt von Bad Urach. Das ganze Gelände erstreckt sich entlang der Erms zwischen Stuttgarter Straße und Pfählerstraße und soll neben einem Lebensmittelvollsortimenter auch einen Discounter und verschiedene Fachmärkte (u.a. Drogerie, Bekleidung) sowie Gastronomie 13 Auswirkungsanalyse Bad Urach beherbergen. Auch Büros und Wohnnutzung sind vorgesehen. Zusätzlich zu dem bereits bestehenden Parkhaus ist im Zentrum des Areals eine Parkierungsanlage mit ca. 200 Stellplätzen geplant. Für den Individualverkehr wird das Gelände im Westen von der Stuttgarter Straße aus sowie im Osten von der Pfählerstraße aus erschlossen. Für die fußläufige Anbindung an die Altstadt sowie auch über die Erms hinweg sind mehrere Wege eingeplant. Aufgrund seiner Lage ist das geplante Elsach-Center direkt an den Haupteinkaufsbereich von Bad Urach angebunden. Somit ist an diesem Standort von unmittelbaren Synergieeffekten auszugehen für die Fachgeschäfte in der Altstadt. Auch die fußläufige Anbindung kann als sehr gut eingestuft werden. Der Standort für den Vollsortimenter befindet sich am östlichen Ende des Fachmarkt-Centers an der Zu- und Abfahrt zur Pfählerstraße. Im Norden wird er durch die Elsach begrenzt, im Osten durch eine öffentliche Grünfläche. Die heutige Altstadt von Bad Urach leidet v. a. darunter, dass sie ausschließlich von kleinflächigen Einzelhandelsbetrieben geprägt ist. Größere Betriebe mit entsprechender Magnetwirkung fehlen vollständig. Dadurch ist derzeit die Passantenfrequenz relativ niedrig. Durch die Integration von großflächigen Anbietern (v. a. auch der Lebensmittelbranche) würde die Passantenfrequenz in der Altstadt wesentlich steigen. Davon könnten letztlich auch die bestehenden Fachgeschäfte profitieren. Alleine ein großflächiger Lebensmittelmarkt, wie er im Elsach-Center geplant ist, hat durchschnittlich 1.200 – 1.500 Kunden pro Tag. Selbst wenn nur ein Teil davon in die sonstigen Altstadtlagen geht, wäre dies mit einem erheblichen Frequenzanstieg in der Altstadt verbunden. Zusammenfassend lassen sich die Standortfaktoren wie folgt gliedern: direkte Anbindung an den Haupteinkaufsbereich gute fußläufige Erreichbarkeit Synergieeffekte für Einzelhandelsnutzungen in der Altstadt zusätzliches innerstädtisches Stellplatzangebot Pkw-Erreichbarkeit nicht optimal. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Standort direkt in der Innenstadt liegt und somit Verbundwirkungen mit der Altstadt gewährleistet sind. 14 Auswirkungsanalyse Bad Urach 3. Nachfragepotenzial im Nahbereich Vereinbarungsgemäß (vgl. Scoping-Termin 23.07.2009) wird zur Ermittlung der Nachfragepotenziale der Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach zugrunde gelegt. Der Nahbereich umfasst neben der Stadt Bad Urach die angrenzenden Gemeinden Dettingen a. d. Erms, Hülben, Grabenstetten und Römerstein (vgl. Regionalplan Neckar-Alb). Tabelle 1: Zonen Einwohner im Nahbereich Bad Urach Einwohner Zone I Bad Urach 12.352 Zone II Dettingen a. d. Erms, Hülben, Grabenstetten, Römerstein 17.461 Zonen I – II insgesamt Quelle: 29.813 Stadt Bad Urach; Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (nur Hauptwohnsitze, Stand: 31.03.2009) Im abgegrenzten Einzugsgebiet leben insgesamt ca. 29.800 Einwohner, davon ca. 40 % in der Stadt Bad Urach. 4. Kaufkraft im Nahbereich Auf Basis der ermittelten Einwohnerzahlen im abgegrenzten Einzugsgebiet kann die zur Verfügung stehende Kaufkraft ermittelt werden. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sowie eigenen Berechnungen beträgt die ladeneinzelhandelsrelevante Kaufkraft im Jahr 2008 einschließlich der Ausgaben im Lebensmittelhandwerk in den alten Bundesländern pro Kopf der Wohnbevölkerung ca. € 5.264,--. Unterteilt man den gesamten Bedarfsgüterbereich in die Nahrungs- und Genussmittel einerseits und in die Nichtlebensmittel andererseits, dann betragen die Pro-Kopf-Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel ca. € 1.788,-- Nichtlebensmittel ca. € 3.476,--. 15 Auswirkungsanalyse Bad Urach Neben den Pro-Kopf-Ausgaben ist zur Berechnung der Kaufkraft im Einzugsgebiet auch der regionale Kaufkraftkoeffizient zu berücksichtigen, der für die Stadt Bad Urach 103,3 beträgt und damit über dem Bundesdurchschnitt (100,0) liegt.1 Die in Tabelle 2 aufgeführten planobjektrelevanten Kaufkraftvolumina stehen der Bevölkerung im Nahbereich zur Verfügung. Dem Kaufkraftpotenzial wird im folgenden Abschnitt die projektrelevante Angebotsstruktur im Einzugsgebiet gegenübergestellt. Tabelle 2: Projektrelevante Kaufkraft im Nahbereich Warengruppe Kaufkraft in Mio. € Zone I Zone II 22,8 32,7 55,5 Drogerie- und Apothekerwaren 8,2 11,7 19,9 Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf 1,4 2,1 3,5 Bücher, Zeitschriften, PBS 2,8 4,1 6,9 Spielwaren 0,4 0,6 1,0 Bekleidung, Sportbekleidung 6,7 9,6 16,3 Schuhe, Lederwaren 1,9 2,7 4,6 Elektrowaren 6,0 8,6 14,6 Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel 1,3 1,9 3,2 Möbel, Antiquitäten, Heimtextilien 5,3 7,6 12,9 Bau-/Heimwerkerbedarf, Teppiche, Bodenbeläge 5,7 8,2 13,9 Optik, Hörgeräte-Akustik 0,6 0,9 1,5 Uhren, Schmuck 0,7 1,0 1,7 Autozubehör, Sportgeräte, sonstiger Einzelhandel 3,2 4,5 7,7 67,2 96,2 163,4 Nahrungs- und Genussmittel insgesamt insgesamt *PBS = Papier, Bürobedarf, Schreibwaren; ** GPK = Glas, Porzellan, Keramik; Quelle: GMA-Berechnungen 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen) 1 Für die weiteren Gemeinden im Einzugsgebiet sind ebenfalls überdurchschnittliche Kaufkraftkoeffizienten festzustellen. Diese bewegen sich zwischen 103,2 (Grabenstetten) und 105,8 (Dettingen/Erms); Quelle: GfK-Kaufkraftdaten. 16 Karte 5: Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach Legende Bad Urach = Zone I Nahbereich = Zone II 17 Auswirkungsanalyse Bad Urach III. Wettbewerbssituation Nachfolgend wird die Einzelhandelsstruktur der Stadt Bad Urach sowie des überörtlichen Einzugsbereiches analysiert. Für die Einzelhandelsdaten gelten folgende Erhebungsmodalitäten: Die Betriebe wurden nach dem Umsatzschwerpunkt den Warengruppen zugeordnet. Darüber hinaus erfolgte eine Flächenbereinigung, d. h. ergänzende Sortimente (z. B. Drogeriewaren bei Lebensmittelmärkten) wurden separat erfasst. Die Umsatzleistung der Betriebe wurde auf der Basis durchschnittlicher Betriebskennziffern ermittelt, wobei GMA-Erfahrungswerte aus zahlreichen Befragungen des Einzelhandels eingeflossen sind. Im Folgenden wird zunächst die gesamte Angebotssituation in Bad Urach dargelegt. Anschließend wird die projektrelevante Angebotssituation in Bad Urach sowie im weiteren Einzugsgebiet detailliert analysiert. 1. Angebotssituation in Bad Urach Zum Zeitpunkt der Erhebungen gab es in Bad Urach insgesamt ca. 120 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 20.00 m² (vgl. Tabelle 3). Tabelle 3: Verkaufsflächenverteilung in Bad Urach Verkaufsfläche Branche in der Innenstadt in m² in % Verkaufsfläche außerhalb der Stadt in m² in % Nahrungs- und Genussmittel 775 13 5.255 87 Gesundheit, Körperpflege 750 60 490 40 Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf 215 41 315 59 Bücher, PBS, Spielwaren 340 86 55 14 1.955 50 1.950 50 Elektrowaren 580 73 215 27 Hausrat, Möbel, Einrichtung 910 33 1.850 67 Sonstiges 1.265 32 2.740 68 Summe 6.705 34 12.955 66 Bekleidung, Schuhe, Sport Quelle: GMA-Erhebung, aktualisiert August 2009 18 Auswirkungsanalyse Bad Urach Im abgegrenzten innerstädtischen Hauptgeschäftsbereich der Stadt Bad Urach sind insgesamt 71 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 6.700 m² ansässig. Der Schwerpunkt der Einzelhandelsausstattung in der Innenstadt liegt innerhalb der Warengruppen Bekleidung / Schuhe. Als charakteristisch für ein historisches Stadtzentrum – jedoch auch problematisch für eine langfristig städtebaulich angemessene Einzelhandelsentwicklung – sind die kleinen Einzelhandelsflächen (durchschnittlich 94 m² VK je Betrieb) zu bewerten. Nachdem zwischenzeitlich der Treff-Markt geschlossen hat, sind keine Lebensmittelmärkte mehr in der Innenstadt vertreten. Mit ca. 13.000 m² VK ist ein Großteil der Einzelhandelsflächen der Stadt Bad Urach außerhalb des innerstädtischen Hauptgeschäftsbereichs (u. a. Burgstraße, Stuttgarter Straße / Im Unterwässer, Münsinger Straße, Neuffener Straße) vorzufinden. Insbesondere an den Ausfallstraßen hat sich eine Reihe von Einzelhandelsbetrieben (oft mit zentrenrelevanten Sortimenten) angesiedelt. Seit der letzten Bestandserhebung im März 2001 ist eine kontinuierliche Verringerung der Betriebszahlen (ca. - 6 %) und der Verkaufsfläche (ca. - 7 %) in der Stadt Bad Urach festzustellen. Für die Einzelhandelsausstattung nach Warengruppen sind folgende Ergebnisse festzuhalten: Im Nahrungs- und Genussmittelbereich weist die Betriebsstruktur eine Mischung aus kleinstrukturierten Betrieben und mittelgroßen SB-Märkten auf. Die größten Anbieter in der Stadt Bad Urach sind ein Supermarkt (Edeka-Neukauf) und vier Lebensmitteldiscountmärkte (Treff-Discount, Aldi, Lidl, Plus). Weiterhin ist auf zahlreiche Anbieter des Lebensmittelhandwerks (Bäcker, Metzger) sowie Spezialanbieter (Feinkost, ausländische Spezialitäten, Obst und Gemüse) hinzuweisen. Im Nahrungs- und Genussmittelbereich sind hinsichtlich der Verkaufsflächenausstattung und des Marktauftrittes bei der Mehrzahl der Betriebe Defizite festzustellen, so dass eine Modernisierung dringend erforderlich ist. Die Sparte Gesundheit, Körperpflege weist eine kleinteilige Betriebsstruktur auf, die in erster Linie durch Fachgeschäft und Discountbetriebe gekennzeichnet ist. Im Drogeriewarensegment liegen drei Drogeriefachmärkte (Rossmann, Ihr Platz, Schlecker) und eine Parfümerie vor. Der wichtigste Anbieter (Rossmann) befindet sich jedoch außerhalb der Innenstadt. 19 Karte 6: Die Wettbewerbssituation in Bad Urach (Zone l) Legende: Wesentliche Wettbewerber: Schlecker Plus 7 8 9 Edeka neukauf 10 Walter Markenschuhe 1 2 3 4 5 6 Treff Discount P1 Planstandort Seilerweg P2 Planstandort Elsach-Center Aldi Rossmann NKD Lidl Ihr Platz 1 10 2 3 P2 8 6 7 9 P1 5 4 20 Auswirkungsanalyse Bad Urach Der Bereich Bücher, Schreib- und Spielwaren ist ebenfalls durch kleinstrukturierte Betriebe mit hoher Spezialisierung geprägt. Die Verkaufsflächenausstattung je 1.000 Einwohner ist als unterdurchschnittlich anzusehen. Im Bereich Bekleidung/Schuhe ist die Betriebsstruktur durch kleinstrukturierte, inhabergeführte Geschäftseinheiten gekennzeichnet, die z. T. einen erheblichen Modernisierungsbedarf aufweisen. Als Wettbewerber aus dem Fachmarktsegment ist auf einen NKD-Markt in der Innenstadt von Bad Urach und den Schuhfachmarkt Walter Markenschuhe in dezentraler Lage hinzuweisen. Wenige mittelgroße Textilanbieter befinden sich im Factory-Outlet-Center im Bereich „Im Unterwässer“. Insgesamt ist vor allem im jüngeren, niedrigpreisigeren, modischen Segment ein Defizit festzuhalten. Im langfristigen Bedarfsbereich sind die Elektrowaren mit einer geringen Flächenausstattung vertreten. Die Einzelhandelsstruktur wird durch kleinflächige, spezialisierte Fachgeschäft geprägt. Ein im Vergleich zu anderen Städten unterdurchschnittlich ausgeprägter Einzelhandelsbesatz ist im Bedarfsbereich Hausrat / Möbel / Einrichtungen festzustellen. Das Angebot ist überwiegend durch modernisierungsbedürftige Geschäftseinheiten mit unterdurchschnittlicher Leistungsfähigkeit gekennzeichnet, so dass auch hinsichtlich des qualitativen Angebotes Defizite festzuhalten sind. In den meisten sonstigen Sortimenten (unter anderem Foto / Optik, Uhren / Schmuck) ist eine unterdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung je 1.000 Einwohner festzuhalten. 2. Projektrelevante Wettbewerbssituation (Einzelbetrachtung) Im Nahrungs- und Genussmittelbereich sind in Bad Urach sechs strukturprägende Anbieter ansässig (Nummerierung siehe Karte): (1) E-Neukauf (Supermarkt), Münsinger Straße, ca. 1.400 m² VK1, Bäcker als Konzessionär, älterer Markt mit modernisierungsbedürftiger Außen- und Innengestaltung, begrenzte Anzahl an PKW-Stellplätzen, eingeschränkte Sichtbarkeit. 1 Genehmigte Verkaufsfläche 1.40 m², tatsächlich durch Edeka genutzte Fläche jedoch etwas geringer. 21 Auswirkungsanalyse Bad Urach (2) Aldi (Lebensmitteldiscountmarkt), Im Unterwässer, ca. 1.000 m² VK, neuerer Markt mit zeitgemäßer Innen- und Außengestaltung, Sichtbeziehung zu Rossmann und Outlet-Center Bad Urach, große Anzahl an PKW-Stellplätzen vorgelagert, gute Sichtbarkeit. (3) Lidl (Lebensmitteldiscountmarkt), Seilerweg, ca. 900 m² VK, Bäcker als Konzessionär, ausreichend PKW-Stellplätze, Sichtbeziehung zu BayWa-Baumarkt, gute Einsehbarkeit von B 28. (4) Treff Disount (Lebensmitteldiscountmarkt), Stuttgarter Straße, ca. 900 m² VK, Bäcker als Konzessionär, modernisierungsbedürftige Außengestaltung, unzureichende Anzahl an PKW-Stellplätzen. (5) Plus (Lebensmitteldiscountmarkt), Neuffener Straße, ca. 600 m² VK, Bäcker als Konzessionär, ausreichend PKW-Stellplätze, wenig attraktive Außengestaltung, gute Einsehbarkeit. Im Drogeriewarensektor liegen folgende drei Drogeriefachmärkte und ein Parfümeriefachgeschäft in Bad Urach vor: (6) Ihr Platz, Neue Straße (7) Schlecker, Wilhelmstraße (8) Rossmann, Im Unterwässer (9) Parfümerie Herzer, Marktplatz. Allerdings entspricht nur Rossmann aktuellen Anforderungen hinsichtlich Fläche, Warenpräsentation usw. Dieser liegt jedoch außerhalb der Innenstadt. Im Bekleidungs- und Schuhbereich entfällt auf die Anbieter in Bad Urach eine sortimentsspezifische Gesamtverkaufsfläche von knapp 4.000 m². Differenziert nach Betriebstypen fällt auf, dass es sich insbesondere bei den Anbietern im innerstädtischen Hauptgeschäftsbereich der Stadt Bad Urach überwiegend um kleinstrukturierte, inhabergeführte Fachgeschäfte (< 200 m² VK) handelt. Betriebe über 200 m² sind in der Innenstadt von Bad Urach nicht vorhanden, da in der historischen Bausubstanz keine entsprechenden Flächen zur Verfügung stehen. Neben diesen kleinen im Innenstadtbereich angesiedelten Wettbewerbern ist auf das Factory-Outlet im Bereich „Im Unterwässer“ mit mehreren mittelgroßen Anbietern im Textilbereich hinzuweisen. 22 Auswirkungsanalyse Bad Urach Der Marktauftritt vieler Anbieter ist im Hinblick auf die Außengestaltung, das Angebot und die Warenpräsentation häufig als modernisierungsbedürftig anzusehen. Mit dem NKDMarkt in der Neue Straße liegt nur ein Wettbewerber aus dem Fachmarktsegment vor. Insgesamt weist das Angebot im Bekleidungsbereich vor allem ein Defizit im Warensegment der jungen niedrigpreisigeren zeitgemäßen Mode sowie im Bereich Herrenbekleidung auf. 3. Wichtige Einzelhandelsstandorte im Nahbereich Das Angebot in den Gemeinden des Nahbereiches wird im Wesentlichen durch nahversorgungsrelevante Einrichtungen geprägt. Lediglich Dettingen verfügt über einige größere Märkte. Außerhalb Bad Urachs beschränkt sich die Angebotssituation im Nahrungs- und Genussmittelbereich im Wesentlichen auf folgende Anbieter: Real (Dettingen), Im Schwöllbogen, ca. 3.200 m² VK, Bäcker und Metzger als Konzessionäre, neuerer Markt mit guter Außenwirkung, dezentraler Standort am Ortsausgang, ausreichend PKW-Stellplätze, Standortgemeinschaft mit Aldi, hoher Nonfoodanteil. Aldi (Dettingen), Im Schwöllbogen, ca. 950 m² VK, neuerer Lebensmitteldiscountmarkt mit zeitgemäßem Marktauftritt, Standortgemeinschaft mit Real, Sichtbeziehung zu Getränkemarkt, ausreichend PKW-Stellplätze. Plus (Dettingen), Karlstraße, ca. 500 m² VK, Bäckerei und Metzgerei als Konzessionäre, eng begrenzte Anzahl an PKW-Stellplätzen, älterer Markt mit geringer Außenwirkung. Im Drogeriewarenbereich ist auf jeweils einen Schlecker-Drogeriemarkt in Hülben und Dettingen hinzuweisen, die überwiegend Nahversorgungsfunktionen für die jeweilige Standortgemeinde übernehmen. In den Bereichen Bekleidung und Schuhe sind im übergemeindlichen Einzugsgebiet nur wenige kleinere Textil- bzw. Schuhfachgeschäfte ansässig. Diese konzentrieren sich im 23 Auswirkungsanalyse Bad Urach Wesentlichen auf den integrierten Haugeschäftsbereich der Gemeinde Dettingen. Das Warenangebot ist hierbei in der Regel dem mittel- bis höherpreisigen Angebotssegment zuzurechnen. Als wesentlicher projektrelevanter Wettbewerber ist für den Bekleidungsbereich auf den KiK-Fachmarkt in Dettingen im Bereich Milchgasse mit ca. 450 m² Verkaufsfläche hinzuweisen. Im Schuhsegment ist der Schuhfachmarkt Schuh-Weck in der Gemeinde Römerstein im Bereich Steinwiesenstraße mit ca. 500 m² Verkaufsfläche in dezentraler Lage als Hauptwettbewerber anzusehen. 24 Auswirkungsanalyse Bad Urach IV. Empfehlungen 1. Methodischer Ansatz Aus einer Gegenüberstellung der Kaufkraftpotenziale im Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach und der im vorangegangenen Kapitel dargestellten derzeitigen Angebotsstruktur lassen sich die Entwicklungspotenziale für Bad Urach ableiten. Derzeit ist in praktisch allen Einzelhandelsbranchen ein Kaufkraftabfluss aus dem Nahbereich von Bad Urach festzustellen. In einem ersten Schritt werden daher die derzeitigen Kaufkraftabflüsse quantifiziert. In einem zweiten Schritt lassen sich daraus mögliche Flächenpotenziale für Neuansiedlungen in Bad Urach ableiten. 2. Entwicklungspotenziale Durch Gegenüberstellung der aktuellen Umsätze im Einzelhandel und dem Kaufkraftpotenzial im Nahbereich lassen sich die rechnerischen Entwicklungspotenziale darstellen. Der gesamte Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach umfasst derzeit ein Kaufkraftpotenzial von 163,4 Mio. €. Davon werden jedoch derzeit nur ca. 95 Mio. € im Nahbereich gebunden. Der aktuelle Kaufkraftabfluss beträgt somit ca. 68 Mio. €. In der folgenden Tabelle 4 werden die branchenbezogenen Kaufkraftabflüsse dargestellt. Hohe Kaufkraftabflüsse sind dabei insbesondere im Bereich Nahrungs- und Genussmittel, bei Elektrowaren sowie auch im Bekleidungsbereich festzustellen. 25 Auswirkungsanalyse Bad Urach Tabelle 4: Gegenüberstellung von Kaufkraft und Umsatz in den einzelnen Warengruppen im Nahbereich Kaufkraft in Mio. € im Nahbereich Umsatz in Mio. € im Nahbereich Nahrungs- und Genussmittel 55,5 45,0 10,5 Drogerie- und Apothekerwaren 19,9 11,0 8,9 Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf 3,5 3,0 0,5 Bücher, Zeitschriften, PBS 6,9 2,5 4,4 Spielwaren 1,0 0,5 0,5 16,3 10,8 5,5 4,6 2,9 1,7 14,6 5,0 9,6 3,2 2,0 1,2 Möbel, Antiquitäten, Heimtextilien 12,9 3,0 9,9 Bau-/Heimwerkerbedarf, Teppiche, Bodenbeläge 13,9 5,0 8,9 Optik, Hörgeräte-Akustik 1,5 1,5 -- Uhren, Schmuck 1,7 1,0 0,7 Sportartikel 2,0 0,5 1,5 Autozubehör, sonstiger Einzelhandel 5,7 1,5 4,2 163,4 95,2 68,2 Warengruppe Bekleidung, Sportbekleidung Schuhe, Lederwaren Elektrowaren Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel insgesamt *PBS Kaufkraftabfluss in Mio. € = Papier, Bürobedarf, Schreibwaren; ** GPK = Glas, Porzellan, Keramik; Quelle: GMA-Berechnungen 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen) In einem zweiten Schritt lassen sich unter Verwendung von typischen Flächenproduktivitäten rechnerische Entwicklungspotenziale für den Standort Bad Urach ableiten. Diese Flächenspielräume für Bad Urach ergeben sich aus Tabelle 5. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich um rechnerisch ermittelte Werte handelt, denen relativ hohe Flächenproduktivitäten zugrunde liegen (worst case-Ansatz). Außerdem sind die Flächenpotenziale ausschließlich in Bezug auf den Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach ermittelt worden. Dies bedeutet, dass in diesen Entwicklungsspielräumen noch keinerlei Kaufkraftzuflüsse von außerhalb des Nahbereiches enthalten sind. Faktisch sind jedoch in größerem Umfang auch Kaufkraftzuflüsse von außerhalb des Nahbereiches zu erwarten. Diese setzen sich aus folgenden Komponenten zusammen: 26 Auswirkungsanalyse Bad Urach Traditionelle Verflechtungen mit der Nachbargemeinde St. Johann Tourismus- bzw. Kurfunktion von Bad Urach (350.000 Übernachtungsgäste und 750.000 Tagesgäste p. a.) Pendlerverflechtungen usw. Tabelle 5: Flächenspielräume für Bad Urach Umsatzpotenzial in Mio. € Flächenproduktivitäten (€/m²) Flächenpotenzial in m² 10,5 4.500 2.300 Drogerie- und Apothekerwaren 8,9 4.500 2.000 Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf 0,5 1.500 300 Bücher, Zeitschriften, PBS 4,4 6.000 700 Spielwaren 0,5 3.000 200 Bekleidung, Sportbekleidung 5,5 3.000 1.800 Schuhe, Lederwaren 1,7 2.500 700 Elektrowaren 9,6 4.500 2.100 Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel 1,2 3.000 400 Möbel, Antiquitäten, Heimtextilien 9,9 1.800 5.500 Bau-/Heimwerkerbedarf, Teppiche, Bodenbeläge 8,9 1.500 5.900 -- 5.000 -- Uhren, Schmuck 0,7 7.000 100 Sportartikel 1,5 1.700 900 Autozubehör, sonstiger Einzelhandel 4,2 2.100 2.000 68,2 -- -- Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel Optik, Hörgeräte-Akustik insgesamt *PBS Quelle: = Papier, Bürobedarf, Schreibwaren; ** GPK = Glas, Porzellan, Keramik; GMA-Berechnungen 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen) Zusammenfassend ergeben sich insbesondere im Bereich Lebensmittel und Drogeriewaren sowie bei Bekleidung und Elektrowaren noch umfangreiche Entwicklungsspielräume für Bad Urach. Sehr hohe Entwicklungsspielräume ergeben sich (theoretisch) auch für Möbel und Bau- und Heimwerkerbedarf. Allerdings ist nochmals darauf hinzuweisen, dass es sich bei der Berechnung um eine formale Betrachtung handelt, die insbesondere bei Möbeln und Baumärkten die intensive Wettbewerbssituation zu den dominierenden Mittelund Oberzentren (insbesondere Metzingen und Reutlingen) ausklammert. Außerdem sind diese Sortimente nur stark eingeschränkt für innerstädtische Entwicklungen in Bad Urach geeignet. 27 Auswirkungsanalyse Bad Urach 3. Entwicklungskonzept für die innerstädtischen Areale Seilerweg und Elsach-Center Im vorangegangenen Kapitel wurden die Entwicklungsspielräume für den Standort Bad Urach aufgezeigt. Dabei handelt es sich um sortimentsspezifische Entwicklungspotenziale. Bei der konkreten Umsetzung ist zu beachten, dass sich die einzelnen Betriebstypen wie Lebensmittelmarkt, Drogeriemarkt usw. jeweils aus unterschiedlichen Sortimenten zusammensetzen (z. B. Nonfoodanteil im Lebensmittelmarkt) Berücksichtigt man diese Sortimentsüberschneidungen, so lassen sich die in Tabelle 6 formulierten Vorschläge für die unterschiedlichen Nutzungsbausteine entwickeln. Tabelle 6: Nutzungsvorschläge für innerstädtische Fachmärkte in Bad Urach Lebensmittelmärkte 3.400 m² − davon Nahrungs- und Genussmittel 2.300 m² − davon Blumen, zoologischer Bedarf 300 m² − davon Kleinelektrowaren 300 m² − davon Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel 300 m² − davon Drogerieartikel 300 m² Bekleidungs- und Schuhfachmärkte − davon für Schuhe 2.500 m² 700 m² Drogeriefachmärkte inkl. Apotheke 2.300 m² − davon Drogeriewaren i. e. S. (inkl. Apotheke) 1.700 m² − davon Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel 100 m² − davon Spielwaren 200 m² − davon ggf. Kleinelektroartikel, CD usw. 300 m² Elektrofachmarkt Sportartikel Möbel, Matratzen, Küchen, Sonderpostenmärkte und vergleichbare Fachmarktkonzepte (nicht zentrenrelevant) Quelle: 1.500 m² 800 m² 2.000 m² GMA-Aufstellung 2009 Darüber hinausgehende Flächen sind aus raumordnerischer Sicht ggf. im Bereich nicht zentrenrelevante Sortimente sowie im Bereich Lebensmittelsortimente möglich. Nicht zentrenrelevante Sortimente lassen sich an den beiden innerstädtischen Standorten jedoch nur bedingt umsetzen. Im Lebensmittelhandel stehen jedoch ggf. weitere strukturelle Veränderungen in Bad Urach an. Die aktuelle Schließung des Treff-Marktes in der Innenstadt hat gezeigt, dass aufgrund von Standortrestriktionen, veralteten Immobilien usw. ggf. weitere Umstrukturierungen zu erwarten sind. Neben dem Edeka-Markt, der voraus28 Auswirkungsanalyse Bad Urach sichtlich nicht verlagert werden soll, sind auch die Standortbedingungen des Plus-Marktes langfristig problematisch. Hier wäre ggf. eine zusätzliche Integration in die Fläche des Elsach-Centers denkbar. In der früheren GMA-Untersuchung wurde außerdem bereits herausgearbeitet, dass im Hinblick auf die Dominanz der benachbarten Mittelzentren Metzingen und Münsingen auch bei einer größeren Lebensmittelverkaufsfläche keine Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Zum damaligen Zeitpunkt wurden 4.850 m² Verkaufsfläche untersucht (zwei Vollsortimenter, ein Discounter). Bei der Neuansiedlung von Lebensmittelflächen in dieser Größenordnung würden Schließungen bestehender Betriebe in Bad Urach (Edeka, Treff, Plus) möglich sein. Damit würde es zwar zu einer internen Umstrukturierung der Versorgungsfunktionen im Lebensmitteleinzelhandel von Bad Urach kommen, aufgrund der integrierten, wohnortnahen Lage der neuen Standorte würde sich die Versorgungsfunktion jedoch nicht verschlechtern. Die Innenstadt von Bad Urach würde auch bei einer solchen Konstellation (Konzentration der Lebensmittelmärkte auf die Innenstadt) in jedem Fall profitieren. Damit wären zwar erhebliche wettbewerbliche Auswirkungen auf die Standorte Edeka, Plus und Treff zu erwarten, städtebauliche oder raumordnerische Belange wären jedoch dennoch nicht berührt. 29 Auswirkungsanalyse Bad Urach 4. Städtebauliche und raumordnerische Auswirkungen Zur Prüfung der raumordnerischen und städtebaulichen Auswirkungen von Einzelhandelsgroßprojekten ist der Einzelhandelserlass von Baden-Württemberg heranzuziehen. Wesentliche Aspekte sind dabei die Erhaltung ausreichender Versorgungsstrukturen und funktionsfähiger Zentren der Städte und Gemeinden und die Einfügung des Projektes in das zentralörtliche Versorgungssystem. Im Hinblick auf die raumordnerische Kernregelung ist zunächst festzuhalten, dass „Einkaufszentren, großflächige Einzelhandelsbetriebe und sonstige großflächige Handelsbetriebe für den Endverbraucher (Einzelhandelsgroßprojekte)“ in das zentralörtliche Versorgungssystem einzufügen sind, „sie dürfen i. d. R. nur in Ober-, Mittel- und Unterzentren ausgewiesen, errichtet oder erweitert werden.“ Diese Voraussetzung ist in Bad Urach erfüllt. Die Stadt ist als Unterzentrum in der Region Neckar-Alb ausgewiesen. Das Integrationsgebot sagt aus, dass der Standort des Vorhabens städtebaulich integriert sein soll. Damit soll verhindert werden, dass durch das Vorhaben die Funktionsfähigkeit des Versorgungskerns der Standortgemeinde beeinträchtigt wird. Demnach sollen Einzelhandelsgroßprojekte in zentralörtlichen Versorgungskernen errichtet oder erweitert oder diesen in unmittelbarer Nähe zugeordnet werden. „Solche Standorte haben deshalb Vorrang vor städtebaulichen Randlagen.“ (vgl. Nr. 3.2.3.3 Einzelhandelserlass). Diese Voraussetzung ist ebenfalls erfüllt. Auch gemäß Regionalplan sind beide Standorte eindeutig in der Innenstadt gelegen. Als weitere Regelung ist das Kongruenzgebot zu beachten. Demnach liegt eine Verletzung dieses Gebotes vor, wenn der betriebswirtschaftlich angestrebte Einzugsbereich des Vorhabens den zentralörtlichen Verflechtungsbereich der Standortgemeinde wesentlich überschreitet. Eine wesentliche Überschreitung ist i. d. R. gegeben, wenn mehr als 30 % des Umsatzes aus Räumen außerhalb des Verflechtungsbereiches erzielt wird. Bereits in den früheren Untersuchungen der GMA, die für die Standorte Seilerweg und Elsach-Center von rd. 10.000 m² Verkaufsfläche ausgingen, konnte festgestellt werden, dass rd. 80 % des Umsatzes aus dem Nahbereich der Stadt Bad Urach erzielt werden. Weitere Umsatzzuflüsse kommen aufgrund traditioneller Verflechtungen aus Teilorten von St. Johann sowie insbesondere durch die touristische Funktion der Stadt Bad Urach. 30 Auswirkungsanalyse Bad Urach In der vorliegenden Untersuchung wurden die ermittelten Flächenpotenziale außerdem ausschließlich auf der Grundlage des Kaufkraftpotenzials im Nahbereich ermittelt. Bei Einhaltung der o. a. Flächenpotenziale ist somit in jedem Fall von einer Einhaltung des Kongruenzgebotes auszugehen. Schließlich ist das Beeinträchtigungsverbot zu berücksichtigen, wonach ein Vorhaben das städtebauliche Gefüge und die Funktionsfähigkeit des zentralörtlichen Versorgungskerns sowie die verbrauchernahe Versorgung im Einzugsbereich des Vorhabens nicht beeinträchtigen darf. Eine Verletzung des Beeinträchtigungsverbots kann gegeben sein, wenn mehr als 10 % Umsatzrückgang zu erwarten sind. Beeinträchtigungsverbot: Beide Standorte befinden sich in der regionalplanerisch definierten Innenstadt. Insofern ist in jedem Fall eine Aufwertung der Innenstadt von Bad Urach zu erwarten. Wesentlich im Hinblick auf das Beeinträchtigungsverbot sind somit lediglich mögliche Umverteilungswirkungen in Nachbargemeinden. Hierzu ist auf die Wettbewerbsanalyse in den Nachbargemeinden zu verweisen (vgl. Kapitel III). In den kleineren Umlandgemeinden wie Römerstein und St. Johann sind keine wesentlichen Wettbewerber vorhanden. Innerhalb des Einzugsgebietes konzentriert sich die Wettbewerbssituation auf den Real und den Aldi Markt in Dettingen. Beide befinden sich jedoch außerhalb der Ortsmitte in einer nicht integrierten Lage. Eine Gefährdung dieser Betriebe ist jedoch von den Vorhaben in Bad Urach nicht zu erwarten. Über das Einzugsgebiet hinaus ist insbesondere die Situation in den Städten Münsingen und Metzingen zu beleuchten. Beide Standorte verfügen über eine überdurchschnittliche Ausstattung im Lebensmittelbereich bzw. sind gerade dabei den Lebensmitteleinzelhandel stark auszubauen (geplante Ansiedlung von Edeka und Kaufland in Metzingen, bereits realisierte Ansiedlung eines Fachmarktzentrums an der Hauptstraße in Münsingen). Vor diesem Hintergrund ist eine Beeinträchtigung dieser beiden leistungsstarken Mittelzentren auszuschließen. 31 Auswirkungsanalyse Bad Urach V. Zusammenfassung In der vorliegenden Analyse wurden die Entwicklungspotenziale der Stadt Bad Urach dargestellt. Ausgangslage war die Diskussion um die Entwicklung der innerstädtischen Standorte Elsach-Center und Seilerweg. Zunächst kann festgehalten werden, dass die Einzelhandelsstruktur der Stadt Bad Urach seit langem stagniert. Insbesondere die Innenstadt von Bad Urach benötigt eine Aufwertung im Hinblick auf eine Modernisierung des Angebotes. Außerdem fehlen derzeit großflächige Betriebe für die Frequenz in der Innenstadt von Bad Urach. Da für die beiden Vorhaben Elsach-Center und Seilerweg jeweils noch keine abschließende Projektkonzeption vorliegt, wurden in der GMA-Untersuchung generell die Potenziale für den Standort Bad Urach insgesamt ermittelt. Dabei wurden zusammenfassend folgende Empfehlungen erarbeitet: Ausbau und Modernisierung des Lebensmittelsektors in Bad Urach ist dringend erforderlich. Bis auf die Aldi- und Lidl-Standorte gibt es in Bad Urach keinen modernen, leistungsfähigen Lebensmittelstandort. Auch im Vergleich zu Metzingen und Münsingen hat Bad Urach deutlich an Boden verloren. Ebenso ausbaufähig ist der Drogeriesektor, der insbesondere in der Innenstadt stark unterrepräsentiert ist. Fachmarktkonzepte im Bekleidungssektor fehlen in Bad Urach bisher vollständig. Auch hier ist Handlungsbedarf gegeben. Vor diesem Hintergrund wurde folgendes Flächengerüst für die Entwicklung innerstädtischer Fachmarktstandorte in Bad Urach entwickelt: 32 Auswirkungsanalyse Bad Urach Tabelle 7: Nutzungsvorschläge für innerstädtische Fachmärkte in Bad Urach Lebensmittelmärkte 3.400 m² − davon Nahrungs- und Genussmittel 2.300 m² − davon Blumen, zoologischer Bedarf 300 m² − davon Kleinelektrowaren 300 m² − davon Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel 300 m² − davon Drogerieartikel 300 m² Bekleidungs- und Schuhfachmärkte − davon für Schuhe 2.500 m² 700 m² Drogeriefachmärkte inkl. Apotheke 2.300 m² − davon Drogeriewaren i. e. S. (inkl. Apotheke) 1.700 m² − davon Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel 100 m² − davon Spielwaren 200 m² − davon ggf. Kleinelektroartikel, CD usw. 300 m² Elektrofachmarkt Sportartikel Möbel, Matratzen, Küchen, Sonderpostenmärkte und vergleichbare Fachmarktkonzepte (nicht zentrenrelevant) Quelle: 1.500 m² 800 m² 2.000 m² GMA-Aufstellung 2009 Bei diesen Größenordnungen sind keine negativen raumordnerischen Auswirkungen zu erwarten: Bei beiden Standorten handelt es sich auch gemäß Regionalplan um städtebaulich integrierte Lagen in der Innenstadt von Bad Urach. Das Integrationsgebot ist damit eingehalten. Auch bei einer gemeinsamen Betrachtung sämtlicher Flächen wird das Kongruenzgebot eingehalten. Rd. 80 % des Umsatzes stammen aus dem regionalplanerisch definierten Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach. Das Beeinträchtigungsverbot wird im Hinblick auf die Nachbarkommunen ebenfalls eindeutig eingehalten. Weder die dominierenden Mittelzentren Metzingen und Münsingen noch die kleineren Nachbargemeinden wie Dettingen, Römerstein usw. werden Umsatzverluste über 10 % zu erwarten haben. Um Auswirkungen auf die vorhandenen kleinstrukturierten Betriebe der Uracher Innenstadt noch weiter zu reduzieren, strebt die Stadt Bad Urach darüber hinaus an, kleinstrukturierte Betriebseinheiten an beiden Planstandorten weitestgehend auszuschließen. Damit wird eine funktionale Arbeitsteilung zwischen neuen Fachmärkten einerseits und kleinstrukturiertem, hochwertigem, serviceorientiertem Fachhandel andererseits ermöglicht. 33 Auswirkungsanalyse Bad Urach Im Zuge einer weiteren Modernisierung der Standortstrukturen des Lebensmitteleinzelhandels in Bad Urach kann die Lebensmittelverkaufsfläche ggf. auch vergrößert werden (z. B. durch Verlagerung bestehender Betriebe). Damit wären zwar bisherige Lebensmittelstandorte in Bad Urach mit starken standortbezogenen Defiziten (Edeka, Treff, Plus) gefährdet, überörtliche Auswirkungen, insbesondere auf die umliegenden Mittelzentren Münsingen und Metzingen, wären auch bei einer umfangreicheren Lebensmittelverkaufsfläche nicht beeinträchtigt. 34 Auswirkungsanalyse Bad Urach KARTEN- UND TABELLENVERZEICHNIS Seite Kartenverzeichnis Karte 1: Vorläufiges Nutzungskonzept für den Bereich „Elsach-Center“ in Bad Urach Karte 2: Vorläufiges Nutzungskonzept für den Bereich „Seilerweg“, Erdgeschoss, in Bad Urach Karte 3: 7 8 Vorläufiges Nutzungskonzept für den Bereich „Seilerweg“, Obergeschoss, in Bad Urach 9 Karte 4: Lage der Stadt Bad Urach und die zentralörtliche Struktur der Region 12 Karte 5: Nahbereich des Unterzentrums Bad Urach 17 Karte 6: Planstandort und Wettbewerbssituation in Bad Urach 20 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Einwohner im Nahbereich Bad Urach 15 Tabelle 2: Projektrelevante Kaufkraft im Nahbereich 16 Tabelle 3: Verkaufsflächenverteilung in Bad Urach 18 Tabelle 4: Gegenüberstellung von Kaufkraft und Umsatz in den einzelnen Warengruppen im Nahbereich 26 Tabelle 5: Flächenspielräume für Bad Urach 27 Tabelle 6: Nutzungsvorschläge für innerstädtische Fachmärkte in Bad Urach 28 Tabelle 7: Nutzungsvorschläge für innerstädtische Fachmärkte in Bad Urach 33 35